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II / 2001

Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. / VdS

VdS Deep-Sky Tagungsberichte Das LRGB-Verfahren Komet 2001 A2 Linear Totale Sonnenfinsternis ISSN 1615 - 0880 Winter 2001 Diese Seite enthält im Original Werbung EDITORIAL 1

ernannt. Mit Wolfgang Lille, dem begna- Liebe Mitglieder, deten Sonnenfotografen aus Stade, wurde ein weiteres Mitglied unserer Vereinigung geehrt: Wolfgang Lille ist liebe Sternfreunde, der Preisträger der VdS-Medaille 2001!

Der Mitgliedsbeitrag, so haben die Mitglieder außerdem beschlossen, wird Sie halten seit Erscheinen der Erstaus- Beiträge und Berichte sind von aktiven ab Januar 2002 EUR 25 betragen (eine gabe 1997 nun die siebte Ausgabe unse- Sternfreunden für gleichgesinnte ge- Erhöhung um DM 6,80 pro Jahr); für rer VdS-Zeitschrift „Journal für Astrono- schrieben worden. Sie dienen der gegen- Schüler und Studenten wird er mit EUR mie” in Ihren Händen. Wir sind stolz, seitigen Information und Anregung. Die 18 nahezu unverändert bleiben. Die Ihnen erneut auf 160 Farbseiten span- Betreuung und Beratung von Stern- Bezugskosten für „Sterne und Welt- nende Amateur-Astronomie präsentieren freunden gehört stets zu den Zielen raum” wurden auch unter neuer Leitung zu können. Dies ist nur durch die tat- unserer Vereinigung und in diesem nicht wesentlich erhöht; VdS-Mitglieder kräftige Unterstützung vieler Autoren, Sinne dient unser gemeinsames Forum erhalten sogar einen Rabatt von Mitglieder und der VdS-Fachgruppen auch allen Hobbyastronomen. annähernd 30 Prozent. Doch lesen Sie möglich geworden. Als Vorstandsmit- selbst mehr in den VdS-Nachrichten! glieder unserer Vereinigung sagen wir Es gibt wieder Interessantes allen Aktiven und unseren Sponsoren und Lesenswertes zu berichten: Auf fantastische Resonanz stieß der ein herzliches Dankeschön für die Das Schwerpunktthema der Winteraus- Fragebogen an unsere Mitglieder, der großartige Unterstützung. Die vielen gabe ist der „Deep-Sky”-Beobachtung von 412 Sternfreunden, das entspricht in Deutschland gewidmet. Kaum eine 10,6 Prozent, beantwortet und zurückge- andere „Disziplin” amateur-astronomi- schickt wurde. Allen Einsendern ein scher Tätigkeit hat in den letzten Jahren herzliches Dankeschön! Eine erste eine so rasante Belebung erfahren und Auswertung haben wir auf der Mit- großes Interesse gefunden. Mit dem gliederversammlung in Frankfurt vorge- Einstieg von Wolfgang Steinicke als FG- stellt. Wer nicht dabei war, kann die Referent kommt neuer Schwung in die ersten Ergebnisse in dieser Ausgabe „Deep-Sky”-Szene und nun auch in den nachlesen. Ein umfangreicher Bericht VdS-Vorstand. folgt im VdS-J I/2002. Auf der 25. ordentlichen Mitgliederver- sammlung in Frankfurt, die am 7. Okto- Zum Jahreswechsel seien einige ber leider nur unter schwacher Beteili- Wünsche angebracht, die wir gerne gung stattfand, wurde er wie zwei wei- nennen möchten: tere neue Kollegen in den Vorstand Dem Wunsch nach besseren Beob- gewählt. Ausgeschieden sind auf eige- achtungsbedingungen und geringerer nen Wunsch Jost Jahn, Uwe Reimann Lichtverschmutzung hegen viele Stern- und Hans-Joachim Bode, denen wir für freundinnen und Sternfreunde; ebenso ihre ehrenamtliche Arbeit herzlichst dan- wie nach einer stärkeren Förderung der ken. Astronomie für Jugendliche und Ein- steiger. Diesen konkreten Zielen wird Eine andere, für Sie wichtige Entscheid- sich unsere Vereinigung in den nächsten Unser Titelbild: ung wurde von den Mitgliedern getrof- Jahren stärker annehmen. Der Vorstand fen: Ab nächstem Jahr wird unser Forum und auch die Fachgruppe „Dark Sky” Der Conus-Nebel im LRGB-Verfahren „Journal für Astronomie” dreimal pro würde sich über Ihre Mitwirkung sehr vom „Spiegelteam” (Volker Wendel, Jahr in Abständen von vier Monaten freuen, jede helfende Hand ist willkom- Roland Eberle und Stephan Eisenhauer). erscheinen. Nach einer Frühjahrsaus- men! Kombination einer Technical Pan 6415 gabe im April erscheint das Sommerheft So bleibt zu wünschen, daß ein großes hyp.-Aufnahme an einem 15" f/5,2 Ende August und im Dezember folgt die Naturwunder, der Sternhimmel, auch der Newton-Astrographen mit zwei E200- Winterausgabe. Freuen Sie sich darauf! Nachwelt in seiner ganzen Schönheit Aufnahmen, die an einem 14" f/3,3 Möglich geworden ist diese Erschei- erhalten bleibt. In diesem Sinne wün- Hypergraphen entstanden. nungsweise durch die Vielzahl der schen wir Ihnen für 2002 alles Gute, Informationen über die Ausarbeitung Berichte, die uns in der Redaktion errei- Spaß und Freude an der Astronomie und des Titelbildes enthält der ausführliche chen. Die Zeitschrift soll auf einen viele klare Nächte Beitrag in diesem Heft. Umfang von 360 bis 400 Seiten pro Jahr Ihre wachsen.

Günter D. Roth, der Grandseigneur der deutschen Amateur-Astronomie, wurde zum Ehrenmitglied unserer Vereinigung Otto Guthier und Werner E. Celnik 2 INHALT

SEITE SCHWERPUNKTTHEMA

D e e p - S k y - „Deep-Sky” in Deutschland – Teil 1: Bestandsaufnahme 4 - Neues aus der Fachgruppe „Deep-Sky” 7 - Ist „Deep-sky” nur Männersache? 8 Eine philosophische Betrachtung - Seitenstiche 8 - Farbige Sterne – die „Deep-Sky” Juwelen 11 - Das Katzenauge im Drachen – ein interessanter Planetarischer Nebel 14 - Ein Feldstecher, ein Bleistift und drei Sternhaufen 17 Der ganze Stolz eines Amateur-Astronomen - „Deep-Sky” Rätsel 18 Seite 4 - Milchstrasse „unplugged” 20 FACHGRUPPENBEITRÄGE

S e l b s t b a u - Die Selbstherstellung eines Teleskopspiegels – 22 Teil 4: Das Parabolisieren - Stromversorgung für die Montierungsnachführung – 24 einmal anders - Mit der Astrobox zu den Sternen 25 - Ein praktischer Test der Obstruktion von Teleskopen 26

Atmosphärische - Moving Ripples 28 Erscheinungen - Halo-Protokolle aus der Bronzezeit 30 - Zirkumzenitalbogen (ZZB) und Pollenkorona 31

Blick in die „Astrobox” Astrofotografie - Wechselwirkende Galaxien – ein Projektbericht 32 Seite 25 der Fachgruppe Astrofotografie – Teil 2 - Das LRGB-Verfahren mit Filmemulsionen in der 36 digitalen Dunkelkammer - Zwerggalaxien – Ein Projekt der VdS-Fachgruppen 40 Astrofotografie und visuelle Deep Sky-Beobachtungen - Galaxien von besonderer Natur und interessanter 44 Formgegebung – Ein fotografisches Projekt

CCD-Technik - Aus dem Pixelkästchen 46 - Von wegen von gestern! Die CB 245 47 - Erste Erfahrungen mit einer selbstgebauten 49 AUDINE CCD-Kamera - Snapshots 50 „Snapshot” aus der Großstadt Seite 50 M e t e o r e - Das Feuerkugelnetz des DLR 50 - Aktuelle Ergebnisse der Video-Beobachtungen im Arbeitskreis Meteore 53 - Erste Leonidenimpressionen 76 K o m e t e n - Kometen im Mittelalter, Ergänzungen und 55 Anmerkungen zu Kronks „Cometography” - Tipps für Kometenbeobachter – Kometenephemeriden 57 selber rechnen mit dem „Guru” - Der Sommerkomet C/2001 A2 (LINEAR) 58 - Die periodischen Kometen des Jahres 2002 61 - Komet C/2000 WM1 (LINEAR) 63

Kleinplaneten - Neue Entdeckungen: der größte Kleinplanet und 65 ein großer Erdbahnkreuzer Komet 2001 A2 LINEAR Seite 58 Spektroskopie - Spektroskopie – ein Amateurgebiet? Die FG 66 Spektroskopie stellt sich vor - Beobachtung von Radialgeschwindigkeiten mit Amateurmitteln am Beispiel von P Cygni 68

Sternbedeckungen - Im Schatten Titanias – oder die Finsternis 70 der Sonne HIP 10 68 29

Veränderliche - Ich habe eine Nova entdeckt! 72 - Der 8x50 Feldstecher ergänzt das Auge 73 - M 3: Blue Stragglers und Quasare 74 - BAV-Fachgruppe Veränderliche der VdS 75 - Vorhersagen von Veränderlichen für Winter und Frühjahr 2002 78 - Die CCD-Kamera als Messinstrument 79 - Beobachtung an KO Aql 80 Einsatz im freien Feld Seite 70 S o n n e - Wenn die Sonne Windpocken hat ... 80 INHALT 3

SEITE Jugendarbeit - Das Astronomiecamp für Jugendliche 2001 83 - Vorschau VdS-Jugendlager 2002 84

P o p u l ä r e - Sternzeichen Schlangenträger – 85 Grenzgebiete oder warum Skorpione so selten sind

VdS-Sternwarte - VdS-Sternwarte – Jahresbericht 2000 86 SERVICE

- M – wie Messier, Teil 5 89 - Neues vom Astro-Wetter 94 - Neues in Corona Borealis 95 - Das Projekt „Internationale Amateursternwarte” 96 M – wie Messier Seite 89 in Namibia - Fernrohr-Prüftafel Nr. 2 99 - Astromedien von und für VdS-Mitglieder 100 BEOBACHTERFORUM

- Zuhause 101 - Sternwarte neben Straßenlampe 102 - Vorontsov-Velyaminov-Reihen in Spiralgalaxien 104 - Supernova 2001BG in NGC 2608 106 - Deep-Sky in Namibia und SoFi in Lusaka 107 - Totale Sonnenfinsternis Zambia 21.06.01 109 - Kurztrip zur Totalen Sonnenfinsternis am 21.06.2001 111 in Sambia - Mondfinsternis 9. Jan. 2001 113 Polarlichter vom Feinsten - Flammender Himmel / Erlebnisbericht Polarlicht 114 Seite 114 vom 11.04.2001 - ISS-Spuren und Iridium-Flares 115 - Saturnbedeckung vom 3. November 2001 29 VdS-NACHRICHTEN - Bericht zur 25. VdS-Tagung 116 - 25. ordentliche Mitgliederversammlung der VdS 118 - Liebe Mitglieder, so läuft es richtig gut für Sie! 119 - Günter D. Roth ist Ehrenmitglied der VdS 120 - 3. Verleihung der VdS-Medaille 2001 121 - Ehrenmitglied und ehemaliger Vorsitzender 122 Dr. Güssow verstorben VdS VOR ORT - Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten 122 - Der 17. ATT in Essen 123 Verleihung der VdS-Medaille - 20. Kometen- und Planetentagung in Violau 124 Seite 121 - 6. Internationale Astronomiewoche vom 12. bis 125 18. August 2001 in Arosa (Schweiz) - Die Deep-Sky Tagung 2001 auf dem Eisenberg 127 - Die 8. CCD-Tagung in Kirchheim vom 11. bis 13. Mai 2001 129 - Jubiläum: 10 Jahre Internationales Teleskoptreffen 130 im Vogelsberg (ITV) - Samuel-Thomas-von-Soemmering-Preis 133

IMPRESSIONEN 134 DER RÜCKBLICK - Vor 15 Jahren: Komet 1P/Halley im Perihel 140 REZENSIONEN - am Nachthimmel – Der sichere Wegweiser 141 Die totale SoFi in Afrika zu den 50 schönsten Himmelsobjekten Seite 109 - Die neue drehbare Sternkarte von Kosmos 142 - Maltas Tempel. Zwischen Religion und Astronomie 143 VORSCHAU

- Terminkalender 144 - Astronomische Ereignisse 1/2002 - 5/2002 145 HINWEISE - Und im nächsten Heft lesen Sie ... 143 - Impressum 13 - Inserentenverzeichnis 79 - Autorenverzeichnis 146 - Hinweise für Autoren 147 „Invasion” im Vogelsberg - Adressen Fachgruppenredakteure 147 Seite 130 - Errata 132 4 SCHWERPUNKTTHEMA

Deep-Sky in Deutschland – Bestandsaufnahme von Wolfgang Steinicke

der Haustür, Sterne und Galaxien stehen te hier aber nicht nur über die Arbeit der – Teil 1 – dagegen in einem weit entfernten Land Fachgruppe berichten, sondern den Blick – der nächste Stern (α Centauri) ist fast über die gesamte deutsche Szene Im Vergleich zu den USA – insbesondere 7000 mal weiter weg als der entfernte- schweifen lassen (zumal nicht alle FG- Arizona oder Kalifornien – scheint ste Planet (Pluto)! Angesichts dieser Mitglieder auch in der VdS sind). Man Deutschland nicht gerade das Vorzeige- Zweiteilung haben die Amateurastro- gewinnt sicher einen Eindruck, wenn land für Deep-Sky Beobachtungen. Das nomen auch ihre Interessensphären man sich auf Teleskoptreffen, wie dem liegt aber nicht am Engagement, der geteilt: in „Near-Sky” und „Deep-Sky”. ITV oder BTM, oder Tagungen wie der Ausrüstung oder dem Know How der Doch Vorsicht: Das bedeutet keine DST, herumtreibt. Auch das Studium der Sternfreunde, sondern hauptsächlich am Zweiklassengesellschaft in puncto Instru- einschlägigen Magazine (Interstellarum, bescheidenen Wetter. Aber manche sind mentengröße oder astronomischem Magellan) oder Recherchen im Internet noch schlechter dran, z.B. die Engländer Anspruch. In beiden Bereichen kann (Webseiten, Mailinglisten) liefern inter- und Iren. Schon der alte Lord Rosse man mit allen Arten von Fernrohren und essante Anhaltspunkte. Dies sind aber konnte seinen 72 Zöller, von 1845 bis Hilfsmitteln arbeiten, so gibt es z.B. eben nur Eindrücke und statistisch nicht 1917 das größte Teleskop der Welt, im erstaunlich professionelle Beobachtun- repräsentativ. Ich kam daher im letzten irischen Birr Castle nur höchst selten gen der Wolkenbänder des Jupiter, wie Jahr auf die Idee, eine Fragebogenaktion nutzen. Was er beobachtet hat, verdient die Fachgruppe Planeten zeigt. Im VdS- innerhalb der Fachgruppe zu starten; um aber höchste Anerkennung [1]. Heute Journal wird regelmäßig über die vielfäl- zu sehen, „wer was wo womit macht”. kommen weitere Probleme hinzu, z.B. tigen Möglichkeiten der „Near-Sky”- Aber nicht als Selbstzweck (oder um die- die Luft- und Lichtverschmutzung. Was Beobachtung berichtet. sen Artikel schreiben zu können), son- trotzdem so alles am „tiefen Himmel” dern um die Kommunikation zu fördern. über Deutschland los ist, möchte ich – Deep-Sky Objekte und visuelle Jeder Teilnehmer bekommt die Ergebnis- passend zum Schwerpunktthema „Deep- Beobachtung Datei, die aus Gründen des Daten- Sky” – aus meiner Sicht vorstellen. Doch Folgt man der besagten Aufteilung, so schutzes nicht veröffentlicht wird, und zunächst die wichtigste Frage: ist die Frage nach den Deep-Sky kann sich informieren oder Kontakte Objekten eigentlich leicht zu beantwor- knüpfen. Er erfährt, wer seine speziellen Was bedeutet eigentlich „Deep-Sky”? ten (Tab. 1). Vorlieben teilt, in der Nähe beobachtet Schaut man mit bloßem Auge zum Himmel, so fallen einem – nach Hellig- Galaktische Deep-Sky Objekte keit geordnet – Sonne, Mond, Kometen, Meteore, Planeten und Sterne auf. Bei • Einzel-, Doppel- und Mehrfachsterne genauerem Hinsehen entdeckt man • Emissions-, Reflexions- und Dunkelnebel Sternhaufen, wie etwa die Plejaden oder • Planetarische Nebel Coma Berenices. Praesaepe oder h + χ • Offene Sternhaufen, Sterngruppen, Kugelsternhaufen im Perseus erscheinen nur als „Nebel- Extragalaktische Deep-Sky Objekte flecken” – erst ein Feldstecher zeigt Einzelsterne. Es gibt aber einen Nebel- • Galaxien flecken, den auch der Feldstecher nicht • Objekte in anderen Galaxien (Riesensterne, HII-Regionen, auflöst: der Andromedanebel, unsere Supersternhaufen, Kugelsternhaufen) Nachbargalaxie. Leider können wir mit • Galaxienpaare, -gruppen und –haufen Quasare dem bloßen Auge oder einfachen Teleskopen nichts über die räumliche Tabelle 1: Deep-Sky Objekte Tiefe, sprich die Entfernung, aussagen. Hier muß die Fachastronomie aushelfen. Sie liefert mittels Trigonometrie, Spek- Man beachte die Unterscheidung in oder über bestimmte Erfahrungen bzw. troskopie und einer Vielzahl komplizier- galaktische Objekte, die zu unserer Geräte verfügt. Bereits auf der DST2001 ter Methoden ein dreidimensionales Bild Milchstraße (Galaxis) gehören, und (siehe meinen Tagungsbericht) habe ich des Kosmos. Wenn wir diese Erkennt- extragalaktische Objekte, die jenseits die Ergebnisse präsentiert. Im dortigen nisse verinnerlichen, dass der Mond uns davon liegen. Was noch auffällt: Verän- Vortrag ging es aber nicht nur um den am nächsten ist, gefolgt von Sonne und derliche Sterne fehlen: Man hat sie Ist-Zustand, d.h. um bestehende Pro- Planeten, die Welt der Sterne aber erst bewusst herausgelassen, da dieses jekte und Beobachtungsergebnisse, son- weit jenseits des Sonnensystems be- Arbeitsgebiet traditionell recht eigen- dern auch um Ideen für neue Aktivitäten ginnt, von den Galaxien ganz zu schwei- ständig und vor allem umfangreich ist, innerhalb der Fachgruppe sowie die gen, erleben wir die Himmelsbeob- wie ein Blick in die Arbeit der Fach- Kooperation mit anderen Fachgruppen. achtung anders. Wir nehmen die Objekte gruppe „Veränderliche Sterne” zeigt. Darüber werde ich im zweiten Teil gedanklich in ihrer Tiefe war: Sonne, In diesem Artikel geht es um die „visu- berichten, der im Heft I/2002 erscheinen Mond und Planeten kreisen quasi vor elle Deep-Sky Beobachtung”. Ich möch- wird. SCHWERPUNKTTHEMA 5

Die Fragebogenaktion der Fachgruppe Deep-Sky Wieviele haben den umfangreichen Fragebogen ausgefüllt und sich damit als „Mitglieder” der Fachgruppe geoutet? Bis heute fast 200 – und das ist bemer- kenswert, denn mit so viel Resonanz hatte keiner gerechnet. Ein kleiner Wermutstropfen: Es sind nur 3 Frauen dabei! „Ist Deep-Sky nur Männersache?” – wie passend erscheint diese Frage, die meine Frau in Ihrem Artikel stellt (wobei sie das Ergebnis der Aktion noch nicht kannte). Vielleicht gelingt es, den weib- lichen Anteil noch zu steigern? Eine andere Frage: „Wieviele sind VdS- Mitglied?” – allein vor dem Hintergrund, dass die Zugehörigkeit zur Fachgruppe, keine VdS-Mitgliedschaft voraussetzt. Ich war überrascht, denn es sind 72% (über 50% gehören auch noch anderen Vereinen an). Damit ist auch klar, dass das VdS-Journal eine breite Leserschaft Abb. 1: bei den Deep-Sky Beobachtern hat. Bernd Schatzmann aus Flensburg, seit 1972 aktiv, und sein hervorragender Schaut man auf das Durchschnittsalter 18" Dobson. von 43 Jahren und darauf, dass fast 2/3 sich als „Fortgeschrittene” bezeichnen, so besteht die Fachgruppe offenbar mehrheitlich aus erfahrenen Amateuren (die Beschäftigung mit der Astronomie reicht dabei bis ins Jahr 1943 zurück). Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum der FG hin und wieder ein elitäres Image nachgesagt wird? Heutzutage aber zu Unrecht, wie ich meine. Es ist klar, dass die Fachgruppe bei weitem nicht die Gesamtheit der deutschen Deep-Sky Beobachter umfasst. Es gibt viele Anfänger und Einsteiger, die mit der VdS nichts am Hut haben, wie etwa ein Blick in populäre Mailinglisten (z.B. bei astro- nomie.de) zeigt. Trotzdem erreichen wir viele über unsere Webseite [2], die Mailingliste [email protected] (75% der Befragten sind online) aber auch über Zeitschriften, Tagungen (Vorträge) und Treffen. Übrigens: Wer noch an der Fragebogenaktion teilnehmen möchte, ist auf unserer Webseite herzlich einge- Abb. 2: laden. Willi „Kette” Wacker aus Steinfurt, seit 1969 aktiv, an seinem stationären Welche Instrumente werden benutzt, 16" f/4.5 Newton, der mit viel Eigenarbeit entstanden ist. was sind die Beobachtungsbedingungen und was die bevorzugten Objekte? Beobachtet wird zwar mit bis zu 30” Öff- seiner Mobilität das ideale Instrument deutsche Topographie wider (nur 6% der nung (amerikanische Verhältnisse!), der für die visuelle Deep-Sky Beobachtung Befragten leben nicht in Deutschland): Mittelwert liegt aber bei 8-10”. (Abb. 1). Viele Einsteiger wagen daher vom Flachland über die Mittelgebirge bis Favorisiert werden ganz klar die Newton gleich den Sprung vom Feldstecher zum hin zu den Alpen. Die meisten klagen (meist in Dobson-Bauweise), gefolgt von 6” oder 8” Dobson. Der Anteil der fest aber über mäßige bis schlechte Beob- den Schmidt-Cassegrain und Refrak- stationierten Geräte liegt bei knapp 15% achtungsbedingungen (stadtnah). Nur toren. Ein Dobson ist einfach vom (Abb. 2). wenige haben das Glück eines dunklen Preis/Leistungsverhältnis und aufgrund Die Beobachtungsorte spiegeln die Landhimmels, mit einer visuellen 6 SCHWERPUNKTTHEMA

Grenzgröße des bloßen Auges (fst = Rangliste präsentieren. Statt dessen die erscheinen, oft als „leicht” dargestellt. „faintest stars”) von 6.0 mag, oder kom- Auskunft, wie die Mitglieder von der Auf dem ITV konnte ich feststellen, dass men gar in den Genuss des Alpen- Fachgruppe erfahren haben. Bei nahezu manche 8”-Besitzer 13-14 mag als „nicht himmels (fst > 6.5 mag). Trotzdem wer- der Hälfte war es die VdS bzw. Sterne & machbar” ansehen. Wenn die Profis das den alle Arten von Objekten beobachtet. Weltraum. Der Rest wurde über andere letzte Photon noch freudig erregt wahr- Am beliebtesten sind Galaxien und Magazine oder Vereine auf uns aufmerk- nehmen, ist es bei vielen schon zappen- Planetarische Nebel (Abb. 3). Auch sam. Erstaunlich: Nur 6% haben das duster! Wir sollen „keine Gigantomanie Planeten stehen hoch im Kurs – ein Internet angegeben. Noch ein Blick auf fördern” heißt es, andererseits wird aber Deep-Sky‘ler schreckt offenbar vor das Interesse am Artikelschreiben, an auch „Rat für Fortgeschrittene” ge- nichts zurück. Obwohl auch Quasare in Tagungsbesuchen oder allgemein die wünscht. Fazit: Wir müssen das ganze der Rangliste vertreten sind, werden Bereitschaft zur Kommunikation. Über Spektrum bedienen! Den Wunsch, wir aber in der Regel die Standardobjekte die Hälfte ist an eigenen Artikeln inter- sollen „visuelle Beobachtung und bevorzugt. Der Wunsch nach Messier ist essiert, man traut sich eben nicht. Wie Astrofotografie gleichwertig behandeln”, ungebrochen. Wir machen sicher einen in diesem Heft gezeigt, ist es für alle können wir leicht erfüllen, gibt es doch Fehler, wenn wir dies nicht gebührend ermutigend, wenn auch Einsteiger ihre enge Kontakte zur Astrofotografie/CCD beachten und statt dessen diskutieren, ersten Erfahrungen beschreiben. Sicher, (s. Teil II). Einer schreibt, die „visuelle ob äußere Halostrukturen des kataklys- auch High-End-Themen machen Spaß Beobachtung extragalaktischer Objekte mischen Wolf-Rayet-Sterns MASXi und sind auch durchaus gefragt – selbst wird oft belächelt” und kritisiert, dass es F02456-345 im FeVIII-Filter indirekt wenn man nicht mithalten kann. Viele vielen nur um die Technik oder die sichtbar sind. wollen aber auch Elementares lesen, Teleskopöffnung geht, ohne etwas ver- dabei ihre eigene nünftiges damit anzufangen. Das soll es Situation wieder- geben! Als letztes noch die Klage, dass erkennen, aus zu viele englische Begriffe benutzt wer- Fehlern lernen den. Wieso, das folgende Beispiel ist und neue, nicht zu doch allgemein verständlich, oder? weit gesteckte „By the way: Ich scannte die Nacht die Ziele anstreben! des clusters JWD 0815+007 im Ich möchte alle Big Dipper. Total ‘off the beaten paths’, ermuntern, selbst trotzdem easy stuff für mein scope. Als zu schreiben und ich das dark field mit gebinnter sam- die FG ist gerne pling rate gezeroed hatte, verließ mich bereit, Hilfestell- das seeing, trotzdem eine echte challen- ung zu leisten. ge – what a bright future!” Fast 70% der Ja, ich kann die Kritik verstehen – oft Befragten waren klingen die Sachen wirklich abgehoben, Abb. 3: schon auf Tagun- um nicht zu sagen, überheblich! Rangliste der beliebtesten Objektklassen gen oder Treffen. Dies beschließt den ersten Teil meines Dies zeigt, wie Überblicks. Im zweiten Teil, der im näch- wichtig – auch im sten VdS-Journal erscheint, geht es dann Was die Erfahrungen angeht, so domi- Zeitalter des Internet – der direkte um Projekte, Programme und Ideen aus niert bei den Befragten eindeutig die Kontakt ist. Was die Kommunikation der Fachgruppe. Wir schauen aber auch visuelle Beobachtung (war zu erwarten), betrifft, so bezeichnen sich nur 16% als über den Tellerrand hinaus und fragen gefolgt von Astrofotografie und CCD. „Einzelkämpfer”. 45% wünschen sich nach Verbindungen zu anderen Fach- Dies ist wohl eine ideale Kombination, mehr Erfahrungsaustausch, der Rest gruppen. Hier ergeben sich interessante wenn man die entsprechende Aus- praktiziert ihn bereits. Wenn die Möglichkeiten zur Kooperation. rüstung hat. Eher mager ist die Bereit- Fragebogenaktion eine Zielgruppe hat, schaft zu zeichnen (4%), dabei sollte dann sind es diese 45%. Ich hoffe, dass doch gerade das ein Paradepferd von wir zu mehr Kommunikation beitragen Deep-Sky sein. Täuschen die vielen ver- können und so die Faszination von öffentlichten Zeichnungen oder zeichnen „Deep-Sky” weitertragen. immer dieselben? Hier muß wohl noch Abschließend noch etwas aus der Rubrik Aufbauarbeit geleistet werden: Also wie- „Kritik & Kommentare”. Hier endet zwar der einen Workshop „Zeichnen” auf der die Repräsentativität, dafür wird es Literaturhinweise DST2002. Ausnahmen bestätigen aber besonders interessant. Zunächst mal bekanntlich die Regel, wie der Beitrag bekommt die FG viel Lob für ihr [1] Steinicke, W., Besuch in Birr Castle, von Carolin Tomasek zeigt (zeichnende Engagement und die professionelle interstellarum 19 (2001) Frau!). Arbeit – darüber freuen wir uns. Haupt- [2] Erreichbar unter der neuen Adresse: Ich hatte auch gefragt, welche kritikpunkt ist aber das besagte „hohe www.fachgruppe-deepsky.de (hier kann man Zeitschriften gelesen werden. Die Niveau”, es wird konkret mehr Unter- sich auch für die Mailingliste anmelden oder Redakteure sind jetzt sicher gespannt, stützung für Anfänger gewünscht. Auch den Fragebogen ausfüllen) ich möchte aber hier bewusst keine werden Objekte, die vielen schwer SCHWERPUNKTTHEMA 7

Neues aus der Fachgruppe Deep-Sky von Wolfgang Steinicke

Es ist eigentlich schon alles Wichtige gesagt! Die Fachgruppe und ihre Aktivitäten stehen im Mittelpunkt dieser Ausgabe. Trotzdem sollten noch einige Dinge ergänzt werden.

Präsenz auf Tagungen und Treffen Angebote kritisch betrachtet. Einige gab es eine Redaktionssitzung auf der Noch vor der DST waren wir auf dem ATT Projekte geraten in Vergessenheit, weil DST. Die eingereichten Beiträge wurden in Essen und dem ITV (Vogelsberg) mit sie über zu lange Zeiträume angelegt in drei Kapiteln zusammengefasst unserem Stand präsent [1]. Zu sehen gab sind – es sollten Zwischenbilanzen gezo- (Objekte, Teleskope, Beobachtung), die es Poster, Banner, Aufkleber, Faltblatt gen und publiziert werden. Allgemein mittlerweile bearbeitet sind. Ein Problem und unsere Informationsbroschüre. wurden die Projekte als zu anspruchs- war, die Texte der vielen Autoren aufein- Damit haben wir die Vorgaben aus dem voll empfunden. Der Wunsch nach ander abzustimmen. Was noch fehlt, letzten FG-Treffen voll umgesetzt. Auch Projekten mit geringerem Schwierig- sind die Einleitung und die Anhänge mit auf dem BTM in Pfünz waren einige von keitsgrad wurde vielfach geäußert. Oft den Objektdaten. Ferner bemühen wir uns aktiv, allen voran Jens Bohle. Unsere reichen auch schon Objektlisten, die uns um einen geeigneten Verlag. Man nächsten Ziele waren die VdS-Tagung in eine Anregung für die Beobachtung dar- muß aber immer bedenken: Alles Frankfurt, das ATN in Duisburg und die stellen. Wir werden uns diesem Thema geschient in der Freizeit und dauert BoHeTa in Bochum (Stand, Vorträge). verstärkt widmen und arbeiten insbe- daher seine Zeit! Wir sollten uns aber Zurück zur DST: Auch dort haben wir uns sondere an Angeboten für Einsteiger, die auch Zeit nehmen, in Ruhe arbeiten und mit einem Stand präsentiert (Abb. 1). wir auf unserer Webseite oder in den ein optimales Produkt vorlegen. Das Wie jedes Jahr fand eine Sitzung der FG- Magazinen präsentieren werden. erfordert noch einige Anstrengungen, Mitglieder statt. Es gab diesmal keine auch für die, die das Werk begutachten. hitzigen Diskussionen. Die Arbeit der FG Webseite Besser jetzt meckern als hinterher! wurde insgesamt positiv bewertet. Die Aktualisierung unserer Webseite ist Motto: Es soll alles Spaß machen und derzeit ein zentrales Thema. Um eine Literaturhinweise nicht unbedingt in Stress ausarten! Wir größere Identität als Fachgruppe zu haben in diesem Jahr viel erreicht und erreichen, haben wir einen weiteren [1] „FG-News” in interstellarum 18 (2001), S. 17, wollen uns nun auf das Wesentliche Zugang geschaffen: www.fachgruppe- bzw. Magellan 3/2001, S. 76. konzentrieren, denn unser Problem ist deepsky.de (dies ist auch der Link auf die Manpower. Es gibt leider zu wenige, der VdS-Seite). Die alte Adresse www. die wirklich aktiv sind. Der aktive Kreis naa.net/deepsky bleibt aber aktiviert. beschränkt sich momentan auf ca. 10 Außerdem wollen wir dem Wunsch nach Personen. Wer Lust hat, sich stärker zu einer Neuauflage der Deep-Sky-Liste engagieren, ist herzlich eingeladen! nachkommen. Wir versuchen auch, die umfangreichen Daten online zu bringen. Projekte Auf dem DST-Workshop „Projekte der FG Deep-Sky Buch Da hast du’s. Deep-Sky” wurden die bestehenden Noch ein Wort zum Deep-Sky Buch. Dazu Steht schon in der Betriebsanleitung: Nach dem Beobachten Tubus verschließen!!!

Abb. 1: Quasarbeobachter Klaus Wenzel am FG-Stand auf der DST2001 8 SCHWERPUNKTTHEMA

Ist „Deep-Sky” nur Männersache? – Eine philosophische Betrachtung von Gisela Steinicke

Die Idee zu diesem Artikel kam mir bei Auch die Mythen der Sternbilder und meinem sonntäglichen Ritual, die ihre Namensgebung werden dort behan- Wohnung aufzuräumen und in Ordnung delt. Wie gesagt, eine sehr gute zu bringen. Zuvor hatte ich in den Ergänzung um mehr Zugang zur Journalen Sterne und Weltraum, Astronomie zu finden. Doch was macht Magellan und VdS-Journal geblättert und wirklich die Faszination der visuellen einige Artikel gelesen. Diese Zeitschrif- Beobachtung aus? Ich sehe die „Hard- ten trudeln in regelmäßigen Abständen liner”, wie sie sich mit Bildern und bei uns ein. Was mir immer wieder auf- Karten, auf denen nur schwarze Punkte fällt: Alle Berichte, mit zwei Ausnahmen, zu sehen sind, auseinander setzen und sind von Männern geschrieben, die sich die Nächte am Teleskop um Ohren mehrheitlich sehr wissenschaftlich und schlagen, teilweise bei -18°C. Die mathematisch ausgerichtet sind. Für Objekte der Begierde sind dann im mein Gefühl ist es eher abschreckend, Fernrohr oft nur indirekt, sehr schwach sich – als Frau und dazu noch im An- Abb. 1: und diffus und mit viel Phantasie zu fängerstadium – mit Astronomie zu be- M 103 in der Cassiopeia, mit einer auf- erkennen. Was ist das also für ein schäftigen. fällig schönen Sternenkette, ist eines Phänomen, den Sternenhaufen, Galaxien Und doch ist die Neugierde, was über meiner Lieblingsobjekte im Feldstecher. und Quasaren hinterher zu jagen? uns so passiert, größer als die vorge- Fragen über Fragen. Doch ich denke, ich nannten Bedenken. Vor drei Jahren kam Hier hat man einen Himmel, bei dem bin auf der Spur, dieses für mich reiz- ich, durch meinen Ehemann, in Kontakt man mit bloßem Auge locker Sterne bis volle Rätsel zu lösen. mit der Astronomie. Er ist so zusagen zur 6. Größe beobachten kann. Mit dem Es ist diese weißlich, gelblich, manch- ein „alter Hase” auf diesem Gebiet. Feldstecher sind Objekte wie h und χ im mal rötlich oder bläulich schimmernde Dadurch hat sich mein Blick in den Perseus prächtig auszumachen. Ebenso Pracht von Sternen, bei der man die Himmel auf faszinierende Art und Weise M 103 in der Cassiopeia, mit seinen vie- Welt um sich herum vergessen kann. Die gewandelt. Was mir wiederum geholfen len Einzelsternen in unregelmäßiger Tiefen des Universums zu ergründen ist hat, diese Begeisterung der visuellen Form (Abb. 1) oder auch Brocchi's für mich gleichbedeutend mit der Suche Beobachtung besser zu verstehen und Cluster, der bekannte „Kleiderbügel” nach uns selbst: Wo kommen wir her, nach zu vollziehen. Oft bin ich bei den nahe Albireo. M 36, M 37 und M 38 im wo gehen wir hin? Diese elementare nächtlichen Streifzügen schon dabei Fuhrmann sind als kleine Nebelwolken Frage, die ganze Bandbreite des „Seins”, gewesen. Habe die Planeten besser ken- gut zu sehen, bedenkt man, dass sie spiegelt sich wohl in der Betrachtung nengelernt und erkenne mittlerweile die über 4000 Lichtjahre entfernt sind! der Schönheit des Himmels wider. Für Sternbilder, die sich am Horizont immer Es spornt mich immer wieder an, die mich ist das die Erklärung, immer wieder wieder aufs neue auftun. Auch die ver- verschiedenen Messier-Objekte alleine von neuem in den nächtlichen Himmel schiedensten Messier-Objekte finde ich zu finden. Das Verständnis für die zu schauen, wenn es das Wetter zulässt mit meinem Fernglas schon. Mit meinem Astronomie und den physikalischen – um eventuell was neues zu entdecken Minolta 10x50 gehe ich auf die Suche Hintergrund gewinne ich durch Kurse, und wohl auch um sich selber näher zu nach bekannten Messier-Objekten, die mein Mann regelmäßig beim kommen. Ich würde mir wünschen, dass sofern sie in meinem Bino sichtbar sind. Bildungszentrum Freiburg hält. Dadurch es mehr Frauen gäbe, die sich diesem Dies fällt auf unserem Hausberg, dem weiß ich, was unter einem roten Riesen Hobby widmen, um diese Empfindungen Schauinsland mit 1250 m Höhe, leicht. oder weißen Zwerg zu verstehen ist. ähnlich erleben zu können.

liegt beim Zeichnen darin, dass man 18” f/4,5 Dobson. Seitenstiche nicht mit Details überschüttet wird, son- Im Februar war mein erstes Ziel die eher von Manfred Kleisa dern alles schön in einem überschauba- unspektakuläre Galaxie NGC 2654 in ren Rahmen bleibt. An Ästhetik geht Ursa Major. Die SBab-Galaxie hat einen Im Frühjahr dieses Jahres stieß ich im dabei aber nichts verloren, da sich einem hellen Kern. Ihre Ausdehnung ist bei Internet auf eine interessante Liste, wel- dabei sehr schöne, unvergeßliche An- einem Achsenverhältnis von 5,4:1 (Ver- che rund 50 Edge-On-Galaxien von blicke bieten können. Exotische Typen, hältnis von Längs- zu Querachse) recht Frühjahr bis Sommer umfaßt [1]. Mit die- wie die „superthin ” [2] bilden klein. Ihre Helligkeit beträgt 11,8 mag, ser Liste als Grundlage, begann ich mein hier das absolute Maximum an Schwierig- sie ist also auch schon in kleineren neues Steckenpferd zu entdecken. Der keit für diese Beobachtungsfeld. Sämt- Instrumenten gut sichtbar. Vorteil bei dieser Ansicht von Galaxien liche Zeichnungen entstanden mit einem Mein nächstes Ziel war NGC 3044, eine SCHWERPUNKTTHEMA 9

große Scd-Galaxie im Sextant mit lang- Der Höhepunkt dieser Beobachtungs- anderen Eindruck. Die Galaxie überspannt gezogenem Kernbereich. In nordöstli- nacht war M 108 (NGC 3556), 50' nord- ein Feld von 11,5'. Ihr Achsenverhältnis cher Richtung erscheint der Halo der westlich des Eulennebels M 97. Ich habe beträgt 9,1:1. Galaxie etwas verkürzt. Die Helligkeit die Galaxie schon oft beobachtet, und Ein weiterer Leckerbissen ist die Galaxie beträgt 11,9 mag, das Achsenverhältnis sie zählt zu meinen absoluten Favoriten. NGC 5746 in der Jungfrau, eine SBb- ist 5,3:1. Bei 290facher Vergrößerung beobachtet Galaxie mit 10,3 mag Helligkeit. In Ihrem Nummer drei in der Liste ist die recht man viele dunkle Einbuchtungen und südlichen Halo befinden sich zwei bekannte Galaxie NGC 3079 nahe der helle Knoten. In der SB(s)cd-Galaxie schwache Sterne mit 12,5 mag bzw. 14,1 Gravitationslinse Q0957+561 im Großen befinden sich optisch einige helle galak- mag. Im nördlichen Halo ist eine weite- Bären. Auffällig ist, dass die Galaxie an tische Vordergrundsterne, von denen rer 12mag-Stern zu finden. Der östliche Ihrer südlichen Flanke fast gerade ist. sich der hellste südlich vom Zentrum und westliche Bereich neben der Die nördliche Flanke ist sehr bauchig befindet. Die Helligkeit der Galaxie ist Kernregion ist sternfrei, was der ganzen und beherbergt den hellen Kernbereich. mit 10,0 mag angegeben. Das Achsen- Sache die richtige Würze verleiht.

Abb. 1: Zeichnungen von NGC 2654, NGC 3044 und NGC 3079

Nordwestlich befindet sich ein 13mag- verhältnis liegt hier bei 3,8:1 - M 108 ist Weiter ging es mit NGC 4762 östlich von Stern. leicht außerhalb des Galaxienhalos. also eine „dicke” Galaxie. NGC 4754 in der Jungfrau. Diese Nadel Diese SB(s)c-Galaxie zählt mit 10,9 mag Im Mai konnte ich meine Beobachtungen hat einen hellen zentralen Kernbereich Helligkeit zu den helleren Objekten und auf dem ITV 2001 unter guten Beding- („bulge”) und feine Ausläufer. Die Klassi- ist ebenfalls als leicht einzustufen. Sie ungen fortsetzen. Mein erstes Ziel war fikation ist SB(r)0. Mit einer Helligkeit hat ein Achsenverhältnis von 6,7:1. die riesengroße Edge-On NGC 5907 im von 10,3 mag zählt sie ebenfalls zu den NGC 3511 ist eine 11 mag helle Edge-On- Drachen. Die SA(s)c-Galaxie hat in der „4 Sterne”-Objekten der Liste. Ihr Galaxie, nördlich von NGC 3513. Sie hat oben erwähnten Liste „4 Sterne” für Achsenverhältnis beträgt 4,1:1. einen elongierten Kernbereich. An bei- „Schönheit”. Ihr Anblick ist kosmisch. Der bekannte Heringsnebel in den den Enden der Galaxie bilden je ein Mit 10,3 mag ist hebt sie sich wunder- Jagdhunden, NGC 4631, mit seinem 12,5-mag-Stern einen schönen Abschluss. schön vom dunklen Hintergrund ab. Der Begleiter NGC 4627 an der nördlichen Das Achsenverhältnis liegt hier bei 5,5:1. Kernbereich ist zweigeteilt in dieser Flanke, ist wieder ein „4 Sterne”-Objekt, Die Klassifikation ist SAB(s)c. Ansicht. Fotografien vermitteln einen welches diese Auszeichnung auch ver-

Abb. 2: Zeichnungen von NGC 3511, M 108 und NGC 5907 10 SCHWERPUNKTTHEMA

Abb. 3: 13,5 mag hell, was ich hier doch anz- Zeichnungen von NGC 5746, NGC 4762 und NGC 4631 weifeln möchte. Sie hat ein Achsenver- hältnis von 11,1:1 und liegt kontrastarm dient. Mit 15,5' ist diese SB(s)d-Galaxie zeln: Die „superthin ” UGC 9242 im dunklen Raum. Mit „field sweeping” riesig. Ihr Achsenverhältnis beträgt 4,9:1, im Bootes. Das Achsenverhältnis beträgt war sie im 18-Zöller gut zu finden und was ein Bild von den riesigen Ausmaßen hier sage und schreibe 16,1:1 und die einmal gesehen, nicht mehr zu verlieren. der 9,2 mag hellen Galaxie vermittelt. Helligkeit 14,5 mag. Ein feiner, unschein- Seltsamerweise war hier im Gegensatz Nördlich des Zentrums befindet sich ein barer Riss im Dunkel des Kosmos, aber zu UGC 9242 hohe Vergrößerung gefragt. 12mag-Stern im visuell dort nicht mehr durch einen südlich des Zentrums Trotz der Morgendämmerung konnte ich sichtbaren Galaxienhalo. Im zentralen befindlichen 12,4mag-Stern leichter zu sie auch noch in einem 16” f/5 Dobson Teil der Spindel befinden sich mehrere halten als vermutet. Der Zwischenraum auffinden – war hier der Lomo-Spiegel helle Knoten. Die Galaxie wirkt unregel- vermittelt unverhofft einen hohen das Zünglein an der Waage? mäßig. Man schaut offenbar nicht direkt Kontrast. Die gewählte Vergrößerung lag Damit schließt sich vorerst die Liste auf die Kante und bemerkt somit unre- hier bei 100fach, was die ideale AP wunderschöner Galaxien und sie findet, gelmäßige Strukturen des zentralen (Austrittspupille) für solch lichtschwache wenn das Wetter mitspielt, vielleicht Galaxienteils. Ein halbes Grad weiter Objekte fordert. Die Klassifikation ist Sd. eine Fortsetzung in einer späteren südlich befindet sich die irreguläre Ungleich härter ist die „superthin Ausgabe. Galaxie NGC 4656 mit ihrer wechselwir- galaxy” UGC 3697, die Integralzeichen- kenden Schwester NGC 4657 - aber das Galaxie. Um es vorweg zu nehmen: Von Literaturhinweise ist eine andere Geschichte. der Integralzeichen-Form war natürlich [1] Die Liste hat Tom Polakis zusammengestellt: Nun folgt der erste Exot: NGC 5023 ist nichts zu sehen. Diese Scd-Galaxie http://www.messier45.com/listgen/EdgeOnPolakis.html eine der „superthin galaxies”, was ein befindet sich südlich der elliptischen [2] Steinicke, W., „Superthin Galaxies” – Objekte, hohes Achsenverhältnis (hier 8,6:1) bei Galaxie UGC 3714, die zum Auffinden scharf wie eine Rasierklinge, VdS-Journal kaum ausgeprägtem „bulge” bedeutet. ideal ist. In nördlicher Richtung stößt II/2000, 71 Die 12,3 mag helle Scd-Galaxie befindet man auf ein Sterndreieck mit Sternen [3] The Sky, Software Bisque sich ebenfalls in den Jagdhunden. Der zwischen 10,4 mag und 11,1 mag. Nun [4] Beschreibungen vieler Objekte findet man bei: zentrale, leicht hellere Kernbereich ist befindet sich die Galaxie bereits im Kepple, R. G., Sanner, G., The Night Sky nördlich etwas eingedrückt. Hier wird die Gesichtsfeld mit einem 14,7mag-Stern Observers Guide, Willman-Bell Inc., 1998 Sache für kleine Geräte schon schwierig. an ihrer östlichen Flanke. Die Galaxie ist [5] Viele meiner Zeichnungen sind im Internet Nun galt es das Maximum heraus zu kit- laut dem Programm „The Sky” [3] rund unter: http://www.astrozeichnungen.de

Abb. 4: Zeichnungen der „superthin galaxies” NGC 5023, UGC 9242 und UGC 3697 SCHWERPUNKTTHEMA 11

Objekt StB Ura Rekt Dekl V a b PW Typ NGC 2654 UMa 22 08 49.2 +60 13 11.8 3.8 0.7 63 SBab NGC 3044 Sex 233 09 53.7 +01 35 11.9 4.3 0.8 13 Scd NGC 3079 UMa 45 10 01.9 +55 41 10.9 8.0 1.5 165 SB(s)c NGC 3511 Cra 326 11 03.4 -23 05 11.0 5.5 1.0 75 SAB(s)c M 108 UMa 46 11 11.5 +55 40 10.0 8.1 2.1 80 SB(s)cd NGC 5907 Dra 50 15 15.9 +56 20 10.3 11.5 1.7 155 SA(s)c NGC 5746 Vir 243 14 44.9 +01 57 10.3 6.8 1.0 170 SBb NGC 4762 Vir 194 12 53.0 +11 14 10.3 9.1 2.2 32 SB(r)0 NGC 4631 CVn 108 12 42.1 +32 32 9.2 15.5 3.3 86 SB(s)d NGC 5023 CVn 75 13 12.2 +44 02 12.3 6.9 0.8 28 Scd UGC 9242 Boo 77 14 25.4 +39 32 13.5 5.7 0.3 71 Sd UGC 3697 Cam 21 07 11.4 +71 50 12.9 3.0 0.2 76 Sd:pec

Tabelle 1: Daten der beobachteten Objekte (Ura = Uranometria-Karte; V = visuelle Hell.; a, b = Größe in Bogenminuten; PW = Positionswinkel in Grad). Farbige Sterne – die Deep-Sky-Juwelen von Thomas Jäger

Bei Deep-Sky denkt man als erstes an druck können aber bei einigen Stern- lichkeitsmaximum bei ca. 550 nm (grün) Sternhaufen, Nebel und Galaxien, erst in klassen auch die Absorptions- und [6]. Nachts verschiebt sich dieses Maxi- zweiter Linie an Doppelsterne oder gar Emissionslinien Einfluss nehmen. Die mum durch die Hinzunahme der Stäb- Einzelsterne. Einige Einfach- oder Einteilung der Sterne nach ihrer spektra- chenzellen nach 510 nm, dies bedeutet, Doppelsterne zeigen im Teleskop einen len Natur begann noch vor dem zwan- dass unsere Farbwahrnehmung auch starken Farbkontrast. Sie gehören zu zigstem Jahrhundert durch die Arbeiten von der Helligkeit des Objekts bzw. der den absoluten Top-Objekten. Die Welt von Edward Pickering und Williamina Öffnung des Teleskops abhängt. Viel des Deep-Sky ist farbig! Fleming an der Harvard-Sternwarte. stärker als die Anatomie des Auges Schon mit dem bloßen Auge erkennt Sterne wurden in Klassen unterteilt und beeinflusst uns allerdings die individuelle man Sterne, die sich vom Standardweiß jede der sogenannten Spektralklassen Wahrnehmung der Farben und die abheben. Die bekanntesten Vertreter bekam einen Buchstaben zugewiesen. Kontrasteffekte. Farbkontrast bedeutet sind die Roten Riesen Beteigeuze, Die Reihenfolge der Buchstaben nennt in diesem Fall, dass wir Sternfarben Aldebaran und Antares. Dagegen strah- man heute Harvard-Sequenz, sie lautet besonders im direkten Vergleich zuein- len Sirius und Wega völlig weiß. Auch O-B-A-F-G-K-M, welche man sich durch ander wahrnehmen können. Dies kommt die Farben Gelb und Orange können bei den englischen Satz „oh be a fine girl uns bei Doppelsternen zu gute. Ein den hellsten Sternen mit dem freien kiss me” einprägen kann. Die verwirren- zusätzlicher Kontrasteffekt tritt auf, Auge wahrgenommen werden. Beispiele de Abfolge der Buchstaben zeigt, dass wenn es einen großen Helligkeitsunter- wären Arktur oder µ Cep, die beide hell hier im nachhinein umgestellt worden schied zwischen den Komponenten gibt. gelb bis orange leuchten. Mit dem ist. Neben der Spektralklasse M gibt es Ist der Hauptstern stark farbig, so er- bloßen Auge mögen die Farben der noch die sogenannten Harvard-Nebense- scheint uns ein im Grunde weißer genannten Sterne noch nicht so über- quenzen S, R und N, die eine spezielle Begleiter oft in der Gegenfarbe. Nicht zu zeugen, probieren Sie diese Sterne doch spektrale Charakterisierung der Sterne vergessen ist auch die Dämmerung. mit dem Teleskop. Mancher Beobachter vornimmt. Für unser Beobachtungs- Leuchtet sie noch in einem schönen wird erstaunt sein, wie eindrucksvoll die programm sind besonders die Sterne blau-grün, dann erscheinen uns die Farben dieser Sterne sind. der Klasse N wichtig. Sie zeigen die für gelb-orangen Sterne viel farbiger als den Typ N charakteristischen Kohlenstoff dann in absoluter Dunkelheit. Den farb- Warum sind die Sterne farbig? Linien und gehören mit ca. 2500 Kelvin verschiebenden Effekt von roten Astro- Das Leuchten der Sterne untersuchen zu den kühlsten Sternen. Die Farbe die- taschenlampen brauche ich gar nicht zu die Astronomen mit Hilfe der Spektral- ser Sterne ist intensiv rot. erwähnen. Die vielen aufgezeigten Fak- analyse. Es gibt einen Zusammenhang Wenn wir die Farben der Sterne untersu- toren machen es dem rein visuellen zwischen Oberflächentemperatur und chen, dann müssen wir uns nicht nur mit Beobachter fast unmöglich, Farben Farbe des Sterns. Es gilt allgemein: Physik der Sterne, sondern auch mit der genau zu schätzen, jeder sieht es eben Heiße Sterne sind blau-weißlich, kühlere spektralen Empfindlichkeit des mensch- etwas anders. Nehmen Sie also Beob- sind röter. Häufig wird der Vergleich mit lichen Auges (oder der Kamera) ausein- achtungsberichte über das Farbsehen einem rot glühenden Eisen herangezo- ander setzen. Für das Farbsehen sind im nicht so genau, sondern beobachten Sie gen. Die Sterne strahlen ein kontinuier- Auge die sogenannten Zapfen verant- lieber selber. liches Spektrum aus, für den Farbein- wortlich, sie haben am Tage ihr Empfind- 12 SCHWERPUNKTTHEMA

Die besten roten Sterne Ein weiteres Top-Objekt ist V Hya (Abb. Doppelsterne mit Farbkontrast Alle in der Tabelle 1 aufgelisteten Sterne 2). Auch er zeigt eine schöne rote Farbe Doppelsterne sind langweilig – das ist sind im Sternatlas „Uranometria” (Ura) im Okular, zum Vergleich sind noch zwei die gängige Meinung unter den meisten enthalten und können mit einem kleinen weiße Sterne mit im Feld. Es ist aber Deep-Sky-Freunden. Nicht so bei den Amateurfernrohr beobachtet werden. kein Problem den Stern zu finden, seine farbigen Doppelsternen. Einer der Hat man das Umfeld des Sterns gefun- extreme Farbe verrät ihn treffsicher. Am besten ist Albireo (ß Cyg), seine Farben- den, dann verrät sich dieser ganz Sommerhimmel ist S Cep einer der pracht ist schon den meisten Einsteigern schnell durch die intensive Farbe, ein besten, er liegt in einem schönen stern- bekannt. Bei der Beobachtung von genaues Aufsuchen innerhalb des Feldes reichen Feld und leuchtet intensiv rot. Albireo sollte man bewusst mit der ist fast nie nötig. Zu Bedenken ist Im Cepheus befindet sich auch der Vergrößerung spielen, je nach Teleskop jedoch: Alle Sterne der Tabelle sind populäre Stern µ Cep, der auch gibt es eine Optimalvergrößerung bei variabel. Es kann also sein, dass der zu „Herschel’s Granatstern” genannt wird. der die Farben besonders gut heraus- beobachtende Stern gerade das Er gehört wie Beteigeuze zur Gruppe der kommen. Am Sommerhimmel gibt es Minimum durchläuft und vielleicht zu roten Überriesen, wobei µ Cep wahr- gleich in der Nähe noch zwei Doppel- schwach zur Beobachtung ist. scheinlich eine höhere Leuchtkraft sterne, die Albireo sehr ähnlich sind. Es besitzt [4]. Auch er ist variabel, der sind H 84 und HJ 1470, sie sind zwar Lichtwechsel ist allerdings irregulär in deutlich lichtschwächer aber genauso einem Bereich von 3,7-5,0 mag. Wenn farbenfroh. Am besten beginnt man mit der Stern nicht gerade im Minimum ist, H 84, der sehr einfach über α und ß im sieht der aufmerksame Beobachter Pfeil gefunden werden kann. HJ 1470 schon mit bloßem Auge die orange erfordert schon eine gute Sternkarte und Farbe. Im Teleskop erscheint er strah- etwas Geschick beim Starhopping. Wer lend orange – ein phantastischer Anblick. keine Lust auf kompliziertes Suchen hat, Ausgesuchte farbige Sterne finden sich der probiert am besten η Cas, γ And in Tabelle 1, die als Anhaltspunkt für oder α Cet. Der letztgenannte ist nur ein eigene Beobachtungen dienen soll. In optischer Doppelstern, seine Kompo- den Quellen [1], [2] gibt es noch viele nenten α Cet und 93 Cet stehen also nur weitere rote Sterne, die nur darauf war- zufällig in der gleichen Sichtlinie. Man ten von uns entdeckt zu werden. sollte mit kleiner Vergrößerung arbeiten, Abb. 1: Zeichnung von R Leporis

Einer der rötesten Sterne ist R Lep (Abb. Stern Rekt Dekl mag Periode Spektrum Ura 1). Er wird nach seinem Entdecker John VX And 00 19 51 +44 42 00 8.0-9.5 367 N7 59 Hind auch „Hind’s Crimson ” U Cam 03 41 48 +62 38 54 7.7-9.5 412 N5 18 genannt [4] und ist ein langperiodischer Pulsationsveränderlicher mit einer R Lep 04 59 35 -14 48 34 5.9-11 432 N6e 269 Periode von 432 Tagen. Im Teleskop W Ori 05 05 23 +01 11 02 6.5-10 210 N5 225 erscheint er rostrot, manche vergleichen RT Ori 05 33 12 +07 09 03 8.0-8.9 320 N3 180 deshalb den Anblick mit einem Stück α Ori 05 55 10 +07 24 25 0.3-0.6 Irr M2 181 glühender Kohle oder gar mit einem Blutstropfen. Auf jeden Fall passt der BL Ori 06 25 28 +14 43 30 6.3-7.0 Irr N3 182 Stern irgendwie nicht ins Feld, man W CMa 07 08 02 -11 55 33 7.0-8 Irr N 273 denkt es ist ein Fremdobjekt. Es lohnt Y Lyn 07 28 11 +45 59 27 6.9-7.5 110 M6 68 sich den Stern tief am Winterhimmel auf- U Hya 10 37 34 -13 22 38 4.7-6.2 Irr N2 280 zusuchen. V Hya 10 51 37 -21 15 01 6.5-12 533 N6e 325 SS Vir 12 25 16 +00 46 22 6.0-9.6 355 Ne 238 Y CVn 12 45 08 +45 26 25 5.0-6.4 158 N3 75 α Sco 16 29 24 -26 25 55 0.9-1.1 Irr M1 336 T Lyr 18 32 20 +36 59 58 7.5-9.3 Irr R6 117 V Aql 19 04 22 -05 41 27 6.6-8.1 350 N6 251 U Cyg 20 19 36 +47 53 39 6.7-11 465 R8 84 V Cyg 20 41 17 +48 08 33 7.8-13.8 420 Npe 85 S Cep 21 35 13 +78 37 28 7.4-12.9 487 N8e 14 µ Cep 21 43 30 +58 46 48 3.7-5.0 Irr M2e 57 19 Psc 23 46 22 +03 29 42 5.5-6.0 Irr NO 215

Abb. 2: Zeichnung von V Hydrae Tabelle 1: Rote Sterne aus [1], [2] und [4] SCHWERPUNKTTHEMA 13

denn der Abstand ist mit 15' relativ Literaturhinweise [5] Jäger, T., Beobachtungsbuch groß. Der Farbkontrast ist extrem: α Cet [1] Nance, C., Observing Carbon Stars, [6] Clark, R. N., Visual Astronomy of the Deep Sky, leuchtet hellgelb, der Begleiter ist tief- http://www.jacksonville.net/~rcurry/carbon.html Sky Publishing Corporation, Cambridge blau. In Tabelle 2 sind einige der besten [2] Saguaro Astro Club Files, http://www.saguaro University Press 1990 Doppelsterne mit Farbkontrast aufgeli- astro.org stet. Wer noch weitere Objekte sucht, [3] Stoyan, R., Deep Sky Reiseführer, Oculum dem kann ich die „Saguaro Astro Club Verlag 2000 Files” [2] empfehlen. Viel Spaß beim [4] Burnham, R. jun., Burnham‘s Celestial Beobachten, aber nicht vergessen, Handbook, Vol. I, II, II, Dover Publications Inc. Farbsehen ist relativ! 1978

Name Rekt Dekl mag Abstand PW Ura Bemerkung ADS 1 00 02 56 +66 05 56 5.9/7.3 15.2 70 15 STF 3053 (F.G.W. Struve) η Cas 00 49 05 +57 48 59 3.4/7.5 12.2 315 36 Achird, STF 60, ADS 671 γ And 02 03 54 +42 16 48 2.2/4.8 9.6 63 62 Alamak, STF 205, ADS 1630 η Per 02 50 42 +55 53 44 3.8/8.5 28 301 38 Miram, STF 307, ADS 2157 ADS 2286 03 01 29 +32 24 46 6.9/8.4 8.6 8 94 STF 336, ADS 2286 α Cet 03 02 17 +04 05 24 2.6/5.6 900 221 92 Cet, opt. DS mit 93 Cet ADS 2560 03 29 29 +46 56 48 6.2/10.8 28 292 63 STT 55 (Otto Struve) 17 Ori 05 13 17 +02 51 41 4.6/4.8 6.9 64 225 STF 654 σ Ori 05 38 44 -02 36 00 4/7.5/10/6.5 13/11/42 84/236/61 226 Sigma Ori 23 UMa 09 31 32 +63 03 43 3.7/9.2 23 269 23 STF 1351 α Cvn 12 56 02 +38 19 05 2.9/5.6 19.3 228 108 Cor Caroli, STF 1692 α Her 17 14 39 +14 23 25 3/5.5 5 110 202 Ras Algethi 39 Oph 17 18a 01 -24 17 13 5.1/6.9 10.3 355 337 ADS 10442, optisch ß Cyg 19 30 43 +27 57 35 3.1/5.5 34 54 162 Albireo, Spektraltypen: K3II & B0V H 84 19 39 25 +16 34 16 6.4/9.5 28 302 207 William Herschel, ADS 12750 HJ 1470 20 03 40 +38 19 38 7.6/9.7 29.1 340 119 John Herschel, ADS 13318 δ Cep 22 29 10 +58 24 55 3.5-4.3/6.3 40.8” 191 57 STF 58

Tabelle 2: Doppelsterne mit großem Farbkontrast aus [2], [5]. Abstand in ("), PW = Positionswinkel in (°).

VdS-Journal für Astronomie · Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafik- u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim Layout: Dipl. Des. Tina Gessinger Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, (Schriftführer) Otto Guthier (Vorsitzender) Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle Wolfgang Steinicke Dr. Axel Thomas Litho und Druck: GKD-Medien, Bad Dürkheim Unter redaktioneller Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und Vertrieb: Teutsch, Laudenbach von VdS-Mitgliedern Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint Internet: www.vds-astro.de dreimal pro Jahr und ist im Mitgliedsbeitrag von Euro 25.00, bzw. ermäßigt Euro 18.00 pro Jahr enthalten IMPRESSUM

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste). Der Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe (I/2002) ist der 26.01.2002 Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im „VdS-Journal für Astronomie“. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die abgedruckten Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. 14 SCHWERPUNKTTHEMA

Das Katzenauge im Drachen – ein interessanter Planetarischer Nebel von Jens Bohle

Der Cat‘s Eye ist sicherlich vielen lichtete die Wide Field Planetary Camera Eine weitere Besonderheit an NGC 6543 Amateurastronomen bekannt. Dieser 2 (WFPC 2) des Hubble Space Teles- sind Röntgenemissionen, die durch den leicht zu beobachtende Planetarische copes (HST) den PN ab (Abb. 1). Sehr ROSAT All Sky Survey (1990-1991) aufge- Nebel (PN) birgt viele interessante zur Überraschung der Astronomen offen- spürt wurden. In diesem Survey wurde Besonderheiten – nicht nur aus amateur- barte sich der Cat‘s Eye Nebula als ein der Katzenaugennebel sehr intensiv astronomischer Sicht. Im folgenden Text sehr kompliziert strukturiertes Objekt. beobachtet. Alle 90 Minuten über einen möchte ich eine Zusammenfassung über Bis dato hatte man solche Strukturen in Zeitraum von einem halben Jahr wurde Wissenswertes zu diesem Planetarischen einem PN noch nicht gesehen. Plane- eine Aufnahme gemacht was insgesamt Nebel geben und auf die visuelle Beob- tarische Nebel entfernen sich normaler- knapp 114 Stunden Belichtungszeit achtung eingehen. weise konzentrisch vom Zentralstern ergab. Man fand eine ringförmige Ver- und nehmen erst im späteren Verlauf teilung der Röntgenemissionsquellen. Historie durch Wechselwirkung mit interstellarer Zusammen mit NGC 6543 wurde Mit V=8,1 mag ist dieser Planetarische Materie unregelmäßige Formen an [1]. Röntgenstrahlung auch bei den Plane- Nebel ein recht prominentes Objekt im Die Ursache für dieses ungewöhnliche tarischen Nebeln Abell 12 und LoTr 5 Sternbild Drachen. Die Entdeckung geht Aussehen eines recht jungen PN ist nach erstmalig entdeckt. Man nimmt an, dass auf William Herschel im Jahre 1786 Ansicht der Astronomen die Existenz diese Röntgenstrahlung durch die zurück. Somit ist der PN eines der hel- eines zweiten Sterns, ein Begleiter des Energie bei der Kollision von recht len Objekte welches Messier übersah. Zentralsterns. Die Wechselwirkung die- heißem, stark beschleunigten stellaren NGC 6543 zählt zu den auffälligsten ses sich umkreisenden Doppelsternsys- Wind (1.000-5.000 km/s) des Zentral- Planetarischen Nebeln der Nordhemis- tems könnte für die ungewöhnliche sterns mit der viel kühleren und lang- phäre überhaupt, zumal er bereits mit Struktur verantwortlich sein. Vermutlich sam expandierenden Hülle (10-40 km/s) einem Feldstecher oder Sucherfernrohr saugt der Begleiter vom Zentralstern des Planetarischen Nebels entsteht. An als stellares Objekt erkannt werden Materie ab, welche er dann parallel zur dieser Schockfront treten Temperaturen kann. Die amateurastronomische Beob- Rotationsachse wieder ausstößt. Diese von bis zu 10 Mio. K auf, welche dann achtung ist bei diesem Objekt von Materie tritt in Wechselwirkung mit den die Röntgenstrahlung ermöglichen bzw. besonderer historischer Bedeutung. äußeren Gasmassen des PN und erzeugt hervorrufen. Im Fall von NGC 6543 Dem Amateurastronomen Sir William die leuchtenden Jets an den Längs- beträgt die Temperatur des Plasmas 1,6 Huggins (1824-1910), der auch als achsen, welche besonders in der N[II]- Mio. K [2]. Pionier der Spektroskopie angesehen Linie auffällig sind (Abb. 2). Die Jets sind wird, gelang es am 29.8.1864 die typi- nicht geradlinig, was wiederum auf eine Visuelle Beobachtungen des PN sche O[III]-Emissionslinie spektrosko- schlingernde Bewegung des hypotheti- Der Katzenaugennebel ist auch für klei- pisch zu verifizieren. Einige Tage später schen Begleiters hinweist. Einen direk- nere Fernrohröffnungen schon lohnens- wiederholte er dies bei der Andromeda- ten (optischen) Hinweis auf diesen wert. Die hohe Flächenhelligkeit macht galaxie und stellte dabei ein ganz ande- Begleitstern gibt es bislang nicht, da eine Beobachtung recht einfach. In klei- res, ein kontinuierliches Spektrum fest. selbst das HST nicht in der Lage war ihn neren Teleskopen (10 cm bis 15 cm) ist NGC 6543 war der erste PN der spektro- sichtbar zu machen. ab etwa 100facher Vergrößerung ein run- skopiert wurde.

