Making Music Visible?

Album-Cover-Art als Konzept der Überschreitung zwischen auditiver und visueller Kunst

Storm Thorgersons Gestaltung des Plattencovers „“ von Entwicklung des Plattencover-Designs als künstlerisches Medium

 Entstehung Tonträger (Edisons Walzenphonograph um 1877, Berliners Grammophon um 1887)  Änderung Verkaufstechniken ab 1940er Jahre  neuer Stellenwert des Plattencover-Designs  neue soziale Kontexte des Musikhörens, Musik wird zur Ware  zuvor Platten meist hinter Theke, Kauf-Entscheidung über Verkaufsgespräch,  Wachswalzen, Edison Zylinder und späterer ‚Amberol‘-Zylinder in Boxen verstaut ‚Bücherregal-Präsentationsform‘  Cover erst sichtbar, wenn Verkäufer Platte aus Regal holt  standardisierte Dekoration mit wenigen dekorativen Verzierungen und Werbespruch  Hinwendung zum ‚self-service‘  ‚impulse-buying‘, visueller Anreiz ersetzt verbale zur Qualität des Produktes; Aufkleber signalisierte, welche Aufnahme in Box Kommunikation  zweckmäßige Verpackung zum Schutz der Schallplatte bis 1910 Standard  neue Präsentationsform  galerieähnliche Inszenierung, Cover nach vorne ausgerichtet  Papiertüten ohne Verzierung, wichtige Infos waren auf Label direkt auf der Platte  Plattenhülle als Werbemittel  Signalwert Cover-Design, Aufmerksamkeitserreger  visueller  später wurde durch eine Aussparung in der Mitte der Papiertüte das Label nach außen freigelegt Papierplattenhülle, Anreiz animiert Konsumenten zum Herausnehmen und Betrachten, Anhören und Kaufen  dann entstanden Designs auf Papiertüten, die sich rahmend um das offenliegende Label legten, RCA Victor, 1940er  durch Cover heben sich Platten visuell voneinander ab Name des Plattenlabels stärker im Fokus als Interpret, überwiegend standardisierte Cover  Entwicklung künstlerisch avancierter Plattencover  Etablierung 10-Zoll-Schellackplatte (78 UpM), Interesse an gesteigerter Schutzfunktion der  herausgehobene Stellung kleiner Jazzlabels, v.a. ab 50er Jahre (z.B. Blue Note, Verve und Verpackung Designer wie David Stone Martin)  bewusste Suche nach Möglichkeiten, Musik und Designs  einfache Kartonhüllen mit Aufdruck des Labels, diente zudem als Werbefläche für Verkaufsläden zu verbinden, prägend für weitere Entwicklung des Mediums  Standardcover existieren weiter bis zur Ablösung von Schellack- durch Vinyl-Platten  erste prägende Rockcover ab Mitte der 50er Jahre bei großen Stars wie Elvis Presley  ab ca. 1911 attraktivere Designs, Grafiken der Zeit entsprechend  meist posierende Interpreten, läuten neue Epoche des Cover-Designs ein  während 1920er vermehrt Darstellungen repräsentativer Szenen (z.B. Tanzlokal)  bis zu Beginn der 60er Jahre kaum Rock‘n‘Roll LPs produziert, überwiegend Single-Platten  erste individualisierte Platten  künstlerisches Potential des Plattencovers ab Mitte der 60er Jahre verstärkt wahrgenommen,  Fotografie oder Grafik mit individuellem Bezug wird in Standardrahmung gesetzt weg von einfacher Bewertung als Produktgestaltung Alex Steinweiss, 1941  bereits vor 1920 „Platten-Bücher“ = Alben, aus mehreren Platten bestehend  gesteigerte motivische und gestalterische Experimentierfreudigkeit  einfaches typografisches Cover mit Titel auf Vorder- und Rückseite  auch etablierte Künstler als Cover-Designer (z. B. Andy Warhol, Peter Blake, Richard Hamilton)  1938 allgemeiner Beginn der professionellen Cover-Gestaltung, Etablierung des  Schlüsselrolle Beatles, v. a. das Album „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“  vermehrte Plattencover-Designers als Beruf, Individual-Handschrift grafisch und typographisch erkennbar Wahrnehmung des Plattencover-Designs als Kunstform und dessen vielfältige Funktionalität  Verkauf von Alben boomt ab 1939  vielfältige Einflüsse auf Plattencover-Designs in direkter Verbindung mit zeitgenössischer Kultur  neu sind Bilder auf Cover, i.d.R. Zeichnungen mit auffälligen Farben, manchmal überlagert (z. B. Moderne Kunst, Film, Modefotografie, Fantasie und Sci-Fi) seit Mitte der 60er Jahre von einem Bild des Interpreten, auf Papier gedruckt und anschließend auf Karton geklebt,  Musiker nehmen verstärkt Einfluss auf Ästhetik und Aussage des Covers oft für verschiedene Titel verwendet  in 1940er Jahren Entwicklung verschiedener Formensprachen, die im Zusammenhang mit verschiedenen musikalischen Stilen und Genres auftauchen  es werden u. a. Kunstrichtungen mit bestimmter Musik in Verbindung gebracht, Schöpfen aus David Stone Martin, 1953 der Bildenden Kunst für Cover-Designs, Adaption konkreter Kunstwerke oder Anlehnung an Stile Die Entwicklung des Plattencover-Designs, von einer schmucklosen Papiertüte über  1948 Etablierung 12-Zoll-Vinyl-Platte (33 1/3 UpM) neben 7-Zoll-Single (45UpM) ein Werbemittel bis hin zu individuell gestalteten Motiven mit künstlerischem Anspruch,  längere Spielzeit, robuster als Schellackplatte, langlebiger  wurde als Nutzfläche interessanter verdeutlicht, dass sich das Medium im Laufe der Zeit mehr und mehr von dem rein  Alex Steinweiss als ‚Erfinder‘ des modernen LP-Covers funktionellen Nutzen als schützende Produktverpackung entfernt und letztlich in einer  verstärkte Tendenz weg von Wiederverwertung der Cover-Motive hin zu individueller motivischen und künstlerischen Vielfalt mündet. Gestaltung für einzelne Platten  ermöglicht Bezug auf jeweiligen Inhalt

