Landesamt für Landwirtschaft, Regionaldienst Demminer Str. 46 Lebensmittelsicherheit und Fischerei 17034 Neubrandenburg -Vorpommern Telefon: 0395/4550-121 - Pflanzenschutzdienst - Telefax: 0395/4550-129 Graf-Lippe-Straße 1, 18059 Rostock e-mail: [email protected] Bearbeiter: Goltermann, Hahn, Dressler Datum: 17.04.2019

H I N W E I S Ausgabe 13 2019

Raps Rapsschädlinge und Blütenbehandlung Getreide Blattkrankheiten, Wachstumsregler- und Fungizideinsatz

Raps (BBCH 57-59) Nach kaltem Wochenwechsel stiegen die Temperaturen bis Mittwoch (17.04.) leicht an, dennoch traten weiterhin Nachtfröste auf, sodass bis dahin kein nennenswerter Zuflug der beiden Stängelrüsslerarten erfolgte (Tab. 1). Auch bei den Rapsglanzkäfern war aufgrund der kalten Witterung noch kein ein erneuter Zuflug (siehe Ende 14. KW) vorhanden. Bei weiter ansteigenden Temperaturen ist von einem erneuten Rapsglanzkäfer-Zuflug zu rechen. Beachten Sie die sehr hohe Bekämpfungsschwelle von > 10 Käfern/Pflanze! Gut entwickelte Rapsbestände können einen als stark empfundenen Befall gut kompensieren. Hier sind konkrete Auszählungen von mindestens 50 Pflanzen, verteilt über den Bestand, notwendig. Tab. 1: Gelbschalenfänge in KW 16 bei Großer Rapsstängelrüssler und Gefleckten Kohltriebrüssler sowie Rapsglanzkäfer Käfer je Pflanze - (15.-17.04.) Gelbschale Käfer/Pflanze Region Standort Großer Rapsstängelrüssler Kohltriebrüssler Rapsglanzkäfer Basedow 0 0 3,7 Malchin- 0 0 3,6 0 0 0,2 0 0 0,9 1 0 0,8 Müritz 0 0 0,9 Kogel 0 0 1,1 Groß Schönfeld 0 0 2,7 Mecklenburg-Strelitz Retzow 0 0 2,1 Sandhagen 0 0 0,6 Fahrenwalde 0 1 0,4 Ücker-Randow Klein Luckow 0 0 4,3 Ramin 0 0 0,9 Kontrolle der Sklerotinia Die Sklerotiendepots sind noch nicht aufgelaufen. Derzeit meldet das Prognosemodell SkleroPro auch in Abhängigkeit von Lage, Anbauhäufigkeit und Ertragserwartung noch keine Notwendigkeit zur Behandlung. Dies kann sich jedoch schnell ändern. Nutzen Sie die Möglichkeit der schlagspezifischen Prognose unter der ISIP-mobil-App (nur für Android verfügbar) bzw. www.isip.de. Die Erfahrungen aus unseren Feldversuchen lehren, die Maßnahme der Blütenbehandlung optimal zu BBCH 65 durchzuführen. Auf großen Betrieben bei eingeschränkter Schlagkraft der Maschinen sollte geplant werden, die Blütenbehandlung zu BBCH 65 abzuschließen. Die Weitergabe des Hinweises -auszugsweise oder im Original- ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. 1 von 5

Tab. 2: Präparate zur Blütenbehandlung in Winterraps (Auswahl)- Stand: März 2019 Gewässerabst. Aufw. abdriftminder. Randstreifen (m) NT- Präparat menge Wirkstoffe bei >2 % Auflage l, kg/ha 0 % 50 % 75 % 90 % Hangneig.

