Hier Steht Später Die Headline

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Hier Steht Später Die Headline LÄNDERBERICHT Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. FRANKREICH DR. NORBERT WAGNER 20. November 2012 Chaos und Drama www.kas.de JEAN-FRANCOIS COPÉ - VORSITZENDER DER UMP www.kas.de/frankreich Nach rund 24 Stunden völliger Konfusion, Als dann die ersten Ergebnisse aus einigen geprägt von kaum verdeckten Vorwürfen der 627 Wahlbüros eintrafen, wuchs die der Wahlfälschung und nach erneuter sorg- Konfusion von Minute zu Minute. fältiger Auszählung aller Wahlzettel wurde der bisherige Generalsekretär der UMP Offenbar war der Vorsprung von François Jean-François Copé am späten Montag- Fillon vor Jean-François Copé niedriger als abend von der Wahlkommission der UMP vom Fillon-Lager erwartet. Nachdem das zum Sieger erklärt. Beide Kandidaten, Copé Fillon-Lager schon kurz nach 18.00 Uhr und der ehemalige Premierminister François (voreilig) den Sieg verkündet hatte, wurde Fillon, hatten zuvor erklärt, das Verdikt der man dort von Stunde zu Stunde kleinlauter. Kommission akzeptieren zu wollen. Außerdem begannen beide Seiten, die Vali- Das Ergebnis hätte nicht knapper ausfallen dität der Ergebnisse in einzelnen Wahlbüros können. Bei einer Wahlbeteiligung von rund in Frage zu stellen und zur Klärung die 176.000 Mitgliedern (bei etwa 260.000 Wahlkommission anzurufen. In einem stimmberechtigten Mitgliedern) gewann Wahlbüro hätten mehr Wähler ihre Stimme Jean-François Copé mit einem hauchdünnen abgegeben als in den Wahllisten aufgeführt Vorsprung von nur 98 Stimmen (50,03% : waren. In anderen gab es offenbar Unklar- 49,97%). heiten bezüglich der Vollmachten, mit de- nen verhinderte Wähler ihre Stimmabgabe Nach den Umfragen unter den Sympathi- an andere Personen übertragen hatten. santen der UMP war François Fillon als kla- rer Favorit in die Urwahl zum UMP- Unterdessen ging die Auszählung der Stim- Vorsitzenden gegangen. Da es aber keine men weiter und danach lag am späten Umfragen nur unter den Mitgliedern gab, Abend Jean-François Copé um einige hun- war diese Prognose mit einiger Unsicherheit dert bis tausend Stimmen vor François Fil- behaftet. Das bewahrheitete sich dann auch lon. im Laufe des Wahlabends. Das Drama erreichte seinen Höhepunkt, als Chaos mündet in Drama kurz vor Mitternacht Jean-François Copé er- klärte, er sei mit einigen hundert Stimmen Zunächst endete die Wahl selbst ziemlich Vorsprung zum Vorsitzenden der UMP ge- chaotisch. Eigentlich sollten die Wahlbüros wählt worden ("Les militants de l'UMP m'ont um 18.00 Uhr schließen. Wegen des großen accordé la majorité de leurs suffrages."). 20 Andrangs und der langen Schlangen vor Minuten später erklärte auch François Fillon, einzelnen Wahlbüros dauerte die Wahl bis er habe die Wahl mit einigen hundert Stim- weit nach 20.00 Uhr. Selbst François Fillon, men Vorsprung gewonnen ("courte victoi- der etwa um 17.00 Uhr in seinem Pariser re", je ne laisserait "pas voler la victoire aux Wahlbüro erschienen war, mußte bis 18.10 militants"). Uhr warten, bis er seine Stimme abgeben konnte. 