The Beatles, Sgt. Peppers‘s Lonely Heart Club Band, 1967, Parlophone Funktionalität von Album-Cover-Art Der Zweck eines Album-Covers in seiner direkten Verbindung mit einem musikalischen Werk Differenzierung. Bezüge zum Inhalt lassen sich nicht immer nachvollziehen. Falls vorhanden, können sie wirft unmittelbar die Frage nach den Zusammenhängen zwischen dem visuellen und auditiven äußerst unterschiedlich ausfallen und sind nicht ohne Weiteres damit gleichzusetzen, dass der Designer die Medium auf. Als Gebrauchskunst unterliegen die Cover-Designs zunächst einer klaren Funktion. Musik als primäre Inspirationsquelle heranzog. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen innerhalb des Sie dienen als visuelle Begleiterscheinung zum eigentlichen Produkt, dem musikalischem Werk. Plattencover-Designs, die sich im Laufe der Entwicklung dieses künstlerischen Mediums beobachten lassen Die Erwartung, dass die Gestaltung eines Tonträgers in direktem Bezug zu seinem Inhalt steht, und je nach Intentionen der Musiker, Plattenfirmen und Designer variieren. scheint daher im ersten Moment naheliegend, verlangt im zweiten jedoch nach einer klaren

Produkt- Image- Ausdruck verpackung Spiegel Vermarktung politischer/ seiner Zeit kultureller/ gesellschaftlicher Statements Fanatasieanreger Visuelles Pendant i zum musikalischen Inhalt Vermittler einer Erlebniswelt

Album- Versuch der Teil eines Überbrückung Gesamt- Cover-Art der Immaterialität Kunstform kunstwerkes von Musik

Die Funktionalität des Album-Covers als künstlerisches, musikbezogenes Medium ist vielfältig. Oft sind mehrere der genannten Aspekte eng miteinander verbunden und spielen im Kollektiv eine ausschlaggebende Rolle bei der Entwicklung eines Cover-Designs. In jedem Fall liegt den Designs in ihrer Positionierung zwischen auditivem Medium und (potenziellem) Konsumenten der Zweck eines kommunikativen Vermittlungsträgers zugrunde. Die Aussage eines Album-Covers kann dabei auf verschiedene Intentionen zurückzuführen sein und wirft gleichermaßen Fragen in sowohl kunst- und musikwissenschaftlichen als auch kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bereichen auf. Album-Cover-Art und die Visualisierung von Musik

Die Fragestellung, inwiefern ein Album-Cover als Visualisierung der Musik begriffen werden kann, betrifft gleichermaßen kunst- und musikwissenschaftliche Bereiche. Zur Behandlung der Thematik wird von einer gleichzeitigen Positionierung des Rezipienten als Betrachter und Hörer ausgegangen. Für die Überlegung ist in erster Linie ausschlaggebend, in welcher Form Überschreitungen zum Ausdruck gebracht und woran Gemeinsamkeiten festgemacht werden können.

