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30. Schaffhauser Jazzfestival 22.–25. Mai 2019

Eine Beilage der Schaffhauser Nachrichten Schaffhauser AZ WOZ Die Wochenzeitung Programm 18. bis 25. Mai 2019

Kulturzentrum Kammgarn Club-Konzerte im Sorell Hotel Rüden

Mittwoch, 22.5. Freitag, 24.5. 19.00 Uhr Türöffnung 20.30 Uhr Daniel Schnyder – Händel in Harlem 36 19.30 Uhr Ein Abend zum 30-jährigen Bestehen des Schaffhauser Jazzfestivals 13-17 Samstag, 25.5. Apéritiv mit Überraschungen und musikalischen Intermezzi 20.30 Uhr Daniel Schnyder – Worlds Beyond 36 Ortswechsel von der Kammgarn ins Münster Eintritt pro Abend Fr. 37.–/33.– Stephan Hodel: consonare – resonare, Uraufführung Mit Festival-Ticket freier Eintritt Marc Stucki Solo; Brassband Bürgermusik Luzern, Unbedingt reservieren! Kein Vorverkauf. Dirigent: Michael Bach, Gastsolistinnen und -solisten: Tickets müssen bis 20.15 Uhr abgeholt werden. Barbara Berger, Roger Konrad, Bruno Zemp, Bernhard Betschart, Franziska Wigger TapTab Musikraum (Eintritt frei) Donnerstag, 23.5. 19.30 Uhr Türöffnung Freitag, 24.5. «Round Midnight» 20.15 Uhr Sylvie Courvoisier Trio Ab 22.00 Uhr Raphael Jost Standards Trio 37 (Zusammenarbeit mit Zum Hut, Uster) 18/20-23 21.15 Uhr Roman Nowka Solo 18 Samstag 25.5. «The Club» 22.15 Uhr Christy Doran’s Soundfountain (Zusammenarbeit (Zusammenarbeit mit Radio Rasa) mit dem Jazzclub Allmend Oberengstringen) 19 Ab 22.00 Uhr Liun + The Science Fiction Band 37

Freitag, 24.5. 16. Schaffhauser Jazzgespräche 19.30 Uhr Türöffnung 20.15 Uhr idée manu 24/26-29 Wo sind die Frauen im Schweizer Jazz? 41 21.15 Uhr Samuel Blaser «Early in the Morning» 24 In Zusammenarbeit mit: Hochschule Luzern – Musik, 22.15 Uhr Lukas Mantel 6tet «Vardah» 25 Zürcher Hochschule der Künste, Pro Helvetia und Sonart – Musikschaffende Schweiz. Kuratorin: Sarah Chaksad Samstag, 25.5. Samstag, 25.5. 19.30 Uhr Türöffnung 13.00 – 20.15 Uhr Taïga 30/32-35 18.00 Uhr Foyer Sorell Hotel Rüden, Schaffhausen 21.15 Uhr Raphael Walser «GangArt» 30 22.15 Uhr Aksham 31 Kammgarn West, 3. Stock (mit Sofas und Bar) Info/Tickets/Reservationen Zwischen Kalkül und Zufall 39 E-Mail [email protected] Ein Künstler Beat Zoderer – ein Musiker Nik Bärtsch – Telefon +41 (0)52 533 26 72 ein Filmer Jürg Egli – ein Raum Festivalpass Fr. 135.– (Kammgarn, Rüden) Tagespass Fr. 49.–/34.– (Legi)** (Kammgarn, Rüden) Donnerstag, 23.5. TapTab Eintritt frei 18.00 Uhr Eröffnungsprojektion und Ausstellung Beat Zoderer ** Nur an der Abendkasse: Inhaber einer Maestro-Karte oder 19.15 Uhr Podium mit Beat Zoderer, Jürg Egli und Samuel Weniger. Maestro-STUcard der Schaffhauser Kantonalbank (+Begleit- Moderation: Christian Wäckerlin person) erhalten 5 Franken Vergünstigung auf den Tagespass 20.00 und 21.30 Uhr Start weiterer Projektionen Vorverkauf ab 15.4. – Musikhaus Saitensprung, Unterstadt 27, Schaffhausen Freitag, 24.5. und Samstag, 25.5. – Starticket: www.starticket.ch ab 17.00 Uhr Ausstellung und Film-Loop mit Beginn um 17.00 Uhr, 18.30 Uhr, 20.00 Uhr, 21.30 Uhr Facebook www.facebook.com/Schaffhauser.Jazzfestival Twitter SHJazzfestival Sponsoren 45 Die Küche der Kammgarn-Beiz ist während des Festivals Stadtplan 46 ab 17.30 Uhr geöffnet. Impressum, Jazz im Radio, Übernachten 47 Tel. +41 52 625 24 03 E-Mail [email protected] 2. Schaffhauser Street-Jazzfestival

Samstag, 18.5. 5 11.00 – 15.30 Uhr Schaffhauser Altstadt, Fronwagplatz und andere markierte Plätze: Vier Bands der Hochschule Luzern spielen groovigen Jazz von heute und verbreiten den Jazzfestival-Virus. Neu: Workshops für Kinder und Jugendliche. Bild: BBF

Herzlich willkommen zum 30. Schaffhauser Jazzfestival!

Ob Graf Eberhard von Nellenburg und sein Sohn Natürlich bleibt die Werkschau das Kernstück des Graf Burkhard von Nellenburg offene Ohren für die Festivals. Auf verschieden Bühnen präsentieren Improvisationsmusik und Jazz hatten, wissen wir wir die originellsten Produktionen der aktuellen nicht. Gewiss ist aber, dass die beiden zusammen Schweizer Jazzszene. Neue Projekte von aufstreben- mit den Erbauern des grössten romanischen den Musikerinnen mischen sich mit solchen von Sakralbaus der Schweiz, des heutigen Schaffhau- klingenden Namen wie Elina Duni, Christy Doran, ser Münsters, eine grosse Sensibilität für Raum- Sylvie Courvoisier oder Daniel Schnyder. Erinnern Sie klang hatten. Die Kirche markiert den Beginn der sich an Lucia Cadotschs Auftritt mit ihrem Trio Geschichte von Schaffhausen. «Speak Low» vor drei Jahren? Jetzt kommt sie mit «Liun» ins TapTab und zeigt eine neue Seite von sich. Zur Eröffnung der 30. Ausgabe des Schaffhauser Manuela Kellers Band bringt Ihnen die Musik des Jazzfestivals laden wir Sie an diesen schönen Ort deutschen Komponisten Boris Blacher näher, der ein, um unsere viel beachtete Werkschau des nach dem Krieg die Musik des 20. Jahrhunderts aktuellen Schweizer Jazz mit einer riesigen «Kiste» mitprägte. Marc Méan und Lukas Mantel, bestens zu starten. Riesig, weil wir eine Komposition in bekannte Sidemen, treten mit eigenen Projekten auf. Auftrag geben durften, die nun von etwa 30 Jazzern, Brassmusikerinnen und Volksmusikern Die Schaffhauser Jazzgespräche, kuratiert von gespielt wird. Riesig, weil der Raum historisch und Sarah Chaksad, thematisieren Fragen zur Gleich- architektonisch einzigartig und für viele Schaff- berechtigung im Jazz. Wie kann man die Chancen- hauserinnen und Schaffhauser mit persönlichen gleichheit der Geschlechter im Jazz- und Musik- Erinnerungen verbunden ist. Und riesig, weil mit business unterstützen? dieser Komposition musikalische Welten zusam- menfinden – Volksmusik, Blasmusik und Jazz. Im Namen des ganzen Festivalteams danke ich ganz herzlich allen, die das Festival ermöglichen, Wenn ich an dieses Projekt denke, bin ich vieles uns begleiten und unterstützen: Ihnen, liebe Höre- zugleich: Aufgeregt und neugierig, begeistert rinnen, dann natürlich den Musikern, den Helferin- und respektvoll, unsicher und voller Vorfreude. nen, Sponsoren und Förderinstitutionen, den Aber das alles sind stimmige Gefühle für das Medienpartnern und SRF 2 Kultur, den Mitgliedern 30. Schaffhauser Jazzfestival, das eine Alterna- des Vereins Schaffhauser Jazzfestival und beson- tive zu den «playlistdominierten» Hörgewohn- ders der Stadt und dem Kanton Schaffhausen. heiten von heute bietet, wo Überraschungen per Das ganze Team des Schaffhauser Jazzfestivals Algorithmen weggerechnet werden. Wussten freut sich, Sie am Mittwoch um 19.30 Uhr in der Sie, dass unsere Ohren etwa eine Million ultrakurz Kammgarn zur Eröffnung zu begrüssen und mit Ein besonderer Dank zum Schluss zeitversetzte Varianten des gleichen Signals Ihnen anzustossen. Musikalische Überraschungen Er war dabei, fast seit es das Jazzfestival gibt: aufnehmen und so dazu beitragen, dass wir Räume und ein Apéro mit feinem Staatswein erwarten Damir Žižek. Nun hört er auf. Damir, Theatermann in ihrer Beschaffenheit und Grösse überhaupt Sie. Vergessen Sie aber nicht, sich schon am und Musiker, war für das Licht verantwortlich, wahrnehmen? Im Münster wird das besonders Samstag vorher in der Innenstadt von Schaffhau- von dem Fotografen immer wieder sagen, es sei erlebbar sein, wo Ecken, Bögen, Winkel und sen auf die vier Jazztage einzustimmen. das schönste Bühnenlicht aller Jazzfestivals. Fenster die Musik unterschiedlich reflektieren. Er hat uns jahrelang meist unsichtbar, aber ganz Uns erwartet ein einmaliges Musikerlebnis Für das Schaffhauser Jazzfestival wichtig mit seiner Arbeit unterstützt. Tausend – versprochen! Urs Röllin Dank dir! Wir werden dich vermissen. adzillo Dor c Mar Unsere Bild: Mona Lisa.

Unsere Sicht auf die Welt.

Die spannendsten Seiten der Region. Seit 1861. shn.ch

A1476331 2. Schaffhauser Street-Jazzfestival

Unterstützt durch die SOMI Stiftung

Samstag 18. Mai, 11.00 – 15.30 Uhr In der Schaffhauser Altstadt – auf dem Fronwagplatz und anderen markierten Plätzen – treten Workshop-Bands der Jazzabteilung der Hochschule Luzern auf. Sie spielen unter der Leitung von Roberto Domeniconi, Nathanael Su und Heiri Känzig groovigen Jazz von heute und verbreiten den Jazzfestival-Virus. Kommen Sie vorbei und besuchen Sie uns!

Musikerinnen und Musiker: Esrin Sossai voc, Pablo Gisler g, Dominik Zihlmann p, Jakob Falz b, Patrick Widmer dr, Meret Siebenhaar p, Manuel Oberson asax, Alexander Graf viol, Vincent Rigling g, Leonard Cordier b, Jérome Keel dr, Norma Haller voc, Wytske Gratama voc, Mirko Geiger g, David Stadelmann dr, Florestan Berset g Neu: Workshops für Kinder und Jugendliche (Kostenlos / Kollekte) Rhythmus, Tanz und Bewegung Jazz bewegt – wohin, womit, wozu? Das finden wir im Workshop tanzend heraus (keine Tanzvorkenntnisse notwendig) Ort: Kammgarn West, 1. Stock, Tanzstudio Marie-Louise Schneider Leitung: Marie-Louise Schneider, Rhythmik-, Musik- und Bewegungspädagogin Zeit: 10.00–12.00 Uhr (9–12-Jährige) Anmeldung: Marie-Louise Schneider, [email protected]

Djembe Workshops Ort: Kammgarn West, 1. Stock, Tanzstudio Marie-Louise Schneider Leitung: Marion Bolfing, Studentin Musik und Bewegung an der Hochschule Luzern Zeit: 13.00–14.00 Uhr Workshop Kinder (ab 8 Jahren) 14.00–15.00 Uhr Workshop Jugendliche (10–12-Jährige) Info und Anmeldung: 052 533 26 72, [email protected]

Ab 17.00 Uhr Fassbeiz Jam Session Studierende der HSLU treffen Schaffhauser Musikerinnen und Musiker Mittwoch, 22.5. bis Samstag, 25.5., ab 17.00 Uhr in der Altstadt Joscha Schraff spielt mit Gästen in der Altstadt

Schaffhauser Jazzfestival 6 Schaffhauser Jazzfestival Ein ewiges Fest Dieses Jahr findet das Schaffhauser Jazz- festival zum 30. Mal statt. Nun erinnern sich fünf Jazzkennerinnen und -kenner an die Zeit, die eigentlich eine Jazzex- plosion war.

30 Jahre Jazzfestival und das Radio Willensnation «Aues e Frag vor Technik», kommentierte Züri- Sender geht und so nicht wenige Hundert, sondern Es ist ein besonderes Glück, mit den Pionieren West-Sänger Kuno Lauener am Schaffhauser viele Tausend Menschen im eigenen Land erreicht, aufzuwachsen. Denn Pioniere brechen Wider- Jazzfestival 2007. Zugegeben: Er bezog sich damit das macht etwas mit den Musikerinnen. Etwas, stände und erzeugen Bewegung. Das springt über, nicht unbedingt auf das ganze Festival. Sondern das weit über das «Technische» im engen Sinn weil es archaische Lüste weckt. Go West, Go Free, eher auf seine vollendete Methode, eines der hinausgeht. Zugewandtheit, Präsenz, Wärme – Go Risk! Wer möchte nicht dabei sein? Pionierin- hinterhältigen Tomaten-Mozzarella-Spiesschen das alles überträgt sich auf das Publikum im Saal nen sind Menschen, die die Regeln selbst setzen, ohne Verlust in seinen Mund zu bekommen, beim ebenso wie auf das Publikum vor dem Radio oder weil sie eine neue Welt erschaffen. Pionierinnen Apéro vor seinem Gig. Aber der Satz gilt durchaus mit der App in den Ohren. überzeugen nicht durch die Feinheit ihres auch für das ganze Festival. Und auch für das Gewerbes, sondern durch Mut und Ausdrucks- Zusammenspiel des Festivals mit SRF 2 Kultur. Und es gab für dieses Publikum über die Jahre stärke. Ausdrucksstärke ist formbar durch Erfah- viele Höhepunkte. Allen voran von Irène Schwei- rung, sie ist an die Person gebunden, sie lässt sich Das Schweizer Radio war ab der zweiten Festival- zer, dieser Schaffhauser First Lady of Jazz. Beim nicht erlernen. Meine Pioniere hiessen Gruntz, Ausgabe mit dabei. Bei der 18. Ausgabe war Kuno ersten Festival war sie schon mit dabei und blieb Favre, Lüdi, Schweizer, OM. Sie leuchteten wie Lauener neben Büne Huber oder Philipp Fankhau- über die Jahre präsent mit freier, kluger Musik. Ihr Sterne am Himmel der musikalischen Zukunft, ser einer der Sänger vor dem Swiss Jazz Orchestra Solo-Konzert von 2008, herausgekommen auf und sie leuchteten umso heller, je mehr sie um (SJO). Mit dieser umwerfenden Big Band und dem Intakt, ist nur ein Beispiel dafür. Oder der Zürcher Beachtung kämpfen mussten – in der Kultur- Projekt «Buebetröim» hatte Produzent Peter Pianist Christoph Stiefel. Auch er war bei der förderung, im Musikbusiness, bei den Kritikerin- Bürli für SRF 2 – damals noch DRS 2 – die 500. ersten Ausgabe dabei und seither immer wieder, nen, beim Publikum. Koproduktion realisiert. Das Konzert auf der weil er immer gute Ideen hat, vom Duo bis zu Bühne im Kammgarn war das erste Live-Konzert seinem Isorhythm Orchestra. Überhaupt die Pionierinnen legen Spuren, ihnen folgt eine zweite der Band, und es war grossartig. Eben: «Aues e Grossformationen mit Schweizer Bezug: Für sie Generation, der es um die Verfeinerung zu tun ist: Frag vor Technik!» bot das Festival immer wieder Platz und so Gele- Niggli, Bärtsch, Courvoisier, Demierre. Aus den genheit für wichtige Radiodokumentationen. Spuren werden Pfade, die Förderung holt auf, die Auch der Radio-Technik. Vor allem in den Zeiten Nicht nur das SJO mit «Buebetröim». Auch das Medien machen plötzlich Druck. So mehren sich vor denso genannten Multi-Track-Recordings Vienna Art Orchestra von Mathias Rüegg, das Köpfe und Namen, Projekte und Plattformen. waren die live gemischten Aufnahmen von Martin EBU Jazz Orchestra mit Spitzenmusikern aus ganz Pearson Gold wert. Und wurden schon auch mal Europa, oder erst vor Kurzem das Projekt der Es folgt die dritte Generation, die Profis. Sie spielt direkt als Album herausgebracht – wie die Quar- Saxofonistin Sarah Chaksad. jedes Jahr bei Suisse Diagonales Jazz (SDJ), dem tett-Platte des Trompeters Michael Gassmann. gut geförderten schweizweiten Nachwuchs- Neben ihr stand ich vor zwei Jahren auf dem festival. Aus Förderersicht ist es die Crème de la Rund 300 Stunden Musik in rund 30 Jahren sind Balkon mit Blick auf die Bühne, wo ihre Band sich Crème des Schweizer Nachwuchses, die sich hier so zusammengekommen. Die Schaffhauser Kon- aufstellte. «Das ist wie eine Familie», meinte sie manifestiert: «Die Bands, so unterschiedlich sie zerte im Radio-Archiv sind längst ein wichtiger nebenher. Und ich dachte mir: Das ist Schaffhau- auch klingen, verfügen alle über musikalische Teil der Schweizer Jazz-Geschichte. Das ist natür- sen. Vollendete Technik, und doch eine Familie. Eigenständigkeit, Innovationsfreude, Bühnen- lich historisch interessant, aber nicht nur: Das erfahrung und professionelles Handwerk», heisst Bewusstsein, dass aufgenommen wird, dass die Jodok Hess, Jazzredaktor und Moderator es auf der Website. Durch zehn Bands 2019 habe Musik vielleicht sogar im Moment live über den bei SRF 2 Kultur ich mich durchgehört. Ja, da gibt es Unterschiede. Doch viel mehr gibt es Gemeinsamkeiten. Es gibt vor allem einen unüberhörbaren Willen zur kom- plex durchgestalteten Form, zur Arbeit mit stilis- tischen Versatzstücken und Brüchen, zu einer musikalischen Sprache, die zuallererst nach Musikhochschule klingt und garantiert zeitgenös- sisch daherkommt. Konzept statt Charakter – das hat mich etwas deprimiert. Auch bedrückt hat mich die Schwere all dieser Musik: kein Humor, kaum Ironie, keine entrückte Leichtigkeit. Eine ganze riesige Willensnation wächst hier heran und will nach Schaffhausen, garantiert. Ins Auge fiel auch: Der Jazz ist nach wie vor ein Männer- geschäft. Bei SDJ sind nur gerade zwei von 38 Künstlern weiblichen Geschlechts. Ein Zufall? So klickte und hörte ich mich rück- wärts durch die Schaffhauser Jahre. Tröstlich: Stilistisch vermittelt Schaffhausen ein deutlich interessanteres Bild vom Schweizer Jazz, da es die Generationen vereint, eine dankbarere Aufgabe als jene von Suisse Diagonales Jazz. Doch der Frauen- anteil ist unwesentlich höher. Bis auf die Ausgabe 2016, die Irène Schweizer gewidmet war und Urs Röllin und Hausi Naef am 20. Januar 1990, wenige Monate vor dem ersten Jazzfestival.Foto: Bruno & Eric Bührer durchwegs von Frauen geleitete Bands präsentierte. Schaffhauser Jazzfestival 7

Weiblicher, internationaler, digitaler Als das Schaffhauser Jazzfestival zum ersten Mal stattfand, war ich sechs Jahre alt. Für mich ist dieses Festival nie entstanden, es war schon immer da. Wenn ich versuche, die Zeitspanne seit damals zu überblicken und wichtige Entwick- lungen auszumachen, sehe ich drei Dinge: die Frauenfrage, die Jazzschulen und die Digitalisie- rung der Musik.

