Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten September 2018 ______

Managementplan

FFH-Objekt 5137-301, F31 Evangelische Kirche Hundhaupten 4499140/5632730

Arbeitsstand September 2018

Stiftung FLEDERMAUS, Schmidtstedter Straße 30A, 99084 Erfurt

Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten September 2018 ______

2 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Inhaltsübersicht

1 RECHTLICHER UND ORGANISATORISCHER RAHMEN DER NATURA 2000- MANAGEMENTPLANUNG 7

1.1 Rechtlicher Rahmen 7

1.2 Grundsätze der Managementplanung 8

1.3 Organisation 9

1.4. Allgemeines 9 1.4.1 Standarddatenbogen und Erhaltungsziele 10 1.4.2 Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung 10 1.4.3 FFH-Objekt 11

2 ANGABEN ZUM FFH-OBJEKT 12

2.1 Im Objekt vorkommende Fledermausarten 12

2.2 Ökologische Erfordernisse der Fledermausarten 13

2.3 Gebietsbeschreibung 14 2.3.1 Quartierbereich des FFH-Objektes 14 2.3.2 Nahfeld des FFH-Objektes 18 2.3.3 Umfeld des Objektes 21

3 ANALYSE UND BEWERTUNG 24

3.1 Auswertung und Risikobewertung 24

3.2 Bewertung 26 Bewertung gemäß den Vorgaben des Standarddatenbogens (EU-Schema) 26 Bewertung gemäß den „Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richtlinie in Deutschland“ (BFN und BLAK 2015) 27

3.3 Bewertung durch Vergleich der Koloniesituation mit dem allgemeinen Leitbild einer Mausohrwochenstubenkolonie 28

4 MAßNAHMENPLANUNG 31

4.1 Umsetzungsinstrumente 31

4.2 Notwendige Erhaltungsmaßnahmen 33 4.2.1 Entfernung von Fledermauskot 33 4.2.2 Sanierung Glockenturm bzw. Fundament 33 4.2.3 Austausch der Dachbalken 33 4.2.4 Durchführung von quartiersichernden und ggf. quartierverbessernden Maßnahmen in den als Ausweichquartieren bekannten Kirchen Weißig und Kleinbocka 34 4.2.5 Sicherung der beiden großen Bäume vor der Kirche 34 4.2.6 Anpassung der Beleuchtungsregelung innerhalb des als Quartier genutzten Gebäudeteils 34

4.3 Notwendige Sicherungsmaßnahmen 34 4.3.1 Jährliche Bestandskontrolle 34 4.3.2 Feststellung und ggf. Herstellung der Nutzbarkeit des Quartiers durch Kontrolle im Frühjahr 35 4.3.3 Quartierbetreuung durch benannten Ansprechpartner 35

3 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

4.3.4 Festlegung von Nutzungsregeln mit dem Eigentümer/Nutzer 35 4.3.5 Besucherinformation 36 4.3.6 Öffentlichkeitsarbeit 36

4.4 Notwendige sonstige Maßnahmen 36 4.4.1 Dokumentation der auf die Population wirkenden Maßnahmen 36 4.4.2 Erhebung der Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustands des Großen Mausohrs (BFN & BLAK 2015) 36 4.4.3 Überprüfung des Koloniezustands gem. Leitbildschema dieses Managementplanes 37 4.4.4 Überprüfung der Maßnahmen dieses Managementplanes auf Vollzug bzw. Änderungsbedarf. 37

4.5 Notwendige Maßnahmen im Umfeld des FFH-Objekts 37

4.6 Vorhaben, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erhaltungszieles führen können 39 4.6.1 Wesentliche Änderungen im Vegetationsbestand (Hecken, Eingrünung) des Grundstückes. 39

4.7 Laufende Planungen, die das Erhaltungsziel des Gebietes derzeit nicht berücksichtigen 39 4.7.1 Bau eines Windparks im Nahfeld 39

5 FACHSPEZIFISCHE ANGABEN 40

5.1 Zusammenfassende Kostenübersicht 40

5.2 Erläuterungen zur Maßnahmenumsetzung 41

5.3 Wissensdefizite 43

6 LITERATUR/QUELLEN 44

7 ANHANG 46

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Glossar

A Bewertungskriterium der Gebietsbeurteilung aus dem Standarddatenbogenbogen, Buchstabe A steht für hervorragender Wert bzw. Population (beinahe) isoliert Anhang II EU-weit gültige Liste der „Arten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.“ Bestandteil der FFH-RL Anhang IV EU-weit gültige Liste „streng zu schützender Arten von gemeinschaftlichem Interesse“. Bestandteil der FFH-RL B Bewertungskriterium der Gebietsbeurteilung aus dem Standarddatenbogenbogen, Buchstabe B steht für guter Wert bzw. Population nicht isoliert, aber am Rand des Verbreitungsgebietes BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetz in der derzeit gültigen Fassung vom 13. Oktober 2016. C Bewertungskriterium der Gebietsbeurteilung aus dem Standarddatenbogenbogen, Buchstabe C steht für durchschnittlicher/beschränkter Wert bzw. Population nicht isoliert, innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes CEF-Maßnahme Maßnahme zum Erhalt der „continous ecological functionality. Sonderform der vorgezogenen Ausgleichsmaßnahme zur Erhaltung der ökologischen Funktion einer von einem Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang ENL Programm zur Förderung von Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft (Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt vom 11.11.2015) FFH-Gebiet Besonderes Schutzgebiet im Sinne der FFH-Richtlinie FFH-RL Fauna-Flora-Habitat Richtlinie der EU (Richtlinie 92/43/EWG; EU-Amtsblatt L 206/7 vom 22.07.1992) zur Erhaltung der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume GGB Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung, deutsche Übersetzung des Begriffes SCI (Site of Community importance). Die EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, bis 2013 die SCI als besondere Schutzgebiete (SAC = Special Area of Conservation) auszuweisen. LRT Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-RL NALAP Programm zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt vom 01.09.2017)

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Natura 2000 Europäisches Schutzgebietsnetz zur Erhaltung von Lebensräumen und Arten von Europäischer Bedeutung. Umgesetzt wird dieses Netz maßgeblich über FFH-Richtlinie und Vogelschutzrichtlinie der EU pSCI proposed Sites of Community Importance, von den Ländern erarbeitete FFH-Gebietsvorschläge für das Netz Natura 2000 SCI vgl. GGB SDB Standarddatenbogen. (Form- und Datenblatt zur Übermittlung von kennzeichnenden Daten eines FFH-Gebietes an die EU) SPA Special Protected Area (= „Besonderes Schutzgebiet“ im Sinne der Vogelschutzrichtlinie) ThürNatG Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft ThürNEzVO Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung – ThürNEzVO, TLUG Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie TK25 Topographische Karte im Maßstab 1. 25 000 VILM Kriterien Benannt nach dem Ort ihrer Aufstellung (der Ostseeinsel Vilm) definieren die VILM-Kriterien die bundesweit einheitliche Vorgehensweise beim bundesweiten Mausohrmonitoring VS-RL Europäische Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG vom 02.04.1979) über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten

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1 Rechtlicher und organisatorischer Rahmen der Natura 2000-Ma- nagementplanung

1.1 Rechtlicher Rahmen

Hauptziel der FFH-Richtlinie ist der Schutz der biologischen Vielfalt. Für die aus europäischer Sicht bedrohten Lebensräume nach Anhang I und Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie (FFH-RL) sowie den Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie (VS-RL) sind durch die EU-Mitgliedstaaten besondere Schutzgebiete (FFH- und Vogelschutzgebiete) auszuweisen. Die FFH-Gebiete bilden mit den Vogelschutzgebieten (SPA) das kohärente ökologische Netz „Natura 2000“.

Das FFH-Gebiet „Evangelische Kirche Hundhaupten“ (DE 5137-301) wurde im Juni 2004 durch das Thüringer Umweltministerium als FFH-Gebiet vorgeschlagen und über das Bundesumweltministerium an die EU-Kommission gemeldet. Mit der Aufnahme in die Liste von Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der kontinentalen biogeografischen Region erfolgte im November 2007 die Bestätigung durch die EU-Kommission (Amtsblatt der Europäischen Union - EG Nr. L 12/383 vom 13. November 2007).

Nach Art. 6 Abs. 1 FFH-RL müssen für die Arten und Lebensraumtypen in den FFH-Gebieten durch die Mitgliedsstaaten die notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes festgelegt werden. Dies geschieht in der Regel in Form von Managementplänen. Gemäß des Natura 2000-Erlasses des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN 2015) erfolgt die FFH-Managementplanung in Thüringen nach einem modularen Prinzip in zwei Fachbeiträgen: Die Offenlandanteile und die im Wald liegenden Flächen mit Offenland-Lebensraumtypen (z. B. Gewässer, Felsbildungen) bzw. Habitate von Anhang II-Arten des Offenlandes werden im Fachbeitrag (FB) Offenland bearbeitet. Für die Erstellung des FB Offenland liegt die Federführung bei der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG). Die Waldflächen der FFH-Gebiete werden im FB Wald geplant. Die Federführung hierfür liegt beim Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum (FFK) von Thüringen Forst in Gotha.

Der Managementplan ist behördenverbindlich. Für die Flächeneigentümer und Nutzungsberechtigten hat er keine rechtsverbindliche Wirkung, sondern empfehlenden bzw. informativen Charakter (TMLFUN 2015).

Die europarechtliche Grundlage für die Managementplanung sind Art. 6 Abs. 1 der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992, zuletzt geändert durch die Richtlinie 13/17/EU des Rates vom 3. Mai 2013) sowie Art. 3 Abs. 2 und Art. 4 der EG-Vogelschutz-Richtlinie (Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 in der

7 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten kodifizierten Fassung der Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten).

Auf Bundesebene erfolgt die Umsetzung des europarechtlichen Rahmens durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG – Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vom 29. Juli 2009, zuletzt geändert am 13. Oktober 2016) (BGBl. I S. 2258). In den §§ 31 – 38 des BNatSchG ist der Aufbau des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ geregelt, wobei die Umsetzung der Verpflichtungen (Auswahl der Gebiete, Formulierung von Erhaltungszielen, Aufstellung von Managementplänen) den Ländern übertragen wird.