Die Musik als klangliches Erlebnis ist in ihrer grundsätzlichen Immaterialität ein abstraktes Phänomen, welches sich in seiner natürlichen Form dem Sichtbaren entzieht. Der emotionale Effekt, der ihr innewohnt und je nach klanglicher Ausformulierung und verwendeten musikalischen Parametern anders ausfällt, schafft jedoch Assoziationsmöglichkeiten zu bestimmten Stimmungen und Bildern. Im Bereich der Populären Musik wird die rein abstrakte klangliche Form der Musik häufig durch begleitende Songtexte um eine literarische Ebene erweitert, über welche zusätzlich konkrete Bilder vermittelt werden. Bei der Betrachtung eines Musik-Albums darf in Bezug auf die Ausgangsfragestellung nicht nur nach Parallelen zwischen einzelnen Songs gesucht werden. In erster Linie ist von Interesse, ob und inwiefern das jeweilige Album musikalisch von einer kollektiven Stimmung getragen wird oder sich unter einem allgemeinen Konzeptthema zusammenfassen lässt. Hierdurch wäre es am ehesten möglich, ein einziges grafisches Zeugnis repräsentativ für mehrere Songs wirken zu lassen.

Die Ausgangsfragestellung dieser Untersuchung in Bezug auf das Plattencover von Pink Floyds „The Division Bell“ zu formulieren, findet seine Berechtigung im selbsterklärten Arbeitscredo des Cover-Designers :

„(…) representing the music visually is the primary if not sole objective.“ Storm Thorgerson: Arbeitsweise und Intention

Beispielpublikationen Strom Thorgersons  *1944 Middlesex, Schulausbildung in Cambridge  Studium und Abschluss (M.A.) Film und Fernsehen am Royal College of Art, London  keinerlei formelle Grafik- oder Design-Ausbildung  1968 Gründung der Designfirma mit , spezialisiert auf Album-Cover-Design  ab 1983 freiberuflicher Cover-Designer  Anfang 1990 Gründung StormStudios, Verband diverser freiberuflicher Designer  fertigte in über 40 Jahren Karriere unzählige Album-Covers an, die für das visuelle Erscheinungsbild populärer Musik relevant sind und großen Bekanntheitswert besitzen  vor allem im Rock- und Pop Bereich und für Bands und Interpreten (z. B. , , , Genesis, , The Cranberries, Muse)  karriereüberspannende Zusammenarbeit mit Pink Floyd, Schirmherr ihres grafisch-visuellen Images Strom Throgerson, George Storm Thorgerson, Roger Dean, Strom Thorgerson, Taken by  u. a. Covergestaltung für elf der fünfzehn Studioalben Hardie: The Work of Dominy Hamilton: Album Storm. The album art of  ausschlaggebende Rolle für Rezeptionsgeschichte der Cover-Art Hipgnosis. Walk away Cover Album, Limpsfield 1977 Storm Thorgerson. A  diverse Publikationen in Bezug auf das eigene Œuvre als auch auf Album-Cover-Design allgemein Renè. An ABC of the Work retrospective, London 2007 Storm Thorgerson (1944-2013) of Hipgosis, Limpsfield 1978

