Volken Im 19. Jahrhundert
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Volken im 19. Jahrhundert Zukunft braucht Herkunft Inhaltsverzeichnis Seite 2 Inhaltsverzeichnis 3 Persönliches Vorwort 4 Hintergrund Die Helvetik 1798 – 1803 Die Mediationsverfassung 1803-1814 5 Die Restauration von 1815 Die Regeneration von 1830 6 Zusammenfassung wichtiger Ereig- Verfassungen nach der Revolution von 1798 nisse Weitere wichtige Änderungen im Kanton Zürich 7 Die Gemeindebehörden, die wirkli- Der Gemeindeammann, Liste d. Gemeindeammänner chen Honoratioren Volkens 8 Der Friedensrichter 9 Verzeichnis der Friedensrichter 10 Der Gemeinderat 11 Titelblatt des ersten Gemeinderats-Protokollbuches 13 Karrieren und Gewaltentrennung 14-15 Liste aller Honoratioren 16-27 Interessantes aus den Protokollen Der Frust der Präsidenten 18 Kriegerisches 20 Feuerwehr 21 Strassenbau 22 Strassenunterhalt, Wasserversorgung 23 Gesundheitspolitisches: Cholera und Hebamme 24-27 Verschiedenes 28-29 Karten von Volken 1660,1849,1896 30 Erschliessung Volkens mit Strassen Detail der Karte des Weinlandes von 1650 31 Detail der Strassenkarte des Kantons ZH von 1850 32 Strassenbauplan von 1845 Dorf – Volken – Flaach 33 Strassenbauplan von 1904 Glemettenstrasse 34 Die Post in Volken 35 Die Kosten 36 Das „Postgebäude 37 Umbau und Inneres des Restaurant Post 38 Die Weinschenken Volkens 39 Verzeichnis der Patentinhaber 40 Abgabeformular und Eintrag des Bierpatentes 41 Was in den Weinschenken so passierte 42 Von Beizen und Bäckern Beizer 43 Bäcker 44 Der Schweizer Franken 45 Vormundschaften und Konkurse 46 Die Bevölkerungsentwicklung 47 Das Bürgerrecht von Volken 48 Eidgenössische Volkszählungen 49 Die Familie von Heinrich Keller Familie Schuler 50 Die Familie von Hans Konrad Keller 51 Johann Conrad Keller 52 Der Wegzug der Nachkommen 53 Anhang Blatt Gebäudeversicherung des Restaurant Post 54-55 Liste der Mitglieder des Gemeinderates 56-57 Der Grundzins-Loskaufvertrag vom 27.3.1847 Auszug aus dem Protokoll der Gemeindeversamm- 58-59 lung vom 10. Juni 1854, Rekursbeantwortung, Anga- ben über die Salärstruktur des Gemeindeschreibers 2 Persönliches Vorwort Wenn im Alter das gezielte Planen der Zukunft durch das Plätschern des Alltags abgelöst wird, beginnt man sich zu fragen, woher wir kommen, wo unsere Wurzeln sind. Da meine beiden letzten direkten Vor- fahren, welche in Volken lebten, nach der Selbständigkeit Volkens 1805 und der Wahl eines eigenen Ge- meinderates eine grosse Rolle spielten, gedachte ich eine Würdigung der letzten zwei Generationen meiner Ahnen in Volken zu schreiben. Aber ich erlag der Faszination, die Entwicklung einer Gemeinde durch die Lektüre der Protokollbücher der Gemeindeversammlungen und der Gemeinderatssitzungen verfolgen, ja fast hautnah miterleben zu können. Die Vergangenheit wurde lebendig. So wuchs dieses Büchlein in Ei- gendynamik zu einer Zusammenfassung über Volken im 19. Jahrhundert. Man möge mir nachsehen, wenn ich jeweils für typische Beispiele Personen und Ereignisse von meinen Ahnen erwähne. Es fehlten mir Zeit und Platz, um auch der Geschichte anderer Familien, den Erb, Ritzmann, Schuler, Saller etc. nachzugehen. Dank Zustimmung des Volkemer Gemeinderates, insbesondere der für Kultur