Grünfläche Zeitschrift der Grünen in Hessen 1/08

eXtra: Wahlanalyse Landesverband Hessen Editorial · Inhalt · Impressum

Editorial Liebe Freundinnen und Freunde,

Das Ergebnis der Landtagswahlen war für die Koch-CDU ein wir es, die Partei wieder zum Zentrum des gesellschaftlichen Desaster. Leider war aber auch für uns GRÜNE das Ergebnis mit Diskurses „Für Morgen“ zu machen? Die Kompetenz für Umwelt 7,5% enttäuschend. Die politische Landschaft hat sich verändert: und Energie auszubauen gehört ebenso dazu wie das ur-GRÜNE Rechnerisch „linke“ Mehrheiten führen nicht automa­ Thema Gerechtigkeit im Spannungsfeld von individueller Freiheit tisch zu stabilen Regierungsbündnissen, die alten und sozialer Sicherheit. Es geht aber nicht nur um Themen, son­ rechts-liberalen Koalitionen sind nicht mehrheitsfähig. dern auch um neue Mitglieder: Wie können mehr Menschen so in Heißt das nun auf absehbare Zeit Große Koalitionen, die die Parteiarbeit eingebunden werden, dass Erfolgserlebnisse und eher verwalten als gestalten? Werden sich Parteien im langfristiges Engagement erleichtert werden? Auch darin waren Wahlkampf immer krasser von einander abgrenzen und wir schon besser. nach der Wahl dennoch Regierungen bilden müssen? Politikverdrossenheit wird sich dadurch eher steigern. Diese Fragen sind umso dringender zu beantworten, als bereits 2009 Bundestags- und Europawahlen und 2011 Kommunalwah­ Wir GRÜNE müssen uns darauf einstellen. Eine kritische len anstehen. Natürlich wird der Landesvorstand die Diskussionen Analyse unseres Landtagswahlkampfes wird nach Beschluss des vorantreiben; dafür habt Ihr uns gewählt. Ich möchte aber an die­ Parteirates bis zum Sommer erfolgen. Aber für uns geht es um ser Stelle ausdrücklich einladen, Fragen, Ideen und Konzepte viel mehr. GRÜNE haben Profil, nur: Wie können wir es schärfen, einzubringen. Letztendlich sind es vor allem Mitglieder, die neue um in der neuen politischen Landschaft wahrgenommen (und Mitglieder und für Grüne Politik werben. Lasst uns diesen Prozess gewählt) zu werden? Wie schaffen wir es, GRÜNE Kompetenzen gemeinsam und konstruktiv in den nächsten Monaten angehen. weiter zu entwickeln? — Und dies, ohne uns dem Populismus und Polit-Marketing anderer Parteien anzupassen. Wie schaffen Eure Kordula

Inhalt

Wahlkampfresümee 1 Schwerpunkt 8/9 Tarek Al-Wazir Politische Stimmung vor der Wahl Impressum Schwerpunkt 2 Schwerpunkt 10 Kurzfristige Bewegungen Schwer- und Schwachpunkte der Parteien Herausgeberin: Bündnis 90/DIE GRÜNEN Hessen Kaiser-Friedrich-Ring 65 Schwerpunkt 3 Aus der Landtagsfraktion 11/12 65185 Wiesbaden Telefon: 06 11.98 92 00 Erst-/Zweitstimmenverhältnis Die neue Fraktion Telefax: 06 11.84 68 28 [email protected] www.gruene-hessen.de Schwerpunkt 4 Aus der Landtagsfraktion Redaktion: WählerInnenwanderung Mürvet Öztürk Jonathan Barber, Evita Haupt, Kai Klose, Stefanie Lotz, Katja Meier

V.i.S.d.P.: Schwerpunkt 5 Kai Klose, Politischer Geschäftsführer

Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen Titelbild u. Grafiken: Winfried Pfeiffer-Haupt

Layout: Schwerpunkt 6 VE, EH, KK, WPH Wahlentscheidende Themen Bildnachweise: www.pixelio.de

Schwerpunkt 7 Zeitpunkt der Wahlentscheidung

Grünfläche · Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Zusammengefasst

­ Wahlkampfresümee Die Mehrheitsverhältnisse in Hessen sind wegen des Einzugs der Linkspartei zwar sehr schwierig geworden, aber ein Ergebnis hat der 27.Januar sehr deutlich gezeigt: Die Mehrheit der Menschen in Hessen möchte Roland Koch nicht mehr als Ministerpräsident. zur Ministerpräsidentin wählen und für Liebe Wahlkämpferinnen und Wahl­ Die meisten Stimmen haben wir an die eine verlässliche Regierungsmehrheit kämpfer, SPD, genauer an Andrea Ypsilanti, verlo­ sorgen würde. Sowohl FDP als auch ren. Die SPD hat zwar in der vergangenen ich möchte mich bei Euch allen für den Legislaturperiode kaum oder zumindest mit unglaublich viel Engagement geführ­ keine gute Oppositionsarbeit geleistet ten Landtagswahlkampf bedanken. Bei – in der Wahrnehmung der meisten unserer Dezember-Tour über Hessens professionellen Beobachterinnen bzw. Weihnachtsmärkte erhielten Kordula Beobachter der Landespolitik waren DIE und ich von den Mitgliedern vor Ort GRÜNEN die eigentlichen Oppositions­ trotz Regen, eisiger Kälte oder Orkan führer – aber sie hat in den letzten vielköpfige Unterstützung und die Reak­ Wochen vor der Wahl auch dank der tionen der Bürgerinnen und Bürger auf Koch-Kampagne einen Wahlkampf die GRÜNEN Weihnachtsmänner und gemacht, der offensichtlich am Ende –frauen mit ihren Geschenken („Lieber entscheidender war als die Arbeit der schwarz trinken als schwarz wählen“) letzten fünf Jahre. Dabei kam der SPD waren für uns überraschend positiv. der immer stärker werdende Wunsch Ebenso engagiert habe ich die nach einer Abwahl Roland Kochs und die hessischen Kreisverbände bei den dadurch hervorgerufene zunehmende allermeisten der von mir besuchten Zuspitzung auf den Gegensatz Koch Neujahrsempfänge wahrgenommen. Die /Ypsilanti zugute, bei dem es uns Neujahrsempfänge wurden zumeist von GRÜNEN zunehmend schwer fiel, in den Linkspartei lehnen bisher eine Koalition einem über die örtlichen Grünen weit Medien vorzukommen. mit SPD und GRÜNEN ab. hinausgehenden Publikum besucht, was ohne eine ausgezeichnete und profes­ Die CDU hat ihr schlechtestes Ergebnis Der Parteirat von BÜNDNIS 90/DIE sionelle Vorbereitung sicher nicht so seit 1966 erzielt. Darauf lässt sich auch GRÜNEN Hessen hat deshalb den gewesen wäre. das vergleichsweise gute Abschneiden Landesvorstand beauftragt, in Sondie­ Auch die Akzeptanz der Wahlkampfmate­ der FDP zurückführen. Bitter für uns, rungsgesprächen mit allen im Landtag rialien hat gezeigt, dass die Kreis- und dass dies dazu geführt hat, dass wir vertretenen Parteien die Chancen für die Ortsverbände engagiert bei der Sache erstmals seit Jahrzehnten nur noch viert­ größtmögliche Umsetzung der Inhalte waren. Noch nie wurde so viel Material stärkste Kraft im Landtag sind. unseres Landtagswahlprogramms für Infostände bestellt und verteilt wie auszuloten. Natürlich gehen wir bei in diesem Wahlkampf. Alleine unsere Nun stehen wir vor einer besonders diesen Gesprächen davon aus, dass Wahlkampfzeitung wurde 650.000 mal schwierigen Aufgabe. Die CDU und der Regierungsauftrag klar bei Andrea geordert, hessenweit waren ca. 16.500 vor allem Roland Koch weigern sich zu Ypsilanti liegt. Wir werden uns bemühen, Plakate und 152 Großflächen zu sehen. verstehen, dass sie diese Wahl verloren unserer Verantwortung gerecht zu werden Auch die Reaktion der Menschen im haben. Die Mehrheitsverhältnisse in und versuchen, aus den „hessischen Straßenwahlkampf war weitaus positiver Hessen sind wegen des Einzugs der Verhältnissen“ möglichst viel grünen als bei vielen vergangenen Wahlkämpfen. Linkspartei zwar sehr schwierig gewor­ Inhalt zu machen, denn, auch wenn Die hessischen GRÜNEN haben einen den, aber ein Ergebnis hat der 27.Januar es manchmal fast schon altmodisch ihrer besten Wahlkämpfe geführt. Umso sehr deutlich gezeitigt: Die Mehrheit der erscheinen mag: Auf die Umsetzung von bitterer ist es für uns, dass wir mit einem Menschen in Hessen möchte Roland Inhalten kommt es in der Politik an! Wahlergebnis von nur 7,5% weit von Koch nicht mehr als Ministerpräsident. unserem Wahlziel entfernt gelandet sind und drei Abgeordnetenmandate verloren Die SPD und vor allem Andrea Ypsilanti haben. ist zwar die eigentliche Wahlgewinnerin, Tarek Al-Wazir ist Landesvorsitzender es zeichnet sich allerdings im Landtag der hessischen GRÜNEN keine Koalition ab, die Andrea Ypsilanti www.al-wazir.de