Inspirationsfindung Künstlerische Vorgehensweise und Intention

Bei der Entwicklung seiner Cover-Designs folgt Storm Thorgerson grundlegend Thorgersons oft surrealistisch erscheinenden, vorzugsweise fotografischen Covermotive einigen Arbeitsschritten, um vor dem eigentlichen Beginn der Designentwicklung zeichnen sich in der Regel durch einem dieser Anmutung entgegengesetzten Wahrheitsgehalt einen kreativen Gedankenprozess in Gang zu setzen. An erster Stelle steht hierbei aus. Was der Betrachter sieht, wurde auch so in der Realität von Thorgerson und seinem Team immer das Konsumieren der Musik. Je nach Auftrag handelt es sich dabei nicht inszeniert. Computergestützte posthume Eingriffe werden möglichst gering gehalten und immer um das bereits abgeschlossene Projekt. Manchmal müssen Demos, Probetapes beschränken sich zumeist auf dezente Retuschierungsarbeiten. oder noch ungemischtes Material genügen. Dass Thorgerson in solchen Fällen Hipgnosis, Album-Cover für sicherstellt, dass ihm derartig unfertiges Material überhaupt zugänglich gemacht wird, Seine Ideen nehmen überwiegend die Form von Installationen oder ‚Extallationen‘ (Outdoor- Pink Floyds „Wish You Were spricht dafür, dass er die Musik als unverzichtbare Inspirationsquelle betrachtet. Ein Installationen) an, bestehen aus inszenierten Ereignissen. Here“, 1975, Harvest besonderes Augenmerk wird ebenfalls auf die Songtexte gelegt. Auch diese können Die fotografischen Bildkonzepte gründen auf bewussten Entscheidungen. Sie sind nicht das sich noch in ähnlich fragmentarischem Zustand befinden. Daneben kann sich auch Resultat einer zufälligen Konfrontation mit einem Motiv, sondern Ergebnis einer Idee, die der Album-Titel anregend auf die Cover-Gestaltung auswirken. Neben der letztendlich gut durchdacht und möglichst zielgerecht umgesetzt wurde. Dabei bestehen vor Beschäftigung mit der primären Materie des Albums wird außerdem das Gespräch allem bei Outdoor-Shootings und ‚Extallationen‘ äußere Umstände, die sich größtenteils der mit den MusikerInnen gesucht. Hierbei sollen zusätzlich Informationen zur Möglichkeit einer Planung entziehen. Diese sind keineswegs Störfaktoren, sondern tragen authentischen Interpretation der Musik eingeholt werden. Dabei stehen Fragen nach maßgeblich zur Ausführung und Endwirkung der realisierten Idee bei. Intention, Konzept und Hauptbeschäftigungsthemen auf verbaler und musikalischer Storm Thorgersons Entscheidung, seine Ideen in der Realität umzusetzen und dafür einen Ebene im Fokus. Neben den Erkenntnissen, die aus diesen Arbeitsschritten gewonnen erheblichen Mehraufwand in Kauf zu nehmen, ist von seiner Überzeugung motiviert, auf diese werden, kann außerdem das Image der MusikerInnen und deren Livepräsenz die Weise eine gesteigerte Wirkkraft zu generieren. Die Motive lassen den Betrachter mit einem Bildfindung beeinflussen. Gefühl der Unsicherheit zurück, da in ihnen häufig die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und somit nach einer tiefergreifenden Auseinandersetzung verlangen. Unten: Ausschnitt Foto- shooting für Album- Cover „Wish You Were Here“ „The Division Bell“ von Pink Floyd

Das Plattencover von Pink Floyds „The Division Bell“ wird von der Fotografie einer surreal anmutenden Landschaftsszene geziert. Im Zentrum des Bildes stehen die monumentalen Kopfstücke zweier identischer Figuren, die inmitten eines abgeernteten Feldes platziert wurden. Sie stehen sich frontal, mit nur wenig Abstand zueinander, auf gleicher Ebene gegenüber und sind dem Betrachter im Profil zugewandt. Durch ihre Platzierung weit im Vordergrund der Szene beanspruchen sie gut drei Viertel der Bildfläche. Ihre metallene Oberfläche absorbiert und reflektiert die flächige Lichteinstrahlung, wodurch sich die Figuren stark von ihrer organischen Umgebung absetzen. Musterungen stellen einen Hinweis auf ihre Zusammensetzung aus einzelnen Materialflächen dar. Die Konturen der Köpfe setzen sich aus präzise geschwungenen Kurven und geraden Linien zusammen, die weich ineinander übergehen oder spitz und kantig zusammenlaufen. Inmitten der durch Materialaussparung modulierten Augenhöhlen wurden die fast freischwebenden Linsen angebracht, welche samt Pupille in ihrer Gestaltungsweise an eine Zielscheibe erinnern. Die Köpfe haben den Mund deutlich geöffnet. Zwischen dem entstandenen Freiraum verläuft auf dieser Höhe vertikal ein Strang von vier Lichtpunkten. Der schmale Spalt, welcher trennend zwischen den Metallköpfe liegt, gibt den Blick auf die dahinter liegende Landschaft frei. Diese erstreckt sich fortlaufend, bis sie im unteren Drittel der Bildfläche horizontal durch einen Streif aus Bäumen und Büschen begrenzt wird. Dahinter zeichnen sich vage einzelne Dachspitzen und Hausmauern ab. Deutlich sticht jedoch die sakrale Architektur heraus, die sich oberhalb der vier Lichtpunkte im fernsten Bildhintergrund erhebt. Die oberen zwei Drittel im Rücken der Figuren werden durch das blaue Firmament eingenommen. Von der linken Bildhälfte aus verteilt sich ein leichter Wolkenzug über der Szenerie, während sich langsam die Dämmerung über das Geschehen zu legen scheint. Durch die exakt gleiche Gestaltung der Metallköpfe und ihre präzise Nebeneinanderstellung führt der Blick des Betrachters diese zeitweise zu einer einzelnen Figur zusammen, die ihm nun nicht mehr im Profil, sondern frontal gegenübersteht.