Die Natur von NGC 6543 Da das Durchschnittsalter eines PN mit etwa 10.000 Jahren (andere Quellen nen- nen ein Alter von 30.000 Jahren) ange- nommen wird, ist NGC 6543 mit einem Alter von 1.000 Jahren ein recht junger Nebel. Seine Entfernung beträgt etwa 3.000 Lichtjahre und er bewegt sich mit 66 km/s von unserem Sonnensystem weg. Seine Hülle expandiert mit 19 km/s. Bekannt ist NGC 6543 auch als Katzen- augennebel (Cat‘s Eye Nebula). Die Namensgebung basiert auf der bei Farbfotografien recht auffälligen grünli- Abb. 1: chen Farbe seiner Gasschalen, welche an Aufnahme des Hubble Space Abb. 2: ein Katzenauge erinnern. Am 18.9.1994 Telescopes (HST). N[II]-Aufnahme von NGC 6543 des HST. SCHWERPUNKTTHEMA 15

der-elliptischer, recht heller Nebelfleck PN, aber deutlich sichtbar. Der PN ist höheren Empfindlichkeiten der moder- mit Zentralstern zu sehen (Abb. 3). elliptisch und etwa 30"x40" groß. nen CCD-Chips an den Großteleskopen Verwendet man ein größeres Teleskop Dieser Planetarische Nebel hat damit lassen aber bei immer mehr Planetari- (25 cm) unter guten Himmelsbeding- alle Strukturen die für PN typisch sind! schen Nebeln solche Strukturen erken- ungen, so kann man bereits hell/dunkel- Gerät: CT 250/3000, 150x, Ort: Moosalp/ nen, so dass man fast gewillt ist, derar- Variationen im Nebel erkennen. Auch Wallis (2.000 m), Datum: 08.07.99, fst tige Halos als normalen Bestandteil der wird dann die elliptische Gestalt des (UMi): 6,8 mag. meisten PN zu betrachten. Rechnet man Objekts deutlich. Die nördlichen und den Halo mit, südlichen Gebiete des Nebels sind dann erhöht sich schwächer als der runde Hauptkörper der Durchmesser des PN. Ob die vom Hubble bekannte eines PN gewaltig. Brezelform sicher erkannt werden kann, Bei M 57 ist der wäre noch zu prüfen. Für den Amateur gesamte PN um sehr gut sichtbar ist der sehr helle den Faktor drei Zentralstern. Mit V=10,9 mag zählt er zu größer als der den wenigen Zentralsternen Planetari- eigentliche auffälli- scher Nebel am Nordhimmel, welche hel- ge Nebelkörper. ler als 11. Größenklasse sind. Nur eine Bei NGC 6543 Hand voll Zentralsterne am Nordhimmel misst der eigentli- sind heller als der Stern in NGC 6543. che PN Körper Bereits mit 6 Zoll Öffnung kann er Abb. 3: etwa 20" im Durch- erkannt werden. Es ist ein sehr heißer Zeichnung von Christoph Smuda an einem 6 Zoll Teleskop. messer. Die Hülle Stern. Er gehört, wie viele Zentralsterne, Den Zentralstern konnte Christoph ab 90facher Vergrößerung bringt es schon auf der Gruppe der Wolf-Rayet-Sterne an. erkennen. stattliche 386" Dies sind sehr leuchtkräftige Sterne, Durchmesser – also welche ein vielfaches der Sonnen- fast um den Faktor leuchtkraft erreichen können. Im Falle Der Halo um NGC 6543 20 größer. Natürlich geht damit eine des Zentralsterns von NGC 6543 liegt Eine weitere Besonderheit stellt der NGC Verringerung der Flächenhelligkeit ein- die Oberflächentemperatur bei 60.000 K 6543 umgebende Halo dar. In der her. Die Flächenhelligkeit des Halos ist [3], also rund 10 mal höher als bei unse- Amateurszene zwar weniger bekannt, etwa um den Faktor 10.000 geringer als rem Heimatgestirn, der Sonne. Der aber für die Profis von großem Interesse die der hellsten Gebiete im eigentlichen Zentralstern weist leichte Variabilität in sind Halostrukturen um Planetarische PN [7]. Auch zum Thema PN-Halo hat der Helligkeit sowie Schwankungen in Nebel. Auf langbelichteten Fotografien, NGC 6543 eine Besonderheit aufzuwei- den Spektren auf. Diese Schwankungen bei denen der eigentliche PN schon völ- sen: Auf Fotografien erscheint eine recht gehen vermutlich auf starke Sternen- lig überbelichtet erscheint, werden sol- auffällige Kondensation an der winde zurück. Man führt diese Sterne che feinen Filamente und Strukturen Westseite des PN. Sie stellt sich als auch unter dem Begriff „wind variables”. sichtbar. Diese Halostrukturen gehen auf etwa 15 mag heller diffuser Fleck dar. Massenverluste zurück, bei denen ein Kurios ist, dass die von Barnard im Jahre Beschreibungen visueller roter Riesenstern Materie in Form eines 1900 entdeckte Verdichtung innerhalb Beobachtungen Sternenwindes stoßweise auswirft. des Halos lange Zeit für ein eigenständi- Thomas Jäger: 24.05.89, 90/1000mm Dieser Vorgang erstreckt sich etwa über ges Objekt an der Westseite von NGC Refraktor: NGC 6543 PN, Dra, erst bei einen Zeitraum von 1 Mio. Jahren [4]. 6543 gehalten wurde. Im Index über 100x als flächiges Objekt erkenn- Dadurch entsteht eine expandierende Catalogue (IC) ist es IC 4677, im bar. Hüllenstruktur um den sterbenden Stern Morphological Catalogue of Galaxies Thomas Jäger: 10.10.90, Oberreichenbach, bevor der eigentliche Planetarische (MCG) trägt das Objekt die Bezeichnung 12.5": NGC 6543 PN, Dra, nicht einfach Nebel bzw. der weiße Zwergstern ent- MCG +11-22-017 (hier erstmals als zu finden, sternförmig im Sucher, jedoch steht. Sehen' kann man diese äußere Galaxie vermutet) und im Principal im Okular leicht unterscheidbar, hell, Schale aber erst später und zwar dann, Galaxies Catalogue (PGC) die Nummer klein, rund, eindeutig hellgrün bei 45x, wenn der PN-Körper durch die Expan- PGC 61193. Noch im RC 3, dem aktuell- Rand diffus, gleichverteilte Helligkeit, sion im Laufe der Zeit „optisch dünner” sten Galaxienkatalog, ist dieser Fehler der Zentralstern ist bei gutem Seeing wird und somit die energiereiche ultra- unentdeckt geblieben aber mittlerweile leicht zu sehen, kein Nebelfilter notwen- violette Lyman-Strahlung des Zentral- korrigiert worden. dig, da zu hell. stern den PN durchdringen kann. Die Jens Briesemeister: NGC 6543, Katzen- Strahlung regt die äußere Schale zum Visuelle Beobachtungen des PN Halo augennebel. Der Zentralstern scheint in Leuchten an. Als erster entdeckte J. D. Durch das Buch [6] einem blauen Licht. Der Randbereich Duncan im Jahre 1937 derartige Struk- wurde ich auf Halostrukturen Planeta- weist schalenförmige, ineinander ver- turen bei M 57, dem berühmten Ring- rischer Nebel und deren visueller schachtelte, gelbgrün gefärbte Strukturen nebel in der Leier. In dem Buch Plane- Beobachtungsmöglichkeit aufmerksam. auf. Im inneren Bereich zeigt der PN tary Nebula [6] wird erwähnt, dass man Sicher gehören diese Strukturen nicht zu klecksartige Strukturen wie M 1. Diese davon ausgeht, dass jeder zweite PN den visuell einfach zu erfassenden sind schwächer als der Randbereich des solche Strukturen zeigt. Die immer Zielen, doch meine im Laufe der Zeit 16 SCHWERPUNKTTHEMA

herangereifte persönliche Vorliebe für noch eine stellare Aufhellung an der Fazit ausgefallene visuelle Beobachtungen Grenze der Wahrnehmung sichtbar (-50 % Der Text zeigt, dass es sich bei NGC macht diese PN-Halos für mich interes- der Zeit). Andere Teile des Halos konn- 6543 tatsächlich in astrophysikalischer sant. Generell ist es wie gesagt sehr ten erwartungsgemäß nicht beobachtet und amateurastronomischer Hinsicht um schwierig, solche Halostrukturen visuell werden, hier steht ein Versuch unter ein besonderes Objekt handelt, welches zu beobachten. Die bisher von mir nahezu optimalen Himmelsbedingungen sich aufgrund seiner Polnähe auch gesichteten Halostrukturen von M 57 noch aus. Die Zeichnungen von Frank ganzjährig beobachten lässt. Der Cat‘s und M 27 konnten nur in Verbindung Richardsen und mir zeigen den visuellen Eye Nebula ist also für jede Fernrohr- mit einem großen Teleskop (20 Zoll) und Eindruck jeweils mit 20 Zoll Öffnung. öffnung ein interessantes Objekt. Ich Wahl geeigneter Austrittspupillen unter hoffe, dass dieser Bericht als Anregung exzellenten Beobachtungsbedingungen zu einer intensiveren Beobachtung die- (besser 6,5 mag am Pol, bei höchster ses Objekts einlädt. Transparenz des Himmels) visuell erfas- st werden. Im Fall von NGC 6543 ist die Sichtung zumindest eines Teils des Literaturhinweise Halos weniger anspruchsvoll - es han- [1] Kerber, F., Furlan, E., Rauch, T., Roth, M., delt sich um den bereits erwähnten Planetarische Nebel und das interstellare Knoten an der Westseite des PN. Diese Medium, Sterne und Weltraum 11/2000, 946 Kondensation kann bereits in Amateur- [2] Kreysing, H.C., et al., Extended X-ray emission fernrohren ab etwa 12 Zoll Öffnung from planetary nebulae, Astron. Astrophys. beobachtet werden. Generell sollte man 264, 623 (1992) auf Nebelfilter bei der visuellen Beob- [3] Mendez, R. H., Herrero, A., Manchado, A., achtung dieser Strukturen verzichten, da Spectral and radio velocity of 5 northern sie nicht wie der eigentliche PN sehr central stars of planetary nebulae, Astron. stark in der O[III]-Linie emittieren, son- Abb. 5: Astrophys. 229, 152 (1990) dern in den Linien Hα und N[II] domi- Der PN mit der Verdichtung im Halo [4] Unsöld, A., Baschek, B., Der neue Kosmos, nieren. Sie zeigen bei diesen benach- bei 432facher Vergrößerung ohne Filter Springer Verlag, 1999 barten Linien auch ein unterschiedliches an einem 20-Zoll-Dobsonteleskop [5] Moreno, M. A., Lopez, J. A., Extended filamen- Aussehen [5]. (Jens Bohle). tary structures in the halo of the Lyra planetary nebula NGC 6720, Astron. Astrophys. 178, 319 (1987) [6] Hynes, S. J., Planetary Nebulae, Willmann-Bell Inc., 1991 [7] Balick, B., Gonzales, G., Frank, A., Faint halos and historical mass ejection in Planetary Nebulae, Astrophys. J. 392, 582 (1992)

Abb. 4: Der PN-Halo auf einer POSS II (rot)- Aufnahme.

Bei NGC 6543 konnte ich bei meinen visuellen Beobachtungen keinen Unter- schied mit/ohne Filter (O[III] und UHC) feststellen. Meine Beobachtung dieses Objekts fand unter sehr bescheidenem Himmel mit nur 5,5 mag Grenzgröße am Pol und dunstigem Himmel im August 2000 im Voralpenland statt. Bei 321facher Vergrößerung konnte ich das Abb. 6: Objekt mehr als 50% der Zeit indirekt Noch einmal NGC 6543, gezeichnet von Frank Richardsen, sehen. Bei einer Vergrößerung von ebenfalls mit 20-Zoll-Dobsonteleskop aber bei 363facher 432fach wurde innerhalb des Objekts Vergrößerung (ebenfalls ohne Filter). Ein Feldstecher, ein Bleistift und drei Sternhaufen von Carolin Tomasek

Wo ist denn die Taschenlampe? Ah, da! Beim nächsten Objekt, der Nachbar M Also da ist einer und da und da sind 12 (Abb. 2), brauche ich nur noch eine zwei... Feldstecher her. Aha, da sind Stunde – welch‘ ein Erfolgserlebnis! noch drei nebeneinander und da noch Nun möchte ich den dritten Haufen einer... Hä, wo ist mein Bleistift? O.k., zeichnen, muß aber feststellen, dass er also da und da - oje, so viele Sterne... mittlerweile von einem Astgewimmel Bewaffnet mit einem 16x50 No-Name- verdeckt wird. Aber was für ein Zufall: Feldstecher, Papier, Bleistift, einer roten Taschenlampe und einem billigen Himmelsatlas lauere ich auf dem Balkon unserer Nachbarin. Eigentlich nur des- wegen, weil sie keine Bäume vorne Anzeige 1/3 Seite- dran stehen hat und ich somit unge- hoch hindert das Stern- bild Ophiuchus Intercon Spacetec erahnen kann. Die Grenzgröße liegt bei etwa 4,5 mag und ich bin begeistert !!!Film-Montage!!! vom Sternenhim- mel. Irgendwo hin- ter den Bäumen leuchtet der Fast- Abb. 1: Halbmond lustig Zeichnung von M 10 vor sich hin und ich bin trotzdem immer noch hin- und her- gerissen. Immerhin habe ich in einer In unmittelbarer Nähe befindet sich ein viertel Stunde drei Messier-Objekte Sternhaufen mit der Messier-Nummer gefunden und sogar ein IC Objekt, das 11. Also nochmal zeichnen... Viel Zeit Hammerobjekt schlechthin: IC 4665!!! bleibt mir nicht, die Bäume sind nicht Ich schaue durch das Linsensystem mehr weit weg! Fertig! Puh, drei gen Himmel und suche M 10. Da ist er Zeichnungen auf einmal! Und noch ja: Ein nebeliges Fleckchen mit vielen dazu meine ersten! Ein Blick in die Sternchen drum herum. Nach ausgiebi- Sternkarte verrät mir, dass sich etwas gem Betrachten zücke ich meinen oberhalb vom „Schmetterlingshaufen” Bleistift und fange an zu zeichnen. M 11 noch ein netter offener Immer erst kurz durchschauen, Sternhaufen befindet und ich mache Feldstecher hinlegen, zeichnen, Objekt mich auf die Suche. Die Sterne fliegen wieder suchen, durchschauen, zeich- mir nur so über die Netzhaut. Ist ja nen, suchen, schauen, zeichnen... Mein auch kein Wunder bei 16facher Nacken tut weh und mein Arm wird Vergrößerung ohne Stativ. Trotzdem müde, denn der Feldstecher ist nicht finde ich IC 4756! Cool! Ich bin voll von mehr so leicht wie anfangs. Aber als den Socken! Endlich mal eine Beob- Belohnung halte ich meine erste achtungsnacht mit Erfolg. Zeichnung (Abb. 1) in den Händen! Bin Mit einem Grinsen erinnere ich mich an richtig stolz auf mich! das letzte Wochenende, wo ich ver- 18 SCHWERPUNKTTHEMA

Abb. 2: Zeichnung von M 12 Abb. 3: Zeichnung von M 11

zweifelt versucht habe in meinem Kauf- Kopernikus, einmal den Terminator rauf Sternfreunden Breisgau, sehen oder hausteleskop den Nordamerikanebel zu und runter – einfach „abgefahren”. Mit nicht sehen kann. Aber auch nur, weil finden. Das war vielleicht was! Er mus- drei mehr oder weniger gelungenen mir erfahrene Leute gesagt haben, dass ste dort sein: groß, rot und voller Zeichnungen und sich nach Schlaf seh- es ja auch noch Filter und so Sachen wie Sterne! Doch ich hab’ irgendwie gar- nenden Augen verstaue ich mein Mega- Telrad oder Justage gibt (bisher kannte nichts gesehen. Weder was Rotes noch Equipment im Rucksack und wandere in ich nur Kaffeefilter, Telefon/Fahrrad und irgendwas, was dem Golf von Mexiko die Nachbarwohnung wo meine Mutter das Wort Justage erinnerte mich an ähnlich zu sein schien. Auch der in mich kopfschüttelnd fragt, ob ich nicht meine zahllosen Lateinstunden, so dass unmittelbarer Nähe befindliche Pelikan- mal für ein halbes Jahr an den Süd- oder ich mir das Wort ableiten konnte). Ohne nebel war nicht zu finden. Naja, vom Nordpol reisen möchte. diese Hilfe hätte ich bestimmt die 149,- Cirrusnebel ganz zu schweigen. Mittlerweile ist ein gutes Jahr vergangen plus Verpackungs- und Versandpauschale Die Nacht beende ich mit einem und ich weiß nun ganz genau, was ich in den Keller gestellt und nie wieder Schwenk auf den Mond: Das Mare mit Feldstecher, Kaufhausteleskop oder angerührt! Imbrium, die Karpaten, der Krater dem 20"-Dobson unseres Vereins, den

Deep-Sky Rätsel ★ ★ ★ von Wolfgang Steinicke ★ ★ ★ Es geht um einen Kugelsternhaufen (entdeckt 1745 von einem Schweizer Amateur), der nahe bei einem hellen, roten Riesenstern steht. Wie heißt der Kugelsternhaufen, sein Entdecker und der Riesenstern? Schreibt man die angegeben Ziffern hintereinander, so ergibt sich eine dreistellige Zahl. ★ Kugelsternhaufen: Roter Riese: Entdecker des Kugelsternhaufens: (1) M 13 (4) Antares (7) Messier (2) M 107 (5) Arktur (8) Herschel (3) M 4 ★ (6) Beteigeuze (9) de Cheseaux

Lösung: ★ Anzeige 1/1 Seite- hoch Fijinon

!!!Film-Montage!!! 20 SCHWERPUNKTTHEMA

Milchstraße „unplugged” von Rainer Töpler

Eine glasklare Nacht im Sommer, milde Luft, Glühwürmchen schweben geräusch- los durchs Dunkel. Die Milchstraße wölbt einen schimmernden Bogen über den gesamten Himmel, Tausende Sterne leuchten und lassen das Herz jedes Sternfreundes höher schlagen. Jetzt muss unbedingt ein Teleskop her! - Doch nein, lassen Sie das Teleskop heute doch einmal zuhause. – Na gut, ein Feldstecher ist natürlich auch eine schö- ne Sache bei solch einem Himmel. – Nein, auch dieser soll diesmal zuhause bleiben. – Na, irgend etwas braucht man doch schließlich. – Sie haben doch ihre guten Augen! – Ja, und? – Denken sie einmal daran, dass unsere eigene Milchstraße die Galaxie ist, die wir aus nächster Nähe beobachten können. Ich verspreche ihnen, dass Sie mit bloßem Auge wesentlich mehr faszinierende Details erkennen können, als mit einem beliebigen Teleskop bei einer beliebigen fremden Galaxie. Schon auf den ersten Blick der an die Dunkelheit angepassten Augen erken- nen wir nicht einfach nur eine riesige Aufhellung, die durch ein breites dun- kles Band im hellsten Bereich zweige- teilt ist, nein sowohl die leuchtenden Wolken als auch die dunklen Bereiche sind durch unzählige Nuancen differen- ziert. Um diese genau zu erfassen, neh- men wir uns am Besten eine ganze Weile Zeit und beginnen an einem Ende des Lichtbandes. Dies liegt praktischer- weise am Südhorizont. Obwohl in unseren Breiten das Sternbild Schütze mit dem Zentrum der Milch- straße nie aus dieser vom Dunst beein- trächtigten Region hervortritt, können wir hier einen sehr hellen Milchstraßen- abschnitt erblicken. Wer genau hinsieht, erkennt dunkle Einbuchtungen und Flecken in dem unregelmäßigen Gebilde. Nur wenig nordwestlich schimmert ein für das Auge kleines Nebelfleckchen um

Abb. 1: Zeichnung des visuell beobachteten Milchstraßenbandes vom Sternbild Schütze (am Horizont im Süden) bis zum Sternbild Adler. einen schwachen Stern – der Lagunen- nebel M 8. Verwirbelte Regionen führen den Blick bis zu der Schildwolke M 20. Mit bloßem Auge erscheint sie viel auf- fälliger, als aufgelöst mit einem Tele- skop, dessen Blickfeld sie meist nicht einmal vollständig zeigen kann Auf dem Weg zu den markanten, hellen Stern- wolken und Dunkelnebeln im Schwanz des Adlers, welche durch scharfe Hell-/ Dunkelkontraste die Aufmerksamkeit fesseln, überfliegen wir einen Bereich, der ebenfalls viele helle Messierobjekte enthält. Einige winzige Nebelfleckchen scheinen darauf hinzuweisen, sie sind aber nur mit dem Auge kaum zuzuord- nen. Im Adler scheint sich die Milch- straße zu verbreitern aber das sähe am Südhimmel, wo der Schütze im Zenit steht und nicht vom Horizontdunst ver- schleiert wird, bestimmt eher andersher- um aus. Über den Pfeil wandern wir durch schwächer differenzierte aber immer noch gut erkennbare Strukturen durch den Schwan bis wir bei Deneb hängen- bleiben. In der hier lokalisierten Stern- wolke kann man versuchen den Nord- amerikanebel mit freiem Auge zu erken- nen. Mit Hilfe einer Karte kann es gelin- gen, die Form zu erblicken. Auch wenn man wohl nur die Sternwolke und nicht die echten Nebel sieht, kann man den genauen Ort und die ungefähren Um- risse bestimmen. Eine weitere schön strukturierte, helle Wolke leitet über zu den schwächeren Milchstraßenregionen im Cepheus. Erstaunlicherweise lässt sich der Sternhaufen in IC 1396 bei µ Cephei mit freiem Auge erkennen. Weitere fein abgestufte, blassere Milchstraßenwirbel führen uns bis zum Horizont, von dem sich gerade Cassio- peia erhebt. Nun haben Sie gesehen, welch fantasti- schen Detailreichtum unsere Milchstraße dem bloßen Auge bietet. Außer einigen bekannten Deep-Sky-Objekten lassen sich viele helle und dunkle Einzelheiten ausmachen, die kein Katalog verzeich- net, welche aber nichtsdestotrotz die Schönheit unserer Heimatgalaxis mit ausmachen.

Abb. 2: Zeichnung des visuell beobachteten Milchstraßenbandes vom Sternbild Adler (unten) bis zum Sternbild Cassiopeia. 22 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

Wenn sie die Zeichnungen betrachten, Nacht zu Nacht etwas unterschiedlich 1.000 m Höhe in der Auvergne in denken Sie daran, dass es einige Stun- wahrgenommen wurden. Natürlich sind Frankreich. Später wurde die entstande- den in mehreren Nächten gebraucht hat die Kontraste verstärkt wiedergegeben, ne Rohzeichnung mit weißer Farbe auf um diesen unglaublich schönen Anblick um die Strukturen besser herauszuarbei- schwarzes Tonpapier übertragen. Versu- annähernd zu Papier zu bringen. Ohne ten. Das einzige, was nötig war, waren chen Sie es auch einmal zu zeichnen, es Hilfsmittel sind vielleicht nicht alle die Augen, ein Bleistift, ein Brett mit ist gar nicht so schwer und fördert die Proportionen genau getroffen, auch mag roter Beleuchtung und natürlich ein kla- Detailwahrnehmung ungemein. es sein, dass die Helligkeitsnuancen von rer Sternenhimmel, in diesem Fall in

Die Selbstherstellung eines Teleskopspiegels – Das Parabolisieren – von Thomas Heising Spiegelmitte verkürzt sich hier der Spiegels bis fast auf die gewünschte – Teil 4 – Krümmungsradius gegenüber den weiter Schnittweitendifferenz herunter poliert, von der Spiegelmitte entfernten Zonen bevor mit den kleineren Polierern dann In den vorherigen Artikeln dieser Serie oder dem Spiegelrand, der dabei wei- die inneren Zonen die benötigte wurde schon das Schleifen und Polieren testgehend unberührt bleibt. Diese Korrektur erhalten. Hier haben sich gera- beschrieben. Nun soll der wohl interes- Schnittweitendifferenz s der Licht- de, w-förmig geführte Polierstriche bis santeste Teil des Spiegelsschleifens, die strahlen kann man mit dem Foucaulttest zur gewünschten Zone bewährt (Abb. 2 Korrektur eines Fernrohrspiegels, näher messen. Man errechnet sie mit der ein- und 3). Dabei sollten die Polierstriche im erläutert werden. Es muss klar sein, fachen Formel Bereich der zu korrigierenden Zone mal dass das Thema in diesem Beitrag nicht s=h2/R etwas länger, mal etwas kürzer gewählt umfassend abgehandelt werden kann. wobei h der Abstand der entsprechen- werden, da sonst unerwünschte stufen- Der Kugelspiegel besitzt eine Reihe von den Zone von der Spiegelmitte und R förmige Ringzonen auf dem Spiegel ent- Abbildungsfehlern, die aber für die vor- der Krümmungsradius des Spiegels ist. stehen können. Zur Vermeidung einer wiegend visuelle Beobachtung nicht alle Nach dieser groben Darstellung des rauhen Oberfläche ist es ratsam, die beseitigt werden müssen. Ein Fehler Prinzips soll nun das von mir benutzte Poliereroberfläche nicht zu stark zu allerdings – die sphärische Aberration – Verfahren näher beschrieben werden. An strukturieren und ein etwas milderes muss korrigiert werden. Er bewirkt, dass dieser Stelle muss bemerkt werden, Poliermittel zu wählen. Außerdem muß sich die in verschiedenen Abständen dass andere Spiegelschleifer mit mehr langsam und ohne großen Druck auf vom Spiegelmittelpunkt einfallenden oder weniger anderen Arbeitsweisen den Polierer poliert werden. Zur Strahlen nicht in einem Punkt schnei- auch gute Ergebnisse erzielt haben [1, Beurteilung der Oberflächengüte setze den, was zu unscharfen Bildern führt. 2]. Hier muss jeder seinen eigenen Weg ich dann noch ein Phasenkontrast- Nur der Parabolspiegel liefert wenig- finden. verfahren unter Verwendung eines stens auf der optischen Achse scharfe Ich parabolisiere meist mit mehreren Planspiegels ein. Bilder. Allerdings kann dieser Fehler bis immer kleiner werdenden Polierern zu einem Öffnungsverhältnis von f/12 (Abb. 1), da hier die so wichtige Um fest definierte Messzonen zu haben, vernachlässigt werden. Ab einem Öff- Spiegelkante so gut wie nicht mehr fertige ich eine Reihe von Schablonen nungsverhältnis von f/9 muss aber para- berührt wird und somit auch nicht ver- an, die nur die gewünschte Zone frei bolisiert werden. schlechtert werden kann. Dabei werden geben. Die äußeren Messzonen sind Um einen Kugelspiegel in einen mit den größeren Polierern zunächst die dabei schmaler als die inneren Zonen. Paraboloid umzuwandeln, bedarf es nur äußeren Zonen des unten liegenden Bei den auf den Abbildungen dargestell- einer kleinen, aber gleichmäßigen Vertiefung der Spiegelmitte. Die dazu Abb. 1: nötige Abtragung ist minimal und liegt 15 cm-Spiegel mit im Bereich von 1/10.000 mm. Erreicht unterschiedlich wird sie durch Änderung der Polier- großen Polierern, striche oder durch Verwendung eines die zum Paraboli- oder mehrerer kleinerer Polierer, mit sieren dienten. denen man die Spiegelmitte etwas mehr Zu sehen sind aushöhlt. Wegen der Kleinheit der abzu- auch die auf die tragenden Glasmenge darf immer nur Spiegelrückseite wenige Minuten gearbeitet werden. gezeichneten Nach erfolgter Abkühlung des Spiegels Korrekturzonen. ist die Kontrolle des Polierergebnisses unerlässlich. Durch das Abtragen der FACHGRUPPE > SELBSTBAU 23

Abb. 2: Blenden kann es auch zur Beurteilung Korrektur der und zum Ausmessen der abgefallenen äußeren Zonen mit Kante genutzt werden. Will man auf den einem nur wenig Bau eines solchen Fernrohres verzichten, kleineren Polierer so kann unter Umständen auch ein kleiner preiswerten Feldstecher einsetzt werden. Dazu ist es nicht notwendig, den Feld- stecher zu zerlegen. Zur Beurteilung der Blendenbilder wurden aber von anderen Amateuren auch schon handelsübliche Videokameras eingesetzt [1].

Die so ermittelten Werte werden dann mit den berechneten Sollwerten vergli- chen und bestimmen das weitere Vor- Abb. 3: gehen. Korrektur der Um die gezielte Politur der festgelegten inneren Zonen mit Zonen des Spiegels zu gewährleisten, einem kleineren markiere ich die einzelnen Blenden- Polierer radien mit farbigen wasserfesten Stiften auf dem Spiegelboden (Abb. 1). So ist es möglich, Zone für Zone zu korrigieren und auf die gewünschte Schnittweiten- differenz zu bringen. Hat man beim Korrigieren eine oder mehrere Zonen zu stark vertieft, muss man mit einem Polierer von Spiegel- größe den gesamten Spiegel wieder in Richtung Sphäre bringen und das Para- ten 15 cm f/4 Spiegel kamen 6 Blenden der Messerschneide oft schwer zu erken- bolisieren von vorne beginnen. Das ist zur Anwendung. Für einen licht- nen. Besonders kritisch ist es, das aber nicht so tragisch und wohl jedem schwächeren Spiegel genügen auch gleichzeitige Verdunkeln der beiden Spiegelschleifer schon einmal passiert. weniger Blenden. So sind nach meiner Schlitze zu beurteilen, wenn sich die Auch hier macht Übung den Meister. Erfahrung für einen 15 cm f/8 Spiegel 3 Messerschneide im Krümmungsmittel- Messzonen (eine Rand-, eine Mitten- punkt der entsprechenden Zone befin- Ist die Parabelform des Spiegels den sowie eine Zwischenzone) völlig ausrei- det. Die Messwertstreuung ist dann oft Messwerten nach endlich erreicht, kann chend. Bei größeren, lichtstarken erheblich. Durch das in den Strahlen- er in das hoffentlich schon fertige Fern- Spiegeln setze ich entsprechend mehr gang hinter der Schneide einklappbare rohr eingebaut und im unverspiegelten Blenden ein. Für die einzelnen Zonen Fernrohr erscheinen die Blendenschlitze Zustand überprüft werden. Die Zentrier- werden mit der oben genannten Formel wieder als Flächen, was die Bildbeur- ung des unbelegten Hauptspiegels kann die Schnittweiten berechnet und dann teilung vereinfacht und die Messge- mit einem heute oft gebräuchlichen die Schnittweitendifferenzen von Zone nauigkeit wesentlich verbessert [3]. Das Laserzentriergerät erfolgen. Nach dem zu Zone ermittelt. Zur Schnittweiten- Zusatzfernrohr muss dazu aber vorher Einstellen eines zenitnahen hellen messung werden die Blenden der Reihe auf den Spiegel fokussiert werden. Ohne Sterns schaut man sich das inner- sowie nach vor den auf das Foucaultgerät aus- gerichteten Spiegel gestellt und die tatsächlichen Schnittweiten gemessen (Abb. 4 und 5). Danach werden daraus die Schnittweitendifferenzen von Zone zu Zone bestimmt. Das von mir verwen- dete Prüfgerät nebst Kreuztisch wurde selbst gebaut. Eine nähere Beschreibung ist über die Materialzentrale erhältlich [3]. Bei der Schnittweitenmessung kommt das kleine Zusatzfernrohr zum Einsatz [Abb. 2 in Teil 3, VdS-Journal I / 2001].

Die in die Blenden eingeschnittenen Abb. 4: Abb. 5: schmalen Schlitze sind aus dem Spiegel mit innerer Blende auf dem Spiegel mit äußerster Blende auf dem Krümmungsmittelpunkt des Spiegels an Prüfständer Prüfständer 24 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

das außerfokale Bild mit einem geeigne- Ronchitest Fehler sichtbar, so sind sie Literaturhinweise ten Ronchigitter (über die Material- auch wirklich relevant und müssen [1] Trittelwitz, M.: Spiegelfernrohre – selbst gebaut, zentrale erhältlich) an. Die dann sichtbar behoben werden. Verlag Sterne und Weltraum, Heidelberg werdenden Streifen müssen immer gera- Hat der selbstgeschliffene Spiegel alle [2] Keller, Ph.: Prüfmethoden für Parabolspiegel, de sein. Jede Abweichung davon signali- Tests zur Zufriedenheit bestanden, kann Interstellarum, 26 (2/95) siert einen Fehler in der Optik. Der man ihn zum Verspiegeln einer geeigne- [3] Heising, T.: Einfache Hilfsmittel zur Ronchitest ist bei weitem nicht so emp- ten Firma überlassen und danach end- Optikprüfung, Interstellarum 6, 32 (1/96) findlich wie der Foucaulttest. Sind im gültig in das Fernrohr einbauen. Stromversorgung für die Nachführung der Montierung - einmal anders von Roland Schneider Als der alte Motorradakku seinen Geist Wenn man diese beiden aufgab und nicht mehr nachgeladen kombinieren könnte...? Im werden konnte, musste ich mich nach Gegensatz zum Säureakku einer neuen Stromquelle für meine Great ist ja der Energiespender Polaris Montierung umsehen. Vor einem für den Schrauber völlig Neukauf versuchte ich es erst einmal mit lageunabhängig. Also baute der Batterie von meiner kürzlich erwor- ich eine Halterung für den benen Akku-Bohrmaschine, die in einem Akku, die auf die Gegenge- Baumarkt für knapp 60,- DM mit zwei wichtsstange der GP aufge- Akkus 14,4 Volt und Ladegerät zu haben steckt werden kann: Ein war. Die Überprüfung ergab, dass Stück Kupfer-Wasserleitungs- die Kapazität für eine abendli- rohr der Größe 22 x 1 che Beobachtung ausreich- schiebt sich genau auf te, außerdem war ja noch die Stahlwelle. An ein Reserveakku dabei. einem Ende der Das war doch schon ein Länge nach guter Ansatzpunkt. Was einige Zentimeter aufge- Abb. 2: mich schon länger bei der sägt, kann man das Die Einzelteile: Akku, Akkuhalter, Great Polaris gestört hat, Rohr mit einer Schlauch- Anschlusskabel, Schlauchklemme war die Notwendigkeit, klemme, die mit einer und Gegengewichtsstange. immer das Gegen- Rändelschraube umgerüstet gewicht als toten wurde, sicher fixieren. An der Ballast mitzuneh- anderen Seite habe ich das Rohr men. Dazu noch aufgesägt und eine Blechman- Abb. 3: die Motor- schette so angelötet, dass Die fertig montierte radbatterie. eine Steckmuffe für den Akku Stromversorgungs- vorhanden ist. Dieser schiebt einheit auf der sich beim Einstecken auf zwei Gegengewichtsstange. Kontaktfedern, die mit einer Lüsterklemme verkabelt sind und den Strom abnehmen und weiter- leiten. Der Anschluss der Mon- tierungsnachführung erfolgt dann über eine steckbare Lüsterklemme. Für kleine Abb. 1: Teleskope wie etwa eine „Russentonne” Als Stromversorgung für die GP- reicht das Gewicht dieser Vorrichtung, Montierung dient ein Bohrmaschinen- um die Montierung auszubalancieren. Akku, der auf die Gegengewichtsstange Für schwerere Kaliber muss trotzdem ein geklemmt wird. Für die leichte Zusatzgewicht aufgesteckt werden, man „Russentonne” ist kein weiteres kann aber auch eine Fotokamera aufsat- Gegengewicht nötig. teln oder ein paar alte Lautsprecher- magnete anheften. FACHGRUPPE > SELBSTBAU 25

Mit der Astrobox zu den Sternen von Dirk Lucius

Es scheint schon eine kleine Tradition zu erst die Teles- sein, dass im VdS-Journal Konzepte für kopsäule gebaut eine feste bzw. stationäre Aufstellung für werden. Dabei ver- unsere geliebten Teleskope vorgestellt schwanden im werden. Heute wage ich es, den Reigen Untergrund einige der Schutzbauten mit meiner recht ein- Kilo Beton in einem fachen Lösung fortzusetzen. knapp ein mal ein Basis der „Astrobox”, wie ich den weiß- Meter großen Fun- roten Bau nenne, war ein Bausatz für dament – mitten eine kleine Gerätehütte, die schon viele drin eine Abfluss- Gärten in verschiedenen Variationen röhre von zwei mehr oder weniger verziert. Bei der Meter Länge und Entscheidung für diese Gartenhütte 20 Zentimeter hatte ich mir schon Wochen vorher viele Durchmesser, die Gedanken durch den astrobesessenen mit noch mehr Kopf gehen lassen: Beton gefüllt wurde. Achtung: Beim 1. Leider ist der meinem Projekt zu Füllen der Säule Verfügung stehende Garten recht und des Funda- Abb. 1: klein, so dass ich mit Rücksicht auf ments immer auf Die „Astrobox” mit den geöffneten Dachhälften. Auf der die Interessen der restlichen Familie die exakte Ausrich- linken Hälfte ist die weiß gestrichene halbierte Dachrinne („Unsere Sandkiste muss aber blei- tung der Säule zu erkennen. Ebenfalls auf der linken Seite lehnt senkrecht ben!” „Bitte nicht so groß, sonst achten! der leicht zu entfernende weiße Dachbalken, der in die bleibt ja von unserem Garten bald Nach dem Aus- Vertiefungen des Giebels nur eingelegt wird. nichts mehr übrig!”) die Hütte mög- härten der Säule lichst klein halten musste. Vorher wurde der Strom- startete ich ein Anfrage bei der anschluss in die Hütte gelegt – für die bierten Dachrinne auf der windabge- Mailingliste (naa.net – sehr zu emp- Nachführmotoren, für eine CCD Kamera wandten Seite liegt. So dringt kein fehlen!) und bekam wirklich sehr oder WebCam etc. Regen in die Hütte! wertvolle Tipps – an dieser Stelle Ziemlich schnell ging in einem Tag der Zum Schluss darf sich der stolze Besitzer vielen Dank an alle! So sollte die Bau der Plattform – mit einem doppel- einer „Sternwarte” noch mit Pinsel und Hütte mindestens 2 mal 2, besser ten Fußboden – und der Aufbau der vielen Litern Holzgrundierung und Farbe 2,5 mal 2,5 Meter groß sein. Der Seitenwände in Blockbohlenbauweise an der Hütte austoben. Zum Schutz vor Bausatz kam auf ein Maß von 2,1 voran, so dass am ersten Abend ein einer möglichen Aufheizung der mal 2,4 Meter, was für meine G11- kleines Richtfest gefeiert werden konnte. „Astrobox” wurden die Hüttenwände Montierung plus C11-Tubus reichen Der nächste Tag brachte dann das größ- weiß und als netter Farbkontrast die sollte. Auch für meinen 5 Zoll f8 te Problem: Die Installation der beiden Dachhälften in einem etwas leuchten- Refraktor reicht die Hütte, ohne Klappdachhälften, die jeweils etwas dem rot eingestrichen, so dass die dass man selbst oder die Teleskope über 20 Kilogramm auf die Waage Sternwarte auch noch einen kleinen Platzangst bekommen. brachten. Die 21 mm starken Block- Farbtupfer in den Garten bringt. bohlen konnten die beiden aufgeklapp- Und was haben wir beim Bau gelernt? 2. Da in unserem Garten kein Platz ten Hälften nicht halten, ohne dass sich Natürlich bringt die „Astrobox” viel für Ausleger vorhanden war, die die ganze Hütte verzog. Die Lösung: In Beobachtungskomfort: eine ausgerichtete ein Rolldach aufnehmen sollen, die Hütte wurde ein kompletter Rahmen Montierung, in die nur noch die betref- entschied ich mich für eine aus 60 mm starken Kanthölzern einge- fende Optik eingeschoben werden muss, Klappdachhütte. Dabei sollten die zogen und mit möglichst vielen Winkeln keine Probleme mit der Energie für beiden Klappdachhälften mit und einigen Kilo Schrauben verbunden – Teleskop, CCD oder etwas musikalische Kettengliedern gehalten werden. wie gut, dass es Akkuschrauber gibt! Unterhaltung während der Beobacht- Zum Schutz vor eindringendem Regen ungsabende und ein Klapptisch für PC, 3. Der Standort der „Astrobox” wird wurde auf die eine Dachhälfte eine hal- Okulare oder auch leckere Getränke etc. natürlich davon bestimmt möglichst bierte Dachrinne befestigt, die sich nach Wenn ich mein Beobachtungsbuch viel Himmel zu sehen – mit bevor- dem Schließen des Daches gut auf die durchblättere, bemerke ich, dass ich nun zugter Richtung nach Süden, denn zweite Dachhälfte legt. Ein Tipp: Die viel öfter eine klare Nacht oder nur ein Planetenlicht wollen meine Teles- Dachrinne sollte möglichst auf die der oder zwei Stunden am Abend zum kope auch sehr gern fokussieren. vorherrschenden Wind- bzw. Regen- Beobachten ausnutze. richtung zugewandten Seite befestigt Was ich nicht mehr machen würde, ist Vor dem Bau der „Astrobox” musste zu- werden, so dass der Überstand der hal- der Kauf einer Gartenhütte. Ein selbst 26 FACHGRUPPE > SELBSTBAU

gebauter Rahmen z. B. aus 80 bis 100 mm Abb. 2: Kanthölzern, auf die dann Rauhspund in Blick von oben in die den handelsüblichen Abmessungen auf- „Astrobox” mit den geöff- genagelt wird, erfüllt den gleichen neten Dachhälften und den Zweck. auf der rechten Seite abge- Wer jetzt noch mehr über den Bau der legten weißen Dachbalken. „Astrobox” erfahren will, damit der Auf der G11-Montierung Artikel nicht zu lang wird, kann gerne befindet sich der 5 Zoll f8 per E.mail anfragen: Dirk.Lucius@t-online. Refraktor. Ausgeschmückt de. Hilfreich ist auch das nur noch ist die „Astrobox” mit antiquarisch erhältliche Buch von Anton Astrofotos (Mond, Sonne, Staus: Fernrohrmontierungen und ihre Kometen). Man erkennt Schutzbauten für Sternfreunde. Noch auch die Ketten, welche mehr bringt eine Anfrage auf einer die Dachhälften im Mailingliste im Internet. gewünschten Öffnungs- winkel halten. Und nun viel Spaß beim Bau der eigenen Sternwarte!

Ein praktischer Test der Obstruktion von Teleskopen von Siegfried Bergthal

Wie viele andere Sternfreunde habe tion durch einen Fangspiegel simulieren Hauptspiegel trifft. Hierdurch wird die auch ich meine Beobachtungstätigkeit können. Welle des Lichtes geringfügig verändert, mit einem kleineren Selbstbau-Refraktor Unter dem Begriff der Obstruktion (lat. was sich auf die Abbildungseigen- (80 / 1.200 mm) im Alter von 15 Jahren obstruere = versperren) versteht man schaften des Teleskops auswirkt. Der begonnen. Später habe ich das Instru- den Sachverhalt, daß Licht an einem Lichtverlust durch Reflexion am Fang- ment verkauft und ein Zeiss 100 / 1.000 Gegenstand (dem Fangspiegel und spiegel zählt nicht zur Obstruktion. Die mm angeschafft. Um die Sucht nach deren Befestigungsstreben) vorbei den Obstruktion wird in Prozent angegeben. mehr Öffnung zu befriedigen, kaufte ich des weiteren Spiegelteleskope und ver- kaufte sie aufgrund ihrer optischen Vorteile Refraktor Nachteile Refraktor Leistung wieder. Meinen Zeiss-Refraktor habe ich aber immer noch. Über die Vor- keine Obstruktion hoher Preis bezogen auf die Öffnung und Nachteile der verschiedenen Fern- gutes Auflösungsvermögen Farbfehler, wenn nicht apochromatisch rohrsysteme ist schon viel geschrieben und guter Kontrast worden, oft mit wenig Objektivität, dafür gut für Mond- und Planetenbeobachtung aber mit um so mehr Fanatismus. Es hat für Sonnenprojektion geeignet auch nicht daran gemangelt, mittels für Protuberanzenbeobachtung geeignet Berechnungen die Fernrohrsysteme ob- jektiv zu beschreiben. Die Vor- und Vorteile Spiegelteleskope Nachteile Spiegelteleskope Nachteile der Fernrohrsysteme habe ich (gilt nicht für Schiefspiegler) in Tabelle 1 zusammengefasst. günstiger Preis, dadurch größere Spiegeloberfläche oft nicht Oft weiß man aber nicht, ob bei man- Öffnungen möglich von ausreichender optischer Qualität gelnder Leistung eines Spiegelteleskops gut transportabel besonders bei SC-Systemen Obstruktion, dadurch Kontrastminderung dies von der optischen Qualität herrührt und schlechteres Auflösungsvermögen oder von der so genannten Obstruktion, gut für Deep-Sky-Beobachtungen justieranfällig mit welcher alle Spiegelteleskope mit keine Sonnenprojektion und keine Ausnahme des Schiefspieglers behaftet Protuberanzenbeobachtung bei sind. Dieser Artikel beschreibt, wie SC-Systemen Sternfreunde, die einen Refraktor haben, ganz einfach den Einfluß der Obstruk- Tabelle 1 FACHGRUPPE > SELBSTBAU 27

Dabei sind oft zwei verschiedene Werte Scheibe an der ersten Scheibe (Abb. 2). im Gespräch. Die flächenbezogene und Die Ergebnisse sind verblüffend! Ein die durchmesserbezogene Obstruktion. paar subjektive Eindrücke, gewonnen an Ein Beispiel soll dies anhand eines gän- einem 100 mm-Refraktor mit dem oben gigen Schmidt-Cassegrain-Teleskopes beschriebenen Obstruktions-Simulator,

Art Formel Obstruktion flächenbezogen (35 ◊ 35) / (100 ◊ 100) 12,25% durchmesserbezogen 70 / 200 35%

Tabelle 2 mit 203 mm Öffnung und einem Fang- sind in Tabelle 3 zusammengefasst.. spiegeldurchmessers von 70 mm ver- Beobachtet wurde der Doppelstern Rigel deutlichen (Tabelle 2). (Beta Ori) und der Mond bei 200-facher Die flächenbezogene Obstruktion wird Vergrößerung. In „Ahnerts Kalender für gerne von den Herstellern angegeben, Sternfreunde” 2000 auf Seite 77 wird Abb. 1: weil sie besser aussieht. Die durchmes- Rigel als sehr schwieriges Objekt einge- Refraktor mit kleiner Obstruktionsscheibe serbezogene ist unter Amateuren die stuft, vor allem wegen des Helligkeits- Gebräuchlichere. unterschieds (0/7 mag, 9,4").

Verfügt man über einen guten Refraktor, Es scheint so, als ob man zwischen 20 so lässt sich der Einfluß der Obstruktion % und 30 % Obstruktion eine Grenze mit einfachen Mitteln simulieren. Möchte durchbricht, ab dem die Obstruktion man z. B. an einem 100 mm-Refraktor wirklich störende Ausmaße annimmt. eine durchmesserbezogene Obstruktion Dazu kommt noch der Eindruck, daß mit von 10 % simulieren, so geht man wie zunehmender Obstruktion das Seeing folgt vor: Man schneidet aus einem immer schlechter wird, entfernt man Karton eine runde Scheibe mit einem aber den Obstruktions-Simulator wird Durchmesser von 1 cm aus und befestigt auch das Seeing wieder besser. diese mit zwei Fäden an der Taukappe Die Beschreibung hier kann die eigenen (Abb. 1). Die beiden Fäden simulieren Erfahrungen aber niemals ersetzen. Ich dann noch die Fanspiegelstreben z. B. kann nur jeden Sternfreund dazu er- an einem Newton. Wenn dieses Grund- muntern dies einmal in einer sternklaren gerüst steht, kann jede größere Obstruk- Nacht zu versuchen; Sie werden verblüfft tion ebenfalls simuliert werden. Für eine sein! Obstruktion von 30 % befestigt man mit Für Rückfragen und Anregungen stehe Abb. 2: einer Büronadel eine 3 cm große ich jederzeit gerne zur Verfügung. Refraktor mit großer Obstruktionsscheibe

Simulierte Obstruktion an einem Beobachtungsergebnisse von Rigel Beobachtungsergebnisse des Mondes 100 mm-Refraktor (durchmesserbezogen)

keine Obstruktion Doppelstern wird leicht getrennt, scharfes, hartes kontrastreiches Bild Beugungsringe immer sichtbar

10 % Obstruktion praktisch kein Einfluß auf das Bild praktisch kein Einfluß auf das Bild

20 % Obstruktion man merkt, daß irgend etwas nicht man merkt, daß irgend etwas nicht in Ordnung ist, das Bild wirkt etwas in Ordnung ist, das Bild wirkt etwas flau, ist aber immer noch gut flau, ist aber immer noch gut

30 % Obstruktion das Bild ist erheblich schlechter, das Bild ist schon recht flau und man manchmal verschwimmen die Beu- versucht immer am Fokussierknopf gungsringe zu einem großen Klecks. das Bild schärfer zu stellen, aber es Das System wird zwar zeitweise will einfach nicht gelingen. noch getrennt, aber ästhetisch ist der Anblick eine Enttäuschung.

40 % Obstruktion das Bild wird nochmals geringfügig das Bild wird nochmals geringfügig schlechter als bei 30% und es wird schlechter als bei 30% und es wird merklich dunkler. merklich dunkler. Tabelle 3 28 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Hinterfläche allerdünnster Eisplättchen Moving Ripples reflektiert werden oder durch Interferenz von Claudia Hinz von Strahlen, von denen ein Teil direkt durch die Wolkenschicht hindurchgeht, Schon mehrmals wurde in der Literatur der Erscheinung. während die anderen Strahlen im Innern über Beobachtungen dunkler Wellen Betrachtet man sich nun die Haloarten, der Schicht ein- oder mehrfach reflek- berichtet, die sich mit hoher Geschwin- an denen Moving Ripples bisher beob- tiert werden. digkeit durch verschiedene Haloer- achtet wurden, kommt man zu dem Also auch hier sind wieder Eisplättchen scheinungen bewegen. Es wurden meh- Ergebnis, daß es sich fast ausschließ- im Spiel. Es ist also naheliegend, daß rere Theorien über die Entstehungs- lich um Halos handelt, die an horizonta- Schallwellen bevorzugt Eisplättchen in ursache aufgestellt, aber aufgrund der len Plättchenkristallen entstehen. Am vertikale Schwingungen versetzen und nur wenigen vorliegenden Daten konn- häufigsten wurden Moving Ripples bis- dadurch die Moving Ripples auslösen. ten diese nie bestätigt werden. Deshalb her an den 22°-Nebensonnen, am Das würde auch die anschließend beob- trägt die Fachgruppe Atmosphärische Horizontalkreis (je 13 Fälle) und an den achtete rasche Wolkenauflösung nach Erscheinungen seit einigen Jahren 120°-Nebensonnen (5) beobachtet. dem Wellendurchgang durch die Iri- Beobachtungen von Moving Ripples, wie Aber wie passen die Irisierenden Wolken sierende Wolke erklären. Unser Wolken- diese Erscheinungen auch genannt wer- in dieses Bild? Entstehen die schillern- höhenmesser (Laser-Ceilograph) zeigte den, zusammen, um irgendwann hinter den Farben nicht an kleinen Wasser- für die entsprechende Cirrocumulus- das Geheimnis dieses ungewöhnlichen tröpfchen, wenn man der Literatur schicht eine Höhe von 6.600 m an. Wie Phänomens zu kommen. Inzwischen lie- Glauben schenken darf? die Temperaturkurve des Radiosonden- gen fast 40 z.T. bebilderte Beobacht- Wie die Ergebnisse der kontinuierlichen ausstieges (Temp) von Meiningen 18:00 ungsberichte vor. Hinzu kommt eine Beobachtungen atmosphärischer Er- UTC zeigt, wurde in 6.611 m Höhe eine eigene Beobachtung vom 12. Juli diesen scheinungen zeigen, werden 12 Prozent relative Luftfeuchte von 49 % registriert, Jahres, bei der ich Moving Ripples an der Irisierenden Wolken an Cirrocumulus was gleichzeitig das Maximum im einer Irisierenden Wolke ausmachen beobachtet. Diese Wolkenart besteht Höhenbereich zwischen 6.000 und 7.000 konnte und welche mein Interesse an größtenteils aus Eiskristallen und zu m Höhe war. In 6.005 m Höhe war die der Aufklärung der Moving Ripples einem kleineren Teil aus gefrierenden Feuchte nur 26 % und in 6.907 m Höhe erneuerte. Also höchste Zeit, das Roh- Wassertröpfchen. Gerade bei Cirro- 31 %. Durch die vertikalen Schwingun- material auszuwerten. cumulus wird das Irisieren häufig in gen, der die Eiskristalle ausgesetzt Als Entstehungsursache können inzwi- einem Sonnenabstand größer 30° beob- waren, sind sie in den weniger feuchten schen zweifelsfrei Schallwellen genannt achtet, was eine Lichtbeugung als Ent- Luftschichten einfach ausgetrocknet und werden. In der heutigen Zeit kommen stehungsursache nahezu ausschließt. haben deshalb innerhalb weniger als Quellen hauptsächlich die Stoß- Deshalb wird bei den neuesten Theorien Sekunden zur Wolkenauflösung geführt. wellen von Überschallflugzeugen in davon ausgegangen, daß die Farben Die mögliche Ursache für die sich bewe- Frage. Nicht selten wurde in den entweder durch Interferenz von Strahlen genden Streifen könnte also sein, daß Berichten beschrieben, daß vor dem entstehen, die an der Vorder- und Eisplättchen durch Schallwellen in Ereignis das Dröhnen von Düsenjets wahrgenommen wurde. Hinzu kommt eine Häufung der Beobachtungen in der Nähe militärischer Flughäfen. Auch mei- ner eigenen Beobachtung ging die Wahrnehmung von drei Überschallflug- zeugen voraus. Die Vermutung von G. H. Archenhold, daß es einen Zusammen- hang der Beobachtungen von Moving Ripples mit dem Schall größerer Meteoroide oder mit der Aktivität von Meteorströmen gibt, konnte statt des- sen nicht bestätigt werden. Dagegen spricht auch die Tatsache, daß die Endhöhe der mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eindringenden Meteoroide kaum geringer als 60 km ist und Schall sich erst unterhalb dieser Höhe nach unten ausbreiten kann. Es sind jedoch Fälle aus dem ersten und zweiten Weltkrieg bekannt, bei denen Bombendetonationen als Ursache für die Schallwellen angenommen werden. Zwei Abb. 1: weitere Beobachtungen aus den Nieder- Moving Ripples, Aufnahme von P. P. Hattinga-Verschure (NL) am 11. 6. 1976, landen beschreiben Donner als Auslöser 10:00 UTC, Amsterdam. FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 29

Schwingung versetzt werden, so daß die Lichtbrechung teilweise das Auge des Beobachters nicht mehr erreicht und dadurch die Schattenstreifen verursacht werden. Sicher läßt auch diese Theorie noch einige Fragen offen, z. B. warum die Moving Ripples häufig in mehreren Wellengruppen auftreten oder warum derartige Streifen bisher nicht in farblo- sen Cirren beobachtet wurden. Eine Erklärung dafür könnte sein, daß Halos die Aufmerksamkeit des Beobachters erhöhen und Farben den Kontrast der Schatten steigern. Deshalb sollte man, wenn unüberhörbar ein Düsenjet den Himmel überquert, auf jeden Fall nach dem Phänomen der Moving Ripples Ausschau halten. Anmerkung: Alle uns bekannten Beobachtungen sind im Internet unter: Abb. 2: http://www.meteoros.de/halo_so/moving. Moving Ripples in einer Irisierenden Wolke, die sich danach auflöst, Aufnahme von htm veröffentlicht. Claudia Hinz vom 12. 7. 2001, 17.16 UTC, Chemnitz. Aufnahmebrennweite 210 mm.

Saturn, kurz vor der Bedeckung durch den Mond am 3.11.2001. Aufnahme von Christoph Lichtblau, Physikalischer Verein Frankfurt mit dem 60 cm Cassegrain auf dem Kleinen Feldberg im Taunus auf Kodak E 200 Diafilm. Die äquivalente Brennweite betrug etwa 28 m und es wurde ca. 1 sec belichtet Selbst durch den Kamerasucher war die Bedeckung ein gran- dioser Anblick. Die Aufnahme wurde nach dem Entwickeln eingescannt und stark digital nachbearbeitet. 30 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Symbole ist der Grund dafür, dass dieser Halo-Protokolle Stein zu den inhaltsreichsten, für man- che auch zu den schönsten Schälchen- aus der Bronzezeit? steinen Deutschlands gehört. Kaum eine Stelle des Steines blieb verschont, der von Katja und Sven Näther während der Bronzezeit frei gelegen haben muss. Er besteht aus einem Art und Häufigkeit von Halos geben kultischer Vorstellungen unserer Vor- Sandsteinkonglomerat, die anderen Auskunft über den Zustand der Erd- fahren in Stein gesehen werden. Die als Steine des Grabes sind Granite. Die atmosphäre. Möglicherweise wurden die Sonnendarstellungen identifizierten Einordnung als Kultstein verdankt er farbigen Himmelserscheinungen schon Symbole weisen starke Unterschiede zu jedoch den Symbolen, die bisher nicht vor Tausenden Jahren, in der Bronzezeit, den regionalen Sonnensteinen auf. eindeutig identifiziert werden konnten. beobachtet und im wahrsten Sinne des Offensichtlich stellen sie mehr dar als Auf dem Schälchenstein von Bunsoh Wortes in Stein gemeißelt. nur die Sonne als leuchtende Scheibe. befinden sich neben zahlreichen mul- Schalensteine weisen muldenförmige denförmigen Vertief- Vertiefungen auf, die von Menschenhand ungen, auch Fuß und vor Tausenden Jahren in Stein gearbeitet Handabdrücke. Ob- wurden. Man unterscheidet zwei For- wohl diese Darstel- men: Flache Mulden, die weniger tief als lungen kein Einzelfall breit sind, und tiefe Löcher. Letztere sind, ist ihre Be- deutung noch unklar. Weiterhin erkennt man deutlich zwei unter- schiedliche kreisrunde Strukturen, von denen die Wissenschaft durch andere Fund- lagen weiß, dass es sich um Sonnendar- Abb. 1: stellungen handelt. Das Großsteingrab von Bunsoh ist Speziell geht es um heute von den Resten des ehemali- einen Kreis, in dem gen Grabhügels umgeben. Vorn der sich ein rechtwinkliges mit Schälchen übersäte Deckstein. Kreuz befindet und ein Foto: Sven Näther Schälchen, welches von einem weniger Abb. 2: tief herausgearbeite- Von Archäologen als „Sonnensym- ten Kreisring oder Hof bole” identifiziert: Links ein Schäl- umgeben ist. Könnte chen mit Ring, rechts ein Kreis mit es sich hierbei um die Kreuz. Möglicherweise wurden hier Darstellung von atmos- Haloerscheinungen oder Koronen phärischen Erschei- festgehalten. Foto: Sven Näther nungen handeln? Warum die Sonne als bedeutendstes Objekt dienten nach Forschermeinung als Unweit der kleinen Gemeinde Bunsoh in so unterschiedlichen Varianten mani- Kerzenhalter und stammen wahrschein- wurde 1874 mit der Erforschung eines festiert wurde, ist bislang umstritten. lich erst aus dem Mittelalter. Grabhügels begonnen. Zu Tage kam Wenn man allerdings vom Naheliegen- Flache Schälchen dienten vermutlich in zunächst ein Grab aus der älteren den ausgeht, so erscheint die Vor- der Bronzezeit als symbolische Opfer- Bronzezeit (ca. 1.600 - 1.000 v. Chr.). Die stellung, es könnte sich bei besagten schalen. Untersuchungen ergaben an eigentliche Sensation jedoch befand Abbildungen um typische, von der ihren Rändern hohe Phosphatkonzen- sich darunter: ein Megalithgrab der jün- Sonne hervorgerufene, atmosphärische trationen als nachweisbaren Rückstand geren Steinzeit. An sich nichts besonde- Phänomene handeln, nicht abwegig. häufiger Benetzung mit organischen res, wäre nicht der westliche der drei Womöglich haben wir es hier mit einer Flüssigkeiten. Andere Überlegungen Decksteine mit Schälchen übersät. Auch der ältesten Überlieferungen von Halos gehen davon aus, dass die flache Form für ungeschulte Beobachter ist dies und Koronen zu tun. der Schälchen Ergebnis einer Gesteins- deutlich erkennbar. Etwa in der Größe, Literaturhinweise: mehlgewinnung für medizinische oder die sich mit Zeigefinger und Daumen [1] Näther, K. u. S., „Steinsymbole und rätselhafte kultische Handlungen ist. umschließen lässt, wurden vor ungefähr Schälchen”, MegaLithos 1/00, 10, naether-verlag Der Schalenstein von Bunsoh kann als 3.500 Jahren runde Vertiefungen in den [2] Graichen, G., Das Kultplatzbuch, Bechtermünz ein Paradebeispiel für die Manifestation Stein gepickt. Die Vielfältigkeit der Verlag, Augsburg 1997, S. 319 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 31

Name: Zirkumzenitalbogen (ZZB)

Typ: Brechungshalo

Medium: Plättchenkristalle, auch Schneesterne Hauptachse senkrecht

Häufigkeit: relativ häufige Haloart, an ca. 20 Tagen im Jahr bekannt seit: Altertum

Beschreibung: Ein kreisförmiger, horizontaler Bogen auf großer Höhe um den Zenit. Nur der zur Sonne gerichtete Teil ist sichtbar. Bei einer Sonnenhöhe von 22° berührt er den 46°-Ring. Bei allen anderen Sonnenhöhen steht er außerhalb von ihm. Der Bogen ver- schwindet bei 32,1° Sonnenhöhe im Zenit. Charakteristisch sind seine leuchtenden Farben, auch bei geringen Helligkeiten. Sie ähneln oft denen des Regenbogens.

Foto: Zirkumzenitalbogen am 27. 9. 1999 in Chemnitz, Aufnahme Wolfgang Hinz

Name: Pollenkorona

Typ: Beugung

Medium: vorwiegend Pollen von Nadelhölzern

Häufigkeit: im Spätwinter (Hasel) bis Frühsommer (Raps) bei starkem Pollenflug sichtbar bekannt seit: 1985 von Pekka Parviainen an Kiefernpollen beobachtet und erstmals beschrieben; regelmäßige Beobachtungen in Finnland seit 1988, in Deutschland seit 1995.

Beschreibung: Meist leicht ovale Ringe mit Radien von ca. 0,5 bis 2° um Sonne oder Mond mit Lichtknoten an den Seiten bzw. oberhalb und unterhalb der Lichtquelle. Sie treten meistens im Frühjahr bei länger anhaltender Trockenheit auf, wenn der Pollenflug sehr inten- siv ist; in manchen Jahren bei ungünstiger Witterung aber auch überhaupt nicht. Häufigste Quelle für Pollenkoronen sind Kiefernpollen, aber auch Fichte, Birke, Hasel und andere Windblüter kommen bei geeigneter Konzentration in Frage. Oft erwei- sen sich von Monokulturen geprägte Flächen als günstig, wie z.B. größere Kiefernwälder oder große Rapsfelder. Die Form der Pollenkoronen ist abhängig von der jeweiligen Pollenstruktur. Allgemein gesagt erzeugen rundliche Pollen runde Koronen, ellip- tische eben elliptische und Pollen mit Lufteinschlüssen, mit sogenannten „Airbags” erzeugen die Lichtverdickungen. Pollen- koronen können auch „künstlich” erzeugt werden, wenn eine geeignete Pollenquelle, z.B. ein blühender Haselstrauch, kräftig geschüttelt wird.

