Plenarprotokoll 14/70

Deutscher

Stenographischer Bericht

70. Sitzung

Berlin, Freitag, den 12. November 1999

I n h a l t :

Tagesordnungspunkt 11: Dr. Peter Struck SPD...... 6280 B a) Zweite und dritte Beratung des von den Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU...... 6281 D Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Christine Ostrowski PDS...... 6283 C Gesetzes zur Sanierung des Bundes- CDU/CSU...... 6284 C haushalts (Haushaltssanierungsgesetz) (Drucksachen 14/1523, 14/2016, 14/2036). 6279 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN...... 6289 A b) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zurFamilienförderung Dr. Klaus Grehn PDS ...... 6291 B (Drucksachen 14/1513, 14/1670, 14/2022, 14/2023) ...... 6279 B Dr. Günter Rexrodt F.D.P...... 6291 C c) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs Dr. PDS...... 6294 B eines Gesetzes zur Bereinigung von , Bundesminister BMF...... 6296 B steuerlichen Vorschriften (Steuerbe- reinigungsgesetz 1999) (Drucksachen Dr. Günter Rexrodt F.D.P...... 6300 D 14/1514, 14/1655, 14/1720, 14/2035, Hans Eichel, Bundesminister BMF...... 6301 B 14/2048, 14/2070,) ...... 6279 D d) Beschlußempfehlung und Bericht des Fi- CDU/CSU...... 6301 D nanzausschusses zu dem Antrag der Ab- PDS...... 6305 C geordneten Dr. , Hil- debrecht Braun (Augsburg), weiterer Ab- Dr. F.D.P...... 6306 D geordneter und der Fraktion F.D.P. Wolfgang Gehrcke PDS ...... 6307 B Ordnungspolitisch vernünftige Steuer- Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ gesetze verabschieden (Drucksachen DIE GRÜNEN...... 6307 C 14/1546, 14/2035, 14/2070)...... 6280 A Dietrich Austermann CDU/CSU...... 6307 D in Verbindung mit Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Zusatztagesordnungspunkt 6: NEN...... 6307 D Beschlußempfehlung und Bericht des Jürgen Koppelin F.D.P...... 6309 A Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hei- Dr. Hermann Otto Solms F.D.P...... 6310 B di Knake-Werner, Dr. Klaus Grehn, weite- Dietrich Austermann CDU/CSU...... 6313 A rer Abgeordneter und der Fraktion PDS Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Kindergelderhöhung auch für Kinder NEN...... 6313 C im Sozialhilfebezug (Drucksachen 14/1308, 14/2033) ...... 6280 A Dr. Barbara Höll PDS...... 6313 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. , Freitag, den 12. November 1999

Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 630 DM-Gesetz und Neuregelung der 90/DIE GRÜNEN...... 6314 C Scheinselbständigkeit zurücknehmen (Drucksachen 14/1005, 14/2046) ...... 6336 D Hans Georg Wagner SPD ...... 6316 A CDU/CSU ...... 6318 B Peter Dreßen SPD...... 6336 D Joachim Poß SPD ...... 6320 C Klaus Hofbauer CDU/CSU ...... 6339 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU ...... 6320 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN...... 6341 C Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN...... 6321 A Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P...... 6343 C Ina Lenke F.D.P...... 6322 C Dr. Heidi Knake-Werner PDS...... 6345 A , Bundesminister BMA ...... 6323 D SPD...... 6346 B Nicolette Kressl SPD ...... 6325 B Dorothea Störr-Ritter CDU/CSU ...... 6348 D Dr. Hermann Kues CDU/CSU...... 6326 A Namentliche Abstimmung...... 6350 D Nicolette Kressl SPD ...... 6326 B Ergebnis...... 6351 C Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin Nächste Sitzung...... 6351 C BMFSFJ...... 6328 A Ina Lenke F.D.P...... 6329 D Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin Anlage 1 BMFSFJ...... 6330 A Liste der entschuldigten Abgeordneten...... 6353 A Jörg-Otto Spiller SPD...... 6330 B Christina Schenk PDS (Erklärung nach § 31 GO) ...... 6331 C Anlage 2 Roland Claus PDS (zur GO)...... 6332 D Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Großen Anfrage: Internationa- Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO)...... 6333 B les Kartellrecht, Unternehmensfusionen und Namentliche Abstimmungen ... 6333 B, 6333 C, 6333 D, -konzentrationen (Tagesordnungspunkt 10, 6334 B, 6334 D, 6335 A, 6335 D 69. Sitzung) ...... 6353 D Ergebnisse...... 6334 A, 6334 A, 6334 B, Hartmut Schauerte CDU/CSU ...... 6353 D 6335 B, 6335 C, 6336 A, 6339 C

Zusatztagesordnungspunkt 7: Anlage 3 Zweite und dritte Beratung des von der Erklärung des Abgeordneten Jürgen W. Möl- Bundesregierung eingebrachten Entwurfs lemann (F.D.P.) zur namentlichen Abstim- eines Zweiten Gesetzes zur Änderung mung über den Änderungsantrag der Fraktion des Einführungsgesetzes zum Gerichts- F.D.P. zum Entwurf eines Gesetzes zur Fort- verfassungsgesetz (Drucksachen 14/1418, führung der ökologischen Steuerreform 14/2037) ...... 6336 B (Drucksache 14/2071) ...... 6355 A Tagesordnungspunkt 12: a) Zweite und dritte Beratung des von den Anlage 4 Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Erklärung des Abgeordneten Jürgen W. Möl- Gesetzes zur Förderung der Selbstän- lemann (F.D.P.) zu namentlichen Abstim- digkeit (Drucksachen 14/1855, 14/2046)... 6336 C mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Fortführung der ökologischen Steuerreform b) Beschlußempfehlung und Bericht des (Drucksache 14/2065) ...... 6355 A Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, Anlage 5 weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU Amtliche Mitteilungen ...... 6355 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6279

(A) (C)

70. Sitzung

Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Beginn: 9.00 Uhr

Vizepräsidentin : Guten Morgen! Die Berichterstattung: Sitzung ist eröffnet. Abgeordnete Nicolette Kressl Elke Wülfing Interfraktionell ist vereinbart worden, daß nach der Klaus Wolfgang Müller (Kiel) Beratung des Steuerbereinigungsgesetzes die Beschluß- Gisela Frick empfehlung des Rechtsausschusses zum Gerichtsverfas- Dr. Barbara Höll sungsgesetz auf Drucksache 14/2037 ohne Debatte auf die Tagesordnung gesetzt werden soll. bb) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus- schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung Des weiteren teile ich mit, daß der Ältestenrat verein- – Drucksache 14/2023 – bart hat, daß in der Haushaltswoche vom 22. November keine Regierungsbefragung, keine Fragestunde und kei- Berichterstattung: nen Aktuelle Stunden stattfinden sollen. Sind Sie damit Abgeordnete Hans Jochen Henke einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist Hans Georg Wagner (B) das so beschlossen. Oswald Metzger (D) Dr. Günter Rexrodt Dr. Uwe-Jens Rössel Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a bis 11 d sowie Zusatzpunkt 6 auf: c) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines 11. a) Zweite und dritte Beratung des von den Frak- Gesetzes zur Bereinigung von steuerlichen tionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Vorschriften (Steuerbereinigungsgesetz 1999 eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sa- – StBereinG 1999) – Drucksachen 14/1514, nierung des Bundeshaushalts (Haushaltssanie- 14/1655, 14/1720 – rungsgesetz – HSanG) – Drucksache 14/1523 (Erste Beratung 53. und 61. Sitzung) – (Erste Beratung 56. Sitzung) aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses (7. Ausschuß) – Drucksa- Beschlußempfehlung und Bericht des Haus- che 14/2035, 14/2070 – haltsausschusses (8. Ausschuß) – Drucksachen 14/2016, 14/2036 – Berichterstattung: Abgeordnete Jörg-Otto Spiller Berichterstattung: Abgeordnete Dietrich Austermann Klaus Wolfgang Müller (Kiel) Hans Georg Wagner Gisela Frick Oswald Metzger Heidemarie Ehlert Dr. Günter Rexrodt Dr. Christa Luft bb) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Aus- schuß) gemäß § 96 der Geschäftsordnung b) Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines – Drucksache 14/2048 – Gesetzes zur Familienförderung – Drucksa- chen 14/1513, 14/1670 – Berichterstattung: Abgeordnete Hans Jochen Henke (Erste Beratung 53. und 58. Sitzung) Hans Georg Wagner aa) Beschlußempfehlung und Bericht des Fi- Oswald Metzger nanzausschusses (7. Ausschuß) – Drucksa- Dr. Günter Rexrodt che 14/2022 – Dr. Uwe-Jens Rössel 6280 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Vizepräsidentin Anke Fuchs (A) d) Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- Worum es heute geht, hat der Chefökonom der Deut- (C) richts des Finanzausschusses (7. Ausschuß) zu schen Bank, Norbert Walter, bei derAnhörung des dem Antrag der Abgeordneten Dr. HermannHaushaltsausschusses am 25. Oktober eindringlich um- Otto Solms, Hildebrecht Braun (Augsburg),rissen. Er hat das Zukunftsprogramm als ein „überfälli- Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der ges Stoppschild nach einer langen Blindfahrt“ bezeich- Fraktion der F.D.P. net. – Wie recht der Mann hat! Ordnungspolitisch vernünftige Steuergesetze (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ verabschieden DIE GRÜNEN) – Drucksachen 14/1546, 14/2035, 14/2070 – Das war die Blindfahrt von Schäuble und Co, mit der Berichterstattung: der Staat in 16 Jahren in die Schuldenfalle getrieben ist. Abgeordnete Jörg-Otto Spiller Ich zitiere Herrn Walter weiter – Sie haben ihn immer Hans Michelbach für Ihren Kronzeugen gehalten; Klaus Wolfgang Müller (Kiel) Gisela Frick (Joachim Poß [SPD]: Den haben Sie auch be- Heidemarie Ehlert stellt!) ZP 6 Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- er hat Sie von der Union bei der gleichen Anhörung ge- richts des Ausschusses für Arbeit und Sozial- warnt –: ordnung (11. Ausschuß) zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Heidi Knake-Werner, Dr. Was mit diesem Haushalt auf den Weg gebracht Klaus Grehn, Dr. , weiterer Abge- wurde, ist unverzichtbar. Wer es sabotiert, muß ordneter und der Fraktion der PDS wissen, was er tut. Kindergelderhöhung auch für Kinder imSie wissen es offensichtlich nicht. Sozialhilfebezug (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ – Drucksache 14/1308, 14/2033 – DIE GRÜNEN) Berichterstattung: Aber es wird an Ihnen zum Glück nicht scheitern, daß Abgeordnete Brigitte Lange der Bundestag heute mehrere Gesetzentwürfe beschließt, mit denen das „Zukunftsprogramm zur Sicherung von Es liegen eine Reihe von Änderungs- und Entschlie- Arbeit, Wachstum und sozialer Stabilität“ in wesentli- ßungsanträgen vor. Ich weise darauf hin, daß wir nach- chen Teilen umgesetzt wird. Dazu gehören das Haus- (B) (D) her mehrere namentliche Abstimmungen durchführenhaltssanierungsgesetz, das Gesetz zur Änderung des werden. Bisher sind acht angemeldet, und zwar sieben Wohngeldgesetzes und anderer Gesetze, das Steuerbe- zum Tagesordnungspunkt 11 und eine zum Tagesord-reinigungsgesetz und das Gesetz zur Familienförderung. nungspunkt 12. Ich möchte noch einmal daran erinnern, daß wir dieses Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für Gesetz zur Familienförderung machen, weil Sie die Fa- die Aussprache drei Stunden vorgesehen. – Ich höre da- milien 16 Jahre lang verfassungswidrig behandelt haben. zu keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Peter DIE GRÜNEN – Zuruf von der F.D.P.: Oh!) Struck, SPD-Fraktion. – Da brauchen Sie gar nicht „Oh!“ zu rufen, das ist Tat- sache. Dr. Peter Struck (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dem Paket, das Die „Berliner Zeitung“ vom 26. Oktober hat über die wir heute verabschieden, tun wir einen großen, einenAnhörung des Haushaltsausschusses berichtet. Für die CDU/CSU ist an diesem Artikel vielleicht nur eines er- gewaltigen Schritt für die Zukunft unseres Landes. Es ist freulich, ein Schritt, den uns niemand zugetraut hätte. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Michael Glos [CDU/CSU]: Das war doch DIE GRÜNEN) eine frühere Stasi-Zeitung!) Gelingt dieser Kraftakt auch nur halbwegs, dannnämlich ein, wenn auch nicht ganz so gelungenes Bild wäre dies die markanteste Zäsur in der bundesdeut- des Kollegen Adolf Roth. Im übrigen stand dort: schen Haushaltspolitik seit den fünfziger Jahren. Die Bundesbank hält das Sparpaket für unverzicht- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ bar, weil die Staatsschulden sonst die Grenzen der DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der Verfassung und des Euro-Stabilitätspaktes spren- PDS) gen. So schrieb zweifelnd die „Süddeutsche Zeitung“ am (Michael Glos [CDU/CSU]: Zitieren Sie ein- 16. Juni über die Durchsetzbarkeit unseres Zukunftspro- mal die „Berliner Zeitung“ aus der Zeit vor der gramms. – Dieser Kraftakt ist gelungen. Wende!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6281

Dr. Peter Struck (A) Der Bundesrechnungshof begrüßt, daß die Bundes- rungsziel von 30 Milliarden DM nannte, haben Sie, Herr (C) regierung aus der finanziellen Notlage des Bundes Kollege Schäuble, im ZDF gesagt: endlich Konsequenzen gezogen hat. Das alles sieht mir sehr nach Schau aus. In Wahr- Die von Ihnen beantragte Anhörung im Haushaltsaus- heit ist meine Besorgnis, mit den dramatischen An- schuß hat unsere Politik eindeutig bestätigt. kündigungen, die dann hinterher nicht erfüllt wer- den, bereitet er (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) – er meinte Hans Eichel – Wir legen mit diesem Paket, das wir heute mit unse- in Wahrheit nur die Ausrede vor, daß er hinterher rer Mehrheit verabschieden werden, die Grundlage zu die Mehrwertsteuer erhöhen kann. einer nachhaltigen und wirksamen Entlastung der öf- fentlichen Haushalte. Sein Stellvertreter in der Fraktionsführung, Herr Merz, sagte am 28. Mai im „heute journal“: (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Michael Glos [CDU/CSU]: Merz im Mai!) Insgesamt beläuft sich das Entlastungsvolumen durch Ich fürchte, daß am Ende die Botschaft sein wird, das Zukunftsprogramm für den Haushalt des Bundes al- wir haben es nicht geschafft mit den Einsparungen. lein für das Jahr 2000 auf rund 30 Milliarden DM; es Wir müssen Steuererhöhungen machen. Und das steigt bis 2003 auf jährlich 50 Milliarden DM. wird systematisch vorbereitet. Zur größten Erblast der Regierung Kohl gehört doch Herr Kollege Schäuble, Herr Kollege Merz, Ihre Be- die Verschuldung des Staates. Allein die Schulden des fürchtungen, wir würden die Steuern erhöhen müssen, Bundes sind in der Regierungszeit von Kohl – von 1982 werden heute der Unwahrheit überführt. bis 1998 – von 300 Milliarden DM auf die gigantische Größe von 1 500 Milliarden DM gestiegen. Die Folgen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ sind fatal. Wir und unsere Kinder leiden unter den Fol- DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ gen dieser wahnsinnigen Verschuldungspolitik. Wir CSU]: Das haben wir gestern gemerkt! – Abg. müssen 82 Milliarden DM im Jahr nur für Zinsen auf- Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU] meldet wenden; das sind 22 Prozent aller Steuereinnahmen. sich zu einer Zwischenfrage) Damit sind die Zinsausgaben nach den Sozialausgaben – Herr Schäuble möchte eine Zwischenfrage stellen. Ich schon der zweitgrößte Etatposten. Diese wachsende habe nichts dagegen. Schuldenlast hat die Handlungsfähigkeit des Staates er- (B) drückt. Es mußte ein Weg aus dieser Schuldenfalle ge- (D) funden werden. Wir haben ihn jetzt gefunden. Vizepräsidentin Anke Fuchs: Ich wollte Ihnen, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Herr Kollege, noch Gelegenheit geben, Ihren Satz zu des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) beenden. – Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kolle- gen Schäuble? Die alte Regierung hätte, wenn sie am Ruder geblie- ben wäre, für das Jahr 2000 eine Nettokreditaufnahme von 54,5 Milliarden DM vorgesehen, wobei bei dieser Dr. Peter Struck (SPD): Natürlich. Neuverschuldung noch nicht einmal zusätzlich belasten- de Entwicklungen berücksichtigt waren. Wir dagegen werden bei realistischer Veranschlagung aller Risiken Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Schäuble, bitte im Jahr 2000 mit einer Nettokreditaufnahme von unter sehr. 50 Milliarden DM auskommen. Das ist das Ergebnis der Beratungen des Haushaltsausschusses, die gestern abge- schlossen worden sind. Das nenne ich eine solide Vor- Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU): Herr Kollege sorgepolitik. Wenn wir an dieser Stelle nicht energisch Struck, sind Sie so liebenswürdig und sagen dem Hohen entgegengesteuert hätten, hätten wir im Bundeshaushalt Haus, wieviel Milliarden DM Steuererhöhungen wir ge- eine Finanzierungslücke von 80 Milliarden DM. stern beschlossen haben? (Joachim Poß [SPD]: Schulden-Schäuble!) Dr. Peter Struck (SPD): Herr Kollege Schäuble, wir Eine Neuverschuldung in dieser Größenordnung wäre wollen schon bei der genauen Formulierung bleiben. weder mit dem europäischen Stabilitätspakt noch mit Art. 115 unseres Grundgesetzes vereinbar gewesen. Wir (Lachen bei der CDU/CSU) halten uns an die Verfassung und an die Regeln der Eu- Ich habe Sie zitiert, und Sie haben gesagt: Ihr schafft das ropäischen Union. nicht – ich sage es einmal ein bißchen verkürzt –, Ihr (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ macht eine Mehrwertsteuererhöhung . Dazu sage ich DIE GRÜNEN) Ihnen klipp und klar: Es gibt keine Mehrwertsteuererhö- hung. Wir mußten gegenlenken. Es macht mir Freude, den Eiertanz der Opposition aufzuzeigen, der diesen Kraftakt (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ begleitet hat. Als Hans Eichel im Mai unser Konsolidie- DIE GRÜNEN) 6282 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Peter Struck (A) Ich mache Ihnen auch noch die Freude und zitiereDaneben werden die Sparanstrengungen mit notwendi- (C) Herrn Lambsdorff, den Ehrenvorsitzenden der F.D.P.: gen strukturellen Reformen verbunden, die zu ökono- mischen und sozialen Reformen führen. Wir machen Ich glaube, daß das ein Alibivorstoß ist. Ein Mann jetzt das, was die Vorgängerregierung sträflich ver- von der Erfahrung des Hans Eichel weiß ganz ge- nachlässigt hat: Wir stellen nämlich die Weichen für die nau, daß er eine solche Größenordnung in einem Zukunft unseres Landes, für die Zukunft unserer Kinder, Haushalt nicht bewältigen kann – ... 30 Milliarden Enkel und Urenkel. Mark, das ist nicht zu schaffen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wenn Sie jetzt noch Bedarf haben, kommt ein echter DIE GRÜNEN) Rexrodt, der ebenfalls anwesend ist. Er hat am gleichen Tage, am 31. Mai 1999, gesagt: Ich war, als wir das Sparpaket zum erstenmal im Bundestag – damals noch in Bonn – diskutiert haben, Jetzt zeigt sich, daß Eichels Sparankündigungen gespannt auf die Alternativen aus den Reihen der nur der Aufbau einer Drohkulisse waren, um Steu- ererhöhungen vorzubereiten. CDU/CSU, F.D.P. und PDS, insbesondere auch bei den Haushaltsberatungen, auf die sich das Sparprogramm im (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Richtig!) wesentlichen auswirkt. Abgesehen davon, daß Sie ge- sagt haben, daß wir es nicht schaffen, und abgesehen – Falsch, Herr Rexrodt, falsch. Das ist Ihre alte Politik davon, daß Sie einzelne Maßnahmen in diesem Paket gewesen, die der alten Koalition. Wenn Sie nicht mehr kritisiert haben – über die man sicherlich zu Recht dis- weiterkamen, haben Sie die Nettokreditaufnahme er-kutieren kann –, haben Sie keine einzige konkrete Alter- höht, also neue Schulden gemacht, und haben die Steu- native zu unserem Programm vorgelegt. Darum geht es: ern erhöht. Wir machen das nicht. Darum geht es. Das Was ist Ihre Antwort auf die Zukunftsfragen unseres ist der Unterschied zwischen uns und Ihnen. Landes? Unsere Antwort ist klar: das Zukunftspaket. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wo ist Ihre Antwort? Fehlanzeige auf allen Ebenen, DIE GRÜNEN) meine Damen und Herren. Dann gibt es noch ein wunderbares Zitat des Kolle- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gen Wissmann. Ich weiß nicht, ob er noch der wirt- DIE GRÜNEN) schaftspolitische Sprecher der CDU ist. In der schon zitierten Anhörung hat der Kölner Wirt- (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- schaftswissenschaftler Johann Eekhoff, ehemaliger NEN]: Gibt es den auch noch? – Wilhelm Staatssekretär der von Kohl geführten Bundesregierung Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer ist das denn? im Wirtschaftsministerium, gesagt: „Die Regierung hat (B) – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ist Ihnen mit dem Sparpaket einen vernünftigen Weg eingeschla- (D) selber nichts eingefallen?) gen.“ Dieses Urteil eines uns politisch nicht sehr freundlich gesonnenen Mannes beweist, daß uns die – Wenn man gute Zitate von der Gegenseite hat, mußSachverständigen, die sich intensiv mit diesen Fragen man sie auch vortragen. Sie haben einen solchen Unsinn beschäftigt haben, den richtigen Weg bescheinigt haben. erzählt, und ich bin so frei, ihn hier zu wiederholen, Herr Wir werden ihn weitergehen. Kollege Austermann. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Aber DIE GRÜNEN) die Zitate sind das Beste an Ihrer Rede! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er macht Wir stellen uns der Verantwortung, die uns die Bür- seinen Zettelkasten auf! – Dr. Wolfgang Ger- gerinnen und Bürger im September 1998 mit dem Auf- hardt [F.D.P.]: Er macht jetzt einen Jahres- trag zum Regieren gegeben haben. Wir stellen uns dieser rückblick!) Verantwortung auch in den Bereichen, in denen wir schmerzhafte Eingriffe vornehmen mußten. Aber es gibt Wissmann hat im August behauptet, als sich abzeich- keine Alternative zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit nete, daß Hans Eichel den Kurs schafft: unseres Landes. Der Weg, den wir jetzt gehen, ist soli- Die Schröder/Fischer-Regierung geht mit ihremdarisch und – unter Umständen – in Einzelfällen gegen Sparpaket wieder auf den von vorge- das Interesse einzelner Gruppen gerichtet. gebenen Sparkurs zurück. Sie wissen, daß in meiner Fraktion intensive Diskus- Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Wer sionen über einzelne Maßnahmen des Sparpaketes, des 1 500 Milliarden DM Schulden, die Waigel hinterlassen Haushaltssanierungsgesetzes, stattgefunden haben. Wir hat, als Sparkurs bezeichnet, muß entweder ein Witzbold haben in der Fraktion eine offene Diskussion geführt. oder ein Zyniker sein. Die Fraktion hat mehrfach insbesondere über dieRen- tenanpassung und über die Erhaltung der Kaufkraft der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Rentner diskutiert. Ich sage Ihnen hier deutlich: Es wird DIE GRÜNEN) kein Mitglied meiner Fraktion geben, das diesem Spar- Es ist klar, solide Staatsfinanzen sind eine unver-paket, diesem Haushaltssanierungsgesetz, nicht zustim- zichtbare Grundlage für Arbeit, Innovation und soziale men wird – entgegen allen Unkenrufen, die aus Ihren Stabilität. Deswegen haben wir für eine sozial ausgewo- Reihen gekommen sind. Es war ein schwieriger, aber gene Ausgestaltung des Zukunftspakets gesorgt.solidarischer Prozeß. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6283

