AUS 1 DER TIEFE

Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Oktober | November 2020 Vorwort 3

Konzerte 7

Hamburg 11.10.20 8 Walldorf 17.10.20 10

Lüneburg 20.10.20 12 Flensburg 24.10.20 10 Hamburg 25.10.20 14 Arnstadt 14.11.20 16

18 Gefördert durch: Lübeck 21.11.20

Bundesministerium für Kultur und Medien Bremen 22.11.20 18 „Orchesterlandschaft vor neuen Herausforderungen“

Elbipolis Verein zur Förderung der Alten Musik e.V. Konzerteinführungen 21 Kantatentexte 41 Biographien 51 Impressum 68 3

„Aus der Tiefe“ Bachs Kantaten als Reflexionen des Zeitgeschehens

Als Johann Sebastian Bach am 15. Juni 1707 sein Amt als Organist der Blasiuskirche in Mühlhausen antrat, bot sich ihm dort ein trauriges Bild: Nur zwei Wochen zuvor hatte in dieser Freien Reichsstadt ein verheerender Brand gewütet, „dardurch der dritte Theil dieser guten Stadt an 300 Wohn-Häusern nebst Scheuern und Ställen, jämmerlich in die Asche ge- legt worden ist“. Viele Familien waren ihrer Lebensgrundlage beraubt worden, suchten Obdach und Trost. Nur wenig später komponierte Bach, der täglich mit den Bildern der zerstörten Häuser und dem Leid seiner Mitmenschen kon- frontiert war, die Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“. Den Auftrag dazu hatte er von einem Pastor der Stadt erhalten, aufgeführt wurde das Stück vermutlich bei einem Buß- und Gedenkgottesdienst. Die textliche Grundlage der Kantate bildet der Psalm 130, einer der sieben Bußpsalmen, der die große Hoffnung der Menschen auf göttliche Erlösung formuliert. Der 22-jährige Bach versteht es hier mit enormer Originalität, in seiner Musik den Aspekt der Trauer in Trost und Hoffnung zu verwandeln. 4 5

Der Eindruck der geschundenen Stadt wird sich Bach tief einge- Die Antwort ist ein klares Ja. Trotz mancher barocker Texte, die auf graben haben, ebenso wie persönliche Schicksalsschläge, die ihn im Laufe den ersten Blick fremd erscheinen mögen, sind Bachs Kantaten auch heute seines Lebens ereilten: Zehn seiner insgesamt 20 Kinder erreichten nicht das hervorragende und identitätsstiftende Wegweiser. So lässt er etwa die Ein- Erwachsenenalter, seine erste Frau Maria Barbara starb 26-jährig in Köthen, gangsarie der Kantate „Ich habe genung“ mit größter Gelassenheit erklingen, später in Leipzig erlebte er in seiner Familie, aber auch bei seinen Schülern zeichnet mit der „Vergnügten Ruh“ geradezu ein Idealbild der „Seelenlust“ und und Freunden regelmäßig Krankheitswellen, die mit den damaligen medizini- schließt die selbstanklagende Kantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ mit schen und hygienischen Voraussetzungen nicht zu bewältigen waren. Tod und einer triumphal jubelnden Arie unter dem Motto „Wie freudig ist mein Herz“ ab. Leben lagen eng beieinander. Depression oder anhaltende Niedergeschla- genheit können wir im Werk von Bach aber nicht erkennen. – Im Gegenteil. Seine Vertonungen von geistlichen Texten zeigen zwar das tiefe Bewusstsein Schließlich sind es auch die weltlichen Kompositionen von Johann auf irdisches Leid, sie verweisen aber gleichzeitig auch auf Auswege und Sebastian Bach, die eine gehörige Portion Lebensfreude und Selbstbewusst- Lösungen. sein transportieren. Dazu zählen seine glänzenden Orchestersuiten, die er mit seinem Collegium musicum außerhalb des strengen Kirchendienstes in einem Leipziger Kaffeehaus aufgeführt hat, aber auch manch weltliche Kantate. Eine Unter den rund 200 erhaltenen Kantaten von Bach findet sich auch davon passt besonders gut in die derzeitige Situation: „Ich bin in mir vergnügt“. ein gutes Dutzend Solokantaten, Werke also, die nicht mit Chor und mehreren Bach vertont hier einen Text des Dichters Christian Friedrich Hunold, das mit Gesangssolisten besetzt sind, sondern von nur einer Gesangsstimme getra- dem Titel „Von der Zufriedenheit“ überschrieben ist. Gerühmt wird darin der gen werden. Vieles spricht dafür, dass Bach diese Werke – sowohl in Weimar trotz aller irdischer Widrigkeiten zufriedene Mensch: „Ein edler Mensch ist Per- als auch in Leipzig – ganz gezielt für herausragende Sänger komponiert hat, len-Muscheln gleich, in sich am meisten reich.“ – Ein Hohn, eine Provokation die den hohen technischen Anforderungen gerecht werden konnten. Zugleich angesichts von massiven Arbeits- und Verdienstausfällen und immer noch aber ist aus den vertonten Texten ersichtlich, dass auch inhaltliche Gründe akut bestehender Gesundheitsgefährdung? Nein! Die Texte laden zum Reflek- bei der Wahl dieser speziellen Besetzung eine Rolle gespielt haben. In den tieren ein, und Bachs Musik besitzt eine zeitlose Qualität, die über alle Krisen entsprechenden Libretti finden sich nämlich auffällig oft sehr persönliche Be- erhaben ist. kenntnisse in der Ich-Form, die damit die Gefühle eines einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht einen abstrakten Bibelvers wie bei vielen Eingangschören in anderen Kantaten. Bachs Solokantaten sind damit ganz besondere Kunstwerke, die ihre Botschaft in außergewöhnlich intimer und direkter Weise vermitteln.

Die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Co- ronakrise haben uns 2020 überraschend und hart getroffen. Es ist schnell klar geworden, dass unsere Welt trotz (oder wegen) ihrer hohen Vernetzung, Kom- plexität und Technisierung massiv verletzlich ist. Kann Bachs geistliche Musik auch heute – rund 300 Jahre nach ihrer Entstehung – für unsere Probleme Aus- wege zeigen, obgleich die Lebensumstände damals ganz andere waren? 7

Konzerte 8 9

Hamburg Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − 11.10.20 Bourrée I & II − Passepied I & II

18 Uhr Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BW V 170 Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis für Alt, Oboe d’amore, St. Johannis-Harvestehude Streicher, obligate Orgel und Basso continuo 1. Arie: „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ Heimhuder Straße 92 2. Rezitativ: „Die Welt, das Sündenhaus“ 20148 Hamburg 3. Arie: „Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen“ 4. Rezitativ: „Wer sollte sich demnach wohl hier zu leben wünschen“ 5. Arie: „Mir ekelt mehr zu leben“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Annika Mendrala / Sopran Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo Wiebke Lehmkuhl / Alt 1. Sinfonia

Elbipolis Barockorchester Hamburg Leitung Jürgen Groß Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199 (Leipziger Fassung) Kantate zum 11. Sonntag nach Trinitatis für Sopran, Oboe, Violoncello piccolo, Streicher und Basso continuo

1. Rezitativ: „Mein Herze schwimmt im Blut“ 2. Arie: „Stumme Seufzer, stille Klagen“ 3. Rezitativ: „Doch Gott muss mir gnädig sein“ 4. Arie: „Tief gebückt und voller Reue“ 5. Rezitativ: „Auf diese Schmerzensreu“ 6. Choral: „Ich, dein betrübtes Kind“ 7. Rezitativ: „Ich lege mich in diese Wunden“ 8. Arie: „Wie freudig ist mein Herz“

Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue 10 11

Walldorf/Wiesloch Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − 17.10. 20 Bourrée I & II − Passepied I & II

20 Uhr Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BW V 170 Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis für Alt, Oboe d’amore, St. Peter Walldorf Streicher, obligate Orgel und Basso continuo 1. Arie: „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ Hauptstraße 22 2. Rezitativ: „Die Welt, das Sündenhaus“ 69190 Walldorf 3. Arie: „Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen“

4. Rezitativ: „Wer sollte sich demnach wohl hier zu leben wünschen“ 5. Arie: „Mir ekelt mehr zu leben“

Flensburg Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo 24.10.20 1. Sinfonia

18 Uhr Ich habe genung BWV 82 (1. Fassung) Kantate für Fest Mariae Reinigung für Bass, Oboe, St. Marien Flensburg Streicher und Basso continuo 1. Arie: „Ich habe genung“ Große Straße 58 2. Rezitativ: „Ich habe genung! Mein Trost ist nur allein“ 24937 Flensburg 3. Arie: „Schlummert ein, ihr matten Augen“ 4. Rezitativ: „Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun!“ 5. Arie: „Ich freue mich auf meinen Tod“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Wiebke Lehmkuhl / Alt Johannes Martin Kränzle / Bariton Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue

Elbipolis Barockorchester Hamburg Leitung Jürgen Groß 12 13

Lüneburg Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − 20.10.20 Bourrée I & II − Passepied I & II

