<<

NOV.17

Lieblingsplatten EINSCHLAUFEN Betrifft: Platten, Punsch und ein Proppelerflugzeug Impressum Nº 09.17 DER MUSIKZEITUNG LOOP 20. JAHRGANG Da wären wir also, am Ende einer langen durch dünn und dünn gegangen sind, loyal, Reise. Der leicht ramponierte Tourbus mit einsatzfreudig, verwegen und bescheiden. P.S./LOOP Verlag der leise summenden Klimaanlage biegt um Ohne diese Leute – sie sind allesamt klug, Langstrasse 64, 8004 Zürich die letzte Ecke und rollt durch eine namen- wortgewandt, gutaussehend und verfügen Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 lose Strasse, an der ganz hinten ein winziges über einen erlesenen Geschmack – wären www.loopzeitung.ch Buffet aufgebaut ist. Ein mit kokainfarbenen wir längst abgeschmiert. Als konspiratives Papierbahnen dekorierter Tisch, eine Schüs- Kollektiv hingegen haben wir es geschafft, Verlag, Layout: Thierry Frochaux sel Kokosnusslikör-Punsch, zwei Stapel roter 199 Ausgaben rauszuhauen. Es ist noch kein Wegwerfbecher und eine Torte, die so be- rundes Jubiläum, zugegeben, aber gerade Administration, Inserate: Manfred Müller scheiden dimensioniert ist, dass da bestimmt in seiner Unabgeschlossenheit ein hervor- [email protected] keine Vaudeville-Schönheit raushüpfen wird. ragender Anlass, ein wenig in der eigenen Oben am Himmel zieht ein einsamer Fieseler Vergangenheit herumzukurven und ein Fass Redaktion: Philippe Amrein (amp), Storch seine Kreise, hinter sich eine flattern- aufzumachen. Gefeiert wird Mitte Novem- Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe de Banderole herschleppend, auf der zu le- ber im Café Kairo in Bern und im El Lokal, sen ist: «He not busy being stubborn is busy der kleinen Hochburg an der Sihl, an deren Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden (ash), being stupid.» Ein Propellerflugzeug aus den Bartheke man uns immer wieder mit neuem Yves Baer (yba), Reto Baumann (ret), Thomas Bohnet (tb), Dreissigerjahren und ein umgebautes Dylan- Schwung ausgestattet hat, wenn wir ver- Jean-Martin Büttner (jmb), Pascal Cames (cam), Zitat – das muss reichen. Wer in die Loop- zweifelt waren. Marcel Elsener (mel), Roman Elsener (rom), Eric Facon (fac), Redaktion aufgenommen wird, hat das ganz Die Tour durch die vergangenen Jahrzehnte Christoph Fellmann (cf), Chrigel Fisch (fis), Markus Ganz (mg), kleine Los gezogen. hingegen beginnt gleich auf der folgenden Christian Gasser (cg), Michael Gasser (mig), Mauro Guarise (mag), Was 1998 mit dem Anspruch an den Start Seite. Team Loop hat in den Plattensamm- Frank Heer (fh), Christa Helbling (hel), Olivier Joliat (ojo), ging, die beste Musikzeitung der Schweiz zu lungen gekramt und die liebsten Alben der Matthias Krobath (makr), Hanspeter Künzler (hpk), werden, hat dieses Ziel nach zwanzig Jah- letzten 20 Jahre noch einmal aufgelegt. Ein Tony Lauber (tl), Susanne Loacker (sl), Mathias Menzl (men), ren erreicht. Klar, inzwischen sind wir auch Parcours zwischen Erinnerung und Ekstase, Sam Mumenthaler (sam), Markus Naegele (mn), die einzige Musikzeitung des Landes, aber analytischer Rückbesinnung und anachro- Philipp Niederberger (pin), Jürg Odermatt (odi), Christian Pauli (cpa), das ist kein Ausschlusskriterium. Im Ge- nistischer Schwärmerei. Oder eben: Eine Stephan Ramming (ram), David Sarasin (dsa), Adrian Schräder (räd), genteil: Es zeugt von Durchhaltewillen und, Ausfahrt mit dem Tourbus durch die guten Thomas Speich (tsp), Benedetto Vigne (bv), Frank von eben, dickköpfigem Ausharren auf verloren Gegenden. Niederhäusern (fvn), Hanna Widmer (haw), Judith Wyder (jwy) geglaubtem Posten. In erster Linie jedoch In diesem Sinne: Thank you for the music! von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Die Reise geht weiter. Druck: Tagblatt Print, St. Gallen Leserinnen und Abonnenten, die mit uns Guido Goodluck

Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] LIEBLINGSPLATTEN

Lambchop Cat Power The Magnetic Pulp Is a Woman You Are Free Fields Apocalypse Dudes We Love Life (City Slang, 2002) (Matador, 2003) 69 Love Songs (Boomba, 1998) (Island, 2001) (Merge, 1999) Leise verhallen die Piano- Kollege Amrein meinte im Die Band nannte es Death- Über ein Jahrzehnt hatten akkorde, und der traurige Vorfeld noch voller Über- Es war das einzige Mal, punk, für uns war es die Jarvis Cocker und Co. ge- Blick folgt ihnen hinaus in zeugung, dass ich mir un- dass ich ein Interview auf versauteste Partymusik seit braucht, bis sie 1994 mit die Leere. Ein stiller Seuf- bedingt das Konzert von einem Bett führte. Aber «Appetite for Destruction». «His ‘n’ Hers» daheim den zer, eine letzte Zigarette, Cat Power anhören sollte. Stephin Merritt war schwer «Apocalypse Dudes» be- Durchbruch schafften. Ein dann schleppt man das ver- Doch ich musste beruflich erkältet an diesem Herbst- gann mit einem pompösen Jahr später eroberten sie sehrte Herz, das als träger zuerst noch einen anderen tag 1999 in Köln. Es wurde Intro und ging dann wei- mit «Different Class» auch Klumpen im Brustkasten Gig besuchen und schaffte trotzdem eine spannende ter mit einem Stück über den Rest von Europa. Es hängt, wieder raus in den es erst auf die zweite Hälfe und unterhaltsame Stunde, Pizza. Turbonegro reimten regnete Platin, doch Jar- schmerzhaften Sommer ins Zürcher El Lokal. Das in der es vor allem um das «I ain’t no architect / ain’t vis hatte keinen Bock auf 2002 – ein «manly act of aktuelle «You Are nie aussterbende Thema der got the intellect» und ver- noch mehr Chart-Material. desperation», wie Lamb- Free» hatte ich mir zuvor Liebeslieder ging. Merritt passten ihren Songs Titel Also schrieben Pulp das chop-Chef Kurt Wagner zwei-, dreimal angehört, hatte mit seiner Band The wie «Rock Against Ass» quasi-barocke «This Is im Auftaktlied zu seinem aber ansonsten war Chan Magnetic Fields gerade «69 oder «Rendezvous With Hardcore», das grossartig Meisterwerk singt. Ohne Marshall bis zu diesem Love Songs» veröffentlicht Anus». Und sie hatten mit geriet, aber viele Fans vor dieses Album hätte ich es Juniabend 2003 relativ – ein Dreifachalbum! Wer Gitarren-Wunderkind Eu- den Kopf stiess. Bei den Ar- wohl nicht durch besagten unbemerkt an meinem mu- macht – damals wie heu- roboy neuerdings einen beiten zu «We Love Life» Sommer geschafft, durch sikalischen Radar vorbei- te – schon noch so etwas? Musiker in ihren Reihen, war ihnen die Hitparade die Turbulenzen und Tra- gezogen. Das änderte sich Nun, The Magnetic Fields der den Stücken die Sorte dann vollends egal, sonst gödien jener Monate. nun. Es war ein packender füllten die drei Scheiben mit Glanz und Kante verpass- hätten sie kaum Scott Wal- Aber Wagners Worte und Auftritt, und ich hörte erst 69 grossartigen Songs über te, die es brauchte, um ein ker als Produzenten geholt. die von Gelassenheit durch- anschliessend von ihrem die Liebe, und für alle und Szenephänomen an die Die Band versenkte sich in wirkte Musik wiesen den Ruf als ebenso verrückte jeden Zustand ist ein Lied Schwelle zum Massenact mäandernde Erzählungen, Weg. In seinen luziden Tex- wie fragile Songschreibe- dabei: für die Liebestrunke- zu bringen. Die Versatz- erschuf aber auch ein paar ten – auf einem gebrauch- rin, die auch mal ein Kon- nen, die Verzweifelten, die stücke ihrer Songs klauten ihrer grössten Stücke. «The ten Laptop draussen hinter zert abgebrochen habe, um Romantiker, für Schwule, die Norweger bei den Ra- Trees» und «Sunrise» zeig- seinem Haus in Nashville draussen mit Eichhörnchen Lesben und Heterosexuelle. mones, , AC/ ten noch einmal hymnische geschrieben – holt der Sän- zu sprechen. Ich habe Cat Männer und Frauen wech- DC und den Stones und fa- Kraft. Die Liebesermunte- ger aus alltäglichen Settings Power seither noch einige seln sich im Gesang ab, die brizierten daraus mit Spiel- rung «The Birds in Your eine ganze Fülle von Me- Male live gesehen, und es Stile sind ebenso vielfältig, witz und Sachverstand die Garden» ist wohl Jarvis’ taphern und wunderbaren war immer wieder anders. mal augenzwinkernd prä- überdrehtesten Rocknum- rührendstes Lied über- Wendungen, die sich sachte Sie ist eine äusserst wandel- sentiert, mal von Herzen mern der späten 90er. Bei haupt. Und dann ist da ins Gemüt einpflegen, wäh- bare Sängerin, im positiven ernst gemeint. Und bei je- «Are You Ready (for Some noch «Bad Cover Versi- rend die Mitmusiker einem wie im negativen Sinn, ge- dem Hören merke ich wie- Darkness)» weiss man on», ein fieses Nachtreten feinen Groove folgen, den segnet mit viel Talent und der, wie mir die Stücke und schon beim ersten Hören gegen eine Verflossene, in Wagner auf seiner bauchi- einer einmaligen Stimme. die darin besungenen Pro- der ersten Strophe, wie es dem auch eine Spitze ge- gen Gibson-Gitarre diskret Dass ich das entdeckt habe, tagonisten geblieben sind: weitergehen muss und be- gen Walkers «’Til the Band akzentuiert. Jeder Ton, verdanke ich «You Are von «The Luckiest Guy on kommt dann auch prompt Comes In» Platz fand. Für jeder Schlenker ist per- Free», diesem kargen, trau- the Lower East Side» über die Volldröhnung. Jello Bi- das zugehörige Video lies- fekt gesetzt, und das Werk rigen und doch tröstenden «If You Don’t Cry» bis zum afra nannte «Apocalypse sen sie Doppelgänger eng- wurde ins feste Inventar Album mit Songs wie «I Song Nummer 69, «Zeb- Dudes» «possibly the most lischer und amerikanischer der inneren Jukebox auf- Don’t Blame You», «Good ra». Merritt erzählte damals important european record Popstars nicht nur posen, genommen. Als Lambchop Woman» oder «Maybe viel über die Entstehung des ever». Das ist vielleicht sondern auch singen. Dann «Is a Woman» acht Jahre Not» – und der Überzeu- . Nur auf die Frage übertrieben, «Darkness» ist war der Spass vorbei. «We später integral in Zürich gungskraft des Loop-Kolle- nach seinem aktuellen Lie- aberschosicher der gröss- Love Life» bedeutete 2001 aufführten, sass ich hinten gen. Merci dafür. beszustand wurde er einsil- te Rocksong aller Zeiten. den künstlerischen Höhe- im abgedunkelten Raum big: «Ich bin in einer zufrie- Auch bald 20 Jahre später und Endpunkt der ge- und sang jede einzelne Zei- anz. denen Liebesphase, über die gibts keinen passenderen scheitesten, witzigsten und le stumm mit, während sich niemand je Songs schreibt, Soundtrack für Nächte besten englischen Band der das vernarbte Herzgewebe weil sie zu ähnlich und lang- voller Bier, Schweiss und Neunzigerjahre. spürbar entspannte. weilig wären.» Sperma. ash. amp. anz. ash. LIEBLINGSPLATTEN

Pulp Paul McCartney Saint Etienne Manu Chao This Is Hardcore New Good Humor Black Mahogani Clandestino (Island, 1998) (Capitol, 2013) (Creation Records, 1998) (Peacefrog Records, 2004) (EMI, 1998)

«I’m not Jesus though I Als wärs auf «Abbey Nein, «Good Humor» ist Im Grunde müsste ich im Soll ich ein Lieblingsalbum have the same initals (…) Road», hüpft Pauls Drei- nicht unbedingt das beste selben Atemzug wie Kenny der letzten 20 Jahre auswäh- I’m just a man but I’m Oktaven-Stimme in «New» Album, das Saint Etienne Dixon Jr. alias Moodymann len, fällt mir die Wahl nicht doing what I can to help die C-Dur Tonleiter auf veröffentlicht haben (viel- auch Theo Parrish nennen, schwer. Das famose Solode- you», singt Jarvis Cocker und ab. Nur die Worte leicht wäre da eher das ak- zwei Brüder im Geiste, der büt des spanischstämmigen in «Dishes»: der moderne kontrastieren: «We can do tuelle «Home Counties» zu eine aus Detroit, der andere Franzosen traf mich damals Mann, zuhause bleibend, what we want / We can nennen). Aber es ist 1998 aus Chicago. Beide haben mit Wucht. Liebte ich zuvor abwaschend und erfolglos live as we choose / You erschienen, im Geburts- es sich seit Ende der Neun- schon seine Musik mit der Wasser in Wein verwan- see there’s no guarantee / jahr von Loop, deshalb die ziger zur Aufgabe gemacht, alten Band Mano Negra, delnd… Die Texte sind Li- We’ve got nothing to lose.» Wahl. Und weil es kaum das damals strapazierte so schaffte es der Pariser teratur, die Musik schlicht Seine grösste Lebenskrise eine zweite Formation gibt, Genre House wieder auf- mit «Clandestino» raus aus Höhepunkt des Britpops. sei überwunden, heisst es die mich bis heute so treu regend zu machen, mit Stü- dem Ghetto der frankophi- Selten wurde Sex so direkt in «Appreciate»: «When begleitet wie das britische cken, die so engelsgeduldig len Hörerschaft. Es ist eine verklausuliert wie im Ti- you’re left for dead / In Trio. Steht eine Neuerschei- wie eigensinnig, so funky dieser Platten, die sich – von telsong: «This is hardcore the middle of a crisis / You nung von Saint Etienne wie formatübergreifend da- der 1998 noch wichtigen / you make me hard / you must appreciate the day», an, ist die Vorfreude stets herkommen. Da tanzen die Kritik fast unbeachtet – wie name the drama / I play über Hip-Hop- und kra- gross, auch weil ich weiss: Geister der Vergangenheit ein Lauffeuer weiterverbrei- the part»: Bläser, Streicher, chende Rock-Beats spielt Die enttäuschen mich nie. im modernen Beatgewand: tete, weil sie jeder jedem harte Gitarre und eine eine Gitarre rückwärts. In Wieso nur? Es gibt sicher Blaxploitation-Filmdialoge empfohlen hat. Der Erfolg Miles-Davies-Trompete. «Early Days» resümiert er: raffiniertere, komplexere, und Reden von Gospelpre- wurde gross und grösser, Das Video ein bunter Film «So many times I had to nachhaltigere, gescheitere digern treffen im House auf was nicht zuletzt auch am Noir ohne Sex, dafür mit change the pain to laughter Musik. Aber es gibt wenig Jazz-Samples, Blues- und Doppelhit «Bongo Bong» Mafia. Cocker benennt die / Just to keep from getting Musik, die es überzeugen- Soul-Fragmente, und das und «Je ne t’aime plus» lag. Dinge und toppt sie umso crazy.» Doch: Die Verfüh- der schafft, aus der Melan- Analoge verschmilzt mit Das Album hat nichts von mehrdeutiger. Die Remi- rung gelingt dem alternden cholie heraus Optimismus dem Digitalen. Das ist eine seiner Klasse eingebüsst. xes des Songs führen dieses Liebhaber nicht mehr so zu schöpfen und aus der auf Schlüsselreize einge- Und auch nichts von seiner Spiel musikalisch fort. Der leicht: «If you believe it we Vergangenheit heraus Mög- dampfte Musik, durch de- szenenverbindenden Kraft, Skandal war das Cover, can stay all night / Hide lichkeiten von Gegenwart ren Leere die Geschichte nur die den linken Weltmusik- heute ein Klassiker: Auf in the darkness ‚til it‘s get- zu skizzieren. Verhandelt um so lauter rauscht. Nicht fan mit dem anzugtragen- Hochglanzpapier gedruckt, ting light / Do everything wird musikalisch wie ideell Ironie regiert hier, vielmehr den Bobo/Yuppie versöhnt, liegt eine nackte Frau da, until we’ve got it done / Vielfalt, es geht um Wün- der tief empfundene, hei- den Alternativen mit dem ob mitten im Orgasmus Then sing Hosanna to the sche und Sehnsüchte von lige Ernst. Dabei zeigt sich cocktailschlürfenden La- oder tot – ask Dr. Google. morning sun», singt er in Jungs und Mädchen, die Moodymann stets als ein tinofan – um es mal platt Nach der Frau bleibt der «Hosanna». Im sphäri- sich aus dem eigenen Quar- Meister in der hohen Kunst auszudrücken. Blick auf dem Bandnamen schen «Road» reflektiert er tier in die Welt träumen, des Spannungsaufbaus, der Leider hat man schon län- haften: Pulp bedeutet Zell- während einer nächtlichen während Balearen-Beats zu gekonnt ein endloses Spiel ger nichts mehr vom inzwi- stoff, Papierbrei, aber auch Fahrt auf der Route 66: Bossa tanzen, Folkiges mit von Variation und Wieder- schen 56-jährigen Manu Schund und Quatsch. «This «The road to somewhere Filmischem und Northern holung zelebriert und dabei Chao gehört, der übrigens is the eye of the storm (…) stretches through the night Soul mit Autoscooter-Dis- im Kühlschrank Feuer legt, schon mit seiner alten Band That goes in there and then / We follow blindly heading co schwoft. Angelehnt am während der uns stumm Los Carayos anno 1988 in it’s over», rollt sich der Ti- for the light.» Auf «New» Aufbruchsversprechen der versichert, dass es immer der Roten Fabrik in Zürich telsong mit dem O(h)rgas- haben McCartneys Texte Sechziger ist diese Musik weitergehen wird. Denn der zu sehen war. Nach dem mus ab, bevor sich Cocker eine Tiefe wie die von John so zeitlos wie ein Chanel- Rhythmus, der hört nie auf. 2007er-Werk «La Radio- wie heuer der Autor fragt, Lennon und eine Spiritu- Kostüm und trotz nostal- lina» gab es kein Studioal- was er für eine Zugabe tun alität wie jene von George gischem Flair heutig. Wenn ret. bum mehr – aber immerhin muss, denn für die weiteren Harrison, weshalb das Al- man Saint Etienne hört, einige sehr rockige, an die Songs fehlt der Platz in der bum auf der ganzen Linie steht einem die Welt offen. frühen Tage von Mano Ne- Besprechung. überzeugt. Und das macht – genau – gra erinnernde Liveshows. good humor. Immer wieder yba. yba. neu. tb.

