Die Bürgermeister/-in der Gemeinde Altendorf, Gemeinde Breitengüßbach, Stadt , Markt , Gemeinde , Markt , Gemeinde und Markt

Herrn Landrat Johann Kalb Ludwigstraße 23

96052

Antrag zum ICE-Ausbau VDE 8.1 – Wegfall Schienenbonus und Lärmschutz

Sehr geehrter Herr Landrat Kalb, die Bürgermeister/-in der Gemeinden Altendorf, Gemeinde Breitengüßbach, Stadt Hallstadt, Markt Hirschaid, Gemeinde Kemmern, Markt Rattelsdorf, Gemeinde Strullendorf und Markt Zapfendorf beantragen den nachfolgenden Antrag dem Kreistags zu Bamberg zur Beschlussfassung vorzulegen:

1. Der Kreistag zu Bamberg beschließt, alle rechtlichen und politischen Bemühungen der Gemeinden Breitengüßbach, Hallstadt, Kemmern, Rattelsdorf und Zapfendorf, sowie der Gemeinden Altendorf, Hirschaid und Strullendorf zu unterstützen, dass der zum 1. Januar 2015 für neu zu planende Schienenstrecken aufgehobene Schienen- bonus von 5 dB(A) auch für den Planungsfeststellungsabschnitt 23-24 (Zapfendorf- Rattelsdorf-Breitengüßbach-Kemmern-Hallstadt) und den Planungsfeststellungsab- schnitt 21 (Altendorf-Hirschaid-Strullendorf) des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit (VDE 8.1) nicht angewendet wird.

2. Der Kreistag zu Bamberg beschließt, alle rechtlichen und politischen Bemühungen der vorgenannten Gemeinden zu unterstützen, dass die Einhaltung der Geräuschgrenz- werte des BImScHG i.V.m. der 16. BImSchV in der Fassung ab 01.01.2015 (des 11. Änderungsgesetzes vom 02.07.2013 - BGBl. I S. 1943) zum Schutz der am Schienen- verkehrsweg liegenden Gemeinden und deren Bürger ohne Berücksichtigung des Schienenbonus durch aktive Lärmschutzmaßnahmen (z.B. gleisnahe Einhausung der Lärmquelle, Schienenstegdämpfer, Schwingungsisolierungen, Absorberplatten usw.) eingehalten werden. Bei der Berechnung und Überprüfung dieser Geräuschgrenzwerte sind überlagernde Geräuschquellen zu berücksichtigen.

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Der Bau von Lärmschutzwänden ist durch Einsatz innovativer Schallschutztechniken dabei auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken. Den Lärmschutzkonzepten der betroffenen Gemeinden ist dabei Rechnung zu tragen.

3. Der Kreistag zu Bamberg fordert die zuständigen Ministerien von Bund und Land, sowie die politischen Mandatsträgern der Region im Deutschen Bundestag und im Bayerischen Landtag auf, den aktiven Schallschutz entlang der Planfeststellungs- abschnitte 21, 23-24 ohne finanzielle Belastungen der betroffenen Gemeinden durch eine geeignete Bund-Länder-Finanzierung abzusichern. Der viergleisige Ausbau der vorgenannten Planfeststellungsabschnitte ist mit einer gesicherten Finanzierung umgehend zu realisieren, um schnellst möglichst Lärmschutzmaßnahmen für die betroffenen Gemeinden und deren Bürger umzusetzen. Dabei ist für den Fall, dass die Baukosten für den viergleisigen Ausbau in den vorgenannten Planfeststellungsabschnitten nicht in voller Höhe durch eine geeignete Bund-Länder-Finanzierung gesichert sind, die Finanzierung und Realisierung der zu errichtenden Schallschutzmaßnahmen vorzuziehen, um die bereits jetzt schon über Gebühr belasteten Bürger-/innen entlang der Planfeststellungsabschnitte zu schützen und einer weiteren massiven Gesundheitsgefährdung entgegenzutreten.

Begründung:

Im Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 8 (VDI 8) wird die Aus- und Neubau-strecke Nürnberg – Erfurt (VDI 8.1) durch den Landkreis Bamberg als interkontinentaler Schienenverkehrsweg errichtet. Von diesen umfangreichen Baumaßnahmen und damit verbundenen tiefgreifenden Veränderungen werden die Gemeinde Altendorf, Gemeinde Breitengüßbach, Stadt Hallstadt, Markt Hirschaid, Gemeinde Kemmern, Markt Rattelsdorf, Gemeinde Strullendorf und der Markt Zapfendorf, sowie deren Bürger/innen unmittelbar und zahlreiche weitere Gemeinden und deren Bürger/-innen mittelbar betroffen. Der Landkreis Bamberg ist bereits von einer Vielzahl von Verkehrswegen durchzogen, die die Gemeinden und deren Bürger mit erheblichen Emissionen belasten.

Bereits derzeit ist die Lärmbelastung durch den Schienenverkehrsweg ganz erheblich; eine stetige Erhöhung des Verkehrsaufkommens und eine Erhöhung der Emissionen (Schall und Erschütterungen) sind festzustellen. Auch erfolgt keinerlei Berücksichtigung sich über- lagernder Emissionsquellen (Bahn, Autobahn, Staatstraße, Kreisstraße etc.) bei den Plan- feststellungsverfahren.