17 Uhr Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BW V 170 Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis für Alt, Oboe d’amore, St. Johannis Lüneburg Streicher, obligate Orgel und Basso continuo 1. Arie: „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ Bei der St. Johanniskirche 2 2. Rezitativ: „Die Welt, das Sündenhaus“ 21335 Lüneburg 3. Arie: „Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen“ 4. Rezitativ: „Wer sollte sich demnach wohl hier zu leben wünschen“ 5. Arie: „Mir ekelt mehr zu leben“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Dorothee Mields / Sopran Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo Wiebke Lehmkuhl / Alt 1. Sinfonia

Elbipolis Barockorchester Hamburg Leitung Jürgen Groß Ich bin in mir vergnügt BWV 204 Kantate für Sopran, Traversflöte, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo

1. Rezitativ: „Ich bin in mir vergnügt“ 2. Arie: „Ruhig und in sich zufrieden“ 3. Rezitativ: „Ihr Seelen, die ihr außer euch“ 4. Arie: „Die Schätzbarkeit der weiten Erden“ 5. Rezitativ: „Schwer ist es zwar, viel Eitles zu besitzen“ 6. Arie: „Meine Seele sei vergnügt“ 7. Rezitativ: „Ein edler Mensch ist Perlenmuscheln gleich“ 8. Arie: „Himmlische Vergnügsamkeit“

Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue 14 15

Hamburg Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − 25.10.20 Bourrée I & II − Passepied I & II

18 Uhr Ich habe genung BWV 82 (1. Fassung) Kantate für Fest Mariae Reinigung für Bass, Oboe, Christianskirche Ottensen Streicher und Basso continuo 1. Arie: „Ich habe genung“ Klopstockplatz 2. Rezitativ: „Ich habe genung! Mein Trost ist nur allein“ 22765 Hamburg 3. Arie: „Schlummert ein, ihr matten Augen“ 4. Rezitativ: „Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun!“ 5. Arie: „Ich freue mich auf meinen Tod“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Annika Mendrala / Sopran Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo Johannes Martin Kränzle / Bariton 1. Sinfonia

Elbipolis Barockorchester Hamburg Leitung Jürgen Groß Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199 (Leipziger Fassung) Kantate zum 11. Sonntag nach Trinitatis für Sopran, Oboe, Violoncello piccolo, Streicher und Basso continuo

1. Rezitativ: „Mein Herze schwimmt im Blut“ 2. Arie: „Stumme Seufzer, stille Klagen“ 3. Rezitativ: „Doch Gott muss mir gnädig sein“ 4. Arie: „Tief gebückt und voller Reue“ 5. Rezitativ: „Auf diese Schmerzensreu“ 6. Choral: „Ich, dein betrübtes Kind“ 7. Rezitativ: „Ich lege mich in diese Wunden“ 8. Arie: „Wie freudig ist mein Herz“

Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue 16 17

Arnstadt Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − 14.11.20 Bourrée I & II − Passepied I & II

18 Uhr Ich habe genung BWV 82 (1. Fassung) Kantate für Fest Mariae Reinigung für Bass, Oboe, Johann-Sebastian-Bach-Kirche Arnstadt Streicher und Basso continuo 1. Arie: „Ich habe genung“ An der Neuen Kirche 2. Rezitativ: „Ich habe genung! Mein Trost ist nur allein“ 99310 Arnstadt 3. Arie: „Schlummert ein, ihr matten Augen“ 4. Rezitativ: „Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun!“ 5. Arie: „Ich freue mich auf meinen Tod“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Dorothee Mields / Sopran Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo Johannes Martin Kränzle / Bariton 1. Sinfonia

Elbipolis Barockorchester Hamburg Leitung Jürgen Groß Ich bin in mir vergnügt BWV 204 Kantate für Sopran, Traversflöte, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo

1. Rezitativ: „Ich bin in mir vergnügt“ 2. Arie: „Ruhig und in sich zufrieden“ 3. Rezitativ: „Ihr Seelen, die ihr außer euch“ 4. Arie: „Die Schätzbarkeit der weiten Erden“ 5. Rezitativ: „Schwer ist es zwar, viel Eitles zu besitzen“ 6. Arie: „Meine Seele sei vergnügt“ 7. Rezitativ: „Ein edler Mensch ist Perlenmuscheln gleich“ 8. Arie: „Himmlische Vergnügsamkeit“

Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue 18 19

Johann Sebastian Bach (1685–1750) Lübeck Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir BWV 131 Kantate für Soli, Chor, Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo 21.11.20 1. Sinfonia 17 Uhr Orchestersuite C-Dur BWV 1066 Ouverture − Courante − Gavotte I & II − Forlane − Menuet I & II − Bourrée I & II − Passepied I & II St. Jakobi zu Lübeck Ich bin in mir vergnügt BWV 204 Jakobikirchhof 3 Kantate für Sopran, Traversflöte, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo 23552 Lübeck 1. Rezitativ: „Ich bin in mir vergnügt“ 2. Arie: „Ruhig und in sich zufrieden“ 3. Rezitativ: „Ihr Seelen, die ihr außer euch“ Bremen 4. Arie: „Die Schätzbarkeit der weiten Erden“ 5. Rezitativ: „Schwer ist es zwar, viel Eitles zu besitzen“ 6. Arie: „Meine Seele sei vergnügt“ 22.11.20 7. Rezitativ: „Ein edler Mensch ist Perlenmuscheln gleich“ 18 Uhr 8. Arie: „Himmlische Vergnügsamkeit“ Orchestersuite D-Dur BWV 1068 Unser Lieben Frauen Bremen Ouverture – Air – Gavotte I & II – Bourrée – Gigue (Leipziger Fassung) Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof 27 Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199 28195 Bremen Kantate zum 11. Sonntag nach Trinitatis für Sopran, Oboe, Violoncello piccolo, Streicher und Basso continuo

1. Rezitativ: „Mein Herze schwimmt im Blut“ Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach 2. Arie: „Stumme Seufzer, stille Klagen“ 3. Rezitativ: „Doch Gott muss mir gnädig sein“ Dorothee Mields / Sopran 4. Arie: „Tief gebückt und voller Reue“ 5. Rezitativ: „Auf diese Schmerzensreu“ Elbipolis Barockorchester Hamburg 6. Choral: „Ich, dein betrübtes Kind“ Leitung Jürgen Groß 7. Rezitativ: „Ich lege mich in diese Wunden“ 8. Arie: „Wie freudig ist mein Herz“ 21

Höfischer Glanz im bürgerlichen Kaffeehaus? Bachs Orchestersuiten

Manch unbefangenem Leipziger Bürger mag es eigenartig vorgekommen sein, als er beim wöchentlichen Konzert des Collegium musicum im Café Zimmer- mann plötzlich eine an prunkvolle höfische Rituale erinnernde Musik hören konnte. Thomaskantor Bach, der dieses Ensemble leitete, hatte sich mal wie- der nicht zurückhalten können: Im nicht gerade riesigen Kaffeehaus in der Katharinenstraße unweit des Leipziger Marktplatzes drängten sich viele Musiker auf der engen Bühne und spielten eine lupenreine französische Ouverture. Eine langsame Einleitung mit festlichen Akkorden und elegant-punktierten Rhythmen sorgte für die nötige Aufmerksamkeit, danach folgte eine rasan- te Fuge, in denen Streicher und Bläser gleichermaßen ihre Virtuosität zeigen konnten. Und kaum war die Ouverture verklungen, schloss sich eine ganze Reihe eleganter Tanzsätze an, von denen die Kaffeehausgäste manchen Ohr- wurm mit nach Hause nehmen konnten.

Wie aber passt das zusammen? Leipzig war im 18. Jahrhundert eine zutiefst bürgerliche Stadt, die durch ihre Funktion als Messe- und Handelsplatz sowie als Universitätsstandort überregional hohes Ansehen genoss. Eine Residenz gab es hier nicht, stattdessen kümmerten sich die Ratsherren um die Geschicke 22 23

