<<

Richard Strauss (1864 –1949) Die Frau ohne Schatten Oper in drei Akten Text von

Uraufführung am 10. Oktober 1919 an der Wiener Staatsoper

Live-Aufnahme der Wiederaufnahme-Serie, Oktober/November 2014 Recording System Recording Producer: Christian Wilde

Oper Frankfurt , Intendant , Generalmusikdirektor Besetzung | Cast

Die Kaiserin Tamara Wilson Frankfurter Opern- und Museumsorchester Barak Terje Stensvold Dirigent / conductor Sebastian Weigle Seine Frau Sabine Hogrefe Die Amme Tanja Ariane Baumgartner Inszenierung / director Christof Nel Der Kaiser Burkhard Fritz Bühnenbild / stage design Jens Kilian Der Einäugige Franz Mayer Kostüme / costume design Ilse Welter Der Einarmige Björn Bürger Dramaturgie / dramaturgy Norbert Abels Der Bucklige Hans-Jürgen Lazar Chor / choir Tilman Michael Der Geisterbote Dietrich Volle Erscheinung des Jünglings Michael Porter Ein Hüter der Schwelle des Tempels / Stimme des Falken Brenda Rae Stimme von oben Die Stimmen der Wächter der Stadt Björn Bürger, Franz Mayer, Dietrich Volle Dienerinnen / Kinderstimmen Birgit Treschau, Alketa Hoxha, Yvonne Hettegger, Young Sook Kim, Hiromi Mori / Bock-Sill Kim, ­Camelia Suzana Peteu, Gunda Boote, Jianhua Zhu, Christiane Maria Waschk

2 Dietrich Volle – Der Geisterbote Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme CD 1 Erster Aufzug [13] Mutter, Mutter, lass uns nach Hause! (Fünf Kinderstimmen) 02:23 Erste Szene [14] Trag’ ich die Ware selber zum Markt [01] Licht überm See (Die Amme) 05:30 (Barak) 02:30 [02] Amme! Wachst du? [15] Ihr Gatten in den Häusern dieser Stadt (Der Kaiser) 05:23 (Die Stimmen der drei Wächter der [03] Ist mein Liebster dahin? Straßen) 04:45 (Die Kaiserin) 03:32 [04] Wie soll ich denn nicht weinen? total 62:49 (Stimme des Falken) 02:17 [05] Amme, um alles, wo find ich den ­Schatten! (Die Kaiserin) 05:44 [06] Erdenflug 01:42

Zweite Szene [07] Dieb! Da, nimm! (Die drei Brüder) 02:27 [08] Sie aus dem Hause, und das für immer (Die Frau) 07:10 [09] Dritthalb Jahr bin ich dein Weib (Die Frau) 04:28 [10] Was wollt ihr hier? (Die Frau) 06:23 [11] Ach, Herrin, süße Herrin! (Dienerinnen, Chor) 03:17 [12] Hat es dich blutige Tränen gekostet (Die Amme) 05:09

4 CD 2 Zweiter Aufzug [12] Es gibt derer, die bleiben immer ­gelassen (Die Frau) 03:44 Erste Szene [13] Sie wirft keinen Schatten! [01] Komm bald wieder nach Haus, mein (Die drei Brüder) 01:41 Gebieter (Die Amme) 06:38 [14] Barak! ich hab’ es nicht getan! [02] Was ist nun deine Rede, du Prinzessin (Die Frau) 03:11 (Barak) 06:03 total 64:00 Zweite Szene [03] Orchesterzwischenspiel 03:33 [04] Falke, Falke, du wiedergefundener (Der Kaiser) 10:10

Dritte Szene [05] Es gibt derer, die haben immer Zeit (Die Frau) 04:35 [06] Schlange, was hab ich mit dir zu ­schaffen (Die Frau) 04:08 [07] Ein Handwerk verstehst du sicher nicht (Die Frau) 05:30 [08] Ich, mein Gebieter, deine Dienerin! (Die Kaiserin) 05:50 [09] Zum Lebenswasser! (Stimmen aus dem Innern des Berges) 02:38 [10] Wehe, mein Mann! (Die Kaiserin) 03:58 [11] Es dunkelt (Barak) 02:13

5 CD 3 Dritter Aufzug Vierte Szene [11] Wenn das Herz aus Kristall Erste Szene (Der Kaiser) 05:13 [01] Schweigt doch, ihr Stimmen [12] Hört, wir gebieten euch (Stimmen der (Die Frau) 08:03 Ungeborenen) 05:50 [02] Mir anvertraut, dass ich sie hege [13] Nun will ich jubeln (Barak) 03:59 (Barak) 02:54 [14] Vater, dir drohet nichts (Stimmen der [03] Auf, geh nach oben, Mann Ungeborenen) 02:01 (Eine Stimme von oben) 04:57 total 66:21 Zweite Szene [04] Fort von hier! (Die Amme) 08:30 [05] Aus unsern Taten steigt ein Gericht! (Die Kaiserin) 03:24 [06] Was Menschen bedürfen? (Die Amme) 02:44 [07] Den Namen des Herrn? (Der Bote) 05:32

Dritte Szene [08] Vater, bist du’s? (Die Kaiserin) 04:12 [09] Goldenen Trank, Wasser des Lebens (Die Kaiserin) 03:07 [10] Doch weich ich nicht! (Die Kaiserin) 05:47

6 Sabine Hogrefe – Färberin Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme Tamara Wilson – Die Kaiserin Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme Norbert Abels Tamara Wilson – Die Kaiserin Ein Selbst sein To Be a Self Die Frau ohne Schatten The Woman without a Shadow Als »phantastische Oper« dachte sich Hugo Hugo von Hofmannsthal conceived this work, von Hofmannsthal das 1911 geplante Werk. planned in 1911, as a “fantastic ”. The Tief war der Schriftsteller zu diesem Zeitpunkt ­author was deeply immersed in the world of eingetaucht in die arabische Märchenwelt. Arabian folk tales at this time. He was simulta- ­Zugleich entwickelte er, wie bereits in neously developing, as is already apparent in ersichtlich, ein gesteigertes Interesse an der Elektra, a growing interest in the new field of fremden Sphäre des Psychopathologischen. psychopathological phenomena. These were Diese Einflüsse bestimmen die dreiaktige the primary influences on the three-act opera Oper, die 1919 an der Wiener Staatsoper erst- that was performed for the first time in 1919 at mals gespielt wurde. Leitmotivisch erscheinen the . The theme of detach- darin das Thema der Loslösung vom narziss­ ment from the narcissistic “self” appears in it tischen »Ich«, das Bild des Schattens als like a leitmotif, as does the image of the shad- ­Synonym der Fruchtbarkeit und die strikte Po- ow as a synonym of fertility and the strict larisierung von hoher, kristalliner Sphäre und ­polarisation of high, crystalline spheres and the prosaischer Lebenswelt. Komponist und Libret- prosaic world of life. The composer and the tist orientierten sich dabei an der Zauberflöte. ­librettist both orientated themselves on The Der griechischen Mythologie galt der Schat- Magic in these respects. ten eines Menschen als sakrosankte Instanz, Greek mythology considered the shadow ­ die dem Schicksal des Sterben-Müssens ent- of a human being as a sacrosanct aspect that geht. Das Totenreich, zu dem es Ariadne so escapes the fate of having to die. The realm magisch hinzieht und das Elektra als Erlösung of the dead – to which Ariadne is so magically nach der befreienden Rachetat anpreist, war ­attracted and which Elektra extols as a immer auch Schattenreich. Der Schatten be- ­redemption following the liberating act of hauptet sich im Tod, übersteht ihn, begleitet ­revenge – was always a realm of shadows as weiter, noch in die Abgeschiedenheit des well. The shadow asserts itself in death, sur- ­kosmischen Raumes. Ohne Schatten erst wird vives it, accompanies further, still in the isola-

9 der Tod zum leeren Nichts. Das aber bedeutet, tion of the cosmic space. Only without this dass in ihm die Endlichkeit, als dem Sein un­ shadow does death become empty oblivion. abänderlich auferlegte Form, aufbewahrt ist This means, however, that finiteness – as the noch im Jenseits. Mithin: Der Schatten zeugt form unalterably imposed on being – is still vom Leben selbst, von einer Welt des Gebä- preserved in it in the hereafter. Therefore, the rens und der Verwandlung, von einer Welt, die shadow bears witness to life itself, to a world sich als Schicksal in die Handflächen eingra- of giving birth and transformation, to a world viert und die sich als Sterblichkeit undurchläs- which engraves itself as fate in one’s palms, sig macht gegen das Licht und im dunklen that, as mortality, makes itself impervious Reich des Leibes das Neue heranreifen lässt. against the light, allowing the new to ripen Eben hiervon, vom Mysterium der Geburt within the dark realm of the body. und vom Mysterium des Todes handelt die This, then – the mystery of birth and the Oper Die Frau ohne Schatten. In ganz explizi- mystery of death – is what the opera The ter und niemals vertuschender Weise orientiert Woman without a Shadow is about. In a very sie sich an jenen beiden großen Prüfungswer- explicit manner that is never glossed over, it is ken, an deren Ende es zur Feier des Lichts, zur orientated on the two great testing works Geburt eines neuen Menschen und zur Apo- which terminate in the celebration of light, the theose der Liebe als Vereinigung des Getrenn- birth of a new human being and the apotheosis ten kommt: Die tönende Sonne am Schluss of love as the union of the separated: the des Faust und der Sonnendithyrambus im ­resounding sun at the end of Faust and the ­Finale der Zauberflöte standen Strauss und sun dithyramb in the Finale of Hofmannsthal vor Augen, als sie ihr musikali- were sources of inspiration of Strauss and sches Märchen in Angriff nahmen; ein Märchen Hofmannsthal when they took up their musical mit tiefenpsychologischer Intention, gemah- fairytale. It is a fairytale with depth-psychologi- nend an das romantische Kunstmärchen eben- cal intentions, as much commemorative of the so wie an die Lehren des nordischen Gelehr- ­romantic literary fairy tale as of the teachings ten Emanuel Swedenborg, der 200 Jahre zuvor of the Nordic scholar Emanuel Swedenborg,

10 die Wellentheorie des Lichts lehrte und ein who had taught the wave theory of light ­immaterielles Bewusstseinsreich annahm mit 200 years previously and accepted an immate- eigenen, hierarchisch abgestuften Sphären; rial realm of consciousness with its own hierar- ein Geister- und Schattenreich also, an das chically graded spheres. A realm of spirits and später Goethe im Faust, Balzac in Seraphita shadows, therefore, to which Goethe could und noch Schönberg in der Jakobsleiter an- refer to in Faust, Balzac in Seraphita and even knüpfen konnten. Hinzu kamen als Inspirations- Schönberg in Die Jakobsleiter. Additional quellen die altpersisch-zoroastrische Ethik, sources of inspiration were ancient Persian-­ die Lehre von der Selbstüberwindung, vom Zoroastrian ethics, the teaching of overcoming Auf­gehen im anderen, wie sie auch Goethe in the self, merging into one another as Goethe ­seinen Geheimnissen bewahrte, gipfelnd in perpetuated in his Secrets, culminating in the ­jenem Satz, den Hofmannsthal schließlich sentence that Hofmannsthal ultimately placed als Motto über sein Werk setzte: »Von dem above his work as a motto: “Von dem Gesetz, Gesetz, das alle Wesen bindet, der das alle Wesen bindet, befreit der Mensch Mensch sich, der sich überwindet.« sich, der sich überwindet.” (The man who over- Selbstüberwindung: in dieser Kategorie comes himself frees himself from the law that schließen Ethik und Ästhetik des Werkes binds all beings.) ­zusammen. Seine oft als übertrieben und aus- Overcoming oneself: ethics and aesthetics ufernd empfundene Symboldichte, seine ver- of the work merge together in this category. Its stiegene Rätselhaftigkeit und seine bizarre density of symbols, frequently found to be Chiffrensprache werden in dem Maße ent- ­exaggerated and out of hand, its extravagant schlüsselbar und transparent, in dem der mysteriousness and its bizarre coded language ­Fokus beharrlich auf dieses Zentrum gerichtet become all the more decipherable to the de- wird. Selbstüberwindung ist die Kraft und gree at which the focus is persistently directed ­zugleich das Ferment, das die Menschen ent- towards this centre. Overcoming oneself is the steinert, aus Petrifakten atmende Wesen, aus power and, at the same time, the ferment that Unfruchtbarkeit Fruchtbarkeit und aus Schat- frees human beings from a fossilised state,

11 tenlosigkeit Schattenbesitz macht. Ihr allein ­enabling them to be breathing beings, making ­gelingt es, der Liebesunfähigkeit zu entrinnen, fertility out of infertility and the possession den Augenblick der Selbsterkenntnis im An- of a shadow out of shadowlessness. It is the blick des anderen erfahrbar zu machen. »Ihr only thing that makes it possible to escape the Gatten«, so singen die Wächter im Finale des inability to love, to experience the moment of ersten Aktes, »die ihr liebend euch in Armen self-knowledge in view of the other. “You hus- liegt, ihr seid die Brücke, überm Abgrund bands and wives”, as the guardians sing in the ­ausgespannt, auf der die Toten wiederum ins Finale of the First Act, “who lie lovingly in each Leben gehen«. other’s arms, you are the bridge, spread over Die Fabel von der Suche nach Fruchtbarkeit the abyss, on which the dead return again into als Endlichkeit, ausgedrückt in der alten life”. ­romantisch und faustisch anmutenden Motivik The fable of the search for fertility as finite- des Schattenverkaufs, sollte ursprünglich in ness, expressed in the old seemingly romantic ­einer 1910 gemachten ersten Notiz noch Das and Faustian motifs of selling one’s shadow, steinerne Herz heißen, gedacht als eine Art was to have been originally called Das stein- Melodram, ein Volksstück mit Musik. Schon ein erne Herz (The Stone Heart) in an initial notice Jahr später aber wandelte sich dieses Volks- made in 1910 – conceived as a kind of melo- stück zur »phantastischen Oper«, in deren drama, a folk play with music. Already a year ­Mitte zunächst das Bild der Färberfrau stand, later, however, this folk play was transformed jener Idealistin, »die ihre Kinder aufgeopfert into a “fantastic opera”, initially with the image hat, um schön zu bleiben«. Als Zeitkolorit war of the dyer’s wife at the centre – that idealist die Welt der commedia dell’arte gedacht, auch who “sacrificed her children in order to remain das Wien der Zauberflöten-Zeit. Erst allmählich beautiful”. The world of the commedia dell’arte konstituierte sich das archaisch-orientalische was conceived as period atmosphere, also the Klima, die Aura des arabischen Märchens und Vienna of the Magic Flute era. Only gradually die phantastischen Sphären des Werkes: die was the archaic-oriental climate established, zu Beginn in Moll und am Schluss im wuch­ the aura of the Arabian fairytale and the fantas-

12 tigen Dur gesetzte Vatersphäre des Geister- tic realms of the work. These include the fürsten Keikobad, die kristallin-durchsichtige ­father’s realm of the prince of spirits, Keikobad, und schwerelose Sphäre von Kaiser und beginning in a minor key and concluding in a ­Kaiserin, die von Leid, Tod und Zerrissenheit vehement major key. Then there is the crystal- geprägte d-Moll-Sphäre der Menschenwelt, line, transparent, weightless sphere of the die vom Falken repräsentierte, bewegungslos ­Emperor and Empress, the D-minor realm of und impressionistisch erklingende Tiersphäre the human world marked by suffering, death und schließlich die Klang- und Motivsprache and inner turmoil, as well as the animal realm des Färberhauses mit Baraks schwerlastenden represented by the falcon – motionless and Tönen und den die ganze Zerrissenheit der impressionistic-sounding. Finally, there is the ­Figur wiedergebenden heterogenen Themen sound and motivic language of the dyers’ der Färberin: lasziv und demutsvoll, hassend ­factory, with Barak’s oppressive tones and the und bereuend. heterogeneous themes of the dyer’s wife, Die Grundidee der Fabel, deren Fertigstel- ­reflecting the entire inner conflict of the char- lung und Komposition sowohl von der Been­ acter: lascivious and humble, hateful and re- digung der zeitgleichen Ariadne von Naxos als morseful. auch vom Ersten Weltkrieg immer weiter The basic idea of the fable, the completion ­ver­zögert und gewiss auch beeinflusst wurde, and composition of which was repeatedly offenbarte allem darüber gehäuftem Symbolis- ­delayed by the completion of the concurrent mus zum Trotz noch die einfache Märchen- Ariadne on Naxos and by the First World War struktur. Die Kaiserin, vom Kaiser einst in der (which certainly influenced it as well), revealed Gestalt einer Gazelle gejagt und hernach des- a simple fairytale structure despite all the sym- sen Geliebte, ist unfruchtbar. Dem Mann, der bolism heaped upon it. The Empress is infertile nur nachts die Jagd unterbricht, um mit ihr zu – she was once hunted by the Emperor in the schlafen, ist die Versteinerung aus Liebesun­ form of a gazelle and became his lover there­ fähigkeit beschieden. Keine Frucht, kein Schat- after. The man who only interrupts hunting at ten entsteht hieraus. Die Kaiserin muss, um night in order to sleep with her is confronted

13 nicht in die Welt des Vaters zurückgezogen zu with petrification due to inability to love. No werden, hinaus in die Menschenwelt, ihr zur fruit, no shadow results from this. So as not to Seite die Amme, die weibliche Erscheinung be drawn back into the father’s world, the der mephistophelischen Natur, die Sterblichen ­Empress must go out into the human world hassend, die Unsterblichen betrügend, aber with the nurse at her side, who is the female magisch ihrer Schutzbefohlenen hörig. In der manifestation of the Mephistophelian nature, Menschenwelt, im Hause des Färbers Barak, hating mortals, betraying the immortals but seiner sich ihm verweigernden Frau und seiner magically dependent on her ward. In the hu- grotesk-komischen Verwandtschaft, bereitet man world, in the house of the dyer Barak, his sich die Verwandlung vor, die schließlich ein- wife who refuses him and his grotesquely mündet in den Verzicht der Kaiserin auf den ­comical relatives, the transformation is being Schatten der Färberin; ein tragischer Verzicht, prepared that will eventually lead to the Em- weil er – dem Geisterspruch entsprechend – press’s renunciation of the dyer’s wife’s shad- die endgültige Versteinerung ihres Gatten mit ow. This is a tragic renunciation because – in sich führen muss. Diese aber tritt – so wenig accordance with the spirits’ ruling – it must wie in Faust II oder der Zauberflöte – am Ende lead to the definitive, permanent petrification of dieser Märchen- und Prüfungsoper nicht ein. her husband. As in Faust II and The Magic Denn: Es handelt sich eben auch um eine Flute, however, this does not occur at the end ­Er­lösungsoper. Am Ende steht die Vereinigung of this fairytale and testing opera. The reason des Getrennten in Zeit und Raum, des Ge- is that this is also an opera of redemption. ­ trennten der zerrissenen Seele, das – mit At the end is the union of the separated per- Hofmanns­thals Worten – »ewige Geheimnis sons in time and space, and of the separated der Ver­kettung alles Irdischen«. Die Durchmi- person’s torn soul; in Hofmannsthal’s words, schung der unteren und oberen Sphären, der the “eternal mystery of the linking of all worldly Tier-, Geist- und Menschenwelt, ist vollzogen things”. The mixing of the lower and upper im Geiste der Selbstüberwindung. Die Prü­ spheres, of the animal, spirit and human fungen werden bestanden: »denn es müssen worlds, is complete in the spirit of self-con-

