MENDELSSOHN BARTHOLDY · BEETHOVEN · LISZT Jorge Bolet PIANO RECITAL 1988 02 Jorge Bolet | piano Recital 1988 Die Musikwelt zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen 03

Als 1952 die ersten Schwetzinger Festspiele Der Gründung durch den Süddeutschen Rundfunk ­stattfanden, konnten sich selbst die Optimisten und der Fortführung durch den Südwestrundfunk FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1811 – 1886) unter den Gründern nicht vorstellen, dass damit verdanken die Festspiele ihre einzig­artige Doku- (1809 – 1847) 7 Réminiscences de Norma de Bellini [22:06] die Erfolgsgeschichte­ eines der bedeutendsten mentation: vom ersten Tag an wurde jede musika-

Präludium und Fuge e-Moll op. 35,1 [10:55] Grande fantaisie für Klavier R 133/S 394 deutschen Festivals der Nachkriegszeit begann. lische Veranstaltung aufgezeichnet und gesendet. Deutsch 1 Praeludium I. Allegro con fuoco [03:04] Die „Schwetzinger Dramaturgie“ der 50er-Jahre, So wurden die Schwetzinger SWR Festspiele im „Neues in Auftrag geben, Altes wiederentdecken, Laufe der Zeit zum größten Klassik-Rundfunkfesti- 2 Fuga I. Andante espressivo [07:51] Zugaben: dem Nachwuchs eine Chance“, behielt ihre val der Welt mit jährlich rund 550 Ausstrahlungen ­Gültigkeit und ist heute so modern wie damals. auf allen Kontinenten. Die Liste der Interpreten 3 Rondo capriccioso E-Dur op. 14 [07:37] (1870 – 1938) Das Schloss mit seinem weltberühmten Park und Ensembles liest sich wie ein Künstler-„Who is Andante – Presto 8 Elegie für die linke Hand h-Moll [03:40] ­erwies sich als der ideale Ort und wurde wieder, Who“ der letzten Jahrzehnte. Für die „Edition wie schon vor 250 Jahren unter Kurfürst Carl Schwetzinger SWR Festspiele“ öffnen wir die Ar- Theodor, zu einem „Arkadien der Musik“, in dem chive und lassen Sie teilhaben an Sternstunden LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 – 1827) MORITZ MOSZKOWSKI (1854 – 1925) sich Europas Künstler trafen und treffen. der Musik. Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 9 La Jongleuse [02:10] ­Inzwischen wurden mehr als 40 Werke für Musik­ (Appassionata) [27:20] theater in Schwetzingen uraufgeführt; hinzu 4 Allegro assai [10:36] LEOPOLD GODOWSKY (1870 – 1938) kommen einige 100 Vorstellungen mit alten 5 Andante con moto – attacca – [07:17] 10 Le Salon – English Waltz [03:16] Opern und über 2000 Konzerte. 6 Allegro ma non troppo – Presto [09:26] TOTAL TIME [77:37] Gerold Hug Hörfunkdirektor des SWR, Leiter der Schwetzinger­ SWR Festspiele 1988

Dr. Marlene Weber-Schäfer Künstlerische Leiterin des Konzertbereichs Piano Recital Bolet | Piano Recital Jorge EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SWR SCHWETZINGER EDITION 04 Mit dem Feuer nobler Gelassenheit 05

Jorge Bolet – ein bedeutender amerikanischer enthusiasten, als Interviewpartner gegenüber, Oper im pianistischen Format wie ein Ganzes ver- fingerakrobatischen Kunststücke dargeboten und Virtuose aus Havanna die Beine lässig übereinandergeschlagen. Der ma- ständlich machen konnten – und dies ungestört auf seine ruhige, vornehme Art gezeigt, dass kellos geschnittene Zweireiher blieb zugeknöpft, von den Faxen mutwilliger, selbstherrlicher und man auch als Tastenlöwe wie ein Herr aus bester Seinen Klavierabend im Rahmen der ­Schwetzinger die kostbare, qualmende Havanna verdichtete oft genug des Musischen unkundiger Regisseure. Gesellschaft die größten Probleme zu belächeln­