zuständigen Gemeinderätin Elsbeth Ritzmann und den Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung, konnte ich für meine Nachforschun- gen das Gemeindearchiv benutzen. Ich danke für das Wohlwollen, das mir entgegengebracht wurde. „Die gute alte Zeit“: wir neigen dazu, die Vergangenheit zu idealisieren. Wenn wir heute die rasende Ent- wicklung auf allen technologischen Gebieten beklagen, vergessen wir, dass auch unsere Ahnen im 19. Jahrhundert mit umwälzenden Änderungen konfrontiert wurden. Vieles, was sie und ihre Vorfahren wäh- rend mehreren Jahrhunderten als feste unverrückbare Werte, Grenzen und Zwänge kannten und akzeptier- ten, wurde abgeschafft oder verändert. Die französische Revolution hatte auch in der Schweiz eine wahre Revolution ausgelöst, mit entsprechenden Auswirkungen wie Chaos, Bürgerkrieg, Staatsstreichen usw. Dies war ihre damalige „Globalisierung―, geprägt durch die Industrialisierung, den Bau der Eisenbahnen und die Verlockung zur Auswanderung in fremde Kontinente. Ich danke recht herzlich all den vielen Menschen, welche mir bei der Zusammenstellung und Überprüfung der Fakten, bei der Produktion dieses Büchleins und mit dem Lektorat des Textes geholfen haben. So viele engagierte Helfer zu finden, war eine ganz spezielle Erfahrung. Besonders dankbar bin ich Prof. Dr. h.c. Peter Ziegler, Wädenswil, und Frau Regula Geiger, Küsnacht, für ihre Korrekturlesung des Textes und Dr. Samuel Wyder, Forch, für seine Ausschnitte aus alten Karten. Da das 19. Jahrhundert – nicht zu reden vom 20. Jahrhundert – in meinem Geschichtsunterricht, aber auch in demjenigen vieler meiner Freunde, in der Schule wenig Platz fand, wollte ich zuerst zusammenstellen, welche politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen denn das Leben unserer Ahnen prägten, wird doch unser Tun von den vorherrschenden Umweltverhältnissen stark beeinflusst. In der Geschichtsschreibung kommen vor allem Männer vor. Eine vertiefte Betrachtung der Ereignisse hat mir aber sehr deutlich vor Augen geführt, dass ihre Frauen eine grosse Verantwortung übernahmen und gerade in der Landwirtschaft eine riesige Arbeit verrichteten. Wenn sie dann noch früh zu Witwen wurden, wie z.B. meine Ururgrossmutter Susanna, geborene Gisler, dann trugen sie zum Wohl der Familie eine vielfache Last als alleinerziehende Mutter, Allein-Bäuerin, Wirtin. Dabei darf angenommen werden, dass eine Witwe sehr wenig Prestige genoss, hatten doch die Frauen noch sehr lange keine politischen und we- nig wirtschaftliche Rechte und definierten sich über die Stellung ihres Mannes. Ich hoffe, dass die Lektüre dieses kleinen Werkes einige Menschen anregt, selber Nachforschungen anzu- stellen. Dies hier kann nur ein oberflächliches Wiedergeben, eine Zusammenfassung der Vergangenheit sein, die in den Archiven dokumentiert ist. Es lohnt sich, das eine oder andere Thema vertieft zu betrachten. Zukunft braucht Herkunft. Tatsächlich: ohne Geschichte ist die Gegenwart nicht zu verstehen. Was haben unsere Vorfahren geleistet, wie beeinflusst das unser Denken, unser Planen, unser Leben? Das Motto stammt vom Philosophen Odo Marquard. Ich bin dankbar, wenn mir allfällige Fehler gemeldet werden, denn trotz grösster Sorgfalt kann ein gele- gentlicher