März 2008 · Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche  Grünfläche Schwerpunkt

Kurzfristige Bewegungen Vergleichende Betrachtung der Wahlergebnisse von 2003 bis 2008

• Die CDU konnte in Hessen bei keiner der nach 2003 jedoch knapp darüber. Die Linke erreichte am 27. Januar stattfindenden Urnengänge an ihr Ausnahmeergebnis in etwa den Wählerrückhalt der Bundestagswahl und zieht der Landtagswahl in diesem Jahr anknüpfen. Bei der knapp ins Parlament ein. Europawahl von 2004 blieb sie noch knapp über der 40- • Parteien des rechten Parteienspektrums blieben nach Prozent-Marke und damit klar vor der SPD. Zur vorgezoge­ 2003 in Hessen ohne Chance, ein Stimmenniveau von nen Bundestagswahl 2005 aber erhielt sie nur noch jede deutlich mehr als zwei Prozent zu erreichen. Auch zur dritte Stimme und fiel wie schon 2002 und 1998 hinter jetzigen Landtagswahl bewegen sich die Rechten auf dem die SPD zurück. Bei der Kommunalwahl 2006 ging sie Niveau von Kleinstparteien. wiederum mit landesweiten Werten von knapp unter 40 • Die Wahlbeteiligungsraten der nach 2003 in Hessen statt­ Prozent als stärkste hessische Partei hervor. Bei der jetzi­ findenden Urnengänge schwanken je nach Wahlbedeutung gen Landtagswahl verlor sie zwar gegenüber dem Stimmen­ erheblich. Bei der Europawahl 2004 beteiligten sich ledig­ niveau der Kommunalwahl, konnte die Position der stärk­ lich 37,8 Prozent, zur Bundestagswahl 2005 78,7 Prozent, sten Partei aber knapp verteidigen. zur Kommunalwahl 2006 wiederum nur 45,8 Prozent. Was • Die SPD musste nach ihrem historisch schlechtesten alle drei Wahlen eint, ist die durchweg geringere Beteiligung Wahlergebnis 2003 in Hessen bei allen Urnengängen im Vergleich zur vorhergehenden Korrespondenzwahl. Die weitere Verluste hinnehmen, besonders deutlich bei der jetzige Landtagswahlwahl ist der vierte Urnengang seit Europa­wahl 2004, bei der sie nur jede vierte Wählerin bzw. 2003, bei dem in Hessen die Wahlbeteiligung abnimmt. jeden vierten Wähler überzeugen konnte. Auch bei der Bundestagswahl 2005 konnte sie sich dem negativen Bundestrend nicht entziehen. Sie verlor 4,1 Punkte, wurde mit 35,6 Prozent aber wie schon 2002 stärkste Partei. Zur Kommunalwahl blieb sie leicht unter dem Niveau der Bundestagswahl und damit hin­ ter der CDU. Mit dem jetzigen Urnengang erreicht die SPD den größten Wählerinnen- und Wählerrückhalt der letzten fünf Jahre, ohne allerdings an der Union vorbeiziehen zu können. • Wir GRÜNE konnten uns in Hessen nach 2003 nur bei der Europawahl verbessern. Bei allen anderen Urnengängen stagnierten wir etwa auf dem Niveau der Vorgängerwahl (Kommunalwahl) bzw. verloren leicht (Bundestagswahl). Von der Europawahl (15,0%) abgesehen haben wir nach 2003 in Hessen durchweg Ergebnisse von um die zehn Prozent erreicht. Unser jetziges Ergebnis bleibt aber deutlich darunter. • Die FDP hat nach 2003 in Hessen durchweg zugelegt, zur Kommunalwahl 2006 allerdings nur noch leicht. Bei der Bundes­ tagswahl 2005 schnitt sie erstmals nach 1990 wieder zweistellig und als drittstärkste Partei vor den Grünen ab. Daran können die Liberalen mit dem aktuellen Abschneiden zwar nicht anknüpfen, allerdings übertreffen sie ihre vorherigen Ergebnisse deutlich. • Die Linkspartei lag zur Europawahl 2004 in Hessen noch deutlich unter der Fünf-Prozent-Marke, platzierte sich bereits ein Jahr später zur Bundestagswahl mit 5,3 Prozent

 Grünfläche Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Stimmensplitting paradox Erstmals genauso viele Erst- wie Zweitstimmen