Dr. Peter Struck (A) Wir werden das Haushaltssanierungsgesetz in zwei Vizepräsidentin Anke Fuchs: Jetzt hat die Kolle- (C) Teile aufteilen: in einen zustimmungsfreien und in einen gin Ostrowski das Wort, bitte sehr. zustimmungspflichtigen Teil. Das ist notwendig, damit noch im November – auch ohne Zustimmung des Bun- desrates – rund 26 Milliarden DM – das sind 90 Prozent Christine Ostrowski (PDS): Herr Kollege Struck, der im Jahre 2000 insgesamt notwendigen Konsolidie- zu Ihrer eben getroffenen Aussage, daß Sie nicht zu La- rungssumme – nicht mehr zur Disposition stehen. sten der Kommunen sparen, hätte ich Sie gerne folgen- Allerdings bleibt klar – das sage ich an die Adresse des gefragt: des Bundesrates, auch wenn dessen Bank hier heute leer Erstens. Ist Ihnen bekannt, daß sich gestern die Län- ist –, daß die noch ausstehenden und der Zustimmung derfinanzminister, also auch die Finanzminister der des Bundesrates bedürfenden gesetzlichen Änderun-SPD-regierten Länder, im Finanzausschuß des Bundes- gen ebenfalls unverzichtbar für den erfolgreichen Schritt rates völlig einig darin waren, daß sie die Abwälzung aus der Staatsverschuldung heraus sind. Dabei han-des pauschalierten Wohngeldes auf Länder und Kom- delt es sich im wesentlichen um Änderungen beim pau- munen ablehnen, weil dies eine Zusatzbelastung bedeu- schalierten Wohngeld, beim Unterhaltsvorschuß sowie ten würde? um die Begrenzung des Einkommenszuwachses im öf- fentlichen Dienst. Mit diesen Maßnahmen ist ein Spar- Zweitens. Stimmen Sie mit mir darin überein, daß die volumen von insgesamt gut 4 Milliarden DM verbun-Abwälzung des pauschalierten Wohngeldes nicht kom- den. pensiert wird und daß im Entwurf des Haushaltssanie- rungsgesetzes die Durchrechnung der Kompensation auf Wir gehen ganz fest davon aus, daß sich die Länder Basis der Reduzierung der Beamtenpensionen nicht auf ihrer gesamtstaatlichen Verantwortung bewußt sind und im Interesse unseres Landes die Zustimmung zu diesen die Gemeinden bezogen ist, wohl aber die Abwälzung der Kosten für das pauschalierte Wohngeld? Änderungen im Bundesrat nicht verweigern werden. In jedem Fall werden wir aber dafür sorgen, daß der Kon- Drittens. Stimmen Sie mit mir auch in diesem Punkt solidierungsbeitrag auch tatsächlich erbracht wird. Ent- überein, daß insbesondere ostdeutsche Kommunen weder wird dies im Gesetzgebungsverfahren jetzt oder nichts kompensieren können, weil der Beamtenanteil im über die Beratungen im Vermittlungsausschuß gesche- Osten bekanntlich an einem Finger, der steigende Anteil hen, oder es werden rechtzeitig andere geeignete Maß- der Sozialhilfeempfänger dagegen nicht einmal an nahmen ergriffen werden. 100 Fingern abzuzählen ist? Ich möchte noch einmal ganz deutlich sagen: Der (Beifall bei der PDS) Bund verhält sich solidarisch und saniert seinen Haus- (B) halt nicht zu Lasten von Ländern und Gemeinden. (D) (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Überhaupt Dr. Peter Struck (SPD): Natürlich stimme ich mit nicht!) Ihnen nicht überein. Ich will Ihnen aus den Beratungen So werden durch die Maßnahmen des Sparpaketes bei zwischen Bundestag und Bundesrat imVermittlungs- allen Gebietskörperschaften per saldo Ausgaben einge- ausschuß, die ich in den letzten Legislaturperioden mit- spart. Beispielsweise führt der Konsolidierungsbeitrag gemacht habe, eines gerne bestätigen: Wenn es um die der Beamten, der entsprechend der Regelung bei Rent- Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern geht, nerinnen und Rentnern am Prinzip der Kaufkraftsiche- vertreten die Länder eine bestimmte Position und brin- rung orientiert ist, zu erheblichen Einsparungen beigen diese in die Verhandlungen im Vermittlungsaus- Länder- und Gemeindehaushalten. schuß ein. Deshalb irritieren mich die ablehnenden Stellungnahmen auch von SPD-geführten Ländern über- haupt nicht. Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Kollege (Joachim Poß [SPD]: Genau!) Struck, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Ostrowski? Sie würden sich sogar völlig falsch verhalten, wenn sie gleich von vornherein Zustimmung signalisieren wür- den. Dr. Peter Struck (SPD): Wenn Sie gestatten, möchte ich diesen Gedanken noch zu Ende führen. Wenn man im Vermittlungsausschuß über die Fi- nanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern redet, dann gibt es verschiedene Ausgangspositionen; die Aus- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Ja. gangspositionen der SPD-geführten Länder und die des Bundestages mit seiner Mehrheit haben Sie beschrieben. Wir werden am Ende des Vermittlungsverfahrens ein Dr. Peter Struck (SPD): Sie wissen doch ganz ge- Ergebnis erzielen, das sowohl den Interessen des Bundes nau, daß der Ministerpräsident eines Landes in seinem als auch den Interessen der Länder entsprechen wird. Haushalt einen Personalkostenanteil von über 40 Pro-Davon bin ich fest überzeugt. zent hat. Der von uns vorgesehene Konsolidierungsbei- trag wird seinen Haushalt deutlich entlasten. Das gleiche (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gilt auch für die Gemeinden. DIE GRÜNEN) 6284 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Vizepräsidentin Anke Fuchs: Frau Ostrowski Vizepräsidentin Anke Fuchs: Ich erteile nun das (C) möchte noch eine Zwischenfrage stellen. Wort dem Kollegen Michael Glos, CDU/CSU-Fraktion. (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE Dr. Peter Struck (SPD): Nein, ich möchte jetzt in GRÜNEN]: Den 11.11. hatten wir gestern!) meiner Rede fortfahren. Es reicht nun.

Michael Glos (CDU/CSU) (von der CDU/CSU so- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Frau Kollegin, Herr wie von Abgeordneten der F.D.P. mit Beifall begrüßt): Kollege Struck möchte auf Ihre Frage nicht mehr ant-Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Her- worten. – Jetzt hat der Kollege Struck das Wort. ren! Vor drei Tagen, am 9. November, hatten wir einen Freudentag. Am gleichen Tag gab es aber auch ein we- nig Schmerz – als die Arbeitslosenzahlen für Oktober Dr. Peter Struck (SPD): Bei den Finanzbeziehungen vorgestellt wurden. Das hat ein Stück Ernüchterung ge- zwischen Ländern und Gemeinden – das wissen alle, die bracht. in der Kommunalpolitik gearbeitet haben; das sind nicht wenige in diesem Hause –, haben wir die Situation, daß Ich habe Verständnis dafür, daß der Herr Bundes- kanzler, der sich offensichtlich gerne mit fremden Fe- sich die Länder, wenn sie durch Bundesentscheidungen möglicherweise finanziell zusätzlich belastet werden,dern schmückt, heute nicht anwesend ist; denn das, was heute beschlossen wird, hat er zu verantworten. Daß am einen Weg suchen, sich den Teil, der ihnen zusätzlich 9. November vor zehn Jahren die Mauer gefallen ist, hat aufgebürdet wird, eventuell bei den Gemeinden zurück- zuholen. Hier haben wir das bewährte Instrument deser nicht verhindern können. kommunalen Finanzausgleichs. Ich kann nur an alle (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Länder appellieren, dieses Instrument des kommunalen Widerspruch bei der SPD) Finanzausgleichs zu nutzen, um die Gemeinden in ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit zu stützen. Dabei istEr war trotzdem bei der Feierstunde anwesend, hat sich klar: Die generelle Klage der Gemeinden, sie seien im zu Wort gemeldet und sich hineingedrängt, um dabeizu- Vergleich zum Bund arm, ist, was die Schuldenlast an- sein. Es wäre gut, wenn er auch heute bei der Beratung geht, absolut unberechtigt. Das will ich hier deutlichdes sogenannten Sparpaketes wenigstens zeitweise an- festhalten. wesend wäre. Doch ich vermute, er berät sich derzeit mit Herrn Scharping. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Wo ist (B) Die Botschaft ist klar: Wir haben ein Programm vor- denn Theo Waigel?) (D) gelegt, von dem Sie gesagt haben, wir würden das nicht schaffen. Es hat noch kein Finanzminister der Bundes- Im Berliner „Tagesspiegel“ lautet die Überschrift zu republik Deutschland geschafft, das Volumen einesRecht: „Ein Jahr Schröder: Stillstand am Arbeitsmarkt“. Haushalts nicht zu erhöhen, sondern zu senken, nämlich Zur Erinnerung: Am Ende der Amtszeit von Helmut um 30 Milliarden DM. Das ist die erste Botschaft. Kohl war die Arbeitslosenzahl innerhalb eines Jahres um 400 000 zurückgegangen. Die Regierung Schröder (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ist zum Risikofaktor für Deutschland geworden. Die DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Regelung der sogenannten Scheinselbständigkeit und Rechnen Sie mal vor zum Mitschreiben! – Zu- der geringfügigen Beschäftigung hat die Menschen ver- ruf von der CDU/CSU: Wo leben Sie denn?) unsichert und in die Schwarzarbeit getrieben. – Regen Sie sich nicht auf! ( [Aachen] [SPD]: Über 3 Mil- lionen haben wir schon in der Sozialversiche- Die zweite Botschaft lautet: Wir haben ein Programm rung!) vorgelegt, das Solidarität sichert zwischen Alt und Jung, zwischen denjenigen, die jetzt Beitragszahler zum Bei- Bundesweit sind 700 000 Beschäftigungs- und Ver- spiel in die Rentenversicherung sind, und denjenigen,dienstmöglichkeiten als Folge dieser Maßnahme verlo- die schon Rente empfangen. Das haben Sie mit Ihrerrengegangen. Die gestern beschlossene Ökosteuerreform Rentenreform nicht geschafft. – so wird dieses Abkassieren genannt – erzeugt eine neue Kostenlawine für Bürger und Betriebe. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Die dritte Botschaft – auch die möchte ich Ihnen noch Das sogenannte Haushaltssanierungsgesetz, das wir nennen –: Wir werden den Weg der konsequenten Rück- heute beraten, wird an diesem falschen Zustand nichts führung der Staatsverschuldung zu Ende gehen. Wirändern. Es ist ein Verschiebebahnhof und eine Bünde- halten Kurs. Wir schaffen wieder finanzielle Spielräume lung von Schikanen. für unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Sie werden uns bei diesem Kurs nicht aufhalten. (Dr. [F.D.P.]: Richtig!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich komme später noch zu den ganz bewußten Schika- DIE GRÜNEN) nen gegen die deutschen Bauern. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6285

Michael Glos (A) Noch eines: Sie werden sich schwertun, Herr Struck, Dabei hat sich auch mein Vorredner hervorgetan. Ich (C) dieses 30-Milliarden-DM-Paket umzusetzen. Ich könnte zitiere die „Bild“-Zeitung: „Schnüffel-Struck will Bank- dazu Herrn Schleußer zitieren: geheimnis aufheben.“ Länder und Gemeinden gegen Eichel – SPD- (Lachen bei der SPD) Finanzminister: „Verschieben ist kein Sparen.“ Ich kann nur sagen: Mit dem Zwang zurKontrollmit- teilung treiben Sie noch mehr Kapitalanleger aus dem (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Recht Land und verunsichern die Sparer. Außerdem bringen hat er!) Sie damit den Menschen ein gewaltiges Mißtrauen ent- Insofern muß ich sagen: Wo die Leute recht haben, da gegen. haben sie recht! (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Sehr rich- tig!) Die gestern beschlossene Ökosteuer verstärkt zusätz- lich das sogenannte Steuerentlastungsgesetz. Damit sind Ich sage noch einmal: Wer das Bankgeheimnis der deutschen Wirtschaft Zusatzlasten von 10 Milliarden durchlöchern will, schadet letztendlich unserem Ban- DM aufgebürdet worden. kensystem und kuriert an Symptomen. (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Die Renten- (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE beiträge! Was ihr nie geschafft habt!) GRÜNEN]: Bei der CDU/CSU ist das not- wendig! – Zuruf von der SPD: Steuerhinter- Die versprochenen Entlastungen dagegen lassen im- ziehung muß bleiben!) mer noch auf sich warten. DieUnternehmensteuerre- Die Steuerzahler sind wieder ein ganzes Stück mehr be- form ist verschoben, und die Betriebe wissen immer reit – der größte Teil unserer Bürger ist steuerehrlich –, noch nicht, woran sie sind, das heißt, was sie letztend- ehrlich zu bleiben, wenn unser Steuersystem gerecht und lich versteuern müssen. Deswegen sind ausländische In- transparent erscheint, wenn es einfach ist, die vielen vestoren auch enttäuscht über den Standort Deutschland. Ausnahmen aufhören und es dafür niedrigere Steuersät- Die amerikanische Handelskammer in Deutschland hält ze gibt. unser Land mittlerweile für „reformunfähig“ und vor allen Dingen für „unberechenbar“. Daran tragen Sie die Schuld. Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Kollege Glos, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Ströbele? (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

