GESCHÄFTSBERICHT 2019 Geschäftsbericht 2019 Kompetenzen Fördern –

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Der Geschäftsbericht gibt einen Überblick über die Aktivitäten der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) im Jahr 2019, ihre rechtlichen Arbeitsgrundlagen und Aufgaben, über die personelle Zusammensetzung des Gremiums sowie ihre Organisationsstruktur. MEDIENSTANDORT ∙ BÜRGERMEDIEN ∙ MEDIENBILDUNG ∙ JUGENDMEDIENSCHUTZ GESCHÄFTSBERICHT 2019 Geschäftsbericht 2019 Kompetenzen fördern –

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Geschäftsbericht 2019 2019 TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 3

INHALT

Vorwort ...... 4 Medienbildung ...... 48 ... Programmieren als Arbeitsfeld der Kompetenzen fördern – Strategien Handlungsorientierten Medienpädagogik . . . .50 entwickeln – Innovationen wagen ...... 6 ... Aktivitäten in Daten und Fakten ...... 52 ··· Aktive Sicherung von lokaler und ... Gegen Mauern – Medienpädagogische regionaler Vielfalt – ein coronafestes, Grenzprojekte ...... 52 mit EU-Recht vereinbares Gebot des ... Nachhaltige Medienprojekte Verfassungsrechts ...... 7 in Netzwerken ...... 56 ··· 8. Hessisch-Thüringisches Mediengespräch ... Medienbildung für Senioren und „Leben Digital – Eine Frage der Ethik“ . . . . . 12 intergenerative Medienarbeit ...... 61 ··· Moderne Medienbildungsarbeit im Thüringer Medienbildungszentrum Wettbewerbe, Veranstaltungen, der TLM in Gera (TMBZ) ...... 19 Aus- und Fortbildung ...... 62 ... Wettbewerbe ...... 63 Kommerzieller Rundfunk ... Veranstaltungen ...... 64 und Online-Medien ...... 22 ... Aus- und Fortbildung ...... 70 ... Mediennutzung ...... 23 ... Veranstalter ...... 26 Die TLM ...... 72 ... Zulassung und Aufsicht ...... 30 ... Aufgaben ...... 73 ... Medientechnik ...... 32 ... Organisation ...... 73 ... Wesentliche Beschlüsse ...... 78 Bürgermedien ...... 38 ... Haushalts- und Wirtschaftsführung ...... 82 ... Neuausschreibung der Lizenzen ...... 39 ... Zusammenarbeit ...... 83 ... Programminhalte ...... 40 ... Reichweiten ...... 41 Chronik ...... 84 ... Medienbildung in Bürgermedien ...... 42 ... Berichte aus den Bürgerradios ...... 42 Abkürzungsverzeichnis ...... 86 ... Vernetzung auf Bundesebene ...... 47 4 | TLM GESCHÄFTSBRICHT 2019

VORWORT

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,

mit dem Geschäftsbericht bieten wir Ihnen einen Präsentieren konnten wir die Ergebnisse der Studie umfassenden Überblick über die Aktivitäten der „Aktive Sicherung lokaler und regionaler Medienviel- Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) im Jahr 2019, falt – Rechtliche Möglichkeiten und Grenzen der För- unsere rechtlichen Arbeitsgrundlagen und Aufga- derung inhaltlicher Qualität in Presse-, Rundfunk- ben sowie die personelle Zusammensetzung des und Online-Angeboten“. Diese wurde in Kooperation Aufsichtsgremiums und die innere Organisations- mit der Thüringer Staatskanzlei vom Institut für Eu- struktur. ropäisches Medienrecht e. V. (EMR) erstellt.

Unter dem Thema „Kompetenzen fördern – Strate Ein besonders bemerkenswertes Beispiel einer er- gien entwickeln – Innovationen wagen“ haben wir folgreichen Zusammenarbeit war das gemeinsam besondere Beiträge erstellt und lassen auch dieses mit verschiedenen Partnern veranstaltete 8. Hes- Mal wieder externe Experten zu Wort kommen. sisch-Thüringische Mediengespräch „Leben digital – Diese Beiträge sind farbig markiert. Eine Frage der Ethik“ in Frankfurt. Die Veranstaltung fand so ein breites positives Echo, dass wir den von der LPR Hessen erstellten Tagungsbericht hier noch einmal ausführlich dokumentieren. TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 5

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Für das Thüringer Medienbildungszentrum der TLM Zum Jahresende konstituierte sich die Versammlung in Gera (TMBZ Gera) haben wir in der Geraer Häsel- mit vielen neuen Mitgliedern für ihre 8. Amtsperiode, burg ein neues Domizil gefunden. Dort wird nun un- die bis November 2023 dauern wird. Als Vorsitzende ser multimediales und generationsübergreifendes wurde Dr. Ute Zacharias bestätigt, die das Gremium Konzept unter modernen Bedingungen zeitgemäß nach dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden und konsequent umgesetzt. Creative Gaming, Ac Johannes Haak bereits seit April leitet. tionbound, Seniorenakademie, Digitaler Stammtisch, Online-Redaktion und vieles mehr stehen für das ak- Zum Schluss noch ein Hinweis: Der Geschäftsbericht tuelle, moderne Gesicht des TMBZ Gera. beschreibt nur rudimentär die zurückliegenden Akti- vitäten der TLM. Intensivere und vielfältigere Infor- Im Rahmen der Fortbildungsreihe „Programmieren mationen über unsere seinerzeitigen und aktuellen in der Grundschule mit dem Calliope mini“ wurden Aktivitäten und Positionen finden Sie unter bisher fast 100 Lehrer in der Vermittlung eines ele- www.tlm.de. mentaren Verständnisses für Informationstechnolo- gie geschult. Ein Erfolg, der es lohnt, das Thema aus- Übrigens: Die sehr umfangreichen länderüber führlicher darzustellen. greifenden bundesweiten Aufgaben aller Landes medienanstalten, an denen die TLM ebenfalls enga- Für vier Jahre neu ausgeschrieben und vergeben giert mitwirkt, dokumentiert u. a. die Internetseite wurden Zulassungen und Zuweisungen der UKW- www.die-medienanstalten.de. Frequenzen für die Thüringer Bürgerradios in Eise- nach, Erfurt, Jena, Nordhausen, Saalfeld/Rudol- stadt/Bad Blankenburg und Weimar. Ihr

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, Erstmals wurden in Thüringen Übertragungskapazi- täten in DAB+ für private Veranstalter ausgeschrie- Jochen Fasco ben. 2020 wird die Zulassungsentscheidung getrof- Direktor fen.

Organisiert und durchgeführt haben wir mit ver- schiedensten Partnern wieder eine Vielzahl von Ver- anstaltungen. Ich denke hier beispielsweise an die 9. Jenaer Medienrechtlichen Gespräche „Influencer – Vom Privatvergnügen zum Wirtschaftsunterneh- men“, das Meetup Social Media „#CreatorsHot spot19“, den AudioFreitag „... und wie hörst du so?“ im Vorfeld der Verleihung des Rundfunkpreises Mit- teldeutschland in Erfurt, den Fachtag „Alles außer Kontrolle? – Politischer Meinungskampf im Social Web. Was kann Medienbildung leisten?“ oder auch das Thüringer Mediengespräch der TLM „Werden Wahlen im Netz gewonnen?“. 6 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 KOMPETENZEN FÖRDERN – STRATEGIEN ENTWICKELN – INNOVATIONEN WAGEN

JAHRESTHEMA TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 7 KOMPETENZEN FÖRDERN – STRATEGIEN ENTWICKELN – INNOVATIONEN WAGEN

Aktive Sicherung von lokaler und regionaler Vielfalt – ein coronafestes, mit EU-Recht vereinbares Gebot des Verfassungsrechts1 Dr. Jörg Ukrow, LL.M.Eur. EU-Recht mit medien Zur Systemrelevanz regionaler vielfaltsfreundlicher und lokaler Medien Auslegung und Anwendung Die unverzichtbare Funktion freier lokaler und regio- Das EU-Recht erweist sich bei einer naler Medien für eine demokratische Gesellschaft Gesamtschau als eine Rechtsord- „vor Ort“, für die individuelle und öffentliche Mei- nung, die mediale Vielfaltssicherung nungs- und Willensbildung in Bezug auf Räume der im regionalen und lokalen Bereich Nähe ist unumstritten. Solche eigen- der Mitgliedstaaten nicht behindert, ständigen lokalen und regionalen sondern vielmehr begrüßt und in Räume der gemeinsamen Identifika- Teilen sogar aktiv unterstützt. Dies tion und des Dialogs sind für die gilt auch aktuell mit Blick auf Unter- grundgesetzliche Ordnung unver- stützungsmaßnahmen zur Bewältigung der durch zichtbar. Gerade auch in Corona-Zei- die Corona-Pandemie ausgelösten Problemlagen. ten, in denen eine Bekämpfung der Hier befinden sich alle privaten Rundfunkveranstal- Dr. Jörg Ukrow, Pandemie zunehmend regional und ter in einer mehr oder weniger intensiv ausgepräg- LL.M.Eur. lokal diversifiziert erfolgen soll, zeigt ten Schieflage: Fortdauernden Kostenblöcken insbe- sich die Systemrelevanz freier lokaler sondere auch im Bereich der Infrastrukturkosten und regionaler Medien weit über den steht ein erheblicher Einbruch bei Werbeeinnahmen Aspekt, die Funktionsfähigkeit si- gegenüber. Für eine Vielzahl von lokalen und regio- 1 Der Beitrag baut auf cherheitsbezogen kritischer Infra- nalen Rundfunkveranstaltern stellt dies eine exis- einem vom Verfasser strukturen zu wahren, hinaus. tenzgefährdende Situation dar. Umso wichtiger ist es, zusammen mit Mark dass im Bereich der EU-Beihilfeaufsicht dem in Art. D. Cole für TLM und Umso problematischer waren bereits vor der Pande- 167 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europä Thüringer Staatskanz- mie feststellbare Ausdünnungen von Medienvielfalt ischen Union (AEUV) verankerten Gebot einer me- lei 2019 erstellten Gut- in den lokalen und regionalen Räumen massenkom- dienvielfaltsfreundlichen Auslegung eine zentrale achten über „Aktive munikativer Nähe. Ohne mediale Diskursforen zu Rolle in der Anwendung von Ausnahmen zum Grund- Sicherung von lokaler kommunalen Angelegenheiten, ohne regionalen satz des Beihilfenverbots zukommt. Dies ließ schon und regionaler Viel- Qualitätsjournalismus droht die verfassungsrechtli- vor Corona Maßnahmen zur Förderung lokaler und falt“ auf. che Garantie kommunaler Selbstverwaltung ebenso regionaler Medienvielfalt regelmäßig als unions- in Mitleidenschaft zu geraten wie die föderale Struk- rechtskonform einstufen. Das Europäische Parla- tur der Bundesrepublik. ment hat im Übrigen jüngst selbst die Bedeutung 8 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 KOMPETENZEN FÖRDERN / STRATEGIEN ENTWICKELN / INNOVATIONEN WAGEN

