50 Jahre Feierabend
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
2012 1960 1966 1970 1974 1982 1986 1990 1998 2002 2006 2010 2016 1958 1964 1968 1972 1976 19781980 1984 1988 1992 1994 1996 2000 2004 2008 2014 Der Tradition und Qualität und verpflichtet Tradition Der Feierabend 50 Jahre 1962 1958 1960 1962 Inhalt 1964 1966 1962 4 1968 Die Leidenschaft wird geweckt. 5 1970 1972 1962–1990 10 Tradition bekommt eine Zukunft. 11 1974 Zwei klangvolle Namen mit B. 13 1976 1989/1990 – Wiedervereinigung der automobilen Art. 20 1967–2010 24 19801978 Wenn Ankommen das Ziel ist. 25 1982 1981 bis heute 30 1984 Benzin im Blut. 31 1986 Kunst am Automobil. 36 1988 Ausblick 42 1990 Tradition als Motor für die Zukunft. 43 1994 1992 Impressum 46 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 201220122014 – 3 – 2016 1962 Das Hobby zum Beruf gemacht – Gründer Helmut Feierabend – 4 – 1958 1960 Das Hobby zum Beruf gemacht – Gründer Helmut Feierabend 1962 „Du kannst meinen Balilla 1964 für 400 Mark haben, ich geh‘ ins Ausland.“ Damit fing 1966 alles an. Nach einem Unfall überließ der Student Hubertus Wolf das Fahrzeug: Helmut 1968 Feierabend. 1970 1972 Die Leidenschaft wird geweckt. 1974 1976 Wie ein kleiner ramponierter Fiat das Leben von Helmut Feierabend verändert. 1978 Späte 1950er-Jahre, Rock ‚n’ Roll, Petticoat, Sputnik- jungen Mannes war in keiner Weise vorschriftsgemäß. 1980 schock – und Wirtschaftswunder. Neue Zuversicht Woher Hubertus Wolf den italienischen Flitzer hatte, 1982 und Lebensfreude halten Einzug in Deutschland, bleibt im Dunkel der Nachkriegsgeschichte verborgen. der Lebensstandard steigt spürbar, Kühlschränke, Sicher ist nur, dass das Fahrzeug irgendwann zwischen 1984 Fernsehapparate und Autos – meist aus Wolfsburg – 1934 gebaut wurde und neben der eher nüchternen 1986 werden angeschafft. Und dennoch: Die Wenigs- Typbezeichnung 508 auch den klangvollen Namen 1988 ten haben das Geld für einen Neuwagen, viele sind „Balilla“ trug. schon froh, wenn sie sich überhaupt einen fahrbaren 1990 Untersatz leisten können, und sei er noch so alt und 1959 kam es dann, wie es kommen musste: Der rasen- 1994 1992 ramponiert. de Student baute mit seinem Balilla einen veritablen Unfall, das gute Stück war so gut wie Schrott. Dies Mobilität bedeutete schon damals ein Stück Freiheit hielt seinen Eigentümer jedoch nicht davon ab, die 1996 und Unabhängigkeit. Doch noch befand sich vieles Karosserie mit Gipsbinden und reichlich Gottver- 1998 im Stadium der Improvisation, auch im Straßenver- trauen wieder zusammenzukleistern und erneut seine kehr, wo Polizei und TÜV gelegentlich ein großes Wochenendausfahrten zu unternehmen. 2000 Auge zudrückten. Nur so ist nachvollziehbar, wie 2002 der Student Hubertus Wolf mit seinem Vorkriegs- Irgendwann in jenen Tagen kam es dann zu der schick- 2004 Fiat 508 an den Wochenenden wie ein Wilder durch salhaften Begegnung, die das Leben von Helmut Fei- Würzburg brausen konnte. Nach heutigen Maßstäben erabend grundlegend verändern sollte: Er sah den 2006 war der kleine zweisitzige Roadster wohl alles andere Balilla – und verliebte sich auf Anhieb in das Gefährt. 