Dieses Faltblatt wird im Rahmen des Besucherinformationssystems für Naturschutzgebiete und NATURA 2000 Gebiete in Schleswig-Holstein Hohes Elbufer zwischen herausgegeben und kann beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt Tesperhude und und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek, angefordert werden. Tel. 04347-704-230, E-Mail: [email protected]

1 Finanzierung Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Das Elbufer ist Lebensraum sehr seltener Pflanzenarten. Räume des Landes Schleswig-Holstein

Liebe Besucherinnen, liebe Besucher! Durchführung Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Das Naturschutzgebiet „Hohes Elbufer zwi- schen Tesperhude und Lauenburg“ ist ein aus Gebietsbetreuung wissenschaftlicher, naturgeschichtlicher und landeskundlicher Sicht hochinteressantes Kreis Eigenbetrieb Kreisforsten Gebiet, das 1997 ausgewiesen worden ist. Es Försterei Grünhof, Herr Kruckow umfasst eine Fläche von 455 ha und erstreckt Grünhof, 21502 Tel: 04152-2214 sich auf einer Länge von rund neun Kilometern zwischen Tesperhude und der Stadt Lauen- burg/. Maßgeblich für die Unterschutzstel- UNESCO-Biosphärenreservat lung waren sowohl die Entstehungsgeschichte Flusslandschaft Elbe als auch die Lebensraumausstattung. , Das Elbvorland wird von wechselnassen Flussufer-Staudenfluren, Röhrichten und Weidengebüschen gesäumt. Naturnahe Weich- holzauen aus Purpurweide und einheimischen Dieses Gebiet ist Bestandteil des Schwarzpappeln besiedeln hohe Sandbänke europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“. und Uferwälle. Der nach Süden abfallende, quellreiche Steilhang des Elbe-Urstromtales ist überwiegend bewaldet. Lichte Hangwälder aus Fotos Vermehren (Titelbild: Herzgespann Blüte, 4), LLUR-Archiv (2), Kairies (1,3,5,6,7,15), Traubeneiche, Kiefer, Feld-Ulme und Wildbirne Hecker (8,11,13), Stecher (9,12), Berg/Hecker (10), wechseln mit Buchenwäldern, Quellwäldern Behr (14), Thiessen (16), © Nill / linnea images (17) sowie sonnigen Säumen und Rutschhängen ab. Tief eingegrabene Schluchten und Täler sind Redaktion, Grafik Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH, und Herstellung Kolberger Straße 25, 24589 Nortorf Standort artenreicher Eichen-Trockenwälder. Tel: 04392 / 69271, www.buero-mordhorst.de November 2010 - Internetversion - 53-12

Pflanzen- und Tierwelt

Deutlich trockenwarme, kontinentale Witterungseinflüs- se in Verbindung mit dem feuchtwarmen Kleinklima des Elbufers bilden eine Voraussetzung für die Vorkommen zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten, die hier ihre

nördliche oder westliche Verbreitungsgrenze haben. 10 Viele Pflanzenarten kommen in Norddeutschland Neunaugen sind keine Fische, sondern kieferlose Wirbeltiere. Während deshalb ausschließlich im Elbe-Urstromtal vor („Stromtal- das Flussneunauge (11) bis 40 cm lang wird, erreicht das Meerneunauge (10) eine Länge von 70 bis 90 cm. Mit ihrem Rundmaul heften sich ausge- pflanzen“). Dazu gehören die in Schleswig-Holstein nur wachsene Neunaugen außen an Meeresfische an. Sie ernähren sich vom Blut sowie kleineren Gewebeteilen­ ihrer Wirtsfische. Geschlechtsreife Tiere 2 3 noch mit wenigen Nachweisen vertretenen Arten Feld- wandern zurück in die Laichflüsse, um ihren Lebenszyklus zu beenden. Nach dem Laichen sterben die Elterntiere. Die Jungtiere leben sechs bis Feld-Mannstreu Kartäuser-Nelke Mannstreu, Kassuben-Wicke und Kartäuser-Nelke. acht Jahre im Süßwasser, bevor sie sich zum erwachsenen Tier umwan- In den nährstoffreichen Gebüschen und Staudensäu- deln und wieder ins Meer ziehen. men kommen Herzgespann, sowie die stark gefährdete Schwarznessel und der Hain-Wachtelweizen vor. Das Nebeneinander trockener und feuchtwarmer Le- bensräume wird von einer ungewöhnlichen Artenvielfalt an Insekten und anderen Gliedertieren besiedelt. Vom außerordentlichen Nahrungsangebot und der hohen Biotopvielfalt profitieren viele Tiergruppen wie Amphibien, Vögel und Säugetiere. Europaweit bedeutsam sind die 11 Vorkommen von Fluss- und Meerneunauge, des Rap- Bei den neun „Augen“ der Neunaugen handelt es sich in Wirklichkeit um die sieben Kiemenöffnungen, das eigentliche Auge und die Nasenöffnung. fens, der Zauneidechse, des Bibers sowie verschiedener

4 5 Fledermausarten. Der heute sehr seltene Eisvogel Die Beutelmeise webt ihr Nest Hain-Wachtelweizen Herzgespann In den lichten Laubwäldern ist re- Der Schwarzspecht zimmert lebt ausschließlich an „gesunden“ in herabhängenden Zweigen Pappelseide Alte Pappel gelmäßig das Lied der Nachtigall zu seine Höhlen am liebsten in ältere Gewässern. nahe des Wassers. hören. Rotbuchen.

