GEMEINDEENTWICKLUNGSKONZEPT

Strategieplan Pfaffenhofen 2030

Strategieplan Pfaffenhofen 2030

Im Auftrag der Gemeinde Pfaffenhofen | April 2016

Stadtplanung Wirtschaftsförderung Projektentwicklung Kommunalberatung

Projektbearbeitung: Prof. Dr. Richard Reschl Dipl.-Ing. Roland Köhler Jacob F. Uhlmann M.Eng. Dipl.-Ing. Carolin Pröpper Philipp König B.A.p

Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart

Tel. 0711 220041-0 Fax 0711 220041-22 http://www.reschl-stadtentwicklung.de [email protected]

INHALT

Vorwort ...... 4

1 Einleitung ...... 5

2 Vorgehensweise und methodischer Ansatz ...... 6

3 Grundlagen ...... 8 3.1 Zentralörtliche Bedeutung und räumliche Lage ...... 8 3.2 Gemeindegliederung und -Struktur ...... 9 3.3 Bisherige Planungen und Konzepte ...... 10

4 Ausgangslage und Handlungsfelder ...... 11 4.1 Demografische Entwicklung ...... 11 4.2 Siedlungsentwicklung und Wohnungsbau ...... 17 4.3 Einzelhandel und Gewerbe ...... 21 4.4 Bildung, Betreuung und Soziales ...... 25 4.5 Freizeit und Kultur, Naherholung und Tourismus ...... 28 4.6 Mobilität und Internet ...... 28 4.7 Städtebauliche Gestalt und Qualität – Städtebauliche Lupen ...... 29

5 Bürgerbeteiligung ...... 33 5.1 Ergebnisse der Planungswerkstatt ...... 33 5.2 Stellungnahme der Verwaltung ...... 35

6 Handlungsprogramm ...... 45 6.1 Demografische Entwicklung ...... 45 6.2 Siedlungsentwicklung und Wohnen ...... 46 6.3 Einzelhandel und Gewerbe ...... 47 6.4 Handlungsfeld Mobilität und Internet ...... 47 6.5 Bildung, Betreuung und Soziales ...... 48 6.6 Freizeit und Kultur, Naherholung und Tourismus ...... 49 6.7 Städtebauliche Qualität – Lokale Identität ...... 50

7 Anlagen ...... 51

3 VORWORT

Liebe Bürgerinnen und Bürger, wie sich eine Gemeinde entwickelt, ist immer eine spannende Aufgabe, sowohl für ihre Ent- scheidungsträger, aber natürlich auch ganz besonders für ihre Einwohnerschaft.

Die Entwicklung einer Gemeinde wird nie, und kann nie abgeschlossen sein. Gerade deshalb müssen sich Gemeinderat, Bürgerschaft und Verwaltung in überschaubaren Zeiträumen Ziele setzen.

Wie muss sich die Gemeinde weiter entwickeln, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein? Welche Veränderungen erzwingt der demographische Wandel? Welche städtebaulichen Ziele möchte sich die Gemeinde vornehmen?

Diese und einige andere Fragen wurden am Anfang unseres Gemeindeentwicklungsprozesses gestellt. Der Gemeinderat in einer Klausurtagung, Bürgerinnen und Bürger in der Bürgerwerk- statt haben zusammen mit dem Büro Reschl Stadtentwicklung GmbH Grundlagen erarbeitet und auch Perspektiven entwickelt. Zum Schluss gab die Verwaltung noch ihre Stellungnahmen ab. In den Workshops kristallisierte sich heraus, dass die Ansichten und Meinungen von Gemeinde- rat und Bürgern nicht weit auseinanderliegen. Die städtebauliche Außenentwicklung wird al- lein auf Grund der topographischen Lage der Gemeinde und der Bevölkerungsentwicklung auf wenige Quartiere beschränkt. Die Innenentwicklung ist darum für alle Beteiligte ein entschei- dendes künftiges Entwicklungskriterium. Dies auch unter dem Aspekt der künftigen Wohn- raumversorgung und der notwendigen Einrichtungen für ältere Mitbürger. Bei beiden Work- shops wurden unter vielen Punkten u.a. der weitere Breitbandausbau, die Erneuerung des zentralen Spielplatzes mit Gestaltung der Rodbachmündung sowohl von Gemeinderat, als auch von Bürgerschaft als weitere Ziele genannt. Die gute Versorgung mit Einzelhandel und Dienstleistung gilt es zu erhalten.

Aus einer Bestandserhebung, Ergebnissen der Klausurtagung und Bürgerwerkstatt ergänzt durch die Stellungnahmen der Verwaltung formte das Büro Reschl den vorliegenden Strate- gieplan 2030 und damit ein Gemeindeentwicklungskonzept für Pfaffenhofen.

Allen Beteiligten, dem Gemeinderat für sein offenes, zielorientiertes Wirken in der Klausurta- gung, den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern für ihr Engagement in der Bürgerwerkstatt und meinen Mitarbeitern, allen voran Herrn Schuh, für das dienstliche Mehr gilt mein herzli- cher Dank.

Herrn Prof. Dr. Reschl und seinen Mitarbeitern im Büro, vor allem Herrn Dipl.–Ing. Roland Köh- ler, Dank für die gute Zusammenarbeit verbunden mit der Hoffnung, dass die Arbeit in eine zielorientierte Flächennutzungsplanung mündet. Das erarbeitete Handlungsprogramm wurde vom Büro klar strukturiert.

Wir haben nun für unsere Gemeinde Pfaffenhofen ein Handlungsgerüst für die Zukunft das sich nur in gemeinsamen Schritten von Gemeinderat, Bürgern und Verwaltung umsetzen lässt. Nehmen wir es in die Hand und setzen es im Rahmen unserer Möglichkeiten Zug um Zug um.

Dieter Böhringer Bürgermeister

4 1 EINLEITUNG

Die sich verändernden Rahmenbedingungen, maßgeblich der demografischen Wandel, der Strukturwandel der Wirtschaft und die ökologischen Herausforderungen, geben Anlass neue Zielvorstellungen für einen Zeithorizont bis 2030 zu erarbeiten und die Entwicklung der Ge- meinde Pfaffenhofen entsprechend strategisch auszurichten.

Die interkommunale Konkurrenz wird auf Grund der Verknappung der kommunalen Basisres- sourcen Einwohner und Arbeitsplätze härter: Für kleinere Gemeinden, die viele, in den Städten selbstverständliche Angebote auf Grund der fehlenden Einwohnerzahl nicht örtlich vorhalten können, schwieriger zu bestehen. Nicht allein Größe zählt: Die Nähe zu wichtigen Wirtschafts- zentren kann fehlende örtliche Qualität oft durch in Relation günstige Baulandpreise kompen- sieren: Schlafstädte entstehen.

Was bedeutet dies für Pfaffenhofen? Für eine Gemeinde, die im oberen Zabergäu in Bezug auf die Metropolregion erst in zweiter Reihe liegt; eine Gemeinde, die zwar vergleichsweise gute Infrastruktur-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsangebote vorweisen kann, aber in diesen Be- reichen nicht mit Güglingen oder konkurrieren kann?

In dieser Situation gilt es, eigene Stärken zu finden, Kräfte zu bündeln und wichtige Entwick- lungsziele zu definieren. Ziel des „Strategieplans Pfaffenhofen 2030“ ist es, die Gemeinde in allen kommunalen Handlungsfeldern strategisch auszurichten.

Neben den sich verändernden Rahmenbedingungen, die es zu berücksichtigen gilt, stehen konkrete Aufgaben an, für die eine entsprechende, konzeptionelle Grundlage benötigt wird. Aktuelle Entwicklungen wie der massive Zuzug von Flüchtlingen bedürfen langfristig ausge- richteter Handlungsansätze, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Der Flächennutzungsplan der im Gemeindeverwaltungsverband zusammengeschlossenen Gemeinden Güglingen, Pfaffenhofen und soll fortgeschrieben werden. Flächennut- zungsplanung definiert die Rahmenbedingungen der flächenhaften Entwicklung und damit die Möglichkeiten einer Gemeinde, die eigene Bevölkerung zu stabilisieren bzw. zu wachsen. Der Flächennutzungsplanung kommt über diese Definition von Rahmenbedingungen elemen- tare Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde zu, ohne selbst einen grundlegenden, ent- wicklungsbezogenen, konzeptionellen Ansatz für alle kommunalen Handlungsfelder mitzu- bringen. Durch eine parallele Erarbeitung entsprechender Entwicklungskonzepte in allen drei Zabergäugemeinden wird gewährleistet, dass in der Flächennutzungsplanung von einer ge- meinsamen Grundlage ausgegangen werden kann.

Die Umsetzung weiterer Planungen bedarf einer umfassenden, grundlegenden Konzeption (z.B. der Kreispflegeplan, die Gewässerentwicklungsplanung, die Planungen für die Umge- hungsstraße), bzw. erfordert eine solche schon in der Vorbereitungsphase (z.B. Antragstellung für Förderprogramme wie das Landessanierungsprogramm oder das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum).

Diese Grundlage bildet das vorliegende Gemeindeentwicklungskonzept, das gemeinsam mit Gemeinderat, Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Pfaffenhofen er- arbeitet wurde und die entwicklungsbezogene Strategie der Gemeinde bis zum Jahr 2030 dar- stellt.

5 2 VORGEHENSWEISE UND METHODISCHER ANSATZ

Der Gemeindeentwicklungsprozess zielt darauf, für die Gemeinde Pfaffenhofen mit den bei- den Ortsteilen Pfaffenhofen und Weiler an der eine gemeinsame Entwicklungsstrategie zu erarbeiten, die Handlungsansätze in allen kommunalen Handlungsfeldern bis zum Jahr 2030 definiert.

Eine Strategie für die nächsten 14 Jahre muss aktuelle Herausforderungen wie den demografi- schen Wandel, die gesellschaftlichen Veränderungen, die Verknappung kommunaler Finanz- ressourcen und die ökologischen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Die Erarbeitung und Umsetzung einer gemeinsamen Entwicklungsstrategie kann nur gelingen, wenn alle kommu- nalen Akteure, also Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft in den Prozess eingebunden und für die gemeinsamen Zielsetzungen sensibilisiert werden.

Der Gemeindeentwicklungsprozess gliedert sich in vier Phasen.

InformierendeAuftaktveranstaltung Offene Bürgerbeteiligung Zielsetzungendes Strategieplans Bestandsaufnahmeund-analyse StädtebaulicheLupen Bevölkerungsvorausrechnung Bürgerbeteiligung • • KommunaleKlausurtagung • Erstellungdes Strategieplans Bestandsaufnahmeund Analyse • • •

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4

► Bestandsaufnahme und Analyse : Aussagen zu Entwicklungsperspektiven können nur dann stichhaltig und zielführend sein, wenn sie auf einer fundierten Kenntnis der Ausgangsla- ge und einer reflektierten Analyse der Rahmenbedingungen basieren.

Die städtebauliche Situation und die vorhandenen Potentiale in der Siedlungsentwicklung wurden erhoben und analysiert; das Angebot an kommunalen Infrastrukturen, sowie im Be- reich der Dienstleistungen und des Einzelhandels erhoben. Die wichtigste Grundlage für den weiteren Prozess bildet die Bevölkerungsvorausrechnung in Szenarien, die auf Grundlage orts- spezifischer Daten ein sehr viel genaueres Bild über die zu erwartende Bevölkerungsentwick- lung und die Veränderung der Altersstruktur (und damit der Nachfrager kommunaler Angebo- te) zeichnet – als andere, meist auf Landesdaten basierende Vorausrechnungen dies vermö- gen.

Der gewählte Ansatz in der Gemeinde Pfaffenhofen soll ausdrücklich nicht alle Handlungsfel- der von neuem aufrollen. Wichtige und richtige Grundlagenarbeit wurde bereits – diese wurde in der Analyse berücksichtigt.

6

Die Analysephase wurde im Herbst 2015 vom Büro Reschl Stadtentwicklung in enger Abstim- mung mit der Verwaltung durchgeführt.

► Kommunale Klausurtagung : Der Gemeinderat als Hauptorgan der Gemeinde spielt eine wichtige Rolle für die Erarbeitung des Konzepts. Die Formulierung wichtiger Zielsetzungen ob- liegt, genauso wie deren Umsetzung, diesem Gremium. Die Zielrichtung eines Gemeindeent- wicklungskonzepts muss also in der gemeinsamen Diskussion dieses Gremiums erarbeitet wer- den, den Rahmen dafür bildet die kommunale Klausurtagung.

Im Rahmen der kommunalen Klausurtagung am 14.11.2015 wurden die Ergebnisse der Analy- sephase dem Gremium vorgestellt und intensiv diskutiert. In der darauffolgenden Arbeitspha- se wurden in zwei Arbeitsgruppen Entwicklungsziele zu allen kommunalen Handlungsfeldern erarbeitet. Um eine gemeinsame Umsetzung der erarbeiteten Ziele zu gewährleisten, wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeit dem Plenum vorgestellt und abschließend diskutiert.

Die Ergebnisse werden in Kapitel 4 für die jeweiligen Handlungsfelder berücksichtigt, sie bilden die Grundlage für das in Kapitel 6 formulierte Handlungsprogramm.

► Bürgerbeteiligung : Zu einem ernstgemeinten, dialogorientierten Ansatz der Gemeinde- entwicklung gehört nicht nur die Einbindung des Gemeinderats als gewählte Vertretung der Bürgergesellschaft. Bürgerinnen und Bürger sind nicht nur unmittelbar durch kommunales Handeln betroffen, sie stellen auch die „Experten vor Ort“ in einer Vielzahl von Themenfeldern dar. Gemeindeentwicklung ist ohne diese Gruppe nicht denkbar.

Im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzepts wurde eine offene in Auftaktveranstaltung und Planungswerkstatt gegliederte Bürgerbeteiligung angeboten. In der Auftaktveranstaltung am 20.11.2015 wurden die wichtigsten Grundlagen der Analysephase vorgestellt und Fragen zu Prozess und Inhalten beantwortet. Die Planungswerkstatt am 21.11.2015 diente (ähnlich der Gruppenarbeit in der kommunalen Klausurtagung) der Diskussion von Entwicklungszielen für alle kommunalen Aufgabenbereiche.

