Journal für Astronomie www.vds-astro.de ISSN 1615-0880

Nr. 75 4/2020 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Infrarotastronomie ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN Die Sternwarte St. Andreasberg KOMETEN Die Entwicklung von C/2020 F3 (NEOWISE) PLANETEN Die Sichtbarkeit von Venus im Frühjahr 2020 Canon EOS 250D & 2000D modifiziert für die Astrofotografie !

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Diese englischsprachige Buchreihe ist als mehrbändiges Werk angelegt, das Das seit zwei Jahrzehnten erfolgreiche Konzept die heutige Sicht auf alle Sternbilder des Himmels und die in Ihnen beobacht- hat inzwischen viele Nachahmer gefunden. baren Objekte darstellt. Deshalb achten Sie unbedingt darauf, dass Sie Die Gliederung erfolgt alphabetisch nach Sternbildern. Vergleichbar sind die auf der richtigen astro-shop Seite landen: Bücher mit "Burnham's Celestial Handbook" oder "Taschenatlas der Sternbilder“, eben aktualisiert auf den Wissens- und Technikstand von heute. Den Einstieg liefert das erste Drittel von Band 1, in dem Grundprinzipien vorgestellt werden Band 7 und vor allem die Begriffe erklärt werden, die die Bücher im weiteren Verlauf zur erschienen Beschreibung der Objekte verwenden. Begonnen wird mit dem kompletten Sternbild, für dieses gibt es eine Karte, die wichtigsten Daten zur Sichtbarkeit und eine Beschreibung. Danach stellen die Autoren einzelne Beobachtungsob- jekte vor, beginnend mit bemerkenswerten Sternen und Beschreibungen von Deep-Sky-Objekte, aufgeteilt in galaktische und extragalaktische Objekte. Die Darstellungen sind - wenn erforderlich - durch Detailkarten, Fotos, Zeichnungen und Datentabellen ergänzt. Für Doppelsterne erhalten sind grafische Darstellungen der Bahnen, für Veränderliche Sterne Bestellungen mit einem Mindestwert deren Lichtkurven und für Gasnebel oder Galaxien den zu erwartenden Anblick im kleinen Teleskop. von 20 Euro werden innerhalb Deutsch- Nach Meinung der ersten Nutzer „ein längst überfälliges Werk“, welches bei keiner versierten lands an Sie ohne Zusatzkosten geliefert. Beobachtungsvorbereitung fehlen sollte und in diesem Umfang ihresgleichen sucht. Aktuell sind die ersten beiden Bände erschienen, die weiteren erscheinen etwa im etwa sechsmonatigen Zahlung auf Rechnung oder mit PayPal. Intervall. 25 Band 1-7 je 34 www.astro-shop.com

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Liebe Sternfreundinnen, liebe Sternfreunde, im letzten Editorial hatten wir noch über die verpufften Kometen Atlas und SWAN lamentiert, doch dann kam der Juli und mit ihm „Neowise“ – der hellste Komet für Mitteleuropa seit Hale-Bopp im Frühjahr 1997. Wer von Neowise noch nicht genügend Bilder gesehen hat oder sich die Beobachtungen noch einmal in Erinnerung rufen möchte, dem sei unsere Bilderstrecke ab Seite 112 empfohlen. (Und wem es anschließend nach weiteren Fotos gelüstet das Bildarchiv der Fachgruppe Kometen unter http://fg-kometen.vdsastro.de – nehmen Sie sich Zeit, es sind viele!)

Das Schwerpunktthema in diesem Heft macht einen umfangreichen Ausflug in das ganz dunkle Rotlichtmilieu der Astronomie: die Infrarotfotografie. Hier bieten sich Zu unserem Titelbild Amateuren mit entsprechenden Filtern und Kameras ganz neue Möglichkeiten, um sonst unsichtbare Bereiche des Universums zu erforschen. Der Trifidnebel M 20 erscheint im Nah- infraroten (NIR) ganz anders als im Optischen, zugegeben: weniger beeindru- Mitte Oktober wird Mars in Opposition stehen; nicht ganz so nah wie vor zwei Jahren, ckend. Aber bei dieser Darstellung geht dafür aber deutlich höher über dem Horizont. Dies wird die beste Marsopposition für es auch gar nicht um „schöner“ oder die nächsten Jahre sein, daher widmen wir den Beobachtungen des roten Planeten ein „ästhetischer“, sondern allein um die eigenes Schwerpunktthema, das in Heft 78 erscheinen wird. Redaktionsschluss ist der Frage: Wodurch unterscheidet sich der 1. Februar 2021, siehe dazu auch die Hinweise auf Seite 4. nahe NIR-Bereich eigentlich fotografisch im Vergleich zum sichtbaren Licht? Das Weitere himmlische Highlights im vierten Quartal sind die Meteore der Geminiden, Schwerpunktthema bietet zahlreiche Informationen als Antwort. deren Erscheinen in diesem Jahr ziemlich exakt auf den Neumondtermin fällt – besser Beide Aufnahmen im Titelbild stammen geht es nicht. Schließlich werden sich Jupiter und Saturn im Herbst immer näher von der Südhalbkugel, so dass der Ver- kommen (dem Kosmos scheinen Abstandsregeln fremd), bis sie am 21. Dezember in gleich in beiden Wellenlängenbereichen nur sechs (!) Bogenminuten Abstand aneinander vorbeiziehen. Damit kann man beide bei geringer Zenitdistanz objektiver Planeten zusammen im Gesichtsfeld des Okulars sehen! ausfällt. Links: M 20, aufgenommen am 30.05.2014 von Endriko Siegismund in Für den Astronomietag am 24. Oktober bietet uns der Himmel ein Schauspiel, das wir Namibia. Teleskop war ein Apochromat kurz nach 21:30 Uhr gemeinsam beobachten können: der Mond wird einen Stern mit 7. 127 mm/1.040 mm. Mit einer gekühlten modifizierten Canon 60D wurde 12 x Größe bedecken. Wann die Bedeckung genau stattfindet, hängt vom Beobachtungsort 12 Minuten bei ISO 500 belichtet. Das ab (siehe Abb. unten). Also schauen wir zu dieser Zeit durch unsere Geräte und haben originale Farbbild wurde für den Ver- trotz der Entfernung ein gemeinsames Erlebnis. gleich in ein Schwarzweißbild umge- wandelt. Rechts: Stefan Korth setzte am 16.05.2020 einen Dall-Kirkham-Reflekt­ or 431 mm/2.912 mm ein, dazu als Kamera eine FLI ProLine PL16803 (2x2-Binning) – alles remote am Siding Spring Obser- vatory in New South Wales, Australien. Mit einem I-Filter (Johnson-Cousins) wurde 2 x 10 Minuten belichtet. Die nördlichen blauen Nebelanteile sind im NIR-Bereich weggefiltert, auch die südlichen roten Lichtanteile sind bis auf das NIR-Kontinuum abgeschwächt. Da der Staub bereits merklich durchdrungen wird, werden die Dunkelwolken trans- parenter. Dadurch nimmt die Zahl der Viele klare Nächte wünscht Ihnen Sterne, die durch den gesamten Nebel- bereich hindurchscheinen, deutlich zu - Ihr trotz der recht kurzen Belichtungszeit. Sven Melchert

Journal für Astronomie Nr. 75 | 1 Inhaltsverzeichnis

GESCHICHTE Johann Georg Repsold 101

SCHWERPUNKTTHEMA Infrarotastronomie ATMOSPHÄRISCHE 6 ERSCHEINUNGEN Kurz vor Corona: das 40. AKM-Seminar 94

1 EDITORIAL 69 DeepSkyCamera-App für Android (Teil 2) 73 Andromeda`s Parachute NACH REDAKTIONSSCHLUSS 76 Im Grenzgebiet von und Cassiopeia (Teil 2) 4 100 Jahre Olbers-Gesellschaft in Bremen 78 SNR G206.9+2.3 – ein kaum bekannter 5 Astronomietag am 24. Oktober 2020 Supernovarest 82 Neue Astroaufnahmen INFRAROTASTRONOMIE 6 Grundlagen zur Infrarotastronomie ASTRONOMISCHE VEREINIGUNGEN 12 V2494 Cyg und sein kometenartiger Nebel 86 Wir bringen allen Menschen den Himmel nah 16 Mein Einstieg in die Nahinfrarot-Astrofotografie 90 Wie die Starlink-Satelliten unser Leben verändern 19 Das Unsichtbare sichtbar machen 23 Infrarotastronomie aus wissenschaftlicher Perspektive ASTROPHYSIK & ALGORITHMEN 27 Der Veränderliche V2007 Cygni 92 Schwarze Löcher haben keinen Durchmesser 30 Die Mondfinsternis vom 21.09.2019 93 Basic Calculus of Planetary Orbits and Interplanetary Flight 34 Den Schleier lüften – Galaxienfotografie im Infraroten 40 Dunkelwolken im Nahinfraroten ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 45 Erkundung des Unsichtbaren 94 Kurz vor den Corona-Beschränkungen – 40. AKM-

SCHWERPUNKTTHEMA 47 Infrarot-Astrofotografie mit einer DSLR? Seminar in Bad Kissingen 52 Mineraliensuche auf dem Mond 58 Faszination Infrarotfotografie DEEP SKY 97 Skyguide 2020 – 3 (Herbst) FACHGRUPPENBEITRÄGE AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU GESCHICHTE 62 Umbau einer Düring-Barlowlinse für 101 Johann Georg Repsold 2-Zoll-Zubehör 104 Zur Frühgeschichte der Impakttheorien (Teil 3) 63 Ein Sternwartenbau in Thailand KLEINE PLANETEN ASTROFOTOGRAFIE 106 Neues aus der FG Kleine Planeten 66 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie 107 Kosmische Begegnungen

2 | Journal für Astronomie Nr. 75 Inhaltsverzeichnis

STERNBEDECKUNGEN Streifende Sternbedeckungen durch den Mond BEOBACHTERFORUM 127 Transit der ISS vor der Sonne 141

KOMETEN SERVICE 110 Bedeutende Kometen des ersten Quartals 2020 138 Himmelsvorschau Oktober bis Dezember 2020 112 Komet C/2020 F3 (NEOWISE) BEOBACHTERFORUM MOND 141 Transit der ISS vor der Sonne 118 Mondbilder 142 Amateuraufnahmen extragalaktischer Supernovae

PLANETEN VORSCHAU 122 Venusfotografie unter optimalen Voraussetzungen 143 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen 123 Die Venus im Frühjahr 2020 Oktober bis Dezember 2020

RADIOASTRONOMIE IMPRESSION 127 Neues aus der Fachgruppe Radioastronomie 33 Mond bedeckt Venus

STERNBEDECKUNGEN 127 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im November und Dezember 2020 HINWEISE 4 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie VERÄNDERLICHE 29 Inserenten 132 Beteigeuze trotz Schwäche ganz stark 38 Impressum

VDS-NOSTALGIE 134 Das war`n noch Zeiten, Folge 38

VDS VOR ORT/TAGUNGSBERICHTE 136 Astronomietag ohne Besucher

VDS-NACHRICHTEN 137 Wir begrüßen neue Mitglieder

Journal für Astronomie Nr. 75 | 3 Nach Redaktionsschluss

100 Jahre Olbers-Gesellschaft in Bremen von Holger Voigt

Am 19. November 2020 begeht die Olbers-Gesellschaft Bremen e. V. ihr 100-jähriges Jubi- läum. In diesem Zusammenhang ist neben diversen Festakten eine Ausstellung im Bremer „Haus der Wissenschaft“ geplant, die am 12. November 2020 eröffnet werden soll. Die Fest- akte in der Oberen Rathaushalle sowie in der Walter-Stein-Sternwarte sind für den 20./21. November vorgesehen, sofern nicht aufgrund der Corona-Pandemie eine Verschiebung nötig ist.

Zu diesem Anlass hat die Olbers-Gesellschaft ein Jubiläumsbuch herausgebracht: „100 Jah- re Olbers-Gesellschaft“, welches bereits im Buchhandel erhältlich ist.

Weitere Informationen und aktuelle Hinweise gibt es auf unserer Homepage unter www. olbers-gesellschaft.de.

Der Vorstand der VdS gratuliert dem langjährigen VdS-Mitglied zu diesem wirklich beson- derem Jubiläum von ganzem Herzen und wünscht, dass die Festlichkeiten wie vorgesehen stattfinden können!

Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie Bochumer Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 76 „Astrotourismus/Astrourlaub“ Herbsttagung abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunktthemen hinweisen: fällt aus „Doppelsterne“ in Journal Nr. 77 Redaktionsschluss: 01.11.2020 Vermutlich hat es der ein oder andere ja Redakteur: Robert Zebahl ([email protected]) schon befürchtet: Wie etliche andere Ver- „Marsopposition 2020“ in Journal Nr. 78 anstaltungen muss auch die BoHeTa 2020 Redaktionsschluss: 01.02.2021 wegen der Coronavirus-Pandemie ausfal- Redakteur: Sven Melchert ([email protected]) len. Wir können die umfangreichen und gesetzlich verbindlichen Sicherungsmaß- Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sowohl nahmen im Hörsaal, im Foyer und auf den ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobachtungserlebnis sein. Zuwegen weder umsetzen, erst recht nicht Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Fotografien und Zeichnungen für Ihren sicheren Schutz garantieren. geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen Schließlich tragen wir eine Verantwortung uns über alle Einsendungen! für die Tagungsteilnehmer. Dazu kommt Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fachgruppen- noch folgende Überlegung: Unabhängig Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt werden. Vorher davon, ob wieder Großveranstaltungen empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen (siehe www.vds-astro.de/ gesetzlich zugelassen sind oder nicht – es index.php?id=307). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel werden in diesem Jahr vermutlich viele Be- als Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten. sucher berechtigterweise solche Großver- Mit dem Einsenden gibt der Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Abdruck im anstaltungen vermeiden. Ein Risiko würde „VdS-Journal für Astronomie“ und zur Veröffentlichung auf den Webseiten der VdS. in jedem Fall bestehen. Es besteht jedoch keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Wir sehen uns hoffentlich 2021 Autoren. Die Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. in gewohnter Umgebung wieder! Die Redaktion Peter Riepe (FG Astrofotografie) für das Organisationsteam der BoHeTa

4 | Journal für Astronomie Nr. 75 Nach Redaktionsschluss

Wird es ein „richtiger“ Astronomietag, als Morgenstern über dem Osthorizont auf. Wir wünschen uns sehr, dass dieser Astro- findet er nur online statt oder fällt er noch Somit sind bis auf Merkur alle Planeten des nomietag ohne größere Einschränkungen einmal ganz aus? Heute, am 23. Juli, wissen Sonnensystems am Nachthimmel vertre- stattfinden kann. Falls nicht, dann sei hier wir das noch nicht. Die Sterne stehen zu- ten. Wo ist Merkur? Er steht direkt neben bereits der Termin für den Astronomietag mindest günstig, besser gesagt der Mond der Sonne, zieht am Sonntag an ihr vorbei 2021 genannt: Es ist der 20. März. und die Planeten: und wird Anfang November am Morgen- himmel auftauchen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober werden die Uhren von Sommer- auf Nor- Wer noch kurzfristig eine Veranstaltung malzeit umgestellt. Sobald es abends dunkel anbieten möchte, kann sich unter www. wird, leuchtet der zunehmende Halbmond astronomietag.de dazu registrieren. Die tief über dem südlichen Horizont. Rechts Plakate wurden bereits verschickt, sofern vom Mond findet man Saturn und Jupi- noch welche verfügbar sind, hilft Ihnen die ter. Links vom Mond, in Richtung Osten, Geschäftsstelle gern weiter: leuchtet hell Mars. Mars stand Mitte Okto- [email protected]. ber in Opposition, ist jetzt noch -2,4 mag (!) hell und 21 Bogensekunden groß – das Für Online-Aktivitäten schauen Sie bei uns ist einen Anblick im Teleskop wert. Neptun unter facebook.com/sternfreunde und und Uranus sind rechts bzw. links von Mars Twitter @astronomietag nach. zu finden. Am Ende der Nacht geht Venus

Der Mond-, Sternen- und Planetenhimmel am 24. Oktober Infrarotastronomie

Grundlagen zur Infrarotastronomie von Peter Riepe

Das vom menschlichen Auge registrierte Lichtes. Er zerlegte weißes Licht in sei- langen. Darum befinden sich professionelle Licht ist der Natur nach eine elektromag- ne Spektralfarben und maß dabei in allen IR-Teleskope an Sternwarten in großer Hö- netische Welle. Jede elektromagnetische Farbbereichen die Strahlungstemperatur. he (z. B. Chile, Hawaii), wo die atmosphäri- Wellenart wird durch elektrische und ma- Herschels Feststellung: Die Temperatur sche Behinderung erheblich geringer als am gnetische Felder begleitet und breitet sich nimmt vom violetten zum roten Licht zu. Erdboden ist. Nach [2] ergeben sich heute im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit aus. Dann eine Überraschung: Außerhalb des die folgenden üblichen IR-Beobachtungs- Alle elektromagnetischen Wellenarten un- roten Lichts war die gemessene Temperatur und Filterbereiche: I (~ 0,8 μm), Z (~ 0,9 terscheiden sich durch ihre Entstehung und am höchsten. Herschel nannte diese un- μm), Y (~ 1,0 μm), J (1,25 μm), H (1,65 durch ihre typischen Wellenlängen λ bzw. sichtbare Strahlung „kalorische Strahlen“ μm), K (2,2 μm), L (3,45 μm), M (4,7 μm), ihre Frequenz f (Tab. 1), was astronomisch [1]. Er stellte auch fest, dass diese Strahlung N (10 μm). gesehen unterschiedliche Erscheinungsfor- gebrochen, reflektiert und absorbiert wer- men zur Folge hat. Licht erstreckt sich auf Wel- den kann. Astronomische IR-Beobachtungen lenlängen von ca. 400 bis 750 nm (0,4-0,75 μm) Alle Körper im Weltall senden thermisch und deckt den Farbbereich Violett bis Rot ab. Das infrarote Spektrum wird in der Astro- bedingt eine kontinuierliche elektroma- Kürzere Wellenlängen wie Ultraviolett (UV), nomie in drei Bereiche eingeteilt: gnetische Strahlung aus, die aber nicht Röntgen- oder Gammastrahlung kann der – das nahe Infrarot (NIR): λ zwischen konstant über alle Wellenlängen verteilt Mensch nicht sehen, er nimmt jedoch ihre 750 nm und 5 μm ist [3]. Die Abbildung 2 zeigt nach [4] die schädlichen Auswirkungen wahr. Auch die – das mittlere Infrarot (MIR): λ zwischen Planck’sche Strahlungskurve für drei Bei- Infrarotstrahlung (IR) ist nur ein Teil des 5 μm und 30 μm spielsterne: gesamten elektromagnetischen Spektrums – das ferne Infrarot (FIR): λ zwischen (lat. infra = unterhalb). Sie ist für uns un- 30 μm bis 300 μm. a) Ein junger, heißer Stern wie Regulus hat sichtbar, aber wir spüren sie als abgestrahl- eine Oberflächentemperatur von 13.000 K. te Wärme (z. B. Finger, Haut). Die noch Die „Fenster“ der Erdatmosphäre Sein Strahlungsmaximum befindet sich langwelligeren Mikrowellen (z. B. Radar, Auch wenn wir den Sternenhimmel sehen: im UV-Bereich bei einer Wellenlänge Mobiltelefon) und die Radiostrahlung Die Erdatmosphäre lässt nicht alle Strah- von 223 nm. Im UV wird auch der größte entziehen sich ebenfalls vollständig der lungen durch. Atmosphärischer Wasser- Strahlungsanteil abgegeben. Die Strahlung menschlichen optischen Wahrnehmungs- dampf und Kohlendioxid verhindern das. im optischen Spektralbereich ist schon fähigkeit. UV- und FIR-Strahlung werden zu 100% merklich geringer, wobei blaues und vio- absorbiert (Abb. 1). Nur Licht, NIR- und lettes Licht im Vergleich zum roten Licht Der Infrarotbereich Radiostrahlung (außerhalb des Bildes) relativ am stärksten sind. Daher erscheint Friedrich Wilhelm Herschel widmete sich können infolge bestimmter „Fenster“ ein junger, heißer Stern dem Auge im blau- um 1800 in England der Erforschung des (Durchlassbereiche) zum Erdboden ge- en Licht am hellsten. Im Infraroten ist die

1 Durchlässigkeit der Atmosphäre für UV bis FIR. Auf der x-Achse steht die Wellenlänge λ in Nanometern, auf der y-Achse die atmosphärische Absorption in Prozent. UV und FIR werden in der Atmosphäre zu 100% absorbiert, im optischen, NIR- und MIR-Bereich gibt es einige Fenster“, durch die die Strahlung den Erdboden erreicht (Grafik: P. Riepe). ”

6 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

Strahlung bereits sehr schwach, ab etwa 2.000 nm Wellenlänge geht sie gegen Null. b) Das Strahlungsmaximum unserer Son- ne (5.800 K) liegt im grünen Licht bei 500 nm Wellenlänge. Für Wellenlängen kürzer als blau fällt die Intensität drastisch ab, für Wellenlängen länger als rot ist der Abfall weniger stark. Auch im NIR wird noch viel Energie frei. c) Je kühler ein Stern, desto weiter ver- schiebt sich sein Strahlungsmaximum zu langen Wellenlängen (Wien’sches Gesetz). Der Rote Zwerg Proxima Centauri mit 3.040 K hat sein Strahlungsmaximum be- reits im NIR bei 953 nm. Dort liegt auch sein größter Strahlungsanteil. Zwar wird 2 Normierte Planck’sche Strahlungskurven für die Sterne Regulus, Sonne und Proxima auch ein wenig Licht abgestrahlt, aber eine Centauri (von oben). Mit freundlicher Genehmigung von [4], Beschriftung der Achsen blaugefilterte Aufnahme würde einen Ro- modifiziert. ten Zwerg schon sehr schwach wiederge- ben. Braune Zwerge von 1.200 K leuchten im MIR (2,4 μm) maximal und strahlen in Die tiefstmögliche Temperatur (der abso- an, in welcher IR-Wellenlänge die kalte Ma- optischen Wellenlängen so gut wie keine lute Nullpunkt) liegt bei 0 K = -273,2 °C. terie strahlt. Was ist in den Bereichen NIR, Energie mehr ab. Auch wenn Materie nach menschlichem MIR und FIR beobachtbar? Empfinden kalt ist, verfügt sie bei Tempe- raturen oberhalb des Einer der grundlegenden erdgebundenen absoluten Nullpunkts IR-Surveys ist der 2 Micron All Sky Sur- Tabelle 1 über (mehr oder weni- vey (2MASS). Zwei Teleskope von 1,3 m ger) Wärme. Wärme – Öffnung – eines auf dem Mout Hopkins/ Licht und IR-Strahlung im gesamten und damit verbunden USA, das andere auf Cerro Tololo/Chile – elektromagnetischen Spektrum IR-Abstrahlung – hat wurden 2003 eingerichtet, um in den drei

Strahlungsart Wellenlänge λ Frequenz f ihre Ursache in der Be- NIR-Bändern J, H und Ks (K short) den ge- wegung der molekula- samten Himmel aufzunehmen. So konnte 18 Gamma < 0,1 nm > 3 ∙ 10 Hz ren und atomaren Bau- ein digitaler IR-Atlas entstehen. Röntgen 0,1 nm – 10 nm 3 ∙ 1018 – 3 ∙ 1016 Hz steine der Materie. So gibt eine interstellare Ideal sind Beobachtungen außerhalb der Ultraviolett 10 nm – 400 nm 3 ∙ 1016 – 7,5 ∙ 1014 Hz Staubwolke, die nur 40 Atmosphäre, was z. B. das Weltraumtele- 14 14 Licht 400 nm – 750 nm 7,5 ∙ 10 – 4 ∙ 10 Hz K (-233 °C) „warm“ ist, skop „Spitzer“ durch sensationelle Beob- Infrarot 750 nm – 300 μm 4 ∙ 1014 Hz – 1 THz abgesehen vom schwa- achtungsbefunde beweist [5]. Sehr bekannt (= 1012 Hz) chen Streulicht der um- ist auch das Projekt SOFIA (Stratospheric Submillimeter 300 μm – 1 mm 1 THz – 300 GHz gebenden Sterne, auch Observatory For Infrared Astronomy). IR-Strahlung ins Welt- An Bord einer Boeing 747 SP operiert in Mikrowellen 1 mm – 10 cm 300 GHz – 300 MHz all ab. Um diese geringe ca. 13 km Höhe oberhalb der dichtesten Radio 1 m – 5 km 300 MHz – 60 kHz Wärme nachzuweisen, Atmosphärenschichten ein hochmodernes kommt es ganz darauf IR-Teleskop von 2,7 m Öffnung im gesam-

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3 Die Bildfolge zeigt die dichte Dunkelwolke Barnard 68, aufgenommen in verschiedenen zentralen Wellenlängen am New Technology Telescope der ESO. Man erkennt, dass die Absorption vom optischen zum NIR-Bereich immer geringer wird. Bei 2,16 μm ist Barnard 68 fast transparent. Credit: © ESO.

ten IR-Bereich [6]. Unbedingt zu empfeh- Rojkovskij & Kurchakov (1968). Im unte- mittleren und fernen IR-Bereich muss er len ist das NASA/IPAC Infrared Science ren Bild aus dem 2MASS sind die blauen gänzlich passen. Zu aufwändig und teuer Archive (IRSA). Es ermöglicht den Einblick Nebel verschwunden. Die interstellare Ma- ist die benötigte Technik, die von den Profi- in zahlreiche IR-Kataloge [7]. terie vor NGC 2170 wird jetzt durchleuch- Astronomen verwendet wird: Detektoren tet und gibt einen jungen Sternhaufen frei aus speziellen Werkstoffen für den erwei- Typische NIR-Objekte für den Amateur [8]. Heiße blaue Sterne wie der oben rechts, terten IR-Bereich, dazu die Kryotechnik für sind rote Sterne (Zwerge, Riesen und Koh- die im sichtbaren Licht hell leuchten, treten flüssigen Stickstoff oder Helium. lenstoffsterne) mit Temperaturen von 3.700 im NIR bereits kaum noch in Erscheinung. K bis herunter zu ~1.000 K. Galaktische Der Intensitätsabfall der Planck’schen Jetzt zum längerwelligen Infrarot: Objekte Staubwolken werden mit zunehmender Strahlungskurve belegt das (s. Abb. 2). des Sonnensystems wie Kometen und Pla- NIR-Wellenlänge immer durchsichtiger neten werden durch die Sonne erwärmt, (Abb. 3). So kann man im kurzwelligen Ferne Galaxien, die aufgrund der Dopp- strahlen diese Energie im MIR-Bereich ab NIR-Bereich als Amateur schon merklich lerverschiebung ihr Strahlungsmaximum und können von Raumsonden erforscht in Staubwolken eindringen und dort mög- vom Optischen ins Infrarote verschieben, werden. Staubwolken, die von Sternen auf liche Objekte aufspüren. Die Abbildung 4 können durch Amateure ebenfalls im NIR 90 K und mehr erwärmt werden, lassen zeigt das Sternentstehungsgebiet Mon R1. nachgewiesen werden. Dem Amateur sollte sich ebenfalls nachweisen. Auch Protopla- Im oberen Bild aus dem Digital Sky Survey jedoch klar sein, dass seine Ausrüstung für netare Scheiben werden für diesen Wellen- (DSS) sehen wir im sichtbaren Licht die röt- den NIR-Bereich relativ bescheiden aus- längenbereich interessant. Im FIR-Bereich liche HII-Region NGC 2170, umgeben von fällt. Deswegen steht ihm per CCD- oder schließlich lassen sich kalte Molekülwolken den Reflexionsnebeln [RK68] 48, [RK68] CMOS-Kamera auch nur der NIR-Bereich und Staub von 11 bis 140 aufspüren. 49 und [RK68] 51 aus dem Katalog von bis etwa 1.100 nm Wellenlänge offen, im Die Zentralregionen der Galaxien senden

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4 Sternentstehungsgebiet Mon R1. Oben: die rötliche HII-Region NGC 2170 im sichtbaren Licht (DSS) mit den blauen Reflexionsnebeln [RK68] 48, [RK68] 49 und [RK68] 51. Unten: exakt dasselbe Bildfeld, Darstellung aus dem 2MASS (siehe Aladin [8]).

ebenfalls FIR-Strahlung aus, denn hier lie- gen große Mengen an stellar erwärmtem Staub vor. Starburst-Galaxien (z. B. M 82), in denen heftige Sternentstehung stattfin- det, sind ebenso Objekte für die FIR-Fo- schung wie auch aktive galaktische Kerne. Die Abbildung 5 zeigt die reale Verteilung galaktischer Materie am Beispiel eines Fel- des um den Rosettennebel, Konusnebel und vdB 77. Links ist das optische Bild aus dem Digital Sky Survey zu sehen: Emissi- ons- und Reflexionsnebel, durchmischt von Staubwolken. Rechts: HII-Regionen, Reflexionsanteile und Sterne gibt es in die- ser Wellenlänge nicht – nur allein die reine

5 Das Gebiet um den Rosettennebel, Konusnebel und vdB 77. Links: Digital Sky Survey (optisch), rechts: 100-μm-Bild (IRAS, [7]). Erläuterungen im Text.

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6 Supernovarest Cas A in drei verschiedenen MIR-Wellenlängen, Erläuterungen im Text. Bild aus [11].

Staubverteilung, aufgenommen bei 100 μm und 953,2 nm eine [SIII]-Emission des turbulenzen und bewirken im Optischen Wellenlänge mit dem Infrared Astronomi- zweifach ionisierten Schwefels gefunden, ein schlechtes Seeing. Ebenso erzeugt ein cal Satellite. Ein völlig anderes Bild! ferner bei 1.083,0 nm eine Emission von erwärmtes Profi-IR-Teleskop störende IR- He I. Die letztere übertrifft in NGC 6572 Strahlung, die die Beobachtungen überla- Bis hierher ging es um thermische IR- den beobachteten Strahlungsfluss von Hβ gert. Und so wie eine CCD-Kamera gekühlt Strahlung. Angeregte chemische Elemente sogar 2,6-mal an Stärke [9]. Im Krebsnebel werden muss, sind auch IR-Detektoren zu senden aber auch charakteristische Emis- M 1 wird die [SIII]-Emission bei 906,9 nm kühlen, und zwar noch deutlich tiefer bis sionslinien aus, die selbstverständlich nicht beobachtet, dazu eine starke [C I]-Emission um -200 °C. Schließlich entsteht auch in nur dem optischen Spektralbereich vorbe- des Kohlenstoffs bei λ = 985,0 nm [10]. Die unserer Atmosphäre sowohl im optischen halten sind. Die im sichtbaren Licht wohl- Abbildung 6 stammt aus [11] und zeigt den Spektralbereich Störlicht wie Airglow oder bekannte „Balmer-Serie“ des Wasserstoffs Supernovarest Cas A, als Ring abgebildet Polarlichter, als auch Störlicht im Infraro- mit der roten Hα-Linie, der blauen Hβ- bei den MIR-Wellenlängen 6,99 μm [Ar II] ten, das dann die IR-Beobachtungen be- Linie, der violetten Hγ-Linie usw. findet im und 12,81 μm [Ne II]. Diffuse Emission bei hindert. NIR-Bereich ein Pendant, die „Paschen-Se- 34,8 μm [Si II] prägt das Innere des Ringes. rie“ des Wasserstoffs. Die Hauptlinie, Paα, liegt bei 1.874 nm Wellenlänge, gefolgt von Probleme bei IR-Beobachtungen Paβ (1.281 nm) und Paγ (1.093 nm) usw. Uns Amateuren macht die Wärme zu schaf- mit der Grenze bei 820 nm. Im NIR-Bereich fen. Ein aufgewärmtes Teleskop und auch wird in Planetarischen Nebeln bei λ = 906,9 die Kuppel der Sternwarte erzeugen Luft-

Literatur- und Internethinweise (Stand April 2020): [1] Universität Stuttgart, Deutsches SOFIA Institut (DSI): Einführung in die Infrarotastronomie”, www.dsi.uni-stuttgart.de/ ” oeffentlichkeit/infrarotastronomie/ [2] Wikipedia: IR-Bänder und Filterbereiche”, https://de.wikipedia.org/wiki/Infrarotastronomie ” [3] P. Riepe, W. E. Celnik, H. Tomsik, 2019: Kontinuumssubtraktion in der Astrofotografie – Grundlagen und Methodik”, ” VdS-Journal für Astronomie 68 (I/2019), S. 47 [4] M. Borchardt, 2015: Die Plancksche Strahlungskurve”, www.mabo-physik.de/plancksche_strahlungskurve.html ” [5] Wikipedia: Spitzer-Weltraumteleskop”, https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzer-Weltraumteleskop ” [6] Wikipedia, Projekt SOFIA: https://de.wikipedia.org/wiki/Stratosphären-Observatorium_für_Infrarot-Astronomie [7] IRSA = NASA/IPAC Infrared Science Archive: https://irsa.ipac.caltech.edu/frontpage/ [8] Himmelsatlas Aladin in der Datenbank Simbad, http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ [9] P. D. LeVan, R. J. Rudy, 1983: “Near-infrared spectrophotometry of planetary nebulae”, Astrophys. J. 272, p. 137 [10] G. M. MacAlpine et al., 1989: “The geometry, composition and of the Crab ”, Astrophys. J. 342, p. 364 [11] T. DeLaney et al., 2010: “The Three-Dimensional Structure of Cassiopeia A”, Astrophys. J. 725, p. 2038

10 | Journal für Astronomie Nr. 75 ZWEI AUGEN FÜR DIE GALAXIE Unser Geheimtipp für Fernglas-Astronomen Foto: Cristian Fattinnanzi Cristian Foto: Für mehr Informationen einscannen 1399€ Art.-Nr. 61493

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V2494 Cyg und sein kometenartiger Nebel von Karl-Heinz Kower

Der Umbau meines Deklinationsantriebes mit dem Einbau eines größeren Schneckenrades war abgeschlossen und ein erster Test der Nachführgenauigkeit zeigte die erhoffte Verbes- serung. Da ich kein Aufnahmeobjekt geplant hatte, schlug mir ein Freund Koordinaten vor, um meine Montierung weiter zu testen. Stellarium zeigte in direkter Nähe der Koordinaten den Stern V2494 Cyg. Eine detaillierte Recherche konnte ich wegen der schlechten Internetverbindung am Beobachtungsort noch nicht durchführen.

Mein Newton-Reflektor auf einer Selbstbaumontierung hat 254 mm Öffnung beim Öffnungsverhältnis von 1:4,9. Die Nachführkorrektur erledigt ein MGEN. Ich startete meine Atik 414EX und belichtete 120 Sekunden. Der Himmel war

1 NGC 2261 vom 30.12.2019, 125 x 20 s

2 V2494 Cyg. Links: ohne Filter, 48 x 120 s, invertiert. Rechts: mit UV/IR-Sperrfilter Filter, 50 x 120 s, invertiert

12 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

3 Entwicklung von V2494Cyg und seines assoziierten Nebels von 1952 bis 2006. a) 1952, POSS-1 R (SSS sur- vey), b) 1983, Quick V Durchmusterung, c) 1989, DSS-2 B, d) 1991, DSS-2 R, e) 2003, IPAS survey, R, f) 2006, Subaru R

durch Halbmond und hohe Schleierwolken nicht gerade ideal, aber für einen Test aus- reichend. Das Programm DeepSkyStacker live (DSS) lief parallel zu den Aufnahmen und stackte ständig mit. Überrascht war ich, als ich schon nach einigen Aufnahmen eine mir bekannt vorkommende Form ei- nes Nebels sah, der mich sehr an Hubbles variablen Reflexionsnebel NGC 2261 im Sternbild Einhorn erinnerte (Abb. 1).

Neugierig geworden belichtete ich eine Sequenz von insgesamt 50 Aufnahmen. Anschließend folgten Flats und Bias und zusätzlich noch einige RGB-Aufnahmen. Beim Abbau des Teleskops und dem Ver- stauen der Kamera stellte ich dann fest, dass mein Filterrad bei den L-Aufnahmen falsch gestanden haben musste. Der übliche UV/ IR-Sperrfilter von Baader war nicht in den Strahlengang eingedreht gewesen und so- mit waren alle Luminanzaufnahmen ohne jeglichen Filter entstanden!

Für einen Vergleich beschloss ich, Aufnah- men mit dem UV/IR-Sperrfilter bei nächs- ter Gelegenheit nachzuholen und eventuell auch eine bessere Sternabbildung zu er- reichen. Einige Tage später konnte ich den Newton wieder auf V2494 Cyg richten, dies- Der kometenartige Nebel und einige Her- Der Unterschied meiner Aufnahmeserien mal mit dem UV/IR-Sperrfilter. Schon beim big-Haro-Objekte werden durch einen bi- resultiert aus der spektralen Empfindlich- Live-Stack mit DSS sah ich einen großen polaren Jet des variablen Sterns ausgelöst keit der Atik 414EX, des verbauten CCD- Unterschied zu den Aufnahmen ohne Filter [4]. V2494 Cyg gehört zur kleinen Gruppe Chips IXC 825 von Sony und der Durch- – sehr viel weniger Sterne, eine viel größere der FU-Orionis-Sterne. In den 1980er-Jah- lasskurve des Sperrfilters. Die Kamera hat Dunkelwolke und nur eine ganz schwache ren hatte er einen kurzen Helligkeitsan- bei 900 nm noch eine Empfindlichkeit von Abbildung des Nebels bei V2494 Cyg. Die ge- stieg von ca. 2,5 mag im Roten [3], seitdem ca. 18% der maximalen Empfindlichkeit bei stackten und bearbeiteten Bilder zeigten dies schwankt seine Helligkeit nur wenig. Die ca. 600 nm. Sie ist also auch in der Lage, im noch viel deutlicher. Einerseits waren mehr Entwicklung des Sterns und des von ihm nahen Infrarotbereich abzubilden (Abb. 4). Sterne und ein hellerer Nebel um V2494 Cyg beleuchteten Nebels wurde in [3] mit einer (Abb. 2 links) und andererseits sah man die Auswertung von u. a. POSS-1R, DSS2-R bis Die Durchlässigkeit des UV/IR-Sperr­filters ausgedehnte Dunkelwolke L1003, die das hin zu Aufnahmen des 6-m-Subaru-Tele- von Baader reicht von 420 nm bis 680 nm Licht der Sterne und des Nebels abschwächt, skops für den Zeitraum 1952 - 2006 gezeigt und öffnet noch einmal ab ca. 1.150 nm viel deutlicher (Abb. 2 rechts). (Abb. 3 a-f). (Abb. 5).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 13 Infrarotastronomie

4 CCD-Empfindlichkeit 5 Durchlasskurve des der Atik 414ex, angelehnt Baader-Filters (UV/IR- an [1] Sperrfilter) nach [2]

6 Bildkombination von Abb. 2 links und rechts durch Werner 7 LRGB V2494 Cyg, L: 48 x 120 s, RGB: je 25 x 120 s, mit dunkelroter E. Celnik, R ohne Sperrfilter, G und B mit Sperrfilter Einblendung eines Teils der Differenz aus Abb. 2 links und rechts zur Hervorhebung des IR-Anteils.

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8 V2494 Cyg und sein assoziierter Nebel im Sept. 2019, Ausschnitt aus Abb. 7

Werner Celnik kam auf die Idee, aus den beiden S/W- Bildern ein Farbbild zu erstellen und nahm für den Rotkanal das Bild ohne Filter und für den Grün- und den Blaukanal das Bild mit Sperrfilter (Abb. 6).

Da ich auch einige RGB-Aufnahmen angefertigt hat- te, konnte ich ein LRGB-Bild zusammensetzen. Zu- sätzlich mischte ich einen Teil der Differenz aus der Luminanz ohne und mit Filter als dunkelroten Anteil dazu. Der Infrarotanteil im Bild ist dadurch noch bes- ser zu erkennen (Abb. 7 und 9). Wie hoch ein eventu- ell vorhandener UV-Anteil ist, müsste noch ermittelt werden.

Auch wenn ich vorher nicht recherchiert hatte, was sich bei den Koordinaten verbirgt, ergab die Nicht- Akti­vierung des Sperrfilters ein für mich überra- schendes Ergebnis. Die Ausnutzung der kompletten Bandbreite des CCD-Chips hat sich in diesem Fall als sehr wirkungsvoll erwiesen und mich zu diesem in- teressanten Objekt geführt. Die nächsten Aufnahmen sind geplant, ist der Nebel (Abb. 8) ein weiterer Ver- änderlicher wie NGC 2261?

Literatur- und Internethinweise (Stand April 2020): [1] Webseite der Firma Atik, www.atik-cameras. com/product/atik-414ex/ [2] Baader UV/IR-Sperrfilter, www.baader- planetarium.com/de/uvir-sperr—l-filter.html [3] T. Yu. Magakian et al., 2013: „V2494 CYG A unique FU Ori Type Object in the OB7 complex“, Mon. Not. of the Royal Astron. Soc. 432, p. 2685 [4] T. Khanzadyan et al., 2012: „A wide-field near- infrared H2 2.122 μm line survey of the Braid Nebula formation region in Cygnus OB7“, Astron. Astrophys. 542, id. A111, 36 pp.

9 V2494 Cyg ohne Filter, 48 x 120 s

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Mein Einstieg in die Nahinfrarot-Astrofotografie von Torsten Daiber

Bereits seit meinem 13. Lebensjahr inter- Garten, in der ich mit zwei Montierungen dass mein Standort am östlichen Rand des essiere ich mich für die Astronomie, habe arbeiten kann. Als Physiker interessieren Ruhrgebiets keinen überragend dunklen aber nach einer längeren Pause erst mit mich an der Astronomie vor allem wissen- Himmel bietet und Beobachtungen fast nur der Sonnenfinsternis 1999 zurück zu die- schaftlich verwertbare Beobachtungen, in nördliche Richtungen erlaubt, was für sem faszinierenden Hobby gefunden. In- die z. B. mittels Fotometrie oder Spektro- Langzeitbeobachtungen von Vorteil ist. zwischen habe ich eine Rolldachhütte im skopie gewonnen werden. Da trifft es sich,

1 Die Galaxie NGC 5128 im Sternbild Centaurus in verschiedenen Wellenlängenbereichen. Oben links Blaufil- ter, oben rechts Grünfilter, unten links Rotfilter, unten rechts IR807-Filter. Aufnahmen mit Kamera SBIG ST-10 am 127-mm-Refraktor (Astro-Physics Starfire) im Jahr 2010. (Bild: Torsten Daiber)

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2 Der Irisnebel NGC 7023 in einer NIR-Falschfarbenaufnahme, in der drei verschiedene Farbfilter im NIR-Bereich zu einem Farbbild zu- sammengesetzt wurden. Die Filter wurden nach zunehmender Wellenlänge den Farbkanälen zugeordnet: 700-800 nm dem blauen Kanal, 800-900 nm dem grünen und >900 nm dem roten Kanal. Aufnahme mit Kamera Starlight Xpress Trius-SX814 an einem VSD100-Refraktor von Vixen mit 380 mm Brennweite. (Bild. Torsten Daiber)

Neben diesen Themen hat es mich aber nige seiner Ergebnisse sind auf AstroBin zu hältlich ist. Auch finde ich praktisch keine auch schon lange gereizt, Aufnahmen im sehen [2]. Informationen dazu im Internet. Der Satz Nahinfrarotbereich (NIR) zu machen, also besteht aus einem „Luminanz“-Filter mit bei Wellenlängen von ca. 700 bis 1.000 nm. Meine ersten Versuche in dieser Richtung einem Durchlassbereich >700 nm und drei In der Planeten- und Mondfotografie bietet habe ich mit einem IR-Planet-Pro-807-Fil- „Farb“-Filtern mit Durchlassbereichen von dies ein ruhigeres Bild, in der Deep-Sky-Fo- ter von Astronomik unternommen. Wäh- 700-800 nm, 800-900 nm sowie >900 nm. tografie sollten damit Sterne sichtbar wer- rend eines Astrourlaubs 2010 in Namibia Für meine erste Testaufnahme habe ich den, die im optischen Bereich durch Staub- habe ich Bilder von NGC 5128, auch be- eine Kamera Starlight Xpress Trius-SX814 wolken stark verdunkelt werden. Der Staub kannt als Centaurus A oder „Hamburger an einem VSD100-Refraktor von Vixen selbst wird nicht sichtbar, dieser strahlt “, mit dem prominenten Staubstrei- mit 380 mm Brennweite benutzt. Die Pixel­ im noch längerwelligeren IR-Bereich, der fen vor dem Kern durch Blau-, Grün-, Rot- größe beträgt 3,7 μm, was einem Abbil- nicht nur durch den Wasserdampf in der und eben dem IR-Planet-Pro-Filter aufge- dungsmaßstab von 2 Bogensekunden pro Atmosphäre absorbiert wird, sondern für nommen. Dabei trat der Galaxienkern mit Pixel entspricht. Da die Kamera in diesem den übliche Kameras auch nicht mehr nen- zunehmender Wellenlänge immer deut- Bereich deutlich weniger empfindlich ist, nenswert empfindlich sind. licher hervor. Für diese Aufnahmen habe konnte ich so ein höheres Signal und damit ich eine SBIG ST-10 an einem 127-mm-Re- ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis je Zum Einstieg und für weitere Hintergrund- fraktor (Astro-Physics Starfire) bei f/8 be- Pixel auf Kosten der Auflösung erzielen. informationen empfehle ich die Präsenta- nutzt (Abb. 1). tion von Josh Smith in „The Astro Imaging Bei dem Objekt (Abb. 2) handelt es sich Channel“ auf Youtube [1]. Josh nutzt NIR- Vor einiger Zeit habe ich einen 1,25-Zoll- um den Iris-Nebel (NGC 7023), einen Re- Aufnahmen als weiteren Kanal zusätzlich Nahinfrarot-Filtersatz der Firma Astrodon flexionsnebel im Sternbild Cepheus. In zu RGB- und Schmalbandaufnahmen, ei- erworben, der anscheinend nicht mehr er- einem solchen Nebel leuchtet im Gegensatz

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3 Der Irisnebel NGC 7023 in einer LRGB-Farbaufnahme, für die im Luminanz- sowie in den Farbkanälen jeweils 12 x 5 min belichtet wurde. Aufnahme mit Kamera QSI 683ws an einem Skywatcher-Quattro-CF-Newton 200 mm / 800 mm. (Bild: Michael Hoppe) zu einer HII-Region kein angeregtes Gas, gebläht waren. Die Gesamtbelichtungszeit Im nächsten Schritt werde ich auf ein Spie- sondern Staubteilchen streuen das Licht betrug fast 13 Stunden. Das Stacking der gelteleskop wechseln, da dieses keine chro- eines benachbarten Sterns. Diese Nebel er- Aufnahmen sowie die Erstellung des Farb- matische Aberration hat. Refraktoren sind scheinen im visuellen Licht meist bläulich komposits erfolgte mit AstroPixelProces- in der Regel nur im visuellen Bereich kor- (Abb. 3), weil die Lichtstreuung für kurz- sor (APP), die weitere Bildbearbeitung in rigiert, wie ich bei meinem Versuch bestä- welliges (blaues) Licht effektiver ist als für Photoshop mit Hilfe des Astropanel PlugIn. tigen konnte. Die Abweichungen im Fokus längerwelligeres (rotes) Licht. Es ist dersel- Die Bildbearbeitung unterscheidet sich von zwischen den Filtern sind deutlich sichtbar, be Effekt, durch den unser Himmel blau er- derjenigen einer RGB-Aufnahme, es gibt z. so dass bei Filterwechseln nachfokussiert scheint. Für mich ist der Iris-Nebel also ein B. keine Sternfarben, an denen man sich bei werden musste. Zu guter Letzt werde ich lohnenswertes Objekt, um zu schauen, was der Gewichtung der Farbkanäle orientieren den Abstand zwischen Filter und Kamera im Bereich des Staubes auf meinen Aufnah- könnte. Hier ist es für mich noch erforder- erhöhen, um die Reflexe zu unterdrücken men sichtbar wird. lich, Erfahrung zu sammeln. ohne gleichzeitig unerwünschte Vignettie- rung zu bekommen. Das Falschfarbenbild im NIR (Abb. 2) habe Im Bild gibt es sehr deutliche Halos um die ich folgendermaßen aus den IR-Filterauf- Sterne, die auf Reflektionen zwischen Filter Vielen Dank an Michael Hoppe für seine nahmen zusammengesetzt: Von den Auf- und CCD-Chip zurückgehen. Es finden RGB-Vergleichsaufnahme des Iris-Nebels nahmen durch die Filter 700-800 nm (dem sich aber bereits einzelne Sterne, die auf ei- (Abb. 3). Blau-Kanal zugeordnet) und 800-900 nm ner RGB-Aufnahme nicht erkennbar sind. (Grün-Kanal) habe ich je 26 x 10 min Be- Das ermutigt mich, dieses Objekt einmal lichtungszeit verwendet, von den Aufnah- mit größerer Brennweite und damit höhe- Internethinweise (Stand 26.04.2020): men durch den Filter >900 nm (Rot-Kanal) rer Auflösung aufzunehmen. [1] J. Smith: Präsentation auf „The Astro habe ich 25 x 10 min verwendet. Die Bilder Imaging Channel”, Youtube, www. mit dem Luminanzfilter erwiesen sich als Weiterhin benötigt die Aufnahme im NIR youtube.com/watch?v=ez4CVGVp ungeeignet, da durch die schlechte Farb- wegen der geringeren Empfindlichkeit der MTQ korrektur des Refraktors in diesem Wel- Kamera noch einmal deutlich längere Be- [2] AstroBin: www.astrobin.com/users/ lenlängenbereich die Sterne zu stark auf- lichtungszeiten bzw. ein größeres Objektiv. Jooshs/

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Das Unsichtbare sichtbar machen – Deep-Sky-Aufnahmen mit IR-Passfilter von Manfred Mrotzek

Der Astrofotograf, der mit monochromer Kamera und L- oder RGB-Filtern arbeitet, nutzt nur den Wellenlängenbereich bis etwa 670 nm. Für den DSLR-Fotografen endet das Vergnügen durch den eingebauten IR-Sperr- filter häufig schon vor 650 nm, d. h. noch vor der Emissionslinie des Wasserstoffs bei 656 nm. Das menschliche Auge ist ebenfalls für Wellenlängen jenseits von 670 nm un- empfindlich. Langwelligeres Licht ist un- sichtbar. Bildsensoren auf Siliziumbasis, gleich ob vom CCD- oder CMOS-Typ, sind jedoch bis zu einer Wellenlänge von etwa 1.000 nm (= 1 μm) für das einfallende Licht empfindlich.

Glücklicherweise gibt es Passfilter, die alles sichtbare Licht abblocken und erst bei infraroten Wellenlängen öffnen. Was kann man damit im Nahinfraroten etwa zwischen 700 und 1.000 nm sehen, das im 1 Spektrale Empfindlichkeit des fotografischen Systems aus CCD-Sensor Sony ICX-694ALG sichtbaren Licht nicht sichtbar ist? Diese und den B-, R- und IR-Pass-Filtern von Astronomik. Der IR-Passfilter trägt die Bezeichnung spannende Frage wollte ich mir beant- ProPlanet 807. Die Filterkurven wurden der Webseite der Fa. Gerd Neumann entnommen. worten, als ich mich beim letzten freien Filterplatz in meinem Filterrad für einen IR-Passfilter ProPlanet807 [1] von Astro- teurastronomen wissen allerdings auch, Im Flammennebel NGC 2024 östlich des nomik entschied. Der Filter öffnet bei einer dass die Staubwolken erst bei Wellenlängen linken Gürtelsterns Zeta Orionis leuchte- Wellenlänge von etwa 800 nm und hat bei um 2 μm regelrecht durchsichtig werden, ten mit IR-Passfilter etliche Sterne deutlich 807 nm bereits 50% Transmission erreicht. was weit jenseits der Wellenlängen ist, für auf, die im Roten kaum oder nicht sichtbar Für die in diesem Artikel gezeigten Auf- die siliziumbasierte Bildsensoren empfind- waren. nahmen verwendete ich eine monochrome lich sind. Ich wusste deshalb, dass ich mit CCD-Kamera Atik 460EX mit dem Sensor Hilfe des Filters nicht durch Staubwolken Um die Unterschiede zwischen visuell Sony ICX694 an einem Refraktor mit 140 würde sehen können. Aber vielleicht doch sichtbarem und nahinfrarotem Himmel mm Öffnung und 750 mm Brennweite. Der ein kleines bisschen hinein? erkennen zu können, fertige ich Falschfar- Refraktor wurde durch einen Reducer auf benbilder an, bei denen ich durch den Blau- die kurze Brennweite gebracht. Testaufnahmen des Kokonnebels IC 5146 und Rotfilter des RGB-Filtersatzes und den am Ende der Dunkelwolke Barnard 168 IR-Passfilter belichtete. Die Maxima der Der infrarote Himmel zeigten keine neuen Sterne in der Wolke. Filterbereiche haben dann einen Abstand Die meisten Amateurastronomen wissen, Auch Aufnahmen von NGC 7219 führten von jeweils etwa 200 nm (Abb. 1). Die Zu- dass Staubwolken bei infraroten Wellenlän- nicht zu neuen Erkenntnissen. Die Sterne, ordnung zu den RGB-Kanälen des Bilds gen allmählich transparent werden. Mit zu- die im sichtbaren Licht erkennbar waren, erfolgt dabei nach der Wellenlänge des nehmender IR-Wellenlänge nimmt dieser leuchteten auch im Nahinfraroten. Reflexi- Filters. IR-helle Objekte erscheinen dann Effekt zu. Man kann im Staub verborgene onsnebel waren ebenfalls im Nahinfra­roten knallrot. Und tatsächlich treten in jedem Sterne sichtbar machen. Wir können bei sichtbar. Nur die Emissionsnebel fehlten Bild knallrote Sterne auf. Die Identifika- diesen Wellenlängen sogar bis ins Zentrum erwartungsgemäß bei Wellenlängen ab tion mit Simbad [2] ergab in der Regel sehr der Milchstraße sehen. Die meisten Ama- 800 nm. Andere Gebiete waren ergiebiger. kühle Sterne, entweder Rote Riesen oder

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Kohlen ­stoffsterne. Viele, nicht ganz so helle Sterne kannte Simbad allerdings nicht.