Die Frauenfrage Der Jazz gab mir von Anfang an ein Gefühl der Freiheit, des wertfreien Dialogs, bis heute. Trotzdem halten sich Vorurteile gegenüber Frauen im Jazz hartnäckig. Wir sind noch weit von einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis auf den Festival- und Clubbühnen und besonders auch in deren künstlerischen Leitungen entfernt. Als ich 18 Jahre alt war, hörte ich Irène Schweizer und Co Streiff im Duo. Das hat mich richtig umge- hauen, musikalisch, bezüglich Energie und weil ich zwei supergute Musikerinnen vor mir hatte. Einmal mehr wurde mir klar, wie wichtig es ist, dass wir im Jazz auch weibliche Vorbilder haben! Zum Glück entstanden in den letzten Jahren auch neue Organisationen, die sich mit dem Thema Gender in der Musik und im Jazz befassen, unter anderem Sofia (foundation for balanced leader- ship), Helvetia Rockt und das International Female Musicians Collective (IFMC), in dem ich aktiv bin. Das Bewusstsein bezüglich Genderfragen nimmt zu, sowohl bei Jazzfestivals als auch auch an den Hochschulen.

Das Vienna Art Orchestra (2009) war eine von vielen Bigbands, die in Schaffhausen auftraten. Foto: Peter Pfister Internationaler Kontext Als ich mein Studium in Basel begann, waren Wolfgang Muthspiel und Jorge Rossy die einzigen Dozenten aus dem (euro- päischen) Ausland. Seither wurden die Schweizer Hochschulen für Musik im Jazz internationaler, besonders in Basel, wo inzwischen Weltstars unterrichten. Nicht nur die Dozentinnen, auch die

Es war das bunteste, an Überraschungen reichste Festival. Nicht nur, weil Frauen gerade nicht die Kraftmaschine Drums-Bass-Sax bedienen, son- dern mit Stimme, Piano, Harfe jene Instrumente, die Eros hervorbringen. Vielleicht, pure Spekula- tion, bringen Frauen eine andere Musik hervor, weil sie eine so eindeutige Minderheit sind, dass sie sich mit den musikalischen Mitteln des Pianis- simo Gehör verschaffen müssen.

Muss man sie deswegen extra fördern? Wenn ich das musikalische Ergebnis anschaue, nein. Es gewinnt seine Qualität aus der Position der Frauen im Jazz. Könnte man den Männern auf die Sprünge helfen – mit weniger Förderung? Strengere Aus- wahl und schärfere Kritik würden zweifellos etwas bewirken. Die Es-ist-gut-gemeint-Kultur hat noch nie grosse Ergebnisse gezeitigt. So bleibt es auch künftig die Aufgabe der Veranstalter, das Unfer- tige, Rohe, den Sprengstoff herbeizuschaffen, herbeizuermutigen und auf die Bühne zu bringen. Denn das Abbild der Akademie ist – langweilig. Wohlan denn, Schaffhausen, auch nach 30 Jahren gibt es (wieder) zu tun!

Pius Knüsel, Bundesrat Alain Berset gab dem Jazzfestival 2012 die Ehre seiner Anwesenheit. Foto: Andrin Winteler Direktor Volkshochschule Zürich Im Bild zudem Urs Röllin und Mara Röllin. 8 Schaffhauser Jazzfestival

Studenten kommen aus aller Welt und können in Schaffhausen – das Provinzfestival der Schweiz von ihren Vorbildern lernen. Die Ent- Was für Kinder Weihnachten, Geburtstag und wicklung zu mehr Internationalität ist von gros- Osterhase ist, waren für Jazzfans in den 1970er- sem Wert: Sie belebt, inspiriert, fordert heraus, Jahren das Montreux Jazz Festival, die Berliner ganz besonders wenn man dann im Musikraum Jazztage, und für die Mutigeren, die sich freieren oder sogar auf der Clubbühne gemeinsam auftritt. und zuweilen unbequemen Klängen auszusetzen Die Internationalisierung hilft auch, über die wagten, das Moers Festival und Willisau im Herbst. Landesgrenzen hinauszudenken, ein Netzwerk Da musste man dabei sein, da spielten die grossen aufzubauen und eigene Bands zusammenzu- Alten, die Stars, von Charles Mingus bis Miles stellen. Die Kontakte vergrössern den Radius, im Davis, von Ella Fitzgerald bis Duke Ellington. Und Denken, in der Musik und bezüglich des Namens, die Neuerer, die man sonst bloss von Platten her den man sich selber schaffen kann. Auch die kannte, Archie Shepp, Ornette Coleman, das Art Auftrittsmöglichkeiten im Ausland nehmen zu. Ensemble of Chicago. Alex Schlippenbach und Luten Petrowsky, Evan Parker und Barry Guys Die Digitalisierung Natürlich hat die Digitalisie- London Jazz Composers Orchestra. Da erlebte rung viele Dinge, die vor 30 Jahren galten, man die grossen Ohs! Und Ahas! verändert. Die Möglichkeiten des Internets (Play- alongs, Streaming-Plattformen, Noten in digita- Und heute, vierzig und mehr Jahre danach? Im ler Form) sind im Alltag integriert. Viele Schwei- ersten Moment fallen mir gerade noch vier Festi- zer Clubs bieten Live-streamings der Konzerte, vals ein: das Schaffhauser Jazzfestival (neu), man kann sich zu Hause fast alles anhören. Umso Willisau (bisher), die Langnau Jazznights (neu) grösser sind für mich jedoch der Wunsch, die und das Zürcher unerhört! Festival (neu). Von Notwendigkeit und die Lust zum gemeinsamen den grossen internationalen Superstar-Festivals Proben und Erarbeiten von Musik geblieben. Das ist kein einziges geblieben, von den damaligen Konzerterlebnis, das musikalische Geschehen Geheimtip- und Experimental-Festivals gerade auf der Bühne, Festivals wie das in Schaffhausen: noch Willisau. Neu dazugekommen: drei Schwei- Das Echtzeit-Erlebnis bleibt für mich ungebro- zer Provinzfestivals, wenn man so will, drei Festi- Niggi Rüttimann ist einer der vielen Helferinnen und Helfer, chen wichtig. Ebenso ist die Eigeninitiative in vals, die keine Tourismusströme auslösen, sondern die das Schaffhauser Jazzfestival erst möglich machen. unserem Beruf etwas vom Wichtigsten geblieben. die Einheimischen anlocken, die nicht mit den Wir müssen uns selbst Orte schaffen oder er- derzeitigen Megastars, mit Keith Jarrett, Marcus obern, an denen Konzerte möglich sind. Das Miller oder Gregory Porter auftrumpfen, sondern unerhört! und das Taktlos in Zürich, die Jazz- (mit Ausnahme von Langnau) lokale, allenfalls werkstatt in Bern, die Konzerte von Unit oder Schweizer Prominenz, Newcomers, Geheimtipps ganz junge Projekte wie das Gamut Kollektiv in und «Freunde» präsentieren. Zürich und Hout Records in Basel – das sind dige, diplomierte Kulturmanager, die das alles viel einige notwendige Plattformen für Jazzmusiker- Warum das? Gründe gibt es viele. Was Schaffhau- richtiger machen. Die zuerst einen Businessplan innen in der Schweiz. sen gezeigt hat, ist, dass man vieles falsch ma- und erst dann eine Idee haben. Für die Erfolg in chen muss, um es richtig zu machen. Fast überall erster Linie heisst, dass die Hotelzimmer am Ort Sarah Chaksad ist Saxofonistin, Leiterin des Sarah sind es nicht mehr leidenschaftliche Jazzfreaks, ausverkauft und die Gaststätten zufrieden sind. Chaksad Orchestra und Kuratorin der Schaffhauser welche Festivals gegen alle möglichen Widerstän- Dass man über den Event, über das Spektakel Jazzgespräche (2017–2019) de gründen und durchziehen, sondern geschmei- mehr redet und liest als über die Musik.

Urs Röllin und Hausi Naef, zwei Musiker und Musikfreaks, machen das alles seit 30 Jahren ziemlich falsch. Sie programmieren Jahr für Jahr eine musikalische Idee, nämlich den Schweizer Jazz, von dem die meisten Eventtouristen ver- mutlich gar nicht wissen, dass es ihn gibt. Und wenn schon, dann … «gäähn!». Den Businessplan – falls es sie überhaupt interessiert, zu wissen, was das ist – legen sie vermutlich zuunterst in die Schublade zu den anderen Nebensächlichkei- ten. Und ein Event ist für sie, wenn die Musik gut und spannend ist, und weniger, wenn der Touris- musverantwortliche ihnen lobend auf die Schul- tern klopft.

Kurz: Urs Röllin und Hausi Naef (und natürlich Barbara Ackermann, welche die beiden Freaks demütig aushält) machen es gleichsam old- fashioned, provinziell. Ohne diese Provinzialität, ohne diese kleinstädtische Verweigerung, die scheinbar unausweichlichen Trends des Festival- betriebs mitzumachen, gäbe es das Schaffhauser Jazzfestival wahrscheinlich auch. Aber es würde kaum zu jenen wenigen Highlights des Festivals- jahres gehören, die man Jahr für Jahr auf keinen Fall verpassen darf.

Christian Rentsch war während vieler Jahre Kulturre- Raus zu den Leuten: Immer wieder fanden und finden Konzerte ausserhalb der Kammgarn statt. Foto: Urs Röllin daktor beim «Tages-Anzeiger» Schaffhauser Jazzfestival 9

Zerrinnerungen an belauschten Lärm Ich kann mich erinnern oder zumindest zerrinnern meines anhaltenden Enthusiasmus für die wunder- – denn erzählte Rückblicke folgen ja stets dem same Kunstform Jazz liegt. Zig Konzerte später Leitmotiv «Die Legende korrigiert die Geschichte» wurde mir Jazz mit seinem improvisatorischen –, wie ich vor dreissig Jahren als Knirps an der Grundgestus zum Synonym für musikalische Hand meines Vaters in die tabakschwere Luft der Innovation, und diese fand ich vermehrt an den alten Widder-Bar eintauchte, einen Pamir herbei- Rändern des «Das ist jetzt Jazz»-Planquadrates. sehnte und angehörs der mir dazumals angebli- chen Musik laut dachte (sinngemäss): Des Teufels, Die musikalische Innovation findet ihre Quelle in was zur Hölle geht denn hier vor beziehungsweise Grenz- und Überschneidungsbereichen: dort, wo ab? Worauf mich mein Papa mit «Das ist jetzt alles mit allem zusammenhängt. Beim Eintauchen Jazz» aufklärte (wieso mich dieser Satz an die in die Schweizer Jazzszene und in die Festival- gehasste Massregelung meiner Grossmutter «Iss landschaft erlebte ich – trotz mancher akademi- und schweig» erinnerte, lassen wir mal im Raum scher Verkrustungen – das Nebeneinander der Foto: Peter Pfister stehen und ist den liebevollen Begeisterungs- hiesigen spartenübergreifenden Kunst der Ver- aufrufen meines Vaters gegenüber ungerecht), edelung eines bestimmten musikalischen Materi- während der Rest der Familie infolge urplötzlicher als, die freie Improvisation und das Flair für das kollektiver Unpässlichkeit den Heimweg antrat. Unkonventionelle. Zu den Verkrustungen gehör- ten die (müssigen) Diskussionen, welche Musik Falls Sie sich jetzt fragen, wer denn gespielt hat denn das Prädikat «Jazz» verdient. Denn die an diesem denkwürdigen Abend: keine Ahnung. Vorstellung des Jazz hat sich geändert. Jazzmusi- Es waren Schweizer, da bin ich mir sicher. Ein kerinnen drücken sich nicht mehr unbedingt kahlköpfiger Holzbläser war dabei, so zumindest jazzidiomatisch aus. Jazz ist eine weitverzweigte vor meinem errinnerungstrüben, inneren Auge, Kunstform im Zeichen der musikalischen Diversi- das bei intensiven Memorisierungsversuchen tät. Er hat sich nicht linear entwickelt, sondern in sogleich Mähnen herbeizaubert. So vertraue ich ein Nebeneinander diverser Stilrichtungen ausdif- meinen Ohren: Es war wild, frei, ungewohnt und ferenziert und strahlt in einer noch nie dagewese- ich bin mir sicher, dass in der dazumaligen Über- nen Vielfalt. Eklektizismus, insofern es sich um fordertheit und Überraschung das Fundament eine integre Auseinandersetzung mit den verar- beiteten musikalischen Idiomen handelt und sich nicht in einer postmodernen Oberfläche verzet- telt, ist kein Schimpfwort mehr. Schon lange nicht mehr. Lassen Sie uns Jazz als eine offene Musik ohne Scheuklappen feiern, die funkensprühend stets neue überraschende Verkörperungen aus einer reichen und dynamischen Tradition zaubert.

Florian Keller, Intakt Records

Olaf Breuning fotografiert das Plakat des Jazzfestivals 2007. Dieses Jahr ist er wieder dran.Foto: Urs Röllin Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude.

Gesundheit ist unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern ist unser Bestreben. Dafür setzen wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft.

Cilag AG

Gitarren • Banjos • Mandolinen Beratung, Verkauf und Raparaturservice Hotel Bahnhof Franz Elsener, Unterstadt 27 CH-8201 Schaffhausen Bahnhofstrasse 46 • CH-8200 Schaffhausen Telefon 052 625 81 11, Telefax 052 624 86 68 Tel.: +41 52 630 35 35 • Fax: +41 52 630 35 36 www.saitensprung.ch [email protected] • www.hotelbahnhof.ch A1475483 A1475424 A1476630 Schaffhauser Jazzfestival 11

Foto: Urs Röllin Das Archiv des Schaffhauser Jazzfes- tivals geht an die Hochschule Luzern Die Macher des Schaffhauser Jazzfesti- vals haben ausgemistet: Jetzt werden alle Archivmaterialien der letzten 30 Jahre an der Hochschule in Luzern gelagert und aufbereitet.

Von Christian Rentsch

Ein schönes Geschenk, könnte man sagen, ob man rund hälftig aber ausländische Stars und dazu Der zweite Schritt beginnt jetzt mit der Frage, das jetzt so oder anders verstehen will: 30 grosse, vor allem die international prominenten Schweizer was auf welche Weise einer breiteren Öffentlich- graue Postkisten, vollgepackt mit Schachteln, Musikerinnen und Musiker. Das Schaffhauser keit zugänglich gemacht werden soll und kann. Ordnern, Mäppchen, Demokassetten und CDs, Archiv aber versammelt gleichsam die gesamte Nicht alles soll digitalisiert werden, nicht alles soll Plakatrollen, Fotos, Programmheften und Zei- Schweizer Jazzszene seit den 1990er-Jahren. zugänglich sein. «Zum Glück», sagt Hausi Naef, tungsausschnitten. Einiges steckt eher chaotisch «auf vielen Bewerbungen gibt es Notizen und in Tüten und Migros-Säcken – Hausi Naef, Co- Das Kernstück des Schaffhauser Archivs besteht Leiter des Festivals, meint dazu, da sei sozusagen aus rund 1'300 farbigen Sichtmäppchen. Es sind «Auf vielen Bewerbungen gibt «kreativ gesammelt» worden. Anderes, man darf die Unterlagen aller Gruppen, die sich seit dem es Notizen und Bemerkungen von weiblichen Ordnungssinn dahinter vermuten, ersten Festival um einen Auftritt am Festival be- Urs und mir – und die sind nicht ist säuberlich geordnet. Alles zusammen ist das worben haben. Es gibt wohl kaum eine Schweizer immer nur ganz freundlich.» Archiv des Schaffhauser Jazzfestivals seit der Musikerin, die dies nicht ein- oder mehrere Male Hausi Naef ersten Ausgabe im Jahr 1990. getan hat. «Was fehlt, sind einige wenige Musiker wie George Gruntz und , Irène Bemerkungen von Urs und mir – und die sind nicht Chaos hin oder her: Was jede professionelle Räu- Schweizer und Pierre Favre oder Christy Doran», immer nur ganz freundlich.» Bei den Fotos gibt es mungsequipe schnurstracks in der nächsten sagt Hausi Naef, «grosse Namen, die wir von uns ebenfalls einiges abzuklären, denn viele Bilder sind Müllverbrennungsanlage entsorgt hätte, bringt aus angefragt haben, ob sie bei uns auftreten.» natürlich urheberrechtlich geschützt. «Auch was Bernadette Rellstab, die Leiterin der Musikbiblio- «Über sie gibt es aber auch anderweitig genug die Musik anbelangt, gibt es noch enorm viel zu thek an der Hochschule Luzern, ins Schwärmen. Unterlagen», sagt Thomas Mejer, unter anderem tun», sagte Bernadette Rellstab, «zu den Informa- «Das ist ein in der Schweiz einzigartiges Ge- Dozent für Musikgeschichte, der in den kommen- tionen über all diese Gruppen gehört ja auch, dass schenk», meint sie, «ein unglaublich reicher Fun- den Jahren das Schaffhauser Archiv zusammen man einen Eindruck erhält, wie ihre Musik klingt. dus für jede Jazzforscherin und jeden Musikhisto- mit Bernadette Rellstab und Nicole Sandmeier Zu jedem Dossier gibt es deshalb eine Kostprobe riker. Hier lagert, im Verbund mit der Fonoteca aufarbeiten wird. «Unter den Namen findet man von einer Minute.» in Lugano, sozusagen dem nationalen Tonarchiv Musiker, an die man sich kaum noch erinnert wie der Schweiz, und dem SRG-Archiv das Gedächtnis Urs Blöchlinger», meint Mejer, «bei anderen, heute Rund drei Jahre veranschlagt Bernadette Rellstab, der Schweizer Jazzgeschichte.» prominenten Musikern wie Lucas Niggli lässt sich bis das Archiv, das übrigens auch weitergeführt ihre ganze Entwicklung seit ihren ersten Jugend- wird, ganz in Betrieb gehen kann. Am 22. Mai aber Schon wahr, das Archiv des Schaffhauser Jazz- sünden aus den Mäppchen herauslesen.» soll bei der Eröffnung des 30. Schaffhauser Jazz- festivals, das seit dem vergangenen Herbst in der festival, zumindest die Website vorgestellt wer- Musikbibliothek an der Zentralstrasse neben dem Noch steckt die Aufarbeitung des Archivs in den den. Wie schnell es dann mit wie viel personellem Luzerner Hauptbahnhof lagert, ist für die Schwei- Anfängen. Der erste Schritt ist aber bereits ge- Aufwand vorwärtsgeht, hängt von den Möglich- zer Jazzgeschichte vermutlich noch wichtiger als macht, eine erste gründliche Sichtung und Sortie- keiten der Finanzierung ab. das riesige Privatarchiv, das Niklaus Troxler, der rung des Materials. Es liegt jetzt, nicht sehr Gründer und langjährige Leiter des Jazzfestivals spektakulär anzusehen, in einer Reihe von nach Christian Rentsch war während vieler Jahre Kulturre- Willisau, der Luzerner Hochschule vor acht Jahren Jahrgang sortierten Kartonschachteln. Ausge- daktor beim Tages-Anzeiger übergeben hat. Denn: Troxlers Archiv dokumen- gliedert hat man die Tondokumente, die in der tiert zwar alles, was seit 1966 in Willisau los war, Fonoteca archiviert und «verarbeitet» werden. ESTI ZF VA Z L A

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A1471045 Schaffhauser Jazzfestival 13 Mittwoch, 22. Mai (Kulturzentrum Kammgarn/Münster, Konzertbeginn Kammgarn)

Türöffnung 19.00 Uhr

19.30 Uhr Ein Abend zum 30-jährigen Bestehen des Schaffhauser Jazzfestivals Patronat: Stanley Thomas Johnson Stiftung Franziska Wigger Foto: Rita Pauchard Aperitif mit Überraschungen und musikalischen Intermezzi, danach Ortswechsel von der Kammgarn ins Münster consonare – resonare, Uraufführung

