Schweizer Musikzeitung Nr. 7/8 / Juli/August 2012 43 SMG

Zentralpräsidentin: PD Dr. Therese Bruggisser-Lanker, Musikwiss. Institut, Florhofgasse 11, 8001 Zürich Sektionen Basel: PD Dr. Martin Kirnbauer, Musikwiss. Institut, Petersgraben 27, 4051 Basel : Prof. Dr. Cristina Urchueguía, Institut für Musikwissenschaft, Hallerstr. 5, 3012 Bern Luzern: Dr. Olivier Senn, Hochschule Luzern – Musik, Zentralstrasse 18, 6003 Luzern St.Gallen-Zürich: Ulrike Thiele, Musikwissenschaftliches Institut, Florhofgasse 11, 8001 Zürich Suisse romande : Lic. phil. Adriano Giardina, rue des Moulins 11, 2000 Neuchâtel Svizzera Italiana: Carlo Piccardi, 6914 Carona Zürich: Prof. Dr. Dominik Sackmann, Zürcher Hochschule der Künste, Florhofgasse 6, 8001 Zürich

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Volkmar Andreae – facettenreicher Dirigent und Komponist

Am 18. Juni jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Schweizer Dirigenten die Direktion des Zürcher Konservato- Tonkünstlerverein, welchem er zwi- und Komponisten Volkmar Andreae (1879–1962). Dieser wirkte unter ande- riums ab 1914. schen 1920 und 1925 als Präsident vor- rem als langjähriger Leiter des Gemischten Chors Zürich und des Tonhalle- stand. Unter anderem in dieser Funk- Orchesters sowie als Gastdirigent renommierter ausländischer Orchester. In Dirigent und ... tion setzte er sich für die Besserstellung einer Einspielung des Bournmouth Symphony Orchestra aus dem vergangenen Die wachsende Reputation Volkmar der Berufsmusiker, aber auch für die Jahr liegen die wichtigsten Orchesterkompositionen Andreaes nun als CD vor. Andreaes als Dirigent lässt sich etwa Wahrung von Aufführungs- und Urhe- am Angebot, nach dem Tode Gustav berrechten ein. Als Sohn eines Apothekers und einer Mahlers 1911 die Leitung des New Mailänder Sängerin in Bern geboren, York Philharmonic Orchestra zu über- ... Komponist erhielt Andreae bereits im Alter von nehmen, messen. Einen Posten, den Obwohl Volkmar Andreae der Nach- fünf Jahren seine ersten Klavierstun- der Schweizer jedoch ausschlug und welt in erster Linie als Dirigent in Er- den. Es folgten der Unterricht an der stattdessen seine musikalische Tätig- innerung geblieben ist, lohnt es sich Musikschule sowie Kompositionsstu- keit in Zürich intensivierte. auch, ihn als Komponist (wieder) zu dien bei Carl Munzinger, der zentra- Ab den 1920er-Jahren war Andreae entdecken. Dies ermöglichen unter len Figur des Berner Musiklebens um zunehmend auch als Gastdirigent im anderem drei CDs aus der Reihe «Mu- die Wende zum 20. Jahrhundert. europäischen Ausland aktiv. So stand sik aus der Zentralbibliothek Zürich», Nach der Matura vervollständigte er am Pult der Berliner Philharmoniker die beim Label Guild erschienen sind Andreae seine musikalische Ausbil- und spielte 1953 mit den Wiener Sym- (s. unten). 