14 Terje Stensvold – Barak alle vier gereinigt werden, der Färber und sein quest. The tests have been passed, “for all four Weib, der Kaiser und die Feentochter, zu trübe must be cleansed, the dyer and his wife, the ­irdisch das eine Paar, zu stolz und ferne der Emperor and the fairy daughter – one couple Erde das andere.« too dismally earthly, the other couple too proud Auch in dieser großangelegten dreiaktigen and far from the earth”. Märchenoper, die ein Jahr nach dem Ende des This large-scale, three-act fairytale opera, Ersten Weltkrieges uraufgeführt wurde, geht which was premiered one year after the end of es um die Verwandlung aus der Monade des the First World War, is also concerned with the geschlossenen Ichs in die Möglichkeit des – transformation out of the monad of the closed mit Buber – dialogischen Prinzips. Hofmanns- self into the possibility of the dialogical prin­ thal spricht am Schluss seines gleichnamigen ciple, as Buber called it. At the end of his Prosamärchens von der Selbstentäußerung der prose fairytale of the same name, Hofmanns­ Kaiserin, die den Tod aus der Statue des thal speaks of the self-renunciation of the ­Kaisers in ihr eigenes Herz zu kriechen wähnt, ­Empress who falsely imagines death crawling zugleich aber die Statue in ihren Armen erwa- into her own heart from the Emperor’s statue, chen fühlt. »In einem unbegreiflichen Zustand but simultaneously feels the statue awaken in gab sie sich selbst dahin und war zitternd nur her arms. “In an unimaginable state, she gave mehr da in der Ahnung des Lebens, das der up herself and was only there, tremulous, in andere von ihr empfing.« the notion of life that the other one received Das Mysterium der Dauer im Wechsel, der from her.” Selbstbewahrung in der Selbstüberwindung: The mystery of duration in fluctuation, the Die Frau ohne Schatten ist eine als Märchen ­retention of self in the overcoming of the self: drapierte Meditation über die Zeit und die in ihr The Woman without a Shadow is a meditation, wirkenden Verwandlungen. Verwandlung – clothed as a fairytale, on time and the transfor- Hofmannsthals zentrale Seinskategorie – wird mations occurring within it. Transformation – auch hier zum Thema. Verstanden als unabläs- Hofmannsthal’s central category of being – is siger, auch jenseits des Todes noch fortgesetz- the subject here. Understood as an unrelenting

16 ter Vorgang, schafft allein sie es, die Synthese process continuing even after death, it alone der Gegensätze voranzutreiben. manages to press ahead with the synthesis of Die Gegensätze, auf die die Verwandlung opposites. stößt, erweisen sich als äußerst vielfältig. Die The opposites that transformation comes up wesentlichen seien genannt: Die Antinomie against prove to be extremely multifarious. von Sein und Werden, von Ewigkeit und Here are the most essential ones: the antinomy ­Zeitlichkeit zunächst – bereits in Elektra, Der of being and becoming, of eternity and tem­ Rosenkavalier und grund­ porality – already a fundamental concept in legender Gedanke – wird in Die Frau ohne Elektra, and Ariadne on Schatten mit dem Begriffspaar Verantwortung Naxos – is initially confronted with the double und Selbstüberwindung konfrontiert. Hinzu term responsibility and self-conquest in The kommt der Dualismus von Freiheit und Fatali- Woman without a Shadow. Added to these tät, Selbstbestimmung und Schicksal. Ferner: are dualism of freedom and fatality, self-deter- der Gegensatz von blinden Eros und Mensch- mination and fate. Moreover, the opposition werdung in der bedingungslosen Liebe, »die- of blind Eros and becoming human by loving weil«, – so formuliert es Hofmannsthals Ge- ­unconditionally, “because”, – in the words of währsinstanz Sören Kierkegaard in dem 1849 ­Hofmannsthal’s authority Sören Kierkegaard in erschienenen Hauptwerk Die Krankheit zum the latter’s principal work The Sickness unto Tode – »ein Selbst haben, ein Selbst sein, ­ Death, published in 1849 – “having a self, das größte, das unendliche Zugeständnis ist, ­being a self, the greatest, the infinite confes- welches dem Menschen gemacht ist, zugleich sion made to mankind, is, at the same time, aber der Ewigkeit Forderung auf ihn«. the challenge and demand made upon him by eternity.”

17 Handlung Synopsis Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme Tamara Wilson – Die Kaiserin Brenda Rae – Die Stimme des Falken 1. AKT ACT I Der Kaiser hat vor einem Jahr seine Frau ge- The Emperor won his wife a year ago; she had wonnen, die sich aus einer von einem Pfeil ge- been transformed from a gazelle hit by an troffenen Gazelle in eine junge Frau verwandelt ­arrow into a young woman. The Empress is hat. Die Kaiserin ist die Tochter des Geister- daughter Keikobad’s, the King of the Spirit fürsten Keikobad, gehört aber trotz ihrer Heirat Realm. Despite her marriage, however, she nicht ganz zu den Menschen, weil sie keinen does not entirely belong to the human race Schatten, das Symbol von Menschennatur, ­because she does not have a shadow – the Fruchtbarkeit und Mutterschaft besitzt. Da er- symbol of human nature, fertility and mother- scheint im kaiserlichen Palast ein Bote von hood. A messenger of Keikobad arrives at the Keikobad und verkündet der Kaiserin und der Imperial Palace, announcing to the Empress die Menschen hassenden Amme, dass der and the misanthropic nurse that the Emperor ­Kaiser versteinert werde und die Kaiserin ins will be turned to stone and the Empress re- Geisterreich zurückkehren müsse, wenn es ihr quired to return to the spirit realm if she does nicht innerhalb von drei Tagen gelinge, einen not manage to acquire a shadow within three Schatten zu erhalten. Die Kaiserin beschließt, days. The Empress decides to acquire a sich bei den Menschen einen Schatten zu ­shadow from the humans in order to save her- ­erwerben, um sich und ihren Mann zu retten. self and her husband. Während der Kaiser für drei Tage zur Jagd Whilst the Emperor departs on a three-day aufbricht, um nach seinem verschwundenen hunting trip in order to seek his falcon that Falken zu suchen, veranlasst die Kaiserin die has disappeared, the Empress begs the nurse, sie vergeblich warnende Amme, zu den Men- who warns her in vain, to go to the people. schen zu gehen. Sie kommen in das Haus des They arrive at the house of the dyer Barak, Färbers Barak, dessen Frau keine Kinder will whose wife does not want any children and und dessen missgestaltete Brüder sie hassen whose deformed brothers hate her and fight und sich streiten. Kaiserin und Amme, als Mäg- amongst themselves. The Empress and de verkleidet, gelingt es, die Färberin zu bewe- the nurse, disguised as maids, manage to

19 gen, ihren Schatten für ein gutes Leben herzu- ­convince the dyer’s wife to exchange her shad- geben; sie soll sich jedoch zunächst ihrem ow for a good life; she is asked to first refuse Mann verweigern. Als dieser heimkehrt, muss her husband, how­ever. When he returns home, er sich allein auf sein Lager legen, während die he must lie alone on his bed whilst the voices Stimmen der Wächter die Gattenliebe preisen. of the watchmen praise conjugal love.

2. AKT ACT II Die beiden Gattenpaare sollen, so beschließt Keikobad decides that the two couples should Keikobad, Prüfungen unterzogen und geläutert undergo tests and be reformed because one werden, weil die einen zu lebenslustig, die an- couple is too fun-loving and the other is too deren zu stolz und erdenfern leben. Ein Jüng- proud and impractical. A youth, conjured up by ling, von der Amme herbeigezaubert, versucht the nurse, tries in vain to seduce the dyer’s vergebens, die Färberin zu verführen, die wife, who ultimately seeks help from her hus- schließlich bei ihrem Mann Hilfe sucht. Als sie band. When she confesses to having sold her gesteht, ihren Schatten verkauft zu haben, will shadow, Barak wants to kill her, but the earth Barak sie töten, doch die Erde verschlingt swallows them both up. The Emperor has been ­beide. Der Kaiser hat seine Frau vergebens ge- seeking his wife in vain and believes her to be sucht und glaubt an ihre Untreue, doch vermag unfaithful, but he is unable to kill her. The Em- er sie nicht zu töten. Die Kaiserin hat Mitleid press sympathises with Barak and dispenses mit Barak und verzichtet auf den nur mit Blut with the shadow, to be purchased only with und Schuld zu erkaufenden Schatten. Visionär blood and guilt. She has a vision that her hus- sieht sie ihren Gemahl langsam zu Stein wer- band gradually turns to stone. When an earth- den, auch sie wird, als die Erde sich öffnet, wie quake splits open the earth, also she is swept das Färberehepaar von Strömen hinweg­ away by torrents and brought before a gloomy geschwemmt und vor einen düsteren Tempel temple. gebracht.

20 3. AKT ACT III Die Kaiserin betritt den Tempel, um sich dem The Empress enters the temple in order to face Urteil ihres Vaters zu stellen, die Amme wird her father’s verdict; the nurse is sent to the zur Strafe für ihr Verhalten zu den verhassten hated human beings as a penalty for her be- Menschen geschickt. Die Färber, die ihre Taten haviour. The dyers, who have rued their actions bereuten und sich vergeben haben, werden and forgiven each other, are commanded by von Geisterstimmen aus einem unterirdischen spirit voices from an underground dungeon to Kerker nach oben befohlen, wo die Kaiserin come up to where the Empress sees her hus- ­ihren fast versteinerten Gemahl sieht. Sie wird band, who has almost turned to stone. She is aufgefordert, ihn zu befreien, indem sie vom prompted to free him by drinking from the wa- Wasser des Lebens trinkt, durch das sie end- ter of life, through which she will finally acquire lich den Schatten der Färberin erlange. Aber the shadow of the dyer’s wife. But she does sie will ihr Glück nicht mit dem Unglück ande- not wish to purchase her happiness with an- rer erkaufen, verzichtet und wird gerettet. Sie other’s unhappiness; she refuses and is saved. erhält ihren Schatten, der Kaiser erwacht zu She acquires her shadow and the Emperor neuem Leben, ebenso die Färbersleute. Mit awakens to a new life, as do the dyers. The den wieder vereinten Menschen erklingen die voices of the unborn sound forth with the re- Stimmen der Ungeborenen. united people.

21

Sabine Hogrefe – Die Färberin CD 1 ERSTER AUFZUG BOTE streng Genug: ich kam Auf einem flachen Dach über den Kaiserlichen und frage dich: ­Gärten. – Seitlich der Eingang in Gemächer matt wirft sie einen Schatten? ­erleuchtet Dann wehe dir! Amme kauernd im Dunkel Weh uns allen! [01] Licht überm See – Amme triumphierend, aber gedämpft ein fließender Glanz – schnell wie ein Vogel! – Keinen! Bei den gewalt’gen Namen! Die Wipfel der Nacht Keinen! Keinen! von oben erhellt – Durch ihren Leib eine Feuerhand wandelt das Licht, will fassen nach mir – als wäre sie gläsern. bist du es, Herr? BOTE finster Siehe, ich wache Einsamkeit um dich, bei deinem Kinde, das Kind zu schützen. nächtlich in Sorge und Pein! Vom schwarzen Wasser die Insel umflossen, BOTE tritt aus der Finsternis hervor, geharnischt, Mondberge sieben von blauem Licht umflossen gelagert um den See – Nicht der Gebieter, und du ließest, du Hündin, Keikobad nicht, das Kleinod dir stehlen! aber sein Bote! Ihrer elf Amme haben dich heimgesucht, Von der Mutter her ein neuer mit jedem schwindenden Mond. war ihr ein Trieb Der zwölfte Mond ist hinab: übermächtig der zwölfte Bote steht vor dir. zu Menschen hin! Wehe, dass der Vater Amme beklommen dem Kinde die Kraft gab, Dich hab’ ich nie gesehn.

CD 1 23 sich zu verwandeln! sie kehrt zurück Konnt’ ich einem Vogel in Vaters Arm. nach in die Luft? Amme mit gedämpftem Jubel Sollt’ ich die Gazelle Und ich mit ihr! mit Händen halten? O gesegneter Tag! Bote Doch er? Lass mich sie sehn! Bote Amme leise Er wird zu Stein! Sie ist nicht allein: Amme Er ist bei ihr. Er wird zu Stein! war nicht Daran erkenn’ ich Keikobad in zwölf Monden, und neige mich! dass er ihrer nicht hätte begehrt! Er ist ein Jäger Bote verschwindend und ein Verliebter, Wahre sie du! sonst ist er nichts! Drei Tage! Gedenk! Im ersten Dämmer Kaiser tritt in die Tür des Gemaches schleicht er von ihr, [02] Amme! wenn Sterne einfallen, Wachst du? ist er wieder da! Seine Nächte sind ihr Tag, Amme seine Tage sind ihre Nacht. – Wache und liege der Hündin gleich BOTE sehr bestimmt auf deiner Schwelle! Zwölf lange Monde war sie sein! Kaiser tritt hervor, schön, jung, im Jagdharnisch. Jetzt hat er sie noch Es dämmert schwach. drei kurze Tage! Bleib und wache, Sind die vorbei: – bis sie dich ruft! Die Herrin schläft.

24 CD 1 Ich geh’ zur Jagd. rankte ein Weib! – Heute streif’ ich O dass ich ihn wiederfände! bis an die Mondberge Wie wollt’ ich ihn ehren! – und schicke meine Hunde Den roten Falken! über das schwarze Wasser, Denn ich habe mich versündigt gegen ihn wo ich meine Herrin fand, in der Trunkenheit der ersten Stunde: und sie hatte den Leib denn als sie mein Weib geworden war, einer weißen Gazelle da stieg Zorn in mir auf und warf keinen Schatten gegen den Falken, und entzündete mir das Herz. dass er es gewagt hatte, Wollte Gott, dass ich heute auf ihrer Stirn zu sitzen meinen roten Falken wiederfände, und zu schlagen der mir damals ihre süßen Lichter! meine Liebste fing! Und in der Wut Denn als sie mir floh warf ich den Dolch und war wie der Wind gegen den Vogel und höhnte meiner – und streifte ihn, und zusammenbrechen und sein Blut tropfte nieder. – wollte mein Ross –, Amme lauernd da flog er Herr, wenn du anstellst der weißen Gazelle ein solches Jagen – zwischen die Lichter – leicht bleibst du dann fern über Nacht? und schlug mit den Schwingen ihre süßen Augen! Kaiser Da stürzte sie hin Kann sein, drei Tage und ich auf sie komm’ ich nicht heim! mit gezücktem Speer – Hüte du mir die Herrin da riss sich’s in Ängsten und sag ihr: wenn ich jage – aus dem Tierleib, es ist um sie und in meinen Armen und aber um sie!

CD 1 25 Und was ich erjage, weißen Gazelle! mit Falke und Hund, O dass ich mich nimmer verwandeln kann! und was mir fällt O dass ich den Talisman verlieren musste von Pfeil und Speer: in der Trunkenheit der ersten Stunde! es ist anstatt ihrer! Und wäre so gern Denn meiner Seele das flüchtige Wild, und meinen Augen das seine Falken und meinen Händen schlagen – sieh! – und meinem Herzen Da droben, sieh! – ist sie die Beute Da hat sich einer aller Beuten von seinen Falken – ohn’ Ende! sieh – verflogen! schnell ab Oh, sieh doch hin, der rote Falke, Morgendämmerung stärker, man hört Vogelstimmen der einst mich Amme zu einigen Dienern, die sich allmählich um mit seinen Schwingen – den Kaiser versammelt hatten ja, er ist’s! Fort mit euch! O Tag der Freude Ich höre die Herrin! für meinen Liebsten Ihr Blick darf euch nicht sehn! und für mich! Die Diener auf und hinab, lautlos Unser Falke, unser Freund! Kaiserin tritt aus dem Gemach Sei mir gegrüßt, [03] Ist mein Liebster dahin, schöner Vogel, was weckst du mich früh? kühner Jäger! Lass mich noch liegen! Er hat uns vergeben, Vielleicht träum’ ich er kehrt uns zurück. mich zurück Oh, sieh hin, in eines Vogels leichten Leib er bäumt auf! oder einer jungen, Dort auf dem Zweige –

26 CD 1 Burkhard Fritz – Der Kaiser Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme wie er mich ansieht – Kaiserin von seinem Fittich Der Kaiser muss versteinen! tropft ja Blut, ausbrechend aus seinen Augen [05] Amme, um alles, rinnen ja Tränen! wo find’ ich den Schatten! Falke! Falke! Amme dumpf Warum weinst du? Er hat sich vermessen, Stimme des Falken klagend dass er dich mache [04] Wie soll ich denn nicht weinen? zu seinesgleichen – Wie soll ich denn nicht weinen? eine Frist ward gesetzt, Die Frau wirft keinen Schatten, dass er es vollbringe. der Kaiser muss versteinen! Deines Herzens Knoten hat er dir nicht gelöst, Kaiserin ein Ungebornes Dem Talisman, trägst du nicht im Schoß, den ich verlor Schatten wirfst du keinen. in der Trunkenheit der ersten Stunde, Des zahlt er den Preis! ihm war ein Fluch eingegraben – Kaiserin gelesen einst, Weh, mein Vater! vergessen, ach! Schwer liegt deine Hand Nun kam es wieder: – auf deinem Kind. Doch stärker als andre Stimme des Falken noch bin ich! – Die Frau wirft keinen Schatten, Amme, um alles, der Kaiser muss versteinen! du weißt die Wege, Wie soll ich da nicht weinen? du kennst die Künste, Amme dumpf wiederholend nichts ist dir verborgen Die Frau wirft keinen Schatten! und nichts zu schwer. Schaff mir den Schatten!

28 CD 1 Hilf deinem Kind! buhlend um Reinheit Sie fällt vor ihr nieder der himmlischen Reiche! Uns riecht ihre Reinheit Amme streng nach rostigem Eisen Ein Spruch ist getan und gestocktem Blut und ein Vertrag! und nach alten Leichen! Es sind angerufen Und nun von hier gewaltige Namen, noch tiefer hinab! und es ist an dir, Dich ihnen vermischen, dass du dich fügest! hausen mit ihnen, unter der Gewalt ihres Blickes, stockend Den Schatten zu schaffen handeln mit ihnen, wüsst’ ich vielleicht, Rede um Rede, doch dass er dir haftet, Atem um Atem, müsstest du selber erspähn ihr Belieben, ihn dir holen. ihrer Bosheit dich schmiegen, Und weißt du auch wo? ihrer Dummheit dich bücken, ihnen dienen! Kaiserin Graust’s dich nicht? Sei es wo immer, zeig mir den Weg, Kaiserin sehr bestimmt und groß und geh ihn mit mir! Ich will den Schatten! mit großem Schwung Amme leise und schauerlich Ein Tag bricht an! Bei den Menschen! Führ mich zu ihnen: Graust’s dich nicht? ich will! Menschendunst Fahles Morgenlicht ist uns Todesluft. Amme Dies Haus, getürmt Ein Tag bricht an, den Sternen entgegen, ein Menschentag. emporgetrieben spielende Wasser Witterst du ihn?

