Namenindex 1 (“Anny Collection,” 1919 - 1935) FRIEDL DICKER-BRANDEIS LETTERS’ PROJECT Director: Elena Makarova (Israel)

Adler Bruno und Die Eltern Florian Adlers (1921 – 1997), der später Judith Margit Moller-Wottitz, Annys Tochter heiratete. Bruno Adler (1888 – 1968), Kunst- und Literaturkritiker, Inhaber des Utopia Verlags, Vater Florian Adlers. Margit Tery-Adler- Buschmann (1892 – 1977), Bauhauskünstlerin, enge Freundin Friedls, studierte 1916 an der Wiener Itten- Schule, heiratete Bruno Adler 1918, zog mit Itten 1919 ans , arbeitete mit ihrem Ehemann im Weimarer Utopia-Verlag. 1923 zog sie nach Karlsbad, wo sie Kinder mithilfe des Itten-Systems unterrichtete. Heiratete Dr. Hugo Buschmann 1928, arbeitete zwischen 1929 und 1933 mit Friedl und Max Bronstein an Fotocollagepostern und Filmen für Arbeitern. Während des 2. Weltkriegs lebte sie in Berlin, wurde von der Gestapo verhört und verlor alle Kunstwerke durch Bombardement. Sie setzte ihre Arbeit mit Innenraumgestaltung und Textilien nach dem Krieg fort. 1973 hatte sie eine persönliche Ausstellung in Berlin, verstarb in Heidelberg. Ardon Mordechai (1896 – 1992). Er war eine der Größen israelischer Kunst, (Bronstein Max) die zugleich als herausragende europäische Künstler anerkannt sind. Ausgebildet am Bauhaus, begann er 1928 mit der Berliner Novembergruppe auszustellen. Unter seinen Lehrern waren Klee, Kandinsky und Feininger. Ardon kam 1933 in Palästina an und wurde später Direktor der Bezalel Schule in Jerusalem. Er begann mit Bildern der Judäischen Hügel, wandte sich jedoch als Reaktion auf den Holocaust tragischem, metaphorischem Symbolismus zu. Später widmete er sich surrealistischem, metaphysischem Symbolismus, basierend auf Midrasch und Kabbala. Seine Reaktion auf den Holocaust war eher philosophisch als expressionistisch. Ardons Gemälde sind von einer akribisch rationalen Komposition organisiert. Von Rembrandt übernahm er die Benützung “versteckten Lichts”, das er im mystischen Licht Jerusalems entdeckte. Uhren (sein Vater war Uhrmacher), zerrissene Pergamente, Briefe, Spielkarten, Leitern, Kinderzeichnungen und kabbalistische Symbole sind auf seinen Bildern zu einem Mikrokosmos der Apokalypse und Errettung verschmolzen. Berkoviz Nicht identifiziert. Bloch Karola (geb. (1905 – 1994). Sie war eine polnisch-deutsche Architektin Piotrowska Karola) und Publizistin, überzeugte Kommunistin, engagierte Aktivistin unter anderem in der Frauenbewegung, Ökologiebewegung und Antiatomkraftbewegung und verheiratet mit dem Philosophen Ernst Bloch. 1937/38 arbeiteten Friedl und Karola Bloch gemeinsam in Prag. Börner Helene (1897 – 1983). Sie war eine Handarbeitslehrerin an der Webwerkstatt des Bauhaus. Sie hatte die Webstühle von der früheren Kunstgewerbeschule während des 1. Weltkriegs übernommen. Die Webstühle und die Färberei wurden unter Börners Federführung von der alten Schule übernommen, obwohl sie auf Stickerei, nicht Weberei spezialisiert war. Paul Klee wurde für kurze Zeit zum Formmeister ernannt, wurde sein Nachfolger mit Helene Börner als technischer Direktorin. Bornstein Berta (1899 – 1971). Steff's Schwester, ebenfalls Kinderpsychoanalytikerin. Sie emigrierte 1938 in die USA und arbeitete in New York und Philadelphia. Bornstein–Windholf (1881 – 1939). Psychoanalystin, verfasste von Artikel über Stefanie (Steff) psychoanalytische Pädagogik, starb im Juli 1939 an einer Herzattacke. Ihre Schwester Berta war ebenfalls Psychoanalystin. Otto Fenichl (siehe) veröffentlichte Artikel der Schwestern in seiner “Die psychoanalytische Theorie der Neurose”. Brandeis Bedřich