ret.

LIEBLINGSPLATTEN

Stromae Bob Dylan LCD Tele Racine Carrée Love and Theft Reality Soundsystem Tausend (Universal, 2013) (Columbia, 2001) (Sony, 2003) Sound of Silver und ein Verdacht (EMI, 2007) (Eigenvertrieb, 2000) Lese ich mir heute meine Als an diesem Morgen die Man könnte mit einem ge- Loop-Kritik zu diesem Al- Plattenläden in New York wissen Recht argumentie- Die Band bestand bis zur Um die Jahrtausendwen- bum von 2013 noch einmal aufmachten und darin ren, dass andere Platten aus Auflösung und besteht seit de gab es im südbadischen durch, muss ich gestehen, Dylans neues Album zum David Bowies flackerndem der absehbaren Wiederver- Freiburg nur zwei Bands dass ich die aussergewöhn- Kauf parat lag, war es im Spätwerk wichtiger waren, einigung aus ihm, alle an- mit Standing, Geschmeido liche Klasse dieses Werkes Süden Manhattans bereits gewagter und damit erns- deren sind Beilage. James und Tele. Zumindest Tele damals (noch) nicht erkannt passiert: Zwei amerikani- ter zu nehmen. «Heathen» Murphy, ein ehemaliger hätten Stars werden sollen. hatte. Obschon dieses zwei- sche Passagiermaschinen zum Beispiel, ein Jahr zu- DJ aus einer Provinzstadt Ihr im Eigenverlag veröf- te Album des Kongo-Belgi- hatten die Twin Towers vor erschienen und mit so im ländlichen New Jersey, fentlichtes Debüt war ein ers weit besser war als sein durchbohrt. In den Wochen grossartigen Tracks wie hat mit LCD Soundsystem geschliffener Diamant, da Debüt «Cheese» (2010). darauf erklomm «Love and «Sunday» oder dem Pixies- eine Band und durch sie wurden schon fast altklug Mit 19 hatte der 1985 ge- Theft», Bob Dylans 31. Cover «Cactus» bestückt. eine Musik kreiert, die zum die Instrumente gespielt, borene Paul van Havel, der Album und sein letztes Oder «The Next Day», Bo- modernen New York passt. als Referenzen standen sich selber den etwas am- Meisterwerk, die Billboard wies vorletztem Album, auf «Innocuous», das erste Tortoise oder Steely Dan bitionierten Namen Stro- Top 5. Man kann das so dem er mit kühnen Songs Stück des Albums, ein fe- im Raum. Auch war eine mae (eine Umkehrung von lesen, dass die Amerikaner und Arrangements über- dernd leichter, mit zischen- schon fast unheimliche Maestro) gegeben hat, mit sich nach einem solchen raschte. Trotzdem ziehe ich der Elektronik und einem Gabe für zwingende Me- der Dance-Single «Alors en Angriff ihrer eigenen Tra- «Reality» vor, insofern aus seltsam gurgelnden Chor lodien zu hören und eine danse» aus dem Stand und dition versichern wollten. nostalgischen Gründen, versetzter Song, klingt wie furchtlose Art für das Ein- ohne grossen Hype einen Das tun Dylan und seine weil Bowie darauf alles ein Stück über New York. fache. «Tausend und ein europaweiten Hit. Der Rest agilen Begleiter auf «Love noch einmal vorzeigt, was Aber nicht das dreckige Verdacht» war die Stern- des Debüts blieb aber recht and Theft» dermassen er am besten kann, wozu Manhattan der 42nd Street stunde einer frühvollende- blass. Dass Stromae keine gründlich, dass das Album seine Vielfältigkeit gehört, von Martin Scorsese oder ten Band und eines Sän- «Eintagshitfliege» bleiben sich als einzige Abfolge von sein Gespür für Dynamik Lou Reed. Sondern Mur- gers, der wirklich tausend würde, unterstrich dann Zitaten, Verweisen, An- und sein songschreiberi- phy feiert die Euphorie Tränen tief durch seine eben jenes zweite Album spielungen und Montagen sches Talent. Auf «Reali- einer Stadt der Sehnsucht, Gefühlswelt watet und mit gleich mehreren her- erweist. Worauf Dylan, der ty» kommen die Extreme die sich immer wieder neu sich die Freiheit nimmt, ausragenden Songs – und Dieb der Traditionen, ja seines Talents zwanglos, erfindet. Dabei montiert er schief zu singen («alle Stu- Liveshows, die ihresgleichen selber im Plattentitel ver- also in abgemilderter Form die Vorlagen seiner Vorbil- fen hoch zu deiner Tür»), suchten. Ich habe in den ver- weist. Wie so oft in seiner zusammen. Eine virtuo- der – , Talking aber das verdammt gut, gangenen Jahren nur wenige Karriere hat der Rückgriff se Leichtigkeit bestimmt Heads, David Bowie und und (Alltags-)Poesie zum bessere Konzerte gesehen. auf die alten musikalischen Songs wie «New Killer andere – zu einer gleissen- besten gab, wo «Wörter Zwischen Chanson und Pop, Stile Amerikas zu einer Star» oder «Days», auf an- den Tanzmusik mit hohem leuchten können, aber Sät- Electro und Hip-Hop bewe- Musik inspiriert, darunter deren Liedern, dem Rich- Abhängigkeitspotenzial. ze immer nur schimmern». gen sich Stromaes Kompo- Blues, Rockabilly, Country, man-Cover «Pablo Picas- «Sound of Silver», sein bes- Dieses Album hätte ein Hit sitionen, die man im Falle Swing und Balladen nach so» oder «Never Get Old», tes Album, feiert unbeküm- werden sollen. Das Quin- der Hits «Formidable» oder der Manier von Tin Pan geht er hart zur Sache, und mert die Gleichzeitigkeit tett hat es später noch ein «Papaoutai» nur als genial Alley. Diese Musik bleibt obwohl sich Bowie dabei des Verschiedenen. Dis- paar mal probiert, bunter bezeichnen kann. Das ka- alterslos, weil sie nie jung selber kannibalisiert, klingt co-Chöre kollidieren mit und lauter, aber so abge- ribische «Tous les mêmes», war. die Platte nicht resiginiert. Punkgitarren, pulsierende klärt zwischen Postrock der Dancetrack «Ta fête» Die darauffolgende Tour- Technobeats werden mit (hier gibt es auch instru- oder die wunderbare Hom- jmb. nee, es war seine letzte einer Rock’n’Roll-Attitüde mentale Stücke), Pop und mage an die verstorbene und führte ihn auch nach versetzt. «Ich zitiere gern», Italo-Schlager waren sie nie kapverdische Diva Cesaria Zürich, zeigte ihn auf der gab Murphy bei Erscheinen wieder. Schmelz, Schmalz, Evora («Ave Cesaria») sind Höhe seines Könnens. Lei- des Albums zu. Wer so gut Pop, Chic, Schock, hach, weitere Perlen dieser Platte. der ist auf dem zugehörigen kann, darf; erlaubt ist, was warum haben sie nur so Mir selber gefällt lediglich Livealbum, das an einem gelingt. wenige Herzen gebrochen? der Eurotrash von «Humain miserablen Mix leidet, Sie waren doch so troppo à l’eau» nicht richtig gut, nichts davon zu hören. jmb. dolce. wenngleich auch das – vor allem live – seinen Reiz hat. jmb. cam. tb. Festival

15 – 18 Nov 2017 das Musikfestival der Dampfzentrale Bern

Algiers (USA) Zola Jesus (USA) The Residents (USA) Hermann Nitsch (AT) Dorian Wood (USA) The Bug vs Dylan Carlson of Earth (UK / USA) Edward Ka-Spel & The Silverman (UK) (UK) (UK) (UK) (AT) Mick Harris presents Fret Buriers Gazelle Twin : Kingdom Come Ventil «We're stubborn, not stupid» Wir feiern: 20 Jahre LOOP!

WIR GRATULIEREN HERZLICH ZU 20 JAHRE LOOP

www.nzzmediaservices.ch

Deine beste Seite. LIEBLINGSPLATTEN

Destroyer The Fall Sleaford Mods The Libertines Kaputt Fall Heads Roll Austerity Dogs Is This It Up the Bracket (Dead Oceans, 2011) (2005) (Harbinger Sound, 2013) (RCA, 2001) (Rough Trade, 2002)

Die ersten vier, fünf Sekun- Im ersten Jahr nach John Den Mod-Punk von The New York, so gross der Zooing, schramm, wumm, den von «Kaputt» klingen Peels Tod macht Mark E. Jam liebte ich in meinen Name am Kulturhimmel wumm, und dann martiali- unheilvoll, es sind Klänge, Smith seinem grössten Fan frühen Teeniejahren ebenso prangt, ist nicht bekannt sche Epigramme der Liebe die Schlimmes andeuten. und wichtigsten Fürspre- heiss, wie ich später Paul für viele musikalische In- und des Lebens im jugend- Und dann kommt alles cher alle Ehre: The Fall Wellers affektiertes Stil- novationen. Im Nachhin- lichen Verschwenden. So ganz anders, der Song wird haben sich bereits mit «The Getue hasste. Schon Dan ein will man den Punk hier hauchten The Libertines leicht und hell, der Gesang Real Fall LP» (2003) von Treacy (TV Personalities) erfunden haben, den Rap am Anfang dieses Jahrtau- von Mann und Frau («I ihrem Kollaps erholt und machte sich über Weller als auch, und garament etwas sends dem Punkrock noch can walk away, you can sind mit dem neuen Al- «Crappuccino Kid» lustig vom Jazz, aber eigentlich ein letztes Mal Leben ein. walk away») ist wie Milch bum «best band in Britain, und besang ihn als Hippie, ist so gut wie alles hier Zwar schufen die Jugend- und Honig, und das Saxo- again», wie die «Sunday der in der Oberfläche ver- zwischen Hudson und East freunde und Jungliteraten fon ist nicht das Methadon Times» meint. Entgegen schwand. Die Hassliebe zu River irgendwie importiert, Pete Doherty und Carl Ba- für Fans der 70er-Jahre, dem Titel und den «Band- Weller inspiriert Anfang ausser vielleicht Lou Reed rat ein wunderbares Szena- sondern der pure Stoff. By fotos» von Pockenkranken der 2000er auch Jason Wil- und Billy Joel, Jay-Z und rio, in dem Charaktere aus the way kommt die Lust in Ruanda kein Köpfe- liamson in Nottingham: In , manchmal. So auch dem urbritischen Albion auf Al Stewart... (Davor rollen mehr, vielmehr der «Whack It Up Bruv», dem die Strokes, die unerwarte- sowie aus Rimbauds Ab- hätte man aber auf dem Scharfrichter M.E.S. und wohl wichtigsten Blaupau- te angulär-mathematische sinthträumen auftreten und Cover warnen müssen!) seine Gruppe in Höchst- sensong seiner Sleaford Antwort auf Britpop, die sich spiegeln lassen konn- Überhaupt kommt hier form: Alles, was ihn und Mods («The Originator», in New York als talentierte ten. Dass «Up the Bracket» alles ganz anders, aber im- seine wechselnden Mu- 2009), bekommt der «Mod- Musiker zwischen East- und aber auch bald 20 Jahre mer sehr gut. Wer die Band sikarbeiter seit 1978 aus- father» ebenso sein Fett Westcoast mit Spielfreude später noch so klingt, als kannte, wusste: Indie, am- zeichnet, ist hier inspiriert weg wie Noel Gallagher und -fertigkeit ziemlich al- hätte jemand gleich um die bitioniert, Blues, eigenwilli- gespielt, satt produziert und andere Working-Class- les an die Wand spielten, Ecke gerade die Musik neu ger und umtriebiger Sänger und geradezu heimtückisch Maulhelden. Im kaputt ge- zudem mit viel Sex-Appeal erfunden, dafür zeichnet und Mastermind. (Dan entspannt in einer Stunde sparten und privatisierten und einer Attitüde, die den der wohl beste, wohltuend Bejar ist auch Teil der New vereint. Und dies in allen England nach Thatcher und alten Punkern klar machte, liederliche und immer wie- Pornographers.) Wem Des- Fall-typischen Songfor- Blair ist die Wut und Lange- dass hier mal wieder Platz der tupfrichtige einstige troyer nichts sagte, musste maten, vom lockeren Ro- weile so gross wie 1977, als geschaffen werden musste. Co-Chef von The Clash, bei Bandnamen und Titel cker («What About Us») Punk explodierte. Und der An den Hebeln: Gordon Gitarrist Mick Jones. Er an «irgendwas mit Metal» und manischen Rockabilly Soul-Rapper und Sprech- Raphael, dessen Studio/Kir- wurde zwar im Studio denken. Alles falsch. «Ka- («Clasp Hands») bis zum sänger Williamson und sein che in Seattle abgebrannt beim Koksen mit Dohertys putt» ist eine Schatzkam- irrwitzig hypnotischen kongenialer Laptopmusiker war und der sich in einer damaliger Freundin, dem mer, und der Weg dorthin Bass-Triebwerk «Blind- Andrew Fearn treffen nach neuen deutsch-amerika- Supermodel Kate Moss, führt durch ein funkelndes ness» und einer weiteren langem Anlauf die miese nischen Freundschaft den fotografiert. Ein kurzer Labyrinth. Hier werden Diddley-Hommage («Bo Stimmung und den Nerv Transporterraum an der Skandal damals, heute will Themen angedeutet und Demmick»). Dazu gibt der Zeit wie niemand seit New York Lower East Side halb England dabei gewe- fallen gelassen, Songs um- es das umwerfende The- The Streets: Die beissend sicherte. The Strokes und sen sein bei der Produkti- gelenkt, man rockt mit Move-Cover «I Can Hear sarkastischen Tiraden über Raphael schufen auf «Is on des letzten urenglischen dem Fender, walzt Sounds the Grass Grow» und zwei minimalistisch treibenden This It» einen Sound, den Punkrock-Albums. aus, spielt das Saxophon grandiose «Balladen», in Bassläufen und rumpelnden sie selber nie mehr wieder fasrig oder stramm die denen der selbst ernannte Beatboxrhythmen hauen hinbekommen konnten. rom. E-Gitarre. Die eingestreu- Hip Priest herrlich trunken alte Punks ebenso um wie ten «oh baby» und «who von der «Midnight in As- jüngere Hip-Hopper. Auf rom. knows» tun ein übriges. pen» und den «Early Days dem Cover von «Austerity That’s Soul, Pop oder Iro- of Channel Führer» fanta- Dogs» posieren die ver- nie? Who knows, auf jeden siert. John Peel wird sich armten Mods neben einem Fall wurde «Kaputt» zu ei- im Radiohimmel über die Sammelcontainer und bel- ner der Platten 2011. jüngste Latte jener Band, len laut. Die Hunde unter «an der sich alle andern zu dem Sparregime sind seither cam. messen haben», riesig ge- nicht verstummt, ganz im freut haben. Gegenteil.