Einige Sternhaufen ändern dadurch im Infra- roten ihr Aussehen. Ein schönes Beispiel dafür ist der offene Haufen NGC 7419 (Abb. 2), der sich durch viele im Nahinfraroten strahlend helle Rote Riesen auszeichnet [3]. Auch in der Umgebung des Haufens leuchten etliche rote Sterne, allesamt sehr kühle Sterne. Ein weite- rer Versuch war, Hubbles variablen Nebel mit dem IR-Passfilter abzulichten (Abb. 3) und diese Aufnahme mit einer Luminanzaufnah- 2 NGC 7419 im Kepheus. Falschfarbenbild aus einer blau-, rot- und IR-gefilterten me zu kombinieren. Der Reflexionsnebel ist Aufnahme. Aufnahmedaten: 31.10.2015, Refraktor 140 mm, f = 750 mm, Atik 460EX, natürlich genauso im Infraroten sichtbar, aber Belichtungszeit 12 x 3 min (B), 15 x 3 min (R) und 5 x 10 min (IR). der Himmel ist mit roten Sternen gesprenkelt. Interessanterweise ist ihre Konzentration in den Staubwolken nördlich von NGC 2261 (und da insbesondere bei der nordöstlichen bis zum Konusnebel NGC 2264 reichenden Staubwol- ke) besonders hoch. Kann man dort tatsächlich ein bisschen in den Staub blicken, oder rötet der Staub auch die roten Sterne und sie erscheinen deshalb noch röter?

Noch deutlicher beobachtete ich diesen Ef- fekt bei einer Aufnahme von V1352 Aql und seiner Umgebung (Abb. 4). Diese wird durch viele Dunkelwolken geprägt wie z. B. LDN 673 nördlich des Variablen. Bei Verwendung eines IR-Passfilters und blau- und rotempfindlicher Fotoplatten des POSS II werden auf den IR- R-B-Falschfarbenbildern viele Sterne in den Dunkelnebeln rot sichtbar, die vorher gar nicht oder nur als sehr schwache Sterne auf der rot- empfindlichen Fotoplatte des POSS II sichtbar waren.

3 NGC 2261 im Einhorn. Falschfarbenbild aus einer Luminanz- und einer IR-gefilterten Aufnahme. Aufnahmedaten: 31.01.2019, Re- fraktor 140 mm, f = 750 mm, Atik 460EX, Belich- tungszeit 19 x 3 min (L) und 6 x 10 min (IR).

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4 Gebiet um V1352 Aql mit LDN 673 im Adler. Falschfarbenbild aus zwei POSS-II-Aufnahmen (B und R) plus einer eigenen IR-Aufnahme. Aufnahmedaten: 24.08.2019, Refraktor 140 mm, f = 750 mm, Atik 460EX, Belichtungszeit 9 x 10 min für IR.

Es kann auch Sinn machen, die Filter IR, Hα Galaxien und Reflexionsnebel mit zwei Galaxien in der Kassiopeia, auf die das und B zu kombinieren. In einigen Sternent- IR-Passfilter aufnehmen? genau zutrifft, siehe dazu meinen zweiten stehungsgebieten (z. B. bei Parsamian 4 im Um es vorwegzunehmen: Die meisten Artikel in diesem Heft. Orion, Abb. 5) lassen sich dann noch im Gala­xien sehen im (dem Amateur zu- Staub verborgene Sterne im Infraroten er- gänglichen) Nahinfraroten ähnlich wie im Die bläulichen Reflexionsnebel, die durch kennen, dazu die Stoßfronten der Jets von Roten aus. Nur die Wasserstoffemissions- das an Staubteilchen gestreute Licht heißer Herbig-Haro-Objekten mit dem Hα-Filter nebel fehlen. Aber bei einigen Galaxien junger Sterne bei visuellen Wellenlängen und die von heißen Sternen beleuchteten lohnt sich der IR-Passfilter doch, nämlich sichtbar sind, werden im Nahinfraroten Reflexionsnebel im Blauen. bei den durch den vorgelagerten Staub der natürlich unsichtbar. Aber die Reflexions- Milchstraße abgedunkelten Exemplaren. nebel noch jüngerer Sterne, die sich noch Die Gala­xien und sind in der Entstehung befinden und noch nicht

Journal für Astronomie Nr. 75 | 21 Infrarotastronomie

Fazit Die Preise für IR-Passfilter sind im Ver- gleich zu Schmalbandfiltern sehr mo- derat. Besonders gut eignen sich die Filter zum Finden kühler Sterne. Wie ich schon in [5] und [6] titelte, lohnt sich ein (foto- grafischer) Blick in den nahinfraroten Himmel jenseits des Sonnensystems. Man sollte sich allerdings darüber klar sein, was man zu sehen erwarten darf. Aber gerade in den staubigen Gegenden der Milchstra- 5 Parsamian 4 im Orion. Falschfarbenbild aus einer blau, Hα- und IR-gefilterten Aufnahme. ße sind Überraschungen immer möglich. Aufnahmedaten: 09.03. und 11.03.2016, Refraktor 140 mm, f = 750 mm, Atik 460EX, Wer noch einen Platz im Filterrad frei hat, Belichtungszeit 22 x 5 min (B), 13 x 10 min (Ha) und 2 x 10 min (IR). sollte ihn an einen IR-Passfilter vergeben und sich so den nahinfraroten Himmel er- schließen. die Hauptreihe erreicht haben, die noch in schriebenen erstellen. Diese Bilder geben der Staubwolke, in der sie geboren wurden, gut wieder, was ich auf meinen Aufnahmen Literatur- und Internethinweise leben und sich mit ihrem Sternwind ein erwarten darf. Die Aufnahmen der SDSS- (Stand Februar 2020): Loch in den Staubkokon blasen, die sind und PanSTARRS-Projekte gehen hinsicht- [1] Astronomik Filter ProPlanet807, teilweise im Nahinfraroten heller als im lich Auflösung und Tiefe weit über meine www.gerdneumann.net/deutsch/ Visuellen, speziell als im Roten. PV Cephei Möglichkeiten hinaus. filter/astronomik-filters/ und V2494 Cygni sind Beispiele dafür. photographische-filter-astronomilk- Spannend wird es, wenn man auf seinen photographic-filters/astronomik- Vergleichsaufnahmen eigenen Aufnahmen etwas findet, das auf proplanet-807-ir-pass-filter.html Als Vergleichsaufnahmen eignen sich die den Vergleichsaufnahmen nicht vorhanden [2] Astronomische Datenbank Simbad, infrarotempfindlichen Fotoplatten des ist. Das passierte mir mit einem IR-hellen http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ POSS II, die bei der zweiten fotografischen Nebel nahe des Sternentstehungsgebiets sim-fid Durchmusterung mit dem Schmidtspiegel Cep A im Kepheus. Ich hatte darüber in [3] Astrofoto der Woche 07/2018 auf dem Mount Palomar um 1990 herum unserem VdS-Journal für Astronomie 57 (Februar 2018), www.astronomie.de/ gemacht wurden. Die mittlere Wellenlän- [5] und auch in Nr. 61 [6] berichtet. Dieser aktuelles-und-neuigkeiten/astrofoto- ge dieser Platten beträgt 840 nm, was sehr Nebel ist offenbar variabel, weil er zur Zeit der-woche/archiv/detailseite/ gut zu meinem Filter und der Empfind- des POSS II und auch danach nicht im Nah- 7-woche-sternhaufen-nichts- lichkeitskurve meines CCD-Sensors passt. infraroten sichtbar war. Viel häufiger findet besonderes/ Auch die moderneren SDSS- und Pan­ man aber, wenn man eine blaugefilterte [4] Formular zum Herunterladen von STARRS-Durchmusterungen mit CCD- und eine rotgefilterte Aufnahme des POSS Ausschnitten des POSS I und POSS II, Sensoren reichen bis ins Nahinfrarote. Hier II mit der eigenen IR-Aufnahme zu einem http://stdatu.stsci.edu/cgi-bin/dss_ sollte man sich auf die Filterbereiche i und Falschfarbenbild kombiniert, dass einige form z konzentrieren. Für meine Zwecke sind die Sterne nicht deckungsgleich aufeinander [5] M. Mrotzek, 2016: „Cepheus A – Fotoplatten des POSS II ideal. Zum einen zu liegen kommen. Das liegt daran, dass Ein Blick ins Infrarote lohnt sich (Teil deckt sich die Tiefe der Aufnahmen im In- sie sich in den etwa 30 Jahren Zeitdifferenz 1)”, VdS-Journal für Astronomie 57 fraroten recht gut mit meinen Aufnahmen weiterbewegt haben. Einige sind Simbad als (II/2016), S. 68 und zum anderen lassen sich aus den einge- Sterne mit hoher Eigenbewegung bekannt, [6] M. Mrotzek (2017): „Cepheus A – scannten und im Internet abrufbaren blau-, viele jedoch nicht. Das wird sich sicherlich Ein Blick ins Infrarote lohnt sich (Teil rot- und infrarotempfindlichen Fotoplatten nach der Auswertung der Messungen des 2)”, VdS-Journal für Astronomie 61 [4] Falschfarbenbilder wie meine oben be- Astrometriesatelliten ändern. (II/2017), S. 46

22 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

Infrarotastronomie – aus wissenschaftlicher Perspektive von Jan Beckmann

Im Jahre 1996 entschieden die Weltraum- agenturen NASA, ESA und CSA gemein- sam, einen Nachfolger für das legendäre Hubble-Weltraumteleskop zu entwickeln. Das „James-Webb Space-Telescope“ (kurz JWST) besitzt ca. 6,5 Meter Hauptspiegel- durchmesser und arbeitet, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, ausschließlich im inf- raroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Wenn es denn in naher Zu- kunft endlich mal startet ...

Infrarotastronomie findet aber auch auf der Erde statt (Abb. 1). Viele moderne Groß- teleskope besitzen Instrumente, welche auf diesen Bereich der Astronomie speziali- 1 Das Large Binocular Telescope LBT, ein Großteleskop mit Kameras und Spektrografen, siert sind. Doch warum sind die Beobach- die auf die Beobachtung im Nahinfraroten spezialisiert sind. Credit: Univ. of Arizona, LBTO tungen im Infraroten wissenschaftlich so interessant, und was gibt es dort für Beson- derheiten? 2 Der Braune Zwerg 2MASS J00001354+ Infrarotstrahlung ist wie das sichtbare Licht 2554180, Spektralklasse auch eine elektromagnetische Strahlung. T4.5, Oberflächen- Allerdings besitzt sie eine größere Wellen- temperatur ca. 1.000 Kelvin. länge als rotes Licht. In der Astronomie 2MASS-Durchmusterung spricht man hier von einem Spektralbe- aus Aladin reich zwischen 750 Nanometern und 20 Mikrometern. Besonders interessant ist das sogenannte Nahinfrarot, also der Wellen- längenbereich zwischen 750 Nanometern und 5 Mikrometern.

Bei der Beobachtung im Infraroten spielen wie im sichtbaren Licht Kontinuumsspek- sich gut mit diesem Modell beschreiben. Je so am hellsten im Nahinfraroten. Ein Bei- tren, allen voran Schwarzkörperspektren, kälter z. B die Oberfläche eines Sterns, des- spiel für einen solchen Braunen Zwerg ist eine große Rolle. Diese Spektren, welche to langwelliger ist also sein Schwarzkörper- das Objekt 2MASS J00001354+2554180, von allen Objekten mit Temperaturen spektrum. welches sich scheinbar neben dem Mira- größer als 0 Kelvin erzeugt werden, kann Stern Z Peg befindet (Abb. 2). man immer eindeutig der Temperatur des So können wir z. B. kältere Objekte mit Hilfe Strahlers zuordnen. Dabei ist einem vor al- der Infrarotastronomie besser beobachten Ein weiterer Vorteil der Beobachtung im lem das Wien’sche Verschiebungsgesetz be- als im sichtbaren Licht. Ein besonderes Bei- Infraroten ist, dass Licht größerer Wellen- hilflich, welches eine Beziehung zwischen spiel dafür ist die Beobachtung von Braunen länge weniger stark von kosmischem Staub der Wellenlänge maximaler Strahlungsin- Zwergen, Objekte größer und schwerer als gestreut wird. Somit werden Objekte für Be- tensität und der effektiven Temperatur des Planeten, aber ohne normale Wasserstoff- obachtungen zugänglich, die im sichtbaren Strahlers beschreibt. Die Strahlung vieler fusion. Sie besitzen Oberflächentempera- Licht nicht beobachtbar sind. Diesen Effekt astronomischer Objekte (z. B. Sterne) lässt turen von unter 2.500 Kelvin und strahlen sieht man sehr gut in der Abbildung 3, im

Journal für Astronomie Nr. 75 | 23 Infrarotastronomie

3 Die „Säulen der Schöpfung“ in M 16, im sichtbaren und infraroten Licht. Credit: NASA, ESA/Hubble und das Hubble Heritage Team

Nahinfraroten sind deutlich weniger Sterne gibt es eine Reihe anderer Emissionslinien, meras und der damit verbundenen Daten- von den Staubsäulen im Adlernebel M 16 die in Gasnebeln vorkommen, so z. B. die reduktion. In einer CCD-Kamera werden verdeckt. Das kann man sich zum Nutzen Bracket-Gamma-Linie des Wasserstoffs mithilfe des photoelektrischen Effekts von machen, um z. B. Sternentstehungsgebiete (Brγ) bei ca. 2.166 Nanometern (Abb. 4). der eintreffenden Strahlung Elektronen im Inneren solcher Staubwolken oder das Diese Aufnahme des Katzenaugennebels aus dem Halbleitermaterial in den Pixeln galaktische Zentrum selbst zu beobachten. NGC 6543 wurde mithilfe einer adaptiven herausgelöst, indem sie die so genannte Neben den kontinuierlichen Schwarzkör- Optik (AO) gemacht, sie korrigiert von der Bandlücke überwinden. Die energieärmere perspektren kommen bei vielen astrono- Atmosphäre deformierte Wellenfronten, infrarote Strahlung besitzt allerdings nicht mischen Objekten außerdem sogenannte um eine höhere Auflösung und somit ein genügend Energie, um dies bei konven- Emissionsspektren hinzu, also Strahlung, schärferes Bild zu erzeugen. Dies funktio- tionellen CCDs mit einer ausreichenden welche z. B. bei atomaren Übergängen von niert besonders gut im Nahinfraroten, dort Effizienz zu tun. Deshalb müssen andere Elektronen entsteht. Durch jeden Über- ist das Seeing im Allgemeinen besser als im Halbleitermaterialien verwendet werden, gang wird Strahlung einer charakteristi- sichtbaren Licht. die eine kleinere Bandlücke haben. Für schen Wellenlänge emittiert. Bekanntestes thermische Elektronen ist es somit viel Beispiel ist die Hα-Linie des Wasserstoffs, Die Beobachtungspraxis ähnelt in vielen einfacher, die Bandlücke zu überwinden, welche bei Amateurastronomen ja vor Punkten jener, die auch im sichtbaren Licht wodurch diese CCDs einen wesentlich hö- allem durch die Astrofotografie von Gas- von Profis und Amateuren durchgeführt heren Dunkelstrom besitzen. Sie müssen nebeln sehr beliebt ist. Im Nahinfraroten wird, z. B. in der Verwendung von CCD-Ka- daher deutlich weiter heruntergekühlt wer-

4 NGC 6543 (Katzenaugennebel) in der Brγ-Linie des Wasserstoffs, 5 Der Quasar 3C 273 mit Jet, luci2-Kamera am LBT. Credit: J. Heidt, aufgenommen vom LBT. Credit: J. Heidt, W. Seifert und W. Seifert und D. Thompson, LBTO D. Thompson, LBTO

24 | Journal für Astronomie Nr. 75 Der Sternenhimmel — im Jahreslauf

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den als eine herkömmliche, in der Amateurastrofotografie verwendete Kamera (z. B. mit flüssigem Stickstoff auf ca. -196 °C). Dadurch wird der Dunkelstrom dieser Sensoren vernachlässigbar, es werden normalerweise keine Dunkel- bilder aufgenommen. Ein besonders großes Problem im Nahinfraroten bei der Beobachtung am Boden ist der Himmelshintergund, selbst an hoch über dem Meeresspiegel gelegenen Orten mit geringer Lichtverschmutzung. Denn neben „normalen“ atomaren Emissionsspektren gibt es im Nahinfraroten zusätzlich auch Strahlung, welche durch die Schwingung und Rotation von Molekülen entsteht. Diese erzeugen einen ganzen „Urwald“ an Spektrallinien, wobei in der Astro­nomie vor allem Kohlenstoffdioxid/-monoxid, Wasser und Methan eine Rolle spielen.

Der Hintergrund muss in der Datenreduktion extrahiert und abgezogen werden. Dafür wird beim Beobachten das Bildfeld zwischen jedem Bild in einem zufälligen Muster bewegt, weit genug, dass sich jedes Objekt im Bildfeld immer an einer an- deren Position auf dem Sensor befindet. Diesen Vorgang, den man gerne auch in der Astrofotografie anwendet, nennt man „Dithering“. Werden die Bilder dann mit geeigneten Algorithmen kombiniert (z. B. Median Kappa-Sigma-Clipping), ohne sie zueinander auszurichten, erhält man ein Bild, welches nur aus dem Hintergrund besteht und somit verwendet werden kann, um diesen von den wissenschaftlichen Bildern abzuziehen. Die reduzierten Objektbilder können nun ausgerichtet mit- einander kombiniert und wissenschaftlich analysiert werden. Natürlich kann im Nahinfraroten auch Spektroskopie betrieben werden. Dieses ist für eine Vielzahl 6 Der gelinste Quasar APM 08279+5255 in 3 sichtbare astronomischer Objekte äußerst interessant, es bedarf aber anderer Methoden, um Komponenten aufgespalten, Aufnahme mit der Kamera den Himmelshintergund zu korrigieren. Dabei werden z. B. gezielt Spektren der luci2 und adaptiver Optik am LBT. Bildautoren: J. Heidt Atmosphäre (so genannte tellurische Spektren) aufgenommen. und J. Beckmann, Landessternwarte Heidelberg

Journal für Astronomie Nr. 75 | 25 7 Der Krebsnebel M 1, aufgenommen am 70-cm-Tele­ skop der Landessternwarte Heidelberg, 12 x 300 s im R- und I-Band, im Bild ist außerdem der (1602) In- diana zu sehen. Bildautoren: J. Beckmann und J. Zoller

8 Der Orionnebel M 42 im Infraroten, Aufnahme der 2MASS-Durchmusterung aus EsaSky; Credit: ESA, eigene Arbeit J. Beckmann

Allerdings gibt es auch Effekte wie z. B. die potential der Linse modelliert. Außerdem (Abb. 7). Sinnvoll ist es allerdings, bre- kosmologische Rotverschiebung, durch kann man durch Beobachtung zeitlicher chende optische Elemente im Strahlengang welche Spektrallinien (bzw. die kompletten Helligkeitsschwankungen der einzelnen zu vermeiden und mit Spiegelteleskopen Spektren astronomischer Objekte) aus dem Komponenten, die oft zeitversetzt auf der zu beobachten. Diese optischen Elemen- sichtbaren oder UV-Licht ins Nahinfrarote Erde ankommen, die Struktur und Dyna- te (Korrektoren, Reduzierungslinsen, …) verschoben werden können. Dies ermög- mik eines weit entfernten Quasars genau sowie viele Refraktoren sind nicht für die licht uns vor allem, weit entfernte Objekte analysieren. Benutzung im Nahinfraroten konzipiert. wie Quasare zu beobachten, die dadurch im Deshalb wird bei der Astrofotografie mit Nahinfraroten besonders hell leuchten. Ein Wenn man von der Beobachtung weit ent- Refraktoren gerne ein UV und IR abschnei- Beispiel dafür ist der sehr bekannte Qua- fernter Quasare mit adaptiver Optik an dender Luminanzfilter verwendet, um sar 3C 273 (Abb. 5), der bereits mit kleinen wissenschaftlichen Großteleskopen hört, große Sternhalos und eine schlechte Abbil- Amateurteleskopen im Sternbild Virgo mag man berechtigterweise denken: Gibt dungsqualität zu vermeiden. beobachtet werden kann. Er besitzt im V- es auch eine Möglichkeit, wie man als Band (grüner Anteil des sichtbaren Lichts) Amateurastronom etwas mit Infrarotas- Möchte man nicht selbst beobachten, gibt eine scheinbare Helligkeit von ca. 13 mag, tronomie anfangen kann? Viele CCD- oder es auch die Möglichkeit im Internet (z. B. während sie im K-Band (ca. 2,2 Mikrome- CMOS-Kameras aus der Amateurastrono- auf der Seite https://sky.esa.int/) im „Ex- ter) bei rund 10 mag liegt. mie sind im Nahinfraroten zwischen 750 plorer“-Modus im Fenster „Select Sky“ und 1.000 Nanometern empfindlich. Vor die Einstellungen „Near-Infrared“ und Aufgrund der hohen Auflösung, die im allem Planetenfotografen benutzen gerne „2MASS color JHK“ auszuwählen und so Nahinfraroten mithilfe der adaptiven Op- IR-Passfilter, die Licht mit einer Wellenlän- die Bilddaten der 2MASS-Himmelsdurch- tik erreicht werden kann, können durch ge von über 700 Nanometern durchlassen. musterung anzuschauen (Abb. 8). den Gravitationslinseneffekt beinflusste Dadurch können das im Nahinfraroten Quasare in ihre einzelnen Komponenten bessere Seeing ausgenutzt und so Struktu- Außerdem kann man sich diese Bilddaten- aufgelöst werden. Oft beugt eine große ren besser festgehalten werden. Solche Fil- bank auch zunutze machen, wenn man elliptische Galaxie das vom Quasar ausge- ter kann man allerdings auch in der Deep- galaktischen Zirrus oder Dunkelnebel im sandte Licht, so dass mehrere Abbildungen Sky-Astrofotografie einsetzen. Besonders Allgemeinen beobachten möchte. Mithil- des gleichen Quasars mit verschiedenen interessant dafür sind Emissionsnebel mit fe der Kataloge des Herschel-Instruments Helligkeiten entstehen können (Abb. 6). Staubstrukturen, denn diese besitzen im „SPIRE“ in der Kategorie „Submillimetre“, Anhand der Geometrie und Helligkeits- Nahinfraroten durch die geringere Extink- einem Wellenlängenbereich zwischen dem verhältnisse der verschiedenen Abbildun- tion andere Strukturen als im sichtbaren fernen Infrarot und der Radioastronomie, gen zueinander werden die Abstände vom Licht oder mit einer Schmalbandpalette kann man diese Strukturen besonders Quasar zur linsenden Galaxie und dem Be- wie [SII], Hα, [OIII]. Beispiele hierfür sind deutlich sehen und so Astrofotos dieser obachter bestimmt und das Gravitations- der Orionnebel M 42 oder Krebsnebel M 1 Objekte planen.

26 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

Der Veränderliche V2007 Cygni – ein Kohlenstoffstern von Peter Riepe

Beginnen wir mit einer Astroaufnahme aus listet, aber auch als IRAS 20043+3508 aus Umfeld in sehr großem Bildmaßstab. Der dem Gebiet 6° südwestlich des Sterns Gam- dem Katalog des Infrared Astronomical Nutzer kann den Bildmaßstab nach Bedarf ma Cygni. Dieses Gebiet ist von interstella- Satellite. Und damit sind wir beim Schwer- variieren. Ferner hat er die Wahl, das darge- rer Materie geprägt. Das Originalfoto von punktthema. Um in einem Astrofoto Inf- stellte Bildfeld im DSS (Digital Sky Survey) Daniel Huber findet man als „Astrofoto der rarotobjekte aufzuspüren, bietet sich der 2 aufzurufen oder im SDSS (Sloan Digital Woche 51/2019“ im gelisteten AdW-Archiv Micron All Sky Survey (2MASS) an. Dieser Sky Survey), dazu auch im 2MASS. Beim [1] für den Monat Dezember 2019 (ankli- nahinf­ rarote (NIR) Atlas ist in Simbad ver- Wechsel innerhalb dieser Surveys bleibt das cken und herunterscrollen). Aus diesem fügbar, integriert im Himmelsatlas Aladin. jeweils gewählte Himmelsfeld stets gleich AdW zeigt jetzt die Abbildung 1 (links) Jeder Interessierte kann Aladin für seine groß. In der Abbildung 1 ist rechts der glei- einen kleinen Ausschnitt. Innerhalb der Zwecke nutzen, egal ob Profi- oder Ama- che Ausschnitt wie links um V2007 Cyg- Dunkelwolke Dobashi 2252 sitzt im Bild- teurastronom. Wie kommt man dahin? ni zu sehen, jedoch als NIR-Bild aus dem zentrum ein nur mäßig heller, aber auffal- 2MASS. Ein intensiver Vergleich lohnt, was lend orange leuchtender Stern. Eine solche Zuerst Simbad aufrufen [2]. In der Kopf- fällt auf? Färbung hat stets astronomische Ursachen. leiste kann Aladin direkt angeklickt wer- Meine Recherchen in Internet und in Fach- den. Praktischer ist jedoch der Weg über Im NIR-Bereich verlieren die Dunkelwol- artikeln ergaben, dass es sich um einen so- die Objektwahl (query by identifier). Ein ken im Vergleich zum optischen Bereich genannten „ Star“ – einen Kohlen- Objekt wird mit seinem Namen oder nach deutlich an Absorptionsvermögen. Zudem stoffstern – handelt (ab hier die Abkürzung Koordinaten in Simbad gewählt, dann er- sind die blauen Sterne in ihrer Helligkeit „C-Stern“, das C steht für Kohlenstoff). scheint eine Seite mit objektbezogenen stark abgeschwächt. Dafür treten kühle Daten. Rechts öffnet sich ein Fenster (Inter- Sterne mit gelber bis rötlicher Färbung zum In der Datenbank Simbad ist dieser C- active AladinLite view), darin erscheint das Teil erheblich heller in Erscheinung. V2007 Stern als Veränderlicher V2007 Cygni ge- gewählte Objekt in seinem unmittelbaren Cygni fällt im NIR besonders durch seine

1 Ausschnitt von 10’ x 10’ aus dem AdW 51/2019 (links, Bildautor: Daniel Huber). In der Bildmitte der orangefarbene Kohlenstoff- stern LD159. Rechts ist der gleiche Ausschnitt gezeigt, jedoch im nahinfraroten Spektralbereich (2MASS-Survey im Himmelsatlas Aladin, Datenbank Simbad).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 27 Infrarotastronomie

2 Lichtkurve von LD159. Die visuelle ist in Abhängigkeit vom Julianischen Datum aufgetragen. Abbildung aus [3].

3 Der C-Stern LMC 297 zeigt ein Bandenspektrum (Grafik: P. Riepe, in Anlehnung an [8]).

sell-Diagramm befinden sie sich auf dem asymptotischen Riesenast, d. h. sie haben in ihrer Entwicklung die Phase als Rote Riesen schon hinter sich gelassen. Ihr cha- rakteristisches Merkmal sind molekulare Absorptionsbanden (Swan-Banden) des

C2 im grünen und blauen Spektralbereich (Abb. 3), dazu Banden des CN im Infra- roten. Was für LD159 gilt, gilt für C-Sterne generell: Sie lassen sich heute auch durch außergewöhnliche Leuchtkraft auf. Ob der 1993 und 1994 und umfasst insgesamt 185 eine prägnante infrarote Emission des Sili- Stern in oder hinter der Dunkelwolke steht, Veränderliche, darunter auch V2007 Cygni. ziumcarbids (SiC) im 11,2-μm-Band nach- muss hier offen bleiben. Messungen erga- Er ist als LD159 (Stern Nr. 159) eingetragen weisen [4]. Die Abbildung 4 zeigt einen ben eine Parallaxe von 0,468 Millibogen- [3]. Dahlmark fand heraus: Der Spektraltyp Profilausschnitt aus dem IR-Kontinuum sekunden, was zu einer Distanz von knapp von LD159 ist M, der Farbindex B-V ist grö- mit vielen Absorptionslinien (Zacken nach 7.000 Lj führt. ßer als 1,8 mag. Auch ohne Farbaufnahmen unten), darin fällt das SiC-Band als Emis- erklären diese Werte bereits die orangerote sion (Zacken nach oben) sofort ins Auge. Unabhängig vom Infrared Astronomical Sternfarbe. Die Periode liegt bei 460 Tagen, Aus allen hier genannten Erscheinungs- Satellite machte sich auch der schwedische wobei die V-Helligkeit zwischen 12,6 und formen des Kohlenstoffs folgt: Der beim Astronom Lennart Dahlmark in seiner 15,1 mag schwankt, wie die Lichtkurve Heliumbrennen fusionierte Kohlenstoff Schaffenszeit in Südfrankreich auf die Su- (Abb. 2) verdeutlicht. wird konvektiv in die äußeren Schichten che nach Veränderlichen. Dazu durchsuch- des Sterns transportiert. Knapp und Morris te er fotografisch mit angepassten Film/ Jetzt noch ein paar fachliche Allgemein- analysierten 25 C-Sterne mit CO-Emission Filter-Kombinationen die nördliche Milch- informationen zu C-Sternen. C-Sterne und fanden einen jährlichen Massenverlust straße. Dahlmarks Katalog basiert auf vier sind alte Sterne im fortgeschrittenen Ent- von etwa 10-7 bis 8∙10-5 Sonnenmassen [5]. Publikationen aus den Jahren 1982, 1986, wicklungsstadium. Im Hertzsprung-Rus- Dieses nach außen hin als Sternwind abge- gebene Material bildet um die C-Sterne he- Tabelle 1 rum eine staubige Hülle, die zwangsläufig das Sternenlicht stark rötet. Ungefähre effektive Temperaturen für die Spektraltypen C0 bis C9 nach [6] in K Sterne des Spektraltyps M zeigen im NIR- Bereich die Absorptionslinien von CaII als C0 C1 C2 C3 C4 C5 C6 C7 C8 C9 Triplett bei 849,8 nm, 854,3 nm und 866,2 4.400 3.800 3.200 2.700 2.600 2.450 2.300 2.200 2.000 1.800 nm. Aus ihrer Stärke lässt sich die Stern- temperatur ableiten. Bei den kühleren C-

28 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

Tabelle 2

IJHKL-Fotometrie für drei veränderliche C-Sterne nach [7] in Größenklassen (mag)

C-Stern Spektralband I J H K L

ST And 6,26 5,29 4,04 3,58 2,82 RY Hya 5,23 4,06 2,93 2,32 1,25 4 C-Sterne zeigen im 11,2-μm-Band eine typische T Cnc 3,86 2,77 1,62 0,87 -0,20 Emission, erzeugt vom SiC-Staub (Grafik: P. Riepe, in Anlehnung an [4]).

Sternen jedoch überlagert genau in diesem [3] L. Dahlmark, 1994: “Light Curves for J = 1-0 Observations”, Astrophys. Bereich eine CN-Bande. Nur die Linie bei New Variable in Cygnus, Lyra J. 292, p. 640 866,2 nm ist ungestört und kann zur Tem- and Vulpecula”, Journal of the Ame- [6] H. B. Richer, 1971: “Some Intrinsic peraturbestimmung verwendet werden. rican Association of Variable Star Properties of Carbon Stars”, Astro- Und so wurden für Kohlenstoffsterne zehn Observers 23, p. 34-63 phys. J. 167, p. 521 (8/1971) infrarote Spektralklassen eingerichtet in [4] F. M. Olnon et al., 1986: “IRAS cata- [7] J. Bergeat, M. Lunel, 1980: “IJHKL der Stufung von C0 bis C9. Es gibt aber kei- logues and atlases. Atlas of low-re- of carbon stars”, Astron. nen Anschluss an das gängige MK-System solution spectra”, Astron. Astrophys. Astrophys. 87, p. 139-141 der Spektralklassen OBAFGKMRN nach Suppl. Ser. 65, p. 607-1065 [8] H. B. Richer, B. E. Westerlund, 1983: Morgan-Keenan. Und doch gibt die Tabelle [5] G. R. Knapp, M. Morris, 1985: “Mass “Carbon stars in Local Group Gala- 1 einen groben Überblick über die ungefäh- Loss from Evolved Stars. III. Mass xies”, Astrophys. J. 264, p. 114-125 ren effektiven Temperaturen der C-Sterne. Loss Rates for 50 Stars from CO

C-Sterne besitzen eine ziemlich hohe Leuchtkraft. In der Tabelle 2 ist dargestellt, wie stark die Helligkeit dreier C-Sterne im NIR-Bereich ansteigt. Für einen mittleren INSERENTEN C-Stern wurde eine Absoluthelligkeit von 144 APM Telescopes, Rehlingen -2,7 Mag gefunden [6]. Das ist das Tau- 37 astronomie.de, Neunkirchen sendfache der Leuchtkraft unserer Sonne. Daher sind C-Sterne gut geeignet, um nicht 11 Astroshop.de nimax GmbH, Landsberg nur in unserer Milchstraße, sondern auch U4 Baader Planetarium, Mammendorf in benachbarten Zwerggalaxien eine mit- 61 Gerd Neumann jr., Entwicklung und Herstellung telalte Sternpopulation nachzuweisen [8]. feinmechanischer & optischer Instrumente 25 Kosmos Verlag, Stuttgart U3 Optical Vision Limited, UK Literatur- und Internethinweise 39 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg (Stand April 2020): Spektrum der Wissenschaft [1] AdW-Archiv: www.astronomie.de/ 81 aktuelles-und-neuigkeiten/astrofoto- Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg Sterne und Weltraum der-woche/archiv/?L=0 [2] Astronomische Datenbank Simbad: U2 Vesting e. K. Fachhandel für Astronomie, Hamburg http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/

Journal für Astronomie Nr. 75 | 29 Infrarotastronomie

Die Mondfinsternis vom 21.01.2019 – analysiert mithilfe einer Vierkanal-Kamera-Fotometrie im visuellen Licht und im Infraroten Teil 1: Methodik von Peter C. Slansky

Dass eine Mondfinsternis nicht nur einen der Nähe der Schattenzentrallinie oder von Zusammen mit Bernd Gährken fuhr ich auf markanten Schatten- und Verfinsterungs- dieser entfernt? Diese Fragen wollte ich mit die 2.576 m hohe Plose, den Hausberg von verlauf zeigt, sondern auch einen markan- Amateurmitteln beantworten. Und es eilte, Brixen im Eisacktal. Auf 2.010 m Höhe fan- ten Farbverlauf ins Rötliche, ist allgemein denn die totale Mondfinsternis am Morgen den wir einen perfekten Beobachtungsplatz bekannt. Das Licht der Sonne wird durch des 21. Januar 2019 war die letzte von Euro- mit Horizontsicht nach Süden und Wes- die Erdatmosphäre nach innen in den pa aus beobachtbare für zehn Jahre (Abb. ten. Meine Instrumentierung bestand aus Kernschatten hinein gebrochen, wobei 1). Das Bild wurde um 06:25 Uhr MEZ, 14 zwei Kameras des Typs Sony a7S, die über besonders die kurzwelligen Anteile durch Minuten nach Finsternismitte, im visuellen einen Flip-Mirror an einem Apochromaten Streuung abgeschwächt werden. Während Licht aufgenommen. Aufgrund der starken 80 mm / 480 mm angebracht waren (Abb. der Totalität ist die Verfinsterung im blau- Verfinsterung im visuellen Licht musste 3). Kamera 1 war unmodifiziert; sie bilde- en Licht daher am stärksten, im grünen kräftig belichtet werden (ISO 3200, t = 2,5 s te das visuelle Spektrum ab, getrennt nach etwas geringer und im roten am gerings- bei Blende 6). In der Folge zeigt das Bild im den Kanälen Blau, Grün und Rot. Bei Ka- ten. Doch wie verhält sich dies jenseits Original über 20 Sterne, der schwächste hat mera 2 war der Infrarot-Sperrfilter entfernt der Grenze des sichtbaren Lichts, z. B. im etwa 12 mag. Im Infraroten (Abb. 2) fällt die worden, stattdessen wurde ein IR-Passfilter Infraroten? Lassen sich die unterschied- Verfinsterung sehr viel geringer aus als im Kodak Wratten 92 (ab 695 nm) eingesetzt, lichen Verfinsterungsgrade in den unter- Visuellen, daher musste weniger stark be- sie bildete den Infrarot-Kanal ab. Mit die- schiedlichen Spektralbereichen getrennt lichtet werden (ISO 800, t = 0,5 s). In der ser Instrumentierung konnte ich eine voll- voneinander messen? Und wie verhält sich Folge sind im Original dieses Bildes – bei ständige fotografische Beobachtungsreihe dieser spektrale Verlauf an unterschied- gleicher Mondhelligkeit – nur zwei Sterne über den gesamten Finsternisverlauf bis lichen Positionen auf dem Mond, z. B. in zu sehen. zum Monduntergang vornehmen. Die Er-

1 Die totale Mondfinsternis vom 21.1.2019, Aufnahmedaten s. Text. 2 Aufnahme im nahen Infrarot am selben Teleskop wie Abb. 1. Bild: Peter Slansky

30 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

gebnisse werden in Teil 2 dieses Artikels präsentiert.

Opto-elektronische Übertragungs- funktion (OECF) Um aus einer fotografischen Aufnahmerei- he eine Reihe fotometrischer Kurven in den vier Spektralbereichen zu gewinnen, muss- te die genaue opto-elektronische Übertra- gungsfunktion der Kamera (englisch: opto- electronical conversion function; OECF) 3 Apochromat 80 mm / 480 mm. Oben am Flip-Mirror befindet sich Kamera 1, eine ermittelt werden. Dies führte mich zu mei- unmodifizierte Sony a7S, für die Spektralbereiche Blau, Grün und Rot. Hinten am Flip-Mirror ner Diplomarbeit zum Fotoingenieur zu- befindet sich Kamera 2 desselben Typs, jedoch mit entferntem IR-Sperrfilter und mit Kodak- rück, in der ich vor 30 Jahren dies erstmals IR-Passfilter Wratten 92 für den Spektralbereich Nahinfrarot. an analogen Fernsehkameras praktiziert hatte. Eine genauere Darstellung findet sich in [1]. Die Methodik lässt sich auch auf heu- pro Feld. Das ist eine logarithmische Ab- den relativen Grad der Verfinsterung ging. tige Digitalkameras anwenden: Unter kon- stufung: Eine Blendenstufe entspricht je- Die OECF gilt unabhängig vom Farb- bzw. trollierter Beleuchtung nimmt man einen weils einer Verdoppelung bzw. Halbierung Spektralbereich. Mithin konnte gemäß der Graustufenkeil auf, ein Testbild mit einer der Belichtung, also Faktor 2 bzw. Faktor Wertetabelle jeder der vier Spektralberei- Reihe von definierten Helligkeitsabstufun- ½. Eine Drittel Blendenstufe entspricht der che – Blau, Grün, Rot und Nahinfrarot – für gen von Weiß zu Schwarz. In einem Bild- 3. Wurzel aus 2, also Faktor 1,25 bzw. der sich fotometriert werden. Dieses Verfahren bearbeitungsprogramm (in meinem Fall 3. Wurzel aus ½, also Faktor 0,8. Blenden- bezeichne ich als „Vierkanal-Kamera-Foto- Photoshop) ermittelt man dann den jewei- stufen sind übrigens leicht in Magnituden Colorimetrie“. Die genauen Spektralemp- ligen digitalen Signalwert im Bild und stellt umzurechnen: 1 Blendenstufe entspricht findlichkeitskurven der Sony a7S sind mir diese Werte in einem Tabellenkalkulations- 0,8 Mag; 1,25 Blendenstufen entsprechen leider unbekannt, doch ist das Ergebnis programm (in meinem Fall Excel) zu einer 1 Mag. dennoch aussagekräftig. Tabelle zusammen. Die Zwischenwerte zwischen zwei Graustufenfeldern werden Der durch den Graustufenkeil abgebilde- Korrektur der Belichtung und der interpoliert. In der Wertetabelle erscheint te Motivkontrast umfasst 20 x 1/3 = 6 2/3 Albedo dann zu jedem Helligkeitswert der dazuge- Blendenstufen. Da der durch die Kamera Der Helligkeitsverlauf einer Mondfinster- hörige Signalwert im Foto als sogenannter übertragbare Kontrastumfang höher ist, nis übersteigt den übertragbaren Kontrast- „Code Value“. mussten zur vollständigen Ermittlung der umfang einer digitalen Kamera bei Weitem, OECF zwei verschieden belichtete Aufnah- daher musste im Verlauf der Mondfinster- Um die Auswertung zu vereinfachen, wur- men des Graustufenkeils gemacht werden. nis die Belichtung ständig angepasst wer- de für die Aufnahmen bewusst das Datei- Die genaue Vorgehensweise zur Ermittlung den. Da die Teleskopöffnung unverändert format JPG gewählt, da es lediglich 8 Bit der OECF ist auf meiner Website abrufbar blieb, geschah dies nur über die Belich- umfasst, d. h. die Code Values 0 bis 255. [2]. Die Abbildung 4 zeigt das Ergebnis, tungszeit und den ISO-Wert. Während Dies machte die Erstellung der OECF- das sich aus der Wertetabelle ergibt: Eine der partiellen Phase wurden zudem mit Wertetabelle „zu Fuß“ noch handhabbar. leicht S-förmige OECF-Kurve mit der rela- beiden Kameras jeweils zwei unterschied- Außerdem ist, anders als bei einer RAW- tiven Belichtung in Blendenstufen auf der lich belichtete Aufnahmen gemacht, um Aufnahme, im JPG-Format die eingestell- X-Achse und den Code Values für die Hel- den großen Kontrast zwischen der hellen te OECF der Kamera fest in die Bilddatei ligkeit von 0 bis 255 auf der Y-Achse. Man und der verfinsterten Mondseite zu über- „eingebacken“. Verwendet wurde ein Grau- könnte diese Messung auch auf absolute brücken. Da sowohl die Belichtungszeit als stufenkeil der Firma Kodak mit 20 Feldern Leuchtdichten kalibrieren, doch verzichte- auch der ISO-Wert linear in die Belichtung mit einer Abstufung von einer 1/3 Blende te ich auf diesen Aufwand, da es mir nur um eingehen, wurden die Variationen dieser

Journal für Astronomie Nr. 75 | 31 Infrarotastronomie

Opto-electronical conversion function of the Sony a75 in photo mode with "standard" gamma

4 OECF (siehe Text) der Sony a7S in der Einstellung „Standard Gamma“ im Dateiformat JPG. Oben und unten sind die beiden unterschiedlich belichteten Aufnahmen des Graustufenkeils zu sehen [2].

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Parameter in der Auswertung jeweils durch Ergebnisse: ein Ausblick nur 1/50 so stark. Das liefert auch die Erklä- einen entsprechenden Korrekturterm be- Über den gesamten Finsternisverlauf von rung, warum in der Abbildung 2 gegenüber rücksichtigt. Ebenfalls korrigiert wurden 03:43 bis 07:28 Uhr MEZ wurden insgesamt der Abbildung 1 – bei gleicher Mondhellig- die unterschiedlichen Werte der Albedo 45 Fotos im Visuellen und 38 im Infraroten, keit – so viel weniger Sterne zu sehen sind. der Mondoberfläche in den Messfeldern in getrennt in den sieben Messfeldern jeweils den vier Spektralbereichen. Auf diese Weise in den vier Spektralbereichen, ausgemes- Ich bedanke mich herzlich bei meinem Co- startet jede der vier fotometrischen Kurven sen, was insgesamt 869 Messwerte ergab. Beobachter Bernd Gährken, der sehr zur bei Blende 0 und zeigt den zeitlichen Ver- Die Ergebnisse folgen im zweiten Teil dieses Konzeption und Realisierung beigetragen lauf der Finsternis für das jeweilige Mess- Artikels im nächsten Heft 76. Hier nur ein hat. feld über die Zeit im jeweiligen Spektralbe- kurzer Ausblick: Die Abweichungen zwi- reich in negativen Blendenstufen. schen den Messfeldern auf der Mondober- fläche sind zum Teil überraschend groß Internethinweise (Stand April 2020): Messfelder – nicht nur in Bezug auf die Helligkeit, son- [1] P. C. Slansky, D. Möllering, 1993: Meine Messmethode für Mondfinsternisse dern auch auf die Differenzen zwischen den „Handbuch der professionellen Video- ist fotometrisch weniger exakt als integrale Spektralbereichen. Im Durchschnitt über aufnahme“, edition filmwerkstatt, Messungen mit einem Fotometer [3]. Dafür alle sieben Messfelder war die maximale Essen ermöglicht sie aber erstens, die Fotometrie Verfinsterung des Mondes im Blau mit -16,1 [2] P. C. Slansky, Webseite: http:// in verschiedenen Spektralbereichen sowie Blendenstufen am stärksten; das entspricht slansky.userweb.mwn.de/bereiche/ zweitens, die Ermittlung der räumlich-zeit- einem Verfinsterungsgrad von 1:70.000. astronomie/aufnahmetechniken/ lichen Verteilung der spektralen Hellig- Gefolgt wurde sie von -15,7 Blendenstufen bilder/oecf_sony_a7s_photo.pdf keitswerte auf der Mondoberfläche. Hier- im Grün (1:53.000) und -14,0 Blendenstu- [3] N. Hernitschek, E. Schmidt, M. Voll- „ zu wurden auf der Mondoberfläche sieben fen im Rot (1:16.000). Im Nahinfrarot be- mer, 2009: Lunar eclipse photometry: Messfelder definiert, die jeweils einzeln für trug die maximale Verfinsterung dagegen absolute luminance measurements jede Aufnahme und für jeden der vier Spek- nur -10,5 Blendenstufen (1:1.440). Damit and modeling“, in: Applied Optics tralbereiche getrennt ausgewertet wurden. lag die Verfinsterung im Infraroten um 5,6 01/2009 (www.researchgate.net, Blendenstufen geringer als im Blau, das ist 27.7.2019)

Impression

Mond bedeckt Venus

Er kam leise und auf schlanken Sohlen, um sich die helle Schöne zu holen … blass und visuell nur noch im Rotfilter zu erkennen, schlich sich am 19.06.2020 der Mond an die nach der unteren Konjunktion am 03.06. schon wieder fülligere Venussichel heran, um sie etwa eine Stunde lang unserem Anblick zu entziehen. Aufnahme von Bernd Flach- Wilken mit einem 178-mm-Refraktor, DERF-Wärme­schutzfilter, ASI 174MM ab 9:49 Uhr MESZ.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 33 Infrarotastronomie

Den Schleier lüften – Galaxienfotografie im Infraroten von Manfred Mrotzek

Manche Galaxien entziehen sich sehr er- folgreich den neugierigen Blicken der Sterngucker und Astrofotografen. Hinter einer dicken Staubschicht verborgen sind sie visuell und auf Luminanz- oder RGB- Aufnahmen kaum erkennbar und erst bei infraroten Wellenlängen sichtbar. Zwei prominente Vertreter solcher Galaxien sind Maffei 1 und Maffei 2 in der Kassiopeia, etwas südlich des bekannten Emissions- nebels Sh2-190 (gemeinhin auch als Herz- nebel bezeichnet oder als IC 1805 – das ist aber nur der offene Haufen in dem Nebel) und mitten in der Milchstraße gelegen. Ge- hört hatte ich von diesen Galaxien schon vor etlichen Jahren, aber nie so richtig nach den Positionen gesucht. Aber dann rückte ein Ereignis sie plötzlich ins Rampenlicht, und mein IR-Passfilter spielte dabei eine besondere Rolle. 1 Maffei 2 (UGCA 39, LEDA , SH2-197, Weinberger 21). Aufnahme vom 02.11.2016, Refraktor Falscher Alarm 140 mm/150 mm, Atik 460EX, Belichtungszeit 13 x 10 min mit IR-Pass-Filter IR807. Im Herbst 2016 erhielt ich die Mitteilung, (Bild: Manfred Mrotzek) dass in der Galaxie Maffei 2 möglicherwei- se eine Supernova explodiert sei. Ich konn- te damals mit Aufnahmen durch einen IR- vaexplosion in unserer Galaxie sein musste Infraroten bei etwa 2 μm Wellenlänge viel Passfilter zeigen, dass es sich bei dem Ereig- [1]. Meine Recherchen zu Maffei 2 hatten heller als im Visuellen ist, sondern bereits nis keineswegs um eine Supernova in Maffei ergeben, dass diese auch LEDA 10217 und schon im Nahinfraroten bei etwa 850 nm 2 handeln konnte, sondern dass es eine No- UGCA 39 genannte Galaxie nicht nur im deutlich heller als im Roten ist. Im Visuel-

2 Maffei 2 im Vergleich. Links: POSS II auf infrarotempfindlicher Fotoplatte bei etwa 840 nm. Mitte: CCD-Aufnahme bei etwa 850 nm (Manfred Mrotzek), rechts: 2MASS im J-, K- und L-Band bei 1,25 μm, 1,65 μm und 2,2 μm.

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len und Blauen ist sie so gut wie überhaupt nicht sichtbar. Da kam mir doch mein IR- Passfilter, der ab etwa 807 nm Wellenlänge das nahe infrarote Licht durchlässt, sehr ge- legen. Das Licht einer Supernova in Maffei 2 hätte durch den Staub in der Milchstraße genauso wie das restliche Licht der Galaxie mit ihren Sternentstehungsgebieten und offenen Sternhaufen geschwächt werden und genauso gerötet erscheinen müssen. Ein Falschfarbenbild aus der IR-Aufnah- me (Rotkanal) und zwei Luminanzauf- nahmen (Grün- und Blaukanal) zeigte die vermeintliche Supernova aber türkis, Maf- fei 2 dagegen wie erwartet rot. Damit war die vermeintliche Supernova im Visuellen deutlich heller als im Infraroten und damit kein Objekt in Maffei 2.

