Ber. Naturwiss. Verein für u. Umgegend 49 (2010), S. 21–55

Die Binnendünen der Senne - eine Übersicht über Entstehung, Verbreitung und Bestand -

Alexander QUANTE,

Mit 30 Abbildungen und 2 Tabellen

Inhalt

1. Einleitung 22 2. Hintergrund / Arbeitsweise 22 3. Entstehung der Sennedünen und Einfluss der Eiszeiten 24 4. Dünenbildungsphasen und Landschaftsentwicklung 25 5. Dünentypen und -formen 29 6. Aufbau der Sennedünen 31 6.1. Das Verhältnis von Dünen- zu Talbildung 33 7. Dünenverbreitung in der Senne 35 8. Aktuelle Bestandssituation 37 8.1 Arten- und Lebensgemeinschaften auf offenen Binnendünen der Senne 41 8.2 Die fünf großen Dünenbögen der Senne (nach HOERLE 1920) 43 9. Schlussbemerkungen 52 10. Literatur 53

Verfasser: Alexander Quante, Hinter den Pinneichen 2g, D-32756 Detmold 22 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

1. Einleitung schichte von großer Bedeutung. Neben dem wissenschaftlichen Wert ist ebenso Zu den markantesten und bemerkenswer- dem gliedernden und belebenden Einfluss testen Landschaftsformen der Senne ge- der Dünen auf das Landschaftsbild Beach- hören neben den Bach- und Trockentälern tung zu schenken. vor allem die landschaftsbildprägenden Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick Binnendünen. Ihnen kommt eine hohe über die zeitliche und räumliche Entste- ökologische Bedeutung zu, da es sich um hung, die Verbreitungsgebiete sowie über seltene nährstoffarme Sonderstandorte die Formbildungen der Sennedünen. mit eigenem Mikroklima handelt (s. Abb. 1), Zudem wird ein Vergleich der historischen die von hoch spezialisierten Lebensge- Vorkommen mit der heutigen Situation an- meinschaften besiedelt werden. Die Senne gestellt. Die kartographische Darstellung beherbergt trotz zahlreicher menschlicher der räumlichen Verbreitung der Sennedü- Einflüsse das größte zusammenhänge nen soll einen Beitrag für den effizienteren Binnendünengebiet in Nordrhein Westfa- Schutz dieser wertvollen, gebietstypischen len. Zahlreiche gefährdete Arten offener Landschaftselemente leisten. Dünen- und Sandlebensräume haben hier ihr letztes Rückzugsgebiet in Westfalen. 2. Hintergrund/Arbeitsweise Der Erhalt der verbliebenen Dünenstand- orte ist daher aus Sicht des Naturschut- Ziel dieser Arbeit ist es, mittels Literatur- zes, aber auch aus Sicht der Geologie, der und Kartenrecherche sowie durch die Geomorphologie, der Paläoklimatologie Auswertung bestehenden Datenmaterials sowie der Landschafts- und Kulturge- einen allgemeinen Überblick über Verbrei-

Abb. 1: Standortverhältnisse auf offenen Sandböden im Überblick (aus SANDACHSE FRANKEN 2002, verändert) Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 23 tung, Entstehung und Geschichte der Sen- Zusätzlich wurde die „Karte zur Ökologi- nedünen zu ermöglichen. Zudem wird eine schen Raumgliederung – Beispiel Ost- Übersicht über die unterschiedlichen und westfalen-Lippe“ aus dem Deutschen teilweise widersprüchlichen Forschungs- Planungsatlas (AKADEMIE FÜR RAUMFOR- ergebnisse auf dem Gebiet Sennedünen SCHUNG UND LANDESPLANUNG 1983) als Hilfe gegeben. herangezogen. Wichtigste Informations- Erste Erhebungen der Binnendünen wur- grundlage waren insgesamt jedoch die den vom Autor 2005 mittels „Vor Ort Kar- Darstellungen der Isohypsen auf Basis der tierungen“ in den Kommunen Augustdorf Deutschen Grundkarte im Maßstab und für die Biologische Sta- 1:5.0001. tion Kreis -Senne vorgenom- Ein Vergleich der historischen Dünenver- men. Basierend auf den gesammelten breitung der Senne mit dem aktuellen Be- Ergebnissen und Erfahrungswerten zeigte stand wurde in erster Linie durch den sich, dass eine weiterführende Erfassung Einsatz von Geoinformationssoftware am und Standortbestimmung der gesamten Computer ermöglicht. Historische Karten- Sennedünen mit Hilfe einer Höhenlinien- darstellungen wurden digitalisiert und geo- auswertung (basierend auf den Blatt- referenziert, so dass anschließend eine schnitten der Deutschen Grundkarte) Überlagerung mit topographischen Karten durchführbar war. Die für Binnendünenge- sowie ein Abgleich mit den ermittelten biete typische, kurz aufeinander folgende Dünenvorkommen durchgeführt werden und gestaffelte Höhenlinienverteilung konnte. Als wichtigste historische Karten- konnte hierbei als sicheres Erkennungs- grundlage diente hierbei die „Karte I Zur merkmal genutzt werden. Die Ergebnisse Geomorphologie der Senne“ von MAAS- dieses Arbeitsschrittes wurden zusätzlich JOST (1933). Die in dieser Karte in An - durch die Auswertung der geologischen lehnung an HOERLE (1920) skizzierten Karten im Maßstab 1:25.000 (Blätter Lage, Dünenbögen dienten sowohl als Anhalts- Senne, Brackwede, Verl und Paderborn) punkte für die Bestandsaufnahme als auch abgesichert. Die in den geologischen Kar- als Maßstab für den Vergleich der histori- ten dargestellten Dünensand- oder Flug- schen und aktuellen Dünenvorkommen. sandfelder, bzw. die Bereiche mit Fein- Einen genauen Eindruck des Ausmaßes und Mittelsanden halfen zum einen den der ursprünglichen Dünensandverbreitung Dünensuchraum einzugrenzen, zum ande- vermittelten zudem die angesprochenen ren dienten sie als Beleg für die korrekte geologischen Karten. Speziell die Blätter Einordnung der Höhenliniensignaturen als „Lage“ aus dem Jahr 1915 und „Senne“ Dünenstrukturen. aus dem Jahr 1912 stellten aufgrund ihres Mit dieser einfachen und im Vergleich zur Alters wertvolle historische Datenquellen „Vor Ort Kartierung“ weniger zeitaufwän- dar. Außerdem wurden die entsprechen- digen Methode wurde anschließend der den preußischen Urmesstischblätter von gesamte Landschaftsraum Senne auf Dü- 1837/1838 auf Dünensignaturen unter- nenvorkommen hin untersucht. sucht.

1 Höhenliniendarstellungen für die Kartenblätter 4218/05 Bad Lippspringe, 4118/27 Staumühler Str. Nord, 4218/02 Staumühler Str. Süd, 4117/23 Ramselfichten, 4117/24 Hövelhofer Wald, 4117/04 Schloß Holte Süd, 4017/28 Schloß Holte, 4017/27 Sende Ost, 4017/26 Sende, 4017/25 Sende West waren vom Landesvermessungsamt nicht verfügbar. Diese Bereiche konnten daher nicht entsprechend bearbeitet und ausgewertet werden. 24 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

3. Entstehung der Sennedünen und Binnendünen. Immens begünstigt wurde Einfluss der Eiszeiten dieser Prozess durch die nacheiszeitliche Vegetationsarmut bzw. -losigkeit beson- Binnendünen gehen aus der äolischen Ak- ders im Bereich der Schmelzwasserebene kumulation von Sanden im Landesinneren der Senne. Die ungehindert einfallenden hervor. PYRITZ (1972) beschreibt Dünen als Winde konnten hierdurch vor allem die isolierte Flugsandanhäufungen, die sich leicht zu transportierenden Fein- und Mit- eindeutig über ihre nächste Umgebung er- telsande aufwirbeln und verfrachten. Diese heben, eine relative Höhe von mindestens wurden dann an Hindernissen wie Gehöl- 1,5 m haben und eine deutlich längliche zen wieder abgelagert und nach und nach Gestalt aufweisen. zu wachsenden Dünen aufgeworfen. Die Die ältesten bekannten Dünen der Senne Sennedünen stellen somit äolische Verla- haben sich gegen Ende der Weichsel-Eis- gerungen der saale-eiszeitlichen Nach- zeit, genauer in der Jüngeren Dryaszeit vor schüttungssande dar. etwa 11.000 Jahren herausgebildet und Die eiszeitlichen Sandmassen und damit zählen damit zu den ältesten bekannten auch die Dünenvorkommen gehen im Binnendünen Nordwestdeutschlands (SE- nördlichen Teil der Senne zurück. Die RAPHIM 1997, SKUPIN 1994). Die Jüngere Sande liegen in dieser nördlichen Zone Dryaszeit stellt daher die so genannte pri- zwischen Sennefriedhof und Dören- märe Aufwehungsphase der Sennedünen schlucht nur in einem schmalen Band dar. Vorausgegangen war die Saale-Eiszeit westlich des Teutoburger Waldes vor. vor etwa 200.000 Jahren, in der bis zu Diese bis 1,5 km breite Sandzunge stellt 60 m mächtige Sandablagerungen durch eine Kameterrasse dar, die gegen Ende das von den Inlandeisgletschern abflie- der Saale-Eiszeit entstanden ist. Es han- ßende Schmelzwasser in die Senne einge- delt sich um eine steil nach Südwesten ge- schwemmt worden waren. Die saale- richtete, ca. 18 km lange und bis zu 30 m eiszeitlichen Schmelzwassersande bilde- hohe Geländestufe. Diese ausgeprägte ten in den anschließenden Phasen der Terrassenstufe ist durch die Ablagerung Erdgeschichte die Grundlage für die Dü- der Schmelzwassersande des Inlandeises nenbildungsprozesse. Die ältesten Aufwe- gegen den Toteisrest des Emslandglet- hungen wurden jedoch während der schers entstanden und nach dessen Zu- folgenden Kaltzeitstadien immer wieder rücktauen stehen geblieben, so dass sie überformt, so dass heute wahrscheinlich bis heute im Gelände zu erkennen ist. Die nur noch die erhaltenen Dünenformen der Sanderablagerungen der Saale-Eiszeit Jüngeren Dryaszeit und jüngerer äolischer konnten sich in diesem Raum nur in einem Überformungen nachzuweisen sind. schmalen Band ausbilden, da hier der Tot- In dieser letzten Kälteperiode, in der West- eisriegel des Emslandgletschers näher an falen eisfrei blieb, herrschten auf Grund die Hänge des Teutoburger Waldes heran- des arktisch-kontinental geprägten Klimas reichte als im südlich der Dörenschlucht besonders günstige Grundvoraussetzun- nahe Augustdorf angrenzenden Bereich. gen für eine Dünenbildung vor: Trocken- Südlich der Dörenschlucht hatten die von heit, weitgehendes Fehlen einer schützen- den Kämmen des Teutoburger Waldes den Vegetationsdecke und geringe Tem- kommenden Schmelzwassersande dage- peraturen. Darüber hinaus ermöglichten gen kein Wiederlager gegen das sie ge- die in der Senne dominierenden grund- schichtet wurden, so dass der Sand hier wasserfernen Sandböden eine großflä- flächiger abgesetzt wurde. Die Schmelz- chige Entstehung und Ausbreitung von wassermassen brachten enorme Sand- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 25 mengen mit, die sich ablagerten und hier Sanddüne an einem Tag eine halbe Tonne den breiten so genannten Senne-Sander Sand verfrachtet werden. ausbildeten, der sich in der Folgezeit stu- Die Korngrößenverteilung der Dünensande fenartig einebnete (Abb. 2). Die typische variiert je nach Profilschnitt, so sind die nach Südwesten abgetreppte Sandebene untersten Schichten in der Regel aus entstand. grobkörnigerem Material aufgebaut als die nach oben folgenden. Allgemein gilt, dass die Dünenablagerungen der Unteren Senne (Lippe-Strothe-Thune) aus Fein- und Mittelsanden aufgebaut sind, dage- gen in der Oberen Senne zusätzlich grö- bere Sandlagen zwischengeschaltet sind (SKUPIN 1982: 69). Die Spanne der Bodentypen auf den Sen- nedünen reicht von Rohböden über Rego- sole mit ihren unausgereiften Profilen auf neuzeitlich freigelegten Sandmassen bis zu den vollentwickelten Podsolprofilen älterer, teilweise spätpleistozäner Dünen Abb. 2: Entstehung des Sennesanders (aus HUTTER (MERTENS 1995). et al. (2000) 4. Dünenbildungsphasen und Die Senne-Sande bestehen zum größten Landschaftsentwicklung Teil aus feinen bis mittelkörnigen Quarz- körnern, deren Größe unter 0,5 mm liegt Auch im Anschluss an die oben beschrie- (HARBORT et al. 1917). Die Binnendünen bene, so genannte primäre Aufwehungs- des Plangebietes setzen sich in der Regel phase der Jüngeren Dryaszeit kam es aus Fein- und Mittelsanden mit Korn- immer wieder zu neuerlichen Dünenbil- größenfraktionen von 0,1 bis 0,4 mm zu- dungen, -überformungen und sekundären sammen (SERAPHIM 1985: 1, vgl. Tabelle 1). Verwehungen. MÜLLER-WILLE (1960) be- Diese Korngrößenfraktionen können auf- schreibt für das Ostmünsterland generell grund ihrer losen Haftung im Gefüge und drei Hauptentstehungsphasen, getrennt ihres geringen Gewichtes am leichtesten durch zwei Bodenbildungsphasen. Die vom Wind aufgenommen und verfrachtet Dünen des Untersuchungsraumes sind werden. Feinere Partikel kleben durch folglich komplexe, stockwerkartig aufge- Adhäsionskräfte stärker zusammen und baute Gebilde mit mehreren Bodenbil- verbinden sich zu Aggregaten, gröbere dungs- und Überwehungsschichten. Korngrößen neigen durch ihr höheres Ei- Die ältesten bekannten Bildungen, die so gengewicht weniger zur Winderosion. Zur genannten Urdünen der ausklingenden Fortbewegung von trockenen Fein- und Weichsel-Eiszeit sind, im Gegensatz zu Mittelsanden genügen daher bereits Wind- den nachfolgenden Dünengenerationen geschwindigkeiten von 3,5 – 6,7 m/sec, die rein natürlich entstandene Gebilde. Frei in Windstärken von 3 bis 4 also einer schwa- die Senne einfallende Winde sorgten in der chen bis mäßigen Brise entsprechen (SE- vor ca. 11.000 Jahren vegetationsarmen RAPHIM 1985). Nach STRAßMANN (2005) kann Kältesteppe für eine primäre Anwehung bei Windgeschwindigkeiten von 48 km/h der Urdünen. Ihre Entstehung war späte- an einem ein Meter breiten Abschnitt einer stens mit der Wiederbewaldung der Land- 26 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Tabelle 1: Korngröße der Dünensande in % (nach HOERLE 1920)