(B) An Rotgrün ist das einzig Berechenbare die Unfähig- Michael Glos (CDU/CSU): Nein. Den kenne ich(D) keit und die Unberechenbarkeit, die letztendlich in im- nicht. mer neuen Steuererhöhungsvorschlägen gipfelt. Ver- braucher und Betriebe üben Kauf- und Investitionszu- (Heiterkeit bei der CDU/CSU) rückhaltung, und die Zahl der Gewerbeanmeldungen bei uns im Lande geht zurück, da niemand weiß, mit wel- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Zu Ihrer Informa- cher Steuer ihm morgen Geld aus der Tasche gezogen tion: Er ist ein Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. werden soll. (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Wen der Bay- (Lachen des Abg. Rezzo Schlauch [BÜND- er nicht kennt, mit dem spricht er nicht!) NIS 90/DIE GRÜNEN]) Man überbietet sich auch ständig mit neuen Vor- Michael Glos (CDU/CSU): Ach so. schlägen. Montags sollen die Erben zur Kasse gebeten werden, dienstags sind es die Vermögenden, mittwochs sind es die Kapitalanleger oder die Sparer, donnerstags Vizepräsidentin Anke Fuchs: Aber Sie haben das sind es die Familien, freitags sind es die Energiever-Wort. – Bitte sehr. braucher und samstags die Energieerzeuger. Nicht ein- mal am Sonntag ist Ruhetag. Bei Steuererhöhungsvor- Michael Glos (CDU/CSU): Vielen Dank, Frau Prä- schlägen gilt bei der SPD auch nicht das Wort „Sonntags sidentin. nie“. Ich möchte die Zeit lieber dazu nutzen, Bundesfi- (Hans Georg Wagner [SPD]: Da sollen die nanzminister Eichel zu zitieren. Er hat eine Broschüre Ladenschlußzeiten verändert werden!) mit dem Titel „Unsere Steuern von A – Z“ herausgege- ben. Lieber Herr Eichel, darin befindet sich auch ein Nicht einmal das ist kalkulierbar. Sonntags denkt man Bild von Ihnen. Dieses Bild ist sogar ziemlich zeitnah. darüber nach, in welcher Reihenfolge man montags mit diesen Vorschlägen wieder beginnen will. (Heiterkeit bei der CDU/CSU) Also muß auch der Text zeitnah sein. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Hans Georg Wagner [SPD]: Sonntags kommt Sie haben ja ein großes Erbe angetreten. Ich meine der Schreiber mit 1 Million!) jetzt nicht das Erbe von Lafontaine, sondern in allerer- 6286 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Michael Glos (A) ster Linie das Erbe, das Ihnen und ger – ich wiederhole, daß ich damit nicht Lafontaine(C) Theo Waigel hinterlassen haben. meine – weiterzugehen? Warum weigern Sie sich, eine umfassende Steuerreform mit einerSenkung aller (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Steuersätze – und nicht mit irgendwelchen künstlichen DIE GRÜNEN: Schulden! – Hans Georg Hilfsaggregaten und Teilungen zwischen Einnahmen, Wagner [SPD]: Soviel Schulden hat noch nie die dem Staat lieb sind, und Einnahmen, die ihm nicht einer gehabt! Wenn auf Ihre Schulden Erb- so lieb sind und auf die er dann im Rahmen der Be- schaftsteuer gezahlt wird, ist das eine Menge steuerung willkürlich zugreift – und mit einer nachhal- Geld!) tigen Nettoentlastung für alle durchzuführen, nachdem Sie schreiben in dieser Broschüre zu Recht: Sie zu Recht auf die guten Erfahrungen verwiesen ha- ben? Mit dem Steuersenkungsgesetz 1986/88 wurde die Belastung von Arbeitnehmern und Selbständigen Hilfe haben Sie ja in Peter Struck. Sie müssen nur mit Lohn- und Einkommensteuer in zwei Schritten aufpassen, daß der Schwarze Peter nicht bei Ihnen bleibt um insgesamt 25 Mrd. DM zurückgeführt, und Ihr Nichthandeln zum Roten Peter als Vorteil wan- dert – nach dem Motto: Ich habe es ja rechtzeitig ge- (Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!) prüft. Denn der rote Peter ist durch das Land gegangen – ohne daß zum Ausgleich andere Steuern erhöhtinsbesondere die Grünen haben gesagt: Ein Struck geht wurden. durch das Land (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Schul- Zurufe von der SPD) den habt ihr gemacht!) – natürlich, und zwar so lange, bis er wieder zurückge- Sie schreiben weiterhin: pfiffen worden ist – und hat überall gesagt: „Es kann nicht falsch sein, Steuern zu senken.“ Weiterhin hat er Mit dem Steuerreformgesetz 1990 wurde die Bela- festgestellt: stung von Bürgern und Betrieben mit indirekten Steuern um insgesamt weitere 24 Mrd. DM netto Die alte Position einer Arbeiterpartei „Von den zurückgeführt. Reichen nehmen, um den Armen zu geben“ kann nicht die Politik unserer modernen Gesellschaft Sie schreiben ferner: sein. Das Jahressteuergesetz 1996 führt zu einer Netto- Das ist richtig. An diesem Satz ist allerdings eines entlastung von rd. 19 Mrd. DM, vor allem (B) falsch: Die SPD ist keine Arbeiterpartei mehr. Sie ist im (D) – das konterkariert Herrn Struck – Grunde eher eine Lehrerpartei, eine Partei Ewiggestriger und was weiß ich alles. Die Arbeiter haben sich ein gan- zugunsten von Familien mit kleineren und mittleren zes Stück von ihr abgewandt. Einkommen. Herr Struck, stehen Sie zu Ihren Worten – wo Sie (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und recht haben, haben Sie recht – und setzen Sie sich end- der F.D.P.) lich dahin gehend durch, daß es eine Steuerreform gibt, Sie, Herr Eichel, werden sagen: Es war eine Panne, die ihren Namen letztendlich verdient! daß man mit der Wahrheit herausgerückt ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Heiterkeit bei der CDU/CSU) Ich weiß, daß es sehr schwer ist, dies in einer solchen Das wird getilgt werden. Ich höre ja auch, in Ihrem Mi- Partei durchzusetzen. Gut wäre es natürlich, wenn der nisterium versucht man verzweifelt, diese Broschüre aus Bundeskanzler einen Parteivorsitzenden an seiner Seite dem Verkehr zu ziehen und eine neue Auflage zu druk- hätte, der die Seele dieser Partei ansprechen kann und ken. der sie kennt. Für den Parteivorsitzenden Schröder ist es natürlich schwer, Bundeskanzler Schröder zu helfen. (Hans Georg Wagner [SPD]: Das ist nicht Denn diese beiden stehen sich ja oft gegenseitig im We- wahr!) ge. Deswegen werden immer wieder neue Pirouetten Im Internet ist dieser Text inzwischen verschwunden.gedreht und neue Ausflüchte erfunden, damit man diese Das Referat Öffentlichkeitsarbeit mauert bei Anfragen Partei einbinden kann. nach dieser Broschüre. Sie sei angeblich vergriffen. Aber ich kann allen, die an dieser Broschüre interessiert (Zuruf von der SPD: Können Sie mal was zur sind, einen Tip geben: Beim Presse- und Informations- Sache sagen?) amt der Bundesregierung ist sie noch stapelweise vor- Wie wenig diese Partei und insbesondere ihre Frakti- handen und zu haben. on noch zu ihrem Bundeskanzler steht, hat sie gestern (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und beim Bericht zur Lage der Nation bewiesen: Von 297 der F.D.P.) Genossinnen und Genossen – so viele sind es theoretisch – war höchstens ein Drittel anwesend, und auch dieses Herr Eichel, ich frage Sie jetzt: Warum weigern Sie Drittel hat sich zum Teil geschämt. Das war ganz deut- sich so beharrlich, den erfolgreichen Weg Ihrer Vorgän- lich am Verhalten zu merken. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6287

Michael Glos (A) Diese Bundesregierung und dieser Bundeskanzler ha- Dies wäre ein Vertrag zu Lasten der jungen Generation: (C) ben ihre Lektion nicht gelernt. Statt die Probleme imSie müßte einen noch höheren Teil ihres Einkommens Rahmen der eigenen Verantwortung anzupacken, wird hergeben, um die heutigen Probleme kurzfristig – denn versucht, sie in vielfältigen Konsensgesprächen zu be- dies würde nicht auf Dauer wirken – lösen zu können. wältigen. Herausgekommen ist dabei noch nichts – au- Das würde einen neuen Keil zwischen die Generationen ßer Spesen nichts gewesen. Auf seiner Asienreise hattreiben und bewirken, daß sich immer mehr junge Men- der Kanzler nun noch einen internationalen Beschäfti- schen überlegen: Wie kann man diesem Rentensystem gungsdialog zwischen Regierungen, Arbeitgebern und entgehen? Damit wurde also immer mehr „ausgeflaggt“. Arbeitnehmern gefordert, als ob wir noch nicht genug Ich möchte noch einen Punkt herausgreifen, den ich überflüssige Runden hätten. Statt ständig nur zu reden, für besonders eklatant halte: DieBauern werden hier wäre es besser, einfach zu handeln. behandelt wie Unkraut, das man jäten muß. Wir brauchen doch nur abzugucken, was unsere (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Nachbarländer, unsere Konkurrenten und Mitbewerber am Weltmarkt getan haben. DieKonjunktur in den Mit dem sogenannten Steuerentlastungsgesetz wurde be- USA brummt. Die Arbeitslosigkeit in Großbritannien, reits die Vorsteuerpauschale abgesenkt, die landwirt- Holland, Dänemark, Österreich und Portugal ist um zwei schaftlichen Freibeträge wurden abgeschafft. Gestern Drittel niedriger als bei uns. Auch innerhalb Deutsch-wurde die Ökosteuer massiv erhöht, was sich natürlich lands gibt es Beispiele, an denen Sie sich orientierenauch auf die Spritkosten der Bauern auswirkt. Mit dem können: Insbesondere im Süden Deutschlands bewegt sogenannten Haushaltssanierungsgesetz soll jetzt auch man sich sehr nahe an der Vollbeschäftigung. Auch in noch die Gasölbetriebsbeihilfe – bis auf eine Art Sozial- den neuen Ländern gibt es inzwischen beachtliche re-hilfe für Kleinbauern – abgeschmolzen werden. Die gionale Unterschiede, was natürlich ein Stück weit mit landwirtschaftliche Altersversicherung wird abgebaut. – der Politik der jeweiligen Landesregierung zu tun hat. Das alles führt natürlich bei einer besonders gekniffenen Das alles zeigt: Man kann die Probleme durchaus zuBerufsgruppe zu ganz massiven Veränderungen. Dar- Hause lösen, wenn man will. über können sich lediglich die freuen, die die deutsche Landwirtschaft sowieso für einen ökologischen Störfall Mit der heutigen Abstimmung über das sogenannte halten. Aber das ist eine Minderheit in diesem Land, und Haushaltssanierungsgesetz will die Bundesregierungvon dieser Minderheit allein können Sie nicht leben. – deswegen ist es richtig, daß Herr Riester anwesend ist – die Grundlage dafür schaffen, die Rentner willkür- (Zuruf von der SPD: Und was haben Sie für lich zu behandeln; denn das ist ja das Präludium zur die Bauern getan?) Änderung der Rentenformel, weil auch im Bundeshaus- Das ist eine Kampfansage an den ländlichen Raum, (B) (D) halt ein Betrag dafür eingestellt wird, nämlich der Bun- das ist eine Kampfansage an eine intakte Sozialstruktur, deszuschuß. Ich kann nur sagen: Auch auf dieser Maß- und es ist eine Kampfansage an unsere Kulturlandschaft, nahme ruht kein Segen. Die Rentnerinnen und Rentner wie wir sie gewohnt sind und nicht wie sie dort aussah, werden sich merken, welche Betrugsmanöver Sie hier wo seinerzeit die eigentumsfeindliche und enteignende vorhaben. SPD, Entschuldigung, natürlich SED, gewütet hat. – (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Entschuldigen Sie den Versprecher. Das war keine Ab- sicht. Es ist ja nicht so, als hätten Sie zwischendurch kein Meine sehr verehrten Damen und Herren, die ge- Unrechtsbewußtsein gehabt, Herr Riester. Sie haben ja schichtliche Wahrheit aber ist – Herr Eichel wird sicher im eigenen Hause eine Studie bestellt, die untersuchen ähnlich wie Herr Struck wieder das Lied von der Erblast soll, welche Pirouetten es gibt, mit denen man das bis singen wollen –: In Deutschland – das hat der Bundes- nach den Landtagswahlen verschieben kann. Dadurch, kanzler gestern selbst gesagt – ist in den letzten zehn daß dies bekanntgeworden ist – wahrscheinlich, weil es Jahren eine einmalige Solidarleistung erbracht worden. vom Bundeskanzleramt her durchgestochen worden ist –, Das war eine großartige Aufbauleistung, die natürlich ist das Manöver gescheitert. Sie werden also mit diesem viel Geld gekostet hat. offenkundigen Rentenbetrug in die Wahlkämpfe in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen gehen Wir haben trotzdem, als wir in die gemeinsame euro- müssen. päische Währung eingetreten sind, keinen höheren Schuldenstand gehabt als unsere Nachbarländer. Ich fin- Lassen Sie sich nicht so viel von Herrn Zwickel her- de, das ist eine ganz großartige Leistung, einreden! Er beneidet Sie, Herr Riester, vielleicht nur um Ihren Posten und will Sie deswegen hinter die Fichte (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) führen. die Sie würdigen sollten, statt immer wieder mit Ihrem (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Märchen von der vermeintlichen Erblast zu kommen. Wenn es eine Erblast bei denSchulden gibt, dann be- Wer glaubt, daß eine Rente mit 60finanzierbar ist, der steht sie in der Tatsache, daß 1982 ohne Not Schulden ist falsch gezwickelt, meine sehr verehrten Damen und aufgehäuft waren, die Gerhard Stoltenberg und Theo Herren. Waigel hinterlassen worden sind. Wir mußten seitdem Zinsen und Zinseszinsen zahlen. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Lachen bei der SPD) 6288 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Michael Glos (A) Es hätte weitere Rückführungen gegeben, wenn nichtund er ist damit über die Genossen hinweg an viele(C) die deutsche Wiedervereinigung gekommen wäre. Deutsche herangekommen, weil sie geglaubt haben, was Über die Wiedervereinigung freuen wir uns, und wirer versprochen hat: Er modernisiert, er macht alles bes- stehen zu allen Leistungen, die – auch aus der Bundes- ser und moderner. Inzwischen sind die Leute, die ihn mit haushaltskasse – zugunsten der neuen Bundesländer er- dem Verstand gewählt haben – natürlich haben die ihren bracht worden sind. Verstand wieder zurückgewonnen –, wieder von der SPD abgerückt. Ich glaube nicht, daß es Ihnen gelingt, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- sie wieder zurückzuerobern. ordneten der F.D.P.) Deswegen werden wir den Weg beharrlich weiterge- Sehen Sie sich die Finanzkennziffern an: Das Defizit hen, den wir in diesem Jahr eingeschlagen haben, näm- der öffentlichen Haushalte belief sich 1998, am Ende der lich bei Landtagswahlen, die auch Stimmungstests für Regierung Kohl, auf 1,7 Prozent des Bruttoinlandspro- die Bundestagswahl sind, soviel Erfolg wie möglich zu dukts, und zwar mit den Leistungen für die deutschehaben. Ich bin sehr zuversichtlich, daß die positive Ent- Einheit. 1982 waren es noch 3 Prozent ohne deutschewicklung im Februar in Schleswig-Holstein und im Mai Einheit. Das ist die Wahrheit. Die Staatsquote belief sich in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt wird. Man kann auch 1998 auf 48 Prozent – mit Trend nach unten – unter Be- mit noch so teurer Kleidung Blößen nicht bedecken, und rücksichtigung der deutschen Einheit. 1982 lag sie bei die politischen Blößen sind vorhanden, meine sehr ver- 50 Prozent ohne deutsche Einheit. Der Anteil der Bun- ehrten Damen und Herren. desausgaben am Bruttoinlandsprodukt lag 1998 bei 12 Prozent, 1982 lag er beträchtlich höher. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Hans Georg Wagner [SPD]: Ja, das sieht (Lachen bei der SPD) man!) Die Umfragen zeigen: Die Deutschen glauben Rot- Herr Struck hat die „Süddeutsche Zeitung“ bemüht. grün nicht mehr. Sie haben die Mehrheit in der Bevölke- Herr Struck, Sie erinnern sich sicher noch an Ihre Rede. rung längst verloren. Wenn man die Schlagzeilen der (Dr. Peter Struck [SPD]: Natürlich, ich kann letzten Tage liest, hat man auch das Gefühl, die Kanz- die auswendig, Herr Kollege!) lerdämmerung hat bereits begonnen. – Kennen Sie sie soweit auswendig, daß Sie noch wis- Wie gesagt, vielleicht unterhalten sich die beiden ja sen, von welchem Tag Sie sie zitiert haben? Ich habe gerade. Ich bin gespannt, wie lange es sich die Sozial- zugehört und glaube, es war der 16. September 1999. demokraten noch leisten können, daß ihre Basis ab- bruchartig wegbricht, wie es in Nordrhein-Westfalen ge- (Dr. Peter Struck [SPD]: 16. Juni!) (B) schehen ist. (D) – 16. Juni. Ich nehme den 13. September 1999. Es macht Gestern war der SPD-Fraktion durch Nichtanwesen- bei der „Süddeutschen Zeitung“ oft mehr Spaß, das heit – diese Strafe galt nicht nur dem Fraktionsvorsit-Feuilleton zu lesen, als die Zeitung selbst. Denn manche zenden, sondern auch dem Bundeskanzler – anzumer- Leute, die gerade mit dem Kanzler in Japan und China ken, daß sie nicht mehr hinter diesem Kanzler steht.unterwegs waren, verbreiten das Märchen, es handele Wenn die Lage der Nation diskutiert wird, dann mußsich um eine gute Rede des Kanzlers und was weiß ich man anwesend sein. Wir waren bei immer alles. geschlossen da. Ich kann nur sagen: Der lange bleierne (Dr. Peter Struck [SPD]: Leisler Kiep ist auch Schatten von hat sich auf die SPD ge- interessant! Und Max Strauß jr. und Pfahls legt, und Sie werden diesen Schatten nicht mehr loswer- und Schreiber! Ganz interessant!) den. Nachdem Herr Struck die „Süddeutsche Zeitung“ zi- Ich habe noch einmal etwas über die japanischentiert hat, möchte ich auch – dann höre ich auf, Frau Prä- Kamikazeflieger nachgelesen. Sie waren meistens nur sidentin – etwas daraus vorlesen. Darin wird die SPD sehr wenig erfolgreich, aber einzelne Schlachtschiffemit dem Suppenkasper verglichen. Dort heißt es: sind getroffen worden. Der Kamikazeflieger Oskar La- fontaine hat Wirkung hinterlassen, und es wird auch Der Kasper, der war kerngesund, ein dicker Bub Herrn Müntefering nicht gelingen, alle Schotten abzu- und kugelrund. Am nächsten Tag, ja sieh nur her, dichten und alle Schäden zu beheben. Deswegen haben da war er schon viel magerer. wir jetzt statt Aufbruchstimmung Untergangsangst bei Dies war der Sachstand nach den Landtags- und Kom- der SPD. Darüber konnte auch die Rede von Herrnmunalwahlen in diesem Herbst. Wie die Geschichte en- Struck nicht hinwegtäuschen. det, ist bekannt: Am vierten Tag dann – das wird im (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- nächsten Jahr im Mai sein – ordneten der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Na endlich gar, der Kasper wie ein Fädchen war. Er ja, jeder hat das Recht, zu träumen!) wog vielleicht ein halbes Lot – und war am fünften Herr Schröder hatte nie die Herzen der Genossen er- Tage tot. obert. Er hat ihren Verstand erreicht, Danke schön für die Aufmerksamkeit. (Dr. [CDU/CSU]: Soweit vor- (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU so- handen!) wie bei Abgeordneten der F.D.P.) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6289