Vermutlich, der ältere Bruder Pavel Brandeis', Friedls zukünftigen Schwagers. Brandeis Paul (Pavel) Friedls Cousin und von 1936 an Ehemann. Im Dezember 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt und später Auschwitz deportiert. Paul überlebte. Brandt Edgar Designer von Bauhaus-Stil-Lampen und Art Déco- Schmiedearbeiten. Breuer Marcel Lajos (1902 – 1981). Er gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Möbeldesigner des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1920 und 1924 arbeitete er an der Möbelwerkstätte des Bauhauses. Bruckner Ferdinand (1891 – 1958), österreichisch-deutscher Schriftsteller und Theaterdirektor. 1917 lancierte er das Literaturmagazin Marsyas, das unter anderem Texte von Schriftstellern wie Alfred Döblin und Hermann Hesse abdruckte. 1928 gab er die Führung des Berliner Renaissancetheaters, das er 1928 gegründet hatte, an Gustav Hartung ab. 1929 und 1930 veröffentlichte Bruckner die Stücke “Krankheit der Jugend” und “Elisabeth von England”. Nach seiner Emigration nach Paris 1933 arbeitete er am antifaschistischen Stück “Die Rassen.” 1936 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Bubi (Michael) Das einzige Kind von Emmi Heim und Franz Singer. Geboren am 21. März 1921, verstarb 1931. Dicker (geb. Schön) Friedls Stiefmutter. Geb. 18.6.1866 in Wien, geschickt Charlotte nach Theresienstadt 14.7.1942. Gest. in Theresienstadt 19.2.1943. Dicker Simon Friedls Vater. Geb. 21.9.1857 in Ungvar, Hungarn, Kommersant von Beruf, seine letzte Registrierung in Wien war auf dem Zirkusgasse 33, Bezirk 2. Geschickt nach Theresienstadt 14.7.1942. Gest. in Theresienstadt 13.8.1942. Deutsch Josef (Joszi) Gynäkologe, enger Freund Friedls in den 1930ern. Er war ein Mitglied des kommunistischen Untergrunds in Wien, mithilfe falscher Dokumente besuchte er politische Gefangene. Er besuchte Friedl 1938 in Prag vor seiner Emigration in die Vereinigten Staaten mit seiner Frau, Dr. Ella Deutsch, und seiner Tocher Anny (später Sonquist). Ihr Familienarchiv in Santa Barbara beinhaltet eine Sammlung von Friedls Kunst. Döberl Martha (hier: (1901 – 1983), enge Freundin und Kollegin Friedls. Marti, Marthi, Hauska) 1925(26) mieteten Friedl und Martha ein Atelier in der Wiener Wasserburggasse an, in dem sie Taschen, Gürtel und andere Lederwaren herstellten. 1934 flohen sie und ihr Mann, der Kommunist Gustav Döberl, nach dem Putsch von Wien in die UdSSR. Gustav, ein erfahrener Bergsteiger, wurde einer der Begründer des Bergsteigens in der UdSSR. 1937 (oder 1938) wurde er als “Volksfeind” verhaftet und verbrachte 10 Jahre im Gulag. 1954 kehrte das Paar mit Sohn Peter nach Wien zurück. Dorfner Otto (1885 – 1955), einer der besten Buchbinder Deutschlands. Ihm gehörten die Buchbindewerkstätten am Bauhaus. Dostojewsky Fjodor (1821 – 1881). Er war ein russischer Schriftsteller und Essayist, bekannt für seine Romane die “Brüder Karamasoff” und “Schuld und Sühne”. Ebner-Eschenbach (1830 – 1916). Sie war eine österreichische Schriftstellerin. (geb. Bekannt für ihre exzellenten psychologischen Romane, von Dubsky) Maria wird sie als eine der wichtigsten deutschsprachigen von, Baronin SchriftstellerInnen des späteren 19. Jahrhunderts betrachtet. Elbogen (Ellbogen) (1894 - 1987). Österreichischer Schriftsteller, Paul Kunsthistoriker, Jurist und Herausgeber, arbeitete zeitweise als Berater für die amerikanische Filmgesellschaft Columbia. Er entstammte einer jüdischen großbürgerlichen Wiener Familie und gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zur Jeunesse dorée der österreichischen Hauptstadt. Emerson