freier Medien gerade in Corona-Zeiten unterstrichen: Vielfalt als Leitbild positiver Medien Es befürchtet, dass eine sich verschlechternde fi- ordnung – auch für neue Medien relevant nanzielle Lage der Medienbranche dazu führen In Deutschland dienen die Medienfreiheiten des könnte, dass Nachrichtenanbieter nicht mehr in der Grundgesetzes (GG) alle dem Ziel umfassender Ge- Lage sind, klare und sachliche Informationen über währleistung freier individueller und öffentlicher die Coronavirus-Pandemie bereitzustellen und Des- Meinungsbildung mit Vielfalt als Leitbild. Während information zu bekämpfen. Desinformation über Co- allerdings das Bundesverfassungsgericht mit dem vid-19 stelle ein großes Problem für die öffentliche Gebot einer positiven Ordnung des Rundfunks eine Gesundheit dar, betonen die Abgeordneten in einer gesetzgeberische Handlungspflicht begründet, die am 17. April 2020 angenommenen Entschließung. Al- nicht zuletzt auch das Gebot einer raschen und effek- le Bürger sollten Zugang zu genauen und überprüf- tiven Reaktion auf neue Herausforderungen für die ten Informationen haben. Freie, unabhängige und lokale und regionale Dimension des Vielfaltsziels ausreichend finanzierte Medien seien für unsere De- zum Gegenstand hat, sind gesetzgeberische positive mokratien von entscheidender Bedeutung, so das Handlungspflichten in Bezug auf die Vielfalt der Parlament. Presse deutlich weniger konturiert. In Bezug auf diese Mediengattung setzt das bisher vorherrschende Einige Maßnahmen wurden bereits ergriffen, um die Verständnis des GG auf die Entstehung und Bewah- Medienfreiheit zu fördern und Journalisten zu schüt- rung von Pressevielfalt durch die Bedingungen des zen. Im März 2020 stellte die Europäische Union 5,1 marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Eine Pflicht zur Millionen Euro für die Finanzierung von Projekten positiven Ordnung der Presse oder des Internets zur Verfügung‚ die darauf abzielen, Verletzungen der auch jenseits rundfunkähnlicher Telemedienange- Pressefreiheit zu erfassen und zu verhindern, Risi- bote kann aber nicht generell für die Zukunft ausge- ken für den Pluralismus aufzudecken und grenz schlossen werden, sofern Vielfaltsverengungen in überschreitende Ermittlungen zu unterstützen. Mit- diesen Mediensegmenten eine für die Offenheit des te April forderten die Mitglieder des Kulturausschus- demokratischen Meinungs- und Willensbildungspro- ses des Europäischen Parlaments zudem die Kom- zesses außergewöhnliche Gefährdungslage begrün- mission auf, das Potenzial für einen Notfallfonds zur den sollten. Unterstützung der Medien- und Pressebranche zu prüfen, um der kritischen Lage zu begegnen, in der sich viele Medien befinden. TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 9

In die Richtung einer solchen Pflicht auch zur positi- ter abhängig sein. Mit dieser Entscheidung knüpft ven Ordnung von Social Media mit Marktdominanz das BVerfG bisherige Überlegungen zu öffentlichen kann die sog. III.-Weg-Entscheidung des BVerfG vom Räumen als Orte der Kommunikation an und erwei- 22. Mai 2019 im Vorfeld der Wahlen zum Europä tert diese Erwägungen territorial in den digitalen ischen Parlament 2019 verstanden werden. Hier hat Raum und personal-funktional auf die Tätigkeit von Karlsruhe erstmalig den verfassungsrechtlichen Informationsintermediären. Die Einbeziehung auch Problemhaushalt von sozialen Netzwerken in Ansät- des Gleichheitsgrundsatzes des Grundgesetzes in zen skizziert und dabei Differenzierungskriterien in die Erwägungen zur kommunikationsfreiheitlichen der Bewältigung aufgezeigt: Ob und gegebenenfalls Bedeutung des dynamischen Raumverständnisses welche rechtlichen Forderungen sich aus der mittel- spricht dabei zugleich dafür, auch den Aspekt kom- baren Drittwirkung von Grundrechten für das Ver- munikativer Chancengleichheit in durch Intermedi hältnis zwischen Privaten auch für Betreiber sozialer äre gestalteten digitalen Räumen als verfassungs- Netzwerke im Internet ergeben, könnte danach vom rechtlich vorgeprägt einzustufen. Von hier zu einem Grad ihrer marktbeherrschender Stellung, der Aus- verfassungsrechtlichen Gebot der Herstellung auch richtung der Plattform, dem Grad der Angewiesen- digital und kommunikativ gleichwertiger Lebensver- heit auf eben jene Plattform und den betroffenen In- hältnisse z. B. zwischen Stadt und Land ist es bei ei- teressen der Plattformbetreiber und sonstiger Drit- ner Gestaltung einer gemeinwohlverträglichen positiven Kommunikationsordnung im digitalen Zeitalter nur ein kleiner Schritt. 10 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 KOMPETENZEN FÖRDERN / STRATEGIEN ENTWICKELN / INNOVATIONEN WAGEN

Maßnahmen zur Vielfaltsförderung Die Landesmedienanstalten besitzen bei der Viel- faltsförderung im Rundfunkbereich eine hervorge- hobene, derzeit auf § 40 des Rundfunkstaatsvertrags (RStV), zukünftig nach dessen Inkrafttreten auf § 112 des Medienstaatsvertrages (MStV) gestützte Rolle. Diese umfasst – bei voraussichtlich fortdauernd un- terschiedlicher finanzieller Handlungsfähigkeit und Präsentation der Studie in Berlin fortdauernd differenzierter Betrauung der einzelnen Landesmedienanstalten durch das jeweilige Lan- desrecht – die finanzielle Förderung von landes- demgegenüber derzeit wie auch unter dem zukünfti- rechtlich gebotener technischer Infrastruktur zur gen Regime des MStV auf staatsvertraglicher Grund- Versorgung des Landes und zur Förderung von Pro- lage nicht. Vorschläge für eine Erweiterung des för- jekten für neuartige Rundfunkübertragungstechni- derfähigen Aufgabenpotenzials nicht zuletzt mit ken, die finanzielle Förderung der nichtkommerziel- Blick auf die Sicherung des Ziels lokaler und regionalen Veranstaltung von lokalem und regionalem ler Medienvielfalt wurden im neuen Medienstaats- Rundfunk und von Projekten zur Förderung von Me- vertrag am Ende nicht aufgegriffen. Verfassungs- dienkompetenz sowie die Förderung offener Kanäle. recht steht einer solchen Ausdehnung von Förder- Die seitens der KEF vorgeschlagene Anhebung des möglichkeiten nicht entgegen, solange diese Förde- Rundfunkbeitrags ist insoweit unmittelbar vielfalts- rung staatsfern und tendenzneutral ausgestaltet ist. fördernd einsetzbar – insbesondere dann, wenn der Diesen Vorgaben ist auch bei der Bearbeitung des Anteil der Landesmedienanstalten zur Corona-Kri- Handlungsauftrages durch die Protokollerklärung Nr. senbewältigung moderat über den bisherigen Pro- 3 aller Länder zum Medienstaatsvertrag „regionale zentsatz von 1,89 % hinaus erhöht werden sollte. Vielfalt“ Rechnung zu tragen: Die Länder setzen sich danach für eine vielfältige, lokal und regional ausdif- Im Übrigen kommt in einer digitalisierungskompa- ferenzierte Medienlandschaft in Deutschland ein. tiblen Vielfaltsförderung zu Gunsten auch lokaler „Mit dem Ziel, auch künftig eine differenzierte, profes- und regionaler Angebote ‚must carry‘- und ‚must be sionelle und relevante Berichterstattung aus allen found‘-Regelungen zunehmendes Gewicht zu, da Teilen der Bundesrepublik zu erhalten, werden die Auffindbarkeitsregulierung im digitalen Angebots Länder – über die bereits im Zusammenhang mit dschungel zunehmend mehr Bedeutung zukommt dem Medienstaatsvertrag getroffenen Vereinbarun- als der klassischen Auswahlregulierung bei Knapp- gen hinaus – Maßnahmen zur Sicherung der regiona- heitssituationen. Die Anbieter von infrastrukturge- len und lokalen Medienvielfalt prüfen. Neben tradier- bundenen Medienplattformen nach § 81 MStV tref- ten Medienhäusern sollen in diesen Prozess auch fenden Belegungspflichten in Bezug auf (1.) private weitere Akteure (u.a. Medienplattformen und -inter- Fernsehprogramme, die Regionalfenster gemäß § mediäre) einbezogen werden.“ 59 MStV enthalten, (2.) die im jeweiligen Land zugelassenen Hörfunkprogramme und regionalen und In der Corona-Krise lässt sich im Übrigen das Bemü- lokalen Fernsehprogramme sowie (3.) die Offenen hen der Länder wie der Landesmedienanstalten er- Kanäle sind insoweit ebenso eminent vielfaltsrele- kennen, durch eine flexible und pragmatische Hand- vant wie es die Vorschriften zur privilegierten Auf- habung bestehender Rechtsgrundlage zum einen findbarkeit von Fensterprogrammen auf Benutzer- den digitalen gesellschaftlichen Diskurs auch in Zei- oberflächen nach § 84 Abs. 3 MStV und die Relevanz ten von Beschränkungen traditioneller Formen des des zeitlichen Anteils an regionalen und lokalen In- Meinungsaustausches in Versammlungen aufrecht- formationen als Klassifizierungskriterium nach § 84 zuerhalten und zum anderen durch besondere Hilfs Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 MStV sind. Gleiches gilt für die pakete der besonderen finanziellen Gefährdungslage Vorgaben zu Transparenz und Diskriminierungsfrei- gerade auch für private lokale und regionale Me- heit in der Auffindbarkeit für Medienintermediäre dienanbieter Rechnung zu tragen. nach §§ 93, 94 MStV in ihrer Konkretisierung durch eine gemeinsame Satzung der Landesmedienan- Europäische Instrumente der stalten nach § 96 Satz 1 MStV. Medienförderung Eine direkte Möglichkeit, bei der Umsetzung neuer Eine rechtsvergleichende Betrachtung europäischer kreativer Ideen, der Gestaltung neuer Formate oder Medienförderungsmodelle zeigt auf, dass diese sehr der Schaffung vielleicht nicht massentauglicher oder unterschiedlich ausgestaltet sind. So ist zum Bei- territorial begrenzter Inhalte auf nachhaltige finan- spiel in anderen europäischen Staaten die Presseför- zielle Förderinstrumente zurückzugreifen, besteht derung Regel und nicht Ausnahme. Die Instrumente, TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 11