Die Arbeitsergebnisse werden zusammengefasst in Kapitel 5.1 wiedergegeben, eine vollständi- ge Auflistung mit Stellungnahme der Verwaltung findet sich in Kapitel 5.2.

► Erstellung des Strategieplans : Die Ausarbeitung des Strategieplans Pfaffenhofen 2030 erfolgte durch das Planungsbüro Reschl Stadtentwicklung in enger Abstimmung mit der Ver- waltung. Grundlage bildeten die Ergebnisse der vorangegangenen Projektphasen. Die Verab- schiedung des Strategieplans durch den Gemeinderat erfolgt im Frühjahr 2016.

7 3 GRUNDLAGEN

3.1 ZENTRALÖRTLICHE BEDEUTUNG UND RÄUMLICHE LAGE

Die Gemeinde Pfaffenhofen mit rund 2.300 Einwohnern liegt im Westen des Landkreises Heil- bronn in der Region -Franken. Die zwei ehemals selbständigen Gemeinden Pfaffenh- ofen und Weiler an der Zaber bilden die heutige Gemeinde.

Regionalplanerische Einordnung der Gemeinde Pfaffenhofen

Quelle: Regionalplan Heilbronn-Franken

Pfaffenhofen liegt auf der regionalen Entwicklungsachse Brackenheim-Zaberfeld. Das für Pfaffenhofen wichtigste Arbeitsplatzangebot bieten die Städte Güglingen, Brackenheim und Heilbronn. Einzelhandelsangebote zur Deckung des täglichen Bedarfs liegen in der Gemeinde Pfaffenhofen selbst vor. Sortimente des mittelfristigen Bedarfs können teilweise im Unterzent- rum Brackenheim nachgefragt werden, die des mittel- und langfristigen Bedarfs im Oberzent- rum Heilbronn.

Der Gemeinde Pfaffenhofen kommt im Regionalplan Heilbronn-Franken keine zentralörtliche Bedeutung zu. Sie gehört zum ländlichen Raum im engeren Sinne.

Pfaffenhofen liegt im Zabergäu und umfasst ein rund 1.200 ha großes Gemeindegebiet. Die Siedlungsstruktur wird von einer ebenso vielfältigen und reizvollen Kulturlandschaft eingefasst, die von Landwirtschaft, Streuobstwiesen und dem Weinbau geprägt ist.

8 Lage im Raum

Quelle: Geoportal Baden Württemberg

3.2 GEMEINDEGLIEDERUNG UND -STRUKTUR

Die Gemeinde Pfaffenhofen wurde im Zuge der Gemeindereform am 1. Januar 1972 aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Weiler an der Zaber und Pfaffenhofen gebildet.

Historische Ansichten der beiden Ortsteile

Quelle: Website der Gemeinde Pfaffenhofen

Die Einwohner der Gemeinde verteilen sich mit 1.781 Einwohnern auf den Ortsteil Pfaffenhofen und 549 Einwohnern auf den Ortsteil Weiler (Stand 19.10.2015; Quelle: Einwohnermeldeamt Pfaffenhofen). Die Gemeinde weist in ihren beiden Ortsteilen eine dörfliche Struktur auf, die jeweils einen historischen Ortskern besitzen. In der zeitlichen Entwicklung sind die Ortsteile in Form von überwiegend Einfamilienhaussiedlungen gewachsen. Im Gegensatz zu den histori- schen Ansichten der Ortsteile, erstrecken sich die Siedlungskörper inzwischen weit über das andere Ufer der Zaber hinaus (vgl. heutige Siedlungsstruktur). Hinzugekommen sind auch die gewerblichen Nutzflächen, die sich in Weiler jeweils an den Ortseingängen befinden, während sie sich in Pfaffenhofen am südöstlichen Siedlungsrand befinden.

9 Siedlungsstruktur Pfaffenhofen mit Ortsteil Weiler

Quelle: Amtliches Liegenschaftskataster, eigene Darstellung, 2015

3.3 BISHERIGE PLANUNGEN UND KONZEPTE

In Vorbereitung der geplanten Ortsumfahrung des Ortsteils Pfaffenhofen, wurden bereits Ver- kehrsgutachterliche Konzepte und Lärmgutachten angefertigt. Im Rahmen dreier städtebau- licher Sanierungsmaßnahmen wurden darüber hinaus Vorbereitende Untersuchungen und ge- stalterische Entwicklungskonzepte für Teilbereiche der Gemeinde erarbeitet.

Zur Aufnahme in das Förderprogramm Entwicklung ländlicher Raum (ELR) hat die Gemeinde Pfaffenhofen jeweils ein Entwicklungskonzept für die Ortsteile Weiler (2006) und Pfaffenhofen (2007) mit Hilfe des Büros dieSTEG Stadtentwicklung GmbH erarbeitet. Diese enthalten struk- turelle und städtebauliche Analysen, welche Eingang in die aktuelle Planung gefunden haben.

10 4 AUSGANGSLAGE UND HANDLUNGSFELDER

4.1 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG

Die demografische Entwicklung ist von drei Faktoren abhängig: von der Geburtenrate, der Sterberate sowie dem Wanderungssaldo, also der Differenz aus Zu- und Fortzügen. Während auf kommunaler Ebene die „natürliche Bevölkerungsentwicklung“, basierend auf Geburten- und Sterberate, politisch kaum beeinflussbar ist, sind es die Wanderungsbewegungen, die durch lokale Anreize mittelbar steuerbar sind. Sie stellen den Handlungsspielraum einer Kom- mune dar, jedoch lediglich in einem Entwicklungskorridor. Eine Prognose oder gar Festlegung eines exakten Wanderungssaldos ist, ob der zahlreichen Einflussgrößen, schwerlich möglich. Im aktuellen Kontext spielt die Zuwanderung von Flüchtlingen nach Deutschland eine allge- genwärtige Rolle, die momentan als schwer berechenbare Einflussgröße gilt. Für die Gemeinde Pfaffenhofen fiel der Zuwachs durch Flüchtlinge im Jahr 2015 vernachlässigbar gering aus. Die Unterbringung konnte mit Bestandsimmobilien bewältigt werden. Ein weiterer Zuwachs ist im Jahr 2016 zu erwarten.

Das Planungsbüro Reschl Stadtentwicklung hat in Absprache mit der Verwaltung als Orientie- rungswerte für die Diskussion möglicher Zielvorstellungen hinsichtlich der weiteren Bevölke- rungsentwicklung Pfaffenhofens fünf Entwicklungsszenarien in Form einer Bevölkerungsvo- rausrechnung erstellt. Diese zeigen den Entwicklungskorridor auf. Anhand dieser konnten mit den Prozessbeteiligten – Gemeinderat und Bürgerschaft – die Konsequenzen aus der Einwoh- nerentwicklung für die Änderung der Altersstruktur bis zum Jahr 2030 erörtert werden. Den kommunalen Akteuren sollen sie in dem sich an den Strategieprozess anschließenden Umset- zungsprozess bei der Neuausrichtung der verschiedenen Infrastrukturangebote sowie der Überprüfung auf Erfüllung der formulierten Zielsetzungen dienen. Insbesondere in Vorberei- tung des neu aufzustellenden Flächennutzungsplans sind die Flächenbedarfe aus der Bevölke- rungsentwicklung eine wichtige Eingangsgröße für die Siedlungsentwicklung.

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND BEVÖLKERUNGSVORAUSRECHNUNG

Anfang der 1990er-Jahre erlebte Pfaffenhofen aufgrund einer stabilen, positiven natürlichen Bevölkerungsentwicklung und starken Wanderungsgewinnen einen spürbaren Bevölkerungs- zuwachs um rund 140 Einwohner innerhalb von zwei Jahren. Während die Geburtenzahlen die Sterbefälle bis 2001, wenn auch mit einer abnehmenden Tendenz, weiterhin übertrafen, gli- chen sich die Zahl der Fortzüge und die der Zuzüge von 1993 bis 2014 ungefähr aus. Die Bevöl- kerung wuchs bis 2010 weiter leicht an, war in den Jahren 2000 und 2007 allerdings zweimal leicht rückläufig. Der Höchststand der Einwohnerentwicklung wurde im Jahr 2005 mit 2.404 gemeldeten Bürgern erreicht. Im Zuge des Zensus im Jahr 2011 wurde die Einwohnerzahl Pfaf- fenhofens um 125 Einwohner nach unten korrigiert, daraufhin stieg sie bis 2014 wieder um 39 auf 2.310 Einwohner an.

11 Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Pfaffenhofen von 1990 bis 2014

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2015

Natürliche Bevölkerungsentwicklung von 1989 – 2013

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2015

Jährliche Zu- und Fortzüge von 1989 – 2013

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2015

12 (ÜBER-)REGIONALER VERGLEICH

Nicht nur in Pfaffenhofen ist ein Rückgang der Bevölkerung zu verzeichnen. Auf regionaler Ebene liegt der Bevölkerungsrückgang zwischen 2001 bis 2014 mit -0,92% noch unter den -0,77% der Gemeinde Pfaffenhofen. Auf Landkreisebene jedoch ist ein Wachstum der Bevöl- kerung um +0,61% zu verzeichnen. Dies liegt vor allem an der günstigen Wirtschaftslage im Landkreis Heilbronn mit einem Beschäftigungszuwachs von 21,34% im selben Zeitraum.

Veränderung der Bevölkerungsentwicklung 2001-2014 im Vergleich 1,0%

0,5% 0,61% 0,29% 0,0%

-0,77% -0,5% -0,92%

-1,0% Kommune Kreis Region Land Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2015

BEVÖLKERUNGSVORAUSRECHNUNG

Bevölkerungsvorausrechnungen erlauben es, künftige Einwohnerentwicklungen einer Kommu- ne abzuschätzen und hieraus resultierende Gemeindepolitische Handlungsfelder wie auch -räume abzuleiten, die sich in dem von den Entwicklungsszenarien aufgezeigten Korridor er- geben können. Nach der Methode des Büros Reschl Stadtentwicklung umfasst die Voraus- rechnung mit dem Zieljahr 2030 fünf mögliche Szenarien. Ihnen allen liegt dieselbe erwartete natürliche Bevölkerungsentwicklung zugrunde. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der ange- nommenen Wanderungssaldi.

Entwicklungsszenarien

In Übereinkunft mit der Gemeindeverwaltung wurden für die Gemeinde Pfaffenhofen die fol- genden fünf Szenarien definiert und berechnet:

1. „Natürliche Entwicklung“ – es wird keine Zu- oder Abwanderung angenommen, lediglich Geburten- und Sterberate kommen zum Tragen (jährliche Wanderung: +/- 0), 2. „Trend der letzten zehn Jahre“ – Wanderungssaldo Pfaffenhofens der letzten zehn Jahre wird bis 2030 fortgeschrieben (jährliche Wanderung: - 2), 3. „Trend der letzten fünf Jahre“ – Wanderungssaldo Pfaffenhofens der letzten fünf Jahre wird bis 2030 fortgeschrieben (jährliche Wanderung: - 11), 4. „Bestandserhalt“ – Wahl des Wanderungssaldos gemäß der Frage, welche Wanderung zum Erhalt der Einwohnerzahl des Basisjahrs bis 2030 mindestens erfolgen muss (jährliche Wanderung: + 3), 5. „Stabilisierung Plus“ – Wahl des Wanderungssaldos für ein gemäßigtes Wachstum (jährli- che Wanderung: + 10).

13 Drei der Szenarien (1-3) beschreiben für Pfaffenhofen einen Schrumpfungsprozess mit Rück- gängen der Einwohnerzahl des Basisjahrs 2013 um zwei bis elf Prozent. Die Szenarien zeigen, dass Pfaffenhofen über einen stabilen Geburtensaldo verfügt und somit sehr stark von der Veränderung des Wanderungssaldos abhängig ist. Bei jährlich zehn mehr Zuzügen als Fortzügen nach Pfaffenhofen, also sieben Zuzügen mehr als für den Bestandserhalt notwendig wären, wäre ein Bevölkerungswachstum um ca. 141 Einwohner möglich. Das Szenario der letzten fünf Jahre zeichnet durch die Bestandskorrektur im Rahmen des Zensus 2011 ein negatives Bild. Betrachtet man die Jahre 2011 bis 2014, kann eine positive Bilanz von +13 Einwohnern pro Jahr festgestellt werden. Sollte es der Gemeinde Pfaffenhofen gelingen, diese Entwicklung fortzusetzen, ist vom Szenario „Stabilisierung Plus“ auszugehen.

Szenarien der Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030 im Vergleich

Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

Bevölkerungsentwicklung bis 2030 nach Szenarien

Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

14 ÄNDERUNG DER ALTERSSTRUKTUR

Eine Betrachtung der Einwohnerzahl ist für die Formulierung einer Entwicklungsstrategie je- doch allein nicht ausreichend. Ausschlaggebend für eine bedarfsgerechte Neuaufstellung und Planung der kommunalen und versorgenden Infrastrukturangebote sind die Verschiebungen innerhalb der Altersstruktur der Gesellschaft. Sie definieren die Herausforderungen der künfti- gen Gemeindeentwicklung. Entsprechend empfiehlt sich je Entwicklungsszenario eine diffe- renzierte Betrachtung nach Alters- und Nutzergruppen.

Die Veränderung der Altersstruktur wird in Pfaffenhofen künftig zu einer Alterung der Bevölke- rung führen. So entwickelt sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen je nach Szenario stagnie- rend oder rückläufig, während die Zahl der jungen Senioren sich in allen Szenarien beinahe verdoppelt und die der Senioren und Hochbetagten um etwa 50 Prozent steigert.

Die Änderung der Altersstruktur wird erhebliche Auswirkungen auf die erforderliche Infrastruk- turausstattung der Gemeinde haben. In Pfaffenhofen bewegt sich der Rückgang der Kinder- garten- und Schulkinder in einem überschaubaren Rahmen, weshalb die vorhandenen Ange- bote auch in Zukunft ausreichend ausgelastet sein werden und erhalten werden können. Auch im Bereich der Familiengründer und damit der klassischen Nachfrager für Baugrundstü- cke ist im Mittel mit einer Stagnation zu rechnen. Aufgrund der Wohlstandsauflockerung wird hier auch bei stagnierender Anzahl eine weitere Nachfrage nach Baugrundstücken resultieren. Besonders die Gruppe der Senioren wird in Pfaffenhofen stark zunehmen. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf die Themen Barrierefreiheit und Altenpflege haben. Damit werden eine stärkere Nachfrage nach häuslicher Betreuung sowie der Bedarf nach stationären Pflegeplät- zen einhergehen. Der Kreispflegeplan Heilbronn sieht für Pfaffenhofen bereits bis zum Jahr 2020 einen zusätzlichen Bedarf von 18 stationären Pflegeplätzen vor. Da die Gemeinde in die- sem Bereich kein eigenes Angebot aufweisen kann, müssen nach derzeitigem Stand Angebote in anderen Kommunen genutzt werden.

