NATIONALPARKS IN DEUTSCHLAND Wild und schön Im Forst 5 Freyunger Straße 2 Stubbenkammer 2 a 18375 Born 94481 Grafenau 18546 Sassnitz Tel. 038234 502-0, Fax -24 Tel. 08552 9600-0, Fax -100 Tel. 038392 350-11, Fax -54 [email protected] [email protected] [email protected] www.nationalpark-vorpommersche- www.nationalpark-bayerischer-wald.de www.nationalpark-jasmund.de boddenlandschaft.de

Laustraße 8 Doktorberg 6 34537 Bad Wildungen 83471 Berchtesgaden Tel. 05621 75249-0, Fax -19 Neuenfelder Straße 19 Tel. 08652 9686-0, Fax -40 info@nationalpark- 21109 Hamburg [email protected] kellerwald-edersee.de Tel. 040 42840-3392, Fax -3552 www.nationalpark-berchtesgaden.de www.nationalpark-kellerwald-edersee.de www.nationalpark-wattenmeer.de

Virchowstraße 1 Urftseestraße 34 Schloßplatz 3 26382 Wilhelmshaven 53937 Schleiden-Gemünd 17237 Hohenzieritz Tel. 04421 911-0, Fax -280 Tel. 02444 9510-0, Fax -85 Tel. 039824 252-0, Fax -50 [email protected] [email protected] [email protected] www.nationalpark-wattenmeer.de www.nationalpark-eifel.de www.mueritz-nationalpark.de www.nationalpark-wattenmeer-erleben.de

An der Elbe 4 Bei der Marktkirche 9 01814 Bad Schandau Schlossgarten 1 99947 Bad Langensalza Tel. 035022 900-600, Fax -666 25832 Tönning Tel. 0361 5739140-00, Fax -20 poststelle.sbs-nationalparkverwaltung@smul. Tel. 04861 616-0, Fax -69 [email protected] sachsen.de [email protected] www.nationalpark-hainich.de www.nationalpark-saechsische-schweiz.de www.nationalpark-wattenmeer.de

Lindenallee 35 Schwarzwaldhochstraße 2 38855 77889 Seebach Tel. 03943 5502-0, Fax -37 Tel. 07449 - 91020, Fax - 91022 info@nationalpark-.de [email protected] www.nationalpark-harz.de www.schwarzwald-nationalpark.de

Brückener Straße 24 Park 2 55765 Birkenfeld 16303 Schwedt / Oder, OT Criewen Tel. 06131-884152 0 Tel. 03332 2677-0, Fax -220 [email protected] [email protected] www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de www.nationalpark-unteres-odertal.eu 5 Vorwort Prof. Dr. Beate Jessel Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz

6 Interview: Wildnis in Deutschland ? Wo gibt es das denn ? Karl Friedrich Sinner

8 Die Nationalparks in Deutschland

Inhalt Nationalpark

10 Bayerischer Wald

14 Berchtesgaden

18 Nationalpark Eifel

22 Hainich

26 Harz

30 Hunsrück-Hochwald

34 Jasmund

38 Kellerwald-Edersee

42 Müritz

46 Sächsische Schweiz

50 Schwarzwald

54 Unteres Odertal

58 Vorpommersche Boddenlandschaft

62 Wattenmeer

64 Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 68 Hamburgisches Wattenmeer 72 Niedersächsisches Wattenmeer

76 Juwelen der Natur – die Nationalen Naturlandschaften

78 Natur für alle erlebbar und genießbar machen – die Nationalen Naturlandschaften und EUROPARC

81 Impressum

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2 6 10 14 4

3 7 11 15

4 8 12 16 Vorwort

Nationalparks sind Schatzkammern der Natur

Nationalparks spiegeln die Naturausstattung ei- Es gehört zu den zentralen Aufgaben einer nes Landes in hohem Maße wider und stehen ­zukunftsorientierten Politik, diese Schatzkam- zudem ganz besonders im Fokus der öffentlichen mern als Teile des Naturerbes unseres Landes Wahrnehmung. Die „Nationalpark-Tradition“ für unsere Kinder und Enkel zu bewahren. Dies in Deutschland ist zwar vergleichsweise jung, bedeutet neben einer konsequenteren Auswei- kann aber mittlerweile auch auf fast 50 Jahre zu- sung und Umsetzung von nutzungsfreien Kern- rückblicken. 1970 wurde mit dem Nationalpark zonen sowie qualitativer Verbesserungen in den ­Bayerischer Wald der erste deutsche Nationalpark bestehenden Nationalparks auch, darüber nach- ausgewiesen. Einen besonderen Schub bekamen zudenken, wo ggf. noch weitere Nationalparks in die Nationalparks dann mit dem sog. „National- Deutschland etabliert werden können. Notwendig parkprogramm“ der ehemaligen DDR im Jahre erscheint mir dies insbesondere auch, um ein zen- 1990. Mittlerweile haben die 16 ausgewiesenen trales Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie Nationalparks in Deutschland nicht nur Anse- zu erreichen, bis 2020 2 % der Landfläche Deutsch- hen und Akzeptanz in weiten Kreisen der Bevöl- lands als Wildnisgebiete zu etablieren. Weder ist kerung gefunden, sondern sie zeichnen sich auch die diesbezügliche Zielmarke bisher auch nur an- durch eine hohe Wertschöpfung für die jeweili- satzweise erreicht, noch sind die diesbezüglichen gen Regionen aus. So belegen aktuelle durch das Potentiale ausgeschöpft. BfN begleitete Studien, dass bei rund 9,5 Mio. Seit über 100 Jahren ist Naturschutz Staatsauf- Nationalpark­touristen im engeren Sinn in den Na- gabe und muss das auch weiterhin bleiben. Auch tionalparkregionen jährlich ca. 487 Mio. € Umsatz zukünftig bedarf es bürgernaher Nationalpark- ­zusätzlich erwirtschaftet werden. Das entspricht verwaltungen mit ausreichendem Personal und ca. 15.000 Einkommensäquivalenten (noch ohne adäquater Finanzmittelausstattung, um unser Einbeziehung des neuen Nationalparks Hunsrück- natio­nales Naturerbe zu erhalten bzw. weiter zu Hochwald). Die Bevölkerung erkennt zunehmend, entwickeln sowie die Bürger über die dabei ablau- dass darin Chancen liegen und dass sie stolz auf ihr fenden Entwicklungen und Prozesse in den Gebie- Naturerbe sein kann. Insofern sind Nationalparks ten zu informieren. Auch für die Zukunft möchte auch eine Erfolgsstory des Naturschutzes. Mit ich unseren Nationalparks für ihre vielfältigen dazu beigetragen hat auch der ­gemeinsame öffentli- Aufgaben eine tatkräftige Unterstützung durch che Auftritt der Parke unter der von ­EUROPARC das Bundesamt für Naturschutz zusichern. Deutschland etablierten Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“. Diese Erfolge sind nicht zuletzt auf die Einrich- tung von eigenständigen Gebietsverwaltungen durch die betreffenden Bundesländer und das hohe En- gagement ihrer Mitarbeiterinnen und ­Mitarbeiter Prof. Dr. Beate Jessel zurückzuführen. Nationalparkverwaltungen neh- Präsidentin des men eine Fülle von Aufgaben wahr. Dazu gehören­ Bundesamtes für Naturschutz nicht nur der unmittelbare Schutz der biologischen Vielfalt und das Gebietsmanagement, sondern auch Forschung und Monitoring, die Umweltbildung und das Vermitteln von Naturerlebnis, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit sowie eine enge Kooperation 5 mit den verschiedenen Akteuren vor Ort. Wildnis in Deutschland ? Wo gibt es das denn ?

Wildnis bedeutet ganz einfach „Natur Natur sein lassen“, und genau das ist auch die Maxime der sechzehn National- parks in Deutschland. An diesen Orten darf sich Natur frei entfalten – ungelenkt von Menschenhand. Karl Friedrich Sinner, ehemaliger Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald und Vorstand von EUROPARC Deutschland und damit der Experte für alle Fragen zu den „wilden“ Gebieten

6 Deutschlands. der Wildnis erlebbar, jedoch nicht überall, zu jeder Zeit und an jedem Ort im Nationalpark. Im Nationalpark Baye­ rischer Wald darf sich die Natur auf großer Fläche Welche Erfolge lassen sich in den vergangenen Jahren nach ihren ureigenen in den Kernbereichen feststellen ? Gesetzen „Werden – Wachsen – Vergehen“ Die Bereiche in den Nationalparks, in denen sich zu einer grenzenlosen Waldwildnis entwickeln Wildnis entwickelt, zeigen eine zunehmende Ar- Bei Wildnis denkt man an Dschungel, sibirische tenvielfalt und dynamische Entwicklungen der Landschaften und Serengeti. Wo gibt es Wildnis in Natur, die ganz anders sind als unsere klassischen Deutschland ? Vorstellungen des konservierenden Arten- und Biotopschutzes. Von dieser Entwicklung haben Wildnis gibt es in den zentralen Bereichen der zahlreiche extrem gefährdete Moose, Pilze, Insek- sechzehn deutschen Nationalparks in großer ten, Vögel, aber auch Amphibien, Säugetiere und Vielfalt. Sie werden Kernzonen genannt. Wildbä- Fische profitiert. Sogar lange als verschollen oder che und Lawinenbahnen, die wilden Wälder der ausgestorben geltende Arten finden sich heute wie- fichtenreichen Nationalparks, die Ursprünglich- der in den Kernzonen der Nationalparks. keit der Laubwald-Nationalparks in der Mitte Deutschlands, Strom- und Küstenlandschaften – Wo liegt aus Ihrer Sicht die Zukunft der deutschen sie alle zeigen heute wieder Wildnis. Nationalparks ?

Lässt sich Wildnis definieren ?

Wildnis lässt sich nur annähernd beschreiben. Sie ist die ganz individuelle Empfindung von Men- schen beim Anblick einer sich selbst überlassenen Natur, die in ihrer ganzen Lebendigkeit und Viel- falt erlebbar ist. Wildnis braucht Raum, braucht Freiheit von den Auswirkungen der Zivilisation und ist gleichzeitig der Raum, in dem wir Men- schen uns zivilisiert verhalten sollen.

Warum ist Wildnis so wichtig für Deutschland ?

Die Forschungen der letzten Jahre zeigen, dass die Kernbereiche der Nationalparks Hotspots der Biodiversität sind; sie vermitteln uns erstmals ei- nen Eindruck davon, was natürliche Artenvielfalt für unser Land bedeutet. Die unberührte Wild- nis mit ihren hoch differenzierten Entwicklungs- phasen gibt wichtige Einblicke über den CO₂- Karl Friedrich Sinner, ehemaliger Leiter des Haushalt sowie die CO₂-Bindung und in den Nationalparks Bayerischer Wald Wasserschutzgebieten, die frei von Fischerei sind, und Vor­stand von EUROPARC wird erkennbar, welcher Reichtum in den Meeren Deutschland, Dachverband der und Ozeanen vorhanden war. Nationalen Naturlandschaften Wildnis wieder zu erleben, ist auch eine der tiefgreifenden Erfahrungen, die Menschen in ihrer Begegnung mit der Natur machen können. Wild- Vor allem darin, den eingeschlagenen Weg weiter nis ist eine Erfahrung mit der Ursprünglichkeit für zu gehen und konsequent umzusetzen. Die Ge- den Menschen – Abenteuer, Mythos, Märchen- schichte der Nationalparks in Europa zeigt, dass welt, eine Begegnung mit wilder Ästhetik und mit Nationalparks wichtig sind für die Gesellschaft Naturgewalt. und Natur. Kommunikation mit den Bürgerin- nen und Bürgern einer Nationalparkregion ist der Der Slogan „Natur Natur sein lassen“ ist der elemen- Schlüssel für die Akzeptanz von Nationalparks tare Gedanke in den Nationalparks. Wie groß ist der und des Verstehens ihrer Leitidee „Natur Natur unberührte Wildnisanteil in den Nationalparks ? sein lassen“. Nationalparks haben als ein Kernele- ment der Nationalen Naturlandschaften die zen- Gegenwärtig und bedingt durch das oft noch junge trale Aufgabe, den Schatz des natürlichen Erbes Alter der Nationalparks ist der Anteil sehr unter- unseres Landes im weltweiten Netzwerk der Na- schiedlich. Alle Nationalparks streben 75 Prozent tionalparks zu bewahren. Wildnis, wie sie in Nati- ihrer Fläche als unberührte Natur, als neu entste- onalparks in faszinierender Weise neu entsteht, ist hende Wildnis an. Übrigens: Es ist ein weit ver- ein zentraler Bestandteil der Biodiversitätsstrategie breiteter Irrtum, dass Menschen nicht in die Kern- der Bundesregierung. Auf zwei Prozent der Fläche bereiche der Nationalparks hinein dürfen. In allen unseres Landes soll Wildnis wieder möglich sein, 7 Nationalparks sind alle Aspekte der Natur und derzeit liegen wir bei rund 0,6 Prozent. Die Nationalparks in Deutschland

Als 1872 in den USA mit dem Yellowstone-Gebiet erstmalig eine Naturlandschaft als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde, war eine Idee geboren, die beispielgebend war: Heute gibt es auf der ganzen Welt mehr als 3.800 National­parks in über 120 Ländern. In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 in Schweden und 1914 in der Schweiz eingerichtet – Deutschland zog 1970 mit dem Nationalpark Bayerischer

8 Wald nach. Biologische Vielfalt schützen, erforschen und erlebbar machen Der Luchs ist seit Anfang Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur der 1990er Jahre auf Natur bleiben darf. Wie eine „Arche Noah“ erfüllen leisen Sohlen wieder in seine ursprüngliche sie eine ganz entscheidende Aufgabe beim Schutz Heimat zurückgekehrt von Tieren und Pflanzen, indem sie die Eigenge- und mittlerweile auch in setzlichkeit der Natur erhalten und Rückzugsge­ Besucher sind herzlich willkommen mehreren Nationalparks biete bewahren. Sie lassen Raum für natürliche Ent- zu Hause wicklungsprozesse und für die Selbstregulierung Das 365-Tage-Programm der Nationalparks kennt der Natur. Die wirtschaftliche Nutzung der Natur keine Pause. Zu allen Jahreszeiten sind die „Fest- ist in den Nationalparks weitestgehend ausge- spiele“ der Natur zu erleben – der farbenprächti- schlossen. Sie dienen der wissenschaftlichen Beob- ge Herbst mit dem Himmel als Leinwand für die achtung und Erforschung natürlicher Abläufe. Das spektakulären Vogelzüge, die von Schneewolken hier gewonnene Wissen trägt dazu bei, die Kräfte verhüllten Wälder im Winter, der aufwühlende der Natur außerhalb der Nationalparks nachhaltig Farbenrausch des Frühlings und das satte Grün zu nutzen, Kosten zu sparen und zukünftige Fehler des Sommers, seine warmen Brisen und Tierstim- im Umgang mit der Natur zu vermeiden. men, die es zu enträtseln gilt. Zu Fuß, mit dem Die sinnliche Erfahrung mit ungelenkter Natur­ Fahrrad oder auch mit dem Boot erschließt sich ist vielen Menschen heute kaum noch möglich. ein Nationalpark am besten. ­Nationalparks sind einmalige Erlebnisräume der Natur und ein hervorragender Ort, um etwas über Nationalpark-Partner die Prozesse und den Reichtum der frei wirkenden Naturkräfte zu lernen. Einblicke in den ständigen Die Partner der Nationalparks in Deutschland Kreislauf von Werden, Sein und Vergehen gehören helfen, die einzigartige und faszinierende Natur ih- zu den Erfahrungen, die im Nationalpark beson- rer Heimat zu schützen. Sie werden nach strengen ders gut möglich sind. Qualitätskriterien ausgesucht, egal ob Restaurants, Reedereien oder Unterkünfte. Bei diesen Gastge- bern sind Sie bestens aufgehoben und Sie engagie- „Natürliche“ Regionalförderung ren sich gleichzeitig direkt für den Nationalpark, In vielfältiger Weise sind Nationalparks mit ih- wenn Sie einen Nationalpark-Partner wählen. rem regionalen Umfeld verzahnt und prägen das Erscheinungsbild der Region. Als Imageträger für Abwechslungsreiche Angebote einen natur- und kulturverträglichen Tourismus mit speziellen Angeboten zum Naturerleben för- Die Nationalparkverwaltungen und ihre Partner dern Nationalparks eine umweltgerechte, regionale bieten eine große Auswahl an abwechslungsreichen Wirtschaftsentwicklung und sichern Arbeitsplät- und altersgerechten Aktivitäten: Naturerlebnispfa- ze. Die deutschen Nationalparks sind also weit de für Outdoor-Enthusiasten, Abenteuerspielge- mehr als streng abgeschirmte Reservate des Na- lände für Kinder und saisonale Veranstaltungen turschutzes. Sie stellen vielmehr eine einzigartige für die ganze Familie. In Besucherzentren können Herausforderung und Chance für Mensch und Sie sich sowohl über den jeweiligen Nationalpark, Natur dar, Vergangenheit und Zukunft zu bewah- seine vielfältigen Angebote – beispielsweise Ex- ren. Vor diesem Hintergrund verstehen sich die kursionen, Wildtierbeobachtungen und Erlebnis- Nationalparkverwaltungen als Einrichtungen, die wanderungen – als auch die Region informieren. der Natur und den Menschen gleichermaßen ver- Darüber hinaus können Sie regionale „Highlights“ pflichtet sind. wie Freilichtmuseen, Hofläden mit regionalen Pro- dukten oder kulturelle Veranstaltungen erleben. In den letzten Jahren sind die Nationalparks noch attraktiver geworden – auch für Menschen, denen das Reisen schwerer fällt als anderen. Mitt- lerweile gibt es in den meisten Nationalparks bar- rierefreie Angebote und ihre Zahl wird künftig noch zunehmen. Informieren Sie sich bitte bei den Parkverwaltungen, den Tourismusverbänden oder im Internet über weitere Angebote. Eines müssen Sie aber mitbringen: Zeit. Zeit, um Abstand vom Alltag zu finden und Zeit, um an die Orte zu ge- langen, die Ihnen die eindrucksvolle Vielfalt der Natur offenbaren.

9 Nationalpark Bayerischer Wald

10 Welch erstaunliche und vitale Vielfalt die heimische Natur ohne das Zutun des Menschen hervorbringt, bezeugt auf eindrucksvolle Weise der Nationalpark Bayerischer Wald. Mehr als 300 Kilometer gut markierte Wege verlaufen über einsame Höhen und Täler, bahnen sich durch Urwald, führen in den Wintermonaten durch tief verschneite, unberührte Gegenden. In zwei großen Tier-Freigeländen lassen sich mit ein wenig Glück Wildtiere wie Luchs, Wolf und Bär in ihre „Wohnstuben“ schauen. Und der weltweit längste Baumwipfelpfad eröffnet atemberaubende Perspektiven.

Wer das Schutzgebiet mit offenen Sinnen er­ Die sanft gewellten Waldzonen bezeugen die wandert, wird schnell gefangen von seiner kraftvol- typischen Merkmale einer Mittelgebirgsland- len wie morbiden Urwüchsigkeit. Auf den zumeist schaft, aus denen sich Lusen, Rachel und Falken- unbefestigten Pfaden stößt man auf gewaltige Wur- stein mit bis zu 1.453 Meter erheben. Heute wächst zelteller gefallener Baumriesen, auf Granitblöcke, aus Moderholz – und unberührt von menschlicher mit einem Moosteppich aus sattem Grün überzo- Aufforstung – wieder ein vielfältiger Naturwald gen, manchmal groß wie ein Haus. Charakteristisch mit der früher seltenen Weißtanne, mit Buchen für den Bayerischen Wald sind auch seine zahlrei- und auch Fichten heran, nachdem große Teile des chen Hochmoore, Bäche und Seen. alten Waldes saurem Regen, Wetterextremen und Über Jahrhunderte machte sich der Mensch dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. den kaum besiedelten Nordwald für seine Zwe- Sogenannte „Aufichten“ breiten sich nun wie- cke nutzbar. Schon im 14. Jahrhundert baute er die der in den nassen Tälern aus, in denen sich die ersten Glashütten, denn hier gab es im Überfluss kalte Luft staut. Der natürliche Bergmischwald die für die Glasherstellung notwendigen Rohstoffe. bevorzugt dagegen die wärmeren Hänge. „Ganz Mit dem Übergang aller Nutzungs- und Eigen- oben“, ab 1.200 Meter, sind die Winter schneereich tumsrechte an den bayerischen Staat setzte ab 1850 und lang. Hier halten nur noch die Bergfichten eine ebenso rigorose wie systematische Holznut- und Vogelbeeren dem rauen Klima stand. zung ein. Die Wälder in den Tal- und Berglagen Gut 700 Pflanzenarten wachsen im National- wurden großflächig eingeschlagen und die Bö- park, darunter pflanzenkundliche Raritäten wie den entwässert. Es entstanden oftmals eintönige der Böhmische Enzian oder die Soldanelle mit ih- Fichtenplantagen. ren violettfarbenen Blüten. Zu den Bewohnern der Vor mehr als 45 Jahren, 1970, wurde schrittwei- ausgedehnten Wälder gehören der Rothirsch, aber se begonnen, die Natur wieder sich selbst zu über- auch Uhu, Dreizehen- und Weißrückenspecht lassen. Mit seinem Pendant auf der tschechischen oder die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz. Seite, dem Nationalpark Šumava, vereint er sich Seit seiner erfolgreichen Wiederansiedlung durch heute zum größten zusammenhängenden Wald- den Menschen im Böhmerwald streift auch der schutzgebiet in Mitteleuropa. Luchs wieder durch den Bayerischen Wald. Rund 500 Jahre alte Baumgiganten ragen in den bayerischen Himmel 11 Der Braunbär lebt der­ zeit noch nicht in freier Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Natur des National­ parks Bayerischer Wald. Doch im Tier-Freigelän­ Gäste, die zum ersten Mal im Nationalpark Montag: Nationalparkzentrum Lusen mit Hans- de fühlen sich die Tiere sind, sollten zunächst entweder das National- Eisenmann-Haus, Pflanzen- und Gesteins-Freige- schon jetzt wohl parkzentrum Lusen bei Neuschönau oder das lände, Baumwipfelpfad, danach Rundgang (7 km) ­Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal durch das Tier-Freigelände. besuchen. In den Nationalparkzentren bieten Dienstag: Wanderung im grenzüberschreitenden das Hans-Eisenmann-Haus bzw. das Haus zur Wandergebiet „Wege durch Natur und Zeit“. Ein Wildnis bei freiem Eintritt individuelle Beratung, Abstecher zur Moldauquelle lohnt sich. ­Ausstellungen zum wilden Wald und Erlebnisräu- Mittwoch: Über die Himmelsleiter geht es zur Be- me für Kinder. steigung des Lusens mit seinem waldfreien Gipfel­ Umgeben sind die Nationalparkzentren Falken- aus abertausenden Granitblöcken in 1.373 Meter stein und Lusen von weitläufigen Tier-Freigelän- Höhe. den mit den typischen Tierarten des Bergwaldes, Donnerstag: Heute steht das Nationalparkzent- darunter auch die ausgerotteten Braunbären, ­Wölfe rum Falkenstein mit dem Haus zur Wildnis und und Luchse sowie Wildpferde und Auerochsen. das Tier-Freigelände mit der Steinzeithöhle sowie Die Steinzeithöhle im Nationalparkzentrum der Urwalderlebnisweg Watzlikhain bei Zwiesler- Falkenstein lädt ein zu einer Zeitreise in die Ur- waldhaus auf dem Programm. geschichte, als große Tierherden und nicht der Freitag: Von der Racheldiensthütte (Anfahrt mit Mensch das Bild der Landschaft prägten. dem Igelbus) aus wird der höchste Berg des Nati- Die Pflanzenwelt des Nationalparks Bayeri- onalparks, der Große Rachel, bestiegen (1.453 m). scher Wald präsentiert das Pflanzen-Freigelände Samstag: Ein Tag nur für die Kinder. Der Besuch mit Gesteins-Freigelände rund um das Hans-Ei- im Waldspielgelände mit seinem einmaligen Na­ senmann-Haus. Dort endet auch mit 1.300 Meter tur­er­leb­nispfad lädt dazu ein, spielend die Natur Länge einer der weltweit größten und barrierefrei- zu begreifen. en Baumwipfelpfade mit einer 44 Meter hohen Aussichtskuppel.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Unterkünfte

