Bildung im Kreis Lippe 2019
Fünfter kommunaler Bildungsbericht Fünfter Bildungsbericht kommunaler 2019 Kreis Lippe
Bildung im Bildung Impressum
Herausgeber: Kreis Lippe Der Landrat Fachdienst Bildung Felix-Fechenbach-Str. 5 32756 Detmold
Verfasser: Dr. Claudia Böhm-Kasper, Bildungsmonitoring Kreis Lippe Markus Rempe, Leiter Fachdienst Bildung Kreis Lippe unter Mitwirkung vieler Akteure des Regionalen Bildungsnetzwerks Lippe
Layout: Katharina Schmitt, Lippe Bildung eG
Fotos Bericht: Fotolia Fotos auf Projektseiten: Fotolia, Projektverantwortliche
Druck: Bösmann Medien und Druck GmbH & Co. KG
Detmold, im März 2020 Bildung im Kreis Lippe Vorwort
Liebe Bürgerinnen Der Bildungsbericht 2019 verweist darauf, dass und Bürger, wir uns in den kommenden Jahren verstärkt dem ema des demographischen Wandels zuwen- ich freue mich sehr, den müssen. Die geburtenstarken Jahrgänge der Ihnen mit dem fünf- 1950er und 1960er Jahre stehen an der Schwelle 3 ten kommunalen Bil- des Übergangs in die nachberu iche Lebens- dungsbericht für den phase. Zudem sinken die Bevölkerungszahlen Kreis Lippe eine wei- in den jüngeren Alterskohorten. Dies hat eine tere umfassende Ana- deutliche Veränderung in der Altersstruktur der lyse der lippischen Bevölkerung zur Folge. Die damit verbundene Bildungslandschaft Verknappung des Arbeitskräfteangebots erfordert von der frühkindli- deutliche Anstrengungen auch für den Bereich chen Bildung und Betreuung über die schulische der beru ichen Aus- und Weiterbildung. Vor dem und beru iche Bildung bis hin zur Weiterbildung Hintergrund einer alternden Gesellschaft rückt und non-formalen Bildung vorlegen zu können. das ema der Fachkräftesicherung im Gesund- heits- und P egebereich besonders in den Fokus. Bildung ist und bleibt ein wichtiges ema für Dazu gibt es im Kreis Lippe bereits verschiedene den Kreis Lippe. Die Prolierung Lippes als inno- Initiativen. vative Bildungsregion ist ein wichtiger Baustein im Zukunftskonzept Lippe 2025. Unsere Bildungseinrichtungen haben in den letz- ten Jahren große Anstrengungen unternommen, Im letzten Jahr konnten wir das 10-jährige Beste- Kinder und Jugendliche, die aus dem Ausland hen unserer Bildungsgenossenschaft und unse- zu uns gekommen sind, in das Bildungssystem res Bildungsbüros feiern. Seit 10 Jahren arbeitet zu integrieren. Mit speziellen Angeboten zum der Kreis Lippe nun bereits gemeinsam mit den Sprachenlernen und mit der Integration in die Städten und Gemeinden und der Bezirksregie- Regelsysteme wurden und werden die Voraus- rung daran, Lippe als Bildungsregion zu etablie- setzungen für eine erfolgreiche beru iche und ren und weiterzuentwickeln. Die strukturierte gesellschaftliche Integration geschaen. Es gibt Kooperation unter dem Dach des Regionalen viele gute Beispiele, wo dies bereits gelungen ist. Bildungsnetzwerks mit seinen neun Handlungs- Der Bildungsbericht verweist aber auch auf die feldern und den Querschnittsthemen Inklusion, weiter bestehenden Herausforderungen, z.B. bei Integration und Bildungsmonitoring ndet eben- den Übergängen von der Grundschule zu weiter- so wie die systematische Zusammenarbeit lippi- führenden Schulen oder auch bei den erreichten scher Bildungseinrichtungen und die Erfolge in allgemeinbildenden Abschlüssen. der Einwerbung von Fördergeldern inzwischen auch bundesweit Beachtung. Die Realisierung Ich lade Sie herzlich ein, die Ergebnisse des vor- des ehrgeizigen Vorhabens „InnovationSPIN“ als liegenden Berichts mit uns gemeinsam zu disku- eines der ersten bewilligten REGIONALE-Projek- tieren, um die Prolierung des Kreises Lippe als te und Keimzelle der verstärkten Vernetzung der innovative Bildungsregion weiter voran zu bringen. Bereiche Bildung, Forschung und Wirtschaft ist hier neben dem KreativCampus in Detmold ein Mein Dank gilt allen, die an der Erstellung des Bil- besonders sichtbares Zeichen der erfolgreichen dungsberichts mitgewirkt haben. Zusammenarbeit.
Für die Arbeit in unserer Bildungsregion hat sich der Bildungsbericht sowie das gesamte Bildungs- Ihr Landrat monitoring zu einer festen Grundlage entwickelt. Der Bildungsbericht liefert wichtige Hinweise zur Weiterentwicklung unserer Angebote und auch zur Überprüfung unserer Ziele. Auf der Basis ge- sicherter Daten arbeiten wir gemeinsam mit den Akteuren des Regionalen Bildungsnetzwerks an Dr. Axel Lehmann Unterstützungsangeboten für unsere Bildungs- einrichtungen, für unsere Kinder und Jugendli- chen und für unsere Bürger/innen. Die einzelnen Angebote haben wir in einem Arbeitsprogramm zusammengefasst. Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen zu Inhalt und Struktur 7 Abkürzungsverzeichnis 8 Ergebnisse im Überblick 9 Das Regionale Bildungsnetzwerk im Kreis Lippe 15 4
A Rahmenbedingungen des Bildungswesens 16
A 1 Demographische Entwicklung 18 A 1.1 Bevölkerungszahl und Bevölkerungsentwicklung 18 A 1.2 Geburtenentwicklung und Wanderungsbewegungen 18 A 1.3 Bevölkerungsprognose und Altersstruktur 21 A 1.4 Ausländische Bevölkerung 22 Aus der Region: Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden 23 Aus der Region: InnovationSPIN 28
A 2 Wirtschaftstruktur und Arbeitsmarkt 29 A 2.1 Wirtschafts- und Beschäftigtenstruktur und deren Entwicklung 29 A 2.2 Qualifikationsprofil der Beschäftigten 30 A 2.3 Altersstruktur der Beschäftigten 30 A 2.4 Pendlerverhalten 32 A 2.5 Arbeitslose 33
A 3 Soziale Lage 34 Aus der Region: Kommunale Präventionsketten im Kreis Lippe 35
B Frühkindliche Bildung und Betreuung 36
B 1 Angebote im Kreis Lippe 38
B 2 Betreuungsquoten 39 B 2.1 Betreute Kinder unter 3 Jahren 39 B 2.2 Betreute Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren 41 Aus der Region: Seminarwochen für Alleinerziehende 42 Aus der Region: KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität 43 B 2.3 Angebote für Kinder mit Migrationshintergrund 44 B 2.3.1 Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung 44 B 2.3.2 Vorbereitung für Eltern und Kinder auf den Besuch von Bildungseinrichtungen 45 Aus der Region: Förderung der Mehrsprachigkeit: Griffbereit und Rucksack Kita 46
