25. Jahrgang Heft 2 + 3 2020 #MJDLQVOLU +VHFOEIJMGF

v$030/"41&;*"-i Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Zeiten der CORONA-PANDEMIE

8FJUFSFT5IFNB Forschung im „Projekt PETRA“

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XXXWQLEF ÜBER 30 JAHRE ERFAHRUNG BEI DER BERATUNG VON KINDER- UND JUGENDEINRICHTUNGEN

Unsere bundesweit tätige Kanzlei hat mittlerweile über 30 Jahre Erfahrung bei der Bera- tung von Einrichtungen, die sich der Kinder- und Jugendhilfe verschrieben haben. Deshalb können wir Sie auch bei folgenden Themen begleiten und kompetent unterstützen:

Q Existenzgründung

Q Rechtsformberatung

Q Gesprächen mit Banken

 Q Verhandlungen mit Jugendämtern

 Q Entgeltermittlungen

 Q Betriebswirtschaftliche Beratungen / Unternehmensberatungen

 Q Nachfolgeregelungen

Neben betriebswirtschaftlichen Beratungen bieten wir als DATEV-Mitglied unter anderem auch folgende Leistungen an:

Q Lohnbuchhaltungen

Q Finanzbuchhaltungen

Q Jahresabschlusserstellungen

Q Erstellungen von Steuererklärungen

KANZLEI BREMEN: Argonnenstr. 9 28211 Bremen KANZLEI VERDEN: Zollstr. 15 27283 Verden Telefon (0421) 3 48 99-0 Fax (0421) 3 48 99-50 Telefon (04231) 92 20-0 Fax (04231) 92 20 32 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Geschäftsführer: vBP StB Erich H. J. Wolf WPin StBin Dipl.-Kffr. Anja Otersen RA Christian Müller www.blp-bremen.de *OIBMU

Inhalt

 &EJUPSJBM  Der Alltag im Flex-Bereich zu Zeiten von Covid-19 #FSJDIUFJOFS.JUBSCFJUFSJO $030/"4QF[JBM Bericht aus dem Fachbereich der Erziehungsstellen "MFYBOESB.FLJD .BSUJOB'SJFEJDIT  Wie bewältigen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe den Alltag  Kleines Virus – große Wirkung! in Corona-Zeiten? )FSNBOO)BTFOGV• Zur Not dann halt mit „Snutenpulli“ ,JSTUFO+VSBTDIFL "OKFMJOB%JFSLT /JDPMF)PGFS   „Mein Leben macht Sinn“ – %S,BUISJO-FIUNB KOMPASS DER LEBENSFREUDE )FJEF8BHOFS"FTDIU  „Nur gemeinsam sind wir stark!“ – Leben in Corona-Zeiten in der Villa Sonnenheim  Der Jugendhof Obermeyer )FJOLF%SJ•OFS in der Corona-Pandemie 'SBO[4DIVUFO  Das Haus Bolivar-Preußer während der Corona-Krise .BSJB#PMJWBS1SFVTTFS 8FJUFSFT5IFNB  Achtung – Wir sind POSITIV .BSUJO"EBN "OKB'SJU[TDIF 1FUFS,BVGFJTFO  Forschung im Projekt PETRA 1FUFS#àUUOFS 4UFGBO3àDLFS  Achtsam und unterstützend in der Krisenzeit Bericht aus der Kita der Lenitas gGmbH in Karlsruhe 4JOB4DISPUI  "VTEFN71,

 Sekundärgewinne in der Corona-Krise – Ein Blitzlicht 5IPNBT#MBVTDIFL  .JUUFJMVOHFO

 Corona – der Alltag nimmt sich eine Auszeit +BOLP4QSFOHFS *OB,SPIO 6XF1JOTMFS   "VUPS JOOFO*NQSFTTVN +PIBOO+VIOLF .BMUF'JFCJOH1FUFSTFO

 TikTok in der Corona-Zeit „Die reinste Form des Wahnsinns 6MSJLF)BJTU ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen,  Autark durch die Krise: dass sich etwas ändert.“ Albert Einstein Das Kinderheim Kleine Strolche profitiert von internen Therapieangeboten Diesem Heft liegt das Prospekt „Alles Wissenswerte #FSOIBSE4DIVCFSU für Kindschafts- und Familienrechtler“ bei.

#MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF )FGU    &EJUPSJBM

Liebe Leserinnen &EJUPSJBM und Leser, Werner Schipmann (Foto: Privat)

Lockdown – das Corona-Virus beschert uns durch den da- die Möglichkeiten des Wachsens für jeden Einzelnen in mit verbundenen Stillstand einen kollektiven Alptraum. der Krise deutlich, um nicht einer gewissen Verzweiflung Das vermeintlich Banale des Alltags – wer vermisst es anheimzufallen. Das ist die Grundlage auf der wir in der nicht in diesen Zeiten der Corona-Pandemie? Schulbe- Kinder- und Jugendhilfe stehen und die wir den uns suche, geöffnete Kitas, Konferenzen, Sitzungen, Fahrten, anvertrauten jungen Menschen vermitteln. Sie wird uns Feste, Feiern, Treffen mit Freunden, Essen gehen und… erfolgreich durch die Zeit bringen nach dem Motto und… und. Interessanterweise handelt es sich in unserer „Wege entstehen, in dem wir sie gehen“. materialistisch ausgerichteten Gesellschaft bei den Din- Die Pandemie hält uns aber auch einen Spiegel vor, denn gen, die wir besonders vermissen, eher weniger um mate- vor Corona war ja nun nicht alles gut. Ziel sollte insoweit rielle Dinge – von denen wir i.d.R. ohnehin mehr als ge- nicht werden anzustreben, es wieder so werden zu lassen, nug haben – sondern vielmehr um immaterielle Be- wie es vorher war. Die Krise sollte uns veranlassen darüber dürfnisse wie persönliche Kontakte, Begegnungen, nachzudenken, was wir ändern können und auch müssen. Umarmungen, sich die Hand geben uwm. Dies ist derzeit Die Frage wird nur sein: Sind wir bereit und auch fähig zu in der altbekannten Form nicht möglich und wir wissen diesem Schritt? auch nicht, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, Das Corona-Virus wird irgendwie irgendwann überwun- denn die Pandemie ist noch lange nicht vorbei. den sein – die bereits deutlich sichtbare Klima-Krise wird Die tiefgreifenden Veränderungen in unserem Alltag ha- eine ungleich schwierigere Herausforderung für uns Men- ben für uns neue Formen von Unsicherheiten und Hilflo- schen mit sich bringen. Jetzt haben wir die Chance, not- sigkeit heraufbeschworen, deren Folgen noch gar nicht wendige Veränderungen in unserem Alltagsleben auf den absehbar sind. Ein jeder von uns braucht in dieser beson- Weg zu bringen, um den nachfolgenden Generationen deren Situation Unterstützung und Orientierung, der eine (über-)lebenswichtige Voraussetzungen zu hinterlassen. Es mehr, der andere weniger. Insbesondere aber junge Men- gibt keine Zeit und auch keine Entschuldigung mehr zum schen benötigen in dieser Zeit von uns Erwachsenen die Verzug, denn die Linien sind bekannt und gezogen. Die intensive persönliche Zuwendung und die klare Botschaft: Verantwortung liegt bei uns allen, niemand kann sich als Das Ende des Tunnels kommt, wir wissen zwar noch nicht Bürger seiner diesbezüglichen Mitverantwortung ent- wann, aber wir wissen, wir werden den Weg bis dahin ziehen. Genau wie bei den Herausforderungen in der erfolgreich gemeinsam gehen und bewältigen. Corona-Pandemie übernehmen wir durch unser Alltags- In verschiedenen Augenblicken dieser Krise mögen Zwei- handeln notwendige Mitverantwortung. fel wohnen, weil wir nicht konkret wissen, wie es weiter- Wie verschiedene Einrichtungen im VPK ihre besondere geht – in uns aber wohnt auch die Überzeugung, dass Verantwortung für Kinder und Jugendliche übernommen diese Krise überwunden werden kann und die Hoffnung, haben, zeigen die Berichte und Geschichten, die in diesem dass alsbald ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung steht. Heft abgedruckt sind. Wir danken den Autor*innen dafür Bis dahin wird unser Alltagsleben anders als bisher aus- sehr herzlich. Im pädagogischen Alltag der Heimerzie- sehen, aber ebenso lebens- und lohnenswert sein. Diese hung gibt es in der Corona-Krise viele neue Erkenntnisse neue Erfahrung kann uns durch die Krise tragen und uns und Herangehensweisen bei kleinen und großen Heraus- neuen, notwendigen Lebensmut geben. Vielen von uns forderungen, die unterschiedlich bewältigt werden und wohnt eine Resilienz inne, die uns hilft, sich nicht als hilflo- die wirklich lesenswert sind. se Opfer zu fühlen. Sie gibt uns eine gewisse Widerstands- Bleiben Sie gesund! kraft gegenüber unvermittelt neu entstandenen Heraus- Ihr forderungen des Lebens, die uns in dieser Form bisher fast gänzlich unbekannt waren. Sie macht die Bedeutung und Werner Schipmann

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Wie bewältigen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe den Alltag in Corona-Zeiten? 4DIXFSQVOLU Zur Not dann halt mit „Snutenpulli“ *

„Und? Was war bei euch diese Woche Was tun wir im Fall der Fälle? Kinderhäusern/Jugendwohngruppe so los?“ Diese Frage stellte vor über und ein Kollege hat ein Werkprojekt sechs Wochen eine Bekannte bei Die Erarbeitung von Standards und ins Leben gerufen, bei dem er mit einem allgemeinen Austausch. Handlungsanweisungen für unter- Jugendlichen aus einem Haus beson- Unsere Antwort darauf: „Wir haben schiedliche Krisenszenarien (Infekti- dere Produkte aus Holz herstellt. einen Pandemieplan erstellt!“ Äh, onsfälle) in den Kinderhäusern und was? Ernsthaft? Haben wir das gerade der Jugendwohngruppe hat auf Sei- Die Lehrer der Schule haben sich ih- wirklich gesagt? Ist das nicht irgend- ten des Leitungsteams stattgefunden. rerseits neu organisiert und begon- wie übertrieben? Vielleicht erstmal Gemeint sind hier zum Beispiel das nen, den Unterricht über Videoein- abwarten? Immerhin gab es von Vorgehen und Verhalten im Ver- heiten zu gestalten. Eine besondere Seiten der Regierung zu diesem Zeit- dachtsfall, Verhalten im Krankheitsfall Erfahrung für Lehrer und Schüler punkt noch keinerlei Verhaltensregeln – Umsetzung der Quarantäne. gleichermaßen. und Handlungsanweisungen. Gleich- zeitig war spätestens damit klar: Die Es wurde zudem ein neuer Qualitäts- Situation ist absolut ernst zu nehmen zirkel errichtet, der sich zusätzlich zu und wenig einschätzbar. Also, was den bestehenden Hygienebestim- tun? Zugegeben, Abwarten ist nicht mungen mit der Weitergabe von In- unsere Stärke. „Wege sehen. Wege formationen und Anweisungen für gehen.“ Seit mehr als 30 Jahren unser Handhygiene und Niesetikette für Leitsatz. Bevor uns also jemand Kinder, Jugendliche und Mitarbeiten- irgendeinen Weg vorgibt, bereiten de beschäftigte. In allen Häusern sind wir uns so gut es geht vor und gehen beispielsweise zu Beginn Schilder auf- ihn von uns aus. Lieber agieren gehängt worden, die Türklinken wur- als reagieren. den und werden täglich desinfiziert, Desinfektionsmittel sind aufgestockt Der erste Schritt war tatsächlich einen worden und einige Kolleginnen aus Pandemieplan zu erstellen. Folgende der Hauswirtschaft sowie der Leitung Fragen haben uns dabei begleitet: haben direkt begonnen Behelfsmas- Was tun wir im Fall der Fälle und was ken zu nähen – für den Fall der Fälle. müssen wir präventiv tun? Und wie gestaltet sich von nun an der Alltag? Welche Gefühle begleiten uns dabei? Wie gestaltet sich von nun an der Alltag?

Große Veränderungen hat es in der Alltagsgestaltung gegeben: Mit Be- schluss mussten wir die Tagesgruppe und die Schule schließen.

Die KollegInnen der Tagesgruppe un- (Alle Fotos auf den Seiten 3 bis 8: © Eibenhorst Jugendhilfe GbR) QMBUUEFVUTDIGàS.VOE/BTFO4DIVU[ terstützen seitdem zusätzlich in den

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Im Bereich der Hauswirtschaft war die

4DIXFSQVOLU größte Umstellung der Einkauf, wel- cher aktuell nicht mehr von jedem Haus individuell getätigt wird, son- dern zentral von der Hauswirtschafts- leitung bei einem Großhandel erfolgt. Dieses ebenfalls mit den Hinter- gedanken, Kontakte nach außen weitestgehend zu vermeiden sowie Schwierigkeiten beim Einkaufen in den Supermärkten zu umgehen. Der Großmarkt liefert die Waren seit- dem ein Mal in der Woche in unsere Bewegungshalle. Von dort werden sie an die Kinderhäuser verteilt.

Die Verwaltung, Geschäftsführung sowie das Leitungsteam verrichten ihre Arbeit soweit es geht im Home- Office; große Menschenansammlun- gen in den Büroräumen werden ver- mieden.

Mit Beginn der Einschränkungen konnten sich alle EDV- und technik- affinen Kollegen innerhalb der Ein- richtung erfreuen, denn nun kamen sie und ihr Wissen zum Einsatz. Gleichzeitig bedeutete das besonde- ren Stress für unsere Datenschutzbe- auftragte. Stichwort: Videokonferenz – als DAS Kommunikationsmittel. Kein Mitarbeiter, ganz gleich aus welchem wird dreimal in der Woche über die- Heimfahrten an den Wochenenden Bereich, konnte und kann sich dem sen virtuellen Raum sogar BINGO ge- und in den Osterferien einzustellen. entziehen und der Laptop / PC / das spielt. Zeitweise treffen sich zu die- DAS war sicherlich für die Kinder und Tablet wird in diesen Tagen mehr und sem Vergnügen bis zu 50 Kinder und Eltern die größte Herausforderung. mehr zum wichtigen Begleiter. Erwachsene unserer Einrichtung über Um Kontakte weiterhin zu ermögli- den Videochat. chen, nutzen die Familien neben Te- Alle Konferenzen finden auf diesem lefonaten auch hier die Möglichkeit Wege und aktuell in engeren Abstän- Für die Kinder und Erwachsenen in des Videochats. den statt. Auch die Kinder nutzen die- den Kinderhäusern galt und gilt es, Alle wöchentlichen Termine der Kin- ses Medium für sich, sowohl für die alle Kontakte nach außen weitest- der und Erwachsenen in den Häusern Erledigung der Schulaufgaben als gehend einzuschränken, für uns sehr fanden und finden nicht mehr statt, auch als Kommunikationsmittel. untypisch, keine Verabredungen un- was zum einen für große Entlastung Hierfür wurde die zusätzliche An- ter den Kinderhäusern, das erste Mal sorgt, da kein Termindruck. Gleichzei- schaffung von Kindertablets und Lap- in über 30 Jahren Urlaubssperre für tig mussten die Tagesstruktur, Tages- tops für die Kinderhäuser notwendig. die MitarbeiterInnen, die offizielle abläufe neu definiert werden. Zusätzlich gibt es für die Teams die dringende Empfehlung, auch im Pri- Möglichkeit, im Bedarfsfall auch vaten Kontakte einzuschränken. Und Der weggefallene Termindruck und online Supervisionen mit unseren ex- wir haben uns entschieden, aus Si- die damit gewonne Zeit haben so- ternen Supervisoren wahrzunehmen. cherheitsgründen und in enger Ab- wohl intern als auch extern viele Not macht erfinderisch – mittlerweile sprache mit den Jugendämtern, alle schöne Aktionen entstehen lassen.

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Der gemeinsame Blick über den gaben gestellt bekommen haben, die Eine Jugendliche Tellerrand ließ viele daran denken, es zu erfüllen galt. Ein Hausleiter hat aus dem JUGENDBEIRAT wie es anderen wohl gerade in dieser die Aufgabe erhalten, einen Corona- Zeit erging und ergeht. So hat eine Song zu komponieren. Dieser forder- 8FMDIF(FGàIMFCFHMFJUFOEJDI Gruppe Briefkontakt mit einem Alten- te wiederum alle anderen Gruppen TFJU#FHJOOEFS,SJTF

heim aufgenommen und für die und Bereiche der Einrichtung auf, 4DIXFSQVOLU Menschen dort ein Spiel erfunden. selbstgedichtete Textverse zu der Me- „Ich bin mit meiner Ausbildung un- lodie von „Let it Be“ von den Beatles sicher und weiß nicht, wie es weiter- Andere haben für das örtliche Hospiz zurückzusenden. So ist unser Corona- geht. Unsere Lehrer melden sich Steine bunt bemalt und damit einen Song mit dem Titel „Uns geht´s gut“ kaum, da sie sich auch erstmal einen Weg der Hoffnung gestaltet. Wieder entstanden. Überblick über die Lage verschaffen andere haben Regenbogenbilder müssen. Ansonsten fühle ich mich gemalt und diese an die Fenster Mit Plänen, Handlungsanweisungen hier gut aufgehoben, aber ich ver- geklebt, als Signal, dass wir alle im und Regeln kann man in einer neuen misse sehr stark meine Freunde. Sie selben Boot sitzen. Kolleginnen aus unsicheren Situation für Sicherheit zu treffen ist nicht möglich, aber ich unterschied lichen Bereichen haben sorgen. Damit ist die Struktur gege- kann mit ihnen telefonieren und Behelfs masken auch für andere Insti- ben, die für den sicheren Rahmen schreiben. So bin ich den halben Tag tutionen genäht. sorgt. damit beschäftigt zu telefonieren. Ich freue mich darauf, wenn die Zeit Aber die Frage die man sich auch vorüber ist und der Alltag wieder stellen sollte ist: starten kann.“ 8JFGàIMFOTJDIEJFHBO[FO7FSÊO EFSVOHFOGàSBMMF#FUFJMJHUFOBO HAUSTECHNIK, Wir, die Redaktion unseres einrich- HAUSWIRTSCHAFT tungsinternen Newsletters, haben alle UND VERWALTUNG „Bereiche“ der Einrichtung – mit durchschnittlich etwa drei Fragen – 8JFIBUTJDIEFJO"SCFJUTBMMUBH interviewt; insgesamt haben wir 20 WFSÊOEFSU Interviews durchgeführt. Haustechnik: „Wir vom Haustechnik- Die umfangreichen Antworten haben Team verrichten nun in erster Linie uns inhaltlich sehr berührt und es fällt Arbeiten, die draußen/außerhalb der uns daher wirklich nicht leicht, uns – Kinderhäuser anliegen – in den Häu- um den Rahmen dieses Artikels nicht sern werden momentan nur die zu sprengen – auf eine Auswahl bzw. wichtigsten bzw. notwendigsten Ar- auf Auszüge zu beschränken. beiten erledigt. Neu ist auch, dass wir jetzt nicht mehr gemeinsam mit den Aus diesem Grund haben wir auch Kolleginnen/Kollegen und Kindern an beschlossen, die Interviews in voller einem Tisch zu Mittag essen, sondern Länge in unserem betriebsinternen unser Mittagessen in der Küche ein- Newsletter, als eine Art „Corona- nehmen.“ Spezial“, zu veröffentlichen. Verwaltung: „Die technischen Vo raus- An dieser Stelle möchten wir auf der setzungen für das Home-Office sind Innerhalb der Häuser hat die gewon- Basis der Interviews vor allem die durch die Einrichtungsleitung gut ein- nene Zeit viel Raum für intensive emotionale Seite in den Vordergrund gerichtet worden (Laptop mit Server- Gespräche, aber auch für kreative stellen und einen Eindruck davon zugang von außerhalb). […] Ein großer Spielideen eröffnet. So hat eine vermitteln, wie sich die so genannte Vorteil ist, dass die ständigen Unter- Gruppe eine Challenge gestartet, bei „Corona-Krise“ mit all ihren Aus- brechungen, die im Büro durchgängig der alle andere Gruppen oder auch wirkungen für verschiedene „Eiben- vorkommen, im Home-Office aus- einzelne KollegInnen konkret Auf- horster“ eigentlich „anfühlt“. bleiben und ich dadurch die Arbeiten

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deutlich schneller und effektiver erledi-

4DIXFSQVOLU gen kann. Die Arbeit im Büro hat sich eher wenig verändert. Das Telefon klin- gelt […] weniger häufig. Auch halten ‚Besucher’ mehr Abstand und kom- men nicht mehr ungefragt in den Raum. Ab und zu ist es mir tatsächlich zu ‚voll’ im Büro, wenn mehrere Kol legInnen gleichzeitig da sind – das war zwar immer schon so, ab jetzt füh- le ich mich irgendwie ‚gefährdeter’.“

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Hauswirtschaft: „Abstandhalten, Einhaltung der Hygieneregeln, und bei guter Laune bleiben.“

TEAMLEITER (Kinderhäuser, Teamleitung II: „Im Kinderhaus hat- Hause verbleibenden Kinder schwie- Tagesgruppe, familiäre ten wir eine Neuaufnahme. Dies war rig ist, freuen wir uns, dass wir in der Außenwohngruppe) schon ein angespanntes Gefühl, da schwierigen Zeit weiterhin einen All- dies mit bestimmten Hygienevor- tag erleben und für andere Kinder 8FMDIF(FGàIMFCFHMFJUFOEJDI schriften und Sicherheitsmaßnahmen und Jugendlichen der Einrichtung da JN.PNFOU ablaufen musste. Die Übergabe des sein können. Innerhalb dieser Zeit ste- Kindes erfolgte mit Mundschutz und he ich als Leitung im engen telefoni- AWG: „Auf der einen Seite macht mir getrennt von meinen Kindern und schen Austausch zu den Lehrern und die Pandemie und die damit verbun- Kollegen.“ Eltern der Tagesbetreuung, um best- denen Auswirkungen natürlich Angst. möglich agieren und unterstützen zu Vor allem, weil unvorhersehbar ist, wie Tagesgruppe: „Die Tagesgruppe ist können. Zudem haben die Kinder ei- lange und wie schlimm das Ganze un- ähnlich von der Corona-Pandemie nen Osterbrief mit Blumensamen als seren Alltag noch bestimmen wird. und dessen Maßnahmen betroffen Überraschung und Wertschätzung Andererseits versuche ich mich auf wie die Schulen und somit wurde die bekommen. Ein Dank geht an die Lei- das Gute im Schlechten zu konzent- Gruppe zeitgleich geschlossen. Wir, tung raus, dafür, dass wir zu keiner rieren und bin froh, die weg gefallene die MitarbeiterInnen der Tagesbetreu- Zeit allein gelassen werden, und wir Hektik mit den Kindern und meinen ung, wurden zügig in andere Berei- uns stattdessen mehr denn je als Teil Mitarbeitern genießen zu können. Wir che innerhalb der Trägerschaft ein- des Ganzen verstehen und wahrneh- haben plötzlich so viel Zeit zum Spie- gebunden und können auf unter- men können.“ len, Kochen, für wertvolle Langeweile, schiedlicher Art und Weise weiterhin werden kreativ und erleben unser am täglichen Geschehen der Einrich- 8BTCFFJOESVDLUEJDI Zusammenleben intensiver denn je.“ tung teilhaben. So sind beispielsweise zwei Kollegen unterstützend in Teamleitung II: „Ich bin sehr beein- Teamleitung I: „Ich glaube, es ist für einem Kinderhaus tätig, oder auch druckt darüber, wie sich die Einrich- jeden verständlich, wenn ich davon wurde die Holzwerkstatt ins Leben tungsleitung mit der Pandemie aus- spreche, dass man sich in dieser Zeit gerufen. Hier finden täglich Angebote einandergesetzt hat. Schnell wurde unsicher fühlt. Die Ungewissheit und für die Jugendlichen der Jugend- ein Qualitätszirkel gegründet, um ei- das Gefühl eingeschränkt zu sein wohngruppe statt, welche von einem nen Einrichtungsstandard sowie zu- begleitet einen. Doch die Leitung praxiserfahrenen Kollegen geleitet sätzliche Hygienestandards im Falle nimmt einem einen großen Teil ab, und begleitet wird. Auch wenn der einer Corona-Erkrankung zu entwi- indem sie Vorgaben macht, die zu Spagat zwischen dem Hier und Jetzt ckeln. Die getroffenen Maßnahmen einer Entlastung führen.“ und den Gedanken an ‚unsere‘ zu wurden direkt den unterschiedlichen

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Kinderhäusern mitgeteilt, damit diese GRUPPENPÄDAGOGEN ist sehr kostbar, sondern eben so die umgesetzt werden können. Dies hat Zeit mit dem Team ist sehr wertvoll, mir sehr viel Sicherheit gegeben und 8JFFSMFCTUEVEFJO6NGFME macht die Gesamt situation deutlich das Gefühl von ‚nicht alleine gelassen einfacher und bringt uns noch mehr werden’.“ Kollegin I: „Oft ist es wie eine Achter- zusammen, als wir schon sind.“

bahnfahrt – mal scheint alles ent- 4DIXFSQVOLU AWG: „Mich beeindruckt, wie die Kin- spannt zu sein, dann kommt aber der mit der derzeitigen Situation um- wieder Unruhe durch neue Informati- SCHULE gehen. Einerseits fühlt es sich an wie onen in den Nachrichten auf. Alles in endlose Ferien, andererseits begleiten allem lässt sich aber sagen, dass ich 8BTGFIMUEJSBNNFJTUFO uns natürlich Umstände, die Angst mein Umfeld als sehr sicher und be- machen. Wir schauen täglich Logo hutsam empfinde. Wir gehen klaren Lehrerin der Eibenhorst-Schule: und reden viel über den Verlauf und Strukturen und Maßnahmen nach, „Meine SchülerInnen, unser gemein- die Maßnahmen zur Pandemie. Unse- die uns als Team entspannen lassen. sames Lachen, das Klassengefühl, das re Kinder halten sich vorbildlich ans Das gute Wetter, das Landleben und interaktive und kooperative Lernen, Händewaschen, halten Abstand in die viele Zeit, die man nun auch im das Reagieren können auf Befindlich- den (wenigen) öffentlichen Situatio- Kinderhaus hat, bringt ein wenig Feri- keiten, das, was die Kinder uns ‚zurück nen, erledigen ihre Schulaufgaben. enstimmung auf, auch wenn diese geben‘, unsere Gespräche, das Lernen sehr beschränkt sind. Wir machen von Neuem, der Spaß, der Wechsel Die Kinder sind in den letzten Wo- jeden Tag das Beste draus!“ zwischen Anleiten-Begleiten-Selbst- chen nachsichtiger im Umgang mit- ständig-Werden-Lassen, der unkom- einander geworden, durchstehen ge- 8PGàSCJTUEVEBOLCBS plizierte und direkte (fachliche) Aus- meinsam ein historisches Ereignis und tausch mit meinem Team, spontane sind durch die vielen gemeinsamen Kollegin II: „Ich bin tatsächlich sehr und flexible Reaktionen und ein klei- Aktivitäten noch mehr zusammen dankbar dafür, dass ich weiterhin zur nes bisschen auch das Meckern der gewachsen. Dass derzeit niemand Arbeit gehen kann und somit mein ei- SchülerInnen.“ seine Eltern besuchen kann, sich nie- gener Alltag entsprechend wenig ein- mand verabreden darf, nimmt auch geschränkt ist. Darüber hinaus wird viel Druck und Konkurrenz aus dem unsere Arbeit in den Kinderhäusern ELTERN Zusammenleben. Wir fühlen uns seitens der Einrichtungsleitung sehr alle in einem Boot und versuchen geschätzt und ich bin dankbar dafür, 8JFHFIUFT*IOFOJN.PNFOU möglichst gut durch diese Zeit zu dass wir als systemrelevante Mitar- schippern.“ beiterInnen ebenso seitens der Ein- Mutter (kann ihren Sohn momen- richtung geschützt werden und unser tan nicht besuchen oder abholen): 8JFFSMFCTUEVEJF.FOTDIFO Wohl sehr im Vordergrund steht. Un- Es geht ihr im Moment nicht so gut. VNEJDIIFSVN abhängig davon finde ich die aktuelle Sie vermisst ihre Kinder sehr und ist Arbeitssituation sehr angenehm. Nicht traurig, dass sie diese im Moment Teamleitung III: „Ich muss ehrlich nur die intensive Zeit mit den Kindern nicht sehen kann. Die Heimfahrten sagen, dass mein Unverständnis für Menschen, die sich nicht an die Coro- na-Regelungen halten, von Tag zu Tag wächst. Diese Art von Ignoranz macht mich sehr wütend und zu- gleich auch traurig. Ich habe jedoch das Glück, mit solchen Menschen nicht tagtäglich konfrontiert zu sein. Ich erlebe viel Humor und eine gelassene Grundstimmung. In diesem Sinne hat sich unser Team ein Motto überlegt, um die Zeit weiterhin so gut zu meistern: ‚Corona Matata’!“

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und Besuchskontakte waren für sie LEITUNG bar für eine Mitarbeiterschaft, in der 4DIXFSQVOLU immer ein Lichtblick und halfen ihr jede/jeder Einzelne mit höchster Be- dabei, zu sehen, wofür sie gerade 8PGàSTFJEJISEBOLCBS reitschaft, Spontanität, Hingabe und kämpft. Durch das Umgangsverbot Kreativität die Herausforderung an- weiß sie manchmal nicht, wie sie wei- Sabine Juraschek (Geschäfts- nimmt und sich mit viel Liebe der Si- termachen soll. Was ihr hilft, sind die führung/Pädagogische Leitung/ tuation stellt. Das rührt mich sehr an.“ zwischenzeitlichen Videokonferenzen Erziehungsleitung): „Mein großer mit ihrem Sohn. So kann sie ihn Dank gilt allen Mitarbeitenden im Ei- sehen und mit ihm sprechen. benhorst, die diese schwierige Situa- Fazit: tion mit hohem Einsatz, Engagement, Kreativität, Geduld und Durchhalte- „Von der äußeren zu innerer Ord- THERAPEUTEN vermögen meistern, obwohl sie ihre nung!“ Als heilpädagogische Einrich- Urlaube und andere Planungen weit tung wissen wir um die Bedeutung 8JFIBUTJDIEFJO"SCFJUTBMMUBH nach hinten verschieben mussten. dieser Aussage. Ein sicherer haltge- WFSÊOEFSU Und … den Kindern und Jugendli- bender Rahmen ist nicht nur für die chen, die in ihren Häusern den Alltag von uns betreuten Kinder unabding- Reittherapeutin: „Mein Arbeitsalltag nahezu vorbildlich mitgestalten, sich bar, sondern in krisenhaften und un- hat sich glücklicherweise kaum verän- gegenseitig unterstützen, neue (alte, sicheren Zeiten umso mehr für uns dert! Ich kann weiterhin mit den Reit- lang vergessene) Spiele wiederent- alle unverzichtbar. kindern und Pferden draußen an der decken, Briefe an einsame Menschen frischen Luft arbeiten. Verändert hat in Pflegeheimen schicken, bunt be- Ebenso bedeutsam sind starke, flexi- sich nur, dass ich Abstand zu den Kin- malte Glückssteine verteilen, etc. und ble und engagierte Mitarbeiter, die dern halte und wir keine Reitgruppen somit auch an andere denken.“ mit dem nötigen Vertrauen in ihr mit Kindern aus verschiedenen eigenes Handeln und in die Gemein- Kinderhäusern anbieten können. Wir schaft den Kindern und sich gegen- konnten aber ziemlich problemlos seitig verlässlich zur Seite stehen. Kinder aus einem Haus zusammen- Situationen, die man nicht ändern legen und/oder Einzelstunden an- kann auf unbestimmte Zeit auszu- bieten.“ halten und zusätzlich das Beste aus ihnen zu machen, erfordert ein hohes 8BTCFFJOESVDLUEJDI Maß an Ausdauer und Kraft.

Psychotherapeutin: „Mich beein- Die Corona-Krise hat uns schon jetzt druckt gerade so vieles. Die Geduld, auch einige Erkenntnisse gebracht, die souveräne und optimistische Um- die in Zukunft unser Handeln mit be- gangsweise meiner KollegInnen mit einflussen sollten. Wir haben erfahren, der Situation, das Durchhaltevermö- wie sich Entschleunigung anfühlt und gen der Kinder und Jugendlichen welche Auswirkungen weniger Zeit- und die Bereitschaft aller, auch Auf- und Termindruck auf das Verhalten gaben zu übernehmen, die über die Jan-Hinnerk Scholljegerdes der von uns betreuten Kinder hat. gewohnten Tätigkeiten hinaus gehen. (Erziehungsleitung/Hausleitung): Selbstverständlich sind dies alles Mo- „Ich bin dankbar, wie die Kinder die mentaufnahmen bis zum heutigen Auf unserer Homepage (www.eiben- Situation gemeinsam tragen und das Zeitpunkt, ohne voraussehen zu kön- horst.de) gibt einen so schönen Text Beste daraus machen. Es werden nen, wie sich die nächste Wochen dazu, der das mit beeindruckenden neue Hobbys entdeckt und ‚alte Spie- und Monate gestalten werden. Beispielen belegt. Mich persönlich le‘ neu herausgekramt und gemein- Social distancing bedeutet nicht, beeindrucken außerdem meine Kolle- sam gespielt. Auch die vielen Eltern, sich „sozial“ voneinander zu ent- ginnen aus der Reittherapie, die mit die gerade jetzt zu Ostern ihre Kinder fernen, sondern gedanklich zusam- ganz viel Herz, Verständnis und Flexi- nicht persönlich sehen konnten, aber menrücken. Zur Not dann halt mit bilität und natürlich tierischer Unter- gemeinsam mit uns alle technischen Snutenpulli! stützung weiterhin für unsere Kinder Möglichkeiten nutzten, um trotzdem da sein können.“ füreinander da zu sein! Ich bin dank- In diesem Sinne: Bleibt gesund!