Galaxien im Infraroten Durch diese Geschichte wurde mein Inte- resse an Galaxien im Infraroten geweckt. Das nächste Ziel war eine länger belichtete Aufnahme von Maffei 2, um die Struktur, 3 Maffei 1 (UGCA 34, Sh2-191, LBN 659, Weinberger 19). Aufnahme vom 02.09.2018, die Form zu zeigen. Anfang November Refraktor 140 mm / 750 mm, Atik 460EX, Belichtungszeit 12 x 10 min mit IR-Pass-Filter IR807. 2016 war der Himmel mal wieder klar, so (Bild: Manfred Mrotzek) dass sich eine Infrarotaufnahme lohnte. Nach etwas über zwei Stunden Belichtungs- zeit waren die hellsten Teile der Galaxie gut Kerns sind in meiner Aufnahme einige dif- tische Riesengalaxie, vor der sich westlich sichtbar, insbesondere der von Süden ha- fuse Flecke sichtbar. Sie stellen sich in der des Kerns eine Staubwolke abzeichnet. kenförmig sich im Westen um Maffei 2 her- 2MASS-Aufnahme als helle, diffuse infra- Diese soll aber ein Vordergrundobjekt [3] umwindende Galaxienarm (Abb. 1). Weiter rote Flecke dar und sind offenbar Sternent- in unserer eigenen Galaxie und nicht etwa südlich davon existieren noch schwache stehungsgebiete, vermutlich große offene Reste einer zerrissenen Zwerggalaxie sein, Ausläufer der Galaxie, die in meiner Auf- Sternhaufen. Maffei 2 wird durch den vor- die sich Maffei 1 gerade einverleibt hat. nahme nicht recht herauskommen wollen. gelagerten Staub in der Milchstraße um 7 Würde UGCA 34 nicht hinter den dicken Der Vergleich (Abb. 2) mit Aufnahmen [2] bis 8 Größenklassen abgedunkelt. Staubwolken der Milchstraße liegen, wäre der Durchmusterungen POSS II bei einer sie um 3 bis 4 Größenklassen heller und Wellenlänge von etwa 0,84 μm, 2MASS Die Galaxie Maffei 1 befindet sich weniger eine der hellsten Galaxien am Himmel. bei einer Wellenlänge von etwa 2 μm und als ein Grad östlich von Maffei 2. Das bot Auf jeden Fall ist sie die uns am nächsten Pan-STARRS bei einer Wellenlänge bis etwa die Möglichkeit, eine Aufnahme von Maffei gelegene elliptische Riesengalaxie in einer 1 μm lässt vermuten, dass diese schwachen 1 (auch als UGCA 34 bezeichnet) mit der nicht genau bekannten Entfernung. Schuld Ausläufer erst bei größeren Wellenlängen Aufnahme von Maffei 2 zu einem Mosaik daran ist der Staub. Die Astronomen strei- als 1 μm deutlich sichtbar werden. Im Nor- (Abb. 4) zu verbinden. Allerdings erstellte ten um ein paar Millionen Lichtjahre Dif- den sind kaum Details erkennbar. Auch ich die Aufnahme von Maffei 1 erst zwei ferenz. Sind es knapp 10 oder 15 oder doch die Pan-STARRS-Aufnahme wirkt dort Jahre später mit einer Belichtungszeit von fast 20 Millionen Lichtjahre bis zu Maffei 1 nicht sehr strukturiert. Nordöstlich des 2 Stunden (Abb. 3). Maffei 1 ist eine ellip- und Maffei 2? Unterschiedliche Auswerte-

Journal für Astronomie Nr. 75 | 35 Infrarotastronomie

methoden selbst derselben Messdaten des Weltraumteleskops Hubble führen zu ek- latant unterschiedlichen Resultaten [4]. Im Fall der kleinsten Entfernung würden die Maffei-Galaxien eine Gruppe mit IC 342 bilden, in den anderen Fällen würden sie eine eigene, weiter entfernte Gruppe dar- stellen.

Maffei 1 wird von uns aus gesehen von den Sternen des nicht sehr auffälligen offenen Haufens Czernik 11 umgeben, hauptsäch- lich im Westen. Der Haufen ist ca. 1.300 Lichtjahre entfernt und soll über 700 Mit- glieder umfassen [5]. Südlich und ein we- nig westlich von Maffei 1 ist ein schwacher Schimmer erkennbar. Das ist die ebenfalls nur im Infraroten sichtbare Galaxie PGC 166068, eine Zwerggalaxie, die ebenfalls zur Gruppe um Maffei 1 gehört.

Es geht auch mit einer Farbkamera Meine Aufnahmen wurden alle mit einer monochromen CCD-Kamera erzielt. Aber die Fotografie von Galaxien (und natür- lich auch anderen Objekten) im Infraroten funktioniert auch mit einer DSLR, also einer Farbkamera. Man muss dafür den IR-Sperr- filter ausbauen, was wohl klar sein dürfte und auch für die Fotografie im Licht des ionisier- ten Wasserstoffs vonnöten ist. Die Farbfilter der Bayermaske auf den Pixeln des Sensors lassen interessanterweise alle im Infraroten Licht durch. Was bei der Farbfotografie als Leck gewertet wird, ist für die Infrarotfoto- grafie die große Chance. Werner E. Celnik hat bei [6] für die Canon 450 D gefunden, dass die Farbfilter im Infraroten recht unter- schiedliche Durchlasskurven haben. Da- durch empfangen die rot-, grün- und blau- gefilterten Pixel bei den meisten infraroten

4 Zweifachmosaik von Maffei 1 (oben) und Maffei 2. Aufnahmedaten siehe Abb. 1 und 3. Norden ist links.

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5 Maffei 1 und 2, Coloraufnahme in zwei Nächten am 29. und 30.10.2019, belichtet insgesamt 8,6 Stunden am Newton 200 mm / 800 mm mit Canon 700Da bei ISO 400 ohne Filter (Bild: Werner E. Celnik).

Wellenlängen unterschiedlich viel Licht. Aber jenseits von ca. 850 nm sind die Intensitäts- verläufe in allen drei Farben fast identisch. Bei einer Wellenlänge von etwa 870 nm wird noch eine Quanteneffizienz von 13-14% der maximalen Quanteneffizienz erreicht.

Nun heißt es, fleißig belichten, damit in der Summe genügend Intensität auf dem Sensor ankommt und um Galaxien im Nahinfraroten mit einer DSLR darstellen zu können. Dass das funktioniert, zeigen die Abbildungen 5 und 6. Die Abbildung 5 ist eine ge- wöhnliche Farbaufnahme von Maffei 1 und Maffei 2 unter Verwendung eines IR-Sperr- filters. Werner hat dafür 8,6 Stunden mit einem Newton (f/4) belichtet. Von der helle- ren Galaxie Maffei 1 ist ein diffuser rötlicher Fleck sichtbar, von Maffei 2 ein rötlicher Schimmer mehr zu erahnen. Die Abbildung 6 zeigt dasselbe Bildfeld, das in immerhin vier Nächten mit einem Refraktor (f/7,3) 16,3 Stunden lang durch einen Filter RG850 belichtet wurde. Jetzt treten die Galaxien prächtig hervor. Das Ergebnis ist durchaus mit meiner Aufnahme (Abb. 4) vergleichbar. Da geht also auch mit einer DSLR-Kamera etwas. Und wer die Abbildungen 5 und 6 genau vergleicht, findet auch die Sterne, die im Nahinfraroten deutlich heller als im Visuellen sind.

Schwierige Klassifikation Etwas kurios muten die Alternativbezeichnungen von Maffei 1 und Maffei 2 an. Maf- fei 1 wird als Sh2-191 und LBN 659 gelistet, Maffei 2 als Sh2-197. Sh2 steht bekannt- lich für den zweiten von Stewart Sharpless erstellten Katalog heller Nebel auf den rot- empfindlichen Fotoplatten des POSS I aus den 1950er-Jahren. Diese Objekte sind in der Regel Emissionsnebel, die im roten Hα-Licht leuchten. Auch Beverly T. Lynds hat die Nebel in ihren Katalog heller Nebel aufgenommen. Die wahre Natur dieser Nebel wurde erst 1968 von dem Mann entdeckt, dessen Namen die Galaxien seitdem tragen. Paolo Maffei war einer der ersten, die den Himmel mit hypersensibilisierten infrarot- empfindlichen Fotoplatten fotografierten. Erst sie zeigten Maffei 2 als Balkenspirale. Solche Fehlklassifikationen kommen häufiger vor. Die Objekte behalten dann trotzdem die irreführenden Katalogbezeichnungen, obwohl sie wegen der Fehlklassifikationen nicht zu den Objekttypen dieser Kataloge gehören.

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iopscience.iop.org/article/ 10.3847/2041-8213/aafee6/pdf „ [5] A. L. Tadross et al., 2018: The first Charge Coupled Device photometry of the poorly studied clusters Teutsch 126 & Czernik 11”, Astron. Nachr. 339, S. 698-704, www.researchgate. net/publication/330783881_The_ first_Charge_Coupled_Device_ photometry_of_the_poorly_studied_ 6 Maffei 1 und 2, Nahinfrarotaufnahme in vier Nächten von Oktober bis Dezember 2019, clusters_Teutsch_126_Czernik_11 „ belichtet 49 x 1.200 s (16,3 Stunden) am Refraktor 150 mm / 1.100 mm mit IR-modifizierter [6] C. Maurer, 2009: Measurement of the Canon 6D bei ISO 800 mit 2-Zoll-Filter RG850 (Bild: Werner E. Celnik). spectral response of digital cameras with a set of interference filters“, Thesis, Univ. Köln, S. 52, „ Fazit [4] G. S. Anand et al., 2019: The Distance www.image-engineering.de/content/ Ein IR-Passfilter lässt Objekte, die durch and Motion of the Maffei Group”, library/diploma_thesis/christian_ vorgelagerten Staub stark gerötet sind, Astrophys. J. 872, L4, https:// mauer_spectral_response.pdf deutlicher hervortreten. Ganz besonders auffällig ist dieser Effekt bei den Galaxien Maffei 1 und Maffei 2 im Sternbild Kassio- peia, die im visuellen Spektralbereich, den IMPRESSUM der Luminanzfilter abdeckt, kaum sichtbar VDS-JOURNAL FÜR ASTRONOMIE sind. Bei Wellenlängen von 800-1.000 nm Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) offenbaren sie sich fast in ihrer vollen Grö- Hier schreiben Sternfreunde für Sternfreunde. ße und zeigen bereits Strukturen. Wer noch einen Platz im Filterrad frei hat, sollte ihn Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) an einen IR-Passfilter vergeben und sich Geschäftsstelle: Postfach 1169 | 64629 Heppenheim | GERMANY so den nahinfraroten Himmel erschließen. Telefon: +49 62 52 78 71 54 | Fax: +49 62 52 78 72 20 Und wer ein bisschen mit verschiedenen [email protected] | www.vds-astro.de IR-Filtern probieren mag, kann alternativ Redaktion: Dietmar Bannuscher, Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier, auch mit einer DSLR zu schönen Ergebnis- Sven Melchert. Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fachgruppen-Redakteure und sen kommen. VdS-Mitglieder Bearbeitung von Bildern und Grafiken: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Literatur- und Internethinweise Gestaltung/Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin (Stand: Februar 2020): Anzeigen: Kullmann & Matic GbR, [email protected] [1] M. Mrotzek, 2017: „Eine Supernova Litho und Druck: Kullmann & Matic GbR, Stuttgart in der Kassiopeia?“ VdS-Journal für Vertrieb: Werner Teutsch GmbH, Laudenbach Astronomie 62, III/2017, S. 42 Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint viermal pro Jahr und ist im Mit- [2] Sky Atlas Aladin Desktop V10: gliedsbeitrag von 40,- E (EU) und 45,- E (außerhalb der EU) bzw. ermäßigt 25,- E https://aladin.u-strasbg.fr/aladin.gml pro Jahr enthalten. „ [3] R. Buta, M. L. McCall, 2003: Maffei 1 Beiträge: Beiträge für die Rubriken der VdS-Fachgruppen werden erbeten an die with the Hubble Space Telescope”, Redakteure der Fachgruppen (Adressen siehe unter www.vds-astro.de). Astron. J. 125, p. 1150-1163, Andere Beiträge senden Sie bitte an die VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, https://iopscience.iop.org/ 64629 Heppenheim, E-Mail: [email protected]. article/10.1086/367789/pdf

38 | Journal für Astronomie Nr. 75 Der König der Planeten aus ungewöhnlicher Perspektive JANUAR Erde im Maximum der 7 Uhr: Mond Mars 1,5 Grad Mond 5 Grad Mond bei Merkur in größ- Perihel Quadrantiden und Venus tief nordwestlich südöstlich von Aldebaran ter östlicher 0,9833 AE im Südosten von Uranus Mars und Hyaden Elongation (Abend) 153 2 3 41 5 6 7 8 9 10 11 2 12 13 14 15 16 17 18 3 19 20 21 22 23 24 25 4 26 27 28 29 30 31 fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so    

01.01. Neujahr · 06.01. Heilige Drei Könige

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Detaillierter Blick auf die Dreiecksgalaxie FEBRUAR Mond 5,5 Grad Mond südwestlich bei M 44 von Mars (Praesepe) 2021 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so    

15.02. Rosenmontag · 16.02. Fastnacht · 17.02. Aschermittwoch

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DER NEUE BILDKALENDER

Dolchartige Aschefontäne durchstößt die Erdatmosphäre MÄRZ Mars Merkur Merkur in Mond und Frühlingsanfang bei den nahe bei größter westl. Mars bei um 10:37 Uhr Plejaden Jupiter, SO Elongation den Hyaden MEZ 19 2 3 4 5 6 7 810 9 10 11 12 13 14 15 11 16 17 18 19 20 21 22 12 23 24 25 26 27 28 29 13 30 31 mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi    

20.03. Frühlingsanfang · 28.03. Beginn der Sommerzeit HIMMEL UND ERDE 2021 Copyright © 2020 by WEINGARTEN Sterne und Weltraum präsentiert im Bildkalender »Himmel und Erde« 13 herausragende Motive aus der astronomischen Forschung. Sie stammen aus verschiedenen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums wie dem sichtbaren Licht oder dem Infrarotlicht. Die Aufnahmen zeigen die Aschefontäne eines Vulkanausbruchs, den Astroiden Bennu, Eta Carinae, den jungen Stern PDS 70, den Jupiter und weitere Himmelsregionen und -objekte.

Superstar Eta Carinae, ein Sterngigant in der Milchstraße NOVEMBER Uranus in Opposition, Mondsichel Maximum der Maximum partielle Maximum des Südlichen und Venus am Nördlichen der Mondfinsternis Tauriden-Stroms Südwesthorizont Tauriden Leoniden (morgens) 144 2 3 4 5 6 7 845 9 10 11 12 13 14 15 46 16 17 18 19 20 21 22 47 23 24 25 26 27 28 29 48 30 mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di    

01.11. Allerheiligen · 11.11. Martinstag · 14.11. Volkstrauertag · 17.11. Buß- und Bettag · 21.11. Totensonntag · 28.11. 1. Advent Zusätzlich bietet der Kalender wichtige Hinweise auf die Copyright © 2020 by WEINGARTEN herausragenden Himmelsereignisse 2021 und erläutert ausführlich auf einer Extraseite alle auf den Monatsblättern abgebildeten Objekte.

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Der blaue Planet vom Mond aus gesehen DEZEMBER Totale Sonnen- Venus 8 Gr. Mond bei Jupiter Maximum des Winteranfang Maximum Mondsichel finsternis, in Europa WNW der und Saturn Geminiden- um 16:59 Uhr des Ursiden- 8 Grad westlich unsichtbar Mondsichel (Abend), SW Stroms MEZ Stroms von Mars, SO 148 2 3 4 5 649 7 8 9 10 11 12 13 50 14 15 16 17 18 19 20 51 21 22 23 24 25 26 27 52 28 29 30 31 mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr sa so mo di mi do fr    

05.12. 2. Advent · 06.12. Nikolaus · 08.12. Mariä Empfängnis (A) · 12.12. 3. Advent · 19.12. 4. Advent · 21.12. Winteranfang · 24.12. Heiligabend · 25./26.12. Weihnachten · 31.12. Silvester

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Dunkelwolken im Nahinfraroten – Dobashi 3135 von Werner E. Celnik

Auf die Dunkelwolke Dobashi 3135 bin ich lich des Sterns SAO 32880 (8,8 mag) und Die Extinktion in Dobashi 3135 während der Beobachtungen der Superno- 14 Bogenminuten südlich von SAO 32863 Auf Dobashis Karte für den Farbexzess va SN2017eaw in der Galaxie NGC 6946 im (9,1 mag). Die Galaxie NGC 6946 steht 1,7° von 91° bis 104° galaktischer Länge und Mai 2017 (zur SN siehe [1]) aufmerksam nordwestlich und die HII-Region IC 1396 3° bis 13° Breite (Seite 196 in [2]) ist 3135 geworden, als ich meine neue für Infrarot- etwa 7° östlich. 1,5° nordöstlich von Do- als kleiner Knoten am südlichen Ende von fotografie modifizierte Canon 1300D mit bashi 3135 befindet sich die große Dunkel- Barnard 150 zu erkennen. In der Abbildung einem Infrarotfilter RG 850 testete. wolke Barnard 150 (B 150). Die Abbildung 35 auf Seite 93 in [2] wird die Dunkelwolke 1 zeigt das betreffende Himmelsgebiet. Do- identifiziert. Dobashi gibt für das Zentrum

Im Atlas und Katalog von Dunkelwolken bashi 3135 deckt eine Himmelsfläche von der Dunkelwolke 3135 einen AV-Wert von von Kazuhito Dobashi [2] auf Seite 280 ist knapp 86 Quadratbogenminuten ab und ist (5,12 ± 0,15) mag an. D. h. ein hinter der die Dunkelwolke unter der Nummer 3135 damit viel kleiner als die Fläche des Mondes Dunkelwolke befindlicher Stern der Hellig- mit den galaktischen Koordinaten Länge am Himmel. keit mV = 10,0 mag wird im V-Band um 5,1 95° 32’ und Breite +09° 58’ aufgeführt. Sie mag geschwächt und erscheint als Stern der befindet sich im Sternbild Cepheus bei Rek- Die Beschreibung der Lage von Dobashi Helligkeit mV = 15,1 mag. Die Extinktion h m tasz. 20 45 und Dekl. +58° 59’ (2000.0), 3135 ist deshalb so ausführlich, weil sie im Aλ bei einer bestimmten Wellenlänge λ ist 2,8° südlich des 3,4 mag hellen Sterns Eta visuellen Licht eher unauffällig erscheint. stark von der Wellenlänge abhängig:

Cephei, genauer 10 Bogenminuten west- B 150 ist da viel markanter. Aλ ~ 1 / λ

1 Das Himmelsareal um die Dunkelwolke Dobashi 3135 im Sternbild Cepheus, aufgenommen in 5 Nächten von Juli bis November 2017, Kameras: Canon 5D MkII und 1300D IR-modifiziert mit OWB-Filter, Objektiv Canon 1:2,8 / 200 mm (Arbeitsblende 3,5), Gesamtbelichtung 9,5 Stunden, Beobachtungsort Rheinberg. Die Bildfeldgröße ist 10,4° x 6,9°. Dobashi 3135 liegt in der Bildmitte.

40 | Journal für Astronomie Nr. 75 2 RGB- und NIR-Aufnahmen von Dobashi 3135 mit 200 mm Brennweite aus 2017. Links von oben nach unten: B-Kanal aus dem Colorbild, R-Kanal aus dem Colorbild, NIR-Aufnahme mit IR850-Filter. Rechts von oben nach unten: Colorbild (RGB), Colorbild kombiniert mit NIR-Bild. Unten rechts Bildausschnitt mit Markierung der Dunkelwolke Dobashi 3135.

Dieser Zusammenhang gilt bis auf eine Bei der Interpretation von Aufnahmen oder von der Eigenfarbe her blaue Stern deutlich Anomalie im UV-Bereich. Jedenfalls ist die fotometrischen Messungen kommt zur rei- stärker gerötet (und schwächer) erscheinen Extinktion für Nahinfrarotlicht (λ ≈ 880 nen Extinktion jedoch noch der Spektral- als der bereits tiefrote Stern, dessen Licht nm) bereits um den Faktor 1,6 geringer als typ des betreffenden Sterns hinzu: Ein Stern von der interstellaren Extinktion weniger im V-Bereich (λ = 550 nm). Das entspricht vom Spektraltyp M hat sein Strahlungsma- stark beeinflusst wird. „Rot“ erscheinen für Dobashi 3135 einem ANIR von 3,2 mag. ximum im tiefroten Licht. Ein Stern vom dann von der Erde aus beide Sterne. Aufnahmen im NIR zeigen also mehr Ster- Spektraltyp B jedoch weit im blauen Licht. ne in den abgebildeten Dunkelwolken als Sind beide Sterne im Visuellen gleich hell Streulicht in Dobashi 3135 im visuellen Licht. und stehen benachbart hinter der Dunkel- Die interstellare Extinktion durch Staub be-

wolke bei demselben AV-Wert, so wird der ruht auf Absorptionsprozessen und vor al-

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3 Vergleich des Colorbildes (R-G-B) von Dobashi 3135 mit der Bildkombination NIR- Kleiner Exkurs zum Thema interstellare Extinktion R-(GB), Aufnahmen mit 200-mm-Teleob- Unter [3] ist eine sehr gute Zusammenfassung zu diesem astrophysikalischen Thema jektiv und jeweils 4,7 Stunden Belichtung für zu finden, natürlich auch in den Standardwerken, z. B. [4]. RGB und NIR. Bildfeldgröße ist 1,3° x 1,6°. Die interstellare Extinktion bewirkt die Abschwächung des Sternlichtes durch Streu- ung und Absorption, abhängig von der Menge des Staubes, durch die das Licht zum Beobachter hindurch muss. Sie verfärbt (rötet) das Sternlicht durch Verlust kurzwel- lem auf Streuungsprozessen, bei denen die ligerer Strahlung auf dem Lichtweg durch die Staubwolke. Ein Maß für die Rötung ist Staubteilchen kurzwelligeres Licht stärker der Farbexzess E Dieser ist definiert als in alle Richtungen streuen als langwelligeres B-V.

Licht, ähnlich wie beim Sonnenuntergang EB-V = (B-V ) – (B-V)0 die Erdatmosphäre die Sonne rötet. Aber wo Dabei ist (B-V) die „Eigenfarbe“ des Sterns und (B-V) die beobachtete Farbe. Die bleibt dann das weggestreute Licht? 0 Eigenfarbe ergibt sich aus der Differenz seiner absoluten Helligkeiten im B- und V- Band M und M Absorption bedeutet Aufheizung des Stau- B V (B-V)0 = MB – MV bes. Diese Erwärmung des Staubes auf eine Zur Erinnerung: Als absolute Helligkeit wird die Helligkeit eines Objektes definiert, Temperatur von 10 bis 100 K wird durch in der es erscheint, wenn es in 10 (= 32,6 Lichtjahre) Entfernung steht. Die Infrarot-Satellitenmessungen bestätigt (z. B. absolute Helligkeit M der Sonne beträgt z. B. +4,83 Mag, ihre scheinbare Helligkeit IRAS), die die Re-Emission im fernen V dagegen m = -26,74 mag. Infra­rot beobachten: Der Staub erscheint V hell. Dieser Effekt kann bei den hier be- Die visuelle Extinktion AV in Größenklassen ist ein Maß für die Staubmenge in der trachteten „kurzen“ IR-Wellenlängen von Sichtlinie und wird auf das V-Band bezogen (λ = 550 nm). Man hat seit Langem fest- deutlich unter 1.000 nm noch nicht beob- gestellt, dass das Verhältnis zwischen der visuellen Extinktion AV und dem Farbexzess achtet werden. EB-V konstant ist [3]: AV / EB-V = 3,2 ± 0,2 Extinktion bedeutet, dass das gestreute Die durchschnittliche Extinktion in der Milchstraßenebene, in der sich die Staubwol- Sternlicht seinen Weg durch die Dunkel- ken konzentrieren, beträgt wolke sucht und irgendwo wieder austritt. AV = 1 mag ∙ d/kpc Dies ist dann zu beobachten, wenn die Hier ist d die Länge der Sichtlinie (Distanz) zum Stern, gemessen in Kiloparsec. Ein Dunkelwolke zum Reflexionsnebel wird. Stern in der Entfernung von 1 kpc in der Milchstraßenebene wird im V-Band dem- nach um etwa 1 Größenklasse geschwächt. Senkrecht zur Milchstraßenebene verrin- Aufnahmen mit Teleobjektiv gert sich der Durchschnittswert von AV auf 0,2 mag ∙ d/kpc. Der Test startete mit Aufnahmen mit einem

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Canon-Teleobjektiv EF 1:2,8/200 mm. Als Kamera diente eine Canon 1300 D, im örtli- chen Fachhandel als Sonderangebot erwor- ben, im März 2017 für Infrarot modifiziert durch Astro-Shop [5]. Als Vorsatzfilter vor dem Objektiv wurde ein im Fotofachhan- del erworbener „IR850“-Filter (Original- Bezeichnung des Filterglases von Schott: RG 850) mit 72 mm Einschraubgewinde verwendet. Coloraufnahmen wurden mit derselben Kamera ohne den IR-Filter, aber mit einem Original-White-Balance-Filter (OWB) gefertigt.

Die Coloraufnahmen wurden in vier Näch- ten von Juli bis Oktober 2017 mit Arbeits- blende 3,5 belichtet, huckepack auf einem Refraktor 150 mm/1.100 mm auf parallak- tischer Montierung (GM2000 von 10Mi- cron), sozusagen als „Beifang“ langbrenn- weitiger Aufnahmen mit dem Refraktor. Nachführkorrekturen mit einem Auto- guider waren nicht erforderlich. Da mein Beobachtungsstandort sehr hell ist (Klein- stadt-Zentrum Rheinberg), beschränkten sich die Einzelbelichtungszeiten auf 120 s, aufsummiert auf 7,8 Stunden. In der Abbil- dung 2 ist oben rechts das Summenbild dar- gestellt. Der helle Stern am oberen Bildrand ist . In der Bildmitte die Galaxie NGC 6946 und der Sternhaufen NGC 6939. Die Dunkelwolke Dobashi 3135 befindet sich am Südende der markanten, ausge- 4 Vergleich des Colorbildes von Dobashi 3135 (R-G-B, Newton 200 mm / 800 mm, Canon dehnten S-förmigen Dunkelwolke Barnard 700Da, ohne Filter 6,9 Stunden belichtet in 3 Nächten) und der Bildkombination (NIR+R)-G-B. 150 links im Bild. Aufnahme im NIR mit Refraktor 150 mm / 1.100 mm, Canon 1300D-IR, IR850-Filter, 13,5 Stun- den belichtet in 3 Nächten im Oktober und November 2017. Die Schwarzweiß-Aufnahmen zeigen zum Vergleichen auf der linken Seite der Ab- bildung 2 v.o.n.u. den Blaukanal und den Das NIR-Bild wurde am 27.07.2017 mit deren, weil die Kombination von Kamera- Rotkanal aus dem Colorbild, darunter das derselben Kamera-Ojektiv-Kombination sensor und IR-Filter eine sehr viel geringere NIR-Bild. Man sieht bereits, dass die Dun- gewonnen wie das Colorbild. Allerdings Lichtmenge auf den Sensor gelangen lässt kelwolken im blauen Licht deutlich ausge- wurde ohne OWB-Filter, dafür mit dem als mit dem OWB-Filter, der eigentlich prägter erscheinen als im roten Licht. Das IR850-Filter 74 x 6 min belichtet, deut- nur die Modifizierung des Kamerasensors NIR-Bild lässt die Dunkelwolken nur noch lich länger als beim Colorbild. Zum einen, rückgängig macht. Zur Kombination des erahnen. weil der Himmel im NIR deutlich dunkler NIR-Bildes mit dem Colorbild wurden zu- erscheint als im visuellen Licht, zum an- erst beide Aufnahmen manuell in Ebenen

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5 R-Kanal des Colorbildes von Dobashi 3135 (oben), NIR-Bild (Mitte) und Differenzbild NIR – R (unten). Die infrarothellen Sterne treten deutlich hervor. Selbst helle blaue Sterne sind im Differenzbild nahe- zu verschwunden.

zeigt deutliche Unterschiede im Detail: Im am Rand der Dunkelwolke. Die NIR-Auf- gesamten Bildfeld und vor allem im Gebiet nahme wurde mit dem 150-mm-Refraktor der Dunkelwolke Dobashi 3135 treten nun und der Canon 1300 D-IR gewonnen. zahlreiche rote Sterne zutage, die im alten Colorbild in einer anderen Farbe, schwä- Natürlich ist das Auflösungsvermögen im cher oder überhaupt nicht erkennbar sind. teleskopischen Bild gegenüber dem Teleob- Sterne in der Dunkelwolke mit einer visuel- jektiv-Bild viel besser, wodurch z. B. in der len Helligkeit von 15 bis 16 mag erscheinen Dunkelwolke auch schwächere Objekte im im NIR geschätzt 3 bis 5 Größenklassen NIR erfasst werden, die im RGB-Bild nur heller. Das passt zum Wert des von Dobashi extrem lichtschwach oder gar nicht erkenn-

gemessenen Extinktionsparameters AV von bar sind. Aber es treten nun auch Struktu- 5,1 (s. o.). ren in der Dunkelwolke hervor. Die Dun- kelwolke ist auch nicht mehr „dunkel“ im Eine Strukturänderung innerhalb der Dun- Sinne von schwarz. Sie ist in der Bildkom- kelwolke ist hier (noch) nicht erkennbar, bination deutlich gelblich-rötlich verfärbt. die Aufnahmen sind noch zu verrauscht Womöglich das oben erwähnte Streulicht und der Maßstab zu klein. von eingebetteten Sternen.

Aufnahmen mit Teleskop Wie der Unterschied zwischen dem R-Ka- Wie gestaltet sich das Erscheinungsbild, nal des Colorbildes und dem NIR-Bild bei wenn größere Aufnahmeinstrumente ein- etwa 880 nm Wellenlänge tatsächlich ist, gesetzt werden, hier zum Beispiel ein voll- verdeutlicht die Abbildung 5. Die infra- apochromatischer Refraktor von Takahashi rothellen Sterne treten im Differenzbild mit 150 mm Öffnung und 1.100 mm Brenn- (unten) deutlich hervor. Selbst helle blaue weite und ein preiswerter Newton mit 200 Sterne sind im Differenzbild erwartungs- mm Öffnung und 800 mm Brennweite? gemäß nahezu verschwunden, z. B. PPM in Photoshop aufeinander ausgerichtet und 38826 oder SAO 32922. auf die gemeinsame Bildfläche beschnitten. Die Abbildung 4 zeigt oben das Colorbild Ein neues Colorbild wurde zusammenge- (R-G-B), aufgenommen mit dem 200-mm- Fazit setzt: Das Mittel aus G- und B-Kanal des Newton und astro-modifizierter DSLR Ca- Nahinfrarot-Astrofotografie lohnt sich, alten Colorbildes wurde in den neuen B- non 700 Da ohne Einsatz von Filtern. Das gleich mit welchem Beobachtungsinstru- Kanal kopiert, der R-Kanal aus dem alten schöne helle blau/blassgelbe Doppelstern- ment, ob Teleobjektiv oder Teleskop hoher Colorbild in den neuen G-Kanal, das NIR- paar in der Bildecke links unten sind die Güteklasse. Man lernt eine Menge über die Bild in den neuen R-Kanal. Da als Ergebnis SAO-Sterne 32922 (6,9 mag, Spektraltyp abgelichteten Himmelsobjekte. Wirkungs- ein recht unansehnliches Falschfarbenbild B9) und 32917 (7,8 mag, Spektraltyp K0). voll und auch sehr eindrucksvoll sind Auf- entstand, wurde die Farbbalance des neuen Der blassgelbe mittelhelle Stern direkt am nahmen, die in verschiedenen Wellenlän- Colorbildes NIR-R-(GB) willkürlich ange- westlichen Rand der Dunkelwolke ist PPM genbereichen des Spektrums mit gut defi- passt (s. Abb. 2 Mitte rechts). Rechts unten 38826 (9,2 mag, K0). Er steht wahrschein- nierten Filtern gewonnen werden sollten, in der Abbildung 2 ist ein Bildausschnitt lich VOR der Dunkelwolke, denn er ist nicht damit der Unterschied zwischen R/G/B dargestellt, um das Ergebnis bezogen auf gerötet – im Gegensatz zu den beiden Ster- und NIR auch deutlich wird. Vom Prinzip die Dunkelwolken besser zu erkennen. nen nördlich (3UC299-143136, mV = 13,7 her lassen sich solche Aufnahmen auch

Hier ist auch die Position von Dobashi 3135 mag) und südlich (3UC298-143543, mV = quantitativ auswerten, um z. B. veränder- markiert. 14,3 mag) von PPM 38826, die im unteren liche Sterne und Nebel fotometrisch zu ver- Bild, der Bildkombination (NIR+R)-G-B, folgen. Dazu vielleicht ein Beitrag in einer Der Vergleich zwischen dem Colorbild und so extrem rot und relativ zu den anderen der folgenden Ausgaben des VdS-Journals dem (RGB+IR)-Bild in der Abbildung 3 Sternen viel heller erscheinen. Sie stehen für Astronomie.

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Literaturhinweise und Internetlinks (Stand 17.04.2020): [1] K.-O. Detken, 2018: „Feuerwerk in der Feuerwerksgalaxie: Supernova-Ausbruch in der Spralgalaxie NGC 6946“, VdS-Journal für Astronomie 66 (III/2018), S. 27-29 „ [2] K. Dobashi, 2011: Atlas and Catalog of Dark Clouds Based on the 2 Micron All Sky Survey“, Publ. Astron. Soc. Japan 63, S1-S362, https://academic.oup.com/pasj/article/63/sp1/S1/2898206 [3] L. Baudis, 2007: „Interstellare Materie und Sternentstehung“, Physikalisches Institut Ib, RWTH Aachen, www.physik.uzh.ch/~lbaudis/astroph 0607/lecture11_180107.pdf [4] Th. Neckel, 1989: „Die Milchstraße und ihre Objekte“, in: G. D. Roth (Hrsg.), „Handbuch für Sternfreunde“, Band 2, S. 471ff, Springer Verlag [5] Astro-Shop Vesting eK: www.astro-shop.com

Erkundung des Unsichtbaren von Peter Remmel

Für mich faszinierend war beim Wechsel Die Erkenntnis, dass man mit einer CCD- mit einem IR-Passfilter Aufnahmen im von der visuellen Astronomie in die CCD- Kamera auch ins für das menschliche Auge nahen Infraroten mit einer solchen Kame- Astronomie die Tatsache, dass nach nur Unsichtbare schauen kann, kam mir erst ra gut möglich. Der nahe Infrarotbereich wenigen Sekunden Belichtungszeit Details nach einigen Monaten. Denn mit jeder L- (NIR) reicht per Definition von 780 nm sichtbar wurden, die ich visuell so niemals (oder RGB-) Filter-Aufnahme verliere ich (= 0,78 μm) bis 2,5 μm [1], andere Quellen hatte wahrnehmen können. für die Kamera erfassbare Informationen, geben bis zu 5 μm an. So bewegt man sich schneiden diese Filter doch alle Informa- zwar nur in den unteren knapp 300 nm des Klar kannte ich die wunderschönen Bilder tionen oberhalb von 700 nm gnadenlos ab. umfassenden NIR-Bereiches, aber immer- der Astrofotografie-Szene und daher auch Die absolute Quanteneffizienz des mono- hin im NIR. diesen Effekt. Aber irgendwie sind die ers- chromen KAF8300-Sensors ist aber auch ten Ergebnisse aus der eigenen Sternwarte, oberhalb von 700 nm mit 40% immer noch Spannend fand ich das insofern, dass ich zumindest für mich, dann doch etwas an- recht hoch. Erst bei ca. 1.050 nm läuft beim mit meiner Kamera Dinge erfassen konnte, deres gewesen. KAF8300 die QE gegen Null. Ab diesem die für das menschliche Auge absolut nicht Wert ist der CCD-Sensor blind. Somit sind mehr zugänglich sind.

80 min Ha 35 min IR-Pass

1 NGC 2024 in zwei Variationen: links Hα-, rechts IR-Passfilter. Aufnahmedaten: C14 mit Hyperstar (f/1,9), Kamera: QHY 9, Montierung: Omegon pro Taurus GM-60

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Ok, jeder Stern leuchtet auch im infraroten einem IR-Passfilter zu fotografieren. Be- Fazit Bereich und wird somit mit einem solchen reits nach 2,25 Stunden sah ich in meinem Ein IR-Passfilter ist sicherlich eine interes- Filter, sofern er nicht in einer Dunkelwolke Bild mehr Sterne in B 168 als in Fabians sante Ergänzung zur eigenen Astrofotoaus- liegt, kaum anders aussehen als im Bereich 29,4-Stunden-Aufnahme. Das Licht der rüstung; zumal der Preis unter dem eines bis 700 nm. Je nach Spektraltyp schwächer Sterne innerhalb dieser Dunkelwolke wird Schmalbandfilters liegt, der Spaßfaktor da- oder auch heller als im Visuellen. im visuellen Beobachtungsbereich so stark für aber sehr hoch sein kann. gedämpft, dass diese Sterne auch auf länger Aber die Sterne in den Dunkelwolken oder belichteten Aufnahmen unsichtbar blei- Ich hatte mir einen 685-nm-Filter ge- z. B. Braune Zwerge sind mit einem solchen ben. Dagegen zeigt sich, dass die Wolke für kauft, weil ich befürchtete, dass mit einem Filter angesagte Ziele, denn hier nehmen IR durchlässig ist und das „NIR-Licht“ der IR-Passfilter von 785 nm Kantenlage oder Kameras mit einem IR-Pass-Filter Dinge darin scheinbar verborgenen Sterne ihren höher nichts mehr auf dem CCD-Sensor auf, die im visuellen Bereich nicht mehr Weg auf den Kamerasensor findet. aufgezeichnet wird. Das ist wohl bei einer wahrnehmbar wären. Öffnung von 14 Zoll eine unberechtigte Be- Jetzt muss man dazu sagen, dass meine Auf- fürchtung gewesen, ich würde heute einen Vergleiche im Flammennebel nahme mit f/1,9 und Fabians Aufnahme 785-nm-Filter oder vielleicht sogar einen So zeigten meine Versuche im Bereich des mit f/7,2 gemacht wurde. Wenn man dies Filter mit über 800 nm nehmen. Flammennebels NGC 2024 schon, was die berücksichtigt, sind die beiden Aufnahmen Sternabbildung betrifft, einen deutlichen von der relativen Belichtung nicht sehr weit Unterschied. Die IR-Pass-Aufnahme (Abb. auseinander. Doch wenn man die unter- Literatur- und Internethinweise 1) zeigte im Vergleich zu einer länger be- schiedlichen Empfindlichkeiten der CCD- (Stand: 10.04.2020): lichteten Hα-Aufnahme deutlich mehr Sensoren oberhalb und unterhalb von 700 [1] Max- Planck-Institut für Radioastro- Sterne im Nebel. Aber auch die Nebelstruk- nm berücksichtigt, sollte Fabians Aufnah- nomie, Homepage: „Einteilung des tur zeigt sich verändert. me eigentlich deutlich mehr Informationen elektromagnetischen Spektrums“, enthalten. Das ist nicht der Fall. www.mpifr-bonn.mpg.de/563197/ Vergleiche in der Dunkelwolke B 168 einteilung „ Fabian Neyers fantastisches APOD-Bild von Schöner ist Fabians Aufnahme aber ganz [2] F. Neyer, 2012: Cocoon Nebula Wide IC 5146 [2] (Kokon-Nebel) brachte mich auf ohne Zweifel. Den Vergleich sieht man sehr Field“, NASA Astronomy Picture of die Idee, den in diesem Bild auch zu sehen- gut in der Abbildung 2. the , https://apod.nasa.gov/ den Dunkelnebel Barnard 168 einmal mit apod/ap120913.html

2 Dunkelwolke B 168 bei IC 5146. Oben: Bild von Fabian Neyer, unten: Bild von Peter Remmel, Aufnahmedaten: 27 x 5 min, C14 mit Hyperstar (f/1,9), Kamera: QHY 9, Montierung: Omegon pro Taurus GM-60

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Infrarot-Astrofotografie mit einer DSLR? von Werner E. Celnik

Astrofotografen, gleich ob Wissenschaft- ler oder Amateurastronomen, versuchen stets, die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Astrofotografie aus- zuschöpfen: sei es die Wahl des Standortes, die Art und Größe des Instrumentes, der Ka- mera, die Gesamtbelichtung eines Himmels- objektes bis hin zur Bildbearbeitung. Warum nicht auch bei dieser Lichtwellenlänge?

Bleiben wir bei den Amateuren. Diesen ste- hen im Gegensatz zu den Wissenschaftlern aus Kostengründen nur in den seltensten Fällen Kameras mit erweiterten Empfind- 1 Relative spektrale Transmissionskurve eines typischen Kameraobjektives, lichkeiten im ultravioletten oder infraroten blaue Punkte: nach [4], rote Punkte: extrapoliert Licht zur Verfügung. Amateure müssen in der Regel mit handelsüblichen, relativ kostengünstigen Kameras mit CCD- oder limeter“-Bereich von 350 bis 1.000 Mikro- UV-durchlässigen Quarzgläsern, kann der CMOS-Sensoren zurechtkommen. Aber metern Wellenlänge an. Effekt geringer ausfallen. In der weiteren auch mit diesen lässt sich etwas anfangen! Betrachtung gehen wir von Linsenoptiken Wir beschäftigen uns hier nur mit dem aus, da auch z. B. Newton-Teleskope oder Amateur-Astrofotografen setzen bereits NIR-Bereich und bewegen uns hierin auch Schmidt-Cassegrains Linsenelemente ent- vor allem in der Planetenfotografie sehr nur am kurzwelligen Rand zwischen 800 halten können (Korrektoren). häufig „exotische“ Filter ein, wie zum Bei- und 1.000 nm Wellenlänge. spiel UV-/Violettfilter für die Fotografie Im konkreten Fall der NIR-Fotografie be- der Strukturen in der Venusatmosphäre [1], Die Optik deutet dies einfach längere Belichtungszei- Methan-Filter für Strukturen in den Atmo- Besitzer von Teleskopen mit reinen Spie- ten gegenüber einer reinen Spiegeloptik. sphären von Jupiter oder Saturn [2], oder geloptiken sind fein raus: Alle Lichtwellen- Nahinfrarotfilter für die Marsfotografie [3]. längen werden gleich gut im Brennpunkt Der Kamerasensor Alles Objekte, die im Teleskop sehr hell er- vereinigt. Theoretisch, wenn die optischen Wir wollen mit einer DSLR Astrofotografie scheinen. Flächen die ausreichende Genauigkeit be- im NIR betreiben. Inzwischen gibt es han- sitzen. Jedenfalls hängt die Abbildung nicht delsübliche Kameras mehrerer Hersteller Aber wie sieht es bei lichtschwachen Deep- von der Lichtwellenlänge ab, außer natür- (Canon, Nikon, Sony …), die bei Amateur- Sky-Objekten aus, bei der Milchstraße, lich beim Auflösungsvermögen. Astrofotografen zum Einsatz kommen. Sternen, Dunkelwolken und Gasnebeln? Der Autor ist Besitzer einiger Modelle von Hier müssen wir uns etwas mit dem techni- Bei Linsenoptiken, gleich ob Refraktoren Canon und daher beschränken wir uns schen Hintergrund auseinandersetzen. oder Fotoobjektive, macht uns die unter- hier auf diesen unter Sternfreunden wohl schiedliche Durchlässigkeit (Transmis- immer noch verbreitetsten Kameratyp. Ab- Was ist Infrarot? sion) für Licht verschiedener Wellenlänge weichungen bei Sensoren anderer Kamera- Nach [4] lässt sich der Spektralbereich der einen Strich durch die Rechnung. Je länger hersteller scheinen gering zu sein. Infrarotstrahlung in drei Unterbereiche der Lichtweg durch Glas, umsoweniger aufteilen: Nahes (NIR, von 800 bis 5.000 Licht gelangt auf den Kamerasensor. Im Die CMOS-Sensoren handelsüblicher nm Wellenlänge = von 0,8 bis 5 Mikrome- UV ist der Effekt extrem, im NIR immer- „normaler“ Kameras für die Tageslicht- ter), Mittleres (MIR, von 5 bis 30 Mikro- hin bemerkbar, vgl. die Abbildung 1 (nach Fotografie sind nicht infrarotempfindlich. meter) und Fernes Infrarot (FIR, 30 bis 350 [4]). Bei größeren Glasdicken wird der Warum nicht? Vor den eigentlichen Sensor Mikrometer). Es schließt sich der „Submil- Effekt stärker, bei Spezialgläsern wie z. B. wird durch den Hersteller ein IR-Sperrfil-

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2 Relative spektrale Empfindlichkeit in den Farbkanälen R, G und B des CMOS-Sensors in der Kamera Canon EOS 450 D ohne IR-Sperrfilter (nach [5]), die Kurven wurden extrapoliert für Wellenlängen größer als 900 nm. Die relative Transmission von optischem Glas vor dem Sensor (Abb. 1) wurde berücksichtigt. Die wichtigsten Emissionslinien von Gasnebeln sind mit ihren mittleren relativen Stärken angegeben (nach [7]).

3 Empfindlichkeitskurven der drei Farbkanäle des CMOS-Sensors (aus Abb. 2) und Transmissionskurven einiger handelsüblicher Filter.

tersystem gesetzt, der das langwellige Licht ter ausgebaut wird (s. z. B. [6]). Eine Canon IR-Sperrfilter in der Kamera erreicht, durch jenseits von ca. 650 nm Wellenlänge sperrt. EOS 6D wird dadurch zu einer astro-modi- den so genannten „IR-Umbau“ (s. ebenfalls Deshalb lassen sich mit einer „normalen“ fizierten 6Da, mit der diese Emissionsnebel z. B. [6]). Interessant für unseren Fall ist DSLR keine Wasserstoffemissionsnebel fotografiert werden können. Der CMOS- hier die sehr ähnliche Empfindlichkeit aller fotografieren, die vor allem in der roten Sensor ohne jeden Filter ist jedoch auch drei Farbkanäle ab ca. 850 nm Wellenlän- Hα-Linie bei 656 nm Wellenlänge strahlen. noch für weitaus längere Lichtwellenlängen ge. Ab ca. 1.000 nm Wellenlänge sinkt die Abhilfe schafft hier eine Astro-Modifika- empfindlich, vgl. die Abbildung 2 (nach Empfindlichkeit des Sensors auf nahe Null. tion der Kamera, bei der einer der Sperrfil- [5]). Dies wird nach der Entfernung aller

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4 Resultierende Empfindlichkeitskurven der Farbkanäle R, G und B aus der Kombination Sensor-Empfindlichkeit und Transmission eines Filters RG 685.

5 Resultierende Empfindlichkeitskurven der Farbkanäle R, G und B aus der Kombination Sensor-Empfindlichkeit und Transmission eines Filters RG 850.

Die Wahl eines IR-Filters Transmissionskurven einiger handelsüb- 742 in der Abbildung 3. Bandpassfilter sind Für Aufnahmen im NIR-Bereich des Spek- licher Filter. Es ist zwischen so genannten mit dünnsten Metallschichten bedampfte trums müssen die kurzwelligeren Spektral- „Kantenfiltern“ und „Bandpassfiltern“ Interferenzfilter, die einen definierten Wel- bereiche durch optische Filter ausgeblendet (BP) zu unterscheiden. Kantenfilter sind lenlängenbereich durchlassen und für kür- werden. Dafür steht auf dem Markt eine gro- Farbgläser, sie besitzen eine Transmissions- zere und längere Wellenlängen sperren, wie ße Auswahl zur Verfügung. Die Abbildung kurve, die für kürzere Wellenlängen sperrt die Kurve für den Filter BP RG 642 in der 3 zeigt neben den Empfindlichkeitskurven und für längere Wellenlängen durchlässig Abbildung 3. Da in unserem Fall der Ka- der drei Farbkanäle des CMOS-Sensors die ist, wie z. B. die Kurve für den Filter RG merasensor für Wellenlängen jenseits von

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Tabelle 1

Verschiedene Filterkombinationen mit dem CMOS-Sensor der Canon 450D-Kamera

Filter Mittelwerte RGB R : G : B Emax λc/nm HWB/nm Äquivalentbreite/nm

RG 685 0,282 794 147 42 3,0 : 1,9 : 1,0 grafischen Praxis muss mit diesen Kameras bei gleich gutem Himmel mit dem RG 850 BP RG 642 0,381 761 116 48 8,1 : 3,0 : 1,0 etwa genauso lang belichtet werden wie mit RG 742 0,270 818 124 33 1,7 : 1,5 : 1,0 einem schmalbandigen Hα-Filter von 12 nm RG 850 0,117 878 87 10 1,0 : 1,0 : 1,0 Bandbreite.

Relative Werte für maximale Empfindlichkeit Emax, Zentralwellenlänge λc, Im Vergleich sind die resultierenden Daten Halbwertbreite der Glockenkurve HWB, Äquivalentbreite und das Verhältnis für einige Filter in der Tabelle 1 aufgeführt. der Empfindlichkeiten in den resultierenden RGB-Kanälen Mit einem RG 850 muss etwa 4,2-mal so lang belichtet werden wie mit einem RG 685, dafür liegt die Zentralwellenlänge der 1.000 nm unempfindlich ist, genügt für die Empfindlichkeitskurve zu einer Glocken- Kombination Sensor-Filter des RG 850 mit Sperrung kurzer Wellenlängen ein relativ kurve mit recht schmaler Halbwertbrei- 878 nm viel weiter im NIR als die des RG preiswerter Kantenfilter. te, allerdings nur noch mit einer relativen 685. Den „IR 850“ gibt es im Fotohandel Maximal-„Empfindlichkeit“ von rund in Fassungen mit Gewinde in vielen Grö- Die Kombination Sensor und Filter 13%. Mit diesem Filter ist der Effekt der ßen, aber nicht als Clipfilter zum Einsetzen Um die für die fotografische Praxis wichti- NIR-Fotografie gegenüber dem R-Kanal in Kameragehäuse. Im Astrofachhandel ge resultierende Empfindlichkeit für eine des Sensors jedoch recht groß. In der foto- gibt es jedoch einen Kantenfilter „IR 807“ bestimmte Sensor-Filter-Kombination zu als Clipfilter. Der IR-Effekt ist mit diesem finden, werden Sensor-Empfindlichkeit Filter etwas geringer als beim RG 850. Die und Transmission multipliziert. Die Abbil- Tabelle 2 Firma Astronomik ist jedoch in der Lage, dung 4 zeigt die resultierenden Empfind- Johnson-Farbsysteme vom UV bis ins IR als Sonderanfertigung ein angeliefertes lichkeitskurven der Farbkanäle R, G und (nach [8, 9]) und die Einordnung des Filterglas RG 850 in einen Clipfilter einzu- durch die Kombination CMOS-Sensor/ B aus der Kombination Sensor-Empfind- bauen. RG850-Filter aufgespannten Bandes lichkeit und Transmission eines Filters RG Band λ / nm Δλ / nm 685. Die Wasserstofflinien werden nicht c Die Einordnung in das astro- mehr erfasst, nur noch einige schwächere Johnson-System klassisch nomische Johnson-Filtersystem Schwefellinien. Die drei Farbkanäle zeigen Die Tabelle 2 führt die Filter im Johnson- U 366 54 höchst unterschiedliche Äquivalentbrei- Farbsystem auf, welche auch heute noch ten (= Flächen unter den Glockenkurven). B 436 98 vielfach für astronomische Fotometrie ver- Ein Farbbild würde rötlich erscheinen. In V 545 88 wendet werden, auch wenn z. B. moderne der Abbildung 5 ist die Kombination der Satelliten- und andere wissenschaftliche R 641 147 Sensor-Empfindlichkeit und eines Kanten- Teleskope leicht abweichende oder ganz filters RG 850 dargestellt. („RG 850“ ist die I 798 150 andere Filtersysteme verwenden. Eine Bezeichnung des Farbglases der Fa. Schott, RG850+CMOS 878 87 gute Zusammenfassung ist z. B. bei [8] zu im Handel gehen die Bezeichnungen etwas finden. Die Vielfalt der Filtersysteme ver- Johnson-Glass-IR-System durcheinander: Es gibt den sehr preiswer- (2,2m-Tel. ESO/La Silla) deutlicht auch die Darstellung in [9]. Ge- ten Filter in vielen Größen unter der Be- rade im Inf­raroten ist die Definition von zeichnung „IR 850“.) Die Kurven für die J 1.240 202 Farbsystemen sehr problematisch, weil drei Farbkanäle sind fast identisch – in der H 1.630 368 die durch Wasserdampf bedingten atmo- Praxis ergibt sich bei Astroaufnahmen mit K 2.190 511 sphärischen Fenster oft kleiner sind als die meinen IR-modifizierten Kameras 1300D Filterbandbreiten. Das in diesem Beitrag und 6D ein nahezu farbneutrales Bild mit L 3.780 1.050 definierte NIR-Band mit einer Zentralwel- einem nur leichten Rot- bis Magentastich. M 4.660 570 lenlänge von 878 nm und einer Bandbreite Die Kantenlage des Filters führt mit der N 8.360 510 von 87 nm liegt also zwischen dem I- und zu langen Wellenlängen hin abfallenden J-Band nach Johnson, wenn auch recht na-

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he beim I-Band. Mit diesen Daten ist dann Nebel NGC 2261. Wir können „Pretty Pic- sogar eine NIR-Fotometrie auf DSLR-Auf- tures“ aufnehmen durch Kombination von nahmen möglich. RGB-Farbaufnahmen mit NIR-Aufnah- men – solche unechten Farbaufnahmen in Anwendungsmöglichkeiten im verschiedenen Farbpaletten können reiz- Deep-Sky-Bereich voll sein. Interessant sind da v. a. Gebiete NIR-Fotografie wird überall dort interes- mit verschiedenen Arten von Objekten sant, wo wir dichte interstellare Materie nebeneinander, z. B. Kombinationen von vorfinden. Die interstellare Extinktion Reflexions-, Emissions- und Dunkelnebeln durch Staub nimmt vom UV und blauen [10, 11]. Außerdem ist NIR-Fotometrie von Licht in extremer Weise zum IR hin ab. Im Sternen in und am Rand von Dunkelwol- Staubband der Milchstraßenebene werden ken möglich. entfernte Galaxien sichtbar, weil ihre Infra- Einige dieser Anwendungen sind in weite- rotstrahlung durch interstellare Staubwol- ren Beiträgen in dieser Ausgabe des VdS- ken durchkommt. In lokalen großflächigen Journals für Astronomie dargestellt. Dunkelwolken wie auch in kompakten Globulen sehen wir plötzlich tiefrote Ster- Ein Fazit ne mit hoher interstellarer Extinktion, die Nahinfrarot-Astrofotografie ist auch für im Visuellen kaum oder gar nicht erkenn- Amateure möglich und eröffnet ein weites bar waren. Ähnliches gilt für entfernte Beobachtungsfeld, welches den Sternfreun- Galaxien, in deren eigenen Staubbändern den erst seit wenigen Jahren zur Verfügung wir Riesensterne aufspüren können. In va- steht. Alles, was in Ergänzung zur „nor- riablen Nebeln in der Milchstraße werden malen“ Astrofotografie nötig ist, sind eine Strukturveränderungen nachweisbar, wie Kamera ohne Infrarot-Sperrfilter und ein im Visuellen z. B. in Hubbles Variablem spezieller Infrarot-Durchlassfilter.