Seit 1991 gilt in Hessen ein Zwei-Stimmen-Wahlrecht, das aber die Größenordnungen, in denen dieses Phänomen den Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit eröffnet, ihre auftritt, sowohl absolut gesehen, als auch von den beiden Stimmen unterschiedlichen Parteien zu geben. Die Veränderungen her betrachtet. 15jährige Erfahrung zeigt, dass die beiden Volksparteien Ursache und Wirkung des Splittings sind umstritten. Ob stets mehr Erst- als Zweitstimmen erhielten. DIE GRÜNEN, taktisches Kalkül der Wählerinnen und Wähler, partei­ die FDP und sonstige Parteien verzeichneten bisher politische Unentschiedenheit oder Unkenntnis über das traditionell einen Zweitstimmenüberschuss. Zweistimmensystem: Die Vergabe von Erst- und Zweit­ Bei dieser Wahl unterstützte etwa jede fünfte Wählerin stimme an verschiedene Parteien besitzt bei Land- wie bzw. jeder fünfte Wähler mit der Erststimme eine andere Bundestagswahlen Tradition, unterliegt jedoch einem stän­ Partei als mit der Zweitstimme. Vom Splitting profitierte am digen Wandel. stärksten die FDP. 38 Prozent ihrer Zweitstimmen stammten Zudem machen WählerInnen mit hoher Bildung eher von von Wählern, die mit der Erststimme für die Union gestimmt einem gesplitteten Votum Gebrauch. Dies scheint plausibel, hatten, 2003 war es jede Zweite. Vergleichsweise weniger denn um „sinnvoll“ (zumindest aus der subjektiven Sicht der Wählerinnen und Wähler) splitten zu können, müssen zumindest einige Finessen des deutschen Wahlsystems halbwegs verstanden sein, insbeson­ dere die Zweistimmenkonstruktion. Tatsächlich nimmt der Anteil der Splitterinnen und Splitter zu, je besser sie über diesen Aspekt des Wahlsystems Bescheid wissen. Zudem finden sich in dieser Gruppe vor allem die politisch Interessierten. Generell bleiben beide Stimmen in aller Regel innerhalb des jeweiligen politischen Lagers. Dabei sind zwei Formen des Splittings üblich. Zum einen entstehen so genannte „Leihstimmen“, durch die vor allem Anhänger einer Volkspartei die von ihnen gewünschte Koalition unterstützen, indem sie dem kleineren Koalitionspartner mit ihrer Zweitstimme „unter die Arme greifen“. Zum anderen geben gefestigte Anhänger kleinerer Parteien teilweise ihre Erststimme „Gewinn bringend“ einer Volkspartei, da eine Direktwahl ihrer Kandidatin bzw. ihres Kandidaten beinahe ausgeschlossen erscheint. bedeutsam waren die Leihstimmen für die Linkspartei. Soweit die Theorie. Immerhin jede vierte ihrer Zweitstimmen stammte von Bei der Wahl zum 17. Hessischen Landtag scheinen Wählerinnen bzw. Wählern, die im Wahlkreis für die jewei­ die Wählerinnen und Wähler – gerade mit Blick auf lige Kandidatin bzw. den jeweiligen Kandidaten der SPD uns GRÜNE – diese Theorie ad absurdum geführt zu gestimmt haben. haben. Ehemals grüne Wählerinnen und Wähler haben Im historischen Vergleich hat sich das Verhältnis GRÜNER ihre Erststimme „ihrer Partei“ gegeben und mit der Erst- zu Zweitstimmen komplett umgekehrt. So schneiden Zweitstimme SPD oder Linke gewählt. Dieses Verhalten wir in wichtigen Hochburgen bei der Erststimme besser kann instrumentell gedeutet werden: Mit ihrer Stimme ab als beim Zweitstimmenanteil (bspw.: Kassel-Stadt: 16 wollten sie eine Koalitionspräferenz bekunden und sie als zu 14%, Frankfurt I: 7 zu 6%, Frankfurt IV: 12 zu 11%, ein Signal an die Parteien verstanden wissen. Den Parteien Frankfurt V 20 zu 17%, Darmstadt 15 zu 14%). Beim wurde eine Handlungsaufforderung erteilt, eine bestimmte Betrachten der Grafik fällt auf, dass wir nei dieser Wahl Koalition einzugehen bzw. bestimmte Koalitionsbildungen genauso viele Erst- wie Zweitstimmen haben. Dies ist für überhaupt zu erwägen. eine kleine Partei vollkommen unüblich. Das Phänomen des Splittings ist keineswegs neu, die Zahl derer, die ihre Kreuze bei verschiedenen Parteien setzen, nimmt seit Einführung der Erststimme stetig zu. Neu sind

März 2008 · Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche  Grünfläche Schwerpunkt

Vorsicht Wählerwanderung – hauptsächlich zur SPD Von den Wählerinnen und Wählern, die sowohl 2003 als auch diesmal ihre Stimme abgaben, blieben etwa 71 Prozent der Partei treu, die sie bereits vor fünf Jahren gewählt haben. Drei von zehn wechselten zu einer anderen Partei.

Am 28. Januar 2008 haben 2.810.972 von 68.000 Stimmen ist es die SPD, die die meisten Hessinnen und Hessen den Weg zur Wahl­ von ihnen diesmal zurück an die Urne holt. Auch die urne gefunden, dies sind 64,3 Prozent der Linkspartei bewegte 26.000 Wählerinnen und Wähler, Wahlberechtigten. Damit ist die Wahlbeteili­ diesmal wieder zur Wahl zu gehen. Uns gelang das bei gung gegenüber der Landtagswahl von 2003 7.000 Stimmberechtigten. um 0,3 Prozentpunkte gesunken. Von den Der Generationenwechsel (Saldo Erstwählerinnen bzw. Wählerinnen und Wählern, die sowohl 2003 -wähler/Verstorbene) hat für die Union ein Minus von als auch diesmal ihre Stimme abgaben, blie­ 61.000 Stimmen zur Folge. Die SPD verliert dadurch ben etwa 71 Prozent der Partei treu, die sie 9.000, die FDP 7.000 Stimmen. Nur wir können ein Plus bereits vor fünf Jahren gewählt haben. Drei von 7.000 Stimmen erlangen (16.000 Erstwählerinnen von zehn wechselten zu einer anderen Partei. bzw. -wähler, 7.000 Verstorbene). Die Linke kann 5.000 erstmals Wählende für sich gewinnen. In absoluten Zahlen haben wir GRÜNE 66.000 Stimmen an die SPD und 19.000 Stimmen an die Ein Blick auf die Wählerinnen- bzw. Wählerwanderung Linkspartei verloren. Lediglich von der CDU konnten wir von 2003 lohnt sich: Zunächst fällt auf, dass seinerzeit 79 11.000 Stimmen dazu gewinnen. Die CDU wiederum hat Prozent ihrer Partei treu geblieben sind, das sind immerhin an alle nun im Landtag vertretenen Parteien Stimmen verlo­ acht Prozent mehr als diesmal. Das ist sowohl ein Hinweis ren. Allein 90.000 Stimmen gingen an die SPD, 67.000 darauf, dass die Wählerinnen und Wähler flexibler Stimmen an die FDP. Aber auch die Linkspartei hat 17.000 werden und damit einem allgemeinen Trend folgen, ehemalige CDU-Wählerinnen und -Wähler überzeugen als auch darauf, dass die SPD in der Lage war, diesmal können. überdurchschnittlich viele ehemalige Wählerinnen bzw. Wähler anderer Parteien von sich zu überzeugen. Mit einem Zugewinn von 135.000 Stimmen ist die SPD die Am GRÜNEN Beispiel wird dies sehr deutlich: 2003 haben Siegerin dieser Wahlen. Vor allem von der CDU (90.000) wir von der SPD 38.000 Stimmen erhalten (Zustrom: und uns (66.000) zieht sie Stimmen ab. An die Linke 63.000, Abstrom: 25.000). Bei der diesjährigen Wahl musste jedoch auch sie 32.000 Stimmen abgeben. erhielten wir von der SPD 25.000 Stimmen und haben Besonders bemerkenswert ist die Mobilisierung von Nicht­ 91.000 Stimmen abgegeben. wählenden von 2003 durch die SPD. Mit einem Zugewinn

