KEIN AIDS FÜR ALLE! Jahrbuch 2016 | 2017 Unsere Arbeit ist nicht umsonst

Prävention wirkt: Sie stärkt Menschen, sich und andere zu schützen, baut Vorurteile ab, fördert Solidarität und trägt dazu bei, dass wir positiv zusammen leben können

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) ist der Dachverband Gemeinsam gegen Aids und für von rund 120 Aids- und Drogenhilfen, Präventionspro- Menschen mit HIV Bitte helfen Sie uns helfen jekten, Schwulen- und Lesbenzentren, Wohn- und Pfle- geprojekten. Unsere zentralen Anliegen sind HIV-Prä- In vielfältiger Weise setzt sich die Deutsche AIDS-Hilfe Es ist ganz leicht, solidarisch zu sein. Mit Ihrer vention und die Unterstützung von Menschen mit HIV. für die Interessen von Menschen mit HIV ein. Wir un- Spende unterstützen Sie unsere Präventions­ Wir informieren über HIV, andere Geschlechtskrank- terstützen­ Selbsthilfeaktivitäten, zum Beispiel, indem arbeit und unser Engagement für Menschen mit heiten und Hepatitis, engagieren uns gegen Diskrimi- wir Netzwerke und Arbeitsgruppen zu verschiedenen HIV/Aids. nierung und fördern Solidarität. Wir setzen uns dafür Themen begleiten, oder durch unsere Konferenz „Posi- Per Überweisung: ein, dass alle Menschen Zugang zu Prävention und Be- tive Begegnungen“. Wir helfen in Fällen von Diskrimi- Spendenkonto: Berliner Sparkasse handlung haben – in Deutschland und weltweit. nierung und machen uns für die Rechte von Menschen IBAN: DE27 1005 0000 0220 2202 20 mit HIV und der besonders betroffenen Gruppen stark, In Deutschland gibt es seit den 80er-Jahren eine er- BIC: BELADEBEXXX etwa durch die Beteiligung an der Kampagne „positiv folgreiche Arbeitsteilung: Die Bundeszentrale für ge- zusammen leben“ (www.welt-aids-tag.de) oder durch Online-Spende: sundheitliche Aufklärung (BZgA) macht Kampagnen Auf­klärung in Firmen und Kooperationen mit öffentli- Unter www.aidshilfe.de können Sie uns online wie „LIEBESLEBEN“ für die gesamte Bevölkerung. Die chen Einrichtungen. unterstützen – unkompliziert und sicher. Deutsche AIDS-Hilfe richtet sich mit speziellen Ange- boten an die besonders von HIV bedrohten und be- Fördermitgliedschaft: Die Deutsche AIDS-Hilfe koordiniert zudem die bun- troffenen Gruppen: Sie möchten uns dauerhaft unterstützen? Dann desweiten­ Beratungsangebote der Aidshilfen (telefo-  Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern werden Sie Fördermitglied der Deutschen AIDS- nisch, online und persönlich) und bietet Aus- und Wei- haben Hilfe! Ein Formular liegt diesem Jahrbuch bei. terbildung für Menschen an, die im HIV-Bereich tätig  Menschen, die intravenös Drogen konsumieren Sie finden es auch online unter www.aidshilfe.de. sind.  Menschen in Haft Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an  Sexarbeiter_innen unsere Bundesgeschäftsstelle. Ein Großteil unserer Arbeit ist durch öffentliche Mittel  Menschen aus Ländern, in denen HIV weit verbrei- finanziert, einen wichtigen Teil unseres Engagements Sie möchten eine unserer Mitgliedsorganisationen tet ist. können wir aber nur durch Spenden und andere Ein- in Ihrer Nähe unterstützen? Die Präventionsarbeit in Deutschland ist sehr erfolg- künfte leisten. Auch Sie können etwas tun: Zeigen Sie Eine Adressliste finden Sie unter reich: Die HIV-Infektionszahlen sind im internationa- Solidarität und werden Sie aktiv – mit einer Spende www.aidshilfe.de/adressen. len Vergleich niedrig. oder Fördermitgliedschaft.

2 Inhalt

4 Bewegte Zeiten – Editorial 30 Für eine offene Gesellschaft Impressum 31 „Ich erlebe eine Ende-der-Toleranz- © Deutsche AIDS-Hilfe e. V. 6 Was uns 2016 | 2017 bewegt hat Atmosphäre“ Wilhelmstraße 138, 10963 Berlin Tel.: 030 / 69 00 87-0 10 „Das Ende von Aids ist machbar“ 32 Hepatitis C: Keine Heilung für alle www.aidshilfe.de [email protected] 12 „Ich habe keine Sekunde an Aids gedacht“ 34 Mit Respekt zum Ziel Oktober 2017 Bestellnummer: 025008 14 90 –90–90–0: Auf dem Weg zu einer Welt 36 Leben mit Drogen: Diana aus Lagos ohne Aids Redaktion: Lisa Fedler, Annette Fink, Dirk Hetzel, 38 „Eine Regierung, die den Charlotte Kunath, Christina Laußmann, Matti 16 Safer Sex geht auch anders Gesundheitsschutz sabotiert“ Seithe, Holger Sweers, Holger Wicht Titelfoto: iStockphoto.com/Maciej Noskowski 18 „Meine HIV-Heilung hat alles verändert“ 40 Für Körper und Seele Illustrationsfotos: iStockphoto.com: Photo_Concepts (S. 3); Tuomas_Lehtinen (S. 11); 20 Wir müssen reden! 42 „Wir brauchen dieses Gesetz nicht“ Easyturn (S. 13); franckreporter (S. 14, 20); georgeclerk (S. 23, 25); Vladacanon, jodiejohnson 22 Den Letzten beißt die Zahnfee? 44 Geschäftsjahr 2016 (S. 33); bulentozber (S.35); AnryMos (S. 38); Kali9 (S. 40); Kanawa-Studio (S. 41); assalve (S. 44); 24 Das schöne neue Bild von HIV? 45 Unterstützer_innen der DAH serts (S. 45); IvancoVlad (S. 49); Bigpra (S. 51) Fotolia.de: BillionPhotos.com (S. 11); 26 Macht doch jeder! 46 Öffentliche Projektmittel M.Rode-Foto (S. 34) 27 „Einfach ein sicheres Gefühl“ Illustrative Figuren-Fotoausschnitte: „Ich hab die Angst nicht aus dem Kopf gekriegt“ 47 DAH im Internet iStockphoto.com: Bim; Stevanovivigor; Ridofranz (S. 35); Neustockimages (S. 39) 28 Schwul. Trans*. Teil der Szene! 48 Veröffentlichungen Layout: Carmen Janiesch 29 „Dieses ‚anders‘ konnte ich nie benennen“ Druck: Druckerei Conrad GmbH, „Lust zu knutschen?“ 49 Daten zur Organisation Breitenbachstr. 34–36, 13509 Berlin

3 Bewegte Zeiten Foto: Renata Chueire Foto: Johannes Berger

Der Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe (v.l.n.r.): Manuel Izdebski, Winfried Holz, Sylvia Urban, Ulf-Arne Hentschke-Kristal und Björn Beck DAH-Geschäftsführung Peter Stuhlmüller und Silke Klumb

Die offene Gesellschaft erhalten, stärksten Fraktion­ im Deutschen Bundestag gewählt. Wir le- spornt uns erst recht an, offensiv für unsere offene und plu- Erfolge in der HIV-Prävention ben in bewegten Zeiten. ralistische Gesellschaft einzutreten. Die Ehe für alle zeigt: Engagement zahlt sich aus. Manch- Genau darum haben wir am 17. Mai den Regenbogen über ausbauen, Aids-Erkrankungen mal muss man jahrzehntelang kämpfen, um ans Ziel zu kom- dem Reichstag aufgehen lassen. Gemeinsam mit vielen an- men. Dann wird plötzlich das für unmöglich Gehaltene mög- deren Organisationen haben wir einen „Aufruf zum Schutz verhindern: Wir sind herausgefordert lich. Das macht uns Mut und Lust, die dicken Bretter der von Recht und Freiheit veröffentlicht“. Titel: „Die Vielfalt ist ◼ Editorial von Vorstand und Aidshilfe-Arbeit weiter zu bohren. ein sicherer Ort für alle!“ Menschen zu respektieren und stark zu machen ist das Geschäftsführung Infektionszahlen könnten sinken Erfolgsrezept der deutschen HIV-Prävention. Dass die Zahl der Neuinfektionen bei schwulen und bisexuellen Männern Als am 17. Mai 2017 der Regenbogen über dem Reichstag Die AfD führt uns zugleich vor Augen, was auf dem Spiel seit Jahren kontinuierlich sinkt, wäre ohne Prävention im schwebte, war das gutes Omen und Mahnung zugleich. steht: nicht weniger als das Grundrecht auf freie Entfaltung Geist der Emanzipation nicht denkbar. Schon sechs Wochen später beschloss der Bundestag die der Persönlichkeit und die Würde des Menschen. Und da- Hinzugekommen ist die Schutzwirkung der HIV-Medika- Ehe für alle. Und vier Monate später wurde die AfD zur dritt- mit auch die Grundlagen erfolgreicher HIV-Prävention. Das mente. Unter erfolgreicher Therapie ist HIV nicht mehr über-

4 tragbar. Durch den Ausbau von Testkampagnen und -angebo- Mensch hat ein Recht auf Behandlung. Nicht zuletzt werden ma durchgeführt (→ Seite 39). Denn Deutschland muss sich ten – vor allem durch Aidshilfe-Organisationen (→ Seite 26) damit auch weitere HIV-Übertragungen verhindert. dafür stark machen, dass die bewährten Erfolgsrezepte der – erfahren viele Menschen früher von ihrer Infektion und kön- HIV-Prävention auch in Osteuropa zum Einsatz kommen. nen dann auch mit einer Therapie beginnen. Dramatische HIV-Epidemie in Osteuropa Das UNAIDS-Ziel, HIV-Infektionen weiter zu senken, allen Wahr ist aber auch: Die Infektionszahlen bei schwulen Menschen Zugang zu Prävention und Therapie zu ermögli- Männern könnten noch stärker sinken. Der Erfolg in anderen Mit großer Sorge erfüllt uns zugleich die Situation in Osteu- chen und Aids bis 2030 zu beenden, können wir weltweit nur Ländern zeigt: Die HIV-Prophylaxe PrEP kann zahlreiche In- ropa und Zentralasien. Dort steigt die Zahl der HIV-Infektio- gemeinsam erreichen (→ Seite 14). fektionen verhindern. Trotzdem war es in Deutschland lan- nen gegen den weltweiten Trend drastisch. Prävention fin- Unsere Kampagne „Kein AIDS für alle!“ hat das Ziel for- ge nicht möglich, das teure Medikament zugänglich zu ma- det kaum statt. Viele Menschen haben keinen Zugang zu muliert: In Deutschland soll schon ab 2020 niemand mehr an chen. HIV-Medikamenten. In Russland, dem am stärksten betroffe- Aids erkranken müssen. Bisher sind es noch mehr als 1.000 Den Durchbruch haben wir einem findigen Apotheker nen Land, verhindert die Regierung aus ideologischen Grün- Menschen pro Jahr – obwohl Aids bei rechtzeitiger Diagno- aus Köln zu verdanken, der die PrEP für 50 Euro pro Monat den wirkungsvolle Maßnahmen (→ Seite 38). Und die in- se und Behandlung längst vermeidbar ist. Auf den kraftvollen auf den Markt gebracht hat (→ Seite 51). Für viele ist aber ternationalen Mittel werden zurückgefahren. Die Region Kampagnenauftakt mit Rita Süssmuth folgen nun vielfältige auch das noch zu viel. Jetzt sind die Politik, der Gemeinsame steuert in eine Katastrophe. Das hat auch Einfluss auf das In- innovative Maßnahmen. Auch hier gilt: Nur gemeinsam wer- Bundesausschuss und die Krankenkassen gefragt, damit alle fektionsgeschehen in Deutschland. den wir erfolgreich sein! (→ Seite 10) Menschen, die die PrEP brauchen, sie auch bekommen. Zugleich zeigt die Welt-Aids-Tags-Kampagne #positiv- Zugleich gilt es, weitere Lücken in der Prävention endlich zusammenleben Menschen mit HIV so selbstbewusst und zu schließen, zum Beispiel bei Drogen konsumierenden Men- 2020 soll in Deutschland selbstverständlich wie nie. Das ist wichtig, denn Stigmati­ schen, Inhaftierten und nicht zuletzt bei Migrant_innen – in sierung und veraltete Vorstellungen vom Leben mit HIV dieser Gruppe ist der Bedarf in den letzten Jahren durch die niemand mehr an Aids schaden HIV-positiven Menschen ebenso wie der Prävention erhöhte Zahl Geflüchteter erheblich gestiegen. erkranken müssen (→ Seite 9). Unsere Bitte: Unterstützen Sie uns dabei, über Immerhin: Für die medizinische Versorgung von Men- HIV zu informieren, Menschen stark zu machen und unse- schen ohne Papiere gehen mittlerweile erste Bundesländer re solidarische und respektvolle Gesellschaft zu verteidigen. mit neuen Modellen voran, so zum Beispiel Berlin und Nie- Die Deutsche AIDS-Hilfe hat gemeinsam mit dem Akti- In diesen bewegten Zeiten kommt es mehr denn je auf uns dersachsen. Das macht Hoffnung, kann aber nur ein Anfang onsbündnis gegen Aids und Brot für die Welt unter dem Ti- alle an. Wir sind die Mehrheit. Und wir wissen: Engagement sein. Denn es ist klar: Gesundheit ist ein Menschenrecht. Jeder tel „Die unerkannte Epidemie?!“ eine Konferenz zum The- zahlt sich am Ende aus. ◼ Foto: Johannes Berger Foto: Johannes Berger Foto: Kühnapfel Fotografie

Aktion „Vielfalt für alle“ Rita Süssmuth beim Kampagnenauftakt „Kein AIDS für alle!“ Start von #positivzusammenleben mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe

5 HIV-Community-Preis 2017 Bildquelle: Dr. Annette Haberl Vom 14. bis 17. Juni 2017 fand in Salzburg der 8. Deutsch-Österreichische AIDS- Kongress statt. Ein Highlight war die Verleihung des HIV-Community-Preises 2017 an die Pro­ jekte „Helfen ist positiv“ (Stadtmission Nürnberg und AIDS-Beratung Mittelfranken) sowie „Frauenleben positiv“ (Aids-Hilfe Kärnten). „Helfen ist positiv“ informiert und unterstützt vor Ort Asylsuchende in ihrer eigenen Sprache. Viele stammen aus Ländern, in denen HIV extrem tabuisiert ist. „Frauenleben positiv“ ist ein Angebot für HIV-positive Frauen in Kärnten – eine Gruppe, für die es sonst kaum Angebote gibt und deren Schwierigkeiten und Bedürfnisse häufig unter den Tisch fallen. Vergeben wird der HIV-Community-Preis von der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG), der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä), der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) und dem Pharma-Unternehmen Janssen. Die Laudationes hielten DAH-Ehrenmitglied Laura Halding-Hoppenheit und HIV-Aktivist Marcel Dams. Der Publikumspreis des HIV-Community-Preises ging an „Deine Gesundheit, dein Glaube“, ein Projekt zur HIV-Prävention in afrikanischen Kirchengemeinden (siehe S. 40). Rosaline M’Bayo nahm v.l.n.r.: Dr. Annette Haberl (DAIG), Dr. Axel Baumgarten (dagnä), den Preis bei der Abschluss-Veranstaltung des DÖAK für das Projekt in Empfang. Rosaline M’Bayo (AGHNiD), Silke Klumb (DAH), Sabine Scheppe (Janssen)

Was uns 2016 | 2017 bewegt hat

DAH-Ehrenmitgliedschaft für Main lehrte, hat sich nicht nur selbst früh und kritisch mit HIV Prof. Dr. Martin Dannecker und Aids auseinandergesetzt, sondern auch die Sexualwissen- schaft zur Beschäftigung mit diesem Thema motiviert. Die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe hat im 1984 gehörte er zu den Mitinitiator_innen der Frankfurter Foto: Johannes Berger November 2016 Professor Dr. Martin Dannecker die Ehrenmit- AIDS-Hilfe. Als Mitglied der ersten Stunde im Nationalen AIDS- gliedschaft des Dachverbandes angetragen. Beirat hatte er einen wesentlichen Anteil daran, dass sich in „Als herausragender Wissenschaftler ist er den Aidshilfen seit Deutschland die Präventionsstrategie von Aufklärung und Infor- Jahrzehnten ein konstruktiver Wegbegleiter“, sagte DAH-Vor- mation statt einer restriktiven Aidspolitik durchsetzen konnte. standsmitglied Manuel Izdebski. „Wir sind ihm dankbar für sei- Vollzogen wurde die Ehrung im Mai 2017 beim Auftaktsym- ne Arbeit, die die HIV-Prävention in Deutschland maßgeblich ge- posium zur DAH-Kampagne „Kein AIDS für alle!“ (siehe S. 10), prägt hat.“ die Laudatio hielt die „Polittunte“ und Genderforscherin Patsy Dannecker, der bis Ende 2005 am Institut für Sexualwissen- l’Amour LaLove. Die 180 Besucher_innen dankten Martin Danne- schaft des Klinikums der Goethe-Universität in Frankfurt am cker mit stehenden Ovationen.

6 Bundesverdienstkreuz Bundesverdienstkreuz

für Prof. Dr. Rosenbrock Foto: privat für Prof. Dr. Rockstroh

Dem Gesundheitswissenschaftler und Für seine Verdienste um die HIV- und Vorsitzenden des Paritätischen Wohl- Aids-Forschung wurde dem Kölner Me- fahrtsverbands Prof. Dr. Rolf Rosenbrock diziner Prof. Dr. med. Jürgen Rockstroh Foto: Der Paritätische Gesamtverband Foto: Der Paritätische wurde im Juni 2017 für sein Wirken in im März 2017 das Verdienstkreuz am der Gesundheitsförderung und -for- Bande verliehen. schung das Bundesverdienstkreuz ver- Rockstroh, der die HIV-Ambulanz liehen. an der Medizinischen Universitätsklinik Zu den Arbeitsschwerpunkten des Bonn leitet, hatte sich 1998 mit einer Forschers, Lehrers und Politikberaters Arbeit zum Thema „Besonderheiten im gehören sozial bedingte Ungleichheiten Verlauf der HIV-Infektionen bei Hämo- von Gesundheitschancen und Präventi- philie“ habilitiert. Gemeinsam mit sei- onspolitik. nen Studienteams trug er maßgeblich Rosenbrock hat auch der HIV-Politik in Deutschland wesentliche Impulse gegeben, un- zur Verbesserung der HIV-Kombinations- und der Hepatitis-C-Therapie bei. ter anderem mit seinem 1986 veröffentlichten Buch „Aids kann schneller besiegt werden“. Darüber hinaus war und ist Rockstroh in vielen fachspezifischen Organisationen enga- 1987 wurde er unter Rita Süssmuth in die Enquete-Kommission „Gefahren von AIDS und giert. So war er bis zu dessen Auflösung Mitglied im Nationalen AIDS-Beirat (NAB) und bis wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“ berufen und stritt dort erfolgreich für die Abwehr 2007 Vorsitzender der Klinischen Arbeitsgemeinschaft Aids in Deutschland. Danach stand jeglicher Repression. Von 1995 bis 2006 gehörte er dem Nationalen AIDS-Beirat an. er für vier Jahre der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) vor. Darüber hinaus war er unter anderem Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutach- 2009 wurde Jürgen Rockstroh in den Vorstand der Europäischen AIDS-Gesellschaft tung der Entwicklung im Gesundheitswesen und Vorsitzender des wissenschaftlichen Bei- (EACS) und 2011 in den Rat der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS) gewählt. Seit 2016 rats der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. ist er zudem ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Aidshilfe Köln.

Nachruf auf Andrea Görmer Wichtig war ihr immer ein solidarischer Umgang miteinan- der – in einer Gesellschaft, in der einfältige Vorstellungen von Im Juli 2017 ist Andrea Görmer gestorben, viele Jahre Geschäfts- Geschlecht und Sexualität herrschen, die Vielfalt als Abwei- führerin der AIDS-Hilfe Kassel und im Vorstand der AIDS-Hilfe chung und Defizit brandmarkt, die Menschen entrechtet und Foto: AIDS-Hilfe Kassel Hessen. Auch für die Trans*-Community war sie eine wichtige ihnen auf banal böse Weise das Leben erschwert. Identifikationsfigur. All das war spürbar in ihrer Herzlichkeit, aber auch in ihrer Andrea war scharfsinnig, unverstellt und direkt, eine Kämpfe- Konsequenz. rin und Überzeugungstäterin, bekannt für ihren entwaffnen- den Humor. Viele haben ihre Ungeduld und manchmal auch Andrea hatte hohe Ansprüche an andere und sich selbst – und Unduldsamkeit kennengelernt, doch sie konnte auch beneidens- sie ging immer wieder an ihre eigenen Grenzen und darüber wert gelassen sein. hinaus. Ihre Kreativität und ihr Engagement fehlen.