(A) Vizepräsidentin Anke Fuchs: In unserer Debatte gesetzes. Eine Einsparung von weiteren 16 Milliarden(C) zum Haushaltssanierungsgesetz, zum Gesetz zur Famili- DM werden wir Ende November mit der Verabschie- enförderung sowie zum Steuerbereinigungsgesetz erteile dung des Bundeshaushalts realisieren. Das ist gestern ich nun dem Kollegen Rezzo Schlauch das Wort. bereits in den Ausschüssen mit einer fast millimeterge- nauen Punktlandung erledigt worden. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NEN) und bei der SPD) Jetzt, Herr Glos, kommen Sie ins Spiel. Es bleiben Rezzo Schlauch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ganze 4 Milliarden DM, bei denen Sie sich als Oppositi- Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Glos on sehr gut überlegen müssen, was Ihnen wichtiger ist: ist mit Sicherheit ein guter Schauspieler und Darsteller das Wohl des Landes oder der kurzfristige parteipoliti- im bayerischen Komödienstadl. sche Erfolg. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) und bei der SPD) Aber zu dem Thema, das auf der heutigen Tagesordnung steht, kam kein einziges Wort, kein einziger Vorschlag, Zugegeben, Sie haben bei den letzten Wahlen gut abge- keine einzige Alternative, auf die einzugehen sich loh- sahnt. Dauerhaft – da bin ich ganz sicher – wird es sich nen würde. aber nicht auszahlen, sich für die Partei und gegen das Land zu entscheiden, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der Dies ist auch kein Wunder, denn die Alternative der al- CDU/CSU) ten Regierung war, die Handlungsfähigkeit des Staates durch einen schwindelerregenden Schuldenkurs immer für die Stagnation und für den Status Quo, wie Sie es weiter gen Null zu reduzieren. jahrelang getan haben. Wir waren für die Veränderun- gen, die längst überfällig waren und die wir heute ein- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN leiten. und bei der SPD) Besonders deutlich zeigt sich dies an einem Punkt des Meine Damen und Herren, mit dem heutigen Gesetzes- Gesetzes, den Sie vehement streitig stellen, nämlich bei (B) paket werden wir diese Handlungsfähigkeit wieder um der Rentenpolitik. Wer soll denn eigentlich die Position (D) einen entscheidenden Schritt nach vorn bringen. der Union in der Rentenpolitik noch verstehen? Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollten das Rentenniveau auf 64 Prozent senken, und bei der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: (Michael Glos [CDU/CSU]: Sagen Sie mal Dafür brauchen Sie doch nicht so zu schreien, was zu Herrn Zwickel!) wenn Sie etwas Ordentliches machen! Wer schreit, hat unrecht!) und zwar ohne sozialen Ausgleich, ohne Stärkung der privaten Vorsorge, ohne Senkung der Lohnnebenkosten, Herr Glos, im 21. Jahrhundert brauchen wir Gestal- ohne Senkung der Rentenbeiträge. tungsräume, um statt der reinen Marktwirtschaft auch weiterhin eine soziale Marktwirtschaft zu haben, die Was wir wollen, ist ein langsamerer Anstieg der Herr Gerhardt – wenn ich ihn recht verstanden habe – Renten plus soziale Gerechtigkeit. Herr Glos, Sie haben schleifen will, und um sie zu einerökologisch-sozialen wieder demonstriert: Beim Thema Rente zeigt sich das Marktwirtschaft weiterzuentwickeln. Elend der politischen Debattenkultur in diesem Land. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Die Rentnerinnen und Rentner haben ein Anrecht dar- SES 90/DIE GRÜNEN) auf, daß die Politik den Lohn ihrer Lebensleistung heute und morgen sichert. Sie haben aber auch ein Anrecht Mit dem vorliegenden Gesetzespaket beweisen wir darauf, Herr Glos, daß Union und F.D.P. in der Opposi- aber auch die Handlungsfähigkeit dieser Regierung trotz tion nicht anders reden, als sie in der Regierung gehan- geänderter Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Dies ist delt haben. etwas, was die alte Koalition in zwei Legislaturperioden nicht geschafft hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN [F.D.P.]: Das gilt auch für Sie!) und bei der SPD) Auch ein Teil der heutigen Regierung hat es sich – Wir kommen heute unserem ehrgeizigen Ziel, 30das gebe ich unumwunden zu – vor der Bundestagswahl Milliarden DM im Bundeshaushalt einzusparen und die an diesem Punkt zu einfach gemacht. Nettoneuverschuldung zurückzuführen, ein ganzes Stück näher. 10 Milliarden DM schultern wir mit dem nicht (Dr. Wolfgang Gerhadt [F.D.P.]: Ja, es geht zustimmungspflichtigen Teil des Haushaltssanierungs- um Ihr Reden vor und nach der Wahl!) 6290 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Rezzo Schlauch (A) Aber, meine Damen und Herren von der Union, wirsparen fair. Wir belassen es nicht beim Sparen, sondern (C) hatten wenigstens den Anstand, uns hierfür bei denwir bauen gleichzeitig auch auf. Rentnerinnen und Rentnern zu entschuldigen. (Zuruf von der CDU/CSU: Wahlniederlagen (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) baut ihr auf!) Ihre Entschuldigung, Herr Schäuble, für demagogische Lassen Sie mich einige Beispiele nennen. Wir haben Reden von Rentenkürzungen, für Ihr unanständigesden Eingangssteuersatz um sechs Prozentpunkte ge- Spiel mit den Ängsten der Menschen, steht allerdingssenkt. Das sind 36 Milliarden DM, die vor allem den aus. Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen zugute ge- kommen sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Kommen Sie an dieses Pult und sagen Sie den Men- schen die Wahrheit! Sagen Sie ihnen, daß Sie die Net- Wir haben das steuerfreie Existenzminimum ange- tolohnanpassung der Renten, die Sie heute wie einehoben. Wir haben 183 000 Jugendlichen eine neue be- Monstranz vor sich hertragen, erst 1992 eingeführt ha- rufliche Perspektive gegeben, während Sie von der Uni- ben, und zwar nicht, um den Rentnerinnen und Rentnern on über Jahre hinweg die steigende Jugendarbeitslosig- etwas Gutes zu tun, sondern um sie nicht an den damals keit tatenlos haben vorbeiziehen lassen. steigenden Bruttolöhnen partizipieren zu lassen. Das war (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN doch der Grund. und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie den Menschen, daß während der 16 Sie müssen einmal nach Bayern fahren!) schwarzgelben Jahre die Rentenanpassung achtmal unter Diese Politik der neuen Chancen und der sozialen der Inflationsrate lag und die Kaufpreiserhöhung nicht Fairneß setzen wir heute fort; denn wir beschließen ausgeglichen hat. heute nicht nur Einsparungen im Bundeshaushalt, son- (Hans Georg Wagner [SPD]: Senkung um 30 dern auch eine Reihe weiterer wichtiger sozialer Verbes- Prozent!) serungen. Die Wohngeldreform, die Schwarzgelb im- mer nur versprochen hat, wird endlich Wirklichkeit. Wenn Sie die Verweigerung der Wirklichkeit endlichDurchschnittlich 83 DM pro Monat mehr für einkom- aufgeben, können Regierung und Opposition wiedermensschwache Haushalte kann nur derjenige für Peanuts über einen Rentenkonsens reden. Wir sind dazu bereit. halten, der von der Lebenswirklichkeit dieser Menschen Wir zögern aber auch nicht, die notwendigen Reformen, so weit entfernt ist wie die Opposition. (B) wenn Sie sich weiter verweigern, alleine zu gestalten (D) und zu beschließen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der CDU/CSU: Und wer bezahlt das? – Ver- und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: schiebebahnhof!) Der Wähler wird`s euch danken!) Insgesamt werden 1,5 Millionen einkommensschwache Ich verstehe ja, daß Sie dagegen Sturm laufen, weil Haushalte von der Reform profitieren. Das ist gut so. wir mit dieser Politik unter Beweis stellen, daß der von (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Zu Lasten der Ihnen aufgebaute Gegensatz zwischen Innovation und Kommunen!) Gerechtigkeit – daß Sie so getan haben, als ginge beides nicht zusammen, als ginge das eine immer nur auf Ko- Herr Glos, besonders stolz sind wir – dazu haben Sie sten des anderen – nichts anderes als ein neoliberaleskein Wort gesagt – auf die nochmalige Aufstockung der Märchen war. Leistungen für Menschen, die mit Kindern leben, für Familien. Wir erhöhen das Kindergeld binnen eines Ihre Zeit der Stagnation ist vorbei. Wir setzen derJahres zum zweitenmal. Politik des Stillstandes mit den heutigen Entscheidungen eine Politik des Wandels gegenüber. (Hans Georg Wagner [SPD]: Da sind die auch dagegen!) (Zuruf von der CDU/CSU: Des Rückschritts!) Eine Familie mit zwei Kindern hat ab dem nächsten Jahr Wir haben den Mut zur Wirklichkeit. Wir haben auch1 200 DM jährlich mehr in der Tasche. den Mut zu unbequemen Wahrheiten. Zu diesen unbe- quemen Wahrheiten gehört leider auch, daß wir den So- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zialbereich nicht von Kürzungen ausnehmen konnten. und bei der SPD – Hans Georg Wagner [SPD]: Diese Einsparungen können allerdings nur ein erster Das wollen die ja nicht!) Schritt für durchgreifende strukturelleReformen der Mit der Verabschiedung des Familienförderungsge- sozialen Sicherungssysteme sein. setzes geht es den Familien nicht nur in Sonntagsreden besser, sondern bei jedem Blick auf ihre Lohnabrech- So schwer uns die Entscheidungen im Sozialbereich gefallen sind, so unberechtigt sind aber auch die Vor-nung. würfe, es würde sich um eine sozial unausgewogene Po- (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- litik handeln. Ein Haushaltssanierungsgesetz ist selbst- NEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Bei der verständlich immer ein Einsparungsgesetz. Aber wir Ökosteuer ziehen Sie es wieder ab!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6291

Rezzo Schlauch (A) Dabei freuen wir Grünen uns besonders, daß es uns zu- Als Begründung hat der Kollege Struck angeführt,(C) sammen mit der SPD-Fraktion gelungen ist, die Sozial- daß sich diese Menschen in der Gesellschaft solidarisch hilfesätze anzuheben, so daß wirklich alle Kinder undverhalten sollen. Ich weiß nicht, wer mit wem solida- die mit Kindern Lebenden unmittelbar von der Kinder- risch sein soll, ob die Solidarität für sie eine Einbahn- gelderhöhung profitieren. straße ist, indem nur die sozial Schwachen weiterhin so- lidarisch mit denjenigen sein sollen, die eigentlich brei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tere Schultern haben und deshalb mehr tragen können. sowie bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei der PDS) Diese Koalition verbindet seriöse Haushaltspolitik mit sozialer Fairneß. So sparen wir mit dem heutigen Gesetzespaket mindestens zehn Milliarden DM ein. Da- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Kollege bei gelingt es uns bei gleichzeitiger Absenkung derSchlauch möchte nicht antworten. Nettoneuverschuldung trotzdem, weitere 5,5 Milliarden DM für Familien in unserem Land zu mobilisieren. Das Dann erteile ich das Wort dem Kollegen Günter Rex- verstehen wir unter Generationengerechtigkeit. rodt, F.D.P.-Fraktion. (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) Dr. Günter Rexrodt (F.D.P.): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute möchten Sie von Rot- Es geht nicht darum, eine Generation gegen die andere grün unter Beweis stellen, daß Sie mit Geld umgehen auszuspielen. Vielmehr werden wir unser Land heute so können. erneuern, daß wir es morgen mit gutem Gewissen an un- sere Kinder weitergeben können. (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Was Sie all die Jahre nicht konnten!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Dies ist angesichts einer Serie verunglückter Gesetze und angesichts der Tatsache, daß wichtige Reformvor- Meine Damen und Herren von der Union und derhaben schlingern und nicht zu Ende gebracht werden, F.D.P., Politik mit mehr Geld zu machen ist einfach. Mit natürlich ein mutiges Unterfangen. Ich nehme dem Bun- gleichen oder weniger Mitteln mehr zu erreichen ist die desfinanzminister Eichel auch ab, daß er den angestreb- Kunst des Machbaren. Dabei haben wir heute einen gu- ten Spar- und Konsolidierungskurs fahren möchte. Ich ten Schritt nach vorne getan. erkläre für meine Fraktion: Wir haben nie Zweifel daran Danke schön. gelassen, daß es zu dem Kurs des Sparens und Konsoli- dierens keine Alternative gibt. Das ist der richtige Kurs, (B) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem wir stehen. (D) und bei der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Da habt ihr noch viel zu lernen!) (Beifall bei der F.D.P.) Ich halte es aber für anmaßend, so zu tun, als ob Rot- grün Erneuerer und Reformer sei und diesen Kurs er- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Zu einer Zwischen- funden hätte. Sie tun so, als ob die Erblast der Regierung bemerkung erteile ich dem Kollegen Dr. Grehn dasKohl Sie gewissermaßen zur Besinnung und Neuorien- Wort. Bitte sehr. tierung veranlaßt habe. Dies ist Humbug, auf den ich noch eingehen werde. Dr. Klaus Grehn (PDS): Herr Kollege Schlauch, ich Man kann an Hand von Fakten ganz einfach darlegen, verstehe ja, daß Sie dieses Haushaltssanierungsgesetzdaß das Ergebnis Ihrer Sparbemühungen ziemlich mager hier in einem positiven Sinne begründen. Ich stelle al- ist, daß viele Teile Ihres Sparpakets eine Mogelpackung lerdings fest, daß derSozialabbau Arbeitslosengeld- sind und daß mit diesem Paket an vielen Stellen Wei- empfänger, Arbeitslosenhilfeempfänger und Sozialhilfe- chen gestellt werden, die für unser Land nicht gut sind. empfänger in diesem Jahr zum wiederholten Male und Rentner zum erstenmal trifft. Und das alles soll nur ein Ich nehme Ihnen auch nicht übel, daß Sie dasHaus- erster Schritt sein. Sie haben angekündigt, daß es in die- haltssanierungsgesetz in zustimmungspflichtige und sem Sinne weitere Strukturreformen geben wird. Heißt nicht zustimmungspflichtige Gesetze aufgeteilt haben. dies, daß Sie diese Gruppen weiter schlauchen wollen? Dies ist ein legitimes Vorgehen, um politisch etwas zu bewegen. Sie haben davon gesprochen, daß 1,5 Millionen Haushalte von der Reform profitieren. Dies möchte ich Ihr Anspruch, gewissermaßen Erfinder der Ausga- nicht negieren. Sie haben allerdings nicht gesagt, wiebendisziplin und Rückführer der Staatsschuld zu sein, viele Haushalte durch das Haushaltssanierungsgesetzplatzt allerdings wie eine Seifenblase, wenn man sich negativ betroffen werden. folgende Fakten vor Augen führt: Das Ausgabenvolu- men des Haushalts 1998 lag mit 456 Milliarden DM be- Ich stelle fest, daß die bisherige Darstellung derreits unter den Ausgabenvolumina der Haushalte der Auswirkungen des Haushaltssanierungsgesetzes einsei- Vorjahre, unter anderem unter dem des Haushalts 1993. tig war und daß die Gruppen, die durch die sozialeSPD und Grüne haben den Sparkurs, den wir damals ge- Schieflage stärker betroffen sind, nicht benannt worden fahren haben, kritisiert. SPD und Grüne haben auf jede sind. Ausgabe, die wir eingebracht haben, noch einen Schelm 6292 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Günter Rexrodt (A) draufgesetzt, und sie wollten noch mehr haben. Das wa- fert haben, zu heilen und aufzuwiegen. Das Gegenteil ist (C) ren die Fakten in den 90er Jahren. der Fall. Das, was Sie machen, ist nicht mehr als das, was zur Routine einer sparsamen Haushaltsführung ge- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) hört. Hinsichtlich Ihres Anspruchs weise ich darauf hin, (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- daß der Anteil derBundesausgaben am Bruttosozial- ten der CDU/CSU – Ernst Schwanhold [SPD]: produkt 1998 11,98 Prozent betrug und damit ein histo- Jetzt müssen Sie aber verdammt suchen, damit risches Tief erreicht hatte. Ist dies etwa kein Ausdruck Sie Kritikpunkte finden! Nicht zu viel Lob! – von Sparen und Konsolidieren? DieStaatsquote lag Hans Georg Wagner [SPD]: Was haben Sie 1998 wieder unter denen der Vorjahre. Sie weist seit denn gemacht? Ein Schuldenmajor sind Sie!) 1997 – trotz der damals besonders hohen Belastung durch die Wiedervereinigung – eine fallende Tendenz – Wir haben das genauso gemacht, Herr Kollege Wag- auf. Niemand in Deutschland wird vergessen, wieviel im ner. Das ist ein Routinevorgang, den Sie hier zu einer Zusammenhang mit der Währungsunion und den Krite- großen Staatsaktion aufblasen. Der Kurs ist richtig, aber rien von Maastricht gespart wurde, und zwar sichtbardahinter steckt nicht mehr als ein Routinevorgang. Das und erfolgreich. muß beim Namen genannt werden. Wir alle wissen – das halte ich in den Diskussionen, (Joachim Poß [SPD]: Sie sind ja so argumen- die von der Koalition kommen, für so unfair –, daß die tationsstark wie Herr Gerhardt!) zweifellos explodierte Staatsschuld ihre Ursache darin Meine Damen und Herren, niemand unterstellt Ihnen, hat, daß wir enorme Investitionen in dieWiederverei- daß die steuerliche Entlastung der unteren Einkom- nigung tätigen mußten. Würde man das herausrechnen – mensgruppen oder auch die Erhöhung des Kindergel- niemand will diese Investitionen ungeschehen machen; des – das sind ja Ihre Vorzeigeprojekte, die immer wie- aber man muß fair argumentieren –, könnte man sehen, der genannt werden – falsch seien. daß die Staatsschuld nicht überproportional angestiegen ist. (Hans Georg Wagner [SPD]: Was machen Sie dagegen? – Weitere Zurufe von der SPD) Deshalb bitte ich Sie, hier nicht davon zu sprechen, Sie seien die Reformer und Erneuerer, Sie hätten Sparen – Ich mache Ihnen gerade ein Kompliment. und Konsolidieren erfunden. Das haben wir genauso getan, und Gerhard Stoltenberg und Theo Waigel waren (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Das versteht gute Haushälter und Sparkommissare. Herr Poß nicht! – Ernst Schwanhold [SPD]: Er bestätigt ausdrücklich unsere Politik!) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – (B) Diese beiden Vorzeigeprojekte sind aber schlicht(D) Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Das sieht man Stückwerk. Außerdem haben Sie dieses Stück Entla- an den 1,5 Billionen DM Schulden! – Joachim stung selbst konterkariert, indem Sie mit derÖkosteuer Poß [SPD]: Schuldenmajor Rexrodt! – Ernst aus der anderen Tasche wieder abkassieren und vor al- Schwanhold [SPD]: Rexrodt konnte noch nie lem bei denjenigen abkassieren, die von der Entlastung mit Geld umgehen!) bei den Beiträgen zur Sozialversicherung gar nichts ha- Ich komme zum zweiten Aspekt: Was steckt hinter ben. diesem 30-Milliarden-Sparpaket? Das Deutsche In- (Hans Georg Wagner [SPD]: Was sind denn stitut für Wirtschaftsforschung, das nun gewiß nicht Ihre Vorschläge?) verdächtig ist, den Regierungsparteien besonders kri- tisch gegenüberzustehen, schreibt dazu, von Das den ist keine gerechte Politik. Das ist Stückwerk und 30 Milliarden DM seien 8,7 Milliarden DM Abwälzun- liegt neben der Sache. gen auf andere Haushalte, und 4,5 Milliarden DM wer- den als zweifelhaft und als „Luftbuchungen“ dargestellt. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Wir senken Steuern und Nun kann man sagen, übrig blieben 17 Milliarden Abgaben! Was haben Sie denn gemacht? Sie DM, was ja eine ganze Menge sei. Auch ich gebe zu, haben ständig erhöht!) daß 17 Milliarden DM mehr als nichts sind. Aber versu- chen Sie doch bitte nicht, diesen relativ geringen Betrag, – Darauf komme ich jetzt. Aber nun schreien Sie doch der immerhin auf einem richtigen Kurs eingefahrennicht so. Sie haben ein schlechtes Gewissen, weil Ihnen wird, als etwas hochzustilisieren, was er gar nicht ist. In klar ist, wie haltlos Ihre Argumentation ist. Ihnen ist ja Wirklichkeit soll dieser Betrag nur Ihre falschen Ent-bewußt, daß der Berg zwar kreißte, aber nur ein Mäus- scheidungen – von der Scheinselbständigkeit über dielein gebar. Gesundheitspolitik bis hin zur Rentenpolitik – aufwie- (Joachim Poß [SPD]: 40 Milliarden DM?) gen und erklären. Sie machen mit diesem Haushaltssa- nierungsgesetz den Versuch, Genauso verhält es sich mit den lächerlichen Beträgen, die Sie so aufblasen, als könnten sie zu einer großen (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Den Ver- Zeitenwende führen. Nichts ist dahinter. such der Heiligsprechung!) (Hans Georg Wagner [SPD]: Was haben Sie alles andere, was Sie an Stückwerk, an handwerklich denn beim Kindergeld gemacht? Überhaupt schlechten Gesetzen und an Falschorientierungen gelie- nichts!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6293

