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Kultur

volta. Absolut furchtlos, mit einem Ge- ersten Film im Kinogeschäft, hänge böse KINO sichtsausdruck, als hätte ihm das Schicksal durch; und dann betreibe einen versabberten Kojoten vor die Füße ganz schlimm seine bewegungslose Null- Goldkehlen mit trotten lassen, zündet sich Travolta erst schauspielerei. mal eine Zigarette an, reckt dann sein Das ist alles nicht ganz falsch, zeugt Grübchenkinn einen Millimeter nach vorn aber von entschieden schlechter Rezen- Killerinstinkt und wartet auf den Schuss. Natürlich hört sentenlaune: Tatsächlich neigt „Be Cool“ man nur das Klicken eines leer geballerten bisweilen zu einer Sorte „Harhar“-Humor, In „Be Cool“ zeigen John Travolta Magazins. die sich beispielsweise darin manifestiert, „Be Cool“ ist ein Fortsetzungsfilm. Wie als lustige Witwe des ein- und Uma Thurman, in Barry Sonnenfelds sehr lustigem Gangs- gangs ermordeten Plattenfirmenbosses in dass sie ein großartiges Tanzpaar terklamauk „Schnappt Shorty“ aus dem einem Shirt mit der Aufschrift „Widow“ sind – und nehmen die Jahr 1995 spielt John Travolta einen win- herumspazieren zu lassen. Tatsächlich Musikindustrie auf die Schippe. digen, aber obercoolen Kerl namens Chili hangelt sich die Komödie dreist von Gag Palmer. zu Gag und schert sich nicht um einen nter Palmen und kalifornischer Wieder hat die Story viel mit den Um- ordentlichen Spannungsbogen. Und tat- Sonne gleitet eine Limousine durch trieben der Mafia zu tun und beruht auf sächlich zeigt der Schauspieler Travolta ULos Angeles, es erklingt ein be- einem Buch von , den Fans eine Mimik, gegen die der Ausdrucks- rühmter alter Popsong mit dem Titel wie Quentin Tarantino als schlagfertigsten reichtum einer Buddhastatue als virtuos „Fantasy“, drinnen im Wagen unterhalten aller amerikanischen Dialogschreiber ver- zu loben ist. sich zwei Männer in lustigem Dialog-Ping- ehren. Und wieder ist Danny De Vito mit Aber das ist doch gerade das Tolle! Der pong über eine Firma namens „Nothing von der Partie, neben vielen anderen Stars im komischen Fach eher unerfahrene Re- to Lose“: Der Anfang dieses Films ist wie Uma Thurman, und gisseur mit dem seltsamen Namen F. Gary ein Versprechen auf unbeschwertes Enter- diversen Popberühmtheiten. Was soll da Gray betreibt in „Be Cool“ im heitersten tainment. also schief gehen? Schlendrian ein Feuerwerk der matten Und das wird auch dadurch nicht ge- Fast alles, wenn man den amerikani- Pointen und bewährten Posen: Wenn John trübt, dass einer der beiden Helden, kaum schen Kritikern glaubt. In der „New York Travolta und Uma Thurman wie einst in hat er das Auto verlassen, durch einen Times“ und der Zeitschrift „Variety“ bei- „“ (das ist zehn Jahre her) ei- wild um sich ballernden Schurken abge- spielsweise bekam „Be Cool“ üble Verris- nen phänomenalen Balztanz aufs Parkett murkst wird. se: Der Drehbuchautor habe die Dialoge legen, dann kann man das natürlich plump Nun will der Killer sich auch den zwei- und den Witz der Vorlage verhunzt, heißt abgekupfert finden. ten Mann vornehmen – und blickt in die es dort; die ganze Geschichte, die diesmal Aber wer Augen im Kopf hat zu sehen swimmingpoolblauen Augen von John Tra- in der Popindustrie spielt statt wie im und ein Herz, das den Rhythmus dieses seltsamen Salsa-Tangos spürt, der muss auch zugeben: Beim heiligen Fred Astaire, das sieht unfassbar gut aus! Zu den Stärken des Films zählen auch die hingeschluderten Gastauftritte zahlrei- cher Stars: André Benjamin von und der Wrestler The Rock spielen eben- so trottelige wie mordlustige Bodyguards. Die niedliche Soulsängerin Christina Milian verkörpert eine niedliche Soulsängerin. Und der begnadete -Schreihals hält sein groteskes Knautsch- gesicht in die Kamera und behauptet, er gehöre nicht zu den Rockern, die ihre Visage für einen Kinofilm in die Kamera hielten. Und dann gibt’s in dieser munter ver- worrenen Geschichte um Knebelverträge mit Popstars, russische Erpresser, schwule Mordbuben und eine strahlende, aufge- kratzte Witwe eben immer wieder hin- reißende Szenen, in denen der Klamauk ruht: So tritt die süße Christina Milian mit Steven Tyler bei einem Aerosmith-Konzert vor ein paar tausend Zuhörern auf die Büh- ne, und die beiden brüllen sich im Duett einen wunderbar kitschigen Balladenklas- siker aus der Kehle. Ganz schüchtern legt der verwit- terte Rock’n’Roller seinen Arm um die nackte Schulter des Mädchens, dann zuckt das Paar auseinander, als hätte es ein märchenfinsterer Schrecken erfasst – das Biest und die Schöne, King Kong

20TH CENTURY FOX 20TH CENTURY und die schwarze Frau: zum Schniefen „Be cool“-Darsteller Thurman, Travolta: Phänomenales Balzverhalten schön. Wolfgang Höbel

170 der spiegel 13/2005