Bei den Planfeststellungsverfahren zum Planungsabschnitt 21 und 23-24 handelt es sich nach der derzeitigen Rechtslage um sog. Altplanfeststellungsverfahren, sodass bei diesen Planfeststellungsabschnitten der sog. Schienenbonus gilt. Hierbei wird bei der Berechnung des Beurteilungspegels für Schienenwege ein Abschlag von 5dB(A) vorgenommen. Der Beurteilungspegel wird dabei berechnet und nicht tatsächlich vor Ort gemessen. Demnach dürfen die sich rechnerisch ergebenden Geräuschgrenzwerte um 5 dB(A) überschritten werden. Bereits die Zunahme eines Schallpegels um 3 dB(A) ist eine Verdoppelung der Schallenergie. Den Gemeinden und deren Bürger/-innen wird hierdurch eine erhöhte Lärmbelästigung zugemutet.

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Durch die Neufassung des § 43, Abs. 2 des Bundes-Emissionsschutzgesetzes entfällt dieser Schienenbonus für neu eingeleitete Planfeststellungsverfahren von Eisenbahnverkehrs- strecken ab dem 01.01.2015. Für die vorgenannten Planfeststellungsabschnitte soll jedoch nach wie vor der Schienenbonus gelten. Dies ist für den Landkreis Bamberg und die betroffenen Gemeinden und Bürger/- innen ein nicht hinzunehmender Zustand. Es erfolgt eine nicht hinzunehmende Ungleichbehandlung der Planungsfeststellungsabschnitte im Landkreis Bamberg und den ab 01.01.2015 neu eingeleiteten Planfeststellungsverfahren. Eine sachlich nachvollziehbare Begründung hierzu ist nicht ersichtlich. Der Schienenbonus von 5dB(A) ist daher für die beiden Planfeststellungsabschnitte im Landkreis Bamberg nach dem Gleich- behandlungsgrundsatz nicht anzuwenden.

Gemäß § 43, Abs. 1 Satz 3 Bundes-Emissionsschutzgesetz (BImScHG) kann für die sog. Altplanfeststellungsverfahren, die vor dem 01.01.2015 eingeleitet wurden, auf die Anwendung des Schienenbonus verzichtet werden, „ … wenn die damit verbundenen Mehrkosten vom Vorhabensträger oder dem Bund getragen werden“. Mithin ist es also auch rechtlich möglich, den Schienenbonus für die Planfeststellungsabschnitte im Landkreis Bamberg gerade nicht anzuwenden. Die damit verbundenen Mehrkosten durch erhöhte aktive Schallschutz- maßnahmen sind vom Vorhabensträger oder dem Bund zu übernehmen. Hier ist in besonderem Maße der Bund gefordert, sodass bei entsprechender gesicherter Finanzierung der Schienenbonus somit für die Planfeststellungsabschnitte im Landkreis Bamberg entfallen kann.

Für die Eisenbahnhauptstrecke Rheintal in Baden-Württemberg (Mannheim-Heidelberg- Karlsruhe-Freiburg im Breisgau) ist dieser Schienenbonus bereits ausgesetzt. Eine Ungleichbehandlung der betroffenen Kommunen und deren Bürger/innen im Rheintal zu denen im Landkreis Bamberg ist sachlich nicht begründbar. Es sind die Bemühungen der betroffenen Gemeinden rechtlich und politisch insofern zu unterstützen, als dass die Mehrkosten von Bund und Land getragen werden. Die gesetzlich vorgegebenen Emissionswerte sind durch aktive und vor allem innovative Lärmschutzmaßnahmen einzuhalten, wobei die Errichtung von Lärmschutzwänden unter Einsatz dieser innovativen Schallschutztechnik auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken ist, um eine optische Beeinträchtigung der betroffenen Gemeinden zu vermeiden und keine Gemeinde zu teilen.

Nachdem Schallschutzmaßnahmen nach derzeitiger Planung erst nach Fertigstellung des viergleisigen Ausbaus zu errichten sind und zum derzeitigen Zeitpunkt nicht absehbar ist, zu welchem Zeitpunkt der viergleisige Ausbau tatsächlich erfolgen wird, sind Schallschutz- maßnahmen bereits vor Ausbau der Viergleisigkeit zu realisieren. Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen auf dieser Schienenverkehrstrasse quer durch den Landkreis Bamberg würden ansonsten die anliegenden Gemeinden und deren Bürger/-innen ohne jeglichen Schallschutz einer erhöhten Schallbelastung ausgesetzt werden sein, ohne dass hierbei die Grenzwerte nach dem Bundes-Emissionsschutzgesetz tags und auch nachts eingehalten werden.

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Mit freundlichen Grüßen

…...... (Karl-Heinz Wagner, 1. Bürgermeister Gemeinde Altendorf, Kreisrat)

…...... (Sigrid Reinfelder, 1. Bürgermeisterin Gemeinde Breitengüßbach, Kreisrätin)

…...... (Thomas Söder, 1. Bürgermeister Stadt Hallstadt, Kreisrat)

…...... (Klaus Homann, 1. Bürgermeister Markt Hirschaid, Kreisrat)

…...... (Rüdiger Gerst, 1. Bürgermeister Gemeinde Kemmern, Kreisrat)

…...... (Bruno Kellner, 1. Bürgermeister Markt Rattelsdorf, Kreisrat)

…...... (Wolfgang Desel, 1. Bürgermeister Gemeinde Strullendorf)

……………………………….. (Georg Ries, 3.Bürgermeister Markt Zapfendorf)

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