6 7 8 9 12 13 DTK5 © LVermA S-H 2005 ATKIS® DGM2 © LVermA S-H Grünhof Grünhof Krümmel

Tesper- hude Avendorfer Wasser Krüzen Æý Heide Sumpf, Nieder- moor, Röhricht Hoch : 55 m NN Æó Æý Feuchtwald Niedrig : 0 m NN

Laubwald, Gehölz

Æý Feuchtgrünland

Extensivgrünland

Pionierwald Æó Æý Æý Nadelwald Landesamt für Landwirtschaft, Staudenflur, Umwelt und ländliche Räume Æý Erthene- Glüsing des Landes Schleswig-Holstein Sukzession LAUENBURG burg (ELBE) Acker Wasser Schnakenbek Sumpf, Nieder- Siedlung Æó moor, Röhricht Æý Wanderweg Feuchtwald Æó Radweg Laubwald, Gehölz Æý Glüsing Lauenburg/Elbe Elberadweg Feuchtgrünland Erthene- Reitweg burg Das Baden ist nur unter- halb der Jugendherberge Extensivgrünland Glüsinger Lauenburg/Elbe erlaubt! Denkmal Das Naturschutzgebiet darf nur Æý Grund Æó Pionierwald auf den Wegen betreten werden! Liegewiese Da in den elbnahen Teilbereichen keine forstwirtschaftliche Nutzung ÆóÆý Nadelwald Badestelle stattfindet, gilt hier besonders: Angeln vom 15.07. Staudenflur, Wer die Wege betritt, handelt auf - 15.03. unterhalb Informationstafel eigene Gefahr! Dies umfasst alle Lauenburg/Elbe sowie Sukzession 0 500 1.000 typischen Gefahren, etwa umstür- Sandkrug erlaubt! m Acker Parkplatz zende Bäume, herabfallende Äste Grenze des Natur- und schlechte Wegstrecken. Siedlung schutzgebietes Æý Wanderweg Entwicklungsgeschichte Biosphärenreservat Æó Radweg

ElberadwegDas Urstromtal der Elbe wurde während der Das Hohe Elbufer bildet zusammen mit dem Elb- Weichsel-Eiszeit vor etwa 22.000 bis 14.500 vorland östlich von Lauenburg/Elbe den westlichs- Reitweg Jahren durch Schmelzwasser überformt, als weiter ten Teil des länderübergreifenden Biosphärenreser- Denkmalnördlich und östlich liegende Gletscher abtauten. vates „Flusslandschaft Elbe“. Dieses erstreckt sich LiegewieseWestlich von Lauenburg/Elbe wurden dabei Altmo- auf mehr als 400 Kilometern über fünf Bundeslän- ränenplatten der frühen Saale-Kaltzeit („Drenthe- der. Die UNESCO würdigt mit der Anerkennung Badestelle Stadium“) seitlich angeschnitten. Die bis zu 40 15 des Gebietes seine hohe Bedeutung als Lebens- InformationstafelMeter hohen Aufschlüsse zeigen über 200.000 Seit 1996 ist der Biber von Osten her wieder in diesen Abschnitt der Elbe raum zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. eingewandert und hat seitdem mit der „Neugestaltung“ seines Lebens- Jahre alte Ablagerungen. Sie sind für Geologen raumes begonnen. Biosphärenreservate sind großflächige Modellregi- Parkplatz ebenso interessant wie die Moorablagerungen im onen, in denen die ökonomischen Anforderungen GrenzeHang östlich des Natur-von Glüsing. Diese bildeten sich vor der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung oder schutzgebietes etwa 70.000 Jahren innerhalb einer kurzen Warm- des Tourismus in den Arten-, Biotop- und Prozess- zeit, als die Nebenflüsse der Ur-Elbe etwa 30 Meter schutz integriert werden. über dem heutigen Niveau lagen. Schmelzwasserströme, nacheiszeitliche Erosi- „NATURA 2000“ onsprozesse oder künstliche Abgrabungen ließen die tief in den Elbhang eingeschnittenen Trockentä- Mit „NATURA 2000“ wird ein ökologisches Netz ler entstehen. besonderer europäischer Schutzgebiete bezeich- Durch eines der Täler führte im Mittelalter die 16 net. Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt, „Alte Salzstraße“ zum Elbübergang (Furt). Dieser Der Elbhang wird von wärmeliebenden Insekten besiedelt, die den zahl- der natürlichen Lebensräume und der wildleben- reichen Fledermäusen als Nahrung dienen. Der Große Abendsegler (16) wurde damals von der Ertheneburg aus gesichert. und die Wasserfledermaus (17) jagen in der Dämmerung. den Tier- und Pflanzenarten. Auch die Arbeit der Spechte ist für die Fledermäuse von Bedeutung. Sie „NATURA 2000“ basiert auf der von der Europä- nutzen verlassene Höhlen als Sommerquartiere und als Wochenstuben. ischen Union verabschiedeten Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie. Auch das Hohe Elbufer ist aufgrund der großflächig naturnahen Elbuferbiotope sowie des Vorkommens zahlreicher charakteristischer Tier- und Pflanzen- arten als FFH-Gebiet gemeldet. Auf dem Elbufer, dem Steilhang und in einem 50-Meter-Streifen oberhalb der Hangkante findet keine forstwirtschaftliche Nutzung statt. Im Übrigen wird der Wald vom Eigenbetrieb Kreisforsten, För- 14 17 sterei Grünhof naturnah bewirtschaftet. Zauneidechse Wasserfledermaus