<<

See discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/343452733

Zwanzig & Grossmann 2015 keyserlingii UAE

Article · August 2020

CITATIONS READS 0 44

2 authors:

Bernd-Michael Zwanzig Wolfgang Grossmann Sauria Magazine Society for South-East-

22 PUBLICATIONS 5 CITATIONS 63 PUBLICATIONS 369 CITATIONS

SEE PROFILE SEE PROFILE

Some of the authors of this publication are also working on these related projects:

Herpetofaun of Khao Lak, Phang Nga, Thailand View project

Herpetofauna of Khao Lak, Phang Nga, Thailand View project

All content following this page was uploaded by Wolfgang Grossmann on 05 August 2020.

The user has requested enhancement of the downloaded file. Teratoscincus keyserlingii Die Wundergeckos der Arabischen Halbinsel - Anmerkungen und Beobachtungen

Bernd-Michael Zwanzig & Wolfgang Grossmann

Zusammenfassung Wir berichten über die Wundergeckos der Gattung Teratoscincus von der Arabischen Halbinsel. Dabei wird über eigene Beobachtungen an über vierzig Persischen Wundergeckos Teratoscincus keyserlingii Strauch, 1863 im Emirat Dubai referiert. Es erfolgen Angaben zu den Biotopen und Habitaten sowie zum Verhalten der Geckos. Weiterhin wird auf die wissenschaftliche Einordnung des Taxons keyserlingii und dessen Verbreitung eingegangen und auf die Unterschiede zwischen den persischen und arabischen Populationen hingewiesen. Auf die Notwendigkeit von umfassenden gene- tischen Untersuchungen von asiatischen und arabischen Teratoscincus keyserlingii wird hingewiesen. Die Gefährdung der arabischen Wundergeckos durch Habitatvernichtung wird diskussiert. Key words: Reptilia: : : Teratoscincus keyserlingii; United Arabian Emirates: Dubai; natural habitat, ecology, threats.

Einleitung Der Persische Wundergecko In der Terraristik gehören die Wundergeckos Geschichte, Verbreitung und taxonomische An- der Gattung Teratoscincus Strauch seit jeher zu merkungen den beliebteren und gern gepflegten Geckoar- Im Jahre 1863 beschrieb Strauch aus Persien den ten. Dementsprechend groß ist die Anzahl der Gecko Teratoscincus keyserlingii, welcher somit die terrarienkundlichen Publikationen, die anfäng- Typusart der Gattung Teratoscincus ist. Wermuth lich über die Haltung und später auch über die (1965) führt den Persischen Wundergecko T. key- erfolgreiche Vermehrung im Terrarium berich- serlingii in seiner Liste der rezenten Gekkonidae in ten (z.B. Petzold 1974, Abraham 1980, 1983, der Synonymie von Teratoscincus scincus (Schlegel, 1985, Fritzsche 1985, Frolow 1981, Seufer 1858). Die bis dato bekannte Verbreitung von key- 1985). Zu jener Zeit war der Gewöhnliche Wun- serlingii liegt nördlich der Straße von Hormus auf dergecko Teratoscincus scincus die in den Terrari- dem asiatischen Festland und wird mit den Staaten en gepflegte Art, der Persische Wundergecko T. , und angegeben. Später keyserlingii hielt erst später in den Terrarien der Geckolieb- haber Einzug (Henkel & Schmidt 1991). Wegen ih- rer vorderasiatischen Verbrei- tung hatten insgesamt jedoch nur sehr wenige Terrarianer die Gelegenheit, Persische Wundergeckos in freier Na- tur zu beobachten. Wir sind im September 2014 mit dem Ziel in die Vereinigten Ara- bischen Emirate gereist, die Wundergeckos zu finden um sie im Biotop beobachten zu können. Abb. [Fig.] 1: Teratoscincus keyserlingii, adultes Männchen aus dem Iran [adult male from Iran]. © P. Woehl SAURIA, Berlin, 2015, 37 (1): 51–58 51 Teratoscincus keyserlingii