B 3 Schuleingangsuntersuchung 47 Aus der Region: Rahmenkonzept Übergang Kita-Grundschule 49
C Allgemeinbildende Schulen 50
C 1 Grundschullandschaft im Kreis Lippe 52
C 2 Grundschulen 52 C 2.1 Entwicklung der Schülerzahlen an Grundschulen 52 C 2.2 Private Grundschulen 52 C 2.3 Offene anztagsgrundschulenG 53 Aus der Region: Calliope in Lippe 54 C 2.4 Übergänge auf weiterführende Schulformen 55 C 2.4.1 Empfehlungen zu weiterführenden Schulen 55 C 2.4.2 Übergangsquoten 56 Bildung im Kreis Lippe
C 3 Weiterführende allgemeinbildende Schulformen und Schulen der Sekundarstufe I und II 57 C 3.1 Entwicklung der Schülerzahlen in den Schulformen der Sekundarstufe I und II 58 C 3.2 Private Schulen der Sekundarstufe I 59
C 4 Bildungsverläufe in der Sekundarstufe I 60 C 4.1 Schulformwechsel in den Jahrgängen 7 bis 9 60 C 4.2 Wechsel von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II 61 5
C 5 Integration von Schüler/innen mit Zuwanderungsgeschichte 62 C 5.1 Schüler/innen mit Zuwanderungsgeschichte 62 C 5.2 Schulische Angebote für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche 64 Aus der Region: Fortbildungsreihe: Durchgängige Sprachbildung 65
C 6 Sonderpädagogische Förderung 66 Aus der Region: Medienbildungsagentur Lippe 70
C 7 Schulabgänger/innen und allgemeinbildende Schulabschlüsse 71 C 7.1 Schulabgänger/innen insgesamt 71 C 7.2 Schulabgänger/innen nach Abschlussart 71 C 7.3 Deutsche und ausländische Schulabgänger/innen 72 C 7.4 Schulabgänger/innen nach Abschlussart und Schulform 73
D Berufliche Bildung 74
D 1 Beru iche Bildung in Lippe - Angebotsstruktur 76 D 1.1 Öentliche Berufskollegs 76 D 1.1.1 Sonderpädagogische Förderung und Inklusion an den Berufskollegs 76 D 1.1.2 Integration von neu zugewanderten jungen Menschen an den Berufskollegs 77 Aus der Region: Zukunft Ausbildung- Fit für den Beruf 78 D 1.2 Weitere beru iche Angebote 79 D 1.3 Schüler/innen nach Schulformen des Berufsbildungssystems und deren Entwicklung 79
D 2 Das Übergangssystem als Teilbereich des Berufsbildungssystems 80 D 2.1 Berufsvorbereitende Bildungsgänge an den Berufskollegs 81 D 2.2 Angebote zur Berufsvorbereitung der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters 81
D 3 Übergang Schule-Beruf 84 D 3.1 Eckdaten-Onlineerfassung für Anschlussvereinbarungen (EckO) 84 D 3.2 Verbleib der Abgangsschüler der allgemeinbildenden Schulen 85 D 3.2.1 Befragung der Schulabgänger/innen der Sekundarstufe I 85 D 3.2.2 Verbleib der Abiturient/innen 91 Aus der Region: Ausbildungebotschafter im Kreis Lippe 93
D 4 Duale Ausbildung 94 D 4.1 Struktur und Entwicklung der dualen Ausbildungsplätze 94 D 4.2 Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen 94 D 4.3 Ausbildungsverhältnisse nach Abschnitten 94 Aus der Region: KungFu-Kunststo goes Future 96 D 4.4 Betriebliche Ausbildungsbeteiligung 97 D 4.5 Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage 98 D4.6 Geförderte duale Ausbildung 100 D4.7 Ausbildungspendler 103
D 5 Erfolge beim Abschluss beru icher Bildungsgänge 103 D 5.1 Erfolgreiche Abschlüsse an den Berufskollegs 103 D 5.2 Erfolge beim Abschluss einer dualen Ausbildung 105 D 5.2.1 Vorzeitig gelöste Ausbildungsverhältnisse 105 D 5.2.2 Erfolgsquote bei Abschlussprüfungen in der dualen Ausbildung 105
D 6 Duales Studium 107
6 E Weiterbildung 108
Aus der Region: Erasmus+ fördert die Lernmobilität von Bildungspersonal 110
E1 Volkshochschulen im Kreis Lippe 112 E 1.1 Zeitorganisation der Kurse 113 E 1.2 Teilnehmer/innen nach Geschlecht 113 E 1.3 Teilnehmer/innen nach Altersgruppen 114
E2 Selbstlernzentren 115 Aus der Region: Akademie Erzählkultur 116
E3 Förderinstrumente zur Beruflichen Weiterbildung 117 E 3.1 Förderung der Beruflichen Weiterbildung durch die Bundesagentur für Arbeit und das Jobcenter 117 E 3.2 Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit und des Jobcenters 119 E 3.3 Weiterbildungsprämie im Rahmen geförderter Umschulungen 119 Aus der Region: Ortsnaher Einstieg in die Pflege für Wieder- und Quereinsteiger 120 Aus der Region: Bildungskompass und Kursdatenbank des Kreises Lippe 121 E 3.4 Bildungsprämie des Bundes 122 E 3.5 Bildungsscheck NRW 123 E 3.6 Beratung zur Beruflichen Entwicklung (BBE) in NRW 125
E4 Berufliche Einstiegsfortbildung 126
E5 Weiterbildung und Integration 128 E 5.1 Formale Angebote im Kreis Lippe 128 E 5.1.1 Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 128 E 5.1.2 Berufsbezogene Sprachförderung 128 E 5.1.3 Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung 129 Aus der Region: Clearing- und Koordinierungsstelle Sprache 130 Aus der Region: EZUS to go 131
F Lebenslanges Lernen und Non-formale Bildung 132
F1 Offene inder-K und Jugendarbeit 135 Aus der Region: Dreijähriges Projekt mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit „Multiplikatoren-Exkursionen zur politischen Jugendbildung 2017-2019“ 137
F2 Nonformale und Kulturelle Lernwelten 138 F 2.1 Theater 138 F 2.2 Museen 139 F 2.3 Öffentliche Bibliotheken 139 F 2.4 Musikschulen 139 F 2.5 Pädagogische Landkarte 139 Aus der Region: Kulturelle Bildung 141
F3 Sportvereine 142 Aus der Region: REBIRTH active school – village 143
F4 Demokratische und politische Bildung im Kreis Lippe – Angebote zur Bekämpfung von Rassismus und Extremismus 145 Bildung im Kreis Lippe Vorbemerkungen zu Inhalt und Struktur