Deutsch Festspiele eröffnete der amerikanisch-kubanische­ eine Atmosphäre, die von reicher Klaviertradition vermag. Deutsch Pianist Jorge Bolet mit einem bis heute­ im Kon- kündete und mannigfaltige Auskünfte versprach. Die erwähnte Zigarre gehörte zur Erscheinung zertsaal sehr selten beachteten Werk: mit dem Und auch ein wenig Wehmut verbreitete sich, Bolets wie die entsprechende Marke zum Auf­ 1935 schickte die künstlerische Abteilung der ersten von sechs Präludien und Fugen op. 35 von wenn man sich als Zuhörer bewusst blieb, dass es treten und zur Aura Winston Churchills oder des ­kubanischen Regierung den 21-Jährigen nach Felix Mendelssohn Bartholdy. Shura Cherkassky Bolet als Künstler nicht leicht hatte, seinen Vor- einstigen deutschen Wirtschaftsministers Ludwig Europa, wo er sich bei dem in Wien lehrenden hatte es gelegentlich im Programm,­ auf Schall- tragsstil, seine pianistischen Anschauungen inter- Erhard. So entschieden Bolet ein amerikanischer musikalisch und abendländisch- platten riskierten es in den 60er Jahren die ameri- national plausibel zu machen. Staatsbürger war, er blieb für die Musikenthusias- kulturell weiterbilden sollte. Auf meine Frage, kanischen Pianisten Joseph Kalichstein und Julius ten in den USA und später in Europa, als sich der wie ihm dort geschehen und mit welchen Einsich- Katchen. Sämtliche sechs sehr hörenswerten, so- Ich saß also seinerzeit einem berühmten Musiker Erfolg einstellte und die Reaktionen der Fachwelt ten er 1937 zu nach Philadelphia zusagen für den ernsten, liebevoll nach rückwärts gegenüber, dem es erst in späten Jahren vergönnt über bloße Kenntnisnahme weit hinausreichten, zurück­gekehrt sei, antwortete Bolet, diese gerichteten Komponisten Mendelssohn typischen sein sollte, tatsächlich berühmt zu werden, mehr ein echter, zumindest aber ein dem Klavier auf ­Lebenspassage wäre ohne besondere Bedeutung Stücke sind heute in CD-Einspielungen etwa mit noch: als einer der großen Liszt-Interpreten in die Lebenszeit verpflichteter Kubaner. für ihn gewesen­ … Martin Jones, mit Marie-Catherine Girod und mit Konzert- und Schallplattengeschichte einzuge- Dana Protopopescu­ erhältlich. Ich er­ ­wähne dies hen. Bolets Schwetzinger Wiedergabe von Franz Am 15. November 1914 in der Hauptstadt gebo- Schon 1939 verpflichtete ihn Serkin als Assisten- nicht nur in Zusammenhang mit der in den ersten­ Liszts manuell und physisch äußerst anspruchs- ren, erhielt der hochbegabte Junge von der da- ten in seiner Meisterklasse. Zu Beginn des Zwei- Nachkriegsjahrzehnten sehr spärlichen­ Mendels- vollen, nur von wenigen Virtuosen zu bewältigen- mals noch mit den USA befreundeten Insel ein ten Weltkriegs übernahm Bolet 1939 im Auftrag sohn-Rezeption, sondern auch im Hinblick auf den Norma-Reminiszenzen zeigen eine Mischung Stipendium für das Curtis Institute of Music in seiner Regierung einen diplomatischen Posten Jorge Bolets individuelle, in ­manchen Fällen aus kraftvoller Unerschütterlichkeit in den pom- Philadelphia. Seine Lehrer sollten sein Denken, als Kulturattaché an der kubanischen Botschaft in durchaus mutige Repertoire-Entscheidungen.­ pösen Passagen und eine edle, zuweilen geradezu sein musikalisches Fühlen und Betreiben ent- Washington. Als er 1942 amerikanischer Staats- keusche Zeichnung der für Bellinis Opern-Arioso scheidend prägen. Am Klavier wurde der kleine bürger wurde, agierte er unter anderem auch Dieses e-Moll-Präludium mit seinen raumgrei­ so typischen weiten melodischen Bögen. Liszts Teenager von einem gewissen als künstlerischer Direktor des amerikanischen fenden, der Harfe nachempfundenen Dreiklang- Grande fantaisie erklingt und erbebt unter den und dessen Schwiegervater, also von keinem Ge- Hauptquartiers in Japan. Unter seiner Leitung