Foto: Pollenkorona am Mond am 12.5.1998, Aufnahme Claudia Hinz, Gerald Berthold 32 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Wechselwirkende Galaxien – ein Projektbericht der Fachgruppe Astrofotografie

von Peter Riepe, Harald Tomsik und Peter Bresseler

– Teil 2 – Abb. 1: (a) Das wechsel- Im ersten Teil wurden Galaxienpaare vor- wirkende Galaxien- gestellt, bei denen die gravitative paar NGC 3226/ Wechselwirkung nur leichte morphologi- 27 im Löwen. sche Veränderungen bewirkt hat. Der Aufnahmeinstru- vorliegende zweite Teil befasst sich mit ment war ein 400 engen Annäherungen, die zu starken mm-Hypergraph Verzerrungen, Materiebrücken und sogar f/8. Die Belicht- Gezeitenschweifen geführt haben. ungszeit betrug Im Löwen befindet sich gut 50 Millionen 3 mal 10 Minuten Lichtjahre entfernt das Pärchen Kara- mit einer Apogee chentsev 234 (Arp 94 bzw. VV 209). Die AM 13. (b) Um die Balkenspirale NGC 3227 – nach [1] vom schwachen Interak- Typ Seyfert 1 – und die E2-Galaxie NGC tionsphänomene 3226 liegen mit einem scheinbaren deutlich hervortreten zu lassen, haben Abstand von 3' sehr dicht beieinander. wir den Kontrast extrem verstärkt, Hier stellt sich die Frage, ob NGC 3226 gleichzeitig die Innenbereiche aber immer schon elliptisch war oder ob die invertiert. So wurde das „Ausbrennen” elliptische Gestalt möglicherweise erst vermieden. Autor: Bernd Flach-Wilken. aus der Begegnung mit NGC 3227 her- vorgegangen ist. Nach einer neuen aus- führlichen numerischen Untersuchung [2] scheinen sich inzwischen ältere Theorien zu bestätigen, dass zwei kollidierende Scheibengalaxien nach ihrer Begegnung eine elliptische Galaxie als „Reaktions- produkt” bilden können. Elliptische seltsamen Schalen umgeben sind [4]. Uneinheitlichkeit herrscht bei der Galaxien wären demnach keine frühen Diese Schalen bestehen aus Sternen der Beurteilung des kleineren Partners NGC Typen, wie es die Hubble´sche Galaxien- Galaxie selbst. In einer Modellrechnung 4485. Hier liegt entweder ein irregulärer sequenz vorsah, sondern Spätstadien. zeigte P. J. Quinn, dass die Schalen Magellantyp oder eine durch Gezeiten- Im Falle NGC 3226/27 liegt der Fall aber Stoßprodukte sind, gebildet bei der wirkung stark verformte Spiralgalaxie insofern ein wenig anders, als die Kollision einer Scheibengalaxie mit einer vor. Der nahe Vorübergang hat zu einem Scheibengalaxie noch immer vorhanden elliptischen Galaxie. In diesem Sinne Materieaustausch geführt. Zwischen bei- ist und NGC 3226 dennoch zu einer könnten auch die Gezeitenwolken um den Galaxien ist eine schwache Materie- elliptischen Galaxie wurde. Oder sollte das System NGC 3226/27 Stoßprodukte brücke entstanden, die allerdings nur sie doch schon vor dem Zusammen- sein oder womöglich den Beginn einer auf extrem tiefen Aufnahmen heraus- treffen elliptisch gewesen sein? Wie auch Schalenbildung darstellen, hier aller- kommt. Diese Brücke ist von einigen HII- immer, ein klares Wechselwirkungsindiz dings um die Scheibengalaxie. Der Regionen durchsetzt [5], die das in Abb. sind in jedem Fall zwei relativ symmetri- Durchmesser dieses Gebildes liegt bei 2 benutzte Teleskop aber noch nicht auf- sche Gezeitenwolken um NGC 3227, die 100.000 Lichtjahren. lösen konnte. Größere Amateur- in sehr tiefen, kontrastverstärkten Profi- Das interessante wechselwirkende Paar Teleskope sollten das schaffen, insbe- Aufnahmen deutlich werden [3]. Aber NGC 4485/90 gehört zur NGC 4631- sondere bei Einsatz eines Rotfilters. Bei auch Amateure erreichen fotografisch Gruppe und ist etwa 30 Millionen starker Kontrastanhebung und modifi- diese lichtschwachen Gebilde (Abb. 1). Lichtjahre entfernt. Die Formen beider zierter Falschfarbendarstellung wird – Der etwas streifige Hintergrund zeigt Galaxien erscheinen auf den ersten Blick ohne dass die Zentralpartien „ausbren- jedoch, wie knapp das Signal über dem eher irregulär (Abb. 2), NGC 4490 ist nen” – ein Halo um beide Einzelgalaxien Rauschen des Himmelshintergrundes jedoch eine späte Spiralgalaxie vom Typ erkennbar. Beide Halos scheinen einan- liegt. Sehr schön kommt heraus, dass Sd. Langbrennweitige, nicht zu kräftig der zu berühren, hierin könnte die ein Spiralarm von NGC 3227 auf die durchbelichtete Aufnahmen lassen zwei Ursache für eine kollisionsbedingte Ent- elliptische Galaxie zuzulaufen scheint. Hauptarme erkennen, die keinerlei stehung der Materiebrücke liegen. Die Malin und Carter entdeckten 1980, dass „Wicklungen” mehr aufweisen, sondern Begegnung, die nach sorgfältigen Simu- etwa 11 % der elliptischen Galaxien von fast diametral vom Kern wegstreben. lationen vor etwa 400 Millionen Jahren FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 33

ihre engste Annäher- folgt für das Paar eine Entfernung von ca. ung durchlief, führte 300 Millionen Lichtjahren. Damit steht zur Bildung von es hinter dem Virgohaufen, 6 mal weiter schätzungsweise mehr weg als dieser. Das wiederum bedeutet, als einer Million dass die beiden Spiralgalaxien um ca. Sternen [6]. Dabei ist 50 % größer als unsere Milchstraße sein auch ein sehr licht- müssen. In erster Linie ist dies auf die schwacher Gezeiten- starke Deformation der Spiralarme schweif entstanden, zurückzuführen, die durch die der erst vor recht Wechselwirkung ziemlich auseinander- kurzer Zeit entdeckt gezogen wurden. wurde [7]. Das System Die Form von NGC 5257, eine Sb-Spirale, – auch als Arp 269 erinnert an ein Auge. Zwei Spiralarme oder VV 30 bekannt hoher Flächenhelligkeit umgeben wie – wird sich höchst- Wülste den ebenfalls recht hellen Kern. wahrscheinlich wie- Diese hellen Gebiete sind mit einer der auflösen, denn hohen Hα-Emission verbunden, und die Relativgeschwin- darum zählt NGC 5257 zu den sog. digkeit beider Part- „HII-Galaxien”. Sehen wir uns unsere ner ist größer als die Kontrastverstärkung an, so erstreckt zur Überwindung der sich nach Westen – genau von der gravitativen Bindung Partnergalaxie NGC 5258 weg – fahnen- benötigte Flucht- artig ein langer Spiralarmausläufer. Auch Abb. 2: geschwindigkeit. nach Osten ragt ein Arm hinaus, der als Bei einem nahen Vorübergang wurde das Paar NGC 4485/ Materiebrücke in den nördlichen Spiral- 90 arg strapaziert. Die Aufnahme entstand an einem 10 Ebenfalls im Stern- arm der Balkenspirale NGC 5258 über- Zoll-SCT f/5.5 bei 3 mal 5 Minuten Belichtung mit einer bild steht das geht. Tiefen POSS-Aufnahmen nach ist SBIG ST-7 im Binning-Modus 2x2. Wird der übliche morphologisch höchst diese Brücke sogar mehrteilig. NGC Anblick (l. o.) kontrastverstärkt (l. u.), so erscheinen die interessante wechsel- 5258 besitzt abgesehen von dem auf Zentraldetails total überbelichtet. Die Falschfarbendarstel- wirkende Paar NGC NGC 5257 hin gerichteten „Brückenarm” lung (r. o.) bringt Zusatzinformationen im Vergleich zur 5257/58 (VV 55 = einen zweiten Arm, der auf der Kontrastverstärkung, wenn sie in modifizierter Form Arp 240, Abb. 3). Der Gegenseite nach Osten abknickt und dif- Zentralgebiete und Halo gleichzeitig wiedergibt (r. u.). scheinbare Partner- fus ausläuft. Ein weiteres interessantes Autor: Peter Bresseler. abstand beträgt le- Detail von NGC 5257 ist der kleine, diglich 50 Bogensek- ziemlich lichtschwache nach Süden wei- unden, so dass die- sende Ausläufer, dessen östlicher ses Objekt schon Bereich verhältnismäßig verwaschen recht lange Aufnah- wirkt. Abb. 3: mebrennweiten NGC 5257 und 5258 haben bei ihrem stürmischen erfordert. Mit der Auch das Triplett NGC 5560/66/69, Rendezvous starke Verformungen der Spiralarme erlitten. Hubble-Konstanten bekannt als Arp 286, liegt im Sternbild (a) Übersichtsaufnahme, (b) kontrastverstärkte Version Ho =72 (km/s)/Mpc Virgo (Abb. 4). Auffälligstes Mitglied ist mit invertiertem Zentralteil. Teleskop und Kamera wie und der hohen die SB-Spirale NGC 5566, deren in Abb. 1, belichtet wurde 4 mal 10 Minuten. Radialgeschwindig- Zentralbereich neben dem kräftigen Autor: Bernd Flach-Wilken. keit von 6.778 km/s Balken auch einen deutlichen Ring besitzt. Dieser hat sich aus zwei nahezu überlappen- den Armen gebildet, ähn- lich wie bei NGC 1433 oder NGC 1512. So gleicht dieser Galaxienteil einem großen griechischen Theta (Θ). Dort, wo der Balken den Ring trifft, knicken zwei große Spiralarme peit- schenartig ab. Sie sind aufgrund der Wechsel- wirkung mit den beiden Nachbargalaxien diffus auseinandergezogen und schwingen sich sehr weit 34 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

α δ Galaxie (2000) (2000) Typ Ø mag vrad face-on-Balkenspirale NGC 5754 - sie h min s ° ’ ’’ ( ’ ) B V (km/s) erinnert im Innenbereich an M 109 - und das formlose kleinere System NGC 5752 NGC 3226 10 23 27 +19 53 54 E2 pec 3,2 x2,8 13,3 11,1 1279 NGC 3227 10 23 31 +19 51 54 SB pec 5,4 x 3,6 13,5 12,3 1099 bilden in etwa 200 Millionen Lichtjahren NGC 4485 12 30 31 +41 41 58 Irr? 2,4 x 1,7 12,4 - 817 Entfernung das erste Paar. Ihr gegensei- NGC 4490 12 30 37 +41 38 23 Sd 5,9 x 3,1 10,1 9,8 603 tiger Abstand beträgt nur eine Bogen- NGC 5257 13 39 53 +00 50 22 SBb 1,8 x 0,9 13,7 12,9 6798 minute. Der Außenarm von NGC 5754 ist NGC 5258 13 39 58 +00 49 58 Sb 1,7 x 1,1 13,8 12,9 6757 überaus stark entwickelt und sehr weit NGC 5560 14 20 04 +03 59 33 SBb pec 3,7 x 0,7 13,7 13,2 1729 um den Galaxienkörper herumgeschlun- NGC 5566 14 20 20 +03 56 02 SBab 6,6 x 2,2 12,0 11,5 1507 gen. Die kleine Begleitgalaxie scheint NGC 5569 14 20 32 +03 58 59 SBcd 1,7 x 1,4 14,9 13,9 1773 diesen Arm an der Westseite zu be- NGC 5752 14 45 14 +38 43 44 - 0,6 x 0,3 - 16,3 4561 rühren, befindet sich jedoch, wenn man NGC 5753 14 45 19 +38 48 21 - 0,5 x 0,3 - >15,7 9623 die spezielle Darstellung in Abb. 5 NGC 5754 14 45 20 +38 43 53 SBb 2,0 x 1,8 14,1 14,5 4561 ansieht, wahrscheinlich im Vordergrund. NGC 5755 14 45 25 +38 46 48 SBd 1,3 x 1,0 15,1 16,0 9662 NGC 7253A 22 19 27 +29 23 48 SB?/Sc 1,7 x 0,5 14,4 - 4569 Ihre westliche Seite erweckt den NGC 7253B 22 19 30 +29 23 16 S?/Sc 1,6 x 0,5 14,4 - 4493 Eindruck, als sei sie leicht verbogen. Das zweite Paar, NGC 5755 und NGC Tabelle 1: 5753, ist ungefähr 440 Millionen Wechselwirkende Galaxien des Fachgruppenprojekts. Die Daten stammen aus [1], Lichtjahre von uns entfernt. Der gegen- [3], [5] und [8]. Bei den Radialgeschwindigkeiten handelt es sich um seitige Abstand der Partner ist bedeu- Durchschnittswerte. tend größer, aber dennoch sind eindeu- tige Zeichen einer starken Interaktion sichtbar. Die Arme von NGC 5755, eben- nach außen. Der nördliche Arm erweckt schen Datenbank SIMBAD [1] ist von falls eine Balkenspirale, zeigen keine den Anschein, als sei er gegabelt. Aus einer gewöhnlichen Sc-Spirale die Rede, Punktsymmetrie in Bezug auf den der Radialgeschwindigkeit der Gruppe in der NASA Extragalactic Database [8] Galaxienkern. Der östliche Arm verläuft resultiert eine Entfernung von 76 dagegen von einer Balkenspirale des zunächst recht steil nach Norden, um Millionen Lichtjahren, so dass NGC 5566 Typs SBcd. Interessant ist die kleine dann ziemlich scharf nach Südwesten selbst eine reale Ausdehnung von fast Kette diffuser Objekte südlich des Sterns abzuknicken. Am zweiten Arm fällt die 150.000 Lichtjahren besitzen muss und bei NGC 5569. Diese Kette ist auch auf überaus große Sternenfülle im West- damit um 50 % größer ist als unsere einer älteren Amateur-Aufnahme zu bereich auf, kurz nach dem Abknicken Milchstraße. sehen, allerdings deutlich weniger nach Südosten. Ist das ein Gebiet akti- NGC 5569, das nordöstliche Gruppen- scharf. Es könnte sich unserer Meinung ver Sternentstehung? Möglicherweise – mitglied, ist eine ziemlich lichtschwache nach um eine sehr ferne Galaxienreihe so könnte man die Aufnahme deuten – Spiralgalaxie in „face-on”-Stellung mit handeln, deren Entfernung wir von der existiert hier eine Kontaktzone, in der offenbar sehr kleinem Kern. Was Auf- Geometrie her auf 1 bis 2 Milliarden das gasförmige Material beider lösung und Deckung betrifft, so reicht Lichtjahre schätzen. Nordwestlich von Spiralarmaußenseiten aufeinander trifft. das Amateurfoto für eine Typisierung NGC 5566 steht NGC 5560 mit zwei weit Verursacher der „Armverzerrungen” ist nicht aus. Aber auch die Fachwelt ist nach außen verzogenen Armen, sie NGC 5753. Sie scheint elliptisch zu sein, sich nicht ganz einig. In der astronomi- sticht sofort als Balkenspirale ins Auge. aber angesichts des sehr hellen Kerns Ihre Morphologie könnte es sich auch um eine „armlose” ähnelt der ihrer Scheibengalaxie handeln. In den astro- großen Schwester, nomischen Datenbanken ist hier auch wobei aber ein Ring nichts Näheres zu erfahren. fehlt und die Kan- tenlage noch stärker Kommen wir zum letzten wechselwirken- ist. Nahe dem Zen- den Paar dieses zweiten Teils unseres trum sind auf dem Berichtes. Etwa 1° nordnordwestlich des Original einige helle Sterns 32 Peg liegt in einem galaxienar- Knoten erkennbar. men Feld das Paar NGC 7253A/B (Arp Ein interessantes 278 bzw. VV 242). Aus der Radialge- Quartett ist Arp 297 schwindigkeit von 4.531 km/s lässt sich (Abb. 5). In Wirklich- eine Entfernung von 200 Millionen keit müssen es Lichtjahren berechnen. Abb. 6 zeigt zwei jedoch zwei völlig voneinander getrennte Spiralgalaxien in voneinander getren- edge-on-Lage mit unmissverständlichen nte Paare sein, wie Anzeichen starker Interaktion. Die nord- Abb. 4: aus den zugehöri- westliche Galaxie, NGC 7253A, ist im Das Galaxientriplett NGC 5560/66/69 steht im Sternbild gen Radialgeschwin- Ostteil von einem kräftigen Staubgürtel Virgo. Aufnahme mit einem C14 bei f/7 und 3 mal 5 digkeiten hervor- durchsetzt. Ihre Form ähnelt der einer Minuten Belichtung mit einer ST-9E. Autor: Peter Bresseler. geht. Die große Krabbenschere. Handelt es sich bei dem FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 35

Abb. 5: NGC 5752/53/54/55 bilden das Quartett Arp 297, in Wirklichkeit zwei Einzelpaare. (a) Bei einer Belichtungszeit von 1500 s mit einer ST-9E am C14 entstand bei f/7 die vorliegende Aufnahme. (b) Wir haben die kontrastverstärkte, invertierte Version noch einmal mit der Originalaufnahme überlagert, um die Galaxien aus der Überbelichtung hervortreten zu lassen. Autor: Peter Bresseler.

nach Westen wegstrebenden verboge- Auslauf. Ob dies ein nach hinten weg- Literaturhinweise: nen Fortsatz um einen herausgezogenen strebender Arm oder ein Gezeitensporn [1] Datenbank SIMBAD, http://simbad.u- Arm oder um einen verformten Rand? ist, bleibt bei dieser Perspektive unge- strasbg.fr/sim-fid.pl Verkrümmte Galaxien oder solche mit wiss. Auch die Begutachtung einer hoch- [2] Burkert, A., Naab, T.: Über den Ursprung „verbogenen Hutkrempen” (warps) sind aufgelösten POSS-Aufnahme schaffte Elliptischer Galaxien; SuW 40, 748 (9/2001) schon aus anderen Fällen bekannt [9, keine Klärung, wenngleich beide Gala- [3] Sandage, A., Bedke, J.: The Carnegie Atlas of 10]. Vom Ende dieses gekrümmten xien offensichtlich eine sehr dynamische Galaxies, Band 1; Carnegie Institution of Fortsatzes schwingt sich scheinbar süd- Erscheinung abgeben. Washington 199 lich der Galaxie eine diffuse, haloähnli- (Fortsetzung folgt) [4] Bertola, F.: Elliptische Galaxien mit Schalen: che und sehr lichtschwache Verbindung NGC 3923; SuW 24, 28 (1/1985) wie eine Materiebrücke zum Partner NGC [5] Sandage, A., Bedke,J.: The Carnegie Atlas of 7253B. Auch diese Galaxie ist durch die Galaxies, Band 2; Carnegie Institution of Wechselwirkung gezeichnet. An der nord- Washington 1994 östlichen Spitze zeigt sich ein diffuser [6] Bertola, F.: NGC 4485-4490; SuW 22, 414 (8-9/1983). [7] Elmegreen, D.M., et al.: Observations of a Tidal Tail in the Interacting Galaxies NGC 4485/4490; Astron. J. 115, Issue 4, 1433 (4/1998). [8] NASA Extragalactic Database, http://nedwww.ipac.caltech.edu/ [9] Eckardt, S.: Gekrümmte Galaxienscheiben; in: Blick in die Forschung, SuW 38, 224 (3/1999) [10] Johannsmann, D.: Verdrehte Galaxien; SuW 27, 583 (10/1988)

Abb. 6: Auch hier sind sich zwei Galaxien sehr nahe gekommen. Ob die beiden Komponenten NGC 7253A und B eines Tages kollidieren werden, ist aber nicht bekannt. Teleskop und CCD-Kamera wie in Abb. 1, Belichtungszeit 4 mal 10 Minuten. Autor: Bernd Flach-Wilken. 36 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Das LRGB-Verfahren mit Filmemulsionen in der digitalen Dunkelkammer vom Spiegelteam (Stephan Eisenhauer, Roland Eberle und Volker Wendel)

Der Astrofotograf von heute, der ein hohe Auflösung erzielen soll, da wir sehr denen man am PC eine gelungene kon- gelungenes Negativ oder Dia erzeugt viel mit Kodak Technical Pan arbeiten, trastreiche, farbneutrale und hochaufge- hat, steht vor der Frage, auf welchem der eine besonders hohe Scanauflösung löste Darstellung vom Conus-Nebel- Weg er das Himmelsmotiv reproduziert, benötigt, als auch vor allen Dingen Komplex kommt. Ein Ausschnitt des auf chemischen Weg im Farb- bzw. Mittelformatvorlagen verarbeiten kann. Vollbildes ist als Titelbild dieses Heftes Schwarz-Weiß-Labor, oder, was immer Die Wahl fiel hier auf den UMAX zu sehen. weiter verbreitet ist, auf dem Weg der Powerlook 3000, der unsere Ansprüche Umwandlung in digitale Form und zur vollsten Zufriedenheit erfüllen kann. Arbeitsschritte anschließender Weiterverarbeitung am Für den Conus-Nebel lagen uns ein Computer. Im Folgenden möchte das Ziele Technical Pan-Negativ (gehypert) sowie Spiegelteam anhand einer Aufnahme Unsere Ziele, die wir mit dem LRGB- zwei Kodak Ektachrome 200 prof.-Dias des Conus-Nebels einen möglichen Verfahren verfolgen, sind die kontrast- vor. Das Rosetten-Nebel-Bild auf gehy- Bildverarbeitungsweg am PC mit Hilfe reiche und möglichst tiefe Darstellung in pertem Technical Pan wurde mit einem verschiedener Software aufzeigen. Kombination mit einer hohen Detail- OG590-Kantenfilter 100 Minuten mit auflösung von großflächigen Deep-Sky- einem 15"/f5,2-Newton belichtet. Entwic- Grundlagen Objekten. Für uns erschwerend ist die kelt wurde 8 Minuten in Dokumol bei Die wichtigsten Aspekte für gelungene Tatsache, daß wir teilweise an erheblich 20°C. Die E200-Aufnahmen wurden mit Ergebnisse am heimischen PC sind durch künstliche Lichtquellen aufgehell- einem 14"-Hypergraph bei f3,3 12 Min. neben einem guten Teleskop ein oder ten Standorten arbeiten, die es sehr ohne Filter belichtet und ungepusht im besser mehrere gute Negative und ein schwer machen, schwache Nebelaus- E6-Prozess verarbeitet. Ziel des LRGB- sehr guter Scanner, der fehlerlos und mit läufer oder ähnliches zu zeigen. Prädes- Verfahrens ist es, den Luminanz (L)- hohem Dynamikumfang auch dunkle tiniert für dieses Arbeitsgebiet sind der Kanal hochaufgelöst zu fotografieren Dias digitalisiert. Astroaufnahmen wer- gehyperte Technical Pan 6415, der meist und mit einem Farbbild, das eine deut- den von den drei Astrofotografen des mit Filtern eingesetzt wird sowie die lich schlechtere Auflösung haben kann, Spiegelteams mit Teleskopen erzeugt, Möglichkeiten, die man mittels Detail- zu kombinieren. Beim Vergleich der hier die es ermöglichen, bei hoher Licht- ausarbeitung am PC hat, so daß an verwendeten unterschiedlichen Farb- stärke scharfe Abbildungen von Sternen unseren drei Standorten mit durch- emulsionen ist festzustellen, daß das von der Mitte bis zum äußeren Rand des schnittlichen Sterngrenzgrößen im Zenit Auflösungsvermögen des Technical Pan 6x7-Formats zu erzeugen. von 5,5 - 6,2 mag auch in sehr lichtver- ungefähr doppelt so hoch wie das des Um zu optimalen Scans zu kommen wur- schmutzten Gegenden zum Horizont hin E200 ist. Bei der Kombination der bei- den ca. DM 10.000,- mit einem weiteren Ergebnisse von befriedigender Qualität den auf den ersten Blick recht unter- Sternfreund in einen gemeinsamen entstehen können. Im Folgenden wollen schiedlichen Vorlagen erkennt man auf Scanner investiert, der einerseits eine wir die Arbeitsschritte aufzeigen, mit den ersten Blick, daß die Auflösung und

Abb. 1: Abb. 2: So sieht der Originalscan des 100 Minuten belichteten Darstellung der Maske, die zum Abzug der Vignettierung Technical Pan-Bildes des Conus-Nebels am 15"-Newton aus. vom Originalbild hergestellt wurde. Wichtig ist es, diese Deutlich ist die Vignettierung (Randabschattung) zu erken- Maske als Negativ umzuwandeln, was hier aus Darstellungs- nen. Norden ist rechts. gründen noch nicht geschehen ist. Bei Masken von Farbvor- lagen ist es wichtig, diese als Graustufenbild umzuwandeln, um Farbstiche zu vermeiden. FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 37

Abb. 3: Völlig unvignettiertes Technical Pan-Bild vom Conus-Nebel nach Abzug der Maske. Norden oben. die Details vom Schwarz-Weiß-Bild ist die deutlich erkennbare Vignettier- eine nicht so leichte Aufgabe. stammen, das durch die Farbinformation ung, die bei einem großen Objekt wie Abbildung 1 zeigt den vignettierten Ori- des Diafilms bei der Mittelung beider dem Conus-Nebel bis in die äußeren ginalscan des Technical Pan-Bildes. Bilder eingefärbt wird ohne daß die Nebelstrukturen verläuft. Was man im Diese Datei wird in einem gängigen schlechtere Auflösung des E200 sichtbar Fotolabor mit Nachbelichten und Abwe- Bildverarbeitungsprogramm wie Photo- wird. Problematisch bei der Verarbeitung deln versucht zu beseitigen, ist am PC shop oder Paint Shop Pro dupliziert, 38 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

damit man nicht aus Versehen den Roh- muß. Komposits werden mittlerweile Das fertige Farbbild mit Kodak Ektach- scan verändert und speichert. Anschlies- von uns ausschließlich mit Registar rome 200 prof. des Conus-Nebels ist in send wird das Duplikat mit dem Gauss- erstellt. Abbildung 4 zu sehen. Es ist gelungen, Weichzeichner mehrmals mit maximal Die beiden eingescannten E200-Auf- hier viele schwache Nebelausläufer aus- möglichem Radius weichgezeichnet. Es nahmen werden nun mittels des zuarbeiten, die auf dem Rohscan kaum entsteht eine Maske, die nur noch den Average-Befehls in Registar übereinan- erkennbar sind, jedoch eine Schwärzung Helligkeitsverlauf des Originals zeigt, dergelegt. Dieser Befehl mittelt die bei- auf dem Dia bei der nächtlichen jedoch keinerlei Einzelheiten mehr den Bilder, so daß einerseits eine Belichtung erzeugt haben. (Abbildung 2). Im Zweifelsfall müssen Rauschminderung, andererseits indirekt helle Sterne oder Nebelteile aus dem eine Kontraststeigerung erzielt wird. Trotzdem ist der Kontrast und die Bild entfernt werden. Die Maske wird Diese Vorgehensweise ermöglicht somit Detailfülle gerade in den schwachen nun in ein Negativ gewandelt, so daß eine deutliche Informationssteigerung. Nebelpartien nicht übermäßig. Um dies die Ecken hell sind, die Mitte dunkler. Wichtig ist unseres Erachtens, daß die zu erreichen, wird nun das fertige Den Kontrast sollte man leicht reduzie- Vignettierung der Farbbilder bereits vor Farbbild mit dem bearbeiteten Technical ren. Das Bild wird abgespeichert. der Mittelung entfernt ist. Dies geschieht Pan-Bild kombiniert. Dies kann per Anschließend wird das für viele Kompo- wieder wie oben aufgezeigt, jedoch muß Mittelung beider Bilder zu je 50% sitfunktionen unerläßliche Programm man hier bei der Maskenerstellung geschehen. Ein besseres Ergebnis, weil Picture Window (Infos im Internet unter: unbedingt darauf achten, daß man die kontrastreicher und farbtreuer ist folgen- http://www.dl-c.com) aufgerufen. Hier farbige Maske vor dem Einblenden in de Methode: Das TP-Bild sowie das werden über die Befehle „Transfor- das Original als Graustufenbild umwan- E200-Bild werden in Registar gegensei- mation➠ Composit!” beide Bilder mit delt! Geschieht dies nicht, erzeugt man tig registriert und abgespeichert. Nun der Funktion „blend” miteinander ver- irreparable Farbstiche im unvignettierten werden beide Bilder im Photoshop schmolzen, wobei das Originalbild als Bild. geöffnet und in eine 8-bit-Datei per Input-Bild gewählt wird, die Maske als Modusänderung gewandelt. Das Farb- Overlay. Nun muß man ein wenig pro- Das nun fertige E200-Komposit wird mit- bild wird vom RGB- in den LAB-Modus bieren, mit wieviel Prozent man die tels Farb- und Gradationskurvenänder- konvertiert. Anschließend kann man sich Maske gewichtet. Ergebnisse zwischen ungen in das endgültige Farbbild ge- mit dem Befehl „Kanäle zeigen” das in 40 und 55 % sind meist richtig. Mit dem wandelt. Die Erklärung bzgl. der einzel- L, A und B aufgesplittete Bild anschau- Befehl „Apply” wird das endgültige Bild nen Bearbeitungsschritte, die wir aus- en, wobei L für Luminanz steht. Der erzeugt. Dieser Vorgang läßt sich übri- schließlich in Photoshop ausführen, Inhalt des L-Kanals wird nun gelöscht gens ebenso mit der Ebenenfunktion im würde den Rahmen dieses Beitrags (Auswahl, Entferntaste) und durch das Photoshop selbst erzeugen. sprengen, hier ist es sinnvoll, sich über TP-Bild ersetzt in dem man das TP-Bild Dieses neue Bild sollte im Optimalfall entsprechende Software-Literatur fortzu- anklickt und dann die Befehlskette keine Vignettierung mehr zeigen. bilden und eigene Experimente anzu- Auswahl, alles auswählen und kopieren Messen kann man dies mit der Pipetten- stellen. Eine Fundgrube an Bildverarbei- verwendet. Nun wählt man den leeren Funktion in vielen Programmen, in dem tungstips für Adobe Photoshop gibt Jerry Luminanzkanal des Farbbildes und fügt man sich die Helligkeitswerte von der Lodriguss auf seiner Homepage unter über die Befehle Bearbeiten und Bildmitten zu den Ecken hin anschaut, http://www.astropix.com/INDEX.HTM Einfügen das im Zwischenspeicher diese sollten völlig gleichmäßig sein. befindliche TP-Bild ein. Jetzt ist es möglich den Kontrast anzu- Wichtig ist an dieser Stelle unserer heben, um auch die bis in den Meinung nach der kritische Blick des Das fertige Ergebnis kann man sich Randbereich hineinragenden Nebelstruk- Anwenders, denn allzu oft wird an die- direkt mit einem Klick auf den LAB- turen sichtbar zu machen. Das fertige ser Stelle übertrieben, so daß die Farben Kanal anschauen. In diesem Stadium Ergebnis zeigt Abbildung 3. unnatürlich wirken. In diesem Zusam- lassen sich auch noch bequem Änderun- menhang muß an dieser Stelle verdeut- gen am Luminanz-Kanal vornehmen, Nun ist es an der Zeit, die beiden licht werden, daß diese hier beschriebe- falls beispielsweise der Kontrast der ein- Farbdias für die Kombination mit dem ne Methode keinerlei Anspruch auf eine gefügten TP-Aufnahme gewählt wurde. fertigen Schwarz-Weiß-Bild vorzuberei- reale Farbdarstellung der Deep-Sky- Ist man mit dem Bild zufrieden, konver- ten. Für den hier besprochenen Fall Objekte erhebt! Dies ist mit gängigen tiert man das Ergebnis zurück in den lagen zwei Conus-Nebel-Aufnahmen aus Farbfilmen nicht möglich, da diese prin- RGB-Farbbereich. Nun können noch unterschiedlichen Nächten vor, die zu zipiell unterschiedliche Gewichtungen abschließend leichte Korrekturen wie dem noch zueinander verdreht waren. Ihrer Farbschichten aufweisen. In unse- beispielsweise Schärfungen oder Ände- Ein ebenfalls hervorragendes Programm rem Fall werden darüber hinaus noch rungen an der Farbsättigung vorgenom- zum Erstellen von Komposits nennt sich Sterne, die rötlich erscheinen, durch das men werden. Das fertige LRGB-Conus- „Registar”. Eine Demoversion mit 15 rotgefilterte Luminanzbild betont, das Nebelbild ist als Ausschnitt als Titelbild Freiversuchen kann man unter http: diese naturgemäß deutlicher zeigt. dieses Heftes zu sehen. Es vereint die //www.aurigaimage.com/ herunterladen. Dieser Effekt ist jedoch nicht dramatisch. Vorzüge beider Aufnahmen, einerseits Das Programm ermöglicht es sogar ver- Eine, dem Auge entsprechende, farbrea- den Kontrast und die strukturierte drehte Bilder automatisch miteinander listische Darstellung läßt sich nur im Aufzeichnung schwacher Konturen der zu registrieren und zu kombinieren, sogenannten Dreifarbkomposit-Verfahr- TP-Aufnahmen sowie andererseits die ohne daß der Anwender etwas dazu tun en verwirklichen. Farbinformationen der E200-Aufnahme. FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 39

Sicherlich ist dieser hier aufgezeigte Programme ist nicht auf die von uns Verfahren sind im Internet auf der Weg nicht der einzig Mögliche, jedoch angesprochenen begrenzt, es gibt hier Homepage des Spiegelteams unter hat er sich in der Praxis als recht einfach sicherlich noch andere, uns unbekannte http://www.spiegelteam.de zu sehen. durchführbar gezeigt. Auch die Wahl der Software, die diese Technik ermöglicht! für die Bildverarbeitung verwendeten Weitere Bildbeispiele für das LRGB-

Abb. 4: Völlig unvignettiertes E200-Bild des Conus-Nebels fotografiert mit einem 14"-Hypergraphen bei f3,3. Komposit aus 17 und 22 Minuten belichteten Dias. Norden oben. 40 FACHGRUPPEN > ASTROFOTOGRAFIE & DEEP SKY

– Zwerggalaxien – Ein Projekt der VdS-Fachgruppen Astrofotografie und Visuelle Deep Sky-

Das Spektrum der Beobachtbarkeit spannt sich von „leicht” bis „extrem schwierig”. Irreguläre Systeme mit inter- stellarer Materie und hellen Sternent- stehungsgebieten sowie elliptische Zwerge mit hoher Sterndichte im Kern- gebiet sind grundsätzlich einfacher zu sichten oder abzubilden als sphäroide Typen (dSph für „dwarf spheroidal”) mit geringer Masse, sehr lockerem Stern- aufbau und äußerst geringer Flächen- helligkeit. Dabei sollte man sich vor Augen halten, dass die Teleskopöffnung und eine optimale Austrittspupille zwar wesentliche Voraussetzungen für die Beobachtbarkeit darstellen, dass aber letztlich auch die Transparenz und Dunkelheit des Nachthimmels am Beob- achtungsort darüber entscheiden, wel- che Zwerggalaxie noch gesichtet bzw. fotografiert werden kann. Schließlich geht es doch darum, um wieviel die Flächenhelligkeit der hellsten Galaxien- partien über der allgemeinen Helligkeit des Nachthimmels liegt. Das allein bestimmt den Objektkontrast, der durch das Teleskop und seine Technik lediglich verstärkt und in den Empfänger – Auge oder Kamera – übertragen wird. Mit diesem Artikel sprechen wir nicht nur die Fachgruppenmitglieder an, son- dern auch alle anderen interessierten Sternfreunde, die sich am Projekt „Zwerggalaxien” beteiligen wollen. Die von uns erarbeitete Gesamttabelle bein- haltet eine sehr große Auswahl an Zwerggalaxien für Beobachter und Abb. 1: Fotografen. Anstatt dass wir eine kleine, Im Schützen befindet sich die Zwerggalaxie NGC 6822, ein recht helles Mitglied fest umrissene Liste ganz bestimmter der Lokalen Gruppe. Als irreguläres System verfügt sie über eine Menge an inter- Zwerge vorgeben, lassen wir die Interes- stellarer Materie. Besonders im Nordbereich gibt es einige große Gasnebel. Die senten selbst entscheiden. Allerdings ist Aufnahme entstand auf Farm Tivoli, Namibia. Kodak Ektar 100 (hyp) wurde mit an dieser Stelle nur eine Kurztabelle einem Celestron 11 (Shapley-Linse f/7) 2 Stunden lang belichtet. Bildautoren: abgedruckt. Wer die Gesamttabelle Peter Riepe, Stefan Binnewies und Dieter Sporenberg. möchte, wende sich an die Fachgruppen. Die Gesamttabelle lässt genügend Nach dem erfolgreich verlaufenen Zwerggalaxien. Diese Objekte kleiner Experimentiermöglichkeiten für Jeder- Projekt „Wechselwirkende Galaxien” realer Ausdehnung mit teilweise sehr mann offen – egal, welches Teleskop steht jetzt eine neue Idee an. Beide geringen Flächenhelligkeiten kommen zum Einsatz kommt. Da viele Amateure Fachgruppen – visuelle Beobachter und nicht nur in der Lokalen Galaxiengruppe inzwischen auch auf die Südhalbkugel Astrofotografen – haben sich zum Ziel in großer Zahl vor, sondern auch in reisen, sind Zwerggalaxien des Südhim- gesetzt, unscheinbare extragalaktische benachbarten Galaxienansammlungen mels mit einbezogen. Sternsysteme gezielt aufzuspüren, die und -haufen. FACHGRUPPEN > ASTROFOTOGRAFIE & DEEP SKY 41

Das Projekt soll Klärung verschiedener während der Aufnahme am Ort fest- Lichtsammelvermögen eine wichtige Fragen bringen. Zunächst einmal aus gestellte visuelle Sterngrenzgröße Größe bei schwachen Objekten. Es nützt fotografischer Sicht: als Kriterium dienen. aber nichts bei kleinem Gesichtsfeld. f) Es gibt „problematische” Viele Zwerggalaxien sind ausgedehnte a) Welche Zwerggalaxien der Lokalen Zwerggalaxien wie die sphäroiden Objekte mit sehr geringer Flächen- Gruppe lassen sich möglicherweise Typen, die sich aufgrund ihrer helligkeit, heben sich also nur sehr mit Amateur-Teleskopen in Einzel- schwachen Einzelsterne nur sehr schwach vom Himmelshintergrund ab sterne auflösen? Falls das klappt, schwer vom Himmelshintergrund (Extremfall: Ursa Minor dwarf [is 19, S. welche Sterngrenzgrößen können in lösen lassen. Welche fototechnischen 69]). Man braucht also ein großes den Zwerggalaxien bestimmt werden? Probleme entstehen beispielsweise Gesichtsfeld, mithin eine geringe b) Sind Aussagen über Farben zu treffen? bei der Aufnahme ausgedehnter Vergrößerung. Wie bereits oben erwähnt - Farben der Galaxie als Ganzes, dSph-Typen wie Draco Dwarf oder heißt das Zauberwort „Austrittspupille” - Farben heller Einzelsterne. Ursa Minor Dwarf? AP=Öffnung/Vergrößerung. Großflächige c) Können mit größeren Amateur-Tele- g) Interessant wäre die Überprüfung Objekte erscheinen dann am hellsten, skopen eventuell Veränderliche auf- von Positionen ganz bestimmter, wenn der Durchmesser des aus dem gefunden werden? in der Tabelle mit „P” markierter Okular austretenden Lichtbündels genau d) In welchen Zwerggalaxien sind Dwarfs. Beispiel: Bei EGB 0427+63 so groß ist wie die Öffnung der Augen- Objektdetails wie Assoziationen, weichen die Positionsangaben in pupille. Das Auge empfängt dann das Sternhaufen, HII-Regionen und unterschiedlichen Quellen um bis zu meiste Licht. Bei genügender Dunkelan- absorbierende Materie fotografierbar, 30" in Alpha und 25" in Delta von- passung beträgt dieser AP-Wert 6-8 mm. ggf. mit Filtereinsatz? einander ab. Damit wird es sogar möglich, Zwerg- e) Wo liegt die Grenze der Nachweis- galaxien auch mit kleiner Öffnung visuell barkeit von sehr lichtschwachen Aus Sicht der visuellen Beobachter muss zu beobachten (für einen 8-Zöller ergibt Zwerggalaxien? Ab welcher Helligkeit zunächst einmal grundsätzlich festge- sich bei 30x eine optimale AP von 7 mm). des Himmelshintergrundes werden stellt werden: Zwerggalaxien sind ein Schaut man sich die für die Astrofoto- diese Zwerggalaxien für ein ganz extrem schwieriges Feld! Allerdings grafen wichtigen Punkte a) bis g) aus bestimmtes Teleskop fotografisch besteht der Irrglaube, nur große Instru- visueller Sicht an, so ist folgendes zu unbeobachtbar? Dazu könnte die mente seien geeignet. Natürlich ist das bemerken. Eine Auflösung in Einzel-

Abb. 2: Bernd Flach-Wilken belichtete die Galaxiengruppe M 81, M 82 und NGC 3077 im Großen Bären mit seiner FFC 3,2/940 mm 45 Minuten auf TP 6415 (hyp), hier in Negativdarstellung. Zur Unterdrückung des kurzwelligen Streulichtanteils diente ein Filter GG 385. Der stark im Kontrast angehobene Bildausschnitt rechts zeigt wenige Bogenminuten östlich von M 81 (Pfeil) die Zwerggalaxie Holmberg IX. Obwohl sie zu den bekannten Dwarfs der M 81-Gruppe gehört, dürfte sie für viele Leser neu sein. Forsten Sie doch einmal Ihre M 81-Aufnahmen durch, ob Sie Holmberg IX erfasst haben! 42 FACHGRUPPEN > ASTROFOTOGRAFIE & DEEP SKY

sterne (a) erfordert sehr große Öffnun- Palomar-Kugelsternhaufen üben! Punkt „Einführung in die visuelle Deep-Sky gen (jenseits von 20 Zoll), ist also sicher (g) ist wohl den Fotografen vorbehalten, Beobachtung” aufgeführt sind (erhältlich visuell kein Thema. Damit verbunden ist doch das Zentrum eines ausgedehn- auf unserer Webseite www.fachgruppe- erübrigen sich auch Aussagen über ten Objektes visuell praktisch nicht fest- deepsky.de). Farben (b) oder Veränderliche Sterne (c). stellbar. Die Projektdauer soll nach Erscheinen Man kann froh sein, überhaupt etwas zu Welche Beobachtungsfakten werden dieses Aufrufs zwei Jahre betragen. sehen! Punkt (d) ist aber interessant benötigt? Astrofotografen sollten unbe- Beobachtungsergebnisse (Zeichnungen, und z.B. ein Schwerpunkt der Arbeiten dingt Angaben zu Aufnahmeort, Tele- Texte) bitte an die VdS-Fachgruppe von Jens Bohle und Rich Jakiel. Oft las- skop, Aufnahmebrennweite, Film/CCD- Visuelle Deep Sky-Beobachtung senden, sen sich Knoten identifizieren, die nichts Kamera, Belichtungszeit, Filter, aufnah- Aufnahmen (Fotos/CCD-Files) bitte an anderes als riesige HII-Regionen oder metechnische Zusatzangaben (Binning, die Fachgruppe Astrofotografie weiterrei- Supersternhaufen (SSC) darstellen, die gepushte Entwicklung, Shapley-Linse chen. Zu gegebener Zeit wird ein Bericht durch ihre gebündelte Leuchtkraft sicht- u.a.), visuelle Sterngrenzgröße etc. mit- zum Thema „Die Beobachtung von bar werden. Ein einfaches Beispiel ist liefern. Visuelle Beobachter sollten vor Zwerggalaxien durch Amateure” folgen. etwa die riesige Sternentstehungsregion allem versuchen, das Objekt zu zeich- Ihre Ergebnisse (visuelle Beobachtungen NGC 604 in unserer Nachbargalaxie M nen. Dabei sind Angaben über die und fotografische Resultate) werden so 33. Punkt (e) hatten wir oben schon dis- Grenzgröße (fst am Ort des Objekts), weit wie möglich einbezogen. kutiert. Wichtig ist hier auch eine das Seeing und die Himmelshelligkeit Viel Erfolg bei der Zwergenjagd! Einschätzung der Helligkeit des von Bedeutung. Natürlich sollten auch Himmelshintergrundes (mag/arcmin2). Zu Öffnung und Brennweite des Teleskops FG Astrofotografie: (f): Klar ist auch visuell, dass die ver- nicht fehlen. Wichtig sind vor allem die c/o Peter Riepe, Lortzingstr. 5, 44789 Bochum, schiedenen Typen unterschiedlich verwendeten Okulare (Typ, Brennweite, [email protected] schwierig sind. Extrem sind auch hier Gesichtsfeld), daraus lässt sich die AP die sphärischen Galaxien (dSph), die bestimmen. Grundsätzlich gelten die FG Deep-Sky: fast keine zentrale Verdichtung zeigen. Tipps für die visuelle Beschreibung, wie c/o Wolfgang Steinicke, Gottenheimerstr. 18, Man kann vorab schon einmal bei den sie in unserer Informationsschrift 79224 Umkirch, [email protected]

Objekt Zweitname α (2000) δ Galaxientyp Ø (arcmin) mag FLH D (kpc) Gruppe WLM DDO 221 00 01 58 -15 27 39 IrrIV-V ; IB(s)m 11.5 x 4 11.0v 20.36±0.05 925 Lokale Gruppe NGC 147 DDO 3 00 33 12 +48 30 29 dSph/dE5 13.2 x 7.8 9.4v 21.6±0.2 725 M 31 And III PGC 2121 00 35 34 +36 29 52 (P) dSph 4.5 x 3.0 14.2v 24.5±0.05 760 M 31 NGC 185 UGC 396 00 38 58 +48 20 12 dSph/dE3 11.7 x 10 9.1v 20.1±0.4 620 M 31 And I PGC 2666 00 45 40 +38 02 28 (P) dSph ; E3p? 2.5 x 2.5 12.8v 24.4±0.01 805 M 31 Scl Dwarf ESO 351-G030 01 00 09 -33 42 33 dSph 40 x 31 8.5v 23.7±0.4 79 Milchstr. IC 1613 DDO 8 01 04 46 +02 07 04 (P) IrrV ; IBm 16 x 15 9.6v 22.8±0.3 700 M 31/LG And II PGC 4601 01 16 30 +33 25 09 dSph 3.6 x 2.5 12.7v 24.5±0.05 525 M 31 For Dwarf ESO 356-G004 02 39 59 -34 26 57 dSph 17 x 13 7.6v 23.4±0.3 138 MW NGC 1156 UGC 2455 02 59 43 +25 14 15 Sm ; IB 3.3 x 2.8 11.7v 21.9 v = 382 Cam A PGC 166082 04 25 16 +72 48 21 Irr (LSB) 3.7 x 2.1 13.8v - - - NGC 1569 UGC 3056 04 30 50 +64 50 53 IB ; SmIV 3.7 x 1.8 11.0v 20.7 v = -88! EGB 0427+63 UGCA 92 04 32 05 +63 36 49 dIrr ; Im 2 x 1 13.9v 23.9±0.3 1300 M 31 NGC 2366 DDO 42 07 28 54 +69 12 52 IB ; SbmIV-V 7.8 x 2.6 11.3v 23.5 v = 100 Holmberg II DDO 50 08 19 13 +70 43 07 dIrr 9.0 x 6.0 11.1p - - - Mailyan 47 PGC 28731 09 57 03 +68 35 31 dE 1.2 x 1.0 14.6v - - M 81 ? Holmberg IX DDO 66 09 57 30 +69 02 52 dIrr 2.5 x 2.0 14.6p - - M 81 Sextans B DDO 70 10 00 00 +05 19 56 dIrr ; ImIV-V 5.1 x 3.5 11.4v - 1345 N-3109 NGC 3109 DDO 236 10 03 07 -26 09 32 IrrIV-V ; SBm 10 x 1.5 9.9v 23.6±0.2 1250 N-3109 Leo I DDO 74 10 08 27 +12 18 27 dSph 9.8 x 7.4 10.1v 22.4±0.3 250 Milchstr. IC 2574 DDO 81 10 28 21 +68 24 43 SAB(s)m 13.2 x 5.4 10.4v - - M 81 Leo II DDO 93 11 13 29 +22 09 17 dSph ; E0pec 12 x 11 12.0v 24.0±0.3 205 Milchstr. NGC 4449 UGC 7592 12 28 14 +44 05 40 SmIV 6.2 x 4.9 9.7v 20.4 v = 203 CVn I GR 8 DDO 155 12 58 40 +14 13 00 dIrr ; ImV 1.1 x 1.0 14.4v 22.3±0.2 1590 Vir-LG UGCA 320 DDO 161 13 03 17 -17 25 23 IBm 8.0 x 1.0 12.5v - v = 744 - UMi Dwarf DDO 199 15 09 10 +67 12 52 dSph 30 x 19 10.3v 25.5±0.5 66 Milchstr. Dra Dwarf DDO 208 17 20 19 +57 54 55 (P) dSph 36 x 25 10.9v 25.3±0.5 82 Milchstr. NGC 6822 DDO 209 19 44 56 -14 47 51 IrrIV-V ; IBm 16 x 14 9.1v 21.4±0.2 490 LG Aqu Dwarf DDO 210 20 46 52 -12 50 53 dIrr/dSph 2.2 x 1.1 14.7v - 800 LG Peg DIG DDO 216 23 28 36 +14 44 35 dIrr ; dSph 5.0 x 2.7 12.0v - 955 LG Tabelle 1: „Kleine Liste” der Zwerggalaxien: Die meisten Spaltenüberschriften erklären sich selbst. Bei der scheinbaren Helligkeit (mag) bedeutet ein angehängtes „v” die visuelle, ein „p” die fotografische Helligkeit. Die Flächenhelligkeit (FLH) ist in mag/arcsec2 angegeben. D ist die Objektdistanz in kiloparsec. Fehlt die Distanzangabe, so ist die Radialgeschwindigkeit in km/s genannt. Die Positionsangaben fallen in verschiedenen Quellen sehr unterschiedlich aus, im Falle starker Abweichungen ist die wahr- scheinlichste Position mit einem „P” versehen. Anzeige 1/1 Seite- hoch Baader

!!!Film-Montage!!! 44 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

Galaxien von besonderer Natur und interessanter Formgebung – Ein fotografisches Projekt von Peter Bresseler

Bei der Beobachtung von Galaxien von sem Zusammenhang bedeutet das interessanter Form und außergewöhnli- Formgebung, Detailreichtum, Anomalien cher Gestalt kann man sich fast sicher und Wechselwirkung mit benachbarten sein, dass sich darunter Objekte des Objekten. Insbesondere reizte mich die „Atlas of peculiar galaxies” [1] befinden. Darstellung von Materiebrücken, auch Der Katalog stammt vom amerikani- um gravitative Wechselwirkung mit schen Astronomen Halton C. Arp, der in Amateurmitteln nachzuweisen. den 60er und 70er Jahren wechselwir- kende Galaxien untersuchte. Der Atlas Widerspruch mit dem Hubble-Effekt beinhaltet über 330 Einträge von Hinterfragt man die Natur dieser teilweise Galaxien, -Paaren und -Gruppen von exotisch anmutenden Galaxien, stößt besonderer Natur, wobei Redundanzen man unweigerlich auf die Person von mit Katalogen wie New General Catalog Halton Arp und seinen Studien, die nach (NGC), Vorontsov-Velyaminow (VV), der Veröffentlichung im Astrophysical Morphological Catalogue of Galaxies Journal 1966 kontrovers diskutiert wur- (MCG), Catalogue of Principal Galaxies den. Im Grunde genommen ließen seine (PGC) etc. gegeben sind. Allein 11 Abb. 1: Untersuchungsergebnisse an der Richtig- Einzelobjekte des Messierkatalogs fin- Halton C. Arp keit der Urknalltheorie zweifeln bzw. den wir bei Arp wieder. Die Mehrzahl der standen im Widerspruch zum Hubble- untersuchten Galaxien sind gravitativ ganzjähriges Beobachtungspotenzial. Effekt. Blicken wir zurück... miteinander verbunden, zumindest deu- Noch als „mobiler” Beobachter fotogra- Im Jahr 1923 stieß Vesto M. Slipher, ten Materiebrücken und Anomalien dar- fierte ich sporadisch, je nach Sichtbar- Leiter des Lowell Observatoriums in auf hin. keit und Jahreszeit, unterschiedliche Arp- Arizona, auf den seltsamen Befund. Objekte. Nachdem ich Slipher zeigte, dass sich von 41 nunmehr einen sta- Spiralgalaxien 36 von uns fort bewegen tionären Beobacht- und lediglich fünf auf uns zu. Der ungsplatz in Form Astronom hatte die Spektren der einer Sternwarte im Galaxien untersucht und die gefundenen Dach des Hauses ein- Rot- und Blauverschiebungen der gerichtet habe und Spektrallinien als Dopplereffekt gedeu- kleinen Beobacht- tet. Howard Robertson wies 1928 nach, ungsprogrammen dass aufgrund Sliphers Messungen und nachkommen kann, der sehr genauen Cepheiden-Entfer- nahm ich im Winter nungsbestimmungen von Edwin Hubble

Abb. Arp-Nr. andere Katalog-Nr. Tel. Blende Kamera Bel.-Zeit 2 316 NGC 3190 10" f/5,5 ST-7 1200 s Abb. 2: 3 094 NGC 3226 +27 C14 f/7 ST-9E 1200 s 4 120 NGC 4438 +35 C14 f/7 ST-9E 1200 s Arp 316 5 138 MCG +04-28-109/110 C14 f/7 ST-9E 1200 s 6 117 IC 0982 +983 C14 f/7 ST-9E 1500 s Tabelle 1: 7 199 NGC 5544 +45 C14 f/7 ST-9E 1200 s Daten zu den abgebildeten Aufnahmen 8 122 NGC 6040A + B C14 f/7 ST-9E 1200 s

Motivation und Frühjahr 2001 gezielt Objekte dieses die Rotverschiebung gleichmäßig mit Die Formenvielfalt von Galaxien haben Kataloges auf. der Entfernung zunimmt. Ein Jahr später mich schon seit je her fasziniert, so dass Einige Ergebnisse dieses Projektes wur- untermauerte Hubble diese Theorie mit ich mich der langbrennweitigen Deep- den separat illustriert und dokumentiert neuen Messungen. Diese Theorie Sky-Fotografie dieser Objekttypen ver- [2], andere Ergebnisse sind in das beschreibt in Form des Hubble-Gesetzes schrieb. Der Arp-Katalog – als eine Fachgruppenprojekt „Wechselwirkende die Expansion des Raumes, wobei ein Auswahl an pekuliären Galaxien, interak- Galaxien” [3, 4] eingeflossen. Dazu zähl- linearer Zusammenhang zwischen Ro- tiven Paaren und Gruppen – bietet ten auch selten gezeigte Objekte und tverschiebung und Entfernung der visuell und fotografisch eine Menge solche von besonderer Gestalt. In die- Galaxien [5] zugrunde liegt. FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE 45

war als das der benachbarten Haupt- an seltenen guten Tagen sogar bis 5,2 galaxie [6, 7]. mag. Bis auf die hier illustrierte NGC Von seinen Berufskollegen kritisiert, 3190 – Gruppe, die ich mit einem 10" wurden ihm die Beobachtungszeiten an SCT in Verbindung mit einer ST-7 ABG dem 5 m-Spiegelteleskop am Mount aufnahm, wurden die jüngeren Palomar Observatorium in den USA und Aufnahmen mit meinem Celestron C14 später in Chile gestrichen. Selbst in den (356/3911) bei f/7 gewonnen. Mithilfe USA war dies ein derart erstaunlicher eines Lumicon Giant Easy Guiders wurde Vorgang, dass die „Los Angeles Times” die Primärbrennweite auf ca. 2.500 mm vom 15. Februar 1982 auf Seite 1 aus- reduziert. Eine SBIG ST-9E [8] diente mir führlich über diese Angelegenheit als „Photonensammler”. In der CCD- berichtete. Ohne Zugang zu Großtele- Kamera ist der Kodak Chip KAF-0261E skopen lebt Halton Arp heute in implementiert, ein Chip, der sein Poten- München und arbeitet dort am Max- zial nur bei langen Brennweiten kom- Planck-Institut für Astrophysik. Halton promisslos ausspielen kann. Die Winkel- Arp steht mit seinen Thesen nicht allein auflösung pro Pixel beträgt hier etwa da. Auch wenn einzelne Astronomen 1,65 Bogensekunden, das Gesichtsfeld bei entsprechender Konfiguration ca. 14 x 14 Bogenminuten. Um Details dieser winzigen Aufnahmeobjekte adäquat abzubilden, ist in jedem Fall Brennweite erforderlich. Zur Belichtung dieser Deep-Sky-Objekte haben sich 20 - 30 Minuten gut bewährt, wobei diese auf Summation von 4 - 6 Aufnahmen mit je 300 Sekunden Belichtungszeit beruhen. Bei guter Nachführung und entsprechend gutem Seeing lag die stellare Grenzgröße bei 21

Abb. 3 (oben): Arp 94 Abb. 4 (unten): Arp 120

Anfang der sechziger Jahre kam es zur Entdeckung von „quasi stellaren” Objek- ten, sogenannte Quasare, bei denen es sich wegen ihrer extremen Rotver- schiebung um extrem weit entfernte Gebilde handeln musste. Auch Arp stieß bei seiner Durchmusterung auf Quasare, die sich auffällig oft in der Nähe peku- liärer Galaxien befanden. Eine systema- tische Suche ergab, dass eine zufällige Nachbarschaft wenig wahrscheinlich war. In einigen Fällen konnte Arp gar Materiebrücken zwischen Quasar und Abb. 5 (oben): Arp 138 Galaxie ausmachen. Das ergab einen Abb. 6 (unten): Arp 117 krassen Widerspruch, denn Quasare haben eine erhebliche größere Rotver- weiterhin das Modell eines immer- schiebung – und damit auch eine größere währenden, unveränderlichen Univer- Entfernung – als Galaxien, oder aber die sums (Steady State-Modell) vertreten, so gemessenen Rotverschiebungen müs- sind doch die meisten Wissenschaftler sten, zumindest in den beobachteten von der Richtigkeit des Urknall-Modells Fällen, andere Ursachen als die Expan- überzeugt. sion des Universums haben. Arp wies außerdem abweichende spektrale Rot- Standort und Instrumentarium verschiebungswerte einzelner Galaxien Mein Beobachtungsstandort liegt inmit- nach. Arp fand eine Reihe von kompak- ten der 68.000 Einwohner zählenden ten Galaxien, in unmittelbarer Nach- Stadt Lüneburg, ca. 10 Gehminuten vom barschaft von größeren Galaxien, deren Stadtzentrum entfernt. Die Grenzgröße Abb. 7 (oben): Arp 199 Licht stärker zum Roten hin verschoben liegt durchschnittlich bei 5,0 mag (Pol), Abb. 8 (unten): Arp 122 46 FACHGRUPPE > ASTROFOTOGRAFIE

mag. Beim direkten Vergleich mit dem Objekt Typ mag Ø (´) STB α (2000.0) δ POSS II haben sich eigentlich keine gra- NGC 3190 Sa pec 11.0 3,5 x 1,3 Leo 10h 18m 05,77s +21° 49’ 55,8” vierenden Unterschiede gezeigt – ledig- NGC 3193 E2 12.0 3,0 x 2,7 Leo 10h 18m 24,90s +21° 53’ 38,4” lich die kontrastreichere Darstellung war NGC 3187 Sc pec 13.9 3,0 x 1,3 Leo 10h 17m 47,84s +21° 52’ 24,1” auffällig. Das Leistungspotenzial einer NGC 3227 SBa pec 10.8 6,0 x 4,6 Leo 10h 23m 27,00s +19° 53’ 54,3” NGC 3226 E2 pec 11.4 0,7 x 0,6 Leo 10h 23m 27,00s +19° 53’ 54,3” CCD-Kamera kann unter solchen urba- NGC 4438 Sa pec 10.1 9,0 x 2,0 Vir 12h 27m 45,59s +13° 00’ 31,7” nen Bedingungen natürlich voll ausge- NGC 4435 Sb 11.7 2,8 x 2,0 Vir 12h 27m 40,48s +13° 04’ 44,2” schöpft werden. Die geringen Winkel- MCG +04-28-109 E 14.2 1,1 x 0,9 Com 11h 58m 42,63s +25° 02’ 12,2” größen der aufgenommenen Objekte MCG +04-28-110 S? 12.8 0,9 x 0,2 Com 11h 58m 43,22s +25° 02’ 37,8” sind ideal für die kleinen CCD- IC 983 Sbc 12.4 5,4 x 4,6 Boo 14h 10m 04,35s +17° 44’ 01,5” Detektoren. IC 982 S0 14.0 1,3 x 1,3 Boo 14h 09m 59,08s +17° 41’ 45,6” NGC 5544 SBa 13.0 0,4 x 0,3 Boo 14h 17m 02,50s +36° 34’ 17,1” Summa summarum NGC 5545 Sbc 13.0 0,9 x 0,3 Boo 14h 17m 05,09s +36° 34’ 30,0” Das Ergebnis sind (bis jetzt) mehr als 20 NGC 6040A SBc 15.1 1,3 x 0,5 Her 16h 04m 26,82s +17° 45’ 02,6” NGC 6040B S0 pec 14.9 0,8 x 0,8 Her 16h 04m 26,50s +17° 44’ 31,0” Einzelgalaxien, Galaxienpaare und Gruppen des Arp-Katalogs, die allesamt auf meiner Homepage [9] angesehen Tabelle 2 werden können. Nicht selten zeigten sich anonyme, d.h. noch nicht katalogi- sierte Objekte (i.d.R. Hintergrund- Galaxienhaufen, Interstellarum 18, 999 [3/2001] [6] Arp, H.C.: Quasars, and galaxien) auf den CCD-Aufnahmen, die [3] Riepe, P., Binnewies, St., Tomsik, H.: Controversies, Berkeley, 1987 allerdings nicht im direkten Zusam- Das Projekt wechselwirkende Galaxien I, [7] The Astronomical League, Halton C. Arp and menhang mit den illustrierten Objekten VdS-Journal I/2001 (Sommer), 42 the Peculiar Galaxies, zu sehen sind. [4] Riepe, P., Tomsik, H., Bresseler, P.: Das Projekt http://www.astroleague.org/al/obsclubs/arppec/ wechselwirkende Galaxien II, VdS-Journal arphalt.html Literaturhinweise: II/2001 (Winter) [8] Bresseler, P.: Die SBIG ST-9E - Eine CCD-Kamera [1] Arp, H.C.: Atlas of Peculiar Galaxies; ApJ Suppl. [5] Kayser, R.: Licht und Asche des Urknalls, für lange Brennweiten, SuW 40, 676 (2001) Series 14, 1, 1966 SuW SPECIAL Nr. 2: Schöpfung ohne Ende, [9] Bresseler, P.: homepage: http://home.t- [2] Bresseler P., Wenzel, K.: Der Abell 2151 109 [2/1997] online.de/home/pbresseler

Aus dem Pixelkästchen

Die älteste aus dem Trio der zur Zeit Nachweis, ob beim Aufaddieren vieler bei der CB245 – selbst zum Lötkolben gebräuchlichsten Selbstbau-CCD-Kameras, CCD-Bilder sich das Signal-Rausch- greifen kann. die CB245, scheint langsam zum Old- Verhältnis nun verbessert oder nicht, ob Bis dahin sollten aber noch viele timer zu werden. Ihre Anhänger schwö- man sich eine Kamera mit großen oder Hobbyastronomen auf das Erlebnis ren dennoch auf sie! Und es wird schwer kleinen Pixeln anschaffen sollte. Jede eines „first light” mit ihrer Kamera nicht werden, eine im Preis-Leistungsver- Kamera hat ihren Himmel und ihr verzichten müssen. hältnis gleichwertige Kamera in den Fernrohr! Nicht umsonst bevorzugen die Ihr H.-J. Leue hohen Stückzahlen weltweit ein zweites Profiastronomen Kameras mit großen Mal in die Anwendung zu bringen. Pixeln; ihrer Dynamik wegen. Das „Nachfolgemodell” – die Audine – Die scheinbar widersprüchlichen Argum- dürfte ihre experimentelle Phase inzwi- ente in den folgenden Beiträgen impli- schen überwunden haben. Aber von zieren deshalb nicht notwendigerweise einer euphorischen Begeisterung kann, Imperativfunktionen. Eine Weiterent- zumindest im deutschsprachigen Raum, wicklung ist nicht aufzuhalten und sicher nicht die Rede sein. Ich erwarte noch auch nicht in jedermanns Interesse. immer die hochaufgelösten Deep-Sky- So berücksichtigt die MR_084 einige Aufnahmen für die Präsentation im VdS- Features, die bei kommerziellen Sys- Journal! Möglicherweise ist es aber temen, auch im Hinblick auf den Preis, schon ein gutes Stück Selbstverständ- wünschenswert und notwendig wären. lichkeit geworden, daß Eigenbau-Kameras High Tech macht natürlich auch abhängi- gute Bilder liefern können. Die MR_084- ger. Das erleben wir tagtäglich mit dem Kamera, als jüngste Schöpfung, hat ihre PC oder dem Internet-Provider! Und so Bewährungsprobe noch vor sich. wird man in nicht allzu weiter Zukunft Das ist das schöne bei Sonnenbeobachtungen: Filter runter ... Es wird aber sicher keinen Glaubens- keine echten Eigenbau-Kameras mehr und ratzfatz ... schon ist der Kaffee krieg mehr geben – wie früher beim am Markt finden, bei denen man – wie wieder warm! FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 47

Von wegen von gestern! Die CB245 von Rainer Schulze

Auf dem letzten CCD-Treffen in Kirch- die Deep-Sky-Aufnahmen ansieht, die er Brennweite, desto sinnvoller ist es, heim spielte sie keine Rolle mehr: mit der Cookbook-Kamera gemacht hat, einen solchen Chip zu benutzen. Man Niemand benutzte sie, niemand sprach wird feststellen, daß sie hervorragend sollte nicht vergessen, daß die Chips, über sie. Es gab modernere Kameras mit gelungen sind. die in den meisten CCD-Kameras Ver- besseren Chips, die Audine oder die Man kann die Cookbookbilder bis auf wendung finden, für den Einsatz in kurz- MegaTek z. B. oder die Fertigprodukte Postkartengröße vergrößern, ohne daß brennweitigen Videokameras konzipiert der bekannten Firmen. die einzelnen Pixel unangenehm auffal- sind. Ist die CB245 (Abb. 1) also eine Kamera len. Das Bild eines KAF-400 kann man Ein weiterer Grund, auf eine andere von gestern, die man nicht mehr ernst stärker vergrößern. Tauscht man aller- Kamera umzusteigen, wäre die Chip- nehmen kann? dings eine optimal an die Brennweite größe. Bei Aufnahmen von Objekten mit einiger Ausdehnung (Mond, Sonne, viele Der folgende Beitrag soll aufklären. Deep-Sky-Objekte) ist ein größerer Chip Da ist zunächst die Chipgröße. Der immer von Vorteil. Großflächige Chips TC245-Chip ist ziemlich genau so groß mit großen Pixeln (um die 25 µm) wie der bekannte und aktuelle KAF-400 kosten allerdings soviel wie ein guter und damit auch ähnlich groß wie eine Kleinwagen und die ganze Kamera ver- ganze Reihe aktueller Chips aus Japan. doppelt dann noch einmal den Preis. Die Pixel sind beim niedrigsten Binning Man kann mit der CB245 zwar auch allerdings etwa doppelt so lang und großflächige Objekte fotografieren, breit wie die beim KAF-400 und damit indem man mehrere leicht versetzte sinkt natürlich die Pixelzahl des TC245 Aufnahmen macht, doch schon die auf etwa ein Viertel gegenüber dem KAF- Aufnahmeserie kostet besonders bei 400. Das spielt bei Planetenaufnahmen Deep-Sky-Aufnahmen sehr viel Zeit und keine Rolle, denn es gilt die Erfahrung, dann ist das nachträgliche Zusammen- daß 100 bis 200 Pixel den Durchmesser Abb. 1: fügen der einzelnen Teilaufnahmen zu des Planeten abdecken sollen, um gute Die Cookbook-CCD-Kamera CB245 einem Gesamtbild ein recht mühsames Bilder zu erhalten. Das schafft die Geschäft und manchmal, bei hochauflö- CB245-Kamera locker. Mit Hilfe der senden Mondaufnahmen bei schlechtem Okularprojektion ist zudem die Nachver- angepaßte CB245 einfach gegen eine Seeing, gar nicht möglich. größerung so einzustellen, daß ein Pixel Audine mit dem KAF-400 z. B. aus, dann Noch mehr Gründe, sich eine modernere etwa 0,2 - 0,3" am Himmel sieht, wenn enthält das Bild mit dem KAF-400 nicht Kamera zuzulegen, gibt es eigentlich man Planeten- oder Monddetails foto- mehr Informationen. Es hat sie nur über nicht. grafiert. Auch diese Regel ist mit der mehr Pixel verteilt. Wenn man wollte, Modernere Chips haben sicherlich einen CB245 ohne weiteres einzuhalten. könnte man das gleiche Endergebnis niedrigeren Dunkelstrom, eine bessere Bei Deep-Sky-Aufnahmen ist die Brenn- dadurch erreichen, indem man das Bild Quanteneffizienz, also eine bessere Em- weite so zu wählen, daß ein Pixel etwa der CB245 z. B. in ASTROART (einem pfindlichkeit, besonders im Blaubereich, 1,5 - 2,5" am Himmel sieht. Auch das ist Bildbearbeitungsprogramm) mit dem und ein geringeres Ausleserauschen. leicht einzuhalten, bei der CB245 wären Resize-Befehl vergrößert. Das Programm Doch all diese Verbesserungen machen das 1,9 m, wenn man von 2" ausgeht, schiebt dann nach einem bestimmten sich nicht so sehr bemerkbar, wie man bei der ST7 mit dem KAF-400 wären es Algorithmus berechnete Pixel zwischen es zunächst vermuten möchte, denn 0,9 m, ein Wert, der unangenehm kurz ist. die im Originalbild bereits vorhandenen. diese Schwachstellen der CB245 lassen Wegen der seeing-begrenzten Auflösung sich bei der Aufnahme oder bei der Die genannten Angaben (0,2"-0,3"/ 1,5" ist es nicht möglich, mit irgendeiner anschließenden Bildbearbeitung weitge- -2,5") sind feste Erfahrungswerte und Kamera schärfere Bilder von Planeten zu hend überwinden, oder sie sind uner- gelten für alle Teleskope am Boden, erhalten als mit einer gut angepaßten heblich. unabhängig von ihrer Öffnung, denn sie Cookbook (umgekehrt gilt natürlich das Ich habe bisher bei meinen Bildern noch werden vom Seeing diktiert. Erst mit gleiche). keine Einschränkungen hinnehmen müs- den Teleskopen im Weltall oder mit den Aber irgendetwas muß doch für eine sen. Ich verwende bei meinen Sonnen-, erdgebundenen Profigeräten mit ihrer modernere Kamera sprechen. Ja, natür- Mond- und Planetenaufnahmen noch aktiven Optik können die genannten lich: Bei Brennweiten unterhalb von nicht einmal Dunkelbilder (Dark Frames) Werte unterschritten werden. einem Meter kann die Cookbook nicht oder Weißbilder (Flatfields), um Chip- Noch ist also kein Grund zu erkennen, mehr alle Bildinformationen überneh- fehler auszugleichen. Die Bilder werden warum eine neuere Kamera bessere men. Wenn man also mit handelsübli- auch ohne diese Korrekturen einwand- Bilder machen sollte. Und wer sich ein- chen Foto-Objektiven fotografieren frei. mal im Internet bei Rob West möchte, ist man mit einem kleinpixeli- Auch die Tatsache, daß die CB245 „nur” (http:/members.aol.com/wmti/ccd.html) gen Chip besser dran. Je kürzer die einen 12-bit-A/D-Wandler hat und keinen 48 FACHGRUPPE > CCD TECHNIK

16 bit-Typ, spielt bei der bildmäßigen Kameras gibt es sie als Zusatz und meine Bitte an alle, die noch eine unfer- Verwendung der Aufnahmen keine Rolle: kostet soviel wie die ganze CB245. Was tige Kamera liegen haben und sie nicht Auch das beste Papierbild schafft nicht die Vibrationsfreiheit an Schärfengewinn mehr weiterbauen wollen: Sprechen Sie einmal eine Helligkeitsdynamik, für die bringt, weiß ich nicht. Man sollte aber mit Herrn Dirk Langenbach (02331 / nur ein 6-bit-Wandler nötig wäre, für ein nicht übersehen, daß die kleinen 14260). Er kann Sie bestimmt mit Stern- extrem kontrastreiches Dia reichte alle- Ventilatoren zur Chipkühlung gedacht freunden in Verbindung bringen, die mal ein 11-bit-Wandler. Kein Wieder- sind, und dabei spielt eine kleine einen Bausatz oder einzelne Teile für die gabemedium erreicht zur Zeit eine Unwucht keine Rolle. Auf jeden Fall CB245 suchen. Helligkeitsdynamik, für die 12 bit not- konnte ich bei den Kameras mit Derjenige, der sich an den Bau dieser wendig wären. Gewiß: Bei einer 16 bit- Ventilatorkühlung beim vorsichtigen Kamera wagen will, sollte auf jeden Fall Kamera kann man fehlerhafte Belicht- Berühren die kleinen Vibrationen über ausreichende Englischkenntnisse ungen besser ausgleichen, aber das spüren. verfügen, die es ihm erlauben, das Histogramm, das nach jeder Aufnahme Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der eigentliche Cookbook („Kochbuch”) zu auf dem Bildschirm erscheint, gibt CB245 ist ihr konstruktiver Aufbau. Es lesen sowie im Internet die Ergänzungen einem ja sofort Auskunft darüber, ob führen nur die Kabel für den Chip in das wie z. B. Troubleshooting (www.wvi. man richtig belichtet hat oder nicht, und gasdichte Gehäuse, und dieser sitzt auf com/~rberry/). man kann die Aufnahme sofort wieder- einem relativ großen Kühlfinger. Man Weil in dem Cookbook sogar auf das holen. kann deswegen leicht jedem Ärger mit richtige Löten eingegangen wird und Der TC245-Chip hat zwar ein Anti- Undichtigkeiten aus dem Wege gehen, jede Kleinigkeit bedacht wird, hat man blooming-Gate, das wird aber von der und Eis bildet sich bei der Abkühlung den Eindruck, daß jeder, der einen Cookbookelektronik nicht angesteuert. nur auf diesem Kühlfinger und nicht auf Kochlöffel vom Lötkolben unterscheiden Wer also auf die Antiblooming-Funktion dem Chip. kann, mit dem Bau zurechtkäme. Ich nicht verzichten will, muß zu einer ande- Ich habe auf dem CCD-Treffen nicht nur glaube nicht ganz daran, denn man ren Kamera greifen. eine Klage von Betroffenen gehört, die kann nicht alles übernehmen, was in Der nächtliche Umgang mit der CB245 ihre Kamera wegen der Eisbildung zur dem Buch beschrieben wird. Ganz ist mindestens ebenso bequem wie mit Evakuierung zur Herstellerfirma ein- besonders das Netzteil nicht, und auch den anderen Kameras. Die relativ klei- schicken mußten und sie monatelang die vorgeschlagene Verkabelung macht nen Bilddateien bewirken, daß das los waren. Schneller Service ist bei den nur einen provisorischen Eindruck, Himmelsobjekt zügig eingestellt werden meisten Kameraherstellern unbekannt. ebenso das Gehäuse. Es fallen doch kann, weil der Chip rasch auszulesen ist Damit wird man leider auch konfrontiert, einige unvorhersehbare Fragen an, die und die Bilder auf dem Bildschirm in wenn andere Funktionsstörungen auftre- man nur dann problemlos lösen kann, rascher Folge erscheinen können. Ich ten: Bei der CB245 kann man sie in der wenn man etwas Erfahrung auf dem war auf dem CCD-Treffen doch über- Regel rasch und billig selbst beheben. Gebiet der Elektronik hat. Hat man die rascht, wieviel länger andere Kameras Mit dem Cookbook (dem Buch) werden nicht, ist es wahrscheinlich ratsamer, für den Auslesevorgang brauchten. Das zwei Platinen geliefert, die zu bestücken sich eine fertige Kamera zu kaufen. Die ist eben ein genereller Nachteil von sind. Nur die kleinere muß in unmittel- billigsten werden etwa das doppelte der Chips mit vielen Pixeln: Es wird eine barer Nähe des Kamerakopfes montiert CB245 kosten. ziemliche Zeit zum Auslesen der Bild- werden, so daß die ganze Einheit, die informationen gebraucht. Und wenn die am Okularauszug sitzt, klein und leicht Derjenige, der sich den Bau zutraut, Momente guten Seeings nur kurz sind, sein kann. Ein weiterer Vorteil der CB245 erhält schließlich eine Kamera mit einem kann eine lange Auslesezeit manche liegt darin, daß sich nur der CCD-Chip, unübertroffenen Preis-Leistungsverhält- gute Aufnahme verhindern. der Kühlfinger und das Peltierelement in nis, die kleiner und leichter ist als viele Ein weiterer Vorteil der CB245 besteht der luftdichten Kammer sitzen. So ist sie andere und vollwertige Bilder macht. Sie darin, daß sie keinen schnellen Com- leicht sauber zu halten, ein nicht zu kann preislich nur noch von umgebau- puter und keine besondere Karte unterschätzender Vorteil bei dem ten Webkameras und Videomodulen braucht. Sie wird einfach am Parallelport Versuch, eine staubfreie Chipfläche zu unterboten werden, doch die sind man- betrieben. Bei mir ist sie an einen alten erreichen. gels Kühlung nur für helle Objekte ein- DOS-Rechner angeschlossen, den ein setzbar. Bekannter sonst auf den Müll gebracht Ich bin der Meinung, daß eine Ent- hätte. scheidung für oder gegen die CB245 Es ist mehrfach auf das Seeing einge- Von besonderem Wert ist, daß die nicht so sehr im technischen Bereich zu gangen worden. Ganz allgemein kann CB245 einen elektronischen Verschluß suchen ist, sondern eher im persönli- man sagen, daß die atmosphärischen besitzt. Sie braucht also keinen mecha- chen. Allerdings können sich nur noch Verhältnisse für das Gelingen einer nischen. Deswegen kann auch nichts bei diejenigen entscheiden, die zu Hause Aufnahme eine größere Rolle spielen als der Aufnahme vibrieren und hochauflö- eine unfertige Kamera liegen haben, das Fabrikat der Kamera, wenn sorgfäl- sende Aufnahmen verderben. An dieser oder die sie von jemandem erwerben tig und geduldig gearbeitet wird. Stelle wäre dann auch noch die Wasser- können, der den Bau aufgegeben hat. Es wäre schön, wenn dieser Artikel dazu kühlung zu erwähnen. Sie ist sehr effek- Nachdem die Cookbook-Kamera sieben beitragen würde, daß die eine oder tiv, ersetzt eine aufwendige elektroni- Jahre alt geworden ist, sind der Chip und andere Unvollendete doch noch ihr First- sche Regelung der Temperatur und die speziellen Teile der Kamera nicht Light erleben und ihrem Erbauer Freude arbeitet vibrationsfrei. Für die SBIG- mehr im Handel erhältlich. Deswegen bereiten könnte. FACHGRUPPE > CCD TECHNIK 49

(Abb. 2 und 3). Als Anschlüsse für die Erste Erfahrungen mit einer selbst Kamera nimmt man am besten M3- Schrauben mit rundem Kopf. Die gebauten AUDINE CCD-Kamera Schrauben werden mittig durchbohrt (1 von Konrad Horn mm Loch) und über den Schraubenkopf klebt man dann ein kleines Anschluss- Ende 1999 begab ich mich auf die Suche peratur von -30°C ist dank der Wasser- rohr für die Schläuche. Beim Kleben dar- nach einer kommerziellen CCD-Kamera, kühlung in 5 Min. erreichbar und auf +/- auf achten, dass man das 1 mm-Loch welche folgende Spezifikationen zu 0.1°C auch ohne elektronische Regelung nicht wieder verstopft. Das Verschließen erfüllen hatte: zu halten. Mittlerweile arbeite ich schon der Kamera erfolgt ebenfalls mit M 3- - KAF-Serie-400-Chip über 8 Monate mit dem gleichen Satz Schrauben. Alle Schrauben werden mit - tauglich für den Einsatz mit einer „Dark Frames”. O-Ringen gegen die Kamerarückwand 12-V-Batterie Eine Schwierigkeit trat allerdings auf: abgedichtet. - Arbeitstemperatur -30°C, DT mind. -50°C Die Kamera war trotz intensiver Bemüh- Die Spülung der Kamera erfolgt bei mir Leider gab es eine solche Kamera nicht ungen nicht auf Dauer dicht zu bekom- etwa alle 6-8 Wochen und geht sehr zu kaufen, denn von den reichhaltigen men. Dabei muss allerdings bedacht schnell. Für Auf- und Abbau der Versprechungen in der Werbung bleibt in werden, dass bei -30°C schon ein Wasser- Trockenluftspülung brauche ich jeweils der Praxis meist nicht viel übrig! Des- gehalt von 400 ppm genügt, um Eis auf 1 min. Dann läuft die Spülung etwa halb habe ich mich entschlossen, die französische AUDINE (siehe VdS-Journal I / Abb. 2 (ganz links): 2001, Sommer) zu bauen. Um meinen Glas mit ange- anspruchsvollen Specs gerecht zu wer- schlossener den, war es nötig, in einigen Dingen Aquariumpumpe vom Originaldesign der Franzosen abzu- weichen. Abb. 3 (links): 1) selbst gebautes, luftdichtes Gehäuse Glas mit 300 g – Sub-D-Stecker mit gedrehten Stiften Silicagel gefüllt 2) 2-stufige Peltierkühlung (Abb. 1) 3) niedriger Stromverbrauch 4) Gegenkühlung mit Wasser (siehe VdS-Journal I / 2000, Sommer)

60 min. von alleine vor sich hin (Abb. 4). Zusammengefasst kann ich feststellen, dass sich die AUDINE in den vergange- nen 8 Monaten hervorragend bewährt hat. Gerade als Kometenfotograf ist man auf Flexibilität angewiesen, und ich kann mir mittlerweile kein besseres System mehr vorstellen. Wie kompakt das Ganze geworden ist, verdeutlicht am besten Abb. 5. Abb. 1: Abb. 4: Einige Bildresultate sind in dieser 2-stufige Peltierkühlung mit Spülung der AUDINE mit trockener Luft Ausgabe zu sehen (Abschnitt „FG Kome- Wärmetauscher und KAF-401e-Chip ten”) oder auf meiner Homepage. Bei Fragen bitte eine Mail an: Der Bau dieses Systems war eine echte dem Chip zu bilden. Aus diesem Grund [email protected] Herausforderung, zumal einige Dinge wurde kurzerhand eine Trocken- verwirklicht werden mussten, welche im luftspülung gebaut, welche ich hier Originaldesign nicht vorgesehen waren. beschreiben möchte: Im Grundsatz war Die komplette Baugeschichte kann unter es mir wichtig, das Trockenmittel nicht http://home.t-online.de/home/konrad. mehr in die Kamera zu packen, sondern horn/index.htm nachgelesen werden. außerhalb in ein Gefäß. Die trockene Im Dezember 2000 war die AUDINE fer- Luft aus diesem Gefäß wird nun im tig und zeigte im Außeneinsatz, was in geschlossenen Umlauf durch die Kamera ihr steckte. Alle von mir gesetzten Ziele gepumpt. Das ganze System besteht aus wurden erreicht und sogar noch über- einem „Würstchenglas” mit Ein- und troffen. So beträgt z. B. die max. Auslassrohren, einer Aquariumpumpe Kühlung -64°C unter Umgebung, und (mit Silikonkleber abdichten, damit das bei einem Stromverbrauch von gera- keine Außenluft angesaugt wird) und Abb. 5: de mal 24 Watt. Die Standardarbeitstem- den Spülanschlüssen für die Kamera Genesis-Refraktor mit wassergekühlter AUDINE 50 FACHGRUPPE > CCD-TECHNIK

dichter wurde und die Sterne immer die Hα- und die O[III]-Linie wiedergeben, Snapshots schwächer schienen. Abbrechen oder farblich der Aufnahme des Hantelnebels von Rainer Schulze das Ganze als Test ansehen, das war die ähneln, die als Titelbild in SuW 2/99 Frage. Ich entschied mich für den Test. abgedruckt worden ist. Als etwas anderes kann man die Bilder Die CB245 hatte sich zwar noch nicht des Hantelnebels eigentlich nicht be- stabilisiert, trotzdem begann ich die Einige Tage später konnte ich die Auf- zeichnen. Sie entstanden mit einem 8"- Luminanzserie des Hantelnebels. nahme wiederholen, allerdings nur unter Mak.-Newton bei 1700mm Brennweite Der Dunst verdichtete sich. Schnell ver- noch diesigerem Himmel. Diesmal schaffte und einer CB245-CCD-Kamera. suchte ich noch ein paar Bilder für die ich zwar die Blauserie noch, vergaß aber Während der Hitzetage im letzten August Farbauszüge zu erwischen. Doch bei in der Eile, die Kamera festzuschrauben. war der Himmel nachts sogar an einigen Blau angekommen war Schluß: Selbst Das merkt man dem Bild kaum an, wohl Tagen wolkenlos, und man machte mir der CCD-Chip sah keinen Stern mehr am aber das durch den aufgehellten Dunst Mut, doch einmal den von Hamburg auf- Himmel. Ich konnte nur noch abbauen. verursachte starke Rauschen des gehellten Dunst einfach zu ignorieren Dabei bemerkte ich, daß ich in der Eile Himmelshintergrundes (Abb. 2). und zu sehen, was mit einer CCD- vergessen hatte, das Fernrohr auszuba- Kamera zu machen wäre. Normalerweise lancieren. Na, mal sehen, wie sich das Was habe ich aus dem Test gelernt? hätte ich nicht fotografiert, es war am bei den Aufnahmen bemerkbar machen 1. Auch eine CCD-Kamera macht bessere Himmel einfach zu wenig zu sehen. würde. Bilder unter schwarzem Himmel. Aber ich baute das Fernrohr auf und Das Ergebnis sieht man in Abbildung 1. 2. Steht man unter Zeitdruck, empfiehlt setzte die CB245 in Betrieb. Als ich Interessant war für mich, daß die sich das Abarbeiten einer gründlichen damit fertig war und zum Himmel blickte, Farben, die nur mit den Filtern Rot und Checkliste. merkte ich bereits, wie der Dunst immer Grün gemacht werden konnten, also nur 3. Auch Tests machen Spaß.