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„NUR GEMEINSAM SIND WIR STARK!“ – Leben in Corona-Zeiten in der

Villa Sonnenheim 4DIXFSQVOLU

„Die Schulen werden ab Montag Am Nachmittag raus in die Natur! Gedächtnis rufen und die Kinder von geschlossen, mindestens bis nach Wandern, spielen, Sonne genießen, der Sinnhaftigkeit der Vorschriften den Osterferien!“ Projekte starten, … überzeugen. Das kam dann, zwar nicht überra- schend, dennoch plötzlich und ge- Wie macht man aber Unterricht mit Wieso hat es trotzdem funktioniert? waltig. 5 Wochen kein geregelter Ta- 8 Kindern und Jugendlichen im Alter Wie kann es weiterhin funktionieren, gesablauf mit Schule, Vereinen, von 10–19 Jahren? Wie vereint man da unsere Kinder nun immer noch Freunde treffen, einkaufen…??? alle, wenn sie auf 7 verschiedene nicht in die Schule gehen dürfen? Schulen gehen? Unser Motto: Simul- Es erfordert ein hohes Maß an Prä- Wie geht man in der stationären tanunterricht der besonderen Art. senz und Konzentration der Mitarbei- Jugendhilfe mit solch einer Situation ter. Ein „Sich noch mehr Einlassen“. um, wie erklärt man, was, den Kin- Die Ü-18-ner müssen sich selber gut dern und Jugendlichen, wie kommt um ihre Aufgaben kümmern und Auf die Frage an eine Mitarbeiterin, man mit der „Enge“ klar? So eine Si- diese an ihre Lehrer schicken. Dann wieso wir das gerade so schaffen, tuation gab es noch nie und nun bleiben nur noch 4 unterschiedliche meinte sie, dass wir uns in der Krise müssen wir das Beste daraus machen. Schularten. gegenseitig mehr stärken, wir erleben In der Villa Sonnenheim haben wir Da einige unserer Kinder einen hohen alle das Gleiche und können die gu- wenigstens das Glück auf dem Land Förderbedarf haben, nutzten wir die ten und schlechten Erlebnisse der zu leben, den Wald vor der Haustüre Gelegenheit, sie hier entsprechend zu Kollegen besser nachvollziehen. Die zu haben und wenigstens die Natur fördern und zu fordern. Versäumtes Gefühlslage unter den Kollegen ist nutzen zu dürfen. nachzuholen, die Grundkenntnisse in ähnlicher geworden, da jeder, alles Sehr schnell wurde auch klar, dass wir Mathematik, Deutsch und Englisch macht. Schulbetreuung, kochen, das mit unseren Kindern und Jugend- aufzufrischen und zu vertiefen. wandern, malen, …. Im „normalen“ lichen nur schaffen können, wenn wir Die Aufgaben von den Schulen Alltag hat jeder sein Steckenpferd, den Alltag gut strukturieren, damit haben die Kinder/Jugendlichen dann seine festen Zeiten und teilweise in- wir das gut überstehen können. auch noch erledigen müssen. Das dividuellen Aufgaben. Schwieriger ist, war immer wieder ein Spagat, hat dass unsere regelmäßigen Teamsit- 8:00 Uhr Frühstück aber gut funktioniert. zungen nicht in dem Maß stattfinden 9:00 Uhr Unterrichtsbeginn Wir haben auch einen Kunst-Tag ein- können, wie es manchmal nötig wäre. 10:00 Uhr – 10:10 Uhr Pause geschoben, an welchem die Kinder/ Unsere Kindergruppe braucht viel 10:10 Uhr – 11:00 Uhr Unterricht Jugendlichen, ihre Gedanken und Aufsicht und Anwesenheit. 11:00 Uhr – 11:15 Uhr Pause Vorstellungen zur aktuellen Krise 11:15 Uhr – 12:00 Uhr Unterricht malen konnten. Dann wurden Atem- Elternkontakte können nur noch via 13:00 Uhr Mittagessen masken genäht, gehäkelt, Ostern vor- Telefon stattfinden, da fehlt der per- Zeit für die Erzieher, die bereitet und immer wieder die aktu- sönliche Austausch unter vier/sechs Aufgaben der Kinder zu ellen Meldungen weitergegeben. Augen. Allerdings haben wir da keine korrigieren, damit in der Die strikten Hygienevorschriften gera- anderen Kommunikationsmittel Hausaufgabenzeit alles ten immer wieder in den Hintergrund, gewählt. verbessert werden kann. da alles so „normal“ geworden ist, all- In den Ferien durften die Kinder aller- 14:00 Uhr – täglich, dann aber vergessen wird. dings häufiger mit ihren Eltern telefo- 15:00 Uhr Hausaufgabenzeit Alles muss man sich immer wieder ins nieren, was beiden Seiten guttat.

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4DIXFSQVOLU Nun einige Bilder von Aktionen, die wir ohne Corona nicht so hätten durchführen können.

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Masken mit SINN nähen

Karlsruher Grat – Eine wahre Herausforderung

Brot selber backen

Bau eines Zeltplatzes mit Feuerstelle

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Reparaturarbeiten an den selbstgebauten Kanus, da braucht man sowieso einen Mundschutz

Malen gegen die Krise

(Alle Fotos auf dieser Doppelseite: © Villa Sonnenheim gGmbH)

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4DIXFSQVOLU Das Haus Bolivar-Preußer während der Corona-Krise

Am 13.03.2020 fanden wir uns im somit wird häufiger Kontakt mit den Die Schule darf nicht mehr besucht Team zu einer Krisenbesprechung zu- Bewohnern und Mitarbeitern ver- werden, deshalb enden die Ferien sammen. An diesem Tag war uns sucht zu vermeiden. Die Bewohner nicht wie vorgesehen. Geschäfte noch nicht klar, was in den nächsten der Wohngruppe können dieses sehr schließen, es wird offiziell. Wochen auf uns zukommen wird. Wir gut nachvoll ziehen und sind rück- Das Kontaktverbot besteht. besprechen den Dienstplan, decken sichtsvoll mit- und untereinander. In die Tage so ab, dass die Leitungspo- den darauff olgenden Tagen über- In der ganzen Zeit haben wir die sition überwiegend im Nachtdienst schlagen sich die Nachrichten zum Thematik mit den Jugendlichen trans- tätig ist. Sie gehört zur Risikogruppe, Corona-Thema.

Das Foto zeigt unsere tägliche Schulzeit innerhalb der Einrichtung von 9 Uhr bis 12.30 Uhr. (Foto: Privat)

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parent behandelt. Es musste die Gemeckert wurde natürlich zwi- gibt es ein Sportangebot, welches komplette Alltagsstruktur neu ge- schendurch auch, am allermeisten mit guter Laune angenommen wird. plant und durchdacht werden. Wie darüber, dass die Schule vermisst wird Partizipation spielt in dieser Phase können wir alle in unserer „kleinen und das zeigt uns, was die Corona- eine noch größere Rolle. Durch diese Wohngruppe“ zusammen durchhal- Krise uns am besten gelehrt hat: Dass Zeit wächst die Gruppe enger zusam-

ten?! Damit die Tage nicht zu lang die alltäglichen kleinen, auch unbe- men und unsere neu eingezogene 4DIXFSQVOLU werden und uns nicht die Decke auf liebten Dinge fehlen, wenn sie nicht Mitbewohnerin lernt alle, durch das den Kopf fällt. Dazu kommen die Fra- mehr möglich sind. viele Miteinander, schnell kennen. gen bezüglich der Zukunft. Was wird mit Besuchskontakten, Freundschaf- Uns haben die Jugendlichen erzählt, Wir sind froh, dass wir in dieser ten und Familie? Fragen über Fragen dass sie sich freuen, Zeit miteinander schwierigen Zeit eine Gruppe haben, bei den Jugendlichen und auch in verbringen zu können, sie genießen die alle zusammen an einem Strang unserem Team. die gemeinsamen Spaziergänge bei ziehen und sich unsere Kinder und gutem Wetter, spielen im Garten, Jugendlichen so gut untereinander Natürlich gibt es in dieser Zeit auch verschönern ihre Zimmer z.B. durch verstehen und die ganzen Regeln in viele Ängste vor dem, was eventuell Streichen, es werden Gemeinschafts- Bezug auf die Corona-Situation ein- kommen kann. Alle Beteiligten haben spiele gespielt, gemalt und außerdem halten. sich viele Gedanken über den Coro- na-Virus gemacht und wir Erwachse- nen haben viel mit unseren Bewoh- nern darüber geredet und beruhigt. Nichts desto trotz ist der Gedanke Corona immer in jeder Situation mit dabei und präsent.

Mit vollem Engagement haben wir gemeinsam lückenlose Dienstpläne erstellt, um die Betreuung 24/7 zu gewährleisten, haben tägliche Schul- 6RIWZDUHYRP3UDNWLNHU zeiten eingeführt und auch Freizeit- ]XYHUOlVVLJXQGJQVWLJ  angebote erarbeitet. Gab es Neuigkei- 6HLWEHU-DKUHQ ten bezüglich der Schule oder im All- .QRZKRZLQDOOHQ %HUHLFKHQGHU.LQGHU gemeinen zu den Verhaltensregeln, -XJHQGXQG6R]LDOKLOIH  haben wir eine Konferenz einberufen  und alle miteinander gesprochen. Es %HZRKQHUYHUZDOWXQJ'RNXPHQWDWLRQ *UXSSHQEXFK+LOIHSODQXQJ wurden offene Fragen beantwortet /HLVWXQJVDEUHFKQXQJ6WDWLVWLN %XFKKDOWXQJ%LODQ]%:$ und sich über das allgemeine Wohl- &RQWUROOLQJ0HOGHZHVHQXVZ befinden ausgetauscht. Die Jugend-  :LQGRZV6RIWZDUHDXIGHU lichen haben von Tag 1 ohne große *UXQGODJHHLQHUPRGHUQHQ &OLHQW6HUYHU'DWHQEDQN negative Äußerungen mitgearbeitet,  KVGEHWUHLEWHLQHEHUDXVPRGHUDWH3UHLVSROLWLN ihre Aufgaben erledigt und aus allem /L]HQ]XQG6HUYLFHSUHLVHULFKWHQVLFKQDFKGHU das Beste gemacht. =DKOGHUEHWUHXWHQ.LQGHUXQG-XJHQGOLFKHQ 'DPLWN|QQHQDXFKNOHLQH(LQULFKWXQJHQ PLWHLQHPJHULQJHQ%XGJHWPRGHUQH 6RIWZDUHO|VXQJHQHLQVHW]HQXQGQXW]HQ In Bezug auf die Schule gab es  neue Wege sich gegenseitig auszu-  tauschen. So gab es beispielsweise Videokonferenzen mit allen Mitschü-  KVG&RPSXWHU6HUYLFH*PE+ lern und den Lehrern, wo sich über %URFNKDXVHU:HJD Neuigkeiten ausgetauscht wurde. 3OHWWHQEHUJ  Es ist sehr aufregend gewesen und  LQIR#KVG&6GH bietet zum Glück eine Alternative ZZZKVG&6GH zum ganz „normalen“ Telefonieren.

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4DIXFSQVOLU Achtung – Wir sind POSITIV

Der Beginn der Coronakrise liegt nun Haus Fichtenhalde wird in privater liche und junge Erwachsene bei ihrer einige Wochen zurück. Die extrem Trägerschaft geführt. Das Team be- Entwicklung und bei der Bewältigung dynamische Entwicklung führt dazu, steht aus qualifizierten Fachkräften ihrer traumatischen Erfahrungen. dass Dinge in zeitlichen Abständen unterschied licher Fachrichtungen, die immer neu bewertet werden müssen. nach wissenschaftlich begründeten Die Corona-Krise hat unsere Arbeit in Deshalb ist es wichtig darauf hinzu- pädagogischen und therapeutischen Haus Fichtenhalde stark beeinflusst weisen, dass dieser Artikel auf dem Methoden arbeiten. und auch beeinträchtigt. Wir tragen Sachstand von Anfang Mai 2020 ver- mit unserer Arbeit eine besondere fasst wurde. Das Leistungsangebot im Stammhaus Verantwortung für die Kinder, Ju- umfasst eine stationäre Hausgemein- gendlichen und Familien. In den letz- Haus Fichtenhalde ist eine familien- schaft für 25 Jungen und Mädchen, ten Wochen mussten wir uns dabei ergänzende und familienunterstüt- sowie drei Tagesgruppen mit insge- vielen besonderen Herausforderun- zende pädagogisch-therapeutische samt 22 Plätzen. Dem Stammhaus gen stellen und immer wieder neue Einrichtung der Kinder- und Jugend- angegliedert ist eine schulische Be- Wege finden, unserer Verantwortung hilfe, die Kindern mit Verhaltensauffäl- treuung in unserem staatlich aner- sowie unserem Anspruch pädago- ligkeiten, Entwicklungs- und Lernstö- kannten Sonderpädagogischen gisch-therapeutisch zu wirken und zu rungen oder familiären Problembe- Bildungs- und Beratungszentrum für handeln gerecht zu werden. lastungen, die sich in erzieherischen emotionale und soziale Entwicklung und schulischen Schwierigkeiten (SBBZ ESENT). In einer spezialisierten Zum Glück mussten wir uns zu kei- äußern, Hilfestellung für ihre persön- stationären Außenwohngruppe un- nem Zeitpunkt Sorgen um unser liche Entwicklung geben will. terstützen wir 7 männliche Jugend- wirtschaftliches Überleben machen. Die Kommission Kinder und Jugend- hilfe erstellte in Baden-Württemberg sehr rasch Empfehlungen, die von unserem örtlichen Jugendamt und den meisten Jugendämtern auch übernommen wurden. Darin wurde festgelegt, dass in den teilstationären und stationären Hilfen die Entgelte unabhängig von der Anwesenheit der jungen Menschen weiterbezahlt werden. Da die wirtschaftliche Situa- tion dadurch abgesichert war, konnte sich die Institution als Ganzes und auch alle einzelnen mitarbeitenden Personen voll entfalten und waren nicht durch Existenzängste blockiert. Von Anfang an war klar: Wir machen weiter engagiert unsere Arbeit und

(Alle Fotos auf den Seiten 14 bis 20: © Haus Fichtenhalde) lassen niemanden im Stich. Auch unter den besonderen Umständen

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wollen wir alles tun, was uns möglich Shutdown als Aufbruch tungskräfte, Hauswirtschaft, … alle ist, um den Kindern, Jugendlichen engagierten sich zusammen mit dem und Familien zu helfen. Dies bedeu- Als die öffentlichen Schulen relativ Gruppendienst, um den pädago- tet, dass die pädagogischen und the- unvermittelt geschlossen wurden, gisch-therapeutischen Alltag weiter rapeutischen Notwendigkeiten und waren wir gezwungen, die Betreuung konstruktiv zu gestalten. Es hat sich Zielsetzungen für uns weiter hand- in den Wohngruppen für alle Kinder ausgezahlt, dass wir seit der Grün- lungsleitend sind und gleichberech- auf die Vormittage auszuweiten. dung von Haus Fichtenhalde schon tigt neben den besonderen Anfor- Gleichzeitig mussten die Vorgaben immer großen Wert auf Zusammen- derungen der Pandemie beachtet des Infektionsschutzes akribisch um- halt und Gemeinsamkeit, ein gutes werden müssen. Die Verfolgung gesetzt, sowie deren Einhaltung ge- kollegiales Miteinander und Offenheit der jeweiligen Ziele der Kinder und währleistet und abgesichert werden. für unterschiedliche Perspektiven Jugendlichen ist uns auch in dieser Zu allem Übel fielen zahlreiche Per- gelegt haben. speziellen Situation ein Herzensan- sonen durch Krankheit, Quarantäne liegen. Wir möchten ihnen auch auf oder Einstufung als Risikopersonen Relativ schnell wurde aber auch deut- für uns noch ungewohnten Wegen aus. Nur durch den großen Zusam- lich, dass wir in der Organisation, die Chance geben, Entwicklungsver- menhalt aller Bereiche und die Bereit- Kommunikation und Führung neue zögerungen weiter aufzuholen und schaft des Personals aus den Be- Wege gehen müssen, um dieses En- ihre Kompetenzen beispielsweise im reichen Tagesgruppen, Schule und gagement zu bündeln, zielgerecht so zialen oder emotionalen Bereich zu Therapie dort zu unterstützen, wo einzusetzen und über eine längere erweitern. Unterstützung gebraucht wurde, Zeit aufrecht zu erhalten. Denn plötz- Vor diesem Hintergrund haben wir konnten die Teams in den Wohn- lich waren die über Jahre entwickel- die Zusammenarbeit der verschiede- gruppen ihren Auftrag weiterhin ten und perfektionierten Abläufe nen Disziplinen zeitweise neu erfun- erfüllen. nicht mehr umsetzbar oder auch den und auf unterschied liche Weise nicht mehr stimmig, was sowohl im Alltag integriert. Wir waren und Die Bereitschaft und das Engagement pädagogisch als auch therapeutisch sind davon überzeugt, dass wir diese aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Räume eröffnete, die aber in Herausforderung mit Leidenschaft, war und ist enorm beeindruckend. den Gesamtrahmen eingebunden Flexibilität, Kreativität und auch Formalitäten traten in den Hinter- werden mussten. Auch stellte sich Freude gut bewältigen werden. grund. Kreativität, Flexibilität, Ver- schnell heraus, dass die bisherigen Am Beispiel unserer Wohngruppen lässlichkeit und Lösungsorientierung Formen der internen und externen wollen wir hier ein paar wenige bestimmten das Handeln. Leitung, Kommunikation nicht mehr aus- Aspekte darstellen. Therapeuten, Lehrkräfte, Verwal- reichend waren.

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Kommunikation auf Abstand Die Kommunikation in der Einrich- Pandemiestabes zugrunde liegen. 4DIXFSQVOLU tung war und ist durch die Corona- Durch die regelmäßige gemeinsame Der Bedarf an Informationsweiterga- Pandemie aber stark eingeschränkt. Abstimmung und die transparente be war gerade in den ersten Wochen Aufgrund der Hygienevorschriften ist Weitergabe der Informationen ist es enorm. Verlässliche Routinen waren der persönliche Kontakt zwischen uns gelungen, die Gemeinsamkeit der nicht mehr verfügbar. Es gab täglich den verschiedenen Bereichen unter- gesamten Einrichtung zu stärken und Änderungen, die abgestimmt und sagt und Besprechungen sind auf ein auch die Personen einzubinden, die kommuniziert werden mussten. Mindestmaß reduziert. Problema- aktuell nicht an Bord sein können. tisch war auch, dass viele Kolleginnen Außerdem war es gerade in der An- und Kollegen gerade zu Beginn der fangszeit notwendig, Personal auch Pandemie wegen Krankheit, Freistel- Halt geben in anderen Bereichen einzusetzen, lung und Quarantäne nicht im Haus trotz Unsicherheiten um die Lage überhaupt meistern zu anwesend sein konnten. Da diese können. So wurden Mitarbeiterinnen Personen über unser internes Kom- Die Kinder und Jugendlichen waren und Mitarbeiter aus den mittlerweise munikationssystem nicht erreicht von den Auswirkungen der Corona- geschlossenen Tagesgruppen in den werden konnten, mussten auch hier Krise unmittelbar betroffen. Neben Wohngruppen eingesetzt. Auch neue Wege gefunden werden. den Verunsicherungen und Ängsten unsere therapeutischen Fachkräfte in Bezug auf den Virus veränderten und die Lehrkräfte haben die Teams Um die Kommunikation sicherzustel- sich die Regelungen und die Struktur im Gruppendienst unterstützt. len und alle mitnehmen zu können, in ihrem Umfeld dramatisch. Auf Grund einer schnell entwickelten bildeten wir umgehend einen Pande- Die neuen Hygienevorschriften und neuen Tagesstruktur und der Ver- miestab. Der Pandemiestab setzt sich die Umsetzung der Landesverord- webung der unterschiedlichen zusammen aus den Personen der Lei- nung, insbesondere die Schließungen Fachbereiche in diesem neuen Alltag tungskonferenz (alle Bereichsleitun- der Schulen und die Ausgangsbe- konnte jedes Kind mit seinen be- gen) und je einer Vertretungsperson schränkungen, hatten drastische sonderen Bedürfnissen gesehen aus den Teams der einzelnen Berei- Auswirkungen auf den Alltag und die und individuell dabei unterstützt che (in der Regel die Personen aus Tagesstruktur der jungen Menschen. werden, mit der neuen Situation zu- unserer Mitarbeiterinteressenvertre- Heimfahrten konnten nicht mehr recht zu kommen. Kinder, deren tung). Die Sitzungen finden ein- bis geplant oder in Aussicht gestellt Bezugsper sonen plötzlich nicht für zweimal wöchentlich statt. Wichtig werden, was viele der Kinder und Ju- sie greifbar waren, wurden eng be- war es uns, die Entscheidungen auf gendlichen zusätzlich in emotionale gleitet, auch in der Kontaktaufnahme einer soliden Basis unter Einbezug Verstrickungen und Verunsicherung mit ihren Bezugspersonen und Eltern, möglichst vieler Perspektiven treffen brachte. um sich nicht allein gelassen zu zu können. Außerdem sollten dabei fühlen. alle Personen spüren können, dass sie Dabei sind gerade die Kinder und beteiligt sind. Jugendlichen, die wir betreuen, stark Um die Infektionsmöglichkeiten zwi- auf stabile Bindungsangebote, schen den Bereichen auszuschließen, Um alle Mitarbeitenden über die ak- Verlässlichkeit und haltgebende wurde das Personal aber grundsätz- tuellen und extrem dynamischen Ver- Strukturen angewiesen. Viele von ih- lich nur in einem Bereich eingesetzt. änderungen auf dem Laufenden zu nen brauchen sehr lange, um sich auf Mit den Kolleginnen und Kollegen, halten, werden alle (auch die nicht kleinste Veränderungen einzustellen, die den Risikogruppen zugeordnet anwesenden) Personen per E-Mail personelle Veränderungen können werden mussten, haben wir indivi- über einen speziellen Newsletter in- unter Umständen Krisen und Regres- duelle Wege gefunden, wie sie sich formiert. Der Newsletter enthält Infor- sion bedeuten. Wichtig war es des- weiter einbringen konnten. So wur- mationen zu allen wesentlichen Neu- halb, den jungen Menschen in dieser den beispielsweise vom Homeoffice erungen und Veränderungen sowie besonderen Situation emotionale Si- aus telefonische Beratungen ange- Rückmeldungen, die wir von Dritten cherheit zu vermitteln sowie Halt und boten oder verschiedene Unterlagen erhalten. Außerdem beinhaltet er eine Geborgenheit zu geben. Eine große erarbeitet. Andere konnten sich über Übersicht über die aktuelle Situation Herausforderung, wenn selbst Lei- spezielle Dienstpläne und besondere der Kinder und des Personals, und im tung und Mitarbeitende unsicher sind Aufgabenstellungen weiter einbrin- Anhang finden sich alle Informatio- und keine Klarheit haben können, gen. nen, die den Entscheidungen des wie sich die Dinge weiterentwickeln.

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Wir haben den Kindern zu verstehen Einzelsitzungen der unterschiedlichen Kollegen geht, die aktuell nicht da gegeben, dass wir zwar nicht viel Therapieformen wieder aufgenom- sein können. Ein Fehlen dieser Infor- über die kommenden Wochen und men werden konnten. mationen sorgt schnell für Verunsi- Ver läufe wissen, aber alles in unserer cherung und Unmut unter den Kin- Macht stehende tun werden, um in Um die jungen Menschen bestmög- dern, die in ihren Beziehungen und

dieser Situation ihre Wünsche und lich in die aktuellen Themen einzu- Bindungsmomenten aufgrund der 4DIXFSQVOLU Bedürfnisse im Fokus zu behalten. binden, haben wir die sonst zweimal räumlichen Distanz zum Elternhaus Sehr hilfreich war hier der Einsatz der wöchentlich stattfindenden Kinder- und der besonderen Dienstpläne ih- psychotherapeutischen Fachkräfte im konferenzen häufiger angesetzt. Die rer Bezugspersonen sowieso schon Gruppendienst, die neben dem Grup- Kinder und Jugendlichen der Wohn- teilweise schmerzhafte Einschränkun- penalltag auch präventiv individuelle gruppe treffen sich nun täglich nach gen der Verfügbarkeit und Ansprech- Begleitung, gezielte Kleingruppen- dem Mittagessen zu einer halbstündi- barkeit erfahren. arbeit und Begleitung in Krisensitua- gen Kinderkonferenz. Dort wird den tionen übernahmen. Die psychothe- Fragen der Kinder viel Raum gege- rapeutischen Beobachtungen und ben, und die Dinge, die sie bewegen, Kontakt trotz Empfehlungen aus dem Alltag konn- werden ernst genommen. Bei der Ausgangsbeschränkung ten direkt in den Wohngruppenalltag gemeinsamen Suche nach Lösungen eingebracht oder weitergegeben werden die jungen Menschen in ihrer Auch für die Eltern ist die Coronazeit werden. Diese direkte Verknüpfung Selbstwirksamkeit bestärkt. Daneben eine große Herausforderung. Neben wog auf, dass in diesen ersten Wo- werden aktuelle Informationen aus- eigenen Ängsten und Sorgen muss chen der Neujustierung keine thera- getauscht, Änderungen in der Tages- die Situation zuhause mit den bei ih- peutischen Einzelsitzungen stattfin- struktur werden begründet und be- nen lebenden Kindern und ohne ihr den konnten. Seit Ende April hat sich sprochen, sowie Gruppenangebote Kind, das in der Wohngruppe lebt, die Situation personell wie emotional geplant. Wichtig ist es auch mitzu- bewältigt werden. Die Eltern sind seit und strukturell in den Wohngruppen teilen, wer heute im Dienst ist, und Wochen in ihrer privaten Situation soweit stabilisiert, dass die regulären wie es einzelnen Kolleginnen und zunehmend überfordert und sorgen

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so dass die zu erwartenden Eskalatio- 4DIXFSQVOLU nen ausblieben.

Beurlaubungen als Herausforderung

Da wir uns als familienergänzende Einrichtung verstehen, organisieren wir für unsere Kinder sehr regelmäßi- ge Kontakte zu ihren Familien. Die turnusmäßig 14-tägig stattfindenden Heimfahrten mussten zunächst aus- gesetzt werden. Dies war für Kinder und Eltern gleichermaßen eine große Umstellung und Belastung. Manche äußerten sogar die Angst, sich nun monatelang nicht mehr sehen zu können und benötigten im Umgang mit diesem Gefühl individuelle psy- chotherapeutische Begleitung.

In den Wochen vor Ostern hat sich sich darüber hinaus um ihre Kinder in arbeit und Beruhigung der Situation das Landesjugendamt in Stuttgart der Wohngruppe und vermissen sie. im häuslichen Umfeld, was häufig wi- zum Thema Heimfahrten geäußert. Es derum eine Entspannung beim je- wurde dringend geraten, bis auf wei- Um die Verbindung nach Hause zu weiligen Kind nach sich zog. Die Bera- teres auf Beurlaubungen zu verzich- unterstützen, wurden die Kontakt- tung und Unterstützung wurde sehr ten, da dies nach Rückkehr der Kinder möglichkeiten für die Kinder und Ju- gerne angenommen. Die Eltern mel- das Infektionsrisiko für die gesamte gendlichen ausgeweitet. Die Telefon- den uns zurück, dass sie sich und ihre Wohngruppe erhöht. Dies bedeutet, zeiten wurden auf den ganzen Kinder bei Haus Fichtenhalde gut be- dass wir von uns aus keine Heimfahr- Nachmittag und Abend erweitert. gleitet fühlen. ten anbieten dürfen. Zusätzlich wurden zwei Tablets ange- schafft, um die Möglichkeit für Video- Die telefonischen Kontakte werden In der Wohngruppe wollten aber viele kontakte nach Hause zu schaffen. durch einen Eltern-Newsletter er- Eltern ihre Kinder über Ostern zuhause gänzt, der allen Eltern der Wohngrup- haben. Natürlich hatten wir Verständ- Mit den Eltern stehen wir in einem pen in regelmäßigen Abständen zu- nis dafür, dass Eltern – gerade in dieser regelmäßigen und sehr intensiven gestellt wird. Er informiert die Eltern Lage – gerne die Feier tage gemein- telefonischen Kontakt und Austausch. über den aktuellen Stand hier in Haus sam mit ihren Kindern als Familie fei- Neben pädagogisch-familienthera- Fichtenhalde. Ziel war es, den Eltern ern und erleben wollten. Zudem nah- peutischen Themen liegt der Schwer- aufzuzeigen, dass es ihren Kindern men wir bei den Kindern einen begin- punkt hier auf alltagspraktischen gut geht und ihnen das Gefühl zu nenden „Lagerkoller“ wahr, der durch Themen, die sich aus der besonderen vermitteln, dass ihre Kinder hier gut die Sehnsucht nach der Familie und Situation ergeben. aufgehoben und sicher sind. Zusätz- dem eigenen Zuhause, Sorge um das lich erhalten alle Familien täglich eine Wohlergehen einzelner Familienange- Um die Familien zu stabilisieren, wur- E-Mail mit Anregungen für die Zeit höriger und/oder der Angst vor Bezie- de die Elternberatung teilweise neu zuhause. Wir unterstützen sie so in hungsverlust noch verstärkt wurde. strukturiert. Mit allen zur Verfügung der schwierigen Situationen daheim Nach Abwägung der pädagogischen stehenden Möglichkeiten wurden die durch Ideen und Anregungen für die und therapeutischen Aspekte mit den Eltern intensiv betreut. Der Schwer- Tagesstruktur. Durch die Beratung Anfor derungen des Infektionsschutzes punkt lag hier neben den oben konnte die häusliche Situation in haben wir ein Verfahren festgelegt, genannten Themen auf Vertrauens- allen Fällen gut abgesichert werden, um Heimfahrten zu ermöglichen.

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Bei entsprechenden Anfragen der und vor allem ausgeglichen und zu- ein lebendiges Vorbild sein, wie Prob- Eltern wird gemeinsam bewertet, ob frieden zurückgekehrt. leme gelöst werden können. Ver- die Heimfahrt aus pädagogisch-the- mutlich haben wir in diesen Wochen rapeutischen Gründen notwendig er- pädagogisch und therapeutisch min- scheint. Außerdem prüfen wir, ob die Berufung statt Beruf destens genauso viel erreicht, wie wir

strikte Einhaltung der Verordnung des in normalen Zeiten erreichen können. 4DIXFSQVOLU Landes Baden-Württemberg zur Ein- Neben all den Schwierigkeiten und Außerordentlich hilfreich war es auch, schränkung der sozialen Kontakte zu- Problemen hat die Corona-Pandemie den starken Rückhalt für unsere Ar- hause umgesetzt und die Vorgaben unsere Institution und unsere Ge- beit von Seiten der Sozialen Dienste des Landesjugendamtes eingehalten meinschaft auch positiv bereichert. Es und auch von den Eltern nicht nur zu werden können. Um mit den Eltern ist uns gelungen, die Krise als Chance spüren, sondern auch einmal direkt ein gemeinsames Verständnis zum In- zu begreifen und diese zu ergreifen. rückgemeldet zu bekommen. fektionsschutz zu entwickeln, haben Durch außerordentliches Engage- wir ein eigenes Schulungsprogramm ment auf allen Ebenen, eine verläss- Vor allem aber hat diese Krise deutlich erarbeitet und umgesetzt. Die Eltern liche und transparente Führung, Si- gemacht, welches Potential unsere haben von uns regelmäßig Material cherstellung einer regelmäßigen und Einrichtung und unsere Mitarbeite- zu einer Hygieneschulung erhalten, umfassenden Kommunikation, ge- rinnen und Mitarbeiter haben. Wir welches wir dann in Telefonaten mit genseitige Anerkennung und Wert- machen hier nicht einfach nur unsere ihnen gemeinsam durchgegangen schätzung und eine große anpacken- Arbeit, sondern wir engagieren uns in sind. Die Eltern wurden von uns in die de Gemeinschaft mit ähnlichen Wer- ganz besonderer Weise für UNSERE Lage versetzt, sich bewusst mit der ten und großer Gelassenheit können Gesellschaft, UNSERE Gemeinschaft Thematik auseinanderzusetzen, um wir den jungen Menschen und Eltern und UNSERE Werte. eine fundierte Entscheidung fällen zu können, ob sie ihr Kind nach Hause holen oder nicht. Die Eltern haben sich an der Schulung sehr verant- wortlich und engagiert beteiligt.