der Stadt. Der Landesherr saß im fernen Dresden und tauchte recht selten zu Kreative Leipziger Studentenszene Besuchen in Leipzig auf. – Und in einem solch bürgerlichen Umfeld konnte Im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts befanden sich neben Georg Philipp man nun Musik hören, die ihrem Stil und Charakter nach untrennbar mit der Telemann auch Johann Friedrich Fasch und Johann David Heinichen, Christoph höfischen Sphäre verbunden war, mehr noch, die als Abbild der musikalischen Graupner, Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Georg Pisendel in Leipzig. Kultur am Hofe Ludwigs XIV. galt? Alle waren offiziell zum Studium an der Universität immatrikuliert, konzentrierten sich aber vorrangig auf musikalische Aktivitäten. In der Universität, dem Opernhaus, Verantwortlich dafür war Johann Sebastian Bach. Er war zwar seit 1723 als in Kirchen und Collegia musica sorgten sie für ein ungemein kreatives Musikleben. Thomaskantor ein Angestellter der Stadt Leipzig, hatte aber zuvor bereits etli- che Berufsjahre an Höfen zugebracht: zunächst als Geiger, Organist und Kon- zertmeister bei den Herzögen von Sachsen-Weimar, dann als Kapellmeister am Hof von Anhalt-Köthen. Insbesondere am letztgenannten Ort hatte Bach Die Mitglieder des „Collegium musicum“ waren zu vielen Anlässen in der Stadt mit dem Fürsten Leopold einen Vorgesetzten, der sich – trotz seines sehr gefragt. Ab etwa 1720 wurde ein fixer wöchentlicher Konzerttermin des En- überschaubaren Territoriums – als kleiner „Sonnenkönig“ fühlte und die Musik sembles im „Caffeé-Hauß“ von Gottfried Zimmermann eingeführt. Während als wesentliches Mittel der Repräsentation ansah. An der Spitze eines hervor- der Sommermonate konnten die Leipziger Bürger der Musik sogar unter freiem ragenden Orchesters trug Bach in Köthen mit seinen Werken sehr wirkungs- Himmel, in einem vor den Toren der Stadt gelegenen Garten, lauschen. Johann voll zur Erhöhung des höfischen Glanzes bei. Sebastian Bach stand dem Collegium musicum rund 15 Jahre vor und erwei- terte die „Café-Musik“ mit zahlreichen Werken. In Leipzig dagegen war Bach vorrangig für die Kirchenmusik an den Haupt­ kirchen der Stadt und den Schulbetrieb zuständig. Er komponierte Kantaten, In engem Zusammenhang mit dieser Konzerttätigkeit stehen Bachs vier unterrichtete an der Thomasschule, probte mit seinen Knabensängern und lei- Orchestersuiten, die in den 1730er Jahren in den Konzerten des Ensembles tete Aufführung um Aufführung. Auf ein festes und verlässliches Orchester wie zur Aufführung kamen. Gleichwohl basieren die meisten dieser Stücke auf frü- in Köthen konnte er dabei nicht zurückgreifen, sondern war auf ein „zusam- heren Fassungen, die Bach in Köthen bzw. Weimar komponiert hat. Stilistisch mengewürfeltes“ Ensemble aus Stadtpfeifern und Studenten angewiesen. Das orientierte sich Bach in den vier Suiten an der zeitgenössischen französischen lief nicht immer konfliktfrei ab, zumal Bachs Vorgesetzte nur wenig Verständnis Musik. Die luxuriöse Hofkultur unter dem „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. besaß für die musikalischen Ansprüche ihres Kantors hatten. Man darf annehmen, im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert auf ganz Europa eine dass Bach manchmal sehnsuchtsvoll an seine höfische Vergangenheit ge- enorme Anziehungskraft. Französische Musik galt als Ausdruck vornehmer dacht hat. Insofern ist es nur zu verständlich, dass Bach 1729, also nach höfischer Repräsentation und entwickelte sich zu einem beliebten Exportartikel. sechs aufreibenden Leipziger Dienstjahren, einen musikalischen „Ausgleich“ Insbesondere die Gattung der Orchestersuite gelangte in Drucken und Hand- zum Kirchenalltag suchte und die Leitung des örtlichen „Collegium musicum“ schriften nach Deutschland und wurde dort von unzähligen Komponisten auf- übernahm. Georg Philipp Telemann hatte dieses vornehmlich aus Studenten geführt, kopiert und nachgeahmt. Dieser „Mode“ verschloss sich auch Johann bestehende Instrumentalensemble 1704 während seiner Tätigkeit als Musik- Sebastian Bach nicht und komponierte vier entsprechende Werke, bestehend direktor der Leipziger Neukirche formiert und sich auch in der Rückschau be- jeweils aus einer einleitenden Ouverture und einer Folge von mehreren Tanz- geistert über dessen Qualität geäußert: „Dieses Collegium, ob es zwar aus sätzen. lauter Studiosis bestehet, deren öffters bis 40 beysammen sind, ist nichts desto minder mit vielem Vergnügen anzuhören, und wird nicht leicht […] ein Die Orchestersuite C-Dur BWV 1066 entstand vermutlich 1719/20 in Köthen. Instrument zu finden seyn, welches man nicht darbey antrifft.“ Das Werk macht zunächst mit einer groß dimensionierten Ouverture auf sich 25

aufmerksam, in der zwei langsame Teile einen schnellen, fugierten Mittelteil umrahmen. In der Auswahl der darauf folgenden Sätze verhält sich Bach ziem- lich unkonventionell. Von den sonst obligatorischen „Stammsätzen“ einer fran- zösischen Suite (Allemande, Courante, Sarabande, Gigue) erscheint lediglich die Courante. Dafür ergänzt Bach eine schnelle Forlane sowie je ein originelles Gavotte-, Menuett-, Bourrée- und Passepied-Paar. Das Orchester ist mit Strei- chern sowie einem Bläsertrio, bestehend aus zwei Oboen und einem Fagott, besetzt. In der zweiten Gavotte und der zweiten Bourrée geben diese Holz- bläser mit großer Virtuosität den Ton an.

Für die Orchestersuite D-Dur BWV 1068 wählt Bach noch eine wesentlich größere und feierlichere Besetzung. Neben Streichern und Holzbläsern sind hier noch drei Trompeten sowie Pauken gefordert. Die einleitende Ouverture nimmt noch mehr Raum ein als in der C-Dur-Suite: Sie erreicht hier annähernd den Umfang wie die übrigen vier Sätze zusammen. In ihrer originellen Themen- gestaltung vermittelt sie einen festlichen und zugleich lebendig-kraftvollen Ein- druck. Als größtmöglich denkbarer Kontrast folgt darauf eine ruhige, nur von den Streichern zu spielende Air, die zu den populärsten Stücken Bachs über- haupt zählt. Mit einem stufenweise voranschreitenden Bass und vielen Vorhal- ten ist dieser Satz der emotionale Ruhepunkt der gesamten Suite. In Gavotte, Bourrée und Gigue präsentiert Bach danach wieder das volle Orchester und kehrt zum vitalen Ton der einleitenden Ouverture zurück. Die Urfassung der Komposition ist ganz sicher wiederum am Köthener Hof entstanden, für Auf- führungen im Leipziger Café Zimmermann überarbeitete Bach das Werk und ließ einen neuen Stimmsatz anfertigen.

Café-Tradition in Leipzig

Schon im 17. Jahrhundert galt die Messestadt Leipzig als Café-Hochburg. Als Bach 1723 sein Amt als Thomaskantor antrat, gab es acht öffentliche Caféhäuser in der Stadt, darunter auch jenes von Gottfried Zimmermann in der Katharinenstraße. Unter der bürgerlichen Bevölkerung und den Messegästen erfreuten sich diese Lokalitäten großer Beliebtheit – nicht nur wegen des Café-Genusses. Caféhäuser waren in ihren Schank- räumen soziale Treffpunkte und Bühnen für Musik und Theater, in den Hinterzimmern aber auch häufig Orte des verbotenen Glückspiels und der Prostitution.

Café Zimmermann in der Leipziger Katharinenstraße Stich von Johann George Schreiber, um 1720 26 27

Ganz offensichlich in dieser Situation komponierte Bach seine Kantate „Aus Auf Trümmern der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ (BWV 131). Im überlieferten Autograph notierte er in knappen Worten den Auftraggeber des Werkes: „Auff begehren Titulo komponiert Herrn Dr. Georg Christian Eilmars in die Music gebracht von Johann Sebastian Bach, Organista Molhusino“. Eilmar war Pastor an der benachbarten Marien- kirche und gut mit Bach befreundet – er wurde später der Taufpate von Bachs „Aus der Tiefen rufe ich, erster Tochter Catharina Dorothea – und könnte die Kantate für einen Buß- Herr, zu dir“ oder Gedenkgottesdienst in der Folge des Stadtbrands bestellt haben. Die textliche Grundlage des Werkes bilden der vollständig zitierte Bußpsalm 130 sowie zwei Verse aus dem Choral „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“. Die Kantate besteht aus mehreren, jeweils ineinander übergehenden Sätzen, die sich hinsichtlich ihrer Besetzung und ihres Charakters stark voneinander unterscheiden. Ganz zu Beginn erklingt eine rein instrumental besetzte Sinfo- nia, die mit gewichtigen Harmonien auf den ersten Vers des Psalms hinweist: „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“.

Die Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ (BWV 131) führt an den Beginn der kirchenmusikalischen Laufbahn von Johann Sebastian Bach. Im Jahre 1703 erhielt der 18-Jährige das Organistenamt an der Neuen Kirche zu Arnstadt. Mit seinen Vorgesetzten, den Konsistoriumsmitgliedern, gab es in den folgenden vier Jahren häufig Auseinandersetzungen: So überzog Bach maßlos seinen Urlaub, um in Lübeck bei Dieterich Buxtehude zu studieren, war in handfeste Prügeleien verwickelt und sorgte mit seinem modernen Orgel- spiel nicht selten für Verwunderung im Kirchenschiff.