die in europäischen Staaten mit dem Ziel einer ef- fektiven vielfaltswahrenden und -stärkenden Me- dienförderung zum Einsatz kommen, reichen von einer Bezuschussung hin zu einer Verbes- serung der allgemeinen Rahmenbedingungen für Vielfalt durch Aus- und Weiterbildung von Jour- nalisten. Die ausdifferenzierte Praxis der EMRK-Ver- tragsstaaten in Sachen Vielfaltsförderung kann die Auslegung der Medienfreiheit nach Art. 10 EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention) in einer Weise (mit-)bestimmen, die auch für die Frage bedeutsam ist, ob sich Fördermaßnahmen deut- scher Hoheitsträger im durch dieses europäische Menschenrecht gesetzten Rahmen halten.

Insoweit ist bedeutsam, dass sich der Schutz regionaler und lokaler Vielfalt vor den Gefährdungen durch die Corona-Pandemie zunehmend zu einem gemeineuropäischen Regu- lierungsansatz entwickeln könnte. Befürchtun- gen, die Krise könne zu einer Eindämmung von Medienfreiheit und -vielfalt führen, haben sich bislang erfreulicherweise jenseits von Mitglied- staaten, die rechtspopulistisch (mit-)regiert werden, nicht bewahrheitet. Fortdauern- de Wachsamkeit in Bezug auf etwaige vielfaltsverengende Fehlentwicklungen ist indessen ein Gebot einer zunehmend auch transnational auszu- richtenden wehrhaften Demokratie zum Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Denn das Wertefundament des Art. 2 EUV, zu dem auch Medienpluralismus zählt, gilt es gerade in Krisenzeiten aktiv zu schützen.

Das Gutachten von Dr. Jörg Ukrow und Mark D. Cole ist in der Schriftenreihe der TLM, Band 25, erschienen und hier erhältlich (siehe auch S. 67). 12 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

Tagungsbericht LPR Hessen 8. Hessisch-Thüringisches Mediengespräch „Leben Digital – Eine Frage der Ethik“ Eine Veranstaltung der LPR Hessen und der TLM mit weiteren Partnern „Was du nicht willst, dass man dir tu’ …“ Gesundheitsapps, Smart Home oder vom Algorith- Die Gastgeber erläuterten einführend den Hinter- mus maßgeschneiderte Informationen: Digitale grund der Tagung und formulierten die wesentli- Technologien sind aus unserem Alltag nicht mehr chen Fragen. „Werte in der digitalen Mediengesell- wegzudenken. Doch helfen sie uns wirklich nur da- schaft sind ein Thema, das einer breiten gesell- bei, Entscheidungen zu treffen, Aufgaben zu erledi- schaftlichen Debatte bedarf“ stellte Joachim Be- gen oder produktiver zu sein? Ist die Digitalisierung cker, Chef der Medienanstalt Hessen, fest. „Mit fünf der Schlüssel für ein gelungenes Leben oder auch Institutionen haben wir einen Gastgeberkreis, der ein Weg in Abhängigkeit, Isolierung und Kontrolle? sich dieser großen Frage stellen kann“, so Becker. Am 29. August trafen sich über 180 Experten aus Medien, Bildung, Politik, Kultur und Regulierung in „Die moderne Medienwelt fordert von uns neue Ant- der Evangelischen Akademie Frankfurt, um ethi- worten“, hob Jochen Fasco, Direktor der TLM, her- sche Fragen der Digitalisierung zu diskutieren. Zu vor. Diese im gemeinsamen Diskurs zu finden, das der interaktiven Fachtagung hatten die LPR Hessen sei seine Hoffnung. und die TLM in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Erfurter Netcode Dr. Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der KJM, ver- e. V. und der Kommission für Jugendmedienschutz wies auf aktuelle Gefahren im Netz: auf Filterbla- (KJM) eingeladen. sen, auf Hass und Diskriminierung. „Wir müssen uns fragen, was wir aus technischer, pädagogischer und rechtlicher Sicht dagegen tun können“, so Dr. Kreißig. TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 13

Viele Interessenten bei der Veranstaltung der LPR Hessen und der TLM mit weiteren Partnern in Frankfurt

8. Hessisch-Thüringisches Mediengespräch In der Auseinandersetzung mit ethischen Fragen sind. Dietz stellte in ihrem Vortrag bestimmte Fä- lang erprobt, verwies Markus Bräuer, der Medien- higkeiten als Voraussetzungen für ein gutes Leben „Leben Digital – Eine Frage der Ethik“ beauftragte des Rates der EKD, auf eine alte bibli- heraus. Sie transformierte diese auf Platon und sche Weisheit: „Was du nicht willst, dass man dir Aristoteles zurückgehenden Überlegungen auf die tu’, das füg auch keinem andern zu.“ So rasant sich digitale Gesellschaft: „Ethik in der Digitalisierung ist Technik und KI auch entwickeln, die Sehnsucht eine Ethik der Selbstsorge“, hob Dietz hervor. Ein nach einem achtungsvollen Umgang sei weiterhin gutes Leben sei ein selbstbestimmtes Leben: Auch aktuell. in der digitalen Welt brauche es individuelle Ent- scheidungs- und Gestaltungsspielräume. Trotz aller Kritik an problematischen Inhalten dürfe man nicht vergessen, dass das Netz auch sehr Die Fähigkeit der vernünftigen Einsicht sei ein wei- hochwertige Angebote bereithalte, sagte die Vorsit- teres wesentliches Merkmal. Zur Orientierung in zende des Erfurter Netcode e. V., Kirsten Kramer. der Welt benötige der Mensch Wissen und Informa- „Wir sollten überlegen, wie wir gute Inhalte sichtba- tion, die digital nahezu umfassend verfügbar seien. rer machen können“, so ihr Appell. In Zeiten von Fake News müsse der Mensch aber auch über die Urteilskraft verfügen, die angebote- Wer bin ich und welche Gesellschaft nen Informationen einzuordnen. wollen wir? Gelingendes Leben bedarf bestimmter Fähigkeiten – gerade in der Eine zweckorientierte Lebensweise beinhalte die digitalen Welt Selbstreflexion darüber, selbst zu entscheiden, welche digitale Technik mir tatsächlich dienlich sei. Den inhaltlichen Impuls gab Prof. Dr. Simone Dietz, Nicht alle angebotenen digitalen Funktionen, Tech- Professorin für Praktische Philosophie an der nologien oder Anwendungen seien wesentlich und Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, deren von persönlichem Nutzen. Forschungsschwerpunkte unter anderem morali- sches Verhalten sowie Medienethik und Internet 14 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

