I M N a M E N D E R R E P U B L I
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Postadresse: Erdbergstraße 192 – 196 1030 Wien Tel: +43 1 601 49 – 0 Fax: +43 1 711 23 – 889 15 41 E-Mail: [email protected] www.bvwg.gv.at G306 2195837-1/22E G306 2195839-1/20E IM NAMEN DER REPUBLI K! Das Bundesverwaltungsgericht hat durch den Richter Mag. Dietmar MAURER als Einzelrichter über die Beschwerden 1.) der XXXX , geb. XXXX , und 2.) des XXXX , geb. XXXX , beide StA. Irak, gegen die Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 10.04.2018, Zlen. XXXX und XXXX , nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung am 02.07.2019, zu Recht erkannt: A) I. Den Beschwerden gegen die Spruchpunkte I. der angefochtenen Bescheide werden stattgegeben und XXXX , geb. XXXX , und XXXX , geb. XXXX , gemäß § 3 Abs. 1 AsylG 2005 iVm. § 2 Abs. 1 Z 15 AsylG 2005 idF. BGBl. I Nr. 70/2015 iVm. § 75 Abs. 24 AsylG jeweils der Status des Asylberechtigten zuerkannt. II. Gemäß § 3 Abs. 5 AsylG 2005 wird festgestellt, dass XXXX und XXXX damit kraft Gesetzes jeweisl die Flüchtlingseigenschaft zukommt. III. In Erledigung der Beschwerde werden die jeweiligen Spruchpunkte II. bis VI. der angefochtenen Bescheide ersatzlos behoben. B) -2- Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig . Entscheidungsgründe : I. Verfahrensgang: 1. Die Erstbeschwerdeführerin (im Folgenden: BF1) und der Zweitbeschwerdeführer (im Folgenden: BF2), letzerer gesetzlich vertreten druch die BF1, stellten gemeinsam am 16.09.2018 die gegenständlichen Anträge auf internationalen Schutz gemäß § 2 Abs. 1 Z 13 des Asylgesetzes 2005 (AsylG 2005). 2. Am 18.09.2015 fand vor einem Organ der Bundespolizei die niederschriftliche Erstbefragung der BF1 statt. 3. Am 23.08.2018 wurde die BF1 vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (im Folgenden: BFA), im Asylverfahren niederschriftlich einvernommen. 4. Mit den oben im Spruch angeführten Bescheiden des BFA, den Beschwedeführern (im Folgenden: BF) zugestellt am 16.04.2018, wurden die gegenständlichen Anträge auf internationalen Schutz bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten gemäß § 3 Abs. 1 iVm. § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG 2005 abgewiesen (Spruchpunkt I.), bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Irak gemäß § 8 Abs. 1 iVm. § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG abgewiesen (Spruchpunkt II.), ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 AsylG 2005 nicht erteilt (Spruchpunkt III.), gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG 2005 iVm. § 9 BFA-VG eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen (Spruchpunkt IV.), gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass die Abschiebung gemäß § 46 FPG nach Irak zulässig ist (Spruchpunkt V.), sowie gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG eine Frist für die freiwillige Ausreise im Ausmaß von 14 Tagen festgelegt (Spruchpunkt VI.). 