zerlegungen zeigt auf engstem Raum wichtige Händen dieses Pianisten nicht als monströse ringeren als dem Supervirtuosen und ehrgeizigen fand bei dieser Gelegenheit die japanische Erst- 1988 Charakteristika des Pianisten Bolet, genauer: ­Zugabe im Rahmen eines offiziellen Programms. Komponisten Leopold Godowsky betreut. Einiges aufführung der Operette Mikado des Duos Gilbert ­eines nicht nur Klavier spielenden, vielmehr das Sie ist ihm Herausforderung und günstige Gele- aus der gut gefüllten Schublade von Godowskys & Sullivan statt. Bolet organisierte nicht nur Klavier erhitzenden und umsichtig besänftigen- genheit, auf dem Klavier in geraffter Form eine schöpferischen, im ernsten wie im unterhaltsa- diese Produktion, er dirigierte sie auch. In ­seiner den Interpreten. Es handelt sich um das Feuer Bühnengeschichte gleichsam „sans paroles“ men Klaviermilieu heimischen Eigenleistungen ­Studienzeit bis 1934 hatte er am Curtis Institute des Wollens und des Könnens ganz im Sinne tra- zu erzählen, ja zu inszenieren. Oktaven, Akkord­ brachte Bolet immer wieder in seinen Konzerten bei auch das Stabführen erlernt – eine ditioneller, aber doch zeitlos faszinierender serien, brillante Arpeggios, Trillerserien und und auch auf Schallplatten zum Besten.­ Bekannt, der ersten Adressen weltweit, was die strenge ­Virtuosität, untermauert und gefestigt durch den ­Doppelgriffschikanen sind im wahrsten Sinn des bewundert und mitunter auch verspottet wurde Kunst der Orchesterführung anbelangt! Tonfall und die Gestik einer noblen Gelassenheit. ­Wortes das bestens sortierte Handwerkzeug, Godowsky jedoch vor allem in Anbetracht seiner um die von Bellini musikalisierten Gestalten zum hochkomplizierten Transkriptionen, Paraphrasen Als der Krieg zu Ende war, setzte Bolet seine Bolet erlebte man auf dem Podium und im Leben zu erwecken, ihnen mit den Mitteln der und Bündelungen alter wie zeitgenössischer ­Studien fort. Womöglich waren es auch die ­privaten Umfeld als Gentleman vom alten ­Schlage Tongebung, des Anschlags und der rein instru- ­Kompositionen, von denen die 50 Bearbeitungen ­durchwegs zurückhaltenden bis schmerzhaften – streng gescheitelt, große, dunkle, freundlich mentalen Diktion ein Gesicht zu verleihen. Jorge der Chopin-Etüden­ den absoluten Höhepunkt ­Kritiken, die – wie auch in einer Besprechung ­musternde Augen, den Bart korrekt über der Bolet war für mein Empfinden einer der wenigen aller Fast- und Unspielbarkeit darstellen. Bolet ­Harold Schonbergs – sein Spiel als nicht Oberlippe. Und so saß er mir, dem jungen Klavier­ Liszt-Verkünder, die eine Verdi- oder eine Bellini- hat – wie auch Shura Cherkassky – einige dieser ­zeitgemäß,­ als „Tastenzauber ohne Stil und Piano Recital Bolet | Piano Recital Jorge EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SWR SCHWETZINGER EDITION 06 The Schwetzingen SWR Festival invites the world of music to be its guest 07

­Substanz“ bemängelten. Mit dem - ­Sinnen, Trachten und Können, einer an sich leicht- When the first Schwetzingen Festival was held in Because it was founded by the Süddeutscher Schüler Abram Chasins erweiterte Bolet seine lebigen musikalischen Vorgabe mit Geschmei­ 1952, even the optimists among the founders Rundfunk public broadcasting company and kept Kenntnisse und sein Repertoire und eroberte digkeit, ohne jede Affektiertheit und finger­tech­ could not imagine that this was the beginning of going after its merger into Südwestrundfunk, schließlich auch ein solches Publikum, das sich nische Eitelkeit, pulsierend und farbenreich a success story that would make it one of the ma- this festival has been documented as no other.