Für Aussagen bezüglich zukünftiger Nutzerzahlen kommunaler Infrastruktureinrichtungen wurden sogenannte „Nutzergruppen“ gebildet, d.h. Altersjahrgänge, die jeweils dieselben kommunale Einrichtungen nachfragen, wurden zu Gruppen zusammengefasst, und für diese die Entwicklungsperspektiven anhand der fünf Szenarien vorausberechnet.

15 Änderung der Nutzergruppen 2013 und 2030 nach Szenarien

Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

Die Tabelle zeigt die Gegenüberstellung der Szenarien. Hell hinterlegte Felder zeigen Verluste, dunkle einen Erhalt oder Gewinn innerhalb der jeweiligen Nutzergruppen. Es gilt zu beachten, dass einzelne Gruppen nicht kumuliert werden können, da sie sich in Teilen überschneiden.

Über tatsächliche Nachfragesituationen verschiedener Einrichtungen gibt die Tabelle der Nut- zergruppen jedoch nur eine erste Orientierung. Neben einer möglichen Nutzerzahl beeinflus- sen weitere Faktoren wie Rechtsnormen oder Einzugsgebiete jeweiliger Einrichtungen die rea- len Bedarfe. So bestimmt die gesetzlich festgesetzte Betreuungsquote in der Kleinkindbetreu- ung den zu erfüllenden Mindeststandard an Betreuungsplätzen, die tatsächlich zu erwartende Betreuungsquote ist aber abhängig von gesellschaftlichen Veränderungen und der Erwerbs- struktur in der Elterngeneration. Auch die Entwicklung der Schülerzahl kann nur unscharf wie- dergegeben werden, die errechneten Zahlen ermöglichen jedoch eine ungefähre Abschätzung der zu erwartenden Entwicklungstrends.

Junge Erwachsene, Familiengründer, Erwerbstätige und die Gruppe der jungen Senioren lassen sich anhand ihrer Bedarfe nicht direkt einer spezifischen Infrastruktureinrichtung zuordnen. Sie fragen eine Vielzahl verschiedener kommunaler Angebote nach und müssen bei allen Planun- gen berücksichtigt werden. Für die Gruppen der Senioren und der Hochbetagten müssen ver- schiedene, spezifische Angebote vorgehalten werden, die oft auf interkommunaler oder auf Landkreisebene erbracht werden.

ZIELSETZUNGEN DES GEMEINDERATS

Die demografische Entwicklung als wichtigste Grundlage für die Ausrichtung einer Kommune in allen Aufgabenbereichen, wurde im Zuge der Klausurtagung des Gemeinderats am 14.11.2015 intensiv diskutiert.

16 Das Gremium ist sich darüber einig, dass zumindest eine Stabilisierung der Bevölkerung erzielt werden soll; zahlreiche Gemeinderäte sprechen sich auch für eine Wachstumsperspektive aus, die vor allem mit dem Angebotserhalt bei der kommunalen Infrastruktur, dem Einzelhandel und im Dienstleistungsbereich begründet wird, als weiterer Aspekt wird der Erhalt lebendiger Ortskerne genannt.

Die Umsetzung einer Bevölkerungsentwicklung innerhalb des angestrebten positiven Entwick- lungskorridors bedeutet, dass ein positiver Wanderungssaldo von mindestens 3 Einwohnern pro Jahr erreicht werden muss; bei einer durchschnittlichen Nettoabwanderung von 11 Ein- wohnern pro Jahr in den letzten Jahren, bedeutet dies eine erhebliche Kraftanstrengung für alle kommunalen Akteure. Sollte die Umsetzung der gewählten Entwicklungsperspektive ge- lingen, würde dies in zwei wichtigen Altersgruppen, den Kindern über 3 Jahren und jenen im Grundschulalter, eine zahlenmäßige Stabilisierung bzw. ein Wachstum bedeuten (Vergleich Tabelle Nutzergruppen). Eine Sicherung der wichtigen Infrastruktureinrichtungen Kindergarten und Grundschule wäre also gewährleistet.

Die Gemeinderäte sprechen sich darüber hinaus für eine generationengerechte Gemeinde- entwicklung aus: Die dargelegten Aspekte des demografischen Wandels, vor allem der starke Anstieg der älteren Bevölkerungsgruppen sollen in allen Bereichen kommunalen Handelns Be- rücksichtigung finden. Diskutiert wurden z.B. auf ältere Bürger ausgerichtete Wohnformen bzw. Mehrgenerationenwohnen und die Perspektiven für die Ärzteversorgung. Die Ergebnisse im Einzelnen werden in den entsprechenden thematischen Kapiteln und im Handlungspro- gramm (Kapitel 6) dargelegt.

Zielsetzung des Gemeinderats zur Bevölkerungsentwicklung

4.2 SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNUNGSBAU

FLÄCHENBEDARF WOHNBAU RESULTIEREND AUS BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

Als Ergebnis der kommunalen Klausurtagung wurde für die Bevölkerungsentwicklung der Ge- meinde Pfaffenhofen die Zielsetzung Bestandserhalt bzw. „Stabilisierung plus“ (d.h. leichtes Wachstum um ca. 70 Einwohner) für das Jahr 2030 formuliert. Pfaffenhofen als naturräum- lich privilegierter Wohnstandort im Einzugsbereich des starken Oberzentrums Heilbronn ver- fügt über das Potential, diese Zielsetzung zu erreichen.

17 Durch die steigende Wohnflächeninanspruchnahme pro Einwohner gilt es einen Ergänzungs- bedarf zu berücksichtigen, der sich nach der rechtsverbindlichen Berechnungsmethode der „Plausibilitätsprüfung der Bauflächenbedarfsnachweise im Rahmen des Genehmigungsver- fahrens nach §§ 6 und 10 Abs. 2 BauGB“ des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur er- rechnen lässt. Für Pfaffenhofen beträgt der zusätzliche Flächenbedarf für die bestehende Ein- wohnerzahl bis zum Jahr 2030 2,93 Hektar (basierend auf der im Regionalplan festgelegten Mindestbruttowohndichte von 40 Einwohnern pro Hektar).

Hinzu kommt der Mehr- bzw. Minderbedarf aus der Veränderung der Einwohnerzahl (vgl. Sze- narien der Einwohnerentwicklung im Kapitel 4.1). In der Maximalvariante „Stabilisierung Plus“ (+141 Einwohner) würden zusätzliche 3,53 Hektar für das Bevölkerungswachstum benötigt; das andere Extrem bildet die Minimalvariante „Trend der letzten 5 Jahre“ (-259 Einwohner), für die sich ein Minderbedarf von 6,48 Hektar bis zum Jahr 2030 ergibt.

Wohnflächenbedarf Gemeinde Pfaffenhofen

Flächenbedarf Flächenbedarf Bevölkerungs- Flächenbedarf Bevölkerungs- Rückgang änderung 2013 bis 2030 änderung Belegungsdichte 2013 bis 2030 je Szenario 2013 bis 2030 im Bestand

Szenario 1 Natürliche -51 Ew - 1,28 ha +2,93 ha +1,65 ha Bevölkerungsentwicklung

Szenario 2 -89 Ew -2,23 ha +2,93 ha +0,70 ha Trend der letzten 10 Jahre

Szenario 3 -259 Ew -6,48 ha +2,93 ha -3,55 ha Trend der letzten 5 Jahre

Szenario 4 +7 Ew +0,18 ha +2,93 ha +3,11 ha Bestandserhalt

Szenario 5 +141 Ew +3,53 ha +2,93 ha +6,46 ha Stabilisierung „Plus“

Quelle: Eigene Berechnungen, 2015

Aus der Summe des Ergänzungsbedarfs und der benötigten Wohnfläche aus der Veränderung der Einwohnerzahl ergibt sich für die einzelnen Szenarien jeweils der Flächenbedarf bis zum Jahr 2030. Dieser Bedarf kann bei einer stark rückläufigen Bevölkerungsentwicklung, wie in Szenario 3: Trend der letzten 5 Jahre, auch negativ ausfallen. In diesem Szenario ist mit einem steigenden Wohnungsleerstand zu rechnen.

FLÄCHENPOTENTIALE WOHNBAU IM INNEN- UND AUßENBEREICH

Dem Flächenbedarf stehen die verfügbaren Flächenpotentiale für Wohnbebauung in der Ge- meinde Pfaffenhofen gegenüber. Diese unterteilen sich Innen- und Außenbereichsflächen.

Im Innenbereich wird unterschieden zwischen Baulücken (voll erschlossen, mit gültigem Bau- recht) und Nachverdichtungspotentialen (ergänzende Bebauung auf bebauten Grundstücken,

18 Baurecht oder Erschließung teilweise nicht vorhanden). Mischflächen im Innenbereich wurden einzeln für Wohnen oder Gewerbe qualifiziert und ebenfalls in Baulücken und Nachverdich- tungspotentiale unterschieden. In Summe konnten so 1,72 Hektar potentielle Wohnbaufläche identifiziert werden (Stand 01.09.2015). Da sich diese Flächen jedoch zum größten Teil in pri- vater Hand befinden, kann diese Fläche nicht zu 100 Prozent als Potential angerechnet wer- den. Für die Gemeinde Pfaffenhofen wird eine Aktivierungsquote von 20 Prozent bis zum Jahr 2030 als realistisch angenommen. Daraus ergibt sich für die weitere Berechnung ein Flächen- potential von ca. 0,34 Hektar im Innenbereich.

Für den Außenbereich weist der gültige Flächennutzungsplan des Gemeindeverwaltungsver- bands Oberes Zabergäu eine Wohnbaufläche von 1,91 Hektar in Weiler an der Zaber und eine Wohnbaufläche von 2,79 Hektar in Pfaffenhofen aus, also Flächenpotential von insgesamt 4,70 Hektar im Außenbereich.

Flächenpotentiale Wohnbau

Quelle: FNP „Oberes Zabergäu“ und eigene Erhebungen, eigene Darstellung, 2015

Neben den Innen- und Außenpotentialflächen wurden die Nachverdichtungspotentiale erho- ben und eine sogenannte Gebäudepotentialanalyse durchgeführt. In der Gebäudepotential- analyse wurde ermittelt, in wie vielen Wohneinheiten der jüngste Bewohner 75 Jahre oder älter ist. Diese Betrachtungswese gibt Aufschluss über die Anzahl der Wohneinheiten, für die ent- wicklungsbedingt in den nächsten Jahren ein Eigentümerwechsel ansteht. Die Nachverdich- tungspotentiale und die Ergebnisse der Gebäudepotentialanalyse werden rein nachrichtlich angeführt und fließen nicht in die Flächenbilanz ein.

19 ZUSÄTZLICHER FLÄCHENBEDARF BIS 2030

Insgesamt verfügt Pfaffenhofen über anzurechnende Potentialflächen von 5,04 Hektar im In- nen- und Außenbereich. Dem müssen die für die einzelnen Szenarien ermittelten Flächenbe- darfe gegenübergestellt werden, um den tatsächlichen, in der Fortschreibung der Flächennut- zungsplanung zu berücksichtigenden Bedarf zu errechnen. Der vom Gemeinderat definierte Entwicklungskorridor bewegt sich zwischen den Szenarien „Bestandserhalt“ und „Stabilisie- rung Plus“; die zu erwartenden Flächenbedarfe damit zwischen einem Überhang von 1,93 Hektar und einem Ergänzungsbedarf von 1,42 Hektar. D.h. es würden unter Umständen zu- sätzliche Flächen in relevantem Umfang benötigt.

Neben dem rein quantitativen Ergänzungsbedarf, müssen die vorhandenen Flächen auf ihre Eignung überprüft werden. Darüber hinaus sollten in beiden Ortsteilen Ergänzungsflächen ge- funden werden.

Saldo der Wohnbauflächen und -bedarfe in der Gemeinde Pfaffenhofen

Quelle: Eigene Berechnungen, 2015

Neben der quantitativen Erhebung der Flächenbedarfe muss Wohnungsbau mit einem starken Fokus auf qualitative Aspekte betrachtet werden. Innenentwicklung dient (auch im Sinne der Zielsetzung des Gemeinderats) nicht nur der Unterbringung neuer Bürgerinnen und Bürger. Vielmehr können die Ortskerne, aber auch Wohngebiete durch neue Bauvorhaben ab Attrakti- vität und Belebung gewinnen. Bei dieser Zielsetzung sind besonders in den Ortskernen die Leerstände zu Revitalisieren. Aus städtebaulich-funktionaler Sicht sollen kompakte Siedlungs- strukturen erhalten bleiben und der Flächenverbrauch im Außenbereich minimiert werden.

Die vorherrschenden Gebäudetypologien in Pfaffenhofen sind das klassische Einfamilienhaus und das Doppelhaus. Im Zuge einer Neubebauung im Außenbereich sollte der dörfliche Cha- rakter erhalten bleiben und an diesen Gebäudetypologien festgehalten werden. Neben der städtebaulichen Begründung ist hier auch die räumliche Lage der Gemeinde zu betrachten. Ein Beweggrund zur Wohnortwahl im ländlichen Raum liegt häufig in der Möglichkeit zum Bau eines bezahlbaren und naturnahen Eigenheims für die Familienbildung.

20 Gebäudetypen nach Wohnungszahl in Pfaffenhofen und im Vergleich

Einfamilienhaus Zweifamilienhaus Mehrfamilienhaus

100% 600 544 5% 11% 564 90% 12% 18% 20% 500 80% 20% 22% 70% 21% 400 60% 300 50% 152 40% 200 76% 69% 145 30% 66% 61% 100 27 20% 34 0 10% 0% Kommune Kreis Region Land Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung, 2015

Die Neubebauung von zentralen Flächen bietet jedoch zusätzlich die Chance, eine preis- und angebotsdifferenzierte Entwicklung umzusetzen. Durch die Zunahme der Single- oder Paar- haushalte werden zunehmen auch kleinere Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau nach- gefragt. Eine älter werdende Bevölkerung, fragt verstärkt seniorengerechte Wohneinheiten nach. D.h. einerseits ist auf eine barrierefreie Erschließung, darüber hinaus aber auch auf be- sondere Wohnformen, z.B. mit angeschlossenen Betreuungsangeboten zu achten.

