LANDSCHAFTSPLANUNG

PIANIFICAZIONEPAESAGGISTICA Gemeinde di SSanan Candido

Landschaftsplan Piano paesaggistico

Beschluss der Landesregierung Nr. 2737 vom 13/08/2007 Delibera della Giunta Provinciale n. 2737 del 13/08/2007

Amt für Landschaftsökologie – Ufficio ecologia del paesaggio Planverfasser / redattore del piano: Dr. Konrad Stockner Tel: 0471/417739, Fax: 0471/417749, e-mail: [email protected] www.provinz.bz.it/natur www.provinz.bz.it/natur/landdaten

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 1 Provincia Autonoma di - Alto Adige

Gemeinde Innichen

Landschaftsplan

Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen … 2

2. Gebietsbeschreibung … 3

3. Schutzmaßnahmen … 5

Gebiete von landschaftlichem Interesse … 5 Bannzonen … 6 Biotope … 8 Naturdenkmäler … 12 Landschaftliche Strukturelemente … 13 Archäologische Schutzgebiete … 14 Einschränkungen für den Motorfahrzeugverkehr … 14 Neuabgrenzung des Naturparks Sextner Dolomiten (in den Gemeinden , und Innichen) … 15

4. Landschaftsentwicklung und -pflege … 16

Unterschutzstellungen reichen nicht aus … 16 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde … 16 Bürgerbeteiligung und Information … 16 Fördermaßnahmen … 16 Landschaftsleitbild Südtirol … 17

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 2 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der Wie bereits im Artikel 6 des Landes- Gemeinde Innichen wurde mit Dekret des gesetzes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so Landeshauptmanns von Südtirol vom 1. festgelegt, sind von landschaftlichen Bin- Juni 1982, Nr. 118/V/81 genehmigt. Die dungen die Wohnbau- und Gewerbe- Ausarbeitung des Planes erfolgte also vor gebiete mit genehmigten Durchführungs- ca. 25 Jahren. Da sich in der Zwischenzeit plan ausgenommen. Durch verschiedene die allgemeinen Bestimmungen, die Pla- Abänderungen des Bauleitplanes und des- nungskriterien, der Gemeindebauleitplan sen Überarbeitungen haben sich für die sowie die Erfordernisse des Natur- und Baugebiete und Zonen für Infrastrukturen Landschaftsschutzes stark verändert wesentliche Veränderungen ergeben. Der haben, erschien eine Überarbeitung des überarbeitete Landschaftsplan soll dieser Planes, auch aufgrund der Wünsche der Situation Rechnung tragen. Der Land- Gemeinde, als vordringlich. schaftsplan der Gemeinde Innichen betrifft Des Weiteren kam es in der Natur- und nicht das gesamte Gemeindegebiet. Der Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene Gebirgsteil südlich der Linie Drauquelle – zu neuen Weichenstellungen durch die Haunoldlifte - Wildbad Innichen gehört Verabschiedung des LEROP-Fachplanes zum Naturpark Sextner Dolomiten und Landschaftsleitbild Südtirol. Einen beson- bleibt von diesem Vorschlag zur Unter- deren Anstoß zur Überarbeitung des schutzstellung ausgeklammert. Landschaftsplanes der Gemeinde Inni- chen stellt die notwendige Neufestlegung Landschaftsentwicklung und –pflege der Bannzonen dar. Völlig neu ist im überarbeiteten Land- Unterschutzstellungen schaftsplan der Bereich Landschaftsent- wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti- Die landschaftlichen Unterschutzstellun- gen Umgang mit Natur und Landschaft gen erfahren teilweise gegenüber dem gehören heute nicht nur Unterschutzstel- Landschaftsplan aus dem Jahr 1982 lungen, sondern auch die Pflege wertvoller erhebliche Veränderungen, sowohl bezüg- Kulturlandschaften als auch Revitalisie- lich deren Abgrenzungen als auch deren rungsmaßnahmen für verarmte Land- Schutzbestimmungen. schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt Durch die Neuausweisung eines Biotops die Wahrnehmung von Tendenzen in der und zwei Naturdenkmälern, die Kenn- Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit zeichnung der einzelnen Feuchtbereiche Hilfe von kommunalen Landschaftsleit- sowie die Festlegung von Schutzbestim- bildern oder -entwicklungskonzepten kön- mungen für eine Reihe von Landschafts- nen negative Entwicklungen aufgezeigt elementen, wie Feldhecken, soll der und Gegenmaßnahmen festgelegt wer- Lebensraumschutz im überarbeiteten den. Aber auch positive Tendenzen gilt es Landschaftsplan verstärkte Berücksichti- zu erkennen und zu verstärken. Das gung finden. Der überarbeitete Land- Landschaftsleitbild Südtirol mit seiner tief- schaftsplan enthält auch bezüglich der gehenden Analyse der Landschaftssitua- Landschaftsschutzzonen einige Neuerun- tion in Südtirol und den zahlreichen Maß- gen. In den Bannzonen gilt ein absolutes nahmenvorschlägen zur Lenkung der Bauverbot; im Gegenzug wird die Ermäch- Landschaftsentwicklung stellt eine wich- tigungspflicht für Projekte durch die tige Grundlage für die Landschaftsschutz- Landesbehörde für Landschaftsschutz für arbeit in der Gemeinde dar. den Großteil der Bannzonen aufgehoben.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 3 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