Deutsch nicht von einfältigen­ Bewertungen seines Bedeutung zu verleihen. Beethoven – hier die jor German festivals of the post-war era. The From the very first day on, every musical event English Spiels und auch nicht von einseitiger Horowitz- Appassionata – übermittelte Bolet wie ein Parti- “Schwetzingen script” of the fifties, “Commission was recorded and broadcast. Thus the Schwetzin- Euphorie beeinflussen­ ließ. tur-Treuhänder. Mit Respekt hütete er sich, etwa new things, rediscover the old, give up-and-com- gen SWR Festival became in time the biggest im rasanten Finale und schon gar in der noch ing youngsters a chance,” still holds today and is classical radio festival in the world, with nearly Chasins Persönlichkeit ist insofern von Interesse, ­rasanteren Quasi-Stretta, den Liszt-­Verbündeten as modern as it was back then. The castle with its 550 broadcasts on all continents. The list of per- als dessen kompositorische Gelenkigkeiten in durchklingen zu lassen. world-famous park proved to be the ideal venue formers and ensembles reads like an artists’ Kreisen der damaligen Klavierelite recht beliebt and became an “Arcadia of music” where Eu- “Who’s Who” of recent decades. For the waren. Josef Hofmann war sich nicht zu schade, Seine Überzeugungen, aber auch seine der Musik rope’s artists could meet, just as it was 250 years “Schwetzingen SWR Festival Edition”, we are etwa dessen Flirtation in a Chinese Garden verpflichtete Lebensart verkündete und vertrat ago under Elector Carl Theodor. More than forty opening up the archives and allowing you to en- und das tränenselige A Shanghai Tragedy in Erin- Jorge Bolet in den Jahren von 1968 bis 1977 an works for musical theatre have premiered in joy some of the greatest moments in music. nerung zu halten oder auch die bis heute noch der Indiana School of Music in Bloomington. Im Schwetzingen, along with some 100 performan­ beachtete­ Berufsverkehrsetüde­ Rush Hour in ­Anschluss daran übernahm er die Klasse von ces of old operas and over 2000 concerts. Hongkong, deren asiatisch-großstädtischer ­Rudolf Serkin am Curtis Institute. 1990 starb die- Charme in Aufnahmen mit Chasins selbst, mit ser große Künstler und auch Wegbereiter man- Shura Cherkassky und Benno Moisiewitsch bis cher Werke an den späten Folgen einer Hirnopera- heute noch Wirkung zeigt. Selbst der leider so tion im kalifornischen Mountain View. Und wenn früh verstorbene, als eines der vielversprechends- hier rühmend von einem Wegbereiter die Rede ist, Gerold Hug ten amerikanischen Klaviertalente betrauerte dann darf dies Bolet zumindest in zwei Fällen Radio Director of SWR, William Kapell spielte Chasin, nämlich dessen vier für sich in Anspruch nehmen. Als Erster spielte er Director of the Schwetzingen­ SWR Festival Piano Playtime überschriebene­ Stückchen, deren 1949 das seit rund 20 Jahren gewissermaßen Titel unwillkürlich an Friedrich Guldas Play Piano schlummernde zweite Klavierkonzert von Play denken lässt. ­Prokofieff. Und als einziger namhafter Pianist

setzte er sich immer wieder für das Romantische 1988 Auch Mendelssohns elegantes, duftiges Rondo Klavierkonzert des österreichischen Komponisten capriccioso mit seiner nachdenklichen, wunder- Joseph Marx ein. schön sentimentalen Einleitung zeigt Bolets Peter Cossé Dr. Marlene Weber-Schäfer Artistic Concert ­Director Piano Recital Bolet | Piano Recital Jorge EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SWR SCHWETZINGER EDITION 08 Blazing with noble serenity 09

Jorge Bolet – a major American virtuoso claimed a rich piano tradition and promised a quondam German economic minister ­Ludwig Rosenthal in Vienna. When I asked him what from Havana wide variety of information. And a hint of wist- Erhard. So although Bolet was decidedly an ­happened to him there and what impressions fulness also burgeoned at the awareness that it American citizen, he remained for music he took with him when he returned in 1937 to The Cuban-American pianist Jorge Bolet opened was never easy for Bolet the artist to make his ­aficionados in the USA and later in Europe, when ­Rudolf Serkin in Philadelphia, Bolet answered