7 Foto: Dr. med. Jan C. Becker Foto: Dr. med. Foto: DAH/Johannes Berger Foto: DAH/Johannes

Ausgezeichnetes

Michel Sidibé und Silke Klumb (DAH) Fortbildungs-

v.l.n.r.: Dr. Hendrik Friedrichs, Dr. Anja Härtl, Daniel Voigt, Steffen Taubert (DAH), programm: UNAIDS-Chef Michel Sidibé Prof. Dr. Thorsten Schäfer, Dr. med. Bernhard Marschall Let’s talk about Sex! zu Besuch in Berlin

Hoher Besuch in Berlin: Am 17. Mai 2017 traf sich UNAIDS- Auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) in Münster im September 2017 wurde das von der Direktor Michel Sidibé mit Gesundheitssenatorin Dilek Ko- DAH geleitete Fortbildungsprojekt „Let’s talk about Sex“ für Medizinstudierende als „überzeugendster Beitrag zur unmittel- lat sowie Vertreter_innen der Deutschen AIDS-Hilfe, der baren Patientenversorgung“ ausgezeichnet. Berliner Aids-Hilfe und des Aktionsbündnisses gegen AIDS. Im Rahmen von „Let’s talk about Sex – HIV/STI-Prävention in der Arztpraxis“ bietet die DAH seit 2010 Workshops und Semi- Im Zentrum stand die Frage, wie das Engagement ge- nare für Ärzt_innen an, um die Arzt-Patient-Kommunikation über sexuelle Gesundheit zu verbessern. gen HIV und Aids intensiviert werden kann – in Berlin, Das modulare Fortbildungs-Angebot bietet die Möglichkeit, lösungsorientierte Kommunikationsstrategien kennenzuler- Deutschland und weltweit. Zur Sprache kamen unter an- nen, Kommunikationsbarrieren abzubauen und in Kleingruppen ein sensibles und zugewandtes Gesprächsverhalten einzu- derem Maßnahmen, um Menschen eine frühe Diagnose üben. Darüber hinaus vermitteln die Veranstaltungen Grundwissen zur Diagnostik von HIV und anderen Geschlechtskrank- und Therapie zu ermöglichen, die HIV-Prä-Expositions-Pro- heiten, zum Stand der HIV-Forschung sowie zum Leben mit HIV. phylaxe (PrEP, siehe S. 17) sowie die Diskriminierung HIV- Seit 2013 sind zudem Workshops für Medizinstudierende Teil von „Let’s talk about Sex“. Durch Erfahrungen an der Berliner Positiver und der am stärksten betroffenen Gruppen. Charité und in enger Kooperation mit dem HIV-Center der Uni-Klinik Frankfurt am Main entstand ein praxisorientiertes Fort- Über die DAH-Kampagne „Kein AIDS für alle!“ sag- bildungsmodul, das mittlerweile auch in der nationalen Datenbank für medizinische Lehrinhalte (LongKomm) enthalten ist. te Sidibé: „Deutschland kann den Kampf gegen HIV und In Berlin, Frankfurt und ab dem Wintersemester 2017/2018 auch in Lübeck ist das Kommunikationstraining Pflichtbestand- Aids gewinnen, so wie es viele Fußballweltmeisterschaf- teil der Lehre. Andere Hochschulen, zum Beispiel in Köln, Rostock und Mainz, bieten den Studierenden das Ausbildungsmodul ten gewonnen hat. Dafür muss Deutschland seine Be- im Rahmen ihres Wahlpflichtangebots an. mühungen jetzt noch verstärken, um die Menschen zu Entwickelt wurde das Fortbildungsprogramm „Let’s talk about Sex“ zusammen mit der Deutschen Arbeitsge- erreichen, die bisher noch nicht erreicht werden. Die Ver- meinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä), der Deutschen STI-Gesellschaft fügbarkeit der PrEP, wie in , San Francisco und an- (DSTIG), der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). deren Städten, ist dafür von großer Bedeutung. Die PrEP Finanziell unterstützt wird es vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). wird Deutschland ganz sicher helfen, die Infektionsraten In den letzten sechs Jahren konnten über 1.700 Ärzt_innen, Medizinstudierende und medizinische Fachkräfte ge- in diesen Gruppen zu senken.“ schult werden.

8 Foto: Holger Wicht Selbstbewusst und lebenslustig: Welt-Aids-Tags-Kampagne 2017

Die Kampagne #positivzusammenleben will ein zeitgemäßes Bild vom Leben mit HIV vermitteln, Berührungsängste abbauen und Diskriminierung entge- genwirken. Dramatisierung und Ausgrenzung schaden nämlich nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Prävention: Sie schrecken vom HIV-Test ab und führen so dazu, dass Menschen Aids bekommen, obwohl es sich vermeiden ließe. Am 26.10. startete die Staffel für das Jahr 2017 mit einer Aktion am Ber- liner Hauptbahnhof. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, die neuen Kampagnengesichter und viele weitere HIV-positive und HIV-nega- tive Aktivist_innen. #positivzusammenleben 2017 kommt dabei so selbstverständlich wie nie daher. Die drei Protagonist_innen präsentieren sich fröhlich, gefühlvoll und engagiert in ihrem Alltag – und zeigen so: Ich lebe wie andere Menschen auch. Mit von der Partie waren natürlich auch die Kampagnenmacher_innen vom Bundesgesundheitsministerium, der Bundeszentrale für gesundheitli- che Aufklärung, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung – schließlich ist #positivzusammenleben eine einzigartige gemeinsame Her- zensangelegenheit der großen Institutionen und Organisationen, die sich in v.l.n.r.: Christoph (WAT-Kampagne), Björn Beck (DAH-Vorstand), Plakatmotiv: Henning (WAT-Kampagne), Deutschland mit HIV befassen. Denis Leutloff (DAH/PositHIVe Gesichter), Lillian (WAT-Kampagne)

Nachruf auf Chaim Jellinek tutionsbehandlung – zu Zeiten, als Substitutionsmediziner_ innen noch gegen heftige Widerstände kämpfen mussten. Im Mai 2017 verstarb der engagierte Suchtmediziner Chaim

Foto: Bärbel Knorr Jellinek kurz vor seinem 61. Geburtstag. Der Zwei-Meter-Mann bleibt nicht nur aufgrund seiner Größe und seines weißen Vollbarts im Gedächtnis, sondern auch Jellinek kam 1977 nach Berlin und war zunächst als Hausbeset- wegen seiner klaren, offenen Art – und weil er niemanden zer und Punkrocker aktiv. aufgab. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen mit selbst­ Nach einer intensiven Lebensphase mit Drogen konvertierte zerstörendem Verhalten suchte er immer nach Lösungen, er zum Judentum, änderte seinen Namen und absolvierte ein die ein Überleben möglich machten. Medizinstudium. Wir haben einen leidenschaftlichen Arzt und Unterstützer Chaim Jellinek war Mitbegründer der Ambulanz für integrierte eines humanen und akzeptierenden Hilfeansatzes verloren. Drogenhilfe (a.i.d.) und ein engagierter Unterstützer der Substi- Er fehlt.

9 Mit unserer Kampagne „Kein AIDS Alle Fotos: Johannes Berger für alle!“ verfolgen wir ein historisches Ziel: Ab 2020 soll in Deutschland niemand mehr an Aids erkranken

HIV muss nicht mehr zu Aids führen. Trotzdem erkranken zurzeit in Deutschland jährlich mehr als 1.000 Menschen an der Immunschwächekrankheit – die meisten, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. Unsere Kampagne „Kein AIDS für alle!“ will das ändern. Das Ziel: Ab 2020 soll es in Deutschland keine Aids-Erkran- kungen mehr geben. Die Ausgangsposition ist gut: Die Zahl der Neuinfektionen ist niedrig, HIV-Medikamente sind flächendeckend verfügbar, und wir haben ein leistungsfähiges Gesundheitssystem. „Das Ende von Aids ist machbar“ Rita Süssmuth Rita Süssmuth eröffnet die Kampagne

DAH-Vorstand Winfried Holz DAH-Pressesprecher Holger Wicht Rita Süssmuth mit DAH-Vorständin Sylvia Urban Patsy l’Amour LaLove und Sängerin Wiyaala

10 Trotzdem gibt es Hindernisse, die es aus dem Weg zu räumen „Ein HIV-Test „Meine Aids- September 2016 gilt: hätte mir viel Erkrankung hätte erspart!“ ich mir sparen ▶ Viele Menschen verdrängen HIV-Risiken. können.“ Regina, 58 Jahre – Buchhalterin in Rente ▶ Nicht wenige scheuen den HIV-Test aus Angst vor Diskri- Maik, 43 Jahre – Diplom-Ingenieur und Testfahrer minierung und Schuldzuweisung. ▶ Oft kommen Ärzt_innen nicht auf die Idee, dass HIV im

Regina hatte Aids. Mit einem frühzeitigen HIV-Test wäre die Krankheit vermeidbar gewesen. Maik verdrängte sein HIV-Risiko, bis es fast zu spät war. Kein Arzt bot ihm einen HIV-Test an. Spiel sein könnte, und bieten keinen HIV-Test an. Denn bei rechtzeitiger Behandlung ist heute ein langes und erfülltes Leben mit HIV möglich. Dabei kann man mit HIV heute lange und gut leben, wenn die Infektion erkannt und behandelt wird.

Sie hatten ein HIV-Risiko? Oder sind sich nicht sicher? Sie hatten ein HIV-Risiko? Oder sind sich nicht sicher? ▶ Noch haben auch in Deutschland nicht alle Menschen Im Zweifel ist ein HIV-Test die beste Entscheidung. Im Zweifel ist ein HIV-Test die beste Entscheidung. Regina steht heute wieder voll im Leben. Mehr dazu lesen Sie auf: Maik steht heute wieder voll im Leben. Mehr dazu lesen Sie auf: mit HIV Zugang zur Therapie.

Bitte unterstützen Menschenrechte gelten auch im Knast Sie uns! Dr. Keikawus Arastéh, Maik, Dr. Annette Haberl, Björn Beck, Einem heroinabhängigen Häftling kann nicht grund- Die Vereinten Nationen haben sich vorgenommen, die Regina, Ines Perea sätzlich eine Substitution verweigert werden. So ent- Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Wir sind überzeugt: In schied der Europäische Gerichtshof für Menschen- Deutschland können wir dieses Ziel schon früher erreichen. rechte (EGMR) im Fall eines früheren Insassen der Dafür müssen wir an vielen Stellen gleichzeitig ansetzen JVA Kaisheim. und ganz unterschiedliche Menschen erreichen. So können Der ehemalige Gefangene wurde vor der Haft subs- wir mit frühzeitigen HIV-Tests und rechtzeitiger Behandlung ti­tuiert. Die JVA hatte die Weiterbehandlung jedoch ­ Aids-Erkrankungen verhindern. abgelehnt. Der Insasse litt dadurch unter einem Unsere Kampagne gibt darum vielfältigen Aktivitäten ei- schlechten Gesundheitszustand, zog vor Gericht und nen Rahmen: Aidshilfen starten innovative Projekte, Ärzt_in- schließlich vor den EGMR. nen bieten vermehrt HIV-Tests an, Medien tragen die Bot- schaften in die Welt. Und vieles mehr. Dieser sah in dem Fall eine Verletzung der Menschen­ Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen zu ver- rechtskonvention, wonach niemand der Folter oder bessern, etwa bei der Gesundheitsversorgung für Inhaftierte unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Be- und Menschen ohne Papiere oder Krankenversicherung. handlung unterworfen werden darf. Die JVA hätte Und nicht zuletzt können wir alle etwas beitragen: Indem die Notwendigkeit einer Substitution durch unab- wir gemeinsam ein offenes Klima schaffen und uns stark ma- Ines Perea (BMG) Silke Klumb (DAH) hängige Fachleute zumindest prüfen lassen müssen. chen gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV und be- Die Richter hoben auch hervor, dass Gefangenen sonders stark betroffenen Gruppen. eine gleichwertige medizinische Versorgung wie Den Startschuss zu „Kein AIDS für alle!“ gaben wir im Mai Menschen in Freiheit zustehe, und verwiesen auf 2017 mit einem Symposium im Berliner Spreespeicher. Mit eine Studie, wonach die Substitution die beste Thera- dabei waren unter anderem die ehemalige Bundestagspräsi- pie für Opiatabhängige sei. dentin und DAH-Ehrenmitglied Prof. Dr. Rita Süssmuth sowie die „Kampagnengesichter“ Regina und Maik. ◼ Künftig kann der Vollzug nicht mehr eigenmächtig über die Angemessenheit einer Substitutionsthera- ▶ Weitere Infos zur Kampagne auf pie entscheiden. www.kein-aids-fuer-alle.de 11 Foto: Johannes Berger Keine „Abenteuer“, keine Drogen: Dass Regina (58) HIV haben könnte, kam niemandem in den Sinn – gerade bei Frauen kein Einzelfall ◼ Von Holger wicht

Wie hast du erfahren, dass du HIV-positiv bist? Das war am Ende einer langen Odyssee von Arzt zu Arzt. Mir ging es damals gar nicht gut. Ich wurde immer müder und schlapper, aber die Ärzte wussten nicht weiter, niemand konnte mir helfen.

Du hattest zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich schon viel durchgemacht. Das kann man wohl sagen. Herpes Zoster im Mittelohr, eine Hirnhautentzündung, schwarze Warzen an den Füßen, Wort- findungsstörungen, ich konnte nicht mehr logisch denken, das Kurzzeitgedächtnis war gestört … Es ging bergab. Ständig war ich beim Arzt, aber niemand fand die Ursache. Ich war vorher ein Mensch, der ganz viel geschafft hat. 24 Stunden am Tag waren nicht genug für mich, ich hätte 30 Stunden ge- braucht. Drei Söhne, eine 160-m²-Wohnung, Schule, Job und so weiter …

Von hundert auf null. Ja, ich hab im Büro vor dem Computer gesessen – ich war „Ich habe keine Buchhalterin – und wusste einfach nicht mehr, wie es geht. Der Arzt hatte mich gesundgeschrieben, und dann sitzt du da und fragst dich, was los ist. Ich war total kaputt. Und dann Sekunde an Aids hab ich mir gedacht, vielleicht hab ich ein Burn-out. Und die Ärzte hatten auch keine Idee, woran es liegt? Nein, die haben das auf psychische Probleme geschoben. Es ging mir vorher schon mal eine Zeit lang nicht gut. Und dann gedacht!“ haben sie mich in die Apotheke geschickt: Holen Sie sich halt was gegen Ihren Durchfall. Und das nach anderthalb Jahren Durchfall!

12 Und du hast selber auch nicht an HIV gedacht? Und wie hat sich dein Leben dann entwickelt? Nein, keine Sekunde (lacht). Ich war dreimal verheiratet, hatte Positiv! (lacht) Ich habe wegen der Krankheit mein Leben um- November 2016 nie irgendwelche „Abenteuer“. Wenn das so gewesen wäre, gestellt, darauf geachtet, dass ich nur noch Menschen in mei- hätte ich vielleicht darüber nachgedacht. Aber so eben nicht. ner Umgebung habe, mit denen ich gut zurechtkomme, die Ich war sehr naiv. mich nicht stressen. Ich hab gesagt: Okay, jetzt gibt’s mich nicht mehr ohne HIV, wer damit nicht klarkommt, hat ein Wie hast du damals über HIV gedacht? Problem, nicht ich. Ich wusste, dass es das gibt, aber mehr auch nicht – und ich Ich kann wieder ganz normal leben, habe ganz normale habe meinen Jungs gesagt: „Passt auf, ihr müsst euch schüt- Freundschaften. Ich bin rundum zufrieden, bis auf das, was zen!“ Und dann hat’s die Mutter! halt nicht mehr funktioniert, aber damit komme ich auch zu- recht. Und wie ist es dann herausgekommen? Die Diagnose war eine Lebenshilfe. Früher hab ich mir al- In meiner Naivität habe ich gedacht: Wenn die Ärzte nichts les gefallen lassen, alles in mich reingefressen. Leute konn-

finden, dann gehe ich mal Blut spenden, dort werden doch ten mit mir machen, was sie wollten. Das geht seitdem nicht Foto: BMG/Schinkel auch einige Tests gemacht. An HIV habe ich dabei immer mehr. noch nicht gedacht. Aber dann haben die mich angerufen Nationaler AIDS-Beirat ist Geschichte und gesagt, ich muss noch mal wiederkommen, weil mein Und gesundheitlich? Fast 30 Jahre beriet der Nationale AIDS-Beirat (NAB) Blut „verunreinigt“ sein könnte. Da wurde ich nervös. Ich habe die Medikamente genommen, und nach einem Mo- die Bundesregierung in puncto HIV/Aids. Dabei nat ging’s mir schon richtig gut. Da hab ich wieder neuen Le- mahnte er in Form von Voten auch notwendige Ver- bensmut gefasst. Ich habe auch überhaupt keine Neben- änderungen in Politik, Recht und Gesellschaft an. „Die Diagnose war eine wirkungen. Allerdings ist was zurückgeblieben, mein Kopf funktioniert nicht mehr so richtig, ich vergesse sehr viel und Bei der letzten Sitzung des NAB kündigte Gesund- Lebenshilfe“ habe Wortfindungsstörungen. Ich trainiere zwar meine Kon- heitsminister Gröhe ein neues Gremium an. Die- zentrationsfähigkeit und mein Denken mit Lerncomputer- ses ist nicht mehr auf HIV fokussiert, sondern dient spielen für Kinder, aber so richtig wird das nicht mehr. der „Umsetzung der neuen Strategie zur Eindäm- Was hast du gedacht, als du die Diagnose HIV bekommen mung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexu- hast? Bereust du, dass du erst so spät einen HIV-Test gemacht hast? ell übertragbaren Infektionen“. Das war ein totaler Schock, so viel Adrenalin hat mein Kör- Rückblickend finde ich das schade, aber man kann es halt Auch das neue Gremium soll weiterhin intensiv und per noch nie ausgestoßen. Ich habe gedacht: Jetzt sterbe ich. nicht ändern. Es wäre gut, wenn es anderen erspart bliebe. interdisziplinär an Themen arbeiten, Handlungs- Ich bin tot. Der Arzt hat mir aber gleich gesagt: Nein, das ist defizite angehen und die Umsetzung der Voten des Quatsch, so ist das nicht mehr, die Medikamente sind sehr Weißt du eigentlich, wie genau du dich infiziert hast? NAB vorantreiben. Dessen politische Kraft wird je- gut geworden. Aber im ersten Moment denkt man, das war’s Nein, das will ich auch nicht. Das ist für mich nicht interes- doch fehlen. jetzt. sant. Ich habe es und muss damit zurechtkommen. Das ist alles, was zählt. Herauszufinden, wo es Die Deutsche AIDS-Hilfe hatte sich für eine Weiter- Wie bist du mit dieser neuen Lebenssituation umgegan- herkommt, würde mich zu viel Kraft kosten. entwicklung des NAB stark gemacht und übernahm gen? Das brauche ich einfach nicht. ◼ eine Resolution der PositHIVen Gesichter sowie der Die ersten 14 Tage waren schlimm. Ich habe mit nie- Selbsthilfekonferenz Positive Begegnungen. Darin mandem gesprochen und musste das erst einmal mit ▶ Weitere Informationen: Website der wird ein Gremium in der Nachfolge des NAB gefor- mir alleine ausmachen. Jeder muss da seinen eigenen Kampagne „Kein AIDS für alle! bis 2020“ dert, um die Einbindung der Selbsthilfe in die staat- Weg finden. Für mich war klar: Ich muss es allen sagen. unter kein-aids-fuer-alle.de liche HIV/Aids-Politik zu gewährleisten.

13 Erfolge ...

Die guten Nachrichten aus der globalen HIV- und Aids-Prä- vention reißen nicht ab: ▶ Zum ersten Mal bekommen mehr als die Hälfte al- ler Menschen mit HIV auf der Welt lebensrettende HIV-Medikamente; Ende 2016 waren es 19,5 von 36,7 Millionen. ▶ Die Zahl der aidsbedingten Todesfälle hat sich von 2005 bis 2016 fast halbiert, von 1,9 Millionen auf eine Million. ▶ 2016 hatten drei Viertel aller schwangeren Frauen mit HIV Zugang zur HIV-Therapie, die Übertragungen auf die Kinder verhindert, 2010 waren es nicht einmal die Hälfte. ▶ In Australien gab es im ersten Halbjahr 2017 fast 40 % weniger HIV-Diagnosen bei Männern, die Sex mit Män- nern haben (MSM), als im Durchschnitt der sechs Jahre zuvor – das ist die niedrigste Zahl seit 1985. ▶ In Großbritannien wurden 2016 rund 21 % weniger HIV-Infektionen bei MSM diagnostiziert als 2015. ▶ In den USA ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen von 2008 bis 2014 um 18 % gesunken, in San Francisco allein von 2015 bis 2016 um 16 % – auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Epidemie. 90-90-90-0: Auf dem Weg zu einer Welt ohne Aids

Agenturfoto. Mit Models gestellt. 14 Zu den Gründen zählen unter anderem folgende Faktoren: ... aber auch Rückschläge dazu bei, dass der HIV-Test zu einer ▶ Leichterer Zugang zu HIV-Testangeboten sorgt für frühere selbstverständlichen Routine wird. Diagnosen und ermöglicht frühere Therapien. In einigen Ländern und Regionen verläuft Und nicht zuletzt setzen wir uns für ▶ (Frühere) Therapien bedeuten auch eine höhere Lebens- die Entwicklung allerdings dramatisch in neue, andernorts bereits bewährte erwartung und weniger HIV-Infektionen, denn bei wirk- die andere Richtung: Wege wie HIV-Selbsttests und Einsen- samer antiretroviraler Behandlung kann HIV sexuell nicht ▶ Auf den Philippinen ist die Zahl der detests auf HIV, Syphilis, Gonokokken übertragen werden. HIV-Infektionen von 2010 bis 2016 um und Chlamydien ein. ▶ Die HIV-PrEP (kurz für Prä-Expositions-Prophylaxe, etwa 140 % gestiegen, vor allem bei jungen „Vor-Risiko-Vorsorge“) führt vor allem bei MSM offenbar MSM und trans* Frauen, die Sex mit Männern haben. Medizinische Versorgung für alle zu einem deutlichen Rückgang der HIV-Übertragungen. ▶ In Osteuropa und Zentralasien stieg die Zahl der HIV-­ HIV-positive Menschen ohne Papiere oder ▶ Die Nutzung von Testangeboten ist vielerorts gestiegen. Infektionen von 2010 bis 2016 um 58 %, in Russland sogar Versicherung sind zurzeit oft faktisch von um fast 75 %. medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Die Folge sind Triebfeder und Rahmen für diese positive Entwicklung sind ▶ Die Zahl der aidsbedingten Todesfälle ist in Nordafrika Aids-Erkrankungen und weitere HIV-Infektionen, die durch die ehrgeizigen 90-90-90-Ziele der Vereinten Nationen: und dem Nahen Osten seit 2010 um 48 % gestiegen, in Medikamente leicht verhindert werden könnten. Ein erster Osteuropa und Zentralasien um 38 %. Schritt, um hier Abhilfe zu schaffen, sind anonyme Kranken- scheine und die Absicherung der Behandlungskosten, wie Bis 2030 sollen 90 % Auch für die Rückschläge gibt es eine Reihe von Ursachen. So dies von der DAH und anderen seit langer Zeit gefordert wird. werden in einigen Ländern die von HIV besonders bedrohten aller Menschen mit HIV und betroffenen Gruppen stark diskriminiert. Auf den Phil- Reguläre Einführung der PrEP ippinen etwa gibt es regelrechte Hetzjagden auf Drogenge- eine Diagnose erhalten Zwar ist die PrEP mittlerweile zum Preis von etwa 50 Euro braucher_innen. Und in Russland, wo nicht nur gegen Dro- für 28 Tabletten in ausgewählten Apotheken verfügbar, aber haben, 90 % davon sollen gengebraucher_innen, sondern auch gegen Schwule gehetzt auch 650 Euro im Jahr (bei täglicher Einnahme) sind für vie- wird, kommen Leugnung der Tatsachen, oft religiös verbräm- lebensrettende HIV- le sehr viel Geld – und die Kosten für die nötigen Begleitun- te Ideologie, die Behinderung der Zivilgesellschaft und Ineffi- tersuchungen sind noch nicht eingerechnet. Dabei würde die Medikamente bekommen zienz hinzu (siehe S. 38). reguläre Einführung der PrEP zahlreiche HIV-Infektionen ver- und bei 90 % der Behandelten hindern und das Gesundheitssystem langfristig entlasten. Kein Aids für alle – 90-90-90-0 soll die Viruslast unter der Null Diskriminierung Nachweisgrenze liegen. Auf dem Weg zu 90-90-90-0 (0 für Null Diskriminierung) Viele Menschen gehen nicht zum Test, weil sie HIV irrtümlich bleibt aber auch in Deutschland noch viel zu tun: noch immer mit schwerer Krankheit und Tod verbinden oder weil sie Angst vor Ausgrenzung haben. Dem gilt es entgegen- Global gesehen sind wir auf einem guten Weg dahin; Mitte Testangebote ausbauen, Testraten erhöhen zutreten und deutlich zu machen: Mit HIV kann man heute 2017 lag die Zielerreichung­ bei 70-77-82. Ende 2015 waren knapp 13.000 Menschen mit HIV in lange und gut leben – wenn man rechtzeitig von der Infek- In Deutschland lagen wir Ende 2015 bei 85-84-93. Beson- Deutschland nicht diagnostiziert und bekamen deshalb auch tion erfährt und mit einer Behandlung beginnt. Auch dafür ders groß ist der Anteil der nicht Diagnostizierten bei Hetero- keine Medikamente. Mit der Kampagne „Kein AIDS für alle!“ werden wir uns weiterhin einsetzen, zum Beispiel im Rah- sexuellen. Ihnen ist ihr HIV-Risiko häufig nicht bewusst, und gehen die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und ihre 120 Mitglieds­ men der gemeinsamen Aktion des Bundesgesundheitsminis- auch Ärzt_innen denken oft nicht an HIV – ein wichtiges The- organisationen daher gezielt Hindernisse an, die Menschen teriums, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, ma auch für die Kampagne „Kein AIDS für alle!“, die bis 2020 vom HIV-Test abhalten. Die DAH-Kampagne ICH WEISS WAS der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen AIDS-Hilfe erreichen will, dass in Deutschland niemand mehr an Aids er- ICH TU trägt zudem mit den Aktionen „Wir sind Testhelden“ zum Welt-Aids-Tag. ◼ kranken muss (siehe S. 10). (www.testhelden.info) und „Macht doch jeder!“ (siehe S. 26) Zusammenstellung: Holger Sweers

15 Foto: Renata Chueire Früher lautete die Faustregel: Sex nur mit Gummi! Mittlerweile gibt es weitere Optionen zum Schutz vor HIV◼ Von Axel Schock

Sex gilt bekanntermaßen als die schönste Nebensache der Welt. Und dass dabei HIV übertragen werden kann, muss nie- mandem den Spaß verderben. Schließlich gibt es heute eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich zu wappnen. Das gute alte Kondom ist dabei immer noch die bewährteste und am weitesten verbreitete Methode.