2 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Die UMP hatte am späten Sonntagabend ler und der Aufmerksamkeit der Öffentlich- zwei Vorsitzende keit bei den Vorwahlen der Sozialisten um FRANKREICH die Kandidatur für den Präsidentschafts- DR. NORBERT WAGNER Daraufhin einigte man sich schließlich, die wahlkampf entschied sich die UMP dafür, Auszählung der Stimmen zu unterbrechen ihren zukünftigen Vorsitzenden per Urwahl 20. November 2012 und am folgenden Morgen fortzusetzen. aller Mitglieder zu bestimmen. Bis zu 325.066 Mitglieder der UMP wären somit bei www.kas.de Während des gesamten Montags prüfte die dieser Wahl stimmberechtigt gewesen, so- www.kas.de/frankreich Wahlkommission die Ergebnisse aller Wahl- fern sie ihren Mitgliedsbeitrag entrichtet büros und alle strittigen Wahlzettel und Er- hatten (was auch noch am Wahltag im gebnisprotokolle. Wahlbüro möglich war) und sofern sie vor dem 1. Juli 2012 Mitglied geworden waren. Gegen 23.00 Uhr erklärte dann die UMP- Wahlkommission Jean-François Copé offiziell Der erste Vorsitzende der UMP Alain Juppé zum Sieger der Wahl. Von den abgegebenen wurde im Jahr 2002 bei einem Parteikon- 176.608 Stimmen waren 87.388 auf Jean- gress von Delegierten gewählt. Nicolas Sar- François Copé entfallen (50,03%), auf Fran- kozy im Jahr 2004 per Internet-Akklamation çois Fillon 87.290 Stimmen (49,97%). von allen wahlberechtigten Mitgliedern (da- mals rund 132.000). Mit seiner Wahl zum Kurz darauf trat Jean-François Copé vor die Präsidenten im Jahr 2007 trat Nicolas Sar- Kameras, dankte seinen Wählern und rief kozy vom UMP-Vorsitz zurück, bestimmte die UMP zur Einigkeit und Geschlossenheit aber den UMP-Generalsekretär, dem die auf. Er ging auch auf die Wähler von Fillon Führung der Partei oblag. Zunächst war dies zu und lud sie zur Mitarbeit ein („Meine Ar- Patrick Devedjian, dann Xavier Bertrand me sind weit offen. Es ist jetzt an der Zeit, und schließlich Jean-François Copé. Zehn die Phase der internen Wahl hinter uns zu Jahre nach der Gründung der Partei im Jah- lassen und mit der politischen Arbeit zu be- re 2002 hatten am 18. November 2012 die ginnen. Was uns eint, ist stärker als alles, Mitglieder der UMP die Möglichkeit, ihren was uns trennt. Unser Gegner ist die Lin- Vorsitzenden direkt, per Urwahl zu wählen. ke“). 627 Wahlbüros über das ganze Land verteilt Mit Spannung wurde auch erwartet, wie sich standen dafür den Mitgliedern/Wählern zur François Fillon nach der Verkündung des Verfügung, rund 500 je Büro. Ergebnisses äußern würde. Er beklagte kurz vor Mitternacht die Methoden, die zu diesem Die Zahl der Wahlberechtigten konzentriert Ergebnis geführt hätten und die zahlreichen sich indes auf einige wenige Départements. Unregelmäßigkeiten. Besonders schmerzlich Ein Drittel der Wahlberechtigten kommt aus sei aber die politische und moralische Spal- nur 10 Départements. Eine Schlüsselrolle tung die durch das Lager der UMP gehe. spielen dabei die vier (nach der Zahl der Sein Ziel sei es, diese Spaltung zu verrin- Wahlberechtigten) größten Départements: gern und zu überwinden. Er werde sich in Paris 22.000 Mitglieder, Hauts-de-Seine den nächsten Tagen äußern, welche Formen (Nanterre) 14.800 Mitglieder, Alpes Mariti- sein zukünftiges politisches Engagement mes (Nizza) 12.000 und Bouches-du-Rhône annehmen werde. (Marseille) 10.200 Mitglieder. Sechs Monate Wahlkampf Verteilung der stimmberechtigten UMP- Mitglieder nach Département Seit der Niederlage