2. Gebietsbeschreibung

Das Gebiet der Gemeinde Innichen matten übergeht. Die Waldgrenze wird umfasst den östlichsten Teil des Südtiroler von Fichten und Lärchen gebildet und liegt Pustertales von der Drauquelle bis zur bei 2.000 bis 2.200 m. Während im Staatsgrenze bei Winnebach. Die TaI- Silvestertal der Zwergstrauchgürtel vor sohle liegt zwischen 1.100 bis 1.200 m allem aus Rhododendron-, Vaccinium und über dem Meer und wird hauptsächlich als Juniperus nana–Büschen besteht und in Grünland genutzt. Steile Bergflanken fas- den alpinen Rasen das Gemeine Borst- sen die flache Talsohle zu beiden Seiten gras (Nardus stricta) und mit zunehmen- ein. der Höhe die Krummsegge (Carex cur- vula) bzw. der Felsen-Schwingel (Festuca Das Klima ist mitteleuropäisch- bis halleri) vorherrschen, sind im Dolomiten- alpin geprägt. Im Dolomitenbereich ent- bereich die entsprechenden kalkliebenden spricht es dem der südlichen Zwischen- Pflanzengemeinschaften anzutreffen. Den alpen, während nördlich davon ein gewis- ausgedehnten Latschenbeständen, die oft ser inneralpiner Trockeneinfluss erkenn- weit in die montane Stufe hinunterreichen, bar ist. Die jährliche Niederschlagsmenge folgen die Kalkrasengesellschaften, vom liegt zwischen 800 und 900 mm. Ein Thlaspieto-Papaveretum über Dryadetum- großer Teil der Niederschläge fällt in Form Firmetum bis zum Seslerio-Sempervire- von Schnee. Die mittlere Jahrestempe- tum. ratur beträgt 5,5°C. Der weitaus überwiegendste Teil der In geologischer Hinsicht besteht das Bevölkerung siedelt im Bereich der Tal- Gebiet nördlich der Drau aus Quarzphyllit, sohle in den ziemlich kompakten Ort- welcher östlich von Innichen auch an der schaften von Innichen, Obervierschach, südlichen Talseite auftritt. An den Aus- Untervierschach und Winnebach. Zwi- läufern des Karnischen Kammes ist auch schen den einzelnen Siedlungen erstre- Veruccano aufgeschlossen. Weiter südlich cken sich die vollkommen unverbauten treffen wir die typische Gesteinsfolge der Kulturflächen. Während die schattseitige Südtiroler Dolomiten an. An deren Basis Bergflanke von dichtem Hochwald bestan- ist Grödner Sandstein aufgeschlossen, den und vollkommen siedlungsfrei ist, ist darauf folgen Bellerophon- und Werfener die Kulturlandschaft an der Sonnseite von Schichten und schließlich der Schlern- und zahlreichen Einzelhöfen geprägt. Das Dachsteindolomit (Dreischusterspitze). Ein Siedlungsbild der Gemeinde Innichen ist inselhaftes Vorkommen von kalkigem somit von großem Kontrastreichtum und Gestein ist im Bereich von St. Silvester ein schönes Beispiel, wie die unterschied- anzutreffen, wo sich ein kleiner Aufschluss liche geomorfologische Struktur zwischen der südlichen Grauwackenzone befindet. Talsohle und Berghang unterschiedliche Siedlungsformen bedingt. Doch auch an In der Vegetationsschicht sind die aus- den Einzelhöfen sind charakteristische gedehnten Tannenvorkommen am nord- Unterschiede bemerkbar: Östlich der so exponierten Hang des Hochpustertales genannten Klamm oberhalb Innichen bemerkenswert. Im Übrigen setzt der stehen die Höfe mit der Stirnseite zum Tal, montane mit Lärchen durchsetzte Fichten- westlich davon mit der Traufseite. Dieser wald bereits an der Talsohle an. Lediglich charakteristische Unterschied wird mit der an den tiefer gelegenen sonnenexponier- einstmals hier verlaufenden slawisch- ten Hängen ist die Föhre stärker vertreten. bajuwarischen Sprachgrenze in Verbin- Ab etwa 1.700 m herrscht der subalpine dung gebracht. Die traditionelle Bau- Fichtenwald vor, welcher nach oben hin in substanz stellt eine erhaltenswerte Berei- Bergstrauchheiden und ausgedehnte Alm- cherung des Landschaftsbildes dar.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 4 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Als wichtigster Wirtschaftszweig ist mittler- zwischen Marchkinkele und Hochrast an weile der Tourismus anzusehen, auch weil der orographisch linken Talseite wurden eine Reihe anderer Wirtschaftssektoren in durch die Errichtung dieser Anlagen einer mehr oder weniger starken Abhän- weithin sichtbare Wunden in die Land- gigkeit zur Tourismuswirtschaft stehen. schaft geschlagen. Sie stellen gleichzeitig Die meisten Hotelbauten befinden sich aber auch interessante historische Zeug- innerhalb der Ortschaften und sind nicht in nisse dar. der Landschaft verstreut oder in isolierten Hotelburgen konzentriert. Dadurch halten Schließlich sei noch auf das Wasser- sich die Beeinträchtigungen für das kraftwerk am Unterlauf des Sextner Landschaftsbild in gewissen Grenzen. Baches hingewiesen, das einschneidende Nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Auswirkungen auf die Gewässerökologie Landschaft haben die Skiinfrastrukturen verursacht. Der Stausee liegt auf Gemein- (Lifttrassen und -stationen, Parkplätze, degebiet von Sexten, aber die Restwas- Skipisten, Beschneiungsanlagen, Straßen serstrecke des Sextner Baches befindet und Gastbetriebe). Die Waldhänge unter- sich zum Großteil im Gemeindegebiet von halb des Haunolds sowie der gesamte Innichen. Neben den allgemeinen Beein- Helmberg – von Obervierschach bis zum trächtigungen der landschaftsökologi- Hasenköpfl - sind von Aufstiegsanlagen schen Funktion des Baches, bedingt durch und Skipistentrassen stark gezeichnet. die verminderte Wasserführung, wird auch der Geschiebetransport auf ein Minimum Erhebliche Eingriffe in der Landschaft reduziert. Diese Auswirkungen betreffen stellen die mittlerweile großteils dem Ver- nicht nur den Unterlauf des Sextner fall preisgegebenen Bauten für militärische Baches, sondern auch noch die Drau, im Zwecke entlang der Staatsgrenze, aber Abschnitt zwischen Innichen und Obervier- auch sonst an verschiedenen Stellen schach, wo die Wasserrückgabe erfolgt. innerhalb des Gemeindegebietes: Bunker, Ab Vierschach schließlich wirken sich Panzerfallen sowie Wege- und Straßen- noch die Folgen des Schwallbetriebes auf bauten. Vor allem im alpinen Bereich das Bachökosystem der Drau aus.

Obervierschach, vom Vierschberg gesehen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 5 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

3. Schutzmaßnahmen

Gebiete von landschaftlichem Vielzahl von typischen Tierarten bilden und wesentlicher Bestandteil der Struktur Interesse des Gebietes, seines ökologischen Gleichgewichts und seiner Erholung- Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus- funktion sind. nahme der Wohnbau- und Gewerbegebie- te mit genehmigten Durchführungsplan im Auch die in der Kartographie als Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes- bestockte Wiesen und Weiden einge- gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von tragenen Flächen fallen in die Kategorie landschaftlichen Interesse definiert. Dazu Gebiete von landschaftlichem Interesse. gehören somit auch all jene Bauzonen und Einige kleinere Bereiche, Wiesen und Zonen für Infrastrukturen, die keinen Weiden, die mit Lärchen oder anderen Durchführungsplan aufweisen. Im Allge- Baumarten locker bestockt sind, sind vor meinen reichen für diese Flächen die allem am Vierschberg und im Silvestertal Raumordnungsinstrumente sowie die anzutreffen, aber vereinzelt auch in den Forstgesetzgebung aus, um deren nach- tieferen Lagen, in extensiv genutzten haltige Entwicklung zu gewährleisten. Die Randbereichen. Die Lärchenwiesen- Landschaftsschutzermächtigung wird in areale im Innerfeldtal, die zu den schön- der Regel vom Bürgermeister erteilt. sten des Landes zählen, liegen im Natur- park Sextner Dolomiten. Eine besondere Bedeutung nimmt das Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt- schaftsflächen mit den charakteristischen, in typischer örtlicher Bauweise errichteten Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil der vorhandenen Landschaftstypologie. Sie stellen eine von Menschenhand im Laufe der Zeit umgewandelte Landschaft dar, die Ausdruck der geschichtlich- kulturellen Tradition des Gebietes ist. Die Ausweisung als Gebiet von landschaft- lichem Interesse hat zum Ziel - ohne Einschränkung der landwirtschaftlichen

