Jazzecho 1 04 RZ Final
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Ausgabe 1 Jahrgang 7 Frühjahr 2004 „Jazz hat überdauert, weil er keinen Anfang und kein Ende hat. Er ist ein Augenblick.“ Robert Altman, Regisseur („Jazz ’34“, „Short Cuts“) Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de world’s best-sounding newspaper Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix Die besten Die schönsten Nacht, Das kleine Sound, Seele, Paco Live in Kurz, Neuerscheinungen Reissues Schwestern Druckerschwarze Sorgfalt packt es Djangoville gut Diesmal mit Eine neue Serie (Heritage), neue Die Presseschau im JazzEcho bringt So viele Informationen, so Klavier, Brille, neues Album: Paco de Lucía spielt seit 1958 Die Welt ist groß, und fast so groß Kleine Meldun- neuen Veröf- Veröffentlichungen aus einer lau- diesmal interessante Beiträge über wenig Platz! Was im Rest des Geradezu unheimliche Parallelen professionell Gitarre – da war er ist auch unser Jazzbegriff. Was gen, Dinge in fentlichungen fenden Serie (:rarum) sowie die „Welle frischer Jazz-Ladies“ Heftes zu kurz kommt, findet zwischen Frank Chastenier und gerade mal 11. Doch der Schmerz nicht mehr hineinpasst, aber doch letzter Minu- von Diana legendäre Aufnahmen der gro- („Stern“) um Silje Nergaard, die übersichtlich auf diesen drei Bugge Wesseltoft. Wir fragen über den Tod seiner Mutter, die er unser Herz zum Wummern bringt, te, eine Anek- Krall, Charles ßen Arrangeure Francy Boland 73-jährige Abbey Lincoln, Mardi Seiten seinen Raum: Besetzungen nach. Auf Seite 9. schon mit seinem Künstlernamen kommt auf die vorletzte Seite dote und etli- Lloyd und Billy und Nelson Riddle bei MPS: Das Gras.bbs viertes Album „Heat“, und Tracklistings aller im Heft ehrt, hat ihn für fünf Jahre ins des JazzEcho. Diesmal ein Album che Tourdaten, Higgins sowie Frühjahr bringt einen opulenten Jean-Jacques Milteau und seine besprochenen Neuerscheinungen mexikanische Exil getrieben. Jetzt mit Remixen von Salif Keïtas CD was sonst kei- der Jazzland- Blumenstrauß exzellenter Wieder- Mundharmonika sowie John – und die weiterer wichtiger neuer meldet sich der Flamenco-Virtuose „Mouffou“, ein Live-Album des nen Platz fin- Neuentdeckung veröffentlichungen. Und wir stel- McLaughlins „Thieves And Poets“. CDs, die sonst nicht mehr ins Heft mit einem neuen Album zurück. Rosenberg Trios, sowie neue CDs det, kommt Torun Eriksen. len die wichtigsten davon vor. Wie Fans blättern wie immer gleich zu gepasst hätten. Auch diesmal an Mehr über Paco de Lucía im von Virgínia Rodrigues und Enrico hier zu Ehren. Ab Seite 2. immer auf Seite 4. Seite 5. gewohnter Stelle ab Seite 6. großen Porträt auf Seite 10. Rava. Auf Seite 11. Auf Seite 12. Torun Eriksen Frank Chastenier Jacob Young Junge aus Essex: Reich dank Jazz! Selten hat ein Jazzmusiker so für Schlagzeilen gesorgt wie JAMIE CULLUM, ohne gegen Gesetz oder gute Sitten zu verstoßen. Das JazzEcho schließt sich der Begeisterung an. ie englische Presse ist nicht eb- Flummi kommt der klitzekleine Jamie Cul- mung hat sein Handwerkszeug gründlich en für sonderlich dezente Head- lum auf die Bühne gehüpft, stoppt, ver- gelernt. Über tausend Auftritte hat er ab- lines berühmt. Jetzt hat sich beugt sich, und dann kriegt der Flügel al- solviert, seit er 15 ist, hat in Hotels, Bars, gezeigt, dass die britischen Blät- lerlei ab – ganz à la Jerry Lee –, wird be- Clubs, Pizza-Lokalen gespielt, auf Hoch- D ter sich nicht mal dann mit Ausrufung- trommelt, mit Handkanten und Hand- zeiten und Bar Mizvahs – das ganze Pro- szeichen und markanten Schlagzeilen flächen traktiert; auch die rechte Hacke gramm. Jamies musikalischer Bezugs- zurückhalten, wenn es um ein Thema und das Cullum’sche Hinterteil sausen punkt war sein älterer Bruder Ben (der wie Jazz geht. Oder genauer gesagt: um mal kurz auf die Tasten – auf höchst mu- heute für und mit Jamie komponiert). einen Jazzer. „Der neue Sinatra!