„Ohne Gummi – darauf hab ich keinen Bock“

Kathrin hat ihren persönlichen Vorrat immer griffbereit: „Die kleine Box unter meinem Bett finde ich auch im Dunkeln und in fast jeder Körperposition“, verrät die 28-Jährige und lacht verschämt. Und auch in ihrem Rucksack sowie in der Handtasche hat sie jeweils zwei gut verpackte Kondome ver- staut. „Für alle Fälle. Man kann ja nie wissen, wer einem be- gegnet“, sagt sie und grinst verwegen. „Ich will mich einfach nicht darauf verlassen müssen, dass mein One-Night-Stand, dem ich vielleicht im Club begegne, mit Gummis ausgerüstet ist. Und ganz ohne – darauf hab’ ich keinen Bock.“ Die Angst vor einer HIV-Übertragung spielt für Kathrin dabei nur eine untergeordnete Rolle. „Auch auf einen Tripper kann ich gut und gerne verzichten.“ Safer Sex geht auch anders

16 Ein entspannteres Sexleben noch so irrational. Ich wusste ja, dass Gerd gar wie ich in ein paar Monaten darüber denke.“ Allein die Opti- nicht mehr infektiös ist, aber in Gefühlsdingen on zu haben, ist für ihn eine Bereicherung. Denn letztlich, Auch für Matthias* war Sex mit Kondom eigentlich im- ist der Verstand manchmal einfach unterlegen.“ sagt Jeff, müsse die HIV-negative Person entscheiden, mer eine Selbstverständlichkeit. Und doch ist es ihm Dieses „Bauchgefühl“, das Jutta trotz besse- wie sie sich diesen Status erhalten möchte – ob durch schon passiert, dass das Gummi ungeplant weggelassen ren Wissens daran hinderte, sich ganz fallen las- eine PrEP, durch „Schutz durch Therapie“, das Kondom wurde – zum Beispiel in der schwulen Sauna. „Mit einem sen zu können, hatte Jeff in seiner Beziehung mit oder eine Kombination: „Safer Sex sind alle diese Wege.“ ◼ Mal ist beim Sex der Kopf ausgeschaltet und nur noch der einem HIV-positiven Mann anfangs auch. Doch er Schwanz bestimmt, was passiert. Hinterher bereue ich es, informierte sich intensiv über die Nichtinfektiosität und ich werde leicht panisch: Was, wenn jetzt tatsächlich bei Menschen mit HIV, die erfolgreich behandelt werden, und etwas schiefgegangen ist?“ war schnell von der Schutzwirkung der HIV-Therapie über- Um solche Situationen zu vermeiden, nimmt Matthi­ zeugt. „Skeptisch waren vielmehr Freunde, denen wir davon PrEP: HIV-Medikamente as seit einiger Zeit Pillen zum Schutz vor HIV, die soge- erzählt haben. Denen mussten wir das erst erklären.“ zum Schutz vor HIV nannte PrEP. Die regelmäßige Einnahme des HIV-Medika- ments verhindert bei HIV-Negativen, dass sich das Virus „‚Schutz durch Therapie‘ Bei einer „Prä-Expositions-Prophylaxe“, kurz in den Körperzellen vermehren kann – und schützt so vor PrEP, nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medi- einer Infektion. setzt tiefes Vertrauen kamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit Für Matthias hat sich durch diese Schutzmethode das HIV zu schützen. Vor anderen Geschlechtskrank- Sexleben deutlich entspannt. Das klassische Präservativ voraus“ heiten schützt die PrEP aber nicht. hat für ihn deshalb aber noch lange nicht ausgedient. Die PrEP-Medikamente enthalten zwei Wirk- „Das Kondom ist für mich ein Must-have, die PrEP hin- Als Stefan vor sieben Jahren von seiner HIV-Infektion er- stoffe gegen HIV. Wenn das Virus beim Sex ohne gegen ein Nice-to-have: ein guter Weg, um sich zu schüt- fuhr, musste er diese Nachricht zwar erst einmal verarbeiten, Kondom in den Körper gelangt, kann eine Infek- zen, wenn keine Kondome benutzt werden.“ Er findet es er ist aber deshalb keineswegs in eine Schockstarre verfal- tion trotzdem verhindert werden, weil HIV sich deshalb wichtig, sich gut über diese Schutzmethode zu len. „Mir war klar, dass ich recht zügig mit der HIV-Therapie nicht vermehren kann. informieren – und sich bei einer PrEP unbedingt ärztlich beginnen will. Auch, damit ich mit meinem Freund Sex ohne Die Wirksamkeit der PrEP mit dem HIV-Me- begleiten zu lassen. Kondom haben kann, nachdem die Viruslast unter die Nach- dikament Truvada® und verschiedenen Generi- weisgrenze gefallen ist“, erzählt der 45-Jährige. „In allen drei ka mit wirkgleichen Inhaltsstoffen (Tenofovir Doppelt abgesichert – dank PrEP und Beziehungen, die ich seitdem hatte, habe ich mit meinen und Emtricitabin) ist durch verschiedene Studi- „Schutz durch Therapie“ Partnern ohne Kondom geschlafen. Und alle drei sind auch en nachgewiesen – vor allem für Männer, die Sex heute noch negativ.“ Für ihn der beste Beweis dafür, dass mit Männern haben. Für Jutta* bot die PrEP eine Möglichkeit, um mit ihrem „Schutz durch Therapie“ funktioniert. Wichtig ist eine Tabletteneinnahme nach HIV-positiven Partner Gerd kondomlosen Sex zu haben – Jeff ist inzwischen wieder Single. Safer Sex handhabt er Vorschrift, damit ausreichend Wirkstoff in den und gleich doppelt abgesichert zu sein. Denn ihr Lebens- nun ganz unterschiedlich, je nach Situation. Sex ohne Gum- Schleimhäuten vorhanden ist, die beim Sex betei- gefährte nimmt seit längerer Zeit Medikamente gegen mi ist für ihn nur mit HIV-positiven Männern denkbar, die wie ligt sind. HIV. Dadurch ist die Menge der Viren in seinem Blut so sein Ex-Partner unter der Nachweisgrenze sind. „Das setzt Zu einer PrEP gehören auch – vor dem Beginn gering, dass HIV bei ihm nicht mehr nachweisbar ist: HIV voraus, dass man sich sehr gut kennt und ein tiefes Vertrauen und regelmäßig während der Prophylaxe – HIV- kann deshalb sexuell nicht übertragen werden. besteht“, erklärt Jeff. „Bei One-Night-Stands könnte ich mir Tests und weitere Untersuchungen, zum Beispiel „Mir war es sehr wichtig, meinen Mann so inten- nie sicher sein, und deshalb passiert es da auch weiterhin nur auf andere Geschlechtskrankheiten. siv spüren zu können, wie man sich das idealerwei- mit Kondom.“ Die PrEP wird derzeit noch nicht von den se wünscht. Das Gummi erinnert einen eben auch dar- Für ihn ist das aber kein großes Problem, eine PrEP ist da- Krankenkassen finanziert. an, dass da eine Gefahr besteht – und sei dieser Gedanke her für ihn derzeit kein dringlicher Wunsch. „Aber wer weiß,

17 *Name geändert Foto: Sean Black Vor zehn Jahren wurde Timothy Ray Brown als erster und bisher einziger Mensch von HIV geheilt. Heute engagiert er sich dafür, nicht der Einzige zu bleiben ◼ Von Dirk Ludigs „Meine HIV-Heilung hat alles verändert“

Es ist drei Uhr nachmittags, später Februar, sonnig wie fast jeden Tag in der kalifornischen Wüste, aber mit nicht mal dreißig Grad noch winterlich mild. Mit seinem Frei- willigenjob im „Desert AIDS Project“ (D.A.P.) im Herzen der kalifornischen Urlaubsmetropole Palm Springs ist Timothy für heute durch. Das D.A.P. ist Gesundheitszentrum für Menschen mit HIV, Schwerpunktklinik, Beratungsstelle und Selbsthilfe- zentrum in einem. 8000 Menschen werden hier medi- zinisch und pflegerisch versorgt, und viele dutzend Frei- willige arbeiten mit. Manche als Yogalehrer_innen oder Physiotherapeut_innen, andere als Leiter_innen von Selbsthilfegruppen oder in der persönlichen Betreuung. Alle könnten ihre sehr persönlichen Gründe nennen, war- um sie sich engagieren. Timothy hat einen, den es auf der

18 Welt kein zweites Mal gibt: Er ist der einzige Mensch, der Tatsächlich ist Timothy nach der Transplantation Vor Kurzem hat Timothy außerdem mit einer PrEP an- jemals von HIV geheilt wurde. von HIV geheilt – eine medizinische Sensation. Der gefangen und setzt sich als Aktivist für ihre weitere Ver- Rückblick: 2007 lebt der US-Amerikaner in Berlin, ist Blutkrebs aber kehrt zurück. Eine zweite Knochen- breitung ein. Lange Zeit hatte ihm die Angst vor einer er- schon elf Jahre HIV-positiv und nimmt seitdem Medika- marktransplantation überlebt er nur knapp: „Es neuten HIV-Infektion schlaflose Nächte bereitet: „Man mente. 2006 ist eine weitere lebensbedrohliche Krank- gab erhebliche Komplikationen, ich war tagelang hat mir gesagt, trotz Mutation gäbe es eine klitzeklei- heit festgestellt worden: Leukämie. Eine Chemothera- im Delirium, und sie haben sogar eine Hirnbiopsie ne Chance, dass ich mich mit einem sehr seltenen HIV- pie muss er abbrechen, weil er fast daran stirbt. Sein Arzt gemacht, um herauszufinden, ob der Krebs die Hirn- Stamm, der mit einem anderen Rezeptor in die Zellen ge- an der Berliner Benjamin-Franklin-Uniklinik, Gero Hütter, schranke überwunden hatte. Doch sie fanden weder Leu- langt, erneut infizieren könnte. Das wäre für mich eine schlägt ihm eine Knochenmarktransplantation vor – und kämie noch HIV.“ dramatische Niederlage, und seitdem schlucke ich lie- hat eine geniale Idee: Er sucht nach einem Spender mit ei- Timothy kämpft und überlebt die zweite Transplan- ber täglich eine PrEP-Tablette. Schließlich habe ich immer ner seltenen Mutation, durch die HIV nicht in Körperzel- tation, doch zunächst wird er zum Pflegefall. Seine Be- noch viel und gerne Sex!“ len eindringen kann. ziehung in Berlin zerbricht, und weil er nicht in ein Heim gehen will, kehrt er 2011 in die Staaten zurück. Zunächst kommt er bei Freunden in San Francisco unter, kurze Zeit „Die Dritte Welt „Ich fühlte später verschlägt es ihn nach Nevada, in einen Vorort von braucht eine einfache mich wie ein Las Vegas, nach Henderson. In dieser Zeit beginnt er, sich wieder – wie schon in seiner Jugend – in Sachen HIV zu HIV-Heilung“ Versuchskaninchen“ engagieren. „Nachdem ich in Berlin mein positives Testergebnis bekommen hatte, zog ich mich zurück. Ich schluckte täg- Dann wird er ernst: „Ich spüre eine gewisse Überle- Hütter ist zwar kein HIV-Fachmann, hat aber „ein- lich meine Pillen, aber mehr wollte ich mit HIV nicht zu bensschuld“, sagt Timothy. „Meine HIV-Heilung hat mich fach beim Medizin-Studium aufgepasst“, wie Timothy tun haben. Meine Heilung hat das alles radikal verändert. demütiger gemacht, weniger egoistisch. Und viele Patien- sagt. Trotzdem: Was der Arzt damals vorschlägt, ist ab- Ich wusste, ich werde nicht mehr ruhig schlafen können, ten und Forscher sagen mir: Du gibst uns Hoffnung, denn solutes Neuland, und wie die Sache ausgehen wird, kann wenn ich nicht dazu beitrage, dass auch andere die Chan- wenn ein einziger Mensch von HIV geheilt werden kann, niemand vorhersagen ... Außerdem ist so eine Knochen- ce auf Heilung bekommen, so wie ich!“ dann können alle geheilt werden.“ marktransplantation riskant: Das eigene Immunsystem Zwar finden viele Fachleute, die Therapien seien doch der Patient_innen muss komplett ausgeschaltet werden, „Ich spüre schon sehr erfolgreich und arm an Nebenwirkungen, damit die übertragenen Stammzellen nach und nach ein während man von einer Heilung noch sehr weit entfernt neues Immunsystem aufbauen können, und das kann zu eine gewisse sei. Außerdem könnte die Forschung Abermillionen ver- lebensbedrohlichen Komplikationen führen. schlingen, die an anderer Stelle vielleicht besser aufgeho- Bei einem doppelten Espresso auf Eis in einem hüb- Überlebensschuld“ ben wären. schen Gartencafé in der nahen Downtown erinnert sich Für Timothy sind das aber alles keine Argumente: „Die Timothy noch einmal an die Zeit vor zehn Jahren: „Ich Mit der Unterstützung des Fred-Hutchinson-Krebs- Therapien sind für die Erste Welt, wo alle reich genug fühlte mich wie ein Versuchskaninchen.“ forschungszentrums gründete er die „Timothy Ray Brown sind und sich die Pillen leisten können. Die Dritte Welt Doch der Versuch gelingt. Gegen den Rat der Fachleu- Foundation“, die sich weltweit für die HIV-Heilung ein- aber braucht eine einfache HIV-Heilung, die man zur Not te nimmt Timothy am Tag der Transplantation zum letz- setzt. Und neben seiner Stiftungsarbeit hält er Vorträ- in einem Bus durchführen kann, der über Land fährt. Da- ten Mal seine HIV-Medikamente. „Nach der OP schoss ge auf internationalen Konferenzen, geht in Schulen, um für setze ich mich ein. Ich bin ja auch der Einzige, der sa- meine Viruslast mit einem Mal explosionsartig nach aufzuklären, und engagiert sich bei „Let’s kick ASS“ (ASS gen kann, wie es sich anfühlt, wenn man geheilt ist. Und oben. Aber nach drei Monaten war ich komplett unter der steht für AIDS Survivor Syn­drome), einem Zusammen- ich kann allen sagen: Es ist ein großartiges Gefühl, das ich Nachweisgrenze. Ohne Medikamente!“ schluss von Langzeitüberlebenden. nicht mehr missen möchte!“ ◼

19 Warum niemand selbst schuld an der HIV-Infektion ist: Holger Wicht, Pressesprecher der Deutschen AIDS-Hilfe, gibt eine Anleitung zum Selbstversuch

Wenn ich Menschen erzähle, dass ich für die Deutsche AIDS-Hilfe arbeite, reagieren sie immer sehr freundlich. Sie erklären, unsere Arbeit sei sehr wichtig. Gerade heutzuta- ge, fahren dann viele fort, wo so viele Leute diese schreckli- che Krankheit nicht mehr ernst nehmen und sich nicht mehr schützen würden. Viele würden ja vollkommen leichtsinnig und verantwortungslos durch die Gegend vögeln.

Erkennen Sie sich wieder?

Könnte von Ihnen sein? Ist völlig okay. Ich möchte Sie nur bit- ten weiterzulesen. Bitte stellen Sie sich jetzt einen Menschen vor, der gera- de von seiner HIV-Diagnose erfahren hat. Ein schwerer Mo- ment. Er fühlt sich, als würde ihm der Teppich unter den Fü- Wir müssen ßen weggezogen. Er hat Angst, krank zu werden. Und er weiß, er wird in Zukunft zu hören bekommen, dass er leichtsinnig und unverantwortlich gehandelt hat. Das ist der Punkt: Was man über Menschen ohne HIV sagt, die sich (angeblich) nicht schützen, fällt unmittelbar auf reden! diejenigen zurück, die sich infiziert haben. Wer so spricht, wie oben zitiert, ruft HIV-positiven Menschen im Prinzip nichts anderes zu als: „Selbst schuld!“

Gute und böse Infizierte?

Natürlich gibt es immer einige, die einfach Pech hatten. De- nen ein Kondom gerissen ist. Die positiv wurden, weil ihr Part- ner oder ihre Partnerin ihnen einen Seitensprung verschwie- gen hat. Die sich irgendwie trotz Safer Sex infiziert haben. Ja, so etwas gibt es. Aber wer argumentiert, diese Menschen sei-

Agenturfoto. Mit Models gestellt. 20 en im Gegensatz zu den anderen nicht selbst schuld, der teilt ten, neigen wir manchmal zum Selbstbetrug, oder?). Und HIV-positive Menschen ein in gute und böse Infizierte. nicht wenigen ist es passiert, weil man sich unter Alko­ Dezember 2016 „Aber so ist es doch nun mal!“, sagen Sie vielleicht. „Es holeinfluss manchmal einfach vergisst. Bei den meisten kann doch jeder einfach ein Kondom nehmen!“ kamen mehrere dieser Gründe zusammen. Sind Sie bereit für einen kleinen Selbstversuch? Ich möch- te Ihnen fünf Fragen stellen: Kein Mensch handelt rein rational ▶ Haben Sie in Ihrem Leben bisher immer nur Sex mit Kon- dom gehabt, wenn Sie einen Partner oder eine Partne- Hirnforschung und Psychologie haben schon lange be- rin noch nicht gut kannten? (Und haben Sie immer einen wiesen: Kein Mensch handelt rein rational. Die meisten HIV-Test gemacht, bevor Sie die Kondome weggelassen unserer Entscheidungen sind stark von Gefühlen und un- haben?) bewussten Faktoren beeinflusst. Das gilt für alle Lebens- ▶ Haben Sie Ihr Verhalten immer restlos im Griff (auch beim bereiche, doch beim Sex sind wir besonders emotional. WHO empfiehlt HIV-Selbsttests Sex, beim Essen, in Bezug auf das Rauchen oder Trinken, Wir sind nicht in der Lage, alles zu kontrollieren. Für die wenn Sie wütend auf jemanden sind oder übermütig)? meisten Menschen ist das auch nicht erstrebenswert. Freiwillige und qualitätsgesicherte HIV-Selbsttests ▶ Ist Ihr Verstand der Chef, der alles regelt? (Oder haben Sie Mit anderen Worten: Shit happens. HIV happens. Das sind für die Weltgesundheitsorganisation ein wich- sich schon mal gesagt: „Wird schon gutgehen?“) ist einfach nur menschlich. tiges Instrument, um bis 2020 die globalen 90-90-90- ▶ Haben Sie in Ihrem Leben bisher immer alles richtig ge- Ziele zu erreichen und Aids bis 2030 zu beenden. macht? Solidarität statt Anklage Die WHO hat darum Leitlinien zum HIV-Selbsttest ▶ Sind Sie schon einmal morgens aufgewacht und haben veröffentlicht und empfiehlt diesen als zusätzliche gedacht: Die Sache gestern Abend hätte ich besser nicht Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir alle möchten, Maßnahme zur HIV-Testung. gemacht? dass sich möglichst wenige Menschen mit HIV infizieren. Die erste Frage genügt in meinem Job meist, um jungdyna- Die Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe dient diesem Ziel. In Frankreich und Großbritannien z. B. sind HIV- mische Radiomoderator_innen für einen Moment verstum- Und doch werden sich weiterhin Menschen infizieren. Selbsttests­ bereits in Apotheken erhältlich. Für men zu lassen. Danach sind sie meistens ziemlich nachdenk- Darum kümmert sich die DAH um zwei Dinge: Wir infor- Deutschland prüft derzeit das Gesundheitsministe- lich. mieren Menschen, wie sie sich schützen können. Und wir rium eine Zulassung, nachdem es in Europa mittler- unterstützen Menschen, die sich infiziert haben. Unter weile zuverlässige Schnelltests gibt, die auch für Lai- Niemand infiziert sich mit Absicht anderem, wenn sie hören müssen, sie seien selbst schuld. en einfach anzuwenden sind. Denn wenn einem etwas Beschissenes passiert ist, tut Die Deutsche AIDS-Hilfe hofft, dass der Selbsttest Und hier die Auflösung für alle: So gut wie niemand es doppelt weh, dafür auch noch angeklagt zu bald zugelassen wird. Denn mit so einem Angebot infiziert sich absichtlich mit HIV. Für die meisten werden. können Menschen erreicht werden, die bisher den Menschen ist es sogar eine ziemliche Katastrophe, Beim Welt-Aids-Tag geht es vor allem Weg zu einer Teststelle scheuen. Auch können Per- wenn sie von ihrer Infektion erfahren. Manche haben um den zweiten Aspekt: Solidarität. Dafür sonen mit höherem Infektionsrisiko zu häufigeren sich infiziert, weil große Leidenschaft die Regie über- steht die Rote Schleife. Sie sagt: Menschen Tests angeregt werden. Damit könnte eine wichtige nommen hat, der Wunsch nach grenzenloser Vereini- mit HIV sind nicht schuldig. Sie sind einfach Lücke geschlossen werden: Laut Robert Koch-Institut gung (beim Sex ja nichts Ungewöhnliches). Andere ha- Menschen wie du und ich. wissen 13.000 Menschen mit HIV nicht, dass sie infi- ben sich infiziert, weil sie Angst vor Ablehnung hatten Ich selbst habe übrigens die ersten vier Fra- ziert sind. und deswegen nicht auf ein Kondom bestanden haben (beim gen mit „Nein“ beantwortet, die fünfte Frage Sex sind Ängste nicht selten). Wieder andere haben sich in- mit „Oft.“ Und noch etwas: Das Schutzverhalten in Für die Aidshilfen heißt das: die Chance ergreifen fiziert, weil sie Risiken unterschätzt oder verdrängt haben Deutschland ist weitgehend stabil. Aber das ist eine an- und den Weg zu qualitätsgesicherten Angeboten (wenn wir uns etwas sehr wünschen oder etwas sehr fürch- dere Geschichte. ◼ und Beratungsmöglichkeiten weisen.