Erarbeitung eines eigenen Schulungsprogramms für Eltern zum Infektionsschutz

Wenn die Eltern sicherstellen können, dass es ihnen gelingt, die aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen über die Besuchszeit zuhause umzusetzen, wird miteinander eine passende Lö- sung für die Heimfahrt erarbeitet. Um nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln reisen zu müssen, werden die jungen Menschen von den Eltern abgeholt oder von uns nach Hause gebracht. Die Organisation der Heimfahrten ist natürlich sehr zeitaufwendig, sie be- deutet eine Vielzahl an Absprachen und Rückmeldeschleifen. Die Besu- che zuhause haben sich aber über- wiegend positiv auf die Stimmung der Kinder und Jugendlichen aus- gewirkt, bisher sind alle auch gesund

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4DIXFSQVOLU Die Leistungen unserer Tagesgruppen in der Coronazeit

r 5ÅHMJDIF/PUCFUSFVVOH JO,MFJOTUHSVQQFO [5&JO[FMCFUSFVVOH WPO.POUBHCJT'SFJUBHTFJU4DIMJF“VOHEFS Schulen (auch während der Schulferienzeiten).

r 3FHFMNœJHF5FMFGPOBUFNJUEFO&MUFSO UFJMXFJTFBVDINFISNBMTXÕDIFOUMJDI [VN"VTUBVTDIÛCFSEJF Alltagsbewältigung in der aktuellen Situation sowie über den aktuellen Hilfe- und Unterstützungsbedarf.

r 3FHFMNœJHFS,POUBLU[VEFO,JOEFSOJO'PSNWPO5FMFGPOBUFO EVSDIQÅEVOEUIFSBQFVUJTDIF.JUBSCFJUFS wie auch unsere Lehrer) oder auch aufsuchender Betreuung im Einzelkontakt verbunden mit gemeinsamen pädagogischen Aktivitäten im häuslichen Umfeld (Radtouren, Ausflüge, Spaziergänge).

r %VSDIHÅOHJHF ,SJTFO 5FMFGPOCFSFJUTDIBGU BVDIBCFOETVOEBO8PDIFOFOEFO 

r *OUFSOFCFSFJDITÛCFSHSFJGFOEF3JTJLPBCXÅHVOHCF[ÛHMJDIEFT,JOEFTXPIMTJN&JO[FMGBMM [VTBNNFONJU Mit arbeitern aus den Bereichen Therapie und Schule) und im Prozess dann ggf. auch Anpassung der Unterstützungsleistungen in Abstimmung mit dem Sozialen Dienst.

r 1ÅEBHPHJTDIF(FTQSÅDIFNJUEFO&MUFSO BVDIJO'PSNWPO)BVTCFTVDIFOVOUFS&JOIBMUVOHEFS4JDIFSIFJUT vorschriften) zur Unterstützung und Stabilisierung der häuslichen Situation, zur Weitergabe von Anregungen zur Freizeitgestaltung und zur Bearbeitung von häuslichen Problemsituationen sowie Zielen und Perspektiven des Hilfeplans.

r 3FHFMNœJHF7FSTPSHVOHEFS&MUFSONJU*OGPSNBUJPOTNBUFSJBM[VN*OGFLUJPOTTDIVU[JO7FSCJOEVOHNJU inten siver telefonischer Hygieneschulung zur Erklärung bzw. Vertiefung der Inhalte.

r 5ÅHMJDIF3VOENBJMt%JFHBO[F8PDIFJTUXBTMPTiBO&MUFSOVOE,JOEFSNJUQSBLUJTDIFO5JQQTVOE"OSFHVOHFO für die Gestaltung der freien Zeit zuhause (z.B. in Form von Spiel- und Bastelanleitungen, Geschichten und Kochrezepten)

r #FHMFJUVOHVOE6OUFSTUÛU[VOHEFSEVSDIVOTFSF4DIVMFHFTUFMMUFO-FSOBVGHBCFO QSBLUJTDIJOEFS Notbetreuung, oder telefonisch bzw. durch digitale Medien).

r /FXTMFUUFSNJUBLUVFMMFO*OGPSNBUJPOFOVOEEFSFO"VTXJSLVOHFOBVGVOTFS#FUSFVVOHTBOHFCPUBO&MUFSO und Mitarbeiter des KSD.

r 6NGBTTFOEF%PLVNFOUBUJPOEFS,POUBLUFVOEFSCSBDIUFO Leistungen in unserem internen Dokumentationssystem.

Durch diese umfassenden Maßnahmen und Angebote konn- ten bzw. können wir die Kinder und ihre Familien auch in die- ser besonderen Zeit eng begleiten. Auftretende Probleme oder sich zuspitzende familiäre Situationen können dadurch zeitnah erkannt und entsprechend bearbeitet und so ab- gemildert werden. Die Leistungen wurden bzw. werden ent- sprechend des individuellen Bedarfes der Kinder und Jugend- lichen und ihrer Familien angeboten bzw. von den Familien entsprechend ihres jeweiligen persönlichen Sicherheits- bedürfnisses bezüglich des Infektionsschutzes nachgefragt.

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Achtsam und unterstützend in der Krisenzeit 4DIXFSQVOLU

Bericht aus der Kita der Unsere Einrichtung steht auf unter- Zu Ostern haben wir den Familien ein Lenitas gGmbH in Karlsruhe schiedlichsten Wegen im Kontakt mit Erzieher-Gruppenbild per Post ge- den Eltern unserer Kinder. schickt, damit die Eltern mit den Kin- Für uns als Team ist es wichtig in einer dern gemeinsam über uns sprechen Krisenzeit wie der aktuellen achtsam Wir ver schicken E-Mails mit Impulsen können und wir ihnen auf diesem zu sein, Unterstützung zu bieten, wo oder Liedern aus unserem Singkreis. Weg im Gedächtnis bleiben. Von immer dies uns möglich ist, und im- unseren Eltern bekommen wir viele mer im gegenseitigen Austausch mit Die Eltern rufen uns auf Wunsch der Rückmeldungen, dass das gerade in Eltern, Kindern und den Mitarbeitern Kinder in der Einrichtung an, manche dieser Zeit mit wenig sozialen Kontak- der Einrichtung zu bleiben. Eltern sogar per Videoanruf. Auch ten sehr hilft. Zwei Kinder haben sich Post mit Ostergrüßen an das ganze unser Erzieherfoto sogar über ihr Bett Gerade jetzt sehen wir einen enor- Team hat uns erreicht. Ebenso haben gehängt. men Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, die Eltern unserer Einrichtung eine Verantwortungsbewusstsein und passwortgeschützte Cloud erstellt, in Egal auf welchem Weg: Für unsere Unter stützung, so wie Kreativität und der jede Familie Bilder von ihrem Kind Familien haben wir immer ein offenes Flexibilität unter den Mitarbeitern und sowie wir Erzieher Bilder von uns Ohr und stehen Ihnen mit Rat und Tat den Eltern. hochladen können. zur Seite.

(Foto: © Lenitas gGmbH)

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4DIXFSQVOLU Sekundärgewinne in der Coronakrise – Ein Blitzlicht

Als Geschäftsführer der Fachinstitute dass ihre Kinder während der Oster- Blauschek, einem Unternehmensver- ferien in der Wohngruppe mehr Mög- bund in OWL, der an seinen beiden lichkeiten hatten, eine schöne Zeit zu Hauptstandorten im Bereich der stati- verbringen, als in der heimischen onären Kinder- und Jugendhilfe eige- Stadtwohnung. Auch konnten man- ne Ersatzschulen betreibt, aber auch che Eltern an dem konkreten Bedro- ambulante Angebote der Hilfen zur hungsszenario durch das Coronavirus Erziehung anbietet, ist es vor allem die große Fürsorge unserer Mitarbei- spannend auf die Frage zu schauen, tenden ihren eigenen Kindern gegen- an welchen Stellen die Coronakrise als über erkennen und die umfangreiche Chance, Impulsgeber oder als Anlass Professionalität im Umgang mit dieser für positive Entwicklung gewertet Krise erleben, was sich letztlich sicher- werden kann. lich positiv auf die erfolgreiche Gestaltung der HzE-Maßnahme Als positiver Nebeneffekt der Corona- auswirken kann. virus-Pandemie kann sicherlich be- schrieben werden, dass es in zahlrei- Besonders gefreut habe ich mich chen unserer Wohngruppen gelun- Thomas Blauschek über das gewachsene Bewusstsein, gen ist, die zwischen Mitarbeitenden (Foto: Privat) dass nicht nur die pädagogischen und den Kindern und Jugendlichen Fachkräfte zu den systemrelevanten bestehenden Beziehungsebenen zu Berufen zu zählen sind, sondern eben vertiefen und innerhalb der derzeit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestehenden Gruppenstrukturen zu aus Verwaltung, Küche, Hausmeisterei festigen. Dazu beigetragen haben ei- und Hauswirtschaft, die tagtäglich für nerseits die zusätzlich abzudecken- Schlussfolgern lässt sich hieraus, dass das reibungslose Gelingen des Alltags den Zeitfenster im Vormittagsbereich Regeln dann beachtet und akzeptiert Sorge tragen. Besonders hervorzuhe- durch den Wegfall der Beschulungs- werden, wenn sie sinnvoll oder für ben sind hier die Reinigungskräfte, zeiten, andererseits aber auch das Zu- den Einzelnen nützlich erscheinen. deren Verrichtung in der Umsetzung rückgeworfen oder Begrenztsein auf Keine ganz neue Erkenntnis, aber der Hygienepläne von den Kindern einen wesentlich kleineren Personen- eben eine, die die Jugendlichen und Jugendlichen, aber auch von den kreis, der hauptsächlich aus Gruppen- unserer Gruppen als Positivbeispiel Kolleginnen und Kollegen eine be- mitgliedern und Mitarbeitenden der erleben konnten. sondere Wertschätzung erfahren hat. Einrichtung besteht. Oft verbunden mit der Einsicht über Durch die Krise gewachsen ist in vie- die Bedeutsamkeit dieser Tätigkeit. Eine positive Erkenntnis ist aus dem len Fällen auch das Vertrauen der El- Umgang der Jugendlichen mit den tern in die Arbeit unserer Mitarbeiten- Ohne Zweifel ist die Digitalisierung Ausgangs- und Kontaktbeschränkun- den und in Teilen auch die Erkenntnis, des Arbeitsalltags unter dem Zwang gen abzuleiten, da diese sich im Ver- dass Gemeinschaftseinrichtungen für der Kontakteinschränkung als positi- lauf der Krise wesentlich besser an die viele Jugendliche durchaus auch Vor- ver Impuls für das Arbeiten im päda- gegebenen Regelungen gehalten teile haben können. Beispielsweise gogischen Alltag zu erwähnen. Ein haben als in der Zeit vor Corana. haben einige Eltern für sich erkannt, Umstand, der seine fortschrittlichen

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Auswirkungen hoffentlich auch in Zukunft noch weiter entfalten darf. Ist es doch veranlasst durch die Krise gelungen, tradierte Zeitfenster und Veranstaltungsformen wie z.B.

Team sitzungen in Frage zu stellen 4DIXFSQVOLU und diese stattdessen neu zu denken oder bereits in veränderter Form durch Telefon- oder Videokonferen- zen durchzuführen. Gegenwärtig scheint eine physische Präsenz nicht mehr un abdingbare Notwendigkeit für die Teilnahme an Gesprächs- runden wie Teamsitzungen, Hilfeplan- gesprächen, Familienkonferenzen, Therapiesitzungen etc. zu sein, wohl wissend, dass es sich hier um eine optionale Erweiterung handelt, die mit dem Wusch verbunden ist, im zwischenmenschlichen Kontakt bald auch wieder mehr Nähe zulassen zu (Foto: © Fachinstitute Blauschek) können.

Grundsätzlich sollte aber der „Benefit“ nen im Bereich der Digitalisierung lisierung der Hilfen zur Erziehung, wie dieser nun mehrfach erprobten Op- der Erziehungshilfen eingeschätzt es im Bereich der Schulen über „Gute tion der Kommunikation auch im werden. In der Beurteilung des Ge- Schule 2020“ oder den „Digitalpakt“ Hinblick auf das Einsparpotential oder samtthemas der Digitalisierung von erreicht wurde, leider fehlt! Sollte aber eine Effizienzsteigerung bei der Nut- Jugendhilfe sicherlich ein kleiner Im- die Coronakrise dieses so wichtige zung von Ressourcen bewertet und puls, der andererseits aufdeckt, dass Thema einer zeitgemäßen Um- im Abgleich mit geplanten Investitio- ein strukturelles Programm zur Digita- setzung von Kommunikation in den Hilfen zur Erziehung in den Fokus der Entscheider bringen, kann auch dieses als positiver Impuls gewertet werden.

Ich hoffe sehr, dass etwas von der ini- tiierten Innovation weiterentwickelt werden kann, dass das gegenseitige Zusammenrücken trotz Distanzrege- lungen gewahrt bleibt und die der- zeitig gelebte Gelassenheit im Alltag in den nächsten Wochen beibehalten werden kann. Denn dann ist es uns gelungen, eine Krise nicht nur als Ge- fahr zu betrachten, sondern auch als Chance zu begreifen, so wie es von uns im pädagogischen Alltag perma- nent verlangt, gelebt und gemeistert wird. Ist doch eine persönliche oder Schloss Varenholz familiäre Krise meist Anlass für den (Foto: © Fachinstitute Blauschek) Beginn unserer Tätigkeit im Sinne einer Hilfeplanung.

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4DIXFSQVOLU Corona – der Alltag nimmt sich eine Auszeit

Ausschnitte aus 8 Wochen hen, und nicht nur im Laptop oder mer ein paar Tage vor uns Deutschen Lockdown Tablett per Videotelefonie. Auch das Maßnahmen beschlossen, um die eine ganz neue Erfahrungen für Kin- Ausbreitung des Coronavirus zu ver- der, Mitarbeitende und Eltern. Neue langsamen. Hatte ich vor wenigen Ungewohnte Wochen liegen hinter Ideen, aus der Not geboren, die Wochen zugegebenermaßen „diesen uns. Viel Neues gab es zu regeln, viele sicherlich bleiben werden. Virus“ noch als „ganz weit weg“ emp- Sorgen zu zerstreuen. Aus den Ängs- funden (irgendwelche Lebendtier- ten der ersten Tage ist eine Kraft ge- Die folgenden Momentaufnahmen märkte in der chinesischen Provinz worden, gemeinsam diese neue Rea- schildern die ersten Wochen dieser standen nicht gerade ganz oben auf lität zu bestreiten. So manch dringen- Corona Zeit in den Einrichtungen der meiner Reiseliste), so dämmerte mir de Frage oder Bitte blieb in Behörden Kinder- und Jugendhilfe Jochen nun seit ein paar Tagen, dass da et- und Ämtern unerwidert. So verließen Sprenger: was Gewaltiges auf uns zurollt, was wir uns auf die Fähigkeit, die uns als uns alle lange beschäftigen wird. private Träger mit Sicherheit vor an- deren auszeichnet: schnelle und flexi- „Freitag, der 13.“ In den letzten Tagen hatte es – teil- ble Entscheidungen zu treffen und (Malte Fiebing-Petersen, weise mehrmals täglich – Abstim- dabei auch unkonventionelle Wege Leitung Kieler Sprotte) mungen mit meinem Träger und an- zu beschreiten mit unserem Know- deren Hausleitern des Unternehmens how und unseren Ressourcen. Da 6:00 Uhr. Der Radiowecker springt an. gegeben. Es wurden erste Notfallplä- wurde die Schule kurzerhand kom- Und wieder sind die Nachrichten voll ne geschrieben – immer in mehreren plett mitsamt Lehrer in das Wohnzim- von der so genannten „Corona-Krise“. Varianten, die kurz darauf schon wie- mer der Wohngruppe umgezogen, „Corona-Krise“? Nein, die hat nichts der obsolet sein konnten, weil es die Dienstberatung fand per Video- mit der keifenden Nachbarin zu tun, schon wieder neue Informationen konferenz ohne persönliche Anwe- die im Dauerstreit mit ihrem Mann ist seitens der Bundes- oder Landesre- senheitspflicht statt, das große ge- – die heißt nämlich „Corinna“! Ich ma- gierung, des örtlichen Gesundheits- meinsame Seifenkistenrennen wurde che die Augen auf. Es ist Freitag, der amtes oder des Landesjugendamtes zum Fernduell der Miniseifenkisten 13. März 2020. Wenn es jemanden gab. und vieles mehr. gab, der sich nie irgendetwas aus kreuzenden schwarzen Katzen, dem Gespannt warte ich an diesem Freitag Heute, am Tag der Befreiung, dem 8. Hindurchlaufen unter Leitern oder auf die Pressekonferenz, in der unsere Mai, lässt sich langsam wieder Nor- eben einem Freitag, den 13. gemacht Bildungsministerin verkünden wird, malität erahnen, für unsere Mitarbei- hat, dann war ich das. Nach diesem ob die Schulen ab kommenden Mon- terinnen und Mitarbeiter, aber auch Freitag, den 13. sollte sich meine tag geschlossen werden müssen oder für die von uns betreuten Kinder und Einstellung ändern. nicht. Diese ist aber erst für den Nach- Jugendliche. Fast fühlt man sich mittag geplant und ich frage mich, schon ein bisschen befreit, auch Was der Tag wohl bringen wird? In wer die grandiose Idee hatte, an wenn die vielen Masken im Alltag das den letzten Tagen tröpfelten gefühlt einem Freitagnachmittag eine Ent- Lächeln vermissen lassen. Viele Kinder stündlich neue Informationen durch scheidung zu verkünden, die dann für haben in den vergangenen 10 Tagen die Medien. Aufmerksam verfolgte den Montag darauf gelten soll. Gerne der Lockerungen zum ersten Mal seit jeder unsere europäischen Nachbarn, würde ich mich nun mit einem über- Wochen wieder real ihre Eltern gese- allen voran Österreich, die gefühlt im- zeugten Vertreter des Föderalismus

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anlegen und ihm meine Argumente Osterferien dann ablaufen? Unsere Und so endet dieser Freitag, der 13., an den Kopf werfen, warum der Bil- Arbeit lebt von der direkten Inter - für alle anders, als sonst. Wie immer dungsbereich verdammt nochmal ak tion mit unseren Schülerinnen und trifft sich die gesamte Schüler- und keine Länder-, sondern zwingend Schülern – „face to face“ wie es Neu- Lehrerschaft um 12:30 Uhr in der klei- eine Bundesangelegenheit sein deutsch heißt. Und diese Interaktion nen Aula, um zu erfahren, welche

müsste. Ich finde aber keinen – und läuft seit vielen Jahren sehr erfolg- Klasse in dieser Woche durch ihre ge- 4DIXFSQVOLU eigentlich habe ich dafür auch gar reich. Stolz führten wir in den letzten sammelten Schulpunkte und die bes- keine Zeit. Jahren unzählige vom Regelschul- te Projektpräsentation am Vormittag system Abgeschriebene zu ihren den Wochensieg errungen hat. In meiner lerntherapeutischen Ein- Schulabschlüssen. Und nun? So kurz wie heute fasste ich mich da- richtung bin ich für insgesamt 55 bei noch nie – nach der sonst gern Schülerinnen und Schüler an zwei Die Schulstunden des Vormittags ver- von mir aufgebauten Spannung bei Standorten, die in 22 unterschied- streichen, die Klassen präsentieren die der Verkündung ist mir heute nicht. lichen Wohngruppen oder Elternhäu- Ergebnisse der Projektarbeit der Wo- Es ist 12:35 Uhr. Die Schülerinnen und sern leben, zuständig. Wird es gelin- che vor der Schülerschaft. Auch unter Schüler erfahren von mir, dass wir uns gen, noch alle rechtzeitig zu informie- den Kindern gibt es aber nur das eine mindestens für fünf Wochen nicht ren? Ja über was überhaupt? Ich ahne, Thema. Manche wirken verunsichert, sehen werden – das Wort „Corona- dass meinen Kollegen und mir ein manche geben sich ganz cool. Alle ferien“ versuche ich zu vermeiden. unruhiger Tag und vermutlich ein ahnen jedoch, dass etwas in der Luft Die Hälfte der Schülerschaft bricht in emsiges Wochenende bevorsteht. liegt. Die Uhr zeigt 11:57 Uhr. In 48 Jubel aus – die andere wird ganz still. Also tue ich, im Büro angekommen, Minuten schicken wir alle in ein unge- Ob sie schon ahnen, was da auf sie das, was ich die letzten Tage auch wisses Wochenende. Dann plötzlich zukommen wird? Noch scheinen schon getan habe: Ich aktualisiere eine Push-Nachricht auf dem Handy- Begriffe wie Klopapier hamstern, meine Notfallpläne – wieder in meh- display: „In Schleswig-Holstein bleiben Abstandsregel oder Mundschutz reren Varianten selbstverständlich – ab kommenden Montag die Schulen „ganz weit weg“... und warte förmlich darauf, diese kurz bis in die Osterferien hi- darauf wieder über den Haufen zu nein geschlossen!“ werfen. Schulleiter und Eltern- verbände Zumindest in einer Sache herrscht hatten dem Bildungs- Klarheit: Mein Träger möchte, dass wir ministerium klar ge- uns – auch wenn wir rein rechtlich macht, dass sie nicht erst keine „Schule“, sondern eine „Tages- am Nachmittag mit ihrer gruppe“ und „teilstationäre Jugend- Entscheidung an die hilfemaßnahme“ sind – an die Vorga- Öffentlichkeit gehen ben des Landes bzgl. der Regelschu- können. Nun war es also len halten. Heißt: Müssen die klar: einer meiner Not- Regelschulen schließen, machen fallpläne wird nun grei- auch wir vorerst dicht. Durch die Grö- fen. ße der Einrichtung, Vielzahl der Schü- lerinnen und Schüler und den unter- Wie in einem Bienen- schiedlichsten Lebensräumen, aus stab schwärmen die denen die Schülerinnen und Schüler Lehrerinnen und Lehrer jeden Morgen zu uns kommen, ist aus, der Kopierer wird klar: alles andere wäre nicht vertret- schlagartig zum heiß bar. umkämpften Objekt der Begierde unter den Diese Entscheidung empfinde ich auf Kollegen – schließlich der einen Seite als Erleichterung, da gibt es nun die Order: (Alle Fotos auf den Seiten 25 bis 30: zumindest in diesem Punkt Klarheit „Allen Schulmaterial für © Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen herrscht. Aber: Wie werden die kom- mindestens zwei Jochen Sprenger GmbH) menden zwei Wochen bis zu den Wochen mitgeben!“

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31. März 2020: 4DIXFSQVOLU Ein Camp gegen Corona (Uwe Pinsler, Hausleitung WG Oranienburg)

Die Coronasperre ist mittlerweile drei Wochen alt und für die 10 Kinder un- serer Wohngruppe im Alter von 10 bis 15 Jahren sind alle bevorstehenden Beurlaubungen und Osterferienfahr- ten natürlich abgesagt. Nach der ers- ten Panik müssen nun konkrete Ant- worten her: Was machen wir mit den Kindern ohne Schule den ganzen Tag? Wie halten sie das durch, ohne Beurlaubungen oder Besuche der Eltern? Wie sollen wir nur die Ferien bestreiten? Wo sollen die Kids ihr Taschengeld ausgeben?

Da wir die Außenkontakte auf ein Mindestmaß reduzieren mussten, übernimmt den Einkauf nun komplett unsere Hauswirtschaftskraft. Wenn Schule und Sportvereine fehlen. So niger, als in „normalen Zeiten“, die die Kinder nicht mehr in die Geschäf- wird nun viel mehr Zeit gemeinsam Stimmung ist fast durchweg gut und te dürfen, müssen die Geschäfte eben mit Spielen und Projekten verbracht. die Gruppe ist in dieser Zeit sehr zu- zu den Kindern kommen. Also haben Tatsächlich ein Gewinn für Kinder und sammengewachsen. Wir wollen na- wir in einem ungenutzten Raum ei- Mitarbeitende! Das Provisorium des türlich nicht nochmal eine Corona- nen Kiosk eingerichtet. Diesen leiten Kiosk konnte schnell in die neugebau- krise erleben, aber diese Zeit ist eine und führen einige der Kinder. Sie te Hütte umziehen, die nun noch auf wertvolle Erfahrung für unsere WG, kümmern sich um die Warenbe- die gemeinsame Graffitigestaltung für Erwachsene wie für die Kinder, stellung, Öffnungszeiten und bespre- wartet. welche sie einfach super meistern. chen Preise mit den Erwachsenen. Im Kiosk kann für Geld und sogenannte Auf der großen Gartenfläche bauen „Oritaler“ (Teil unseres Tokensystems) wir Zelte auf und ein richtiges Lager 11. April 2020: Der Osterhase eingekauft werden. Da die Kinder ist ins Leben gerufen worden, mit Le- in Quarantäne? selbst für die Warenbestellung bei sezelt, Bastelzelt und Kochzelt. Schnell (Johann Juhnke, Hausleitung unserer Hauswirtschaftskraft verant- entsteht der Wunsch, auch im Zelt Intensiveinrichtung Integro) wortlich sind, bietet der Kiosk natür- übernachten zu dürfen. Das Abenteu- lich ein tolles Sortiment an Süßigkei- er beginnt und die Kinder prägen Ostern steht vor der Tür und da nie- ten, Chips und Getränken und ist ein den Begriff „Camp Corona“. Nicht mand die Osterfeiertage bei den voller Erfolg. Die Kids sind begeistert zuletzt die von unserem Träger orga- Eltern verbringen darf brauchen wir und nutzen die vielen Gelegenheiten nisierte Hüpfburg rundet das An- eine neue Idee für das traditionelle „Oritaler“ zu erhalten. Die wöchent- gebot ab. Ostereiersuchen. Trotz Virus und Isola- liche Inventur belegt, dass die verant- tion wollen wir unseren Kindern diese wortlichen Kinder ihre Aufgabe sehr Nach anfänglichen Bedenken, ob die Freude gönnen. In den Wochen vor genau nehmen und gewissenhaft ar- lange Zeit ohne Heimfahrten und Fe- Ostern gibt es so manches heimliche beiten. rien mit den Kindern zu schaffen sei, Telefonat und schnell wird mit den sind jetzt alle Kollegen begeistert, wie Eltern ein Plan geschmiedet und der Beim Tagesablauf achten wir in dieser sich in dieser ungewohnten Zeit die Garten der Einrichtung in Planquadra- Zeit natürlich noch mehr auf Struktu- Gruppe entwickelt hat. Streitigkeiten te aufgeteilt. Wie gut, dass wir in die- ren, da die Außenstrukturen wie halten sich in Grenzen, sind eher we- sen Wochen so viel Zeit haben, den

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Garten neu zu gestalten. Während wir mit den Kindern an der Havel entlang spazieren, machen sich die Eltern da- ran, Osterhase zu spielen und verste- cken jeder in seinem Bereich des

Gartens die Überraschungen für ihre 4DIXFSQVOLU Kinder. Als wir zurückkehren beginnt der Spaß und alle fangen an, nach ih- ren Geschenken zu suchen. Die Eltern bleiben in sicherer Entfernung zurück und genießen das Schauspiel. Die Freue ist groß, als alle Kinder ihre Ge- schenke gefunden hatten und be- geistert Minidrohne, Roboterauto und ausprobieren durften. Und unsere Kids waren sich einig: Wie gut, dass der Osterhase nicht in Quarantäne bleiben musste.

Ende April 2020: Tollkühne Helden mal nicht in ihren Seifenkisten (Ina Krohn, therapeutische Leitung Oranienburg)

Seit 5 Jahren treffen sich die Bastler, Tüftler und tollkühnen Rennfahrer un- serer Einrichtungen zum Seifenkisten- rennen am Lindhöfter Strandweg und rasen dem Meer entgegen. Die gab es immer noch diese eine Frage. hofft, dass nun wieder Normalität be- Bratwürste waren bestellt, die Seifen- Dürfen wir nach Lindhöft kommen ginnen würde. Aber die Hoffnung kisten frisiert und die diesjährige Er- und das Seifenkistenrennen durch- wurde bitter enttäuscht, als das Ord- laubnis lag lange vor, aber in jeder führen? Alle hatten auf das Ende der nungsamt mitteilte, dass unsere Ver- Videokonferenz der letzten Wochen Osterferien gewartet und darauf ge- anstaltung nicht stattfinden dürfe. Also musste eine Alternative gefun- den werden und wir haben uns über- legt, unsere 25 Oranienburger Kinder und Jugendlichen zu einem Mini- Seifenkistenrennen aufzurufen. Dazu wurde verschiedenstes Material be- schafft und dann starteten wir per Mail einen Aufruf zum Wettbewerb in unseren drei Oranienburger Einrich- tungen.

Die Kinder und Jugendlichen unserer waren mit viel Elan und Ideenreich- tum dabei. Viele unterschiedliche Fahrzeuge wurden konstruiert. Ein Teilnehmer baute sogar 4 Fahr- zeuge.

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kistenüberprüfungsverein) mitsamt

4DIXFSQVOLU Plakette kannten die Kinder schon vom realen Seifenkistenrennen der letzten Jahre.

Alle Fahrzeuge wurden den Maßen gerecht und durften an den Start ge- hen. Die Strecke war gut vorbereitet und übersichtlich. Gestartet wurde von einer Rampe. Die „Integro“- Gruppe startete um 11:30 Uhr und die „WG Oburg“ konnte um 12:00 Uhr ins Rennen gehen.

Zuerst durfte jeder Starter einmal Pro- v8JS1MVTi be fahren. Gemessen wurde hierbei nicht die Zeit, sondern die zurückge- legte Strecke. Teilnehmer mit mehre- ren Fahrzeugen, mussten sich nach dem Probelauf für ein Fahrzeug ent- scheiden, was aufgrund der erzielten In allen Häusern wurde fleißig gebaut, Die drei Gruppen fanden sich zu un- Fahrstrecken nicht schwierig war. gesägt, geschraubt, geleimt, gefeilt terschiedlichen Zeiten am Rennaus- und gehämmert und viele tolle Fahr- tragungsort ein. Nun wurde es spannend. Jeder hatte zeuge wurden von der Idee in ein Er- mit seinem Fahrzeug noch 2 Wett- gebnis umgesetzt. In dieser Zeit such- kampffahrten zur Verfügung. Bei ei- ten wir nach einem geeigneten Ge- ner Sturzfahrt durfte diese einmalig lände, was wir auf einer Rad- und wiederholt werden. Gewertet wurde Fußgängerbrücke fanden. Außerdem der beste Lauf, d.h. die längste zurück wurden Regeln und ein Ablaufplan gelegte Strecke mit dem Fahrzeug. erstellt, welche per Mail in die ver- Auch der Probelauf konnte, wenn da- schiedenen Häuser geschickt wurden. bei das beste Ergebnis erzielt wurde, gewertet werden. Neben der Strecke gab es einen Boxenstopp, wo letzte Korrekturarbeiten mit Schleifpapier, Feilen, Schrauben, Akkuschrauber, Hammer und Nägeln vorgenommen werden konnten.

Für alle Teilnehmer gab es eine Ur- kunde mit der bescheinigten Strecke SÜV-Prüfung und einen Gutschein. Die längste zu- rückgelegte Strecke betrug 213 cm. Nach allen gefahrenen Rennen traf sich eine Jury, um das originellste, schönste Fahrzeug auszusuchen. Der Die erste Gruppe “Wir 5Plus“ startete Konstrukteur dieses Fahrzeuges er- um 11:00 Uhr und stellte erstmal ihre hielt für seine Leistung einen Mini- Fahrzeuge vor. Jedes Fahrzeug sollte pokal. Alle hatten viel Spaß und erleb- den vorgegebenen Maßen entspre- ten Spannung. Die Kids und Jugend- chen und wurde entsprechend über- lichen äußerten nach dem Rennen prüft. Diese SÜV-Prüfung (Seifen- den Wunsch nach einer Wieder-

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Schwarze Seifenkiste Weiße Seifenkiste

Startlinie

holung oder ähnlichen Wettkämpfen z.B. mit selbstgebauten Flugzeugen oder Booten.

Weiteste Seifenkiste Bunte Seifenkiste

Wenn sich der Alltag eine Auszeit fühlungsvermögen und Verständnis nimmt, lassen sich viele Erkenntnisse in den Phasen der Angst. Wir erleben gewinnen. So mancher Kollege ist in viel positives und die intensive indivi- dieser Phase über sich hinausgewach- duell Zeit, die ausgiebig füreinander sen und hat ungeahnte Fähigkeiten und miteinander verbracht wurde, Zielübersicht entdeckt. Organisationstalent und wird sicherlich noch lange nach- Kreativität sind gefragt, aber auch Ein- wirken.

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4DIXFSQVOLU Impressionen aus den Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen Jochen Sprenger GmbH

Pokal für die schönste Seifenkiste

Während der Corona-Krise wird geschraubt...

... und gebohrt...

Fertig!!!

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TikTok in der Corona-Zeit

4DIXFSQVOLU

TikTok ist ein flauschiger und glücklicher Bär. Er lebt in der Villa Sonnenheim in Freudenstadt, im schönen Schwarzwald. Er erlebt die Corona Zeit und ihre Beschränkungen im Alltag.

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Was TikTok leider nicht mehr darf:

Auf den Spielplatz gehen und dort mit seinen Freuden spielen.

Ein leckeres Eis essen gehen. Er mag am liebsten Zitroneneis.

(Alle Fotos auf den Seiten 31 bis 35: © Villa Sonnenheim) Im Restaurant in der Sonne sitzen und Steak essen (das liebt er sehr!).

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4DIXFSQVOLU Was TikTok leider nicht mehr darf:

In seinem Lieblingsladen Schwarzwälder Schinken kaufen gehen.

In die Kirche gehen, um dort den Gottesdienst zu feiern.

Eine schöne Reise machen. Dabei wollte TikTok doch unbedingt nach Afrika.

Zum Friseur gehen. Aber egal, wie sehr es TikTok manchmal nervt, Ganz egal, wie nötig es wäre. er hält sich an alle Beschränkungen. Weil er möchte, dass schnell alles wieder normal wird und nicht noch mehr Menschen krank werden.

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Was TikTok aber immer noch darf: 4DIXFSQVOLU

Den Frühling genießen und an den Blumen schnuppern.

Fußball spielen auf einer grünen Frühlingswiese.

Sich mit genug Abstand draußen mit einem Freund treffen und diesen aufmuntern.

Ein leckeres Getränk zum Mitnehmen holen.

Tischtennis spielen.

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4DIXFSQVOLU Was TikTok aber immer noch darf:

Coole Bilder für Instagram machen.

Durch die Lüfte segeln.

In Ruhe an seiner Nintendo Switch zocken.

Sein Lieblingsbuch nochmal lesen.