Amistar Gold 1,0 Azoxystrobin + Difenoconazol 5 5 1 1 - - Azbany 1,0 Azoxystrobin 5 5 - - - - Aziza 1,0 Azoxystrobin + Isopyrazam 5 5 5 1 - - Cantus Gold 0,5 Boscalid + Dimoxystrobin 5 5 1 1 10 im Herbst - Caramba 1,5 Metconazol 5 5 5 1 - - Cercobin fl. 1,0 Thiophanat-methyl 5 1 1 1 - - Custodia 1,0 Azoxystrobin + Tebuconazol 5 5 1 1 - - Efilor 1,0 Metconazol + Boscalid 5 5 1 1 - - Folicur 1,5 Tebuconazol 15 10 5 5 10 101 Matador 1,5 Triadimenol + Tebuconazol 10 5 5 1 10 - Mirage 45 EC 1,5 Prochloraz 10 5 5 1 - - Orius 1,5 Tebuconazol 10 5 5 1 10 - Ortiva 1,0 Azoxystrobin 5 1 1 1 - - Proline 0,7 Prothioconazol 5 1 1 1 5 - Propulse 1,0 Prothioconazol + Fluopyram 5 1 1 1 - - Sinstar 1,0 Azoxystrobin 10 5 5 1 - - Symetra 1,0 Azoxystrobin + Isopyrazam 5 5 5 1 - -

Zu zahlreichen Produkten (Tab. 2) werden wirkstoffgleiche Alternativen angeboten. Vergewissern Sie sich, ob ein solches Mittel tatsächlich über die entsprechende Indikation verfügt und beachten Sie ggf. abweichende Auflagen. Blütenschädlinge Mit dem Beginn der Blüte geht das Schadpotential des Rapsglanzkäfers zurück und das Augenmerk muss nun auf die speziellen Blütenschädlinge gerichtet werden. Funde auf unseren Kontrollschlägen belegen, dass die ersten Kohlschotenrüssler zugeflogen sind. Die Bekämpfungsschwelle wurde auf den von uns beobachteten Schlägen jedoch noch nicht erreicht. Kontrollieren Sie Ihre Bestände, um unnötige Anwendungen zu vermeiden! Aufgrund der im Vergleich zur vorangegangenen Saison zwar gesunkenen, aber immer noch hohen Anzahl von Kokons der Kohlschotenmücke bei den Bodenuntersuchungen im letzten Jahr, liegt in dieser Saison der Bekämpfungsrichtwert des Kohlschotenrüsslers bei 0,5 Käfern je Pflanze. Eine gezielte Überwachung der Kohlschotenmücke ist aufgrund der geringen Größe der Tiere nicht praktikabel. Schwärme von kleinen Fluginsekten um den Blütenstand sind oftmals die nützlichen Schlupfwespen (Parasiten der Rapsglanzkäferlarven.) Unterscheidungsmerkmal zwischen Kohlschotenmücke und Schlupfwespe ist die Anzahl der Flügel:

Kohlschotenmücke Schlupfwespe (1 Flügelpaar) (2 Flügelpaare)

Da die Kohlschotenmücke nicht unbedingt als Langstreckenflieger bekannt ist, sind meist Randbehandlungen gegen diesen Schaderreger ausreichend.

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Die zahlreichen Nachweise von Resistenz der Kohlschotenrüssler gegenüber allen Pyrethroiden im Bereich unseres Regionaldienstes schränken die Auswahl an Insektiziden für diese Indikation drastisch ein. Einzig das Neonikotinoid Biscaya erfüllt alle Ansprüche, die an eine sinnvolle Maßnahme geknüpft sind. BIENENSCHUTZ: Beachten Sie für alle, in der offenen Blüte zugelassenen Insektizide, die Auflage NN 410 zum Schutz der Wildbienen. Laut dieser sind die betroffenen Pflanzenschutzmittel schädigend für Bestäuberinsekten (u.a. Wildbienen, Hummeln). Anwendungen in blühenden Beständen sollten, sofern überhaupt notwendig, in die Abendstunden verlegt werden. Nur in gut begründeten Ausnahmefällen sind Maßnahmen während des täglichen Bienenfluges zulässig. Weitergehend sind die möglichen Veränderungen der Bienenkennzeichnung bei Mischungen von Insektiziden mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer zu berücksichtigen.