Dr. Günter Rexrodt (A) Die Steuerschätzung für das Jahr 1999 liegt umVielmehr machen Sie eine ganz kleinkarierte Politik. Sie (C) 9,5 Milliarden DM über den ursprünglichen Ansätzen. streichen 250 Millionen und verschieben 200 Millionen Das ist Ergebnis der Korrekturen von 1997 und 1998 bei und erheben gleichzeitig den Anspruch, im Wort bei den bestimmten Fördervorgängen. Meine Damen und Herren Kohlekumpeln zu sein. von der SPD, Sie hatten und haben den Spielraum, um eine wirkliche Steuerreform zu machen, die den Mit- (Joachim Poß [SPD]: Ja, im Einvernehmen mit telstand entlastet und den Tarif in seiner gesamten Breite allen Beteiligten!) verändert. Das Gegenteil ist der Fall: Sie bringen das nicht. Das ist (Joachim Poß [SPD]: Machen wir doch!) ein Faktum, und die Leute in den Revieren wissen das auch. – Das machen Sie nicht. Geben Sie das an den Steuer- bürger zurück, was Sie auf Grund von Umständen, für (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- die wir noch verantwortlich waren, mehr bekommen. ten der CDU/CSU – Hans Georg Wagner Das wäre eine überzeugende Politik. [SPD]: Also Sie bringen das?) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Da, wo die wirklichen Sparpotentiale im Haushalt Detlev von Larcher [SPD]: Herrn Thieles liegen, nämlich bei den Maßnahmen zumzweiten Ar- Luftblasen!) beitsmarkt, kommt von Ihnen nicht viel. Er muß mit Mitteln in Milliardenhöhe finanziert werden. Aber mit Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei Ihnen auseinan- Mitteln in der Höhe, wie Sie sie vorsehen – das sind der, und deshalb verdient das Haushaltssanierungsgesetz jetzt rund 7,7 Milliarden DM, glaube ich –, kann man diesen Namen nicht. Projekte nicht sinnvoll finanzieren. Da hätte ich mir Ein überzeugender Spar- und Konsolidierungskurs – mehr Akzente und mehr Verantwortung gewünscht. jetzt bin ich bei den Alternativen, Herr Kollege Poß, Statt dessen kürzen Sie im Haushalt des Wirtschafts- Herr Kollege Wagner – hätte zumindest die Fortsetzung ministers, schädigen damit den Mittelstand und ver- unserer Bemühungen um Subventionsabbau verlangt. nichten damit Arbeitsplätze. Wer mit dem Anspruch in (Joachim Poß [SPD]: Ach!) das Parlament geht, die Staatsfinanzen neu ordnen zu wollen, kann uns hier nicht Stückwerk vorlegen und das Die Sachverständigen, die zu der Anhörung gekommen Ganze als großen Durchbruch, als neue Qualität be- waren, haben das bestätigt. Was machen Sie? – Sie set- zeichnen. zen noch einen drauf. Ein Beispiel aus den letzten Ta- gen: Die Koalition hat die Subventionierung derKraft- (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Ist es aber!) (B) Wärme-Kopplung auf Kohlebasis für Stadtwerke be- (D) schlossen. Dies soll durch eine allgemeine Umlage beim Die großen, finanziell gewichtigen Entscheidungen Stromkunden finanziert werden. Die Leute werden wie- bekommen Sie nicht auf die Reihe. Die Reform des Ge- der abkassiert. Das hat gar nichts mit Umweltschutz zu sundheitswesens droht zu scheitern. Die Reform der tun; das ist eine Prämie für die Stadtwerke, die alteRentenversicherung steht noch aus, und am Ende wer- Schleudern betreiben. Das ist nichts anderes als eineden Sie sich zu etwas durchringen müssen, was wir be- Verbeugung vor eben diesen Stadtwerken und vor der reits veranlaßt hatten und was Sie als erstes abgeschafft Gewerkschaft ÖTV; das ist bezeichnend für Ihre Sub- haben. Eine andere Alternative gibt es nicht – intellektu- ventionspolitik. ell schon gar nicht. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Die Deregulierung, insbesondere im Arbeitsrecht, ist Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: „Pennerprä- für Sie ein Tabu. Neben der Steuerreform ist dieLibe- mie“ hat der Wirtschaftsminister gesagt! – ralisierung des Arbeitsrechtes eine der ganz großen Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: „Pen- Aufgaben für dieses Land, eine Zukunftsaufgabe, wenn nerprämie“: Das müssen Sie sagen! Sie sind ja es um Arbeitsplätze geht. der Oberpenner bei der F.D.P.! – Gegenruf des (Beifall bei der F.D.P.) Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Das sagt Ihr Wirtschaftsminister!) Das ist für Sie Tabu; da gehen Sie überhaupt nicht her- Herr Poß, wie steht es denn um Ihre Glaubwürdigkeit an. Das ist ein Versäumnis. Da kann auch nicht von Er- bei der Steinkohle? Sie sind hierhergegangen, insbeson- neuerung gesprochen werden. dere der Kollege Lafontaine, und haben getönt: Wort- Die wichtigste Reform dieses Landes, die Steuerre- bruch bei der Steinkohle. – Sie haben nie das gezahlt,form, die der alte Bundestag beschlossen hatte und der was eigentlich in den Vereinbarungen niedergelegt ist. alte Bundesrat blockiert hatte, haben Sie erst einmal ver- Heute machen auch Sie das, was wir gemacht haben: schoben. (Joachim Poß [SPD]: Was denn?) (Joachim Poß [SPD]: Fata Morgana! Nie etati- Sie verschieben Zahlungen in ein anderes Jahr. Das kann siert! – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Da se- man ja machen. Nur, Herr Poß, den Anspruch, den Sie hen Sie einmal, was Sie für einen Reformstau erheben, lösen Sie damit nicht ein. hinterlassen haben!) (Joachim Poß [SPD]: Sie haben ja den Kom- Was ich da in bezug auf die Spreizung und vieles mehr, promiß noch nicht einmal etatisiert!) das kommen soll, höre, läßt Schlimmes erahnen. 6294 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Günter Rexrodt (A) Meine Damen und Herren, was wir heute und hier be- Auch in den alten Bundesländern gibt es nur dadurch ei- (C) schließen, ist ein magerer Versuch, über die Runden zu ne Entlastung des Arbeitsmarktes, daß das Angebot an kommen. Manches ist natürlich im Detail richtig; ande- Arbeitskräften rückläufig ist. res ist weniger richtig. Die Schröder-Regierung schickt sich nun an, die fi- (Ernst Schwanhold [SPD]: Sie haben uns ganz nanzielle Handlungsfähigkeit des Staates – so nennt sie schön viel gelobt!) es – zurückzugewinnen. Die Grundrichtung des Anlie- gens ist nachvollziehbar. Der eingeschlagene Weg seiner Aber der Durchbruch, das Entscheidende, fehlt. WirUmsetzung, nämlich die Beschränkung auf Streichen, sollten uns den wirklich wichtigen Aufgaben, den gro- Kürzen und Verlagern von Ausgaben, ist aus unserer ßen Reformen zuwenden. Ihre Arbeit wird dann ihreSicht allerdings gesamtwirtschaftlich kontraproduktiv. Würdigung finden Ob dies das erste rotgrüne Gesetz ist, das nicht nachzu- (Joachim Poß [SPD]: Hören Sie mal! Sie sind bessern sein wird, ist noch fraglich. ja völlig durcheinander! Sie wissen gar nicht Herr Kollege Struck – er ist nicht da –, die Zustim- mehr, was Sie sagen!) mung von Bundesbank, vom Bundesrechnungshof und – Herr Poß –, wenn Etikett und Wirklichkeit überein-von einigen wohlsituierten Experten – ich weiß noch, stimmen. Das ist nicht der Fall bei Ihnen. Es ist einwer an der Anhörung teilgenommen hat – zu diesem Sa- Mäuslein, das Sie uns hier vorlegen. nierungsweg bedeutet noch nicht, daß er Resonanz in der Bevölkerung finden wird. (Zuruf von der SPD: 40 Milliarden!) (Beifall bei der PDS) Das Haushaltssanierungsgesetz, Ihr großes Gesetz, mit dem Sie den ganzen Schrott, den Sie im letzten Jahr In der Koalitionsvereinbarung wird der Schlüssel zur produziert haben, quasi in eine Wundertüte einpacken Sanierung der öffentlichen Finanzen richtigerweise in wollen, der energischen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ge- sehen. Aber bevor überhaupt etwas Spürbares auf dem (Joachim Poß [SPD]: Sie wissen gar nicht Gebiet gelungen ist, wird der Spieß nun umgedreht. Seit richtig, was Sie sagen sollen!) dem Amtsantritt von Finanzminister Eichel ist allein die Reduzierung der Nettoneuverschuldung ins Zentrum der verdient seinen Namen nicht. Regierungspolitik gerückt. Das aber ist keine Zukunfts- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – vision. Joachim Poß [SPD]: Irgendwie sind Sie von Zum Entlastungsvolumen durch die Unternehmen- der Rolle heute! – Hans Georg Wagner [SPD]: (B) steuerreform hören wir jede Woche neue Ziffern. Die(D) Sie sind ja völlig von der Rolle heute morgen!) Rentenreform ist im Höchstfall in Konturen erkennbar. Es steht in den Sternen, wie es mit der Ausbildung von jungen Leuten weitergehen soll, wenn das JUMP- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Nun erteile ich das Programm einmal nicht verlängert wird. Die Verschul- Wort der Kollegin Dr. Christa Luft, PDS-Fraktion. dung zu senken, das ist keine Zukunftsvision. Die Poli- tik der Bundesregierung muß durch inhaltliche Konzepte untermauert werden. Diesbezüglich sieht es bisher sehr Dr. Christa Luft (PDS): Frau Präsidentin! Verehrte mager aus. Kolleginnen und Kollegen! Die CDU-geführte Bundes- regierung, die vor gut einem Jahr abgewählt worden ist, Mit dem von der Regierung vollzogenen Paradig- hat einen Schuldenberg hinterlassen, über dessen Ursa- menwechsel ist dem gesellschaftlichen Hauptübel in der chen ich hier nicht richten will. Bundesrepublik Deutschland, nämlich der Massenar- beitslosigkeit, nicht beizukommen. Tiefe Einschnitte bei (Michael Glos [CDU/CSU]: Für eine ehemali- den Sozialleistungen und bei den Kürzungen öffentli- ge SED-Frau ist das auch schwierig! Die cher Investitionen bringen keine Impulse für Beschäfti- Kommunisten verhöhnen doch die Leute!) gung. Am Ende droht ein solcher Weg zu nichts ande- Der Punkt für mich ist: Diese Regierung hat kein Ab-rem als zu sinkenden Steuereinnahmen und zu wachsen- baukonzept hinterlassen. Es gibt bis heute kein Konzept den Krisenkosten in den Folgejahren zu führen. Daher für den Abbau der öffentlichen Schulden. Jedenfalls war lehnen wir den Sanierungskurs der Bundesregierung ab. eine tragfähige Idee hier nicht zu hören. (Beifall bei der PDS) Die einzige Idee zur Sanierung des Haushalts, die in Das Ziel einer nachhaltigen Haushaltssanierung kann den Haushaltsausschußberatungen von CDU/CSU und nicht ausschließlich durch Streichen oder Kürzen öf- F.D.P. vorgetragen worden ist – auch das muß man der fentlicher Ausgaben oder durch deren Verlagerung auf Öffentlichkeit einmal mitteilen –, war, den Bundeszu- Länder und Kommunen erreicht werden. Wir beantragen schuß an die Bundesanstalt für Arbeit auf Null zu stel- daher, eine Änderung am Haushaltssanierungsgesetz len. Man muß sich das einmal vorstellen! Ich halte das vorzunehmen. Dies gilt insbesondere für die Verlage- angesichts der Arbeitsmarktlage in den neuen Bundes- rung des Wohngeldes auf die Kommunen als auch für ländern in der Tat für einen Skandal. die Novellierung des Wohngeldgesetzes, die mit dem (Beifall bei der PDS) Haushaltssanierungsgesetz – auch das muß man einmal Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6295

Dr. Christa Luft (A) mitteilen – terminlich klammheimlich noch einmal wei- gung zu initiieren, wird mit der Haushaltspolitik die La- (C) ter nach hinten verschoben wird. ge auf dem Arbeitsmarkt noch verschärft. Öffentliche Investitionen werden nicht einmal im bisherigen Um- Aus unserer Sicht ist für die Haushaltssanierung eine fang aufrechterhalten, sondern bis zum Jahre 2003 um Strategie der Einnahmenverbesserung, sowohl durch 5 Milliarden DM gekürzt. Statt deutliche Innovationssi- ökologisch verträgliches Wachstum als auch durch He- gnale durch öffentliche Ausgabenpolitik in Bildung, ranziehung großer Vermögen zur Finanzierung öffentli- Forschung, Wissenschaft und Technologie zu setzen, ra- cher Ausgaben, unverzichtbar – so wie es die Sozial-gen diese Bereiche nun nicht mehr als Schwerpunkte der pflicht des Eigentums gebietet. Leider sind die neue Re- Regierungsarbeit heraus. gierung und die Koalition auf diesem Ohr taub. Auch mit sozialer Gerechtigkeit hat Rotgrün Proble- Wir halten das jetzige Vorgehen für inkonsequent.me. Statt sozialer Gerechtigkeit endlich zum Durchbruch Mit einer Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit hat zu verhelfen, verläßt Rotgrün mit diesem Haushaltssa- das, was Sie gegenwärtig vorhaben, nichts zu tun. Sienierungsgesetz den Pfad sozialer Ungerechtigkeit nicht, fürchten offenbar von der rechten Seite des Hauses den den die alte Regierung eingeschlagen hatte. Vorwurf des Sozialneides. Dieser wäre aber völlig un- begründet, wenn sich die Koalition endlich der Besteue- (Ernst Schwanhold [SPD]: 15 000 Mark für rung großer Vermögen zuwendete. einen Trabbi nach 12 Jahren!) (Beifall bei der PDS) Begrüßenswerte Einzelakzente, wie die verbesserte Fa- milienförderung oder veränderte Einkommensgrenzen An dieser Stelle frage ich Sie auch: Wann beendenbei der Wohneigentumsförderung, ändern an dieser Ge- Sie endlich den Zustand, daß große Konzerne, wie zum samteinschätzung wenig. Beispiel Daimler, zwar seit Jahrzehnten öffentliche Gel- der in Höhe mehrstelliger Milliardenbeträge abziehen, (Ernst Schwanhold [SPD]: Es geht nicht nur aber seit Jahren keine Steuermark an den Bund zurück- über Umverteilung!) zahlen und sich dann, wenn Standortentscheidungen an- Das Haushaltssanierungsgesetz leitet auf vielen Ge- stehen – ich denke an die gewünschte Ansiedlung der bieten Systembrüche mit gravierenden Folgen für die Produktionsstätten für den A 320 in den neuen Bundes- soziale Verfaßtheit der Bundesrepublik Deutschland ein. ländern –, Standorte suchen, wo ihnen offenbar noch Ich nenne hier als Stichworte die Abkehr von der Formel größere Zugeständnisse gemacht werden? Auf diese für die Anpassung der Renten, der Arbeitslosenhilfe und Weise fachen die großen KonzerneLohn- und Sozial- der Sozialhilfe und die fehlende Einbettung all dieser dumping an, werden aber dennoch weiter aus dem Bun- Maßnahmen in ein langfristiges, schlüssiges und über- deshaushalt bedient. Hier stimme ich mit dem Kollegen schaubares Konzept. Ich verweise darauf, daß die wahr- (B) Rexrodt überein: (D) scheinlich noch hier zu beschließende Änderung des (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was? Haushaltssanierungsgesetzes, durch die Abschied von Da müssen Sie aber einen Fehler machen! – der Formel für die Rentenanpassung genommen wird, Weiterer Zuruf von der SPD: Unglaublich!) von harschen Tönen aus der grünen Fraktion begleitet wird. In diesem Bereich hätte Rotgrün die Subvention längst beschneiden müssen. (Joachim Poß [SPD]: Aber es war sozial ge- recht, auf den Trabbi zu warten!) (Beifall bei der PDS) Sie lauten: Auch nach zwei Jahren – also nach Ablauf Warum dauert es bei Ihnen so lange, bis eine wieder Frist für die Aussetzung – könne man nicht zu der auch immer geartete Entscheidung über die Vermö-alten Formel zurückkehren. Die Öffentlichkeit muß zur gensteuer bzw. dieVermögensabgabe herbeigeführt Kenntnis nehmen, daß es hier noch keinerlei Klarheit wird? Hat denn die SPD zu ihren Oppositionszeiten im- und keinerlei Sicherheit gibt, sondern daß nur ein Hin- mer nur lauter nicht grundgesetzkonforme Vorschläge und Herschwimmen zu erkennen ist. unterbreitet? Das kann ich mir nicht vorstellen. Im übri- gen ist durch das jüngste Urteil des Bundesfinanzhofes Die beabsichtigte Aussetzung der Rentenformel wird auch der Einwand obsolet, daß sich eine Vermögensbe- vor allen Dingen Rentnerinnen und Rentner in den neu- steuerung nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren ließe. en Bundesländern, die noch Auffüllbeträge bekommen, Warum tun Sie sich so schwer mit Veränderungen bei hart treffen, denn sie konnten seit Jahren keine Netto- der Erbschaftsteuer? rentenerhöhung im Portemonnaie feststellen. Sie werden jetzt noch drei weitere Jahre warten müssen, bis sich et- Der vorgelegte Entwurf eines Haushaltssanierungsge- was niederschlägt. Wir haben hierzu heute einen Ände- setzes widerspricht – das muß man nochmals unterstrei- rungsantrag vorgelegt; wir bitten Sie, ihm zuzustimmen. chen – dem selbstgestellten Anspruch „Arbeit, Innovati- on, Gerechtigkeit“, mit dem die SPD als der größere Auch der Umgang mit der Künstlersozialkasse zeugt Koalitionspartner der Bundesregierung seinerzeit imnicht gerade von sozialer Sensibilität. Wahlkampf angetreten ist und mit dem sie auch eine Ich möchte Ihnen, meine Damen und Herren von der Mehrheit von Bürgerinnen und Bürgern für einen Regie- Koalition, noch eines sagen: Dort, wo SPD und Bünd- rungswechsel gewinnen konnte. nisgrüne zu ihren Oppositionszeiten noch bis in den Statt mit diesem Haushaltssanierungsgesetz aufSommer 1998 hinein Einsparmöglichkeiten auf Bundes- brachliegenden Tätigkeitsfeldern dauerhafte Beschäfti- ebene gesehen haben, sind sie heute als Regierungsfrak- 6296 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Christa Luft (A) tionen abstinent. Wir haben uns die Mühe gemacht, die Tatsächlich ist es so, daß im Haushalt 16 Milliarden (C) Drucksachen, die noch bis in den Sommer 1998 hinein DM stehen, daß wir heute mit dem Haushaltssanie- im Deutschen Bundestag debattiert worden sind, einmal rungsgesetz in seinen beiden Teilen, dem zustimmungs- im Hinblick darauf durchzuforsten, – pflichtigen und dem zustimmungsfreien Teil, noch ein- mal über 14 Milliarden DM entscheiden und damit, meine Damen und Herren, das Paket mit den aller- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Frau Kollegin, ich größten Schritten auf den Weg bringen. Mit Sicher- muß Sie an Ihre Redezeit erinnern. heit werden wir zum Ende dieses Jahres – ich kalkuliere in diesen Bereichen noch nicht das Votum des Bundes- rates ein, in denen er zustimmen muß – 26 bis 27 Mil- Dr. Christa Luft (PDS): – welche Einsparpotentiale liarden DM von den 30 Milliarden DM bereits gepackt sich ergeben könnten, wenn man addiert. Ich sage Ihnen, haben. Sie würden auf 8 Milliarden DM allein im Jahre 2000 kommen, wenn Sie das umsetzten, was Sie zu Ihren Op- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) positionszeiten immer gefordert haben. Im übrigen ist auch Ihre sprachliche Umdefinition Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen von der interessant. Im Sommer haben Sie, Herr Kollege Rex- Koalition, so nachvollziehbar das Grundanliegen ist, das rodt, gesagt: Der schafft nicht einmal 15 Milliarden DM. Sie haben – alternativlos ist der Weg, den Sie vorhaben, Heute sagen Sie, 17 Milliarden DM seien Peanuts. Da nicht. rechnet sogar Herr Kopper anders. (Beifall bei der PDS – Joachim Poß [SPD]: (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Alternativen haben Sie auch nicht! Jedenfalls DIE GRÜNEN) nicht in konkreten Zahlen!) Die Wahrheit ist natürlich, wie Sie ganz genau wissen, eine andere. Vizepräsidentin Anke Fuchs: Ich erteile das Wort Meine Damen und Herren, was wir hier durchsetzen dem Finanzminister Hans Eichel. können, ist klar. Was Sie, wenn Sie wollen, mit Hilfe der Landesregierung vielleicht blockieren können, sind 3 bis 4 Milliarden DM. Ich finde es hochspannend, Herr Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: FrauKollege Schäuble – das hat es im Vermittlungsverfahren Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! noch nie gegeben, wenn ich die Zeitungen richtig lese –, Die Bundesregierung hält Kurs. Was wir im Sommerdaß der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Oppositi- (B) zugesagt haben: Zukunftsprogramm 2000, Einstieg inonsfraktion im Deutschen Bundestag in den Vermitt-(D) eine nachhaltige Finanzpolitik, hat gestern und heute be- lungsausschuß geht. Was müssen Sie für eine Angst da- reits entscheidende Wegemarken passiert. vor haben, daß Ihre Ministerpräsidenten ihre eigenen Interessen durchsetzen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Gestern hat der Haushaltsausschuß des Deutschen Denken Sie einmal an Herrn Clement!) Bundestages den Haushaltsentwurf des Jahres 2000 be- schlossen und punktgenau die Vorgaben für Einsparun- Meine Damen und Herren, wir beschließen heute gen von etwas mehr als 30 Milliarden DM umgesetzt.gleichzeitig im Rahmen des Zukunftsprogrammes eine Die Nettokreditaufnahme sinkt seit langer Zeit zum er- weitere Aufstockung der Familienförderung;ich sten Mal wieder unter die 50 Milliarden DM-Grenze. komme darauf zurück. Es ist überhaupt nicht wahr, hier nur von einem Sparpaket zu reden. Es geht darum, daß (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ wir die Weichen für die Zukunft richtig stellen und in DIE GRÜNEN) einer Reihe von Bereichen einsparen, um Chancen für Ich will dem Haushaltsausschuß für diese weiß Gottdie Zukunft überhaupt zu eröffnen, und zwar gerade mit nicht einfache Arbeit herzlichen Dank sagen. Blick auf die soziale Gerechtigkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) Herr Kollege Rexrodt und alle anderen, Sie müssen Die Märchenstunde von Herrn Glos, die wir uns an- sich einmal entscheiden: Entweder sind es Luftbuchun- hören mußten, ist ja schon ein starkes Stück. gen – dann demonstrieren Sie aber auch mit allen De- (Michael Glos [CDU/CSU]: Oh!) monstranten gegen Luftbuchungen –, oder es sind wirk- liche Einschnitte. Dann haben die Demonstrationen al- 1,5 Billionen DM Staatsverschuldung scheinen für ihn lerdings Ihre Berechtigung. Entweder – oder; eines von „peanuts“ zu sein. Das war Ihre Art, Finanzpolitik zu beiden kann nur sein. betreiben, die zu einer Staatsverschuldung von 1,5 Billionen DM geführt hat. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wie ist es nun bei Ihnen?) DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6297