CD 1 29 Schaudert’s dich schon? im eigenen Haus – Das ist ihre Sonne: ist mein Element! der werfen sie Schatten! Diebesseelen sind ihre Seelen – Ein Verräter Wind so verkauf’ ich schleicht sich heran, einen dem andern! an ihren Häusern Eine Gaunerin bin ich haucht er hin, unter Gaunern, an ihren Haaren Muhme nennen sie mich reißt er sie auf! und Mutter gar! allmählich Morgenrot – voll Hohn und Ziehsöhne hab’ ich Geringschätzung und Ziehtöchter viel, Der Tag ist da, hocken wie Ungeziefer auf mir! der Menschentag – Warte, du sollst was sehn! ein wildes Getümmel, gierig – sinnlos, Kaiserin ohne auf die Amme zu achten ein ewiges Trachten Weh, was fasst mich ohne Freude! grässlich an! wild und hasserfüllt Zu welchem Geschick Tausend Gesichter, reißt’s mich hinab? keine Mienen – Amme dicht an ihr Augen, die schauen, Zitterst du? ohne zu blicken – Reut dich dein Wünschen? Kielkröpfe, die gaffen, Heißest uns bleiben? Lurche und Spinnen – Lässest den Schatten dahin? uns sind sie zu schauen so lustig wie sie! Kaiserin Sie zu fassen Mich schaudert freilich, verstünde ich schon – aber ein Mut mich einzunisten – ist in mir, ihnen Streiche zu spielen der heißt mich tun,

30 CD 1 wovor mich schaudert! Feuerstätte, alles orientalisch-dürftig. Gefärbte Tücher Und kein Geschäfte an Stangen zum Trocknen aufgehängt da und dort; außer diesem, Tröge, Eimer Zuber, an Ketten hängende Kessel, gro- das wert mir schiene ße Schöpflöffel, Rührstangen, Stampfmörser, Hand- besorgt zu werden! mühlen; Büschel getrockneter Blumen und Kräuter Hinab mit uns! aufgehängt, anderes dergleichen an den Mauern auf- geschichtet, Farbmassen in Pfützen auf dem Lehm­ Das Morgenrot flammt voll auf boden; dunkelblaue, dunkelgelbe Flecke da und dort. Beim Aufgehen des Vorhanges liegt der Einäugige auf Amme dem Einarmigen, würgt ihn. Der Junge, Verwachsene Hinab denn mit uns! sucht den Einäugigen wegzureißen. Die Färbersfrau Die Geleiterin hast du kommt von rückwärts herzu, sucht nach einem Zuber, dir gut gewählt, die Streitenden mit Wasser zu beschütten. Töchterchen, liebes, warte nur, warte! Einäugiger schlägt auf den unter ihm Liegenden Um ihre Dächer [07] Dieb! Da, nimm! versteh’ ich zu flattern, Unersättlicher Nehmer! durch den Rauchfang Einarmiger unten, röchelnd weiß ich den Weg, Reiß ihn nach hinten! und ihrer Herzen Hund den! Mörder! verschlungene Pfade, Krümmen und Schlüfte, Buckliger die kenne ich gut. Zu Hilfe, Bruder! Sie würgen einander! [06] Sie tauchen hinab in den Abgrund der Men- Frau beschüttet sie schenwelt, das Orchester nimmt ihren Erdenflug auf. Schamlose ihr! Der Zwischenvorhang schließt sich rasch. Eines Hundes Geschick über euch! Verwandlung Die drei Brüder, auf das Tun der Frau, auf und ausein- Im Hause des Färbers. Ein kahler Raum, Werkstatt ander; fauchen, an der Erde hockend, gegen die Frau. und Wohnung in einem. Hinten links das Bett, hinten rechts die einzige Ein- und Ausgangstür. Vorne die

CD 1 31 Sabine Hogrefe – Die Färberin Einäugiger Daran will ich erkennen, Willst du uns schmähen, Hergelaufene! was ich dir wert bin. Du Tochter von Bettlern, wer bist denn du? Barak weiter schaffend Unser waren dreizehn Kinder, Hier steht die Schüssel, aber für jeden Armen, der kam, aus der sie sich stillen. standen die Schüsseln und dampften von Fett! Wo sollten sie herbergen, Buckliger wenn nicht in Vaters Haus? Was hebst du die Hand gegen uns, du Schöne, Frau schweigt böse. bist doch unserm Bruder mit Lust zu Willen! Barak wie vorher ohne aufzusehen Kinder waren sie einmal, Einarmiger hatten blanke Augen, gerade Arme, Lass sie, Bruder, was ist ein Weib! einen glatten Rücken. Barak, der Färber tritt eben in die Tür. Aufwachsen hab’ ich sie sehn in Vaters Haus. Frau Aus dem Haus mir mit diesen! Frau ihn höhnend Du, schaff sie mir fort! Für dreizehn Kinder Oder es ist meines Bleibens nicht länger bei dir! standen die Schüsseln dampfend vor Fett – Barak gelassen kam noch ein Bettler, Hinaus mit euch! Platz war für jeden! Ist Zeug zum Schwemmen Sie hält sich die Ohren zu. zehn Körbe voll, was lungert ihr hier? Barak holt ein Tau, den Pack zu schnüren; hält inne, sieht sie an Die drei Brüder gehen ab. – Barak schichtet gefärbte Speise für dreizehn, Tierhäute übereinander zu einem mächtigen Haufen. wenn es not tut, Frau schaff’ ich auch [08] Sie aus dem Hause, mit diesen zwei Händen! und das für immer, hat sich aufgerichtet, steht dicht bei ihr oder ich.

CD 1 33 Gib du mir Kinder, dass sie mir hocken und ich hab’ siebenmal gegessen um die Schüsseln zu Abend, von dem, was sie gesegnet hatten, es soll mir keines hungrig aufstehn. und wenn du seltsam bist Und ich will preisen ihre Begierde und anders als sonst – und danksagen im Herzen, ich preise die Seltsamkeit dass ich bestellt ward, und neige mich damit ich sie stille. zur Erde Er tritt näher, rührt sie leise an. vor der Verwandlung! Wann gibst du mir O Glück über mir die Kinder dazu? und Erwartung und Freude im Herzen! Die Frau hat sich abgekehrt; wie er sie anrührt, Er kniet nieder zur Arbeit. ­schüttelt sie’s. Frau Barak arglos, behaglich Ei du, ’s ist dein Mann, der vor dir steht – Triefäugige Weiber, die Sprüche murmeln, soll dich der nicht anrühren dürfen? haben nichts zu schaffen mit meinem Leib, Frau ohne ihn anzusehen und was du gegessen hast vor Nacht, Mein Mann steht vor mir! Ei ja, mein Mann, hat keine Gewalt über meine Seele. ich weiß, ei ja, ich weiß, was das heißt! leise Bin bezahlt und gekauft, es zu wissen, [09] Dritthalb Jahr und gehalten im Haus bin ich dein Weib – und gehegt und gefüttert, und du hast keine Frucht damit ich es weiß, gewonnen aus mir und will es von heut ab nicht wissen, und mich nicht gemacht verschwöre das Wort und das Ding! zu einer Mutter. Gelüsten danach Barak hab’ ich abtun müssen Heia! Die guten Gevatterinnen, von meiner Seele: haben sie nicht die schönen Sprüche Nun ist es an dir, gesprochen über deinen Leib,

34 CD 1 abzutun Gelüste, Barak nickt ihr gutmütig zu, ohne auf ihre letzten die dir lieb sind. ­Worte zu hören; indem er unter der gewaltigen Last schwer gehend, den Weg zur Tür nimmt, für sich Barak mit ungezwungener Feierlichkeit und Trag’ ich die Ware mir selber zu Markt, ­Frömmigkeit des Herzens spar’ ich den Esel, der sie mir schleppt! Aus einem jungen Mund Er geht. gehen harte Worte und trotzige Reden, Die Frau, allein, hat sich auf ein Bündel oder einen aber sie sind gesegnet Sack gesetzt, der vorne liegt. – Ein Heranschweben, mit dem Segen der Widerruflichkeit. ein Dämmern, ein Aufblitzen in der Luft. – Die Amme, in einem Gewand aus schwarzen und weißen Flicken, Ich zürne dir nicht die Kaiserin, wie eine Magd gekleidet, stehen da, und bin freudigen Herzens, ohne dass sie zur Tür hereingekommen wären. und ich harre und erwarte Frau ist jäh auf den Füßen die Gepriesenen, [10] Was wollt ihr hier? die da kommen. Wo kommt ihr her? Barak hat den gewaltigen Pack zusammengeschnürt, Amme nähert sich demütig, ihr den Fuß zu küssen hebt ihn auf den Herd und lädt ihn von da, indem er Ach! Schönheit ohnegleichen! sich bückt und das Ende des Strickes vornüberzieht, Ein blitzendes Feuer! auf seinen Rücken, beladen richtet er sich auf. Oh! Oh! Meine Tochter, vor wem stehen wir? Frau finster vor sich Wer ist diese Fürstin, wo bleibt ihr Gefolge? Es kommen keine Wie kommt sie allein in diese Spelunke? in dieses Haus, Sie hebt sich furchtsam aus der fußfälligen Lage. viel eher werden welche hinausgehn Verstattest du die Frage, meine Herrin? und schütteln den Staub von ihren Sohlen. War dieser einer von deinen Bedienten fast tonlos oder von deinen Botengängern, Also geschehe es, der Große mit einem Pack auf dem Rücken, lieber heute als morgen. solch ein Vierschrötiger, nicht mehr Junger, mit gespaltenem Maul und niedriger Stirne?

CD 1 35 Frau Amme mit gespieltem Erstaunen, indem sie die Du Zwinkernde, die ich nie gesehn ­Kaiserin fortzieht und weiß nicht, wo du hereingeschlüpft bist – Wehe, mein Kind, und fort mit uns! dich durchschaue ich so weit: Du weißt ganz wohl, Diese weist uns von sich und will nicht unsere dass dieser der Färber und mein Mann ist, Dienste. und dass ich hier im Hause wohne. Sie kennt das Geheimnis und will unser spotten, fort mit uns! Amme springt auf die Füße, wie in maßlosem ­Erstaunen Frau steht jäh auf O meine Tochter, starre und staune! Welches Geheimnis, Die wäre das Weib des Färbers Barak? du Unsagbare du! Heran, meine Tochter, es wird dir verstattet: Bei meiner Seele und deiner, betrachte dir diese Wimpern und Wangen, welches Geheimnis? betrachte dir diesen Leib in der Schlankheit Amme neigt sich tief des ganz jungen Palmbaums und schreie: Das Geheimnis des Kaufs Wehe! und das Geheimnis des Preises, Kaiserin um den du dir alles erkaufst. Ich will den Schatten küssen, den sie wirft! Frau Amme Bei meiner Seele und dem Jüngsten Tag, Wehe! Und das soll ihm Kinder gebären! ich weiß von keinem Kauf, ich weiß von keinem Und das soll einsam hier verkümmern! Preis! O des blinden Geschicks und der Tücke des Amme ­Zufalls! O meine Herrin, soll ich dir glauben, Frau geht ängstlich vor ihr zurück dass du deinen Schatten, Weh, dass du gekommen bist, meiner zu höhnen! dies schwarze Nichts Was redest du da und was starrst du auf mich hinter dir auf der Erde, und willst mich zu einer Närrin machen dass dir dies Ding ohne Namen nicht feil ist – vor Gott und den Menschen. auch nicht um unvergänglichen Reiz Sie weint. und um Macht ohne Schranken über die Männer? 36 CD 1 Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme Tamara Wilson – Die Kaiserin Frau dreht sich nach ihrem Schatten um Dort überm Trog Der gekrümmte Schatten mach’ ich mein Haar! eines Weibes, wie ich bin! Amme Wer gäbe dafür Verstattest du, auch nur den schmählichsten Preis? ich schmücke dich! Amme Sie legt ihr die Hand auf die Augen; sogleich ist sie Alles, du Benedeite, alles selbst samt der Frau verschwunden. An Stelle des zahlen begierige Käufer, du Herrin, Färbergemaches steht ein herrlicher Pavillon da, in wenn eine Unnennbare deinesgleichen dessen Inneres wir blicken: es ist das Wohngemach abtut ihren Schatten und gibt ihn dahin! einer Fürstin. Der Boden scheint mit einem Teppich in Ei! Die Sklavinnen und die Sklaven, den schönsten Farben bedeckt, doch sind es Sklavin- so viele ihrer du verlangest, nen in bunten Gewändern. Sie heben sich nun von und die Brokate und Seidengewänder, der Erde, lauschen kniend nach rückwärts, rufen mit in denen du stündlich wechselnd prangest, süßen, wie ein ineinanderklingenden und die Maultiere und die Häuser Stimmen: und die Springbrunnen und die Gärten Dienerinnen und deiner Liebenden nächtlich Gedränge [11] Ach, Herrin, süße Herrin! Aah! und dauernde Jugendherrlichkeit für ungemessene Zeit – Durch eine kleine Tür rückwärts, links, tritt die Frau, dies alles ist dein, geführt von der Amme, in das Gemach. Sie ist fast du Herrscherin, nackt, in einen Mantel gehüllt, gleichsam aus dem gibst du den Schatten dahin! Bade kommend, sie trägt das Perlenband ins Haar Sie greift in die aufblitzende Luft und reicht der Frau gewunden. Sie geht mit der Amme durch die knien- ein köstliches Haarband aus Perlen und Edelsteinen. den Sklavinnen quer durch, an einen großen, ovalen Metallspiegel, der rechts vorne steht. Dort setzt sie Frau sich und sieht sich mit Staunen. Dies in mein Haar? Du Liebe, du! – Stimme der Kaiserin Doch ich armes Weib, Willst du um dies Spiegelbild ich hab keinen Spiegel! nicht den hohlen Schatten geben?

38 CD 1 Stimme des Jünglings gleichsam antwortend Die Amme sieht sich um, winkt die Kaiserin heran, Gäb ich um dies Spiegelbild gleichsam als Zeugin. – Die Frau kann ihre Ungeduld doch die Seele und mein Leben! kaum bemeistern. Frau Amme O Welt in der Welt! O Traum im Wachen! [12] Hat es dich blutige Tränen gekostet, dass du dem Breitspurigen keine Kinder geboren Wie die Frau den Mund auftut, verbleicht alles und hast? beginnt zu entschwinden. Und lechzt dein Herz darnach bei Tag und Nacht, Dienerinnen dass viele kleine Färber durch dich eingehen Weh! Zu früh! sollen in diese Welt? Herrin! Ach Herrin! Soll dein Leib eine Heerstraße werden und deine Schlankheit ein zerstampfter Weg? Das Färberhaus steht wieder da, die Amme wie frü- Und sollen deine Brüste welken her, die Kaiserin seitlich; die Färberin in ihrem ärm­ lichen Gewand – der Schmuck ist verschwunden – und ihre Herrlichkeit schnell dahin sein? klammert sich taumelnd an die Amme. – Die Amme Frau leise und die Kaiserin wechseln einen Blick. Meine Seele ist satt worden der Mutterschaft, Frau sehr aufgeregt eh’ sie davon verkostet hat. Und hätt’ ich gleich Ich lebe hier im Haus, den Willen dazu – und der Mann kommt mir nicht nah! wie tät’ ich ihn ab So ist es gesprochen und gäb’ ihn dahin – und geschworen den an der Erde, in meinem Innern. ihn, meinen Schatten? Amme Nein, sag doch schnell! Abzutun Nein, schnell doch, schnell, Mutterschaft du Kluge, du Gute! auf ewige Zeiten Jetzt sag es, schnell! von deinem Leibe! Dahinzugeben mit der Gebärde

CD 1 39 der Verachtung und die Springbrunnen und die Gärten die Lästigen, und Gewölbe voll Tonnen Goldes – die da nicht geboren sind! Frau unterbricht sie jäh So ist es gesprochen Still und verschwiegen: und so geschworen! ich höre meinen Mann, der wiederkommt! Du Seltene du! finster Du erhobene Fackel! Nun wird er verlangen nach seinem Nachtmahl, O du Herrscherin, o du Gepriesene unter den das nicht bereit ist, Frauen, und nach seinem Lager, nun sollst du es sehn und es erleben: fast tonlos angerufen werden das ich ihm nicht gewähren will. gewaltige Namen und ein Bund geschlossen Amme hastig und gesetzt ein Bann! Du bist nicht allein: Tage drei Dienerinnen hast du, dienen wir dir diese und mich. hier im Haus, Morgen zu Mittag diese und ich, stehn wir dir in Dienst: dies ist gesetzt! als arme Muhmen Sind die vorbei, musst du uns grüßen, dem Dienst zum Lohn nach Mitternacht nur, von Mund zu Mund, indessen du ruhest, von Hand zu Hand entlässest du uns mit wissender Hand für kurze Frist, und willigem Mund das braucht niemand zu wissen! gibst du den Schatten Jetzt schnell, was nottut! uns dahin Ein Windstoß durchfährt plötzlich den Raum, den die und gehest ein allmählich einsetzende Dämmerung in Halbdunkel in der Freuden Beginn! getaucht hat. Und die Sklavinnen und die Sklaven

40 CD 1 Amme befehlend Kinderstimmen dringender Fischlein fünf aus Fischers Zuber, Wir sind im Dunkel und in der Furcht! wandert ins Öl, Mutter, Mutter, lass uns ein! und Pfanne empfang’ sie! Oder ruf den lieben Vater, Feuer, rühr dich! dass er uns die Tür auftu’! Hierher, du Bette des Färbers Barak! Frau in großer Angst Und fort mit den Gästen, von wo sie kamen! O fänd’ ich Wasser, Die Amme hat befehlend in die Hände geschlagen, dies Feuer zu schweigen! lautlos. – Die Fischlein fliegen blinkend durch die Luft Die Flamme unterm Herd wird zusehends ­schwächer. herein und landen in der Pfanne, das Feuer unterm Herd flammt auf, die Hälfte des ehelichen Lagers hat Kinderstimmen verhauchend sich abgetrennt, und es ist ganz im Vordergrund eine Mutter, o weh! Dein hartes Herz! schmälere Lagerstatt für einen einzelnen erschienen, indessen hinten das Lager der Frau durch einen Vor- Die Frau sinkt vorne auf ein Bündel, wischt sich den hang verhängt erscheint – und indes dies alles ge- Angstschweiß von der Stirne. schah, sind die Amme selbst und die Kaiserin lautlos Barak erscheint in der Tür mit einem vollgepackten durch die Luft verschwunden. Der Feuerschein fla- Korb beladen; für sich, behaglich ckert durch den dämmernden Raum. Die Frau steht [14] Trag’ ich die Ware mir selber zu Markt, allein und starr vor Staunen. Plötzlich ertönen aus der spar’ ich den Esel, der sie mir schleppt. Luft, als wären es die Fischlein in der Pfanne, ängst- lich fünf Kinderstimmen. Die Frau hebt sich mühsam, geht nach hinten an ihr Lager, hebt den Vorhang und sagt nichts. Kinderstimmen [13] Mutter, Mutter, lass uns nach Hause! Barak kommt nach vorne Die Tür ist verriegelt, wir finden nicht ein, Ein gepriesener Duft wir sind im Dunkel und in der Furcht! von Fischen und Öl. Mutter, o weh! Was kommst du nicht essen? Frau in höchster Angst über das Unbegreifliche, Frau von rückwärts ­ratlos um sich blickend Hier ist dein Essen. Was winselt so grässlich Ich geh’ zur Ruh’. aus diesem Feuer? Hier ist jetzt dein Lager. CD 1 41 Barak wird’s gewahr, gemäßigt unwillig Stimmen der Wächter Mein Bette hier? Wer hat das getan? Ihr Gatten, die ihr liebend euch in Armen liegt, ihr seid die Brücke, überm Abgrund ausgespannt, Frau von ihrer Stelle auf der die Toten wiederum ins Leben gehn! Von morgen ab schlafen zwei Muhmen hier, Geheiligt sei eurer Liebe Werk! denen richt’ ich das Lager zu meinen Füßen Barak horcht abermals, nach rückwärts gewendet, als meinen Mägden. So ist es gesprochen, vergeblich; er seufzt tief auf und streckt sich zum und so geschieht es. Schlaf hin Sie zieht den Vorhang vor. Sei’s denn! Barak indem er resigniert ein Stück Brot aus dem Gewand zieht, und, dieses essend, sich auf die Erde setzt Sie haben mir gesagt, dass ihre Rede seltsam sein wird und ihr Tun befremdlich die erste Zeit. Aber ich trage es hart, und das Essen will mir nicht schmecken. Stimmen der Wächter [15] Ihr Gatten in den Häusern dieser Stadt, liebet einander mehr als euer Leben und wisset: nicht um eures Lebens willen ist euch die Saat des Lebens anvertraut, sondern allein um eurer Liebe willen! Barak indem er sich umwendet Hörst du die Wächter, Kind, und ihren Ruf? Keine Antwort

42 CD 1 Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme CD 2 ZWEITER AUFZUG Frau ruhig Im leeren Herzen wohnet keiner, Des Färbers Wohnung. Die Brüder blicken zur Tür und geschmückt hab’ ich mich ­herein, bepackt. Der Färber belädt sich, die Kaiserin, für den Spiegel. als Magd, hilft ihm dabei. Amme verschlagen Amme läuft an die Tür neigt sich bis zur Erde vor dem Färber Hören ist Verstehen, [01] Komm bald wieder nach Haus, mein o meine Herrin! ­Gebieter, So sprech’ ich von dem Sehnsuchtsverzehrten, denn meine Herrin verzehrt sich vor , dem deines offenen Haares Wehen – wenn du nicht da bist! in Träumen geahnt, doch niemals gesehen – Barak geht. Die Amme läuft zur Frau hinüber. die Knie löst vor Furcht und Bangen: leise Die Luft ist rein und kostbar die Zeit! verstatte, dass ich diesen rufe Wie ruf’ ich den, der nun herein soll? zur Schwelle der Sehnsucht und der Erhörung! Die Frau hat sich gesetzt und das Tuch, mit dem ihr Frau steht auf Kopf umwunden war, gelöst, ihr Haar ist mit Perl- Ich weiß von keinem Manne außer ihm, schnüren durchflochten. Die Kaiserin kniet vor ihr, hält der aus dem Hause ging. ihr den Spiegel. Oh, du meine Herrin seit diesem Tage, Amme dicht an ihr gib mir doch Antwort! O du Augapfel meiner Träume! Wie sind deine Bräuche? Den flüchtig Begegneten, heimlich Ersehnten, Soll diese laufen? den du mit niedergeschlagenen Augen Oder ruf’ ich ihn? dennoch ansahest – und warst ihm zu Willen Mit einem sehnsüchtigen Ruf? in deinen Gedanken – erbarme dich seiner! Oder einem fröhlichen? Frau errötend, verwirrt Frau scharf Wer bist denn du? Auf wen geht die Rede? Wie nimmst du mich denn? Amme leise Amme schnell, triumphierend Auf den, der thronet in deinem Herzen, Wir bringen ihn dir, und für den du dich schmückest! zu dem du jetzt eben

44 CD 2 mit süßem Erröten Amme leise dein Denken geschickt! Zu gutem Handel und dir zu Gewinn. Frau Sie gleitet zur Frau hin, birgt den Strohwisch ­ Lachen muss ich hinterm Rücken. über dich! Geschlossen dein Aug’ Wenn ich dir sage: und geöffnet dein Herz, ich weiß kaum die Gasse, du Liebliche, du! wo ich ihn traf, Sie wirft den Strohwisch über die Frau. Es blitzt auf nicht das Viertel der Stadt und nachher bleibt das Licht verändert. noch seinen Namen! Kaiserin vor sich, flüsternd, währenddem die Frau Amme laut denkt Nun schließ deine Augen Sind so die Menschen? und ruf ihn dir! So feil ihr Herz? Und schlägst du sie auf, steht er vor dir! Amme Kielkröpfe und Molche Frau ihren Gedanken nachhängend sind zu schauen Nur, dass ich auf einer Brücke ging so lustig als sie! unter vielen Menschen, als einer mir entgegenkam, Frau mit geschlossenen Augen, monologisch ein Knabe fast, ­fortlaufend der meiner nicht achtete – – Der meiner nicht achtete mit hochmütigem Blick – Amme nimmt verstohlen einen Strohwisch und des ich gedachte vom Boden heimlich, zuweilen, Du Besen, leih mir die Gestalt! um Träumens willen! Und Kessel du, leih mir deine Stimme! Amme entschieden Kaiserin zur Amme Es ist an der Zeit, Weh! Muss dies geschehen herbei, mein Gebieter! vor meinen Augen?