Engagierte Diskussionen

Szenarien eines gelingenden digitalen Lebens Als weitere wichtige Fähigkeiten benannte Dietz Unter der Fragestellung ‚Smart oder klug?‘ disku- Besonnenheit und Mäßigung, die in der omniprä- tierten die hessische Digitalministerin Prof. Dr. senten Medienwelt auch Selbstdisziplin erforderten. Kristina Sinemus und Peter Post von der Agentur So seien eine ständige Erreichbarkeit oder die an- Scholz & Volkmer mit Prof. Dietz – moderiert von dauernde Suche nach Informationen sozialen Be- Prof. Dr. Roland Rosenstock (Professur für Prakti- ziehungen nicht immer dienlich oder im privaten sche Theologie/Religions- & Medienpädagogik an Bereich auch störend. der Universität Greifswald sowie Vorsitzender des Fachbeirates beim Erfurter Netcode e. V.). Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion seien wichtige Fähigkeiten, denen gestylte Ins- Prof. Dr. Kristina Sinemus stellte in ihrer Funktion tagram-Stories nicht dienlich seien. Die Selbst- als hessische Digitalministerin klar, dass die Digi- wahrnehmung sollte man nicht an das Urteil von talisierung dem Menschen nutzen müsse und nicht Sport-Apps koppeln, sondern sich besser auf den umgekehrt. „Ethische Fragen müssen der Taktge- eigenen Körper und den eigenen Verstand verlas- ber sein für eine am Menschen orientierte Digitali- sen. sierung“, erläuterte Sinemus die Arbeit des Ethik-Rates. Ein Vorbild, das man nur übernehmen Gerechtigkeit und Respekt gegenüber Menschen müsse, gibt es aus Sicht der Ministerin nicht. „Wir und Dingen üben, sei in der digitalen Welt, in der müssen eine eigene Digitalkultur entwickeln“. ständig aus der Distanz bewertet würde und Urteile Hierbei sei die Politik gefordert, Handlungsspiel- weitreichende Folgen haben könnten, eine wichtige räume zu eröffnen und Alternativen anzubieten. Voraussetzung für eine gelingende Interaktion. „Wenn der lauteste Schreihals die Diskussion be- „Es gibt ’ne Menge Sachen, die Maschinen besser stimmt“, sollten Kommentarfunktionen anders ge- können“, stellte Peter Post fest, was aber kein Frei- staltet werden, schlug Dietz vor. Die digitale Welt brief für die großen Player sei. Er hob die Bedeu- fordere von uns ständig Bewertungen: Urteile über tung von Transparenz hervor, die er oft vermisse. Produkte, Fotos von Freunden oder Urlaubsziele. Selbstbestimmung und das Angebot von Alternati- Einen solchen „kurzen Prozess“ durch die eigene ven seien auch aus seiner Sicht essenziell. Die Nut- Bewertung sollten wir uns in unserem sozialen Um- zer sollten nicht akzeptieren, dass man bestimmten feld nicht zu Eigen machen, warnte Dietz. Dingen nichts entgegensetzen könne und nach Al- ternativen suchen – auch zu Angeboten wie bei- Die Digitalisierung befördere soziale Teilhabe, was spielsweise Facebook. „Im Netz lassen wir uns Menschen sehr beglücken könne. Technologie dür- mehr gefallen als im öffentlichen Leben“, kritisierte fe hier bestimmte Gruppen der Gesellschaft aber Post und sprach sich für eine schärfere Regulie- nicht ausschließen. rung aus, die zwar unpopulär, „jetzt aber nötig!“ sei. TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 15

Meinungsbildung in Zeiten von Kosten- druck, Algorithmen und alternativen Wahrheiten Die Fish-Bowl unter Moderation von Karsten Fre- richs (epd) hatte die Meinungsbildung zum Thema. Inwiefern diese durch den Kostendruck innerhalb der Medienhäuser oder durch alternative Wahrhei- ten verzerrt oder beeinflusst wird, diskutierten die Experten kontrovers:

Die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Bir- git Stark (Universität Mainz) stellte fest, dass sich die Mediennutzung und mit ihr die Meinungsbildung zwar erheblich verändert hätten, die Nutzer sozi aler Netzwerke aber durchaus auch andere Quellen zur Information heranziehen würden. Im Zusam- menspiel von Social Media und den klassischen Me- dien würden sich neue Themen und andere Sicht- Dass Algorithmen für den Journalismus kein weisen ergeben, wobei den klassischen Medien Schreckgespenst sein müssen, sondern sinnvoll mehr Vertrauen entgegengebracht würde als den und hilfreich, stellte Claus Grewenig, Mediengruppe sozialen Netzwerken. Den Nutzern sei grundsätz- RTL Deutschland, fest. Unabhängig davon hält auch lich klar, dass die Qualität der Information unter- er es für wichtig, dass sich die ausgebildeten Jour- schiedlich sei. Problematisch wäre, dass in sozialen nalisten in den sozialen Medien bewegen, was die Netzwerken oft nicht mehr nachvollziehbar sei, wo- Mediengruppe RTL offensiv verfolge. Nur hier her eine Information stamme. könnten die Zielgruppen angesprochen werden, die den klassischen Medien „verloren“ erscheinen. Den Beitrag von Rezo kurz vor der Europawahl be- Sein Haus setze hier auf das klassische journalisti- zeichnete Stefan Kuzmany (Spiegel Online) als sche Handwerkszeug, das sich auch im Social Web „Alarmzeichen“. Rezo habe keine journalistische bewähre. Ausbildung und seine Informationen seien nicht ausgewogen, monierte Kuzmany. Bezogen auf die Hass, Gewalt und Diskriminierung: Wege sozialen Medien warnte Kuzmany: „Wir dürfen uns aus der Gewaltspirale nicht zu sehr treiben lassen!“ Fake News würden Journalisten eher als Vorwurf von bestimmten Le- Wer sich mit digitaler Kommunikation und dem So- sern begegnen. Wenn die klassischen Medien nicht cial Web beschäftigt, kommt um eine Auseinander- jede Debatte der sozialen Medien spiegeln und setzung mit Hass, Gewalt und Diskriminierung im Trump’sche Mitteilungen nicht grundsätzlich auf- Netz nicht herum. Die Diskussion mit den Experten greifen, würde man alternativen Wahrheiten auch leitete Dr. Peter Widlok (Landesanstalt für Medien keine weitere Verbreitungsplattform bieten. NRW).

Journalisten sollten sich unbedingt auch in den so- „Wenn man im Netz Stellung nimmt zu bestimmten zialen Medien bewegen, forderte dagegen Cordt Themen, zieht man viel Hass auf sich“, berichtete Schnibben von der Reporterfabrik: „Man kann sich Rayk Anders, Blogger und freier Journalist. Er habe die Arroganz der Verweigerung sozialer Medien versucht, sich dagegen zu wehren, sei aber bei Po- nicht mehr leisten!“ Gleichzeitig sollten Blogger lizei und Staatsanwaltschaften nicht weit gekom- und Influencer das journalistische Handwerkszeug men. „Es interessiert keine Sau!“, musste Anders erlernen, wenn sie ihrer Verantwortung gerecht erfahren. Aber auch bei Facebook sei er nicht wei- werden wollen. Die sozialen Medien hätten sich in- tergekommen. Deren „Löschpolitik“ sei für ihn zwischen zu einer ‚fünften Gewalt‘ entwickelt. Da- nicht nachvollziehbar. mit sei es erforderlich, dass Wissen der Medienma- cher als vierter Gewalt im Staat auf diese neue fünf- Kinder kämen inzwischen schon in recht jungen te Gewalt zu transformieren. Schnibben hob in die- Jahren mit Hassbotschaften im Netz in Kontakt, er- sem Zusammenhang die Arbeit der Reporterfabrik läuterte die Medienforscherin und -pädagogin Prof. hervor, die auch die aktuellen Meinungsbildner des Dr. Friederike Siller (Technische Hochschule Köln Social Web im Focus hätte. und Fachbeirat Erfurter Netcode e. V.). Sobald sie 16 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

über ein Smartphone verfügten – etwa ab 10–12 Quartal dieses Jahres etwa 160.000 Kommentare Jahren – wären sie mit Cybermobbing und Hate gelöscht worden, stellte Weber klar. Dass Speech konfrontiert. Wenn es nicht gelinge, die Ge- Nackt-Aufnahmen schneller gelöscht würden als walt im Netz einzudämmen, müssten die Kinder Hasskommentare, erklärte Weber mit der leichte- wenigstens in die Lage versetzt werden, mit sol- ren Auffindbarkeit solcher Bilder mittels Algorith- chen Inhalten umzugehen. Und für sich selbst ler- men und der unterschiedlichen Wertvorstellungen nen, keine solchen Botschaften zu verbreiten. Die von Nacktheit weltweit. Förderung der Medienkompetenz junger Menschen sei eine gesellschaftliche Pflicht, sagte Siller. Markt der Möglichkeiten: Modellprojekte und Ansätze zur Förderung ethischen Björn Schreiber (Freiwillige Selbstkontrolle Multi- Medienhandelns media-Diensteanbieter e. V. – FSM) plädierte dafür, die Diskussionskultur im Netz aufrecht zu erhalten, Im Anschluss an die Diskussionsrunden wurden dabei aber die Hassbotschaften zurückzudrängen. acht Projekte vorgestellt, die ethisches Medienhan- Er appellierte an die gemeinsame gesellschaftliche deln fördern: Verantwortung, der sich alle stellen müssten. Die von Andrea Bätzig vorgestellte Initiative „Aktiv Dass die Landesmedienanstalten – gegebenenfalls gegen Cybermobbing“ der TLM in Zusammenarbeit gemeinsam mit den Staatsanwaltschaften – tätig mit der Thüringer Polizei verfolgt das Ziel, Schüler werden können, wenn ein Rechtsbruch vorliege, der Klassenstufen 6-10 über Cybermobbing zu in- verdeutlichte der Vorsitzende der KJM, Dr. Wolf- formieren und Schutzmechanismen zu entwickeln. gang Kreißig. Er betonte nicht nur das Erfordernis der Regulierung und einer guten Zusammenarbeit Kirsten Kramer und Dr. Martin Ritter präsentierten der Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden, son- den Erfurter Netcode e. V. Ziel des bundesweit täti- dern auch den Austausch und die Kooperation mit gen Vereins ist die Förderung qualitativ hochwerti- den Anbietern der Plattformen. Den öffentlichen ger Angebote für Kinder im Netz. Der Verein setzt Diskurs zu ermöglichen und gleichzeitig Hasskom- Impulse für eine Wertediskussion und verleiht be- mentare zu eliminieren, sei eine gesamtgesell- sonders guten Angeboten ein Gütesiegel. schaftliche Aufgabe. Er verwies in diesem Zusam- menhang auf die erfolgreiche Initiative ‚Verfolgen Nadine Eikenbusch präsentierte das von der Euro- statt nur Löschen‘ in NRW. päischen Kommission beauftragte Projekt Klick safe/Ethik macht klick – eine Sensibilisierungs- Facebook sei selbst sehr aktiv, wenn es um die Lö- kampagne zur Förderung der Medienkompetenz im schung von Hassbotschaften ginge, sagte Marie Te- Umgang mit dem Internet, die in Deutschland von resa Weber (Facebook). Die Plattform beschäftige den Landesmedienanstalten Rheinland-Pfalz und 30.000 Prüfer weltweit, um Hasskommentare zu NRW gemeinsam umgesetzt wird. eliminieren. In Deutschland seien schon im ersten TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 17