mel. mel. LIEBLINGSPLATTEN

Ry Cooder Nits Jimmy Scott Solange Death Grips Chavez Ravine Angst Holding Back A Seat at the Table No Love Deep Web (Warner, 2005) (Werf, 2017) the Years (Columbia, 2016) (Third Worlds, 2012) (Warner, 1999) Jahrzehntelang hatte Ry Grosse Gesten mögen die Es war eine Demonstrati- Ich war alt und brauchte Cooder nur noch Sound- Nits nicht so sehr, auch Als Jimmy Scott am 12. on, als Solange Knowles im den Kick. Death Grips aus tracks für Filme aufge- wenn den charmanten Hol- Juni 2014 in Las Vegas letzten Sommer in Mont- Sacramento kriegten mich nommen oder bei Kollegen ländern eine gelang, die sie mit 88 Jahren starb, wurde reux auftrat und mit ihrer mit diesem irrwitzigen Bro- mitgespielt. Für sein erstes in ganz Europa bekannt das in Europa von kaum singenden Sisterhood ihr cken Wut, Noise, Beats und Album unter eigenem Na- machte: das Lied von den jemandem bemerkt. Dabei neues Album vorstellte. Es Bass sofort in den Würge- men nach 18 Jahren nahm holländischen Bergen. Die gehörte dem Sänger, der war eine Demonstration griff. Sie prügelten sich am sich der Meistergitarrist Highlights ihrer mittlerwei- wegen einer seltenen Erb- von aussergewöhnlicher krassen Ende von Hip-Hop Grosses vor. «Chavez Ra- le 44 Jahre andauernden krankheit nie einen Stimm- Musikalität, von ambitio- in Hardcore-Manier in mei- vine» von 2005 war nichts Karriere waren andere – bruch hatte und im Sopran nierter Kunstfertigkeit und nen Schädelmagen. Schon weniger als ein Konzeptal- etwa die stete Neugier, der sang, eine der markan- von hohem politischen Be- der Opener «Come Up bum über ein Quartier von Schalk und die Weigerung, testen und ergreifendsten wusstsein. Ein denkwür- and Get Me» ist komplett Los Angeles, das mehrheit- stilistisch stillzustehen. Stimmen des Jazz. Nach diger Auftritt, der keine paranoid, hochgepitcht, lich von hispanischen Ein- Dies alles mündet in ein einer kurzen Karriere in Fäuste ballen und mit kei- schmerzhaft deep. MC wanderern bewohnt wurde Album, das man ihnen fast den Sechzigerjahren war es nen Ketten rasseln musste, Ride als übergeschnappter – und das in den 50er-Jah- nicht mehr zugetraut hätte. Lou Reed, der 1992 diesen um mit weiblicher Black Messias einer Welt, die am ren wegen politischer Bau- «Angst» ist ein Konzept- zierlichen und eigenarti- Power das Auditorium zu Abgrund Party feiert. Des- spekulation dem Erdboden album geworden über die gen Sänger für sein Album beseelen. Dabei hatte man halb: erigierten Penis aufs gleichgemacht wurde. Die- Vergangenheit: Erinnerun- «Magic and Loss» neu ent- Solange bis eben nur als die Cover! Hässlichkeit siegt! se untergegangene Welt und gen an Verwandte, an deren deckte. Jimmy Scott nahm kleine Schwester von Bey- Bring the Noise! Death ihre Stimmung, aber auch Erzählungen aus der Zeit, danach noch etwas mehr oncé gekannt, am besten Grips überführen eine ra- das politsche Umfeld, die als Holland von den Deut- als eine Handvoll eigener vielleicht sogar für die sach- dikale Form von Public Hetzjagd gegen Sozialisten schen besetzt wurde, über Platten auf, und die viel- und fachgerechte Ohrfeige, Enemy in die 10er-Jahre und Kommunisten lässt Ry das Kriegsende, über die leicht schönste davon ist die sie ihrem Schwager Jay- des Jahrhunderts. In einem Cooder in 15 vielfältigen Entdeckung der Welt via «Holding Back the Years». Z verabreicht hatte. Mit «A Track reimt sich «Kami- Songs auferstehen. Die Co- Dylan und die Beatles, über Darauf sang er mit seinem Seat at the Table» wurde kaze» auf «fuck a Nazi», ver-Versionen sind perfekt die Entdeckung des Nach- alt gewordenen, rostigen im Herbst 2016 aber alles irgendwo brüllt MC Ride ausgesucht: «3 Cool Cats» barlandes via die Klang- Sopran die Pophits von anders, und Solange krönte «Ich bin der Kleiderbügel von den Coasters über jun- landschaften von Bands John Lennon, Elvis Costel- ein sowieso schon grossar- in deiner Männervagina!» ge Frauen und Männer und wie Kraftwerk oder Neu!. lo, Elton John oder Simply tiges Jahr der Black Mu- Und: «Pop Pop Pop ... your deren Flirt-Verhalten, das Inhalt und Titel mögen Red. Es sind bewegende, sic mit diesem feingliedrig crisis is my alarm.» Dafür witzige «Chinito Chinto» Schwere suggerieren, doch beeindruckende Lesungen. stolzen Soul-Manifest, das liebe ich dieses fulminan- von mexikanischen und keine Angst: Diese zehn Im gesetzten Tempo, Sil- sie mit Gaststars wie Lil te Album: für die luzide, chinesischen Einwande- flitternden, lichtdurchflute- be für Silbe deklamierend, Wayne oder Kelela aufge- kompromisslose, totalener- rern. Erstmals hat Cooder ten Erinnerungsfetzen sind geht Scott durch diese Bal- nommen hatte, aber auch getische Kunst. Duex Fon- auch einige Songs selbst ge- einfallsreich und eigenwil- laden, und die Jazzcombo mit einem bleichen New tana hat die Band 2013 an schrieben; diese geben dem lig orchestriert. Die alten spielt dazu einen diesigen Yorker Indiesänger wie die Bad Bonn Kilbi geholt, Album das geschichtliche Synthesizer von Robert Jan Spätnachtklang. Schliess- Dave Longstreth (Dirty allein dafür einen Oscar Gerüst. Stips treffen auf Stimmsam- lich schafft es Jimmy Scott Projectors). Ein Album, das bitte. Zuerst Death Grips, «Chavez Ravine» ist ein ples, Rob Kloets einfühlsa- in «Nothing Compares 2 in elegantester Wucht da- dann die Flaming Lips. Sel- Meisterwerk. Die messer- me Perkussion öffnet Räu- U» (von Prince) sogar, die von erzählt, was es bedeu- ten so glücklich von einer scharfen Gitarren-Riffs, der me für die Stimme Henk grossartige Hitversion von tet, im 21. Jahrhundert als Show weggegangen. Ich Gesang von Gästen wie der Hofstedes, der noch selten Sinéad O’ Connor zu über- schwarze Frau in Amerika legte mich in meinem Peu- unglaublichen Ersi Arvizu so hingebungsvoll gesun- treffen – in einer bodenlos zu leben. geot Kombi auf der Park- oder des mexikanischen gen hat. «Angst» ist ein traurigen, aber würdigen platzwiese schlafen. Und Altstars Lalo Guerrero, die kleines Meisterwerk – oder Interpretation, die für sie- cf. träumte von der Revolte. sorgfältige Produktion – all vielleicht doch die grosse ben Minuten die Zeit an- dies macht aus dem Album Geste der Nits. hält und sprachlos macht, fis. eines der reichhaltigsten aus wer immer zuhört. Cooders langer Karriere. fac. cf. fac. LIEBLINGSPLATTEN

Schammasch Beck Lhasa The Flaming Françoiz Breut Triangle Sea Change The Living Road Lips A l’aveuglette (Prosthetic, 2016) (Geffen, 2002) (Warner, 2003) Yoshimi Battles (Le Pop Musik, 2008) the Pink Robots Schade, dass viele beim Nach seinem kuriosen Hit Da war zunächst einmal (Warner, 2002) Das Wichtigste vorab: «A Begriff Black Metal weg- «Loser» (1993) galt Beck einfach diese Stimme, die l’aveuglette» ist Françoiz zappen. Schade auch, dass lange als simpler Hans- mich sogleich in den Bann «Yoshimi Battles the Pink Breuts schönstes und be- die pure Strahlkraft von dampf in allen Stilrichtun- zog: traumhaft entrückt Robots» erschien 2002, törendstes Album – aber Avantgarde-Metal so weni- gen, als schelmischer Ek- und doch stets markant, drei Jahre nach dem hoch- eigentlich lässt sich das ge trifft. Schön, dass man lektiker, der Elemente aus verletzlich und doch stolz. gelobten «The Soft Bulle- von fast allen Breut-Platten immerhin totalwissend Alternative Rock, Blues, Lhasa de Sela fesselte in tin» – und machte deutlich, sagen… Statt mit promi- mitnickt, wenn Namen Folk, Trash und Hip-Hop ihrem Gesang mit einer wie unbeeindruckt Wayne nenten Songschreibern und wie Wolves In The Throne lustvoll aufeinanderprallen geheimnisvollen Verhalten- Coyne von der Welt aus- Musikern wie Dominique Room oder Sunn O))) fal- liess. Auf «Sea Change» heit, die den vielen Facet- serhalb seines Mikrokos- A, Yann Tiersen oder Ca- len. Dabei: Noch schöner, entpuppte er sich jedoch als ten ihres warmen Timbres mos ist, wenn es um seine lexico zusammenzuarbei- gibt es Schammasch aus traditionsbewusster Singer/ zu einer vibrierenden Prä- Musik geht: Statt sich auf ten, vertonte die Französin Basel. Ihr Album «Triang- Songwriter im Stil des fol- senz verhalf. Bedächtig, den Lorbeeren auszuruhen, auf ihrer vierten Platte ihre le» ist ein atemberaubendes kigen Country-Rock, wie oft mehr sprechend denn machten The Flaming Lips Texte gleich selber mit ihrer Triple-Opus mit je 33:32 dieser ums Jahr 1970 he- singend, sinnierte sie auf auf «Yoshimi» zwei Schrit- eingespielten Liveband (Bo- Minuten hochambitionier- rum an der US-Westküste ihrem zweiten Album «The te auf die Seite und einen ris Gronemberger und Luc ter Hypnose. Und die hat gepflegt wurde. Es ist ein Living Road» über Liebes- Satz nach vorne und legten Rambo). «A l’aveuglette» den unvorbereiteten Post- überraschend organischer leid und Einsamkeit, Ab- das beste psychedelische klingt deshalb homogener Apokalyptiker in mir in und ruhiger Songzyklus; schied und Ankunft. Die Album der Dekade vor. Es als seine Vorgänger, ro- einen Zustand der tempo- das Tempo scheint gar stets bittersüssen Songs mit ihrer vermählt charmant und ckiger auch, ein bisschen rären Erlösung überführt. etwas zu langsam zu sein wehmütig-verwehten Stim- retrofuturistisch die japa- rauer vielleicht. Mit gros- Kein Wunder, «Triangle» und verstärkt dadurch die mung sind autobiografisch nische Popkultur und ihre ser Selbstverständlichkeit ist ein Gesamtkunstwerk, elegische Grundstimmung. geprägt: Die Musikerin Faszination für grosse Me- verknüpft Françoiz Breut ein prophetischer Trip fern Denn Beck singt, meist zu wuchs in Mexiko und in tallroboter mit dem esoteri- ihre Chansons mit angel- jeder und doch mitten in den schlichten Tönen sei- den USA auf und lebte da- schen Nebel, der sich in den sächsischem Pop, amerika- der Zeit. Ein dermassen ner akustischen Gitarre, nach bis zu ihrem Tod im Siebzigerjahren über die nischem Rock’n’Roll und präzises Konzeptwerk in über die Nachwehen einer Jahr 2010 im kanadischen westliche Zivilisation legte. Einflüssen aus Country zu Sachen Sound, Lyrics/Po- gescheiterten Liebe. Das Montréal. Dies erklärt, Es ist ein prächtiger Schwur- atmosphärisch eindring- etry, Ästhetik und altem/ klingt berührend. Doch es weshalb sie in Spanisch, bel, den Wayne Coyne in- lichen Songs. Im Mittel- okkultem Wissen hat es so ist die unscheinbare Begleit- Englisch und Französisch szeniert, und natürlich ver- punkt der differenzierten noch nicht gegeben, nicht musik, die den Songs zu- sang, aber auch die überaus liert er immer wieder den und abwechslungsreichen für mich. Nur ein einziges nehmend eine bestrickende natürlich erscheinende Ver- Fokus. Das ist keine Kritik Arrangements steht immer Mal haben Schammasch Vielschichtigkeit und Tiefe schmelzung von mexikani- – letztlich macht genau die Breuts einzigartige, unwi- «Triangle» integral live auf- verleiht. In einigen Stücken scher Folklore, Chanson, fehlende Konzentration derstehliche Präsenz. Mit geführt; am Roadburn Fes- lässt zudem Becks Vater Rocksong und kammermu- Coynes Genialität aus, sein ihrer dunklen und zugleich tival 2017 in Holland. Wer David Campbell die Strei- sikalischem Lied. In Lhasas aufrichtiger Wunsch, die mädchenhaften Stimme 100 Minuten Zeit, Ruhe, cher dramatisch aufwallen. melancholisch atmenden ganze Welt mit einer eupho- gibt sie die kühle Diseuse, dicke Kopfhörer und eine Und Produzent Nigel God- Stücken tritt meistens das rischen Geste in seine Arme unter deren vermeintlicher stabile Rückenlage findet, rich lässt die Klangfarben Piano oder ein schwelgeri- zu schliessen – im Wissen, Distanziertheit indes ver- kann dies jedoch für sich der vielen Instrumente psy- sches Streich- oder Blasins- dass ihm das nie gelingen zehrende Leidenschaften vor seinen privaten Augen- chedelisch ineinander zer- trument in ein zartes Zwie- wird. Auch musikalisch schwelen und dann und lidern wiederholen. Man fliessen und immer wieder gespräch mit ihrer Stimme, kamen The Flaming Lips wann heftig auflodern. stirbt unter Schmerzen, zuversichtlich aufleuchten während dezente Gitar- dieser universalen Geste auf Kein Zweifel: Françoiz wird spirituell transfor- – «Sea Change» heisst das renakkorde, scheppernde «Yoshimi» so nahe wie nie Breut ist die wahre First miert – und wird das ewige, Album ja auch. Perkussion und sparsame zuvor und nie wieder seit- Lady der französischen das reine Licht sehen. So Elektronik für einen atmo- her. Die Songs sind üppig Pop-Szene, und sie ist es bis steht es geschrieben. mg. sphärischen Kitt sorgen. arrangiert und tiefenscharf, heute geblieben. sie verweisen auf tausend fis. mg. Dinge und sind doch ein- cg. malig.

