NR. 249 · MONTAG, 26. OKTOBER 2009 Blick in die Zeit HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG 5

Schwerer Die Grünen suchen nach ihrer Zukunft Start mit Beim Parteitag in Rostock gibt es viel Kritik an Schwarz-Gelb – und eine erstaunliche Hinwendung zum bürgerlichen Lager neuer Crew VON MICHAEL M. GRÜTER In Kiel kommt die neue Rostock. Schwarz-Gelb regiert das Land, macht Politik. Und die Grünen? Regierung Dienstag ins Amt „Grün macht Zukunft“ steht an der Stirnwand der Rostocker Messehalle. VON WOLFGANG SCHMIDT Das ist der Trost für die in der Bundes- tagswahl zwar gestärkte, aber nach wie Kiel. Eine Koalition des Aufbruchs ha- vor kleinste Bundestagspartei. Die Bot- ben CDU und FDP für Schleswig-Hol- schaft ist durchweg in Großbuchstaben stein angekündigt – ein hoher Anspruch geschrieben. Da kann es geschehen, dass für die neue Regierungsmannschaft von sich der Satz vor dem Auge des Betrach- Peter Harry Carstensen. Der 62-Jährige ters in einzelne, für sich stehende Worte hat eine Minister-Crew um sich geschart, zerlegt. Die von den Grünen verfehlte die zumindest bisher nicht für große Poli- „Macht“ rückt so in den Mittelpunkt, und tikentwürfe steht und mit einigen Hypo- da steht sie ja auch stundenlang auf der theken belastet an den Start geht. Ein an- Delegiertenkonferenz. geschlagener Finanzminister, zwei Knapp 500 Grüne sind zum Parteitag Staatssekretäre, zwei Abgeordnete und an die Ostsee gefahren. Mecklenburg- eine Abteilungsleiterin, die zu Ministern Vorpommern gehört zu den drei Bundes- aufsteigen – die Strahlkraft des am Sonn- ländern, in denen die Grünen nicht im abend offiziell bekannt gegebenen Teams Landesparlament sitzen. In den Hanse- ist begrenzt. Über „Amtsverwaltung“ städten Bremen (Rot-Grün) und Ham- und „Bürgermeisterei“ wird im Regie- burg (Schwarz-Grün) regieren die Grü- rungsapparat an der Förde gespottet. Po- nen mit, das Saarland (Schwarz-Gelb- litisch ist aber mit Schwarz-Gelb ein weit Grün) kommt jetzt wohl als zweitkleins- stabileres Bündnis zu erwarten, als es die tes Bundesland hinzu. In der im Juli zerbrochene Große Koalition war. überwiegenden Mehrheit aber, in zehn Dennoch wird die Ministerpräsiden- Landtagen, gehören die Grünen zur Op- tenwahl an diesem Dienstag mit einiger position, wie auch wieder im . Spannung erwartet, weil CDU und FDP Und da fühlen sich die Grünen nicht im Landtag nur drei Stimmen mehr ha- wohl. ben als SPD, Grüne, Linke und SSW Der vor Tagen frisch gewählte Frakti- (Südschleswigscher Wählerverband). onschef Jürgen Trittin will den Grünen Knappe Mehrheiten wecken in Kiel böse dennoch Lust auf „harte Opposition“ ma- Erinnerungen an das Debakel von Heide chen. Das sei der Auftrag von 4,6 Millio- Simonis am 17. März 2005: Die damalige nen Wählern. Die Grünen würden nicht SPD-Regierungschefin scheiterte in vier auf SPD und Linke warten, verspricht er. Wahlgängen an einer fehlenden Stimme, Das bleibt sein einziger Satz zur neuen weil ihr jemand aus dem eigenen Lager Rolle der Grünen im Parteiensystem. Der die Gefolgschaft verwehrte. „Ich bin mir 55-Jährige spricht angesichts von Steu- an sich sehr sicher“, sagt Carstensen auf ersenkungen auf Pump und Abgabener- die Frage, ob er vor der Abstimmung höhungen von Wahlbetrug, pickt sich Bammel habe. „Aber man hat ja in Schles- fragwürdige Nominierungen für das wig-Holstein schon vieles erlebt.“ Doch neue Kabinett heraus. die Koalition stehe. „Ich habe große Zu- Wirtschaftsminister Rainer Brüderle versicht bei den eigenen Leuten und bei (FDP) habe sich für den Erhalt des der FDP.