English his piano recital at the Schwetzingen Festival performing style and pianistic ideas internation- his success ensued and the responses in profes- that this passage in his life had no special English with a work that has heretofore ­received little ally plausible. sional circles grew far beyond mere notice, a ­meaning for him … attention in the concert hall: the first of six ­genuine Cuban, or at least one committed to the ­preludes and fugues op. 35 by Felix Mendelssohn So I sat at that time across from a famous musi- piano for life. As early as 1939, Serkin had engaged him as Bartholdy. Shura Cherkassky ­occasionally fea- cian who was not granted fame until his later ­assistant in his master class. In 1939, at the tured it in his programs, and the American pia- years, and what is more, who was to go down in Born in the capital city on November 15, 1914, ­beginning of the Second World War, Bolet was nists Joseph Kalichstein and Julius Katchen risked the history of concerts and recordings as one of this talented youth from the then still friendly ­commissioned by his government to take over a recording it in the 1960s. All six of these rather the great performers of Liszt. ­Bolet’s performance island received a scholarship to the Curtis Insti- diplomatic post as cultural attaché at the Cuban typical pieces for the esthetic, affectionately at Schwetzingen of Franz Liszt’s manually and tute of Music in Philadelphia. His teachers and consulate in Washington. When he became an backward-looking composer are well worth lis- physically demanding ­Réminiscences de Norma, teachers’ teachers were to have a decisive influ- American ­citizen in 1942, he acted ­as artistic tening to and are available today in recordings by which few virtuosos have managed to cope with, ence on the way he felt and went about music. ­director at American Supreme Headquarters in Martin Jones, Marie-­Catherine Girod and Dana revealed a mixture of powerful imperturbability The small teenager was taught piano by a certain Japan, among other things. Under his manage- Protopopescu, for instance. I mention this not in the pompous passages and a noble, occasion- Davis Saperton and his father-in-law, that is, by ment, an opportunity was found to stage the only in connection with the rather sparse ally downright chaste sketching of the broad none other than the super virtuoso and ambi- Japanese premiere of the operetta Mikado by ­Mendelssohn reception in the postwar decades, ­melodic arcs so typical of Bellini’s opera arioso. tious composer Leopold Godowsky. At his con- Gilbert and Sullivan. Bolet not only organized this but also with regard to Jorge Bolet’s individualis- Liszt’s Grande Fantaisie resounded and quaked certs and on records, Bolet often presented some production, he also conducted it. During his stud- tic, often courageous, repertoire decisions. under the hands of this pianist not as a mon- examples from the well-filled drawer of Go- ies up to 1934 he had also learned to handle the strous encore to an official program, but as a dowsky’s own creative accomplishments, which baton from Fritz Reiner at the Curtis Institute – This E Minor prelude, with its pervasive, harp-­ challenge and propitious opportunity to tell or were at home in both realms, serious and enter- one of the world’s go-to addresses when it comes like triad arpeggios, provides a concise picture of even stage a story on the piano in accelerated taining piano music. However, Godowsky was to the strict art of conducting an orchestra! Bolet’s main characteristics, which are those of form “sans paroles”, as it were. Octaves, series of known, admired and occasionally even mocked an interpreter who not only plays piano but rath- chords, brilliant arpeggios, series of trills and primarily for his highly complicated transcrip- When the war ended, Bolet continued his studies.

er inflames and then judiciously soothes. Here double-stop shenanigans are in the true sense of tions, paraphrases and poolings of older and Perhaps it was owing to the reviews which 1988 we have the flame of volition and ability quite in the word the best assortment of hand tools for more contemporary compositions, of which the ­consistently ranged from reserved to painful, and the sense of traditional yet timelessly fascinating bringing Bellini’s musical figures to life, giving fifty arrangements of Chopin etudes represent which – as in a talk with Harold Schonberg – virtuosity, underpinned and reinforced by the them a face by means of intonation, touch and the absolute zenith of nearly or totally unplay- faulted his playing as being not contemporary, as accent and gestures of a noble serenity. purely instrumental diction. Jorge Bolet was in able pieces. Like Shura Cherkassky, Bolet present- “keyboard magic without style or substance”. my perception one of the few enunciators of Liszt ed a few of these tricks of digital acrobatics and With Abram Chasins, a pupil of Josef Hofmann, Bolet can be experienced on stage and in private who could make a Verdi or Bellini opera under- showed in his calm, elegant way that one who is Bolet expanded his knowledge and his repertoire, as a gentlemen of the old school – hair sternly standable as a whole on the piano – and do so both a piano virtuoso as well as gentleman from finally conquering an audience which allowed parted, large, dark, kindly mustering eyes, the without being disturbed by the pranks of mis- the best society can smile at the biggest prob- itself to be influenced neither by simpleminded beard accurately trimmed above the upper lip. chievous, self-aggrandizing and, as often as not, lems on the keyboard. evaluations of his playing nor by one-sided And thus he sat across from me, the young piano musically illiterate directors. Horowitz euphoria. enthusiast interviewing him, his legs casually In 1935 the artistic department of the Cuban crossed. The faultlessly cut double-breasted suit The above-mentioned cigar belonged to Bolet’s government sent the 21-year-old to Europe, Chasins personality is of interest insofar as his remained buttoned, the expensive, smoky appearance like the corresponding brand to the where he was supposed to continue his edu­ supple compositions were at that time quite ­Havana condensed an atmosphere which pro- demeanor and aura of Winston Churchill, or the cation in music and Western culture with Moriz ­popular in elite piano circles. Josef Hofmann – Piano Recital Bolet | Piano Recital Jorge EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SWR SCHWETZINGER EDITION 010 011