Bandname und Albumtitel sind relativ unauffällig mittig unterhalb der Metallköpfe nahe des unteren Bildrandes eingefügt. Dafür wurde ein dezenter weißer Schrifttyp mit großbuchstabigen, serifenlosen Lettern verwendet. Storm Thorgerson, Plattencover für das Album The Division Bell von Pink Floyd, 1994, 31,5 x 31,5 cm, Bildlogik und Wirkweisen des „Division Bell“-Covers

Kommunikation Interaktion - konfrontative Positionierung der Metallköpfe  in mehreren Bereichen deutliches Verschwimmen der - starrer Blickaustausch Grenzen zwischen Bild- und Betrachterraum - aktiver Gestus des geöffneten Mundes schafft  abruptes Abbrechen des Feldes im Bildvordergrund Assoziation zum Verbalen  Zentralperspektive, innerbildlicher - Lichtpunkte verbinden Figuren oral  scheinbar Betrachterstandpunkt auf Grundebene sichtbar gewordener Kommunikationsstrang  Dominanz der Metallköpfe, aufdringliche Nähe zum Betrachter = Wirkungssteigerung durch Monumentalität in Anlehnung Gestaltung an Doppeldeutigkeit Tuffsteinskulpturen der Osterinsel  Anlehnung an Überlegungen  eindringliche Zielscheiben-Optik der Augen des dänischen Psychologen = Hauptfokus, betrachterorientierter Edgar Rubin (1886-1951) Blickwechsel durch nach vorne verlagerte  Untersuchungen zu doppel- Monumentalkopf Perspektive Osterinsel deutigen Wahrnehmungs-  Doppeldeutigkeit möglichkeiten im Verhältnis  Motiv fordert Betrachter auf, sich auf verschiedene zwischen Figur und Bildebenen und Blickperspektiven einzulassen Edgar Rubins „Vasen-Illusion“ Hintergrund/„Figurale  unaufhörliches Hin- und Herwechseln zwischen Nachwirkung“ verschiedenen Deutungsmöglichkeiten  „The Division Bell“ als Vexierbild  Wahrnehmung verschiedener Ebenen entzieht sich  illusionistische Doppeldeutigkeit Simultanität  Wahrnehmungsverschiebung zu einem einzelnen,  Kommunikation frontalen Gesicht  Positionierung des Betrachters zum frontalen Gesicht analog zur Ausrichtung der einzelnen Metallköpfe Gegensätzlichkeit zueinander  Figuren statisch/widersprüchlich lebendig  Umkehrung der Lichtpunkte aus der neu  ländliche Dorfatmosphäre/außerirdisches eingenommenen Perspektive  Kommunikationslinie Erscheinungsbild der Köpfe tritt frontal aus Bildfläche heraus in Richtung des  Eindringlichkeit Figuren/idyllische Ruhe des Settings Betrachters  Weite der Umgebung/ Enge zwischen Figuren  Betrachter wird selbst Teil eines imaginären  senkrechte Ausrichtung monumentaler Skulpturen/ kommunikativen Austauschs  Öffnung für waagerechter Verlauf der ebenen Landschaft Selbstreflexion  Härte und Kälte des Oberflächenmaterials/ organische Weiche der Umgebung Isolation Storm Thorgerson, Plattencover für das Album The Division Bell von Pink Floyd, 1994, 31,5 x 31,5 cm, Columbia Records  Metallköpfe abseits positioniert  Trennung der Figuren trotz wirkender Einheit  Überwindung der räumlichen Distanz durch Lichtpunkte Überschreitungen zwischen Cover-Gestaltung und musikalischem Inhalt bei „The Division Bell“