Tätigkeit - bei den zulässigen Bauten und Eingriffen eine harmonische Eingliederung Lärchenbestockte Weiden am Vierschberg und Anpassung an die bestehende Land- mit den Sextner Dolomiten im Hintergrund schafts- und Siedlungsstruktur zu gewähr- leisten. Die lockere Bestockung bringt nicht nur eine Bereicherung für das Landschafts- Weitere wichtige Bereiche von land- bild mit sich und gestaltet es abwechs- schaftlichem Interesse sind der Wald , lungsreicher, sondern schützt diese die Flurgehölze , die Weidegebiete , das Flächen auch vor Austrocknung: sie alpine Grün, die Felsregionen und verbessert durch Windschutz das Mikro- Schutthalden sowie die Gewässe r. Aus klima, verhindert Schneeverwehungen, der Sicht des Landschafts- und Umwelt- schließt wegen der tieferen Wurzeln der schutzes sind sie von besonderer Bäume den Nahrungskreislauf und Bedeutung, sei es als wichtiger Faktor dämmt die Sonneneinstrahlung etwas des Mikroklimas und der Schutzwirkung, ein. Bessere Wachstumsbedingungen sei es weil sie ein Habitat für eine sind die Folge.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 6 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung und Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben auf den natürlichen Zuwachs zu be- darf auch ihre Bedeutung für den Was- schränken und für die Verjüngung der serhaushalt wegen deren Funktion als Bäume muss gesorgt werden. Wo eine Wasserspeicher. Deshalb sind alle gewisse Verfichtung feststellbar ist, Feuchtflächen, auch wenn sie nicht eigens sollte die Fichte vor den anderen als Biotop oder Naturdenkmal unter Baumarten genutzt werden. Die Fichte Schutz gestellt sind, erhaltenswert und kann nämlich die anderen Baumarten dürfen nicht trockengelegt werden. verdrängen und verursacht neben einer Vereinheitlichung des Landschaftsbildes auch größere Beeinträchtigungen für die Bannzonen landwirtschaftliche Nutzung. Als Flach- wurzler beeinflusst sie auf einer größe- ren Fläche das Graswachstum, sie wirft schlechter verrottbare Nadeln ab und erzeugt eine stärkere Beschattung. Auf die Stockrodung soll verzichtet wer- den, da das bewegte Bodenrelief ein charakteristisches Merkmal für diese bestockten Flächen ist und gerade die Stellen mit den Baumstümpfen für die Baumverjüngung in Frage kommen.

Auch Feuchtgebiete sind in der Karto- graphie abgegrenzt. Die einst im Talboden vorhandenen Feuchtbereiche sind leider heute bis auf einige wenige und kleine Restflächen verschwunden. Am Burg- und Langbühel, im Lärchwald, am Innich- und Vierschberg sowie im Silvestertal und im alpinen Bereich unterhalb des March- kinkele sind Feuchtgebiete häufiger anzu- treffen, die allerdings großteils auch kleinflächig sind, aber vielfach noch einen hohen Intaktheitsgrad aufweisen. Unverbaute Talsohle westlich von Innichen

Die für das Landschafts- und Siedlungs- bild der Gemeinde Innichen besonders charakteristischen und wertvollen Berei- che werden als Bannzonen ausgewiesen. Es handelt sich dabei um die Umgebung von kulturhistorisch wertvollen, land- schaftsprägenden Bauten, um markante und/oder exponierte Geländeformen oder um größere noch weitgehend unverbaute Grünbereichen zwischen den besiedelten Flächen, die wichtige Blickfelder darstellen Niedermoor mit Wollgräsern und Seggen und deren intakte Typologie ein wertvolles Element der vorhandenen Landschafts- Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- und Siedlungsstruktur ist. schaftsökologische Funktionen. Sie be- deuten Landschaftsreichtum und stellen Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in vor allem wertvollste Lebensräume dar für den letzten Jahrzehnten sind die genann- eine Vielzahl von gefährdeten Pflanzen-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 7 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

ten markanten Grünbereiche intakt und von Innichen und von Winnebach. großteils unverbaut geblieben, auch weil Lediglich die Bannzonen zum Schutz der sie bereits seit 1982 als Bannzonen ge- landschaftlich bedeutsamen Kirchhügel schützt sind. Diese bereits bestehenden von Winnebach und Obervierschach Schutzgebiete werden somit im neuen, reichen teilweise bis unmittelbar an den überarbeiteten Landschaftsplan mit eini- Dorfrand heran. gen Grenzkorrekturen übernommen.

Im Einzelnen handelt es sich dabei vor allem um die vollkommen siedlungsfreien Landwirtschaftsflächen zwischen den kompakten Ortsbereichen. Diese sehr markant ausgeprägte Siedlungsstruktur kennzeichnet generell die Talsohle des Hochpustertales und ergibt ein sowohl ästhetisch als auch urbanistisch wertvolles Landschafts- und Siedlungsbild, das durch die Ausweisung von Bannzonen erhalten werden solI. In den ausgedehnten Wie- senflächen der Talsohle fehlen vertikale Landschaftselemente vollständig, sodass Der Kirchhügel von Vierschach eine Zersiedelung besonders stark ins Auge fallen würde. Kleinere Erweiterungen der Bannzonen sind in ebenfalls schützenswerten Wiesen- Demgemäß erstrecken sich die einzelnen bereichen nördlich der Ortschaften Banngebiete jeweils über die ganze Tal- Innichen, Obervierschach und Winnebach sohlenbreite bis zum Hangfuß zwischen geplant. den Ortschaften von Innichen, Ober- Nicht zu vergessen sind schließlich die vierschach, Untervierschach und Winne- ebenfalls bereits ausgewiesenen Bann- bach. zonenbereiche in den völlig unverbauten Talbodenflächen im schmalen unteren Abschnitt des Sextner Tales, der noch ins Gemeindegebiet von Innichen fällt.

Diese Flächen sollen nun durch die Ausweisung als Bannzonen vor Zer - siedelungen und Verdrahtungen mög - lichst verschont werden. In den Bann- zonen gilt ein absolutes Verbot für die Errichtung neuer oberirdischer Ge- bäude. Die allgemeine Ermächtigungspflicht Unverbauter Talboden zwischen Innichen und durch die Landesbehörde für Land- Obervierschach schaftsschutz für die möglichen Ein- griffe und Projekte ist nur mehr in zwei Von den einzelnen Ortsbereichen währen kleinen Teilbereichen dieser Schutz- die vorgeschlagenen Bannzonen jeweils gebiete, die in der Kartographie eigens einen ausreichenden Abstand um für gekennzeichnet sind, vorgesehen. Dabei künftig eventuell notwendige Siedlungs- handelt es sich um landschaftlich beson- erweiterungen oder die Aussiedlung von ders herausragende Bereiche, nämlich die Hofstellen einen ausreichenden Spielraum Kirchhügel von Obervierschach und zu lassen. Aus diesem Grund werden Winnebach (mitsamt dem Wiesenhang auch einige Reduzierungen der Bann- westlich der Kirche von Winnebach, der zonen vorgesehen und zwar im Westen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 8 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

einen großen Reichtum an Hecken und Biotop Burgtorfmöser Flurgehölzen aufweist). Die Vegetation der zahlreichen Moore in den Senken und Mulden auf dem Lang- bühel ist sich sehr ähnlich; es handelt sich vorwiegend um Niedermoorpflanzen- gesellschaften: neben verschiedenen Seg- genarten (Carex rostrata, Carex flava, Carex panicea) ist in nassen Bereichen Menyanthes trifoliata vertreten; sehr ver- breitet ist auch Molinia coerulea; typische Niedermoorpflanzen sind weiters Coma- rum palustre, Parnassia palustris, Tofieldia calyculata, Succisa pratensis, Pedicularis palustris sowie verschiedene Torf- und