“ Branntweinmonopols starkgemacht, Ein Jubelparteitag der CDU war es spottet Trittin. (CDU) nicht, auf dem Carstensen am Sonnabend garantiere als Arbeitsminister, dass es in Husum Minister und Staatssekretäre keine neuen Mindestlöhne gebe. Die von vorstellte – nach einem Absturz auf 31,5 Trittin wachgerufene Vorstellung, dass Prozent bei der Landtagswahl am 27. der neue Entwicklungsminister Dirk Nie- September kein Wunder. Dass eine um- bel (FDP) der Welthungerhilfe helfen sol- Klare Feindbilder – und klare Aussagen zu den Themen, die die Grünen einen: Parteichefs Özdemir, Roth am Sonntag in Rostock. dpa fassende Diskussion über Ursachen aus- le, Gerechtigkeit in dieser Welt herzustel- blieb, störte einige. „Es ist enttäuschend, len, ruft Gelächter hervor. Trittin bemüht teilungen stehen unvermittelt neben rea- haftet sind. „Als sie das Wort Zukunft destagswahl eigenmächtig verkündet. In was wir heute hier abliefern“, schimpfte sich um eine leichte Tonlage seiner Kri- len Überlegungen der Grünen, Union und hörten, haben sie alle gedacht, sie wären Rostock stößt die herausfordernde Pose der Delegierte Gerd Dammann. Carsten- tik. Grünen-Chefin brand- notfalls auch die FDP künftig in Koaliti- gemeint“, witzelt ein Delegierter. „Die ins Leere. Nur einzelne Stimmen werten sen scheine eine Wagenburg um sich he- markt unter begeistertem Beifall den Ko- onsoptionen einzubeziehen. Alle 13 grü- Bänke der Opposition in deutschen Land- das Jamaika-Bündnis als eine Art grü- rum aufzubauen. „Bei uns im Ortsverein alitionsvertrag von Union und FDP als nen Fraktionsvorsitzenden aus den Land- tagen mögen hart sein“, sagt Arvid Bell nen Sündenfall. Eine Karlsruher Dele- gärt es.“ „unsozial, unbezahlbar, unverbesser- tagen stützen einen Alternativantrag am Rednerpult. „Aber an die Macht um gierte redet den saarländischen Landes- Sogar zwei Ministerpersonalien wur- lich“, es drohe eine „soziale Eiszeit“. Sie zum Leitantrag des Bundesvorstandes jeden Preis, das kann es auch nicht sein.“ chef als „Herr Ulrich“ an, der Vorname den offen gerügt. Dass Rainer Wiegard bescheinigt der Kanzlerin nebulöses Auf- mit dem Titel: „Jetzt den grünen Auf- Der 25-Jährige gilt als politische Bega- (Hubert) sei ihr gerade entfallen. Ein, (60) Finanzminister bleiben darf, stieß treten und setzt in Wahlkampfrhetorik bruch aus den Ländern organisieren“. bung. Er legt sich mit Begabungen an, die zwei Delegierte pfeifen, als Parteichefin ebenso auf Kritik wie die Beförderung fort: „Wenn sich der Nebel lichtet, dann Alle. So kommt es in Rostock zu einem ein wenig älter sind. Claudia Roth den Saar-Grünen „erfolg- des glücklosen Entbürokratisierungs- geht es einem durch Mark und Bein.“ Schaulaufen der Generation der 40-Jäh- Die Bereitschaft, politische Verantwor- reiches Regieren“ wünscht. Als der Saar- staatssekretärs Klaus Schlie (55) zum In- Und dennoch: Grundsätzliche Verur- rigen, die nicht rot-grünen Zeiten ver- tung zu übernehmen, müsse Markenzei- länder berichtet, was er bei CDU und nenminister. Wiegard geriet wegen seines chen der Bündnisgrünen werden, fordert FDP alles erreicht habe, kommt immer- Agierens in der Krise der HSH Nordbank der Berliner Volker Ratzmann (39). „Kei- hin höflicher Beifall auf. arg unter Druck und muss die Zuständig- ne Regierungskonstellation darf ausge- Tatsächlich lassen sich substanzielle keit für das Institut an das Wirtschafts- Ein klares Nein zur Atomkraft schlossen werden“, lautet sein Wahl- Unterschiede in den Anträgen nur mit ministerium abgeben. Schlies Ernennung spruch. In dem alten Vierparteiensystem der Lupe finden. Eigenständigkeit und zum Minister hat im Übrigen auch damit Die Grünen wollen den schwarz-gel- Beschluss des Parteitages. Die Grünen seien Union und SPD