4.3 EINZELHANDEL UND GEWERBE

NAHVERSORGUNG

Die Gemeinde Pfaffenhofen verfügt im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl über ein umfangrei- ches Nahversorgungsangebot. Dies umfasst einen Lebensmittel-Discounter mit Bäckerei am Ortseingang Pfaffenhofens, eine weitere Bäckerei mit kleinem Lebensmittelsortiment in der Ortsmitte, ein Feinkostladen mit regionaler Bedeutung, drei Banken, eine Postfiliale, drei Fri- seure, ein Elektrofachhändler, ein Bekleidungshaus, eine Gärtnerei, ein Blumengeschäft und ein Fachhändler für Land- und Gartentechnik. Im Ortsteil Weiler an der Zaber sind in zentraler Lage eine Metzgerei und ein Lebensmittelladen angesiedelt.

Nahversorgung in Pfaffenhofen

Quelle: Eigene Aufnahmen, 2015

21 ARBEITSSTANDORT PFAFFENHOFEN

Die Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort (Personen die ihre Erwerbstätigkeit in Pfaffenhofen ausüben), also die Zahl der örtlich verfügbaren Arbeitsplätze von 705, standen im Jahr 2013 gegenüber 1.220 Erwerbstätigen am Wohnort (erwerbstätige Personen die in Pfaffenhofen wohnen). Dies charakterisiert die Gemeinde als Wohnstandort.

Die Auspendler sind vor allem in Güglingen tätig, also in unmittelbarer Nachbarschaft, weitere wichtige Ziele sind Brackenheim und Heilbronn. Auf Grund der relativ guten Erreichbarkeit die- ser Wirtschaftsstandorte, ist bei ausreichender Bindung an den Wohnstandort davon auszu- gehen, dass kein Bedarf des Wohnortwechsels besteht.

Ein- und Auspendler über die Gemeindegrenze im Jahr 2013

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung, 2015

Aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden stimmen die folgenden Zahlen zur Beschäfti- gung in Pfaffenhofen nicht mit den Zahlen der Pendlerstatistik überein. Im Falle der Pendler werden alle Erwerbstätigen berücksichtig, für die Betrachtung der Beschäftigten nach Sekto- ren, werden ausschließlich die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten berücksichtigt. Die Zahl der Beschäftigten in Pfaffenhofen blieb seit der Jahrtausendwende nahezu konstant bei rund 500. Dabei hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe halbiert, während im produzierenden Gewerbe und den sonstigen Dienstleistungen eine Zunahme stattgefunden hat. Im Landesvergleich liegt der An- teil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe in Pfaffenhofen sehr hoch. Aufgrund der geringen absoluten Zahlen kann nicht von einem Produktionsstandort gesprochen werden, je- doch ist dadurch eine klare Ausrichtung des Gewerbebesatzes ablesbar.

22 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Sektoren in Pfaffenhofen

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung, 2015

Verglichen mit der Bevölkerungs- und Wohnungsentwicklung ist die Beschäftigungsentwick- lung leicht rückläufig. Ein möglichst paralleler Verlauf dieser drei Basisressourcen gewährleistet optimale Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer Gemeinde. Anhand der auseinander- driftenden Entwicklung von Wohnraum und Bevölkerung, lässt sich die in Kapitel 4.2 beschrie- bene Wohlstandsauflockerung auch in Pfaffenhofen deutlich ablesen.

Vergleich Wohnungs-, Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung in Pfaffenhofen

Wohnungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung

Beschäftigungsentwicklung

110% 105% 106% 100% 99% 95% 92% 90% 85% 80% 75% 70% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung, 2015

Trotz einer Differenz von sieben Prozent zwischen Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwick- lung, ist die Bevölkerungszahl kaum rückläufig. Im Fall eines ausreichenden Arbeitsplatzange- bots im Einzugsgebiet einer Gemeinde, spielt ein leichter Rückgang der Beschäftigungsent- wicklung vor Ort keine entscheidende Rolle. Die folgende Abbildung zeigt eine ebenfalls stag- nierende Bevölkerungsentwicklung auf Kreisebene, während die Zahl der Beschäftigten um etwa 21 Prozent zugelegt hat. Daraus kann ein zu erwartender Zuzug in den Landkreis sowie stärkere Pendlerverflechtungen innerhalb des Landkreises abgelesen werden. Mit einem at- traktiven Wohnangebot bietet sich für die Gemeinde Pfaffenhofen eine Chance ihre Position als attraktiver, naturnaher Wohnstandort auszubauen und von der steigenden Beschäftigung im Landkreis zu profitieren. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass weite-

23 rer Pendlerverkehr induziert wird und geeignete Mobilitätsangebote zur Entlastung des Stra- ßenverkehrs benötigt werden.

Veränderung der Wohnungs-, Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung in Pfaf- fenhofen im Vergleich

Bevölkerungsentwicklung Beschäftigungsentwicklung Wohnungsentwicklung

35% 30% 9,13% 25%

20% 8,40% 15% 7,96% 10% 21,34% 15,14% 5% 6,01% 7,35% 0% -1,33% 0,61% -0,92% 0,29% -5% -7,55% -10% -15% Kommune Kreis Region Land

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, eigene Darstellung, 2015

GEWERBEFLÄCHEN

Die Erhebung der gewerblichen Potentialflächen wurde, wie im Bereich Wohnen, in Baulücken und Nachverdichtungspotentiale im Innenbereich und Potentialflächen des Flächennutzungs- plans im Außenbereich unterschieden. Im Gegensatz zur Wohnflächenberechnung wird dem Flächenpotential für die gewerbliche Entwicklung kein spezifischer Flächenbedarf entgegenge- setzt.

Bei den Potentialflächen im Innenbereich handelt es sich um reine Gewerbeflächen und Mischbauflächen, welche sich explizit für eine gewerbliche Nutzung eignen. Zusammen kom- men diese Flächen im Ortsteil Pfaffenhofen auf 1,42 Hektar und im Ortsteil Weiler auf 0,92 Hektar.

Im Außenbereich liegt, angrenzend an die Trasse der geplanten Umgehungsstraße, eine gro- ße, zusammenhängende Potentialfläche von 6,29 Hektar im Ortsteil Pfaffenhofen. Die Fläche ist im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche ausgewiesen, eine Bebauung ist bisher nicht geplant, ein Bebauungsplan liegt nicht vor.

In Summe liegen im Gemeindegebiet somit 2,34 Hektar Potentialfläche im Innenbereich vor, die in ihrer Ausprägung vor allem für kleinerer Betriebe geeignet sind. Im Außenbereich liegen 6,29 Hektar potentielle Gewerbefläche vor, die örtlichen Bedarfen dienen könnten oder auch kleinere Neuansiedlungen erlauben.

24 Flächenpotentiale Gewerbe

Quelle: FNP „Oberes Zabergäu“ und eigene Erhebungen, eigene Darstellung, 2015

4.4 BILDUNG, BETREUUNG UND SOZIALES

Soziale Infrastruktur spielt für die Daseinsvorsorge eine zentrale Rolle, gerade im ländlichen Raum stellt sie einen relevanten Faktor für die Ansiedlung von Neubürgern dar. Wohnortnahe Kindergärten, eine Kleinkindbetreuung und Grundschulen werden von der Wohnbevölkerung als selbstverständlich vorausgesetzt. Wichtiger denn je werden auch die medizinische Versor- gung und ein umfassendes Pflegeangebot, von Essen auf Rädern bis hin zur stationären Pfle- ge. Ein besonderer Fokus liegt, aufgrund der engen Bindung an das Eigenheim, bei der häusli- chen Pflege.

KINDERBETREUUNG

Die Gemeinde Pfaffenhofen verfügt über jeweils eine Kinderbetreuungseinrichtung in beiden Ortsteilen.

Im Ortsteil Pfaffenhofen werden im „Haus der Strombergzwerge“ eine Krippengruppe und drei Kindergartengruppen angeboten, beide Angebote als Ganztagesbetreuung und mit verlänger- ten Öffnungszeiten. Für Grundschule und Kindergarten gibt es eine Mensa, die eine durchge- hende Betreuung inklusive Mittagessen ermöglicht. In Weiler an der Zaber gibt es eine Kindergarten-Regelgruppe in der „Schneckenvilla“.

25 Entwicklung relevanter Altersgruppen für die Kinderbetreuung (vgl. Kapitel 4.1)

zenario5 Szenario 1 Szenario 2 S Szenario3 Nutzergruppen Alter 2013 2030 2030 2030 Szenario4 2030 2030 0 -2 -11 +3 +10 Krippe < 1 20 18 -9% 17 -12% 15 -26% 19 -4% 21 +6%

U-3 Betreuung 1-2 44 37 -16% 36 -19% 31 -31% 39 -12% 43 -3%

Ü-3 Betreuung 3-6 81 79 -3% 77 -5% 67 -18% 83 +2% 91 +12% Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

Entsprechend der Zielstellung des Gemeinderats soll eine Entwicklung zwischen Szenario 4 und 5 angestrebt werden. Die Zahl der zu betreuenden Kinder würde in diesem Fall etwa stagnie- ren. Momentan sind in allen Gruppen freie Plätze verfügbar und ausreichend Kinder zur Erhal- tung des Angebots vorhanden. Insofern ergeben sich im Bereich Kinderbetreuung weder ein Erweiterungsbedarf noch ein relevanter Überhang.

BILDUNGSEINRICHTUNGEN

Das Bildungszentrum Rodbachstraße besteht aus den erwähnten Kinderbetreuungsangeboten und einer verlässlichen Grundschule mit Schul-/Betreuungszeiten von 07:30-16:00 Uhr in der Schulzeit und in den Ferien.

Belegung der Grundschulklassen im Schuljahr 2014/2015

Klasse Klassenzahl Schüler 2014/15 2014/15 Gesamt Pfaffenhofen Weiler Güglingen

1 1 21 18 3 0

2 1 14 11 2 1

3 1 24 20 4 0

4 1 19 16 2 1 Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, 2015

Entwicklung der Bevölkerung im Grundschulalter (vgl. Kapitel 4.1)

zenario5 Szenario 1 Szenario 2 S Szenario3 Nutzergruppen Alter 2013 2030 2030 2030 Szenario4 2030 2030 0 -2 -11 +3 +10 Grundschule 7-9 65 63 -4% 61 -6% 55 -16% 65 +0% 71 +9% Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

26 Die Zahl der vorhandenen Schulkinder entspricht je Klassenstufe, mit Ausnahme der Klasse 2, einem normalen Niveau. In Klasse 2 befinden sich 14 Schüler, während für eine Klasse in Ba- den-Württemberg die Mindestschülerzahl 16 beträgt. Die Zahl der Erstklässler, welche als nächstes die Zweite Klasse besuchen, beträgt mit 21 wieder deutlich mehr als die geforderte Mindestzahl. Das vorhandene Defizit verschiebt sich somit jeweils um ein Jahr, bis der ent- sprechende Jahrgang in eine weiterführende Schule übergeht. Anhand der Bevölkerungsvorausrechnung wird die Gruppe der Grundschulkinder in den ange- strebten Szenarien 4 und 5 eine Stagnation oder ein leichtes Wachstum erfahren. Ähnlich der Kinderbetreuung, lässt sich hieraus vorerst kein Handlungsbedarf für eine Erweiterung oder Reduzierung des schulischen Angebots ablesen.

ÄLTERWERDEN IN PFAFFENHOFEN

Unabhängig vom betrachteten Szenario ist in der Gemeinde Pfaffenhofen mit einem starken Anstieg der älteren Bevölkerungsgruppen zu rechnen. Im Gegensatz zur Vorausrechnung der Kinderzahlen spielt die Geburtenrate keine Rolle, die vorausberechnete Bevölkerung wohnt be- reits heute am Ort und wird lediglich durch die als Größe bekannte Mortalitätsrate sowie leicht durch die Wanderung beeinflusst. Dadurch lässt sich über die Entwicklung dieser Grup- pen eine sehr genaue Aussage treffen.

Der absehbare, starke Anstieg wird erhebliche Auswirkungen auf die Themen Barrierefreiheit und Altenbetreuung/-pflege haben. Es wird sich eine stärkere Nachfrage nach häuslicher Be- treuung sowie steigende Bedarfe in der stationären Pflege ergeben. In Pfaffenhofen bietet die Zweigstelle der Diakonie-/Sozialstation Brackenheim-Güglingen ambulante Pflege an, darüber hinaus bietet das Team „Pfeffer und Salz“ der evangelischen Kirche einen monatlichen Mit- tagstisch für Senioren an. Der Kreispflegeplan Heilbronn sieht für Pfaffenhofen bereits bis zum Jahr 2020 einen zusätzlichen Bedarf von 18 stationären Pflegeplätzen vor. Da die Gemeinde in diesem Bereich kein eigenes Angebot aufweisen kann, müssen diese Pflegeplätze in anderen Kommunen nachgefragt werden.

Entwicklung der Bevölkerung im Seniorenalter (vgl. Kapitel 4.1)

Quelle: Gemeinde Pfaffenhofen, eigene Berechnungen, 2015

Eine erste Möglichkeit die benötigten Pflegeplätze für die Pfaffenhofener Bevölkerung bereit- zustellen besteht in der Suche eines Investors zum Bau einer geeigneten Einrichtung. Hierzu muss jedoch eine wirtschaftliche Tragfähigkeit gegeben sein, die bislang nicht geprüft wurde. Die Gemeinde Pfaffenhofen kann hier durch die Bereitstellung eines geeigneten Grundstücks und der Unterstützung eines Investors in Planungs- und Genehmigungsfragen unterstützend wirken.

27 Eine zweite Möglichkeit besteht in der Zusammenarbeit mit einer oder beiden Nachbarkom- munen. Es gilt ebenfalls die Unterstützung eines potentiellen Trägers zu gewährleisten und durch ein lagegünstiges Grundstück die Nutzung durch beide Kommunen zu ermöglichen. Auf Seiten der Nutzer können die Kommunen Leistungen in Form von Fahrdiensten oder Ähnli- chem anbieten, um Anreize für die gemeinsame Einrichtung zu schaffen.