Mit dem aktuellen Bildungsbericht legt der Kreis Mit dem ausgewählten Indikatorenset wird zum Lippe bereits zum fünften Mal eine umfassende einen eine Standortbestimmung in der Region Bestandsaufnahme des lokalen Bildungssystems vorgenommen. Dabei wird im Wesentlichen vor. Der 5. kommunale Bildungsbericht für den auf amtliche und aktuell verfügbare Daten (u.a. Kreis Lippe ist in seiner Struktur eng angelegt an IT.NRW, Bundesagentur für Arbeit) zurückgegrif- 7 die Vorgängerberichte. Für die Rahmenbedin- fen. Teilweise werden die Analysen ergänzt durch gungen, die Prozessmerkmale und die Ergebnisse die Ergebnisse eigener Erhebungen. von Bildungsprozessen in allen Bildungsstufen liegt der Fokus einer regelmäßigen Bildungsbe- Die Vorteile einer kontinuierlichen Bildungs- richterstattung auf der Entwicklung der Kennzah- berichterstattung liegen in einer Zeitreihenbe- len im Zeitverlauf. trachtung. Der überwiegende Teil der für den ersten Bildungsbericht ausgewählten Indikatoren Allen Verantwortlichen und Interessierten in wird fortgeschrieben und ermöglicht einen di- der Bildungsregion Lippe werden so regel- rekten Vergleich der Entwicklung von Bildungs- mäßig grundlegende Informationen zum Bil- bericht zu Bildungsbericht. Des Weiteren werden dungsgeschehen zur Verfügung gestellt, die eine geschlechts- und migrationsspezifische Unter- Standortbestimmung ermöglichen und Ent- schiede (sofern dazu Daten zur Verfügung ste- wicklungen nachzeichnen. Für das regionale hen) berichtet. Bildungsnetzwerk des Kreises Lippe sind diese Analysen Grundlage eines datengestützten Bil- Der vorliegende Bildungsbericht beschreibt dungsmanagements und einer möglichst eekti- grundlegende Entwicklungen des Bildungssys- ven Bildungssteuerung. tems auf der Ebene des Kreises, ist aber zugleich Grundlage für die Kommunalprole Bildung, die Der fünfte lippische Bildungsbericht umfasst jeweils stärker die Charakteristik der lokalen Bil- neben den für das Bildungswesen zentralen Rah- dungslandschaften der Städte und Gemeinden menbedingungen (Kapitel A) den Bildungsbe- beschreiben. reich der Frühkindlichen Bildung und Betreuung (Kapitel B), den Bereich Allgemeinbildende Schu- Den Analysen vorangestellt ist eine Beschreibung len (Kapitel C), die Berufliche Bildung (Kapitel der Struktur des Regionalen Bildungsnetzwerks D), den Weiterbildungsbereich (Kapitel E) und im Kreis Lippe mit seinen Handlungsfeldern. In die Non-formale Bildung (Kapitel F). den einzelnen Kapiteln des Bildungsberichts wird auf ausgewählte Projekte aus der Region hinge- Auch im aktuellen Bericht gilt ein besonderer wiesen, um beispielhaft einige Aktivitäten in der Fokus dem ema Integration. Die bildungsbe- Bildungsregion Lippe vorzustellen. zogenen Angebote für Menschen mit Migrations- geschichte werden in den einzelnen Kapiteln dar- gestellt. Abkürzungen
AHR Allgemeine Hochschulreife ALS Astrid-Lindgren-Schule ANRe Angebots-Nachfrage-Relation (erweiterte Definition) BA Bundesagentur für Arbeit 8 BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BFD Bundesfreiwilligendienst BF/BFS Berufsfachschule BG/BGJ Berufsgrundschuljahr BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung BO/BOJ Berufsorientierungsjahr BS Berufsschule BvB Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit BW Bundeswehr BY Berufliches Gymnasium EckO Eckdaten-Onlineerfassung für Anschlussvereinbarungen ESE Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung FHR Fachhochschulreife FSJ Freiwilliges Soziales Jahr FOR Fachoberschulreife FO/FOS Fachoberschule FÖJ Freiwilliges Ökologisches Jahr GE Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung GEM Gemeinschaftsschule GES Gesamtschule GL Gemeinsames Lernen GU Gemeinsamer Unterricht GY/GYM Gymnasium HdkF Haus der kleinen Forscher HS Hauptschule HSA Hauptschulabschluss IFK Internationale Förderklasse IL Integrative Lerngruppen IT.NRW Information und Technik Nordrhein-Westfalen KAoA Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss KSF Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung KSoB Klassen für Schüler ohne Ausbildungsverhältnis KTeam Kompetenzteam Lehrerfortbildung MSW NRW Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen NRW Nordrhein-Westfalen OWL Ostwestfalen-Lippe RGB Regierungsbezirk RS Realschule SEK Sekundarschule Bildung im Kreis Lippe Ergebnisse im Überblick
nischen Staatsangehörigen sowie die Anzahl der Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan ist seit 2011 stark gestiegen.
Mit Stichtag 31.12.2018 wurden im Kreis Lippe 9 7.861 Asylsuchende und Asylbewerber registriert, davon 1.651 in laufenden Verfahren. Bei den Asyl- suchenden handelt es sich überwiegend um junge Menschen: nahezu zwei Drittel sind jünger als 35 Jahre. Darüber hinaus gibt es mit einem Zweidrit- telanteil einen deutlichen Männerüberschuss.
Für eine erfolgreiche Integration der ausländi- schen Bevölkerung gibt es viele gute Beispiele im Kreis Lippe. Nach wie vor bleibt die Integration in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt jedoch eine herausfordernde Aufgabe. A – Rahmenbedingungen des Bildungswesens
Demographische Entwicklung Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt Die Bevölkerungszahl im Kreis Lippe ist nach Die Beschäftigungszahlen haben sich im Kreis einem deutlichen Anstieg im Jahr 2015 aufgrund Lippe weiter positiv entwickelt. Dies gilt insbeson- von Wanderungsgewinnen infolge der Flücht- dere auch für die beschäftigungsintensiven und lingswelle in den Jahren 2016 bis 2018 wieder zukunftsträchtigen Wirtschaftsbranchen (Elektro- rückläug. Sie liegt aber immer noch über dem technik, Kunststo, Maschinenbau sowie Gesund- Wert für 2014. In den Städten und Gemeinden heit und P ege) im Kreis Lippe. verläuft die Entwicklung deutlich unterschied- lich: zwölf weiter schrumpfenden Kommunen Weiterhin ist für den Kreis Lippe ein hoher Aus- stehen vier wachsende Kommunen gegenüber. pendlerüberschuss bei den Berufspendler/innen Insgesamt sind für den Kreis Lippe seit 2014 leicht zu verzeichnen, der gegenüber den Vorjahren steigende Geburtenzahlen zu beobachten. In weiter gestiegen ist. Die Entwicklung der Alters- den letzten beiden Jahren ist nach vielen Jahren struktur der Beschäftigten spiegelt die Entwick- mit größeren Wanderungsverlusten (Ausnahme lung der Bevölkerungsstruktur wider und weist 2015) eine leicht positive Wanderungsbilanz zu auf einen zunehmenden Nachwuchskräftebedarf verzeichnen. der Wirtschaft hin.