Ralph Waldo (1803 – 1882). Der vorragende amerikanische Essayist, Dichter und Philosoph. Evchen Nicht identifiziert. (Wahrscheinlich Eva Stricker-Zeisel, geboren 1906 in Ungarn.) Fanta Adela Die Mutter Pavel Brandeis’ und Friedls Tante. Fenichel Otto (1897 - 1946). Psychoanalytiker, eng befreundet mit Friedl Dicker. Freyhan Robert (Bob) Kunsthistoriker, Spez. für mittelalterliche Kunst, Emigration nach England. Gahlberg Nicht identifiziert. Gahlberg Roszi Nicht identifiziert. Gonzáles-Pérez José (1887 – 1927). Er war ein spanischer Maler und Bildhauer. Victoriano (Juan Gris) Die Ausstellung in Berlin fand 1923 statt. Gorodiski Fritz (1901 – 1982). Künstler, damals Bauhausstudent. Gropius Walter (1883 – 1969). Er war ein deutscher Architekt und Adolph Georg Gründer der Bauhausschule. Zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier wird er als einer der Pioniere moderner Architektur betrachtet. Grosz (hier: Gross und (1893 – 1959). Deutsche Künstler, bekannt für seine Groß) George drastischen, karikaturenhaften Zeichnungen des Berliner Lebens der 1920er. Er war ein prominentes Mitglied des Berliner Dadas und der Neuen Sachlichkeit während der Weimarer Republik bevor er 1933 in die USA auswanderte. Inszenierung von ”Kaiser“, 3.11.1923. Hamsun Knut (1859 – 1952). Norwegische Schriftsteller und Dramatiker. (Pedersen Knud) „Vom Teufel geholt“, Drama (1910/1911) Hauptmann Carl (1858 - 1921). Er war ein deutscher Dramatiker und Ferdinand Max Schriftsteller. (Ferdinand Klar) Heim Emmy (Emilie) (1885 - 1954). Konzertsängerin, Gesangsunterricht, 1915 Heirat mit dem Schriftsteller Emil Alphons Rheinhardt, 1921 Heirat mit Franz Singer in Weimar, Sohn Michael, ab 1930 in England, 1951. kanadische Staatsbürgerschaft. Heine Christian (1797 – 1856). Er war einer der wichtigsten Dichter der Johann Heinrich deutschen Romantik, darüber hinaus auch Journalist, Essayist und Literaturkritiker. Heller Grete (Gretl) Das Ehepaar waren Klienten des Ateliers Singer-Dicker und Hans (Tennis Club Wien, 1928). Sie flüchteten 1938 aus Wien. Der Tennisklub wurde zerstört. Hirschfeld Nicht identifiziert. Horenstein Jascha (1898 – 1973), ein amerikansicher Komponist, in der Ukraine geboren. In den 1920ern dirigierte er das Wiener Symphonieorchester und das Berliner Philharmionische Orchester. 1928 wurde er Generaldirigent der Düsseldorfer Oper, anschließend (1929) Generaldirektor der Düsseldorfer Oper. 1933 musste er nach der Machtergreifung der Nazis seinen Posten aufgeben. Als Jude war er gezwungen zu fliehen. Er zog in die USA und unterrichtete in New York City. Horner Nicht identifiziert. Illés Kupka Paula 1895. geboren, begann sie ihre künstlerische Ausbildung in ihrer Geburtsstadt Wien (Österreich). Nach ihrer Ankunft in der Schweiz 1917 lebte sie zwei Jahre in Zürich und sechs Monate in der Künstlerkolonie im Tessin. Nach ihrer Rückkehr nach Wien besuchte sie Abendkurse, zeichnete und arbeitete an Lithographien und Plakaten für die kommunistische Presse. Ab 1922 lebte sie in Berlin und arbeitete vor allem mit Lithographien und Radierungen, auch in Zusammenarbeit mit Friedl Dicker. 