Nach Gardner (2013) sollte er daher nicht weiter berück- sichtigt werden. Bis ins neue Jahrtausend wurden die Persischen Wun- dergeckos als Teratoscincus scincus angesehen (Arnold 1986, Leviton et al. 1992, Anderson 1999). Erst Ma- cey et al. (2005) erhoben das Taxon keyserlingii als Ergebnis Abb. [Fig.] 2: Teratoscincus keyserlingii, adultes Männchen aus Dubai [adult male ihrer Untersuchungen in den from Dubai]. Artstatus und zeigten seine phylogenetische Position als wird das Taxon keyserlingii dann in den Rang einer Schwestertaxon von Teratoscincus scincus auf. Gleich- Unterart erhoben und somit als Teratoscincus scincus zeitig stellten sie die Wundergeckos der Arabischen keyserlingii angesprochen (z.B. Anderson 1999). Halbinsel zu Teratoscincus keyserlingii. Arnold (1977) berichtet erstmals über Wunder- Nach Gardner (2009) ist die Verbreitung der geckos von der Arabischen Halbinsel, und zwar aus arabischen Population von T. keyserlingii auf die den östlichen Vereinigten Arabischen Emiraten. Da- Flachlandgebiete der Emirate Abu Dhabi (nur im mit führt er den Erstnachweis für ein Vorkommen nördlichen Teil), Dubai, Sharjah und Umm al von Wundergeckos der Gattung Teratoscincus auf Quwayn begrenzt. Später gibt Gardner (2013) der, durch die Straße von Hormus von der asiati- die Verbreitung genauer an: von den Küstenarealen schen Landmasse getrennten Arabischen Halbinsel. nördlich von Umm al Quwayn bis nahe des Abu Die zwei in den Jahren 1971 und 1973 gesammelten Dhabi International Airports; etwa 30 km von der weiblichen Wundergeckos stellt er zu Teratoscincus Golfküste zwischen 24.6° und 25.5° N liegen die scincus, weil diese in Beschuppung und Muster keine häufigsten Fundstellen, jedoch auch weiter im Lan- deutlichen Unterschiede zu dem Material aus dem desinneren bei Dhaid und Jebel Mileiha. Iran aufweisen. Die Anzahl der Schuppen um die Ferner führt Gardner (2009) aus, dass der Grad an Körpermitte wird mit 34 (BM 1976.273; Jebel Fay- Unterschieden zwischen T. keyserlingii arabischer und ah) und rund 30 (BM 1973.1996; 15 km WSW von der iranischer Herkunft (Abb. 1) bislang nicht ausrei- Dayd) angegeben (Arnold 1977). chend bewertet ist. Aufgrund der Unterschiede beider Der von Gallagher getätigte und von Arnold Formen hält er es für möglich, dass die arabischen T. (1977) erwähnte Sichtbeleg eines juvenilen Teratoscin- keyserlingii (Abb. 2) ein auf der Arabischen Halbinsel cus nahe Doha, wurde niemals wieder bestätigt. endemisches Taxon im Unterartstatus darstellen könn- te. Genetische vergleichende Untersuchungen zwischen arabischem und iranischem Material von T. keyserlingii bislang nicht erfolgt (Macey et al. [2005] untersuchten nur keyserlingii aus dem Iran), und so besteht die von Gardner (2009) angeführte Möglichkeit einer eigenen phylogenetischen Position für arabische T. keyser- lingii durchaus. Abb. 3: Weibchen des neu entdeckten Wundergeckos Teratoscincus sp. aus dem Ein bemerkenswerter Un- Zentralen Plateau des Irans. Fig. 3: A female of the newly discovered plate-tailed terschied könnte die vertikale gecko, Teratoscincus sp., from the Central Plateau of Iran. © P. Woehl Verbreitung von arabischen