5. Mit per E-Mail am 11.05.2018 beim BFA eingebrachtem gemeinsamen Schriftsatz erhoben die BF durch ihre damalige Rechtsvertretung (im Folgenden: RV), ARGE Rechtsberatung, Beschwerde gegen die im Spruch genannten Bescheide an das Bundesverwaltungsgericht (im Folgenden: BVwG). Darin wurde neben der Anberaumung einer mündlichen Verhandlung jeweils in eventu, die jeweilige Zuerkennung des Status des Asylberechtigten, sowie jenes des subsidiär -3- Schutzberechtigten, die Feststellung der dauerhaften Unzulässigkeit einer Rückkehrentscheidung, die Erteilung eines Aufenthaltstitels gemäß §§ 55 oder 57 AsylG, sowie die Zurückverweisung der Rechtssache zur neuerlichen Entscheidung an die belangte Behörde beantragt. 6. Die gegenständlichen Beschwerden und die Bezug habenden Verwaltungsakten wurden dem BVwG vom BFA vorgelegt, und langten am 18.05.2018 ein. 7. Mit am 13.06.2109 beim BVwG eingelantem Schriftsatz wurde die Volmachtserteilung an einen neuen RV, RA Mag. Wolfang AUNER, bekanntgeben. 8. Mit am 26.06.2019 beim BVwG eingelangtem Schreiben wurde das erkennende Gericht über die Zurücklegung der Vollmacht seitens des damaligen RV, der ARGE Rechtsberatung, in Kenntnis gesetzt. 9. Am 02.07.2019 fand in der Grazer Außenstelle des BVwG eine mündliche Verhandlung statt, an jener die BF persönlich teilnahmen. Der zuletzt bevollmächtigte RV blieb der Verhandlung entschudligt fern. Die belangte Behörde wurde korrekt geladen und entsandte zwei Vertrer zur Verhandlung. 10. Mit am 16.07.2019 beim BVwG eingelangtem Schriftsatz gaben die BF durch ihren zuletzt bevollmächtigten RV eine ergänzende Stellungnahme ab. 11. Mit verfahrensleitenden Bescheiden des BVwG, GZen.: G306 2195837-1/20Z und - 2195839-1/8Z, vom jeweils 18.08.2020, dem zuletzt bevollmächtigen RV der BF zugestellt am 18.08.2020, wurden den BF die aktuellen Länderberichte zum Herkunftstaat Irak sowie eine Staatendokumentationsanfrage zur einer allfälligen Baath-Partei Mitgliedschaft der BF1 und deren Ehemanns, der Verbindungen des Stammes der BF1 und des BF2 zu Saddam Hussein, der aktuellen Lage von ehemaligen Baath-Mitglieder und deren Angehörigen im Irak sowie zur medizinsichen Versorgung im Irak, zur Kenntnis gebracht und diese unter einem zur Abgabe ein Stellungnahme dazu sowie zu aktuellen Sachverhalten bzw. zu allfälligen Änderungen ihrer konkreten Lage aufgefordert. 12. Mit am 20.08.2020 beim BVwG eingelangtem Schriftsatz wurde das erkennede Gericht über die Vollmachtsauflösung in Bezug auf den zuletzt von den BF bevöllmächtigen RV sowie über die erfolgte Weiterleitung der unter Punkt I. 12. genannten Beschlüsse des BVwG an die BF seitens deren RV in Kenntnis gesetzt. -4- 13. Bis dato langte keine Stellungnahme der BF beim BVwG ein. II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen: 1. Feststellungen: Die BF führen die im Spruch angeführten Identitäten (Namen und Geburtsdatum) und sind Staatsangehörige der Republik Irak. Sie sind Angehörige der Volksgruppe der Araber, und bekennen sich zur moslimisch-sunitischen Glaubensrichtung. Die Muttersprache der BF ist arabisch. Die BF1 ist mit XXXX , StA. Irak, verheiratet und Mutter des BF2. Die BF reisten Anfang September aus dem Irak in die Türkei aus, von wo sie über Griechenland nach Österreich weiterreisten, wo sie letztlich am 16.09.2015 einreisten und am selbigen Tag die gegenständlichen Anträg auf internationalen Schutz stellten. Die BF wurden in Bagdad geboren und lag deren Lebensmittelpunkt überwiegend ebendort. Die BF1 besuchte insgesamt 6 Jahre lang die Grundschule und war bis zuletzt als Hausfra