1923 zog sie nach Moskau und begann für die Sowjetpresse als Grafikerin und Buchillustratorin zu arbeiten. “Die chinesichen Guerillas”, “Rote Hochzeit”, “Ungarische rote Garden” und “Auf der Wacht” sind einige ihrer Zeichnungen, ihre Illustrationen sind in Johannes Bechers “Deutscher Totentanz”, Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR, Moskau/Leningrad, 1933 und dem Sovietmagazin “International Literature No. 1, 1934, Organ of the International Union of Revolutionary Writers” (Titelbild von Paula Ilés-Krupka) zu finden. Das Datum des Todes ist nicht bestimmt. Isepp Sebastian (1884 – 1954). Er war ein österreichischer Maler und Mitgleid des Nötscher-Kreises. Vom Beginn der 1920er an arbeitete er als Restaurateur, später leitete er die Restaurationswerkstätte am Kunsthistorischen Museum in Wien. Itten Johannes (1888 - 1967) war ein Schweizer Maler, Kunsttheoretiker und Kunstpädagoge. Itten zählt zu der Zürcher Schule der Konkreten. Friedl Dicker studierte von 1916 - 1918 an seiner privaten Kunstschule in Wien. 1919 folgte sie J. Itten, gemeinsam mit 16 anderen Schülern, ans Bauhaus in Weimar. Am Bauhaus entwickelte Itten den bahnbrechenden Vorkurs, um Studentinnen die Grundlagen über Materialbeschaffenheit, Komposition und Farbe zu lehren. Itten war ein Anhänger von Mazdaznan, er befolgte eine strikt vegetarische Ernährung und praktizierte Meditation um sein inneres Verstädndis und seine Intuition, die für ihn die Hauptquelle künstlerischer Inspiration und Praxis darstellten, weiterzuentwickeln. Ittens Mystizismus und die Verehrung, die ihm seine Schülerinnen entgegenbrachten, entfremdeten ihn zunehmend von den anderen führenden Figuren des Bauhaus, insbesondere und Theo van Doesburg, die die Schule in eine Richtung brachten, die eher Massenproduktion anstatt individuellen künstlerischen Ausdrucks förderte. Die Spannungen führten 1923 zu Ittens erzwungengen Austritt aus dem Bauhaus. Wie die meisten Studentinnen Ittens verließ Friedl das Bauhaus zur gleichen Zeit. In Theresienstadt verwedete sie Ittens Vorkurs, den sie noch 1920 am Bauhaus zu unterrichten begonnen hatte, um Kinder zu unterrichten. Jäger-Stein Gisela Eine Schneiderin. Enge Freundin Friedls, sie nahmen 1914 gemeinsam an Franz Čižeks Kunstkursen in Wien teil. Kaiser (hier: Kayser) (1878 – 1945). Deutscher expressionistischer Georg Drehbuchautor. In seinen frühen Stücken beschäftigte er sich mit Erotik und Psychologie. In seinem Hauptwerk wandte er sich sozialen Fragen zu, glorifizierte das Ideal der Selbstaufopferung für die Massen und attackierte die Brutalität des Maschinenzeitalters. Während der Machtergreifung der Nazis floh er in die Schweiz. Seine zahlreichen Dramen umfassen “Die Bürger von Calais” (1914), “Von morgens bis mitternachts” (1916) und die Trilogie “Die Koralle” (1917), Gas (1918) und Gas II (1920). Kaisers Volksstück “Nebeneinander” (1923), aufgeführt von “Die Truppe” hatte am 3. November 1923 in Berlin Premiere. Berthold Viertel führte Regie, Georg Grosz gestaltete das Bühnenbild. Mit diesem Stück distanzierte sich Kaiser vom Expressionismus seiner früheren Werke. Die Geschichte eines idealistischen Pfandleihers, der von der in Deutschland grassierenden Hyperinflation eingeholt wird (die Währungsstabilisierung begann 2 Wochen nach der Premiere), läutete mit seinen ausgereifteren Charakteren und knappen, komischen Dialogen die “Neue Sachlichkeit” im Drama ein. Kaisers Stücke, besonders “Von morgens bis mitternachts”, hatten großen Einfluss auf die deutschen Dramatiker der 20er, unter anderem Iwan Goll, Ernst Toller und Bertolt Brecht, der auf Kaisers revueartige Szenen und Parabeln, die von den deutschen Mysterienspielen des Mittelalters und 16. Jahrhunderts beinflusst waren, zurückgriff. Klee Paul (1879 – 1940) wurde in der Schweiz geboren und wird sowohl als Schweizer als auch als Deutscher Maler betrachtet. Sein höchst individueller Stil wurde von verschiedenen Kunstströmungen, darunter Expressionismus, Kubismus und Surrealismus beeinflusst. Er beschäftigte sich auch mit Orientalismus. Klee