CD 2 45 Sie klatscht in die Hände. Es steht ein Jüngling da, Chor aus der Luft wie entseelt. Zwei kleine dunkle Gestalten stützen Sei schnell, mein Gebieter! ihn, die sogleich verschwinden. Und kühn, du Herrin! Frau mit offenen Augen Unsagbar fliehend Er und der gleiche! ist das Glück! Und doch nicht! Die Amme läuft zur Kaiserin hin, zieht sie nach ­rückwärts. Amme dicht bei dem Jüngling, der allmählich sich ­belebt Kaiserin macht sich jäh los, horcht hinaus Um ihretwillen Ach! Wehe! Dass sie sich treffen müssen, bist du hier, der Dieb und der, dem das Haus gehört, du Vielersehnter! der mit dem Herzen und der ohne Herz! läuft zur Frau hinüber Wie ist dir Amme läuft nach vorne um jede Stunde, Voneinander! da du diesen Ihr ist gegeben, nicht gekannt hast? zu hören, was fern ist, sie meldet: der Färber Frau kehrt nach Hause! Ich will hinweg Sie wirft ihren Mantel über den Jüngling, der Raum und mich verbergen! verdunkelt sich jäh, und als es wieder hell wird, ist Der Jüngling steht gesenkten Kopfes. – der Knabe verschwunden. Zu der Amme Füßen liegt Die Frau hebt unwillkürlich die Hände gegen ihn. der Strohwisch, den sie aufnimmt und in einer Mauer- nische verbirgt. zwischen beiden Amme Die Tür geht auf, Barak tritt ein, eine riesengroße kup- Sei schnell, mein Gebieter! ferne Schüssel auf den Armen tragend, ihm voraus Und kühn, du Herrin! der Einäugige, den Dudelsack spielend, der Bucklige, Unsagbar fliehend bekränzt und ein großes Weingefäß schleppend, der ist solches Glück! Einarmige, mit noch einer kleineren Schüssel, Bettel- kinder drängen sich ihnen nach zur Tür herein.

46 CD 2 Terje Stensvold – Barak Sabine Hogrefe – Seine Frau Barak stolz und glücklich auf die Frau zu und er hat nichts, [02] Was ist nun deine Rede, wohin er sich flüchte, du Prinzessin, als in seine Tränen! vor dieser Mahlzeit, Das ist meine Rede, du Wählerische? du glückseliger Barak! Die Frau kehrt ihm den Rücken. Die Tränen überwältigen sie, sie setzt sich abseits und verbirgt ihr Gesicht in den Händen. Die Brüder haben sich rechts in eine Reihe gestellt O Tag des Glücks, o Abend der Gnade! Barak hat seine Schüssel auf die Erde gestellt, nach Das war ein Einkauf! einer Pause der Resignation Schlag ab, du Schlachter, ab vom Kalbe Esset, ihr Brüder, und lasset euch wohl sein! und ab vom Hammel! Und her mit dem Hahn! Ihre Zunge ist spitz, und ihr Sinn ist launisch, Du Bratenbrater, heraus mit dem Spieß! aber nicht schlimm – Heran, du Bäcker, mit dem Gebackenen und ihre Reden sind gesegnet und du, Verdächtiger, her mit dem Wein! mit dem Segen der Widerruflichkeit Wenn wir einkaufen, das ist ein Einkauf! um ihres reinen Herzens willen O Tag des Glücks, o Abend der Gnade! und ihrer Jugend. Die Brüder lagern auf der Erde und haben sich über Bettelkinder fallen ein die Schüsseln hergemacht, die Bettelkinder um sie; O Tag des Glücks, o Abend der Gnade! Barak stopft den Kindern gute Bissen in den Mund. Frau ohne Barak voll anzusehen In der Tür sammeln sich Nachbarn, alte Weiber, Krüp- Wahrlich, es ist angelegt pel, noch mehr Kinder an, auch Hunde. – Barak winkt aufs Zertreten des Zarten, die Magd heran. und es siegt das Plumpe, Komm her, du stillgehende Muhme, und dem, der Brot will, da ist für dich! wird ein Stein gegeben! Und geh hin zu der Frau: Und wer von der Schüssel der Träume kostete, ob sie nicht will vom Zuckerwerk zu dem treten Tiere oder vom Eingemachten mit Zimmet. und halten ihm den Wegwurf hin Die Kaiserin schickt sich an, zu der Frau hinüber­ vom Tisch des Glücklichen, zugehen.

48 CD 2 Frau fährt auf dass ihr lebt! Meinen Pantoffel in dein Gesicht, Es ist euch gegönnt, du Schleichende! und ihr seid mir Bitternis will ich tragen im Mund anstatt der Kinder! und nicht sie verzuckern! Bettelkinder neigen sich vor Barak Was brauch’ ich Gewürze, Oh, du Färber unter den Färbern der Gram verbrennt mich! und unser aller Vater! Um der grausamen Tücke willen O Tag des Glücks, und des erbärmlichen Geschickes! o Abend der Gnade! Die Brüder unter dem Essen, durcheinander Wer achtet ein Weib [03] Verwandlung und Geschrei eines Weibes? Das Kaiserliche Falknerhaus, einsam im Walde. Aber der Langmütige, Mondlicht zwischen den Bäumen. Der Kaiser kommt der bist du von je! geritten, steigt leise vom Pferde, nähert sich lautlos, Und der Großmütige bleibt hinter einem Baum verborgen, von wo er den vom Mutterleib! Eingang und das eine Fenster des kleinen Hauses vor Und der Wohltätige! Augen hat. Die Tür ist geschlossen. Und der Freigebige! Kaiser Das bist du! [04] Falke, Falke, du wiedergefundener – Oh, unser aller Vater! wo führst du mich hin, kluger Vogel? O Tag des Glücks, »Das Falknerhaus, einsam im Walde, o Abend der Gnade! soll die drei Tage mir Wohnung sein – neigen sich, halbtrunken, küssen die Erde vor Barak niemand um mich als die Amme allein, Barak zugleich mit ihr und ihnen; fromm, mit ferne den Menschen, verborgen der Welt –« ­ungesuchter Feierlichkeit So schrieb meine Frau – sie gab’s dem Boten, Hier ist vom Guten, künstlich ihr Haarband umflocht den Brief. lasset euch wohl sein, Nun führst du mich über Berg und Fluss meine Brüder, hierher den Weg, Seltsamer du – und freuet euch, Soll ich mich bergen hier im Schatten

CD 2 49 als ihr Jäger immerdar? Er stößt den Pfeil wieder in den Köcher, zieht das Hast du darum mich hergeführt? Schwert halb aus der Scheide. Schläft sie? Mich dünkt, das Haus ist leer! Schwert, mein Schwert, du musst auf sie! Falke, mein Falke, was ist mir das? Weh, ihren Gürtel hast du gelöst Wo ist deine Herrin zu nächtiger Zeit? du bist nicht, der sie töten darf! Falke, mir ist: zur unrechten Stunde Er stößt das Schwert wieder in die Scheide. hast du mich hierhergeführt. – Und meine nackten Hände! Weh! er lauscht Meine Hände vermögen es nicht! Still, mein Falke, und horch mit mir! Wehe, o weh! Es kommt gegangen, es kommt geschwebt Auf, mein Pferd, und du, Falke, voran! ist das die Beute, die du mir schlägst? Und führ mich hinweg von diesem Ort, Stille – wohin dein tückisches Herz dich heißt, führ mich ins öde Felsengeklüft, Die Amme, hinter ihr die Kaiserin, kommen zwischen wo kein Mensch und kein Tier meine Klagen hört! den Bäumen herangeschwebt und stehen zwischen Wehe, o weh! den Bäumen; sie sind mit wenigen lautlosen Schrit- ten auf der Schwelle, die Amme öffnet, sie schlüpfen ins Haus, das sich von innen erleuchtet. Verwandlung Des Färbers Wohnung. Barak schafft. Die Frau Kaiser und die Amme tauschen ungeduldige Blicke. O weh, Falke, o weh! Wo kommt sie her! Wehe, o weh! Frau halblaut vor sich hin Menschendunst hängt an ihr, [05] Es gibt deren, die haben immer Zeit, Menschenatem folgt ihr nach, und ist der Markt vorbei, wehe, dass sie mir lügen kann – so kommen sie auch noch zurecht. wehe, dass sie nun sterben muss! Barak wendet den Kopf nach ihr Er zieht einen Pfeil aus dem Köcher Schon geh’ ich. Es ist heiß. Ich habe schwer Pfeil, mein Pfeil, du musst sie töten, ­geschafft die meine weiße Gazelle war! seit diesem Morgen, und nicht viel vor mich Weh! Da du sie ritztest, ward sie ein Weib! ­gebracht. Du bist nicht, der sie töten darf. Gib mir zu trinken, Frau!

50 CD 2 Frau ohne sich zu wenden Amme läuft zu ihr leise Sind Mägde da. Herrin, halt inne mit Schreien und Zürnen! Ich hab’ ihm einen Schlaftrunk eingeschüttet! Die Amme gießt ein, tut verstohlen einen Saft in den Trunk. Frau Wer hieß dich das tun? Barak ohne hinzusehen ängstlich Gibst du mir nicht? Barak! Barak! Die Amme gibt der Kaiserin das Gefäß. Die Frau, mit Sie geht hinüber und sieht den Schlafenden an. ausgestrecktem Arm, heißt sie, es dem Herrn zu brin- gen. – Die Kaiserin bringt es hin. Amme zieht sie weg Er schläft bis an den Morgen. Ihm ist wohl. Barak trinkt Viel schöne Stunden, Herrin, sind vor dir. Mich schläfert. Es ist heiß. Frau Frau vor Ungeduld, singt höhnisch vor sich hin Wer hat dich gelehrt, welche Stunde mir schön Sag: ich geh’ – und bleibe sitzen! heißt? Sag: ich tu’ – und lass es sein! Ich will ausgehen! Du bleib dahinten. Bin ich doch der Herr im Haus! Ich will nicht in deinen Händen sein, Hab’ es halt, so ist es mein, und dass du ausspähest Haus und Herd und Bett und Weib! all mein Verborgenes, Barak ohne Zorn du alte weiß und schwarz gefleckte Schlange! Mich schläfert sehr. Ich muss hier liegen, Frau. Amme Zu Abend – dann – – trag’ ich – die Ware zu Willst du den in der Ferne suchen, Herrin, Markt. der deiner harret und deines Winkes? schläft auf einem Sack Kräuter ein Gewähre: ich breit’ ihn vor deine Füße – Frau höhnisch wild singend und sprich es aus: er darf heran! Und sparst den Esel, der sie dir schleppt! Frau spitz und scharf Sparst den Esel, der dir sie schleppt! Spräch’ ich es aus und spräche einerlei Rede mit dir, es wäre einerlei Rede nicht.

CD 2 51 Tamara Wilson – Die Kaiserin Der darf wohl heran, der, den ich meine – vor meiner Herrin! doch eben von dir Der Macht ist zu viel! darf nichts heran: Zu jäh die Gewalt! darum auch er nicht. kniet nieder, verhüllt sich allmählich in verändertem Ton Frau mit verstellter Härte, ohne den Jüngling eines Von ihm darf heran, Blickes zu würdigen was du nie wahrnimmst: Wer heißt eine alte Vettel wissen, was nie an deiner was ihr zu wissen nicht getan ist? Hand sich mir naht. mit gespielter Verachtung, indem sie den Jüngling mit träumerisch, sehnsüchtig einem koketten Blick streift Von wo der Strand Meine Tücher her! Ich war gewillt, ins Freie nie betreten wurde, und auf dem Fluss zu fahren in der Kühle. beträte ihn einer als wollte sie fort von dort her, dem wehrte keine Mauer Amme zu ihr, umschlingt ihre Füße; dringend, feurig und kein Riegel. Peinvoll süße Unruh’ treibt dich umher. Amme schnell Gewillt bist du zu nichts, Ich ruf’ ihn! als zu Süßem gewillt zu sein Ein Dunkelwerden, ein Blitz. Die Amme führt an ihrer jetzt und hier! Hand die Erscheinung des Jünglings heran. gleichsam ins Feuer blasend, nicht ohne kupplerisch- dämonische Größe Frau Wer teilhaftig ist der Wonne, [06] Schlange, was hab’ ich der fürchtet auch den Tod nicht, mit dir zu schaffen! denn er hat gekostet von der Ewigkeit, und solchen, aber wie er dahin gelangt ist, die du bringest! das ist ihm vergessen! Jüngling mit geisterhafter hoher Stimme Jüngling Wer tut mir das, Bin ich dir ferne, so ist’s deine Nähe, dass ich jäh muss stehen die mich zerbricht,

CD 2 53 bin ich vor dir, so wirst du unnahbar, Barak erwacht aus der Betäubung, richtet sich auf und deine Ferne ist’s, die mich tötet! Was schlief ich so schwer? Wer rüttelt mich auf? Er fällt nach rückwärts wie ein Ohnmächtiger. Frau Frau wie unbewusst Du sollst nicht schlafen am hellen Tag! Ich habe geträumt, dass ich zu dir fliege Sollst wahren dein Haus mit unablässigen Küssen vor Dieben und Räubern wie eine Taube, die ihr Junges füttert – und meiner achten! und mein Traum hat dich getötet! Geschieht mir dergleichen Sie beugt sich über ihn, will sanft die Hände von sei- von dir noch einmal, nem Gesicht lösen; sein Blick trifft sie, seine Hand so ist meines Bleibens zuckt, die ihrige festzuhalten. Sie fährt mit einem hier nicht länger! Schrei zurück. – Die Amme will die Kaiserin mit sich Verstehst du mich? ziehen, zur Türe hinaus. jäh verwandelt Barak steht aufrecht, blickt wild um sich Weh mir, wohin! Sind Räuber hier? Den Hammer dort! Verräterinnen! Ihr Brüder her! Zum Bruder her! Hierher! Zu mir! Frau windet ihm den Hammer aus der Hand Sind die Toten lebendig, Lass du dein Schreien und tölpisch Gehaben! so sind wohl die Schlafenden tot! Unter der Arbeit schlägst du mir hin, Wach auf, mein Mann! kommst mir von Sinnen, redest fremd. Ein Mann ist im Haus! Hast du die Sucht, oder schiert’s dich so wenig, Ich will! Wach auf! Zu mir! mich zu erschrecken täppisch und roh! Sie eilt zu Barak hin, rüttelt ihn, bespritzt ihn mit Amme beiseite ­Wasser, die Kaiserin ist bei ihr, hilft ihr Wie sie ihn sich hernimmt Amme wirft ihren Mantel über den Jüngling und sattelt und aufzäumt, Gott schütz’ uns vor einer jungen Närrin! die Prächtige, die! Sei du getrost! Barak langsam Schnell dreht sich der Wind, War dir bange um mich, und wir rufen dich wieder!

54 CD 2 du Gute! Barak halb zu der Magd, die bei ihm ist, ihm hilft, Bin ja wieder bei dir! sein Handwerkszeug vom Boden aufzunehmen Ich höre und weiß nicht, was eines redet, Frau spöttisch und habe vergossen den Leim, da ich hinfiel – Wieder bei mir! Das ist ja recht viel! und mir ist bange um mein Handwerk, Er ist wieder bei mir! Ei, große Freude! und dass ich nicht werde nähren können, Wieder bei mir! die meinen Händen anvertraut sind. Barak sucht sein Arbeitszeug zusammen Frau Es widerfährt mir, was ich nicht kenne, Um Nahrung für mich und ist eine Gewalt über mir im Dunkeln – gräme dich nicht! starrt vor sich hin Und wenn du mich siehst Mein bester Mörser ist mir zersprungen – meine Tücher nehmen, Versteh’ ich mein Handwerk nicht mehr? sie tut’s, die beiden Mägde sind ihr behilflich Frau sieht ihn starr an vielleicht zu fahren auf dem Flusse, [07] Ein Handwerk verstehst du sicher nicht, vielleicht zu wandeln neben den Gärten wie du’s von Anfang nicht verstanden, oder was immer die Lust mich wird heißen – sonst sprächest du jetzt nicht von dir kann sein, dann komme ich eines Abends und diesem Mörser. nicht wieder heim zu dir. – Geschah dir das, was dir eben geschah, Denn es ist nicht von heute, dass du meine dein Herz müsste schwellen vor Zartheit, ­Stimme hörest und es müsste dir bangen, die Hand zu heben und fassest sie nicht in deinem Sinn, und deinen Fuß vor dich zu setzen, und ist dir ferne, die du nahe glaubst, um des Köstlichen willen, und wähnest, du hättest sie im Gehäuse das du zerstören könntest. wie einen gefangenen Vogel, fast mit Ekel der dein ist, Aber es geht ein Maulesel um wenig Münze am Abgrund hin, gekauft auf dem Markt: und es ficht ihn nicht an die doch anderswo, anders daheim. die Tiefe und das Geheimnis!

CD 2 55 Die Frau schickt sich an, zu gehen, winkt der Amme, leuchten matt uralte, in den Basalt gehauene Grab- sie zu begleiten, der Kaiserin, zurückzubleiben. Barak stätten. Zur Rechten gewahrt man eine eherne Tür, ins sieht bestürzt und trübe vor sich hin. – Die Frau und Innere des Berges führend. Des Falken Ruf wird hör- die Amme sind zur Tür hinaus. Die Kaiserin, auf den bar. Dann dringt der Kaiser, als folge er dem Falken Knien in Baraks Nähe, sucht auf der Erde verstreutes nach, mit den Händen sich vorwärts tastend, durch Handwerkszeug zusammen. den Spalt in die Höhle. – Die Kaiserin bewegt sich im Schlaf, stöhnt einmal leise auf. – Der Kaiser nimmt wird erst jetzt gewahr, dass er nicht allein ist Barak eine der Grablampen; in seiner Hand leuchtet sie hell Wer da? auf, er wird die eherne Tür gewahr. Ein Rauschen Kaiserin sieht zu ihm auf dringt durch diese wie von fallendem Wasser. [08] Ich, mein Gebieter, deine Dienerin! Chor aus dem Innern des Berges, lockend Verwandlung [09] Zum Lebenswasser! Der Kaiserin Schlafgemach im Falknerhaus. Die drohend ­Kaiserin liegt auf dem Bett in unruhigem Schlaf. Die Zur Schwelle des Todes! Amme schlummert, in ihren Mantel gewickelt, zu lockend ­Füßen des Bettes. Nahe! Wage! aus dem Schlaf, ohne die Augen aufzutun Kaiserin drohend Sieh – Amme – sieh Wehe! des Mannes Aug’, wie es sich quält! Zage! traumhaft, feierlich Vor solchen Blicken liegen Cherubim Der Kaiser geht gegen die Tür. Der Falke umschwirrt auf ihrem Angesicht! ihn, stößt klägliche, abmahnende Rufe aus. Der Kai- nach einer Stille, jäh auffahrend, mit ausgebreiteten ser pocht an die Tür, die sich öffnet und ihn einlässt, Armen dann wieder schließt. Dir – Barak – bin ich mich schuldig! Stimme des Falken Sie sinkt hin und scheint nun fester einzuschlafen. Die Frau wirft keinen Schatten, Die Wand des Gemaches schwindet, und man sieht der Kaiser muss versteinen! in eine gewaltige Höhle, die durch einen Spalt ins Die Höhle verschwindet, die Lampen im Schlaf­ Freie mündet. – Düstere Lampen, da und dort, er- gemach leuchten stärker auf.