Literatur- und Internethinweise (Stand April 2020): [1] W. Bischof, Homepage: „Venusfotografie“, www.magicviews.de/venus.htm [2] S. Kowollik, Homepage: www.silvia-kowollik.de/astro/Firewirecam/methanbandfilter.htm [3] W. E. Celnik, 2019: „Meine Mars-Opposition 2018“, VdS-Journal für Astronomie 70 (3-2019), S. 25-30 [4] C. Scorza, O. Fischer, nach 2009: „SOFIAs unsichtbares Weltall, Handbuch zum Infrarotkoffer für die Schule mit Experimenten zum selber Durchführen“, Univ. Stuttgart und Deutsches Sofia-Institut, www.dsi.uni-stuttgart.de/dokumente/infrarot/ experimente/00_Handbuch-IR-Koffer.pdf „ [5] C. Maurer, 2009: Measurement of the spectral response of digital cameras with a set of interference filters“, Thesis, Univ. Köln, S. 52, www.image-engineering.de/content/library/diploma_thesis/christian_mauer_spectral_response.pdf [6] G. Neumann, Homepage: „EOS Umbau“, www.gerdneumann.net/deutsch/service/umbauservice.html [7] G. D. Roth (Hrsg.), 1989: „Handbuch für Sternfreunde“ Bd. 2, Springer Verlag, S. 651 „ [8] M. S. Bessell, 2005: Standard Photometric Systems“, Ann. Rev. Astron. Astrophys. 43, p. 293-336, www.astro.caltech.edu/~george/ay122/Bessel2005ARAA43p293.pdf [9] Wikipedia: „Photometrische Systeme“, https://en.wikipedia.org/wiki/Photometric_system [10] M. Mrotzek, 2016: „Cepheus A – Ein Blick ins Infrarote lohnt sich, Teil 1“, VdS-Journal für Astronomie 57 (II/2016), S. 68-70 [11] M. Mrotzek, 2017: „Cepheus A – Ein Blick ins Infrarote lohnt sich, Teil 2“, VdS-Journal für Astronomie 61 (II/2017), S. 46-49

Journal für Astronomie Nr. 75 | 51 Infrarotastronomie

Mineraliensuche auf dem Mond – Mondfotografie in mehreren Spektralbereichen von Wolfgang Bischof

Ein völlig anderer Blick auf den Mond! delsüblichen in der Amateurastronomie aus Sauerstoff zur Versorgung einer Mond- Multispektrale Untersuchungsmethoden gebräuchlichen Filtern (hier UV, B, G, R basis gewinnen könnte, andererseits weil werden überall dort angewendet, wo ein und IR) untersucht werden können. Wegen Titan auch als Rohstoff interessant ist. In direkter Zugriff nicht möglich ist. Deshalb der Winkelabhängigkeit des Reflexionsver- Gesteinsproben, die von den Apollo-Astro­ wird die Reflexionsspektroskopie [1] zur mögens benötigt man Aufnahmen um die nauten zur Erde gebracht worden sind, hat Fernerkundung von Mineralienvorkom- Zeit des Vollmondes herum, wenn der Re- man Titananteile bis zu 12% gefunden. In men in unzugänglichen Gebieten und im flexionswinkel nahe bei 180° liegt. der Abbildung 1 erkennt man sofort, dass Sonnensystem eingesetzt. Reflexionsspek- Ilmenit vor allem im UV und im NIR (Nah- tren sind charakteristisch für die reflektie- In der Abbildung 1 erkennt man zunächst, infrarot) einen nennenswerten Beitrag zur renden Materialien, die auf diesem Wege dass der Reflexionsgrad, also die Albedo (!) Luminanz besteuern kann. Im roten Spek- identifiziert werden können. Solche Spek- vom UV bis zum tiefen Rot mit zunehmen- tralbereich spielt es dagegen nur eine ge- tren können auch auf der Mondoberfläche der Wellenlänge ansteigt. Der Mond muss ringere Rolle. Leider ist selbst im UV und gewonnen werden. Heute wird dies mit Hil- also im roten Spektralbereich eine wesent- NIR der Beitrag des Minerals Plagioklas, fe von Hightech-Spektrometern realisiert lich höhere Albedo als im blauen Spektral- ein Kalk-Natron-Feldspat, wesentlich grö- [2], die in Mondorbitern installiert sind. In bereich besitzen und demzufolge visuell ßer, so dass eine sichere Identifikation von begrenztem Maße kann man aber auch mit eine rötlichbraune Farbe haben. Diese Tat- Ilmenit zunächst unmöglich erscheint. Amateurmitteln von der Erdoberfläche aus sache erscheint zunächst überraschend, interessante Resultate erzielen. In diesem denn sie widerspricht dem Augenschein, Zusätzlich muss bedacht werden, dass die Artikel wird ein Ansatz dazu gezeigt. wonach der Mond eher farblos-grau er- Mineralien auf dem Mond nicht nur in scheint. Zur bräunlichen Grundfärbung reiner Form vorkommen, sondern als be- Benötigt wird eine Kamera, die in einem des Mondes gibt es mittlerweile zahlreiche liebige Gemische und Schmelzen, in denen weiten Spektralbereich von UV bis IR hin- Hinweise im Netz [3, 4]. Nach einem ausge- die Kristallstruktur verloren gegangen, die reichend empfindlich ist und ein Sortiment prägten Maximum bei ca. 700-800 nm fällt ursprüngliche elementare Zusammen- von Filtern für die interessanten Spektral- der Reflexionsgrad wieder stark ab. Der setzung aber noch vorhanden ist. Deshalb bereiche. Was aber sind die interessanten Grund ist das Auftreten von spezifischen ist eine andere spektrale Aufschlüsselung Spektralbereiche? Um das entscheiden zu Absorptionsbanden im IR. Damit ist dieser der Mondmineralien für die Amateuras- können, benötigt man im Labor gewonne- Spektralbereich zur Identifikation einzel- tronomie interessanter. Dabei werden nur ne Reflexionsspektren der Materialien, aus ner Mineralien besonders wichtig. noch titanarme und titanreiche Böden in denen die Mondoberfläche zusammenge- grobkörniger oder feinkörniger Struktur setzt ist. In der Abbildung 1 findet man eine Von den Mondmineralien ist besonders Il- unterschieden (Abb. 2). Hier fällt auf, dass

Zusammenstellung. Mit eingeblendet sind menit, ein Titan-Eisenerz (FeTiO3) von be- titanreiche Mineralien im UV und im IR2 fünf Wellenlängenbereiche, die mit han- sonderer Bedeutung, einmal weil man dar- überwiegend zum Reflexionsgrad und da- mit zur Luminanz beitragen, während ihr Beitrag im G- und vor allem im R-Bereich wesentlich geringer ist. In der Tabelle unter der Abbildung ist der prozentuale Anteil 1 Reflexionsver- des Reflexionsgrades, also der Luminanz- mögen einiger ausge- beitrag, angegeben. Interessant ist, dass die wählter Mondminera- Daten im UV- und im IR-Bereich sehr ähn- lien (entnommen aus lich sind. Diese Verhältnisse eröffnen eine [9]). Zum besseren Möglichkeit, mögliche Titanlagerstätten Verständnis des Tex- auf der Mondoberfläche zu finden und zu tes wurden die Wellen- kartieren. längenbereiche der Filter vom Verfasser Soweit die Theorie, nun folgt die Praxis. eingefügt. Verwendet wurden die Filter UV, B, G und

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2 Reflexionsvermögen von titanreichen und -armen Mondgesteinen (entnommen aus [10]). Zum besseren Verständnis des Textes wurden die Wellenlängenbereiche der Filter sowie die Tabelle vom Verfasser hinzugefügt.

R der Marke Astrodon sowie das IR-Pass- die spektrale Empfindlichkeit der Kamera nur zwei Aufnahmen den gesamten Mond filter IR850 der Marke ZWO (IR2 in Abb. mit berücksichtigt werden muss. Es bleibt abzubilden. Die Panoramatechnik ist für 2). Dieses Filter ist in Richtung IR offen, dann ein Wellenlängenband zwischen 685 solche Untersuchungen prinzipiell prob- d. h. der aufgenommene Spektralbereich und 850 nm übrig. Dieses Band liefert je- lematisch, weil geringste Unterschiede der wird durch die maximale Wellenlänge doch Ergebnisse, die vom rotgefilterten atmosphärischen Transparenz und kleinste der Kamera begrenzt (hier ca. 1.000 nm). Ergebnis nur wenig abweichen. Deshalb Ungenauigkeiten bei der Zusammenset- Versuchsweise wurde auch ein IR-Passfil- wurde dieser Weg zunächst nicht weiter be- zung des Panoramas sehr häufig zu sicht- ter von Baader eingesetzt (IR1 in Abb. 2). schritten. baren Fehlern führen, wie der Verfasser in Dieses öffnet allerdings schon bei 685 nm, zahlreichen Versuchen feststellen konnte. was zunächst ungünstig erscheint, da der Die Aufnahmen wurden mit einer 20-Me- Deshalb sollte man mit möglichst wenigen transmittierte Wellenlängenbereich zu gapixel-Videokamera ASI 183 MM der Einzelbildern auskommen. Die Kamera hat groß und damit zu unspezifisch ist. Dieser Firma ZWO an einem Newton-Spiegeltele- eine Pixelgröße von nur 2,4 μm. Damit er- Nachteil kann allerdings beseitigt werden, skop mit 200 mm Öffnung und 1.200 mm zielt man ohne Verwendung von Linsenele- wenn man die Differenz der IR685- und der Brennweite erstellt. Mit dieser Kombinati- menten annähernd das Grenzauflösungs- IR850-Aufnahmen bildet, wobei natürlich on ist es möglich, mit einem Panorama aus vermögen des Teleskops. Bei Verwendung

Journal für Astronomie Nr. 75 | 53 Infrarotastronomie

von Linsen kann die Transmission 3 Mond am des Gesamtsystems in 6. April 2020: Quo- den Wellenlängenbereichen tient aus der Summe IR und vor allem UV sehr ungünstig von UV- und IR2-gefilterten Auf- beeinflusst werden. Es sei hier angemerkt, nahmen und der rotgefilterten Aufnahme dass im Hinblick auf eine genauere multi- 10 Videos von je 80 Sekunden Dauer. Da spektrale Auswertung der Einsatz einer die Filter teilweise nicht homofokal sind, Farbkamera, wenn auch nur für den RGB- kommt zwischen den Aufnahmen noch die also nicht vollständig ausgenutzt werden. Bereich, nicht empfohlen werden kann. Die Anpassung des Bildbereichs und die Fokus- Am wichtigsten ist es aber, dafür zu sorgen, Transmissionskurven der Bayermatrix sind sierung hinzu. Insgesamt ist man mit einer dass die Empfindlichkeitsschwelle (die bei nicht genügend voneinander separiert. kompletten Aufnahmeserie 20-30 Minuten Verwendung jedes Filters etwas anders beschäftigt. liegt!) klar erfasst wird. Das Signal des Die Aufnahme der Videos ist recht spei- dunklen Himmelshintergrundes darf also cherintensiv und die Bildfrequenz ist mit Besondere Aufmerksamkeit benötigen die keinesfalls beschnitten sein! Das Histo­ ca. 6-7 Bildern pro Sekunde eher gering. Es Aufnahmehistogramme. Auch nach der gramm muss etwas abgesetzt vom linken wurden pro Teilbild 500 Einzelbilder auf- späteren Schärfung muss Übersättigung Rand bleiben. genommen, bei fünf Filtern sind das bereits vermieden, der Histogrammbereich darf

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4 Graustufendarstellung von Titangehalten aus Aufnahmen des Lunar Reconnaissance Orbiters (Ausschnitt aus [7]).

Die hier verwendeten Aufnahmen wur- Wie wir schon wissen, ist der Luminanz- Erde sichtbar ist, ist in der Abbildung 4 den am 6. April 2020 kurz vor Vollmond anteil der titanreichen Böden im UV und wiedergegeben. Zum Vergleich dient nun gewonnen. Aus den aufgenommenen IR2 sehr ähnlich und relativ hoch, im roten die Abbildung 5 als Ausschnitt aus der eige- Videos wurden 20% der Aufnahmen mit Spektralbereich dagegen relativ niedrig. nen Aufnahme (Abb. 3).In der Abbildung 6 dem Programm AutoStakkert selektiert Deshalb wurden die UV- und die IR2-Auf- sind beide Bilder (Abb. 4 und 5) überlagert und gestackt und anschließend mit dem nahmen addiert und das Ergebnis durch die worden. Die Übereinstimmung ist überra- Programm Giotto geschärft. Vor der Wei- R-Aufnahme dividiert. Als Ergebnis erhält schend gut! Offenbar sind auch amateur- terverarbeitung ist es erforderlich, über man die Graustufenkarte in der Abbildung astronomische Arbeiten geeignet, auf dem eine lineare Gradationsanpassung die 3. In den helleren Gebieten kann man einen sehr aktuellen Gebiet der Lagerstätten- Histogramme der Aufnahmen peinlich erhöhten, in den dunklen Gebieten einen erkundung auf dem Mond mitzuwirken. genau aufeinander auszurichten. Das Si- geringeren Titangehalt erwarten. Dabei fal- Aller­dings, und das sollte man immer be- gnal des Himmelshintergrundes muss bei len vor allem das Mare Tranquilitatis und denken, bleibt man normalerweise auf we- allen Histogrammen exakt an derselben einige Gebiete in der Mondmitte besonders nige Spektralbereiche beschränkt und da- Stelle liegen. Nun kann man aus den resul- ins Auge. Am Terminator (unten links) sind mit auf einem bescheidenen Niveau. tierenden Graustufenbildern mittels eines Artefakte erkennbar. Die Schatten der Kra- Arithmetikmoduls eines astronomischen terwälle führen bei der Quotientenbildung Zum Schluss noch etwas für das Auge: Bildbearbeitungsprogramms (hier Astro- zu einer Division durch Null. Multi­spektrale Aufnahmen lassen sich im- Art 6) direkt Farbquotienten der einzel- mer auch als Falschfarbenaufnahmen kom- nen Farbkanäle erzeugen. Das Ergebnis Zur Überprüfung des Ergebnisses findet binieren. Die in der Abbildung 3 verwende- sind Luminanzverhältnisse der Spektral- man zahlreiche Publikationen im Netz [5, ten Farbkanäle wurden zu einem IR-R-UV bereiche, also genau das, was man sehen 6], dabei auch eine recht detaillierte Karte Falschfarbenbild kombiniert (Abb. 7). IR ist möchte und direkt mit den Tabellenwer- von TiO2-Vorkommen auf dem Mond [7], dabei rot, R grün und UV blau codiert. Zur ten in der Abbildung 2 in Beziehung set- die von der Weitwinkelkamera des Lunar Erstellung solcher Bilder gibt es eine Web- zen kann! Reconnaissance Orbiter aufgenommen seite des Verfassers [8] mit weiteren Infor- worden ist. Der Ausschnitt, der von der mationen.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 55 Infrarotastronomie

5 Ausschnitt aus der Abb. 3 (eigene Aufnahmen) zum Vergleich mit Abb. 4 (LRO-Aufnahmen).

6 Vergleich der unterschiedlichen Beobachtungen der Abb. 4 (LRO-Aufnahmen) und 5 (eigene Aufnahmen), Details im Text

56 | Journal für Astronomie Nr. 75 7 Falschfarbenaufnahme des Mondes vom 6. April 2020 (Details im Text) Literatur- und Internethinweise (Stand 21.04.2020): the Lunar Highlands and Low-Ti [9] M. Lemelin et al., 2013: “Ilmenite [1] Max-Planck-Institut für Sonnen­ Maria”, 49th Lunar and Planetary Mapping of the Lunar Regolith over systemforschung, Homepage: Science Conference 2018 (LPI Con- Mare Australe and Mare Ingenii Oberfläche des Mondes”, www. trib. No. 2083), www.hou.usra.edu/ Regions: An optimized multisource “ mps.mpg.de/planetenforschung/ meetings/lpsc2018/pdf/1194.pdf approach based on Hapke radia- mond-oberflaeche [6] H. Sato et al., 2015: “New LROC tive transfer theory”, J. Geophys. [2] C. M. Pieters et al., 2009: “The WAC TiO2 Abundance Map of the Re.: Planets, Vol. 118, 2582–2593, Moon Mineralogy Mapper (M3) on Moon”, 46th Lunar and Planetary doi:10.1002/2013JE004392, Chandrayaan-1”, Current Science 96, Science Conference (2015), www. 2013, https://agupubs.on- No. 4, 25.02.2009, www.planetary. hou.usra.edu/meetings/lpsc2015/ linelibrary.wiley.com/doi/ brown.edu/pdfs/m3_curr_sci_96.pdf pdf/1111.pdf full/10.1002/2013JE004392 [3] Farbtemperatur: https://de.wikipe- [7] Lunar Reconnaissance Orbiter, [10] P. J. Isaacson et al., 2011: “Reflec- dia.org/wiki/Farbtemperatur Homepage: “Lunar Reconnaissance tance Spectroscopy of Ilmenite: New [4] Ciocca & Wang, 2013: Bild: “Com- Orbiter Camera, WAC TiO2 Abundan- Constraints from Apollo Sample parison of sunlight and moonlight ce Map”, http://wms.lroc.asu.edu/ Measurements”, 42nd Lunar and Pla- spectra...” https://i.stack.imgur. lroc/view_rdr/WAC_TIO2 netary Science Conference (2011), com/72dkh.png [8] W. Bischof, Homepage: Mond https://pdfs.semanticscholar.org/ “ [5] B. Hapke et al., 2018: “A LROC WAC in Farbe”, http://magicviews.de/ dd2c/81ee963fe84e1145ec5d3d Algorithm for TiO2 Abundances in mond%20farbe.htm 0a4724ba464834.pdf

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Faszination Infrarotfotografie von Andreas Hänel

In der Astronomie ist es immer wichtig, Be- reiche zu erkunden, die dem menschlichen Auge nicht zugänglich sind. Dazu gehören die Strahlungsquellen, die das meiste Licht außerhalb des sichtbaren Spektralbereichs aussenden, wie im nahen Infrarotbereich. Die Rotgrenze für das menschliche Auge wird mit einer Wellenlänge von 760-780 Nanometern (nm) angegeben, Strahlung mit größeren Wellenlängen ist die Infrarot- strahlung. Den Nahinfrarotbereich wollen wir bis etwa 1.000 nm (oder 1 μm) anneh- men, das ist die übliche Empfindlichkeits- grenze vieler optischer Empfänger. Früher gab es spezielle Infrarotfilme als Schwarz- 1 Die spektralen Empfindlichkeiten der einzelnen visuellen Farbkanäle B = Blaupixel, G = Grün- weiß- oder Falschfarbendiafilme mit dieser pixel und R = Rotpixel bis ins Nahinfrarot ohne Infrarotsperrfilter. Das Diagramm wurde aus Empfindlichkeitsgrenze, jetzt sind es Halb- verschiedenen Quellen erstellt (RGB {Canon 600D}: R. Altmann, ct-Digitalfotografie 06/2014, leiterempfänger, deren langwellige Emp- S. 18; Filterkurven: Datenblätter der Hersteller Schott {RG 72} und Astronomik {PlanetPro findlichkeitsgrenze in dem Bereich liegt. Oft 807}) und gibt die typische spektrale Empfindlichkeit einer Canon-Kamera an. Zusätzlich sind wird der Infrarotbereich erst ab 1 μm Wel- die Transmissionskurven der verwendeten Filter RG72 und ProPlanet 807 eingezeichnet. lenlänge so bezeichnet, dann ist er aber nur mit Infrarotempfängern nachzuweisen. einen ersetzt, der für Hα eine höhere Trans- (700-800 nm) und von den blauen eher im Moderne Kameras mission hat. Wird der Infrarotsperrfilter längerwelligen (über 800 nm) Nahinfra- Astronomische CCD- oder CMOS-Ka- hingegen durch ein Klarglas ersetzt, wird rotbereich. Bei Filtern mit längerwelligen meras haben normalerweise keine Filter auch die nahinfrarote Strahlung durchge- Transmissonsgrenzen ist es sinnvoll, die und sind bis ins nahe Infrarot empfindlich. lassen. Erfahrene Bastler können die Filter Farbkanäle zusammenzufassen und nur als Meist werden jedoch Filter eingesetzt, die selbst austauschen, im Internet sind Um- einfarbige Information zu nutzen, da die die Infrarotstrahlung nicht durchlassen, bauanleitungen zu finden, ansonsten bieten einzelnen Farben keine unterschiedlichen um beispielsweise Farbfehler in den Auf- verschiedene Firmen einen Umbau an. Informationen liefern. Je längere Wellen- nahmen zu vermeiden. Mit einem Infrarot- längen die Filtergrenzen haben, desto weni- filter hingegen können Infrarotaufnahmen Auswahl des Infrarotfilters ger Licht wird natürlich durchgelassen und gemacht werden. Die resultierende spektrale Empfindlich- die Belichtungszeiten werden entsprechend keit einer Kamera ohne eingebauten Infra- länger. Ein Filter mit einer Durchlässigkeit Eine andere Möglichkeit ist, Digitalkame- rotsperrfilter zeigt die Abbildung 1. Dort ab ca. 720 nm (z. B. Hoya R72) wird oft als ras (mit oder ohne Spiegel) für den Infra- erkennt man, dass die Blaupixel noch ein das Standardfilter in der normalen Infra- roteinsatz modifizieren zu lassen. Die Ka- infrarotes Empfindlichkeitsmaximum bei rotfotografie bezeichnet, und die spektrale meras nutzen CMOS-Chips, deren Pixeln etwa 810 nm, die grünen bei etwa 690- Empfindlichkeit zusammen mit einer IR- Interferenzfilter für die einzelnen Farben 780 nm haben, während die Rotpixel ihr modifizierten Kamera entspricht dann un- blau, grün und rot aufgedampft sind. Diese Maximum bei etwa 630 nm haben. Wird gefähr dem für astronomische Helligkeits- Filter lassen im nahen Infrarotbereich noch bei der Aufnahme ein Rotfilter mit einer messungen verwendeten Filterbereich I des Strahlung durch, weswegen zusätzlich ein Durchlässigkeit ab etwa 620 nm vor das internationalen Farbsystems UBVRI. Infrarotsperrfilter eingesetzt wird. Da die- Objektiv gesetzt, bekommt man von allen, se Filter bei der Hα-Linie (656,3 nm) meist besonders aber von den roten Pixeln Infor- Neben den Objektivfiltern können auch nur wenige Prozent Licht durchlassen, wer- mationen im roten (620-700 nm) Bereich, Clipfilter (z. B. von Astronomik) direkt vor den sie für die Astrofotografie gerne durch von den grünen im mittleren Nahinfrarot den Kamerasensor eingesetzt werden. Bei

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einigen Objektiven ist zudem eine zentra- le Aufhellung („Hotspot“) zu beobachten. Vermutlich ist dies auf die Antireflexbe- schichtungen der Objektive zurückzu- führen, die natürlich für den sichtbaren Bereich optimiert sind und sich im Nah- infrarot ganz anders verhalten können. Bei offenen Blenden, wie sie bei der Astrofo- tografie eingesetzt werden, scheint dieser Effekt aber keine große Rolle zu spielen.

Bei der Aufnahme benötigt man keine IR-Markierung am Objektiv mehr, die bei 2 Eine Straßenszene mit LED (im Vordergrund) und Natriumdampfbeleuchtung im modernen Optiken ohnehin nicht mehr Hintergrund, links im visuellen, rechts im Nahinfrarotbereich (mit Filter R72). (Fotos: A. Hänel) verwendet wird. Bei Digitalkameras kann die Fokussierung mit Hilfe des Liveview an helleren Sternen leicht durchführen wie klar die Atmosphäre ist oder ob leichte aufgenommen wurden. Dazu wurde vor werden. Zirren die Durchsicht trüben (Abb. 3). das Kameraobjektiv eine Transmissions- gitterfolie (der Firma Astromedia) ange- Irdische Nachtszenen im IR Spektren bracht, die das Licht der schmalen Sonnen- Bevor man sich astronomischen Objekten Infrarotempfindliche Kameras ermögli- sichel kurz vor und nach der Totalität in ein zuwendet, kann man – etwa bei bedeck- chen es auch, Spektren über einen breiten Spektrum zerlegt, in dem die Fraunhofer- tem Himmel – irdische Nachtszenen auf- Wellenlängenbereich aufzunehmen, vom schen Absorptionslinien als Sichel sichtbar nehmen. In der Straßenbeleuchtung sind Blauen bis zum nahen Infrarot. Als ein Bei- sind. Im nahen Infrarotbereich fallen vor noch viele gelbe Natriumdampflampen im spiel seien hier Spektren gezeigt, die bei der allem die Absorptionslinien des atmosphä- Einsatz. Neben der bekannten gelben Emis- totalen Sonnenfinsternis 2017 in den USA rischen A-Bands bei 760 nm auf, die durch sionslinie hat Natrium noch eine sehr helle Emissionslinie im nahen Infrarot bei einer Wellenlänge von 819 nm. Die neuen LED- Lampen strahlen hingegen kaum infrarotes Licht ab. Eine Straßenszene mit Natrium- dampflampen erscheint daher im nahen Infrarot hell, während eine mit LED-Be- leuchtung im Infraroten dunkel erscheint (Abb. 2).

Atmosphäre und Wolken Wasserdampf in der Atmosphäre absorbiert Infrarotstrahlung sehr stark, wodurch dün- ne Wolken im Nahinfrarot wesentlich bes- ser sichtbar werden, während sie im Sicht- baren oft kaum zu sehen sind. Zur Messung der Himmelshelligkeit benutze ich Fisch- augenaufnahmen und meist nehme ich 3 Fischaugenaufnahmen an der Sternwarte Oldendorfer Berg. Im sichtbaren Licht (links) parallel dazu Fischaugenaufnahmen im sind keine Strukturen erkennbar, während im Nahinfraroten (mit Filter ProPlanet 807) Nahinfrarot auf, um beurteilen zu können, Wolkenstrukturen erkennbar sind. (Fotos: A. Hänel)

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Sauerstoffmoleküle in der Luft verursacht werden. Zu Beginn und zum Ende der Totalität wird das sogenannte Flashspektrum sichtbar, das Emissionslinienspektrum der Chromo- sphäre (Abb. 4).

Infrarotsterne Natürlich wäre es spannend gewesen, Infra­rotsterne in interstellaren Dunkelwolken auf- zusuchen, da bei vielen das sichtbare Licht durch Staubabsorption unterdrückt wird. Tat- sächlich sind die meisten dieser Objekte im nahen Infrarot aber noch nicht hell genug, dass man sie mit kleineren Geräten aufspüren kann oder man benötigt Empfänger für den lang- welligeren Infrarotbereich. In der Abbildung 5 ist eine Region im Nordamerikanebel um den Stern 57 Cyg mit Wasserstoff-Emissionsnebeln und Dunkelwolken abgebildet. Auf der optischen Aufnahme fallen sehr rote Sterne auf, die oft in der Nahinfrarotaufnahme heller sind, es sind vermutlich durch die Absorption stark verfärbte Sterne.

Im nahen Infrarot sind aber vor allem Objekte mit geringen Oberflächentemperaturen von 4.000-3.000 K auch mit kleineren Geräten nachweisbar, wie Sterne vom Spektraltyp K oder M, wozu auch die langperiodischen Mira-Sterne gehören (Abb. 6). Im Farbbereich I

4 Sonnenspektren bis ins Nahinfrarot 5 Ausschnitt des Nordamerikanebels um den Stern 57 Cyg, aufgenommen bei der Sonnenfinsternis 2017 in den USA. mit dem 60-cm-Teleskop mit Shapley-Linse des Naturwissenschaftlichen Die beiden linken Spektren entstanden Vereins Osnabrück auf dem Oldendorfer Berg. Links im Sichtbaren (mit einem kurz vor dem 2., die beiden rechten kurz CLS-Filter mit modifizierter Canon 700D, ISO 3200, bel. 3 x 4 min), wobei nach dem 3. Kontakt. Das Flash-Spek- schwache rote Sterne auffallen, die vermutlich durch Staubwolken verfärbt trum mit den Emissionslinien in der Mitte sind. Rechts im nahen Infrarot (mit ProPlanet 807-Filter, ansonsten wie vor- entstand kurz vor dem 3. Kontakt am her), wo diese schwachen Sterne viel heller sind, da sie mehr Infrarotlicht aus- Ende der Totalität. (Fotos: A. Hänel) senden. (Fotos: A. Hänel, G. Holtkamp)

60 | Journal für Astronomie Nr. 75 Infrarotastronomie

erscheinen diese Sterne etwa 1-5 Größen- Objekte sind Sterne mit spätem Spektraltyp Ich hoffe, damit Anregungen zu eigenen klassen heller als visuell. Und während die und langperiodische Veränderliche. Die Beobachtungen im Nahinfrarotbereich Mira-Sterne im Visuellen große Amplitu- Daten können beim Datenarchiv der Stern- gegeben zu haben, da oft nur noch die An- den von mehreren Größenklassen haben, warte Straßburg heruntergeladen werden schaffung eines geeigneten Infrarotfilters betragen sie im Nahinfrarot gerade mal 1-2 [2] und wurden in das Planetariumspro- notwendig ist. Größenklassen. gramm GUIDE 8 eingebunden. So können Sterne, die im Nahinfrarot hell leuchten, Internethinweise (Stand April 2020): Auswahl, Auffinden und Identifi- leicht identifiziert werden und die Hellig- [1] ESO Online Digitized Sky Survey: zieren der Objekte keiten können als Vergleichshelligkeiten http://archive.eso.org/dss/dss Um Sterne im nahen Infrarot aufsuchen zur Beobachtung veränderlicher Sterne he- [2] VizieR Catalog: https://cdsarc. und identifizieren zu können, wäre es hilf- rangezogen werden. u-strasbg.fr/viz-bin/w/VizieR?- reich, einen Sternatlas oder Katalog zum source=II/2B Auffinden zu haben. Tatsächlich wurde der fotografische Atlas der Mount-Palo- mar-Sternwarte, der Palomar Sky Survey neben dem Blauen auch im Roten und nahen Infrarot aufgenommen. Letzterer entspricht ungefähr dem Spektralbereich, der mit einem 720-nm-Infrarotfilter und modifizierter Kamera abgebildet wird. Alle Fotoplatten wurden digitalisiert und können vom Digital Sky Survey in kleinen Bildausschnitten (maximal 2° x 2°) bei ver- schiedenen Sternwarten heruntergeladen werden, beispielsweise bei [1]. Eine etwas übersichtlichere Methode bieten die Daten der ersten Infrarot-Himmelsdurchmuste- rung aus dem Jahre 1967, dem Two-Micron 6 Der Mira-Stern R Leo befindet sich 5,1° westlich von Regulus und 29’ südöstlich des 5,6 Sky Survey von Neugebauer u. a. (1969) mit mag hellen rötlichen Sterns 18 Leonis. Er ist auf der Aufnahme im sichtbaren Licht (links) mit etwa 5.000 Sternen, die bei 2,2 μm nachge- dem Pfeil gekennzeichnet, in der Nahinfrarotaufnahme (mit RG72-Filter) erscheint er sehr wiesen wurden, deren Helligkeit aber auch hell. Ausschnitt 1,4° x 1,4° von Aufnahmen mit Objektiv 1:1,4 / 30 mm bei ISO 800 (vis.) / ISO bei 840 nm gemessen wurden. Die meisten 1600 (IR), bel. 15 s / 60 s. (Fotos: A. Hänel)

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Journal für Astronomie Nr. 75 | 61 Amateurteleskope / Selbstbau

Umbau einer Düring-Barlowlinse für 2-Zoll-Zubehör von Michael Hellriegel

Seit einigen Jahren verwende ich die in- zwischen verbreitete, Koma korrigierende Düring-Barlowlinse für visuelle Beobach- tungen mit meinem 10-Zoll-Newton. Was mich immer störte, war die okularseiti- ge Einschränkung auf 1¼-Zoll-Zubehör. Praktisch alle Steckanschlüsse in meinem Inventar sind 2-zöllig, auch die Adapter für die verschiedenen Kameras.

Die Düring-Barlowlinse lässt sich über ihre Verschraubungen in ihre mechanischen Einzelteile zerlegen, so dass im Extremfall lediglich das optische Element mit beidsei- tigem Gewinde M 28,5 x 0,5 mm und Au- ßendurchmesser von 1¼ Zoll übrig bleibt. Der mechanische Rest besteht im Wesent- lichen aus einem massiven Metallzylinder mit angeschraubter 1¼-Zoll-Aufnahme. 1 Der Umbau im Bild Eher durch Zufall beim Herumspielen mit mehreren 2-zölligen Verlängerungstuben bemerkte ich, dass der Metallzylinder na- und Barlowlinse zu einer Einheit wurden. „Madenschrauben“ bekannt) zur Fixierung hezu „saugend“ in einen Verlängerungstu- Der einzige erforderliche „konstruktive“ der Barlowkomponente aufnehmen. Eine bus mit 80 mm optischer Länge passte. Die Eingriff waren drei radiale M4-Gewinde- einzelne Gewindebohrung hätte denselben Abbildung 1 zeigt, wie Verlängerungshülse bohrungen, die die Stiftschrauben (auch als Zweck erfüllt, zwei oder drei vermeiden aber jegliches Kippspiel, das bei nur einer Bohrung möglich wäre.

Eingesetzt werden soll diese Barlowadap- tion vor allem an dem Newton, fand aber ihren ersten Einsatz anlässlich des „Super- mondes“ Anfang April 2020 an meinem alten Takahashi-Refraktor FC100. Bei ca. 2.100 mm Brennweite erwartete ich durch die Koma korrigierende Eigenschaft der Düring-Barlowlinse erkennbare optische Abbildungsfehler am Rand des Vollforma- tes meiner Kamera, einer Sony A7II. Eine Mondaufnahme ist natürlich kein echter Test der Abbildungsqualität, aber die Ab- bildungsschärfe des Mondrandes finde

2 Der Vollmond als Prüfobjekt nach der Barlowadaption

62 | Journal für Astronomie Nr. 75 Amateurteleskope / Selbstbau

ich akzeptabel. Die Aufnahme (Abb. 2) ist matbildes erwartungsgemäß leichte koma- eine stabile Fixierung des Verlängerungstu- „ausgefleckt“ worden (der Sony-Chip hat ähnliche Verzeichnungen erkennen, mit bus während des Bohrvorgangs ist Pflicht. zwei Verschmutzungen, die wohl nur mit dem „Schweif“ in Richtung Bildzentrum. Alles in allem sehe ich den Umbau als ein Lösungsmittel zu entfernen sind), sonst Das APS-C-Format wird aber noch gut feh- leichtes Unterfangen, das aber vor allem der aber unbearbeitet, auch nicht nachge- ler- und vignettierungsarm ausgeleuchtet. Weitsicht der Düring-Barlow-Konstrukteu- schärft. Überrascht hat mich, wie knapp der Der Umbau selbst ist einfach: Das Kernloch re geschuldet ist, die astro-übliche Abmes- Fast-Vollmond auf die 24 mm Bildhöhe des der radialen Gewindebohrung(en) lässt sich sungen bei Gewinden und Außendurch- Kleinbild-Vollformats passte. mit einer kleinen Standbohrmaschine leicht messern verwendet haben. in das Alu-Material der Verlängerungshülse Erste Testaufnahmen mit der Sony an Ster- bohren und das Gewinde mit einem einstu- nen lassen im äußeren Bereich des Vollfor- figen Gewindeschneider schneiden. Einzig Ein Sternwartenbau in Thailand oder: Von einem, der in die Fremde auszog, um eine Sternwarte zu bauen. von Wolfgang Weber

Der Autor, Amateurastronom seit seinem 18. Lebensjahr, mit einer langen beruf- lich bedingten Pause, wollte im Jahr 2011 nach seiner Pensionierung und mit sei- nem Umzug nach Thailand endlich wie- der astronomisch tätig werden und eine neue Sternwarte gründen. In den Agrar- feldern von Ban Lueam, im Isaan, in der Nähe von Nakhon Ratchasima, stellte ihm seine Frau (selbst Thailänderin, da Aus- länder keinen Grund erwerben dürfen) ein ordentlich großes Grundstück zur Verfü- gung, das auch das Wohnhaus aufnehmen 1 Der Beginn konnte. Nach langem Visum-Prozedere in der thailändischen Botschaft in Frankfurt/ Main war es endlich soweit und der gesamte sen. Das damalige astronomische Equip- Es dauerte allerdings noch zwei Jahre, bis Hausrat einschließlich des astronomischen ment bestand aus einem 6-zölligen Rich- wir mit dem Bau anfangen konnten, da sich Equipments konnte verpackt werden. Da field-Refraktor, einem 4-Zoll-Apochroma- die Suche nach einem vorerst geeigneten eine Umzugsfirma unbezahlbar war, wurde ten, einem Hα-Teleskop sowie einer von Wohnhaus und dem Kennenlernen einer kurzerhand mit einem Container-Broker Andreas Berger professionell umgebauten für uns Europäer vollkommen anderen ein Deal gemacht und über 21 m³ Schiffs- und erneuerten Oberndorfer-Montierung Kultur und unterschiedlichen Lebensweise, container-Zuladung gebucht, einschließ- mit einer Traglast von etwa 45 kg und Goto- von der lebensgefährlichen Fahrweise der lich Transport nach Bremerhaven. Da das Funktion. Allen Befürchtungen zum Trotz Thailänder einmal abgesehen, leider lange Schiff sechs Wochen unterwegs war und an kam alles einigermaßen wohlbehalten nach hinzog. Schließlich fanden wir ein geeigne- Somalia vorbeifuhr, unkten gute Freunde, fünf Wochen im Zollhafen von Bangkok an tes Haus, allerdings 100 km von der Stern- wir sollten uns vorbereiten, alles auf einem und wurde gegen entsprechendes „Tea Mo- warte entfernt. somalischen Markt zurückkaufen zu müs- ney“ auf den Lastwagen verladen.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 63 Amateurteleskope / Selbstbau

2 Sicht auf das Mauerwerk 3 Außenansicht der Sternwarte

Diese beiden Jahre musste ich das schweiß- schmerzlich vermisst. Dies nur zum Ver- Nun war es an der Zeit, das Wohnhaus zu treibende subtropische Klima und das ständnis der unzähligen Probleme, die man erstellen. Weitere zwei Jahre gingen vorü- Leben in diesem buddhistischen Land hier tagtäglich lösen muss. ber mit den üblichen kleinen und großen möglichst schnell kennen und akzeptieren täglichen Schwierigkeiten, und der Bau lernen. Unter anderem auch die unzähli- Nach zwei Jahren konnte ich nun mithilfe samt Wohnhaus wurde nun langsam fertig. gen kleinen und größeren Tiere, die eine eines meist betrunkenen, in diesem Zu- Da die Sternwarte direkt an das Wohnhaus Sternwarte in diesem Klima heimsuchen stand aber gut arbeitenden Reisbauern die angebaut war (Abb. 3), musste an der Stelle können, von vielen Insekten, neugierigen Bodenplatte fertigstellen. Ein weiteres Jahr ein doppeltes Dach angebaut werden, um Gekkos über manchmal auch Schlangen bis benötigte die Aufmauerung. Ich entschied das Innere der Sternwarte vor Regen zu hin zu unzähligen Sperlingen, die sich das mich wegen der enormen Hitze für ein schützen. Ich durfte in diesen Jahren auch Gebäude als Behausung aussuchen wollen. großes Rolldach (Abb. 1), da eine Kuppel Tropenregen und Tropenstürme kennen- zu viel Luftunruhe hätte, und für ein dop- lernen, bei denen einem Europäer angst Doch zunächst (ich spreche ab jetzt in der peltes Mauerwerk mit Luftspalt und innen- und bange werden kann. Die Thais dagegen Ich-Form) wurde die Bodenplatte des Ob- liegenden Keramiksteinen zur Stabilisie- warten ab, bis der Sturm sich legt und gehen servatoriums vermessen und die acht Be- rung (Abb. 2) sowie Eisenbewehrung zu dann ans Aufräumen und Reparieren. tonpfeiler gesetzt, unter Zuhilfenahme der den Betonpfeilern (thailändische Häuser gesamten männlichen Einwohnerschaft haben nur 6 cm dickes Mauerwerk). Allein In diese Zeit fiel auch die Änderung des as- des nahegelegenen Dorfes und des obliga- die immer wiederkehrende Belehrung der tronomischen Equipments. Der Apochro- torischen Segens der buddhistischen Mön- Thais, wegen der Hitze die Steine ständig mat musste weichen, dafür schickte uns che. Da ich auch heute noch diese für uns feucht zu halten, damit sich eine stabile Wolfgang Ransburg einen 10-Zoll-RC, der so schwierige Sprache nur rudimentär be- chemische Verbindung herstellt, benötigte von Wolfgang Rohr als perfekt getestet wor- herrsche, ist selbst der Kauf von einfachen meine größte Geduld (die ich hier massiv den war mit einem Strehlwert von 0,929. Schrauben in einem Baumarkt ein Abenteu- erlernen durfte). Da ich nun nicht die gro- Die Zollformalitäten und die Übergabe von er, da zudem die „Fach“-Bedienung in allen ßen Gelder zur Verfügung hatte, musste al- UPS in einem Bangkoker Hotel hatten schon Läden aus ungelernten Tagelöhnern (meist les „handmade“ sein, von mir und ein paar etwas Konspiratives an sich. Nach dem Um- aus Laos, Kambodscha und Myanmar) be- bäuerlichen Helfern. Planung, Statik, Bau- bau der Montierung mit einer Aluminium- steht. Wofür man in unseren Landen nur überwachung und Materialeinkauf musste platte zur Aufnahme der drei Teleskope und Minuten benötigt, wird hier schnell ein ich selbst übernehmen, da die hiesigen (be- der Nachkollimation des RC (nach 13.000 ganzer Tag daraus, wobei man berechnen zahlbaren) Architekten mit meinen Vor- km Flugweg) war Anfang August das First muss, das Ganze am nächsten Tag wieder stellungen überfordert waren. Mein Vorteil Light des RC fällig. Selbst Andreas war voll umzutauschen, da es nicht oder nur teil- war, dass Architektur ein Teil meiner Lehr- des Lobes. Für eine Obs­truktion von 35% weise funktioniert. Ich habe hier den „Se- fächer war. In der Zwischenzeit wurden der war selbst der visuelle Eindruck der Bild- gen“ einer europäischen Qualitätssicherung Hausrat und das astronomische Equipment helligkeit und der fantastischen Abbildung (bei uns so verhasst, da überbürokratisch) auf einem Bauernhof zwischengelagert. wirklich atemberaubend.

64 | Journal für Astronomie Nr. 75 Amateurteleskope / Selbstbau

North East Observatory Thailand 85 Moo 10 Khokkrabuang/Amper Ban Lueam Nakhonratchasima 30350 Tel. +66 80 83 62 779 (deutsch/englisch) www.north-east-observatorium-thailand.com

Koordinaten: 15° 36’ 04’’ N, 102° 09’ 56’’ E Höhe: 215 m ü. NN

4 Das „Firmenschild“ der Sternwarte

In diese Zeit fiel auch die Selbstherstellung einer drehbaren Stern- karte für 15° nördlicher Breite mit kleiner Internetanleitung. Nir- gendwo kann man eine drehbare Sternkarte für diesen Breitengrad erwerben. Die Montierung hat damit eine gewöhnungsbedürftige Neigung der Stundenachse.

Inzwischen wurden auch die Tourismus-Experten der Provinz, der Gouverneur und eine Universitätsfakultät für Nachhaltigkeit auf meine Sternwarte aufmerksam. Derweil ist die Aufnahme in das „Nachhaltigkeitsprogramm“ für das Touristenwesen (200 Seiten) erfolgt. Die Physiklehrerinnen und -lehrer und die älteren Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen sowie Studenten von Uni- versitäten warten teilweise schon ungeduldig, um an unserer Stern- warte beobachten zu können (Abb. 4). Diese soll nun in Zukunft ausgewählten lehrenden Physikern und deren Studenten für kleine- re Forschungsarbeiten zur Verfügung stehen. Unser Programm er- streckt sich auf die Überwachung von Kleinplaneten, die Beobach- tung der Planeten und der Sonne und natürlich auf die Deep-Sky- Fotografie. Ausreichendes Equipment dafür ist vorhanden (Abb. 5). Es fehlen noch eine professionelle All-Sky-Überwachungskamera sowie die Dachsteuerung. Nach jeder Beobachtungsnacht muss die gesamte Instrumentensäule vollständig wieder eingepackt werden, da in Thailand der Staubanteil der Luft sehr hoch ist, insbesondere wenn die Bauern ihr Zuckerrohr abbrennen (Umwelt ist hier kein Thema!).

Trotz aller Schwierigkeiten und unzähliger Arbeitsstunden (die hinter uns und vor uns liegen) sind wir bereit, intensiv weiterzu- machen, um für uns selbst und für die Menschen hier eine Insti- tution bereit zu stellen, die ihnen und uns einen neuen Blick über den Tellerrand ihres und unseres Lebens gewährt und damit vielen jungen und älteren Menschen die Schönheiten unseres Universums näher bringt. 5 Die Teleskope mit angeschlossenem Beobachtungsequipment

Journal für Astronomie Nr. 75 | 65 Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie – Das Astrofoto des Jahres 2019 von Thorsten Zilch

Wenn auch in diesem Jahr etwas verspätet, hatte die Fachgruppe Astrofotografie im März 2020 wieder die Aufgabe, das alljährliche „Astrofoto des Jahres“ zu wählen. Aus einer Grundgesamtheit von insgesamt 50 Astroaufnahmen, die als „Astrofoto der Woche“ (AdW) unter Astronomie.de innerhalb des Jahres 2019 veröffentlicht wurden, galt es wieder, die ersten drei Plätze zu nominieren.

Platz 1

Platz 2

Platz 3

Stefan Binnewies und Björn Gludau und Werner E. Celnik und Rainer Sparenberg Torsten Daiber Dieter Sporenberg Woche 40/2019 Woche 1/2019 Woche 4/2019 Im Skorpion – farbige Nebel in Die Radiogalaxie Centaurus A Namibischer Mars mit Hülle und Fülle Deimos und Phobos

Die drei Siegerbilder sind an dieser Stelle noch einmal abgebildet. Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern, aber auch herzlichen Dank an die vielen treuen Einsender. Nicht zu vergessen ist der Dank an unsere fleißigen FG-Mitglieder und FG-Freunde beim Wählen!

Ihr AdW-Team der FG Astrofotografie

1.z Plat Rechte Seite: Diese Szenerie im Skorpion entstand einerseits zwischen dem 12. und 20. Juli 2015, belich- tet mit einer CCD-Kamera SBIG STL-11000M durch ein Canon-Tele-Objektiv mit 200 mm Brennweite auf die Aufnah- meblende 3,5 abgeblendet. In Summe wurde ein erster Teilausschnitt mit jeweils 6 x 600 s pro Farbkanal durch Stefan Binnewies auf der Mittelmeerinsel Lastovo belichtet. Ein Jahr später nahmen Stefan Binnewies und Rainer Sparen- berg auf den Kanaren gemeinsam zwischen dem 3. und 6. Juli das restliche Bildfeld auf. Dabei kam eine DSLR Canon EOS 6D mit demselben 200-mm-Objektiv wie ein Jahr zuvor zum Einsatz. Belichtet wurde wieder bei der Aufnahme- blende 3,5, jeweils 60 s bzw. 120 s lang bei ISO 6400 bzw. ISO 3200, jedes Feld mit 120 min Gesamtbelichtungszeit.

66 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrofotografie

Journal für Astronomie Nr. 75 | 67 2.z Plat Oben: Björn Gludau und Torsten Daiber hatten auf der Astrofarm Hakos die Gelegenheit, NGC 5128 an der Astrokamera 3 der IAS aufzunehmen. Der Newton hat 510 mm Öffnung und 1.884 mm Brennweite (= Blende 3,7). Als Kamera kam eine FLI-ML-29050 mit 5,5 μm Pixelgröße zum Einsatz. Be- lichtet wurde 8 x 10 min (L) und je 5 x 5 min in RGB, alles ohne Binning.

3.z Plat Werner E. Celnik und Dieter Sporenberg gelang von der Farm Tivoli in Namibia aus dieses Aufnahmekomposit des Mars. Als Beobachtungsinstrument wurde ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop der Marke Meade ACF mit 356 mm Öffnung und 3.560 mm Brennweite verwendet. Für die Aufnahme wurde die Brennweite mit einem Baader-Flatfieldconverter (FFC) auf 8.700 mm verlängert. Als Kamera kam eine CMOS-Farbkamera des Typs QHY5III178c von Astrolumina zur Anwendung. Die Aufnahmeserie entstand in der Nacht vom 28. auf den 29.07.2018, wobei die Monde über einen Zeitraum von 23:26 bis 00:22 Uhr UT in 15 Videos von je 60 s Dauer und 3-minütiger Pause zwischen den Videos nur mit UV/IR-Sperrfilter aufgenommen wurden. Die Einzelbelichtungszeit betrug 1 s. Mars selbst ist bei dieser Belichtungsdauer völlig überbelichtet und wurde daher im Endbild (Komposit) als derotierte Summenaufnahme maßstabsgetreu als Ersatz für den überbelichte- ten Mars hinzugefügt. Die dafür notwendigen Marsaufnahmen wurden unmittelbar vor der Aufnahmeserie für die Monde aufgenommen, und zwar zwischen 22:18 bis 22:49 Uhr UT. Es wurden insgesamt 13 Videos von 120 s Dauer angefertigt: 6 als Farbvideo mit UV/IR-Sperrfilter und 10 ms Integrationszeit sowie 3 mit IR850-Filter ohne Sperrfilter (Luminanz) mit 15 ms und 4 mit Violettfilter (Wratten #47) in Kombination mit UV/IR-Sperrfilter für den Blaukanal mit 27 ms. Mars zog im Aufnahmezeitraum am 11,5 mag hellen Stern TYC 69111579 (unten links) vorüber.

