Nova Rock Open Air - Nickelsdorf, 15.-17
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Nova Rock Open Air - Nickelsdorf, 15.-17. Juni 2007 Nova Rock Open Air - Nickelsdorf, 15.-17. Juni 2007 Deutschlandweit erfreuen sich Festivals im Sommer außerordentlicher Beliebtheit. Zu teilweise unverschämten Preisen drängeln sich Fans vom Nürburgring nach Wacken, ohne die horrenden Ausgaben für Tickets zu hinterfragen. Dass es auch anders geht, zeigten die Organisatoren des Nova Rock Open Air im österreichischen Burgenland, die für deutlich weniger Eintrittsgeld als beispielsweise das Rock am Ring-Festival ein Line-Up aufstellten, das sich nicht vor den genannten Großveranstaltungen verstecken musste. In Nickelsdorf bangte, tanzte, trank und verbrannte Master Of Puppets. Das Burgenland rühmt sich in Touristen-Informationen für seine zahlreichen Sonnentage. Wie wahr dieser Werbeslogan ist, war bereits am Anreisetag zu beobachten. Der Schweiß floss in Strömen angesichts der Hitze sowie der Gewaltmärsche, die nötig waren um das mitgebrachte Zubehör vom Park- zum Campingplatz zu schleppen. Nicht wenige der Besucher waren 45 Minuten oder länger auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Wenig hilfreich in dieser Odyssee waren zudem die Ordner, die reichlich hilflos zusahen, wie einige Festivalgäste begannen, ihre Zelte einfach auf den Parkplätzen aufzustellen. Ausgesprochene Drohungen mit der Polizei oder drakonischen Geldstrafen zeigten ebenfalls keine Wirkung, so dass zahlreiche Besucher auf diese Weise ihr Lager für das Wochenende aufschlugen. Diese organisatorische Panne war jedoch nicht das einzige Manko, mit dem das Nova Rock Open Air zu kämpfen hatte. Das Mitbringen von Grills und Gaskochern war zusätzlich verboten. Die Idee einer gemeinschaftlichen Grillstätte für alle Festivalgäste hat zweifelsohne Charme, doch sollte hierfür mehr als ein kleines Areal bereitstehen. Ähnlich war es mit festen sanitären Anlagen. Eine einzige Anlage für ein komplett ausverkauftes Gelänge war gerade in Stoßzeiten definitiv zu wenig. Aber bei aller Kritik muss den Veranstaltern auch zugestanden werden, dass sie es als einziges mir bekanntes Festival geschafft haben, warmes Wasser zum Duschen anzubieten. Dieser Luxus ist beim Zelten auch nicht selbstverständlich. Musikalisch begann das Festival nach einer zehnstündigen Anreise mit der Band Fotos. Die Gruppe spielte netten alternativen Rock mit deutschen Texten zum Einstimmen und in einem der wenigen Schattenplätze relaxen. Lust auf mehr machten da schon I Am X, die mit ordentlichen, stellenweise industrial-artigen Alternativ-Songs die ersten Besucher vor die Bühne lockten. Beim anschließenden Gang zur Nebenbühne wurde auch das enorme Ausmaß des Geländes deutlich. Mal eben von einer Band zur nächsten Springen war angesichts einer Strecke von mindestens 15 Minuten unmöglich, weswegen Acts wie In Flames, Children Of Bodom oder Chimaira notgedrungen keinen Platz in diesem Review finden. Während des Spaziergangs über das Gelände fielen jedoch auch zahlreiche positive Elemente des Festivalgeländes auf, die bei deutschen Veranstaltungen bisher kaum bis gar nicht präsent waren. So gab es neben dem typischen Buden eine Lounge eines bekannten Getränkeherstellers. Hier konnte man auf Sofas in aller Ruhe bei kühlen