Getreide Winterweizen (BBCH 31-32) Aufgrund des fehlenden Niederschlages weist der Winterweizen kaum Neuninfektionen an Mehltau sowie Spetoria auf (Tab. 3). Nur bei sehr dichten Beständen bzw. aufgrund topografischer Lage (Mikroklima) kam es zu Neuinfektion. Tab. 3: Blattgesundheit (Neuinfektion) bei Winterweizen in KW 16, Befall in Prozent Winterweizen Region Standort Sorte MT BR Zt/Sn GR Basedow RGT Reform 0 2 0 0 Malchin- Bredenfelde Chiron 0 0 0 0 Altentreptow Grapzow Linus 0 0 0 0 Ankershagen Julius 0 0 0 0 Müritz Hohen Wangelin Findus 0 0 0 0 Kogel Pionier 0 0 0 0 Groß Schönfeld RGT Reform 0 0 0 0 MT = Mehltau, Mecklenburg- Retzow Julius 0 0 0 0 BR = Braunrost, Strelitz Sandhagen RGT Reform 0 0 0 0 Zt = Zymoseotoria tritici Ücker- Klein Luckow Patras 0 0 0 0 GR = Gelbrost Randow Ramin Julius 46 0 0 0 NF = Netzflecken Es ist Zeit für die zweite Wachstumsreglergabe (Tab. 4). Schieben Sie diese nur auf Flächen mit bereits deutlichen Trockenschäden nach hinten. Da weiterhin eine stabile Wetterlage mit fehlendem Niederschlag prognostiziert wird, ist über die Notwendigkeit einer Fungizidmaßnahme genausten abzuwegen. Fungizide werden derzeit nicht benötigt und sind eher ein weiterer Stressfaktor für die Pflanzen. Tab. 4: Wachstumsreglergabe in Winterweizen ab BBCH 31 (Auswahl) Lager- Sorte BBCH 31/32 neigung Boss, Ponticus, Partner, Spontan 0,75 CCC1 0,5 CCC + 0,2 Moddus2 Dichter, Informer, Kamerad, Moschus, Partner bzw. 0,5 Medax Top 0,5 CCC + 0,2 Moddus Bosporus, Julius, Linus, Opal, Produzent, RGT Reform bzw. 0,5 Medax Top 0,7 CCC + 0,2 Moddus Apostel, Findus, KWS Talent, Patras, Rumor, Tobak bzw. 0,75 Medax Top 0,7 CCC + 0,3 Moddus Argument, Elixer, Halvar bzw. 0,75 Medax Top 1 Manipulator bzw. Gexxo mit einer Zulassung bis BBCH 41 2 Moddus oder wirkstoffgleiche Trinexapac-Produkte ausschließlich Moddevo Die Weitergabe des Hinweises -auszugsweise oder im Original- ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. 1 von 5

Wintergerste (BBCH 32-33) Zwergrost dominiert weiterhin flächendeckend. Mehltau konnte nur bei sehr dichtem Gerstenbestand vermehrt festgestellt werden (Tab. 5). Netzflecken und Rhynchosporium spielen weiterhin keine Rolle. Durch Stresseinfluss (Witterung) traten in diesem Jahr bereits an den oberen Blättern verstärkt physiologische Blattflecken (PLS-Flecken) an der Gerste auf. Tab. 5: Blattgesundheit (Neuinfektion) bei Wintergerste in KW 16, Befall in Prozent Wintergerste Standort Sorte MT ZR RH NF Bredenfelde Lomerit 0 12 0 0 Gotthun Lomerit 20 0 0 0 Groß Schönfeld SY Baracooda 14 10 0 0 MT = Mehltau, Hohen Wangelin KWS Infinity 0 20 0 0 ZR = Zwergrost, Klein Luckow KWS Orbit 10 10 0 0 RH = Rhynchosporium, Ramin Meridian 64 64 0 0 NF = Netzflecken Sandhagen KWS Kosmos 0 2 0 0