Die rechtliche Umsetzung in Thüringen erfolgt durch das Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft (ThürNatG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 30. August 2006 (GVBl. S. 421), zuletzt geändert durch § 26a vom 15. Juli 2015 (GVBl. S. 113) sowie die Verordnung zur Festsetzung von natürlichen Lebensräumen und Arten von gemeinschaftlichem Interesse sowie von Europäischen Vogelarten nach § 26 Abs. 3a und § 26a Abs. 2 des Thüringer Gesetzes für Natur und Landschaft (Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung – ThürNEzVO) vom 29. Mai 2008.

Für die Verwaltung bindend sind zusätzlich die Hinweise zur Umsetzung des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ in Thüringen in der Fassung vom 04.12.2014 [Verwaltungsvorschrift des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (Az.: 56-41462)] (ThürStAnz. 1/2015, S. 47ff).

1.2 Grundsätze der Managementplanung

Der FB Offenland als Teil des Managementplans für das FFH-Gebiet „Evangelische Kirche Hundhaupten“ bezieht sich ausschließlich auf dessen Offenlandflächen im Sinne von Nicht- Wald-Flächen. Er dient der Erfassung von Lebensraumtypen des Anhangs I und von Arten des Anhangs II der FFH-RL, der Bewertung ihrer Erhaltungszustände und der Ableitung notwendiger Maßnahmen. Planungsrelevant sind sowohl die LRT- und LRT-Entwicklungsflächen als auch die Habitat- und Habitatentwicklungsflächen von Anhang-II-Arten sowie ggf. weitere Maßnahmenflächen (z. B. Verbund- und Pufferflächen). Für Arten des Anhangs IV der FFH-RL und andere besonders wertgebende Arten erfolgt keine spezielle Maßnahmenplanung, ihre Vorkommen sollen jedoch durch die Planungen für LRT und Anhang-II-Arten gefördert werden.

Generell sind die Umsetzungsmöglichkeiten von Maßnahmen zu prüfen und die dafür in Frage kommenden Akteure sollen benannt werden. Nach Erarbeitung der Maßnahmenvorschläge hat das bearbeitende Büro diese mit den Nutzungsinteressen im Gebiet abzugleichen. Die dazu notwendigen Abstimmungsgespräche mit den Landnutzern und sonstigen Betroffenen werden durch das Büro vorbereitet und eigenverantwortlich (im Einzelfall unter Beteiligung der

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TLUG und ggf. des Landwirtschaftsamtes) durchgeführt. Die Abstimmungsergebnisse zu den geplanten Maßnahmen sind hinsichtlich der Nutzungsberechtigten und deren Aussagen ausreichend detailliert darzustellen.

Auftretende Konflikte zwischen Naturschutzzielen und Nutzungsinteressen müssen im Rahmen der Planerstellung herausgearbeitet, Lösungsvorschläge entwickelt und ggf. als verbliebenes Konfliktpotenzial dargestellt werden. Der FB Offenland enthält im Ergebnis ein mit den Nutzerinteressen und Behörden abgestimmtes, nachvollziehbar abgewogenes, anwendbares Maßnahmenkonzept, das von den jeweils zuständigen Institutionen, Behörden und Akteuren i. d. R. ohne großen zusätzlichen planerischen Aufwand kurz-, mittel- oder langfristig (unter Anwendung unterschiedlicher Förderprogramme bzw. Finanzierungen) realisiert werden kann. Der Planungshorizont beträgt ca. 10 Jahre.

1.3 Organisation

Mit der Erarbeitung des Fachbeitrages Offenland für das FFH-Gebiet Nr. 4628-303 (F36) wurde die Stiftung FLEDERMAUS von der TLUG im April 2016 beauftragt. Der Bearbeitungszeitraum lag zwischen April 2016 und September 2018. Auf eine öffentliche Bekanntmachung der Planung bei Beginn wurde nach Rücksprache verzichtet. Im Zuge der Erfassungen erfolgte die Einbindung der jeweils betroffenen Behörden, Institutionen, Eigentümer, Nutzer und Quartierbetreuer. Es erfolgten keine konstituierenden Sitzungen einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG), die Einbindung der jeweiligen Akteure fand in Einzelgesprächen bzw. Einzelabfragen statt. Im Anschluss an die Erstellung der Managementpläne findet im Oktober 2018 eine öffentliche Vorstellung aller aktualisierten Managementpläne mit der Gelegenheit zur Stellungnahme statt.

1.4. Allgemeines

Der vorliegende Managementplan stellt kein abgeschlossenes Dokument dar. Um gemäß Art 1 Abs. a) FFH-RL einen günstigen Erhaltungszustand des Gebietes bzw. der Arten zu gewährleisten, bedarf es einer fortlaufenden Überprüfung der Grundlagen (z.B. Monitoring, Erfolgskontrolle, Gebietsbetreuung). Der Managementplan ist also regelmäßig fortzuschreiben und den aktuellen fachlichen Erfordernissen anzupassen. Sollten Entwicklungen oder Veränderungen festgestellt werden, die zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele führen (können), so müssen die Planinhalte schnellstmöglich geprüft bzw. entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

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1.4.1 Standarddatenbogen und Erhaltungsziele

Der Standarddatenbogen (im Folgenden als „SDB“ bezeichnet) stellt die offizielle Gebietsbeschreibung des FFH-Gebietes für die EU-Kommission dar. Er enthält u.a. folgende wesentlichen Angaben zum Gebiet:

Datum der Erstellung: Mai 2004

Datum der Aktualisierung: Mai 2017

Arten, die in Anhang II aufgeführt sind und ihre Beurteilung

• Das Große Mausohr mit einer Individuenzahl von <800 (Stand 1998) ist die einzige aufgeführte Art. Der Gesamtzustand wird mit B bewertet (Population: C, Erhaltung: B, Isolierung: C).

Gebietsmerkmale

• Wochenstube im Dachstuhlbereich von Langhaus und Turm, strukturreiche Jagdlebensräume in den umgebenden Wäldern und an Siedlungsrändern.

Bedeutung

• Sehr große Wochenstube des Großen Mausohrs (800 Tiere), von bundesweiter Bedeutung, Mutterkolonie kleinerer Vorkommen im Einzugsgebiet der Weißen Elster, weitere Quartiere und funktional zugehörige Jagdhabitate in der Nähe.

Bedrohungen, Belastungen

• E06.02, innerhalb

Erhaltungsziel/Aussagen zum Gebietsmanagement

• Sicherung dauerhaft günstiger Bedingungen für die vorkommenden Fledermausarten durch Erhaltung wesentlicher Quartiereigenschaften und Teilhabitate der Umgebung

Auswertet wurde der Standarddatenbogen mit dem Datenstand vom Mai 2017.

1.4.2 Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung

Standarddatenbogen und ThürNEzVO sind in weiten Teilen deckungsgleich, haben jedoch unterschiedliche Rechtsqualitäten. Der Standarddatenbogen dient dem Informationsaustausch zwischen Mitgliedstaat und der EU-Kommission. Er hat damit Verbindlichkeit für die Behörden des Freistaates und ist somit u.a. bei Verträglichkeitsprüfungen zu berücksichtigen. Die ThürNEzVO bindet darüber hinaus

10 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten jedermann und untersetzt so das Verschlechterungsverbot des § 26 a ThürNatG gegenüber Dritten.

Angaben aus der ThürNEzVO (Stand: Mai 2008)

• Erhaltungsziel Art: Großes Mausohr

1.4.3 FFH-Objekt

Im Gegensatz zu den flächenscharf begrenzten FFH-Gebieten sind die so genannten FFH-Objekte, an welche die gleichen gesetzlichen Anforderungen wie an die Gebiete zu stellen sind, vom Freistaat Thüringen als (flächenlose) Punkte gemeldet worden. Es ist darauf hinzuweisen, dass die ökologischen Erfordernisse, die im Gesetz mit dem Begriff „Habitat der Arten“ umschrieben werden, über das benannte Objekt hinausgehen.

Nachfolgende Schutzkonzeption kann nicht die Bedürfnisse anderer Verfahrensbereiche (z.B. Eingriffsplanung, Bauleitplanung) abdecken. Kommunale und andere Planungsträger müssen zur Verbesserung der notwendigen Rechtssicherheit ihrer Planungen die notwendigen ergänzenden Abklärungen vornehmen.

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2 Angaben zum FFH-Objekt

2.1 Im Objekt vorkommende Fledermausarten

Im Objekt ist das Große Mausohr nachgewiesen. Bezüglich der Biologie dieser Art ist Folgendes anzumerken:

Das Große Mausohr ist die größte heimische Fledermaus. Die Bestände der Art sind nach dem Zweiten Weltkrieg durch Veränderungen in der Landnutzung (z.B. Intensivierung in Land- und Forstwirtschaft) und strukturelle Veränderungen im Gebäudebestand (z.B. Holzschutzmitteleinsatz, Sanierung) zusammengebrochen und erreichten in den siebziger/achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ihren Tiefststand. In den letzten 15 Jahren ist wieder ein Populationswachstum zu beobachten, so dass derzeit bundesweit der Bestand auf ca. 200.000 Tiere geschätzt wird. Dies ist extrem wenig, um langfristiges Überleben der Art sicherzustellen.

In Thüringen leben ca. 30.000 Mausohren und es sind ca. 80 Wochenstubenkolonien bekannt. Thüringen hat die drittgrößten Bestände in Deutschland (nach Bayern und Baden- Württemberg) und damit eine besondere Verantwortung für den Bestandserhalt.

Große Mausohren halten von November bis März Winterschlaf in Höhlen, Stollen u. ä. unterirdischen Quartieren, die bis zu 100 km von ihren Sommerlebensräumen entfernt sein können. Auf ihrem Zug in die Sommerquartiere nutzen sie die „am Weg liegenden“ Wochenstubenquartiere als Rastplätze, so dass ein wesentlicher Schutzaspekt die Aufrechterhaltung eines Quartiernetzes für die Art darstellt.