Irrtum nie ausgeschlossen werden. Hans Peter Keller, Schiedhaldenstrasse 32, 8700 Küsnacht e-mail: [email protected] September 2009 Nachdruck unter Quellenangabe gestattet 3 Hintergrund: Die Schweiz im Zeitalter der Französischen Revolution 1 Die Helvetik 1798 – 1803 Die Helvetische Revolution von 1798 war nicht einfach eine von aussen gesteuerte Imitation der Französi- schen Revolution, sondern die logische und unvermeidliche Folge der Ungleichheiten im zerrütteten politi- schen System der Alten Eidgenossenschaft. Es gab überall Aufstände gegen die alten Herrschaftsformen. Am 12. April 1798 wurde in Aarau die Helvetische Republik ausgerufen. Die Verfassung war ähnlich der- jenigen der Französischen Republik mit einer zentralen Regierung. Die bisherige föderalistische Struktur wurde völlig eliminiert. Das Direktorium der Helvetischen Republik schloss mit Frankreich ein Militär- bündnis und wurde so in die Napoleonischen Kriege hineingezogen (1799 – 1802). Deshalb wurde, erst- mals seit Jahrhunderten, auch die Schweiz zu einem Hauptkriegsschauplatz. Französische Truppen kämpf- ten in der Schweiz. Die neue Ordnung bedeutete das Ende der bisherigen Regierung durch einige herrschende Familien und die Zünfte. Alle früher geltenden wirtschaftlichen und politischen Einschränkungen sollten fallen, Handels-, Gewerbe- und Pressefreiheit wurden eingeführt, Untertanengebiete ab 4. April 1798 abgeschafft. Es ent- stand aber nicht eine Demokratie, sondern ein Chaos. Die Einquartierung von Tausenden von Soldaten auf Kosten der einheimischen Landbevölkerung zehrte die Ressourcen der Schweiz auf. Das zentralistische System wurde von der Bevölkerungsmehrheit nicht akzeptiert. „Liberté―, Freiheit, bedeutete für das einfa- che Volk, keine Steuern und Abgaben mehr zu bezahlen und zu machen, was einem beliebte. Die Helveti- sche Republik hatte keine gesunde finanzielle Basis. Sie erlebte zwischen 1800 und 1802 mindestens vier Staatsstreiche und versank im inneren Chaos. Nun griff Napoleon ein, verlangte das Ende des Bürgerkriegs und bestellte Delegationen aller Parteien nach Paris, wo er der Schweiz aus der Erkenntnis heraus, dass der zentralistische Einheitsstaat keine Chance hatte, eine föderalistische, die Eigenständigkeit der Kantone betonende, Verfassung verschrieb. Seine Pro- klamation: „Bewohner Helvetiens, Ihr bietet seit zwei Jahren ein betrübendes Schauspiel dar. Ihr habt Euch drei Jahre gezankt, ohne Euch zu verstehen. Wenn man Euch länger Euch selbst überlässt, so werdet Ihr Euch noch drei Jahre morden…“ 1 Schweizer Geschichte in: www.geschichte-schweiz.ch/helvetik.html 4 Die Mediationsverfassung 1803 - 18142 Sie wurde der Schweiz am 19. Februar 1803 von Napoleon verordnet, gab den grössten Teil der staatlichen Kompetenzen an die 19 Kantone der neuen Eidgenossenschaft und eliminierte das nationale Parlament sowie die Zentralregierung. Als nichtständige Konferenz der Kantone wurde die Tagsatzung wieder einge- führt. Nur die Aussenpolitik blieb beim Bund; die Gesetzgebungsgewalt fiel an die Kantone zurück. Die Zürcher Verfassung gliederte das Kantonsgebiet in fünf grosse Bezirke anstelle der früheren Land- und Obervogteien: Stadt Zürich, Horgen, Uster, Bülach und Winterthur, zu welchem