„Auf Ostern“ des Jahres 1707 beantragte Bach wiederum Urlaub von seiner Arnstädter Organistentätigkeit. Der Grund war diesmal jedoch keine Studien- reise, sondern die Einladung zum Probespiel für die vakante Organistenstelle Kurzzeit-Engagement an der Blasiuskirche in Mühlhausen. Bach hinterließ dort Ende April einen her- vorragenden Eindruck, erhielt die Stelle und bereitete seinen Umzug vor. Als er Gerade einmal zwölf Monate war der junge Bach als Organist in Mühlhausen tätig. knapp zwei Monate später mit Sack und Pack nach Mühlhausen zurückkehrte, Dennoch schaffte er es, die Stadtoberen von der Notwendigkeit eines umfassenden um sein Amt anzutreten, fand er eine völlig zerstörte Stadt vor. Ein Feuer hatte Orgelumbaus in der Blasiuskirche zu überzeugen. Außerdem fielen in die Mühlhäuser Zeit kurz zuvor rund ein Drittel aller Häuser verwüstet, hunderte Menschen waren zwei wichtige private Ereignisse: Im September 1707 erbte er nach dem Tod eines Onkels obdachlos. einen hohen Geldbetrag, im Oktober heiratete er seine Base Maria Barbara Bach. 28 29

Aus städtischen Diensten wechselte Bach also nun in die höfische Sphäre Weimarer der Herzöge von Sachsen-Weimar. Finanziell handelte es sich für Bach und seine wachsende Familie um eine deutliche Verbesserung: Sein Einstiegs- Meisterstück gehalt umfasste neben jährlich 150 Gulden auch etliche Naturalien, darunter 30 Eimer steuerfreies Bier; bereits 1711 wurde ihm eine Gehaltserhöhung auf „Mein Herze 200 Gulden bewilligt. Die angenehmen Arbeitsbedingungen in Weimar hielten Bach allerdings nicht schwimmt im Blut“ davon ab, sich nach beruflichen Alternativen umzuschauen. So bewarb er sich Ende 1713 um die Organistenstelle der Liebfrauenkirche in Halle und erhielt tatsächlich den Zuschlag. Dieses Angebot nutzte er wiederum zu Verhandlun- gen mit dem Weimarer Herzog um eine weitere Verbesserung seiner Position. Herzog Wilhelm Ernst wollte seinen überragenden Musiker nicht verlieren und richtete daher im März 1714 eigens für Bach die Position eines Konzertmeis- ters ein, die mit einem noch höheren Einkommen verbunden war. Bach sagte daraufhin in Halle ab und blieb in Weimarer Hofdiensten. Die wichtigste Ver- pflichtung des neuen Amtes bestand in der Komposition von monatlich einer Kantate für den herzoglichen Gottesdienst. Auf diese Weise entstand in den folgenden knapp drei Jahren eine ganze Reihe von Kantaten, von denen rund 20 erhalten geblieben sind.

Eine der frühesten Kompositionen, die Bach als Weimarer Konzertmeister geschaffen hat, ist die Kantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ (BWV 199). Vermutlich erklang sie erstmals im August 1714, möglicherweise aber auch schon zu einem früheren Zeitpunkt. Der Text stammt vom Darmstädter Hof- Im Juni 1708 gab es am Weimarer Hof einen Grund zum Feiern: Nach kost- bibliothekar Georg Christian Lehms und thematisiert das Schuldbewusstsein spieligen Renovierungsarbeiten konnte die Orgel der Schlosskirche wieder des gläubigen Christen. Lehms, ein gebürtiger Schlesier, war ein klarer Anhän- ihrer Bestimmung übergeben werden. Der betagte Hoforganist Johann Effler, ger der modernen Kantatendichtung, in der nicht mehr dem Bibelwort Vorrang der die Umbauten jahrelang begleitet hatte, fühlte sich jedoch dem Druck eingeräumt wurde, sondern der zeitgemäßen Poesie. In seiner Dichtung zum eines feierlichen Einweihungskonzertes nicht mehr gewachsen und besann 11. Sonntag nach Trinitatis werden denn auch mit starken poetischen Meta- sich des jungen Musikers Johann Sebastian Bach, der als Organist an der phern zunächst die zerknirschten Gefühle des reuigen Sünders geschildert, Blasiuskirche in Mühlhausen von sich Reden machte. Bach sagte auch sofort bevor das Libretto mit Verweis auf das Erlösungswerk Jesu Trost spendet. zu und hinterließ bei seinem Auftritt in Weimar einen solch tiefen Eindruck, Damit passt die Textvorlage sehr gut zum Evangelium des betreffenden Sonn- dass er vom Fleck weg als neuer Hoforganist angestellt wurde. Amtsinhaber tags, in dem das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner wiedergegeben wird Effler machte der Jugend bereitwillig Platz und bat aus gesundheitlichen (Lk 18,9–14). Die Reue des sündhaften Zöllners („Gott, sei mir Sünder gnädig“) Gründen um Entlassung. stellt Lehms in den Mittelpunkt seines Librettos. 30

Bach hat diese poetische Vorlage mit kleinem Instrumentarium und nur einer Vokalstimme ungemein plastisch umgesetzt. Der im Text vorgezeichnete Kon- trast zwischen Reue und Trost findet sich in der eklatant unterschiedlichen Gestaltung der ersten und letzten Arie wieder: Zu Beginn ist ein düsterer, von Seufzermotiven bestimmter Satz zu hören (Arie „Stumme Seufzer“), am Schluss ein geradezu ausgelassenes Jubeln im Tanzrhythmus einer Gigue („Wie freudig ist mein Herz“). Zwischen diesen Polen steht die Arie „Tief gebückt und voller Reue“, die mit kantabler, ruhiger Stimmführung den ge- festigten Glauben an die Vergebung vermittelt. Ergänzend fügt Lehms vor der Schlussarie noch eine Choralstrophe ein („Ich, dein betrübtes Kind“), die dem Lied „Wo soll ich fliehen hin“ von Johann Heermann entnommen ist. Die Lied- melodie, vorgetragen vom Solosopran, wird hier mit einer bewegten Instru- mentalstimme kunstvoll umrankt.

Bach hat seine Kantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ selbst offensichtlich sehr geschätzt und in späteren Jahren mehrfach wiederaufgeführt. Bei einer Leipziger Aufführung veränderte er den Instrumentalpart im Choral (Satz 6) von der Viola zu einem Violoncello piccolo.

Nur für schwindelfreie Musiker

Die Aufführungsbedingungen für Kirchenmusik in der Weimarer Schlosskapelle waren zu Bachs Zeiten sicherlich gewöhnungsbedürftig. Der 1658 fertiggestellte Raum ähnelte – bedingt durch seinen Einbau inmitten der Wilhelmsburg – eher einem Turm als einem traditionellen Kirchenschiff. Die Musiker befanden sich, unsichtbar für die Gemeinde, auf einer engen Musizierempore mit Orgel in mehr als 20 Metern Höhe direkt unterhalb der mit einem Wolkenhimmel bemalten Kuppel. Der Beiname „Himmelsburg“ für diesen Sakralraum ist daher durchaus nachvollziehbar.

Schlosskirche Weimar Gemälde von Christian Richter, um 1660 32 33

Inhaltlich bezieht sich Lehms Dichtung auf das Evangelium des 6. Sonntags Von „Himmelseintracht“ nach Trinitatis, das die bessere Gerechtigkeit der Christen gegenüber der Ge- setzeserfüllung der Schriftgelehrten und Pharisäer thematisiert (Mt 5, 20–26). und „Höllensünden“ Bach setzt den zum Teil recht drastischen Kantatentext in eine kontrastreiche Musik um. Die erste Arie schildert in pastoraler Beschaulichkeit das „Idealbild“ eines himmlischen Seelenfriedens: In einem ruhig dahinschreitenden 12/8-Takt „Vergnügte Ruh, vereinigen sich dabei der warme Klang der Oboe d’amore mit der Altstimme und den begleitenden Streichern. Die zweite Arie dagegen illustriert die „ver- beliebte Seelenlust“ kehrten Herzen“, die sich in der Sünde von Gott abwenden. Bach greift dabei zu einem der schärfsten kompositorischen Mittel, das die Barockmusik bietet: Er verzichtet auf den sonst obligatorischen Basso continuo und entzieht den Oberstimmen damit den harmonischen Halt. Als tiefste Stimme fungieren uni- sono Violinen und Bratschen, komplettiert wird der „verkehrte“ Satz durch ei- nen sich wild aufbäumenden Orgel-Solopart und die stark verzierte Altstimme. Reichlich drei Jahre war Johann Sebastian Bach als Konzertmeister am Schließlich versucht die dritte Arie, zwischen den beiden vorher dargelegten Weimarer Hof für die Kantaten im herzoglichen Gottesdienst zuständig, dann Extremen zu vermitteln. Es erklingt ein grundsätzlich optimistisch gestimmter wechselte er Ende des Jahres 1717 als Kapellmeister an den Hof des Fürs- Satz, in dem zur Abkehr von der sündigen Welt aufgerufen wird. Dass dies ten Leopold nach Köthen. Dort konzentrierte er sich weitgehend auf die Ins- aber nur mit Umkehr möglich ist, verdeutlicht das einleitende Motiv, das mit trumentalmusik, da seine Qualitäten als Kirchenmusiker an diesem calvinisti- einem Tritonus beginnt (einer übermäßigen Quarte), der damals als „diabolus schen Hof nicht gefragt waren. 1723 bewarb er sich dann erfolgreich auf die in musica“ galt. vakante Stelle des Leipziger Thomaskantors. Hier wiederum bestand Bachs Hauptaufgabe in der musikalischen Gestaltung der lutherischen Gottesdienste „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ zählt ohne Zweifel zu den anspruchs- in den Hauptkirchen der Stadt. Bach setzte hier von Anfang an ein Zeichen: vollsten Solokantaten der Bach-Zeit. Wer 1726 als Altsolist in Erscheinung Trotz eines gut gefüllten Notenarchivs erneuerte er das gottesdienstliche Re- getreten ist, kann leider nicht mehr ermittelt werden, möglicherweise war es pertoire radikal durch eigene Werke. Allein in den ersten drei Dienstjahren als der ehemalige Thomaner Carl Gotthelf Gerlach. Thomaskantor komponierte er knapp 150 Kantaten neu, die jeweils als musi- kalisches Herzstück des Gottesdienstes zwischen Evangelium und Predigt zur Aufführung kamen. Erstvertonung aus Darmstadt

