Blauensteiner

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Blauensteiner BLAUENSTEINER GALERIEoo WALFISCH- GASSEo WIEN 1 2 3 4 LEOPOLD BLAUENSTEINER DAS FRÜHE WERK ARBEITEN 1899-1909 GALERIE WALFISCHGASSE Leopold Blauensteiner in seinem Atelier, Photographie um 1902. An der Wand ist ein Ausschnitt des Männeraktes von Seite 95 zu sehen. BIOGRAPHIE 16. 01. 1880 in Wien geboren. 1890 bis 1898 Besuch des Gymnasiums im Stift Melk. 1898 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 1901/02 Privatschüler von Alfred Roller, den er auch bei dessen Bühnenbildnerei an der k.k. Hofoper unterstützt. 1903 erste Präsentation seiner Holzschnitte in der Zeitschrift „Ver Sacrum“. 1904/05 Ausstellung von seinen Werken in der Wiener Secession. Ab 1905 Mitglied der „Klimtgruppe“, welche in diesem Jahr aus der Wiener Secession austritt. 1908 Teilnahme an der „Kunstschau“. 1909 Als Kommissionsvorstand der „Kunstschau“ übernimmt er Teile der Korrespondenz und vermutlich auch die Abrechnung der verkauften Werke. 1912 Mitglied des Hagenbundes. 1920 Kassier des Hagenbundes. 1921 Austritt aus dem Hagenbund. Ab 1925 Landeskonservator des Denkmalamtes im Bezirk Melk. 1927 Österreichischer Staatspreis. 1929 Stipendium für eine Studienfahrt nach Rom. 1932 Staatspreismedaille und die Verleihung des Titels Professor. 1933 Mitglied des Wiener Künstlerhauses. 24. 11. 1937 bis 01. 06. 1939 Präsident des Künstlerhauses. 1939 Leiter der NS-Reichskulturkammer. Im selben Jahr aus dieser Funktion wieder entlassen, aber auf Bitten österreichischer Stellen als ehrenamtlicher Leiter wieder eingesetzt. 1945 vom sowjetischen Militär verhaftet und nach einigen Monaten wieder entlassen. Sein Antrag auf Haftentschädigung wird abgelehnt. 19. 02. 1947 Leopold Blauensteiner stirbt in Wien. 8 9 10 PROLOG Leopold Blauensteiner wird 1880 in Wien geboren. Im gleichen Jahr stirbt sein Vater, sechs Jahre später auch die Mutter. Sein Onkel bringt ihn zu den Benediktinern nach Melk, wo er bis zur Matura bleibt. Seine künstlerische Begabung wird von seinen Lehrern bald erkannt und gefördert. Schon als Gymnasiast malt er mit Ölfarbe und hilft auch bei der Restaurierung der Melker Pfarrkirche mit. Nach der Matura studiert er einige Semester Kunstgeschichte und wird 1898 Schüler an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Dort wird eine nicht mehr zeitgemäße Salon- und Historienmalerei gelehrt. Leopold Blauensteiner stellt seine Staffelei lieber in der Natur auf und erkundet die Landschaft um Melk. Gleichzeitig nimmt er Privatunterricht bei Alfred Roller, den er später bei dessen Bühnenbildern zu „Tristan und Isolde“ an der k.k. Hofoper unterstützt. Roller ist Gründungsmitglied der Wiener Secession und auch Redakteur des „Ver Sacrum“ und bringt Leopold Blauensteiner mit der „Klimtgruppe“ in Kontakt. 11 In dieser fruchtbaren Zeit – er ist gerade 20 Jahre alt – entstehen überlebensgroße Aktzeichnungen, Ölbilder und Pastelle in einer Technik, die in Wien kaum Vorbilder hat. Zugleich entdeckt er den Holzschnitt, den er oft bis zur Abstraktion reduziert. 1903 schließt er sein Studium an der Akademie ab, im Gegensatz zu Richard Gerstl, den er 1898 kennenlernt und dessen frühe Bilder er beeinflusst (siehe Seite 112). Von 1903 bis 1905 zeigt Leopold Blauensteiner in der Wiener Secession und in „Ver Sacrum“ seine Werke, dann schließt er sich der „Klimtgruppe“ an. In der „Kunstschau“ 1908 und 1909 stellt er nicht nur aus, sondern übernimmt auch den Schriftverkehr mit den Malerkollegen. 