Newsletter 15/10 DIGITAL EDITION Nr
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ISSN 1610-2606 ISSN 1610-2606 newsletter 15/10 DIGITAL EDITION Nr. 278 - September 2010 Michael J. Fox Christopher Lloyd LASER HOTLINE - Inh. Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Hannemann, MBKS - Talstr. 11 - 70825 K o r n t a l Fon: 0711-832188 - Fax: 0711-8380518 - E-Mail: [email protected] - Web: www.laserhotline.de Newsletter 15/10 (Nr. 278) September 2010 editorial Hallo Laserdisc- und DVD-Fans, auch jede Menge Filme auf dem liebe Filmfreunde! Fantasy Filmfest inspiziert. Diese sind Herzlich willkommen zum ersten jedoch in seinem Blog nicht enthalten, Newsletter nach unserer Sommer- sondern werden wie üblich zu einem pause. Es ist schon erstaunlich, wie späteren Zeitpunkt in einem separaten schnell so ein Urlaub vorbeigehen Artikel besprochen werden. Als ganz kann. Aber wie sollten wir es auch besonderes Bonbon werden wir in ei- merken? Denn die meiste Zeit ha- ner der nächsten Ausgaben ein exklu- ben wir im Kino verbracht. Unser sives Interview mit dem deutschstäm- Filmblogger Wolfram Hannemann migen Regisseur Daniel Stamm prä- hat es während dieser Zeit immer- sentieren, das unser Filmblogger wäh- hin auf satte 61 Filme gebracht! Da rend des Fantasy Filmfests anlässlich bleibt nicht viel Zeit für andere Ak- des Screenings von Stamms Film DER tivitäten, zumal einer der gesichte- LETZTE EXORZISMUS geführt ten Filme mit einer Lauflänge von 5 hat. ½ Stunden aufwartete. Während wir dieses Editorial schreiben ist er Sie sehen – es bleibt spannend! schon längst wieder dabei, Filmein- führungen für das bevorstehende Ihr Laser Hotline Team 70mm-Filmfestival der Karlsruher Schauburg zu schreiben. Am 1. Ok- tober geht’s los und hält uns und viele andere wieder für drei ganze Tage und Nächte auf Trab. Ein Er- eignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Denn speziell im An- gesicht der immer weiter flächendeckend installierten 2k- und 4k-Digitalprojektion in deut- schen Lichtspielhäusern sollte man sich anhand hervorragender Bei- spiele ins Gedächtnis rufen, wel- chen Qualitätsstandard Premieren- kinos der fünfziger und sechziger Jahre bereits aufwiesen. Ein Tipp an alle Unentschlossenen: es gibt noch Tickets! Das gesamte Festivalprogramm und alle weiteren wichtigen Details haben wir noch- mals ab Seite 11 für Sie zusammen- gestellt. Die neuesten Neuigkeiten: Dank dem unermüdlichen Einsatz der Schauburg-Techniker wird nicht nur CHEYENNE ATUMN mit deutschen Untertiteln präsentiert werden, sondern auch die Filme OUT OF AFRICA und THE GOLDEN HEAD. Ab Seite 5 erzählt Ihnen Wolfram Hannemann wieder alles Wissens- werte über die Filme, deren Presse- vorführungen er beigewohnt hat. Darüber hinaus hat er natürlich LASER HOTLINE Seite 2 Newsletter 15/10 (Nr. 278) September 2010 Let Me See Your Dirty Pillows Letzte Woche habe ich The Sorcerer’s Apprentice gesehen, die neueste Zusammenar- beit von Disney und Bruckheimer. Der Film ist spannend, unterhaltsam und typisch Disney: die Verliebten dürfen sich erst am Ende ein einzi- ges Mal küssen. Ein bisschen rückschrittlich, scheinlich die nackt beginnende Romanze zwi- finden Sie nicht auch? Ich erwarte von einer schen zwei Stand-ins