Marc Stucki Solo sax, bcl Stephan Hodel, komp. Brassband Bürgermusik Luzern Michael Bach dir Adrian Fleischlin soprano cornet Duri Cathomen principal cornet Pascal Meier, Belinda O'Reilly, Patrick Troxler, Im Hallraum Ronny Kaufmann solo cornet Barbara Berger Wer ein Stück für das helvetische Flugzeug PC-24 Mario Tschopp repiano cornet komponiert hat, wird auch mit dem eindrücklichen Daniel Schwegler, Yannick Bachmann 2. cornet Hall im Schaffhauser Münster zurecht kommen: Silvio Gruber, Roland Büchler 3. cornet Der in London, Boston und Luzern ausgebildete Lukas Scherrer flügelhorn Komponist Stephan Hodel ist ein Spezialist für Andrea Scherrer solo horn aussergewöhnliche Aufträge. Seine vielfältigen Philipp Werlen 1. horn Crossover-Werke wurden unter anderem von den Manuel Blaser 2. horn Festival Strings Lucerne, dem Royal Philharmonic Adrian Bachmann 1. bariton Orchestra und dem English National Ballet auf- Stefan Barmet 2. bariton geführt. Aber im Münster kann Hodel wegen des Tobias Lang 1. posaune Halls nicht auf bewährte Rezepte zurückgreifen, Manuel Imhof, Pirmin Müller 2. posaune er muss seine Komposition dem Raum anpassen. Benjamin Büttler b posaune So sind zum Beispiel schnelle Rhythmuswechsel Philipp Renggli solo euphonium nicht möglich. Zu erwarten sind also eher lange, Jérôme Müller euphonium getragene Klänge sowie ein präziser Einsatz Bruno Zemp Foto: Micha Prest Ivan Estermann solo es-bass dynamischer Abstufungen. Reto Matter es-bass Urs Scherrer, Martin Aregger bb-bass Der heilige Hall ist allerdings nicht die einzige Roman Müller, Ralph Marks, Dominik Huber, Herausforderung, die es an diesem Abend zu Andreas Fankhauser, Jonas Elmiger perc. meistern gilt. Denn Hodel hat es auch mit einer ungewöhnlichen Besetzung zu tun. Das solide Gastsolistinnen und -solisten Fundament dieser Besetzung wird durch die Barbara Berger voice, naturjodel international renommierte Brassband Bürgermusik Franziska Wigger voice, naturjodel Luzern unter der Leitung von Michael Bach gebil- Bernhard Betschart voice, naturjodel det. Die Bürgermusik Luzern ging 1922 aus der Bruno Zemp alphorn Fusion von Grütli-Musik und Gütschmusik hervor, Roger Konrad alphorn 1967 folgte die Umwandlung in eine Brassband. 2014 errang die Formation als erste Schweizer Brassband den Europameistertitel. Hinzu kommt ein fünfblättriges, volksmusikalisches Kleeblatt Roger Konrad Foto: Philipp Leon Fankhauser mit zwei Jodlerinnen (Barbara Berger, Franziska Wigger), einem Naturjuuzer (Bernhard Betschart) und zwei Alphornbläsern (Roger Konrad, Bruno Zemp). Doch damit nicht genug! Denn da gibt es auch noch den furiosen Jazz-Saxofonisten und -Klarinettisten Marc Stucki: Er wird den Abend nicht nur mit einem Solorezital eröffnen, sondern nach der Pause auch noch als eine Art Joker zu der Grossformation stossen. Marc Stucki, 1978 in Bern geboren, ist als Mitbegründer der Jazzwerk- statt Bern international bestens vernetzt. Er improvisiert gerne frei, komponiert aber auch gerne (u.a. für die Band Le Rex und das südafrika- nisch-schweizerische Quintett Skyjack). Marc Stucki Foto: Anna Katharina Scheidegger Bernhard Betschart Foto: Gian Marco stephanhodel.com 14 Schaffhauser Jazzfestival

Mittwoch, 22. Mai, 19.30 Uhr Stephan Hodel: consonare – resonare

Aus der Komponisten- werkstatt Eine Brassband ist keine Blasmusik. Sie ist ambitionierter, virtuoser, eine Art Zirkus. Vollends spekakulär wirds, wenn ein Komponist wie Stephan Hodel für eine Brassband komponiert und sie in einen Raum setzt, der bis zu sieben Sekunden Nachhall hat. Wie ist er dabei vorgegangen?

Das Gespräch mit Stephan Hodel führte Johannes Rühl

Stephan, irgendwo habe ich gelesen, dass du dich als Paradiesvogel siehst. Ja, weil ich in ganz ver- schiedenen Bereichen kompositorisch tätig bin. Ich schreibe für Orchester, Ballett, Chor, Jazz, Klassik. Das gibt ein recht buntes Bild. Gerade in der Blasmusik hat man eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie eine Komposition zu sein hat. Dem entspreche ich eher selten. Meine Musik ist oft zu modern oder schräg, in jedem Fall un- gewohnt, wie ich bei den Proben häufig zu hören Die Brassband Bürgermusik Luzern gehört zu den weltweit besten Brassbands. bekomme. Ich gebe zu, ich sehe mich gerne in dieser Rolle. Ich möchte gerne der sein, der etwas aufbricht. Ein Enfant Terrible der Blasmusik? Nein, so weit würde ich nicht gehen. Ich provoziere ja nicht. Jedenfalls nicht bewusst. Deine Musik ist gen. Die Schweizer Krankheit? Sicher nicht. Es ist lang ein Musikant. Ich mag diesen Begriff. Er zweifelsohne zeitgenössisch. Neue Musik ist aber einfach eine interessante Farbe, die ich in meine klingt nach Volksmusik, aber meint im Grunde etwas anderes. Neue Musik hat mich schon wäh- Arbeit einbringen kann. Welches Verhältnis hast genommen Liebhaberei. Haben Blasmusik und rend des Studiums nicht sehr interessiert. Zumin- du zum Jazz? Das hat eine lange Geschichte. Sie Jazz deiner Meinung nach eine besondere Verbin- dest nicht als Komponist. Deshalb bin ich nach begann, als ich in Willisau in die Kantonsschule dung? Es gibt ja viele junge Leute, die in der Boston an das Berklee College of Music gegangen ging und mit dreizehn das erste Mal Zugang zu Blasmusik musikalisch gross geworden sind, auch und danach nach London, um bei Joseph Horovitz den Jazzkonzerten hatte. Nach fünf Minuten sind viele Jazzmusiker. Aber dann kommt vielleicht weiter zu lernen. Ich war fasziniert von ihm. wir wieder rausgegangen, weil wir es nicht ausge- der Moment, wo man mehr will – der Geschmack London wurde für mich zum Zauberberg; ein Jahr halten haben. Aber irgendwie bin ich dann doch und vielleicht auch der Anspruch verändern sich wollte ich mir geben und bin am Ende zwölf Jahre jedes Jahr wieder dort gewesen. An welche Grup- – und denkt, jetzt muss ich weg. Aber ohne die geblieben. Auch familiär wurde die Stadt zu mei- pen erinnerst du dich, die dich besonders begeis- Ausbildung in den Blasmusiken, die es ja auf der nem Lebensmittelpunkt. tert haben? Grossartig war Ray Anderson, der ganzen Welt gibt, wäre der Jazz heute ein anderer. Posaunist, den ich recht früh hörte. Diese Musik Ich selbst bin wohl nur deshalb kein klassischer Wie kann man als ausländischer Komponist in habe ich aufgesogen, sie ist mir heute noch prä- Musiker geworden, weil es das in meinem Umfeld London überleben? Tatsächlich hat man dort eine sent. Das war eine ganz wichtige Zeit für meine nicht gegeben hat. Was macht den Reiz der Brass- unglaubliche Konkurrenz, viele kämpfen um musikalische Entwicklung. band im Vergleich zu den gemischten Blasorches- wenige Aufträge. Andererseits ist London ein tern aus? Die Brassband ist ambitionierter als ein guter Ort. Man kann viele Kontakte knüpfen, auch Aber das Interesse an der Blasmusik ist geblieben. Blasorchester. Es gibt anspruchsvolle Wettbe- mit Menschen aus anderen Ländern und anderen Mein Vater war Militärtrompeter. Er hat im Luzer- werbe, nationale und europäische. Die Brassband Kulturen. Das hat mir sehr viel gebracht. So eine ner Hinterland in einer der freisinnigen Brassbands Bürgermusik Luzern hat schon einiges gewonnen lebendige Szene kann den Horizont sehr erwei- gespielt. Es gab auch eine Feldmusik mit Blas- und spielt inzwischen erfolgreich in der Champi- tern. Die Bläser nehmen dich als Spezialisten für orchesterbesetzung, das waren die politisch ons League. Manche Brassbands haben geradezu Blasmusik wahr. Wie bist du dahin gekommen? Konservativen. Die Liberalen sind in der Minder- sportliche Ambitionen, man mag es möglichst Das geschah nicht bewusst. Ich habe einfach zahl gewesen. Aber schon mit 25 Leuten kann virtuos und schnell, wie ein Zirkus. In Blasorches- immer alles aufgesogen, was sich mir geboten eine Brassband beste Musik machen. Ich wollte da tern geht es gemächlicher zu. hat, schon als Kind. Bei uns zu Hause gab es alles, auch mitspielen und lernte Schlagzeug. So habe von klassischer Musik bis zum Big-Band Jazz, aber ich dann auch meine ersten Kompositionsver- «Harmonien, Tonalitäten, auch Blas- und Volksmusik. Mein Grossvater hat suche gemacht. Was hat dich an dieser Musik so Rhythmuswechsel – das alles Handorgel gespielt, er hat Stegreifmusik gemacht. gereizt? Es war nicht nur die Musik allein. Der findet im überakustischen Raum Aber er konnte keine Noten lesen. Ich habe ihn am Zusammenhalt und die Freundschaften, die dort des Münsters nicht mehr statt.» Klavier begleitet. Allerdings habe ich mich nie entstanden sind, das alles zusammen hat mir viel weiter mit Volksmusik beschäftigt. Erst fern der gegeben. Mit Mitte 20 ist mir diese Welt dann Setzt Blasmusik von ihrer Natur her eher auf Heimat sozusagen, als ich in London war, wurde aber doch zu klein geworden und ich bin aus- laute, klangliche Effekte als andere Genres? Eine das wieder aktuell. Was reizt dich an der Volks- gestiegen. Ist es so, dass einen die Blasmusik für Brassband funktioniert eigentlich am besten musik? Das kann ich gar nicht genau sagen. Aus das Leben prägt? Vielleicht. Ich glaube, wer da als vierstimmiger Choral. Das geht ins Gefühl, es der Ferne verstärken sich vielleicht die Erinnerun- mal mitgemacht hat, bleibt im Herzen ein Leben kribbelt. Das ist das, was die Musikerinnen lieben Schaffhauser Jazzfestival 15

Foto: Bürgermusik Luzern

und auch das Publikum. Es gibt inzwischen viele solch einer gewaltigen Aufgabe stellen muss. Das junge Komponisten, die genau dieses Gefühl Jazzfestival will mit diesem Schritt offensichtlich ansprechen. Ursprünglich mussten Blasinstru- eine Tür aufmachen. Ja, das Projekt bietet wirk- mente ja möglichst laut sein, um die Feinde in lich Raum für etwas Neues. Ich bin sehr froh Angst und Schrecken zu versetzen. Musik als darüber, diesen Auftrag übernehmen zu dürfen. psychologische Kriegsführung – dafür wurden die Was für eine kompositorische Strategie braucht lauten Blasinstrumente entwickelt. Funktionaler es, um den langen Nachhall zu bewältigen? Man Krach, der in einer gefälligen Unterhaltungsmusik muss den ganzen Arbeitsprozess umstellen. Alles, «Die Blasmusik konnte sich in endet? Das ist das Los der Blasmusik. Sie bleibt was mir wichtig ist, Harmonien, Tonalitäten, der klassischen Welt nie etablie- immer irgendwie funktional, man spielt in der Rhythmuswechsel, findet in diesem überakusti- ren. Die Bürgermusik Luzern ist Regel anlassbezogen. Und das ist zugleich ihr schen Raum nicht mehr statt. Was passiert, ist eine der besten Brassbands Problem, sie gilt vielen als proletarisch-bäuerlich, eine unglaubliche Verlangsamung. Hall, der fast weltweit, aber sie hat noch nie handwerklich und militärisch. Eine Musik, die nicht aufhört, ist extrem ermüdend fürs Ohr. beim Lucerne Festival gespielt.» man eher im Bierzelt verortet als im Konzertsaal. Wenn du da drei Minuten abdrückst, ist das kaum Obwohl sich Konzerte mit sinfonischer Blasmusik auszuhalten. Hattest du bei der Vorbereitung wie klassische Sinfoniekonzerte geben. Die Blas- technische Geräte, die dir halfen, den Raum zu musik konnte sich in der klassischen Welt nie simulieren? Nicht wirklich. Wir haben mit Musi- etablieren. In Luzern gibt es eine der besten kern ausprobiert. Marc Stucki hat frei improvisiert Brassbands weltweit, aber sie hat noch nie beim und das wurde aufgenommen. Mit diesen Aufnah- Lucerne Festival gespielt. men konnte ich weiterarbeiten. Im Grunde musste ich meine Arbeitstechnik ganz neu erfinden. Die Kommen wir zu deiner Komposition für Schaff- Verteilung der Musikerinnen im Raum war der hausen, mit der du drei Welten zusammenbringst Wunsch des Festivals. Das ist ja auch wirklich eine – den improvisierten Jazz, die sportliche, noten- reizende Idee, aber auch eine zusätzliche Er- fixierte Brassband und die aus dem Gedächtnis schwernis. Meine ursprüngliche Idee war, dass spielenden Volksmusiker. Wie kommt das Festival alles mit einem Aufmarsch beginnt, aus allen auf die Idee, solch unterschiedliche Kaliber zu Richtungen. Der Anfang sollte geräuschhaft sein, vereinen – in einem Raum zudem mit extremem Klappentöne und Zischen, bis es immer tonaler Nachhall? Das musst du das Festival fragen. Die wird und in einem Kuhreihen endet (lacht). Aber einzige Vorgabe waren der Raum und die Beset- dann ändert man seine Ideen und alles wird anders, zung: Brassband und Jazz. Die Volksmusik habe ihr werdet schon sehen und hören, wie es losgeht. dann ich ins Spiel gebracht. Es liegt ja nahe, in solch extremen Räumen mit Blech zu arbeiten. Als Komponist gibst du deine Musik ja völlig aus Wenn man im Münster die sieben Sekunden Nach- der Hand und überlässt sie anderen. Wie fühlt es hall hört, dann zuckt der Komponist schon mal sich an, wenn man dem Dirigenten sein frisches zusammen. Aber ich bin nicht der Erste, der sich Werk anvertraut? Furchtbar! Aber nein, wir sind JAZZ’N’MORE Fernseh- Fachhandel In Probenum Interv und www.j JAZZ’N’MORE Deutschland Previews, iews, ER und mer sowi azznmor und Radio-Programmen. KU und GmbH, erschei den und e in info CD-Verkaufsstellen Abos besten Oesterreich nt rmativen Birmensdorferst sechs LE unter e.ch Schweizer redaktion mal CD-Rez an LT Bahnhof- im und rasse erhältlich. ensionen, Jahr @ SE Intern jazznmore. 20, mit und UR ational CH-8 den ausgewähl Flughafenkiosken ch aktuel 902 en oder N! Person Urdorf lsten ten www.jazznmo Konz News, al-Storys , sowie erttipps, Reviews im und re.ch A1477231 Re se Al le rv THE MARIAL ie Ko «VIVE Über 25 Jahre PC-Shop ru Vo

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«Ohne die Ausbildung der Musi- ker in den Blasmusiken, die es ja auf der ganzen Welt gibt, wäre der Jazz heute ein anderer.»

Komponist Stephan Hodel hat auch schon für das Royal Philharmonic Orchestra komponiert. Foto: Dennis Yulov

natürlich in engem Austausch. Wir haben uns Denkst du an das Publikum, wenn du schreibst? schied. Also denkst du doch ans Publikum. Ich einige Male getroffen, es gibt immer viel zu be- Oder sollte man das als Komponist eher nicht? denke eher an die Musiker, die das umsetzen sprechen, denn das Projekt ist für alle Beteiligten Ich glaube, es kommt darauf an, wofür man müssen. Aber ich bediene nicht irgendwelche eine Herausforderung. Es ist eine völlig atypische komponiert. Ich nehme mir zuweilen bewusst Befindlichkeiten. Musik, vor allem für die Brassband. Aber ich bin die Freiheit, überhaupt nicht an das Publikum zu froh, wie sie mitmachen. Denen ist im Grunde denken. Weils ein Jazzfestival ist und da sowieso Welches sind die schönsten Momente für den nichts zu schwer. Hörst du die Stücke dann später eine andere Musik gemacht wird als der übliche Komponisten Stephan Hodel? Im Flow mit mir zu noch öfters an? Solche wie dieses hier in Schaff- Brassband-Sound? Vielleicht, ja, und ich finde, sein, schon beim Schreiben zu merken, dass es gut hausen eher weniger. Der Aufwand ist doch sehr dieses Projekt lässt diese Haltung auch zu. Man läuft. Das ist das grösste Glücksgefühl, grandio- gross. Verändert nicht die zeitliche Distanz die kann beim Schreiben ja unmöglich gleichzeitig an ser, als das fertige Stück am Schluss als Ganzes zu Musik, weil man sich selbst auch verändert hat? Liebhaber der Volksmusik, des Jazz und der Blas- hören. Dann natürlich, das muss ich zugeben, Tatsächlich, was man schreibt ist ja auch eine musik denken. Die Musikerinnen und das Publikum auch der Applaus. Momentaufnahme der eigenen Lebensumstände. müssen da einfach durch. So ist es. Schon mein Wenn ein älteres Stück von mir auf dem Pro- Kompositionslehrer hat immer betont, dass ich Johannes Rühl ist künstlerischer Leiter des Musikfesti- gramm steht, dann bin ich immer sehr gespannt, mir darüber im Klaren sein müsse, dass das Publi- vals Alpentöne und wissenschaftlicher Mitarbeiter an wie es klingt und wirkt. Ich kann es mir ja nicht kum meine Musik zum ersten Mal und auch nur der Hochschule Luzern – Musik selbst vorspielen, und eine Plattenaufnahme ein einziges Mal hört, während du wochenlang fühlt sich anders an als ein live gespieltes Stück. daran herumgebrütet hast. Das macht den Unter- 18 Schaffhauser Jazzfestival Donnerstag, 23. Mai Kulturzentrum Kammgarn

Türöffnung 19.30 Uhr

20.15 Uhr Sylvie Courvoisier Trio 21.15 Uhr Sylvie Courvoisier p Roman Nowka Solo Drew Gress b Kenny Wollesen dr Roman Nowka g Brooklyn, mon amour Der Virtuositätsverweigerer Sylvie Courvoisier ist eine kühne Künstlerin, die Skurril. Subversiv. Hinterlistig. Humorvoll. Anar- in mehrfacher Hinsicht Grenzen überwindet. chistisch. Widerborstig. Schräg. Das sind ein paar Seit zwei Jahrzehnten lebt die 1968 in Lausanne Adjektive, die einem fast unweigerlich in den Sinn geborene Musikerin im Stadtteil Brookyln in kommen, wenn man sich mit dem Schaffen des New York, wo sie zu einer herausragenden Per- Gitarristen Roman Nowka befasst. Mit anderen sönlichkeit des Avant-Jazz heranreifte. Als impro- Worten: Nowka ist eine Art Anti-Metheny. Wäh- visierende Pianistin mit einem Faible für spezielle rend Pat Metheny mit einer Leichtigkeit sonder- Klänge hat sich Courvoisier ebenso einen Namen gleichen einen virtuosen Schlenker an den ande- gemacht wie als unorthodoxe Komponistin. ren reiht, kracht es bei Nowka manchmal ziemlich heftig im Gebälk. Wie weiland der holländische Ihre zwischen überschwänglicher Expressivität Klavierkauz Misha Mengelberg tut Nowka zuwei- und verwinkelter Abstraktion oszilliernde Klang- len so, als würde ihm sein Instrument Rätsel sprache ist oft sehr weit von dem entfernt, aufgeben. Und diese Rätsel löst er dann auf un- was man gemeinhin unter Jazz versteht. Dennoch konventionelle Weise, indem er ihnen sozusagen bildet der Jazz den Ursprung ihres Schaffens – ihr seinen Willen aufzwingt. Vater war nämlich Dixieland- und Swing-Pianist. «Er war der erste, den ich kopierte. Ich spielte viel So kann es kaum verwundern, dass Thelonious Stride und Boogie Woogie. Das kann man zum Teil Monk zu den musikalischen Lieblingen Nowkas noch heute hören, etwa wenn ich mit der linken zählt (auch Mengelberg war ein bekennender Hand Ostinati spiele», sagt Courvoisier. Monk-Bewunderer). Über das Monk-Programm des Gitarristen war in der Aargauer Zeitung Fol- Von all ihren Gruppen orientiert sich das Trio mit gendes zu lesen: «Nowka verfertigt seine Gedan- dem enorm agilen Bassisten Drew Gress und dem ken beim Spielen, es ist zu hören, dass nicht alles unermüdlichen Energiespender Kenny Wollensen von vornherein klar ist, die Musik manchmal auch am Schlagzeug am meisten an Jazz-Gepflogen- anders klingen könnte. Seine Verweigerung jegli- heiten – allerdings auf unerhört erfrischende und cher Virtuosität und sein absurder Humor sind überraschende Weise. In ihrer Musik strebe sie Foto: Frank Schindelbeck ziemlich monkisch, machen ihn zu einem würdi- danach, viele verschiedene Einflüsse zu einer gen Nachfahren des grossen Alten.» Die CD «Do eigenen Sprache zusammenzuführen, hält Cour- Da Monk» hat Nowka im Trio aufgenommen, voisier fest; ob ihr dies gelinge, könne sie selbst ebenso das nicht minder vergnügliche Nachfolge- nicht sagen. Sie vertraut auf das Urteil der Musi- werk «Do Da Ellington» (nota bene: Monk selbst kerinnen und Musiker, mit denen sie kooperiert, nahm 1955 eine Ellington-Hommage auf). Mit Kritiken liest sie ganz bewusst keine. «Me, Myself and I» und «Jazzmaster» gibt es von Nowka auch zwei Soloeinspielungen, mit denen er Wichtig war für Courvoisier die Auseinander- unter Beweis stellt, dass er auch als Alleinunter- setzung mit den Stücken von Thelonious Monk: halter eine Nummer für sich ist. Bekannt gewor- «Er komponierte viel mit Intervallen. Gewisse den ist Nowka durch seine Mitarbeit im fulminan- Stücke entwickelte er aus einer einzigen Idee ten Trio des Saxofonisten und Klarinettisten heraus.» Des Weiteren nennt sie die Free-Ikonen Lucien Dubuis, in deren Verlauf es auch zu einer Cecil Taylor und Irène Schweizer als Inspirations- lautstarken Kooperation mit dem legendären quellen. Nachhaltig geprägt wurde sie aber auch Gitarristen Marc Ribot aus New York kam. von charismatischen Tonsetzerinnen und -setzern romannowka.com wie Sofia Gubaidulina, Alfred Schnittke oder György Ligeti. Für Courvoisier sind dies keine gegensätzlichen Welten, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Deshalb sträubt sich ihre Musik, die manchmal auch intensiv groovt, hart- näckig gegen voreilige stilistische Festlegungen. sylviecourvoisier.com Schaffhauser Jazzfestival 19

