A Dry White Season Von Euzhan Palcy : Kurzer Prozess
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A Dry White Season von Euzhan Palcy : kurzer Prozess Autor(en): Beier, Lars-Olav Objekttyp: Article Zeitschrift: Filmbulletin : Zeitschrift für Film und Kino Band (Jahr): 31 (1989) Heft 168 PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-867328 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Jetzt weiss ich, wer Brink erzählt darin die pragmatische Entscheidung gegen die mein Feind ist. Jetzt können wir offen Geschichte des Buren Ben du Toit, der durch Bens Engagement entstandenen kämpfen, Mann gegen Mann. Wie naiv als Lehrer lange Zeit «geradezu mühelos Nachteile. Der Film will nicht war das von mir, wie einfältig! unter der ungetrübten Oberfläche wahrhaben, dass auch andere Menschen André Brink, Weisse Zeit der Dürre seiner ruhigen Existenz versank». Es als Ben gute Gründe haben könnten. kostet ihn einige Mühe, aufzutauchen So werden die falschen Freunde, die in eine Welt, in der die Existenzbedrohung Brink im Roman beschreibt, im Kino Die Naivität, die in der Wirklichkeit als ein Teil der täglichen Routine ist. zu Feinden: «Immer wieder geht mir Schwäche gilt, ist eine der grossen Als der Sohn seines Gärtners und auf, dass die grössten Probleme für Stärken des Kinos. Südafrika ist dann dieser selbst in Polizeigewahrsam mich Wohlwollen, Christentum, bekanntlich ein Land, in dem oft genug umkommen, wird ihm die eigene Verständnis und Redlichkeit sind. Nicht nicht dem Unrecht, sondern der Zufriedenheit zum Skandal. Doch je offene Feindseligkeit: um dagegen Gerechtigkeit der Prozess gemacht wird. mehr er sich mit der fremden Welt anzugehen, kann man eine Strategie Im Kino gehen die Unterdrückten in vertraut macht, desto mehr wird er der entwickeln.» Dies hätte ein Film werden die Revision. Mit Erfolg: mit den vertrauten Umgebung entfremdet. können über die zahllosen weissen Schuldigen wird meist kurzer Prozess Seine Frau wendet sich von ihm ab, Südafrikaner, die die Verbrechen gemacht. Dabei spielt es keine Rolle, seine Tochter verrät ihn, nur sein Sohn gegen die Schwarzen tolerieren, es ist wie das Urteil auf der Leinwand ausfällt. hält am Ende noch zu ihm. Ben du Toit aber einer geworden über die wenigen, Denn die Jury sitzt im Zuschauerraum. setzt sich für andere ein und wird dabei die sie begehen. Captain Stolz ist Am Ende von A DRY WHITE SEASON auf sich selbst zurückgeworfen. der allgegenwärtige Sündenbock. ist das Publikum einstimmig der Die Dialektik des Engagements erfährt Den Schwarzen lässt er die Haut vom Meinung, dass der weisse Polizist er am eigenen Leibe. In der Einsamkeit Leibe peitschen, doch Hunden streichelt Stolz den Tod verdient. Doch das erscheint ihm die Aussenwelt wie er sanft das Fell. Ein Folterknecht Plädoyer des Films hat nicht den Kopf ein Teil seines Innenlebens: «Von in haute couture, der sich nie die geklärt, sondern die Wut im Bauch einem leeren Zimmer ins andere zu Hände schmutzig macht und doch geschürt. A DRY WHITE SEASON ist gehen, wurde zum Selbstzweck, als unvorstellbar viel Dreck am Stecken hat. Mobilmachungskino für die gute Sache. durchmesse er sein eigenes Inneres, Selbst wenn es in Südafrika solche als gehe er durch die Räume seines Polizisten gäbe, dürfte man sie im Stolz wird beschuldigt, den schwarzen Geistes und Hohlräume seiner Arterien Kino nicht so zeigen. Denn Stolz tritt Gärtner Gordon Ngubene zu Tode und Drüsen und Eingeweide.» zwangsläufig in Konkurrenz zu den gefoltert zu haben. Er steht vor Ben du Toit unternimmt eine Reise ins zahllosen Film-Bösewichten vor ihm. Gericht. Hinter dem Bürgerrechts-Anwalt Ich. Er lernt nicht nur die Wirklichkeit, In einem Film macht Jürgen Prochnow McKenzie zeigt uns die Kamera nur sondern auch sich selbst von einer Eddie Murphy das Leben schwer, im schwarze Prozessbeobachter. Auf der anderen Seite kennen. nächsten lässt er Schwarze in rechten Seite sitzt der Verteidiger, hinter Südafrika zu Tode quälen. Dieser Beliebigkeit ihm sind - durch eine Trennwand Doch im Gegensatz zum Roman mÜSSte sich A DRY WHITE