Braunmoose. Der Kirchhügel von Winnebach Noch relativ gut erhalten geblieben sind die östlichen Bereiche der Biotopfläche. Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive Es sind viele Sphagnumbulte und eine Kulturartenänderungen) in diesen Land- typische Niedermoorvegetation zu finden. schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu- Im Westen dominiert das Pfeifengras sätzlichen Einschränkungen und auch (Molinia coerulea); hier wurde das Moor Meliorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. durch verschiedene Eingriffe von Seiten sind nicht untersagt, womit die geltenden des Menschen arg in Mitleidenschaft Gesetzesbestimmungen diesbezüglich un- gezogen. Im Jahre 1925 wurde ein verändert bleiben. Schießstand eingerichtet, ein Entwässe- Da es sich bei den vorgeschlagenen rungsgraben gezogen und weiters wurden Schutzzonen größtenteils um wertvolle mehrere Erddämme und ein Gebäude Kulturgründe handelt, kommt dieser errichtet. Einige wassergefüllte Gruben, Schutzmaßnahme auch eine erhebliche die mit Carex rostrata bewachsen sind, Bedeutung für die Landwirtschaft zu. weisen auf eine ehemalige Torfentnahme Tatsächlich würde eine Verbauung und hin und leider ist auch ein Teil des Zersiedlung dieser Kulturgründe einen Feuchtgebietes mit Fichten aufgeforstet unersetzbaren Verlust für die Landwirt- worden. schaft darstellen. Durch die Ausweisung Heute sind die Burgtorfmöser wieder mehr als Bannzone wird hier die Priorität der der Natur überlassen, der Schießstand landwirtschaftlichen Nutzung vor anderen wird seit ca. 25 Jahren nicht mehr genutzt Nutzungsansprüchen unterstrichen. und durch ein Absperren des Entwäs- serungskanales könnte sich das Moor weiter regenerieren. Biotope Biotop Froschlacke

Die bereits heute geschützten Biotope Burgtorfmöser, Froschlacke, Spatz- moos, Lärchwaldmöser (ehemals Schlotamöser genannt), Morgenrast- moos und Rohrach werden im über- arbeiteten Landschaftsplan wiederbestä- tigt. Sie werden genauer abgegrenzt und die beiden Biotope Lärchwaldmöser und Morgenrastmoos werden auch etwas erweitert. Ein weiteres Naturschutzgebiet, das Geigermoos , ist neu vorgesehen.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 9 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Es handelt sich um ein lang gezogenes und in den umliegenden Bereichen ist intaktes Niedermoor, etwas westlich der Carex davalliana präsent. Vor alIem in den Burgtorfmöser gelegen, in dem vorwie- Mineralinseln kommen auch Gehölzarten gend Braunmoose und weniger Torf- vor und zwar Fichten, Lärchen, Kiefern, moose zu finden sind. Von den oben Birken, Faulbaum und Wacholder. bereits erwähnten zahlreichen Nieder- moorpflanzen solI hier die starke Präsenz Biotop Morgenrastmoos des Fieberklees (Menyanthes trifoliata) unterstrichen werden. Auch einige Ge- Ähnlich verhält es sich mit dem Morgen- hölze sind eingestreut, wie Weiden, rastmoos, südlich von Vierschach, im Kiefern und Fichten. Waldhang oberhalb des Dorfes. Auch dieses Moor wird durch Hangquellen mit Biotop Spatzmoos Wasser gespeist, und es ist von einem Bächlein durchflossen. In diesem fast unberührt wirkenden Zum Schutzgebiet gehören heute zwei Niedermoor, das sich ebenfalls auf dem Feuchtbereiche. Mit der Überarbeitung soll Kamm des Langbühels befindet, können nun eine weitere, nahe gelegene Moor- zwei Bereiche unterschieden werden, die fläche ins Biotop aufgenommen werden, nur durch einen schmalen, feuchten Strei- die ebenfalIs eine intakte Niedermoor- fen miteinander verbunden sind. Der vegetation aufweist. östliche, etwas höher liegende und trocke- nere Teil liegt bereits im Gemeindegebiet von Sexten. Im westlichen Teil dominieren Carex nigra und Molinia coerulea und kleine Weißkiefern sind zu finden. Beson- ders erwähnenswert aber ist das Vorkom- men des Rundblättrigen Sonnentaus (Drosera rotundifolia) in diesem Moor.

Biotop Lärchwaldmöser

Im Lärchwald südlich von Innichen, in der untersten Stufe des Waldhanges zu Füßen des Haunolds, sind mehrere Das Flächenausmaß dieses Biotops mag Feuchtflächen von einer gewissen Aus- zwar kleiner sein als jenes der Lärch- dehnung anzutreffen, darunter auch das waldmöser, in naturkundlicher Hinsicht Schlotamoos. Während gemäß ursprüng- erscheint das Morgenrastmoos aber licher Ausweisung lediglich zwei voneinan- äußerst interessant, was die Unterschutz- der getrennte Feuchtbereiche als Biotop stellung als Biotop rechtfertigt. Besonders aufscheinen, wurden im Zuge der Neu- auffallend ist in diesem Zusammenhang abgrenzung zwei neue Feuchtflächen das starke Vorkommen des Rund- erhoben, die nun zusätzlich ins Schutz- blättrigen Sonnentaus (Drosera rotundi- gebiet eingegliedert werden. Der ge- folia). schützte Bereich beim Schlotamoos hin- gegen wird etwas reduziert, indem eine Biotop Rohrach trockene Waldfläche ausgeklammert wird. Die Vermoorung dieser Flächen ist auf Das Orchideenbiotop Rohrach ist für das Austritte von Hangquellwasser zurück zu Pustertal von einzigartiger naturkundlicher führen, das sich auf Hangverflächungen Bedeutung. Es liegt an der Grenze der staut. Gemeinden Innichen und Toblach, zwi- In den Lärchwaldmösern herrschen schen der Staatsstraße und der Eisen- folgende feucht liebende Pflanzenarten bahnlinie und hat eine Fläche von 2,39 ha. vor: Molinia coerulea, Primula farinosa, Im Untergrund befindet sich alluvialer Tofieldia calyculata, Carex hostiana, Schotter, ein Mischschotter aus Dolomit, Eleocharis quinqueflora. Am Moorrand

