schieden. Dass die Linke Clau- MINISTER dia Roth, gerade zur Partnerin von Kuhn in die Parteiführung Das letzte Mal gewählt, einen paar Tage später den Linken Trittin zur Entlas- Die Skinhead-Attacke auf sung freigeben könnte, er- scheint undenkbar. CDU-Generalsekretär Meyer Dennoch – Trittin, der stolz erweist sich für Umwelt- ist, ein Außenseiter zu sein, hat minister Trittin als Bumerang. es wieder einmal geschafft. Er steht auf seinem Lieblingsplatz hne Mantel und Gepäck hockte als Buhmann in der linken Rezzo Schlauch am Freitagmorgen Ecke. Einen „Quartalsquat- Oum sechs Uhr vor dem Gate 115 des scher“ nennt ihn Regierungs- Stuttgarter Flughafens. Statt auszuschlafen sprecher Uwe-Karsten Heye, und dann weiter in Baden-Württemberg weil Trittin in schöner Regel- Wählerstimmen zu fangen, musste der tod- mäßigkeit verbal tiefschlägt. müde Grünen-Fraktionschef außerplan- Der Ausfall gegen Meyer mäßig nach , um seinen Parteifreund, („ hat die Men- Bundesumweltminister Jürgen Trittin, vor talität eines Skinheads und der Rausschmissforderung der Opposition nicht nur das Aussehen“) in Schutz zu nehmen. Auf dieses Vergnü- war ein Trittinscher Klassiker. gen will Schlauch künftig verzichten: „Das Wenn er auskeilt, geht es meist war das letzte Mal.“ um Rechtsextremismus. Als Die sprachliche Entgleisung, den „Antifaschist“ kämpfte schon hemdsärmeligen CDU-Generalsekretär der Student in Göttingen; als Laurenz Meyer mit einem Skinhead zu ver- Landespolitiker in Hannover gleichen, wird Trittin nicht den Job kosten unterstützte er – zusammen – wenigstens nicht gleich. Bundeskanzler mit , der jet- Gerhard Schröder und Grünen-Chef Fritz zigen Bundesbildungsministe- Kuhn wollen derzeit keinen weiteren Mi- rin – das Antifa-Magazin „Der nister auswechseln, schon gar nicht unter rechte Rand“. dem Druck der Opposition. Doch der Fa- Darüber, ob seine verbalen den, an dem Trittins Karriere hängt, wird Rotzigkeiten nur kindische

immer dünner. AP Kraftakte oder auch – meist vor Minister Trittin*: „Für den Jürgen wird es schwer“ Wahlen – gezielte Pöbeleien sind, um den linken Wähleran- Politiker-Pöbeleien Es ist, als habe es der Minister darauf an- hang an die Grünen zu binden, gehen die Die Tradition der Beschimpfungen gelegt, sich durch öffentliche Äußerungen Meinungen der Trittin-Genervten ausein- selbst zu demontieren. Erst kam die „Mes- ander. Normalerweise spürt der Minister, „Sie sind eine Übelkrähe.“ calero“-Affäre. Trittin brachte sich und sei- wenn es brenzlig wird. Im Moment scheint (SPD) 1970 über Jürgen Wohlrabe (CDU) ne Partei wegen seines taktlosen Umgangs es ganz schlecht für ihn zu stehen: Trittin mit dem Sohn des ermordeten General- bedankte sich persönlich bei Parteifreun- „Edelkurtisane zwischen zwei bundesanwalts Siegfried Buback ins Gerede. den, die ihm den Rücken stärkten. Monarchen.“ Dann folgte die Irak-Kontroverse: Als Lange schien Trittin das nicht nötig zu Franz Josef Strauß (CSU) 1977 über Hans-Dietrich in Deutschland wegen sei- haben. Als Rudelführer der Linken mit Ka- Genscher (FDP) ner Unterstützung für die Bombardierung binettsrang genoss er eine Art innerpartei- „Dieser Mann ist reif für die des Irak getadelt wurde, verstärkte Trittin licher Immunität. Jetzt sind Verbraucher- Nervenheilanstalt.“ den Druck durch öffentliche Äußerungen. ministerin Renate Künast und die neue Franz Josef Strauß (CSU) 1980 über Helmut Und schließlich der Atomstreit: In der Parteichefin , links und weib- Schmidt (SPD) Zerreißprobe der Partei wegen der Castor- lich, in die erste Reihe aufgerückt. Transporte brachte der Umweltminister die Trittins traditionelle Gegner im Realo- „Dieses Schwein!“ Basis durch rüde Sprüche vollends in Rage. Lager, die ihn bisher leider für unverzicht- (SPD) 1980 über Edmund Stoiber (CSU) Die eigenen Parteifreunde verlieren jetzt bar hielten, schränkten vergangene Woche die Geduld. „Der hat keinen Schuss mehr ihren Beistand deutlich ein. Außenminister „Mini-Goebbels!“ frei“, schimpfte ein Mitglied des Realo-Flü- Joschka Fischer zuckte intern nur mit den Dietmar Kansy (CDU) 1983 über (damals Grüne) gels nach der Parlamentssitzung am Frei- Achseln: Er werde sich die Sache mit Trit- tag. In der Lobby tauschten die Grünen- tin nur von der Seite anschauen. „Ströbele ist ein Gangster.“ Abgeordneten und Christa „Für den Jürgen wird es schwer“, ora- Hans Klein (CSU) 1986 über Hans-Christian Nickels, als Ministerin beziehungsweise kelte . Schon analysierten die Ströbele (Grüne) Parlamentarische Staatssekretärin Opfer Granden der Grünen, dass ein Rauswurf der letzten Entlassungswelle, verbitterte Trittins aus dem Kabinett künftig das Kräf- „Das ist ein Stinktier.“ Sprüche aus. tegleichgewicht zwischen Linken und Rea- (FDP) 1989 über Norbert Gansel (SPD) „Was kann man sich als Mann eigentlich los nicht mehr berühren würde. erlauben, um Minister zu bleiben?“, stän- Trittin kennt solche Überlegungen, „Reichsnährstandsideologie.“ kerte Nickels. Über ihre Entlassung, weiß fertigt sie aber in der ihm eigenen Art Edmund Stoiber (CSU) 2001 über Renate Künast die Reala Andrea Fischer, hat Kuhn ent- ab: „Vielleicht werde ich in Zukunft nicht (Grüne) mehr stellvertretend für die Linke ver- * Am vergangenen Freitag im Berliner Reichstag. hauen.“ Ralf Beste, Jürgen Hogrefe

30 12/2001