68 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrofotografie

DeepSkyCamera-App für Android Astrofotografie mit dem Smartphone (Teil 2) von Michael Seeboerger-Weichselbaum

In diesem zweiten Teil zur „Astrofotografie dann wie bei der klassischen Astrofotogra- Hilfe einer Stacking-Software und Bildbe- mit dem Smartphone“ [1] beschreibe ich die fie mit einer DSLR oder DSLM, die anstelle arbeitungssoftware prozessiert werden. Vor- und Nachteile der möglichen Aufnah- des Smartphones platziert werden würde. metechniken. Während der Nachführung kann man die Auch ohne Nachführung kann das Smart- maximal mögliche Belichtungszeit nut- phone betrieben werden. Es reicht sogar Aufnahmen ohne Teleskop zen, die das Smartphone unterstützt. Viele aus, wenn man das Telefon auf einen Tisch Die Android-App „DeepSkyCamera“ nutzt Smartphones bieten zwischen 30 und 35 o. ä. legt, damit der Kamerasensor senk- das Weitwinkelobjektiv des Smartphones Sekunden an. Das Telefon mit der längsten recht in den Zenit zeigen kann. Es entstehen und den Kamerasensor, um Aufnahmen Belichtungszeit ist derzeit das Xiaomi Mi bekanntermaßen schnell Strichspuren, so zu tätigen. Das Smartphone kann dazu Note 10, welches sagenhafte 60 Sekunden dass die Belichtungszeit auf wenige Sekun- auf eine Reise- oder Teleskopmontierung bietet und in der DeepSkyCamera-App den beschränkt ist, wenn punktförmige installiert werden. Man benötigt nur noch genutzt werden kann. Es werden beispiels- Sternabbildungen gewünscht werden. In einen Kugelkopf und eine Smartphone- weise 100 Bilder aufgenommen, später die unseren Breitengraden sind für Aufnahmen Klemme (Abb. 1). Das weitere Vorgehen ist Darks, Flats und Bias Frames, die dann mit im Zenit bis zu 15 Sekunden möglich. Die

1 Smartphone mit Kugelkopf und Klemme auf der Reisemontierung 2 Befestigung eines Smartphones am Okular für ein voll SkyTracker von iOptron ausgeleuchtetes Bild

Journal für Astronomie Nr. 75 | 69 Astrofotografie

die Klemmung erfolgt über eine Schraube von der Seite. Durch starkes Anziehen kann man den Adapter zwar festklemmen, aber bei schweren Smartphones kann der Ad- apter trotzdem verrutschen, insbesondere bei schnellen Schwenks. Es ist also darauf zu achten, dass man bei Teleskopschwenks langsam und ruhig vorgeht, auf keinen Fall hektisch und schnell. Einen weiteren Nach- teil hat der Celestron-Adapter: Wenn das Smartphone in der Halterung eingeklemmt ist, wird es auch von einem kleinen Über- stand auf der Unterseite gehalten. Das ist zunächst praktisch und hilft gegen ein Durchrutschen. Aber dieser Überstand verdeckt den USB-Anschluss. Dadurch kann das Telefon nicht geladen oder mit einem Computer verbunden werden. Ich habe mir geholfen, indem ich ein Loch in den Überstand gefeilt habe, durch das ich ein USB-Kabel ziehen kann. Das sollte Ce- lestron standardmäßig anbieten!

Der Adapter Baader Microstage ist eigent- lich für Kompaktkameras gedacht, so dass 3 Mond im Huawei P20 Pro und einem 60°-Okular am Takahashi TOA 130 man noch eine Smartphone-Klemme mit in Okularprojektion 1¼-Zoll-Schraubgewinde dazukaufen muss. Diese Klemme gibt es für wenige Euro bei Amazon, eBay oder AliExpress. Es gibt Weitwinkelobjektive der Smartphones ha- stand vom Objektiv zum Okular sehr genau mittlerweile aus China unzählige Micro­ ben in der Regel eine Brennweite von 2 bis ermittelt werden, ich komme weiter unten stage-Klone, die dem Original sehr ähnlich 5 mm, was umgerechnet dem Bildwinkel noch darauf zu sprechen. Am sinnvollsten sind und nur einen Bruchteil kosten – sie eines Kleinbildobjektivs von 13 bis 33 mm sind hier Tests am Tage mit der Sonne (nur funktionieren genauso gut. Auf jeden Fall Brennweite entspräche. Nach der Formel mit Sonnenfilter) oder am Mond. Viele müssen die Klone eine Drei-Achsen-Ver- Adap­ter sind preisgünstige Varianten, die stellung besitzen. Weitere preisgünstige Tmax = 400 s / f (in mm) oft nur eine Verstellung in zwei Achsen Smartphone-Adapter sind schon für 3 bis kommen wir bei einem 4-mm-Objektiv ermöglichen (links-rechts sowie oben- 20 Euro erhältlich, direkt aus China. Man (entspricht 27 mm Brennweite im Klein- unten). Besser sind Adapter, welche das kann damit experimentieren, aber die Ver- bildformat) damit auf knapp 15 Sekunden Smartphone in drei Achsen verschieben stellung in der z-Achse ist bei den günstigen maximale Belichtungszeit. können, also auch vor und zurück. Adaptern nicht möglich. Man muss selbst den Adapter am Okular vor- oder zurück- Befestigung am Teleskop Sehr gut geeignet sind nach meinen Tests schieben, was manchmal durch die Bauart Wenn man ein Teleskop benutzt, wird das nur zwei Adapter: Celestron NexYZ und des Okulars gar nicht geht, weil es schlicht Smartphone über einen Adapter vor dem Baader Microstage. Der Erstere hat einen zu dick ist. Dies betrifft auch die teuren Okular befestigt. Dies ist die klassische Halter, in welchen das Smartphone direkt Vixen- und Orion-Adapter (beide über 80 Okularprojektion. Hierbei muss der Ab- eingeklemmt wird (Abb. 2). Der Nachteil: Euro). Abzuraten ist auch von den indivi-

70 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrofotografie

duell hergestellten Adaptern für bestimmte Telefone. Durch die schnelle Austauschrate von Smartphones muss man immer einen neuen Adapter kaufen und diese sind ohne eine Verstellmöglichkeit in der z-Achse.

Okulare Die Okulare tragen natürlich entschei- dend zur Qualität bei. Meistens nutze ich 100°-Okulare. Alles führt im Bildfeld zu einem mehr oder weniger großen Rand, da das Objektiv der Smartphone-Kame- ra weitwinkelig ist. Die Abbildung 3 zeigt einen solchen Rand mit einem 60°-Okular. Gleichzeitig spielt auch hier die Brennweite des Objektivs eine Rolle. Das aktuelle Sam- sung S20 Ultra hat eine Brennweite von 7 mm, daher tritt selbst bei einem 60°-Okular kein Rand auf. Bei einem Nokia 1 Plus mit 2,83 mm Brennweite dagegen sehr wohl.

Welche Okulare und Brennweiten ver- wendet werden, hängt natürlich immer vom Einsatzzweck ab. Der Astrofotograf Matthijs Burgmeijer aus Groningen nutzt für seine Deep-Sky-Aufnahmen an einem 4 M 16, aufgenommen von Matthijs Burgmeijer im National Park Lauwersmeer mit Huawei 10-Zoll-Newton ein 25-mm-Plössl-Oku- P20 Pro, 10-Zoll-Newton f/4,8, 25-mm-Super-Plössl, 61 Lights je 30 Sekunden, dazu 50 Dark- lar und erzielt damit erstaunliche Resultate, und 50 Biasframes, ISO 1250. (Mit freundlicher Genehmigung des Bildautors) wie sein Bild von M 16 zeigt (Abb. 4). Ich nutze häufig am Takahashi FS 60 bzw. TOA 130 ein 13- oder 20-mm-Okular für 100° werden. In der klassischen Astro­fotografie der Bohneneffekt (Kidney-Bean-Effekt) von APM Lunt. gibt ein Hersteller von Flattnern, Reducern, auf. Die Abbildung 2 zeigt einen typischen Extendern und Koma-Korrektoren den Abstand. Für Aufnahmen von Sonne und Mond korrekten Arbeitsabstand vor, der mit Hilfe müssen andere Okulare her – ich verwende von Zwischenringen und Hülsen erreicht An meinem Setup (Takahashi TAO 130 mit hier viel die extremen Brennweiten 3,5 mm werden kann. 1,5x-Extender und 3,5-mm-Okular von (APM Lunt 110°) und 6,7 mm von Explore APM Lunt) beträgt der Abstand mit einem Scientific 82° (Abb. 5). Bei Smartphones gibt es diese Vorgaben Xiaomi Mi9T 8 mm. Tauscht man das Tele- nicht. Mit den beiden Adaptern von Celes- fon gegen ein Xiaomi Redmi Note 8 Pro, Abstand Okular – Smartphone tron und Baader kann der Abstand (z-Ach- sind es 10 mm. Mit einem Motorola One Entscheidend für die Qualität der Aufnah- se) feinfühlig eingestellt werden, der genaue Vision dagegen sind es 12 mm. men und die Ausleuchtung des Kamerasen- Wert muss experimentell ermittelt werden. sors ist der Abstand des Smartphones vom Dieser hängt vom Okular und Smartphone Die Bildreihe in der Abbildung 6 verdeut- Okular. Da es sich um Aufnahmen mit dem ab. Werden diese gewechselt, wird sich auch licht die Unterschiede. Links ist der Ab- Kameraobjektiv durch das Okular handelt, der Abstand verändern. Ist der Abstand zu stand vom Smartphone zum Okular zu ge- muss dieser Abstand sehr genau eingestellt groß oder zu klein, tritt bei vielen Okularen ring, der Bohneneffekt ist sichtbar. Im rech-

Journal für Astronomie Nr. 75 | 71 Astrofotografie

5 Krater Clavius mit Xiaomi Pocophone F1, Explore-Scientific-6,7-mm-Okular am Takahashi TOA 130 und TeleVue 2.5x Powermate. 200 DNG-Dateien, ISO 100, Belichtungszeit 1/80 s, prozessiert mit PIPP, AutoStakkert, RegiStax und Photoshop ten Bild ist der Abstand zu groß, auch hier Ringe vorne anschrauben, um hier einen ell ist dies noch nicht möglich. Interessan- entsteht der gleiche Effekt. Im mittleren seitlichen Lichteinfall und Reflexionen zu terweise hat Apple im Jahr 2012 ein solches Bild dagegen ist der ideale Abstand erreicht. minimieren. Oder man wickelt Verdunke- Patent eingereicht, das zwei Jahre später Das Bild wird maximal ausgeleuchtet. lungsstoff um die ganze Aufnahmeeinheit. unter der Nummer US-Patent 8,687,299 akzeptiert wurde [2]. Die Abbildungen zu Streulicht In Zukunft ein Bajonettverschluss? dem Patent zeigen einen sehr interessanten Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist Für die Astrofotografie mit dem Smart- Bajonett-Verschluss, der Wechselobjek- der seitliche Lichteinfall bei der Okular- phone wäre es sehr hilfreich, wenn auch tive und Adaption an Teleskopen ermög- projektion. Da Verlängerungshülsen für die Linse abgeschraubt werden könnte und lichen würde. Bis heute haben wir einen derartige Zwecke am Smartphone nicht ein Adapter für einen Bajonett-Verschluss derartigen Bajonett-Verschluss noch nicht existieren bzw. nicht angebracht werden – ähnlich wie bei einer DSLR, DSLM oder im Handel gesehen, aber die Entwicklung können, kann man bei einigen Okularen Astrokamera – für Fokalaufnahmen am schreitet stetig voran. (z. B. Baader Hyperion) entsprechende Teleskop verwendet werden könnte. Aktu-

72 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrofotografie

6 Links: Der Abstand zwischen Okular und Telefon ist zu klein. Mitte: Idealer Abstand zwischen Okular und Smartphone, das Bild wird voll ausgeleuchtet. Rechts: Der Abstand zwischen Okular und Telefon ist zu groß.

Literatur- und Internethinweise (Stand April 2020): [1] M. Seeboerger-Weichselbaum, 2020: „DeepSkyCamera-App für Android“. VdS-Journal für Astronomie 72 (1/2020), S. 62-66 [2] MacTechNews, www.mactechnews.de/news/article/Apple-Patent-ueber-Bajonettverschluss-fuer-Kameralinsen-158097.html

Andromeda’s Parachute – ein vierfaches Gravitationslinsensystem von Peter Bresseler

Im Februar 2018 nahm ich einen Quasar Nach erster Einschätzung der Wissen- Der aufmerksame Leser wird hier erken- namens J014709+463037 im Sternbild An- schaftler lag die Rotverschiebung des Ob- nen, das Gravitationslinsensystem ist mit dromeda auf [1], acht Monate nach seiner jektes bei z = 2,6. Am 21. Juni 2017, genau der gegebenen Helligkeit zwischen 15,4 Entdeckung am 11. Juni 2017 durch Pan- 10 Tage nach der Entdeckung, wurde das und 17,7 mag schon für Amateurteleskope STARRS (Panoramic Survey Telescope Gravitationslinsensystem am Keck Cosmic mit eher kleinerer Öffnung von 6-8 Zoll als And Rapid Response System oder PS1). Web Imager (KCWI) spektroskopisch un- Aufnahmeobjekt geeignet. Das Schwierige Damit gehörte ich seinerzeit zu den ersten tersucht und auf eine Rotverschiebung von an Andromeda’s Parachute ist allerdings Amateuren, die sich fotografisch an diesem z = 2,377 korrigiert. Für das Vordergrund- nicht die Helligkeit der Komponenten, Objekt versuchten. Das Aufnahmesystem objekt, das für die Mehrfachabbildung ver- sondern ihr geringer Winkelabstand zuei- Pan-STARRS besteht aus einem 1,8-m- antwortlich ist, wurde eine Rotverschie- nander, denn J014709+463037 besitzt ins- Spiegelteleskop mit einem korrigierten bung von z = 0,57 bestimmt. Das Gravita- gesamt eine Winkelgröße von nur 3 Bogen- Feld von 7,7 Grad. Die verwendete CCD- tionslinsensystem hat damit sein Licht vor sekunden! Kamera erreicht eine Auflösung von 0,256 ca. 11,3 Milliarden Jahren entsandt. Das Bogensekunden. Pan-STARRS befindet Besondere an Andromeda’s Parachute: Es Wie kommt dieser Gravitationslinseneffekt sich auf dem Gipfel des Haleakala auf Ha- gehört zu einer Handvoll bekannter vier- zustande? Bei einem Gravitationslinsen­ waii [2]. J014709+463037 ist ein vierfaches fach gelinster Systeme mit z > 2 und vier re- system liegt zwischen dem irdischen Be- Gravitationslinsensystem, das aufgrund lativ hellen Komponenten mit den Hellig- obachter und dem Quasar ein weiteres seines Aussehens auch als „Andromeda’s keiten 15,4 mag für A, 15,5 mag für B, 16,2 kosmisches Objekt, das als Schwerkraft- Parachute“ (Andromedas Fallschirm) be- mag für C und 17,7 mag für D [3]. linse wirkt, z. B. eine Vordergrundgalaxie. zeichnet wird. Eine solche Massenkonzentration lenkt

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mal ausgenutzt wird. Die Näherungsformel zum erzielten Bildmaßstab lautet:

Winkelauflösung pro Pixel = Pixelgröße (in μm)/Brennweite (in mm) ∙ 206 Bogensekunden

Für meine Ausrüstung erreiche ich also 3,8 μm/2.000 mm ∙ 206’’ = 0,39’’ pro Pixel. Man sollte sich allerdings im Klaren sein, dass dieser Wert keine reale Auflösung darstellt, sondern nur den winkelmäßigen Abildungsmaßstab. Das reale Auflösungs- vermögen im Bild wird durch den Optik- durchmesser, das Seeing und durch instru- 1 Der Autor bei der Astrofotografie im Garten an seiner Montierung mentelle Fehler bestimmt.

Dennoch, wie lassen sich solche Rahmen- die Lichtstrahlen vom geraden Weg ab und TSC-225 wurden insgesamt nur 100 Stück parameter auf die Aufnahmetechnik rich- es entstehen bizarre Formen des Hinter- produziert. tig anwenden? Für diese Art von hoch grundobjektes wie Bögen oder Ringe. Der aufgelösten Aufnahmen kommt idealer- Beobachter auf der Erde kann dadurch ein Nach dem optischen Design ist das TSC- weise das Kurzbelichtungsverfahren bzw. Objekt auch doppelt oder mehrfach sehen, 225 ist ein klassischer Schmidt-Cassegrain. Lucky Imaging zum Einsatz [4]. Hierbei obwohl es in Wirklichkeit nur einmal exis- Die Öffnung beträgt 225 mm (= 9 Zoll), das werden mehrere Tausend kurz belichteter tiert. In diesem Fall kommt es bei Andro- Gewicht liegt bei ca. 10 kg. Das TSC-225 ist Einzelaufnahmen erzeugt. Momente guter meda’s Parachute zu einer seltenen Vier- als f/12-System gerechnet, d. h. auf 2.700 Seeingbedingungen werden in dem Ver- fachabbildung. mm optimiert. Die Auflösung ist mit 0,52 arbeitungsprozess softwaretechnisch aus- Bogensekunden angegeben. Die Brenn- gewertet und zu einem Summenbild gene- Im Januar 2020 bot sich für meine Aus- weite variiert bedingt durch die Hauptspie- riert. Im Idealfall entspricht die real erzielte rüstung, die aus einem Takahashi TSC- gelfokussierung zwischen 2.300 mm und Auflösung dem theoretischen Auflösungs- 225 und einer ZWO ASI1600MM besteht, 3.000 mm. Das TSC-225 ist ideal für Plane- vermögen des Aufnahmeteleskops. wieder die Gelegenheit, den Exoten aufzu- tenbeobachtung und für fotografische An- nehmen. Meine „Nachentdeckung“ vom wendungen aller Art. So fertigte ich einzelne Belichtungsreihen Februar 2018 entstand mit einem C 8 und von 500 ms bis 1 s an, um das Seeing ab- einer ZWO ASI290MM bei einer Brenn- Als Kamera stand mir eine ZWO zuschätzen und ggf. die Aufnahmeparame- weite von ca. 1.000 mm. Nun sollte der ASI1600MM zur Verfügung. Ihr Sensor ter zu verändern. Auf den Rohaufnahmen Takahashi TSC-225 mit knapp 2.000 mm MN34230 von Panasonic ist ein so genann- waren die hellsten Anteile von J014709 Brennweite ein mindestens vergleichbares ter 4/3-Zoll-Sensor mit einer sensitiven +463037 nur schemenhaft, die Komponen- Ergebnis erzielen. Fläche von 17,7 mm x 13,4 mm und 4.656 te D gar nicht sichtbar. Das Seeing war in x 3.520 Pixeln bei einer Pixelgröße von 3,8 diesem Zeitraum offenbar durchschnitt- Das TSC-225 wurde Anfang der 90er-Jah- μm. Die Quanteneffizienz der ASI1600MM lich, aber nicht gut genug, um dem Objekt re in Japan in einer begrenzten Stückzahl ist mit 60% hoch, d. h. von 100 auftreffen- weitere Details zu entlocken. gefertigt. Ähnlich wie bei den legendären den Photonen werden 60 registriert. ZEISS-APQ-Apochromaten waren die Fer- Es entstanden verschiedene Aufnahmese- tigungskosten des TSC-225 zu hoch und Bekanntlich sollte das Kamerasystem bzw. rien von jeweils 300 Einzelaufnahmen, je damit unwirtschaftlich, so dass die Pro- die Pixelgröße zur Teleskopbrennweite pas- eine Sekunde belichtet. Einige Serien davon duktion eingestellt wurde. Vom Takahashi sen, damit das Auflösungsvermögen opti- wiesen besser definierte Sternabbildungen

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2 Der Vierfachquasar, Aufnahmedaten im Text. Das Bildfeld besitzt eine Größe von 10,3’ x 7,0’. Das Inset mit Andromeda’s Parachute misst ca. 60 Bogensekunden. auf, so dass diese in dem Programm Auto- mit kürzeren Brennweiten. Das theoreti- [email protected] stehe ich bei Fra- Stakkert gestackt wurden. Bei der Bildaus- sche Auflösungsvermögen der Optik bzw. gen zur Technik und zur Anwendung des wahl habe ich ca. 50-60% der Aufnahmen die optimale Anpassung der Pixelgröße Kurzbelichtungsverfahrens gern zur Ver- verwendet, die restlichen nicht berücksich- an die Brennweite sollte mit den Beobach- fügung. tigt. In der Summe lag die Belichtungszeit tungsbedingen harmonieren. Das heißt bei 20 Minuten. insbesondere, dass bei einem durchschnitt- lichen Seeing das Optimum nicht erreicht Literaturhinweise (Stand Februar 2020): Das Seeing war an dem Beobachtungs- werden kann. [1] P. Bresseler, 2018: „Vierfach-Quasar abend im Januar 2020 eher durchschnitt- im Amateurfokus“, Sterne und Welt- lich, so dass dies sich direkt auf das Be- Fazit raum 57 (11/2018), S. 64-67 obachtungsergebnis übertragen hat. Der Zentraler Einflussfaktor für hoch auflösen- [2] C. T. Berghea et al., 2017: „Discovery „Schirm“ in Andromeda’s Parachute mit de Astrofotografie ist das Seeing, dessen of the First Quadruple Gravitationally seinen Komponenten A-C zeigt dennoch Auswirkungen mithilfe von Kurzbelich- Lensed Quasar Candidate with Pan- eine längliche Darstellung mit allerdings tungen und Lucky Imaging optimiert wer- STARRS“, Astrophys. J. 844, article kaum erkennbarer Differenzierung. Die den können. Das von mir angewandte Ver- id. 90, 9 pp. Komponente D unterhalb des Schirms ist fahren, das Kurzbelichtungsverfahren, ist [3] K. H. R. Rubin et al., 2018: „Androme- nur schwach auszumachen. nicht neu, es bietet mir von meinem Ham- da’s parachute: a bright quadruply burger Standort eine gute Chance, sinn- lensed quasar at z = 2.377“, Astro- Um Details kleiner Objekte hoch aufgelöst voll Deep-Sky-Aufnahmen anzufertigen. phys. J. 859, article id. 146, 9 pp. darzustellen, sind längere Brennweiten si- Wie man sich vorstellen kann, ist die Be- [4] P. Bresseler, 2020: „Deep-Sky-Objekte cherlich förderlich. Sie führen aber auch obachtung aus einer Stadt bzw. Großstadt kurz belichtet“, Sterne und Weltraum dazu, Seeingeffekte eher zu registrieren als nicht ideal. Über meine Mailadresse peter. 59, (2/2020), S. 72-77

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Im Grenzgebiet von Cepheus und Cassiopeia (Teil 2) von Hans Jürgen Mayer

Der erste Teil dieses Artikel [1] widmete 1 Sh2-170, rechts sich der nördlichen, durch ausgedehn- oben eine kleine, te Dunkelwolken geprägten Region des aber markante Grenzgebietes zwischen Cepheus und Globule. Der Stern Cassiopeia mit dem beherrschenden Emis- im Nebelzentrum sionsgebiet Sh2-171. Lassen wir den Blick am oberen Rand der nun weiter nach Süden schweifen, so of- zentralen Verdunk- fenbart sich uns ein gänzlich anderes Bild. lung ist der einzige Nahezu unbehindert durch vorgelagerten ionisierende Stern Staub blicken wir hier weit hinaus bis zu LS I+64 11. den Sternwolken des Perseusarms unserer Milchstraße.

Wenige Grad südlich von Sh2-171, am Rande des Dunkelwolkenkomplexes ge- legen, stoßen wir auf die kleine, beinahe kreisrunde HII-Region Sh2-170, die das Emissionsgebiet Sh2-171 optisch zu einem kosmischen Fragezeichen zu ergänzen scheint. Physikalisch hat dieser Nebel al- OB5, die beinahe dreimal so weit entfernt tremen Sternwinde, die von den jungen lerdings nichts mit der im ersten Teil des ist wie Cep OB4 und ein Raumgebiet von heißen O- und B-Sternen der Assoziation Artikels beschriebenen Struktur zu tun. mehr als 140 pc im Durchmesser umfasst. ausgehen, haben im Laufe der Zeit das Gas Sh2-170 ist mit ca. 2 kpc gut doppelt so weit Sie enthält allein fünf Sterne des Spekt- der ursprünglichen Molekülwolke hinweg- entfernt, bei einer scheinbaren Größe von raltyps O und mehrere Sternhaufen mit geblasen, eine Entwicklung, die der jungen 20’ entspricht das einem wirklichen Durch- jeweils mindestens einem ionisierenden Assoziation Cep OB4 wohl noch bevorsteht. messer von ca. 10 pc [2]. Die Anregung er- Stern [3]. Mehrere HII-Regionen und drei In der Folge hat sich das Gas mutmaßlich folgt durch einen einzigen Stern des Typs Supernovaüberreste (SNR) liegen in Blick- in der gewaltigen expandierenden Scha- O9V mit der Bezeichnung LS I +64 11. Sei- richtung von Cas OB5. Der optisch hellste, le um die Assoziation herum gesammelt. ne scheinbare Helligkeit beträgt 10,6 mag. CTB1, zeigt sich im Bild als roter Halbring Energetische Betrachtungen legen jedoch Mit einem Farbindex B-V = +0,46 mag er- zwischen den Sternen des Perseusarms, ca. nahe, dass noch weitere Akteure bei der scheint auch er aufgrund der Extinktion 2° südlich von Sh2-170 gelegen (Abb. 2). Entstehung dieser Superschale beteiligt ge- nicht blau, sondern lediglich weißlich. Er Bei den beiden anderen SNR handelt es sich wesen sei müssen. Die Annahme, es könnte befindet sich von uns aus gesehen zentral einerseits um den Überrest der bekannten sich hierbei um die drei auf der Sichtlinie am Ende einer blasenförmigen HII-Regi- Tycho-Supernova sowie um das wenig be- liegenden SNR bzw. deren Vorgängerster- on, nahe einer dahinter gelegenen kleinen, kannte Objekt G116.5+1.1, beide optisch ne handeln, scheint sich gemäß neueren aber dichten Molekülwolke. Die von ihm extrem schwach und vornehmlich im Ra- Untersuchungen aber nicht zu bestätigen ausgehenden starken Sternwinde haben diobereich auffällig. [5]. Während z. B. auch die Messdaten der bereits eine Höhle geringerer Gasdichte ge- Gaia-Mission [6] die OB-Assoziation eher schaffen, die als zentrale Verdunklung zu Cas OB5 ist von einer gewaltigen auseinan- in einer Entfernung von 3 kpc sehen, liegen erkennen ist (Abb. 1). derstrebenden Wasserstoffschale mit einem zumindest CTB1 und G116.5+1.1 mit 1,6 scheinbaren Durchmesser von etwa 6° um- kpc räumlich weit vor der Superschale. Nur wenig weiter südlich endet der Dun- geben [4]. Sie enthält ca. 750.000 Sonnen- kelwolkenkomplex und der Blick fällt un- massen an atomarem und molekularem Unter den in Blickrichtung von Cas OB5 gehindert auf die Sternwolken des Perseus­ Gas. Dieses Gas entstammt vermutlich der gelegenen HII-Regionen ist Sh2-173, ca. arms. Hier stoßen wir auf eine weitere, Molekülwolke, aus der sich die Sterne der 2° östlich von CTB1 gelegen, die schein- aber wesentlich ältere OB-Assoziation: Cas Assoziation einst gebildet haben. Die ex- bar hellste. Ihre Größe am Himmel ent-

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2 CTB1, am rechten Rand unterhalb der Mitte liegt der Sternhaufen 3 Sh2-173. Der ionisierende Stern BD 60°39 befindet sich links King 12, der Teil der Assoziation Cas OB5 ist. unterhalb der zentralen Verdunkelung, verursacht durch eine vorge- lagerte Wolke interstellarer Materie. Am westlichen Rand der HII- Region macht sich eine weitere lokal begrenzte Molekülwolke durch ihr Absorptionsverhalten bemerkbar.

spricht etwa einem Vollmonddurchmesser. der HII-Region. Letztere verursacht durch Literatur- und Internethinweise Sieben heiße O- und B-Sterne liegen nahe ihren Staubanteil die deutlich sichtbare (Stand April 2020): des Zentrums. Einziger ionisierender Stern zentrale Verdunklung (Abb. 3). In beiden [1] H. J. Mayer, 2020: „Im Grenzgebiet ist vermutlich der O-Stern BD+60°39. Dunkelwolken wurden Hinweise auf akti- von Cepheus und Cassiopeia (Teil 1)“, Die Entfernungsangaben in der Literatur ve Sternbildung gefunden, die man auf die VdS-Journal für Astronomie 74, schwanken zwischen 2 und 3 kpc. Legt Wechselwirkung der HII-Region mit den 3-2020, S. 62-65 man die neuesten Gaia-Daten zugrunde, Wolken zurückführt. Trifft dieses Bild zu, [2] R. S. Roger et al., 2004: „Sharpless finden sich fünf der sieben Sterne, dar- so beobachten wir in dieser Region Stern- 170 and the surrounding interstellar unter BD+60°39, in einer Entfernung von entstehung in der dritten Generation. Wäh- medium“, Astron. Astrophys. 425, ca. 3 kpc, während die zwei verbleibenden rend die Mitglieder der Assoziation Cas p. 553 Sterne räumlich nicht zu dieser Gruppe zu OB5 mit einem Alter von ca. 5 Millionen [3] M. Kuhn, 2008: „Handbook of Star gehören scheinen. Sh2-173 liegt also mitten Jahren die erste Generation bilden, gehören Forming Regions Vol. I“, Astronomi- in der Randzone der gewaltigen expandie- die heißen Sterne der HII-Region Sh2-173 cal Society of the Pacific renden Wasserstoffblase, die Cas OB5 um- mit einem Alter von ca. 1 Million Jahren der [4] M. Fich, 1986: „Supernova remnants gibt. Eine umfangreiche Studie [7] kommt zweiten Generation an. Deren Strahlung ist associated with an HI supershell in zu dem Schluss, dass die mit ca. 1 Million nun gerade dabei, eine weitere, dritte Gene- the Perseus spiral arm“, Astrophys. J. Jahre deutlich jüngere HII-Region aus der ration von Sternen ins Leben zu rufen. 303, p. 465 Kollision der Randzone der Superblase mit [5] L. A. Suad et al., 2016: „The HI einer damals an dieser Stelle befindlichen Eine ganze Reihe weiterer, wenngleich supershell GS 118+01-44 and its role Molekülwolke hervorgegangen ist. schwächer ausgeprägter HII-Regionen in the interstellar medium“, Astron. sind in Blickrichtung von Cas OB5 zu se- Astrophys. 585, p. A154 Den helleren westlichen Rand von Sh2-173 hen. Es scheint naheliegend, dass auch sie [6] Gaia DR2: https://gea.esac.esa.int/ begrenzt heute eine Molekülwolke, die ca. eine ähnlich kausale Verknüpfung mit der archive/ 6.000 Sonnenmassen auf sich vereint, mög- Sternassoziation haben. Ob dies wirklich [7] S. Cichowolski et al., 2009: „Unveiling licherweise ein Rest der ursprünglichen zutrifft, müssen zukünftige Untersuchun- the birth and evolution of the HII re- Elternwolke. Eine weitere kleinere Wolke gen zeigen. gion Sh2-173“, Mon. Not. Roy. Astron. liegt direkt in Sichtlinie vor dem Zentrum Soc. 394, p. 90

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SNR G206.9+2.3 – ein kaum bekannter Supernovarest von Daniel Pölzl und Peter Riepe

Eine solche Bezeichnung? Das muss ein außergewöhnliches Objekt sein. Und das ist es auch. Der Katalogname SNR G206.9+2.3 beschreibt einen galaktischen Supernova- rest (ab jetzt kurz: SNR) bei den galakti- schen Koordinaten 206,9° Länge und +2,3° Breite. Wir stellen SNR G206.9+2.3 jetzt vor und geben sowohl Informationen zum Her- stellungsgang des Bildes als auch ein paar astronomisch wissenswerte Fakten. Eine Nachbetrachtung rundet das Thema ab.

Zur Vorgeschichte (Daniel Pölzl) Im Sommer 2019 startete ich mit einer Reisemontierung vom Typ Star Adventu- rer und einer Sony A7 R II als Kamera, um mit einem Fotoobjektiv den Nachthimmel zu fotografieren. Die Nachführgenauigkeit erstreckte sich eher auf Weitwinkelaufnah- men mit Fotoobjektiven. Da Weitfeldauf- nahmen (TWAN-Bilder) schön, aber nicht alles für mich waren, suchte ich nach einem preiswerten und für einen Einsteiger prak- tikablen Fernrohr und gekühlter Kamera mit Filterrad. Im Spätherbst 2019 wurde in 1 Feld zwischen dem Rosettennebel und dem Konusnebel (oben Mitte). Das Kreuz markiert eine ZWO ASI 1600MM Pro mit Filterrad den optischen Mittelpunkt des SNR Mon Loop. Der SNR G206.9+2.3 sitzt im roten Kreis. investiert, dazu ein 72-mm-Apochromat Kontrastverstärktes Bild aus [1], Bearbeitung P. Riepe mit f = 432 mm von Lacerta. Das Hobby wurde nun etwas ernster. Es war beachtlich, was mit einer Reisemontierung mit Auto- Vorhaben vielleicht realisierbar ist. Im De- richtung – die Star Adventurer war wohl guiding möglich war, natürlich auch nur, zember 2019 stand der SNR dann optimal etwas zu sehr am Limit – was man ihr auch wenn das Stativ stabil steht bei perfekter am Himmel. Ohne Goto und Ablesen der nicht verübeln darf! Polarausrichtung, denn diese Montierung Koordinaten auf der Montierung war es führte nur in RA/Stunde nach. Ein Problem schwierig, die richtige Position am Himmel Um also das Projekt SNR G206.9+2.3 zu blieb also: Tag für Tag das wackelige Setup zu finden. Nur durch Erkennen von Stern- verwirklichen, kamen daher Teleskop und genau gleich perfekt aufzustellen, auszu- mustern und „Star hopping“ kam ich an die Kamera in die Sternwarte auf die ASA richten und das gleiche Bildfeld zu fotogra- gewünschte Position und belichtete eher DDM85 meines Vaters. In den nächsten fieren – beinahe unmöglich. mal so auf Verdacht ... Da nach 10 Minuten drei Wochen wurde mit [OIII]-Filtern in Belichtung in [OIII] jedoch schon etwas zu Zeiten ohne Mond so lange belichtet, bis Mein Vater Robert (Mitglied der FG Astro- erahnen war, wusste ich, dass dies machbar ein aussagekräftiges Bild vorhanden war. fotografie und der TBG-Gruppe) hat 2019 ist. In den nächsten klaren Nächten baute Für ein Farbbild wurde in weiterer Folge bereits in Spanien mit der Aufnahme des ich also immer meine Reisemontierung auf noch zusätzlich in Hα und auch in R, G und SNR G206.9+2.3 begonnen, konnte dieses und belichtete in [OIII]. Von den vielen ge- B belichtet. Insgesamt wurde 12 Stunden in interessante Objekt aber nicht fertigstellen. machten Einzelbildern konnte ich aber nur [OIII] (je 10 Minuten), 2 Stunden in Hα (je Aus diesem Grund wollte ich ausprobie- einen kleinen Teil verwenden. Zu groß war 10 Minunten) und jeweils 1,1 Stunden in R, ren, ob mit meinem kleinen Setup dieses der Ausschuss wegen Wind und Polaus- G und B belichtet (je 3 Minuten). Die Bild-

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bearbeitung war auch neu für mich, gelang 2 Das Bildfeld von 125’ x 88’ zeigt den türkis leuchtenden SNR G206.9+2.3 (Bild: D. Pölzl, mit PixInsight und Starnet++ aber doch Aufnahmedaten im Text). recht gut durch den Workflow, den mir mein Vater vorgab. Die Bildbearbeitung mit Starnet++ war auch für meinen Vater Pre- namens „Monoceros-Loop“ von 3° Durch- Ellipse mit einer ausgeprägten Filament- miere – er war von der Funktion ebenfalls messer an. Dieses kontrastverstärkte Bild struktur. Der SNR ist auch katalogisiert als begeistert. Sehr oft konnte ich dabei hören, stammt aus dem Digital Sky Survey im PKS 0646+06, da er mit dem Radioteleskop wie wichtig die korrekte Bildkalibrierung Himmelsatlas Aladin [1]. Die Ostflanke von Parkes in Australien beobachtet wurde. ist! des Monoceros-Loops sitzt in der HII-Re- Die Entdeckung von SNR G206.9+2.3 ge- gion [GS55] 104, das ist der Nebel Nr. 104 lang Haslam & Salter [3]. Das Ergebnis ist dieses selten fotografierte aus dem Katalog von Gaze und Shajn von Objekt. Man sieht daran: Auch mit einer 1955 [2]. Ein wenig östlich davon liegt im Die Koordinaten des SNR werden in Sim- kleinen kostengünstigen Ausrüstung aus rot umkringelten Bildbereich der SNR bad auf radioastronomische Beobachtun- Teleskop und Kamera – von der mitbe- G206.9+2.3, man kann ihn aber nicht er- gen bezogen: Rektasz. = 06h 48min 40,0s und nutzten Montierung einmal abgesehen – ist kennen, denn dazu ist er zu lichtschwach. Dekl. = +06° 26’ 00’’. Der Mittelpunkt der vieles machbar. Allerdings ist Ausdauer ge- optischen Ellipse liegt jedoch deutlich da- fragt: Immerhin waren es 17,3 Stunden an Um den SNR in seiner Form gut ins Bild zu von entfernt. Aus der Abbildung 2 lässt sich gesamter Belichtungszeit bei Blende 6. bringen (Abb. 2), hat Daniel Pölzl das Bild- Rektasz. = 06h 49min 04s und Dekl. = +06° 20’ feld gedreht. Mit Norden auf 13:30 Uhr liegt 23’’ ableiten, ebenso der scheinbare optische Objektinformationen (Peter Riepe) die Längsseite des Bildes etwa parallel zum SNR-Durchmesser zu 54’ x 37’. Radioastro- Zunächst zur Lage. Die Abbildung 1 zeigt galaktischen Äquator. Was rechts unten nomisch dagegen scheint SNR G206.9+2.3 unten den Rosettennebel im Einhorn. Di- als roter Emissionsnebel ins Bildfeld ragt, mit 80’ größer zu sein [4]. Diese Autoren rekt an seinem nordöstlichen Rand schließt ist der äußerste Teil von [GS55] 104. Und nennen auch eine Entfernung von ca. 7.500 sich der ausgedehnte, lichtschwache SNR SNR G206.9+2.3 leuchtet als türkisfarbene Lichtjahren. Das Alter wurde nach Auswer-

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3 Invertierte Darstellung der 12-stündigen [OIII]-Belichtungsserie. Die Sterne wurden mit dem Programm Starnet++ entfernt (Bild: D. Pölzl).

tungen von Messungen im Röntgenbereich der Sensor der ZWO ASI 1600MM Pro, der [2] V. F. Gaze, G. A. Shajn, 1955: „Cata- auf etwa 60.000 Jahre geschätzt [5]. Panasonic MN34230ALJ, eine Quantenef- logue of emission nebulae“, Izvest. fizienz von 77% bei Hα und 92% bei [OIII]. Krym. Astrofiz. Obs. 15, p. 11-30 Nachbetrachtung Der Türkisbereich ist also gegenüber dem [3] C. G. T. Haslam, C.J. Salter, 1971: Die Abbildung 2 ist wegen der eingesetz- Rotbereich von vornherein empfindlicher. „Observations of some extended ten Schmalbandanteile eine Falschfarben- Daniel Pölzl hat aber bewusst diese von vie- galactic radio sources“, Monthly Not. aufnahme, auch wenn die Sterne mit Hilfe len möglichen Farbvarianten gewählt, was Roy. Astron. Soc. 151, p. 385-395 der RGB-Belichtungen einkopiert wurden. bei Falschfarbendarstellungen stets eine [4] D. H. Clark, J. L. Caswell, 1976: „A Die türkise Nebelfarbe überwiegt, weil Frage des persönlichen Geschmacks ist. Ein study of galactic supernova rem- der Nebel separat (mit herausgerechneten derart kräftiges Bild dieses SNR muss man nants, based on Molonglo-Parkes Sternen) bearbeitet wurde und zwar das erst einmal schaffen! observational data“, Monthly Not. Summenbild der [OIII]-Aufnahmen allein Roy. Astron. Soc. 174, p. 267-305 (Abb. 3). Und während in Hα nur 2 Stunden [5] D. A. Leahy, 1986: „Detection of X-ray belichtet wurde, waren es in [OIII] 12 Stun- emission from the supernova rem- den, d. h. 6-mal soviel. Um eine Farbecht- Literatur- und Internethinweise nant PKS 0646+06“, Astron. Astro- heit zwischen Hα und [OIII] herzustellen, (Stand Mai 2020): phys. 156, p. 191-193 müssten die Schmalbandaufnahmen auch [1] Himmelsatlas Aladin in der Daten- entsprechend kalibriert werden, wenn sie bank Simbad, http://simbad. beide zur Verwendung kämen. Zudem hat u-strasbg.fr/simbad/

80 | Journal für Astronomie Nr. 75 JETZT ZUM VORZUGSPREIS ABONNIEREN! Nutzen Sie Ihre Vorteile als VdS-Mitglied!

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Neue Astroaufnahmen

Wieder gibt es aus der Fachgruppe Astrofotografie und ihrem Freundeskreis ein paar schöne, neue Ergebnisse. Die wollen wir unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten. Informative Unterhaltung wünscht

Peter Riepe

1 Andreas Rörig nahm den Nebel IC 410 mit dem offenen Sternhaufen NGC 1893 im Fuhrmann auf (Falschfarbendarstellung in der modifizierten Hubble-Palette). Datum und Ort: mehrere Nächte von Dezember 2019 bis März 2020 in Wilsenroth (Westerwald). Teleskop: 200-mm-Newton (f/4 mit GPU-Korrektor), Kamera: Moravian G2-8300. Belich- tung: 16 x 15 min für Hα, dazu je 25 x 15 min für [OIII] und [SII] mit Filtern von Astronomik. Autoguiding per ALCCD 5L-II am Off-Axis-Guider. Kalibrierung (Dark und Flat), Registrie- rung und Kombination wurden mit der vom Bildautor entwickelten Software Regim vor- genommen.

82 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrofotografie

2 Nahansicht des Herbig-Haro-Objekts HH 808 am Veränderlichen V375 Lacertae (= LkHα233, Bildmitte, Bildfeld 27' x 13'). Dieser junge Herbig-A4-Stern weist Emissionslinien auf in Hα, [O I] bei 630 nm und [S II] bei 671,7 nm. Teleskop: Newton 406 mm / 1.830 mm, Kamera: Watec N+, nach wie vor gepflegt von Bildautor Wilfried Wacker. Aufnahmedatum: bereits am 23.10.2011, nur 69 x 12 Sekunden belichtet, jetzt neue Bildbearbeitung.

3 Weiße Zwerge wie Sirius B oder Prokyon B sind UV- leuchtstark. Die Distanz Sirius - Sirius B beträgt ~8’’. Am 28.03.2020 nahm Bernd Gährken in München bei bestem Seeing Prokyon mit Prokyon B auf – viel schwieriger als das Sirius-System. Bei Prokyon gibt es im Visuellen zwar die gleiche Helligkeitsdifferenz von 10 mag, aber der Kom- ponentenabstand ist viel kleiner. Die große Halbachse von 4,3’’ entspricht laut Wikipedia (England) dem Abstand von Gamma Leonis (rechts zum Vergleich). Der Abstand Prokyon - Prokyon B (links) ist real mit ca. 2,5’’ aber viel kleiner! Celestron 11 mit 2x-Barlowlinse, Schuler-UV-Filter, Kamera: ZWO ASI1600, 2.533 Einzelbilder je 0,08 Sekun- den belichtet, 35% davon wurden weiter verwendet.

4 Orionnebel M 42 von Frank Breslawski (Sternwarte Wasserberg, Bergisches Land). Takahashi Epsilon 130D mit 430 mm Brennweite, Kamera: ZWO ASI 294MC Pro. Belichtung am 21.01.2020 bei -10 °C einschließlich Baader-Filter UV/IR Cut 122 x 120 Sekunden, 20 x 15 Se- kunden und 20 x 5 Sekunden, Gain 120 und ungebinnt. Nachführkamera: ZWO ASI120MM Mini am 8x50 Guide- scope. Bildbearbeitung mit PixInsight 1.8.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 83 Astrofotografie

5 M 42 ist ein Standardmotiv, daher sind Vergleiche unterschiedlicher Autoren immer interessant. Torsten Grossmann erzielte eine etwas andere farbliche Bild- wirkung. Optik: 180-mm-Apochromat (f/7), Kamera: SBIG STL-11000, LRGB-Aufnahme mit 120 min Ge- samtbelichtungszeit. Da die Serie als Test gedacht war, gab es keine Flats.

6 Der Supernovarest IC 443 bei Eta Geminorum war Ziel von Peter Oertel. Teleskop: Veloce RH200, Hα- Serie mit einer STF-8300 plus Baader-Filter (3,5 nm Halbwertbreite), kombiniert mit Farbaufnahmen mit einer ZWO ASI 071. Belichtungszeit 20 x 10 min für Hα und 30 x 2 min für die Farbe. Bildbearbeitung mit PixIn- sight und Lightroom. 7 Im Juni 2019 nahm Harald Kaiser im Allgäu die beiden Nebel IC 59 und IC 63 bei Gamma Cassiopeiae auf. Newton 250 mm/1.000 mm mit Farbkamera ZWO ASI071, Montierung AZ EQ6 (Skywatcher) mit Autoguider MGEN, 22 Bilder in zwei Nächten, insgesamt 144 Minuten belichtet. Das rote Objekt links unten setzt die Nebelkette fort.

8 Die „Corona-Situation“ schuf beste atmosphärische Transparenz. Bruno Mattern gelang in der norddeutschen Lüneburger Heide diese Sicht auf die südlichen Nebel M 8 und M 20 mit dem galaktischen Zentrum, alles zwischen 9° und maximal 12° Horizonthöhe. Canon EOS 250Da und 135-mm-Objektiv (Samyang), 16 Aufnahmen als Mitläufer insgesamt 54 min belichtet, abgeblendet auf f/4.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 85 Wir bringen allen Menschen den Himmel nah Sternwarte St. Andreasberg – die erste (fast vollständig) barrierefreie Sternwarte in Deutschland von Eva Walitzek

Als Niels Luithardt im Sommer 2012 zum ersten Mal am Sankt Andreasberger Tele- skoptreffen (STATT) teilnahm, ahnte nie- mand, welche Entwicklung sein Besuch auslösen würde. Die Sichtweise des Physik- studenten aufs Universum beeindruckte nicht nur die Verantwortlichen des gemein- nützigen Vereins, denn Niels Luithardt ist blind (Abb. 1). Auch die Begegnung selbst mit dem blinden Amateurastronomen war Anlass, für die 2014 eröffnete Sternwarte St. Andreasberg ehrgeizige Ziele zu setzen. Sie sollte als erste vollständig barrierefreie Sternwarte in Deutschland allen – auch Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Behinderungen – die Mög- lichkeit bieten, den Sternen- und Nacht- himmel zu erleben und zu begreifen.

Um das Motto: „Wir bringen allen Men- schen den Himmel nah“ des Vereins um- zusetzen und die besonderen Belange von 1 Der blinde Physikstudent Niels Luithardt zeigt den sehenden Besuchern Menschen mit Behinderungen zu berück- seine astronomischen Modelle. sichtigen, wurden schon vor dem Um- und Ausbau des Sternwartengebäudes Fachleu- te in die Planungen einbezogen.

Zehn Millionen Menschen mit Behinde- rungen gibt es offiziell in Deutschland. Vie- le beschäftigen sich mit Astronomie oder würden es gerne tun. Doch oft „verstecken“ sich gerade Menschen mit Beeinträchti- gungen und man muss sie mit Geduld und Behutsamkeit motivieren, diesem Hobby nachzugehen und sich einem Sternwarten- Verein anzuschließen.

Wichtig und nicht ganz einfach war es, ein Netzwerk aufzubauen und „geeignete“ ehrenamtliche Kräfte zu finden, die Besu- chern mit Beeinträchtigungen ohne Berüh- rungsängste astronomische Inhalte oder Beobachtungen vermitteln können. Inklu- sion ist eigentlich eine Selbstverständlich- keit und auf europäischer Ebene gesetzlich 2 Der blinde Physikstudent Niels Luithardt erklärt staunenden Besuchern vorgeschrieben. Seit Jahren bemüht sich die weltweit erste audio-taktile Himmelsscheibe.

86 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astronomische Vereinigungen

3 Barrierefreie Wege zu den Teleskopsäulen

deshalb der Vorsitzende Utz Schmidtko, im Bildungsbereich z. B. während der as- tronomischen Lehrerfortbildung im Haus der Astronomie in Heidelberg, Kolleginnen und Kollegen von dem Inklusionsgedanken „Astronomie in Schulen“ zu überzeugen. Barrierefreiheit sollte das Ziel aller astro- nomischen Institutionen sein – selbst wenn die Verwirklichung manchmal schnell an Grenzen stößt. Inzwischen hat das Beispiel unserer Sternwarte Schule gemacht: Auch andere Sternwarten in Deutschland streben Barrierefreiheit an.

Der Aufbau eines Netzwerks aus Vereinen und Institutionen im Behindertenbereich ist ebenfalls ein wichtiger Schritt. So pflegt der Verein enge Kontakte u. a. zu „Ander- sicht e.V.“, ein Verein für hör- und tastsinni- ge Projektarbeit. Dieser Verein schenkte der Sternwarte St. Andreasberg die audio- taktile Himmelsscheibe (Abb. 2). Wertvol- le Impulse und Anregungen brachte auch eine von den Vorstandsmitgliedern organi- sierte Fachtagung im Oktober 2013, an der Fachleute verschiedener Behinderungsar- ten teilnahmen. „Sie haben uns bei der Be- gehung der Räume auf mögliche Probleme und notwendige Maßnahmen aufmerksam 4 Säulen in unterschiedlicher Höhe ermöglichen kleinen Menschen und gemacht und Möglichkeiten aufgezeigt, die Rollstuhlfahrern den richtigen Einblick. wir bis dahin noch nicht bedacht hatten“, er- innern sich Mitglieder des Vereins (Abb. 3). die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder – an den Teleskopsäulen (Abb. 5). Auf ihnen Viele Maßnahmen wurden im Lauf der Jah- gefördert durch das europäische LEADER- können die Gäste eigene oder vereinseige- re umgesetzt. Die Sternwarte St. Andreas­ Programm und die Agentur für Arbeit. ne Teleskope in unterschiedlichen Höhen berg ist inzwischen durch das Deutsche montieren – das erleichtert nicht nur Roll- Seminar für Tourismus (DSFT) zertifiziert Der Vortragsraum und das Kleinplane- stuhlfahrern die Himmelsbeobachtung, und gehört zu den anerkannten barriere- tarium liegen ebenerdig im Erdgeschoss sondern auch kleinwüchsigen Menschen freien Tourismuseinrichtungen in Nie- des Gebäudes. Damit auch gehbehinderte und Kindern. Handläufe im Haus und im dersachsen. „Wir durchlaufen gerade das Menschen und Rollstuhlfahrer die Stern- Außengelände bieten gehbehinderten, aber Rezertifizierungsverfahren; das Zertifikat warte problemlos nutzen können, sind der auch älteren Menschen mehr Sicherheit. gilt dann wieder für die nächsten Jahre“, er- Weg vom Parkplatz zur Sternwarte und das Damit sich auch blinde und sehbehinderte klärt Betriebsleiter Danny Neumann. Seit Außengelände zum Beobachten barriere- Menschen in der Sternwarte zurechtfinden, Mitte 2019 unterstützt der hauptamtliche frei und rollstuhlgerecht gestaltet (Abb. 4). sind Hinweise im Gebäude mit Braille- Betriebsleiter mit beruflichen und persön- Seit dem vergangenen Jahr gibt es außer- schrift versehen. lichen Erfahrungen im Behindertenbereich dem einen barrierefreien Parkplatz direkt

Journal für Astronomie Nr. 75 | 87 geboten der Sternwarte profitieren nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen – auch Sehende nutzen sie gerne, um neue, andere Einblicke zu gewinnen. Die Mit- arbeiter der Sternwarte stellen sich auf Menschen mit körperlichen und geistigen sowie anderen Beeinträchtigungen ein und berücksichtigen bei Vorträgen, Führungen und Himmelsbeobachtungen deren spe- zielle Bedürfnisse (Abb. 7).