Lage: zwischen Bayerisch Eisenstein und Mauth, Nationalpark-Partner an der tschechischen Grenze www.nationalpark-partner.de Fläche: 243 Quadratkilometer Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald www.ferienregion-nationalpark.de Höhenlage: 600 bis 1.453 Meter (Großer Rachel) Tel. 08553 9793943 Eröffnungsjahr: 1970 Landschaftstypen: Aufichtenwald, Bergmischwald, Anreise Bergfichtenwald Mit der Bahn: Von Plattling (ICE Bhf.) nach Zwiesel, Bayerisch Bücher und Karten Eisenstein, Grafenau, Frauenau oder Spiegelau. Von dort weiter mit dem Bayerwald-Ticket im Wanderkarte Bus. Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald Mit dem Auto: 1:35.000 Nationalparkzentrum Falkenstein: Bezug über: Ferienregion Nationalpark A 92 von München und A 3 von Regensburg Bayerischer Wald GmbH, bzw. Passau: Abfahrt Deggendorf, über B 11 nach Konrad-Wilsdorf-Strasse 1 Regen, Zwiesel und Ludwigsthal. 94518 Spiegelau Für das Nationalparkzentrum Lusen: Bayerischer Wald – Wo Wildnis erwacht A 3 Abfahrt Hengersberg, über B 533 nach ISBN 3-924044-57-0 Grafenau und weiter nach Neuschonau. Die wilden 14 ISBN-13: 9783942509527 Barrierefrei besuchen Nationalpark Information Insbesondere die Nationalparkzentren sowie unser Waldgeschichtliches Museum lassen Nationalparkzentrum Falkenstein sich mit allen Sinnen, in jedem Alter und zu NAVI: Eisensteiner Straße jeder Jahreszeit erleben. Stolperfreie Wege mit 94227 Ludwigsthal geringem Gefälle erleichtern auch Menschen Tel. 0992 5002-0, Fax -167 mit Behinderung, Älteren und Familien mit E-Mail: [email protected] Kinderwagen den Besuch nahegelegener Natur­ schönheiten. Unsere Ansprechpartner vor Ort Nationalparkzentrum Lusen gehen gerne auf individuelle Bedürfnisse ein und NAVI: Böhmstraße 9 helfen weiter. 94556 Neuschönau Tel. 08558 9615-0, Fax -22 Anfragen schon vor der Anreise beantworten wir E-Mail: [email protected] gerne unter: [email protected]. Waldgeschichtliches Museum Klosterallee 4 94568 St. Oswald Tel. 08552 974889-0, Fax -9 E-Mail: [email protected]

13 Nationalpark Berchtesgaden

14 Die Ostwand des Watzmanns, die hinter dem Kirchlein in unfassbare Höhen aufragt, gebietet Ehrfurcht. Hier, bis hinauf auf eine Höhe von 2.713 Meter, ist die Natur, nicht der Mensch das Maß aller Dinge. Winzig und zerbrechlich stehen die barocken Dachkuppeln mit den beiden Türmchen inmitten des von der Natur hingeszauberten großartigen Landschaftspanoramas. Die Wallfahrtskapelle St. Bartholomä am Westufer des Königssees prägt wie nur wenige andere „Motive“ weltweit das Bild von den Schönheiten Deutschlands.

Dabei ist die grandiose Kulisse des Nationalparks Im Nationalpark gibt es auch verschiedene Berchtesgaden für seine Besucher wie eine 70 Mil- Enzianarten: Der Stengellose Enzian mit seinen lionen Jahre alte erdkundliche Schautafel. Hier blauen, glockenförmigen Blüten ist von den Tä- finden sich alle Klima- und Vegetationszonen, von lern bis hinauf in die alpine Mattenregion zu fin- den mittleren Breiten bis zum Polarkreis, auf engs- den. Zur Schnapsgewinnung dienen die Wurzeln tem Raum. des Punktierten und des Ungarischen Enzians. Auf 260 Kilometer gut ausgebauten Wanderwe- Den Frühlingsenzian mit seinen strahlend blauen, gen und alpinen Steigen kann sich der Besucher in sternförmigen Blüten nennen die Einheimischen die unzähmbare Natur begeben. Er hat die Wahl: auch „Schusternagel“. vom 20-minütigen Spaziergang zum „Malerwin- Bis zu 600 Jahre alt und bis zu 40 Meter hoch kel“ bis zur ausgedehnten Hochgebirgstour für den kann der Berg-Ahorn werden. Seine Borke ist glatt, geübten Alpininsten. Neben dem von Touristen graugelb und oft mit Farnen, Moosen oder Flech- stark frequentierten Königssee bietet das über 200 ten bewachsen. Er bildet mit Fichte, Tanne, Lärche Quadratkilometer große Gebiet zahllose, unver- und Buche den natürlichen Bergmischwald. gessliche Eindrücke: wild-romantische Täler wie Rotwild und Gämsen sind in den Hochlagen das Wimbachtal mit seinen gewaltigen Schuttströ- beheimatet. Die possierlichen Murmeltiere, die men oder den einsam in einer Talsenke im Hoch- in Familienverbänden leben, sind vornehmlich in gebirge kauernden Funtensee, der im Winter mit den Gebieten von Jenner, Gotzen- und Wasseralm extremen Minusgraden als Deutschlands Kältepol sowie am Funtensee zu beobachten. In der Regi- regelmäßig Schlagzeilen macht. Viele urige, im on um Kahlersberg und Teufelshörner lebt im Sommer bewirtschaftete Almhütten bieten auf na- Grenzgebiet zu Österreich Deutschlands größte hezu jeder Wandertour die Gelegenheit zur Rast. Steinbock-Population (rund 200 Tiere). Die ra- Die Hochgebirgslandschaft des Nationalparks ren Kletterkünstler werden nicht bejagt und ha- Berchtesgaden zeichnet sich durch eine außerge- ben deshalb nur wenig Scheu vor dem Menschen. wöhnliche Vielfalt an Lebensräumen aus: Das rar Allerdings ist die Nähe zu ihnen mit viel Schweiß gewordene Edelweiß besiedelt magere Rasen und zu bezahlen: Der Aufstieg dauert Stunden. Ganz schwer zugängliche Felsspalten. Die weißfilzige entspannt vom Tal aus zu beobachten sind dagegen Behaarung hilft der Pflanze, bei hoher Sonnen- die Steinadler. Im Schutzgebiet brüten insgesamt Rund um das Hagen­ einstrahlung und Wind die Verdunstung gering zu vier Paare. Das Nationalpark-Team bietet derzeit gebirge verbringen die halten. ganzjährig kostenlos geführte Wanderungen in Steinböcke den Sommer 15 das „Tal der Adler“ an. Eine Woche im Nationalpark

Sonntag: Auf Schusters Rappen führt der Weg durch die eindrucksvolle, tosende Wimbachklamm ins Wimbachtal mit seinem gewaltigen Schutt- strom, dem berühmten „Gries“. Montag: Fahrt mit der Jenner-Bergbahn. Vom Gip- fel des Jenners öffnet sich ein herrlicher Blick auf den Königssee und in große Teile des Nationalparks. Dienstag: Mit dem Alm-Erlebnisbus geht es durch das Klausbachtal hinauf zum Hirschbichlpass. Der gemütliche Abstieg führt über die Bindalm, vorbei an der Nationalpark-Infostelle Engert, über die Ein Tag im Nationalpark neue, spektakuläre Hängebrücke und endet mit ei- nem Besuch der Nationalpark-Infostelle Hintersee Im Sommer beginnt der Tag mit der Wanderung mit seinem Naturerlebnisgelände. zu den Königsbachalmen – stets „dem Murmel- Mittwoch: Wanderpause. Heute steht die Besich- tier auf der Spur“. Auf den sonnigen Almflächen tigung der Dokumentationsstelle zur Geschichte können Besucher die putzigen Alpenbewohner des Dritten Reiches am Obersalzberg auf dem mit dem Fernglas beobachten. Eine Brotzeit auf Programm. Anschließend optional: Fahrt mit dem der Berghütte rundet das Programm ab. Auch an Bus zum Bergrestaurant Kehlsteinhaus – dem die Freunde von Almrausch, Edelweiß und Co. hat ehemaligen Machtsymbol des NS-Regimes. das Nationalpark-Management gedacht: Unter der Donnerstag: Mit dem umweltfreundlichen, bat- fachkundigen Leitung eines Rangers entdecken teriebetriebenen Schiff und begleitet vom weltbe- interessierte Pflanzenfans die botanischen Beson- rühmten Echo geht es über den Königssee. Der derheiten des einzigen alpinen Nationalparks in Abstecher führt in die Nationalpark-Informati- Deutschland. Im Winter bietet sich der Besuch onsstelle auf St. Bartholomä. Wanderung zur Eis- der Nationalpark-Infostelle Hintersee an. Nach kapelle am Fuße der Watzmann-Ostwand. einer Besichtigung der Alm-Ausstellung geht es zu Freitag: Besuch des neuen Nationalparkzentrums Fuß oder mit dem Pferdeschlitten zur Rotwildfüt- „Haus der Berge“ in Berchtesgaden und Ausflug in terung. Mit etwas Glück kann man hier im Win- die Festspielstadt Salzburg. ter rund 50 Rothirsche und Hirschkühe mit ihren Samstag: Aufenthalt verlängert und Start zu einer Kälbern beobachten. mehrtägigen Bergtour durch das Steinerne Meer.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Einen Besuch wert: Das 2013 eröffnete Im Südosten von Bayern an der Nationalparkzentrum Lage: „Haus der Berge“ in österreichischen Grenze Berchtesgaden Fläche: 210 Quadratkilometer Höhenlage: 603 (Königssee) bis 2.713 Meter (Watzmann) Gründungsjahr: 1978 Landschaftstypen: Laub-, Bergmisch- und Nadelwälder,­ Latschengebüsche, Almweiden, alpine Matten und Zwergstrauchheiden, Felsfluren, Moore, Bäche und Seen.

Bücher und Karten

Im Augenblick der Zeitlosigkeit Michael Vogel (Text), Marika Hildebrandt (Fotos) ISBN 978-3-940141-41-5 Die Pflanzenwelt des Nationalparks Berchtesgaden ISBN 978-3-925647-33-3 Die Tierwelt des Nationalparks Berchtesgaden ISBN 978-3-925647-42-2 Anreise Geologie der Berchtesgadener Berge Mit der Bahn: ISBN 978-3-925647-27-9 Endstation Berchtesgaden an der Strecke München – Berchtesgaden. Von dort weiter mit Nationalpark Berchtesgaden Linienbussen der RVO. Topographische Karte (1 : 25.000) ISBN 978-3-937530-46-8 Mit dem Auto: München – Salzburg, Ausfahrt Bad Reichenhall, Bundesstraße B 20 nach Berchtesgaden. Nationalpark Information

Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ Barrierefrei besuchen Hanielstraße 7 Der Nationalpark Berchtesgaden stellt für 83471 Berchtesgaden ­Menschen mit Behinderung einige Angebote wie Telefon +49 8652 979060-0 z. B. barrierefreie Führungen bereit. Zudem sind [email protected] einige der Wanderwege im Nationalpark auch für www.haus-der-berge.bayern.de Rollstuhlfahrer geeignet. Weitere Informationen sind im Informationszentrum „Haus der Berge“ mit seiner preisgekrönten Ausstellung „Vertikale Unterkünfte Wildnis“ erhältlich. Das „Haus der Berge“ ist Berchtesgadener Land Tourismus GmbH barrierefrei gestaltet. Tel. 08652 65650-0, Fax -99 www.berchtesgadener-land.com Vertikale Wildnis im Nationalpark Berchtes­ gaden: Zwischen dem Grund des Königs­sees und dem Watzmann­ gipfel liegen steile 2.300 Höhenmeter 17 Nationalpark Eifel

Faszination Wildnis – Der Nationalpark Eifel bietet dem Betrachter ein vielseitiges Landschaftsbild: steile erlebbar in einer Landschaft aus Wald und Wasser Täler, weite Wälder und klare Gewässer durchziehen das Bild wie die Landschaft einer Modelleisenbahn. Modellierer sind die beiden Flüsse Rur und Urft. Attraktive Fernblicke von der offenen Graslandschaft der Dreiborner Hochfläche, dem ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang, beeindrucken ebenso wie wilde Narzissen, die die Talwiesen im Süden jedes Frühjahr in ein gelbes Blütenmeer verwandeln. Naturnahe Buchen- und Eichenmischwälder stehen hier unter besonderem Schutz. Durch sie schleichen Wildkatzen auf leisen Pfoten durch die Dämmerung. Spuren im Schnee verraten die Anwesenheit der scheuen „Kleinen Eifeltiger“.

Vielfalt bei Tag und bei Nacht: 2014 wurde der Nationalpark Eifel durch die International Dark-Sky Association (IDA) zum Sternenpark ernannt.

Im neu eröffneten Nationalpark-Zentrum in Vogelsang IP erwartet Besucher die große Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“: Faszination auf 2.000 Quadratmetern, barrierefrei und mehrsprachig erlebbar. Die Ausstellung möchte Groß und Klein die Besonderheiten des Nationalparks, die internationale Nationalpark-Philosophie „Natur Natur sein lassen“ und den Wert der biologischen Vielfalt näherbringen.

18 Im Nationalpark Eifel werden Laubmischwälder Flussperlmuschel sind hier beheimatet, ebenso der geschützt, die auf nährstoffarmen Böden wach- überaus seltene Schwarzstorch. sen und von atlantischem Klima beeinflusst sind. Der beliebte Aussichtspunkt „Hirschley“ im Wasserläufe durchziehen das Mittelgebirge wie Kermeter ist für alle Gäste des Nationalparks auf ein weit verzweigtes Adernnetz einen komplexen eigene Faust zugänglich. Denn das Wanderwege- Organismus. Die Rur und zahlreiche Nebenbäche netz im Natur-Erlebnisraum „Wilder Kermeter“ haben die welligen, bewaldeten Hochrücken, die ist ausgehend vom Parkplatz Kermeter bzw. der das Landschaftsbild prägen, in Jahrtausenden tief Bushaltestelle „Wilder Kermeter“ durchweg barrie- eingeschnitten. Neben schroffen Felsen, naturna- refrei. Eine kurze Serpentine mit geringer Steigung hen Laubwäldern und artenreichen Wiesen gibt es führt zum Aussichtspunkt, an dem ein ertastbares in der geschützten Natur auch große Seen. Bronze-Modell der Nationalpark- und Talsperren- Auf dem Gebiet des Nationalparks erstreck- landschaft aufgestellt ist. te sich vor 400 Millionen Jahren ein Flachmeer, Um allen Menschen eine selbstständige Orien- in dem sich große Mengen an Ton als Sedimente tierung zu ermöglichen, ist das Wanderwegenetz ablagerten. Während der Zeit des Oberkarbons – mit einem barrierefreien Leit- und Informati- vor etwa 300 Millionen Jahren – wurden diese Se- onssystem versehen. Weiterhin stehen genügend dimentschichten zum sogenannten „variscischen Sitzgelegenheiten, ein Wetterschutzdach sowie Gebirge“ aufgefaltet und hochgeschoben. Durch barrierefreie Sanitäranlagen zur Verfügung. Seit den hohen Druck entstand aus Tonstein der in der 2014 schließt der barrierefreie Naturerkundungs- Eifel so häufig vorkommende Schiefer. pfad „Der Wilde Weg“ mit zehn meist interaktiven Mehr als 8.700 Tier- und Pflanzenarten haben Stationen und einem Holzsteg an den „Wilden Forscher hier bisher nachgewiesen, die in einer di- Kermeter“ an. Schiffsrundfahrten sind eine sehr gitalen Artenliste im Internet zu sehen sind. Über gefragte Variante, um vom Wasser des Rursees aus 2.000 Arten stehen auf der Roten Liste, gelten erste Eindrücke von der zukünftigen National- also als gefährdet oder sind gar vom Aussterben park-Wildnis zu gewinnen. Ein Ranger begleitet bedroht. Prominentester Bewohner der struk- die Schiffstour jeden ersten und dritten Montag turreichen Buchenwälder ist die Wildkatze, der in den Monaten April bis Oktober. Insgesamt „Kleine Eifeltiger“, von denen es 50 Exemplare im bieten die Ranger im Nationalpark Eifel während Schutzgebiet gibt. Mit rund 1.000 Rothirschen des gesamten Jahres wöchentlich acht unterschied- weist der Nationalpark eines der bedeutendsten liche geführte Touren an, kostenfrei und ohne 19 Vorkommen in Europa auf. Auch Biber, Uhu und Anmeldung. Eine wahre Herausforde­ rung ist der Wildnis-Trail, der auf 85 km Länge sämtliche Landschaften des Nationalparks Eifel erlebbar macht, hier den Urftsee

Ein Tag im Nationalpark

Ihren Ausflug beginnen Sie am besten in einem der fünf Informationshäuser, den Nationalpark- Toren mit ihren Themen-Ausstellungen. Die Tore sind Ausgangspunkt zahlreicher Ran­gerführungen und Wanderungen mit Waldfüh­rern, auch in nie- derländischer und französischer Sprache sowie in deutscher Gebärdensprache. Darüber hinaus bietet der Nationalpark-Veranstaltungskalender Familientage, Wildniscamps, Kutschfahrten und vieles mehr. Im Herbst 2016 ist das Nationalpark- Zentrum Eifel im Forum Vogelsang IP eröffnet worden. Besuchen Sie die 2.000 Quadratmeter große, barrierefreie Erlebnisausstellung „Wildnis(t) räume“ und gehen dort auf eine spannende Rei- se auf den Spuren von biologischer Vielfalt und Wildnis. Eine Woche im Nationalpark

Samstag: Besuch des Nationalpark-Tores in Sim- merath-Rurberg. Danach eine Schifffahrt oder Ka- nutour auf dem Rursee. Sonntag: Teilnahme an einem geführten Rundgang durch die ehemalige NS-„Ordensburg“ Vogel­sang und Besuch der Ausstellung „Wildnis(t)räume“ im Nationalpark-Zentrum Eifel. Anschließend kos- tenfreie Rangertour oder barrierefreie Kutschfahrt zur Wüstung Wollseifen. Montag: Besuch des Nationalpark-Tores in Schleiden-Gemünd. Radtour entlang des Urftsees zur historischen Urftstaumauer mit Halt an der Bird Watching Station. Dienstag: Besuch des Nationalpark-Tores sowie des Wasser-Info-Zentrums Eifel in Heimbach. Dann Wanderung durch naturnahe Buchenwälder zur Abtei Mariawald. Mittwoch: Besuch der Ausstellung im National- park-Tor Nideggen oder Monschau-Höfen. An- schließend Abstecher in die benachbarten Altstädte. Donnerstag: Im Naturerlebnisdorf Nettersheim erkunden Sie die Eifeler Natur und Geschichte. Das Naturzentrum bietet Ausstellungen und Er- lebnispfade zur erdgeschichtlichen und ökologi- schen Vielfalt der Region. Freitag: Wanderung auf einer der markierten Themen-Touren. Um den Sternenhimmel zu erle- ben, können Sie abends an einer der regel­mäßigen Veranstaltungen der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ auf dem Sternwarten- Gelände in Vogelsang teilnehmen, z. B. einer 20 Sternenwanderung.