0,25 mm 0,25–0,5 mm 0,5–1 mm 1–2 mm Windelsbleiche 29,79 67,26 2,86 0,09 Furlbach 11,40 81,83 6,73 0,04 Hövelhof 10,01 71,64 18,16 0,19 Thune-Bach 20,78 73,22 5,95 0,05 Gynzberge 32,43 63,86 3,66 0,05 schaft und der damit verbundenen Festle- Form von Plaggen, Grassoden oder Sand gung der Sande zu Beginn des Holozäns in der Umgebung gewonnen werden (SIEK- abgeschlossen (SKUPIN 1994: 57). Auf den MANN 2004: 268). MENSE (1992) errechnete Urdünen bildete sich im folgenden Atlan- für ein gewöhnlich großes Hügelgrab von tikum eine erste „Schale“ der Boden- 18 m Durchmesser und ursprünglich bildung. Erkennbar wird diese erste 3,60 m Höhe eine Fläche von 2 ha, die zur Verwitterungsschicht durch rostfarbige Errichtung eines solchen Grabmonumen- Ortsteinbänder. Auch Kulturschichten der tes abgeplaggt werden mussten. Die tem- Endneolithiker und Bronzezeitler können poräre Offenlegung weiter Sandbereiche festgestellt werden. Neben den überdeck- resultierte aus dieser Nutzung. Im dama - ten Bodenhorizonten zeugen die verblie- ligen Bestattungsritus begründet sich benen Reste von Hügelgräbern und damit wohl eine nicht unerhebliche Ursa- Kultstätten von den ersten Siedlungsspu- che der Sandmobilisierung innerhalb der ren der ausgehenden Jungsteinzeit und zweiten Dünenbildungsepoche. Des Wei- der nachfolgenden Bronzezeit. teren fällt die zweite Dünenbildungsphase Die erste Kulturbodenschicht auf den Ur- in den Zeitraum des Subboreals vor ca. dünen wurde anschließend von dem Mate- 4.500 – 2.600 Jahren, welches sich durch rial einer zweiten Überwehungsperiode ein kontinental getöntes Klima, innerhalb überdeckt. Dieser Prozess wurde bereits der späten Wärmezeit auszeichnete. Es durch die Einflussnahme des Landwirt- herrschten somit auch in klimatischer Hin- schaft betreibenden bronzezeitlichen Men- sicht günstige Voraussetzungen für eine schen mitbestimmt. Speziell die im Herbst Dünenneubildung. Daher handelt es sich vegetationsfreien Sandäcker und die hierbei um einen halbnatürlichen Vorgang, durch Viehtritt gelockerten Böden der der sowohl durch menschliches Handeln Viehweiden waren anfällig für Winderosion. als auch durch natürliche Abläufe ausge- Die Folge waren neuerliche Sandumlage- löst wurde. Die zweite Entstehungsphase rungen, vor allem in der für damalige Ver- brachte Überwehungen von hellgelben und hältnisse dicht besiedelten Senne. Bereits hellgrauen Sanden, mit Mäch tigkeiten von für ca. 1.500 v. Chr. wird eine anthropogen 1,5– 2 m. Die Dünen dieser Generation wer- verursachte beginnende Verheidung der den als Altdünen bezeichnet. Oberen Senne angenommen (SIEKMANN In der anschließenden Kulturepoche der 2004: 97). Auf eine frühe intensive Besied- Eisenzeit (700 v. Chr. – 350 n. Chr.) folgte lungsentwicklung insbesondere der obe- die weitgehende Entsiedlung der Senne, ren Senne deuten insgesamt über 200 so dass sich auf den übernutzen und hu- nachgewiesene jungneolithische und musarmen Sandflächen zunächst größere bronzezeitliche Grabhügel hin (HARTEISEN Heidebestände ausdehnten; eine Wieder- 2000: 49). Zur Anlage eines Hügelgrabes bewaldung entfaltete sich nur sehr lang- musste zuerst das nötige Baumaterial in sam (HARTEISEN 2000: 53f). In der Folgezeit Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 27

entstanden neue, durch Bleichungs- oder VENNE 2005). Vor allem die Nutzungsan- Ortsteinbänder gekennzeichnete, Boden- sprüche der neu gegründeten Dörfer bildungsschichten. Haustenbeck (1659) und Augustdorf Die letzte deutlich wahrnehmbare Überwe- (1775) im Innern der Senne waren hierfür hungsperiode, welche im Frühmittelalter verantwortlich. „Haustenbeck und August- einsetzte, formte die so genannten Jung- dorf griffen beide mit ihrem Plaggenhau dünen. Diese können Mächtigkeiten von tief in die trockene Senne hinein. Gemein- 2,5 – 3 m aufweisen. Menschliche Nut- nutzung aller Art, Weide, Gewinnung von zungstätigkeiten sind nun alleiniger Haupt- Brennstoff und Plaggen, schädigten das auslöser für die neuerliche intensive verbliebene Ödland erheblich“ (zit. nach Dünenbildung. Waldrodungen sowie nach- STRAßMANN 2005: 6). Beim Plaggenhau, folgende Überweidung und Devastierung dem Abstechen des Heidekrautes mitsamt der sich entwickelnden Heideflächen tru- den oberen Bodenschichten entstehen gen zur verstärkten Mobilisierung des lange Zeit freiliegende Sandflächen ohne Sandes bei. Von 900 n. Chr. an sind starke eine vor Erosion schützende Humus- oder Waldauflichtungen nachgewiesen, die Vegetationsbedeckung. Die regelmäßige Senne blieb jedoch noch weitgehend frei Entnahme der für die Stalleinstreu und die von Siedlungen und wurde von den umlie- anschließende Ackerdüngung aus der genden Ortschaften aus als gemeinschaft- Heide gestochenen Plaggensoden begün- liches Weideland genutzt. Die um das Jahr stigte den Prozess der Dünenneubildung 1000 erstmals urkundlich belegte Bezeich- und -mobilisierung immens. Die durch nung der Sennelandschaft als „Desertum diese prägende Nutzungsform immer wie- Sinethi“ (große Heidesteppe) veranschau- der offen gelegten und vom Wind verfrach- licht gut den damaligen Landschafts - teten Sande überformten anschließend die zustand und ihre Bedeutung für die älteren Dünengenerationen oder initiierten menschliche Landbewirtschaftung. neue, reine Jungdünen.

Abb. 3: Die Senne (Ölgemälde Ludwig Menke 1865 - Abb.4: Dünen mit Rippelmarken bei Staumühle, Original im Lippischen Landesmuseum Det- Foto Reibig (aus WASGINDT 1980) mold)

Ihren Höhepunkt erreichten Walddevastie- Die junge Gemeinde Augustdorf wurde rung, Heideausdehnung und damit wohl noch im 19. Jahrhundert mehrfach von auch die Sandmobilisierung und Dünen- Wanderdünen bedroht, die aus den umlie- neubildung aber erst im 18. Jahrhundert in genden abgeplaggten Bereichen genährt Folge der zunehmenden menschlichen wurden (STRAßMANN 2005). Für das Jahr Besiedlung und Landnutzung (RÜTHER & 1811 ist Entsprechendes auch für die Ge- 28 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010) meinden Schlangen und Lippspringe am richtet von regelrechten Sandstürmen, die Südrand der Senne belegt (PAVLICIC 1998). noch bis in die 1930er Jahre über die of- Hier wurde die Sandmobilisierung aller- fene Senne zogen (HARTEISEN 2001). Einen dings vorwiegend durch die Überweidung anschaulichen Eindruck des Landschafts- der Heideflächen mit Schaf- und Rin - bildes der Senne zur Mitte des 19. Jahr- derherden verursacht. PIEPER (1841:48) hunderts vermittelt das abgebildete Öl- schreibt noch ca. 30 Jahre später über die gemälde von Ludwig Menke aus dem „Sandberge“ in der Umgebung von Lipp- Jahre 1865 (Abb. 3). springe: „Hier ist der Sand meist ganz lose, Auch die seit dem frühen Mittelalter halb- die Oberfläche ohne Kräuter, und den Win- wild in der Senne gehaltenen den preisgegeben, welcher auch nicht sel- Pferde des lippischen Fürstenhauses hat- ten diese relativen Berge verweht, oder auf ten ihren Anteil an den starken Erosions- andere Stellen schafft. Wirkten die Senne- erscheinungen. In manchen Zeiten gab es bewohner durch Einfriedung ihrer in Cul- über 200 Stuten in der Senne (HUTTER et al. tur gesetzten Flächen mit Kiefern oder 2000). Durch ihre kräftige Tritteinwirkung Birken diesen Sandströmungen nicht ent- wurden Verletzungen der häufig dünnen gegen, so würden die dadurch angerich- oder abgeplaggten Vegetationsdecke teten Verwüstungen noch bedeutender sowie weitere Mobilisierungen der Dünen- sein.“ sande ausgelöst (Abb. 5). Diese land- Auch im Innern der Senne herrschten ver- schaftsgestaltenden Prozesse durch die gleichbare Verhältnisse. So machten im lange frei lebenden Senner Pferde ver- Jahr 1840 offene Sandflächen und Sand- schwanden mit dem Niedergang ihrer wehen 3 % (57 ha!) der Gemarkungsfläche Zucht gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Haustenbecks aus, vor allem im Gebiet Mit der gleichzeitigen Ausweisung der der Sommerberge, des Lamsort (Trocken- südlichen Senne als Militärübungsplatz talbereich des Krollbachs) und der Ziegen- nahmen Kavalleriepferde immer mehr ihre stränge (HARTEISEN 2000). Zugleich werden Rolle als „Landschaftsgestalter“ ein. Die in dieser Region die stetig zunehmenden seit der Reichsgründung intensiv betriebe- Übersandungen von Ackerflächen und nen Kavallerieübungen verstärkten und Dorfstraßen durch Wehsande beklagt: konzentrierten sogar noch die erosions- „Der Raubbau an Plaggen rächte sich auslösenden Effekte (Abb. 6). Schon 1902 furchtbar. Im Jahre 1812 hatte der Sturm stellt Adolf Rebbe fest, dass „da, wohin die in die lange Düne, die am oberen Roten- Füße der Pferde oft treten“, die Heide ein- bach entlangführt, eine richtige Lücke gehe und offene Sandflächen entstünden gerissen und die Sandmassen bei Brink- (zit. nach SIEKMANN 2004: 199) manns2 und Freitags Stätten wieder abge- Spätestens seit dem Neolithikum und dem lagert“ (SPRENGER 1939: 125). Weiterhin ist wachsenden Einfluss des Menschen sind für den Bereich Schwarzenteich südwest- Bodenzerstörungen und Dünenbildungen lich von Lipperreihe überliefert, dass im prinzipiell zu jeder Zeit wirksam und prä- Jahr 1780 durch Wegwehen des Sandes sent gewesen. Die mittelalterlichen Ro- die Freilegung eines Grenzsteines auf dungsperioden (ca. 500 – 800 n. Chr. und einem Sandhügel zu befürchten war um 1200 n. Chr.) und die damit verbunde- (THORWESTEN 2000: 46). Der Zeitzeuge Ha- nen Erosionsprozesse bilden daher nur gemeier aus Oesterholz-Haustenbeck be- Ansatzpunkte für eine genauere Datierung.