Zustrom Abstrom Saldo Austausch mit: CDU 16.000 5.000 11.000 SPD 25.000 91.000 ­66.000 FDP 4.000 4.000 0 Linke 0 19.000 ­19.000 Andere 2.000 3.000 ­1.000 Summe über Parteien 47.000 122.000 ­75.000

NichtwählerInnen 22.000 15.000 7.000 ErstwählerInnen/Verstorbene 1 6.000 9.000 7.000 Zu-/Fortgezogene 20.000 29.000 ­9.000 WählerInnenströme insgesamt 105.000 175.000 ­70.000 Wählerstamm 101.000 101.000

Wählerstamm 2008 und 2003 206.000 276.000 ­70.000

 Grünfläche Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Die gebildete Frau mittleren Alters wählt GRÜN Die Grünen haben den stärksten Rückhalt inzwischen bei den 35- bis 44jährigen und dort besonders bei den Frauen.

Bei dieser Landtagswahl hat sich – deutlicher als bei Bei den im Berufsleben stehenden Wählerinnen und früheren Wahlen – eine Scheidelinie herausgebildet, die Wählern hat sich die SPD in allen Berufsgruppen, außer zwischen den Generationen verläuft. In allen Altersgruppen bei den Selbstständigen, auf Platz 1 schieben können. Bei unter 60 Jahren liegt die SPD jetzt auf dem ersten Platz. Rentnerinnen bzw. Rentnern und Hausfrauen dagegen Lediglich bei den über 60jährigen Wählerinnen und liegt die CDU vorn. Wählern rangiert die CDU um rund zehn Punkte vor der SPD; bei den über 70jährigen sogar um 18 Punkte. Der Vorsprung der SPD vor der CDU ist am größten bei Bei der letzten Wahl hatte die CDU in allen Altersgruppen den Beamten (25 Prozentpunkte). Hier waren die Verluste gleich welchen Geschlechts eindeutig vorn gelegen. Die der CDU (minus 23 Prozentpunkte) und die Gewinne der Verschiebungen zwischen den beiden großen Parteien bei SPD (plus 18 Prozentpunkte) gegenüber der letzten Wahl der Landtagswahl am 27. Januar 2008 waren besonders in besonders hoch. Auch bei den Angestellten führt die SPD der jüngeren und mittleren Generation dramatisch. In allen klar vor der Union. Bei den Arbeitern ist ihr Vorsprung Altersgruppen unter 45 Jahren lagen die Verluste der CDU relativ knapp, hier hat es auch weniger Veränderungen und die Gewinne der SPD in Größenordungen zwischen 12 gegenüber 2003 gegeben. und 20 Prozentpunkten. Die FDP hat ihre starke Position bei den Selbstständigen Wir GRÜNE haben unseren stärksten Rückhalt inzwi­ noch ausbauen können (20%). Der Linken ist es nur schen bei den 35- bis 44jährigen und dort besonders bei bei den Beamten gelungen, über fünf Prozent der den Frauen. Die Linkspartei hat nur durch den starken Stimmen zu erreichen. Weit über dem Durchschnitt Zuspruch in der Altersgruppe zwischen 45 und 59 liegt ihr Anteil (mit 14 %) bei den Arbeitslosen. Auch bei überhaupt die Fünfprozenthürde bewältigt. Gewerkschaftsmitgliedern konnte sie sich gut behaupten. Zwischen Frauen und Männern zeigen sich kaum Unter­ schiede im Wahlverhalten. Da sowohl die SPD als auch wir GRÜNE bei den Frauen – wie auch schon 2003 – etwas mehr Rückhalt fanden als bei den Männern, ergibt sich diesmal bei den Wählerinnen eine klare Mehrheit für Rot-GRÜN gegenüber Schwarz-Geld (48 gegenüber 45 Prozent). Bei den Wählern haben CDU und FDP eine klare Mehrheit. Wir GRÜNE sind bei den Frauen drittstärkste Partei, die FDP ist dies bei den Männern. Auch die Linkspartei stößt bei Männern auf mehr Sympathie.

Wie sich bereits bei früheren Wahlen abzeichnete, sind wir auch bei dieser Landtagswahl vor allem von höher Gebildeten, Beamtinnen und Beamten, Selbstständigen und in Ausbildung befindlichen Personen gewählt worden. Die SPD hat sowohl bei denjenigen mit einfacher Schulbildung als auch bei denen mit Abitur oder Hochschulabschluss einen deutlichen Vorsprung vor der CDU erreicht, während diese in der mittleren Bildungsgruppe (Mittel-/Realschulabschluss) über einen leichten Vorsprung verfügt. Gegenüber der letzten Wahl hat es die stärksten Bewegun­ gen hin zur SPD bei den besser Gebildeten gegeben – hier gewannen die Sozialdemokraten 13 Punkte hinzu. Besonders kräftig waren ihre Zugewinne bei den Wählerinnen mit Abitur, dies vor allem zu unseren Lasten.

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Wahlentscheidende Themen Grüne überzeugen bei Klimaschutz

Die wahlentscheidenden Themen der Landtagswahl Wahlentscheidung zugunsten der FDP. 2008 waren für alle Wählerinnen und Wähler vor allem wirtschaftliche Aspekte (32%) sowie die Schul- und Für 57% der Grünen-Wählerinnen und -Wähler war die Bildungspolitik (29%), gefolgt von der Frage der sozialen Umwelt- und Klimapolitik wahlentscheidend. Die Schul- Gerechtigkeit (26%). Der Bereich innere Sicherheit/ und Bildungspolitik (42%) spielte zusammen mit der Frage Kriminalität sowie arbeitsmarktpolitische Überlegungen der sozialen Gerechtigkeit (31%) eine wichtige Rolle. spielte für 22% eine wahlentscheidende Rolle. Die Umweltpolitik spielte mit 17% eine eher untergeordnete Die erstmals zur Landtagswahl antretende Linkspartei Rolle in der Beeinflussung der Wahl. überzeugte ihre Wählerinnen und Wähler vor allem durch Familien-, Gesundheits- und Steuerpolitik hatten mit ihre Ansichten im Bereich der sozialen Gerechtigkeit 12,9 bzw. acht Prozent den geringsten Effekt auf die (63%). Laut Infratest gibt es eine Korrelation zwischen Entscheidung der Wählerinnen und Wähler. dem Gefühl „dass es in Deutschland ungerecht zugehe“ und dem Wahlverhalten, wobei die Linkspartei deutlich Für CDU-Sympathisantinnen und -Sympathisanten waren heraussticht. 86% der Wählerinnen und Wähler der Links­ vor allem die Politikbereiche Wirtschaft (49%), sowie der partei beklagen, dass die Verhältnisse in Deutschland Themenbereich innere Sicherheit und Kriminalität (36%) ungerecht seien. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller von besonderer Bedeutung. Deutlich abgeschlagen lagen befragten Wählerinnen und Wähler liegt bei 54%. sowohl die Bereiche Einwanderung und Integration als Des Weiteren war die Arbeitsmarktpolitik mit 25% für die auch bildungs- und arbeitsmarktpolitische Überlegungen Wahl der Linkspartei von Bedeutung. (20%). Wahlverluste hatte die Union laut infratest dimap aufgrund von Unzufriedenheiten in den Feldern Wirtschaft, Schule und Bildung sowie soziale Gerechtigkeit zu verzeichnen.