Der funkelnde Nachthimmel lässt sich unter anderem bei Allgemeine Informationen einer Sternen­­wanderung im Sternenpark Nationalpark Eifel erleben

Daten und Fakten

Lage: Etwa eine Fahrtstunde entfernt von Köln, Bonn und Aachen an der deutsch-belgischen Grenze. Fläche: 108 Quadratkilometer Gründungsjahr: 2004 Landschaftstypen: Ausgedehnte, durch Buchen und Traubeneichen geprägte Laubwälder, Schluchtwälder, Offenland mit Felsen, Stein­ brüchen, Mooren und Heiden, Bachtäler mit Auenwäldern und wilden Narzissen

Bücher und Karten

Wanderkarte Nationalpark Eifel Anreise Eifelverein (Hrsg.), ISBN 978-3-944620-02-2 Mit der Bahn:

Bis zum Bahnhof Kall (DB-Strecke Köln-Trier) Wanderführer oder mit der Rurtalbahn von Düren nach ThemenTouren Nationalpark Eifel Heimbach. Weiterfahrt mit NationalparkShuttle 1. Band: ISBN 978-3-7616-2068-7 und weiteren Buslinien. 2. Band: ISBN 978-3-7616-2644-3 Mit dem Auto: Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel – In die Nationalparkregion kommen Sie aus 4 Tagesetappen zwischen 18 und 25 km Köln über die Autobahn A 1 (Abfahrt Euskirchen- ISBN 978-3-7616-2465-4 Wißkirchen), aus Aachen auf der B 258, aus Düren über die B 56, B 265 und aus Richtung Koblenz über die A 61. In der Region führt ein Nationalpark Information Leitsystem zu den Nationalpark-Toren. Nationalparkverwaltung Eifel Urftseestraße 34 Barrierefrei besuchen 53937 Schleiden-Gemünd Tel. 02444 9510-0, Fax -85 In Gebärdensprache übersetzte Touren, [email protected] entsprechend geschulte Ranger und Waldführer, www.nationalpark-eifel.de der barrierefreie Natur-Erlebnisraum „Wilder Kermeter“ mit dem Naturerkundungspfad Unmittelbare Anlaufstellen für Besucher sind „Wilder Weg“, barrierefreie Informationshäuser, die fünf Nationalpark-Tore mit spannenden Kutschfahrten und Nationalpark-Gastgeber Ausstellungen und Tourist-Informationen machen den Park für Menschen mit und ohne sowie das Nationalpark-Zentrum Eifel mit der Behinderung zugänglich und erlebbar. Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“. Unterkünfte Auf Nationalpark-Besucher ausgerichtete Restaurants, Hotels, Pensionen und andere Unterkünfte finden Sie unter www.nationalpark- gastgeber.eu.

21 Nationalpark Hainich

22 Es braucht schon ein bisschen Überwindung, eine der beiden Hängebrücken zu betreten. Ist das mulmige Gefühl jedoch überwunden, kann man sich auf der schwankenden, aber völlig ungefährlichen Seilkonstruktion in 25 Meter Höhe in den sachten Bewegungen der Buchenäste wiegen. Der Baumkronenpfad ermöglicht die wohl intensivste Begegnung mit der Natur im „Urwald mitten in Deutschland“. Gelegen im Dreieck der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza, sind die weiten Wälder des Hainich das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, fast frei von Nadelbäumen und im Nationalpark ohne jegliche Bewirtschaftung.

Der Lebensraum im „Dachgeschoss“ des Waldes Ebenso beeindruckend ist auch das übrige ist sehr vielfältig und längst nicht vollständig er- Artenspektrum der Tier- und Pflanzenwelt. Im forscht. Die für den Menschen schwer erreichba- Hainich leben Wildkatzen, Waldfledermäuse und ren Baumkronen stecken voller Leben: So begeg- verschiedene Spechtarten. Wesentlich unscheinba- net man auf dem Wipfel-Rundgang durch einen rer sind viele Vertreter der rund 1.650 bisher nach- ansonsten unzugänglichen Lebensraum Tieren wie gewiesenen Pilzarten – mehr als 200 von ihnen Mittelspecht, dem hoch spezialisierten Schillerfal- stehen auf der Roten Liste Deutschlands. Bei den ter oder der Bechsteinfledermaus. Moosen zählen die Wissenschaftler bisher 223, bei Ruhezonen laden zum Stehenbleiben und den Flechten 134 Arten. Staunen ein. Mit Natur und Kunst, Wissen und Besonders farbenprächtig präsentieren sich die Spiel, abenteuerlicher Höhe und greifbarer Nähe Wälder im Frühjahr und Herbst, wenn der Boden wird der Besuch auf dem Baumkronenpfad ein ein- von den Frühblühern bedeckt ist bzw. die bunte malig spannendes Naturerlebnis. Herbstfärbung den Baumartenreichtum zeigt. Zum umweltpädagogischen Konzept des Entsprechend dem Motto der deutschen Na- Schutzgebiets gehören auch die barrierefreien Er- tionalparks „Natur Natur sein lassen“ sind bereits lebnispfade Silberborn, Brunstal und Feensteig. 94 Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks Die sehr beliebten Wege sind keine Lehrpfade mit ungenutzt. Besonders naturnahe Buchenwälder in ellenlangen Schrifttafeln, sondern Überraschungs- Deutschland wurden 2011 im Rahmen der Welt- parcours mit vielen Erlebnisstationen. erbekonvention der UNESCO als Weltnaturer- Vor allem der Baumartenreichtum des Natio- be eingeschrieben. Als Erweiterung der seit 2007 nalparks Hainich unterscheidet ihn deutlich von bestehenden Welterbestätte „Buchenurwälder der anderen Wäldern. Der Hainich ist ein Höhenzug Karpaten“ handelt es sich um die wertvollsten Bu- mit Muschelkalk als Grundgestein, dessen höchste chenwälder aus fünf deutschen Schutzgebieten – Erhebung der Alte Berg mit einer Höhe von fast darunter auch der Nationalpark Hainich. 500 Meter ist. Hier wachsen Rotbuchen, Eschen, Ahorne, Linden und die seltene Elsbeere mit ihren kleinen, runden und rot-bräunlichen Früchten. Betteleiche – mystisch und schön, ein geheimnisvoller Ort mitten in Deutschland 23 Im Frühjahr sind die Buchenwälder mit blühenden Teppichen ausgelegt – hier der Hohle Lerchensporn

Ein Tag im Nationalpark

Morgenbesuch des Nationalparkzentrums an der Thiemsburg bei Bad Langensalza. Hier lädt die Ausstellung „Entdecke die Geheimnisse des Hai- nich“ mit Wurzelhöhle ein, den Nationalpark aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten, zu erkunden und zu verstehen. Die Besucher begeg- nen der Wildkatze, einem Tausendfüßler und dem Dachs. Auf dem Baumkronenpfad gelangt man in die Wipfel des Buchenwaldes – der gute Blick auf Spechte und Fledermäuse auf dem über 500 Me- ter langen Pfad ist inklusive. Von der Thiemsburg aus kann der Tag mit einer Wanderung über den Steinbergweg (10 km) oder über den Naturpfad Thiemsburg (4 km) ausklingen. Eine Woche im Nationalpark

Montag: Zu Beginn steht der Gang durch das Na- tionalparkzentrum an der Thiemsburg, anschlie- ßend können Sie den Baumkronenpfad erkunden oder auf dem Steinbergweg wandern. Dienstag: Der Wanderweg „Wildkatzenpfad“ ­zwischen Bad Langensalza und Eisenach beginnt am Wanderparkplatz Hütscheroda. Anschließend Besuch der Luther- und Bachstadt Eisenach mit der Weltkulturerbestätte Wartburg. Mittwoch: Besichtigung des Naturkundemuseums in der Landeshauptstadt Erfurt oder des Schlosses Friedenstein in der Residenzstadt Gotha. Donnerstag: Nationalpark-Information „Am Hars­berg“ bei Lauterbach. Vorbei an den Baum- häusern der Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“ auf den Bummelkuppenweg. Freitag: An der Fuchsfarm bei Mülverstedt be- ginnt der seh- und gehbehindertengerechte Erleb- nispfad Brunstal. Der Nachmittag ist Mühlhausen, Stadt der Türme, und dem Kloster Volkenroda mit dem Christuspavillon gewidmet. Samstag: Erst geht es in Mihla mit dem Kanu auf die Werra und danach per Rad im Werratal durch den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Sonntag: Der letzte Tag der Woche beginnt mit dem Besuch der Nationalpark-Information in Kammerforst und endet mit einer schönen Wanderung vom Parkplatz Zollgarten auf dem Betteleichenweg.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Nationalpark Information

Lage: Im Westen Thüringens, im Dreieck Nationalparkverwaltung Hainich der Städte Eisenach, Mühlhausen und Bei der Marktkirche 9 Bad Langensalza 99947 Bad Langensalza Tel. 0361 5739140-00, Fax -20 Fläche: 75 Quadratkilometer [email protected] Höhenlage: 220 bis 500 Meter www.nationalpark-hainich.de Gründungsjahr: 1997 Nationalparkzentrum und Baumkronenpfad Tel. 03603 892464 Landschaftstypen: Arten- und strukturreicher Rotbuchenmischwald mit hohem Totholzanteil; große Wiederbewaldungsflächen Unterkünfte

Welterberegion Wartburg Hainich e. V. Bücher und Karten Tel. 036022 980836, Fax 980837 [email protected] Freizeitkarte Nationalpark Hainich www.kultur-liebt-natur.de plus Erlebnispfade ISBN 3-932071-05-0 Baumkronenpfad – hier Anreise kann man dem Urwald Nationalpark Hainich. Weltnaturerbe ISBN 978-3-942062-14-5 aufs Dach steigen Mit der Bahn: Bahnhöfe Eisenach, Bad Langensalza und Mühlhausen; von dort aus weiter mit dem regionalen Busverkehr. Mit dem Auto: Autobahn A 4 von Abfahrt Eisenach Ost über Bundesstraße B 84 nach Bad Langensalza und Mihla oder von Abfahrt Gotha über B 247 nach Bad Langensalza.

Barrierefrei besuchen Der Erlebnispfad Brunstal im Nationalpark ist speziell für Rollstuhlfahrer konzipiert. Blinde und Sehschwache werden durch ein Leitsystem von Station zu Station geführt. Alle Informationen werden auch in Braille-Schrift angeboten. Weitere Auskünfte erteilt die Nationalpark-Information.

25 Nationalpark Harz

26 Es ist ein unwirtlicher Ort. Über 300 Tage im Jahr umhüllt von Nebel, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von knapp vier Grad. Stürme von 200 km/h und mehr fegen über ihn hinweg, die „nordische“ Vegetation hält sich geduckt am granitenen Untergrund. Doch gelegentlich ist er auch ein Ort des Zaubers. Er ist Schauplatz der Walpurgisnacht oder beinahe surrealistischer Impressionen: Jeder kennt die Bilder der dicken, eigentümlich gekrümmten Schneemützen, die vereinzelt in der glitzernd weißen Winterlandschaft stehen.

Als nördlichster Vorposten der Mittelgebirge Rothirsche und Rehe müssen wieder vor einem trotzt der 1.141 Meter hohe , höchste Er- uralten Feind auf der Hut sein: Der Luchs ist in hebung im Nationalpark Harz, jahraus, jahrein den Harz zurückgekehrt. Die große Wildkatze hat dem anstürmenden Wetter. Das Klima ist rau – hier eines ihrer Rückzugsgebiete. vergleichbar mit alpinem Gelände oberhalb 2.000 Die Harzer Moore, bis über sieben Meter Meter. Der Brocken ist höchster Punkt in Nord- mächtig, haben ihre Ursprünglichkeit weitgehend deutschland und Höhepunkt jeder Nationalpark- bewahrt – der Torfabbau erwies sich als nicht ren- Erkundung. Über zahlreiche Tourenwege aus den tabel. Ihre Entstehung verdanken sie dem rauen Richtungen , Torfhaus oder Bad Harz- Klima: Feuchtkühle Bedingungen und undurchläs- burg /Ilsenburg lässt er sich erwandern. Oder man siger Untergrund ließen nach der Eiszeit vernässte nimmt die berühmte Harzer Schmalspurbahn. Bereiche entstehen. Hier wurde Moorwachstum Die Ausstellung im Brockenhaus auf der Bro- möglich, da abgestorbene Pflanzen nur teilweise ckenkuppe in unmittelbarer Nähe zu Brockenwirt zersetzt wurden. Vor allem aus abgestorbenem und Sendemast bietet tiefe Einsichten und weite Torfmoos entwickelten sich allmählich mächtige Ausblicke. Im 1890 gegründeten Brockengarten Moorkörper. Aufgewölbte Flächen weisen auf ein wachsen heute mehr als 1.500 Hochgebirgsarten Hochmoor hin, wo das Scheidige Wollgras wächst. aus aller Welt. Der sagenumwobene Brocken ist Der Nationalpark Harz ist eines der größten Teil einer herb-romantischen Landschaft, geprägt Waldschutzgebiete Deutschlands – mit gezielten, von steilen Bergzügen, Hochebenen, Klippen, Tä- aber behutsamen Eingriffen hilft der Mensch dem lern und Schluchten. Auf engstem Raum finden noch bestehenden Kulturwald, wieder zu einem sich alle Höhenstufen vom Hügelland bis hinauf Naturwald zu werden. Bis zum Jahr 2022 sollen zur Brockenkuppe, dem einzigen Mittelgebirgsgip- mindestens 75 Prozent der Nationalparkfläche sich fel mit einer natürlichen Waldgrenze. selbst überlassen sein. Jede Höhenstufe bietet besondere Lebensbe- Unübersehbar sind die Veränderungen, die dingungen für eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. der Borkenkäfer in den Fichten-Monokulturen So dominiert in den hohen Lagen die Bergfichte. angerichtet hat. Bereits zu erkennen ist aber auch Hier trifft man auf Felsen, Blockhalden und Moo- die Vielfalt des Lebens, die nun, ohne Zutun des re, auf klare Gebirgsbäche, an deren Ufern sich Menschen, im Totholz heranwächst. Der Borken- Wasseramseln und Wasserspitzmäuse tummeln. käferpfad bei Ilsenburg mit seinen Info-Stationen Im tiefer gelegenen Buchenwald leben Schwarz- lässt die Besucher verstehen, warum die „Katast- specht und Schwarzstorch, geht die Wildkatze auf rophe“ auch eine Chance ist. Weitere spannende die Pirsch. Der Schluchtwald ist für die Rotbuche ­Natur-Erlebnispfade warten auf Naturfreunde und zu feucht: Hier überschatten Esche, Berg-Ulme ­Entdecker, so z. B. der Löwenzahn-Entdeckerpfad und Ahorn eine reiche Krautschicht, gedeihen in oder der Urwaldstieg, ein Sagenumwobene Alpen-Milchlattich und Mondviole. Der Buchen- Abstecher in den Brocken-Urwald beim Aufstieg Bergwildnis – Blick Fichten-Mischwald ist das Reich des seltenen auf den Brocken. Auf dem Naturmythenpfad bei von der Rabenklippe Raufußkauzes, der hier in verlassenen Baumhöh- Braunlage können Sie die mythischen Verbindun- zum Brocken 27 len haust. gen zwischen Mensch und Natur ergründen. Erfolgreich – die Wiederansiedlung des Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Luchses im Harz

Auf Goethes Spuren auf den Zauberberg der Montag: Auf dem Naturmythenpfad bei Braun- Deutschen: Der Wanderweg vom Torfhaus auf lage unsere Beziehung zum Wolf ergründen oder den Brocken dauert ca. zwei Stunden. Informie- den Bachnymphen lauschen. ren Sie sich vorab im Nationalpark-Besucher- Dienstag: „Mit dem Ranger im Ilsetal auf Goethes zentrum TorfHaus über Ihren Weg entlang der und Heines Spuren“: Nationalpark-Ranger beglei- Harzer Moore und durch die naturnahen Fichten- ten Sie ab dem Nationalparkhaus im Ilsetal. Bergwälder. Auf dem Brockengipfel bietet das Mittwoch: Familienprogramm: Erkundung des Brockenhaus eine umfangreiche und moderne Löwenzahn-Entdeckerpfades in Drei-Annen-Hoh- Nationalpark-Ausstellung. Eine Führung mit dem ne. Anschließend Forschen und Basteln mit dem Nationalpark-Ranger über den Brocken-Rund- Ranger am Natur-Erlebniszentrum HohneHof. wanderweg eröffnet Ihnen neue Aus- und Einbli- Donnerstag: Klippenwanderung „Natur pur“ zu cke. Der benachbarte Brockengarten zeigt über den Leistenklippen auf dem Hohnekamm. 1.500 Hochgebirgspflanzen aus der ganzen Welt. Freitag: Kunstausstellung „NATUR – MENSCH“ Blühsaison ist von Mitte Mai bis Mitte Oktober in Sankt Andreasberg (nur im Herbst). Abends – während dieser Zeit gibt es täglich Führungen. „Der Fledermaus auf der Spur“. Samstag: Nach einem Besuch der Luchs-Info im Haus der Natur in Bad Harzburg geht es zur ­öffentlichen Fütterung der Luchse im Luchsgehege an der Rabenklippe. Sonntag: „Sieben-Moore-Tour“: Wanderung mit dem Nationalpark-Ranger durch die Hochlagen um Torfhaus.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Mit dem Lage: zentraler Teil des Mittelgebirges Harz, in Nationalpark-Ranger den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen- unterwegs Anhalt gelegen Fläche: 247 Quadratkilometer Höhenlage: 230 bis 1.141 Meter (Brocken) Gründungsjahr: 1990 (Sachsen-Anhalt) bzw. 1994 (Niedersachsen), Fusion 2006 Landschaftstypen: Fichten-Berg-, Bergmisch- und Buchenwälder, subalpine Zwergstrauchheiden, Moore, Fließgewässer und Felsbiotope

Bücher und Karten

Broschüren, z. B. „Nationalpark Harz – Sagen- umwobene Bergwildnis“ oder das jährliche Naturerlebnis-Programm sind in den National- parkhäusern, bei der Nationalparkverwaltung oder auch als Download im Internet erhältlich. Eine große Auswahl an Büchern und Karten zum Nationalpark finden Sie in den Nationalparkhäusern. Anreise Mit der Bahn: Nationalpark Information Von Norden bis Bad Harzburg oder Wernigerode; von Süden bis Herzberg oder Bad Lauterberg. Nationalparkverwaltung Harz Weiterreise mit dem Bus (Infos unter: Lindenallee 35 www.fahrtziel-natur.de) oder der Dampf 38855 Wernigerode betriebenen Schmalspurbahn (www.hsb-wr.de). Tel. 03943 5502-0, Fax -37 Mit dem Auto: [email protected] Über die Bundesstraßen B 6 (Goslar – Bad www.nationalpark-harz.de Harzburg – Wernigerode), B 81 (Halberstadt – Brockenhaus Wernigerode), B 27 / B 243 (Osterode – Herzberg Tel. 039455 5000-5, Fax -6 – Bad Lauterberg – Braunlage) oder B 4 / B 242 (Braunlage). Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus Tel. 05320 33179-0, Fax-19 Nationalparkhaus Sankt Andreasberg Barrierefrei besuchen Tel. 05582 9230-74, Fax -71 Die Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn auf Haus der Natur, Bad Harzburg den Brocken mit Besuch des Brockenhauses wie Tel. 05322 7843-37, Fax -39 auch der barrierefreie Wanderpfad mit Aussicht auf den Brocken bei Torfhaus gehören zu den barrierefreien Angeboten des Nationalparks. Unterkünfte Weitere Auskünfte gibt es bei der Nationalpark­ verwaltung, in den Nationalparkhäusern oder Harzer Tourismusverband unter www.nationalpark-harz.de. Tel. 05321 3404-0, Fax -66 [email protected] www.harzinfo.de Urlaub bei Nationalpark-Partnern 29 www.nationalpark-harz-partner.de Nationalpark Hunsrück-Hochwald

30 Es ist die Vielfalt, die das Gebiet so spannend macht. Der Wechsel zwischen der Natur mit großen zusammenhängenden Wäldern, der Kultur mit bspw. den Weinbauregionen, der Kultur mit ihren vielen historischen Stätten aber auch der weltberühmten Edelstein­ region um Idar-Oberstein. Bekannte Destinationen wie die Mosel oder das Naheland grenzen unmittelbar an. Welterbe-Stätten wie Trier und Völklingen sind nur eine dreiviertel Stunde entfernt: Natürlich – mit Geschichte.

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald liegt im Das Gebiet war immer schon ein Rückzugsraum westlichen Hunsrück. Er ist ca. 10.200 Hektar für die Natur. Es ist eine der wenigen vom Bundes- groß und erstreckt sich als zusammenhängendes amt für Naturschutz beschriebenen Hot-Spot-Re- Gebiet über die Hochlagen des Hunsrücks. Die gionen der biologischen Vielfalt in Deutschland. Länder Saarland und Rheinland-Pfalz haben Gleichzeitig ist es geprägt von kulturhistorischen ihn gemeinsam im Frühjahr 2015 gegründet. Der Highlights: Viele keltisch/römische Befestigungs- höchste deutsche Berg westlich des Rheins, der anlagen finden sich in der Nationalparkregion und Erbeskopf ist mit 816 Metern zugleich auch der laden zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein. höchste Punkt im Nationalpark. Es ist ein sied- Von der Wildenburg, der höchstgelegenen mittel- lungsarmes Gebiet in kühl feuchten Hochlagen. alterlichen Burg des Hunsrücks und der direkt an- Die von Natur aus dort vorkommenden Buchen- grenzenden keltischen Besiedlungsanlage bis zum wälder machen gut die Hälfte der Waldfläche aus. Ringwall bei Otzenhausen lässt sich noch heute Die armen von Quarziten geprägten Böden wech- erahnen, wie spannungsgeladen die Zeiten waren. seln sich mit Felsformationen und Blockschutt- Auch die Wurzeln der Eisenindustrie im Saarland halden und je nach Relief auch sehr kleinräumig wurden hier gelegt. Die ersten professionellen mit Mooren, den so genannten Hangbrüchern, Hütten- und Hammerwerke lagen im Hochwald. ab. Diese Sonderstandorte machen insgesamt ca. Berühmte „Stahl-Dynastien“ wurden hier gegrün- 20 % der Nationalparkfläche aus und finden sich in det. Noch heute findet man in den Wäldern etliche dieser Ausprägung in kaum einem anderen Wald- alte Meilerplätze. gebiet. Wald und Wasser sind entscheidende Fak- toren. Der Nationalpark ist eine Wasserscheide in drei Richtungen: Nach Norden zur Mosel, nach Süden zur Nahe und nach Westen hin zur Saar. Der Übergang von den Hochlagen in die warm trockenen bekannten Weinbau-Lagen der Mosel und auch der Nahe vollzieht sich auf sehr kurzer Vom Vorkastell aus Distanz. genießt man einen phantastischen Blick bis weit in das Saarland hinein 31 Der Besuch des keltischen Ringwalls Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark bei Otzenhausen ist ein Muss Begeben Sie sich an einen Ort, der noch heute Samstag: Erklimmen des Aussichtsturms in Wil- selbst vielen Bewohnern der Region nicht bekannt denburg bei Kempfeld. Auf dem Saar-Hunsrück- ist: Das so genannte Vorkastell. Es ist eine der gro- Steig Wanderung durch Felsen und Wälder. ßen nach Südwesten exponierten Rosselhalden, Sonntag: Von Allenbach aus geht es zum Rings- von der aus man einen phantastischen Blick bis kopf und der natürlichen Felsformation Kirsch- weit in das Saarland hinein hat. Man sieht rundum weiler Festung. Wandern auf den Spuren der Kel- nur auf die Wälder des Nationalparks. Schon mor- ten durch zauberhafte Wälder. gens früh mit den ersten Sonnenstrahlen wärmen Montag: Auf der Gipfeltor auf den Erbeskopf, den sich die Quarzitblöcke auf und es entsteht eine höchsten Berg von Rheinland-Pfalz, mit herrlicher Warmluft-Thermik, die viele Vögel nutzen. Eine Aussicht. Besuch des Hunsrückhauses. Anschlie- „Sinnesliege“ lädt zum Verweilen, zum Ausspan- ßend an der Mosel Natur und Kultur in Form ei- nen und auch zum Träumen ein. nes Schoppen Weins. Sie starten die Tour, die in gut drei Stunden zu Dienstag: Ausflug in die Welt der Edelsteine: bewältigen ist, entweder in Börfink, in Abentheuer Besuch der historischen Weiherschleife und des oder in Buhlenberg. Die rund 12 km lange Strecke Steinkaulenberg, dem einzige Edelstein-Besucher- führt durch das Tal der Traun, durch große alte bergwerk Europas. Wälder – auch entlang eines seit langer Zeit beste- Mittwoch: Die Traumschleife „Börfinker Och- henden Naturwaldreservates – und durch felsige sentour“ entführt sie in die Welt der Moore und Partien. Für das leibliche Wohl sorgt die Gastro- Wälder. nomie in Börfink, das kleine Dorf, welches inmit- Donnerstag: Wanderung ins Reich der Kelten ten des Nationalparks liegt. Nähere Informationen auf der Dollbergschleife zum Ringwall bei Otzen- unter: hausen. Wenn es die Zeit erlaubt, besuchen Sie www.wanderinstitut.de/premiumwege/ den Züscher Hammer. Das Hammerwerk ist ein rheinland-pfalz/trauntal-hoehenweg/ Industriemuseum, in dem man sich den Betrieb anschauen kann. Freitag: Wanderung von Kirschweiler nach Hatt- genstein. Der Aussichtsturm eröffnet phantstische 32 Ausblicke bis in das nordpfälzer Bergland.

Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Touristeninformation Idar-Oberstein [email protected], Tel. 06781 64-871 Lage: Westlicher Hunsrück im Grenzbereich Touristeninformation Thalfang Saarland/Rheinland-Pfalz [email protected], Tel. 06504 9140 141 Fläche: 102 Quadratkilometer Touristeninformation Morbach Höhenlage: Ca. 380 bis 816 Meter [email protected], Tel. 06533 71-117 Gründungsjahr: 2015 Touristeninformation Nohfelden [email protected], Tel. 06852 885-0 Landschaftstypen: Mittelgebirgs-Kammlagen mit großen zusammenhängenden Waldgebieten, Touristeninformation Nonnweiler in den Randbereichen schließt sich eine durch [email protected], Tel. 06873 660-76 Grünland geprägte Kulturlandschaft an Touristeninformation Rhaunen [email protected], Tel. 06544 181-30 Bücher und Karten

Starterkarte Nationalpark Hunsrück-Hochwald Anreise 1:40.000, 1. Auflage 2015. Herausgeber Mit der Bahn: Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald Frankfurt/Mainz – Saarbrücken. Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Bahnhöfe Idar-Oberstein, Neubrücke, Im Kleinen das Große entdecken – Fotografischer Türkismühle Streifzug mit einem Nationalparkförster Mit dem Auto: Konrad Funk, Verlag TiPP 4 GmbH Autobahn von Norden aus Richtung Trier A 1 ISBN 978-3-94396914-6 bis Ausfahrt Hermeskeil oder Nonnweiler/ Bildband mit 335 Fotos Otzenhausen. Aus Südwesten A 1 bis Ausfahrt Nonnweiler/Otzenhausen, aus dem Süden A 62 Nationalpark Information bis Ausfahrt Birkenfeld

Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald Brückener Straße 24 Barrierefrei besuchen 55765 Birkenfeld „Inseltour“ (durch Ranger geführte Wanderung): Tel. 06131-884152 0 1. April bis 31. Oktober. Dienstags, 14.00 Uhr. [email protected] Wälder, Moore, Gewässer. Rodungsinseln mit www.nationalpark-hunsrueck-hochwald.de kleinen Dörfern, Arnikawiesen und Weiden. Rangertreff Tranenweier. Dauer 1 bis 2 Stunden. Überwiegend ebene Teilstrecken. Teilnahme mit Unterkünfte Rollstuhl und Kinderwagen möglich. www.gastlandschaften.de/ nationalpark-hunsrueck-hochwald/ Hunsrück-Touristik GmbH [email protected], Tel. 06543 507700 Naheland-Touristk GmbH [email protected], Tel. 06752 137610 Touristeninformation Birkenfeld [email protected], Tel. 06782 983457-0 Touristeninformation Hermeskeil [email protected], Tel. 06503 9535-0 Touristeninformation Herrstein [email protected], Tel. 06785 79-103 33 Nationalpark Jasmund

34 Grüner Buchenwald, weiße Kreidefelsen und blaues Meer – die Halbinsel Jasmund auf Rügen gehört zu den berühmten Charakterlandschaften Deutschland. Casper David Friedrichs Gemälde der Kreidefelsen, eine Ikone der deutschen Romantik, dominiert bis heute unser Bild von Rügens Küste. Die alten Buchenwälder im Herzen des Parks gehören zum UNESCO Welterbe.

Die weiß leuchtenden Felsen bestehen aus 70 Mil- Jasmund ist der kleinste Nationalpark in lionen Jahre alter Kreide. Die Natur hat sie aus den Deutschland. Nicht allein die Kreidefelsen waren Skeletten unzähliger einzelliger Lebewesen aufge- der Grund, ihn einzurichten. Der größte zusam- schichtet, die das kreidezeitliche Meer dort einst menhängende Buchenwald des Ostseeraumes wird hinterließ. Der höchste und markanteste Punkt hier geschützt und in ihm eine erstaunliche Viel- der Kreideküste ist der 188 Meter über den Strand falt unterschiedlicher Lebensräume auf kleinem aufragende Königsstuhl. An seinem Fuß, wo die Raum. Mehr als 100 Moore, Seen, Quellen und Brandung der Ostsee Feuersteinkiesel klackern Bächen werden von ehrwürdigen Buchenwäldern lässt, standen sich zur Zeit der Germanen rivalisie- eingerahmt. Mit den Flachwasserbereichen der rende Thronfolger gegenüber. Nur mit einem Mes- Ostsee vor den Kreidefelsen bietet der National- ser ausgerüstet, mussten sie den Felsen erklimmen. park zudem einer vielfältigen Unterwasserwelt Wer es schaffte, wurde oben zum König gekrönt. eine sichere Heimat. Der Hochuferweg zwischen Sassnitz und Loh- Die Jasmunder Buchenwälder sind die nörd- me bietet immer wieder überraschende Ausblicke. lichsten und jüngsten der fünf Alten Buchenwäl- Vom Königsstuhl aus führt ein Weg durch den der Deutschlands, die die UNESCO im Jahr 2011 schattigen Wald mit ehrfurchtgebietenden Baum- als Weltnaturerbe anerkannte. Gemeinsam mit veteranen und tief eingeschnittenen Bachtälern dem Buchenurwäldern der Karpaten erzählen zum stillen, sagenumwobenen Herthasee. Seit der sie die weltweit einmalige Geschichte der Aus- Nationalparkgründung 1991 formte die Natur hier breitung einer einzigen Baumart über weite Teile nach und nach ein Bild urwüchsiger Wildnis. ­eines Kontinents, vom Gebirge bis zum Meer, über arme und reiche Böden. Alte Buchenwälder, in denen der Kreislauf aus Werden und Vergehen völlig ungestört ablaufen kann, sind nur noch in wenigen Resten, meist in Schutzgebieten, erhal- ten. Die UNESCO-Kommission würdigte den Schutz dieser Refugien mit ihrer Anerkennung als UNESCO-Welterbestätte.

Blick vom Hochuferweg auf Kollicker, Kieler und Fahrnitzer Ufer 35 Moore in der Stubnitz galten schon früher als Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark romantisch und regen die Phantasie an Ein unvergessliches Erlebnis ist eine Wanderung Samstag: Quartier in einer der Pensionen in Sass- entlang der Kreideküste, am besten gleich mor- nitz im Stil der Bäderarchitektur mit Blick auf die gens bei Sonnenaufgang. Von Sassnitz führt der Ostsee. Zum Abendessen fangfrischer Fisch. Hoch­uferweg bis zum 118 m hoch aufragenden Kö- Sonntag: Mit dem Nationalpark-Ranger ab der nigsstuhl. Dort vermittelt ein Besuch des Natio- Buswendeschleife am Wedding zum Panorama- nalpark-Zentrums ganz spezielle Einblicke in den wandern auf den Kreidefelsen starten. Nationalpark – ein Erlebnis für Groß und Klein. Montag: Wanderung bei Sonnenaufgang von Bevor es mit dem Bus nach Sassnitz zurückgeht, Sassnitz über den Hochuferweg zum Königsstuhl. lohnt sich noch ein Abstecher zum sagenumwo- Mittags mit dem Nationalpark-Ranger ab Bushal- benen Herthasee. Wer gut zu Fuß ist, wandert auf testelle Königsstuhl durch das Weltnaturerbe wan- dem Hochuferweg nach Sassnitz zurück, durch dern und wilden Wald am Meer erleben. Zurück schattigen Buchenwald und mit immer neuen, wandern oder den Bus nutzen. spektakulären Ausblicken auf die Kreideküste und Dienstag: Mit dem Ausflugsdampfer an der Küste die Ostsee. entlang bis zum Königsstuhl und zurück, mit viel- fältigen Informationen über Jasmund und Rügen. Anschließend ein zünftiges Fischessen in einer Sassnitzer Hafenkneipe, danach Altstadtbummel. Mittwoch: Mit dem Fahrrad die Halbinsel Jas- mund erkunden. Besuch des Kreidemuseums Gummanz und Fernblick vom Tempelberg Bobbin über weite Teile Rügens. Donnerstag: Wanderung mit dem Ranger vom Parkplatz Hagen zum Königstuhl. Dort Besuch des Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL und aktiv in die Geheimnisse des Nationalparks eintauchen. Freitag: Morgens noch einmal ganz allein zum 36 Sonnenaufgang an die Kreideküste.

Allgemeine Informationen

Moore stellen einen Daten und Fakten selten gewordenen Lebensraum für Lage: Halbinsel Jasmund auf der Ostseeinsel spezialisierte Pflanzen Rügen und Tiere dar Fläche: 30 Quadratkilometer Höhenlage: – 10 bis +161 Meter (Piekberg) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Kreidefelsen, Geröllstrand und Flachwasserbereich der Ostsee, Buchenwald, Seen, Moore, Bäche

Bücher und Karten Jürgen Reich Nationalpark Jasmund Hommage an die Kreideküste Tecklenborg Verlag ISBN 978-3-944327-16-7 Rad- und Wanderkarte Rügen – Hiddensee 1:50.000 Klemmer Verlag Anreise ISBN 978-3-940175-03-8 Mit der Bahn: Über Stralsund und Bergen nach Sassnitz, Nationalpark Information von dort mit dem Bus nach Stubbenkammer. Nationalparkamt Vorpommern Mit dem Auto: Im Forst 5 A 20 bis Ausfahrt Stralsund, B 96 Stralsund über 18375 Born Bergen nach Sassnitz. Pendelbus vom Parkplatz Tel. 038234 502-0, Fax -24 Hagen zum Königsstuhl. [email protected] www.nationalpark-jasmund.de Barrierefrei besuchen Außenstelle Nationalpark Jasmund Stubbenkammer 2 a Das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl ist wie 18546 Sassnitz alle Attraktionen des Außengeländes rollstuhl­ Tel. 038392 350-11, Fax -54 gerecht ausgestattet. Einzige Ausnahme ist der Königsstuhl. Der Pendelbus vom Parkplatz Nationalpark-Zentrum Königsstuhl gGmbH Hagen ist ebenfalls für Rollstuhlfahrer geeignet. Tel. 038392 6617-0, Fax -40 [email protected] www.koenigsstuhl.com

Unterkünfte

Tourismuszentrale Rügen GmbH Tel. 03838 80770, Fax 254440 [email protected] www.ruegen.de

37 Nationalpark Kellerwald-Edersee

38 Der einzige hessische Nationalpark Kellerwald-Edersee schützt einen der letzten großen und naturnahen Rotbuchenwälder Mitteleuropas. Urige Naturwaldrelikte, über 1.000 reinste Quellen und naturnahe Bäche, Felsfluren und Blockhalden sind seine Schätze und bilden wertvolle Lebensräume. Über 50 bewaldete Berge und Täler prägen die Mittelgebirgslandschaft und erinnern aus der Vogelperspektive an ein wogendes Buchenmeer. Uralte, knorrige Buchen, bemoostes Wurzelwerk, bizarre Felsvorsprünge und klare Quellen säumen die Rad- und Wanderwege. Durch die Baumkronen hindurch schimmert immer wieder das Blau des Edersees oder zeigt sich das Edersee-Atlantis mit seiner Palette von Braun- und Grüntönen. Ausgewählte Bereiche des Großschutzgebietes gehören seit 2011 zum transnationalen UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“.

Die Hainsimsen-Buchenwälder sind etwas ganz Das NationalparkZentrum Kellerwald, der Besonderes. Sie zeichnen sich durch ihre Naturnä- WildtierPark Edersee mit dem BuchenHaus so- he und einen überdurchschnittlich hohen Altholz- wie künftig die KellerwaldUhr ermöglichen Be- anteil mit Urwaldrelikten aus. Der Kellerwald wird suchern, sich auf spannende und erlebnisreiche geprägt durch die bodensauren Buchenwälder des Weise über Flora und Fauna des Nationalparks zu Mittelgebirges auf Schiefer und Grauwacke. An informieren. Zudem eignen sie sich hervorragend Felssteilhängen und Blockschutthalden erreicht als Startpunkt für Exkursionen in das nahgele- die Buche hier ihre natürliche Waldgrenze und bil- gene Großschutzgebiet. Insgesamt gibt es 19 gut det bizarr gewachsene Baumgestalten. Besondere beschilderte Rundwanderwege, die sich selbstver- Kleinode sind die Urwaldrelikte am Ringelsberg, ständlich zu längeren Touren kombinieren lassen. an der Wooghölle oder dem Hagenstein. Ein besonderes Erlebnis ist der ca. 70 Kilometer 18 von 22 in Hessen vorkommenden Fleder- lange Urwaldsteig, der rund um den Edersee führt. mausarten, sechs von zehn mitteleuropäischen Auf verschlungenen Pfaden über Stock und Stein, Spechtarten, 14 Urwaldzeiger wie der Veilchen- vorbei an bizarren Baumgestalten tauchen Wande- blaue Wurzelhalsschnellkäfer oder Pilze wie der rer in die Welt der Kobolde und Gnome ein – ein Ästiger Stachelbart belegen den Strukturreichtum unvergessliches Naturerlebnis. Auch Radfreunde dieser alten Wälder. Auch die Wildkatze fühlt sich können die Wildnis von morgen auf Regional- so- hier wohl, ist, ebenso wie Schwarzstorch und Uhu, wie Fernradwegen hautnah erleben. in die stillen Wälder zurückgekehrt. Schwarz- und Wer den Nationalpark nicht auf eigene Faust Rotmilan ziehen ihre Kreise über den Baumkro- erkunden möchte, kann sich einem Ranger an- nen. Der seltene Alpenstrudelwurm, ein Eiszeit- schließen. In jeder Woche finden geführte Touren relikt, bewohnt intakte Quellen und ist – genau statt. Erlebnistage in den Bildungseinrichtungen wie Dunkers Quellschnecke – ein Zeiger für die sowie das jährliche Nationalparkfest runden das ausgezeichnete Wasserqualität. Insgesamt wach- vielfältige Veranstaltungsangebot ab. Die Natio- sen im Nationalpark 635 Pflanzenarten. Zu ihnen nalpark-Partnerbetriebe sind eine gute Adresse zählen u. a. die Weise Hainsimse und die Astlose zum Speisen, Übernachten und Wohlfühlen. Eini- Graslilie. Neben der Buche begegnen den Besu- ge dieser Partner sind zeitgleich MeineCardPlus- chern Mehlbeeren, Eichen, Linden, Ahorn und Gastgeber und schenken Urlaubern am Anreisetag vereinzelt Nadelhölzer. Bisher wurden 1.108 Pilz-, eine besondere Gästekarte. Die MeineCardPlus 340 Moos- und 322 Flechtenarten sowie 53 Säuge- ist für die Dauer des Aufenthalts Eintrittskarte in tiere nachgewiesen. Der Rothirsch ist unbestritte- über 90 Freizeiteinrichtungen – auch in National- ne Leitart der nordhessischen Waldlandschaft und parkZentrum und WildtierPark – sowie Ticket das größte freilebende Wildtier im Kellerwald. für Busse und Bahnen des Nordhessischen Ver- Weitere Bewohner sind Reh, Wildschwein, Dachs, kehrsVerbunds; und das alles ganz kostenfrei. Im Reich der urigen Fuchs, Waschbär oder Haselmaus. Buchen entsteht Wildnis von morgen 39 Der Nationalpark Kellerwald-Edersee Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark kann auf zahlreichen und wunderschönen Routen erwandert Vom Bahnhof Vöhl-Herzhausen ist es nicht weit Montag: Besuch des NationalparkZentrums werden, beispiels­ zum NationalparkZentrum Kellerwald. Die mul- Kellerwald inkl. 4-D-SinneKino. Anschließende weise auf dem Urwaldsteig Edersee timediale Erlebnisausstellung macht Lust, das Entdeckungstour in das Reich der urigen Buchen Reich der urigen Buchen auf eigene Faust zu ent- (Hagenstein-und Ringelsberg-Route). decken. Ausgestattet mit Rucksackverpflegung Dienstag: Tour auf dem Edersee-Radweg mit ro- und Erfrischungsgetränken geht es auf die 13 km mantischen Ausblicken auf den Edersee und urige lange Strecke. Zur Ringelsberg-Route, der offizi- Wälder. Während der Saison sind viele Busse mit ellen Weltnaturerbe-Route, leitet die Hagenstein- Fahrradträgern ausgestattet (Linie 510, 550). Route über. Der Weg führt durch knorrigen Ei- Mittwoch: Besuch der Wasserspiele im nahgelege- chen-Buchenwald, vorbei an einer spektakulären nen Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe (UNESCO- Aussicht in das Edertal, bis hin zum UNESCO- Weltkulturerbe) oder der GRIMMWELT. Weltnaturerbe, das sich hier in zahlreichen Facet- Donnerstag: Wanderung im Nationalpark, z. B. ten präsentiert – von hallenartigen Buchenwälder von Frankenau auf dem Quernstpfad zur Quernst- mit mächtigen Stämmen auf der Hochfläche bis Kapelle, weiter bis zum Weltnaturerbe im Ruhlau- hin zu verwunschenen, skurrilen Baumgestalten an ber und über die Dreiherrenstein-Route zurück felsigen Hängen und in Schluchten. zum Ausgangspunkt. Freitag: Besuch von Wolf, Luchs, Wildkatze, ­Wisent und Co im WildtierPark Edersee. ­Anschließend geht es auf dem TreeTopWalk hoch hinaus in die Baumkronen. Samstag: Erholsame Schiffstour auf dem Edersee (März bis Oktober) mit Besuch der Sperrmauer. Sonntag: Wanderung im Nationalpark, z. B. auf der Bloßenberg-Route bei Bringhausen. Im Frühsom- mer blüht hier die seltene Pfingstnelke, ein pink- farbenes Juwel im Fels. Ganzjährig sind die zehn Land-Art-Objekte des Warzenbeißer Kunstwegs 40 zu betrachten.

Allgemeine Informationen

Daten und Fakten In jeder Woche finden geführte Touren Lage: Nordhessen, südlich des Edersees mit Nationalpark- Rangern statt Fläche: 57 Quadratkilometer Höhenlage: 200 bis 626 Meter ü. NN Gründungsjahr: 2004 Landschaftstypen: Bodensauer Hainsimsen- Buchenwald, Edellaubholz-, Block- und Hangwald, Eichen-Trockenwald

Bücher und Karten

Rad- und Wanderkarte Kellerwald-Edersee Maßstab 1 : 35.000, KKV erhältlich in den regionalen Infostellen Urwaldsteig Edersee – Wanderführer Edersee Touristik GmbH (Hrsg.), 2008, cognitio Verlag

Nationalpark Information

Nationalparkamt Kellerwald-Edersee BKW. Daneben kann auch der komfortable Laustraße 8, 34537 Bad Wildungen Service des Anrufsammeltaxis in Anspruch Tel. 05621 75249-0, Fax -19 genommen werden. [email protected] Mit dem Auto: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Von Nordwesten: auf der A44, Abfahrt www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de ­Diemelstadt, von Norden: auf der A 49 Richtung www.nationalparkzentrum-kellerwald.de Marburg, Abfahrt Fritzlar, von Osten und Süden: www.wildtierpark-edersee.eu auf der A 7 – Abfahrt Homberg (Efze). www.buchenhaus.eu Einen Routenplaner finden Sie unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de/de/ anreise/pkw/ Unterkünfte

Urlaub bei Nationalpark-Partnern Barrierefrei besuchen www.nationalpark-kellerwald-edersee.de Alle Nationalparkeinrichtungen sind für Roll- Touristik Service stuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen frei www.waldecker-land.de zugänglich. Im WildtierPark Edersee sowie im www.edersee.com NationalparkZentrum Kellerwald kann kostenfrei ein Elektro-Scooter ausgeliehen werden. Die ge- samte Hagenstein-Route kann mit einem Scooter Anreise befahren werden und ermöglicht so auch weniger mobilen Menschen, den Nationalpark hautnah zu Mit Bus und Bahn: erleben. Mit Bus oder Bahn nach Bad Wildungen, Korbach oder Frankenberg. Von dort aus fahren Busse in die Nationalparkgemeinden, das Buchen­Haus, den WildtierPark oder das Nationalpark­ Zentrum.­ Die Busverbindungen­ des Nordhessischen­ Verkehrsverbunds­ NVV werden ergänzt durch das regionale Busunternehmen 41 Müritz- Nationalpark

42 Die Aussichtsplattform auf dem 55 Meter hohen Käflingsbergturm nahe der kleinen Ortschaft Speck gewährt einen fantastischen Rundblick. Hier liegen einem nicht nur die drei Specker Seen zu Füßen, bei klarem Wetter reicht der Blick sogar bis zur Müritz. Am höchsten Punkt im Nationalpark führt die Natur vor Augen, wie virtuos sie ein Thema zu bespielen versteht.