Nach den ziehenden Tieren im April sammeln sich ab Mai die Weibchen einer lokalen/regionalen Population im Wochenstubenquartier. Ca. 65% von ihnen gebären dort Anfang bis Mitte Juni jeweils ein Jungtier, welches nach ca. 4- bis 6-wöchiger Säugezeit im Quartier das Fliegen erlernt, weshalb die Wochenstubenquartiere auch relativ geräumig sein müssen. Am Ende der Tragzeit und während der Säugezeit können die Weibchen ihre bis zu 10 und mehr km vom Quartier entfernt liegenden Jagdgebiete in strukturreichen Laubwäldern nicht mehr anfliegen. Deshalb sind insektenreiche Jagdgebiete in Quartiernähe entscheidend für die Eignung eines Wochenstubenquartiers.

Die „Schafskälte“, eine regelmäßig während der Jungenaufzucht auftretende Schlechtwetterphase kann zu großen Jungtierverlusten führen. Mausohrpopulationen wachsen deshalb langfristig betrachtet im Mittel kaum mehr als 5% jährlich. Die bedeutet, dass für eine Bestandsverdoppelung ca. 15 Jahre benötigt werden. Wochenstubenquartiere werden von der Population deshalb über Jahrzehnte genutzt und die Weibchen sind mütterlicherseits miteinander verwandt. Auch braucht eine Wochenstube eine gewisse Größe um „richtig

12 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten funktionieren“ zu können. Sie dient der sozialen Thermoregulation (z.B. Überbrückung von Schlechtwetterphasen durch gegenseitiges Wärmen) ebenso wie der Informationsspeicherung für die Population (z.B. über die Lage von guten Jagdgebieten, usw.).

Da Fledermäuse nicht die vor ihnen liegenden Gegenstände oder Landschaften weiträumig überblicken können, sondern mit ihrer Echoortung nur jeweils winzige Ausschnitte erfassen können, verlassen sie sich stark auf ihr Gedächtnis. Sie sind deshalb stark auf die Konstanz der Umweltbedingungen angewiesen. Bereits relativ kleine Änderungen in ihrer Umgebung, z.B. Änderungen an der Einflugöffnung des Quartiers oder die Fällung einer Baumreihe, die ihnen als Orientierung dient, führen dazu, dass die gewohnte Umgebung nicht mehr erkannt oder nicht mehr akzeptiert wird. Fledermäuse sind auf echoakustisch wahrnehmbare linienförmige Vegetationsstrukturen usw. als „Flugstraßen“ zu ihren Jagdgebieten angewiesen. Vegetationslücken, die über die Reichweite des Rufechos hinausgehen (beim Mausohr ca. 30 bis 50m) sind deshalb Barrieren, die nicht überwunden werden können. Die „verkehrsmäßige Erschließung“ des Lebensraumes ist daher ein wesentliches Infrastrukturmerkmal für das Entwicklungspotenzial eines Wochenstubenquartiers.

2.2 Ökologische Erfordernisse der Fledermausarten

Die ökologischen Erfordernisse der Population des Mausohrs im FFH-Objekt unterteilen sich in die inaktive (Winterschlaf) und die aktive Phase (Wanderung in den Sommerlebensraum, Wochenstube, Jagdgebiete, Wanderung in die Paarungsgebiete, Wanderung in den Winterlebensraum) und lassen sich in folgende Bereiche und Erfordernisse untergliedern: a) Funktionale Abhängigkeiten und Erfordernisse im Umfeld (10 km Radius) des FFH-Objektes

• Populationsaustausch mit benachbarten Kolonien • Erreichbarkeit und Nutzbarkeit überregionaler Wanderrouten (und Winterquartiere) • Erreichbarkeit langfristig nutzbarer Jagdgebiete ausreichender Größe und Qualität • langfristig nutzbares und ausreichendes Quartierangebot im Aktionsradius der Population • ausreichend dimensionierte leitlinienreiche Flugkorridore b) Funktionale Abhängigkeiten und Erfordernisse im Nahfeld (3 km Radius) des FFH-Objektes

• Ausprägung des Quartierumfeldes • Ausprägung und Durchgängigkeit von Flugrouten und Leitlinien im Nahfeld • Jagdgebiete im Nahfeld

13 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten c) Funktionale Abhängigkeiten und Erfordernisse des Quartierbereiches des FFH-Objektes

• Eigentums- und Nutzungsverhältnisse • Bauliche Ausformung und „Requisiten“ • Nutzungsweise des Objekts durch die Population • derzeit wirkende Zustandssichernde Mechanismen

Aus Gründen der Praktikabilität beschränken sich in dieser Planung die Betrachtungen des Umfelds auf einen Radius von 10 km, die des Nahfelds auf 3 km.

Die ökologischen Erfordernisse der inaktiven Phase können im Rahmen dieser Planung nicht ausreichend abgeleitet werden. Es ist davon auszugehen, dass diesen durch die Bereitstellung eines geeigneten Quartierangebots im Nahfeld des Objektes und durch die Erreichbarkeit und Ausprägung der überregionalen Wanderrouten und die Vernetzung der langfristig nutzbaren Jagdgebiete Rechnung getragen werden kann.

2.3 Gebietsbeschreibung

Die Beschreibung des Objekts und seiner Umgebung beruht auf dem Kenntnisstand von August 2016. Sie und die aus der Zustandsanalyse abgeleitete Schutzkonzeption dienen der Untersetzung des Erhaltungszieles.

2.3.1 Quartierbereich des FFH-Objektes

Zum Quartierbereich der Lebensstätte in Hundhaupten gehören diejenigen Teile des Baukörpers und der umliegenden Grundflächen, die notwendig und geeignet sind, den Fledermäusen einen störungsfreien Aufenthalt an den Hangplätzen und ungehinderten Zu- / Abflug von / zu den Hangplätzen zu gewährleisten. Neben dem kompletten Dachbereich sind dies die Bereiche für Aus- und Einflug, sowie die vermittelnden Vegetationsbrücken außerhalb des Gebäudes. Zu beachten ist, dass beim Großen Mausohr alle von der lokalen Population in Hundhaupten genutzten Quartiere und Quartierbereiche einzubeziehen sind, soweit eine funktionale Abhängigkeit (z.B. regelmäßige Nutzung) bekannt oder wahrscheinlich ist.

Bekannt ist derzeitig, dass Teile der Population auch die Kirche von Geißen nutzen. Es ist anzunehmen, dass sich die zwei, ehemals getrennten, Populationen inzwischen zusammengeschlossen haben. Eine zeitweise Nutzung von Kirchen in Weißig und Kleinbocka ist nachgewiesen. Aus den oszillierenden Bestandszahlen der letzten Jahre ist zudem abzuleiten, dass noch weitere, bislang unbekannte Quartiere zur Lebensstätte zählen. Funktional ableitbar ist zudem eine regelmäßige Nutzung von Baumhöhlenquartieren in oder bei den Hauptjagdgebieten als dauerhaft genutzte Lebensstätten der Männchen der

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Population sowie zeitlich auf bestimmte funktionale Erfordernisse (z.B. Nahrungsmangelsituationen, Jungtiererkundungen) im Jahresverlauf begrenzt genutzte Lebensstätten für Jungtiere und adulte Weibchen der Population.

Eigentums- und Nutzungsverhältnisse, Schutzstatus:

Tab. 1: Eigentums- und Nutzungsverhältnisse, Schutzstatus Eigentümer • Ev.-Luth. Kirchgemeinde Markersdorf-Hundhaupten

Nutzer • Ev.-Luth. Kirchgemeinde Markersdorf-Hundhaupten

Nutzung • kirchliche und profane Veranstaltungen, wie Gottesdienste, Ausstellungen und Vorträge (ca. 1 – 2 mal pro Monat) • Dachboden: z.T. Lagerung von Baumaterial, größtenteils ist der Dachboden ungenutzt • Kirchspiel Münchenbernsdorf

Schutzstatus • Gem. §§ 26 a bis c ThürNatG FFH-Punktobjekt Fledermäuse (Thür.-Nr. 09), seit Juli 2008 als Besonderes Schutzgebiet im Sinne der ThürNEzVO aus- gewiesen. • Gem. §2 Abs.1 ThürDSchG als „Sachgesamtheit einschließlich der Ausstat- tung, des umgebenden Flurstücks/Grundstücks und einer eventuell vorhan- denen Einfriedung“ und aus Gründen der historischen Dorfbildpflege ge- schützt

Störung/ • Durchgeführte Sanierungen: Vorbelastungen 1986 Schieferdeckung von Turm und Schiff 1994 Innenausmalung bei den durchgeführten Sanierungen wurden Ein- und Ausflugsöffnungen nicht beeinträchtigt • im Jahr 2008: Probleme durch Tauben im Kirchturm • 2014/2015 Begasung im Kirchenschiff zur Holzwurmbekämpfung • 2014 Begasung im Kirchenschiff zur Holzwurmbekämpfung, aufgrund der Kunstwerke innerhalb der Kirche keine Bekämpfung mittels Hitze möglich. • Im Jahr 2017: Beobachtete Störungen im Quartier durch das Anlassen des Lichts in der Nacht und potentiell durch häufiges Betreten.

Bauliche Ausformung:

Tab. 2: Bauliche Ausformung Bauzustand • 2005: in der Turmetage über dem Quartier wurden die Sandsteingewände der Fenster erneuert • ein Austauschen von Dachbalken wegen früherer Wasserschäden wird in den nächsten Jahren notwendig werden • Risse im Turm deuten auf eine Absenkung des Fundamentes hin  Fle- dermausquartier auch betroffen (Sanierung in absehbarer Zeit notwendig) • im Quartierverschlag im Glockenturm wurde die belüftete Dielung mit Lino- leum belegt

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Beleuchtung • auf dem Dachboden sind Lampen angebracht • im Quartier selbst befindet sich eine Lampe, die im Dachgeschoss manuell ein- und ausgeschaltet werden kann • an der Tür zum Verschlag ist ein Zettel mit der Aufforderung zum Licht ausmachen angebracht • Beleuchtung des Erdgeschosses hat keine Auswirkungen auf Dachboden • Kirche ist von außen i.d.R. unbeleuchtet

Zugang • Zugang über eine Treppe von der Orgelempore aus.