„The Division Bell“ Tracklist: Doppeldeutigkeit & Interaktion 6. 1. 7.  konfrontative Positionierung des lyrischen Ichs  visuelle Unvermeidbarkeit 2. What Do You Want From Me 8.  durch Doppeldeutigkeit tritt Betrachter in unvermeidbare Interaktion mit dem Covermotiv 3. 9. Keep Talking  Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Wahrnehmungsebenen 4. 10. Lost For Words  kommunikativer Eindruck wird über die unterbewusste Wahrnehmung des frontal ausgerichteten 5. 11. High Hopes Gesichts nach außen gekehrt  Schilderung zwischenmenschlicher Auseinandersetzungen stehen im übertragenden Sinne Musikalisches Konzeptthema des Albums: Kommunikationproblematik für einen gesamtmenschlichen Kontext  „Take It Back“: aufreibende Liebesbeziehung  zerstörerisches Verhalten des Menschen gegenüber der Erde  Gegenwart von oder Mangel an Kommunikation im persönlichen und globalen Kontext  „What Do You Want From Me“: Interaktion zwischen Sänger und Frauenchor/Disput eines  Songtexte: Durchgängig lyrisches Ich/Wir, direkte Ansprache eines hypothetischen Liebespaares  Gilmour spricht aus seiner persönlichen Perspektive als Sänger und Gitarrist; direkte Gegenübers Ansprache Hörer als Fan  vereinzelt instrumentale Dialoge oder Soloparts mit kommunikativem Charakter  „Keep Talking“: Schlagabtausch zwischen Liebespaar  durch Monologe Stephen Hawkings  direkt beim Einsetzten der ersten Klänge Assoziationen zu Konzeptthema wird der Appell an die Notwendigkeit des Kommunizierens an gesamte Menschheit adressiert  eröffnendes Instrumental „Cluster One“  bewusste Entscheidung Pink Floyds beim Verfassen der Texte möglichst viel Spielraum für verschiedene  im Intro wird über Fade-in verschiedener Geräusche ein sphärischer Klangteppich gebildet Interpretationsmöglichkeiten zu bieten  erinnert an gestörten Empfang eines AM-Radios, signalisiert Unfähigkeit Verbindung  Deutungsweisen der Songs können demnach, ähnlich wie bei Betrachtung des Covermotivs, je nach Blickwinkel herzustellen  Assoziation einer gestörten Kommunikation und Position des Hörers anders ausfallen  anschließende Entwicklung eines melodisch artikulierten Austauschs innerhalb ausgeprägter Agogik Isolation  ruhige, zaghafte E-Piano-Einschübe werden von breitgezogenen, Delay-verstärkten E-Gitarren-Parts beantwortet  nach innen gewendete Kommunikation im Sinne eines Monologs oder einer Emotionsverarbeitung steht in  langsame Annährung, bis sie in einen ebenbürtigen Dialog miteinander treten, verdeutlicht direkter Verbindung mit einem Gefühl der Isolation durch ein aufeinander abgestimmtes Wechselspiel  „Marooned“  über Feldaufnahmen Ozeanthematik eingeleitet, klangmalerisch weiter ausformuliert  Kommunikationsthematik zentral in Cover verarbeitet  zentrale Fender Stratocaster: ausgeprägte Bendings, Effekt verstärkt durch Einsatz eines Whammy Pedal  Metallköpfe: konfrontative Positionierung, kommunikativer Austausch (Oktavüberdehnungen), breites Delay, präziser Einsatz Vibratohebels  weiter Klang/weiter Raum  „Keep Talking“  „Marooned“ – ausgesetzt, im Stich gelassen – lässt Interpretation der musikalischen Gestaltung als innere  Eindruck eines eindringlichen verbalen Schlagabtauschs erweckt durch Wechselgesang Reflexion dieses Gefühlszustandes zu zwischen David Gilmour und Frauenchor  Arbeitstitel „The Whale Piece“ – kommunikativer Charakter der Gitarre kann auch als Versuch der Überwindung dieses Zustandes verstanden werden  Anlehnung der Metallköpfe an Monumentalskulpturen Osterinsel ebenfalls vereinbar  „Wearing The Inside Out“ mit Soundeindruck von „Keep Talking“  technologisch-futuristisches Äußeres  eigens gewählte Isolation des Protagonisten geht einher mit der bewussten Entscheidung zu schweigen verbunden mit urzeitlichen Untertönen  Inhalt aus zwei Perspektiven beschrieben  lyrisches Ich & außenstehender Betrachter, welcher Protagonisten  mechanisch-futuristisch anmutende Stimme Stephen Hawkings beobachtet und über, aber nicht mit ihm spricht  loopartige Wiederholung einzelner markanter Sounds  Konversation fremdartig  Wiederaufnahme des gegenseitigen Austauschs  Wiederannäherung zu sich/zu anderen futuristisch oder animalisch anmutender Klänge  Zukunft/Urzeit  instrumental untermalt durch kommunikativen Austausch zwischen E-Gitarre und Tenorsaxophon  Ausstoßen bestialischer Laute durch Talk-Box-Effektgerät für die E-Gitarre  laufen ineinander über oder überspielen sich gegenseitig, wirken dabei unterstützend aufeinander Vergangenheitsaufarbeitung Kindheitserinnerungen