Ein praktisches Beispiel für astronomi- 5 Ein barrierefreier Parkplatz am Beobachtungsgelände: gut erreichbar sche Inklusion im Jugendbereich war ein und nur 4 Meter bis zur ersten Säule gemeinsamer mehrtägiger Workshop mit Schülern einer Förderschule und eines Gymnasiums in der Sternwarte. Finanziert Stufenlos ist nicht barrierefrei schauen“, den Sternenhimmel beobachten werden konnte diese Aktion durch Preis- Längst nicht alle Beeinträchtigungen sind oder besondere astronomische Ereignisse gelder aus dem Gewinn eines Reiff-Preises. – wie bei Rollstuhlfahrern – sofort sicht- wie Mondfinsternis oder Merkurtransit Die Vorgehensweise im Bereich „Astrono- bar. Deshalb bedeutet eine Rampe für Roll- live miterleben. Von den besonderen An- mische Inklusion“ hat einen weiteren Effekt. stuhlfahrer noch keine vollständige Barrie- refreiheit. Auch die Belange von Menschen mit anderen Beeinträchtigungen, wie geis- tiger oder Lernbehinderung, mit Sprach-, Gehör- und Sehbehinderungen werden in der Sternwarte berücksichtigt. So können sehbehinderte und blinde Menschen mit Hilfe audiovisueller Medien einen „Blick“ ins Universum werfen und den Sternen- himmel mit Tast- und Hörsinn entdecken. An der weltweit ersten sprechenden Him- melsscheibe – von Niels Luithardt – lassen sich beispielsweise Sterne und Sternbilder ertasten und auf Knopfdruck die entspre- chenden Informationen abrufen (Abb. 2). Außerdem können die Besucherinnen und Besucher der Sternwarte an verschiedenen 3D-Modellen Monddetails, Kometen und weitere Himmelsobjekte erfühlen. Über Kameras werden an vielen Beobachtungs- abenden Bilder und Videos direkt vom 6 Eine Videokamera an Teleskop in den Veranstaltungsraum der einem Teleskop oder Live- Sternwarte übertragen und auf eine große Streaming ermöglichen Leinwand projiziert (Abb. 6). Durch diese das direkte und gleichzei- Projektion können zeitgleich etwa 30, auch tige Beobachten für viele sehbehinderte Menschen „durchs Teleskop Besucher.

88 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astronomische Vereinigungen

Gute Bedingungen für Amateurastronomen

Die Sternwarte Sankt Andreasberg liegt im Oberharz und bietet sehr gute Sichtbedingungen für Amateurastronomen. 700 m über dem Meeresspiegel ist die Luft trübungsarm, die Lichtverschmutzung ist mitten im Nationalpark sehr gering. Sankt Andreasberg gehört laut Bundesamt für Naturschutz Nichtbehinderte Menschen werden für die astronomisch zu den sechs besten Standorten in Deutschland. Probleme und Bedürfnisse von Menschen In vielen Nächten kann man mit bloßem Auge Milchstraße mit Einschränkungen sensibilisiert. So oder die Andromeda-Galaxie gut sehen, mit Teleskopen sogar können die Besucherinnen und Besucher Gasnebel oder Supernovae. bei besonderen Veranstaltungen erfahren, wie beispielsweise Nicht-Sehende astro- nomische Phänomene wahrnehmen: Bei der Vorstellung seines Buchs „Blind zu den Sternen“ ließ Gerhard Jaworek, Mitglied der Deutschen Astronomischen Gesell- schaft und unseres Vereines, den Sonnen- wind knistern und Pulsare brummen (Abb. 8). Und er machte klar, was viele Amateur- astronomen vergessen: Auch für Sehende bleibt vieles im Universum unsichtbar. „Im All sind höchstens vier bis fünf Prozent sichtbare Materie. Astronomen sehen oft nicht mehr als ihre blinden Kollegen.“

Fazit Der vom Verein Sternwarte Sankt Andreas- berg eingeschlagene Weg war nicht immer leicht. „Vollständige Barrierefreiheit kann man kaum erreichen. Man muss an ein so ehrgeiziges Projekt realistisch herangehen 7 Frank Klauenberg erklärt Niels Luithard die Funktionsweise eines Teleskops. – und mit Rückschlägen rechnen. Bei ei- nem Projekt zur Umsetzung barrierefreier Maßnahmen stößt man selbst oft auf Barri- eren“, weiß der Vorsitzende Utz Schmidtko aus Erfahrung.

Viel Aufklärungs- und Öffentlichkeits- arbeit, Durchhaltevermögen, Herzblut und Engagement sind nötig. Rund 70.000 Euro haben die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins in den vergangenen Jahren privat und durch Arbeitsleistung aufgewendet. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen. Unsere Veranstaltungen sind regelmäßig ausgebucht. Inzwischen haben wir sogar Platzprobleme.

8 Der blinde Dipl.-Informatiker Gerhard Jaworek bei einer Lesung aus seinem Buch „Blind zu den Sternen“

Journal für Astronomie Nr. 75 | 89 Astronomische Vereinigungen

Wie die Starlink-Satelliten unser Leben verändern von Carla Wengel

Für mich ist der Sternhimmel das Atembe- 1 Das bin ich, Carla,15 raubendste, was es gibt. Ich bin 15 Jahre alt Jahre alt. Zu meinem 11. und liebe es, mit meinem Teleskop Aufnah- Geburtstag habe ich mein men von Nebeln und Galaxien zu machen. erstes Teleskop (rechts) be- kommen. Zwei Jahre später Vor wenigen Wochen erhielt ich in einer E- hatte ich den Wunsch, in die Mail ein Bild von der Milchstraße (Abb. 1), Astrofotografie einzustei- jedoch war etwas anders: Im Vordergrund gen. Mit einem zweiten Tele- waren viele helle Strichspuren, die durch skop (links) habe ich mir Satelliten erzeugt wurden. Erschrocken be- den Traum zu meiner Kon- gann ich zu recherchieren und fand heraus, firmation erfüllt. Inzwischen dass diese Strichspuren von Starlink-Sa- konnte ich bereits erste telliten stammen. Als ich weitere Informa- Aufnahmen von Nebeln und tionen sammelte, stieß ich auf Zusammen- Galaxien machen. Ich liebe hänge, die für mich viel komplexer waren mein Hobby sehr und hoffe, als erwartet. dass ich ihm noch lange nachgehen kann. Die Starlink-Satelliten gehören zu einer Satellitenkonstellation des Unternehmens „SpaceX“. Dessen Chef Elon Musk hat sich vorgenommen, mit den Satelliten weltweit für Highspeed-WLAN zu sorgen. Bei dem Projekt sollen 42.000 Satelliten eingesetzt werden. 12.000 Satelliten wurden bereits genehmigt, und aktuell werden bis zu zwei- ihren Forschungsfrequenzen wird beein- merwolke entsteht. Mit den Trümmerteilen mal im Monat 60 Satelliten in eine Erdum- trächtigt. Auch unsere Umwelt leidet unter können weitere Satelliten kollidieren und laufbahn geschossen. Weitere Firmen wie den Satelliten, da diese langfristig den Welt- mit den dabei entstandenen Trümmertei- zum Beispiel „OneWeb“ und „Amazon“ raumschrott deutlich erhöhen werden [2]. len wieder weitere. Komplizierte Ausweich- haben ebenfalls Satellitenkonstellationen In letzter Zeit hat die Sensibilität der Men- manöver mit Satelliten sind nicht immer geplant. [1] schen für den Umweltschutz und hier ganz durchführbar. besonders für die Vermeidung von Müll Durch die Internetanbindung steigen die deutlich zugenommen. Da das Universum Als leidenschaftliche Astrofotografin bin Entwicklungschancen in Regionen, in de- auch Teil dieser Umwelt ist, sollte es meiner letztendlich auch ich selbst von den Auswir- nen es momentan noch kein WLAN gibt. Meinung nach genauso geschützt werden. kungen betroffen. Die Satelliten hinterlassen Zirka vier Milliarden Menschen haben Strichspuren auf den Bildern, welche sich noch keine Internetanbindung. Sicherlich Elon Musk hat die Absicht, mit seinem nicht so einfach entfernen lassen. SpaceX gibt es Menschen, die Internetanbindung Unternehmen „Tesla“ umweltschonende hat bereits versucht, die Satelliten zu ver- dringend brauchen. Elon Musk hilft ihnen Autos zu bauen. Diesen Gedanken sollte er dunkeln, jedoch war das bisher nicht erfolg- mit seinem WLAN, doch dies macht er auf auch beim Einsatz seiner Satelliten im Blick reich. Wird es auch in Zukunft möglich sein, Kosten anderer Menschen und auf Kosten behalten. Aufnahmen vom Sternhimmel zu machen? unserer Umwelt. Des Weiteren könnte das sogenannte „Kess- Obwohl das WLAN für viele Menschen Denn die Starlink-Satelliten haben auch ler-Syndrom“ für das Ende der Raumfahrt große Vorteile mit sich bringt, zum Beispiel negative Auswirkungen: Wissenschaftliche sorgen. Das Kessler-Syndrom ist eine Art einen umfassenden Zugriff auf Informatio- Arbeiten von Astronomen werden gestört, Kettenreaktion, bei welcher zunächst zwei nen, ist es nicht gerecht, dass für die Ermög- insbesondere die Radioastronomie mit Satelliten kollidieren, wodurch eine Trüm- lichung dieser Technik andere Menschen

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2 Die von Starlink-Satelliten durchkreuzte „Lyridennacht“ am 21./22.04.2020, aufgenommen von Bernd Gährken, Bayrischzell, mit einer Canon EOS-M bei ISO 6400, 18-mm-Objektiv. Es wurden 268 Aufnahmen zu 30 Sekunden per maximalem Helligkeitswert kombiniert.

negative Auswirkungen ertragen müssen. Menschen sollte nicht derart in den Hinter- man über unseren Nachthimmel bestim- Es muss doch eine Möglichkeit geben, al- grund gedrängt werden. men darf, nur weil man es sich leisten kann, len Menschen Internet zur Verfügung zu so wie Elon Musk. Jeder sollte den natür- stellen, ohne dabei den Sternhimmel zu Wie kann es die Weltgemeinschaft zulas- lichen Nachthimmel beobachten dürfen. zerstören! sen, dass einzelne Personen und Konzerne Der Nachthimmel gehört niemandem und unsere Umwelt derart beeinflussen und gleichzeitig uns allen. Ich finde, jeder sollte das Universum in sei- für immer verändern, ohne dass die Welt- ner natürlichen Schönheit kennenlernen gemeinschaft, wir, darüber mitentscheiden Wir, die VdS-Mitglieder, müssen zusam- dürfen und jeder sollte es so schätzen, wie können? Wir wurden ja nicht einmal darü- menhalten. Jeder kann etwas tun, eine Peti- es ist. Denn dank dieses Universums exis- ber informiert! tion unterschreiben und mit anderen Men- tieren wir. Und genauso wie alle Menschen schen teilen, auch einen Artikel schreiben! ein Recht auf eine Internetanbindung ha- Mit den Starlink-Satelliten wird ein rechts- Ich bin mir sicher, dass es gute Ideen gibt, ben, haben auch alle ein Recht darauf, den freier Raum besetzt, der eigentlich allen die dazu beitragen, unseren Sternhimmel Sternhimmel zu beobachten, ihn zu foto- gleichermaßen gehört. Es kann nicht sein, zu erhalten. grafieren und zu erforschen. dass Elon Musk mit seinem Unternehmen diesen Raum für sich verwenden darf und Es ist unerträglich, dass kommende Gene- damit auch noch Geld verdient. Durch die- Literaturhinweise: rationen und Jugendliche nicht mehr die se Technologie werden die Welt und ihre [1] Franziska Konitzer: „Sonne, Mond Chance bekommen werden, die einzigarti- Machtverhältnisse verändert. und Starlink“, Sterne und Weltraum gen Objekte des Universums kennenzuler- 06/2020 nen. Die Bedeutung der Astronomie und Ich erwarte, dass man sich um das Problem [2] www.sternzeit-online.de auch die der Raumfahrt für die Zukunft der kümmert, denn es ist nicht akzeptabel, dass (Stand: Mai 2020)

Journal für Astronomie Nr. 75 | 91 Astrophysik & Algorithmen

Schwarze Löcher haben keinen Durchmesser von Uwe Pilz

Schwarze Löcher sind die Spukgestalten 1 Durch die Raum- des Universums. Sie sind unsichtbar und krümmung in der Nähe unerreichbar. Sie selbst und der Raum um eines Schwarzen Lochs sie herum haben schwer vorstellbare Eigen- verlängert sich die bei An- schaften und erzeugen ein Raumgebiet, in näherung zurückzulegende welches wir zwar hinein, aber nicht wieder Strecke s. Hierbei ist r der herausgelangen können. Abstand vom Zentrum, gewonnen aus der Um- Einen ersten Weg zum Verständnis liefert fangsmethode. Die im Text die Betrachtung der Fluchtgeschwindig- angegebenen Strecken- keit: Das ist diejenige Geschwindigkeit, die punkte sind markiert. Vom man benötigt, um dem Schwerefeld eines Start- bis zum Endpunkt Körpers zu entrinnen. Sie berechnet sich zu wurde eine Strecke Δs = 10 · r v² = 2 · G · M / r S zurückgelegt, die An- näherung betrug aber nur Hierin ist G die Gravitationskonstante, M Δr = 8,623 · rS. die Masse des Körpers und r der Abstand, für den die Fluchtgeschwindigkeit berech- net wird. Für die Erde ergibt sich der be- nen kein Maßband durch das Innere hin- Wir fliegen jetzt geradewegs auf das Schwar- kannte Wert von etwa 11 km/s. r ist gleich durchlegen, keinen Lichtstrahl dort entlang ze Loch zu und legen eine Entfernung von dem Erdradius, denn näher heran kommen schicken und natürlich auch nicht mit einem 7 · rS zurück. Nach einer erneuten konzent- wir ja nicht. Raumschiff hindurchfliegen. Und zwar aus rischen Umrundung stellen wir verwundert

prinzipiellen Gründen nicht, ganz abgese- fest: Die Entfernung beträgt jetzt 3,6 · rS – und

Wenn wir uns die Masse der Erde in ein hen von den technischen Schwierigkeiten: nicht 3,0 · rS, wie wir vermutet hatten. Eine kleineres Volumen gedrängt vorstellen, Das Innere befindet sich nicht im beobacht- weitere Annäherung um 1,5 · rS bringt uns dann steigt die Fluchtgeschwindigkeit im- baren Universum. Wir können also den auf 2,4 Schwarzschildradien an das Zentrum mer weiter. Irgendwann ist sie so groß, dass Durchmesser nicht messen und damit auch heran, der „Abstand“ zum Ereignishorizont sie die Lichtgeschwindigkeit erreicht: Dann den Radius zum Zentrum nicht angeben. beträgt nur noch 1,4 · rS. Mit etwas Zagen le- haben wir ein Schwarzes Loch produziert. gen wir nochmals 1,5 · rS zurück, eigentlich Der Radius, in den man die Masse dafür Möglich ist es jedoch, ab irgendeiner Stel- sollten wir hinter dem Ereignishorizont ver- einzwängen muss, wird nach Karl Schwarz- le einmal konzentrisch um das Schwarze schwunden sein. Aber nein! Unser Abstand schild, einem deutschen Astro­nomen, Loch herumzufliegen und diese Strecke zu vom Zentrum beträgt 1,377 · rS, immer noch

Schwarzschildradius rS genannt. Man ge- messen. Wir können uns einigen, den so ge- 0,377 · rSaußerhalb! winnt ihn, wenn man in obige Formel die wonnenen Umfang durch 2π zu teilen und Lichtgeschwindigkeit einsetzt: den Wert als Radius zu bezeichnen: So ist Inzwischen haben wir ausgehend von 10 auch der Schwarzschildradius festgelegt. Schwarzschildradien Abstand genau diese rS = 2 · G · M / c² Allerdings verwenden wir damit Vorstel- Strecke zurückgelegt – 10 · rS. Nach dem Für die Erde beträgt er knapp 9 mm: So weit lungen unserer gewohnten Alltagswelt in gesunden Menschenverstand sollten wir uns müsste man die Materie also verdichten. der Umgebung einer Singularität. Dies genau im Zentrum des Schwarzen Loches Solche Singularitäten können im Weltall führt zu seltsamen Beobachtungen dort. befinden. In Wirklichkeit sind wir knapp entstehen, wenn Materie unter der eigenen außerhalb des Ereignishorizontes und Schwerkraft immer weiter komprimiert Stellen wir uns vor, wir könnten mit einem können wieder umkehren. Schuld daran wird und schließlich diese Grenze überwin- Raumschiff in die Nähe eines Schwarzen ist die Raumkrümmung, die in der Nähe det. Das Innere eines solchen Raumgebietes Lochs gelangen. Wir fliegen einmal kon- dieser Singularität durch die so genannte ist von außen nicht zugänglich: Die Grenze, zentrisch herum und stellen fest: Der Ra- Schwarzschildmetrik beschrieben wird. der Schwarzschildradius, wird deshalb auch dius beträgt genau 10 Schwarzschildradien, Darum wird es im nächsten Heft gehen. als Ereignishorizont bezeichnet. Wir kön- also 10 · rS.

92 | Journal für Astronomie Nr. 75 Astrophysik & Algorithmen

Rezension Basic Calculus of Planetary Orbits and Interplanetary Flight: The Missions of the Voyagers, Cassini, and Juno von Alexander J. Hahn, Springer International Publishing 2020, ISBN 978-3-030-24867-3 (Druck), ISBN 978-3-030-24868-0 (eBook)

Der Autor des Buches, Alexander J. Hahn, umgekehrt, wie dieses Gesetz zu Bewegun- ist emeritierter Professor für Mathematik gen auf Kegelschnitten führt. an der University of Notre Dame im US- Bundesstaat Indiana. Das Buch behandelt Ellipsenbahnen im Gravitationsfeld werden in 6 Kapiteln auf 375 Seiten im DIN-A4- im fünften Kapitel betrachtet. Hier wird die Format die mathematischen und phy- Kepler-Gleichung hergeleitet und Lösungs- sikalischen Grundlagen der klassischen methoden diskutiert. Weiter wird in die Stö- Himmelsmechanik mit Anwendungen auf rungsrechnung eingeführt und gezeigt wie Planetenbahnen und interplanetare Raum- Abweichungen vom Newtonschen Gravita- fahrtmissionen. Die mathematischen An- tionsgesetz (~ 1 / r²) zu einer Präzession des forderungen, um den Text zu verstehen, Perihels führen, welche auch Apsidendre- umfassen Kenntnisse der Trigonometrie, hung genannt wird. Dies wird am Beispiel der analytischen Geometrie der Ebene so- der Merkurbahn diskutiert, wobei ebenso wie der Differential- und Integralrechnung auf die Korrektur durch Einsteins allgemei- einer reellen Variablen. ne Relativitätstheorie eingegangen wird, die zur vollständigen Erklärung notwendig ist. Das erste Kapitel ist der geschichtlichen Entwicklung der Himmelsmechanik ge- Das sechste Kapitel ist das umfangreichste Meiner Ansicht nach gibt das Buch eine widmet und deckt den Zeitraum von der und hat die mathematische Behandlung der sehr gelungene Einführung in die Him- Antike bis zu aktuellen Themen ab. Es wird Bahnen interplanetarer Raumsonden zum mels- und Astrodynamik, in der auch die hier auch auf den Einfluss der Astronomie Thema. Hier werden vor allem hyperboli- historischen Aspekte nicht zu kurz kom- auf die Entwicklung des metrischen Sys- sche Flugbahnen betrachtet, aber auch Or- men. Außerdem zeigt das Buch den großen tems eingegangen. bitalmanöver wie Hohmann-Transfer und praktischen Nutzen von Trigonometrie, Swing-by (Gravity-Assist) behandelt. analytischer Geometrie und Differential- Das zweite Kapitel handelt von der Erfor- und Integralrechnung in einem sehr inte- schung des Sonnensystems und enthält Die Rechnungen und Ableitung von For- ressanten Gebiet an der Schnittstelle von sehr schöne Farbaufnahmen von Planeten meln sind in allen Kapiteln sehr ausführ- Astronomie und Ingenieurwissenschaften. und deren Monden, die bei den entspre- lich und jeweils werden Beispiele detailliert chenden Raumfahrtmissionen entstanden durchgerechnet. Am Ende jedes Kapitels Klaus Rohe sind. gibt es eine große Anzahl interessanter Übungsaufgaben. Für die Aufgaben mit Das dritte Kapitel führt in die Darstellung ungerader Nummer gibt es auf der Web- von Funktionen mit Polarkoordinaten in seite des Buches beim Springer-Verlag ein der Ebene ein sowie die Anwendung der pdf-Dokument mit den ausführlichen Lö- Differential- und Integralrechnung in die- sungen, welches frei zugänglich ist. Ein ent- sem Bereich. sprechendes Dokument mit den Lösungen aller Aufgaben ist nur für registrierte Do- Im vierten Kapitel geht es um die Bewegung zenten zugänglich. Viele der Aufgaben sind von Punktmassen im Gravitationsfeld. Es exzellent dazu geeignet, mit dem Computer wird auch gezeigt, wie man aus der Bewe- z. B. mit einer Tabellenkalkulation wie Ex- gung auf Kegelschnittbahnen das Newton- cel oder der Programmiersprache Python sche Gravitationsgesetz herleiten kann und gelöst zu werden.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 93 Atmosphärische Erscheinungen

Kurz vor den Corona-Beschränkungen – 40. AKM-Seminar in Bad Kissingen, 13.-15.3.2020 von Elmar Schmidt

Christian Fenn aus Hammelburg hatte dem AKM für 2020 ein sehr schönes Tagungs- quartier herausgesucht. Es handelte sich um den Heiligenhof im nordbayrischen Bad Kissingen.

Schon traditionell am ersten Abend war der Rückblick auf die atmosphärischen Erscheinungen des Vorjahrs durch Clau- dia Hinz. Sie bezeichnete das Jahr 2019 als schwach und das stimmte auch, speziell bei den Halos. Dennoch gab es spektaku- läre Bilder teils von Webcams oder aus dem Flieger zu bestaunen, z. B. mit Bottlinger- Ringen um eine Untersonne, einer Glorie bei -15 oC oder einem Unterhorizontalkreis. Gleiches gilt für Fotos der 2019 sehr ergiebi- gen Saison leuchtender Nachtwolken. 1 AllSky6-Kamera zur Feuerkugel- und Meteorbeobachtung. Foto: Andreas Möller

Frank Wächter aus Radebeul berichtete danach über einen kühlen Aprilbesuch Sirko Molau hatte das Thema „Meteor Flux Überwachungsvariante handelt, da sie zur mit seiner Frau auf Rügen, bei dem es we- Reloaded“ mitgebracht. Gemeint ist die Feuerkugeldetektion mit der Grenzgröße niger Luftspiegelungen als erhofft über der Überarbeitung einer Webapplikation zur +4 mag, aber auch als Meteorkamera taugt. Ostsee gab, aber neben interessanten Auf- Visualisierung von Flussdichtedaten der Eines von sechs mit noch lückenhafter Ab- nahmen von Geologie sowie der Tier- und IMO-Videometeorkameras. deckung in Deutschland verteilten Exemp- Pflanzenwelt auch schöne Astrofotos ge- laren war im Vortragsraum zu besichtigen: langen. Hans Betlem hatte die Anreise aus Leiden Die von anfänglich 6 auf 7 Kameras (1:1,0/4 (NL) nicht gescheut, um seinen Vortrag mm, Gesichtsfeld 45o x 80o, entsprechend Verdienste um das Gelingen des Treffens „The Czech and Benelux parts of the Euro- einer KB-Brennweite von ca. 25 mm) umge- erwarb sich am Samstag dann Sirko Mo- pean All Sky Network“ zu halten. Es ging rüsteten Systeme decken nun den gesamten lau aus Seysdorf, der über seinen mit dem um einen EU-Antrag, mit dem nach dem Himmel ab (Abb. 1). Telekonferenzsystem Webex ausgestatteten Vorbild der tschechischen Stationen auch Laptop den aus verschiedenen Gründen in den Benelux-Ländern eine Feuerkugel- Ein spannender Höhepunkt des Seminars Abwesenden per Link die Teilnahme am überwachung eingerichtet werden soll. war der Vortrag von Dieter Heinlein aus Seminar anbot, was von bis zu sieben Per- Diskutiert wurde die geplante Verwendung Augsburg, dem Koordinator des DLR-Feu- sonen gleichzeitig auch genutzt wurde. kommerzieller DSLR-Kameras, mit der erkugelnetzwerks. Hier ging es um einen eine Winkelauflösung bei 0,002o angestrebt Meteoriten, welcher nach der nur unzu- Gleich als erstes klinkte sich Oliver Schnei- wird, was eine Größenordnung unter der länglich gefilmten Tageslichtfeuerkugel am der aktiv ein und trug aus Leopoldshöhe/ der ASI-ZWO-Kameras liegt. Dafür spielt 12.9.2019 trotzdem, wenngleich zufällig, in Ostwestfalen über die ihm in kurzer Zeit ge- die ASI-Kamera ähnlich wie die nachfol- Flensburg gefunden wurde. Das nur knapp lungene Einrichtung einer Funkempfangs- gend diskutieren AllSky6-Kameras in einer 25 g schwere Fundstück wurde unter Mit- anlage zur Aufzeichnung von Meteorechos anderen Preisliga. wirkung der AKM-Mitglieder Laura Kra- mit dem Graves-Radar vor. Es schloss sich nich und Carsten Jonas erstdokumentiert nahtlos ein zweiter Vortrag von ihm über Sirko Molau schloss sich mit einem Refe- und dann von Dieter für die Wissenschaft seine an einem Raspberry Pi betriebene All rat über das AllSky6-Projekt an, bei dem sichergestellt. Untersuchungen an der Univ. Sky Kamera an. es sich um eine kostengünstige „hybride“ Münster und vielen weiteren Instituten

94 | Journal für Astronomie Nr. 75 Atmosphärische Erscheinungen

2 Bärlappsporen- Korona. Foto: Elmar Schmidt

zeigten rasch, dass es sich erst um den drit- ten gefundenen Chondriten C1 handelt.

Ulrich Sperberg aus Salzwedel setzte die nachmittäglichen Vorträge mit einer his- torischen Betrachtung fort. Dabei ging es um Vorstellungen, wonach Findlinge und Geschiebegeröll, ja ganze Berge einst vom Himmel gefallen seien, was erst durch die Arbeiten von Chladni und Olbers zurecht- gerückt wurde.

Zum Abschluss der Nachmittagsvorträge zeigte Bernd Gährken aus München die Ergebnisse seiner mit Peter C. Slansky in einer 1.900 m hoch gelegenen Südtiroler Sternwarte mit mehreren Kameras (Watec, Canon EOS, Sony Alpha) durchgeführten Wie im AKM üblich, war am Abend immer Erde gelangen, wo sie dann erneut rekon- Quadrantiden-2020-Videokampagne. Da- noch nicht Schluss mit „Fachlich“. Andreas nektieren, diesmal mit der Magnetosphäre rin konnte ein breiter und 4 Std. früher als Möller aus Berlin nahm das Publikum unter der Erde. Hierdurch wird dann ionisierte vorhergesagt aufgetretener Peak mit einer dem Titel „Polarlichter in Deutschland“ auf Materie längs der Magnetfeldlinien in die vorhergesagten ZHR von 80 bestätigt wer- einen Parforceritt mit, in welchem er das Hochatmosphäre über den Polargebieten den. Die Tatsache, dass in diesem Schwarm Zustandekommen dieser Leuchterschei- geleitet und regt das dortige Neutralgas zur schon relativ schwache Meteore dennoch nungen auf Flare-Eruptionen in magne- Fluoreszenz an. Andreas warnte vor der Nachleuchtspuren erzeugten, wurde leb- tisch „rekonnektierten“ Sonnenflecken zu- Überschätzung des Kp-Index als Vorhersa- haft diskutiert. rückführte, wodurch große Plasmamassen ge für Polarlichter, er hält den Bz-Wert für mit eingefrorenen Magnetfeldern bis zur zuverlässiger. Jürgen Rendtel aus Potsdam stellte aus dem Meteorjahr 2019 weniger beachtete Ströme vor, von denen die Aurigiden mit der ZHR von 40 sieben Mal mehr „performten“ als vorhergesagt, die Alpha-Monocerotiden am 22. Nov. 2019 sogar kurzzeitig mit einer ZHR von 113 aufwarteten, während andere „abseitige“ Ströme eher unauffällig blieben. Sabine Wächter widmete sich im kleinen Jubiläumsjahr einer Facette der AKM-Ge- schichte, nämlich den Beobachtungen auf der Lausche im Zittauer Gebirge. Ihre vie- len Schwarzweißfotos lösten bei den alten Hasen ein Wiedererkennen und Weißt-Du- noch aus. Ihr schloss sich Ulrich Sperberg mit dem Angebot an, nicht mehr benötigte Zeitschriften und Bücher in seine bereits ansehnliche Sammlung astronomischer Li- teratur der DDR aufzunehmen. 3 Glasperlenbogen. Foto: Christian Fenn

Journal für Astronomie Nr. 75 | 95 Atmosphärische Erscheinungen

4 Gruppenfoto der Teilnehmer des 40. AKM-Treffens. Foto: Christian Fenn

Passend hierzu, wenngleich zeitlich etwas Haußmann, schon längst ein international genden Magnetpols dazu bei. später, kommentierte Bernd Klemt aus anerkannter Regenbogen-Wissenschaft- Wolfgang Hinz stellte die Halostatistik Bergisch Gladbach über Webex einige aus ler, unter dem Titel „Das Kochrezept für ei- 2019 der systematischen Beobachter vor, 5-10 s langen Belichtungen zusammenge- nen Regenbogen“ die Ergebnisse seiner Ray- in der sich trotz der scheinbar eindrucks- setzte Polarlichtvideos von seiner vorjähri- tracing-Simulationen von Regenbögen zu vollen Zahlen von 3.410 Sonnen- und 196 gen Hurtigrutenreise. veranschaulichen und in logischer Reihung Mondhalos (sowie 11 an künstlichen Licht- und Abhängigkeit zu illustrieren. Fortschrit- quellen) das von Claudia eingangs erwähn- Einen Leckerbissen stellte Andreas' an den te gemacht wurden dadurch in der Deutung te schlechte Jahr widerspiegelte. Polarlichtvortrag anschließender Reisebe- von sehr seltenen dreifach gespaltenen Re- richt von einer mit Carsten Jonas geplanten, genbögen, auch wenn dabei die Parame- Vielleicht deshalb, und weil sie sich schon erfolgreichen Sonnenfinsternisreise nach terräume oszillierender und abgeplatteter ein Jahr in beruflicher Quarantäne von Argentinien dar, und das nicht nur wegen Tropfen noch nicht eindeutig trennbar sind. hohen Bergen befindet, wandte sich Clau- der Fotos und Videos vom Ereignis selbst, Ein für gezielte Beobachtungen nützliches dia Hinz im Kehraus-Vortrag einer histo- sondern auch durch die Eindrücke von Resultat ist die Aussicht auf das Vorkommen rischen Halovermutung zu, nämlich der Naturlandschaften in diesem Teil Südame- von Lichtknoten in den Kaustikscheiben „Queste von Questenberg“. Auf einem Berg rikas, welche hinter den ungleich bekann- von Regenbögen durch ovale Tropfen. Im über der kleinen Harzgemeinde wird jähr- teren Nationalparks des Westens der USA Anschluss berichtete Alexander über seine lich zu Pfingsten ein mit einem Kranz mit nicht zurückstehen müssen. Teilnahme und ausgewählte Vorträge der seitlichen Streifen geschmückter Baum- Light and Color in Nature Conference 2019 stamm aufgerichtet, was jeden Halobe- in Bar Harbour, Maine. obachter an einen 22°-Ring mit Säule und In Fortführung jahrelanger Arbeiten zeig- Nebensonnen erinnert. te Reinhard Nitze aus Barsinghausen eini- Nach ihm übernahm Andreas Möller gen alten und neuen „Kunden“ im Vortrags- wieder den Beamer mit einem Rückblick Claudia hat Kollegen dahin entsandt, die raum seinen bereits beim AKM-Halotreffen auf den letzten Sonnenfleckenzyklus mit sich zwar davon überzeugten, dass es zur vorgestellten 3D-Film einer Haareis-Erkun- seinem aktuell endenden, prolongierten Eisnebelbildung aus einer Talniederung dung. Gleichzeitig führte Alexander Hauß- Minimum und dem vorausgegangenen kommen könnte, will aber bis zu einer ent- mann aus Hörlitz auch die Experimentier- niedrigen Doppelmaximum. Dass die ihm sprechenden dortigen Halosichtung noch tradition der AKM-Halotreffen im Seminar folgenden Polarlichter inzwischen auch in vorsichtig bleiben. Für diesen Fall wurde fort, indem er auf dem Parkplatz im Licht Deutschland nicht mehr als selten gelten, sie aber aus dem Publikum ermuntert, ihre eines starken Strahlers seine Bärlapp­­- hat sicher zum einen mit dem gestiegenen Halo-Kulturarchäologie komplett zu publi- s ­poren-Koronen demonstrierte (Abb. 2). Interesse und besserer Kameratechnik zieren, die ja schon die wilden Hörner vom zu tun, zum anderen trägt wohl auch die Sudelfeld und den Sonnenwirbel vom Keil- Zum Sonntagmorgen gelang es Alexander Nordwärtswanderung des in Kanada lie- berg umfasst.

96 | Journal für Astronomie Nr. 75 Deep Sky

Skyguide 2020 – 3 (Herbst) von Robert Zebahl und René Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie Anre- Zu jedem Objekt werden die wichtigsten gungen für eigene Beobachtungen geben Informationen in Kurzform angegeben. und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der fünf Objekte kurz beschreiben. Es werden freien Software Cartes du Ciel (Skychart), dabei sowohl leichte als auch schwierige für die grobe Orientierung vorhanden, wel- Objekte ausgewählt, welche nach Schwie- che Sterne bis zu einer Größenklasse von rigkeitsgrad sortiert sind. Wie schwierig ca. 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5°; 2°; 4°) ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von auf der Karte markieren die Position des verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir Himmelsqualität, der Teleskopöffnung und aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die der persönlichen Erfahrung. visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2020-3

Karte erstellt mit Cartes du Ciel

Journal für Astronomie Nr. 75 | 97 Deep Sky

STF 2841 (A-BC)

Typ: Doppelstern Sternbild: Pegasus Koordinaten (2000.0): 21h 54m 17,4s, +19° 43’ 05’’ visuelle Helligkeit: 6,5 / 8,0 mag Winkelabstand: 22,4’’ Positionswinkel: 110° Gültig für Jahr: 2018

STF 2841 mit den Komponenten A und BC ist ein recht weiter Doppelstern, dessen Spektralklassen mit K0 III (gelb- orange) und F7 V (gelbweiß) angegeben werden. Messungen zufolge handelt es sich hier nur um einen optischen Dop- pelstern. Das Paar BC findet sich unter der Bezeichnung COU 432 mit einem Winkelabstand von nur 0,1’’ und ist ein physischer Doppelstern. Dennoch ist STF 1 STF 2841 (A-BC), Karte erstellt mit Cartes du Ciel 2841 A-BC visuell sehr reizvoll, da er auf- grund des großen Winkelabstands bereits bläulich gesehen. Sissy Haas beschreibt die 6,9 mag, 9,9 mag, 4,2’’, 298°) und etwas mit kleinem Teleskop beobachtet werden Farben in ihrem Buch „Double Stars for weiter entfernt STF 2804 (AB, 7,7 mag, kann und einen schönen Farbkontrast small telescopes“ als pfirsichgelb und at- 8,0 mag, 3,4’’, 359°). zeigt. So werden von Beobachtern die lantikblau. In unmittelbarer Nähe befindet Komponenten oft als geblich orange und sich noch der Doppelstern STF 2834 (AB,

NGC 7331 (UGC 12113, H 1.53)

Typ: Galaxie Sternbild: Pegasus Koordinaten (2000.0): 22h 37m 04,1s, +34° 24’ 57,3’’ visuelle Helligkeit: 9,5 mag Winkelausdehnung: 10,7’ x 4,4’

Eine recht bekannte Galaxie ist NGC 7331, welche zusam- men mit vier weiteren, schwachen Galaxien die Deer-Lick- Gruppe bildet, allerdings ohne gravitative Bindung unterein- ander. Bekannt ist NGC 7331 vor allem durch die scheinbare Nähe zur Galaxiengruppe Stephans Quintett (Hickson 92). Längere Zeit nahm man an, dass NGC 7331 der Milchstraße sehr ähnlich ist, wurde aber später widerlegt, da die Milch- straße im Gegensatz zu NGC 7331 eine Balkenspiralgalaxie ist. Untersuchungen zufolge ist die Rotationsrichtung der in- neren und äußeren Bereiche gegensätzlich. Visuell kann ein erfahrener Beobachter unter dunklem Himmel die Galaxie bereits mit einem 8x40-Fernglas als kleinen, schwachen Ne- bel erkennen. Selbst im Teleskop bei geringer Vergrößerung erscheint sie nur als kleiner, länglicher Nebel. Mit zuneh- mender Vergrößerung wird das hellere, längliche Zentrum gut sichtbar, welches von einem ovalen Halo umgeben ist. 2 NGC 7331, Quelle: Pan-STARRS, gemeinfrei

98 | Journal für Astronomie Nr. 75 Deep Sky

NGC 7479 (UGC 12343, H 1.55)

Typ: Galaxie Sternbild: Pegasus Koordinaten (2000.0): 23h 04m 56,7s, +12° 19’ 22,4’’ visuelle Helligkeit: 10,8 mag Winkelausdehnung: 4,1’ x 3,1’

Besonders strukturreich präsentiert sich die Balken- spiralgalaxie NGC 7479 in einer geschätzten Entfer- nung von 105 Millionen Lichtjahren. Auffällig sind der Balken sowie ein besonders ausgeprägter Spiralarm. Durch den sehr hellen Galaxienkern wird diese Gala- xie als Seyfertgalaxie klassifiziert. Die asymmetrische Spiralstruktur kommt möglicherweise von einem Ver- schmelzen mit einer viel kleineren, massearmen Gala- xie. Visuell ist bei mittlerer Teleskopöffnung der helle, längliche Kernbereich besonders augenfällig. Der Halo erscheint nur sehr schwach. Bei Teleskopöffnungen ab 12 Zoll sind die Spiralarme zugänglich, bei 8 Zoll zu- mindest angedeutet.

3 NGC 7479, Quelle: Pan-STARRS, gemeinfrei

NGC 7094 (PK 66-28.1)

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Pegasus Koordinaten (2000.0): 21h 36m 53,0s, +12° 47’ 19,0’’ visuelle Helligkeit: 13,3 mag Winkelausdehnung: 1,6’ x 1,6’

NGC 7094 ist ein recht alter und damit eher schwa- cher Planetarischer Nebel. Der blau leuchtende Zen- tralstern hat eine visuelle Helligkeit von 13,0 mag. Auf Fotografien sind zahlreiche, feine Filamente im Inneren des Nebels gut erkennbar. Über die Natur des Nebels ist im Allgemeinen nur wenig bekannt. Er befindet sich nur knapp 2° in nordöstlicher Richtung vom prominenten Kugelsternhaufen ent- fernt. Bei einer Teleskopöffnung von 8 Zoll erscheint NGC 7094 bei mittlerer Vergrößerung mit Nebelfilter als kleiner, runder Nebel. Der Zentralstern ist dabei bereits sichtbar. Je nach Bedingungen ist ein Nebel- filter für die erfolgreiche Beobachtung erforderlich. Zwischen UHC- und [OIII]-Filter gab es visuell kaum einen Unterschied. Bei einer Teleskopöffnung von 12 Zoll wirkt der Nebel eher ringförmig, bei noch größe- ren Instrumenten sind dann auch innere Strukturen 4 NGC 7094, Quelle: Pan-STARRS, gemeinfrei erreichbar.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 99 Deep Sky

NGC 7625 (UGC 12529, Arp 212, H 2.250)

Typ: Galaxie Sternbild: Pegasus Koordinaten (2000.0): 23h 20m 30,1s, +17° 13’ 32,2’’ visuelle Helligkeit: 12,1 mag Winkelausdehnung: 1,6’ x 1,4’

NGC 7625 ist eine recht ungewöhnliche Spiralga- laxie, welche am 15. Oktober 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde. Aufgrund ihrer Struktur wurde sie von Halton Christian Arp in seinen Ka- talog unter der Kategorie „Galaxien mit Unregel- mäßigkeiten, Absorption und Auflösung“ aufge- nommen. Wegen der kleinen Winkelausdehnung dürfte sich das Herausarbeiten von Strukturen fotografisch und visuell schwierig gestalten. Die hohe Flächenhelligkeit lässt aber bereits Beobach- tungen mit 4 Zoll Teleskopöffnung zu. Bei 8 Zoll Teleskopöffnung erscheint die Galaxie rundlich mit hellerem Kern. Besitzer von sehr großen Tele- skopen können sich gerne an den Dunkelstruktu- ren versuchen. Unter exzellenten Bedingungen im Hochgebirge sind diese mit einer Teleskopöffnung von 27 Zoll sichtbar, wie eine Beobachtung von 5 NGC 7625, Quelle: Pan-STARRS, gemeinfrei Uwe Glahn beweist.

Geschichte Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie von Wolfgang Steinicke

In diesem Heft lesen Sie zwei Beiträge. Im ersten berichtet Manfred Holl über Johann Georg Repsold, den Hamburger Oberspritzenmeister, Teleskopbauer und Gründer der Hamburger Sternwarte. Der Beitrag wird im nächsten Jour- nal fortgesetzt.

Im 3. Teil seiner Reihe „Zur Frühgeschichte der Impakttheorien“ erläutert Oliver Maiwald „Die frühen Meteoritenhypothesen“. Der vierte Teil folgt im nächsten Heft.

Die nächste Geschichtstagung wird voraussichtlich vom 30.10.-1.11.2020 stattfinden. Aufgrund der Corona-Krise stand der Tagungsort zum Redak- tionsschluss noch nicht fest.

Aktuelle Informationen finden Sie auf der Webseite der Fachgruppe „Ge- schichte der Astronomie“ http://geschichte.fg-vds.de. Versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln.

100 | Journal für Astronomie Nr. 75 Geschichte

Johann Georg Repsold – Hamburger Oberspritzenmeister, Teleskopbauer und Gründer der Hamburger Sternwarte (Teil 1) von Manfred Holl

Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf Repsold zum Wassertechniker befördert blickt auf eine ebenso wechselvolle Ge- und war ab 1798 erst Spritzenmeister (was schichte zurück, wie man sie bei seinem vergleichbar ist mit dem Direktor der Ham- Gründer Johann Georg Repsold findet, der burger Feuerwehr) und wurde 1809 Ober- vor 250 Jahren am 19. September 1770 in spritzenmeister und war damit für das ge- Wremen, einer an der Nordseeküste nahe samte Hamburger Löschwesen zuständig. der Wesermündung gelegenen Ortschaft, Ihm unterstanden rund 800 Feuerwehrleu- als Sohn eines Predigers geboren wurde. te und, das war entscheidend für die weitere Mit 10 Jahren wurde er von seinem Vater Entwicklung, er durfte nebenbei eine opti- nach Stade geschickt, um dort Theologie sche Werkstatt betreiben. Diese hatte er von zu studieren. Während dieser Zeit lebte er seinem Vorgänger, den in Ruhestand ge- bei seiner Großmutter. Sehr zum Verdruss tretenen Spritzenmeister Scharf übernom- des Vaters zeigte Repsold jedoch kein son- men, was den endgültigen Einstieg in Ins- derlich ausgeprägtes Interesse an theologi- trumentenbau und beobachtende Astro­ schen Aufgaben. Um 1788 herum gehörte nomie darstellte. Kurioserweise heiratete er zu den Schülern von Reinhard Woltman Repsold dann auch dessen Tochter Marga- (1757-1837), der seinerzeit Wasserbau- 1 Johann Georg Repsold (Bild: Gerd Har- retha Eleonore Scharf, mit der er 8 Kinder direktor in Ritzebüttel bei Cuxhaven war, dorff; Quelle: Staats- und Universitätsbiblio- zeugte, die jedoch oft nur wenige Monate das damals zu den außerhamburgischen thek Hamburg, http://resolver.sub.uni- oder Jahre lebten. Seine Söhne Adolf (1806- Besitztümern gehörte. Unterrichtet wurde hamburg.de/goobi/PPN663944260) 1871) und Georg (1804-1885) sowie seine er in den Bereichen Wasserbau, Deichbau, Enkel Oscar (1842-1919) und Johann Adolf Mathematik, Instrumentenkunde, Zeich- nen und Astronomie. auch Repsold versuchten, über den Umweg der Beobachtung von Sternbedeckungen Mit nur 19 Jahren siedelte Repsold nach durch den Mond oder die Beobachtung Hamburg über und wurde, wohl auf Ver- einer Sonnenfinsternis am 3. April 1791 die mittlung Woltmans, von dem Grenzaufse- Position zu ermitteln. Die Ergebnisse wa- her Johann Theodor Reinke (1749-1825) ren jedoch kaum zu gebrauchen und zeig- angestellt. Dieser war mit 13 Jahren zum ten Abweichungen, die bis ins 40 km östlich Vollwaisen geworden und nahm den jun- von Hamburg gelegene Kankelau bei Mölln gen Repsold bei sich auf, wodurch er Kon- reichten. Erst ein Aufenthalt des Schweizer takte zu vielen bedeutenden Hamburger Astronomen Johann Caspar Horner (1774- Persönlichkeiten wie Ernst Georg Sonnin 1834) und die Verwendung eines Theodoli- (1713-1794) erhielt. Reinke hatte unter- ten auf der von den Franzosen neugebauten dessen bereits ein bewegtes Arbeitsleben Wilhelmsburger Brücke sollten dies ent- hinter sich und begann sich für die Elbe im scheidend ändern. Vermutlich traf in jenen Allgemeinen zu interessieren, etwa was die Tagen auch Repsold mit Horner zusam- tidenbedingten unterschiedlichen Wasser- men, woraus sich eine langjährige Freund- höhen anging. Vom Senat erbat er einen schaft entwickelte. Zuschuss von 300 Mark, um einen Gehil- fen einstellen zu können und dieser war Repsold indes fand alsbald eine Anstellung Johann Georg Repsold. Eine der Aufgaben als Geometer bei der Elbdeputation. Diese von Reinke bestand darin, die genaue geo- war zuständig für alle von Hamburg bis zur 2 Büste Repsolds auf dem Gelände des grafische Position der Stadt zu ermitteln. Elbmündung betreffenden Angelegenhei- Museums für Hamburgische Geschichte am Hierzu waren umfangreiche Himmelsbe- ten des Elbstroms und eine der Ursprünge Holstenwall (Bild: Christoph Braun; Quelle: obachtungen notwendig. Reinke und wohl der späteren Handelskammer. 1796 wurde Wikimedia Commons)

Journal für Astronomie Nr. 75 | 101 Geschichte

Nachdem die Arbeit bei der Konstruktion und Herstellung von Zusatzgeräten, aber auch Fernrohren, immer mehr wurde, ins- besondere nach dem Tod Johann Georg Repsolds, machten seine Söhne und Enkel aus dem beschaulichen Familienunter- nehmen die Fa. „A. Repsold & Söhne“, die praktisch zwischen 1830 und 1919 bestand und Weltruf erlangte. Sie hatte ihren Sitz zunächst am Herrengraben, dann ab 1854 in der Böhmkenstraße in Hamburg und ab 1872 am Mittelweg in Borgfelde, östlich des Stadtzentrums.

Die Liste der noch unter Johann Georg Repsold gefertigten Instrumente ist lang und wurde immer umfangreicher. Man lieferte z. B. den großen Refraktor mit 76 cm Öffnung und 14 m Brennweite an die Pulkower Sternwarte aus, die Hamburger Sternwarte erwarb den 60-cm-Refraktor (1912) und man hatte mehrere Meridian- kreise (1909) gebaut. Bekannt sind auch di- 3 Historischer Stich der Beyerschen Sternwarte am Baumwall, Haus Nr. 18, verse geodätische Instrumente. Die Firma schräg hinter der Nr. 17. (Bild: Friedrich Probst; Quelle: Wikimedia Commons) wurde zur größten Hamburger Optik- und Instrumentenschmiede. Leider reicht der Platz an dieser Stelle nicht aus, die wech- (1838-1919) sollten später sein Erbe fort- er auch selbst Geräte anfertigte. So führte selvolle Geschichte des Unternehmens zu führen. In unseren Tagen wurden daher er Mikroskopie und Astronomie zusam- würdigen. gleich mehrere Löschboote im Hamburger men, in dem er kleine Mikroskope ent- Hafen nach Repsold benannt. Einzig sein wickelte, mit denen man die Teilkreise an Observatorien in Hamburg Sohn Adolf Repsold war ebenfalls bei der Fernrohren leichter ablesen konnte. Dieses Die erste neuzeitliche Einrichtung dieser Feuerwehr tätig, musste diese Tätigkeit Prinzip verbesserte die Ablesegenauigkeit Art gab es ab 1722 am Baumwall, nicht weit aber schon nach wenigen Jahren aufgrund an Meridiankreisen erheblich und findet entfernt von Repsolds erster Sternwarte. gesundheitlicher Beeinträchtigungen wie- sich heute noch an einigen Teleskopen der Gründer war Tischlermeister Johann Beyer der einstellen. Hamburger Sternwarte wieder. Ganz zu (1673-1751), der ganz oben in einem Haus Anfang hatte er für Horner, der von der Mauerquadranten und Armillarsphären Der Instrumentenkonstrukteur Hamburger Commerzdeputation den Auf- und wohl auch Fernrohre für die Beob- Mit der Ernennung zum Spritzenmeister trag zur Neuvermessung der Mündungen achtung von Sonnenflecken und Jupiter- konnte er am Herrengraben die Dienst- von Elbe, Weser und Eider erhalten hatte, mond-Ereignissen nutzte. Dieses als „Stee- wohnung von Scharf übernehmen, der er mehrere nautische, geodätische und astro- renkiker-Huus“ weit über die Stadtgrenzen seine feinmechanische Werkstatt anglie- nomische Instrumente hergestellt, die es hinaus bekannte Objekt, über das in zahl- derte, die er zur Herstellung astronomi- seinerzeit nirgends zu kaufen gab. Dafür reichen Artikeln des „Hamburger Corre- scher und geodätischer Instrumente nutzte. beriet Horner Repsold bei der Anschaffung spondenten“, der ersten Tageszeitung Ham- Er wirkte dabei aber eher als Konstrukteur bzw. dem Bau eigener astronomischer Ins­ burgs, berichtet wurde, empfing einige der denn als Instrumentenbauer, wenngleich trumente. damaligen namhaften Astronomen. Den-

102 | Journal für Astronomie Nr. 75 Geschichte

4 Jesse Ramsden (Bild: Alexander Tilloch; Quelle: The Philosophical Magazine/Wikimedia Commons)

noch bewahrte es sein Bekanntheitsgrad [8] Hamburg Observatory: www.hs.uni- nicht vor dem Abriss im Jahr 1823 durch hamburg.de/DE/GNT/hh/ast/ den Grundeigentümer. Auch eine Ini­tiative repsinst.htm von Johann Elert Bode (1747-1826) nach [9] Johann Theodor Reinke: www. Hinweisen von Johann Georg Büsch (1728- friedensblitz.de/sterne/grossvaeter/ 1800) aus dem Jahr 1770, dieses Gebäude Reinke.html als „Hamburger Sternwarte“ zu deklarie- [10] Repsolds Beobachtungen: http:// ren, half nicht. [4] Johann Georg Repsold: www. articles.adsabs.harvard.edu/ friedensblitz.de/sterne/repsold/ pdf/1822AN...... 1..325R Eine zweite Sternwarte wurde von Edmund JG-Repsold.html [11] Beobachtungen auf der Hamburger Gabory errichtet. Er stammte aus dem [5] Hamburger Sternwarte: https://de. Sternwarte: http://articles.adsabs. Elsass, war beim Optiker Jesse Ramsden wikipedia.org/wiki/Hamburger_ harvard.edu/pdf/1829AN...... 7..379R (1735-1800) in London in der Lehre und Sternwarte#Erste_Sternwarte_am_ [12] Edmund Gabory: http://www. zog 1796 nach Hamburg und baute an der Stintfang friedensblitz.de/sterne/repsold/ Neuenburg Nr. 14 nahe der Nikolaikirche [6] Johann Adolf Repsold: https://de. Gabory.html eine kleine Sternwarte. Im Laden dieses wikipedia.org/wiki/Johann_Adolf_ [13] Ernst Georg Sonnin: https://de. Hauses verkaufte er optische Instrumen- Repsold wikipedia.org/wiki/Ernst_Georg_ te und betrieb eine kleine Sternwarte. Ob [7] Hamburg Observatory: www.hs.uni- Sonnin Repsold davon Kenntnis hatte, ist unklar. hamburg.de/DE/GNT/hh/biogr/ Allerdings litt auch er sehr unter der fran- repsold.htm zösischen Besatzung, denn alle seine Inst- rumente wurden konfisziert und auf den Wallanlagen installiert, um die Umgebung der Stadt beobachten zu können.