22.15 Uhr Christy Doran's Sound Fountain

Christy Doran g, comp Franco Fontanarrosa b, comp Lukas Mantel dr, comp Atemberaubende Manöver Christy Doran feiert dieses Jahr seinen 70. Ge- burtstag, und noch immer musiziert er mit un- glaublicher Energie. Die Musik ist für den in Irland geborenen Wahl-Luzerner offenbar ein Jungbrun- nen. Nach der Reaktivierung des epochalen Quar- tetts OM, das zwischen 1972 und 1982 zu den Aushängeschildern eines emanzipierten europäi- schen Jazz-Rock zählte, liess Doran vor wenigen Jahren auch mit der Gründung einer weiteren, neuen Band aufhorchen. Für sein Trio Sound Foun- tain tat er sich mit dem Schlagzeuger Lukas Mantel und dem argentinischen Elektrobassisten Franco Fontanarrosa zusammen. Das Repertoire der Gruppe besteht aus Stücken der drei Bandmit- glieder. Was dieses Trio auszeichnet, sind atembe- raubende Manöver zwischen komplexen Struktu- ren und freigeistigen Improvisationen. Dass dabei eine Vielzahl ungewöhnlicher Sounds zum Einsatz kommt, versteht sich von selbst.

Das Debütalbum des Trios trägt den leicht irre- führenden Titel «Belle Epoque» und wurde von der Zeitschrift «New York City Jazz Record» mit dem Foto: Martin Bonetto Verdikt «wild stuff» zu den besten Alben des Jahres 2016 gekürt. Mit «Undercurrent» liegt übrigens bereits ein Nachfolgealbum vor, bei dem Foto: Natalie Flubacher es sich um einen mitreissenden Live-Mitschnitt handelt. Doran ist ein veritabler Musik-Maverick, der konsequent seinen eigenen Weg geht – hand- werkliche Könnerschaft und neugierige Experi- mentierfreude gehen bei ihm Hand in Hand. Die Begegnung mit den Soundexplosionen des Gitar- risten Jimi Hendrix war für Doran eine Art Initial- zündung. Die Innovationen der von Wayne Shorter und Joe Zawinul geleiteten Fusion-Band Weather Report gingen ebenfalls nicht spurlos an ihm vorüber. Im Laufe der Jahre kreierte Doran aus einer Vielzahl von Einflüssen eine ebenso eigen- willige wie virtuose Spielweise, mit der er ganz unterschiedlichen Bands (herausragend: Red, Twist & Tuned Arrow sowie New Bag) bzw. frei improvisierenden Duos seinen Stempel aufge- drückt hat. christydoran.ch/soundfountain/ 20 Schaffhauser Jazzfestival

Donnerstag, 23. Mai, 20.15 Uhr Sylvie Courvoisier Trio

Sie mag die harte Taktung Eine Pianistin aus Lausanne, gelandet in New York, unterwegs in der Welt, stets auf dem Sprung zu etwas anderem – Sylvie Courvoisier.

Von Ulrich Stock Menge Erfahrung.» Das sei das Schöne an der Unter den international erfolgreichen Schweizer langen Strecke: die Geschwindigkeit, die sie sich Jazzmusikern nimmt die Pianistin Sylvie Cour- erworben habe, in allem. Sie liebt schnelle, ver- voisier eine besondere Stellung ein, da sie nicht trackte Musik, und schnell ist sie drin. Sie braucht nur meist mit Ausländern spielt, sondern selbst das Tempo wie die Herausforderung. im Ausland lebt. Vor zwanzig Jahren zog sie nach New York, der Liebe und der Musik wegen, Im Herbst 2019 will sie mit dem amerikanischen ohne dass sie gross einen Plan gefasst hatte. Pianisten Cory Smythe die vierhändige Version von Sie ist dann einfach geblieben, wohnt bis heute Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps aufführen, in Brooklyn mit ihrem Mann, dem Violinisten 40 Minuten moderner Klassik aus dem Jahre 1913, . ohne alle Improvisation. Da muss jede Note sitzen. Fünf Tage werden sie in einem Studio in Manhat- («Einfach geblieben»: Gibt wohl kaum eine Stadt, tan proben, um sich das Werk anzueignen. in der das für einen Musiker so anstrengend ist deutschen Schweiz, deren Sprache sie nicht spricht. wie in New York.) «Ich bin keine in der Klassik ausgebildete Kon- In der Fremde scheint ihr manches leichter zu sein zertpianistin», sagt die Jazzmusikerin vergnügt. als in der Heimat, und was die Schweiz angeht, Sie in Brooklyn zu besuchen, wäre reizvoll, sie zu Sie ist eine Grenzgängerin wie ihr Gegenüber, so glaubt sie, sei man im deutschsprachigen Teil Hause am Flügel zu sehen, die beiden Katzen zu der aus der Klassik kommende Cory Smythe, der offener für die Avantgarde, der sie sich zugehörig ihren Füssen; nur müsste sie da sein. Sie spielt mal für eine gemeinsame Platte mit der Geigerin fühlt. In Zürich bei Intakt erscheinen viele ihrer unterwegs, übt unterwegs, komponiert unter- Hillary Hahn einen Grammy erhält, mal mit dem vielen Platten; auf dem Schaffhauser Jazzfestival wegs, und das immer. «Ich habe seit Jahren keinen Saxofonisten Anthony Braxton oder dem Schlag- hat sie wieder und wieder gespielt. Urlaub gemacht», erzählt sie mir Ende März am zeuger Tyshawn Sorey spielt. Mobiltelefon, in einer Flughafen-Lounge auf den «Ich weiss gar nicht, wie oft», sagt sie und über- Abflug wartend. «Das ist mein Leben», sagt sie. «Ich habe seit Jahren keinen legt laut vor sich hin: «Einmal solo, einmal mit «Ich mag es.» Freizeit? Das sei zusätzliche Zeit Urlaub gemacht», erzählt sie dem Projekt Ocre, einmal im Duo mit Mark, einmal für Musik, und, wenn sie ein paar Tage länger frei mir am Mobiltelefon, in einer mit dem Schlagzeuger Ben Perowsky» – hm, habe, auch Zeit für ihre Eltern, daheim in Lau- Flughafen-Lounge auf den wenn sie es recht bedenke, sei das so oft nun sanne. Geht es der Mutter schlecht, fliegt die Abflug wartend. «Das ist mein auch wieder nicht in mehr als 25 Jahren!* Tochter nach der Stippvisite betrübt wieder davon. Leben», sagt sie. «Ich mag es.» Beschwingt über die Kontinente zu gleiten, das Am Donnerstag, dem 23. Mai, wird ihr Trio den fällt ihr in solchen Momenten schwer. An Strawinsky reizt Sylvie Courvoisier das Block- Abend in der Kammgarn eröffnen. Drew Gress am hafte der Musik, die heftige Rhythmik. Die Auf- Bass, Kenny Wollesen am Schlagzeug und an An sechs von zehn Tagen ist sie auf Reisen, und führung des Frühlingsopfers wird einen zweiten selbstgebauten Klangapparaten, zwei Amerikaner stets ist etwas zu tun: ein Interview geben, Teil bekommen, Spectre d'un Sacre, eine halbe aus New York. Der eine zupfte bei dem Saxofonis- einen Gig vorbereiten, ein Projekt planen. Stunde lang, in der sie Strawinsky vierhändig ten Tim Berne und dem Trompeter Dave Douglas, skelettieren, ein paar kleine Motivkerne nehmen der andere trommelte für die Gitarristen Bill Ein paar Tage nach unserem Gespräch soll sie mit und etwas damit anstellen, Schreckgespenst Frisell, Marc Ribot, John Scofield und gehört zum dem Trompeter Wadada Leo Smith in Minneapolis eines Opfers. «Aber ich habe das noch nicht Umfeld des Saxofonisten John Zorn, in dessen auftreten. Sein Golden Quintet spielt, wie es geschrieben», sagt die Komponistin. Die Premiere Projekten er gelegentlich am Vibrafon steht. etwas raunend in der Ankündigung vom Walker ist ja erst am 23. November im Théâtre de Vidy in Sylvie Courvoisier erzählt, dass sie das Format Art Center heisst, «eine ausgedehnte, politisch Lausanne. Pianotrio zunächst gar nicht so sehr angezogen aufgeladene Suite, die den amerikanischen Natio- habe; John Zorn habe sie dazu gedrängt. Inzwi- nalparks Tribut zollt wie auch anderen kulturellen Auf der Bühne wollen sie dann zu dritt sein: die schen hat sich ihre Skepsis verloren, und sie ist Zonen, die von der Regierung bislang nicht aner- beiden Pianisten und der spanische Flamenco- ganz begeistert. kannt werden». tänzer Israel Galván, dessen Füsse die Perkussion besorgen werden. Sylvie Courvoisier reist im Juni Und manchmal lässt sich Für Sylvie Courvoisier bedeutet das: überm Atlan- für zehn Tage nach Paris, um seinen Part mit ihm, gar nicht sagen: Komponiert tik die 40-seitige Partitur studieren. Sie arbeitet der keine Noten liest, einzustudieren. sie noch, oder improvisiert täglich auf die nächste Deadline hin. Sie mag die sie schon? harte Taktung, sie hält ihr stand. Sie freut sich auf die Premiere und die folgenden vier Abende in ihrer Heimatstadt, Auftakt einer Tour, Zum Pianotrio muss man wissen, dass es bei den Gefragt, wie sie heute, nach Jahrzehnten auf die sie 2020 bis in die Tokioter Oper führen wird. Jazz-Labels kein populäreres Format gibt. Es der Bühne, ihr Musikerdasein sieht, kommt die erscheinen unzählige Platten mit Klavier, Bass Antwort sofort. «Ich spiele Klavier seit meinem Sehr gern kommt sie in die Schweiz, schon um ihre und Schlagzeug; die Besetzung ist der Haupt- sechsten Lebensjahr, ich wurde Berufsmusikerin Familie zu sehen. Aber häufig, sagt sie, geschehe strom schlechthin. Die Gründe lassen sich mit 22, und jetzt bin ich 50 – ich habe jede das nicht, und wenn, dann spiele sie meist in der schnell erdenken: Das Trio schlägt kulturge- Schaffhauser Jazzfestival 21

Foto: Caroline Mardok schichtlich eine Brücke von der rituellen Trommel Und woher nimmt die Komponistin ihre Inspira- John gespielt. Ich war auf einigen Tourneen dabei, zum wohltemperierten Klavier. In der Mitte steht tion? Sie verweist auf die jüngste, zweite Platte nur als Mitreisende, und habe seine Musik unter- wie ein Pfeiler der Kontrabass, der es als Jagdin- des Trios, D'Agala, deren neun Stücke jeweils einer wegs entdeckt. Das hat Spass gemacht, ich habe strument (Pfeil und Bogen!) bis in die Kammer- Person zugeeignet sind. Imprint Double, der Ope- die Auftritte genossen. Er hat viel in D-Moll ge- musik geschafft hat. ner, ist Antoine Courvoisier gewidmet, ihrem macht, deshalb beginne ich mit D-Moll und dann Vater, dem Wochenendpianisten, der ihr einst das mit diesem Rhythmusgefühl, das er hatte.» Viele Klaviertrios machen denn auch Kammer- Klavierspielen nahebrachte. musik. Ruhig, harmonisch, balladesk, «schön» im Bei der Kritik schlug die Platte ein. Auf der Web- anführungsstrichigsten Sinne: Musik nach Feier- «Das Stück beginnt mit einem Boogie Woogie in site des Labels finden sich an die 70 Besprechun- abend, die vor allem gefällig sein will. der linken Hand, es geht dann schnell in verschie- gen; selbst für Intakt-Verhältnisse ist das viel. dene Richtungen, aber es ist wirklich für ihn Hört man zwei Dutzend Pianotrio-Alben in Folge, geschrieben, und er hat das nach drei Noten Die New York Times zählt D'Agala zum besten treten die Schablonen des Genres deutlich hervor. gleich erkannt.» Jazz des Jahres 2018: «Ein formidables Trio-Album Klavier mit Begleitung, hübsche Melodiechen, nett von einer der vielseitigsten und unterschätztes- rhythmifiziert. Vieles wirkt uninspiriert, kalkuliert Das letzte Stück auf dem Album, South Side Rules, ten Pianistinnen der experimentellen Musik.» und in seiner Gleichförmigkeit entbehrlich. ehrt den 2017 verstorbenen Gitarristen John («Unterschätztesten»: Über dieses Adjektiv liesse Abercrombie: «Drew und mein Mann haben viel mit sich streiten.) Die Herausforderung für Musiker, die das Übliche nicht interessiert, liegt darin, mit diesem Stan- dard-Setting etwas Unerhörtes hervorzubringen. Dem Sylvie Courvoisier Trio gelingt das mühelos. Zwar schreibt die Pianistin alle Stücke, doch kippen sie nicht zum Klavier hin um, was an ihren kongenialen Partnern liegt, die weniger Begleiter sind als durchtriebene Gegenspieler. Die Kompo- nistin paart bekannte Jazz-Idiome mit Effekten aus der Neuen Musik von Ratschern im Korpus des Flügels bis zu metallischen Präparationen und anschwellend-insistierendem Hämmern. Span- nung, Kontrast, Witz sind ebenso Merkmale ihrer Ästhetik, wie Timing, Beat und Swing.

Woher stammt die Kraft dieser Stücke? Sylvie Courvoisier nennt die Qualitäten ihrer Mitstreiter, die sie seit Jahrzehnten kenne und mit denen sie nun im fünften Jahr zusammenspiele. «Drew ist viel erdiger als ich. Kenny ist ein Zauberer, ein Poet; er versteht meine Musik wirklich. Es ist ein wahrer Luxus mit den beiden. Die Kompositionen sind zeitgenössisch, sehr komplex, aber wir versu- chen, sie grooven zu lassen mit diesen schwierigen Rhythmen. Das macht sie zugänglich. Ich glaube nicht, dass das Album schwer zu hören ist.» Foto: Frank Schindelbeck PLAY YOUR OWN THING!

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Die New Yorker Village Voice hört im Titelstück Spannung, Kontrast, Witz *Anmerkung des Setzers: Da ist das Konzert von D'Agala, benannt nach einem sizilianischen Rotwein sind ebenso Merkmale ihrer 2008 vergessen gegangen, Lonelyville, zusammen und gewidmet der 2017 verstorbenen Pianistin Ästhetik wie Timing, mit Mark Feldman, Vincent Courtois, Ikue Mori Geri Allen, eine «gedankenvolle Anmischung erdig- Beat und Swing. und Gerald Cleaver. weichen Komponierens und adstringierender Zum ersten Konzert mit Ocre 1996 hatte der Improvisation, alles aus einer gewissen Gegend Sylvie Courvoisier, aus der Generation zwi- Musikredaktor Achim Hebgen im Programmheft New Yorks.» schen Schweizer hier und Vallon/Theiler da, notiert: «Kopf dieses Trios ist die erst 27jährige hat in den zwei Jahrzehnten in New York ihren Lausanner Pianistin Sylvie Courvoisier, denn von Der Musikblogger Tor Hammerø im hohen Norden eigenen, ganz individuellen Gipfel erklommen: ihr stammen alle Kompositionen – die meisten Europas bescheinigt dem Trio einen «totalt grep swingend zwischen Freiheit und Ernst, angst- davon werden in Schaffhausen uraufgeführt. In om hele jazzhistoria fra tradjazz og boogie woogie frei virtuos, lustvoll kompliziert, im Schmelz- Sylvie Courvoisier besitzt die Schweizer Szene ein til frijazz», was selbst jemand versteht, der kein tiegel gehärtet, die Tradition zitierend, dem überragendes Talent, der Musiker und Fachleute Norwegisch kann. Gleiches gilt für die niederlän- Neuen zugetan, und manchmal lässt sich gar eine grosse Zukunft voraussagen. Ihre pianisti- dische Website Opduvel, die findet: «Het Sylvie nicht sagen: Komponiert sie noch, oder impro- schen und kompositorischen Fähigkeiten entwi- Courvoisier brengt avant-garde kamerjazz van visiert sie schon? ckelt sie mit einer geradezu atemberaubenden uitzonderlijke klasse.» Geschwindigkeit – ihren Werdegang zu verfolgen Aber hören Sie doch selbst. ist ein spannendes und faszinierendes Unterfan- Will sagen, diese Musik findet ein Echo in aller gen. Sie verbindet mit ihrem Jazzfeeling die nuan- Welt und sogar in der Schweiz, die auf dem Aktuelle Platten: cenreiche Anschlagkultur einer klassischen Piano- Album gleich doppelt bedacht wird, denn neben –Sylvie Courvoisier Trio: D'Agala, Intakt 2018 Ausbildung: die Errungenschaften der dem Vater Antoine Courvoisier wird auch die –Sylvie Courvoisier Trio: Double Windsor, Klavierliteratur der Neuen Musik und das Erbe von Pianistin Irène Schweizer geehrt, mit dem herr- Intakt 2014 Thelonious Monk, Don Pullen und Cecil Taylor lich körnig-ruppigen Fly Whisk, in dem der –Sylvie Courvoisier & Mark Feldman: Time Gone prägen ihren Piano-Stil: sie spielt in and out, freies schreibmaschinenhafte Zugriff der früheren Out, Intakt 2019 Spiel und Clustertechnik, tonale Klänge und Sekretärin aufscheint. –Ken Vandermark, Nate Wooley, Sylvie Courvoi- manchmal sogar Melodienseligkeit gehen bruchlos sier, Tom Rainey: Noise of Our Time, Intakt 2018 ineinander über.» Denke ich an grosse Pianisten aus diesem Land –Sylvie Courvoisier, Mark Feldman, Evan Parker, der grossen Schlagzeuger, ist die trommelnde Ikue Mori: Miller's Tale, Intakt 2016 Irène Schweizer als Pionierin des Genres immer –Sylvie Courvoisier / Mary Halvorson: Crop Circ- ganz vorn. Unter den Jungen gibt es den lang- les, Relative Pitch Records 2017 welligen Colin Vallon und den kurzwelligen Yves Theiler, strahlend an entgegengesetzten Enden Ulrich Stock ist Jazzreporter bei der Hamburger des Spektrums. Wochenzeitung «Die Zeit»

Foto: Frank Schindelbeck 24 Schaffhauser Jazzfestival Freitag, 24. Mai Kulturzentrum Kammgarn

Türöffnung 19.30 Uhr

20.15 Uhr idée manu 21.15 Uhr Oktopus, «the music of Boris Blacher» Samuel Blaser Early in the Mornin’ Migros-Kulturprozent fördert den Schweizer Jazz Migros-Kulturprozent fördert den Schweizer Jazz