Die SPD konnte vor allem in den Bereichen Schul- und Bildungspolitik (39%) und "Schaffung von sozialer Gerechtigkeit" (38%) punkten. Mit jeweils 24% folgen die Arbeits­ markt- und die Umweltpolitik. Die Bereiche Wirtschaft (17%) und innere Sicherheit (14%) spielten bei der Wahl der SPD eine eher unter­ geordnete Rolle. Infratest stellte fest, dass die SPD vor allem durch ihre Konzepte in den Bereichen, Schule und Bildung, Organisation des sozia­ len Ausgleichs, sowie Umwelt- und Klimaschutz neue Wählerinnen und Wähler gewann.

Die FDP blieb ihrer Rolle als Wirtschaftspartei treu. Für 56% der FDP-Wählerinnen und -Wähler war die Wirtschaftspolitik entscheidend. Die Bereiche Schule und Bildung (28%) sowie Steuer- (22%) und Arbeitsmarktpolitik (20%) waren weitere wichtige Bereiche bei der

 Grünfläche Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Zeitpunkt der Wahlentscheidung 28% der WählerInnen entscheiden sich eher kurzfristig am Wahltag selbst oder während der letzten Wochen für eine Partei, und sind demzufolge durch den Wahlkampf in ihrer Entscheidung beeinflussbar.

Vor Wahlen tut sich heute ein erheblicher Teil der Wählerin­ Ähnlich wie die FDP hat auch die Linke einen hohen Anteil nen und Wähler schwer, sich endgültig auf eine Partei der Stimmen von kurzentschlossenen Wählerinnen und festzulegen. 28% entscheiden sich eher kurzfristig am Wählern erlangen können. Sechs von zehn legten sich erst Wahltag selbst oder während der letzten Wochen für eine wenige Wochen bzw. Tage oder am Wahltag selbst für die Partei, und sind demzufolge durch den Wahlkampf in ihrer Linke fest. Ein Viertel legte sich erst in den letzten Wochen Entscheidung beeinflussbar. vor der Wahl fest. Die Linke hat dabei mit drei Prozent die geringste Stammwählerschaft der hier aufgeführten Die Hälfte der Befragten entschied sich längere Zeit vor Parteien. dem Wahltermin. Von diesen gaben 16% an, sie seien Stammwählerinnen und -wähler und wählten immer dieselbe Partei.

Beim Betrachten der CDU-Wählerschaft fällt auf, dass ein Fünftel der Unions-Wählerinnen und -Wähler bei jeder Wahl für die Christdemokraten stimmen. Weitere 36% gaben an, dass sie sich bereits vor längerer Zeit für die CDU entschieden hätten. Ein Viertel der CDU-Wählenden entschied sich erst kurzfristig während der heißen Phase des Wahlkampfs oder am Wahltag selbst. Ein weiteres Viertel entschied sich in den letzten Tagen oder am Wahltag für die CDU.

Ein ähnliches Wählerverhalten ist auch bei der SPD zu beobachten. Rund die Hälfte legte sich schon vor längerer Zeit fest (34%), oder wählt prinzipiell immer die SPD (17%). Fast ein Viertel (23%) der SPD-Wählerinnen und - Wähler entschied sich erst in den letzten Wochen vor der Wahl.

Wir GRÜNE haben ein im Vergleich zur SPD geringes Stammwählerpotenzial von knapp acht Prozent. Allerdings haben sich 32% derjenigen, die diesmal GRÜN gewählt haben, bereits vor längerer Zeit für uns entschieden. Sechs von zehn entschieden sich erst kurzfristig bzw. am Wahltag dafür, uns zu wählen.

Die FDP hat anteilsmäßig die meisten Stimmen derjenigen erhalten, die sich erst kurzfristig entschlossen haben. 39% ihrer Wählerinnen und Wähler entschieden sich erst in den Tagen vor der Wahl bzw. am Wahltag. Die FDP hat mit gerade einmal 7% eine noch geringere Stammwählerbasis als DIE GRÜNEN. Fast ein Drittel (31%) ihrer Wählerinnen und Wähler hat sich schon vor längerer Zeit dafür entschie­ den, am 27. Januar FDP zu wählen.

März 2008 · Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche  Grünfläche Schwerpunkt