Eine weitere wichtige Persönlichkeit war Ernst Georg Sonnin (1713-1794), der sich als Ingenieur vor allem beim Neubau der Michaeliskirche zwischen 1750 und 1762 einen Namen machte. Er war auch Astro- nom und beteiligte sich auf der Umrandung der Kirche an der Bestimmung der geogra- fischen Position Hamburgs. – wird fortgesetzt –

Literatur- und Internethinweise 5 Ernst Georg (Stand: 14.06.2020): Sonnin (Bild: [1] J. Schramm, 1996: „Sterne über Johann Marcus Hamburg“, Kultur- und Geschichts- David; Quelle: Wiki- kontor, 1. Auflage media Commons) [2] Johann Georg Repsold: https://de. wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_ Repsold [3] Johann Georg Repsold: www. friedensblitz.de/sterne/repsold/ JG-Repsold-frueh.html

Journal für Astronomie Nr. 75 | 103 Geschichte

Zur Frühgeschichte der Impakttheorien Teil 3: Die frühen Meteoritenhypothesen von Oliver Maiwald

In den beiden vorausgegangenen Artikeln Kleinplaneten um Reste eines zersprengten Fragen beantworten. In der Astronomie [1, 2] haben wir die Vorstellungen über die Planeten handele, für möglich. Er bemerkte spielten in dieser Zeit kosmologische oder Folgen der Begegnung der Erde mit Kome- jedoch, dass solche Trümmer nicht so ho- gar kosmogonische Probleme eine unterge- ten diskutiert – glücklicherweise lagen ihnen mogen wie die „Meteor-Eisen“ wären und ordnete Rolle und wurden meist von wis- keine konkreten Erfahrungen zugrunde. die Erde als „unregelmäßige Felsstücke“ senschaftlichen Außenseitern behandelt. Direkt erfahrbar wurden solche kosmisch- statt als „Wolken“ erreichten – wir sehen, Vor allem ging es um das Sonnensystem, irdischen Wechselwirkungen mit der 1794 wie Chladni sich hier durch das Erschei- wo die Gleichheit von Bahnebene und Um- von dem Physiker Ernst Friedrich Florens nungsbild der Meteore in der Erdatmosphä- laufs- und Rotationsrichtung der Planeten Chladni (1756-1827) aufgestellten Theorie, re irreführen ließ [3]. (mit Ausnahme des Uranus) erklärungs- dass Meteore einen kosmischen Ursprung bedürftig waren. Weitere Probleme waren hätten und mit ihnen Eisenmassen zur Erde Für weitere kosmologische oder kosmogo- die Massenverteilung der Planeten und fielen; was prompt durch einige spektakulä- nische Folgerungen verwies Chladni 1819 die Herkunft der Kometen. Jenseits des re Meteoritenfälle bestätigt wurde. auf das 1802 erschienene Werk der Brü- Sonnensystems war die Natur der „Nebel­ der Carl Wilhelm (1763-1817) und Ernst flecken“ strittig; manche Autoren vermute- Offen blieb zunächst die kosmologische Franz Ludwig (1770-1834) Marschall von ten, dass zumindest einige dieser Gebilde und kosmogonische Stellung der Meteore Bieberstein, die behauptet hatten, dass alle Sternsysteme ähnlich der Milchstraße sei- und Meteorite. Die überkommene Vorstel- Weltkörper „durch Zusammenstürze vieler en. Daraus konnte sich ein hierarchisches lung, dass sich Dämpfe in der Luft zu „Aero­ kleinerer Körper ... zu ihren Massen heran- Modell des Kosmos ergeben, nach dem das lithen“ zusammenballen, wurde weitgehend gewachsen sind“ [4]. Solche Meteoritenhy- Weltall aus strukturell ähnlichen Systemen aufgegeben und auch die Deutung der Me- pothesen, wie wir sie im Folgenden nennen verschiedener Größenordnung aufgebaut teorite als Auswürflinge von Mondvulka- wollen, wurden zu Beginn des 19. Jhs. auch sein sollte: Mond – Planet; Planet – Sonne; nen konnte sich nicht durchsetzen. Chlad- noch von anderen Autoren vertreten, die Stern – Sternhaufen, Sternhaufen – Milch- ni, der 1819 noch einmal auf das Problem mit Ausnahme des Geologen Karl von Moll straße ...). Solche Kosmologien vertraten zurückkam, sah in den Meteoren Miniatur- (1760-1838) am Rande oder außerhalb des zum Beispiel Immanuel Kant (1724-1804) ausgaben von Kometen und verwies auf ihre wissenschaftlichen Establishments stan- und Johann Heinrich Lambert (1728- Geschwindigkeit und räumliche Verteilung den. Die Gebrüder Marschall von Bieber- 1777) [6]. sowie auf ihr wolkiges Erscheinungsbild mit stein waren in den Naturwissenschaften di- Schweif (was wir heute auf die Erhitzung lettierende Politiker, Carl Ludwig Althans Kant entwickelte eine Kosmogonie, bei der beim Durchgang durch die Erdatmosphäre „königlich-preußischer Ober-Hütten-Bau- er nur Minimalvoraussetzungen machte, zurückführen). In diesem Zusammenhang Inspector“. Anton von Zach (1747-1826), nämlich fast gleichmäßig verteilte Materie äußerte er Sympathie für die Interpretation dessen Kosmogonie Peter Brosche vor- und die Grundkräfte von Anziehung und der Meteore als „Erdkometen“, die sich zur gestellt hat [5], diente als österreichischer Abstoßung. Er demonstrierte dann, wie Erde verhielten wie die Kometen zur Sonne. Offizier. Allerdings war er der Bruder des sich aus geringfügigen Verdichtungen grö- 1794 und 1819 stellte Chladni zwei Hypo- Astronomen Franz Xaver von Zach (1754- ßere Zusammenballungen gebildet hätten thesen zur Entstehung der Meteorite zur 1832). Franz von Paula Gruithuisen (1774- und wie beim Zusammensturz der Materie Diskussion: Sie seien entweder „Ur-Materie 1852) hatte als Lehrer an der Münchner auf größere Zentren ein Teil in Kreisbahnen oder chaotische Materie“, oder es handele Chirurgieschule fast die ganzen Naturwis- gelangt sei und sich zu konzentrischen Rin- sich um „Trümmer eines zerstörten Welt- senschaften vertreten und blieb auch später gen mit gleicher Bahnebene geformt hätte, körpers“. Chladni bevorzugte die erste Hy- als Professor für Astronomie an der Uni- aus denen die Planeten entstanden seien. pothese, da nicht in Sterne auflösbare „Ne- versität München ein wissenschaftlicher Die Massenverteilung der Planeten erklär- belflecken“ die Existenz solcher Urmaterie Außenseiter, bekannt vor allem durch seine te er damit, dass im sonnenfernen Teil des belegten. Die Kometen galten dann als klei- Beobachtungen von Bauwerken der Mond- Urnebels die schwächere Anziehung der ne, von Sonnensystem zu Sonnensystem bewohner. Sonne mehr Masse für die Planeten übrig irrende Nebel. Die Zerstörung eines Welt- ließ; da die dichteren Teile der Urmaterie körpers hielt Chladni zwar in Anknüpfung Diese frühen Meteoritenhypothesen sollten beim Sturz auf die Sonne weniger leicht an Olbers’ Hypothese, dass es sich bei den sowohl astronomische als auch geologische abgelenkt würde, seien die sonnennahen

104 | Journal für Astronomie Nr. 75 Geschichte

Planeten dichter. Die Kometen seien in großräumige Verformungen von Gesteinen andergelagerter, also zeitlich verschiedener sonnenfernen Teilen des Urnebels ent- aus den Alpen beschrieben wurden. Gesteine erklärte er aber mit der Zufuhr standen, mit geringerer Dichte, und hätten außerirdischer Massen in flüssigem Zu- daher ihre exzentrischen Bahnen behalten. Die alternative Theorie des „Vulkanismus“ stand. Durch Zufuhr jeweils verschiedener Eine andere Hypothese entwickelte ab 1796 ließ für die meisten Gesteine die Ablage- Stoffe seien dann die verschiedenen Gestei- Pierre Simon Laplace (1749-1827), einer rung aus dem Wasser gelten, sah in einigen ne entstanden. Die seinerzeit sogenannte der wenigen professionellen Astronomen, jedoch Produkte von Vulkanen. Sie erklärte „Flötz-Trappformation“, zu der auch der die sich mit Kosmogonie beschäftigten. Er die Verformung von Gesteinen und die Bil- Basalt gehört, sei zuletzt auf die Erde ge- ging von einer rotierenden, sehr heißen dung von Gebirgen durch vulkanische He- stürzt, ihr entsprächen auch noch die heu- und darum sehr ausgedehnten Sonnenat- bungen. Dagegen erhob sich Widerspruch, tigen Meteoriten. Damit wäre das leidige mosphäre in pseudoflüssigem Zustand aus. weil Vulkane nur als lokale Erscheinungen Basaltproblem gelöst gewesen. Gewaltsame Schrumpfte sie durch Abkühlung, bildeten bekannt waren. Besondere Bedeutung er- Einwirkungen von Meteoriteneinschlä- sich in der Ebene des Sonnenäquators am langte der Streit über die Entstehung des gen erkannte er nicht an, in expliziter Ab- Rand der Atmosphäre die konzentrischen Basaltes, da dieser den Laven aktiver Vul- grenzung von der Theorie der Gebrüder protoplanetarischen Ringe; aus kleinen Un- kane ähnelte, aber oft gänzlich andere La- Marschall von Bieberstein. Das Material regelmäßigkeiten darin entwickelten sich gerungsformen zeigte. zur Bildung der verschiedenen Gesteins- die Planeten. Laplace wollte mit diesem schichten stammte aus dem – modern ge- Modell die geringe Exzentrizität der Plane- Ein weiteres Problem der Erdwissenschaf- sprochen – interplanetaren Raum. Auch tenbahnen, die geringe Bahnneigung und ten, dem wir schon bei den Kometentheo- der Erdmond entstand aus diesen Massen, die gemeinsame Umlaufs- und Rotations- rien begegnet sind, betraf die Versteine- wobei der Zeitpunkt der Entstehung seiner richtung erklären. Die Kometen erklärte er rungen von Lebewesen. Insbesondere die Hauptmasse mit der einer Hauptgesteins- anfangs wie Kant, später als kleine interstel- Verteilung der Fossilien warf Fragen auf: So gruppe auf der Erde zusammenfiel. lare Nebel [7]. fand man fossile Muscheln und Fische im Hochgebirge, Tropentiere und -pflanzen in Bezüglich des Fossilienproblems diskutier- Anders als in der Astronomie hatten in den nördlichen Breiten. Und viele fossil überlie- te Moll nur das Vorkommen von Resten Erdwissenschaften Spekulationen über Ur- ferte Arten fehlten in der Gegenwart. Wa- tropischer Tiere im Norden, das er nicht auf sprung und frühe Geschichte der Erde bis ren sie ausgestorben? Umgekehrt schienen Transport, sondern auf Klimawandel zu- in den Anfang des 19. Jhs. große Bedeutung manche heutigen Arten fossil nicht überlie- rückführte. Das Leben sei auf der Erde erst [8]. Die meisten beruhten auf einem Stan- fert zu sein. entstanden, als der Großteil der Erdmasse dardmodell der Erdgeschichte („Neptunis- bereits vorhanden war, weshalb man im Ur- mus“), das von einem erdumspannenden Auf geologische Probleme, insbesonde- gebirge keine Reste von Lebewesen finde. Urozean ausging, dessen Wasserspiegel re auf die Entstehung der verschiedenen allmählich sänke und aus dem im Laufe Gesteinsschichten, konzentrierte sich der Gerade bei von Moll ist offensichtlich, wie der Zeit entsprechend dessen sinkender Geologe von Moll. Sein um 1815 verfasstes die Meteoritenhypothesen die Erklärungs- Temperatur und wechselnder chemischer Manuskript ist, soweit ich sehe, unveröf- defizite des „Neptunismus“ beseitigen soll- Zusammensetzung zuerst Granit und fentlicht. Ich stütze mich im Folgenden auf ten. Gneis, dann chemische Sedimente und zu- das umfangreiche Referat und die Ausfüh- letzt mechanische Sedimente abgelagert rungen von Siegmund Günther [9]. Literaturhinweise: worden seien. Dieses einfache Bild gab die [1] M. O. Maiwald, 2016: „Von Kometen beobachtete Reihenfolge der Gesteine im Wie im Rahmen des Neptunismus üblich, und Katastrophen: Zur Frühgeschich- Großen korrekt wieder, konnte aber Ab- ging von Moll von einem ursprünglich flüs- te der Impakttheorien (Teil 1)“, VdS- weichungen im Detail nicht erklären. Un- sigen Erdball aus; durch Kristallisation von Journal für Astronomie 59, S. 80-81 regelmäßige Lagerung und Unterbrechung innen nach außen hätten sich die Gesteine [2] M. O. Maiwald, 2017: „Von Kometen von Gesteinsschichten erklärte man in die- gebildet. Ebenfalls wie in der Standardtheo- und Katastrophen: Zur Frühgeschich- sem Modell mit Hilfe lokaler Einstürze, was rie seien gleichartige Gesteine gleichzeitig te der Impakttheorien (Teil 2)“, VdS- unhaltbar wurde, als am Ende des 18. Jhs. entstanden. Die Verschiedenheit überein- Journal für Astronomie 63, S. 73-76

Journal für Astronomie Nr. 75 | 105 Geschichte

[3] Ernst Florens Friedrich Chladni, 1794: chungen über den Ursprung und die sche Theorie“, Leipzig „Ueber den Ursprung der von Pallas Ausbildung der gegenwärtigen Anord- [8] M. J. S. Rudwick, 2005: „Bursting the gefundenen und anderer ihr ähnlicher nung des Weltgebäudes“, Gießen und Limits of Time“, Chicago, p. 133ff.; Eisenmassen und über einige damit Darmstadt Georg Wilhelm Muncke, 1828: „Geo- in Verbindung stehende Naturerschei- [5] P. Brosche, 1986: „Die Kosmogo- logie“, in: Johann Samuel Traugott nungen“, Leipzig. Wiederabgedruckt nie Anton von Zachs“, Berichte zur Gehlers Physikalisches Wörterbuch, in: „Über den kosmischen Ursprung Wissenschaftsgeschichte 9, S. 89-93; neu bearbeitet von Brandes, Gmelin, der Meteorite und Feuerkugeln“, Ost- ders.: „Der Astronom der Herzogin“, Horner, Muncke und Pfaff, Bd. IV, 2. walds Klassiker der exakten Wissen- Acta Historica Astronomiae 12, Abt., Leipzig, S. 1239ff schaften 258, Leipzig 1971; ders.: Frankfurt am Main 2001, S. 110ff [9] Siegmund Günther, 1908: „Die Ent- „Ueber Feuer – Meteore, und über [6] J. Hamel, 1998, Geschichte der Astro- stehung der Lehre von der meteori- die mit denselben herangefallenen nomie, Basel, S. 231ff tischen Entstehung des Erdkörpers“, Massen“, Wien 1819; J. G. Burke, [7] Immanuel Kant, 1755: „Allgemeine Sitzungsberichte der Bayerischen 1986: „Cosmic Debris: Meteorites in Naturgeschichte und Theorie des Akademie der Wissenschaften zu History“, Berkeley Himmels“, Königsberg und Leip- München, Mathematisch-Physikali- [4] Carl Wilhelm Marschall von Bieber- zig; Pierre Simon Laplace, 1925: sche Klasse 38, S. 21-39 stein, Ernst Franz Ludwig Marschall „Ideen zur Kosmogonie“, in: Heinrich von Bieberstein, 1802: „Untersu- Schmidt (Hrsg.): „Die Kant – Laplace-

Kleine Planeten Neues aus der FG Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Der Herbst steht vor der Tür, die Nächte werden wieder länger und so findet sich im persönlichen Beobachtungsplan bestimmt auch die Möglichkeit, einen Kleinplaneten zu beobachten. Wenn nicht die Astrometrie oder Fotometrie das Ziel der Beobachtung sein soll, so vielleicht die nahe Begegnung mit einem hellen Deep-Sky-Objekt. Unser FG-Mitglied Wolfgang Ries hat für den Herbst solche Ereignisse zusammengestellt und ruft zur Beobachtung auf.

Wolfgang Ries hat selbst viele Kleinplane- ten entdeckt [1]. So ist es nicht verwunder- lich, das einige seiner Objekte nummeriert wurden und er danach einen Namensvor- schlag beim Center in den USA einreichen konnte. Ein schönes Bei- spiel für einen Namensvorschlag von ihm ist der Kleinplanet (342000) Neumünster. Die Stadt Neumünster ist nach Kiel, Lübeck und Flensburg die viertgrößte Stadt Schles- wig-Holsteins. Auf der Volkshochschule Neumünster befindet sich die vhs-Stern- warte [2], welche seit 1971 besteht und von 1 Die Teilnehmer der 1. Kleinplanetentagung 1998 auf der Eingangstreppe zum Planetarium der Stadt unterstützt wird. Die Sternwarte der Sternwarte Drebach. (Bild: Archiv Sternwarte Drebach)

106 | Journal für Astronomie Nr. 75 Kleine Planeten

wird durch die Astronomie AG der Volks- e.V. lädt ebenfalls ein und wird die Tagung (342000) Neumünster hochschule betreut. tatkräftig unterstützen. Weitere Informa- = 2008 RV26 tionen entnehmen Sie bitte der Kleinplane- Aufgrund der zum Zeitpunkt des Verfas- tenseite [4]. Discovered 2008 Sept. 2 by W. Ries sens dieser Zeilen aktuellen Lage konnte die at Altschwendt. 23. Kleinplanetentagung am 6./7. Juni 2020 Wenn Sie Lust bekommen haben, vielleicht The German city Neumünster has sup- wegen des Corona-Virus / COVID-19 nicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, ported astronomical education since stattfinden. Damit wurde die Tradition der dann sind Sie herzlich eingeladen. Als Mit- 1969. Currently they operate an obser- jährlich seit 1998 (Abb. 1) stattfindenden glied in der FG Kleine Planeten werden Sie vatory that offers astronomical courses Kleinplanetentagungen unterbrochen, aber Gleichgesinnte treffen und von den Erfah- and public observing. The observatory die Gesundheit geht vor. Deshalb wird die rungen der anderen profitieren. focuses on education. 23. Kleinplanetentagung auf den 29./30. Mai 2021 verschoben. Internethinweise: Die FG Kleine Planeten wird ihre 23. Klein- [1] Entdeckungstabelle: www.sternwarte- [3] Sternwarte Drebach: planetentagung 2021 in der Volksstern- altschwendt.at/Entdeckungstabelle.htm www.sternwarte-drebach.de/ warte und dem Zeiss Planetarium Drebach [2] vhs-Sternwarte Neumünster: [4] Kleinplanetenseite: [3] durchführen. Der seit 1993 bestehende www.sternwarte-nms.de/ www.kleinplanetenseite.de/ Förderverein der Volkssternwarte Drebach

Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen Diesmal können wir Ihnen zwei kosmische reitstellten. Ich bin gespannt, ob sie auch in von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspu- Begegnungen vorstellen. Beide Fotografen der Ausgabe 87 wieder hier vertreten sein ren. Der Verursacher ist meist ein Kleinpla- waren hier schon mit ihren Werken ver- werden. net, der sich während der Belichtungszeit treten und daher freut es mich besonders, ein kleines Stück auf seiner Bahn um die dass sie den kosmischen Begegnungen Die Aufnahme von Wolfgang Bodenmüller Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofo- treu geblieben sind und weitere Aufnah- [1] zeigt die Begegnung des Kleinplaneten tografen sind solche zufälligen kosmischen men eingeschickt haben. Die Bildautoren (33) Polyhymnia im reichen Galaxienfeld Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. in alphabetischer Reihenfolge sind Wolf- um NGC 524 (Abb. 1). Wolfgang loggt sich Besonders dann, wenn man nach einiger gang Bodenmüller und Jürgen Dirscherl, ab und zu für interessante astronomische Recherche herausfindet, wer der Verursa- die bereits im VdS-Journal für Astronomie Ereignisse in diverse Remote-Sternwarten cher der Strichspur war. 63 gemeinsam Bilder für diesen Artikel be- ein. So entstand auch dieses Bild nicht im

Tabelle 1

Ausgewählte interessante kosmische Begegnungen im 4. Quartal 2020

Datum Uhrzeit Kleinkörper mag Objekt Art mv Abstand

08.10.2020 24:00 (68) Leto 9,7 NGC 145 Gx 12,7 1’ 15.10.2020 24:00 (4749) Ledzeppelin 15,8 NGC 1055 Gx 10,6 6’ 08.11.2020 20:00 (784) Pickeringia 14,6 NGC 772 Gx 10,3 8’ 11.11.2020 22:00 (285) Regina 15,1 M 34 OC 5,3 15’ 07.12.2020 20:00 (46598) 1993 FT2 16,0 M 76 PN 10,1 4’ 12.12.2020 22:00 (848) Inna 15,7 M 1 SNR 8,4 2’

Abkürzungen: Gx – Galaxie, OC – Offener Sternhaufen, PN – Planetarischer Nebel, SNR – Supernova-Überrest

Journal für Astronomie Nr. 75 | 107 Kleine Planeten

heimischen Allgäu, sondern am 3. Oktober im Bild eine dicke kurze Strichspur. Op- mag, (40385) 1999 NE49 mit 17,8 mag und 2019 im australischen Siding Spring. positionen in der Apheldistanz sind rund (79962) 1999 CR199 mit 17,9 mag im Bild- 3 mag schwächer, da dann der Kleinplanet feld als schwache Strichspuren abbilden. Polyhymnia ist ein Hauptgürtelasteroid rund 285 Mio. km weiter weg ist. Eine tolle Ausbeute seiner Remotebeobach- und wurde am 28. Oktober 1854 von Jean tung in Australien. Chacornac (1823-1873) an der Pariser Die hellste Galaxie im Bild ist NGC 524, sie Sternwarte entdeckt. Benannt wurde er erscheint im Bild als großer runder Fleck. Ein gänzlich anderes Motiv zeigt uns Jür- nach der Muse der hymnischen Dichtung, Sie ist vom Typ S0a und ca. 10,4 mag hell. gen Dirscherl [2]. Er fotografierte am 16. des Tanzes, der Pantomime und der Geo- Diese linsenförmige Galaxie ist rund 111 Januar 2020 den Kaulquappennebel IC 410 metrie. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Mio. Lichtjahre von uns entfernt und hat im Fuhrmann (Abb. 2). Als Beifang gibt es er ca. 150 Mio. km von der Erde entfernt. einen Durchmesser von rund 90.000 Licht- den Asteroiden (2243) Lönnrot. Das Bild Der Brocken ist nur ca. 65 km groß und sei- jahren. Des Weiteren sind noch die drei entstand mit dem 10-zölligen Newton auf ne Bahn mit einer numerischen Exzentri- fotografisch ansprechenden Spiralgalaxien der neuen Knicksäulenmontierung der Jo- zität von ca. 0,3315 deutlich elliptisch. Da NGC 516, NGC 518 und NGC 532 im Bild, hann-Kern-Sternwarte in Wertheim, die 2019 die Opposition eher im sonnennahen die allesamt schwächer als 13 mag sind. Jürgen im VdS-Journal für Astronomie 72 Teil ihrer Bahn stattfand, erreichte Poly- Außerdem konnte Wolfgang auch noch die vorgestellt hat. Dadurch entfallen das lästi- hymnia zum Zeitpunkt der Aufnahme eine vier Kleinplaneten (28144) Chengzhendai ge Umschwenken und das damit verbunde- Helligkeit von ca. 10,5 mag und hinterließ mit 17,4 mag, (37144) 2000 VL44 mit 18,7 ne Umbauen der Kamera am Teleskop. So

1 Die Galaxie NGC 524 und der Kleinplanet (33) Polyhymnia, aufgenommen mit einem 17-zölligen CDK und einer FLI PL-16803-Kamera in Siding Spring von Wolfgang Bodenmüller

108 | Journal für Astronomie Nr. 75 Kleine Planeten

2 Der Kaulquappennebel IC 410 und der Kleinplanet (2243) Lönnrot, aufgenommen mit einem 10-zölligen Newton f/4 und einer ZWO-ASI-1600-MMC-Kamera von Dr. Jürgen Dirscherl

kann ein Objekt viel länger am Stück be- Asteroid (2243) Lönnrot im Netz. Er ist als mündlich überlieferte volkstümliche und lichtet werden. farbige Strichspur zu sehen, da nacheinan- traditionelle Dichtungen. Auf deren Basis der die Filter Hα, [OIII] und Blau verwen- verfasste er das finnische Nationalepos Ka- Der Kaulquappennebel IC 410 umschließt det wurden, um die Daten für dieses Bild levala [3]. Da ich kein Finne bin, gebe ich den offenen Sternhaufen NGC 1893 und zu sammeln. zu, dass ich das Epos nicht kenne. ist ca. 20 Bogenminuten am Himmel groß. Tatsächlich befindet er sich in einer Ent- Der Kleinplanet (2243) Lönnrot ist ein Kosmische Begegnungen finden täglich fernung von rund 12.000 Lichtjahren und Hauptgürtelasteroid und wurde 1941 von statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Aus- ist ca. 125 Lichtjahre groß. Entdeckt wurde dem finnischen Astronomen Yrjö Väisälä wahl interessanter Begegnungen zwischen der Nebel vom deutschen Astronomen Max (1891-1971) in Turku entdeckt. Der ca. 9 Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten, die Wolf (1863-1932), der einer der führenden km große Brocken war zum Aufnahmezeit- von uns erstellt wurde. Damit soll Ihnen Ihr Asteroidenentdecker seiner Zeit war. punkt ca. 16,3 mag hell und ca. 240 Mio. km Weg zum persönlichen Bild einer kosmi- von der Erde entfernt. Der Asteroid ist nach schen Begegnung erleichtert werden. Damit spannt sich der Bogen zum Beifang. dem finnischen Schriftsteller Elias Lönn- Neben den Kaulquappen im linken Teil des rot benannt, der im 19. Jahrhundert lebte. Eine Möglichkeit, sich täglich über aktuelle Bildes zappelte am rechten Bildfeldrand der Er sammelte auf Reisen durch Finnland kosmische Begegnungen zu informieren,

Journal für Astronomie Nr. 75 | 109 Kometen

finden Sie auf der Homepage von Klaus zukünftige Ausgaben des VdS-Journals Internethinweise: Hohmann [4]. Dort kann sich der interes- für Astronomie mit Ihren Bildern zu be- [1] W. Bodenmüller, Homepage: https:// sierte Astrofotograf in dem von Klaus ge- reichern. Schicken Sie die Bilder per Mail portfolio.fotocommunity.de/ schriebenen Tool kosmische Begegnungen mit dem Betreff „Kosmische Begegnung“ wolfgang-bodenmueller anzeigen lassen. Interaktiv hat man die an [email protected]. Bitte [2] Sternwarte Wertheim, Homepage: Möglichkeit, verschiedene Parameter wie vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, www.sternwarte-wertheim.de/ die Helligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die fotografierten Objekte und die Daten Results/ic410_ajd.jpg die Helligkeit des Kleinplaneten selbst aus- des Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. [3] Elias Lönnrot: https://de.wikipedia. zuwählen, um eine passende Konjunktion Der Autor eines ausgewählten Bildes wird org/wiki/Elias_Lönnrot für sich zu finden. anschließend aufgefordert, eine unkompri- [4] Kosmische Begegnungen, Home- mierte Version des Bildes für den Druck zur page: http://astrofotografie. Wir möchten Sie im Namen der Fachgrup- Verfügung zu stellen. hohmann-edv.de/aufnahmen/ pe Kleine Planeten der VdS bitten, Ihre kosmische.begegnungen.php kosmische Begegnung einzusenden, um

Bedeutende Kometen des ersten Quartals 2020 von Uwe Pilz

Der Komet C/2017 T2 (PANSTARRS) er- reichte das Perihel zwar Anfang Mai 2020, durchlief aber den erdnächsten Punkt be- reits Ende Dezember 2019. Aus diesem Grund stieg die Helligkeit nur langsam an, der Gewinn in diesem Quartal war weni- ger als eine Größenklasse. Der Komet war im März ein einfaches Fernglasobjekt und wurde viel beobachtet. Gegen Ende der Be- obachtungszeit war der Schweif allerdings weniger prominent (Abb. 1).

C/2019 Y1 (ATLAS) erschien im Februar am Abendhimmel. Im Laufe des Monats verringerte sich die Elongation, aber die Helligkeit stieg auf 8-9 mag. Der Hellig-

1 C/2017 T2 (PANSTARRS), 2. Januar und 22. März 2020. Instrument: 16-Zoll-Astrograf, f/2,5, 10 Minuten belichtet auf CDS-5D-Kamera (Bild: Roland Fichtl)

110 | Journal für Astronomie Nr. 75 Kometen

2 C/2019 Y1 (ATLAS), 22. März 2020. Instrument: 5-Zoll-Newton, f/2,5, 8 Mi- nuten belichtet auf ASI120 (Bild: Walter Kutschera)

keitsanstieg war mit einem Aktivitätspara- meter von n=8 typisch für einen dynamisch alten Körper, der schon mehrere Sonnen- umläufe hinter sich hat. Der Komet war zwar ein prominentes Objekt (Abb. 2), konnte aber wegen des niedrigen Standes nicht mit dem Fernglas erreicht werden.

Der interessanteste Komet des Quartals war C/2019 Y4 (ATLAS). Über zwei Monate hinweg zeigte er einen starken Anstieg der Helligkeit mit einem Aktivitätsparameter n im Bereich von 15. Ich habe so etwas noch nie erlebt, im Grunde war es ein permanen- ter Ausbruch. Dieser starke Anstieg konnte 3 C/2019 Y4 (ATLAS), nicht ewig fortbestehen, das war uns Kome- 27. März 2020. Instru- tenfreunden klar. Und so kam es dann auch: ment: 8-Zoll-RASA, f/2, Ab etwa Anfang März knickte die Kurve ab 30 Minuten belichtet und die Helligkeit stieg schwächer. Wie auf ASI533, Luminanz schwach, darüber gab es unterschiedliche (Bild: Leszek Przybysz) Analysen: Von einer Maximalhelligkeit von 3 mag bis zu Venushelligkeit war alles an Prognosen dabei. Wenn dieses Heft er- scheint, ist alles Geschichte und wir wissen es. Die Abbildung 3 zeigt die Ansicht Ende März: Durch die nachlassende Aktivität ist die Kondensation gestiegen. Der Schweif hat fast ein Grad Länge.

Komet C/2020 A2 (Iwamoto) durchlief das Perihel Anfang Januar und konnte kurz da- 4 C/2020 A2 (Iwamoto), nach beobachtet werden. Der im Maximum 6 Februar 2020. Instru- 10 mag helle Komet verlor rasch an Hellig- ment: 11-Zoll-RASA, f/2,2, keit. Michael Jägers Bild von Anfang Feb- 18 Minuten belichtet auf ruar zeigt den schönen Kontrast des gas- ASI-1600 (Bild: Michael reichen und deshalb blaugrünen Kometen Jäger) zum Kohlenstoffstern V530 Lyrae (Abb. 4).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 111 Komet NEOWISE

Komet C/2020 F3 (NEOWISE) zusammengestellt von Uwe Pilz

Der Komet NEOWISE wurde erst Ende März dieses erschien grün, aus den wenigen Aktivitätsgebieten Jahres entdeckt. Zunächst schien er nur eine blasse wurde kaum Staub freigesetzt. Zum Perihel wurde eine Erscheinung zu werden, aber Ende April erlebte der große Menge Staub freigesetzt, NEOWISE war gelblich. Komet einen Ausbruch um etwa zwei Größen­klassen. Einige Wochen nach dem Perihel setzte sich der Gasan- C/2020 F3 ist ein langperio­discher Komet mit einer teil wieder durch. Umlaufzeit von ca. 6700 Jahren. Sehr wahrscheinlich ist er der Sonne schon einige Male nahegekommen. NEOWISE war im Sommer ein auffallendes Objekt für Solche Kometen sind zunächst von einer Staubschicht das freie Auge und ein prachtvoller Fernglaskomet. Er bedeckt, die erst bei Annäherung an die Sonne aufge- konnte mit normalen Alltagskameras und sogar mit brochen wird. Diesen Effekt kann man bei NEOWISE Smartphones fotografiert werden. Die nächsten Seiten gut beobachten: Vor dem Perihel war er gasreich und zeigen eine erste Auswahl der Aufnahmen.

1 Vor dem Perihel war NEOWISE ein ausge- sprochen gasreicher Komet. 20. Mai 2020, 17:26 Uhr UT. Instrument: 12-Zoll-Astrograph mit f/3,6, belichtet 32 Minuten mit einer FLI- Microline-CCD-Kamera (Gerald Rhemann).

2 Nach dem Perihel war NEOWISE zu- nächst ein Objekt des Morgenhimmels. 4. Juli 2020, 1:52 Uhr UT. Instrument: 11-Zoll- Rowe-Ackermann-Schmidt-Astrograph mit f/2,2, belichtet eine Minute mit ASI- 6200-MC-CCD-Kamera (Thomas Lehmann).

112 | Journal für Astronomie Nr. 75 Komet NEOWISE

3 Spätestens ab dem 5. Juli war der Ko- 4 Leuchtende Nachtwolken sind ein loh- 5 Da die sonnenabgewandte Seite weniger met in jedem Fernglas sichtbar und wurde nendes Beobachtungsziel. Die Kometenbe- aktiv war, bildete sich in den ersten Tagen auch ein Ziel für das freie Auge. Große Ins- obachter hätten dennoch lieber einen freien nach dem Perihel ein sogenannter Kern- trumente offenbarten Details in Koma und Himmel gehabt! 6. Juli 2020, 1:12 Uhr UT. schatten. 7. Juli 2020, 2 Uhr UT. Instrument: Schweif. 5. Juli 2020, 2 Uhr UT. Instrument: Instrument: 8-Zoll-ASA-Astrograph mit f/2,9, 300-mm-Teleobjektiv bei f/4, belichtet 70 12-Zoll-Dobson mit f/5, Vergrößerungen zwi- belichtet 30 Sekunden mit ZWO-6200-MC- Sekunden mit Canon-6D-Kamera, ISO 1600 schen 49 × und 275 × (Robin Hegenbarth). CCD-Kamera (Gerald Rhemann). (Sven Melchert).

6 6. Juli 2020, 1:20 Uhr UT. Instrument: 75-mm-Teleobjektiv bei f/2,8, 7 7. Juli 2020, 1 Uhr UT. Instrument: 300-mm-Teleobjektiv bei f/5,6, belichtet 4 Sekunden mit Canon-600D-Kamera (Wolfgang Vollmann). belichtet 3 Sekunden mit Canon-50D-Kamera (Andreas Kaczmarek).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 113 Komet NEOWISE

8 7. Juli 2020, 1:20 Uhr UT. Instrument: 9 7. Juli 2020, 1:20 Uhr UT. Instrument: 10 7. Juli 2020, 1:40 Uhr UT. Instrument: 12-Zoll-Dobson, V = 69 × und 96 × 300-mm-Teleobjektiv, belichtet zwei Minu- 130-mm-Astrograph bei f/3,3, belichtet zwei (Christian Harder). ten mit Panasonic Lumix DC-FZ 1000 Sekunden auf Canon-EOS-Ra-Kamera, (Oliver Schneider). ISO 1600 (Norbert Mrozek).

11 7. Juli 2020, 1:11 Uhr UT. Instrument: 200-mm-Teleobjektiv bei f/3,5, belichtet 26 Sekunden auf Canon-6D-Kamera, ISO 1600 (Stefan Binnewies).

12 7. Juli 2020, 1:11 Uhr UT. Instrument: 200-mm-Teleobjektiv bei f/2,8, belichtet 20 Sekunden auf Fuji-XH1-Kamera, ISO 6400 (Uwe Wohlrab).

114 | Journal für Astronomie Nr. 75 Komet NEOWISE

13 Um den 13. Juli herum konnte der Komet besser am 14 12. Juli 2020, 1:16 Uhr UT. Instrument: 135-mm-Teleobjektiv Abendhimmel aufgesucht werden. 11. Juli 2020, 21:30 Uhr UT. bei f/2,8, belichtet 6 Sekunden mit Nikon-D800-Kamera, ISO 1000 Instrument: 16 × 70-Fernglas (Uwe Pilz). (Winfried Berberich).

15 Dieses Bild vereinigt Dämmerungsfarben, Leuchtende Nachtwolken und den Kometen! 10. Juli 2020, 1:36 Uhr UT. Instrument: 120-mm-Teleobjektiv bei f/3,2, belichtet 3,2 Sekunden mit Sony-a7II-Kamera, ISO 3200 (Thorsten Böckel).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 115 Komet NEOWISE

16 Ein sehr langer Ionenschweif! 11. Juli 2020, 21:45 Uhr UT. Instrument: 100-mm-Teleobjektiv bei f/2,8, belichtet 4 Minuten mit Nikon-D7500-Kamera, ISO 300 (Frank Wächter).

17 12. Juli 2020, 23:40 Uhr UT. Instrument: 135-mm-Teleobjektiv bei f/2,8, belichtet 18 Minuten mit Canon-EOS-600D-Kamera, ISO 400 (Daniel Köhn).

116 | Journal für Astronomie Nr. 75 Komet NEOWISE

18 Die erste Aufnahme unter Hochgebirgsbedingungen (1400 m über NN). Der Schweif war mit dem freien Auge acht Grad lang und wirkte fernab der Koma leicht aufgefächert. 12 Juli 2020, 21:30 Uhr UT. Instrument: 135-mm-Teleobjektiv bei f/2,8, belichtet 20 Minuten mit Moravian-G3-16200-Kamera, Mosaikaufnahme aus drei Feldern (Michael Jäger).

Journal für Astronomie Nr. 75 | 117 Mond

Mondbilder – immer gern gesehen, oder?

Frau Luna ist ein dekoratives und beliebtes Objekt, sowohl für gut aufgelöste Detail- ansichten als auch für ästhetische Über- sichtsaufnahmen mit interessantem Vor- dergrund. Für diese Ausgabe gab es erneut zahlreiche Zusendungen, dabei auch eine gelungene Zeichnung. Vielen Dank dafür, auch wenn nicht alle Bilder berücksichtigt werden konnten.

Die Mond-Rubrik läuft jetzt seit einiger Zeit. Gern wüssten wir, ob diese Mondsei- ten vom Leser begrüßt werden oder nicht. Es wäre nett, wenn Sie Ihre Meinung dazu an die Mailadresse [email protected] schicken, vielen Dank

Peter Riepe

1 Thomas Schnitzbauer aus Hamburg, frisch gebackenes VdS-Mitglied, nahm die Sichel des zunehmenden Mondes am 26.03.2020 um 20:30 Uhr MEZ über dem Containerterminal Altenwerder auf. Sony DSC RX 100, Blende 4, Brennweite 23 mm, 1/3 s bei ISO 200.

2 Diese Zeichnung von Jens Leich, eine 87-minütige Fleißarbeit, entstand bei Mond im Ersten Viertel am 01.05.2020 ab 20:00 Uhr UT und zeigt am Terminator das Ge- biet zwischen den Kratern Plato und Gold- schmidt. 130-mm-Apochromat Starfire, Okular TeleVue DeLite 3 mm, Amiciprisma, V = 279-fach.

118 | Journal für Astronomie Nr. 75 Mond

3 Wer hat schon sein Zuhause auf 1.000 m Seehöhe? Hubert 4 Mond und Venus am Abendhimmel des 28.12.2019 um 17:41 Uhr Krapfl aus Rinegg/Steiermark schickte diesen Schnappschuss vom MEZ. Ort: Allgäuer Kugel 950 m, Kamera Sony a7II (mod.), Objektiv 07.04.2020, 18:50 Uhr MESZ. Kamera: Nikon D5100 mit Zoomobjektiv Sony 24-70 mm bei f = 54 mm, 5 x 1/15 Sekunde bei Blende 4 und ISO (Tamron 150-600 mm), 1/60 s bei Blende 6,3 und ISO 200. 2500. Bild: Harald Kaiser.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 119 Mond

5 Mond und Venus am 28.03.2020 über dem Turm der St.-Aldegundis-Kirche in Emmerich am Niederrhein. Der im Krieg zerstörte Turm wurde 1967 wieder aufgebaut, gestaltet durch den Künstler Waldemar Kuhn. Canon EOS 100D, 2,5 s belichtet bei f = 108 mm, Blende 6,3 und ISO 800. Bild: Reinhard Kaltenböck.

6 Inzwischen ein Ritual: Werner Probst nahm den Ostervoll- mond auf, diesmal am 08.04.2020 um 18:50 Uhr UT. Im Vordergrund die Saualpe in Kärnten. Apochromat TV 127 und Canon 5D, 1/640 s belichtet bei f = 660 mm und ISO 100. Mond

7 Zunehmender Mond vom 26.04.2020 um 19:17 Uhr UT, fokal aufgenommen von Wolf- gang Bischof in Recklinghausen mit 200-mm- Newton f/6, Farbkamera ZWO ASI 178 MC, Zweifachpanorama mit jeweils 15% aus 1.000 Aufnahmen gestackt, Schärfung mit Giotto, Farbsättigung angehoben.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 121 Planeten

Venusfotografie unter optimalen Voraussetzungen von Wolfgang Bischof

Erst kam die Corona-Pandemie, der ich zu- Mit der Corona-Pandemie kam eine weit- monochrome CMOS-Videokamera des nächst entkommen konnte, aber dann folg- gehende Einstellung des Flugverkehrs und Typs ASI 178 MM der Firma ZWO. Zusätz- te doch noch eine Infektion – die Venus- damit eine optimale Transparenz der Atmo­ lich zum UV wurden auch die Wellenlän- Infektion. Auslöser war die Anschaffung sphäre bei gleichzeitig sehr ruhiger Luft. genbereiche B und G belichtet und die Er- eines UV-Filters nach Johnson-Cousins, Ähnliche Verhältnisse gab es im Jahr 2010 gebnisse zu U-GBU-Farbkompositen verei- Marke Astrodon, mit einer Zentralwellen- beim Ausbruch des Ejyafjallajökull. Dar- nigt. Das entspricht quasi der Verschiebung länge von 366 nm. Dieser Filter war eigent- über hinaus bestand zu der Zeit (Frühjahr eines lückenlos aufgenommenen Farbspek- lich zur Mondfotografie vorgesehen (s. 2020) eine nahezu optimale Abendsichtbar- trums in den sichtbaren Spektralbereich. Artikel „Mineraliensuche auf dem Mond“ keit der Venus. Die besten Beobachtungs- In allen anderen Farbfiltern, auch im NIR, in diesem Heft). Er kann aber auch zur Be- bedingungen gab es regelmäßig vor Son- waren selbst nach starker Schärfung keine obachtung der Venus eingesetzt werden, nenuntergang zu einem Zeitpunkt, als die Strukturen der Venusatmosphäre sichtbar. denn mit seiner Hilfe lassen sich UV-absor- Sonne das Teleskop nicht mehr erwärmen Aufgenommen wurden 16-Bit-SER-Videos bierende Wolken in der Venusatmosphäre konnte. Das dann noch starke UV-Streu- mit bis zu 30.000 Einzelbildern. Davon dokumentieren. licht in der Atmosphäre verminderte visuell wurden 10-50% zum Ergebnis gestackt. Die zwar deutlich den Kontrast, stellte aber foto- Schärfung erfolgte mit Giotto, einem Pro- Die Wolken sind Gegenstand der aktuel- grafisch kein Problem dar. gramm aus der gefühlten digitalen Steinzeit, len Venusforschung. Obwohl die Venus aber für mich unverzichtbar. Zur Farbsyn- sehr langsam rotiert (ein Venustag dauert Als Instrument kam ein Newton-Spiegelte- these und Endbearbeitung kam Photoshop 243 Erdentage und ist sogar länger als ein leskop mit 200 mm Öffnung und 1.200 mm CS5 zum Einsatz. Venusjahr) benötigt eine Wolkenrotation Brennweite zur Anwendung. Die Brennwei- um den Planeten nur 4 Tage. Die Folge sind te wurde mit einer Zeiss-Abbe-Barlowlinse Weitere Informationen gibt es auf der Web- Windgeschwindigkeiten von fast 400 km/h mit geringem Verlust im UV um einen Fak- seite des Autors: http://magicviews.de/ im Mittel! tor 2 verlängert. Aufnahmekamera war eine venus.htm

1 Venus zwischen dem 18. März und dem 22. April. Sichtbar wird die Änderung in Phase und Durchmesser, dazu die täglich veränderten Strukturen der Venus- atmosphäre. Aufnah- medaten im Text. (Bild: Wolfgang Bischof)

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VdS-Bilderstrecke: Die Venus im Frühjahr 2020 zusammengestellt von Peter Riepe

Das Frühjahr 2020 war aufgrund der Coronakrise frei von Flugzeugverkehr. Viele Sternfreunde stellten eine bessere Himmelsqualität fest. Offensichtlich war nicht nur die Transparenz besser, sondern auch das Seeing. Einige Hochdrucklagen konnten gut genutzt werden. Dies brachte die Szene der Planeten- fotografen in Bewegung. Venus war das vorrangige Ziel, siehe auch Wolfgang Bischofs Beitrag in diesem Heft. Dazu kam dann der beeindruckende Vorübergang des Planeten an den Plejaden. Hier jetzt einige schöne Aufnahmen, die die Redaktion der Fachgruppe Astrofotografie erreichten. Sollten auch Ihnen schöne Ergebnisse zur Planetenfotografie gelingen, veröffentlichen wir sie gern in unserem VdS-Journal für Astronomie. Bitte einsenden an: [email protected]

1 Michael Nolle nahm die Venus am 17.02.2020 um 18:28 MEZ in 32° Hö- 2 Aus Australien kommt ein Venusbild von Anthony Wes- he mit 17,1’’ scheinbarem Durchmesser von der Mittelmeerinsel Malta auf. ley, ebenfalls vom 17.02.2020. Daten: 415-mm-Newton von Daten: RC-Teleskop 200 mm / 1.625 mm, ZWO ASI 120MM mit einer Filter- Deep Sky Optics (Australien), 4-fache Barlowlinse (Siebert kombination aus UG1 + BG40 (ein BG40 schaltet das vom UG1 noch durch- Elite series), Astrodon-UV-Filter (325-375 nm), Kamera gelassene Rest-IR aus, immerhin 20% NIR-Transmission bei 750 nm), Video FLIR BFLY-PGE-31S4M-C (mono) mit CMOS-Sensor von mit 10.000 Einzelbildern bei 6,5 ms/frame, 50% davon gestackt und vorge- Sony, 3-minütiges Video bei 40 frames/s, AutoStakkert schärft mit AutoStakkert, weitere Bearbeitung und Schärfung in Photoshop. und Registax als Software.

3 Łukasz Sujka aus Polen gelang am 18.02.2020 um 17:35 Uhr MEZ diese Farbaufnahme der Venus. Daten: Teleskop 190 mm/3.560 mm (Dall-Kirkham), ZWO ASI178MM-C, Baader-UV-Filter, ZWO-NIR-Filter (850 nm), keine weiteren Belich- tungsdaten. Aus den beiden Grundaufnahmen in UV und NIR wurde ein LBGR erstellt: L = UV, B = UV, G = UV+NIR, R = NIR. Die hellen Wolken erscheinen daher im Blauen verstärkt, die dunklen Gebiete leuchten heller im NIR.

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4 Venus am 01.06.2020 morgens um 07:46 Uhr UT schon sehr nahe an der Sonne, scheinbarer Durch- messer 57,6’’ mit weit übergreifenden Hörnerspitzen bei 0,7% Beleuchtung! Bildautor: Jens Leich. Daten: 130-mm- Apochromat (Starfire), Effektivbrenn- weite 3.250 mm, FFC und R-Filter, Videokamera DMK 21AU618.AS, 1.100 von 10.000 Einzelbildern je 0,4 ms, Software: AviStack 2.

5 Der Venusring am 02.06.2020 um 07:08 Uhr UT, 36 Stunden vor der Konjunktion, Abstand zum Sonnen- rand 2,4°, Beleuchtung 0,09%. Im Ring sind Inhomogenitäten zu sehen. Ursächlich ist möglicherweise die Durchlässigkeit der Wolken in der Venusatmosphäre. Teleskop: TS- Photoline- ED-Refraktor 110 mm/770 mm ohne Energieschutzfilter. Kamera ASI 178 MM mit Zeiss-Abbe-Barlow- linse und Astrodon-Grünfilter. 7% der 30.000 Videobilder wurden gestackt. Bildautor: Wolfgang Bischof.

6 Venus nähert sich den Plejaden. Schon am 31.03.2020 um 19:53 Uhr UT gelang Werner E. Celnik in Rhein- berg diese schöne Ansicht. Daten: 200-mm-Objektiv f/4, 15 x 90 s belich- tet mit einer Canon 1300Dir und UV/ IR-Sperrfilter L2 bei ISO 400.

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7 Werner Probst konnte am 02.04.2020 im Gurktal/Kärnten diese Ansicht aufnehmen. Da- ten: Canon EF 200 LII bei Blende 5,6, 10 x 30 s bei ISO 800 mit der Canon 5D MkII, nachgeführt mit der Vixen Polarie.

8 Bernd Gährken hatte in Mün- chen Glück mit einem Wolken- loch, die maximale Annäherung der Venus an die Plejaden konn- te gut dokumentiert werden. Canon EOS-M, 180-mm-Tele bei f/5,6 und 21 x 30 s Belichtungs- zeit.

9 Ralf Ingo Schäfer fuhr am 04.04.2020 von Dortmund nach Ascheberg ins Münsterland und baute dort seine Skywatcher-Mon- tierung auf. Daten: Nikon D7000 mit AF-Nikkor 180 mm (f/2,8 auf f/4,0 abgeblendet), um 21:43 Uhr 2 Sekunden bei ISO 1600 belichtet.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 125 10 Michael Schomann nahm am 04.04.2020 über den Dächern der hell erleuchteten Stadt Hannover eine Zeit- rafferserie zur Venuspassage auf. Die Canon 6D arbeitete von 21:00 bis 0:40 Uhr automatisch allein am Pentax SDHF 75/500 mit der kleinen Taka- hashi EM10. Um 23:44 Uhr sauste ein Meteor in Nordwestrichtung.

11 In Wirges/Westerwald verfolgte Bernd Flach-Wilken die Konjunktion zwischen Venus und den Plejaden vom 02.-04.04.2020. Jeweils gegen 19:15 Uhr UT entstanden mit einem „bespiketen“ 80-mm-Refraktor (f = 560 mm) diese zu einem Kompo- sit zusammengesetzten Aufnahmen (Venusbewegung von rechts nach links).

12 Stephan Küppers fotografierte Venus vom 4.-06.04.2020 bei den Plejaden von Krefeld aus - ein schöner Anschluss an Abb. 11. Daten: Canon 6D mit Zoomobjektiv 70-200 mm bei 200 mm und Blende 4, Belichtungszeit 35 x 30 s bei ISO 200.

