Georg Hartdobler Und Sein Schüler Franz Xaver Gruber Und: Der Frühe Burghauser Inventar-Eintrag Des Stille-Nacht-Liedes 1823

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Georg Hartdobler Und Sein Schüler Franz Xaver Gruber Und: Der Frühe Burghauser Inventar-Eintrag Des Stille-Nacht-Liedes 1823 Blätter der FOLGE 57 – JAHRGANG 2018/1 – JUNI 2018 www.stillenacht.at Georg Hartdobler und sein Schüler Franz Xaver Gruber Und: Der frühe Burghauser Inventar-Eintrag des Stille-Nacht-Liedes 1823 JOSEF HOHENLEITNER In der Forschung zum Weltfriedenslied spielte der Organist an der Stadtpfarr- kirche St. Jakob zu Burghausen Georg Hartdobler bisher eine eher marginale Rolle. Franz Xaver Gruber berichtet von ihm in seiner „Authentische[n] Veranlassung zur Composition des Weihnachtsliedes ‚Stille Nacht, Heilige Nacht‘ “: „[Franz Gruber]…kam, den Webstuhl verlassend, 18 Jahre alt zu H. Georg Hartdobler, Stadt-Pfarrorga- nisten in Burghausen, in die Lehre, und brachte es nach nur drei Monaten erhal- tenen Unterricht so weit, bei fig. Aem- tern1 den Generalbaß auf der dortigen Orgel spielen zu können.“ Dass es bisher zwar mehrere Quellen für eine frühe Verbreitung des Liedes im salzburgischen und tirolischen Raum, jedoch keine einzige Quelle für eine Verbreitung in Südostbayern gibt, ist Joseph Lutzenberger: Marktplatz in Burghausen, gegen Süden, kolorierte Lithographie, 1845/50 erstaunlich. Erstmals konnte nun eine Stadtmuseum Burghausen Fortsetzung Seite 2 GEORG HARTDOBLER AND SONDERPREIS „EUROPA NOSTRA“ HIS PUPIL FRANZ XAVER GRUBER FÜR STILLE NACHT GESELLSCHAFT SEITEN 6 BIS 8 SEITE 24 JOHANN NEPUMUK HIERNLE, LANDESAUSSTELLUNG „200 JAHRE DER FÖRDERER VON JOSEPH MOHR STILLE NACHT! HEILIGE NACHT!“ SEITEN 9 UND 11 SEITEN 28 BIS 34 JOSEPH MOHR IN ALTPERNSTEIN STILLE-NACHT-KALENDARIUM SEITEN 12 UND 15 SEITEN 36 UND 40 Fortsetzung von Seite 1 Schulhaus befand sich auf der Anhöhe diges Gremium die Chorregentenstelle solche aufgefunden werden. Beide The- neben der Kirche und gewährte freie an den bisherigen 2. Adstanten Joseph men behandelt der folgende Beitrag, Aussicht auf das Inntal und ins Inn- Wichtl mit der Auflage, diverse Unter- der in einer wesentlich umfangreiche- viertel.) haltsverpflichtungen zu übernehmen. ren Fassung einschließlich Quellen- Als Hartdobler noch keine zwei Jahre Zur somit frei gewordenen Stelle ent- angaben und einer Werkübersicht zu alt war verstarb seine Mutter Maria hält die Sitzungsniederschrift fol- Hartdoblers Kompositionen auf der Anna. Erst fünf Jahre später heira- gende Vormerkung: „Sovil den erledigt Homepage der Stille Nacht Gesell- tete sein Vater ein zweites Mal. 1783 zweyten adstanten Dienst belanget, schaft www.stillenacht.at unter dem erwarb sein Vater von Stubenberger von welchen die Chorregenten Toch- Menü-Punkt „Forschung“ eingestellt Wirtsleuten ein Brotverkaufsrecht und ter Katharina Hueberin eingelangt, ist ist. übte daraufhin neben Mesner- und resolvirt worden, das selbe in Zeit : 3. Schuldienst und einer kleinen Ökono- Wochen von herent an, ein taugliches Hartdoblers Geburt, Kind- mie auch das Bäckergewerbe aus. Der Subject, so ein gute Singstim, und in heit und Jugend in Stuben- im Jahr 1788 in Stubenberg eingesetzte orglschlagen wohl erfahren, vorstellen berg bei Simbach am Inn Pfarrer Ludwig Böheim beschwerte solle, wornach weitters resolviert wer- sich über seinen Mesner beim Kur- den wird.