Nutzung des Objekts durch die Population

Tab. 3: Nutzung des Objekts durch die Population Flugrouten Nach den Angaben der Quartierbetreuer und Nutzer sind verschiedene Flug- bzw. Jagdrouten bekannt. • Tiere jagen nach dem Ausflug einige Zeit in den umliegenden Gärten von Hundhaupten und entfernen sich in nord-westliche Richtung in den Be- reich des Hegebachtals (geschützter Landschaftsbestandteil) • Die Tiere kreisen nach dem Ausflug vor der Kirche und an den beiden Bäumen, weiten ihre Kreise über die umgebenden Gärten aus und fliegen dann nach Osten aus, wo zwei Tümpel liegen. • Mausohren nutzen innerhalb Hundhaupten vor allem dunkle Straßenzüge und Baumkronen

Ein- und Ausflüge • Ein- und Ausflugsöffnungen sind identisch. • Turmfenster neben der Uhr (Richtung Süden)

Hangplätze • Haupthangplatz: Deckenbalken und Leiter im Glockenturm • weitere Hangplätze: an den Wänden und in Spalten im Quartierbereich im Glockenturm

notwendige • Ausflug der Tiere auf der südlichen Seite der Kirche Komponenten • Hecken, Gebüschbereiche und Gehölze südwestlich der Kirche • Zwei große Bäume östlich der Kirche als Leitrequisiten

zeitliches • Ankunft: ab Mitte März Nutzungsverhalten • Abzug: bis Anfang November • Geburten: Anfang bis Mitte Juni

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Balken mit Treppe zum Glockenturm Treppe zum Stromanschluss Glockenturm Haupthangplatz und Lampe Brettersteg

*

N

*

*

Treppe zum Abgehängtes Tür zum Nicht abge- Dachboden mit Hauptein- Fenster Verschlag dunkeltes Bodenklappe Lichtschalter und ausflug Nebenhang- Fenster plätze

Turmfenster mit Ein- und Lampen * Ausflugsmöglichkeit

Abb.1: Aufriss der Mausohrwochenstube mit wichtigen Requisiten

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Derzeit wirkende zustandssichernde Mechanismen

Tab. 4: Zustandssichernde Mechanismen

Kommunikation Behörde / Eigentümer durch Quartierbetreuer

Bestandskontrolle nach VILM-Kriterien

Quartierbetreuung durch Quartierbetreuer

Monitoring Objekt ist im landesweiten Monitoring-Programm

Maßnahmenbetreuung durch Quartierbetreuer

Erläuterung:

Das Artenhilfsprogramm Fledermäuse wird in Thüringen von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz betreut. U.a. führt sie im Zusammenwirken mit dem ehrenamtlichen Fledermausschutz (Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung in Thüringen - IFT e.V.) langfristige Programme zur Quartier- und Bestandsbetreuung sowie zum Artenmonitoring durch. Bedeutende Quartiere haben namentlich benannte Quartierbetreuer. Diese halten den Kontakt mit dem Quartiereigentümer und den Behörden, unterstützen, vermitteln und betreuen und übernehmen Aufgaben im Bereich der Bestandskontrolle und des Monitorings.

2.3.2 Nahfeld des FFH-Objektes

Als Nahfeld des Objektes gelten diejenigen Geländeabschnitte, bei denen sich ein direkter kausaler Nutzungsbezug zum Quartierbereich ableiten lässt. Aus praktischen Gründen wird es hier auf einen Radius von ca. 3 km begrenzt.

Die Ausprägung des Quartiernahfeldes wird bestimmt durch die Lage des Objekts am westlichen Ortsrand von Hundhaupten. Der Ort ist geprägt durch alte dörfliche Dorfstrukturen sowie durch ein Gebiet mit neu gebauten Häusern im Norden. Die unmittelbare Umgebung weist einen sehr hohen Gehölzanteil auf. Östlich der Kirche stehen zwei große Bäume nebeneinander. Südwestlich der Kirche stehen weitere Gehölze in kleine Gruppen.

Jagdgebiete im Nahfeld der Kolonie (Erstjagdgebiete nach Ausflug oder kurz nach der Jungtiergeburt) sind die im Süden und Westen angrenzenden Pferde- und Schafweiden, die (Bauern-) Gärten des Dorfes, die Teiche am nordöstlichen Dorfrand sowie die am Weg zu den Hauptjagdgebieten liegenden baum- und buschreichen Vegetationsbereiche.

Als Flugrouten und Leitlinien dienen im Nahfeld hauptsächlich wegbegleitende Pflanzungen sowie gleichzeitig Jagdmöglichkeiten bietende Vegetationsbereiche (z.B. Gärten) die zu den Erstjagdgebieten bzw. den Hauptjagdgebieten vermitteln. In Abb. 2 sind Flugrouten

18 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten exemplarisch dargestellt mit der Absicht je eine wahrscheinliche Route zu den wesentlichen Ressourcen der Population aufzuzeigen.

Vorbelastungen

Die Bundesstraße B 2 verläuft in Ost-West-Richtung einen Kilometer südlich von Hundhaupten. Sie stellt somit ein Hindernis für die Fledermäuse, die von der Kirche aus nach Süden fliegen, dar.

19 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Abb.2: Darstell ung des Nahfeldes der Wochenstube in der Evangelischen Kirche Hundhaupten.

20 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

2.3.3 Umfeld des Objektes

Als Umfeld des Objekts gelten die Geländeausprägungen, denen funktional eine Bedeutung zur Einhaltung ökologischer Erfordernisse der Mausohrpopulation des Objektes zuzuweisen ist. Das Umfeld wird hier aus praktischen Erwägungen auf einen Radius von 10 km um das Objekt begrenzt.

Folgende ökologischen Erfordernisse sind ableitbar: a) Populationsaustausch

Populationsaustausch mit benachbarten Kolonien besteht (soweit bekannt) mit der Mausohrwochenstube in Geißen (3,6 km). Innerhalb des Betrachtungsraumes existiert eine weitere Wochenstube des Großen Mausohrs im ehemaligen Kloster Veitsberg bei Wünschendorf (9 km). Ein Austausch zwischen dieser Population und den Populationen in Hundhaupten und Geißen ist zu erwarten. Untersuchungen dahingehend wurden allerdings noch nicht durchgeführt. Ggf. war früher ein Populationsaustausch mit der (derzeit) aufgegebenen Wochenstuben in der evangelischen Kirche in (OT Frankenthal; 5,7 km) gegeben. b) überregionale Wanderrouten

Als überregionale Wanderrouten dienen die Flusstäler Weißen Elster sowie der Auma und Weida. Über Ausläufer/Fortsetzungen werden das Elstertal (FFH-Gebiet Nr. 147) sowie der -Werdauer Wald erreicht. c) Nahrungsräume

Als wesentliche Jagdgebiete (Hauptjagdgebiete) dienen die Waldgebiete des Geraer Stadtwaldes (FFH-Gebiet Nr. 187 „Hainberg-Weinberg) sowie die Wald- und Offenland- bereiche um die Auma und Weida. Im Aktionsradius der Kolonie liegen ebenfalls Jagdgebiete im Bereich der Weida- und Aumatalsperren. d) Lebensstätten der Population

Zum langfristig nutzbaren Quartierangebot gehören die Kirchen in Geißen, Weißig und Kleinbocka (bekannte Ausweichquartiere der Kolonie) sowie die Dachböden großer Gebäude (z.B. Kirchen) vorzugsweise in der Nähe der genutzten Hauptjagdgebiete und Bewegungskorridore der Population.

21 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Abb.3: Wochenstube (Evangelische Kirche in Hundhaupten) mit 10 km-Umkreis sowie Ausweichquartiere, Jagdgebiete und deren Anbindung über Gehölzstrukturen und Baumreihen.

22 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Abb.4: Darstellung der räumlichen Beziehungen der Mausohrwochenstube mit den nächsten bekannten Wochenstuben- und Winterquartieren und Jagdgebieten. e) Flugkorridore

Die Flugkorridore der Population, welche nach Art und Umfang der vorhandenen Leitlinien (Vegetationsstrukturen wie Waldränder, Hecken, usw.) ausgewählt wurden und geeignet sind, die weiter oben genannten funktionalen Beziehungen aufrechtzuerhalten, sind in Abbildung 3 dargestellt. Im direkten Umfeld der Kirche sind die Leitlinien in der Ackerlandschaft meist von linearen Landschaftselementen aufgebaut. Im weiteren Umfeld werden Ränder von Wäldern und flächige Gehölzflächen als Leitlinien genutzt. f) Vorbelastungen

Die Bundesautobahn A 9 verläuft in ca. 7 km Entfernung von Nord nach Süd und stellt somit eine Gefahr für die Tiere dar, die westlich der Kirche jagen. Die Bundesstraßen B 2 (Entfernung ca. 1 km) und B 175 (Entfernung ca. 5 km) stellen Querungshindernisse im südlichen Aktionsraum dar. Weiterhin sind die Waldbereiche nicht lückenlos vernetzt und die Leitlinienkorridore werden von vielen Verkehrstrassen gequert.

23 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

3 Analyse und Bewertung

3.1 Auswertung und Risikobewertung

Im Rahmen der Konsultationen ergab sich Kenntnis über nachfolgende Pläne und Projekte mit Wirkung auf das FFH-Objekt beziehungsweise die Pläne waren bei Erstellung des Managementplans (MMP) 2009 bekannt und sind nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht umgesetzt. Dargelegt werden nur Pläne/Projekte, die derzeit noch nicht, bzw. noch nicht vollständig umgesetzt sind. Ihr Risikopotential wird wie folgt, festgestellt:

Tab. 5: Risikopotentialabschätzung vorhandener Planungen. Bei Planungen außerhalb des Umfeldes ist die Entfernung zum FFH-Objekt (Luftlinie) angegeben. kein Risiko Risikopotential mit Begründung Risiko erkenn- bar

Austausch der Dachbalken im - bei Durchführung zwischen April und September: Störung der Geburten und Dachgeschoss x Jungtieraufzucht, da sich die Balken (Stand MMP unmittelbar neben den Hangplätzen befinden 2009)

Fenstersanierung x - Falls Turmfenster ebenfalls inbegriffen - bei Durchführung zwischen April und September: Störung der Geburten und Jungtieraufzucht durch die Arbeiten im Quartier

Sanierung Glockenturm bzw. - bei Durchführung zwischen April und Fundament x September: Störung der Geburten und (Stand MMP Jungtieraufzucht durch die Arbeiten am Turm 2009)

Der Windpark soll zwischen Hundhaupten und Geißen entstehen und läge damit genau zwischen zwei bekannten Mausohrwochenstubenquartieren. Weiter läge der Windpark im der Kolonie in Hundhaupten am nächsten gelegenen Waldstück (wahrscheinlichstes Bau eines Hauptjagdgebiet der Kolonie). Außerdem liegt im Windparks bei x Dreieck zu Hundhaupten und Geißen um den Großsaara geplanten Windpark der Wasserspeicher Schöna, welcher von den Fledermäusen aller Wahrscheinlich- keit nach zur Wasseraufnahme genutzt wird. Es ist eine starke Beeinträchtigung und ein hohes Kollisionsrisiko für die Großen Mausohren zu erwarten.