war ein naturbegabter technischer Zeichner, befasste sich mit Farbtheorie und schrieb ausgiebig darüber: Seine Schriften zur Form- und Gestaltungslehrer werden in ihrer Wichtigkeit für moderne Kunst mit der Wichtigkeit von Leonardos “Traktat über die Malerei” für die Renaissance verglichen. Er und sein Kollege, der russische Maler Wassily Kadinsky unterrichteten beide am Bauhaus. Seine Werke spiegeln seinen trockenen Humor, seine bisweilen kindliche Perspektive, seine persönlichen Stimmungen, Überzeugungen und Musikalität wider. Friedl war eine Schülerin Klees, Motive seiner Zeichnungen finden sich sowohl in ihren Wandteppichen als auch in ihren ersten Werken am Bauhaus wieder. Kortner Fritz (Kohn (1892 – 1970). Er war berühmter Theater- und Fritz Nathan) Filmschauspieler der deutschten Avantgarde der 1920er und einer der bekanntesten Charakterdarsteller Deutschlands. Friedl kannte ihn, weil er ein enger Freund B. Viertels war. Landauer Gustav (1870 – 1919). Er war einer der nahmhaftesten anarchistischen Denker in Deutschland zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Er war ein Befürworter des kommunistischen Anarchismus und bekennender Pazifist. Weiters ist Landauer bekannt für seine Shakespeare- Übersetzungen. Landauers “Briefe aus der Französischen Revolution” wurden 1919 veröffentlicht. Als am 7. April 1919 die Münchner Räterepublik ausgerufen wurde, wurde Landauer zum Beauftragten für Volksaufklärung, Unterricht, Wissenschaft und Künste ernannt. Die Regierung der ersten Räterepublik des Freistaates Bayern wurden anfangs von unabhängigen Sozialisten und Pazifisten wie Ernst Toller (Autor und Poet) oder Silvio Gesell und Anarchisten wie Erich Mühsam oder Landauer selbst dominiert. Landauers erste und einzige Verordnuung war das Verbot des Geschichteunterrichts in bayrischen Schulen. Enttäuscht von der Politik der Republik trat Ladauer am 16. April 1919 von allen Posten zurück. Nach der Rückeroberung der Stadt München durch die deutsche Armee und Freikorps wurde Landauer am 1. Mai 1919 verhaftet und einen Tag später im Gefängnis Stadelheim von Soldaten gesteinigt. Die Nazis zerstörten Landauers 1925 errichtetes Grab nach ihrer Machtergreifung 1933, schickten seine sterblichen Überreste an die jüdische Gemeinde und stellten ihr eine Rechnung darüber. Landauer wurde später am Münchner Waldfriedhof begraben. Lauder Nicht identifiziert. Leudesdorff-Engstfeld Eine Studentin am Bauhaus. Lore Mahler Gustav (1860 – 1911), ein herausragender österreichischer Komponist und Dirigent, anerkannt als einer der wichtigsten Komponisten der Spätromantik und frühen Moderne. Mahler komponierte vor allem Symphonien und Lieder, besonders bemerkenswert ist sein Liederzyklus “Das Lied von der Erde.” Mahlers VIII. wurde am 21. und 22. Dezember 1923 vom Wiener Symphonieorchester von Bruno Walter dirigiert. Moller Hans (1896 – 1962). Mann von Anny Wottitz, Industrieller, Baumwollspinnerei, ab 1933 in Palästina tätig, 1937 Heirat mit seiner zweiten Frau Tsipora; Emigration 1938 nach Palästina, Textilfabrik in Kiryat Ata. Besorgte für Friedl Dicker ein Visum für Palästina, daß sie ausschlug. Moller-Wottitz (19.5.1900, Wien – 30.7.1945, Haifa). Anny war seit 1916, (Wotitz) Anny als sie beide an Johannes Ittens Privatschule studierten, Friedl Dickers engste Freundin. 