Cpo 555 297 2Booklet.Indd 1 17.04.2020 08:41:21 Sebastian String Quartet (© Domagoj Ugrin)
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Božidar Kunc · Fran Lhotka Josip Štolcer Slavenski String Quartets Sebastian String Quartet cpo 555 297_2Booklet.indd 1 17.04.2020 08:41:21 Sebastian String Quartet (© Domagoj Ugrin) Sebastian String Quartet Anđelko Krpan, violin Teodora Sucala Matei, violin Nebojša Floreani, viola Zlatko Rucner, violoncello cpo 555 297_2Booklet.indd 2 17.04.2020 08:41:21 Bo židar Kunc (1903–1964) String Quartet in F Major, op. 14 (1931) 28'04 1 Con molta vivacita 6'31 2 Lento molto e con espressione 8'27 3 Introduzione/Allegro ma non troppo 13'06 Fran Lhotka (1883–1962) Elegie and Scherzo (1931) 13'14 4 Elegie 8'11 5 Scherzo 5'03 Josip Štolcer Slavenski (1896–1955) String Quartet No. 4 (1941) 15'08 6 Allegro molto energico 2'17 7 Largo cantabile 5'09 8 Allegro molto vivace 2'13 9 Grave/Adagio/Moderato/Allegro moderato/Allegro/Presto 5'29 T. T.: 56'29 cpo 555 297_2Booklet.indd 3 17.04.2020 08:41:21 Božidar Kunc (*Zagreb 1903, †Detroit 1964) die er mit romantischer Distanz behandelt und zur Ge- war einer der markantesten kroatischen Komponisten winnung eigentümlicher Farben und Stimmungen nutzt. des 20. Jahrhunderts und zudem ein außerordentlicher Außer zahlreichen Klavierminiaturen schrieb Kunc Pianist, den man den »kroatischen Poeten des Klaviers« konzertante, vokale und orchestrale Werke sowie mehr nannte. Schon mit zwölf Jahren trat er öffentlich auf, als zwanzig Kammermusiken, in denen zumeist das Kla- und zur selben Zeit schrieb er seine ersten Kompositio- vier eine Rolle spielt. Die erste kompositorische Aner- nen. Seine Klavierausbildung schloß er 1925 bei Svetis- kennung fand er bereits im Jahre 1928, als er für sein lav Stančić an der Zagreber Musikakademie ab, bevor erstes Violinkonzert den renommierten internationalen er ebendort zwei Jahre später als Schüler von Blagoje Zlatko Baloković-Preis erhielt. Dieser Auszeichnung folg- Bersa auch sein Komponistendiplom erwarb. Seine pia- ten zahlreiche Aufführungen seiner Werke in Kroatien nistische Karriere war eng mit seiner kompositorischen und im Ausland (Karlsbad, Berlin, Frankfurt am Main …). Laufbahn verflochten. Kunc, der seit 1926 regelmäßig als Die Staatskapelle Dresden begleitete ihn in seinem ers- Konzertpianist auftrat, trug zwischen den beiden Welt- ten Klavierkonzert, das Kunc 1954 auch mit dem Phila- kriegen wesentlich zur Blüte des kroatischen Klavier- delphia Orchestra unter Eugene Ormandy spielte. spiels bei. Besonders gern hat er die Werke der franzö- Das Streichquartett F-dur komponierte Božidar Kunc sischen Impressionisten aufgeführt. Er war ein exzellen- im Jahre 1931. Es ist sein einziger Beitrag zu dieser Gat- ter Debussy-Interpret und hat sich überdies unermüdlich tung. Er behandelt die Tonalität sehr frei, erweitert für die kroatische Klaviermusik eingesetzt. Neben eige- ihren Raum durch die Verknüpfung verschiedener Stim- nen Werken hat er Kompositionen von Boris Papando- men und nutzt sie oft als farbige Kulisse phantasievoll pulo, Rudolf Matz, Juraj Stahuljak und Milo Cipra urauf- aufstrebender Melodien, in denen sich mitunter Spuren geführt. Zudem war er ein unübertrefflicher