Bei News Caching geht es um Nachrichten, Fake News, Hate Speech & Co. Daniel Hildebrandt (medienblau) stellte das Projekt der Medienanstalt Hes- sen vor, bei dem Schüler und Lehrer lernen, sich in Was können wir selbst tun Online-Nachrichten zurecht zu finden. für eine gute digitale Gesellschaft? Was fordern #NichtEgal tritt für ein gutes Miteinander auf You- wir von Anderen? Tube und darüber hinaus ein. Philipp Buchholtz (medienblau) stellte die von YouTube, klicksafe und Das Ende der Tagung bildeten weiteren Partnern gestartete Initiative für Toleranz Co-Creations – Denkräume, in de- und Respekt vor, die mit Schülern in einem Peer- nen die Teilnehmer Ideen, Vor- to-Peer-Konzept arbeitet. schläge und Forderungen erarbeiten konnten, um Fehlentwicklun- Cordt Schnibben präsentierte Reporter 4you. Das gen der Digitalisierung und der di- Projekt verfolgt das Ziel, Schüler über Medien und gitalen Kommunikation zu begeg- Informationen zu informieren. Dazu arbeiten pro- nen. Diskutiert wurden Themen, fessionelle Journalisten direkt mit Schülern zu- die das persönliche oder das Ar- sammen. Das Projekt ist eingebettet in die Repor- beitsumfeld betreffen. Wie gehen terfabrik, der WebAkademie des Journalismus. wir mit digitalen Helfern um? Was macht heutzutage Qualitätsjourna- Barbara Banczyk präsentierte Verfolgen statt nur lismus aus? Und was passiert mit Löschen, eine Initiative zur Rechtsdurchsetzung im unseren Daten im Netz? Hierbei sollten die Teilneh- Netz aus NRW. In einem koordinierten Vorgehen mer nicht nur überlegen, was Politik oder Unter- von Strafverfolgungsbehörden, renommierten Me- nehmen zur Förderung ethischen Handelns beitra- Annegret Grimm dienhäusern und der Landesanstalt für Medien gen können. Gesucht wurde auch nach Möglichkei- NRW werden rechtswidrige und strafbare Äußerun- ten jedes Einzelnen, um zu einem gelingenden digi- gen im Netz verfolgt und die Verfasser konsequent talen Leben beizutragen. zur Verantwortung gezogen. Die Teilnehmer diskutierten lebhaft, kontrovers und Beim Projekt WERTELEBEN–ONLINE engagieren konstruktiv. Die entwickelten Ideen und Vorschläge sich Jugendliche mit vielen Aktionen gegen Cyber- waren vielfältig und beinhalteten Forderungen an mobbing, Hate Speech & Co im Netz. Franziska Dritte ebenso wie Forderungen an uns selbst. Die Raschka und Saskia Eilers präsentierten die Initia- Tagungsmoderatorin Annegret Grimm (Grimm- tive, ein Modellprojekt von JUUUPORT e. V., der Kommunikation) sammelte die Ideen und Vorschlä- NLM und weiteren Partnern. Ausgebildete ‚Scouts‘ ge ein. rufen andere Jugendliche zu mehr Verantwortung für das eigene Verhalten im Netz auf. 18 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

Wahl-O-Mat, Google Maps & Alexa: Der Umgang mit digitalen Helfern Digitale Helfer wie Wahl-O-Mat, Alexa oder Google Maps haben positive Potenziale. Vor deren Nutzung sollte jeder individuell überlegen, welche Helfer wirklich notwendig und welchen ‚Preis‘ wir dafür zu zahlen bereit sind. Die Preisgabe von persönlichen Daten ist vielleicht ein hoher Preis, so dass jeder genau abwägen sollte, welcher Hilfsmittel man sich bedienen möchte.

Film- und Fern- Qualitätsangebote für Kinder – Umgang mit Daten sehwerkstatt Aufwachsen in digitalen Welten Die Datenschutzbestimmungen der meisten Anbie- oral history Um qualitativ hochwertige Angebote für Kinder im ter seien für den Laien nicht mehr nachvollziehbar. Netz zu entwickeln, bedürfe es einer nachhaltigen Die Plattformen müssten verpflichtet werden, diese Förderung anstelle der ‚Projektitis‘. Hier seien aus- Bestimmungen kurz und verständlich zu fassen, reichende öffentliche Mittel erforderlich. Medien- um dem Nutzer eine brauchbare Information zu ge- bildung sei auch Aufgabe der Grundschule, in deren ben. Auch sollten die Medien das Thema der Daten- Lehrplänen die Medienbildung eine stärkere Rolle transparenz im Fokus haben und die Nutzer aufklä- einnehmen sollte. Bildungsserver der Länder könn- ren, welche Risiken bestehen. ten um Informationen für Eltern zu Fragen der Me- dienerziehung erweitert werden. Der vorschulische Zusammen-Leben in vernetzten Welten Bereich sei in das Medienbildungskonzept einzube- Die Netikette als Verständigung darüber, wie man ziehen. Die Verantwortung für ein gutes Aufwach- in der digitalen Welt beruflich und privat miteinan- sen in der digitalen Welt liege bei Eltern, Erziehern der kommuniziert, muss immer wieder neu verhan- und Pädagogen. Nur durch gemeinsames Wirken delt werden. Dazu gehört auch die Frage, ob wir und überzeugende Vorbilder unterstütze man das selbst jederzeit erreichbar sein wollen. Die Digitali- Aufwachsen in der digitalen Welt. Hierzu sei es sierung hat Teilhabe und Teilen leichter gemacht. auch für uns Erwachsene wichtig, Schritt zu halten Die positiven Möglichkeiten zu nutzen – bei der mit den digitalen Möglichkeiten und unsere Vorbild- Nachbarschaftshilfe, im Elternbeirat, im Sportver- funktion wahrzunehmen. ein – ist der richtige Weg für eine gelingende digitale Gesellschaft. Alternative Wahrheiten und Fake News Alternativen Wahrheiten und Fake News sollten wir Wie es weiter geht? Breite gesellschaft- persönlich entgegentreten und selbst aktiv werden. liche Debatte notwendig Beispielsweise durch ‚Gegenbeiträge‘ und Hinwei- se auf seriöse Quellen mit recherchierten und be- „Die Ausgestaltung unseres digitalen Lebens bedarf legten Fakten. Gerade junge Menschen in unserem einer breiten gesellschaftlichen Debatte“, resü- persönlichen Umfeld sollten wir für das Problem mierte Joachim Becker, Direktor der gastgebenden sensibilisieren. Medienanstalt Hessen. „Unser Angebot, ethische Fragen der Digitalisierung mit Experten unter- Qualitätsjournalismus schiedlicher Fachrichtungen zu diskutieren, ist auf Zur Förderung des Qualitätsjournalismus könnten ein so großes Interesse gestoßen, das zeigt, dass wir besonders gute Beiträge über Social Media tei- wir hier den richtigen Weg wählen“, so Becker wei- len und damit selbst zur verbesserten Wahrneh- ter. mung dieser Texte, Audios oder Videos beitragen. Wichtig sei, die Ausbildung junger Journalisten zu Die Kooperationspartner werden die gewonnenen verbessern und auch die Menschen einzubeziehen, Erkenntnisse und Ideen in die Diskussionen inner- die keine journalistische Ausbildung haben, aber halb ihrer Institutionen einbringen und weiterentwi- als Blogger oder Influencer aktiv an der Meinungs- ckeln, kündigten sie an. Dabei unterstrichen sie bildung teilhaben. Die Medien sollten den Qualitäts- nicht nur institutionelle Verantwortlichkeiten, son- journalismus nicht selbst durch überzogene Eigen- dern auch individuelle: Jeder Mensch stehe vor der kritik schlecht reden. Eine positive Wirkung auf Herausforderung, das eigene Handeln dahingehend junge Menschen im Sinne eines Recruiting könnte zu überprüfen, ob es im Sinne eines gelungenen di- auch eine spannende TV-Serie über eine Redaktion gitalen Lebens sinnvoll und nachhaltig ist. haben, in der die Arbeit von Reportern imageför- dernd geschildert wird. TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 19

Julian Vonarb, Oberbürgermeister Moderne Medienbildungsarbeit im der Stadt Gera Thüringer Medienbildungszentrum der TLM in Gera (TMBZ Gera)