a pupil of the composer – did not find it beneath With the greatest respect, he avoids allowing any his dignity to bear in remembrance his Flirtation inkling of his associations with Liszt to color in a Chinese Garden and the tear-jerking the rapid Finale and not at all in the even faster A Shanghai Tragedy, or even his still admired traf- Quasi-Stretta.

English fic etude Rush Hour in Hong Kong, whose Asian- big-city charm still exerts an effect in recordings Jorge Bolet asserted and represented his con­ by Chasins himself, by Shura Cherkassky and victions, as well as his lifestyle devoted to music, ­Benno Moiseiwitsch. Even William Kappell, one of at the Indiana School of Music in Bloomington the most promising American piano talents, who from 1968 to 1977. After this, he took over Rudolf regrettably died much too early, played Chasins’ Serkin’s class at the Curtis Institute. This great four little pieces captioned Piano Playtime, whose artist and pioneer of many works died in Moun- title automatically recalls Friedrich ­Gulda’s tain View, California in 1990 of complications Play Piano Play. arising from brain surgery. And when we here praise Bolet as a pioneer, then he can claim to be Mendelssohn’s elegant, frothy Rondo capriccioso, such in at least two cases. In 1949, he was the with its pensive, beautifully sentimental intro- first to play the second Piano Concerto by duction shows Bolet’s intention, aspiration and ­Prokofiev, which had been slumbering for ability to give a pulsating, colorful significance to around twenty years. And he was the only well- an easygoing musical model with litheness, yet known pianist to champion again and again without any affectation or technical vanity. Bolet the Romantic piano concerto by the Austrian delivered Beethoven – here the Appassionata – ­composer Joseph Marx. as if he were the trustee of the score in person. Peter Cossé 1988 Aufnahme | Recording Einführungstext | Programme notes Peter Cossé 14. 05. 1988 Schwetzinger Schloss, Art Director Margarete Koch Rokokotheather Design doppelpunkt GmbH, Berlin Künstlerische Aufnahmeleitung­ | Artistic Director­ Verlag | Publishing 1 – 3 Breitkopf & Härtel, Tilman Jörns 4 – 6 Henle, 7 Peters, 8 Carl Fischer Toningenieur | Sound Engineer Brigitte Hermann Fotos | Photographs Cover, Inlay, Booklet Digitalschnitt | Digital Remastering Seite | Page 11: © akg-images/Marion Kalter Irmgard Bauer, Thomas Angelkorte Übersetzung | Translation Editionsplanung | Edition planning Dr. Miguel Carazo & Associates Dr. Marlene Weber-Schäfer, SWR Endredaktion | Final editing hänssler CLASSIC Ausführender Produzent | Executive Producer Dr. Sören Meyer-Eller Original-Aufnahme des SWR, digital nach­ bearbeitet. | Recording of the SWR, digitally ­remastered from the original tapes. Piano Recital Bolet | Piano Recital Jorge EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SWR SCHWETZINGER EDITION EDITION SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE Bereits erschienen | Already available:

WILHELM KEMPFF FRIEDRICH GULDA SVJATOSLAV RICHTER Piano Recital 1962 Piano Recital 1959 Piano Recital 1994 RAMEAU BACH GRIEG COUPERIN HAYDN FRANCK HÄNDEL BEETHOVEN RAVEL BEETHOVEN 1 CD No.: 93.704 1 CD No.: 93.712 SCHUBERT 1 CD No.: 93.720

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