Im Müritz-Nationalpark liegen allein 107 Gewäs- Seeadler, Kranich oder die Große Rohrdommel, ser mit einer Größe von mehr als einem Hektar. sondern auch für die Vielfalt seiner Vogelwelt ist Hier befinden sich das Quellgebiet der Havel der Müritz-Nationalpark bekannt. Etwa 250 Arten und ihr an eine Perlenkette erinnernder Oberlauf. sind nachgewiesen. Quellen sind im Müritz-Nationalpark oft ganze Die Pflanzenwelt weist einige Eigenheiten Seen – oder wie bei der Havel sumpfige Stellen, auf: Hier stammt das Röhricht teilweise nicht an denen das Grundwasser an die Oberfläche tritt. vom Schilf, sondern von einem seltenen Sauer- Das Wasser der Moorseen und kleinen Waldseen gras, dem Schneidried, das hier eine der größten ist durch den hohen Gehalt von Huminstoffen Schneidriedflächen Deutschlands bildet. Im Som- meist braun gefärbt. mer zieren die weißen Wollschöpfe des Wollgrases Der Müritz-Nationalpark ist Teil der Mecklen- das Moor. Wie ein Teppich bedecken die großen, burgischen Seenplatte und mit 53 Einwohnern pro rundlichen Blätter der Weißen Seerose mancher- Quadratkilometer ausgesprochen dünn besiedelt. orts die Wasseroberfläche. Das hügelige Land aus Das Ostufer der Müritz gehört in einem 500 Me- Wald und Seen entfaltet besonders in den späten ter breiten und zehn Kilometer langen Abschnitt Herbstwochen seinen ganzen Zauber. zum Schutzgebiet. Es gibt große Gebiete mit Kie- Eine Vielzahl von Besuchereinrichtungen, zum fernwäldern, die durch Aufforstungen entstanden. Teil barrierefrei gestaltet, sorgt für spannende Ein- Ein besonderes Kleinod sind die Buchenwälder blicke in die Natur. Das ausgedehnte Netz an Rad- im Teilgebiet Serrahn, einst Jagdgebiet der Meck- und Wanderwegen von 650 Kilometer Länge er- lenburg-Strelitzer Großherzöge. Hier findet der gänzen Aussichtstürme, Beobachtungsplattformen, Besucher eine einzigartige Waldwildnis vor. Der Moorstege, Sichtschirme und Naturerlebnis­pfade. Serrahner Buchenwald ist zusammen mit Buchen- Daneben bieten die Nationalpark-Informations- wäldern in den Nationalparks Jasmund, Keller- einrichtungen mit ihren Ausstellungen Wissens- wald-Edersee und Hainich sowie einem weiteren wertes aus erster Hand. Auch Wassersport ist im Gebiet Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Bu- Müritz-Nationalpark in Grenzen möglich – auf chenwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder einigen Gewässern ist das Paddeln erlaubt. Deutschlands (2007/2011)“. Das Nationalparkticket ist das ideale Angebot Im September und Oktober kann man am für größere Touren. Die eingesetzten Busse fahren Ostufer der Müritz Rothirsche bei der Brunft zum Teil auf Strecken, die für Autos gesperrt sind. beobachten, die Kraniche fliegen in den Abend- Besonders reizvoll ist die Kombination mit einer stunden ihren Schlafplatz am Rederangsee an. Schiffstour auf der Müritz. Die Schiffe verkeh- Dreizehn Fledermausarten finden in alten und ab- ren regelmäßig zwischen Waren (Müritz), Klink, sterbenden Bäumen, Mooren, Seen, Wiesen und ­Röbel / Müritz, dem Bolter Kanal und Rechlin Ha- alten Gemäuern ideale Lebensbedingungen vor. In fendorf und nehmen, wie die Busse, Fahrräder mit. Mühlensee bei Speck – der Nationalpark-Information Kratzeburg befindet einer von vielen im sich eine Ausstellung zu den kleinen Säugetieren. Müritz-Nationalpark 43 Nicht nur für seltene Großvögel wie Fisch- und Eine Woche im Nationalpark

Montag: Landschaftserkundung mit dem Natio- nalparkticket von Waren (Müritz) per Bus, Füh- rung und Schiff. Dienstag: Mit dem Nationalpark-Ticket-Bus bis Federow, Blick über die Live-Kamera ins Fisch- adlernest. Von April bis September täglich Adler- Safari, eine Führung zu den Nahrungsplätzen der See- und Fischadler. Regenvariante: Besuch des Müritzeums, des für alle spannenden NaturErleb- nisZentrums mit Aquarium in Waren (Müritz). Ein Tag im Nationalpark Mittwoch: Radfahren durch die Wälder, Wiesen- und Seenlandschaft südlich von Waren (Müritz). 10.00 Uhr: Abfahrt mit dem Nationalparkbus in Mittagspause im Müritzhof. Waren (Müritz), Steinmole. Donnerstag: Zum Museum des Troja-Entdeckers 10.35 Uhr: Ankunft in Speck, das mitten im Heinrich Schliemann nach Ankershagen. Dann Nationalpark liegt. Wanderung zu den Havelquellseen. 11.00 Uhr: Spannende Führung mit einem Na- Freitag: In Dalmsdorf oder Granzin ein Kanu tionalpark-Ranger, Picknick aus dem Rucksack, leihen für eine Haveltour. 2,5 km langer Spaziergang zum Käfligsberg-Turm, Samstag: Geheimtipp: Natur-Erlebnis-Pfad durch mit fantastischem Blick über die Müritz und die naturbelassene Buchenwälder und Moore zwi- Wälder des Nationalparks. schen Zinow und Serrahn mit Besuch der Ausstel- 15.30 Uhr: Kaffeetrinken in Boek, Besuch der lung „Im Reich der Buchen“ nach Carpin. Nationalpark-Ausstellung „Die Fischer von Boek“. Sonntag: Wanderung von Goldenbaum durch 16.30 Uhr: Mit dem Nationalparkbus weiter nach eiszeitlich geprägte Landschaft mit Spuren von Rechlin Hafendorf. Bibern. Picknick auf halber Strecke in Steinmühle 16.50 Uhr: Abfahrt des Schiffs und genussreiche am Grünower See. Fahrt über die Müritz nach Waren (Müritz). 18.05 Uhr: Ankunft in der sehenswerten Stadt Waren (Müritz).

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Unterkünfte

Lage: Mecklenburgische Seenplatte, zwischen Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte Berlin und Rostock Tel. 039931 538-0, Fax -29 www.mecklenburgische-seenplatte.de Fläche: 322 Quadratkilometer Höhenlage: 62 (Müritz) bis 143 Meter (Hirschberg) Anreise Gründungsjahr: 1990 Mit der Bahn: Bahnhöfe Waren (Müritz), Kratzeburg und Landschaftstypen: Seen, Röhrichte, Moore, Neustrelitz auf der Strecke Berlin-Rostock, Wälder, Wiesen weiter mit den Linien des Müritz-Nationalpark- Tickets oder dem regulären Linienverkehr. Mit dem Auto: Bücher und Karten Autobahnen A 24 und A 19 von Berlin nach Rad- und Wanderkarte Rostock bis zur Abfahrt Röbel / Müritz oder Müritz-Nationalpark Waren (Müritz), Autobahn A 20 Abfahrt 1 : 50.000 Friedland. ISBN 978-3-940175-01-4 Im Land der Tausend Seen Barrierefrei besuchen Vögel beobachten Fischadler im Müritz-Nationalpark Barrierefreie Ausstellungen, Beobachtungsstände, Seeadler im Müritz-Nationalpark Wanderwege und Erlebnispfade. Weitere Kraniche im Müritz-Nationalpark Auskünfte gibt es beim Nationalparkamt Müritz DVD „Waldgeschichten“ oder unter www.mueritz-nationalpark.de Erhältlich in allen Nationalpark-Infozentren

Nationalpark Information

Nationalparkamt Müritz Schloßplatz 3 17237 Hohenzieritz Tel. 039824 252-0, Fax -50 www.mueritz-nationalpark.de www.mueritz-nationalpark-partner.de Nationalpark-Service Tel. 03991 668849, Fax -94 www.nationalpark-service.de

Fliegender Edelstein – so nennt der Volksmund den Eisvogel 45 Nationalpark Sächsische Schweiz

46 „Felsen sind zu Stein gewordene Musik“ – treffender als mit diesem zweieinhalb Tausend Jahre alten Zitat von Pythagoras lässt sich die Welt des Elbsandsteingebirges nicht beschreiben. Schroffe Felstürme und wuchtige Tafelberge wechseln sich ab mit lieblichen Ebenen, schwindelerregenden Gründen und Schluchten. Inmitten dieser Felswelt hat sich die Elbe tief in den Sandstein eingeschnitten. Sie windet sich majestätisch um den Lilienstein, den König der Tafelberge. Der Eindruck des Außergewöhnlichen verstärkt sich noch in dem Wissen, dass hier einiges „auf dem Kopf steht“. Im Sommer herrscht in den Schluchten ein feuchtes und kühles Klima – ideale Verhältnisse für viele Pflanzen wie Tiere. Die Gipfelregionen dagegen sind warm und trocken und ziehen Bewohner an, die sonst die Höhe meiden.

Die Bezeichnungen Elbsandsteingebirge oder Leitern bis hinauf auf die Felsplateaus. Besucher Sächsisch-Böhmische Schweiz sind eigentlich haben die Wahl zwischen weiten Aussichten und ein „Schwindel“: Handelt es sich doch um Mee- tiefen dunklen Schluchtwegen sowie verträumten resgrund, dem vor hundert Millionen Jahren das Dörfern beiderseits der deutsch-tschechischen Wasser abhanden kam. Im Lauf der Zeiten wu- Grenze. schen die Elbe und ihre Nebenflüsse die bizarren Die Bastei – ein Felsmassiv bei Rathen – ist Felsformationen aus dem Stein. Sie sind Lebens- wohl das bekannteste Naturdenkmal der Sächsi- raum für Pflanzen und Tiere, die zum Teil hoch schen Schweiz. Die 305 Meter hohe Felskanzel ragt spezialisiert leben. Das gilt für die gelbe Schwefel- 194 Meter über die Elbe empor und bietet einen flechte oder den Knotenfuß, der sonst nur im Ge- überwältigenden Landschaftsblick. Von zahlrei- birge vorkommt. Viele Tiere, die besonders scheu chen weiteren Aussichtspunkten eröffnet sich ein sind, haben in den abgeschiedenen Flecken des Panorama mit allen großen Tafelbergen (z. B. Lili- Nationalparks ihr Rückzugsgebiet. Zu ihnen zäh- enstein, Königstein), der Schrammsteinkette, dem len Fischotter, Schwarzstorch, Uhu und als Durch- Großen Winterberg und weiteren bedeutenden zügler der scheue Luchs! Aussichts- und Kletterfelsen bis ins Böhmische. Es gibt wohl kaum eine Gebirgswelt, die Wildes Die Schrammsteine präsentieren sich als und Liebliches auf engstem Raum so vereint. Hier eine stark zerklüftete Felsgruppe östlich von Bad gibt es Höhenunterschiede von bis zu 450 Meter. Schandau. Einen mächtigen senkrechten Einschnitt Dazu diverse Wälder – auf den Felsnadeln und bildet das Schrammtor. Die Formenvielfalt der Fel- -türmen licht mit skurrilen Kiefern, in den Grün- sen zeugt von Jahrmillionen währender Verwitte- den dunkel mit hohen Fichten, an den Hängen mit rung. Weiter östlich bei der Nationalparkgemeinde Nationalpark urigen Buchen. Hinterhermsdorf bietet der Königsplatz ein weites Ein romantisches Gebirge, das seit rund 200 Panorama über die stillen Berge des Nationalparks Jahren durch Tourismus und seit über 150 Jahren Böhmische Schweiz. Mit diesem besteht eine gute durch das sächsische Bergsteigen geprägt wird. Nachbarschaft. Hinterhermsdorf, familienfreund- Naturschutz hat hier eine lange Tradition. Bereits lich und 2001 zum schönsten Dorf Deutschlands Sächsische Schweiz vor über 130 Jahren gab es Forderungen nach Ein- gekürt, ist mit seinen zahlreichen Übernachtungs- schränkungen des Sandsteinabbaus – und erfolg- möglichkeiten idealer Ausgangspunkt für grenz- Am frühen Morgen reiche Einsprüche gegen die Errichtung von Berg- überschreitende Wanderungen. Lohnenswert ist noch mystischer: bahnen zur Bastei und zum Lilienstein. auch ein Ausflug von Schmilka an der Elbe in den Blick von der Bastei Das Wegenetz reicht von gemütlichen Spazier- Nachbarnationalpark zum Prebischtor, dem größ- auf die „Kleine Gans“ 47 wegen bis zu steilen Bergpfaden mit Stiegen und ten Sandstein-Felsentor Europas. Wanderer tauchen tief ein in die ursprüng­liche Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark Natur der Kirnitzsch-­ klamm, dort, wo die Nationalparks­ Sächsische Am Morgen geht es zu Fuß vom Basteiparkplatz Montag: Besuch des Walderlebnisgeländes „Wald- und Böhmische Schweiz über Basteiaussicht und Basteibrücke ins Tal zum husche“ mit Wanderung im Hinterhermsdorfer aufein­andertreffen Kurort Rathen und durch den Amselgrund und Grenzwinkel und Kahnfahrt auf der Kirnitzsch. die Schwedenlöcher wieder hinauf zum Bastei- Dienstag: Besuch der Bastei mit Schwedenlö- parkplatz. Dauer: rund drei Stunden. chern und der Nationalpark-Informationsstelle Die Bastei ist die bekannteste und imponie- Amselfallbaude. rendste Elbsandsteinaussicht, hoch über der Elbe. Mittwoch: Vor der Wanderung zum Lilienstein Auch bei großem Besucherandrang ist der Gang wird das Nationalparkzentrum in Bad Schandau über die Basteibrücke atemberaubend. Der wilde besucht. Steig durch die kühle Felsschlucht der Schweden- Donnerstag: Ruhetag mit Bummel durch die his- löcher bietet enge Tuchfühlung zu den senkrechten torische Altstadt von Pirna und viel Entspannen in Sandsteinwänden des Nationalparks. der Toskanatherme in Bad Schandau. Wieder zurück auf dem Basteiplateau zeigt die Freitag: Fahrt mit der Nationalpark-Bahn in den Nationalparkgalerie im Schweizer Haus mit 300 Nationalpark Böhmische Schweiz, zu Fuß geht es historischen Bildern und Grafiken die unter- dann zum Prebischtor. schiedliche Naturempfindung seit der Zeit der Samstag: Wanderung über die Schrammsteine Romantik. Zum Abschluss des Tages lädt das zum historischen Berggasthaus „Großer Winter- Nationalparkzentrum in Bad Schandau ein – ein berg“ mit der Nationalpark-Infostelle und weiter modernes Besucherzentrum mit großzügigen nach Schmilka. Ausstellungsetagen, Multivision und interaktiven Modellen.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Anreise

Lage: Östlich von Dresden an der tschechischen Mit der Bahn: Grenze, am Oberlauf der Elbe in Sachsen Über Dresden nach Bad Schandau (IC-Strecke Berlin–Prag, S-Bahn) oder über Neustadt / Fläche: 93 Quadratkilometer Sachsen–Sebnitz. Höhenlage: 110 (Elbe) bis 556 Meter (Großer Mit dem Auto: Winterberg) Autobahn A 17 Dresden Richtung Prag, Abfahrt Gründungsjahr: 1990 Pirna, weiter über B 172 Richtung Bad Schandau oder S 164 / S 165 Richtung Hohnstein. Landschaftstypen: Sandsteinfelsen, Kiefernwald, Schluchtwald, Buchenwaldkuppen auf Basalt Barrierefrei besuchen Bücher und Karten Bahn, Dampfer- und Elbfähranlegestellen bieten im Nationalpark behindertengerechte Topografische Karte Haltepunkte und es gibt einen speziellen Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz Taxi-Service. Nähere Auskünfte erteilt das 1 : 25.000 mit Begleitheft der Nationalparkzentrum. Nationalparkverwaltung ISBN 3-89679-361-6 Elbsandsteingebirge – Landschaft im Meer geboren GeologischeWanderungen ISBN 93342-34-6 Der historische Malerweg. Auf den Spuren der Maler ISBN 3-929048-25-6

Nationalpark Information

Staatsbetrieb Sachsenforst Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz An der Elbe 4 01814 Bad Schandau Tel. 035022 900-600, Fax -666 poststelle.sbs-nationalparkverwaltung@smul. sachsen.de www.nationalpark-saechsische-schweiz.de Das Nationalparkzentrum ist von Februar bis Dezember täglich geöffnet, von November bis März montags geschlossen (Gruppen bitte mit Naturerlebnisse in Voranmeldung 035022-50240) historischem Ambiete bietet die Sächsische Dampfschiff­fahrts­ Unterkünfte gesellschaft an Tourismusverband Sächsische Schweiz e V. Bahnhofstraße 21 01796 Pirna Tel. 03501 470-147, Fax -148 [email protected] www.saechsische-schweiz.de (auch Nationalpark-Informationen) 49 Nationalpark Schwarzwald

50 Eine Spur wilder darf die Natur seit 2014 auch im Nationalpark Schwarzwald wieder sein – einem der jüngsten in der Riege der deutschen Großschutzgebiete. Dunkle Wälder, malerische Karseen, felsige Wände: Die landschaftliche Vielfalt in dem 10.000 Hektar großen Gebiet, das sich in zwei Teilen über die Hochlagen zwischen Baden- Baden und Freudenstadt erstreckt, ist riesig – und bietet Lebensräume für Auerhühner, Kreuzottern und viele andere, zum Teil seltene Arten. Dabei profitiert der junge Nationalpark von ehemaligen Bannwäldern, die teilweise bereits mehr als 100 Jahre sich selbst überlassen sind.

Obwohl in vielen Bereichen bisher noch die Fich- sehr viel Totholz braucht. Ein Forscherteam konn- ten dominieren – kulturhistorisches Erbe des te allein im ehemaligen Bannwald Hoher Ochsen- Schwarzwalds – ist dies doch ganz klar der Tan- kopf mehr als 185 Totholz-Käfer nachweisen, die nen-Nationalpark Deutschlands, mit einem An- genau diese Umgebung brauchen, ein anderes im teil von rund 15 Prozent. Neben drei eiszeitlichen gesamten Nationalpark mehr als 250 Spinnenar- Karseen und zwei größeren Hochmooren gehören ten. Eine weitere Besonderheit des Nationalparks auch die Grinden genannten Feuchtheiden zu den Schwarzwald ist, dass das Wissenschaftsteam ne- Besonderheiten. Wild und von rauer Schönheit er- ben der Natur auch die Menschen genau im Blick innern die mit Latschenkiefern, Beerensträuchern, hat. Welche Bilder lässt der Nationalpark in ihren Heidekraut und Pfeifengras bewachsenen Flächen Köpfen entstehen, wie wirkt Wildnis? Aufregend ein wenig an Landschaften in Skandinavien. Gera- oder erholsam? de die spezielle Mischung aus lichteren Strukturen In einigen Jahren lässt sich das nicht nur bei macht sie zu einem wertvollen Lebensraum für vie- geführten Wanderungen durch die werdende le seltene Mittelgebirgsarten, zum Beispiel Baum- Wildnis erfahren, sondern auch im neuen Besu- pieper und Kreuzotter, aber auch für Schmetterlin- cherzentrum, das am Hauptstandort der Nati- ge, Heuschrecken wie die Alpine Gebirgsschrecke onalparkverwaltung am Ruhestein entsteht. Mit und andere Insekten. hölzernen Gängen, die an übereinander laufende Auch der seltene Dreizehenspecht ist im Nati- Baumstämme erinnern, wird es sich nicht nur onalpark Schwarzwald zuhause, genauso wie der äußerlich bestens in den jungen Nationalpark schnellste Vogel der Welt, der Wanderfalke, und einfügen. die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz. Im ältesten Waldteil des Nationalparks hat ein Pilz- experte 2014 die Zitronengelbe Tramete entdeckt, die als Urwaldpilz gilt, weil sie zum Überleben

Das Gebiet um den Wilden See ist seit 1911 als Bannwald ausgewiesen 51 Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark

Wer nur einen Tag Zeit für einen Besuch im Na- Samstag: Auf den Wanderwegen des Schliffkopf­ tionalpark Schwarzwald hat, sollte diesen schon gipfels lässt sich mit etwas Glück eine Inversions­ frühmorgens beginnen, zum Beispiel auf einem wetter­lage erleben: Nebel im Tal, Sonne im Natio- der beliebten Erlebnispfade. Lothar- und Wildnis- nalpark. Nachmittags Tour über den Lotharpfad. pfad, die beide auf Grund des Orkantiefs „Lothar“ Sonntag: Geführte Rangertour zum ehemaligen im Jahr 1999 entstanden sind, lassen mit allen Sin- Bannwald Wilder See, anschließend Besuch des nen erfahren, wie sich die Natur unbeeinflusst vom Nationalpark-Infozentrums am Ruhestein. Menschen entwickelt. Der Luchspfad im Süden Montag: Besuch der Klosterruine Allerheiligen, des Schutzgebiets ist ebenfalls sehenswert – auch von dort Wanderung durch die Schluchtwälder wenn der Luchs noch nicht leibhaftig im National- und die enge Klamm der Allerheiligenschlucht, park jagt. entlang der sagenumwobenen Wasserfälle. Nach einer kurzen Mittagspause geht es – am Dienstag: Im abgelegenen Tonbachtal lassen sich besten unter der fachkundigen Führung einer Ran- Wildtiere in einem Gehege aus der Nähe beobach- gerin oder eines Rangers in den ältesten Teil, den ten. Danach ein Besuch der historischen Glashüt- ehemaligen Bannwald Wilder See. Ein schmaler te im Buhlbachtal – und für Genießer locken am Pfad läuft die steile Karwand hinunter zum male- Abend die Sterne-Küchen von Baiersbronn. rischen Wilden See im Herzen des Nationalparks. Mittwoch: Im Nordteil des Nationalparks bieten Lauter wird es bei der letzten Wanderung dieses Wildnis- oder Luchspfad am Plättig erlebnisreiche Tages entlang der Wasserfälle Allerheiligen, für Wanderungen für trittfeste Urwald-Entdecker. Kulturinteressierte bietet sich die Besichtigung der Wer ganz hoch hinaus will, kann im Hochseil- gleichnamigen Klosterruine an. garten am Mehliskopf den eigenen Mut erproben. Donnerstag: Tagestour quer durch die wilden Wäldern des Ochsenkopfes mit seinem zerborste- nen Gipfelturm. Zum Abschluss Einkehr im einsa- men Höhenort Herrenwies. Freitag: Die Woche endet mit einem Besuch der Geroldsauer Mühle, dem Tor zum Schwarzwald in Baden-Baden, mit vielen Produkten und Informa- tionen aus der Region.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Der Sperlingskauz Lage: Auf den Höhenlagen des Nordschwarz­ ist die kleinste walds, zwischen Baden-Baden und Freudenstadt in Mitteleuropa heimische Eule Fläche: 10 Quadratkilometer Höhenlage: 470 bis 1.150 Meter Gründungsjahr: 2014 Landschaftstypen: Fichte-Tannen-Buchen- Bergmischwälder, Feuchtheiden, Kare und Karseen, Hochmoore, Bäche und Wasserfälle

Bücher und Karten Karten: Wandererlebnis Nationalpark Schwarzwald ISBN 978-3-939657-78-1 Wintererlebnis Nationalpark Schwarzwald ISBN: 978-3-939657-81-1 Bücher: Nationalpark Schwarzwald Stephan Voegeli, ISBN 978-3-8425-1426-3 Anreise 100 Jahre Bannwald Wilder See Mit der Bahn: Wolfgang Schlund, Charly Ebel und Georg Jehle Von Norden bis Baden-Baden (Weiterreise ISBN 978-3-00-035118-1 mit dem Bus) oder Achern (Weiterreise mit derAcherntalbahn oder Renchtalbahn). Von Naturerlebnis Wilder Schwarzwald Karlsruhe mit der S-Bahn. Von Süden bis Gaby Hufler und Norbert Daubner Freudenstadt, Weiterreise mit dem Bus. Infos ISBN 978-3-9810882-6-7 unter: www.schwarzwald-nationalpark.de/ Nationalpark Schwarzwald service/anfahrt. von Klaus Echle, Joachim Wimmer Mit dem Auto: ISBN 978-3-8687-3935-0 Von der A5 Abfahrt Achern, der L87 folgen in Richtung Baiersbronn. Von der A 81 Abfahrt Nationalpark Information Horb/Freudenstadt, der Ausschilderung bis Freudenstadt folgen, von dort weiter Richtung Infozentrum Nationalpark Schwarzwald Straßburg/Schwarzwaldhochstraße. Schwarzwaldhochstraße 2 77889 Seebach Tel. 07449 - 92998 444, Fax 07449 - 92998 499 Barrierefrei besuchen www.schwarzwald-nationalpark.de Der Nationalpark Schwarzwald hat einige Angebote für Menschen mit Behinderung im ­­­ Unterkünfte Programm, darunter barrierefreie Führungen. Wurzelteller auf dem Gerne gehen die Rangerinnen und Ranger auch Lotharpfad – Hier Nationalparkregion Schwarzwald auf spezielle Einschränkungen und Wünsche ein. können Besucherinnen Rosenplatz 3 und Besucher die gewaltige Kraft der 72270 Baiersbronn Natur spüren und Tel. 07442/84140 erahnen, wie sich der [email protected] Nationalpark einmal www.nationalparkregion-schwarzwald.org entwickeln könnte 53 Nationalpark Unteres Odertal

54 Das Untere Odertal im Norden Brandenburgs gehört zu den letzten naturnahen Flussauenlandschaften Mitteleuropas und ist Deutschlands einziger Auennationalpark. Hierzulande bildet der Nationalpark das einzige grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen. Bekannt ist der 10.400 Hektar große Nationalpark – mit einer Nord-Süd- Ausdehnung von 53 Kilometer – durch seine reiche Vogelwelt.

Auf drei bis fünf Kilometer Breite und 60 Kilo- sich Dutzende Seeadler; aufgrund der offenen meter Länge erstreckt sich die Stromaue des Un- Wasserflächen und des guten Nahrungsangebots teren Odertals an der deutsch-polnischen Grenze. kommen diese aus ganz Deutschland und dem Im Winter und besonders im Frühjahr nach der nördlichen Polen an die Oder. Schneeschmelze schwillt das Wasser des Stromes Im Nordosten grenzt der polnische Land- mächtig an. Dann überschwemmt er die weiten schaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajob- Wiesen und Auwälder. razowy Dolina Dolnej Odry) an den Nationalpark. Zweihundert Kilometer Wegenetz ermögli- Auf einer Fläche von 6.000 Hektar erstrecken chen ausgedehnte Fahrradtouren durch die Oder- sich hier ausgedehnte Überflutungs- und Durch- niederung und in die angrenzenden Wälder und strömungsmoore. Aufgrund der Einstellung der Trockenrasengebiete. Naturfreunde haben von den landwirtschaftlichen Nutzung nach dem zweiten Deichen aus exzellente Beobachtungsmöglichkei- Weltkrieg unterliegt dieses Gebiet seit über siebzig ten: Seeadler, Kranich, Weiß- und Schwarzstorch Jahren wieder der natürlichen Entwicklung. Süd- sind hier heimisch. Im Frühjahr brüten Kiebitze, östlich liegt der Zehdener Landschaftsschutzpark Brachvögel, Rotschenkel und Bekassinen im Ge- (Cedyński Park Krajobrazowy). Große Waldge- biet. Im Unteren Odertal befindet sich das größte biete mit stillen Seen sind charakteristisch für Brutvorkommen des Wachtelkönigs in Deutsch- dieses Schutzgebiet, in dem der Wolf regelmäßig land, und der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger, vorkommt. Zusammen mit den beiden Land- der nur noch hier ab und zu zu beobachten ist. schaftsschutzparks bildet der Nationalpark den Eine weitere Kostbarkeit sind die ausgedehnten Internationalpark Unteres Odertal, einen deutsch- Trockenrasen an den Oderhängen mit illustren polnischen Schutzgebietsverbund mit einer Ge- Arten wie dem Kreuzenzian, verschiedenen Or- samtfläche von ca. 120.000 Hektar. chideen wie dem Dreizähnigen Knabenkraut und Ein binationaler Schutz, der wirkt, denn fast Helmknabenkraut oder dem bereits für Steppen- jede sechste Pflanze der Roten Liste der Bundesre- gebiete charakteristischen Haarfedergras. Im Mai publik Deutschland und fast die Hälfte der Rote- und Juni zeigen sie ihre Blütenpracht in allen er- Liste-Arten des Landes Brandenburg kommen im denklichen Farben. Unteren Odertal heute noch vor. Mit 50 Säuge- Im Sommer blühen Sumpf- und Wasserpflan- tier-, elf Amphibien- und sechs Reptilien- sowie zen in den verzweigten Altarmen der Oder. Nachts 49 Fischarten ist die Oderniederung ein bedeu- übernehmen tausende Wasser- und Seefrösche mit tendes Rückzugsgebiet für seltene Wirbeltiere. Zu einem wahrhaft ohrenbetäubenden Konzert die den Besonderheiten der Fischfauna zählen nicht Regie in der Oderaue, dazwischen mischen sich die nur Wels und Meerforelle, sondern auch kleinere Rufe des Tüpfel- und Kleinen Sumpfhuhns. Gro- Arten wie Steinbeißer und Bitterling. Das heute ße Vogelschwärme ziehen im Herbst durch das nur noch vereinzelt vorkommende Flussneunauge im dichten Nebel liegende Tal. Jetzt rasten über und der Stör, vor mehr als einhundert Jahren hier 100.000 Enten, Gänse und Schwäne sowie bis zu ausgestorben, schwimmen wieder in der Oder. Seit 10.000 Kraniche im Odertal. Lautloser Eisgang 1994 läuft ein Wiederansiedlungsprojekt, in dessen prägt an kalten Wintertagen den breiten Strom. Rahmen bis 2016 mehr als eine Million Jungstöre Die überfluteten, vereisten Auenflächen vermitteln in die Oder ausgesetzt wurden. das Bild einer endlosen, weißen Weite. Die Stille Vom hochgelegenen Zaton Dolna (Niedersaa- wird nur durchdrungen vom Gesang der Sing- then) am polnischen Ufer der Oder hat man einen Auwaldkulisse im schwäne, einer ganz eigenen melodischen und zu- grandiosen Blick: Ein von blauen Adern durchzoge- Morgennebel mit gleich melancholischen Wintersymphonie. An ver- nes grünes Land liegt unter dem Staunenden. Schwanenblumen 55 endeten Wildschweinen und Rehen versammeln Feuchtwiesen, Auwälder und Altwasser­arme Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark prägen die Oderaue

Mit dem Besuch des Nationalparkhauses in Crie- Montag: Nationalparkhaus in Criewen, Erle- wen gewinnt man eine gute Orientierung. Die ben der Auenlandschaft bis Stützkow Beobach- Ausstellung animiert die ganze Familie zum An- tungsturm an der Oder. fassen und Mitmachen. Hauptattraktionen sind Dienstag: Radwanderung in den polnischen das zwölf Meter lange Aquarium mit über 25 hei- Landschaftsschutzpark Zehden (Cedyński Park mischen Fischarten und eine Multimedia-Schau, Krajobrazowy). die die Besucher auf eine Zeitreise in die Wildnis Mittwoch: Besuch des liebevoll eingerichteten des Jahres 2095 entführt. Nach dem Mittagessen Tabakmuseums und der Tabakscheunen in Vier- mit regionaler Küche geht es mit der Naturwacht raden. Dann zur Stadtbefestigung und Stephans- auf Entdeckungstour in die Oderaue. kirche in Gartz und als „krönender“ Abschluss den weiten Blick vom Mescheriner Seeberg genießen. Donnerstag: Wanderung durch den Mischwald im Garzer Schrey bis zum Beobachtungsturm in Mescherin, Vogel-Exkursion in die Wildnisgebiete des nördlichen Flutungspolders, Besuch der Beob- achtungshütte „Seeschwalbe“. Freitag: Morgens auf ’s Gut Kerkow mit Bauern- markt. Nach einer Stärkung Radtour zum mittel- alterlichen Burgfried in Stolpe (Turmbesteigung möglich) und weiter bis Schwedt. Samstag: Der Tag wird mit einer Schiffstour auf der Oder – ab Schwedt – verbracht und am Abend wird traditionelle uckermärkische Küche probiert. Sonntag: Die Woche endet mit einer geführten morgendlichen Wanderung der Naturwacht zum Thema „Erwachen der Wildnis“.

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Allgemeine Informationen Geführte Kanu­ wanderungen eröffnen neue Perspektiven

Daten und Fakten

Lage: Odertal zwischen Szczecin (Stettin) und Cedynia (Zehden), an der polnischen Grenze in Brandenburg Fläche: 104 Quadratkilometer Höhenlage: 0 bis 50 Meter (Mescheriner Seeberg) Gründungsjahr: 1995 Landschaftstypen: Flussauenlandschaft mit Feuchtwiesen, Seggenrieden, Röhrichten, Altwassern und Auenwaldresten, Laubwälder, Wiesensteppen

Bücher und Karten

Nationalpark Unteres Odertal Karte 1 : 50.000 Landesvermessungsamt Reiseführer (deutsch, polnisch) NATURA 2000 im Unteren Odertal, 2014, 268 Seiten, kostenfrei erhältlich bei der Nationalparkverwaltung Anreise

Nationalpark Information Mit der Bahn: Von Berlin über Angermünde nach Schwedt Nationalpark Unteres Odertal (RE 3), Weiterfahrt mit Bus der Stadtlinien bis Park 2 Criewen. 16303 Schwedt / Oder, OT Criewen Tel. 03332 26772-0, Fax -220 Mit dem Auto: www.nationalpark-unteres-odertal.eu Von Berlin Autobahn A 11 Richtung Stettin bis Ausfahrt Joachimsthal, Bundesstraße B 198 und Nationalparkhaus Criewen B 2 bis Schwedt / Oder. Tel. 03332 26772-44

Unterkünfte Barrierefrei besuchen Die asphaltierten Deichkronen an der Oder Tourismusverein eignen sich sehr gut für einen Ausflug im Nationalpark Unteres Odertal e. V. Rollstuhl. Aber auch die Ausstellung im Vierradener Straße 31 Nationalparkhaus ist barrierefrei ausgestattet – 16303 Schwedt / Oder das gilt auch für die Nutzung von Computern, Tel. 03332 255-90, Fax -59 Mikroskopen und den Modellen. Weitere www.unteres-odertal.de Auskünfte erteilt die Nationalparkverwaltung.

57 Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

58 Die Boddenlandschaft ist eine Landschaft der Übergänge – eng und vielfältig verzahnt liegen hier Wasser und Land nebeneinander. Mal durch breite Übergangsbereiche miteinander verbunden, dann wieder durch abrupte Grenzlinien voneinander getrennt. Das Wirken der Naturkräfte formt stetig Neues. Mit der Darß-Zingster Boddenkette, die durch die Halbinsel Darß-Zingst von der Ostsee getrennt wird, und den westrügenschen Bodden, bei denen die Insel Hiddensee die Barriere zur offenen Ostsee bildet, erhält der Nationalpark sein Alleinstellungsmerkmal: Bodden – Lagunen der Ostsee. Geprägt durch Windwatten, Sandhaken und Nehrungen, aktive Kliffs, urige Strände, empfindliche Neulandbereiche und naturnahe Wälder zieht diese faszinierende Landschaft schon seit mehr als hundert Jahren Künstler und Erholungssuchende in ihren Bann.

Etwa die Hälfte der Fläche des Nationalparks ge- aus der Möwenperspektive blickt man hinab auf hört zum Flachwasserbereich der Ostsee. 39 mari- die Wipfel des Darßwaldes und die ihn charak- ne Fischarten kommen im Nationalpark vor. Am terisierenden Streifenstrukturen der Riegen und Boden der Ostsee lebende Muscheln, Wattschne- Reffe, langgestreckte Strandwälle wechseln sich cken und zahlreiche andere Wirbellose bilden die mit sumpfigen Senken mit Erlenbruchwald ab. An Nahrungsgrundlage für Wat- und Wasservögel. klaren Tagen reicht die Sicht bis nach Rostock und Für die Eisente z. B. sind die Ostseegewässer des weiter nach Dänemark. Das benachbarte Nature- Nationalparks ein unverzichtbares Überwinte- um ist eine Außenstelle des Deutschen Meeres- rungsquartier: In den flachen Gewässern nördlich museums Stralsund. Dieses Naturkundemuseum des Darß und Zingst halten sich oft mehrere tau- informiert über den Naturraum Darßer Ort, über send Wasservögel gleichzeitig auf. Tiere der Darßlandschaft, über die Ostseeküste Der Lebensraum Bodden unterscheidet sich und Küstendynamik am Darßer Ort. von dem der Ostsee durch seinen geringeren Salz- Ein Muss für viele Touristen ist die Insel Hid- gehalt, fehlenden Seegang und weist einen erheb- densee, die nur mit dem Schiff erreicht wird. Die lich größeren Nährstoffreichtum auf. Übergangs- autofreie Insel kann auf Schusters Rappen, mit bereiche zwischen Land und Wasser, die je nach dem Fahrrad oder einer Pferdekutsche erkundet Windrichtung und -stärke lange Zeit völlig vom werden. Während die Insel im Süden zum Wasser Wasser bedeckt sind, ein andermal jedoch kom- hin langsam abfällt, steigt der Dornbusch im Nor- plett freiliegen, nennt man Windwatt. Sie bieten den bis auf 72 Meter an. Weithin sichtbar strahlt einen reich gedeckten Tisch für Watvogelarten wie der weiße Leuchtturm. Zurück in Vitte sticht ein Säbelschnäbler und Sanderlinge. Zu den Zugzei- Gebäude mit schräg abfallendem Dach ins Auge, ten finden tausende von Kranichen in den Flach- das Nationalparkhaus. Eine Ausstellung und der wasserbereichen sichere Schlafplätze. Küstenerlebnispfad im Außengelände laden gro- Der Mensch ist als Gast der Natur stets will- ße und kleine Naturfreunde zum Mitmachen und kommen. Auf dem Darß, genauso wie auf Hid- Entdecken ein. Auch in der Nationalparkausstel- densee, auf dem Zingst, in Barhöft oder an der lung im Haus am Kliff, in der Nähe von Stral- Westküste von Rügen, geben Mitarbeiter der Na- sund, werden nicht nur Kinder zu Wildnis- und tionalparkwacht gerne Auskunft. Das ganze Jahr Nationalparkexperten. über werden geführte Wanderungen angeboten. Nur hier ist die Ostseeküste über eine Zur Zeit des Herbstzuges der Kraniche betreuen Ausdehnung von mehr Ranger auch die Beobachtungseinrichtungen. als 60 Kilometern in Vom Leuchtturm Darßer Ort kann man den ihren Grenzen und Blick über die wachsende und sich laufend ver- Formen nicht festgelegt 59 ändernde Landschaft schweifen lassen. Fast wie Einmalig und schön – die Bodden mit Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark ihren strukturierten Uferbereichen Die Weite und Vielfalt der Boddenlandschaft Samstag: Pension in idyllischer Lage am Bodden, lässt sich am besten mit dem Fahrrad erkunden. empfehlenswert bei einem „Partner des National- Sie starten in einem der idyllischen Boddendörfer parks Vorpommersche Boddenlandschaft“. Umge- zwischen Wustrow und Zingst, und radeln entlang bung erkunden, abends frischen Fisch essen. der Bodden und Deiche zum Darßwald. Durch Sonntag: Ausschlafen, nach dem Frühstück Fahr- schattige Kiefern- und Buchenwälder, vorbei an räder ausleihen, zum Strand fahren und in der urigen Erlenbrüchen führen Sie die Waldwege an Ostsee baden. den Weststrand. Nachdem Ihnen an dieser wilden Montag: Nach Wieck, die „Darßer Arche“ be- Küste der Wind genug um die Ohren geweht ist, suchen, anschließend entlang eines markierten lohnt sich noch ein Abstecher zum Darßer Ort. Je Weges durch den Darßer Wald zum urigen West- nach Kondition erwandern Sie den Rundweg mit strand wandern. spektakulären Ausblicken auf das jüngste Land des Dienstag: Große Radtour zur Sundischen Wiese Nationalparks, am besten in Begleitung der Ranger bis nach Pramort – bis Zingst eventuell Bus mit oder mit dem EGuide, den Sie im Natureum aus- Fahrradanhänger nutzen – abends ofenfrischer leihen können. Alternativ besuchen Sie gleich das Räucherfisch. Natureum, genießen den Blick vom Leuchtturm, Mittwoch: In Barhöft den Nationalpark von einer schließen einen Museumsrundgang an und planen anderen Seite kennenlernen, die Nationalparkaus- bei einer Tasse Kaffee die Rücktour, wählen zwi- stellung besuchen und vom Aussichtsturm weit in schen den zahlreichen Radrouten, die Sie zurück den Nationalpark blicken. führen. Donnerstag: Nationalpark-Führung mit Ranger am Darßer Ort, anschließend Besuch im Nature- um mit Blick vom Leuchtturm, Kutschfahrt und Tierbeobachtungen, abends Orgelkonzert. Freitag: Tagesfahrt mit dem Schiff nach Hidden- see – einzigartige Landschaft genießen – und am Abend den Sonnenuntergang erleben.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Durch Inseln oder Lage: Halbinsel Darß-Zingst, Ostseeinsel Landzungen vom offenen Hiddensee und Westküste der Insel Rügen Meer abgetrennt: die Lagunen der Ostsee Fläche: 786 Quadratkilometer Höhenlage: – 10 bis +72 Meter (Dornbusch auf Hiddensee) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: Steil- und Flachküsten, Strände, Windwatten, Dünen, Heiden, Moore, Trockenrasen, Röhrichte, Salzwiesen, Kiefern- und Buchenwälder, Erlenbrüche

Bücher und Karten

Rad- & Wanderkarte Fischland, Darß, Zingst Verlag Grünes Herz ISBN 978-3-86636-220-8

Magische Wildnis an der Ostsee Hinstorff Verlag ISBN 978-3-356-01985-8 Anreise Nationalpark Information Mit der Bahn: Zur Halbinsel Fischland / Darß / Zingst bis Nationalparkamt Vorpommern Bahnhof Ribnitz-Damgarten, Bus A 210; Im Forst 5 nach West-rügen und Hiddensee bis Bahnhof 18375 Born Bergen / Rügen, Bus A 402 oder A 410, Fähre nach Tel. 038234 502-0, Fax -24 Hiddensee ab Schaprode. [email protected] Mit dem Auto: www.nationalpark-vorpommersche- Autobahn A 19 bis Abfahrt Rostock-Ost, boddenlandschaft.de Bundesstraße B 105 bis Altheide (Darß), Löbnitz Nationalparkhaus Hiddensee (Zingst) oder Stralsund; Bundesstraße B 96 Tel. 038300 680-41, Fax -43 bis Samtens oder Gingst (Westrügen) oder bis [email protected] Schaprode (Hiddensee) oder Autobahn A 20 bis Abfahrt Bad Sülze (Halbinsel Fischland / Darß/ Zingst) bzw. Abfahrt Stralsund (Inseln Rrügen / Unterkünfte Hiddensee). Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst e. V. Tel. 038324-6400, Fax -64034 Barrierefrei besuchen [email protected] www.fischland-darss-zingst.de Die Nationalparkausstellungen sind für Rollstuhlfahrer geeignet, ebenso einige Wege und die Aussichtsplattformen westlich von Zingst, am Pramort und am Darßer Ort am Ottosee.

