Newsletter 17/11 DIGITAL EDITION Nr
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ISSN 1610-2606 ISSN 1610-2606 newsletter 17/11 DIGITAL EDITION Nr. 300 - Oktober 2011 Michael J. Fox Christopher Lloyd LASER HOTLINE - Inh. Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Hannemann, MBKS - Talstr. 11 - 70825 K o r n t a l Fon: 0711-832188 - Fax: 0711-8380518 - E-Mail: [email protected] - Web: www.laserhotline.de Newsletter 17/11 (Nr. 300) Oktober 2011 editorial Hallo Laserdisc- und DVD- Fans, liebe Filmfreunde! Herzlich willkommen zur 300. Ausgabe unseres Newsletters! Bei einem solch netten Jubiläum passt es eigentlich wunderbar, dass diese Ausgabe auch gleichzeitig die um- fangreichste ist, die wir je produ- ziert haben: ganze 106 Seiten stark! Bei einem derartigen Papierstapel versagt dann leider auch der fähigste Hefter und so möge man es uns nachsehen, dass wir die Print-Ausgabe dieses Mal ungeheftet verschickt haben. Keine Sorge: dies wird natürlich die Aus- nahme bleiben. Dass der Newsletter so dick geworden ist zeigt deutlich, dass wir uns stram- men Schritte auf Weihnachten zu- bewegen – jene Zeit also, in der DVD- und Blu-ray Labels ihren Output drastisch anheben. Uns Filmsammlern kann das nur recht sein. Welche Lücken Sie in den nächsten Wochen in ihrem Filmar- chiv schließen können, das erfah- ren ab Seite 14. Wir wünschen wie immer viel Spaß bei Ihren persön- lichen Recherchen. Ihr Laser Hotline Team LASER HOTLINE Seite 2 Newsletter 17/11 (Nr. 300) Oktober 2011 Home, Sweet Cinema Der Taxifahrer redet und redet. Die Unterhaltung ist schon die meisten 70mm-Auftritte – als Johannes der Täufer ist längst ein Monolog geworden. Dann sagt er: “Außerdem absolut unschlagbar. soll es regnen und kalt werden dieses Wochenende. Da ha- ben Sie ja einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um nach Auf die Passion Christi folgte ein Festival-Highlight: der Karlsruhe zu kommen!” Ich lächle ihn kühl an. “Nein, ich Vortrag von Filmhistoriker und Oscarpreisträger Kevin werde das ganze Wochenende im Kino verbringen.” Als ich Brownlow zum Thema “Frühe Experimente mit großformati- endlich im Hotel bin, steigt mein Adrenalinspiegel. Ich werfe gem Film”. Der zierliche alte Mann stellte dar, wie viele der das Gepäck in eine Ecke, ziehe mich um und haste zur Schau- heutigen Filmtechniken bereits in der Anfangszeit der be- burg. Erst als ich vor dem handgemalten Festivalposter ste- wegten Bilder entstanden. Zwischen die Fakten sprenkelte he, auf dem die wunderbaren Worte “70mm”, “Todd-AO” er immer wieder Anekdoten, z.B. mit Abel Gance, und imitier- und “Cinerama” prangen, fällt die Anspannung von mir ab te dabei Stimmen und Akzente. Hinreißend! Nach dem Vor- und verwandelt sich in pure Freude. “Home, sweet home” trag kamen die Zuschauer sogar in den Genuss, eine Szene schießt mir durch den Kopf. aus dem Triptychon des Stummfilmes Napoleon zu begut- achten. Es war überwältigend. Diese Leidenschaft und Der Oktober ist gekommen und mit ihm das 7. Todd-AO avantgardistische Inszenierung! 