im Irak tätig. Die BF1 ging nie einer Erwerbstätigkeit in Herkunftsstaat nach sondern lebte vom Einkommen ihres Ehemannes und ihrer Kinder. Mehrere Geschwister sowie vier Kinder (2 Söhne und 2 Töchter) der BF1 leben nach wie vor im Herkunftsstaat, konkret in Bagdad. Eine Schwester der BF1 lebt in XXXX . Ein Sohn und eine Tochter der BF1, sowie ein Bruder der BF1 sind bereits verstorben, wobei der Sohn und der Bruder der BF1 gewaltsam zu Tode kamen. Die BF1 leidet an Bluthochdruck und Diabetes Mellitus II, ist ansonsten gesund und arbeitsfähig, geht jedoch keiner Erwerbstätigkeit in Österreich nach. Der BF2 ist gesund und besucht die Schule in Östereich. Die BF leben überwiegend von Leistungen aus der staatlichen Grundversorgung. Die BF1 hat am XXXX .2017 einen Werte- und Orientierungskurs, jedoch bis dato keinen Deutschsprachkurs besucht, und ist der Deutschen Sprache nicht mächtig. Das bestehen von Deutschsprachkenntnisse einer bestimmten Niveaustufe konnte beim BF2 nicht festgestellt werden. -5- In strafrechtlicher Hinsicht erweisen sich die BF als unbescholten. Darüberhinausgehend konnten Anhaltspunkte für das Vorliegen einer tiefgreifenden Integration nicht festgestellt werden. Die BF leben im gemensamen Haushalt in Österreich, verfügen daürberhinaus jedoch über keine familiären Anknüpfungspunkte im Bundesgebiet. Die BF1 und deren Ehemann, XXXX , StA: Irak, der auch der Vater vom BF2 ist, waren Mitglieder der BAATH-Partei und weisen deren Stämme eine Verbindung zu Saddam Hussein auf. Mitglieder der Stämme der BF nahmen teilweise hohe Funktionen in der damaligen Baath- Partei und im Sdam Hussein Regime im Irak ein. Ferner liegen Anhaltspunkte, die für eine Beteiligung einiger Mitglieder der besagten Stämme an Menschenrechtsverletzungen unter dem Saddam Hussein Regime im Irak sprechen, vor. Nach dem Sturz Saddam Husseins flohen die BF1 und der BF2 gemeinsam mit dem Ehemann der BF1 und einer weiteren gemeinsamen Tochter, aufgrund der ehemaligen Mitgliedschaft der BF1 und deren Mannes zur BAATH-Partei und der Verknüfpung ihrer Stämme mit dem Saddam Hussein Regime und damit zusammenhängender Anfeindungen und Bedrohungen innerhalb des irakischen Staatsgebietes. Bei dieser Flucht wurden die BF1 und der BF2 vom Ehemann der BF1 und der gemeinsamen Tochter getrennt, und entschieden sich die BF Anfang September 2019 nach einem körperlichen Übergriff auf und Droungen gegen die BF1 den Irak zu verlassen. Der letzte bekannte Aufenthaltsort des Ehegatten der BF1 war in Griechenland. Der aktuelle Aufenthalt desselben ist jedoch nicht bekannt. Es sind keine Anhaltspunkte feststellbar, dass die BF1 allfällige während des Sadddam Hussein Regimes im Irak verübte Menschenrechtsverletzungen im Rahmen ihrer BAATH-Partei- Mitgliedschaft unterstützt oder an solchen teilgenommen hätte. Eine aktuelle Mitgliedschaft der BF1 und des BF2 zu als terroristisch eingestuften aktiven Baath-Organisationen konnte ebenfalls nicht festgestellt werden. Zur Lage im Herkunftsstaat: Politische Lage Letzte Änderung: 17.3.2020 Die politische Landschaft des Irak hat sich seit dem Sturz Saddam Husseins im Jahr 2003 enorm verändert (KAS 2.5.2018) und es wurde ein neues politisches System im Irak eingeführt (Fanack 2.9.2019). Gemäß der Verfassung