1909 gehört er dem Ausstellungskomitee an. Die „Kunstschau“ ist der letzte und fulminante Höhepunkt des Wiener Jugendstils. Die Zeit des „heiligen Frühlings“ ist vorbei, es mischen sich expressive und schrille Töne in den sonst dekorativ-gesitteten Stil. Die „Neukunstgruppe“ erregt die konservativen Gemüter. Die Ausstellung von Mitgliedern dieser Vereinigung 1911 im Hagenbund wird als Ursache für dessen Delogierung im Frühjahr 1912 vermutet. 12 Ab 1912 ist Leopold Blauensteiner Mitglied des Hagen- bundes, 1920 auch dessen Kassier. Möglich ist, dass sein Austritt 1921 auch mit den schwierigen Finanzverhältnissen dieser Vereinigung zusammenhing. Ab 1925 ist er Landeskonservator im Bezirk Melk. Der noch erhaltene Briefwechsel mit dem Bundesdenkmalamt zeigt die ganze Trostlosigkeit dieser Zeit. Jedes Ansuchen um die Freigabe von Geldern für Restaurierungen bedrohter Gebäude wird, „mit Rücksicht auf die durch die wirtschaftliche Lage bedingte Knappheit der Denkmal-Kredite“, abgelehnt. Zugleich wird ihm Dank für seine ausführlichen Berichte ausgesprochen. Leopold Blauensteiner malt nur noch wenig, religiöse Themen und Mönche des Stiftes Melk sind nun seine bevorzugten Motive. Für sein Bild „Funeralien im Stift Melk“ (siehe Seite 175) erhält er 1929 vom österreichischen Staat den „Rompreis“. Divisionistisch gemalt, ist das Werk auch ein Requiem für diese schon vergangene Kunstrichtung. Den Preis verleiht eine Republik, die ebenfalls ihrem Ende entgegengeht. 13 Wenn man als Waise in einem Wachauer Stift aufwächst, ist es wahrscheinlich, dass man dem Katholizismus und deutschnationalem Gedankengut anheimfällt. Die Wachau war schon im 19. Jahrhundert ein Hort der “Alldeutschen Bewegung“. In der Literatur wird Leopold Blauensteiner als illegales Mitglied der NSDAP geführt. Doch ist mittlerweile vergessen worden, dass bis Juli 1933 diese Partei in Österreich keineswegs verboten war. So stellte 1932 ein Nationalsozialist den Kremser Bürgermeister. 1934 tritt Leopold Blauensteiner der Vaterländischen Front bei. Die späteren Ämter in der NS-Zeit hat Leopold Blauensteiner auf Bitten seiner Kollegen angenommen, die einen deutschen Kommissar als Leiter der Reichskulturkammer Wien befürchteten. In seiner Rechtfertigung 1945 weist er darauf hin, dass auch der gesamte österreichische Episkopat in einem Hirtenbrief seine Loyalität gegenüber dem neuen Regime zum Ausdruck brachte. Als erwiesen gilt, dass er „entartete“ Kunstwerke vor der Vernichtung bewahrte. Auch verhinderte er den Umbau des Künstlerhauses in einen Rüstungsbetrieb. Nach dem Krieg verhaftet und nach mehreren Monaten wieder freigekommen, stirbt Leopold Blauensteiner 1947 in Wien. Rudolf Minichbauer, Februar 2017 14 15 Den Ausgleich zum Akademiestudium sucht Leopold Blauensteiner in der Freilichtmalerei. Seine Motive findet er rund um Melk, das er zärtlich „Mein Studienstädtchen“ nennt. Ab 1900 vereinfachen sich seine Landschaften unter dem Einfluss der Secessionisten. 16 PLEINAIR 1899-1900 17 Die kleinformatigen Ölbilder sind auf Leinen gemalt und auf Karton montiert. Die runden Aussparungen an den Bildecken sind Spuren der Reißnägel, mit denen die Leinwand am Malbrett befestigt war. BOOT IN DER AU Öl auf Leinwand, 18,5 x 25 cm 18 19 WEIDEN AM GRAINBACH Bleistift auf Papier, 18 x 25 cm Aus dem Skizzenbuch des Malers, datiert und bezeichnet 21. 09. 1898, Poverding (bei Melk). 