56 CD 2 Sabine Hogrefe – Die Färberin, Hans-Jürgen Lazar – Der Bucklige, Björn Bürger – Der Einarmige, Franz Mayer – Der Einäugige, Terje Stensvold – Barak Kaiserin fährt mit einem Schrei aus dem Schlummer Barak sitzt an der Erde empor [11] Es dunkelt, dass ich nicht sehe zur Arbeit [10] Wehe, mein Mann! mitten am Tage. Welchen Weg! Die drei Brüder kommen zur Tür herein mit gesenkten Wohin? Köpfen. Auch draußen ist es dunkel. Durch meine Schuld! Die Brüder Die Tür fiel zu, Es ist etwas, und wir wissen nicht, was es ist, als wär’s ein Grab. o mein Bruder! Er will heraus Die Sonne geht aus mitten am Tage, und kann nicht mehr. und der Fluss bleibt stehen und will nicht mehr Ihm stockt der Fuß, fließen, sein Leib erstarrt. o mein Bruder! Die Stimme erstickt. Es widerfährt uns, und wir wissen nicht, was uns Sein Auge nur widerfährt! schreit um Hilfe! Sie brechen in ein langgezogenes Geheul aus. Weh, Amme, kannst du schlafen! Da und dort Amme mit der Kaiserin seitwärts alles ist Es sind Übermächte im Spiel, meine Schuld – o meine Herrin, Ihm keine Hilfe, und ein Etwas bedroht uns, dem andern Verderben – aber wir werden Barak, wehe! anrufen Was ich berühre, gewaltige Namen, töte ich! und dir wird werden, Weh mir! worauf du deinen Sinn gesetzt hast! Würde ich lieber Kaiserin für sich selber zu Stein! Wehe, womit ist die Welt der Söhne Adams Verwandlung ­erfüllt! Des Färbers Wohnung. Es dämmert in dem Raum, Und wehe, dass ich hereinkam, ihren Gram zu wird allmählich dunkler und dunkler ­vermehren

58 CD 2 und ihre Freude zu versehren! von Lager zu Fraß, Gepriesen sei, der mich diesen Mann finden von Fraß zu Lager ließ unter den Männern, und wissen nicht, was geschehen ist, denn er zeigt mir, was ein Mensch ist, und nicht, wie es gemeint war. und um seinetwillen will ich bleiben unter den Ein greller Blitz, die Brüder heulen auf. Die Frau Menschen stampft zornig auf. und atmen ihren Atem fährt fort und tragen ihre Beschwerden! Darüber müssen sie verachtet werden und verlacht, Barak für sich wer zu ihnen gehört Meine Hände sind, als ob sie gebunden wären, und ist in die Hand eines solchen gegeben. und mein Herz, als läge ein Stein darauf, Aber ich bin nicht in deiner Hand, und auf meiner Seele ein Stück der ewigen Nacht. hörst du mich, Barak? Gepriesen, der die Finsternis nicht kennt Und wenn du ausgegangen warst und dessen Auge niemals zufällt. und trugest dir selber die Ware zu Markt, Einer unter allen! so habe ich meinen Freund empfangen, Frau für sich, an der Erde seitwärts einen Fremdling unter den Fremdlingen, Wie ertrag’ ich dies Haus und wenn ich dich weckte aus deinem Schlaf, und mache kein Ende – so kam ich aus seiner Umarmung! wo es finster ist mitten am Tage, Blitz, die Brüder heulen auf. und die Hunde heulen vor Furcht, Hörst du mich, Barak? und niemand weist sie hinaus! Schweige doch diese, ist jäh aufgestanden; sie heftet einen bösen Blick auf damit du mich verstehen kannst! Barak, dann geht sie auf und nieder ohne ihn anzuse- Ich will nicht, dass du ein Gelächter sein müssest hen unter den Deinen, [12] Es gibt derer, die bleiben immer gelassen, sondern du sollst wissen! und geschähe, was will, es wird keiner jemals Dies alles tat ich hier im Hause ihr Gesicht verändert sehen. drei Tage lang: Tagaus, tagein aber die Freude war mir vergällt, gehen sie wie das Vieh denn ich musste an dich denken,

CD 2 59 wo ich dich hätte vergessen wollen, Die Brüder und dein Gesicht kam hin, [13] Sie wirft keinen Schatten. wo es nichts zu suchen hatte! Es ist, wie sie redet! Aber es ist mir zugekommen, Sie hat ihn verkauft wie ich dir entgehe und abgehalten und dich ausreiße aus mir, die Ungeborenen und jetzt weiß ich den Weg! von ihrem Leibe! Der Schatten ist abgefallen von ihr, Barak steht jäh auf, die Brüder taumeln zur Seite. – Frau ohne Furcht. und sie ist ohne, die Verfluchte! Abtu’ ich von meinem Leibe die Kinder, die nicht gebornen, Amme zur Kaiserin und mein Schoß wird dir nicht fruchtbar Auf und hin, und keinem andern, nimm den Schatten, sondern ich habe mich gegeben den Winden reiß ihn an dich! und der Nachtluft Sie hat es gesprochen und bin hier daheim und wo anders, mit wissendem Mund, und des zum Zeichen so ist es getan! habe ich meinen Schatten verhandelt: Und nicht der Sterne Gericht und es sind die Käufer willig, macht diesen Handel zunicht! und der Kaufpreis ist herrlich Barak furchtbar losbrechend und ohnegleichen! Hat sie solch eine Hurenstirn und sieht lieblich darein Barak in höchster Erregung Das Weib ist irre, und schämt sich nicht? zündet ein Feuer an, Heran, ihr Brüder, einen Sack herbei damit ich ihr Gesicht sehe! und hinein von den Steinen, dass ich dies Weib Das Feuer flammt auf. ertränke im Fluss mit meinen Händen! Will auf die Frau los.

60 CD 2 Tamara Wilson – Die Kaiserin Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme Die Brüder hängen sich an Barak Amme rückwärts mit der Kaiserin, ihr Auge unver- Kein Blut auf deine Hände, mein Bruder! wandt mit dämonischer Lust auf den Vorgang gehef- Auf und jage sie aus dem Hause, tet, zugleich mit Barak und den Brüdern einer Hündin Geschick über sie Wer schreit nach Blut in Gosse und Graben! und hat kein Schwert, dem wird von uns Barak will auf die Frau los; zugleich die Hand bewehrt! Mein Aug’ ist verdunkelt, Und fließt nur schnell helft mir, ihr Brüder! das dunkle Blut, Herbei einen Sack wir haben den Schatten, und Steine hinein, und uns ist gut! dass ich sie ertränke mit meinen Händen! Kaiserin reißt sich von ihr los, wendet den Blick nach oben, für sich, aber zugleich mit den andern Die Brüder hängen sich an ihn; zugleich Ich will nicht den Schatten: Kein Blut auf deine Hände, mein Bruder, auf ihm ist Blut, halte dich rein, o unser Vater! ich fass’ ihn nicht an. Barak zugleich Meine Hände reck’ ich Helft ihr mir nicht, in die Luft, tret’ ich euch nieder! rein zu bleiben Ich hab’ es verhängt von Menschenblut! in meiner Seele Sternennamen und will es vollziehen ruf’ ich an mit meinen Händen! gegen mich, diese zu retten, Wie er gleichsam zum Schwur die Rechte nach oben geschehe, was will! reckt, stürzt ihm aus der Luft ein blitzendes Schwert in die Hand. Die Brüder haben vereint kaum die Kraft, Frau ist in sprachlosem Schreck über die Wirkung ihn zu halten. – ­ihrer frevelhaften Rede nach links hinübergeflüchtet, allmählich geht in ihr eine ungeheure Veränderung vor; leichenbleich, aber verklärt, mit einem Ausdruck,

62 CD 2 wie sie ihn nie zuvor gehabt hat, trägt sie sich und dich erschlagen Barak und dem tödlichen Schwertstreich entgegen; mit der Schärfe des Schwertes, ­zugleich, stellenweise dominierend erbarme dich unser, o unser Vater! [14] Barak, ich hab’ es Indem Barak zum Streich ausholt, erlischt das fun- nicht getan! kelnde Schwert plötzlich und scheint ihm aus der Noch nicht getan! Hand gewunden – ein dumpfes Dröhnen macht das Höre mich, Barak! Gewölbe erzittern, die Erde öffnet sich, und durch die Verräter ward geborstene Seitenmauer tritt der Fluss herein. Indes mein Mund an mir, die Brüder, ihr Leben zu retten, zur Tür hinausflüchten, zuvor die Seele sieht man Barak und die willenlos vor ihm liegende die Tat getan! Frau, aber jedes für sich, versinken. – Die Amme hat Muss ich sterben die Kaiserin mit sich auf einen erhöhten Platz an der vor deinem Angesicht, Mauer des Gewölbes emporgerissen und deckt sie muss ich sterben, mit ihrem Mantel. Man hört aus dem Dunkel, das alles um was nicht geschah, verhüllt, ihre Stimme. o du, den zuvor Amme ich niemals sah, Übermächte sind im Spiel! mächtiger Barak, Her zu mir! strenger Richter, hoher Gatte – Barak, so töte mich, schnell! Barak hebt das Schwert, das in seinen Händen fun- kelt und von dem Blitze ausgehen, die den dunklen Raum – denn das Feuer ist zusammengesunken – ­zuckend erleuchten. Die Brüder hängen sich mit letzter Kraft an ihn; ­zugleich Sie werden dich behängen mit Ketten

CD 2 63 CD 3 DRITTER AUFZUG dein Angesicht ... es kam zu mir Unterirdische Gewölbe, durch eine querlaufende und suchte mich ­dicke Mauer in zwei Kammern geteilt. In der rechten zuvor die Seele die Tat getan! wird Barak sichtbar in düsterem Brüten auf dem ­harten Stein sitzend, zur Linken die Frau, in Tränen, Ein fremder Mann, mit aufgelöstem Haar. Sie wissen nicht voneinander, ich zog ihn her, hören einander nicht. Die Frau zuckt zusammen. – ­ er war mir nah – Im Orchester ertönen die Stimmen der ungeborenen aber nicht völlig – Kinder wie im ersten Aufzug. Barak, Barak, dich weckt’ ich doch, Frau weißt du es nicht? [01] Schweigt doch, ihr Stimmen! Ich hab’ es nicht getan! Barak für sich Barak, mein Mann, [02] Mir anvertraut, oh, dass du mich hörtest, dass ich sie hege, dass du mir glaubtest dass ich sie trage vor meinem Tode! auf diesen Händen Dich wollt’ ich verlassen, und ihrer achte o du, den zuvor und ihrer schone niemals ich sah! um ihres jungen Herzens willen! Dich wollt’ ich vergessen Frau teilweise zusammen mit ihm und meinte zu fliehen dein Angesicht: Dienend, liebend dir mich bücken: dein Angesicht, dich zu sehen! es kam zu mir – atmen, leben! O dass du mich hörtest, Kinder, Guter, dir zu geben! – o dass du mir glaubtest. – Dich wollt’ ich vergessen – Barak da musste ich dich denken: Mir anvertraut – und wo ich ging und taumelt zur Erde verbotene Wege, in Todesangst vor meiner Hand!

64 CD 3 Weh mir! Dass ich sie einmal noch sähe Verwandlung und zu ihr spräche: Das Gewölbe versinkt. Wolken treten vor, teilen sich, Fürchte dich nicht. enthüllen eine Felsterrasse, jener gleich, die während des Schlafes der Kaiserin sichtbar wurde. Steinerne Stille. Stufen führen vom Wasser aufwärts zu einem mächti- Eine Stimme von oben, auf Baraks Seite gen tempelartigen Eingang ins Berginnere. Ein dunk- [03] Auf, geh nach oben, Mann, der Weg ist frei! les Wasser, in den Felsgrund eingeschnitten, fließend gegenüber. – Die Tür zum mittleren Eingang offen. Es fällt zugleich mit der Stimme ein Lichtstrahl von Auf der obersten Stufe der Bote, wartend. Dienende oben in Baraks Verlies; die Stufen einer Wendeltrep- Geister rechts und links. – Ein Kahn kommt auf dem pe, in den Fels gehauen, werden sichtbar. – Barak Wasser geschwommen, ohne Lenker. Die Kaiserin richtet sich auf und beginnt hinaufzusteigen. liegt darin, schlummernd, die Amme kniet neben ihr hält sie umschlungen, bewegt um sich schauend, wo- Frau hin der Kahn treibe. – Der Bote hat das Herankom- Barak, mein Mann! men des Kahnes abgewartet. Der Kahn hält an. Strenger Richter, hoher Gatte! Dienende Geister Schwängest du auch Sie kommen! dein Schwert über mir, Bote in seinem Blitzen Hinweg! sterbend noch sähe ich dich! Er tritt ins Innere zurück, die Geister zugleich, die eherne Tür schließt sich hinter ihnen. – Die Kaiserin Ein Lichtstrahl fällt von oben in ihr Verlies, der Schein erwacht. – Die Amme sucht sie zurückzuhalten, mit in Baraks leerer Kammer ist erloschen. dem freien Arm den Kahn vom Ufer wegzustoßen, Eine Stimme auf der Linken vergeblich. – Die Gegend erhellt sich. – Die Kaiserin Frau, geh nach oben, erhebt sich, blickt um sich, will ans Land. denn der Weg ist frei. Amme drückt sie nieder hastig, aufgeregt Die Frau eilt nach oben. [04] Fort von hier! Hilf mir vom Fels lösen den Kahn!

CD 3 65 Tamara Wilson – Die Kaiserin Tanja Ariane Baumgartner – Die Amme leise sinnend, suchend Übermächte Einmal vordem spielen mit uns! sah ich dies Tor! Zum greulichsten Ort Posaunenruf wie aus dem Innern des Berges eigenwillig Hörst du den Ton? strebt das Gemächte Der lädt zu Gericht! aus bösem Holz! leise, etwas beklommen Wär’ ich nicht gewitzigt, Mein Vater, ja? was würde aus dir! Keikobad? Sag? Lang sah ich ihn nicht, Kaiserin doch weiß ich wohl: Der Kahn will bleiben – er liebt es zu thronen siehst du denn nicht? wie Salomo Die Treppe, schau! und aufzulösen, Amme gibt’s auf, den Kahn vom Ufer zu stoßen, was dunkel ist. ­treibend, mit fieberhafter Ungeduld Hoch ist sein Stuhl So lass den Kahn! und abgründig sein Sinn – Nun fort rein und mutig von hier! doch, ich bin sein Kind: Ich weiß den Weg, ich fürchte mich nicht. Mondberge sieben Amme ängstlich, späht nach der Seite, ob sich ein sind gelagert, Ausweg finden ließe. Die Posaune ruft abermals, dies ist der höchste: stärker. ein böser Bereich! Geschürzt dein Kleid Kaiserin die Hände erhoben, angstvoll und hurtig die Füße: Mein Herr und Geliebter! ich führ’ dich hinunter, Sie halten Gericht ich finde hinaus! über ihn um meinetwillen! Kaiserin ist auf die Treppe hinausgetreten Was ihn bindet, Hier ist ein Tor! bindet mich. CD 3 67 Was er leidet, will ich leiden, dass ich ihn sehe ich bin in ihm, in deinen Armen er ist in mir! auf Jahr und Tag Wir sind eins. und bleibe die Hündin Ich will zu ihm. in seinem Hause! wendet sich, hinaufzuschreiten resigniert seufzend, nicht heftig Wehe mir! Amme angstvoll sehr stark Fort mit uns! Nur fort von hier! Ich schaff’ dir den Schatten! Fort von der Schwelle, So ist es gesetzt sie zu betreten, und so beschworen! ist mehr als Tod! Du bleibst die gleiche, Töchterchen, liebes, Kaiserin und durch deinen Leib So kennst du die Schwelle? gleitet das Licht – So weißt du, wohin allein des Weibes dies Tor sich öffnet? trauriger Schatten, Antworte mir! dir verfallen, Amme dumpf haftet der Ferse! Zum Wasser des Lebens. Ihresgleichen scheinst du dann Kaiserin und bist es nicht: Antworte mir! doch du erfüllst, plötzlich erleuchtet was bedungen war! Zur Schwelle des Todes! schmeichelnd So scholl der Ruf. So hab’ deinen Liebsten Steh mir Rede! und herze ihn! Du weißt das Geheime Ich helf’ dir ihn finden, und kennst die Bewandtnis. ich will es tragen, Antworte mir!

68 CD 3 Die Amme schweigt. von deiner Seele und deinem Herzen! Kaiserin Ein Wasser springt Schweigst du tückisch? wirklich im Berge. Willst du mit Fleiß Leuchtend steigt es, den Sinn mir verdunkeln? goldene Säule, Hell ist in mir! aus dem Grund: Hell ist vor mir! Wasser des Lebens! leidenschaftlich Ich muss zu ihm! Wer daran Wasser des Lebens, die Lippen legte – ich muss es erspüren, einer der unsern, ihn besprengen – von Geistern stammend – Wasser des Lebens – mehr als Tod, ist es das Blut greulich unsagbar aus diesen Adern? teuflisches Unheil Fließe es hin, schlürft er in sich dass ich ihn wecke! rettungslos. Die Kaiserin ist auf die oberste Stufe getreten. Sie wendet sich entschieden dem Eingang zu. Amme in höchster Angst Amme wirft sich vor sie hin, fasst sie am Gewand Hab’ Erbarmen! Hörst du mich nicht? Du verfängst dich: Fürchterlich tausend Netze, ist Keikobad! Gaukelspiel, Was weißt du von ihm! greulicher Trug! Du bist sein Kind Wasser des Lebens, und hast dich gegeben greuliches Blendwerk – in Menschenhand müsst’ ich darüber und dein Herz vergeudet mein Blut hingeben –, an einen von den Verwesenden! halte ich ab Fürchterlich straft er dich,

CD 3 69 wenn du fällst in seine Hand. aus schwerer Schuld Denn er kennt kein Greuel sich wieder erneuern, über diesem, dem Phönix gleich, dass eines spiele aus ewigem Tode mit den Verhassten zu ewigem Leben und sich mische sich immer erhöhen – mit den Verfluchten! kaum ahnen sie’s selber – Weh über sie, dir kommt es nicht nah. die dich gebar, Ich gehöre zu ihnen, und Menschensehnsucht mächtig dir flößte ins Blut! du taugst nicht zu mir! Weh über dich! Sie tritt ans Tor, das sich lautlos öffnet; sie tritt hinein; das Tor schließt sich. Kaiserin verklärt, entschlossen [05] Aus unsern Taten Amme will ihr nach, wagt sich nicht in den Bereich, steigt ein Gericht! verzweifelnd auf der Treppe Aus unserm Herzen [06] Was Menschen bedürfen? ruft die Posaune, Betrug ist die Speise, die uns lädt. – nach der sie gieren. entschieden, die Hand gegen sie ausstreckend, Betrüger sie selber! ­gebietend Fluch über sie! Amme, auf immer Das ewige Trachten, scheid’ ich mich von dir. Vorwärts ins Leere, Was Menschen bedürfen, der angstvermischte du weißt es zu wenig, gierige Wahnsinn – worauf ihrer Herzen hinübergeträufelt Geheimnis zielet, in meines Kindes dir ist es verborgen. kristallene Seele! sehr feierlich und groß Fluch über sie! Mit welchem Preis Es dunkelt, rötlicher Nebel tritt herein. sie alles zahlen,