2 Verbreiteter Familienname in der Senne: bezieht sich auf die im Gebiet übliche niederdeutsche Bezeichnung offener, spärlich bewachsener Dünen als „Brinke“ Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 29

Abb. 5: Senner Pferde des Fürstlichen Gestüts in Abb. 6: Kavallerieübung der 8. Husaren am Bachbett Lopshorn. (Ölgemälde Carl Rötteken und der Strothe um 1910 (aus PIESCZEK 1992) Gustav Quentell um 1850 - Original im Lippi- schen Landesmuseum Detmold)

Vielmehr ist davon auszugehen, dass wäh- formen differenziert zwischen Wall-, Strich- rend des gesamten Holozäns mehr oder und Parabeldünen. Zudem werden von ei- weniger kontinuierlich Sandaufwehungen nigen Autoren auch die Sicheldünen (Bar- stattgefunden haben (SKUPIN 1987). chane) als heimische Formen angesehen Dieser Prozess wurde erst durch die Mar- (Abb. 7). kenteilung, systematische Kiefernauffor- Parabeldünen bestehen aus zwei seitli- stungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts und chen Flügeln und einem Kopfteil, der den die Entwicklung des Kunstdüngers aufge- beiden Seitenflügeln „vorauseilt“. Sie wer- halten. Die großen Heideflächen wurden den durch flache Luv- und steile Leeseiten im Rahmen dieser Veränderungen entwe- gekennzeichnet. Die Untergrundfeuchte der in Ackerland, Grünland oder Kiefernfor- und auch die Rauhigkeit des Bodens (z.B. sten umgewandelt. Aufgrund der besonde- durch Vegetationsbedeckung) nehmen auf ren Situation in der Senne mit dem seit die Dünenbildung entscheidenden Ein- über 100 Jahren bestehenden Truppen- fluss. Die flachen Hangseiten der Parabeln übungsplatz sind in dieser Gegend im Ver- werden durch aufkommenden Pflanzen- gleich zu anderen einstigen Heideregionen wuchs festgelegt, so dass nur noch das noch größere Reste der historischen Kul- Zentrum weiterwandern kann. Der Mittel- turlandschaft erhalten geblieben. teil zieht daher schneller voran als die Sei- tenenden, die dem Hauptkamm „hinterher 5. Dünentypen und -formen hinken“ und die typische Parabelform ent- steht (Abb. 8). Diese für die Senne typische In der Geomorphologie differenziert man und vorherrschende Dünenform entsteht zwischen verschiedenen Dünentypen, die nach Annahme HOERLE´s (1920) durch das unter Einfluss unterschiedlicher Windrich- „Herausblasen“ des Mittelstücks einer tungen, -stetigkeiten und -geschwindig- Walldüne. keiten entstehen. Weiterhin bedingen Ihr spiegelbildliches Gegenstück stellt die Materialverfügbarkeit, Vegetationsbede - Sicheldüne dar, mit leewärts gerichteten ckung und Bodenfeuchte die Formenbil- Enden und konkav ausgebildeter, vorwärts dung. schreitender Leeseite. Die meist vegetati- Eine für die Sennedünen häufig benutzte, onsfreien Sicheldünen entstehen durch rein deskriptive Klassifikation der Dünen- richtungskonstante Winde bei begrenzter 30 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 7: Dünenformen (nach PRESS & SIE- Abb. 8: Schema einer sog. Parabeldüne (nach SERAPHIM 1985) VER 1995)

Sandanlieferung und wandern leewärts. bei hohen Windgeschwindigkeiten gebil- Bei diesem Vorgang sind die freiliegenden det und liegen parallel zur dominierenden Sichelenden schneller als der Hauptkamm. Windrichtung. Sicheldünen sind insgesamt breiter als Da Strichdünen im Untersuchungsgebiet Parabeldünen und werden durch Wirbel- nicht eindeutig von evt. abgetrennten Sei- bildung im Inneren bestimmt. Daher steigt tenflanken einer zergliederten Parabeldüne die Düne auf der Luvseite mit geringem zu unterscheiden sind, ist eine genaue Zu- Gefälle an und fällt auf der Leeseite steil ordnung erschwert. Gleiches gilt für die ab. Als „echte Wüstendünen“ bilden sich Walldünen. Vorgerückte, breite Kopfteile Sicheldünen bei tief anstehendem Grund- von Parabeldünen, die quer zur dominan- wasser und fehlender Vegetation heraus, ten Windrichtung liegen und nicht mehr im im Gegensatz zu den Parabeldünen, die Zusammenhang der Gesamtdüne stehen, bei höherem Grundwasserstand und können leicht als originäre Walldünen fehl- gleichzeitiger spärlicher Vegetationsdecke interpretiert werden. Strich- und Wall - entstehen. dünen können folglich in der Senne als Die meisten Parabelbögen, Strichdünen Reliktelemente bzw. Umformungen von und Bogenfragmente der Senne sowie an- ursprünglich zusammenhängenden Para- derer westfälischer Dünengebiete erwei- beln oder Dünenbögen verstanden wer- sen sich nach HESEMANN (1975) als den. Die Verteilung der Sennedünen im ur sprüngliche Sicheldünen. Auch MACHAT- Vergleich mit den von HOERLE (1920) be- SCHEK (1973) weist darauf hin, dass Ver - schriebenen und von MAASJOST (1933) dar- änderungen von Windrichtungen und gestellten großen Dünenbögen legt diese -stärken während der verschiedenen Erd- Vermutung für den Untersuchungsraum alter zur vollständigen Umkrempelung nahe. einer Sicheldüne zu einer Parabeldüne Bedingt durch verschiedenartige Haupt- führen können. windrichtungen während der Entstehungs- Walldünen entwickeln sich bei niedrigen phasen der Dünen sowie durch mensch- Windgeschwindigkeiten und liegen senk- liche Tätigkeiten in den Folgezeiten erga- recht zur vorherrschenden Windrichtung. ben sich immer wieder Überprägungen der Im Gegensatz dazu werden Strichdünen Dünenformen. Anhand der Oberflächenge- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 31

Form sowie eine ausgeprägte Ortsteinbil- dung im Untergrund auf, die auf ein hohes Alter dieser Dünenform hindeutet. Die jün- geren Kuppendünen sind zumeist steil und unregelmäßig aufgebaut zudem besitzen sie nur eine geringe Bodenbildung (GRA- BERT 1952). In der Senne sind Kuppen- dünen den größeren und markanteren Dünenzügen meist aufgesetzt, kommen aber auch in den dazwischen liegenden größeren Sandgebieten in der Regel in größerer Zahl vor (SKUPIN 1994: 44). Abb. 9: Mit Dünensanden überwehtes Altbodenprofil nahe der A2 bei Sennestadt (Foto Seraphim 6. Aufbau der Sennedünen 1965) Aus einer vergleichenden Betrachtung der stalt ist daher die eindeutige Bestimmung Lage, des Grundrisses und vor allem des einer Düne als Parabel- oder Sicheldüne inneren Schichtaufbaus der Dünen können bzw. als Ur-, Alt- oder Jungdüne nicht sowohl über die Art und Weise als auch möglich, da sich über den inneren, ältesten über die Zeiträume der Dünenentstehung Kern der Düne immer wieder neue Sand- Schlüsse gezogen werden. Hieraus ergibt und Bodenbildungsschichten stockwerk- sich, dass in mehrfachem Wechsel östli- artig übereinander gelagert haben (Abb. 9). che und west- bis südwestliche Winde an Diese häufigsten und sehr variabel aufge- der aufbauenden Arbeit beteiligt waren bauten Dünenformen bezeichnet man als (HOERLE 1920). Heute herrschen in der Komplexe Dünen. Angesichts des Ausma- Senne Parabeldünen bzw. deren Reste ßes der Umlagerungsprozesse sowie in- vor, die nach Südwesten geöffnete Bogen- folge der verbreiteten Einebnung flacher formen aufweisen und demnach zuletzt Dünen zur Gewinnung landwirtschaftlicher durch Südwestwinde gestaltet worden Nutzflächen hat sich gezeigt, dass es im sind. Gebiet kaum noch intakte, ursprünglich er- Kennzeichnend für die Gestalt der Senne- haltene Ur- bzw. Altdünen gibt, wohl aber dünen sind südwestlich ausgerichtete Luv- reine Jungdünen und komplexe Gebilde seiten mit einem Böschungswinkel von (SERAPHIM 1986). 5 – 30° und nordöstliche Leeseiten mit Bö- Eine weitere abweichende Dünenklassifi- schungswinkeln von bis zu 40° (MAASJOST kation nach MÜLLER-WILLE (1960) unter- 1933). Durch das stetige Ablagern und scheidet zwischen Kuppen- und Flach- Nachrutschen der angelieferten Wehsande dünen, wobei seiner Auffassung nach die auf der windabgeneigten Seite ist die Lee- Formen nur wenige Rückschlüsse über seite der Düne in der Regel steiler geneigt Alter und Genese zulassen. Nachforschun- als die Luvlage. MAAS (1952) berichtet in gen von GRABERT (1952) an münsterländi- seiner Arbeit von Luvseiten mit durch- schen Emsdünen stellen jedoch Kuppen- schnittlich 10° Gefälle und Leeseiten mit dünen im Allgemeinen als jüngere Ausbil- Neigungen von etwa 30°. SERAPHIM (1985) dungen bzw. Überlagerungen auf alten fla- ermittelte bei der Vermessung der Dünen chen Strichdünenkernen heraus. Flach- zwischen Sennestadt und Augustdorf Luv- oder Strichdünen weisen allgemein eine werte unter 10° während die Leewinkel be- flachwellige, lang gestreckte und breite sonders häufig zwischen 10° und 15° 32 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010) lagen. Diese Ausrichtung und die dominie- rende nach Südwesten geöffnete Parabel- form der Dünenzüge weist darauf hin, dass spätestens seit dem Atlantikum südwest- liche Winde geweht und an den Dünen ge- wirkt haben, die folglich zur Entstehung der gegenwärtigen Dünenoberflächen führten. Den größeren Dünenzügen in süd- westlicher Richtung vorgelagert finden sich noch einige Ausblasungswannen, aus denen der Sand ausgeweht und schließ- lich weiter östlich zu Dünen angelagert wurde. Diese beiden zusammenhängen- den morphologischen Gegebenheiten be- Abb. 10: Düne in Sandgrube Schlingmann bei Stu- legen die Bildung zumindest der jüngeren kenbrock. Die aufgeschlossenen Schichten wurden von rechts (Luv, etwa NNE bis Dünenformen durch südwestliche Winde. NNW) nach links (Lee, etwa SSW bis SSE) Im Allgemeinen erstrecken sich die Senne- geschüttet, woraus sich zur Zeit der Schüt- dünen daher in Bögen, die nach Westsüd- tung Luv und Lee sowie das Wachstum west geöffnet sind und symmetrisch zur der Düne bei deutlicher Versteilung des Schichteinfalls bis zu 30° feststellen lassen Westsüdwest-Ostnordost Linie verlaufen. (aus SERAPHIM 1986: 128) Unterhalb der heutigen Oberflächen kön- nen im Innern der Dünen allerdings auch Überlagerung der Urdünenkerne und anders gelagerte Schichtungen festgestellt brachten die heute charakteristischen werden, die auf eine Anwehung der heuti- nach Westsüdwest geöffneten Sennedü- gen „Dünensockel“ aus entgegengesetz- nen hervor. Die Untersuchungen des gla- ter, also nördlicher Richtung hindeuten zialen Windsystems, zusammen mit der (SERAPHIM 1985; HESEMANN 1975). So Beachtung der inneren Urdünen-Schich- herrschten nach HESEMANN (1975) im Spät- tungen deuten zudem auf ein noch höhe- glazial allgemein östliche Winde, die im res Alter der ältesten Sennedünen als Senneraum durch die abschirmende Lage bisher angenommen hin. Nicht die Jün- des Osnings zu nördlichen Richtungen gere Dryaszeit, sondern das Ende des umgelenkt wurden. In Aufschlüssen alter Hochglazials mit seinen vorherrschenden Dünenkerne der Senne wurden ursprüng- Nordwinden wäre dann als mutmaßliche liche steil geschichtete Leehänge auf Süd- primäre Dünenbildungsphase anzusehen bis Südostseiten festgestellt, die diese (SERAPHIM 1985: 11). Darstellung unterstützen (SERAPHIM 1985, Die Theorie der Nordwinde zur Zeit der Ur- HESEMANN 1975). Als Beispiel gibt SERAPHIM dünenbildung wird zudem durch die cha- (1986) den in Abb. 10 dargestellten, bis in rakteristische Raumverteilung der Senne- die Dryasschichten reichenden, Auf- dünen unterstützt. So finden sich im süd- schluss in einem 5 m hohen Dünewall bei lichen Teil des Untersuchungsgebiets ab Stukenbrock an. Zwischen Hoch- und Haustenbeck die auffälligsten und höch- Spätglazial kam es schließlich, wie Unter- sten Dünenzüge des gesamten Sennerau- suchungen aus den Niederlanden zeigen, mes. Da es erst bei nachlassender Kraft zu einer Drehung des Windes, ungefähr im des Windes zur Ablagerung des aus der rechten Winkel gegen den Uhrzeigersinn, Sanderfläche erodierten Materials kom- auf südwestliche Richtungen (SERAPHIM men kann, deutet diese Beobachtung auf 1985: 11). Diese Winde sorgten für die eine Sandanlieferung aus nördlicher Rich- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 33 tung hin. Die aufgenommenen und trans- prägung der ursprünglichen Dünenform in portierten Sande stammten somit ur- jüngerer Zeit sein. sprünglich von der nördlich vorgelagerten Sanderfläche bzw. der Kameterrasse. Die 6.1 Das Verhältnis von Dünen- zu Feststellung SKUPINS (1982), dass die Talbildung Dünenablagerungen der Unteren Senne (Lippe-Strothe-Thune) im Vergleich zur Die auffällige strichdünenartige Orientie- Oberen Senne stärker aus „mobilen“ Fein- rung zahlreicher Sennedünen entlang der und Mittelsanden aufgebaut sind, unter- Nordost-Südwest gerichteten Bachtäler streicht diese Annahme. Zusammen mit sowie die enge räumliche Verknüpfung der dem auffälligen Fehlen von Dünen auf den Dünengebiete und der Quellzonen der eigentlichen Sanderflächen, die von den Sennebäche führte zu einer Diskussion um glazialen Nordwinden nicht erreicht wer- die kausale Beziehung dieser beiden sen- den konnten (s. Kap. 7), können diese netypischen Landschaftselemente. Ins - Merkmale als Belege für die Nordwind- besondere die Frage des Alters der theorie herangezogen werden. Die folgen- Talbildung im Vergleich zu den Dünenbil- den Westwindphasen sorgten für eine dungen wird in der Literatur kontrovers Umgestaltung und Verlagerung der beste- dargestellt. henden Dünenformen, sowie für die Ein- SKUPIN (1994) sieht die Talbildung als älter wehung von Sanden in die Hanglagen und an, so dass seiner Auffassung nach eine Quertäler des Teutoburger Waldes. Anwehung der Dünen erst nach der Ent- Eine Sonderstellung nehmen die Dünen stehung der Bachtäler gegen Ende des östlich der Gemeinde Sande ein, wo die Spätglazials stattgefunden haben kann. Längsrichtung der Jüngeren Dünen, im Als Beleg zieht SKUPIN (1994) Alleröd-Bo- Gegensatz zur Mehrzahl der übrigen Sen- denhorizonte heran, die als primäre Bo- nedünen, eine Südost-Nordwest Ausrich- denbildungen auf den saaleeiszeitlichen tung zeigt. Als Ursache hierfür stellt SKUPIN Sandablagerungen sowohl unterhalb der (1982) den regulierenden Einfluss der par- Dünensockel als auch im unmittelbaren allel verlaufenden Lippe und ihrer formen- Umfeld der bestehenden Fließgewässer- den Hochwasser heraus. systeme vorgefunden wurden. Erst trocken Die Höhe der Sennedünen variiert von we- gefallene Bachsedimente wären demzu- nigen Dezimetern bis zu maximal über folge als Ausgangsmaterial für die primäre 20 m in den Schlanger und Schwarzen Dünenbildung anzusehen. Bergen, wobei nach MAASJOST (1933) ins- SERAPHIM (1978) stellt hingegen in Anleh- gesamt gesehen durchschnittlich Höhen nung an HOERLE (1920) und MAASJOST von 5– 10 m erreicht werden. HOERLE (1933) die rückschreitende Erosion der (1920) stellt fest, dass „im Ganzen betrach- Bachläufe, d. h. die Quellrückverlegung tet die Dünenfelder von Westen nach gegen den Hang als Beleg für das höhere Osten an Höhe zunehmen“, wobei inner- Alter der Dünen heraus. Die Quellhorizonte halb der in der Senne vorherrschenden der Sennebäche lagen demzufolge ur- Parabeldünen die höchsten Punkte der sprünglich in der Übergangszone von Parabel „an einer beliebigen Stelle vom saale-eiszeitlicher Grundmoräne und der westlichen Anfang bis zur Umbiegungs- Nachschüttsande im Bereich der Unteren stelle liegen und nur vereinzelt auf dem Senne. Von hier aus sind die Quellen nach Kopf selbst“. Diese Beobachtung könnte Osten „gewandert“ und haben die steilen wiederum ein Hinweis auf eine nachträgli- Kastentäler herausgebildet, die heute che kuppenartige Überwehung bzw. Über- kennzeichnend für die Senne sind. Hierbei 34 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