Neubau auf ca. 1 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 9 km. L1082 OU Wünschendorf - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere x (Stand MMP zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das 2009) Risiko des Verkehrstodes der Mausohren, - Unterbrechung von Leitlinien durch Neubau

24 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

kein Risiko Risikopotential mit Begründung Risiko erkenn- bar - Verlust von Jagdgebieten

Neubau auf ca. 0,5 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 7 km. L 1070 / L 2334 - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere OU Töppeln x zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das (Stand MMP Risiko des Verkehrstodes der Mausohren, 2009) - Unterbrechung von Leitlinien durch Neubau - Verlust von Jagdgebieten

Um- und Ausbau auf ca. 1,2 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 8,5 km. B 2, Mittelpöllnitz x – Porstendorf - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

Um- und Ausbau auf ca. 1,9 km Länge, in Planung, B 2, Bauende Entfernung von FFH-Objekt etwa 16 km. Nordanbindung x - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere Gera - LG zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

Um- und Ausbau auf ca. 1,6 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 12 km. - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision B 92 KP L 1083 x Hohenölsen - Unterbrechung von Leitlinien durch Fahrbahnverbreiterung - Verlust von Jagdgebieten - Unterbrechung von Leitstrukturen zur überregionalen Wanderleitlinien (Weiße Elster)

Neubau auf ca. 6,1 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 5,5 km. B 175 OU Großebersdorf, - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere x OU Frießnitz, OU zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Burkersdorf Risiko der Kollision - Unterbrechung von Leitlinien durch Neubau

Neubau auf ca. 2,6 km Länge, in Planung, Entfernung von FFH-Objekt etwa 11,5 km. OU Wolfsgefärth x - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

Ausbau auf ca. 3,7 km Länge, in Planung, Entfernung L 1070, B 7 Trotz von FFH-Objekt etwa 17 km. – A 9 AS Bad x Klosterlausitz - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere (Ziegenböcke) zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

25 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

kein Risiko Risikopotential mit Begründung Risiko erkenn- bar

L 1087/ L 3002 Neubau auf ca. 15,4 km Länge, in Planung, Entfernung Mittelpöllnitz - von FFH-Objekt etwa 12 km. Zeulenroda (OU x Braunsdorf, OU - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere Auma, OU zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Zeulenroda) Risiko der Kollision

Neubau auf ca. 1,5 km Länge, in Planung, Entfernung L 1081 / L 1362 von FFH-Objekt etwa 14,5 km. A4 AS Gera- x Leumnitz- - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere Großenstein zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

Neubau auf ca. 3,7 km Länge, in Planung, Entfernung L 3007 Verlegung von FFH-Objekt etwa 18 km. der Ortsdurchfahrt x - vermehrtes Verkehrsaufkommen und höhere Eisenberg zugelassene Geschwindigkeiten erhöhen das Risiko der Kollision

-

Aus Forst- und Landwirtschaft sind zum Zeitpunkt der Planerstellung keine konkreten Projekte bekannt. In der Forstwirtschaft sind in Thüringen derzeit keine großflächigen Pestizideinsätze geplant. Sollte es zukünftig angesichts der Klimaänderung und der damit verbundenen Ausbreitung bestimmter Arten wie Schwammspinner oder Prozessionsspinner zu flächigen Insektizideinsätzen kommen, ist dies zum aktuellen Zeitpunkt nicht planbar. Bei ThüringenForst werden zudem seit vielen Jahren keine Schirmschläge mehr geplant und durchgeführt, da auf eine dauerwaldartige Bewirtschaftung gesetzt wird. In der Landwirtschaft erfolgt der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, Abweichungen erfolgen nur in Ausnahmefällen und sind nicht planbar. Für Landschaftselemente wie z. B. Hecken besteht ein grundsätzliches Beseitigungsverbot. Abweichungen hiervon sind zurzeit nicht bekannt.

3.2 Bewertung

Bewertet wird der Zustand zum Zeitpunkt August 2016.

Nachfolgende Bewertungsschemata sind relevant:

Bewertung gemäß den Vorgaben des Standarddatenbogens (EU-Schema)

26 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Tab. 6: Bewertungsschema - EU-Schema, SDB Stand Mai 2017. Kriterium Erläuterung Bewertung

Population Der Anteil der Population am Gesamtbestand in C Deutschland ist gering.

Erhaltungszustand Der Erhaltungszustand weist eine gute Ausprägung auf. B

Isolierungsgrad Der Isolierungsgrad innerhalb des natürlichen C Verbreitungsgebietes in Deutschland ist gering

Gesamtbeurteilung Die Gesamtbewertung erfolgt nicht rechnerisch „nach B bestem Sachverstand“ und verschiedene Merkmale des Gebietes können hier einbezogen werden.

Bewertung gemäß den „Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der

FFH-Richtlinie in Deutschland“ (BFN und BLAK 2015)

Für die Art: Großes Mausohr

Bezugsraum: Wochenstubenquartier

Tab. 7: Bewertungsschema - Stand 12/2015 (BFN & BLAK 2015) Großes Mausohr – Myotis myotis

Kriterien / Wertstufe A B C

Zustand der Population hervorragend gut mittel bis schlecht

Anzahl der adulten Ermittlung der Populationsgröße und Ableitung der Populationsentwicklung Weibchen durch Aggregation und Analyse gemeldeter Quartierzählungen durch BfN

Habitatqualität hervorragend gut mittel bis schlecht

Jagdgebiet

Laubholzbestände mit mittlerem & starkem Einschätzung auf Ebene der biogeo. Region durch BfN durch Auswertung Baumholz mit hohem BWI Kronenschlussgrad

Beeinträchtigungen keine bis gering mittel stark

Jagdgebiet

forstwirtschaftliche Maßnahmen im BZR (z. B. großflächiger Pestizideinsatz, großflächige Anwendung Expertenvotum mit Begründung des Schirmschlag- verfahrens)

27 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Wochenstubenquartier

Veränderungen im und am Gebäude (z.B. Expertenvotum mit Begründung Beleuchtung)

Umbau- und Sanierungs- keine erfolgten Maßnahmen mit Maßnahmen mit starker maßnahmen an Maßnahmen oder geringer Beeinträchtigung des Gebäuden Maßnahmen ohne Beeinträchtigung des Quartiers (Verlust des Beeinträchtigung des Quartiers Quartiers) (Expertenvotum) Quartiers

Akzeptanz durch Hausbesitzer vorhanden Tolerierung gering bis fehlend (Expertenvotum)

Weitere Beeinträchtigungen für Myotis myotis Keine Mittlere bis geringe starke (Expertenvotum mit Begründung)

Expertenvotum Veränderung im und am Gebäude:

Durch Pflegemaßnahmen seitens des Eigentümers hat sich der Zustand der beiden als Leitrequisiten dienenden Bäume deutlich verbessert. Die Risse am Turm scheinen sich aber seit der Erstellung des letzten Managementplans vertieft/vergrößert zu haben, was den Handlungsbedarf hier erhöht.

Expertenvotum weitere Beeinträchtigungen:

Sollte es zum Bau des Windparks in Großsaara kommen, würde das die Fledermauspopulation in Hundhaupten voraussichtlich stark beeinträchtigen. Der geplante Windpark läge innerhalb eines Dreiecks aus den Mausohrwochenstubenquartieren Hundhaupten und Geißen, sowie dem Wasserspeicher Schöna. Während der Wasserspeicher von den Fledermäusen wahrscheinlich als Trinkwasserquelle verwendet wird, läge der Windpark außerdem innerhalb eines Waldgebietes, welches potentiell aufgrund seiner Nähe zum Quartier, das Hauptjagdgebiet für die Fledermauskolonie aus Hundhaupten darstellt.

Erfassungen zum Teillebensraum Jagdgeiet wurden nicht durchgeführt.

3.3 Bewertung durch Vergleich der Koloniesituation mit dem allgemeinen Leitbild einer Mausohrwochenstubenkolonie

Die Darlegung des Leitbildes sowie die Erläuterungen zum Abgleich mit dem Leitbild werden im Anhang wiedergegeben.

28 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Tab. 8: Bewertungsschema – Abgleich mit Leitbild entspricht entspricht widersprich entspricht dem Leitbild weitgehend t dem dem Leitbild weitgehend dem Leitbild Leitbild nicht

Population

Artenspektrum X

Quartierstatus X

Bestandstrend X

Gebäude

Dach/Feuchtigkeit X

Fußboden X

Beleuchtung X

Holzschutz X

Bewetterung/ X Wärmeregime

Ein- und Ausflug X

Hangplätze X

Nutzung X

Sonstige Störung X*

Nahfeld

Beleuchtung/ X Anstrahlung

„Leitrequisiten“ direkt X am Quartier

Straßenverkehr X

Flugkorridore / X Leitlinien

Umfeld

Anbindung an X Jagdgebiete

Straßenverkehr X

Winterquartier dazu können keine Angaben gemacht werden

Jagdgebiete dazu können keine Angaben gemacht werden

29 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

*) 2017 traten Störungen durch die Beleuchtung innerhalb des Quartieres auf. Diese können für Große Mausohren verehrende Auswirkungen haben.