Die aktuell vorliegende Bevölkerungsprognose Im Jahr 2018 betrug die Arbeitslosenquote im des statistischen Landesamtes NRW geht für den Kreis Lippe 6,1 Prozent und liegt damit unter Kreis Lippe von sinkenden Einwohnerzahlen aus. dem Landeswert von 6,8 Prozent. Die Arbeits- Bis 2030 wird ein Rückgang der Bevölkerung von losenquote ist gegenüber dem Jahr 2015 um 1,2 2,7 Prozent (-9.500 Personen), bis 2040 von 5,9 Prozentpunkte gesunken. Prozent (-20.000 Personen) erwartet. Die gebur- tenstarken Jahrgänge verlagern sich schrittwei- Soziale Lage se in die nachberu iche Lebensphase. Dies hat Der Anteil der Bevölkerung im SGB II-Bezug gibt deutliche Auswirkungen auf die Altersstruktur ergänzend zur Arbeitslosenquote Hinweise auf der Bevölkerung, das Arbeitskräfteangebot im die soziale Lage in einer Region. 9,8 Prozent der Kreisgebiet sowie auf die Bedarfe an p egerischer 15- bis 65-Jährigen im Kreis Lippe sind hilfebe- Unterstützung für die deutlich zunehmende An- dürftig nach SGB II. Dies gilt für 14,8 Prozent der zahl älterer Menschen. unter 15-Jährigen. Diese Quoten sind gegenüber den Vorjahren leicht rückläug. Kinder aus sozial Die Anzahl der Ausländer/innen im Kreis Lippe schwachen und einkommensschwachen Eltern- ist in den vergangenen Jahren deutlich gestie- häusern müssen mit Blick auf einen chancenge- gen. Gegenüber dem Jahr 2011 ist ein Zuwachs rechten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und von 12.000 Personen auf knapp 30.000 Personen das erfolgreiche Durchlaufen des Bildungssys- zu verzeichnen. Dies entspricht einem Anteil an tems besonders gefördert werden. Mit steigender der Gesamtbevölkerung von 8,5 Prozent. Insbe- Tendenz benden sich ausländische Mitbürger/ sondere die Anzahl der bulgarischen und rumä- -innen im SGB II-Bezug. B – Frühkindliche Bildung und Betreuung Schuljahre bezogen auf den gesamten Kreis Lip- pe vergleichsweise stabil geblieben. Der langfris- Die Betreuungsquote der unter 3-jährigen Kinder tige Trend kontinuierlich sinkender Schülerzah- liegt im Kreis Lippe laut Kinder- und Jugendhilfe- len wurde zunächst gebrochen. statistik bei 26,8 Prozent. Im Zeitverlauf ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen. Auf Ebene der Ju- In den Kommunen verläuft die Entwicklung un- 10 gendämter im Kreis Lippe schwankt dieser Anteil terschiedlich dynamisch von sinkenden Schü- zwischen 19,1 Prozent in Lage und 28,5 Prozent lerzahlen bis hin zu einem deutlich gestiegenen in Detmold. Der überwiegende Teil der betreuten Schulplatzbedarf. Dies bleibt nicht ohne Auswir- Kinder dieser Altersgruppe wird in Kindertages- kungen für die Schulentwicklungsplanung vor Ort. einrichtungen betreut. Deutlich gestiegen ist die Schülerzahl an den pri- Bei den 3- bis 6-Jährigen liegt die Betreuungsquote vaten Grundschulen, dies ist vor allem mit den deutlich höher. Kreisweit werden 86,3 Prozent der aufwachsenden Jahrgängen in den neu gegrün- 3 bis 6-jährigen Kinder betreut. Die Betreuungs- deten Grundschulen zu erklären. quote der 3- bis 6-Jährigen ist gegenüber den Vorjahren nahezu konstant geblieben. Regional Die Anzahl der betreuten Kinder in offenen Ganz- niedriger ausfallende Quoten sind in dieser Al- tagsgrundschulen ist weiter gestiegen. Die Anzahl tersgruppe jedoch nicht auf ein mangelndes An- der lippischen Grundschulen im offenen Ganztag gebot, sondern auf das Nachfrageverhalten der ist stabil geblieben. Die offenen Ganztagsgrund- Eltern zurückzuführen. In dieser Altersgruppe schulen haben sich als Betreuungsangebot fest wird der weit überwiegende Teil der Kinder in etabliert. Mit Blick auf die gesetzlichen Neure- Tageseinrichtungen betreut, während die Tages- gelungen zum Rechtsanspruch gilt es, den zu- pflege nur einen sehr geringen Anteil der Ge- künftigen Nachfragebedarf wie auch die qualita- samtquote ausmacht. tive Weiterentwicklung der Ganztagsangebote im Blick zu behalten. Bei den unter 3-jährigen Kindern weist im Jahr 2019 knapp jedes vierte Kind in Kindertagesbe- Bei den Übergängen von der Grundschule zu treuung einen Migrationshintergrund auf. Bei weiterführenden Schulen ist die Übergangs- den 3- bis unter 6-jährigen Kindern war es mehr quote zum Gymnasium geringer als im Vorjahr. als jedes dritte Kind. Dieser Anteil ist insbeson- Höher ist dagegen der Anteil der Übergänge zu dere bezogen auf die 3- bis 6-jährigen Kinder im Realschulen und Gesamtschulen. Nach einer Zeitverlauf kontinuierlich gestiegen. Hieraus er- Phase kontinuierlich steigender Übergangsquo- geben sich weiterhin hohe individuelle Förder- ten zum Gymnasium scheint für den Kreis Lippe und Unterstützungsbedarfe. eine Form der Sättigung eingetreten zu sein. Von einem fortschreitenden „Akademisierungswahn“ Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung kann für den Kreis Lippe auch aufgrund dieses für den Einschulungsjahrgang 2019 zeigen, dass Befundes nicht gesprochen werden. jedes vierte bis fünfte Kind vor dem Schuleintritt bezogen auf zentrale schulische Vorläuferfertig- Die Übergangsquoten der Grundschüler/innen keiten einen Entwicklungsstand aufweist, der mit mit Migrationshintergrund weichen nach wie Blick auf einen erfolgreichen Schulstart noch ver- vor von den Schüler/innen ohne Migrationshin- bessert werden sollte. Dafür ist insbesondere eine tergrund ab: Sie besuchen deutlich häufiger die gezielte Aufklärung und Unterstützung der Eltern zu bestehenden Beratungs- und Fördermöglich- keiten (niedergelassene Kinderärzte, Gesund- heitsamt/Kindertageseinrichtungen, Familienbe- ratung etc.) nötig.