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Hält er sich an die Vorschriften und zieht eine Schutzmaske auf. Zum Schutz Auch wenn die Welt für TikTok für sich und für die Anderen. gerade etwas Kopf steht…

So kommt TikTok gut durch die Corona Zeit und freut sich schon darauf, wenn sein Leben wieder so läuft, wie immer -

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4DIXFSQVOLU Autark durch die Krise: Das Kinderheim Kleine Strolche profitiert von internen Therapieangeboten

Die Basis unserer Arbeit beruht des- Therapeutisches Reiten Traumatisierte Kinder brauchen halb darauf, für Körper und Seele absolute Verlässlichkeit und Konstanz bei therapeutischen r EFO,JOEFSOVOE+VHFOEMJDIFOVO- Ein Schwerpunkt unseres Trauma- Angeboten und sozialen mittelbare psychotherapeutische Zentrums ist die tiergestützte Thera- Beziehungen. Das Kinderheim Hilfe zukommen zu lassen. pie. Die tiergestützte Therapie gilt als ,MFJOF4USPMDIF hat deshalb bereits r EFO,JOEFSO4USVLUVSVOE alternatives medizinisches Heilmittel, 2018 die Entscheidung getroffen, Verlässlichkeit bei Tagesabläufen, das bei seelischen wie auch körperli- intern ein Trauma-Zentrum aufzu- Therapieangeboten und Thera- chen Krankheitsbildern zum Einsatz bauen, um nicht abhängig von peuten langfristig zu garantieren. kommen kann. Der Grund für den Ein- externen Therapeuten und Thera- satz von Tieren ist relativ einfach. Tiere pieangeboten zu sein. Davon Stark traumatisierte Kinder kann es sind unvoreingenommen, sie scheren profitiert das Kinderheim ins- bereits aus der Bahn werfen, wenn sich nicht um körperliche oder seeli- besondere jetzt, in der aktuellen eine Therapie in einem anderen sche Makel und nehmen ein Kind so Krisensituation. Trotz aller gesell- Raum stattfindet oder wenn der an, wie es ist. Tierische Neutralität ist schaftlichen Beschränkungen Tagesplan sich anders gestaltet als besonders aufgrund von Stigmati- finden im Kinderheim verabredet. Je stärker die Traumatisie- sierung ein hohes Gut. Außerdem er- ,MFJOF4USPMDIF alle Therapie- rung ist, umso stärker erschüttert die leichtern Tiere die Kontaktaufnahme angebote wie gewohnt statt. Die Kinder jede kleine Veränderung. des Therapeuten zu dem Kind und so wichtige Struktur und Verläss- ebnet den Weg zu einer tragfähigen lichkeit für die Kinder ist somit Bei der Realisierung dieser Aspekte Therapeut-Klient-Beziehung. jederzeit gegeben. stießen wir allerdings immer wieder an unsere Grenzen, zum einen be- dingt durch die extreme psycho- therapeutische Unterversorgung, Das Kinderheim Kleine Strolche ist insbesondere im ländlichen Lebens- spezialisiert auf traumatisierte und raum, und zum anderen durch die medizinisch herausfordernde Kinder. Abhängigkeit von externen Therapie- Mit dieser Spezialisierung haben wir angeboten. Um dieser Entwicklung die besondere Verantwortung über- entgegenzuwirken und unabhängig nommen, den Kindern und Jugend- und konstant Therapien für traumati- lichen unmittelbar und schnell helfen sierte Kinder und Jugendliche anbie- zu können, wenn ein Trauma über- ten zu können, fiel 2018 die Entschei- mächtig wird. Übermächtig – damit dung für den Aufbau eines internen sind Situationen gemeint, in denen Trauma-Zentrums für das ,JOEFSIFJN wir sofort handeln müssen, wie z. B. ,MFJOF4USPMDIF. Ein altes Rittergut, das bei akuten Flashbacks oder dem eigens zu diesem Zweck erworben Drang, sich selbst zu verletzen. Denn wurde, ist prädestiniert für vielfältige – aus einem Trauma gibt es kein Therapiemöglichkeiten und bietet Entkommen, und ein Trauma lässt sich auch als Ruhe- und Schutzraum (Foto: © Kinderheim Kleine Strolche) sich nicht verschieben. für unsere Kinder an.

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Schwerpunkt unserer tiergestützten Therapien ist die Arbeit mit Pferden – also das therapeutische und heil- pädagogische Reiten. Das Reiten nimmt jedoch nur einen Teil einer

Therapiestunde ein. Vielmehr geht es 4DIXFSQVOLU darum, Nähe zulassen zu können. Es geht um Freundschaft und Verant- wortung. Für viele Kinder ist es auch eine große Herausforderung, sich einem großen Tier zu nähern. Wenn diese Scheu überwunden ist, ist schon ein großer Schritt in Richtung Selbstbewusstsein und Persönlich- keitsstärkung geschafft.

Im nächsten Schritt geht es darum, sich auf die Bewegungen des Tieres einzulassen. Das Bewegungsmuster der Pferde überträgt sich auf den Reiter, ähnlich dem menschlichen Gang – so wird Muskulatur gestärkt (Foto: © Kinderheim Kleine Strolche) und aufgebaut. Noch etwas unter- scheidet die Reittherapie von der „normalen“ Therapiestunde. Das Pferd unterstützen. Dadurch geben wir öffnet. Neben dem therapeutischen kennt keine Vorurteile und reagiert ihnen die bestmögliche Chance auf Nutzen, bei dem Sprachförderung völlig wertfrei. Die Therapiestunden Heilung und legen die Basis für eine und Entspannung im Fokus stehen, finden in der Natur statt und somit ist gesunde Entwicklung. ist das Therapiehaus insbesondere ein ein zwangloser und offener Kontext geschützter Bereich für die Kinder gewährleistet. Schon im Frühjahr 2020 erfolgt ein und wird auch für Anbahnungstreffen weiterer Schritt in Richtung Unabhän- mit potenziellen Pflegeeltern oder für gigkeit. In einem Nebengebäude des Besuchskontakte mit Eltern genutzt Autarkie sichert Kindern Rittergutes wird ein Therapiehaus er- werden. Struktur und Verlässlichkeit in Krisenzeiten

Von dieser Autarkie durch das inter- Das ,JOEFSIFJN,MFJOF4USPMDIF in Asendorf/Niedersachsen ist eines der ne Therapieangebot profitieren wir wenigen Häuser in Deutschland mit Spezialisierung auf schwer traumati- in der aktuellen Pandemie-Situation. sierte und medizinisch herausfordernde Kinder und Jugendliche. Viele von Während Kindergärten, Schulen, ihnen haben in ihren eigenen Familien bisher nur Gewalt, Misshandlungen Spielplätze und auch viele therapeu- oder Vernachlässigungen erlebt. Das Kinderheim wurde 2008 gegründet, tische Angebote aussetzen, findet verfügt heute über 47 Plätze und bietet Soforthilfe für Babys und Kleinst- bei uns trotz aller Beschränkungen kinder zwischen 0 und 6 Jahren in akuten Krisensituationen, Bereitschafts- im öffentlichen Leben das Therapie- Erziehungsstellen, familienanaloge sowie Mutter- und Kind-Wohngruppen. angebot im ,JOEFSIFJN,MFJOF 4USPMDIFunter Einhaltung der Schwerpunkte sind der Inobhutnahme-Bereich mit 15 Plätzen Schutzmaßnahmen statt. Wir sind (SGB VIII § 42) sowie 6 Plätze für traumatisierte Kinder (SGB VIII § 35a), weiterhin und jederzeit in der Lage, 16 Mutter-Kind-Plätze (SGB VIII § 19) und 10 Plätze in anonymen Schutz- unseren Kindern Struktur und Ver- häusern (SGB VIII § 34 + § 35a + § 42a). Das Kinderheim verfügt zudem lässlichkeit in der Tagesgestaltung über ein internes Therapiezentrum mit dem Schwerpunkt tier- und und in sozialen Beziehungen zu naturgestützte Therapie. www.kinderheim-kleine-strolche.de bieten und können sie so optimal

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4DIXFSQVOLU Der Alltag im Flex-Bereich zu Zeiten von Covid-19

Bericht einer Mitarbeiterin tatsächlich nicht getan. In Einzelfällen haben wir jetzt vereinbart, die Fami- lien vor der Türe zu treffen und – 5BHJN GBTU )PNF0ffiDF möglichst mit vorgegebenem Min- destabstand – gemeinsam einen Die zwangsläufigen Veränderungen Spaziergang zu machen. Eine kleine der Kontakte kommen auch bei den Runde durch den Wald oder in den Familien an. Heute bekam ich von Wildpark tut allen gut. Die Kinder einer Klientin 2 Fotos von ihren im können sich mal richtig austoben, die Wald spielenden Jungs mit der Bot- Erwachsenen durchschnaufen und schaft: „Es geht uns gut!“ Eine andere erzählen, wie schwierig es ist mit drei Klientin, die gerade viel zu erledigen kleinen Kindern in der engen Woh- hat, schrieb mir eine Nachricht mit nung zu sitzen und den Tag zu ge- der Überschrift „Tagesbericht“ und stalten. den Dingen, die sie heute erledigen konnte. Das alles ersetzt natürlich nicht die Ja, es sind völlig veränderte Bedin- Hausbesuche, die sonst die Grundla- Auch der Humor geht nicht verloren, gungen und besonders bei den Fa- ge unserer Arbeit sind, aber es schafft so höre ich am Telefon bei meinem milien, in denen es um eine drohen- zumindest ein Mindestmaß an Kon- Anruf schon häufig „Hallo, der tägli- de Kindeswohlgefährdung geht, takt über die Telefonate und Nach- che Corona-Call!“. ist es mit Telefonaten und Video-Calls richten hinaus.

(Alle Fotos auf dieser Seite: © MUTABOR – Mensch und Entwicklung gGmbH)

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Unterstützung eingeholt. Viele Tele- fonate sollen hier die ausfallenden Arbeitskreise und Hausbesuche abmildern. Die Familien nutzen das Netzwerk auch untereinander und

tauschen kindgerechte Koch- und 4DIXFSQVOLU Backrezepte aus, schicken sich Spiel- ideen und Bastelvorlagen hin und her oder hören sich einfach nur gegenseitig zu.

Austausch von Koch- und Backrezepten sowie Spiel- ideen und Bastelvorlagen unter den Familien

Auch unsere geplante Mutabor-Fahrt am letzten Märzwochenende, die uns mit 9 kleinen Mädchen auf einen Bauernhof führen sollte, ist Corona zum Opfer gefallen. Derzeit prüfen wir die Möglichkeit, diese Fahrt in der geplanten Besetzung nachzu- holen.

Allen wünschen wir viel Geduld, (Alle Fotos auf dieser Seite: © MUTABOR – Mensch und Entwicklung gGmbH) Ideenvielfalt und vor allem Gesundheit!

Bericht aus dem Fachbereich werden (vor-)gelesen und der Erziehungsstellen alle rücken enger zusam- men. Da der Spielplatz Auch im Bereich der Fachpflegestel- nicht mehr besucht werden len und Bereitschaftspflegefamilien darf, bauen einige Familien stellt Corona den Alltag der Familien eigene Spielparadiese in auf den Kopf. Besonders den Kindern den Garten, andere fehlt die Struktur von außen, in der bepflanzen mit den Kin- Regel gegeben durch Kindergarten, dern die Beete neu, zum Schule, Hobby. Unsere Pflegeeltern Glück spielt zumindest das bringen hier ihre ganze Kreativität ein, Wetter gut mit und alle versuchen den Tag mit Lerneinheiten können die Sonne ge- und Spiel abwechslungsreich und nießen. fantasievoll zu gestalten. Im engen Austausch mit Es wird online und mit selbst gestal- den FachberaterInnen und teten Materialien gelernt, viel gebas- den Bereichsleitungen wer- telt für Ostern, alte und neue Brett- den Ideen ausgetauscht, spiele kommen zum Einsatz, Bücher aber auch Leid geklagt und

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4DIXFSQVOLU Kleines Virus – große Wirkung!

In diesen Tagen überschlagen sich Betreuung und Begleitung von Fami- Wir erzählen Mut machende Ge- die Nachrichten mehrmals täglich, lien bedeutete für unserer Mitarbei- schichten und positive Erfahrungen Einschränkungen und Vorgaben än- terinnen und Mitarbeiter in „Vor- aus unserem Villa-Leben, wohl wis- dern sich im Eiltempo und die Un- Corona-Zeiten“ monatliche Haus- send, dass diese Geschichten nur ein sicherheit wächst mit jeder neuen besuche, Frühstücke und anderen Teil der Corona-Wahrheit sind, und es Meldung. Gruppenangebote mit den Pflege- außer dem ausreichend schwierige Alle Gruppen der Gesellschaft sind familien, Aktionstage mit den Pflege- und Sorgen bereitende Auswirkun- betroffen. Viele in ihrer Existenz, kindern, begleitete Umgangskontak- gen gibt. Aber, eben nicht nur. einige in ihrem beruflichen Alltag, alle te, Teamsitzungen, Teilnahme an Um die bessere Seite der Medaille soll in ihrer Freiheit. Gruppensupervision, Fortbildungen, es hier gehen. Hilfeplangespräche, Fallkonferenzen Wir in der Villa Kunterbunt sind hier- u.v.m. ,MFJOFT7JSVToHSP•F8JSLVOH von nicht ausgenommen. Aber wir Und nun? Kleines Virus – große Wir- wären nicht die Villa Kunterbunt, kung. Nichts geht mehr! Schulen und WENIGER IST MEHR wenn wir mit dieser Situation nicht – Kindergärten geschlossen! Prüfungen wie bereits in der Flüchtlingskrise – verschoben, Lernstoff ade! In den allermeisten unserer Familien klar, planvoll, kunterbunt und kreativ Und wie sollen sich nur die Kinder – tritt bisher keine der befürchteten Ka- umgehen würden. außerhalb des Marathonprogramms tastrophen ein. Mit ein wenig Geduld im normalen Alltag – überhaupt be- werden sogar die von den Lehrkräf- ;XJTDIFO3FJ[VOE3FBLUJPOMJFHUFJO schäftigen? Fernsehkonsum und On- ten kunterbunt gemixten Lernauf- 3BVN*OEJFTFN3BVNMJFHUVOTFSF line-Zocke – oh je! gaben irgendwie erledigt. Und inzwi- .BDIU[VS8BIMEFS3FBLUJPO Beratung eingestellt? Und was ist mit schen ist ja klar, dass es dafür nicht *OVOTFSFO3FBLUJPOFOMJFHFOVOTFSFS dem Kinderschutz? einmal Noten gibt. Puh! Hier können &OUXJDLMVOHVOEVOTFSF'SFJIFJU ganz ohne wirklich spürbare Konse- 7JLUPS'SBOLM Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein quenzen Eigeninitiative und Selbst- Raum… organisation geübt werden. Und Ungefähr 200 Kinder werden im Rah- In diesem Raum lassen sich viele Al- werden möglicherweise dabei sogar men unserer Angebotspalette von ca. ternativen zu den allgemeingültigen, erlernt! 65 Mitarbeitenden betreut. Wohn- gängigen und erprobten Methoden gruppen, Tagesbetreuungen, Beson- und Abläufen finden. Die von Eltern so oft geforderten Ge- dere Hilfen und Erziehung in Familien meinschaftsaktionen sind plötzlich sind die Bereiche. Zoom, WhatsApp-Call! Telefonate! attraktiv. Wenn sonst nix mehr geht, Ein Schwerpunkt der Hilfen liegt in Emails und SMS! Briefe! Fensterln! ist sogar für 13-Jährige ein gemeinsa- dem Angebot „Erziehung in Familien“. Filme! Musik! Fotos! Spiele! Basteln! mer Radausflug eine willkommene Hierzu gehören die Betreuung und Be- Backen! Kochen! Lesen! Vorlesen! Abwechslung. Nie zuvor habe ich so gleitung von Erziehungsstellen nach Malen! Spaziergänge! Radausflüge! viele Familien mit dem Fahrrad auf § 34, Sonderpflegestellen nach § 33 Inliner-Touren! Plakate an den den Radwegen rings um unser Dorf Satz 2 und Pflegefamilien nach § 33. Fenstern! getroffen! Insgesamt sind wir in dem Bereich für Gemeinsame Mahlzeiten! Gemeinsame Mahlzeiten sind zum 170 Kinder und Jugendliche zustän- Um nur ein paar gut gängige Alter- Standard geworden. Ohne Diskussi- dig. nativen zu nennen. on! Und manch einer hilft sogar frei-

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willig beim Kochen und Backen. Wah- re Talente zeigen sich hier! Die gewonnene Zeit, weil zig Fahrten zu Nachhilfe, Verein, Therapie, Freun- din hier – Freund dort entfallen, kann

für andere Dinge genutzt werden. 4DIXFSQVOLU Der mit den vielen Terminen verbun- dene Stress – sind wir auch pünktlich, haben wir alles dabei, ist das Kind auch motiviert, wie erledige ich nur zwischendurch noch schnell den Ein- kauf… – entfällt ersatzlos! Die Ent- spannung überträgt sich spürbar auf die Kinder.

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WIR DENKEN MEHR AN DIE BEFINDLICHKEIT VON ANDEREN

Innerhalb von drei Tagen hat unser musikalischer Kollege ein Liedchen (Foto: © Fotolia) getextet und komponiert, mit Bildern und Videoclips von Kolleginnen und Kollegen unterlegt und damit eine sehr berührende Botschaft kreiert, die Eltern verzichten zugunsten der Ge- Teamsitzungen finden neuerdings via wir an alle Familien per Email ge- sundheit von allen Beteiligten auf die Videokonferenz statt. Man freut sich, schickt haben. Besuche bei ihren Kindern. Gut ge- sich endlich wieder einmal „zu sehen“. Unter dem Motto „Passt gut auf euch managt verspüren sie dann sogar das auf…“ konnten wir unsere Sorge um Gefühl, im Verzicht nützlich zu sein Der Ablauf ist äußerst diszipliniert das Wohl der Familien zum Ausdruck und Gutes zu tun. Wir verzeichnen und auf das Nötigste beschränkt. Was bringen. einen Anstieg an Päckchen, die Eltern ja kein Schaden ist. Vieles wird in Tele- Eine andere Mitarbeitergruppe hat für ihre Kinder schicken. Es wird mehr fonaten miteinander ausgetauscht kurzerhand „Rückenwind“ entwickelt. telefoniert und mehr in den sozialen und entschieden. Es bleibt Zeit, kon- Ein regelmäßiger Newsletter, gespickt Medien ausgetauscht. Aber ist das zeptionelle Überlegungen anzu- mit vielen Tipps um den Alltag mit schlimm? stellen und Liegengebliebenes auf- Kindern zu gestalten. zuarbeiten. Die Rückmeldungen zu beiden Aktio- Oma und Opa, die nicht zu Besuch nen waren von Wertschätzung und kommen können, beschäftigen sich Dennoch fällt dem einen oder ande- Dankbarkeit geprägt. mit WhatsApp und anderen techni- ren im Homeoffice die Decke auf schen Neuerungen, Enkel helfen bei den Kopf. Oder die Organisation – ,MFJOFT7JSVToHSP•F8JSLVOH der Umsetzung und haben Spaß, zwischen Kinderbetreuung und Grüße und Nachrichten endlich ein- Schreibtisch-Sharing mit dem Partner KONTAKTLOS IM KONTAKT mal legal auf diese Art verschicken zu – nervt. Jeden Tag im Stau auf der dürfen. Beide Seiten lernen dabei! Autobahn kann auch nerven. Und Wir sind erstaunt, mit welcher Offen- Eine Jugendliche aus einer Villa- Kinder in die KiTa hinbringen, wieder heit viele Familien und Eltern auf die Pflegefamilie hat uns erzählt, dass sie abholen, dann schnell zum Verein Einschränkungen reagieren. In den mit ihrem Freund neuerdings „fens- und dazwischen alles erledigen, auch. meisten Fällen treffen wir auf Ver- terlt“. Sie steht oben an ihrem Fenster, ständnis und die Bereitschaft, die viel- er unten im Garten. So was gab es zu- Also: So what? Machen wir halt fältigen Alternativen auszuprobieren. letzt bei Romeo und Julia! Homeoffice.

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Mit den Familien sind unsere Fachbe-

4DIXFSQVOLU raterinnen und Fachberater über alle möglichen Kanäle in Kontakt und in einem sehr regelmäßigen Austausch. Auch die Kinder und Jugendlichen sind hier eingebunden. Das kann auf Dauer die persönlichen Kontakte nicht ersetzen. Vorübergehend ist es durchaus mög- lich, per Videoanruf oder Telefon einen Eindruck von der Stimmung in der Familie zu bekommen. In dieser Zeit wird deutlich, dass wir durch un- sere monatlichen Hausbesuche – die in guten wie in schlechten Zeiten konsequent stattfinden und alle Fa- milienmitglieder einbinden – eine sehr gute Beziehung zu den aller- meisten Familien haben. Hier ist Ver- trauen aufgebaut, das durch schwieri- ge Zeiten trägt. Die Familien sprechen kritische Situationen an, fragen um Rat und lassen sich beraten. Alle Kin- der und Jugendlichen in der Villa Kunterbunt haben eine Notfallkarte, auf der wichtige Telefonnummern notiert sind. Sollte ihnen unwohl sein, haben zumindest die Älteren die (Foto: © Fotolia) Option sich zu melden.

,MFJOFT7JSVToHSP•F8JSLVOH zu diskutieren, Entscheidungen Entscheidungen zum Wohl der Kin- schnell zu treffen und sofort an die der, Jugendlichen und Jugendhilfe- KURZ DENKEN – betreffenden Mitarbeiter weiter zu einrichtungen. KLAR ENTSCHEIDEN – geben. SCHNELL HANDELN ,MFJOFT7JSVToHSP•F8JSLVOH Aber auch um die Ziele und Abspra- Viele positiven Rückmeldungen chen außerhalb von Corona nicht aus DAS FAZIT erreichten unser Leitungsteam von dem Blick zu verlieren. Die Zeit muss Seiten der Mitarbeitenden für die ja nicht zwangsläufig angehalten sein. Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein zeitnahen Informationen, für klare Standby ist nicht unser Stil. Die Villa- Raum… Handlungsanweisungen und für die Welt dreht sich – wenn auch ein biss- Nutze ihn und erkenne die positiven Transparenz zu möglichen Folgen. chen weniger schnell – weiter und Veränderungen, die hierdurch ent- Jederzeit auf dem Stand der rasanten wird für die Zeit danach gerüstet sein. stehen! Entwicklung und den permanenten Veränderungen zu sein, sorgte für Auch die Verantwortlichen in unse- Pippi Langstrumpf hatte wahrlich Sicherheit im täglichen Handeln. rem örtlichen Jugendamt im Landrat- auch keine, allgemein gesehen, güns- samt Karlsruhe managen die Krise auf tigen Lebensbedingungen. Viele Ge- Unser Leitungsteam trifft sich zwei- hervorragende Weise. Dies soll an fahren lauerten in ihrem Alltag. Was mal wöchentlich – mit zwei Meter dieser Stelle erwähnt sein, weil es hat sie nicht alles trotzdem erreicht? Abstand im großen Besprechungs- nicht selbstverständlich ist. Wir dan- Packen wir diese Krise an und raum – um die neuesten Entwicklun- ken für umsichtiges Denken, trans- machen das Beste daraus! gen und bevorstehenden Aufgaben parentes Handeln und die klaren &VSF7JMMB,VOUFSCVOU

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„Mein Leben macht Sinn“ – KOMPASS DER LEBENSFREUDE

4DIXFSQVOLU

Die Kinder- und Jugendwerkstatt Einrichtung in Zusammenarbeit mit r %JF ,JOEFS MFSOFO 4USFTT [V SFEV EIGEN-SINN in Freudenstadt betreut ca. den Kindern und Jugendlichen zwei zieren. 110 Kinder und Jugendliche aus 15 ver- verschiedene Kompasse für Kinder und schiedenen Nationen. Auf Grundlage Jugendliche entwickelt, mit denen die Unter dem Motto „Mein Leben macht des Konzepts sozialer Gruppenarbeit folgenden Ziele verfolgt werden sollen: Sinn“ setzen sich die Kinder und jun- betreuen die Mitarbeitenden Kinder r %JF,JOEFSMFSOFOTJDIVOEBOEFSF gen Erwachsenen mit verschiedenen und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 in der Krisensituation besser Fragen auseinander, in denen es zum Jahren aus dem gesamten Landkreis kennen. einen um die Wahrnehmung des Freudenstadt, die den Weg in die Kin- r %JF,JOEFSXFSEFOBVGHFGPSEFSUJO eigenen Körpers und zum anderen der- und Jugendwerkstatt EIGEN-SINN die Handlung zu gehen. um Fragen zu Familie und zu Freund- vor allem aufgrund trennungsbeding- r %JF,JOEFSFSMFSOFO4USBUFHJFO[VS schaften geht. Auf den folgenden ter Krisensi tuationen gefunden haben. Bewältigung ihrer Angst und zur Ent- Seiten stellen wir Ihnen den Kompass In unterschiedlichen Kleingruppen wicklung von Sicherheit und Kontrolle. vor. können die Kinder und Jugendlichen Probleme aufarbeiten, deren Ursachen oftmals in belastenden Trennungser- Handhabung für ALLE im Umgang mit dem Kompass: fahrungen oder dem Suchtverhalten der eigenen Eltern liegen. Der Kompass ist wie folgt aufgebaut:

In einer ehemaligen Kunstschmiede Die Fragen 1–5 setzten sich mit dem eigenen Körper und der Körperwahr- gegründet bietet die Kinderwerkstatt nehmung auseinander. Kinder sollen darüber nachdenken und die Fragen einen Ort, an dem die Kinder von kreativ beantworten. pädagogischen Fachkräften betreut Die Fragen 6–8 behandeln die Familie und die Freundschaften. Das heißt, werden, wo soziale Regeln trainiert hier wird der Fokus auf die Beziehungen gelegt. Kinder sollen diese im werden, sinnvolle Freizeitgestaltung Dialog über Telefon zum Beispiel erleben. Wichtig dabei ist auch das Spre- stattfindet, Probleme angesprochen chen über erlebte Situationen oder innere Gedanken in dieser Krisenzeit. werden und gemeinsam nach Lösun- Sehr wichtig bleibt damit die große Aufgabe, die Kinder dabei zu unter- gen gesucht wird. Anders als in ihren stützen, dass sie emotional vieles ordnen und klären durch die Fragen und Herkunftsfamilien und in der Schule die damit verbundenen Aufgaben aus dem Kompass. sollen die Kinder und Jugendlichen in der Kinderwerkstatt eine sichere Um- Der Zeiger, mit dem Spruch darauf: „Mein Leben macht Sinn“ gibt den gebung erfahren, in der sie nicht als Impuls: Du bist wertvoll. Verlierer, Opfer oder Täter gebrand- markt sind. Vielmehr sollen ihnen in Das Ziel vom Kompass: der Einrichtung wertschätzende und r %JF,JOEFSXFSEFOTJDIVOEBOEFSFJOEFS,SJTFOTJUVBUJPOCFTTFS fordernde Erwachsene als Gegenüber kennenlernen. an die Seite gestellt werden, die ih- r %JF,JOEFSXFSEFOJOEJF)BOEMVOHHFIFO nen Halt und Sicherheit geben und r %JF,JOEFSXFSEFOJISF"OHTUCFXÅMUJHFOVOE4JDIFSIFJUVOE,POUSPMMF Unterstützung bei der Bewältigung erreichen. ihrer individuellen Probleme bieten. r 4USFTTXJSESFEV[JFSU Im Zuge der Corona-Pandemie hat die

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EIGEN-SINN KOMPASS DER LEBENS-FREUDE 4DIXFSQVOLU

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 MEIN LEBEN MACHT SINN

 

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AUSSTELLUNG 4DIXFSQVOLU EIGEN-SINN KOMPASS DER LEBENSFREUDE

ZIEL:

Nach überstandener Corona-Krise soll es in der Kinderwerkstatt eine Vernissage-Ausstellung mit ALLEN Euren Kunstwerken (Schnellhefter) geben. Es soll eine Gruppe von Menschen geben, die die Kunstwerke anschauen und euch SINNVOLLE Preise und Auszeichnungen verleihen werden. Gemeinsam feiern wir in der Kinderwerkstatt das Leben nach Corona mit einem Fest. Heute schon, freuen wir uns auf Euch und die gemeinsamen sinnvollen Stunden.

METHODE:

Jeden Tag oder mindestens 2-mal in der Woche solltet ihr eine DIN-A4-Seite mit dem Eigensinn-Kompass gestalten. Auf jedem Blatt muss das Datum stehen.

Beginn dieser Aktion ist der 1. April 2020.

Es muss auf jedem Blatt sichtbar sein, dass ALLE Fragen beantwortet und bearbeitet worden sind. Zur Hilfe, damit Du nichts vergisst, kannst Du die Zahlen und die Zeichnungen/kleinen Bilder, die neben den Zahlen stehen, die auf dem Kompass zu sehen sind, als Orientierung verwenden.

Die Fragen müssen nicht der Reihenfolge nach beantwortet werden.

Materialien:

1. Ein Schnellhefter, egal welche Farbe.

2. Es darf nur DIN-A4-Papier verwendet werden. Farbe egal.

3. Es können Buntstifte, Filzstifte, Ölkreide, Pastellkreide, Wachsmalkreide, Kugelschreiber, Fineliner, Eddings und vieles mehr verwendet werden.

4. Wenn du bei den Fragen nicht weiter kommst oder keine Antwort weißt, dann frage bitte Mama/Papa/deine Geschwister. Rufe Oma oder Opa, Nachbarn oder Freunde an, die dir weiterhelfen können.

5. Gerne darfst du auch bei uns, in der Kinderwerkstatt anrufen. Tel: 0 74 41-95 06 54 Wir sind zwischen 9 und 11 Uhr zu erreichen. Ganz selten sind wir nicht im Büro. Du darfst gerne auf den Anrufbeantworter sprechen! -

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4DIXFSQVOLU Der Jugendhof Obermeyer in der Corona-Pandemie

Der Jugendhof Obermeyer in Hagen arbeitenden zu treffen. Sehr schnell struktur war dabei hilfreich. Das heißt, am Teutoburger Wald ist eine mittel- waren wir uns in der Einrichtungslei- bis zum regulären Beginn der Oster- große private Jugendhilfeeinrichtung, tung der akuten Gefährdungslage be- ferien war in allen Gruppen vormit- die in erster Linie regional ausgerich- wusst, denn zum einen gingen Mit- tags ein Lernprogramm angesagt, tet ist. Die Einrichtung hat aktuell 58 arbeitende, die gerade im Skiurlaub entweder nach Vorgabe der verschie- Plätze. Das Angebot ist stark ausdiffe- waren, direkt in die Quarantäne, denen Schulen, die unsere Kinder renziert. In erster Linie werden statio- zum anderen war unsere Gemeinde und Jugendliche besuchen oder näre und teilstationäre Maßnahmen (13.000 Einwohner) gleich zu Anfang nach eigener Kreation. für alle Altersgruppen, vom Neuge- ein Hotspot der Pandemie, weil eine borenen bis zur Verselbständigung, Familiengruppe das Virus aus dem Ur- Erstaunlich und unter den Umständen angeboten. laub in Ischgl mitgebracht hatte und des sehr beengten Zusammenlebens somit eine schnelle Ausbreitung in und der geltenden Kontaktbe schrän- Im Einzelnen: Stationäre Wohngruppe unserem Lebensumfeld gegeben war. kungen war die durchweg gute Stim- für Kinder und Jugendliche, Heilpä- Wir haben von Anfang an alle not- mung in allen Gruppen. Die Kinder dagogische Gruppe für Kinder und wendigen Maßnahmen in enger Ab- und Jugendlichen nahmen überwie- Jugendliche, Kleinkinderwohngruppe stimmung zwischen Geschäftsfüh- gend die Spiel- und Freizeitangebote (1–7 Jahre), Wohngruppe auf Zeit (mit rung und den pädagogisch Verant- der Mitarbeitenden gut an. regelmäßigen 14-tägigen Heimfahr- wortlichen der einzelnen Bereiche Uns kommt hier sicher zugute, dass ten), 5-Tage-Wochengruppe für Kin- getroffen. Mit der Schulschließung in der Bewegungsradius der Kinder auch der und Jugendliche, Tagesgruppen- Niedersachsen haben wir unseren bei geschlossenen Spielplätzen durch angebot für Kinder und Jugendliche, Tagesgruppenbetrieb und auch den die unmittelbare Nähe zum Naturpark Wohngruppen zur Verselbständigung Betrieb der 5-Tage-Wochengruppen „Teutoburger Wald“ und durch das für ältere Jugendliche und junge Er- vorläufig eingestellt. Diese Maßnah- ausgesprochen schöne Wetter wenig wachsene, ambulante und familien- me wurde mit den Jugendämtern eingeschränkt war. Was wir deutlich unterstützende Angebote, SPFH und und allen betroffenen Familien ein- beschränkt haben, ist der Kontakt der Erziehungsbeistandschaft. zeln kommuniziert und gleichzeitig Gruppen untereinander, der sonst Weiterhin gibt es bedarfsbezogen die nachgefragt, welche Unterstützung zum Alltag der Einrichtung gehört. So Möglichkeit der Inobhutnahme und die Familien bräuchten. konnte unser wichtiges Angebot der Bereitschaftspflege für Kleinstkinder. „tiergestützten Arbeit“ nur einge- Für den Bereich der vollstationären schränkt umgesetzt werden, da die Insgesamt verstehen wir alle Angebo- Gruppen ergab sich die Notwendigkeit Mitarbeitenden in diesem Bereich ja te als ausgeprägt familienorientiert. einer 24-Stunden-Betreuung, die in un- nicht mit Kindern unterschiedlicher Das heißt, dass das Herkunftssystem serem Leistungsangebot so während Gruppen in Berührung kommen soll- des Kindes und Jugendlichen immer der Schulzeit nicht vorge sehen ist. ten. Aber auch weiterhin waren Spa- weitgehend in die Jugendhilfemaß- ziergänge mit Ponys und Hunden, der nahme mit einbezogen ist. Diese Aus- Mit Hilfe des Einsatzes der Mitarbei- Hoftag einer Gruppe zur Tierversor- gangsvoraussetzung stellte uns zu tenden aus dem Bereich Tagesgrup- gung, sowie begrenzte tiergestützte Beginn der Pandemie vor die Heraus- pe und der 5-Tage-Wochengruppe Maßnahmen in einem kleinen Rah- forderung, sehr differenzierte Maß- gelang es, einen regulären Betrieb in men möglich. Das dabei alle erforder- nahmen zum Schutz unserer Kinder allen vollstationären Gruppen auf- lichen Hygiene Maßnahmen getroffen und Jugendlichen und auch der Mit- recht zu erhalten. Eine gute Tages- wurden, war selbstverständlich.

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oder in einigen Fällen alle zwei Tage, Anrufe bei den Familien, um sich nach deren aktueller Lebenssituation zu erkundigen und gegebenenfalls mit Rat und Hilfe zu unterstützen. Ge-

sprochen wurde dabei sowohl mit 4DIXFSQVOLU den Erwachsenen (Eltern) als auch mit den Kindern. Im Bedarfsfall gab es dann auch eine Entlastung durch Mit- arbeitende, indem das Kind für einen Tag abgeholt wurde und der Mitar- beiter eine gemeinsame Tagesgestal- tung mit dem Kind durchführte. Alle Maßnahmen wurden koordiniert durch eine regelmäßig Videokonfe- renz der Bereichsleitungen, die an- (Foto: © Malisa Benninghoff) fangs täglich, später zwei bis drei Mal wöchentlich stattfand.