Bachs Solokantate „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ (BWV 170) erklang Das Libretto zur Kantate „Vergnügte Ruh“ von Georg Christian Lehms wurde 1711 erstmals am 28. Juli 1726 in Leipzig. Die Textvorlage des fünfteiligen Werkes in dessen Sammlung „Gottgefälliges Kirchen-Opffer“ in Darmstadt veröffentlicht. stammt wiederum von Georg Christian Lehms und richtet sich ganz nach den Die erste Vertonung fertigte noch im selben Jahr der Darmstädter Hofkapellmeister Vorstellungen der Kantatenreform, die der geistliche Dichter Erdmann Neu- Christoph Graupner an, ebenfalls als Solokantate. Zwölf Jahre später – 1723 – bewarb meister erstmals 1702 formuliert hatte. Demnach sollten Kantatenlibretti wie sich Graupner auf die Stelle des Thomaskantors in Leipzig und erhielt nach erfolgreichem „Stücke aus einer Opera“ ausschließlich aus freier Dichtung bestehen und Probespiel den Zuschlag. Sein Darmstädter Landesherr ließ ihn aber nicht ziehen, was keine Bibelzitate oder Choraltexte enthalten. den Weg für einen anderen Bewerber freimachte – Johann Sebastian Bach. 34 35

Musikalische Um die Ich-Bezogenheit der Texte zu verstärken, entschied sich Bach für die Gelassenheit Form der Solokantate. Die einzige Singstimme – in der Originalfassung ein Bass, in einer Zweitfassung von 1735 ein Mezzosopran – wird dabei von einem „Ich habe genung“ einfachen Streichorchester sowie einer obligaten Oboe begleitet. Die erste Arie wird maßgeblich vom kunstvollen Spiel des Soloinstruments Oboe beherrscht, das dem gesamten Stück einen „schwärmerisch-eksta- tischen Ausdruck“ (H.-J. Schulze) verleiht. Im Zentrum der Kantate steht als großer Ruhepol die Arie „Schlummert ein, ihr matten Augen“, die mit lang aus- gehaltenen Tönen, Fermaten und Orgelpunkten die Gefühle eines auf das Am 2. Februar – 40 Tage nach dem Weihnachtsfest – feiert die Christen- ewige Leben vertrauenden Menschen vermittelt. In der abschließenden dritten heit das Fest der Darstellung des Herrn. Erinnert wird an diesem Tag an das Arie wendet sich nochmals der musikalische Gestus: Im tänzerischen 3/8-Takt Reinigungsopfer, das Maria nach jüdischer Vorschrift 40 Tage nach der Ge- wird die innere Vorfreude auf die himmlische Herrlichkeit dargestellt. burt Jesu im Tempel in Jerusalem dargebracht hat. Daraus resultiert auch der volkstümliche Name des Festes, Mariae Reinigung. Dem Bericht des Evange- listen Lukas zufolge wurde diese Zeremonie durch das Zeugnis des greisen Simeon begleitet, der in dem neugeborenen Kind den Messias erkannte und Gott mit den Worten pries: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“

Die Gedanken des Simeon stehen im Mittelpunkt der Kantate „Ich habe ge- nung“ (BWV 82), die Johann Sebastian Bach für das Fest Mariae Reinigung am 2. Februar 1727 komponiert hat. Der Text der Eingangsarie ist Simeon direkt in den Mund gelegt; er deutet in zeitgemäßer Poesie die Begegnung mit Beliebtes Hausmusik-Stück dem Heiland als die Erfüllung des Lebens. Ab dem zweiten Satz der Kantate wird diese Aussage in unterschiedlichen Facetten auf den gläubigen Christen Große Beliebheit scheint die Kantate „Ich habe genung“ auch im Bachschen Familien- erweitert: Zunächst wird die Nachahmung gefordert („Lasst uns mit diesem kreis besessen zu haben. So notierte Bachs Ehefrau Anna Magdalena, selbst eine Manne ziehen!“), danach die Sehnsucht nach dem Tod und dem ewigen Le- hervorragende Sopranistin, die „Schlummer“-Arie (Satz 3) in ihr „Clavierbüchlein“. ben beschworen („dort werd ich schauen süßen Friede“). – Erst vor wenigen Es ist davon auszugehen, dass diese Arie häufiger bei Hausmusikabenden in der Jahren wurde erforscht, dass der Dichter dieser Kantate ein Bach-Schüler Leipziger Kantorenwohnung musiziert wurde, für Anna Magdalena die einzigen war: Es handelt sich um Christoph Birkmann, der einige Jahre zum Studium Möglichkeiten zum regelmäßigen Musizieren, da ihr Auftritte im Gottesdienst untersagt in Leipzig weilte und später als Pfarrer an der Kirche St. Egidien in seiner waren. Der Thomaskantor selbst bescheinigte seiner Frau in einem Brief von 1730 Geburtsstadt Nürnberg wirkte. einen „sauberen Soprano“. 36 37

ergänzte die Poesie mit zwei Gedichten unbekannter Herkunft (Sätze Nr. 7 Jubelstück zum und 8). Ihrem Charakter nach zählt diese Dichtung in die damals modische Kategorie der „moralischen Kantate“. Der Text preist mit zahlreichen Meta- Familienfest? phern die Zufriedenheit des in sich ruhenden Menschen, den Hunold mit einer „Perlenmuschel“ vergleicht: „Ein edler Mensch ist Perlenmuscheln gleich, in sich am meisten reich.“ Verachtenswert dagegen – so ist zu vernehmen – ist „Ich bin in mir vergnügt“ das Streben nach irdischem Reichtum, denn „bei dem kehrt stets der Himmel ein, der in der Armut reich kann werden.“

Johann Sebastian Bach orientiert sich bei seiner Vertonung des Textes ganz an der weltlichen italienischen Kantate, die durch Kompositionen von Alessandro Scarlatti, Antonio Caldara oder auch Georg Friedrich Händel sehr beliebt ge- worden war. So besetzt Bach die Kantate mit nur einer Gesangsstimme und wenigen begleitenden Instrumenten und teilt den Text auf jeweils vier Rezitative und Arien auf. Die einzelnen Sätze gestaltet er musikalisch sehr abwechslungs- reich: In der ersten Arie treten zwei Oboen als solistische Instrumente auf, in der zweiten die Violine und in der dritten eine Traversflöte. Die Abschlussarie wird dann von allen Instrumenten gemeinsam bestritten. Als besonderes Stil- Als Kapellmeister am Köthener Hof war Johann Sebastian Bach zwischen mittel zur Verdeutlichung von Ruhe und Gelassenheit fungieren in mehreren 1718 und 1723 vor allem als Komponist von Instrumentalwerken gefragt. Ihm Sätzen – besonders gut hörbar in der Arie „Meine Seele sei vergnügt“ – lang stand ein hervorragend disponiertes Hoforchester zur Verfügung, mit dessen ausgehaltene Töne bzw. Orgelpunkte. Solisten er eng zusammenarbeitete. Geistliche Kantaten dagegen, wie er sie zuvor in Mühlhausen und Weimar komponiert hatte, wurden in Köthen nicht benötigt, da der Hof calvinistisch ausgerichtet war und keinen Wert auf kunst- volle Kirchenmusik legte. Lediglich zweimal pro Jahr konnte Bach seine Kanta- tenkunst auch in Köthen präsentieren: Am Neujahrstag sowie am Geburtstag des Fürsten war die Aufführung von weltlichen Kantaten üblich, deren Texte den Regenten und sein Fürstentum hochleben ließen.