52 Teratoscincus keyserlingii und iranischen T. keyserlingii darstellen. Während T. Beobachtungen keyserlingii auf der Arabischen Halbinsel das Flachland Das von uns gefundene Wundergecko-Habitat (Abb. besiedelt, gelten iranische Exemplare als Bewohner des 4a–d) im Emirat Dubai zeichnet sich durch flache Iranischen Hochlands, auch Persisches Plateau genannt. Dünen aus feinem weichen Sand aus. Diese weisen Im Zentralen Plateau des Iran wurde kürzlich einen recht gleichmäßigen und ziemlich dichten Be- ein neuer Teratoscincus gefunden (Abb. 3), der sich wuchs auf, der zu großen Teilen aus Tetraena sim- nun in der Beschreibung befindet (Nazarov, pers. plex, Tetraena qatarensis und Gräsern der Gattung Mitt.). Allein diese Entdeckung macht eine geneti- Cymbopogon besteht (Jongbloed 1987; Pickering sche Untersuchung von T. keyserlingii aus dem Iran & Patzelt 2008). Zwischendurch befinden sich und von der Arabischen Halbinsel nötig. Hierbei Stellen mit recht festem Bodensubstrat, der an der ist nicht nur die phylogenetische Stellung innerhalb Oberfläche einen hohen Anteil an kleinen Steinen des als keyserlingii geltenden Materials von Interesse, aufweist. Obwohl die Dichte des Bewuchses auf sondern auch ihre Position zu der neuen Art. diesen festeren Substratflächen uns nicht geringer erschien, trafen wir während unserer nächtlichen Biotope der arabischen Wundergeckos Suche keinen einzigen Wundergecko auf diesen Are- Laut Arnold (1977) wurden die beiden weiblichen alen an. Wir fanden zwei adulte Exemplare, die sich Wundergeckos nachts auf ziemlich flachen Area- etwa 30 und 100 cm von den festen Bodenflächen len mit feinem weichem Sand gesammelt, die ei- entfernt auf dem Sand aufhielten, diesen jedoch nen beträchtlichen, aber unregelmäßigen Bewuchs nicht betraten. Die Ausgänge ihrer Tagesverstecke aufwiesen. Nach Gardner (2009, 2013) besiedeln befanden sich ebenfalls im feinsandigen Bereich. arabische Wundergeckos besonders Gebiete mit san- Zwischen 22:00 und 22:55 Uhr konnten wir am digem Boden, welche einen relativ guten Bewuchs 21. September neun Wundergeckos aufspüren. Am aufweisen, z.B. niedrige Dünenhabitate oder san- folgenden Tag trafen wir auf einem anderen Teil dige Ebenen. Insbesondere handelt es sich bei dem dieses Biotops zwischen 20:20 und 22:10 Uhr 34 Ex- Bewuchs um Grasbüschel von Pennisetum divisum emplare des Wundergeckos an. Von diesen insgesamt und Panicum turgidum. 41 gefundenen Teratoscincus waren sieben Jungtiere a b

c d

Abb. 4a–d: Auschnitte des Fundortes von Teratoscincus keyserlingii im Emirat Dubai. Man achte auf die unterschied- liche Beschaffenheit des Bodens (Sandfläche – festen Boden) und den relativ dichten Bewuchs des Areals. Fig. 4a–d: Detailed views of the locality of Teratoscincus keyserlingii in the Emirate of Dubai; note the difference in composition of the ground (sandy areas vs. compacted ground) and the relatively dense vegetation cover.