1917 führten sie gemeinsam Buchbindearbeiten aus und inskribierten 1919 an der Bauhausschule Weimar. Annys Zuhause war immer auch Friedls Zuhause. Sie freundeten sich mit Viktor Ullmann (1898 – 1944) an, der später zu einem herausragenden Komponisten avancierte. Ullmann war in Anny verliebt und schrieb ihr während des 1. Weltkriegs Briefe von der Front. Hans Moller (siehe), der spätere Ehemann Annys und Freund Friedl Dickers, besuchte Arnold Schönbergs Kompositionsseminar in Wien (10.1918 – 06.1919). Auch Friedls Partner Franz Singer war mit Anny befreundet, wie sich in Briefen in dieser Sammlung zeigt. Ihr Freundeskreis umfasste auch den Komponisten Stefan Wolpe (siehe), den Künstler Mordechai (Max) Ardon-Bronstein (siehe), Kunstkritiker Ludwig Münz, (siehe) und andere. Friedls und Annys Wege trennten sich 1934, ihre Korrespndenz dauerte jedoch bis 1939 an, als Anny mit ihrer Tochter Judith (siehe) nach England auswanderte. Ihre Briefe wurden in Judith und Florian Adlers Privatarchiven in Wesen in der Schwiz aufbewart und Ende der 1990er der Universität für angewandte Kunst Wien übergeben. Montessori Maria (1870 – 1952). Sie war italienische Pädagogin, gründete 1907 in Rom die erste Montessori-Schule. Morgenstern Milan Er studierte bei J. Itten in Wien und am Bauhaus. Psychotherapeut, befreundet mit Anna Freud und Susan Isaacs, entwarf Spielzeug für verhaltensgestörte Kinder, „Heilpädagogische Praxis - Methoden und Material“, 1936, gemeinsam mit Helene Löw Beer. Münz Ludwig (1889 – 1957). Er war angesehener Kunsthistoriker, besonders für seine Arbeit über über Rembrandt. Sein Buch darüber, wie blinde Kinder Skulpture formen, “Die plastischen Arbeiten Blinder”, erschien 1934 in Zusammenarbeit mit dem Kunsterziehungsspezialsiten Viktor Löwenfeld (1903 – 1960). 1923/24 initiiete er zusammen mit Karl Kraus das Theater “Die Truppe”, für das Dicker und Singer die Bühne gestalteten. Münz war einer der engsten Freunde Friedls. 1932 gestaltete sie das Buch “Das holländische Gruppenporträt” von Alois Riegl, herausgegeben von Münz. Friedl nahm auch am erwähnten Projekt über die Kreativität blinder Kinder Teil. Ostersetzer Nicht identifiziert. Pascal Blaise (1623 – 1662). Er war ein französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph. Ratz Erwin (1898 – 1937), österreichischer Musikwissenschaftler. Studierte mit Guido Adler an der Universität Wien (1918 – 1922), nahm an A. Schönbergs Seminaren teil. Von 1945 an unterrichtete er an der Wiener Musikhochschule. 1955 wurde er zum Präsidenten der internationalen Mahler- Gesellschaft gewählt. Er publizierte 1951 die bahnbrechende “Einführung in die musikalische Formenlehre”. Sie widmet sich hauptsächlich den Werken Bachs und Beethovens. Für diese Arbeit und seine Rolle als Lektor der Arbeiten Mahlers ist er am bekanntesten. E. Ratz war ein enger Freund Hans Eislers, er schrieb den ersten Presseartikel über ihn. Friedl lernte ihn in einem Seminar Schönbergs kennen. Sie setzten ihre freundschaftliche Beziehung am Bauhaus fort, wo Ratz in dern 1920ern als Walter Gropius Sekretär arbeitete. Roth Dora Wahrscheinlich, eine Bauhausstudentin, und ihre Schwester. Sander August (1876 – 1964). Deutscher Porträt- und Dokumentarfotograf. Sanders erstes Buch “Gesicht unserer Zeit” wurde 1929 veröffentlicht. Es beinhaltet eine Auswahl von 60 Porträts aus seiner Reihe “Menschen des 20. Jahrhunderts.” Schachtitz Jonas Er arbeitete am Bauhaus. Schenhabi Nicht identifziert, wahrscheinlich ein Psychologe. Scherchen Hermann (1891 – 1966), deutscher Dirigent, war ein Verfechter der Komponisten des 20. jahrhunderts wie Richard Strauss, Webern, Berg und Varese. Er debutierte mit Schönbergs “Pierrot Lunaire” und förderte die Werke jüngerer zeitgenössischer Komponisten, unter anderem Xenakis und Nono. Schlemmer Oskar (1888 – 1966). Er war ein deutscher