Verantwortlich für die Libretti von Bachs Köthener Kantaten war bis 1721 der Rätselraten um den Anlass in Halle lebende Dichter Christian Friedrich Hunold, der auch unter dem Pseu- donym „Menantes“ veröffentlichte. Dessen Dichtungen freilich schätzte Bach Ungeklärt ist bis heute der konkrete Kompositionsanlass der Kantate auch über seine Köthener Amtszeit hinaus. So nutzte er 1726 (oder 1727) „Ich bin in mir vergnügt“: War es für die Konzerte des Leipziger Collegium musicum – nun bereits als Thomaskantor in Leipzig – ein Libretto des inzwischen ver- bestimmt, hat es ein einflussreicher Leipziger Bürger bestellt oder hat Bach das storbenen Dichters für die Komposition der Kantate „Ich bin in mir vergnügt“ Werk vielleicht für eine private Feier komponiert? Bachs Ehefrau Anna Magdalena (BWV 204). Er wählte dafür Hunolds „Cantata von der Zufriedenheit“ aus und wäre dafür sicher die ideale Gesangssolistin gewesen… oben: Altes Bachdenkmal in Leipzig rechts: Thomaskirche und Thomasschule, Leipzig 1723 (Bach-Archiv Leipzig) 41

Kantatentexte

Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199

1. Rezitativ Mein Herze schwimmt im Blut, Weil mich der Sünden Brut In Gottes heilgen Augen zum Ungeheuer macht. Und mein Gewissen fühlet Pein, Weil mir die Sünden nichts als Höllenhenker sein. Verhasste Lasternacht! Du, du allein hast mich in solche Not gebracht; Und du, du böser Adamssamen, Raubst meiner Seele alle Ruh Und schließest ihr den Himmel zu! Ach! unerhörter Schmerz! Mein ausgedorrtes Herz Will ferner mehr kein Trost befeuchten, Und ich muss mich vor dem verstecken, Vor dem die Engel selbst ihr Angesicht verdecken. 42 43

2. Arie 7. Rezitativ Stumme Seufzer, stille Klagen, Ich lege mich in diese Wunden Ihr mögt meine Schmerzen sagen, Als in den rechten Felsenstein; Weil der Mund geschlossen ist. Die sollen meine Ruhstatt sein. Und ihr nassen Tränenquellen In diese will ich mich im Glauben schwingen Könnt ein sichres Zeugnis stellen, Und drauf vergnügt und fröhlich singen: Wie mein sündlich Herz gebüßt. 8. Arie Mein Herz ist itzt ein Tränenbrunn, die Augen heiße Quellen. Wie freudig ist mein Herz, Ach Gott! wer wird dich doch zufriedenstellen? Da Gott versöhnet ist 3. Rezitativ Und mir auf Reu und Leid Doch Gott muss mir gnädig sein, Nicht mehr die Seligkeit Weil ich das Haupt mit Asche, Noch auch sein Herz verschließt. Das Angesicht mit Tränen wasche, Mein Herz in Reu und Leid zerschlage Und voller Wehmut sage: Gott sei mir Sünder gnädig! Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust Ach ja! sein Herze bricht, Und meine Seele spricht: BW V 170

4. Arie 1. Arie Tief gebückt und voller Reue Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust, Lieg ich, liebster Gott, vor dir. Dich kann man nicht bei Höllensünden, Ich bekenne meine Schuld, Wohl aber Himmelseintracht finden; Aber habe doch Geduld, Du stärkst allein die schwache Brust. Habe doch Geduld mit mir! Drum sollen lauter Tugendgaben 5. Rezitativ In meinem Herzen Wohnung haben. Auf diese Schmerzensreu 2. Rezitativ Fällt mir alsdann dies Trostwort bei: Die Welt, das Sündenhaus, 6. Choral Bricht nur in Höllenlieder aus Ich, dein betrübtes Kind, Und sucht durch Hass und Neid Werf alle meine Sünd, Des Satans Bild an sich zu tragen. So viel ihr in mir stecken Ihr Mund ist voller Ottergift, Und mich so heftig schrecken, Der oft die Unschuld tödlich trifft, In deine tiefen Wunden, Und will allein von Racha sagen. Da ich stets Heil gefunden. Gerechter Gott, wie weit 44 45

Ist doch der Mensch von dir entfernet; Ich habe genung Du liebst, jedoch sein Mund BWV 82 Macht Fluch und Feindschaft kund Und will den Nächsten nur mit Füßen treten. 1. Arie Ach! diese Schuld ist schwerlich zu verbeten. Ich habe genung, 3. Arie Ich habe den Heiland, das Hoffen der Frommen, Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen, Auf meine begierigen Arme genommen; Die dir, mein Gott, so sehr zuwider sein; Ich habe genung! Ich zittre recht und fühle tausend Schmerzen, Ich hab ihn erblickt, Wenn sie sich nur an Rach und Hass erfreun. Mein Glaube hat Jesum ans Herze gedrückt; Gerechter Gott, was magst du doch gedenken, Nun wünsch ich, noch heute mit Freuden Wenn sie allein mit rechten Satansränken Von hinnen zu scheiden. Dein scharfes Strafgebot so frech verlacht. Ich habe genung! Ach! ohne Zweifel hast du so gedacht: 2. Rezitativ Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen! Ich habe genung! 4. Rezitativ Mein Trost ist nur allein, Wer sollte sich demnach Dass Jesus mein und ich sein eigen möchte sein. Wohl hier zu leben wünschen, Im Glauben halt ich ihn, Wenn man nur Hass und Ungemach Da seh ich auch mit Simeon, Vor seine Liebe sieht? Die Freude jenes Lebens schon. Doch, weil ich auch den Feind Lasst uns mit diesem Manne ziehn! Wie meinen besten Freund Ach! möchte mich von meines Leibes Ketten Nach Gottes Vorschrift lieben soll, Der Herr erretten! So flieht Ach! wäre doch mein Abschied hier, Mein Herze Zorn und Groll Mit Freuden sagt ich, Welt, zu dir: Und wünscht allein bei Gott zu leben, Ich habe genung! Der selbst die Liebe heißt. 3. Arie Ach, eintrachtvoller Geist, Schlummert ein, ihr matten Augen, Wenn wird er dir doch nur sein Himmelszion geben? Fallet sanft und selig zu! 5. Arie Welt, ich bleibe nicht mehr hier, Mir ekelt mehr zu leben, Hab ich doch kein Teil an dir, Drum nimm mich, Jesu, hin! Das der Seele könnte taugen. Mir graut vor allen Sünden, Hier muss ich das Elend bauen, Lass mich dies Wohnhaus finden, Aber dort, dort werd ich schauen Wo selbst ich ruhig bin. Süßen Frieden, stille Ruh. 46 47

4. Rezitativ Nichts genießet, der genießet, Mein Gott! wenn kömmt das schöne: Nun! Was der Erden Kreis umschließet, Da ich im Friede fahren werde Der ein armes Herz behält. Und in dem Sande kühler Erde 3. Rezitativ Und dort bei dir im Schoße ruhn? Ihr Seelen, die ihr außer euch Der Abschied ist gemacht, Stets in der Irre lauft Welt, gute Nacht! Und vor ein Gut, das schattenreich, 5. Arie Den Reichtum des Gemüts verkauft; Ich freue mich auf meinen Tod, Die der Begierden Macht gefangen hält: Ach! hätt er sich schon eingefunden. Durchsuchet nur die ganze Welt! Da entkomm ich aller Not, Ihr suchet, was ihr nicht könnt kriegen, Die mich noch auf der Welt gebunden. Und kriegt ihrs, kanns euch nicht vergnügen; Vergnügt es, wird es euch betrügen Und muss zuletzt wie Staub zerfliegen. Wer seinen Schatz bei andern hat, Ist einem Kaufmann gleich, Ich bin in mir vergnügt Aus andrer Glücke reich. BWV 204 Bei dem hat Reichtum wenig statt: Der, wenn er nicht oft Bankerott erlebt, Doch solchen zu erleben in steten Sorgen schwebt. 1. Rezitativ Geld, Wollust, Ehr Ich bin in mir vergnügt, ein andrer mache Grillen, Sind nicht sehr Er wird doch nicht damit den Sack noch Magen füllen! In dem Besitztum zu betrachten, Bin ich nicht reich und groß, nur klein von Herrlichkeit, Als tugendhaft sie zu verachten, Macht doch Zufriedensein in mir erwünschte Zeit. Ist unvergleichlich mehr. Ich rühme nichts von mir: ein Narr rührt seine Schellen; Ich bleibe still vor mich: verzagte Hunde bellen. 4. Arie Ich warte meines Tuns und lass auf Rosen gehn, Die Schätzbarkeit der weiten Erden Die müßig und darbei in großem Glücke stehn. Lass meine Seele ruhig sein. Was meine Wollust ist, ist, meine Lust zu zwingen, Bei dem kehrt stets der Himmel ein, Ich fürchte keine Not, frag nichts nach eitlen Dingen. Der in der Armut reich kann werden. Der gehet nach dem Fall in Eden wieder ein 5. Rezitativ Und kann in allem Glück auch irdisch selig sein. Schwer ist es zwar, viel Eitles zu besitzen 2. Arie Und nicht aus Liebe drauf, die strafbar, zu erhitzen; Ruhig und in sich zufrieden Doch schwerer ist es noch, Ist der größte Schatz der Welt. Dass nicht Verdruss und Sorgen Zentnern gleicht, 48 49