Bundesminister Hans Eichel (A) Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie 1982 ei- Folgenden Punkt, verehrte Frau Professor Luft, lasse (C) nen riesigen Schuldenberg übernommen hätten. Es han- ich Ihnen nicht durchgehen: Das Problem der sozialen delte sich damals um Schulden in Höhe von rundUngerechtigkeit fängt bei der Staatsverschuldung an und 300 Milliarden DM. Ich will diese Summe nicht kleinre- nicht dahinter. den, aber ich muß schon feststellen, daß sich dieser Schuldenberg 16 Jahre später unter Ihrer Regierung ver- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ fünffacht hat. Was ist das für eine Rede, in der Sie ange- DIE GRÜNEN) sichts dieser Tatsache von „peanuts“ sprechen? Jahrelang wurde eine Situation geschaffen, in der es (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ keine Möglichkeit gab, einen Haushalt des Bundes ver- DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ fassungsgemäß aufzustellen. Seit 1996 – unter der Ver- CSU]: Was haben Sie im Bundesrat gemacht?) antwortung der alten Bundesregierung – war der Bun- deshaushalt im Vollzug verfassungswidrig. Sie haben Ich will ganz deutlich sagen: Es geht doch überhaupt doch viel mehr Geld ausgegeben, als Sie Investitionen nicht um die Frage – das wissen Sie ganz genau; Siegetätigt haben. Sie haben sich also für den Konsum ver- versuchen aber immer wieder, dieses Märchen zu er-schuldet. 1998 konnten Sie diese Tatsache nur durch die zählen –, ob wir den Aufbau Ost überhaupt gewollt ha- Privatisierungserlöse in Höhe von 20 Milliarden DM ben. Den Aufbau Ost haben wir gewollt. Aber wir woll- verdecken. In diesem Zusammenhang haben Sie Tafel- ten ihn solide finanzieren, was Sie nicht zustande ge-silber veräußert, das wir noch brauchen, weil wir bracht haben. 50 Jahre lang die Pensionen für die Postbediensteten und (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ihre Angehörigen bezahlen müssen. In dieser Situation DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ haben Sie die Unternehmen verkauft und die Einnahmen CSU]: Blockiert!) ins große Haushaltssloch geworfen. Der deutsche Steu- erzahler darf nun 50 Jahre lang die Pensionen zahlen. Andere Länder waren erfolgreicher als Sie in IhrerDas war Ihre Finanzpolitik. Regierungszeit. Schauen Sie sich einmal an, wie schnell Schweden, Finnland und Dänemark die Finanzkrisen (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ trotz höherer Defizite am Anfang dieses Jahrzehnts ge- DIE GRÜNEN) löst haben! Sie müssen auch zugeben, daß Sie die Kriterien im (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Alles wieder- Rahmen des Europäischen Stabilitäts- und Wachstums- vereinigte Länder!) paktes überhaupt nicht einhalten konnten. Die anderen Staaten Europas knechten – das war richtig –, um zu ei- Ihr Problem ist, daß Sie keine solide Finanzpolitik ma- ner stabilen Politik zu kommen. Es ist daher keine gute (B) chen können. Werbung für Deutschland in Europa, wenn wir dies(D) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ selbst nicht zustande bringen. DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Das Problem von 1,5 Billionen DM Schulden ist na- DIE GRÜNEN) türlich nicht durch einen einzigen Kraftakt zu lösen. Wir stellen uns dem Problem, mittelfristig zu ausge- Dieses Problem ist nicht in der Zeit vom 27. September glichenen Haushalten zu kommen. Dieses Problem muß des vergangenen Jahres bis zum Rücktritt von Oskar La- man aber anpacken und darf es nicht durch das Einstel- fontaine am 11. März dieses Jahres entstanden. Mit die- len von Privatisierungserlösen vertuschen. sem Märchen kommen Sie nicht durch. 82 Milliarden DM Zinslast bedeuten den zweitgrößten Posten im (Christine Ostrowski [PDS]: Was ist mit den Haushalt. Was haben Sie nicht alles in Ihrer Zeit schön- Bahn-Wohnungen?) gerechnet? In Ihrer Zeit ist die Zinssteuerquote im Bun- deshaushalt von 9 Prozent auf 22 Prozent mehr als ver- Hätten wir nicht eingegriffen, hätten wir in der Tat doppelt worden. 80 Milliarden DM neue Schulden machen müssen. Aber so konnten wir das erste Mal seit vielen Jahren unter die (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Richtig! Grenze von 50 Milliarden DM kommen. Stimmt!) Warum führen wir diese Maßnahmen durch? Der ent- Genau dieses Problem verschweigen Sie die ganze Zeit. scheidende Punkt ist doch: Spätestens in 15 Jahren ist (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ das Generationenproblem wirklich brisant, weil die DIE GRÜNEN) Zahl der Älteren viel größer und die Zahl der Erwerbs- tätigen viel kleiner geworden ist. Welcher Start ist das Es ist unglaublich, daß täglich 225 Millionen DM an für die Erwerbstätigen ins Arbeitsleben, wenn das Ren- Zinsen gezahlt werden müssen. Sie betrügen damit die tensystem nicht reformiert ist – daran arbeiten wir gera- steuerzahlenden Bürger um die ihnen zustehenden Lei- de und haben viel Ärger – und wenn sie solche Staats- stungen, weil sie von 100 DM gezahlten Steuern nurschulden tragen müssen? Wie sollen sie überhaupt noch noch für 78 DM Leistungen bekommen. 22 DM werden vernünftig leben? Was ist das für eine Zukunftsvorsorge, sofort an die abgeliefert, die uns ihr Geld leihen. die Sie da treiben? (Zuruf von der CDU/CSU: Wie war das bei (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ihnen in Hessen?) DIE GRÜNEN) 6298 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Bundesminister Hans Eichel (A) Es sind unsere Kinder, die unsere Renten bezahlen sol- Bei all dem, was wir vorgefunden haben und was wir (C) len und denen Sie eine riesige Schuldenlast zusätzlich an Zukunftsaufgaben vor uns haben, sage ich Ihnen: aufgebürdet haben. Wenn es nicht einmal möglich ist, daß diejenigen, die vom Staat und von den von ihm garantierten Einrichtun- Ich will Ihnen sagen, was unsere Nachbarn gemacht gen, zwei Jahre lang Geld bekommen, ohne etwas zu haben; ich nenne Ihnen das schönste Beispiel, nämlich verlieren – etwas anderes heißt es nicht, wenn die Ge- Dänemark: In derselben Zeit, in der wir hoffentlich zu hälter, die Renten, die Pensionen und die Sozialhilfe um einem ausgeglichenen Haushalt kommen werden und in die Preissteigerungsrate erhöht werden –, wenn Sie mei- der wir zum erstenmal seit Jahrzehnten mit dem Geldnen, das bekämpfen zu müssen, dann wäre dieses Land auskommen, das uns die Bürgerinnen und Bürger geben, ein nicht mehr sanierbarer Fall. Das können Sie nicht in derselben Zeit ist Dänemark schuldenfrei. Warum?verantworten. Die Dänen sagen – diese Begründung sollten Sie sich sehr genau merken -: Dann haben wir das ganze Geld, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ die Zinsen für den Kapitalmarkt, frei, damit wir noch DIE GRÜNEN) über lange Zeit die Renten stabil halten können, ohne Wir sanieren, weil wir unsere Aufgaben wahrnehmen daß wir die Steuern erhöhen müssen. Das ist Zukunfts- wollen: Der Aufbau Ost erhält im Jahre 2000 rund vorsorge. Dort finden Sie sozialdemokratische Finanz- 3 Milliarden DM mehr als im Jahre 1998. Wir sanieren minister. den Haushalt und machen solide Staatsfinanzen, weil (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ wir für die Arbeitslosen – das unterscheidet uns von Ih- DIE GRÜNEN) nen, Herr Kollege Rexrodt – wirklich etwas tun wollen – nicht nur vor Bundestagswahlen, sondern die ganzen vier Jahre lang. Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Minister, ge- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ statten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Rex- DIE GRÜNEN) rodt? Sie müssen erklären, wieso Sie sagen: Ihr dürft nicht soviel bei deraktiven Arbeitsmarktpolitik tun. Das Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: Nein. galt aber nicht im September und im Oktober vergange- Ich habe nur eine sehr kurze Redezeit. nen Jahres, als Sie die Mittel erhöht haben, damit Sie vor der Bundestagswahl Ihre Statistiken schönen konn- Es geht erstens darum, welche Lebenschancen wirten. Was ist das für ein zynischer Umgang mit Men- unseren Kindern geben, wenn sie ins Arbeitsleben star- schen? (B) ten. Da versagen Sie kläglich. (D) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei Abgeordneten der SPD) DIE GRÜNEN sowie des Abg. Wolfgang Gehrke [PDS]) Es geht zweitens darum, wie wir heute handlungsfä- hig werden; Sie haben ja nicht geglaubt, daß Sie das Nur mit dieser Regierung und mit dieser Mehrheit, einholt. Sie haben 1990 versäumt, eine solide Finanzpo- sehr geehrte Frau Professor Luft, gibt es zusätzliche litik zu machen. Sie haben – das hat Herr Schäuble offi- Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik. Das gehört zur ziell erklärt – gedacht, man könne alles auf die nächste Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Nur mit dieser Regie- und die übernächste Generation schieben. Das alles holt rung und mit der sie tragenden Mehrheit gibt es das Pro- uns aber nach zehn Jahren ein. Das ist der Sachverhalt, gramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, mit dem wir es zu tun haben. mit dem wir uns in Europa wirklich sehen lassen kön- nen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Es geht darum, bereits heute einen handlungsfähigen Staat zu erreichen. Dazu haben wir nur dann eine Chan- Es gibt kein Land in Europa, in dem die Jugendar- ce, wenn wir eingreifen und solide Staatsfinanzen errei- beitslosigkeit so stark zurückgeht wie bei uns. Auch die chen. Deswegen sage ich ausdrücklich: Ja, ich bekenne absolute Rate – die immer noch zu hoch ist – ist weitaus mich zu den Eingriffen. besser als in den meisten anderen europäischen Ländern, jedenfalls in denen, die südlich von uns liegen. Das ist Was ist das übrigens für eine Debatte, die Sie um die eine wirkliche Leistung. Dafür sparen wir, und dafür Rentnerinnen und Rentner führen? Herr Kollege Bie- lohnt es sich auch zu sparen! denkopf hat Ihnen vorgerechnet – mir brauchte er das nicht vorzurechnen –: In den letzten 20 Jahren ist die (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Rente insgesamt um genau die Preissteigerungsrate ge- DIE GRÜNEN) stiegen und nicht um mehr. In den letzten Jahren Ihrer Dasselbe gilt für die Forschungsförderung und für die Regierungszeit haben Sie nicht einmal dies erreicht. Und Steuerentlastung bei den Beziehern kleiner und mittlerer dann stellen Sie sich hierher und halten solche Reden! Einkommen. Dabei ist dieFamilienförderung nur ein (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Punkt, die mit insgesamt 50 DM Kindergelderhöhung DIE GRÜNEN) zum 1. Januar dieses Jahres und zum 1. Januar nächsten Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6299

Bundesminister Hans Eichel (A) Jahres für eine vierköpfige Familie ab dem nächstenWir machen solide Finanzpolitik, damit wir eine Unter- (C) Jahr 1 200 DM bringt. nehmensteuerreform mit einer Nettoentlastung von 8 Milliarden DM nachhaltig erreichen können. Insge- (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Ökosteu- samt gibt es ab 2002 durchgängig rund 35 Milliarden er nimmt es wieder!) DM Steuerentlastung für Arbeitnehmer, Familien und – Darauf komme ich noch. Diesen Zwischenruf habe ich Unternehmen. Das ist mehr als 1 Prozent vom Bruttoin- schon erwartet. landsprodukt. Das ist nachhaltige Steuerentlastung! Jetzt sage ich Ihnen noch etwas, sehr geehrte Frau (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Professor Luft: Ich kann das, was Sie zum Thema so- DIE GRÜNEN) ziale Gerechtigkeit immer erzählen, nicht mehr hören. Nun komme ich zur Ökosteuer. Es war so etwas von Haben Sie denn gar nicht zur Kenntnis genommen, daß unter Ihrem intellektuellen Niveau, falls das ernst ge- wir 35 Milliarden DM mehr Steuereinnahmen dadurch meint war – war es aber nicht –, zu erzählen, daß die erzielen, daß wir Steuerschlupflöcher geschlossen ha- Ökosteuer eine Steuererhöhung sei. ben? Das war doch der Kampf im Frühjahr dieses Jah- res, bei dem die Besitzstandswahrer plötzlich alle auf (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) der rechten Seite saßen! – Sie wollten suggerieren, wir nähmen den Leuten mehr (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ aus der Tasche; darüber rede ich jetzt. – Als Sie an der DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ Regierung waren, haben Sie in den fünf Jahren von 1989 CSU]: Eine Belastungsprobe der Wirtschaft ist bis 1994 die Mineralölsteuer um 50 Pfennig erhöht. Wir das!) erhöhen sie in fünf Stufen um 30 Pfennig. Sie haben in derselben Zeit die Sozialversicherungsbeiträge um Wer richtig an das Thema herangeht, der wird fest- 3 Prozent erhöht. Wir senken die Sozialversicherungs- stellen, daß die soziale Gerechtigkeit – das war doch der beiträge. Das ist der fundamentale Unterschied! Kampf! – an dieser Stelle richtig aufgenommen worden (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ist: Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen DIE GRÜNEN) und auf der anderen Seite die Abschaffung der Vergün- stigungen – die auch Sie, als Sie noch an der Regierung Das heißt, zum erstenmal gibt es eine Steuererhö- waren, abschaffen wollten –, weil es ein Skandal war,hung, bei der das Geld komplett an die Bürgerinnen und daß sich Bezieher hoher Einkommen wegen der vielen Bürger zurückfließt. Dazu sind Sie nie fähig gewesen! Schlupflöcher im Steuersystem praktisch steuerfrei stel- Zum erstenmal seit Jahrzehnten sinken die Lohnneben- len konnten. So geht es doch nicht! kosten. (B) (D) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Roland Claus [PDS]: Warum DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: haben Sie gleich wieder damit aufgehört?) Und was machen Sie bei der Erbschaftsteuer?) Es hat in Deutschland nach dem Kriege keine Wahl- Im übrigen: Was Sie zum Thema Ökosteuer an die- periode gegeben, in der die Bezieher kleiner und mitt- sem Pult zum besten gegeben haben, hat nichts mit dem lerer Einkommen steuerlich so entlastet worden wären zu tun, was Einsichtige unter Ihnen früher, als Sie noch wie in dieser Wahlperiode. Daß der Eingangssteuer-in der Regierung waren, zu Protokoll gegeben haben. Es satz in einer Wahlperiode um 6 Prozentpunkte gesenkt hat auch nichts mit dem zu tun, was gegenwärtig in Eu- wird, hat es früher nie gegeben, und das bei diesemropa diskutiert wird. Denn der Entwurf der Ökosteuer- hohen steuerfreien Existenzminimum. Beim Spitzen-richtlinie der Kommission – der in Europa leider noch steuersatz haben Sie – 16 Jahre waren Sie an der Regie- nicht Gesetz geworden ist – sieht genau das vor, was wir rung! – eine Senkung um 3 Prozentpunkte erreicht. Wir machen, nämlich den Ressourcenverbrauch zu verteuern werden ihn innerhalb von vier Jahren um 4,5 Prozent- und die Lohnnebenkosten zu senken. punkte gesenkt haben. Hören Sie doch einmal mit Ihrem (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Subven- Gerede auf! tionen zu erhöhen!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ 13 von 15 Mitgliedern der Europäischen Union stehen DIE GRÜNEN – Aribert Wolf [CDU/CSU]: voll dahinter. Inzwischen ist auch Irland in der Kurve. Wie war denn das im Bundesrat damals?) Im Moment erkenne ich in Spanien erste Lockerungs- Wir machen solide Finanzpolitik, damit wir diese übungen. Dann wäre dies allgemein auf europäischer Steuerentlastung erreichen können. Alleine die Steuer- Ebene so. Dann können Sie hier ruhig dagegen stimmen. entlastung durch dieses Gesetz bringt nachhaltigSie würden gegen ganz Europa stimmen, wenn Sie sich 20 Milliarden DM Nettoentlastung. Wir machen solide weiterhin so verhalten, wie Sie das zur Zeit tun. Finanzpolitik, damit wir die Familien besserstellen kön- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nen. In dieser Wahlperiode werden sie allein durch die DIE GRÜNEN) Erhöhung des Kindergeldes mindestens 12 Milliarden DM zusätzlich erhalten. Meine Damen und Herren, solide Finanzen sind die Voraussetzung dafür, daß die Bürgerinnen und Bürger (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des wissen: Der Staat muß ihnen nicht in die Tasche greifen. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Solide Finanzen sind auch der Hinweis an die Märkte, 6300 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Bundesminister Hans Eichel (A) daß der Staat nicht als Preistreiber auf den Kreditmärk- Die Wirtschaft zieht ordentlich an. Das Wirtschafts-(C) ten auftritt. Heutige Situation ist ja, daß die Zinsen am wachstum wird in allen Prognosen der entsprechenden langen Ende günstiger werden. Das brauchen der Häus- Institute nach oben korrigiert. Die Staatsfinanzen sind lebauer und die mittelständische Wirtschaft. Deswegen auf dem Weg der Konsolidierung. Der Internationale machen wir eine solche Finanzpolitik. Währungsfonds und die Sachverständigen geben uns im Hinblick auf unsere Politik recht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Sie aber laufen mit Ihrer Totalopposition, die Sie hier betreiben, ins Abseits. Unser Weg – er ist ehrgeizig – ist der der gleichzeiti- gen Senkung der Steuer- und Abgabenlast und der (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie stehen Haushaltskonsolidierung. Man kann lange über andere schon im Abseits!) Dinge nachdenken. Sie meinen, daß man über die Sie verkennen schon ein Jahr, nachdem Sie aus der Re- Staatsverschuldung besser nicht sprechen sollte und daß gierungsverantwortung heraus sind, welche Verantwor- man den Bürgern das Blaue vom Himmel herunter ver- tung Sie für dieses Land haben und was Sie nach den sprechen sollte. Eine solche Politik verfolgen wir nicht. 16 Jahren Ihrer Regierung hinterlassen haben. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Steuererhö- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ hungspolitik!) DIE GRÜNEN) Eine Finanzpolitik ist nur dann seriös, wenn sie beide Deutschland war in Europa auf dem Weg auf die Ersatz- Seiten, die Einnahmeseite und die Ausgabeseite, im bank. Das hat mich sehr geschmerzt. Blick behält und austariert. Sie können den Menschen keine Steuersenkungen versprechen, die Sie nachher auf (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie sind der der Ausgabeseite nicht solide finanzieren bzw. nachhal- Ersatzspieler!) ten können. Genau das ist Ihr Problem. Wir sind wieder auf dem Weg in das Mittelfeld, und wir (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ wollen ganz nach vorne. DIE GRÜNEN) Eines sage ich Ihnen zum Schluß: Politisch haben wir Meine Politik und die der gesamten Bundesregierung es zur Zeit nicht leicht; das ist wahr. Aber als Helmut ist es – dabei bleibe ich –: „Es war bisher ein Spezifi-Kohl 1982 hier die Regierung übernommen hat, nach- kum des deutschen Weges – anders also als in den Ver- dem Sie gestürzt hatten, hat er Land- einigten Staaten –, bei dem neuen Kurs der Finanzpolitik tagswahl auf Landtagswahl verloren und ist dann steuerpolitischen Wohltaten keinen Vorrang vor allem 16 Jahre lang Kanzler geblieben. Ich sagen Ihnen: Auch (B) Übrigen einzuräumen, sondern umgekehrt, um der Soli- wir bleiben viel länger, als Sie heute glauben. (D) dität willen – sprich: um der Nachhaltigkeit des Erfolges (Langanhaltender Beifall bei der SPD und dem willen – Fortschritte bei den beiden ersten Zielen (näm- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) lich bei der Senkung der Staatsquote und des Fortgangs der Konsolidierung des Haushaltes) zu Vorbedingungen für die Initiativen zum dritten Ziele (nämlich zur Sen- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Zu einer Kurzinter- kung der Steuern) zu machen.“ vention – – Es wurde ja eine von uns herausgegebene Broschüre (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Noch angesprochen. Ich habe nichts gegen diese Broschüre. nicht!) Die soeben von mir angesprochenen drei Ziele stammen aus einer Broschüre des Finanzministeriums unter Füh- – Ihr wollt noch klatschen? – Bitte sehr. rung von Gerhard Stoltenberg aus dem Jahre 1985. Im Da jetzt schon „sehr langanhaltender Beifall“ im Vorwort schreibt er, wie er die Finanzpolitik gesehenProtokoll stehen müßte, kann ich, glaube ich, fortfahren: hat. Sie haben ihn ja vorhin gelobt. Halten Sie sich also Ich möchte darauf hinweisen – damit spreche ich insbe- daran! sondere Herrn Minister Eichel an –, daß, wenn Zwi- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ schenfragen zugelassen werden, die Zeit für die Beant- DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ wortung nicht auf die Redezeit angerechnet wird. CSU]: Eingestampft haben Sie sie!) (Bundesminister Hans Eichel: Gut, das merke ich mir!) Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Minister, ich – Ich sage dies so unmittelbar, weil ich denke, daß Sie die- muß Sie leider auf Ihre Redezeit hinweisen. sen Hinweis für Ihre weitere Arbeit gebrauchen können. Herr Dr. Rexrodt, ich erteile Ihnen jetzt das Wort zu Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: Wir sind einer Kurzintervention. auf dem richtigen Wege. Der Arbeitsmarkt hat kon- junkturbedingt wieder angezogen. Im Oktober dieses Jahres hatten wir die niedrigste Arbeitslosenquote seit Dr. Günter Rexrodt (F.D.P.): Herr Kollege Eichel, 1995. Es besteht ein hohes Maß an Preisstabilität. Sie haben uns in Ihrer Rede eine zynische Argumentati- on vorgeworfen, (Hans Michelbach [CDU/CSU]: 500 000 we- niger Erwerbstätige!) (Widerspruch bei der SPD) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6301