70 CD 3 Tamara Wilson – Die Kaiserin Die Stimme Baraks im Wind Hast du sie nicht gesehn – Ah! O meine Muhme? Die Stimme der Frau von der anderen Seite Amme zeigt nach links aufwärts Ah! Dort hinüber! Dort hinauf! Die Stimme Baraks Sie verflucht dich Dass ich dich fände! in den Tod! Die Stimme der Frau klagend Strafe sie – O mein Geliebter! räche dich – schnell! Die Stimme Baraks Fürchte nichts! Barak ab nach links aufwärts Sieh, o sieh! Zu ihr! Zu ihr! Die Stimme der Frau zugleich Frau erscheint von links weiter unten Finde mich, O du – o du – wo ist mein Mann? O du – töte mich! ich will zu ihm! Beide Amme zeigt nach rechts Weh, weh, o weh! Dort hinüber! Dich zu töten Amme mit seinen Händen. Menschen! Menschen! Rette dich, Wie ich sie hasse! flieh! Wimmelnd wie Aale, schreiend wie Adler, Frau eilt nach rechts in den Wind und Nebel, schindend die Erde! wild entschlossen Tod über sie! Barak! Hier! Schwinge dein Schwert. Barak im Nebel herein, von rechts Töte mich Ich suche meine Frau, die vor mir flieht. schnell! erkennt die Amme, angstvoll, gepresst, fast stöhnend verschwindet rechts; es dunkelt

72 CD 3 Amme Amme wie wahnsinnig vor Erregung Wehe, mein Kind, Mir anvertraut – ausgeliefert, du selber, Bote! Gaukelspiel Drei Tage lang! vor ihren Augen, Ich hab’ sie gehütet, Fallen und Stricke ich rang mit ihr – vor ihrem Fuß! sie stieß mich von sich – Sie ist hinein! sie kennt mich nicht mehr – Sie trinkt! Das goldne, Keikobad! flüssige Unheil Er muss mich hören! springt auf die Lippen, will an ihm vorbei wühlt sich hinab! Bote vertritt ihr den Weg; ehern Ihr Gesicht Sie ist vor ihm! greulich zuckt, Wer bedarf deiner? ein menschlicher Schrei Niemand. ringt sich aus Such dir den Weg! der wunden Kehle! Ihr zu Hilfe! Amme Müsste ich sterben! Keikobad! Keikobad! Deine Dienerin Sie will ans Tor schreit zu dir – Strafe sie, aber Bote tritt aus dem Tor, ehern verwirf sie nicht [07] Den Namen des Herrn? ungehört! Hündin, zu wem Mir übergeben, hebst du die Stimme? ich steh’ dir Rede! Fort mit dir Keikobad! von der Schwelle! Pack dich, für immer! Der Nebel tritt herein, wird immer dichter. Gewitter und Sturm nehmen zu an Heftigkeit. Es dunkelt mehr

CD 3 73 und mehr. Im Sturm tönen die Stimmen der Färbers- Barak leute, die einander vergeblich rufen und suchen. Fliehe nicht! ­Zugleich. Frau Bote gewaltig, mit einem Anflug von Hohn Finde mich! Wer bist du, dass du ihn rufest? Barak Was weißt du Komm zu mir! von seinem Willen Frau und wie er verhängt Komm zu mir! hat ihr die Prüfung? Wenn er dich hieß Barak des Kindes hüten, Dich zu sehen – atmen, leben! wer heißt dich raten, Frau ob er nicht wollte, Kinder, Guter, dir zu geben! dass sie dir entliefe? immer schrecklicher Barak Und trotzdem dich Weh, verloren! verwirft auf ewig: Frau dass du nicht vermochtest, Weh, vertan! ihrer zu hüten! Barak Barak unsichtbar Diese Hände –! O du! Frau Frau unsichtbar Weh, so jung! O du! Barak Barak Dir vergeben, dich erquicken! Wo bist du? Frau Frau Liebend, dienend dir mich bücken! Wo bist du?

74 CD 3 Barak über die Menschen – Weh, verloren! fressendes Feuer in ihr Gebein! Frau Hab’ Erbarmen! Bote mit Hohn Unter den Menschen Barak umherzuirren, Sterben! Sterben! ist dein Los! Frau Die du hassest, Weh, uns Armen! mit ihnen zu hausen, ihrem Atem Barak dich zu vermischen Mir anvertraut, immer aufs neu’! dass ich dich hege und dich trage Amme wie von Sinnen auf diesen Händen. Die ich hasse, mit ihnen zu hausen, Amme ihrem Atem Schlage er mich mich zu vermischen mit seinem Zorn! immer aufs neu’! Ich will zu ihr! Sie drängt sich dicht an den Boten, will an ihm Bote ­vorbei. Mit seinem Zorn Bote fasst sie gewaltig und stößt sie die Treppe hinab schlägt er dich, Auf, du Kahn, dass du ihr Antlitz trage dies Weib nicht wiedersiehst! Mondberge hinab Amme den Menschen zu! Weh, mein Kind! Amme Mir verloren! Fressendes Feuer Fluch und Verderben in ihr Gebein!

CD 3 75 Die Amme stürzt im Kahn zusammen, der Kahn löst Menschenstimmen tönen von draußen herein, sich und treibt jäh hinab. Ihr Schrei, durchdringend, doch schwächer und schwächer, als wären Türen verhallt. ­zugefallen Weh, verloren! Bote ehern Hab’ Erbarmen! – Verzehre dich! Sterben! Sterben! Dir widerfährt Weh uns Armen! nach dem Gesetz! Kaiserin geht auf die verhängte Nische zu Blitz, Donner, Posaune [08] Vater, bist du’s? Die Stimmen der Färbersleute Drohest du mir Sterben, sterben! aus dem Dunkel her? Weh uns Armen! Hier siehe dein Kind! Verwandlung Mich hinzugeben, Offene Verwandlung. Allmählich erhellt sich, aber hab’ ich gelernt, noch nicht zu völliger Klarheit, das Innere eines tem- aber Schatten pelartigen Raumes. – Eine Nische, die mittelste, ist hab’ ich keinen verhängt. Die Kaiserin, allein, steigt von unten empor. mir erhandelt. Dienende Geister, fackeltragend, ihr entgegen, noch Nun zeig mir den Platz, im Dunkel. der mir gebührt inmitten derer, Erster Geist die Schatten werfen. Hab’ Ehrfurcht! Ein Springquell goldenen Wassers steigt leuchtend Zweiter Geist aus dem Boden auf. Mut! Kaiserin einen Schritt zurückgehend Dritter Geist [09] Goldenen Trank, Erfülle dein Geschick! Wasser des Lebens, Sie verschwinden. mich zu stärken, bedarf ich nicht!

76 CD 3 Liebe ist in mir, hier wie dort, die ist mehr. dort wie hier! Das Wasser fällt langsam. Eine Stimme von oben schaudernd So trink, du Liebende, von diesem Wasser! Sternennamen Trink, und der Schatten, der des Weibes war, rief ich an, wird deiner sein, und du wirst sein wie sie. rein zu bleiben Kaiserin von Menschenschuld! Jedoch was wird aus ihr? Blut ist in dem Wasser, ich trinke nicht! Die Stimme der Frau Das Wasser versinkt gänzlich. Barak! [10] Doch weich’ ich nicht! Die Stimme Baraks Mein Platz ist hier in dieser Welt. Wo bist du? Hier ward ich schuldig, hierher gehör’ ich. Die Stimme der Frau Wo immer du Wehe, wo? dich birgst im Dunkel – Die Stimme Baraks in meinem Herzen Her zu mir! ist ein Licht, dich zu enthüllen! Die Stimme der Frau Ich will mein Gericht! Ach, vergebens! Zeige dich, Vater! Die Stimme Baraks Mein Richter, hervor! Weh! Verloren! Das Licht hinter dem Vorhang wird stärker und stär- Kaiserin ker, endlich ist seine Kraft so groß, dass der Vorhang Baraks Stimme! zum durchsichtigen Schleier wird. In der strahlend Baraks Blick! ­erhellten Nische sitzt auf steinernem Thron der Kaiser. Er ist starr und steinern, nur seine Augen scheinen zu Meine Schuld leben.

CD 3 77 Kaiserin gesprochen Sie nähert sich in Verzweiflung dem Versteinerten. Ach! Weh mir! Mit dir sterben, Mein Liebster starr! auf, wach auf! Lebendig begraben Aug’ in Aug’, im eigenen Leib! Mund an Mund Erfüllt der Fluch! mit dir vereint, Meines Wesens lass mich sterben! unschuldige Schuld Sie will hervor, den Versteinerten zu umschlingen, an ihm gestraft, und wagt es nicht. Wie sie in Angst vor dem auf sie weil er zu sehr gerichteten Blick nach der Seite zurückgeht, folgen ihr mein Geheimnis geliebt, die Augen des Kaisers nach. um das er mich wählte – in höchster Qual erbarmungslos, Nicht diesen Blick! dahingeopfert, Ich kann nicht helfen, meinem Geheimnis ich kann nicht! sein liebendes Herz! Sie fällt zusammen, bedeckt die Augen mit den Hän- Ungelöst den. – Die Statue glüht im stärksten Licht, die Augen meiner Seele Knoten mit stummer Bitte auf die Kaiserin gerichtet. von Menschenhand – Unirdische Stimmen dumpfdröhnend wie aus Starr nun die Hand, ­Abgründen die ihn nicht löste – Die Frau wirft keinen Schatten, Versteinert sein Herz der Kaiser muss versteinen! von meiner Härte! Mein Geschick Die Statue verdunkelt sich wie Blei. Vor ihren Füßen seine Schuld! hebt sich wie früher das goldene Wasser leuchtend Meine Schuld empor. sein Geschick! Eine Stimme von oben Weh, ihr Sterne, Sprich aus: Ich will! Und jenes Weibes also tut ihr Schatten wird dein! an den Menschen! Und dieser stehet auf und wird lebendig

78 CD 3 und geht mit dir! wie Sternenglanz herbei. Und des zum Zeichen neige dich und trink! Die Gattin blickt zum Gatten, ihr fällt ein irdischer Schatten Kaiserin in furchtbarem Kampfe auf dem Boden lie- von Hüfte, Haupt und Haar. gend, gesprochen Der Tote darf sich heben Versuch mich nicht, aus eignen Leibes Gruft – Keikobad! die Himmelsboten eilen Ich bin dein Kind! hernieder aus der Luft!« Lass mich sterben, So ward mir zugesungen, eh’ ich erliege! da ich im Sterben war. Die Stimme Baraks Nun darf ich wieder leben! Nirgend Hilfe! Schon kommt die heil’ge Schar mit Singen und mit Schweben – Die Stimme der Frau Wehe, sterben! Das Licht von der Kuppel herab ist stärker und stärker geworden. Nun dringen, von oben her die Stimmen Die Kaiserin erhebt sich auf die Knie, ihren Lippen der Ungeborenen hernieder. entringt sich ein qualvoller, stöhnender Schrei, in d­essen Intervallen die Worte – Stimmen der Ungeborenen (Einzelne) Ich – will – nicht! – Hört, wir wollen sagen: Vater! hörbar sind. – Sogleich, wie diese Worte hörbar wer- (Andere) den, sinkt das Wasser hinab, der Raum, nach einer Hört, wir wollen Mutter rufen! kurzen Dunkelheit, erhellt sich von oben. – Von der Kaiserin, die sich wie unbewusst vom Boden erhoben (Einige) hat, fällt ein scharfer Schatten quer über den Boden Steiget auf! des Raumes. – Der Kaiser erhebt sich von seinem Thron und schickt sich an, die Stufen hinabzusteigen. (Andere) Nein, kommt herunter! Kaiser Zu uns führen alle Stufen! [11] »Wenn das Herz aus Kristall zerbricht in einem Schrei, die Ungebornen eilen

CD 3 79 Kaiserin deutet nach oben Was ihr an Prüfungen Sind das die Cherubim, standhaft durchleidet, die ihre Stimmen heben? uns ist’s zu strahlenden Kronen geschmeidet! Kaiser von der untersten Stufe Das sind die Nichtgeborenen, Der Kaiser und die Kaiserin haben sich, mit nun stürzen sie ins Leben ­Entzücken aufwärts blickend, erhoben. mit morgenroten Flügeln Kaiserin indem ihre und des Kaisers Hände sich zu uns, den fast Verlorenen; ­berühren uns eilen diese Starken Engel sind’s, die von sich sagen! wie Sternenglanz herbei. Ihre Stärke will uns tragen! Du hast dich überwunden. Ungeboren, preisgegeben, Nun geben Himmelsboten ohne Anker, ohne Ziel! den Vater und die Kinder: Wie sie rufend uns umschweben, die Ungebornen frei! bin ich, bin ich dir gegeben! Sie haben uns gefunden, nun eilen sie herbei! Kaiser Nirgend Ruhe, still zu liegen, Er ist von der untersten Stufe herabgestiegen. Die nirgend Anker, nirgend Port, Kaiserin will ihm entgegen, deutet nach oben, von wo nichts ist da – nur aufzufliegen ein immer hellerer Schein herabdringt, ein silbernes ist ein Ort an jedem Ort, Klingen dem Gesang der Ungeborenen präludiert, sie sinkt in die Knie. Der Kaiser, der Kaiserin gegenüber wie sie rufend uns umschweben fällt gleichfalls auf die Knie. Die Ungeborenen fangen bist du, bist du mir gegeben! an zu singen. Die Kaiserin und der Kaiser bergen je- Sie halten einander umschlungen. Helles Gewölk des ihr Gesicht in den Händen. ­umschließt sie. Die Stimmen der Ungeborenen von oben Verwandlung Eine schöne Landschaft, steil aufsteigend, hebt sich [12] Hört, wir gebieten euch: heraus. Inmitten ein goldener Wasserfall, durch eine ringet und traget, Kluft abstürzend. Kaiser und Kaiserin werden über dass unser Lebenstag dem Wasserfall sichtbar von der Höhe herabsteigend. herrlich uns taget!

80 CD 3 Frau von links auf schmalem Fußpfad den sich nach abwärts, die beiden anderen blicken zu Trifft mich sein Lieben nicht, ihnen empor. treffe mich das Gericht, Barak er mit dem Schwerte! [13] Nun will ich jubeln, wie keiner gejubelt, Eilt vor bis an den Abgrund. nun will ich schaffen, wie keiner geschafft, Barak auf der gegenüberliegenden Seite denn durch mich hin strecken sich Hände, Steh nur, ich finde dich. blitzende Augen, kindische Münder, Schützend umwinde dich, und ich zerschwelle ewig Gefährte! vor heiliger Kraft! Indem sie ihn gewahr wird, ihm die Arme entgegen- Kaiser weist hinunter auf die beiden, weiter hinunter streckt, fällt ihr Schatten quer über den Abgrund. auf die Menschenwelt Nur aus der Ferne Barak jubelt war es verworren bang, Schatten, dein Schatten, hör es nun ganz genau, er trägt mich zu dir! menschlich ist dieser Klang! Frau Rührende Laute – Gattin zum Gatten! nimmst du sie ganz in dich, Einziger mir! Brüder, Vertraute! Die Stimmen der Ungeborenen Chor unsichtbar, hineinjauchzend Mutter, dein Schatten! Brüder! Vertraute! Sieh, wie schön! Kaiserin und Frau Sieh deinen Gatten Schatten zu werfen, zu dir gehn! beide erwählt, Im Augenblick fällt an Stelle des Schattens eine gol- beide in prüfenden dene Brücke quer über dem Abgrund. – Barak und Flammen gestählt. die Frau betreten die Brücke, liegen einander in den Schwelle des Todes nah, Armen. – Der Kaiser und die Kaiserin sind oben dicht gemordet zu morden, an den Rand des Absturzes herausgetreten. Sie wen-

CD 3 81 seligen Kindern Mütter geworden! Schleier vorfallend, die Gestalten und die Landschaft einhüllend Die Stimmen der Ungeborenen im Orchester [14] Vater, dir drohet nichts, siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, das euch beirrte. Wäre denn je ein Fest, wären nicht insgeheim wir die Geladenen, wir auch die Wirte!

Tamara Wilson – Die Kaiserin

82 CD 3

Mitwirkende Participants

Burkhard Fritz – Der Kaiser Tamara Wilson – Die Kaiserin Tamara Wilson Tamara Wilson Die Kaiserin The Empress Tamara Wilson, die ihr Debüt an der Oper Tamara Wilson, who made her debut at the Frankfurt in Wagners Frühwerk Die Feen (CD Frankfurt Opera in Wagner’s early work The bei OehmsClassics) gab, singt erstmals die Fairies (CD from OehmsClassics), is singing Partie der Kaiserin. In der Zwischenzeit gab die the role of the Empress for the first time here. amerikanische Sopranistin u. a. als Verdis Aida, In the meantime, the American die sie bereits an der Opera Australia sang, ihr made her brilliant debut at the Metropolitan fulminantes Debüt an der Opera in New York as Verdi’s Aida, which she New York und trat erstmals als Bellinis Norma already sang at the Opera Australia, and also am Gran Teatre del Liceu Barcelona auf. Die appeared for the first time at the Gran Teatre Preisträgerin der Francisco Viñas Competition del Liceu in Barcelona as Bellini’s Norma. gestaltete weiterhin u. a. die Partien Konstanze The prize winner of the Francisco Viñas Com- (Die Entführung aus dem Serail), Elisabetta petition has also sung the roles of Konstanze (Don Carlo) und Leonora (Il trovatore), Rosa- (The Abduction from the Seraglio), Elisabetta linde (Die Fledermaus) an der Canadian (Don Carlos) and Leonora (Il trovatore), ­Opera Company Toronto, Erste Dame (Die ­Rosalinde (The Bat) at the Canadian Opera Zauberflöte) an der Los Angeles Opera sowie Company in Toronto, First Lady (The Magic Lady Billows (Albert Herring) und Lucrezia Flute) at the Los Angeles Opera as well as Contarini (I due Foscari) am Théâtre du Lady Billows (Albert Herring) and Lucrezia ­Capitole Toulouse. Contarini (I due Foscari) at Théâtre du Capi- tole in Toulouse.

85 Terje Stensvold Terje Stensvold Barak Barak Mit der Partie des Barak verabschiedete sich With the role of Barak, Terje Stensvold bade Terje Stensvold 2014 von der Bühne und be- his farewell to the stage in 2014 and ended his endete seine große internationale Karriere. Der major international career. The Norwegian norwegische Bariton gastierte regelmäßig an ­ made regular guest appearances at den großen Opernhäusern weltweit, darunter the world’s great opera houses, including the die Staatsopern in München, Berlin und Wien, State in , Berlin and Vienna, the die Deutsche Oper Berlin, die Nederlandse Deutsche Oper Berlin, Nederlandse Opera in Opera Amsterdam, das Gran Teatre del Liceu Amsterdam, Gran Teatre del Liceu in Barce­ Barcelona, das Teatro alla Scala Mailand, Co- lona, La Scala in Milan, Covent Garden in Lon- vent Garden London sowie bei den Salzburger don and at the . As a former Festspielen. Als ehemaliges Ensemblemitglied member of the Norske Opera in Oslo, he sang der Norske Opera Oslo sang er über achtzig over eighty roles of his vocal range, ranging Rollen seines Fachs: von Jago (Otello) und from Iago (Othello) and Klingsor () to Klingsor (Parsifal) bis Gianni Schicchi, von Gianni Schicchi, from Mozart’s Figaro and Don Mozarts Figaro und Don Giovanni bis Danilo Giovanni to Danilo (The Merry Widow) and (Die lustige Witwe) und Professor Higgins Professor Higgins (My Fair Lady). Terje Stens- (My Fair Lady). Auch an der Oper Frankfurt, vold also appeared regularly at the Frankfurt zuletzt als Wotan (Ring, CD und DVD bei Opera, most recently as Wotan (Ring, CD and OehmsClassics), trat Terje Stensvold regel­ DVD from OehmsClassics). He received the mäßig auf. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit Australian Helpmann Award, was the fourth dem australischen Helpmann Award, als erst Norwegian opera singer to be admitted to the vierter norwegischer Opernsänger mit der Kirsten Flagstad Hall of Fame and was named ­Aufnahme in die Kirsten Flagstad Hall of Fame Knight of the First Class of the Norwegian sowie 2008 mit der Ernennung zum Ritter ­Order of St. Olav in 2008. 1. Klasse des norwegischen St. Olav-Ordens.