Eh ein Vergnügen, welches leicht Was ists, auf sein’ Reichtum pochen: Ist zu erlangen, Bleibt doch alles in der Welt! Und hört es auf, Wer will hoch in Lüfte fliehen? So wie der Welt und ihrer Schönheit Lauf, Mein Sinn strebet nicht dahin; So folgen Zentner Grillen drauf. Ich will nauf in Himmel ziehen, In sich gegangen, Das ist mein Teil und Gewinn. In sich gesucht, Und sonder des Gewissens Brand Nichtes ist, auf Freunde bauen, Gen Himmel sein Gesicht gewandt, Ihrer viel gehn auf ein Lot. Da ist mein ganz Vergnügen, Eh wollt ich den Winden trauen Der Himmel wird es fügen. Als auf Freunde in der Not. Die Muscheln öffnen sich, wenn Strahlen darauf schießen, Sollte ich in Wollust leben Und zeigen dann in sich die Perlenfrucht: Nur zum Dienst der Eitelkeit, So suche nur dein Herz dem Himmel aufzuschließen, Müsst ich stets in Ängsten schweben So wirst du durch sein göttlich Licht Und mir machen selbsten Leid. Ein Kleinod auch empfangen, Alles Zeitliche verdirbet, Das aller Erden Schätze nicht Der Anfang das Ende zeigt; Vermögen zu erlangen. Eines lebt, das andre stirbet, 6. Arie Bald den Untergang erreicht. Meine Seele sei vergnügt, 8. Arie Wie es Gott auch immer fügt. Himmlische Vergnügsamkeit, Dieses Weltmeer zu ergründen, Welches Herz sich dir ergibet, Ist Gefahr und Eitelkeit, Lebet allzeit unbetrübet In sich selber muss man finden Und genießt der güldnen Zeit. Perlen der Zufriedenheit. Göttliche Vergnügsamkeit, 7. Rezitativ Du, du machst die Armen reich Ein edler Mensch ist Perlenmuscheln gleich, Und dieselben Fürsten gleich, In sich am meisten reich, Meine Brust bleibt dir geweiht. Der nichts fragt nach hohem Stande Und der Welt Ehr mannigfalt; Hab ich gleich kein Gut im Lande, Ist doch Gott mein Aufenthalt.

Was hilfts doch, viel Güter suchen Und den teuren Kot, das Geld; 50 51

Biographien 52

Annika Mendrala

Die in Hamburg geborene Sopranistin Annika Mendrala (vormals Annika Sophie Ritlewski) ist als freiberufliche Sängerin im In- und Ausland tätig. Gast- engagements führten sie zu den Osterfestspielen in Salzburg unter der Leitung von Christian Thielemann, zum Shanghai Music Festival in Shanghai, zum Bei- jing Music Festival in Peking, an das Staatstheater Kassel, das Konzert Thea- ter Bern, das Anhaltische Theater Dessau und seit vielen Jahren sehr regel- mäßig an das Theater Heidelberg, an dem sie als Ensemblemitglied und später als Gast viele Rollen darbot. Wichtige Partien waren Pamina („Zauberflöte“), Micaela („Carmen“), Poppea („L’inconorazione di Poppea“) und Mélisande („Pelléas et Mélisande“) für die sie eine Nennung in der Fachzeitschrift „Opern- welt“ als beste Sängerin des Jahres 2014/15 erhielt. Schon während des Ge- sangstudiums an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin – das Annika Mendrala mit Auszeichnung abschloss – wirkte sie in zahlreichen Produktionen der freien Szene Berlins als Solistin mit.

Wichtige und prägende Künstler ihrer Ausbildung waren Norma Sharp, Carola Nossek, Karola Theill, Wolfram Rieger, Irwin Gage, Thomas Quasthoff und Ro- bert Gambill, der ihr heutiger Berater und Lehrer ist. Annika Mendrala arbeitete mit erfolgreichen Regisseuren, wie Nadja Loschky, Lorenzo Fioroni, Eva Maria Höckmayr, Tobias Kratzer, Michael Schulz und Johannes Felsenstein und ge- noss die intensive Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Christian Thielemann, Cornelius Meister, Joana Mallwitz, Mirga Grazinyte und Wolfgang Katschner. Die Sängerin ist Preisträgerin des Bundeswettbewerbs für Gesang Berlin und war Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Bayreuth e. V. und der Stif- tung Yehudi Menuhin Live Music Now e. V. Neben Opernengagements tritt Annika Mendrala sehr regelmäßig als Konzert- und Liedsängerin auf. Hierbei reicht ihr Repertoire von den Bachschen Passionen über Mozart und Mendels- sohn bis hin zu den großen lyrischen Partien ihres Fachs. Annika Mendrala ist diplomierte Gesangspädagogin und gibt Gesangsunterricht. Außerdem coacht sie Chöre und hat sich der Musikvermittlung verschrieben. 54

Dorothee Mields

Dorothee Mields ist eine der führenden Interpretinnen für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und wird von Publikum und Presse besonders für ihr einzig- artiges Timbre und ihre berührenden Interpretationen geliebt. In der Spielzeit 2020/21 wirkt Dorothee Mields bei mehreren Tourneen des Collegium Voca- le Gent mit, zudem konzertiert sie mit dem Freiburger Barockorchester, der Staatskapelle Dresden, der Bachakademie Stuttgart und gibt Kammermusik- konzerte mit Stefan Temmingh und dem Hathor Consort. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet die Sopranistin außerdem mit der Nederlandse Bachvereniging, dem L’Orfeo Barockorchester, dem RIAS Kammerchor, Or- chestra of the 18th Century, The English Concert, dem Klangforum Wien und dem Boston Early Music Festival Orchestra. Sie ist gern gesehener Gast inter- nationaler Festspiele wie dem Bachfest Leipzig, Boston Early Music Festival, Festival van Vlaanderen, Wiener Festwochen, Händel-Festspiele Halle, Musik- festspiele Potsdam, Styriarte Graz, Musikfest Bremen, Heinrich-Schütz- Musikfest und Thüringer Bachwochen.

Ein wichtiger Bereich ihres künstlerischen Schaffens sind Kammermusikprojek- te, von denen „Duft und Wahnsinn“ mit Hille Perl und Lee Santana, „Birds“ und „Inspired by Song“ mit Stefan Temmingh sowie Boccherinis „Stabat mater“ mit dem Salagon Quartett besonders erfolgreich sind. Bei Recitals und Liederaben- den arbeitet sie außerdem mit der Hamburger Ratsmusik, dem Boreas Quartett, Lee Santana, Wiebke Weidanz und Lucius Rühl zusammen. Mit dem G.A.P. Ensemble stellte sie Werke von Johann Sebastian Bach und Dmitri Schostako- witsch einander gegenüber. Dorothee Mields gibt Meisterkurse unter anderem bei der Bachwoche Stuttgart und beim Tafelmusik Baroque Summer Institute in Toronto. Eine stetig wachsende Diskographie mit etlichen preisgekrönten Aufnahmen dokumentiert ihr künstlerisches Schaffen. Besondere Beachtung fanden „Birds“ mit Stefan Temmingh, „Händel“ mit Hille Perl, „War & Peace“ und „La dolce vita“ mit der Lautten Compagney Berlin unter Wolfgang Katschner sowie Bach-Kantaten für Solo-Sopran mit dem L’Orfeo Barockorchester. 56

Wiebke Lehmkuhl

Die aus Oldenburg stammende Altistin Wiebke Lehmkuhl erhielt ihre Gesangs- ausbildung bei Ulla Groenewold und an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Nach Gastengagements am Opernhaus Kiel und an den Staatsopern Hamburg und Hannover trat Wiebke Lehmkuhl noch während ihres Studiums ihr erstes Festengagement am Opernhaus Zürich an. 2012 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen unter der Leitung von . Weitere Engagements führten sie unter anderem an die Opéra Bastille in Paris und an die Bayerische Staatsoper München.