Manuela Keller p, comp Samuel Blaser tromb Nick Gutersohn tb Russ Lossing p, rhodes Jan Schlegel b Masa Kamaguchi b Marco Käppeli dr Gerry Hemingway dr Variabel Ernste Sache Was haben die bedeutenden Tonsetzer Rudolf Was wäre der Jazz ohne den Blues? Diese Frage Kelterborn, Isang Yun, George Crumb, Klaus hat sich wohl auch der Posaunist Samuel Blaser Huber und Aribert Reimann gemeinsam? Sie alle gestellt. Mit dem Quartett Early in the Mornin’ haben in Berlin bei Boris Blacher (1909–1975) liefert er nun eine musikalische Antwort, die sich studiert. Obwohl dessen Werke (wie zum Beispiel folgendermassen deuten lässt: Ohne den Blues «Gesang der Rotationsmaschinen», «Paganini- hätte es den Jazz nie gegeben, und darum lohnt es Variationen», «Glissierende Deviationen» oder sich nach wie vor, sich mit dem Blues zu befassen. «Blues, Espagnola und Rumba philharmonica») zu Denn der Blues ist immer noch relevant und bri- seinen Lebzeiten recht häufig aufgeführt wurden sant. Gerade in unseren Zeiten ist es gar nicht (die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte schwer, den Blues zu bekommen. Und den Blues Blacher mehrheitlich im «inneren Exil»), ist Bla- wird man bekanntermassen nur mit dem Blues los. cher seit seinem Tod ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei war er einer der wenigen Kompo- Selbstverständlich hat Blaser keine Neuauflage nisten, denen das Kunststück gelang, abstrakte der Blues Brothers ins Leben gerufen, schliesslich Atonalität mit einer gesunden Portion Ver- begreift er den Blues nicht als Feelgood-Unterhal- schmitztheit zu verbinden. tungsmusik, sondern als verdammt ernste Sache. Das zeigt sich auch an Titeln wie «Creepy Craw- Die Zürcher Pianistin Manuela Keller jedenfalls ler», «Murderer’s Home» oder «Levee Camp Moan hat sich derart in Blachers Klaviermusik verliebt, Blues». Blaser überführt den Blues sozusagen in dass sie sich entschieden hat, diese für ihr Quar- ein neues Daseinsstadium, indem er ihm mit tett idée manu zu bearbeiten (zuvor hatte diese Strategien des zeitgenössischen Jazz zu Leibe Band bereits mit Kompositionen von Erik Satie rückt. Für dieses Unterfangen hat er mit dem und Olivier Messiaen gearbeitet). Bei diesem Foto: Paul Stehrenberger Pianisten Russ Lossing, dem Bassisten Masa Komponisten haben es ihr nicht zuletzt die varia- Kamaguchi und dem Schlagzeuger Gerry Heming- blen Metren angetan, die dem komplexen rhyth- way drei kongeniale Partner gefunden (auf der CD mischen Impetus des zeitgenössischen Jazz ent- kommen mit dem Altsaxofonisten Oliver Lake und gegenkommen. Manuela Keller schreibt: «Blacher dem Trompeter Wallace Roney zwei prominente, hat unter anderem ein ‹System der variablen afro-amerikanische Gäste hinzu). Metren› entwickelt, um musikalische Form und rhythmische Symmetrie mit arithmetisch aufge- Samuel Blaser kam 1981 in La-Chaux-de-Fonds bauten Taktwechseln zu unterbrechen. Seine zur Welt, heute lebt er in Berlin, zuvor war er für mehrheitlich schlank komponierte Musik erweist ein paar Jahre in New York ansässig. Blaser ist ein sich als spannendes Experimentierfeld für unsere äusserst umtriebiger Typ, der bereits eine um- Band.» Zu dieser Band gehören der Posaunist Nick fangreiche Diskografie vorzuweisen hat, in der Gutersohn, der Bassist Jan Schlegel und der man unter anderem auf Duo-Aufnahmen mit dem Schlagzeuger Marco Käppeli, also drei ausgewie- Schlagzeuger Pierre Favre und dem Pianisten sene Improvisations-Profis. Mit idée manu gelingt Malcolm Braff stösst. Auch in seinen Bands arbei- es Manuela Keller, ihre drei musikalischen Haupt- tete Blaser mit zahlreichen grossartigen Musikern interessen (Klassik, Jazz, improvisierte Musik) aus der Alten und der Neuen Welt zusammen – unter einen Hut zu bringen. Bei ihrer Annäherung genannt seien hier nur die Franzosen Marc Ducret an die improvisierte Musik wurde Keller, die in und Benoît Delbecq, der Schweizer Bänz Oester Zürich, New York und Berkeley studierte, von den sowie die US-Schlagzeuger Gerald Cleaver und Pianistinnen Claudia Binder und Gabriela Friedli Paul Motian. Letzterer ist auf dem Album «Con- inspiriert. sort in Motion» mit von der Partie, für das Blaser manuelakeller.ch Musik des aus dem Mittelalter stammenden Komponisten Guillaume de Machaut bearbeitete. samuelblaser.com Schaffhauser Jazzfestival 25

22.15 Uhr Lukas Mantel 6-tet

Rafael Schilt tsax, cla Matthias Spillmann trump, flh Travis Reuter g Leandro Irarragorri rhod Lukas Traxel b Lukas Mantel dr, comp Wirbel und Sturm Am 12. Dezember 2016 traf der Zyklon Vardah direkt auf die Millionenstadt Chennai im Südosten Indiens. Neben Windgeschwindigkeiten bis Or- kanstärke war der Zyklon vor allem durch eine meterhohe Sturmflut und heftige Regenfälle gefährlich. Zu diesem Zeitpunkt weilte auch Lukas Mantel in Chennai. Und nun präsentiert der Schlagzeuger ein Sextett, das den Namen dieses Wirbelsturms trägt.

Das Publikum muss sich also auf heftige Energie- entladungen vorbereiten. Die Flucht soll es aber nicht ergreifen. Auf seiner Webpage lässt uns Mantel wissen: «Die Wucht der Musik ist kontrol- lierter und nicht so ungebremst wie der tropische Wirbelsturm; wild und unberechenbar bleibt sie Foto: Marco Castelberg unbedingt!» Und weiter kann man da lesen: «In alternierenden, kleinen und grösseren Instrumen- tengruppen kreiert das Sextett ein schlingen- pflanzenartiges, harmonisch-melodisches Gewe- be, das sich stets organisch weiterentwickelt. Dabei spannt die Musik einen weiten Bogen zwi- Foto: Jean-Baptiste Millot schen rhythmischer Vielschichtigkeit und folklo- ristisch anmutenden Melodien.»

Die Schlagfertigkeit von Lukas Mantel konnte man bisher in über einem halben Dutzend Bands bewundern – genannt seien hier nur das Ghost Town Trio, das Trio des Pianisten Yves Theiler, das Trio tré sowie das Trio Sound Fountain des Gitar- risten Christy Doran, das ja ebenfalls an diesem Festival auftritt. Nach derart vielen Trios hat Mantel die Anzahl der Musiker für seine erste eigene Band verdoppelt. Der Mehrheit der Band- mitglieder konnte man auf Schweizer Jazzbühnen schon oft begegnen. Das gilt allerdings nicht für den Gitarristen Travis Reuter. Er steht dem Main- stream-Jazz skeptisch gegenüber und lässt sich lieber von neutönerischen Komponisten wie Elliott Carter oder Brian Ferneyhough inspirieren. Mit dem aus Kuba stammenden Keyboarder Leandro Irarragorri bildet Reuter die subversive Elektronik-Abteilung der Band. lukasmantel.ch 26 Schaffhauser Jazzfestival

Freitag, 24. Mai, 20.15 Uhr idée manu – Oktopus, «the music of Boris Blacher»

Zitteraal und Oktopus in variablem Metrum Der Jazz und die zeitgenössische klassi- sche Musik sind nach dem Krieg interes- sante Beziehungen eingegangen, die man als Third Stream bezeichnete. Die Pianis- tin Manuela Keller knüpft an diese Tradi- tion an: Mit dem Quartett idée manu spielt sie Musik des Komponisten Boris Blacher und treibt sie weiter. Blacher wurde im Dritten Von Thomas Meyer Reich wegen seiner «allzu schmissigen, unserem «What about this, Mr. Clementi?», fragt das deutschen Musikempfinden Klavierstück keck. Nein, das ist kein normales zuwiderlaufenden» Klang- Exercice nach dem Vorbild des Beethoven-Zeitge- experimente wegen gerügt. nossen und Klavier-Überklassikers Muzio Clementi. Die etwas dissonanteren Harmonien, die Synko- pen, die kleinen Brüche, vor allem aber der Wal- king Bass, das alles verweist deutlich auf den Jazz. Überraschend freilich ist das Datum der Entstehung: 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, war Jazz als «Negermusik» verpönt, ja verboten. An eine Veröffentlichung solcher Musik war damals nicht zu denken. Der Komponist Boris Blacher, der im Dritten Reich seiner «allzu schmissigen, unserem Boris Blacher im Jahr 1968 mit seiner Ehefrau, der Pianistin deutschen Musikempfinden zuwiderlaufenden» Gerty Herzog. © Archiv Boosey & Hawkes, Berlin Klangexperimente wegen gerügt wurde, schrieb die Musik für sich. Er hatte Deutschland in jener Zeit sche Repertoire doch ein wichtiger Part im Schaf- Newchwang (heute Yingkou), wuchs er in ver- zwar nicht verlassen, seine Werke wurden sogar fen von Manuela Keller. Noch heute beschäftigt schiedenen Städten des ostasiatischen Konti- gelegentlich aufgeführt. Aber der gerade noch tole- sie sich etwa mit der Musik des Ungarn Béla nents auf, da sein Vater, aus Estland stammend, rierte «Vierteljude», später verheiratet mit einer Bartók. als Filialleiter der Russisch-Chinesischen Bank «Halbjüdin», verhielt sich innerhalb des Terrorregimes öfter seine Positionen wechseln musste. Entspre- integer und zurückgezogen und engagierte sich nicht «Blaubart» heisst ihr Trio mit dem Klarinettisten chend polyglott und multikulturell war Blacher in dessen Kulturpolitik. Chris Wirth und dem Geiger Christian Strässle, geprägt. Seine musikalische Begabung wurde früh das sich als Erstes mit Bartóks «Contrasts», erkannt; der Vater spornte ihn zum Klavierspiel Erst 1946 erschienen diese «Trois pièces pour einem Auftrag von Benny Goodman, beschäftigte. an. Als er in der Mandschurei lebte, instrumentier- piano op. 43» im Druck. Aber auch da war Jazziges Bartóks Oper «Herzog Blaubarts Burg» bildete te der Jugendliche für ein Emigrantenorchester noch die Ausnahme im Klavierunterricht. Eine dann die Grundlage für ein musiktheatrales Pro- Klavierauszüge, etwa Puccinis «Tosca». jüngere deutsche Komponistengeneration freilich, jekt, das auf feinfühlige Art die ambivalente die gerade den Zweiten Weltkrieg und vor allem Stimmung des psychologisch so tiefgreifenden 1922 kam Boris Blacher nach Berlin und wohnte den Nationalsozialismus durchlebt hatte, ent- Werks umsetzte. Mit dem Quartett idée manu hat dort bis zu seinem Tod. Zwar studierte er zunächst deckte in den Jazzharmonien eine neue Frische Manuela Keller vor neun Jahren dann die CD Architektur und Mathematik, aber die Musik zog und Vitalität. Bernd Alois Zimmermann etwa oder «Water Chute» herausgebracht, mit Improvisatio- ihn bald in ihren Bann. Berlin entwickelte sich die Schweizer und nen nach der Musik von Erik Satie, Olivier Mes- damals zu einer europäischen Metropole, was Jazz versuchten Anfang der 50er-Jahre, die Stile zu siaen und anderen. Die Auswahl dieser Komponis- angeht oder was man alles darunter verstand – mischen und zu verbinden, was einige Jahre später ten erstaunt nicht, sie alle sind ausgeprägte auch die neue Tanzmusik, der Boston etwa, der der Amerikaner Gunther Schuller als «Third Rhythmiker. Satie begeisterte sich früh für Rag- Slowfox, der Charleston oder die Revuemusiken, Stream» bezeichnete. Und eben auch Blacher. time und Jazz, Bartók brachte die ungeraden und zu der eine Josephine Baker tanzte, firmierten zusammengesetzten Metren aus der Volksmusik unter diesem Label. 1928 trat Blacher komposito- Manuela Kellers doppelter Blick Südosteuropas in die Kunstmusik, und Messiaen risch in einer Groteskpantomime des Choreogra- Es ist eigentlich erstaunlich, dass diese Musik ist auf dem Gebiet des Rhythmus (und nicht nur fen und Tanztheoretikers Rudolf von Laban hervor, meines Wissens nie von Jazzerinnen oder Jazzern dort) wohl der grandioseste und einflussreichste «Five o’clock» hiess das Stück. Im folgenden Jahr aufgegriffen wurde. Vielleicht, weil es eines dop- Erneuerer der zeitgenössischen Musik. In diese komponierte er «Jazz-Koloraturen» für Sopran, pelten, eben klassisch-jazzigen Blicks darauf Galerie fügt sich Blacher bestens ein. Altsaxofon und Fagott, die schon im Titel und in bedarf. Den bringt die Zürcher Pianistin Manuela der Besetzung darauf hinweisen, dass Blacher Keller mit. Sie ist klassisch ausgebildet, hat bei Boris Blachers Nähe zum Jazz über die Genregrenzen hinausging. Carl Rütti Klavier studiert und sich dann, wie Boris Blacher begeisterte sich schon früh für den manch andere innovative Pianistin oder Pianist Jazz, gehörte er doch zu den offenen Köpfen im Boris Blacher ist immer wieder zum Jazz zurück- (Nik Bärtsch, Claudia Rüegg u.a.), bei der gross- deutschen Musikbetrieb. So interessierte er sich gekehrt: 1946 etwa mit einem Konzert für Jazz- artigen Pädagogin Erna Ronca den letzten Schliff für die so unterschiedlichen Kompositionstechni- orchester, später mit Bearbeitungen von Negro geholt. Und wenn sie sich auch schon längst dem ken eines Strawinsky oder Schönberg. Geboren Spirituals, wie sie in den 50er-Jahren in Deutsch- Jazz zugewandt hat, so blieb das moderne klassi- 1903 in der nordostchinesischen Stadt land sehr populär waren. Schliesslich schrieb er Foto: Heinz Kster eigens für Jazzensembles, wobei er zwischen den beginnt mit einer Folge sich verlängernder Takte: komponierten Teilen Kadenzen für die Improvisa- 2/8, 3/8, 4/8 usw. bis 9/8, wobei jeweils das tion offenliess. 1957 komponierte er zwei Poems Motiv um einen Ton verlängert wird. Danach geht für das Modern Jazz Quartet, das damals auch in es wieder retour bis zum 2/8. Das hat etwas Donaueschingen auftrat, und 1966 entstand eine Mechanisches an sich, aber Blacher wies zurecht «Improvisation über ± 1» für Streichquartett und darauf hin, dass der Taktwechsel den Formverlauf Jazz-Combo. Der Jazz beschäftigte ihn bis zu oft intensiviere. «Baut man nun metrische Ver- seinem Tod 1975. hältnisse nach mathematischen Gesichtspunkten auf, so ist der metrische Verlauf kein Produkt der Neue Kompositionstechnik Willkür oder des Zufalls mehr. Es ergeben sich Sie sei erst spät auf die Musik So frisch und auch wichtig die Idee eines «Third neue, auf höherer Ebene stehende Symmetrien, Blachers gestossen, sagt Ma- Stream» damals wirkte, so war sie doch bald interessante Überschneidungen zwischen nuela Keller – kein Wunder, sie «überholt». Die Avantgarde der 50er- und 60er- metrischer Serie und musikalischer Phrase, wurde kaum mehr aufgeführt. Jahre suchte andere Extreme auf: Serialismus, variable Reprisen u.a.m.» Man kennt solche addi- Zufallskomposition, Elektronik, bald auch Fluxus tiven Rhythmen auch aus der indischen Musik und Happening. Was Blacher und seine Alters- oder von Olivier Messiaen. Aber bei Blacher erhal- genossen anboten, galt bald als «gemässigte ten sie einen besonderen Drive, eine ausser- Moderne». Und so angesehen er etwa als Hoch- ordentliche Dynamik, und darin sind sie dem Jazz schullehrer war, so wenig wurde er später beach- verwandt. Gerade das macht für Manuela Keller tet, trotz seiner fulminanten Paganini-Variationen den Reiz aus. für Orchester, trotz seiner Nonsense-Opern. Dabei war er durchaus ein Konstrukteur und idée manu improvisiert strenger Klangarchitekt. Kein Zufall, arbeitete er Sie sei erst spät auf die Musik Blachers gestossen, mit Max Bill zusammen, einem der Zürcher Kon- sagt Manuela Keller – kein Wunder, sie wurde kreten. Aber er wollte sich nicht einer einzigen kaum mehr aufgeführt. Es waren, überraschend Methode verschreiben, er wollte sich die Freiheit nur auf den ersten Blick, nicht die jazzaffinen und Offenheit bewahren, mit jedem Stück das Stücke Blachers, die sie besonders interessierten, Gegenteil des vorausgehenden zu machen. sondern die «Ornamente» sowie der wunderbare Zyklus von «24 Préludes» aus dem Jahr 1974. In Womit Blacher am ehesten in Erinnerung bleibt, diesen Stücken hat Blacher die variablen Metren ist eine neue Kompositionstechnik: die variablen auf vielfältige Weise angewandt. Metren. 1949 experimentierte er erstmals damit, wie sich die Zwölftonmusik mit den seriell permu- Auf der Grundlage von Stücken, die ihr besonders tierten Metren verbinden liesse. Das erste Stück geeignet erschienen, hat Manuela Keller eigene der Klavier-«Ornamente» von 1950 zum Beispiel Kompositionen entworfen und sie mit idée manu Unser Umgang mit Rohstoffen 15.2.–1.12.2019

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Manuela Keller treibt die Musik von Boris Blacher in den Improvisationen in andere, neue Gewässer.

