Doktorarbeit Enders.Pdf
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Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg Kommissarischer Vorstand: Univ.- Professor Dr. med. Dr. phil. Dr. h. c. Gundolf Keil Scanzoni in Würzburg Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg vorgelegt von Hanna Brigitte Enders aus Dierdorf Würzburg, Mai 2003 Referent: Univ.- Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. h. c. Gundolf Keil Korreferent: Univ.- Prof. Dr. med. Johann Dietl Dekan: Univ.- Prof. Dr. med. Stefan Silbernagl Tag der mündlichen Prüfung: 23.07.2004 Die Promovendin ist Ärztin. „Aus allen Ländern der Erde strömten junge Mediciner an das Juliushospital in Würzburg, um von dem Altmeister der Gynäkologie zu lernen, und von allen Enden der Welt eilten kranke Frauen zu demselben, um bei ihm Hülfe und Genesung zu finden.“ St. Petersburger Medicinische Wochenschrift 16 (1891), S. 208 INHALTSVERZEICHNIS Einleitung............................................................................................................1 1. Der Rahmen: Die Entwicklung von Geburtshilfe und Gynäkologie vom späten 18. bis ins ausgehende 19. Jahrhundert.....................................6 2. Die Würzburger Medizinische Fakultät; Franz von Rinecker; die Situation der Universität, nachdem sie bayerisch wurde......................33 3. Die Würzburger Gynäkologie.....................................................................49 4. Persönliche Biographie Scanzonis..............................................................67 5. Scanzoni als Professor, akademischer Lehrer und Angehöriger des Hochschul-Lehrkörpers.........................................................................92 6. Scanzoni als europaweit angesehener Arzt und Geburtshelfer.................. 112 7. Scanzoni als Autor und Autorität.............................................................. 137 7.1 Das `Lehrbuch der Geburtshilfe´.................................................. 138 7.2 Frühe Forschungsarbeiten............................................................. 147 7.3 Das `Compendium der Geburtshilfe´............................................ 149 7.4 Kiwischs `Klinische Vorträge´..................................................... 150 7.5 Das gynäkologische Lehrbuch...................................................... 153 7.6 `Die chronische Metritis´.............................................................. 158 7.7 Vierte Auflage des geburtshilflichen Lehrbuchs.......................... 166 7.8 Scanzonis `Beiträge´..................................................................... 170 7.9 Rosers Bruchband......................................................................... 174 7.10 Die künstliche Frühgeburt............................................................ 177 7.11 Der Situs- und Positionswechsel.................................................. 184 7.12 Sonstige Forschungsgebiete.......................................................... 188 7.13 Resonanz in der Literatur.............................................................. 192 7.14 Die Konkurrenz mit Hermann Beigel........................................... 196 7.15 Die Uterusknickungen.................................................................. 203 7.16 Ehrlichkeit und Widerstände........................................................ 208 7.17 Spätere Arbeiten........................................................................... 211 8. Die Geburtszange....................................................................................... 218 9. Kindbettfieber – Der Konflikt zwischen Scanzoni und Semmelweis....................................................................................... 241 Literaturverzeichnis.......................................................................................... 270 Abbildungsteil.................................................................................................. 291 Verzeichnis der Abbildungen und Abkürzungen............................................. 327 Namenregister................................................................................................... 329 Danksagung...................................................................................................... 334 Lebenslauf........................................................................................................ 335 EINLEITUNG Die Stadt Würzburg und insbesondere ihre Universität sind historisch derart bedeutsam, daß sie mich zu einer biographischen Arbeit inspirierten. Im Rahmen der besonderen Persönlichkeiten der Würzburger Medizingeschichte gibt es bereits eine Arbeit über den Gynäkologen Franz Kiwisch.1 In seinem Wirken zeigt sich der Einfluß der Jungmann-Schule auf die Würzburger Gynäkologie. 