30 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

4 Maßnahmenplanung

Aufgrund des derzeitigen Kenntnisstandes zu den Erfordernissen der Population konzentrieren sich nachfolgend aufgeführte Maßnahmen auf den Quartierbereich und das Nahfeld. Es sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dadurch eine Sicherung der Population allein nicht gewährleistet ist. Hinweise zu den bei ggf. durchzuführenden Projekten oder auftretenden Planungssituationen tiefer zu bearbeitenden Fragen werden im Kapitel „Wissensdefizite“ gegeben. Weitere Maßnahmen außerhalb des FFH-Objekts sind in Abschnitt 4.5 aufgeführt.

Die Kosten für notwendige Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen sind in Kategorien angegeben:

Kategorie A: Maßnahmen bis 999 €

Kategorie B: Maßnahmen von 1.000-4.999 €

Kategorie C: Maßnahmen von 5.000-9.999 €

Kategorie D: Maßnahmen über 10.000 €

Einige der Maßnahmen bedürfen einer genaueren Durchführungsplanung, um die endgültigen Kosten festzulegen oder sind von den Wünschen der Nutzer bzw. Eigentümer abhängig.

4.1 Umsetzungsinstrumente

Zur Erhaltung und Sicherung der FFH-Gebiete stehen im Freistaat Thüringen nachfolgende Instrumente zur Verfügung:

1. Zur Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen dienen folgende Förderprogramme

ENL Programm zur Förderung von Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft (Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt vom 11.11.2015). NALAP Programm zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt vom 01.09.2017)

Diese Förderprogramme eignen sich jedoch nur zur Förderung von einmaligen Maßnahmen, regelmäßig notwendige Maßnahmen (z.B. Kotberäumung) sind nicht förderfähig.

2. Zur Abwendung von Verschlechterungen des Erhaltungszustandes (Sicherungsmaßnahmen) dienen nachfolgende Schutzmaßnahmen im Sinne des Abschnitt 5

31 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten der „Hinweise zur Anwendung der §§ 26 a bis 26 c ThürNatG“ (FFH-Einführungserlass 21- 60225-5 des TMLNU in der Fassung vom 04.12.2014):

• Vertragliche Vereinbarungen

Vertragliche Vereinbarungen sollen im Freistaat Thüringen, wo immer es geht, anderen Regelungen vorgezogen werden. Voraussetzung ist hierfür, dass der erreichte Schutz im Sinne des Gesetzes einer Unterschutzstellung gleichwertig ist.

• Verwaltungsvorschriften sowie Verfügungsbefugnisse eines öffentlichen oder gemeinnützigen Trägers

Verwaltungsvorschriften genügen dann, wenn sichergestellt ist, dass durch einen öffentlichen oder gemeinnützigen Eigentümer ein günstiger Erhaltungszustand gewährleistet wird.

• Schutzmaßnahmen nach anderen Fachgesetzen

Als Schutzmaßnahme nach anderen Fachgesetzen ist z.B. die Ausweisung als Naturwaldreservat oder Naturwaldparzelle nach dem Thüringer Waldgesetz zu verstehen.

• Schutzgebietsausweisung

Soweit andere Instrumentarien zur Sicherung nicht ausreichen, ist eine Schutzgebietsausweisung nach § 11 ThürNatG (z.B. Naturschutzgebiet, geschützter Landschaftsbestandteil) erforderlich

Gemäß Einführungserlass ist hierbei eine Kombination verschiedener Schutzmaßnahmen, z.. eine Unterschutzstellung, die durch vertragliche Vereinbarungen unterstützt wird, oder eine artenschutzrechtliche Anordnung (§ 28 Abs. 4 ThürNatG) zusammen mit einer vertraglichen Vereinbarung möglich.

3. Sonstige Instrumente

Im Einzelfall ist zu prüfen, ob ein unspezifisches Instrument der Maßnahmenumsetzung in Anspruch genommen werden kann. Zu diesen unspezifischen Instrumenten zählen:

• Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft

• Mittel der öffentlich-rechtlichen Stiftung Naturschutz in Thüringen oder privatrechtlicher Stiftungen

• Landesmittel

32 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

4.2 Notwendige Erhaltungsmaßnahmen

4.2.1 Entfernung von Fledermauskot

Beschreibung: Um Konflikte zu vermeiden und Schäden am Bauwerk vorzubeugen, muss der Fledermauskot regelmäßig entfernt werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: Eigentümer Förderung / Finanzierung: NALAP * / Landesmittel Durchführungszeitraum: jährlich Durchführungskosten: A Bemerkung: *) i.d.R. nur einmalige Durchführung absicherbar

4.2.2 Sanierung Glockenturm bzw. Fundament

Beschreibung: Seit einigen Jahren gibt es Risse im Turm. Diese werden zunehmend länger und größer. Dies alles deutet auf die Absenkung des Fundamentes hin. Eine Sanierung ist in Vorbereitung und wird auch das direkte Fledermausquartier betreffen. Der dabei durch die Rücksichtnahme auf die Mausohren bedingte Mehraufwand der Maßnahmendurchführung soll dem Eigentümer erstattet werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: Eigentümer Förderung / Finanzierung: NALAP Durchführungszeitraum: so schnell wie möglich Durchführungskosten: B Bemerkung: Schätzung für die durch die Rücksichtnahme auf die Population bedingten Mehrkosten der Sanierung.

4.2.3 Austausch der Dachbalken

Stand Managementplan 2009 Beschreibung: Zum langfristigen Quartiererhalt müssen im Winter Sanierungsmaßnahmen im Dachbereich des Quartiers durchgeführt werden. Der dabei durch die Rücksichtnahme auf die Mausohren bedingte Mehraufwand der Maßnahmendurchführung soll dem Eigentümer erstattet werden. Die Dachbalken weisen Wasserschäden auf, die vor vielen Jahren entstanden sind und nun saniert werden müssen. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: Eigentümer Förderung / Finanzierung: NALAP Durchführungszeitraum: so schnell wie möglich Durchführungskosten: A bis B Bemerkung: Schätzung für die durch die Rücksichtnahme auf die Population bedingten Mehrkosten der Sanierung.

33 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

4.2.4 Durchführung von quartiersichernden und ggf. quartierverbessernden Maßnahmen in den als Ausweichquartieren bekannten Kirchen Weißig und Kleinbocka

Beschreibung: In den Kirchen beider Orte wurde Teile der Population aus Hundhaupten festgestellt. Die Quartiereignung beider Gebäude soll langfristig als Ausweichquartier zu Hundhaupten sichergestellt werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: innerhalb der nächsten 6 Jahre Durchführungskosten: A bis B

4.2.5 Sicherung der beiden großen Bäume vor der Kirche

Beschreibung: Sowohl die Weide als auch die Esche dienen als Leitstruktur und sollen langfristig erhalten werden. Die dazu notwendigen Verjüngungs- und Pflegeschnitte stellen keine erhebliche Beeinträchtigung der Population dar. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: Eigentümer Förderung / Finanzierung: nicht erforderlich Durchführungszeitraum: innerhalb der nächsten Jahre Durchführungskosten: - Bemerkung: Die Baumpflege dient auch der Aufrechterhaltung der Verkehrsicherheit

4.2.6 Anpassung der Beleuchtungsregelung innerhalb des als Quartier genutzten Gebäudeteils

Beschreibung: Um eine Störung der Fledermauswochenstube durch dauerhafte Beleuchtung zu verhindern, soll die vorhandene Lampe mit einer automatischen Abschalt-Funktion nach einer bestimmten Anzahl an Minuten ausgestattet werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: Eigentümer Förderung / Finanzierung: NALAP Durchführungszeitraum: so schnell wie möglich Durchführungskosten: A

4.3 Notwendige Sicherungsmaßnahmen

4.3.1 Jährliche Bestandskontrolle

Beschreibung: Die Populationsstärke der Mausohrkolonie muss regelmäßig ermittelt werden, um frühzeitig auf ggf. auftretende bestandsgefährdende Beeinträchtigungen aufmerksam zu werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: jährlich

34 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Durchführungskosten: A

4.3.2 Feststellung und ggf. Herstellung der Nutzbarkeit des Quartiers durch Kontrolle im Frühjahr

Beschreibung: Vor Ankunft der Mausohren muss im Quartier geprüft werden, ob die Zuflugswege und Einflugöffnungen frei sind. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: jährlich Durchführungskosten: A

4.3.3 Quartierbetreuung durch benannten Ansprechpartner

Beschreibung: Für das FFH-Objekt muss ein Ansprechpartner benannt sein, der den Eigentümer bei allen anstehenden Fragen und Problemen unterstützt und ein langjähriges Vertrauensverhältnis aufbaut. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: laufend Durchführungskosten: B Bemerkung: veranschlagt sind 4 Betreuungseinsätze / Jahr

4.3.4 Festlegung von Nutzungsregeln mit dem Eigentümer/Nutzer

Beschreibung: Die Mausohrpopulation kann durch das „normale Wirtschaften“ bereits erheblich beeinträchtigt werden. Um Konfliktsituationen zu vermeiden, sollen mit dem Eigentümer einvernehmliche Nutzungsregeln aufgestellt und vertraglich fixiert werden. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung und Eigentümer Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: laufend Durchführungskosten: können noch nicht ermittelt werden Bemerkung: es ist eine thüringenweit gültige Lösung anzustreben Dabei sollen folgende Maßgaben beachtet werden:

• Beleuchtung des Gebäudes zwischen April und September auf 5 Abende (nicht hintereinander) beschränken, keine zusätzliche (Außen-)beleuchtung anbringen • Verzicht auf Durchführung von Veranstaltungen mit Emissionen (Gerüche, Schall, Licht), die über die Emissionen üblicher sakraler Nutzung hinausgehen • Verzicht auf Veränderungen im Dachbereich (keine Veränderungen an den Hangplätzen, keine zusätzliche Beleuchtung) • Begrenzung der Dachbodennutzung auf ca. 25% der Gesamtfläche in maximaler Entfernung zu den Hangplätzen • Begrenzung der Schlüssel- und Zugangsgewalt auf bestimmte Personen, um unbefugtes, häufiges Betreten und andere Störungen zu verhindern. • Unterrichtung der UNB über alle geplanten Aktivitäten im Quartierbereich.