cg. SZENE

Kindergeschichten CD/mp3 Bezahlung nach Gutdünken Saisonpause bis www.gschichtefritz.ch Anfang März

KULTUR STIMME FÜR ALLE Das Monatsmagazin mit Kulturkalender jetzt abonnieren. www.null41.ch

Auf Mass

Perspektiven finden! Standortbestimmung & Laufbahnberatung

klippklang.ch [email protected]

NOVEMBER 2017 S KINO SCHE HELL YEAH! GRIECHI

xenix.ch LIEBLINGSPLATTEN

Gillian Welch Ethan Gruska Caitlin Rose Pink Pedrazzi Queens of Hell Among Slowmotionary The Stand-In A Calico Collection the Stone Age the Yearlings (Warner, 2017) (ATO, 2013) (Irascible, 2013) Queens of the Stone (Acony, 1998) Age Während die gemeinsamen 2011 sagte ich meiner «In einer gerechten Welt (Roadrunner, 1998) Schlechte Platten zu ma- Alben mit Schwester Bar- Freundin, ich würde mich wäre dieser Mann welt- chen, ist Gillian Welch bara – als The Belle Briga- von ihr trennen und Caitlin berühmt.» Das schrieb Ende der Neunziger war nicht möglich. Allerdings de – Indie-Pop mit Hoch- Rose heiraten. Ich fühlte: kürzlich der Schweizer Gi- Gitarrenrock die langwei- geizt die Amerikanerin glanzgefühlen bieten, läuft Das war nicht richtig, aber tarrist Hank Shizzoe auf ligste Sparte der Popmusik. mit neuen Songs: Inklusi- Ethan Gruska mit seinem gut. Ich schrieb für den Facebook über ein Bild des Selbstgefällig, einfallslos, ve «Revival», ihrem De- Solodebüt «Slowmotiona- «Züritipp» eine ganzseitige Baslers Singer/Songwriters altbacken. Das änderte sich büt von 1996, hat sie bis ry» (2017) zu bestechender Konzertvorschau mit dem Pink Pedrazzi. Recht hat 1998, an einem Sonntag- dato bloss fünf Studio- Form auf: Der Enkel von Titel «Die Zukunft des er! Der 62-jährige Pedrazzi abend im Oktober, an dem alben veröffentlicht. Der Komponistenlegende John Country-Rock», und die roch Anfang der Nuller- ich meinen Kater gerne mit vor 19 Jahren erschienene Williams verzichtet für das Show war praktisch aus- jahre am Erfolg mit seiner Hühnersuppe und der Mu- Zweitling «Hell Among Lieddutzend auf imposan- verkauft. Ich war nervös Band Moondog Show, sik von Peace Orchestra the Yearlings» präsentiert te Arrangements und zeigt vor dem Konzert. Danach über die auch der «Rol- kuriert hätte – wäre da nicht eine Künstlerin, die zwar sich ganz dem Minimalis- auch noch, als ich anstand, ling Stone» schrieb. 2013 mein alter Freund Lothar in Südkalifornien aufge- mus zugetan. Auf Songs um mir ihr Album signie- legte er sein Soloalbum gewesen, der mich ans Kon- wachsen ist, aber eher nach wie «Illuminate» oder ren zu lassen – und um ihre vor, und das gehört zum zert der Queens of the Stone Kentucky und Appalachen «What Are You Thinking Hand zu bitten. Sie kritzelte besten, was hierzulande je Age befehligte. Nun gut, klingt. Zusammen mit ih- Of?» lässt er das Piano was aufs Cover, ohne mich an Americana veröffent- man wusste, dass sich hier rem Partner Dave Raw- perlen, in «Grand Lies» dabei anzuschauen. Ein Ja licht wurde. Auf «A Calico Mitglieder von Kyuss zu ei- lings kreiert Welch Musik, reichert er seinen Sound war das nicht. Zwei Jahre Collection» schwingt sich ner neuen Gruppe formiert bei der das Rad der Zeit so mit akustischer Gitarre und später erschien «The Stand- Pedrazzi mit Roots-Songs hatten, aber eine Rockband, lange zurückgedreht wird, verzückten Harmonien an. In». Wirkt ihr Debüt «Own und einer knarzigen Stim- die sich Queens of the Stone bis das Grauen und die Dennoch gerät das Werk, Side Now» (auch sehr gut!) me zum Schweizer John Age nannte, klang wenig Einsamkeit früherer Tage das sich wie eine Mischung wie ein Soloalbum voller Hiatt hoch. «Waltzin’», vielversprechend. Es waren unter der Quilt-Decke her- aus Randy Newman, Jim- teurer Akustik-Gitarren, eine Country-Ballade im denn auch kaum mehr als vorkriechen: Im Opener my Webb und Ry Cooder hat «The Stand-In» einen Dreivierteltakt, ist eines der hundert Leute im Club, eine «Caleb Meyer», der stoisch gebärdet, nie in Gefahr, ausgefeilten Bandsound, schönsten Liebeslieder, die dumpfbackige Hardcore- vor sich hinfliesst, erzählt der Süsslichkeit zu erlie- grossartige Hooks und ich kenne: Ein Rückblick Combo quälte sich durchs die mittlerweile 50-Jähri- gen, denn: Gruska steuert gloriose Refrains voller auf eine Lebensliebe, die Vorprogramm, und das ge vom gewaltsamen Ende mit seinen Liedern sowohl melancholischer Pedal- auch Nebenbuhler(innen?) Bier wollte nicht richtig eines Möchtegernvergewal- zum Rauen als auch zur Steel-Gitarren. Rose singt und Krisen nicht ausspart: schmecken. Dann rollten tigers. Und auch mit dem Weite hin. Das äussert sich schnoddrig, selbstbewusst «A little tango on the side die Steinzeitköniginnen ihre fatalistisch anmutenden in unmittelbar wirkenden und kokett – eine «voice / Rock’n’Roll from time to Verstärker auf die Bühne «I’m Not Afraid To Die» Emotionen und in Klang- to die for», wie der «Guar- time / couldn’t keep us from (eigenhändig!). Sie eröffne- oder mit «My Morphine», landschaften, die ebenso dian» schrieb. Das schätzt takin’ on / our certain sty- ten das Konzert mit einem das mit einem sanften Jo- elegant wie abgründig sind. auch Jayhawks-Chef Gary le». Selbst beim Nachhören Song, den ich später als del angereichert ist und Der «Guardian» warf dem Louris, der auf dem Album für diese Rezension krieg- «Regular John» identifizier- geradezu zärtlich deliriert, 28-Jährigen vor, bei seinen mitmacht. Rose gehört in te ich noch Hühnerhaut. te. Was für eine verwegene, taucht die Musikerin in fast durchgängig gedämpf- dieselbe Liga wie Linda Das liegt auch an der Band staubtrockene, ungestüme, die Trostlosigkeit ein. Und ten Tracks die Hooks aus- Ronstadt und Tammy Wy- mit Oli Hartung (Gitarre), arschcool brodelnde Leck- weil die Stimme von Welch, ser Acht zu lassen. Kann nette – doch die 30-jähri- Drummer Andi Hug, Peter mich-doch Nummer! Eine deren Sound um rustikalen man so sehen, aber: «Slow- ge aus Nashville hat seit Wagner (Tasten) und Bas- Art Wüsten-Boogie-Woogie- Country, Folk und Blue- motionary», dessen Musik damals leider nichts mehr sistin Sandra Merk: Hier Bandwurm, der klang, als grass kreist, immer wieder sich nicht zuletzt bei Mus- veröffentlicht. Und ich hab wird unglaublich locker hätten Canned Heat Sand aufs Neue bewegt, wird tern der Klassik bedient, in der Zwischenzeit meine und souverän gespielt. Und geschluckt. Ich war auf der man nie müde, sich «Hell will sich nicht einschmei- damalige Freundin geheira- Heidi Happy zeigt, warum Stelle elektrisiert. Das Bier Among the Yearlings» hin- cheln, sondern mit delika- tet. Aber ein Wort, Caitlin, sie seit Jahren die belieb- in meiner Hand schmeckte zugeben. Und gemeinsam ten Texturen auftrumpfen. und ich setze mich in den teste Duettpartnerin und plötzlich fabelhaft, Lothar mit der Interpretin leise zu Und das gelingt Gruska Flieger nach Nashville. Background-Sängerin des sorgte für Nachschub, der verzweifeln. geradezu perfekt. Landes ist. Abend war gerettet. mag. mig. mig. mag. fh. LIEBLINGSPLATTEN

Bill Callahan David Bowie Mark Lanegan Two Gallants Samia Farah Sometimes I Wish The Next Day Bubblegum What the Toll Tells Samia Farah We Were an Eagle (Columbia, 2013) (Beggars, 2004) (Saddle Creek, 2006) (Sony, 1999) (Drag City, 2009) Es gibt Alben, die durch Keiner erleidet die Tiefen Zu Wüstenwind und Wes- Es dürfte das Schicksal An einem goldenen Sonn- Innovation begeistern und des Lebens ergreifender terngitarre krächzt Adam von Plattenkritikern sein, tagnachmittag im Herbst deshalb zu Herzensalben als Mark Lanegan. Da Stevens «I spent last night dass ihr Musikkonsum auf 2009 verliebte sich meine werden. Es gibt aber auch verwundert es nicht, woll- in Las Cruces jail», und die Quantität ausgerichtet ist. Frau in einen Texaner. Ge- jene Alben, die mit klas- ten ihn schon beim ersten Two Gallants galoppieren Vorbei die Zeiten der Ado- nauer: in seine Stimme. Der sischer Eleganz glänzen. Solo-Album «The Winding los wie ein Gaul auf Tequi- leszenz, in der eine neue Mann hiess Bill Callahan, Alben, die auf angenehme Sheet» (1990) Musiker la. Das Gitarre-Drum-Duo Lieblingsplatte wochenlang ein stiller Typ mit offenem Art und Weise abgeklärt wie Kurt Cobain begleiten aus San Francisco bezau- beschäftigen konnte. Spä- Jeanshemd und silbernem wirken und deren gan- – zumal Lanegan mit den bert auf «What the Toll ter landet kaum noch eine Haar, der sang wie Gott. Er ze Grösse sich erst nach Screaming Trees Vorreiter Tells» mit ruppig charman- Scheibe häufiger als zwei- eroberte ihr Herz nach dem und nach entfaltet. «The des Grunge war. Erstaunli- tem Folk. Selten lagen rohe mal auf dem Drehteller. ersten Refrain. Ich war es, Next Day» von David Bo- cher dagegen, dass er dieses Gewalt und zarte Früh- Dieses Album war für mich der Bill nach Hause brach- wie gehört zu diesen und Genre wie die Drogen über- lingsgefühle so nah beisam- eine der wenigen Ausnah- te. In Form seiner neuen wurde klammheimlich zu lebte und zu seinem 40. Ge- men, nicht nur musikalisch. men. Ich konnte nicht ge- CD. Meistens sass ich am einem Lieblingsalbum. Es burtstag mit «Bubblegum» Wie bei Schriftsteller James nug davon kriegen. Samia Küchentisch, rauchte Ziga- ist ein zeitloses Werk, das brillierte. Die Liste der 29 Joyce, von dessen Dubliner Farah, Französin mit tune- retten, schenkte Wein nach Bowies Stilsicherheit und Studiogefährten war wieder Kurzgeschichten der Band- sischen Wurzeln, die Stim- und horchte seinen Sätzen. gekonnte Selbstinszenie- illuster: die gute Hälfte von name stammt, besingen sie me leicht angerauht, doch Dazu Waldhörner, ein fe- rung – ein zweitletztes Mal Guns n’ Roses, das dama- mit Vorliebe den Kampf stets sanft, liebte Reggae, derleichtes Schlagzeug und – unterstreicht. Kryptische lige QOTSA-Universum, des kleinen Mannes mit Chansons und die grossen ein paar Geigen. Das Al- Songtexte, subtil eigenar- Greg Dulli. Noch grösser den grossen Weltgewalten: Jazzsängerinnen, und sie bum klang so traumhaft tige Kompositionen und als die Namen sind die Liebe und Hass, Mythos kreierte aus diesen Ingredi- wie sein Titel. Bill Callahan eine hervorragende Band: Songs. Der Opener «Hit the und Religion. Die (Er-)Lö- enzen eine organische Mé- war mein Freund, «Some- «The Next Day» spielt mit City» mit PJ Harvey ist wie sung liegt meist zwischen lange. Die Beats sind warm times I Wish We Were an grossen Gesten im Klei- der Aufschlag nach ihrer Alkohol und Tod. Entspre- und schleppend, die Ins- Eagle» meine Platte. Bis die nen. Bowie protzt nicht, er Desert-Sessions-Turtelei «I chend viele Leichen zieren trumentierung ist dezent, Gattin das Album entdeck- überzeugt – einmal mehr. Wanna Make it Wit Chu». das Album. aber reichhaltig (Produzent te. An verregneten Sonnta- Er beeindruckte über fünf- Doch bei Lanegan geht es So intensiv sich die beiden war ein gewisser Giovanny gen spielte sie es drei- oder zig Jahre lang mit seiner immer tiefer. Ex-Frau Wen- Schulfreunde musikalisch de la Hunda, der jedoch viermal nacheinander ab. Wandelbarkeit und seinem dy Ray Fowler widmet er rieben, so dicht wurde es gemeinsam mit der Sänge- Manchmal hörte ich Bills feinen Gespür fürs grosse in «Wedding Dress» eine zwischenmenschlich. Vor rin von der Bildfläche ver- Bariton schon im Treppen- Ganze in der Musik. Einen verspätete Liebeserklärung, den letzten beiden Alben schwand). Farah erinnert haus, wenn ich spätabends ähnlichen Weg gehen St. die mit einem abgeänder- benötigten sie fünf Jahre hin und wieder an Sade, nach Hause kam. Vincent oder Scott Walker, ten Cash-Zitat endet: «we Pause, um wieder gemein- es geht ihr aber eher um «Sometimes I Wish We und auch sie haben Alben got buried in a fever – now samen Schnauf zu finden. Selbstfindung als um ewi- Were an Eagle» war Calla- geschrieben, die zu meinen you love me» – sie selbst Derzeit scheint die Luft er- gen Liebeskrampf. Und ein hans 14. Album und ist bis liebsten gehören. singt dazu Chörli. 15 Songs neut zu dick. Mal hoffen, so flockiges Liedchen wie heute sein zugänglichstes von verstörender wie faszi- der Tod hat die Band nun «Ma dévise» hätte die Eng- geblieben, obwohl wäh- hel. nierender Schönheit bietet nicht selbst eingeholt. länderin nie hingekriegt. rend der Aufnahmen seine das Meisterwerk; mal als Leider hat sie den Zeitgeist Beziehung zur Harfenistin krachender Rock, dann ojo. um die Jahrtausendwende Joanna Newsom zerbrach. als kreuchender Country verfehlt – die Blütephase Soweit ist es bei meiner – stets verseucht von Dro- des Triphop war vorbei. So Frau und mir nicht gekom- gen. Für nichts in der Welt ging eine verheissungsvolle men: Natürlich wusste ich, möchte man mit Lanegans Karriere nach einem weite- dass ihre Liebe zum Texa- Leben tauschen. Aber teilen ren Album unbemerkt zu ner platonisch war. Und will man den Trip auf Leb- Ende. Immerhin hat Farah irgendwann, im Lauf des zeiten. dieses Meisterwerk hinter- Winters, wurden die Stun- lassen. den mit Bill seltener. ojo. makr. fh. LIEBLINGSPLATTEN