21 Foto: Sabine Faber Ausgerechnet im Gesundheits­ wesen erleben viele Menschen mit HIV Diskriminierung – dort, wo sie am ehesten einen professionellen Umgang mit der Infektion erwarten ◼ Von Hinnerk Werner Den Letzten beißt die Zahnfee?

Der rote Punkt war am Fußende seines Bettes und auf seiner Krankenakte, die die Ärzt_innen zur Visite mitbrachten. Jede_r konnte ihn sehen. Nicht nur Malte Schmidt*, sondern auch die anderen Patient_innen, die Reinigungskraft oder die Mitarbei- ter_innen des Krankentransports. Da es nur bei ihm den roten Punkt gab, signalisierte er allen: Achtung, dieser Patient ist an- ders. Malte wusste sofort, dass die Markierung nichts mit dem geplanten Routineeingriff zu tun hatte. Der rote Punkt war ein Symbol für seine HIV-Infektion.

Leider kein Einzelfall

Der Vorfall ließ ihn nicht los – auch nicht nach dem Kranken- hausaufenthalt. Malte ging zur Deutschen AIDS-Hilfe und traf dort Kerstin Mörsch. Die Sozialarbeiterin leitet die Kon- taktstelle HIV-bezogene Diskriminierung. Sie weiß: „Die Pra- xis, Krankenakten und sogar Krankenbetten zu markieren, ist leider verbreitet.“

* Namen geändert 22 Gemeinsam wandten sie sich an das Krankenhaus und de sichtlich nervös und verschwand mit dem Fragebogen baten um Stellungnahme. Und tatsächlich: Die Klinik recht- im Behandlungszimmer“, berichtet Schwielow. „Nach ei- Mai 2017 fertigte das Vorgehen. Man wolle den Mitarbeiter_innen an- ner Weile kam sie zurück und teilte mir im Flüsterton zeigen, dass „besondere Schutzmaßnahmen zu ergreifen“ mit, ich müsse einen neuen Termin vereinbaren.“ Barba- seien. Bei Malte war es wegen seiner HIV-Infektion. Der Fall ra Schwielow diskutierte mit der Sprechstundenhilfe und ist doppelt schlimm – und die Begründung falsch. Außerdem verlangte letztlich die Ärztin persönlich zu sprechen. stellt er eine Datenschutzverletzung dar. Kerstin Mörsch hält solche Fälle für alles andere als trivial: Termin am Tagesende „Es hat eine besondere soziale Sprengkraft, wenn ein Mensch gegen seinen Willen als HIV-positiv geoutet wird.“ Zum an- „Outen sich Patient_innen als positiv, reagieren manche deren bedarf es keiner besonderen Schutz- oder Hygiene- Zahnärzt_innen mit einem unnötigen Risikomanage- maßnahmen bei HIV. Die Standardmaßnahmen reichen völ- ment“, erläutert Kerstin Mörsch. So erhielten Menschen

lig aus. mit HIV oft den letzten Termin des Tages. Als Grund ge- Presseausschnitte vom Mai 1987; Montage: DAH Malte und Kerstin Mörsch entschieden sich, den Daten- ben die Praxen an, sie müssten nach der Behandlung schutzbeauftragten des Landes einzubinden. Dieser hat das sämtliche Gerätschaften, den Behandlungsstuhl und so- 30 Jahre Deutsche AIDS-Stiftung Recht, die Prozesse in Kliniken auf Verletzungen des Daten- gar das Behandlungszimmer besonders reinigen. „Das schutzes hin zu untersuchen und die Geschäftsleitung abzu- stimmt aber nicht“, erklärt Mörsch. „Die Standardhygie- Im Mai 1987 gründete Campari-Erbe Rainer Jarchow mahnen. Der Einsatz lohnte sich: Das Krankenhaus will keine nemaßnahmen, die bei allen Patientinnen und Patienten (heute Rainer Ehlers) die „Deutsche AIDS-Stiftung – besonderen Markierungen mehr vornehmen. Eine unange- notwendig sind, reichen völlig aus.“ Darauf weise auch positiv leben“. 1996 ging aus ihr und der Nationalen meldete Begehung der Klinik bestätigte diese Ankündigung das Robert Koch-Institut seit Jahren hin. AIDS-Stiftung die heutige Deutsche AIDS-Stiftung des Managements. Die Zahnärztin berief sich damals gegenüber Barbara (DAS) hervor. Schwielow dennoch auf ihre Vorschriften und blieb beim Seit 30 Jahren unterstützt die DAS Menschen mit Brennpunkt Zahnarztpraxis Angebot eines Randtermins. Gemeinsam mit Kerstin HIV oder Aids in materiellen Notlagen. Bedürfti- Mörsch formulierte die Patientin daher eine Beschwerde ge bekommen dringend benötigte Haushaltsgerä- Die Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung hat in den und stellte der Praxis zugleich Informationsma- te, medizinisch Notwendiges und Alltagshilfen wie ersten zwei Jahren ihres Bestehens rund 130 Positive bera- terial zur Verfügung. Ein paar Tage später rief Hörgeräte, Zahnersatz, Brillen oder krankengerech- ten. Zwei Drittel von ihnen meldeten sich, weil sie sich im Ge- ihre Zahnärztin bei der Deutschen AIDS-Hilfe te Matratzen finanziert. Die Stiftung fördert außer- sundheitswesen benachteiligt fühlten. Überdurchschnittlich an: Sie habe sich erkundigt und werde auf die dem Projekte des betreuten Wohnens, Genesungs- häufig beschwerten sich Betroffene über Zahnarztpraxen. spezielle Reinigung künftig verzichten. Rand­ reisen, Treffpunkte sowie Projekte im südlichen „In Praxen, die relativ selten mit dem Thema HIV in Berüh- termine für Positive werde es nicht mehr geben. Afrika. 85.000 Förderanträge wurden seit 1987 bear- rung kommen, mangelt es offenbar an einer realistischen „Das Umdenken der Ärztin hat mich ge- beitet, 44 Millionen Euro konnten ausgezahlt wer- Einschätzung der Risiken“, so Kerstin Mörsch. Hinzu komme, freut“, sagt Mörsch. „Aber wir stehen hier vor ei- den. dass Patient_innen anders als bei vielen anderen Mediziner_ nem strukturellen Problem, das sich nicht durch einzelne innen in der zahnärztlichen Praxis einen Fragebogen ausfül- Telefonate lösen lässt.“ Deshalb hat sich die DAH an die Seit 2004 ist die Deutsche AIDS-Stiftung zudem Part- len und ihren HIV-Status offenlegen sollen. Bundeszahnärztekammer gewandt. Gemeinsam haben nerin der nationalen Kampagne zum Welt-Aids-Tag, Genau das hatte Barbara Schwielow* getan: sie hatte ein beide Institutionen Schulungs- und Informationsmateri- an der neben dem Gesundheitsministerium und Kreuzchen bei „Infektionskrankheiten, z. B. HIV“ gemacht. alien für Zahnärzt_innen und zahnmedizinische Fachan- der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Die 55-jährige Unternehmerin war zu einem Termin bei ei- gestellte erstellt und eine Broschüre mit dem Titel „Keine auch die Deutsche AIDS-Hilfe beteiligt ist. Wir sa- ner Zahnärztin erschienen und schaute nun in das entgeis- Angst vor HIV, HBV und HCV“ an 54.000 Zahnarztpraxen gen: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Und: terte Gesicht der Sprechstundenhilfe. „Die junge Frau wur- in Deutschland verschickt. ◼ Weiter so!

23 Mit der Behandelbarkeit der HIV-Infektion hat sich auch das Bild von Menschen mit HIV verändert. Thomas Schützenberger, selbst seit fast 30 Jahren positiv, findet das nicht nur gut Das schöne neue Bild von HIV?

1983, das Jahr meines Coming-outs, war geprägt von Angst vor der „Schwulenseuche“. Entsprechende Bilder aus den USA wurden zur Realität in der Schwulenszene. Sie zeigten ausgemergelte Gestalten und eingefallene Gesichter mit großen, leeren Augen. Überall auf ihren Körpern zeugten vi- olette Kaposi-Flecken vom unaufhaltsamen Verfall. HIV be- deutete Aids und Aids den Tod. Nur wenige fanden den Mut, sich öffentlich so zu zeigen. Sie taten dies trotz Stigmatisierung und ungeheurer Diskri- minierung – vor allem auch innerhalb der Schwulenszene, deren Solidarität vielfach beschworen wurde und die genau- so oft versagte. Wie viel etwa die Bilder des erkrankten Aids-Aktivsten Ika- rus oder das niederländische Sauna-Plakat „Kan ik jou ver- leiden tot veilige Seks?“ („Kann ich dich zu Safer Sex verfüh- ren?“) für die Prävention leisteten, ist wohl nie erfasst worden. Vielen jedoch brannten sich diese Motive tief in Hirn und Herz. 1996 folgte dann der medizinische Durchbruch: Mit dem Welt-Aids-Kongress in Vancouver verschwanden Kaposi und

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Diese Fettverteilungsstörungen stigmatisierten HIV-Posi- tive zusätzlich. Wer wollte schon etwas mit Menschen zu tun Juni 2017 haben, denen man „es“ ansieht? Als schließlich neue HIV-Me- © Buro GVO; Quelle: aidsmemorial.nl© Buro GVO; dikamente ohne diese Nebenwirkungen auf den Markt ka- men, waren einige bereits für ihr Leben gezeichnet. 2002 veröffentlicht die Deutsche AIDS-Hilfe das Plakat Foto: Erwin Olaf; Modell: Martin Schenk (1965–1996); Foto: Erwin Olaf; Modell: Martin Schenk (1965–1996); „Ich sehe auch Veränderungen“. Es ist eines der wenigen Motive, die diese Nebenwirkung zeigen, und zugleich eines der letzten, auf denen ein von der Krankheit gezeichneter Mensch zu sehen ist. Danach verschwindet alles, was mit ­Medikamenten und Krankheit zu tun hat. Spätestens seit dem Start der Antidiskriminierungs- kampagne „Positiv zusammen leben“ im Jahr 2010 wird die Bild: www.offene-rechnung.org HIV-Infektion als chronische Erkrankung dargestellt, mit der man dank der medikamentösen Behandlung ein fast norma- § 175: Rehabilitierung und Diskriminierung les Leben führen kann. Menschen mit HIV können Eltern werden, Sport treiben, Jahrzehntelang hatten LGBT-Organisationen da- erfolgreich im Beruf sein. HIV ist, wie einst Aids, unsichtbar für gekämpft: Im Juni 2017 beschloss der Bundestag geworden. Stattdessen gibt es jetzt zahlreiche Plakate, die endlich ein Gesetz zur Rehabilitierung der nach § 175 sich gegen Diskriminierung richten – ob beim Bäcker, im Kin- des Strafgesetzbuchs verurteilten homo- und bise- dergarten oder im Fußballverein. xuellen Männer. Aids, Pflegebedürftigkeit und Tod binnen kürzester Zeit aus Ich nehme diese Bilder mit recht zwiespältigen Gefühlen Alle nach 1945 und bis zur Abschaffung des soge- den Bildern. wahr. Gezeigt wird zweifellos, was wir Positive uns immer ge- nannten Schwulenparagrafen im Jahr 1994 ergan- Im Mittelpunkt standen jetzt die neue Kombinations- wünscht haben: ein beschwerdefreies Leben. Das kann an- genen Verurteilungen werden aufgehoben. Die noch therapie und die Frage des Therapiebeginns, es dominierten spornen und Hoffnung geben. Und es kann Ungetesteten die lebenden verurteilten Männer können eine Ent- Abbildungen von Tabletten, Einnahmevorschriften und ge- Angst vor dem Test nehmen und Negativen die übertriebene schädigung beantragen. Zudem sieht das Gesetz sunder Ernährung. Nach und nach wich so auch die tödliche Angst vor HIV. eine Kollektiventschädigung in Form einer jährli- Bedrohung durch Aids aus den Köpfen. Doch trifft dies Bild auf uns alle zu? Und setzt es nicht vie- chen Förderung der Bundesstiftung Magnus Hirsch- le auch unter Druck? Diejenigen, die unter Schuldgefühlen lei- feld vor. den, die wegen ihrer Infektion Depressionen haben oder die „HIV ist, wie einst Aids, weniger leistungsfähig sind? Diejenigen, die Angst haben vor Auf den letzten Metern haben die Koalitionspartei- unsichtbar geworden“ der nächsten Blutuntersuchung, vor Resistenzen, vor Neben- en das Gesetz allerdings noch umformuliert und ei- und Wechselwirkungen und vor Langzeitnebenwirkungen? nen Passus eingefügt, wonach die Rehabilitierung Außerdem belastet dieses „schöne neue Bild von HIV“ nicht für jene gilt, die – unabhängig von ihrem eige- Auf die anfängliche Euphorie folgte allerdings bald Er- auch diejenigen, denen man „es“ ansieht. Ja, es gibt sie noch, nen Alter – wegen sexueller Handlungen mit Perso- nüchterung. Tatsächlich verhinderten die ersten Kombinati- diese HIV-Positiven! Werden auch sie „mitgenommen“? Füh- nen unter 16 Jahren verurteilt worden waren. Zuvor onstherapien das Fortschreiten der HIV-Infektion. Doch viele len sie sich dadurch weniger diskriminiert – oder vielleicht sah der Gesetzentwurf eine Schutzaltersgrenze bei Behandelte bekamen durch das Medikament Crixivan einen nur anders? Auch diese Aspekte sollten wir berücksichtigen, 14 Jahren vor – gleich der für heterosexuellen Sex. „Crixibelly“ oder einen „Stiernacken“ – Fett, das sie an Armen wenn wir über Bilder nachdenken, die die ganze Bandbreite Schwule und bisexuelle Männer werden damit er- und Beinen wie auch im Gesicht verloren hatten. des Lebens mit HIV sichtbar machen. ◼ neut diskriminiert.

25 Mit der neuen Website www.macht-doch-jeder.de will unsere Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU schwule Männer zum HIV-Test ermutigen

Einmal im Jahr zum HIV-Test. Diese Bot- schaft wollen wir an den schwulen Mann bringen – mit unserer Sub-Kampagne „Macht doch jeder!“.

Warum das wichtig ist? Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts wissen etwa 9.000 schwule Männer nicht, dass sie HIV-infiziert Macht doch jeder! sind. Doch nur wer Be- scheid weiß, kann rechtzei- tig mit einer Therapie beginnen – und hat gute Chancen auf eine annähernd normale Lebenserwartung bei guter Le- bensqualität. Und nicht zuletzt kann bei einer gut funktionierenden antiretrovira- len Behandlung HIV sexuell nicht übertra- gen werden.

Auf www.macht-doch-jeder.de beantwor- ten wir deshalb die wichtigsten Fragen rund um den HIV-Test. Außerdem dort zu finden: unsere Servicekarte mit über 400 Checkpoints, die ­anonym und oft kosten- los den HIV-Test anbieten.

Im Sommer 2018 geht „Macht doch je- der!“ in die nächste Runde. Man(n) darf gespannt sein.

26 ausdrückt. „Ich war nervös und wollte einen Seitdem hat der Single schon mehr „Einfach ein HIV-Test machen lassen.“ Natürlich bei sei- als ein Dutzend Tests machen lassen. Alle Foto: privat nem Hausarzt, auch wenn’s ihm etwas un- zwei bis drei Monate geht er zum Gesund- sicheres Gefühl“ angenehm war: „Meinen Arzt kenne ich seit heits-Check, entweder beim Hausarzt oder Bei seinem ersten HIV-Test war meiner Kindheit – und dann kommt auf ein- bei „Hein & Fiete“ in Hamburg. Dann lässt Philipp wahnsinnig aufgeregt. mal so ein Thema.“ er auch gleich prüfen, ob er sich andere Ge- Mittlerweile ist der Check für ihn Aber Philipps Arzt ist medizinisch und schlechtskrankheiten eingefangen hat. „Mit Routine ◼ Von Philip Eicker menschlich spitze. Erst einmal hat er seinen denen kann man sich leichter anstecken als jungen Patienten beruhigt. „Er hat mir Si- mit HIV“, weiß Philipp. Trotzdem lässt er im- „Bitte machen Sie schnell“, bittet Philipp sei- cherheit gegeben“, berichtet der 22-Jährige. mer auch einen HIV-Test machen – „einfach nen Hausarzt, als er sich das Ergebnis seines „Mein Arzt kennt mich gut und weiß, dass um ein sicheres Gefühl zu haben“. allerersten HIV-Tests abholt. Bloß keine aus- ich eher hibbelig bin.“ Der Check ist längst Routine, trotzdem ist schweifenden Erklärungen! Einfach nur wis- Nach zwei Wochen konnte sich Philipp der Gastronom aufgeregt, wenn er sich nach sen: „Hab ich HIV?“ Testergebnis: negativ. das erlösende Ergebnis abholen. Er durfte einer Woche die Ergebnisse abholt. „Ich hab „Danach hab ich mich erleichtert ge- „Danach hab ich ohne Termin einfach ins Behandlungszimmer immer 10.000 Gedanken im Kopf“, erzählt fühlt“, erzählt Philipp. Vor vier Jahren war mich erleichtert gehen. „Mein Arzt hat mir gesagt, dass ich Philipp. „Manchmal mache ich mir zu viele das, knapp vor seinem 18. Geburtstag. Zu- auf mich achten soll.“ Ein Handschlag noch, Gedanken. Dann denke ich mir immer: Man vor hatte er Sex mit einem Bekannten, „der gefühlt“ und Philipp hatte seinen ersten HIV-Test mit kann HIV ja gut behandeln. Damit beruhige etwas promisker gelebt hat“, wie Philipp es einem guten Gefühl hinter sich gebracht. ich mich selbst.“

Ich war 16 und hatte gerade meine ersten „Ich hab die Angst sexuellen Erfahrungen mit einem anderen nicht aus dem Kerl in meinem Alter gesammelt. Ficken war zwar gar nicht dabei gewesen. Trotzdem bin „Das ist nicht nur für Foto: Hagen Seyring Kopf gekriegt“ ich ausgetickt, weil Sex nun mal eine feuchte mich selbst wichtig, Angelegenheit ist. Also bin ich komplett hys- Als Teenager war Johannes terisch ab ins Gesundheitsamt. Die Mitarbei- sondern auch für regelrecht übereifrig, wenn es um terin dort stellte mir ein paar professionelle meine Sexpartner“ den HIV-Test ging. Heute ist er Fragen und kam schnell zu dem Schluss, dass gelassener ◼ aufgeschrieben ich mich auf keinen Fall angesteckt haben Von Hinnerk Werner kann. Sie hat den Test dann aber gemacht, mir eine Woche später das Ergebnis mitge- ich niemals ohne Gummi ficken würde. Und wie ein Mönch. Ich achte auf Safer Sex, beob- Die meisten schwulen Jungs gehen zu teilt und mir alles Gute gewünscht. das wusste die Frau. Auch ich wusste, dass achte meinen Körper. Wenn alles in Ordnung selten zum HIV-Test, sagt die Deut­sche „Alles Gute und tschüss“? Ohne mich! Bis ich nichts haben kann. Aber ich hab die Angst bleibt, gehe ich einmal im Jahr zum Arzt und AIDS-Hilfe. Bei mir war das genau um­ ich ungefähr 20 war, saß ich der armen Frau einfach nicht aus meinem Kopf gekriegt. lasse mich auf alles testen, was sich ein sexu- gekehrt. Ich bin dem Gesundheitsamt in alle drei Monate gegenüber. Die hat irgend- Mittlerweile gehe ich die Sache ent- ell aktiver Mensch einfangen kann. Ich finde, meiner Heimatstadt Magdeburg richtig wann nur noch mit den Augen gerollt, wenn spannter an, obwohl ich seit gut zehn Jahren das ist nicht nur für mich selbst wichtig, son- auf den Sack gegangen. Und das kam so: sie mich sah. Dazu muss man wissen, dass in Berlin lebe – und das ganz bestimmt nicht dern auch für meine Sexpartner. ◼

27 Schwul. Trans*. Teil der Szene!

Mit einer neuen Themenseite will unsere Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU die Sichtbarkeit von schwulen trans* Männern in der Community weiter fördern

Trans* Menschen werden immer sichtbarer, auch in der schwulen Szene. Doch welche Er- fahrungen machen schwule trans* Männer dort? Wie sieht Safer Sex für sie aus? Und was können trans* und cis Männer vonei- nander lernen?

Auf www.iwwit.de/trans gibt ICH WEISS WAS ICH TU als erste überregionale Kam- pagne in Deutschland Antworten auf die- se und weitere Fragen. Hier informieren wir über die wichtigsten Basics, geben Orientierung im Begriffs­dschungel, erklä- ren die Phasen der Transition (Angleichung, Übergang) und geben Tipps für ein selbstbe- wusstes Leben in der schwulen Szene. Außerdem hilft eine Karte bei der Suche nach Beratungsstellen.

Entwickelt haben wir die Seite gemeinsam mit trans* Menschen; sie richtet sich sowohl an schwu- le trans* als auch cis Männer. Denn eines ist uns be- sonders wichtig: Dass wir miteinander ins Gespräch kommen und respektvoll und sensibel miteinander umgehen.

28 Foto: DAH/IWWIT „Dieses ‚anders‘ Klar hatte ich von „Trans*“ gehört, aber finden konnte ich nur: „Ich bin im falschen „In einer Welt, konnte ich nie Körper geboren.“ Ich hatte aber kein Prob- lem mit meinen Genitalien. Mit 30 fand ich Foto: DAH/IWWIT die uns vermittelt, benennen“ endlich meine Identität. Vorher habe ich als Lesbe gelebt. Dieses Coming-out hatte ich dass wir nicht Vom „Es ist ein Mädchen“ bis zum schon hinter mir. Jetzt musste ich „nur“ noch Coming-out als (schwuler) trans* Mann ein weiteres haben! existieren ist es oft ein langer Weg. KAy erzählt, Nach neun Monaten Testosteron sah ich sollten, ist jedes wie’s bei ihm war. schon wie ein junger Kerl aus. Da hatte ich keine Wahl mehr, ob ich mich als trans* ou- trans* Coming- ten möchte oder nicht. Dazu kam noch, dass Wenn man schwul ist, sind die Coming- sich meine Sexualität erweitert hatte. Bis da- lie weiß bisher nur, dass ich trans* bin. Mein out etwas out-Möglichkeiten vielfältiger: Man kann sich hin hatte ich nur Sex mit Frauen. Nun ent- Freundeskreis weiß aber Bescheid. Der hat es Revolutionäres“ ganz, teilweise oder gar nicht outen. Als trans* wickelte es sich immer mehr in Richtung mit dem Paket der Transition mitbekommen. Person ist es etwas komplizierter. Ich habe im- schwuler Sex, auch wenn ich mich als pan­ Falls ich aber irgendwann einen männlichen Laverne Cox, mer gewusst, dass ich anders bin. Dieses „an- sexuell sehe. Partner habe, werde ich auch meiner Familie Schauspielerin und Aktivistin ders“ konnte ich aber nie benennen, da ich da- Da habe ich noch einmal die Wahl ge- Bescheid sagen. Ich bin gespannt, wie sie re- mals nur „Mann“ und „Frau“ kannte. habt, mich zu outen oder nicht. Meine Fami- agieren wird!