Abb. 1 Abb. 2

Das Feuerkugelnetzes des DLR von Dieter Heinlein

Unter der Leitung der VdS-Fachgruppe DLR-Instituts für Weltraumsensorik und lige Stationsnummer gekennzeichnet. Meteore sind derzeit in Deutschland und Planetenerkundung. Dieses Institut des Die ehrenamtlichen Betreuer der einigen Nachbarländern insgesamt 16 Deutschen Zentrums für Luft- und Ortungsgeräte sind hier aufgeführt: Meteoritenortungskameras im Einsatz, Raumfahrt in Berlin-Adlershof (unter 40 Tetingen (Patrick Helminger), 43 die jeweils von engagierten Mitgliedern Leitung von Prof. Dr. Gerhard Neukum) Öhringen (Erika Heinz), 45 Streitheim des Arbeitskreises Meteore vor Ort ist seit Anfang 1995 der Träger des (Martin Mayer), 68 Losaurach (Heiner bedient werden. Die Koordination des Feuerkugelnetzes. Müller), 69 Magdlos (Rudolf Auth), 71 Einsatzes der Ortungsgeräte, deren Hof (Kurt Hopf), 72 Hagen (Bernd Wartung sowie die Auswertung der Die Standorte unserer im Rahmen des Rafflenbeul), 73 Daun (Heinrich Saxler), Aufnahmen obliegt dem Autor dieses „European Network” (EN) operierenden 75 Benterode (Rudi Geppert), 79 Beitrages und erfolgt im Auftrag des Kameras sind in Abb. 2 durch die jewei- Westouter (Ghislain Plesier), 82 Wald FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 51

Abb. 1 (links): Dieter Heinlein an der Meteoritenortungskamera 45 Streitheim

Abb. 2 (oben): Stationen des DLR–Feuerkugelnetzes, Stand: Sommer 2001

(Michael Kohl), 85 Tuifstädt (Heiner Hier soll eine Zusammenfassung der Die Feuerkugel vom 27. Januar 2000 Eppinger), 86 Seckenhausen (Hans- Ergebnisse einer Bahnbestimmung Ein heller Meteor von -8 mag max. abso- Jürgen Neumann), 87 Gernsbach (Thomas exemplarisch aufzeigen, welche Fülle luter Helligkeit wurde in der Nacht des Felgner), 88 Wendelstein (Otto Bärn- von Daten aus den Simultanfotos des 27./28. Januar 2000 um 20:12 UT von 3 bantner) und 90 Kalldorf (Jörg Strunk). Meteoritenortungsnetzes überhaupt er- Stationen des Europäischen Meteoriten- mittelt werden kann. ortungsnetzes fotografiert, und zwar von Die Funktionsweise der Kamerastationen ist recht einfach, aber trotzdem sehr effektiv: Der gesamte Himmel wird in einer Dauerbelichtung pro Nacht über einen Parabolspiegel auf eine Leica- Registrierkamera übertragen. Diese sog. „All-Sky-Fotos” werden durch eine rotie- rende Sektorblende unterbrochen, damit die Geschwindigkeit der Meteore gemes- sen werden kann. In enger Zusammen- arbeit mit Fachkollegen in ganz Europa werden interessante Simultanaufnah- men ausgewertet, um die Bahnen von Meteoroiden und mögliche Aufschlags- gebiete von Meteoriten auf der Erde zu berechnen.

Da Meteore erst ab einer Helligkeit von –6 mag registriert werden, gehen uns im Jahresmittel etwa 50 verschiedene Feuerkugeln auf mehr als 100 Aufnah- men ins Netz, von denen jedoch nur die interessantesten Fälle (in einem arbeits- intensiven Verfahren) ausgewertet wer- den: Wie beispielsweise der Meteoriten- fall über Niederösterreich, der sich in der Nacht vom 4./5. Dezember 2000 um 4:40 UT ereignet hat. Die ausführlichen Resultate solcher Auswertungen werden übrigens regelmäßig in METEOROS, dem Abb. 3: Mitteilungsblatt der VdS-Fachgruppe Foto des Meteoritenfalls vom 4./5. Dezember 2000 um 4:40 UT im Osten der Meteore, veröffentlicht. Feuerkugelkamera 88 Wendelstein 52 FACHGRUPPE > ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Abb. 4: Leuchtspur des Meteors vom 27. Januar 2000 über Rosenheim/Chiemsee

Abb. 6: Umlaufbahnen der Erde und des Meteoroiden EN270100 um die Sonne: Projektion auf die Ebene der Ekliptik (P: Perihel)

Abb. 5: Leuchtkurve der Feuerkugel EN270100, Photometrie: Station No. 4

der deutschen All-Sky-Station 88 Wendel- scheinbar geozentrisch heliozentrisch stein und von zwei tschechischen fish- α ± ± eye-Kameras 4 Churánov und 15 Telc. Rektaszension 132,40° 0,11° 133,70° 0,17° δ ± ± Der Meteor begann 82,5 km hoch über Deklination 25,50° 0,07° 21,04° 0,14° Bernau aufzuleuchten, er zog mit einer Ekliptikale Länge λ 77,1° ± 1,1° Geschwindigkeit von 27 km/s in einer Ekliptikale Breite β 2,27° ± 0,12° Höhe von 65 km über Rosenheim und Geschwindigkeit v 27,1 ± 0,9 km/s 24,5 ± 1,0 km/s 37,8 ± 0,6 km/s endete nach einer Aufleuchtdauer von 1,8 Sekunden 50,5 km hoch bei Tab. 1: Bruckmühl. Von dem anfangs 500 g Radiantposition (J2000) und Geschwindigkeit von EN270100 schweren blieb keine Restmasse übrig. Der Körper bestand Halbachse a 2,4 ± 0,3 AE aus Materie mittlerer Dichte (etwa 2,1 g/cm3) und stammte aus dem Bereich Exzentrizität e 0,78 ± 0,03 des Asteroidengürtels (zwischen Mars Perihelabstand q 0,515 ± 0,009 AE und Jupiter). Perihelargument ω 275,0° ± 0,4°

Die vorliegende Feuerkugel gehörte dem Knotenlänge Ω 307,2022° ± 0,0001° Meteorstrom der d-Cancriden an. Der Bahnneigung i 3,0° ± 0,2° Radiant und die charakteristische Geschwindigkeit der Meteore dieses Tab. 2: ekliptikalen Stromes liegen Ende Januar Bahnelemente (J2000) des heliozentrischen bei aR = 130°, dR = 20° und v• = 28 Orbits von EN270100 km/s. FACHGRUPPE > METEORE 53

Aktuelle Ergebnisse der Videobeobachtungen im Arbeitskreis Meteore von Sirko Molau

Die ersten Videometeorbeobachtungen Stationen hinzu in Deutschland wurden 1992 von (Abb. 2). Bis Ende Beobachtern der Archenhold-Sternwarte 2000 war ihre in Berlin durchgeführt. Seit 1996 stand Gesamtzahl auf acht Mitgliedern des Arbeitskreises Meteore gestiegen. Drei der (AKM) eine ganze Serie von bildver- Kameras waren im stärkten Videokameras zur Verfügung. letzten Jahr in allen Sie wurden jedoch nur sporadisch zwölf Monaten im während der großen Meteorströme Einsatz (mit einem (Perseiden, Geminiden, Quadrantiden) ausgefüllten Kreis eingesetzt, da die Auswertung der Daten markiert: Aachen, sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Eine Dresden, Marquardt). neue Qualität wurde mit der Meteor- Die anderen Statio- erkennungs- und Auswertesoftware nen lieferten nur MetRec erreicht, deren erste Version zeitweise Daten (Leo- Mitte 1998 fertig wurde (Abb. 1). Sie poldshöhe, Kühlungs- erlaubt den vollautomatischen Einsatz born, Noordwijker- der Meteorkameras und damit den jout, Salzwedel). Aufbau eines Kameranetzes, das in jeder Nicht dargestellt ist Abb. 2: klaren Nacht Daten sammelt. der Beobachtungsort Stationen des AKM-Videonetzes 2000 unseres finnischen Das AKM-Videonetz wurde mit dem stän- Beobachters. digen Betrieb einer Meteorkamera in Das vergangene war insgesamt ein sehr Stunden effektiver Beobachtungszeit Aachen im März 1999 ins Leben gerufen. erfolgreiches Jahr für unser Kameranetz. (1999: 990,6) konnten 8 Beobachter In den Folgemonaten kamen weitere In 234 Nächten (1999: 116) und 2281,4 (1999: 5) insgesamt 11425 Meteore (1999: 6.139) aufzeichnen. Das Ergebnis aus dem Vorjahr wurde also in etwa ver- doppelt. Die 234 Nächte entsprechen immerhin einer Abdeckung von knapp 2/3 des Jahres. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Arbeitskreises wur- den mit der Videotechnik deutlich mehr Meteore als visuell aufgezeichnet!

Tabelle 1 gibt die detaillierte Statistik der Einsatzzeiten für alle beteiligten Beobachter wieder. Sowohl Jürgen Rendtel als auch Sirko Molau setzten ihre Kameras praktisch in jeder klaren Nacht ein (kurze Urlaubszeiten ausge- nommen), selbst wenn es nur kurzzeitig aufriß. Der Bildverstärker von AVIS ist leistungsstärker als der von CARMEN, was sich bei ähnlichen Beobachtungs- bedingungen in einer besseren Grenz- größe und mehr Meteordetektionen nie- derschlägt. So zeichnete CARMEN im Abb. 1: Jahresdurchschnitt 3,6 Meteore pro Die Meteorerkennungssoftware MetRec bei der Arbeit. Im oberen linken Fenster Stunde auf, während es bei AVIS immer- wird das aktuelle Videobild live dargestellt. oben rechts ist der konstante Hinter- hin 6,3 waren. grund subtrahiert. Das linke untere Fenster zeigt das Flatfield zur Normalisierung des Rauschens. Unten rechts kann entweder ein Meteor oder eine Sternkarte mit Tabelle 2 gibt die monatliche Verteilung der berechneten Meteorbahn dargestellt werden. Die anderen Fenster dienen der der Beobachtungen wieder. Von einer Ausgabe von Statusinformationen, Meteorzahlen und Logfile-Einträgen Spitze im August abgesehen war die 54 FACHGRUPPE > METEORE

Abb. 3: Eine Auswahl hellerer Meteore, die von der Meteorkameras AVIS in einer typischen Augustnacht (23/24. August 2000) aufge- zeichnet wurden. Oben in der Mitte und rechts sind zwei Aurigiden zu sehen, unten links ein nördlicher delta-Aquarid. Die anderen drei sind sporadische Meteore.

den konnte. Spitzenreiter sind die Beobachter Kamera(s) Beobachtungsort Einsätze Teff [h] Meteore (Nächte) Monate August und September. Jürgen Rendtel CARMEN Marquardt 150 791,1 2850 In der Statistik der Meteorzahlen fallen vor allem die Perseiden im August ins Sirko Molau AVIS, ESCIMO Aachen 146 709,9 4507 Auge. Die Zahlen täuschen jedoch Mirko Nitschke VK1, VK2 Dresden 62 290,6 2021 etwas, da gerade während der Maxima Ilkka Yrjölä NONAME Kuusankosi/Finnland 34 172,5 631 großer Ströme mehr Kameras als sonst Jörg Strunk FAMOS Leopoldshöhe 26 149,0 858 eingesetzt wurden. Die letzte Spalte gibt Detlef Koschny ICC Noordwijkerhout 21 113,9 387 deshalb die mittlere Zahl der beobach- IAP-Mitarbeiter IAP1 Kühlungsborn 4 38,3 139 teten Meteore pro Stunde für die beiden ständig betriebenen Kameras (AVIS, Ulrich Sperberg ADAM Salzwedel 2 16,1 32 CARMEN) an. Hier spiegelt sich sehr Gesamt 234 2281,4 11425 schön der Jahresgang der Aktivität wieder.

Tabelle 1: Das Meteorjahr beginnt relativ schwach Einsatzzeiten der AKM-Videometeorkameras 2000 (zu den Quadrantiden war es bewölkt). Nach kurzer Zeit erreicht die Aktivität im 1 Monat Kameras Nächte Teff [h] Meteore Meteore /h Zahl der einge- Februar und März in Abwesenheit größe- Januar 5 14 183,6 664 3,3 setzten Kameras rer Ströme ihr absolutes Minimum. Auch Februar 3 16 136,6 362 2,5 nahezu konstant. im April tut sich trotz der Lyriden noch März 4 9 52,4 99 1,9 Die Großwetter- nicht viel. Die Statistik ist im Mai durch April 5 21 182,4 411 2,2 lage spiegelt sich unsere Eta-Aquariden-Expedition nach Mai 4 19 107,4 340 3,3 am besten in der Jordanien etwas geschönt, aber späte- Juni 3 19 93,5 284 3,1 Beobachtungszeit stens im Juni macht sich die steigende Juli 5 14 60,5 337 5,1 August 8 27 342,9 2987 8,5 wieder: Katastro- Meteoraktivität bemerkbar, wenn auch September 5 28 339,2 1591 4,9 phal schlechte die Gesamtzahl der Meteore durch die Oktober 5 20 206,6 1231 6,4 Bedingungen kurzen Nächte gering bleibt. Im Juli November 6 25 259,9 1329 5,1 herrschten im erreicht die Aktivität durch eine Vielzahl Dezember 5 22 314,6 1790 6,4 März und Juli, kleiner Ströme bereits das Jahresmittel wohingegen im um kurz darauf dank der langen Gesamt 10 234 2281,4 11425 4,9 April und ab Aktivitätsperiode der Perseiden das spit- Tabelle 2: August durchge- ze Jahresmaximum zu erreichen. Im Monatliche Verteilung der AKM-Videometeorbeobachtungen hend in 20 und September sinkt die Aktivität kurzzeitig 2000. Die Anzahl der Meteore/h wurde berechnet aus den mehr Nächten ab, ist dann aber mit den Orioniden und Daten von AVIS und CARMEN beobachtet wer- Tauriden sowie der erhöhten Zahl spora- FACHGRUPPE > KOMETEN 55

discher Meteore im Oktober wieder voll Abb. 4: da. Der Rest des Jahres bleibt erfreulich, Ein –1 mag heller Orionid fliegt mit obwohl die Maxima sowohl der Leo- 28°/s durch das Sternbild Ursa Major. niden als auch der Geminiden verpaßt Aufnahme mit der Meteorkamera AVIS wurden. am 21. Oktober 2000. Oben ist jeweils Alle Effekte zusammen (Länge der ein Ausschnitt aus den einzelnen Nächte, Wetterlage und Meteoraktivität) Videoframes dargestellt, unten das sorgten schließlich dafür, daß im Jahr Summenbild des gesamten Meteors 2000 mehr als 80% aller Meteore in der zweiten Jahreshälfte aufgezeichnet wur- den! Besonders klar wird bei den stellige Meteorzahlen pro Stunde. Die komplette Datenbank mit den Videobeobachtungen auch der Effekt der Die Daten unseres Kameranetzes stehen Logfiles, Bildern und Meteorsequenzen erhöhten Meteorzahlen in den Morgen- alle Interessierten zur weiteren Aus- kann auf 6 CD-Roms zum Selbstkosten- stunden. Während es an langen Winter- wertung zur Verfügung. Die Positionen preis (20 DM + Versandkosten) vom abenden vorkommen kann, daß mehre- von derzeit über 24000 Meteoren aus Autor bezogen werden. Auch die re Stunden lang überhaupt kein Meteor fast 400 Beobachtungsnächten können MetRec-Software steht samt Dokumen- aufgezeichnet wird, sind es in den aus dem Internet heruntergeladen wer- tation auf der oben genannten Webseite Morgenstunden typischer Weise zwei- den: (http://www.imo.net/video/metrec). zum kostenlosen Download bereit. Kometen im Mittelalter Ergänzungen und Anmerkungen zu Kronks »Cometography« von Simon Helms

Gary W. Kronk listet im 1999 erschiene- sich u. a. in Giotto di Bondones Norden nach Westen ein Feuer am nen ersten Band seiner vierbändig Gemälde „Die Anbetung der Weisen” Himmel wie von der Gestalt einer geplanten „Cometography” für den Zeit- dokumentiert hat. Lanze.” [3]. Ob es sich um eine raum vom Jahre 400 bis 1500 mehr als Im folgenden seien einige Erwähnungen Erscheinung von längerer oder kürzerer 350 Kometenerscheinungen, von deren von Kometen aus mittelalterlichen Dauer gehandelt hat, geht aus seinen Beobachtung Quellen aus aller Welt (von Quellen vorgestellt, die in Kronks „Come- Worten nicht hervor. Bei Kronk ist zwi- lateinischen Chroniken über arabische tography” nicht aufgeführt sind. Der schen den Jahren 541 und 560 kein Schriften bis hin zu chinesischen begrenzte Platz gebot eine Beschränk- Komet gelistet. Aufzeichnungen) ein beredtes Zeugnis ung auf mutmaßlich „neue”, d. h. bei In einem altrussischen Text, der sog. ablegen [1]. Im Gegensatz zur sorgfälti- Kronk noch nicht erwähnte Kometen Ersten Novgoroder Chronik findet sich gen Kometenbeobachtung in China sind sowie auf solche, für die sich in seinem folgende Notiz: „Im Jahre 6573 [1065 Erwähnungen von Kometen in europäi- Buch noch keine exakt datierte zeit- unserer Zeitrechnung]. Vseslav begann schen Chroniken des Mittelalters selte- genössische europäische Erwähnung Krieg zu führen; und im Westen erschien ner. Ausführliche Beschreibungen stellen eines – beispielsweise aus chinesischen ein großer Stern.” [4]. Kronk (S. 176) zudem die Ausnahme dar. Vielfach sind Quellen – bereits bekannten Kometen nennt zu diesem Jahr nur chinesische Kometenerwähnungen nicht mehr als findet. und koreanische Beobachtungen eines ein schlichtes cometa apparuit mit einer In den Excerpta Sangallensia heißt es Kometen. nur ungefähren Zeitangabe. Wo ein zum Jahre 428: „Am 5. März erschien ein In der Chronik Le livere de reis de Chronist ausführlicher wird, gilt sein Zeichen am Himmel, ein Stern, der wie Engleterre heißt es: „Im Jahre 1135, wel- Interesse zumeist der Bedeutung des eine Fackel brannte.” [2]. Bei Kronk ist ches das letzte Jahr seiner [Heinrich III] Kometen als Vorzeichen für „unglückli- zwischen den Jahren 423 und 435 kein Regentschaft war, erschien der Stern, che”, zumeist das Leben der Komet aufgeführt. den sie einen Kometen nannten.“ [5]. Allgemeinheit betreffende Ereignisse, wie Theophanes Homologetes (geb. um 760, Kronk führt im Hauptteil seines Buches z. B. Krieg, Hungersnot, Krankheit, Pest, gest. 817 oder 818), ein byzantinischer zu diesem Jahr keinen Kometen auf. Naturkatastrophen, Tod von Herrschern Historiker, schreibt in seiner Chrono- Allein im Anhang seines Buches unter etc. Nur selten wurden Kometen als graphia von einer Himmelserscheinung, der Rubrik „Uncertain Objects” nennt er Symbole guter Vorbedeutung begriffen. die sich innerhalb des Zeitraums zwi- eine französische Chronik (Anon. Ein solches Beispiel ist die Deutung des schen 6. November 556 und 16. April Continuatio Chronica Sigeberti Burbur- Sterns von Bethlehem als Komet, wie sie 557 ereignet hat: „Und es erschien von gensis), in der für das Jahr 1135 eben- 56 FACHGRUPPE > KOMETEN

falls von der Beobachtung eines Kometen berichtet wird (Kronk, S. 1135). In der bereits zitierten Ersten Novgoroder Chronik heißt es an anderer Stelle: „Im Jahre 6722 [1214 unserer Zeitrechnung]. Am 1. Februar, dem Sonn- tag Quinquagesimae, gab es nach dem Morgengottesdienst einen Donner- schlag, und alle hörten es; und zur sel- ben Zeit sahen sie dann einen fliegen- den Drachen.” (S. 86) Was von dem „fliegenden Drachen” zu halten ist, mag der Leser selbst entscheiden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß Kronk (S. 524) in der Rubrik „Uncertain Objects” die Annales Colonienses zitiert, in denen von der Erscheinung eines Kometen am 6. März 1214 berichtet wird. Der Historiker und Theologe Ptolemaeus Abb. 1: Komet des Jahres 1264 in einer Abbildung aus dem „Theatrum cometicum” von Lucca (geb. um 1236, gest. 1327), von 1668 ein Schüler des Thomas von Aquin, erwähnt in seinem Exaemeron einen scheinung im Jahre 1273 zu berichten. Er alterlicher Chroniken, daß eine fortge- nicht exakt datierbaren Kometen, den er schreibt: „In diesem Jahr versetzten am setzte Suche weitere „Kometenfunde” offenbar für den wiederkehrenden Tag vor dem Fest des heiligen Nikolaus zeitigen wird. Abschließend noch der Kometen des Jahres 1264 (Kronk, S. 218- [5. Dezember 1273] Erdbeben, Blitze, Hinweis auf drei Kometenlisten bzw. 222) hält. Ptolemaeus beschreibt Donner, eine feurige Schlange und ein -kataloge, die Kronk offenbar unbekannt zunächst den Kometen von 1264 und Komet die Engländer in Schrecken.” [7]. oder nicht verfügbar waren. Die ersten setzt dann unmittelbar fort: „Danach So wie die Häufung dieser Zeichen als beiden Werke sind mir selbst nur dem aber folgte nach einer Weile ein Kampf erzählerische Fiktion betrachtet werden Titel nach bekannt: Antonius Miraldus: zwischen Karl und Manfred, der in der muß, ist auch das vom Chronisten ange- Cometographia, Paris 1549; O. Riccioli: Schlacht mit vielen seiner Vasallen starb. gebene Tagesdatum zumindest als unsi- Almagestum novum, Bononiae 1651; Ungefähr sechs Jahre später [postmo- cher anzusehen. Stanislaus Lubienietz: Theatrum cometi- dum ad VI annos] erschien er [der Der Deutschordenschronist Peter von cum, Amsterdam 1668. Letzteres, über Komet] etwa am nördlichen Sternen- Dusburg schreibt in seinem zwischen 1500 Seiten starke Werk, enthält eine himmel, der der obere [supra] genannt 1326 und 1330 verfaßten Chronicon ter- umfangreiche Zusammenstellung von wird [...]” [6]. Der besagte Manfred ist ein rae Prussiae zum Jahr 1313: „Im selben zeitgenössischen Kometenbeobacht- Sohn von Kaiser Friedrich II, der als Jahr erschien um den Festtag des heili- ungen der Jahre 1664 und 1665 sowie König von Sizilien am 26. Februar 1266 gen Georg [23. April] zehn Tage lang eine Auflistung von Kometen, beginnend in der Schlacht von Benevent gegen Karl abends ein Komet, der seinen Schweif bei der Sintflut bis hin zum Jahre 1665. von Anjou den Tod fand. Somit wird die- nach Italien wandte.” [8]. Bei Kronk (S. ser Komet möglicherweise mit einem der 233) ist neben chinesischen, koreani- Literaturhinweise in chinesischen und japanischen Quellen schen und japanischen Schriften, die [1] Gary W. Kronk: Cometography. A Catalog of erwähnten Kometen des Jahres 1273 diesen Kometen erwähnen, nur eine ein- . Vol. 1: Ancient-1799, Cambridge 1999 (Kronk, S. 223) identisch sein. Weitaus zige europäische Quelle genannt [2] Excerpta Sangallensia, in: Monumenta weniger wahrscheinlich, aber nicht aus- (Robertus Perscrutator), in der – ohne Germaniae historica. Auctorum antiquissi- geschlossen ist, daß es sich um einen Angabe eines Tagesdatums – für das morum, Bd. 9, Berlin 1892, S. 300 „neuen”, bislang unbekannten Kometen Jahr 1313 vom Erscheinen eines Kometen [3] Theophanis Chronographia, hg. v. Carl de Boor, handelt. Gerne würde man erfahren, was berichtet wird. Peter von Dusburg Bd. 1, Leipzig 1883, S. 230 f. Ptolemaeus annehmen ließ, es habe erwähnt in seiner Chronik noch zwei [4] Die Erste Novgoroder Chronik, hg. v. Joachim sich bei diesem und dem Kometen des weitere Kometen, den Halleyschen des Dietze, München 1971, S. 53. Jahres 1264 um dasselbe Objekt gehan- Jahres 1301 ([8], S. 209; vgl. Kronk, S. [5] Le livere de reis de Engleterre, hg. v. John delt. Auch wenn er dieses nicht explizit 228-230) sowie den Kometen des Jahres Glover, in: Rerum Brittanicarum medii aevi schreibt, läßt der Wortlaut m. E. nur 1264 ([8], S. 202; vgl. Kronk, S. 218- scriptores, Bd. 42, London 1865, S. 190 diese Interpretation zu. Angemerkt sei 222). In beiden Fällen handelt es sich [6] Tholomaei de Luca Exaemeron, Senis 1880, S. 78 noch, daß Ptolemaeus in seinen Annales jedoch um wörtliche Übernahmen aus [7] Willelmi Rishanger Monachi S. Albani Chronica, und der Historia Ecclesiastica den anderen Chroniken. hg. v. Henry Thomas Riley, in: Rerum Kometen von 1264 ebenfalls erwähnt, Die hier vorgestellen „Funde” sind das Britannicarum medii aevi scriptores, Bd. 28,2, nicht jedoch den mutmaßlichen Resultat einer noch nicht allzu intensi- London 1865, S. 80 Kometen des Jahres 1273. ven Suche. So umfassend Kronks [8] Petri de Dusburg Chronicon terrae Prussiae, Auch der englische Chronist Willelm Kometenkatalog auch ist, so unvermeid- hg. v. Max Töppen, in: Scriptores rerum Rishanger weiß von einer Kometener- lich ist es angesichts der Vielzahl mittel- Prussicarum, Bd. 1, Leipzig 1861, S. 212 FACHGRUPPE > KOMETEN 57

Tipps für den Kometenbeobachter Kometenephemeriden selber rechnen mit dem „Comet Guru” von Heinz Kerner

Kometenephemeriden findet man in SuW, im VdS-Journal oder im Internet. Außerdem bieten die bekannten Stern- kartierungsprogramme GUIDE und The Sky einen Menüpunkt zur Ephemeriden- rechnung. Wozu also noch ein weiteres Ephemeridenprogramm?

Dieses DOS-Programm von Hartwig Lüthen kann mehr, es stammt eben von einem aktiven Kometenbeobachter. Für das erfolgreiche Auffinden eines Kome- ten sind neben der Kenntnis der genau- en Position am Himmel die Sichtbar- keitsumstände eben so wichtig. Wie hoch kommt der Komet an meinem Beobachtungsort über den Horizont? Und wann ist die beste Beobachtungs- zeit? Diese Fragen und weitere beant- wortet der Kometen Guru.

Für die Durchführung einer Berechnung sind zunächst die Bahnelemente des Abb. 1: Kometen einzugeben. Sie werden vom Monitorbild mit den Menüpunkten des Comet „Guru” im Fenster oben links, Programm nacheinander abgefragt. im Fenster darunter die eingegebenen Bahnelemente, im großen Fenster rechts Weiter anzugeben sind die geographi- ein Teil und Ausschnitt der Ephemeride und darüber die verwendeten Helligkeits- sche Breite des Beobachtungsortes und parameter die gewünschte Sonnendepression, die Tiefe des Sonne unter dem Horizont, womit sich die Sichtbarkeitsbeding- Ephemeride in Form einer Datei ausge- der Erde? Wie ändert sich die scheinbare ungen nicht nur für die dunkle Nacht geben, die, kopiert man sie in das Helligkeit, wenn der Komet doch aktiver sondern auch für Dämmerungsbeob- Verzeichnis GUIDE, hier automatisch ist als mit dem angenommenen Durch- achtungen bestimmen lassen. Soll eine Bahn erstellt. schnittswert? Man verändert dazu den schließlich noch die scheinbare Hellig- entsprechenden Wert, die geographische keit berechnet werden, so sind die abso- Eine ausführliche Anleitung ist als Breite oder den Aktivitätsfaktor, und lute Helligkeit des Kometen M0 und der Textdatei Teil des Programms. Auf einen führt die Berechnung erneut aus. Aktivitätsfaktor N = 2,5 n einzugeben. Punkt soll aber noch kurz eingegangen werden. Die Angabe der optimalen Der Comet Guru ist für mich seit Jahren Was kommt nun bei der Ephemeriden- Beobachtungszeit Topt erfolgt in ein unverzichtbares Arbeitsmittel bei der rechnung heraus? Um es kurz zu Mittlerer Ortszeit (MOZ). Es ist MOZ = Beobachtungsvorbereitung. Dieses nütz- machen: Alle Kometenephemeriden, die MEZ auf 150 östlicher Länge. Pro liche Programm ist in den astronomi- im VdS-Journal in den Beiträgen von Längengrad westlich davon sind 4 Minu- schen Programmsammlungen von Daniel Maik Meyer veröffentlicht sind, wurden ten zu addieren, um die optimale Roth zu finden (CD-ROMs Jupiter und mit dem Comet „Guru” erstellt. Auf ein Beobachtungszeit in MEZ zu bekommen. Jupiter 2). Beispiel kann somit wohl verzichtet wer- So ist z. B. für einen Beobachter auf 0 den. Das Ergebnis der Berechnung kann 8 O: Topt = 03:50 MOZ = 04:18 MEZ. sofort ausgedruckt oder als Textdatei abgespeichert werden. Eine interessante Sind die Bahnelemente einmal eingege- Option ist die Verknüpfung mit dem ben, läßt sich mit dem Comet „Guru” Sternkartierungsprogramm GUIDE. Wählt auch spielen. Wie sind die Sichtbarkeits- man diese Möglichkeit, so wird die bedingungen von einem anderen Ort auf 58 FACHGRUPPE > KOMETEN

Der Sommerkomet C/2001 A2 (LINEAR) von Andreas Kammerer

Abb. 1: Von Mitteleuropa aus konnte der Komet Die zeitliche ab den letzten Junitagen als 4,5 mag Entwicklung der helles Objekt horizontnah wieder gesich- Helligkeit und tet werden. Seine rasche Bewegung ver- des Komadurch- besserte die Sichtbarkeitsbedingungen messers und von Tag zu Tag und zeigte eine bis zu 21‘ beim Kometen große, deutlich kondensierte (DC 5-6) C/2001 A2 Koma. Visuelle Schweifsichtungen gab (LINEAR) es aber bis zum 3.7., als der Mond den Himmel aufzuhellen begann, nicht. Mitte Juli war der Komet zwar bereits eine Größenklasse schwächer geworden, doch konnte nun häufig ein meist brei- ter, bis 0,8° langer Schweif visuell erkannt werden. Bis etwa zum 25. Juli, als der Mond erneut zu stören begann, war der immer noch 15‘ große Komet ein leichtes Feldstecherobjekt, trotz der auf 6,5 mag zurückgegangenen Helligkeit. Nach dem 7. August mußte dann aber genauer hingeschaut werden, um den nur noch 8,0 mag hellen und 8‘ großen Kometen im Fernglas zu erkennen. Bis Während der Sommermonate Juli und schwand. Beobachter auf der Südhalb- etwa zum 15. August ging die Helligkeit August konnte mit C/2001 A2 (LINEAR) kugel konnten die weitere Entwicklung – zwar mit Schwankungen aber insge- ein interessanter Feldstecherkomet ver- aber gut verfolgen. Entgegen den samt kontinuierlich – zurück. Dann folgt werden. Entdeckt wurde dieser Erwartungen entpuppte sich der Aus- jedoch scheint es zu einem erkennbaren bereits am 15. Januar 2001 von dem bruch nicht als eine kurzfristige Episode. Einbruch gekommen zu sein; die automatischen Asteroiden-Suchprojekt Im Gegenteil, der Komet zeigte weiterhin Mehrzahl der Beobachter meldete in LINEAR als 17 mag schwaches Objekt deutliche Ausbrüche, so daß er schließ- jenen Tagen, daß der Komet praktisch mit einer 0.3‘ großen Koma. Kurz darauf lich ein mit bloßem Auge gut sichtbares täglich schwieriger zu beobachten sei, wurde festgestellt, daß er – fünf Wochen Objekt mit einem im Fernglas erkennba- da die Koma – bei ähnlichem scheinba- nach seinem Periheldurchgang – am 30. ren, mäßig hellen Schweif von 6° Länge rem Durchmesser – zum einen schwächer, Juni die Erde im Abstand von nur 0,244 wurde. zum anderen diffuser (DC 1-2) werde. AE passieren würde. Unter der Annahme einer durchschnittlichen Entwicklung wurde für jene Tage eine maximale Helligkeit von 10 mag prognostiziert.

Doch es kam wieder einmal ganz anders. Ab dem 23. März stieg die Helligkeit erkennbar an und in der Nacht vom 29. auf den 30. März ereignete sich ein großer Helligkeitsausbruch. Der Komet verwandelte sich damit innerhalb einer Woche von einem 15 mag schwa- chen, nur ansatzweise diffusen Objekt in ein Feldstecherobjekt der Helligkeit 7,5 mag mit einer 5‘ großen, verdichteten Koma. Beobachtungen mit Großtele- skopen Ende April zeigten, daß sich min- destens drei Fragmente von der Haupt- komponente abgelöst hatten.

Von Mitteleuropa aus konnte der Komet Abb. 2: nur bis Mitte April verfolgt werden, als 3-Farb-Kombination von C/2001 A2 (LINEAR) am 3.7.2001 von 1:06 – 1:49 UT, mit der Komet in der Abenddämmerung ver- Audine CCD-Kamera am 100 / 500 mm Refraktor, Aufnahmen von Konrad Horn FACHGRUPPE > KOMETEN 59

Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Comet C/2001 A2 LINEAR, 27.6.2001, Comet C/2001 A2 LINEAR, 30.6.2001, Comet C/2001 A2 LINEAR, 2.7.2001, 1:35 - 1:38 UT, 3 X 60 s mit Audine 1:08 - 1:35 UT, 20 X 60 s mit Audine 1:01 - 1:42 UT, 30 X 60 s mit Audine CCD-Kamera am 180 mm-Objektiv, CCD-Kamera am 180 mm-Objektiv, CCD-Kamera am 180 mm-Objektiv, Aufnahme von Konrad Horn, Gerhard Aufnahme von Konrad Horn, Aufnahme von Konrad Horn, Neumann Schweiflänge 1,7°, PA: 243° Schweiflänge 1,4°, PA: 246°

Abb. 6: Comet C/2001 A2 LINEAR, 11.7.01, 22:17 - 22:46 UT, 18 X 60 s mit Audine CCD-Kamera am 180 mm- Objektiv, Aufnahme von Konrad Horn Abb. 7: Abb. 8: Comet C/2001 A2 LINEAR, 18.7.2001, Comet C/2001 A2 LINEAR, 24.7.2001, 21:42 - 22:47 UT, 50 X 60 s mit 22:37 - 23:42 UT, 45 X 60 s mit Das eigentlich Interessante am Kometen Audine CCD-Kamera am 180 mm- Audine CCD-Kamera am 180 mm- C/2001 A2 (LINEAR) war das zeitweise fast Objektiv, Aufnahme von Konrad Horn, Objektiv, Aufnahme von Konrad Horn täglich wechselnde Erscheinungsbild: Schweiflänge 1,5°, PA: 220° Erschien er in der einen Nacht eher unauffällig und schweiflos, so konnte er sen Zentrum wiederum war die meiste formel vor und nach dem Perihel in der folgenden Nacht ein im Fernglas Zeit über ein selbst bei 500x sternförmiger, beschrieben werden: deutlich auffälligeres Objekt sein, mit schwacher „false nucleus” zu erkennen. einem gut erkennbaren Schweif. Auch Eine erste Auswertung der vorliegenden vor dem Perihel: die Form der Koma variierte von rund 175 Beobachtungen von 18 FG-Beob- m = 7,6 + 5 x log ∆ + 13,8 x log r bis erkennbar elliptisch. Die Koma selbst achtern und 715 internationalen Beob- konnte stets in eine diffuse äußere und achtungen zeigt mindestens drei weitere nach dem Perihel: eine deutlich kondensierte innere Koma kurzfristige Helligkeitsanstiege zwischen m = 7,2 + 5 x log ∆ + 10,1 x log r unterschieden werden. Im Zentrum der 0,5 mag und 1,0 mag nach dem 30. inneren Koma befand sich ein kleiner März. Der gemittelte Helligkeitsverlauf - Hieraus ergibt sich eine größte Helligkeit Materieknoten, dessen Auffälligkeit und nach dem großen Ausbruch von Ende von 4,1 mag um den 22. Juni. Allerdings Morphologie (eher konzentriert versus März - kann jedoch bis Ende August befand sich der Komet kurz zuvor in eher diffus) ebenfalls schwankte. In des- überraschend gut mit einer Standard- einem Ausbruch, so daß die maximale 60 FACHGRUPPE > KOMETEN

Abb. 10: Abb. 12: Comet C/2001 A2 LINEAR, 1.8.2001, Comet C/2001 A2 LINEAR, 10.8.2001, Abb. 9: 1:17 – 1:42 UT, 20 X 60 s mit Audine 21:09 - 21:48 UT, 30 X 60 s mit Comet C/2001 A2 LINEAR, 27.7.2001, CCD-Kamera am 180 mm-Objektiv, Audine CCD-Kamera am 100 / 500 mm- 22:47 – 23:50 UT, 50 X 60 s mit Aufnahme von Konrad Horn Refraktor, Aufnahme von Konrad Horn Audine CCD-Kamera am 180 mm- Objektiv, Aufnahme von Konrad Horn und Gerhard Neumann

Helligkeit tatsächlich 3,4 mag betrug. Damit war Komet C/2001 A2 (LINEAR), nach dem Kometen C/1998 J1 (SOHO), der zweite mit bloßem Auge gut sicht- bare Schweifstern seit Hale-Bopp – aller- dings erneut nur für Südhemisphären- beobachter. Weitere Informationen (Entwicklung Abb. 11: nach dem 15. August, detailliertere Comet C/2001 A2 LINEAR, 7.8.2001, Auswertung, Beobachtungsbeschreib- 20:35 - 20:43 UT, 7 X 60 s mit Audine Abb. 13: ungen) finden Interessenten auf der CCD-Kamera am 100 / 500 mm- Comet C/2001 A2 LINEAR, 25.8.2001, Homepage der Fachgruppe Kometen Refraktor, 2 x 2 Binning, Aufnahme von 22:21 - 23:19 UT, 40 X 60 s mit (http://www.fg-kometen.de/fgk_hp.htm). Konrad Horn Audine CCD-Kamera am 100 / 500 mm- Refraktor, Aufnahme von Konrad Horn FACHGRUPPE > KOMETEN 61

Die periodischen Kometen des Jahres 2002 von Maik Meyer

Im Jahr 2002 werden 24 bis jetzt In Tabelle 2 sind die Bahnelemente aller 96P/ Machholz 1 bekannte kurzperiodische Kometen ihr im Jahre 2002 ihr Perihel durchlaufenden ist ein in vielerlei Hinsicht interessanter Perihel durchlaufen. Von diesen wird kurzperiodischen Kometen aufgeführt. Komet. 1986 durch Don Machholz ent- voraussichtlich keiner heller als 9 mag Dabei ist zu beachten, dass die deckt, besitzt er mit 0,16 AE die klein- und auch viele der mit mittleren Instru- Bahnelemente einer stetigen Änderung ste Periheldistanz eines kurzperiodi- menten beobachtbaren Objekte werden unterworfen sind, was besonders für die schen Kometen, welche sich in der näch- für die visuelle Beobachtung relativ Beobachtung schwacher Objekte wichtig sten Zeit zusätzlich immer weiter verrin- schlecht positioniert sein. Wie aber auch ist. Aktuelle Bahnelemente und Ephe- gern wird. Er besitzt eine ungewöhnlich im Jahr 2001 gibt es für den fotografi- meriden hellerer Kometen sind regel- hohe Bahnneigung von etwa 60° und schen und den CCD-Beobachter ein mäßig in den aktuellen Hinweisen von wird verdächtigt, der Auslöser des reiches Betätigungsfeld. Sterne und Weltraum enthalten. Die Meteorstroms der Quadrantiden zu sein. In Tabelle 1 sind alle periodischen Kome- aktuellsten Informationen über alle Weiterhin haben Studien gezeigt, dass ten aufgeführt, die im Jahre 2002 visuell Kometen sind über die Homepage der der Komet eventuell nur ein aktives beobachtbar sein sollten. Um visuell Fachgruppe Kometen im World Wide Gebiet besitzt, welches erst nahe des beobachtbar zu sein, sind folgende Web unter http://www.fg-kometen.de Perihels aktiv wird [2]. Der Komet ist Kriterien zu erfüllen: Der Komet muss abrufbar. sehr selten visuell beobachtbar und eine Höhe von mindestens 20° am nacht- erreicht visuell erreichbare Helligkeiten dunklen Himmel (Sonnenhöhe < -16°) für Interessante Kometen in der meist nur in geringer Elongation zur einen in Deutschland beobachtenden Einzeldarstellung Sonne. Wenngleich nicht erdgebunden Amateur erreichen und dabei heller als Komet 19P/ Borrelly zum Zeitpunkt des Perihels zu beobach- 13 mag sein. Betont werden muss aller- wurde bereits in der letzten Vorschau ten, werden die LASCO-Koronographen dings, dass die nachfolgend angege- behandelt [1]. Er wird sich in den ersten an Bord der Sonnenbeobachtungssonde benen Helligkeiten nur Schätzwerte dar- Monaten des Jahres 2002 auf dem ab- SOHO diesen Kometen möglicherweise stellen und nicht selten um ein bis zwei steigenden Ast seiner Helligkeitsent- beobachten können, wie es bereits 1996 Größenklassen nach oben oder unten wicklung befinden. Die bisher vorliegen- geschah. Die diesjährige Wiederkehr ist abweichen können. Zusätzlich ist zu den Beobachtungen des Jahres 2001 zei- geometrisch sehr ungünstig und bietet bedenken, dass besonders kurzperio- gen jedoch, dass der Komet etwas kein visuelles Sichtfenster für mitteleu- dische Kometen nicht selten Helligkeits- schwächer als prognostiziert ist. Er wird ropäische Beobachter. ausbrüche erleiden, so dass auch nomi- im Januar fast im Zenit stehend von etwa nell schwächere Objekte Überraschun- 12 auf unter 13 Größenklassen fallen, so Komet 7P/ Pons-Winnecke gen bieten können, wie es die vergan- dass er visuell nur noch mit großen ist in der ersten Hälfte des Jahres 2002 genen Jahre wieder deutlich zeigten. Instrumenten aufzufinden sein sollte. mit steigender Helligkeit zu beobachten.

Abb. 1: Sichtbarkeitsdiagramm der helleren periodischen Kometen des Jahres 2000. Höhe und Azimut sind in 3-Tage-Abständen für einen Ort auf 50° N bei einer Sonnendepression von 15° angegeben 62 FACHGRUPPE > KOMETEN

Bezeichnung Periheldatum q U mmax Monatmax S 7P/Pons-Winnecke 15.05.2002 1,26 6,4 12 Mai/Juni 2002 März – Mai 46P/Wirtanen 26.08.2002 1,06 5,4 9 August 2002 Sep. – Dez. P/1992 Q1 (Brewington) 18.02.2003 1,59 10,7 10,5 Jan./Feb. 2003 Nov. - Dez.

Tabelle 1: Angaben zu den helleren periodischen Kometen des Jahres 2000. q = Periheldistanz in AE, U = Umlaufszeit in Jahren, mmax = prognostizierte Maximalhelligkeit in mag, Monatmax = Monat der erwarteten Maximalhelligkeit, S = Sichtbarkeits- zeitraum 2000

Die Erstentdeckung erfolgte 1919 durch eine gleichförmige Entwicklung mit mitt- 10. Größenklasse hell werden lassen J.-L. Pons und die Wiederentdeckung leren Helligkeitsparametern. 46P/Wirta- können, erreicht im Jahre 2002 nach lan- 1858 durch F. A. Winnecke in Bonn. nen wies jedoch bei vergangenen ger Zeit zum ersten Mal wieder Höhen Damals betrug die Periheldistanz noch Erscheinungen eine unterschiedliche über 200. Von Anfang Juli bis Ende etwa 0,8 AE, was Maximalhelligkeiten Entwicklung vor und nach dem Perihel November bewegt der Komet sich vom um die 6 mag ermöglichte. Im Jahre auf. So stieg seine Helligkeit vor dem Morgen- an den Abendhimmel und 1927 näherte er sich bis auf 0,04 AE der Perihel rasant an, um danach mit einem gestattet somit – neben der fotografi- Erde und wurde etwa 3,5 mag hell [3]. deutlich geringeren Aktivitätsfaktor nur schen und CCD-Beobachtung – auch Ab Anfang April 2002 dürfte der Komet langsam zurückzugehen. Somit ist es eine visuelle Überwachung mit mittleren heller als 13 mag geworden sein. Bis auch möglich, dass der Komet bis Instrumenten. Ende des Monats wird sich die Helligkeit Jahresende noch deutlich heller zu beob- noch auf 12 mag steigern – was achten sein könnte. Innerhalb der Fazit hauptsächlich seiner Erdnähe (maximal Fachgruppe Kometen ist der Komet der Wie auch im letzten Jahr, ist die Zahl der 0,65 AE im Mai) geschuldet ist und Projektkomet des Jahres 2002. hellen periodischen Kometen im Jahre einen ausgedehnten, diffusen und damit 2002 gering. Für den Liebhaber noch sehr schwer beobachtbaren Kometen Die Kometen P/ 1986 A1 (Shoemaker 3), hellerer Kometen bleibt nur die vermuten lässt. Danach wird der Komet P/ 1993 K2 (Helin-Lawrence) und Hoffnung auf Neuentdeckungen oder auf Höhen unter 200 sinken. Ende Mai P/ 1992 Q1 (Brewington) Helligkeitsausbrüche bekannter Schweif- verschwindet er mit einer nur leicht hel- durchlaufen ihr erstes Perihel seit ihrer sterne. Trotzdem sollten die wenigen leren Maximalhelligkeit am morgendli- Entdeckung. Während die beiden ersten erwähnten Objekte überwacht werden, chen Horizont. Der Komet wird mit dem Objekte keine visuellen Beobachtungen um gesicherte Aussagen über deren Meteorstrom der Juni-Bootiden assoziiert. in kleinen und mittleren Amateurin- Helligkeitsparameter zu gewinnen, was strumenten zulassen dürften, wird der insbesondere für die erste Wiederkehr Komet 57P/ du Toit-Neujmin-Delporte letztere durchaus in deren Reichweite des Kometen P/1992 Q1 gilt. Die CCD- steigerte im Jahre 1996 seine Helligkeit kommen, wobei der Periheldurchgang Fotometrie der schwächeren Kometen überraschend um 6 mag auf 12 mag. bereits im Jahre 2003 liegt. stellt ein immer wichtiger werdendes Auch für dieses Jahr ist eine Maximal- 1992 durch H. J. Brewington entdeckt, und aufgrund der Menge an Objekten helligkeit nicht heller als 15 mag vorher- erreichte der Komet bei seiner Erster- lohnendes Betätigungsfeld dar. Auch gesagt. Da der Komet sich in den scheinung eine Maximalhelligkeit von negative Beobachtungen sind nützlich. Sommermonaten in Opposition befin- etwa 11 mag. Die Entdeckung geschah Die Fachgruppe Kometen sammelt alle det, ist ein überwachender Blick im damals fast drei Monate nach dem Beobachtungen und wertet diese aus. Hinblick auf die Geschehnisse von 1996 Periheldurchgang. Im November 2002 Informationen zur Mitarbeit im Rahmen durchaus zu empfehlen. wird der Komet Höhen von 200 am der Fachgruppe erhält der interessierte Abendhimmel erreichen und könnte Beobachter gegen 3,- DM in Briefmarken 46P/ Wirtanen dabei 11 mag aufweisen. Bis zum Jahres- unter folgender Adresse: ist einer der helleren Kometen im Jahre ende steigt er langsam nördlich und VdS-Fachgruppe Kometen, c/o Andreas 2002. Der 1948 durch C. A. Wirtanen ent- könnte zum Jahreswechsel knapp heller Kammerer, Johann-Gregor-Breuer-Str.28, deckte Komet wird voraussichtlich mit sein. Die maximale Helligkeit erreicht D-76275 Ettlingen, etwa 9,5 mag Mitte Juli 2002 über den P/1992 Q1 (Brewington) im Januar/ sowie auf der oben genannten Home- morgendlichen Horizont emporsteigen. Februar 2003 mit etwa 10,5 mag. Da die page der Fachgruppe Kometen. Erst Ende September erreicht er dabei Helligkeitsparameter bei der Erster- Höhen um die 200, wobei er wiederum scheinung 1992 nur ungenau bestimmt Literaturhinweise die gleiche Helligkeit aufweisen dürfte, werden konnten, besteht besonderes [1] Meyer, M.: Die periodischen Kometen des wobei er zwischenzeitlich im August mit Interesse an Helligkeitsschätzungen die- Jahres 2001. VdS-Journal II / 2000 (Winter), 55 etwa 9 mag sein Helligkeitsmaximum ses Kometen. Insbesondere ist dies die [2] Shanklin, J. D.: BAA Comet Section Homepage erreichte. Im weiteren Verlauf des Jahres erste Möglichkeit, das Helligkeitsver- (http://ast.cam.ac.uk/~jds) 2002 steigt der Komet langsam höher halten vor und nach den Perihel zu [3] Kronk, G. W.: Comets: A Descriptive Catalog. und wird zum Jahresende knapp 12 mag ermitteln. Hillside, 1984. schwach geworden sein; dann in etwa [4] Kammerer, A: Schweifstern - Mitteilungsblatt 400 Höhe am Morgenhimmel beobacht- Komet 29P/ Schwassmann-Wachmann 1 der FG Kometen. bar. der für seine Helligkeitsausbrüche be- [5] Meyer, M.: Catalogue Of Comet Discoveries, Die angegebenen Helligkeiten gelten für kannt ist, die ihn durchaus bis zur über den Autor. FACHGRUPPE > KOMETEN 63

Bezeichnung T q e ωΩiH0 n 96P/Machholz 1 20020108,6337 0,124105 0,958812 14,5807 94,6084 60,1866 10 3 31P/Schwassmann- 20020118,5163 3,408579 0,195287 18,4031 114,1943 4,5497 7 6 Wachmann 2 125P/Spacewatch 20020128,0513 1,528592 0,511540 87,3013 153,2367 9,9815 13 6 6P/d’Arrest 20020203,5918 1,3527680,612809 178,1117 138,9440 19,4973 9 6 15P/Finlay 20020207,1675 1,034099 0,710510 323,6382 41,9643 3,6745 13,5 6 89P/Russell 2 20020322,9086 2,290067 0,397912 249,2165 42,4840 12,0279 11,5 6 7P/Pons-Winnecke 20020515,7228 1,258149 0,634076 172,2915 93,4504 22,2848 12 6 90P/Gehrels 1 20020623,0188 2,965533 0,508858 28,1966 13,5283 9,6163 9,5 4 124P/Mrkos 20020727,0306 1,467056 0,542643 181,2447 1,3902 31,3522 14 4 57P/du Toit-Neujmin- 20020731,1636 1,729518 0,499103 115,2389 188,9317 2,8442 11,5 6 Delporte 54P/de Vico-Swift 20020807,4524 2,146053 0,430565 2,1374 358,9324 6,0925 10 6 67P/Churyumov- 20020818,3101 1,292339 0,631528 11,4520 50,9685 7,1204 10 6 Gerasimenko 46P/Wirtanen 20020826,9664 1,058778 0,657885 356,4001 82,1739 11,7381 8,5 2,5 77P/Longmore 20020904,7225 2,309541 0,358190 196,4466 14,9767 24,4034 9,5 6 92P/Sanguin 20020923,0561 1,807428 0,663372 163,0502 182,3498 18,7644 12 6 26P/Grigg-Skjellerup 20021129,7204 1,117878 0,632709 1,6241 211,7398 22,3473 12 6 22P/Kopff 20021212,0763 1,583608 0,543307 162,7536 120,9290 4,7185 6,5 6 P/1986 A1 (Shoemaker 3) 20021215,0206 1,813723 0,726794 14,9411 97,2704 6,3862 10 6 39P/Oterma 20021221,7164 5,470734 0,244575 56,3664 331,5834 1,9432 5 6 P/1993 K2 20021222,4478 3,110104 0,307738 163,6906 92,0158 9,8713 10 3,5 (Helin-Lawrence) 115P/Maury 20021223,8741 2,041656 0,520806 119,8758 176,7557 11,6826 10,5 6 30P/Reinmuth 1 20021224,3991 1,877508 0,502115 13,2867 119,7568 8,1306 10 6 28P/Neujmin 1 20021227,3786 1,552051 0,775627 346,9190 347,0339 14,1853 11,5 6 P/1992 Q1 (Brewington) 20030218,8430 1,590355 0,671624 48,0058 343,6435 18,0596 8 4 29P/Schwassmann- 20040710,8283 5,723578 0,044170 48,9562 312,7156 9,3921 6 3 Wachmann 1 Tabelle 2: Bahnelemente und Helligkeitsparameter aller periodischen Kometen 2000 (Äquinoktium 2000.0). Bedeutung der Spalten: q = Periheldistanz in AE, e = Exzentrizität, ω = Argument des Perihels in Grad, Ω = Länge des aufsteigenden Knotens in Grad, i = Bahnneigung in Grad, H0 = absolute Helligkeit in mag, n = Aktivitätsfaktor

Komet C/2000 WM1 (LINEAR) von Maik Meyer

Wenn der geneigte Leser eben jetzt diese Zeilen lesen wird, wird der Komet C/2000 WM1 (LINEAR) bereits seine erste Sichtbarkeit und damit auch sein Hellig- keitsmaximum hinter sich gebracht haben und unter dem abendlichen Horizont verschwunden sein. Die im letz- ten VdS-Journal (I/2001) zu findende Vorschau [1] war aufgrund fehlender aktueller und insbesondere visueller Beobachtungen nicht in der Lage, eine halbwegs verlässliche Vorhersage der zu erwartenden Helligkeit zu treffen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Vor- schau (September 2001) sind bereits visuelle Helligkeitsschätzungen bekannt geworden, die den Kometen etwa 1 Größenklasse schwächer als vorherge- sagt zeigen. Für die Erstellung einer aus- Abb. 1: sagefähigen Lichtkurve ist der visuell Sichtbarkeitsdiagramm des Kometen C/2000 WM1 (LINEAR) 64 FACHGRUPPE > KOMETEN

Datum R.A. Dek. r delta m R.A. Dek Topt Hmax 2000.0 1950.0 J M D h m ° ‘ AE AE h m ° ‘ h m °

2002 3 9 19 23 -16 16 1,11 1,24 8,2 19 20 -16 22 4:53 10 2002 3 14 19 22 -12 15 1,19 1,24 8,5 19 19 -12 21 4:42 14 2002 3 19 19 20 -8 14 1,27 1,24 8,8 19 17 -8 20 4:30 19 2002 3 24 19 17 -4 14 1,35 1,24 9,1 19 15 -4 19 4:18 24 2002 3 29 19 14 -0 14 1,43 1,24 9,3 19 12 -0 19 4:06 29 2002 4 3 19 10 3 44 1,51 1,24 9,5 19 08 3 39 3:53 33 2002 4 8 19 05 7 39 1,59 1,25 9,8 19 03 7 34 3:40 38 2002 4 13 18 59 11 28 1,67 1,26 10,0 18 57 11 24 3:27 43 2002 4 18 18 52 15 10 1,74 1,28 10,2 18 50 15 06 3:14 48 2002 4 23 18 44 18 41 1,82 1,30 10,4 18 42 18 37 3:00 53 2002 4 28 18 35 21 57 1,89 1,32 10,7 18 33 21 55 2:47 57 2002 5 3 18 25 24 57 1,97 1,36 10,9 18 23 24 55 2:33 61 2002 5 8 18 14 27 37 2,04 1,40 11,1 18 12 27 36 2:19 65 2002 5 13 18 02 29 55 2,11 1,44 11,3 18 00 29 55 2:05 69 2002 5 18 17 50 31 51 2,19 1,50 11,6 17 48 31 52 1:52 71 2002 5 23 17 38 33 24 2,26 1,56 11,8 17 36 33 26 1:34 73 2002 5 28 17 26 34 35 2,33 1,63 12,0 17 24 34 38 1:02 74

Tab. 1: Ephemeride des Kometen C/2000 WM1 (LINEAR) Bahnelemente (MPC 43018): T = 2002 - 01 - 22,6834, Länge des aufsteigenden Knotens = 237,8971°, Argument des Perihels = 276,7690°, Bahnneigung = 72,5488°, q = 0,555404 AE, e = 1.000277; Erläuterungen zur Tabelle: r = Abstand zur Sonne in AE, delta = Abstand zur Erde in AE, m = Helligkeit in mag, Topt = optimale Beobachtungszeit in MEZ (Sonne mindestens 16° unter dem Horizont), Hmax = Höhe am Himmel bei Topt.

beobachtete Bereich allerdings noch zu klein. Unter der Voraussetzung, dass der Komet nur diese eine Größenklasse schwächer ist und sich auch nach dem Perihel „vernünftig” verhält, wird er im März 2002 wieder beob- achtbar werden. Die dargestellte Ephemeride ist auf Basis der im September bekannten Helligkeitsschätzungen erstellt worden und kann für die Helligkeiten nach oben oder unten deutlich abweichen. Es wird deshalb empfohlen, immer einen Blick auf die aktuelle Helligkeitsentwicklung (z.B. auf der Homepage der FG Kometen [2]) zu werfen. Literaturhinweise: [1] Meyer, M.: Komet C/2000 WM1 (LINEAR). VdS-Journal für Astronomie, I / 2001 (Sommer), 71 [2] http://www.fg-kometen.de

Abb. 2: Komet C/2000 WM1 (LINEAR) am 26.9.2001, 22:28 – 23:25 UT, 40 x 60 s mit Audine-CCD- Kamera am 100/500 mm- Refraktor, Schweiflänge 3,3 Bogenminuten, PA 270°, Aufnahme von Konrad Horn FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN 65

Neue Entdeckungen: der größte Kleinplanet und ein großer Erdbahnkreuzer von Andrè Knöfel

Es ist schon erstaunlich wie kurzlebig neue Rekorde in der Astronomie sind: Erst in der letzten Ausgabe des VdS- Journals [1] wurde über den entfernten großen Kleinplaneten (20000) Varuna berichtet. Mit rund 900 km Durchmesser ist dieser etwa so groß wie Ceres, der bisher größte, vor 200 Jahren entdeckte, erste Kleinplanet. Dessen Durchmesser wird mit 930 km angegeben. Inzwischen ist es sicher, dass ein Kleinplanet größer als Ceres ist: Am 22. Mai 2001 entdeck- ten James L. Elliot und Lawrence H. Wassermann in Cerro Tololo (Chile) Abb. 1: einen Asteroiden mit der Bezeichnung Orbit des Kleinplaneten (28978) 2001 KX76, erstellt mit EasySky [6] 2001 KX76 [2], der wie (20000) Varuna jenseits des Neptun als Objekt (KBO) seine Bahn zieht. Nach ersten Schätzungen der Astrono- men des Lowell Observatory kurz nach der Entdeckung von 2001 KX76 beträgt der Durchmesser dieses Kleinplaneten 960 bis 1270km. Diese Schätzung basierte auf der scheinbaren Helligkeit des Asteroiden, dessen Albedo, das als ähnlich dem anderer KBOs angenommen wurde und der damals noch weitgehend unbekannten Bahn. Arno Gnädig vom DANEOPS [3] konnte in den Archiven des Digitized Sky Survey [4] diesen Kleinplaneten bis zurück in das Jahr 1982 ausmachen. Dadurch war es möglich, die Bahn des Objektes genau zu bestimmen und der Klein- planet erhielt vom Center die Nummer 28978. Mit den neuen Abb. 2: Bahndaten konnte nun eine neue Orbit des Kleinplaneten 2001 OG108 im inneren Sonnensystem. Position des Abschätzung des Durchmessers vorge- Kleinplaneten am 9. April 2002, erstellt mit EasySky [6] nommen werden. Geht man davon aus, das (28978) 2001 KX76 wie (20000) Varuna etwa 7 % des Lichtes reflektiert, größter Kleinplanet behalten, denn man die provisorische Bezeichnung 2001 dann hat dieses Kuiper Belt Objekt geht inzwischen davon aus, dass sich im OG108 [5]. einen Durchmesser von 1200 km. Kuiper Belt noch einige große Kleinpla- Dieser Kleinplanet, dessen sonnenfern- Nimmt man dagegen ein Albedo von neten verbergen, die sich bisher den ster Punkt weiter als der Uranus liegt 4 % an (wie von anderen Kuiper Belt Blicken der Teleskope und CCD-Kameras und dessen Bahn stark gegenüber der Objekten), dann dürfte er sogar einen erfolgreich entziehen konnten. Ekliptik geneigt ist, kreuzt alle 48 Jahre Durchmesser von 1400 km aufweisen. Ein weiteres außergewöhnliches Objekt die Erdbahn. Die eigentlich kometenarti- Auf jeden Fall hat (28978) 2001 KX76 wurde am 28. Juli 2001 von M. Van Ness ge Bahn solcher 'Damocloids' veranlasst die Ceres vom Thron des größten vom Lowell Observatory (LONEOS) ent- einige Astronomen anzunehmen, dass es Kleinplaneten gestoßen, ist wahrschein- deckt. Es handelt sich dabei um einen sich bei den Objekten um alte, ausgega- lich größer als der Plutomond Charon Erdbahnkreuzer (Abb. 2) mit einer sehr ste und tote Kometenkerne handeln und ist mindestens halb so groß wie langgestreckten Bahn. Diese Kleinplane- könnte. Man vermutet deshalb, dass das Pluto selbst. ten werden 'Damocloids' genannt, nach Albedo dieser Objekte ähnlich dem (28978) 2001 KX76 dürfte wahrschein- dem ersten Kleinplaneten dieser Art, eines Kometenkerns sei. lich nicht lange den ersten Platz als (5335) Damocles. Der Kleinplanet erhielt Zwei weitere Erdbahnkreuzer (allerdings 66 FACHGRUPPE > KLEINPLANETEN

keine 'Damocloids'), (1866) Sisyphus Literaturhinweise Survey (DANEOPS) http://earn.dlr.de/daneops und 2000 WF129, sind ähnlich hell wie [1] Knöfel, A., Stoss, R.: Auf der Suche nach einem [4] Digitized Sky Survey (DSS): 2001 OG108. Da sie aber aus dem inne- kleinen Giganten: (20000) WR106. VdS-Journal http://www-gssss.stsci.edu/dss/dss.html ren Sonnensystem stammen und ein für Astronomie I/2001 (Sommer), 81 [5] Minor Planet Electronic Circular 2001-P40: höheres Albedo besitzen, wird ange- [2] Minor Planet Electronic Circular 2001-N01: http://cfa-www.harvard.edu/mpec/K01/K01P40.html nommen, das der neue 'Damocloid' mit http://cfa-www.harvard.edu/mpec/K01/K01N01.html [6] Matthias Busch: EasySky. http://www.easysky.de etwa 15 km Durchmesser sogar der [3] DLR-Archenhold Near Earth Objects größte der bisher rund 800 bekannten Erdbahnkreuzer ist. Von diesem Asteroiden geht allerdings in naher Zukunft keine Gefahr für die Erde aus. Seine derzeitige Bahn führt ihn nicht näher als 45 Millionen km an die Erde heran – das entspricht mehr als der 100 fachen Entfernung Erde-Mond. Die zukünftige Bahn des Kleinplaneten ist aber noch ungewiss, da diese in den nächsten Umläufen durch die nahe Begegnung mit Jupiter nachhaltig beein- flusst werden wird. Dieser Erdbahnkreuzer wird im April 2002 seine größte Helligkeit mit etwa 14 Größenklassen erreichen und als schnell bewegtes Objekt in hoher Deklination (er passiert am 9. April 2002 den Himmelsnordpol in weniger als 3° Abstand) für Beobachter der Nordhemis- phäre mit entsprechender Ausrüstung gut zu beobachten sein (Abb. 3). Auch die Asteroidenforscher sind sehr an die- sem großen Asteroiden interessiert, da ihnen die Chance geboten wird, einen vermutlich ausgegasten Kometenkern Abb. 3: näher zu untersuchen. Bahn des Kleinplaneten 2001 OG108 im April 2002 in der Nähe des Himmelspoles, Literaturhinweise: erstellt mit EasySky [6] Spektroskopie – ein Amateurgebiet? Die FG Spektroskopie stellt sich vor von Thomas Hunger und Ernst Pollmann

Offenbart die Beobachtung im integralen che Farben zeigen, und daß dies mit sehe ich denn da und im nächsten Licht (Weißlicht) schon eine unglaubli- ihrem Aufbau zusammenhängt. Dann Augenblick ist man schon dabei, die che Menge an Information über die liest man noch, daß man von ihnen auch Spektren zu interpretieren. Wer dann Himmelskörper, so erlaubt die Untersu- Spektren gewinnen kann. Meist ist dann viel Interesse verspürt, wird die Spek- chung des dispergierten Lichtes (Tren- aber schon Schluss. Man könnte leicht tren ausmessen wollen (die Möglich- nung in die farblichen Anteile, Regen- zu der Meinung gelangen, so etwas keiten sind in der FG vorhanden) und bogenfarben) noch viel tiefere Einblicke überhaupt nicht selbst machen zu kön- am Computer eine Nachbearbeitung in die physikalischen Prozesse im nen oder es sei viel zu kompliziert. betreiben. Universum. Sie ist – mit Einschränk- Dabei haben die meisten von uns größ- In neuerer Zeit hat der Einsatz von ungen – die einzige Möglichkeit, diese tenteils die dafür notwendige Aus- leistungsfähigen elektronischen Bild- wirklich analysieren zu können. rüstung schon bei sich (zumindest für empfängern, den sog. CCD-Kameras, eine Nun wird der Amateur nicht unbedingt einen ersten Versuch). Für den Anfang ungeheure Erweiterung des Beobacht- mit wissenschaftlichem Anspruch seine ist es bereits ausreichend, einfach ein ungshorizontes für Amateure geschaffen. Beobachtungen betreiben, aber er wird Prisma vor eine Fotokamera anzubrin- Diese Entwicklung ist natürlich auch doch versuchen, vieles des in den gen (das ist dann schon ein Spektro- nicht an der Spektroskopie vorbeigegan- einschlägigen Büchern verzeichneten graph!), um damit helle Sterne aufzu- gen. Gerade weil hier das (ohnehin Wissens nachzuvollziehen. So erkennen nehmen. Daran lernt man schon sehr geringe) Licht noch zusätzlich aufgespal- wir recht früh, daß Sterne unterschiedli- viel. Dann fragt man sich schnell, was ten wird. Die CCD-Kamera ermöglicht die FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE 67

Abb. 1: Übersichtsspektrum von Kastor. Auftragung der Intensität I bezogen auf das Quasikontinuum I0 gegen die Pixelposition auf dem CCD-Chip. Aufgenommen mit dem abgebildeten Objektivprismenspektrographen. Nach rechts werden die Absorptionslinien „breiter”. Das ist im Wesentlichen auf die zunehmende Defokussierung durch den Farbortfehler des Objektives zurückzuführen (T. H., VSW Drebach) Abb. 2: Hochaufgelöstes Teilspektrum des Emissionsliniensternes P Cygni. Auftragung F/Fc (normierter Fluß) gegen die Wellenlänge. Aufgenommen mit einem Selbstbaugitterspektrographen (E. P.)