Improvisator der folkloristischen Idiomatik zeigen. In dem gekonnt ar- und ein unersätzlicher Klavierbegleiter seiner Schwes- tikulierten und vielfältig kolorierten Streicherklang zeigt ter, der gefeierten Opernsängerin Zinka Kunc (später: sich Kunc als Komponist von individueller Eigenart. Milanov), die seit 1937 an der New Yorker Metropolitan Opera tätig war. Ihr Bruder Božidar lebte und arbeitete Fran Lhotka wurde 1883 im tschechischen Mladá seit 1951 in den USA, wo er auch gestorben ist. Vožice (Jung Woschitz) geboren, starb 1962 in Zagreb Das Œuvre des Komponisten Kunc ist eng mit seinem und übte über fünfzig Jahre als Komponist und Dirigent pianistischen Denken verknüpft. In der Regel entspringt einen starken Einfluß auf die Entwicklung der kroatischen seine Musik einer impressionistischen Welt. Sie ist erfüllt Musikszene aus. Nachdem er in Prag bei Karel Stöcker, von einer subtilen Harmonik und einem farblichen Reich- Josef Klička und Antonín Dvořák studiert hatte, kam tum, wie sie die kroatische Musik in der ersten Hälfte des Lhotka 1909 als diplomierter Komponist und Hornist nach 20. Jahrhunderts kaum kannte. Nur gelegentlich finden Zagreb. Zunächst arbeitete er im dortigen Opernhaus wir bei Kunc einen zarten Widerhall der kroatischen Volks- als Hornist und Korrepetitor; vor allem aber widmete er musik, die für ihn – anders als etwa für Štolcer Slavenski – sich der Ausbildung und Erziehung jüngerer Musikgene- keinen unterbewußten Archetypus darstellte. Kunc kommt rationen. Er unterrichtete Harmonielehre an der Zagre- durch einen impressionistischen Antrieb zur Exotik, ber Musikakademie und verfaßte wertvolle Lehrbücher 4 cpo 555 297_2Booklet.indd 4 17.04.2020 08:41:21 über Harmonik (1948) und die Kunst des Dirigierens kroatisches Werk hatte einen vergleichbaren Erfolg zu (1931) sowie über die Grundlagen der Homophonie. verzeichnen: Die Oper Ero aus der andern Welt (»Ero, Gelegentlich trat er selbst als Dirigent in Erscheinung: als der Spaßmacher«) von Jakov Gotovac. Leiter der Gesangsvereinigung Lisinski und des Orches- Elegie und Scherzo für Streichquartett schrieb Lhot- ters der Musikakademie, an der er in über vierzig Jahren ka im Jahre 1931. Das faszinierende Werk mit seinen zahlreiche bekannte Musiker ausgebildet hat. kontrastierenden, aus dem Geiste der Volksmusik erfun- Als Komponist hat Fran Lhotka die besten tschechi- denen Themen wurde am 9. Februar 1934 vom Zagreb schen Traditionen nach Kroatien gebracht. Er paßte so Quartet uraufgeführt. genau in die Umgebung seiner Wahlheimat, daß es kaum möglich wäre, von der musikalischen Nationalbe- Josip Štolcer Slavenski (*Čakovec 1896, †Bel- wegung Kroatiens, die in der ersten Hälfte des 20. Jahr- grad 1955) hat eines der interessantesten und unge- hunderts entstand, ohne die Erwähnung des Namens wöhnlichsten Lebenswerke hinterlassen, das die kroati- Lhotka zu sprechen. Ebenso wenig ließe sich seine kom- sche Musik des 20. Jahrhunderts aufzuweisen hat. Die- positorische Identität ohne die Berücksichtigung des kro- ser begeisterte Neuerer interessierte sich für viele Dinge, atischen Nationalwesens interpretieren. war offen für die neuesten musikalischen Ereignisse in Lhotka hat sich an fast allen musikalischen Gattun- Europa und zugleich