von Präsident Nicolas Sarkozy und der UMP bei den Präsidenten- Zu Beginn des Wahlkampfes ließen noch und Parlamentswahlen im Mai und Juni die- rund 10 Politiker ihr Interesse am Amt des ses Jahres befand sich die UMP in einem UMP-Vorsitzenden erkennen. Neben Fran- weiteren Wahlkampf: Der Entscheidung çois Fillon und Jean-François Copé u.a. auch darüber, wer die UMP zukünftig führen soll- Nathalie Kosciusko-Morizet, Henri Guaino, te. Ermutigt von der Mobilisierung der Wäh- Christian Estrosi, Xavier Bertrand, François 3 Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Baroin, Rachida Dati, Bruno Le Maire. Alle und zitiert als Orientierungspunkt immer außer Fillon und Copé mußten aber rasch wieder das Beispiel Deutschland. Fillon neigt FRANKREICH einsehen, daß sie chancenlos waren und dagegen eher zu einer stärkeren Rolle des DR. NORBERT WAGNER auch die für eine Kandidatur erforderliche Staates im Wirtschaftsprozeß, läßt aber kei- Anzahl von Unterschriften (knapp 7.800, nen Zweifel an seiner Kritik an der aktuellen 20. November 2012 d.h. 3% der Mitglieder) nicht beibringen Wirtschaftspolitik der sozialistischen Regie- konnten. rung. www.kas.de www.kas.de/frankreich Der Wahlkampf um das Amt des UMP- Bei allen Unterschieden und Gemeinsamkei- Vorsitzenden war damit praktisch von Be- ten der beiden Kandidaten ist die Wahl von ginn an nur ein Duell zwischen Copé und Jean-François Copé wohl keine Entschei- Fillon. dung für oder gegen eine bestimmte Politik. Dazu war das Ergebnis zu knapp und sind Beide traten in einem Dreierteam an. Fran- sich die politischen Sachpositionen der bei- çois Fillon zusammen mit Valérie Pécresse den auch zu ähnlich. Vielmehr ist es wohl (ehem. Haushaltsministerin und Regie- eine Entscheidung für einen bestimmten rungssprecherin) und Laurent Wauqiuez Stil, für eine persönliche Ausstrahlung und (ehem. Forschungs- und Hochschulminis- für eine bestimmte politische Strategie (la ter). Jean-Francois Copé zusammen mit Mi- droite décomplexée). chèle Tabarot (Député-Maire du Cannet) und Luc Chatel (ehem. Bildungsminister). Auch die Empfehlungen der regionalen und nationale „Barone“ dürften bei der Entschei- Einig waren sich Copé und Fillon in ihrer dung der Wähler eine Rolle gespielt haben. scharfen Kritik an der orientierungslosen Im Département Alpes-Maritimes z.B. favo- und verfehlten Politik von Präsident Hollan- risierte Christian Estrosi François Fillon, im de und seiner Regierung. Unterschiede be- Département Bouches-du-Rhône unterstütz- stehen vor allem im Stil und in der persönli- te Jean-Claude Gaudin Jean-François Copé. chen Ausstrahlung der beiden. Fillon wirkt Um die Unterstützung einflussreicher Politi- staatsmännischer, ruhiger und weniger ag- ker wurde dabei teils mit harten Bandagen gressiv. Copé dagegen ist dynamischer, und auch nicht immer fair gekämpft, was setzt auf verbale Konfrontation, ist wohl der gewiss weitere Blessuren hinterlassen wird. bessere und „schnellere“ Debattenredner, wirkt manchmal aber auch wie Sarkozy 2.0. Perspektive 2017 Copé liebt die Auseinandersetzung mit Jour- nalisten, Fillon meidet sie eher. Mit seiner Wahl zum Vorsitzenden der UMP macht Jean-François Copé einen großen Der markanteste Unterschied zwischen
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