70mm-Filmfestival der Schauburg in Karlsruhe. Wie jedes Jahr versammelt sich dort eine große Filmliebhaberfamilie. Der Freitagabend wurde höchst amüsant mit dem 1930 er- Wir alle sind gekommen, um dem unvergleichlichen 70mm- schienenen The Bat Whispers abgeschlossen. Eine herrlich Filmformat zu huldigen und uns in ferne Welten und Zeiten dämliche “murder mystery”-Komödie mit Chester Morris. entführen zu lassen. Einige meiner Lieblings- Alle kugelten sich vor Lachen. Eine perfekte Einleitung in familienmitglieder haben es dieses Jahr leider nicht ge- das feuchtfröhliche Get-together danach, welches mit schafft. Mein Vater, der Filmsammler François Carrin oder Hoepfner-Bier (oder in meinem Fall Bionade) begossen wur- der Projektionist Duncan McGregor aus Bradford sind abwe- de. send. Von allen habe ich den Auftrag, an alle unsere Freunde Grüße zu übermitteln. An diesem Freitag bin ich fast nur mit Dann war endlich der lang ersehnte Samstag da! Wieso ich dem Austeilen und Einsammeln von Grüßen beschäftigt. dem entgegengefiebert hatte? Na, wegen dem Schauburg- Frühstück natürlich! Wie jedes Jahr opulent, äußerst Der erste Film ist russisch. Bela von Stanislav Rostotsky. schmackhaft – bei der bloßen Erinnerung an die Croissants Schlau von den Programmmachern, diesen an den Anfang und Bratwürstchen läuft mir das Wasser im Mund zusammen des Festivals zu setzen. Über zwei Stunden russische Lie- – und eine herrliche Gelegenheit, um mit der Filmfamilie über besgeschichte mit einem verwöhnten, narzisstischen Helden … eben … Film zu sprechen! Jedes Jahr hört man das ganze und einer am Stockholm-Syndrom leidenden Häuptlings- Wochenende lang, in jeder Ecke, von den Besuchern dassel- tochter sind nur schwer zu ertragen. Da braucht man die En- be: Außer den Filmen ist das Frühstück das Beste am ganzen ergie, die zu Beginn des Festivals noch vorhanden ist. Aber Festival. Dieses Jahr gab es sogar nicht nur Orangensaft, die Kopie ist farblich sehr schön und in Originalton mit Un- sondern zusätzlich auch Apfelsaft! Ja, die Liebe steckt wahr- tertiteln, was bei 70mm-Festivals oftmals nicht der Fall ist. lich im Detail. Nach Bela ging es pink gefadet weiter, mit The Greatest Sto- ry Ever Told. Bibelfilme liebten das gewaltige 70mm-Format. Der Samstag enthielt viele wunderbare Filme, darunter der Dieser ist keine Ausnahme. Letztes Jahr litt Jeffrey Hunter originelle und traurige Western Wild Rovers oder den, selbst als Jesus, dieses Jahr Max von Sydow. Diese Kopie war al- von 70mm-Fans fast nie gesehenen Sheherazade. Diese ori- lerdings eine deutsche Fassung, was den Genuss etwas be- entalische Liebesgeschichte hatte im Erscheinungsjahr 1963 einträchtigte. Die Dialoge wirkten wie Kanzelpredigten, ob- wenig Erfolg und war in den darauffolgenden Jahrzehnten wohl das im Originalton (trotz biblischer Zitate) bewusst verschollen. Von den etwa 120 Weekendpass-Inhabern hat- umgangen worden war. Trotzdem: ein solider, berührender ten nur drei den Film je gesehen. Einer von ihnen hatte ihn Bibelfilm. Charlton Heston – wahrscheinlich Rekordhalter für dafür während der gesamten Laufzeit in seiner Stadt jeden LASER HOTLINE Seite 3 Newsletter 17/11 (Nr. 300) Oktober 2011 Tag besucht. 