Foto: Paul Stehrenberger

in einer langen Probezeit ausgearbeitet, zusam- ckelt, zum Beispiel, indem ein Ausschnitt daraus in Und so könnte man am Schluss fragen: «What men mit dem Posaunisten Nick Gutersohn, dem einem Loop zum Fenster für das gemeinsame freie about this, Mr. Blacher?» und darf durchaus er- E-Bassisten Jan Schlegel und dem Schlagzeuger Spiel wird. Manchmal schreibt sie aber auch auf warten, dass er zustimmend genickt hätte. «Ein Marco Käppeli. Gerade für einen ausgefuchsten Basis eines Blacher-Stücks ein neues Thema. Komponist soll im Grunde schreiben, was ihm Rhythmiker wie Käppeli waren diese vertrackten Spass macht», sagte er einmal. «Dabei gibt es Metren ein gefundenes Fressen, aber es bedurfte Vielleicht ist es ein gewisser Vorteil, dass uns viele Arten von Musik, leicht und schwer fassliche, schon einiger Proben, bis diese manchmal sperri- Blachers Musik nicht so sehr im Ohr liegt wie jene rein unterhaltende und experimentelle. Es gibt gen, manchmal so lustvoll-schrägen Stücke sas- Saties, Bartóks und Messiaens. Sie ist unbelasteter Komponisten, die nur den einen oder den anderen sen und dann 2016 für die CD «Oktopus» aufge- – und damit offener für Veränderungen. idée manu Weg gehen. Das ist im Grunde eine Frage der nommen wurden. Seither hat das Ensemble das entfernt sich zum Teil weit von den Originalen. Um schicksalhaften ‹Bestimmung›. Und es gibt wieder Programm immer wieder aufgeführt und ausge- an Blacher als Bezugspunkt zu erinnern, hat Manu- andere – zu ihnen rechne ich mich selbst –, die, feilt. Nun kommt es damit nach Schaffhausen. ela Keller auf der CD drei der Préludes im Original je nachdem, wie es ihnen Vergnügen macht, bald eingespielt, und sie streut sie jeweils auch in den auf diese und bald auf jene Art komponieren, die Für die Arbeit musste Manuela Keller ihre an Bar- Konzerten ein. Sonst jedoch wird seine Musik in also gleichsam ‹zweigleisige› Musik machen. Die tók oder Messiaen erprobte Arbeitsweise verän- den Improvisationen in andere Gewässer getrieben. Hauptsache ist nur, dass sie auf ihre Art gut ist.» dern, denn Blachers Musik ist äusserlich karger Deshalb tragen die Stücke neue Namen aus der und strenger umrissen. So greift sie Vorlagen auf, Welt der Meeresgetiere. Die Seenadel trifft da auf Thomas Meyer ist freischaffender Musikwissenschaftler verändert sie harmonisch, agogisch, in der Phrasie- die Anemone, der Krebs auf Zitteraal und Oktopus, und Essayist, tätig für SRF2 Kultur, das Musikfestival rung und vor allem formal. Meist erklingen die Carcharodon, Dugong und Sberk sind auch dabei. Bern, das Festival Neue Musik Rümlingen, die Musik- Originale zunächst einmal in ihrer «realen» Ge- Diese Lebewesen verfügen teilweise über erstaun- hochschule Luzern und diverse Zeitschriften, Rund- stalt, dann werden sie in der Visation weiterentwi- liche Techniken, sich zu tarnen und zu verwandeln. funkantstalten und Konzertveranstalter. 30 Schaffhauser Jazzfestival Samstag, 25. Mai Kulturzentrum Kammgarn

Türöffnung 19.30 Uhr 21.15 Uhr Raphael Walsers GangArt 20.15 Uhr Migros-Kulturprozent fördert den Schweizer Jazz Taïga Niculin Janett asax Matthieu Michel flh Ganesh Geymeier tsax Marc Méan p, synth Marc Méan p Fabien Iannone b, synth Raphael Walser b, comp Valentin Liechti dr, electronics Jonas Ruther dr Utopie und Dystopie Freiheit und Wurzeln Keine Angst: Mit dem Quartett Taïga hat sich Raphael Walser wuchs mit Schweizer Volksmusik Marc Méan nicht die Vertonung des Konsalik- auf. Er geht gerne in die Berge und fühlt sich dort Bestsellers «Liebesnächte in der Taiga» vorge- frei. Raphael Walser ist aber auch Jazzbassist. Für nommen. Vielmehr geht es ihm darum, die Zuhö- seine Band GangArt hat er ein neues Programm rerinnen und Zuhörer in zugleich verzückende und komponiert, das Bezug nimmt auf seine Wurzeln verwirrende Klangwelten zu entführen, die so- und seine Freiheitsliebe: «Zwischen Grund und wohl über ein utopisches als auch ein dystopi- Grat». Er hat damit so etwas wie das helvetische sches (also anti-utopisches) Potenzial verfügen. Gegenstück zu Charles Mingus’ Album «Blues and Letztlich haben wir es mit musikalischer Meta- Roots» geschaffen, also keinen heimeligen Folklo- physik mit Science-Fiction-Elementen zu tun. re-Jazz, sondern emotional vibrierenden Contem- porary Jazz. Unter den Stücken, die sich Méan für Taïga aus- gedacht hat, gibt es eines, das den Titel «Stalker» Neben unprätentiösen Bearbeitungen schweizeri- trägt: Damit wird auf ein dystopisches Meister- scher Volkslieder aus archaischen Zeiten stossen werk des russischen Filmregisseurs Andrei Tar- Foto: Céline Michel wir in diesem Programm auf drei Stücke, für die kowski verwiesen, dessen rätselhafte Atmosphäre sich Walser vom berühmten Alpentriptychon (La sich zwischen Traum, Melancholie und Pathos vita – La natura – la morte) des Malers Giovanni bewegt. Méan ist nicht der erste Musiker, der sich Segantini inspirieren liess, das im Segantini Muse- vom Film «Stalker» zu einem Stück inspirieren um in St. Moritz hängt. Segantini starb 1899 auf liess; als Vorläufer können etwa die Dresdner dem Schafberg oberhalb von Pontresina. Seine Neofolker Darkwood mit dem Song «Room of the letzten Worte waren: «Voglio vedere le mie mon- Innermost Wishes», die norwegische Band The 3rd tagne» (ich möchte meine Berge sehen). Walser and the Mortal mit dem Stück «Stalker» sowie sagt: «Per Zufall bin ich in Romanform auf eine Björk mit «The Dull Flame of Desire» gelten. Segantini-Biografie gestossen. Beim Komponieren habe ich jeweils Bilder im Kopf. So war es für mich Der Gegensatz zwischen Utopie und Dystopie naheliegend, das Alpentriptychon zum Ausgangs- setzt sich in Méans Musik im Gegensatz zwischen punkt für drei Stücke zu nehmen. Dabei bin ich akustischen und elektronischen Instrumenten von den Stimmungen ausgegangen, die die Bilder fort. Damit knüpft er gewissermassen an Wayne in mir auslösten. Die Titel der Bilder spielten Shorter an, der in der zweiten Hälfte der 1980er- ebenfalls eine Rolle, es geht um den Lebenskreis- Jahre mit der Albentrilogie «Atlantis», «Phantom lauf.» Was Walser mit Mingus verbindet, ist nicht Navigator» und «Joy Ryder» ein ebenfalls stark nur die Tatsache, dass er als komponierender von Science-Fiction geprägtes elektro-akusti- Bassist eine Band leitet, sondern auch die hohe sches Musikuniversum schuf. Der «Lonesome Wertschätzung spontaner Kreativität. In Walsers Traveler» im Quartett Taïga ist der Flügelhornist Musik findet die Improvisation nicht in kleinen Matthieu Michel, der mit Jahrgang 1963 auch als Nischen statt, sondern in grossen Räumen. Diese «Elder Statesman» der Band gelten darf. Michel Grosszügigkeit zeigt sich auch in der rhythmi- zählt zu den ganz Grossen unter den Blechbläsern schen Gestaltung: Walser und der kongenial mit des Jazz, sein Spiel zeichnet sich durch Emphase, ihm interagierende Schlagzeuger Jonas Ruther Empathie, Virtuosität und ein hohes Mass an orientieren sich nicht an den eng gestrickten melodischer Anmut aus. Michel gehörte zu den Rasterfahndungs-Grooves der Odd-Meter-Präzisi- herausragenden Solisten des Vienna Art Orchest- onsfetischisten. Sie gestalten längere Energiebö- ra, hat aber auch sehr intime Duo-Alben aufge- gen, wodurch der Rest der Band ein hohes Mass nommen; er ist auf über 350 Alben zu hören. an Phrasierungsfreiheit erhält. marcmean.com raphaelwalser.ch Schaffhauser Jazzfestival 31

22.15 Uhr Aksham

Elina Duni voc David Enhco tromp Marc Perrenoud p Florent Nisse b Fred Pasqua dr Gänsehautgarantie Die Musik des schweizerisch-französischen Quin- tetts Aksham (Abendgebet) oszilliert auf unge- mein faszinierende Weise zwischen romantischer Emphase und atmosphärischer Fragilität. Die aus Albanien in die Schweiz ausgewanderte Sängerin Elina Duni und der Trompeter David Enhco bilden ein musikalisches Liebespaar, das von Marc Perrenoud (Klavier), Florent Nisse (Bass) und Fred Pasqua (Schlagzeug) abwechslungsweise auf Händen getragen, sanft geschaukelt und heftig durchgeschüttelt wird.

Eher ironisch gestimmte Zeitgenossen mögen sich fragen: Wird da nicht etwas gar stark mit Elemen- ten des Kitschs geliebäugelt? Kitsch hin oder her: Wie die Band die aus vielen verschiedenen Quellen gespeiste Musik an die Grenze zum Verstummen führt, um sie dann langsam wieder aufblühen zu lassen, ist einfach hinreissend. Hier wird derart feinfühlig mit Gefühlsnuancen hantiert, dass Foto: Lili Roze selbst hartgesottene Ironikerinnen eine Gänse- haut bekommen dürften.

Mit ihren Aufnahmen für die international renom- mierte Edition of Contemporary Music (ECM) hat Elina Duni den Durchbruch zu einem grossen Foto: Ursina Giger Publikum geschafft, bei Auftritten in ihrem Hei- matland Albanien wird sie regelrecht gefeiert; ihrem Gesang wird «wärmende Melancholie» und «aufrichtige Menschlichkeit» attestiert.

Eine Entdeckung fürs Schweizer Publikum dürfte der 1986 in Paris geborene Trompeter David Enhco sein, dessen Spiel auf ungemein geschmeidige Weise zwischen Sanftmut und Strahlkraft oszil- liert. Vom Genfer Pianisten Marc Perrenoud gibt es eine Reihe hinreissender Trio- und Solo-Auf- nahmen, auf denen er nicht zuletzt durch harmo- nische Raffinesse und melodiöse Anmut besticht. Florent Nisse und Fred Pasqua zählen in Frank- reich zum erlauchten Kreis der äusserst gefragten Begleitmusiker – zu ihren bisherigen Arbeitgebern zählen u.a. Michel Portal, Emile Parisien, Glenn Ferris, Didier Lockwood, Joachim Kühn und Em- manuel Bex. elinaduni.com/aksham 32 Schaffhauser Jazzfestival

Samstag 25. Mai, 20.15 Uhr Taïga

Die Klangwelten des Marc Méan Der Westschweizer Pianist Marc Méan hat sich leise, aber unbeirrt auf den Weg gemacht. Noch ist er jung, 35 Jahre alt, aber mit seiner Band Taïga hat er schon einen unverwechselbaren Sound entwickelt. Es lohnt sich, mit ihm auf Reisen zu gehen.

Von Yvan Ischer Boéland Marc Méan ist ein richtiger Boéland, wie die Bewohnerinnen und Bewohner von La Tour-de- Peilz heissen. Das Wort kommt vom Verb «boéler», was im Walliser Dialekt «laut sprechen» bedeutet. Diese Eigenschaft der Leute von La Tour-de-Peilz Foto: Romain Iannone mag für Marc Méan zwar nicht besonders zutref- fen, ein Boéland ist er trotzdem. Hier, am Genfer- see zwischen Vevey und Montreux, verbrachte er eine schöne Kindheit und durfte, wie seine drei Geschwister, ein Instrument lernen. Auf die Frage ausgezeichnete Idee, zumal Marc Méan, der ge- In Lausanne nach der Wahl antwortete der kleine Marc mit steht, etwas hyperaktiv zu sein, als Schlagzeuger Als sich am Ende des Gymnasiums die Frage nach «Schlagzeug», was er, angesichts der zerknirsch- wohl etwas dominant gewesen wäre. der Zukunft stellte, erwog Marc Méan, sich an der ten Mienen seiner Eltern, dann freundlicherweise EPFL, der Westschweizer ETH, für ein Studium in «Klavier» korrigierte. Letztlich war das eine Nach den Anfängen in der klassischen Musik, die irgendwo zwischen Elektrotechnik und Tonakustik er mochte, erweiterte Méan seinen Horizont. Er einzuschreiben. Aber sein Klavierlehrer ermunter- Marc Méan hat eine enorme begann, dank des grossen Thelonious Monk, den te ihn, die Aufnahmeprüfung für ein Klavierstudi- Begabung, Noten zu lesen und er im Schallplattenregal seiner Eltern entdeckt um zu absolvieren – «einfach mal, um zu schau- ab Blatt zu spielen. hatte, das Land des Jazz zu erkunden. Zum Glück en». Méan folgte dem Rat – und liess sich, als er unterstützten ihn seine Lehrer dabei; sie unter- bestanden hatte, von der Idee packen. Er schrieb richteten ihn, ohne ihn auf eine musikalische sich an der EJMA ein, der Hochschule für Jazz und Stilrichtung festzulegen. Marc Méan war zwar zeitgenössische Musik in Lausanne, gönnte sich «nicht der fleissigste Schüler» (er blieb bei aller aber vorher ein Sabbatical, um sich ganz dem Musik auch Kind und tat all die Dinge, die Kinder Klavier zu widmen und für einige Zeit «wirklich so tun und spielte zum Beispiel Fussball bei CS Musik zu machen». «Danach», sagt Marc Méan La Tour), aber es ging mit ihm prestissimo voran. lächelnd, «war es unmöglich, aufzuhören.» Er hatte und hat eine enorme Begabung, Noten zu lesen und ab Blatt zu spielen. So liess er sich Denn in diesen Monaten erlebte Marc Méan immer mehr auf sein Instrument ein, um schliess- einige prägende Dinge. Dazu gehörte ein Improvi- lich am Konservatorium von Montreux beim sationsworkshop «Grand Eustache» des Kontra- Jazzpianisten Thierry Lang Unterricht zu nehmen. bassisten Popol Lavanchy und des Posaunisten Jean-François Bovard alias Bobo. Die Bezeich- nung geht auf die legendäre «Compagnie d'Eustache» der 90er-Jahre zurück, auf die «Le Grand Eustache», ein Orchester mit rund 30 Musikerinnen und Musikern, folgte. Hier, unter der freundlichen Fuchtel von Popol und Bobo, Der Lehrer von Marc Méan in lernte Méan zuzuhören und sich von musikali- Shanghai zeigte ihm bei jeder schen Klischées zu befreien. Das hinterliess bis Sitzung ein Bild, zu dem er heute Spuren: Als ich mich im Februar 2019 mit spielen sollte. ihm treffe, trägt er einen Bart und eine gestrickte Mütze. Ich sage, dass das ganz nach Popol aus- sehe, dieser Look. «Da hast du wohl recht», entgegnet er, «aber dieses Käppchen ist einfach sehr angenehm.» Vielleicht hält es die musikali- schen Ideen warm, die ihn umtreiben.

Neben Popol und Bobo war es auch der Pianist Emilien Tolck, dank dem er viel neue Musik ent- deckt habe, vor allem Klaviermusik, erzählt Marc Méan. Wichtig sei es zudem gewesen, in Bands zu Foto: Véronique Wavre spielen, im Gymnasium bereits und auch noch Schaffhauser Jazzfestival 33 heute. «Ich fand das immer magisch», sagt er. zur Musik. Sie ist völlig anders als was Méan men. Was macht Kultur aus? Heute sehe ich, dass Während des Studiums gründete Méan ein Quar- damals kannte – vielleicht auch, weil Kreativität das lebendige Dinge sind, die man pflegen und neu tett, in dem auch der Saxofonist Jon Boutellier nichts ist, was die chinesische Regierung fördert. gestalten muss.» 2016 tat sich Marc Méan wieder mitwirkte, der heute in Paris lebt und einer der «Es gibt viele Amerikanerinnen, die in Shanghai mit Luca Manco, Laurent Méteau und Gabriel Antreiber in der «Amazing Keystone Big Band» ist. Musik machen. Aber ich wollte mit Einheimischen Goumaz zur Rockband «Service Fun» zusammen. Mit seinen Freunden spielte der Pianist die unter- spielen, die für Experimente offen waren. Ich Warum die Band entstand, darüber gibt ihre Web- schiedlichsten Repertoires und erlebte eine Zeit habe sie, nach langer Suche, gefunden. Es war site launige Auskunft: «Wir Jungs aus Vevey, Jahr- voller «Erfahrungen, Freude und Freundschaft». toll, mit ihnen zu improvisieren.» So begegnete gang 1985, lieben Chips, Basketball und Karten- Marc Méan auch der traditionellen chinesischen spiele. Goumaz, Manco, Méan und Méteau bringen Auf Reisen Musik und belegte einen wöchentlichen Kurs bei die Dinge gerne durcheinander. Im Afro-Beat Aber Marc Méan ist ein Musiker, der gerne aus- einem Pianisten. Dieser zeigte ihm bei jeder kochen wir auch mal eine Saucisson mit, nehmen bricht, alte Pfade verlässt. Er reist viel und lässt Sitzung ein Bild, zu dem er spielen sollte – jede Harissakraut und Sahnekohl dazu und umgeben sich auf andere Lebens- und Denkweisen ein. «Ich Note, jede Absicht, jede Regung kann Teil einer alles mit Brutalorock und den sensorischen Ver- mag es, mich in einen ganz anderen Kontext zu Geschichte sein, welche zu Musik wird. «Manch- führungen eines Grappa.» Was für ein delikater stellen, ungeschützt zu sein, nicht zu wissen, wie mal war der Wind in den Blättern Teil dieser Tagesteller! die Dinge überhaupt funktionieren», sagt er. Geschichte, manchmal ein Befehl des Kaisers Darum ging er zum Studium nach Dänemark, froh, oder sonst etwas. Irgendwann lernte ich die Taïga dass alle gut Englisch sprachen, weil «Dänisch Erzählungen aus der Tang-Dynastie kennen, Im gleichen Jahr wie Service Fun entstand auch eine nicht allzu einfache Sprache ist.» Das Ausbil- wunderbare Geschichten, die schwierig zu ent- das Quartett Taïga, das am Schaffhauser Jazz- dungsprogramm war stark individualisiert: Jede schlüsseln, zu interpretieren sind.» Wenn Marc festival auftreten wird. Mit dabei ist ein alter Studentin verfolgte ein eigenes Projekt und wurde Méan von diesen Dingen erzählt, spürt man, dass Bekannter von Marc Méan, ein Musiker mit einem von Dozierenden betreut, die nicht unbedingt das sie ihn noch immer faszinieren. unvergleichlichen Klang, der Trompeter Matthieu eigene Instrument unterrichteten. So bekam Marc Michel. Méan hatte ihn in verschiedenen Projek- Méan es mit einem Schlagzeuger und einem Saxo- Aber so wichtig diese an Meditationen erinnern- ten kennengelernt und sagt: «Ich habe bei ihm in fonisten zu tun. den Erfahrungen waren, und so sehr man auch Lausanne studiert und spielte später in Heiri Spuren davon in der Musik des Pianisten hören Känzigs Gruppe Buenos Aires mit ihm zusammen. Später reiste er, mit der Unterstützung von Pro mag, die meditativ und nachdenklich sein kann: Es war jedes Mal ein enormes Vergnügen. Es ist Helvetia, nach Shanghai, um erneut in eine ganz Marc Méan war schon immer einer, der eher lang- für mich sehr wichtig, wieder mit Matthieu Michel andere Welt einzutauchen. «Shanghai ist … sam war und sich Zeit nahm. «Das ist eine Eigen- zu spielen.» Als er ihn vor drei Jahren angerufen Shanghai!», sagt Marc Méan, «ein anderer Planet, schaft, die ich schon in Dänemark entwickelte; und seinen Wunsch geäussert habe, sagte Michel aber ich habe sie in Shanghai vertiefen können. rasch zu. «Ich war überglücklich darüber, denn mir «Ich mag den Minimalismus in Ich habe gelernt, dass ich warten darf und nicht ist völlig klar, dass er nicht jede Anfrage positiv der Musik von Marc Méan, sie ständig in Aktion sein muss.» beantwortet – er ist ein so grossartiger, weither- ist diskret und anspruchsvoll um gefragter Musiker.» Dass diese Zuneigung – wie Klangforschung.» Zurück zu den Ursprüngen gegenseitig ist, zeigt ein SMS, das Matthieu Matthieu Michel Schliesslich endete die Reise von Marc Méan Michel mir auf meine Nachfrage hin schickte. wieder bei seinen Freunden aus der Kindheit, in Darin heisst es: «Als ich Marc das erste Mal eine andere Kultur, eine der grössten Städte der seiner Heimat. «Ich denke, je mehr wir reisen, unterrichtete, sah ich sofort, dass er sehr talen- Welt! Du triffst dort ein und fühlst dich wie eine desto mehr erkennen wir, welches unsere Identi- tiert war – so gut waren die Fragen, die er stellte, kleine Ameise im Ameisenhaufen.» Aber wieder tät ist», sagt er. «Mich hat die Frage immer faszi- und so gut spielte er bereits! Ich sagte sofort zu, entstanden Kontakte, knüpfte er Verbindungen niert, wie der Ort uns prägt, vom dem wir herkom- als er mich anrief und die Namen der beiden wei-

Foto: Marc Méan Leisten Sie sich eine eigene Meinung.

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teren Musiker in Taïga nannte! Ich mag den Mini- malismus in seiner Musik, sie ist diskret und anspruchsvoll – wie Klangforschung. Marc ist ein wunderbarer Komponist.»