für Pornos. Dass diese Disney-Produktion nicht, dass sie Sexszenen Liebesgeschichte völlig unschuldig und ver- zeigt, aber wir schreiben das Jahr 2010! Dis- klemmt-komisch daherkommt, ist den Damen ney scheint (und ist damit nicht allein) immer und Herren der Motion Picture Association of noch im Jahr 1930 festzustecken, als der Hays America (MPAA) offensichtlich egal. Porno ist Code eingeführt wurde. Der Hays Code, auch Sünde, Nacktsein ist Sünde und damit basta. Production Code genannt, regelte streng die Nach Kontext wird gar nicht erst gefragt. Ein moralischen und physischen Inhalte der ameri- weiteres absurdes Beispiel liefert der animier- kanischen Filme. Dem Code zufolge war z.B. te, Oscar-nominierte Les Triplettes de “exzessives und lustvolles Küssen” verboten, Belleville, der ein PG-13-Rating bekam, weil die amerikanische Flagge durfte auf keinen Josephine Baker einige Sekunden oben ohne Fall entehrt werden und “kein Film sollte produ- zu sehen ist. Henry Selicks Coraline hingegen ziert werden, der die moralischen Standards bekam das mildere PG-Rating trotz des drama- der Zuschauer senken wird”, was konkret hieß: tischen Auftritts der vollbusigen Miss Forcible, jegliche Sympathie für das Sündige war verbo- die Nippel-Pasties und Tanga trägt. Und jetzt ten. Offiziell gibt es den Hays Code seit 1968 raten Sie mal, welches Rating diese Filme in nicht mehr. An seiner Statt wurde ein Frankreich bekommen haben? Genau: ab 0 Ratingsystem eingeführt, ähnlich unserem FSK. Jahren. So wie Children of Men, Braveheart Dennoch scheint mir, dass Hollywood sich nur und Wanted. Sicher, in französischen Filmen sehr oberflächlich von dem Code verabschie- erscheint spätestens nach zehn Minuten ein(e) det hat. Hollywood erlaubt sich nichts beden- Nackte(r), aber in den USA gilt Heike Makatsch kenlos. Und die Kluft zwischen dem, was in der in roter Unterwäsche als Sündenengel, die Realität passiert (Liebe, Erotik und Sex) und Kinderseelen verderben könnte. Es gilt jedoch dem, was in Filmen gepriesen wird, wächst ste- als völlig normal, dass dieselben Kinder, zu- tig. gespachtelt mit übertriebenem Makeup, $2000- Kleidchen, High Heels und Bikini vor erwachse- Der winterliche, süße Love, Actually darf in nen Männern und Frauen an Miss-Wahlen teil- Deutschland ab 6 Jahren gesehen werden. In nehmen. Die Frage, welche Veranstaltung por- den USA hat der Liebesreigen ein R-Rating – nographischer und traumatisierender ist, beant- nicht für Personen unter 17 Jahren ohne er- wortet sich von selbst. wachsene Begleitperson. Grund dafür ist wahr- LASER HOTLINE Seite 3 Newsletter 15/10 (Nr. 278) September 2010 lich frontaler Nacktheit – bei Frauenfiguren (Secretary) in Hollywood häufiger erlaubt und weniger skandalös als bei Männern (Watchmen) – ganz zu schweigen. Die Gleich- In den 1970er Jahren gab es einen kurzen Mo- berechtigung gibt es wirklich nur auf dem Pa- ment, in dem Hollywood seine Prüderie ableg- pier. Wie meine Geschichtslehrerin Miss Friend te: die Zeit von New Hollywood. Easy Rider, immer sagte: “A piece of paper is not worth Raging Bull, M*A*S*H, Bert Schneider, Robert anything.” Towne, Peter Bogdanovich – sie alle und viele mehr brachen aus dem Hays’schen Korsett Die Amerikaner aber halten