2011 spielte der Dirigent Marc dung am Konservatorium Köln bei phonikern als Erster alle Sinfonien Andreae, Enkel Volkmar Andreaes, Franz Wüllner und Friedrich Wilhelm Anton Bruckners ein (s. unten). Andere mit dem Bournmouth Symphony Or- Franke. Mit Fritz Brun, einem Kommi- Komponisten, deren Werke Andreae chestra hierfür vier Orchesterwerke litonen aus Kölner Zeit, der ab 1909 als besonders schätzte, waren Berlioz, ein; wenige Jahre zuvor sind bereits Dirigent der Musikgesellschaft, der Lie- Debussy, Ravel, Mahler, Strauss und zwei Klaviertrios sowie weitere kam- dertafel und des Cäcilienvereins in Bern Reger. Doch auch zeitgenössischer mermusikalische Stücke aus der wirkte, blieb er über das Studium hin- Schweizer Musik, wie den Kompositio- Feder des Wahlzürchers auf Tonträger aus befreundet. nen seines Freundes erschienen. Stehen die frühen Werke Widmann und auf beispielsweise, verschaffte er einen fes- Volkmar Andreaes noch in der Tradi- Zürcher Wahlheimat den «richtigen» Weg zurückgebracht, ten Platz im Spielplan insbesondere des tion eines Richard Strauss, so findet An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde Andreae 1902 in der Nachfolge Ton halle-Orchesters. der Komponist in der späten Schaf- übernahm Volkmar Andreae für kurze von Hermann Suter zum Leiter des Ge- Über seine Dirigier- und Komposi- fensphase zu einem eigenen Stil mit Zeit die Tätigkeit eines Solorepetitors mischten Chors Zürich ernannt. Ähn- tionstätigkeit hinaus engagierte sich transparent-tonalem Klangideal. an der Münchner Hofoper, kehrte lich wie später sein Studienfreund Volkmar Andreae im Schweizerischen Edith Keller danach aber nach Bern zurück, um Brun in Bern übernahm er nach und an der Universität während zweier nach die angesehensten musikalischen Semester Philosophie zu studieren. Ämter Zürichs. Nach ersten Vertretun- Diskographische Hinweise Mit der Einberufung in den Militär- gen für den erkrankten Hegar und des- dienst 1901 kam seine musikalische sen endgültigem Rücktritt 1906 trat Volkmar Andreae, Symphonie in C-Dur, op. 31 (1919); Notturno und Scherzo, Karriere beinahe zum abrupten Ende, Andreae den Posten als Kapellmeister op. 30 (1918); Musik für Orchester, op. 35 (1929); Kleine Suite, op. 27 (1917) hatte der 22-Jährige doch bereits nach beim Tonhalle-Orchester an. Ein Amt, Bournemouth Symphony Orchestra, Marc Andreae (Dirigent) der Rekrutenschule im Jahr 1899 mit das er über vierzig Jahre – bis 1949 – Guild GMCD 7377 (2011) dem Gedanken gespielt, sich ganz innehaben sollte. Weitere langjährige Volkmar Andreae, Streichquartett in B-Dur, op. 9 (1905); Streichquartett Nr. 2 in der militärischen Laufbahn zu wid- Verpflichtungen waren die Leitung e-Moll, op. 33 (1919); Divertimento für Flöte und Streicher, op. 43 (1942) men. Durch die Freunde Joseph Viktor des Männerchors Zürich ab 1904 und Locrian Ensemble: Rita Manning, Violine; Warren Zielinksi, Violine; Philip Dukes, Viola; Justin Pearson, Violoncello; Anna Noakes, Flöte – Guild GMCD 7328 (2009)

VERANSTALTUNGEN • CONFÉRENCES • CONFERENZE Volkmar Andreae, Klaviertrio Nr. 1 in f-Moll, op. 1 (1899); Klaviertrio in Es-Dur, op. 14 (1908); Locrian Ensemble: Rita Manning, Violine; Justin Pearson, Violon- 26. August, 18.00 Uhr, St. Gallen, Kirchen St. Mangen – Linsebühl – St. Laurenzen cello; Kathy Rockhill, Klavier – Guild GMCD 7307 (2007) Orgelspaziergang mit Verena Förster 18.00 Uhr: St. Mangen – Musik der Barockzeit , 9 Symphonien [& Te Deum] 19.00 Uhr: Linsebühlkirche – Musik der Romantik Wiener Symphoniker, Volkmar Andreae (Dirigent) 20.00 Uhr: St. Laurenzen – Musik der Moderne Music & Arts/Note 1 MACD1227 (2009, Digitalisierung der Gesamteinspielung für den Wiener Rundfunk von 1953) Im Anschluss Apéro und Orgelführung – Eintritt frei, Kollekte