Die beiden anderen Musiker in Taïga sind Valentin Liechti am Schlagzeug und Fabien Iannone am Bass. Auch über sie ist Marc Méan voll des Lobes: «Valentin Liechti ist ein Schlagzeuger, mit dem ich schon seit einiger Zeit zusammen spiele und der einige weitere Fähigkeiten besitzt: Er ist auch Toningenieur und produziert elektronische Musik. Er hat die Aufnahmen für die jüngste Schallplatte Sea Salt gemischt und weiss, wie man gute Arran- gements gestaltet, auch spontan, in der Improvi- sation. Zudem setzt er auch elektronische Geräte ein und erweitert seinen Sound. Ich liebe das.» Nicht weniger lobt Marc Méan den Kontrabassis- ten Fabien Iannone, der in der Westschweiz seit einigen Jahren enorm gefragt ist. Méan kennt ihn schon lange, Iannone stammt aus Saint-Pierre- de-Clages, 60 Kilomenter von La Tour-de-Peilz entfernt. Auch er beschäftigt sich gerne mit elektronischen Geräten, die er sammelt und an denen er rumbastelt, und er liebt den Klang aus den 70er- und 80er-Jahren. «Fabien ist ein sehr kreativer Bassist mit immer neuen, überraschen- den Ideen; zugleich bringt er viel Stabilität und Ruhe in die Band. Wenn ich ihn beschreiben müss- te, würde ich sagen: Er ist jemand, der sogar mit Pantoffeln Fussball spielen kann.» Das Leben neben der Musik Die Kompositionen von Marc Méan basieren in der Regel auf klaren und eingängigen Formen, sind melodisch und harmonisch transparent und erzäh- len meist eine Geschichte. Sie lösen Bilder aus und nehmen die Zuhörerinnen auf eine Reise mit. Aber wenn in der Probe einer der Musiker Ände- rungen vorschlägt, setzt Méan sie gerne um; sie müssen einfach besser klingen.

Und wenn er keine Musik macht, was macht Marc Méan dann? Seit zwei Jahren ist er Vater und er kocht gerne. «Ich bin ein Liebhaber der chinesi- schen Küche, aber ich habe auch Spass daran, einen guten Coq au vin zuzubereiten!» Und mit seinem Sohn lässt er sich gerne wieder auf die Musik ein und singt mit ihm. Dann komme es manchmal vor, dass sein Sohn auf einer kleinen elektronischen Tastatur Dinge spiele, wie er sie noch nie gehört habe. «Das ist manchmal so schön, man müsste es aufnehmen!»

Yvan Ischer ist Musiker und Leiter der Abteilung Jazz des Westschweizer SRF (RTS). Übersetzung: Daniel Fleischmann Foto: Marc Méan 36 Schaffhauser Jazzfestival Sorell Hotel Rüden Freitag, 24. Mai, 20.30 Uhr

Daniel Schnyder – Händel in Harlem Daniel Schnyder sax viol Stefan Schulz b.tomb Samstag, 25. Mai, 20.30 Uhr

Daniel Schnyder – Worlds Beyond Daniel Schnyder sax Stefan Schulz b.tomb Marcin Grochowina p Spiel ohne Grenzen Daniel Schnyder, 1961 in Zürich geboren und seit vielen Jahren in New York wohnhaft, gilt als musikalischer Grenzgänger par excellence. Doch eigentlich passt der Begriff Grenzgänger nicht zu ihm, gibt es für ihn doch gar keine Grenzen in der Musik. So zählen zu seinem imposanten Œuvre zahlreiche Werke, die sich durch eine absolut ungezwungene Synthese diverser Genres aus- zeichnen. Zu nennen wäre da beispielsweise das Geigenkonzert «Mozart in China», ein Arrange- ment der Rolling-Stones-Nummer «Sympathy for the Devil» oder die Oper «Charlie Parker’s Yard- bird», die 2016 im Apollo Theater im Stadtteil Harlem in New York aufgeführt wurde (früher feierten hier afro-amerikanische Musikerpersön- lichkeiten wie Ella Fitzgerald, Nat King Cole oder James Brown Triumphe). Neben Werken für grosse Klangkörper widmet sich Schnyder auch immer wieder der Kammermusik: Hierbei geht es ihm häufig um Begegnungen zwischen Komposition und Improvisation, schliesslich ist er nicht nur als Komponist im stillen Kämmerlein tätig, sondern auch als Turbo-Saxofonist im Rampenlicht. Foto: Thomas Cugini

Dieser Aspekt seines Schaffens wird auch bei seinen zwei Auftritten in Schaffhausen zu erleben sei, einerseits mit dem Programm «Händel in Harlem», andererseits mit dem Trio «Worlds Beyond». Händel war natürlich nie in Harlem, aber er hat es immerhin von Halle nach London ge- schafft. Bei seiner Premiere wurde Schnyders Händel-Programm folgendermassen angekündigt: «Barocke Musik in den Händen von Musikern, die mit ihrer champagnerperlenden Geläufigkeit die Kammermusik Händels herausführen aus dem Sperrbezirk musikalisch-religiöser Feierstunden.» Und mit «Worlds Beyond» begibt sich Schnyder auf eine extrem abwechslungsreiche musikalische Weltreise und lässt dabei seiner schier unbegrenz- ten Fantasie freien Lauf. danielschnyder.com

Daniel Schnyder: Worlds Beyond Foto: Thomas Cugini Schaffhauser Jazzfestival 37 TapTab Freitag, 24. Mai, 22.00 Uhr Round Midnight: Raphael Jost Standards Trio

Raphael Jost voc, p Raphael Walser b Jonas Ruther dr danach Philipp Albrecht aka DJ Doublechin Great American Songbook Obwohl sie jahrzehntelang das Rückgrat des Jazz-Repertoires bildeten, bekommt man Stücke aus dem Great American Songbook heutzutage an Jazzfestivals nur noch selten zu hören. Die grosse Samstag, 25. Mai, 22.00 Uhr Mehrheit der Musikerinnen konzentriert sich lieber The Club: Liun + The Science Fiction Band auf Eigenkompositionen. Eine Ausnahme bildet der Sänger und Pianist Raphael Jost. Bei seinen Lucia Cadotsch aka Liun voc, synth wunderbar unterhaltsamen Auftritten hat man Wanja Slavin synth manchmal das Gefühl, einer Reinkarnation des Dan Nicholls keys begnadeten Jazz-Entertainers Bobby Short zu Ludwig Wandinger dr lauschen. Der 2005 verstorbene Short trat mit seinem Trio fast vierzig Jahre lang im mondänen danach Afterparty mit Dj Ben I Sabbah, co-powe- Café Carlyle in New York auf, wo er das Publikum red by Radio Rasa nicht nur mit seinem Gesang, sondern auch mit seinem fantasiereichen Klavierspiel zu unterhal- Ausgetüftelt ten pflegte. Dabei wurde er von Beverly Peer und Lucia Cadotsch hat in Berlin den richtigen Nähr- Dick Sheridan kongenial begleitet. boden für die Umsetzung ihrer musikalischen Foto: Lucia Cadotsch Visionen gefunden. Diese Visionen bewegen sich Was Peer und Sheridan für Short waren, das sind auf ungemein faszinierende und vielschichtige Raphael Walser und Jonas Ruther für Jost: Weise zwischen der Jazztradition und der urbanen Gemeinsam bilden sie ein entspannt swingendes schliesslich handelt es sich um alles andere als Dancefloor-Electronica-Szene. Nach Speak Low Piano-Trio. Das Great American Songbook enthält banale Ohrwürmer, ihre Texte verfügen über (mit diesem Trio trat sie vor drei Jahren in Schaff- in erster Linie Songs aus der ersten Hälfte des 20. wesentlich mehr Tiefgang als der juvenile hausen auf), Yellow Bird sowie Schneeweiss + Jahrhunderts. Zur Sammlung haben unzählige Rock’n’Roll. David Raksin, dem wir das sinnliche Rosenrot präsentiert die umtriebige Sängerin nun Künstler beigetragen – genannt seien hier nur Titelstück des Film Noir «Laura» verdanken, sagte mit Liun + The Science Fiction Band ein neues George Gershwin, Cole Porter, Irving Berlin, über den Rock’n’Roll: «Meist heisst es schon in der Projekt, das sie gemeinsam mit Wanja Slavin, der Richard Rodgers und Jerome Kern. Dank Louis ersten Strophe acht Mal Baby, und auch der Rest bisher in erster Linie als furioser Saxofonist auf- Armstrong wurden Great American Songs auch im ist unsäglich repetitiv. Die Phrasen sind völlig horchen liess, ausgetüftelt hat. Wobei ausgetüf- Jazz populär, allerdings zumeist in instrumentalen zerrissen. Sie klingen, als hätte man sie für einen telt in diesem Zusammenhang wirklich das einzig Versionen. Durch den Erfolg von Crossover-Stars Sänger geschrieben, der gerade ein Klavier zehn richtige Wort ist, haben sich doch Cadotsch und wie Diana Krall oder Jamie Cullum fanden diese Stockwerke hinaufgeschleppt hat.» Slavin 2012 drei Monate lang in einer Waldhütte Songs in letzter Zeit wieder vermehrt Gehör – raphaeljost.ch verschanzt, um Aufnahmen zu machen, die zwar zuerst einmal zu nichts Konkretem führten, ihnen aber die Ohren für neue Perspektiven öffneten. Und so entstand nach und nach «Synthpop für die Menschen von übermorgen» (Francesco Wilking).

Die Webpage jazzradio.de berichtete von einer Premiere, die mit «tosendem Applaus und Zuga- be-Rufen» endete und charakterisiert die Musik folgendermassen: «Der Mix aus Synthesizerklän- gen, orchestralen Arrangements und Lucia Cadotschs wunderbarer Stimme vereint Pop mit Science Fiction und zollt dabei ihren Idolen Nofre- tete, Scarface, Peter Greenaway, Kiddo, Nina Simone und Alfred Schnittke Tribut.» Wir haben es also mit einer Musik zu tun, die eine hohe Spannung erhält durch die furchtlose Montage von Gegensätzen. Mit anderen Worten: Cadotsch und Slavin vereinen Exzentrik mit Pop-Appeal, Ausgefreaktes mit Eleganz, halsbrecherische Breaks mit tanzbaren Beats. Slavin sagt: «Ich bin ein Sammler. Es gibt keinen Stil, den ich bevorzu- ge. Es geht mir weniger um das Material oder die geschmackliche Einordnung, sondern um die Art, wie man es spielt.» Und diese Art wurde in seinem Fall von der Süddeutschen Zeitung als «zwischen Genie und Wahnsinn» beschrieben. Foto: Nadine Wiederkehr luciacadotsch.com 38 Schaffhauser Jazzfestival

Donnerstag, 23. Mai, 18.00 – 23.00 Uhr Freitag und Samstag, 24. und 25. Mai, 17.00 – 23.00 Uhr Kammgarn West Zwischen Kalkül und Zufall Ein Künstler – ein Musiker – ein Filmer – ein Raum

Film-Essay über Beat Zoderer und Nik Bärtsch Der Regisseur Jürg Egli hat einen Film über den Künstler Beat Zoderer gedreht. Aber statt erklärenden Worten hört man eine 65-minütige Klavierimprovisation von Nik Bärtsch – ein wunderbar stilles, inniges Kunsterlebnis!

Von Daniel Fleischmann

An Samstag, 3. November 2012 schiebt Urs Abschnitt Nr. 1 2002 Acryllack auf Holz. Bachmann, Gebr. Bachmann-Pianos, einen Steinway-Konzertflügel ins Atelier des Künstlers Beat Zoderer. Tags darauf setzt sich der Pianist geworfene oder überflüssig gewordene Materiali- hören ist. «Samuel Weniger hat den Film auf die Nik Bärtsch an das inzwischen gestimmte Instru- en, die Zoderer neu zusammensetzt und oft hu- Improvisation von Nik Bärtsch montiert», sagt ment und beginnt, nach einigen Minuten der morvoll bricht. Die Filmaufnahmen zeigen ihn bei Jürg Egli, «das ist ungewöhnlich. Zuerst die Musik, Konzentration, mit einer 65-minütigen Improvisa- der Arbeit im Atelier, in Werkhallen, bei der Mon- dann die Filmmontage. Der Film hat rund 3300 tion. Die einzigen Zuhörer im Raum sind Beat tage, im Gespräch mit anderen Menschen, auf Schnitte, das ist etwa fünfmal mehr als in einem Zoderer, der Schablonen-Aquarelle malt, und drei Reisen. Sie geben einen Einblick in die Herstellung, normalen Film dieser Länge. Sie folgen zuweilen Kameramänner. Am Ende umarmen sich der Musi- Gestalt und Schönheit der von Zoderer geschaffe- dem Rhythmus der Musik, zum Beispiel während ker und der Maler, und das Piano wird gleichen- nen Werke. Zudem werden private Reiseaufnah- einem perkussiven Crescendo von Bärtsch, wo tags wieder abtransportiert. men gezeigt, für die Jürg Egli eine digitale Loch- alleine 2438 Schnitte, immer rasender werdend, kamera entwickelt hat. Ihre grobkörnigen Bilder auf 14 Minuten verdichtet sind.» Ich skizziere euch etwas, im Kopf verleihen den gefilmten Szenen eine entrückte, macht ihr es perfekt. unwirkliche Aura. Die Zusammenarbeit zwischen Jürg Egli und Nik Beat Zoderer, Skizzenbuch VII, 1992 Bärtsch kam auf ähnliche Weise zustande wie Mir ist kein Material heilig. jene mit Zoderer: «Ich entdeckte Nik Bärtsch vor Dieses erlesene Konzertereignis bildet die Mitte Aber alles ist selig. zehn Jahren und schlug ihm bald einmal vor, seine eines Films, der am Festival International du Film Skizzenbuch II, 1984 Musik in Videoclips festzuhalten. Ich wollte dafür sur l’Art in Montreal von 2018 den ersten Preis in kein Geld; ich hatte einfach Lust, mit ihm zusam- der Kategorie Winner Best Essay gewonnen hat. Viele dieser Aufnahmen wirken wie Antworten menzuarbeiten.» Mit der Pianoimprovisation im Sein Thema sind die Kunst von Beat Zoderer und auf die Musik, die während des ganzen Filmes zu Atelier von Beat Zoderer zeigte sich Nik Bärtsch die Musik von Nik Bärtsch, beides international erfolgreiche Künstler. Autor des Filmes ist Jürg Egli, der mit den beiden befreundet ist. «Ich kenne Beat Zoderer seit 1985, als wir bei Peter Jenny, Professor für Bildnerisches Gestalten an der Architekturabteilung der ETH Zürich, assistierten. Wir kommen aus der gleichen Ecke, wir beide haben Hochbauzeichner gelernt.» Jürg Egli hat Beat Zoderer 2008 anlässlich der Ausstellung «New Tools for Old Attitudes» zum ersten Mal gefilmt – «ich war überrascht von der subversiven Leichtigkeit dieser Werke», erinnert sich Egli – und hat ihn seither immer wieder begleitet. 2014 hatte er die Idee, mit dem Material, das inzwi- schen auf rund 80 Stunden angewachsen war, ein Porträt zu gestalten.

Der Film gibt Einblick in das Schaffen von Beat Zoderer, der Installationen, Skulpturen, Wand- objekte, Papierarbeiten und Collagen gestaltet. Ein wichtiger Zugang für den Künstler sind weg- Merker Areal Baden. Schaffhauser Jazzfestival 39

Nik Bärtsch, Beat Zoderer, Samuel Weniger und Jürg Egli. für diesen Austausch erkenntlich. Die einstündige Improvisation ist typisch Bärtsch: eine repetitive, fliessende Musik, die sich in Nuancen bewegt und dabei einen Sog entwickelt, dem sich kaum ein Zuhörer entziehen kann. Bärtsch spielte im Rah- men der Blue-Trilogie auch schon 36 Stunden am Stück.

Nur das Schiefe vermittelt die Tiefe Skizzenbuch X, 2002

Die Musik von Nik Bärtsch ersetzt jegliche Erklä- rung, der Film kommt ganz ohne Sprache aus, auch wenn da Menschen sind, die wir sprechen sehen (wer sie hören will, dem steht unter zoderer.ch ein Audioblog zur Verfügung). Dadurch Beat Zoderer im Atelier, Spinnerei Wettingen. ist statt eines Dokumentarfilms ein Künstleressay entstanden, ein radikales Porträt, wie es vielleicht nur entstehen kann, wenn keine Filmförderung Die Spielzeiten von Bedingungen stellt. An den Festivals in Locarno, Zwischen Kalkül und Zufall Nyon oder Solothurn wurde das Werk abgelehnt, und im Kino hat der Film, abgesehen von Montre- Donnerstag, 23. Mai al, nur einige Hundert Leute angezogen. Allzu sehr 18.00 Uhr bewegt sich das Werk zwischen den Genres, ist Eröffnungsprojektion Film – Ausstellung Beat es, wie das Werk von Zoderer und die Musik von Zoderer Bärtsch, eindringlich, entgrenzt. 19.15 Uhr Podium mit Beat Zoderer, Jürg Egli und Samuel Genau damit passt der Film zum Schaffhauser Weniger. Moderation: Christian Wäckerlin Jazzfestival. Die Projektion wird im 3. Stockwerk anschliessend Filmvorführung und Ausstellung der räumlich überwältigenden Kammgarn West 20.00 Uhr und 21.30 bis 23.00 Uhr gezeigt, zusammen mit einer Ausstellung von Werken von Beat Zoderer, die der Künstler speziell Freitag und Samstag, 24. und 25. Mai für diesen Ort zusammenstellt. Die Besucherinnen Durchgehende Ausstellung und Filmvorführung können dem Film auf Stühlen sitzend folgen, sie ab 17.00 / 18.30 / 20.00 / 21.30 bis 23.00 Uhr können das Klavierkonzert aber auch über kabel- lose Kopfhörer geniessen und die Objekte der Ausstellung betrachten. www.zoderer.ch Yamaha Transacoustic-Klaviere sind in Schaffhausen Testbereit bei:

A1477356 Schaffhauser Jazzfestival 41

Samstag, 25. Mai, 13.00 bis 18.00 Uhr Foyer Sorell Hotel Rüden 16. Schaffhauser Jazzgespräche

Wo sind die Frauen im Schweizer Jazz?

Seit 1990 immer im Frühling und in diesem Jahr zum 30. Mal findet das Schaffhauser Jazzfestival statt. Es ist der Inbegriff eines Jazz-Festes, das den Schweizer Jazz breit gefächert präsentiert. Es gibt kein anderes Festival, das sich in vergleich- barer Weise so konsequent und über den Risotto- und Röstigraben hinweg dem aktuellen Jazzschaf- fen unseres Landes widmet. Bei aller Freude darüber zeigen die Zahlen in Bezug auf die Vertretung beider Geschlechter jedoch ein betrübliches Bild: 2018 sah man bei 17 Konzerten 14 von Männern geführte Gruppen, nur drei hatten einen weibli- chen Lead. Von 69 Musizierenden waren 10 Pro- zent weiblich. 2016 mit Festivalschwerpunkt Frauen lauteten die Verhältniszahlen: 13 Konzer- Reiner Männerrunde (2014): Auch die Jazzgespräche glänzten nicht immer mit einer tollen Frauenquote. Foto: Urs Röllin te, 12 Leaderinnen, 51 Musizierende, davon 27 Prozent Musikerinnen. 2019 sind es 13 Produktio- nen, vier von Frauen geleitet, total 74 Musizieren- de mit 8,5 Prozent Musikerinnen. Diese Berechnungen zeigen eine Realität, die nach einer genauen Betrachtung verlangt. Die Jazzge- 13.00 Uhr Begrüssung und Einführungsreferat von Sarah Chaksad spräche 2019 beleuchten die Hintergründe der (Kuratorin Schaffhauser Jazzgespräche, Musikerin) Gender-Realität in der Schweizer Jazzlandschaft von verschiedenen Seiten und ausserhalb gängiger 13.15 Uhr Frauen in Kultur & Medien – von Parität noch keine Spur Diskussionen. Eine der Hauptfragen: Wie kommt Impulsreferat von Frau Dr. Cornelie Kunkat der Jazz in der Schweiz möglichst schnell zu (Referentin für Frauen in Kultur & Medien) einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis? Sarah Chaksad 13.45 Uhr Männerwelt Jazz – «It Ain’t Necessarily So» Der Anteil der Frauen im Jazz verändert sich nur sehr langsam, wir sind noch weit von einem Leitung und Organisation: Sarah Chaksad ausgeglichenen Geschlechterverhältnis auf Festival- und Clubbühnen entfernt, und auch bei Eintritt frei deren künstlerischen Leitungen sieht es gleich aus. Diskussionsrunde mit: Dr. Corniele Kunkat (Referentin), Susanne Abbühl (Musikerin, Leiterin Institut Jazz und Volksmusik der Hochschule Luzern), Kate Espasandin (künstlerische Leitung Cully Jazz, Live in Vevey), Lukas Thöni (Musiker, Swiss Jazz Orchestra) Moderation: Theresa Beyer (Musikjournalistin)

14.45 Uhr Pause

15.15 Uhr Formate zur Förderung von Gleichstellung im Jazz Kurzpräsentationen mit anschliessender Diskussion mit: –Jugendjazzorchestra.ch, Kaspar von Grünigen (Leitung) –Sofia, Nicole Johänntgen (Initiantin) –«Diversity Roadmap», Yvonne Meyer (Helvetia Rockt) –IMFCollective, Fabienne Hörni (Initiantin) –Gleichstellung von Frauen in Jazz, Alexandra Lehmler (Vorstand Union Deutscher Jazzmusiker) Moderation: Sarah Chaksad

16.45 Uhr Haben Jazzinstrumente ein Geschlecht? Referat von Martin R. Dean (Schriftsteller)

17.15 Uhr Apéro

In Zusammenarbeit mit: 42 Schaffhauser Jazzfestival

Der Künstler Olaf Breuning hat das Festivalplakat gestaltet Olaf Breuning In seinen Bildern zeigt der Künstler Olaf Breuning, wie er die Wirklichkeit sieht. Aber er erklärt nichts, sondern schafft weitere Rätsel.