Beobachtung lichtschwächerer Objekt mann.ernst.org abrufbar. Desweiteren Beschreibung des Bildteiles: Im Bildteil bzw. eine höhere spektrale Auflösung. erscheinen halbjährlich als wichtiges sind zwei typische Spektrographentypen So gibt es jetzt in der FG auch hochauf- Kommunikationsorgan sog. Rundbriefe. mit Beispielspektren gezeigt. Ein einfa- lösende Spektrographen, die erfolgreich In diesem ca. 25-30 Seiten starken ches Gerät ist der Objektivprismen- betrieben werden und Arbeitsgebiete Mitteilungsblatt werden Beobachtungs- spektrograph, bei dem ein Glasprisma erschließen, die noch vor Jahren gerade- ergebnisse und Informationen von vor einem Objektiv angebracht ist (Abb. zu utopisch waren (siehe auch im Mitgliedern der FG veröffentlicht. Über 1). Die Beobachtung kann visuell (Okular Bildteil). Dieser Prozeß wird auch mit die vielen persönlichen Kontakte hinaus ist am unteren Ende sichtbar) oder per zunehmenden Interesse aus der Fach- werden selbstverständlich auch Jahres- Foto- bzw. CCD-Kamera erfolgen. In Abb. astronomie begleitet, zumal die Ergeb- tagungen veranstaltet (nächste Tagung 2 ist ein hochaufgelöstes Teilspektrum nisse durchaus professionell erarbeitet vom 3. – 5. Mai 2002 in Freigericht bei von P Cyg zu sehen. Dieser Stern zeigt werden. Hier kann der Amateur durch Hanau). Für Informationen und Anfragen neben Absorptionslinien auch Emis- Langzeitbeobachtungen zum allgemei- zur Fachgruppe und der Spektroskopie sionslinien. Diese entstammen einer nen Erkenntnisgewinn beitragen. steht Ernst Pollmann, Charlottenburger- expandierenden Hülle um den eigentli- Natürlich muß niemand, der Spektros- straße 26c, 51377 Leverkusen, e-mail: chen Stern (siehe auch den folgenden kopie nur als Hobby betreibt, solchen [email protected], gern bereit. Artikel von B. Hanisch im Heft). Ansprüchen entsprechen. Das Beobacht- ungserlebnis steht wie überall im Vordergrund. Wer Interesse an diesem Themenkomplex findet und sich mit Gleichgesinnten austauschen möchte, dem bietet sich in der VdS-FG Spektro- skopie eine durchaus kompetente Platt- form. Sie bringt Amateure vom Anfänger bis zum ambitionierten Beobachter zusammen. Die Zusammenarbeit mit anderen FG‘s wird in Zukunft noch zunehmen, da sich hier Methode und Objekte hervorragend ergänzen können (als Beispiel seien Veränderliche Sterne erwähnt). Mittlerweile kann man sagen, daß innerhalb der FG eine beachtliche Kompetenz, angefangen vom Spektro- graphenbau bis hin zu den Beobacht- ungsobjekten, vorhanden ist. Das zeigt u.a. auch die rege Diskussion in der FG- Mailingliste ([email protected] Tut mir leid, meine Herren! Sie können die Hände wieder runternehmen ... berg.de). Informationen sind auch in Hinweis von der Dorfpolizei: Auf unserer Wiese sind zwei Kerle, den FG-Webseiten unter http://poll- die einen Granatwerfer aufbauen!!! 68 FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE

Beobachtung von Radialgeschwindigkeiten mit Amateurmitteln am Beispiel von P Cygni von Bernd Hanisch

Es wird über den Versuch berichtet, mit falls wird von einer langsamen Ent- (19300 ± 2000) K, als Radius (bezogen Hilfe einer einfachen spektroskopischen rötung des Sternes über ein anfangs röt- auf die Sonne ⊗ R*/R⊗ = 76 ± 14, die Amateurausrüstung den radialen Anteil liches und ein später gelblich-weißes bis Leuchtkraft log(L*/L⊗) = 5,86 ± 0,3 und der Expansionsgeschwindigkeit der zum heutigen bläulich-weißen Erschei- die Masse M*/M⊗ = 23...40 ± 4. Hülle von P Cygni anhand einzelner nungsbild berichtet [1]. Man nimmt an, daß sich P Cygni nach Wasserstoff- und Heliumlinien zu be- Als etwa vor 110 Jahren die ersten Spek- Verlassen der Hauptreihe in einer sehr stimmen. tren des Sterns aufgenommen wurden, instabilen Phase befindet, die durch erkannte man bei fast allen Linien ein einen starken Strahlungsdruck verur- Allgemeines zu P Cygni zunächst völlig ungewöhnliches Profil: sacht wird. Dabei kommt es zur Kon- P Cygni ist seit seiner Entdeckung am breite, nicht verschobene Emissions- traktion des Kerns und zum Verlust 18. August 1600 ein in mehrfacher linien mit scharfen, blauverschobenen großer Teile seiner Masse durch eine Hinsicht auffälliger Stern. Zum einen Absorptionen. Diese Erscheinung wird expandierende Hülle. Dabei ist davon konnte man schon bei rein visueller bis heute als „P Cygni-Linienprofil” auszugehen, daß die Emissionen in Beobachtung in der Vergangenheit be- bezeichnet. Die Erklärung dieses unge- einem stationären Hüllenteil entstehen merkenswerte Helligkeits- und Farb- wöhnlichen Phänomens erfolgte erst in und die blauverschobenen Absorptionen änderungen feststellen. Während die neuerer Zeit durch Lamers et. al., [1] einer expandierenden, äußeren Hüllen- visuelle Helligkeit im 17. bis Mitte des nachdem aufgrund weiterer spektrosko- korona zuzuordnen sind. Die Expan- 18. Jahrhunderts irregulär zwischen der pischer Beobachtungen die Ableitung sionsgeschwindigkeit der Hülle steigt 3. und 6. Größenklasse variierte, ist seit der Zustandsgrößen und damit verbun- von heißen inneren zu kühleren äußeren etwa 200 Jahren ein kontinuierlicher den die Lokalisierung des Sterns im HRD Hüllenschichten. Dies ist spektrosko- Helligkeitsanstieg von etwa 5,2 auf 4,8 möglich war. Es ergaben sich für den pisch durch die Beobachtung von mag mit geringfügigen Schwankungen etwa 6.000 Lichtjahre entfernten B1Ia- Teilchen in verschiedenen Ionisations- ∆ von m = 0,2 mag zu verzeichnen. Eben- Stern als Effektivtemperatur Teff = graden möglich. Die Größe des radialen, d. h. in die Sichtlinie des Beobachters fallenden, Anteils an der Expansion wird Linie Emission λE/Å Absorption λA/ Å ∆λ = λE-λA/Å vrad/ km/ s durch die gemessene Blauverschiebung (nach [4]) (blauverschoben) der Absorptionskomponente durch Kennt- He I 4471,48 4468,32 3,16 - 212 niss des Dopplereffektes bestimmt. H χ 4340,47 4337,72 2,75 - 190 Unlängst wurde durch Stahl et. al. [2, 3] H δ 4101,74 4099,06 2,68 - 196 bei einer Langzeitüberwachung der He I 4026,19 4024,00 2,19 - 163 spektroskopischen Parameter Radial- H ε 3970,07 3967,32 2,75 - 208 geschwindigkeit und Stärke der Emis- H 8 3889,06 3886,47 2,59 - 200 sionslinien auch deren zeitliche Variabili- H 9 3835,40 3832,57 2,83 - 221 tät festgestellt. Erstaunlicherweise konn- te dabei jedoch eine Korrelation in der Tabelle 1: Variation spektroskopischer und photo- Meßwerte und daraus bestimmte Radialgeschwindigkeiten für die auswertbaren metrischer Parameter nicht nachgewie- Spektrallinien des Beispielspektrums von P Cygni sen werden [3].

Abb. 1: Spektrum von P Cygni vom 24.7.1995, 10 min. auf KODAK T-MAX 3200, Details zur Aufnahme im Text FACHGRUPPE > SPEKTROSKOPIE 69

lichst genau bestimmt. Anschließend Cygni etwa ±15 km/s) werden für die wurde aus dem Quotienten der Differenz beschriebene Ausrüstung vom Fehler der Wellenlängen von Emissions- und überdeckt und sind somit nicht mit hin- Absorptionskomponente ∆λ und der reichender Genauigkeit zu verfolgen. Die Abb. 2: Referenzwellenlänge λ (hier: unverscho- Bestimmung von Radialgeschwindig- Detailvergrößerung des Spektrum um bene Emission) entsprechend der Dopp- keiten für P Cygni, und damit der die Wasserstofflinie Hδ. Der helle ler-Gleichung der radiale Geschwindig- Nachweis von Hüllenexpansion und Knoten ist die spektral nicht verscho- keitsanteil der Expansionsgeschwindig- Masseverlust, ist trotz der genannten bene Emissionskomponente, rechts keit vrad errechnet: Einschränkungen auch mit einfachen davon (blauverschoben) die Mitteln möglich und demonstriert damit Absorptionskomponente. Beide sind vrad = -c . ∆λ/λ = -(299.793 km/s) . ∆λ/λ eindrücklich, wie astophysikalische gut getrennt und damit auswertbar Phänomene auch für Amateure zugäng- Die erhaltenen Meßwerte und die daraus lich sind. resultierenden Radialgeschwindigkeiten für die auswertbaren Spektrallinien des Spektrenaufnahme und -bearbeitung Beispielspektrums sind in Tab. 1 ersicht- Literaturhinweise: Die Aufnahme der Spektren zur lich. Ermittlung der Radialgeschwindigkeit Der aus den Einzelschritten (Aufnahme, [ 1 ] Lamers, H.J.G.L.M., de Groot, M., Casatella, von P Cygni erfolgte mit einem auf einer Registrierung, Kalibrierung) resultieren- A.: P Cygni stars as an intermediate stage Ib-Montierung angebrachten Zeiss- de Gesamtfehler für die letztlich between red supergiants and Wolf-Rayet Meniscas 180/1800 mm mit vorgesetz- bestimmte Radialgeschwindigkeit kann stars, Astron. Astrophys. 123 (1983), L8 tem Objektivprisma (110 mm x 110 mm unter den beschriebenen Bedingungen [ 2 ] Stahl, O., Mandel, H., Wolf, B., Gang, Th., Kantenlänge, 45° brechender Winkel, auf ±10 % geschätzt werden. Für die Kaufer, A., Kneer, R., Szeifert, Th., Zhao, Bor-Kron (BK) 2 - Glas). Als fotografische Linien mit Wellenlängen größer als etwa F.: Long-term spectroscopic monitoring of P Emulsion diente KODAK T-MAX 3200. Die 4500 Å waren die Emissions- und Cygni-type stars, I. Spectral atlas of P Cygni, Belichtungszeit des nahezu unverbreiter- Absorptionskomponenten aufgrund der Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 99 (1993), 167 ten Spektrums betrug unter diesen zum langwelligen Bereich hin abneh- [ 3 ] Stahl, O., Wolf, B., Gang, Th., Kaufer, A., Bedingungen etwa 10 min. Dabei kam es menden Dispersion des Prismas nicht Mandel, H., Szeifert, Th., Zhao, F.: Long-term bei der Spektrenaufnahme auf das getrennt, so daß eine Bestimmung der spectroscopic monitoring of P Cygni-type Vermeiden jeglicher Nachführabweich- Radialgeschwindigkeit nicht möglich stars, II. Spectroscopic Variations of P Cygni ungen in Dispersionsrichtung an, welche war. during 1990 - 1992, Astron. Astrophys. Suppl. ein Verschmieren der Linienprofile be- Ser. 107 (1994), 1 wirkt hätten. Bei einer Spektrumslänge Zusammenfassung [ 4 ] Saidel, A.N., Prokofjew, W.K., Raiski, S.M.: auf dem Negativ von 32 mm ergab sich Mit einer in Relation zur beschriebenen Spektraltabellen, VEB Verlag Technik Berlin, eine Dispersion von 45 Å/mm bei einer Ausrüstung vergleichbaren (oder besse- 2. Auflage, 1961 Wellenlänge von 4000 Å. Das erhaltene ren) Ausstattung ist bei sorgfältigem Spektrum ist in Abb. 1 gezeigt. Eine Arbeiten die Bestimmung von radialen Detailvergrößerung um die Wasserstoff- Geschwindigkeitsanteilen >100 km/s im linie Hα (Abb. 2) zeigt einen hellen blauen und violetten Spektralbereich mit „Knoten” (Emission) und eine benach- einer Genauigkeit von etwa ±10 % mög- barte Absorption (erkenntlich an der lich. Die ermittelten Radialgeschwindig- Intensitätsabnahme). keiten stimmen mit dem für P Cygni Das Negativ wurde anschließend mit bezüglich dieser Linien in der Literatur einem Zeiss-Registrierphotometer MD [2, 3] angegebenen Bereich von -150 100 gescannt, das Ausgangssignal über km/s bis -220 km/s recht gut überein. ein Digitalmultimeter digitalisiert und Die derzeitigen zeitlichen Schwankungen mittels eines PC aufgezeichnet. Die der Radialgeschwindigkeiten (bei P Bearbeitung des Scans (Wellenlängen- kalibration, Kontinuumsnormierung) Abb. 3: erfolgte mit einer vom Bonner Auftragung der Sternfreund Helmut Knobloch entworfe- normierten Inten- nen Auswertesoftware. Das so reduzierte sität des blauen Spektrum ist in Abb. 3 gezeigt. Teiles des Spek- trums gegen die Ermittlung der Radialgeschwindigkeit Wellenlänge. In einem ersten Schritt der Spektrenaus- Deutlich sind wertung wurden nach der Wellenlängen- die Emissionen kalibrierung die Wellenlängen der nicht (Erhöhung der verschobenen Emissions- bzw. der blau- Intensität) von verschobenen Absorptionskomponente den Absorptionen der entsprechenden Spektrallinien mög- getrennt 70 FACHGRUPPE > STERNBEDECKUNGEN

Im Schatten Titanias – oder die Finsternis der Sonne HIP 10 68 29 von Eberhard H. R. Bredner

Die vergessene Finsternis Abb. 1: Sonnenfinsternisse – 1999 in Süd- Die Schattenspur Deutschland oder 2001 in Afrika – sind Titanias. Der für alle beteiligten Beobachter immer Erdglobus ist aus sehr eindrucksvolle Ereignisse, lange der Sichtrichtung geplant und sehr genau vorhergesagt. von Titania abge- Hier soll nun von einer besonderen bildet Finsternis oder Bedeckung berichtet werden. Claudio Martinez aus Argentinien veröf- fentlichte erst Anfang 2001 eine Vorhersage, danach würde der größte Uranusmond Titania am 8. September die Sonne HIP 10 68 29 (hier kurz HIP* genannt) bedecken. Die Schattenspur verlief über den Norden Süd-Amerikas, den Atlantik und Teile Süd/West- Europas. Das war mit den Daten der Hipparchos-Mission gut berechenbar. Der Stern HIP* würde die brillante Helligkeit von 7,2 mag haben und des- halb mit Amateur-Geräten, wie sie die Mitglieder der Fachgruppe Sternbe- deckungen (IOTA/ES) einsetzen, gut einer möglichen Atmosphäre mit sich, warten. Die Reise begann deshalb mit beobachtbar sein. die galt es also bei dieser Sternbe- gemischten Gefühlen in Begleitung deckung noch zu entdecken. In einem orkanartiger Regenstürme. Beobachtungsmöglichkeiten vergleichbaren Falle (Saturnmond Titan Nach einem Zwischenaufenthalt nahe Keine Rose ohne Dornen: Abb. 1 (nach bedeckte am 3. Juli 1989 den Stern 28 Paris und erneuter Abfrage der Wetter- David Herald März 2001) zeigt die Sagittarii) lieferten die Mitglieder der prognosen schien die südliche Touraine berechnete Schattenspur über den IOTA/ES mit ihren Ergebnissen einen als Beobachtungsgebiet einige Chancen Erdball. Uranus würde in Ecuador und wesentlichen Beitrag zur Aufklärung der zu bieten. Auf einer Anhöhe 80 m über Venezuela mehr als 60° über dem Titanatmosphäre. Gewünscht waren des- der kleinen Stadt Chatellerault fand sich Horizont stehen, wir in Europa mußten halb für das Ereignis Titania zeitlich- und dann eine Möglichkeit – mit freiem Blick den Planeten im Dunst des Horizonts intensitätsgenaue Videoaufnahmen. in den Dunst des Horizonts (Abb. 2). suchen: In Stuttgart maximale Höhe Auch nach einigen Stunden Schlaf hatte über dem Horizont nur 6°, günstigere 10 Tage vor dem Ereignis erreichten uns sich der Himmel gegen Mitternacht noch Bedingungen galten für Bordeaux Informationen aus dem Profi-Bereich nicht „entwölkt”. In größeren Wolken- 13°40', Madrid 18°11' und Lissabon (Sternwarte Bordeaux), die Schattenspur lücken tauchten hellere Sterne, verdeckt 22°27'. würde sich nördlich verschieben. Süd- durch dichte Zirren, auf ... noch 3 1/2 Wer möglichst vorteilhafte Beobacht- Frankreich, das westliche Spanien und Stunden bis zur Bedeckung. Zunächst ungsbedingungen anstrebte, mußte also Portugal waren im Bereich der wurden aber 150 kg „Dolberg Obser- zunächst die Situation seiner Reisekasse Schattenspur. Bedeckungszeit war etwa vatory on tour” (siehe Journal I/2001, prüfen, aber mit Vorsicht: Die Genauig- 5 Minuten vor 4 Uhr (±2 Minuten) MESZ S. 87) aufgebaut. keit der berechneten Schattenspur war – Anfang der Woche gab es für nur im Bereich eines Radius von Titania Süd/West-Frankreich eine hoffnungsvolle Suche im Nebel ±800 km. Denn wesentlich genauere Wetterprognose. Eine größere Wolkenlücke mit Polaris Finsternisvorhersagen „unserer” Sonne ermöglichte endlich auch die „Ein- beschränken sich auf den Bereich einer Start zur Beobachtung Nordung” der Montierung – in Richtung Astronomischen Einheit (AE) = Abstand Natürlich (!!) verschlechterte sich das Uranus besserte sich die Sicht aber Sonne/Erde. Uranus dagegen ist 20 AE Wetter von Tag zu Tag. Nördliche kaum. Für das bloße Auge war in der entfernt und HIP* sogar 35 Millionen AE. Wolkenausläufer würden bis Mittelfrank- Nähe nur Formalhaut im Südlichen Fisch Als Voyager II am 24. Januar 1986 den reich reichen, weiter südlich sollte es mit 1,3 mag sichtbar, mit dem Fernglas Uranus Mond Titania fotografierte, führ- besser werden – aber einen sternklaren dann im Steinbock auch δ (3,0 mag) und te er keine Sensoren zur Entdeckung Himmel/Horizont konnte man nicht er- γ (3,8 mag), nur sehr selten nördlich FACHGRUPPE > STERNBEDECKUNGEN 71

weltweit sind bisher 41 Beobacht- ungsberichte veröffentlicht worden, sie alle hatten mit mir im Schatten gestan- den. Ein unglaublich selteneres Ereignis als die Beobachtung einer „normalen” Sonnenfinsternis. Es bleibt eine grobe Analyse: Vorher- Abb. 2: gesagt war eine maximale Bedeckung Blick über Chatellerault in den Dunst des Horizonts von 76 Sekunden Dauer, gemessen habe ich in Chatellerault 73,3 Sekunden. Daraus folgt über eine geometrische Abb. 3: Abschätzung bei einem Durchmesser Visuelle Titanias von 1580 km ein Abstand von Beobachtung der etwa 208 km zur Zentrallinie, die sich „Sonnen- damit wirklich wie „last-minute” vorher- finsternis HIP*” gesagt verschoben hatte. Eine bei Bedeckung Auswertung aller Daten bleibt den durch den Profiastronomen vorbehalten. Uranus Mond Titania (die Fazit – oder Schlußbemerkung Video- Einer hatte es gemerkt: Titania würde Ausrüstung ist einen Stern bedecken. Er hat das „über- schon wieder sehene Ereignis” kurzfristig über elektro- abgebaut) nische Mailinglisten an interessierte Beobachter weitergeleitet, Profiastrono- men haben bei den Vorausberech- nungen geholfen und dann auch selbst mit beobachtet, alle haben sich gut ergänzt und trotz widriger Wetterverhält- nisse war eine Beobachtung möglich. davon auch schwächere Sterne mit Abb. 3 zeigt die Situation des Beobacht- „Das ist lebendige Astronomie unserer Uranus. ers unmittelbar vor dem Ereignis in der Zeit wie wir sie schätzen.” So gelang es erst nach über einer Nähe von Chatellerault N 46,839° und E [email protected]. Stunde „Starhopping im Horizont- 0,567° , Höhe 131 m. Deutlich ist die um Dunst”, Uranus und HIP* zu finden. Und 5° geneigte Säule zu erkennen, um dann war es doch wirklich wieder sehr deren Heimat-Ausrichtung (N 51,7°) zu überraschend, wie leistungsstark ein 100 kompensieren. Der Refraktor ist auf den Jahre alter 4"/64"-Frauenhofer-Refraktor horizontnahen Uranus ausgerichtet. sein kann. Deutlich zeigte sich Uranus mit der Erfolg in letzter Minute Sonne HIP* bei 80-facher Vergrösserung Und dann war es soweit: Der nicht sicht- im Okular – eine erste Belohnung für die bare Mond Titania bedeckt HIP* wirklich aufgebrachte Mühe. Sorgfältig vorberei- an meinem Standort in der Zeit von tet (aber leider wegen unzureichender 3:54:20,2 bis 3:55:33,5 (MESZ), also Wetterbedingungen nicht ausgetestet) 73,3 Sekunden lang - visuell war es eine war die Rotfilterung der Video-Aufnahme totale Sternbedeckung ohne einen durch über das Spiegelteleskop C8. Damit soll- eine eventuelle Atmosphäre Titanias te auf jeden Fall eine Überstrahlung des bedingten graduellen Helligkeitsabfall / helleren Uranus gegenüber HIP* verhin- -anstieg. dert werden. Es bleibt noch zu berichten: 15 Minuten später versanken Uranus/HIP* im Dunst Aber Grau ist alle Theorie des Horizonts. Glück hatte die Beob- Die Absorption am Horizont, die zusätz- achtung begünstigt. Abbau, Einpacken lichen Zirren und die starke allgemeine und Rückfahrt standen dann unter der Schwächung durch den Rotfilter verhin- euphorisierenden Erinnerung: derte, dass ausreichend Licht bei der „... Du hast im Schatten von Titania Video-Kamera ankam. Ein Umbau in letz- gestanden.” ter Minute wurde abgebrochen, um die ruhige visuelle Beobachtung durch den Versuch einer Auswertung Leute ... nur Mut ... Wenn ihr jetzt nicht Refraktor nicht zu gefährden. Inzwischen sind 14 Tage vergangen, aufsteht, macht ihr kein einziges Foto!!! 72 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

Ich habe eine Nova entdeckt! – Wie gebe ich die Entdeckung bekannt? von Thorsten Lange

Bei der Beobachtung Veränderlicher tes kann wieder Guide dienen, das die http://cfa-www.harvard.edu/iau/ Sterne sieht man manchmal Objekte, die Bahnen zahlreicher Asteroiden enthält. DiscoveryForm. Die IAU gibt auf ihrer auf den verwendeten Vergleichsstern- Die berechneten Bahnen dürfen aber Homepage weder eine E-Mail-Adresse karten gar nicht oder mit deutlich ande- nicht als exakt angenommen werden, noch eine Fax-Nummer für derartige rer Helligkeit verzeichnet sind. Handelt Fehler von vielen Bogenminuten sind Mitteilungen an. es sich vielleicht um die Sichtung einer durchaus möglich. Mit einem aktuelleren Die Meldung muß den Namen und die Nova? Ist man möglicherweise der erste Datenbestand wartet im Internet der Adresse des Beobachters enthalten, Mensch weltweit, der diesen Stern sieht? (Super)Nova-Suspect Minor-Planet möglichst die E-Mail-Adresse, den Zeit- Dieser Artikel soll die Aktionen erläu- Checker des CBAT [2] auf, bei den man punkt der Beobachtung, die Helligkeit, tern, die der Beobachter vor der Ver- in der Umgebung einer Koordinate nach Details zu Instrumenten und Beobacht- öffentlichung noch zu erledigen hat und bekannten Asteroiden suchen kann. ungsmethode (Auge, CCD, ...) sowie den welche Probleme auftreten können, bis Beobachtungsort. Mit etwas Glück die Entdeckung zusammen mit seinem Bestätigung durch unabhängige erscheint am folgenden Tag ein IAU- Namen in den Geschichtsbüchern der Beobachter Circular mit der Entdeckungsmeldung. Astronomie verzeichnet werden kann. Ist das fragliche Objekt also nicht nur Die IAU veröffentlicht auf dem Gebiet Zur Problematik wird eine mögliche aufgrund eines Fehlers auf der eigenen der Veränderlichen Sterne allerdings nur Entdeckung nämlich dadurch, dass es Aufsuchkarte „neu” und handelt es sich über Supernovae (wenn in zwei Nächten natürlich völlig falsch ist, gleich zum nicht um einen bekannten Asteroiden beobachtet), Novae, R CrB zu Beginn Telefonhörer zu greifen und Brian oder Kometen, dann müssen andere des Helligkeitsabfalls und über andere Marsden bei der IAU anzurufen. Beobachter alarmiert werden! Dabei soll- kataklysmische Sterne, sofern es der erste te man zuerst an die aktiven Beobachter Ausbruch seit mehr als zwei Jahren ist. Vergleich mit Sternkarten in der VdS, in den Fachgruppen Kome- Verwendet man beispielsweise eine c- ten, Kleinplaneten und Veränderliche Wie gibt ein VdS- oder BAV Mitglied Chart der AAVSO (Grenzgröße um 12 Sterne (BAV), oder an Mitglieder des ört- seine Entdeckung bekannt? mag), dann lohnt sich ein Blick auf eine lichen Astronomievereins oder der örtli- Für ein VdS- oder BAV Mitglied mit d- oder e-Chart bei Sternen, die an der chen Sternwarte denken. Internet-Anschluß und E-Mail ist das Helligkeitsgrenze einer Karte liegen. Am wirkungsvollsten auch in veröffentli- Vorgehen damit klar: Auch die Verwendung eines tiefen chungstechnischer Hinsicht erweist sich 1. Heranziehung tiefer Aufsuchkarten Sternatlas kann weiterhelfen. Entsprech- im Bereich der Veränderlichen Sterne und Sternatlanten, möglichst aus endes leisten natürlich auch Computer- das VSNET [1] mit seiner vsnet-alert verschiedenen Quellen. programme wie Guide. Alle diese Hilfs- Mailingliste, die weltweit von hunderten 2. Ausschluß einer Bewegung des mittel besitzen aber Unzulänglichkeiten Profi- und Amateurastronomen abon- Objektes nach 30 bis 60 Minuten, hinsichtlich der zugrundeliegenden niert wird, so daß mit etwas Glück inner- gleichzeitig Protokollierung von Spektralbereiche und geben z. B. beson- halb von einer Stunde eine Bestätigung Helligkeitsänderungen. ders rote Sterne deutlich zu schwach der eigenen Entdeckung vorliegt. Die E- 3. Ausschluß eines Asteroiden durch wieder. Programme wie Guide können Mail sollte an vsnet-alert@kusastro. die Datenbank [2] fehlerhafte Einträge enthalten, Sterne kyoto-u.ac.jp gerichtet und auf Englisch 4. Bestätigung durch weitere können sogar ganz fehlen. Im Internet verfaßt werden. Sie muß die Koordi- Beobachter anfordern, z. B. andere gibt es mehrere Stellen, an denen ges- naten und Helligkeit des Sterns enthal- VdS-/BAV-Mitglieder informieren, und cannte Fotoplatten oder Satellitenauf- ten. Um an diese Adresse eine Mail eine Mail an vsnet-alert@kusastro. nahmen angesehen werden können (u. a. schicken zu können, muß man nicht kyoto-u.ac.jp schicken. [5] und [6]). Abonnent der Liste sein, da solche „ille- 5. Schicken der Entdeckungsmeldung gale” Mails an den Listenverwalter wei- an die IAU über http://cfawww.har- Bewegliche Objekte tergeleitet werden, der sie später immer vard.edu/iau/DiscoveryForm. Ein möglicher „neuer Stern” muß noch noch veröffentlichen kann. Dadurch lange kein Stern sein, es kann sich auch ergibt sich aber eine Verzögerung von Beobachter ohne Internet-Zugang müs- um einen Asteroiden oder sogar um mehreren Stunden! sen sich für die Punkte 3 bis 5 an einen einen Kometen handeln. Bei der Bekannten oder an ein anderes VdS- Entdeckung sollte also mindestens eine Entdeckungsmeldung oder BAV-Mitglied wenden. Skizze angefertigt und der Ort nach Sobald unabhängige Bestätigungen In jedem Fall sollte aber im Rahmen der einer halben Stunde wieder überprüft erfolgen, ist die Benachrichtigung der Veröffentlichung (Punkte 4 und 5) der werden. Bewegt sich das Objekt in die- IAU vorzunehmen. Dies scheint inzwi- BAV-Vorstand und mindestens die ser Zeit, ist es sicher kein Stern. Zur schen nur noch über ein Formular auf Sektionsleitung „Eruptive Sterne” telefo- Überprüfung eines langsameren Objek- der IAU Homepage [3] zu funktionieren: nisch verständigt werden. Auch eine FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE 73

Benachrichtigung der BAV-Mailingliste man sich vorher vergewissern sollte, ob Anruf freut und gleich ans Teleskop (Mail an [email protected]) ist sinnvoll. Damit das Ereignis bereits gemeldet ist. Auch stürmt, um als weltweit zweiter Mensch kann die Beobachtung des Ereignisses telefonische Benachrichtigungen können eine Nova zu sehen! (auch spektrale Untersuchungen durch sinnvoll sein. Beispielsweise gibt es im Literaturhinweise: die Fachgruppe Spektroskopie der VdS) Rahmen der BAV eine Reihe von Beob- [1] Homepage des VSNET: www.kusasstro.kyoto- im Rahmen der BAV koordiniert werden. achtern, die nicht nur viele klare Nächte u.ac.jp/vsnet/ am Teleskop verbringen, sondern dabei [2] (Super)Nova-Suspect Minor-Planet Checker des Ausbruch bekannter Eruptiver Sterne auch über ein Handy erreichbar sind und CBAT: cfa-www.harvard.edu/ps/CheckSN Die obige Anleitung beschreibt das sich gegenseitig besondere Ereignisse [3] Homepage der IAU: cfa- Vorgehen bei der vermeintlichen Ent- per SMS zukommen lassen. Sollten Sie www.harvard.edu/cfa/ps/cbat.html deckung von Novae oder Supernovae. an einer schnellen Benachrichtigung im [4] Homepage der AAVSO: www.aavso.org Beim Ausbruch von bekannten Eruptiven Bereich der Eruptiven Sterne interessiert [5] USNO-A Felder: Sternen reicht eine Mail an vsnet-alert sein, so wenden Sie sich bitte an die www.nofs.navy.mil/data/FchPix/cfra2.html oder an die AAVSO [4] (aavso@aavso. org BAV [7]. Vielleicht gibt es sogar jeman- [6] IRAS rote Objekte: www.ipac.caltech.edu/2mass oder [email protected]), wobei den, der sich über einen nächtlichen [7] Homepage der BAV: www.thola.de/bav.html

Der 8x50 Feldstecher ergänzt das Auge – Gedanken zu einem Veränderlichen- programm für das kleine Fernrohr von Werner Braune

Zur allgemeinen Anregung der Verän- Sternname Bezeichnung Helligkeitsschwankung Periode entdeckt durch derlichenbeobachtung gebe ich nachfol- Größenklassen (mag) Tage gend eine kurze Darstellung über die Mira o Cet 2,0 - 10,1 331,6 1596 Fabricius Beobachtungsvoraussetzungen. An ein- Algol ß Per 2,2 - 3,5 2,8673 1667 Montanari fachen, bekannten Sternen sollte man Beta Lyrae ß Lyr 3,4 - 4,3 12,9301 1784 Goodrike δ einen Veränderlichen einfach einmal Delta Cephei Cep 3,7 - 4,4 5,3663 1784 Goodrike beobachten, z. B. ß Persei – Algol. Tabelle 1: Daten einiger bekannter Veränderlicher

Kleine Einstimmung Helle Veränderliche für das Auge sind Sternauswahl für z. B. die historisch bekannten Mira, die Beobachtung. Algol, ß Lyrae, δ Cephei. Die Daten die- So kommt man ser Sterne findet der Leser in Tabelle 1. z. B. bei ß Persei Weitere Namensgeber bekannter Verän- noch mit dem derlicher kamen erst später hinzu wie bloßen Auge durch RR Lyrae und W UMa. Zumindest RR den gesamten Lyrae ist dem kleinen Feldstecher Helligkeitsverlauf. zugänglich. Bei ß Lyrae muss man im Minimum Einige Voraussetzungen schon einmal den zum Beobachten Feldstecher neh- Kenntnisse am Himmel sind wichtig, um men. Und bei δ einschätzen zu können, ob die Verän- Cephei immer den Abb. 1: Beobachtung von Algol derlichen überhaupt sichtbar sind. Man Feldstecher, um muss also zumindest die Sternbilder im mit einem ein- Jahresverlauf kennen. heitlichen Gerät Wichtig ist auch die Kenntnis über das zu operieren. An Beobachtungsgerät hinsichtlich Grenz- Orten mit besseren größe und Gesichtsfeld. Allgemeine Beobachtungsbe- Angaben helfen aber schon weiter, z. B. dingungen gehen unsere Feststellung, dass 7,5 mag im diese Werte allgemeinen schätzbar sein sollten, bzw. natürlich hinun- dass in Berlin mit dem Auge 4,0 mag ter. Kenntnisse nur unter sehr guten Bedingungen zu über sich selbst sehen sind. Dies ist wichtig für die bei der Beob- Abb. 2: Sternbild Persens mit Vergleichssternen 74 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

Bezeichnung: ß Per Algol-Beobachtungen Helligkeit: 2,12 – 3,4 mag Dieser Namensgeber seiner Klasse von Periode: 2,8673156 Tage Typ: BV Veränderlichen, die zumeist gleichförmig Name: Algol hell sind, aber durch Bedeckungen peri- R.A.: 3h 08m 09s odisch stärker in der Helligkeit abfallen, Dekl.: +40° 57,4‘ ist von September bis März am Abend- Minimum: Datum 02.01.02 Zeit 0:17 Uhr JD 2452276,47 himmel gut beobachtbar. Wenn die 04.01.02 20:55 Uhr 2452279,33 08.03.02 22:50 Uhr 2452342,42 gesamte Dauer der Bedeckung auch 9,6 Stunden dauert, sind zur Beobachtung Tabelle 2: Daten von Minima in den Lichtkurven von Algol. Bemerkung: Vorher- und Bestimmung eines Minimums ca. sagen zu β Per finden sich auch immer in den einschlägigen Jahrbüchern! vier bis fünf Stunden ausreichend. Auch bei etwas widrigen Umständen (Einsatz des Feldstechers, Hausrand) gelingt die Ableitung eines Minimums achtung mit einem Feldstecher sind ist eine der Voraussetzungen zumindest wie es mein Ergebnis aus 1999 zeigt ebenfalls wichtig, weil man unterschied- bei der Zeitbestimmung von Kurzperio- (Abb. 1). Meine Schätzungen erfolgten in lich zittrige Hände haben kann. Wer dischen, also bei der Verfolgung eines Stufen nach der Argelander-Methode, die freihändig nicht schauen kann, braucht Bedeckungslichtwechsels wie Algol. Aber ich im VdS-Journal Herbst 1999 beschrie- entweder eine Anlehnung z. B. mit der weitere Beobachtungshilfsmittel sind ben und deren Auswertung ich im VdS- Schulter an einer Hauswand bzw. wenn nötig: Eine Taschenlampe, Aufschreib- Journal I/2000 (Sommer) brachte. Der es länger dauert, doch ein Stativ zu sei- möglichkeit mit Ort, Papier und Schreib- Lichtwechsel wurde zumeist gegen δ Per nem Gerät. gerät. Wenn man draußen ist, bitte an geschätzt. Im Minimum war ρ Per Ersatz denken. Ausfall von Uhr, Taschen- unbrauchbar, da zu schwach und verän- BAV Circular (das Vorhersagenheft der lampe oder Kugelschreiber wäre wirklich derlich. Im weiteren, helleren Anstieg BAV) und los? ein Reinfall. war γ Per nützlich. Die Stufenschätz- Nun könnte man doch die Vorhersagen methode lässt die freie Wahl bei der im BAV Circular oder aus anderer Quelle Grundsätzliche Fragen Vergleichssternen, zumal wenn man zur Hand nehmen und loslegen. Oder? Eine wesentliche Frage stellt sich vor der keine Sternhelligkeiten kennt. Was fehlt? Etwas Vorarbeit mit dem Beobachtung: Will ich etwas systema- Um die Sache weiter zu vereinfachen, Circular wäre nicht schlecht, z. B. die tisch machen? Habe ich Zeit dazu? schätze man in direkten Helligkeiten mit Auswahl von Veränderlichen, die man Wenn dies bejaht wird, kann ich im ein- den folgenden Vergleichssternen: γ 2,9 überhaupt beobachten kann, und die fachsten Fall dazu raten, erst einmal mit mag, bzw. δ 3,0 mag, χ ist 3,8 mag, γ bereits über den Beobachtungshimmel einem Veränderlichen zu beginnen, um And ist 2,1 mag. Die Sterne sind in der des Auges hinaus führen. Es gibt eine mich einzuüben, zu sehen wie die Sache Aufsuchkarte (Abb. 2) eingezeichnet. wesentliche Erweiterung bei der Anzahl läuft und was mein Auge erkennt, z. B. Nun muss man nur noch wissen, wann ß der beobachtbaren Veränderlichen und mit einem Stern wie ß Lyr. Er zeigt aus- Per sinnvoll zu beobachten ist: Einige Vorhersagen! (Hier helfen auch die BAV reichend erkennbare Helligkeitsschwank- Minimadaten sind in Tab. 2 aufgeführt. Blätter 7 „Feldstechersterne”). Nur hat ungen. Über eine erkannte Helligkeit im Weitere Anleitungen gibt die BAV gern. man z. B. Karten zum Auffinden? Für alle Minimum wird man erfreut sein, taucht Circular-Sterne gibt es solche bei der sie doch nur alle 13 Tage auf. Das erfor- BAV. Aber was fehlt zur konkreten Beob- dert erst einmal nur jeweils eine Beob- achtung noch? Die richtig gehende Uhr achtung bei klarem Himmel.

M3: Blue Stragglers und Quasare von Wolfgang Quester

Die Suche nach Bedeckungsveränder- weiteres aus der Entwicklung der Sterne oben her leert. Bei alten Haufen - und lichen unter „Blauen Nachzüglern” (Blue im Haufen verstehen. Theoretische Über- Kugelhaufen gehören zu den ältesten Stragglers) ist wichtig, um die Herkunft legungen sagen aus, dass sich masse- Gebilden unserer Galaxis – ist nur noch dieser Sterne zu verstehen. Blaue Nach- reiche Sterne schnell entwickeln. Sie tre- der unterste Teil der Hauptreihe mit zügler sind nicht etwa Betrunkene, die ten als O- oder B-Sterne auf die Sternen besetzt. Am oberen Ende dieser lange nach der Sperrstunde ihre Kneipe Hauptreihe. Dort verweilen sie nur ver- „Resthauptreihe” ist der abknickende verlassen, sondern es sind vorzugsweise hältnismäßig kurz, weil sie ihren Weg der Sterne zu erkennen, die die Mitglieder von Kugelsternhaufen. Wasserstoff innerhalb weniger Millionen Hauptreihe verlassen haben und sich auf Es sind absolut helle, blaue Sterne, die Jahre aufbrauchen und dann die dem Weg zu den Roten Riesen befinden. im Hertzsprung-Russel-Diagramm ober- Hauptreihe nach rechts zu den Roten Aus der Lage des Knickpunktes schließt halb des Abknickpunktes von der Riesen hin verlassen. Nach und nach fol- man auf das Haufenalter. Hauptreihe stehen. Diese Position ist gen ihnen die weniger massereichen Es gibt verschiedene Theorien über die rätselhaft, denn sie lässt sich nicht ohne Sterne, so dass sich die Hauptreihe von Entstehung von Blue Stragglers. Sie FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE 75

könnten später entstanden sein als die die eigentliche Überraschung: Alle drei übrigen Sterne eines Haufens, falls es Sterne erwiesen sich als Quasare mit sich um normale Einzelsterne handelt. Rotverschiebungen 1 < z < 1,6. Schließlich Oder ein unbekannter Prozess könnte stellte sich einer der drei als Quasar her- dafür sorgen, dass unverbrauchter aus, der schon 1989 in eine Liste von Wasserstoff aus ihren äußeren Schichten Hewitt und Burbidge aufgenommen wor- nach innen gelangt, und somit Brenn- den war. Das FHD von M 3 zeigt sie als stoff in das Sterninnere nachliefert, der abgerundete Quadrate oberhalb des dafür sorgt, dass die Sterne länger auf Abknickpunktes. Die Quadrate selbst der Hauptreihe bleiben. Es könnten aber zeigen Veränderliche auf dem Hori- auch unerkannte Doppelsterne sein. zontalast. Durch Massenaustausch könnte eine Komponente so massereich geworden Die Aufnahme unten zeigt die Umgebung sein, dass sie uns jetzt als blauer des Quasars RX J1342.5+2837 als Nega- Abb. 1: Hautreihenstern erscheint. Auch die tiv. Er ist mit B=18.1 der hellste der drei Das Farbenhelligkeitsdiagramm (FHD) Verschmelzung eines Doppelsterns zu Quasare; sein Ort ist (2000) 13h41m07.5s des Kugelsternhaufens M 3 einem einzigen Stern ist diskutiert wor- +28°39’36”. Sein kleines schwarzes den. Wenn Bedeckungsveränderliche Pünktchen ist durch zwei Striche ge- unter ihnen gefunden werden, würde kennzeichnet. Das abgebildete Himmels- man der Antwort auf die Frage nach ihrer areal entspricht ungefähr einem Viertel Herkunft etwas näher kommen. des Vollmonds. Das Bild entstand mit einer ungefilterten ST-7E an meinem 20- Eine überraschende Antwort haben H. cm-Cassegrain f/6,4. Belichtungszeit 15 Meusinger, R.-D. Scholz und M. Irwin im Minuten. Faszinierend ist auch die Um- Kugelhaufen M3 gefunden. Sie berichten gebung des jetzt als Quasar identifizier- darüber in den IBVS 5037 (März 2001). ten als veränderlich verdächtigen NSV Auf Platten des Tautenburger 2 m- 6388 (Ort 2000: 13h41m07.5s + 28°39‘36"). Spiegels entdeckten sie drei Veränder- Eine mit 15 Minuten leider zu kurz liche mit typischen Eigenschaften Blauer belichtete Aufnahme deutet zahlreiche Abb. 2: Nachzügler im Halo des Kugelhaufens, Galaxien an, die durch die Außenbezirke Umgebung des Quasars RX unter ihnen der schon lange als verän- des Kugelhaufens hindurchscheinen. J1342.5+2837, Bildfeld ca. 15‘ x 15‘, derlich verdächtigte Stern NSV 6388. Die Leider sind die Quasare so schwach, Aufnahme 15 min. belichtet von Kontrolle der photometrischen Messung- dass eine Kontrolle ihres Lichtwechsels Wolfgang Quester mit ST-7E-CCD- en durch Spektroskopie am 2,2 m- mit meinem Instrumentarium nicht sinn- Kamera an einem 20 cm-Cassegrain- Spiegel auf dem Calar Alto brachte dann voll ist. Teleskop f/6,4.

BAV - Fachgruppe Veränderliche der VdS von Werner Braune

Seit über 50 Jahren wirkt die BAV als Beobachtung erforderlich ist: Vorher- Veränderlicher geht, sondern auch um deutsche Vereinigung der Veränder- sagen (BAV Circular), Karten und Anreg- Detailarbeiten in besonderen Beobacht- lichen-Beobachter anregend im deutsch- ungen (BAV Rundbrief). Dies betrifft ungsgebieten (z. B. die visuelle Beob- sprachigen Raum und seit fast 20 Jahren standardmäßig rund 150 Bedeckungs- achtung von Kohlenstoffsternen und RV als VdS-Fachgruppe mit weltweiter veränderliche, 85 RR-Lyrae-Sterne und Tauri-Veränderlicher) bis hin zur Zusam- Publikation der Beobachtungsergeb- 70 Mirasterne, bei denen Vorhersagen menarbeit mit der Fachgruppe Spektro- nisse unserer Mitglieder. möglich sind. Halb- und Unregelmäßige, skopie der VdS. Erkennbar sollte sein, Ein Beginner in diesem Gebiet, der Irreguläre, Zwergnovae und Novae dass die BAV außer für Grundlagenarbeit heute noch immer äußerst nützlichen gehören ebenfalls zu unseren Arbeits- auch für alle parallel laufenden Projekte Zuarbeit der Amateure zur Forschung der gebieten. zugänglich ist. Fachastronomen, kann über die BAV auf Individuelle Arbeiten werden vielfältig alle Bereiche der Veränderlichenbeob- unterstützt durch unsere Sektionsleiter, Kontaktadresse: achtung mit umfassendem Unterstütz- die auch beobachtungstechnisch z.B. BAV Bundesdeutsche Arbeitsgemein- ungsmaterial zugreifen, um in einen CCD-Beobachtern und Interessenten zur schaft für Veränderliche Sterne e.V., wachsenden Bereich der Veränderlichen- Verfügung stehen. Im Rahmen der BAV Munsterdamm 90, 12169 Berlin, beobachtung hineinzukommen. haben sich auch individuelle Beobach- Werner Braune Tel. 030-7848453, Für ein langjähriges Gebiet ständiger tungsprogramme entwickelt, bei denen E-Mail [email protected] Beobachtung haben wir alles, was zur es nicht nur um die Entdeckung neuer Internet: http://thola.de/bav.html 76 FACHGRUPPE > METEORE

Leoniden 2001 – ein erster Bericht von Werner E. Celnik, Bernd Flach-Wilken, Otto Guthier und Axel Thomas

138° 11‘ Ost, 21° 46‘ Süd. 1:11 Ortszeit = ren die zeitliche Lage des erwarteten und sind z. T. noch länger als eine halbe 15:41 UT am 18. November 2001. Und es Häufigkeitsmaximums vor der Dämmer- Stunde sichtbar! Eine der Spuren ent- sind 32 °C im Schatten. Im Schatten? Es ung und die Höhe des Radianten über steht im Sternbild Stier und driftet lang- ist eine gute Stunde nach Mitternacht dem Horizont. Nicht zuletzt aber auch sam hinüber zur Großen Magellanschen und wir stehen im T-Shirt unter einem die Synthese des Erlebnisses mit der Wolke, verbiegt sich grotesk zu einem klaren Sternenhimmel und im roten faszinierenden Landschaft des australi- verdrehten Bogen. Fantastisch! Sand des australischen Outback. schen Outback und der absolut stör- Es ist kein klares Maximum in der Soeben sausen die ersten Leoniden- lichtfreie Himmel Zentralaustraliens... Häufigkeit der Meteore erkennbar. Meteore über uns hinweg, kaum dass Axel fängt sich und beginnt eine syste- Minutenlang erscheinen sie halbdut- der Radiant aufgegangen ist. Da, schon matische Beobachtung, schaut in eine zendweise in einer Sekunde, dann wie- wieder einer! Hell sind sie. Und lange Himmelsrichtung und zählt geduldig derholt Ruhepausen mit weniger Spuren ziehen sie hinter sich her. Der und unbeirrt, spricht auf Band. Die Meteoren. Es geht so weiter bis in die dritte wird mit einer Spurlänge von ca. anderen turnen um ihre Kameras Dämmerung hinein. Während es schnell 140° der längste dieser Nacht bleiben. herum, die zum einen zur Nachführung heller wird beobachten wir noch immer Wir stehen da und staunen. auf den Sternhimmel auf der Polaris-GP- Meteore mit negativen Größenklassen. Wie gelb-orange brennende Streich- Montierung befestigt sind, zum anderen Noch kurz vor Sonnenaufgang fallen hölzer ziehen die Meteore am Himmel auf Stativen im Gelände verstreut ste- uns cyanfarbene kurze Leuchtspuren am entlang, in Komplementärfarben leuchtet hen. Bis zu 35 Meteorspuren werden blauen Himmel auf. die fein strukturierte Rauchspur nach. später auf einer einzelnen, 12 Minuten Obwohl einige von uns ein ähnliches Manchmal in Sekundenabständen tau- belichteten Aufnahme zu erkennen sein. Feuerwerk bereits 1998 und 1999 auf chen neue Meteore auf. Oftmals weit im Die Helligkeit der Meteorköpfe liegt dem schweizerischen Gornergrat erle- Westen, obwohl der Kopf des Löwen meist zwischen 2 und 3 Größenklassen, ben konnten, sind wir uns einig: ein mit dem Radianten doch gerade erst doch fallen sehr viele Meteore mit faszinierendes, ja, beeindruckendes tief im Osten steht. Helligkeiten im negativen Größen- Erlebnis, hier auf rotem Sand unter dem Wieso eigentlich Australien? Dazu brach- klassenbereich ins Auge. Zwei oder drei Kreuz des Südens! ten uns verschiedene Argumente: Zum superhelle Meteore zwischen –5 und einen die ca. 75 % Schönwetter-Wahr- –10 mag scheinen die Augen zu blen- (Alle Aufnahmen von den Autoren, scheinlichkeit im November, zum ande- den. Rauchspuren (Trains) bleiben übrig falls nicht anders vermerkt)

Abb. 1 (links): So standen das Kreuz des Südens und der Kohlensack über dem Südost- Horizont, als min- destens 7 helle Leoniden durch das Blickfeld sausten. Aufnahme mit 50- mm-Objektiv.

Abb. 2 (rechts): Der Löwe stand kopfüber im Osten, als vom Radianten diese 14 abgebilde- ten Leoniden aus- strahlten. Aufnahme mit stehender Ka- mera mit Objektiv 1:1,7 / 50mm 20 Min. auf ISO 400 Farbdiafilm belichtet. FACHGRUPPE > METEORE 77

Abb. 3 (ganz oben links): Hoch am Südhimmel stand die Große Magellansche Wolke, als 3 helle Leoniden und ein sporadischer Meteor die Aufmerksam- keit hier auf sich zogen. Der superhelle Bolide erzeugte die in Abb. 5 gezeigte Rauchspur. Aufnahme mit 50-mm-Objektiv.

Abb. 4 (oben rechts): Der in Horizontnähe stehende Radiant mit 10 davon ausgehen- den Leoniden-Meteoren auf Mittelformat-Film, aufgenommen mit Objektiv 1:2,8 / 90mm auf ISO-400 Farbdiafilm, 10 Min. belichtet.

Abb. 5 (oben links): Meteor-Train (Rauchspur) vor der Großen Magellanschen Wolke, Aufnahme mit stehender Kamera um 18:33 UT mit Objektiv 1:1,7 / 50mm, 5 Min. belichtet auf ISO 400 Farbdiafilm.

Abb. 6 (obere Grafik): Zeitlicher Verlauf der beobachteten Leoniden-Meteor-Häufigkeit. In 5-Minuten-Intervallen wurden die Meteore von einem einzelnen Beobachter in einem am Himmel festgelegten Gesichtsfeld gezählt.

Abb. 7 (untere Grafik): Häufigkeit der Leoniden-Meteore je Helligkeitsintervall von –3 bis +5 mag. Die Meteore wurden von einem einzelnen Beobachter in einem am Himmel festgelegten Gesichtsfeld gezählt.

Abb. 8 (unten rechts): Ein ganzer Schwarm heller Leoniden-Meteore, aufgenommen am 18.11.2001 von Hartwig Lüthen, mit Objektiv 1:2,8 / 16mm auf ISO 400 Farbdiafilm (gepusht auf 700 ASA), Ort: Bohyunsan Optical Astronomy Observetery, Südkorea. Auch hier herrschten gute Beobachtungsbedingungen. 78 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

Vorhersagen für Veränderliche im Winter und Frühjahr 2002 von Werner Braune

Kurzperiodische Sterne Langperiodische Sterne Diesmal haben wir eine schöne Die Beobachtung von Mira- oder semire- Mischung von Sternen mit Perioden von gulären Sternen sollte man zwei bis drei wenigen Stunden bis zu einigen Tagen. Monate vor dem Maximum beginnen. Naturgemäß sind Sterne mit Perioden Ein bis zwei Schätzungen pro Woche größer als ein Tag deutlich weniger sollten für eine schöne Lichtkurve aus- beobachtet, als ihre Kameraden mit reichen. Zur Beobachtung benötigt man ganz kurzen Perioden. Aus diesem Grund eine Aufsuch- und Vergleichssternkarte, ist es wichtig, möglichst viele dieser ver- die bei der BAV erhältlich sind. nachlässigten Sterne zu beobachten. Mit der Beobachtung sollte etwa 3 Stunden vor dem angegebenen Zeitpunkt begonnen werden. Alle Zeiten Name Amplitude Periode Maximum sind für MEZ und Datum korrigiert, d. h., mag Tage evtl. muß die Beobachtung dann am „Vortag” vor Mitternacht begonnen wer- R Ari 8.3 - 12.9 ca. 186 Ende Februar 2002 den. Mit dem Julianischen Datum und V Gem 8.5 - 14.2 ca. 274 Ende Februar 2002 der Periode können weitere Minima- und R Vir 7.0 - 11.1 ca. 145 Ende Mai 2002 Maximazeitpunkte errechnet werden. Die BAV hilft gerne bei Fragen mit Karten Tabelle 2: und mit anderen Beobachtungshilfen. Langperiodische Veränderliche im Winter und Frühjahr 2002

Name Amplitude Periode Typ Rec Dec Art Zeitpunkt JD mag Tage 2000.0 Datum Zeit

UX Mon 8.0 - 8.94 5,904539 BV Algol 7h59m16s -7°30,3’ Min 07.01.02 23:05 2452282.41 Min 13.01.02 20:41 2452288.32 Min 18.01.02 22:50 2452293.41 Bem: dieser Stern verharrt ca. 1,3 h in seinem Minimallicht!

AR Per 10.83 - 9.92 0,4255501 RR Lyr 4h17m16s +47°24,1’ Max 03.01.02 1:29 2452277.52 Max 03.01.02 21:53 2452278.37 Max 06.01.02 1:00 2452280.50 Bem: dieser Stern steigt innerhalb von 1,63 h von Min auf Max!

RW Tau 8.0 - 11.59 2,76876044 BV Algol 4h3m54s +28°7,6’ Min 04.01.02 22:36 2452279.40 Min 16.01.02 0:31 2452290.48 Min 29.01.02 20:41 2452304.32 Bem: dieser Stern verharrt ca. 1,3 h in seinem Minimallicht!

EM Aur 11.0 - 11.9 1,8219833 BV β Lyr 5h13m24s +37°6,0’ Min 25.01.02 23:34 2452300.44 Min 05.02.02 21:53 2452311.37 Min 15.02.02 0:31 2452320.48

WY Cnc 9.6 - 10.4 0,8293696 BV Algol 9h1m55s +26°40,9’ Min 07.03.02 21:53 2452342.37 Min 23.03.02 0:17 2452356.47 Min 23.03.02 20:12 2452357.30

Tabelle 1: Kurzperiodische Veränderliche im Winter und Frühjahr 2002 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE 79

Die CCD-Kamera als Messinstrument – Lichtkurve des Delta-Scuti-Sterns CY

Veränderliche Sterne faszinieren mich bereits seit zwei Jahren. Ich schätzte ihre Helligkeit visuell zunächst einfach durch Vergleich mit benachbarten Sternen, deren Helligkeit ich einem Sternkarten- programm entnahm. Dann lernte ich bei der BAV (Fachgruppe Veränderliche der VdS) das überraschend einfache Stufen- schätzverfahren nach Argelander kennen und erfreute mich am Auf und Ab der Helligkeit von Mirasternen, deren Perio- den bei einigen hundert Tagen liegen und die ich alle paar Tage, sobald das Wetter es zuließ, beobachtete. Aber es gibt noch viel aufregendere weil schnellere Erscheinungen am Himmel: die kurzperiodischen Veränderlichen. Mein erster noch visuell beobachteter Abb. 1: war der Bedeckungsveränderliche Z Vul, Lichtkurve des Veränderlichen Sterns CY Aqr, CCD-Beobachtungen und Grafik: der sich so sehr veränderte, dass ich ihn H. G. Diederich im Minimum zunächst nicht wiederer- kannte. aufzunehmen. Das Maximum würde ich len Sie dann Ihre erste Lichtkurve. Es Der nächste Schritt sollte nun sein, die ja dann auf jeden Fall mit Anstieg und könnte sein, dass Sie an dieser Art vorhandene CCD-Kamera einzusetzen Abfall erwischen auch ohne Kenntnis Astronomie zu betreiben Gefallen finden mit dem Ziel, die gewonnenen Werte der seiner Lage. und damit ein neues Hobby im Hobby Sternhelligkeit in einem Diagramm über Die Aufnahmen erfolgten am 22.07.2000 entdeckt hätten. die Zeit aufzutragen und damit eine über einen Zeitraum von 1 Stunde 50 sogenannte „Lichtkurve” zu erstellen. Minuten hinweg. Es waren insgesamt Mein erster Versuch ging voll daneben: 182 Einzelbilder zu je 10 Sekunden Ich „beobachtete” mit meiner ST-7 U Belichtungszeit mit Binning 3. Kamera: Inserentenverzeichnis Cep anderthalb Stunden um die Zeit sei- ST-7, Teleskop: 7-Zoll-Maksutov LX200 nes Minimums, die ich einem astrono- in Alt-Az montiert. Die Bilder wurden mischen Jahrbuch entnommen hatte. einzeln von Hand im Bildbearbeitungs- APM Telescopes, Saarbrücken 64 Zuhause stellte ich dann aber fest, dass programm MaxIm CCD vermessen, die Astro Optik Philipp Keller, sich gar nichts getan hatte. Der Stern Werte von Helligkeit und Zeit (aus dem Pentling 89 war konstant geblieben. Ich war ent- FITS-Header herauskopiert) in Excel ein- Astrocom, Gräfelfing 105 täuscht, schob den Misserfolg auf eine gegeben und hierin das Diagramm fehlerhafte Angabe im astronomischen erzeugt (es geht auch mit Millimeterpa- Astro-Shop, Hamburg U2 Jahrbuch. Erst später erfuhr ich, dass U pier, s. a. den Beitrag in diesem Heft von Baader Planetarium, Cep im Minimum konstante Helligkeit Werner Braune: „Der 8x50-Feldstecher...”). Mammendorf 43 zeigt und dass dieses Minimum fast 2 Die dargestellten „mag”-Werte (Abb. 1) Bergsträßer Winzer eG, Stunden dauert. Habe daraus gelernt, sind die Differenz zwischen den Hellig- Heppenheim 84 über mich selber geschmunzelt und mir keiten von CY Aqr und einem im Bild vorgenommen, vor einem zweiten befindlichen Vergleichsstern. Durch diese Dörr Foto-Optik-Video GmbH, Neu-Ulm 115 Versuch etwas mehr über das Objekt Differenzbildung werden Änderungen meiner Begierde in Erfahrung zu brin- der Transparenz „automatisch” heraus- Fujinon (Europe) GmbH, gen. Und dieses sollte nun CY Aqr sein. gerechnet. Diese „Lichtkurve” könnte Willich 19 CY Aqr ist ein schnell pulsierender Stern jetzt zur Bestimmung des genauen Zeit- Intercon Spacetec, Augsburg 17 (Delta Scuti-Stern), der innerhalb von 10 punktes des Maximums dienen und an O.S.D.V. Göttker/Pietsch Minuten um 0,6 mag ansteigt, sein die BAV berichtet werden. Damit würde GmbH, Münster 148/U3 Maximum durchläuft und dann in einer man bereits echte „Science” betreiben. halben Stunde gemächlich wieder auf Mit diesem Aufsatz möchte ich allerdings Teleskop-Service Wolfgang 60 seine Normalhelligkeit zurückgeht. Ich etwas anderes erreichen. Lassen Sie ein- Ransburg, München nahm mir vor, diesen Stern in einer fach mal Ihre CCD-Kamera eine Bilder- Vehrenberg KG, knapp zwei Stunden langen Bilderserie serie von CY Aqr aufnehmen und erstel- Meerbusch-Osterath U4 80 FACHGRUPPE > VERÄNDERLICHE

kurze Beobachtungszeitraum nach dem Beobachtung an KO Aql Minimum lässt deutlich den beginnen- von Jörg Schirmer den Anstieg erkennen.