C – Allgemeinbildende Schulen
Grundschulen Die Grundschullandschaft hat sich bezogen auf die Standortdichte im Verlauf der letzten drei Schuljahre nicht verändert. Aufgrund höherer Geburtenzahlen und des verstärkten Zuzugs ausländischer Kinder sind die Schülerzahlen an den Grundschulen im Verlauf der letzten drei Bildung im Kreis Lippe
Hauptschule und schaen seltener den Übertritt zur Realschule bzw. von der Realschule zu den zum Gymnasium. Dabei ist der Abstand in der Hauptschulen. Dies kann für die Schüler/innen Gymnasialquote von Kindern mit und ohne Mig- mit Misserfolgserfahrungen verbunden sein. Zu- rationshintergrund aktuell wieder gestiegen. sätzlich erschweren diese wenig planbaren Grö- ßen die Kapazitätsplanungen für die Schulen und Weiterführende Schulen Schulträger. Daher sollte sowohl die Elternbera- Die weiterführende Schullandschaft hat sich im tung, wie auch die Empfehlungspraxis an den 11 Kreis Lippe mit den schulstrukturellen Anpassun- Grundschulen aber auch die Förderkonzepte an gen deutlich verändert. Im Verlauf der letzten drei den Schulen der Sekundarstufe I stärker in den Schuljahre sind 10 weiterführende Schulen end- Blick genommen werden. gültig geschlossen worden. Anhand der Wechsel von der Sekundarstufe I in Die Schülerzahlen an den weiterführenden allge- die Sekundarstufe II wird deutlich, dass ein ho- meinbildenden Schulformen der Sekundarstufe I her Anteil von Schüler/innen mit mittlerem Ab- und II sind weiter rückläug. Die Schülerzahlen schluss den Erwerb der Hochschulzugangsbe- der einzelnen Schulformen haben sich aber un- rechtigung anstrebt. Von den Hauptschulabgän- terschiedlich entwickelt. Mit dem stufenweisen ger/innen wechseln 5,1 Prozent, von den Real- Ausbau der Sekundarschulen und den vollzo- schulabgänger/innen 27,9 Prozent und von den genen Schulschließungen im Haupt- und Real- Sekundarschulabgänger/innen 14,6 Prozent in schulbereich sinken die Schülerzahlen an den Bildungsgänge, die das Abitur vergeben. Dies gilt Haupt- und Realschulen. Für die verbliebenen für 41,4 Prozent der Gesamtschüler/innen nach Schulstandorte der Haupt- wie auch Realschulen der Sekundarstufe I. Dies spricht für die Durch- sind vor allem in den jüngeren Jahrgängen wie- lässigkeit des Schulsystems und für weiterhin der steigende Schülerzahlen zu beobachten. Dies hohe Bildungsaspirationen für die Schulabgän- spricht für die Bedeutsamkeit dieser beider Schul- ger/innen der Sekundarstufe I. formen im Gesamtgefüge der lippischen Schul- landschaft. Insbesondere die Hauptschulen leis- Integration ten einen wichtigen Beitrag zur Integration. Dies 44,1 Prozent der Schüler/innen im Kreis Lippe schließt auch die Beschulung von Schulform- haben nach Angaben der amtlichen Schulsta- wechslern in den Jahrgangsstufen 7 und 8 ein. tistik im Schuljahr 2018/19 eine Zuwanderungs- geschichte. Dieser Anteil ist in den vergangenen Neben den Sekundarschulen haben sich die Schuljahren kontinuierlich gestiegen. Der Anteil Schülerzahlen nur an den Sekundar- und Ge- der Kinder mit Migrationshintergrund ist an den samtschulen positiv entwickelt. Insbesondere Hauptschulen mit 73,6 Prozent am höchsten, bei den Sekundarschulen handelt es sich um auf- gefolgt von den Realschulen mit 54,5 Prozent. wachsende Systeme. Dabei darf nicht unerwähnt An den Grundschulen weist rund die Hälfte der bleiben, dass die Akzeptanz dieser Schulform in Schüler/innen einen Migrationshintergrund auf. einigen Kommunen eingeschränkt ist, was sich Damit wird deutlich, dass es mit dem Übergang insbesondere in sinkenden Schülerzahlen der von der Grundschule auf weiterführenden Schu- unteren Jahrgänge zeigt. len eine wachsende Konzentration von Kindern mit Migrationshintergrund in einzelnen Schul- Die Bedeutungszunahme des Privatschulwesens formen und Schulen gibt. spiegelt sich auch im weiterführenden Schul- bereich in steigenden Schülerzahlen wider: Der Die lippischen Schulen leisten einen wichtigen Anteil der Privatschüler/innen an allen Schüler/ Beitrag bei der Integration von neu zugewander- innen der Sekundarstufe I liegt aktuell bei 10,4 ten Schüler/innen. Mit der Einrichtung von lip- Prozent. Dies hat deutliche Auswirkungen auf die peweit 100 Deutschfördergruppen und 23 Inter- kommunale Schulentwicklungsplanung in den nationalen Förderklassen im Primarbereich und Städten und Gemeinden. Dies gilt auch für die der Sekundarstufe I, werden rund 1.600 Schüler/ Schülerströme zwischen einzelnen Kommunen, innen mit ganz unterschiedlichen schulischen die zukünftig eine stärkere interkommunale Be- und sprachlichen Voraussetzungen individuell trachtung der Schulentwicklungsplanung not- gefördert und auf die weitere Schullaufbahn im wendig machen. Regelsystem vorbereitet.