Die Welt ist auf den Algorithmus gekommen. Digita- Aus diesem Grund fördern le Software- und Hardwarelösungsstrategien und wir mit der Durchführung Künstliche Intelligenz beeinflussen zunehmend un- von innovativen Projekten ser gesamtes Leben. Wir wandern mit GPS, lassen der Handlungsorientier- uns mit Google Maps durch unübersichtliche Groß- ten Medienarbeit Fähig- städte leiten oder kommunizieren von überall mit keiten, kompetent mit Me- jedem auf der Welt. Per E-Mail, Videokonferenz, dieninhalten und Medien- Live-Chat, Podcast, Videoblog und Social Me- technologien umzugehen. dia-Tools mischen wir uns ein, bestimmen mit und Kinder, Jugendliche und beeinflussen das Leben auf dieser Erde. Wir spielen Erwachsene in allen Le- in hochaufgelösten virtuellen 3D-Welten und woh- bensphasen lernen, den nen in Smart Homes und Smart Cities, in denen digitalen Stift nicht nur zu technische Apparate den Staub wischen und die Or- halten und Codierungen ganisation des Haushalts übernommen haben. zu entschlüsseln, sondern Nach einer Studie des Weltwirtschaftsforums leis- digitale Medien unmittel- ten Roboter im Jahr 2025 mehr Arbeitsstunden, als bar verantwortungsvoll, wir Menschen das dann tun werden. selbstbestimmt und sinn stiftend zu gebrauchen. Diese neue digitale Welt stellt uns alle vor Heraus- Dafür werden neben er- forderungen, um die Akteure unserer eigenen Ge- folgreichen medienpäda- schichten zu bleiben. Dabei spielt es keine Rolle, gogischen Methoden in wie jung oder alt wir sind. Denn die gängigen Orien- der aktiven, handlungsorientierten Projektarbeit Medienstaats- tierungen und Bewältigungsstrategien funktionie- mit Kindern und Jugendlichen insbesondere die sekretär Krückels ren nur noch bedingt oder werden sich komplett Bedürfnisse von Menschen in der dritten Le- bei der Neueröffnung auflösen. bensphase in den Blick genommen. Denn damit sie des TMBZ Gera uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teil- Die mit der Digitalisierung verbundenen Änderun- haben, ihre Erlebnis- und Möglichkeitsräume er- gen fordern, als Konstante in unser aller Leben, die weitern sowie die eigene Selbstwirksamkeit vergrö- Bereitschaft zu lebenslangem Lernen sowie die ßern können, müssen sie sich explizit mit den neu- Notwendigkeit moderner Medienbildung. Sie eröff- en Medientechnologien auseinandersetzen. nen Teilhabe, erweitern das Spektrum individueller Möglichkeiten und des sozialen Miteinanders. Inso- Das Portfolio moderner Medienbildungsarbeit um- fern dienen die modernen Medienbildungsangebote fasst daher ganz unterschiedliche Formate: Von der im TMBZ Gera der Bewältigung des digitalen Ar- medienpraktischen Smartphone-Tour über Semi- beits- und Lebensalltages, für den es kritische so- nare, digitale Stammtische und themenbezogene wie kollaborativ, kreativ und kommunikativ tätige Workshops bis hin zur Seniorenakademie oder dem Menschen braucht. spielerischen Erproben neuer Technologien und Anwendungen im Media Lab. 20 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

Dabei werden mit den einzelnen Qualifizierungsfor- initiiert, die von den Lernenden fordert, ihr Wissen maten differenzierte Zielstellungen, Curricula und und Können aktiv einzubringen. Seminare und (On- Handlungsanweisungen verbunden. Allen gemein- line-)Vorträge, in denen die Medienentwicklung mit sam ist der Ansatz unmit- ihren fachlichen Implikationen und den Wirkweisen telbar über den Nutzen ei- theoretisch dargestellt werden, holen die Menschen ner Medientechnologie in Lernsituationen ab, die sie traditionell kennen. (Information, Kommunika- tion, Unterhaltung, Kreati- Medienpädagogische und handlungsorientierte vitätsförderung, Kollabo- praktische Projekte mit Kindern, Jugendlichen und ration u. a.) das Interesse Erwachsenen verknüpfen hingegen situatives Ler- und die Lernbereitschaft nen, also das Ausbilden neuer Fähigkeiten durch für Medienbildung zu we- Ausprobieren, Kollaboration, Kreativität, kritisches cken. Ausgangspunkt der Denken und Kommunikation, mit der Reproduktion modernen Medienbildung des in den Lernprozessen erworbenen Wissens. Im- ist der aktuelle Lebensbe- mer spielt dabei der praktische Lebensbezug eine zug der Menschen in Ost- zentrale Rolle. thüringen. Hieraus speist Digitaler sich deren Motivation zu lernen, wirksam zu wer- Das im September bezogene neue Domizil in der Stammtisch den und eine Haltung des Bewältigen-Könnens Häselburg Gera, dem Zentrum für Kunst, Kultur (Selbstwirksamkeit) zu kultivieren. Motivierend und Kreativität, bietet mit Kunstschule, Werkstätten, wirkt zudem die Möglichkeit, im Kreis von der Digi- Musikkeller und einer Galerie für Zeitgenössische talisierung noch weitgehend Unberührter, diese Kunst dafür einen attraktiven Rahmen. Als Labora- neuen Medien kennenzulernen, mit ihnen die Freu- torium für neue Ideen und Perspektiven können hier de am gemeinsamen Lernen zu teilen und das Ge- u. a. auch Aspekte ästhetisch-kultureller Medien- fühl zu entwickeln, noch oder wieder dabei zu sein. bildung 2.0 gemeinsam gefördert werden. In unmit- telbarer Nachbarschaft entsteht derzeit der Cam- Moderne Medienbildung findet in einer zweistufi- pus Goethe-Gymnasium/Rutheneum seit 1608, in gen Lernstruktur statt, die es einerseits ermöglicht, Sichtweite befinden sich das Festival-Kino des an erworbenen und konstituierten kognitiv-rationa- Deutschen Kinder Medien Festivals Goldener Spatz, len Handlungs- und Lernpraxen anzuknüpfen, an- dererseits aber auch die Performancesituationen

Aufnahmen im Multifunktions- studio TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 21

Bibliothek, Volkshochschule und Einrichtungen der Jugendsozialarbeit. Moderne Medienbildung findet buchstäblich auf der Baustelle einer wachsenden und alle Lebensbereiche durchdringenden digitalen Kommune statt.

Als Netzwerker in Sachen moderner Medienbil- dung initiieren und beteiligen wir uns an Kooperati- onen, einer Ausbildungspartnerschaft mit der Stadt Gera zur Ausbildung von Mediengestaltern Bild und Ton, Netzwerkprojekten wie der Erarbeitung eines gemeinsamen Media Lab mit Schulen, Vereinen und Unternehmen sowie der Entwicklung einer Di- Projektarbeit gitalstrategie zur Förderung der Medienbildung im TMBZ von Dozenten an der Volkshochschule. Gemeinsam mit Partnern bieten wir regelmäßig Sprechstunden mit Tipps und Hinweisen zur Nutzung moderner Medien an. Und wir arbeiten als Ideengeber im Ar- beitskreis Bildung mit, damit die künftige Smart City Gera lebenswert für alle sein wird. Darüber hinaus engagieren wir uns gemeinsam mit der Bun- desarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisatio- tern und qualifiziere Lehrkräfte, Erziehende und nen (BAGSO) dafür, älteren Menschen die Chancen Multiplikatoren der außerschulischen Jugendsozi- der digitalen Welt näherzubringen. alarbeit. Dabei schließt moderne Medienbildungs- arbeit im TMBZ Gera die Auseinandersetzung mit Doch vor allem die Zusammenarbeit mit Schulen gesellschaftlichen und medienethischen Themen, und die Durchführung von medienpädagogischen medienrechtlichen Fragestellungen und Aspekten Projekten mit Schülern aller Klassenstufen und des Jugendmedienschutzes ein. Schulformen bilden Schwerpunkte moderner Me- dienbildungsarbeit. Um mit der steten Flut an Da- Sie findet in konzentrierten Lehr- und Lernsituatio- ten, Informationen, Bildern und Klängen kompe- nen, intensiver Kleingruppenarbeit sowie in Experi- tent umgehen zu können und die moderne Medien- mentierräumen statt. Dazu können die technischen technologien verantwortungsvoll, selbstbestimmt, und räumlichen Ressourcen kostenlos genutzt kritisch-reflektierend und kreativ für die eigenen werden: Video- und Grafikdesignsoftware, Tonauf- Zwecke zu nutzen, bieten wir eine Vielzahl unter- nahmeeinheiten, Online-Zugang, Redaktionsplätze, schiedlicher Formen der handlungsorientierten Konferenzsystem mit Beamer, portable Schnitt- Projektarbeit an. Unsere medienpädagogischen plätze, ein Medienkoffer mit zehn Tablets, ein Angebote können in der Schule, im TMBZ Gera, in Smartphone-Satz, diverse Kameratechnik, eine anderen kulturellen Räumen und als Freizeitaktivi- Tonkabine, Animationsbox mit Tricktischen, On- tät im Rahmen von Redaktionsgruppen oder Ar- line-Redaktion, Workshop-Räume, Ausbildungsla- beitsgemeinschaften durchgeführt werden. bor und Multifunktionsstudio gehören dazu. Letzte- res bietet die Möglichkeit, Fernsehproduktionen in Wir setzen dabei unsere Expertise im audiovisuel- virtuellen Studiodesigns zu gestalten, Online-Kon- len Bereich von Fernsehproduktionen ein, um Kin- ferenzen und Fachveranstaltungen wie beispiels- dern und Jugendlichen Kenntnisse über die Gestal- weise die Film- und Fernsehwerkstätten zu The- tung und die Wirkweisen von audiovisuellen Pro- men wie dem Dokumentarfilm, Oral-History-For- duktionen einschließlich deren Präsentation in un- maten oder Fake News durchzuführen. terschiedlichen Kontexten (Framing) und auf verschiedenen Plattformen zu vermitteln. Zum Moderne Medienbildung, wie wir sie verstehen, er- Portfolio unserer medienpädagogischen Projektar- weitert unsere Möglichkeitsräume und die Selbst- beit gehören das Erarbeiten von Kurzspielfilmen, wirksamkeit junger und älterer Menschen. Im Kern Animationen, Dokumentationen, Magazinsendun- wollen wir gemeinsam die neuen Medientechnolo- gen, Mobil-Reporting mit Smartphone und Tablet, gien erobern, damit wir alle den Alltag in einer Um- digitale Schnitzeljagden, Scrollytelling-Projekte welt 4.0 als mündige und, zum Vorteil aller, sozial und die Gestaltung von Social Media-Kampagnen. verantwortungsvoll handelnde Subjekte gestalten Darüber hinaus unterbreiten wir mit offenen the- können. matischen Elternabenden Angebote speziell für El- 22 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019