„Lust zu schen?“ Ich stehe total auf Direktheit, und da „Wir hatten ich den Typen heiß fand, landeten wir bald knutschen?“ bei ihm zu Hause. Wir haben vier Tage lang keinen Sex nach gevögelt, gelabert, gegessen und wieder ge- In cis Mann Till kommen schöne Drehbuch, vögelt. Und danach waren wir ein Dreiviertel- Erinnerungen hoch, wenn er an jahr ein Paar.

seine Beziehung mit einem trans* Foto: Didine van der Platenvlotbrug sondern ließen uns In der ersten Zeit hat sich mein Freund Mann zurückdenkt. regelrecht gewundert, dass ich so gar keine aufeinander ein“ Gewöhnungsphase brauchte. Seiner Erfah- Den anstrengenden Tag bei einem Bier rung nach haben schwule cis Männer einge- ausklingen lassen – das war der Plan von dem er gerade kam. „Der Idiot hat mich übte Sexpraktiken, die sich nicht immer eins nach einer Fachtagung in Berlin. Ich ging rausgeschmissen, weil ich trans* bin“, polter- zu eins mit trans* Männern umsetzen lassen. also mit einem der Teilnehmer in eine te er. „Dabei steht doch eindeutig in meinem Aber genau das machte es so schön: Wir hat- Bar. Als wir dort saßen, platzte plötzlich Datingprofil, was Sache ist.“ ten keinen Sex nach Drehbuch, sondern lie- ein sehr attraktiver, sehr wütender Mann Die Situation beruhigte sich schnell, wir ßen uns aufeinander ein. Alles war neu, al- in unsere Unterhaltung hinein – offenbar verstanden uns gut, und als mein Gesprächs- les war geil. Zwar sind wir schon lange nicht ein Bekannter meines Gesprächspartners. partner eine rauchen ging, drehte sich der mehr zusammen, aber wir verstehen uns Er regte sich furchtbar über das Date auf, sexy Fremde zu mir und fragte: „Lust zu knut- weiterhin blendend. ◼

29 Mit der Social-Media-Kampagne „Vielfalt gegen rechte Einfalt“ haben wir vor der Bundestagswahl 2017 ein klares Zeichen gesetzt: für ein respektvolles Miteinander ◼ Von Lisa Fedler

Rassistische Stimmen und rechtspopulistische Meinun- gen sind in den letzten Jahren immer lauter geworden. Und nicht nur das: Nach dem Wahlerfolg der AfD ist nun auch eine rechtspopulistische Partei im Bundestag vertreten.

Populistische Kommentare werden auf der Straße, in Talkshows und den Sozialen Medien geäußert. Das er- leben wir auch in der Aidshilfe-Arbeit – sei es bei Ver­ Für eine offene anstaltungen, an Straßenständen oder in der Online- Kommunikation. Sie treffen die Zielgruppen, für die und mit denen wir uns starkmachen, beispielsweise Migrant_innen, trans* Menschen, schwule Männer Gesellschaft oder Drogengebraucher_innen. Vor der Bundestagswahl 2017 haben wir daher deut- lich ­Stellung bezogen – mit unserer Online-Kampagne „Vielfalt gegen rechte Einfalt. Setz dein Zeichen. Für ein respektvolles Miteinander“.

Die Kampagne fordert alle Menschen auf, das Feld nicht den Rechten zu überlassen. Mit dabei: die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, der Comic-Zeichner Ralf König, Rapperin Sookee und zahl­ reiche weitere Unterstützer_innen, die mit eigenen Statements für Vielfalt und Respekt eintreten.

Gemeinsam setzen wir uns auch nach der Wahl für eine ­Gesellschaft ein, in der alle Menschen ohne Angst leben können – jetzt erst recht! Denn das ist die Grundlage von HIV-Prävention: Nur in einer offenen Gesellschaft können alle Menschen ihre Gesundheit selbstbestimmt schützen.

30 Foto: Andreas Labes als Intellektuelle und als queere Person. Da gibt „Ich erlebe eine es diejenigen, die mich als „pervers“ und „staats- zersetzend“ bezeichnen. Da gibt es die, die mir un- Ende-der-Toleranz- terstellen, ich hätte von der „wirklichen Welt“ kei- Atmosphäre“ ne Ahnung – was relativ lustig ist, weil ich über 14 Jahre kreuz und quer durch Krisenregionen gereist bin und man mir viel vorhalten kann, aber Welt- Sie hat sich in den letzten Jahren viel fremdheit gehört nun definitiv nicht dazu. mit dem gesellschaftlichen Rechtsruck Ich erlebe ganz grundsätzlich – seit der Trump- ­beschäftigt, unter anderem in ihrem Buch Wahl – auch eine Art Ende-der-Toleranz-Atmo- „Gegen den Hass“. Drei Fragen an die sphäre, die so tut, als seien die Fragen der politi- Publizistin Carolin Emcke ◼ Von Lisa Fedler schen Anerkennung von Schwarzen, Schwulen,

Frau Emcke, Sie haben drei Wünsche frei: Was ist Ihre Vorstellung von einem gesellschaftlichen Mit- „Unterschiedliche Formen einander? Drei Wünsche frei? Ich fände ja schon einen von Ausgrenzung und Wunsch, der sich erfüllt, magisch. Ungleichheit werden Also: ich würde mir wünschen, dass wir einan- der wieder besser zuhören, uns bemühen, die Er- gegeneinander ausgespielt“ fahrungen und Perspektiven anderer zu verstehen. Das würde hoffentlich diese ungeheure Aggressi- vität aus der öffentlichen Diskussion nehmen und Lesben und Migrant_innen eine Art „Luxus“-The- diese Selbstbezogenheit, bei der jeder sich selbst matik. Etwas, mit dem man sich befassen kann, der Nächste ist. wenn die „echten“ Probleme, die Sorgen der „ein- fachen Leute“ beantwortet sind. Was steht derzeit auf dem Spiel – gesellschaftlich, Das ist ein makaberer Diskurs, denn er unter- politisch, sozial? stellt, es gäbe hier die politischen und da die so- Es steht gesellschaftliche Spaltung auf dem Spiel: zialen Fragen, es gäbe hier die Anerkennung und die Fragmentierung dieser Gesellschaft in lauter da die Umverteilung. So werden aber unterschied- einzelne Gruppen und Fraktionen, die sich nicht liche Formen von Ausgrenzung oder Ungleich- auf gemeinsame politische Regeln und Nor- heit gegeneinander ausgespielt. Das ist fatal. men einigen können. Denn diese Fragen gehören immer zusam- men: die der sozialen Ungleichheit von Ar- Wo erleben Sie selbst – als Journalistin und beitslosen, prekär Beschäftigen, der Arbei- als lesbische Frau – den zunehmenden Rechts- ter_innen und die Fragen der politischen ruck? Ungleichheit unterschiedlicher kultureller, Ich erlebe den in Zuschriften und Kommentaren in sexueller, religiöser Minderheiten. Die Grup- den Sozialen Medien. Da gibt es wiederkehrende pen lassen sich ja gar nicht so unterscheiden wie Unterstellungen und Anfeindungen: gegen mich behauptet. ◼

31 Foto: Renata Chueire Als Pamela Anderson mit 28 Jahren positiv auf Hepatitis C ge- testet wurde, sagten ihr die Ärzte, sie hätte noch zehn Jahre zu leben. Zwanzig Jahre später, im Jahr 2015, war sie geheilt. Dank einer Therapie mit Pillen für 700 Euro – das Stück. „Ich Hepatitis C: bete dafür, dass alle Menschen, die mit dem Virus leben, sich die Behandlung leisten können“, schrieb die ehemalige Bay- watch-Nixe damals auf Instagram. Anfang 2014 kam das erste der direkt gegen das Hepa- Keine Heilung für alle titis-C-Virus wirksamen Präparate (Direct-Acting Antivirals, DAAs) in Europa auf den Markt. Mittlerweile ermöglichen diese DAAs in weit über 90 Prozent aller Fälle eine Heilung. Doch sie sind eben teuer. In den USA und anderen Ländern Chronische Hepatitis C ist heute fast immer heilbar, meist in nur werden oder wurden Patient_innen mit staatlichen Kranken- versicherungen darum oft erst mit diesen Medikamenten be- 12 Wochen. Doch gerade Drogengebraucher_innen werden handelt, wenn das Virus die Leber bereits geschädigt hat, in oft nicht mit den teuren Medikamenten behandelt einigen Fällen wurden auch jährliche Behandlungsobergren- zen festgesetzt. ◼ Von Philipp T. Hinz Längst noch nicht alle behandelt

In Deutschland dagegen haben alle chronisch Infizierten An- spruch auf die Therapie. Die Krankenkassen schufen extra ei- nen Sonderposten – je 1,4 Milliarden Euro für 2015 und 2016. 2017 wurden aber nur noch 500 Millionen Euro bereitge- stellt. Das wirft Fragen auf: Gibt es weniger Infizierte? Sinken die durchschnittlichen Therapiekosten? Werden Patienten- gruppen über Umwege doch ausgeschlossen? Und wenn ja: Wer bleibt außen vor und warum? Tatsächlich sanken die Kosten der Medikamente leicht – durch Rabattverträge und Konkurrenz zwischen verschie- denen Produkten. Allerdings sanken auch die Behandlungs- zahlen: Wurden 2015 insgesamt gut 20.000 Patient_innen mit den neuen Medikamenten therapiert, waren es 2016 nur noch 12.000 bis 13.000. Eine solche „Wellenbewegung“ scheint normal: Zunächst stellen Ärzt_innen Behandlungen zurück, die nicht unbedingt nötig sind, und warten auf innovative Medikamente. Sind die- se Mittel zugelassen, gibt es einen ersten Ansturm und dann einen Rückgang, wenn die Zurückgestellten „durchbehandelt“ sind.

32 Der Ansturm auf die DAAs nach ihrer Zulassung seit An- abhängige gelten jetzt die gleichen Regeln wie für alle fang 2014 fiel allerdings sehr viel geringer aus als nach der anderen. Aber sie werden weiter von der Behandlung aus- Juni 2017 vorherigen Innovation, der Einführung von Telaprevir und geschlossen“, betont Jesse. Boceprevir, obwohl die DAAs die Behandlungsmöglichkeiten Ein Grund für die Zurückhaltung von Ärzt_innen kön- durch den Wegfall von Interferon und die hohe Erfolgsquote nen allerdings auch finanzielle Risiken sein: Die individu- viel tiefgreifender verändern. ell angezeigte Therapie mit den wenigsten Nebenwirkun- Und längst nicht alle sind schon behandelt: Das Robert gen ist oft teurer. Die Leitlinien können dabei nicht alle Koch-Institut (RKI) schätzte 2016 die Zahl der chronisch Hepa- individuellen Fälle absichern. Ärzt_innen, die ihren Pati- ti­tis-C-Infizierten auf rund 267.000, die Zahl der Menschen ent_innen die beste Therapie geben, befürchten dann vor mit diagnostizierter Infektion für das Jahr 2012 auf rund dem Hintergrund des Wirtschaftlichkeitsgebots Rückzah- 160.000. Der Gemeinsame Bundesausschuss ging 2014 von lungsforderungen der Kassen. 100.000 diagnostizierten Hepatitis-C-Infektionen aus. Bis Das Resultat: Verunsicherung. Das gilt vor allem in Ende 2016 haben aber weniger als 40.000 Menschen von den ländlichen Gebieten, wo Ärzt_innen nur selten Hepatitis- neuen Therapien profitiert. C-Patient_innen haben. In der Stadt können verunsicher- te Mediziner_innen die Patient_innen zur Not in eine an- Keine Therapie für Drogenkonsumierende? dere Praxis schicken. Doch auf dem Land müssen sie dann Dauerhafte Hilfe für „Blutskandal“-Opfer oft weit fahren – und das ist für einige Infizierte schlicht Nach einem neuen Gesetz werden die Hilfeleistun- Das liegt auch an Zugangsbarrieren. Manche Zentren behan- zu teuer. gen der Stiftung „Humanitäre Hilfe für durch Blut- deln keine Menschen, die intravenös Heroin, Crystal Meth produkte HIV-infizierte Personen“ ab 2019 allein oder Crack konsumieren. Sie argumentieren, in einschlägigen Noch viel Luft nach oben durch den Bund getragen. Schwerpunktpraxen könne ihnen besser geholfen werden, und behaupten, bei Drogengebraucher_innen bestehe die Ein weiteres Hindernis für den Zugang zur Hepatitis-C- Die für den „Blutskandal“ verantwortlichen Phar- Gefahr, dass sie die Medikamente nicht regelmäßig einneh- Therapie: Rund die Hälfte der Infizierten weiß nichts von mafirmen sowie das Deutsche Rote Kreuz, die in den men und sich nach einer Heilung schnell wieder anstecken. der Infektion. „Das können zum Beispiel auch Menschen 1980er-Jahren HIV-kontaminierte Blutprodukte auf Marco Jesse, Leiter der Drogenselbsthilfeorganisati- sein, die in den 1960ern oder 1970ern mal mit Drogen den Markt gebracht hatten, müssen künftig nicht on Vision in Köln, hat kein Verständnis für solche Vorbehal- experimentiert haben. Inzwischen führen sie längst ein mehr in den Fonds einzahlen. te: „Schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte aller intrave- ganz normales Leben mit Kind und Kegel. Dass sie Hepa- Bisher sah ein Gesetz eine Aufhebung der Stiftung nös Drogen Gebrauchenden ist in Substitutionstherapie. Das titis C haben könnten, fällt erst auf, wenn die Leber stark vor, wenn die bereitgestellten Mittel erschöpft sind. heißt, sie sind engmaschig ärztlich versorgt und stabil.“ Die geschädigt ist“, berichtet der Suchtmediziner Dr. Bohr. Mit dem neuen Gesetz sind die Hilfeleistungen für Epidemiologin Ruth Zimmermann bestätigt das: „Neue Da- Bei Hepatitis C gibt es also weiterhin viel zu tun. Man die Geschädigten unbefristet bewilligt und sollen ab ten zeigen, dass sie ihre Medikamente genauso zuverlässig muss mehr testen. Stigmatisierte Gruppen dürfen nicht 2019 auch an die Inflationsrate angepasst werden. einnehmen wie alle anderen Patientengruppen.“ weiter von der Therapie ausgeschlossen werden. Und für Doch nur den wenigsten wird eine Therapie an- Ärzt_innen muss sichergestellt werden, dass sie Fach- und Betroffenenverbände, darunter auch die geboten, obwohl Drogengebraucher_innen von He- kein Existenzrisiko eingehen. Dr. Ruth Zimmer- Deutsche AIDS-Hilfe, sehen allerdings weiterhin die patitis C am stärksten betroffen sind: Bis zu 70 Pro- mann vom Robert Koch-Institut formuliert es so: verantwortlichen Pharmafirmen in der Pflicht, sich zent haben HCV, und 2015 entfielen drei Viertel aller „Es ist noch reichlich Luft nach oben.“ ◼ mit einer angemessenen Summe an der Entschädi- Erstdiagnosen auf diese Gruppe. Auch mit Blick gung zu beteiligen. Kritisiert wird zudem, dass auch auf Neben- und Wechselwirkungen gibt es heute ▶ Der Text wurde stark gekürzt. Die Original­ künftig jene Hämophilen keinerlei Entschädigung (anders als bei den früher eingesetzten Interferonen) fassung mit Quellenangaben findet sich auf erhalten, die sich im Zuge des Blutskandals mit He- keine Gründe für Zurückhaltung mehr. „Für Drogen- www.magazin.hiv (http://bit.ly/2vVuQSR) patitis C infiziert haben.

33 In der Substitutionstherapie mangelt es oft an Vertrauen im Arzt-Patient-Verhältnis. Die reformierte Betäubungsmittel- Verschreibungsverordnung könnte für Besserung sorgen ◼ Von Anne Rudelt und Christina LauSSmann

Zahlreiche Studien zeigen: Die partnerschaftliche Einbezie- hung der Patient_innen in die Behandlung trägt zum The- rapieerfolg bei. Die Patient_innen wissen in der Regel gut über ihre Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten Be- scheid und können aktiv zum Gelingen der Therapie beitra- gen. Dafür ist allerdings entscheidend, dass sie respektvoll behandelt und ernst genommen werden. In der Substitutionstherapie jedoch, der Behandlung von Opiatabhängigen mit Medikamenten wie z. B. Methadon, Morphin oder Buprenorphin, ist das häufig nicht der Fall. Dies zeigt eine 2016 unter rund 760 Substitutionspatient_innen durchgeführte Umfrage des Drogen-Selbsthilfenetzwerks JES und der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). Mit Respekt zum Ziel

Sanktionen und Eingriffe in die Privatsphäre

Die Mehrheit der Befragten berichtete von drastischen Ein- griffen in die Intim- und Privatsphäre: 64 % müssen ihr Sub- stitutionsmedikament in Hör- und Sichtweite von anderen Patient_innen einnehmen. Bei fast der Hälfte findet die Urin­ abgabe zur Kontrolle von Beikonsum unter Aufsicht statt,

34 in einigen Fällen sogar unter Videoüberwachung – eine Das soll sich jetzt durch die reformierte Betäubungsmit- strafbare Rechtsverletzung. Dabei gibt es längst Nach- tel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) ändern, die seit dem Juni 2017 weisverfahren, die solche Praktiken überflüssig machen. 1. Oktober 2017 in Kraft ist. Bei 85 % wird der zusätzliche Gebrauch von Substan- Bislang waren Substitutionsmediziner_innen häufig Straf- zen bestraft – am häufigsten (77 %) durch die Einstellung androhungen wegen der Überlassung eines Betäubungs- der Take-Home-Vergabe (Mitgabe des Substitutionsmedi- mittels ausgesetzt – ein Grund, warum immer weniger Ärzt_­ kaments für mehrere Tage), aber auch durch Dosisredukti- innen bereit waren, Opiatabhängige zu behandeln. Mit der on (19 %) oder völligen Stopp der Vergabe (13 %). neuen BtMVV wurde die Strafbewehrung aufgehoben. Für die „Das sind alarmierende Ergebnisse“, sagt Dirk Schäf- Ärzt_innen bedeutet das mehr Rechtssicherheit. fer, Referent für Drogen und Strafvollzug bei der DAH. „Der zeitweilige Konsum von psychoaktiven Substanzen Mehr Sicherheit für Ärzt_innen und eine ist ein Merkmal der Opiatabhängigkeit. Beikonsum und flexiblere Versorgung andere ‚Verfehlungen‘ z. B. mit einer Dosisreduktion zu bestrafen, führt zu Ängsten bei den Patienten und gefähr- „Durch die neuen Regelungen könnte sich das belaste- det den Erfolg der Behandlung.“ te Arzt-Patient-Verhältnis deutlich entspannen“, sagt Dirk Beratung per Live-Chat für schwule Männer Hinzu kommen unflexible Vergabezeiten Schäffer. Hierzu dürfte auch beitragen, dass das sowie Verhaltensregeln für die Patient_innen: oberste Ziel der Substitution nun nicht mehr die Im Juni 2017 ging www.health-support.de online – Bestimmungen zur Körperhygiene und Klei- generelle Betäubungsmittelabstinenz ist: „Die- unser Chat-Portal für alle Fragen rund ums schwule derordnung, Verbot des Kontakts zu Drogen- se Erwartung führte in der Vergangenheit zu Leben und die sexuelle Gesundheit. hilfen, die bestimmte Angebote wie Drogen- großem Druck, Misstrauen und Sanktionen“, Täglich zwischen 17 und 20 Uhr bieten Mitarbei- konsumräume bereithalten, oder Verbot des erklärt Schäffer weiter. „Das Therapieziel ist ter aus über 30 regionalen Aidshilfen Beratung per Aufenthalts im Umkreis der Praxis und an Sze- nun der Realität angepasst: Die Substitution soll Live-Chat an – vertraulich, kompetent und kosten- netreffpunkten. Nicht selten müssen Substituti- vor allem das Überleben der Patienten sichern, los. Sie sind Ansprechpartner zu den Themen HIV/ onspatient_innen ihre Ärzt_innen auch von der Schwei- ihre Gesundheit stabilisieren und die Abstinenz von Aids und andere Geschlechtskrankheiten, zu Dro- gepflicht gegenüber anderen Einrichtungen entbinden. Straßenheroin bewirken.“ gengebrauch und Sex und informieren auch über Alles Punkte, die einem vertrauensvollen Arzt-Patient-Ver- Auch insgesamt wird die Versorgung flexibler. Der zur Ab- regionale Angebote für schwule Männer. hältnis im Weg stehen. Dabei ist die Substitutionsthe- gabe von Substitutionsmedikamenten berechtigte Perso- rapie eine kontaktintensive und in der Regel langjährige nenkreis wurde z. B. um Mitarbeiter_innen von Pflege- und Die Berater verfügen über fundiertes Wissen und ­Behandlungsform – und damit geradezu prädestiniert für Suchthilfeeinrichtungen erweitert. Und nicht zuletzt haben bilden sich regelmäßig fort. Außerdem sind sie spe- eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Patient_innen nun mehr Selbstbestimmung, z. B. bei der Ent- ziell für die Beratung im Internet geschult. scheidung über eine psychosoziale Betreuung sowie durch Auf anderen Webseiten sind wir mit unserem Live- Mehr Patient_innen, weniger Ärzt_innen eine Flexibilisierung der Take-Home-Vergabe. Chat ebenfalls zu finden. Über eine kleine Box kön- Die DAH und der JES-Bundesverband haben die lange ge- nen Ratsuchende dort direkt einen Chat starten. Die gute Nachricht: Immer mehr Opiatabhängige nehmen forderte BtMVV-Reform als Mitglieder des Expertengremi- eine Substitutionstherapie wahr – 2016 waren es etwa ums begleitet. „Wir freuen uns, dass die Politik unsere Emp- Besonders wichtig ist bei so einem Angebot natür- 78.500, so viele wie noch nie seit Einführung des Substitu- fehlungen umsetzt“, sagt Dirk Schäffer. „Die nun geschaffene lich der Datenschutz. Der Live-Chat läuft in Echtzeit tionsregisters im Jahr 2002. Die schlechte Nachricht: Seit Rechtssicherheit trägt hoffentlich dazu bei, mehr Ärztinnen ab; Nachrichten werden nicht gespeichert. Der Nut- Jahren kämpft die Substitutionsmedizin mit Versorgungs- und Ärzte für die Substitution zu motivieren. Und die Chan- zer wählt einen Nickname und bleibt anonym. Nur engpässen, unter anderem, weil zu wenige Ärzt_innen cen für ein respektvolles Arzt-Patient-Verhältnis in der Sucht- er und der von ihm ausgewählte Berater haben Zu- substituieren. medizin sind besser als je zuvor.“ ◼ griff auf das Gespräch.