2008 als straßenverkehrstauglich und auch der Fahrstil des Es entfachte eine Leidenschaft in ihm, die wahrschein- 2010 20122014 – 5 – 2016 lich schon immer da gewesen war, aber erst durch den Balilla zum Leben erweckt wurde. Helmut Feierabend wollte das Auto unbedingt haben – und Hubertus Wolf wollte es unbedingt behalten. Jetzt zeigte sich, dass der Enthusiasmus des Kunst- schmiedemeisters Feierabend alles andere als eine kurzfristige Laune war. Ein ganzes Jahr lang drängte er den Besitzer zum Verkauf, handelte und verhandelte immer wieder – ohne Erfolg. Warum der Student dem Drängen letztlich nachgab, lässt sich nur vermuten. Sah er ein, dass seine Gipsbinden-Reparatur keine Der Neuerwerb wird provisorisch zusammengebaut und vom dauerhafte Lösung war? Brauchte er das Geld? Erlag stolzen Besitzer abgeholt. er schließlich doch den Überredungskünsten Helmut Feierabends? Wollte er wirklich ins Ausland ziehen, wie er behauptete? Und schließlich komplett in Wie auch immer: Eines schönen Tages war Hubertus jahrelanger Arbeit „restauriert“. Wolf bereit, seinen Balilla zu verkaufen – für stolze 400 Mark. In Zeiten, in denen ein durchschnittlicher Monatslohn bei rund 300 Mark lag, war das viel Geld für ein schrottreifes, altes Auto. Denn mehr war der Balilla nicht. Ein breites Interesse an historischen Fahrzeugen gab es damals nicht, Oldtimer waren noch kein Objekt der Begierde, sondern meistens ein Fall für die Schrottpresse. Die glücklichen Besitzer des Fiat Balilla: Helmut und Inge Feierabend bei einer Ausfahrt 1962. – 6 – 1958 1960 Das Hobby zum Beruf gemacht – Gründer Helmut Feierabend 1962 Außer für Helmut Feierabend. Jetzt, wo der Balilla und qualitativem Anspruch war der notdürftig mit 1964 endlich zum Verkauf stand, wollte er ihn auch haben. Gipsbinden reparierte Balilla optisch eine Zumutung. 1966 Was er allerdings nicht hatte, waren die geforderten 400 Mark. Aber er hatte seine Frau Inge, die seine Also machte sich Helmut Feierabend ans Werk. Anfangs 1968 Begeisterung teilte und ihm zu den vorhandenen noch ohne KFZ-spezifisches Know-how als Autodi- 150 Mark ihre Weihnachtsgratifikation in Höhe von dakt. Aber mit der Gründlichkeit und Genauigkeit 1970 1972 250 Mark hinzugab. So wechselte der Fiat 508 Balilla des Handwerksmeisters, mit seinem Wissen um die schließlich den Besitzer, Helmut Feierabend wurde fachgerechte Bearbeitung von Metall und mit der 1974 stolzer Eigentümer seines ersten Oldtimers. grenzenlosen Leidenschaft des Enthusiasten. 1976 Für einen Mann wie Helmut Feierabend, der als Kunst- Auf der Suche nach Ersatzteilen fuhren Helmut Fei- 1978 schmied von Berufs wegen mit der liebevollen und erabend und seine Frau Inge einmal sogar zu Fiat 1980 handwerklich perfekten Restaurierung von Altem nach Turin. Inge Feierabend ist noch heute, viele 1982 befasst war, stand von vorneherein fest, dass er seine Jahrzehnte später, die Herzlichkeit und Gastfreund- Neuerwerbung in den ursprünglichen technischen schaft der Italiener in bester Erinnerung. Man war 1984 wie optischen Zustand zurückversetzen wollte. Für in Turin so begeistert darüber, dass ausgerechnet ein 1986 jemand mit seinem kunsthandwerklichen Verständnis Deutscher sich die Mühe machte, ein italienisches 1988 1990 1994 1992 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 20122014 – 7 – 2016 Die ganze