haben sich die Fließgewässer nach und sung der nach HOERLE´s Auffassung ehe- nach in die bestehende Dünenlandschaft mals kilometerweit zusammenhängenden „hineingegraben“ und diese zergliedert Dünenbögen der Senne (s. Kap. 9). und umgeformt. Dieser Prozess hat nach Dieser Prozess hat nicht nur zu einer Dü- dem Ende der Weichsel-Eiszeit begonnen nenzerstörung und -zersetzung geführt, und sich stetig fortgesetzt, so dass weit- sondern indirekt durch Sandumlagerungen reichende Quellrückverlegungen erfolgten. auch ein sekundäres Wachstum bzw. eine MAASJOST (1933) verweist in diesem Zu- Überhöhung der Urdünen bewirkt. Sand- sammenhang auf die Emsquelle, von der auswehungen fanden aus den nach star- ein Fortschreiten um mindestens 30 m ken Niederschlagsereignissen freigespül- nach einem heftigen Wolkenbruch bekannt ten Sanden der Trockentäler, den abgela- ist. Vergleichbares ist für die Trockentäler gerten Sandbänken der Bachtäler sowie des Ölbachs nach einem heftigen Platzre- ausgehend von den Erosionskanten der gen im Juli 1927 belegt (Abb. 11). Da in- Bachböschungen statt. Hierdurch wurden zwischen die meisten Trockental- und die Dünen im Laufe der Zeit immer wieder Quellregionen bewaldet sind, werden der- verändert, umgeformt und überlagert; artige Erosionserscheinungen gegenwär- sogar Dünenneubildungen entlang der tig höchstens noch auf den Truppen- Bachufer könnten ausgelöst worden sein. übungsplätzen beobachtet. An einigen Insbesondere der aus Trockentalrissen Bachläufen ist erkennbar, dass diese Pro- ausgeschwemmte Sand könnte zu einer Überfrachtung, Ausuferung und verstärk- ten Sedimentation der Fließgewässer ge- führt haben, wobei zeitweise Sandbänke trocken fielen, aus denen manche der bach- und flussnahen Jungdünen ausge- weht sein mögen (SERAPHIM 1985: 7). Das Bestreben der wirtschaftenden Men- schen, die fruchtbaren Auen der Sennebä- che durch das Abstechen der Bö- schungshänge – das so genannte „Wies- kenmaken“ – zu verbreitern, hat diesen Prozess zusätzlich verstärkt. Um die Nutz- barkeit der gewonnenen feuchten Wiesen zu verbessern, wurden diese häufig künst- Abb. 11: Trockental südöstlich Oerlinghausen 1927, lich um 20 – 40 cm erhöht. Das Auftra- Foto Reibig (aus WASGINDT 1980) gungsmaterial stammte hierbei zumeist aus angrenzenden Dünenrücken (MERTENS zesse sogar ehemals zusammenhängende 1980: 20). Die Bildung und Entwicklung Dünenzüge von einander abgetrennt der Bach- und Trockentäler sowie die Um- haben müssen. gestaltung der Dünenzüge sind somit eng Deutlich wird dies an morphologisch miteinander verknüpft. Für die Überfor- gleich gebauten und quer zum Bach lie- mung, Zergliederung und Zerstörung ehe- genden Dünenwällen, die durch das Fließ- mals zusammenhängender Dünenbögen gewässer in zwei Segmente unterteilt sind neben den natürlichen Einflüssen wurden (Bsp. Oberes Furlbachtal). Anhand durch Quellrückverlagerungen und Bach- dieser Feststellungen erklärt sich unter an- sedimentauswehungen ebenso menschli- derem auch die Zergliederung und Auflö- che Einflüsse verantwortlich zu machen. Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 35

Abb. 12: Schnitt durch die quartären Deckschichten der Oberen Senne (aus Erläuterungen zur geol. Karte von NRW 1:100.000 Bl. Paderborn)

7. Dünenverbreitung in der Senne in dieser Zone durch die starke Exposition dem Winde gegenüber zu erklären ist. „Es Der Verbreitungsschwerpunkt der Binnen- mag sein, dass der in Bewegung geratene dünen liegt in der Oberen Senne und lässt Sand hier niemals einen Ruheplatz findet sich grob in den Bereich der mittleren bis und erst in den sandfangenden Schluch- unteren Einebnungsstufe des Sanders ein- ten und Tälern des Teutoburger Waldes ordnen (Abb. 12). Die Dünen erstrecken abgesetzt wird“ (SCHNEIDER 1952: 12). Un- sich in einer „gewissen mittleren Zone terstützt wird diese Annahme durch die durch die ganze Senne, denn sie liegen Tatsache, dass hohe Windgeschwindigkei- vorwiegend über die zweite Terrasse bis ten statt einer akkumulativen vielmehr eine auf die dritte herab ausgebreitet“ (MAAS- erosive Wirkung entfalten und Sande in JOST 1933 nach HOERLE 1920). Die Verbrei- großer Höhe über weite Entfernungen ver- tung der Dünen konzentriert sich hierbei frachten und in Form von Flugsanddecken auf das Gebiet zwischen 110 und 150 m wieder ablagern (SERAPHIM 1985). HESE- über NN, wobei oberhalb der 150 – 160 m MANN (1975) hingegen hält es für möglich, Höhenlinie kaum äolische Verfrachtungen dass der betreffende Raum zwischen festgestellt werden können (SERAPHIM Senne und Teutoburger Wald dünenfrei ist, 1997). Dort wo die Sanderfläche und damit da seiner Meinung nach ursprünglich nicht auch die Einebnungsstufen weiter nach Südwestwinde sondern nördliche Winde Westen reichen z. B. in der Moosheide die primäre Dünenbildung in der Senne folgt dementsprechend auch der Dünen- verursacht haben. Diese hätten demzu- gürtel dieser Orientierung (Abb. 13). folge den oberen Sanderbereich nach Pas- Die oberhalb der mittleren Stufe liegende sage des Teutoburger Waldes als Sanderfläche und die Kameterrasse wei- Fallwinde erreicht. In dieser Zone könnte sen kaum oder nur kleine Dünenfelder wie eine Aufnahme und Anreicherung der Luft z. B. in der Kammersenne auf. SCHNEIDER mit Sanden stattgefunden haben, die zur (1952) vermutet, dass die flächige Ausbil- Bildung der südwestlich auf den unteren dung des Flugsandes und das damit ver- Terrassenstufen liegenden hohen Dünen- bundene weitgehende Fehlen von Dünen felder führte (s. Kap. 6). Die wenigen Dü- 36 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 13: Einebnungsstufen des Sennesanders (verändert nach MAASJOST & MÜLLER 1977) nenfelder in der mutmaßlichen ehemaligen Besiedlung und Bodenbewirtschaftung in Windschattenzone am Ostrand des San- genau diesem Raum unterstützt werden. ders (z. B. in der Kammersenne) müssten Der Übergangsbereich von Senne und demgemäß anderen Ursprungs sein. Sie Teutoburger Wald wurde in der Bronzezeit müssten dieser Theorie nach, im Vergleich als Siedlungsraum bevorzugt und intensiv zu den Dünen der Einebnungsflächen, ur- genutzt, wie zahlreiche Hügelgräber bele- sprünglich erst durch spätere Südwest- gen. WÄCHTER (1999: 220) geht in diesem winde entstanden sein und demzufolge Zusammenhang bereits für die Bronzezeit jünger sein. Diese Hypothese kann durch von einem devastierten Zustand weiter die nachweislich frühe vorgeschichtliche Teile der Senne aus. Die Dünen der Kam- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 37 mersenne und der oberen Sanderzone des Teutoburger Waldes, wo die Sandab- könnten demnach erst nach der primären lagerungen ausklingen. Allerdings wurden Dünenbildungsphase entstanden, oder zu- Dünensande aus der Senne bis in die mindest in entscheidender Form überla- Schluchten des Teutoburger Waldes und gert worden sein. Ihre Entstehung würde sogar noch weiter östlich, insbesondere insofern in die Phase der Altdünenbildung durch die Dörenschlucht bis in den Raum fallen (s. Kap. 4). Waldrodungen, Weide- Pivitsheide bei Detmold verweht. Im Zen- wirtschaft und einsetzender Ackerbau der trum der Senne fällt das Zurücktreten der Bronzezeitkulturen könnten ursächlich zu Dünen zwischen Augustdorf und Hausten- den Sandverwehungen, -umlagerungen beck auf. Hier dringt die obere, weitge- und damit zu den hier heute sichtbaren hend dünenfreie Sanderfläche weit nach Dünenbildungen geführt haben. Die allge- Westen vor. HOERLE (1920) stellt in diesem mein kleinere Kuppenform und inselartige Bereich des so genannten Augustdorfer Verteilung der Dünen der Kammersenne Bogens als Besonderheit das Übergreifen im Vergleich zu den sonst vorherrschen- einer Düne von einer Terrassenstufe auf den großen Dünenfeldern sind weitere auf- die nächste fest. fällige Abweichungen, die auf eine anders- Nördlich der Linie Stukenbrock –August- artige (spätere) Bildungsgeschichte hin- dorf liegen die Dünenzüge in einem maxi- weisen. Zu diesen theoretischen Über - mal nur bis zu 5 km breiten Korridor am legungen und Vermutungen über die Fuß des Teutoburger Waldes und enden Entstehung der Dünen der Kammersenne etwa bei Brackwede. Auffällig ist die zu- fehlen jedoch entsprechende geologische sammenhängende, bandartige Form der Untersuchungen. Dünen in dieser schmalen Zone zwischen Das geografische Hauptverbreitungsge- Kameterrasse im Nordosten und Drumlin- biet der Binnendünen liegt im südlichen feld bzw. Grundmoräne im Süden. Aller- Teil der Senne zwischen einer gedachten dings sind seit Anfang des 20. Jahr- Linie Stukenbrock - Augustdorf im Norden hun derts weite Teile abgetragen oder und einer südlichen Grenzlinie zwischen überbaut worden, so dass heute nur noch Schlangen, Bad Lippspringe und Schloß Teilstrecken erhalten sind. Neuhaus. In diesem Bereich nimmt die Eine nähere Beschreibung sowie eine ver- „Dünenzone“ einen bis zu 10 km breiten gleichende Betrachtung der historischen Korridor ein. und aktuellen Bestandssituation für die Insbesondere der Truppenübungsplatz wichtigsten Dünenfelder der Senne folgen Senne bildet einen Schwerpunktraum. Hier im Kapitel 8.2 finden sich in der Umgebung der ehemali- gen Gemeinde Haustenbeck (1659 – 1939) 8. Aktuelle Bestandssituation auch die ausgeprägtesten und mit über 20 m zudem höchsten Dünen, z. B. die Im Rahmen dieser Untersuchung wurde Schwarzen Berge, die Silberberge und der durch eigene Erhebungen sowie durch Sommerberg. Weiter nach Westen erstre- Kartenauswertung für den Landschafts- cken sich diese zumeist entlang der Bach- raum Senne ein aktuelles Gesamtdünen- täler bis Sande, Hövelhof, Hövelriege und vorkommen von etwa 650 ha ermittelt Liemke. Außerhalb des Landschaftsrau- (Tabelle 2 und Abb. 14). Das entspricht mes Senne folgen Flussdünen den Terras- einem Flächenanteil von 1,7% des Bear- senkanten von Ems und Lippe in Richtung beitungsraumes. Westen. Die östliche Begrenzung der Dü- Rund 410 ha des Gesamtbestandes lie- nenverbreitung liegt am Fuß der Egge bzw. gen innerhalb des Truppenübungsplatzes 38 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 14: Binnendünenvorkommen in der Senne Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 39

