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SWR2 Musikpassagen
Mehr als Fado
Portugals junge Musikszene
Von Nicolas Tribes
Sendung: Sonntag, 10. Juni 2018, 23.03 Uhr Redaktion: Anette Sidhu-Ingenhoff Produktion: SWR 2018
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Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. ______
Service: Die SWR2 Musikpassagen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de ______
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Interpret: Marta ren and the groovlets Titel: It’s today 2:58/2:55 Album: Stop Look Listen Label: Record Kicks
Marta Ren and Groovlets aus Porto zum Auftakt der heutigen SWR2 Musikpassagen ausschließlich mit portugiesischen Bands. Im letzten Jahr war Portugal Gastland beim großen Eurosonic Festival in Groningen. Da konnte man sehen, wie vielfältig die Musikszene des kleinen Landes ist – wobei sich fast alle Bands Internationalen orientieren und auf Englisch singen.
Als Repräsentant seines Landes war in Groningen auch der Solokünstler Neev mit dabei: Ein Mann mit hoher Stimme, dessen Songs sich bis zur Ektase steigern. Staring Through heißt dieser Titel.
Interpret: Neev Titel: Staring Through (5:00) Album: Staring Through Label: Codice Records
Interpret: Dead Combo Titel: B Leza (3:20) Album: A Bunch of Meninos Label: Universal Music Portugal
Man glaubt es kaum – aber mit so einer Musik kann man auf Platz eins der portugiesischen Albumcharts einsteigen. So erging es 2014 der Band Dead Combo mit ihrem Album „A Bunch of Meninos“. Dead Combo machen Musik, die nach Spaghetti-Western klingt – ein bißchen wie die frühen Calexico. Damit sind sie in ihrer Heimat sehr erfolgreich und standen auch schon mit dem kanadischen Gitarrengott Marc Ribot auf der Bühne. Wir hören nochmal ein Stück mit ihnen – diesmal eine schnellere Nummer – Dona Emilia.
Interpret: Dead Combo – Titel: Dona Emilia (3:25) Album: A Bunch of Meninos Label: Universal Music Portugal
Interpret: Mr Gallini Titel: Bad Mood (2:58) Album: Lovely Demos Label: Lovers & Lollypops
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Ein gewisses Faible für frühe Pink Floyd platten würde ich Mr. Gallini unterstellen – ein Musiker aus Leiria einer Stadt von der wir noch mehr hören werden in diesen SWR2 Musikpassagen zum portugiesischen Nationalfeiertag.
Aus der Hauptstadt Lissabon stammt Noiserv. Ein Multiinstrumentalist, der freundlich-folkige Klänge produziert und ein Faible für lange Titel hat. I Was Trying to Sleep When Everyone Woke Up – heißt dieses Stück.
Interpret: Noiserv Titel: I Was Trying to Sleep When Everyone Woke Up 3:50/ 3:00 Album: Almost Visible Orchestra Label: a – NV833111
Interpret: Gala Drop Titel: Monad 4:58 / 4:40 Album: II Label: Golf Channel Recordings
Psychedelisch und sehr tanzbar. Gala Drop aus Lissabon waren das, eine Band, die schon auf einer ganzen Reihe Festivals außerhalb der Heimat Portugal aufgetreten ist. Als einen wesentlichen Einfluss nennt Gala Drop afrikanische Rhythmen. Die Afrikanische Musik ist im Lande sehr präsent – nicht zuletzt aufgrund der kolonialen Vergangenheit. Angola etwa gehörte bis Mitte der siebziger Jahre zu Portugal. Und das führt uns zur nächsten Musik. Entstanden ist sie in den Vorstädten von Lissabon. Dort haben die Nachfahren afrikanischer Einwanderer einen rauen, tanzbaren Sound entwickelt. Bezogen haben sie sich unter anderem auf einen angolanischen Stil namens Kuduru. Kuduru heißt so viel wie harter Hintern – und genauso klingt auch die moderne Variante davon. Die afrikanischen Rhythmen werden mit kantigen Beats vermischt. Heute läuft das ganze auch unter dem Label Batida. Vorreiter dieser Musik ist Buraka Som Sistema – deren Titel Kalemba hören wir in den SWR2 Musikpassagen.
Interpret: buraka som sistema- Titel: (Wegue Wegue)- black diamond 3:56 / 3:40 Album: Label: o- o a – GREC03
Interpret: ELZA SOARES Titel: Maria Da Vila Matilde (DJ Marfox Remix) 3:00 Album: The Woman Of The End Of The World Label: a s s os – MAIS035
Elza Soares im Remix von DJ Marfox – dem wohl bekannteste Vertreter einer Musik, die als Ghetto Sound of Lisbon bekannt wurde - auch Batida genannt: eine raue Mischung aus afrikanischen Rhythmen und elektronischen Beats. Unser nächstes Stück in den SWR2 Musikpassagen mit portugiesischer Popmusik ist deutlich tiefenentspannter. Es kommt von einer Musikerin, die gerade mal Anfang 20 ist. Sie produziert ihre Stücke komplett im Alleingang und kombiniert ihre Sounds 3
Live mit dem Loop-Pedal. Weite, warme Klänge entstehen dabei. Surma heißt sie – wir hören ihr Stück Maasai.
Interpret: Surma Titel: Maasai (4:06) 2:40 Album: Novos Talentos Label: Fnac (Portugal)
Interpret: Nice Weather for Ducks Titel: Dreams Hashtag 14 (3:15) Album: Love Is You And Me Under The Night Sky Label: Omnichord
Dreams Hashtag 14 heißt dieses Stück der Band Nice Weather for Ducks.
Sowohl die letzten beiden Stücke als auch das nächste sind bei einem jungen portugiesischen Label namens Omnichord erschienen. Das bildet im Wesentlichen die sehr vitale Musikszene von Leiria ab, einer kleinen Stadt mit 30 000 Einwohnern mitten in Portugal. Von dort kommt auch First Breath After Coma, eine der zurzeit erfolgreichsten portugiesischen Indie-Bands. Ihr Markenzeichen: verhallter mehrstimmiger Gesang, langsame Steigerungen und am Ziel angekommen – satte Schlagzeug- und Gitarrenwände. The Escape heißt dieses Stück.
Interpret: First Breath After Coma Titel: The Escape (4:59) 4:00 Album: The Misadventures Of Anthony Knivet Label: Omnichord
Interpret: OQUESTRADA Titel: O TEU MURMÚRIO" 3:35 Album: Fnac Faro - Vivemos Emoções Label: Sony Music
Da sind wir schließlich doch noch bei der Tradition gelandet in diesen SWR2 Musikpassagen mit Popmusik aus Portugal. Oquestrada waren das, eine Band, die in den Kneipen und Bars von Lissabon angefangen hat und in den letzten Jahren mit ihrem portugiesischen Swing sehr erfolgreich war.
Die wohl bekannteste Musik des Landes haben wir in dieser Sendung bisher nicht gehört. Wobei wir uns dem Fado mit dem letzten Stück doch ein wenig genähert haben. Das setzen wir fort bis Mitternacht. Antonio Zambujo ist ein Sänger, der vom Fado beeinflusst ist, der aber nicht an der Tradition klebt – gut zu hören in seiner Fassung der „Chanson de Prévert“ von Serge Gainsbourg. Mein Name ist Nicolas Tribes. Danke fürs Zuhören und eine gute Nacht.
Interpret: Antonio Zambujo Titel: La Chanson de Prevert 2:50 Album: Rua Da Emenda Label: sa s o t a – 00602547107251 4