Maler, Bildhauer, Designer und Choreograph. Von 1920 an unterrichtete er am Bauhaus, 1923 wurde er Formmeister an der Theaterwerkstatt des Bauhaus, nachdem er eine Zeit lang an der Skulpturenwerkstätte gearbeitet hatte. Friedl nahm an seinen Bildhauereikursen teil. Seine berühmteste Arbeit ist “Triadisches Ballett”, in dem die Schauspielerinnen Kostüme von menschlichen Körpern als geometrische Formen tragen. Auch in Slat Dance und Treppenwitz verwandeln die Kostüme die Schauspielerinnen in lebendige Skulpturen, als ob sie Teil der Kulisse wären. Seine Bilder wurden 1937 in der NS-Ausstellung “Entartete Kunst” gezeigt. Schlichter Dolly Schwester von Viktor (Vicky, Vikerl) Schlichter, Student bei J. Itten, eng befreundet mit Friedl Dicker. Schlichter Hedwig 1898. in Wien geboren; berühmte Schauspielerin. Verstarb (Hedy) am 1984 in Buenos Aires. Schönberg Arnold (1874 – 1951). Er war ein herausragender österreichisch- amerikanischer Komponist. Er war mit der expressionistischen Bewegung in deutscher Dichtung und Kunst verbunden. Er war der Kern der Zweiten Wiener Schule. 1918 besuchte Friedl einen seiner Kompositionskurse in Wien. Schreyer Lothar (1886 – 1966), aktives Mitglied der expressionistischen “Sturm”-Bewegung, unterrichtete 1921 am Bauhaus und wurde von W. Gropius zum Leiter der Theaterwerkstätten ernannt. Sein avantgardistischer, expressionistischer Stil wurde dort jedoch nicht akzeptiert, weshalb Schreier das Bauhaus 1923 verließ. Friedl arbeitete am Design seines Stückes “Mondspiel”(1922) mit. Sillmann Grete Tischlersfrau. Singer Franz (1896 – 1953), Friedls Arbeits- und Lebenspartner. Singer stammte aus einem bürgerlich-jüdischen Milieu. Seine Zeichenbegabung wurde früh erkannt und gefördert, bereits als Kind erhielt er bei Alfred Roller Zeichenunterricht, die für seinen weiteren Werdegang prägend war. Nach Abschluss der Schule setzte er seine Ausbildung bei dem Maler Felix Harta fort. Im Ersten Weltkrieg eingerückt, begann er noch während seines Militärdienstes ein Philosophiestudium und besuchte an der Kunstgewerbeschule die Klasse von , wo er Friedl Dicker kennen lernte, mit der er über Jahre eine private und berufliche Gemeinschaft einging. Skala Franz Er gehörte zu der Gruppe von Studenten, die Itten 1919 von Wien ans Bauhaus folgten. Später arbeitete er mit Friedl und F. Singer in Berlins Atelier. Slutsky (Sluzky) Ein brillianter Schmiedekünstler, der Meistergoldschmied Naum am Weimarer Bauhaus war und bis 1964 in Birmingham unterrichtete. Sonnenschein Annys ältere Schwester und Frau Hugo Sonnenscheins. (Wottitz) Roszi Friedl traf sie häufig, 1918 nahmen sie gemeinsam an Schönbergs Kompositionskurs teil. 1936 zog sie mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn Tomi und ihrer Mutter Irene nach Prag. Sie verstarb 1942 in Auschwitz. Sonnenschein Hugo (1889 - 1953), Lyriker, Anarchist und Utopist; Sohn eines (auch H. Sonka) jüdischen Bauern. Zog 1912-14 als vagabundierender Dichter durch Europa. Ab 1929 Geschäftsführer des Schutzverbands deutscher Schriftsteller in Österreich; 1940 inhaftiert, 1943 nach Auschwitz deportiert. Nach dem Krieg wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen verurteilt, starb in der Haft. Der Gedichtband "Die Legende vom weltverkommenen Sonka" (1920) wurde zu seinem Markenzeichen. Stein Paul Ludwig (1892 – 1951). Höchstwahrscheinlich, Filmregisseur, Schriftsteller, Produzent, arbeitete in der Filmproduktion und Berlins (UFA). Stramm August (1874 - 1915), Dichter und Dramatiker des deutschen Expressionismus. Erste öffentliche Aufführung von „Die Haidebraut“ und „Erwachen“ am 14. Mai 1921 in Dresden, Regie Berthold Viertel, Bühnenbild und Kostüme Friedl Dicker und Franz Singer. Stürenberg Nicht identifiziert. T. Käthe Nicht identifiziert. Umbehr Otto (Umbo) (1902 – 1980). Deutscher Fotograf. 