Tab. 2: Statistik der Flächengrößen und -anteile der Sennedünen

Flächengröße Anteil an Gesamtraum Flächenanteile in ha Senne in %

Landschaftsraum Senne gesamt ca. 38.300 ha 100 %

Dünensandbereiche * ca. 1.900 ha ca. 5 %

Aktuelle Binnendünenvorkommen ca. 650 ha ca. 1,7 %

• Bewaldete Binnendünen ca. 550 ha ca. 85 % Anteil am Gesamt- dünenvorkommen

• Offenland - Binnendünen ca. 100 ha ca. 15 % Anteil am Gesamt- dünenvorkommen

Gesamtgröße Truppenübungsplätze ca. 11.850 ha ca. 31 % (TÜP Senne ca. 11.300 ha, TÜP Stapellager ca. 550 ha) Binnendünenbestand auf den Übungsplätzen ca. 410 ha ca. 63 % Anteil am Gesamt- dünenvorkommen * nach den geologischen Kartenblättern Paderborn, Verl, Senne, Lage und Brackwede (i.M. 1:25.000)

Senne; außerhalb der militärisch genutzten In Abb. 14 werden die für die Senne ermit- Flächen befindet sich der Restbestand von telten Dünensandbereiche grau darge- etwa 240 ha. stellt, die heute noch aktuellen Dünen- Die Darstellungen der geologischen Kar- gebiete sind schwarz markiert. Die Diffe- ten verdeutlichen im Vergleich zur aktuel- renz zwischen Dünensandbereichen der len Dünenverbreitung den Rückgang des geologischen Karten und dem ermittelten Dünenvorkommens in der Senne. Ihre aktuellen Bestand wird so deutlich und be- Auswertung hat ergeben, dass von Natur legt den Schwund der Sennedünen. aus etwa 1.900 ha, also rund 5% der Sen- Die regional unterschiedlichen Ursachen nelandschaft von Dünensandbereichen für diesen deutlichen Rückgang werden im eingenommen werden, bzw. einst einge- folgenden Kapitel aufgezeigt. nommen wurden. Diese Angabe beruht auf Im Folgenden soll kurz auf den aktuellen der Analyse der uneinheitlich aufgebauten Zustand und das Erscheinungsbild der geologischen Kartenblätter Paderborn, heute bestehenden Binnendünenlebens- Verl, Senne, Lage und Brackwede. Die Be- räume der Senne aus Sicht des Natur- nennung der äolischen Sandablagerungen schutzes eingegangen werden. variiert von Kartenwerk zu Kartenwerk, so Kiefernforsten prägen heute größtenteils dass im Rahmen dieser Auswertung die das Bild der Dünengebiete in der Senne. verallgemeinernde Ansprache als „Dünen- Im Gegensatz zu den Dünenzügen des be- sandbereiche“ gewählt wurde. Diese Dü- nachbarten Münsterlandes wurden die of- nensandbereiche setzen sich je nach Alter fenen Wehsandflächen und Dünen der des genutzten Kartenwerks aus unter- Senne jedoch erst spät, seit Mitte bis Ende schiedlich betitelten Einheiten zusammen.3 des 19. Jahrhunderts aufgeforstet und

3 Blatt Paderborn (1982): Feinsand gelbweiß [d2] und Feinsand gelbweiß-grau [d1] / Blatt Verl (1987): Fein-Mittelsand gelbweiß-grau [d2/d1] / Blatt Senne (1912): Flugsand [D] / Blatt Lage (1915): Dünensand [D] / Blatt Brackwede (1982): Fein-Mittelsand [D] 40 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb.15: Typischer beerenstrauchreicher Dünenkie- Abb. 16: Offene Binnendünen im Truppenübungs- fernforst südlich von Lipperreihe platz Senne (Albedyllberge an der Grimke) damit festgelegt. So stieg im Zeitraum von tina) häufig dichte Dominanzbestände, die 1837–1897 der Waldanteil in der Senne durch starke Bodenbeschattung zur Un- von 14% rasch auf 36%, maßgeblich ver- terdrückung einer natürlichen Krautschicht ursacht durch die Neuanlage von Kiefern- führen. kulturen. Demnach stellen die heutigen Aktuell sind etwa 60% der Senne bewal- Bestände die zweite Kieferngeneration dar, det, die Kiefer (Pinus sylvestris) besitzt die vorwiegend in der Nachkriegszeit be- dabei einen Gesamtanteil von ca. 75%. gründet wurde. Ihr Alter liegt grob zwi- Noch gegen Ende der 1940er bis Anfang schen 40 und 60 Jahren (SCHWANITZ 1997). der 1950er Jahre wurden im Rahmen des Nach der weitgehenden Festlegung und Herrichtungsplanes des Truppenübungs- Aufforstung der Binnendünen konnte eine platzes 2.000 ha Freifläche mit Kiefern kontinuierliche Humusanreicherung und aufgeforstet (BRUMMUND 1992: 49). Durch Bodenbildung einsetzen. diese Aufforstungen wurde erreicht, dass Im Unterwuchs der meisten Kiefernwälder die „bisher regelmäßig bei starken Winden dominieren heute Beerensträucher wie auftretenden großen Sandverwehungen im Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Dünengebiet „Auf der Horst“, die zum Teil Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) zu- die Straße Schlangen/Haustenbeck zeit- sammen mit Draht-Schmiele (Deschamp- weise unpassierbar machten, gänzlich auf- sia flexuosa) sowie Pfeifengras (Molinia gehört haben“ (KEIMER 1981: 233). caerulea), das insbesondere an sicker- Die seit Mitte des 19. Jahrhunderts einset- feuchten Dünenhängen auftritt (Abb. 15). zenden Aufforstungsbemühungen gingen Dickichte aus Adlerfarn (Pteridium aquili- in erster Linie zu Lasten der Heidebe- num) und Dornfarn (Dryopteris dilatata) stände, die zwischen 1837 und 1897 von sind ebenfalls häufig in lichteren Waldbe- 48% auf 22% zurückgingen und 1992 nur reichen anzutreffen. Eingestreut finden noch bei 10% lagen (SCHWANITZ 1997). sich an Waldrändern, -lichtungen oder auf Dennoch stellt die Senne heute mit ca. Sandböschungen noch Reste von Offen- 2.000 ha Calluna-Heide und ca. 350 ha landvegetation wie einzelne Calluna vulga- Sandmagerrasen einen erheblichen Anteil ris-Büsche, beständige Flechtenpolster am nordrhein-westfälischen Gesamtvor- oder Sandmagerrasen. kommen dieser gefährdeten und nach In der Strauchschicht bildet die neophyti- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie europaweit sche Späte Traubenkirsche (Prunus sero- geschützten Sandbiotope (PARDEY in WEST- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 41