35 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

4.3.5 Besucherinformation

Beschreibung: Im besiedelten Bereich bedarf es bei einem Gebäude mit öffentlicher Nutzung einer besonderen Kennzeichnung sowie einer Erläuterung der wesentlichen Elemente der Schutzkonzeption um die Akzeptanz der Bevölkerung für ggf. notwendige Rücksichtnahme zu erlangen. Dies soll auf einer Tafel (Din A0) vor dem Gebäude erfolgen. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: NALAP / Landesmittel Durchführungszeitraum: so schnell wie möglich Durchführungskosten: B Bemerkung: Texterstellung, Ständer und Schild

4.3.6 Öffentlichkeitsarbeit

Beschreibung: Für die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen in der Bevölkerung ist es wesentlich, dass eine „In Wertsetzung“ erfolgt. Veranstaltungen wie „Bat-Nights, Fledermausfeste oder regelmäßige Vorträge begründen Traditionen und sind deshalb besonders geeignet, immaterielle Werte zu veranschaulichen. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: alle 2 Jahre eine Veranstaltung Durchführungskosten: B

4.4 Notwendige sonstige Maßnahmen

4.4.1 Dokumentation der auf die Population wirkenden Maßnahmen

Beschreibung: Da sich die Wirkung einer Maßnahme erst in der Retrospektive abschätzen lässt, ist es notwendig alle auf die Population einwirkenden Maßnahmen zu dokumentieren. Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung und Kreis Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: laufend Durchführungskosten: A Bemerkung: Die Durchführungskosten beziehen sich auf das Zusammenführen und die Aufbereitung der Maßnahmendokumentation für eine Berichtserstellung

4.4.2 Erhebung der Kriterien zur Bewertung des

Erhaltungszustands des Großen Mausohrs (BFN & BLAK 2015)

Beschreibung: Die Umsetzung der FFH-Richtlinie erfordert eine regelmäßige Zustandsbewertung. Relevant sind die beiden Bewertungsschemata, die in diesem Plan genannt werden, sowie die Überprüfung

36 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: einmal in 6 Jahren Durchführungskosten: A Bemerkung: Die Durchführungskosten beziehen sich auf die Vororterfassung und die Aufbereitung der Maßnahmendokumentation für eine Berichtserstellung.

4.4.3 Überprüfung des Koloniezustands gem. Leitbildschema dieses Managementplanes

Beschreibung: Die Umsetzung der FFH-Richtlinie erfordert eine regelmäßige Zustandsbewertung Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: einmal in 6 Jahren Durchführungskosten: A Bemerkung: Die Durchführungskosten beziehen sich auf die Vororterfassung und die Aufbereitung der Maßnahmendokumentation für eine Berichtserstellung.

4.4.4 Überprüfung der Maßnahmen dieses Managementplanes auf Vollzug bzw. Änderungsbedarf.

Beschreibung: Der Vollzug des Gebietsmanagements erfordert eine regelmäßige Überprüfung des Managementplanes Verantwortlichkeit / Ansprechpartner: vom Freistaat benannte Einrichtung Förderung / Finanzierung: Landesmittel Durchführungszeitraum: einmal in 6 Jahren Durchführungskosten: A Bemerkung: Die Kosten der Fortschreibung des Planes sind damit nicht abdeckt.

4.5 Notwendige Maßnahmen im Umfeld des FFH-Objekts

Nachfolgende Maßnahmen im Umfeld des FFH-Objekts gründen sich auf den ökologischen Erfordernissen der Population und sind damit zwingend funktional mit dem Erhalt der Wochenstube in der Evangelischen Kirche Hundhaupten verknüpft. So ist das Große Mausohr in der ThürNEzVO als Erhaltungsziel für das im Umfeld liegende FFH-Gebiet „Hainberg - Weinberg“ (5138-301) und das zum Teil im Umfeld liegenden FFH-Gebiet „Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf“ (5238-303) aufgeführt. Wie in Abschnitt 2.3.2 und Abschnitt 2.3.3 dargelegt, werden weitere Lebensräume auch außerhalb der FFH-Gebietskulisse genutzt. Die Ergebnisse der akustischen Ermittlung von Querungsbereichen an ausgewählten, konfliktträchtigen Straßen und des daraus resultierenden Maßnahmebedarfs sind dem Bericht „Feststellung von Querungsbereichen und Ermittlung des Maßnahmenbedarfs an

37 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten ausgewählten FFH-Objekten“ (im Anhang) zu entnehmen. Folgende Maßnahmen sind außerhalb des FFH-Objekts zum Erhalt der Wochenstube durchzuführen:

• Erkundung und Sicherung weiterer von der Population genutzter Lebensstätten im Umkreis von 10 km in oberirdischen Gebäuden (Wochenstubenquartiere), unterirdischen Bauwerken bzw. Höhlen (Winterquartiere) sowie Baumhöhlen (Männchen-/Übergangsquartiere), sofern genutzt auch weiterer Lebensstätten (Paarungs-, Hitze-, Schwarm- und Zwischenquartiere)

• Erkundung und Herstellung geeigneter Ausweichquartiere im Umkreis von 6 km um das FFH-Objekt (vorzugsweise in Jagdgebietsnähe bzw. in der Nähe genutzter Leitlinien). Anzustreben ist, dass ca. 50 % der Kirchen (bzw. ähnlich geartete Bauwerke, mit geeignetem Mikroklima) für Große Mausohren als Wochenstubenquartier nutzbar sind.

• Herstellung und/oder Wiederherstellung des Lebensraumpotentials genutzter oder zwischen verschiedenen Lebensstätten vermittelnder Habitate außerhalb von FFH-Gebieten.

• Eine den ökologischen Anforderungen der Art entsprechenden Waldwirtschaft im Umkreis von 10 km um das Quartier. Dazu zählen

1. ein hoher Anteil an höhlen- und spaltenreichen Starkbäumen (z.B. Buchen mit ≥ 35 cm Brusthöhendurchmesser) mit durchschnittlich mindestens 5 Bäumen/ha sowie ausreichend geschwächter Baume / stehendes Totholz.

2. ausreichend dimensionierte Jagdgebiete in Form lichter Waldbestände ohne Bodenvegetation.

3. eine generell ausreichende Insektenverfügbarkeit sowie eine geringe Belastung der Insektenfauna mit Insektiziden / Antiparasitika durch Verzicht der regelmäßigen und/oder großflächigen Anwendung dieser Substanzen.

4. die Sicherstellung eines ausreichend hohen Insektenangebots durch bodenvegetationsreiche Bereiche innerhalb der Wälder.

• Sicherstellung eines ausreichenden Insektenangebots durch Sicherung, Wiederherstellung und/oder Anlage insektenreicher Landschaftsbestandteile (Hecken, Feldgehölze, Gewässerrandstreifen etc.).

• Erkundung und Sicherung der bestehenden Leitstrukturen. Ziel sollte sein, für jedes der im Plan benannten Hauptjagdgebiete zwei voneinander unabhängige, durchgehende Vegetationsverbindungen zu schaffen bzw. zu erhalten.

38 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

• Aufbau neuer Leitstrukturen, die keine Lücken von > 10 m aufweisen dürfen, an geeigneten Stellen zur Minimierung von Trennwirkungen (z.B. zur Anbindung verschiedener Jagdgebiete). Ziel sollte sein, für jedes der benannten Hauptjagdgebiete zwei voneinander unabhängige durchgehende Vegetationsverbindungen zu schaffen.

• Schaffung von Querungshilfen in Konfliktbereichen zur Minderung der Trennwirkung und/oder des höheren Risikos eines Verkehrstodes (siehe Anhang „Maßnahmenblatt Querungshilfe“).

• Vermeidung von Zerschneidung der Jagdgebiete und Leitlinienkorridore.

4.6 Vorhaben, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erhaltungszieles führen können

Nachfolgende Vorhaben sind nach § 26 a Abs. 2 ThürNatG unzulässig, da sie zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Erhaltungsziele des Gebietes führen können. Sie sind keine Projekte und Pläne im Sinne des Art. 6 Abs. 3 FFH-Richtlinie bzw. § 34 Abs.1 BNatSchG (neu) die unter den Voraussetzungen des § 26 b ThürNatG zugelassen werden können.

4.6.1 Wesentliche Änderungen im Vegetationsbestand (Hecken, Eingrünung) des Grundstückes.

Großflächige Änderungen im Vegetationsbestand des Grundstückes, die dazu führen, dass die Mausohren in der Dämmerung Flugwege ohne Deckung nutzen müssten oder dazu führen, dass die derzeitige Abschattung gegen das Licht der Straßenbeleuchtung unterbrochen wird, können zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erhaltungszieles führen.

4.7 Laufende Planungen, die das Erhaltungsziel des Gebietes derzeit nicht berücksichtigen

4.7.1 Bau eines Windparks im Nahfeld

Es ist der Bau eines Windparks zwischen Hundhaupten und Geißen geplant (rund 2 km von der Kirche in Hundhaupten entfernt). Nach gegenwärtigem Kenntnisstand könnten daraus starke Auswirkungen auf die Großen Mausohren resultieren (siehe Expertenvotum „weitere Beeinträchtigungen“).

39 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

5 Fachspezifische Angaben

5.1 Zusammenfassende Kostenübersicht

Die Kostenschätzung bezieht sich auf einen Umsetzungszeitraum von 6 Jahren. Für die Umsetzung der in Kapitel 4.2 bis 4.4. beschriebenen Maßnahmen ist mit folgenden Kosten zu rechnen. Die Kosten für die in Abschnitt 4.5 beschriebenen Maßnahmen können derzeit nicht spezifiziert werden.