Interview: Daniel Fleischmann Fotos: Olaf Breuning

Olaf, du hast schon vor zwölf Jahren ein Plakat fürs Jazzfestival gestaltet. Damals sagtest du, du hät- test keine Beziehung zum Jazz. Ist das jetzt besser? Nein, da ist noch immer keine Beziehung.

Obwohl du in New York wohnst und reichlich Möglichkeiten hast, guten Jazz zu hören. Mittlerweise wohne ich Upstate New York in Kerhonkson, zwei Stunden weg, fast im Wald, eine schöne Gegend, die an die Schweiz erinnert. Aber vielleicht entdecke ich das Land des Jazz noch irgendwann.

Das Festivalplakat hast du trotzdem gemacht. Sibylle, 1997 Da gehts nicht um Musik. Ich mag die Leute, das Festival, Schaffhausen. Ein bisschen Nostalgie. Ein zweites Bild, «Sibylle» (1997), greift noch massiver in die Wirklichkeit ein. Du verfremdest Lass uns einige deiner Arbeiten anschauen. gerne Dinge, bis sie ein Rätsel sind. Ist das okay für dich? Sibylle war meine Freundin damals, sie fand das Ja klar. Bild auch rätselhaft. Aber eigentlich ist meine Arbeit immer ganz einfach. Ich beschäftige mich Das erste Bild heisst «Easter Bunnies» (2004). mit Dingen in meinem Leben, die ich dann zusam- Du verfremdest darin die monumentalen Stein- menfasse, ohne sie zu erklären. Meine Bilder skulpturen der Osterinseln zu Osterhasen. sollen vor Unklarheit vibrieren; das trägt dazu bei, Das ist frech und lustig. dass ich sie auch nach Jahren noch gerne an- Frida Kahlo aus der Serie Art Freaks, 2011 Tatsächlich stand der sprachliche Witz, der zwi- schaue. Dieses Bild hier weist einige Bezüge zur schen den Osterinseln und den Osterhasen be- bereits vorhandenen Kunst auf und zitiert Motive zeige auf 31 Körpern die Heroes der Malerei der steht, am Anfang dieses Bildes. Als ich die Moais, von Matthew Barney, Cindy Sherman oder Pablo letzten Jahrzehnte. Aber zugleich ist sie mein diese Steinstatuen, anschaute, fand ich, dass Picasso. Es ist eine Art Auseinandersetzung mit Versuch, eine eigene Sprache zu finden. ihnen Ohren und Münder fehlten. Ich habe sie meinem eigenen Standort angesichts der unendli- dann fotoillusionistisch ergänzt. Eigentlich hatte chen Zahl an Künstlern und Kunst. 2009 hast du ein Bild gemacht, das Osterhasen mich die Tourismusorganisation gebeten, kein und Körperbemalung kombiniert. Wie in vielen solches Bild zu machen. Aber ich machte es dann Wo ist Picasso im Bild? Bildern, so belässt du auch hier Kabel, Tischbeine trotzdem. Abends erzählten wir in der Kneipe Die Brötchen auf den Fingern. oder Bohrmaschinen im Bild. Warum? einer Tischnachbarin von unserem Projekt. Es war Ich möchte, dass meine Bilder nicht so aussehen, ausgerechnet die Frau vom Tourismus! Später entstand die Serie «Art Freaks» (2011), in wie wenn sie vom Himmel gefallen wären. Alles der du Models im Stil berühmter Maler bemaltest. im Leben hat eine Geschichte, ist ausgedacht oder Keine Schimpfe? Das hier ist Frida Kahlo. Wie wichtig sind dir die konstruiert. Unser ganzes Denken ist unperfekt. Nein, die machen das ganz gut dort. Bezüge zur Kunstgeschichte? Kein Künstler kommt um sie herum. Wir alle müssen uns fragen, welche Kunst uns gut tut, aber auch, wie wir ein wenig relevant sein können. Ich glaube, dass es vor 50 Jahren leichter war, diese Fragen zu beantworten und Kunstgeschich- te zu schreiben. Heute ist es praktisch ausge- schlossen, Kunst zu machen, ohne in eine Bezie- hung zur Kunstgeschichte zu treten; auch in der Architektur, im Film oder in der Musik ist das so. Die Pionierarbeiten sind alle gemacht, das ist ein gigantisches und wirkungsmächtiges Archiv. Die Serie «Art Freaks» ist darum etwas paradox: Ich

«Meine Bilder sollen vor Unklarheit vibrieren; das trägt Easter Bunnies, 2004 dazu bei, dass ich sie auch Asses 2009 nach Jahren noch gerne anschaue. » Schaffhauser Jazzfestival 43

Kunst macht die Welt nicht besser, denn sie bewegt sich Du fotografierst Malerei, du bemalst die Wirklich- sowieso im Kreis eines kleinen besser, denn sie bewegt sich sowieso im Kreis keit, du ergänzt Aufnahmen mit fotografierten Klüngels von Leuten, die alle eines kleinen Klüngels von Leuten, die alle Collagen, zum Beispiel auf dem Bild «We Are such gleich denken. gleich denken. Animals». Nicht alle meiner Werke mischen diese Medien. geht. Darum wählte ich Sand, rund 30 Tonnen Hast du ein Lieblingsbild, das du noch kommen- Die Fotografie der amerikanischen Vorortsland- waren das, die am Schluss wieder planiert werden tieren möchtest? schaft in deinem Beispiel fand ich im Internet und konnten. Wir haben die Skulptur vor zwei Jahren Nein, solche Bilder gibt es nicht. Ich mache seit ergänzte sie mit Collagen von nackten Körpern, in Düsseldorf anlässlich einer grossen Retrospek- 25 Jahren Bilder, Filme oder Skulpturen, die zu die mit Tierleibern versehen sind. Wenn ich mir tive noch einmal aufgebaut, aber dreimal kleiner. einer Art Familie zusammenwachsen. Da ragt überlege, wie ich ein Bild machen könnte, versu- keines heraus, bei keinem meiner Werke hatte ich che ich, spielerisch vorzugehen und so zu arbei- In deinem Werk finden sich auch viele Zeichnun- das Gefühl, dass ich wahnsinnig gut einen Punkt ten, dass die Leute mich verstehen. Ich passe gen. Welchen Stellenwert hat das Zeichnen für getroffen hätte. Ich treffe den Punkt ohnehin nie meine Sprache der Zeit an und nutze zum Beispiel dich? ganz. Ich denke über die Kunstwelt nach, über die auch Instagram. Aber wie ich dann letztlich vor- Ich habe alle meine Projekte zuerst gezeichnet. globale Erwärmung, über den Konsum, und versu- gehe, ist nicht so wichtig. Wichtig ist die Bildaus- Vor 15 Jahren fand ich dann aber Gefallen am che, das in meinen Bildern zu verarbeiten. Wenn sage. In diesem Bild ist es die Darstellung der Zeichnen und den Zeichnungen selber: Sie sind ich ihnen später wieder begegne, freut es mich, Sexualität, dieses Elephanten im Raum, um die schneller gemacht, lassen direktere Aussagen zu, sie zu sehen. Sie sind eine Erinnerung an die Mo- sich alles dreht, über die aber niemand spricht. sind perfekt für ein Medium wie Instagram. Viele mente, als ich sie geschaffen habe, an die Gedan- dieser Arbeiten sind zwar fragil, aber sie können ken, die ich hatte. trotzdem wie eine Faust ins Gesicht sein. Wenn du über die Welt nachdenkst, wie es jeder Mensch Sehe ich deshalb keine Entwicklung in deiner tun sollte, dann sind Zeichnungen das ideale Kunst? In der Reihe deiner Werke kann ich die Format. alten und die jungen kaum auseinanderhalten. Das stimmt. Von gewissen Themen oder Motiven bin ich vielleicht weggekommen – den horror movies von John Carpenter zum Beispiel. Aber die Sprache, die ich spreche, bleibt sich über alle Medien und Zeiten hinweg gleich. Vielleicht ist das das kleine Grab, in das ich mich begeben habe, um im Kunstmarkt identifizierbar zu bleiben.

We Are such Animals, 2005

Ein bildhauerisches Werk von dir ist diese Frau am Strand. Kann man sie noch besuchen? My Opening, 2008 Leider nein. «Sand Sculpture» entstand für eine Kunstmesse in Miami, die nur drei oder vier Tage dauerte. Ich wollte für diese kurze Zeit kein Werk Das Bild hier zeigt, wie die Leute Kunst rezipie- aus Kunststoff schaffen, der danach auf den Müll ren: In der Galerie Bilder mit Todesszenen, aber Olaf Breuning wurde 1970 in Schaffhausen Cüpli-Stimmung bei den Besucherinnen. geboren. 1993 schloss er eine Ausbildung als Das wird jetzt etwas kompliziert. Ich beobachte Fotograf in Winterthur ab und besuchte zwi- einerseits, dass Kunst in der Businesswelt ge- schen 1992 und 1995 eine Weiterbildungsklas- fangen ist – und tatsächlich nicht mehr richtig se für Fotografie in Zürich, auf die ein Nachdip- wahrgenommen wird. Das führt dazu, dass es lomstudium an der Höheren Schule für für viele Künstler hauptsächlich darum geht, Gestaltung folgte. 1996 Umzug nach Zürich, sich zu profilieren. Manche machen das dann mit 2000 nach New York. Olaf Breuning ist ein politischen Botschaften wie in dieser Zeichnung. Multimediakünstler, der sich mit Installation, Andererseits denke ich aber, dass es gerade für Fotografie, Video, Skulptur, Zeichnung und diese Künstler besser wäre, wenn sie sich direkt Performance beschäftigt. Seine Bilder werden einbringen würden, anstatt ihre politische Bot- von Galerien in New York, Kopenhagen, Dubai, schaft in Kunst zu verpacken. Bilder oder andere Los Angeles, Tokio und Zürich (Nicola von Formen von Kunst werden nun einmal an Orten Senger) verkauft. Olaf Breuning ist verheiratet gezeigt, die man in der Freizeit besucht; warum und Vater einer einjährigen Tochter. Seine sollte man da nicht Sekt trinken. Vielleicht war Lieblingswebsite ist onezoom.org. Sand Sculpture, 2008 das mal anders: Aber Kunst macht die Welt nicht Wir gratulieren zu 30 Jahre Schaffhauser Jazzfestival!

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EDITORIAL DER SCHAFFHAUSER KANTONALBANK

Herzlich willkommen am 30. Schaffhauser Jazzfesti- Kunden können sich wieder auf vergünstigte Ein- val – eine Jubiläumsausgabe. Das Schaffhauser trittspreise freuen. Jazzfestival wird einmal mehr Mittelpunkt der Schweizer Jazzszene. Es bereichert während vier «Ich bin überzeugt, dass die Menschen in 100 Jahren Tagen unsere Stadt und geniesst weit über die Kan- Bird, Miles und Dizzy als die Musikgrössen wahrneh- tons- und Landesgrenzen hinaus grosse Beachtung men wie wir heute Mozart, Bach, Chopin und bei Jazzfreunden. Bereits zum fünften Mal ist die Tschaikowski.» So meinte einst die Jazzlegende Schaffhauser Kantonalbank Hauptsponsorin des Quincy Jones. In diesem Sinne freuen wir uns, dass bekannten Festivals. wir auch an diesem Jazzfestival neue Musikgrössen entdecken werden. Ein Highlight dieses Jahr ist die Eröffnung. Eine Ur- aufführung im Münster, dem grössten romanischen Sakralraum der Schweiz. Ein Mix zwischen Brassmu- sik, Ethno bis hin zum klassischen Jazz – lassen Sie sich überraschen. Wiederum wird in den bereits bekannten und bewährten Lokalitäten ein bunter Herzlichst Konzertmix mit bekannten bis weltbekannten Künst- Martin Vogel lern angeboten. Es ist für jeden Geschmack etwas Vorsitzender der Geschäftsleitung dabei. Schaffhauser Kantonalbank

Im Rahmen ihres Engagements für die Region unter- stützt die Schaffhauser Kantonalbank auch das Schaffhauser Jazzfestival. Unsere Kundinnen und

Hauptsponsoren, Stiftungen und Förderer PrivatePublicMedia

SOMI-Stiftung Partner – Schaffhauser Street-Jazzfestival

Co-Sponsoren, Stiftungen und Förderer

Wir danken zudem ganz herzlich für die Unterstützung: Schaffhauser AZ; Weinhandlung zum Felsenkeller; Hotel Bahnhof; Sorell Hotel Rüden; Fondation Suisa für Musik, Engagement für die Schweizer Musik. Unser Dank geht schliesslich an SRF 2 Kultur, Peter Bürli und Martin Pearson. 46 Schaffhauser Jazzfestival 9

Adlerstr. 201

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30. SCHAFFHAUSER JAZZFESTIVAL

1 Kammgarn/TapTab Musikraum 2 Kammgarn West

3 Sorell Hotel Rüden 4 Münster

5 Hotel Kronenhof 6 Hotel Bahnhof

Tourist Office +41 52 632 40 20 Schaffhauser Jazzfestival 47

Tickets und Organisation OK: Barbara Ackermann, Hausi Naef, Urs Röllin, Reservation Urs Vögeli [email protected] Programm: Hausi Naef, Urs Röllin, Urs Vögeli und Dominik Burkhalter (TapTab) Tontechnik: Werner Dönni, Ueli Von Burg Tickets Bühnentechnik: Roli Fricker Festivalpass Die Jugendherberge Schaffhausen Licht: Damir Žižek Fr. 135.– (Kammgarn, Münster, Rüden) (20 Gehminuten zur Kammgarn), Visuelle Gestaltung Münster: Roger Staub, Einzel- bis 10-Bett-Zimmer, 20 Prozent Hausi Naef, Lorina Röllin, Linus Mauermann Tagespass Ermässigung, Stichwort Jazzfestival Gestaltung Eingang: Werner Knöpfel Fr. 49.–/34.– (Legi) (Kammgarn, Münster, Rüden) Telefon: +41 (0)52 625 88 00 Bandbetreuung: Livia Möckli, Jimmy Caprez und www.youthhostel.ch Kammgarn-Beiz TapTab Chef de Service/Bar: Christian Richli, Niggi Rütti- Eintritt frei mann, Adrian Ackermann, Diana Liviero mit Verein Schaffhauser Jazzfestival Emil und Crew Club-Konzerte im Sorell Hotel Rüden Werden Sie Mitglied im Verein Schaffhauser Jazz- Panini Caldi: Nora, Pablo und Lina Gosteli Fr. 37.–/33.– (Legi, mit Festival-Ticket freier festival. Mit dem Kauf eines Festivalpasses inklu- Plakat: Olaf Breuning Eintritt). Unbedingt reservieren auf sive Fr. 10.– (insgesamt Fr. 145.–) werden Sie Gestaltung Flyer: Olaf Breuning und [email protected], kein Vorverkauf. Die Tickets Mitglied unseres Vereins. Wir sind ein nicht-kom- BBF Corporate Messaging, Carina Schmid müssen bis 20.15 Uhr abgeholt werden. merzieller Verein, der einmal jährlich das Schaff- Kammgarn Beiz: Catering Bands, Helferinnen hauser Jazzfestival, die wichtigste Werkschau der und Techniker Schweizer Szene im Bereich Jazz und improvisier- TapTab: Dominik Burkhalter, Fabian Schwendener, Vorverkauf te Musik, organisiert. Fabian Amsler (Licht), Lorenz Weidmann (Ton) Musikhaus Saitensprung, Unterstadt 27, PC- Konto 65-115000-6, Sorell Hotel Rüden: Urs Vögeli, Schaffhausen Schaffhauser Jazzfestival Rolf Stauffacher (Technik) Starticket: www.starticket.ch Jazzfestival auf Radio SRF 2 Kultur Programmzeitung Informationen Vorschau auf das Festival Eine Beilage der Schaffhauser Nachrichten, www.jazzfestival.ch Dienstag, 21. Mai, 20.00 Uhr in Schaffhauser AZ und der Tel./Fax +41 (0)52 533 26 72 Jazz & World aktuell WOZ Die Wochenzeitung Redaktion: Daniel Fleischmann Nur an der Abendkasse: Live-Sendung Kurztexte: Tom Gsteiger Vergünstigung auf den Tagespass –Freitag, 24. Mai, 21.00 – 24.00 Uhr Produktion: Schaffhauser Nachrichten Inhaber einer Maestro-Karte oder Maestro-STU- in Late Night Concert Gestaltung: BBF Corporate Messaging, card der Schaffhauser Kantonalbank (+Begleitper- Carina Schmid son) erhalten 5 Franken Vergünstigung auf den Zweitausstrahlungen Anzeigenverkauf: Verlag Schaffhauser Tagespass –Freitag, 7. Juni, 22.00 – 24.00 Uhr Nachrichten in Late Night Concert Die Küche der Kammgarn-Beiz ist während des Sylvie Courvoisier Trio Festivals ab 17.30 Uhr geöffnet –Freitag, 21. Juni, 22.00 – 24.00 Uhr Co-Produktionen Tel. +41 (0)52 625 24 03 in Late Night Concert Sorell Hotel Rüden: Marco Velmici [email protected] Roman Nowka solo/ Christy Doran's (Clubkonzerte und Schaffhauser Jazzgespräche) Soundfountain 2. Schaffhauser Street-Jazzfestival: –Freitag, 5. Juli, 22.00 – 24.00 Uhr Hochschule Luzern, Hämi Hämmerli, Übernachten Sie in Schaffhausen in Late Night Concert Flurina Paravicini, Joscha Schraff, Hotel und Festival-Package (Freitag/Samstag, Matthieu Michel Taïga Workshops: Marie-Louise Schneider, 24./25. Mai) –Freitag, 12. Juli, 22.00 – 24.00 Uhr Marion Bolfing Der Preis pro Nacht inklusive Frühstück und in Late Night Concert 16. Schaffhauser Jazzgespräche: Kurtaxe ist wie folgt: Raphael Walsers GangArt Hochschule Luzern HSLU-Musik, Einzelzimmer + Eintritt ans Festival Fr. 179.– –Freitag, 26. Juli, 22.00 – 24.00 Uhr Zürcher Hochschule der Künste, Pro Helvetia, (Packagepreis)** in Late Night Concert Sonart – Musikschaffende Schweiz Doppelzimmer + 2 Eintritte, Fr. 278.– Aksham Kuratorin: Sarah Chaksad, (Packagepreis)** Konzept: Sarah Chaksad und Urs Röllin, ** Buchen Sie direkt beim Hotel Bahnhof Das Team von Radio SRF 2 Kultur Betreuung: Martina Ronner oder Sorell Hotel Rüden Annina Salis/Jodok Hess (Redaktion/Moderation) Münster: Jens Lampater und Matthias Eichrodt Roman Hosek (Redaktion) Kammgarn West: Urbansurprise, Hotel Bahnhof **** Peter Bürli (Produktion) Christian Wäckerlin, Beat Zoderer, Jürg Egli Telefon +41(0)52 630 35 35 Martin Pearson (Tonmeister) www.jazzfestival.ch: Urban Lienert und Fax +41(0)52 630 35 36 Lars Dölle/Hedi Massaoudi (Technik) Rahel Kraft [email protected] Radio Rasa www.hotelbahnhof.ch

Sorell Hotel Rüden *** Telefon +41(0)52 632 36 36 Fax +41(0)52 632 36 37 [email protected] www.rueden.ch 48 Schaffhauser Jazzfestival