20 21 Mit achtzehn Jahren beginnt Leopold Blauensteiner Weiden im Wandel der Jahreszeiten zu malen. Obwohl er wahr- scheinlich das von den französischen Impressionisten einige Jahre zuvor entwickelte Prinzip der „Série“ nicht gekannt hat, kommt er doch zu einem ähnlichen Resultat. WEIDEN Öl auf Leinwand, 24 x 34 cm datiert 02. 10 1899 22 23 WEIDEN Öl auf Leinwand, 24 x 34,5 cm datiert 03. 10. 1899 24 25 WEIDEN Öl auf Leinwand, 23,5 x 33 cm datiert 06. 10. 1899 26 27 WEIDEN Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm datiert 09. 01. 1900 28 29 HOLZBRÜCKE AM GRAINBACH Öl auf Leinwand, 24 x 34 cm datiert 09. 01. 1900 30 31 WEIDEN Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm datiert 10. 01. 1900 32 33 BACH MIT DORFANSICHT Öl auf Leinwand, 22 x 32 cm 34 35 LANDSCHAFT MIT KORNMANDLN Öl auf Leinwand, 27 x 32 cm 36 37 AUFZIEHENDES GEWITTER Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm datiert 27. 09. 1899 38 39 LANDSCHAFT BEI RUPRECHTSHOFEN Öl auf Leinwand, 24 x 34 cm datiert 29. 09. 1899 40 41 HAUS AM BACH 1 Öl auf Leinwand, 23,5 x 32,5 cm undeutlich datiert 42 43 HAUS AM BACH 2 Vermutlich dasselbe Motiv wie HAUS AM BACH 1 (siehe Seite 39) Öl auf Leinwand, 23,5 x 33 cm datiert 11. 10. 1899 44 45 BAUM IM FELD Öl auf Leinwand, 18 x 24,5 cm datiert 05. 10. 1899 46 47 ABGEERNTETES FELD Öl auf Leinwand, 24 x 32 cm Spätherbst 1899, ohne Datierung 48 49 VERSCHNEITE STRASSE Öl auf Leinwand, 33,5 x 54 cm datiert 08. 01. 1900 50 51 WINTERLANDSCHAFT Öl auf Leinwand, 23 x 33 cm datiert 08. 01. 1900 52 53 WEG DURCH VERSCHNEITE FELDER Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm datiert 11. 01. 1900 54 55 56 PASTELLE 57 HOHLWEG Pastell auf Papier, 44 x 41 cm 58 59 DORF Pastell auf Papier, 43 xx 84 cm Blattschäden fachgerecht restauriert 60 61 AM WALDESRAND Pastell auf Papier, 42 x 32,5 cm 62 63 SCHLOSS Pastell auf Papier, auf Platte montiert, 50 x 44 cm 64 65 GEWITTERTÜRME Pastell auf Papier, 30 x 49 cm 66 67 WEIZENFELD Pastell auf Papier, 39 x 42,5 cm 68 69 SOMMERWIESE MIT KORNMANDLN Pastell und Mischtechnik, 25 x 49 cm 70 71 72 AKTZEICHNEN BEI ALFRED ROLLER 1900-1903 73 FRAUENAKT Ölkreide auf Papier, 194 x 88 cm signiert und datiert 13. 10. 1900 74 75 LIEGENDER MÄNNERAKT Ölkreide auf Papier, 88 x 195 cm monogrammiert und datiert 13. 12. 1901 76 77 FRAUENAKT MIT BAND Ölkreide auf Papier, 195 x 88 cm signiert und datiert 11. 1901 78 79 FRAUENAKT, NACH RECHTS GEWANDT Ölkreide auf Papier, 194 x 88 cm signiert und datiert 11. 1901 80 81 MÄNNERAKT Ölkreide auf Papier, 192 x 88 cm signiert und datiert 22. 11. 1901 82 83 Das Motiv der Frau im Baum, ob als Madonna oder Mutter mit Kind, gibt es vom Mittelalter an bis Giovanni Segantini. Die „Sommerschwüle“ ist zu der Zeit entstanden, als Alfred Roller von Gustav Mahler den Auftrag zur Inszenierung von „Tristan“ bekam. Leopold Blauensteiner ging ihm dabei zur Hand. In Rollers Bühnenbild ruht der todkranke Tristan zwischen zwei Baumwurzeln. „SOMMERSCHWÜLE“ Ölkreide und Mischtechnik auf Papier, 205 x 204 cm vom Künstler auf Leinwand montiert 84 85 STUDIE ZUR „SOMMERSCHWÜLE“ Ölkreide und Mischtechnik auf Papier, 190 x 87 cm 86 87 FRAUENAKT DIE HAARE AUFSTECKEND Mischtechnik auf Papier, 115 x 57 cm Monogrammstempel 88 89 MÄNNERAKT MIT ERHOBENER HAND Ölkreide auf Papier, 195 x 87 cm monogrammiert und datiert 23. 01. 1902 90 91 FRAUENAKT MIT TUCH Kohle auf Papier, 195 x 88 cm monogrammiert und datiert 13.
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