 Auseinandersetzung mit vergangenen Beziehungen und Konflikten,  über die Wahl des Settings im Cover repräsentiert die einen nachhaltigen Effekt auf die Gegenwart ausüben  Standort Foto vor Dorf Streatham nahe Ely im Kreis Cambridgeshire, Heimat von Gitarrist David Gilmour und den ehemaligen  Parallelen im Cover über die Wahrnehmung des frontalen Gesichts Pink Floyd-Mitgliedern , und Designer Storm Thorgerson  materiell zwar nicht greifbar, manifestiert sich jedoch über unterbewusste  genauer Standpunkt durch Ely Kathedrale im Hintergrund zu verorten Präsenz  „Poles Apart“  stellt sich der ungestörten Betrachtung der fotografischen Gegenwart in den Weg  Zwischenspiel bestehend aus verschiedenen Feldaufnahmen und Geräuschen  bewegen sich nacheinander aus dem Hintergrund nach vorne und in räumlicher Bewegung am Hörer vorbei ~ musikalisch  „Coming Back To Life“ transportierte Bilder ziehen wie Erinnerungsflashback vor innerem Auge des Hörers vorbei  Reflexion über Scheitern einer Liebesbeziehung und schrittweise Verarbeitung  Alltags- und Jahrmarktsgeräusche, die mit Kindheitserinnerungen in Verbindung gebracht werden können dieser Erfahrung  „Take It Back“  rufende Gesangsstimme breitet sich über starken Echo-Effekt lange schwingend  Kreistanz-Gesang „Ring-a-Ring- o’-Roses“ im Hintergrund des Zwischenspiels versteckt  ursprüngliche Bezugnahme auf im Klangraum aus großes Peststerben: Verbildlichung Naivität der Menschheit und Appellcharakter durch Verweis auf Folgen des menschlichen  ähnliche Gestaltung der Gesangsstimme in „A Great Day For Freedom“ Egoismus in seinem Verhalten gegenüber der Natur  Auswirkungen des Mauerfalls 1989 als historisches Ereignis auf politische  „High Hopes“ Situation und gesellschaftlichen Umstände der Gegenwart des lyrischen Ichs  einleitende Feldaufnahmen beschreiben Landschaft, die mit Cover-Motiv kompatibel ist  „Poles Apart“  Erinnerung an Ely Kathedrale über gesamtes Stück hinweg durch gleichmäßigen Schlag auf Messingglocke aufrecht erhalten  Songtext behandelt Erinnerungen, die mit bestimmten Personen aus der  Kindheitsbezug über Songtext noch stärker in persönliche Richtung gelenkt Vergangenheit in Verbindung stehen, die hier direkt adressiert werden  bereits über erste Textzeile „Beyond the horizon of the place we lived when we were young“ taucht der Hörer nicht nur  Erinnerungen beschäftigen das lyrische Ich anhaltend und schweben somit musikalisch in die Heimat von Gilmour und Co. ein, in seiner gleichzeitigen Position als Betrachter des Album-Covers schweift weiter unterbewusst über dessen Gegenwart sein Blick parallel zum Horizont des Motivs ab  musikalischer und visueller Eindruck verbinden sich zu einer Einheit  für die zentrale Akustikgitarre wird die „DADGAD“-Stimmung verwendet  angeregte Fantasie des Betrachters geht über das auf dem Cover Greifbare hinaus, da musikalisch der hinter dem Horizont  offener D-Vorhaltsakkord suggeriert klangliche Fülle, gesteigertes befindliche Ort und damit in Verbindung stehende Erinnerungen beschrieben werden Spannungsgefühl  hallbelastete Stimme Gilmours und Lap-Steel-Gitarre im abschließenden Solo schafft erneut musikalische Atmosphäre,  begleitende E-Gitarre akustisch weit im Hintergrund, überwiegend expressive die einen Eindruck von räumlicher und zeitlicher Ferne evoziert Einschübe: Slide-Gitarren-Effekt  Glissando durch das chromatische Verbinden von Tönen auf einzelnen Saiten  verschwommene Klänge  Genre der Landschaftsfotografie gerechtfertigt durch Kindheitsthematik  Hall- und Echo-Effekte auf Gesangsstimme  eröffnet zusätzlich größeren Spielraum, um darüber als Betrachter Bezüge zu Country- und Folk-Sound von „Lost For Words“  illusionistische, traumähnliche Wirkung und „Poles Apart“ herzustellen  schaffen über Klanggestaltung Assoziationen zu einem idyllischen, ländlichen Raum  „Lost For Words“  ungelöste Konflikte hindern Protagonisten in der Gegenwart daran, Gegensätzlichkeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen  „Lost For Words“  bestimmte Handhabung von Instrumenten und Verwendung klangmanipulativer  Musik strahlt Idylle und Leichtigkeit aus  Songtext reflektiert über persönlich Konflikte und deren anhaltende Aktualität Effekte unterstützen Verbildlichung der Vergangenheitsthematik  Aufnahme eines Boxkampfes im Zwischenspiel zu hören  Gegensätzlichkeit von Musik und Text als sarkastische Überspitzung  Gefühl von räumlicher Weite wird hervorgerufen  wahre „Division Bell“ als Konstrukt der Widersprüchlichkeit  kann im Zusammenhang mit Texten analog einer zeitlichen Ferne begriffen  wird geläutet, um Mitglieder des britischen Parlaments zusammenzurufen, nur um sie für die anschließende Wahl zu trennen werden  Verwendung des Begriffs Division Bell in „High Hopes“ als symbolische Referenz für einen Moment der Entscheidung  Albumtitel erst nach Vollendung des Covers festgelegt Überschreitungen zwischen visueller und auditiver Kunst: Storm Thorgersons Album Cover als Visualisierung von „The Division Bell“