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 10 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Gneis und Quarzphyllit. Die Oberflächen- atrorubens ), Frauenschuh ( Cypripedium ausformung ist unregelmäßig: ebene calceolus ), Einblättrige Weichorchis (Mala- Teilflächen wechseln mit Einsenkungen xis monophyllos ), Korallenwurz (Coral- ab, in denen sich der hohe Grund- lorhiza trifida ). wasserspiegel durch Vernässung bemerk- bar macht. Dadurch variiert die Form des In den Mulden bilden sich kleine Pfützen. Ökotypus sehr stark. Fichten – Föhren- Leider wurde der südliche, an die Bahn- wald, kleinflächige Trockenrasen, arten- trasse angrenzende Streifen geschlägert, reiche Hochstaudenfluren, anmoorigen sodass in diesem Bereich die schatten- Senken, in denen auwaldähnliche Vegeta- liebenden Orchideen durch die geänderten tion vorherrscht, liegen dicht nebeneinan- Standortverhältnisse zurückgedrängt wur- der. den. Es haben sich hier nun sehr arten- reiche Hochstaudenfluren mit der Dunklen Es handelt sich um einen wertvollen Akelei ( Aquilegia atrata ), dem Gefleckten Biotopkomplex, der in der ausgeräumten Knabenkraut ( Dactylorhiza maculata ) ent- Landschaft zwischen Toblach und wickelt. Ein Zuwachsen des Waldrandes Innichen als Habitat für die Fauna ist deshalb zu begrüßen. bedeutsam ist und durch die Windbrem- sung auch eine wichtige Funktion für die Der mittlere Teil II war bis vor kurzem Kulturen und die Verkehrssicherheit erfüllt. bewaldet. Der Fichten-Föhrenwald ging Zusammen mit den Hecken längs der gegen Osten zu einer lichten Magerwiese ehemaligen Panzersperre sind diese mit Föhren über. Im Winter 2000/2001 Flurgehölze Teil des einzigen talqueren- wurden sämtliche Nadelbäume geschlä- den Lebensraumkorridors für die Fauna. gert, so dass sich auch hier die Vegetation Die Senken erfüllen zudem eine hydro- verändert hat. Orchideen wie Helm- logische Funktion, da sie bei Starkregen knabenkraut (Orchis militaris ), Langsporni- und Schneeschmelze das überschüssige ge Handwurz ( Gymnadenia conopsea ) Wasser aufnehmen und langsam zur und Großes Zweiblatt ( Listera ovata ) kann Versickerung bringen, welches ansonsten man jedoch immer noch antreffen. Im die angrenzenden Felder und die Straße westlichen Bereich des Teils II, d.h. im überstauen würde. Bereich des Übergangs zu Teil I, ist es erforderlich den Baumwuchs in begrenz- tem Maße wieder aufkommen zu lassen damit sich hier die zahlreichen Wald- orchideenarten wieder entfalten können.

Der Teil III , früher relativ offen, ist in den letzten Jahren zunehmend verbuscht und zugewachsen. Dies hat hier zu einem Rückgang der Offenlandorchideen wie z.B. des Helmknabenkrautes (Orchis militaris ) geführt. Der jetztige Auslich- tungsgrad sollte erhalten bleiben.

Frauenschuh (Cypripeduium calceolus) Durch eine Kulturwiese getrennt liegt der östliche Teil IV . Hier befinden sich Der westliche Teil I besteht aus einem zahlreich feuchte Mulden und Pfützen, in Fichtenwald mit Föhren und einer sehr denen zwischen einzelnen Weidensträu- artenreichen Strauch- und Krautschicht. chern Seggen, Binsen, von den Orchideen Im schattigen Fichtenwald wächst neben die Langspornige Handwurz ( Gymnadenia der Einbeere (Paris quadrifolia ) eine conopsea ) und andere Feuchtpflanzen Vielzahl an Orchideen: Großes Zweiblatt gedeihen. An der Böschung zur Eisen- (Listera ovata ), Moosorchis ( Goodyera bahn haben sich artenreiche Hochstau- repens ), Braunrote Sumpfwurz ( Epipactis denfluren entwickelt, in denen sehr

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 11 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

zahlreich die geschützte Feuerlilie (Lilium Einblättrige Weichorchis (Malaxis mono- bulbiferum ) blüht. phyllos): sehr selten in Südtirol mit wenigen Vorkommen im Pustertal; Helm-Orchis (Orchis militaris): einziger bekannter Wuchsort im . Dieser Standort wurde bereits von H. und D. Schulz im Schlern Nr. 52, Heft 2, 1978 veröffentlicht (Ein Orchideenbiotop im Hochpustertal). Dr. Richard Lorenz, der seit Jahren eine Kartierung der Orchideen Südtirols durch- führt, bestätigt die Einmaligkeit dieses Standortes mit rezenten Daten. Alle Orchideenarten sind in Südtirol geschützt. Orchideen sind sehr selten, da sie besondere Ansprüche an den Standort haben. Zum Keimen benötigen sie ganz bestimmte Pilze, mit denen sie eine Lebensgemeinschaft (Mycorrhiza) bilden.

Es braucht oft über 10 Jahre bis aus Im Biotop Rohrach konnten nicht weniger einem Samen eine blühfähige Pflanze als 16 verschiedene Orchideenarten nach- herangewachsen ist. gewiesen werden, sodass es sich um das Da im Randbereich des Biotops immer artenreichste bisher bekannte Orchideen- wieder Müll und Abfälle abgelagert wur- biotop Südtirols handelt. den, war es erforderlich eine Aufräum- Unter diesen sind drei Arten besonders aktion durchzuführen und einen Erdwall hervorzuheben: aufzuschütten, um weitere Ablagerungen Frauenschuh (Cypripedium calceolus): zu verhindern. selten (Anhang II der FFH Richtlinie);

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Coeloglossum viride Hohlzunge Corallorhiza trifida Korallenwurz Cypripedium calceolus Frauenschuh Dactylorhiza maculata Geflecktes Knabenkraut Epipactis atrorubens Braunrote Sumpfwurz Epipactis palustris Gemeine Sumpfwurz Goodyera repens Moosorchis Gymnadenia conopsea Langspornige Handwurz Gymnadenia odoratissima Wohlriechende Handwurz Listera cordata Kleines Zweiblatt Listera ovata Großes Zweiblatt Malaxis monophyllos Einblättrige Weichorchis Ophrys insectifera Fliegen-Ragwurz Orchis militaris Helm-Orchis Orchis ustulata Schwärzliche Orchis Platanthera bifolia Weißes Breitkölbchen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 12 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Biotop Geigermoos Beweidung ihrer Flächen bzw. Teilen davon verzichten, einen finanziellen Aus- Im Silvestertal, und zwar in den Hang- gleich in Form einer Landschaftspflege- verflachungen oberhalb der Geigeralm in prämie zu erhalten. Auch die Kosten für einer Höhenlage von ca. 1.800 m, befindet das Abzäunen der vom Beweidungs- sich das flächenmäßig größte, zusammen- verzicht betroffenen Flächen übernimmt hängende Feuchtareal innerhalb des die Landesverwaltung. Gemeindegebietes von Innichen. Das Niedermoor präsentiert sich in einem nach wie vor sehr intakten Zustand. Lediglich Naturdenkmäler die unteren Bereiche weisen eine gewisse Belastung durch die Beweidung auf, aber Die beiden Naturdenkmäler, die im Jahre auch hier halten sich die Trittschäden in 1997 unter Schutz gestellt worden sind, Grenzen. werden wiederbestätigt. Es handelt sich Das Feuchtbiotop wird durch mehrere um zwei kleine Feuchtstandorte im Wasseraustritte in den Hangfußbereichen Talbodenbereich. mit Wasser versorgt. Es weist vielfach einen intakten Seggenbewuchs auf und Das Feuchtgebiet Drauursprung befindet verschiedene andere typische feucht- sich am Fuß des Waldhanges, in dem die liebende Pflanzenarten, wie Wollgräser Drau entspringt, unterhalb des Haunolds. usw. sind vorzufinden. Häufig trifft man Sie wird von der Drau durchflossen, aber auf die für Moorflächen ebenfalls typi- leider ist durch das Ziehen von Gräben im schen zwergwüchsigen Fichten-, Lärchen- Zusammenhang mit der Drauregulierung oder auch Kiefernexemplare. und gleichzeitigen Entwässerung der anliegenden Wiesen auch das Moos in Mitleidenschaft gezogen worden. Das kleine Feuchtgebiet ist mit Schilf bewachsen; weiters sind auch andere feucht liebende Pflanzen, wie Schoenus ferrugineus, Primula farinosa und Carex davalliana, gut vertreten. Am oberen Rand schließt eine Baumreihe mit Lärchen, Fichten, Birken und Faulbaum die Feucht- fläche ab. Dieses kleine, aber sehr wertvolle Nieder- moor am Rande von Kulturflächen im Talbereich verdient auf jeden Fall die