FÄLISCHER NATURWISSENSCHAFTLICHER VEREIN vorragend an die mageren, trockenen und 2003). Andere Schätzungen gehen für den bisweilen extrem heißen Sandböden ange- Gesamtraum Senne von Heide- und Sand- passt sind und auf anderen Standorten zu magerrasenbeständen von etwa 5.000 ha konkurrenzschwach sind, um sich durch- aus (HUTTER et al. 2000). Zusammenhän- zusetzen. Für das Überleben dieser hoch gende Heidebestände konnten sich insbe- spezialisierten Arten ist die Steuerung bzw. sondere innerhalb des Truppenübungs- Störung der natürlichen Sukzession über- platzes Senne in einem Flächenanteil von lebensnotwendig (Abb. 17). So kann z. B. insgesamt ca. 30% erhalten (SCHWANITZ die für offene Dünen typische Silbergras- 1997). Außerhalb des militärisch genutzten flur als Pioniergesellschaft nur auf offenen, Bereiches gibt es Calluna-Flächen noch in trocken-warmen Sandstandorten überle- den Naturschutzgebieten „Moosheide“, ben. Die Lebensgemeinschaften der Pio- „Augustdorfer Dünenfeld“, „Schluchten nierfluren sind daher auf Störeinflüsse und Moore am oberen Furlbach“ und in angewiesen, die eine zu starke Vergrasung ehemaligen Sandabgrabungen (z. B. bei und Verbuschung verhindern. Oerlinghausen). Die charakteristische Pioniergesellschaft Auch die letzten zusammenhängenden auf offenen, bewegten Sanddünen im at- noch unbewaldeten Binnendünenstand- lantisch getönten Klimabereich ist die Sil- orte der Senne befinden sich innerhalb bergrasflur (Spergulo-Corynephoretum) dieser Schutzgebiete und auf dem Trup- der Klasse Sedo-Scleranthetea. Neben penübungsplatz Senne (Abb. 16). Nur den Pionierarten Silbergras (Corynephorus etwa 15%, also rund 100 ha des ermittel- canescens) und Sandsegge (Carex arena- ten Gesamtdünenvorkommens von ca. ria) treten schon bald nach der ersten Fest- 650 ha liegen außerhalb von Waldbestän- legung des Sandes Frühlings Spark den. Diese Gebiete konzentrieren sich im (Spergula morisonii) und Bauernsenf (Tees- Wesentlichen auf den Truppenübungsplatz dalia nudicaulis) auf. Außerdem können Senne (Abb.14). In diesem Zusammen- sich durch Windverbreitung Kleiner Amp- hang sind insbesondere die Hausten - fer (Rumex acetosella) sowie Frühe Hafer- becker Senne, die Kammersenne, die schmiele (Aira praecox) ansiedeln. Neben Schlanger Schwarze Berge, die Albedyll- der Fähigkeit der Silbergrasrasen Nähr- berge, der Gynzberg, der Krähenberg, die stoffarmut, niedrige pH-Werte, hohe Tem- Winninghöhe, die Beierberge und die Sil- peraturschwankungen und rasche ober- berberge mit Hammersteinhöhe und Kai- flächliche Austrocknung zu ertragen, wird serstein zu nennen. Die restlichen 85% auch eine wiederkehrende Sandüberwe- Dünenanteil (ca. 550 ha) sind bewaldet hung überstanden. Aufgrund der Konkur- und werden zumeist von Kiefernforsten renzschwäche der Arten der Silbergrasflur, eingenommen (Tabelle 2). Sie weisen in trägt die Störung der Bodenentwicklung der Regel nur kleinflächige Offenstruktu- (z. B. durch Sandbewegungen) zum Erhalt ren auf. der Pionierflur bei und unterbindet ein Vor- anschreiten der Sukzession. Das Silber- 8.1 Arten- und Lebensgemeinschaf- gras wird durch eine leichte Sand- ten auf offenen Binnendünen der überwehung (10 cm/a) sogar gefördert, da Senne die übersandeten Knoten neue Wurzeln ausbilden. Die offenen Binnendünen der Senne bie- Bei zunehmender Verfestigung des Sub- ten Lebensraum für zahlreiche landesweit strates, bedeckt zunächst das Bürsten- bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die her- moos (Polytrichum piliferum) große Teile 42 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 17: Sukzession auf Binnendünen (aus www.uni-bielefeld.de) des Bodens, ehe Flechten (vorwiegend hier exemplarisch Sandbienen (Andrena Cladonien) beginnen die Moosrasen zu spec.), Gefleckte Keulenschrecke (Myrme- überwachsen und mitunter Dominanzbe- leotettix maculatus) und Dünen-Sand - stände ausbilden. Da Flechten eine Über- laufkäfer (Cicindela hybrida) genannt. sandung nicht ertragen, finden sich diese Bemerkenswert sind zudem die starken Bestände zumeist in beruhigten Dünen- Bestände des Rostbindenfalters (Hippar- mulden und Kuppenlagen. Die flechtenrei- chia semele) und der Feldgrille (Gryllus che Ausbildung der Silbergrasflur kann als campestris) sowie das Vorkommen des so genannte biologische Kruste lange Zeit Hellen Dünenzünslers (Agriphila deliella) stabil bleiben, da sowohl Trockenheit und oder der Dünen-Wolfsspinne (Arctosa Nährstoffarmut als auch der hohe Dek- perita) (RETZLAFF 1989:5). kungsgrad der Flechten, das Aufkommen Nachgewiesen sind für den Kernbereich anspruchsvollerer Arten verhindern. Ohne der Senne rund 260 Falter- und 23 Heu- weitere Störung oder menschliche Beein- schreckenarten, die speziell an Sandma- flussung würde sich die Vegetation auf ger- und Trockenrasen gebunden sind Binnendünen jedoch auf lange Sicht in (REICHMANN, 2000). Offene Dünen sind zu- Richtung Eichen-Birkenwald (Querco ro- dem Hauptlebensraum der drei, teilweise boris-Betuletum) entwickeln. äußerst seltenen Ameisenlöwenarten der Kennzeichnend für freie Dünen ist ins - Senne. Auch Reptilien wie die Schlingnat- besondere der große Reichtum an hoch ter (Coronella austriaca) oder die Zaunei- spezialisierten Insektenarten. Zahlreiche dechsen (Lacerta agilis) benötigen die seltene Stechimmen-, Heuschrecken-, sonnenexponierten offenen Sande, bei- Schmetterlings- sowie Laufkäferarten sind spielsweise zur Regulierung ihrer Körper- hier zu finden. Als sennetypische Vertreter temperatur („Sonnenbaden“) oder als für den Lebensraum Binnendüne seien Eiablageplatz. Vollsonnige Dünenhabitate, Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 43 insbesondere im Kontaktbereich zu fla- Dünenfelder bilden. Einzelne Teilstücke, chen Stillgewässern werden im Untersu- insbesondere an den westlichen Anfängen chungsraum bevorzugt von der Kreuzkröte der Flügel, ergeben lang gestreckte Strich- (Bufo calamita) besiedelt. dünen, die häufig bachparallel von West- Wie diese beispielhafte und unvollständige südwest nach Ostnordost laufen. Weiter Auflistung zeigt, stellen die Sennedünen, nach Osten gliedern sich schließlich immer speziell im Bereich des Truppenübungs- mehr Parabeln an die Strichdünen an. Zu platzes für viele bestandsbedrohte Arten der Bogenmitte haben sich häufig von eines der letzten großen Rückzugsgebiete Ostsüdost nach Westnordwest strei- dar. Ein Blick in die entspr. Roten Listen chende Walldünen als „Dünenköpfe“ ge- verdeutlicht die überregional herausra- bildet, denen weitere Parabeln aufsitzen. gende Stellung der Senne als Lebensraum Verschiedene natürliche Prozesse (Wind, insbesondere für diese an trockene und of- Niederschlag, Talbildung) und anthropo- fene Sande angepassten Arten. gene Einflüsse (Plaggenwirtschaft, Eineb- nung, Abbau) haben zur Umformung, 8.2 Die fünf großen Dünenbögen der Auflösung und Zergliederung der einst ge- Senne (nach HOERLE 1920) schlossenen Kammlinien der Bögen bei- getragen, so dass diese nicht in ihrer Im Folgenden sollen der ursprüngliche Be- ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben stand sowie die räumliche Lage der gro- sind. In Teilbereichen sind jedoch noch die ßen Dünenbögen der Senne in früherer großen Zusammenhänge erkennbar. Ins- Zeit mit dem aktuellen Bild verglichen wer- gesamt sind nach HOERLE (1920) fünf große den. Veränderungen, Beeinträchtigungen Bögen deutlich zu unterscheiden, die in und lokale Besonderheiten werden hierbei Abb. 18 dargestellt werden: der Krackser dargestellt. Bogen, der Augustdorfer Bogen, der Zentrale Quelle und Referenzpunkt für den Moosheider Bogen, der Hövelsenner Zustand der Sennedünen vor der intensi- Bogen und der Haustenbecker Bogen. ven Umformung und Nutzung der Senne- landschaft ab Mitte des 20. Jahrhunderts, Der Krackser Bogen ist die Dissertation Walter Hoerles aus dem Der Verlauf des Krackser Bogens erstreckt Jahr 1920 „ Die Dünen des münsterschen sich vom Bielefelder Sennefriedhof bzw. Heidesandgebietes“, die wertvolle und dem Freibad Senne I über den südlichen ausführliche Beschreibungen liefert. Die in Rand des Flughafens Windelsbleiche, die den Kriegswirren verschollene Arbeit lag in Autobahnabfahrt Brackwede, das nördli- einem nicht wörtlich zitierten Exzerpt vor. che Stadtgebiet von Sennestadt bis in den Die Binnendünen der Senne sind nach Brakebrink. Die östlichen Ausläufer reichen HOERLE (1920) in fünf großen Bögen ange- südlich von Lipperreihe bis zur Gauk- ordnet, die sich ihrerseits aus nach West- sterdts Senne und zum Bokelfenn, weitere südwest geöffneten Parabeln und Klein- Verzweigungen erstrecken sich entlang formen zusammensetzen. Diese Bögen des Bullerbachs, Sprungbachs und des sind zum Teil einfach, zum Teil sind auch Menkhauser Bachs. mehrere ineinander geschachtelt, oder ein HOERLE (1920) beschreibt den Krackser ganzer Bogen besteht aus zwei Ketten, die Bogen als „geschlossenen Dünenzug mit nebeneinander herlaufen. Die einzelne auffallend kurzen Flügeln, der an keiner Kette wiederum ist nicht immer vollstän- Stelle in seinem Verlauf gestört ist. Para- dig, sondern in der Regel in einzelne Ab- beln treten gegenüber den Strich- und schnitte aufgelöst, die für sich kleine Walldünen etwas zurück.“ 44 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 18: Binnendünenvorkommen in der Senne um 1930

Dieser noch in den 1920er Jahren doku- geschlossenen Verlauf beibehalten, da der mentierte gute Erhaltungszustand des Dü- menschliche Einfluss in dem Gebiet bis zu nenzuges lässt sich unter anderem durch diesem Zeitpunkt nur gering war. den geringen Einfluss der Fließgewässer in Dünenzerstörungen entstanden bis zu die- dieser Zone begründen. Nördlich des ser Zeit vornehmlich in kleinerem Ausmaß Menkhauser Bachs bei Schloß Holte gibt durch bäuerliche Entnahmetätigkeiten, die es keine Bäche, die zur Auflösung des zur Selbstversorgung und zur Aufbesse- Krackser Dünenbogens hätten führen kön- rung des Einkommens dienten. Der ge- nen, da hier die Quellbereiche erst knapp wonnene Sand wurde vielfach nach unterhalb des Dünenbandes liegen. In der Bielefeld und Brackwede transportiert und südlichen Senne sieht man hingegen deut- dort an den Wochenenden als Streu- und liche Spuren der Zergliederung von Dü- Scheuersand für die Herrichtung der Fuß- nenbögen, die durch die rückschreitende böden verkauft (VORMBROCK 1951). Der Erosion der Bachläufe verursacht worden bäuerliche Sandabbau beschränkte sich sind. Daneben konnte der Krackser Bogen insgesamt jedoch auf kleinere Bereiche. bis in die 1930er Jahre seine ursprüngliche Aufgrund der in der zweiten Hälfte des Form und seinen auffällig durchgängigen, 20. Jahrhunderts einsetzenden stärkeren Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 45

Erschließung der nördlichen Senne und Einebnung kleinerer Dünenfelder einherge- des zunehmenden Siedlungsdrucks än- gangen sein. derte sich dieser Zustand grundlegend. So Erhaltene Teilstücke des Dünenbandes be- fielen weite Bereiche des ehemals zusam- finden sich heute zwischen Sennefriedhof menhängenden Dünenbogens dem Bau und Eisenbahnlinie Bielefeld-Paderborn, der Reichsautobahn (A2) in den Jahren östlich von Sennestadt im Brakebrink 1938/1939 zum Opfer. Hierbei dienten die sowie südlich und östlich von Lipperreihe. nah gelegenen Dünen aufgrund bequemer Hier leitet der Krackser Bogen bereits in Abbaumethoden als günstige Rohstoff- den Augustdorfer Bogen über. In diesem quelle für den Unterbau der Trassenrampe Bereich liegt der am besten erhaltene noch zur Überwindung des Anstieges zum Teu- über mehrere Kilometer durchgängige Teil- toburger Wald. Insbesondere der Bereich dünenzug des Krackser Bogens. Ein wei- nordwestlich der heutigen Autobahnan- teres interessantes Merkmal des ehemals schlussstelle Sennestadt wurde hierbei preußisch-lippischen Grenzgebietes süd- genutzt (Abb. 19). Zusätzlich sorgte ab lich von Lipperreihe sind die erhaltenen Mitte der 1950er Jahre die Entstehung der Landwehrwälle, die hier in strategisch gün- Sennestadt für die Überbauung und Zer- stiger Lage den Dünenzügen vorgelagert störung der verbliebenen Reste des mittle- angelegt worden sind. Die Dünen selbst ren Krackser Bogens (Abb. 20). Der Verlauf dienten als Wachtposten, die so genann- des Grünstreifens mit Schule, Sportstätten ten „Wachtebrinke“ (entweder von „wa- und Spielplätzen im Norden der Stadt chen, bewachen“ oder von niederdeutsch zeugt noch heute vom einstigen Verlauf „wachten“ = hochdeutsch „warten“). Von des Dünenbandes (Abb. 21). den höchsten Stellen der Dünen wurde die Auch die nördlichsten Ausläufer des Grenze bewacht und nach preußischen Dünen zuges im heutigen südlichen Ge- Deserteuren Ausschau gehalten (KOCH & mein degebiet Brackwedes sind voll - STRATMANN 1999). ständig überbaut worden. Eine Über - prägung bzw. Vernichtung kleinerer Einzel- Der Augustdorfer Bogen dünen und Hügelgräber brachte zudem In seinen detaillierten Schilderungen be- die Anlage des Sennefriedhofes schon im schreibt HOERLE (1920) zunächst zwei auf- Jahre 1912 mit sich. Weiterhin kam es im fällige Besonderheiten des Augustdorfer Zuge der Einrichtung des Flugplatzes Win- Bogens. „Der 16 km lange Augustdorfer delsbleiche in den 1930er Jahren zur Ein- Bogen unterscheidet sich in manchen ebnung von Dünenfeldern. Süd lich der Punkten von den anderen. Zunächst ist der An lage fielen an der Buschkampstraße Kopf hier keine mehr oder weniger gerade Bereiche dem Sandabbau zum Opfer. Linie, sondern beim Orte Augustdorf ist ein Landschaft liche Überformungen setzten größeres Stück etwa 1,5 km weiter heraus jedoch auch schon früher ein. So hat nach nach Nordosten [in Richtung Dören- Angaben von MAAS (1952) die Stadt Biele- schlucht] getrieben worden. Wäre danach feld mit der Anlage des Wasserwerkes im die Sandbewegung nicht zum Stillstand Brakebrink bei Kracks um 1900 etwa gekommen, so wäre der Rest des Kopfes 2.000 Morgen mit dem Dampfpflug um- nachgefolgt und es wäre der normale Pa- brechen und mit Kiefern bepflanzen las- rabelgrundriss wiederhergestellt“ (HOERLE sen. Mit dieser in der gesamten Senne 1920). Heute ist ein Rest dieses herausge- weit verbreiteten Maßnahme zum Aufbre- wehten Teilstückes noch als steile Dünen- chen und Lockern der harten Ortstein- kuppe an der Waldstraße (L758) westlich schichten im Untergrund könnte auch eine der Sandgrube Schlegel zu erkennen. 46 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 19: Blick auf die B68 (aus WASGINDT 1980) Abb. 20: Bau der Sennestadt (aus PETRI 1957)