Um Fehlbedarfe oder Doppelstrukturen zu vermeiden, muss eine konzertierte Vorgehensweise innerhalb der Gemeinden des oberen Zabergäus verfolgt werden.

4.5 FREIZEIT UND KULTUR, NAHERHOLUNG UND TOURISMUS

FREIZEIT UND KULTUR

Die Bereiche Freizeit und Kultur werden vor allem durch die örtlichen Vereine, die Kirchen und den landschaftlichen Kulturraum abgebildet. Auch Feste, wie das Frosch- und Schneckenfest sind fester Bestandteil des Kulturangebots in Pfaffenhofen. Darüber hinaus hat auch der Wein, wie sich nicht zuletzt an der Namensgebung des Kelterplatzes ersehen lässt, eine lange Tradition in Pfaffenhofen. Heute gibt es zwei Weingüter, eine regionale Weingärtnergenossen- schaft und die Möglichkeit zur Verkostung, unter anderem im Gasthaus Adler oder im Besen Wütherich.

Die Gemeinde ist mit einem großen Sportplatz mit Vereinsheim des Sportvereins und einer Veranstaltungshallte (Wilhelm-Widmaier-Halle) für bis zu 400 Personen ausgestattet, dar­ über hinaus gibt es zwei Grillstellen.

NAHERHOLUNG UND TOURISMUS

Der Naturpark - bietet zahlreiche Möglichkeiten seine Freizeit naturnah zu verbringen, sei es beim Wandern auf dem Brunnenweg, einem Besuch des weißen Steinbru- ches oder beim Radfahren. Mit dem Katzenbachsee, inklusive Kiosk und Sanitärgebäude, kommen auch all jene auf ihre Kosten, die im Sommer eine Abkühlung suchen.

Pfaffenhafen ist Mitglied des -Zaber Tourismus e.V. Vielfältige Freizeitaktivitäten wer- den durch den Verein in und um Pfaffenhafen angeboten. Unter Anderem besteht die Mög- lichkeit in Weiler an der Zaber Elektrofahrräder für eine Tour durch die Weinberge zu leihen.

4.6 MOBILITÄT UND INTERNET

Das Thema Mobilität spielt im ländlichen Raum aufgrund der meist geringen Dichte von Nah- versorgungsangeboten eine große Rolle. Im Ortsteil Pfaffenhafen ist die Nahversorgung am Ort vorhanden, lediglich Bürger aus Weiler an der Zaber benötigten ein entsprechendes Mobi- litätsangebot, um diesen Nahversorger zu erreichen. Mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ist dies durch einen Bus, der teilweise im Halbstundentakt verkehrt, gewährleistet. Selbiges gilt (für beide Ortsteile) für die Verbindungen zum benachbarten Güglingen und zum Oberzentrum Heilbronn. Dennoch liegt der Schwerpunkt der Fortbewegung auf dem Individu- alverkehr, was sich bereits daran zeigt, dass die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge pro

28 1.000 Einwohner in Pfaffenhafen um ca. 22 Prozent höher ist als in der Großstadt Heilbronn (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2013).

Bedingt durch die gewachsene Wegestruktur der historischen Ortskerne verläuft die Haupt- verkehrsstraße im oberen Zabergäu, die L 1103 direkt durch die Ortsmitte beider Ortsteile, eine hohe Verkehrsbelastung beeinträchtigt die Wohn- und Aufenthaltsqualität. Die Verkehrsdich- te im Ortsteil Pfaffenhafen liegt bei 8.200 Fahrzeugen pro Tag (Quelle: Erläuterungsbericht zur Planfeststellung 2010, Regierungspräsidium Stuttgart), eine Umgehungsstraße ist geplant, wodurch sich der Verkehr um knapp die Hälfte verringern soll. Dies würde, neben einer ver- kehrlichen Beruhigung, neue Spielräume zur Gestaltung und Nutzung der Ortsdurchfahrt Pfaf- fenhafens ermöglichen.

Das Thema Internet ist sowohl eine Grundlage für Wirtschaftsbetriebe, als auch für Neubürger bei der Bauplatzsuche von hoher Relevanz. Zahlreiche Arbeitnehmer und Freiberufler erledigen Arbeiten von Zuhause aus und benötigen dafür hohe Bandbreiten. Häufig sind die benötigten Werte im ländlichen Raum aufgrund fehlenden Netzausbaus jedoch nicht zu erreichen.

Verfügbare Internetbandbreite: links 16 Mbit/s; rechts 50 Mbit/s

Quelle: Breitband vor Ort, zukunft-breitband.de , 2015

Wie die Darstellung zeigt, sind in den Siedlungsbereichen südlich der Zaber zeitgemäße Band­ breiten mit 50 Mbit/s verfügbar. Nördlich der Zaber ist die Verfügbarkeit dieser Bandbreite kaum bis überhaupt nicht gegeben, im Ortsteil Weiler an der Zaber gilt dies auch für eine Bandbreite von 16 Mbit/s. Bei künftigen Tiefbaumaßnahmen oder anderweitigen Möglichkei- ten zum Ausbau der Breitbandversorgung (per Funk), sollte dieser Gesichtspunkt berücksich- tigt werden.

4.7 STÄDTEBAULICHE GESTALT UND QUALITÄT – STÄDTEBAULICHE LUPEN

Der städtebaulichen Qualität der Ortsmitten kommt für die Entwicklung der Gemeinde ein hoher Stellenwert zu: Eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität spielt für die Profilierung als Wohnstandort eine entscheidende Rolle.

Eine vertiefende Untersuchung und Darstellung von stadträumlichen Entwicklungsperspekti- ven wurde in drei abgegrenzten Bereichen, als städtebaulichen Lupen, erarbeitet.

29 Abgrenzung der Bereiche städtebaulicher Lupen

Quelle: Automatisierte Liegenschaftskarte, eigene Darstellung, 2015

Dabei wurden wichtige Wegeverbindungen, Sichtachsen, der öffentliche Raum, Straßen- und Fußgängerräume, Bauzustand, Raumkanten Nachverdichtungspotentiale, Grünflächen und funktionale Räume betrachtet. Die Ausarbeitung der städtebaulichen Lupen zeigt städtebau- liche und funktionale Mängel auf, eine Reihe von Handlungsansätzen wurde daraufhin in der Klausurtagung des Gemeinderats erarbeitet.

Im Ortsteil Pfaffenhofen fallen funktionale und gestalterische Defizite entlang der Ortsdurch- fahrt besonders ins Auge. Die Straßen selbst sowie die angrenzende Bebauung befinden sich teilweise in einem schlechten Zustand, darüber hinaus bestehen Nachverdichtungs- und Neu- ordnungspotentiale.

Blick in die Heilbronner Straße von Osten

Quelle: Eigene Aufnahme, 2015

Entlang der Maulbronner Straße und der Rodbachstraße sind erheblich Mängel festzustellen. Die Bebauung gegenüber dem Rathaus steht teilweise leer, befindet sich in einem stark sanie- rungsbedürftigen Zustand und bildet eine schwer nutzbare Gemengelage. Das Rathaus und sein Vorplatz selbst sind fußläufig und aus der Sichtbeziehung heraus ungenügend an die Maulbronner Straße und die historische Ortsmitte Richtung Kelterplatz angebunden. Die Maulbronner Straße selbst weist, ebenso wie die Heilbronner Straße, baulich-funktionale Män- gel auf. Straßenbegleitende Parkierung stört sowohl den Verkehrsfluss als auch die Nutzung des Fußweges in voller Breite, darüber hinaus fehlen Querungsmöglichkeiten für Fußgänger.

30 Blick in die Maulbronner Straße von Süden

Quelle: Eigene Aufnahme, 2015

Eine grundsätzliche Neugestaltung des Straßenbereichs mit Beleuchtungs- und Begrünungs- konzept dient nicht allein einer städtebaulich-funktionalen Aufwertung der Ortsdurchfahrt, sondern auch als Anschub für private Investitionen. Private Eigentümer erhalten eine bestän- dige Grundlage für den Werterhalt ihrer Immobilien in einem leistungsfähigen öffentlichen Raum. Die neugestaltete Ortsdurchfahrt der Gemeinde Rudersberg (Rems-Murr-Kreis), in fol- gender Abbildung, ist eine beispielhafte Umsetzung einer solchen Neugestaltungsmaßnahme.

Gestaltungsbeispiel Rudersberg

Quelle: Eigene Aufnahme, 2015

Für den Ortsteil Pfaffenhofen ist die städtebauliche Entwicklung eng mit der Frage der Ausdif- ferenzierung der Ortsmitten verknüpft: Die historische Mitte um den Kelterplatz stellt zwar ei- ne städtebaulich attraktive Situation dar, hier fehlen aber neben punktuellen baulichen Er- gänzungen Ansätze für eine Belebung – ein Platz, ohne wesentliche Funktionen. Öffentliche Infrastrukturen konzentrieren sich im Bereich der Rodbachstraße, hier sorgt eine Konzentrati- on wichtiger Funktionen zwar für eine entsprechende Belebung, es fehlt jedoch teilweise an städtebaulicher Qualität, vor allem bei der privaten Bausubstanz und den Freiflächen.

Im Ortsteil Weiler an der Zaber weist die Ortsdurchfahrt weniger gestalterische und funktiona- le Mängel auf. Dennoch ist auch hier deutlich Raum für aufwertende Maßnahmen vorhanden. Mängel werden in Teilbereichen in einer ungeordneten und weiter zu verdichtenden Bebauung

31 gesehen. Dies betrifft vor allem den Bereich zwischen Fliederweg und Silcherstraße sowie die Baulücke an der Brackenheimer Straße neben dem alten Rathaus.

Eine detaillierte Darstellung aller drei städtebaulichen Lupen inklusive Bebilderung befindet sich im Anhang.

32 5 BÜRGERBETEILIGUNG

5.1 ERGEBNISSE DER PLANUNGSWERKSTATT

Ein Gemeindeentwicklungskonzept betrifft alle Bürgerinnen und Bürger: Einerseits werden Ziel- setzungen für alle kommunalen Handlungsbereiche formuliert und damit die Rahmenbedin- gungen der bürgerlichen Gemeinschaft beeinflusst. Anderseits soll es auch ein Konzept der Bürgerrinnen und Bürger sein: Sie können durch ihre alltagspraktische Kenntnis wichtige In- formationen zu einem solchen Konzept beisteuern. Bürgerbeteiligung beschränkt sich aber nicht auf den Austausch von Informationen: Der Bürgerdialog muss in eine gelebte Beteili- gungskultur münden, Bürgerengagement lautet das Ziel einer solchen Entwicklung.

Als erster Baustein einer solchen Beteiligungskultur ist die offene Bürgerbeteiligung im Rah- men des Gemeindeentwicklungskonzepts zu verstehen: Die abendliche Auftaktveranstaltung am 20.11.2015 bot Gelegenheit für Information und Austausch zu Prozess und Sachstand in den kommunalen Handlungsfeldern. Der intensiven Diskussion und Formulierung von Zielset- zungen und Ideen diente die Planungswerkstatt am 21.11.2015.

Das Angebot wurde von der Bürgerschaft mit großem Interesse wahrgenommen: Eine ver- gleichsweise hohe Zahl von Bürgerinnen und Bürgern beschäftigte sich intensiv mit der Frage, wie sich die Gemeinde bis zum Jahr 2030 ausrichten soll; die Diskussion mit Vertretern aller Al- tersgruppen (auch Jugendliche nahmen teil) brachte sehr vielseitige, spannende und für den Prozess zielführende Ergebnisse. Die Ergebnisse wurden vollständig dokumentiert und von der Verwaltung kommentiert (siehe 5.2). Nachfolgend werden die wichtigsten Punkte als Über- sicht wiedergegeben.

Planungswerkstatt der Bürgerinnen und Bürger

Quelle: Neckar-Zaber-Rundschau, 25.11.2015

33 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG

Wie auch in der kommunalen Klausurtagung, wurde mit der Bürgerschaft intensiv über die Perspektiven der demografischen Entwicklung diskutiert. Für die zahlenmäßige Entwicklung bis zum Jahr 2030 ergibt sich in der Zielsetzung ein vorsichtigeres Bild: Eine Mehrheit der Teil- nehmerinnen und Teilnehmer befürwortet den Bestandserhalt (also den Erhalt der derzeitigen Einwohnerzahl), sowohl die Vorstellung eines starken Wachstums, wie auch die Fortsetzung des Einwohnerverlusts der letzten 5 Jahre finden einzelne Befürworter. In der nachfolgenden Diskussion tendierten die Teilnehmer eher zu einer Wachstumsperspektive.

Meinungsbild der Teilnehmer zur Bevölkerungsentwicklung

SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNUNGSBAU

Die Innenentwicklung nimmt einen hohen Stellenwert ein, konkret sollen vorhandene Poten- tiale, wie die Flächen an der Silcherstraße, zügig als Flächen für den Wohnbau entwickelt wer- den, eine aktive Beteiligung der Gemeinde wird eingefordert. Als generelle Ansätze werden die gezielte Ansprache von Eigentümern und die Sensibilisierung im Rahmen einer Bürgerver- sammlung befürwortet.

Eine bedarfsgerechte Ausweisung von Flächen im Außenbereich soll die Bedarfe decken, die nicht durch Innenentwicklungsmaßnahmen befriedigt werden können. Beide Ortsteile sollen gleichermaßen über ein ausreichendes Flächenangebot verfügen: Da die in der Flächennut- zungsplanung für Weiler vorgesehene Fläche an der Rosenstraße nicht als zweckmäßig beur- teilt wird, bedeutet dies, dass in der Fortschreibung des Flächennutzungsplans eine Alternativ- fläche für diesen Ortsteil gefunden werden muss.

34 EINZELHANDEL UND GEWERBE

Der Einzelhandelsbesatz wird als positiv wahrgenommen, der Erhalt als Ziel formuliert. Der mittelständische Gewerbebesatz soll gestärkt werden, neue Arbeitsformen, wie das Arbeiten daheim werden befürwortet.

MOBILITÄT UND INTERNET

Für einen attraktiven und leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr werden eine Vielzahl de- taillierter Anregungen formuliert. Die Anbindung an das bestehende Stadtbahnnetz soll ver- bessert, der Ausbau der Zabergäubahn als Stadtbahnstrecke eingefordert.