35 Der Film „Ein Tag im Leben“

Alle Fotos: adayinthelifemovie.com Alle Fotos: adayinthelifemovie.com gibt einen Einblick in die Welt von acht Drogengebraucher_ innen aus sieben Ländern der Welt. Hier erzählt Diana ihre Geschichte

Leben mit Drogen: Diana aus Lagos

Mein Name ist Diana Joseph, ich bin alleinerziehende Mutter und habe ein Kind. Ich bin 37 Jahre alt. Ich wache um 6 Uhr morgens auf, gegen 6:30 Uhr stehe ich auf und mache meiner Tochter die Haare, mache ihr Frühstück und sorge dafür, dass sie sich fer- tig macht. Nach sieben bringe ich sie zur Schule. Ich sorge dafür, dass ich meinem Kind eine gute Mutter bin. Ich liebe mein Kind. Als Kind wäre ich gerne Sängerin geworden. Ich singe für mein Leben gern. Ich mag , sie war eine meiner Lieblings-Musikerinnen. Ich mag Anita Baker, Sisters with Voices. Ich erinnere mich an ihre Musik – damals, als ich auf der Oberschule war. Vielleicht hätte ich Backgroundsängerin bei je- mandem werden können, aber mein Zug fuhr in die andere Richtung, und ich fand mich in der Drogensze- ne wieder.

36 Wer Drogen nimmt, ist besonders chens. Ich glaube, dass das Mädchen jetzt schon seit einiger Unsere zentralen Werte sind Engagement für Schadens- durch HIV gefährdet Zeit Malaria hat. minimierung und Safer Use. Verstehen Sie? Unsere nigerianische Regierung bietet Und wir setzen uns für Geschlechtergerechtigkeit zwi- In der Oberschule fing ich an, Zigaretten zu rauchen. überhaupt keine Hilfe. Sie baut zwar Wohnheime und bie- schen Mann und Frau ein. Bevor ich zur Universität ging, machte ich meinen Ab- tet Rehabilitation an. Aber was tut sie nach der Rehabilitati- schluss. Ich fing an, mit meinen Freunden Heroin zu on für uns? Wir werden einfach rehabilitiert, und dann ma- rauchen. Wir rauchten Crack. Und ich habe auch ande- chen wir weiter wie vorher. Wir haben keinen Ort zum Leben. „Wir sind nicht nutzlos“ re Sachen ausprobiert. Wir wohnen in Hütten. Viele von uns, wie ich selbst und mei- Als ich an die Uni kam, war ich abhängig. Da hab ne Freundinnen. Nachts schlafen wir hier. Dann kommt die ich dann das erste Mal Heroin gespritzt. Polizei und schikaniert uns. Das ist nicht fair. Es ist falsch zu sagen: Weil du eine Frau bist, kannst du dir Die HIV-Rate ist hoch bei Drogengebraucherinnen. deinen Lebensunterhalt nicht selbst verdienen. Oder: Weil du Ich musste Drogen nehmen, ich hatte Sex und machte Gleichberechtigung ist ein Beitrag Drogen nimmst, bist du nutzlos. mir keinen Kopf um Kondome. zur Prävention Das sind wir nicht. Meine Mutter und meine Tante waren enttäuscht Wir wollen, dass unsere weiblichen Drogenkonsumenten von mir, als sie herausfanden, dass ich Drogen nahm. Wir setzen uns ein für Schadensminimierung und soziale in die Öffentlichkeit gehen, um für unsere Rechte zu kämp- Sie haben mich verstoßen, ich wurde rausgeworfen, Entwicklung. Wir wollen, dass die nigerianische Regierung fen. hatte kein Dach über dem Kopf, musste mit Freunden für die konsumierenden Frauen Harm-Reduction-Program- Es soll endlich Gleichberechtigung zwischen Mann und irgendwo unterkommen. me einführt. Frau geben. ◼ Aber nach einiger Zeit besann ich mich auf Scha- densminimierung, und ich begriff, dass ich eine gute Mutter für mein Kind sein und mich gut um die weib- lichen Drogenkonsumenten in Nigeria kümmern und ▶ „Ein Tag im Leben“ – produziert sie unterstützen sollte. von Menschen, die selbst auch Bei der „Equal Health and Rights Access Advocacy Drogen gebrauchen – will My- Initiative“ bin ich zuständig für Versorgung und Un- then und Vorurteile gegen- terstützung. Wir sind eine Peer-Organisation von und über Drogen und Drogenge- für Menschen, die Drogen konsumieren. braucher_innen abbauen. Der Film zeigt, wie sie mit Keine Unterstützung von der ihrem sozialen und poli- tischen Engagement die Regierung, aber Schikanen durch Stigmatisierung und Dis- die Polizei kriminierung bekämpfen, die tiefe Schatten auf ihr Wir wollen, dass unsere nigerianische Regierung sich Leben wirft. Unter www. um uns kümmert. Es gibt so viele von uns hier, allein- adayinthelifemovie.com/de/ stehende Frauen. Die eine hat vier Kinder. Die anderen kann der Film mit deutschen zwei Kinder, drei Kinder, ohne Vater. Sie können sich Untertiteln in voller Länge ange- nicht alleine um sie kümmern. schaut werden. Viele, viele von uns hier. Ich denke da an eine jun- ge Frau. Sie ist drogenabhängig. Sie kann noch nicht einmal ins Krankenhaus wegen ihres kleinen Mäd-

37 In Russland können NGOs, die Gelder aus dem Ausland bekommen, als „ausländische Agenten“ registriert werden. Über die Folgen sprach AIDS Action Europe mit Anna Sarang „Eine Regierung, die den Gesundheitsschutz sabotiert“

Seit 2012 gilt in Russland das „Gesetz über nicht- kommer­zielle Organisati- onen“, mit dem die Zivil-

Foto: rylkov-fond.org gesellschaft unter Druck gesetzt wird. Auch ge- genüber HIV-Organisatio- nen wird es durchgesetzt. Anna Sarang ist Direktorin der Andrey-Rylkov-Stif- tung für Gesundheit und Soziale Gerechtigkeit, ei- ner NGO, die sich unter anderem mit den The- men HIV, ­Hepatitis, Tuber- kulose, Menschenrechte und Drogengebrauch be- schäftigt.

38 Frau Sarang, warum gibt es kaum Reaktionen von HIV-Orga- anders organisierten Organisationen bereit – das heißt, mit nisationen darauf, dass einige von ihnen als „ausländische Organisationen, die keine NGOs sind. Einer der unflexibels- Agenten“ bezeichnet werden? ten Geldgeber ist leider der Globale Fonds zur Bekämpfung Konferenz „HIV in Ost­ Die Organisationen sind sehr unterschiedlich und haben von Aids, Tuberkulose und Malaria. Weil der sehr bürokra- europa – Die unbemerkte dementsprechend auch unterschiedliche Positionen und tisch arbeitet, wird er seine Arbeit in der Region nur schwer Antworten auf die Durchsetzung dieses Gesetzes. Einige be- anpassen können. Und dann gibt es noch andere Länder, die Epidemie?!“ kommen staatliche Mittel und wollen diese nicht verlieren. stark unter russischem Einfluss stehen, insbesondere in Zen- Daher lehnen sie auch internationale Gelder und internatio- tralasien, und dort könnten durchaus ähnliche Gesetze wie Während weltweit die Zahlen der HIV-Neuinfek- nal übliche Maßnahmen ab, die von den russischen Behörden das russische Gesetz über ausländische Agenten verabschie- tionen und aidsbedingten Todesfälle zurückge- nicht gerne gesehen werden, zum Beispiel Schadensminde- det werden. Kurz gesagt: Nicht nur NGOs, sondern auch die hen, steigen sie in Osteuropa – in Russland sogar rung für Drogengebraucher oder Substitutionstherapien. Die Geldgeber sollten neue Formen der Unterstützung von Akti- dramatisch. meisten Organisationen sind in Regionen ansässig, in de- vistengruppen entwickeln, die sich in der HIV-Prä- Auf Einladung des Aktionsbündnisses gegen nen sie Einschüchterungsversuchen und Drohungen vention engagieren. AIDS, der Deutschen AIDS-Hilfe und von Brot für von Behörden schutzlos ausgeliefert sind. Deshalb die Welt berieten deshalb im Oktober 2017 rund setzen sich nicht alle aktiv für die Verteidigung Welche Art von Unterstützung könnte „Europa“ 80 Fachleute aus Politik, Zivilgesellschaft und ihrer Rechte ein und wehren sich gegen diese hier bieten? Selbsthilfe, wie bewährte Konzepte der HIV-Prä- schwarzen Listen. In den letzten Jahren sind alle internationalen vention in Osteuropa und Russland wirksam Geldgeber aus Russland abgewandert. Es ist ja werden könnten. Wie haben Sie es geschafft, sich erfolgreich vor verständlich, dass sie keine korrupten Regierun- Deutlich wurde: Der Zugang zu Prävention, Gericht zu wehren? Und warum gehen andere nicht auch gen unterstützen möchten. Aber warum sie auch die Tests und Behandlung in der Region ist unzurei- diesen Weg? Unterstützung für die NGOs eingestellt haben, die wenigen chend. Zugleich verschlechtert sich die Finanzie- Viele Organisationen gehen diesen Weg. Allerdings ist es Organisationen, die in diesem Feld geblieben sind und das rung der Maßnahmen. Und die Zivilgesellschaft, für NGOs sehr schwierig, sich vor Gericht zu verteidigen: In Engagement gegen Aids weiterführen – das verstehen wir ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Präventi- Russland ist die Justiz nicht wirklich unabhängig von der Re- nicht. Wir stehen ohne jede finanzielle oder moralische Un- on, steht gerade in Russland unter enormem poli- gierung, und NGOs haben kein Geld für teure Anwälte. Die terstützung da, allein gelassen nicht nur im Kampf gegen die tischem und ideologischem Druck. Rylkov-Stiftung setzt gerade ein Projekt namens „Straßenan- Epidemie, sondern auch gegen eine Regierung, die den Ge- UNAIDS-Vizechef Luiz Loures bezeichnete es wälte“ um, das Drogengebrauchern helfen soll. Wir werden sundheitsschutz ihrer Bürger sabotiert. Man hat uns als hoff- aber als zwingend notwendig, zivilgesellschaft- dabei von jungen und sehr motivierten Anwälten unter- nungslosen Fall aufgegeben. liche Organisationen zu unterstützen, um die am stützt; derzeit arbeiten vier von ihnen für unsere Stiftung. Manchmal begründen westliche Geldgeber ihre Weige- stärksten bedrohten und betroffenen Gruppen zu Vor Gericht wurden wir von einer NGO namens „Club der An- rung, den Kampf gegen HIV in Russland zu unterstützen, mit erreichen – einschließlich Drogen gebrauchender wälte“ vertreten, die sich auf das Thema „ausländische Agen- Sorgen um die Sicherheit der NGOs selbst. Es stimmt schon: Menschen, Männern, die Sex mit Männern ha- ten“ spezialisiert hat. Sie haben das kostenlos getan und in Die Arbeit für NGOs in Russland wird immer schwieriger und ben, Sexarbeiter_innen und Menschen in Haft. der ersten Instanz gewonnen. gefährlicher, aber wenn sie bereit sind, mit westlichen Part- Sylvia Urban, Vorständin des Aktionsbünd- nern zusammenzuarbeiten und Gelder aus dem Westen an- nisses gegen AIDS und der Deutschen AIDS-Hilfe, Was können die Organisationen tun? zunehmen, dann können und müssen diese Organisationen forderte mehr Engagement der internationalen Das Gesetz über ausländische Agenten ist schon seit eini- unterstützt werden! Das ist heute die einzige Möglichkeit, Gemeinschaft, der Bundesregierung und der Län- gen Jahren in Kraft. NGOs haben verschiedene Wege der An- wenigstens auf lokaler Ebene zur Bekämpfung der Epidemie der selbst: Sie müssten dafür sorgen, dass nicht passung entwickelt und arbeiten heute anders, um ihre Ar- beizutragen, Leben zu retten und den Menschen die Hoff- weiter Diskriminierung den Zugang zu Präventi- beit fortführen und auch weiter Menschen helfen zu können. nung zu geben, dass sie den Tag noch erleben, an dem die po- on und Versorgung erschwere. Viele Geldgeber sind nicht zur Zusammenarbeit mit rechtlich litische Lage in unserem Land wieder besser wird. ◼

39 Das Projekt „Deine Gesundheit, dein Glaube“ macht in afrikanischen Kirchengemeinden HIV-Prävention zum Thema – in enger Zusammen- arbeit mit den Pastoren und mithilfe der Bibel ◼ Von Inga Dreyer

Kirchen können ein heikler Ort für Themen sein, die mit Se- xualität zu tun haben. Sie sind aber auch wichtige Säulen im Leben von afrikanischen Communities und bieten besonders gute Möglichkeiten, Menschen zu erreichen.

Ausgezeichnete Prävention

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) hat deswegen in enger Kooperation mit den Netzwerken AfroLebenPlus und dem Afrikanischen Gesundheits- & HIV-Netzwerk in Deutschland (AGHNiD) das Projekt „Deine Gesundheit, dein Glaube“ ent- wickelt. Auf dem Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress 2017 wurde es mit dem Publikumspreis des HIV-Communi- ty-Preises ausgezeichnet. Als die Anfrage kam, gemeinsam mit der DAH Veranstal- tungen in seiner Kirchengemeinde durchzuführen, war Paul Kazadi sofort einverstanden: „Es geht darum, Menschen zu Für Körper helfen. Und das ist toll“, sagt der Pastor, dessen Gemeinde- mitglieder hauptsächlich aus der Essener afrikanischen Com- munity stammen. Er weiß, in welchem Dilemma viele der Mitglieder stecken, und Seele wenn sie krank werden: „Sie denken zum Beispiel, Tabletten­ sind nichts für sie, weil sie Christen sind.“ Paul Kazadi, der aus der Republik Kongo stammt, sieht darin jedoch keinen Wider- spruch. „Gott hat den Menschen Weisheit gegeben“, sagt er.

Agenturfoto. Mit Models gestellt. 40 Wer Gelehrten wie Biolog_innen, Mediziner_innen oder Phy- wie es denn deiner Seele wohl geht“ (3 Johannes 1:2) lautet siker_innen vertraue, tue also nichts Unrechtes. nur eines von vielen Beispielen, die die Projektbeteiligten im Juli 2017 Wie wichtig es ist, in der HIV-Prävention afrikanische Laufe der Zeit zusammengetragen haben. Communities zu adressieren, zeigen Zahlen des Robert Koch- Es habe lange gedauert, Pastoren zu finden, berichtet Instituts: Jede dritte bis vierte HIV-Neuinfektion in Deutsch- Gangarova. „Für sie ist so ein Projekt eine Gratwanderung, land betrifft Migrant_innen. Ein Großteil der Betroffenen schließlich sind sie auf die finanzielle Unterstützung ih- kommt aus Ländern Subsahara-Afrikas. rer Gemeindemitglieder angewiesen. Schneiden sie zu viele Eines der Ziele von „Deine Gesundheit, dein Glaube“ schwierige Themen an, riskieren sie, dass diese sich eine an- ist, die Angst vor Medikamenten zu nehmen, berichtet Tan- dere Kirche suchen.“ ja Gangarova, die das Projekt vonseiten der DAH leitet. Auch die Prävention von Infektionen ist ein wichtiges Thema, denn rund 40 Prozent der betroffenen Migrant_innen infizierten Ein Ziel von „Deine sich erst in Deutschland. Ein besonderes Problem ist aber Gesundheit, dein Foto: BZgA-Werbespot auch, dass sich viele Infizierte erst sehr spät testen lassen – „ein Zeichen dafür, dass Testangebote bekannter gemacht Glaube“ ist, die Angst 50 Jahre Bundeszentrale für werden müssen“. gesundheitliche Aufklärung An dem Projekt beteiligt sind auch lokale Aidshilfen und vor Medikamenten Gesundheitszentren. Die DAH koordiniert die Arbeit auf Bun- zu nehmen „Tina, wat kosten die Kondome?“ – Wer kennt ihn desebene und führt die Ergebnisse zusammen. 2016 und 2017 nicht, den „Supermarkt“-Sketch mit Hella von Sin- wurden in fünf Städten Veranstaltungen durchgeführt. nen? Zentrale Botschaft dieses Fernsehspots von Clement Matweta vom Projekt African Rainbow der Es- „Doch ohne sie geht es nicht“, sagt sie. Einer der ersten 1989 war: „Gib AIDS keine Chance! – Kondome schüt- sener Caritas arbeitet seit vielen Jahren mit der DAH zusam- Schritte war deshalb, mit Kirchenvertreter_innen aus ver- zen“, und drei Jahrzehnte lang war „Gib AIDS keine men und hat die Koordination des Projekts in seiner Stadt schiedenen Städten darüber zu sprechen, was aus ihrer Sicht Chance“ auch der Titel der HIV-Aufklärungskampa- übernommen. Er betont, wie wichtig es bei den Veranstaltun- angemessen ist und was nicht. gne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä- gen ist, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Das bedeu- Deutlich wurde, dass zum Beispiel die Akzeptanz von rung (BZgA) – die bisher größte und bekannteste Ge- tet zum Beispiel, erst einmal allgemeine Gesundheitsthemen HIV-Positiven eine Botschaft ist, die gut in den christlichen sundheitskampagne in Deutschland. in den Mittelpunkt zu stellen – und später über sexuelle Ge- Kontext passt. Auch der Rat zur Tabletteneinnahme war kein Am 20. Juli 2017 wurde die BZgA 50 Jahre alt. Seit ih- sundheit und Schwangerschaft zu sprechen. Problem. Klare Grenzen habe es allerdings bei den Themen rer Gründung unterstützt sie durch Aufklärung und Die Veranstaltungen bestehen aus einer Predigt des Verhütung und Homosexualität gegeben, Kondome zum Bei- Information die Bevölkerung dabei, einen gesunden Pastors und einem Vortrag, einem Film oder einer Vorfüh- spiel seien erst mal ein Tabu gewesen. „Man muss Kompro- Lebensstil zu entwickeln. Die HIV/Aids-Prävention rung der mobilen Theatergruppe von AfroLebenPlus, die Ge- misse eingehen und Vertrauen aufbauen.“ ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. schichten von Migrant_innen erzählt und dabei auch Proble- Paul Kazedi will das Projekt auf jeden Fall fortführen und me von HIV-Positiven thematisiert. Mit ihren Fragen könnten auch anderen Geistlichen davon berichten. Die Gespräche Seit über 30 Jahren fördert die Fachbehörde im Ge- sich die Gemeindemitglieder dann einfach auf das Theater- und Fragen der Gemeindemitglieder während und nach den schäftsbereich des Bundesministeriums für Gesund- stück beziehen, erklärt Gangarova. Das baue Hemmungen ab. Veranstaltungen zeigen ihm, dass sich etwas tut. heit die Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe. Diese Ko- Niemand muss sagen: „Ich habe folgendes Problem …“ Die DAH plant nun, die Arbeit im kommenden Jahr zu ver- operation gilt international als vorbildlich und ist Die Pastoren übernehmen den geistlichen Part. Es gebe stetigen. Bis Ende 2018 sollen die Erfahrungen in einer Hand- sehr erfolgreich: Die Rate der HIV-Neuinfektionen viele Bibelzitate, die die Botschaften zum Thema Gesundheit reichung zusammengetragen werden. Und mittlerweile hat in Deutschland ist so niedrig wie in kaum einem an- untermauern, erzählt Paul Kazadi. „Mein Lieber, ich wünsche sich das Projekt herumgesprochen. „Jetzt sind es die Kirchen- deren Land. Wir sagen daher: Danke und herzlichen in allen Stücken, dass dir’s wohl gehe und du gesund seist, gemeinden, die auf uns zukommen“, sagt Gangarova. ◼ Glückwunsch!

41 Foto: Renata Chueire Drei Sexarbeiterinnen, drei verschiedene Lebensrealitäten, eine Meinung: Das „Prostituierten- schutzgesetz“ schützt nicht ◼ Ein Gespräch von Emy Fem mit Mell und Nikki

Seit Juli 2017 regelt das „Gesetz zum Schutz von in der Pros­titution tätigen Personen“ (ProstSchG) die Sexarbeit in Deutschland. Zunächst gilt zwar eine Übergangsfrist, aber bis Ende 2017 müssen die neuen Bestimmungen umgesetzt sein.

Das heißt unter anderem, dass Sexarbeiter_innen sich regis- trieren lassen und eine Bescheinigung, den „Hurenausweis“, besorgen müssen. Um den zu bekommen, müssen sie regel- mäßig zu einer gesundheitlichen Pflichtberatung gehen.

Für die Arbeitsplätze gelten strenge Auflagen. Halten Sex­ arbeiter_innen sich nicht an die neuen Regeln, drohen Buß- gelder von bis zu 1.000 Euro.

Über das Gesetz und seine negativen Auswirkungen sprach die trans* Sexarbeiterin und Aktivistin Emy Fem mit ihren Kolleg_innen Mell und Nikki.

Emy Fem: Unsere Hintergründe sind unterschiedlich, des- halb betrifft uns das Prostituiertenschutzgesetz auf verschie- dene Weise. Ich zum Beispiel habe bisher hauptsächlich in Deutschland gearbeitet, wo ich auch aufgewachsen bin. Ich arbeite mittlerweile vor allem als Escort, Domina und Perfor- „Wir brauchen merin. Auf der Straße bin ich eher selten anzutreffen. Nun zu dir, Mell. Was sind deine Erfahrungen in der Sexarbeit?

Mell: Ich komme aus Bulgarien, wo ich auch schon als Pros- dieses Gesetz nicht“ tituierte gearbeitet habe. Das war sehr stressig. Ich musste dort viel Schutzgeld zahlen. Am Ende blieb nichts für mich übrig, weshalb ich zunächst nach Österreich gegangen bin.