61 Nationalparks

Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Hamburgisches Wattenmeer Niedersächsisches Wattenmeer

62 Das Wattenmeer vor unserer Küste ist einmalig. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine vergleichbare Gezeitenlandschaft. Zum Lebensraum Wattenmeer zählen neben dem eigentlichen Watt, das im Wechsel der Gezeiten regelmäßig trockenfällt und wieder überflutet wird, auch Dünen, Salzwiesen, Sandbänke, Priele und angrenzende Meeresgebiete. In Deutschland ist es durch drei Nationalparks geschützt. Mit der Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe im Jahr 2009 hat die UNESCO die Einzigartigkeit noch einmal unterstrichen. Damit steht das Wattenmeer auf einer Stufe mit dem Great Barrier Reef vor Australien, den Galapagos-Inseln vor Ecuador oder dem Serengeti-Nationalpark im afrikanischen Tansania.

Das Wattenmeer ist eine Landschaft, die für viele Bei geführten Nationalpark-Wattwanderun- Superlative steht: das vogelreichste Gebiet Euro- gen lassen sich die kleinen „Stars“ entdecken: der pas, die größte Nationalparkfläche zwischen Sizili- Wattwurm, der bis zu 25 Kilogramm Sand im Jahr en und dem Nordkap mit rund 10.000 verschiede- frisst; die Strandkrabbe, die seitwärts läuft; die nen Arten – 250 davon kommen nur hier vor. Das Herzmuschel, die sich schnell mit ihrem Grabfuß Wattenmeer ist Heimat für Seehund, Kegelrobbe in den Wattboden eingräbt; die Wattschnecke, die und Schweinswal und die Kinderstube von Nord- schnellste Schnecke im Wattenmeer – und die seefischen wie Scholle, Hering und Seezunge. Nordseegarnele, die viele sonst nur vom „Krabben- Der Lebensraum Watt ist nicht nur vielen, son- brötchen“ kennen. dern vor allem auch enorm unterschiedlichen Ar- Wer Vögel beobachten möchte, findet in den ten ein Zuhause. Um das zu erkennen, reicht ein drei Wattenmeer-Nationalparks ideale Bedingun- Blick auf den Boden: Wattwürmer, Seeringelwür- gen. Über zehn Millionen Wat- und Wasservögel mer, Miesmuscheln, Schlickkrebse oder Strand- nutzen das Wattenmeer im Laufe eines Jahres. Sie krabben beleben zu Millionen die auf den ersten brüten, rasten, mausern oder überwintern hier. Blick leblos wirkende Fläche des Watts. Diese Austernfischer sind das ganze Jahr über zu sehen. Wirbellosen sind die Lebensgrundlage für Vögel, Im Frühjahr brüten sie in den Salzwiesen und sind Fische und Robben und am Ende auch für den mit ihrem lauten Trillern nicht zu überhören. Zug- Menschen an der Nordseeküste. vögel wie Alpenstrandläufer und Knutts nutzen im Entstanden ist das Watt als eine Folge der Frühjahr und Herbst das Wattenmeer als Rast- jüngsten Eiszeit. Die schmelzenden Gletscher platz. In großen Schwärmen wechseln sie mit faszi- ließen den Wasserspiegel ansteigen und brachten nierenden Flugmanövern zwischen den Nahrungs- gleichzeitig Sedimente mit, die sich ablagerten. flächen im Watt und den Hochwasser-Rastplätzen. Typisch für das Wattenmeer sind die Salzwie- Wenn im Winter die Schneeflocken über die sen. Sie entstehen am Übergang zwischen Meer Salzwiesen geblasen werden, kommt ein kleiner und Land, wenn sich das Sediment hoch genug ab- Vogel zu Gast, der es hier angenehm findet: die gelagert hat. Hier lebt eine unüberschaubare Zahl Schneeammer. Sie brütet im Sommer am Eisrand von Insekten, Spinnen, Kleinkrebsen und Wür- rund um den Nordpol und flieht vor der Kälte im mern. Viele von ihnen sind in ihrer Lebensweise Winter in das wärmere Wattenmeer. Die Schnee- hoch spezialisiert und ernähren sich von nur einer ammer ernährt sich von Pflanzensamen, die aus einzigen Pflanzenart. Auch die Pflanzen sind hier den ungenutzten Salzwiesen und Verlandungszo- Spezialisten. Ein Beispiel ist der violett blühende nen des Nationalparks angespült werden. Strand- oder Halligflieder. Er scheidet mit Drüsen Die auffälligsten Säugetiere, die regelmäßig im das aufgenommene Salz aus, so dass es seinen Zel- Wattenmeer leben, sind die Seehunde und die Ke- len nicht schaden kann. gelrobben. Der Bestand im deutschen Wattenmeer In allen drei Wattenmeer-Nationalparks lässt und Helgoland liegt bei fast 24.000 Seehunden sich unberührte Wildnis erleben, eine intensive Er- und etwa 1.000 Kegelrobben. Bei Fahrten zu den Von Wasser bedeckte fahrung, die heute nicht mehr alltäglich ist. Seehundbänken mit Nationalpark-Partnern sind Außensände 63 sie besonders gut zu erleben. Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Im Watt geht es wild zu, mitunter sogar stürmisch, wenn westliche Winde die See aufpeitschen und Wellen hart gegen den Deich schlagen. Die zehn Halligen, kleine Inseln, nur durch niedriges Deckwerk geschützt, melden jährlich bis zu 70-mal „Landunter“. Dann ragen nur noch die auf künstlichen Erdhügeln gebauten Häuser aus dem Meer heraus. Wer solch einen Sturm erlebt, vergisst diese Eindrücke nie wieder. Doch auch ohne Sturm ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.

Die fünf bewohnten Halligen gehören zum Bio- Spezialisten zum Vorschein, die sich an den extre- sphärenreservat, die fünf kleinen Halligen liegen in men Lebensraum Wattenmeer angepasst haben. der Kernzone des Nationalparks. Die Hamburger Für Naturliebhaber besonders spektakulär ist Hallig zum Beispiel ist ein besonderes Kleinod. Sie der Vogelzug im Frühjahr und Herbst mit bis zu ist die einzige Hallig, die über einen Damm mit zwei Millionen Wat- und Wasservögeln, die an den dem Festland verbunden ist, den Fußgänger, Fahr- Küsten Sibiriens, Grönlands und Kanadas brüten räder und Autos nutzen können. Ein Spaziergang und im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches oder eine Radtour mitten durch die naturnahen Wattenmeer eine Rast einlegen. Wer die Vögel Salzwiesen, in denen im Frühjahr und im Herbst beobachten möchte, kann an Führungen zu den Ringelgänse rasten, im Sommer Rotschenkel brü- „Flying Five“ teilnehmen. Darunter werden fünf ten und Strandastern­ blühen, ist ein unvergessli- typische Vogelarten zusammengefasst: Brandgans, ches Erlebnis. Austernfischer, Silbermöwe, Alpenstrandläufer Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches und Ringelgans. Wattenmeer ist der größte Nationalpark Mittel- Besuchern der berühmten afrikanischen Natio­ europas. Ebbe und Flut, Wind und Wellen sorgen nal­parks sind vor allem die „Big Five" ein Begriff: für ständigen Wandel. Hier gilt das Motto „Natur Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard als Natur sein lassen“ in besonderer Weise. Safari-Highlights. Doch auch im Wattenmeer las- Um Gästen ein besonderes Weltnaturerbe-Er- sen sich große Tiere oft aus unmittelbarer Nähe lebnis zu ermöglichen, werden Führungen, Wan- beobachten: Zu diesen „Großen Fünf" gehören derungen und Schifffahrten zu den „Small Five“, Stör und Seeadler genauso wie Seehunde und Ke- den „Flying Five“ und den „Big Five“ angeboten. gelrobben, die bei Schifffahrten zu den Seehund- Mit den „Small Five“ sind Wattwurm und bänken aus nächster Nähe beobachtet werden Wattschnecke, Herzmuschel, Strandkrabbe und können. Auch der Schweinswal gehört dazu, der Nordseegarnele gemeint. Sie sind die kleinen Stars einzige Wal, der im Wattenmeer lebt und im Wal- bei Wattwanderungen mit Nationalpark-Partnern schutzgebiet westlich der Inseln Sylt und Amrum und Rangern. Zweimal täglich, wenn das Wasser seine Jungen aufzieht. den Meeresboden freigibt, kommt die Vielzahl von

Gelege eines Austernfischers im Sand 65 Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark

Bei gutem Wetter bietet sich ein Besuch in Wes- Montag: Ankunft bei einer Nationalpark-Partner- terhever an. Vom Parkplatz läuft man zum Deich, Unterkunft am Festland, auf den Inseln oder auf durchquert vor dem Panorama des berühmten den Halligen. Abends Spaziergang am Strand und Leuchtturms die Salzwiesen und kann bei Nied- Fischbrötchen am Hafen. rigwasser die vorgelagerte Sandbank erreichen. Dienstag: Naturkundliche Wattexkursion mit ei- Zwischen Frühjahr und Frühsommer brüten Mö- nem Nationalpark-Wattführer, um die „Small Five“ wen und Watvögel, im Spätsommer und Herbst des Nationalparks kennen zu lernen. Nachmittags rasten auf der Sandbank und in den Salzwiesen Besuch bei einem Naturschutzverband in der örtli- Tausende arktischer Zugvögel. Im Winter lassen chen Nationalpark-Station. sich große Gänsescharen beobachten. Mittwoch: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff Um sich über den Nationalpark zu informieren, von Büsum oder Schlüttsiel in den National- fährt man in die kleine Hafenstadt Tönning und park, unterwegs Seetierfang mit fachkundigen besucht das Multimar Wattforum. Das National- Erläuterungen. park-Zentrum entführt auf unterhaltsame Weise Donnerstag: Besuch des Nationalpark-Zent- in die spannende Welt der Wissenschaft. In 37 rums Multimar Wattforum in Tönning, nach- Aquarien werden mehr als 280 Arten von Fischen, mittags vogelkundliche Führung mit einem Krebsen, Muscheln und Schnecken gezeigt. Das Naturschutzexperten. Großaquarium, in dem man zweimal wöchentlich Freitag: Mit dem Nationalpark-Partner-Schiff einem Taucher beim Füttern der Fische zusehen von Nordstrand oder Wyk auf Föhr zu den kann und per Mikrofon Informationen erhält, ist Seehundbänken. eine besondere Attraktion, eine weitere ein 18 Me- Samstag: Sonnenschein! Ein Tag für den Strand ter langer Pottwal, der vor Jahren im Wattenmeer und für Vogelbeobachtungen, z. B. am Leuchtturm gestrandet ist. Kinder können sich auf einem gro- von Westerhever. Abends leckere, selbst gepulte ßen Wasserspielplatz austoben. Krabben genießen.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Unterkünfte

Lage: Nordseeküste Schleswig-Holsteins, von der Nationalpark-Partner dänischen Grenze bis zur Elbmündung Gastgeber in ausgezeichneter Qualität www.nationalpark-partner-sh.de Fläche: 4410 Quadratkilometer Nordsee-Tourismus-Service GmbH Höhenlage: – 15 bis +8 Meter Tel. 04841 89750 Gründungsjahr: 1985 www.nordseetourismus.de Landschaftstypen: Wattflächen, Inseln, Halligen, Dünen, Sandbänke, Priele, Salzwiesen und Meer Anreise Mit der Bahn: Bahnstrecke Hamburg-Westerland mit Stopp Bücher und Karten in Heide, Husum, Niebüll; in Heide Anschluss Weltnaturerbe Wattenmeer nach Büsum, in Husum nach St. Peter-Ording, in Martin Stock, Ute Wilhelmsen Niebüll nach Dagebüll. ISBN 978-3-529-05321-4 Mit dem Auto: Wissen Wattenmeer Ab Hamburg auf der A 23 Richtung Heide, Martin Stock, Ute Wilhelmsen anschließend B 203 nach Büsum, B 202 nach ISBN 978-3529053504 St. Peter-Ording oder B 5 Richtung Tönning, Husum, Niebüll. Autoverladung nach Westerland nordsee* Ferienkarte in Niebüll. Fähren zu den Inseln und Halligen der Nordsee-Tourismus-Service GmbH: von Dagebüll und Schlüttsiel. www.nordseetourismus.de/prospektbestellung Barrierefrei besuchen Nationalpark Information Die Nationalpark-Partner am Wattenmeer bieten Nationalparkverwaltung vielfach Übernachtungsmöglichkeiten an, die Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer barrierefrei sind. Dazu gibt es an ausgesuchten Schlossgarten 1 Orten auch das Wattmobil, einen Rollstuhl, der 25832 Tönning über das Watt gezogen werden kann. Tel. 04861 616-0, Fax -69 [email protected] Die Nationalparkverwaltung hat umfangreiche www.nationalpark-wattenmeer.de Informationen zum barrierefreien Reisen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in der Broschüre „Wattenmeer für Alle!“ Dithmarscher Straße 6a zusammengestellt: 25832 Tönning Tel. 04861 9620-0, Fax -10 www.nationalpark-wattenmeer.de/ [email protected] sh/service/mediathek/dokumente/ www.multimar-wattforum.de wattenmeer-fuer-alle/2527

Mit der schwarz-weißen Färbung und dem roten Schnabel ist der Austernfischer der auffälligste Watvogel im Nationalpark Wattenmeer 67 Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer Fahren mehrere Wattwagen wie in einem Treck hintereinander, schauen sie aus wie eine große, gelbe Raupe, die langsam über den trocken gefallenen Nordseegrund kriecht. Die bis zu zwölf Kilometer lange Fahrt mit einem Zweispänner von Cuxhaven-Sahlenburg und -Duhnen zur Insel Neuwerk ist traditionell die beliebteste Fortbewegungsart, um den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer zu erkunden. Während der Fahrt über den Meeresboden bei Ebbe ist schon von Weitem das Eiland sichtbar, wie es sich mit seinem kantigen Leuchtturm vom Horizont abhebt.

Die Insel Neuwerk ist bei Ebbe durch das Watt Das Wattenmeer zeichnet sich durch extreme auch zu Fuß erreichbar. Die Wanderung entlang Dynamik aus: Ebbe und Flut – der Tidenhub in der mit Reisigbüscheln (Pricken) abgesteckten der Elbmündung beträgt ca. drei Meter – bestim- Route, die mit drei Rettungsbaken gesichert ist, men den Lebensrhythmus; Sturmfluten mit ihren dauert gut zweieinhalb Stunden. Ein weiterer extremen Wasserständen verursachen Landverlus- Wattwanderweg führt von Neuwerk zur Vogel­ te und Vorlandaufhöhungen. insel Scharhörn. Im Sommerhalbjahr kann man Die Strömungen sind zwischen Elbe- und We- Neuwerk bei Hochwasser auch von Cuxhaven per sermündung besonders stark. Sie sind verantwort- Schiff ansteuern. lich für umfangreiche Sedimentumlagerungen, die Spaziergänge durch die Salzwiesen, eine Turm- mit jeder Tide erfolgen. Vor allem bei Ostwind besteigung, Ausflüge zu den Seehundbänken und sorgt Sandflug für erhebliche Sandanwehungen. Vogelbeobachtungen während der Brutsaison Abertausende von Wat- und Wasservögeln, oder an den Rastplätzen unzähliger Vögel gehören ­hierunter Brandseeschwalben, Ringelgänse, Aus- ebenso zu den Attraktionen des Nationalparks. ternfischer oder Brandenten, nutzen das Watten- Vertiefende Einblicke in den Lebensraum Watten- meer als Brutareal oder Rastgebiet auf dem Durch- meer bietet das Nationalpark-Haus. zug. Sie alle ernähren sich von den Würmern, Das Schutzgebiet in der westlichen Elbmün- Muscheln und Krebsen, die in unvorstellbar hoher dung liegt eingebettet in den Nationalpark Nie- Dichte im und auf dem Wattboden leben. dersächsisches Wattenmeer und ist begrenzt durch Der Seehund ist das einzige Säugetier, das im die offene See. Weite, überwiegend sandige Watt- Hamburgischen Wattenmeer dauerhaft heimisch flächen mit den sich darin schlängelnden Prielen ist. Seit dem Seehundsterben im Jahre 1988 ist der kennzeichnen das Gebiet. Dünen und Strände fin- Bestand wieder auf etwa 500 – 600 Tiere ange- den sich vor allem auf den Inseln Scharhörn und wachsen. Gelegentlich sind auch Kegelrobben und Nigehörn, während die Salzwiesen das Neuwerker Schweinswale zu sehen. Vorland und inzwischen auch die Scharhörnplate Neben Algen besiedeln das Watt nur wenige, mit den Inseln Scharhörn und Nigehörn prägen. besonders widerstandsfähige und salzverträgliche Neuwerk ist autofrei und gehört zum Bezirk Ham- Blütenpflanzen-Arten, wie z. B. der Queller. Im Unbeeinflusste Priele – burg-Mitte, ebenso wie die Nachbarinseln Schar- Ostvorland auf Neuwerk gewinnen Strandwer- Wildnis im Nationalpark hörn und Nigehörn. mut, Strandflieder und Strandaster durch die Re- Hamburgisches naturierung der Salzwiesen altes Terrain langsam Wattenmeer 69 wieder zurück. Natürliche Salzwiesen – Entwicklung im Ostvor­ Ein Tag im Nationalpark Eine Woche im Nationalpark land von Neuwerk

Ein eintägiger Besuch auf Neuwerk ist naturgemäß Montag: Ankunft auf Neuwerk mit dem Schiff. mit einer zwei- bis dreistündigen Wattwanderung, Einzug in eine gemütliche Pension und erster In- einer Kutschfahrt von einer guten Stunde oder selrundgang auf dem Ringdeich. einer eineinhalbstündigen Schiffstour verbunden. Dienstag: Regen. Lange schlafen und einen Einen guten Überblick über den hamburgischen ­Roman über Störtebeker lesen. Nachmittags ein Nationalpark erhält man vom Leuchtturm, der Besuch im Nationalpark-Haus beim Leuchtturm. Neuwerk überragt und der schon im 14. Jahrhun- Mittwoch: Die Sonne scheint. Vormittags auf den dert als Wehrturm half, die Strand- und Seeräuber Leuchtturm und Aussicht genießen. Nachmittags in Schach zu halten. Salzwiesenführung mit einem Mitarbeiter der Nahe dem Turm liegt das Nationalpark-Haus Nationalpark-Verwaltung und den Austernfischer, Neuwerk mit einer Ausstellung über das hambur- das Maskottchen des hamburgischen Watten- gische Wattenmeer und die Insel Neuwerk. Auf meers, beobachten. einem markierten Pfad durch die Salzwiesen im Donnerstag: Wattwanderung mit dem Verein Osten der Insel erlebt man Brut- oder Rastvögel Jordsand zur Vogelinsel Scharhörn. Neben der aus nächster Nähe. Vogelwelt ist vor allem die natürliche Landschafts- entwicklung beeindruckend. Freitag: Wanderung mit dem Ranger zum Klei- nen Vogelsand, einem hohen Wattrücken im Nor- den Neuwerks. Nach Stürmen findet man dort Bernstein. Samstag: Vormittags geht es mit dem Ranger auf eine Wattwanderung zur Seehundbank. Der Nachmittag lockt mit einem Bad im Meer bei Hochwasser. Samstag: Nach einer Abschiedsrunde über die Insel geht es zum Schiff und damit zurück nach Cuxhaven. 70

Allgemeine Informationen Mit den typischen Wattwagen nach Neuwerk

Daten und Fakten

Lage: In der Elbmündung, etwa 10 Kilometer vor Cuxhaven Fläche: 137 Quadratkilometer Höhenlage: – 18 bis +6 Meter (Deich von Neuwerk) Gründungsjahr: 1990 Landschaftstypen: vom Elbe-Süßwasser beeinflusste Wattflächen mit Sandinseln, Salzwiesen und Dünen, Priele, Sandbänke und Meer

Bücher und Karten

Nationalpark-Atlas Hamburgisches Wattenmeer Hrsg. Umweltbehörde Hamburg unter Anreise www.nationalpark-wattenmeer.de Mit Bahn oder Auto nach Cuxhaven. Von dort aus gibt es drei Wege nach Neuwerk: Nationalpark Information • Zu Fuß von Sahlenburg (Bus von Cuxhaven- Bahnhof zum Ortsteil Sahlenburg). Nationalpark-Verwaltung • Mit der Pferdekutsche ab Sahlenburg oder Hamburgisches Wattenmeer Duhnen (Busverbindung vom Bahnhof ). c/o Behörde für Umwelt und Energie • Mit dem Schiff „MS Flipper“ ab Cuxhaven, Neuenfelder Straße 19 Anleger Alte Liebe, Reederei Cassen Eils, 21109 Hamburg Tel. 04721 32211, Tel. 040 42840 3392 www.neuwerkreisen.de www.nationalpark-wattenmeer.de Nationalpark-Station Neuwerk Tel. 04721 69271, Fax 28860 Barrierefrei besuchen [email protected] Der Nationalpark kann leider nicht barrierefrei Nationalpark-Haus Neuwerk eingerichtet werden. Die Gäste können entweder Tel. 04721 395349, Fax 04721 395866 durchs Watt wandern (2 – 3 Std. Fußmarsch) oder [email protected] alternativ mit Wattwagen und Fahrgastschiff nach Neuwerk befördert werden. Besucher mit Handi- cap sollten vorher mit den Transportunternehmen Unterkünfte Kontakt aufnehmen und die Mitfahrmöglichkei- ten im Einzelfall abklären. Auf Neuwerk sind nur Turm die Wege im Binnengroden weitgehend barriere- Tel. 04721 29078 frei. Das Nationalpark-Haus ist im Erdgeschoss Haus Seeblick (Ausstellung und sanitäre Einrichtung) barriere- Tel. 04721 20360 frei eingerichtet. Das alte Fischerhaus Tel. 04721 29043 Nige Hus Tel. 04721 29561 Hus Achtern Diek Tel. 04721 29076 71 Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer Aus der Distanz betrachtet, könnte man meinen, die Natur habe an dieser Stelle so etwas wie Minimal Art betrieben – mit geraden Linien in der Horizontalen, monochromen Flächen, die endlos scheinen, einer simplen Raumaufteilung und einem überschaubaren Spektrum an Farben. Doch die Landschaft des UNESCO- Weltnaturerbes ist überaus dynamisch und artenreich. Hier bleibt nichts, wie es ist. Das Wattenmeer verändert ständig sein Gesicht.