Abb. 21: Sennestadt in den 1960er Jahren (aus KOCH & STRATMANN 1999) Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 47

„Zum anderen ist in diesem Bogen ein bachs, bis der Dünenbogen in der Esel- zweiter, fast ebenso großer eingeschaltet, heide nahe der A33 als lang gezogene der, durch einen kurzen Zwischenraum ge- Strichdüne ausklingt. trennt, zu dem ersten parallel läuft. Nur die Auch der Augustdorfer Bogen ist im Laufe Ausbiegung nach Nordosten macht der in- der Zeit durch verschiedene menschliche nere Bogen nicht mit“ (HOERLE 1920). Der Einflüsse verändert bzw. in Teilen zerstört innere Bogen beginnt östlich des Ortes worden. Hierfür stellt im Vergleich zum Stukenbrock am Ölbach, verläuft über den Krackser Bogen weniger Siedlungs- und Quellbereich des Rahmkebaches in Rich- Straßenbau, sondern vor allem industriel- tung Südost und endet westlich der Straße ler Sandabbau die Hauptursache dar. Hövelhof-Stukenbrock am Furlbach. Die Speziell der südwestliche Beginn des Au- Flügel des inneren Bogens sind jedoch gustdorfer Bogens liegt in einem Schwer- nicht so lang wie die des äußeren. Der punktgebiet des Sandabbaus, das östlich Nordteil besteht aus einem 8 m hohen ge- der A33 in der Eselsheide beginnt und sich krümmten Wall östlich des Welschhofs, bachaufwärts entlang des Furlbachs bis der sich bis heute in gutem Zustand befin- zur Einmündung des Bärenbachs er- det und sich deutlich von der Umgebung streckt. Der parallel zum Furlbach verlau- abhebt. Weitere eingeschaltete Dünen sind fende südliche Flügel des Augustdorfer nicht vorhanden. Dünenbogens wird von diesem großflächi- Der äußere Bogen beginnt nordwestlich gen Abbau stark beeinflusst. So befinden von Stukenbrock in der Nähe der B 68 bei sich am Rand des Truppenübungsplatzes Gut Schlieffen, wo im Dreieck zwischen westlich des Mittwegs zwei große Abbau- Kramps- und Knochenbach wiederum gewässer im Bereich des äußeren Dünen- zahlreiche historische Landwehrwälle vor- zuges. Die unmittelbar westlich angren- zufinden sind. Im Folgenden verläuft der zenden Sandgruben am Hof Mersch führ- Bogen vorbei am Südrand des Flugplatzes ten ebenfalls zu Verlusten von Dünenvor- Oerlinghausen, über das nördliche Bokel- kommen bereits im Übergangsbereich fenn und weiter in Richtung des Natur- zum Moosheider Bogen (Abb. 22). schutzgebietes Augustdorfer Dünenfeld. Auch nördlich der Augustdorfer Straße Die Form des Augustdorfer Bogens verliert wurden größere Teilstücke des Dünenzu- hier in der Umgebung des Heidehauses ges durch den flächigen Sandabbau der ihren geschlossenen Charakter. Von hier Firma Brink abgetragen (Abb. 23). Die An- aus biegt er nach Nordnordost in Richtung lage des benachbarten Gewerbegebietes der namensgebenden Gemeinde August- in den 1970er Jahren sorgte für weitere dorf ab. Westlich des Ortszentrums ist der Überprägungen in diesem Bereich. Dar- zergliederte Kopfteil des Dünenzuges er- über hinaus hat eine weiter westlich am reicht, wobei ein Ausläufer noch weiter Ortsrand Stukenbrocks gelegene ca. 11 ha östlich an der Sandgrube Schlegel vorzu- große Sandgrube zu Einbußen des Dünen- finden ist (s.o.). Der Verlauf biegt anschlie- bestandes des inneren Bogens geführt. ßend allmählich nach Südosten um. Im Wiederum wenige 100 m nördlich wurde Bereich des ebenfalls als Naturschutzge- an der einstigen Papiermühle ein Klärteich biet ausgewiesenen Furlbachtals verbrei- ebenfalls im ehemaligen Bereich des inne- tert sich dabei das Dünenfeld und löst sich ren Bogens angelegt. erneut in zahlreiche Parabeln auf. Dann er- Im Jahr 1964 kam es innerhalb des nördli- streckt sich das Dünenband parallel zum chen Augustdorfer Bogens zum Abbau bis südlichen Ufer des Bärenbachs und wei- dahin völlig ungestörter Dünen bei Hof ter in gerader Richtung entlang des Furl- Gauksterdt (SERAPHIM in WASGINDT 1980). 48 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

Abb. 22: Sandgrube bei Stukenbrock östlich des Fo- Abb. 23: Blick auf die Nordseite der Sandabgrabung rellenkruges (aus MAASJOST & MÜLLER 1977) Brink (Dezember 2006)

Östlich der Straße Stukenbrock-Oerling- STECKER (1968) berichtet aus Lipperreihe, hausen entstand in der Folge ein kleineres dass „der Vossbrink auf Topsieks Stätte“ Sandabbaugewässer. Zudem haben sich völlig verschwunden und an seine Stelle in direkter Nachbarschaft durch Bautätig- Ackerland getreten sei. Ebenso seien die keiten (Landeplatz, Jugendhof, Erholungs- Sandhügel des Bauern Kindsgrab und des heim) weitere Veränderungen im natür- Bauern Nolte im nördlichen Gemeinde- lichen Relief ergeben. Der östlich folgende gebiet größtenteils abgetragen worden Abschnitt im Bokelfenn, mit bis zu 10 m (STECKER 1968:38). Hier finden sich heute hohen Dünen wird nördlich des Stapelager unter anderem Fischteiche. In direkter Weges erneut durch ein ehemaliges terras- Nachbarschaft ist im Dünenfeld am Men- siertes Rieselfeldgebiet unterbrochen. An kebach zudem eine ca. 100 Häuser umfas- diesem Standort nahe dem Hundedressur- senden Wochenendhauskolonie entstan- platz befinden sich heute naturschutzfach- den. Auch südlich des Augustdorfer Bo- lich wertvolle Flächen mit Sandmager- gens im Bereich Kipshagen bei Stuken- rasen. Weiter südlich im Bereich des von brock wurden bereits in den 1920er Jahren Natur aus stark zergliederten Augustdor- Dünensande abgebaut, wie Abb. 24 an- fer Dünenfeldes liegt südwestlich des schaulich zeigt. Heidehofes die ca. 7 ha große Sandgrube Trotz der intensiven Abbautätigkeit und Brinkmann (heute „GNS Sandgrube“). Zwi- des stetig zunehmenden Straßen- und schen 1956 und 1975 wurden hier Sande Siedlungsbaus sind einige Bereiche des aus den ehemaligen Dünenbereichen des Augustdorfer Bogens bis heute in ihrer Augustdorfer Bogens entnommen. alten Form erhalten geblieben. Abschnitte, Innerhalb des Gemeindegebietes August- die bis heute einen guten Erhaltungszu- dorfs gingen kleine Flächen in Folge von stand aufweisen, befinden sich im Bereich Siedlungserweiterungen im Bereich des des Furlbachtales, des Bärenbaches, im Sportplatzes und der angrenzenden Schu - Augustdorfer Dünenfeld (Abb. 25), sowie le verloren. Im nördlichen Gemeindegebiet am Rand des Bokelfenns. Als morphologi- Stukenbrocks südlich der bogenartig orts- sches Gegenstück zu den Dünen findet umgehenden A33 wurden durch Bebau- man im Naturschutzgebiet „Schluchten ung weitere Dünenfelder zerstört. Auch der und Moore am oberen Furlbach“ vorgela- Bau der Autobahn selbst in den 1980er gert zu den Dünenfeldern bis heute ver- Jahren hatte den Anschnitt bzw. die Ein- moorte Ausblasungswannen, aus denen ebnung von Dünen in der mittleren Senne einst die Dünensande herausgeweht wur- zur Folge. den. Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 49

Abb. 24: Dünenabbau 1922 bei Kipshagen (aus Abb. 25: Augustdorfer Dünenfeld (Dezember 2006) GÜRTLER 1985)

Der Moosheider Bogen zulaufenden Flügel enden hier im rechten „Bei dem Moosheider Bogen tritt das Aus- Winkel. Die südliche Flanke beginnt im Hö- weichen der Dünen vor der obersten Ein- velhofer Wald und erstreckt sich entlang ebnungsstufe deutlich hervor. Der Bogen des Krollbaches, die nördliche verläuft von ist noch recht gut erhalten. An der Ems- der Eselheide längs des Südufers des Furl- quelle sind einige Parabeln eingeschaltet, bachs auf den Dünenkopf zu. von denen die östliche besonders gut er- Beide Seitenflügel des Bogens werden halten ist“(HOERLE 1920). im Westen von der A33 durchschnitten Der Verlauf des Moosheider Bogens be- (Abb. 26), im nördlichen Teil des oberen ginnt wie der Augustdorfer Bogen in der Flügels befindet sich zudem heute die Ge- Eselheide und verläuft ca. 150 m südlich meinde Stukenbrock-Senne. Bis auf diese parallel zu diesem bis in den heutigen prägenden Merkmale gibt es im Mooshei- Ortsteil Stukenbrock-Senne, wo er nach der Bogen nur wenige großflächige Über- Südosten in Richtung Moosheide ab- prägungen. Trotzdem ist der bogenartige knickt. Der in der Moosheide liegende Dü- Verlauf in seinem Zusammenhang nur nenkopf ist 2,5 km aus der Reihe heraus noch schwer erkennbar, da eine starke nach Südwesten verschoben (HOERLE (natürliche) Zergliederung der Dünenzüge 1920). Die parallel dem wallartigen Kopf vorliegt. Der Verlauf des Dünenzuges, mit

Abb. 26: Dünen nördlich des Krollbaches im NSG Abb. 27: Kugelfang der Delta-Galerie (aus HILS 2000) Moosheide vor der Zerstörung durch den Bau der A33 1982 (aus SERAPHIM 2008) 50 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010) seinem umspannenden äußeren Bogen Der Haustenbecker Bogen und den an der Emsquelle eingeschalteten Der Haustenbecker Bogen liegt vornehm- Parabeldünen wird anhand der in der geo- lich innerhalb des Truppenübungsplatzes logischen Karte (Blatt Senne) dargestellten Senne im Hauptverbreitungsgebiet der Verteilung der Flugsande jedoch deutlich Dünen zwischen Schloß Neuhaus, Schlan- erkennbar. Im Gegensatz dazu ist der gen, Oesterholz, Haustenbeck und Bent- östlich gelegene Kopfteil des Bogens lake. Er ist mit 21 km Länge der größte der aufgrund seiner Lage innerhalb des fünf Bögen, mit den höchsten und ausge- bewaldeten Randbereiches des Truppen- prägtesten Dünenfeldern des Land- übungsplatzes in einem guten Erhaltungs- schaftsraumes. zustand und somit auch im Gelände gut zu „Der Haustenbecker Bogen endlich ist in erkennen. In der direkten Umgebung des sich stark gegliedert und bildet zahlreiche Dünenkopfes liegen jedoch Veränderun- Einzelbögen, doch lässt sich immer noch gen des natürlichen Reliefs durch die An- eine gewisse Zusammengehörigkeit erken- lage von Schießbahnen und Wällen für den nen: Er verläuft über Haustenbeck bis zur Munitionsabfang vor (Abb. 27). Eggelau und von hier in die Schwarzen Berge zurück. Einzelbogen darin bilden der Der Hövelsenner Bogen Sommerberg und „Auf der Horst“, der Im Vergleich zu den anderen Dünenzügen Mestberg, die Krähenberge, die Schwar- nimmt der Hövelsenner Bogen eine Zwi- zen Berge, die Berge bei der Ziegelei schenstellung ein. Aufgrund seiner ein - Schlangen, die Silberberge und die Ham- geengten Lage und Form kann der mersteinhöhen.“ (HARBORT & KEILHACK Hövelsenner Bogen als Verbindungsglied 1918: 20 f.) zwischen den übergeordneten Hauptdü- Der Nordflügel des Haustenbecker Bo- nenzügen des Moosheider und des Haus- gens erstreckt sich zwischen Knochen- tenbecker Bogens angesehen werden. und Haustenbach in Richtung Nordost und Nach HOERLE (1920) ist der Hövelsenner geht nahe der ehemaligen Gemeinde Bogen zudem insgesamt der kleinste und Haustenbeck in den zergliederten Kopfteil am schlechtesten erhaltene Dünenbogen. über. Die aufgelöste und unzusammen- Er beginnt im Norden parallel zum Moos- hängende Form des Dünenkopfes wird heider Bogen wiederum am Ufer des Kroll- durch den formenden Einfluss des Roten baches, verläuft durch die Hövelsenne und Bachs und des Haustenbachs sowie ihrer endet im Süden an der Staumühle. Im zen- Quellbereiche bestimmt (Abb. 28). Auch tralen Bereich zwischen Kroll- und Kno- das Vorkommen der Dünenzüge im eigent- chenbach ist der Bogen stark in Einzel- lichen Zentrum des Haustenbecker Bo- elemente zerteilt. Hierbei ist wiederum auf gens wird durch diese beiden Fließ- den gestaltenden Einfluss der Fließgewäs- gewässer eingeschlossen und zerteilt. Der ser und ihrer Sandfracht zu verweisen. südliche Flügel des Dünenbogens verläuft Gegenwärtig befindet sich der Hövelsen- schließlich südwestlich entlang der Bäche ner Bogen fast ausschließlich innerhalb Grimke, Lutter und Strothe in Richtung des abgegrenzten Truppenübungsplatzes Sennelager und Schloß Neuhaus. Senne. Von der namensgebenden Sied- HOERLE (1920) verweist in seinen Beschrei- lung Hövelsenne, die durch den zweiten bungen auf auffällige Dünenknoten, d. h. Weltkrieg und die Ausweitung des militäri- Stellen, von denen nach 3 oder 4 Richtun- schen Übungsplatzes zerstört wurde, sind gen einzelne Rücken auseinander laufen, bis heute nur wenige Spuren zurückgeblie- im Bereich der Gynzberge und der Albe- ben. dyllberge. Weiter heißt es: „Eine weit ge- Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 51