die Pole gewesen, Distanz zu politischen Lagern wird all- zu tun, dass er so sein Landtagsmandat ben Plänen zur Laufzeitverlängerung von hatten auf einem Sonderparteitag eben- analysiert der hessische Fraktionschef gemein als Wert betont. Die Kontrahen- behalten darf, das er als Staatssekretär Atomkraftwerken eine „Renaissance des falls in Rostock vor acht Jahren als Regie- Tarek Al-Wazir (38). Mittlerweile befän- ten fühlen sich alle irgendwie links. Für Wohin soll die Reise gehen? Schwarz-Grün-Be- abgeben müsste. Dies wiederum hätte die Widerstandes gegen die Atomkraft“ ent- rungspartei im Bund den Einsatz für Af- den sich die Grünen in den Zentren auf einen wirklichen Streit um Koalitionen fürworter Ulrich, Schwarz-Grün-Kritiker Trittin knappe Mehrheit von CDU/FDP zusätz- Augenhöhe mit der SPD und in Berlin fehlt vier Jahre vor der nächsten Bundes- (unten). dpa lich gefährden können. Unter Juristen ist ghanistan unterstützt. Heute treten sie gegensetzen. Die Grünen-Politikerin Bär- auch mit der CDU. tagswahl der konkrete Anlass. nämlich umstritten, ob drei nicht durch bel Höhn erklärte, die in Aussicht genom- für einen zivilen Aufbauplan und einen Der NRW-Grünen-Chef Arndt Klocke Die Antragskommission führt die Vor- Ausgleichsmandate gedeckte Überhang- mene Laufzeitverlängerung sei „keine militärischen Abzug ein, der bis 2013 be- (38) spricht von der „desaströsen Lage“ stöße mit dem Vorstandsantrag zusam- mandate der CDU von Nachrückern aus Brücke, sondern eine Mauer, vor der die ginnen soll. Ein weiterführender Antrag, der SPD und unberechenbaren NRW- men, der nun allen alles bietet und eine der Landesliste übernommen werden erneuerbaren Energien gefahren werden der einen verbindlichen Abzugstermin Linken. Da mag mancher eine Sehnsucht große Mehrheit findet. Eine rot-rot-grüne dürfen, wenn ein Abgeordneter ausschei- sollen“. Auf ihrem Parteitag in Rostock bis Ende 2011 nannte, fand nur die Unter- nach Schwarz-Grün nach der NRW-Wahl Option für 2013 steht neben der Feststel- det. im Mai 2010 hören. Die Fraktionschefin lung, es sei zu früh, Koalitionsaussagen Carstensen verteidigt Schlie wie Wie- sprach sich die Partei für einen Neustart stützung von etwa zwei Fünfteln der De- Sylvia Löhrmann fügt hinzu, in NRW zu treffen. Mit der „Ausschließeritis muss gard. Dieser sei einer der besten Finanz- bei der Endlagersuche aus. Die Vorgänge legierten. hätten die Grünen doch bereits mit „Neo- endlich Schluss sein“, heißt es, aber minister, die das Land je gehabt habe. Die bei Auswahl, Erkundung und Bau des Ein Antrag, der Bundestagsfraktion liberalen“ regiert – mit Wolfgang Cle- „Marktradikalen und Modernisierungs- Frage, ob die Minis- Endlagers Gorleben sollen in einem Un- schon heute ein Nein zur Mandatsverlän- ment, damals noch SPD. verweigerern wird eine klare Absage“ in terriege nicht Pro- tersuchungsausschuss des Bundestages gerung zu empfehlen, wurde nach Inter- Antje Hermenau (45) aus Sachsen re- Aussicht gestellt. vinzialismus aus- aufgeklärt werden. vention von Fraktionschef Jürgen Trittin klamiert das Recht der Landesverbände, Programmatisch bedeutsam ist der po- strahle, beantwor- ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. sitive Bezug auf ein „modernes Bürger- tet Carstensen so: Den Afghanistan-Einsatz der Bundes- abgelehnt. Viele Redner warben in der Die Landesfürsten hat der Versuch der tum, dem das eigene gute Leben wichtig“ Die Besetzung aus Debatte dafür, wieder Anschluss an die wehr wollen die Grünen nur unter der Parteispitze verärgert, sich in die Koali- sei, aber nicht wichtiger als Solidarität eigenen Reihen zei- Bedingung eines „beherzten