1921 wurde Umbo Johannes Ittens Student am Bauhaus. Diesen Kontakt bezeichnete er später als Schlüsselereignis in seiner Entwicklung als Fotograf. Er zog 1924 nach Berlin, wo er ein Atelier eröffnete und sich der dynamischen Kunstszene der Stadt anschloss. Dort begann er auch mit Film zu arbeiten, unter anderem mit Walter Ruttmann an “Berlin - Die Sinfonie der Großstadt” (1927). Dephot (Deutscher Photodienst) stellte Umbo bis zu seiner Schließung 1932 an. Während des zweiten Weltkriegs wurden sein Atelier und seine Archive zerstört. Seine Fotogramme, Fotomontagen und surrealistischen Bilder aus dem Theaterviertel Berlins der 1920er stehen in starkem Kontrast zu seinem späteren Fotojournalismus. Viertel Salka (geb. (1889 - 1978). Ősterreichisch-US-amerikanische Salomea Sara Schauspielerin und Drehbuchautorin. Heirat 1918 mit dem Steuermann) Regisseur Berthold Viertel. Drei Söhne: Hans (* 1918), Peter (* 1920) und Thomas (* 1925). Ab 1928 in Los Angeles. 1953, nach ihrer Scheidung von Berthold Viertel, Übersiedlung nach Klosters. Viertel Berthold (1885 - 1953) war ein in Österreich geborener, in Deutschland, den USA und Großbritannien arbeitender jüdischer Schriftsteller, Dramaturg, Essayist, Übersetzer und Film- und Theaterregisseur. Sein Sohn war der Drehbuchautor Peter Viertel. Wanda Nicht identifiziert. Weigel Elsbeth Nicht identifizeirt. Wolpe Stefan (1902 – 1972). Deutscher Komponist. Friedl begegnete ihm (Stephan) 1920 am Bauhaus, er wurde ihr engster Freund. Wolpe verliebte sich in sie. In dieser für Wolpe glücklichen Zeit entstanden seine ersten Kompositionen mit Widmung, wie “Gesang weil ich etwas Teures verlassen muss”. Sie trägt den Vermerk “Für Friedl” und das Datum “6. IX. 1920”. Auf der Rückseite stehen vier weitere Takte mit dem Kommentar “Vielmahl wiederholen!! Und immer, immer reiner und schöner. 4. IX. 1920, wo mir die Friedl musikalisch so [?] geschehen ist.” und ein Adagio, veröffentlicht von Hermann Scherchen in der ersten Ausgabe seiner Zeitschrift Melos (Dezember 1920) mit der Widmung “Für den verklärtesten aller Menschen, für Friedl.” Wolpe war ein Schüler Ferruccio Busonis. 1928 fand die Premiere Wolpers erster Oper, “ Zeus und Elida”, in Berlin statt. Ihr folgten 1929 zwei weitere Opern, “Schöne Geschichten” und “Anna Blume”. Er war begeisterter Sozialist und schrieb Stücke für Gewerkschaften und kommunistische Theatergruppen. Für sie gestaltete er seine Werke leichter zugänglich, baute Elemnte aus Jazz und Popularmusik ein. Wolpes Lieder wurden ähnlich beliebt wie die Hans Eislers. Als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen floh Wolpe, Jude und überzeugter Kommunist, zwischen 1933 und 1934 über Rumänien und Russland nach Österreich. Von 1934 bis 1938 lebte er in Palästina, wo er einfache Lieder für die Kibbuzim schrieb, danach zog er in die USA. 1956 wurde er ans C.W. Post College der Long Island Universität in Brooklyn berufen. Zusätzlich lehrte er am International Summer Institute in Darmstadt. 1963 wurde an ihm Parkinson distanziert, er starb 1972 in New York City. Wottitz Irene Mutter von Anny und Roszi, geb. am 17.10.1869 in Wien. Sie wurde am 6.7.1942 von Prag nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie am 18.12.1943 mit dem sogenannten “” nach Auschwitz gebracht, wie die meisten Insassen dieses Transports wurde sie in einer Gaskammer ermordet.