festigten Straßen (z. B. Panzerringstraße) oder militärischer Bauwerke (Kasernen, Bunker, Lager). Zudem sind in einigen Ge- bieten Veränderungen und Überprägungen der natürlichen Oberflächengestalt durch die Anlage von Schießbahnen, die ca. 12% des Truppenübungsplatzes ausma- chen (TEICHMANN & WOLF 2000), eingetre- ten. Die Anlage von Kugelfangwällen stellt in diesem Zusammenhang die größte Be- Abb. 28: Skizze der starken Dünenauflösung östl. einträchtigung der ursprünglichen Gelän- von Haustenbeck (aus MAASJOST 1933, nach deform dar. Für die südliche Senne stellt HOERLE 1920) RETZLAFF (1989) fest, dass die hohen Dü- nenflanken hier zum Teil schon seit 1892 öffnete Parabel liegt um den Haustenturm, als Kugelfang genutzt werden. Durch die teils auf der mittleren, teils auf der unteren stetige Anreicherung und Freisetzung to- Terrasse. Eine größere Höhe erreicht nur xischer Stoffe aus den Geschossen wird der nördliche Rücken (8 m). Kopf und Süd- eine erhebliche Schädigung des Natur- flügel erniedrigen sich stetig bis zum west- haushaltes in diesen Bereichen verursacht. lichen Ende, das sich in mehreren Der Schießbetrieb unterbindet zugleich die Ausläufern auflöst“ (HOERLE 1920). Sukzession und führt zu einer offensandi- Die größten Veränderungen des Hausten- gen Struktur in den Kugelfangzonen. becker Bogens liegen im Dünenfeld „Auf Ferner kann der bodenzerstörende Ein- der Horst“ nordöstlich von Schlangen, wo fluss schwerer Militärfahrzeuge zu ver- das einzige, inzwischen stillgelegte Sand- stärkter Erosion der freigelegten Sande abbaugebiet des Truppenübungsplatzes führen und ein Abtragen der Dünen durch vorzufinden ist. Wind oder Niederschläge bewirken. In Der Betrieb des Truppenübungsplatzes gleicher Weise wirkt sich der regelmäßige selbst stellt allerdings insgesamt nur für Umbruch der zahlreichen bis zu 20 m brei- wenige Dünenbereiche eine unmittelbare ten Brandschutzschneisen im Übungsge- Bedrohung bzw. Störquelle dar. Wesentli- lände aus (Abb. 29). Durch diese Offen- cher ist die direkte Beeinflussung und legungen des Sandes wird jedoch auch Zerstörung durch die Errichtung von be - die Bildung neuer Aufwehungen immer

Abb. 29: Brandschutz (aus TEICHMANN & WOLF 2000) Abb. 30: Flugsande beim Lager Staumühle (aus MAASJOST 1939) 52 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010) wieder initiiert und weiteres Dünenwachs- B 1 liegt nordwestlich von Bad Lippspringe tum begünstigt. ein ausgedehntes Dünengebiet zwischen In diesem Zusammenhang berichtet MAAS- Waldfriedhof, Kurpark, Stadion und JOST (1933) noch von echten Wanderdünen Strotheniederung. Hier haben durch die bei Staumühle (Abb. 4 u. 30) und auf den Einrichtung von Kuranlagen zahlreiche Gynzbergen, die durch den Einfluss des Veränderungen und Überprägungen statt- militärischen Übungsbetriebes gefördert gefunden. Vermutlich handelt es sich bei werden, so dass sich sogar neue Dünen- dieser großflächigen zusammenhängen- formen bilden. Dynamik und Störung sind den Dünensandzone um den Standort der vor diesem Hintergrund für den Erhalt von von PAVLICIC (1998) beschriebenen Sand- naturschutzfachlich wertvollen Pionierle- wehen, die im Jahre 1811 die Gemarkungs- bensräumen sogar als notwendige Grund- flächen von Schlangen und Lipp springe voraussetzung anzusehen.4 Da diese in bedrohten. Ein nördlicher Ausläufer dieses der heutigen Kulturlandschaft selten ge- Dünengebietes an der K 95 ist durch Be- worden sind, ist ihr Schutz besonders bauung im Bereich des Sportplatzes verlo- wichtig. ren gegangen. Der Südteil des Haustenbecker Bogens im Raum zwischen Übungsplatz und der 9. Schlussbemerkungen Grenze des Landschaftsraumes Senne wird, vergleichbar mit der nördlichen Weite Heideflächen mit offenen Binnendü- Senne, wieder stärker durch Siedlungs- nenfeldern prägten über Jahrhunderte das und Kasernenflächen (Sennelager) sowie Landschaftsbild der Senne. Bedingt durch Sandabbaugebiete bestimmt. Insbeson- den Wandel der Landnutzung hat sich in dere die Ausläufer des südlichen Dünen- den letzten knapp 100 Jahren die tradi- flügels sind im Zuge der Bebauungs- tionelle Heidebauern-Kulturlandschaft in erweiterung in Mastbruch sowie weiter Richtung der heute vorherrschenden ein- nördlich zwischen Schloß Neuhaus und förmigen Agrarlandschaft gewandelt. Grö- Sennelager abgetragen worden. ßere Reste der historischen Landschaft Auch der Beginn des nördlichen Flügels haben bis heute innerhalb des Truppen- des Dünenbogens im Bereich Staumühle übungsplatzes überlebt. Während dieses zwischen den Silberbergen und der A33 ist Wandels sind in der Senne enorme Be- durch zahlreiche bauliche Anlagen und standseinbußen und Schädigungen der Abgrabungen stark überprägt worden. Ab Binnendünen eingetreten. Siedlungsdruck, 1934 entstand hier ein großflächiges Ka- Verkehrswegebau, Sandgewinnung und sernengelände, das heute als Justizvoll- die Auswirkungen der militärischen Nut- zugsanstalt genutzt wird (Abb. 30). zungen sind hierfür hauptverantwortlich. Der Neubau der B 1 in den 1980er Jahren Starke Veränderungen und Überformun- bewirkte die Zerschneidung und Vernich- gen des natürlichen Reliefs sind daher ins- tung von Dünenfeldern im Süden des besondere in den großstadtnahen Rand- Haustenbecker Bogens besonders west- bereichen der Senne eingetreten. lich und nördlich von Marienloh. Zudem Der dargestellte Bestandsrückgang der werden kleinere Dünenbereiche bei Bad Binnendünen trifft allerdings nicht nur für Lippspringe und Schlangen zwischen die Senne zu, sondern ist gleichsam in Strothe und Lutter tangiert. Südlich der vielen (ehemals) dünenreichen Regionen

4 http://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FWG/Naturschutz/ Einlei tung.html Quante: Die Binnendünen der Senne - Entstehung, Verbreitung, Bestand 53

Nordwestdeutschlands zu verzeichnen. Im GEOGRAPHISCH LANDESKUNDLICHER ATLAS VON Allgemeinen sind auch hier Siedlungs- und WESTFALEN (1985): – hrsg. von der Geo - Verkehrswegebau, industrielle Sandent- graphischen Kommission für Westfalen, nahme und landwirtschaftliche Einflüsse Münster. für den Verlust dieser extremen Sonder- GEOLOGISCHES LANDESAMT NORDRHEIN-WESTFALEN: Geologische Karte von NRW 1:100.000 standorte verantwortlich. Zusätzliche Be- Blatt C 4318 Paderborn (1985) 2. Aufl., ge- einträchtigungen erfolgen bzw. erfolgten faltet mit Erläuterungen, Krefeld. durch Aufforstungen, die eine zunehmen- –: Geologische Karte von NRW 1:25.000 Blatt de Verdrängung schützenswerter Sand- 4017 Brackwede (1982), Blatt 4117 Verl magerrasen zur Folge haben. Zudem führt (1987) & Blatt 4218 Paderborn (1982), Kre- in den letzten Jahrzehnten die hohe atmo- feld. sphärische Stickstoff-Deposition zu einer GEOLOGISCHE KARTE VON PREUßEN UND DER BE- Eutrophierung und damit zu einer Ver- NACHBARTEN BUNDESSTAATEN: Blatt 4018 Lage änderung des Artenspektrums auf den (1915); Blatt 4118 Senne (1912) – Hrsg. Kö- niglich Preußische Geologische Landesan- ursprünglich nährstoffarmen Sandstandor- stalt, Berlin. ten. GRABERT, H. (1952): Zur Dünenbildung im Aufgrund des im Untersuchungsraum Münsterland. – Geolog. Jahrband 66: noch vorhandenen Dünenbestandes von S. 693– 701. etwa 650 ha sowie der insbesondere auf GÜRTLER, R. (1985): Mitte der Senne - Schloß dem Truppenübungsplatz Senne gut aus- Holte-Stukenbrock – ein Heimatbuch. – gebildeten typischen Sandlebensgemein- Flöttman Verlag Gütersloh. schaften, besteht für den Erhalt der HARBORT, E. & K. KEILHACK (1918): Erläuterungen Sennedünen eine hohe Verantwortung. zur Geologischen Karte von Preußen und der benachbarten Bundesstaaten Blatt Zudem wird die Bedeutung und Schutz- 4118 Senne – Hrsg. Königlich Preußische würdigkeit durch die Fauna-Flora-Habitat- Geologische Landesanstalt, Berlin. Richtlinie der Europäischen Union be- HARBORT, E., K. KEILHACK & J. STOLLER (1917): Er- stätigt, in der nach Anhang I offene Bin- läuterungen zur Geologischen Karte von nendünen als Lebensraumtyp von gemein- Preußen und der benachbarten Bundes- schaftlichem Interesse gelten. Bei aus- staaten, Blatt 4018 Lage – Hrsg. Königlich reichender Größe (ab 2.500 m²) ist eine Preußische Geologische Landesanstalt, Bestandssicherung durch den § 62 Land- Berlin. schaftsgesetz NRW als geschützter Bio- HARTEISEN, U. (2001): Spurensuche: Die Land- schaft – ein Spiegelbild historischer land- top gegeben. Eine weitere Zerstörung und wirtschaftlicher Nutzungsformen. Die Senne Überprägung vorhandener Dünenbereiche in Ostwestfalen im 18.– 20. Jahrhundert. – ist daher zu vermeiden und eine Sicherung In: DITT, K., R. GUDERMANN & N. RÜßE (Hg.): der Restvorkommen, auch kleinerer Frag- Agrarmodernisierung und ökologische Fol- mente anzustreben. gen. Westfalen vom 18. bis zum 20. Jahr- hundert, Forschungen zur Regional- 10. Literatur ge schichte, Band 40: S. 329– 369, Schö- ningh Verlag Paderborn. AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLA- HARTEISEN, U. (2000): Die Senne – Eine histo- NUNG (1983): Deutscher Planungsatlas - risch ökologische Landschaftsanalyse als Ökologische Raumgliederung Beispiel Planungsinstrument im Naturschutz. – Geo- „Rheinschiene“ und „Ostwestfalen-Lippe“. graphische Kommission für Westfalen, Dis- – Band 1 NRW Lfg. 39. sertation. BRUMMUND, G. (1992): Militär und Naturschutz - HESEMANN, J. (1975): Geologie Nordrhein-West- Truppenübungsplatz Senne – Hrsg. Regie- falens – Band 2, Schöningh Verlag Pader- rungspräs. Detmold. born. 54 Berichte Naturwiss. Verein Bielefeld 49 (2010)

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