53 Teratoscincus keyserlingii mit entsprechender Färbung, alle weiteren Geckos Falle bis zu acht Stück. Wir haben nicht versucht, waren Adulti beiderlei Geschlechts. Das hierbei von die Geckos auszugraben und können somit keinerlei uns untersuchte Gebiet hatte eine Ausdehnung von Angaben zur Länge der Gänge machen, oder ob etwa 250 × 250 m, also ca. 0,065 km2. Um 22:10 mehrere Ausgänge zu jeweils einem Versteck gehö- Uhr ergaben unsere Temperaturmessungen am Bo- ren. Ebenso wenig wissen wir, ob die Verstecke von den des Gebiets 31 °C. den Wundergeckos selbst gegraben werden oder ob sie Gänge und Baue von andern Tieren nutzen. Verhalten Die Wundergeckos sind, sofern sie sich aktiv au- Die von uns in den angegebenen Zeiträumen be- ßerhalb ihrer Verstecke befinden, mit Hilfe einer obachteten Teratoscincus waren alle aktiv. Einige Taschenlampe leicht aufzuspüren. Arnold (1977) befanden sich noch im Eingang ihrer Höhlen und bemerkt bereits schon, dass ihre Augen Licht über schauten aus den Gängen heraus, die meisten fanden weite Strecken unübersehbar reflektieren, was wir wir allerdings innerhalb eines Umkreises von etwa nur bestätigen können. Jongbloed (2000) erwähnt zwei Metern vom Ausgang ihrer Verstecke entfernt. ebenfalls diese Methode zum Aufspüren der ara- Nur wenige Exemplare befanden sich mehr als zehn bischen Wundergeckos. Die Lichtreflektion der Meter von der rettenden Höhle entfernt. Alle von Augen der Wundergeckos ist auffallend groß und uns gefundenen Ausgänge ihrer Höhlenverstecke erscheint rot (Abb. 6). Auf direktes Anleuchten mit befanden sich in Verbindung mit Pflanzen, bisweilen starkem Led- oder anderem hellen Licht reagierten sogar nur innerhalb oder neben völlig vertrockne- die Geckos allerdings mit schneller Flucht in ihre ten Pflanzen (Abb. 5a–e). Zumeist war rund um Verstecke. Werden sie hingegen nicht direkt ange- die Pflanzen eine vom Wind angewehte Erhöhung leuchtet, konnten wir uns ihnen problemlos bis auf aus dem feinen Sand gegeben, in welcher sich die Berührungsdistanz nähern. Ausgänge der Geckohöhlen befanden. Oft waren In typischer Manier standen oder liefen die Wun- mehrere Ausgänge in einem Sandhaufen, in einem dergeckos hochbeinig auf ihren langen Extremitäten. a b

c d

Abb. 5a–e: Leichte Anhäufungen von Sand, sowie Pflanzenwuchs – lebend und abgestorben – kennzeichnen die Eingänge der Versteckplätze von Teratoscincus keyserlingii aus Dubai. Fig. 5a–e: Low accumulations of sand and vegetation cover, both live and withered, characterize the exits of bur- rows inhabited by Teratoscincus keyserlingii in Dubai.

54 Teratoscincus keyserlingii

Beobachtete Begleitfauna Während unserer Besuche im Biotop der Wun- dergeckos konnten wir am Tage und in der Nacht verschiedene weitere Tiere beobachten. Auf und in den Sandflächen zahlreiche Geckos der Taxa Stenodactylus arabicus (Haas, 1957), sowie Steno- dactylus doriae (Blanford, 1874), im Buschwerk Pristurus minimus Arnold, 1977, eine Schlange (Eryx jayakari Boulenger, 1888), einen Wüs- tenuhu (Bubo ascalaphus [Savigny, 1809]), etliche Rennmäuse (Gerbillus cheesmani Thomas, 1919), Kaphasen (Lepus capensis Linnaeus, 1758) und Abb. 6: Deutlich reflektieren die Augen eines Teratoscin- einige Arabische Berggazellen (Gazella gazella cus keyserlingii das Licht über weite Distanzen; hier aus cora Meyer, 1826). Auf den harten Kiesebenen dem Auto aus einer Entfernung von etwa 40 m aufge- zwischen den feinsandigen Flächen waren Steno- nommen. Fig. 6: The eyes of a Teratoscincus keyserlingii dactylus slevini Haas, 1957 und Stenodactylus lep- will reflect light across a wide distance; here photo- graphed from a car from a distance of some 40 m. tocosymbotes Leviton & Anderson, 1967 nicht selten.