Die Osterfreizeiten, ein zentraler und gestaltung bis zum Bau einer eigenen gruppenübergreifender Teil unseres kleinen Boulder Wand. Entscheidend Angebots, konnten nicht wie geplant war für uns die sehr gute Stimmung stattfinden, da die Freizeiten grup- unter den Kindern und Jugendlichen. penübergreifend sind und in der Co- Die Arbeit der Einrichtung beschränk- rona-Situation eine Vermischung der te sich aber nicht nur auf die stationär Gruppen vermieden werden sollte. betreuten Kinder und Jugendlichen, Also fanden die Freizeiten in den ein- sondern auch alle Kinder, die die Zeit zelnen Gruppen statt. Hier gab es in ihren Familien verbrachten, waren spannende Projekte, von der Garten- weiter im Blick. So gab es täglich,

(Foto: © Laura Thiel)

Eine besondere Herausforderung war der „Neustart“ nach den verlängerten Osterferien. Einen Teil der Osterferien hatten die Kinder der „Wohngruppe auf Zeit“ Zuhause bei ihren Eltern ver- bracht. Auch aus den anderen vollsta- tionären Gruppen gab es kürzere oder auch längere Heimfahrten der Kinder, auf die wir aufgrund des fami-

(Foto: © Malisa Benninghoff) lienorientierten Konzeptes unserer Arbeit nicht verzichten wollten.

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(Foto: © Malisa Benninghoff)

Wir haben einen Fragebogen entwi- wohl die Bearbeitung von schuli- tenden betreten werden. Die Verwal- ckelt, mit dem die Mitarbeitenden vor schen Aufgaben, als auch ein Freizeit- tung darf nur noch einzeln betreten Rückkehr des Kindes in der Gruppe angebot mit ein. Nur ausgewählte werden und nur von Mitarbeitern abgefragt haben, ob es eine Infektion Mitarbeitende kümmern sich unter ohne Begleitung von Kindern. Eine oder Quarantäne-Maßnahme im Um- Einhaltung der Hygienevorgaben, Tra- Schutzscheibe bringt den dort tä- feld des Kindes gab. Eine Rückkehr in gen von Masken und der Einhaltung tigen Personen weitere Sicherheit. die Gruppe war immer erst nach des Mindestabstands ausschließlich einer „negativ-Klärung“ möglich. um diesen Bereich, um eine Gefähr- Es ist normalerweise selbstverständ- Bei Verdachtsfällen bei den Mitarbei- dung der stationären Gruppen auszu- lich, dass die Gruppen eigenständig tenden haben wir sofort mit einer schließen. die Einkäufe des täglichen Bedarfs er- Freistellung von der Arbeit bis zu ei- ledigen, oft gemeinsam mit den Kin- ner Negativ-Klärung reagiert. Nach- Selbst Angebote der therapeutischen dern und Jugendlichen. Diese Einkäu- dem die Landesbehörde eine „Notbe- Arbeit wie z.B. Einzelgespräche etc. fe wurden auf ein Mindestmaß redu- treuung“ im Rahmen der Tagesgrup- wurden wieder aufgenommen, alles je- ziert. Stattdessen gibt es nun einen penarbeit erlaubt hatte, haben wir weils unter größtmöglicher Beachtung Lieferservice, der die Einrichtung zen- hier ein von uns entwickeltes Konzept der geltenden Schutzmaßnahmen. tral beliefert. Auch Kinder können ihre zur Anwendung gebracht. In Abstim- Einkaufswünsche äußern und bekom- mung mit den Personensorgeberech- Dass hierfür die betriebliche Infra- men dann ihre Taschengeldeinkäufe tigten werden die Kinder der Tages- struktur den Erfordernissen angepasst geliefert. Auch hier ist erstaunlich, wie gruppe für einige Stunden von zu wurde, bedarf keiner besonderen Er- bereitwillig sich Kinder und Jugend- Hause abgeholt und individuell be- wähnung. Die Großküche darf nur liche auf diese Veränderungen ein- treut. Diese Betreuung schließt so- noch von den dort tätigen Mitarbei- gelassen haben.

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Bisher sind wir von einer Infektion Handeln der Verantwortlichen, trotz Sicher sind alle Kinder und Jugend- und Quarantänemaßnahmen ver- der Warnungen der Wissenschaft, lichen froh, wenn sie ihre Freunde schont geblieben. Es gibt aber einen bislang bei Weitem nicht konsequent. wieder ohne Einschränkungen treffen Krisenplan, der auch in solch einem können. Vielleicht gelingt es als Folge Fall den Betrieb sicherstellen würde. dieser Krise, zumindest für Kinder mit

Uns ist klar, dass wir dann nicht mehr Weniger Konflikte und einem besonderen Förderbedarf ein 4DIXFSQVOLU das Handeln allein bestimmen kön- Eskalationen durch ausgewogenes Angebot von indivi- nen, sondern uns Vorgaben seitens nicht stattfindenden dueller Förderung und Gemein- der Gesundheitsbehörde gemacht Schulunterricht? schaftserleben herzustellen. Und für werden. Da unsere Leitungskräfte die Organisationsebene gilt: Vieles und alle Mitarbeiter bisher alle Maß- lässt sich effizienter und zeitsparender nahmen mitgetragen und aktiv un- In der kleinen Welt unserer Einrich- in Videokonferenzen und Telefonaten terstützt haben, bin ich optimistisch, tung mache ich mir Gedanken da- klären, auch das lehrt diese Krise. We- dass dies auch in einem verschärften rum, wieso es trotz der Einschränkun- binare können nicht die persönliche Krisenfall so wäre. gen, die ja auch die Kinder und Ju- Begegnung und den Austausch bei gendlichen betreffen, zu so wenig Fortbildungen ersetzen, aber man- Als sehr positiv habe ich den Aus- Konflikten und Eskalationen in den ches lässt sich auch auf diesem Wege tausch mit Einrichtungsverantwort- Gruppen kommt? und mit wesentlich geringerem Orga- lichen innerhalb und außerhalb des nisationsaufwand erreichen. VPK erlebt. Angefangen von Einrich- Kann das damit zu tun haben, dass tungen, die vorbehaltlos ihre Krisen- Schule als großes Konfliktfeld aktuell Mir persönlich fehlen aktuell das Zu- konzepte offengelegt haben, bis zum nicht in der gewohnten Weise statt- sammentreffen und die persönliche telefonischen Austauschgespräch. findet? Ist das Lernen in Kleingruppen Begegnungen mit Kolleginnen und Auch der VPK-Arbeitgeberverband unter Anleitung von vertrauten Be- Kollegen im VPK und in anderen Or- hat schnell reagiert und in einem kos- zugspersonen vielleicht einfach effizi- ganisationen. Die Corona-Situation tenlosen Webinar alle arbeitsrecht- enter als „Frontalunterricht“ in großen bewirkt aber auch, über Notwendig- lichen Aspekte, wie z.B. die Regelun- Klassenverbänden? Wirkt sich die keiten und alternative Möglichkeiten gen zur Kurzarbeit, behandelt. ständige Präsenz von erwachsenen neu nachzudenken und eingefahrene Bezugspersonen auch unter den ein- Wege zugunsten kreativer einfacher Krisen bieten auch immer die Chance geschränkten Bedingungen positiv Alternativen zu verlassen. für einen Neubeginn und für neue auf das Verhalten von Einzelnen und Ich hoffe, alle Einrichtungen, ihre Mit- Herangehensweisen. Für mich hat der Kindergruppen aus? Kann es nicht arbeitenden, Kinder und Jugend- Philosoph Richard David Precht das in eine Chance sein, digitale Lernmög- lichen kommen gesund und un- verschiedenen Interviews und auch lichkeiten noch stärker auszubauen? beschadet durch diese Zeit. in TV-Talkrunden sehr gut zum Aus- druck gebracht.

„Die Corona-Pandemie bietet der Ge- sellschaft eine Chance zur Neuorien- tierung. Es kann und darf kein Zurück zu dem Zustand ‚Vor-Corona‘ geben.“ Die Pandemie betrifft Menschen weltweit, sie bekommt entsprechen- de Beachtung und führt zu Verhal- tensänderungen. Auch wenn die Pan- demie eine große Anzahl an Todes- opfern fordern wird, so muss doch Allen bewusst sein, dass der Klima- wandel, der ja auch schon weit fort- geschritten ist, einer weitaus größe- ren Zahl von Menschen weltweit das (Foto: © Jugendhof Obermeyer) Leben kosten wird. Leider war das

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8FJUFSFT5IFNB Forschung im Projekt PETRA

Die Verknüpfung von praktischer  o (nach 1982) differenzierte es sich Arbeit mit wissenschaftlichen Ansät- 1972 – 1976 zunehmend in andere Bereiche der zen ist ein konstitutives Element der (Start von Projekt PETRA) syste- Hilfen zur Erziehung aus. Gegenwär- Struktur des Projekts PETRA. Diese matische Konzeptentwicklung. tig werden ca. 1900 Kinder, Jugend- Prämisse wurde sehr früh (1972) in 1976 – 1982 liche und ihre Familien in den ver- den Planungsjahren des Projekts Evaluation der umgesetzten schiedenen Betreuungsformen durch gesetzt und ist bis heute in den Leit - Konzepte. das Projekt PETRA betreut. Zudem li nien des Unternehmens fest- wurden systematische Literaturre- geschrieben.  o views und vertiefte Analysen einzel- Kontinuierliche Evaluation der ner vorliegender Studien durchge- Die dahinterstehende Haltung signa- umgesetzten Konzepte im führt. Mit der Eröffnung des Hauses lisiert, dass eine verantwortungsvolle Projekt PETRA. PETRA 1976 wurden die Konzeptio- Kinder- und Jugendhilfe nicht ohne nen weiterentwickelt und zudem sys- Rezeption wissenschaftlicher Ergeb- Durchführung externer For- tematisch evaluiert. nisse verantwortbar ist. Zudem soll schungsaufträge zu Studien im diese Verknüpfung nachhaltig institu- Bereich der Hilfen zur Erziehung; Im Einzelnen wurden in dieser Phase tionalisiert werden, um eine kontinu- methodisch zumeist qualitative Konzeptionen zur Gestaltung der ierliche Synergie zwischen beiden Studien. pädagogischen Alltagsarbeit, zur Bereichen zu gewährleisten. Von be- Verknüpfung von therapeutischen sonderer Bedeutung ist auch, dass  oIFVUF Interventionen mit pädagogischen sich wissenschaftliches Handeln in Anhaltende Evaluation der Strukturen sowie der Behebung von der Kinder- und Jugendhilfe durch konzeptionellen Umsetzungen Schul- und Leistungsproblemen Beachtung der Komplexität der unter- im gesamten Projekt PETRA. (Silentium) entwickelt. schiedlichen Settings der Jugendhilfe auszeichnet und die methodischen Durchführung externer For- Zudem wurde ein differenziertes Kon- Standards entsprechend anpassen schungsaufträge in der Jugend- zept zur begleitenden Elternarbeit muss. hilfe und angrenzenden Sektoren. erarbeitet. Großen Raum nahm die Paradigmenwechsel: evidenz- Frage der Steuerung des Informations- Dies führt freilich zu einer Gratwan- basierte Forschungsansätze. flusses im Kontext des Schichtdienstes derung zwischen den Standards sowie die Analyse komplexer Prozesse evidenzbasierter Forschung und den im Bereich der Dokumentation sowie Anpassungsleistungen der komple- 1. 1972 – 1982 der Indikatoren für die Messung von xen Feldbedingungen des Studien- Wirkungen ein. Die Eva lu ation selber objektes. Diese Phase ist gekennzeichnet durch erfolgte durch einen methodischen die wissenschaftsgestützte Entwick- Mix aus Aktenanalyse, Interviews aller Im Folgenden geben wir einen aus- lung von Konzepten zur Struktur- Mitarbeiter sowie teilnehmender sys- gewählten Überblick über die For- und Prozessqualität des geplanten tematischer Beobachtung im Alltag. schungsaktivitäten im Rahmen des Projekts PETRA. Das Projekt startete Die Ergebnisse dieser Phase wurden in Projekts PETRA. 1976 mit der Eröffnung des therapeu- mehreren internen Forschungsberich- Dabei unterscheiden wir drei Zeit- tischen Kinder- und Jugendheims ten einer begrenzten Fachöffentlich- abschnitte: Haus PETRA. In den Folgejahren keit zur Verfügung gestellt.

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2. 1982 – 2007 angebotes erhoben. In einer Tiefen- kere Betonung quantitativer evidenz- studie in 15 ausgewählten Tagesgrup- basierter Methoden. Ab dem Jahr Die geschilderten Evaluationsansätze pen wurden einzelne Leistungsmerk- 2002 erfolgten mehrere Einzelstudien wurden in dieser Phase immer wieder male in einem methodischen Mix aus im Rahmen der Wirkungsdebatte, die angepasst und fest institutionalisiert. Befragung, Verhaltensbeobachtung den Übergang zu den ab dem Jahr

In diesem Zusammenhang kam es und Aktenanalysen untersucht. 2007 zugrunde gelegten evidenzba- 4DIXFSQVOLU zur Konstituierung eines eigenen sierten Forschungsstrategien markier- 8FJUFSFT5IFNB Institutes (Planungsgruppe PETRA, ab Die 1994 publizierte Studie „Erzie- ten. Auch die enge Verknüpfung von 2004 Forschungsgruppe PETRA), hungsstellen – professionelle Erzie- Forschungsprojekten mit der Bera- das sich auch aus Fremdforschung hung in privaten Haushalten“ wech- tung beispielsweise von Jugendäm- refinanzierte. Insofern lag ein Schwer- selte den Fokus auf den Bereich der tern und Trägern, politischen Akteu- punkt dieser Jahre in der Erfüllung Pflegefamilien und hier insbesondere ren und anderen konstituierte sich be- externer Forschungsaufträge bei- der teilprofessionellen Pflegefamilien. reits in dieser Phase (siehe u.a. Büttner spielsweise durch das Bundesministe- Die Studie wurde vom Hessischen & Wiesner, 2004; Koch, 2007). rium für Familie, Senioren, Frauen und Landeswohlfahrtsverband in Verbin- Jugend. dung mit der Internationalen Gesell- schaft für Heimerziehung beauftragt 3. 2007 – gegenwärtige und Die im Frühjahr 1987 publizierte Stu- und stellte eine Gesamterhebung der künftige Schwerpunkte die „Analyse von Leistungsfeldern der Erziehungsstellen im Bundesland Heimerziehung. Ein empirischer Bei- Hessen sowie eine Intensivuntersu- Dieser Zeitabschnitt ist – unter Beibe- trag zum Problem der Indikation“ chung von ausgewählten Familien. haltung der internen Evaluation – (Planungsgruppe PETRA, 1991, 3. Auf- durch eine wachsende Bedeutung lage) identifizierte in einem komple- 1995 beauftragte das Bundesministe- externer Forschungsaufträge gekenn- xen methodischen Design unter- rium für Familie, Senioren, Frauen und zeichnet. Zugleich festigt sich die schiedliche Leistungsmerkmale von Jugend die Planungsgruppe PETRA methodische Orientierung an Heimerziehung und deren Umset- mit der Evaluation sog. Familien akti- evidenzbasierter Forschung. zung in ausgewählten Einrichtungen. vierender Programme. Diese Hilfean- Heute gängige Leistungskategorien sätze waren aus den USA über die (wie z.B. Alltag, Pädagogik, Therapie) Niederlande nach Deutschland ge- KATAMNESE – wurden erstmalig heuristisch erarbei- tragen worden und mit großer Hoff- Erziehungshilfe auf dem tet, theoretisch durchdrungen und nung belegt. Strukturell ähnelten sie Boden der Wissenschaft empirisch in ihren Ausprägungsviel- einer hochintensiven und zeitlich falten beschrieben. Das Forscherteam begrenzten Sozialpädagogischen Alle von Projekt PETRA im stationären war interdisziplinär aus den Gebieten Familienhilfe. Mit der Studie „Familien- und teilstationären Bereich betreuten der Schulpädagogik, der Sozialpäda- erhaltung als Programm“ wurden Familien werden von der Forschungs- gogik, der Soziologie und der Psycho- diese Ergebnisse 2000 publiziert. gruppe PETRA in das wissenschaftlich logie besetzt. Alle Forscher hatten abgesicherte Evaluationssystem ihrerseits jahrelange praktische Er- Die mit den Paragraphen 78 a ff ange- KATAMNESE eingebunden. Dieses fahrungen. stoßene Debatte um die Frage der wurde ab 2007 entwickelt und es um- Wirkungen von Hilfen zur Erziehung fasst inzwischen rund tausend Hilfe- Mit der Studie „Bestand, Entwicklung und des Zusammenhangs zwischen verläufe. Eine Besonderheit dieses und Leistungsmöglichkeiten von Entgelt und Leistungen beeinflusste Evaluationsansatzes besteht darin, Tagesgruppen“ in den Jahren 1987 – die methodischen Orientierungen der dass nicht allein die unmittelbaren 1990 – finanziert und beauftragt Forschungsgruppe PETRA entschei- Effekte aus der Hilfe ermittelt werden, durch die Stiftung Deutsche Jugend- dend. Bis dahin setzten sich die mehr- sondern auch die Nachhaltigkeit der marke und des Bundesministeriums stufigen methodischen Ansätze aus Hilfen. Konkret finden Befragungen für Familie, Senioren, Frauen und Ju- deskriptiven Erhebungen und heuris- von Eltern und Kindern sowohl am gend – wurde die externe Auftrags- tisch-qualitativen Tiefenuntersuchun- Beginn als auch am Ende der Hilfen forschung fortgesetzt. In einer reprä- gen zusammen. Die Beantwortung statt. Die langfristige Entwicklung der sentativen Erhebung wurden Aspekte der Fragen nach Zusammenhängen ehemals betreuten Familien wird in der Struktur- und Prozessqualität zwischen einer Reihe von komplexen einer Befragung 36 Monate nach in der Arbeit des Tagesgruppen- Faktoren erforderte jedoch eine stär- dem Ende der Hilfen erfasst.

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Hierzu suchen spezifisch qualifizierte Die auch ohne Berücksichtigung der

8FJUFSFT5IFNB Empirisch gestützter Fachkräfte aus der Forschungsgruppe Kinderschutz – unbegleiteten minderjährigen Flücht- PETRA mit Einverständnis der Eltern die Inobhutnahme linge hohe Dynamik der letzten Jahre die Familien drei Jahre nach dem im Feld der Inobhutnahme hat in die- Hilfeende zu Hause auf und bitten Ein besonderer Schwerpunkt der sem wertvollen Kinderschutzbereich um eine Bewertung des Hilfeverlaufs Forschungsgruppe PETRA liegt in der problematische Nebeneffekte beför- im Rückblick sowie um eine Beschrei- Erforschung von Problemstellungen dert. Diese reichen von einem massi- bung der zwischenzeitlichen Entwick- rund um das Leistungsfeld der Inob- ven, bislang empirisch ungeklärten lung. hutnahme. In verschiedenen empiri- Fallzahlenanstieg mit vermutlich auch schen Arbeiten mit Kindern und Ju- unnötigen Herausnahmen, bis hin zu In der Summe lässt sich die Entwick- gendlichen in der Inobhutnahme unzumutbar langen Verweildauern lung der Kinder und ihrer Eltern somit konnten die massiven Ausgangsbe- von Kindern und Jugendlichen in Be- über einen Zeitraum von vier bis fünf lastungen sowie das hohe Maß an reitschaftspflegefamilien und Einrich- Jahren nachzeichnen. Die zur Bewer- akuter Traumatisierung aufgezeigt tungen der Inobhutnahme. Diese, tung der unmittelbaren Effekte sowie werden (z.B. Rücker, Büttner, Böge, so wie weitere Problemstellungen der Nachhaltigkeit der Hilfen benötig- Koglin, Fegert & Petermann, 2015; beleuchtet die Forschungsgruppe ten Daten werden multimethodal zu- Rücker, Büttner, Karpinski, Petermann PETRA aktuell in einer bundesweiten sammengetragen. Neben intensiven & Fegert, 2018). In Anknüpfung an die Inobhutnahme-Studie. Das Projekt Explorationsgesprächen mit den Forschungsergebnisse und zur Ver- adressiert die Struktur-, Prozess- und Kindern und Eltern werden standardi- minderung der Belastungen wurde Ergebnisqualität in Jugendämtern, sierte und wissenschaftlich geprüfte im Nachgang gemeinsam mit der Familiengerichten und Einrichtungen Erhebungsverfahren eingesetzt. Die World Childhood Foundation (Ihre der Inobhutnahme. Im Sinne einer in- unterschiedlichen Datensorten er- Majestät Königin Silvia von Schwe- terdisziplinären Kooperation mit Fach- gänzen sich und bieten wechselseitig den) ein Konzept zur trauma-sensib- kräften aus Kinderschutzdiensten und Lernpotenzial zur Optimierung der len Betreuung für in Obhut genom- Einrichtungen der Inobhutnahme Hilfeverläufe. mene Kinder und Jugendliche ent- sowie mit Familienrichterinnen und wickelt (PRO-JU-SAVE; Rücker, 2015). -richtern strebt die Studie die Ent- Auf diesem Wege gelingen Einzelfall- wicklung der Fachpraxis zur Steige- analysen sowie fallübergreifende Aus- Das Konzept zielt darauf ab, Fachkräf- rung des Kinderschutzes an. wertungen zur Steigerung der lang- te in Einrichtungen der Inobhut- fristigen Wirksamkeit und zur Ver- nahme für den Umgang mit akut meidung von Drehtüreffekten. Durch traumatisierten jungen Menschen zu Bildung und Ressourcen – eine spezifische Anpassung der Hilfen sen sibilisieren. Hierzu zählen neben evidenzbasierte Förderung an besondere familiäre Bedürfnisla- nonverbalen Verhaltensweisen auch im Spannungsfeld von gen konnte beispielsweise erreicht Gesprächsmodule zur Exploration Symptombelastungen werden, dass lediglich 12–15 % der und Verminderung von Suizidalität ehemals betreuten Familien weitere und selbstverletzendem Verhalten I. Kinder und Jugendliche in statio- Hilfen benötigen. bei Kindern und Jugendlichen. nären und teilstationären Hilfen zur Erziehung weisen häufig kog- Zum Vergleich: Im bundesweiten Ein weiteres Augenmerk der Praxis- nitive Besonderheiten und Durchschnitt sind dies mehr als 50 % entwicklung im Kontext von Inobhut- Schwierig keiten im Zusammen- aller Familien (vgl. hierzu Büttner, Rü- nahmen stellt die Betreuung der hang mit Lern- und Leistungsan- cker, Petermann & Petermann, 2011). Null- bis Sechsjährigen in der Bereit- forderungen durch die Schule auf. schaftspflege dar. In einer von der Praktisch wird diesem Umstand Zu den Effekten und zur Nachhaltig- Forschungsgruppe PETRA durchge- im Projekt PETRA durch ein hoch- keit erzieherischer Hilfen im Projekt führten bundesweiten Befragung strukturiertes Setting zur nach- PETRA hat die Forschungsgruppe in wurden Eltern der Bereitschaftspflege schulischen Hausaufgabenförde- den vergangenen Jahren eine Viel- nach Belastungen und Erfahrungen rung entsprochen. Das hierfür zahl an Fachpublikationen vorgelegt mit den Pflegeverhältnissen und nach von PETRA entwickelte Konzept (u.a. Rücker, Büttner, Petermann & Kooperationsstrukturen mit den Ju- trägt die Bezeichnung SILENTIUM. Petermann, 2013; Rücker, Büttner, gendämtern befragt (Büttner, Fegert, Unter Beachtung lernpsychologi- Petermann & Petermann, 2014). Meysen, Petermann & Rücker, 2018). scher, pädagogischer sowie neu-

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rowissenschaftlicher Erkenntnisse der Interdisziplinarität aus Päda- Umgangs modellen wird untersucht, werden alle von PETRA betreuten gogik und Kinderpsychologie bei ob sich Entwicklungsunterschiede Kinder und Jugendlichen kognitiv der Reduktion von emotionalen zwischen Kindern in unterschiedli- optimal gefördert. Belastungen und Verhaltens- chen Umgangsmodellen verzeichnen problemen nachgewiesen wer- lassen (Rücker & Petermann, 2019).

II. Bildungsprozesse und formale den (Büttner, Rücker, Petermann Interna tional bereits vorweggenom- 4DIXFSQVOLU Qualifikationen nehmen generell & Petermann, 2011; Nitkowski, men, und inzwischen auch in 8FJUFSFT5IFNB eine Schlüsselstellung hinsichtlich Petermann, Büttner, Krause- Deutschland zunehmend populär, er- der Teilhabemöglichkeiten junger Leipoldt & Petermann, 2009). weist sich die Ablösung vom tradier- Menschen ein. Aus diesem Grund ten Residenzmodell (Kinder getrenn- investiert PETRA neben der Ent- IV. Kindern und Jugendlichen in Er- ter Eltern leben überwiegend bei ei- wicklung von Lernkonzepten ver- ziehungshilfen fällt es leichter nem Elternteil) zu Gunsten des mehrt Energie in die Erforschung Kompetenzen zu aktivieren, wenn Wechselmodells (Kinder werden pari- von Faktoren, die sich hemmend ihnen zusätzlich zum pädagogi- tätisch durch beide Elternteile be- auf Lernprozesse auswirken kön- schen Angebot Zugang zu thera- treut). Die Ablösung von Traditionen nen. Dabei wurde in einem mehr- peutischen Leistungen eröffnet führt häufig jedoch zu Verunsicherun- jährigen Forschungsprojekt mit werden. In einem Forschungsver- gen und nicht alle Elternteile können Kindern aus der Jugendhilfe das bund mit hochschulbasierten Ein- sich mit Blick auf Umgangsfragen Konstrukt der schulbezogenen richtungen und weiteren Trägern nach Trennung oder Scheidung ein- Anstrengungsvermeidung unter- der Jugendhilfe hat PETRA die vernehmlich einigen. sucht (Weber, Büttner, Rücker & Entwicklung des wissenschaftlich Petermann, 2015). Hierbei konn- abgesicherten Kompetenzanaly- Die daraus resultierenden Konflikte ten Wechselwirkungen zwischen severfahrens „KANN“ unterstützt. beschäftigen Beratungskräfte, Fach- nicht-kognitiven Faktoren und Das Erhebungsinstrument er- anwälte für Familienrecht und einige psychischen Belastungen einer- möglicht die differenzierte Er- mehr. Die Studie ist im Spannungs- seits, sowie eingeschränkte Bil- fassung von Kompetenzen sowie feld von Trennung und Scheidung dungserfolge auf der anderen ihre gezielte Förderung (Suing et von Eltern mit minderjährigen Kin- Seite aufgezeigt werden. Die da- al., 2017). dern verortet. In einem hoch innova- bei gewonnenen Erkenntnisse tiven Design werden hunderte von finden Berücksichtigung in der Trennungseltern und Kinder aufge- Ausgestaltung von Lernarrange- Kindeswohl und Umgang sucht und mit wissenschaftlichen Me- ments im Projekt PETRA. thoden befragt respektive untersucht. Explizit kindeswohlsensible Frage- III. Psychische Auffälligkeiten und stellungen bearbeitet die Forschungs- Die Ergebnisse werden dazu beitra- Belastungen bei Kindern und gruppe PETRA aktuell in der vom gen, insbesondere in konflikthaften Jugendlichen in den Hilfen zur Er- Bundesfamilienministerium in Auftrag Trennungskonstellationen, bei Vorlie- ziehung wirken sich vielfach als gegebenen bundesweiten Studie gen von Partnerschaftsgewalt und Hemmnis bei der Förderung von „Kindeswohl und Umgangsrecht“. bei komplexen Phänomenen wie El- Ressourcen aus. Eine Reduktion tern-Kind-Entfremdung Kinderschutz- von Symptomen ist daher drin- Mindestens 200.000 minderjährige Belange stärker als bisher zu berück- gend anzustreben. Welche Mög- Kinder sind jährlich in der Bundes- sichtigen. lichkeiten und Wirkungen die republik Deutschland von Trennung Adaption von Modulen aus der oder Scheidung der Eltern betroffen. Kinder- und Jugendlichen-Psy- Im Nachgang stellt sich in der Regel Ausblick chotherapie im Setting erziehe- die Frage, welcher Elternteil zu wel- rischer Hilfen erreichen können, chen Anteilen Umgang mit dem ge- Neben der kontinuierlichen Evaluati- wurde in einem wissenschaft- meinsamen Kind/den gemeinsamen on der Hilfen zur Erziehung im Projekt lichen Projekt mit Kindern aus Kindern haben soll. PETRA durch das Evaluationssystem der stationären Jugendhilfe bei Vor dem Hintergrund sich verändern- KATAMNESE konzentriert sich die PETRA evaluiert (siehe auch Rü- der Bedürfnislagen von Trennungs- Forschungsgruppe PETRA in den cker & Büttner, 2020). Dabei konn- und Scheidungseltern sowie mit nächsten Jahren auf folgende te insbesondere der Stellenwert Blick auf eine Flexibilisierung von Kinderschutzprojekte:

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r /BDI"CTDIMVTTEFSBLUVFMM Kinder- und Jugendpsychiatrische 3àDLFS 4 C 8FOO[XFJTJDIUSFOOFO  8FJUFSFT5IFNB bundesweit durchgeführten Inob- Disziplin) ergänzt. Später sollen die MFJEFUEFS%SJUUFo,JOEFTXPIM 6NHBOHT hutnahme-Studie werden sich pädiatrischen Professionen folgen. NPEFMMFVOE1SBYJTFOUXJDLMVOHTCFEBSGF Folgefragen ergeben, die in Ver- +VHFOEIJMGFSFQPSU  o tiefungsstudien beantwortet Insgesamt geht es um den Aufbau 3àDLFS 4#àUUOFS 1  5IFSBQFVUJTDIF werden sollen. eines integrierten interdisziplinä- "OHFCPUF[VS7FSNJOEFSVOHBHHSFTTJWFO ren Teams in der pädagogischen, 7FSIBMUFOTCFJ,JOEFSOJO+VHFOEIJMGF.B• r 1SPKFLU1&53"IBUJN+BOVBS klinischen und therapeutischen OBINFO*O/#FDL )STH 5IFSBQFVUJTDIF – in Deutschland erstmalig – eine Arbeit mit Kindern/Jugendlichen )FJNFS[JFIVOH(SVOEMBHFO 3BINFOCFEJO Inobhutnahme-Einrichtung für in den erzieherischen Hilfen. Der HVOHFO )BOEMVOHTNFUIPEFO JN%SVDL  Geschwisterreihen (n=>3) eröffnet. Gesamtprozess wird eng durch die 3àDLFS 4 #àUUOFS 1 #ÚHF * ,PHMJO 6  Diese Einrichtung wurde spezi- Forschungsgruppe begleitet und 'FHFSU +.1FUFSNBOO '  #FMBTUVO fisch konzipiert und ein speziell evaluiert. HFOCFJ,JOEFSOVOE+VHFOEMJDIFOJOEFS*O dafür geplantes Gebäude wurde PCIVUOBINF 4(#7*** &JOF"OBMZTFWPO'BMM errichtet. Das Geschwisterhaus CFSJDIUFO/FSWFOIFJMLVOEF  o PETRA wird durch die Forschungs- Quellen 3àDLFS 4 #àUUOFS 1 ,BSQJOTLJ / 1FUFSNBOO  gruppe drei Jahre systematisch ''FHFSU +.  (FTDIMFDIUTTQF[Jfi evaluiert, um die neu erarbeiteten #àUUOFS 1 'FHFSU +. .FZTFO 5 1FUFS TDIF6OUFSTDIJFEFJN#FMBTUVOHTBVTNB•CFJ Konzeptmerkmale in ihrer Wirk- NBOO '3àDLFS 4  #FSFJUTDIBGUT JO0CIVUHFOPNNFOFO,JOEFSOVOE+VHFOE samkeit zu prüfen. QflFHFJN#MJDL #J# oFSTUF&JOESàDLFàCFS MJDIFO f 4(#7*** 1SBYJTEFS,JOEFSQTZ EJF4JDIUWPO#FSFJUTDIBGUTQflFHFFMUFSO DIPMPHJFVOE,JOEFSQTZDIJBUSJF  o r "VDIBVTEFN,POUFYUWPO,JO- 1'"%  o 3àDLFS 41FUFSNBOO '  6NHBOHVOE deswohl und Umgang ergeben #àUUOFS 18JFTOFS 3  ;VS6NTFU ,JOEFTXPIM*O37PMCFSU")VCFS sich Forschungsaufgaben: Bislang [VOHEFT4DIVU[BVGUSBHFTOBDIfB4(#7*** "+BDPC",BOOFHJF•FS )STH &NQJSJTDIF ist beispielsweise nicht ausrei- JOEFS1SBYJTo&SGBISVOHFOBVTEFSQSBLUJ (SVOEMBHFOEFSGBNJMJFOSFDIUMJDIFO#FHVU chend erforscht, welche spezifi- TDIFO"SCFJUVOEEFS'PSUCJMEVOH,JOE BDIUVOH 4o (ÚUUJOHFO)PHSFGF schen Hilfestellungen Kinder von TDIBGUTSFDIUVOE+VHFOEIJMGF  o 3àDLFS 4 #àUUOFS 1 1FUFSNBOO 61FUFS Trennungseltern benötigen, um #àUUOFS 1 3àDLFS 4 1FUFSNBOO 61FUFS NBOO '  "MUFSTTQF[JfiTDIF&ffFLUFBN sie bei der Bewältigung dieses NBOO '  +VHFOEIJMGFVOE5IFSBQJF #FHJOOUFJMTUBUJPOÊSFS+VHFOEIJMGF.B• ohnehin kritischen Lebensereig- &ffFLUFBVTLPNCJOJFSUFO.B•OBINFOJOEFS OBINFO1SBYJTEFS,JOEFSQTZDIPMPHJFVOE nisses kindeswohlsensibel zu un- (FHFOàCFSTUFMMVOHNJU)JMGFOPIOF5IFSB ,JOEFSQTZDIJBUSJF  o terstützen (Rücker, 2019a). Auch QJFBOHFCPU1SBYJTEFS,JOEFSQTZDIPMPHJF 3àDLFS 4 #àUUOFS 11FUFSNBOO 61FUFS Richter und Beratungskräfte wün- VOE,JOEFSQTZDIJBUSJF  o NBOO '  &S[JFIVOHTLPNQFUFO[WPO schen sich Praxisentwicklung zum ,PDI (  ;VTBNNFOBSCFJUNJUEFS)FS &MUFSONJU,JOEFSOJO+VHFOEIJMGF.B•OBI Beispiel durch die Bereitstellung LVOGUTGBNJMJFJO404,JOEFSEÚSGFSO*O&O NFOo&JOflVTTBVTHFXÊIMUFS3JTJLFO;FJU spezifischer Beratungskonzepte, HFMLF &SOTUVB )STH 'PSTDIVOHGàSEJF TDISJGUGàS,JOEFSVOE+VHFOEQTZDIJBUSJF Gesprächsführungstechniken mit 1SBYJT;VNHFHFOXÊSUJHFO4UBOEEFS4P[JBM VOE1TZDIPUIFSBQJF konflikthaft agierenden Tren- BSCFJUTGPSTDIVOH 4o &JHFOWFSMBH 4VJOH . #SPDIIBHFO#FJFS #. (PMMBO 5  nungseltern und mit Kindern, um /JULPXTLJ % 1FUFSNBOO ' #àUUOFS 1 ,SBV 1FUFSNBOO ' 8BMENBOO )$ 4DINJEU  z.B. Instrumentalisierungen und TF-FJQPMEU $1FUFSNBOO 6  7FS .)4JO[JH +  #FVSUFJMVOHWPO,JO Entfremdungsversuche durch IBMUFOTUIFSBQJFVOE+VHFOEIJMGF&SHFCOJTTF EFSOVOE+VHFOEMJDIFOJO&S[JFIVOHTIJMGFO einzelne Elternteile zu erkennen [VS0QUJNJFSVOHEFS7FSTPSHVOHBHHSFTTJWFS NJUEFN,PNQFUFO[BOBMZTFWFSGBISFO,"// und zu verhindern (Rücker, 2019b). ,JOEFS;FJUTDISJGUGàS,JOEFSVOE+VHFOE %JBHOPTUJDB  o QTZDIJBUSJFVOE1TZDIPUIFSBQJF  o 8FCFS ) #àUUOFS 1 3àDLFS 41FUFSNBOO  r 1SPKFLU1&53"JTUCFSFJUTTFJUWJFMFO 3àDLFS 4  130+64"7&&JO1SBYJTQSP '  ;VTBNNFOIBOH[XJTDIFO7FS Jahren interdisziplinär aufgestellt. KFLU[VSCFMBTUVOHTTQF[JfisDIFO#FUSFVVOH IBMUFOTBVffÊMMJHLFJUFOCFJ,JOEFSOVOEEFS Neben der Sozialpädagogik und WPO,JOEFSOVOE+VHFOEMJDIFOJOEFS*OPC TDIVMCF[PHFOFO"OTUSFOHVOHTWFSNFJEVOH Schulpädagogik ist die Psycho- IVUOBINF f 4(#7*** 5IFSBQMBZ  o 1SBYJTEFS,JOEFSQTZDIPMPHJFVOE,JOEFS logie/Psychotherapie fester Be- 3àDLFS 4 B 6NHBOHTNPEFMMFVOE,JO QTZDIJBUSJF  o standteil dieses Ansatzes. Ab Mai EFTXPIMoFJOFHFTFMMTDIBGUMJDIF&OUXJDL 2020 wird die durch die medizini- MVOHTBVGHBCFVOEGBNJMJFOQPMJUJTDIF)FSBVT &JOWPMMTUÊOEJHFT1VCMJLBUJPOTWFS[FJDIOJTfiO sche Profession (hier zunächst die GPSEFSVOH4P[JBMNBHB[JO o o EFO4JFBVGEFS8FCTJUFWPO1SPKFLU1&53" 