Roots Manuva Stephen Yerkey Elvis Perkins Robert Plant & Joanna Awfully Deep Metaneonatureboy Elvis Perkins Alison Krauss Newsom (Big Dada, 2005) (Echo Records, 2005) in Dearland Raising Sand Divers (XL, 2009) (Rounder, 2007) (Drag City, 2016) Dies ist mehr eine Wür- Schon die Stimme allein digung des Gesamtwerks wäre den Eintritt wert: Dieses, das zweite Album Die Kombination von Ro- Im Vergleich zum Triple-Set als konkret dieses Albums. Sie kann hupen wie eine von Elvis Perkins, schafft bert Plant und Alison Kraus «Take One on Me» (2010) Denn genauso gut gefallen Schiffsirene in der Nacht, ein Kunststück, das sonst war nicht zu toppen: «Rai- wirkt «Divers» geradezu mir der Vorgänger «Run flüstern wie der Teufel fast nur die Trauermarsch- sing Sand», das erstaun- kompakt. Arrangements Come Save Me» oder in Fausts Küche und das kapellen von New Or- liche Resultat ihrer musi- und Instrumentierung der Nachfolger «Slime & Fernweh heraufbeschwö- leans sowie Nick Drake kalischen Liaison, bewies, (Streicher, Harfe, Piano, Or- Rea son». Roots Manuva, ren wie Tim Buckley, be- zustande bringen: Es hüllt dass die Stimme von Led gel, Fender Rhodes, Mello- bürgerlich Rodney Smith, vor ihn das Heroin packte. schwärzest-melancholische Zeppelin und das Golden tron, Klavinet, Synthesizer, jamaikastämmiger Lon- Yerkey gehörte einst einer Gefühle in Musik, die Girl des Bluegrass füreinan- Perkussion, Bass, Gitarre, doner, hat aus Hip-Hop, Band namens Nonfiction sämtliche irdischen Fesseln der geschaffen waren. Mit Klarinette, Flöte, Akkor- Dancehall und Reggae ei- an, sie veröffentlichte in abgeworfen hat und mit 60 präsentierte sich Plant deon) sind hinreissend, oft nen unverwechselbaren Stil den mittleren 80er-Jahren rock’n’rolliger Ausgelas- nicht als testosterongetrie- verspielt, sie umkreisen entwickelt. Die Subbässe ein appetitliches Debütal- senheit auf fliegendem Tep- bener Gockel, sondern als Newsoms eigentümlichen brummen oft wie vor der bum, kurz später landete pich dem Grab entgegen gereifter Sänger, der sich Gesang, von den Country- Boxenwand jenes Sound ein Bandmitglied im Knast, segelt. Die überwältigende, nichts vergibt, wenn er der Licks in «Goose Eggs» bis Systems in Stockwell, wo und das wars dann. In der herbstliche Abgeklärtheit Jugend den Vorzug lässt. zum betörenden Glühen Klein-Rodney einst auf den Folge tingelte Yerkey durch des Albums – ja, auch das Und Krauss, deren glo- des Titelstücks. Wie lässt Geschmack kam. Doch die Cafés von San Francis- ein Paradox: Ruhe und ckenhelle, ätherische Stim- sich dieser Zauber beschrei- beim Pfarrerssohn ist auch co. Sein erstes Soloalbum Ekstase in der gleichen me sich in Songs von Tom ben? Kaleidoskopisch, Platz für Disharmonien erschien 1994, bis zum Rille! – ist einerseits dem Waits, Townes Van Zandt, vielschichtig und kunstvoll und Abgründe. Für De- nächsten, diesem, verstri- Perkins’schen Ohr für saf- Allen Toussaint, The Ever- verrätselt, wofür «Sapoka- pression, für Humor und chen elf Jahre. Auch hier tige Gesangsmelodien, an- ly Brothers, Sam Phillips nikan» ein gutes Beispiel ist: Selbstironie – der Titel wieder hat er prominente dererseits der ungewöhn- oder Gene Clark elegant Der Text hüpft von Shelley «Furchtbar tief» enthält Freunde für seine Sache lichen Zusammensetzung um seine windet, erwies zum Maler Arthur Stree- das alles. Die Selbstzwei- gewinnen können: Eric der Band zu verdanken. sich als perfektes Pendant. ton, bis zur Darstellung von fel sind echt, aber nicht Drew Feldman zum Bei- Dazu gehören nebst den «Raising Sand», diese be- Tobias mit dem Erzengel ernst zu nehmen. Nicht spiel, Ex-Pere-Ubu sowie üblichen Gitarren, Bäs- zaubernde Exkursion ins Raphael. Im selben Song nur sein Cockney-Akzent PJ-Harvey-Produzent, oder sen und Drums auch noch Herz der amerikanischen erfahren wir, dass Green- (gelegentlich mit Patois- Saxophonist Ralph Carney schmetternde Trompeten, Populärmusik, spürte Wur- wich Village auf einer alten Einschlag) entlarvt ihn so und Gitarrist Joe Gore aus hupende Posaunen, Klari- zeln nach, die sich in der indianischen Siedlung steht. als waschechten Engländer: der Umgebung von Tom netten, Banjos, ein schnau- Erde festkrallen, dort, wo Thematisch und inhaltlich Im launigen Reflektieren Waits. Die Musik bewegt bendes Harmonium – eine die Grenzen zwischen Blues mag dieses ambitionierte eigener Schwächen unter- sich dementsprechend zwi- gewisse Skya De Bourg und Bluegrass, Country Werk für mich ein Rätsel scheidet er sich einerseits schen jazzig angehauchtem steuert «Scissors, Bangles» und Folk, Rock’n’Roll und bleiben, da ich es mir ohne grundlegend von der lauten Rockabilly und swingen- bei. Gospel, Folk amerika- Rockabilly verschwimmen. paralleles Studium diverser Prahlerei der älteren US- dem Country-Rock samt nischer Prägung, Marsch- «Raising Sand» klingt Nachschlagewerke anhören Rapper, andererseits auch Pedal-Steel-Gitarre. Dann musik und New-Orleans- leichtfüssig und zeitgemäss. möchte. Ich lasse mich ein- vom selbstzerfleischenden aber diese Stimme: Sie Jazz finden hier zu einem Dies war mit ein Grund für fach von seiner visionären Genuschel der heutigen rückt das Album unweiger- erhebenden Ganzen zusam- den kommerziellen Erfolg: Kraft und erhabenen Klang- Trapper. In London hat die lich ins dunkle Unterholz, men, wobei die lockere und Bis heute verkaufte das von schönheit forttragen. Nenn nächste Generation Manu- da, wo auch David Lynch keineswegs auf Perfektion T-Bone Burnett produzier- es, wie du willst: Sinfoni- vas Musik zwar zu Grime seine Einfälle herholt. «Ca- ausgerichtete Produktion te Album weltweit über scher Pop, Underground- weitergesponnen, den eige- dillacs of that Colour» und den spontanen Swing der zwei Millionen Kopien. Ein Folk, Prog, E, U, XYZ. nen Paten dabei aber ziem- das epische «Stinson Beach Combo grossartig einfängt. Crossover-Wurf und künst- Entdecke! Geniesse! Mit lich vergessen. Das ficht ihn Road» sind zwei Highlights lerischer Triumph, der im «Divers» hat Joanna New- nicht an. Er zieht einfach unter vielen. hpk. Frühjahr 2009 mit fünf som ein wunderbares Werk weiterhin sein eigenes Ding Grammys ausgezeichnet geschaffen. Eines, dessen durch. Danke dafür. hpk. wurde – unter anderem als grosses Thema anscheinend Album des Jahres. die Zeit ist. Und was deren makr. Verlauf bewirkt. tl. tl. Inserat im LOOP vom 27.10.2017 www.garedelion.ch Konzerte 27.10. bis 7.12.2017 Silostrasse 10 LieferscheinGARE LS3

Monat Mois 9500 Wil Tag Datum Month IG Rote Fabrik Jour Date Day Date

Seestrasse 395 Jahr DE Year

8038 Zürich Montag 30.10. 20Uhr20

Zeit Ende Prei s Vorverkauf Heure Fin Prix Location MICAH P. HINSON Time LIONEnd Price Presale Tel. 044 485 58 58 Fr 27.10. Aktionshalle 20:00 Samstag 04.11. 20Uhr20 Sugarshit Sharp HUGO RACE & Fax. 044 485 58 59 MICHELANGELO RUSSO Gare de Lion / www.garedelion.ch / Silostrasse 10 / 9500 Wil THE MELVINS Redd Kross Sonntag 05.11. 18Uhr18 FAHRPLAN HERBST GIIGESTUBETE Sa 28.10. Clubraum 21:00 Montag 06.11. 20Uhr20 FRLieferung / Livraison27.10. / Delivery AVEC (AT) Woo-Hah! ORKESTA MENDOZA SINGER/SONGWRITER, INDIE / DAS JUNGTALENT AUS ÖSTERREICH + BRIAN LOPEZ SHABAZZ PALACES Sonntag 12.11. 20Uhr20 SA 28.10. STADTMUSIKANTEN: HALLOWEEN! CYRILOV ELECTRONIC / SPECIAL GUESTS: EAST END DUBS (UK) SassyBlack, Dj Soulsonic (Oor Rec) Montag 13.11. 20Uhr20 SOLD DO 09.11. THE DEAD SOUTH OUT !!! KINDERBÜHNE: GESTER, Di 31.10.17 Ziegel oh Lac 21:00 Samstag 18.11. 20Uhr20 FR 10.11. MORN & ZWÜSCHETINE Ziischtigmusig AZIZA BRAHIM THEATER / AUFFÜHRUNGEN DER KINDERBÜHNE WIL Montag 20.11. 20Uhr20 SA 11.11. MAMMÚT & Support LOS HIJOS DE LA MONTAÑA Samstag 25.11. 20Uhr20 SA 11.11. JJ ROSA (UK) Fr 3.11. Clubraum 20:00 THE WEYERS PLATTENTAUFE ROCK / DIE DAME AUS MANCHESTER MIT DER EINZIGARTIGEN STIMME A Thousand Leaves Sonntag 26.11. 20Uhr20 FR 17.11. PEDESTRIANS & DROPS (CH) STELLA GLITTER LIVE RECORDET & MIT ANALOG CROWDFUNDING REGGAE, SKA / SCHWEIZER DOPPELKONZERT IM GDL HUNDRED WATERS Doldrums Gessner-Allee 11 - 8001 Zurigo Isola SA 18.11. FEINE MUSIK w/ JIMI JULES ELECTRONC / TANZBARE ELEKTR. MUSIK VOM ZÜRCHER NEWCOMER Di 7.11. Ziegel oh Lac 21:00 INFO + TICKETS AUF: www.ellokal.ch Ziischtigmusig FR 24.11. THEATERSPORT Mitteilung / Communication / Message THEATER / IMPROTHEATER MIT IMPROGRESS UND TOBERTUS HABICHT ID PRETTY CITY Musiktherapeut/in – ein Beruf mit Zukunf. SA 25.11. MARIKA ROSSA (UA) Saint Tangerine Convention / DER UKRAINISCHE TECHNO-SUPERSTAR ZU GAST IN WIL MI 29.11. FM BELFAST (ISL) Mi 8.11. Clubraum 20:00 POP, ELECTRO / EINZIGARTIGER ELEKTROPOP AUS ISLAND A Thousand Leaves der vollständige Fahrplan: JULIE BYRNE & Support www.garedelion.ch Do 9.11. Clubraum 20:00 Woo-Hah! MOOR MOTHER & Support

Fr 10.11. Clubraum 21:00 Enter The Dancehall RAGING FYAH Boss Hi-Fi

Di 14.11. Ziegel oh Lac 21:00 Ziischtigmusig LOW ROAR & Support www.fmws.ch So 19.11. Clubraum 19:00 Fabrikjazz Musiktherapeut/in MICHEL BENITA ETHICS Berufsausbildung mit integriertem Instrumentenbau ab November 2017 bis 2021 Di 21.11. Clubraum 20:00 A Thousand Leaves DESTROYER Nicolas Krgovich

Mi 22.11. Clubraum 20:00 JackSoul MOSES SUMNEY Tawiah

Do 30.11 Aktionshalle 20:00 A Thousand Leaves KING KRULE Horsey

Fr 1. & Sa 2.12. Clubraum 19:30 Fabrikjazz UNERHÖRT 2017

Vorverkauf:www.starticket.ch Eintritt frei für Personen des Asylbereichs; nur so- lange Tickets verfügbar; Ausweis N/F vorweisen

Sounds better with you! loopzeitung.ch

10 Ausgaben für 33 Franken Seestrasse 407 - 8038 Zürich - 044 481 62 42 - www.ziegelohlac.ch LIEBLINGSPLATTEN

Ray Wylie Rosanne Cash Death From Wolf Parade Lucinda Hubbard The River & the Above 1979 Apologies to Williams Dangerous Spirits Thread You’re a Woman the Queen Mary Car Wheels (Philo, 1997) (Blue Note, 2014) I’m a Machine (Sub Pop, 2005) on a Gravel Road (Vice, 2004) (Mercury, 1998) Sähe er nicht aus wie der Drei Grammys können ein Liest man Indie-Rock und intellektuelle Bruder des gutes Zeichen sein – oder «Unsere Musik tönt wie Montreal, denkt man so- Wir Americana-infizierten Yeti, hätte er in den Sieb- ein schlechtes. Im Fall von ein egoistisches Stück fort an Arcade Fire. Ich Berner kannten Lucin- zigern glatt als Reaktionär Rosanne Cashs «The Ri- ‹Fuck›, das im Feuer eines nicht. Ich denke an Wolf da Williams schon, als durchgehen können: Der ver & the Thread» sind die für uns speziell angezet- Parade. Wolf Parade wa- sie 1998 ihr Album «Car Song «Up Against the Wall, Auszeichnungen eine ver- telten Rock’n’Roll-Jihads ren für mich prägender als Wheels on a Gravel Road» Redneck Mother» machte diente Ehre. Das Album, brennt», so ein Zitat der Indie-Band der sogenann- veröffentlichte. Die Eupho- den Okie Ray Wylie Hub- Teil einer losen Trilogie, Band, die sich aufgrund ei- ten «Canadian Invasion», rie war etwas abgeflaut, bard quasi über Nacht entstand, weil Rosanne nes Rechtsstreits mit James wie man die aufkommende jetzt hatten wir Hip-Hop berühmt. Die Mutter, die Cash nach dem Tod ihres Murphys Label Death Welle aus Kanada Mitte und Indie-Töne auf dem ihren Sohn dazu erzieht, Vaters Johnny Cash gebe- From Above Records das der Nullerjahre bezeichne- Radar. Zum Hip-Hop gab in den Honky-Tonks Hip- ten wurde, sich um den Er- Suffix 1979 geben muss- te. Während Arcade Fire es bei «Car Wheels» einen pies zu verprügeln, das halt von dessen Elternhaus ten – das Geburtsjahr von sich zu einem musikali- Link: Die Platte hatte Rick schrammte knapp an Mer- in Arkansas zu kümmern. Schlagzeuger Sebastian schen Kunstprojekt in Sta- Rubin für sein American- le Haggards «Okie from Sie kniete sich tief in die Grainger. Repetitionsar- dionformat entwickelten, Label aufgenommen, er Muskogee» vorbei. Doch Geschichte des alten Sü- tig feuert Gitarrist Jesse F. sind Wolf Parade einfach verkaufte die Produktion der Text steckt voller kluger dens. Das Album ist bester Keeler Staccato-Salven aus normal gut und Indie ge- dann aber weiter. So nackt Ironie – wie natürlich auch Americana: transparente seinem verzerrten Instru- blieben: schnörkellos, et- und ehrlich die Musik hier der von Haggard. Danach Songs, eine weit nach vorn ment, während Grainger was schräg, unprätentiös. tönt, so viel Arbeit steckt war lang nicht viel los bei gemischte Stimme, persön- sein Schlagzeug plagt, als Nicht mehr und nicht we- dahinter: Sechs Jahre be- Ray Wylie Hubbard ausser liche Texte mit allgemei- ob er ein Geständnis aus niger. Aufgezogen wurden anspruchte das Making of. Alkohol und Drogen. Ir- ner Gültigkeit. Eine Slide- ihm rausprügeln wollte. sie von Isaac Brock, dem Steve Earle, der involviert gendwann schaffte es Hub- Gitarre hier, Blues-Scales Laut und dreckig klangen Modest-Mouse-Master- war, klagte, er habe noch bard von den Anonymen da, knappes Schlagzeug, sie, laut und billig waren mind. Er hat «Apologies nie so wenig Spass bei einer Alkoholikern, wo er seine trockener Bass. Die Lieder ihre Sprüche. Für die einen to the Queen Mary» pro- Aufnahmesession gehabt. zukünftige Frau kennen- handeln von Heimat, aber infantil, für die anderen duziert. Und ähnlich wie Bisher hatte man die Songs lernte, zu den bekanntes- auch vom Unterwegssein, Rock’n’Roll. So grossspu- Modest Mouse schaffen von Lucinda in den Versio- ten Wahl-Texanern. 1997 von Verzweiflung, aber rig sie aufgetaucht sind, so es auch Wolf Parade, das nen von anderen gekannt. erschien sein insgesamt auch von Spass, von Hun- lautlos und schnell sind sie Normale speziell klingen Nun überzeugte die Perfek- achtes Album, das erste für ger und Cajun-Gerichten. danach aber auch wieder zu lassen. Dabei schien der tionistin auch als Interpre- Philo Rounder, und sein bis Es sind keine Reime, die in der Bedeutungslosigkeit kreative Fundus der beiden tin, mit ihrer schläfrigen, heute bestes. Hubbard sel- Rosanne Cash auf diesem verschwunden. «You’re a Rudelführer Spencer Krug verletzlichen und manch- ber zitierte Bob Dylan und Album zusammengetragen Woman I’m a Machine» und Dan Boeckner schier mal aufreizenden Stimme, Gram Parsons als wichtige hat, sondern Geschichten. war das einzige Album, be- endlos. Beide gründeten die immer leicht neben dem Einflüsse. Die Kratzer in Alle zusammen erzählen vor sie sich 2006 trennten. eine Reihe von Nebenpro- «richtigen» Ton liegt. Hier der Stimme, ein feiner Sinn sie eine grosse Geschichte, Fünf Jahre später waren sie jekten wie Handsome Furs, gibt es keine Hits, aber für Ironie, Blues-Riffs, ein diejenige des Landes, durch wieder zusammen auf Tour Frog Eyes, Swan Lake oder Atmosphäre, Emotionen, bisschen Bibel, eine dicke die sich der grosse Missis- und veröffentlichten auch Sunset Rubdown, die über Sounds. Thematisch dreht Scheibe Weltliteratur, dazu sippi zieht wie ein brauner, zwei neue Platten, beide die Jahre hinweg allesamt sich das Album um Verlust, viel Autobiografisches und fetter Faden, eines Landes, aber blieben eher medioker ebenfalls hervorragende Reue, Erinnerung – und um Erfundenes, das ebenso das es so nicht mehr gibt, und ohne den Knalleffekt Platten veröffentlichten. Lebenshunger und Leiden- gut wahr sein könnte. Kei- das aber nie ganz ver- der Anfangstage. Geblie- «Apologies to the Queen schaft. Nie hat Williams ne fade Songwriter-Intros- schwinden wird. Jedenfalls ben war hingegen der un- Mary» bildete das Funda- ihr Talent, aus kleinen Er- pektive, sondern Riffs und nicht aus der Erinnerung geheure Spassfaktor, den ment dieses grossartigen eignissen grosse Songs zu Soli für alle. Und das alles derjenigen, die es einmal ihre Musik während Live- Schaffens, das in diesen Ta- machen, so überzeugend aus einem Guss. Das muss gesehen haben. Shows hat. Keine Band gen mit dem vierten Wolf- schmerzlich umgesetzt wie man erst mal auf die Reihe klang so roh, dreckig und Parade-Album «Cry Cry auf «Car Wheels». Ein kriegen. sl. war dennoch so poppig Cry» fortgeführt wird. Evergreen der amerikani- und tanzbar. schen Songkultur. sl. men. men. sam. LIEBLINGSPLATTEN