Kurswech- Friedensbewegung zu finden. Das weit- tionsentscheidung an der Saar einzumi- mit Schwachen und den Erhalt der Le- ge, „dass wir in der sels“ weiter mittragen. „Ein ,weiter so‘ gehende Verschweigen des Themas im schen. Die Priorität an der Saar liege bei bensgrundlagen. In der Form hat man Lage sind, personel- führt zum Desaster“, heißt es in einem Wahlkampf sei peinlich gewesen. mg Rot-Rot-Grün hatte Trittin vor der Bun- das bei den Grünen noch nicht gehört. le Probleme selbst zu lösen“. Auch sei es selbstverständ- lich, auf jene zu- rückzugreifen, de- Team ohne Strahl- nen man vertraue. kraft: Ministerpräsi- „Das Desaster der Kurzfristigkeit“ Grünen-Landes- dent Carstensen, chef umstrittene Minister meint, wenn die Wiegard, Schlie (von „Welthunger durch Weltwirtschaft“: Die Hannah-Arendt-Tage Hannover suchen nach neuen Wegen gegen die Armut CDU mit ihrem Ka- oben). binett zufrieden sei, VON KARL-LUDWIG BAADER kauft, und nun müsse man sich der An- eingeladen, der diesen Anspruch erfüllt. wäre: Mit gerade mal einem Prozent des übersehen – aber die entlasteten keines- spreche das nicht griffe von Piraten erwehren. Sie hoffe auf Seine These, dass die geltenden Weltwirt- globalen Sozialproduktes könnte man wegs die führenden Wirtschaftsnationen, für ihr Selbstbe- Hannover. Amtsmüde wirkt sie nicht, die Fähigkeit der Philosophie, Problem- schaftsregeln die Menschenrechte massiv zumindest die absolute Armut beseitigen. unterstrich Klaus Töpfer, der unter Bun- wusstsein. aber es hilft nichts: Heidemarie Wieczo- zusammenhänge herzustellen – womit sie verletzen, veranschaulicht er nicht nur Jährlich sterben noch immer 18 Millio- deskanzler Helmut Kohl Umweltminis- Ganz neu auf der rek-Zeul wird ihr Amt als Bundesminis- das Hauptanliegen der Veranstaltungs- am Ausmaß der Misere: So starben in den nen Menschen an armutsbedingten Ursa- ter und später Chef des UN-Umweltpro- landespolitischen terin für wirtschaftliche Zusammenar- reihe unterstreicht, die Philosophie und vergangenen 20 Jahren etwa 300 Millio- chen. gramms mit Sitz in Nairobi war. Er ver- Bühne sind ein beit und Entwicklung, das sie elf Jahre Wissenschaft mit Politik in Kontakt brin- nen Menschen an Hunger oder medizini- Dabei argumentiert Pogge pragma- wies darauf, dass dort, wo viele wertvolle Mann und eine innehatte, in wenigen Tagen abgeben. gen will. scher Unterversorgung. (Zum Vergleich: tisch: Man müsse etwa für die Pharmain- Bodenschätze lagern, oft Bürgerkriege Frau: Für die FDP, Auf den diesjährigen, von der VW-Stif- Mit Thomas Pogge, der an der amerika- Im Zweiten Weltkrieg waren 55 Millio- dustrie andere Anreize schaffen, damit ausbrechen, die von äußeren wirtschaft- die mit Ekkehard tung unterstützten 12. Hannah-Arendt- nischen Yale University lehrt, wurde ein nen Tote zu beklagen.) Pogge betont auch, die Medikamente auch für arme Länder lichen Interessen entfacht werden. Zu- Klug (53/Bildung) Tagen, die sich im hannoverschen Neuen Philosoph und Politikwissenschaftler dass diese Situation leicht vermeidbar bezahlbar wären. Man könne sie nach dem werden korrupte Regime nicht sel- und Heiner Garg Rathaus mit dem Thema „Welthunger dem Erfolg ihrer Medikamente bezahlen ten mit Waffen unterstützt. (43/Soziales) zwei durch Weltwirtschaft“ beschäftigten, statt nach der Laufzeit ihrer Patente. Was ist also zu tun? Der Göttinger Öko- weitere Ressort- konnte sie ein nicht sehr befriedigendes Auch die von der Journalistin Christia- nom Stephan Klasen unterstrich, dass chefs stellt, wird der Resümee ihrer Tätigkeit ziehen. Zwar ne Grefe („Die Zeit“) geleitete Diskussion nur die Liberalisierung des Handels den parteilose Präsident