Die Situation der Fußgänger und Radfahrer wird teilweise kritisch bewertet: Es fehlen Wege, bzw. bestehende Wegeverbindungen weisen nicht die gewünschte Qualität auf. Für mobili- tätseingeschränkte Gruppen müssen erhebliche Verbesserungen erzielt werden. Konflikte mit dem Autoverkehr (Verkehr auf der Ortsdurchfahrt, Parkierung) werden benannt.

Der Ausbau der Internet-Infrastruktur wird gefordert, angeregt wird eine Ausbauplanung in Verbindung mit einem denkbaren Ausbau der Gasversorgung.

BILDUNG, BETREUUNG, SOZIALES UND KULTUR

Das Angebot der Kinderbetreuung und der Grundschule werden positiv wahrgenommen, je- doch punktuelle Verbesserungen angemahnt. Der Erhalt des bestehenden Angebots steht im Vordergrund: Für die Grundschule wird eine stärkere Profilbildung als Landschule angeregt.

Das Vereinsleben nimmt in der Gemeinde einen hohen Stellenwert ein. Als mögliche Verbesse- rungen werden eine stärkere Abstimmung der Vereine untereinander, die zentrale Präsentati- on von Veranstaltungen genannt.

FREIZEIT, NAHERHOLUNG UND TOURISMUS

Der Katzenbachsee stellt einerseits ein wichtiges Naherholungsangebot dar, anderseits führen Beliebtheit und Bekanntheit zu einer ganzen Reihe von Verbesserungsvorschlägen: Die Gast- ronomie soll weiterentwickelt, die Uferzone verbessert und störende Nutzungen beschränkt werden.

Das Spielflächenangebot soll verbessert werden, vorhandene Spielflächen entsprechen teilwei- se nicht den Wünschen der Teilnehmer, Angebote im benachbarten Zaberfeld lassen außer- dem die Idee aufkommen, einen zentralen Spielplatz hoher Qualität zu schaffen, unter aktiver Einbindung der Bürgerschaft. Freiflächen entlang der Zaber sollen attraktiver werden.

5.2 STELLUNGNAHME DER VERWALTUNG

Bürgerbeteiligung darf sich nicht auf das „Einsammeln“ von Vorschlägen, Ideen oder Hinwei- sen beschränken. Zu einem ernsthaft geführten Dialog zwischen Bürgerschaft und Verwaltung

35 gehört auch, dass alle Vorschläge dokumentiert und hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit von der Verwaltung kommentiert werden.

Durch dieses Verfahren wird einerseits gewährleistet, dass keine Vorschläge verloren gehen und diese in der Verwaltung zur Kenntnis genommen werden. Anderseits bekommen die Bür- gerinnen und Bürger eine Einschätzung, ob und wie eine Umsetzung ihrer Vorschläge möglich ist, bzw. welche Umsetzungshemmnisse aus der Sicht der Verwaltung bestehen. Durch die tägliche Praxis liegen in der Verwaltung oft Informationen vor, die eine wichtige Ergänzung zu den Vorschlägen der Bürgerschaft darstellen.

Hinsichtlich der Umsetzungsperspektive der bürgerschaftlichen Vorschläge bedarf es eines er- gänzenden Hinweises, um keine falschen Erwartungen zu wecken: Zu allen Vorschlägen wurde ein Kommentar der Verwaltung erarbeitet, um eine Einordnung zu ermöglichen. Es handelt sich jedoch oft um Maßnahmen oder Projekte, die nur in privater Hand umgesetzt werden können, so z.B., wenn ein neues Einzelhandelsangebot oder die Weiterentwicklung einer Gast- ronomie vorgeschlagen wird. Bei vielen Vorschlägen kann die Verwaltung also nicht selber ak- tiv werden, es ist privates bzw. bürgerschaftliches Engagement in der Umsetzung gefragt. Auch Maßnahmen, die in den kommunalen Aufgabenbereich fallen, hängen in ihrer Umset- zung von zahlreichen Faktoren ab, nicht zuletzt von einem positiven Votum des Gemeinde- rats.

Die Vorschläge sind thematisch gegliedert und jeweils kurz beschrieben. Der Kommentar der Verwaltung ist mit einem ►Pfeil gekennzeichnet.

BEREICH 1: WOHNEN, SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND STÄDTEBAU

Thema 1.1: Innenentwicklung (Wohnen) Vorschlag 1.1.1: Aktivierung der Eigentümer von Baulücken und Potentialflächen durch ge- zielte Ansprache, ergänzt durch Beratungsangebote ► Im Zuge der anstehenden Fortschreibung des Flächennutzungsplans werden konkrete Schritte zur Aktivierung der Innenentwicklungspotentiale umgesetzt. (Öffentliche Aufga- be)

Vorschlag 1.1.2: Aktive Beteiligung der Kommune am Wohnungsmarkt (Erwerb und Entwick- lung von Potentialflächen und -objekten) ► Bereits erfolgt, laufende Aufgabe, allerdings muss der begrenzte finanzielle Spielraum beachtet werden. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.1.3: Entwicklung des Areals „Hufnagel“ in Weiler; Gemeinde tritt mit Eigentü- mern in Kontakt ► Ist schwierig, da Eigentümer derzeit andere Ambitionen hat. Umwandlung in Wohn- bauland finanziell nicht von der Gemeinde verkraftbar. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.1.4: Entwicklung der Innenbereichsfläche „Silcherstraße“ in Weiler ► siehe 1.1.1 bzw. 1.1.2, wird im Zuge der geplanten Teilnahme am ELR-Programm kon- kretisiert. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.1.5: Verzicht der Entwicklung der Potentialfläche nördlich der Brackenheimer Straße in Weiler (Ortseingang Ost)

36 ► Für diese Fläche gibt es noch keine konkreten Planungen, eine Umsetzung wird jedoch grundsätzlich für möglich gehalten, die endgültige Entscheidung kann erst auf Grundlage vorbereitender Planungen gefällt werden. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.1.6: Langfristiger Ausbau des Wohnangebots um (ambulant betreu- te/versorgende) Wohngemeinschaften für Senioren ► Wird von der Verwaltung befürwortet, hängt jedoch von entsprechendem Interesse von Investoren ab. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 1.1.7: Aktivierung der Teilleerstände durch gezielte Ansprache der Eigentümer (Fe- rienwohnungen, Mietwohnungen) ► siehe 1.1.1 (Öffentliche/private Aufgabe)

Thema 1.2: Wohnflächenentwicklung im Außenbereich Vorschlag 1.2.1: Baulandausweisung nicht auf Pfaffenhofen beschränken, bedarfsgerechte Ausweisung auch in Weiler ► Der Vorschlag wird im Zuge der anstehenden Fortschreibung des Flächennutzungs- plans berücksichtigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.2.2: Baugebiete im Außenbereich vorrangig auf landwirtschaftlich weniger wert- vollen Flächen planen ► Eine Umweltprüfung ist Bestandteil der Flächennutzungsplanung, die jedoch bei der Ausweisung von Flächen eine ganze Reihe anderer Kriterien zu berücksichtigen hat. (Öf- fentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.2.3: Prüfen möglicher Baulandentwicklung westlich des Baugebiets „Im Häsle“ in Pfaffenhofen (entlang Forststeige) ► siehe 1.2.1 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.2.4: FNP-Fläche westlich des Baugebiets „Gehrn“ aufgrund von Lärmbelastungen von der L 1103 nur abgerückt entwickeln ► Wird in entsprechenden Planungen berücksichtigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.2.5: Aufgrund von Geruchsimmissionen der Kompostierungsanlage Alternativflä- che für die FNP-Fläche in Weiler prüfen ► siehe 1.2.1 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.2.6: Alternativfläche „Ziegelstraße“ in Weiler aufgrund von schwieriger Topogra- fie nicht entwickeln. ► siehe 1.2.1 (Öffentliche Aufgabe)

Thema 1.3: Ortsbild Vorschlag 1.3.1: Verbindung historische Dorfmitte und neues Zentrum (Rathaus) städtebau- lich und gestalterisch verbessern ► Dieses Thema wird nach dem Bau der Umgehungsstraße Gegenstand entsprechender städtebaulicher Planungen sein. (Öffentliche Aufgabe)

37 Vorschlag 1.3.2: Aufwertung und Gestaltung der Ortsdurchfahrt Maulbronner, Heilbronner Straße nach Realisierung der Umgehung ► siehe 1.3.1 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.3.3: Aufwertung der Ortskerne durch Sanierung oder Abbruch baufälliger Gebäu- de ► Laufende Aufgabe, wird aktiv umgesetzt, z.B. am Kelterplatz. (Öffentliche/private Aufgabe)

Thema 1.4: Landschaft und Freiflächen Vorschlag 1.4.1: Renaturierungen der Zaber in Weiler und Pfaffenhofen als Hochwasser- schutzmaßnahme ► Der Gewässerentwicklungsplan des Wasserverbandes Zaber liegt vor. Umsetzung hängt von finanziellem Rahmen ab. Renaturierungen dienen nicht dem Hochwasser- schutz. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.4.2: Entwickeln von Frei- und Grünflächen in den Ortskernen ► Wird bei konkreten Bedarfen umgesetzt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.4.3: Freiraumgestaltung durch Kunst im öffentlichen Raum ► Ein entsprechendes Angebot ist bereits vorhanden. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 1.4.4: Minderung der Bautätigkeit in den Kleingartenanlagen und maßvollerer Ein- satz verschiedener Baumaterialien ► Umsetzung durch Baurechtsamt. (Öffentliche/private Aufgabe)

BEREICH 2: EINZELHANDEL UND GEWERBE

Thema 2.1: Gewerbeentwicklung Vorschlag 2.1.1: Halten ortsansässiger Gewerbebetriebe und Sicherung bestehender Arbeits- plätze, insbesondere des mittelständischen Handwerks ► Laufende Aufgabe, die von der Verwaltung permanent verfolgt wird. (Private Aufga- be)

Thema 2.2: Einzelhandelsstrategie Vorschlag 2.2.1: Erhalt des bestehenden Einzelhandelsbesatzes und des guten Warenange- bots in beiden Ortschaften ► Wurde auch in der Vergangenheit schon durch die Gemeinde unterstützt. (Private Aufgabe)

BEREICH 3: MOBILITÄT, TECHN. INFRASTRUKTUR

Thema 3.1: Bedarfsgerechter Ausbau der Mobilität Vorschlag 3.1.1: Sichere und barrierefreie Gestaltung entlang Ortsdurchfahrten in beiden Ortsteilen sowie in weiteren Bereichen (z.B. Rodbachstraße)

38 ► Wird im Zuge von anstehenden Baumaßnahmen berücksichtigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.2: Ausbau und Verbesserung des Radwegenetzes, insbesondere entlang Orts- durchfahrten in beiden Ortsteilen ► siehe 3.1.1 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.3: Reduzierung der Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmern durch klare Gestal- tung des Verkehrsraums ► siehe 3.1.1 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.4: Erstellen sicherer Schulwege durch Schulwegeplanung ► Ist nach Aussage der Schulleitung bereits erledigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.5: Verbesserung der Wegebeleuchtung entlang der Zaber ► Steht im Widerspruch zum Naturschutz (Insektenschutz). (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.6: Beheben von Straßenschäden an den Ortseingängen Weiler und entlang des Mühlwegs ► Laufende Aufgabe, die von der Verwaltung permanent erledigt wird. (Öffentliche Auf- gabe)

Vorschlag 3.1.7: Aufwerten der Bushaltstellen (Sauberkeit, Wetterschutz) ► Langfristig wird eine baulich andere Lösung (transparenter) angestrebt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.8: Durchgängige Barrierefreiheit im Busangebot (inkl. Zustiege) ► Soll im Zuge des Nahverkehrsplans (NVP) erfolgen. Fällt in die Zuständigkeit des Land- kreises. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 3.1.9: Schaffen eines kundenfreundlichen, leichtverständlichen Ticketsystems für selten fahrende Kunden und Ältere ► siehe 3.1.8 (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 3.1.10: Optimieren des Busangebots durch Linien-ausbau in Nord-Süd-Richtung, Verbesserung Stadtbahnanbindung, Nachtbusfahrten ► siehe 3.1.8 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 3.1.11: Beibehalt der Zabergäubahn als langfristiges Planungsziel zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs ► Fällt in die Zuständigkeit von Land bzw. Landkreis. (Öffentliche Aufgabe)

Thema 3.2: Nachhaltige bzw. neue Mobilitätsformen Vorschlag 3.2.1: Schaffung von E-Bike-Ladestationen und Bewerben des Mobilitätsangebots über Tourismusverbände

39 ► Bereits geplant in Zusammenarbeit mit Neckar-Zaber-Tourismus. (Öffentliche Aufga- be)

Vorschlag 3.2.2: Einrichten eines Portals für Mitfahrgelegenheiten ► Wird von der Gemeinde befürwortet. (Private Aufgabe)

Thema 3.3: Technische Infrastruktur Vorschlag 3.3.1: Ausbau der technischen Infrastrukturen Gas und Internet; Internet als Vo- raussetzung für das Arbeiten zuhause ► Gasversorgung wird nachgeprüft. Internet hat Gemeinde mit Landeszuschuss ausge- baut (2012). Derzeit läuft eine großflächige Planung des Landkreises zum Backbone- Ausbau. Eine Neubewertung der Versorgungslage kann erst danach erfolgen. (Öffentliche Aufgabe)

BEREICH 4: BILDUNG, BETREUUNG, SOZIALES, NAHERHOLUNG UND TOURISMUS

Thema 4.1: Bildungseinrichtungen, Kinderbetreuung Vorschlag 4.1.1: Weiterentwicklung der Schulen, wenigstens Erhalt des bestehenden Bil- dungsangebots, Sicherung des Schulstandortes ► Die Gemeinde macht im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles, um den Schulstandort zu stärken. Letztendlich hängt der Erhalt jedoch von der Schulwahl der Eltern ab. (Öffentli- che Aufgabe)