42 In Wien habe ich Erfahrung mit der Registrierung von Nikki: Das Gesetz bereitet Sexarbeiter_innen große Proble- sieren müssen. Das kostet Zeit, die ich nicht habe. Wie seht Sexarbeiterinnen und dem „Deckel“ gemacht – der dort vor- me. Viele Bedingungen sind ein großes Hindernis, zum Bei- ihr das? geschriebenen Gesundheitsbescheinigung. Die damit ver- spiel das Übernachtungsverbot am Arbeitsplatz. bundenen Zwangsuntersuchungen haben sich sehr unange- Nikki: Diejenigen, die sich anmelden, werden wahrscheinlich nehm für mich angefühlt. Sie sind entwürdigend und sinnlos. Emy Fem: Stimmt. Viele von uns reisen viel, das bringt unser in Ruhe arbeiten können und gutes Geld verdienen. Die an- Was jetzt mit dem Prostituiertenschutzgesetz kommt – die Business mit sich. Vor Ort eine Wohnung zu mieten, ist meist deren, die sich nicht anmelden wollen oder können, werden Registrierung und die gesundheitliche Pflichtberatung –, er- nicht möglich. Da bleibt oft nichts anderes übrig, als am Ar- sich verstecken müssen, um nicht erwischt zu werden. Das innert mich an damals. beitsplatz zu übernachten. Leider müssen sich viele von uns zieht dann für die Betreffenden schlechtere Arbeitsbedin- Seit 2010 arbeite ich in Berlin auf der Frobenstraße. Diese künftig sogar im Schlaf verstecken. Dieser Stress ist men- gungen nach sich, und ich denke auch, dass sie weniger ein- ist über die Stadtgrenzen hinaus als Straßenstrich der trans* schenunwürdig. Hinzu kommen die Anmeldung und der „Hu- nehmen werden. Sexarbeiterinnen bekannt, und ich fühle mich dort zu Hause. renausweis“ – auf dem unser Name, Foto und unsere Adresse Leider schauen manchmal aggressive Personen vorbei, aber erfasst sind. Unsere Daten werden an das Finanzamt weiter- Mell: Das Prostituiertenschutzgesetz ist unglaublich! Wir wir haben Übung darin, mit Transfeindlichkeit umzugehen. geleitet. Was bedeutet das für euch? brauchen dieses Gesetz nicht. Ich arbeite seit 15 Jahren in Das ist mittlerweile Alltag für uns. dem Job. Ich weiß, wie ich sicher arbeite und ich mich schüt- Mell: Ich kann mir vorstellen, noch bis zu meinem 40. Lebens- zen muss. Ich lass mich sowieso alle drei Monate untersu- jahr als Prostituierte zu arbeiten, danach möchte ich einem chen, dort werde ich auch ausreichend beraten. Ich brauche „Künftig müssen sich anderen Job nachgehen. Wegen der Registrierung habe ich keine Zwangsberatung durch Personen, die weniger Erfah- Angst, dass meine Daten an künftige Arbeitgeber gelangen. rungen mit Sex haben als Sexarbeiter_innen. viele sogar im Schlaf Ich werde mich trotzdem anmelden und die Möglichkeit der verstecken“ Aliasbescheinigung nutzen, auf der dann nicht mein richtiger Emy Fem Name, sondern ein Pseudonym steht.

Emy Fem: Transfeindlichkeit trifft uns in vielerlei Hinsicht – Nikki: Für viele Sexarbeiter_innen bedeutet die Anmelde- das kann ich nur bestätigen. Wenn du offen als trans* Person pflicht ein großes Unglück, weil sie dadurch ihre Anonymi- Foto: Johannes Berger lebst, ist es zum Beispiel sehr schwierig, eine Arbeit und Woh- tät aufgeben müssen. Manche sagen, sie werden sich nicht nung zu finden. Kein Wunder, dass so viele von uns dort Geld anmelden und illegal arbeiten. Sie nehmen dafür hohe Geld- verdienen, wo wir begehrt sind und gut entlohnt werden: in strafen in Kauf. Da Sexarbeit stigmatisiert ist, müssen vie- der Sexarbeit. le ein Doppelleben führen und ihren Job verheimlichen. Das Die Gesetzgebenden haben sich offenbar keinerlei Ge- ist mit vielen Risiken und einem ständigen Gefühl der Angst danken gemacht, was das Prostituiertenschutzgesetz für verbunden. trans* Sexarbeiterinnen bedeutet. Dabei ist das Trans*-Sein ein Stigma, das neben dem Hurenstigma und anderen Stig- Emy Fem: Ja, das Versteckspiel ist sehr belastend. Meine poli- Emy Fem: Das Gesetz bietet für mich nicht mal einen Ansatz mata den Zugang zu den im Gesetz geforderten Standards tische Arbeit, in der ich mich überall als Sexarbeiterin oute, ist von Schutz. Es wird das Hurenstigma verschlimmern und die erschwert. Ich bezweifle auch, dass die Beratenden der ge- mein persönlicher Umgang mit einer Situation, die mich an- Situation der meisten Sexarbeiter_innen verschlechtern. Ich sundheitlichen Pflichtberatung ausreichend zum Thema fangs stark mitgenommen hat. Dieses Privileg haben nur die kann es nicht dulden und hoffe, dass es keinen Bestand hat. Trans* und Sexualität geschult sind. wenigsten von uns, und die meisten werden sich jetzt noch Nikki, du hast lange als Sexarbeiterin gearbeitet und gibst mehr verstecken. Nikki: Dieses Gesetz hilft uns nicht, im Gegenteil. Die Politi- Workshops zur Professionalisierung in Bars und Bordellen. Ich kann noch nicht einschätzen, wie sich das Prostituier- ker_innen sollen mit uns reden und uns fragen, was wir brau- Welche Bedenken der Kolleg_innen gegenüber dem Prostitu- tenschutzgesetz auf mein Einkommen auswirken wird. Ich chen. Mit dem Gesetz haben sie gezeigt, dass sie keine Ah- iertenschutzgesetz kennst du? werde mich aber in einigen Arbeitsbereichen anders organi- nung von unserer Situation und Arbeitspraxis haben. ◼

43 Geschäftsjahr 2016

Einnahmen (Angaben in Euro) Ausgaben (Angaben in Euro)

Öffentliche Zuwendungen Öffentlich geförderte Projekte Bundesministerium für Gesundheit (BMG) 5.037.995 Bundesministerium für Gesundheit (BMG) 5.067.606

Sonstige Zuwendungen 178.709 Sonstige Aufwendungen 119.580

Internationale Projekte 472.743 Internationale Projekte •  HA REACT – Joint Action on HIV and Coinfection Prevention Mitgliedsbeiträge and Harm Reduction, Europäische Kommission (EC) DG SANTE 59.619 •  Sucht und Schwangerschaft, Georgien-Tbilisi; ordentliche Mitglieder 79.094 Aktion Mensch e. V. , Bonn 15.158 Fördermitglieder 21.146 •  Quality Action: „Improving HIV Prevention in Europe“; Europäische Kommission DG SANTE, Brüssel 13.713 Spenden u. Ä. •  Stärkung des Selbstverwaltungspotenzials des belarussischen Anti-Aids-Netzwerks; IBB gGmbH, Dortmund 19.109 • Einzelspender 82.803 • AIDS Action Europe, EC DG SANTE 339.202 • Firmenspenden (ohne pharmazeutische Industrie) 3.756 • CADAP VI, Universität Frankfurt 9.193 • Kirchengemeinden, Schulen 2.523 • ESTICOM, EC DG SANTE 2.384 • Spenden „Verzicht auf Zahlung“ + „Sachspenden“ 25.736 • European HIV Legal Forum, ViiV 13.524 • zweckgebundene Einnahmen 86.723 • Nachlässe/Erbschaften 51.128 Vereinsaufwand 815.217 • außerordentliche Erträge/Geldbußen 6.050 „Kein AIDS für alle!“ 70.110 • sonstige Erträge (z. B. Teilnehmerbeiträge) 54.416 • Vermögensverwaltung 11.623 Zweckgebundene Projekte • Nachlass mit Zweckbindung 256.810 • ViiV-Healthcare-Projekte 20.676 • Arbeit mit Drogen gebrauchenden Menschen 5.835 • Arbeit mit An- und Zugehörigen 9.690 • Förderung der Positiven-Selbsthilfe 19.537 Umsatzerlöse aus • Internationale Arbeit 30.108 wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb 17.448 • Nachlass mit Zweckbindung 256.810

Vermögensverbrauch 511.591 Wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb • Aufwand für Warenbezug 6.209 • sonstige Kosten 7.014 gesamt 6.900.294 gesamt 6.900.294

44 Unterstützer_innen der  Siegessäule, Special Media SDL GmbH, Berlin  TEAMDREI GmbH, Kirchheim Juli 2017 Deutschen AIDS-Hilfe  Towers Watson GmbH, Wiesbaden

 Aktion Mensch e. V., Bonn Mittel von Unternehmen der pharmazeutischen Industrie  BAG Selbsthilfe, Düsseldorf Die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit durch Pharma-  Barkassen-Meyer Touristik GmbH & Co. KG, Hamburg firmen erfolgt nach den Grundsätzen der „Selbstverpflich-  Blu Media Network GmbH, Berlin tung der Mitglieder des FORUMs chronisch kranker und  B.O.B. Sicherheitsdienst e. K., Bad Schwartau behinderter Menschen im PARITÄTISCHEN (FORUM) für die  Boner Magazine, Berlin Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen im Gesund-  BOX Medien GmbH, Köln heitswesen, insbesondere mit Unternehmen der pharmazeu-  BP Mitarbeiter Matching Fund, München tischen Industrie“, der sich auch die Deutsche AIDS-Hilfe e. V.

 Bütema AG, Bietigheim-Bissingen unterworfen hat. https://m.facebook.com/OppositesAttractStudy  Der Paritätische Gesamtverband, Berlin Der Anteil der Gelder von Pharmafirmen (in Höhe von  Deutsche AIDS-Stiftung, Bonn 77.082,38 EUR) am Gesamthaushalt (Einnahmen) betrug im Weiterer Beleg für Schutz durch Therapie  Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Berlin Jahr 2016 weniger als zwei Prozent. Wir erhielten Mittel von Bei einer wirksamen HIV-Therapie ist in den Körper-  Europäische Kommission DG SANTE, Brüssel folgenden Unternehmen: flüssigkeiten so gut wie kein HIV mehr vorhanden.  FASH Medien Verlag GmbH, Hamburg HIV kann dann beim Sex nicht übertragen werden.  Fair Squared GmbH, Köln  AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden Dieser Schutz durch Therapie wird durch die Studie  Fresh, Essen  BLUE449 GmbH, Düsseldorf Opposites Attract erneut bestätigt.  GCM Go City Media GmbH, Berlin  GILEAD Sciences GmbH, Martinsried bei München  Getränke Hoffmann GmbH, Blankenfelde-Mahlow  GILEAD Sciences Europe Ltd., United Kingdom, Middlesex Die Ergebnisse der 2012 gestarteten Untersuchung  Grindr, Utrecht  Hexal AG, Holzkirchen wurden im Juli auf der 9. Konferenz der Internati-  Holi Concept GmbH, Berlin  Janssen-Cilag GmbH, Neuss onalen AIDS-Gesellschaft (IAS 2017) in vorge-  IBM Deutschland Management & Business Support  MSD SAHRP & DOHME GmbH, Haar stellt. GmbH, Ehningen  ViiV-Healthcare GmbH, München An Opposites Attract nahmen insgesamt 343 schwu-  Iconec International Communication Network  Viiv Healthcare UK Ltd, Uxbridge le Paare aus Australien, Bangkok und Rio de Janeiro Consulting GmbH, Schwabach teil. Ein Partner war jeweils HIV-negativ, ein Part-  Internationales Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH, Fördermittel nach § 20h SGB V erhielten ner HIV-positiv. Beim positiven Partner war die Vi- Dortmund wir von folgenden Krankenkassen: renmenge im Blut durch eine wirksame HIV-Thera-  Laura Halding-Hoppenheit, Stuttgart  GKV – Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe – Bund pie so niedrig, dass sie mit den gängigen Verfahren  L’Oreal Deutschland GmbH, Düsseldorf (Verband der Ersatzkassen e. V. [vdek], Berlin; nicht nachweisbar war („Viruslast unter der Nach-  LUST, Wiesbaden AOK-Bundesverband GbR, Berlin; BKK Dachverband e. V., weisgrenze“).  Michael Stich Stiftung, Hamburg Berlin; IKK e. V., Berlin; Knappschaft; Sozialversicherung für  Planet Romeo, Amsterdam Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – SVLFG, Im Studienzeitraum hatten die Paare fast 17.000 Mal  Queercom GmbH, Köln Kassel) Analverkehr ohne Kondom, trotzdem gab es keine  Queer Kompakt, Neubrandenburg  AOK-Bundesverband GbR, Berlin HIV-Übertragungen. Damit untermauert Opposites  Rat + Tat e. V., Rostock  BARMER GEK, Wuppertal Attract die Ergebnisse der PARTNER-Studie von 2016  Rosige Zeiten, Oldenburg  BKK Dachverband e. V., Berlin und der bahnbrechenden Studie HPTN 052 aus dem  schöne drucksachen GmbH, Berlin  Techniker Krankenkasse, Hamburg Jahr 2011.

45 Öffentliche Projektmittel

Förderung durch die Bundeszentrale Die Projektförderung umfasst: wirkungen von Drogen mit HIV-Medikamenten für gesundheitliche Aufklärung  Veranstaltungen: 2016 führte die DAH über 300 Veran- (hiv-drogen.de). Daneben wirkt die DAH an Inter- staltungen durch. Dazu gehörten Angebote zur Fort- und net­auftritten ihrer Mitgliedsorganisationen mit Die Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) wird überwie- Weiterbildung wie auch zur Qualifizierung von Haupt- (so etwa für Stricher oder Gehörlose). Mit dem gend aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit und Ehrenamtlichen in der Präventions- und Selbsthilfe- Live-Chat-Angebot „Health Support“ betreibt die (BMG) gefördert. Zuwendungsgeberin ist die Bundeszentrale­ arbeit, Konzeptseminare, Seminare zur Qualitätssiche- DAH modellhaft Onlineprävention. für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), eine obere Bundes- rung und Evaluation oder Fokusgruppen. Zudem fand in behörde im Geschäftsbereich des BMG. Bei der bundeswei- Hamburg die Selbsthilfekonferenz „Positive Begegnun- Durch Unterstützung der PKV ten HIV- und Aids-Prävention besteht eine erfolgreiche Auf- gen“ mit ca. 500 Teilnehmenden statt. Im Rahmen un- ermöglichte BZgA-Fördermittel gabenteilung: Während sich die staatliche BZgA primär an serer bundesweiten IWWIT-Kampagne wurden 235 Prä- die Allgemeinbevölkerung richtet, ist die DAH als Selbsthilfe­ ventionseinsätze auf CSDs und anderen Veranstaltungen Die DAH bekommt von der BZgA Fördermittel, die zugleich organisation vorrangig für die von HIV/Aids besonders be- getätigt. Darüber hinaus war die DAH auf nationalen und Mittel vom Verband der Privaten Krankenversicherungen troffenen und bedrohten Gruppen zuständig, z. B. Schwule internationalen Kongressen vertreten. (PKV) enthalten: und andere Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenge-  Mediale Prävention: Der DAH-Versand listet ein Ange-  136.908 € für das „Fortbildungsangebot zum Thema braucher_innen oder Menschen aus Weltregionen mit weiter bot von ca. 450 unterschiedlichen Artikeln; 2016 wur- ärztliche Präventionsberatung bzgl. HIV/Aids/STI HIV-Verbreitung. In ihren Zielgruppen betreibt die DAH zu- den über 1,2 Mio. Artikel versandt. Über 80 mit öffent- in der Betreuung von Menschen mit HIV/Aids“ dem STI- und Hepatitis-Prävention. lichen Mitteln finanzierte (Print-)Medien hat die DAH  144.982 € für die Online-Beratung (aidshilfe-beratung.de). 2016 wurde die DAH mit 5,0 Mio. Euro gefördert. Die Mit- 2016 veröffentlicht oder für die Veröffentlichung vorbe- tel verteilen sich auf reitet (neue, nachgedruckte und überarbeitete Produk- Förderung durch das Bundesministerium  Zielgruppenspezifische Prävention mit den Fachgebie- te): Faltblätter, Broschüren, Arbeitshilfen, Dokumentatio- für Gesundheit ten Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern nen, Postkarten, Podcasts, Videos, Anzeigen, Give-aways haben (MSM)/männliche Sexarbeit, einschließlich einer und Periodika wie den HIV-Report. Die DAH verfügt eben- Für ihre vorwiegend auf Osteuropa ausgerichtete internati- Bundeskampagne zur Intensivierung der HIV-Präventi- so über eine rege genutzte Homepage (aidshilfe.de) mit onale Arbeit erhielten die DAH und ihre Kooperationspart- on bei MSM (IWWIT), Drogen/Strafvollzug und HIV/Aids, Informationen und Nachrichten rund um die HIV-Präven- ner Fördermittel aus den Etats der Europäischen Kommissi- Weibliche Sexarbeit/Frauen im Kontext von HIV/Aids, tion, eine Facebook-Fanpage, mit der wir im Berichtszeit- on. Für das EU-Projekt „Joint Action on HIV and Co-Infection Migration im Kontext von HIV/Aids, Aufklärung und Infor- raum täglich über 11.000 User_innen erreichen konnten, Prevention and Harm Reduction“ erhält die DAH vom BMG mation sowie Internationales sowie einen Twitter- und YouTube-Kanal. Hinzu kommen im Zeitraum von 2016 bis 2018 Mittel in Höhe von 55.431 €  Leben mit HIV und Aids mit den Fachgebieten Menschen zielgruppenspezifische Seiten wie frauenundhiv.info, hiv- (davon 18.477 € im Jahr 2016). mit HIV/Aids, Medizin, Beratung in der Aidshilfearbeit: migration.de, das Buddy-Projekt „www.sprungbrett.hiv“, Das Projekt „Qualitätsentwicklung in der Beratung und Fortbildungen und Qualitätsentwicklung/Psychosoziales iwwit.de als zentrales Modul der Präventionskampagne Prävention im Kontext von Drogen und Sexualität bei schwu-  Verwaltung mit den Bereichen Verwaltungsmanage- „ICH WEISS WAS ICH TU“ für Schwule und andere MSM len Männern“ (QUADROS) wurde vom BMG im Zeitraum von ment, Service, Seminarorganisation, Finanzen/Buchhal- mit der Microsite testhelden.info, eine Onlineberatung 2015 bis 2016 mit 116.153 € gefördert. Davon wurden 2016 tung und Projektabrechnung. (aidshilfe-beratung.de) sowie eine Seite zu Wechsel- noch 17.701 € verausgabt. ■

46 DAH im Internet

aidshilfe.de magazin.hiv iwwit.de Zentrale Homepage News, Hintergründe, Website der bundes­ mit Infos zum Schutz Debattenbeiträge, per- weiten Kampagne ICH vor Ansteckung und sönliche Geschichten WEISS WAS ICH TU für zum Leben mit HIV, und starke Bilder rund Schwule und ande- mit aktuellen Meldun- um HIV, Hepatitis und re Männer, die Sex mit gen rund um HIV und andere sexuell über- Männern haben Gesundheit sowie mit tragbare Infektionen Service-Angeboten

hiv-migration.de frauenundhiv.info sprungbrett.hiv Website mit Neuigkei- Website mit Infos und Infos über das Projekt ten rund um Migration Meldungen rund um „Sprungbrett“, das und HIV-Prävention HIV und Gesundheit, Menschen mit frischer sowie mit Infos über Partnerschaft und Kin- HIV-Diagnose an spe- gemeinsam mit derwunsch speziell für ziell geschulte ehren- Migrant_innen umge- (HIV-positive) Frauen amtliche Buddys mit setzte Projekte und zu Erfahrung im Leben mit Netzwerk-Aktivitäten HIV vermittelt

hiv-sti- drogenkonsum- Social-Media-Kanäle: Außerdem z. B.: fortbildung.de raum.net aidshilfe-beratung.de Inhouse-Veranstal- Standorte von Drogen­ deutscheaidshilfe gehoerlosen-aids-info.de tungen und Kongress- konsumräumen in workshops zu HIV/STIs Deutschland sowie hiv-drogen.de und zur Kommunikati- Informationen und Ver- hivreport.de on über Sexualität für öffentlichungen rund @Dt_AIDS_Hilfe kompass.hiv ­Mediziner_innen und um Konsumräume und macht-doch-jeder.de Studierende Safer Use pq-hiv.de DAHBERLIN spritzenautomaten.de testhelden.info

47 VeröffentlichungenAuswahl

Broschüren Informationen, Tipps und (28) weiß nicht, wie er ‚darüber‘ Verschiedenes Give-aways Materialien der Kampagne Adressen“ reden soll“; „Patientin (28) hat „ICH WEISS WAS ICH TU“  Broschüre „HIV/Aids, Hepatitis  Taschenkalender für Sexarbeite­ Beschwerden beim Analverkehr“;  Reader „Leitfaden Antidiskriminie-  Aufkleber „KEIN AIDS FÜR ALLE! und Geschlechtskrankheiten. rinnen „Gesund durchs Jahr 2017“ „Patient (72): Diagnose Syphilis“; rungsberatung in Aidshilfen“ BIS 2020!“  Plakate zum Selbstausdrucken Basisinformationen zu Übertra- (Deutsch, Englisch, Bulgarisch, „Patient (45): Worüber ich nicht  Modelle guter Praxis: HIV- und in verschiedenen Größen zur gung, Schutz, Diagnostik und Rumänisch, Ungarisch, Tsche- so gerne rede – Ich habe auch Sex Hepatitis-Prävention in Haft 2017 Periodika HIV-Testkampagne „Macht doch Behandlung“ chisch, Russisch) mit Männern“; „Rentnerin (67):  Handbuch „Risikominimierung jeder!“ inklusive Freifeldern +  info -Broschüre „hiv-infektion Auch ich tu’s noch – regelmäßig“ im Strafvollzug 2017. Arbeitsma-  med.info (Hg.: Aidshilfe Köln für individuelle Informationen; 2017“ Plakate/Postkarten terialien zur HIV-Prävention für e. V. in Zusammenarbeit mit Motive: „Fürs Date fährst du jede +  info -Broschüre „virus hepatitis Faltblätter Praktiker/innen“ der Deutschen AIDS-Hilfe) – 05: Strecke, für den HIV-Test keinen 2017“  Klappkarte „Ric Schachtebeck“,  Reader „HIV- und STI-Tests 2017. hpv-infektion, feigwarzen und Meter?“; „In der Szene bist du ein +  info -Broschüre „sexuell über­- Motive 1986 und 2016 („Man kann  „KEIN AIDS FÜR ALLE! BIS 2020!“ Informationen und Standards“ krebs; 06: hiv und hepatitis b; alter Hase, beim HIV-Test noch ein tragbare infektionen 2017“ das Virus stoppen. Ich benutze  Pillen davor zum Schutz vor HIV“  life+-Magazin 2016 (Berichte und 07: sexuelle funktionsstörungen Frischling?“; „Jede Menge Quickies,  Broschüre „Schütz dich – auch Kondome“) (Fragen und Antworten rund um Beiträge zu Workshops, Diskussio- bei männern; 08: vorsorge- und aber keine Zeit für den Schnell- beim Sex“. Infos für Drogenge-  Plakat „Teilen ist hier nicht ange- die HIV-PrEP) nen und Themen der HIV-Selbst- kontrolluntersuchungen test?“; „Du bist ein wilder Stecher, braucher_innen sagt! Schütz dich vor Hepatitis.  „Richtig geil blasen“ hilfekonferenz „Positive Begeg-  HIV.Report: Beratung von MSM lässt dich aber nicht piksen?“;  Broschüre „Drogen und Hepatitis. Es geht um mehr als um Spritze (Basics zum Oralverkehr für nungen“, 25.–28.8.2016, Hamburg) mit Sex- und Partydrogenkonsum „Safer Sex: Immer. – HIV-Test: Nie?“ Infos für Drogengebraucher_ und Nadel“ Männer, die Sex mit Männern  Veranstaltungskalender 2017 (04/2016); PrEP 2017 (05/2016)  Postkarten zur HIV-Testkampagne innen zu Schutz, Test und  Plakat „Passt? Passt immer: haben) (Überblick über die für 2017  HIV-Beratung aktuell: Ausgaben „Macht doch jeder!“; Motive: „Gei- Behandlung“ Informationen zu HIV. HIV und  „Teilen ist hier nicht angesagt! geplanten Bildungsangebote und 2016/05; 2017/01; 2017/02; 2017/03 ler Kerl“; „Böser Junge“; „Wilder  Broschüre „Positiv schwanger“ Aids – auch ein Thema für Frauen“ Schütz dich vor Hepatitis“ Selbsthilfetreffen der DAH) Stecher“; „Süßer Typ“; „Schrille  Broschüre (Deutsch/Englisch) (2 Motive)  „Passt? Passt immer: Informa­ Diva“; „Glitzerndes Einhorn“ „Deine Gesundheit, deine Rechte.  Postkarten „Passt? Passt immer: tionen zu HIV. HIV und Aids –  Luftballon als Give-away zur Informationen, Tipps und Informationen zu HIV. HIV und auch ein Thema für Frauen“ Geiler HIV-Testkampagne „Macht doch Adressen“/„Your Health, Your Aids – auch ein Thema für Frauen“  Faltblätter zur Bewerbung des Kerl jeder!“; Aufschrift: „Testballon“ Rights. Information, Tips and (3 Motive) Buddy-Projekts „Sprungbrett“  Postkarten zur Bewerbung von Addresses“  Postkarten im Rahmen der Aktion in verschiedenen Sprachen Schrille ICH WEISS WAS ICH TU; Motive  Broschüre (Deutsch/Arabisch) „Sexualanamnese ist wichtig. (Französisch, Spanisch, Diva „Stangen-Yoga“; „Durchgesteckt LET’S TALK ABOUT SEX „Deine Gesundheit, deine Rechte. Fragen Sie nach!“; Motive: „Patient Englisch) hiv-sti-fortbildung.de und abgeleckt“; „Sexakrobat“