Politische Stimmung unmittelbar vor der Wahl Mit Blick auf die nächste Legislaturperiode bewertete jeder Zweite eine rot-GRÜNE Koalition als die beste Regierungszusammensetzung für das Land, vier von zehn glaubten, dass eine bürgerliche Koalition aus CDU und FDP das Land voranbringt. Regierungsjahren ging er ohne Amtsbonus in die Abstim­ Die Grundstimmung in Hessen war dank der günstigen mung. Bei einer direkten Konfrontation mit seiner SPD- konjunkturellen Entwicklung im letzten Jahr von einer Herausforderin hätten sich unmittelbar vor der Wahl 51 sehr positiven Beurteilung der Wirtschaftslage des Landes Prozent für Andrea Ypsilanti und nur 39 Prozent für den geprägt (60 Prozent). Amtsinhaber entschieden. Entsprechend gut fiel die wirtschaftspolitische Bilanz der Die Befragten bescheinigten Roland Koch im Vergleich Regierung aus Sicht der BürgerInnen und Bürger aus. zu Andrea Ypsilanti große Führungsstärke und hohen Die Landesregierung konnte davon aber kaum profitie­ wirtschaftlichen Sachverstand. Darüber hinaus punktete ren, weil sich die Problemagenda im Vergleich zur letzten er gegenüber seiner Herausfordererin in Sachen Arbeits­ Wahl deutlich verschoben hatte: Nicht mehr die Sorge marktpolitik sowie bei Fragen der inneren Sicherheit. Ypsi­ um wachsende Arbeitslosigkeit und die allgemeine wirt­ lanti aber lag bei allen „weichen“ Faktoren vorne: Sie galt schaftliche Entwicklung standen bei der anstehenden als sympathischer, glaubwürdiger und bürgernäher sowie Landtagswahl im Vordergrund, als wichtigstes politisches als die Kandidatin, die sich stärker für soziale Gerechtigkeit Problem machten die HessInnen vor der Wahl die Bildungs­ einsetze, eine bessere Figur in der Öffentlichkeit mache politik aus. Mit der Debatte über Jugendgewalt rückte auch und eher zu Hessen passe. Im Verlauf der heißen Wahl­ das Thema Kriminalität stärker in den Blickpunkt. Gerade kampfphase hatte sich die Beurteilung der Person Koch zu in diesen beiden Politikfeldern stieß die Regierungsarbeit seinen Ungunsten verschoben. auf viel Kritik. Anders als in der CDU-Kampagne sahen die Hessinnen Es herrschte der Eindruck vor, vor fünf Jahren gegebene und Hessen im zentralen Wahlkampfthema der SPD, dem zentrale Wahlversprechen der CDU seien nicht eingehalten Mindestlohn, zu großen Teilen ein unterstützenswertes und worden. Jeweils zwei von drei Bürgerinnen und Bürgern ernsthaftes Anliegen der Partei. Lediglich eine Minderheit meinten, dass die Situation an den hessischen Schulen sah darin eine in Wahlkampftaktik begründete Forderung. unter der CDU-Regierung nicht besser und das Land Im Zuge dessen gelang es der SPD, ihr Profil bei der nicht sicherer geworden sei. Nicht zuletzt deshalb waren Herstellung sozialer Gerechtigkeit deutlich zu schärfen. knapp zwei Drittel mit der CDU-Alleinregierung insgesamt Gleiches gilt für die Schul- und Bildungspolitik sowie die unzufrieden. Familien- und Integrationspolitik mit teils zweistelligen Die aus Sicht der hessischen Wählerinnen und Wähler Zuwachsraten. Für zwei Drittel waren die Sozialdemokraten negative Bilanz der Regierung Koch drückte sich auch in zum Zeitpunkt der Befragung wieder die Partei, die massiven Einbrüchen bei der Kompetenzzuschreibung sich am stärksten um sozialen Ausgleich bemühe. Eine für die CDU aus. Zwar wurde den Christdemokraten in der Mehrheit plädierte vor der Wahl für eine SPD-geführte Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Haushaltspolitik sowie bei Landesregierung. der Kriminalitätsbekämpfung nach wie vor mehr zugetraut als allen anderen Parteien, im Vergleich zu 2003 musste die CDU jedoch Vertrauenseinbußen von teils mehr als 20 Punkten verkraften. Die Wahlkampagne zur Jugendkriminalität hat der CDU nicht zu einer positiven Profilierung verholfen – im Gegen­ teil: Zwar erkannten die hessischen Bürgerinnen und Bürger an, dass Roland Koch dieses Thema in die politische Debatte eingebracht hat, seine Lösungsvorschläge waren aus ihrer Sicht jedoch nicht die richtigen. Nur jeder zweite Befragte hielt den Koch-Vorstoß für ein ernsthaftes Anliegen der CDU, zwei Drittel stuften ihn als wenig glaubwürdige Wahlkampfaktion ein. Auch knapp die Hälfte der christdemokratischen Anhängerschaft betrachtete die Kampagne zur Jugendkriminalität als eher taktisch motiviert. Diesem negativen Stimmungsbild konnte Koch auf personeller Ebene wenig entgegensetzen: Nach neun

 Grünfläche Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 DIE GRÜNEN sind 26 Jahre nach ihrem Einzug in den Auch unter ihren Anhängern wurde ihre Funktion vor Landtag eine akzeptierte Größe in der Landespolitik. Mehr allem in der Benennung gesellschaftlicher Probleme, als die Hälfte der Befragten betrachteten uns als Partei, die weniger in deren Lösung gesehen. Nach wie vor profitiert zu Hessen passe. die Linke von einer Grundskepsis gegenüber der Arbeit der Auch genießen GRÜNEN-Spitzenpolitiker ein beachtliches Bundesregierung allgemein und dem Regierungshandeln Ansehen. Knapp vier von zehn Wahlberechtigten stellten der SPD im Besonderen. Anhängerinnen und Anhänger der dem grünen Landes- und Fraktionsvorsitzenden Tarek Al- Linken sind in ihrem Wahlverhalten überdurchschnittlich Wazir ein gutes Zeugnis aus. Angesichts einer gewachsenen häufig bundespolitisch motiviert. Ein generelles Problem Sensibilität gegenüber Umweltschutz- und Klimafragen für die Linke in den alten Bundesländern findet sich auch ist zudem die Offenheit gegenüber dem GRÜNEN-Thema in Hessen: Nach wie vor bestehen erkennbare Berührungs­ Nummer Eins so groß wie nie. ängste gegenüber einem Politikangebot links der SPD. Nur die Hälfte der hessischen Wahlberechtigten betrachtete Entsprechend schreckte eine Beteiligung der Grünen die Linke bereits als normale Partei wie die anderen im an der Regierung in Wiesbaden kaum jemanden mehr. vertretenen Parteien auch. Entsprechend groß Sechs von zehn Wahlberechtigten fanden eine Koalition ist die Ablehnung einer möglichen Einbindung der Linken unter Einschluss der Grünen durchaus gut. Allerdings hat in eine SPD-geführte Landesregierung – auch im Lager der die Profilschärfe der Grünen in ihrem Kernthema durch Wählerinnen und Wähler von SPD und GRÜNEN. das „grüne Profil“ der SPD und ihrer Spitzenkandidatin in diesem Wahlkampf gelitten. Gleichzeitig tun sich DIE Mit Blick auf die nächste Legislaturperiode schätzte GRÜNEN in anderen Themenfeldern weiterhin schwer. In jeder Zweite eine rot-GRÜNE Koalition als die beste der Ausländer- und Integrationspolitik konnten wir zwar Regierungszusammensetzung für das Land ein, vier beachtliches Vertrauen binden, nach wie vor müssen wir von zehn glaubten, eine bürgerliche Koalition aus CDU uns jedoch den Vorwurf gefallen lassen, uns zu wenig um und FDP bringe das Land voran. Die Fortsetzung der Wirtschaft und Arbeitsplätze zu kümmern. Schließlich CDU-Alleinregierung sahen nur drei von zehn positiv für stehen wir auf dem Feld der Sozialpolitik in einem Wettbe­ Hessen. Jeweils rund ein Viertel glaubte, dass ein Ampel- werb mit der neu aufgetretenen Linkspartei. So genossen Bündnis bzw. eine große Koalition förderlich ist. Kaum wir im Einsatz für soziale Gerechtigkeit in Hessen weniger Zuspruch erfuhr eine Landesregierung unter Einschluss Vertrauen als der Zusammenschluss aus PDS und WASG. der Linkspartei.

Die FDP ist auch in Hessen vor allem als Wirtschafts- und Finanzpartei positioniert. Die Wahlberechtigten brachten ihr insbesondere beim Einsatz für den Wirtschaftsstandort, dem Engagement für den Arbeitsmarkt und im Kampf für eine Verringerung der öffentlichen Schulden Sachvertrauen entgegen. Unter den Anhängern der Liberalen wurde die Thematisierung der Jugendgewalt zwar als richtiger Schritt erachtet, die Lösungsvorschläge und die Fokussierung auf kriminelle Ausländer wurden jedoch als falsch bewertet. Jeder zweite hessische Wahlberechtigte attestierte der FDP Positionen, die die Union vernachlässige, jeder Zweite fände es gut, würden die Liberalen an der Landesregierung beteiligt.