Josh Rouse Chuckamuck The Monsters The Hunches Attwenger 1972 Jiles Birds Eat Martians Yes. No. Shut It. Dog (Rykodisc, 2003) (Staatsakt, 2013) (Voodoo Rhythm, 1998) (In The Red, 2002) (Trikont, 2005)

Gibt es überhaupt perfek- Die Leichtigkeit des Seins. Während auf der anderen Der Noise von Pussy Ga- «Und a dog is a dog / Und te Alben? Alben, an denen Alle Fünfe grade sein las- Seite des Atlantiks 1998 lore und die Blues-Punk- da dog is a hund / Waun da man sich nicht satthören sen. Keine deutsche Band The Reatards ihr ebenfalls Attacken des Nachfolgers hund ned so mog / Iss ned kann? Viele verlieren mit hat die Kunst des unfer- unsterbliches erstes Album Blues Explosion wurden guad für den dog.» Markus der Zeit ihren Reiz. «Ne- tigen LoFi-Rumpelrocks veröffentlichten, erschien 2002 von The Hunches Binder knetet und klopft vermind» von Nirvana war so perfektioniert wie diese nach zwölfjähriger Band- in Portland, Oregon, zu den Dialekt, bis neue Be- seinerzeit eine Offenba- Berliner Rasselbande. Ihre geschichte das vierte Al- einem Ohrenbluten verur- deutungen rauspurzeln – rung, kann ich mir heute Songs schlingern oft nah bum der Berner Giälä The sachenden und trotzdem der Attwenger-Schlagzeuger aber kaum mehr anhören. am Abgrund, drohen aus- Monsters. Fünfzehn Songs, immer wieder sanft einlul- sprechsingt dabei zu einer Der ewige Geheimtipp einanderzufallen, sich in welche allesamt zu Alltags- lenden Rezept vereint. Sie collagiert-groovigen Musik, Josh Rouse hingegen hat ihre Einzelteile zu zerlegen. Hymnen mutierten, ver- verstehen es bestens, in ih- die stoisch ist und wider- mit seinem Konzeptalbum Und dann kommt stets aus packt in einem Cover einer rem brutalen Feedback-Ge- borstig, mit Slide- und Stör- «1972» einen dieser zeit- dem Nichts ein unwider- Grafikikone. Die Fuzzgi- witter eingängigste Songtei- geräusch-Einsprengseln. losen Klassiker geschaf- stehlicher Mitsingrefrain tarre zertrennt Hirnwin- le unterzubringen in Form Dann setzt mit grossem fen, der es vielleicht eines oder eine Surf-Gitarrenme- dungen, der Bass sedimen- von Gitarrenmelodien, die Atem Hans-Peter Falkners Tages noch auf eine die- lodie, zieht der Rhythmus tiert alle Hemmungen, der sie teils gefährlich nahe am Ziehharmonika ein, und ser «100 beste Album der schnurstracks an. Ihr zwei- Rhythmus des Schlagzeugs Indie-Abgrund spazieren Attwenger, dieses einzigarti- Musikgeschichte»-Listen tes Album von 2013 klingt lässt Dich die Bindung zur lassen – ein Reimgedicht, ge Linzer Duo, stürzt sich in schafft. Aufgenommen unfertig, spontan und nach Aussenwelt verlieren, und gesungen von einem Kind, Polkas, musikalische Quasi- 2003 in Nashville, ist das vielen Zigaretten und Do- man ist vollends dem Ge- ergänzt die Stimmung der Hip-Hop-Szenarios, gezerr- Album eine Reminiszenz senbier. Aber genau so muss sang des Predigers ausge- stets bösen Vorahnung. Ti- te Harmonika’n’Grooves, an den Sound des Jahres es auch klingen. Überdreht, liefert. Mit den genialen tel wie «Murdering Train lehnt sich zurück zu Elec- 1972, an Carole King, die verschlafen, heiser. Sie Cover-Versionen «Get On Track Blues» oder «Sta- tro-Geklicke und -Gedub- Rolling Stones, Elton John, wollen das so. Produzent the Right Track Baby» und tic Disaster» sind ebenso be. Diese Musik vermischt Al Green, Marvin Gaye, Moses Schneider hätte ih- «Wild Wild Lover» zerren selbsterklärend wie «Ex- verspielt nur scheinbar Un- James Taylor, Sly & the nen auch problemlos eine sie das Erbgut des Rockabi- plosion» oder «Hurrica- kompatibles, sie dreht sich, Family Stone oder Nick amtliche Rockproduktion lly auf die Seite des Punks, ne»: Kopfnicken wäre ein gerät in Trance. Textlich Drake. Funky, soulful, ent- verpassen können. Aber «I Got the Brain Up My selbstbeschränkendes Un- entsprechend nimmt Bin- spannt und üppig instru- dann wäre die charmante Ass» endet in feinen Jazz, ding, hier wird der ganze der stückübergreifend Fä- mentiert, mitsamt Flöten, Slacker-Stimmung hinüber und «Dead End Street» hat Körper erfasst und epilep- den im Fortlauf wieder auf, Bläsern, Piano, Handclaps, gewesen. So klingen sie einen herrlichen analogen tisch durchgeschüttelt. Der spielt mit Wiederholungen, Chören und reichlich Per- nach frühen Replacements, Synthie. Wacko Folk hat Gesang ist angezerrt und Sprachsounds, mäandern- cussion. Das Erstaunliche Libertines oder eben Black ebenso seinen Platz wie stets auf der Kippe zum ver- den Aussagen – bis sich dabei ist, dass das Album Lips und Growlers. Dazu fuzzüberströmte Balladen zweifelten Aufschrei. Mit deren Bedeutungscharakter keine Sekunde retro klingt, passen ganz wunderbar und Biker- und Bird-At- dem Cover von «Accident» in Repetition/Variation ver- sondern auch heute noch ihre hingenuschelten deut- tack-Instrumentals. Und weisen The Hunches den wischt und die Worte groo- topmodern. «Come Back» schen Texte, die so lässig natürlich die unzähligen Weg zu den Electric Eels, ven. Attwenger haben – seit ist besser als alles, was um die Ecke kommen, als alles niedermähenden und und «Peeping Tom Crawl» 1990 – aber dann doch und Phoenix auf ihrem letzten wären sie erst fünf Minu- trotzdem unendlich knis- deutet wohl auf die Film- sehr wohl etwas zu sagen: Album produziert haben. ten zuvor am Stehimbiss ternden Rockers: Sie laden leinwand. Wer einen sanf- «Östareicha san gmiadlich Und warum «Love Vibrati- entstanden. Der Opener dazu ein, kopfvoran auf ten Einstieg sucht, kann wauma schaut / Owa voi on» kein Top-10-Radiohit «Hitchhike» gehört in jede Betonboden zu stagediven sich von «The Ballad» via aggressiv bis knopp unta die wurde, bleibt eines der Jukebox. Bei mir steht das oder eng umschlungen die «Same New Thing» und haut», heissts in «Dum», grossen Rätsel der Pop- Album auf einer Stufe mit Hüften kreisen zu lassen. «Lisa Told Me» in die Tie- einem Stück, das nebenbei geschichte. Was nicht ist, dem Debütalbum von Trio. Jeder Song hätte eigentlich fen ziehen lassen, wo er das schöne musikalische kann ja noch werden. Das will was heissen. als Single ausgekoppelt ge- dann mit «Got Some Hate» Genre Netzbeschmutzer- hört. Erleuchtend. Heilend. definitiv zerfleddert wird. Polka erfindet. Urleiwand! mn. mn. Rock’n’Roll, baby! pin. odi. pin. LIEBLINGSPLATTEN

The Green Shellac Justin Min King Bonnie Apple Sea Terraform Timberlake Immer wieder «Prince» Billy Northern Sky, (Touch and Go, 1998) FutureSex/ (Polenta Records, 2017) Ease Down the Road Southern Sky LoveSounds (Domino, 2001) (K&F Records, 2010) Rückblickend war 1998 (Jive Records, 2006) Eigentlich darf man sich für mich ein Wendejahr: nicht zu Alben äussern, die Die CD blieb damals in Mit der nonchalanten Die Band an den Nagel ge- «Was? Kennst Du nicht?» man noch gar nicht gehört der Wohnung meiner Ex- Aufforderung, über die hängt und flugs, auch ohne Für mich als Assistenten hat. Ich tus trotzdem. Aus Freundin liegen. Sie dort zwei persönlichen Lieb- es geplant zu haben, zum von Loop-Gründervater folgenden Gründen. Denn wieder abzuholen, habe ich lingsplatten der ersten 20 Konzertveranstalter mu- Reto Baumann hatte das die schönste, beste, grösste mich nicht getraut. Dabei Loop-Jahre etwas Kleines tiert. 1998 war auch das Wort des Chefs auch dann Musik ist immer auch ein hätte ich diese Musik sehr zu schreiben, brachte der Jahr, in dem meine musi- noch Gewicht, als die muffi- Versprechen. Auf Liebe. nötig gehabt nach der Tren- Scheffredaktör wohl nicht kalischen Interessen in alle ge Hinterhofklause mit dem Eine bessere Welt. Eks- nung. Denn das, was es auf nur mich wängele in die Richtungen explodierten unvergessenen Mief von tase. Selbstentäusserung. «Ease Down the Road», Bredouille. Wo anfangen? und sukzessive je an Dring- halbverzehrtem Asia-Fast- Oder eben auf die beste Will Oldhams zweitem Al- Lambchop, Bill Callahan, lichkeiten verloren. food längst Geschichte war: Musik, die man je gehört bum unter dem Pseudonym Bilderbuch, Doomenfels, Als Abschluss der beinrock- «Da, du Penner», sagte also hat und deshalb das Le- Bonnie «Prince» Billie, zu LCD Soundsystem, Gil harten Neunziger nenne ich der Chef und legte mir etwa ben verändern wird. Ein hören gibt, ist tröstlich. Scott-Heron, Ghostpoet, hier Shellacs «Terraform». fünf Jahre nach dem Er- solches Versprechen wur- Mehr noch, diese spärlich Nick Cave, Nadja Zela, Gitarre, Bass, Schlagzeug. scheinen Timberlakes Meis- de mir offenbar, als ich arrangierten Songs sind Kendrick Lamar, Voodoo Wenig Vocals. Zwei Ver- terwerk auf den Küchen- das Lied «Die Zwei» vom jeder für sich ein Kleinod. Jürgens, Dr. John pp. – stärker, ein Mikro. No ef- tisch. Noch heute liebe ich neuen Min-King-Album Mal ists ein Banjo, mal ein Grandioses gabs galore. fects – reduced to the max. «FutureSex/LoveSounds» gehört habe. Weltschönstes einsames Steel-Gitarren- Und dann gibt es «Nort- In dieser Formel ist Shellac – ein hochartifizielles Amal- Schaffhauser-Deutsch, ein Riff, mal sind es klappern- hern Sky, Southern Sky» ein Monolith. Der kom- gam von unterschiedlichsten unglaublich beeindrucken- de Hölzer, mal eine weib- von der Nürnberger Indie- merziellen Vereinnahmung Stilen und Subströmungen, der Sänger, allerleckerster liche zweite Stimme, die Folk-Band Green Apple hat sich das Trio um den Meta-Musik über Black- Retro, produziert von Sämi diese einfachen, am Coun- Sea. Ihr fünftes Album ist Produzenten Steve Albini Music-Styles, grosser Pop Hartmann, dem ich sogar try geschulten Songs zum eine Sammlung mit zehn ebenso entzogen. 1998, mit drei Ausrufezeichen, selber einmal Hallo sagen Glänzen bringen wie die unfassbar tollen, wunder- vier Jahre nach dem Debüt- ein grandioser Sänger, des- durfte. «Die Zwei» ist ein Abendsonne das stürmische voll arrangierten Songs album, hatten sich Shellac sen Verliebtheit in Michael Lied über erkaltete Herzen, Meer. Über der hier vor- – einer besser als der an- mit «Terraform» zu einer Jackson nicht zum Kniefall, heiss hat es mein eigenes getragenen zerbrechlichen dere, auf spektakuläre Art erratischen Höchstform sondern zur Übertrumpfung berührt. Und seither freue Beschwingtheit thront stets unspektakulär, mit Melo- emporgeschwungen. Rudi- des Verehrten führt. Hoch- ich mich auf den Moment, Oldhams Gesang, der nach dien, für die andere töten mentäre Riffs, gnadenlose leistungssport halt, gepimpt das ganze Album im Plat- Verlorenheit klingt und da- würden, und Harmoniege- Präzision, endlose Repeti- von den damals führenden tenladen in den Händen bei von Selbsthass singt. Sel- sängen, die Dich ein paar tionen, very high volume: Produzenten wie Timba- zu halten, zu zahlen und ten wurde ein Seitensprung Zentimeter über dem Bo- Shellac pumpten Rock- land, Rick Rubin, Danja. dann zu Hause anzuhören. so warm und gleichzeitig so den schweben lassen. Zau- energie in Minimal Music, Das Album funktioniert Es wird grossartig sein! melancholisch abgehandelt berhafteste Americana aus bis die sorgsam aufgebaute wahrscheinlich deshalb Noch grossartiger aber ist wie auf dem titelgebenden der Hauptstadt der Rost- Wall of Sound zu platzen auch heute noch so gut, das Versprechen, das es ab- Stück. Genau die richtige bratwurst! «Northern Sky, droht. Atmosphärisch ein weil es als Übersetzungsma- gibt. Popmusik hat immer Mischung also für einen Southern Sky» ist wahrhaft eigenartiges Changieren schine von Underground- mit diesem Versprechen zu 23-jährigen Mann in Not. in mehr als einer Hinsicht zwischen Melancholie und Sounds und -Techniken in tun, auch wenn sich dieses Auch wenn die Freundin eine unglaubliche Platte Wut. «Terraform» ist auch den Mainstream gedacht ist Versprechen im bisherigen samt Album weg war, diese einer klasse Band. «But we ein Album, das man nur – ein Prinzip, das «Future- Hörerleben seit gefühlten Musik blieb meine. Irgend- ain’t no Rock’n’Roll band, auf Vinyl hören darf. Es ir- Sex/LoveSounds» beispiel- 10 000 Songs wiederholt. wann ergatterte ich mir we’re just five kids in the ritiert mich, dass die Alben haft vor Augen und Ohren «Immer wieder» und noch das Album wieder auf dem sand», singen Green Apple von Shellac auch auf Spo- führt. Pop ist eben auch für einmal. Min King! Flohmarkt, als Platte. Jetzt Sea selbst. Understatement tify zu hören sind – und vor Opas wie den ehemaligen kam auch das Cover, das klang selten besser. allem, dass ich mich in der Loop-Erfinder-Assistenten ram. einen Feldweg zum Meer Vorbereitung dieses Tex- lebendig. Oder wie es Tim- und einen Silberstreif am odi. tes habe verführen lassen, berlake auf dem Cover Horizont zeigt, richtig zur nicht das Vinyl zu spielen. macht: Kick die Discokugel! Geltung. Danke, Gründervater-Chef. cpa. dsa. ram.