Unterschutzstellung als flächenhaftes Der gesamte hintere Bereich des Naturdenkmal, um es vor weiteren Ein- Innichner Silvestertales ist sehr wasser- griffen von Seiten des Menschen zu reich, was sich in einem relativ großen bewahren. Quellenreichtum äußert. Verschiedene Quellen werden bereits heute für die Das zweite bereits ausgewiesene Natur- Wasserversorgung genutzt. Auch im denkmal, das so genannte Kreuzwiesen- Bereich des Biotops Geigermoos, in moos , ist ein aus Menschenhand dessen oberem Randbereich, befinden geschaffener Feuchtlebensraum. Für die sich Quellvorkommen, die für eine Fas- der Erweiterung des Betriebsareals der sung in Frage kommen könnten. Die Firma Senfter zum Opfer gefallenen Nutzung dieser Quellen wird durch die Amphibienteiche wurde auf einer angren- Biotopausweisung nicht untersagt. zenden Fläche ein Ersatzlebensraum Dasselbe gilt auch für die Beweidung. In geschaffen. Die in den Amphibienteichen Biotopen besteht allerdings die Möglichkeit und in deren Umgebung vorhandenen für jene Grundbesitzer, die freiwillig auf die feuchtliebenden Tier- und Pflanzen-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 13 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

gemeinschaften haben somit ein neues Baches, der vom Strickberg herabfließt. Habitat erhalten. Die beiden Feuchtflächen sind zwar nicht Um für diesen neu geschaffenen Feucht- direkt miteinander verbunden, sie sind standort einen langfristigen Schutz zu aber lediglich durch einen schmalen gewährleisten, wurde er bereits vor 10 Waldrücken voneinander getrennt. Indem Jahren als flächenhaftes Naturdenkmal dieser Waldstreifen ins Naturdenkmal mit unter Schutz gestellt. eingebunden wird können die beiden Feuchtstandorte mit einer einzigen Aus- Es werden schließlich zwei neue Natur- weisung unter Schutz gestellt werden. denkmäler vorgeschlagen: das Binder- Insgesamt handelt es sich eindeutig um moos und das Wieslehenmoos . einen erhaltenswerten Naturlebensraum, der mit knapp 2 ha auch ein beträchtliches Das Bindermoos befindet sich ebenfalls, Flächenausmaß erreicht. wie die beiden Feuchtstandorte Drau- ursprung und Kreuzwiesenmoos am Tal- bodenrand westlich des Hauptortes Innichen, allerdings im Gegensatz zu Landschaftliche Struktur- diesen an der orographisch linken Seite. elemente Das Bindermoos und die beiden vorher genannten Naturdenkmälern stellen mitt- Alle Pflasterwege (und Überreste), Tro- lerweile die letzten Überreste der einst ckenmauern , aber auch Lesesteinwälle , ausgedehnten Feuchtlebensräume in den Feldhecken und Flurgehölze sind ge- Niederungen der Gemeinde Innichen dar. schützt wegen ihrer ästhetischen Berei- Schon allein aus diesem Grund sind sie cherung für die Kulturlandschaft und dem als absolut schützenswert einzustufen. Angebot an Kleinlebensräumen für eine

Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten.

Der Baumbestand und allgemein das Grün in den Siedlungsbereichen erfüllt wichtige Aufgaben. Der vom Mensch be- nötigte Siedlungsraum wird immer größer, weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, der Natur ihren Raum auch in diesen Flä- chen zu gewähren. Der Grünbestand be- deutet nämlich Lebensraum für verschie- dene Pflanzen und Tiere und somit Erhal- tung der Biodiversität. Weitere wichtige Die Feuchtfläche wird durch Hang- Funktionen sind Wind- und Lärmschutz wasseraustritte mit Wasser gespeist. Sie ist zur Gänze mit Schilf bewachsen und sowie Staubbindung und Verringerung der auch einige Weidengebüsche sind anzu- Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns treffen. Derartige Schilfflächen, auch wenn stellt auch unversiegelten Boden dar und sie eher kleinflächig sind, haben im trägt somit bei, den Grundwasserspiegel gesamten Hochpustertaler Raum ein- zu erhalten und den Oberflächenabfluss deutig Seltenheitswert. des Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild wird ebenfalls entscheidend mit- Das Wieslehenmoos befindet sich wie- geprägt vom vorhandenen Grünbestand, derum im Silvestertal, unweit des Biotops wobei natürlich hochstämmige Bäume Geigermoos. Der intakteste und somit besonders hervorstechen. Insgesamt trägt wertvollste Teil des vorgesehenen flächen- das Grün in den besiedelten Bereichen haften Naturdenkmales weist einen kom- wesentlich zur Lebensqualität des dort pakten Seggenbewuchs auf und befindet wohnenden Menschen bei, zu dessen sich gleich unterhalb der Wieslehenalm. Grundbedürfnissen auch ein gewisser Der zweite Feuchtbereich, der eine Naturkontakt zählt. gewisse Weidebelastung aufweist, liegt in Aus diesen Gründen soll mit dem Grünbe- nächster Nähe und zwar entlang des stand möglichst schonend umgegangen

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 14 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

werden. Für das Fällen von Bäumen in schen Raum, in Krain, beheimatet sind den besiedelten Bereichen sowie der und über Kärnten und Osttirol bis ins Hochstammobstbäume und Zierbäume im Oberpustertal vorgedrungen sind. Für landwirtschaftlichen Grün ist keine Aus- deren Erhaltung gewährt die Landes- zeige durch die Forstbehörde vorgesehen. verwaltung Beiträge. In diesen Fällen ist nun die Landschafts- schutzermächtigung durch den Bürger- meister einzuholen, sofern die Bäume einen Durchmesser von über 30 cm (gemessen in Brusthöhe) aufweisen.