“ Die Wahl der Chorregen- Georg Hartdobler wurde am 20. fürsten Karl Theodor wegen „Anma- tentochter fiel schließlich auf den Stu- Februar 1774 in der Pfarr- und Mari- ßung des Fahrtrechts“3 und über den benberger Georg Hartdobler. Schon enwallfahrtskirche St. Georg und Mesner und seinen 16-jährigen Sohn am 26. Januar 1795 fand die Hoch- Urban in Stubenberg getauft2. Der Ort „wegen dessen Weigerung, bei der zeit zwischen ihr und dem vier Jahre liegt in einem von Hügeln umgebenen Christmette [1790] zu singen“4. jüngeren „Tenoristen“ statt8, und am Seitental des Inns ca. 8 km nordöstlich 3. Juli 1795 erhielt er das Bürgerrecht. von Simbach am Inn. Sein Großvater Karriere als Pfarrmusiker in Am 17. Januar 1799 verstarb der Andreas wird in den Kirchenmatri- der Haupt-, Residenz- und Organist Dominikus Rickl. Hartdob- keln 1730 noch als „Zimmerergesell“ Garnisonsstadt Burghausen ler bewarb sich für die Stelle. Der in erwähnt, 1733 im Taufeintrag eines dieser Angelegenheit gefasste Beschluss Sohnes dann als „aeditui“ [des Mes- Ende 1794 verstarb in der nahegele- in der „11te Rats Session so gehalten ners]. Wie damals üblich hielt er als genen Stadt Burghausen der an der worden den: 11 April aõ 1799“9 wurde Mesner auch Schule. Das Mesner- und Pfarrkirche St. Jakob wirkende Chor- folgendermaßen protokolliert: regent Joseph Hueber. Die Stadt hatte „Dem Johann Georg Hardobler durch die Abtretung des Innviertels adstanten will man ÿber sein Besche- an Österreich zwar stark an Bedeu- tung verloren, war aber bis Anfang 1802 immerhin noch Haupt- und Regierungsstadt des Kurfürstentums Bayern. Die dortige Pfarrmusik setzte sich traditionsgemäß aus einem Chorre- genten, einem Cantor, einem Orga- nisten, einem Kalkanten (Blasbälge- treter) und einem 1. und 2. Adstanten (Gehilfen) zusammen. Der Chorre- gent übernahm in der Regel die Tenor- stimme und der Cantor die Bass- stimme, der 1. Adstant unterstützte stimmlich den Cantor und der 2. Adstant den Chorregenten. Diese Stammbesetzung wurde anlassbezogen um Sängerinnen sowie bei besonders feierlichen Gottesdiensten um einen Thurnermeister (Stadtmusikus) mit drei bis vier Gesellen, die mit Blech- blas- und Perkussionsinstrumenten zur Gebäudeensemble auf dem Stubenberg im Gestaltung beizutragen hatten, erwei- Schreÿbbuech des Philipp Lenglachner (Handschrift tert. Bei Neubesetzungen wurde das Das Haus Burgsteig Nr. 25 (quer zum 3. Stiegen- in Privatbesitz): im Vordergrund vor der Friedhofs- „Vorrückungsprinzip“5 und das „Ver- verlauf links) gehörte Georg Hartdobler von 1808 mauer das hölzerne Mesner- und Schulhaus, links sorgungsprinzip“6 berücksichtigt. bis 1817, er war hier auch noch bis in die Dreißiger- von der Kirche das 1796 errichtete Benefiziatenhaus. In der Sitzung vom 20. Dezember jahre wohnhaft 7 Dr. Fromberg, Felde 1794 verlieh der Magistrat als zustän- Walter Ziegler, Burgsteig, Radierung 1907, Stadtmuseum Burghausen SEITE 2 AUS DER FORSCHUNG BLÄTTER DER STILLE NACHT GESELLSCHAFT 2018/1 henes einlangen die auf absterben blühendsten Städte war. Hartdobler bers damaligem Wohnort, aus fußläu- des Dominicus Rickl erlegtigte [sic] versicherte mir oftmals, eine einzige fig gut erreichbar war, spricht dagegen, Organisten Stelle beim diesohrtigen Klavier-Instruktion