 #MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF )FGU   "VTEFN71, U

Mitgliedsverbände L LU

VPK-Bundesverband e. V. Präsident: Martin Adam

Vizepräsident: Hermann Hasenfuß 4DIXFSQVOLU Vizepräsidentin: Sabine Juraschek Albestr. 21, 12159 Berlin Telefon: 0 30 / 89 62 52 37, Fax: 0 30 / 63 42 54 13 E-Mail: [email protected], Internet: www.vpk.de

Fachreferent: Werner Schipmann Fachreferentin: Sophia Reichardt Tel: 05 41 / 9 99 82 70 Tel: 0 30 / 89 62 52 37 Fax: 05 41 / 9 99 82 72 Fax: 0 30 / 63 42 54 13 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

VPK-Landesverband VPK-Landesverband Hamburg und VPK-Landesverband Baden-Württemberg e. V. Schleswig-Holstein e. V. Nordrhein-Westfalen e. V. Vorsitzender: Martin Adam Vorsitzender: Pierre Steffen Vorsitzender: Hans Günther Mischke Schutterstraße 10, 77746 Schutterwald Otto-Flath-Str. 7, 24109 Kiel-Melsdorf Brockhauser Weg 12a, 58840 Plettenberg Telefon: 07 81 / 9 48 21 63 Telefon: 04 31 / 54 50 03 30 Telefon: 0 23 91 / 9 38 37 90 Telefax: 07 81 / 93 74 50 Telefax: 04 31 / 54 50 03 38 Telefax: 0 23 91 / 9 38 30 99 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.vpk-bw.de Internet: www.vpk-nord.de Internet: www.vpk-nw.de

VPK-Landesverband Bayern e. V. VPK-Landesverband Hessen e. V. VPK-Landesverband Vorstandschaft: Kerstin Kranz, Vorsitzender: Peter Neufarth Rheinland-Pfalz/Saarland e. V. Rebecca Prent, Bernd Sester Ziegelhütte 2, 36381 Schlüchtern Vorstand: Svenja Simon, Sabrina Pflaum, Wagnerbreite 3, 83607 Holzkirchen Telefon: 0 66 61 / 96 16 30 Rosanna Coco Telefon: 0 80 24 / 30 38 77 Telefax: 0 66 61/ 63 51 Lange Ahnung 12, 66629 Freisen Telefax: 0 80 24 / 3 03 25 10 E-Mail: [email protected] Telefon: 0 68 57 / 6 75 06 63 E-Mail: [email protected] Internet: www.vpk-hessen.de Telefax: 0 68 57 / 2 06 06 43 Internet: www.vpk-bayern.de E-Mail: [email protected] VPK-Landesverband Internet: www.vpk-rlp.de VPK-Landesverband Berlin e. V. Mecklenburg-Vorpommern e. V. Vorstand: Josefa Dangelat, Vorsitzender: René Karow VPK-Landesverband Bernd Sander, Frank Schiedel Stockholmer Straße 1, Sachsen e. V. Albestr. 21, 12159 Berlin 18107 Rostock Vorsitzender: Ulrich Kuschnik Telefon: 0 30 / 42 85 96 56 Telefon: 03 81 / 25 54 88 26 Käthe-Kollwitz-Str. 7, 01477 Arnsdorf Telefax: 0 30 / 63 42 54 13 E-Mail: [email protected] Telefon: 03 52 00 / 29 30 70 E-Mail: [email protected] Internet: www.vpk-mvp.de Telefax: 03 52 00 / 29 10 42 Internet: www.vpk-berlin.de E-Mail: [email protected] VPK-Landesverband Internet: www.vpk-sachsen.de VPK-Landesverband Brandenburg e. V. Niedersachsen e. V. Vorsitzender: Jochen Sprenger Vorsitzender: Uwe Juraschek Geschwister-Scholl-Str. 83, 14471 Potsdam Nikolaiwall 3, 27283 Verden Telefon: 03 31 / 24 34 76 51 Telefon: 0 42 31 / 9 85 86 45 Telefax: 03 31 / 24 34 76 52 Telefax: 0 42 31 / 9 85 86 47 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.vpk-brb.de Internet: www.vpk-nds.de

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"VTEFN71, Aus dem VPK

Verdienstkreuz an Dr. Peter Büttner – Projekt PETRA in Schlüchtern

Auszeichnung für jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für Kinder und Jugendliche

Darmstadt/Schlüchtern. Regierungspräsidentin Brigitte Lind- scheid hat im historischen Ludwig- Bergsträsser-Saal des Darmstädter Kollegiengebäudes Dr. Peter Büttner den „Verdienstorden am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ überreicht. Überreichung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Peter Büttner (Foto: Privat) Seit vielen Jahrzehnten setzt sich Dr. Büttner in verschiedenen Aktivitäten in einem außergewöhnlichen Maße für das Gemeinwohl ein. Seine wis- Für den VPK-Bundesverband nahm lungsorientierten Praxis mit einem senschaftlichen, publizistischen an dieser besonderen Würdigung fundierten wissenschaftlichen An- und praktischen Verdienste in der sein Präsident Martin Adam an der spruch, bei dem Praxis, Forschung Entwicklung und Gestaltung einer am Verleihung teil. und Beratung eng miteinander Kindeswohl orientierten Kinder- und kooperieren. Ziel dabei ist, Kindern Jugendhilfe und seine langjährige Der VPK gratuliert Herrn Dr. Büttner und Jugendlichen mit Hilfebedarf ehrenamtliche Tätigkeit, unter an- für diese ganz besondere Auszeich- schnell Lösungen anzubieten und derem als Vorstandsmitglied der nung und bedankt sich für die von gemeinsam Perspektiven anzubieten. SOS-Kinderdörfer, wurden mit der Projekt PETRA erarbeiteten zukunfts- Ver leihung des Verdienstkreuzes der weisenden Standards in der Kinder- Bundes republik Deutschland gewür- und Jugendhilfe. Das Besondere Werner Schipmann digt. da ran ist die Verknüpfung einer hand- VPK-Bundesverband e.V.

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lange vergangenen wie den systema- alten und die neuen Bilder ein teils Die bessere tischen Kindeswohlverletzungen in lebenslanges Stigma. 1 DDR-Kinderheimen und sehr aktuel- Alternative len wie den entwürdigenden Maß- „Wenn wir in den Anfangsjahren zum nahmen in den Brandenburger Geburtstag eines unserer Kinder ein- "VTEFN71, Heime haben ein mieses Haasenburg-Einrichtungen, die in- geladen haben, kam manchmal kein 4DIXFSQVOLU Image. Aber solche Schutz- zwischen schließen mussten. einziges Kind“, sagt Josefa Dangelat, räume sind wichtig für Wenn in den Medien über Kinderhei- die Leiterin der Einrichtung ,JOEFS Kinder und Jugendliche mit me berichtet wird, dann in der Regel VOE+VHFOEXPIOFOJO-JDIUFOSBEF in familiären Problemen. negativ. der Thorsten aufgewachsen ist. „Viele Ein Beispiel aus Berlin. sehen uns als die Resterampe der Ju- Wie aber funktioniert die gute und gendhilfe“, sagt Dangelat. Es liegt an Wenn Thorsten* von Familie spricht, moderne Kinder- und Jugendhilfe? solchen Vorurteilen, dass sie die Türen dann meint er nicht die Mutter, mit Sind wir nicht längst weg von statio- ihrer Einrichtung für Besucher*innen der er die ersten sieben Jahre seines nären Einrichtungen? Sollten nicht öffnet. Sie habe mit ihrem Team Lebens verbracht hat. Nicht den ab- Kinder mit so viel Unterstützung wie Schulen besucht, mit Lehrer*innen wesenden Vater und auch nicht die nötig zu Hause leben können und – gesprochen, die Eltern eingeladen. Geschwister, zu denen er kaum Kon- wenn es denn gar nicht anders geht „Alle einzeln.“ takt hat. Thorsten spricht von einer – dann doch wenigstens in Pflegefa- Einrichtung, die man landläufig als milien ein Zuhause finden? Bedeutet Auch Familienrichter hat Dangelat Kinderheim bezeichnet, von seiner ein Platz im Kinderheim nicht eine durch die Einrichtung geführt. Richter, Wohngruppe und vor allem von den verlorene Zukunft mehr? Endstation die immer wieder darauf beharrten, drei jungen Frauen, die zwölf Jahre Kinderheim? dass Kinder und Jugendliche auch in lang seine Bezugserzieherinnen schwierigstem familiärem Umfeld ver- waren und die ihm auch heute noch bleiben. Alles ist besser als ins Heim? – ein Jahr nach seinem Auszug – Spa- In der Coronazeit „Sie müssen es sich einfach mal an- ghetti bolognese kochen, über sein eskalieren Konflikte schauen“, sagt Josefa Dangelat. frisch gestochenes Tattoo schimpfen und mit ihm Weihnachten und Ge- Die Coronazeit wirft ein Schlaglicht Wir fahren weit in den Süden Berlins, burtstag feiern. auf häusliche Gewalt, auf Gewalt ge- in den äußersten Zipfel von Tempel- gen Kinder. Durch die Medien geht hof-Schöneberg, nach Lichtenrade. In Thorstens Geschichte, die hier erzählt die Sorge, dass inmitten der Be- den Vorgärten der Einfamilienhaus- werden soll, ist auch ein Blick hinter schränkungen Familienkonflikte eska- siedlung sind die Magnolien verblüht, das Stigma Kinderheim und hinter die lieren – weil Entlastung durch externe stattdessen blühen Flieder und Apfel- Türen seines einstigen Zuhauses. Betreuung fehlt, weil Existenzängste bäume, Hirtentäschel steht an den Eltern belasten, weil Kontaktbe- Wegrändern. Ist es das grau geklinker- Kinderheim – das klingt so anachro- schränkungen eine explosive Enge te Haus oder vielleicht das gelb ge- nistisch. Nach Zeiten, in denen Kinder erzeugen. Immer wieder müssen tünchte? Das mit dem Holzanbau oder zu Kriegswaisen wurden oder Eltern Jugendämter und Familienrichter ent- das mit dem Trampolin im Garten? so arm waren, dass sie ihre vielen Kin- scheiden, dass Kinder nicht mehr zu der nicht durchbrachten. Nach einer Hause leben können, auch jetzt wäh- Fünf Häuser hat die Gesellschaft für Vergangenheit, in der der Staat miss- rend der Coronapandemie. erzieherische Hilfen Berlin-Tempelhof, liebige Eltern mit Kindesentzug be- ein kleiner gemeinnütziger Träger, strafte und renitente Jugendliche in Nicht alle dieser Kinder und Jugend- hier angemietet, fußläufig im Viertel Verwahranstalten steckte. Es klingt lichen können in eine Pflegefamilie. verteilt. Sie fügen sich ein in die nach Missbrauchsskandalen: Manchmal ist das auch gar nicht sinn- gleichförmige Verschiedenheit der voll. In Berlin lebten Anfang März Einfamilienhäuser und beherbergen rund 8.500 Kinder und Jugendliche in derzeit 44 Kinder und Jugendliche in  "SUJLFMFSTUNBMJHFSTDIJFOFOJOUB[#FSMJO  230 stationären Einrichtungen der kleinen Gruppen.  "VUPSJO.BOVFMB)FJN.JU Kinder- und Jugendhilfe. Für sie be- GSFVOEMJDIFS(FOFINJHVOH[VN/BDIESVDL deuten die üble Verheißung, die über „Die meisten bezeichnen uns tatsäch- EFSUB[7FSMBHTVOE7FSUSJFCT(NC)#FSMJO dem Begriff Kinderheim schwebt, die lich als Kinderheim“, sagt Leiterin

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Josefa Dangelat. In der Behörden- Ankommen einem Treffen in der Wohnung von "VTEFN71, sprache heißt es stationäres Kinder- in der Clearing-Stelle Josefa Dangelat. Was genau in sei- und Jugendwohnen. „Wir bevorzu- nem ersten Zuhause, mit der allein- gen aber den Begriff Wohngruppen.“ Die Clearing-Stelle ist der Ort der Un- erziehenden Mutter, vorgefallen war: WG – das gefalle auch den Kindern gewissheit. Manche der Kinder, die Thorsten weiß es nicht und will sich besser, sagt Dangelat. hier ankommen, hat das Jugendamt auch nicht erinnern. „Was ich sagen direkt aus der Schule abgeholt oder kann, ist, dass meine Mutter nicht ge- Josefa Dangelat ist noch jung, 34 Jah- aus verwahrlosten Wohnungen. sund ist.“ Um den Jungen zu schüt- re gerade erst geworden, und hat „Clearing“ steht für Klärung, denn zen, durfte sie ihn damals ein Jahr doch schon einige Kinder großgezo- noch ist unklar, ob die Eltern sich lang nicht sehen, nicht wissen, wo er gen. Darunter auch Thorsten, einen dauerhaft oder nur zeitweise nicht war. ihrer ersten Schützlinge. kümmern können. Vielleicht sind sie im Krankenhaus, in der Psychiatrie „Wir wissen nie genau, was die Kinder Seit fast 12 Jahren, nahezu ihr ganzes oder im Gefängnis. alles erlebt haben“, sagt Dangelat. Erwachsenenleben, arbeitet Dangelat Manchmal erfahren es die hier in Lichtenrade. Fünf Kinder zwischen 4 und 13 Jahren Erzieher*innen nach und nach, Die Frau mit dem langen braunen leben im Moment in der Clearing- manchmal nie. Manche Kinder lassen Haar, buntem Schal, den Strassohrrin- Gruppe. In drei hellen Zimmern mit sich nicht duschen, sprechen wie gen und dem breiten Lächeln hat an- bunter Bettwäsche, Familienbildern Thorsten kein Wort. Es gibt Kinder, die gefangen als Prakti kantin, wurde an den Wänden und Bilderbüchern in ihr eigenes Erbrochenes essen muss- dann Erzieherin, später pädagogische den Regalen, mit Puzzles auf dem Bo- ten, die massive Gewalt oder die Last Koordinatorin, seit vergangenem Jahr den und Barbies im Bett. Im Bad rotie- der Verantwortung für psychisch er- ist sie die Leiterin der Einrichtung mit ren kleine Jeans in der Waschmaschi- krankte Eltern verarbeiten müssen. Es den fünf Einfamilienhäusern und drei ne, auf dem Wohnzimmertisch liegt sind Kinder aus akademischen und Wohnungen. ein Matheheft. „Kleiner, größer oder aus sogenannten bildungsfernen gleich“, die Seite ist aufgeschlagen Haushalten, ohne und mit Migrations- Nach der Ausbildung – „erst mal was und die Erzieherin erklärt einem sie- hintergrund. „Auch Kinder aus dem Praktisches“ – hat Dangelat studiert benjährigen Mädchen mit dunklen Menschenhandel hatten wir schon und nebenbei weiter hier gearbeitet. Locken, wann die Dinge gleich und hier“, sagt Dangelat. „Ich fahre nach Hause“ – das sagte ungleich sind. Josefa Dangelat zu dieser Zeit auch, Das Mädchen mit dem Schnuffeltuch, wenn sie auf dem Weg zu ihrer Die ganz Kleinen spielen indes das zurzeit in der Clearing-Stelle lebt, Wohngruppe in Lichtenrade war. Verstecken. Die Vierjährige mit dem hat aufgehört zu weinen und winkt Schnuffeltuch hat sich das Knie ge- mit den anderen zum Abschied. Von den Jugendämtern der Stadt be- stoßen und weint. Die Erzieherin holt Die Siebenjährige mit den Matheauf- kommt ihre Einrichtung in normalen Wundspray und Pflaster, versorgt vor- gaben wird uns mit ihrem rosa Fahr- Zeiten eine Anfrage pro Woche. sichtig die äußerlich kaum sichtbare rad noch ein Stück durch die Spiel- „Gerade sind es deutlich mehr, um Schramme. Es ist genau die Erziehe- straße der Siedlung begleiten. die sieben“, sagt Dangelat. Das jüngs- rin, die vor dreizehn Jahren auch te Kind, das sie im Auftrag des Ju- Thorsten in Empfang nahm – mit ei- gendamts einziehen lassen sollten, nem Geschenk auf dem Bettchen. Ein festes Team pro WG war noch keine acht Monate alt. Daran erinnert sich Thorsten heute noch. Es gibt sie auch heute noch, die gro- „Das mussten wir ablehnen, das kön- ßen Einrichtungen mit vielen Kindern nen wir nicht leisten.“ Die meisten Eines Tages sei er mit dem Taxi von zu in einem Haus und einem Schild Neuzugänge sind um die vier Jahre Hause abgeholt und nach Lichtenra- vor der Tür. Die zwei Frauen, die vor alt. So wie das Mädchen, das nun mit de gebracht worden. Nur den Ruck- 17 Jahren das Kinder- und Jugend- einem Schnuffeltuch im Arm in der sack mit seinem Gameboy hatte er wohnen in Lichtenrade begründeten, Tür eines der Häuser steht. „Das ist dabei. Thorsten war da gerade mal „wollten das anders machen, familiä- unsere Clearing-Stelle“, sagt Dangelat sieben Jahre alt und hat quasi nicht rer“, erzählt Dangelat. Sie fanden ein und meint damit die Gruppe für neu gesprochen. „Ich habe die Welt Einfamilienhaus zur Miete, mit einer aufgenommene Kinder. nicht verstanden“, erinnert er sich bei Gruppe von sechs Kindern ging es

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los. Dann kam noch ein Haus dazu und noch eins und weitere. Jedes gefundene Haus bedeutete einen Vermieter, der „uns eine Chance gab“. Und Nachbar*innen, „die wir von An- "VTEFN71, fang an mit eingebunden und über- 4DIXFSQVOLU zeugt haben, dass wir gute Nachbarn sind“.

„Gerade bei Kindern, bei denen noch regelmäßiger Kontakt zu den Eltern besteht, ist eine Einrichtung wie un- sere manchmal die bessere Alternati- ve zu Pflegeeltern“, sagt Dangelat. Zu jeder der fünf Intensivgruppen, in die die Kinder nach dem Clearing kom- men und in denen sie rund um die (Foto: © Fotolia) Uhr betreut werden, gehört ein festes Team von mindestens vier Erzieherin- nen und Erziehern. Da sei die Zusam- sitzt am Kopfende und macht die Ab- „Das war dann mein Zuhause“, sagt menarbeit zwischen Eltern und neu- rechnung. der heute 20-Jährige. Das kleine Kind em Zuhause oft leichter als in einer im Hintergrund sei er am Anfang Pflegefamilie. „Wenn es mit einem der „Hier stimmt was nicht, es ist zu viel gewesen. Er, der schlecht hörte und Erzieher nicht passt, sind noch drei Geld in der Kasse“, stellt sie fest. „Hat kaum sprach. Bloß nicht auffallen. andere da.“ Für die Eltern bedeutet noch jemand einen Bon in der Ta- Und dann sei das entstanden, was er das weniger Bedrohung, weniger sche?“ Die Mädchen verneinen. In der heute als Familie bezeichnet: Zusam- Feindbild. Für das Kind bedeutet es Ecke steht ein Klavier, über dem Ka- menhalt, Vertrauen, miteinander la- weniger Loyalitätskonflikt und weni- min hängen Bilder von gemeinsamen chen, auch mal Mist machen und ger Stress. Ausflügen. Einer der Jungen steckt trotzdem gemeinsam positiv in die den Kopf zur Terrassentür herein, er Zukunft schauen. „Ich wurde so Wir entfernen uns von dem Haus mit sucht in dem kleinen Garten nach Kä- respektiert, wie ich bin“ – von den der Clearing-Gruppe, laufen durch die fern für den Naturwissenschaftsunter- anderen Kindern, von seinen Spielstraße hindurch an einem Spiel- richt. „In 20 Minuten ist Hofpause“, Erzieher*innen. Aus dem stillen Jun- platz vorbei, Anwohner grüßen. Das sagt die Erzieherin und grinst. Auch gen im Hintergrund wurde nach und Haus, bei dem wir jetzt ankommen, hier herrschen Homeschooling- nach der Aufgeschlossene und Hilfs- liegt versteckt in zweiter Reihe. „Das Bedingungen. bereite, der große Bruder, manchmal ist unser Schmuckstück“, sagt Josefa auch der Pausenclown. Dangelat auf der kleinen Treppe zum Im Obergeschoss die Jugendzimmer: Eingang. Sportplakate an den Wänden, selbst Wenn Thorsten anderen heute er- gemalte Bilder auf dem Boden, ein zählt, dass er in einer Einrichtung groß Die fünf Kinder, die im „Schmuck- Schminktisch an der Wand, Wäsche- geworden ist – „Heim klingt so nega- stück“ wohnen, sind schon keine ständer voller Klamotten. Jeder Ju- tiv“ –, dann sagt er auch: „Ich will aber mehr. Drei Mädchen, zwei Jungs – gendliche richtet sein Zimmer selbst kein Mitleid, ich hatte es gut.“ Mit sei- alle zwischen 13 und 14. Zwei Ältere ein. Und wäscht seine Wäsche eigen- ner Wohngruppe ist er in die Türkei, sind gerade umgezogen in eine Ju- ständig. In der Clearing-Gruppe, dort nach Schweden und Griechenland gendwohngruppe des Trägers, in der wo wir am Anfang die ganz Kleinen gereist. Dank einem Programm für sie nur noch stundenweise betreut getroffen haben, bleiben die Neuan- Kinder aus schwierigen Familienver- und begleitet werden. Die drei Mäd- kömmlinge bis zu fünf Monate. In ei- hältnissen hat er fünf Jahre lang im- chen sitzen am langen Esstisch aus ner festen Gruppe wie dieser hier ver- mer wieder die Ferien bei einer nie- dunklem Holz, lernen Französisch bringen sie dann häufig ihre restliche derländischen Gastfamilie verbracht. und Englisch. Auf dem Tisch stehen Kindheit und Teile ihrer Jugend. So „Mit denen habe ich heute noch Wasser und Gebäck. Die Erzieherin wie Thorsten. Kontakt.“

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Muster durchbrechen sem Jahr will er seine Ausbildung be- sie hier wollen, in den Häuschen ohne "VTEFN71, enden. Er hat schon lange eine Schilder am Eingang – um ihre Kinder Häuser mit Klavier, Kamin und eige- Freun din, träumt von einem „guten vor dem Stigma Kinderheim zu schüt- nem Garten, einträchtiger Heimunter- Job und einem guten Auto, irgend- zen. Und es gibt eine fatale Unsichtbar- richt, Reisen ins Ausland – fast vergisst wann auch Familie“. Zu seiner Her- keit, bei der Einrichtungen wie diese man, dass es sich um Menschen mit kunftsfamilie hat er kaum Kontakt, er genau hinter dem Stigma verschwin- schwierigen Biografien handelt, die weiß sich zu schützen vor dem, was er den. Auch jetzt in der Coronazeit. hier aufwachsen. „Das täuscht jetzt „das Negative“ nennt. „Aber verlassen „Uns gibt es bei allen Danksagungen ein bisschen“, sagt Dangelat, als wir fühle ich mich nicht, ich habe ja meine und Prämien nicht“, sagt Dangelat. die Intensivgruppe wieder verlassen. Wohngruppe.“ Ob er sich fragt, was Und auch nicht in den Überlegungen Einfach seien ihre Schützlinge gewiss aus ihm geworden wäre, wenn er nicht zu Quarantäne und Mitarbeiterschutz nicht. „Gerade in dieser Gruppe gab nach Lichtenrade, in die Einfamilien- der Gesundheitsämter. Dabei es gestern erst eine Prügelei.“ haussiedlung, zu Josefa Dangelat und seien die Anforderungen an die Aber die betonte Familiarität in den den anderen gekommen wäre? „Nicht Erzieher*innen in stationären Kinder- Gruppen, die gutbürgerliche Ausstat- das, was ich heute bin“, sagt er schlicht. und Jugendeinrichtungen besonders tung der Häuser, die intensive Beglei- hoch: Die 44 Kinder und Jugend- tung der Kinder und Jugendlichen, lichen in Lichtenrade sind noch im- sie ist Ausdruck des Glaubens, dass „Er hat es allen gezeigt“ mer die meisten Tage zu Hause statt man den zerstörerischen Mustern der in der Schule oder im Kindergarten. Eltern etwas anderes, ebenso Wir- „Er hat es allen gezeigt, hat immer Bei sechs Kindern pro Gruppe sind kungsstarkes entgegensetzen muss. mitgezogen.“ Josefa Dangelat ist die Erzieher*innen schnell nur noch „Die Muster durchbrechen“, sagt Dan- sichtbar stolz, ein Lebensweg wie der mit Heimunterricht beschäftigt. gelat. Das kostet auch Geld. von Thorsten ist auch ihr Erfolg. „Wir gehören sicher nicht gerade zu Selbstverständlich ist er nicht. „Die Er- Sie müssen aber auch die Eltern auf- den günstigen Einrichtungen“, sagt zieher, die mit großen Utopien kom- fangen, die ihre Kinder zunächst nur die Leiterin. Jeder Träger verhandelt men, die alle retten wollen, die blei- noch per Videochat sehen konnten mit dem Landesjugendamt seinen ben oft nicht lange.“ Denn immer gibt und selbst jetzt nur mit Abstand. Kostensatz – je nach Ausstattung. es auch die Kinder, bei denen es nicht Und die Kinder, die in diesen ersten gelingt, die großen Belastungen, die Wochen „unheimlich viel Nähe Aber den Jugendämtern der Bezirke, zerstörerischen Muster der Eltern zu brauchten“. Einem Vierjährigen, sagt die die Einrichtungen bezahlen, steht überwinden. Bei denen sich die Ge- Dangelat, „dem kann ich nicht erklä- jedes Jahr nur ein bestimmtes Budget schichten von Sucht, Kriminalität und ren, was Corona ist, der sieht nur, dass zur Verfügung. Im Zweifel bedeute Beziehungsabbruch wiederholen. Mama nicht wie sonst zweimal in der das, so Dangelat: Entscheidung nach Kürzlich ist das Kind einer ehemaligen Woche kommt“. den Kosten und nicht nach dem Be- Bewohnerin eingezogen. Und einer darf des Kindes. Ob Kinder und Ju- ihrer Schützlinge hat, genau wie einst Die Erzieherin aus der Clearing-Grup- gendliche in gut ausgestattete und ihre Mutter, sehr früh ein Kind bekom- pe arbeitet fast jeden Tag statt sonst vergleichsweise teure Einrichtungen men. „Gerade bei denen, die recht an drei Tagen in der Woche, der Mann wie diese kommen, hängt auch von spät zu uns kommen“, sagt Dangelat, versorgt das eigene Kind. Die allein- dem Bezirk ab, in dem sie leben. Eini- heiße pädagogischer Erfolg manch- erziehenden Mitarbeiterinnen hätten ge Jugendämter, so erzählt es Josefa mal einfach, „dass sie als Erwachsene teils ihre Kinder mitgebracht, viele Dangelat, würden aufgrund des enor- nicht auch im Gefängnis landen oder verzichteten auf angemeldeten Ur- men Kostendrucks gar nicht mit ihrer in der Psychiatrie“. Es gebe Kinder und laub und Übertage. Auch die älteren Einrichtung zusammenarbeiten. Bei Jugendliche, die sie weiterschicken kämen ohne Unterlass zum Dienst. anderen seien sie dagegen dafür müssen, weil „wir mit unseren Mitteln Es ist ähnlich wie in anderen stationä- bekannt, dass viele ihrer Schützlinge nicht weiterkommen und sie vielleicht ren Einrichtungen und doch anders: Abitur machten. „Wir hören immer woanders noch eine Chance haben“. „Bei uns können keine Fremden über- wieder, dass das für stationäre Einrich- nehmen, wir arbeiten mit Kindern.“ tungen sehr un gewöhnlich ist.“ Auf einem der kleinen Siedlungswege Weil das so ist, in Coronazeiten wie Als Thorsten kam, hat er nicht gespro- in Lichtenrade zeigt Josefa Dangelat auch sonst, „könnten wir nicht mal für chen – elf Jahre später hat er den Mitt- noch einmal auf eines der versteckten unsere Belange streiken“, sagt Dan- leren Schulabschluss geschafft, in die- Häuser. Es gibt eine Unsichtbarkeit, die gelat, die sich auch im Vorstand der