Für die Schulformwechsel innerhalb der Sekun- Zum Schuljahr 2018/19 sind 182 Schüler/innen darstufe I in den Jahrgängen sieben bis neun aus den Sprachfördergruppen in das Regelsys- bleibt festzuhalten, dass es sich im Wesentlichen tems der zuvor besuchten Schule gewechselt; um Wechsel zu Schulformen mit niedrigerem 49 Schüler/innen haben die Schule und/oder Anspruchsniveau handelt: vom Gymnasium die Schulform gewechselt. Hinzu kommen 59 Wechsel in Internationale Förderklassen an den ger/innen mit Abitur. Dies ist vor allem auf den Berufskollegs. Aktuell besteht für einen Teil der verstärkten Zuzug ausländischer Schüler/innen neu zugewanderten Schüler/innen auch nach zurückzuführen, die als Seiteneinsteiger/innen in der zweijährigen Regelförderung in Sprachför- das allgemeinbildende Schulsystem gekommen dergruppen ein hoher individueller Unterstüt- sind und in vielen Fällen einen Nachholbedarf zungsbedarf. in sprachlichen und grundlegenden schulischen 12 Kompetenzen aufweisen. Inklusion Die Anzahl der Schüler/innen mit sonderpäd- agogischem Förderbedarf ist in den letzten drei D – Berufliche Bildung Schuljahren gestiegen. Die Schülerzahlen an Förderschulen haben sich aufgrund der Neu- Schülerzahlentwicklung ausrichtung der Inklusion und der schulgesetz- Aufgrund der demographischen Entwicklung sin- lichen Stärkung der Förderschulen stabilisiert. ken die Schülerzahlen im Berufsbildungssystem Im Gemeinsamen Lernen an den allgemeinen seit mehreren Jahren kontinuierlich. Durch den Schulen steigt die Anzahl der Schüler/innen mit erhöhten Zuzug ausländischer Jugendlicher und sonderpädagogischem Förderbedarf weiter an. die Rolle der Berufskollegs bei der Ausbildungs- Damit haben sich auch die Inklusionsanteile für vorbereitung sind die Schülerzahlen zuletzt nur alle Förderschwerpunkte weiter erhöht. Aktuell leicht zurückgegangen. Im Schuljahr 2018/19 wer- ist das Gemeinsame Lernen an 29 Grundschu- den 1.055 Schüler/innen in Bildungsgängen des len und 21 weiterführenden Schulen verankert. Übergangssystems unterrichtet, die auf eine Aus- Derzeit ist insbesondere die Lehrkräfteausstat- bildung vorbereiten. Hinzu kommen die Angebo- tung dieser parallel geführten Systeme der son- te zur Berufsvorbereitung der Bundesagentur für derpädagogischen Förderung schwierig. Die von Arbeit und des Jobcenters. den Schulen zu bewältigenden Aufgaben der In- klusion sowie der Integration von Schüler/innen Mit der Umsetzung des Landesprogramms „Kein mit Zuwanderungsgeschichte, Seiteneinsteigern Abschluss ohne Anschluss“ und den Angebots- und Schulformwechslern erfordern eine laufen- anpassungen an den Berufskollegs im Zuge der de Begleitung und Unterstützung der Schulen. neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnung (APO- BK) und durch die Arbeit der Kommunalen Koor- Schulabgänger/innen und Abschlüsse dinierungsstelle Schule-Beruf werden die beruf- Die Anzahl der Schulabgänger/innen ist abge- liche Orientierung und die Anschlüsse aus dem sehen von einem Zwischenhoch aufgrund des allgemeinbildenden Schulsystem für die Jugendli- doppelten Abiturjahrgangs im Jahr 2013 seit chen weiter optimiert. Mit den zielgruppenspezi- 2009 kontinuierlich rückläufig. Im Jahr 2018 ha- fischen Angeboten des Übergangssystems erfolgt ben 3.778 Schüler/innen die allgemeinbildenden insbesondere für noch nicht ausbildungsreife Schulen im Kreisgebiet verlassen, das sind 1,3 Jugendliche eine Berufsvorbereitung und damit Prozent weniger als im Vorjahr. die Sicherstellung einer Anschlussperspektive.
Der verstärkte Zuzug ausländischer Schüler/in- Übergang Schule-Beruf nen hat den langfristigen demographisch beding- Zum Übergang Schule-Beruf stehen mit den ten Rückgang lediglich verlangsamt. Es ist weiter EckO-Daten bereits zum dritten Mal Informa- davon auszugehen, dass für die Unternehmen die tionen zu den beruflichen Anschlusswünschen Suche nach Auszubildenden schwieriger wird. der Schüler/innen im Jahrgang 9 zur Verfügung. Außerdem liegen mit unseren jährlichen Schul- Für die erreichten Schulabschlüsse setzt sich der abgängerbefragungen Informationen zu den Trend eines leicht steigenden Anteils höherwerti- Übergängen im Anschluss an die Sekundarstufe ger Schulabschlüsse weiter fort. 37,8 Prozent der I vor. Positiv herauszuheben ist ein gestiegener Schulabgänger/innen haben im Jahr 2018 Schul- Anteil der Übergänge in duale Ausbildung an den abschlüsse erlangt, die den Zugang zum Studium Haupt- und Sekundarschulen. An den Realschu- ermöglichen. Lediglich 84 Schüler/innen haben len liegt die Übergangsquote in duale Ausbildung die Schule ohne jeglichen Abschluss verlassen, weiter unter 20 Prozent. Eine Gegenüberstellung dies entspricht einem Anteil an allen Schulabgän- der erfassten Übergänge für das Jahr 2019 mit den ger/innen von 2,2 Prozent. im Jahr 2018 erhobenen beruflichen Anschluss- wünschen der Jugendlichen im Jahrgang 9 zeigt, Bei den ausländischen Schulabgänger/innen dass der Unterschied zwischen dem angegebe- zeigt sich ein Anstieg des Anteils an Abgänger/in- nen Wunsch in eine Duale oder vollzeitschuli- nen ohne Hauptschulabschluss, gleichzeitig sta- sche Ausbildung einmünden zu wollen und der gniert der Anteil an ausländischen Schulabgän- tatsächlichen Realisierung groß ist. Bildung im Kreis Lippe
Im Anschluss an die Sekundarstufe I erfolgt zu hohen Anteilen ein Wechsel in die berufsvor- bereitenden Bildungsgänge der Berufskollegs. Werden die Sondereekte durch die Beschulung von neu zugwanderten Schüler/innen heraus- gerechnet, so sinken die Schülerzahlen im Über- gangssystem. Durch verstärkte Unterstützungs- 13 maßnahmen und der engen Begleitung auch im Rahmen der Schulsozialarbeit gelingt inzwischen einem Großteil der Schüler/innen aus den be- rufsvorbereitenden Klassen der Berufsfachschule der Übergang in die Duale Ausbildung. Damit ist der Begri der Warteschleifen unzutreend.