Im BAV-Rundbrief 3(2000) rief Wolfgang 0,02mag an. Mit dem Minimumswert dieser Beob- Quester zur Beobachtung dieses Verän- Nun aber zu den eigentlichen Fragestell- achtung und dem berechneten Minimum derlichen auf. Mit meinem MiniMax- ungen. Der Kurvenabschnitt (Abb. 1) aus den Elementen des GCVS 1985 Rechner für Beobachtungstermine von zeigt eindeutig, dass es im Minimum ergibt sich ein (B-R) von +0,0452 d. Variablen berechnete ich mit den vorge- kein konstantes Licht gibt, wie auch Dieser Wert fügt sich gut in die auf Seite gebenen Elementen die Minima für die- schon W. Braune 1992 mit seinen lichte- 112 des BAV-Rundbriefes 3(2000) abge- sen Stern. Es waren, wie im Artikel schon lektrischen Messungen gezeigt hat. Der bildete Kurve ein. angekündigt, nur wenig brauchbare Termine dabei. Da obendrein auch das Wetter nicht so recht mitspielen wollte, kam es letztlich nur zu einer Beobacht- ungsnacht. Praktisch auf den letzten Drücker konnte ich am 16. Oktober eine Teillichtkurve aufnehmen. Die Aufnah- men begannen um 20:47 MEZ und wur- den gegen 22:45 MEZ durch eine massi- ve Wolkenwand beendet. Dreißig Minuten später hätte ich eh aufhören müssen, weil dann Häuser in die Sicht- linie geragt hätten. Die erste Durchsicht der Aufnahmen zeigte, dass ich die letzten zwölf Daten- sätze wegen schwacher Wolkenausläufer löschen musste. So wurde die Beobacht- ungszeit nachträglich auf 22:34 MEZ be- grenzt. Nach der notwendigen Bearbei- Abb. 1: Lichtkurve von Agl tung ergab die Photometrie die abgebil-

dete Lichtkurve. Minimum: JDgeoz: 2451834,3817 22:10 MEZ JDhel: 2451834,3809 22:08 MEZ Erste Auswirkungen der heraufziehenden Vergleichssterne: für KO Aql: GSC 1030 2130 (Ref1) Wolkenfront sind aber schon vor für Ref1: GSC 1030 1210 22:45 MEZ zu erkennen, besonders auf- fällig in den Referenzdaten. Bis JD Instrument: AlphaMaxi mit KG5 an 4"-Refraktor f/9, Belichtung 40 s. 2451834,3535 beträgt die Standardab- weichung 0,01mag, danach steigt sie auf Tabelle 1: Daten zur Lichtkurve von KO Aql

Wenn die Sonne Windpocken hat ... Fotografie von Sonnenfleckengruppen mit kleinen Refraktoren von Dirk Lucius

Eigentlich war die Sonne nicht mein kalten Winternächten eher gewohnt Sonnenbeobachtung ganz neue Möglich- beliebtestes Beobachtungsobjekt, da in gegen Kälte und Müdigkeit anzukämp- keiten eröffnete, zumal die Sonne sich meiner Anfangszeit der Astronomie, als fen, so litt ich nun unter recht großer wieder einem Fleckenmaximum nähern ich zu Beginn der achtziger Jahre ein Hitze. Aber bekleidungstechnisch hatte wollte und sich mein Instrumentarium gebrauchtes C8 erstand, trotz des die Sonnenbeobachtung Vorteile. Man um einen 127 mm-Starfire-Refraktor und damals sehr teuren Celestron Original- sah mehr aus wie ein Sommertourist im einen Pentax 75 SDHF erweitert hatte, sonnenfilters aus der VHS-Sternwarte Gegensatz zum nächtlichen Outfit, in mit dem das Beobachten von Mond, kaum Aufnahmen mit Okularprojektion dem man einem Michelinmännchen Planeten und auch Sonne mir ganz neue gelangen (Filterdichte ND5) und im doch eher ähnelt. Dimensionen in puncto Kontrast und Fleckenminimum auf der Sonne oft nicht Im Frühjahr 1999 nach zwei Jahren Bildschärfe ermöglichte – im Vergleich viel zu sehen war. Sonnengucken mit selbstgebastelten zu meinem alten C8. Andererseits brachte die Sonnenbeob- Folienfilter kaufte ich einen 2 Zoll- Besonderen Spaß macht es, meinen achtung ganz neue Eindrücke: War ich in Herschelkeil von Intes, der mir in der kleinen Pentax 75 SDHF mit nur 500 mm FACHGRUPPE > SONNE 81

Abb. 1: halten. Auffällig war die deutliche Die „Windpocken” Steigerung der Luftruhe um die Mittags- der Sonne am zeit, wenn die Sonne am höchsten 22.3.2000 aufge- stand. So gelangen mir oft gegen nommen mit dem Abend, wenn die Sonne nur noch ca. 20 Pentax 75 SDHF Grad (oder manchmal auch weniger) 1/500 s über dem Horizont stand, die besseren bzw. schärferen Aufnahmen. Kleiner Nachteil: Die Belichtungszeit ver- doppelte sich von 1/1000 auf eine 1/500 Sekunde – aber immer noch kurz genug, um recht scharfe Fleckenportraits zu erhalten. Die beiden Aufnahmen vom 14. und 15. Mai zeigen schön die Ent- wicklungen am Sonnenrand in nur 25 Stunden. (Abb. 3 und 4) War ich mit dieser Reihe von Aufnahmen Brennweite mit einer Barlowlinse auf großen Fleckengruppen trotz teilweise einer Fleckengruppe zufrieden, wurde einen Meter Brennweite zu bringen, schlechten Wetters vom 25. Februar bis ich im September doch noch einmal von dann den Herschelkeil in den Okular- zum 3. März mit dem kleinen Pentax der Sonne überrascht. Am 19. Septem- auszug und zur weiteren Brennweiten- dokumentiert werden. Am 1. März zeigte ber 2000 hatte ich die erste Gelegenheit verlängerung noch eine weitere gute sich die Sonne mit besonders vielen den Starfire wieder auf die Sonne zu Barlowlinse in den Herschelkeil zu Flecken (Abb. 2). richten. Fast auf der Sonnenmitte gab es stecken. So muss man auch auf Reisen Macht die Sonnenfotografie mit dem eine große Gruppe, aber am Sonnenrand nicht auf die Sonnenbeobachtung bzw. 75er Pentax schon -fotografie verzichten und die Sonne Spaß, so steigert lässt sich mehr als formatfüllend ablich- sich das Vergnügen ten! noch, wenn der 127 Mit einem Neutralfilter der Dichte ND 3 mm-Starfire mit muss bei einem 100 ASA Film nur 1/1000 einem Meter Brenn- Sekunde belichtet werden, obwohl das weite mit dem Öffnungsverhältnis schon jenseits von Herschelkeil und f/20 liegt. Und Luftunruhe hat dann auf anderem optischen die Bildqualität keinen Einfluss mehr! Zubehör wie Barlow- Außerdem ist der kleine Refraktor mit linsen und Telekon- der für 75 mm Öffnung erstaunlich guten verter harmonieren Abbildungsleistung auf der EQ 5 Mon- darf. Mit der Kom- tierung recht schnell aufgestellt, so dass bination aus VIP- sogar Wolkenlücken (u. U. auch ohne Barlowlinse und motorische Nachführung) für ein paar einem Zweifach- Fotos genützt werden können. Telekonverter für Mit der hinter dem Herschelkeil einge- meine Olympus OM setzten VIP-Barlowlinse kann man herr- 1 erreichte ich eine lich experimentieren und mehrere effektive Brenn- Projektionshülsen vor der Kamera ein- weite am Starfire setzen, was die effektive Brennweite bis von ca. 6 Metern. ca. 5 Meter verlängert (Belichtungszeit Bei 100 ASA Film- 1/500 bis 1/250 Sekunde bei 100 ASA). empfindlichkeit Mit drei Verlängerungshülsen und einem musste die OM 1 zusätzlichen Zweifach-Telekonverter zwischen 1/500 und erreicht der 75 mm Pentaxrefraktor so bei sehr guter über 10 Meter effektive Brennweite! Die Durchsicht 1/1000 Belichtungszeit (100 ASA) liegt noch bei Sekunde belichten. einer 1/125 Sekunde. Mehr ist dem klei- So ausgerüstet war nen Refraktor aber nicht zuzumuten. es dann möglich in Abb. 2 (oben): Bei einer längeren „Schönwetterkatas- der Schönwetter- Vgl. mit Abb. 3: Die Entwicklung von Sonnenflecken in trophe” freut sich der Sonnenflecken- periode ab dem 12. 25 Stunden, 5"-Refraktor, 1/1000 s, Film Sensia 100 fotograf und er freut sich noch mehr, Mai 2000 das Auf- wenn eine große Sonnenfleckengruppe tauchen einer gros- Abb. 3 (unten): in mehreren Tagen über die Sonne wan- sen Fleckengruppe Aufnahmedaten wie Abb. 2, Film aber Kodak EC 100, 1/250 s dert. So konnte die Wanderung von zwei fotografisch festzu- wegen Dunst 82 FACHGRUPPE > SONNE

mer 2000 nette Dienste. Das Objektiv ist abschraubbar und die Auflösung der Kamera liegt bei 640 x 480 Pixel, die 9,6 x 7,5 µm2 messen, so dass der Chip auf eine „Größe” von 5 x 3,6 mm2 kommt. Wichtig ist die gute manuelle Menü- steuerung, die in kleinen Stufen Belicht- ungen bis herunter zu 1/31400 (!) Sekunde möglich. Bei den ersten Versuchen unterlaufen natürlich noch viele Fehler. So muss die Kamera auf bestimmte Werte eingestellt werden, um ein möglich rauscharmes Rohbild zu erreichen. Aufgrund der enorm kurzen Verschlusszeiten liegt in der Sonnen- beobachtung ein reiches Betätigungs- feld. So belichte ich am 127 Starfire mit Abb. 4: zweifach Barlowlinse d. h. bei f/16 zwi- Die Show beginnt: Auftauchen der größeren der beiden Sonnenfleckengruppen am schen 1/4500 und ca. 1/2000 Sekunde! Sonnenrand, 5"-Refraktor, 1/500 s auf Kodak EC 100 Aufgrund des kleinen Chips sind dann Sonnenflecken recht groß abgebildet. war noch mehr zu sehen. Riesig war ganzen Sonne zeigt auch schön die Es würde den Umfang des Artikels schon allein die Umbra – ganz zu Größe dieser mit bloßem Auge sichtba- sprengen, weiter auf die Webcamfoto- schweigen von der Größe der sie umge- ren Gruppe mitten auf der Sonnen- grafie einzugehen. Das wäre Stoff für benden Penumbra. Und herum tummel- scheibe (Abb. 8). einen separaten Bericht. Als Beispiele ten sich noch weitere Fackelgebiete Auch der 24. September zeigte sich vom seien hier nur Rohbilder der Flecken (Abb. 5). Wetter her von seiner angenehmen Seite vom 23. und 24. September 2000 auf- Drei Tage später öffnete der Himmel ein und die Gruppe ebenso. Das „Insekt” geführt. neues Fenster und ich war überrascht, vom 22.9. schien seine Fühler verloren wie sich die Gruppe verändert hatte: Wie zu haben, denn die Penumbrabrücken ein großes Insekt schien sie auf die waren langsam in Auflösung begriffen – andere Gruppe zuzusteuern (Abb. 6). aber immer noch wunderschön die stark Tags darauf, am 23. September, ver- strukturierte Umbra und Penumbra (Abb. suchte ich mich gleich an Aufnahmen 9 und 10). Das Wetter wurde schlechter mit langer Effektivbrennweite (Abb. 7). und ein letzter Blick am 27. September Eine 1/500 Sekunde Belichtung der war nach den letzten Tagen doch eher enttäuschend. Im Jahr 2000 kam ich dann auch mit CCD in Berührung in Form einer Web Cam. Das sind die Abb. 6: kleinen CCD Kameras, Die große Gruppe am 23.9.2000, 5"- die auf, neben oder Refraktor, 1/500 s sonstwo in der Nähe eines PCs die Ver- mittlung von Bildern und Videos z. B. ins Internet mög- lich machen. Durch die hohe Quanten- ausbeute des Chips ergeben sich dra- matisch kurze Be- lichtungszeiten. Eine leider nicht mehr auf dem Abb. 5: Markt befindliches 23.9.2000, die Übersichtsaufnahme zeigt die Größe der Modell – die PS 39 Gruppe im Vergleich zum Sonnendurchmesser, 5"-Refraktor, von Compro – lei- Abb. 7: 1/500 s, mit zusätzlichem ND 0,9-Graufilter im Herschelkeil stet mir seit Som- 23.9.2000, CCD-Kamera am 5"-Refraktor FACHGRUPPE > JUGENDARBEIT 83

Und was haben wir daraus gelernt? gende Abbildungsgüte der beiden Astrophysics sein: Die chinesischen Sonnenbeobachtung macht riesigen Refraktoren. Zugegeben – der Herschel- Refraktoren (Bresser, Celestron, Helios, Spaß und die Fotografie bereitet große keil ist nicht billig: ca. 500 bis 600 DM Skywatcher, Evostar sind mir bekannte Freude, besonders wenn sich über meh- mit Graufilter. Aber für den schmalen Bezeichnungen für diese Geräte) bieten rere Tage große eindrucksvolle Sonnen- Geldbeutel gibt es einen anderen gute Qualität für recht wenig Geld! fleckengruppen ablichten lassen. Geheimtip: Die Filterfolie von Baader mit Vorbei ist der Frust der ersten Jahre. Und ND 3,5, die ebenso kurze Belichtungs- Literaturhinweise: was war nun der Schlüssel zum Erfolg? zeiten ermöglicht, um die Luftunruhe [1] zur „Ungewöhnlichkeit” der Meines Erachtens in erster Linie der einzufrieren! Brennweitenverlängerung vgl. auch: Herschelkeil und die gegenüber einem Und es muss auch nicht ein apochroma- Jean Dragesco: High Resolution Schmidt-Cassegrain-System hervorra- tischer Refraktor von Pentax oder Astrophotography; Cambridge 1995; S. 33

Das Astronomiecamp für Jugendliche 2001 von Jana Becherer

Mit viel Vergnügen nahmen auch dieses von den Verlagen Spektrum der Wissen- Jahr 50 Jugendliche aus Deutschland und schaft, Sterne und Weltraum und Nachbarländern am astronomischen Kosmos zur Verfügung. Sommerlager der VdS (ASL 2001) teil. Wieder gab es ein breites Spektrum an Im diesjährigem Camp gab es erstmalig Arbeitsgruppen, die jeweils vier Tage einen Präsentationstag, an dem jede AG dauerten. Meine AG Auswahl war ihre Arbeit vorstellen konnte. So erstell- Sternphysik und Alltagsphysik, belegt ten wir Sternphysiker eine Interstellare mit den fantasievollen Abkürzungen Verkehrsordnung (als Beispiel: Maximal- STEP und ALPH. geschwindigkeit c darf nicht überschrit- Abb. 1: ten werden, ...), oder wir Alltagsphysiker Die Arbeitsgruppe „Physik im Alltag” In der Sternphysik wurde wie der Name veranstalteten einen physikalischen experimentiert mit einem Gyroskop schon sagt ein Sternleben analysiert. Jahrmarkt rund um Kreisel, rohe oder Von der Entstehung bis zum möglichem gekochte Eier und verzwickte Knobel- Ende, von der Frage was ein Stern aufgaben. eigentlich ist bis zu seinem Inneren Aufbau. Natürlich wurde das Hertz- Auch fanden in diesem Camp viele sprung-Russell-Diagramm ausführlich Vorträge von Amateuren und Profis statt. behandelt. Das alles wurde mit viel Die Referenten vermittelten uns span- Mathematik gewürzt, die man aber auch nende Themen und Erkenntnisse rund als normaler Schüler mit ein bißchen um die Astronomie. So hatten wir Tatkraft verstehen konnte. Am Ende der Vorträge über die Raumsonde Galileo, ersten vier Tage sank der Munterkeits- Extrasolare Planeten, Entstehung des pegel und der Kaffeekonsum stieg rapi- Universums, Sternbedeckungen, usw., Abb. 2: de an, so daß dann schon mal so selt- für jeden war etwas dabei. AG STEP.tif: Die Sternphysiker bei ihren same Aufgaben entstanden wie: Was Zwischen den AG's und der nächtlichen Berechnungen wiegt ein Stück Butter in Sonnen- Beobachtung gab es auch noch ein massen? (Und das ist noch ein harmlo- nicht-astronomisches Programm mit ses Beispiel). Diskussionen, Gruppenspielen, Nahrung Auch die AG ALPH, an der ich in der aufnehmen (was man auch astrono- zweiten Woche teilnahm, war interes- misch machen kann, wie der Vortrag sant. Glücklicherweise fand sie vorwie- „Wie schmackhaft ist die Astronomie?” gend nachmittags statt, weil vormittags beweist) oder einfach mal kurz schlafen. niemand mehr im Stande war aufzuste- Workshops gab es dieses Jahr auch wie- hen. Mit lustigen physikalischen Experi- der. Neben Raketen bauen, Sonnen- menten vertrieben wir uns dort die Zeit. uhren basteln gab es auch nicht-astro- So bauten wir z. B. ein Foucaultsches nomische Themen, wie Zeichnen, eine Pendel, rätselten über den Drehsinn von Theatergruppe u.v.m. Abb. 3: Eiern oder saßen zusammen und bilde- Um Mitternacht ging dann der Tag erst Am Tag wurde die Sonne beobachtet, ten uns per Literatur weiter. Dafür stan- richtig los, mit vielen Späßen und nächt- leider waren nur wenige Flecken zu den uns viele Bücher und Zeitschriften lichen Beobachtungen. Dabei hatten wir sehen 84 FACHGRUPPE > JUGENDARBEIT

Abb. 4: Der Nordamerika- nebel NGC 7000 von der AG Astro- fotografie aufgenommen und am Computer nachbearbeitet

mit dem Wetter sehr viel Glück, denn es gab immer klare Nächte. So hatten wir die Möglichkeit ausgiebig die Teleskope zu testen, die Vehrenberg und Intercon Spacetec zur Verfügung gestellt hatten. In einer Nacht zog fast das ganze Camp zu einem etwas entfernteren Platz, um mit Frank Leiter, Klaus Spruck und Uli Zehndbauer zu beobachten. Sie hatten ihre „Großteleskope” mitgebracht und uns die ganze Nacht den Himmel damit gezeigt. Abb. 5: Insgesamt kann ich den Organisatoren, Susanne Hoffmann erklärt das Referenten und Sponsoren nur ein Universum anhand von großes Dankeschön ausrichten, denn Selbstgebackenem und Süßigkeiten das Camp war einfach toll.

Das VdS-Jugendlager 2002 ASL 2002 - Auf einen Blick

Alter: ab 14 bis 24 Jahren Wissensstand: Anfänger oder Fortgeschrittene Ort: Schullandheim Hobbach bei Aschaffenburg Zeit: Sa. 27. Juli bis Sa. 10. August 2002 Teilnahmegebühr: wird noch festgelegt

Nehmt Kontakt auf und bestellt das Infoheft vor bei: ☛ Susanne Hoffmann Carl-von-Ossietzky-Str. 5 D-14471 Potsdam Tel: 0331 / 97 92 037 Infos auch im Internet: [email protected] www.vds-astro-jugend.de/sommerlager FACHGRUPPE > POPULÄRE GRENZGEBIETE 85

Sternzeichen Schlangenträger oder Warum Skorpione so selten sind von Rainer Mannoff

Passiert Ihnen das auch manchmal? Sie ber geboren sein, dann ist er kein Maßeinheit für uns noch von Bedeut- erzählen jemandem, daß Sie sich für Skorpion, sondern ein Schlangenträger! ung: Das Jahr hat zwölf Monate, der Tag Astronomie interessieren und bekom- Bereits zur Zeit der Babylonier vor 4000 hat (wie die Nacht) zwölf Stunden, ein men eine Frage wie diese gestellt: „Ich Jahren wurden Figuren in den Himmel Dutzend sind zwölf Einheiten. bin Skorpion und was sind Sie?” Für konstruiert. Sie dienten der räumlichen So weit so gut: Die Sonne durchläuft manchen Astronomen ist dies der worst und zeitlichen Orientierung, waren aber also im Laufe eines Jahres die zwölf case, die schlimmste zu erwartende bereits auch Grundlage für Vorhersagen Tierkreiszeichen, welche mit den dort Reaktion. Die geliebte seriöse Wissen- schaft wird mit der Astrologie in einen Topf geworfen! Ich schreibe heute jedoch nicht, um mich über die Astrologie zu empören; vielmehr möchte ich zwei Aspekte der Sterndeutung darstellen, die in keinem Horoskop auftauchen: Das dreizehnte Sternzeichen und der Umstand, daß manch ein Glaubender eigentlich gar nicht das ist, wofür er sich hält. Aber fangen wir mit der einfachsten aller möglichen Reaktionen auf die Frage nach Ihrem Sternzeichen an (begrifflich sind die astrologischen Tierkreis- oder Sternzeichen von den astronomischen Sternbildern zu unterscheiden). Nennen Sie Ihr (scheinbares) Sternzeichen und fragen Sie doch beim offensichtlich fach- kundigen Gesprächspartner einmal nach, warum denn der eine ein Skorpion und der andere eine Jungfrau sei. Die nach meiner Erfahrung häufigste Antwort wird etwas in der Art sein, daß der eine eben in diesem, der andere eben in jenem Zeichen geboren sei. Ebenfalls beliebt ist die Antwort, daß das Sternbild zu dieser Zeit funkelnd am Nachthimmel zu finden sei. Jetzt sind Sie an der Reihe! Erzählen Sie Ihrem Gesprächspartner Abb. 1: doch einmal, daß das Sternbild wirklich Dieser Ausschnitt aus dem Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) zeuht den am Himmel steht, jedoch tagsüber und „Pipe-Nebel”. Aufnahme von Rainer Mannoff am 29.6.2000 mit 6x6-Objektiv völlig unsichtbar – denn die Sonne 1:5,6/500mm, 2x22 Min. belichtet auf Kodak ProGold 1000 befindet sich gerade „darin”. Vielleicht gelingt es Ihnen ja damit bereits, Interesse für die Naturwissenschaft zu und Deutungen. Unsere abendländische liegenden Sternbildern übereinstimmen. wecken. astrologische Kultur hat ihren Ursprung Wo ist das Problem? Nun, das stimmt Manch ein Freund der Sterndeutung in der babylonischen und später griechi- nicht mehr! Die Erde ist auf ihrer Bahn kennt jedoch diesen Sachverhalt. Nun schen Astrologie der Zeitwende. Dabei um die Sonne keineswegs in einer fest- ist es Zeit für den entscheidenden wurde die scheinbare Bahn der Sonne en Achslage; sie taumelt sozusagen wie Trumpf. Vielleicht ist er ja gar nicht das, „um die Erde”, die Ekliptik, in zwölf glei- ein Kreisel. Bewirkt wird diese was er zu sein glaubt. Die Sonne hält che Abschnitte unterteilt, welche nach Kreiselbewegung durch die Anziehungs- sich nämlich weder einem Monat in nächstliegenden Sternbildern benannt kräfte von Sonne und Mond auf den jedem Sternbild des Tierkreises auf, wurden. Warum gerade zwölf Tierkreis- Äquatorwulst der Erde (die keine per- noch durchläuft sie dabei nur derer zeichen gebildet worden, lag in der fekte Kugelform hat). Da die Erdachse zwölf; und sollte unser Freund zwischen besonderen Bedeutung dieser Zahl. (und somit die Äquatorialebene) nicht dem 29. November und dem 18. Dezem- Auch heute ist die Zwölf zum Beispiel als mit der Ebene der Ekliptik zusammen- 86 FACHGRUPPE > POPULÄRE GRENZGEBIETE

Sternzeichen üblicher Zeitraum tatsächlicher Zeitraum Dauer in (vollen)Tagen Widder 21.3. – 20.4. 18.4. – 13.5. 25 Stier 21.4. – 20.5. 13.5. – 22.6. 40 Zwillinge 21.5. – 21.6. 22.6. – 21.7. 29 Krebs 22.6. – 22.7. 21.7. – 10.8. 20 Löwe 23.7. – 22.8. 10.8. – 16.9. 37 Jungfrau 23.8. – 23.9. 16.9. – 31.10. 45 Waage 22.9. - 21.10. 31.10. – 23.11. 23 Skorpion 23.10. – 22.11. 23.11. – 29.11. 6 Schlangenträger --- 29.11. – 18.12. 19 Schütze 22.11. – 20.12. 18.12. – 21.1. 34 Steinbock 21.12. – 19.1. 21.1. – 16.2. 26 Wassermann 20.1. – 18.2. 16.2. – 11.3. 24 Fische 19.2. – 20.3. 11.3. – 18.4. 38

Tabelle 1: Verweildauer der Sonne in den einzelnen Tierkreis-Sternbildern. Beim Übergang steht die Sonne in zwei Sternbildern gleichzeitig

fällt, entsteht diese Bewegung, die bedeutet, daß die Sonne nach etwa 70 im Jahr hält sich die Sonne im Skorpion Präzession genannt wird. Eine volle Jahren erst einen Tag später eine auf. Echte Skorpione sind also wirklich rar. Kreiseldrehung dauert 25800 Jahre. Das bestimmte Position auf der Ekliptik ein- Manch ein geschulter Astrologe mag ein- wohl bekannteste Beispiel für die nimmt. Heute, etwa 2000 Jahre nach werfen, daß die Präzession und die Präzession ist die Verlagerung des Festlegung der Tierkreiszeichen, haben damit verbundene Verschiebung der Himmelsnordpols. Dem Polarstern müs- sich die Punkte bereits um etwa 30 Grad Tierkreiszeichen gegen die Sternbilder sen wir aufgrund seiner Position späte- verschoben. An dieser Stelle möchte ich keinerlei Bedeutung habe, da die zwölf stens in ein paar hundert Jahren einen noch erwähnen, daß natürlich auch die Tierkreiszeichen lediglich Abschnitte am anderen Namen geben. In etwa 7000 in der Astrologie so wichtigen Planeten Himmel symbolisieren würden. Der Jahren steht dann Deneb im Schwan die Präzession beeinflussen; jedoch Mensch, der ja nach astrologischer Vor- beim Himmelsnordpol. bewirken sie alle zusammen gerade mal stellung aufgrund seines Geburtstages Die Präzession hat aber noch einen wei- eine Verlagerung um 0,12 Bogensekun- bestimmte Fähigkeiten und Eigen- teren Effekt: Sie führt zu einer Rück- den. Die „Kräfte” der Planeten spielen schaften hat, wäre demnach trotzdem im wärtsbewegung von Frühlings- und hier, verglichen mit Sonne und Mond, stets gleichen Abschnitt eines Jahres Herbstpunkt (Schnittpunkte zwischen eine wirklich untergeordnete Rolle! geboren. Warum aber, so frage ich, sind Ekliptik und Himmelsäquator) und somit Die Tabelle zeigt auf, zu welchen Zeiten das dann keine Menschen aus „Jahres- zu einer Verschiebung der Zeiten, in der sich die Sonne derzeit im jeweiligen abschnitt Fünf” oder „Phase Sieben”? sich die Sonne in einem Sternbild auf- Sternbild aufhält. Auch der in der Astro- Die Zuordnung eines Geburtstages zu hält. Die Punkte verschieben sich jähr- logie stets verschmähte Schlangenträger einem Sternbild ist nach meiner lich um etwa 50 Bogensekunden; das ist darin aufgeführt. An nur sechs Tagen Auffassung nur dann gerechtfertigt, wenn auch ein astronomischer Zusam- menhang besteht, nämlich der, daß sich die Sonne zu dieser Zeit im Sternbild aufhält. Wie wohl Ihr Gespräch verlaufen wird? Vielleicht wird sich Ihr Gesprächspartner ja entsetzt von Ihnen abwenden. Vielleicht können Sie aber auch Neugier für die Astronomie wecken und haben ein interessantes Gespräch über wirkli- che Sternzeichen und weitere astrono- mische Themen. Ich selbst bin übrigens nicht wie bisher 10 Zylinder, 320 PS, 6 Gänge, leistungsabhängige Benzineinspritzung, ABS, EST, angenommen ein Zwilling, sondern ein Navigationssystem, Schalensitze, Hosenträgergurte, 120 Liter-Tank, von 0 auf 100 in Stier. Das ist für mich ohne Bedeutung, 6 Sekunden, Spitze 305 ... halt ein SX 500!!! einmal davon abgesehen, daß ich mir 25 Zoll-Spiegel, adaptive Optik, 4 % Obstruktion, 1:5, automatische hydraulische ein paar (natürlich gute) Eigenschaften Niveauregulierung und Polausrichtung der Montierung, Hufeisensystem ölgelagert, 30 Mio. Objekte-Bibliothek, computergesteuerte Objektfindung bis 16. Größenklasse, CCD-Korrektur gemerkt hatte, die man den Zwillingen der Nachführung, direkte Bildaufbereitung auf 19 Zoll-Monitor in Echtzeit ... halt ein SX 500!!! zuschreibt. FACHGRUPPE > VdS STERNWARTE 87

Jahresbericht VdS–Sternwarte 2000 von Jürgen Schulz

Nutzung Einnahmen: Im Berichtszeitraum gab es 37 Anmeld- Gastbeobachter: 6.711 DM ungen und 29 realisierte Beobachtungs- Kursgebühren: 1.405 DM aufenthalte mit insgesamt 252 Gästen. VdS-Zuschuss (ohne zweck- gebundenen Zuschuss für Die Auslastung betrug 521 Manntage. FS 2-Steuerung):s 2.500 DM Die Anmeldungen gingen zu 87 % von Summe: 10.616 DM VdS-Mitgliedern aus. Seit Beginn der Zusammenarbeit VdS Ausgaben (ohne Investitionen): und Volkssternwarte Kirchheim im Energie,Wasser, Müll, Versicherung: 4.000 DM 80% der Gesamtkosten Sommer 1992 haben gegenwärtig 1820 Betreuungskosten: 5.560 DM 10,- DM/h, ohne SAM-Mitarbeiter Sternfreunde das Angebot genutzt mit Fahrtkosten: 300 DM 0,50 DM/km einer Gesamtauslastung von 4121 Mann- Bettwäsche: 475 DM 5,-/Satz tagen. Neben einer Vorstandssitzung Reparaturen: 160 DM 80% der Gesamtkosten, nur Material Werterhaltung: 1.200 DM 80% der Gesamtkosten, nur Material fanden 2000 folgende zentrale VdS- Literatur: 176 DM 80% der Gesamtkosten Veranstaltungen statt: Telefon: 1.300 DM 80% der Gesamtkosten Werkzeuge: 135 DM 80% der Gesamtkosten • 7. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD • CCD-Praktikum Summe: 13.306 DM • Cookbooktreffen • FG-Treffen der Halo-Beobachter Bilanz: -2.690 DM • Redaktionstreffen VdS-Zeitschrift • Fachgruppenleitertreffen Tab. 1: • Besuch VdS-Jugendlager VdS-Sternwarte Kirchheim – Einnahmen und Ausgaben im Jahr 2000

Das Niveau der Vorjahre wurde gehalten. Insgesamt wurden über 20.000 DM in sehr zu schätzen wissen. Internetzugang Die 2000 erreichte Auslastung konnte 2000 investiert! Hinzu kamen die folgen- und Videotechnik ermöglichen auch bei nur durch den Einsatz unseres haupt- den Sachspenden: schlechtem Wetter eine sinnvolle astro- amtlicher Mitarbeiters bewältigt werden, Dr. Jürgen Schulz: nomische Betätigung und werden ent- da die Belastung der ehrenamtlichen Binokularanstz, 6x6-Kamera, sprechend rege genutzt. Bei CCD-Technik Mitglieder der Volkssternwarte Kirch- KB-Kamera, PC-Monitor zur allgemeinen Nutzung besteht nach heim bereits jetzt die Kräfte stark stra- Astro-shop Hamburg: wie vor akuter Nachholbedarf. Der paziert. ASTRONOMIC UHC-Filter Daystarfilter wird mit Begeisterung genutzt. Technischer Fortschritt Feedback der Besucher Die Qualität und Intensität der Betreu- Der Schwerpunkt lag 2000 wieder bei Insbesondere die neuen Fernrohrsteuer- ung durch unseren SAM-Mitarbeiter Maßnahmen zur Werterhaltung der Ge- ungen erleichtern und beschleunigen die wird von allen Gastbeobachtern gelobt bäude und Verbesserung der Aufent- Einstellung der Himmelsobjekte drama- und ist eine entscheidende Hilfe bei der haltsbedingungen für die Gastbeob- tisch - ein Umstand, den alle Beobachter Anpassung eigenen Zubehörs an die achter. Schwerpunkte waren:

• Installation Telrad-Finder an beiden Fernrohrkomplexen • Ausstattung beider Fernrohre mit der FS 2-Steuerung, Winkelencodern und Guide-Steuerrechner • neuer ESCAP-Schrittmotor für das 50 cm-Teleskop • automatische Ladestation für die Akkus des Niederspannungsnetzes 6-24V • Vervollständigung des Computernetzwerkes • CD-Brenner • Flachbettscanner • Groß-TV + Videorecorder digital/ analog für Vortragsraum Abb. 1: Entwicklung der Einnahmen 88 FACHGRUPPE > VdS STERNWARTE

dort aufgeführten Ausgaben werden von der Gemeinde Kirchheim jährlich 5.000 DM für die laufenden Energiekosten, Wasser, Müll und Versicherung aufge- wendet. Die in 2000 unmittelbar mit dem Feriensternwartenbetrieb (Gastbeob- achter) zusammenhängenden Einnahmen belaufen sich auf 6.711 DM, durch Kursgebühren kamen weitere 1.405 DM hinzu. Damit ergibt sich für den reinen VdS-Sternwartenbetrieb die in Tabelle 1 aufgeführte Gesamtbilanz für 2000. Trotz des VdS-Zuschusses ist die Bilanz negativ. Da die Werterhaltung in 2000 untypisch niedrig lag (wegen Geld- mangels), ist in einem „normalen” Jahr Abb. 2: noch mit deutlich schlechterer Bilanz zu Ausgabenentwicklung rechnen. In dieser Abschätzung sind weder Abschreibungen für Instrumente Kirchheimer Teleskope. Leider ist diese geben werden. Diese Notlösung befrie- und Gebäude noch die Arbeitsstunden vom Arbeitsamt geförderte Beschäfti- digt niemanden und kann daher nur von für Werterhaltung sowie die vielen gung im August 2001 ausgelaufen. begrenzter Dauer sein. Betreuungsstunden unseres SAM-Mit- Wie in den vergangenen Jahren konzen- Um die Zukunft der Feriensternwarte zu arbeiters enthalten! Die Bilanz geht nur trierte sich das Interesse der Gast- sichern, ist ein gänzlich neues Konzept deshalb auf, weil unsere Vereins- beobachter auf die großen Instrumente. zu entwickeln, das sowohl eine signifi- mitglieder kostenlos für die Gast- Hier kommt es mit den aktiven kante instrumentelle und gebäudemäßi- beobachter arbeiten. Diese Probleme Beobachtern des Kirchheimer Vereins ge Erweiterung als auch die dauerhafte müssen durch das künftige Konzept der zwangsläufig zu Konflikten. Deshalb hauptamtliche Besetzung der Sternwarte Feriensternwarte gelöst werden. kann bis auf weiteres nur ein beinhalten muß. Hier ist die VdS mit Dank der Zuschüsse der Gemeinde Fernrohrkomplex an Gastbeobachter ver- eigenen Ideen und substanziellen Bei- Kirchheim ist die Geld-Bilanz ausgegli- trägen gefordert. chen. Durch die Spenden von Privat- personen, der Sparkasse Arnstadt- Finanzen Ilmenau sowie Lottomittel verschiedener Die Einnahmen Ministerien konnte 2000 wieder ver- und Ausgaben der stärkt in neue Beobachtungstechnik und Volkssternwarte weitere Werterhaltung der Gebäude Kirchheim seit 1999 investiert werden. sind dem statisti- schen Überblick in Abb. 1 und 2 zu entnehmen. Zusätzlich zu den

Abb. 3: Anmeldungen, Nutzungsdauer und Betreuungsaufwand SERVICE 89

Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser (Kopf), M16 in der Schlange (Schwanz), M wie Messier Rubrik anregen, ihre eigenen Objekt- M17 im Schützen. von Torsten Güths beschreibungen einzureichen! Die Die nächsten vier Messierobjekte für die Messierobjekte sind für ein solches Ausgabe II/2002 werden sein: M45 im – Teil 5 – Vorhaben ideal, da sie keine Traum- Stier, M53 in Coma Berenices, M60 in sternwarte besitzen müssen, um sie zu der Jungfrau und M67 im Krebs. Der französische Astronom Charles beschreiben. In der vorliegenden vierten Schließlich sollen für Ausgabe III/2002 Messier stellte in den Jahren 1730 bis Folge unserer „M”-Serie sind Berichte die Sternhaufen M36, M37 und M38 im 1817 die erste Listung von nichtstellar von Günter Igel, Dirk Panczyk und Fuhrmann beobachtet werden. erscheinenden Himmelsobjekten zusam- Gerhard Scheerle enthalten, denen ich Bitte schicken Sie Ihre Beobachtungs- men. Er benötigte diese Aufstellung, um für Ihre Beiträge meinen herzlichen Dank eindrücke zu diesen Objekten direkt an bei der Suche nach Kometen nicht irr- ausspreche! Damit keine falschen den Verfasser dieser Rubrik, Stichwort tümlich einen der fixen Nebel wieder „zu Vorstellungen einer Lobby auftauchen, „Messierobjekte”, zu! Den Einsende- entdecken”. Das er hiermit das wohl möchte ich darauf hinweisen, daß ich schluss entnehmen Sie bitte den bekannteste Deep-Sky-Katalogwerk Berichte von allen Einsendern, die bei Mitteilungen an die Autoren weiter hin- schuf, konnte er sicherlich nicht ahnen. mir rechtzeitig eingingen, berücksichtigt ten im Journal. Vergessen Sie bitte nicht, Die Messierliste umfaßt 110 Objekte, von habe! die Beobachtungsumstände anzugeben: denen einige bereits dem unbewaffne- Anmerken möchte ich, daß Größen- und zumindestens die Grenzgröße mit ten Auge zugänglich sind. Mit einem Helligkeitsangaben die subjektiven bloßem Auge, die Öffnung Ihrer benutz- guten Fernglas werden bereits schon die Beobachtungseindrücke sind. Sie sind ten Instrumente und die eingesetzten Hälfte sichtbar. Somit eignen sie sich abhängig vom Beobachter, Wetter, Vergrößerungen. Eine Dateiform wie besonders für Astronomieeinsteiger. Die Lichtverschmutzung und Instrument. Word97 oder älter (doc, txt, wpd) wäre hartgesottenen Deep-Sky Beobachter fst heißt in diesem Zusammenhang gut. unter uns, können mit ihren „Licht- „stellare Grenzgröße”, beobachtet mit Anschrift: Torsten Güths, eimern” eine enorme Fülle von Details dem bloßen Auge. Wettertalstraße 5, 61231 Bad Nauheim, in einigen dieser Objekte ausfindig Für die Ausgabe I/2002 plane ich: M51 oder: [email protected] machen! in den Jagdhunden, M5 in der Schlange (möglichst maximal 200 KB Dateigröße).

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M 1, NGC 1952, Stier

Objekttyp: Supernovaüberrest Abb. 1: Entfernung: 1700 Lichtjahre Aufsuchekarte Reale Ausdehnung: 3 Lichtjahre für M 1; relativ Scheinbare Helligkeit: 9 mag leicht zu finden Winkelausdehnung: 6' x 4’ in der Nähe der Koordinaten: R.A.: 05h35m Hyaden im Stier Dekl.: +22°01'

Historisches

M 1 wird wegen seiner Erscheinungsform auch gerne Crab-, Krebs- oder Krabben- nebel genannt. Unter bestimmten Bedingungen erinnert sein Aussehen an eine einzelne Krebsschere. Berühmt wurde dieses Objekt dadurch, daß es der Überrest einer gewaltigen Super- Als mäßig helles Nebelfleckchen auszu- Bestes Bild bei 124x; 182x wirkt zu dun- novaexplosion im Jahre 1054 n. Chr. ist. machen, wenn man die genaue Position kel. Bei fst 4,4 mag immer noch sicht- kennt. (Gerhard Scheerle) Auch im 10 x bar, aber kaum auffallend. Bei 78x Die Supernova war am Tage sichtbar 50 Sucher erkennbar. (Dirk Panczyk) ohne Filter ist er als mittelheller, struk- und chinesische Astronomen haben sie turloser Fleck sichtbar. Mit Deep-Sky- aufgezeichnet. Der Nebel wurde durch Fernglas 16 x 70: Filter kommt er dann deutlich heller John Bevis im Jahre 1731 entdeckt und Bei sehr dunklem und transparenten heraus mit etwas ausgefranstem Rand. von Messier unabhängig davon im Himmel (fst > 6 mag) als ganz schwaches, UHC- und O[III]-Filter sind eher schlech- September 1758 erstmals bemerkt. Der rundes Nebelchen ohne Strukturen ter. (Günter Igel) Verursacherstern ist nun ein Pulsar, der sichtbar. (Günter Igel) sowohl im sichtbaren Licht, als auch im 30 bis 40 cm Öffnung: Radio- und Röntgenbereich Energie 11 cm Öffnung: Relativ groß und hell. Leicht aufzufin- abstrahlt. Als beinahe runde, relativ helle und den. Spitz-ovale Form. Ohne Filter strukturlose diffuse Fläche zu sehen. gleichmäßig hell. Mit O[III]-Filter indirekt Objektbeschreibungen unter guten (Gerhard Scheerle) faserige, flockige Struktur sichtbar. (Dirk Bedingungen Panczyk, Gerhard Scheerle) (Grenzgröße ungefähr 6 mag) 23 cm Öffnung: Bereits bei fst 4,7 mag ein lohnenswer- Fotografie: Auge: tes, auffallendes Objekt von mittlerer Mit herkömmlichen Fotomaterial ist es Nicht sichtbar. Helligkeit. Der Nebel ist elliptisch und ratsam, schon mindestens 1000 mm Fernglas 8 x 56: zeigt schwache Helligkeitsunterschiede. Brennweite mit einem rotempfindlichen Film einzusetzen, um die faszinierende Filamentstruktur zu erfassen. Sie sollten Abb. 2: auch an die Grenzen der Belichtungszeit Der Krebsnebel gehen, wenn Ihr Beobachtungsort „her- M 1, Aufnahme kömmlich” gute Bedingungen (fst ca. 6 von Bernd Flach- mag) bringt. Mit einer CCD-Kamera sind Wilken am eindrucksvolle Aufnahmen bereits ab 26.1.1998 mit 500 mm Brennweite möglich. einem 300 mm- Schiefspiegler bei 3,6 m Brennweite, 4x10 min. ohne Filter belichtet mit AM13-CCD- Kamera SERVICE 91

M 15, NGC 7078, Pegasus

Objekttyp: Kugelsternhaufen Abb. 3: Entfernung: 33600 Lichtjahre Aufsuchekarte Reale Ausdehnung: 120 Lichtjahre für den Scheinbare Helligkeit: 6,2 mag Kugelsternhaufen Winkelausdehnung: 12,3’ M 15: Starhopping Koordinaten: R.A.: 21h30,0m im Sternbild Dekl.: +12°10’ Pegasus

Historisches: Entdeckt wurde dieser Kugelstern- haufen durch den Astronomen Maraldi im Jahre 1746 während der Suche nach Fernglas 16 x 70: dem Kometen „de Cheseaux”. Messier Bei fst 4,9 mag sehr gut sichtbarer M 15 scheint ein bißchen nach Norden hatte ihn 18 Jahre später wieder ent- Nebel, der nicht aufgelöst ist. Man sieht verzogen zu sein, aber nicht sehr viel. deckt und in seinen Katalog aufgenom- einen hellen Kern der zum Rand hin dif- Bei 148x wird dies bestätigt, aber so men. Er konnte damals aufgrund der fus ausläuft. M 15 ist innerhalb einer wenig, daß man ihn noch als rund Instrumentengröße und -qualität keinen Pfeilspitze von 3 Sternen, die ungefähr beschreiben kann. Bei 258x wirkt M15 seiner Sterne erkennen. nach Süden deutet. (Günter Igel) vor allem im Norden etwas strahlenför- mig auslaufend. Bestes Gesamtbild bei Objektbeschreibungen unter guten 11 cm Öffnung: 148x. (Günter Igel) Bedingungen M 15 sticht als eine sehr helle diffuse (Grenzgröße ungefähr 6 mag) Fläche sofort ins Auge. Die Nebelfläche 40 cm Öffnung: erscheint rund bei einem Durchmesser M15 zeigt sich als wahrhaft prachtvoller Auge: von 4‘ und ist zum Zentrum hin deutlich Kugelsternhaufen. Er erscheint als 7‘ Nicht sichtbar. M 15 wäre für das bloße konzentriert. Andeutungsweise sind große, sehr helle diffuse Fläche, in der Auge zwar hell genug, er steht aber etwa 15 Einzelsterne 12,0 bis 12,6 mag vielleicht 120 Einzelsternen 11,4 bis 14,4 knapp neben einem 5 mag hellen Stern zu erkennen, bei besten Sichtbeding- mag funkeln. (Gerhard Scheerle) und kann von diesem wohl kaum ungen bis zu 40 Sterne. (Gerhard getrennt werden. (Gerhard Scheerle) Scheerle) Fotografie: Schon ab 300 mm Objektivbrennweite Fernglas 8 x 56: 23 cm Öffnung: erkennen Sie erste Einzelsterne, womit Als sehr kleines aber mit 6,3 mag sehr Bei fst > 6mag ein sehr schönes Bild. Sie einen Hinweis auf die wahre Natur helles Nebelfleckchen zu sehen. Obwohl Der Kugelhaufen wirkt bereits bei 78x dieses Nebelfleckens erhalten. Für den der Durchmesser etwa 5‘ beträgt, ist M am Rand deutlich griesig. Der Kern ist Erhalt eines eindrucksvollen Kugelstern- 15 im Fernglas kein auffälliges Objekt, sehr konzentriert und hell. Bei 124x haufenbilds benötigen Sie schon 1000 sondern erscheint wegen der hohen sieht man deutlich, wie die Konzen- mm Brennweite. Sie sollten für die Konzentration im Zentrum eher wie ein tration von außen nach innen bis ganz Abbildung der Randbezirke von M 15 unscharfer Stern. (Gerhard Scheerle) zum Mittelpunkt zunimmt. Die Form von schon Ihre Aufnahme ausbelichten. Das Zentrum erhalten Sie bereits nach eini- gen Minuten, je nachdem, wie lichtstark Abb. 4: Ihre Aufnahmeoptik ist. Der Kugelstern- haufen M 15, Aufnahme von Bernd Flach- Wilken am 20.9.1998 mit einem 400 mm- Hypergraphen bei 3,2 m Brennweite, 900 s belichtet mit AM13-CCD- Kamera 92 SERVICE

M 74, NGC 628, Fische

Objekttyp: Spiralgalaxie, Abb. 5: Typ Sc Aufsuchekarte Entfernung: 35 Mio. für die Galaxie Lichtjahre M 74 im Reale Ausdehnung: 95000 Lichtjahre Grenzgebiet Scheinbare Helligkeit: 9,4 mag zwischen Fische Winkelausdehnung: 10,2' x 9,5' und Widder Koordinaten: R.A.: 01h36,7m Dekl.: +15°47'

Historisches: Entdeckt wurde M 74 durch den franzö- Himmelshintergrund abhebt. Bestes Bild Fotografie: sischen Astronomen Pierre Mechain im bei 78x. (Günter Igel) Ein Objekt, für dessen Fotografie es Jahre 1780. Messier bestätigte seine einen dunklen Himmel bedarf, denn die Entdeckung einen Monat später. Seine 33 cm Öffnung: Spiralarme sind sehr lichtschwach. Sie Spiralform wurde erst mittels des Bei einer Vergrößerung von 100x und benötigen lange Belichtungszeiten, die Riesenspiegelteleskops des Earl of einer Grenzgröße von 5,5 mag erscheint an das Maximum gehen, was Ihr Rosse im Jahre 1848 erkannt. M 74 gilt sie relativ lichtschwach mit einem helle- Beobachtungsort an Belichtungszeit als eines der am schwersten beobacht- ren, rundlichen Kerngebiet. Die Außen- hergibt. Eine Brennweite von minde- baren Messierobjekte. bezirke sind indirekt schwach sichtbar. stens 1000mm sind auch nötig, um die Die Gesamtform erscheint rundlich und gröbere Struktur zu zeigen. Mit CCD- Objektbeschreibungen unter guten die Erkennbarkeit der Spiralstruktur ist Kameras erzielen Sie ansehnliche Auf- Bedingungen nur unsicher. (Dirk Panczyk) nahmen bereits ab 500 mm Brennweite (Grenzgröße ungefähr 6 mag) bei normal gutem Himmel.

Auge: Unsichtbar

Fernglas 8 x 56: Gerade so als schwaches Nebelfleck- chen auszumachen. (Gerhard Scheerle)

Fernglas 16 x 70: Im 16 x 70 bei sehr dunklem und trans- parenten Himmel (fst > 6 mag) als ganz schwaches, rundes Nebelchen ohne Strukturen sichtbar. (Günter Igel)

11 cm Öffnung: Mit 9‘ Durchmesser eine sehr große, 9,4 mag helle, runde, diffuse Fläche. Allgemein erscheint sie nur mäßig kon- zentriert mit einem doch merklich helle- ren Kern in der Mitte. Ein exzentrisch stehender Stern 12,0 mag ist eben noch erkennbar. (Gerhard Scheerle)

23 cm Öffnung: Bei fst 5,0 mag nur indirekt als schwa- ches, rundes Nebelchen sichtbar. Im Nordosten und Nordwesten der Galaxie jeweils 2 Sternchen, die von Nord nach Süd gehen. Die Galaxie darunter ist nur Abb. 6: eine winzigste Aufhellung ohne Struk- Die Galaxie M 74, Aufnahme von Bernd Flach-Wilken mit einem 300 mm- turen, die sich fast nicht vom Schiefspiegler bei 3,6 m Brennweite, 3x15 min. belichtet mit AM13-CCD-Kamera SERVICE 93

M 78, NGC 2068, Orion

Objekttyp: Reflexionsnebel 33 cm Öffnung: Entfernung: 1600 Lichtjahre Bei einer Vergrößerung von 100x und Reale Ausdehnung: 4 Lichtjahre einer Grenzgröße von 5,7 mag erscheint Scheinbare Helligkeit: 8,3 mag die linke Seite des Nebels scharf Winkelausdehnung: 8' x 6' begrenzt und nach rechts dreiecksför- Koordinaten: R.A.: 05h46,7m mig auslaufend. Zwei hellere und ein Dekl.: +00°03' schwächerer Stern sind in ihm einge- bettet. Indirekt beobachtet sind dunkle Historisches Strukturen andeutungsweise sichtbar. Pierre Mechain erkannte das Objekt (Dirk Panczyk) erstmals im Jahre 1780 als diffusen Nebel, der zwei recht helle Kerne Fotografie: umgibt. Messier beobachtete ihn später Bei 135 mm Brennweite erkennt man im gleichen Jahr, erkannte jedoch einen ein kleines diffuses Fleckchen um einen Sternhaufen mit umhüllenden Nebel. Stern. Mit 600 mm lösen sich schon die helleren eingebetteten Sterne auf, doch Objektbeschreibungen unter guten ist sein Erscheinungsbild nicht sonder- Bedingungen lich ausgedehnt. Sie müssen an ihrem (Grenzgröße ungefähr 6 mag) Beobachtungsort die Belichtungszeit nicht voll ausreizen, außer sie beobach- Auge: ten unter lichtverschmutztem Himmel. Unsichtbar Auch braucht der Film nicht empfindlich für das Rot der Wasserstoff(-HII)- Abb. 7: Fernglas 8 x 56: Regionen zu sein. Aufsuchekarte für den Reflexionsnebel Als 7,8 mag helles Nebelfleckchen sehr M 78 im Orion deutlich zu sehen. So auffällig, dass man ihn bei einem Himmelsspaziergang selbst entdecken kann. (Gerhard Scheerle)

11 cm Öffnung: Ein heller und auffälliger Nebel 7,8 mag. In dem 6‘ großen Nebel befinden sich zwei Sterne 10,4 und 11,0 mag, die auch als zwei „Zentralsterne” aufgefasst wer- den können. In unmittelbarer Nachbar- schaft befindet sich NGC 2071, ein 10,2 mag heller und 2‘ großer Nebel, der um einen Zentralstern von 10,4 mag steht und gut erkennbar ist. (Gerhard Scheerle)

23 cm Öffnung: Im 9 Zöller Maksutov (228 mm) bei fst 4,9 mag ein schwieriges, nur indirekt sichtbares Objekt. Der Nebel ist rund und enthält 2 Sterne. Ansonsten ist er völlig strukturlos. Außer dem kaum sichtbaren Nebel mit seinen 2 Sternchen ist das Okulargesichtsfeld von knapp 1° bei 78x – von einigen ganz, ganz schwachen Winzlingen abge- sehen – völlig leer. Durch kein Filter wurde eine Verbesserung erreicht, UHC und O[III] verschlechtern sogar die Erkennbarkeit. (Günter Igel) ... schöner Freund! Du hast das BINO gestern nur gekauft, um mich zu ärgern... 94 SERVICE

Neues vom Astro-Wetter von Thomas Kaltenbrunner

Gewissermaßen losgetreten hatte den Insgesamt waren in den Monaten Januar Stein, der die Wettersammlungen ins bis Juni 52 % der Nächte vollständig Rollen brachte, seinerzeit Günter Igel. bewölkt, während man in der restlichen Seitdem ist über ein Jahr vergangen und Zeit zumindest eingeschränkte Beob- es hat sich eine kleine Aktion zur achtungen ausführen konnte. Dem Sammlung der nächtlichen Wetterdaten gegenüber steht ein Anteil von 20,2 % gebildet. Sie besteht mittlerweile aus aller Nächte, in denen quasi uneinge- dreizehn Personen und wir können hier schränkte Beobachtungen möglich einen bescheidenen Einblick in die waren. Anbei finden Sie auch noch eine Abb. 1: zusammengetragenen Daten der ersten kleine Deutschlandkarte, die zeigt, wo Anteil klarer Nächte im ersten Halbjahr Jahreshälfte 2001 bieten. Da noch die sich zurzeit unsere VdS-Wetterbeob- 2001 in Prozent nötigen Vergleichsdaten aus dem achter befinden, und Sie sind vielleicht Vorjahr fehlen, wollen wir es bei ein animiert, auch selbst zu Beobachten um paar allgemeinen Aussagen bewenden eine Lücke im Netz zu schließen. Um das und statt dessen die Grafiken sprechen Datennetz noch deutlich auszubauen, lassen. Mit Blick auf das Kreisdiagramm würden wir uns selbstverständlich über bestätigt sich so zum Beispiel das offe- jeden neuen „Wetterboten” freuen. ne Geheimnis des „Winterparadoxons”: Einfach für jede klare Nacht (bis 1/8 Obwohl die meisten Amateure subjektiv bewölkt) eine 2 notieren, bei Wolken- davon ausgehen, dass in dieser Jahres- lücken oder klaren Abschnitten während zeit die meisten klaren Nächte anzutref- der Nacht eine 1 vermerken und ab 7/8 fen sind, zeigt sich deutlich, dass dies Bedeckung des Himmels eine 0. Die nicht der Fall ist. Im Gegenteil, die Nacht vom 31.12. auf den 1.1. wird unter besten Beobachtungsbedingungen dem 1.1. vermerkt. Die so gewonnenen scheint der Wonnemonat Mai mit sich Daten einfach senden an: gebracht zu haben, während die Winter- Thomas Kaltenbrunner, monate als eher grau in grau gelten AstroWetterAktion, Gamskogelstraße 11, können. 83334 Inzell

Abb. 3 (unten): Abb. 2 (oben): Prozentualer Anteil klaren Himmels im ersten Halbjahr 2001 nach Mittelung aller Standorte der bisherigen Beobachter VdS-Wetterbeobachter SERVICE 95

Neues in Corona Borealis von Horst Schoch

Nachdem vor einigen Jahren ein erster 111x zeigten sich zwei wunderschöne natürlich die Farbe des Begleiters zu Beitrag von mir zur Beobachtung recht Beugungsscheibchen, deutlich vonein- bestimmen. Während die Hauptkom- weiter Doppelsterne in der Nördlichen ander getrennt! Da ja jedes Teleskop ponente, dem Spektraltyp A3 angemes- Krone erschien [1], soll jetzt ein weiterer physikalischen Grenzen unterliegt, ist sen, weiß erscheint, machte mir der folgen. eine so erstaunliche Beobachtung wohl Begleiter einen grau-blauen Eindruck. Regelmäßig versuche ich alle erreichba- eher auf eine größere Distanz der Der Positionswinkel stimmte recht gut ren Doppelsterne an Hand des guten Komponenten zurückzuführen, als auf mit der Katalogangabe überein. alten „Burnham” [2] zu besuchen, eine Leistungsexplosion von Mensch Zum Schluß wird es etwas leichter: Positionswinkel zu schätzen und vor und Maschine. Ein Blick in den (ja auch Σ 2029 weist mit 6,3" keinen besonde- allen Dingen auf Farbunterschiede zu recht betagten) Sky Catalogue [3] zeigte ren Schwierigkeitsgrad auf. Selbst der achten. Neben der spielerischen Freude, dann auch des Rätsels Lösung: Bei einer Helligkeitsunterschied von 1,8 mag dürf- es dem werten Herrn Struve mit ganz Umlaufzeit von rund 200 Jahren verän- te kein Fernrohr vor unlösbare Probleme

Stern Rekt. Dekl. m1 m2 Distanz Positionswinkel Uranometria

Σ 1932 15 18.3 + 26 50 7,33 7,36 1,6" 259o 154 Σ 2011 16 07.6 + 29 00 7,8 10,4 2,4" 67o 113 Σ 2029 16 13.8 + 28 44 7,7 9,5 6,3" 187o 113

Tabelle 1: Daten zu den im Text beschriebenen Doppelsternen. Die Angaben wurden dem Sky Catalogue entnommen, die Koordinaten sind auf das Äquinoktium 2000.0 bezogen; m und m2 sind die Helligkeit der Komponenten in mag.

bescheidenen Mitteln nachzutun, kommt dern sich Distanz und Positionswinkel stellen. Ein schöner Anblick in Form doch hin und wieder auch der Überra- natürlich enorm und die Ephemeride für beschließt eines interessanten Farb- schungseffekt hinzu, wenn sich deutli- 2000 ergibt eine Distanz von 1,6 unterschieds kleine Auswahl: Während che Veränderungen gegenüber alten Bogensekunden und einem Positions- die Hauptkomponente gelb-weiß er- Messungen ergeben haben. Nach der winkel von 2590. Beides paßt sehr gut schien, zeigte der Begleiter eine leicht Beobachtung von rund achthundert mit dem Anblick im Okular zusammen! ins orange gehende Farbe. Doppelsternen in den letzten Jahren Auch die Helligkeitsangaben im Sky Cat staunt der Laie (Autor), wie viel sich da entsprechen mehr der Wirklichkeit als Viel Spaß beim Beobachten! doch tut. So erging es mir, als ich die die im Burnham: Hiernach ist die letzten fehlenden und im Burnham ver- Helligkeitsdifferenz minimal. zeichneten Doppelsterne in der Die Helligkeit der Komponenten betra- Literaturhinweise: Nördlichen Krone aufgesucht habe. gen 7,33 mag, bzw. 7,36 mag. Zwei etwa [1] Diamanten in der Krone. Leichte Doppelsterne Schon Jahre vorher habe ich alle im Drei- gleich helle Sonnen, die sich umkreisen, in Corona Borealis, in: interstellarum 10, 22 bzw. Vierzöller erreichbaren Objekte in bieten was für`s Auge und die Vorstel- [2] Burnham´s Celestial Handbook , Vol. 2, der Uranometria markiert und natürlich lungskraft. Eine ganz geringfügige New York 1978, 697 erst einmal die Objekte außer Acht Differenz in den Farben schien sichtbar: [3] Sky Catalogue 2000.0, ed. by A. Hirshfeld and gelassen, die kaum zu trennen sein dürf- weiß-grün und weiß-orange. Der Haupt- R. W. Sinnott, Cambridge 1985, 186 ten. stern besitzt nach Burnham den Seit dem ich einen hervorragenden Spektraltyp dF8, nach dem SkyCat G0V. Fraunhofer Achromat von vier Zoll Öff- Deutlichere Helligkeitsunterschiede fin- nung einsetze, lohnt sich auch ein Blick den sich bei den folgenden Objekten: auf Schwierigeres. Und so versuchte ich Σ 2011 besitzt einen Hauptstern mit es einmal mit dem ersten Objekt bei einer Helligkeit von 7,8 mag einen 10,4 Burnham [2]: Σ 1932. Mit sehr ähnlichen mag schwachen Begleiter in 2,4" Helligkeiten um die 6. Größe ein Parade- Abstand. Ein nicht ganz leichtes Objekt, objekt zur Feststellung des Auflösungs- das etwas Erfahrung erfordert. Mit 111x, vermögens. Dachte ich. Denn die besser noch mit 167x ist der Distanz von 1,0 Bogensekunden ist Doppelstern aber im Vierzöller problem- inzwischen reine Makulatur! Schon mit los zu trennen. Etwas schwierig ist 96 SERVICE

Das Projekt „Internationale Amateur- Sternwarte” in Namibia von Karl-Ludwig Bath, Jens Lüdemann, Mischa Schirmer und Andreas Masche

Begünstigt durch den kalten Benguela- dürfte mittlerweile vielen Amateuren Strom im südlichen Atlantik bietet von den zahlreichen hervorragenden Namibia astronomische Bedingungen, Astroaufnahmen her wohlbekannt sein, wie sie nur noch an wenigen Plätzen die dort entstanden sind (z. B. [3], [4]). auf der Welt anzutreffen sind: Vielerorts Im April 1999 hat daher eine Gruppe weit über 200 wolkenlose Nächte im von Amateurastronomen einen Verein Jahr, mit hervorragender Transparenz bis gegründet, dessen Ziel die Errichtung zum Horizont und ohne jegliche und der Betrieb einer Amateurstern- Lichtverschmutzung. Diese Beobacht- warte in Namibia ist: die „Internationale ungsbedingungen und gleichzeitig die Abb. 1: Amateur-Sternwarte e.V.”, kurz IAS [5]. Faszination des südlichen Sternhimmels Der Gamsberg aus der Luft. Die Wahl des Standorts für die bietet die neu errichtete „Internationale (Foto: Bernd Schröter) Amateursternwarte fiel auf die Gäste- Amateur-Sternwarte” in Namibia. Hier farm Hakos, 130 km südwestlich von soll über den aktuellen Stand dieses Namibias Hauptstadt Windhoek. Der amateurastronomischen Projekts berich- vielerorts allenfalls mäßig, und die Zahl Farmer Walter Straube beherbergt schon tet werden. der in einem Monat astronomisch nutz- seit Jahren immer wieder astronomische Namibia ist schon seit vielen Jahren ein baren Nächte lässt sich meist an einer Gäste und betreibt selbst eine kleine Traumziel für Amateurastronomen, und Hand abzählen [1]. Es gibt immer mehr Sternwarte. Er stand dem Projekt daher es scheint, dass sich immer mehr Ama- Veröffentlichungen über amateurastro- von Anfang an sehr aufgeschlossen teure diesen Traum auch verwirklichen. nomische Aktivitäten in Namibia, so gegenüber und hat dem Verein Gelände Kaum verwunderlich: Die Beobacht- auch im VdS-Journal [2]. Vor allem der für den Aufbau der Sternwarte zur ungsbedingungen in Deutschland sind Name der Gästefarm Tivoli in Namibia Verfügung gestellt. Außerdem liegt

Abb. 2: NGC 2070, Tarantel-Nebel in der Großen Magellanschen Wolke (CCD-Aufnahme mit ST-8E). (Foto: Andreas Masche) SERVICE 97

seine Farm in Sichtweite des größeren Aktionen Gamsbergs. der IAS. Zusammen Der Gamsberg (Abb. 1) ist mit 2347 m mit weiteren Gerät- Höhe der dritthöchste Berg Namibias. Er schaften, verschie- liegt bei 23 Grad südlicher Breite, also denen Spezialwerk- fast genau auf dem südlichen Wende- zeugen, einer weite- kreis: Ein gigantischer Tafelberg mit ren 30 kg-Montier- einer ebenen Gipfelhochfläche von 2,3 ung und einem Quadratkilometern! Auf dem Gamsberg Computer wurde plante das Max-Planck-Institut für eine Fracht von fast Astronomie (MPIA) in Heidelberg ur- einer Tonne, verteilt sprünglich die Errichtung einer profes- auf drei Europalet- sionellen Großsternwarte [6], ein ten zusammenge- Vorhaben, das durch die politischen stellt. Zum Glück Abb. 3: Verhältnisse in den 70er und 80er konnte mit der Flug- Richtfest in der Sternwarte: Liebscher-Montierung mit provi- Jahren des vergangenen Jahrhunderts gesellschaft LTU ein sorisch montiertem C14. (Foto: Andreas Masche) scheiterte. Namibia war noch südafrika- Sonderpreis verein- nisches Protektorat, und Südafrika war bart werden, sonst aufgrund seiner Apartheidpolitik inter- hätte allein dieser national isoliert. Mittlerweile wurde von Transport die mage- der Europäischen Südsternwarte auf La ren Vereinsreserven Silla in Chile ein großes Observatorium aufgezehrt. Aller- unter Beteiligung des MPIA errichtet. dings war der Preis Dadurch entfiel für das MPIA die nicht das einzige Notwendigkeit einer Sternwarte in Problem. Es folgten Namibia, die Gipfelhochfläche des unendliche Zollfor- Abb. 4: Gamsbergs verblieb aber in seinem Besitz. malitäten und Aus- Die Installation des Rolldach-Gerüsts. (Foto: Martin Quaiser) Dies war für die Standortwahl der IAS fuhrerklärungen, von ausschlaggebender Bedeutung, bevor die wertvolle denn das MPIA erlaubte der IAS, die auf Fracht endlich auf die Reise gehen Vereinsmitglieder sich mittlerweile in der Gipfelfläche vorhandenen Einricht- konnte. Von der Regierung Namibias Windhoek hervorragend auskennen. ungen für astronomische Zwecke zu wurde der IAS erfreulicherweise eine Natürlich durfte die Montierung auf dem nutzen und auszubauen. Allerdings ist zollfreie Einfuhr der Ausrüstung zuge- Gelände der IAS nicht im Regen stehen der Zugang auf das Gamsberg-Plateau standen, aber dafür mussten zahlreiche gelassen werden (gelegentlich regnet es über eine nicht befestigte schmale Behördengänge in Windhoek absolviert auch in Namibia!). Walter Straube Straße äußerst schwierig, so dass der werden. Wen wundert’s, dass einige erlaubte den Umbau nicht mehr genutz- Verein beschlossen hat, zunächst ein- ter Wirtschaftsräume, und so wurde mal am Fuß des Berges, eben auf der eine ehemalige Lagerhalle zum Haupt- Gästefarm Hakos, eine Basisstation ein- gebäude der Internationalen Amateur- zurichten. Dass diese Entscheidung rich- Sternwarte in Namibia. tig war, ist durch eine mittlerweile Das Gebäude mit einem Grundriss von große Zahl von hervorragenden Astro- 7m x 10m bietet Platz für zwei große aufnahmen belegt, die bereits auf der Montierungen. Ab August 2000 wurden IAS-Sternwarte entstanden sind (Abb. Fundamente für Innenwände eingezo- 2). Zu sehen sind sie im Bildarchiv der gen und eine Aufteilung in drei Räume IAS, das über die Vereins-Homepage [7] vorgenommen: Zwei Teleskopräume auf öffentlich zugänglich ist. der Ost- und Westseite sowie ein zen- Die erste große Anschaffung des Vereins traler Computer- und Steuerungsraum. wurde bereits kurz nach seiner Grün- Zusätzlich wurden die Außenwände ver- dung in Auftrag gegeben: eine massive stärkt und mit einer Stahlkonstruktion Deutsche Montierung. Sie wiegt über aus sorgfältig ausnivellierten Doppel-T- 300 kg und wurde durch die Firma Trägern entlastet, auf der die 14 m lan- Liebscher in Simmelsdorf gebaut. Sie gen Laufschienen der Rolldächer befe- würde leicht einen 20-Zöller tragen, ist stigt wurden. Allein diese hier sehr ver- derzeit aber „nur” mit einem C14 kürzt dargestellten Arbeiten dauerten bestückt, das von einem Vereinsmit- mehr als drei Wochen im Herbst 2000. glied zur Verfügung gestellt wurde (Abb. Gleichzeitig wurde das Glanzstück des 3). Vorteil: Vorläufig ist das Anbringen Sternwartengebäudes, das 10 Tonnen von Gegengewichten überflüssig! Abb. 5: schwere Fundament für die Liebscher- Der Transport der fertigen Montierung Die Installation der Liebscher- Montierung, im östlichen Raum des im August 2000 war eine der ersten Montierung. (Foto: Andreas Masche) Gebäudes gegossen. Es handelt sich um 98 SERVICE

Abb. 6: Das fertige Rolldach. (Foto: Martin Quaiser)

Ausrüstung zur Verfügung, wobei alle Teleskope von Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt wurden: Das schon genannte Celestron 14 auf der Liebscher-Montierung, ein Celestron 11, ein Takahashi Epsilon Astrograph, eine 30 kg schwere Fornax-Montierung, die z. B. für das C11 oder das Takahashi bestens geeignet ist, sowie zwei Abb. 7: Außensäulen. Ab Juni bis einschließlich Die Außensäule mit Windschutz. (Foto: Martin Quaiser) September 2001 waren dann auch zahl- reiche IAS-Mitglieder vor Ort, um ihrer Leidenschaft, der Astronomie nachzuge- einen Betonkubus von etwa 1,6 m Außerhalb des Sternwartengebäudes hen, und es wurde sogar schon ein Seitenlänge, der mehr als 1 m tief in wurden übrigens zwei weitere massive erster Kleinplanet von der IAS- den felsigen Wüstenboden versenkt Betonsäulen nebst Windschutz errich- Sternwarte aus entdeckt. Als vorläufige wurde. Das Fundament geht in eine tet. Sie können eine von einem Mitglied Bezeichnung hat der Entdecker Dieter sehr stabile, gemauerte und mit fein- gestiftete Fornax-Montierung aufneh- Husar „IAS001” gewählt. Auch einen körnigem Kies gefüllte Säule über, die men oder beliebige andere selbst mit- Kode des hat die mit der Grundplatte der Liebscher- gebrachte Montierungen (Abb. 7). IAS-Sternwarte Dank Dieters wissen- Montierung endet. Oberhalb des In der folgenden Regenzeit war nie- schaftlicher Aktivitäten bereits erhalten Fundamentes für die Liebscher-Mon- mand vor Ort, die Arbeiten gingen erst (Abb. 8). tierung wurde ein zusätzlicher und von im Spätfrühjahr 2001 (was auf der Für den zweiten, westlich gelegenen der Montierung mechanisch entkoppel- Südhalbkugel ja eigentlich der Spät- Raum des Sternwartengebäudes ist ein ter Boden eingezogen. Damit ist die herbst ist) weiter. Von Mai bis Juni 2001 45 cm-Newton-Teleskop mit dem Öff- Übertragung von Vibrationen durch wurden vor allem ergänzende Arbeiten nungsverhältnis f/3,6 vorgesehen mit Personen in der Sternwarte auf die wie Verputz, Innenausbau der Räume, spezieller Korrekturlinse für die astrofo- Montierung ausgeschlossen. Abdichtungsarbeiten der Dächer, Verleg- tografische Nutzung bis zum Format Nach diesen Vorarbeiten wurde die ung von Kabelkanälen, Beleuchtung 6x6. Das Teleskop existiert schon, eine Konstruktion des ersten von zwei sowie grundlegende Arbeiten für die geeignete Montierung (Englische Rolldächern in Angriff genommen. Es Energieversorgung durchgeführt. Rahmenmontierung) wird derzeit besteht aus einem Gerüst von ver- Apropos Energieversorgung: Das Thema gebaut. Auch für diesen Raum soll ein schweißten Stahlträgern mit einem könnte einen eigenen Artikel füllen. Hier Rolldach konstruiert werden. Außerdem Grundriss von 4 m x 4,7 m und einer nur soviel: Derzeit stehen zwei benzin- sind für die nächste Saison erste Höhe von 1 m, das als Ganzes auf das getriebene Stromgeneratoren zur Ver- Vorbereitungen für die Errichtung einer Gebäude gehoben werden musste (Abb. fügung, so dass auch energieintensive Beobachtungsstation auf dem Gams- 4). Das Rolldach selbst wurde auch als Aktivitäten wie z.B. CCD-Graphie oder berg-Gipfelplateau vorgesehen. Alle Kran für einen Flaschenzug zweckent- der gleichzeitige Betrieb mehrerer genannten Arbeiten wurden aus fremdet, mit dem die schwere Lieb- Montierungen möglich sind. Es werden Eigenmitteln des Vereins finanziert und scher-Montierung über die Außenmauer jedoch nach und nach zusätzliche konnten nur durch das Engagement und des Gebäudes und in Millimeterarbeit Solarzellenkapazitäten geschaffen. Ziel den Arbeitseinsatz von Vereinsmit- auf die vorbereitete Säule gehoben wer- ist eine möglichst wartungsarme und gliedern realisiert werden. Um auf dem den konnte (Abb. 5). Danach wurde es, umweltfreundliche Energieversorgung Gamsberg eine größere Beobachtungs- gerade rechtzeitig vor dem ersten der Sternwarte. station zu verwirklichen – Pläne dafür größeren Regen im Oktober, mit In mehreren Nächten wurde auch die liegen vor – wird die IAS jedoch auf die Wellblechplatten abgedeckt. Das Dach Liebscher-Montierung sehr akurat auf Unterstützung durch Sponsoren ange- mit einem Gesamtgewicht von ca. 750 den Südpol ausgerichtet. Damit steht wiesen sein. kg läuft äußerst leicht auf 4 hochwerti- den Vereinsmitgliedern auf der Stern- Als nächstes wird im Sommer 2002 ein gen Stahlrollen (Abb. 6). warte inzwischen eine umfangreiche 80 cm-Teleskop der Firma Astrooptik SERVICE 99

Abb. 8: Dieter Husar mit voll eingerichtetem Equipment in der Sternwarte. (Foto: Martin Quaiser)

Keller, das „Projekt Pollux” [8], auf dem Projekt beteiligen wollen, offen. Die H., Keller,P.: „Namibia heavy”, VdS-Journal Gelände der IAS installiert und zur nächste Mitgliederversammlung findet Herbst 1999, 102 Nutzung vorbereitet. Dieses Teleskop, am 30. und 31. März 2002 statt, der Ort [3] Binnewies, S.: NGC 253 in „Impressionen”, das größte auf dem afrikanischen steht noch nicht fest. Gäste sind herz- VdS-Journal II/2000 (Winter), 137 Kontinent nördlich der Republik Süd- lich eingeladen. Kontakt über die [4] Binnewies, S.: „RCW 108 – Ein großer afrika, wurde von privater Seite gebaut Geschäftsstelle des Vereins: K.-L. Bath, Gasnebel der südlichen Milchstraße”, SuW und wird den Mitgliedern der IAS zur Geranienstr. 2, D-79312 Emmendingen, 2/2001, 176 Verfügung stehen. Derzeit wird es in Tel. & Fax: 07641 / 3492 oder per eMail [5] Bath, K.-L., Claus, R., Lüdemann, J., Masche, Deutschland getestet. Sobald das an [email protected]. Siehe auch die A., Neckel, T.: „Eine leistungsstarke Amateur- Instrument in Betrieb ist und erste Vereins-Homepage [7]. sternwarte in Namibia”, SuW 4/2000, 282 Erfahrungen vorliegen, wird darüber zu [6] Elsässer, H.: „Gamsberg – was nun?“ SuW berichten sein. Literaturhinweise: 2-3/2000, 121 Die „Internationale Amateur-Sternwarte [1] Igel, G.: „Wie sind die [7] Homepage der IAS: http://www.ias-observatory. e.V.” hat ihren Sitz in Heidelberg. Sie ist Beobachtungsbedingungen in Deutschland?”, org als gemeinnützig anerkannt und steht VdS- Journal I/2000 (Sommer), 10 [8] Das Projekt Pollux: allen Interessenten, die sich an diesem [2] Schröter, B., Wallner, B., Fuchs, C., Gerdicken, http://www.astrooptik.com/Projekte/Pollux.htm

Das Trennvermögen kleiner Fernrohre – oder die Fernrohrprüftafel Nr.