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Interessenvertretung der freien Kin-  der- und Jugendhilfeträger Berlins en- Hintergrund gagiert. Mit Blick auf die Sparzwänge der Nach-Corona-Zeit befürchtet sie, Die Gesellschaft für erzieherische Hilfen (GfH) Berlin-Tempelhof wurde im dass es sich bei ihnen, den Unsichtba- Jahr 2003 im Zuge und im zeitlichen Zusammenhang mit finanziellen "VTEFN71, ren, dann auch leichter kürzen lässt. Turbulenzen des senatseigenen Jugendaufbauwerkes (JAW) Berlin auf 4DIXFSQVOLU Initiative mehrerer Fachkräfte des JAW gegründet. Das Jugendaufbauwerk Berlin war damals der größte Jugendhilfeträger im Land Berlin. Fehlende Anerkennung Im Jahr 2007 wurde das JAW nach Ausgliederung sämtlicher Angebote aufgelöst. Das war die Chance für die Entwicklung neuer Angebots- Doch trotz fehlender Anerkennung, strukturen in der Kinder- und Jugendhilfe und begünstigte die Gründung trotz der Negativbilder, trotz der ho- neuer sonstiger betreuter Wohnformen in der stationären Kinder- und hen Anforderungen: „Ich kann mir Jugendhilfe. nichts anderes vorstellen“, sagt die Er- zieherin der Clearing-Stelle. Auch wenn Die Gesellschaft ist Träger der Einrichtung „KJWi Lichtenrade“, die acht sich ein Feierabend um 12 mal bis 16 Wohngruppen mit unterschiedlichen betriebserlaubnispflichtigen Uhr hinziehen könne, weil man bei Leistungsangeboten umfasst. einem Konflikt nicht einfach „Ich geh Neben fünf Intensivwohngruppen gehören eine Wohngruppe für Jugend- dann mal“ ruft. „Unsere Arbeit muss liche mit betreuungsfreien Zeiten, eine Jugendwohngemeinschaft für man leben.“ Die Hälfte des Teams ist junge Volljährige sowie eine Clearing-Gruppe für Kinder mit einer Betriebs- wie sie und Dangelat schon seit min- genehmigung gem. § 42 SG VIII (Inobhutnahme) zur Einrichtung. Die GfH destens 10 Jahren dabei, „die haben ist Mitglied im VPK-Landes verband Berlin, in der Internationalen Gesell- gefälligst auch bis zur Rente zu blei- schaft für erzieherische Hilfen (IGfH) sowie im STEP-Trainernetzwerk Berlin ben“, Dangelat lacht. Und meint es (www.instep-online.de). doch ganz ernst: „Die Kinder haben doch schon so viele Beziehungsab- Die GfH gehörte mit ihrem jetzigen Gesellschafter-Geschäftsführer, dem brüche erlebt.“ Diplom-Sozialpädagogen Hermann Borreck, zu den Gründungs- mitgliedern des VPK-Landesverbandes Berlin e.V. So wie Thorsten haben all ihre einsti- Die Gesamtleitung der Einrichtungen in Berlin liegt in den Händen der gen Schützlinge ihre Handynummer. zweiten Gesellschafter-Geschäftsführerin Juliane Wirkus, die pädagogische Thorsten ruft an, wenn er Rat braucht Leitung obliegt Josefa Dangelat, die auch Vorstandsmitglied im VPK- – zu seiner Beziehung, der Ausbil- Landesverband Berlin ist. dung, dem Umgang mit der Mutter. Die demokratisch-partizipative Haltung, mit der die GfH den von ihr Dangelat war dabei, als er zum ersten betreuten Kindern und Jugendlichen gegenüber tritt, gilt auch für die Mal seinen Vater wiedersah, er be- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über einen Betriebsrat an allen sie sucht sie in ihrem Zuhause und sie betreffenden Entscheidungen beteiligt werden. ihn in seinem. Es ist eine Vermischung von Arbeit und Privatleben, bei der Die GfH hat einen weiteren neuen Standort und ein Büro in Potsdam, jeder seine eigene Grenze finden dür- bietet dort Fort- und Weiterbildungen für pädagogische Fachkräfte an, fe und müsse, sagt die Leiterin des plant und entwickelt neue Wohnformen und beschäftigt sich mit den Kinder- und Jugendwohnens in Lich- Auswirkungen der Digitalisierung auf die Sozialwirtschaft. tenrade. „Aber wenn ich zehn Jahre lang ein Kind erziehe, dann sage ich Der Neubau eines Care-Leaver-Apartmenthauses mit acht Wohneinheiten am Ende nicht: Tschüss und komm für junge Volljährige im Übergang zur Selbstständigkeit und zeitweise klar!“ Bei Josefa Dangelat klingt das darüber hinaus befindet sich im Abstimmungsverfahren mit den Bau- ganz selbstverständlich. behörden. Träger dieses Care-Leaver-Pilotprojekts wird die ebenfalls im VPK organisierte Kinderdorf Kienwerder GmbH. Mit der Umsetzung dieses 5IPSTUFOIFJ•UFJHFOUMJDIBOEFSTVOE Care-Leaver-Projekts soll deutlich gemacht werden, dass die Verantwor- IBUTJDIEJFTFO/BNFOBVTHFTVDIU  tung für junge Menschen in VPK-Einrichtungen nicht dort aufhört, wo die VNTFJOF(FTDIJDIUF[VFS[ÊIMFO Jugendhilfe meist endet, aus Kostengründen nämlich oft nach Vollendung des 18. Lebensjahres. Manuela Heim

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Interventionsmöglichkeiten der Auf- Völlig unstrittig ist, dass für Kinder

"VTEFN71, Stellungnahme sichtsbehörden erweitert werden. und Jugendliche in Einrichtungen der Auch örtliche Prüfungen sollen im stationären Kinder- und Jugendhilfe zum Rahmen von Ermittlungs- und Be- ein größtmöglicher Schutz sicherzu- tretungsrechten verstärkt und ohne stellen ist, der durch die Aufsichtsbe- Anmeldungen möglich werden. hörden überprüfbar ist. Entsprechen- Entwurf eines de gesetzliche und untergesetzliche Zudem verschärft der Gesetzentwurf Maßnahmen zum Kinderschutz wur- Gesetzes zum Schutz die Bedingungen für die Erteilung den und werden vom VPK seit lan- von Kindern und sowie den Widerruf einer Betriebser- gem eingefordert und unterstützt. laubnis für Jugendhilfeeinrichtungen. Jugendlichen Schließlich legt der Entwurf eine Ein- Der Verband hat in der Vergangenheit richtungsdefinition im Rahmen eines auf diesbezüglich bestehende Defizi- in stationären neu gefassten § 45a SGB VIII vor. te in den Handlungsbereichen der Einrichtungen der Heimaufsichten in den Bundeslän- dern hingewiesen und Verbesserun- Kinder- und Jugend- Gesetzentwurf torpediert gen gefordert. Die nun vorgesehene hilfe/Beschluss des Ergebnisse des alleinige Ausweitung von Eingriffs- Dialogprozesses rechten der Heimaufsichten jedoch Bundesrates zum SGB VIII führt weder zu einem besseren Kin- derschutz, noch verbessert sie deren So sehr der VPK eine Optimierung des qualitative und quantitative Wirksam- Kinderschutzes auch in Einrichtungen keit. Leider verfügen die Heimaufsich- Ausgangslage der stationären Kinder- und Jugend- ten nach unserem Kenntnisstand wei- hilfe für notwendig erachtet, so nach- terhin weder über ausreichend Perso- Die Verbesserung des Kinderschutzes drücklich lehnt der Verband aus nal, noch über verbindliche interne in stationären Einrichtungen der Kin- grundsätzlichen Erwägungen die und externe Verfahrensstrukturen der- und Jugendhilfe ist u.a. Gegen- Gesetzesinitiative des Bundesrates ab, in der Aufsichtspraxis, um ihre an- stand der seit Jahren diskutierten und weil sie den vorgesehen Gesetzge- spruchsvollen Aufgaben zur Sicher- mehrfach verschobenen Weiter- bungsprozess zur Weiterentwicklung stellung des Kindeswohls im Bedarfs- entwicklung des SGB VIII, die gem. des SGB VIII unnötig torpediert. fall sowohl sachangemessen wie Koalitionsvereinbarung in dieser auch transparent sicherstellen zu Legislaturperiode verabschiedet Im ungünstigsten Fall kann dieses können. Hier erforderliche Verbes- werden soll. Vor -gehen zu einem Erliegen des serungen sieht der Gesetzentwurf Reformprozesses zum SGB VIII in der des Bundesrates nicht vor. Ungeachtet des laufenden Gesetz- aktu ellen Legislaturperiode führen. gebungsverfahrens sieht sich der Aus §1 Abs.2 S.2 SGB VIII ergibt sich Bundesrat veranlasst, davon unab- Der VPK hält die beabsichtigte Weiter- eine Schutzpflicht des Staates bei al- hängig den Kinderschutz in stationä- entwicklung der Hilfen zur Erziehung len Maßnahmen auf Grundlage des ren Einrichtungen der Kinder- und im Rahmen des angestoßenen um- SGB VIII. Daraus darf jedoch nicht Jugendhilfe aus diesem Ge-setzes- fangreichen Reformprozesses im folgen, dass unmittelbar tätige staat- vorhaben herauszulösen und durch SGB VIII für zielführend, selbst wenn liche Gewährsträger nur auf Grundla- den Deutschen Bundestag vorab er auch überaus komplex und kom- ge eigenen Ermessens einen Widerruf beschließen zu lassen. pliziert ist. Seine konsequent am Kin- einer Betriebserlaubnis veranlassen deswohl ausgerichtete Orientierung können, ohne dass dem von dieser Der Bundesrat hat auf Initiative von führt unter den mitwirkungsorientier- Maßnahme betroffenen Träger eine drei Bundesländern den Beschluss ten Beteiligungsformen neben der Rechtsschutzmöglichkeit mit auf- gefasst, mit einem Gesetzentwurf Sicherstellung des hohen Gutes des schiebender Wirkung eingeräumt den Schutz von Kindern und Jugend- Kinderschutzes auch zu einer weiter- wird. Ein derartiges Verfahren wider- lichen in stationären Einrichtungen gehenden Qualifizierung der für jun- spricht nicht nur rechtsstaatlichen der Jugendhilfe zu stärken. Dabei ge Menschen mit Leistungsbedarf Prinzipien, sondern greift unverhält- sollen vor allem die Kontroll- und wichtigen Angebote. nismäßig in den grundgesetzlich

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geschützten Bereich von Unterneh- von § 45 SGB VIII. Der aktuelle Gesetz- der VPK den Deutschen Bundestag men mit tiefgreifenden Konsequen- entwurf hingegen sieht im neu hin- auf, den Gesetzentwurf abzulehnen. zen ein. Dies lehnt der VPK ab. zugefügten § 45a SGB VIIII vor, fami- Es sollten alle Anstrengungen auf das Die Sicherstellung eines umfassenden lienanalogen Unterbringungsformen laufende Verfahren zur Reform des Kinderschutzes in stationären Einrich- diesen Einrichtungs status abzuer- SGB VIII unter fachlichen sowie "VTEFN71, tungen durch mehr Kon-trollbedürf- kennen mit der Folge, dass diese kinder- und jugendpolitischen Pers- 4DIXFSQVOLU nisse darf auch nicht dazu führen, zukünftig nicht mehr der Betriebs- pektiven gerichtet werden, um den dass die erfolgreiche partnerschaftli- erlaubnispflicht und somit auch nicht Prozess zur Weiterentwicklung des che Zusammenarbeit von öffentlicher mehr der Einrichtungsaufsicht durch SGB VIII in dieser Legislaturperiode und freier Kinder- und Jugendhilfe die Aufsichtsbehörden unterliegen. erfolgreich abzuschließen. Schaden nimmt. Hierbei handelt es sich um ein überaus filigranes System, Diese Änderung würde in erster Linie VPK-Bundesverband e.V. das auf vielfältigen Vertrauensbezie- familienähnliche Erziehungssettings, Berlin, 26.02.2020 hungen fußt. Dieses grundlegende Kleinstgruppen sowie Erziehungs- und unverzichtbare wechselseitige stellen betreffen, die sich durch ihre Vertrauen muss seinem Grundver- dezentralen und weitgehend auto- ständnis nach unbedingt erhalten nom lebenden kleinen familienähn- und gleichermaßen behutsam im Sin- lichen Wohnformen charakterisieren ne einer Verbesserung des Kinder- und ihre hochdifferenzierten Ange- schutzes fortentwickelt werden, ohne bote zuvörderst am kindlichen Bedarf seine Fundamente zu beschädigen. ausrichten. Diese Wohnformen zeich- nen sich durch ihre Übersichtlichkeit, Verlässlichkeit sowie gelebte Intimität Gesetzentwurf im Rahmen der Heimerziehung aus. verschlechtert Kinderschutz Es ist aus Sicht des VPK daher völlig für familienanaloge kontraindiziert, diese seit vielen Jahren Wohnformen in der Heimerziehung bewährten fa- milienanalogen Leistungsangebote Völlig unbegreiflich ist, dass im aus dem Anwendungsbereich der Rahmen einer vorgesehenen Verbes- Heimaufsicht herauszulösen und dem serung des Kinderschutzes in statio- kommunalen Aufsichtsbereich zu nären Einrichtungen diese Absicht unterstellen. Familienanaloge Unter- mit einer Neudefinition des Einrich- bringungsformen sind für Kinder und tungsbegriffs nach § 45a SGB VIII Jugendliche mit Mehrfachstörungen verbunden wird. Dieses Vorhaben durch ihre klar strukturierten Bezie- war bereits in der vergangenen Legis- hungs- und Bindungsangebote über- laturperiode Gegenstand des Gesetz- aus wichtig, was auch die Anfragesi- gebungsprozesses zum SGB VIII und tuation für gerade diese Leistungsan- schon damals aus guten Gründen gebote durch die Jugendämter belegt, vom VPK abgelehnt worden. Dieses da diese Form der Heimerziehung den Vorhaben trägt nämlich nicht zur spezifischen kindlichen Bedürfnissen Verbesserung des Kinderschutzes bei, in hohem Maße gerecht wird. Es wäre sondern gefährdet im Gegenteil insoweit geradezu fahrlässig, diese Kinder und Jugendliche, die in fami- Angebote aus der Einrichtungsaufsicht lienanalogen Wohnformen der Kinder herauszunehmen und quasi in den und Jugendhilfe, für die es bundes- Status von Pflegefamilien zu über- weit keine einheitlichen Definitionen führen, die einer sehr viel geringeren gibt, untergebracht sind. Und dies aus Aufsicht auf kommunaler Ebene folgendem Grund: Familienorientierte unterliegen. Dieses Ansinnen gilt es Unterbringungsformen der Kinder im Interesse eines wirksamen Kinder- und Jugendhilfe bedürfen derzeit ei- schutzes unbedingt zu unterlassen. ner Betriebserlaubnis auf Grundlage Aus den genannten Gründen fordert

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aufgeführten Regelungsnotwendig- Ziel aller Regelungen muss es sein,

"VTEFN71, „Corona-Virus“ keiten für dringend geboten und for- eine größtmögliche Flexibilität, Trans- dert die Bundesarbeitsgemeinschaft parenz aber auch Klarheit hinsichtlich – Herstellung der Landesjugendämter wie auch die von notwendigen Abweichungen Obersten Landesjugendbehörden beim Regelinstrumentarium zu er- auf, in den nachfolgend angezeigten halten, um einerseits eine weitgehen- von Problembereichen unverzüglich tätig de Sicherstellung des Kinderschutzes zu werden. Ziel dabei ist eine not- sicherzustellen und andererseits den Ausnahme- wendige Herstellung von Ausnahme- Betrieb von Heimeinrichtungen nicht regelungen regelungen: substanziell zu gefährden. 1. Lockerung des Fachkräftegebots Grundlage des in dieser Krise gemein- hinsichtlich einer zeitlich befriste- samen und situationsgerechten Han- %FS#VOEFTWFSCBOEQSJWBUFS5SÊHFS ten Beschäftigung von Nicht- delns ist das wechselseitige Vertrauen EFSGSFJFO,JOEFSVOE+VHFOEIJMGF fachkräften zur Sicherstellung auf Grundlage einer partnerschaft- 71, XFJTUBVGEJF[VOFINFOEFO7FS der erforderlichen Betreuung bei lichen Zusammenarbeit von freien XFSGVOHFOEVSDI$PWJEGàSEJF Ausfall von Fachkräften. und öffentlichen Träger der Kinder- TUBUJPOÊSFO)JMGFTZTUFNFEFS,JOEFS und Jugendhilfe zum Zwecke der VOE+VHFOEIJMGFIJOVOEESÊOHUBVG 2. Abweichungsmöglichkeiten von Sicherstellung des Kindeswohls. NFIS'MFYJCJMJUÊUFO EJFJOEFSHFHFO den Leistungs-, Entgelt- und Quali- XÊSUJHFO4JUVBUJPOBMUFSOBUJWMPTTJOE tätsvereinbarungen hinsichtlich VPK-Bundesverband e.V. von Mindeststandards, der Be- Berlin, 20.03.2020 legung, dem Personal, den Gemeinsames Ziel in der Kinder- und Gruppenstrukturen sowie den Jugendhilfe ist eine umfassende Si- Räumlichkeiten, um mit der not- cherstellung der Grundversorgung wendigen Flexibilität auf beson- und darüber hinaus des notwendigen dere Herausforderungen von Kinderschutzes in Einrichtungen mit Covid-19 angemessen und situati- Pressemitteilung daran geknüpften umfangreichen onsgerecht reagieren zu können. VPK-Bundesverband e.V. Vorkehrungen. Deutlich ansteigende krankheitsbedingte Ausfallzeiten von 3. Stationären Erziehungshilfen müs- Mitarbeitenden in den stationären sen als „kritische Infrastruktur“ und Covid-19-Epi- Hilfen lassen dieses Ziel nicht mehr somit als ,systemrelevant’ einge- hinreichend gewährleisten. Zudem stuft werden. Nur so kann die Ver- treten zunehmend Krankheitsfälle bei sorgung der Einrichtungen mit demie verlangt den zu betreuenden Kindern und notwendigem Infektionsschutz Jugendlichen auf, die eine über das und anderen notwendigen mehr Flexibilität übliche Maß hinaus erforderliche Materialien abgesichert werden. Aufmerksamkeit benötigen. Ein Zusammenbruch von stationä- für Jugendhilfe- ren Leistungssystemen führt zu Unter den gegebenen Umständen, nachhaltigen gesellschaftlichen träger die weiter anwachsen werden, ist die Folgeproblemen. stationäre Betreuung von Kindern und Jugendlichen und im schlechtes- 4. Herstellung von einheitlichem VPK fordert Einstufung ten Fall der gesamte Betrieb von Ein- Regelungsmechanismen der Kinder- und Jugendhilfe richtungen nicht mehr hinreichend zwischen den Obersten Jugend- als Teil der zu gewährleisten. Hier sind umfang- hilfebehörden der Länder oder „kritischen Infrastruktur“ reiche Abweichungen von bekannten alternativ deren zeitlich befristete Regelinstrumentarien erforderlich. Übertragung in den Sachverstand Berlin, 24. März 2020 der Leistungserbringer auf Die Ausbreitung des Coronavirus hat Der VPK-Bundesverband hält aus den Grundlage ihres fachlichen auch für die Kinder- und Jugendhilfe genannten Gründen die nachfolgend Ermessens. gravierende Folgen. Darauf weist der

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Präsident des Bundesverbandes 3. Abweichungsmöglichkeiten von %JFBVTGàISMJDIF1PTJUJPOEFT#VOEFT privater Träger der freien Kinder- und den Leistungs-, Entgelt- und Qua- WFSCBOEFTQSJWBUFS5SÊHFSEFSGSFJFO Jugendhilfe (VPK), Martin Adam, in litätsvereinbarungen hinsichtlich ,JOEFS +VHFOEVOE4P[JBMIJMGFF7 einer aktuellen Pressemitteilung hin. Mindeststandards, der Belegung, 71, GàSNFIS'MFYJCJMJUÊt fiOEFO4JF Es gibt zunehmende Verwerfungen dem Personal, den Gruppenstruktu- VOUFSXXXWQLEF "VTEFN71, durch Covid-19 für die stationären ren sowie den Räumlichkeiten, um 4DIXFSQVOLU und ambulanten Hilfesysteme der mit der notwendigen Flexibi lität auf ,POUBLU"OTQSFDIQBSUOFS Kinder- und Jugendhilfe, die dringend besondere Herausforderungen von #VOEFTWFSCBOEQSJWBUFS5SÊHFSEFS mehr Flexibilität erfordern. Covid-19 angemessen und situati- GSFJFO,JOEFS +VHFOEVOE4P[JBMIJMGF onsgerecht reagieren zu können. F7 71, Gemeinsames Ziel müsse nun eine #VOEFTHFTDIÊGUTTUFMMF umfassende Sicherstellung der 4. Die Einstufung der stationären "MCFTUSB•F #FSMJO Grundversorgung sein, ohne dass der Erziehungshilfen als Teil der „kriti- 5FM notwendige Kinderschutz in Einrich- schen Infrastruktur“ und somit als tungen gefährdet würde. „systemrelevant“. Nur so kann die 8FSOFS4DIJQNBOO Versorgung der Einrichtungen mit 5FM Deutlich ansteigende krankheitsbe- notwendigen Infektionsschutz- &.BJMTDIJQNBOO!WQLEF dingte Ausfallzeiten von Mitarbeiten- und anderen Materialien abge- *OUFSOFUXXXWQLEF den in den stationären Hilfen lassen sichert werden. Ein Zusammen- dieses Ziel aber nicht mehr hinrei- bruch von stationären Leistungs- chend gewährleistet sein. Zudem tre- systemen führt zu nachhaltigen ten zunehmend Krankheitsfälle bei gesellschaftlichen Folgeproblemen. Hintergrund den zu betreuenden Kindern und Jugendlichen auf, die eine über das 5. Die Herstellung von klarstellenden Der VPK-Bundesverband ist der ein- übliche Maß hinaus erforderliche Auf- Verfahrensweisen durch die zige bundesweite Dachverband für merksamkeit benötigen. Unter diesen Obersten Jugendhilfebehörden private Träger der freien Kinder-, Umständen sei die Sicherstellung der der Länder hinsichtlich von sehr Jugend- und Sozialhilfe. stationären Betreuung von Kindern unterschiedlichen Erfordernissen Mitglieder sind Landes- und Fach- und Jugend lichen und im schlechtes- durch befristete Übertragung von verbände, die auf Grundlage des ten Fall der gesamte Betrieb von Regelungsnotwendigkeiten in Sozialgesetzbuches verschiedene Einrichtungen gefährdet, so Adam den Sachverstand der Leistungs- Dienstleistungen in der Kinder- und weiter. erbringer vor Ort auf Grundlage Jugendhilfe erbringen. deren fachlichen Ermessens. Der VPK wird für deren Vertretung ge- Der VPK-Bundesverband hält deshalb genüber Politik und Gesellschaft aktiv. unter Beachtung des Verhältnis- Ziel dieser Regelungen sind größt- Der Verband ist seinem Selbstver- mäßigkeitsgrundsatzes und auf mögliche Flexibilität, Transparenz und ständnis nach leistungs-, qualitäts- Grundlage des Infektionsschutz- Klarheit für die Arbeit der Jugend - und kostenorientiert und in ver- gesetzes nachfolgende Schritte für hil fe träger, um eine weitgehende schiedenen übergreifenden Gremien dringend geboten: Si cher stellung des Kinderschutzes zu bundesweit vertreten. Er wird in all- er rei chen und die Aufrechterhaltung gemeinen und grundsätzlichen 1. Die Lockerung des Fachkräfte- von Jugendhilfeeinrichtungen zu ge- Fragestellungen der Kinder- und gebots hinsichtlich einer zeitlich währleisten. Grundlage eines in dieser Jugendhilfe initiativ, verfasst Stellung- befristeten Beschäftigung von Krise notwendigen Handelns ist das nahmen, unterhält eine Internetseite Nichtfachkräften zur Sicherstel- wechselseitige Vertrauen auf Basis und gibt die Fachzeitschrift lung der erforderlichen Betreuung einer partnerschaftlichen Zusammen- „Blickpunkt Jugendhilfe“ heraus. bei Ausfall von Fachkräften. arbeit von freien und öffentlichen Trä- gern der Kinder- und Jugendhilfe 2. Das Aussetzen der Vorgaben aus zum Zwecke der Sicherstellung des dem Arbeitszeitgesetz, um die Be- Kindeswohls, so Präsident Adam ab- treuung der Kinder und Jugend- schließend. lichen in den Einrichtungen weiter VPK-Bundesverband e.V. aufrechterhalten zu können. Berlin, 24.03.2020

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In dieser herausfordernden Situation Eine Anerkennung der System-

"VTEFN71, Kinder- und haben wir durch Politik und Gesell- relevanz dieser Angebotsstrukturen schaft leider nicht den Eindruck einer dient aus Sicht des VPK nicht nur den Jugendhilfe hinreichenden öffentlichen Wahr- Interessen von jungen Menschen mit nehmung und Wertschätzung dieser Förderbedarfen, sondern bringt dar- wichtigen Leistungsbereiche in über hinaus auch eine nicht zu unter- gehört zur Deutschland, die von einer Vielfalt schätzende Wertschätzung für die unterschiedlicher Anbieter erbracht Mitarbeitenden in der Kinder- und kritischen werden. Jugendhilfe zum Ausdruck, an der es in Deutschland leider weiterhin Infrastruktur Die Bundesregierung hat bislang eine mangelt. aus unserer Sicht unzweifelhaft be- stehende Systemrelevanz der Kinder- VPK-Bundesverband e.V. VPK fordert die und Jugendhilfe noch immer nicht Berlin, 22. April 2020 Bundesregierung erklärt. zur Feststellung der System relevanz auf Zwar gibt es diesbezügliche Verlaut- ,POUBLU"OTQSFDIQBSUOFS barungen seitens der Bundesfamilien- #VOEFTWFSCBOEQSJWBUFS5SÊHFSEFS ministerin – diese aber haben bislang GSFJFO,JOEFS +VHFOEVOE4P[JBMIJMGF Der VPK-Bundesverband vertritt als zu keiner entsprechenden Erklärung F7 71, Dachverband bundesweit private der Bundesregierung geführt. #VOEFTHFTDIÊGUTTUFMMF Träger der freien Kinder-, Jugend- "MCFTUSB•F #FSMJO und Sozialhilfe. Mitglieder sind Lan- Diverse Angebotsstrukturen in den 5FM des- und Fachverbände, die auf Kommunen stehen aufgrund unge- Grundlage des Sozialgesetzbuches sicherter Finanzierungen derzeit vor 8FSOFS4DIJQNBOO verschiedene Dienstleistungen in der dem Aus. Dieser Umstand birgt die 5FM Kinder- und Jugendhilfe erbringen. Gefahr in sich, dass diese Angebote &.BJMTDIJQNBOO!WQLEF zu einem späteren Zeitpunkt, wo *OUFSOFUXXXWQLEF Die Corona-Krise hat auch die Kinder- Kontaktbeschränkungen hoffentlich und Jugendhilfe mit ihren negativen wieder aufgehoben werden können, Auswirkungen vollständig erreicht. Sie nicht mehr zur Verfügung stehen, fordert von den Mitarbeitenden in obwohl sie gerade dann dringend den Einrichtungen und Diensten für gebraucht werden. Kinder und Jugendliche mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf weit über Die Bundesregierung muss endlich das normale Maß hinaus enormes anerkennen, dass die Kinder- und Engagement und viel Einsatzbereit- Jugendhilfe mit ihren wichtigen An- schaft. Die Kinder- und Jugendhilfe gebotsstrukturen eine System- zeichnete sich immer schon durch relevanz hat. Fachkräfte erbringen in ihre Bereitschaft aus, sich intensiv für Deutschland unter aktuell erschwer- junge Menschen einzusetzen, die der ten Bedingungen in den unterschied- Hilfe und Unterstützung bedurften; lichen Leistungsfeldern der Kinder- dieses Selbstverständnis ihres Tuns und Jugendhilfe einen bedeutenden gereicht ihr auch in der aktuellen Beitrag, der für das staatliche Gemein- Krise zum Vorteil. wesen unverzichtbar ist.

Dennoch dürfen auch diese stetige Der VPK-Bundesverband fordert des- Bereitschaft und die innere Über- halb die Bundesregierung auf, die zeugung in der aktuellen Krise nicht Kinder- und Jugendhilfe in Gänze überstrapaziert und schon gar nicht als Teil der „kritischen Infrastruktur“ als Selbstverständlichkeit angenom- und somit als „systemrelevant“ men werden. einzustufen.

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Mitteilungen L LU .JUUFJMVOHFO 4DIXFSQVOLU

Verbände fordern:

Endlich den

Jugendschutz im Internet verbessern

Der seit 2003 gültige Jugendmedien- Auch wenn online – wie auch offline Geräte mit verschiedenen Jugend- schutzstaatsvertrag verbietet jugend- – nie ein hundertprozentiger Schutz schutz filtern zu bestücken und sich gefährdende Inhalte im Internet. Die möglich sein wird, darf der Staat des- um Updates zu kümmern, haben sie Realität sieht anders aus. Pornogra- halb nicht auf jeglichen Jugendme- einen Filter für den ganzen Netzan- phie, Nazipropaganda und andere ju- dienschutz verzichten. Dies gilt umso schluss. Egal ob über Kabel oder gend-gefährdende Inhalte sind für mehr, als dass der Jugendschutz WLAN, die Kinder sind immer recht Kinder und Jugendliche problemlos Verfassungsrang hat und es gute passabel geschützt. verfügbar. Eltern können sie kaum Schutzmöglichkeiten gibt. davor schützen. Dadurch, dass die Internetanbieter die Kunden zwangsweise mit einer Ent- Was tun? Andere Länder sind weiter. Netzanschlussfilter scheidung zur Nutzung der Filter kon- Eine wirkungsvolle Jugendschutzpo- frontierten, nutzen deutlich mehr litik im Netz ist möglich. Deshalb for- In Großbritannien haben – auf Druck Haushalte Jugendschutzfilter. dern wir die Bundesregierung auf, der Regierung – die wichtigen Inter- Damit dies auch außerhalb des Haus- wesentliche Akzente für einen besse- netzugangsanbieter kostenlose haltes funktioniert, werden die Filter ren Jugendschutz im Netz zu setzen, Jugendschutzfilter eingeführt. auch von den Mobilfunkanbietern nämlich u.a.: eingesetzt. t &MUFSOEFO+VHFOETDIVU[EVSDI Diese Filter werden zentral gewartet, Netzanschlussfilter der Zu- können vom Anschlussinhaber aus- Wir fordern deshalb: gangsprovider vereinfachen. geschaltet und oft auch entspre- „Eltern den Jugendschutz t "MUFSTWFSJö[JFSVOHTTZTUFNFCFJ chend den eigenen Wünschen an- durch Netzanschlussfilter Anbietern von Internetporno- gepasst werden. Der Vorteil für die Fa- der Zugangsprovider graphie durchsetzen. milien ist immens. Statt verschiedene vereinfachen.“

#MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF )FGU    .JUUFJMVOHFO

Dazu bitten wir um eine unverzüg- Rundfunkstaatsvertrag Möglichkeiten wie Hassbotschaften gelöscht wer-

.JUUFJMVOHFO liche Aufnahme von Gesprächen mit gibt, diese auch durchzusetzen. den müssen; also in der Regel binnen allen großen Zugangsprovidern zur 24 Stunden. Einführung von Filtern nach briti- Passiert ist aber hierzulande nichts. schem Vorbild. Als Anteilseigner der Nicht einmal auf ein Vorgehen gegen Wir fordern deshalb: Deutschen Telekom soll der Bund eine der übelsten nationalsozialisti- „Berücksichtigung der dafür sorgen, dass die Telekom mit schen Propagandaseiten (nsdap.info) Indizierungen und der schweren gutem Beispiel bei der Einführung konnte sich die zuständige Kommis- Jugendgefährdung im von Filtern vorangeht; sowohl im sion für Jugendmedienschutz (KJM) Netzwerkdurchsetzungsgesetz.“ Festnetz als auch beim Mobilfunk. einigen. Sollten diese Gespräche nicht binnen Hierzu sollte – wie teilweise bereits in 18 Monaten zur Einführung von Fil- Wir fordern deshalb: den ersten Entwürfen und Änderun- tern führen, sind noch in dieser Legis- „Altersverifizierungssysteme gen des Bundesrates vorgesehen – laturperiode gesetzliche Maßnahmen bei Anbietern von Internet- die Liste der rechtswidrigen Inhalte zu ergreifen. pornographie durchsetzen.“ im Sinne des NetzDG erweitert wer- den. Alle indizierten Medien wie auch Mit der Durchsetzung des Jugend- die Tatbestände der schweren Ju- Altersverifikationssysteme schutzes im Netz ist umgehend eine gendgefährdung nach § 15 Abs. 2 Institution zu beauftragen, die alle Nr. 1 JuSchG sollten auch im NetzDG Bei Internetpornographie hatten die vom Gesetzgeber vorgesehenen aufgeführt werden. Bisher fehlen dort, Briten, wie auch die Deutschen, direkt Möglichkeiten zur Rechtsdurch- neben den Inhalten der Indizierungs- auf gesetzliche Regelungen gesetzt setzung nutzt und somit zur Ver- liste, die Paragraphen des StGB § 130a und Anbieter von Internetpornogra- besserung des Jugendschutzes im Anleitung zu Straftaten, § 184 Ver- phie dazu verpflichtet, Altersverifika- Netz beiträgt. Diese Institution ist so breitung pornographischer Schriften, tionssysteme (AVS) einzusetzen. An- auszustatten, dass sie sich effektiv um § 184a Verbreitung gewalt- oder ders als in Deutschland hatte man die Rechtsdurchsetzung kümmern tierpornographischer Schriften sowie aber bei der Durchsetzung auf eine kann. Gegebenenfalls käme dazu das § 184c Verbreitung, Erwerb und Besitz Institution gesetzt, die sich auch da- Bundesamt für Justiz in Frage. jugendpornographischer Schriften. rum kümmert, den British Board of Film Classification. Dieser hatte schon Ergänzend macht es Sinn neben der Darüber hinaus empfehlen wir, zu- frühzeitig angekündigt, erst einmal im Rundfunkstaatsvertrag vorgese- mindest in Bezug auf die Löschfristen die 50 wichtigsten Anbieter auf henen Sperrverfügung weitere Maß- (§ 3 Abs. 2 NetzDG) die Schwelle von Rechtseinhaltung zu prüfen. Allein nahmen vorzusehen, die einen ent- 2 Millionen registrierten Nutzern zu dies sowie ein breites Spektrum von sprechenden Druck auf Anbieter aus- senken und weitere Plattformen wie Sanktionsmöglichkeiten hat dafür üben, sich rechtskonform zu verhalten. zum Beispiel Online-Games oder gesorgt, dass alle wichtigen Anbieter Auch hier ist Großbritannien mit Maß- Verkaufsplattformen einzubeziehen. sich um ein Altersverifikationssystem nahmen zur Einschränkung der Ein- gekümmert haben. Dazu gehören nahmen über Werbeverbote oder Zah- Überprüfungen anhand von Kredit- lungseinschränkungen wegweisend. Indizierte Inhalte karten oder in Ladengeschäften auf großen Plattformen ebenso wie Altersbestimmungen über die Kamera des Computers. Netzwerk- Regelmäßig indiziert die Bundes- durchsetzungsgesetz prüfstelle Tonträger, weil dort einzel- Da die britische Regierung nun ein ne oder mehrere jugendgefährdende breiter aufgestelltes und kohärentes Um den Jugendschutz in den großen Lieder enthalten sind. Während Schutzsystem plant, wird es noch sozialen Netzwerken zu stärken, muss der Vertrieb dieser Tonträger ein- etwas dauern, bis die Filter eingeschal- dieser auch im Netzwerkdurchset- geschränkt wird, kann man viele der tet werden. Aber im Endeffekt werden zungsgesetz verankert werden. Nur indizierten Lieder bei YouTube finden. diese Kontrollen wohl schneller instal- so kann gewährleistet werden, dass liert als in Deutschland, wo die gesetz- indizierte Lieder, Jugendpornogra- Wir fordern deshalb: „Vorsorge lichen Grundlagen solche AVS-Syste- phie oder andere schwer jugendge- gegen indizierte Inhalte auf den me schon seit 2003 vorsehen und der fährdende Inhalte genauso schnell großen Plattformen treffen.“