Dr. Günter Rexrodt (A) als es um die Kritik Ihrer Finanzpolitik ging. Halten Sie, Ich habe gesagt: Es ist zynisch, wenn Sie hier erklä-(C) Herr Kollege Eichel, es nicht für zynisch, die Entwick- ren, man könne sparen, aber doch selbst die Verantwor- lung der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland in tung dafür tragen, daß unmittelbar vor der Bundestags- den letzten zehn Jahren mit der Entwicklung andererwahl mehr Mittel in die Arbeitsmarktpolitik geflossen Länder, zum Beispiel Dänemark, Schweden und Finn- sind, und beabsichtigt war, direkt nach der Wahl nichts land, zu vergleichen, wie Sie es getan haben – Länder, mehr dafür zu veranschlagen, und uns anschließend sa- von denen wir wissen, daß deren staatliche und politi- gen, wir dürften auch nichts tun. Das habe ich gesagt, sche Kontinuität überhaupt keinen Vergleich mit derund dazu stehe ich. Wiedervereinigung Deutschlands zuläßt? Ist nicht das (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ eine zynische Argumentation? DIE GRÜNEN) (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der Bezüglich der Staatsverschuldung habe ich etwas an- CDU/CSU) deres gesagt. Ich will es noch einmal erklären: Däne- Ist es nicht eine zynische Argumentation, wenn Sie die mark, Schweden und Finnland waren finanziell in einem Wiedervereinigung und die damit einhergehenden Bela- viel tieferen Loch und sind viel schneller wieder heraus- stungen nicht ein einziges Mal in Ihrer Rede erwähnen? gekommen. Das war es, was ich gesagt habe. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – (Widerspruch bei der F.D.P.) Detlev von Larcher [SPD]: Das ist doch gar – Seien Sie jetzt ganz vorsichtig! Ich kann das genau nicht wahr! Sie haben nicht zugehört!) aufdröseln. Herr Kollege Eichel, es hätte Sie über alle Maßen ge- Ich habe gesagt: Wir bekennen uns zu den Lasten, die ehrt, wenn Sie gesagt hätten: Da waren riesige Schulden, wir zu tragen haben, aber nicht zu der unsoliden Art der die aufgetürmt werden mußten. Die damalige Regierung Finanzierung. Das gilt unverändert. hat sich bemüht, die Schulden so gering wie möglich zu (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ halten, DIE GRÜNEN) (Lachen bei der SPD) Sie erinnern sich doch ganz genau daran, was Sie zu hat große Anstrengungen unternommen, diese Schulden Beginn des Jahres 1990 gesagt haben. Die Folgen dessen zurückzuführen. Ich stehe in der Kontinuität dieser Poli- haben wir jetzt auszubaden. Hätten Sie den Mut der Dä- tik. – Dies hätte Sie geehrt. nen und der Schweden gehabt, dann, als es nötig war, richtig zuzugreifen und zu sagen: „Um dies solide finan- Sie aber treten hier auf und tun so, als würde derzieren zu können, müssen wir einige Jahre lang höhere (B) ganze Schrott, den Sie innerhalb eines Jahres verzapft Steuern und eine höhere Staatsquote hinnehmen“ – Herr (D) haben, durch die Tatsache geheilt, daß Sie nun einenBiedenkopf und andere Kollegen haben dies gesagt –, Sparkurs fahren; damit verkaufen Sie sich unter Ihrendann hätten wir keine so hohe Staatsverschuldung und eigentlichen Fähigkeiten und Qualitäten. Ich habe Siemüßten nicht heute, zehn Jahre später, anfangen, sie ab- gelobt, Herr Eichel, weil Sie diesen Kurs einschlagenzutragen. Das haben Sie falsch gemacht. wollen. Wenn Sie diesen Weg in Redlichkeit gingen und ihn hier abgewogen darstellen würden, dann wären Sie (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ ein Finanzminister, der der Bundesrepublik Deutschland DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Die ka- würdig ist. pieren das nie!) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Das ist ja unglaub- Vizepräsidentin Anke Fuchs: Jetzt hat das Wort lich! – Joachim Poß [SPD]: Sie warender Kollege Dietrich Austermann, CDU/CSU-Fraktion. als Wirtschaftsminister der Bundesrepublik (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜND- Deutschland nie würdig, weil Sie immer über- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber bei der Wahr- fordert waren!) heit bleiben, Herr Austermann!)

Vizepräsidentin Anke Fuchs: Herr Minister, Sie Dietrich Austermann (CDU/CSU): Frau Präsiden- dürfen darauf antworten. tin! Meine Damen und Herren! Wenn man die mit ge- spielter Entrüstung vorgetragenen Ausführungen des Fi- nanzministers gehört hat, wird man sich an die deutsche Hans Eichel, Bundesminister der Finanzen: HerrLiteratur erinnert fühlen, an einen Roman von Robert Kollege Rexrodt, das Wort „zynisch“ habe ich an einer Musil mit dem Titel „Mann ohne Eigenschaften“. Wenn Stelle erwähnt – dazu stehe ich auch –, nämlich als esMusil noch lebte, müßte er über Hans Eichel ein neues um die Arbeitsmarktpolitik ging. Buch mit dem Titel „Mann ohne Gedächtnis“ schreiben. (Dr. Günter Rexrodt [F.D.P.]: Nein! Das ha- (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt ben Sie vorher gesagt!) [Salzgitter] [SPD]: Das war sehr anspruchs- voll! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE – Nein, das habe ich in bezug auf die Arbeitsmarktpoli- GRÜNEN]: Diese Literaturkenntnisse bei tik gesagt. Das können Sie im Protokoll nachlesen. Herrn Austermann!) 6302 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dietrich Austermann (A) Wir können uns doch noch erinnern. Das gilt bis zumda, das können wir nicht verantworten – ein Zuwachs(C) Schlußsatz seiner Rede, der lautete: Wir werden länger bei der Beschäftigung bis zum Jahre 1992 um 3 Millio- dranbleiben, als Sie denken. Diesen Satz haben Sie im nen Erwerbstätige. Die Steuereinnahmen des Staates ha- Februar in Hessen auch schon einmal gesagt. ben sich in der gleichen Zeit verdreifacht. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU) Wenn Sie sich heute auch sonst nichts merken, so sollten Sie sich wenigstens eine einfache Rechnung Ich erinnere an das, was der hessische Finanzminister merken: Je niedriger die Steuern sind, um so besser läuft vor wenigen Wochen vorgetragen hat, als er die Ihre Wirtschaft und um so mehr nimmt der Finanzmi- Schlußbilanz in Hessen gezogen hat. Da ist es schon ei- nister ein. Diese Rechnung müßte man aufmachen, wenn nigermaßen erstaunlich, was Sie hier heute vortragen.man ein wirklich vernünftiges Gesetz machen wollte. Hier machen Sie heute den Sparmaxe, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ordneten der F.D.P.) NEN]: Hans heißt er, nicht Max!) Sie haben etwas zum ThemaArbeitsmarkt gesagt. und in Hessen gab es kein einziges Jahr, in dem nichtWir haben in der Tat 8 000 weniger Arbeitslose als im mit einem Nachtragshaushalt gearbeitet werden mußte, letzten Jahr. Das gilt allerdings nicht für den Osten, dort in dem die Personalausgaben nicht höher waren als ingibt es zigtausend mehr. Sie haben uns vorgeworfen, wir anderen Ländern. Wenn Sie uns heute erzählen wollen, hätten das im letzten Jahr erreicht, indem wir die Ar- wo es langgeht, kann uns das nicht ganz überzeugen. beitsmarktmittel aufgeblasen hätten. Vergleichen Sie die (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Mittel mit denen der Vorjahre! Wir haben die Mittel ordneten der F.D.P. – Hans Michelbach nicht ausgeweitet. Sie geben heute für den zweiten Ar- [CDU/CSU]: Ausgabenmaxe!) beitsmarkt mehr aus als wir damals – dabei werfen Sie uns vor, wir hätten die Ausgaben vor der Wahl getätigt –, Bei den Zahlen, die Sie, Herr Eichel, vorgetragen ha- erreichen aber weniger Leute. Herr Riester hat mir ge- ben, habe ich den Eindruck, dem Herrn Overhaus wäre stern im Haushaltsausschuß bestätigt, daß die Ausgaben bei der Vorbereitung die chinesische Rechenmaschine für die Arbeitslosenhilfe in diesem Jahr um 2 Milliarden runtergefallen. Bei den Daten stimmt nichts mehr, und DM über dem Ansatz liegen werden. ich werde das gleich belegen. Ich will aber zunächst et- was zur Verantwortung sagen, weil das immer wieder (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Hört! vorgetragen wird und für die Bürger von besonderer Be- Hört!) deutung ist. Das beziehe ich jetzt auf das Thema „Mann Das heißt doch wohl: Die Langzeitarbeitslosigkeit steigt ohne Gedächtnis“. (B) an; nichts anderes kann man dem entnehmen. Wenn Sie (D) Im Bundesrat waren Sie federführend für die Blok- die Köpfe der Beschäftigten zählen, werden Sie in der kadepolitik der SPD-Länder verantwortlich. Der Bun- Tat feststellen, daß Sie – obwohl Sie zusätzlich das desrat hat dazu beigetragen, daß der Bund bei der Neu- Sofortprogramm für arbeitslose Jugendliche aufgelegt verteilung der Finanzmittel in den letzten Jahren ganz haben – weniger Leute erreichen, als wir je erreicht ha- erheblich über den Tisch gezogen wurde, was Ihr Kolle- ben. ge Rudi Walther aus Hessen im Haushaltsausschuß Ich möchte mich nun mit dem sogenannten Sparpa- mehrfach bestätigt hat. ket auseinandersetzen. Ich habe gesagt, keine einzige (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) Zahl stimmt. Ich erinnere nur an das Thema Bahnreform. Sie waren (Hans Georg Wagner [SPD]: Jetzt kommen massiv daran beteiligt, die Finanzen des Bundes so zu die Alternativen!) beeinflussen, wie sie sich heute tatsächlich darstellen.Leo II., der Kollege Schlauch, hat gesagt: Wir sollen die Jetzt kommen Sie daher und machen den Sparmaxe. Wahrheit sagen. Dann wollen wir das auch tun, obwohl (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- es einer meiner Vorredner nicht getan hat. ordneten der F.D.P. – Dr. Wolfgang Schäuble Erstens. Die rotgrüne Bundesregierung spart nicht, [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit!) sondern sie erhöht Steuern und Abgaben. Das kann je- Das gilt natürlich auch für andere Dinge. Sie werfen uns der, der ein bißchen von Zahlen versteht, nachvollzie- heute Totalopposition vor, dabei sollten Sie sich an Ihr hen. Die Gesamtausgaben des Bundes sind von 1993 bis früheres Vorgehen im Bundesrat erinnern. 1998 praktisch unverändert geblieben. Sie aber planen eine Ausgabenausweitung bis zum Jahre 2003 um über Sie haben an Gerhard Stoltenberg 1985 erinnert.50 Milliarden DM. Der seit fünf Jahren konstante Haus- Hätten Sie es lieber nicht getan. Gerhard Stoltenberg hat halt erhöht sich also bei Ihnen um 50 Milliarden DM. 1985 eine dreistufige Steuerreform vorgenommen. Das Das rechtfertigt die Frage: Wie kann da von Sparen ge- war keine Mickerlösung wie das Steuerentlastungsge- redet werden? In dieser Legislaturperiode bis zum Jahre setz, sondern es entlastete netto um 43 Milliarden DM. 2002 – dann ist Ihre Amtszeit spätestens vorbei – Das Ergebnis war – die Einwände, die damals gekom- men sind, waren genau die gleichen wie die, die Sie und (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – bestimmte Länder heute noch vortragen; Sie haben ge- Zuruf von der SPD: Das war aber wenig Bei- sagt: das geht an unsere Kassen, das Geld ist später nicht fall!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6303

Dietrich Austermann (A) werden Sie rund 120 Milliarden DM mehr ausgeben als Das müssen Sie auch machen, weil Sie die durch Ihre(C) die vorherige Bundesregierung in den vorangegangenen Finanz- und Haushaltspolitik und insbesondere durch vier Jahren. Sie werden 120 Milliarden DM mehr ausge- Ihre Rentenpolitik – hier langen Sie durch das soge- ben. Sie sparen also nicht, sondern erhöhen Steuern. nannte Sparpaket auch noch einmal kräftig zu – selbst geschaffenen Haushaltslöcher wieder stopfen müssen. (Beifall bei der CDU/CSU) Aber hier den Sparmax machen und die Leute über die Zweitens. Im sogenannten Sparpaket werden diehöhere Ökosteuer abkassieren, die eben nur zur Hälfte Ausgaben bis zu 17 Milliarden DM nicht wirklich ver- an die Rentenversicherung weitergegeben wird, ist uner- ringert, sondern auf Länder und Gemeinden verscho- hört. Für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber bleibt je- ben. Von Sparen kann keine Rede sein. Sie könnenweils ein Viertel. heute in der „Süddeutschen Zeitung“ lesen, was die SPD-Länderfinanzminister dazu meinen. Sie sagen: Nächster Punkt. Rotgrün hatSteuererhöhungen bis zum Jahre 2003 im Gesamtumfang von rund Verschieben ist kein Sparen. 70 Milliarden DM pro Jahr einschließlich der Ökosteuer Eindeutiger kann das Urteil kaum sein. beschlossen. Das muß man sich einmal vorstellen. Gera- dezu unglaublich ist, daß Sie sich hier in dieser Form (V o r s i t z: Präsident ) aus den Einnahmen durch die Ökosteuer bedienen und Statt dessen steigen die gesamtwirtschaftlichen Steu- die Rentner im Regen stehenlassen. Dies kann man an er- und Abgabenbelastungen weiter. Dies haben aucheiner Fülle von Beispielen festmachen. die Wirtschaftsforschungsinstitute deutlich gemacht. Jetzt komme ich zum Haushaltsentwurf, der gestern Sie sagen: Die Ökosteuererhöhung ist keine Steuerer- vorgelegt worden ist. Das sollte eine kleine Zwischener- höhung. Dazu möchte ich Ihnen aus einer Tischvorlage folgsmeldung von Ihnen sein, denn die Meldungen zu- zitieren, die Ihr Ministerium gestern an uns verteilt hat. gunsten der Koalition sind sonst rar. Ich weise auf einen Nebenpunkt hin, der vielleicht deutlich macht, wie das (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Hört! Finanzgebaren tatsächlich ist. Der Vorgang soll von Hört!) Ihrem Hause unterstützt sein. Die Ökosteuer – ich nenne jetzt die Mehreinnahmen ohne die Mehrwertsteuer Gestern in der Haushaltsausschußsitzung legten die rotgrünen Abgeordneten einen Antrag vor, aus dem (Hans Georg Wagner [SPD]: Jetzt kommt Ihre Haushalt 1999 50 Millionen DM für eine neue deutsche Alternative!) Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung bereit- – natürlich ist das unsere Argumentation zustellen. (B) (D) (Hans Georg Wagner [SPD]: Die Alternative (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Was?) wollte ich wissen!) – 50 Millionen DM aus dem Haushalt 1999 für ein neu- aber das sind auch die wahren Zahlen – bedeutet zusätz- es Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Man liche Steuern in Höhe von 8,4 Milliarden DM für 1999, braucht natürlich eine entsprechende Einrichtung, um in Höhe von 17,4 Milliarden DM für 2000, in Höhe von das Klima in der Koalition nachhaltig zu verbessern. 22,8 Milliarden DM für 2001, in HöheAber kurz von vor Abschluß der Beratungen über den Haus- 28,1 Milliarden DM für 2002 und in Höhehalt für von das folgende Jahr einen Antrag zu stellen, in die- 33,5 Milliarden DM für 2003. Wenn man das alles ad-sem Jahr 50 Millionen DM bereitzustellen, wo Sie doch diert, kommen zirka 110 Milliarden DM heraus. für das nächste Jahr schon 400 000 DM für das Institut des vorgesehen haben – es existieren doch Nun sagen Sie: Dafür senken wir dieRentenbeiträ- genügend Institute –, ist unverständlich. ge. Aber blicke ich auf Seite 2 dieses Papiers, stelle ich fest, daß dort steht: Durch die der Rentenversicherung (Michael Glos [CDU/CSU]: Bestechungsgel- der Arbeiter und Angestellten zufließende Ökosteuer der!) kommt es zu folgender Senkung des Beitragssatzes: Sie landen bei einer Senkung um 1,9 Prozentpunkte im Jah- Wir haben darauf hingewiesen, daß dies verfassungs- re 2003. Tatsächlich aber könnten die Einnahmen durch widrig ist. Daraufhin haben Sie den Antrag zurückgezo- die Ökosteuer in Höhe von 38 Milliarden DM zusam-gen, der übrigens mit Hilfe des Finanzministeriums er- men mit der Mehrwertsteuer zu einer Senkung der Ren- arbeitet war. Danach kam ein neuer Antrag, über den tenversicherungsbeiträge um 2 Prozentpunkte führen. nachgedacht werden mußte. Jetzt werden im nächsten Jahr für eine derartige Stiftung für Friedens- und Kon- Sehen Sie sich aber einmal an, wie die Situation tat- fliktforschung 50 Millionen DM bereitgestellt. Eindeuti- sächlich ist. Würde der Rentenbericht des letzten Jahres ger kann man nicht brandmarken, daß Geld verschleu- fortgeschrieben, würde das einen Rentenversicherungs- dert wird, daß der Konsum aufgebläht wird und die beitrag in Höhe von 20,2 Prozentpunkten für das JahrHaushaltswirkungen des Sparens nicht ernst genug ge- 2003 bedeuten. Zieht man davon 2 Prozentpunkte ab,nommen werden. wären das 18,2 Prozentpunkte. Sie aber landen bei über 19 Prozentpunkten. Das heißt, die Arbeitnehmer und (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Arbeitgeber sparen jeweils 0,9 Punkte, Sie kassieren ordneten der F.D.P.) aber das Doppelte. Das sogenannte Sparpaket ändert auch nichts daran, (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) daß die Struktur des Haushaltes insgesamt nicht verbes- 6304 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dietrich Austermann (A) sert, sondern verschlechtert wird. Ich habe bereits auferpolitik sowohl die Investitionsfähigkeit als auch die(C) den erheblichen Zuwachs der Gesamtausgaben hinge- Investitionsbereitschaft. wiesen und könnte die Zahlen noch einmal durchdekli- nieren. Im Jahre 2000 liegen die Ausgaben In um der Situation, in der wir uns befinden – die Steuer- 22 Milliarden DM über denen des Jahres 1998. Trotzeinnahmen steigen jedes Jahr; auch wenn sie noch stär- dieses Zuwachses der Gesamtausgaben nimmt der An- ker steigen könnten, wenn man eine andere Politik ma- teil der Investitionen ab. DieInvestitionsquote sinkt; chen würde –, ist doch vor dem Hintergrund der Erfah- Sie tun also weniger für den Arbeitsmarkt. rungen aus den 80er Jahren die Frage berechtigt – die Kollegin Hasselfeldt wird noch darauf eingehen –: Ist Man kann das in jedem Bereich verfolgen, auch im jetzt nicht der Zeitpunkt gekommen, Straßenbau. Da legen Sie ein Papier vor, das deutlich macht: In den alten Bundesländern werden praktisch (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Rich- keine neuen Straßen mehr gebaut. Gleiches gilt für die tig!) Städtebauförderung, für die Bahn – überall. Als wir den um die Steuerbelastung für Bürger und Betriebe im Verkehrsminister gefragt haben, wie es bei der Schiene ganzen Tarifverlauf abzusenken? Denn nur so erreicht aussehe, da gebe es ja wohl mehr Geld, sagte er: Einman eine wesentliche Veränderung der Situation in paar Posten im Haushalt waren vorher woanders, dieDeutschland. ordnen wir jetzt der Schiene zu. – So steigen natürlich die Ausgaben für die Schiene im Haushalt, aber effektiv (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- gibt es keine einzige Mark mehr für die Schiene. Aber in ordneten der F.D.P.) dieser Koalition muß man wohl so arbeiten, damit alle Sie haben sich auf die Sachverständigen berufen, die zufrieden sind und die Deutsche Stiftung für Konflikt- bei der von uns erzwungenen Anhörung zum Sparpaket forschung endlich ihre Arbeit aufnehmen kann. anwesend waren, und gesagt, sie alle hätten Ihnen recht (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der gegeben. Schauen Sie sich doch einmal an, was Norbert CDU/CSU) Walter und was Frau Pollack wirklich gesagt haben! Die Ausgaben zur Alterssicherung steigen um mehr (Hans Georg Wagner [SPD]: Er hat von „Sa- als die Hälfte in den nächsten drei Jahren, vonbotage“ gesprochen, Sabotage der Union!) 100 Milliarden DM im letzten Jahr auf 150 Milliar- den DM im Jahre 2003. Dadurch erhöht sich gleichzeitig – Er hat von „Chaos“ und „Kreisverkehr“ gesprochen der Anteil des Bundes an den Ausgaben der Rentenver- und davon, daß zwar ein Stoppsignal gesetzt sei, man sicherung. Das heißt doch, daß die Rentenversicherung aber nicht erkennen könne, in welche Richtung das Gan- immer abhängiger wird von dem, was in der öffentlichen ze gehe. Ich mußte ihm da widersprechen und habe ge- (B) Kasse drin ist. sagt, man könne schon erkennen, wohin der Weg führe, (D) nämlich in die Irre. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!) (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU]) Weil Sie nicht müde werden, darauf hinzuweisen, daß die Rentner auch in den letzten Jahren „bloß die Inflati- Der richtige Kurs ist: Sparen und investieren für die onsrate“ mehr bekommen haben, greife ich auch dieses Zukunft und gleichzeitig deutlicheSenkung der Steu- Beispiel auf. Herr Finanzminister, sie haben offensicht- ern zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung ab lich eines nicht verstanden: Die Rente ist lohnbezogen. dem 1. Januar 2000. Diese Generallinie haben wir in der Wenn die aktiv Beschäftigten mehr Lohn bekommen,Debatte der letzten Monate im Haushaltsausschuß ver- steigt auch die Rente. Wenn man ihnen diese Sicherheit treten. Wir führen heute nicht die eigentliche Haushalts- nimmt, verhält man sich – im Sinne der Gesetze, die in debatte. den letzten Jahren galten – gesetzeswidrig. (Hans Georg Wagner [SPD]: Doch! Schein- Der Bundeskanzler erzählt auf jeder Veranstaltung – bar!) nach dem Motto: wenn ich viele Feinde habe, dann muß – Das können wir gerne machen. Aber ich meine schon, ich wohl richtig handeln; wenn alle aufschreien, ist das daß man nach dem Abschluß der Beratungen eine Zwi- wohl in Ordnung –, daß das, was man tue, dem Ge- schenbilanz ziehen sollte. meinwohl diene. Ich behaupte: Genau das Gegenteil ist richtig. Die Haushalts- und Finanzpolitik der Koalition Was stelle ich fest? Im Juni ist der Haushalt vorgelegt und dieses sogenannte Sparpaket schaden der Zukunfts- worden. Gestern haben wir die letzte Sitzung imHaus- fähigkeit Deutschlands. haltsausschuß gehabt. Wir haben drei Monate beraten. (Beifall bei der CDU/CSU) Was ist das Ergebnis? Der Haushalt sieht genauso aus wie vorher. Die Investitionsschwäche im Haushalt der rotgrünen Bundesregierung ist schon für sich genommen schlimm. (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sehr wahr!) Mindestens ebenso schlimm ist aber, daß die Lastenver- Jetzt könnte man sagen: Sie haben ein ordentliches schiebungen in zweistelliger Milliardenhöhe auf Länder Papier vorgelegt. Ich habe deutlich gemacht, daß das und Gemeinden auch deren Investitionskraft beein- nicht der Fall ist, denn Investitionen gehen herunter, der trächtigen und somit langfristig die öffentliche Struktur Konsum wird aufgebläht. in Deutschland negativ beeinflußt wird. Gleichzeitig be- einträchtigt die halbherzige und widersprüchliche Steu- (Hans Georg Wagner [SPD]: Falsch!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6305