86 Sabine Hogrefe Sabine Hogrefe Baraks Frau Barak’s Wife Die Sopranistin Sabine Hogrefe gab in Die The soprano Sabine Hogrefe made her debut Frau ohne Schatten ihr Debüt an der Oper at the Frankfurt Opera in The Woman without Frankfurt. Dieselbe Partie sang sie bereits am a Shadow. She already sang that role at the Staatstheater Saarbrücken sowie am Musik- Saarbrücken State Theatre and at the Musik- theater im Revier Gelsenkirchen. Weiterhin war theater im Revier in Gelsenkirchen. She could sie als Brünnhilde (Ring) u. a. in Dijon, an der also be heard as Brünnhilde (Ring) in Dijon, at Oper Leipzig sowie bei den Bayreuther Fest- the Leipzig Opera, at the Bayreuth Festival spielen unter und zuletzt ­under Christian Thielemann and most recently 2013 an der Deutschen Oper am Rhein zu er- at the Deutsche Oper am Rhein in 2013. leben. Auch als Sieglinde (Die Walküre), Isol- ­Sabine Hogrefe also made guest appearances de (Tristan und Isolde), Senta (Der fliegende as Sieglinde (The Valkyrie), Isolde (Tristan and Holländer), Irene (Rienzi), Leonore (Fidelio), Isolde), Senta (The Flying Dutchman), Irene Verdis Lady , Turandot und als Giu­ (Rienzi), Leonore (Fidelio), Verdi’s Lady lietta (Hoffmanns Erzählungen) gastierte ­Macbeth, Turandot and as Giulietta (Tales of ­Sabine Hogrefe an zahlreichen Bühnen. An der Hoffmann) in numerous opera houses. She Bayerischen Staatsoper München trat sie in ­recently sang the role of Gertrud (Hänsel and jüngerer Vergangenheit als Gertrud (Hänsel Gretel) at the in Munich. und Gretel) in Erscheinung. Festengagements Sabine Hogrefe has had permanent engage- hatte Sabine Hogrefe am Staatstheater am ments at the State Theatre on Gärtnerplatz in Gärtnerplatz München, am Theater Freiburg Munich, the Freiburg Theatre and the Bremen und am Theater Bremen. Theatre.

87 Tanja Ariane Baumgartner Tanja Ariane Baumgartner Die Amme The Nurse Tanja Ariane Baumgartner zählt seit 2009/10 Tanja Ariane Baumgartner has been a member zum Ensemble der Oper Frankfurt. Sie gastiert of the Frankfurt Opera since 2009/10. She u. a. an den Staatsopern von , Berlin has made guest appearances at the State und Wien, an der Deutschen Oper am Rhein, ­Operas of Hamburg, Berlin and Vienna, at the am Theater Basel, am ROH Covent Garden Deutsche Oper am Rhein, the Basle Theatre, London, beim Edinburgh Festival und bei den the ROH Covent Garden in London, at the Salzburger Festspielen. Das Repertoire der ­Edinburgh Festival and the Salzburg Festival. Mezzosopranistin umfasst Partien wie Bizets The repertoire of the mezzo-soprano also in- Carmen, Charlotte (Werther), Gaea (), cludes roles such as Bizet’s Carmen, Charlotte Clairon (), Cornelia (Giulio Cesare (Werther), Gaea (Daphne), Clairon (Capric- in Egitto), Prinzessin Eboli (Don Carlo), Fricka cio), Cornelia (Giulio Cesare in Egitto), (Das Rheingold / Die ­Walküre; CD und DVD ­Princess Eboli (Don Carlo), Fricka (The bei OehmsClassics) wie auch als Gora (Deut- ­Rhinegold / The Valkyrie; CD and DVD from sche Erstaufführung von Reimanns Medea, OehmsClassics) as well as the roles of Gora CD bei OehmsClassics), Schocks Penthesilea (German premiere of Reimann’s Medea, CD (Titelpartie), Mezzosopran (Oehrings Asche- from OehmsClassics), Schoeck’s Penthesilea MOND oder The Fairy Queen), Kirke (Urauf- (title role), the Mezzo-Soprano (Oehring’s führung von Riehms Sirenen), Lisa (Frankfurter ­AscheMOND or The Fairy Queen), Kirke Erstaufführung von Weinbergs Die Passagie- (world premiere of Riehm’s Sirens), Lisa rin) und Mezzo (Uraufführung von Furrers La (Frankfurt premiere of Weinberg’s The Passen- bianca notte). Die 2008, 2009 und 2011 zur ger) and Mezzo (world premiere of Furrer’s La »Sängerin des Jahres« (Opernwelt) nominierte bianca notte). The mezzo-soprano, nominated Mezzosopranistin war von 2002 bis 2008 am “Singer of the Year” (Opernwelt) in 2008, Theater Luzern engagiert. 2009 and 2011, was engaged at the Lucerne Theatre from 2002 to 2008.

88 Burkhard Fritz Burkhard Fritz Der Kaiser The Emperor Burkhard Fritz ist ein international gefragter Burkhard Fritz is a heroic who is in great Heldentenor. In Frankfurt war er bereits als demand internationally. In Frankfurt, he could Paul (Die tote Stadt), Arindal (Die Feen, CD already be heard as Paul (The Dead City), bei OehmsClassics) und Henri (Die Siziliani- Arindal (The Fairies, CD from OehmsClassics) sche Vesper) zu erleben. Die Partie des Kai- and Henri (The Sicilian Vespers). Burkhard sers sang Burkhard Fritz bereits unter Ulf Fritz sang the role of the Emperor under Ulf Schirmer an der Oper Leipzig. Jüngere Gasten- Schirmer at the Leipzig Opera. He has recently gagements führten ihn u. a. als Lohengrin nach been engaged as a guest as Lohengrin in Düs- Düsseldorf, in der szenischen Uraufführung seldorf, in the scenic premiere of Schönberg’s von Schönbergs Gurre-Liedern an die Neder- Gurre-Lieder at the Nederlandse Opera in landse Opera Amsterdam, als Berlioz’ Faust ­Amsterdam, as Berlioz’s Faust (concertante) at (konzertant) an die Oper Köln, als Max (Der the Cologne Opera, as Max (Der Freischütz) Freischütz) unter Sebastian Weigle an die Ber- under Sebastian Weigle at the ­Berlin State liner Staatsoper, zu deren Ensemble er von ­Opera, of whose ensemble he was a member 2004 bis 2010 zählte, als Florestan (Fidelio) from 2004 to 2010, as Florestan (Fidelio)­ unter Zubin Mehta zum Maggio Musicale Flo- ­under ­Zubin Mehta at the Maggio Musicale in renz sowie als Parsifal nach Birmingham. Mit Florence and as Parsifal in Birmingham. He Partien wie Bacchus / Der Tenor (Ariadne auf could be heard at the State Operas in Ham- Naxos), Walther von Stolzing (Die Meistersin- burg, Munich and Vienna as well as in Peking, ger von Nürnberg), Erik (Der fliegende Hollän- Tokyo and at Bayreuth singing the roles of Bac- der), Florestan (Fidelio), Cavaradossi (Tosca), chus / The Tenor (Ariadne on Naxos), ­Walther Don José (Carmen) und Don Alvaro (La forza von Stolzing (The Mastersingers of Nurem- del destino) war er u. a. an den Staatsopern in berg), Erik (The Flying Dutchman), ­Florestan Hamburg, München und Wien sowie in Peking, (Fidelio), Cavaradossi (Tosca), Don José (Car- Tokio und in Bayreuth zu erleben. men) and Don Alvaro (La forza del destino).

89 Franz Mayer Franz Mayer Der Einäugige / Wächter The One-Eyed Man / Guardian Franz Mayer, seit 1977 Ensemblemitglied und Franz Mayer, an ensemble member since 1977 seit 1993 Kammersänger der Oper Frankfurt, and “Kammersänger” of the Frankfurt Opera gestaltete in jüngerer Zeit Partien wie Benoît since 1993, recently interpreted such roles as (La Bohème), Montano (Otello), Ein Lakai Benoît (La Bohème), Montano (Othello), A (Ariadne auf Naxos), Fürst Leopold Maria (Die Lackey (Ariadne on Naxos), Prince Leopold Csárdásfürstin), Ein Notar (Der Rosenkava- Maria (The Csárdás Princess), A Notary lier), Der Ratsälteste (Königskinder; CD bei (Der Rosenkavalier), The Elder (The King’s OehmsClassics), Mesner (Tosca), Le Bailli Children; CD from OehmsClassics), Sexton (Werther) und Jake Wallace (La fanciulla del (Tosca), Le Bailli (Werther) and Jake Wallace West). Dem Frankfurter Publikum ist er zudem (La fanciulla del West). He is also familiar als Mozarts Figaro, Leporello / Masetto (Don to the Frankfurt public as Mozart’s Figaro, Giovanni), Papageno und Don Alfonso (Così ­Leporello / Masetto (Don Giovanni), Papageno fan tutte), Wagners Fritz Kothner / Nachtwäch- and Don Alfonso (Così fan tutte), Wagner’s ter (Die Meistersinger von Nürnberg) und Fritz Kothner / Night Watchman (The Master­ ­Angelo (Das Liebesverbot; CD bei Oehms- singers of Nuremberg) and Angelo (The Ban Classics), Onkel Bonzo (Madame Butterfly), on Love; CD from ­OehmsClassics), Uncle Besenbinder (Hänsel und Gretel), Sprecher Bonzo (Madame ­Butterfly), Broom-Maker (Die Zauberflöte), Don Fernando (Fidelio), (Hänsel and Gretel), Speaker (The Magic Erzbischof von Prag (Pfitzners Palestrina) und Flute), Don Fernando ­(Fidelio), Archbishop Unto (Sallinens Kullervo) vertraut. Der aus of Prague (Pfitzner’s ­Palestrina) and Unto ­Österreich stammende Bassbariton trat in (Sallinen’s Kullervo). The Austrian -bari- Konzerten mit Werken von Bach, Händel, tone has performed in concerts with works of ­Mahler, Mozart und Mendelssohn in Wien, Bach, Händel, Mahler, ­Mozart and Mendels- Hamburg, , München, Südamerika sohn in ­Vienna, Hamburg, Stuttgart, Munich, und Japan auf. South America and Japan.

90 Björn Bürger Björn Bürger Der Einarmige / Wächter The One-Armed Man / Guardian Der junge Bariton Björn Bürger, dessen Gast­ The young baritone Björn Bürger, whose guest engagements bereits Papageno (Die Zauber- engagements have already included Papageno flöte) in Paris und Masetto (Don Giovanni) an (The Magic Flute) in Paris and Masetto (Don der Norwegischen Oper Oslo sowie Auftritte in Giovanni) at the Norwegian Opera in Oslo as Verdis Macbeth am Grand Théâtre Genf um- well as appearances in Verdi’s Macbeth at the fassen, ist seit der Spielzeit 2013/14 Ensemb- Grand Théâtre in Geneve, has been an ensem- lemitglied an der Oper Frankfurt. Hier trat er ble member of the Frankfurt Opera since the u. a. als Nicholas (Vanessa), Schaunard (La 2013/14 season. He has appeared there as Bohème), Harlekin (Ariadne auf Naxos), Nicholas (Vanessa), Schaunard (La Bohème), Owen Wingrave (Titelpartie), Dandini (La Harlequin (Ariadne on Naxos), Owen Wingrave ­Cenerentola), Curio (Giulio Cesare in Egitto), (title role), Dandini (La Cenerentola), Curio Larkens (La fanciulla del West), Bengtsson (Giulio Cesare in ­Egitto), Larkens (La fanciulla (Die Gespenstersonate), Graf von Vaudemont del West), Bengtsson (The Ghost Sonata), (Die Sizilianische Vesper) und Astolfo (Orlan- the Count of Vaudemont (The Sicilian Vespers) do furioso) in Erscheinung und gab gemein- and Astolfo (Orlando furioso) and has also sam mit Louise Alder und Helmut Deutsch presented a song recital together with Louise ­einen Liederabend. Seine Rollendebüts als Alder and Helmut Deutsch. He will soon be Frank (Die tote Stadt) und Don Bucefalo (La making his role debuts as Frank (The Dead cantatrici villane) stehen bevor. Er studierte an City) and Don Bucefalo (La cantatrici villane). der HfMDK Frankfurt bei . Björn Bürger studied with Hedwig Fassbender Bereits damals sang er u. a. König Argante in Frankfurt. Whilst still a student, he was ­(Rinaldo) bei den Händel-Festspielen Karls­ ­engaged as Argante (Rinaldo) at the Handel ruhe und die Hauptpartie des Victor Hugo in ­Festival in Karlsruhe and sang the main role of der Uraufführung von Eine Kapitulation beim Victor Hugo in the premiere of A Capitulation Festival junger Künstler in Bayreuth. at the Festival of Young Artists in Bayreuth.

91 Hans-Jürgen Lazar Hans-Jürgen Lazar Der Bucklige The Hunchback Hans-Jürgen Lazar war an der Oper Frankfurt Hans-Jürgen Lazar could recently be heard at in jüngerer Zeit u. a. als Dr. Cajus (Falstaff), the Frankfurt Opera as Dr. Cajus (Falstaff), ­Arnalta (L’incoronazione di Poppea), Erster Arnalta (L’incoronazione di Poppea), First Gralsritter (Parsifal), Erster Priester (Murder in Knight of the Grail (Parsifal), First Priest (Mur- the Cathedral), Ein Wirt (Der Rosenkavalier), der in the Cathedral), Innkeeper (Der Rosen- Eötvös’ Der goldene Drache (auch 2015/16 kavalier), in Eötvös’s The Golden Dragon (also bei den Bregenzer Festspielen), als Red Whis- in 2015/16 at the Bregenz Festival), as Red kers (Billy Budd), Theophilus (Palestrina), Whiskers (Billy Budd), Theophilus (Palestri- ­Tinca (Il tabarro), Gouverneur (Hartmanns na), Tinca (Il tabarro), the Governor (Hart- Simplicius Simplicissimus), Ägisth (Elektra), mann’s Simplicius Simplicissimus), Ägisth Mucius (Uraufführung von Glanerts Caligula), (Elektra), Mucius (premiere of Glanert’s Cali­ Torquemada (Ravels Die spanische Stunde) gula), Torquemada (Ravel’s The Spanish Hour) und Mime (Rheingold; CD und DVD bei and Mime (Rhinegold; CD and DVD from OehmsClassics) zu erleben. Ein großes Publi- OehmsClassics). A wide public also became kum lernte das langjährige Ensemblemitglied familiar with this long-time ensemble member auch als Monostatos (Die Zauberflöte) kennen. as Monostatos (The Magic Flute). In the mean- Zwischenzeitlich war Hans-Jürgen Lazar fest in time, Hans-Jürgen Lazar was permanently Hagen und Essen engagiert. Der Tenor gastier- ­engaged in Hagen and Essen. The tenor also te u. a. an der Hamburgischen Staatsoper, der made guest appearances at the Hamburg Wiener Volksoper, dem Théâtre du Châtelet State Opera, the Vienna Volksoper, the Théâtre Paris, dem Gran Teatre del Liceu Barcelona du Châtelet in Paris, Gran Teatre del Liceu in sowie bei den Bayreuther und Salzburger Fest- Barcelona and at the Bayreuth and Salzburg spielen. Festivals.

92 Dietrich Volle Dietrich Volle Der Geisterbote / Wächter The Messenger of Keikobad / Guardian Dietrich Volle zählt seit 2007/08 zum Ensemb- Since 2007 /2008, Dietrich Volle has been a le der Oper Frankfurt, wo er in jüngerer Zeit member of the Frankfurt Opera, where he u. a. als Ein Musiklehrer (Ariadne auf Naxos), could recently be heard as a Music Teacher Spencer Coyle (Owen Wingrave), Zweiter (Ariadne on Naxos), Spencer Coyle (Owen Priester (Murder in the Cathedral), Herr von Wingrave), Second Priest (Murder in the Ca- Faninal (Der Rosenkavalier) und Der Wirt thedral), Herr von Faninal (Der Rosenkavalier) ­(Königskinder) zu erleben war. Zuvor sang er and the Innkeeper (The King’s Children). In hier u. a. Kreon (Oedipe), Der Alte (Die Ge- Frankfurt, he previously sang such roles as spenstersonate), Manz (Romeo und Julia auf Creon (Oedipus), The Old Man (The Ghost dem Dorfe), Robert (Die Sizilianische Vesper), Sonata), Manz (A Village Romeo and Juliet), Donner (Rheingold, CD und DVD bei Oehms- Robert (The ­Sicilian Vespers), Thunder (Rhine- Classics), Banquo (Blochs Macbeth), Bischof gold, CD and DVD from OehmsClassics), von Cadix (Palestrina), Dr. Kolenatý (Die Sa- Banquo (Bloch’s Macbeth), Bishop of Cadix che Makropulos), Herzog von Albany (Lear) (Palestrina), Dr. Kolenatý (The Makropoulos sowie Roy Cohn in der Frankfurter Erstauffüh- Case), Duke of Albany (Lear) as well as Roy rung von Eötvös’ Angels in America und Cohn in the Frankfurt premiere of Eötvös’s ­Merea / Lepidus in der Uraufführung von Gla- ­Angels in America and Merea / Lepidus in the nerts Caligula. In früheren Engagements war premiere of Glanert’s Caligula. Dietrich Volle Dietrich Volle den Opernhäusern in Aachen, was formerly engaged at opera houses in Karlsruhe und Wiesbaden verbunden. Mit Aachen, Karlsruhe und Wiesbaden. He gave der Titelpartie von Alban Bergs sowie guest performances at the Mainfranken in der Uraufführung von Michael Obsts Die ­Theatre in Würzburg in the title role of Alban ­andere Seite gastierte er am Mainfranken Berg’s Wozzeck and in the premiere of ­Theater Würzburg. ­Michael Obst’s The Other Side.

93 Michael Porter Michael Porter Erscheinung des Jünglings The Apparition of a Youth Michael Porter zählt seit der Spielzeit 2014/15 Michael Porter has been an ensemble member – nach zwei Jahren im Opernstudio – zum of the Frankfurt Opera since the 2014/15 ­Ensemble der Oper Frankfurt. Zu seinem ­season, after two years in the Opera Studio. ­Repertoire gehören Partien wie Spirit / Sailor His roles include such as Spirit / Sailor (Dido (Dido and Aeneas), Schmidt (Werther), and Aeneas), Schmidt (Werther), Thibault ­Thibault (Die Sizilianische Vesper), Rodrigo (The Sicilian Vespers), ­Rodrigo (Othello), (Otello), Brighella (Ariadne auf Naxos), Sipho Brighella (Ariadne on Naxos), Sipho (premiere (Uraufführung von Lior Navoks An unserem of Lior Navok’s On Our River), Victorin (The Fluss), Victorin (Die tote Stadt), Conte di Ler- Dead City), Conte di Lerma (Don Carlos), ma (Don Carlo), Steuermann (Der fliegende Steersman (The Flying Dutchman) and Carlino Holländer) und Carlino (La cantatrici villane). (La cantatrici villane). Michael Porter was for- Michael Porter war zuvor Mitglied des Young merly a member of the Young Artist Programme Artist Programme des Opera Theatre St. Louis, of the Opera Theatre in St. Louis, where he ap- wo er als Mole / Juror (Alice in Wonderland) peared as Mole / Juror (Alice in Wonderland). auftrat. Außerdem studierte er im Young Artist In addition, he studied in the Young Artist Pro- Programme der Seagle Music Colony, wo er gramme of the Seagle Music Colony, where he u. a. die Partien Benvolio (Roméo et Juliette) performed such roles as Benvolio (Roméo et und Ferrando (Così fan tutte) gestaltete. 2013 Juliette) and Ferrando (Così fan tutte). In 2013 debütierte der Tenor als Brighella (Ariadne auf the tenor made his debut as Brighella (Ariadne Naxos) an der Fort Worth Opera. Seine Aus­ on Naxos) at the Fort Worth Opera. A native of bildung erhielt der gebürtige Amerikaner an der the USA, he received his education at Indiana Indiana University. University.