Getränken die Hauptbühne beobachten, angesichts der bisweilen brutalen Hitze eine angenehme Institution. Positiv war auch die Tatsache, dass man einzelne Shows als mp3-Mitschnitt offiziell erwerben konnte. Leider zeigten sich nur wenige der auftretenden Bands hierzu bereit. Umso mehr Respekt muss man vor Künstlern wie In Flames, Clawfinger, Excuse Me Moses oder Less Than Jake haben, die den Fans diese Option gaben. Als exzellente Entspannungsmöglichkeit erwies sich auch das Shisha-Zelt, bei dem man neben Wasserpfeifen auch leckeren Pfefferminztee zu sich nehmen konnte. Als Ausklang eines langen Festivaltages hatte dieser Stand durchaus seine Reize. 1/4 An der Nebenbühne angekommen folgte mit Papa Roach der erste namhafte Act des Wochenendes. Die US-Amerikaner mischen gekonnt neue Songs wie „To Be Loved“ oder „She Loves Me Not“ mit Klassikern des Debüts „Infest“. Auch wenn es durchaus Spaß machte die neuren Stücke zu hören, waren es gerade die Hits der Marke „Between Angels And Insects“, „Dead Cell“ oder dem unvermeidlichen „Last Resort“ die begeistern konnten. Den anwesenden Zuschauern schien es aber egal zu sein, welche Schaffensperiode die Band um den bestens aufgelegten Sänger Jacoby Shaddix gerade intonierte, Papa Roach wurde nach allen Regeln der Kunst abgefeiert, inklusive erster Moshpits. Hier zeigte sich leider auch ein weiterer kleiner Minuspunkt. Einige „Fans“ gingen extrem hart und ohne Rücksicht auf Verluste oder andere Besucher zur Sache. Verletzungen der Gäste waren die Folge, daran konnte auch das Verbot des Crowdsurfens nichts ändern. Einen heftigen Unfall konnte man bei den anschließenden Machine Head beobachten. Ein Banger wurde mit einem Nietenarmband in der Augengegend getroffen. Hier zeigte das in hektischen Situationen überforderte Aufsichtspersonal seine schwächste Seite. Erst durch Becherwürfe an den Kopf des Ordners wurde er auf einen Vorfall aufmerksam, der sich keine zwei Meter entfernt von ihm abspielte. Bis auf dieses Vorkommnis gab es allerdings nichts an dem fulminanten Auftritt der Thrasher um Bandleader Rob Flynn auszusetzen. Spätestens beim zweiten Song „Imperium“ verwandelte sich das Festivalgelände in einen Hexenkessel, in dem sich Musiker und Publikum stets weiter antrieben. Angesichts der unbeschreiblichen Energie, mit denen Hymnen wie „Old“, oder „Halo“ von der Bühne geprügelt wurden war es auch kein Wunder, dass die Stimmung im Publikum erstmals deutlich überkochte. Ein sichtlich bewegter Rob Flynn bedankte sich mehrmals für die fantastischen Reaktionen der Fans, bevor Machine Head mit dem atmosphärischen Highlight „Descend The Shades Of Night“ und dem Evergreen „Davidian“ die Bühne verließen. Setlist Machine Head: Clenching the Fist of Dissent, Imperium, Aesthetics of Hate, Old, Halo, Take My Scars, Descend the Shades of Night, Davidian Als nächstes standen die deutschen Mittelalter-Rocker von In Extremo auf dem Programm und konnten ebenfalls begeistern. Das Septett zählt sicherlich zu den besten Live-Bands der harten Rockmusik, und konnte das Publikum spielend für sich gewinnen. Die Band war stets aktiv und sorgte mit zahlreichen Positionswechseln und Pyroeffekten auf der Bühne für die entsprechende Action. Der Schwerpunkt des Sets lag auf dem aktuellen Album „Mein rasend Herz“, das geschickt mit Klassikern