“ titelte sikalische Art. Vier, fünf Stunden vor dem Der, wie cool, spielte elektrische Gitarre. die eine Tageszeitung in fetten Lettern, denkwürdigen, mit einer Standing Ova- Klar, dass Jamie auch eine wollte und mit „Der Robbie Williams des Jazz“ stand tion gekrönten Konzert, bei dem er ruhe- 13 schließlich eine bekam. Fernziel: das über dem Artikel einer anderen, und eine los von einem Bühnenende zum ande- Eddie-van-Halen-Solo auf Michael Jack- dritte schoss mit der Zeile „Der David ren jagte, sitzt ein ziemlich ruhiger, aus- sons „Thriller“ spielen zu können. Beim Beckham des Jazz!“ ein eindrucksvolles Ei- geglichen wirkender Jamie hoch über der Stöbern in der elterlichen Plattensamm- gentor. „Wer wird Jazz-Millionär?“ fragte Themse und schaut nachdenklich auf die lung stießen Ben und Jamie auf man- sich die ehrwürdige „Times“ angesichts grauen Fluten. Auf die Vergleiche (Sinat- ches Jazzjuwel, und die Prioritäten än- der 1 mit sechs Nullen, die dem 24-jähri- ra! Williams! Beckham!) angesprochen, derten sich: Oscar Peterson statt Sound- gen Sänger, Pianisten und Songschreiber muss der im Gespräch sonst recht erns- garden. Jamie interessierte sich wieder Jamie Cullum von Universal Music zuge- te Musiker lachen. „Na ja, solange die fürs Klavierspielen, das er vor Jahren ver- sichert wurde – Geld, das nicht etwa auf Vergleiche nicht zu blöd sind, soll es mir zweifelt aufgegeben hatte, und traute sein Konto fließt, sondern als monetäre egal sein. Mir geht es wirklich in erster Li- sich schließlich sogar, mit älteren Jazz- Reinhören leicht gemacht Absicherung für diverse CD-Produktionen nie um Musik. Um mein Image sollen sich musikern abzuhängen, die ihn mit viel dienen soll. Und noch eine Überschrift – andere Gedanken machen.“ Geduld in ihre Obhut nahmen. Im fort- JazzLink heißt unser neuer Service für alle, die kurz eine besonders bescheuerte. Diesmal hat Seinen plötzlichen Erfolg nimmt er mit geschrittenen Teenager-Alter belegte er in ein neues Album reinhören wollen. Einfach den sie nicht etwa ein Journalist aus dem Ver- einer Mischung aus Erstaunen und Ge- dann an der Reading University engli- JazzLink unter dem entsprechenden Artikel merken und auf unserer Website in das entsprechende einigten Königreich gedichtet, sondern lassenheit auf. Ihn wundert, dass 3.000 sche Literatur und Film, schrieb Musik für Formular eintippen. Den Real-Player vorausgesetzt, ein Kollege vom „Focus“ aus Belgien. Menschen ein Ticket für sein Konzert er- selbst gedrehtes Zelluloid und spielte ne- startet die entsprechende Hörprobe ganz von Einen „wiedergeborenen Jerry Lee Le- worben haben und etliche keines mehr benher in Clubs und Bars. Noch in seiner allein. www.jazzecho.de wis“ will der Schreiberling entdeckt ha- bekamen, dass sein Album „Twentysome- Studentenzeit nahm er auf eigene Kos- ben. Halt! Vielleicht ist der Vergleich doch thing“ in England mit 600.000 Exemp- ten ein Album auf und verkaufte bei