Als Formel für das Trennvermögen wird oft „11 / D (in cm)” angegeben. Auch große Hersteller von professioneller Optik benutzen diesen Wert. In mancher Literatur steht 12 / D, in anderer 13,8 / D (D = Durchmesser des Objektivs oder Hauptspiegels). Welcher Wert gilt nun für das eigene Instrument? In der Literatur genannte Distanzen enger Doppelsterne können sich im Lauf der Zeit ändern. Aus diesem Grund hat der Autor vor Jahren eine Prüftafel für Doppelsterne gezeichnet, die das Trennvermögen bis auf Dezimalstellen abzulesen erlaubt. Die Tafel wurde von Herrn Fotograf Fritz Rappl, Ludwigstr. 9, 93309 Kelheim, so reproduziert, dass ein aufgetragener Strich 15,0 mm lang ist, was auf 20,6 m Entfernung 150 Bogensekunden entspricht. Bei erneuter Reproduktionen dieser Tafel wurde allerdings der Abbildungs- Abb. 1: maßstab geändert und aus hellen Prüftafel Nr. 2 vergrößert. Sternen dunkle auf hellem Grund gemacht, was aber das Dia nicht 100 SERVICE

unbrauchbar macht. Man hat lediglich Betrachtungsentfernung 33 m Betrachtungsentfernung 16,5 m die aufgetragene Soll-Entfernung um Sterndistanz Scheibengröße Sterndistanz Scheibengröße den Faktor „Strichlänge / 15 mm” zu 2,0" 6,0" 4,0" 12,0" verlängern, also bei 24 mm Strichlänge aus 20,6 m im 24 / 15 = 33 m Abstand 1,9" 5,0" 3,8" 10,0" zu beobachten. 1,8" 4,0" 3,6" 8,0" Bei halber Entfernung – die ja beque- 1,7" 3,5" 3,4" 7,0" mer ist – sind die aufgetragenen Stern- 1,6" 3,0" 3,2" 6,0" distanzen zu verdoppeln. Sollte ein 1,5" 2,5" 3,0" 5,0" Fernrohr auf so nahen Abstand nicht 1,4" 2,0" 2,8" 4,0" mehr fokussierbar sein, braucht man 1,3" 1,5" 2,6" 3,0" nur den Okularauszug durch eine stabi- 1,2" 1,0" 2,4" 2,0" le Kartonröhre ein wenig zu verlängern. 1,1" 2,2" Das Dia wird am besten an der offenen 1,0" 2,0" Seite eines Kartonkästchens befestigt 0,9" 1,8" und durch einen schräg hineingestellten 0,8" 1,6" Spiegel von Tageslicht durchleuchtet, falls man nicht abends vor einer Lampe 0,7" 1,4" beobachten will. Es sind auch „Plane- 0,6" 1,2" tenscheiben” verschiedener Durch- 0,5" 1,0" messer enthalten, um festzustellen, 0,4" 0,8" welche man eben noch als kleine 0,3" 0,6" Scheibe erkennt.

Tabelle 1: Scheinbare Sterndistanzen und Scheibengrößen bei Betrachtung der Prüftafel aus verschiedenen Entfernungen. Eine früher entworfene Prüftafel Nr. 1 ist nicht so fein abgestuft, sie enthält „Doppelsterne” mit 1, 2, 3 bis 35 Bogensekunden Distanz Abb. 2: sowie verschieden große „Planetenscheiben”. Sie eignet sich zur Prüfung der Prüftafel Nr. 2 maßstabsgerecht, so Abbildungsgüte von Feldstechern. Ein 6 mm langer Strich erscheint aus 20,6 m dass der 150"-Strich 15 mm lang ist. Entfernung unter dem Winkel von 1 Bogenminute.

Astromedien von und für VdS–Mitglieder von Alexander Gußmann

Bestimmt ist nicht nur mir aufgefallen, kein Problem ist – und in jedem VdS- eine Einführung in die Kosmologie, die dass Bücher über Astronomie im Journal eine Tabelle der bereits erschie- leicht verständlich verfasst ist. Das Vergleich zu anderen Buchartikeln, wie nenen Schriften mit Name und Adresse Skript ist in vier Großbereiche aufge- z. B. Romane oder Jugendbücher recht des Verfassers abdrucken. Somit kann teilt: teuer sind. So kostet ein Astro- die Schrift direkt beim Verfasser bestellt 1. Existiert Leben auf anderen Planeten Taschenbuch mit ca. 300 DIN A5 Seiten werden. (Das würde der VdS-Geschäfts- oder Monden in unserem an die 50 DM, während „normale” stelle viel Arbeit ersparen.) Ich denke, Sonnensystem? Taschenbücher mit dem selben Umfang dass so mit der Zeit ein doch recht 2. UFOs – Science Fiction oder meist nur 10-20 DM kosten. Was lässt großes Angebot für alle Mitglieder lie- Wirklichkeit? sich dagegen tun? ferbar sein wird. 3. Einführung in die Kosmologie Ich nahm mir die Einführungsschriften Als ich diesen Einfall hatte, machte ich 4. Gibt es eine Zwillingserde? der VdS-Fachgruppen zum Vorbild. mich sogleich daran, eine erste Schrift Könnten nicht mehr solche Schriften zu verfassen, welche ab sofort bei mir Insgesamt besteht diese Schrift aus 28 über kunterbunte Themen der Astro- gegen Einsendung von 3 DM Rückporto Seiten mit Texten, Zeichnungen, Fotos nomie für geringe Materialkosten ver- und einem V-Scheck über 4 DM (2 Euro) und Tabellen. fasst werden? Vielleicht sogar von den Materialkosten (Kopien und Papier) lie- Ich würde mich freuen, wenn einige VdS-Mitgliedern selbst? So kann jedes ferbar ist (Adresse siehe unten). Mitglieder an diesem Skript interessiert Mitglied die Schriften, die von Gleich- Dieses Skript heißt „Die Erde – einsam wären und auch, wenn Mitglieder selbst gesinnten verfasst wurden für einen und einmalig?” und handelt von der solch ein Skript über ein anderes Thema geringen Materialkostenpreis erhalten. Möglichkeit, dass es irgendwo im verfassten. Wenden Sie sich bitte an Natürlich müsste auch die VdS- Kosmos Leben oder eine zweite Erde Alexander Gußmann, Narzissenstr. 4/1, Redaktion mitmachen – was, denke ich geben könnte. Außerdem beinhaltet sie 70771 Leinfelden-Echterdingen. BEOBACHTERFORUM 101

sich meinem Zugriff. Sie Zuhause sind überall, in allen von Werner E. Celnik Richtungen, allgegen- wärtig. Sie scheinen mir Ich rücke meinen Schal zurecht – schon zuzuzwinkern. Ich blicke wieder. Vor fünf Minuten erst habe ich grüßend zurück. es schon einmal getan, und fünf Dort, wo ich hergekom- Minuten davor ... men bin. Schwerelos. Ein Es ist kalt. Die Luft ist knochentrocken, galaktischer Diskus aus aber eisig kalt. Die leiseste Bewegung Sternenlicht. Mit einem der Luft führt erneut Kälte zu meinen rötlichen Zentrum, diffus Nackenmuskeln. Ich entscheide mich durchscheinend, und nun doch die Kapuze meines dick gefüt- doch massiv auftretend. terten Winter-Anoraks zu schließen. Herum eine bläuliche Auch wenn es meine Betrachtungen des Scheibe. Spiralig geprägt Sternhimmels beeinträchtigt, einengt. – durch die Unzahl heller, Schon besser. Ich beginne mich zu ent- blauer Sterne und tief- spannen. roter Nebelflecken. Am Stille. Keine leicht rauschenden Abb. 1: Rand eines Spiralarmes Schwingen, keine Dohle fliegt umher. Mond, Venus und Jupiter bilden eine Kette am dicht am Außenrand die- Das rhythmische Stapfen des hoppeln- Morgenhimmel des 13.8.1977. W.E. Celnik und P. Riepe ses Sternsystems ein den Schneehasen unhörbar. Falls es belichteten 8 s bei Blende 2,8 auf ISO160-Farbfilm mit kleiner schwacher gelber denn da ist. Um mich herum Stille. Stille einer Brennweite von 28 mm. Stern. Einer unter zahllo- ist nicht Abwesenheit von Lärm. Sie ist sen anderen. Und doch mehr. Stille breitet sich aus, ist irgend- ist dieser eine etwas wie greifbar. Sie wiederum ergreift sich langsam zum Horizont herab. Dann, Besonderes. Ich kenne ihn. Er ruft mich Besitz von mir. Gedanken kommen zur an der Grenzlinie, wie interessant – er zurück. Doch ich will noch nicht. Ich bin Ruhe, schaffen Raum für Anderes. Für verabschiedet sich, wird langsam neugierig, möchte weiter gehen. Zu den etwas, das ich monatelang vernachläs- schwächer und schwächer, ein letzter unendlich vielen anderen fremden und sigt habe. Gruß dem Betrachter. doch irgendwo gleichartigen Galaxien Stille und Dunkelheit. Weder unnatürli- Mit dem Abendstern verbirgt sich auch eines gemeinsamen Ursprungs. che Geräusche noch künstliches Licht der letzte Schimmer der Abenddäm- Ein pfeifender Wind ist aufgekommen. dringen hämmernd auf meine Sinne ein. merung. Der Schnee am Boden nimmt Er zwingt mich, meine inzwischen vor Stille und Dunkelheit. Welch ein wohltu- die Helligkeit des Nachthimmels an. Der Kälte fast starren Hände mit wärmen- ender Kontrast zum Alltagsleben. Orion hebt seinen Bogen und richtet den Handschuhen zu bedecken. Im Dunkelheit? Es ist nicht dunkel. Tausen- eine Sternenkette auf den Stier, der mit Osten hat sich die galaktische Scheibe de nadelfeiner Lichtpunkte am Firma- gesenkten Hörnern auf ihn loszustür- des Milchstraßensystems über den glet- ment spenden ihre Energie nur für mich, men scheint. Ein Kampf der Giganten scherbedeckten Horizont erhoben. Ich hier, jetzt, in diesem Augenblick. am Westhimmel. Mich fröstelt. Woher erkenne die Sternenfigur des Schützen. Ich schaue mich um, betrachte meine nur? Ist es der Gedanke, dass die alten Hier ist das diffus leuchtende und den- Umgebung. Alles ist klar erkennbar. Die Mythen der frühen Naturvölker lebendig noch körnig erscheinende Band der Gruppe dunkler Steinbrocken hinter mir. zu werden scheinen? Ich versuche mich Milchstraße am breitesten. Und am hell- Unter meinen bestiefelten Füßen der diesem Gedanken zu entziehen. sten. Millionen ruhig strahlender Sterne schneebedeckte Felsgrat, nur wenige Ich wende mich um nach Süden und spenden ihr Licht einem kleinen Plane- Meter breit. Dahinter die Abgründe zu suche den Löwen. Er löst sich in geo- ten am Rande ihres Systems. den Gletschern, die sich langsam und metrische Figuren auf. Das große Trapez geduldig zu Tal schieben. Vor mir der zeigt seinen Körper in Lauerstellung. Der Himmel über dem riesigen Gletscher Weg, der mich heraufgeführt hat. Sprungbereit. Betrachtet er etwa die beginnt sich zart zu erhellen. Ein Bogen Mühsam war es, doch lohnend. Szenerie im Westen? Sein weit geöffne- fahlen Lichtes verfärbt sich ganz all- Mein Blick wird vom Weg aufwärts ter brüllender Rachen, das kleine mählich zu blau, ja grün, dann orange. geführt, richtet sich auf die Bergmassive Trapez, deutet darauf hin. Die Sterne werden behutsam verdrängt. am westlichen Horizont. Die Trennlinie Hier und jetzt. Ich konzentriere mich auf Sie wehren sich mit einem immer stär- zwischen unten und oben, zwischen Regulus, den Löwenstern. Doch irgend- keren Flackern dagegen. Doch verge- Erde und Himmel, ist scharf begrenzt. wie verlangt es mich nach Raum. Weite. bens. In Kürze wird der kleine unschein- Und scheint doch zu verschwimmen. So wie der Raum, der vor mir liegt. Ich bare Stern am Rande der Milchstraße Aus den aneinandergereihten Fels- nehme die Kapuze ab. Mein Gesichts- sich über den Horizont erheben und die zacken erhebt sich ein besonders mar- feld ist nun erweitert. Nicht mehr fixiert Regentschaft wieder übernehmen. Die kanter, pyramidenförmiger Berg empor. auf ein einzelnes Himmelsgebilde. Je Sonne überstrahlt die Nacht – für kurze Rechts davon fesselt ein heller Licht- weiter ich jedoch in den Raum vordrin- Zeit. punkt meine Aufmerksamkeit, Venus. ge, je näher ich den Sternen zu kom- Ruhig strahlt mein Abendstern, senkt men scheine, um so mehr entziehen sie Ich bin zuhause. 102 BEOBACHTERFORUM

Sternwarte neben Straßenlampe von Hans Egger

Mein Interesse an der Astronomie wurde im Januar 1997 durch den Kometen Hale- Bopp geweckt. Die ersten Aufnahmen des Kometen (Abb. 1) mit 135 mm Brenn- weite wurden mit dem Vixen NP-114 3 bzw. 5 Minuten per Hand/manuell und ohne Fadenkreuz nachgeführt. Hellen Stern an den Okularrand, die Mon- tierung genau ausgerichtet und dann fleißig nachgeführt. Bald, nach einein- halb Monaten, bemerkte ich, das kann's nicht sein. Ende Februar wurde ein C8 bestellt, so dass ich die Höhepunkte von Hale-Bopp mit einer elektrischen Nachführung auf Film bannen könnte (300 mm mit 2 x 10 min), dachte ich. Als das C8 Ende Juli noch nicht da war und mir keiner sagen konnte wie lange es noch dauert, entschloss ich mich für ein gebrauchtes C8-Powerstar mit Deklinationsmotor. Bald darauf wurde im Garten ein Loch gegraben (90 cm tief) und ausbetoniert, als Fundament. Darauf kam eine Achtkantsäule von einem Skiliftmasten mit dem parallaktischen Aufsatz. Und Abb. 1: das alles 14 Meter neben einer Straßen- Komet Hale Bopp am 7.4.1997, 4 min manuell auf GPY nachgeführt, lampe und 8 Meter neben einer Kreis- Objektiv 1:2,8/135 mm, Aufnahme Hans Egger. straße (Abb. 2). Um die Säule baute ich 4 Hülsen in den (Lesen ohne Lampe war bis dahin kein blieb ich immer 20° über der Straßen- Boden ein, wo dann Gartenpfosten ein- Problem!). lampe, was sehr gut funktionierte. gesteckt werden konnten. Die 4 Garten- Nun konnte es mit Belichtungen von Gelegentlich, wenn mein Nachbar seine pfosten 2 Meter über dem Boden wur- einer Stunde losgehen (Abb. 3), dabei Gartenstrahler über meine Hütte richtet, den mit einer stabilen schwarzen Folie mit Ringen (zum Einhängen an die Gartenpfosten) bespannt. So hatte ich einen 2 Meter hohen und 2,50 x 2,50 m2 großen Windschutz. Vor der Straßen- lampe schützte es nur wenig, aber gegen die Autoscheinwerfer, die mir ohne den Schutz direkt in die Pupillen leuchteten, schon. Das Ganze einschließ- lich C8 musste natürlich jedesmal auf- und abgebaut werden, dies nahm immer ca. 25 min in Anspruch. Im Winter 1998 entschloss ich mich dann für eine Sternwarte in Holzbau- weise die im März gebaut und 3 Wochen später fertig war. Endlich konn- te alles an seinem Ort bleiben und mus- ste nicht mehr auf- und abgebaut wer- den. Zum Reduzieren der Lichtein- wirkung des Straßenlichts wurde das Holz innen schwarz gestrichen, da das Abb. 2: helle Holz sehr stark reflektierte und es Sternwarte, deutlich erkennbar die Lichteinwirkung der Straßenlampe, in der Sternwarte recht hell wurde Aufnahme Hans Egger. BEOBACHTERFORUM 103

Abb. 3: in den nächsten Tagen passierte, und M33 am ich mit 4 Metern Brennweite einziehen 20.1.1999, konnte. 2 x 25 min Seit Sommer 2000 wird zeitweise ein auf GPZ mit C8 auf dem C14 montierter Tele-Vue-85 (1:10/2000 mm), Refraktor oder ein Celestron-5 (das ich Aufnahme gegen mein C8-Powerstar an einen Hans Egger. alten Astrofreund gegen Wertausgleich getauscht habe) eingesetzt. Die visuelle Grenzgröße beim C14 beträgt 15,3 mag und fotografisch mit Kodak Gold Royal 1000 bei dreißigminütiger Aufnahme rund 17,5 mag. Mit einem gehyperten TP 2415 wären sicherlich noch 1 - 2 mag, bei entsprechend langer Belicht- ungszeit mehr drin. Oder auch mit der neuen ST-10-CCD Kamera würde man deutlich mehr sehen. Ich finde, ein Farb- film hat auch seinen besonderen Reiz, der meiner Meinung nach alles ein wenig ästhetischer erscheinen lässt. Eingescannt könnte man natürlich noch einiges ausschalten, wie z. B. meinen hellen Himmelshintergrund, oder die Farben bei Nebeln anheben, usw. Trotz Straßenlampe und stark frequen- tierter Kreisstraße kann ich mit meinen Aufnahmen auf normalem Film zufrie- den sein. All denen, die es auch so hell haben wie ich: Nicht gleich aufgeben! Mein Wunsch in der Zukunft wäre eine ST-4 und vielleicht noch eine stabilere habe ich kleinere Probleme. am 12.1.2000 ein C14 mit der Losmandy Montierung, da die G11 mit 33 kg be- Die Leidenschaft zur Astrofotografie G11-Montierung. Überraschend schnell – stimmt an ihrer Grenze angelangt ist. wuchs, und bald wurden mir die 2 Tage später – bekam ich das C14 und Abbildungen von Deep Sky-Objekten zu nochmals 2 Tage später die Montierung. klein. Angeregt von meinem Freund und Jetzt mußte nur noch die Säule für die C14-Besitzer F. X. Kohlhauf bestellte ich G11 umgebaut werden, was unmittelbar

Abb. 4: Strichspur vom 8.9.1997, 45 min auf GPY, Objektiv 1:2,8/50 mm, man sieht hier deutlich die hell leuchtenden Baumwipfel vom Nachbars Gartenstrahler, MOS ... ich hab’s dir gleich gesagt, Aufnahme Hans Egger. lass deine Finger vom Antrieb!!! 104 BEOBACHTERFORUM

Vorontsov-Velyaminov- Reihen in Spiralgalaxien von Hans-Günter Diederich

Vorontsov-Velyaminov entdeckte in sprechen überhaupt nicht diesem Bild. Spiralgalaxien auffällig geradlinige Statt dessen stoßen gerade Abschnitte Strukturen, die sich teilweise über die mit einem deutlichen Knick aufeinander. gesamte Länge eines Spiralarms er- Mein Verständnis von Spiralarmen und strecken. Anhand von Bildmaterial des mein ästhetisches Empfinden waren Abb. 1: Autors wird versucht, die Ergebnisse gleichermaßen beeinträchtigt. Warum Geknickte Spiralarme in M 61 von Vorontsov-Velyaminov nachzuvoll- sieht diese Spiralgalaxie so ziehen und mit amateurgemäßen „eckig” aus? Diese Frage Mitteln zu präsentieren. ließ mir einfach keine Ruhe mehr. Die Antwort wollte ich Einleitung mir aus dem Internet holen. Spiralgalaxien gehören zu denjenigen Mit Unterstützung in der Deep Sky-Objekten, deren großer Formen- Mailingliste der VdS-Fach- reichtum bei visueller Beobachtung gruppe Deep Sky startete schnell den Wunsch nach einem größe- ich eine Literatursuche in ren Teleskop aufkommen lässt oder der NASA Extragalactic Data- aber bei einem kleinen Instrument nach base (NED) [1] mit „M 61” der Verwendung einer CCD-Kamera. als Suchbegriff. Diese Suche Neben den ästhetischen Reizen bieten führte dann zum Aufsatz sich aber auch Betrachtungsmöglich- „Vorontsov-Velyaminov keiten, die nicht zwingend ein Teleskop Rows: Straight Segments in the Spiral Abb. 2: erfordern, sondern sich mit dem Aus- Arms of Galaxies” [2]. Damit hatte ich Geometrische Analyse der Spiralarme werten von Fotografien aus Zeitschriften dann endlich die Bestätigung gefunden, von M 61 oder dem Internet begnügen. Auch so dass dieser Effekt bekannt ist, beschrie- sind „kleine” Entdeckungen und weiter- ben wurde und sich sogar an mehreren, gezeigt, dass die Länge der Geraden- führende Einblicke in das Wesen von uns Sternfreunden teilweise sogar gut stücke fast linear mit der Entfernung Galaxien möglich. Der folgende Text bekannten Galaxien beobachten lässt. vom Zentrum der Scheibe wächst und handelt von einer solchen „kleinen Aus dem Abstract der eben genannten dass der Winkel zwischen benachbarten Entdeckung”, die sich ohne Planung als Arbeit zitiere ich (frei übersetzt): „Das Geradenstücken fast immer nahe an vollkommene Überraschung einstellte. Phänomen der geradlinigen Strukturen 120° liegt.” im Erscheinungsbild der Spiralarme von Dieser Arbeit entnahm ich eine Liste Wie alles anfing ... Galaxien, welches von Vorontsov-Velya- von Galaxien, welche diese Erscheinung Hatte ich bis dahin Galaxien immer nur minov entdeckt wurde, wird untersucht. zeigen, und erstellte daraus mein per- als schwache nebelhafte Fleckchen Die Reihen sind keine Artefakte. In vie- sönliches Beobachtungsprogramm: gesehen, ergab sich im April letzten len Fällen erstrecken sie sich beinahe „Vorontsov-Velyaminov-Reihen in Spiral- Jahres an einer Feriensternwarte zum über die gesamte Länge von Spiral- galaxien”. Das Ziel war es nun, weitere ersten Mal die Möglichkeit, neben armen. Die Galaxien M 101 und M 51 Galaxien dieser Art in bereits aufgenom- einem Teleskop auch eine CCD-Kamera werden als Beispiele herangezogen, um men CCD-Bildern auszuwerten und die anzumieten. Es stellte sich jetzt ein die hervorstechenden geometrischen Aussagen der Arbeit – insbesondere den Zustand ein, den man nur als „Galaxien- und physikalischen Eigenschaften die- Winkel zwischen den Abschnitten der rausch” bezeichnen kann. Da es sich bei ser Strukturen zu zeigen. Es wird Spiralarme – zu überprüfen. Diese Aus- den Aufnahmen um beständige wertung führte ich durch bei M 51, M 61, „Dokumente” und nicht um flüchtige Galaxie mag StB M 91, M 100 und NGC 4535. Es sind Eindrücke handelte, wurden diese nun NGC 5161 12,0 Cen überwiegend bekannte Galaxien, deren eine nach der anderen ausgewertet und M 101 7,9 UMa Abbildungen sich im Internet oder in genauer untersucht. Diese Auswertung NGC 3631 10,9 UMa einem Astronomie-Lexikon finden las- zog sich bis in den November hin, und NGC 3938 10,9 UMa sen. Sie können daher meine Auswert- eines Tages war dann auch die NGC 2942 13,2 LMi ung mit diesem fremden oder auch mit NGC 6946 8,9 Cyg Spiralgalaxie M 61 an der Reihe (Abb. 1). eigenem Bildmaterial wiederholen. Es NGC 1232 10,5 Eri drängt sich die Frage auf, warum mir Hier fiel mir dann plötzlich etwas sehr NGC 2223 12,6 CMa Merkwürdiges auf. Nach meinem dama- NGC 7137 13,0 Peg das nicht bereits früher aufgefallen war ... ligen Kenntnisstand hatten Spiralarme spiralförmig zu sein, mit kontinuierlich Tabelle 1: Auswertung nach außen zunehmendem Krümmungs- Liste von Galaxien mit Vorontsov- Von jeder Galaxie erstellte ich einen radius. Und die Spiralarme von M 61 ent- Velyaminov-Reihen großen Ausdruck, zeichnete die geradli- BEOBACHTERFORUM 105

nigen Abschnitte der Spiralarme nach Diagramm dargestellt (Abb. 3). und bestimmte mit Lineal und Geo- Falls Sie selber Galaxien mit Dreieck die Winkel (Abb. 2). Dieses Vorontsov-Velyaminov-Reihen wurde bei den anderen Galaxien auf beobachten wollen, ist viel- dieselbe Weise wiederholt und die leicht die Tabelle von Nutzen. Winkel in eine Tabelle geschrieben. Zusammenfassung Ergebnis Diese geknickten Spiralarme Eine kontinuierlich zunehmende Länge haben mich reich beschenkt: der geraden Abschnitte konnte ich in Zum ersten Mal führte mich meiner Stichprobe nicht feststellen. eine astronomische Fachar- Insbesondere der Beginn der ersten und beit zur Aufstellung eines das Ende der letzten Abschnitte sind eigenen Beobachtungs- und Abb. 3: unsicher. Ohne die unsicheren Strecken Auswertungsprogramms. Ich Ergebnis: Vorontsov-Velyaminov-Reihen für ist die Menge für eine statistische lernte, im Internet selbstän- verschiedene Galaxien Auswertung zu gering. dig nach Literatur zu suchen. Aber die Winkel zwischen den geradlini- Über meinen engeren Rahmen hinaus möglich. Und als Appell aus allem: gen Abschnitten der Spiralarme entspre- kann wohl folgendes festgestellt wer- Amateur-Astronomie kann weit mehr chen voll der Arbeit über die Vorontsov- den: Wir können uns heute als Ama- sein, als sich nur ästhetischen Reizen Velyaminov-Reihen: Sie liegen alle in teure (fast) jeden astronomischen Wis- hinzugeben. der Nähe von 120°. Sie zeigen mit wach- senswunsch erfüllen. Es lohnt sich, neu- sender Entfernung auch eine Zunahme, gierig zu sein und Merkwürdigkeiten zu Literaturhinweise was vielleicht ein Folge der längeren hinterfragen. Das Nachvollziehen einer [1] NASA Extragalactic Database (NED): Strecken ist mit daraus wiederum fol- professionellen Arbeiten ist auch für nedwww.ipac.caltech.edu gender Abnahme der Messfehler. Die Amateure möglich und hat ihre eigenen [2] Chernin, A. et al.: Vorontsov-Velyaminov Rows: Ergebnisse habe ich mittels einer Reize. Ohne allzu großen Aufwand sind Straight Segments in the Spiral Arms of Tabellenkalkulation (Spreadsheet) als für uns sogar statistische Untersuchungen Galaxies, Astron. Letters 26, 285 (2000)

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!!!Film-Montage!!! 106 BEOBACHTERFORUM

Supernova 2001bg in NGC 2608 von Heinz Kerner

Astronomische Beobachtung ist zumeist Routinearbeit, doch selbst für einen IAUC 7621 alten Hasen wie mich gibt es noch Momente voller Spannung und Auf- Guy M. Hurst, Basingstoke, England, reports the discovery by Tom Boles, regung. Am Nachmittag des 9. Mai 2001 Coddenham, of an apparent supernova (mag about 14) on an unfiltered CCD erhielt ich eine E-mail von Guy Hurst frame (limiting mag about 18) taken on May 8.943 UT with a 0.36 m-Schmidt- aus England, dessen astronomischen Cassegrain telescope in the course of the U.K. Nova/Supernova Patrol. The Zirkular-Service ich abonniert habe, in object was near the same brightness on a second image obtained by Boles on der er mitteilte, daß es aus der vergan- May 9.9 in rather poor conditions. The new object is located at R.A. = gen Nacht eine einzelne CCD-Aufnahme 8h35m18s.86, Decl. = +28o28'05".8 (2000), which is 22" east and 19" south der Galaxie NGC 2608 gäbe mit einem of the centre of NGC 2608. Nothing appears at this location on a master image neuen Objekt 14. Größenklasse, vermut- taken on 2000 Jan. 13.956 (limiting mag about 19) or on Palomar Sky Survey lich eine Supernova. Um dies dem Büro images taken on 1989 Nov. 8 (limiting red mag about 20) and on 1990 Mar. 23 der Internationalen Astronomischen (limiting blue mag about 20). SN 2001bg also appears near mag 14 on an unfil- Union melden zu können, würde drin- tered CCD image taken on May 9.884 with a 0.15 m-reflector by H. Kerner, gend eine zweite, unabhängige Auf- Fassberg, Germany, at the request of Hurst. nahme benötigt. Eigentlich hatte ich für die kommende Nacht keine Beobachtungen geplant, da der abnehmende Mond, zwei Tage nach ich ins Haus zurück. Eine kurze E-mail informiert, „Mitteilung an die IAU ist in Vollmond, aufgehen würde noch bevor wurde verfaßt, das Bild als Anlage, und Arbeit, Wortlaut folgt.” (zweite E-mail). es richtig dunkel war. Der Himmel war ab damit nach England. Was ich tun Und schließlich eine Kopie der angekün- klar, ein Blick auf die drehbare Stern- konnte, hatte ich getan. digten Mitteilung. Was für eine Aufreg- karte zeigte, daß die Galaxie halbhoch Etwas gemächlicher als zuvor begab ich ung zu so später Stunde! im Westen am Abendhimmel leicht mich in den Garten zurück, um meine Als ich am Nachmittag des 10. Mai nach erreichbar war und ich beschloß, in die- Sachen abzubauen. Wieder im Haus Hause kam, führte mich mein erster ser Sache aktiv zu werden. startete ich noch einmal den PC. Ob es Weg wieder zum PC. Gab es die offiziel- Mit GUIDE wurden Aufsuch- und schon eine Reaktion auf meine le Entdeckungsmeldung von der IAU? Es Umgebungskarte gedruckt und gegen Aufnahme gab? „Unwahrscheinlich”, gab sie und meine Aufnahme war darin 22 MESZ begann ich, im Garten mein dachte ich, doch weit gefehlt! Die erwähnt. Tolle Sache. CCD-Equipment aufzubauen. Dabei fiel Nachrichten überschlugen sich: Meine mir ein, daß ich aufgrund meiner geo- Aufnahme werde als „confirmation Noch am gleichen Abend meldete sich graphischen Position ja einen Zeitvor- image” angesehen, so die erste E-mail. der Entdecker Tom Boles per E-mail und sprung von einer Stunde gegenüber Der Entdecker Tom Boles, dessen bedankte sich für die Unterstützung – in den englischen Supernova-Jägern hatte. Namen ich nun erstmals erfuhr, sei gebrochenem Deutsch; ich war gerührt. Meine Chancen waren somit nicht schlecht, einen Beitrag zu einer mögli- chen Supernova-Entdeckung leisten zu können. Die Sache wurde spannend. Noch in der Dämmerung und wenige Minuten vor Mondaufgang machte ich um 23:14 MESZ eine Aufnahme und anschließend ein Dunkelbild. Das Rohbild war brauchbar und gleich vor Ort wurde daraus mehr schlecht als recht ein Bild gezimmert. NGC 2608 hatte ich zuvor noch nicht gesehen und so hielt ich zunächst eine Komponente der auffälligen Doppelstruktur im Zentrum der Galaxie für die Supernova. Doch das war jetzt nicht wichtig. Mit dem PC-Monitor unter dem einen Arm Abb. 1: (ich besitze nur einen Monitor für drin- Bestätigungsaufnahme der Supernova 2001bg in NGC 2608 nen und draußen) und der Diskette mit am 9.5.2001 von Heinz Kerner, 1 x 5 min belichtet mit MX5- dem Bild in der anderen Hand stürmte CCD-Kamera an einem 150 mm-Spiegelteleskop. BEOBACHTERFORUM 107

Deep-Sky in Namibia und SoFi in Lusaka von Michael Kunze

Seit langen war für mich der schnell die Sternbilder wie nächtliche Himmel über Nami- Kreuz des Südens oder den bia nur ein Traum. Doch zur Centaurus ausfindig gemacht. Sonnenfinsternis am 21. Juni Allerdings hat es lange gedau- 2001 sollte es ins südliche ert, bis wir uns an den „falsch Afrika gehen. Allerdings stan- herum” stehenden Löwen den neben der Astronomie gewöhnt haben. Der Rest der auch das Kennenlernen der Sternbilder war leicht einpräg- Länder auf dem Reiseplan. sam. Geplant hatte ich die Reise mit Zum Ende der ersten Woche zwei weiteren Freunden aus hatten wir schon etwa 3 unserem Astronomieverein in Stunden lang dunklen Himmel Moers nach der Sonnenfinster- ohne Mond. Die Milchstraße nis 1999 in Saarbrücken, die hat uns von unseren Camping- wir trotz wolkenverhangenem Abb. 1: hockern gerissen. Im Süden Himmel südlich von Saar- Der Autor Michael Kunze am Hoba-Meteoriten in Namibia fanden wir das Kreuz des brücken sehen konnten. Erste Südens, nebenan den beste- Angebote wurden von diver- chenden Nebel Eta Carinae. sen Veranstaltern eingeholt. Im Westen ging gerade der Es dauerte etwa ein halbes Jahr, bis wir Namibia und einen einwöchigen Skorpion auf und im Osten sank der eine Pauschalreise nach Zimbabwe Aufenthalt in Zambia gebucht. große Hund Richtung Horizont. Nach reserviert hatten. Zu diesem Zeitpunkt In Namibia wollten wir nach Ankunft am und nach schob sich die Milchstraße war uns aus astronomischer Sicht nur 3. Juni 2001 wegen des störenden immer höher, bis sie gegen Mitternacht die Sonnenfinsternis wichtig und das Mondes Richtung Norden, um dann in über unseren Köpfen von Norden bis Kennenlernen des Landes. An Deep-Sky der zweiten Woche, wo der Stand des Süden zog. Der Kohlensack stand als haben wir zu diesem Zeitpunkt noch Mondes immer günstiger wurde, am Dunkelnebel neben dem Kreuz des nicht gedacht. Gamsberg zu sein. So haben wir nörd- Südens. Nach einem weiteren halben Jahr, etwa lich von Windhoek den Hoba- Bemerkenswert war eine Nacht in der ein Jahr vor der Sonnenfinsternis in Meteoriten, den Etosha-National-Park, Nähe der Spitzkoppe, welche man auch Afrika, hatten sich unsere Pläne für den versteinerten Wald, die Felszeich- wegen Ihrer Form das Matterhorn Zimbabwe zerschlagen. Es kamen Un- nungen bei Twyfelfontein, den Brand- Namibias nennt. In Sichtweite der ruhen in Zimbabwe auf, die zu diesem berg und die Spitzkoppe besucht. In Spitzkoppe, etwa 80 km entfernt, trafen Zeitpunkt keine sichere Reise zuließen. dieser Zeit hatten wir die Möglichkeit wir auf die klarste und vom Seeing her Durch Zufall kam mir eine andere uns am Südhimmel zurechtzufinden. ruhigste Nacht. Weit und breit war kein Reiseplanung durch den Kopf. Warum Anhand unserer Sternkarten haben wir Hauch von fremdem Licht zu sehen. nicht die Finsternis von Zambia beob- achten und vorher Sternenhimmelbeob- achtung in Namibia machen? Zambia hat sich sehr gut angeboten, da die Hauptstadt Lusaka in der Finsterniszone lag und gut erreichbar ist. Nun ging es wieder von vorne los, einen passenden Reiseveranstalter zu finden. Da wir diesmal Wert auf einen Urlaub auf eigene Faust legten, wollten wir uns alles selber zusammenstellen. Im Juli 2000 konnten wir 3 der letzten 8 Sitz- plätze bei der South African Airline ergattern. Gut, wir dachten das die Flüge erst mal das Wichtigste sind und die hatten wir ja schon gebucht. Doch dann kam die Ernüchterung. Fast alle Unterkünfte in Zambia waren über den Zeitraum der Finsternis ausgebucht. Ein süddeutscher Reiseveranstalter konnte Abb. 2: uns dennoch unterbringen. So haben In der Nähe der Spitzkoppe, auch Matterhorn Namibias genannt, hatte der Autor wir einen zweiwöchigen Aufenthalt in eine wunderschöne Beobachtungsnacht (Aufnahme Michael Kunze) 108 BEOBACHTERFORUM

Abb. 3: Abb. 4: Die Große und die Kleine Magellansche Wolke dicht am Das Kreuz des Südens mit der markanten Dunkelwolke Horizont, Aufnahme von Michael Kunze auf der Astrofarm „Kohlensack”, aufgenommen mit Objektiv 1:4/135mm auf Hakos in Namibia, mit 28 mm Brennweite und Blende 5,6 Ektachrome 200, 30 min belichtet von Michael Kunze. 60 min belichtet auf Ektachrome 200.

Nirgends eine störende Lichterglocke. die Sterne tatsächlich am Horizont ver- lichkeit der Menschen aus. Unsere Außer dem Zodiakallicht war der schwinden, als wenn man sie ausknipst. Unterkunft war alles andere als europäi- Himmel finster. Ähnlich wie bei einer Sternbedeckung scher Standart. Es war einzigartig vom durch den Mond. Die Magellanschen Service und wie schon gesagt von der In der zweiten Woche haben wir den Wolken standen bedauernswerter Weise Freundlichkeit. Kuiseb-Canyon und den Sossusvlei in nur tief am Horizont. Die kleine der Namibwüste erreicht. Nach sandigen Magellansche Wolke stand maximal 5° 3 Tage vor dem Big Event war der Tagen in der Wüste Namibias haben wir hoch über dem Horizont. Die große hin- Himmel schon wolkenlos. An unserem für 3 Nächte die Astrofarm Hakos ange- gegen stand etwa 10-12° hoch am Ankunftstag in Lusaka war allerdings steuert. Hier in Gesellschaft des Gams- Himmel. Doch trotz diesem tiefen Stand der gesamte Himmel weiß von Zirren. berges haben wir weitere Astronächte sind die Fotos recht gut geworden. Man Am Tag der Finsternis strahlte der verbracht. Nun konnte ich meinen muss ja mindestens einmal die beiden Himmel tiefblau. Alle Menschen haben Traum vom Namibischen Himmel erfül- Wolken fotografieren. Egal wie hoch das große Ereignis unter Spannung len, doch in der Nacht zuvor versagte diese am Himmel stehen. erwartet. Versicherungsbüros und mein ansonsten zuverlässiger Akku für Nach den zwei Wochen sind wir über Banken in Lusaka haben an diesem Tag die GP-Montierung. So stand ich unter Johannesburg nach Lusaka geflogen. nur bis 11 Uhr Ortszeit geöffnet, damit dunkelstem Himmel und hatte keinen Hier, im „richtigen” Afrika, wollten wir die Mitarbeiter das Ereignis miterleben Strom für meine Montierung, die mit die Sonnenfinsternis beobachten. können. Kameras bis 135 mm ausgestattet war. Lusaka war für uns ein kleiner Kultur- Pünktlich um 13:41 Uhr fand der erste Allerdings habe ich aus meinen Kabeln schock. War Namibia noch relativ Kontakt statt. Der Mond schob sich all- und der Batterie unseres Kühlschrankes europäisch, so war Zambia das Afrika, mählich vor die Sonne und pünktlich Ersatz zusammengebaut, wofür wir auf wie zumindest ich es mir vorgestellt um 15:09 Uhr sahen wir den Diamant- gekühlte Getränke verzichten mussten. habe. Dieses Afrika zeichnete sich ring. Kurz darauf die Korona in voller Mir ist hier erstmals aufgefallen, dass besonders durch die enorme Freund- Pracht. BEOBACHTERFORUM 109

Kaum wurde es finster, jubelten die Menschen ringsherum. Autofahrer benutzten Ihre Hupen und die Leute ihre Hände zum klatschen. Keiner konn- te seine Emotionen zusammenhalten. Während der Totalität konnten Jupiter und Merkur eindeutig identifiziert wer- den. Wir sahen einige Sterne am Himmel, die wir allerdings nicht identifi- zieren konnten. Dafür waren wir von dem Ganzen zu mitgenommen. Und die Verfinsterung dauerte ja nur 3 Minuten und 28 Sekunden.

Auch nach der Finsternis waren alle Menschen aus dem Häuschen. Erstaun- licherweise haben noch viele Leute die partielle Phase beobachtet. Registriert man doch oft Langeweile beim Austritt des Mondes. Rundum war es eine gelungene Reise. Neben der Sonnenfinsternis konnten wir einiges vom Land sehen und in Namibia den Südhimmel beobachten.

Abb. 5: Weitere Informationen sind auf meiner Höhepunkt der Reise war die Totale Sonnenfinsternis am Sommeranfang 2001 in Webseite – www.michaelkunze.de – zu Lusaka. Michael Kunze belichtete 1/15 s mit Objektiv 1:10/1000 mm. finden.

Feldstecher, scheuten nicht die eine Sonnenfinsternis über Zambia oder andere Frage. Schon tags zuvor von Christian M. Schambeck hatte Paul Hombach in einem packen- den Vortag Collegestudenten und Anwohner von diesem Naturschauspiel Der 11. August 1999 endete für uns beide Plänen an standen uns die Mönche mit unterrichtet. in einem Desaster: Martin Mayer hatte Rat und Tat zur Seite. Brother Jude, ein Es wurde merklich kühler. Der Wind, der auf den Tag genau nahe der Zentrallinie stattliches Mannsbild, herzensgut und noch mittags anständig blies und uns eine komplette Sternwarte errichtet. hilfsbereit, empfing uns bereits am wegen unserer Instrumente etwas beun- Einige Hundert Besucher bekamen dann Flughafen in Victoria Falls/Zimbabwe ruhigte, erschlaffte so langsam. Der Hahn nur schwarze Wolken zu Gesicht, nicht und überließ von da an nichts mehr gegann zu krähen, die Grillen stimmten das Antlitz der schwarzen Sonne. Meine dem Zufall. ihr Zirpkonzert an. Ein, zwei Minuten vor Familie hatte sich noch eine halbe Hellstrahlend ging am 21. Juni unser dem 2. Kontakt schrie ich wie von Stunde vor der Totalität auf die Jagd Tagesgestirn über Garten und Sinnen „shadow bands”, als fliegende nach einem unwiderstehlichen Wolken- Franziskuskapelle des Assisi House auf. Schatten nicht nur auf dem weißen loch gemacht. Doch huschte kurz vor Das Assisi House – es ist das Gästehaus Laken, sondern auch auf dem Rasen zu dem 2. Kontakt eine dicke Wolke vor des Klosters – war in diesen Tagen entdecken waren. Frank Schornack die letzten Überbleibsel unseres Tages- unser Zuhause. Es ist Teil eines weitläu- konnte sie auf sein Video bannen. In gestirns. Schon früh reiften deshalb figen Klosterkomplexes vor den Toren der heranbrechenden Dunkelheit wirk- Pläne, es das nächste Mal aufs Neue zu Lusakas. Nicht eine Wolke trübte die ten die fliegenden Schatten gespen- versuchen. Am 21. Juni 2001 sollte der Sicht auf einen tiefblauen Himmel. In stisch und unwirklich. Mondschatten Teile des südlichen Afrika aller Ruhe bauten wir zwischen Blumen- Der Diamantring leuchtete ungewöhn- in Dunkelheit tauchen. Wir taten uns beeten und Zengarten unsere Instru- lich lange auf und schon zeigte sich in zusammen, stellten eine Reise für eine mente auf. Keine verzweifelten Blicke ganzer Schönheit der strahlenumkränz- 12-köpfige Gruppe aus ganz Bayern auf zum Himmel, keine Hektik wie noch te Mond. Jede Faser der Korona sog ich die Beine (wir tauften uns deshalb 1999. Eine Stunde vor dem 2. Kontakt in mich auf. Doch ich wollte auch Bilder Bayerntour), nahmen Kontakt zu den strömten Philosophie-Studenten des St. von der Korona heimbringen. Ich gönn- Kapuzinern auf, die ein ganzes Netz von Bonaventure-College und Kapuziner- te mir aber nur ein kurze Serie, um Klöstern und Missionsstationen in mönche zu unserem Beobachtungs- sofort wieder mit dem Feldstecher die Zambia unterhielten. Von den ersten camp, warfen einen Blick durch die Korona in vollen Zügen zu genießen. 110 BEOBACHTERFORUM

Abb. 1: Aufgenommen wurde mit einem 500 mm-Beroflex-Teleobjektiv und 2x-Konverter, nachgeführt mit einer GP-E-Montierung. Es wurde auf Agfacolor Portrait XPS 160 jeweils 1/60, 1/15, _ und 1 Sekunde belichtet, schließlich mit Adobe Photoshop ein Komposit erstellt und mit unscharfer Maske weiter bearbeitet. Dabei war es unser Ziel, möglichst den visuellen Eindruck der Korona wiederzugeben. Aufnahmen: C. M. Schambeck, Bildverarbeitung: W. Hartmann.

Nur wenige Minuten später war das auf, Waisen werden in Schulen unter- überreichten. Es war eine ausgelassene himmlische Spektakel vorbei, die flie- richtet, Hospize errichtet. Allein 400 Feier, die uns an unserem letzten Abend genden Schatten gaben eine Abschieds- Sonnenfinsternisbrillen verteilten wir in in Zambia vereinte. Trommelspiel und vorstellung, der Wind kam langsam wie- der von Salesianerinnen geführten „City Gesang gingen schon wie am Finsternis- der, der Hahn ließ das Geschrei nicht. of Hope”, wo Waisen und Flüchtlings- morgen, als wir die Frühmesse mit Und wir konnten es nicht lassen, mit kinder der Schulbesuch ermöglicht wird. unseren Mönchen feierten, unter die Mosi-Bier (der lokalen Biermarke) und Insgesamt hatten wir über 1300 Brillen Haut. Und Brother Jude animierte uns Sekt zu feiern, anzustoßen auf das im Gepäck, die zum Großteil einer fan- auch diesmal, ein „Deutsch Lied” zum gemeinsame Erlebnis, das uns und die tastischen Sammelaktion am Samer- Besten zu geben. Kapuziner verband. berg/Oberbayern zu verdanken waren. Den Mutter-Theresa-Schwestern, die sich Übrigens: Unsere Aktion „Sonne nicht Der Mondschatten raste über ein Land, im Elendsviertel Kalingalinga um ver- Finsternis” zugunsten von AIDS-Waisen das von übermächtigen Problemen wahrloste Kinder und Sterbende küm- und des Hospizes zu Unserer Frau läuft geschüttelt wird. Jeder vierte ist HIV-infi- mern, übergaben wir einige Tüten voll weiter. Wer etwas geben möchte, sei ziert. Lehrer sterben reihenweise weg, mit Medikamenten. Schließlich konnten herzlich dazu eingeladen. Die Konto- können die nachwachsende Generation wir das in Bau befindliche Hospiz zu nummer des Missionssekretariates der nicht mehr ausbilden. Die Wirtschaft Unserer Frau in Augenschein nehmen. Bayerischen Kapuziner (Tengstr. 7, kollabiert. Der zambische Staat tut, von Hierfür hatten wir im Vorfeld unserer 80798 München), das auch eine Spen- Aufklärungskampagnen abgesehen, Reise die Sammelaktion „Sonne nicht denquittung ausstellt, ist: nicht viel. Letztlich sind es die Kirchen, Finsternis” ins Leben gerufen. Am Ende Hypovereinsbank, die den Kranken unter die Arme greifen. kamen fast DM 7.200,- zusammen, die Konto-Nr. 5801400800, BLZ 70020270; AIDS-Pfleger suchen Kranke zu Hause wir in Form eines Schecks Brother Jude Kennwort “Sonne nicht Finsternis”. BEOBACHTERFORUM 111

Ein Kurztrip zur totalen Sonnenfinsternis am 21.6.2001 in Zambia von Frank Wagner

Es begann am 11.8.99. Ich bauen. Der Rest der Aus- stand mit meinem 4-Zöller in rüstung verschwand in einem der Nähe von Karlsruhe und gutgepolsterten Trolley. wartete auf den 1. Kontakt. Das Wetter sah leider nicht so Mittlerweile stand auch der gut aus, aber man ist ja Preis für den Flug fest. Aus Optimist. Um 11:12 Uhr war es den geplanten DM 1.400,- soweit: Der erste und für mich wurden aufgrund höherer letzte Kontakt dieser Finster- Treibstoffkosten knapp DM nis. Eine dicke Regenwolke 2.000,-. Die Anreise nach Wien hat mir einen gewaltigen erfolgte am 19.6. per Bahn, Strich durch die Rechnung der Abflug war für den 20.6. gemacht. Etwas verstimmt um 17:55 Uhr geplant. Am über die entgangene Finsternis Flughafen trafen dann immer sagte ich zu einem Ehepaar, mehr „Astros” ein, was man welches extra aus Dänemark leicht an den länglichen Gegen- angereist war : „Dann eben in ständen erkennen konnte. Um 2 Jahren auf Madagaskar!” 18:46 Uhr hob die Maschine endlich ab. Um 1:06 Uhr über- Wieder zu Hause, habe ich mir flogen wir den Äquator, wir das Schauspiel auf Video Abb. 1: waren jetzt auf der Südhalb- ansehen müssen, was mich in 2. Kontakt, 1/1000 s, Aufnahme F. Wagner kugel der Erde. meinem Entschluss noch be- stärkt hat. Am 12.8. ging es Nach 8 Stunden und 15 Minu- sofort in diverse Reisebüros, ten Flug hatten wir endlich ich mußte Unterlagen über afrikanischen Boden unter den Madagaskar haben, schließ- Füßen. Nach den Einreise- lich liegt die Insel nicht gera- formalitäten wurde ein geeig- de vor der Haustür. Ich wollte neter Beobachtungsplatz ge- die erste Sonnenfinsternis im sucht (uns stand ein abge- neuen Jahrtausend sehen, die sperrtes und bewachtes ca. 10° Sonnenhöhe störten mich 10.000 m2 großes Areal zur zunächst überhaupt nicht. Verfügung). Nach dem Ein- „Hauptsache SoFi sehen”, süden der Geräte hatte man dachte ich mir. noch Zeit, durch einen Feldstecher einen Blick auf Die Zeit ging ins Land, und ich den Kometen LINEAR A2 zu stolperte im Oktober 2000 im werfen, der auch schon mit Internet über die Seite der bloßem Auge zu sehen war Österreicher Amateurastrono- (ca. 4. Größe). Etwas unge- men Conrad, die einen Charter- wohnt war der Anblick des flug zur SoFi nach Sambia Sternenhimmels, Pegasus und planten. Laut Internet sollten Andromeda standen auf dem Abflug und Ankunft in Wien Abb. 2: Kopf. Wer sich mit den Eigen- innerhalb von 30 bis 40 Stun- Totalität, die innere Korona mit 1/500 s, Aufnahme F. Wagner arten der Himmelsrichtung den möglich sein. Das heißt vertraut gemacht hatte, konn- im Klartext: fliegen, gucken, te dann im Südwesten den fliegen. Das war es! Skorpion in seiner ganzen Nachdem ich mich angemeldet hatte, Brennweite wäre dann auf den Bildern Pracht bewundern. Im Osten strahlte war die Frage: Welche Optik nehme ich auch noch etwas von der Korona zu hoch am Himmel, nicht wie bei uns im mit? Zuerst wollte ich ein C8-SCT mit- sehen. Aber wie transportieren, ohne Horizontdunst, die Venus. Als „südhim- nehmen, dann entschied ich mich aber daß etwas zu Bruch geht? Ich ließ mir mel-unkundig” brauchte man für das für meinen 4-Zöller, der sich besser bei einer Firma in Hannover ein Flight- eine oder andere Sternbild etwas län- fokussieren läßt. Bei einem Meter Case für die Optik und das Stativ ger, aber die mitgebrachten Sternkarten 112 BEOBACHTERFORUM

waren uns dann einen große Hilfe. Nachdem wir einen fantastischen Sonnenaufgang erlebt hatten, hieß es jetzt unter wolkenlosem Himmel war- ten, bis der Mond die Sonne anknab- bert. Die überaus freundlichen Ein- wohner fragten uns oft, ob wir Filter- folien für sie hätten, bzw. ob sie mal einen Blick durch ein Teleskop auf die Sonne werfen dürften. Viele, eigentlich alle, zogen anschließend mit einem Strahlen auf dem Gesicht weiter. Um 13:42 Uhr erfolgte dann der erste Kontakt. Trommler einheimischer Folk- lore-Gruppen begleiteten den Mond mit immer schneller werdenden Schlägen bis zur Totalität. Selbst der Deutsche Botschafter ließ es sich nicht nehmen, vor der Finsternis einige der SoFi-hung- rigen per Handschlag zu begrüßen. Als uns plötzlich der Präsident von Sambia über Lautsprecher willkommen hieß, wußten wir auch, was der Rote Teppich zu bedeuten hatte.

Während der partiellen Phase konnte man Bedeckungen von Sonnenflecken durch den Mond beobachten. Kurz vor Abb. 3: dem 2. Kontakt, durch das eigenartige Die äußere Korona, Aufnahme F. Wagner Licht war einem schon etwas komisch zumute, schrie jemand „Total Eclipse”; alle Angereisten waren nun auf den Abb. 4: Diamantring und die folgende Totalität 3. Kontakt: gespannt. Ende der Totalität, Jetzt war sie zu sehen, die Schwarze Aufnahme Sonne mit der Korona. „Die Korona F. Wagner sieht etwas stachliger aus, als vor zwei Jahren, hängt wohl mit der Flecken- aktivität zusammen”, meinte jemand aus unserer Gruppe. Da der Flughafen von Zambia ca. 25 km nordöstlich der Hauptstadt lag, konnten wir uns 15 Sekunden länger an dem Schauspiel erfreuen. Aber nicht nur die Sonne sah gut aus, auch der Horizont machte mit rötlichen Streifen auf sich aufmerksam. Unterhalb der Sonne war Jupiter zu sehen. Um 15:12 Uhr, der Gegendiamant war bereits zu sehen, wurden die letz- ten Bilder der „spannenden Phase” ge- macht; kurz darauf war es wieder hell.

Die nun ablaufenden partiellen Phasen Teleobjektive wieder verstaut, und man sicher in Wien; die Reise zur esten waren nur noch „Formsache”. Aufgeregt machte sich wieder auf den Weg zum totalen Sonnenfinsternis des neuen wurde nun über das eben gesehene dis- Flughafengebäude, wo unser Flugzeug Jahrtausends war beendet. kutiert, die Gesichtsausdrücke der auf 264 glückliche SoFi-Reisende wartete. Beobachter sprachen Bände, manche hatten auch feuchte Augen. Bis 16:27 Nach dem Check-in hob unsere Uhr wurde noch beobachtet, dann wur- Maschine um 20:25 Uhr ab in Richtung den die Teleskope, Russentonnen und Heimat. Am 22.6. landeten wir wieder BEOBACHTERFORUM 113

Mondfinsternis 9. Januar 2001 von Christian Grunwald

Am 9. Januar 2001 wartete ich, wie fend, dass einige Gegenden besseres komplett zu, zum Glück hatte ich die bestimmt viele andere Hobbyastronomen Wetter hatten, blickte ich aus dem wichtigsten und schönsten Phasen der auch, auf die Abenddämmerung, um die Fenster und konnte den Mond zwischen Finsternis verfolgen können. Mondfinsternis über Europa zu beob- zwei Wolken entdecken. Mittlerweile Schnell ließ ich meinen Film entwickeln, achten. Ich hatte mir vorgenommen, mit hatte es aufgehört zu regnen und ich schon mit einem unguten Gefühl, da meiner Spiegelreflexkamera und einem stürmte auf den Dachboden, um von wegen des Regens die Luft sehr feucht 200 mm-Teleobjektiv einige schöne Auf- dort aus die MoFi zu beobachten, ohne und diesig war. Tatsächlich waren die nahmen vom „Roten Mond” zu schießen Gefahr zu laufen, bei wiedereinsetzen- Fotos mehr als enttäuschend: Der und den Verlauf der Finsternis zu doku- dem Regen das Equipment panikartig beleuchtete Teil des Mondes hatte in mentieren. wegräumen zu müssen. den meisten Aufnahmen zusammen mit dem Dunst den dunkleren Teil über- Den ganzen Tag über regnete es. Als ich Tatsächlich gelang es mir im Laufe des strahlt. Ansehnlich waren die Fotos zum Feierabend die Firma verließ, hatte Abends meinen Film zu verknipsen und nicht. ich schon alle Hoffnungen aufgegeben, – als Höhepunkt – die Sternbedeckung, Bevor ich die Abzüge in die Ablage gab, wegen des strömenden Regens über- die gleichzeitig stattfand, mit meinem überlegte ich, was man mit diesen haupt etwas beobachten zu können. Als kleinem Refraktor (60 mm) trotz der un- Bildern noch anfangen könnte. Tatsäch- ich mich frustriert gegen 20:00 Uhr an günstigen Sichtbedingungen zu beob- lich kam mir der Gedanke, anhand der den PC setzte, um wenigstens per Web- achten. Gegen 22:10 Uhr zog sich der Fotos den Durchmesser des Erdschat- Cam dem Ereignis beizuwohnen, hof- Himmel über meinem Beobachtungsort tens zu bestimmen.

Dazu scannte ich die kleinen Mondscheib- chen ein und versuchte mit den Bildbearbeitungsfunk- tionen den Mond aus dem Dunst herauszulösen. Dabei kam es mir nicht auf ein natürliches, bzw. ästhetisches Bild an, sondern ich versuchte den Kontrast möglichst zu steigern. Das digitalisierte Bild über- trug ich dann in ein Zeichenprogramm und zeichnete zunächst die Mondscheibe nach. Dabei kam mir die Zoom-Funktion und die Fähigkeit des Programms einen Kreis durch drei Punkte zu legen zu gute. Den Durchmesser des Kreises notierte ich mir. Genauso verfuhr ich dann mit dem dunkleren, nur teilweise sichtbaren Kreis des Erdschattens. Nun braucht man nur noch einen Taschenrechner und ein gutes astro- nomisches Datenbuch [1] um den Durchmesser des Mondes DMond = 3.476 km nachzu- schlagen. Wenn der Abstand des Mondes zur Erde sehr klein im Vergleich zum Abstand der Erde zur Sonne ist, gilt, dass der Radius der Erde DErde ungefähr dem des Schatten DSchatten entspricht. Aus dem Verhältnis der gemessenen Kreise erhält man den Schatten- durchmesser zu DSchatten =DSchattenkreis /DMondkreis ⋅ DMond Mein „bestes” Ergebnis erhielt ich aus einer Aufnahme, bei nahezu 1/3 verfinstertem Mond (Abb. 1). Abb. 1 Der Schattenradius (1/2 des Durchmessers!) beträgt hier 6196 km. Schlägt man den Erdradius nach [1], so liest man RErde = 6378 km ab. Beide Werte stimmen innerhalb der hier erzielbaren Genauigkeit überein. Natürlich wurden hier einige Tatsachen nicht berücksichtigt, die das Ergebnis verfälschen. Zunächst ist der Mond keine Scheibe, sondern eine Kugel, was zu perspektivischen Verzerrungen der Schattengrenze führt. Eine weitere Fehlerquelle ist natürlich auch die end- liche Ausdehnung der Sonne und damit verbunden ein konvergenter Schattenkegel, der dazu führt, dass der Schatten kleiner ist, als der Durchmesser der Erdkugel. Versuche, diese Effekte in die Auswertung mit einzubeziehen, scheiterten an der mangelnden Genauigkeit der Kreisdurchmesserbestimmung aus der Abbildung, da die anzubringenden Korrekturen geringeren Einfluss haben, als der Fehler aus der geometrischen Auswertung. So konnten die Bilder der MoFi 2001 doch noch genutzt werden!

Literaturhinweis: [1] Krautter, J., et. al.: Meyers Handbuch Weltall, 1994 114 BEOBACHTERFORUM

Flammender Himmel – Erlebnisbericht Polarlicht vom

Gibt es ein Himmelsschauspiel, dass einen Astronomen ebenso faszinieren kann, wie eine totale Sonnenfinsternis? Ein Schauspiel, das nicht schon wieder vorbei ist, bevor man begriffen hat, dass es stattfindet? Ich habe es kaum für möglich gehalten, bis ich es am 11. April 2001 selbst erlebte und voll Euphorie glaubte abheben zu können. Alles beginnt mit einer E-Mail, die mich darüber informiert, dass ein großer Materieauswurf auf der Sonne stattge- funden hat und mit hoher Geschwindig- keit auf die Erde zurast. Die Partikel- wolke soll in der Nacht vom 11. auf den 12. April die Erde erreichen und entlang der Magnetfeldlinien in die Atmosphäre eindringen und dort ein Leuchten erzeu- gen. Größe und Geschwindigkeit der Partikelwolke deuten darauf hin, dass das Leuchten auch bis in unsere Breiten Abb. 1: sichtbar werden könnte. Doch der Polarlicht am 11.4.2001. Aufnahmeort: Rheinberg-Millingen. Ulrich Teschke belich- Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Es tete ca. 40 s mit Objektiv 1:3,5/19 mm auf Ektachrome Elite 200. ist nur von gelegentlichen Auflocker- ungen die Rede. Den ganzen Tag über ist es bedeckt bei uns am Niederrhein. Das Himmels- Augenwinkel, wie über mir ein rotes kaum noch das Gleichgewicht halten schauspiel wird wohl wieder einmal Leuchten einsetzt. Jetzt nur nicht in kann. Als Krönung schießen nun gelbe ohne mich stattfinden, falls es über- Hektik verfallen! Eine kleine Ewigkeit Strahlen vom Horizont zum Zenit, quer haupt eintritt. Gegen 22 Uhr MESZ reißt später öffnet sich endlich der Kamera- durch den langsam blasser werdenden jedoch plötzlich die Wolkendecke auf verschluss für die erste Aufnahme. Bogen und das kräftige rote Feld. Ich und gibt den Blick auf die ersten Sterne Endlich habe ich Zeit, das Spektakel in werde von einer Euphorie erfasst, die frei. Als es dunkel genug ist, verbleibt seiner ganzen Pracht in mich aufzusau- mir das Gefühl gibt, ich würde schwe- am Nordhorizont eine Aufhellung, die gen. ben. Lediglich zum wiederholten Aus- sonst hier nicht zu sehen ist. Sollte es Direkt über dem nordöstlichen Teil des lösen der Kamera kehre ich auf den etwa ... ? grünen Bogens leuchtet der Himmel in Boden zurück. Beim Blick ins Internet auf die einem kräftigen Purpurrot bis etwa 70° Der Bogen ist nun fast nicht mehr zu Polarlichtseite des AKM stehen alle über dem Horizont. Der Anblick erinnert sehen und das rote Leuchten zieht sich Zeichen auf Sturm. Der Kp-Index hat mich an einen Stahlabstich im Hütten- in den Norden und Nordwesten zurück. den Wert 8 erreicht. Da muss doch werk. Allerdings lassen die Streifen ent- Die Strahlen werden ebenfalls blasser, etwas passieren! Der nächste Blick nach lang der Magnetfeldlinien keinen bis am Ende nur noch ein rotes draußen zeigt ein deutliches grünes Zweifel daran, dass es sich um ein Glimmen im Nordwesten zu sehen ist. Schimmern Richtung Norden. Es geht Polarlicht handelt. Das rote Leuchten Gegen 0 Uhr MESZ ist das Schauspiel los! Schnell etwas Warmes anziehen, weitet sich derweil immer mehr vorüber und ein Vorhang aus die bereitstehende Fotoausrüstung grei- Richtung Norden aus und wird von sich Hochnebel, der vom aufgehenden Mond fen und ab zur nahegelegenen Wiese ständig ändernden Streifen durchzogen. erhellt wird, schließt pünktlich die mit freier Sicht nach Norden. Der Anblick verwandelt sich erstaunlich Bühne. Dort begrüßt mich kurz nach 23 Uhr schnell, alle 10 bis 30 Sekunden ergibt Erst jetzt begreife ich, welches Glück ich MESZ ein kaltes, grünes Leuchten, das sich ein neues Bild. hatte. An Schlaf ist noch nicht zu den- einen flachen Bogen über mehr als 100° Mein Blickfeld ist nun nicht mehr in der ken. Die immer noch anhaltende eupho- von Nordosten bis Nordwesten bildet. Lage alles zu erfassen. Mein Blick rische Stimmung lässt mich das Schnell die Kamera aufs Stativ schrau- schweift vom Horizont zum Zenit und Gesehene noch einmal verarbeiten bis ben und das 19 mm-Weitwinkelobjektiv von Ost nach West. Dabei beginne ich mich am Ende doch der Schlaf über- ansetzen. Währenddessen sehe ich im über die Wiese zu taumeln, weil ich kommt. Beobachtung von Iridium- Flares und der ISS von Sören von der Werth

Da ich mich neben der Astronomie halte ich diese schönen Ereignisse auch intensiv für die Raumfahrt inter- auch fotografisch fest. Hiermit folge ich essiere, ist eine meiner „Spezialitäten” dem Aufruf im letzten VdS-Journal und das Beobachten der „International präsentiere den Lesern einige Aufnah- Space Station” ISS und von Iridium- men dieser „kurzlebigen Objekte”. Flares, die bis zu –9 mag hell werden Die Aufnahmedaten sind in den Bild- können. Seit knapp einem halben Jahr unterschriften zu finden.

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!!!Film-Montage!!!

Abb. 1: Die –0,4 mag helle Internationale Raumstation ISS taucht am 10.6.2001 am Osthimmel in den Erdschatten ein. Sören von der Werth belichtete 30 Sek. mit Objektiv 1:2,8/35mm auf Elitechrome 200. Rechts unten steht Mars.