Tab. 9: Kostenschätzung

Nr. Bezeichnung Kategorie Anzahl in 6 Jah- ren

4.2.1 Kotentfernung mit Abtransport A 6 (ohne Entsorgungskosten)

4.2.2 Sanierung Glockenturm bzw. 1 B Fundament

4.2.3 Austausch der Dachbalken A bis B 1

4.2.4 Durchführung von quartiersi- chernden und ggf. quartierver- bessernden Maßnahmen in den A bis B 1 als Ausweichquartieren bekann- ten Kirchen Weißig und Klein-

4.2.5 Sicherung der beiden großen Keine Kosten 1 Bäume vor der Kirche

4.2.6 Anpassung der Beleuchtungsre- gelung innerhalb des als Quar- A 1 tier genutzten Gebäudeteils

4.3.1 Bestandskontrolle A 6

4.3.2 Feststellung der Quartiernutz- A 6 barkeit

4.3.3 Quartierbetreuung B 6 (4 Einsätze jährlich)

4.3.4 Nutzungsvertrag Kosten derzeit nicht spezifizierbar -

4.3.5 Besucherinformation (Tafel) B 1

4.3.6 Öffentlichkeitsarbeit B 3

40 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

Nr. Bezeichnung Kategorie Anzahl in 6 Jah- ren

4.4.1 Maßnahmendokumentation A 1

4.4.2 Bewertung A 1

4.4.3. Überprüfung Leitbild A 1

4.4.4. Maßnahmenüberprüfung Ma- A 1 nagementplan

4.5. Maßnahmen im Umfeld Kosten derzeit nicht spezifizierbar NA Nicht berücksichtigt sind die Kosten, die durch die bloße Existenz des FFH-Gebietes für den Eigentümer oder einen Planungsträger / Eingreifer entstehen. Dazu gehören z.B. die Kosten von artenschutzrechtlichen Prüfungen bzw. Erheblichkeitsabschätzungen von Maßnahmen am Objekt bzw. im Umfeld (z.B. Dacharbeiten, Gebäudeabriss, Pflegemaßnahmen an Gewässern mit Leitliniencharakter, Baumaßnahmen mit Immissionswirkung z.B. Licht, Lärm auf das Objekt).

5.2 Erläuterungen zur Maßnahmenumsetzung

Durch geeignete Kombination und Zusammenfassung der o.g. aufgeführten Maßnahmen können sich ggf. kostensenkende Synergieeffekte ergeben. Zur Umsetzung können deshalb folgende Erläuterungen / Empfehlungen ausgesprochen werden:

Quartierbetreuung, Bestandsbeobachtung und Monitoring

Bislang werden Aktivitäten für Thüringen zentral organisiert und unter der Betreuung der Koordinationsstelle für Fledermausschutz durchgeführt. Die Beibehaltung dieser Vorgehensweise ist anzustreben.

Maßnahmendokumentation, Evaluierung für Berichte

Bislang werden diese Maßnahmen für Thüringen zentral organisiert und unter der Federführung der Koordinationsstelle durchgeführt. Die Beibehaltung dieser Vorgehensweise ist anzustreben.

Kleinmaßnahmen und Kotberäumung

Kleinmaßnahmen können unter Anleitung und Organisation des Quartierbetreuers durchgeführt werden. Die Finanzierung von einmalig durchzuführenden Kleinmaßnahmen im

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Rahmen des NALAP möglich, regelmäßig notwendige Arbeiten wie die Kotberäumung sind nicht förderfähig und müssen über Landesmittel abgedeckt werden

Bauliche Maßnahmen

Es bietet sich an, größere Maßnahmen zeitlich, organisatorisch und fördertechnisch gekoppelt als NALAP- oder ENL-Maßnahme abzuwickeln.

Durch die Lebensstätte induzierte laufende Arbeiten und Notwendigkeiten zur Rücksichtnahme

Dem Eigentümer entsteht durch die Fledermauswochenstube ein Verlust von Nutzfläche auf dem Dachboden (Lagermöglichkeiten) und der äußeren Dachflächen (ggf. Anbringen von Solarpaneelen), zudem wird ein hohes Maß an Rücksichtnahme im Nutzungsverhalten von ihm erwartet (z.B. wenige Veranstaltungen, enge Absprachen mit UNB, usw.) und er hat sich um die Beseitigung und die Entsorgung des anfallenden Fledermauskots zu kümmern. Es ist derzeit nicht geklärt, ob diese Leistungen für das Gemeinwohl grundsätzlich entschädigungsfrei vom Eigentümer in einem Besonderen Schutzgebiet erbracht werden müssen. Unabhängig davon ist es sinnvoll, mit dem Eigentümer eine Zielvereinbarung zu treffen, welche diese Leistungen definiert., die nicht über die über die Verbotstatbestände des BNatSchG normiert werden, bzw. deren Erheblichkeit der Abwägung unterliegen. Diese Zielvereinbarung könnte ein öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher Vertrag z.B. Mietvertrag sein, der auch eine regelmäßige Zuwendung an den Eigentümer beinhalten kann.

Entsprechende Zielvereinbarungen / Regelungen sollten thüringenweit einheitlich entwickelt werden.

Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Publizität

Für FFH-Objekte im öffentlichen Raum mit regelmäßiger Besucherfrequentierung ist eine entsprechende Information der Besucher zwingend erforderlich, auch um die ggf. auftretenden Nutzungseinschränkungen zu erläutern. Form und Umfang dieser Information sollte thüringenweit einheitlich („Corporate Design, Logo, usw.) erstellt werden.

Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen (z.B. „Bat-Nights“, Vorträge, Videobeobachtungen) wurden bislang von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Zusammenarbeit mit den zuständigen Naturschutzbehörden und der Interessengemeinschaft Fledermausschutz und - forschung in Thüringen e.V. in regelmäßigen Abständen in FFH-Objekten durchgeführt. Eine Beibehaltung dieser Vorgehensweise ist anzustreben.

42 Managementplan FFH-Objekt 5137-301 Evangelische Kirche Hundhaupten

5.3 Wissensdefizite

Zur Sicherung des Erhaltungszustandes des FFH-Objekts/der Population und zur Verbesserung der Rechtssicherheit von Planungen im Nahfeld und im Umfeld ist es zielführend, folgende Fragen vorrangig zu klären:

a) Welche Flugrouten werden von der Population hauptsächlich auf ihrem Weg in die Jagdgebiete genutzt?

b) Welche Jagdgebiete werden von der Population hauptsächlich angeflogen?

Zu a): Sowohl der Verlust von quartiernahen Jagdgebieten, als auch die Unterbrechung von Leitlinien können zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Population führen. Solche Beeinträchtigungen können z.B. im Zuge von Wegebau- oder Verkehrssicherungsmaßnahmen, bei der Durchführung der Gewässerpflege oder bei der Nutzungsänderung privater oder landwirtschaftlicher Flächen entstehen.

Zu b): Aus der Biologie der Art lässt sich ableiten, dass von der Mausohrpopulation im FFH-Objekt vorrangig Saumstrukturen und Laubwaldbereiche mit zumindest in Teilen geringer Bodendeckung bejagt werden. Lebensstätten (Baumhöhlen) sind vorzugsweise in Altbaumbeständen (> 80 Jahre), unterständigen oder randständigen Laubbäumen oder Solitärbäumen (z.B. Alleebäume, Schattbäume) zu finden. Wesentliche Jagd- und Übertagungsgebiete werden sich in forstwirtschaftlich genutzten Bereichen befinden. Erhebliche Beeinträchtigungen der Population können sich z.B. ergeben, bei der Kalamitätenbekämpfung durch Reduktion von Nahrungsressourcen, bei der Holzfällung durch den Verlust von Lebensstätten, bei der Holzernte durch Verminderung der Zahl der Lebensstätten, beim forstlichen Wegebau durch den Verlust von Lebensstätten und die Unterbrechung von Leitlinien, bei der Aufforstung und Waldrandbegradigung durch den Verlust von Jagdgebieten, beim (großflächigen) Verjüngen von Laubholzaltbeständen oder Unterpflanzung oder Freistellung durch den Verlust (weitgehend) vegetationsfreier Bodenflächen. Insbesondere in den genutzten Hauptjagdgebieten ist daher eine den ökologischen Bedingungen angepasste Waldwirtschaft zu betreiben.

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6 Literatur/Quellen

BNATSCHG: in der Fassung der Bekanntmachung vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542)

BUND/LÄNDER-ARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSCHUTZ, LANDSCHAFTSPFLEGE UND ERHOLUNG: Hinweise der LANA zur Anwendung des europäischen Artenschutzrechts bei der Zu- lassung von Vorhaben und bei Planungen.

BFN und BLAK 2015: Bewertung des Erhaltungszustaandes der Arten nach Anhang II und VI der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Deutschland. Bewertungsbögen der Fleder- mäuse als Grundlage für ein Bundesweites FFH-Monitoring. Herausgeber: Bundes- amt für Naturschutz (BfN) und Bund-Länder-Arbeitskreis (BLAK) FFH-Monitoring und Berichtspflicht.

DIETZ, C., O.V. HELVERSEN & D. NILL (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nord- westafrikas. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, Stuttgart.

EUROPÄISCHE KOMMISSION (2000): Leitfaden zum strengen Schutzsystem für Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Rahmen der FFH-Richtlinie 92/43/EWG. Luxem- burg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften

EUROPÄISCHE KOMMISSION (2000): Natura 2000 — Gebietsmanagement: Die Vorgaben des Artikels 6 der Habitat-Richtlinie 92/43/EWG. Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentli- chungen der Europäischen Gemeinschaften

LAMBRECHT, H., TRAUTNER, J. & G. KAULE (2004): Ermittlung und Bewertung von erheblichen Beeinträchtigungen in der FFH-Verträglichkeitsprüfung.-Naturschutz und Land- schaftsplanung (Stuttgart), 36: 325-333

RICHTLINIE 92/43/EWG: Richtlinie des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen: Das europäische Schutz- gebietssystem NATURA 2000 (1998). Schriftenreihe für Landschaftspflege und Na- turschutz, Heft 53. Bundesamt für Naturschutz. Bonn, Bad Godesberg.

THUERNATG: in der Fassung der Bekanntmachung vom 30.August 2006 (GVBl. S. 421), zu- letzt geändert durch Artikel 22 des Thüringer Haushaltsbegleitgesetzes 2008/2009 vom 20. Dezember 2007 (GVBl. S. 267)

THÜRNEZVO: Verordnung zur Festsetzung von natürlichen Lebensräumen und Arten von ge- meinschaftlichem Interesse sowie von Europäischen Vogelarten nach § 26 Abs. 3a

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und § 26a Abs. 2 des Thüringer Gesetzes für Natur und Landschaft (Thüringer Natura 2000-Erhaltungsziele-Verordnung ThürNEzVO), vom 29. Mai 2008. –GVBl. S. 181

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7 Anhang

Die Anhänge werden als eigenständige Dokumente geführt.

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