der Marke „Spielmannsfluch“ oder „Omnia Sol Temperat“ gemischt wurde. Die Hits der Combo kamen selbstverständlich ebenfalls zum Zug, bevor eine gewohnt hervorragende Show mit dem herrlichen „Villeman Og Magnhild“ und der entsprechenden Feuershow zu Ende ging. Normalerweise ist dieses Stück das Ende einer In Extremo-Show, doch die euphorischen Reaktionen der Zuschauer sorgten dafür, dass die Band mit „Herr Mannelig“ noch eine spontane Zugabe präsentierte. Setlist In Extremo: Raue See, Spielmannsfluch, Erdbeermund, Der Wind, Horizont, Nur ihr allein, Wessebronner Gebet, Poc Vecem, Ave Maria, Küss mich, Omnia Sol Temperat, Liam, Mein rasend Herz. Vollmond, Villeman Og Magnhild - Herr Mannelig  Nun war es Zeit für den Headliner der Nebenbühne. Die kanadischen Senkrechtstarter Billy Talent haben sich durch zahlreiche Hitsingles und zwei hervorragende Alben mittlerweile eine gewaltige Fanschar erspielt, was unmittelbar vor der Bühne zu spüren war. Das durchweg junge Publikum versuchte seinen Helden so nah wie möglich zu sein und sorgte mit Beginn des Openers „How It Goes“ für einige Wellenbewegungen. An einer Stelle fielen auch prompt einige Besucher in- und übereinander, unterstützt von zahlreichen nach vorne drängenden Fans. Auch wenn hierbei keine ernsthaften Verletzungen passierten, muss die Frage erlaubt sein, ob es Sinn macht, den unmittelbaren Bereich vor der Bühne mit dermaßen vielen Menschen zu füllen. Die Todesfälle des Roskilde-Festivals 2000, bei denen neun Besucher im Gedränge ums Leben kamen, scheinen leider schon vergessen. Vor allem in Kanada, denn Billy Talent spielten weiter, als wäre nichts geschehen. Die zehn Minuten später folgende Ansage, dass man zu Boden fallende Fans wieder aufheben sollte, kann man in 2/4 diesem Zusammenhang nur als Verarschung verstehen. Den restlichen Auftritt übrigens auch, denn es gelang der Band zu keiner Zeit die Energie ihrer Songs auf die Bühne zu transportieren. In dieser Form waren Billy Talent die Enttäuschung des Wochenendes. Ein weiterer Newcomer bildete den Einstieg in den zweiten Festivaltag. Die Finnen Sunrise Avenue lockten trotz heftigem Sonnenschein zahlreiche Besucher an die Hauptbühne. Neben dem Hit „Fairytale Gone Bad“ konnten auch andere Stücke des Albums „On The Way To Wonderland“ überzeugen. Vor allem „All Because Of You“ und „Forever Yours“ sorgten für Stimmung. Eine Zugabe war die logische Folge der ordentlichen Show, die vom Spruch des Festivals getoppt wurde, gab Sänger Samu Haber doch zu „spitz wie Nachbars Lumpi“ zu sein. Spaß machten im Anschluss daran auch Lordi auf der Nebenbühne. Die Grand Prix-Sieger des vergangenen Jahres zeigten, dass sie mehr als nur ein One Hit-Wonder sind, speziell „Devil Is A Loser“, „They Only Come Out Night“ und „Would You Love A Monsterman“ wussten zu gefallen. Hinzu kam eine klasse Bühnenshow mit zahlreichen Pyros und beweglichen Musikern. Hier muss vor allem Gitarrist Jussi „Amen“ Sydänmaa genannt werden, der mehrmals ausgelassen über die Bühne fegte. Leider zeigte sich das Publikum nicht ganz so engagiert, wie die Maskenband, die Zugabe-Rufe waren relativ verhalten. Die aufgesparte Energie der Fans wurde bei den folgenden Stone Sour freigesetzt. Diese Vorlage nahm das Quintett dankbar auf und gab einen Power-Song nach dem anderen zum Besten.