Dabei beobachten sie aufmerksam ihre Umgebung. Gefährdung Doch zeigten sie kein einheitliches Verhalten: eini- Gardner spricht bereits 2009 die Gefährdung ge Wundergeckos waren offensichtlich beunruhigt der arabischen Population des Wundergeckos an und erzeugten das typische „Rasselgeräuch“, wozu und berichtet, dass Teile ihres Verbreitungsgebietes der Schwanz in langsame wellenartige Bewegungen extrem schnell der wirtschaftlichen Erschließung versetzt wird. Dabei reiben spezielle Schuppen anei- unterliegen und dermaßen umgewandelt werden, nander, welche dann dieses „Rasseln“ verursachen. dass sie für die Wundergeckos verlorengehen. Viele Die meisten Exemplare schienen jedoch durch un- der bislang bekannten Fundorte aus den 1990er sere Annäherung nicht beunruhigt, denn sie zeigten und den frühen 2000er Jahren seien bereits ge- dieses Warnverhalten nicht. Einige Wundergeckos räumt und gerodet, eingeebnet und planiert, und zeigten dieses „Rasseln“ erst bei Berührung, andere zu industriell genutzten Flächen, Wohngebäuden, hingegen liefen direkt auf die hingehaltene offene Vorstädten und Golfplätzen umgewandelt worden. Handfläche oder auf den Schuh ohne dies Warn- Es bleibt daher abzuwarten, ob das Taxon einerseits verhalten zu initiieren. Im Gegenteil, sie ließen sich den Verlust an geeigneten Biotopen und anderer- problemlos fotografieren (Abb. 8a–e). Der Rat von seits die daraus resultierende Fragmentierung seiner Jongbloed (2000) „Don’t try to catch, as you very Verbreitung übersteht. Als Konsequenz aus dieser, likely to kill it!“ hat sicherlich seine Richtigkeit, ausschließlich durch menschliche Aktivitäten aus- andererseits ist ein sehr vorsichtiges Hantieren mit gelösten Gefährdung fordert Gardner (2009) die den Wundergeckos problemlos möglich. genaue Untersuchung der aktuellen Verbreitung Zwei Geckos konnten wir bei der Nahrungssuche des Taxons und seiner Biotope, um gegebenenfalls bzw. -aufnahme beobachten. Ein adultes Weibchen bestimmte Areale als Schutzgebiete ausweisen zu war etwa 1 m von seinem Versteck entfernt und können. bemerkte einen großen Schwarzkäfer. Es bewegte Abgesehen von den natürlichen Predatoren der sich dann langsam, aber zielstrebig auf ihn zu (Abb. Wundergeckos – z.B. Schlangen und nachtaktive 9a). Mit der Schnauze berührte es den Käfer nahe- Greife – halten wir den arabischen Wundergecko zu, ließ dann er von ihm ab, drehte sich um und aus den von Gardner (2009) genannten Gründen entfernte sich (Abb. 9b). ebenfalls für gefährdet. Solange wirtschaftliches Ein Jungtier fraß durch das Licht unserer Ta- Wachstum im Vordergrund steht, befürchten wir, schenlampen angelockte Fluginsekten, scheinbar dass die entsprechenden Biotope einer „nutzbaren ohne sich durch das Licht oder unsere Anwesenheit Umwandlung“ und somit der Vernichtung für viele stören zu lassen. Bewohner preisgegeben werden. Unsere Beobach-

55 Teratoscincus keyserlingii

a b

c d

e f

g h

i j

Abb. 7a–l: Eine Auswahl der von uns beobachteten Teratoscincus keyserlingii. Fig. 7a–l: A selection of the Teratoscincus keyserlingii observed by us.