doch ganz in seine eigene Welt gen versucht. Zwar interessierte er sich ganz beson- eingeschlossen. Seine kraftvollen und unkonventionel- ders für das Musiktheater, doch aus seiner Feder stam- len Werke entstanden ohne direkte Vorbilder oder for- men auch kammermusikalische, konzertante und sym- male und stilistische Determinanten – am ähnlichsten ist phonische Werke. Seine 1909 entstandene Symphonie er sich immer selbst. Der eigenständige, originelle Künst- und das Konzert für Violine und Orchester aus dem Jah- ler war vermutlich der erste kroatische Komponist, der re 1913 gehören zu den ersten Werken dieser Art in der sich wahrhaft zeitgenössisch ausdrückte. Überdies nahm jüngeren kroatischen Musikgeschichte. Seinen größ- er viele kompositorische Verfahrensweisen vorweg, und ten Erfolg errang er mit dem Ballett Der Teufel im Dorf, seine musikalische Sprache war nicht allein für seine kro- das 1935 in Zürich uraufgeführt, und am 3. April 1937 atische Heimat revolutionär. auch in Zagreb herauskam und schon vor seiner kroa- Josip Štolcer Slavenski war der Sohn einer Bäcker- tischen Premiere einen internationalen Triumphzug an- familie aus Čakovec. Er studierte Musik in Budapest getreten hatte. Der Teufel im Dorf kam auf die Bühnen (1913–1916) und Prag (1920–1923), bevor er nach Zagreb von Karlsruhe und Prag, wurde anschließend in einem kam. Nachdem er einige Zeit in Paris gelebt hatte, ließ er Dutzend deutscher Städte wie München, Hamburg, sich dauerhaft in Belgrad nieder. Sein Werkverzeichnis Berlin, Frankfurt, Dresden und Heidelberg gegeben und beläuft sich auf rund 180 Kompositionen aus sämtlichen gelangte ferner nach Wien, Genua, Sofia, Athen, Thessa- Bereichen – von der Lyrik bis zu Theater- und Filmmusi- loniki, Salzburg, Brünn, Wiesbaden, Luzern, Brescia, ken sowie experimentellen Kreationen. Unter anderem Neapel, Bologna, Lausanne, Graz und Tokio. Außer- schrieb er vier Streichquartette, deren erstes 1923 in Prag dem war eine Produktion des Royal Winnipeg Ballet in entstand und im nächsten Jahr bei den Donaueschin- sechs kanadischen Städten zu sehen. Nur ein anderes ger Kammermusiktagen einen bemerkenswerten Erfolg 5 cpo 555 297_2Booklet.indd 5 17.04.2020 08:41:21 hatte: Aus 142 Sonaten und Trios, 91 Quartetten und von dem Ensemble angeregt und sind diesem gewidmet. Quintetten sowie 47 Kompositionen für größere Kam- 2002 gründete das Streichquartett Sebastian eine Kon- merensembles wählte die Jury, in der unter anderem Ar- zertreihe, die im kleinen Saal der Vatroslav Lisinski-Halle nold Schönberg und Franz Schreker saßen, unter an- stattfindet, wo seither unter anderem Milan Turković, derem Štolcer Slavenskis Quartett zur Aufführung aus. Michael Martin Kofler, Paul Meyer, Eric Tanguy, Alek- Diese Entscheidung war von großer Bedeutung den für sandar Serdar, Clara Dent, Pierluigi Camicia, Gustavo internationalen Ruf der kroatischen Musik. Tavares, Đorđe Stanetti, Ruben Dalibaltayan, Martina Das vierte und letzte Quartett schrieb Štolcer Sla- Filjak, Nada Majnarić, Boštjan Lipovšek, Robert Belinić, venski im Jahre 1938 nach balkanischen Tanzmusiken. Krešimir Bedek, Oliver Triendl und viele andere bekann- Es handelt sich dabei um die Übertragung der eigenen te Musiker aus aller Welt