2 Im Gegensatz zu Kiwisch hat aber dessen Nachfolger Scanzoni tatsächlich Würzburg über vier Jahrzehnte hinweg geprägt und zu einem Zentrum der gynäkologischen Forschung gemacht – was sich auch darin offenbart, daß nicht nach Kiwisch, sondern nach Scanzoni eine (wenn auch aufallend kurze und unbedeutende) Straße in Würzburg benannt wurde. Obwohl er wahrscheinlich nicht in Würzburg begraben wurde, verfügt Scanzoni hier über eine Ehrengrabstätte. Diese wäre allerdings fast vernichtet worden, wenn sie nicht durch die Initiative von Ralf Vollmuth und Thomas Sauer Anfang der neunziger Jahre gerettet worden wäre. 3 In diesen rein äußerlichen Fakten läßt sich bereits eine uneinheitliche Haltung in bezug auf diesen großen Gelehrten erkennen. Die Ursachen, Entwicklungen und Ausprägungen des entsprechenden Meinungsbildes aufzuzeigen und anhand der Wirkungsgeschichte Scanzonis zu untermauern, ist Sinn und Zweck dieser Arbeit. Aus dieser Zielsetzung heraus resultiert der methodische Ansatz. Die Arbeit bedient sich selbstverständlich der überlieferten Archivalien in- und außerhalb Würzburgs und versucht, an „oral history“ alles zu greifen bzw. zu erfassen, was sich über fünf Generationen hinweg erhalten hat. Darüber hinaus war ich vor allem wirkungsgeschichtlich bemüht, Biographie und Werk einerseits mit der zeitgenössischen Rezeption zu korrelieren und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den magistralen Einzel- veröffentlichungen und bedeutenden Lehrbüchern Scanzonis in ihrer 1 Müller (1980) 2 vgl. S. 15, 57, 68 3 vgl. Vollmuth/Sauer (1995), S. 521-524 sowie Abbildung 25 1 Einleitung Vielstimmigkeit anklingen zu lassen. Daher habe ich die bedeutenderen Bände der internationalen Tages- und Fachpresse von den Vereinigten Staaten über Mitteleuropa bis nach Rußland hin durchgesehen 4, wobei gewiß keine Vollständigkeit erreicht werden konnte, aber dennoch bei hoher Detailgenauigkeit eine zuverlässige Repräsentanz erzielt zu sein scheint. Großer Wert wurde auch auf politische Komponenten in der Fachgeschichte gelegt, die ein Erklärungsmodell dafür abgeben können, daß das Bild Scanzonis in der allgemeinen Einschätzung seit Mitte des 20. Jahrhunderts getrübt wurde. Dabei ist insbesondere wichtig, daß er zum Antagonisten Semmelweis´ stilisiert wurde 5. Die Gliederung der Arbeit entspricht dem methodischen Vorgehen: Sie zeichnet zunächst den fachgeschichtlichen Rahmen für die Tätigkeit Scanzonis, dessen eigene Leistungen durch die Akzeleration des Wissens und die Entfaltung des Faches Gynäkologie zunächst begünstigt wurden und durch den nationalen Wettstreit der deutschen Geburtshilfe mit den Entwicklungen in England und Frankreich zusätzliche Impulse erhielten6: In unterschiedlicher Weise von den dortigen Strömungen beeinflußt, fand die sich entwickelnde deutsche Geburtshilfe ihren eigenen Weg und wurde in besonderem Maße durch die international bedeutsame Arbeit Scanzonis zu ihrer Blüte geführt. Ein zweiter Abschnitt ist Würzburg und seiner Hochschule gewidmet, die sich unter der Ägide Franz von Rineckers beispielhaft behauptete und trotz behindernder Tendenzen seitens der Stadtgemeinde sich als eine der führenden Universitäten des 19. Jahrhunderts behaupten konnte. Dabei spielten die wirtschaftlichen Erfolge Scanzonis eine offenbar nicht unbedeutende Rolle –: wodurch letztlich auch die Stadt Würzburg wiederum von ihrer Universität erheblich profitierte. 7 In bezug auf das kollegiale Umfeld erschien es mir sinnvoll, beginnend mit den Siebolds die Chronlogie der gynäkologischen Lehrstuhlinhaber der Universität 4 vgl. Kapitel 7 5 vgl. S. 267 6 vgl. S. 7, 8, 19 7 vgl. S. 48, 129 2 Gliederung, Methodik Würzburg kurz anzureißen sowie auch die Situation und Entwicklung der Würzburger Gynäkologie darzustellen. Selbstverständlich durfte die persönliche Biographie Scanzonis nicht zu kurz kommen. Die Würdigung seines verdienstvollen Lebenswerks erforderte seine Beurteilung als Jungmann-Schüler, das Ansprechen der Förderung durch Rinecker und die Rolle, die seine hochgestellten Patientinnen über die Gunst von Staaten und Fürstenhäusern für Scanzoni spielten. Die Krönung seiner Arbeit war die feierliche Erhebung in den Adelsstand 8. Verfolgt man die biographische Kurve, so zeigt sich ein Gelehrter, der zunächst als Vorreiter der pathologischen Anatomie vom Aufschwung seines Faches mitgetragen wird, in späten Jahren indessen vom Aufbruch der Chirurgie überholt, wenn nicht gar überrollt wird, so daß er vor seinem Ausscheiden aus dem Dienst sich selbst überlebt zu haben schien 9. Lediglich das große Nachwirken seines glanzvollen Ruhms verhinderte einen allzu frühen Abstieg. Ein weiterer Abschnitt befaßt sich mit den didaktischen Fähigkeiten Scanzonis, die ihn zu einer der gesuchtesten Professorenpersönlichkeiten seines Faches