sei- nicht so dumm? laren längst über den Platin-Status hin- nen Konzerten 700 Exemplare. Ein zwei- London, an einem verregneten aus ist, sich dort so schnell verkaufte wie tes kam schließlich bei einem Indie-Label Novembertag. Die Roy- kein Jazzalbum zuvor, bis auf Platz 5 der heraus, und das erregte die Aufmerksam- al Festival Hall, das Album-Charts schoss; dass Kinowerbung keit des Fernsehmoderators Michael Par- London Jazz geschaltet wurde. Andererseits zählt er kinson. Die Auftritte in dessen Show wa- F e s t i v a l . ganz nüchtern auf, an welchen Aspekten ren der Startschuss für den Hype um Ja- Wie ein seines musikalischen Tuns er noch kräf- mie Cullum. tig zu arbeiten habe. Abheben? Nicht er. Wer Jamie Cullum sieht und hört, ahnt, „Wer weiß, wie lange der Hype anhält“, dass er nicht die Gene einer Eintagsflie- sagt Jamie Cullum mit einem charmanten ge besitzt: Er weiß seinen einnehmen- Lächeln und zuckt mit den Achseln. den Charme einzusetzen, seinen Sinn für Der Erfolg, der sich scheinbar über swingenden Jazz mit Pop-Appeal auszu- Nacht einstellte, ist ihm wahrlich nicht in leben, frappiert mit einer rauen Stimme, den Schoß gefallen. Der aus Essex stam- die für seinen schmächtigen Körper viel mende Sohn einer burmesischen Mut- zu tief und maskulin erscheint, ist ein ge- ter und eines in Jerusalem geborenen Va- witzter Pianist und ein Songschreiber mit ters deutsch-jüdisch-englischer Abstam- Zukunft, wie etwa das Titelstück seines Al- bums, das von den Befindlichkeiten eines knapp über 20-Jährigen handelt, beweist. Lebenslinie JAMIE CULLUM Dieser Jamie Cullum wird uns erhalten bleiben. Und es wird bestimmt nicht 1980 1988 1999 2002 2003 2004 lange dauern, bis die britische Presse Jamie Cullum wird in Essex Klein-Jamie eifert dem gro- Cullum bringt auf eigene Das Label Candid veröf- Prince Charles lädt Jamie Jamie wird für den Brit über einen Newcomer titelt: „Der Jamie geboren. ßen Bruder nach und lernt Kosten sein Album „Heard fentlicht Cullums Album ein, auf der Geburts- Award nominiert (Katego- Cullum des…“ JazzLink: cullum Gitarre, Klavier und später It All Before“ heraus und „Pointless Nostalgic“, wo- tagsparty der Queen zu rie „British Breakthrough Gesang. verkauft bei Pub-Konzerten raufhin ihn Michael Par- spielen. „Twentysome- Artist“). „Twentysome- 50 Stück an einem Abend. kinson in seine TV-Show thing“ erscheint in Eng- thing“ wird international einlädt. land. veröffentlicht. JAMIE CULLUM Twentysomething 06024 9866153 Soundcheck Nix wie Remix Mit Remixalben ist es ja so eine Sache: kleine Soundschnipsel (bitte lasse sie to- sikalität bekannt und zudem ein Garant ve oder einfach mal neu aufgenommen, Neben Vorreitern wie den Labels Talkin‘ Junge Musikproduzenten der Club- nal irgendwie passen) dazuzuaddieren. für gute Tanzmusik ist. Wie das franzö- wird ein neuer Körper, sprich: neu kom- Loud und Jazzland Records, sind es eben szene, mancher hat als DJ in einer Daraus wird dann etwas, dass der DJ im sische Dub-Tango-Trio Gotan Project. ponierte Musik, hinzugefügt. Es werden jene Künstler, die dem Jazz den Weg in verrauchten Bar klein angefangen, der Club gut gebrauchen kann, ein Tool, weil Hier wird das musikalische Arrangement vielleicht Harmonien gewechselt, und ein ein neues Jahrtausend ebnen, indem sie andere vielleicht mal der ernsten Musik es groovt wie nix und gut mit anderen analysiert und geschmackvoll mit dem komplett neuer Song entsteht.