LET’S TALK ABOUT SEX „Pillen davor“ hiv-sti-fortbildung.de zum Schutz vor HIV

HIV/Aids, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten Basisinformationen zu Übertragung, Fragen & Schutz, Diagnostik, Behandlung Antworten

www.iwwit.de/wissenscenter/prep

48 Daten zur Organisation Juli 2017

Vorstand Tobias Mende Rack, Wolfgang Vorhagen, Mara Medizinische Rundreise – Michèle Meyer Wiebe, Klaus Steinkemper, Birgit Referent_innen: Helmut Hartl, Björn Beck (kooptiert am 13.12.2016) Maik Schoeneich Brockmann Siegi Schwarze, Bernd Vielhaber, Ulf-Arne Hentschke-Kristal Angelika Timmer Christiane Stöter; Winfried Holz Sabine Weinmann Vor-Ort-Arbeit in Schwulenszenen – Moderation: Peter Wiessner, Ulla Manuel Izdebski Florian Winkler-Ohm Trainer_innen: Marcel Dams, Rainer Clement-Wachter, Birgit Körbel, Sylvia Urban Rybak Harald Hägle Kassenprüfer Stricher – Trainer: Ali Bagit Medizinische Rundreise zu

Geschäftsführung frauenspezifischen Themen Schäffer Foto: DAH/Dirk Ulrich Keller Frauen in spezifischen Settings – Referent_innen: Beatrix Neuge- Silke Klumb Tom Scheel – Trainer_innen: Bärbel Ahlborn, bauer, Marianne Rademacher, Projekt zu Sucht und Migration gestartet Peter Stuhlmüller Frank Kreutzer (Stellvertreter) Mechthild Eickel, Elena Hilnhüter, Julia Ellen Schmalz, Ulrike Sonnen- Stephanie Klee, Dorothea Linden- berg-Schwan, Dr. Esther Voigt, Gemeinsam mit acht Einrichtungen der Suchthilfe Ehrenmitglieder berg, Anne Link, Martin Theben, Laura Wall; Moderation: Maike Besondere Lucyna Wronska Biewen, Daniela Colazzo- und Suchtprävention, mit Projekten für Sexarbeiter_ Verbandsorgane Laura Halding-Hoppenheit Quakernack, Ute Häußler, Birgit innen, Migrantenselbstorganisationen und Aidshil- Guido Vael Drogen und Strafvollzug – Körbel, Kerstin Kollenberg, fen rief die Deutsche AIDS-Hilfe im Juli 2017 das vom Kommission Projekte Dr. Klaus Müller Trainer_innen: Christoph Straub, Andrea Wetzchewald Bundesministerium für Gesundheit finanzierte Pro- und Finanzen Kerstin Dettmer, Jürgen Heimchen, Rainer Ehlers jekt PASUMI ins Leben. Carsten Bock (bis 29.03.2017) Bernd Aretz Marco Jesse, Claudia Schieren, Frank Rundreise „Gesundheit in Haft“ – Heiko Großer (bis 31.07.2017) Langer, Andrea Commer, Ralf Bär, Trainerin: Dr. Katja Römer Cori Obst PASUMI steht für Partizipation, Suchtprävention und Patrik Maas Sigrun Haagen Rolf Jähnig, Wilfried Wilkens Madlen Zimmer Matthias Hinz „Let’s talk about Sex – HIV/STI- Migration. Diversity-orientiert und partizipativ sol- Ralf Rötten Hansmartin Schön Basisschulungen Migration, Prävention in der Arztpraxis“ – len über einen Zeitraum von drei Jahren Maßnah- Maik Schütz Interkulturelle Kommunikation, Trainer_innen: Sebastian Albers, Jürgen Heimchen men der Suchtprävention für und mit Migrant_innen Sven Warminsky Dr. Dagmar Melz Diversity – Trainer_innen: Mara Hilko Beloch, Franziska Borkel, Thomas Wilde Jean-Luc Tissot-Daguette Wiebe, Idrissa Omer Ouedraogo, Thomas Buhk, Hartmut Evermann, initiiert und umgesetzt werden. Gaby Wirz Edgar Kitter Diana Craciun, Kim Annakathrin Tanja Gangarova, Stefan Fenske, Reinhard Klenke Ronacher, Verena Meyer Annette Haberl, Helmut Hartl, Peers und Community-Mitglieder entwickeln ge- Schlichtungsstelle Prof. Dr. Rita Süssmuth Michael Hoffmann, Uwe Hohaus, meinsam mit den Mitarbeiter_innen der Einrichtun- Annette Krause Prof. Dr. Martin Dannecker Basisschulungen zu Asyl- und Iris Hufnagel, Gabi Jung, Michael Häuslmann EU-Recht – Referent_innen: Sven Christopher Knoll, Jürgen Krieg, gen lokale Angebote, die sich an den Bedarfen und Klaus Koch Hasse, Antje Sanogo, Prof. Dr. jur. Ines Liebold, Philipp Linde, Leo Lebenswelten der Zielgruppen orientieren, setzen Bernd Perthun (bis 29.10.2016) Teams Dorothee Frings, Claudia Mehlhorn, Locher, Christoph Mayr, Ulrich diese um und evaluieren die Ergebnisse. Zum einen Andrea Würdinger Marcus, Helga Neugebauer, sollen bundesweit anwendbare Empfehlungen und PositHIVe Gesichter Basisqualifizierung neuer Ursula Peters, Marianne Roland Baur Aidshilfe-Mitarbeiter_innen – Rundreise Migration – Trainer_ Rademacher, Burkhard Schappert, Modelle entstehen. Zum anderen will PASUMI die Björn Beck (bis 13.12.2016) Trainer_innen: Monika Henne, innen: Omer Idrissa Ouedraogo, Lisa Schlode, Ulrike Sonnenberg- Beteiligung von Migrant_innen an der Suchtpräven- Kelly Cavalcanti Susanne Drangmeister, Stefan Prof. Dr. jur. Dorothee Frings, Andrea Schwan, Christiane Stöter, Nils tion fördern und eine an Vielfalt und Teilhabe ori- Erick Fakambi Faistbauer, Edgar Kitter, Jörg Würdinger, Antje Sanogo, Kim Anna­ Svensson, Uwe Tüffers, Martin Stephan Gellrich Lühmann, Grit Mattke, Ulrich kathrin Ronacher, Diana Craciun, Viehweger, Armin Wunder, Ruth entierte Arbeitsweise in den Einrichtungen über die Denis Leutloff Mennecke, Tina Micko, Michael Jakob Prousalis, Tanja Gangarova Zimmermann Projektlaufzeit hinaus etablieren.

49 Foto: Renata Chueire Hanna Rose, Markus Schebeck, Facharbeitskreis Schwule Daniela Staack, Tom Scheel, Prävention: Hartmut Evermann, Andreas Willing Gerhard Peters, Martin Ocepek, Axel Blumenthal, Kai Kundrath, Vorbereitungsgruppe „Positive Jan Geiger, Andreas Paruszewski, Begegnungen 2018“: Thomas Michael Wallner, Sören Landmann, Hilgers, Holger Pauly, Michèle Felix Laue, Christoph Klaes, Oliver Meyer, Christian Szillat, Josephine Schubert, Guillaume Carpentier, Hilarius, Christoph Leder, Oliver Stein, Marco Grober, Jürgen Maas, Marc Christoph Breite, Thorsten Sandner, Grenz, Reinhard Klenke, Tristan Matthias Wentzlaff-Eggebert Rehbold, Björn Beck, Philipp Pieloth, Holger Kleinert, Martin Tröbs, Dr. Ulli Community Board zum Deutsch- Biechele, Christian Naumann, Georg Österreichischen AIDS-Kongress Roth, Denis Leutloff 2017: David Leyendecker, Martin Reith, Andreas Kaiser, Carsten Schatz, Positiv e. V.: Carsten Schatz, Holger Michèle Meyer, Marcel Dams Pauly, Michèle Meyer, Konstantin Leinhos, Christoph Schreiber, Guido Projekt „Let’s talk about Sex – HIV/ Kissenbeck, David Leyendecker, Björn STI-Prävention in der Arztpraxis“, Beck, Roland Schmidt, Wolfgang Beirat: Prof. N. H. Brockmeyer, Prof. Vorhagen Dr. Arne Dekker, Ralf Döblitz, Dr. Jörg Gölz, Dr. Annette Haberl, Silke Klumb, AG HIV-Prävention bei Jugendlichen: Dennis Lüdtke, Dr. Christoph Mayr, Attila Cakar, Thomas Wilke, Doreen Helga Neugebauer, Gerhard Peters, Friebe, Gitta Rosenkranz, Thorsten Dr. Dirk Sander, Armin Schafberger, Berschuk, Stefan Timmermanns, Prof. Dr. B. Schappert, Dr. Axel J. Sina Hermann, Tom Scheel, Luise Schmidt, Dr. Christine Winkelmann Ihrig

Die Mitarbeiter_innen der Bundesgeschäftsstelle im neuen DAH-Versand Kampagnenteam ICH WEISS WAS BAG Kinder im Umfeld von HIV/Aids: ICH TU: Alexander Hahne, Alexander Elke Adler, Patricia Barth, Nicole Herbermann, Anand Prakash Gerner, Julia Hedtheuer, Peggy Heinz, Onlineberatung der Aidshilfen: Christian Willno, Werner Garbe, Arbeitsgruppen Wanner, Ali Barget, Mara Wiebe, Me- Weigend, André Jahn-Blankenburg, Petra Hielscher, Iona Hüttner, Inke Elke Schulte, Thomas Fraunholz, Melanie Luczak, Mara Wiebe, like Yildiz, Gitta Rosenkranz, Sergiu Andreas Tschöpe, Axel Perkuhn, Jäger, Roxani Jean-Francois, Ingrid Sandra Lemmer, Klaus Bleymehl, Rüdiger Klausmeyer, Katja Moisa, Folgende Menschen haben mit Grimalschi, Gerhard Peters, Clement Christian Naumann, Christian Mumm, Annette Pach Mara Wiebe, Evelin Tschan, Hartmut Sven Warminsky, Boris Frenger, der Bundesgeschäftsstelle projekt- Matweta, Line Göttke, Pierre Kembo Zacharias, Daniel Illauer, Daniel Evermann, Johanna Schneider, Ulrich Besting, Tom Scheel, Hans- bezogen gearbeitet: Mayamba, Robert Akpabli, Rufin Lindenberg, David F. Brilz, Enrico BAG Prostitution und illegalisierte Bernd Reinhard, Thomas Pfister, Peter Diez, Martin Dohmstreich, Kenfack Sofack, Pablo Corbalan, Thomas, Florian Steininger, Florian Drogen: Bärbel Bach, Manuela Michael Jähme, Ute Krackow, Ute Edgar Kitter, Helmut Glorius, Olaf BAG Frauen – Frauenarbeit in Bettina Deuschle, Hapsatou Oudini, Winkler-Ohm, Franz Stockmeier, Brandt, Sabrina Burkhart, Sarah Dietrich, Susanne Ratzer, Melanie Rothe, Björn Ould, Andreas Zimmer, Aidshilfe: Yvonne Bach, Annette Dr. Christoph Weber, Dr. Thomas Georg Roth, Hans Berlin, Harry Wille, Hermes, Sonja Hoster, Nadine Luczak, Jörg Lühmann, Daniela Thomas Franke, Volker Kujawski, Biskamp, Gabriele Drisga, Heidi Buhk, Maite Lamuño, Adama Thorie, Helmut Zitzelsberger, Holger Pauly, Meier, Monika Nürnberger, Sonja Ressel, Jan Murmann, Claudia Veth, Caroline Herberhold, Thorsten Emling, Sandra Gödicke, Kerstin Johanna Offe, Guillaune Carpentier, Jan Meggers, Jeff Mannes, Jörgen Obermüller, Katharina Pätzold, Petra Becker, Anna Struve, Robert Berschuck, Matthias Tures, Martin Göllner, Katrin Heinrich, Petra Jennifer Petzen, PG Macioti, Sylvia Heiser, Manfred Müller, Manuel Marianne Rademacher, Sabine Sandermann, Sandra Gödicke, Martin Tröbs, Natalie Rudy, Denny Seidel, Hielscher, Kerstin Kollenberg, Urban, Klaus Weber, Antje Sanogo, Ricardo Garcia, Marco Woitke, Patrick Sauer, Stephanie Schröder, Martina Dohmstreich, Thorsten Berschuck, Denis Leutloff Birgit Löchner, Ingrid Mumm, Amit-Elias Marcus, Johannes Blankenburg, Philipp Pieloth, René Tödte Claudia Druve, Ines Winkler, Thorsten Marianne Rademacher, Marja Biersack Christ, René Scheuermann, Roberto Hinz, Rene Scheuermann Live-Chat „Health Support“ – regi- Rathert, Andrea Wetzchewald Gropp, Rolf Donath, Sascha Stuhl- Expert_innen-Team Gehörlose: onale Koordinator_innen: Vinicio AG Haft der Aidshilfen: dreher, Sebastian Krammer, Stefan Michael Stürmer, Jochen Akdag, Bundesweite Telefonberatung – Albani, Gerd Bräutigam, Marcel AG HIV & Migration: Omer Georg Bartsch, Maarten Bedart, Osorio-König, Thilo Christ, Thomas Marcel Wichmann, Thorsten regionale Koordinator_innen: Dams, Jan Geiger, Kai Kundrath, Ouedraogo, Simone Wiegratz, Andreas Bösener, Katharina Kemedinger, Thorsten Geerken, Sandner, Mara Wiebe, Nicole Claudia Veth, Bert-Ulf Prellwitz, Jürgen Maaß, Stefan Müller, Andreas Rosaline M’Bayo, Nozomi Spenne- Hahnke, Ute Häußler, Sonja Timo Rabenstein, Veit Pürsing, Vlad Ostrycharczyk, Sandra Faustmann, Davina Durasamy, Arne Kayser, Scherer, Dominik Schibler mann, Natalie Rudi, Helmut Lohmann, Nicola Odendahl, Volosciuc, Volker Iwannek Jens Westphal, Martin Westphal

50 Mitgliedschaften der  Arbeitskreis „FORUM chronisch Planmäßige, außerplan­ Paul, Johanna Deutschen AIDS-Hilfe e. V. kranker und behinderter mäßige, freie und ehrenamt- Priebe, Maria in anderen Organisationen Menschen“ des Paritätischen liche Mitarbeiter_innen der Purkart, Klaus September 2017  Arbeitskreis „Sucht“ des DPWV DAH-Bundesgeschäftsstelle Rademacher, Marianne  Berliner Arbeitskreis „Prävention Reichert, Thomas  AIDS Action Europe für/mit Frauen und transidenten Ayanoğlu, Sibel Russo, Mario  Akademie Waldschlösschen Menschen in der Prostitution“ Bagyinski, Ferenc Rzepka, Rainer  Aktionsbündnis Hepatitis und (Senatsverwaltung für Gesundheit Bahr-Dixson, Barbara Sander, Dirk Drogengebrauch und Soziales) Bakambamba, Alphonsine Sarma, Navina  Aktionsbündnis gegen AIDS  Bund-Länder-Gremium zur Berger, Simone Schafberger, Armin  akzept e. V. Bundesverband für Prävention von HIV/Aids, STI und Bitzan, Matthias Schäffer, Dirk akzeptierende Drogenarbeit Hepatitiden Bock, Werner Schmidt, Ludger und humane Drogenpolitik  Charta zur Betreuung schwerst- Böttger, Ljuba Schmidt, Ronny  BISS e. V. kranker und sterbender Menschen Bruns, Karl-Heinz Schomann, Tim  Bundesarbeitsgemeinschaft  Cannabis als Medizin e. V. Carstensen, Jens Schönwetter, Beate Selbsthilfe von Menschen mit Foto: Renata Chueire  Correlation Network – European Dähne, Michael Schraml, Katja Behinderung und chronischer Network Social Inclusion & Health Dause, Irene Schützenberger, Thomas Erkrankung und ihren  Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V. Dreher, Jochen Schwarz, Dagmar Angehörigen e. V. Die 50-Euro-PrEP kommt (DAIG) Eggers, Silke Schwarz, Thomas (BAG Selbsthilfe)  Deutsches Expertennetzwerk HIV Einfinger, Holger Seithe, Matti  Bundesvereinigung für Im September verkündete der Kölner Apotheker und Hepatitis e. V. Eldau, Monika Sellmayr, Erika Prävention und Gesundheits­ Erik Tenberken eine kleine Sensation: Schon ab Ende  Deutschsprachige Gesellschaft für Fedler, Lisa Sindelar, Clemens förderung e. V. Psychosoziale Onlineberatung Fiechtner, Armin Speer, Jacqueline des Monats solle es in ausgewählten Apotheken die  Bündnis der Fachberatungs-  Deutsches Institut für Menschen- Fink, Annette Sporleder, Uli HIV-PrEP (siehe S. 17) für gut 50 Euro pro 28 Tablet- stellen für Sexarbeiterinnen rechte Gamroth, Anna Strickert, Moritz und Sexarbeiter (Bufas) ten geben.  Gemeinsamer Bundesausschuss, Gangarova, Tanja Strunk, Brigitte  Bündnis Vielfalt für alle Unterausschüsse Familienplanung, Göhlke, Kerstin Stuhlmüller, Peter  Civil Society Forum on HIV, In Deutschland sind seit Ende 2016 drei Medikamen- Methodenbewertung und Arznei­ Gorin, Alexey Sweers, Holger Hepatitis and Tuberculosis mittel sowie Arbeitsgruppen Grelle, Jutta Taubert, Steffen te zum Schutz vor HIV zugelassen. Bislang kosteten  Der Paritätische Gesamtverband  Gesundheitsparlament Berlin Gronski, Heike Vyshemirskaia, Inessa 30 Tabletten aber mindestens 500 Euro.  Deutscher Behindertenrat (DBR)  Gesundheitstraining e. V. Gurinova, Alexandra Westphal, Martin  Deutscher Hospiz- und Palliativ-  gesundheitsziele.de Hehle, Teresa Wicht, Holger Um die PrEP erschwinglich(er) zu machen, handel- Verband e. V. (DHPV)  Improving Quality in HIV Hetzel, Dirk Wulff, Dennis  Gesicht zeigen für ein weltoffenes te Tenberken deshalb einen Vorzugspreis mit einem Prevention­ in Europe (IQHIV) Hoffmann, Kay Deutschland e. V. Generika-Hersteller aus. Er bezieht größere Mengen  International Harm Reduction Hofmann, Manuel  Global Network of People Living Im Berichtszeitraum Association (IHRA) Kimmel, Sebastian Tabletten und lässt sie in Blistern verpacken. So ent- with HIV/AIDS (GNP+) ausgeschieden:  International Network of People Klingenberg, Winnie  HIV Europe steht ein neues, nur für die PrEP zugelassenes Prä- Who Use Drugs (INPUD) Klumb, Silke Daitche, Olga parat.  Koordinierungsgremium zur Knoop, Jana Dörr, Arnold Vertretung/Mitarbeit der Begleitung der Strategie BIS 2030 Knorr, Bärbel Kolbe, Christoph Die DAH würdigte Tenberkens Mut und Kreativität. Deutschen AIDS-Hilfe in  Netzwerk Jungen- und Kresin, Margitta Luczak, Melanie Gremien und Arbeitskreisen Männergesundheit Kretschmer, Olaf Wiebe, Mara „Die 50-Euro-PrEP verschafft Menschen endlich Zu-  Off-Label-Kommission im BfArM Krone, Michael gang zur Prophylaxe, die sie dringend brauchen“, so  Arbeitsgemeinschaft Gesundheit Kunath, Charlotte Praktikant_innen: Vorstandsmitglied Ulf Hentschke-Kristal. „Die Lö- (VENRO e. V.) Kusitzky, Dennis sung ist dieses Modell aber noch nicht: Zum einen  Arbeitsgemeinschaft „Sexuelle Kuske, Matthias Schuster, David Gesundheit“ der Deutschen Laußmann, Christina Röhr, Alexander ist die PrEP nicht überall verfügbar, zum anderen STI-Gesellschaft Leibnitz, Mirja Richter, Jason können sich auch 50 Euro nicht alle Menschen leis-  Arbeitskreis AIDS der Lemmen, Karl Tunkel, Christopher ten. Wir brauchen daher einen regulären, über die niedergelassenen Ärzte Berlin e. V. Lumma, Klaus Schwanzer, Tiemo  Arbeitskreis „Altenhilfe und Mörsch, Kerstin Sommer, Johanna Krankenkassen finanzierten Zugang zur HIV-Pro- Pflege“ des Paritätischen Panochenko, Oksana Salvani, Sarah phylaxe.“

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