! | "#!NOVEMBER!!STEVE PALACE ST.GALLEN ! GUNNUS 3.11. FRANZ | $%#!NOVEMBER!!GURRDE DOBLER – DIE | $#!DEZEMBER!!DINNERDK! TRIKONT-STORY | %$#!DEZEMBER!!LES BIG THIEF TOURISTESCH 15.11. | %&#!DEZEMBER!!GRAN 24.11. PERFUME NOIRCH!!!| $'#!FEBRUAR!!$'%"! GENIUS PEACH PITCA! PALACE.SG www.albani.ch

32. MUSIK-FLOHMARKT SCHAFFHAUSEN SO. 12. NOVEMBER 2017 VIANCO ARENA BRUNEGG 9 ALLES RUND UM MUSIK! RIESIGER FLOHMARKT MIT PLATTENBÖRSE. MUSIC, FOOD & DRINKS.

2 3 7 . 1 B 0 062 892 83 44 IS 2 2 ER 5. NOVEMB

ein Engagement von Stadt und Kanton . im KulturRaumSchaffhausen

LIVE SALZHAUS

Acid Arab 11 ACID 11 ARAB FR

Indie-Rock 14 LIARS USA 11

Prog-Metal/Post-Rock 15 LEPROUS NOR SGA AU BE 0 N 1 : 11

w 33.–h w .c w. g loopzeitun

Singer-Songwriter seit 1998 17 ANNA TERN- 11 SWE Nur gute Musik HEIM LIEBLINGSPLATTEN

The Notwist Grizzly Bear Van Hunt Kanye West Neon Golden Yellow House Van Hunt Late Registration (City Slang, 2002) (Warp, 2007) (, 2007) (Capitol/EMI, 2004) (Def Jam, 2005)

Wie schreibt man eigent- Was genau ich vor zehn Noah Lennox war bis zur Keine Ahnung, wie oft der Es gibt nur wenige Berühmt- lich über eine Platte, die Jahren in einem meiner Veröffentlichung von «Per- Schreibende diese Plat- heiten, deren Einladung einem so ans Herz gewach- ersten Loop-Texte über son Pitch» bekannt als te gehört hat. Immer und auf ein Bier man besser sen ist wie The Notwists dieses Album geschrieben Stehschlagzeuger, Chorsän- immer wieder. Einfach ausschlagen sollte. Kanye «Neon Golden»? Deren habe, weiss ich nicht mehr. ger und Lagerfeuergitarrist darum, weil sich das Al- West gehört dazu. Statt sich Lyrik sich vor 15 Jahren im Vermutlich stand da eher der damals noch deutlich bum, das knackigen R&B, einen der gehässigen Mo- Kopf festsgesetzt und sich bemüht was von Songs, anarchischeren Freakout- Soul, NeoSoul und Funk nologe des egomanischen seither nicht mehr daraus die so verwinkelt sind wie Gruppe Animal Collecti- vereint, für fast jede Gele- Superstars anzuhören, wür- verabschiedet hat? Es sind das titelgebende «Yellow ve. Danach wurde er als genheit eignet: Die Gäste den wohl viele lieber eine solche Textzeilen, die ge- House», in dem die da- Popgenie gehandelt, der bleiben unerwartet länger? Woche Urlaub mit Donald blieben sind: «Vielleicht ist mals sehr jungen Grizzly- im Stile eines Brian Wilson Eben eine Flasche Wein Trump machen. Über seine es genug, einmal im Tag der Bear-Musiker ihr Debüt als bubenhafte Sorglosigkeit aufgemacht? Zoff mit der Musik sagt das allerdings Pilot zu sein.» – «Scheitere Band aufgenommen haben. vertont. Dabei war zumin- Freundin gehabt? Immer nichts aus. In den letzten 13 mit Eloquenz und lächle Wahrscheinlich stand auch dest mir «Person Pitch» zu- ist «Van Hunt» die richtige Jahren hat der Produzent, dabei.» – «Von Montag was von der Autoharp nächst allzu schlaufenhaft. Wahl. Stücke wie «Dust», Rapper und verhinderte bis Freitag sind wir zufrie- und anderen antiquierten So, dass ich mich erst an «Down Here In Hell (With Modeschöpfer aus Chicago den, und am Sonntag wei- Hippie-Folkinstrumenten, «Ponytail» – den so stillen You)» oder «Out of the die Hip-Hop-Kultur wieder nen wir. Aber wir mögen die sie einsetzen, von den wie zarten Ausklang der Sky» – grossartig, wie und wieder mit wichtigen das.» Ebenfalls wichtig: schimmernden Gesängen Platte – klammerte. Und Letzteres schleichend Fahrt Impulsen versorgt. Schon Wie haben es diese Musi- von und von dort gings zurück an aufnimmt – klingen schwe- sein Debütalbum «The Col- ker aus der bayrischen Pro- Ed Droste und von Geis- den Anfang eines Werkes, relos, gefühlsschwer, fein- lege Dropout» von 2004 vinz geschafft, Elektronik tern, die durch die Songs das der damals frisch nach fühlig und groovy zugleich. steckte ein weites Feld ab und Folk, Rock und Jazz spuken. Was ich natürlich Lissabon ausgewanderte Wer hat das, mal abgesehen und zeigte sanft auf, dass so zueinander zu führen, noch nicht wusste, war, Lennox aus Samples zu- von Al Green, Curtis May- sich da einer in Stellung als wäre es das Selbstver- dass «Yellow House» auch sammenklauben musste, field oder Stevie Wonder, brachte, der sich nicht auf ständlichste auf der Welt? zehn Jahre später noch weil seine Gitarre am Zoll noch geschafft? einen Sound oder ein The- «Neon Golden» war ein nichts vom anfänglichen hängen geblieben ist. «Per- Seiner Majorlabel-Karriere ma beschränken würde. Meilenstein des Vertonens Mysterium eingebüsst hat son Pitch» funktioniert so tat das Album übrigens Sein Zweitling «Late Re- von Sensibilität – und ist und Songs wie «On a Neck, auch als eine Art Mixtape, keinen besonders grossen gistration» ist vielleicht deshalb bis heute nicht ge- On a Spit», der Minihit das den Bogen von den Dienst: Das Nachfolgeal- das, was man als Eldorado altert. Dabei ist das Album «Knife» oder das offene Beach Boys über King Tub- bum floppte, und dessen für Hip-Hop-Kinder der in der Produktion zwar von «Colorado» noch immer by bis hin zu den Tracks Nachfolger erschien nie. Neunzigerjahre bezeichnen atemberaubender Origina- noch spektakulär funkeln. von spannte. Seither veröffentlicht er alle kann. Sicher hat er später lität, aber nie manieristisch. Die nachfolgenden Alben Namen, die der ehemali- paar Jahre einen Tonträger, musikalisch wegweisendere Der Titel «Neon Golden» brachten für diese so fein- ge Plattenverkäufer auch der nur noch erahnen lässt, Alben aufgenommen, si- blieb in Zusammenhang sinnige wie meisterhafte im Booklet aufführt. Vor zu welchen Dingen dieser cher auch grössere Hits ge- mit dem blutroten Cover Band, die anders als viele allem ist «Person Pitch» Mann fähig wäre. Alles habt. Aber diese Platte hat- stets rätselhaft. Auch gab ihrer Folk- und Waldschrat- seine ganz persönliche Ode Tatsachen, die den Wert te eine Wärme, einen Vibe es textlich mehr Fragen als zeitgenossen noch immer an die Popmusik. Eine, die von «Van Hunt» nur noch und eine Songhaftigkeit, die Klarheit. Doch zeichnet relevant ist, den Durch- noch immer nichts von ih- steigern. dem Hip-Hop lange gefehlt dies bekanntermassen gute bruch. Doch der Hausklas- rem frohen Abenteuergeist hatte. Popmusik aus. Wie auch siker «Yellow House» ist verloren hat. räd. Er war damals noch nicht dies: Eins werden mit die- mir bis heute eine der liebs- «Yeezus», er war der «Lou- sen Freaks. ten Platten überhaupt. bs. is Vuitton Don» – und das Album, veröffentlicht am dsa. bs. 30. August 2005, ein sau- ber abgeschmeckter Ge- nuss.

räd. LIEBLINGSPLATTEN

Solomon Burke Bright Eyes Gustavo Cerati Klaus Johann Koch-Schütz- Don’t Give Up On Me I’m Wide Awake, Siempre es hoy Grobe Studer (Fat Possum, 2002) It’s Morning (Sony, 2002) Spagat der Liebe Tales from 30 (Saddle Creek, 2005) (Trouble in Mind, 2016) Unintentional Nights Sixties-Soul-Legende Solo- Es gibt gewiss gewichtige- (Intakt, 2006) mon Burke wollte es mit Es ist Halbzeit in George- re Alben des verstorbenen Mein Sportalbum der ver- 61 noch einmal wissen. W.-Land. Conor Oberst, argentinischen Rockstars, gangenen Monate. Es ist Keiner wusste, ob sie das Seine arg ins Stocken ge- der Mann, der Bright Eyes etwa das epochale «Can- die kernige, knallende, all- durchstehen würden. Auch ratene musikalische Karri- ist, zieht Bilanz. Gleich zu cion Animal» mit seinem gegenwärtige Bassgitarre, die drei Protagonisten ere brauchte neuen Schub. Beginn lässt er in einem ge- Trio Soda Stereo. Aber die da besonders antrei- selbst zeigten sich kurz vor Dazu unterschrieb er beim sprochenen Monolog das dieses Solowerk aus dem bend wirkt. Dabei figuriert dem Start ihres Projektes Indie-Label Fat Possum. Flugzeug abstürzen, in dem Jahr 2002 ist sein experi- sie nicht einmal namentlich «Musik-Marathon» nervös. Die cleveren Leute dort gin- wir alle sitzen. Und erst mentellstes, intimstes und im Steckbrief dieser helve- Doch Hans Koch, Martin gen auf Betteltour für ein ganz zum Ende der Platte mit 71 Spielminuten und tischen Band, die offiziell Schütz und Fredy Studer paar Lieder. Und siehe da, wird klar, dass die Zuver- 17 Stücken auch sein längs- nur als Duo auftritt. Im schafften es: Vom 1. bis 30. sie bekamen ordentlich was sicht überlebt, untermalt tes. Was mich daran faszi- Zentrum stehen ja die Key- September 2005 spielten die zusammen: Van Morrison, von Beethovens «Ode an niert, ist einerseits die sehr boards von Sevi Landolt, Jazzer aus Biel und Luzern Tom Waits, Brian Wilson, die Freude». Dazwischen inspirierte Vermischung und die habens wahrlich jeden Abend ein Konzert in Elvis Costello, Bob Dylan, richtet Oberst den Blick von Rockgitarre und Elec- in sich: Psychedelik, Kraut- der Schlosserei 12 in Zürich Nick Lowe, Barry Mann/ auf das Naheliegende, das tronica, andererseits die rock, Jazz und Disco tref- West. Keine Kurzsessions, Cynthia Weil, Dan Penn Eigene. Ein starkes Stück, gedämpfte Stimmung des fen sich da in einer höchst sondern Konzerte à zwei und Joe Henry kramten da die USA gerade ihre ganzen Albums, eine Stim- virtuosen Mischung, die Sets, die nicht selten über unveröffentlichtes Material grössten Cowboystiefel mung, die beim ersten Hin- auch schon Vintage oder zwei Stunden dauerten. aus ihren Schubladen. Das angezogen haben und da- hören etwas Monotones Retro genannt wurde, die Die zum Konzertraum Geniale daran: Das sind al- rin kreuz und quer über ausstrahlen mag, mit der aber gerade wegen des re- umfunktionierte Schlosse- les hervorragende Songwri- die Welt trampeln. Dazu Zeit aber eine sehr medi- duzierten Settings etwas rei war jeden Abend prall ter, aber keine allzu begna- benutzen Bright Eyes erst tative, beruhigende Seite sehr Modernes versprüht: gefüllt, und es gab etli- deten Sänger. Im Gegensatz noch die Mittel der klassi- entwickelt. Dazu passt Hooks, die an alles und che Leute, die an keinem zu Burke, diesem Monu- schen weissen amerikani- jenes poetische Wortspiel nichts erinnern. Dieses Abend fehlten. Sie wurden mentalmenschen (150 Kilo, schen Erzählungen: Coun- aus dem traumhaften Song Zweitalbum gefällt mir üb- belohnt, denn das Trio 21 Kinder, 1 eigene Kirch- try und Folk. Bloss ist bei «Vivo»: «El fin de amar rigens noch besser als das schaffte das schier Unmög- gemeinde, 1 Bestattungs- ihnen nicht von Blut, Bo- sentirse más vivo, el fin del erste («Im Sinne der Zeit») liche: Jeder Abend wurde Kette). Der schafft es kraft den, Knarren oder harter mar es sentirse igual, vivo», weil insgesamt etwas ru- zum musikalischen Unikat. seiner Stimme spielend, Arbeit die Rede. Sondern zu Deutsch etwa: «Zweck higer, konzentrierter, aber Die Angereisten wussten dieses Potpourri zu harmo- davon, wie man im Kleinen der Liebe ist, sich lebendig auch melodiöser, strah- natürlich, dass das Risiko nisieren, alles mit Tiefe und Grosses vollbringen kann, zu fühlen, am Ende (auf lender ausgefallen. Näher der Wiederholung gering Wärme – Seele eben – ele- wenn man die Feier des ei- dem Boden?) des Meeres beim kommunen Popsong. war. Koch-Schütz-Studer gant einzukleiden. Gerade genen Lebens bloss richtig fühlst du dich gleich leben- Und selbst der dünne Un- hatten damals eine bereits so, als seien ihm die Stücke zelebriert. Und dadurch die dig.» Andere Stücke klin- gesang der Beiden, selbst 15-jährige Triogeschichte auf den Leib geschrieben Welt insgesamt ein Stück- gen in den Texten bitterer, die ziemlich kuriosen hoch- hinter sich und galten als worden. «Don’t Give Up chen besser macht. Ja, auch anklagender – «Siempre deutschen Lyrics – fälsch- eine der herausragenden On Me» ist ein einziger von Liebe ist da die Rede es hoy» ist schliesslich ein licherweise auch schon in Impro-Bands Europas. Gospel über verflossene – sogar recht oft. Das wird sogenanntes Trennungsal- die Nähe des Schlagers ge- «Hardcore Chambermu- Lieben, verpasste Chancen. mal lagerfeuerschrammlig bum. So heisst es etwa im bracht – entwickeln einen sic» nannten Holzbläser Aber hinter jeder falschen begleitet, mal jangly und Popsong «Karaoke»: «Nur besonderen Charme: «Oh, Koch, Cellist Schütz und Entscheidung kommt die einmal sogar in Ballroom- kurze Zeit später hast du diese Melodie, ist pure Fan- Perkussionist Studer ihren Hoffnung: «There is al- Breitwand-Sound. Obersts dir ein neues Herz gesucht, tasie, der Geist, der ganz eigenwilligen Sound, der ways tomorrow, or tomor- Botschaft kommt an: Die und jetzt hast du deine eige- verzückt, ich glaub er spielt im Moment entsteht – und row night.» Aufgenommen Singles «First Day of My ne Show, wie ein König der verrückt». Etwas vom Bes- auch so klingt. Die beseel- wurde das Album in vier Life» und «Lua» stehen Rache.» Ja, man lernt dazu ten aus jüngsten Schweizer testen Momente der 30 Tagen, gemacht ist es für 2005 respektive 2004 auf ein wenig Spanisch… Soundküchen. Konzerte sind später auf die Ewigkeit. Amen. den Plätzen 1 und 2 der CD (und als Dokfilm!) er- Billboard-Charts. bv. bv. schienen. Kürzlich haben tsp. Koch-Schütz-Studer be- tsp. schlossen, sich aufzulösen.