Die Ergebnisse der Abiturientenbefragungen zei- gen, dass der Studienwunsch die am häugsten genannte Anschlussoption der lippischen Abitu- rient/innen ist. Dabei ist vor allem auf ein gestie- genes Interesse am Dualen Studium hinzuweisen. Aber auch die Beru iche Ausbildung wird von knapp jedem fünften Absolventen als Anschluss- option genannt. Gleichzeitig hoch (29 Prozent) ist der Anteil derer, die angeben, nach dem Abitur in ein sogenanntes Gap-year einmünden zu wollen. Es stehen mit der assistierten Ausbildung, den ausbildungsbegleitenden Hilfen und den außer- Die in vielen Bereichen bereits vollzogene Zu- betrieblichen Hilfen eine Reihe von Angeboten sammenarbeit der im Übergang Schule-Beruf zur Förderung der Berufsausbildung zur Verfügung. aktiven Institutionen wird in den kommenden Jahren gestärkt werden. Mehr als jeder dritte Auszubildende pendelt zu Ausbildungsplätzen außerhalb des Kreises. Der Duale Ausbildung negative Pendlersaldo von 1.250 Auszubildenden Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbil- ist gegenüber dem Jahr 2013 gesunken. dungsverträge im Rahmen der dualen Ausbil- dung sind zuletzt wieder gestiegen. Nach meh- Abschlüsse und Erfolge reren Jahren zurückgehender Neuverträge ist der Knapp zwei Drittel der Absolvent/innen beru i- Trend seit 2018 gebrochen. Nach wie vor besteht cher Bildungsgänge haben im Jahr 2018 an den Be- aber eine hohe Deckungslücke zwischen Ange- rufskollegs einen beru ichen oder einen höheren bot und Nachfrage nach dualer Ausbildung. Die allgemeinbildenden Abschluss erreicht.Die An- Anzahl der bei der Bundesagentur für Arbeit ge- zahl der an den Berufskollegs vergebenen Haupt- meldeten Bewerber übersteigt das Ausbildungs- schulabschlüsse ist deutlich gestiegen. 717 Schü- platzangebot. ler/innen haben 2018 die Berufskollegs mit einem allgemeinbildenden Abschluss verlassen, der zu Die Ausbildungsquote der lippischen Betriebe ist einem Studium berechtigt (Fachhochschulreife, seit 2013 kontinuierlich rückläug. Damit bleibt Allgemeine Hochschulreife). für die duale Ausbildung das Verhältnis von An- gebot und Nachfrage weiter unbefriedigend. Bei den vorzeitigen Vertragslösungen in der dua- Gleichzeitig steigt allerdings auch die Anzahl un- len Ausbildung ist eine steigende Tendenz zu be- versorgter Bewerber. obachten. Im Bereich Handwerk ist die Vertrags- lösungsquote mit 37,3 Prozent besonders hoch. Auch die Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen der letzten beiden Jahre ist höher als in den Vor- Neun von zehn Prüfungsteilnehmer/innen haben jahren. Dies deutet auf zunehmende Matching- im Jahr 2018 ihre Abschlussprüfung im Rahmen probleme auf dem Ausbildungsmarkt hin, die der dualen Ausbildung erfolgreich absolviert. sich allerdings weiterhin auf die Bereiche Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Lebensmittel- Die jährliche Abiturientenbefragung weist für die handwerk konzentrieren. Die enge Konzentration Abiturient/innen ein gestiegenes Interesse an der Bewerber/innen auf wenige Ausbildungsbe- einem Dualen Studium aus. Gleichzeitig sinken rufe hat sich nur leicht erweitert. allerdings die Studierenden- und Studienanfän- gerzahlen im Dualen Studium an der TH OWL. E – Weiterbildung kunftsfähigkeit der Region. Insbesondere inno- vative digitale Lehr- und Lernformen bieten für Mit der vorliegenden Betrachtung des Weiterbil- Lebenslanges Lernen weitere Potenziale, die es dungsbereichs werden ausschnitthaft die wich- zu erschließen gilt. Weiterbildung ist daher im- tigsten Weiterbildungsangebote im Kreis Lippe mer auch ein wichtiges Instrument kommunaler dargestellt. Damit sind auf kommunaler Ebene Wirtschaftsförderung. 14 leider keine Aussagen zur Passgenauigkeit der Angebote wie auch zur Weiterbildungsbeteili- Der Bildungskompass des Kreises Lippe weist mit gung möglich. Zudem ist zu beachten, dass die aktuell rund 3.000 registrierten Weiterbildungs- weiterbildungsinteressierte Bevölkerung neben veranstaltungen auf ein breites regionales An- den lippischen Angeboten auch überregionale gebot hin. Zudem verdeutlicht die Anzahl von 46 Angebote insbesondere in den Oberzentren Bie- Kooperationspartner im Bildungskompass eine lefeld und Paderborn nutzt. Berufspendler/innen gute Zusammenarbeit und Vernetzung der Ak- verbinden den Besuch von Weiterbildungsveran- teure. Damit sind die Voraussetzungen dafür ge- staltungen zudem oft mit ihrem Arbeitsort. schaffen, dass die Weiterbildungsangebote von den Unternehmen wie von den Bürger/innen gut Die Bedeutung der Volkshochschulen wird ins- genutzt werden können. besondere im Bereich der allgemeinen Weiter- bildung deutlich. Im Jahr 2018 haben an den lip- pischen Volkshochschulen knapp 2.000 Kurse mit F – Lebenslanges Lernen und rund 20.000 Belegungen und 62.500 Unterrichts- non-formale Lernwelten stunden stattgefunden. Nonformale Lern- und Bildungsgelegenheiten Die Inanspruchnahme der unterschiedlichen För- sind ein wichtiger Teil des regionalen Bildungsan- derinstrumente zur beruflichen Weiterbildung gebots. So sind die Einrichtungen der offenen Kin- (Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und der- und Jugendarbeit, Theater, Museen, Biblio- des Jobcenters, Bildungsgutschein, Bildungsprä- theken und Musikschulen wie auch Sportvereine mie, u.a.) veranschaulichen die institutionellen wichtige Indikatoren für die Bildungsmöglichkei- und individuellen Anstrengungen, den Anforde- ten einer Region. Immer wichtiger werden darü- rungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. ber hinaus Angebote, die die politische und de- mokratische Bildung als Querschnittsaufgabe be- Die Angebote zur beruflichen Aufstiegsfortbil- dienen. Die nonformale Bildungslandschaft mit dung sind wichtige Elemente zur beruflichen Blick auf das lebenslange Lernen stellt sich im Kreis Höherqualifizierung. Permanente Weiterbildung Lippe sehr vielfältig dar und wird von einer brei- und Qualifizierung entscheidet über die Zu- ten Bevölkerungsschicht in Anspruch genommen. Bildung im Kreis Lippe Das Regionale Bildungsnetzwerk im Kreis Lippe
Der Kreis Lippe, die Städte und Gemeinden so- Ansprechpartner wie die Bezirksregierung haben sich den Aufbau, die Gestaltung und die Weiterentwicklung der ► Geschäftsst. Regionales Bildungsnetzwerk Bildungsregion Lippe zum Ziel gesetzt. Durch Saskia Frei-Klages die Vernetzung und systematische Kooperation [email protected], 05231/62-4750 15 aller Bildungseinrichtungen im Kreis Lippe sol- ► Fachdienst Bildung len die Bildungs- und Lebenschancen verbes- Leitung: Markus Rempe sert werden. Im Rahmen der geschlossenen Ko- [email protected], 05231/62-478 operationsvereinbarung wurde mit Ressourcen ► Schulamt für den Kreis Lippe des Landes und des Kreises ein Qualizierungs-, Ute Bicker Beratungs- und Unterstützungssystem in Form [email protected], 05231/62-4720 eines Regionalen Bildungsnetzwerks für das lip- ► Fachbereich 5 Jugend, Familie und Soziales pische Bildungswesen aufgebaut und kontinuier- Karl-Eitel John lich weiterentwickelt. [email protected], 05231/62-443 ► Eigenbetrieb Schulen Das Regionale Bildungsnetzwerk verfolgt die fort- Manuela Kupsch laufende inhaltliche Entwicklung und Verzah- [email protected], 05231/62-1310 nung von Frühförderung, Bildung, Ausbildung ► Lippe Bildung eG und Weiterbildung im Kontext des Lebenslangen Markus Rempe, Manuela Kupsch, Karl-Eitel John Lernens im Kreis Lippe. Bildung hat auf Kreis- [email protected], 05261/288-9935 ebene eine herausragende Bedeutung. Dem liegt ► Kommunales Integrationszentrum ein breites Bildungsverständnis zu Grunde und Alexandra Steeger umfasst Kompetenzen von der Kinder- und Ju- [email protected], 05231/62-1023 gendhilfe über die Schulentwicklung bis hin zur Arbeitsmarktpolitik und der nonformalen Bil- dung. Bildung stellt auch auf der Grundlage des Zukunftskonzepts des Kreises Lippe „Lippe 2025“ einen wichtigen Standortfaktor dar.