In ihrer musikbegleitenden Funktion werfen Album-Cover-Designs unmittelbar die Frage nach den Zusammenhängen zwischen visuellem und auditivem Medium auf. Wie ein kurzer Abriss der Entwicklungsgeschichte verdeutlichen konnte, werden im Laufe der Etablierung dieses künstlerischen Mediums vermehrt Bildwelten geschaffen, die über einen rein werbeorientierten Zweck hinausgehen. Ihre Funktionalität drückt sich dabei durch eine äußerste Vielfalt aus und schafft gleichermaßen Relevanz sowohl für kunst- und musikwissenschaftliche als auch für kultur- und gesellschaftsgeschichtliche Bereiche.

Storm Thorgerson gelingt es, durch seine einzigartige künstlerische Vorgehensweise, Fotografien zu schaffen, die sich zwischen Surrealität und Wahrheit bewegen und den verunsicherten Betrachter zu einer tiefergreifenden Auseinandersetzung mit den Motiven animieren. Die Entwicklung seiner Designs ist dabei in erster Linie von dem Vorhaben motiviert, ein visuelles Pendant zum musikalischen Inhalt zu schaffen.

Über die bildkünstlerische Analyse des Plattencovers von Pink Floyds „The Division Bell“ konnte sich der Bildlogik des Motivs genähert und Stichpunkte seiner Wirkweise herausgearbeitet werden. Der vergleichende Blick auf den musikalischen Inhalt des Albums hat ergeben, dass hierbei vermehrt Parallelen zwischen visuell und musikalisch vermittelten Bildern und Stimmungen bestehen. Die Konzeptthemen, allem voran das Leitthema der Kommunikationsproblematik sowie einige vereinzelt widerkehrende Eindrücke und Empfindungen wurden zentral im Covermotiv verarbeitet. Die zahlreichen Parallelen verdeutlichen, dass Storm Thorgerson die Musik in ihrer klanglichen und verbalen Ausformulierung als ausschlaggebende Inspirationsquelle für die Entwicklung des Plattencovers hinzuzog. Somit ist es ihm gelungen, ein Motiv für ein Album zu schaffen, welches sich nicht nur durch außerordentliche Eindringlichkeit und künstlerische Raffinesse auszeichnet, sondern gleichzeitig eine Brücke zwischen visuellem und auditivem Medium schafft und auf dieser Weise der Immaterialität der Musik entgegenwirkt.