126 | Journal für Astronomie Nr. 75 Radioastronomie

Neues aus der Fachgruppe Radioastronomie von Frank Theede

Das für den 28.03.2020 in Kiel geplante Die Webseite unserer Fachgruppe wird 2. Auflage 1986), welches nur noch antiqua- Fachgruppentreffen musste aufgrund der kontinuierlich weiterentwickelt. Als ein risch verfügbar ist, hat damit einen Nach- SARS-CoV-2-Pandemie und der damit Beispiel dafür sei die erweiterte Liste von folger erhalten. verbundenen Kontakt- und Reisebeschrän- Amateur-Radioastronomie-Anlagen er- kungen auf einen späteren Termin verscho- wähnt. Hier finden sich neben Hinweisen ben werden. Bis zum Redaktionsschluss für zum Stockert u. a. Informationen zur Re- Literatur- und Internethinweise dieses Heft im April 2020 wurde wegen der giomontanus Sternwarte in Nürnberg [2] (Stand April 2020): unklaren Lage noch kein Nachholtermin und zur Walter-Hohmann-Sternwarte in [1] Webseite der Fachgruppe Radioastro- festgelegt. Der neue Termin wird auf der Essen [3]. nomie, www.vds-astro.de/ Webseite der Fachgruppe [1] bekanntgege- [2] J. Schneidewind, T. Lauterbach, ben. Falls wir um ein ganzes Jahr verschie- Ein Buchtipp, nicht nur für interessier- 2019: „Das Arno-Penzias-Radiotele- ben müssen und uns erst in 2021 treffen, te Neueinsteiger in die Radioastronomie, skop“, VdS-Jounal für Astronomie 71 sind Anmeldungen auch zum Zeitpunkt kommt von Michael Stöhr und Wolfgang (4/2019), S. 44 der Veröffentlichung dieses Journals an Herrmann: „An Introduction to Radio As- [3] P. Riepe, F. Theede, 2019: „Das Tref- [email protected] tronomy“ von Burke, Graham-Smith und fen 2019 der Fachgruppe Radioastro­ noch möglich. Die Teilnehmer des durch Wilkinson in der deutlich verbesserten nomie“, VdS-Jounal für Astronomie Mitglieder der Fachgruppe und der GvA vierten Auflage aus dem Jahr 2019. Dieses 71 (4/2019), S. 59 Kiel organisierten Treffens erwartet ein Buch ist absolut topaktuell und sehr gut spannendes Vortrags- und Besichtigungs- gemacht. Das Standardwerk „Radio Astro- programm. nomy“ von John Kraus (1. Auflage 1966,

Sternbedeckungen Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im November und Dezember 2020 von Eberhard Riedel

Die Monate November und Dezember Grundlage der hier veröffentlichten Profil- und viele weitere Informationen liefert. Da- bieten sechs sehenswerte streifende Be- daten sind Laser-Messungen des amerika- rüber hinaus kann von jedem Standort aus deckungen von Sternen durch den Mond. nischen Lunar Reconaissance Orbiters, die das Profil des Mondes und die zu erwarten- Die Landkarte zeigt die Grenzlinien dieser in ein dichtes Netz von librationsabhängi- de Sternbahn grafisch in verschiedensten Ereignisse quer über Deutschland, die der gen Profilwerten umgerechnet wurden. Vergrößerungen dargestellt werden, um so mittlere nördliche oder südliche Mond- den besten Beobachtungsstandort auswäh- rand während des Vorbeizuges am Stern Um streifende Sternbedeckungen erfolg- len zu können. Letzterer muss auch unter beschreibt. Von jedem Punkt in der Nähe reich beobachten zu können, werden eine Berücksichtigung der Höhe optimiert wer- dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt ganze Reihe präziser Informationen benö- den, weil diese einen Einfluss auf den Blick- das oft mehrfache Verschwinden und Wie- tigt. Die europäische Sektion der Internati- winkel zum Mond hat. Hierzu können hö- derauftauchen des Sterns zu verfolgen. onal Occultation Timing Association (IO- henkorrigierte Grenzlinien automatisch in Alle Streifungen finden am unbeleuchte- TA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. eine Google-Earth-Karte übertragen wer- ten Mondrand statt und sind bereits mit Kernstück ist die Software ‚GRAZPREP‘ den, mit der es dann einfach ist, die besten kleineren Fernrohren zu beobachten. Die des Autors, die sowohl eine komplette und Beobachtungsstationen festzulegen. nachfolgenden Erläuterungen und Grafi- stets aktualisierte Auflistung aller interes- ken verdeutlichen die genauen Umstände santen Ereignisse als auch für jedes Ereignis Alle hier dargestellten Grafiken sind für jedes Ereignisses. die genauen Koordinaten der Grenzlinien Meereshöhe gerechnet. Bei deutlich höher

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gelegenen Beobachtungsstationen muss deren Höhe unbedingt in die Berechnung einbezogen werden, um eine genügend ge- naue Vorhersage zu erhalten.

Die Software kann kostenlos unter www. grazprep.com heruntergeladen und ins- talliert werden (Password: IOTA/ES). Zu- sätzlich benötigte Vorhersagedateien sind dort ebenfalls herunterzuladen oder direkt vom Autor ([email protected]) oder über die IOTA/ES (www.iota-es.de) zu beziehen. Weiterführende Informationen, z. B. über die Meldung der Bedeckungszei- ten, sind dort ebenfalls erhältlich. Die VdS- Fachgruppe Sternbedeckungen informiert ferner über Beobachtungs- und Aufzeich- nungstechniken dieser eindrucksvollen Er- eignisse.

Ereignis 1: 07.11.2020, 00:59 MEZ In der Nacht vom 6. auf den 7. Novem- ber zieht ab 00:59 Uhr MEZ der zu 65% beleuchtete abnehmende Mond mit seinem Nordrand am 7,4 mag hellen Stern SAO 79804 vorbei. Die Streifung ist auf einer Linie von Bad Bergzabern über Germersheim, Tauberbischofs- heim, Hof und Marienberg bis Görlitz zu sehen.

Die Abbildung 1 zeigt oben für die Länge 10° Ost südlich von Würzburg, dass die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestri- chelte Linie mit Minutenangaben) den mittleren Mondrand (weiß gepunktet) 1 07.11.2020 um 00:59 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von SAO 79804 (blau- im bequemen Abstand vom Terminator weiß gestrichelte Linie) bei Beobachtung genau von der vorhergesagten Grenzlinie, (rechter Bildrand) tangential berührt. mit 12-facher Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 1.000 Meter Bei der Beobachtung von der Zentral-

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linie aus (hier berechnet für Meereshöhe) würde der Mond aber am Stern ohne eine Bedeckung knapp vorbeiziehen. Die ro- ten Begrenzungslinien geben den durch die Mondparallaxe verursachten Versatz der scheinbaren Sternbahn an, wenn man sich 1.000 Meter beidseits von der Zen- trallinie entfernt (jeweils senkrecht zur Zentrallinie gerechnet). Dadurch wird abschätzbar, wie weit man sich von der für den mittleren Mondrand gerechne- ten Linie entfernen muss, um Sternbe- deckungen sehen zu können. In der Ab- bildung rechts ist in einem Ausschnitt der Verlauf der scheinbaren Sternbahn dar- gestellt, wenn man von einem Ort ca. 950 ist. Auf diese Weise kann besser beurteilt Doppelstern. Die Komponenten sind Meter weiter südlich beobachtet. Hier werden, wann und wie viele Bedeckungs- 7,9 mag und 8,6 mag hell und stehen im kann der Stern gleich achtmal hinter den ereignisse im Einzelnen zu erwarten sind. Positionswinkel von 173°. Deshalb kann Erhebungen auf dem Mond verschwin- die interessante Situation entstehen, dass den und wiederauftauchen. Einen erheblichen Einfluss auf die zu be- es zeitweise nur zur Bedeckung der süd- obachtenden Kontakte hat auch die Höhe lich stehenden Komponente kommt, wo- In den Grafiken ist das Mondrandpro- des Beobachtungsortes, für die die aufzu- durch das kombinierte Licht des Sterns fil in 12-facher Überhöhung dargestellt, suchende Beobachtungsposition korri- zeitweise ein Flackern zeigen kann. weshalb auch die Krümmung der schein- giert werden muss. baren Sternbahn grafisch erforderlich SAO 79804 ist mit 0,18’’ ein sehr enger

Ereignis 2: 07.11.2020, 01:07 MEZ In der gleichen Nacht, nur wenige Mi- nuten nach Ereignis 1, wird auch der 6,8 mag helle SAO 79805 am fast gleichen Positionswinkel des Mondrandes ge- streift. In den Genuss kommen aber nur Sylter oder Sylturlauber, wenn sie sich in der Mitte der Insel aufhalten.

Die Abbildung 2 zeigt zwischen 01:07 und 01:09 Uhr MEZ 12 Kontakte des Mondrandes mit dem Stern, wenn man knapp 1.700 Meter südlich der voraus- berechneten Linie auf Meereshöhe be- obachtet. Das Mondrandprofil ist erneut 2 07.11.2020 um 01:07 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von SAO 79805, 12-fach überhöht dargestellt. Die roten 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 1.000 Meter Begrenzungslinien zeigen den Versatz von ± 1.000 Meter. Sternbedeckungen durch den Mond enge Doppelsterne ent- SAO 79805 ist nicht als Doppelstern be- deckt. Zu beobachten wäre dann ein langsameres oder nur teil- kannt. Nicht selten wurden jedoch bei weises Verschwinden und Wiederauftauchen des Sternlichtes.

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Ereignis 3: 07.11.2020, 03:36 MEZ Nicht nur Streifenden-Beobachter in Süddeutschland und im extremen Nord- westen kommen in der Nacht zum 7. November auf ihre Kosten, sondern auch solche in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Dort wird auf der Linie Lingen (Ems) über Celle und Stendal bis nach Bernau bei Berlin ab 03:36 Uhr MEZ der 6,4 mag helle Stern SAO 79864 eben- falls vom Nordrand des Mondes gestreift.

Die Ausbeute an Kontakten kann auf- grund der Mondrandstruktur und der 3 07.11.2020 um 03:36 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von SAO 79864, größeren Nähe zum Terminator in diesem 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 3.000 Meter Fall weniger ergiebig sein als bei den Er- eignissen 1 und 2 der gleichen Nacht. Die Abbildung 3 zeigt die Situation bei 10° Begrenzungslinien zeigen den Versatz (erneut 12-fach überhöht dargestellt) Ost in der Nähe von Celle mit einer Ab- der scheinbaren Sternbahn von ± 3.000 kaum mehr Kontakte möglich sind. SAO lage von 600 Meter südlich der Zentral- Meter, so dass man abschätzen kann, dass 79864 ist mit 2,1’’ ein weiter Doppelstern. linie, wo ab 03:40:45 Uhr MEZ mit 6 Kon- von anderen Beobachtungsstationen we- Der 9,8 mag helle Begleiter steht jedoch takten gerechnet werden kann. Die roten gen der relativ steilen Mondstrukturen nordwestlich und wird nicht bedeckt.

Ereignis 4: 22.11.2020, 22:27 MEZ Dieses spektakulärste (!) Ereignis vor dem Jahresende findet in den Abendstunden des 22. November in Süddeutschland statt und ist auf einem Streifen von Überlingen über Bad Schussenried, Ingolstadt und Regensburg bis nach Cham zu verfolgen.

Der auf dieser Linie bedeckte Stern ist der 5,7 mag helle 69 Aquarii. Der zuneh- mende Mond ist zu 56% beleuchtet, wes- halb bei gleichfalls großem Abstand zum Terminator die Beobachtung sehr leicht fallen dürfte. Etwas getrübt wird die Vor- 4 22.11.2020 um 22:27 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von 69 Aquarii, freude durch die relativ geringe Höhe des 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 3.000 Meter Mondes über dem Horizont.

Die Abbildung 4 zeigt die Kontaktsitua- mittleren Streifungslinie an. Das erneut Mond zu Bedeckungsereignissen führen. tion auf einer Länge von 12° Ost bei Re- 12-fach überhöht dargestellte Mondrand- 69 Aquarii ist zwar ein Dreifachsystem, gensburg, wenn man ca. 1.900 Meter nach profil zeigt mittig im Bild eine ausgespro- dessen übrige Komponenten jedoch sehr Norden ausweicht, wo es ab 22:27:30 Uhr chen flach verlaufende Mondoberfläche, weit entfernt sind und nicht bedeckt wer- MEZ innerhalb von knapp 5 Minuten zu die bei der gerechneten Beobachtungspo- den können. 16 Kontakten und mehr kommen kann. sition genau über den Stern läuft. Gerade Die roten Begrenzungslinien zeigen hier in solchen Regionen ist mit einer Vielzahl den Versatz der scheinbaren Sternbahn von Kontakten zu rechnen, da bereits in einem Abstand von ± 3.000 m von der geringste Höhenunterschiede auf dem

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Ereignis 5: 06.12.2020, 23:09 MEZ Am späten Abend des 6. Dezember wird der 7,3 mag helle Stern SAO 99091 vom 61% beleuchteten abnehmendem Mond am Nordrand bedeckt. Bereits auf der Zentrallinie für den mittleren Mondrand wird der Stern mehrfach bedeckt. Aller- dings ist dieses Ereignis dem südöstli- chen Bayern auf der kurzen Linie von Kiefersfelden über Reit im Winkl bis Bad Reichenhall vorbehalten.

Die Abbildung 5 zeigt die Situation in der Nähe von Bad Reichenhall, wo bei einer Ablage nach Süden von ca. 290 Meter ab 5 06.12.2020 um 23:09 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von SAO 99091, 23:09 Uhr MEZ bis zu 12 Kontakte ver- 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 1.000 Meter zeichnet werden können. Etwas ungüns- tig kann sich nur die relativ geringe Hori- zonthöhe von 8° auswirken. Das Mond- dargestellt. Die roten Begrenzungslinien zeigen den Versatz von randprofil ist erneut 12-fach überhöht ± 1.000 Meter. SAO 99091 wird als Einzelstern bedeckt.

Ereignis 6: 20.12.2020, 18:02 MEZ Den Abschluss des Jahres 2020 bildet am frühen Abend des 20. Dezember die strei- fende Südrandbedeckung des 7,1 mag hellen SAO 165551 (= HD 218928) durch den nur zu 38% beleuchteten zunehmen- den Mond. Die Zentrallinie erstreckt sich in steil nordöstlicher Richtung von Merzig über Mastershausen, Lahnstein, Warburg, Hildesheim und Dannenberg (Elbe) bis nach Hiddensee.

Die Abbildung 6 zeigt die Streifungssitu- ation für die Länge 10° Ost. Das Mond- 6 20.12.2020 um 18:02 Uhr MEZ, die scheinbare Sternbahn von SAO 165551, randprofil ist 12-fach überhöht darge- 12-fache Mondhöhendehnung, rote Begrenzungslinien bei ± 3.000 Meter stellt. Die roten Begrenzungslinien zeigen den Versatz von ± 3.000 Meter. Bei einem Abweichen um ca. 2.640 Meter senkrecht zur Streifungszone nach Südosten kann Bild. Bei der empfohlenen Beobachtungsposition mit einer Ab- es zu bis zu 12 Kontakten kommen. lage von 2.640 Meter würde es nur zu Bedeckungen des Haupt- sterns kommen. Stellt man sich aber nur 50 Meter weiter nord- SAO 165551 ist ein Doppelstern. Die westlich auf, sieht man zwar eine geringere Anzahl von Kontak- zweite, 7,8 mag helle Komponente steht ten des Hauptsterns, kann aber dafür ebenfalls das Verschwinden ca. 2’’ westlich des Hauptsterns und be- des Begleiters beobachten. Bei günstigster Positionierung wer- findet sich daher stets gemeinsam im den beide Sterne mehrfach bedeckt.

Journal für Astronomie Nr. 75 | 131 Veränderliche

Beteigeuze trotz Schwäche ganz stark von Dietmar Bannuscher

Seit ich mich für Astronomie interessiere, sphäre reichlich dünn (das so genannte derholen, um dann eine genauere Helligkeit warte ich eigentlich auf die Supernova-Ex- „orange Vacuum“). Gleichwohl bewegt sich zu erlangen. Fotografen sollten mit kleinen plosion von Beteigeuze, dem hellen, roten diese Hülle bei Pulsationen durchaus um Objektiven arbeiten (Vergleichssterne mit Überriesen im Sternbild Orion. Endlich bis zu 75 Millionen Kilometer innerhalb im Bild), die Sterne leicht defokussieren. hörte man ab Ende Dezember 2019 wieder der o. g. Perioden [1, 2, 3]. Ungewöhnliches von diesem Stern, aller- Geeignete Vergleichssterne finden sich dings sank seine Helligkeit, unerwartet und Beteigeuze zählt zu den so genannten halb- direkt im Orion und nahebei (AAVSO- in dieser Tiefe bisher noch nicht da gewesen. regelmäßigen Veränderlichen (Semiregulä- Helligkeiten): re) und zwar zur Untergruppe C. Diese zei- Rigel (β Ori) 0,1 mag Üblicherweise schwankt Beteigeuze (Alpha gen Helligkeitsveränderungen von bis zu 1 Prokyon (α CMi) 0,4 mag Ori, im engl.: Betelgeuse) in seiner Hellig- mag innerhalb von kürzeren oder auch sehr Aldebaran (α Tau) 0,9 mag keit mit meist bis zu 0,6 Magnituden (bis- langen Perioden. Normalerweise befinden Bellatrix (γ Ori) 1,6 mag herige Amplituden zwischen 0,4 bis zu 1,3 sich späte Überriesen darin, dabei auch An- Saiph (κ Ori) 2,1 mag mag beobachtbar) innerhalb einer Haupt- tares und der Granatstern μ Cep. periode von rund 420-430 Tagen. Man Bereits im Herbst 2019 sank erwartungs- findet auch eine Periode von 5-6 Jahren Alpha Ori lässt sich als roter (eher oranger) gemäß die Helligkeit von Beteigeuze, aller- sowie von 100-180 Tagen. Als Ursache für Stern nicht so leicht am Himmel schätzen, dings ab Dezember in bisher unerreichte die Lichtwechsel werden Pulsationen der für das menschliche Auge erscheinen diese Tiefen von fast 1,5 mag. In der Langzeit- Oberfläche und auch Umwälzungen durch Objekte generell heller als z. B. weiße oder lichtkurve der AAVSO (Abb. 1) gibt es riesige konvektive Schichten (Supergranu- blaue Vertreter [4]. Der geneigte Beobach- durchaus vergleichbare Absenkungen in len) angenommen. Beteigeuze, an die Stelle ter sollte die einzelnen Sterne nur indirekt den Jahren 1941, 1945 und 1953 sowie auch der Sonne gesetzt, würde die Jupiterbahn anschauen, den Schätzvorgang kurz halten in den 1980er-Jahren. Allerdings beobach- ausfüllen, dabei wäre die äußere Atmo­ (nicht starren), sondern eher 2-5-mal wie- teten diese tiefen Einschnitte meist nur we-

1 Gesamtlichtkurve von Beteigeuze (AAVSO), mit freundlicher Genehmigung

132 | Journal für Astronomie Nr. 75 Veränderliche

2 Visuelle Lichtkurve von Beteigeuz­ e, Ende Dez. 2019 bis Mitte April 2020, Dietmar Bannuscher

nige Personen. Im Februar 2020 wurde das Mini­mum von 1,6 mag (je nach Beobachter bis zu 2,3 mag in V) erreicht [5].

Meine Lichtkurve zeigt am 8. Februar 2020 (JD 2458888,5) 1,65 mag an (Abb. 2), später verläuft sie schnell nach oben. Zu Beginn der Beobachtung eher uneinheitlich, Trend aber erkennbar. den Helligkeitsverlust erklärt, oder ob eine Publ., New York, p. 1271ff der zahlreichen Materieabstoßungen der [2] E. F. Guinan, R. J. Wasatonic, T. J. Aufgrund von unterschiedlichen Beobach- Vergangenheit den Stern nun verdunkelt, Calderwood, 2019: „The Fainting of tungsbedingungen, Augen und Vergleichs- muss noch geklärt werden. the Nearby Red Supergiant Betel- sternhelligkeiten variieren die Lichtkurven geuse“, The Astronomers Telegram der einzelnen Beobachter untereinander Beteigeuze ist fast ein halbes Jahr lang gut ATEL #13337, Dec. 2019 schon etwas, der Zeitpunkt der geringsten sichtbar, mit der richtigen Technik (sie- [3] E. O. Waagen, 2020: „Alpha Orionis Helligkeit bleibt aber weitestgehend gleich. he oben) leicht zu beobachten und immer (Betelgeuse)“, www.aavso.org/vsots_ Der Stern wurde auch von der ESO fotogra- wieder für eine Überraschung gut. Die For- alphaori (6.1.2020) fiert. Die Abbildung 3 zeigt Beteigeuze im scher haben allerdings die Supernova in [4] BAV, 2009: „Einführung in die Be- Januar 2019 mit dem SPHERE-Instrument ganz weite Ferne gerückt, bis dahin sollen obachtung Veränderlicher Sterne“, des Very Large Telescope der ESO, man womöglich noch 100.000 Jahre vergehen. 4. ergänzte und erweiterte Auflage, sieht tatsächlich die Oberfläche. Im Dezem- Man kann nie wissen ... Eigenverlag ber 2019 nahm dasselbe Instrument erneut [5] E. F. Guinan, R. J. Wasatonic, T. J. Alpha Ori auf, eine deutliche Helligkeits- Literatur- und Internethinweise Calderwood, D. Carona, 2020: „The und Durchmesserabnahme erscheint gut (Stand 17.06.2020): Fall and Rise in Brightness of Betel­ sichtbar. Ob hier kühlere Materie im Rah- [1] R. Burnham jr., 1978: „Burnham´s geuse“, The Astronomers Telegram men der Konvektion erscheint und somit Celestial Handbook, Vol. 2“, Dover ATL #13512, Feb. 2020

3 Beteigeuze, aufgenommen mit dem SPHERE-Instrument des Very Large Telescope der ESO, links: Januar 2019, rechts: Dezember 2019, mit freundlicher Genehmigung

Journal für Astronomie Nr. 75 | 133 VdS-Nostalgie

ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker – Folge 38

In der Abbildung ist das SuW-Heft von April 1969 zu sehen, in dem die VdS-Nachrichten erstmals eingeheftet waren (Fotomontage). Die Faksimile der VdS-Nachrichten selbst zeigen die Titelseite und die Seite 2 mit den entsprechenden Begrüßungsworten, die leider ohne Namensunterschriften sind. Seite 1 könnte von Walter von Stein sein, Seite 2 hört sich (der Rhetorik nach) nach Harro Zimmer an. Der Vorgang „VdS-Nachrichten eingeheftet in SuW-Gesamtauflage“ startete recht friedlich. Der große „Knall“ folgte erst im Herbst auf der denkwürdigen Mitgliederversammlung in Berlin ...

134 | Journal für Astronomie Nr. 75 VdS-Nostalgie

Journal für Astronomie Nr. 75 | 135 VdS vor Ort / Tagungsberichte

Astronomietag ohne Besucher von Eberhard H. R. Bredner

Als Folge der Situation durch das Virus Covid 19 musste in diesem Jahr der Tag 1 Abgeschiedener der Astronomie am 28. März 2020 abge- Corona-Beobach- sagt werden, weil eine Beobachtung in der tungsort Öffent­lichkeit durch das allgemeine Kon- taktverbot unmöglich gemacht worden ist.

Als Thema war einmal die Beobachtung der Passage der nur zu 17% beleuchteten schmalen Mondsichel nahe der brillant leuchtenden Venus herausgestellt worden. Außerdem standen dort ganz in der Nähe die „sieben Schwestern“ – auch als Plejaden bekannt – eindrucksvoll am sternklaren Ich wollte auf jeden Fall den Abend für Leider war dann in weiten Teilen Deutsch- Himmel. Als für die Fachgruppe Sternbe- eine Beobachtung nutzen und habe mir im lands der Himmel bedeckt, aber an meinem deckung verantwortlich hatte ich auch auf Garten ein provisorisches Fundament aus Standort im südlichen Münsterland ließen eine totale Sternbedeckung eines 8,6 mag kleinen Betonplatten vorbereitet (Abb. 1). sich Mond und Venus durch eine geringe hellen Sterns am dunklen Mondrand hin- In der Nacht konnte ich dort dann weit ent- Bewölkung verfolgen. Nur knapp grenz- gewiesen. fernt von allen Nachbarn ein kleines Fern- wertig war es möglich, den Zeitpunkt der rohr aufbauen (Abb. 2). Sternbedeckung per Video aufzuzeich- nen. Der Stern war durch den Dunst nur nach einer groben Verstärkung des Video- Signals sichtbar, was aber bedeutete, dass der „dunkle“ Mondrand sehr hell abgebil- det wurde. Eine Auswertung des Zeitpunk- tes war noch möglich.

Bei der Übersicht weiterer möglicher to- taler Bedeckungen fand ich heraus, dass einen Tag später der mit 3,5 mag sehr helle Stern Ain (Epsilon Tauri) – nördlich von Aldebaran – bedeckt werden würde. Und nach der Wetterprognose sollten sich am Abend die Regenwolken verziehen. Ge- nau das geschah dann auch rechtzeitig, so dass die wirklich eindrucksvolle totale Be- deckung an einem sternklaren Himmel am inzwischen zu 24% beleuchteten Mond beobachtet werden konnte. Entsprechend dem Leitsatz der Fachgruppe: Lassen Sie sich verzaubern!

Die Abbildung 3 zeigt den Stern kurz vor der Bedeckung als Einzelbild des Videos, alle Astrofotografen mögen die Qualität 2 Abendlicher Aufbau mit Beobachter gnädig tolerieren (keine Bildbearbeitung).

136 | Journal für Astronomie Nr. 75 VdS vor Ort / Tagungsberichte

Die Aufnahme war unter den geschilderten Bedingungen genau 20 Millisekunden lang belichtet worden. Immerhin deutet sich auf der Nachtseite des Mondes der Krater Gri- maldi an.

Natürlich ist ein Tag der Astronomie unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt als Werbung für unsere Beobachtungen geeig- net, aber die Konstellation am Samstag war eindrucksvoll und sogar mit dem bloßen Auge zu verfolgen.

Der Tag war vom Vorstand der VdS also sehr gut gewählt worden, ich wünsche dem alternativen Astro-Tag am 24. Oktober einen besseren Ablauf, ohne die Einschrän- kungen durch ein Virus. 3 29.03.2020, Stern Epsilon Tauri vor der totalen Bedeckung durch die Nachtseite des Mondes in Höhe des Kraters Grimaldi (Einzelbild aus Video, Bild: E. H. R. Bredner)

VdS-Nachrichten Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr. Name Vorname Mitgl.-Nr. Name Vorname

19691 Sablowski Daniel 21259 Adler Stefan

21139 Vollmer Engelbert 21260 Braunschmidt Bettina

21246 Schäufler Christoph 21261 Kutta Marc

21247 Dannhauer Simon 21262 Schwab Wolfgang

21248 Dr. Kükenhöhner Thomas 21263 Schubert Andreas

21249 Saalbach Lydia Marie 21264 Schuster Sebastian

21250 Feldmann Joerg 21265 Hoffmann Tobias

21251 Wiemann Roland 21266 Stubinitzky Jonathan

21252 Schneider Manfred 21267 Stump Matthias

21253 Litschel Reinhold 21268 Bischoff Joachim

21254 Hartmann Markus 21269 Prohaska Armin

21255 Varding Miriam 21270 Dr. Brill Mirko Wolfgang

21256 Pein Sabrina 21272 Förster Kevin

21258 Ing. Mag. Wenzel Bernhard

Journal für Astronomie Nr. 75 | 137 KEPHEUS FUHRMANN KASSIOPEIA

Wega HERKULES Algol SCHWAN PERSEUS

ANDROMEDA EIDECHSE LEIER

DREIECK Plejaden Aldebaran

STIER WIDDER FÜCHSCHEN SCHLANGEN- PFEIL TRÄGER Uranus FISCHE PEGASUS DELFIN Atair ADLER

FÜLLEN Mars

Mira WALFISCH Neptun WASSERMANN SCHILD ERIDANUS

Saturn SÜDOST STEINBOCK SÜDL. FISCH Fomalhaut

BILDHAUER SÜDWEST Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober Vereinigung der Sternfreunde e.V. 23 Uhr MESZ SÜD www.sternfreunde.de

Ereignisse im Oktober 14. 0h Mars (-2,6 mag, 22,32’’) in Opposition zur Sonne, Sternbild Fische 01. 17h Merkur (0,1 mag, 6,8’’) in größter östl. Elong., 26° 14. 5h Mond 3,9° NO Venus (-4,0 mag, 14,4’’) 01. 22:05 Vollmond 15. ab 05:46 Streif. Sternbed. Mond – SAO 119227 (7,5 mag), Linie 02. 00:30 U Sge, Min.-Mitte 9,2 mag, Dauer gleicher Helligkeit 1,6 Std., Offenburg – Ulm – Augsburg – Freising – Bad Füssing Abstieg von 6,6 mag in rd. 5 Std., zum Schluss sehr schnell 16. 20:31 Neumond 03. 5h Mond 1,2° S Mars (-2,5 mag, 22,5’’) 17. 1h Mond erdnah, 33,5’ 03. 5h Venus (-4,1 mag, 15,3’’) 15’ SO Regulus (α Leo, 1,4 mag) 18. ca. 23:17 (800) Kressmannia (14,2 mag) bedeckt TYC 1787-717-1 03. 18h Mond erdfern, 29,4’ (9,1 mag) für 1,8 s, Hell.-Abnahme 5,1 mag, Pfad N- 04. ca. 03:19 (406) Erna (14,3 mag) bedeckt HIP 15181 (8,1 mag) für Deutschld. 11,3 s, Hell.-Abnahme 6,2 mag, Pfad Österr., S-Deutschld. 21. auf 22. Maximum Meteorschauer der Orioniden, 67 km/s, ca. 20/h 06. 15h Mars (-2,6 mag, 22,55’’) in Erdnähe, 62,1 Mio. km 21. Mira (ο Cet), Maximum zw. 5-2 mag, Anstieg von 10 mag 06. 22:50 Mond 3,7° N Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) in den letzten 6 Monaten 07. 00:10 Beta Per (Algol), Min. 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag in 3 Std. 21. ab 19:28 Mond bedeckt λ Sgr (2,8 mag), Zeitpunkt abh. v. Standort 07. 23:40 X Tri, Min. 1,3 mag, Abstieg von 8,6 mag in rd. 1,5 Std. 22. 5h (4) Vesta (8,2 mag) 2,2° N Regulus (α Leo, 1,4 mag), 07. 24h (8) Flora (8,4 mag) 54’ N Stern α Cet (2,5 mag), Sternbild Sternbild Löwe Walfisch, auch am 8.10. 22. 19h Mond 2,9° S Jupiter (-2,2 mag, 37,9’’) u. 6,8° SW Saturn 08. ab 23:32 Streif. Sternbed. Mond – 8 Gem (SAO 78168) (6,1 mag), (0,6 mag, 16,6’’) Linie Bad Bentheim – Cloppenburg – Bremervörde – 23. 14:23 Erstes Viertel, max. Libration West Neumünster – Panker 23. R And, Maximum zw. 9-6 mag, Anstieg von 13 mag in den 09. ab 23:40 Streif. Sternbed. Mond – 48 Gem (SAO 79163) (5,9 mag), letzten 8 Monaten Linie Radolfzell am Bodensee – Bad Saulgau – Laupheim 25. 19h Merkur in unt. Konjunktion mit der Sonne – Donauwörth – Schwarzenfeld 27. 02:00 Umstellung von Sommerzeit MESZ auf MEZ, Uhr um 10. 01:40 Letztes Viertel 1 Stunde von 3h MESZ auf 2h MEZ zurückstellen 11. max. Libration Ost 29. 20:37 Mond 3,5° SO Mars (-2,2 mag, 20,4’’) 12. ca. 01:15 (245) Vera (12,9 mag) bedeckt TYC 1900-00992-1 (8,6 mag) 30. 20h Mond erdfern, 29,4’ für 4,8 s, Hell.-Abnahme 4,3 mag, Pfad Schweiz, SO- 30. 22h (8) Flora (8,0 mag) 3,7’ W Doppelstern γ Cet (3,5 mag), Deutschld. Österr. Sternbild Walfisch 12. 23:00 RZ Cas, Min. 7,7 mag, Abstieg von 6,1 mag in 2,5 Std.

31. 15:49 Vollmond Dietmar Bannuscher und von E. Celnik, mit Beiträgen Werner von Zusammengestellt Sternbedeckungen), Riedel (streifende Sterne), Eberhard Quester (Veränderliche Wolfgang Kleinplaneten). Klös (Sternbedeckungen durch Oliver 13. 04:15 Mond 3,8° N Regulus (α Leo, 1,4 mag) 31. 17h Uranus (5,7 mag, 3,8’’) in Opposition zur Sonne, Sternbild 138 | Journal für Astronomie Nr. 75 Widder Wega KEPHEUS LEIER KEPHEUS FUHRMANN Castor KASSIOPEIA Pollux Capella KASSIOPEIA Deneb Wega EIDECHSE HERKULES Algol Deneb SCHWAN SCHWAN ZWILLINGE FUHRMANN Albireo PERSEUS

EIDECHSE Algol ANDROMEDA LEIER DREIECK PERSEUS Plejaden ANDROMEDA FÜCHSCHEN Albireo Aldebaran DREIECK PFEIL WIDDER FÜCHSCHEN STIER Plejaden SCHLANGEN- PFEIL TRÄGER WIDDER Aldebaran STIER PEGASUS DELFIN Atair Uranus FISCHE PEGASUS DELFIN Beteigeuze ADLER Atair Uranus FISCHE FÜLLEN ADLER FÜLLEN Mars ORION Mars

Mira Neptun WALFISCH Mira WASSERMANN Neptun WALFISCH WASSERMANN SCHILD Rigel ERIDANUS

ERIDANUS Saturn SÜDOST STEINBOCK SÜDOST STEINBOCK SÜDL. FISCH Fomalhaut FomalhautSÜDL. FISCH

BILDHAUER BILDHAUER SÜDWEST SÜDWEST Sternkarte exakt Sternkarte exakt gültig für 15. Oktober Vereinigung der Sternfreunde e.V. gültig für 15. November Vereinigung der Sternfreunde e.V. 23 Uhr MESZ SÜD www.sternfreunde.de 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de

Mondphasen im November 2020

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 8.11. 15.11. 22.11. 30.11.

Ereignisse im November 15. 06:07 Neumond 15. 20h Mars (-1,6 mag, 17,3’’) wird rechtläufig 01. (15) Eunomia (9,8-8,9 mag) zieht eine Schleife östl. um 16. 05:30 (4) Vesta (8,0 mag) 4,2’ S Galaxie M 95 (9,3 mag), off. Hfn. Praesepe (M 44), bis 31.12. Sternbild Löwe 01. (8) Flora (8,0 mag) in Opposition zur Sonne 16. auf 17. Maximum Meteorschauer der Leoniden, 71 km/s, ca. 15/h 01. 5h (29) Amphitrite (10,9 mag) 24’ SW Stern η Leo (3,5 mag), 17. 6h Venus (-4,0 mag, 12,3’’) 3,8° N Spica (α Vir, 1,1 mag) Sternbild Löwe, vgl. auch Folgetag 19. ca. 05:47 (234) Barbara (12,9 mag) bedeckt TYC 0151-00841-1 03. 05:30 Mond 4,3° NO Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) (10,0 mag) für 7,0 s, Hell.-Abnahme 3,0 mag, Pfad 07. ca. 00:59 Streif. Sternbed. Mond – SAO 79804 (7,4 mag), Linie Bad N-Deutschld. Bergzabern – Germersheim – Tauberbischofsheim – Hof 19. 18h Mond 5,1° SO Jupiter (-2,1 mag, 35,3’’) u. 3,7° S Saturn – Marienberg – Bad Schandau (0,6 mag, 15,9’’) 07. ca. 01:07 Streif. Sternbed. Mond – SAO 79805 (6,8 mag), Linie 20. max. Libration West Westerland - Keitum 20. 3h (4) Vesta (8,0 mag) 40’ S Doppelstern ι Leo (4,0 mag), 07. ca. 03:36 Streif. Sternbed. Mond – SAO 79864 (6,4 mag), Linie Sternbild Löwe Lingen (Ems) – Celle – Stendal – Bernau bei Berlin 20. R Cas, Maximum 8-4 mag, Anstieg von 13,5 mag in den 07. 23:40 δ Cep, Max. 3,48 mag, An- und Abstieg in 5,36 Tagen, letzten 8 Monaten zirkumpolar 21. 21:10 β Per (Algol), Min. 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag in 3 Std. 08. 14:46 Letztes Viertel, max. Libration Ost 22. ca. 22:27 Streif. Sternbed. Mond – 69 Aqr (SAO 165298) (5,7 mag), 09. 05:30 Mond 6,2° NW Regulus (α Leo, 1,4 mag) Linie Überlingen – Bad Schussenried – Ingolstadt – 10. 6h Merkur (-0,5 mag, 6,9’’) in größter westl. Elong., 19°, O-Hor. Regensburg – Cham 10. 23:40 X Tri, Min. 1,3 mag, Abstieg von 8,6 mag in rd. 1,5 Std. 22. 05:45 Erstes Viertel 12. 06:51 Venus (-4,0 mag, 12,5’’) 1,3’ N Doppelstern θ Vir (4,4 mag) 23. 5h (29) Amphitrite (10,7 mag) 3’ NW Stern 46 Leo (5,4 mag), 12. 21:40 AI Dra, Min. 8,1 mag, Abstieg von 7,0 in rd. 2 Std. Sternbild Löwe, vgl. auch Folgetag 13. 4h (15) Eunomia (9,7 mag) 1,0° NO off. Hfn. Praesepe 24. 3h (29) Amphitrite (10,7 mag) 12’ O Stern 46 Leo (5,4 mag), (M 44) Sternbild Löwe 13. 06:15 Mond 8,8° NW Merkur (-0,6 mag, 6,4’’) und 4,6° O Venus 26. 2h Mond 4,8° S Mars (-1,3 mag, 15,4’’) (-4,0 mag, 12,5’’) und 6,0° N Spica (α Vir, 1,1 mag) 27. 1h Mond erdfern, 29,4’ 14. 05:30 (4) Vesta (8,0 mag) 13’ N Galaxie M 95 (9,8 mag), 30. 5h Mond 6,1° W Aldebaran (α Tau, 1,0 mag)

Sternbild Löwe Berechnungen Pluto), mittels GUIDE (Project eigene Recherchen Observatory, Quellen: US Naval Riedel (Eberhard der IOTA/ES Berechnungen Preston), (Steve der IOTA Berechnungen der BAV, (IMO). [GRAZPREP]), Homepage der International Meteor Organization 30. 10:30 Vollmond, Halbschattenfinsternis, in EU unbeobachtbar 14. 13h Mond erdnah, 33,4’

Journal für Astronomie Nr. 75 | 139 EIDECHSE GIRAFFE SCHWAN

KASSIOPEIA LUCHS

Capella

Castor Pollux Algol ANDROMEDA FUHRMANN PERSEUS ZWILLINGE KREBS DREIECK PEGASUS STIER Plejaden WIDDER

KLEINER Aldebaran FISCHE HUND Uranus Procyon Mars Beteigeuze ORION

Neptun EINHORN Mira WALFISCH

GROSSER Rigel WASSERMANN HUND Sirius ERIDANUS

SÜDOST HASE CHEMISCHER OFEN

SÜDWEST Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember Vereinigung der Sternfreunde e.V. 22 Uhr MEZ SÜD www.sternfreunde.de

Mondphasen im Dezember 2020

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 8.12. 14.12. 22.12. 30.12. Ereignisse im Dezember 13. auf 14. Maximum Meteorschauer der Geminiden, 35 km/s, ca. 150/h 03. ca. 02:47 (556) Phyllis (12,5 mag) bedeckt UCAC4 583-29121 14. 17:17 Neumond, totale Sonnenfinsternis, beobachtbar im (9,8 mag) für 5,3 s, Hell.-Abnahme 2,8 mag, Pfad südl. Südamerika S-Deutschld. 17. 5h (15) Eunomia (9,2 mag) 7,5’ SO Stern δ Cnc (3,9 mag), 03. 5h (29) Amphitrite (10,6 mag) 27’ SW Galaxie NGC 3388 Sternbild Krebs (10,9 mag), Sternbild Löwe 17. 17:45 Mond 6,9° O Jupiter (-2,0 mag, 33,5’’) u. 6,7° O Saturn 05. max. Libration Ost (0,6 mag, 15,4’’) 06. ca. 23:09 Streif. Sternbed. Mond – SAO 99091 (7,3 mag), Linie 18. max. Libration West Mittenwald – Reit im Winkl – Bad Reichenhall 19. 23:50 U Cep, Min.-Mitte 9,1 mag, Dauer gleicher Helligkeit 06. 06:30 Mond 8,8° NW Regulus (α Leo, 1,4 mag) 2,3 Std., Abstieg von 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss 06. 22:30 RZ Cas, Min. 7,7 mag, Abstieg von 6,1 mag in 2,5 Std. ganz schnell 07. ca. 05:55 (123) Brunhild (14,5 mag) bedeckt TYC 5538-369-1 20. 4h Merkur in ob. Konjunktion mit der Sonne (9,9 mag) für 1,5 s, Hell.-Abnahme 4,6 mag, Pfad Österr., 21. 11:02 Winteranfang SO- nach W-Deutschld. 21. 17:45 Jupiter (-2,0 mag, 33,3’’) 6,2’ S Saturn (0,6 mag, 15,4’’) 07. 06:30 Mond 6,8° NO Regulus (α Leo, 1,4 mag) oder früher am Taghimmel 08. 01:37 Letztes Viertel 21. auf 22. Maximum Meteorschauer der Ursiden, 32 km/s, ca. 10/h 09. ca. 06:18 (498) Tokio (15,0 mag) bedeckt TYC 0865-01220-1 22. 00:41 Erstes Viertel (9,5 mag) für 4,3 s, Hell.-Abnahme 5,5 mag, Pfad W- nach 20. ca. 18:02 Streif. Sternbed. Mond – SAO 165551 (7,1 mag), Linie O-Deutschld. Merzig – Mastershausen – Lahnstein – Warburg – 10. 06:30 Mond 8,6° NW Spica (α Vir, 1,1 mag) Hildesheim – Dannenberg (Elbe) – Hiddensee 10. 23:20 ζ Gem, Max. 3,62 mag, An- und Abstieg in 10,15 Tagen 20. 22:00 δ Cep, Max. 3,48 mag, An- und Abstieg in 5,36 Tagen, 11. 22:50 β Per (Algol), Min. 3,4 mag, Abstieg von 2,1 mag in 3 Std. zirkumpolar 12. 22h Mond erdnah, 33,0’ 24. 1h Mond 5,4° S Mars (-0,4 mag, 11,3’’) 13. 5h (29) Amphitrite (10,5 mag) am N-Rand der Galaxien- 24. 18h Mond erdfern, 29,5’ gruppe um M 105 (9,5 mag), Sternbild Löwe 27. 18h Mond 3,8° NW Aldebaran (α Tau, 1,0 mag) 13. 06:15 Mond 5,8° O Venus (-4,0 mag, 11,2’’) 30. 04:28 Vollmond 13. ab 07:49 Mond bedeckt Doppelstern β Sco (2,6 mag), bis ca. 08:21, 31. ca. 04:25 (2376) Martynov (17,3 mag) bedeckt UCAC4 438-56847 Zeitpunkte abh. v. Standort!

(9,1 mag) für 2,5 s, Hell.-Abnahme 8,1 mag, Pfad NW- falls nicht anders angegeben. in MEZ für StandortAlle Zeitangaben bei 10° ö.L. und 50° n.Br., 29.03.2020, 2:00 Uhr MEZ, bis 25.10.2020, eine in MESZ im Zeitraum Umrechnen Zum Crisium sich weit bedeutet, dass das Mare West“ „Libration addieren. Stunde zu den Zeitangaben befindet. westlichen Mondrand weg vom nach SO-Deutschld., Österr. 140 | Journal für Astronomie Nr. 75 Beobachterforum

Transit der ISS vor der Sonne von Mehmet Ergün

Am 11. April 2020 um 13:10:07 Uhr zog an meinem Standort in Rheinböllen die Internationale Raumstation ISS mit einer Ge- schwindigkeit von 8 km/s vor der Sonne vorbei. Die ISS in einer Distanz von 520 km, die Sonne war 288.000-mal weiter entfernt: 149.900.000 km.

Unbedingt wollte ich einmal einen solchen Transit beobachten und aufnehmen und habe die Beobachtung ausgehend von der Homepage https://transit-finder.com drei Wochen lang vor- 1 Beobachtung des ISS-Transits auf einem Parkplatz

2 11.04.2020, die ISS vor der Sonne im Hα-Licht. Teleskop: Lunt LS100 B3400, Kamera: QHY5III174m, Aufnahme mit 50 Frames/s

Journal für Astronomie Nr. 75 | 141 Beobachterforum

bereitet. Über Google Maps habe ich einen Der eigentliche ISS-Transit dauerte nur eine die Astronomie habe ich mir größtenteils geeigneten Aufnahmeort gefunden, der Sekunde, und ich konnte ein Video mit 50 selbst angeeignet. In meiner Jugend ver- etwa 30 km von meinem Wohnort entfernt Frames pro Sekunde aufnehmen (Abb. 2). brachte meine Familie ihre Urlaube häufig ist. Und so konnte ich mein Equipment in Aufnahmeinstrument war ein Lunt-Tele- in der Natur, fernab der lichtverschmutzten der Nähe der Autobahn A61/Rheinböl- skop LS100 B3400 auf einer Montierung Großstädte, wo der Blick in unser Univer- len auf einem offenen Parkplatz aufstellen Rainbow Astro RST-135. Als Aufnahme­ sum umso schöner und geheimnisvoller ist. (Abb. 1). Für eine perfekte Aufnahme hatte kamera diente eine QHY5III174m. ich auch keinen großen Spielraum bei der Ungefähr 2010 habe ich mir mein erstes Platzauswahl. Ich möchte mich und mein faszinierendes Teleskop gekauft, mit dem ich meine ers- Hobby, die Astrofotografie, gerne kurz vor- ten praktischen Erfahrungen in der Astro- Die Leute in den oft dicht vorbeifahrenden stellen: In der Türkei geboren habe ich den nomie gemacht habe. Den faszinierenden Autos starrten mich und meine Gerätschaf- Großteil meines Lebens in Deutschland Anblick wollte ich gerne mit meiner Fami- ten an: Was macht denn der da? Glück- verbracht. Für das Weltall und die Astrono- lie und meinen Freunden teilen, wodurch licherweise blieb ich unbehelligt. Und mie interessiere ich mich schon seit meiner der Wunsch entstand, diese Augenblicke prompt passierte dennoch etwas: Ein paar Kindheit. In der Schule war Erdkunde mein fotografisch festzuhalten. So kam es, dass Sekunden vor dem Transit streikte der Lap- Lieblingsfach und als wir „endlich“ mit un- ich anfing, mich kurze Zeit später intensi- top! Ich war sehr aufgeregt, doch 10 Sekun- serem Heimatplaneten fertig waren, wuchs ver mit dem Thema Astrofotografie zu be- den vor dem Transit ging wieder alles … meine Begeisterung für die unendlichen schäftigen. Ich entdeckte, wie bunt unser Weiten des Weltalls. Mein Wissen über Universum wirklich ist ...

Amateuraufnahmen extragalaktischer Supernovae

Im Zeitalter der weltweiten automatisierten Supernova-Überwachungen ist es für den Amateur eine spannende Herausforderung, mit eigenen Mitteln die gefundenen Supernovae aufzuspüren. Falls Interesse besteht: Extragalaktische Supernovae werden z. B. publiziert auf [1]. Wer sich das Ziel setzt, eine solche extragalaktische Supernova über einen längeren Zeitraum zu beobachten, hat auch die Chance, ihren Helligkeitsverlauf nachzuverfolgen. Hier zeigen zwei Mitglieder der Fachgruppe Astrofotografie ihre Ergebnisse (siehe Bildunter- schriften). Vielleicht ist das ja ein Ansporn zum Mitmachen? [1] Webseite von David Bishop, www.rochesterastronomy.org/sn2020/ Peter Riepe

1 SN2020jfo vom Typ II in M 61, am 09.05.2020 um 22:26 Uhr UT, 2 SN2020ftl in NGC 4277, am 22.04.2020, etwa 14,7 mag hell, etwa 14,5 mag hell, 18 x 180 s belichtet von Manfred Mrotzek mit Atik 28 x 60 s belichtet von Karl-Heinz Kower mit Atik 414EX am 10-Zoll- 460EX mono und L-Filter am 140-mm-Apochromaten (TEC) bei f/5,4. Newton (f/4,9). Bildfeld: 17,9 Bogenminuten. Bildfeld: 23,3 Bogenminuten.

142 | Journal für Astronomie Nr. 75 Vorschau

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Oktober bis Dezember 2020 zusammengestellt von Sven Melchert aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr)

WICHTIGE ANMERKUNG: Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS Wegen der aktuellen Pandemie-Einschränkungen unter www.vds-astro.de vergewissern Sie sich vor der Anreise bitte, ob die genannte Veranstaltung auch tatsächlich stattfindet.

Oktober 2020 November 2020

SA, 10.10.2020 DO, 05.11.2020 – SA, 07.11.2020 H-alpha-Treff Rüsselsheim Bundesweite Lehrerfortbildung Astronomie

Ort: Ewald-Becher-Sternwarte in Rüsselsheim Ort: Haus der Astronomie in Heidelberg Info: www.ruesselsheimer-sternfreunde.de Info: www.haus-der-astronomie.de/fortbildungen/bundesweit

SA, 10.10.2020 FR, 13.11.2020 – SO, 15.11.2020 Tage der Raumfahrt in Neubrandenburg Jahrestreffen der astronomischen Vereinigungen und Einrich- Info: www.raumfahrt-concret.de tungen in Mecklenburg-Vorpommern Ort: Heringsdorf/Insel Usedom SA, 14.11.2020 Im Blickpunkt stehen diesmal die Volkssternwarte „Manfred von Astro-Börse Berlin Andenne“ sowie das Thema „Astronomie und Tourismus“. An- Ort: Archenhold-Sternwarte, Info: http://astro-boerse.berlin meldung bis 15. September 2020 bei [email protected] FR, 20.11.2020 – SO, 22.11.2020 DO, 15.10.2020 – SO, 18.10.2020 VdS-Tagung der astronomischen Vereinigungen Ort: Halle Astronomietage Ostfriesland Die Fachgruppe Astronomische Vereinigungen lädt alle VdS-Mit- Ort: Wiesmoor/Zwischenbergen glieder zu einem großen Treffen in Halle ein. Das Tagungswochen­ Info: www.astronomie-club-ostfriesland.de ende beginnt mit der Anreise und gemütlichem Beisammensein am Freitag. Am Samstagvormittag stellen die Regionen der Fachgrup- SA, 17.10.2020 pen ihre Arbeiten vor. Im Anschluss ist ein Besuch im Landesmu- Praktischer astronomischer Samstag – PaS seum mit der Himmelsscheibe von Nebra geplant. Am Nachmittag folgen weitere Themen wie Jugendarbeit nach dem Innovations- Ort: Sternwarte Neuenhaus, Veldhausener Straße 46, workshop in Frankfurt. Für den Sonntag ist eine Fahrt zum Sonnen- Info: www.avgb.de 49828 Neuenhaus, observatorium in Goseck mit Besuch des Museums vorgesehen.

FR, 23.10.2020 – SO, 24.10.2020 21.11.2020 Österreichische Tagung der Amateurastronomen (ÖTA'20) WAA-Jahrestagung Ort: Linz (Österreich), Info: www.sternwarte.at Ort: Albert-Schweitzer-Haus, Schwarzspanierstraße 13, Wien 9 Die Jahrestagung der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie lässt das laufende und nunmehr bald zu Ende gehende Jahr noch FR, 23.10.2020 – SO, 25.10.2020 einmal Revue passieren. BAV-Tagung 2020 Info: www.waa.at/feat_program/prog_jahrestagung.shtml Die BAV-Tagung findet im Rahmen der Österreichischen Tagung der Amateurastronomen 2020 statt. Dort wird auch die Mitglie- 27.11.2020 – 29.11.2020 derversammlung der BAV abgehalten. Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen Ort: Info: www.bav-astro.eu Bozi Dar (Tschechien, Erzgebirgskamm) Info: www.meteoros.de

SA, 24.10.2020 28.11.2020 Herbst-Astronomietag 2020 HATT – Hattinger astronomischer Trödeltag Ort: Deutschland und Schweiz Ort: Hattingen, Info: www.sternwarte-hattingen.de Info: www.astronomietag.de

Journal für Astronomie Nr. 75 | 143 Das Optik-Fachgeschäft für Das Optik-Fachgeschäft für Naturbeobachtung, Astronomie, Naturbeobachtung, Astronomie, Marine und Jagd Marine und Jagd Komet verpasst? Macht nichts! APM 150 SD-APO Weiter geht es mit den Deep-Sky-Objekten am Unser neues 6" Großfernglas gehört zu den leistungs- Deep-Sky-Objekten am Sommer- und Herbst- fähigsten Ferngläsern der Welt – farbrein durch Extra Sommer- und Herbst- himmel … Low Dispersion Glas FCD100! himmel … Der Zuwachs an Informationen durch das beidäugige Sehen Der Zuwachs an Informationen durch das beidäugige Sehen durch zwei getrennte Optiken ist enorm: Orionnebel, Andromed- durch zwei getrennte Optiken ist enorm: Orionnebel, Andromed- agalaxie, M 13 oder der Ringnebel zeigen ungeahnte Struk- agalaxie, M 13 oder der Ringnebel zeigen ungeahnte Struk- turen. Saturnringe und Mondkrater schweben dreidi- turen. Saturnringe und Mondkrater schweben dreidi- mensional im Raum. Ein Anblick, der durch einen mensional im Raum. Ein Anblick, der durch einen einfachen Binokularansatz an einem einzel- einfachen Binokularansatz an einem einzel- nen Fernrohr in diesem Ausmaß nicht nen Fernrohr in diesem Ausmaß nicht erreicht werden kann! Inkl. Set erreicht werden kann! Inkl. Set 2" UF 30mm-Okularen 2" UF 30mm-Okularen und Koffer. und Koffer.

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