Trotz der momentanen Trockenheit wird zur „üblichen“ Bestandesführung geraten. In Gerste, die BBCH 39 erreicht (Fahnenblatt voll entwickelt), kann die Pflanzenschutzsaison mit einer kombinierten Regler-Fungizidbehandlung abgeschlossen werden (Tab. 6 und 7). Tab. 6: Wachstumsreglergabe in Wintergerste ab BBCH 37 (Auswahl) Neigung zum Sorte BBCH 37/39 Lagern und Ährenknicken Bella, SU Ellen, Toreroo 0,5 Medax Top Anja, Quadriga 0,5 Medax Top + 0,15 Cerone* KWS Infinity, KWS Joy 0,75 Medax Top Joker; KWS Higgins, KWS Meridian, KWS 0,75 Medax Top + 0,15 Cerone Kosmos, LG Veronika, Wootan, Zirene Lomerit 0,75 Medax Top + 0,2 Cerone * Cerone steht stellvertretend für weitere wirkstoffgleiche Produkte (siehe Tabelle 9) Zum Auftreten von Ramularia collo cygni in MV gibt es keine Prognose. Bislang blieb Gerste bei uns von der Krankheit verschont, die Nachbarländer sind allerdings Befallsgebiete. Der Zusatz von 1,25 l/ha Amistar Opti minimiert das Befallsrisiko, ersetzt aber nur max. 20 % der Aufwandmenge der in Tabelle 7 angegebenen Produkte bzw. Mischungen. Tab. 7: Auswahl von Produkten und Tankmischungen für T2 in Wintergerste Gewässerabstand [m] Randstrei Aufwand (l, kg/ha) bei Abdriftminderung fen [m] Listen- bei Präparat preis Einmalbehan Folgebehandl >2% €/ha dlung ung 0% 50% 75% 90% Hang- BBCH 37/39 BBCH 39/49 neigung Ascra Xpro 1,2 0,8 10 5 5 1 10 35-50 Aviator Xpro 1,0 0,6 10 5 5 1 20 30-40 Bontima1 2,0 1,5 15 10 5 5 - 40-54 Ceriax 2,0 1,3 10 5 5 1 - 32-50 Elatus Era + 1,0 + 0,33 0,66 + 0,22 15 10 5 5 10 41-62 Sympara Priaxor + Osiris 1,0 + 1,0 0,66 + 0,66 10 5 5 1 10 29-44 nur als Zusatz zur Ramulariaprävention Amistar Opti/ 2 1,25 1,25 n.z. 20 10 5 10 25 Zakeo Opti 1 keine Anwendung auf derselben Fläche innerhalb eines Kalenderjahres mit Isopyrazam 2 nicht zugelassen

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Winterrogen (BBCH 33) Der Rhynchopriumbefall (Kontrollschläge) zeigte nur eine geringe Befallszunahme (Tab. 8).

Bis BBCH 39 ruht der Pflanzenschutz im Winterroggen. Dann ist bis zum Grannenspitzen Zeit für die Wachstumsregulierung mit 0,75-1,0 l/ha Camposan bzw. Cerone. Auf Braunrost ist bei deutlich steigenden Temperaturen zu schauen. Tab. 8: Blattgesundheit (Neuinfektion) bei Winterroggen in KW 16, Befall in Prozent Winterroggen Standort Sorte MT = Mehltau, MT BR RH BR = Braunrost, Hohen Wangelin KWS Binto 0 4 20

Sandhagen KWS Daniello 0 0 12 RH = Rhynchosporium Der Befallsverlauf steht unter: https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/regionales/mecklenburg- vorpommern/ackerbau/befallserhebungen/region-neubrandenburg Achten Sie auch bei vermeintlich identischen Produkten zur Wachstumsregulierung auf die Zulassung (Tabelle 9 und landesweiter Hinweis vom 26.03.2019)!

Tab. 9: Zulassung ethephonhaltiger Wachstumsregler Präparat Wintergerste Winterweizen Winterroggen Triticale Bogota 2,0 l/ha 2,0 l/ha keine keine (+ CCC) BBCH 32-37 BBCH 32-37 Zulassung Zulassung 0,7 l/ha 0,7 l/ha 1,1 l/ha 0,75 l/ha Camposan BBCH 32-49 BBCH 37-51 BBCH 37-49 BBCH 37-39 0,7 l/ha 0,7 l/ha 1,1 l/ha 0,75 l/ha Cerone 660 BBCH 32-49 BBCH 37-51 BBCH 37-49 BBCH 37-49 1,0 l/ha keine keine keine Orlicht BBCH 32-39 Zulassung Zulassung Zulassung 1,0 l/ha 0,75 l/ha keine keine Orlicht Plus BBCH 32-39 BBCH 37-45 Zulassung Zulassung

Gebrauchsanleitungen und Kennzeichnungsauflagen sind einzuhalten!

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