Durch den Fachdienst Bildung und die Lippe Bildung eG werden die vielen Partner der schuli- Grafik: Organisationsstruktur – Handlungsfelder im Regionalen schen und außerschulischen Bildung Bildungsnetzwerk eingebunden. Ziel ist es, Bildung Lippe gemeinsam zu verantworten. Die mit den beteiligten Akteuren sowie dem Ausschuss für Bil- dungsentwicklung, Sport und Betriebsausschuss festge- legten zentralen Hand- lungsfelder werden so unter Wahrung der je- weiligen Zuständig- keiten entlang der Bildungskette zu- sammengeführt. Über einen gemeinsam von den Akteuren besetzten Lenkungskreis ist die Be- zirksregierung ebenso wie die Städte und Ge- meinden in die Entschei- dungsprozesse und die notwendige Vernetzung eng eingebunden. 16 Rahmenbedingungen des Bildungswesens
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A Das Bildungswesen kann nicht losgelöst von struktur und der Arbeitsmarkt (A2) sowie die so- allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaft- ziale Lage (A3). Gleichzeitig ist zu beachten, dass lichen Entwicklungen betrachtet werden. Zu Bildung eine wichtige Grundlage schafft, um den den maßgebenden Rahmenbedingungen für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Heraus- A Arbeit der Bildungsinstitutionen gehören die de- forderungen in der Region gerecht zu werden. mographische Entwicklung (A1), die Wirtschafts- 18 A 1 – Demographische Entwicklung
Die demographische Entwicklung ist ein ent- Kreisgebiet bis 2014 um rund 20.000 Einwohner/ scheidender Parameter zur Bestimmung des Be- innen zurückgegangen. Mit dem Flüchtlingszu- darfs an Bildungsleistungen. Sie ist für das Ange- zug im Jahr 2015 ist die Bevölkerungszahl erstma- bot an Bildungseinrichtungen oder auch für den lig wieder deutlich gestiegen. In den Jahren 2016 Personalbedarf im Bildungswesen ein wichtiger bis 2018 ist die Gesamtzahl wieder gesunken. Sie Bezugspunkt. liegt aber immer noch über dem Wert von 2014.
A 1.1 – Bevölkerungszahl und Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung von 2015 bis 2018 für die Städte und Gemeinden des Kreises (vgl. Abb. A2), so werden große Unter- Zum 31.12.2018 lebten im Kreis Lippe 348.391 schiede deutlich. In 12 von 16 Städten und Ge- Menschen. Das sind 678 weniger als im Vorjahr. meinden ist die Bevölkerungszahl trotz Flücht- Abbildung A1 zeigt die Bevölkerungsentwicklung lingszuzug weiter gesunken. Die Rückgänge sind seit 1990. Ab 2011 basieren die Daten auf dem mit 3,7 Prozent im Extertal am größten und in Zensus 2011. Lage mit 0,2 Prozent am geringsten. Ein Bevöl- kerungszuwachs ist dagegen in den Kommunen Im Kreis Lippe hat es seit 1990 bis zum Beginn des Horn-Bad Meinberg, Schlangen, Bad Salzuflen neuen Jahrtausends einen erheblichen Bevölke- und Augustdorf zu verzeichnen. rungszuwachs gegeben, der im Wesentlichen auf die Zuwanderung von Spätaussiedlern zurückzu- führen ist (vgl. Abb. A1). A 1.2 – Geburtenentwicklung und Wanderungsbewegungen Im Jahr 2002 erreichte die Bevölkerung im Kreis Lippe einen Höchstwert von mehr als 365.000 Die Bevölkerungsentwicklung in einer Region Einwohnern. Seither ist die Bevölkerungszahl im wird maßgeblich durch die natürliche Bevölke-
370.000 365.049 365.000
360.000
355.000 Basis Volkszählung 1987 350.750 350.000 348.391
345.000 345.127 340.202 340.000 Basis Zensus 2011
335.000
330.000
325.000
Abb. A1: Bevölkerungsentwicklung im Kreis Lippe 1990 bis 2018 | Quelle: IT.NRW Bildung im Kreis Lippe
rungsbewegung als Verhältnis der Geburten zu weise stabilisiert. Seit 2015 ist ein positiver Trend den Sterbefällen und die Wanderungsbewegun- zu verzeichnen. gen bestimmt. Im Jahr 2018 wurden im Kreis Lippe 3.365 Kinder Bei Betrachtung der natürlichen Bevölkerungsbe- geboren und 4.321 Sterbefälle registriert. Im Jahr A wegung (Abb. A3) ist zu erkennen, dass die Schere 2018 betrug der natürliche Bevölkerungsverlust zwischen den Geburten und den Sterbefällen im (Geburten – Sterbefälle) im Kreis Lippe 956 Ein- 19 Kreis Lippe seit Ende der 1990er Jahre bis etwa wohner/innen. 2011 immer weiter auseinander gegangen ist. Ins- besondere war die Zahl der Geburten seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich rückläu g. Mit knapp 3.000 Geburten jährlich hatte sich die Ge- burtenzahl zwischen 2009 und 2014 vergleichs-
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