Den Bachläufen sowie Entwässerungs- gräben kommt als aquatische Lebens- räume aus Naturschutzsicht eine beson- dere Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Naturkorridore dar. Vor allem in den stärker anthropisierten Gebieten ist deren ökologische Funktion aber vielfach erheb- lich beeinträchtigt (durch Verbauung, Einengung, Begradigung, Wasserver- schmutzung und Wasserableitung) und damit auch eine Flora und Fauna, die an Archäologische Schutzgebiete solche Standorte gebunden ist. Für Amphibien, aber auch für andere gefähr- Die archäologischen Schutzgebiete wer- dete Tierarten sind die Wasserläufe den gemäß den Angaben des Landes- unersetzbare Lebensräume. Nicht zuletzt denkmalamtes in die Kartographie aufge- sei an die Wasservögel gedacht, die nommen, welches auch für Grabungs- besonders während der Nist- und Brutzeit ermächtigungen zuständig ist. Die beiden sehr störanfällig sind. Wichtig ist auch die bereits ausgewiesenen Schutzgebiete im Präsenz einer intakten, spontanen Ufer- Bereich Burghügel/Innichen und Kranzhof vegetation, die einen integrierenden Be- werden im überarbeiteten Landschaftsplan standteil eines jeden Fließgewässers übernommen und etwas erweitert. Es bildet. Aus diesen Gründen dürfen sämt- werden aber auch drei neue archäolo- liche Bachläufe und Entwässerungsgräben gische Zonen - am Kirchhügel von Vier- - auch wenn es sich um kleine Abschnitte schach und Winnebach sowie am handelt, die in der Kartographie nicht orographisch rechten Waldhang im unte- aufscheinen - nicht zugeschüttet oder ren Sextner Tal - im Plan eingetragen. verrohrt werden.

Zäune stellen vielerorts einen wertvollen Einschränkungen für den Bestandteil der Kulturlandschaft und somit Motorfahrzeugverkehr ein interessantes landschaftsgestalteri- sches Element dar. Dabei ist darauf zu Die Straße zum Bodeneck und weiter bis achten, dass die Umzäunungen in orts- zu den Bergipfeln des Marchkinkele und üblicher Art und Weise errichtet werden Hochrast, führt in ein Waldgebiet und und dass vor allem auch auf die Ver- schließlich in eine alpine Region bis auf wendung von Stacheldraht verzichtet wird. eine Meereshöhe von 2.500 m. Außer der Ansonsten bedeuten Abzäunungen ein- üblichen alm- und forstwirtschaftlichen deutige Störfaktoren in der Landschafts- Nutzung, dem Waldkirchlein St. Silvester wahrnehmung. und einem Almausschank auf der Silvesteralm, die sich bereits in der Vereinzelt sind in Innichen auch noch Gemeinde Toblach befindet, gibt es in Harpfen anzutreffen; hohe Holzgestelle diesem Gebiet keine weiteren Einrich- zum Trocknen des Heues, die im slawi- tungen oder wirtschaftliche Nutzungen.

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 15 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

Wir befinden uns in einem Berg- und Konfliktsituationen mit den Wanderern und Ruhegebiet das ein erhebliches Erho- Bergradfahrern vermieden werden. lungspotential aufweist. Die außergewöhnliche Benutzung der betroffenen Straße wird gemäß Landes- gesetz Nr. 10 vom 08.05.1990, in gelten- der Fassung, geregelt.

Neuabgrenzung des Natur- parks Sextner Dolomiten (in den Gemeinden Toblach, Sexten und Innichen)

Der Naturpark Sextner Dolomiten wurde im Jahre 1981 (Dekret des Landeshaupt- manns von Südtirol vom 22. Dezember 1981, Nr. 103/V/81) ausgewiesen. Mit der St. Silvester Überarbeitung des Landschaftsplanes der

Gemeinde Innichen wird die Naturpark- Durch die Verkehrssperre ab der im grenze auf die neuesten kartographischen Bauleitplan eingetragenen Gemeinde- Unterlagen, die für die Erstellung des straße am Vierschberg soll das Gebiet von Planes verwendet werden, übertragen und den Lärm- und Schadstoffbelastungen des besser an die vorhandenen Grenzlinien in Motorfahrzeugverkehrs möglichst ver- der Landschaft (Wege, Bäche, Wald- schont bleiben und Störungen sowie ränder) angepasst.

Sextner Dolomiten

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 16 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen dungen und Vorentscheidungen und zum zweiten bringt der enge Kontakt mit der nicht aus Bevölkerung Akzeptanzvorteile mit sich.

Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstru- ment für einzelne Gebiete, für gewisse Bürgerbeteiligung und Infor- Tier- und Pflanzenarten, Natur- und Kul- mation turobjekte usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständi- Für die Umsetzung von landschaftspflege- gen Entwicklung unterworfen, die ge- rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- steuert werden muss. Vor allem die Berei- gung von großer Bedeutung. Eine nach- che der Landschaftspflege und -aufwer- haltige Landschaftsentwicklung kann nur tung (Behebung landschaftsökologischer gelingen, wenn die vorgesehenen Maß- Defizite, Renaturierungen) bedürfen zu- nahmen von der Bevölkerung mitgetragen sätzlicher Instrumente. Dies betrifft sowohl werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei die ländliche Kulturlandschaft als auch das der Erstellung als auch bei der Umsetzung Siedlungsgebiet. Es handelt sich dabei um eines Landschaftskonzeptes, am besten in Maßnahmen des aktiven Landschafts- Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche schutzes, wofür die Initiative von Seiten Landnutzer mit einzubeziehen, um mög- der örtlichen Behörden bzw. der Land- liche Nutzungskonflikte auszuräumen. nutzer besonders gefragt ist und es wenig Auch allgemeine Information und Aufklä- Sinn ergibt, wenn diese hoheitlich ver- rung ist im Natur- und Landschaftsschutz ordnet werden (wie dies formal bei den großgeschrieben, denn der Mensch achtet Schutzmaßnahmen der Fall ist). und schützt nur, was er kennt!

Landschaftsentwicklungskon- zept für die Gemeinde

Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbil- des oder landschaftlichen Entwicklungs- konzeptes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzu- gestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baumschutzverordnung, ein Grün- ordnungsplan für den Siedlungsbereich Wesentliche Berührungsbereiche zwischen oder ein Kulturlandschaftsprogramm tra- Raumnutzungen und Landschaftsschutz gen zu einer Verbesserung der Natur- und (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) Landschaftsschutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließlich sind die Entscheidungs- kompetenzen der Gemeinde ausgeweitet Fördermaßnahmen worden, weshalb auch immer mehr Fach- kompetenz in den Verwaltungen vor Ort Ein weiteres wichtiges Instrument für die gefragt ist. Die Gemeinde stellt für den Landschaftspflege sind die Fördermaß- Natur- und Landschaftsschutz eine nahmen. Das Land Südtirol vergibt über äußerst interessante Tätigkeitsebene dar: die EU Verordnung 1257/99 Land- zum einen fallen in der Gemeinde für alle schaftspflegeprämien für eine öko- Projekte und Vorhaben wichtige Entschei-

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 17 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

kompatible Landwirtschaft . So gibt es notwendigen Maßnahmen beschrieben Prämien für die Bearbeitung und Pflege werden. Für die tägliche Natur- und Land- von artenreichen Bergwiesen, Mager- schaftsschutzarbeit in den Gemeinden rasen, Lärchenwiesen, für Hecken und für kann deshalb gerade dieser Teil des Beweidungsverzichte in Mooren. Die Ge- Fachplanes eine interessante Hilfestellung meinde, in Zusammenarbeit mit der Forst- darstellen. behörde, kann darauf einwirken, dass diese Förderungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal- tung und Pflege von Landschafts- elementen , wie Schindel- und Stroh- dächer, traditionelle Zäune, Trocken- mauern sowie weitere Zeugnisse bäuer- licher Architektur und traditionelle Bewirt- schaftungsformen und andere Land- schaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfer- nung von Drahtzäunen, unterirdische Ver- legung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renaturierung verbau- ter Gewässer usw.) sowie umweltdidakti- sche Projekte vorgesehen.