94 Brenda Rae Brenda Rae Ein Hüter der Schwelle des Tempels / The Guardian of the Threshold / Stimme des Falken Voice of a Falcon Brenda Rae zählt seit 2008/09 zum Ensemble Brenda Rae has been a member of the Frank- der Oper Frankfurt. Zu ihren jüngeren Frankfur- furt Opera since 2008/09. Her more recent ter Erfolgen zählen das fulminante Rollendebüt Frankfurt successes include her brilliant role als Amina (La sonnambula) sowie ihre Inter- debut as Amina (La sonnambula) as well as pretionen der Aithra (Die ägyptische Helena, her interpretions of Aithra (The Egyptian konzertant), Violetta (La Traviata), Governess ­Helen, concertante), Violetta (La Traviata), (The Turn of the Screw), Lora (Die Feen, CD Governess (The Turn of the Screw), Lora (The bei OehmsClassics) und Olympia (Hoffmanns Fairies, CD from OehmsClassics) and Olympia Erzählungen) sowie die Gestaltung der Titel- (Tales of Hoffmann) as well as the interpreta- partien von Lucia di Lammermoor, La Giuditta tion of the title roles of Lucia di Lammermoor, und Maria Stuarda (konzertant), aber auch ihre La Giuditta and Maria Stuarda (concertante) Auftritte als Liedsängerin. Die Partie der Zerbi- and her performances as an intepreter of art netta (Ariadne auf Naxos, CD bei OehmsClas- songs. The American soprano sang the role sics) gestaltete die amerikanische Sopranistin of Zerbinetta (Ariadne on Naxos, CD from über Frankfurt hinaus auch in Bordeaux sowie Oehms­Classics) in Frankfurt as well as in Bor- an den Staatsopern von Hamburg und Berlin. deaux and at the State Operas in Hamburg Regelmäßig gastiert sie zudem an der Baye­ and Berlin. She regularly makes guest appear- rischen Staatsoper München (u. a. Konstanze, ances at the Bavarian State Opera in Munich Giulietta und Aminta). Weiterhin trat sie bereits (as Konstanze, Giulietta and Aminta, amongst an der Santa Fe Opera, der Wiener Staats- other roles). In addition, she has performed at oper, beim Glyndebourne Festival, bei den the Santa Fe Opera, the Vienna State Opera, BBC Proms London und in der Carnegie Hall at the Glyndebourne Festival, the BBC Proms New York sowie bei der Schubertiade Schwar- in London, at Carnegie Hall in New York and at zenberg auf. the Schwarzenberg Schubertiade.

95 Katharina Magiera Katharina Magiera Stimme von oben A Voice from Above Katharina Magiera ist nach regelmäßigen Gast­ After regular guest appearances and one year engagements und einem Jahr im Opernstudio in the Opera Studio, Katharina Magiera has seit 2009/10 fest an der Oper Frankfurt enga- been permanently engaged at the Frankfurt giert. Hier erntete die Altistin u. a. großen ­Opera since 2009/10. The alto earned great ­Beifall für ihre Gestaltung der Partien Hänsel acclaim there for her interpretation of the roles (Hänsel und Gretel), Filosofia (L’Orontea), of Hänsel (Hänsel and Gretel), Filosofia Ježibaba (), Die Sphinx (Oedipe), Bra- (L’Orontea), Ježibaba (Rusalka), The Sphinx damante (Orlando furioso), Alisa (Lucia di (Oedipus), Bradamante (Orlando furioso), Lammermoor), Tisbe (La Cenerentola), Untos ­Alisa (Lucia di Lammermoor), Tisbe (La Cene­ Frau (Sallinens Kullervo), Stallmagd (Königs- rentola), Untos Wife (Sallinen’s Kullervo), kinder), Cornelia (Giulio Cesare in Egitto), ­Stable Maid (The King’s Children), Cornelia Oberpriesterin in Schoecks Penthesilea und (Giulio Cesare in Egitto), High Priestess in Flosshilde / Schwertleite (Ring, CD und DVD Schoeck’s Penthesilea and Flosshilde / bei OehmsClassics) sowie für ihre Auftritte in Schwertleite (Ring, CD and DVD from Oehms­ den Frankfurter Erstaufführungen der Drei Classics) and for her performances in the ­Einakter von Bohuslav Martin ˚u. Weiterhin singt Frankfurt premieres of the Three One-Acters by sie in Frankfurt u. a. Wanja (Iwan Sussanin), Bohuslav Martin ˚u. She also sang Vanya (Ivan Annina (Der Rosenkavalier) und Margret Sussanin), Annina (Der Rosen­kavalier) and (Wozzeck). Katharina Magiera gastierte u. a. Margret (Wozzeck) in Frankfurt. Katharina als Hänsel an der Bayerischen Staatsoper Magiera has made guest appearances as Hän- München, als Schwertleite in Straßburg und sel at the Bavarian State Opera in Munich, as als Dritte Dame (Die Zauberflöte) an der Schwertleite in Strasbourg and as the Third ­Opéra Bastille Paris. Ihre Gesangsausbildung Lady (The Magic Flute) at the Opéra Bastille in erhielt Katharina Magiera bei Hedwig Fass­ Paris. Katharina Magiera received her vocal bender in Frankfurt. training from Hedwig Fassbender in Frankfurt.

96 Tilman Michael Tilman Michael Chor Choir Tilman Michael wechselte zu Beginn der Spiel- At the beginning of the 2014/2015 season, zeit 2014/15 als Chordirektor vom National­ ­Tilman Michael left his position as choir direc- theater Mannheim an die Oper Frankfurt. Unter tor of the Mannheim National Theatre to work seiner Leitung erhielt der Mannheimer Chor in the same capacity at the Frankfurt Opera. 2014 von der Zeitschrift »Opernwelt« die Aus- Under his direction, the Mannheim Choir was zeichnung »Opernchor des Jahres«. Zugleich awarded the distinction of “Opera Choir of the wurde Tilman Michael in der Kategorie »Diri- Year” in 2014 by the journal “Opernwelt”. At gent des Jahres« nominiert. Seit 2004 ist er zu- the same time, Tilman Michael received a nomi- dem als Assistent des Chordirektors bei den nation as “Conductor of the Year”. He has also Bayreuther Festspielen tätig. Tilman Michael, been active as assistant choir director at the der direkt nach dem Studium in Stuttgart und Bayreuth Festival since 2004. Tilman Michael, Köln als zweiter Chordirektor der Hamburgi- who was engaged as second choir director of schen Staatsoper engagiert wurde, gastierte the Hamburg State Opera immediately follow- an den Opernhäusern von Amsterdam, Moskau ing studies in Stuttgart and Cologne, made und Stuttgart, dazu bei so renommierten guest appearances at the opera houses in ­Chören wie dem Estnischen Philharmonischen ­Amsterdam, Moscow and Stuttgart, and with Kammerchor und den Rundfunkchören von such renowned choirs as the Estonian Philhar- NDR und WDR. Mit verschiedenen Vokal­ monic Chamber Choir and the NDR and WDR ensembles konzertierte er in ganz Europa so- Radio Choirs. He has performed concerts wie in Asien und Südamerika. throughout Europe, in Asia and in South Amer- ica with a large number of vocal ensembles.

97 98 Chor der Oper Frankfurt Chor der Oper Frankfurt Mit etwa zwanzig Neuproduktionen und With approximately twenty new productions ­Wiederaufnahmen meistert der Chor der Oper and revivals, the Choir of the Frankfurt Opera Frankfurt jede Saison ein vielfältiges Pro- masters a highly variegated programme each gramm. Die größten Chorpartien der Opern­ season. They are able to successfully cope literatur können erfolgreich aus eigenen Kräf- with the largest choral parts of the operatic ten bzw. mit Hilfe des Extrachores bewältigt ­literature on their own or with the help of the werden, seit der Chor 1997 im Zuge der Extra Choir, since the number of choir mem- ­Wiedereinführung des Repertoire-Systems bers was increased in 1997 during the course aufgestockt wurde. Alle Chormitglieder können of the reinstatement of the repertoire system. auf eine professionelle Ausbildung verweisen All the choir members have had professional und treten an der Oper Frankfurt gelegentlich training and also appear occasionally as inter- als Interpreten kleiner Solopartien hervor. preters of smaller solo roles at the Frankfurt Als Dienerinnen / Kinderstimmen sind Birgit Opera. Treschau, Alketa Hoxha, Yvonne Hettegger, Birgit Treschau, Alketa Hoxha, Yvonne Young Sook Kim, Hiromi Mori / Bock-Sill Hettegger, Young Sook Kim, Hiromi Mori / Kim, Camelia Suzana Peteu, Gunda Boote, Bock-Sill Kim, Camelia Suzana Peteu, ­Jianhua Zhu und Christiane Maria Waschk zu Gunda Boote, Jianhua Zhu and Christiane hören. Maria Waschk can be heard here as ser- vants /children’s voices.

99 Sebastian Weigle Sebastian Weigle Musikalische Leitung Musical Direction Sebastian Weigle gilt als Strauss-Experte. Die Sebastian Weigle is considered a Strauss Frau ohne Schatten, für deren hiesige Inter­ ­expert. He conducted The Woman without a pretation er 2003 zum »Dirigenten des Jahres« Shadow at the Munich Opera Festival in 2014; (Opernwelt) gekürt wurde, dirigierte er 2014 he was named “Conductor of the Year” auch bei den Münchner Opernfestspielen. Von (Opern­welt) in 2003 for his interpretation of

100 2004 bis 2009 Generalmusikdirektor am Gran the same work in Frankfurt. After his years as Teatre del Liceu Barcelona, übernahm Sebas­ Chief Musical ­Director at the Gran Teatre del tian Weigle 2008/09 die gleiche Position an Liceu in Bar­celona from 2004 to 2009, Sebas- der Oper Frankfurt. Hier leitet er in der Spielzeit tian Weigle took over the same position at the 2015/16 die beiden Neuproduktionen von Frankfurt Opera in 2008/09. He will direct Glinkas Iwan Sussanin und Bergs Wozzeck both new productions of Glinka’s Ivan Sus- sowie die Wiederaufnahmeserien von Die tote sanin and Berg’s Wozzeck in Frankfurt in Stadt (CD bei OehmsClassics), Der Rosen­ 2015/16 as well as the revival series of The kavalier und erneut Wagners Ring (CD und City of the Dead (CD from OehmsClassics), DVD bei OehmsClassics). Fulminante Erfolge Der Rosenkavalier and ­Wagner’s Ring (CD feierte der einstige Staatskapellmeister der and DVD from Oehms­Classics). The former Berliner Staatsoper u. a. bereits am Opernhaus State Kapellmeister of the Berlin State Opera Zürich, an der Semperoper Dresden, der Ham- already celebrated brilliant successes at the burgischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper, Opernhaus in Zurich, the Semperoper in Dres- den Opernhäusern von Cincinnati und Sydney, den, the Hamburg State Opera, the Vienna an der Metropolitan Opera New York sowie bei State Opera, the ­opera houses of Cincinnati den Bayreuther Festspielen und beim Spring and Sydney, at the Metropolitan Opera in New Festival Tokio. Als Einspielung unter seiner York, the Bayreuth Festival and the Tokyo ­musikalischen Leitung sind bisher bei Oehms- Spring Festival. The ­following recordings have Classics erschienen: Lear, Die Königskinder, been issued by Oehms­Classics under La fanciulla del West, Ariadne auf Naxos ­Weigle’s musical direction: Lear, The King’s ­sowie sämtliche frühen Wagner-Opern. ­Children, La fanciulla del West, Ariadne on Naxos as well as all the early Wagner operas.

101 Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Opern- und Museumsorchester Das Frankfurter Opern- und Museums­ The “Frankfurt Opera and Museum ”, orchester, das seit der Saison 2008/09 von which has been conducted by Sebastian Sebas­tian Weigle als Generalmusikdirektor der ­Weigle as General Music Director of the Oper Frankfurt geleitet wird, ist eines der Frankfurt ­Opera since the 2008/09 season, is ­bedeutendsten Orchester im deutschspra­ one of the most important in the chigen Raum. Es wurde 2011 zum dritten Male German-speaking world. In 2011 it was select- in Folge in der Kritikerumfrage des Fachmaga- ed ­“Orchestra of the Year” for the third time in zins »Opernwelt« zum »Orchester des Jahres« succession in the critics’ survey of the special- gewählt. Zu den früheren Generalmusikdirek­ ist journal “Opernwelt”. Its former general toren zählen Sir , Christoph von ­music directors have included Sir Georg Solti, Dohnányi, Michael Gielen, Sylvain Cambreling Christoph von Dohnányi, Michael Gielen, und Paolo Carignani. Der Name des Orches- ­Sylvain Cambreling and Paolo Carignani. The ters geht auf die Frankfurter Museums-Gesell- name of the orchestra goes back to the Frank- schaft zurück, eine 1808 von Frankfurter furt Museum Society, an amateur academy ­Bürgern gegründete Liebhaber-Akademie für for all the arts founded by citizens of Frankfurt alle Künste, die sich 1861 zum Konzertinstitut in 1808; it then developed further into the »Museums-Gesellschaft« fortentwickelte. In ­concert institution “Museum Society” in 1861. den von der Museums-Gesellschaft veranstal- Up to the present day, the Frankfurt Opera teten »Museumskonzerten« tritt das Orchester ­Orchestra performs as a concert orchestra at der Frank­furter Oper bis heute als Konzert­ the “Museum Concerts” organised by the orchester auf und wurde so zum »Frankfurter ­Museum Society, and has thus become the Museums­orchester«. “Frankfurt Museum Orchestra”.

102 103 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 143,5 x 126 L’Oracolo Aribert Reimann Caligula Franco Leoni Lear Detlev Glanert

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Frankfurter Opern- und Chor der Oper Frankfurt Markus Stenz Museumsorchester Sebastian Weigle Chor und Kinderchor der Oper Frankfurt Stefan Solyom

v

Aribert Reimann: Detlev Glanert: Franco Leoni: Lear Caligula L’Oracolo OC 921 | 2 CDs OC 932 | 2 CDs OC 952 | 1 CD The Oper Frankfurt’s CD Edition Frankfurt’s The Oper Die CD-Edition der Oper Frankfurt Oper Die CD-Edition der

Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 144 x 126 La fanciulla del Lohengrin Medea Aribert Reimann West Giacomo Puccini

Frankfurter Opern- und Museums- orchester Chor der Oper Frankfurter Opern- Frankfurt und Museumsorchester Richard Wagner Bertrand de Billy Frankfurter Opern- Chor der Oper Frankfurt und Museumsorchester Sebastian Weigle Erik Nielsen

v v v

Aribert Reimann: Giacomo Puccini: Richard Wagner: Medea La fanciulla del West Lohengrin OC 955 | 2 CDs OC 945 | 2 CDs OC 946 | 3 CDs

104 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 144,5 x 126 Die Königskinder Engelbert Humperdinck PalestrinaHans Pfitzner toteStadtErich Wolfgang Korngold

Frankfurter Opern- Frankfurter Opern- und Museumsorchester und Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Chor der Oper Frankfurt Frankfurter Opern- Sebastian Weigle und Museumsorchester Kirill Petrenko Sebastian Weigle

v v v

Erich Wolfgang Korngold: Hans Pfitzner: Engelbert Humperdinck: Die tote Stadt Palestrina Königskinder OC 948 | 2 CDs OC 930 | 3 CDs OC 943 | 3 CDs Opera recording of the month, October 2013, in “Opera – The world’s leading opera

Vorderseite 144 x 126 Vorderseite 144 x 126 Rückseitemagazine”. 144 x 126 Ariadne Naxos Diediebische Elster auf La gazza ladra Gioacchino Rossini Die diebische Sophie Bevan Ninetta, Dienstmädchen Elster Jonathan Lemalu Fernando Villabella, ihr Vater Federico Sacchi Fabrizio Vingradito

Richard Strauss La gazza ladra Katarina Leoson Lucia, seine Frau Francisco Brito Giannetto, sein Sohn Kihwan Sim Gottardo, Bürgermeister Nicky Spence Isacco, Händler Gioacchino Rossini Frankfurter Opern- und Frankfurter Opern- Alexandra Kadurina Pippo, Bauernbursche Museumsorchester Michael McCown Antonio, Kerkermeister OC 961 und Museumsorchester Iurii Samoilov Giorgio, Diener des Bürgermeisters Live Recording Chor der Oper Frankfurt j Thomas Charrois Ernesto 2014 OehmsClassics Sebastian Weigle Musikproduktion GmbH Henrik Nánási Carlos Krause Amtsrichter i 2015 OehmsClassics Musikproduktion GmbH All logos and trademarks Frankfurter Opern- und are protected Museumsorchester Made in Germany www.oehmsclassics.de Chor der Oper Frankfurt Henrik Nánási

v v 4 260034 869615

v

Richard Strauss: Gioacchino Rossini: Ariadne auf Naxos Die diebische Elster Rücken 28,75 x 126 mm OC 947 | 2 CDs OC 961 | 3 CDs Kopfseite 29,5 x 144 mm

Stand der Texte wie Gioacchino bei Ariadne 947 Rossini Die Die 105 diebische Elster La gazza ladra diebische Elster

Fußseite 29 x 144 mm

OC 961 | 3 CDs Rossini Vorderseite 144,5 x 126 Vorderseite 144,5 x 126 Vorderseite 143,5 x 126

Richard Wagner Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle Rheingold DieRichard Wagner Walküre SiegfriedRichard Wagner

Richard Wagner Götter

Frankfurter Opern- und Museumsorchester dämmerung Frankfurter Opern- Sebastian Weigle und Museumsorchester Sebastian Weigle Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle

v v v v

Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Das Rheingold Die Walküre Siegfried Götterdämmerung OC 935 | 2 CDs OC 936 | 4 CDs OC 937 | 4 CDs OC 938 | 4 CDs

FrankfurterDer Orchestermusik Ring

Richard Wagner Richard Wagner Richard Richard Wagner Frankfurter Opern- Wagner

from Oper Frankfurt Ring des Nibelungen from Oper und Museumsorchester Der Ring des Nibelungen Sebastian Weigle Der Ring des Nibelungen Orchestermusik aus dem Frankfurter Opern- OC 939 und Museumsorchester aus der Oper Frankfurt Oper Ring des Nibelungen aus der v Sebastian Weigle Ring des Nibelungen v The Gesamtausgabe – 14 CDs OC 944 | 1 CD Der Der

Vorderseite 144 x 126 Vorderseite 144 x 126 Liebesverbot Rienzi Richard Wagner DieRichard Wagner Feen Das

Richard Wagner Frankfurter Opern- und Museums- orchester Chor der Oper Frankfurter Opern- Frankfurt und Museumsorchester Sebastian Weigle Chor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle Frankfurter Opern- und Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle

v v v The Early Operas The Early Operas Die frühen Werke Richard Wagner: Richard Wagner: Richard Wagner: Die Feen Das Liebesverbot Rienzi OC 940 | 3 CDs OC 942 | 3 CDs OC 941 | 3 CDs Das Rheingold Die Walküre Siegfried Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner

Frankfurter Opern- Frankfurter Opern- und Museumsorchester und Museumsorchester Sebastian Weigle Sebastian Weigle

DVD Video-Edition Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle

v v v

Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Das Rheingold | OC 995 | 2 DVDs Die Walküre | OC 996 | 2 DVDs Siegfried | OC 997 | 2 DVDs

Vorderseite 137 x 193 mm

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Der Sebastian Weigle

Richard Wagner Frankfurter Götter dämmerung Ring

Richard Wagner Der Ring des Nibelungen Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle DVD Video- Gesamtausgabe 8 DVDs

v Richard Wagner Der Ring 107 Richard Wagner des Nibelungen Götterdämmerung | OC 998 | 2 DVDs OC 999 v Impressum j 2014 OehmsClassics Musikproduktion GmbH i 2015 OehmsClassics Musikproduktion GmbH

Executive Producers: Dieter Oehms, OehmsClassics Musikproduktion Bernd Loebe, Oper Frankfurt Recorded Live, October /November 2014, Oper Frankfurt Live-Sound and Recording-System: Paul Baron, Peter Tobiasch Wireless Microphones: Margit Baruschka, Teresa Kunz Recording: Christian Wilde Editing and Mix: Felix Dreher Final Balance and Mastering: Christian Wilde, Felix Dreher Stage Photographs: Barbara Aumüller Photographs: Agentur (Hogrefe, Stensvold), Barbara Aumüller (Bürger, Rae, Volle, Mayer, Lazar, Magiera, Orchestra), ­­ Dario Acosta (Baumgartner), Monika Rittershaus (Fritz, Weigle), Wolfgang Runkel (Porter), Nelly Danker (Tilman), Aaron Gang Photography (Wilson) Publisher: DIE FRAU OHNE SCHATTEN von Richard Strauss | © Fürstner Musikverlag GmbH, Mainz mit freundlicher Geneh- migung von SCHOTT MUSIC, Mainz Editorial: Martin Stastnik, Mareike Wink, Steffi Mieszkowski English Translations: David Babcock Visual Concept: Gorbach-Gestaltung.de Composition: Waltraud Hofbauer www.oehmsclassics.de

v