Vorschlag 4.1.2: Profilbildung als Landschule: Schulgarten, Projekte an der Zaber, Schulpaten ► siehe 4.1.1, Umsetzung von Projekten durch die Lehrerschaft, Schulgarten 2015 durch BPP erfolgt. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 4.1.3: Schaffen der Voraussetzungen für Inklusion und Gruppenarbeit an der Schule ► Voraussetzungen bereits geschaffen (Fahrstuhl usw.), keine weitergehenden Bedarfe bekannt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.1.4: Einbeziehung von Lehrern bzw. Erziehern bei Planungen zu Schulen bzw. Kin- dergärten ► Wird permanent gemacht; z.B. gibt es eine vierteljährliche Leiterinnenbesprechung. Für weitere Anliegen ist die Verwaltung grundsätzlich gesprächsbereit. (Öffentliche Auf- gabe)

Vorschlag 4.1.5: Sicherung des bestehenden Kinderbetreuungsangebots hinsichtlich Ange- botsumfang und Betreuungsplatzzahl ► siehe 4.1.4 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.1.6: Bereinigung von Konfliktpotentialen auf dem Schulgelände (Schu- le/Kindergarten), z.B. Pause, Ruhezeiten ► Bisher kein Konfliktpotential bekannt, weitergehende Möglichkeiten siehe 4.1.4. (Öf- fentliche Aufgabe)

40 Thema 4.2: Kinder-, Jugendangebote Vorschlag 4.2.1: Belebung und attraktive Gestaltung der Spielplätze, Angebote für alle Al- tersgruppen auch Kleinkinder, Jugendliche ► Wird überprüft, evtl. Konzentrierung des Angebots. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 4.2.2: "Topspielplatz" in zentraler Lage an der Zaber, Generationenspielplatz, Was- serspielplatz für Begegnungsmöglichkeiten (s. 1.4.1, 1.4.2) ► Wird im Rahmen der Gewässerentwicklungsplanung berücksichtigt. (Öffentli- che/private Aufgabe)

Vorschlag 4.2.3: Sanierung des Spielplatzes in der Siedlung ► Es finden jährliche Begehungen durch den Sicherheitsbeauftragten statt, ergänzt durch laufende Kontrollen durch den Bauhof; Mängel werden behoben. (Öffentliche Auf- gabe)

Vorschlag 4.2.4: Einbeziehung der Bürgerschaft bei Spielplatzgestaltungen ► Die Bürgerschaft wird künftig einbezogen. (Öffentliche/private Aufgabe)

Thema 4.3: Älter werden in Pfaffenhofen, Gesundheit Vorschlag 4.3.1: Sicherung und Erhalt der derzeitigen Freizeitangebote für Senioren ► Wird hauptsächlich durch die Kirchengemeinde erledigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.3.2: Ehrenamtliche Hilfs- und Versorgungs-dienstleistungen zur Unterstützung von Senioren im Alter und Alltag daheim ► Wird geprüft; erfolgt z.T. über die Diakoniestation. (Private Aufgabe)

Vorschlag 4.3.3: Umfrage zu Bedarfen ambulanter Hilfs- und Versorgungsdienstleistungen bei Senioren (Einkaufen, Behördengänge, Arztbesuche etc.) ► Erfolgt z.T. über die Diakoniestation. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.3.4: Sicherung der hausärztlichen Versorgung vor Ort ► Wird unterstützt, es gibt aber Probleme mit kassenärztlicher Vereinigung. (Öffentliche Aufgabe)

Thema 4.4: Vereine Vorschlag 4.4.1: Bessere Präsentation von Vereinsangeboten und Entwicklung eines zentralen Veranstaltungskalenders ► Einen zentralen Veranstaltungskalender für das Obere Zabergäu (interkommunal) gibt es schon. Eine weitergehende Präsentation über Homepage der Gemeinde wäre möglich, allerdings ist hierfür eine umfangreiche Zuarbeit der Vereine erforderlich. (Öffentli- che/private Aufgabe)

Vorschlag 4.4.2: Zentrale Absprache der Organisatoren bei der Terminplanung, Überschnei- dungen vermeiden

41 ► Es gibt eine Terminbesprechung mit den Vereinen im Oberen Zabergäu und es gibt die Absprache im Rahmen der Organisationstermine für das Frosch- und Schneckenfest; eine weitergehende Absprache unter den Vereinen ist zu befürworten. (Private Aufgabe)

Vorschlag 4.4.3: Zentraler Ansprechpartner für die Abstimmung, auch interkommunal ► siehe 4.4.1 (Öffentliche Aufgabe)

Thema 4.5: Naherholung und Tourismus Vorschlag 4.5.1: Vorschlag 4.5.1: Entwickeln von Freizeit- und Aufenthaltsflächen (Spiel- und Sitzmöglichkeiten) entlang der Zaber in Zuge von Renaturierungsmaßnahmen ► Gibt es schon bzw. wird bei neuen Maßnahmen berücksichtigt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.2: Aufwerten und Bewerben der Gastronomie am Katzenbachsee; Parkierung klarer regeln (Stoßzeiten) ► Fällt nicht in die Zuständigkeit der Gemeinde, die Entwicklung der Gastronomie wird begrüßt. (Private Aufgabe)

Vorschlag 4.5.3: Aufwertung der Badebereiche des Katzenbach-sees (Begrenzung FKK, Ge- staltung Liegewiese, Uferbefestigung, Tierbadeverbot) ► Teilweise nicht durchführbar (Gde. Ist nicht Eigentümer), soweit möglich in der Polizei- verordnung geregelt. Ein Tierbadeverbot besteht. Da keine öffentliche Badeanstalt ist ei- ne FFK-Einschränkung nur bei öffentlichem Ärgernis möglich. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.4: Bewerbung des „Weißen Steinbruchs“ und der Grillstelle „Geisberg“ als Aus- flugsziel (für Ortsansässige) ► Eine reguläre Grillstelle „Gaisberg“ gibt es nicht. „Weißer Steinbruch“ wird schon in ei- nem Flyer dargestellt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.5: Bewerben lokaler Feste und Aktivitäten zur Stärkung des Tourismus; Schilder an Ortseingängen verbessern/erneuern ► Wird geprüft. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 4.5.6: Pflege der Wanderwege und Sicherung der Zugänglichkeiten an Wochenen- den ► Pflege erfolgt permanent durch Fa. Böckle im Auftrag der Gemeinde. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.7: Kelterplatz für größere Veranstaltungen baulich ertüchtigen (Bau Toiletten- anlagen, wetterfeste Eindeckung der Pergola) ► Es gibt max. 3-4 Veranstaltungen pro Jahr auf dem Kelterplatz. Eine Investition muss im Verhältnis zum möglichen Nutzen stehen. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.8: Erweiterung des Gastronomieangebots für Einheimische und Touristen, u.a. am Kelterplatz ► Wird grundsätzlich unterstützt. (Private Aufgabe)

42 Vorschlag 4.5.9: Stärkung des Radtourismus im Zabergäu durch interkommunale Entwicklung eines einheitlichen Radtourismuskonzepts ► Bereits erfolgt. (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.10: Entwicklung der touristischen Radwege unter Einbindung lokaler Attraktio- nen und zu schaffender Gastronomien (z.B. Kelterplatz) ► siehe 4.5.9 (Öffentliche Aufgabe)

Vorschlag 4.5.11: Ausbau des Angebots an Ferienwohnungen, u.a. durch Aktivierung von Leer- ständen in Wohngebäuden (s. 1.1.7) ► siehe 1.1.7 (Private Aufgabe)

BEREICH 5: IDENTITÄT UND GEMEINSCHAFT

Thema 5.1: Image und Außendarstellung Vorschlag 5.1.1: Selbstverständnis: Kompakter, attraktiver Ort ► Wird grundsätzlich unterstützt und ist in künftige Planungen einzubeziehen. (Öffentli- che/private Aufgabe)

Vorschlag 5.1.2: Bewahrung und Nutzung der Naturräume (Zaber, Reblandschaft) (s. 4.5) ► siehe 4.5, steht teilweise im Widerspruch. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 5.1.3: Vorschlag 5.1.3: Vermarktung als Weinbaugemeinde (beste Rotweinauslese Deutschlands 2015) ► Erfolgt bereits. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 5.1.4: Pfaffenhofen muss in der Weinbaugenossenschaft wahrnehmbar werden (Etikett, Vermarktung) ► Nicht Aufgabe der Gemeinde, da auch private Weingüter beteiligt sind. (Öffentli- che/private Aufgabe)

Vorschlag 5.1.5: Regionale Erzeuger fördern und vermarkten ► Wird permanent gemacht, soweit Aufgabe der Gemeinde. (Öffentliche/private Aufga- be)

Vorschlag 5.1.6: Kommunikationskultur Bürgerschaft/Verwaltung stärken, neue Medien nut- zen (Internet, Facebook) ► Wird im Rahmen der personellen Möglichkeiten ins Auge gefasst. (Öffentliche/private Aufgabe)

Thema 5.2: Förderung der Ortsgemeinschaft Vorschlag 5.2.1: Stärkung des Zusammenhalts der Ortsgemeinschaft; Einbindung Vereine ► Wird von der Gemeinde nach Kräften unterstützt. (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 5.2.2: Schaffung von Begegnungsräumen (Beispiel Backhaus in Weiler)

43 ► siehe 5.2.1 (Öffentliche/private Aufgabe)

Vorschlag 5.2.3: Erhalt und Förderung lokaler Feste und Veranstaltungen wie Frosch- und Schneckenfest, Weihnachtsmarkt und Zabergäu-Lauf (s. 4.5.5) ► siehe 5.2.1 (Öffentliche/private Aufgabe)

44 6 HANDLUNGSPROGRAMM

Das Gemeindeentwicklungskonzept soll nicht nur die Entwicklungsperspektiven der Gemeinde Pfaffenhofen bis zum Jahr 2030 definieren, es bildet auch die konzeptionelle Grundlage für den anstehenden Prozess der Fortschreibung der Flächennutzungsplanung des Gemeindever- waltungsverbands Oberes Zabergäu. Konzepte und Projekte, die unmittelbare Bedeutung für diesen Prozess haben, sind ► farblich gekennzeichnet.

Wie geht es weiter? Die Umsetzung der formulierten Zielsetzungen muss innerhalb der Arbeit von Verwaltung und Gemeinderat zu einer Selbstverständlichkeit werden. Das Handlungspro- gramm muss als Grundlage in der Verwaltungspraxis immer dann präsent sein, wenn es um strategierelevante Entscheidungen geht, um die grundlegende Ausrichtung der Gemeinde. Genauso sollten die gemeinsam erarbeiteten Zielsetzungen in der Gemeinderatsarbeit präsent sein: In Diskussionen zu Themen, die „gemeindeentwicklungsrelevant“ sind, muss der Rückgriff auf dieses Konzept zur kommunalpolitischen Praxis werden.

Darüber hinaus steht nach einigen Jahren eine Überprüfung an, ob Ziele erreicht und Ideen umgesetzt werden konnten, bzw. wieso dies in einigen Bereichen vielleicht nicht gelingen konnte. Auch bedürfen einige Inhalte sicher einer Aktualisierung und Anpassung. Eine solche Evaluierung und Fortschreibung kann optimal in einer Gemeinderatsklausur zur Mitte der Wahlperiode erfolgen.

6.1 DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG

STRATEGIEZIEL: ZUKUNFTSFÄHIGES PFAFFENHOFEN

Auf die Gemeinde Pfaffenhofen kommen im Zuge der absehbaren demografischen Verände- rungen eine Reihe von Herausforderungen zu. Grundsätzlich kann eine positive Einwohne- rentwicklung im ländlichen Raum nicht als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden, d.h. eine für den Erhalt lebendiger Ortskerne, wichtiger Infrastrukturen usw. wichtige positive Ent- wicklung bzw. Stabilisierung muss als Kernaufgabe der Gemeindeentwicklung betrachtet wer- den. Der Gemeinderat favorisiert mehrheitlich eine Wachstumsperspektive – die Kommune muss diesen Prozess aktiv begleiten und für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen. Ein Augenmerkt muss der veränderten Altersstruktur gelten: Unabhängig von der Entwicklung der Gesamtzahl wird die Anzahl der jüngeren Bürgerinnen und Bürger abnehmen, die der älteren stark ansteigen: Diesen Wandel gilt es zu berücksichtigen und zu begleiten. Ziel einer zu- kunftsfähigen Gemeindeentwicklung ist es, diese Veränderungen in allen Bereichen zu berück- sichtigen.

Konzepte/Projekte

► Stabilisierung der Einwohnerzahl : Die rückläufige natürliche Bevölkerungsentwicklung soll durch eine entsprechende Nettozuwanderung stabilisiert werden, bzw. eine leichte Steige- rung der Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 erreicht werden.

► Gemeinsame Gestaltung der anstehenden Veränderungen: Die durch den demografi- schen Wandel auf die Gemeinde zukommenden zusätzlichen Aufgaben können nicht alleine durch die Verwaltung bewältigt werden. In vielen Bereichen müssen die Aufgaben als gemein-

45 same Anstrengung von Verwaltung und bürgerschaftlichen Initiativen angegangen werden, eine Stärkung des Ehrenamts erreicht werden, ohne private zu überfordern.

6.2 SIEDLUNGSENTWICKLUNG UND WOHNEN

STRATEGIEZIEL: QUANTITATIVE UND QUALITATIVE WOHNRAUMVERSORGUNG SICHERN

Schon bei gleichbleibender Einwohnerzahl werden auf Grund der „Wohlstandsauflockerung“ bis zum Jahr 2030 zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau benötigt. Der angestrebte leich- te Anstieg der Einwohnerzahl bedeutet einen zusätzlichen Flächenbedarf. Die im Kapitel 4.2 dargelegte, rein quantitative Betrachtung, wie sie auch der Methodik der Flächennutzungs- planung entspricht, muss jedoch durch eine qualitative Sicht der Wohnraumversorgung er- gänzt werden: Der gesellschaftliche Wandel führt zu veränderten Haushaltsgrößen, der de- mografische Wandel zu neuen baulichen Anforderungen. Einem weitgehend statischen Markt steht eine veränderte Nachfrage gegenüber, die in allen Planungen verstärkt berücksichtigt werden muss.

Konzepte/Projekte

► Positiver Entwicklungskorridor in der Flächennutzungsplanung: Eine ausreichende Flächenversorgung für den Wohnungsbau kann bei positiver Entwicklung nur dann gewährleis- tet werden, wenn in geringem Umfang neue Flächen ausgewiesen werden. Die Eignung der vorhandenen Planflächen muss überprüft werden. Darüber hinaus müssen in beiden Ortsteilen Ergänzungsflächen ausgewiesen werden.