trug ihm monat- dass Gruber sich längere Zeit durch- S= Jakobs Pfarr gotteshaus verliehen lich eine Carolin11 …“. Privatunter- gehend in Burghausen aufgehalten haben, iedoch dergestalten, das der- richt im Orgel- und Klavierspiel an und bei Hartdobler Kost und Logie selbe Erstens Schuldig, und gehalten Schüler aus dem Kreise der Beamten- erhalten hat. Letzteres mag tagweise sein solle, zu Befridigung der Rickli- und Offiziersfamilien der Stadt erteilte dann der Fall gewesen sein, wenn der schen Schulden per aversum 100 fl. er bereits nach seiner 1795 erfolgten Weg wegen der Machenschaften des zu bezahlen, und zu Magistrats Han- Anstellung. sich seit Dezember 1805 in Quartier den zu erleg. Dan zweytens der nach- Mit der Formulierung „Lehre“ seines befindlichen 14. Französischen Infan- gelassenen Ricklisch. Wittib, und min- bekanntesten Schülers Franz Xaver terie-Regiments zu gefährlich gewesen derjähriges Kind Lebens länglich zum Gruber in der eingangs zitierten wäre. Am 28. Oktober waren schon Unterhalt wochentlich 30 x zu ver- „Authentischen Veranlassung“ ist eine die ersten französischen Truppen in die reichen ferners drittens das vorhan- auf die Dreifachfunktion Schullehrer Stadt einmarschiert, nachdem zuvor den Ricklische Söhnel namens Wilhelm – Organist – Mesner hin orientierte österreichische Truppen die Stadt kurz in orglschlagen gratis vollkommen zu musikalische Ausbildung gemeint. besetzt hatten. unterrichten weitters, und viertens Obwohl nur sehr wenige Werke Gru- Hartdobler unterrichtete Gruber auf die vom hiesigen Chorregenten noch bers datiert sind, ist anzunehmen, dass der einmanualigen Orgel der Pfarr- schuldige 50 fl gänzlich dahinten zu erst Hartdobler seinem Schüler über kirche St. Jakob. Dieses Instrument lassen und ÿber die bereits erhaltenen die satztechnisch korrekte Ausführung hatte 15 Register und wurde 1717 50 fl nichts mehr zu verlangen …“ eines bezifferten Generalbasses hinaus vom bekannten Salzburger Orgelbauer Trotz dieser hohen finanziellen Lasten auch das weitere zum Komponieren Johann Christoph Egedacher aufge- ging Hartdobler auf die Bedingungen erforderliche Rüstzeug beigebracht stellt. Um die Orgel zum Erklingen zu ein. Max Keller aus dem Kloster hat. Was den Zeitraum der „Lehre“ bringen, waren 4 Blasbälge erforder- Seeon wurde Nachfolger auf seiner bei dem 13 Jahre älteren Hartdobler lich, die von einem Kalkanten getreten Stelle als Adstant. Mit dieser Beförde- betrifft, so kann dieser wohl um die wurden. Während Hartdobler Franz rung sollte aber auch das Ende seiner Zeit Herbst 1805 bis Frühjahr 1806 Xaver Gruber in der Perfektionierung Karriere bei der Pfarrmusik erreicht angesetzt werden. Die Tatsache, dass des Orgelspiels unterwies, unterzog er sein: Nach Ableben der Chorregenten die ca. 7 km entfernte Stadtmitte Burg- sich selbst in Salzburg einer Prüfung Dominikus Peringer im Jahr 1823 und hausens von der Steinpointsölde, Gru- durch Michael Haydn, ein halbes Joseph Langhans Ende 1828 erhob er Jahr vor dessen Tod. Dieser beschei- Ansprüche auf diese Stelle, kam aber nigte ihm: „Endesgefertigter bezeu- nicht zum Zug, weil er jeweils die Ver- get kraft dieses gegenwärtigen Atte- einigung des Chorregenten- mit dem stats vor Jedermann, daß er den Herrn Organistendienst
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