Abb. 2: Diesen –7 mag hellen Iridium- Flare im Sternbild „Haar der Berenike” fotografierte Sören von der Werth Mitte Mai 2001 mit einem Objektiv 1:4/135mm auf Elitechrome 200. Die Belichtungszeit betrug 40 Sek. bei stehender Kamera. 116 VDS > NACHRICHTEN

Frankfurter Astronomietage vom 5. bis 7. Oktober 2001 und 25. ordentliche Mitgliederversammlung der VdS

Vom 5. bis 7. Oktober fanden auf den Räumen der Einladung des Physikalischen Vereins Goethe-Universität erstmals die Frankfurter Astronomie- statt. Nahezu alle tage in der Goethe–Universität statt. namhaften Astro- Wir hatten unsere Mitglieder mit dem Firmen präsentier- Journal 1/2001 auf diese astronomischen ten ihr Angebot an Tage hingewiesen und eine Einladung Fernrohren und des Vorstandes zu der Mitgliederver- astronomischem sammlung ausgesprochen. Zubehör. Einzig Die Tagung begann vielversprechend der erhoffte Be- mit einem öffentlichen Vortrag von sucherstrom blieb Professor Harald Lesch, Universitäts- aus. sternwarte München mit dem Thema Trotz intensiver „Sind wir alleine im Universum?”. Nach Werbung in „Sterne einer Begrüßung durch den Vorsitz- und Weltraum” enden des Physikalischen Vereins, Dr. und des Hinweis- Gerd Sandstede und einem Grußwort es in unserem Jour- des Vorsitzenden der VdS, Otto Guthier, nal blieben die folgten annähernd 500 Zuhörer den Besucherzahlen interessanten und kurzweilig vorgetra- hinter den Erwart- genen Ausführungen des Astronomen. ungen zurück. Mit Der Referent und sein Beitrag wurden insgesamt 550 vom Publikum begeistert aufgenommen zahlenden Stern- und mit einem lang anhaltenden freunden war der Applaus belohnt! Besuch sehr mager. Die Astronomiemesse und Ausstellung Vielfach war zu von Volkssternwarten und Privatstern- hören, daß „die warten fanden am 6. und 7. Oktober in Welt” und viele Abb. 1: Das Plakat des Physikalischen Vereins zu den Frankfurter Astro-Tagen und der VdS-Tagung

Menschen nach oben auf der Wunschliste stehe. Es gilt dem 11. Septem- die Gründe zu analysieren und für die ber verunsichert nächste Tagung ihrer Art die entspre- seien und ein chenden Lehren daraus zu ziehen. Erwerb astrono- An dieser Stelle möchten wir dem mischer Instru- Physikalischen Verein Frankfurt, allen mente nicht mehr voran den Aktiven und Organisatoren

Abb. 2: Ein Großteil der Vorstandsmitglieder stellte sich nach den Wahlen am VdS-Stand den Fotografen. V.l.n.r.: Peter Völker, Wolfgang Steinicke, Otto Guthier, Silvia Otto, Oliver Jahreis und Dr. Werner E. Celnik. Thomas Keßler mußte leider vor dem Fotos zu einem anderen Termin. Aufnahme: Ulrich Schimek. VDS > NACHRICHTEN 117

Amateur-Vortragsprogramm 25. VdS-Tagung Frankfurt

Samstag, 6.10.2001

Erwin Schwab, Heppenheim - Amateure beobachten auf dem Calar Alto Iris Fleischer, Hünfeld / Oliver Jahreis, Bingen - Das astronomische Jugendlager und die neue VdS-Jugend Harald Simon, Oldenburg - Tromsö – Polarlicht pur – ein Reisebericht Dr. Eberhard Bredner, Ahlen-Dolberg - Im Schatten von Titania Peter Bresseler, Lüneburg - Objekte des ‚Atlas of Peculiar Galaxies‘ von Halton C. Arp – ein fotografisches Projekt Dr. Otmar Nickel - Messung von Lichtkurven und Bestimmung der Rotationsperiode des Kleinplaneten (777) Gutenberga

Dr. Werner E. Celnik, Rheinberg / - Das VdS-Journal für Astronomie Otto Guthier, Heppenheim

Stefan Karge, Frankfurt am Main - Quasare visuell Silvia Otto, Waldsee - Sonnenfinsternis in Zimbabwe Peter Riepe, Bochum - Wechselwirkende Galaxien, ein Thema für Amateure Wolfgang Lille, Stade - Besuch der Observatorien auf La Palma und Teneriffa im Juli 2001 Peter Völker, Berlin - Das Maximum des 23. Sonnenfleckenzyklus Wolfgang Steinicke, Umkirch - Was ist Deep-Sky? – Objekte, Projekte, Personen Andreas Masche, Freiburg - CCD-Grafie mit dem LRGB-Verfahren

Sonntag, 7.10.2001

Peter Rucks, Bochum - Prüfung astronomischer Optik mit Laser-Interferometrie Hans-Günter Diederich, Darmstadt - Beobachtung von extragalaktischen Kugelsternhaufen – visuell und mit CCD Stefan Kraus, Schriesheim - Chaos im Sonnensystem Gido Weselowski, Köln - CCD-Fotografie aus der Stadt Elmar Rixen, Krefeld - Die SoFI in Lusaka Otto Guthier, Heppenheim / - Amateur-Astronomie auf dem Gornergrat Dr. Werner E. Celnik, Rheinberg

ganz herzlichen Dank für Ihre Arbeit Forschung der Fachastronomen. Vielleicht ist die Zahl von solchen sagen! An den Vorbereitungen und den Veranstaltungen in Deutschland inzwi- vielen ehrenamtlich geleisteten Stunden Das von der VdS gestaltete Vortrags- schen zu groß geworden! Eindeutiger der Aktivisten lag es bestimmt nicht, programm von Amateur- Astronomen litt Tenor war allerdings auch, daß viele dass der erhoffte Besucherstrom aus- ebenfalls unter der mageren Besucher- Menschen zur Zeit ihren Interessens- blieb. Wir danken den Herren Dr. Bruno zahl. Insgesamt 22 Beiträge aus vielen schwerpunkt möglicherweise auch Deiss, Christoph Lichtblau, Volker Bereichen der Hobbyastronomie berei- anders definieren. Heinrich und allen Mitarbeitern des cherten das interessante und abwechs- Astronomischen Arbeitskreises. lungsreiche Programm. An dieser Stelle Dennoch, all diejenigen, die an diesem sei allen beteiligten Sternfreunden für Wochenende den Weg nach Frankfurt Der zweite Fachvortrag von Dr. Gero Ihre Mühe und Bereitschaft nach gefunden haben, werden es nicht Rupprecht, ESO, mit dem Titel „Neues Frankfurt zu reisen herzlich gedankt. bereut haben. Schließlich möchte ich vom größten Teleskop der Welt”, fand Das Fazit der Astronomietage in diesen treuen Hobbyastronomen ganz bei rund 300 Besuchern großes Frankfurt fiel für die Organisatoren trotz herzlichen Dank für Ihren Besuch sagen. Interesse. Der Beitrag gewährte atembe- der sehr gut besuchten abendlichen raubende Einblicke in die moderne Fachvorträge nicht gerade positiv aus. Otto Guthier, VdS-Vorstand 118 VDS > NACHRICHTEN

25. Ordentliche Mitgliederversammlung der VdS am 7. Oktober 2001 in Frankfurt am Main

Die Mitgliederversammlung fand zum Der Vorsitzende übergab die Versamm- Beitrag würdigte und Herrn Günter D. zweiten Mal an einem Sonntagvormittag lungsleitung für die Abstimmung über Roth für seinen Einsatz für unsere statt. Lediglich 53 Mitglieder nahmen die Entlastung und für die anschließen- Vereinigung dankte. Das neue Ehren- daran teil. Trotz ordnungsgemäßer Ein- den Vorstandswahlen an Dr. Eberhard mitglied der VdS nahm unter Beisein ladung in unserem Journal und Ankündi- Bredner. seiner Gattin die Urkunde in Empfang gung in „Sterne und Weltraum” sowie Die Mitgliederversammlung entlastete in und bedankte sich beim Vorstand und auf der Homepage der VdS, ist dieser der folgenden Abstimmung den Vorstand den anwesenden Mitgliedern für die geringe Zuspruch für den Vorstand nach mit 48 Ja-Stimmen, 0 Nein-Stimmen und Ernennung (siehe nebenstehenden 67 im Jahre 1999 in Duisburg eine herbe 5 Enthaltungen. Der Vorstand beteiligte Bericht). Enttäuschung. sich nicht an der Abstimmung. Im Anschluß wurde zum dritten Mal die Der Vorsitzende der VdS, Otto Guthier, Dr. E. Bredner verlas zunächst eine „VdS-Medaille” verliehen. Sie wird jähr- begrüßte um 10:15 Uhr die anwesenden Erklärung des Vorstandes, aus der her- lich als Anerkennung der Vereinigung Mitglieder, die zunächst den verstorbe- vorging, daß Hans-Joachim Bode, Jost der Sternfreunde e.V. für hervorragende nen Mitgliedern gedachten. Er trug unter Jahn und Uwe Reimann aus persönlichen Arbeiten im Bereich der Amateur-Astro- Punkt 2 der Tagesordnung den Bericht und beruflichen Gründen nicht mehr für nomie in Deutschland vergeben. Der des Vorstandes für die Jahre 1999 und eine Kandidatur des neuen Vorstandes Vorstand hatte aus den eingereichten 2000 vor. In den Ausgaben I/2000 und bereitstehen. Vorschlägen den Sonnenbeobachter und I/2001 des VdS-Journals wurde bereits Bei den anschließenden Wahlen zum Instrumentenbauer Wolfgang Lille aus umfangreich über die Tätigkeit des Vorstand wurde für das Amt des Stade bestimmt. Peter Völker sprach für Vorstandes berichtet, weshalb wir hier Vorsitzenden Otto Guthier mit 52 Ja- den Vorstand die Laudatio auf den drit- auf eine Wiedergabe verzichten. Stimmen, 0 Gegenstimmen und 1 Ent- ten Preisträger (siehe nebenstehenden Den Kassenbericht für die Jahre 1999 haltung gewählt. Für das Amt des Bericht). und 2000 stellte Schatzmeister Hans- Schatzmeisters wurde Thomas Keßler Unter Punkt 9 der Tagesordnung: Joachim Bode vor. Die Aufstellung von mit 51 Ja-Stimmen, 0 Gegenstimmen und „Beschluß über ein dreimaliges Erschei- Einnahmen und Ausgaben wurde auf 1 Enthaltung gewählt. Für das Amt des nen des VdS-Journals” gab es eine sehr Anregung und Forderung der Kassen- Schriftführers wurde Dr. Werner E. Celnik lebhafte und fruchtbare Diskussion. Der prüfer in einer dezidierten Form vorge- mit 53 Ja-Stimmen, 0 Gegenstimmen neu gewählte Vorsitzende berichtete von tragen. Alle anwesenden Mitglieder und 0 Enthaltungen gewählt. einer vorläufigen Auswertung von 278 erhielten neben der Stimmkarte auch In den Vorstand wurden weiterhin Frau der 399 bis Ende September eingesand- einen 8-seitigen Bericht des Vorstandes. Silvia Otto und die Herren Peter Völker, ten Fragebögen. (Sobald die – inzwischen (Anmerkung: Auf Wunsch übersenden Oliver Jahreis und Wolfgang Steinicke 407 – eingegangenen Fragebögen aus- wir unseren Mitgliedern gerne diesen gewählt. Der neue VdS-Vorstand wird gewertet sind, veröffentlichen wir in der schriftlichen Bericht!) sich in der nächsten Ausgabe unseres nächsten Ausgabe das komplette Livia Cordis und Dr. Frank Lungenstraß Journals allen Mitgliedern und Lesern Ergebnis der Umfrage.) trugen den Bericht der Kassenprüfer vor. vorstellen und in kurzer Form die Das Ergebnis der Frage „Wie gefällt An der seit vielen Jahrzehnten geführten Aufgabengebiete jedes Einzelnen vor- Ihnen das VdS-Journal? Bewerten Sie Jahresrechnung wurde deutlich Kritik stellen. Außerdem wird der Vorstand den von -2 bis +2” erbrachte einen Mittel- geübt. Vom neuen Vorstand wird eine Mitgliedern die Schwerpunkte der VdS- wert von +1,61! Demnach sind unsere stärkere Aufgliederung nach einem Arbeit der nächsten beiden Jahre vortra- Mitglieder mit dem Journal sehr zufrie- neuen Kontenplan gefordert, so daß gen. den. Rund 12 Prozent der Mitglieder mehr Transparenz auf der Einnahmen- Als Kassenprüfer für die nächste Periode gaben an, mit zwei Ausgaben pro Jahr wie Ausgabenseite entsteht. Die Über- wurden Dr. Frank Lungenstraß und Jost zufrieden zu sein. Rund 37 Prozent der prüfung der verwendeten Mittel ergab Jahn bestimmt. Gegen 12:50 Uhr wurde Sternfreunde sprachen sich für drei und keine Unstimmigkeiten. Das Prüfungs- die MV für eine kurze Pause unterbro- 49 Prozent sogar für vier Ausgaben pro ergebnis lautete: „Die Verwendung aller chen. Um 13:15 Uhr wurde die Mitglieder- Jahr aus. Interessant auch das vorläufige Mittel ist offensichtlich korrekt und ent- versammlung fortgesetzt. Ergebnis auf die Frage: „Sind Sie dann spricht der aktuellen Beschlußlage von Einstimmig beschloß die Mitglieder- auch bereit einen höheren Mitglieds- Mitgliederversammlung und Vorstand. vesammlung die Ernennung von Herrn beitrag zu zahlen?”. Hier antworteten 69 Alle Mittel wurden zweckbestimmt ver- Günter D. Roth zum Ehrenmitglied der Prozent mit Ja und 31 Prozent mit Nein. wendet. Dem Vorstand ist daher für VdS. Die Laudatio auf das neue Rund 88 Prozent wünschten eine durch- seine Arbeit zu danken.” Ehrenmitglied übernahm Dr. Werner E. gängige Farbausgabe unseres Journals. Nach einer intensiven Aussprache über Celnik, der die vielfachen Leistungen Eine Zufriedenheitsanalyse bezüglich der die Berichte wurde der Vorstand entlastet. und Tätigkeiten in einem gelungenen VdS ergab unter den Mitgliedern eine VDS > NACHRICHTEN 119

Bewertung von +1,43 (ebenfalls bei tätigen Verantwortlichen durchführbar von derzeit DM 42,00 auf DM 48,90 für einer Reichweite von -2 bis +2)! wäre, wurde mit einem „Ja” beantwortet. das Jahr 2002 vorgeschlagen. Der Vorsitzende führte an, daß die Die MV beschließt mit 42 Ja-Stimmen, Ausgaben im Jahr 2001 mit jeweils 160 Die Versammlung beschließt mit 47 Ja-, 4 Enthaltungen und 7 Gegenstimmen Seiten deutlich stärker geworden sind 2 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen die die Festsetzung auf 25 EUR (DM 48,90), als ursprünglich geplant. Dies liege an dreimalige Herausgabe des VdS-Journals und 18 EUR (DM 35,20) für den ermäßig- der erfreulich hohen Zahl von einge- für die nächsten beiden Jahre. Der ten Beitrag für Schüler, Studenten und sandten Beiträgen, die trotz Erweiterung Umfang pro Einzelheft soll bei minde- Azubis, der sich damit ab dem Jahr 2002 des Umfangs nicht alle für eine stens 120 Seiten liegen. Dadurch wird nur ganz geringfügig erhöht. Diese Veröffentlichung berücksichtigt werden eine Leistungssteigerung von derzeit Erhöhung soll aber der gesamten VdS- konnten, so dass meist rund 50 Seiten 320 Seiten Umfang pro Jahr auf minde- Arbeit zu Gute kommen. auf die nächste Ausgabe zu „verschie- stens 360 bis max. 400 Seiten amateur- Am Ende der Versammlung teilte Otto ben” sind. astronomischer Berichterstattung erreicht. Guthier mit, daß die Archenhold-Stern- Als weiteren Vorteil wird die größere warte in Berlin bereit ist, die VdS-Tagung Die Vorlage einer Wirtschaftlichkeits- Aktualität jeder Ausgabe angeführt. 2003 auszurichten. Im Jahr 2003 feiert berechnung machte deutlich, daß eine Anschließend wurde über den neuen unsere Vereinigung das 50-jährige dritte Ausgabe im Jahr 2002 ohne Mitgliedsbeitrag beraten und abge- Bestehen und kehrt damit an den Ort Erhöhung des Beitrages möglich sein stimmt. Der Vorstand hatte für den wei- ihrer Gründung zurück. Die Mitglieder- würde. Allerdings reichen diese Mit- teren Ausbau der VdS-Leistungen (z. B. versammlung wurde um 14:50 Uhr vom gliedsbeiträge für das Jahr 2003 dann Internet, Jugendarbeit, VdS-Sternwarte, Vorsitzenden geschlossen. aber nicht mehr aus. Die Frage, ob eine Anfängerbetreuung) und zur Finanzier- dritte Ausgabe von den ehrenamtlich ung der dritten Ausgabe eine Erhöhung Otto Guthier, VdS-Vorstand

Liebe Mitglieder, so läuft es für Sie richtig gut!

Sie sind umgezogen und wollen Infos es, wenn Sie uns schriftlich mitteilen, Und so erreichen Sie uns: der VdS, das VdS-Journal und Ihre ab wann das Abo über die VdS begin- VdS-Geschäftsstelle / Vorsitzender abonnierten Zeitschriften weiterhin nen soll. Wir veranlassen dann alles Am Tonwerk 6, pünktlich erhalten? Weitere. Wenn Sie schon Direkt- D-64646 Heppenheim Dann geben Sie uns Ihre neue Anschrift Abonnent sind, prüfen Sie bitte, zu wel- Tel.-Nr. 0 62 52 / 78 71 54 schnellstens bekannt. Wenn Sie Zeit- chem Termin Ihr Abonnement-Vertrag Fax-Nr. 0 62 52 / 78 72 20 schriften im Abonnement über die VdS auslaufen kann und kündigen Sie diesen E-Mail Geschäftsstelle: beziehen, geben wir die Anschriften- selbst fristgerecht beim [email protected] änderung automatisch an die Verlage Verlag. Dann teilen Sie E-Mail Vorsitzender: weiter! uns den Start-Termin [email protected] für Ihr Abo über die VdS mit. VdS-Sekretariat – Frau H. Plötz Sie möchten SuW Jagdfeldring 31, D-85540 Haar Sie haben uns eine Einzugsermächti- und/oder Star Observer Fax-Nr. 0 89 / 68 84 36 0 gung erteilt und Ihre Bankverbindung ab 1.1. des nächsten Jahres abonnieren hat sich geändert? bzw. zum 31.12. dieses Jahres kündigen? Wenn es für Sie gut läuft, dann sind Informieren Sie die Teilen Sie uns dies bitte schriftlich bis auch wir zufrieden. Geschäftsstelle zum 15.11. mit! Für Ihre Unterstützung herzlichen Dank! bitte schriftlich. Ansonsten erbitten Wir finden es schade, falls Sie unsere VdS-Geschäftsstelle wir Zahlungen auf Vereinigung verlassen möchten! Charlotte Wehking unser Konto 11745 bei der Aber wenn Sie fest entschlos- Sparkasse Starkenburg, Heppenheim, sen sind, beachten Sie bitte, BLZ 509 514 69. Zur Vermeidung unnöti- dass der Austritt zum Jahres- gen Verwaltungsaufwandes bitte immer ende nur mit einer dreimona- mit Angabe Ihrer Mitglieds-Nr. tigen Frist möglich ist, d.h. Ihre Kündi- gung muss laut Satzung spätestens am Sie möchten „Sterne und Weltraum“ 30.9. bei uns vorliegen. und/oder „Star Observer“ über die VdS Nur zur Erinnerung: Eine Mitgliedschaft zu ermäßigten Abo-Preisen beziehen? ist auch ohne Bezug einer Zeitschrift Wenn Sie die Zeitschrift/en noch gar möglich! nicht im Abonnement beziehen, genügt 120 VDS > NACHRICHTEN

Günter D. Roth ist Ehrenmitglied der VdS

Im Rahmen der 25. Ordentlichen Mit- nikationsfähigkeit sahen und sehen gliederversammlung am 7. Oktober viele jüngere Amateure in Günter D. 2001 in Frankfurt schlug der Vorstand Roth eine Art „Vaterfigur” der Amateur- der Versammlung die Ernennung von Astronomie. Stets hat er die Ziele und Herrn Dipl.-Kfm. Günter Dietmar Roth Interessen unserer Vereinigung verfolgt, aus Icking/Isartal zum Ehrenmitglied der sie geschützt und verteidigt, denn sie Vereinigung der Sternfreunde e.V. vor. entsprachen seiner persönlichen Über- Die Laudatio hielt VdS-Vorstandsmit- zeugung. Als Mitglied, als Vorstands- glied und Schriftführer Werner E. Celnik. mitglied und Geschäftsführer und in sei- nen Funktionen im Bereich „Sterne und Günter D. Roth wurde am 28.9.1931 Weltraum”. geboren. Seine Mitgliedschaft trägt die extrem niedrige Nummer 14. G. D. Roth Günter D. Roth ist ein vorbildlicher ist eines der ersten Mitglieder unserer Amateur-Astronom. Die VdS kann sich Vereinigung, deren Gründung am Rande Abb. 1: der Herbsttagung der Astronomischen Günter Dietmar Roth Gesellschaft 1952 in München intensiv diskutiert wurde. Kein Jahr später war es dann so weit: Die VdS wurde auf einer Tagung von Sternfreunden vom 8. bis 11. August 1953 in der Landes- bildstelle in Berlin gegründet. An der konstituierenden Versammlung nahmen 74 Sternfreunde teil, doch konnte die VdS bereits nahezu 200 Mitglieder zählen, denn ca. 120 Sternfreunde hat- ten schon lange vorher ihre Mitglied- schaft erklärt. Darunter auch Günter D. Roth, sein Mitgliedsausweis datiert vom 2. Dezember 1952.

G. D. Roth engagierte sich intensiv in unserer Vereinigung. Von 1957 bis 1969 war er Vorstandsmitglied und Geschäfts- führer der VdS. Seit 1964 ist er Mitherausgeber der bekannten astrono- mischen Zeitschrift „Sterne und Welt- raum” (SuW). In den Jahren 1967, 1970 und 1971 übernahm er die Redaktion der „VdS-Nachrichten” die zusammen mit SuW erschienen, in den letzten bei- Abb. 2: den Jahren zusammen mit Hans Günter D. Roth (Mitte) erhält von Dr. Werner E. Celnik die Ehrenurkunde der Oberndorfer. Von 1982 bis vor kurzer Vereinigung der Sternfreunde, links: Otto Guthier. Aufnahme: Ulrich Schimek. Zeit war er Verlagsleiter bei SuW. G. D. Roth ist Mitglied der „Astrono- mischen Gesellschaft” und der „Royal achter”, beide inzwischen jeweils in 4. glücklich schätzen, ihn unter ihren Astronomical Society”. Er ist ein aktiver überarbeiteter Auflage erschienen. Mitgliedern zu wissen. Beobachter, der sich vor allem der Planetenbeobachtung verschrieben hat. Darüber hinaus war Günter D. Roth in Die Mitgliederversammlung unterstützte Er betreibt seit Jahrzehnten astronomi- der VdS viele Jahre Der Ansprechpartner einstimmig das Votum des Vorstands sche Öffentlichkeitsarbeit durch seine für alle Fragen der Amateur-Astronomie. und ernannte Günter Dietmar Roth zum Präsenz in Fernsehauftritten und als Eine Aufgabe, wie sie heute die VdS- Ehrenmitglied der Vereinigung der Verfasser und Herausgeber zahlreicher Fachgruppen für ihre verschiedenen Sternfreunde. Astronomie-Bücher. Darunter Das Fachgebiete übernommen haben. Herrn Peter Völker ist für die Erstellung Standardwerk der Amateur-Astronomie, Durch seine freundliche, unaufdringliche der Urkunde herzlich zu danken. das „Handbuch für Sternfreunde”, oder Präsenz, sein Fachwissen, seine Beson- das „Taschenbuch für Planetenbeob- nenheit und seine ausgeprägte Kommu- Werner E. Celnik VDS > NACHRICHTEN 121

3. Verleihung der VdS-Medaille

Die VdS-Medaille ist eine Anerkennung der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) für herausragende Arbeiten im Bereich der Amateur-Astronomie in Deutschland. Die VdS möchte damit Amateurastronomen und -innen ehren, die sich durch besondere Leistungen im Bereich der astronomischen Beobacht- ung, Auswertung oder Entdeckung, aber auch in der astronomischen Bildung her- vorgetan haben.

Wolfgang Lille, einer der profiliertesten und bekanntesten Astrofotografen in Deutschland, vor allem auf dem Gebiet der Sonnenfotografie, erhielt im Rahmen der 25. ordentlichen Mitgliederversamm- lung die VdS-Medaille. Sternfreund Peter Völker hob in seiner Laudatio auf den neuen Träger dieser VdS-Aus- Abb. 1: zeichnung die vielfältigen Arbeiten und Wolfgang Lille hält seine Urkunde in der Hand und wartet auf die VdS-Medaille Leistungen von Wolfgang Lille hervor. (s. u.), die Otto Guthier gerade auspackt. Peter Völker freut sich über die Neben den hervorragenden hochauflö- Preisverleihung. Aufnahme: Ulrich Schimek. senden Aufnahmen der Sonnengranu- lation, der Sonnenflecken und anderer Erscheinungen unseres Zentralgestirnes, die ihm auch die Anerkennung der Fachastronomen einbrachte, beschäftig- te er sich auch mit der Herstellung von astronomischen Zusatzgeräten zur Sonnenbeobachtung. Der Beruf als Goldschmied kommt ihm dabei sicher- lich entgegen.

Der neue Preisträger wurde vom Vorstand aus mehreren eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Wir gratulieren nochmals im Namen aller Hobbyastro- nomen Wolfgang Lille zu dieser Aus- zeichnung. Überglücklich nahm der Geehrte die speziell angefertigte VdS- Medaille und eine Urkunde aus den Händen von Peter Völker und Otto Guthier in Empfang und dankte der VdS für diese Auszeichnung. Hiermit möchten wir unsere Mitglieder bitten, Namensvorschläge VdS-Vorstand für die Vergabe der 4. Medaille, die im Herbst 2002 überreicht wird, bis zum 31. März 2002 an die Geschäftsstelle einzusenden. Der VdS-Vorstand wählt bis 31. Juli 2002 den Presiträger aus den eingereichten Namensvorschlägen per Abstimmung aus. Die Richtlinien für die Vergabe sind im VdS-Journal für Astronomie, Ausgabe 2, Herbst 1999 nachzulesen. Interessierten senden wir gerne eine Kopie des Artikels zu. 122 VDS > NACHRICHTEN

Dr. Klaus Güssow verstorben

Ende September erreichte den Vorstand geeigneten Nachfolgers bittet. das Thema Feriensternwarte der VdS. die traurige Nachricht, daß am 17. Dr. Klaus Güssow trat auf der 14. ordent- Anfang der 80er Jahre wurde in September 2001 der langjährige Vor- lichen Mitgliederversammlung der VdS Orbetello/Italien ein Grundstein für eine sitzende der VdS, Herr Dr. Klaus Güssow im Jahre 1979 in Karlsruhe die Nachfolge Sternwarte gelegt, die allerdings nie rea- im Alter von 84 Jahren verstarb. Herr Dr. von Dr. Friedrich Frevert als Vorsitzender lisiert werden konnte. In seiner Amtszeit Güssow war Ehrenmitglied der Vereini- der VdS an. Er wurde in den Jahren 1981 wurde auch ein alternativer Standort in gung der Sternfreunde e.V. Unsere Anteil- in Köln, 1983 in Heppenheim und 1985 Aniane/Südfrankreich geprüft, der auf nahme und unser Mitgefühl gilt den in Wetzlar wiedergewählt und übergab Vorschlag einiger Mitglieder des Hinterbliebenen und insbesondere auf der 18. VdS-Tagung und Mitglieder- Vorstandes favorisiert wurde. seiner Gattin. versammlung in Bochum die Verantwort- Dr. Klaus Güssow konnte als Astronom Noch im Sommer hatte uns Herr Güssow ung an Herrn Dr. Werner E. Celnik. und Mathematiker auf ein erfülltes mitgeteilt, daß er die von ihm geführte Leben zurückblicken. Mit ihm verliert Fachgruppe „Rechnende Astronomie” Dr. Güssow wurde in Bochum zum die VdS einen Mitstreiter für die nicht mehr weiter führen kann und er Ehrenmitglied ernannt. In seiner Amts- Amateur-Astronomie in Deutschland. den Vorstand um den Vorschlag eines zeit kümmerte er sich in erster Linie um Otto Guthier, VdS-Vorstand

Beiträge, Bezugskosten und der Euro

Liebe Mitglieder, Information: Neue Beiträge ab 2002

wie Sie dem Tagungsbericht der 25. Laut Beschluß der Mitgliederversammlung vom 07. Oktober 2001 wurde der Mitgliedsbeitrag mit Wirkung vom 1. Januar 2002 für die Dauer von zwei Jahren VdS-Tagung in dieser Ausgabe des VdS- neu festgelegt. Journals entnehmen konnten, hat die In dem neuen Mitgliedsbeitrag ist die Herausgabe und Zustellung der eigenen Mitgliederversammlung den Mitglieds- Mitteilungsschrift „VdS-Journal für Astronomie” enthalten. Der Versand dieser beitrag für die Zeit ab dem 1. Januar Zeitschrift erfolgt in Zukunft dreimal pro Jahr. Alle weiteren Leistungen der VdS 2002 neu festgesetzt. Dies geschah sind ebenso im neuen Mitgliedsbeitrag inbegriffen. nach einer ausführlichen, intensiven Diskussion. VdS-Mitglieder können die Zeitschrift „Sterne und Weltraum” zu ermäßigten Bezugskosten (ca. 30 % Rabatt) über die Vereinigung abonnieren. Im Vordergrund stand dabei der Antrag Auch der Bezug des „Star Observer” ist zu einem reduzierten Betrag über die VdS möglich. des Vorstands die Erscheinungsfrequenz Selbstverständlich können Sie auch ohne den Bezug einer dieser beiden Zeit- der Ihnen vorliegenden erfolgreichen schriften Mitglied werden. Mitgliederzeitschrift „VdS-Journal für Astronomie” von bisher zweimal jährlich Die Mitgliederversammlung beschloß nachfolgende Mitgliedsbeiträge für die Jahre mit einem Umfang von insgesamt ca. 2002 und 2003. 300 Seiten ab 2002 auf dreimal jährlich und 360 Seiten zu erhöhen. Die VdS-Mitgliedsbeitrag pro Jahr: Haushaltsreserven der VdS wurden dazu für Erwachsene EUR 25,00 für 2002 als ausreichend betrachtet, für Schüler, Studenten und Auszubildende EUR 18,00 einmalige Aufnahmegebühr EUR 7,00 doch empfahl der Vorstand zur Weiterfinanzierung eine Erhöhung des Bezugskosten für „Sterne und Weltraum” für 2002: Mitgliedsbeitrages ab 2003. - nur für VdS-Mitglieder; incl. Versand frei Haus -

Die Mitgliederversammlung begrüßte Abo Inland EUR 62,40 (Direktabo EUR 81,60) einhellig kürzere Erscheinungsintervalle Abo Inland Schüler, des Journals (eine Meinung, wie sie auch Studenten, Auszubildende EUR 50,00 (Direktabo EUR 60,00) die erste Kurz-Auswertung der Mit- Abo Ausland EUR 68,40 (Direktabo EUR 87,60) gliederumfrage bestätigte). Mitglieder Bezugskosten für „Star Observer” für 2002: wiesen jedoch darauf hin, dass zum - nur für VdS-Mitglieder; incl. Versand frei Haus – einen ab 2002 eine deutliche Erhöhung der Papierkosten zu erwarten sei, zum Abo Inland EUR 44,99 (Direktabo EUR 55,22) anderen erschiene es sinnvoll, die sehr Abo Inland Schüler, engen Personalkapazitäten der VdS- Studenten, Auszubildende EUR 43,46 Geschäftsstelle zu erweitern. Weitere Der Vorstand VDS > VOR ORT 123

Kosten sind außerdem durch die Die Anhebung des Mitgliedsbeitrages Umstellung der Buchhaltung auf ein auf nunmehr 25 Euro pro Jahr ist also modernes System zu finanzieren. keine „versteckte” Erhöhung mit der Es erschien den meisten Mitgliedern Währungsumstellung, sondern bringt nicht ausreichend transparent und auch den Mitgliedern sofort die gewünschte organisatorisch nur schwer durchführbar, Erweiterung des VdS-Journals und bald ab 1.1.2002 durch die Euro-Umstellung auch einen besseren Service durch die den Beitrag zu ändern und ein Jahr spä- Vereinsverwaltung. ter dann den Beitrag zu erhöhen. Es wurde mit großer Mehrheit empfohlen, Der Vorstand bittet Sie als VdS-Mitglied, die Beitragserhöhung zusammen mit der unserer Vereinigung die Treue zu halten, Euro-Umstellung durchzuführen, um zum die Beitragserhöhung von 42,- DM auf einen dem Vorstand ab sofort finanziel- 25,- Euro (also um ca. 8 DM bzw. 4 Euro) len Spielraum für die Realisierung der pro Jahr zu akzeptieren und damit die angesprochenen Projekte zu gewähren, Amateur-Astronomie im deutschsprachi- zum anderen den organisatorischen und gen Raum weiterhin zu unterstützen. argumentativen Aufwand bei den zu erwartenden Beitragsumstellungen zu Werner E. Celnik, Schriftführer begrenzen.

17. ATT in Essen von Werner E. Celnik

Alljährlich Anfang Mai ist er da: der mischer Gruppen, Astronomische Tausch- und Trödel-Treff Vereine und Volks- in Essen an der Ruhr. Im Jahr 2001 rief sternwarten aus dem der Verein für Volkstümliche Astronomie ganzen deutsch- wieder alle astronomischen Tausch- und sprachigem Raum. Kaufinteressierten zum 5. Mai in die So war auch der Gesamtschule Bockmühle an der neue Messestand Ohmstr. 32. Und diese Einladung hatte der VdS zeitweise es mal wieder in sich. überfüllt. Hier gab Auf der gewohnt riesigen Ausstellungs- es den Vorstand der fläche von mehreren tausend Quadrat- VdS zum „Anfas- metern stellten zahlreiche Aussteller ihre sen”, viele Infos, Aufkleber, T-Shirts und Abb. 1: Produkte in Sachen Astronomie vor: eine Präsentation auf dem Computer- Der VdS-Vorstand präsentierte den Teleskope und Montierungen, Okulare, bildschirm stiessen auf lebhaftes VdS-Messestand in völlig neuem optische Filter und anderes Zubehör, Interesse. Neue Mitglieder konnten für Outfit. Aufnahme Uwe Reimann. Bücher und astronomische Kataloge, unsere Vereinigung gewonnen werden. Software jede Menge. Zum lehrreichen Verweilen boten parallel zur Messe bekannte Astronomen Vor- Noch mehr als in den Vorjahren waren träge an, die noch besser besucht waren die „Trödler” vertreten – Amateure, die als im Vorjahr. mehr oder weniger stark gebrauchte Instrumente, Kameras und Zubehör zum Man kann sich eigentlich nur wiederho- Tausch oder Kauf anbieten. Gut so! So len: Hin und Schnäppchen machen, manche Gelegenheit wurde beim Schopf Kontakte knüpfen, Neues aus der gepackt und z.B. Teleskop gegen Kamera- Astronomie hören. Es lohnt sich. Immer. objektiv getauscht... Fast den Kopf ein- Vielen Dank an die Veranstalter: Dieter gerannt hätte sich der Verfasser an Friedrich, Kurt Lachmann und Uwe einem Ausstellungsstück: einem 80 cm- Lennarts flitzten von einem Stand zum Dobson, dessen Tubus bis zur Decke anderen und kümmerten sich um alles. reichte. Auch 2002 wird es wieder einen ATT Im Laufe des Tages traten sich mehrere geben, am 25. Mai. tausend Besucher (fast) auf die Füße. Abb. 2: Sie belagerten nicht nur die Verkaufs- Infos auf der Webseite www.astrono- Zeitweise war das Gedränge recht groß stände, sondern informierten sich auch mie.de/att-essen. und die Stände stark belagert. bei den Info-Ständen dutzender astrono- Aufnahme Uwe Reimann. 124 VDS > VOR ORT

20. Kometen- und Planetentagung in Violau von Hans-Dieter Gera

Vom 1. bis 5. Juni 2001 fand in Violau eigenen Bilder hochzuladen und gleich- meister und Wolfgang Meyer stellten die die 20. Planeten- und Kometentagung zeitig Bilder anderer Beobachter herun- Ergebnisse der Aphelopposition 1997 statt, die vom Arbeitskreis Planeten- terzuladen. vor. Besonders bemerkenswert war das beobachter als Fachgruppe der VdS ver- Rudolf Hillebrecht, Bad Gandersheim, Abschmelzen der Nordpolkappe des anstaltet wird. Nachdem sich die brachte einen Erfahrungsbericht über Mars. Amateure zu Beginn der achtziger Jahre Digitalkameras in der Astrofotografie. Detlev Niechoy, Göttingen, präsentierte in Berlin, Hof und Heppenheim getroffen Wenngleich einige der präsentierten die Beobachtungsergebnisse von Venus hatten, wurde Violau ab 1985 ständiger Ergebnisse im Bereich allgemeiner und Merkur, die bei den letzten Tagungsort. Dass dieses nur gut 100 Fotografie durchaus beachtlich sind, so Elongationen gewonnen werden konn- Seelen zählende malerisch gelegene können sie doch mit speziellen Astro- ten. Dorf im Naturpark Augsburger Westliche CCDs kaum mithalten. Dr. Georg Dittié, Bonn, stellte sein GIOT- Wälder auserkoren wurde, hat mehrere Kurt Hopf, Hof, stellte die Möglichkeit TO-Projekt vor. Hier handelt es sich um gute Gründe: Zum einen steht mit dem virtueller Messung von Planetendurch- Planetenbeobachtung mittels Video von Christoph Mayer familiär oder Webcams, welches durch geführten Bruder-Klaus-Heim das PD-Programm GIOTTO eine optimale Tagungsstätte unterstützt wird. Obwohl hier zu Verfügung, die es den keine teuren CCD-Kameras Teilnehmern ermöglicht, auch zum Einsatz kommen, können Angehörige mitzubringen. Zum Spitzenresultate erzielt wer- anderen gibt es die dem den, wodurch das Programm Bruder-Klaus-Heim angeglie- vor allem für weniger begü- derte Sternwarte, die über terte Amateure interessant eine Ausstattung verfügt, derer wird. sich manches professionelle Uwe Schmidtmann, Kreiensen, Institut nicht zu schämen brachte eine umfangreiche bräuchte. Gegründet wurde Einführung in die CCD-Technik die Sternwarte in der zweiten von der Theorie (Zusammen- Hälfte der sechziger Jahre von hang Pixelgröße/Brennweite, Christoph Mayers Vater Martin, Grundlagen CCD-Technik und der bis zu seinem Ruhestand Bildberechnung) bis zur Praxis 1997 auch Heimleiter war. (Fokussierung, Schärfen mit Außerdem verfügt Violau trotz Abb. 1: unscharfer Maskierung, Skal- des nur etwa 30 km entfernten Im „Schwäbischen Himmelreich”, dem Vortragsraum des ierung). Augsburg über einen exzellen- Bruder-Klaus-Heimes in Violau. Aufnahme Kurt Hopf. Hans-Jörg Mettig, Freiburg, ten Nachthimmel. stellte sein PC-Programm So fanden auch in diesem Jahr JUPOS vor, das die genaue zu Pfingsten wieder zahlreiche Auswertung von CCD-Auf- Sternfreunde und deren Familien den messern mittels eines Computerpro- nahmen des Jupiter erlaubt. Besonders Weg nach Violau, um sich bei Vorträgen gramms vor. Dieses ist von hohem ist das Programm für Jupiterbeobachter und Workshops auszutauschen und didaktischem Wert und speziell für geeignet, die Wolkenstrukturen und Anregungen für die praktische Arbeit zu Schulen gedacht – was kein Wunder dar- deren Bewegung anhand eigener Bilder sammeln. Und letztlich sind die stellt, weil der Vortragende selbst in verfolgen möchten. Amateure im Verlauf der Jahre zu einer Hauptprofession Lehrer ist. Nach soviel Praxis bedurfte es natürlich Familie zusammengewachsen, was nicht Konrad Horn, Salem, präsentierte einige auch einiger Auflockerung, und wer zuletzt auch mit der Betreuung durch die gelungene CCD-Aufnahmen des Kome- könnte besser dafür sorgen als Daniel Familie Mayer und deren Team zusam- ten S4/LINEAR. Fischer aus Königswinter. Aus aktuellem menhängt. Hans-Dieter Gera, Bochum, lieferte einen Anlass stellte er zusammen mit Uwe Robert Schwebel, Kiel, stellte eine Einblick in die Geschichte des Lowell- Schmidtmann ein Video vor, das die beachtenswerte Idee vor: Viele der aus- Observatoriums in Flagstaff/ Arizona. bemerkenswertesten totalen Sonnen- wertbaren Planetenaufnahmen mittels finsternisse der letzten dreißig Jahre in CCD finden kaum den Weg zu den aus- Der Schwerpunkt der diesjährigen mehr oder weniger gelungenen Clips wertenden Sektionen, weil sie auf diver- Tagung lag eindeutig bei den Work- zeigte. sen Festplatten verstreut sind. So wäre shops. So ist die Auswertung der aktu- Was wäre die Violauer Tagung ohne ihre eine webbasierende Datenbank wün- ellsten Marsbeobachtungen schon traditionellen Bestandteile? An erster schenswert, eine Art Server, die es immer die Domäne der Berliner Ama- Stelle ist natürlich der Fachvortrag zu jedem Interessierten ermöglicht, seine teurastronomen gewesen. Jörg Briese- nennen, für den der Münsteraner Planet- VDS > VOR ORT 125

ologe Dr. Karsten Seiferlein gewonnen schon kennen, immer wieder ein münster Bier und Musik von der werden konnte. Sein Vortrag über Erlebnis. Was vor über dreißig Jahren mit Violauer Blaskapelle fand eine gelunge- Kometen versuchte den Bogen zu span- einer einfachen Schiebedachhütte und ne Tagung ihren Abschluss. Einziger nen von der klassischen und modernen einem 15 cm-Coudé-Refraktor begann, Wermutstropfen war das schlechte Wet- Astronomie über die Kometenphysik bis hat sich heute zu einem respektablen ter, das keine praktischen Beobacht- zu den geplanten Experimenten mit dem Observatorium entwickelt, dessen ungen zuließ. Aber daran ist man in ROSETTA-Lander, an dem Dr. Seiferlein Highlight der 76 cm-Newton mit einer Violau (leider) gewöhnt. Etwas bekla- maßgeblich beteiligt ist. Brennweite von 3,9 m ist. Außerdem genswert mag auch die Tatsache sein, Obwohl seit einigen Jahren im gibt es neben weiteren Instrumenten dass anscheinend kaum Anfänger den Ruhestand, ist Martin Mayer immer noch noch einen 30 cm-Schaer-Refraktor Weg nach Violau finden und daher der mit Leib und Seele bei der Violauer sowie ein Kleinplanetarium ZEISS ZKP-1, Eindruck entsteht, es handele sich hier Tagung. Seine diesjährige Exkursion das vor drei Jahren das alte GOTO-Gerät um eine reine Insiderveranstaltung, bei führte zum Steinheimer Becken, dem ablöste. der Anfänger fehl am Platze sind. Genau Schwesterkrater des Nördlinger Ries, wo Natürlich durfte das Tagungsmagazin das Gegenteil ist der Fall. Mag dieser Dr. Heizmann aus Stuttgart Wissens- VIOLAU TODAY nicht fehlen. Paul Bericht dazu beitragen, Anfänger in der wertes zur Geschichte des Kraters bei- Hombach, Dennis Möller, Josef Müller, Sternkunde zu motivieren, nach Violau steuerte und auch durch das kleine, Robert Schwebel, André Nikolai, und zu kommen! Es lohnt in jedem Fall – aber bemerkenswerte Kratermuseum Bernd Brinkmann setzten hier die schon wegen des Violauer Geistes. Man führte. Akzente. kann ihn nicht definieren – aber jeder, Eine Führung durch die Martin Mayers Mit dem traditionellen Violauer Fest bei der in diesem Jahr dort war, hat ihn Sternwarte ist selbst für die, die sie original bayerischer Brotzeit, Alten- deutlich gespürt.

6. Internationale Astronomiewoche in Arosa (Schweiz) – 12. bis 18. August 2001 von Max Spindler

Bereits zum sechsten Mal verwandelte ermöglichte. Dass sich sogar das Beobachtungsnacht auf dem Weisshorn sich das auf 1800 Meter über dem Meer Schweizer Fernsehen anlässlich der für die Perseiden interessierte und in gelegene Arosa in der Schweiz der Nachrichtensendung „10 zum Anziehungspunkt für vor 10” am folgenden Tag Sternfreunde. Über 40 Ama- einen Beitrag ausstrahlte, teurastronomen kamen mit unterstrich die Bedeutung der dem Ziel, von hochkarätigen Astronomiewoche. Referenten in zahlreichen Der Präsident des Organisa- Vorträgen über neue Forsch- tionskomitees, Frank Möhle, ungsresultate und Forschungs- eröffnete vor einem erwar- projekte unterrichtet zu wer- tungsvollen Publikum am den und ihrem Hobby, der Sonntag, 12. August, die Beobachtung von Himmels- Astronomiewoche. Nach Gruß- objekten, zu frönen. Um es worten von Herrn Schwarzen- gleich vorweg zu nehmen: bach von Arosa Tourismus Sämtliche Vorträge (es waren und Herrn Dr. Dieter Späni neunzehn!) waren didak- von der Schweizerischen tisch/methodisch ausgezeich- Astronomischen Gesellschaft net, unterhaltsam und von wandte sich als „special sehr hohem Informations- guest” Dr. Claude Nicollier, gehalt. Zudem offenbarte sich „Der Schweizer im All”, an die auch Petrus als Sternfreund, Anwesenden und betonte, wie bescherte er doch den Teil- Abb. 1: wichtig der Kontakt zwischen nehmern und Referenten herr- Claude Nicollier mit den Mitgliedern des Organisations- Profi- und Amateurastronomen liches Wetter, was vier Beob- komitees vor dem Kino in Arosa (v.l.n.r.: Martin Schwarz, ist. Beim traditionellen Apéro, achtungsnächte bei guten bis Frank Möhle, C. N., Thomas Castelberg, Lorenz Schwarz). gespendet von Arosa Touris- sehr guten Bedingungen Aufnahme Susi Eichenberger. mus, war Gelegenheit, alte

136 IMPRESSIONEN

Abb. 4 (links): Die südliche Milchstraße im Sternbild Schütze. Jürgen Balk belichtete im Juli 2001 auf der Mittelmeerinsel Ibiza 9 Minuten mit Objektiv 1:2,8/135 mm auf Ektachrome 200 prof. Die Nachführung der Kamera auf den Sternhimmel erfolgte manuell und ohne Kontrolle mit einer einfachsten „Holzklappenmontierung”.

Abb. 5 (unten): Ein Ausschnitt aus dem Sternbild Orion: Teile von Barnard’s Loop (links), M 78 (mitte) und NGC 2024 (unten rechts). 30 Minuten belichtete Aufnahme von Knut Schaeffner mit einem 12 Zoll-Deltagraphen 1:3,3/900 mm, wobei ein Tokai-Deep Sky- Filter (Ø 82 mm) dem Film Kodak Ektar pro Gold 400 (GYP 400) vorgeschaltet war. Beobachtungsort war Kreben (Mittelfranken). Die Nachführung erledigte ein Leitrohr 90/900 mm mit ST-4 CCD-Kamera. Die Ansteuerung der Objekte erledigte eine FS-2 Steuerung. Die Planlage des Films im Rollfilmhalter wurde durch Ansaugung gewährleistet. IMPRESSIONEN 137

Abb. 6: Komet LINEAR A2 am 25.6.2001 fotografierte Stefan Binnewies um 3:25 UT 25 Minuten lang auf Kodak Portra VC Rollfilm mit 300 mm Brennweite. Standort war die Farm Tivoli in Namibia.

Abb. 7: Der Komet C/2001 A2 (LINEAR) wurde von Rainer Sparenberg, Volker Robering und Bernd Schröter am 25.6.2001 auf der Farm Tivoli in Namibia abgelichtet. Sie verwendeten einen 400 mm-Hypergraphen bei Blende 8 und 3,2 m Brennweite, Fuji NHG 800 Film und hielten den Verschluss für 35 Minuten geöffnet. 138 IMPRESSIONEN

Abb. 8: Abb. 9: Stefan Binnewies fertigte eine Mehrfachbelichtung der an Den 2. Kontakt der totalen Sonnenfinsternis am 21.6.2001 seinem Standort partiellen Sonnenfinsternis am 21.6.2001 fotografierte Paul Hombach mit 1/60 Sekunde Belichtungszeit von 10:15 bis 13:34 UT an. Er verwendete ein 300 mm- Fuji Sensia 100 Film durch einen 80/640 mm-Fluorit-Refraktor, Objektiv und Fuji Velvia Rollfilm. Anschließend belichtete er dessen Brennweite er mit einem Telekonverter auf 1280 mm den Vordergrund mit 105 mm Brennweite. Standort war die verdoppelte. Sein Standort: Bonaventura-College, Lusaka/ Farm Tivoli in Namibia. Zambia.

Abb. 10: Bildkomposition von der totalen Sonnenfinsternis am 21.6.2001, beobachtet auf dem Flughafen von Lusaka/Zambia. Das Vordergrundfoto stammt von Miyuki Shishido, die ein 20 mm-Weitwinkelobjektiv verwendete. Hans Schremmer komponierte das Weitwinkelbild mit einer seiner Aufnahmen von der Sonnenkorona, die er mit einem Objektiv 1:10/ 1000 mm auf Fujichrome 100 ohne Nachführung anfertigte. Das Bild soll die Stimmung auf dem Beobachtungsplatz einige Sekunden vor der Totalität widerspiegeln. Der Himmel zeigte ein tiefes Blau. Am Horizont war noch eine orangefarbene Helligkeit zu erkennen. Die Sonne ist hier größer dargestellt, als sie in Wirklichkeit zu sehen war, um mehr Details sichtbar werden zu lassen. Weitere Aufnahmen bei www.schremmer.de IMPRESSIONEN 139

Abb. 11 (oben): Die totale Sonnenfinsternis am 21.6.2001, beobachtet auf dem Flughafen von Lusaka/Zambia. Hans Schremmer fotografierte die mittlere Korona mit ihren ausgeprägten Strahlen 4 Sekunden lang mit einem Objektiv 1:10/1000 mm auf Fujichrome 100. Weitere Aufnahmen bei www.schremmer.de

Abb. 12 (unten): Abb. 13 (unten) Die Jupiterbedeckung durch den Mond am Taghimmel des 12.9.2001 beobachtete Dietrich Ehmann. Um 12:40 UT belichtete er Mond und links daneben die Planetenscheibe des Jupiter 1/250 Sekunde durch ein Objektiv 1:10/1000 mm auf Kodak Elite 100 Film. 140 RÜCKBLICK

Vor 15 Jahren: Komet 1P/Halley im Perihel von Werner E. Celnik, Otto Guthier und Axel Thomas

Wer von den Lesern erinnert Abb. 1 (links): sich noch? Im Jahr 1986 1P/Halley am 23.2.1986 beherrschte der berühmteste um 8:50 UT in der Morgen- aller Kometen, der Halleysche dämmerung direkt, d.i. Komet die Schlagzeilen inner- nur wenige Grad über dem halb und außerhalb der wis- Osthorizont, 14 Tage nach senschaftlichen Szene. dem Periheldurchgang, Nach seinem letzten Perihel- 15 min belichtet mit Objektiv durchgang im Jahr 1910 wurde 1:4/300 mm auf Kodak P800, er als Komet 1982i im Jahr Ort: La Silla / Chile, 1982 mit Großteleskopen wie- Bildautoren: W. E. Celnik, derentdeckt. Doch erst Ende W. Schlosser, R. Schulz, 1985 wurde er für Amateur- P. Svejda, K. Weißbauer. instrumente interessant. Am 9. Die Gesamt-Schweiföffnung Februar 1986 durchlief Halley beträgt ca. 140°. Ganz rechts sein Perihel, unbeobachtbar, der bläuliche Gasschweif. da er hinter der Sonne stand. Leider war Halley auf der Nordhalbkugel insgesamt nicht Abb. 2 (unten): so toll zu beobachten, er war Der Halleysche Komet und bei dieser Erscheinung ein die Milchstraße am Südhimmel-Objekt. Folglich 22.3.1986 um 6:42 UT, Axel reisten zahlreiche Amateure in Thomas und Ralph Muth südliche Gefilde, um den belichteten mit einem Kometen zu erleben. So auch Objektiv 1:4,0/80 pmm 10 die drei Verfasser. Hier waren Minuten lang auf Agfachrome mit bloßem Auge Schweif- 1000RS (6x6) in Teneriffa. längen bis zu 16° erkennbar, fotografisch mehr als 30°. Die Koma wurde bis zu 2 mag hell. Die Geometrie des Schweifes änderte sich stark, zeitweise waren zahlreiche Schweife zu beobachten, die über einen Gesamtwinkel von mehr als 140° verteilt waren.

Axel Thomas berichtete seinerzeit: 22. März 1986, frühmorgens. Ein böiger Wind weht über eine exponierte Ecke der Cañadas, der vulkanischen Hochebene von Teneriffa. Obwohl es langsam empfindlich kalt wird in unserer wegen der vermeintlich südlichen Lage viel zu dünnen Kleidung schauen wir alle unverwandt in Richtung Südosten: Dort steht er also, der ‚Jahrhundert- komet‘ Halley. Kein Vergleich zum trost- losen Anblick in Deutschland, aber auch nicht vergleichbar mit dem wunderbaren Kometen West vor 10 Jahren. Ein 4° lan- ger Schweif deutet zur südlichen Milchstraße, deren strukturierte Wolken einen intensiven Kontrast zum pech- schwarzen Himmel bilden. Der Kampf mit der Aufstellung der Montierung, über REZENSIONEN 141

dem wir zuerst den Aufgang des Kometen gar nicht bemerkt haben, ist beendet und wir konzentrieren uns bis zur Dämmerung darauf, den Kampf gegen den Wind beim Nachführen zu gewinnen. Die Bilder sind im Kasten, Schulterklopfen. „War doch nett, oder?” Langsam verblaßt der Komet am Morgenhimmel. Hier drei Aufnahmen aus dem Februar, März und April 1986.

Abb. 3: Komet Halley am 8.4.1986 um 1:55 UT, 21 min belichtet mit Flat-Field-Camera 1:3,5/500 mm auf TP 2415 hyp., Aufnahme von Bernd Flach-Wilken und Otto Guthier in Karichab / Namibia.

Stars am Nachthimmel Der sichere Wegweiser zu den 50 schönsten Himmelsobjekten von Stephan Korth und Bernd Koch, 132 Seiten, Kosmos Verlag Stuttgart 2001, DM 29,90, ISBN 3-440-08526-0

Das Buch wendet sich an alle, die in die Blick: Links findet man die praktischen Praxis der visuellen Deep-Sky-Beobacht- Information bzw. Objektdaten, rechts die ung einsteigen wollen. Insofern schließt Aufsuchekarten. Als Zugabe gibt es noch es sicher eine Marktlücke. Wem der eine Amateuraufnahme des Objekts, „Karkoschka” oder der „Deep-Sky-Reise- wobei verschiedene Teleskope verwen- führer" bereits zu umfangreich oder zu det wurden. Gerade die Kombination anspruchsvoll sind, der wird hier bestens visuell/fotografisch ist sehr reizvoll, vor versorgt. Nicht nur mit Objekten – dem allem weil eben keine Hubble-Space- Titel nach der Schwerpunkt des Buches, Teleskop-Aufnahmen den Blick verfäl- sondern auch mit Techniken, Daten und schen. Es wird vielmehr darauf hinge- jede Menge Beobachtungstipps. Das wiesen, dass die Bilder bereits Struk- beginnt bereits mit der Auswahl des turen zeigen, die man bei größerer Öff- Instruments, des Beobachtungsplatzes nung (200 mm oder mehr) erkennen aber auch bei der notwendigen Kleidung kann. Positiv ist hier die Beschreibung (mit Hinweis auf das Wetter). Man spürt, des visuellen Eindrucks bei verschiede- dass die Autoren eine gehörige Portion nen Öffnungen. Erfahrung mitbringen, die sie hier leicht verständlich an den Mann/die Frau brin- Zum Aufsuchen wird auf „Starhopping” gen. Das Niveau ist so, dass auch Anfänger gesetzt und das ist sehr vernünftig – keine größeren Schwierigkeiten haben achten. Dabei ist die Teleskopöffnung gibt es doch auch die populären „Sky- sollten, auch wenn sich gewisse astro- bewusst niedrig angesetzt: von Null Computer”. Der Anfänger lernt auf diese nomische Fakten nicht vermeiden las- (bloßes Auge) bis ca. 100 mm (kleiner Weise den Himmel maßvoll kennen, denn sen. Es gibt Bücher, die von der Reflektor). vor allem die Bedeutung und Einschätzung Schönheit des Nachthimmels schwärmen der Einheiten „Größenklasse” und „Bo- aber wenig praktischen Nutzen bringen. Der Aufbau des Buches ist sehr über- genminute” bereiten anfangs große Hier bekommt man durch die Darstel- sichtlich. Für jedes Objekt ist eine Probleme. Man kann sich natürlich darü- lung der Objekte wirklich Lust, die Doppelseite reserviert, die einheitlich ber streiten, ob die vorgeschlagenen Sachen auszuprobieren, sprich zu beob- gestaltet ist. Damit hat man alles im „Starhops” optimal sind – da hat wohl 142 REZENSIONEN

jeder seinen eigenen Weg. Wichtig ist Die Autoren haben sich wirklich Mühe kann man sich dann zurecht als „Auf- allein, dass hier mit Methode und somit gegeben und sorgfältig gearbeitet. Sie steiger” fühlen! Fazit: Viel Information, erfolgreich vorgegangen werden kann bedenken auch Kleinigkeiten, z. B. dass ein ansprechendes, klares Konzept und („der sichere Weg”) – nur so macht es die Karten auch mit roter Taschenlampe eben 50 „Stars am Nachthimmel”, die es Spaß. Und den kann man auch als lesbar sind oder dass einem mitunter zu entdecken gilt – sehr zu empfehlen! Fortgeschrittener mit dem Buch haben, kopfstehende oder seitenverkehrte Bilder sind doch auch Objekte wie „Hubble‘s das Leben schwer machen können. Wolfgang Steinicke variabler Nebel” (NGC 2261) im Programm. Durch die jahreszeitliche Anordnung, Die Auswahl ist bewusst subjektiv und wird man schließlich einmal am Himmel daran gibt es nichts zu kritisieren. herumgeführt – nach einem Jahr Praxis

Drehbare Kosmos-Sternkarte Von Hermann-Michael Hahn und Gerhard Weiland, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 2001. Drehbare Sternkarte mit Begleitheft, 24 Seiten mit Farbabbildungen, DM 29,90, ISBN 3-440-08061-7

Die neue drehbare Kosmos-Sternkarte ner Meinung nach im Einzelfall etwas zu stration verwendeten Astrobilder sind ist die neueste Auflage in einer langen weit getrieben wurde: der „Rinderhirte” zwar erfreulicherweise einfache Amateur- Reihe an drehbaren Sternkarten der ver- ist nun mal eher als Bootes bekannt aufnahmen, aber in ihrer Qualität so gangenen Jahrzehnte. Die Sternkarte und, Hand aufs Herz: Wissen Sie, wie schlecht, dass sie weder hübsch ausse- kommt zusammen mit einem kleinen das „Hinterdeck” offiziell genannt wird? hen noch bei der Verdeutlichung von Anleitungsbüchlein in einer Klarsicht- angesprochenen Sachverhalten viel helfen. packung und wird problemlos aus einem viereckigen Spritzrahmen entlang einer Die letzten Seiten enthalten Listen der Perforation herausgebrochen. Auf fle- Deep-Sky-Objekte, Veränderlichen und xiblem Plastik ist das Kartenbild in blau- Doppelsterne, die in der Sternkarte zu en Farbtönen mit schwarzer Beschrift- finden sind. „Gasnebel, Sternhaufen & ung und roter Ekliptiklinie gehalten, Co” sind gut ausgewählt, bei den das sich auch bei nächtlichem Rot- Veränderlichen haben die Autoren oder Grünlicht gut lesen läßt. Auf ihre Auswahlkriterien mit einer dem Deckblatt sind verschiedene Mindestamplitude von 0,3 mag Linien für bürgerliche, nautische aber deutlich zu tief angesetzt, und astronomische Dämmerung denn Sterne wie Gamma Cas, aufgedruckt, die zusammen mit Lambda And und Eta Ori sind visu- dem Sonnenstand eine Abschätzung ell kaum noch sinnvoll zu beobachten. der Dämmerungsverhältnisse erlau- ben. Ein schwarzer Datumsring, eine Insgesamt ist die Sternkarte aber ein graue Zeitleiste zum Ablesen der mittle- gelungener Wurf und wird bei mir in ren Sonnenzeit, eine rote Rektaszen- Zukunft Verwendung finden. Und das sionsskala und ein roter drehbarer „Hinterdeck” heißt übrigens Puppis... Planetenzeiger vervollständigen die Sternkarte. Sterne bis zur 4,5ten Größe Wer damit Probleme hat, kann sich auf bilden zusammen mit Symbolen für den hinteren Seiten des von Hermann- Doppelsterne, Veränderliche, Offene und Michael Hahn und Gerhard Weiland sehr Kugelsternhaufen sowie Gasnebel und gut gestalteten Begleitheftchens infor- Galaxien und den Umrissen der Milch- mieren, das eine Liste deutscher und straße den Himmel ab. lateinischer Sternbildnamen, sogar mit deren Genitivform, enthält. Auch in Die Sterne sind mit weißen Linien zu anderer Hinsicht ist diese Beilage vor- Sternbildern verbunden, ausgewählte bildlich: Sie spricht nicht nur alle wichti- Messier- und NGC-Objekte sind mit ihren gen Punkte der Verwendung einer dreh- Nummern, wichtige Einzelsterne mit baren Sternkarte an, sondern erläutert ihren Namen gekennzeichnet. Die auch allgemeine astronomische Begriffe Sternbilder sind durchgängig mit deut- und historische Zusammenhänge ohne schen Namen gekennzeichnet, was mei- „Fachchinesisch”. Die wenigen zur Illu- VORSCHAU 143

Maltas Tempel Zwischen Religion und Astronomie von Klaus Albrecht, Verlag Sven Näther, Wilhelmshost 2001, 120 Seiten, 67 Abbildungen, DM 25,-, ISBN 3-934858-01-5

Die Frage, ob die Relikte neolithischer Maltas genau vermessen und entspre- Architektur, wie sie uns z. B. in der chende Skizzen angefertigt. Er kommt Bretagne, Irland, England oder auch in zum Schluss, dass die Anlagen in ihrer Malta begegnen, einst eine astronomi- überwiegenden Zahl nach Südosten aus- sche Orientierung aufwiesen, ist durch- gerichtet sind, also in Richtung der auf- aus heikel. Denn genaue Datierungen gehenden Sonne zur Zeit der Winter- der Anlagen sind oft nicht möglich, so sonnenwende – wofür freilich kein höheres dass der Unsicherheitsfaktor in Bezug astronomisches Wissen der Erbauer auf die Präzessionsbewegung der angenommen werden muss. Abgesehen Erdachse oft ein erheblicher ist. von dieser fachlichen Diskussion um eventuelle astronomische Ausrichtungen Die Entstehung der etwa ein Dutzend stellt dieses Buch einen idealen Führer anlagen im Einzelnen, deren genaue noch erhaltenen Tempelanlagen auf zur Erkundung dieser vorgeschichtlichen Lage, Zustand und aktuelle Zugänglich- Gozo, dem Nachbareiland der Mittel- Stätten dar, wie ich ihn mir gewünscht keit, ergänzt durch lebendige Auszüge meerinsel Malta, wird für die Zeit zwi- hätte, als ich selbst vor einigen Jahren aus dem Expeditionstagebuch des Autors, schen 3600 und 2500 v. Chr. angenom- Malta bereiste. Zunächst bietet Albrecht genauen Skizzen und Messdaten sowie men. Im Gegensatz zu einigen vergleich- einen allgemeinen Literaturüberblick zu auch Bildern, worauf jeweils eine baren Anlagen in Irland, die unumstrit- den bisherigen wissenschaftlichen Diskussion aus archäoastronomischer ten charakteristische Sonnenlichteinfälle Erkenntnissen und den wesentlichen Sicht folgt. Der Anhang des Buches ent- zu den Sonnenwenden und Tages- und Charakteristika jener Anlagen. hält 39 Farbbilder der Tempel, die das Nachtgleichen aufwiesen, wird eine Beschriebene sehr plastisch werden las- astronomische Orientierung der maltesi- Es folgt ein Kapitel zu mutmaßlichen sen. Für Maltareisende, die sich für dieses schen Tempel in der zuständigen religiösen Bezügen, die die Tempel hat- kulturelle Highlight der Mittelmeerinsel Fachwissenschaft bis jetzt mit großer ten, was aufgrund fehlender Schrift- interessieren, ist dieses Buch uneinge- Skepsis gesehen. quellen zwangsläufig rasch im Spekula- schränkt zu empfehlen. Der Autor dieses Buches hat im Dezem- tiven enden muss. Der Hauptteil des ber 1999 die neolithischen Tempel Buches schildert jede der Tempel- Edgar Wunder

Und das lesen Sie u. a. im nächsten Heft:

• Deep-Sky in Deutschland, Teil 2 • Eye & Telescope, ein neues Programm für die visuelle Beobachtung • Erfahrungen mit dem Bresser-Pulsar 120/1000 mm • Über den Dächern der Stadt - Eine Dachsternwarte im Selbstbau Bitte haben Sie Verständnis dafür, • Piggyback - Astrofotografie ohne motorische Nachführung wenn wir einzelne der genannten • Polarlichter vom 11. April 2001 Berichte aus organisatorischen oder • Das Hypern von Farbnegativfilmen technischen Gründen nicht vorstellen • Deep-Sky-Astrofotografie in lichtverschmutzten Gebieten oder nochmals verschieben müssen. • Selbstbau-CCD-Astrokamera für jedermann • Kleinplanetenjagd am Südhimmel Die Redaktion • In einer Baustelle des Asteroiden-Wissens • Duka-Technik für H-alpha-Aufnahmen • Astrologieseminare • Die Sonnenfinsternis vom 17. April 1912, hart an der Grenze zur Totalität? ! • Die große Sculptorgalaxie NGC 253 - oder ein 130 mm-Refraktor läßt tief blicken • Schwarze Sonne, Rotes Land • Die Reise zur totalen Sonnenfinsternis in Madagaskar • Mut! Oder vom Vergnügen am und für's Publikum • Der neue Vorstand stellt sich vor 144 VORSCHAU

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Sa 12.1. – Sa 19.1.2002 Fr 3.5 – So 5.5.2002 Seminar „Praktische Astronomie – eine Einführung” Tagung der VdS-Fachgruppe Spektroskopie

Ort: Kulm-Hotel, Gornergrat, Zermatt, Schweiz Ort: Kopernikusschule u. Sternwarte Freigericht Veranstalter: Astronomische Arbeitsgemeinschaft bei Hanau Gornergrat, Veranstalter: VdS-Fachgruppe Spektroskopie Werner E. Celnik, Otto Guthier Info: Ernst Pollmann, Charlottenburgerstr. 26c, Infos: Dr. W. E. Celnik, Graudenzer Weg 5, 51377 Leverkusen, E-Mail: [email protected], D-47495 Rheinberg, Fax: 0403603038949, Tel: 0214-91829 E-Mail: [email protected] Mi 8.5. - So 12.5.2002 (Chr. Himmelfahrt) Sa 16.2.2002 ITV, Internationales Teleskoptreffen Vogelsberg 2. Astronomie-Treff Hückelhoven Ort: Vogelsberg bei Fulda Ort: Gymnasium Hückelhoven Info: Walter Kutschera, Ulrichsteiner Str. 24, Veranstalter: Astronomie AG des Gymnasiums D-36325 Feldatal Hückelhoven (gegen frankierten Rückumschlag!), Infos: Tel. 02433-86052 oder 02433-86841, Tel. 06645-8754, Fax: 06645-8756, Fax: 02433-85805, E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Sa 25.5.2002 Fr 22.3. – So 24.3.2002 18. ATT, Astronomischer Tausch und Trödel Treff Frühjahrsseminar des Arbeitskreises Meteore / VdS-FG Meteore und atmosphärische Erscheinungen Ort: Gesamtschule Bockmühle, Ohmstr.32, 45143 Essen Ort: Leibnitz-Institut für Atmosphärenphysik Veranstalter: Verein für Volkstümliche Astronomie e.V. in Kühlungsborn Info: Verein für Volkstümliche Astronomie e.V., Veranstalter: Arbeitskreis Meteore / VdS-FG Meteore Weberplatz 1, D-45127 Essen Infos: www.meteoros.de (Bitte mit DM 3,- frankierten DIN-C-5 Anmeldung: Ina Rendtel, Mehlbeerenweg 5, Rückumschlag einsenden), 14469 Potsdam, Tel.: 0331/520707, Tel./Fax: 0201-510401, E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Fr 29.3. – Mo 1.4.2002 (Ostern) Fr 21.6. - So 23.6.2002 Astronomisches Abenteuer Camp AAC 2002 5. Kleinplanetentagung der VdS-FG Kleinplaneten

Ort: Mühle Mehr bei Kleve am Niederrhein Ort: Sternwarte Sonneberg / Thüringen Veranstalter: Moerser Astronomische Organisation e.V. Info: Gerhard Lehmann, Persterstr. 6h, mit Unterstützung der VdS D-9430 Drebach, Tel. 034341-7590, Info: AAC c/o Jörg Dietrich, E-Mail: [email protected] Babette-Koch-Weg 2/223, D-53121 Bonn, Tel. 0228-624674, Sa 27.7. - Sa 10.8.2002 E-Mail: [email protected] Astronomisches Sommerlager ASL 2002 der VdS Ort: Schullandheim Hobbach bei Aschaffenburg Fr 19.4. – So 21.4.2002 Veranstalter: Jugendreferat der VdS Deep-Sky-Tagung DST 2002 Info: www.vds-astro-jugend.de/sommerlager Susanne Hoffmann, Carl-von-Ossietzky-Str. 5, Ort: Hotel auf dem Eisenberg, Hessen D-14471 Potsdam, Tel: 0331/97 92 037, Veranstalter: VdS-Fachgruppe Deep-Sky & E-mail: [email protected] Astrophotografie Info: www.fachgruppe-deepsky.de Fr 30.8. – So 1.9.2002 Anmeldung: Klaus Veit, VdS-Regionaltreffen der Volkssternwarte Bonn e.V. Schafhofstraße 6, 90556 Cadolzburg, E-Mail: [email protected] Ort: Jugendhof Rheinland bei Königswinter Info: Volkssternwarte Bonn e.V. und Paul Hombach, E-Mail: [email protected] VORSCHAU 145

Vorschau auf astronomische Ereignisse 2002 von Werner E. Celnik

Januar April 1. Jupiter in Opposition 4. Letzes Viertel, 16:29 MEZ 3. Quadrantiden, Meteorstrom-Maximum, 6. Saturn 53 arcsec südlich Stern, 22:33 MEZ 19:00 MEZ 12. Neumond, 20:21 MEZ 6. Letztes Viertel, 4:55 MEZ 14. Mond 3° südöstl. Venus, 20:30 MEZ 12. Merkur am Abendhimmel, 17:30 MEZ 15. Planetenkette im Westen 20:30 MEZ 13. Neumond, 14:29 MEZ 16. Mond bedeckt Saturn, 21:57 MEZ 15. Mond 7° südöstl. Merkur, 17:45 MEZ 19. Mond 34 arcmin nördl. Jupiter, 0:50 MEZ 18. Mond 6° südl. Mars, 21:00 MEZ 20. Erstes Viertel, 13:48 MEZ 21. Erstes Viertel, 18:46 MEZ 27. Vollmond, 4:00 MEZ 24. Mond 1° östl. Saturn, 18:15 MEZ 28. Mond 3 arcmin südl. Beta Scorpii, 22:23 26. Mond 5 arcmin nördl. Jupiter, 19:04 MEZ MEZ 28. Vollmond, 23:50 MEZ 30. Planetenkette im Westen, Merkur 6° westl. Venus Februar 4. Letztes Viertel, 14:33 MEZ Mai 12. Neumond, 8:41 MEZ 4. Letztes Viertel, 8:16 MEZ Kleinplanet Juno in Opposition Merkur am Abendhimmel, 21:00 MEZ 17. Mond 7° südöstl. Mars, 19:00 MEZ 5. Eta-Aquariden, Meteorstrom-Maximum, 20. Erstes Viertel, 13:02 MEZ 2:00 MEZ 21. Mond 30 arcmin südwestl. Saturn 7. Venus 2° nördl. Saturn, 21:15 MEZ 23. Mond bedeckt Jupiter, 3:51 MEZ 10. Venus 18 arcmin nördl. Mars, 21:20 MEZ 27. Vollmond, 10:17 MEZ 12. Neumond, 11:45 MEZ 13. Mond 3° südl. Merkur, 20:45 MEZ März 14. Mond 1° südl. Mars, 20:53 MEZ Mond 3° südwestl. Venus, 20:53 MEZ 5. Mond bedeckt Beta Scorpii, 3:13 MEZ 16. Mond 4° östl. Jupiter, 21:00 MEZ 6. Letztes Viertel, 2:24 MEZ 19. Erstes Viertel, 20:24 MEZ 12. Jupitermond Ganymed nur 37 arcsec 26. Vollmond, 12:51 MEZ neben Stern, 1:41 MEZ 14. Jupiter 45 arcsec nordwestl. Stern, 1:00 MEZ Neumond, 3:02 MEZ 15. Mond 5° südöstl. Venus, 19:00 MEZ 18. Mond 8° östl. Mars, 20:30 MEZ 19. Kleinplanet Vesta 2 arcmin südöstlich Saturn, 20:00 MEZ 20. Frühlingsanfang, 20:16 MEZ Mond 4° östl. Saturn, 19:30 MEZ 22. Erstes Viertel, 3:28 MEZ Mond 6 arcmin nördl. Jupiter, 11:25 MEZ Abb. 1: Im Frühjahr ist es wieder soweit: Mitte März steht die ganz junge 28. Vollmond, 19:25 MEZ Mondsichel wieder steil über dem abendlichen Westhorizont. So ähnlich wie auf diesem Bild könnte es aussehen. Aufnahme von W.E.Celnik, H. Fülling, P. Riepe und H.G. Weber am 9.8.1983 um 20:30 UT mit Brennweite 85 mm auf ISO-100-Farbdiafilm, Ort: Sierra Nevada / Spanien.