16-jährige Jungen und bauchfreie Frauen in zahl der Synchronfassungen sollte noch gearbeitet werden. glitzernden Büstenhaltern passen eben seit jeher äußerst gut Gerade bei vielen internationalen Besuchern war das in den zusammen. Wenn ich der Kalif Harun al-Rashid gewesen Pausen ein immer wiederkehrendes Thema. Auch die, die des wäre, hätte ich allerdings die ägyptische Prinzessin erwählt, Deutschen mächtig sind, hätten sich mehr Originalversionen nicht Sheherazade. Die war nicht so weinerlich drauf. gewünscht. Dennoch hatten wir alle diebische Freude an Am Samstagabend dann mein persönliches Festival-High- diesem Kriegsfilm, der sogar auf einer wahren Begebenheit light: Hamlet von und mit Kenneth Branagh. In Originalfas- basiert! sung und unversehrten Farben war dieser Film einfach über- wältigend. Ich hatte ihn bislang nur einige Male auf einem Der Abschied fiel wie gewohnt schwer. Unendliche Umar- Fernsehbildschirm gesehen. Doch die Kraft von 70mm ist mungen und Küsse wurden verteilt, immer noch eine Visiten- unerreicht. Viele Besucher, darunter der tschechische karte ausgehändigt, noch eine Filmanekdote mehr erzählt, Projektionist Pawel aus Krnov, aber auch Engländer, waren die einem in diesem Moment unglaublich wichtig erscheint. nach diesen gewaltigen vier Stunden Drama wie geplättet. Mein persönlicher Abschied wurde von Wolfram Hannemann Pawel sah mich hinterher erschöpft an und sagte: “Und ich und dem Schweizer Pfarrer Willy Egger noch etwas verlän- fand schon, dass die beim russischen Film so viel reden. gert und versüßt. Ich sah die beiden am Montagmorgen beim Aber hier, hier hat es gar nicht mehr aufgehört!” Trotz mei- Hotelfrühstück (kein Vergleich zum Schauburg-Frühstück!) ner Anteilnahme für ihn hatte ich persönlich dieses Problem wieder. Mein Lieblingspfarrer unterhielt sich noch fast eine nicht. Aber ich bin auch ein Shakespeare-Fangirl und des- Stunde mit mir. Nach Hause in den Alltag gehen wollten wir halb sollte man bei so etwas lieber nicht auf mich hören. Ein- wohl beide nicht so recht. ziger Wermutstropfen dieser Gala-Vorstellung: Keiner hatte sich schön gemacht. Mit meinem Kleid, Ohrringen und blut- Doch alles hat ein Ende, auch das beste Familientreffen der roten Lippen stand ich allein auf weiter Flur und bekam stän- Welt. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge – dig zu hören: “Oh, Du hast dich aber hübsch gemacht!” Ja, oder sollte ich lieber “With an auspicious, and a dropping es stand auch “Sekt-Empfang”, “Gala-Vorstellung” und eye / With mirth in funeral, and with dirge in marriage” sa- “Abendgarderobe” auf dem Programm! In den ersten Jahren gen – ging es zurück in eine Welt ohne großformatiges Kino. des Festivals zogen sich noch alle für den Samstagabendfilm um. Krawatten, High Heels und festliche Kleidung wurden Dass ich dieses Jahr ohne meine engsten und liebsten Be- angelegt. Seit etwa zwei Jahren kennt sich die Familie wohl gleiter am 70mm-Festival der Schauburg teilnehmen musste, zu gut, um sich noch zu bemühen. Nächstes Jahr bitte: hatte mich zuerst traurig gemacht. Doch ich scherze nur be- Abendgarderobe, liebe Leute! dingt, wenn ich unsere Bande Filmfanatiker eine Familie nen- ne. Nur in der Schauburg lernt man jedes Jahr neue Familien- Am Sonntag bekamen wir in Form von kanadischen Expo- mitglieder kennen, die den filmischen Horizont erweitern, die Kurzfilmen fünf Schmankerl serviert. Diese sehr modernen einen wirklich verstehen, wenn man schwärmt und die sich, Werbefilme für