KOMMERZIELLER RUNDFUNK UND ONLINE-MEDIEN TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 23

Mediennutzung

Der Trend zur non-linearen, zeitlich und örtlich un- Während in der Gesamtbevölkerung noch die linea- 2 vgl. Frees/Kupfer- abhängigen Mediennutzung setzte sich fort. Treiber re Video- und Audionutzung überwog, nutzten die schmitt/Müller: ARD/ der Entwicklung sind vor allem die jüngeren Alters- 14- bis 29-Jährigen diese Inhalte häufiger zeitver- ZDF-Massenkommu- gruppen. Die durchschnittliche Mediennutzungs- setzt. Dabei waren vor allem Streamingdienste wie nikation Trends 2019. dauer der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Netflix, Amazon oder Spotify sowie Videoportale wie Media Perspektiven Jahren lag bei insgesamt 7 Stunden pro Tag, wobei YouTube besonders beliebt. Diese Angebote konn- 7–8/2019 202 Minuten auf die Rezeption von Videoinhalten ten auch in der Gesamtbevölkerung Zuwächse ver- und 186 Minuten auf die von Audioinhalten entfielen. zeichnen. Lediglich 54 Minuten pro Tag wurden Textinhalte genutzt 2.

Mediennutzung 2019 (Nutzungsdauer gestern, Montag bis Sonntag 05.00 Uhrbis 24.00 Uhr, in Minuten)

Fernsehen gesamt Video gesamt (live und zeitversetzt) Video/Film online DVD/Blu-ray ➊● ➋● ➌● Gesamt 202 165 36 3 14–29 Jahre 151 68 81 6

Radio gesamt Musik via Streaming Audio via Träger Audio gesamt (live und zeitversetzt) und Plattformen oder Download ➊● ➋● ➌● Gesamt 186 151 23 14 14–29 Jahre 175 82 73 25

Artikel/Berichte Artikel/Berichte Text gesamt (gedruckt) (digital im Netz) Bücher gesamt ➊● ➋● ➌● Gesamt 54 15 25 14 14–29 Jahre 63 2 49 13

min 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220

➊● ➋● ➌● gesamt Basis: Video Deutschsprachige ➊● ➋● ➌● 14–29 Jahre Bevölkerung ab 14 Jahren (n = 2.000). Quelle: Frees/Kupfersch- gesamt ➊● ➋● ➌● mitt/Müller: ARD/ Audio ZDF-Massenkommunika- ● ● ● ➊ ➋ ➌ 14–29 Jahre tion Trends 2019. Media Perspektiven 7–8/2019. ➊● ➋● ➌● gesamt Text ➊● ➋● ➌● 14–29 Jahre 24 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 KOMMERZIELLER RUNDFUNK UND ONLINE-MEDIEN

Internet Die Internetnutzung der deutschsprachigen Bevöl- Bei den Social Media-Angeboten geht Instagram kerung ab 14 Jahren bleibt stabil: In 2019 waren gut als großer Gewinner aus 2019 hervor. In der Ge- 90 Prozent online, dabei nutzten rund 70 Prozent samtbevölkerung nutzten 13 Prozent dieses Ange- der Gesamtbevölkerung das Internet täglich. bot täglich (plus 4 Prozentpunkte). In der Alters- gruppe der 14- bis 29-Jährigen waren es sogar 47 Quelle: Beisch/Koch/ Das, was die Menschen im Internet tun, ordnet die Prozent (plus 11 Prozentpunkte). Schäfer: ARD/ZDF-On- Forschung drei Kategorien zu: der medialen Inter- linestudie 2019. Media netnutzung (Videos, Audios, Text über das Internet Perspektiven 9/2019 Fernsehen nutzen), der Individualkommunikation (Chatten, E-Mail, Messenger) sowie der sonstigen Internet- Die durchschnittliche Sehdauer der gesamten nutzung (Einkaufen, Onlinespiele, Surfen). Die Fernsehzuschauer ab drei Jahren ging im Vergleich deutlichsten Bewegungen gab es bei der medialen zum Vorjahr um sechs Minuten zurück und lag im Internetnutzung, für die die Menschen insgesamt Schnitt bei 211 Minuten pro Tag und Kopf. Dabei 87 Minuten pro Tag aufwendeten. Wie andere Studi- nahm die Sehdauer in allen Altersgruppen bis 49 en bestätigt die ARD/ZDF-Onlinestudie die wach- Jahre ab, lediglich bei den über 50-Jährigen gab es sende Beliebtheit der Streamingdienste bei der einen leichten Zuwachs. Nutzung von Video- und Audioinhalten im Internet. In der Gunst des TV-Publikums lagen die öffent- lich-rechtlichen Programme wieder vorn. Das ZDF hat gegenüber dem Vorjahr zwar leicht verloren, ist mit einem Marktanteil von 13 Prozent aber weiterhin das meistgesehene Programm bei den Zu- schauern ab drei Jahren. Das Gemeinschaftspro- ARD gramm der ARD, Das Erste, schaffte es mit 11,3 Dritte Prozent wieder auf den zweiten Platz. Sonstige In der besonders werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verteidigte RTL mit 12,2 Prozent ZDF die Markführerschaft. Kein anderes Programm er- reicht in diese Altersgruppe zweistellige Werte. Super RTL Beim Gesamtmarktanteil liegt RTL mit 8,4 Prozent Sat.1 Gold weiterhin auf dem dritten Rang. RTL Nitro ARD Das Erste Die Dritten Programme der ARD erfreuen sich wei- RTL II ter steigender Beliebtheit. Zusammengenommen ZDF neo erreichten sie einen Marktanteil von 13,3 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte). Das meistgesehene Dritte kabel eins Programm in Deutschland war das des NDR. Im eigenen Sendegebiet war das dritte Programm des ProSieben RTL MDR wieder am erfolgreichsten. VOX SAT.1

Quelle: https://www.agf.de/ daten/tvdaten/ Marktanteile der Sender im Tagesdurchschnitt 2019 in Prozent marktanteile/ (Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 03.00 Uhr bis 03.00 Uhr) ?name=marktanteile ZDF ARD - Dritte ARD- Das Erste RTL SAT.1 VOX Pro Sieben kabel eins ZDF neo II RTL RTL Nitro Sat.1 Gold Super RTL Sonstige

13,3 13,0 11,3 8,4 6,0 4,8 4,3 3,6 3,1 2,9 1,9 1,8 1,7 23,9 TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 25

Hörfunk Die Reichweitendaten der Arbeitsgemeinschaft Me- dia-Analyse e. V. (agma) belegen die unverändert hohe Beliebtheit des Mediums Radio in der Bevöl- kerung. Über die Jahre sind die Nutzungszahlen überraschend stabil und die Radiohörer ihrem Me- dium extrem treu.

Hörfunknutzung (Montag bis Freitag)

Basis: Nutzungswerte 2016 II 2017 II 2018 II 2019 II ma 2016 Radio II, Gesamt ma 2017 Radio II Tagesreichweite (in Prozent) 78,7 78,3 77,6 76,5 (Deutschspr. Bevölke- Hördauer (in Minuten) 190 192 192 197 rung 10+), Verweildauer (in Minuten) 242 245 247 257 ma 2018 Audio II, ma 2019 Audio II 20 –29 Jahre (Deutschspr. Bevölke- Tagesreichweite (in Prozent) 71 68,1 66,7 65,4 rung 14+); Hördauer (in Minuten) 143 133 131 135 klassische Angebote Verweildauer (in Minuten) 202 195 197 206

Weiterhin hörten an Werktagen drei Viertel der Bei den Leistungswerten der einzelnen Radio deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren Ra- programme setzte sich das Auf und Ab in den dio. Die Tagesreichweite ging zwar gegenüber dem Erhebungswellen fort. Vor allem die beiden öffent- Vorjahr leicht zurück, die Hördauer und die Verweil- lich-rechtlichen Angebote MDR THÜRINGEN – Das dauer nahmen dafür aber noch einmal zu. Die Radio und MDR JUMP konnten sich über Gewinne durchschnittliche Hördauer erreichte montags bis freuen. Beide Sender konnten sowohl ihre Gesamt freitags wieder 197 Minuten, die Verweildauer sogar reichweite als auch ihre Reichweite in Thüringen 257 Minuten pro Tag. steigern. MDR THÜRINGEN – Das Radio war dabei der unangefochtene Marktführer im Freistaat. Hier Auch in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen konnte der Sender auch in der werberelevanten sank die Tagesreichweite des Radios erneut leicht. Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen Hörer hinzuge- Montags bis freitags lag sie zuletzt bei 65,4 Prozent. winnen und zu ANTENNE THÜRINGEN aufrücken. Die Hördauer und vor allem die Verweildauer nah- Die ANTENNE THÜRINGEN konnte zwar ihre Markt- men jedoch auch in dieser Altersgruppe wieder zu. führerschaft in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen in Thüringen behaupten, muss- In Thüringen ist die Radionutzung nach wie vor te jedoch spürbare Verluste hinnehmen. Der Sender überdurchschnittlich hoch. Das gilt sowohl für die verlor bundesweit und im Freistaat Hörer. Die Reichweite des Mediums als auch für die Hördauer Reichweite der LandesWelle Thüringen stagnierte und die Verweildauer. Letztere erreichte im Frei- weiterhin bei den niedrigen Werten von 2018. staat an Werktagen bemerkenswerte 270 Minuten pro Tag. 26 |