Familie half mit: Jedes Messing- röhrchen musste von Hand zugeschnitten und einzeln verlötet werden. Bildstrecke v. l.: Thomas und Christine Feierabend Anfang 1970, Inge Feierabend 1985. Fahrzeug zu restaurieren, dass man den Feierabends äußerst Grand Prix Bugattis und BMW 328 machen dürfen. Daraus ent- großzügig entgegenkam: Neben Werksführungen und opulenten wickelte sich eine langjährige Freundschaft über das Autothema Mahlzeiten erhielten sie die Möglichkeit, die Ersatzteile für ihren hinaus mit der Familie Feierabend. Balilla zunächst kostenlos mitzunehmen und zu einem späteren Zeitpunkt zu bezahlen. Eines Tages trat ein Kunde mit einem sehr speziellen Wunsch an Helmut Feierabend heran. Der Besitzer eines Bugatti-Oldtimers Sein Erstlingswerk konnte Helmut Feierabend bereits Anfang wollte, dass er ihm den kompletten Kühler für dieses Fahrzeug 1960 im Rahmen einer Oldtimer-Veranstaltung einem staunenden nachbaute. Publikum präsentieren – wenngleich die Restaurierungsarbeiten bis zur Vollendung noch einige Jahre in Anspruch nahmen. Und was tat Helmut Fei erabend? Er lehnte den Auftrag ab! Er war Kunstschmied und nicht KFZ-Mechaniker. Doch jetzt Noch war Helmut Feierabend von Beruf Kunstschmied, fertigte unter war es der Bugatti-Besitzer, der drängte und drängelte, anderem Tabernakel für die Kirche und Barockgitter für die Würzbur- bis Helmut Feierabend schließlich einwilligte. Später ger Residenz, Oldtimer waren eine eher private Leidenschaft. Gleich- erinnerte er sich an seinen Mei- wohl hatte er sich bei den lokalen Motorsportklubs bereits einen guten nungswandel so: „Ob Du Namen gemacht. So kam auch der Kontakt mit dem Amerikaner nun ein Tabernakel Ray von Giesen zustande. Von Giesen war einer der ersten Liebhaber machst oder einen und Sammler, der den besonderen „Wert“ dieser außergewöhnlichen Bugatti-Kühler, Vorkriegsrennwagen vor allen anderen erkannt hatte. An seinen ist eigentlich Fahrzeugen hatte Helmut Feierabend die ersten Erfahrungen an egal.“1 1 BMW Magazin 2/1992, S. 73 – 8 – 1958 1960 Für einen Kühler mussten mehrere Hundert Arbeits- Das Hobby zum Beruf gemacht – Gründer Helmut Feierabend stunden veranschlagt werden. 1962 1964 1966 Helmut Feierabend in 1968 seinem Element: beim Restaurieren eines Bugatti 35 Grand Prix. 1970 1972 1974 1976 Nicht egal war aber, wie Helmut Feierabend den Kühler unter anderen Bugatti-Besitzern. Gewiss, es gab auch in machte: technisch und optisch perfekt und ausschließ- England einen Hersteller von Kühlern, aber diese wa- 1978 lich aus selbst produzierten Teilen. Der Kunde war ren hinsichtlich Originaltreue und Funktionalität mit 1980 mehr als zufrieden – und behielt seine Begeisterung Helmut Feierabends Meisterwerk nicht zu vergleichen. 1982 über Helmut Feierabends Arbeit nicht für sich. Schnell machte die erstklassige Arbeit aus Würzburg die Runde Jetzt war der Stein ins Rollen gebracht, immer mehr 1984 Kunden ließen sich von „dem Kunstschmied in Würz- 1986 burg“ einen Kühler für ihren Bugatti bauen. Das Hobby 1988 von Helmut Feierabend wurde mehr und mehr Teil des Berufs und stellte ihn schon bald vor eine weit- 1990 reichende Entscheidung. Letztlich fiel sie ihm leicht 1994 1992 – und bereut hat er sie nie: Am 17. Mai 1962