Die Toten Hosen

„Es ist nicht einfach, sich plötzlich wieder zu sehen es schleudert unsere Zeit mit voller Wucht zurück… Ein Moment voller Hoffnung Ein Moment voller Glück In dem wir nicht an gestern denken Und was morgen vielleicht ist, denn dann wird es wieder weh tun…“

Im Song „“ erinnern sich die Hosen zurück an einen Weggefährten. Die Situation sich wieder zu begegnen ist nicht einfach, doch darin ist ein Stück Hoffnung und Glück vorhanden und schlussendlich auch Dank. Im Refrain dankt Campino für das, was mal war. In den Songs des „In aller Stille“ wird man von der Glückseligkeit in die Krise getaucht. Bedrohliche Wellen des Zweifelns brechen an den Häfen der Hoffnung.

„Sprichst du meine Sprache Siehst du mein Gesicht Liest du meine Träume Wenn ich sie zu dir schick Wie viel Schläge hat dein Herz jetzt Und wie lange dauert überhaupt das Glück Sind die Gedanken immer frei Ist unsere Seele wirklich jemals federleicht Wo kommen all die Zweifel her Die uns ins Herz geschlichen sind Und uns in letzter Zeit so in Frage stellen Sollen wir fliehen oder kämpfen Geht es dir da so wie mir Das man manchmal einfach nicht mehr weiß wofür“

„Ertrinken“ bewegt mit einfühlsamen Zeilen, die jeden berühren dürften, der emotional schon einmal die gefühlte Hölle durchlebt hat. Die Hosen setzten sich mit dem Zweiflerischen auseinander, das auch mit 40, mit 50 einfach nicht weggehen will.

Hosen laut. Hosen pur. Und vor allem: Hosen erwachsen. „In aller Stille“ ist ein außergewöhnlich reifes , das musikalisch voll in der Tradition der Band steht, textlich aber den Zustand einer Horde Männer zeigt, die allesamt ihre Jugend deutlich hinter sich haben. Wie aber sind sie zurück? Nun, das neue Hosen-Album klingt insgesamt zufriedener, nachdenklicher, zumindest was seine Texte betrifft. Das getragen-melodische „Wir bleiben stumm“ etwa thematisiert die gemeinsamen Wünsche und Träume der Jugend, die später in tausend individuelle Richtungen geht. „Und als der Spaß vorbei ist Nach den frühen, wilden Jahren Fährt einer Richtung Aufstieg Und sein Ticket ist bezahlt Ein anderer sitzt auf der Straße, hält nichts in seiner Hand Und er weiß, er bleibt Schwarzfahrer Ein verdammtes Leben lang”

Die Musiker der Toten Hosen bewegen sich gegen das 50igste Altersjahr. Hier wird Rückblick gehalten, abgehackt, vergessen, losgelassen. Der Song „Leben ist tödlich“ setzt sich mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Ignoranz mit dem Sterben auseinander. Mit dem Alter kommen die grossen Fragen. Die Antworten bleiben aus.

„Wann war das Schicksal gut zu uns Woher kommt die Angst vorm Tod Warum glaubst du überhaupt Dass du noch lebst Die Zeit tropft an uns vorbei Bis wir fragen was mal bleibt Von den Spuren unserer Wege Wir hören was das Leben uns verspricht Es lacht uns an und gibt uns nichts Und irgendwann lässt es uns allein Und alle stehen da mit ausgestreckter Hand Wollen von der Ewigkeit ein kleines Stück Sie träumen vom großen Neuanfang Und klammern sich an gestern fest“

Viel Dunkles, Depression, Angst bleibt haften. Doch immer ist auch die Melancholie, Nachdenklichkeit und ein Stück Hoffnung vorhanden. „Du schaffst es doch“ heisst auch die Botschaft in diesem Album. Dies meint aber auch, dass die Möglichkeiten des Lebens ausgelotet, die Ansprüche hinuntergefahren werden. Demut, der aufrichtige Respekt gegenüber dem Lauf des Lebens und den Möglichkeiten darin, zieht sich durch das ganze Album, insbesondere durch die Liebeslieder. Hingabe, Vertrauen, Hoffnung sind da Werte, welche sich bedingungslos dem Du gegenüber eröffnen müssen, damit göttliches wird.

„Meine Hoffnungen und Träume Meine Vorstellung von Glück All das wonach ich mich sonst sehne Es ist wertlos ohne dich“

„Tauschen gegen Dich“ und „Auflösen“ sind Songs voller Hingabe, musikalisch und textlich, welche voller Metaphern vergleichbar mit Texten aus der Bibel sind. So kann beim Song „Auflösen“ parallelen zum Hohelied der Liebe gezogen werden.

“Gib mir alle Namen Gib mir alle Zeit Solang wir sind kehren wir nie zrück Vom Augenblick zur Ewigkeit Ist’s nur ein Stück Wenn wir uns jetzt auflösen sind wir mehr als wir jemals waren so wollen wir uns bleiben nach diesem Tag“

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