sehr viel von einem aus. Plötzlich gab es ein zehnjähriges bestimmten Stück Papier: ihrer Verfassung. Interregnum, in dem Hollywood und die Realität Tatsächlich gab sich Amerika die erste Verfas- in etwa im Einklang waren. Doch so schnell die sung der Moderne, noch vor Frankreich. Prinzi- Hippies gekommen waren, so schnell wurden pien der Aufklärung wie Redefreiheit, Religi- sie auch wieder vertrieben. Ausgerechnet onsfreiheit und das Streben nach Glück gehö- George Lucas, eigentlich ein Lehrling des New ren zu den oft zitierten Grundpfeilern der US- Hollywood, schickte Luke, Han und Leia ins Gesellschaft. Mich persönlich macht ein unge- Rennen, welche klassische Erzählstrukturen zwungener, authentischer Umgang mit dem Le- und auch die Prüderie wieder aufblühen ließen. ben in all seinen Facetten glücklich. Mich ma- Die (anhaltende) Schamhaftigkeit in Hollywood chen auch Salma Hayeks Brüste oder ein knak- lässt sich historisch erklären. Das heutige kiger George-Clooney-Hintern glücklich. Si- Amerika ist aufgebaut worden von Einwande- cherlich bin ich mit diesem Denken nicht allein. rern, die stark vereinfachende religiöse Ansich- Die Hollywoodianer sollten sich überlegen, ob ten mitbrachten. Die Bibel war für die Siedler ihre Prüderie im Grunde genommen nicht dem das konkrete Wort Gottes, kein historisch ent- Geist ihrer Verfassung widerspricht. Und dann standener Text. Sie wurde mit großem Ernst das tun, worin Amerikaner besonders gut sind: wörtlich genommen. Der Hays Code enthält Pa- Konsequenzen ziehen. ragraphen, die direkt auf die Bibel zurückzufüh- Anna Rudschies ren sind: die Eltern und die Heiligkeit der Ehe ehren, Keuschheit, keine Homosexualität, kein Religionsmissbrauch. Heute gibt es zwar dank des Ratingsystems eine breitere Palette an an- sprechbaren Themen, doch wenn man bedenkt, dass Sex and the City Hauptdarstellerin Sarah Jessica Parker trotz sexuellem Inhalt der Serie kein einziges Mal ihren Busen zeigt (die Nebendarstellerinnen schon) – dann ist die ver- meintliche sexuelle und geistige Befreiung nicht Anna freut sich über Ihr Feedback: weit gekommen. Von der Doppelmoral bezüg- [email protected] LASER HOTLINE Seite 4 Newsletter 15/10 (Nr. 278) September 2010 Wolfram Hannemanns Film-Blog nen. Ihr ständiger Begleiter ist eine Pistole Notwenigkeit eingesetzt wie z.B. das Ein- und zwei Schuss Munition... In aschfarbe- frieren von Szenen, die dann mit Standbil- nen CinemaScope-Bildern präsentiert Ka- dern fortgeführt werden. Dem Film zugute meramann Javier Aguirresarobe die End- halten kann man, dass sich endlich wieder zeit-Vision von Regisseur John Hillcoat, ein deutscher Regisseur an eine Genre- dessen Film nach dem Roman von Cormac Produktion gewagt hat. Auch wenn McCarthy entstand. Viggo Mortensen als SNOWMAN’S LAND jetzt nicht restlos der Vater und Kodi Smit-McPhee meistern überzeugen konnte, so darf man dennoch ihre Rollen mit Bravour in einem post- auf Thomsons nächstes Projekt gespannt apokalyptischen, äußert deprimierenden sein. Film, bei dem es unter anderem um den Erhalt der Menschlichkeit in einem un- Dienstag, 24. August 2010 menschlichen Umfeld geht. Mir persönlich Der Bundespräsident und die Apokalypse war das Ende des Films etwas zu versöhn- Wieder ein