56 Teratoscincus keyserlingii

a b

Abb. 8a–b: Einige Teratoscincus keyserlingii ließen sich problemlos auf die Hand nehmen. Fig. 8a–b: Some Teratoscincus keyserlingii could be picked up on the open hand without any problems. tungen belegen jedoch auch, dass es noch geeignete Dank Habitate für die arabischen Wundergeckos gibt, Für die Zuverfügungstellung von Literatur bedan- in denen sie – wie wir meinen – in erstaunlich ho- ken wir uns bei Mirko Barts (San Diego, USA), her Anzahl vertreten sind. Allerdings lassen sich in Andrew Gardner (Perth, Australien) und Thomas der vorhandenen Literatur zur Bestandsdichte der Kowalski (Elmshorn). Letzterem sei auch für die Wundergeckos in einem geeigneten Biotop keinerlei Beratung bei der Pflanzenbestimmung gedankt. Für Angaben entnehmen. Ganz in der Nähe des von uns die Diskussion und Informationen über Teratoscincus gefundenen Teratoscincus-Habitats befinden sich danken wir ? Nazarov (??). wirtschaftlich genutzte und daher gänzlich verän- derte Areale. Dies zeigt, dass die Wundergeckos Summary auch in diesem Areal nicht unbedingt eine sichere The Plate-tailed Geckos of the Zukunft haben. – Notes and observations Observations: Emirate of Dubai: locality not spec- Abschluss ified for protection of population, 65–69 m a.s.l., Wir haben bewusst auf die Angabe der Koordinaten area searched appr. 250 × 250 m (ca. 0.065 km2), des von uns untersuchten und beschriebenen Fund- ground temp. at 22h10: 31 °C; low dunes of fine soft gebietes verzichtet, damit es nicht zu massenhaf- sand, homogeneously and densely vegetated, mainly ten Absammlungen von arabischen Wundergeckos with Tetraena simplex, Tetraena qatarensis and grass- kommt, egal ob etwaige Sammelmotivationen nun es (Cymbopogon spp.), interspersed with spots with wissenschaftliche oder terraristische Gründe haben. fairly compacted substrate covered with small stones Jedoch gibt es keinen Grund die vertikalen Parame- and equally dense vegetation; no geckos found on the ter nicht zu nennen: das untersuchte Gebiet liegt in latter; first 2 adult specs. discovered at night on fine einer Höhe von 65–69 m ü.d.M. sandy patches 30 and 100 cm from nearest compacted Teratoscincus keyserlingii ist nicht das einzige Ta- spots, near exits of their burrows in fine sand; 21 Sep. xon, welches die Straße von Hormus überwunden 2014, 22–22h55: 9 specs., 22 Sep., 20h20–22h10: 34 hat und auf der Arabischen Halbinsel anzutreffen ist, specs., incl. 7 juvs., all specs. active, some still watch- obwohl seine Hauptverbreitung auf dem asiatischen ing surroundings from opening of burrows, but most Festland liegt. Ebenso erfolgreich waren z.B. der moving about within 2–m radius of their shelters, Gecko Bunopus tuberculatus Blanford, 1874 und and only a few >10 m from their burrows; exits of all die Viper Pseudocerastes persicus Duméril, Bibron burrows found next to or in plants (partly completely & Duméril, 1854. withered) in deposits of wind-drifted sand; several ex- Jongbloed (2000) schreibt über den Fund des its (up to 8); not attempted to unearth geckos or track arabischen Teratoscincus begeistert: “Was by far the tunnels to see if all exits belonged to one or several most beautiful gecko I had seen.” Uns geht es da sehr burrows; unknown whether tunnels were originally ähnlich, die Erfahrungen mit den Wundergeckos im dug by geckos or other ; geckos easily detected Emirat Dubai gehören zu den beeindruckendsten by eye-shining, but responded with instant flight to herpetologischen Beobachtungen, die wir jemals their burrows when exposed to bright light; could be gemacht haben! approached to touching distance if not shone at direct-