gab es auch Erfolge – so wurden für den verband die moralische Frage nach einer Aufstieg der Schwellenländer wie Brasi- des Landgerichts Welthandel soziale Regeln (etwa das Ver- globalen Gerechtigkeit immer mit prak- lien oder der ostasiatischen Mächte er- Kiel, Emil Schmal- bot von Kinderarbeit) festgelegt –, aber tischen Überlegungen und dem Bemü- möglicht habe (die so die Armut bekämp- fuß (63), Justizmi- die Lage der Ärmsten auf der Welt ist hen, aus bisherigen Fehlern zu lernen. fen konnten). Statt weiter die Landwirt- nister. Schmalfuß noch immer katastrophal. Mehr als eine Europa und die USA sollten (im Interesse schaft zu vernachlässigen, müsse man in sei rechtspolitisch Milliarde Menschen sind unterernährt. der praktischen Lösung der Probleme), Afrika in den Agrarsektor investieren – noch nicht in Er- Und doch, klagte sie, werde „gegen bes- sich nicht wie die Herren der Welt auf- die „grüne Revolution“ habe in Ländern scheinung getreten, seres Wissen“ von der EU an den Subven- führen, forderte Rupert Neudeck, der wie Indonesien das Hungerproblem ge- moniert der Grü- tionen für Agrarexporte festgehalten, die einst die Hilfsorganisation Cap Anamur löst. Aber, so warnte Töpfer, man muss nen-Bundestagsab- in Afrika die Entwicklung einer einhei- leitete. Statt anderen Ländern wie etwa dafür sorgen, dass nicht Blumen für Eu- geordnete Konstantin von Notz. mischen Landwirtschaft und Lebensmit- Afghanistan unsere Vorstellungen von ropa produziert würden – mit desaströ- Den größten Karrieresprung macht als telversorgung verhindern. So werde jede einer Parlamentswahl überzustülpen, sen Folgen für die Umwelt wie die Le- Landwirtschafts- und Umweltministerin europäische Kuh mit 730 Euro jährlich solle man an einheimischen Traditionen bensmittelversorgung vor Ort. Juliane Rumpf (CDU). Die 53-Jährige lei- subventioniert, während die EU für jeden ansetzen. Die wirklichen Veränderun- Die konzentriert geführte Diskussion tete bisher die Haushaltsabteilung im Fi- Afrikaner 17 Euro ausgibt. Dabei gehe es gen, meint er, müssten aus den Ländern zeigte: Die Probleme sind von einer gera- nanzressort. Ihr werden hohe Kompetenz weniger um Entwicklungshilfe als um selbst kommen. Er glaubt, dass die vielen dezu einschüchternden Komplexität, und Durchsetzungskraft bescheinigt. Die Entwicklungspolitik, die Veränderung Neuerungen, vom Handy bis zum Satelli- aber auch lösbar, wenn die wohlhaben- Ministerriege komplettiert CDU-Mann der Weltwirtschaftsregeln. Hilfreich fän- tenfernsehen, solche Prozesse beförder- den Gesellschaften darauf verzichten, Jost de Jager (44) als neuer Ressortchef de sie die Einrichtung eines Sicherheits- ten. ihre Interessen rücksichtslos durchzuset- für Wirtschaft und Wissenschaft. Er hat- rates für ökonomische und ökologische Bei aller Kritik an den Strukturen der zen. Töpfer warnte vor dem „Desaster der te schon als Staatssekretär mit der Auf- Regeln. Besonders müsse auf eine bessere Weltwirtschaft wurden die „lokalen Ur- Kurzfristigkeit“ – und damit vor den ma- sicht über das problembeladene Universi- „Kohärenz“ der Politik geachtet werden. sachen“ der Misere (Unterdrückung, teriellen und menschlichen Folgekosten, tätsklinikum ein großes Sorgenkind am So habe die EU zunächst den Somaliern Was tun gegen den Hunger in der Welt? Neudeck, Weil, Wieczorek-Zeul, Pogge, Töpfer (von links) Korruption, Ausplünderung der Länder die wir in Zukunft zu entrichten haben, Hals, nun kommt mit der HSH Nordbank die Fischereirechte vor ihrer Küste abge- am Sonnabend im Rathaus von Hannover. Decker durch einheimische Eliten) keineswegs wenn wir heute nicht handeln. ein zweites hinzu. dpa