Auch auf den internationalen Konzertpodien ist Wiebke Lehmkuhl eine be- gehrte Solistin und regelmäßig bei den großen Orchestern zu Gast, so bei den Berliner Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra, beim Tonhalle Or- chester in Zürich sowie den Konzerthäusern in Bilbao, Tokyo und Shanghai. Auch bei Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Lucerne Festival oder La Folle Journée in Nantes ist sie gern gesehener Gast. Im Opernbereich kann man Wiebke Lehmkuhl regelmäßig bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen sowie an den Opernhäusern von Amsterdem und London erleben. Zu den Höhepunkten der Saison 2020/21 zählen Händels „Messias“ im Musikverein in Wien, Beethovens Missa solemnis unter Thomas Hengelbrock mit dem Orchestre National de Paris in Paris oder Konzerte mit Mendelssohns „Elias“ unter Sir Antonio Pappano mit der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom. Wiebke Lehmkuhl arbeitet regelmäßig mit Dirigenten wie , , Hans-Christoph Rademann, Ottavio Dantone, Franz-Welser Möst, , Laurence Equilbey, , Christian Thielemann, Antonio Pappano und Daniel Harding. Ihr künstlerisches Schaffen wurde zudem auf zahlreichen Einspielungen festge- halten, darunter Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Gewandhausorchester zu Leipzig unter Riccardo Chailly oder Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin unter Hans-Christoph Rademann. 58

Johannes Martin Kränzle

Johannes Martin Kränzle, in Augsburg geboren, ist besonders durch die intensive musiktheatralische Ausdeutung komplexer Charaktere bekannt geworden und gehört zu den führenden Bariton-Sängern seiner Generation. Zunächst stu- dierte er Violine und Musiktheaterregie, danach Gesang bei Martin Gründler in Frankfurt. Die Opernhäuser Dortmund, Hannover und Frankfurt waren seine Stationen im Festengagement. Er ist regelmäßig an den großen Opernhäusern zu Gast: an der Metropolitan Opera New York, an der Mailänder Scala, am Royal Opera House London, an der Opéra national de Paris, in San Francisco, Kairo, Antwerpen, Spoleto, Sofia, Tel Aviv, Tiflis und Tokyo. Sein Opernreper- toire umfasst inzwischen 120 Partien und reicht von Händel, Rossini, Verdi, Strauss und Lehár bis zu Henze und Rihm. Schwerpunkte bilden Mozart und Wagner sowie das slawische Repertoire. Regelmäßig widmet sich der Bariton dem Konzertgesang. Er gibt Liederabende und ist ein gefragter Oratorien- sänger.

Zugleich ist Johannes Martin Kränzle auch als Komponist tätig. 1997 wurde seine Kammeroper „Der Wurm“ beim Kompositionswettbewerb in Berlin aus- gezeichnet und uraufgeführt. Der 2016 komponierte Zyklus „Lieder um Liebe“ nach Brechts Liebesgedichten fand zahlreiche Aufführungen. Johannes Mar- tin Kränzle ist Preisträger der internationalen Gesangswettbewerbe von Vercelli (Viotti), Perpignan und Paris (Placido Domingo). Seit 1991 ist er ehrenamtlicher Gastprofessor in Natal/Brasilien, von 2013 bis 2018 war er Gastprofessor an der Kölner Musikhochschule. Zweimal – 2011 und 2018 – wurde der Bariton bei der Kritikerumfrage der „Opernwelt“ zum „Sänger des Jahres“ gekürt. 2011 erhielt er den Kölner Opernpreis und 2019 den wichtigsten deutschen Theaterpreis: „Der Faust“. Zahlreiche DVD- und CD-Produktionen dokumentieren zudem die Sängerkarriere von Johannes Martin Kränzle. Drei Solo-Einspielungen mit den Titeln „Die Mitternacht zog näher schon“ (diverse Balladen) und „Grenzen der Menschheit“ (Werke von Schubert und Schumann) sowie „Das ewige Rätsel“ (Werke von Mahler, Martin, Ravel und Jiddische Lieder) sind erschienen. 60

Jürgen Groß

Jürgen Groß studierte in seiner Heimatstadt Hamburg Violine und Musikpädago- gik bei Isabella Petrosjan. Seine intensive Beschäftigung mit der Barockvioline führte ihn an die Musikhochschule Bremen zu Thomas Albert und später an das Institut für Alte Musik in Trossingen. Er wirkte als Geiger in zahlreichen Ensembles mit – unter anderem bei der Akademie für Alte Musik Berlin, dem flämischen B’Rock, dem spanischen Ensemble Al Ayre Español sowie dem Dresdner Festspielorchester.

1999 gründete er das Elbipolis Barockorchester Hamburg, mit dem er in jüngerer Vergangenheit auch internationale Konzertreisen in die Schweiz, nach Schwe- den, Belgien, Frankreich, Tschechien, Brasilien und Südostasien unternahm. Seit 2009 ist Jürgen Groß außerdem regelmäßig Coach und Konzertmeis- ter für barocke und klassische Projekte, etwa für die Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals oder für die Musikhochschule Nürnberg. 62 63

Elbipolis

Beides, die Identifikation des Hamburger Ensembles mit dem Repertoire ihrer Stadt wie auch ihre Offenheit für Programme jenseits des Mainstream, spiegelt sich auch in ihren CD-Produktionen wider. Großen Zuspruch bei Hörern und Kritikern erfuhr Elbipolis bereits mit ihrer Debüt-CD „Don Quichotte in Hamburg“ mit Musik von Georg Philipp Telemann, Johann Mattheson und Francesco Bartolomeo Conti (2007); weitere Veröffentlichungen mit ähnlich engen Bezügen zur Hansestadt folgten mit der CD „Musik der Hamburger Pfeffersäcke“ (2008) Ein Barockorchester am Tor zur Welt: und einer Einspielung der „Musicalischen Concerte“ von Johann Christian So versteht sich Elbipolis selbst. Schieferdecker (2011). 2013 präsentierte das Ensemble eine CD mit Werken von Johann Sebastian Bach: „Undercover Bach“ – Bearbeitungen und Urfas- sungen von Orchestersuiten und Concerti. Nicht zufällig hat das Ensemble Neben der rein-instrumentalen Arbeit widmet sich Elbipolis mit ebenso viel seinen Namen der Hansestadt Freude wie Engagement auch Opernproduktionen und oratorischen Werken. entlehnt: Elbipolis – die Stadt an In großer Besetzung musizierte es beispielsweise mit Philipp Ahmann (NDR- Chor) und den Sopranistinnen Nuria Rial und Deborah York. der Elbe. Hamburg. Ein besonderes Anliegen ist es Elbipolis, auch das jüngere Publikum für die „Alte Musik“ zu begeistern. Große Erfolge verbuchte das Ensemble namentlich Die Lust auf neue musikalische Entdeckungen zeigen die Barockspezialisten mit der 2008 begründeten Konzertreihe „Barock Lounge“, bei der es gemein- nicht zuletzt in ihren Produktionen jenseits des gängigen Repertoires der Gän- sam mit Brezel Göring (Stereo Total), Johannes Malfatti, Tim Exile und anderen semarktoper. Der Erfolg bei Kennern und Liebhabern hat es ihnen gelohnt. führenden Künstlern der Elektronik-Szene musizierte. Mittlerweile dient das Ob als Gäste in der Kölner Philharmonie oder in der NDR-Reihe „Das Alte Format anderen Ensembles und Veranstaltern als Vorbild, um traditionelle Werk“, ob als regelmäßige Akteure bei den Händel-Festspielen in Halle und Konzertformen aufzubrechen. Göttingen, beim Schleswig-Holstein Musik Festival oder jüngst auch in den Sälen der Hamburger Elbphilharmonie: Auf nationalen Bühnen hat sich Elbipo- Mit ihrer jüngsten CD erschließt Elbipolis einmal mehr ein neues Repertoire. lis längst einen festen Platz erspielt. Doch auch international ist das Ensemble Mit der Rekonstruktion von Werken des französischen Komponisten Michel- gefragt: Ausgedehnte Konzertreisen durch ganz Europa führten Elbipolis unter Richard Delalande (1657–1726) präsentiert das Hamburger Ensemble Tafel- anderem in den Palais des Beaux Arts nach Brüssel und zum West Cork musiken für den Sonnenkönig Ludwig XIV., die bislang nur in einer „Partition Music Festival nach Irland. Es folgten Einladungen des Goethe-Instituts nach reduite“ vorlagen und nach der Vervollständigung durch Jörg Jacobi nun erst- Brasilien und Südostasien. Leidenschaft für die regionale Musikgeschichte malig in ihrer geplanten, aber vom Komponisten nicht fixierten Fünfstimmigkeit und Weltoffenheit schließen sich nicht aus. zugänglich sind. 64 65

Das Elbipolis Barockorchester Hamburg musiziert in der Besetzung:

Violine I Traversflöte Jürgen Groß Regina Gleim Christiane Hampe Claudia Randt Oboe Micaela Storch-Sieben Antje Thierbach Özge Inci Violine II Albrecht Kühner Fagott Paul Bialek Stephan von Hoff Carla Linné

Viola Trompete Patrice Boileau Florian Schulte Alexandra Mikheeva Julia Stegmann Felipe Faturi Violoncello Pauke Tine Schwark Christoph Harer Frank Hiesler

Kontrabass Orgel Alf Brauer Olga Chumikova 66 67 68

Aus der Tiefe Solo-Kantaten & Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach Oktober | November 2020

Kontakt & Management Jürgen Groß Elbchaussee 574 22587 Hamburg Telefon +49-40-46641169 [email protected] www.elbipolis.de

Text & Redaktion Bernhard Schrammek

Foto Bernhard Schrammek Annika Mendrala @Inga Sommer Wiebke Lehmkuhl @Sound & Picture Design Dorothee Mields @Annelies van der Vegt Johannes Martin Kränzle @Monika Rittershaus Jürgen Groß, Elbipolis @Friedrun Reinhold

Gestaltung Simone Jacobsen www.jacobsendesign.viewbook.com

Druck Druckerei Kasper www.druckerei-kasper.de

Programm Ausgabe 5.10.2020 | Änderungen vorbehalten