57 Teratoscincus keyserlingii ly; standing and walking high on their long legs; some Gardner, A.S. (2009): Mapping the terrestrial felt irritated and produced rattling sound from scraping distributions in and the United Arab Emir- their supracaudal scales with slow snaking movement of ates. – ZooKeys, 31: 165–177. tail, others were ignorant and walked carelessly onto flat Gardner, A.S. (2013): The Amphibians and hand or shoe; must be handled with utmost care; 1 adult of Oman and the UAE. – Frankfurt a. Main (Ed. female seen slowly stalking a large black beetle, almost Chimaira), 480 S. touching it, but then turning about and leaving beetle be; Henkel, F.-W. & Schmidt, W. (1991): Geckos. – 1 juv. predated on flying insects attracted by torchlight Stuttgart (Ulmer Verlag), 224 S. without being bothered by human presence. Associated Leviton, A.E., Anderson, S.C., Adler, K. & Min- fauna: Numerous Stenodactylus arabicus, Stenodactylus ton, S.A. (1992): Handbook to Am- doriae, Pristurus minimus in bushes, Eryx jayakari, phibians and Reptiles. – SSAR, Oxford, Ohio (Con- Pharaoh eagle owl (Bubo ascalaphus), many gerbils (Ger- tributios to Herpetology No. 8), 252 S. billus cheesmani), Cape hares (Lepus capensis), and some Jongbloed, M. (1987): The living Desert. – (reprint Arabian mountain gazelle (Gazella gazella cora); Steno- August 1988) Dubai, UAE, Motivate Publishing: dactylus slevini and Stenodactylus leptocosymbotes not 104 S. uncommon on hard gravel plains between areas with fine Jongbloed, M. (2000): Field Guide to the Reptiles sand. Threats: Mainly from reckless conversion of land; and Amphibians of the UAE. Wild about reptiles. numerous past localities already lost; consequences are loss – Barkers Trident Communications, 116 S. and fragmentation of populations; distribution of taxon Macey, J.R., Fong, J.J., Kuehl, J.V., Shafiei, S., should be mapped in detail to possibly establish protected Ananjeva, N.B., Papenfuss, T.J. & Boore, J.L. areas; natural predators: e.g., snakes and nocturnal birds (2005): The complete mitochondrial genome of a of prey; still common in places, but future is uncertain. gecko and the phylogenetic position of the Middle Eastern Teratoscincus keyserlingii. – Molecular Phy- Literatur logenetics and Evolution, 36 (1): 188–193. Abraham, G. (1980): Das Portrait: Teratoscincus scin- Petzold, H.-G. (1974): Teratoscincus scincus (Schle- cus. – SAURIA, 2 (4): 1–2. gel, 1858), der Wundergecko. – Aquarien Terrari- Abraham, G. (1983): Pflege und Zucht verschiede- en, 21 (6): 208. ner Bodengeckoarten unter gleichen Haltungsbe- Pickering, H. & Patzelt, A. (2008): Field Guide to dingungen. – SAURIA, 5 (2): 5–11. the Wild Plants of Oman. – Royal Botanic Gar- Abraham, G. (1985): Teratoscincus scincus (Schlegel). dens, Kew: 281 S. – Sauria Suppl., 7 (4): 27–28. Schlegel, H. (1858): Handleiding tot de Beoefening Anderson, S.C. (1999): The of Iran. – Socie- der Dierkunde. Vol. 2. Natuurkundige Leercursus ty for the Study of Amphibians and Reptiles, Saint ten Gebruike der Koninklijke Militaire Akademie. Louis, Missouri (Contributions to Herpetology Vol. – Breda (Koninklijke Militaire Academie), i–xx + 15): i–vii + 442 S. 630 S. Arnold, E.N. (1977): Little-known geckoes (Reptil- Seufer, H. (1985): Geckos. – Lehrmeister Bücherei, ia: Gekkonidae) from Arabia with descriptions of 112 S. two new from the Sultanate of Oman. In: Strauch, A. (1863): Characteristik zweier neuer Ei- Harrisson, D.L. (Ed.): The scientific results of dechsen aus Persien. – Bulletin de l’Académie Impé- the Oman flora and fauna survey 1975. – Journal riale des Sciences de St. Pétersbourg, 6: 477–480. of Oman Studies, Specal Report: 81–110. Wermuth, H. (1965): Liste der rezenten Amphibien Arnold, E.N. (1986): A Key and annotated checklist und Reptilien. Gekkonide, Pygopodidae, Xantu- to the and amphisbaeniens of Arabia. – Fau- siidae. – Das Tierreich (Walter de Gryter & Co.), na of Saudi Arabia, 8: 385–435. 80: 246 S. Fritzsche, J. (1985): Das praktische Terrarienbuch. – 2. Aufl., Leipzig, Radebeul (Neumann Verl.), 213 S. Bernd-Michael Zwanzig Frolow, W.E. (1981): Fortpflanzung des Wunder- Kurze Str.5, 15859 Storkow geckos, Teratoscincus s. scincus (Schleg., 1858) im Wolfgang Grossmann Moskauer Zoopark. – Zoologischer Garten (N. F.), Wulfila-Ufer 33, 12105 Berlin 51 (3/4): 263–268. [email protected]

58

View publication stats