Dafür sorgen die Gezeiten. Material, das an ei- Dollart besitzt das niedersächsische Schutzgebiet ner Stelle weggeschwemmt wird (Erosion), wird große Wattenmeerbuchten, die durch mittelalterli- an anderer Stelle wieder abgelagert (Sedimenta- che Meereseinbrüche entstanden sind. Hier ist die tion). Die Flut spült zweimal täglich Rohstoffe charakteristische Abfolge von Sand-, Misch- und und Nahrung ins Watt. Nährstoffreiche Sedi- Schlickwatt, Verlandungsgürtel, breiten Salzwie- mente lagern sich am Boden des Wattenmeeres sen und Deichen besonders ausgeprägt. ab. Diese organische Substanz bildet, zusammen Dieser Teil des Weltnaturerbegebietes Watten- mit den Kleinstlebewesen des Planktons, einen meer bietet viele Möglichkeiten, die Lebensräume fruchtbaren Nährboden für Kleintiere. Auf einem und natürlichen Kreisläufe direkt und hautnah Quadratmeter Wattboden leben Millionen von zu erfahren. Die Einmaligkeit der Landschaft er- Kieselalgen, Hunderttausende kleinster Krebse, schließt sich dem Besucher am besten im Sommer Muscheln, Schnecken und Würmer, die wiederum bei einer der zahlreichen geführten Wattwande- Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Fischen, rungen in Küstennähe oder zu einer der Dünen- Vögeln und Säugetieren sind. Auf einer Fläche von inseln, die das Wattenmeer zur Nordsee hin be- 100 mal 100 Meter enthält dieser Mikrokosmos im grenzen. So gibt es etwa auf den völlig sich selbst Schlick eine Biomasse von drei bis zwölf Tonnen überlassenen Ostenden der Inseln Norderney und Nassgewicht – mehr als im tropischen Regenwald! Spiekeroog noch die sogenannten „Wash-over“-Be- Der Nationalpark Niedersächsisches Wat- reiche, in denen bei Sturmfluten das Meer einmal tenmeer erstreckt sich von der niederländischen quer über die Insel, durch die Dünen und Salzwie- Grenze in der Emsmündung (Dollart, Borkum) sen ins Watt fließt. bis zur Elbe im Westen (Cuxhaven) an der Grenze Die Dynamik der Dünen mit ihrem gesamten zu Schleswig-Holstein. Formenschatz aus den unterschiedlichen Dünen- Drei Landschaftstypen prägen das niedersäch- stadien, den Dünentälern und Dünenkuppen lässt sische Wattenmeer: Da sind zum einen die Ost- sich besonders gut auf Borkum, Norderney, Balt- friesischen Inseln mit ihren hohen Dünen und na- rum, Spiekeroog und Langeoog erleben. türlichen Salzwiesen im Osten, die fast vollständig Vogelkundliche Führungen der Nationalpark- zum Nationalpark gehören. Zwischen Eilanden Wacht oder die Teilnahme an einer Seehundfahrt und Festland breiten sich die Wattengebiete mit geben einen hervorragenden Einblick in die Tier- den ausgedehnten Sand-, Misch- und Schlickwat- welt des Watts. Um den Fischreichtum im Gebiet ten aus, die im Elbe-Weser-Gebiet eine Ausdeh- in Augenschein zu nehmen, empfiehlt sich eine der nung von bis zu 20 Kilometer erreichen. Nationalpark-Erlebnisfahrten mit einem kleinen Riesige Vogeltrupps Unmittelbar den Deichen der Festlandküste Kutter und dazugehörigem Schleppnetzfang, wie bevölkern zur Zugzeit vorgelagert finden sich vielerorts Salzwiesen. Mit sie von verschiedenen Sielorten entlang der Küste Watten und Salzwiesen 73 dem Jadebusen, der Leybucht und dem Anteil am aus angeboten werden. Eine Woche im Nationalpark

Montag: Ankunft mit den Fahrrädern am Bahn- hof Bremerhaven. Mit der Fähre nach Nordenham und radeln am Deich entlang nach Westen. In klei- Ein Tag im Nationalpark nen Dörfern wie Fedderwardersiel mit dem Natio- nalpark-Haus am Hafen oder in Langwarden gibt Bei schönem Wetter empfiehlt sich eine Tagestour es nette Pensionen. von Neßmersiel zur Insel Baltrum. Mit einem zer- Dienstag: Fahrt am Ostufer des Jadebusens nach tifizierten Nationalpark-Wattführer laufen Sie bei Süden zum weltweit einzigartigen Außendeich- Niedrigwasser etwa sieben Kilometer durch das Moor in Sehestedt. Ein Lehrpfad (Bohlenweg) Watt zu der kleinsten der sieben ostfriesischen In- führt durchs Moor zu einer Vogelbeobachtungs- seln, haben dort etwa vier Stunden Aufenthalt und hütte. Übernachtung in Dangast, dem Dorf der fahren bei Hochwasser mit dem Schiff zurück ans „Brücke-Künstler“ am Jadebusen. Festland. Nicht nur bei „Schietwetter“ lohnt sich Mittwoch: Radtour um den Jadebusen Richtung ein Besuch in einem der Nationalpark-Häuser, Wilhelmshaven. Regenwetter? Ein guter Grund z. B. in Dornumersiel oder Greetsiel, oder in Nord- für den Besuch des UNESCO Weltnaturerbe Wat- deich. Dieses ist zugleich eine Seehundstation, in tenmeer Besucherzentrums in Wilhelmshaven. der die faszinierenden Meeressäuger live erlebt Donnerstag: Tagesziel Harlesiel / Carolinensiel. werden können. Unterwegs Einblicke in die Nordseewelt in den Aquarien des Nationalpark-Hauses Wangerland Während der jährlich vom zweiten bis zum im beschaulichen Minsen. Am Ziel angekommen, dritten Oktoberwochenende stattfindenden lohnt sich ein Bad in der Nordsee. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Freitag: Die Fahrräder bleiben im „Stall“. Tages- Wattenmeer werden zahlreiche Veranstaltun- ausflug mit dem Schiff nach Wangerooge. Die gen angeboten – von der klassischen Vogelex- Fahrt mit der Inselbahn, dem „Vogelzug“, mitten kursion zu Fuß, mit dem Bus oder Schiff bis durch blühende Salzwiesen, vorbei an zahllosen hin zu kulturellen und kulinarischen Erleb- Vögeln, ist ein einzigartiges Erlebnis. Beim Spazie- nissen ist für jeden etwas dabei. Auch mehr- ren durch duftende Dünenlandschaften die Rück- tägige Komplettpakete sind buchbar. Nähere fahrt nicht vergessen. Informationen und aktuelles Programm unter Samstag: Die letzte Etappe der Radtour führt www.zugvogeltage.de. nach Jever, wo die Bahn wartet.

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Allgemeine Informationen

Daten und Fakten Unterkünfte

Lage: Niedersächsische Nordseeküste und Inseln, Unterkunft und gastronomische Angebote bei von der Elbmündung bei Cuxhaven bis zur zertifizierten Nationalpark-Partnern: niederländischen Grenze www.nationalpark-partner-wattenmeer-nds.de Fläche: 3.450 Quadratkilometer Die Nordsee GmbH Tel. 956099-1 Höhenlage: – 15 bis über +20 Meter (Dünen der www.die-nordsee.de Ostfriesischen Inseln) 1986 Gründungsjahr: Anreise Landschaftstypen: Wattflächen, Sandbänke, Priele, Meer, Inseln mit Dünen und Strand, Salzwiesen, Mit der Bahn: Geestkliffs, Moore, Heideflächen Bahnhöfe (ggf. mit Bustransfer) zu den Inselfähren: Sande / Harlesiel (nach Wangerooge), Esens (nach Spiekeroog und Langeoog), Bücher und Karten Norddeich /Mole (nach Norderney, Juist), Neßmersiel über Norddeich (nach Baltrum), Unser Nationalpark Emden Außenhafen (nach Borkum). und Regionalfaltblätter (kostenlos bei Nationalpark-Verwaltung, -Häusern und Weitere Zielbahnhöfe: Wilhelmshaven, Varel, -Zentren) Nordenham, Cuxhaven. Vögel beobachten im Nationalpark Mit dem Auto: Niedersächsisches Wattenmeer Über die Autobahn A 27 nach Bremerhaven / ISBN 3-7595-0910-4 (12,90 Euro) Cuxhaven; A 29 über Oldenburg nach Wilhelmshaven / Sande / Varel; A28 über Oldenburg nach Emden / Norddeich; A 31 Nationalpark Information über Rheine nach Emden / Norddeich. Tipp für nachhaltige Mobilität: Der „Urlauberbus“ Nationalparkverwaltung – für 2 Euro pro Strecke auf der gesamten Niedersächsisches Wattenmeer ostfriesischen Halbinsel. www.urlauberbus.info Virchowstraße 1 26382 Wilhelmshaven Tel. 04421 911-0, Fax -280 Barrierefrei besuchen [email protected] www.nationalpark-wattenmeer.de An der Küste und auf den Inseln gibt es zahl­ www.nationalpark-wattenmeer-erleben.de reiche barrierefreie Unterkünfte. An mehreren Orten, z. B. Tossens, Wilhelmshaven, Schillig, UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer Carolinen­siel und Norddeich, stehen Watt­ Besucherzentrum Cuxhaven mobile bereit. Mit schlicktauglichen Ballonreifen Tel. 04721 5905610 ermöglicht das Watt­mobil auch Rolli­fahrern oder www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/cuxhaven Geh­behinderten das einzigartige Erlebnis einer Nationalpark-Zentrum Norderney Exkursion über den Meeres­grund. In Sande- Tel. 04932 2001 Cäciliengroden befindet sich ein barrierefreier www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/norderney Salzwiesenpfad. Erkundigen Sie sich in den Nationalpark-Informationseinrichtungen­ sowie 16 weitere Infoeinrichtungen nach Angeboten für Menschen mit Seh- oder www.nationalparkhaus-wattenmeer.de Gehörbeeinträchtigungen oder Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Eindrucksvolle Dünen­ landschaften prägen die Inseln im niedersächsi­ schen Wattenmeer 75 Die Basteibrücke im Nationalpark Sächsische Schweiz Juwelen der Natur – die Nationalen Naturlandschaften

Die 16 Nationalparks, 17 Biosphärenreservate und über 100 Naturparks bieten atemberaubende Ausblicke, spektakuläre Begegnungen wie auch Ruhe und Erholung. Ebenso stehen sie für den Erhalt der biologischen Vielfalt und für den Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt.

Vereint unter dem Dach der Nationalen Naturlandschaften bieten sie dem Besucher spektakuläre Schauplätze der Natur – vom Wattenmeer über die mitteldeutschen Flusslandschaften bis zu den Alpen.

76 Mit gemeinsamer Stimme – die Nationalen Naturlandschaften und EUROPARC Deutschland e. V.

Als Dachverband der Nationalen Naturlandschaf- Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen ten verleiht EUROPARC Deutschland e.V. den damit zur regionalen Wertschöpfung bei. Bio- deutschen Nationalparks, Biosphärenreservaten, sphärenreservate ermöglichen exemplarische Er- Naturparks und Wildnisgebieten eine gemeinsame kenntnisse für Forschung und Wissenschaft über Stimme. die Wechselwirkungen von natürlichen und gesell- Die gemeinnützige Organisation EUROPARC schaftlichen Prozessen. Deutschland e. V. unterstützt seit 1991 die Weiter- entwicklung der Schutzgebiete und steht für die Naturparks partnerschaftliche Zusammenarbeit mit diesen. In zahlreichen Projekten wird der Austausch Naturparks sind Regionen, in denen sich Mensch von Erfahrungen und Informationen unter den und Natur erholen können. Sie bewahren und ent- Mitgliedern gefördert. Dabei werden bundeswei- wickeln Landschaft und Natur und unterstützen te Programme in den Bereichen Umweltbildung, einen naturverträglichen Tourismus. Sie fördern ­ehrenamtliches Engagement oder Qualitäts­ eine nachhaltige Regionalentwicklung und ent- management initiiert und koordiniert. Zudem wickeln Angebote zur Umweltbildung und zur werden gemeinsam neue Strategien für den Erhalt Öffentlichkeitsarbeit. Damit tragen sie dazu bei, und die Weiterentwicklung der Nationalen Natur- die Ansprüche der Menschen an ihre Lebens- und landschaften entworfen. Wirtschaftsräume mit den Anforderungen von Landschafts- und Naturschutz in Einklang zu bringen. Nationalparks Wildnisgebiete Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur bleiben darf. Sie schützen Naturlandschaf- Wildnisgebiete sind Flächen, in denen die dyna- ten, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur mischen Kräfte der Natur unbeeinflusst wirken bewahren und Rückzugsgebiete für wild lebende können. Sie schützen großräumige Gebiete, die Pflanzen und Tiere bieten. Damit schaffen die sich frei und natürlich, das heißt nicht nach einem Nationalparks einmalige Erlebnisräume von Na- vom Menschen geplanten Ziel entwickeln. Damit tur und sichern notwendige Erfahrungsräume für bieten sie Lebensräume für wildlebende Tiere und Umweltbildung und Forschung. Deshalb sind sie Pflanzen, die auf natürliche Prozesse und große, unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den ungestörte Flächen angewiesen sind. Wildnisge- Artenreichtum unserer Erde. Gleichzeitig erhöhen biete ermöglichen das Erleben und Erfahren einer die Nationalparks die Attraktivität ihrer Region ungelenkten Natur, in welcher der Mensch nicht und tragen mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwick- im Mittelpunkt steht. Darüber hinaus sind sie lung bei. ­bedeutsame Lernorte für die Erforschung natürli- cher Prozesse und Entwicklung. Biosphärenreservate Biosphärenreservate sind Modellregionen, in ­denen das Zusammenleben von Mensch und ­Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen 77 für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Natur für alle erlebbar und genießbar machen – die Nationalen Naturlandschaften und EUROPARC

Synergien zwischen Natur und Gesellschaft schaf- fen –dieser Herausforderung nimmt sich EURO- PARC Deutschland als Dachverband der Nationa- len Naturlandschaften an. Über ein einzigartiges Netzwerk bietet EUROPARC die Möglichkeit, sich in den folgenden Programmen für die Na- tur zu engagieren und Natur mit allen Sinnen zu 78 erleben: Junior Ranger bilden eine „lebende Deutschlandkarte“. An diesem bundesweiten Programm beteiligen sich derzeit über 40 Nationale Naturlandschaften

Junior Ranger Freude an der Natur und aktives Erkunden der Heimat, das zeichnet Junior Ranger aus. In über 40 Nationalen Naturlandschaften sind Kinder ab 7 Jahren mit erfahrenen Rangern in Feld und Flur unterwegs. Sie lernen auf kreative und spielerische Weise ihre eigene Umwelt kennen und werden für ein engagiertes Handeln in der Natur begeistert. Vom Watzmann bis zum Wattenmeer sind seit 2008 bundesweit jährlich rund 1.500 Kinder aktiv. Jeder kann Junior Ranger werden, von Aktivi- täten in der Region, auf Entdeckertour im Urlaub, im Klassenzimmer oder als Junior Ranger im Web. Mehr Informationen: www.junior-ranger.de

Marktplatz Natur – Gewinne für Mensch und Natur „Marktplatz Natur“ stellt vielfältige Naturschutz- projekte aus den Nationalen Naturlandschaften auf einer Internetplattform vor. Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks haben hier die Möglichkeit, ihre Projektideen aus den Berei- Ehrensache Natur – chen Bildung, Biodiversität und Artenschutz, Kli- Freiwillige in Parks maschutz, Tourismus oder nachhaltige Landnut- zung sowie vielen anderen Bereichen einzustellen. Packen Sie mit an! Über 40 Nationale Naturland- Interessierten bietet die Plattform Hintergrundin- schaften bundesweit bieten Ihnen Mitmach-Pro- formationen zu den Projekten und zeigt Wege auf, jekte, vom Biotopschutz bis zur Umweltbildung. wie sie mit ihrem Engagement helfen können. Mit Bei „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ sind einer Spende oder einem aktiven Engagement kön- ehrenamtlich Engagierte unabhängig von Alter nen Sie sich für die wertvollsten Naturlandschaf- und Qualifikation und je nach ihrem individuellen ten Deutschlands einsetzen. Ein Engagement für Zeitbudget herzlich willkommen. die Natur lohnt sich! Naturschutz ist Ehrensache und eine gute Ge- legenheit, die Nationalen Naturlandschaften aktiv Mehr Informationen: zu erleben, Wissen zu erweitern und Gleichgesinn- www.marktplatz-natur.de te kennenzulernen. Helfen Sie mit, wie jährlich ca. 3.000 weitere „Freiwillige in Parks“. Qualifizierte Freiwilligenkoordinatorinnen und -koordinatoren vor Ort beraten Sie gerne. 79 Mehr Informationen: www.ehrensache-natur.de Oben: Nationalpark- Partner „Ernstlhof“ im Bayerischen Wald

Unten: Siesta im Heu – Mahd-Pause auf einer Arnika­wiese im Natur­park Erzgebirge / Vogtland

Ein besonderes Naturerlebnis: Urlaub bei unseren Partnern

Einen Urlaub an den spektakulärsten Schau- plätzen der Natur verbringen und diese mit allen Sinnen erleben – das bieten Ihnen die Partner der Nationalen Naturlandschaften. Partnerbetriebe verstehen sich als Botschafter ihrer Schutzgebiete. Sie engagieren sich für den Natur- und Klimaschutz und sind kompetente Ansprechpartner in ihren Heimatregionen. Gemeinsam haben sie es sich zur Aufgabe ge- macht, ihre vielfältigen Angebote qualitativ hoch- wertig sowie natur- und umweltverträglich zu gestalten, um Ihnen ein besonderes Naturerlebnis zu ermöglichen. Genießen Sie mit allen Sinnen die wertvollsten Natur- und Kulturlandschaften Deutschlands – die Nationalen Naturlandschaften.

Mehr Informationen: www.nationale-naturlandschaften.de/partner

80 Impressum

Herausgeber : EUROPARC Deutschland e. V. Pfalzburger Straße 43 / 44, 10717 Berlin Tel. 0 30 - 2 88 78 82-0 Fax 0 30 - 2 88 78 82-16 info @ europarc-deutschland.de www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de

Förderer : Die Erarbeitung der Broschüre wurde 2011 gefördert vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Die Überarbeitung und der Druck der neu aufgelegten Broschüre wurde durch die Nationalparks realisiert.

Redaktion : Stephanie Schubert

Texte : Marc Dannenbaum, Norbert Hüls und die Nationalparks

Fotos : Titelbild : Großer Serrahnbruch im Müritz-Nationalpark – Sandra Bartocha, S. 5 – Bundesamt für Naturschutz, S. 6 – Karl Friedrich Sinner, S. 7 – EUROPARC Deutschland, S. 8 – Thomas Stephan / GEO – Tag der Artenvielfalt, S. 10 – Rainer Pöhlmann, S. 12 – Norbert Rosing, S. 14 / 16 / 17 – Nationalpark­ verwaltung Berchtesgaden, S. 18 / 19 – Corinna Heer, S. 20 – Maria Pfeiffer, S. 21 – Medienzentrum ­Euskirchen, S. 22 / 24 / 25 – Thomas Stephan, S. 26 – Christian Wiesel, S. 28 – Klaus Ehrlich, S. 29 – Kühne, S. 30 / 32 – Konrad Funk, S. 34 – Andreas Nehring, S. 36 – Michael Weigelt, S. 37 – Jürgen Reich, S. 38 / 40/41 – Nationalpark Kellerwald-Edersee, S. 42 – Ulrich Meßner, S. 44 – Bruno Dittrich / EUROPARC Deutschland, S. 46 / 49 – Nationalver­waltung Sächsische Schweiz, S. 48 – Archiv Nationalparkverwaltung, Holm Riebe, S. 50 / 52 / 53 – Arne Kolb, S. 54 – Hans–Jörg Wilke, S. 56 – Norbert Rosing, S. 57 – Nationalverwaltung Unteres ­Odertal, S. 58 – Annett Storm, S. 60 – Andreas Nehring, S. 61 – Jürgen Reich, S. 62 / 64 / 66 – Martin Stock / LKN–SH, S. 68 / 70 – Klaus Janke, S. 71 – Peter Körber, S. 72 – Rudolf Großmann, S. 74 – Umweltzentrum ­Wittbülten, ­Spiekeroog, S. 76 – Frank Richter, Archiv Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz, S. 78 / 79 – A. Morascher / junior–ranger.de / EUROPARC + WWF, S. 80 – Ernstlhof, ­Bayerischer Wald; Michael Künzel.

Karte: © EUROPARC Deutschland e. V. Daten von GeoBasis-DE / BKG 2015 (Daten verändert) / OpenStreetMap – veröffentlicht unter ODbL

Dank : Norbert Rosing und NATIONAL GEOGRAPHIC haben ihre Fotos zur Verfügung gestellt und damit ihr Engagement für die Nationalen Naturlandschaften und den Erhalt der Biodiversität bekräftigt. Die Fotos stammen zum Teil aus dem Bildband „Wildes Deutschland“, der spektakuläre und einzigartige Motive aus den Nationalen Naturlandschaften präsentiert. Der prächtige Bildband ist im Buchhandel erhältlich.

Gestaltung : DreiDreizehn Werbeagentur GmbH, Berlin Druck : DCM Druck Center Meckenheim GmbH Redaktionsschluss : 11 / 2016 | 2. Auflage 11/2016 | 1. Auflage: 01/2011 Auflage : 17.900 | Klimaneutral gedruckt auf revive 100 silk

81 EUROPARC Deutschland e. V. ist der Dachverband der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturparks und Wildnisgebiete. Der Verein ist Träger der Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“. www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de