SEASON von den Schwarzen gesondert - gestattet der Film den Figuren so gut wie nach Kräften widersetzen. Stattdessen ausschliesslich Weisse zu sehen. Ben du kein Privatleben jenseits der ergibt er sich ihr widerstandslos. Toit, der für die Rechte der Schwarzen Südafrika-Problematik. Im Roman haben Stolz ist eine Klischee-Figur, und kämpft, hat seinen Platz direkt neben Susan und Ben du Toit eine Klischees sind nicht transparent. Sie der Trennwand, an der Grenze zweier Vergangenheit, mit der sie durchaus nicht in verstellen den Blick auf die Wirklichkeit. Welten. Seine Frau Susan, energische Frieden leben. Die politischen Im Leben wie im Kino haben sie in Gegnerin seines Engagements, tritt Verwicklungen sind für sie Härtetests erster Linie eine Entlastungsfunktion: während des Prozesses kurz auf, setzt ihrer bisherigen Lebensweise: «Ich habe «Vielleicht war es - rein gefühlsmässig sich an den äussersten rechten Rand das Gefühl, dass jeder Mensch tief im - auch eine Erleichterung, endlich wieder und verschwindet vor Verkündigung Innern etwas hat, wofür er bestimmt einem Gegner aus Fleisch und des Urteils. Diese Sitzordnung haben ist,» lässt Brink Ben sagen. «Irgendetwas, Blut gegenüberzustehen, jemandem, nicht die Gerichtsdiener des Regimes, das nur er allein fertigbringt. Und den man erkennen, festnageln, mit sondern die der Regie festgelegt. dann geht es darum, herauszufinden, dem er reden konnte, und sei es in Jede Ambivalenz haben sie des Saales was genau es bei dir persönlich ist.» blindem Hass.» Man kann einen verwiesen. Ben findet dies im politischen Engagement. Menschen besser hassen als ein System. Das Personal dieser Szene stammt Auch Susan nutzt die Chance, Ben du Toit mag man das verzeihen, aus André Brinks Romanvorlage «Dry ein neues Leben anzufangen. Doch dem Film nicht. 43 filmbulletin Der Film setzt nicht auf gewichtige Gordon Ngubene wird von Stolzs Die wichtigsten Daten zum Film Argumente, sondern auf einen gewichtigen Handlangern gefoltert. Wir sehen ihn A DRY WHITE SEASON Schauspieler. Marlon Brando ist von hinten: Arme und Beine sind (WEISSE ZEIT DER DÜRRE): der Köder, den die Filmemacher für ein zusammengebunden, zwischen zwei Regie: Euzhan Palcy; Buch: Colin Weiland und Euzhan nach dem Massenpublikum ausgeworfen Stühlen hängt er an einer Stange. Als Palcy gleichnamigen Roman von André Brink; Kamera: Kelvin haben, einen Film ihm Salzwasser ins Gesicht damit es schluckt, gegossen Pike, B.S.C., Pierre-William Glenn; Schnitt: dessen Thema ihm vielleicht nicht wird, betritt ein schwarzer Polizist Sam O'Steen, Glenn Cunningham; Ausstattung: schmeckt. Marlon Brando war nie unaufgefordert das Zimmer und wird John Fenner; Art-Director: Mike Phillips; einer der schnellsten Schauspieler, und sofort zurechtgewiesen. - Zu einem Musik: Dave Grusin; Ton-Mischung: da er über die Jahre auch nicht an späteren Zeitpunkt macht er eine Roy Charman. Darsteller (Rolle): Donald Sutherland (Ben du Tempo, sondern nur an Pfunden zugelegt Zeugenaussage, und nun sehen wir Gordon Janet Suzman du Zakes hat, setzt ihn Regisseurin Euzhan aus seiner Perspektive: das Toit), (Susan Toit), Mokae (Stanley), Jürgen Prochnow (Captain in den Gerichtsszenen wie einen gemarterte Antlitz ist Palcy blutüberströmt, Stolz), Susan Sarandon (Melanie Bruwer), monolithischen Block ins Bild. Marlon entstellt nicht nur von den zahllosen Marlon Brando (lan McKenzie), Winston Brando sitzt nicht, er thront. Oft das Schlägen, sondern von den verzweifelten Ntshona (Gordon Ngubene), Thoko halbe Bild füllend, lässt er die Schmerzensschreien. Dies ist Ntshinga (Emily Ngubene), Leonard Maguire Menschen im Zeugenstand zu Miniaturen der letzte Blick in das Gesicht eines (Bruwer), Gerard Thoolen (Col. Viljoen), verkümmern. Doch auch hinter Menschen, bevor es in eine formlose Susannah Harker (Suzette du Toit), Andrew Whaley (Chris), Rowen Eimes (Johan du diesem breiten Rücken kann sich der Film Masse übergeht. Zum ersten und Toit), Stella Dickin (Susans Mutter), David de nicht verstecken. einzigen Mal kann Euzhan Palcy den Keyser (Susans Vater), John