Ungeachtet der Betonung sozialer Themen durch die SPD konnte sich die Linkspartei in Hessen im Kernbereich sozialdemokratischer Politik profilieren. Vier von zehn Wahl­ berechtigten glaubten, die Linke kümmere sich stärker als die anderen Parteien um die sozial Schwachen.

März 2008 · Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche  Grünfläche Schwerpunkt

Schwer- und Schwachpunkte der Parteien Wie bereits bei früheren Wahlen erzielten wir GRÜNE vor allem in städtischen und vorstädtischen Gebieten in und um Dienstleistungszentren Ergebnisse über dem Landesdurchschnitt.

(11,5%) sowie Main-Taunus II (10,3%) und Groß-Gerau I Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2003 lag die CDU (9,6%), wesentliche Stimmenanteile erzielt. In den industriell fast 20 Prozentpunkte vor der SPD und errang in 53 der 55 geprägten und weniger dicht besiedelten Gebieten Ost-, Wahlkreise die meisten Zweitstimmen. Lediglich in zwei nord­ Nord- und Mittelhessens schnitten wir, wie auch schon in hessischen Wahlkreisen (Kassel-Land II; Schwalm-Eder I) war den Vorjahren, schwächer ab. Dies wird insbesondere an den die SPD siegreich. Wahlkreisen Hersfeld-Rotenburg (Nordhessen) mit ungefähr Bei der Wahl 2008 hat die SPD massiv aufgeholt und in 29 4%, dem Raum Fulda (Osthessen) und im Wahlkreis Lahn- Wahlkreisen die Nase vorn, während die CDU nur noch in Dill (Mittelhessen) mit gerade einmal 3,7% und damit dem 26 Wahlkreisen das Direktmandat erobert. Nichtsdestotrotz niedrigsten Wahlergebnis für DIE GRÜNEN hessenweit, blieben die regionalen Wahlpräferenzen erhalten. deutlich.

Als Hochburg der CDU gilt auch weiterhin das katholisch Im Gegensatz zu uns zeigen sich bei der FDP keine großen geprägte bevölkerungsarme Osthessen (Fulda I/II; Main- Differenzen im Verhältnis zwischen Stadt und Land. Kinzig III), sowie die ebenfalls katholisch geprägten Gebiete Ihre Erfolge mit elf bis 15 Prozent waren vor allem in den Südhessens (Bergstraße I; Offenbach-Land) und der Region wohlhabenderen Stadtteilen Frankfurts und in den Gebieten Rhein-Taunus-Limburg (Limburg- I und II). Des um Frankfurt herum (Hochtaunus, Main-Taunus) zu beobach­ Weiteren ist die CDU in den wohlhabenderen Gebieten im ten. westlichen Frankfurter Umland (Main-Taunus I; Hochtaunus I und II) stark vertreten. Die Linke erreichte vor allem in den Grünen- und SPD Hoch­ Gebiete, in denen die CDU wenig Rückhalt hat, sind traditio­ burgen gute Ergebnisse. In Kassel (8,5%) und Eschwege- nell Nordhessen (Kassel-Stadt und Land; Schwalm-Eder I), Witzenhausen (6,6%) erreichten Ergebnisse über ihrem sowie der Darmstädter (Darmstadt-Stadt I: 26,9 Prozent; landesweiten Durchschnitt. Ebenso war sie im Marburger Darmstadt-Stadt II: 30,9 Prozent) und Frankfurter Raum Raum (Marburg-Biedenkopf II) mit 8,6% und in den Frank­ (Frankfurt/Main V: 25,5 Prozent), der auch das schlechteste furter Wahlbezirken II (7.95%) und V (8,3%) über ihrem Ergebnis für die CDU aufweist. endgültigen Schnitt. Die wenigsten Stimmen erhielt die Linke im Main Taunus Kreis mit gerade einmal 3,5 Prozent. In Nordhessen verzeichnete die SPD im Gegensatz zur CDU ihre besten Ergebnisse (Schwalm-Eder I, Kassel-Land II, Hersfeld-Rotenburg I; Kassel-Land I, Kassel-Stadt, Hersfeld Rotenburg II). Ebenfalls gut schnitt der Marburger Raum (Marburg-Biedenkopf I), der Gießener Raum, (Gießen I) sowie der Odenwald in Südhessen ab. Dabei erreichte die SPD ihren Stimmhöchstsatz im Landkreis Kassel. Das Abschneiden der Union ist fast spiegelbildlich zum Abschneiden der SPD. In Osthessen, wo die CDU generell stark abschneidet, ist die Unterstützung für die SPD gering. Am schwächsten schnitt die SPD in Fulda ab, wo sie nur 29,9% der Stimmen erhielt. Ähnlich schwach waren die Ergebnisse in den Regionen Offenbach-Land bzw. Rhein-Taunus-Limburg (Limburg- Weilburg I), sowie im westlichen Frankfurter Umland (Hochtaunus; Main-Taunus).

Wie bereits bei früheren Wahlen erzielten wir GRÜNE vor allem in städtischen und vorstädtischen Gebieten in und um Dienstleistungszentren (zum Beispiel Städte wie Frankfurt) Ergebnisse über dem Landesdurchschnitt. Trotz herber Verluste in den Hochburgen haben wir vor allem in Darmstadt (14,6%) und Kassel (11,9%), Frankfurt am Main

10 Grünfläche · Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Aus der Landtagsfraktion

Die neue Fraktion Der neue Vorstand

Mit neun Abgeordneten wird die GRÜNE Neu hat sich auch der auf vier Personen gemacht. Er hat in den vergangenen zehn Fraktion in der 17. Wahlperiode im Hessischen verkleinerte Fraktionsvorstand aufgestellt. Jahren als Parlamentarischer Geschäftsführer Landtag Politik machen. Drei Mandate weniger, Seine Amtszeit beginnt am 1. April 2008. die Fraktion mit detailreicher Kenntnis und das bedeutet einen schmerzlichen Verlust Zum Fraktionsvorsitzenden wurde erneut taktischem Geschick erfolgreich durch viele poli­ und erfordert deutlich straffere Arbeits- und und einstimmig Tarek Al-Wazir gewählt. Seine tische und verfahrenstechnische Untiefen der Zuständigkeitsbereiche der Abgeordneten, es Stellvertreterin bleibt wie in den vergangenen Landespolitik geleitet. Dafür hat er sich auch spornt uns aber zugleich an, mit noch mehr Jahren Kordula Schulz-Asche. Margaretha über die Fraktionsgrenzen hinaus Anerkennung Engagement GRÜNE Politik für Hessen zu Hölldobler-Heumüller, bislang ebenfalls stell­ erworben. Mit zehn Jahren kann er auf die machen. Mit Mürvet Öztürk erhält die Fraktion vertretende Vorsitzende, verzichtete auf eine bisher längste Amtszeit aller Parlamentarischen ein neues Mitglied, das wir Euch im Folgenden erneute Kandidatur. Geschäftsführer der Fraktion der GRÜNEN vorstellen wollen. Zum neuen Parlamentarischen Geschäftsführer zurückschauen. Margaretha und Frank werden wurde ebenfalls einstimmig Mathias Wagner sich verstärkt ihren fachpolitischen Aufgaben gewählt, der damit Frank Kaufmann ablöst. widmen. Sarah Sorge wurde wieder als Frank Kaufmann hatte ebenso nicht mehr Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin des kandidiert und damit den Weg für einen Landtags nominiert und wird in dieser Funktion Generationswechsel in diesem Amt frei ebenfalls dem Fraktionsvorstand angehören.