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Die Plattformen (i.S. des NetzDG) sind dungsinfrastrukturen vorantreiben. #VOEFTBSCFJUTHFNFJOTDIBGU zu verpflichten, indizierte Lieder mit Die Verantwortung zur Umsetzung EFS,JOEFSTDIVU[;FOUSFOF7 den gleichen Technologien auszu- dieses Zieles obliegt den Ländern. Bonner Straße 145, filtern, wie sie bei Meldungen der 50968 Köln, Rechteinhaber eingesetzt werden. Diese haben mit der Strategie der Tel.: 0221 - 569753, .JUUFJMVOHFO Sie dürfen dann nur angezeigt wer- Kultusministerkonferenz „Bildung in www.kinderschutz-zentren.org 4DIXFSQVOLU den, wenn ein entsprechendes Alters- der digitalen Welt“ ein tragfähiges Die BAG der Kinderschutz-Zentren verifikationssystem vorliegt. Den Konzept insbesondere mit dem Fokus ist der bundesweite Fachverband Plattformen ist die Liste der indizier- auf die schulische Bildung vorgelegt. der Kinderschutz-Zentren in ten Lieder zur Verfügung zu stellen. Dieses gilt es, schnellstmöglich umzu- Deutschland. Zentrale Aufgaben setzen. Bund, Länder und Kommunen des Vereins sind die Förderung müssen nun gemeinsam die techni- der Weiterentwicklung von Kinder- Strafverfolgung schen Voraussetzungen schaffen, schutz-Zentren, die Durchführung sodass allen Kindern ein Zugang von bundesweiten Kongressen Die Verfolgung von Rechtsverstößen zur digitalen Welt, zu gleichen Bil- und Fortbildungsveranstaltungen im Internet ist keineswegs ausrei- dungschancen und damit Teilhabe sowie Politikberatung und chend. Bei der Verfolgung der Täter ermöglicht wird. Das setzt jedoch Öffentlichkeitsarbeit zu Zielen und mangelt es den Behörden an ge- voraus, dass in Bildungsplänen neben Herausforderungen des Kinder- nügend qualifiziertem Personal, Fort- dem Zugang zu Informationen auch schutzes in Deutschland. bildung und an ausreichender Tech- das Nutzungsverhalten und der nik. Hinderlich sind auch meist nur Schutz vor Gefahren konkret in den regionale Zuständigkeiten der Ermitt- Blick genommen werden müssen. #VOEFTFMUFSOSBU #&3 ler. Eine mögliche Lösung wäre die Bernauer Straße 100, Einrichtung einer bundesweit zu- Alle pädagogischen Fachkräfte, Eltern 16515 Oranienburg, ständigen Schwerpunktstaatsanwalt- aber eben auch Kinder und Jugend- Tel.: 03301-575537, schaft. liche benötigen vielfältige Angebote www.bundeselternrat.de in Bezug auf den Umgang mit den Der Bundeselternrat ist die Arbeits- Wir fordern deshalb: digitalen Medien. Die wesentlichsten gemeinschaft der Landeseltern- „Schwerpunktstaatsanwaltschaft, Handlungsschritte in Bezug auf diese vertretungen in Deutschland. die auch Jugendschutzverstöße Medienkompetenz beziehen sich da- Er arbeitet überparteilich und im Netz verfolgen, einführen“. bei auf einen eigenständigen und überkonfessionell und unterstützt reflektierten Umgang mit digitalen die Eltern dabei, sich für eine zu- Medien, Aufklärung über mögliche kunftsfähige Bildung einzusetzen Medienkompetenz Risiken und Prävention von mög- und ihre schulischen Mitwirkungs- lichem Fehlverhalten. rechte wahrzunehmen. Medien sind aus dem Alltag von Kin- dern und Jugendlichen nicht mehr Berlin, Düsseldorf, Freiburg, wegzudenken. Kompetenz im Um- Köln, Oranienburg #VOEFTWFSCBOEEFS%JFOTU gang mit Medien stärkt Kinder und 3. September 2019; MFJTUVOHTXJSUTDIBGUF7 #%8J Jugendliche und gibt ihnen Orien- aktualisiert im Februar 2020 Friedrichstraße 149, tierung. 10117 Berlin, Tel.: 030 - 288807-0, Wir fordern deshalb: www.bdwi-online.de „Umfassende, professions- Der BDWi vertritt als Spitzen- übergreifende und langfristige organisation die Dienstleistungs- Maßnahmen und Programme wirtschaft in ihrer ganzen Vielfalt. zur Verbesserung von Die meisten Mitglieder zählen zum Medienkompetenz bereitstellen.“ Mittelstand. Der Verband steht für rund 100.000 Unternehmen mit Der Digitalpakt soll die Digitalisierung mehr als zwei Millionen der Schulen durch Bereitstellung der Beschäftigten. Finanzen für den Aufbau digitaler Bil-

#MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF )FGU    .JUUFJMVOHFO

.JUUFJMVOHFO %FVUTDIFS'BNJMJFOWFSCBOEF7 &$1"5%FVUTDIMBOEF7 7FSCBOE#JMEVOHVOE&S[JFIVOH Seelingstraße 58, Alfred-Döblin-Platz 1, F7 7#& 14059 Berlin, 79100 Freiburg, Behrenstraße 24, Tel.: 030 - 30882962, www.Deut- Tel.: 0761 - 88792587-0 10117 Berlin, scher-Familienverband.de und 0761 - 45687148, Tel.: 030 - 7261966-0, Der Deutsche Familienverband ist www.ecpat.de www.vbe.de die größte parteiunabhängige, ECPAT ist ein weltweites Netzwerk Der Verband Bildung und überkonfessionelle und mitglieder- zum Schutz der Kinder vor sexu- Erziehung (VBE) vertritt als partei- getragene Interessenvertretung eller Gewalt und Ausbeutung. In politisch unabhängige Gewerk- der Familien in Deutschland. Deutschland gehören dem ECPAT schaft die Interessen von ca. Bündnis 29 Organisationen und 164.000 Pädagoginnen und Hilfswerke an, die sich tatkräftig Pädagogen – aus Kinderbereich, %FVUTDIFS,JOEFSTDIVU[CVOE dafür einsetzen, dass Minderjährige Primarstufe, Sekundarstufen I und #VOEFTWFSCBOEF7 %,4#  nicht Opfer von Menschenhandel II und dem Bereich der Lehrer- Schöneberger Str. 15, werden, Kinder im Tourismus und bildung – in allen Bundesländern. 10963 Berlin, auf Reisen vor sexueller Gewalt Der VBE ist eine der beiden großen Tel.: 030 - 214809-0, geschützt sind, Institutionen und Lehrergewerkschaften in Deutsch- www.dksb.de Unternehmen wirksame Kindes- land und mitgliederstärkste Fach- Der Deutsche Kinderschutzbund schutz-Policy umsetzen und gewerkschaft im dbb beamten- (DKSB) – Für die Zukunft aller sexuelle Gewalt gegenüber bund und tarifunion. Kinder! Kindern in online Situationen und Der DKSB, gegründet 1953, ist mit mittels digitaler Medien wirksam 50.000 Mitgliedern in über 400 bekämpft und die Kinder vor den 71,#VOEFTWFSCBOEQSJWBUFS Ortsverbänden die größte Kinder- Risiken geschützt werden. 5SÊHFSEFSGSFJFO,JOEFS  schutzorganisation Deutschlands. +VHFOEVOE4P[JBMIJMGFF7 Der DKSB setzt sich für die Interes- Albestraße 21, sen von Kindern sowie für Ver- *OOPDFODFJO%BOHFSF7 12159 Berlin, änderungen in Politik und Gesell- Holtzendorffstraße 3, www.vpk.de schaft ein. Schwerpunkte seiner 14057 Berlin, Der VPK-Bundesverband ist der Arbeit sind Kinderrechte, Kinder in Tel.: 030 – 3300 75 38, einzige bundesweite Dachverband Armut, Gewalt gegen Kinder sowie www.innocenceindanger.de für private Träger in der Kinder-, Kinder und Medien. Internationales Netzwerk gegen Jugend- und Sozialhilfe. Mitglieder sexuellen Missbrauch mittels sind Landes- und Fachverbände digitaler Medien, insbesondere die sowie Vereine, Verbände und %FVUTDIFS1IJMPMPHFOWFSCBOEF7 Verbreitung von Missbrauchs- sonstige Körperschaften, die auf %1I7 darstellungen im Internet. Grundlage des Sozialgesetzbuches Friedrichstraße 169, verschiedene Dienstleistungen in 10117 Berlin, der Kinder- und Jugendhilfe www.dphv.de *OUFSFTTFOWFSCBOEEFT7JEFP erbringen. Der VPK versteht sich in Der DPhV ist die Bundes- und VOE.FEJFOGBDIIBOEFMT erster Linie als ein interessen- Dachorganisation der Philologen- JO%FVUTDIMBOEF7 *7% geleiteter gemeinnütziger Verband verbände in den Bundesländern. Postfach 103 007, zur Unterstützung der im VPK zu- Mitglieder sind die Lehrerinnen 40021 Düsseldorf, sammengeschlossenen privaten und Lehrer an Gymnasien, Gesamt- Tel: 02151 – 454 6638, Träger der Kinder- und Jugendhilfe schulen, Hochschulen sowie an www.ivd-online.de, und wird für deren Vertretung anderen Bildungseinrichtungen, www.webschauder.de. gegenüber Politik und Gesellschaft die auf das Abitur vorbereiten. Der IVD vertritt als Berufsverband aktiv. Der DPhV organisiert 90.000 Mit- die deutschen Videotheken. glieder in 15 Landesverbänden.

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Stellungnahme der sieht weiterhin einen erheblichen In den vergangenen Jahren sind aber Unabhängigen Kommission Aufarbeitungsbedarf, auch um weite- auch weitere, lange unbeachtete zur Aufarbeitung sexuellen res Leid von Betroffenen im Alter zu massive Grenzverletzungen in Heim- Kindesmissbrauchs zur verhindern. Ein aktuelles Beispiel für einrichtungen bekannt geworden. So Situation Betroffener der eine notwendige umfassende und waren in der alten Bundesrepublik .JUUFJMVOHFO Heimerziehung in der unabhängige Auf arbeitung sind die und der DDR aus dem Nationalsozia- 4DIXFSQVOLU Bundesrepublik und der durch Berichte lismus stammende Praktiken keines- DDR vom 23.04.2020 Betroffener bekannt gewordenen wegs verschwunden, zumal auch das Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs im Personal vielfach nicht ausgetauscht ehemaligen katholischen Piusheim wurde. Vor allem die Erkenntnisse im oberbayerischen Glonn (Kreis über Medikamententests an Kindern Die Ebersberg). und Jugendlichen haben diese histo- rische Kontinuität vor Augen geführt. Geschichte der Die Heimerziehung der Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg gefähr- Diese gesamtdeutsche Geschichte Heimkindheiten dete die Zukunft der Kinder und Ju- muss umfassend aufgearbeitet wer- gendlichen. Diese hatten kaum Mög- den. Der „Runde Tisch Heimerzie- lichkeiten, positive Perspektiven zu hung in den 50er und 60er Jahren“ endlich entwickeln, sie erhielten wenig Bil- hat sich mit der frühen Bundesrepu- dung und wurden durch harte kör- blik befasst. Der Abschlussbericht konsequent perliche Arbeit ausgebeutet. Vielfach formuliert die Einschätzung, dass die kamen Kinder und Heranwachsende Rechte der betroffenen Kinder und aufarbeiten bereits aus belasteten Familien; viele Jugendlichen auch nach damaliger wurden aber auch willkürlich in Ein- Rechtslage und pädagogischen Stan- richtungen untergebracht. Etwa dards massiv verletzt wurden. Wie in Die Unabhängige Kommission zur 800.000 Menschen sind ab 1945 bis nahezu allen Fällen waren es auch Aufarbeitung sexuellen Kindesmiss- Mitte der 1970er-Jahre in den alten hier Betroffene, durch deren Engage- brauchs stößt immer wieder auf Ge- Bundesländern von der Heimunter- ment in Form von Petitionen an den waltgeschichten in der Heimerzie- bringung betroffen. Der Staat mit sei- Deutschen Bundestag der Runde hung. Im Rahmen von Anhörungen ner Jugendfürsorge und die privaten Tisch eingerichtet wurde. Sie wurden sowie auf schriftlichem Weg berich- Träger der Einrichtungen, insbeson- aber nur unzureichend in die Bera- ten Betroffene der Kommission von dere die beiden großen Kirchen mit tungen und Beschlussfassungen ein- sexueller Gewalt, die sie in ihrer Kind- ihren Gliederungen, haben ihre Ver- bezogen. Die im Anschluss an den heit und Jugend in Heimeinrichtun- antwortung für das Kindeswohl Runden Tisch Heimerziehung einge- gen der Bundesrepublik und der DDR grob missachtet. In der DDR waren richteten Fonds Heimerziehung West erlebt haben. Vielfach ging dies mit zwischen 1949 und 1989 etwa und später Ost stehen bei Betroffe- zahlreichen anderen Formen physi- 500.000 Kinder in staatlichen Heim- nen insbesondere auch aus den DDR- scher und psychischer Gewaltanwen- einrichtungen. Heimunterbringungen bis heute in dung, mit Demütigung und Ernie- der Kritik. Der Umgang mit Betroffe- drigung einher. Von Gewalt betroffene Menschen der nen hat zu vielfachen neuerlichen Heimunterbringung in West- und Verletzungen geführt. In den bisherigen Auswertungen der Ostdeutschland haben oft erst ver- Kommission wird deutlich, wie sehr zögert von der erlebten sexuellen Bis heute fällt es der Gesellschaft in die Heimerziehung die gesamte Bio- Gewalt berichtet; davon zeugen die Deutschland insgesamt, aber vor al- grafie nachhaltig beschädigt hat. Vor Anhörungen vor der Unabhängigen lem den Trägern der Heimerziehung dem Ausmaß und den Folgen der Kommission zur Aufarbeitung sexu- in Ost und West schwer, sich der Ver- Gewalt gegenüber Kindern und Ju- ellen Kindesmissbrauchs. Hier hat sich antwortung umfassend zu stellen. gendlichen in diesen geschlossenen gezeigt, wie wichtig die Unterstüt- Darauf aufmerksam zu machen und Systemen – die in der DDR erst 1989 zung durch Betroffeneninitiativen ist, Anerkennung einzufordern, ist ein überwunden wurden – verschließt die dabei helfen, trotz der Scham Anliegen in den Anhörungen vor die Gesellschaft in Deutschland nach über die erlittenen Traumatisierungen der Kommission. Betroffene fordern wie vor die Augen. Die Kommission zu sprechen. eine umfassende Anerkennung des

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erlittenen Unrechts und zwar vom

.JUUFJMVOHFO Staat, den Kirchen und der Zivilgesell- schaft. Nach wie vor stellen sich Fragen zu einem finanziellen Ausgleich der systematisch verhinderten Lebens- chancen, nach Rentenansprüchen und Pflege, nach passgenauen Beratungsangeboten sowie nach einer konsequenten Aufarbeitung orientiert an den Rechten betroffener Menschen.

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmiss- brauchs sieht Handlungsbedarf. Die- ser zielt auf:

r &JOFVNGBTTFOEF VOBCIÅOHJHF Aufarbeitung der Heimerziehung in der Bundesrepublik und der DDR und die konsequente Betrachtung aller Einrichtungstypen (Foto: © Fotolia) (z.B. Säuglingsheime).

r &JOFLPOTFRVFOUF6OUFSTVDIVOH des „Nachwirkens“ des National- r &JOFWPOLPOTFRVFOUFS"VGBSCFJ- Es besteht – auch in schwierigen sozialismus auf die Geschichte der tung ausgehende Sensibilisierung Zeiten wie der aktuellen Corona-Krise Heimerziehung hinsichtlich ihrer insbesondere für Pflegeeinrichtun- – die Notwendigkeit, dass sich Politik, Praktiken, ihrem Menschenbild und gen, deren Leitungen und der dort Wissenschaft und soziale Träger auf ihrer Organisation und Struktur. tätigen Fachkräfte. Denn für viele Maßnahmen über eine umfassende Betroffene sind Pflegebedürftigkeit Aufarbeitung der vielfachen Gewalt- r &JOF"VGBSCFJUVOHLPMMFLUJWFS&S und die Unterbringung in einer formen in der Heimerziehung ver- fahrungen ehemaliger Heimkinder Pflegeeinrichtung aufgrund ihrer ständigen und Verantwortung für die mit staatlicher Unterstützung bis in Lebensgeschichte eine extreme Folgen übernehmen. Menschen, die die Gegenwart. Über die genaue Belastung. ihre Kindheit und Jugend in Heim- Nachzeichnung der Lebenswege, einrichtungen verbracht haben, die in der Heimerziehung be- r /ÕUJHTJOEBVGSJDIUJHF(FTUFOEFS müssen dabei einbezogen werden. gonnen wurden, erschließt sich das Anerkennung der heute Verant- bislang gesellschaftlich verdrängte wortlichen in Staat, Kirchen, Sozial- Ausmaß der Folgen. und Wohlfahrtsverbänden.

r %JFEFVUTDIMBOEXFJUF.ÕHMJDILFJU Die Unabhängige Kommission zur für betroffene Menschen, ihre Ge- Aufarbeitung sexuellen Kindesmiss- schichte zum Beispiel in vertrau- brauchs konzentriert sich auf Ausmaß, lichen Anhörungen zu berichten. Dynamik und Folgen der spezifischen Das hat bislang zu wenig statt- Gewaltform des Kindesmissbrauchs. 1SFTTFLPOUBLU gefunden. Sie bezieht dabei auch die Heimerzie- #àSPEFS6OBCIÊOHJHFO,PNNJTTJPO hung in Ost und West mit ein. Durch [VS"VGBSCFJUVOHTFYVFMMFO r &JOWPOEFO&SLFOOUOJTTFOBVTHF- die Berichte Betroffener wurde deut- ,JOEFTNJTTCSBVDIT hendes und angepasstes Konzept lich, dass dies gesamtgesellschaftlich ,JSTUJ,SJFHFM für Ausgleichszahlungen. gesehen nicht ausreicht. &.BJMLJSTUJLSJFHFM!VCTLNCVOEEF

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Pressemitteilung des Bundesjugendministerien Dr. Franzis- unterschätzen. „Es zeigt sich, dass Vi- Bundesfamilienministeriums ka Giffey erklärt dazu: „Selbstgefähr- deos von missglückten Versuchen be- vom 04.06.2020 dungswettbewerbe, Mobbing oder sonders viele Klicks bekommen und sexuelle Anmache sind kein Spaß. Wir hämisch kommentiert werden. Die dürfen nicht hinnehmen, dass Kinder User werden mit Spott und Schaden- .JUUFJMVOHFO im Netz immer öfter mit Inhalten freude überzogen, bis zum Cyber- 4DIXFSQVOLU Aus Spaß konfrontiert werden, die ihnen Angst mobbing sind es dann nur noch machen oder sie verstören. Sie haben wenige Schritte“, so Glaser weiter. wird Ernst: das Recht, gut aufzuwachsen und sich ohne Angst zu bewegen – offline „Eltern müssen sich bei der Auswahl Gefährdungen wie online. Dafür müssen wir den von Angeboten für ihre Kinder vor- Schutz und die Persönlichkeitsrechte behaltlos auf die Einstufungen in den von Kindern und Jugendlichen im App-Stores verlassen können”, fordert von jungen Netz stärker in den Fokus rücken und die rheinland-pfälzische Jugendminis- die Anbieter verpflichten, sie besser terin Anne Spiegel. Es dürfe nicht Menschen zu schützen. Die notwendige Technik sein, dass Apps, die sich an die Jüngs- ist da, aber unser Jugendschutz ist ten richten, Gefahren wie Belästi- im Netz noch nicht so weit. Er braucht ein gungen, Mobbing und Selbstgefähr- Update für das 21. Jahrhundert. dungsinhalte bergen. „Um Kinder und Jugendliche hinreichend schützen zu nehmen zu Genau das will ich mit dem vorliegen- können, müssen alle Risiken berück- den Gesetzentwurf für einen moder- sichtigt werden. Die gesetzlichen nen Jugendmedienschutz liefern. Wir Regelungen im Jugendschutz greifen Jahresbericht von verpflichten damit Anbieter zu alters- hier zu kurz“, so Spiegel weiter. jugendschutz.net gerechten Angeboten, wirksamen registriert hohe Zahl an Schutzkonzepten, effektiven Melde- gefährlichen Mutproben – und Beschwerdeverfahren und Alters- Vorsorge bei der Entwicklung Betreiber müssen kennzeichnungen, die Eltern und neuer Dienste mitbedenken Schutzkonzepte verbessern Fachkräften mehr Orientierung bie- ten.“ Das Gesetz soll voraussichtlich im Herbst nach dem Notifizierungs- „Viele Diensteanbieter bleiben hinter Nagellackentferner auf der Haut an- verfahren der EU-Kommission im dem zurück, was notwendig wäre zünden, auf fahrende Züge klettern, Kabinett beschlossen werden. und möglich ist. Dabei belegen Tests an einer Steckdose einen Kurzschluss von KVHFOETDIVU[OFU dass moderne erzeugen: Kinder und Jugendliche Techniken existieren, die gefährdende werden im Netz immer häufiger zu Gefährliche Online- Inhalte in Social Media schnell iden- hochgefährlichen Mutproben ani- Challenges verbreiten sich tifizieren und Kinder vor der Konfron- miert. Viele der Wettbewerbe gelten in Social Media rasend schnell tation schützen könnten”, erklärt Dr. als hip und unterhaltsam, können je- Marc Jan Eumann, der Vorsitzende doch ernsthafte Gesundheitsschäden der Kommission für Jugendmedien- verursachen. Zu diesem Ergebnis Stefan Glaser, Leiter von KVHFOE schutz (KJM). „Um die Sicherheit von kommt der Jahresbericht von KVHFOE TDIVU[OFU stellt fest: „Gefährliche Kindern in Social Media zu gewähr- TDIVU[OFU dem gemeinsamen Kom- Online- Challenges verbreiten sich in leisten und Risiken für Jugendliche zu petenzzentrum von Bund und Län- Social Media rasend schnell und fin- reduzieren, muss Vorsorge bereits bei dern für den Schutz von Kindern und den durch den Mitmachdruck schnell der Entwicklung neuer Dienste und Jugendlichen im Internet. Bei seinen Nachahmer. Wir beobachten, dass bei Geräte mitgedacht werden. Die KJM Recherchen hat KVHFOETDIVU[OFU den Mutproben immer höhere Risiken steht daher im intensiven Austausch auch festgestellt, dass beliebte Diens- eingegangen werden. Aus Spaß kann mit Verbänden, Selbstkontrolleinrich- te der Sozialen Medien zu wenig dann ganz schnell eine lebensbedroh- tungen und Politik, um auf vermehrte Vorsorge betreiben, um Kinder und liche Situation entstehen.“ Auch die Anstrengungen im Bereich des Jugendliche optimal vor Gefahren zu indirekten Folgen der Teilnahme an technischen Jugendmedienschutzes schützen. riskanten Challenges seien nicht zu hinzuwirken.”

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Weitere Informationen Pressemitteilung des die bereits im ersten Rat tätig waren .JUUFJMVOHFO zum Jahresbericht 2019: Bundesfamilienministeriums und ihr Engagement nun fortsetzen. vom 05.06.2020 Außerdem hat sich das Auswahl- 2019 registrierte KVHFOETDIVU[OFU gremium einstimmig auf sieben neue insgesamt 6.950 Verstoßfälle Mitglieder verständigt. Die konstituie- (2018: 6.575). rende Sitzung des zweiten Betroffe- 4.164 beziehen sich auf beliebte und Ministerin nenrates findet Ende Juni statt. hoch frequentierte Social-Media- Dienste, davon 20 % auf Instagram, Giffey beruft #VOEFTGBNJMJFONJOJTUFSJO%S'SBO[JT 19 % auf YouTube, 18 % auf Facebook LB(iffFZ „Um Kinder und Jugend- und 13 % auf Twitter. Zwei Dienste zweiten liche vor sexualisierter Gewalt zu haben erheblich an Relevanz gewon- schützen und Betroffene besser zu nen: Beim Bildernetzwerk Pinterest unterstützen, ist ein Schulterschluss wurden neunmal so viele Verstöße Betroffenenrat auf vielen verschiedenen Ebenen registriert wie im Vorjahr (Anstieg von notwendig. Unverzichtbar bei allen 46 auf 413), beim Videodienst TikTok beim Überlegungen und Maßnahmen ist fünfmal so viele (Anstieg von 38 auf dabei, die Perspektive von Betroffe- 192). Unabhängigen nen zu berücksichtigen. Das war nicht immer selbstverständlich. Mit dem Den größten Zuwachs an Fällen ersten Betroffenenrat wurde beim gegenüber dem Vorjahr verzeichnete Beauftragen Unabhängigen Beauftragten in den KVHFOETDIVU[OFU im Bereich der letzten Jahren ein sehr gutes Format Selbstgefährdung (plus 77 %, für Fragen der Beteiligung entwickelt, das wir von 478 auf 846 Fälle) und im Bereich weiterführen wollen. Ich danke all der Gewaltdarstellungen (plus 72 %, denjenigen, die ihre Bereitschaft er- von 364 auf 627 Fälle). Den größten des sexuellen klärt haben, in diesem Gremium mit- Anteil der Verstoßfälle nahmen auch zuarbeiten und sich stellvertretend 2019 Darstellungen sexualisierter Kindesmiss- für so viele andere Betroffene einzu- Gewalt mit 37 % (2.553 Fälle) ein. setzen. Durch das Amt des Unabhän- Knapp ein Viertel (1.606 Fälle) bezog brauchs gigen Beauftragten und seinen etwa sich thematisch auf politischen 20-köpfigen Arbeitsstab, den Betrof- Extremismus. fenenrat, den „Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Ju- Der aktuelle Jahresbericht von Im Kampf gegen sexuellen Miss- gendlichen“ und die Aufarbeitungs- KVHFOETDIVU[OFU steht zum brauch an Kindern und Jugendlichen kommission haben wir inzwischen Download bereit unter: ist es von zentraler Bedeutung, dass starke Strukturen, die sich mit großem IUUQXXXKVHFOETDIVU[OFUQEG die Belange von Betroffenen auf Bun- Engagement für den Kampf gegen CFSJDIUQEG desebene Gehör finden und öffent- Kindesmissbrauch einsetzen. Und die lich gemacht werden. Deshalb wurde Zahlen sind nach wie vor erschre- 2015 beim Amt des 6OBCIÊOHJHFO ckend hoch: Experten der WHO ge- #FBVGUSBHUFOGàS'SBHFOEFTTFYVFMMFO hen davon aus, dass eine Million Kin- ,JOEFTNJTTCSBVDIT 6#4,. ein der in Deutschland Missbrauch erlebt ehrenamtlich tätiger Betroffenenrat haben oder erleben – das sind pro eingerichtet, der 2018 durch #VOEFT Schulklasse ein bis zwei betroffene GBNJMJFONJOJTUFSJO%S'SBO[JTLB(JffFZ Kinder. Wir dürfen und werden im verstetigt wurde. Kampf gegen Missbrauch nicht nach- lassen.“ In dieser Woche hat .JOJTUFSJO(JffeZ nun die 18 Mitglieder des zweiten Be- Der 6OBCIÊOHJHF#FBVGUSBHUFGàS troffenenrates für die Dauer von fünf 'SBHFOEFTTFYVFMMFO,JOEFTNJTT Jahren berufen. Dem zweiten Betrof- CSBVDIT +PIBOOFT8JMIFMN3ÚSJH fenenrat gehören elf Mitglieder an, würdigt die starke Betroffenenbetei-

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(Foto: © Fotolia)

ligung auf Bundesebene: „Ich freue Weitere Informationen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern mich sehr, mit den 18 Mitgliedern des zum Betroffenenrat und Jugendlichen“ an, den Ministerin neuen Betroffenenrates für die kom- Giffey und der Beauftragte Rörig Ende menden Jahre ein starkes Gremium Der Betroffenenrat ist ein ehrenamt- 2019 ins Leben gerufen haben. an meiner Seite zu haben. Die Arbeit lich tätiges Gremium, das erstmals im des Betroffenenrates ist unerlässlich März 2015 konstituiert wurde und das Die Auswahl der sieben neuen Mit- und wertvoll, um das komplexe The- den UBSKM und seinen Arbeitsstab glieder für den zweiten Betroffenen- ma des sexuellen Kindesmissbrauchs berät. Durch die strukturierte Betei- rat wurde aus mehr als 200 Bewer- mit all seinen Facetten zu verstehen ligung von Betroffenen sollen die Be- bungen getroffen. Dabei wurden die und Politik und Gesellschaft zum lange von Betroffenen sexuellen Kin- im Kabinettsbeschluss von Dezember Handeln zu bewegen. Alle Mitglieder desmissbrauchs auf Bundesebene 2018 benannten Kriterien von des Betroffenenrats sind Expert*innen Gehör finden und in laufende Pro- Gendergerechtigkeit, Altersdiversität in eigener Sache und verfügen über zesse zum breiten Themenfeld des und unterschiedlichen Missbrauchs- ein enormes Erfahrungs- und Detail- sexuellen Kindesmissbrauchs einflie- kontexten berücksichtigt. Den Aus- wissen zu vielen Aspekten der sexu- ßen. Die Mitglieder des Betroffenen- wahlgremium gehörten der Unab- ellen Gewalt an Kindern und Jugend- rates arbeiten seit Jahren beruflich hängige Beauftragte, eine Vertreterin lichen. Es ist wichtig, dass dieses und/oder ehrenamtlich zu diesem seines Arbeitsstabes, eine Vertreterin Wissen in die vielfältigen politischen Thema und verfügen neben indivi- des Bundesministeriums für Familie, Entscheidungen einfließen kann.“ duellem Erfahrungswissen auch über Senioren, Frauen und Jugend sowie Rörig bedankte sich zudem bei den spezifisches Expertinnen- und Exper- zwei Betroffene an, die selbst nicht weiteren Mitgliedern des Auswahl- tenwissen. Sie tragen die Anliegen Mitglieder des Betroffenenrates sind, gremiums, mit denen in den letzten der Betroffenen in den politischen aber von ihm benannt wurden. Monaten aus mehr als 200 Bewerbun- Diskurs und die Öffentlichkeit und ge- gen die Zusammensetzung des neu- ben dem Thema ein Gesicht und eine 8FJUFSF*OGPSNBUJPOFOVOUFS en Betroffenenrates vorgenommen Stimme. Mitglieder des Betroffenenra- IUUQTCFBVGUSBHUFSNJTTCSBVDIEF wurde. tes gehören auch dem „Nationalen CFUSPffFOFOSBUEFSCFUSPffFOFOSBU

#MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF )FGU    "VUPS JOOFO*NQSFTTVN "VUPS JOOFO*NQSFTTVN Autor*innen

.BSUJO"EBNFUBM )FSNBOO)BTFOGV• 4JOB4DISPUI Gesamtleitung Haus Fichtenhalde, Gesamtleitung Villa Kunterbunt, Marketing bei Pro-Liberis für Kitas, Offenburg Bruchsal Karlsruhe

5IPNBT#MBVTDIFL .BOVFMB)FJN #FSOIBSE4DIVCFSU Geschäftsführer, Schloss Varenholz, Redakteurin für Soziales, taz Berlin Geschäftsführer, Heimleitung, Kalletal Kinderheim Kleine Strolche, ,JSTUFO+VSBTDIFLFUBM Asendorf/Niedersachsen .BSJB#PMJWBS1SFV•FS Eibenhorst-Jugendhilfe, Westerstede Leiterin Wohngruppe Bolivar-Preußer, 'SBO[4DIVUFO Wurster "MFYBOESB.FLJD .BSUJOB'SJFEJDIT Einrichtungsleiter, Mitarbeiterinnen MUTABOR Mensch Jugendhof Obermeyer, Hagen a.T.W. 1FUFS#àUUOFS & Entwicklung gGmbH, Eitorf Dr., Geschäftsführung Projekt Petra, +BOLP4QSFOHFSFUBM Schlüchtern 4UFGBO3àDLFS Geschäftsführung Kinder- und Dr., Dipl.-Psychologe, Jugendhilfe-Einrichtungen )FJOLF%SJ•OFS Leiter der Forschungsgruppe PETRA, Jochen Sprenger GmbH, Heilpädagogin, Villa Sonnenheim, Schlüchtern Kronshagen Freudenstadt 8FSOFS4DIJQNBOO )FJEF8BHOFS"FTDIU 6MSJLF)BJTU Dipl.-Pädagoge., Soz.päd. (grad.), Erzieherin, Heilpädagogin, Erziehungsleitung Villa Sonnenheim, Fachreferent VPK-Bundesverband e.V., Kinder- und Jugendwerkstatt Freudenstadt Berlin EIGEN-SINN, Freudenstadt Impressum

#MJDLQVOLU+VHFOEIJMGF 7FSMBHTBOTDISJGU &STDIFJOVOHTXFJTF Druck- und Verlagshaus Im Jahr 2020 3-mal jährlich )FSBVTHFCFS Fromm GmbH & Co. KG (Februar, Juni und November); VPK-Bundesverband privater Träger Osnabrück der Bezugspreis für das Einzelheft der freien Kinder-, Jugend- beträgt 5,50 €; und Sozialhilfe e.V. In der Zeitschrift veröffentlichte für das Jahresabonnement 15,- € Albestr. 21 und namentlich gekennzeichnete (jeweils zzgl. Versandkosten). 12159 Berlin Artikel geben nicht unbedingt die Fon (030) 89 62 52 37 Meinung der Redaktion wieder. Kündigungen bis 3 Monate Fax (030) 63 42 54 13 vor Ablauf des Kalenderjahres E-Mail: [email protected] +FHMJDIFS/BDIESVDL http://www.vpk.de bedarf der Genehmigung "uflaHF 1.950 durch den Herausgeber. 3FEBLUJPO %SVDL Werner Schipmann "CPOOFOUFOWFSXBMUVOH Druck- und Verlagshaus Fromm, Fachreferent des VPK Siehe Herausgeber Osnabrück Fon (05 41) 9 99 82 70 Fax (05 41) 9 99 82 72 "O[FJHFO 1SJOUFEJO(FSNBOZ  E-Mail: [email protected] siehe Herausgeber ISSN 1613-4230

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