fvn. LIEBLINGSPLATTEN

Schneeweiss Son Lux Unmap Le Tigre Françoiz Breut und Rosenrot Lanterns Pressures Le Tigre Vingt à trente mille Pretty Frank (Joyful Noise, 2013) (Sinnbus, 2013) (Mr. Lady, 1999) jours (Enja Yellowbird/MV, 2011) (Labels, 2000) Müsste man die letzte Plat- Irgendwann war die ge- Every day and night löst Diese Musik lässt nieman- te von Son Lux in einer meinsame Platte einfach diese unglaubliche Sisters- Mais vraiment! Im Grun- den kalt. Song um Song Ecke deponieren, bliebe nur logisch. Und sehr not- Are-Doin’-It-For-Themsel- de ist es ein Ding der Un- sucht sie sich ihren Weg wohl nichts anderes üb- wendig: Ein erstes Amen. ves-Scheibe bei mir auch möglichkeit und völliger in Herz und Hirn, berau- rig, als sie in vier Teile zu Die Irin Mariechen Danz noch nach 18-jähriger Dau- Quatsch, ein Album von schend wie ein verwun- zerbrechen. Obwohl: Vier hatte schon zuvor ihre Per- erbeschallung intensivstes Françoiz Breut aus ihren schener Zaubertrank. Und Ecken würden kaum rei- formances mit der Musik Herzflattern aus. Die Rede bis heute veröffentlichten wenn sie verklingt, fühlt chen. Mastermind Ryan von Alex Stolze musika- ist von Le Tigre und ihrem sechs Werken herauszupi- man sich wie frühmorgens Lott hat für seine 2013 lisch untermalen lassen. gleichnamigen Debüt. Biki- cken. Weil die Platten der aus bildstarken Träumen erschienene LP sämtliche Auf dem Album «Pressu- ni-Kill-Sängerin Kathleen Französin – die Ende 90er- erwachend und in die Re- Ideen-Schubladen gezogen res» präsentieren die beiden Hanna, die damalige Zine- Jahre aus dem Schatten von alität blinzelnd, diese aber und wild gemixt: Streicher – unterstützt von Matthias Macherin Johanna Fateman Dominique A heraustrat, nicht verstehend, weil emo- und Baritonsaxophone Geserick am Bass und Tho- und Videokünstlerin Sadie seit Jahren in Brüssel lebt tional weiterträumend. harmonieren mit ihren ar- mas Fietz an den E-Drums Benning hauten es 1999 in und meine Jeanne Mo- Märchenhaft klingt nicht tifiziellen Gegenstücken, – ihr Händchen für genre- einer Zeit des abnehmenden reau der Musikwelt wurde nur der Bandname, mit es rappelt der Beat, es entgrenzten Minimalismus, Riot-Grrrl-Donnergrollens – schlichtweg alle Trou- dem die Zürcher Sängerin schleppt sich der synko- in dem sich nebst elektro- raus. Das Performerinnen- vaillen sind. Für mein Da- Lucia Cadotsch und die pierende Bass, bevor das poppigen auch TripHop- Trio kam mit seinem bro- fürhalten gehört also jede Berliner Pianistin Johanna dann abrupt alles zusam- und Soul-Elemente finden. delnden Feminist-Electro- ihrer Veröffentlichungen Borchert Anfang der Nul- menbricht, fast so, als hätte Vielleicht ists ja doch ei- Doo-Wop-Wave-Rap-Punk ins Regal. Auf jedem neuen lerjahre durch die Jazzclubs einer den Jenga-Klotz aus gentlich Pop, aber auf dem und einem schwungvollen Album nämlich nimmt «La tourten. Ihr musikalisches dem Klangkonstrukt ge- experimentellen Seitenweg DIY-Besenstrich meinungs- Breut» den Faden wieder Konzept baut auf just jene zogen. Macht aber nichts, abseits der Autobahn. Die stark und mustergültig laut auf, macht an einem ande- Doppelbödigkeit aus Idyll denn Lott denkt schon wie- sorgfältigen Arrangements zur Sache – und machte ren Punkt weiter, zieht uns und Abgrund, Klarheit und der weiter und ist bereits werden vor allem durch in auserlesenen Discogla- sehr bildhaft in eine neue Rätsel, welche die besten dran, den nächsten Streich Danz’ Vocals bestimmt: mourkostümen und in Geschichte, einen anderen Märchen ausmacht. zu komponieren. Die kom- Kryptische, aber dennoch aufgekratzter Partylaune Abschnitt. «Vingt à trente Musikalisch schlagen sie plexen Arrangements mit sehr lyrische Zeilen werden mit den herrschenden Zu- mille jours» ist vielleicht Haken, die manche Ha- ihren vielen Schichten und bis zum Mantra wieder- ständen im Musikzirkus eine ihrer melancholischs- sen ins Stolpern brächten. Brüchen klingen niemals holt, geflüstert, gesungen, kurzen Prozess. «Who took ten Platten. «L’heure bleue» Kombinieren Spieldosen- unentspannt. Klar, für an- der Inhalt bewegt sich ir- the Bomp from the Bompa- de Françoiz Breut. Damals melodien mit groovenden spruchslose Hintergrund- gendwo zwischen Koloni- lompalomp? Who took the schrieben noch andere für Latinrhythmen, lassen sim- musik taugt das Album alismus und Paranoia (an- Ram from the Ramalama- die Illustratorin Lieder: pelhübsche Popweisen in nicht. Sollte es auch gar scheinend). Manchmal sind dingdong?» NOFX-Sänger Dominique A natürlich, komplexe Klangbilder flies- nicht. Zu schade wäre es, es gar keine Worte, sondern Fat Mike oder New Yorks Jérôme Minière, Katerine, sen, changieren und trans- sich nicht in der Vielfalt Buchstaben («A B C (Hie- Bürgermeister Rudy Giuli- Yann Tiersen. Es waren ponieren, was das Zeug und im Ideenreichtum zu rarchy of the Alphabet)» ani kriegten einen Denkzet- intime Songs mit Wüsten- hält. Dies aber in jener ver- verlieren. Zählt man die heisst der letzte Track, und tel verpasst. Ebenso wurde gitarren, einem superscheu- spielten Geschmeidigkeit, einzelnen musikalischen Danz tut nichts anderes, als verdankenswerterweise eine en Banjo, Violinen, wind- die ihren wilden Kaprio- Elemente des Albums iso- das Alphabet einmal von inspirierende Kartei mit vor schiefen Synthesizern. Und len die eingangs erwähnte liert auf, kann man sich vorne und dann rückwärts allem weiblichen, aber auch mittendrin die Stimme von Traumhaftigkeit gibt. Die schwer vorstellen, dass aufzusagen). Manchmal männlichen Galionsfiguren Madame Brrrrrrrr, die mir Texte stolpern und tänzeln diese eine einigermassen ist es ein Cembalo («When – , Gertrude Schmetterlinge im Bauch zwischen Nonsens und akzeptable Symbiose ein- to Lead and When to Fol- Stein, James «I’m not your bescherte, obwohl sie die Hochpoesie und verstärken gehen könnten. Lott schafft low»). Danz kann singen Negro» Baldwin – auf ei- verflossene Liebe beklag- den surrealen Touch der es jedoch mühelos, und er und Sprechgesang, und sie ner Tonspur hinterlegt. So te. Weggetreten und doch Musik. schafft es auch, deren Do- tut das alles mit einer Cool- ist und bleibt der alte stets intensiv war diese Stimme, sierung so zu gestalten, das ness, die einem den Finger auch der neue Herzens- eine Mischung, die nur sie fvn. alles kurz vor «too much»- auf dem Repeat-Button wunsch: «Stop, don’t you hinkriegt. Vraiment! Moment elegant wieder ins festklebt. stop. I can’t live if you stop. Lot zu bringen. Don’t you stop.» jwy. haw. haw. jwy. NACHTSCHICHT

Loop feiern mit Fuck Yeah Weiterleben mit Big Thief

Die Welt war noch eine ganz andere, als Anfang 1998 die erste Ausgabe der Adrianne Lenker wurde in eine Familie hineingeboren, die damals Teil einer Musikzeitung Loop erschien. Und diese kleine Welt bestand aus Zelluloid, Sekte war. Als sie vier Jahre alt war, nabelten sich die Eltern von der kulti- Papier, bedruckten Kartonhüllen und Tonträgern auf Vinyl- und Silizium- schen Gemeinde ab. Doch einfach waren die kommenden Jahre nicht: Als Basis. Inzwischen ist die Musikindustrie komplett umgekrempelt worden, Adrianne fünf war, starb sie beinahe nach einem Unfall mit einem rostigen aber in ihrem kleinen Büro sitzen die Loop-Macher noch immer tapfer und Nagel, der ihr den Schädel durchbohrte. Diese Geschichte verarbeitet Len- werkeln stoisch weiter. «We’re stubborn, not stupid» – das ist ihre Devise. ker auf dem Song «Mythological Beauty» ihrer Band Big Thief, wenn sie Inzwischen befi nden wir uns im 20. Jahrgang, der Ende 2017 abgeschlos- singt: «I was just 5 and you were 27 / Praying, don’t let my baby die.» Len- sen wird. Und das will natürlich gefeiert werden, selbstverständlich mit ker hat überlebt, wurde von ihrem Vater – einem Musiker – gefördert und Musik. Die Münchner Band Fuck Yeah wird aufspielen – mit Loop-Autor auch unter Druck gesetzt, und fast wäre sie ein Kinderstar geworden. Doch Markus Naegele an der Gitarre. In Bern werden davor und danach auch sie sagte sich los und kämpfte sich selber durch, bis sie auf den Gitarristen die beiden Redaktoren an Mikrofon und Plattenteller im Einsatz stehen, Buck Meek traf, mit dem sie seither zusammenspielt: Erst im Duo Buck and derweil im El Lokal DJ Thomas Bohnet musikalische Perlen durch den Anne, später dann in der Band Big Thief. Zwei Alben sind seither erschei- Raum kullern lässt. Die unermüdlichen Mitarbeiter der kleinen Musikzei- nen, zuletzt «Capacity» auf Saddle Creek. Die Songs sind fein gesponnen tung stehen derweil locker verteilt im Raum, trinken ein Erfrischungsbier und sehr intim und können im Lärm dieser Tage auch leicht überhört wer- – und holen Luft für weitere zwanzig Jahre. (amp) den. Vor allem sind es aber Songs, die sehr lange weiterleben werden. (bs)

10.11., Café Kairo, Bern; 11.11., El Lokal, Zürich 15.11., Palace, St. Gallen; 16.11., Bad Bonn, Düdingen

Fr 03.11. CHRISTOPHER ELLIS (JAM / SOUNDSYSTEM SHOW) Sa 11.11. MIN KING AFTERPARTY MIT DJ EKI FR 24.11. HANRETI (LU), HERMANN (LU) SA 25.11. RADIO RASA GEBURTSTAGS-SAUSE LARRY BANG BANG Y LOS GÜEROS(TX,CH), SEDLMEIR (D) DO.30.11. AB 9. NOVEMBER IM KINO DECIBELLES (F) Musik im Briefkasten Das Jahresabo kostet 33 Franken. loopzeitung.ch NACHTSCHICHT

Saint Ghetto mit Algiers Träumen mit King Krule

Wäre die Welt eine gute Welt, dann wäre «The Underside of Power» ein In einem Interview mit «Nosey» kündigte Archy Marshall alias King Krule Welthit, mindestens. Denn im Titelsong des zweiten Albums der Band Al- vor ein paar Tagen an, London verlassen zu wollen: «Hier ist alles erle- giers ist alles zu hören: Der Weltlärm zunächst, später die gospelhafte Er- digt.» Das überrascht, weil der harsche Gesang, die Intonation, die saloppe lösung im umwerfenden Refrain – mehr Soul und gleichzeitig mehr Noise Poesie, das kontrollierte Chaos, die Mischung aus Hip-Hop, Punk, Jazz gab es in diesem Jahr nirgends. Die Algiers gelten seit ihrem Debüt als und Soundexperimenten des 23-Jährigen aus South London irgendwie ty- grandiose Liveband, die nach ihrem Sommersupport für Depeche Mode pisch für diese Stadt sind. Vielleicht ist es gut, befindet sich King Krule nun wieder in den Clubs zu erleben sind. Beispielsweise an der 10. Ausgabe nun auf Tour und besucht wieder einmal ein paar andere Orte. Auf die des Saint-Ghetto-Festivals in der Berner Dampfzentrale. Die Band aus At- weitere Frage, wovon er träume, antwortete er: «Fucking loads of money. lanta findet sich dabei in bester Umgebung: An den vier Tagen gibt es etwa A new place in the Bahamas.» Das kann, muss man aber nicht ernst neh- die Drones von The Bug und Dylan Carlson zu bestaunen, Gazelle Twin men. Denn King Krule legt gerne eine gewisse Schnoddrigkeit an den Tag. wird ihre neueste Performance vorstellen, man kann ein Orgelkonzert in Sein roter Haarschopf leuchtet unverkennbar, ebenso wie sein Stern am der Kirche hören oder die kühlen Sounds von Zola Jesus betanzen – und Indie-Himmel, seit die Kritik in ihm «die Stimme einer neuen Generation» auch die maskierten Residents werden den Weg ans Aareufer finden. Viel entdeckt hat. Sein im Oktober erschienenes Album «The Ooz» ist tatsäch- besser? Gehts nicht. (bs) lich wieder ein überzeugendes Sammelsurium an kreativen Ideen, die der (Noch-)Londoner auch live ohne Probleme umsetzen kann. (anz) 15. bis 18.11., Dampfzentrale und andere Orte, Bern. Weiteres Konzert der Algiers: 18.11., Bogen F, Zürich 30.11., Rote Fabrik, Zürich 20 Jahre Vorfeier fuck yeah Feier Fr, 10.11. Sa, 11.11. Café Kairo El Lokal Bern Zürich

Konzert Fuck Yeah, Konzert Phil Duke und Fuck Yeah, DJ Benedikt Sartorius DJ Thomas Bohnet Bern und Zürich SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1

LP’s CD’s

seit 1983

ATLANTIS RECORDS.CH 079 938 99 65 Steinenbachgässlein 34 4051 BASEL An/Verkauf • Bestellungen • Old/New Vinyl

sparen ist so einfach. preiswerte

CDs & LPs

DVDs & Blu-Rays

b B aB b … gibt's bei uns!

www.silverdisc.ch

nnoB

negnibüD

an- & verkauf von CDs, LPs, DVDs, Blu-Rays und Games KIFF AARAU WE KEEP YOU IN THE LOOP WWW.KIFF.CH

cafe-kairo.ch

konzerthaus schüür tribschenstrasse 1 6005 luzern live nicht gestreamt!

since 1998 visit CAFE KAIRO