März 2008· Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche 11 Aus der Landtagsfraktion

Wer macht was? Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt wird Er betreut die Kreisverbände Offenbach- dabei die Wirtschaftspolitik einschließlich Land, Wiesbaden und Schwalm-Eder. Die Landtagsfraktion hat auf ihrer der Verbindungen zum Bildungsbereich, konstituierenden Sitzung auch die sein. Ihre Kreisverbände sind Fulda, Zuständigkeiten der Abgeordneten für Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg. die Kreisverbände sowie die Besetzung Mürvet Öztürk setzt ihren politi- der Ausschüsse festgelegt und damit schen Schwerpunkt in der Innenpolitik bereits inhaltliche Ressorts bestimmt: und dort besonders im Bereich der Andreas Jürgens ist in der näch- Integrations- und Migrationspolitik. sten Legislaturperiode weiterhin für Sie wird auch im Petitionsausschuss Tarek Al-Wazir, Fraktionsvorsitzender, Rechtspolitik und Justizvollzug zustän- arbeiten und ist Ansprechpartnerin wird sich im Hauptausschuss und dig, bleibt also in den entsprechenden der Kreisverbände Lahn-Dill, im Umweltausschuss engagieren. Ausschüssen und geht neu als ständi- Gießen und Marburg-Biedenkopf. Er betreut neben seinem Heimat- ges Mitglied mit in den sozialpolitischen Kreisverband Offenbach-Stadt wie Ausschuss, wo er nicht nur seinen bis- bisher auch den Main-Kinzig-Kreis. herigen Schwerpunkt Behindertenpolitik Sarah Sorge soll nach dem Willen engagiert vertreten wird. Außerdem bleibt der Fraktion wieder für das Amt der er Mitglied des Petitionsausschusses, Vizepräsidentin des Landtags kandidie- Kordula Schulz-Asche, stellv. Fraktions­ der sich um vielfältige Anliegen von ren. Fachpolitisch wird sie weiterhin- vorsitzende, vertritt weiterhin die Bürgerinnen und Bürgern kümmert. Die die Bereiche Wissenschaft und Kultur, Sozialpolitik mit den Schwerpunkten Kreisverbände Kassel-Stadt, Kassel-Land nicht nur im Fachausschuss, vertreten. Familie, Kinder sowie Gesundheits- sowie Werra-Meißner wird er betreuen. Zudem sitzt sie neu im Innenausschuss, und Frauenpolitik im Fachausschuss. wo sie auch ihre kommunalpolitischen Sie ist Ansprechpartnerin für die Erfahrungen einbringen kann. Sarah Kreisverbände Main-Taunus, Rheingau- betreut die Kreisverbände Frankfurt, Taunus und Waldeck-Frankenberg. Frank Kaufmann bleibt als Mitglied Darmstadt und Darmstadt-Dieburg. im Haushalts- und im Rechnungs­ prüfungsausschuss zuständig für Mathias Wagner, Parlamentarischer Haushalt und Finanzen. Er übernimmt Geschäftsführer, wird weiterhin wieder die gesamte Verkehrs- und GRÜNE Bildungspolitik im Kultur­ Planungspolitik, kümmert sich also politischen Ausschuss vertreten, um ökologische Mobilität zu Land in Ältestenrat und Präsidium mit- und zu Wasser ebenso wie um den wirken sowie als Stellvertreter im Frankfurter und andere Flughäfen. Hauptausschuss sitzen. Mathias betreut die Kreisverbände Limburg- Weilburg, Hochtaunus und Wetterau.

Ursula Hammann kümmert sich auch künftig nicht nur im Fachausschuss um GRÜNE Umweltpolitik, die eine Vielfalt von Themen umfasst, sondern bleibt zudem Mitglied im Europaausschuss und mischt zukünftig auch im Haushaltsausschuss mit. Sie ist für die Betreuung der Kreisverbände Groß-Gerau, Bergstraße und Odenwald zuständig.

Margaretha Hölldobler-Heumüller wird erneut im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung sowie im Kulturpolitischen Ausschuss sitzen.

12 Grünfläche · Zeitschrift der Grünen in Hessen · März 2008 Aus der Landtagsfraktion

Mürvet Öztürk zieht für DIE GRÜNEN in den Hessischen Landtag

Einige von Euch kennen mich schon und für Förderung zu verbessern. Wir brauchen auf alle anderen stelle ich mich kurz vor: Ich wurde kommunal- und landespolitischer Ebene mehr 1972 in Korchenbroich geboren und habe an Austausch mit lokalen Vereinen und Verbänden der Universität zu Köln Islamwissenschaft und von MigrantInnen und Nicht-MigrantInnen. Dies Geschichte studiert. Für mich sind Worte wie ist und wird eine Herausforderung der nächsten Integration, Partizipation, Frauenförderung Jahre, die ich mitgestalten will. keine abstrakten Begriffe. Meine Eltern sind alevitische Kurden, und kamen 1970 nach Deutschland. Daher weiß ich sehr gut, wie schwierig es ist, in verschiedenen Kulturen und Sprachen gleichzeitig heimisch zu sein. Aber auch wie bereichernd dies ist.

Mein Hintergrund hat den Grundstein für mein politisches Interesse gelegt. Und mein Herz schlug schon sehr früh für GRÜN, Mitglied wurde ich aber erst 2001. Durch meine bisherige berufliche und ehrenamtliche Arbeit habe ich zahlreiche politische Erfahrungen gesammelt, die ich nun in die Landespolitik einbringen möchte. So war ich für die Heinrich-Böll-Stiftung in Istanbul tätig und habe die parlamentarische Arbeit von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bundestag und im Europäischen Parlament unterstützt. Seit März 2006 sitze ich zudem für DIE GRÜNEN im Kreistag des Lahn-Dill-Kreises und bin Fraktionsvorsitzende.

Neben der politisch-parlamentarischen Arbeit engagiere ich mich ehrenamtlich für Frauen und junge Menschen mit Migrationshintergrund. Als Vorsitzende des Bundes der Alevitischen Frauen Deutschlands bin ich sehr an der Förderung und Stärkung von Frauen – insbesondere mit Migrationshintergrund – interessiert. Hier wurde bisher zu sehr über die betroffenen Frauen und selten mit ihnen gesprochen. Ich möchte mit meiner Arbeit auch diesen Frauen gezielt eine politische Stimme in der Öffentlichkeit verschaffen.

Im Vorstand des Netzwerks türkeistämmiger MandatsträgerInnen setzte ich mich für neue Ideen und Konzepte der politischen Partizipation türkeistämmiger, politisch aktiver Menschen ein. Integration von MigrantInnen, von Menschen, die seit Jahren in Hessen leben oder auch vor erst kurzem zugezogen sind, gilt es durch frühe

Dezember 2007 · Zeitschrift der Grünen in Hessen · Grünfläche