► Bedarfsgerechte Ausweisung von Bauflächen : Der im Flächennutzungsplan definierte Entwicklungsrahmen muss bedarfsorientiert in entsprechenden Bebauungsplänen umgesetzt werden, um durchgängig über ausreichende Bauplatzreserven zu verfügen. Hier besteht auf Grund der derzeitigen Situation unmittelbarer Handlungsbedarf.

► Angebotsdifferenzierung im Wohnungsbau : Das Einfamilienhaus als vorherrschender Bautypus wird in der Gemeinde nicht abgelöst werden. Trotzdem muss ein differenziertes An- gebot, dass die Bedarfe aller Gruppen berücksichtigt, geschaffen werden. Altersgerechte Wohnformen (vor allem in den Ortskernen), Wohnungen für kleine Haushalte bzw. Personen mit geringerem finanziellen Spielraum müssen das vorhandene Angebot ergänzen.

► Aktive, umfeldgerechte Innenentwicklung : Bei den in der Gemeinde vorhandenen In- nenentwicklungspotentiale handelt es sich durchweg um kleinere Bauplätze, die unmittelbar im städtebaulichen Quartiersbezug zu sehen sind. Der Eintritt in den intensiven Dialog mit den Eigentümern muss einerseits einer verstärkten Umsetzung dieser Potentiale dienen, anderseits aber auch die städtebauliche Passung einer möglichen Bebauung als Grundvoraussetzung be- rücksichtigen. Neben der Schließung vorhandener Baulücken, spielt die Nachverdichtung un- tergenutzter Grundstücke eine wichtige Rolle.

46 6.3 EINZELHANDEL UND GEWERBE

STRATEGIEZIEL: LOKALE RESSOURCEN ERHALTEN

Die Gemeinde Pfaffenhofen verfügt, im Vergleich mit anderen Gemeinden ähnlicher Größen- klasse, über einen guten Besatz im gewerblichen Bereich. Ein in Relation zur Einwohnerzahl vielseitiges Einzelhandelsangebot und ein tragfähiger Gewerbebesatz mit Schwerpunkt im produzierenden Sektor, sowie ein relevantes Arbeitsplatzangebot, stellen lokale Ressourcen dar, die es zu erhalten und zu stärken gilt. Auch wenn die Entwicklung dieses Bereichs primär durch private Initiative geprägt ist, so muss es Ziel sein, die im kommunalen Handlungsbe- reich liegenden Rahmenbedingungen künftig für eine positive Entwicklung der lokalen Wirt- schaft zu optimieren. Allerdings sind hier auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt: Wohnort- nahe Angebote, funktionierende Nahversorgung und lebendige Ortskerne müssen vor allem auch in ihrer Abhängigkeit von der tatsächlichen Nachfrage gesehen werden.

Konzepte/Projekte

► Stabilisierung Einzelhandel und Dienstleistungen in den Ortskernen : Die Gemeinde verfügt über ein gutes Angebot im kurzfristigen Bedarf, eine Nahversorgung ist auch im klei- neren Ortsteil Weiler gewährleistet. Erhalt und Stärkung sind als laufende Aufgabe zu begrei- fen und im kommunalen Handeln zu verankern.

► Flächenversorgung ortsansässiger Betriebe langfristig sichern : Das in Pfaffenhofen vorhandene, begrenzte gewerbliche Flächenpotential soll für ortsansässige Betriebe vorgehal- ten werden und als Grundvoraussetzung für die Bestandssicherung bedarfsgerecht entwickelt werden.

► Gewerbeentwicklung an den eigenen Bedarfen ausrichten: Das Handwerk darf nicht nur als Gewerbesteuerzahler oder Arbeitgeber wahrgenommen werden – viel wichtiger ist die Rolle als lokaler Dienstleister. Vor diesem Hintergrund gilt des den lokalen Handwerkerbesatz zu erhalten und in bisher nicht besetzten Bereichen, wenn möglich, zu ergänzen.

6.4 HANDLUNGSFELD MOBILITÄT UND INTERNET

STRATEGIEZIEL: VERNETZUNG IN DIE RAUMSCHAFT UND DARÜBER HINAUS

Gerade für eine, vor allem in ihrer Funktion als Wohngemeinde starke Gemeinde, wie Pfaffen- hofen, muss eine Vernetzung ins Umland als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge begriffen werden. Viele Angebote können nicht am Ort vorgehalten werden und werden dementspre- chend in den Nachbargemeinden, oder im Internet genutzt. Diese Möglichkeiten sind für die Wohnbevölkerung genauso von Bedeutung wie für die Gewinnung neuer Einwohner; beste- hende Angebote müssen gestärkt und weiterentwickelt, neue Entwicklungen, im Bereich der Mobilität und der Internetversorgung, berücksichtigt werden.

Konzepte/Projekte

► Attraktiver, leistungsfähiger Nahverkehr : Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurden für das obere Zabergäu bereits relevante Verbesserungen im Busverkehr erzielt. Dies

47 stellt jedoch nicht den Schlusspunkt einer möglichen Entwicklung dar: Die Entwicklung neuer Mobilitätsformen gehört genauso zu den wichtigen Perspektiven, wie langfristig auch die Re- aktivierung der Zabergäubahn. Die Trassenfreihaltung für die Zabergäubahn ist in der Flä- chennutzungsplanung weiter zu berücksichtigen. Bei allen Ansätzen muss eine interkommu- nale Kooperation im Vordergrund stehen.

► Internetanbindung verbessern : Die Internet-Versorgung in der Gemeinde wird derzeit durch einen Backbone-Ausbau verbessert. Nach Abschluss dieser Maßnahme muss die Situa- tion analysiert, evtl. weiterhin bestehende Defizite beseitigt werden. Die Versorgung von Ge- werbetreibenden muss im Vordergrund stehen, aber auch die Tatsache, dass eine entspre- chende Internetversorgung bei der Bauplatzsuche zunehmend eine Rolle spielt, muss berück- sichtigt werden.

► Ortsumgehung nachdrücklich einfordern : Die geplante Ortsumgehung stellt für die Ortskernentwicklung des Ortsteils Pfaffenhofen eine Grundvoraussetzung dar, die Anbindung des oberen Zabergäus im Individualverkehr würde verbessert. Auch wenn eine Realisierung in greifbare Nähe gerückt ist, muss die tatsächliche Umsetzung laufend aktiv eingefordert wer- den.

6.5 BILDUNG, BETREUUNG UND SOZIALES

STRATEGIEZIEL: GRUNDLAGEN IN ALLEN BEREICHEN DER KOMMUNALEN DASEINSVORSORGE SICHERN, CHANCEN NUTZEN

Die Gemeinde Pfaffenhofen verfügt über eine gut ausgebaute, bedarfsgerechte kommunale Infrastruktur in beiden Ortsteilen. Neue Herausforderungen ergeben sich aus den demografi- schen Veränderungen sowie knapperen finanziellen Ressourcen und steigenden Kosten. Hier gilt es, eine langfristige, tragfähige Entwicklungsstrategie zu verfolgen und neue Chancen, wie z.B. in der Schulentwicklung zu erkennen und zu nutzen. Ein verstärktes Bürgerschaftliches Engagement muss die Entwicklung begleiten.

Konzepte/Projekte

► Stärkung des bürgerschaftlichen Zusammenhalts und der Vereine : Die Gemeinde ver- fügt über eine intakte Gemeinschaft und ein breites Vereinsangebot. Diese Stärke gilt es zu erhalten und zu fördern. Räumliche wie organisatorische Bedarfe (z.B. Vereinskalender) müs- sen berücksichtigt werden.

► Infrastruktur im Bereich Kinder und Jugendliche zukunftsfähig ausrichten : Das ebenso für ortsansässige Familien, wie für die Gewinnung von Neubürgern wichtige Infrastruk- turangebot im Bereich Bildung und Betreuung muss in beiden Ortsteilen erhalten und weiter- entwickelt, d.h. veränderten Bedarfen (Umfang, Qualität) angepasst werden. Freizeitangebo- te müssen erhalten werden (Angebote der Vereine).

► Einrichtungen für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger ausbauen : Der demografische Wandel stellt vor allem durch das starke Anwachsen der Gruppe der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger die Gemeinde vor neue Herausforderungen. Diese Entwicklung gilt es mit der Schaffung bzw. dem Ausbau entsprechender Angebote (Versorgung, Betreuung, Wohnen) zu begleiten, überörtliche Konzepte sind zu berücksichtigen, interkommunale Kooperationen an-

48 zustreben. Die langfristige Sicherung der Hausarztversorgung muss idealerweise am Ort, not- falls durch flexible, interkommunale Ansätze gewährleistet werden.

► Örtliche Treffpunkte erhalten, fördern : Für eine funktionierende Gemeinschaft sind Treffpunkte wie das Backhaus in Weiler wichtig. Ein vergleichbarer Treffpunkt könnte in Pfaf- fenhofen entstehen. Ein Ausbau des gastronomischen Angebots ist zwar nicht Sache der Ge- meinde, eventuelle private Initiativen müssen positiv begleitet werden. Im Sinne einer Bele- bung der Ortskerne wäre z.B. ein kleines Café oder eine auf das Thema Wein ausgerichtete Gastronomie wünschenswert.

► Wohlwollende öffentliche Begleitung privater Initiative : Eine Vielzahl neuer Herausfor- derungen kommen auf die Gemeinde zu, nicht alle können von der Verwaltung alleine bewäl- tigt werden, ohne Personal und Haushalt zu überfordern. Private Initiativen aus der Ortsge- meinschaft gilt es daher zu unterstützen und einzubinden.

6.6 FREIZEIT UND KULTUR, NAHERHOLUNG UND TOURISMUS

STRATEGIEZIEL: ANGEBOTE STÄRKEN, BESONDERE NATURRÄUMLICHE QUALITÄT ERHALTEN UND ERLEBBAR MACHEN

Die Gemeinde Pfaffenhofen verfügt über attraktive Naherholungsangebote in landschaftlich besonderer Umgebung. Etliche Angebote sind in die Jahre gekommen, oder entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Das Angebot muss überprüft werden und im Dialog mit der Bürgerschaft bedarfsgerecht weiterentwickelt werden.

Konzepte/Projekte

► Weiterentwicklung der Naherholungsangebote : Lokale Ausflugsangebote wie den Kat- zenbachsee oder den weißen Steinbruch erhalten und entsprechend den örtlichen Bedarfen weiterentwickeln.

► Verbesserung der Freiräume und Wege : Verbesserung der Wege für Fußgänger und Rad- fahrer, Überprüfung der Beschilderung; Verbesserung der örtlichen Freiflächen. Berücksichti- gung bei der Umsetzung des Gewässerentwicklungsplans Zaber.

► Spielen für Generationen : Spielangebote im Freien für alle Altersgruppen schaffen, Kon- zentration auf einen oder wenige Standorte zu Gunsten eines attraktiven Angebots. Erhalt der Spielplatzinfrastruktur.

► Künstlertreff stärken : Der Künstlertreff (Ausstellungen, Liederabende) stellt ein besonde- res kulturelles Angebot dar. Dieses soll fortgeführt und der Bekanntheitsgrad weiter gesteigert werden.

49 6.7 STÄDTEBAULICHE QUALITÄT – LOKALE IDENTITÄT

STRATEGIEZIEL: NEUES QUALITÄTSBEWUSSTSEIN IN DER ENTWICKLUNG; LOKALE IDENTITÄT ENTWICKELN – AKTIV VERTRETEN

Gerade mit der Zielsetzung, die Einwohnerzahl langfristig zu stabilisieren, steht die Gemeinde Pfaffenhofen in Konkurrenz mit Kommunen, die auf Grund einer verkehrsgünstigeren Lage in Relation zu den nahen Wirtschaftsstandorten oder durch ein umfangreiches eigenes Arbeits- platzangebot bessere Ausgangsbedingungen haben. Die Gemeinde Pfaffenhofen muss, um in dieser interkommunalen Konkurrenz zu bestehen, ein eigenes Profil als qualitätvoller Wohn- standort im oberen Zabergäu entwickeln. Ein guter Infrastrukturbesatz, ein umfangreiches Einzelhandelsangebot und der attraktive Landschaftsraum stellen eine günstige Ausgangslage dar. Zur weiteren Profilierung muss die lokale Identität gestärkt werden, städtebaulich attrak- tive Ortskerne mit hoher Aufenthaltsqualität müssen entstehen.

Konzepte/Projekte

► Qualitätvolle städtebauliche Entwicklung der Ortskerne : Die Ortskerne der Ortsteile Pfaffenhofen und Weiler an der Zaber verfügen über wertvolle historische Bausubstanz und spannende städtebauliche Strukturen. Durch achtlose Neubebauung und teilweise Vernach- lässigung von Bestandsgebäuden ergibt sich insgesamt kein stimmiges Bild. Für wichtige Be- reiche, wie die Ortsdurchfahrten und andere zentrale Bereiche müssen städtebauliche Rah- menplanungen die konzeptionelle Grundlage bilden; eine Förderung kommunaler Anstrengun- gen und privater Initiativen, z.B. durch städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen, muss geprüft werden.

► Städtebauliche Schwerpunkte im Ortskern Pfaffenhofen : Die historische Mitte um den Kelterplatz und die neue Mitte um das Rathaus bedürfen der städtebaulichen Ausgestaltung und der funktionalen Ausdifferenzierung. Nach Realisierung der Ortsumgehung müssen diese Bereiche vorrangig neugestaltet werden. Neue Nutzungen, wie betreute Wohnangebote oder ein Cafe könnten den Ortskern um funktional wie städtebaulich wünschenswerte Elemente ergänzen.

► Wir in Pfaffenhofen, wir in der Raumschaft : Zunächst muss die eigene Identität ge- formt werden: Was ist das besondere an Pfaffenhofen, wie will man sich nach außen präsen- tieren? Darüber hinaus muss Pfaffenhofen besser in der Raumschaft präsent sein und sich ak- tiver vermarkten, auch innerhalb bestehender Kooperationen. Einen ersten Ansatz böte z.B. eine verstärkte ortsspezifische Vermarktung in der Weinwirtschaft.

50 7 ANLAGEN

51