Landschaftsleitbild Südtirol

Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richt- linien und Umsetzungsstrategien für die langfristige Sicherung der Südtiroler Land- schaft als Natur-, Lebens- und Wirt- Das Gemeindegebiet von Innichen ist schaftsraum. Dieses Ziel kann aber von gemäß Landschaftsleitbild Südtirol fünf der Landschaftsschutzbehörde allein nicht Landschaftseinheiten zuzuordnen. Im Fol- erreicht werden. Es muss gelingen alle genden werden diese fünf Einheiten mit Landnutzer (Landwirtschaft, Forstwirt- den vom Fachplan vorgesehenen und auf schaft, Wasserwirtschaft, Tourismus, Frei- einen aktiven Landschaftsschutz ausge- zeit und Erholung, Raumplanung) in diese richteten Steuerungsmaßnahmen aufge- Aufgabe einzubinden. Die Berührungs- listet: bereiche mit den verschiedenen Landnut- zern, mögliche Konfliktpotenziale als auch a) Landschaftseinheit – Siedlungs- gemeinsame Interessen erfahren eine räume ausführliche Analyse. Weiters werden im Landschaftsleitbild Südtirol die Instru- Maßnahmen: mente und Strategien des Natur- und • Vermeiden von Zersiedelung; Landschaftsschutzes dargestellt. • Fachgerechte bauliche Ausführung (Ein- bindung in Landschaft und Baubestand, Materialaufbau, Regenwassernutzung, Der Fachplan liefert auch eine Gliederung Vermeidung von Bodenversiegelung, Ver- der Landschaft Südtirols in verschiedene sickerung von Niederschlagswasser usw.); Landschaftseinheiten, wobei für jede die • Erhalten und Schaffen von Grünräumen (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünun- naturschutzfachliche Bedeutung, die je- gen) und naturnahe Grünpflege; weiligen Probleme und Konflikte, Nut- • Erhalten ökologischer Elemente im Sied- zungsziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele lungsraum und ökologisches Vernetzen und die für die Erreichung dieser Ziele mit dem Umland durch Hecken, Alleen usw.;

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio

Autonome Provinz Bozen - Südtirol 18 Provincia Autonoma di Bolzano - Alto Adige

• Ökologische Durchführungs- und Wieder- • Gewässerschutz (ökologische Gerinne- gewinnungspläne; behandlung, Revitalisierung, Gülleverord- • Erstellen von Grünordnungsplänen; nung, Wasserschutzgebiete usw.); • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; • Landschaftsgerechte Kapazitätenfestle- • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; gung für touristische Einrichtungen; • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kulturlandschaftsprogrammen. b) Grünland- und ackerbaudomi- nierte Talböden und Randzonen d) Landschaftseinheit – Waldstufen

Maßnahmen: Maßnahmen: • Förderungsstopp für die Beseitigung land- • Erhaltung der Waldgesellschaften als ge- schaftsrelevanter Strukturelemente sowie nerelles Ziel und Ausweisung von Schutz- die Entwässerung von Feuchtlebens- gebieten für repräsentative Waldbestände; räumen und die Bewässerung von Tro- • Ausgliederung von sensiblen Zonen für ckenstandorten, Förderung für Dünge- den Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greif- verzicht; vögel); • Sicherung naturnaher Restflächen sowie • Naturnahe Waldbehandlung; Erhaltung und Förderung einer nach- • Festsetzen von Pflegemaßnahmen für haltigen Nutzung mit deutlich abgestuften Waldränder (Förderungen); Nutzungsintensitäten (Nutzungsmosaik); • Beibehaltung traditioneller Mehrfachnut- • Ausarbeitung von Kulturlandschaftspro- zungen des Waldes (z.B. Waldweide); grammen und von Förderprogrammen zur • Anstreben einer differenzierten Wegenetz- Sicherstellung artenreicher Wiesenflächen; dichte gemäß Bedarf, mit landschafts- • Standortgemäße Viehdichten, Gülleverord- schonender Bauweise; nung, Reduktion der Düngemengen; • Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- • Beibehaltung der Landschaftspflegebei- abschussplänen und Auflassen der Scha- träge für die Erhaltung traditioneller lenwildfütterung; Bewässerungssysteme; • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten • Reaktivierung natürlicher Retensionsräu- und des Einsatzes von Schneekanonen. me (z.B. Feuchtwiesen) sowie Erstellung von Richtlinien für die Revitalisierung von Fließ- und Stillgewässern sowie Gräben; e) Landschaftseinheit – Alpine Be- • Festlegung von Tabuzonen für den Schot- reiche und Hochlagen ter- und Kiesabbau, Renaturierungsauf- lagen; Maßnahmen: • Landschaftsschonende Baunutzung; • Aufrechterhaltung der traditionellen Alm- • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung wirtschaft mit abgestuften Nutzungsinten- in touristischen Regionen. sitäten (Anpassung der Viehdichten); • Nutzungssteuerung durch agrarisches För- c) Landschaftseinheit – Bergland- derungswesen mit stärkerer ökologischer wirtschaftszonen Orientierung; • Streichung der Fördersätze für Gelände- korrekturen und Entwässerung; Maßnahmen: • Erstellen von Landschaftsinventaren und • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen Kulturlandschaftsprogrammen; und abgestufte Anpassung der Viehdich- • Erhaltung bzw. Regeneration der ausge- ten; dehnten Moorgebiete, Schutz aller Torf- • Reduzieren der Intensitätsstufen mittels vorkommen und deren torfbildender Pflan- Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; zengesellschaften; • Förderungen für die Erhaltung und Pflege • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten von Landschaftselementen (Hecken, Tro- und des Einsatzes von Schneekanonen; ckenmauern, Lesesteinhaufen, Zäunen • Nutzung des öffentlichen Wassergutes usw.); bzw. Regulierung der Gewässer nach • Streichung der Förderungen für Gelände- ökologischen Kriterien (z.B. ingenieurbio- korrekturen, Beseitigung landschaftsrele- logische Sicherungsmaßnahmen); vanter Strukturelemente, Entwässerung • Gezielte Besucherlenkungskonzepte (An- von Feuchtstandorten, Bewässerung von lage von Knüppelpfaden durch Moore, Ab- Trockenstandorten); zäunung kritischer Bereiche, Festlegen • Überprüfung der Förderungen für Wege- von Reitrouten, Ausweisung von Wildruhe- bau; zonen). • Standortbezogene Regelung der Wald- weide;

SK G:\Konrad\LANDSCHAFTSPLÄNE\berichte\innichen_PDFCR.doc

AMT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE UFFICIO ECOLOGIA DEL PAESAGGIO Abteilung 28 - Natur und Landschaft Ripartizione 28 - Natura e paesaggio