Hörfunkmarkt 2019, Reichweite pro Durchschnittsstunde (Montag bis Freitag, 06.00 Uhr –18.00 Uhr)

Thüringen Gesamt

ma 2016 ma 2017 ma 2018 ma 2019 ma 2016 ma 2017 ma 2018 ma 2019 Programm Radio II Radio II Audio II Audio II Radio II Radio II Audio II Audio II

Quelle: ANTENNE THÜRINGEN 128.000 108.000 123.000 103.000 153.000 126.000 148.000 140.000 ARD-Werbung LandesWelle Thüringen 68.000 68.000 57.000 57.000 83.000 77.000 69.000 68.000 SALES & SER- VICES GmbH, MDR THÜRINGEN – Das Radio 221.000 217.000 174.000 201.000 269.000 259.000 212.000 240.000 www.reichweiten.de MDR JUMP 82.000 80.000 68.000 75.000 316.000 260.000 285.000 299.000

Veranstalter Fernsehen In Thüringen sind zehn regionale und lokale Fern- essentiell für das Funktionieren unserer demokra- sehprogramme lizenziert und auf Sendung. Sieben tischen Gesellschaft, geraten aber in den letzten Veranstalter erreichen dabei in ihrem Zulassungs- Jahren immer mehr in die Krise. Traditionelle Ge- gebiet mehr als 10.000 angeschlossene Wohnein- schäftsmodelle brechen zusammen, Reichweiten heiten: salve.tv, Südthüringer Regionalfernsehen gehen zurück und speziell die jüngeren Zielgruppen (SRF), Rennsteig.TV, JenaTV, altenburg.tv, Saa- wenden sich neuen Medien zu. Neben den Lokalzei- le-Info-Kanal – SIK und Oscar am Freitag-TV. Au- tungen sind davon vor allem die Veranstalter von ßerdem werden in Thüringen 11 Web-TV-Angebote Lokalfernsehen betroffen. Deshalb hat die TLM produziert und im Netz verbreitet. 2018 in Kooperation mit der Thüringer Staatskanzlei ein Rechtsgutachten zur Erfassung, Aufbereitung Darüber hinaus betreibt der Ilmenauer Studenten- und Analyse aktueller Finanzierungsformen und fernsehfunk (iSTUFF) einen Einrichtungsrundfunk Förderstrategien im Bereich lokaler Informations- (Fernsehen) auf dem Campus und im Umfeld der angebote in Auftrag gegeben. Technischen Universität Ilmenau. Besonderheit ist, dass die Inhalte nicht nur im Kabelnetz der Univer- Die Studie des Instituts für Europäisches Medien- sität, sondern auch via DVB-T ausgestrahlt werden. recht e. V. (EMR) mit dem Titel „Aktive Sicherung lokaler und regionaler Medienvielfalt – Rechtliche Der Erhalt und die Beförderung der Medienvielfalt Möglichkeiten und Grenzen der Förderung inhaltli- in Thüringen waren weiterhin Schwerpunktthemen cher Qualität in Presse-, Rundfunk- und Online-An- der TLM. Die regionalen und lokalen Medien sind geboten“ wurde von den Autoren in der Berliner TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 | 27

Vertretung des Freistaats Thüringen beim Bund Kostendeckungsgrad von 91 Prozent) weiter ver- der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin werden die schlechtert hat. Haupteinnahmequelle der Thürin- Notwendigkeit und die Dringlichkeit der Förderung ger lokalen TV-Anbieter war die regionale Werbung lokaler und regionaler Medieninhalte ausführlich (47 Prozent der Gesamteinnahmen). Mit Auftrags- belegt und Unterstützungsmaßnahmen über den produktionen erwirtschaften die Veranstalter 25 bisherigen Rahmen hinaus gefordert, die auch Prozent ihrer Erträge. Bei den TV-Anbietern in Thü- staatliche Zuschüsse ausdrücklich einschließen. ringen sind 52 Mitarbeiter angestellt, davon 17 in Weitere Infor- Mehr zu dem Gutachten finden Sie ab S. 7 ff. dieses einer Vollbeschäftigung. mationen zu den Geschäftsberichtes. Thüringer Die TLM förderte Projekte zur Reichweitensteige- Lokalfernseh Eine Keynote beim 5. Lokal-TV-Kongress in Pots- rung, zur Gestaltung des Digitalisierungsprozesses veranstaltern dam beschäftigte sich mit dem Thüringer Gutach- und zur Entwicklung der technischen Infrastruktur. ten. Unter dem Titel „Vernetztes Lokal-TV – Mitten- drin statt nur dabei“ haben Programmmacher, Ver- Alle Thüringer Lokalfernsehsender haben sich ge- anstalter, Vermarkter, Lokaljournalisten sowie meinsam am Tag der Offenen Tür im Thüringer Vertreter der Medienpolitik und Regulierung über Landtag beteiligt. Vertreter der Sender moderierten aktuelle Entwicklungen der Lokal-TV-Branche und Gesprächsrunden mit Politikern und Bürgern zu re- die Zukunft von Lokaljournalismus diskutiert. Der gionalen Themen und führten Interviews, die später Kongress endete mit der Potsdamer Erklärung. Da- in den regionalen Programmen ausgestrahlt wur- rin wird die Erweiterung der Fördermöglichkeiten den. Alle lokalen TV-Veranstalter beteiligten sich an für lokale TV-Sender als ein wichtiger Schritt ge- der landesweiten Kampagne des Landtages „De- wertet, um die lokale Medienvielfalt zu sichern. mokratie eine gute Idee“ zur Steigerung der Wahl- beteiligung bei den Europa-, Kommunal- und Land- Die wirtschaftliche Situation der lokalen TV-Veran- tagswahlen. Sie produzierten dafür Spots mit Pro- stalter in Thüringen bleibt angespannt. Der „Be- minenten aus den jeweiligen Regionen. Auch beim richt zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks in Sommerfest des Freistaates Thüringen in Berlin Deutschland 2018/19“ weist für die Lokalfernseh- waren die Thüringer Lokalfernsender dabei. veranstalter mit einer technischen Reichweite von mehr als 10.000 Haushalten einen durchschnittli- Beim 15. Rundfunkpreis Mitteldeutschland ging der chen Kostendeckungsgrad von 87 Prozent aus. Die Preis für die „Beste Werbung“ im Lokalfernsehen Anbieter gehen weiterhin von einer Unterfinanzie- an Jörg Pasztori vom SRF aus Sonneberg für den rung aus. Verantwortlich dafür sind vor allem ein Spot „Mein Meiningen“. Für den Beitrag „Angriff der hoher Personalaufwand gepaart mit unzureichen- Käfer“ wurde Norman Ludwig (SRF) mit dem Län- den, zusätzlich rückläufigen Einnahmen aus Wer- derpreis Thüringen geehrt. bung und Sponsoring. Damit wird deutlich, dass sich die wirtschaftliche Lage seit 2015 (damals ein

Fernsehveranstalter

SAT.1 GOLD salve.tv Südthüringer Rennsteig.TV altenburg.tv JenaTV Regionalfernsehen (SRF) N RNSEHE

E F DAS GOTHAER LOKA L

Oscar am SIK Kabel plus Bad Berka -TV- Stadtkanal iSTUFF Freitag-TV – Das Saale-Info-Kanal Steinach Gothaer Lokal- fernsehen 28 | TLM GESCHÄFTSBERICHT 2019 KOMMERZIELLER RUNDFUNK UND ONLINE-MEDIEN

Hörfunk In Thüringen ist eine Vielzahl von Hörfunk-Pro- Zugelassen sind auch drei Veranstalter von Einrich- grammen zu empfangen. Gehört werden können tungsrundfunk (Hörfunk): hsf Studentenradio an bundesweite, landesweite, regionale und lokale der Technischen Universität Ilmenau, Experimen- Programme sowie Einrichtungs- und Ereignisrund- telles Radio der Bauhaus-Universität Weimar und funk. Die beiden von der TLM landesweit zugelasse- Radio Artern. nen Programme ANTENNE THÜRINGEN und Lan- Weitere Informa- desWelle Thüringen schalten ihre Programme in In Ilmenau finanziert die TLM die UKW-Frequenz tionen zu den fünf beziehungsweise vier Regionen auseinander. 98,1 MHz, das Experimentelle Radio der Bau- zugelassenen Radio TOP 40 verbreitet sein Musikspartenpro- haus-Universität Weimar nutzt die Bürgerradiofre- privaten Hörfunk- gramm über regionale UKW-Frequenzen in 17 Thü- quenz von Radio LOTTE Weimar mit. Der Verein To- veranstaltern ringer Städten. VOGTLAND RADIO ist in Ostthürin- tal Sozial e. V. veranstaltet in Artern den Einrich- gen über drei Frequenzen zu empfangen und Radio tungshörfunk „Radio Artern“ für das Jugendzent- TEDDY überträgt sein Programm in Thüringen über rum der Stadt. Er betreibt den lokal empfangbaren die UKW-Frequenzen in Arnstadt, Apolda, Eisenach, UKW-Sender 100,5 MHz mit 10 Watt selbst, mit dem Erfurt, Gotha, Meiningen, Mühlhausen, Nordhausen das Arterner Einrichtungsradio seine lokale Ziel- und Weimar. gruppe erreichen und somit seinem Auftrag gerecht werden kann. Einrichtungsrundfunk kann sich auch Weitere Informa- durch Werbung finanzieren. tionen zu den Veranstaltern von Einrichtungs- Zugelassen oder im Freistaat mindestens terrestrisch empfangbar sind neben den nur über das Internet rundfunk hörbaren Radiostreams und den anlassbezogenen und meist via UKW ausgestrahlten Ereignisradios für Thüringen folgende Radios:

Überregionale und bundesweite Hörfunkprogramme