Dietrich Austermann (A) Ich frage mich bloß: Was haben eigentlich die rotgrü- Eindruck zu vermitteln, wir hätten keine Alternative, ist (C) nen Abgeordneten in den drei Monaten gemacht? einfach töricht. (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Zeitung Unsere Alternative lautet: mehr sparen, 39 Milliar- gelesen!) den DM Neuverschuldung, mehr investieren und dazu beitragen, daß die Strukturen in unserem Land verbes- Sie haben natürlich weiterhin flicken müssen. Sie haben sert werden. versucht, das Klima untereinander aufrechtzuerhalten. Aber einen echten Sparbeitrag (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Hans Georg Wagner [SPD]: Wo ist denn Ih- rer gewesen?) Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Austermann, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Claus? – ich sage Ihnen das gleich – haben Sie nicht geliefert. Die Ausgaben gehen hoch, um 600 Millionen DM, weil die Rentenausgaben steigen. Die Investitionen gehen Dietrich Austermann (CDU/CSU): Ja. herunter. Das war das Signal von gestern abend nach dreimonatiger Beratung. Roland Claus (PDS): Herr Kollege Austermann, da (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.]) Sie gerade auf Ihre Anträge zu sprechen kommen, wollte ich Sie etwas fragen. Wir haben soeben den Antrag zur Man muß wirklich fragen, ob man in dieser Situation Künstlersozialversicherung auf den Tisch bekommen. noch Haushaltsberatungen im Haushaltsausschuß macht. Ich wollte Sie fragen: Gibt es irgendeinen sachlichen Herr Eichel legt einen Entwurf vor, solange er noch im Grund für diesen Antrag, weil es ihn doch inhaltlich in Amt ist, und im Haushaltsausschuß wird dem dann zu- gleicher Gestalt bereits als Änderungsantrag gibt, und gestimmt. zwar von der Fraktion der PDS? Trifft es nicht vielmehr Die Anträge, die wir gestellt haben – zu, daß Sie einem inhaltlichen Anliegen nur deshalb nicht zustimmen können, weil es von der PDS begehrt (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- wird? Falls dies zutrifft, will ich Sie fragen: Finden Sie NEN]: Arbeitsmarktförderung auf Null redu- das dann nicht lächerlich? zieren! Von der F.D.P.!) (Heiterkeit bei der PDS und dem BÜND- – Leo II. Schlauch ist wieder da –, kann ich Ihnen deut- NIS 90/DIE GRÜNEN) lich skizzieren. Wir haben gesagt: Wenn nach der eige- nen Darstellung der Regierung und nach dem, was ein- Falls Sie es lächerlich finden, sollten Sie dann nicht mit (B) zelne Forschungsinstitute sagen, demographisch bedingt diesem Quatsch aufhören? (D) die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr um 200 000 Per- (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ sonen abnimmt, dann muß doch die Frage berechtigt DIE GRÜNEN) sein, ob das Arbeitslosengeld nicht entsprechend zu- rückgehen müßte. Das würde bedeuten, daß statt der 7,7 Wenn Sie nun sowieso schon wissen, daß Sie mit die- Milliarden DM, die Sie jetzt noch für die Bundesanstalt sem Quatsch irgendwann aufhören müssen, wäre doch für Arbeit einplanen, eine Null stehen könnte. hier eine günstige Gelegenheit, Ihren Antrag zurückzu- ziehen. Es ist doch besser, in den ersten Arbeitsmarkt, in die Infrastruktur unseres Landes, insbesondere in die neuen (Heiterkeit und Beifall bei der PDS und dem Bundesländer zu investieren, als den zweiten Arbeits- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rezzo markt mit Maßnahmen aufzublähen, die man hier skiz- Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: zieren könnte, die überhaupt keinen zusätzlichen Ar- Gutes Angebot, Herr Austermann!) beitsplatz schaffen, und damit das Geld zum Fenster hi- nauszuwerfen. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Ich gebe zu, Wir haben deswegen vorgeschlagen, hier zu sparen. Herr Kollege, daß es einem ordentlichen Demokraten Wir haben weitere Sparvorschläge gemacht. Wir haben nicht leichtfällt, mit Ihnen gemeinsam politisch zu ar- ebenso Einnahmeverbesserungen vorgeschlagen. Wenn beiten. ich das alles addiere, ist das Ergebnis unserer Bemühun- (Beifall bei der CDU/CSU) gen, daß wir statt bei 49,5 Milliarden DM Neuverschul- dung bei etwa 39 Milliarden DM gelandet wären. Wenn Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die Vergan- Sie diese Zahl hören und es wissen, dann können Siegenheit Ihrer Partei und die Erblast, die Sie übernommen doch nicht ernsthaft sagen: Es fehlt eine Alternative der haben. Opposition zum Sparen. Aber Sie haben zum Thema Künstlersozialkasse ge- Ich sage das im Hinblick auf die Kollegen, die mitfragt. Das gibt mir die Gelegenheit, zum Schluß darauf mir in den letzten Jahren im Haushaltsausschuß gesessen hinzuweisen, was mit diesem Sparpaket tatsächlich ge- haben. Das, was wir dort gemacht haben, ist uns oftmacht wird. Beispiel: Künstlersozialkasse. In dem Spar- nicht leichtgefallen. Aber Sie haben es uns doch gerade- paket heißt die Vorgabe, die Beiträge für die Künstler zu zu vorgeworfen, daß wir das Land mit den Maßnahmen, erhöhen. Das sind nicht nur all diejenigen, die man im die wir getroffen haben, kaputtsparen. Jetzt hier denFernsehen sieht. Das sind vielmehr eine Fülle von Leu- 6306 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dietrich Austermann (A) ten, Zeilenschreiber und viele andere. Ihnen wollen Sie beitsplätze vergrößert; vielmehr wird das Gegenteil er- (C) die Beträge erhöhen und betrachten dies als wesentli-reicht. Um dies zu verschleiern, wird seit einem Drei- chen Sparbeitrag. vierteljahr die Statistik über den Arbeitsmarkt nicht mehr vollständig vorgelegt. Wenn man die Arbeitslo- Dann legt die SPD, weil sie im Haushaltsausschuß senquote messen will, muß man die Zahl der Erwerbstä- ein schlechtes Gewissen bekommen hat, einen Antrag tigen wissen. Aber seit einem Dreivierteljahr können vor, der lautet: Demnächst wird ein neues Gesetz über weder die Bundesanstalt für Arbeit noch das Bundesar- die Künstlersozialkasse vorgelegt. Bis dieses Gesetz beitsministerium und auch nicht das Statistische Bun- vorgelegt wird, soll das Spargesetz, über das wir jetzt desamt genau sagen, wie hoch die Zahl der Erwerbstäti- beschließen, nicht angewendet werden. Man streut den gen ist. Es gibt darüber keine Zahlen. Deswegen kann Künstlern Sand in die Augen, indem man ihnen den auch die Arbeitslosenquote nur in Zweifel gezogen wer- Hahn zudreht und ihnen gleichzeitig – damit sie es nicht den. merken – sagt: Wir wenden das Gesetz – dies ist gar nicht möglich – nicht an. Dies ist nicht der einzigeIch möchte zum Schluß kommen. Die sogenannte Punkt. Sie hätten dies früher als soziale Schweinerei ti- Haushaltssanierung ist eine negative Bilanz, wie sie tuliert. schlimmer nicht sein könnte. Das, was Sie jetzt tun, ha- ben Sie früher als „kaputtsparen“ bezeichnet, damals, als Sie sich noch gegen jede Form der Haushaltskonsolidie- Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Austermann, rung gewendet haben. Durch das sogenannte Sparpaket gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Gehrcke wird der Haushalt in eine falsche Richtung gesteuert. von der PDS-Fraktion? Ein schnellerer Schuldenabbau wäre möglich, wenn er- forderliche Maßnahmen, zum Beispiel Steuersenkungen, für mehr Dynamik in der Wirtschaft getroffen würden. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Danke, nein. Dazu fehlt Ihnen die Kraft. Ihre Maßnahmen sind büro- Ich habe dem Parteikollegen von Herrn Gehrcke schon kratisch und ideologisch fehlgesteuert. vorhin gesagt, was ich von seiner Truppe halte. Herzlichen Dank. (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Ordentlich tolerant!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Jetzt möchte ich auf andere Stellen des Sparpakets eingehen. Auf der einen Seite kürzen Sie – vor allem an den falschen Stellen –, auf der anderen Seite schmeißen Präsident Wolfgang Thierse: Nun haben drei Sie das Geld zum Fenster hinaus. Leider ist das unterKollegen und Kolleginnen Kurzinterventionen angemel- dem Strich so. det. Zunächst hat das Wort die Kollegin Schwaetzer, (B) (D) Die Bahn soll für die Kosten der Einsätze des BGS dann der Kollege Gehrcke und dann die Kollegin Eich- aufkommen, der für innere Sicherheit sorgt. Dies wirkt städt-Bohlig. sich auf die Fahrpreise und damit auch auf die kleinen Bitte schön, Kollegin Schwaetzer. Leute aus.

Die Kosten fürZivildienstleistungen werden auf Dr. Irmgard Schwaetzer (F.D.P.): Herr Präsident! Alte, Schwache und soziale Dienste verlagert. Dies ist Ich beziehe mich auf den Beitrag des Kollegen Auster- Bestandteil des Sparpakets. mann, der dieKünstlersozialversicherung angespro- Die Gewährung der BAföG-Darlehen wird privati- chen hat. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß siert. Der Forschungsetat schrumpft. Wir können unsdie regierende Koalition glaubt, es mit der Bestellung noch daran erinnern, daß Sie die Investitionen im For- eines Kulturstaatssekretärs bewenden lassen zu können. schungsetat verdoppeln wollten. Nein, im nächsten Jahr Dies war dann die ganze Leistung für die Kultur. schrumpft er. (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.]) Patentgebühren werden angehoben. Dies hilft be-Durch das Haushaltssanierungsgesetz wird wieder ein- stimmt den jungen Erfindern. mal ein bisher gut funktionierender Zweig der sozialen Sicherung, der einen Personenkreis mit zum Teil sehr Das Branntweinmonopol wird beschränkt. In der niedrigen Einkommen betrifft, kaputtgespart. Landwirtschaft wird im sozialen Bereich abkassiert. (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Ru- Das soziale Wohngeld wird abgeschafft. Ist dies kei- pert Scholz [CDU/CSU]) ne soziale Schweinerei? Früher hätten Sie dies so ge- nannt. Weshalb sollte man es dann heute anders be-Die einseitige Senkung des Bundeszuschusses wird sich zeichnen? sehr bald als eine schlichte Sondersteuer für die Ver- werter auswirken. Dies kann wohl nicht dem Sozialpakt Das sind alles Bestandteile des Sparprogramms, das entsprechen, der der Einrichtung der Künstlersozialver- Sie vorgestellt haben. Dazu muß noch die Kürzung der sicherung einmal zugrunde gelegen hat. Insofern ist dies Rentenbeiträge für Langzeitarbeitslose addiert werden, ein weiterer Beweis dafür, daß die Koalition ohne Sinn auch die Beseitigung der originärenArbeitslosenhilfe. und Verstand spart. Die Einkommenszuwächse im öffentlichen Dienst werden auf das Niveau der Inflationsrate beschränkt. Es ist richtig, daß Sie zu Beginn der Legislaturperi- Durch diese Politik wird nicht etwa die Zahl der Ar-ode angekündigt haben, einen Gesetzentwurf zur Neu- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6307

Dr. Irmgard Schwaetzer (A) ordnung der Künstlersozialversicherung vorzulegen. Ei- Dann gab es eine sehr interessante Unterscheidung(C) ne solche Neuordnung ist zweifellos zur Abgrenzungzwischen ordentlichen und wohl außerordentlichenDe- des Personenkreises, der einen Anspruch auf Aufnahme mokraten. Wenn „außerordentlicher Demokrat“ eine in die Künstlersozialversicherung hat, auch notwendig. Steigerung von „ordentlicher Demokrat“ ist, dann neh- Nur ist inzwischen ein Jahr vergangen, ohne daß sich ir- me ich es dankend zur Kenntnis. Ansonsten aber sollten gend etwas getan hätte. Sie haben nichts vorgelegt. wir allgemein bei der Bezeichnung bleiben, daß hier Demokraten miteinander streiten. Nun wird einfach der Zuschuß gekürzt, was nichts anderes bedeutet, als daß Sie die Grundlagen dieses So- (Beifall bei der PDS) zialversicherungssystems der Künstler gefährden. Dieses System ist einmal für die Geigenlehrerin und den Kla- vierlehrer um die Ecke eingerichtet worden. Inzwischen Präsident Wolfgang Thierse: Nun hat Kollegin gibt es viele Musikschulen und weniger Geigenlehrerin- Eichstädt-Bohlig das Wort zu einer Kurzintervention. nen. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE Präsident Wolfgang Thierse: Kollegin Schwaet- GRÜNEN): Herr Kollege Austermann, Sie haben eben zer, eine Kurzintervention soll sich auf die Rede bezie- gesagt, das soziale Wohngeld werde abgeschafft. Ich hen, die zuletzt gehalten wurde. stelle demgegenüber fest, daß Sie offenbar nicht in der Lage sind, den Gesetzentwurf, den wir heute verab- schieden wollen, überhaupt zu lesen. In ihm ist nämlich Dr. Irmgard Schwaetzer (F.D.P.): Das alles bezieht als ein sehr wichtiger Baustein die Reform des Wohn- sich auf Herrn Austermann, Herr Präsident. geldes enthalten, die zum 1. Januar 2001 mit einem Vo- lumen von 1,4 Milliarden DM zu einer deutlichen An- hebung des Wohngeldes führt. Im Durchschnitt der Präsident Wolfgang Thierse: Ich habe bisher nicht Haushalte macht die Anhebung monatlich 83 DM aus. bemerken können, daß Sie sich auf Herrn Austermann Dies wird dazu beitragen, daß weit über 300 000 Haus- beziehen. halte neu in den Wohngeldbezug kommen werden und damit eine deutliche Absicherung der Wohnkostenlasten Dr. Irmgard Schwaetzer (F.D.P.): Das alles bezieht erhalten werden. Insofern frage ich Sie, wieso Sie das sich auf die Antwort von Herrn Austermann mit auf dem Satz kommentiert haben, das soziale Wohngeld die Zwischenfrage von Herrn Gehrcke. Damit war eswerde abgeschafft. ein Beitrag des Kollegen Austermann zur laufenden De- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (B) batte. sowie bei Abgeordneten der SPD) (D) Aber ich komme zum Schluß. Die F.D.P.-Fraktion hat einen Entschließungsantrag vorgelegt, der zum In- Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Austermann, halt hat, diese unsystematische Kürzung, die kulturpoli- Sie haben Gelegenheit zu antworten. tisch überhaupt nicht zu rechtfertigen ist, zu unterlassen. Ich empfehle Ihnen, unserem Antrag zuzustimmen, wenn Sie in Ihrer Koalition überhaupt noch gewillt sind, Dietrich Austermann (CDU/CSU): Frau Kollegin, Rücksicht auf die Bedürfnisse der Künstler zu nehmen. ich muß Ihnen leider den Rücken zudrehen, weil ich sonst nicht in das Mikrophon sprechen könnte. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- ten der CDU/CSU) Im sogenannten Sparpaket sind verschiedene Beträge aufgelistet, darunter der Betrag für das soziale Wohn- geld. Diese Mittel werden direkt an die Gemeinden ge- Präsident Wolfgang Thierse: Nun hat Kollege leistet, die dadurch ihre Aufwendungen für Wohngeld- Gehrcke das Wort zu einer Kurzintervention unter Be- zahlungen verringern können. Dieser Betrag beläuft sich zugnahme auf die vorherige Rede. im Sparpaket auf 2,1 Milliarden DM und steigt dann auf 2,5 Milliarden DM und soll dann gestrichen werden. Wolfgang Gehrcke (PDS): Kollege Austermann hat Das heißt, der Bund verabschiedet sich aus der Gewäh- in seiner Rede als einen Beleg für unsolide Haushalts- rung der Mittel an die Gemeinden für die Aufbringung führung von Rotgrün den Antrag gewürdigt, 50 Millio- des sozialen Wohngeldes. Insofern war meine Bemer- nen DM für eine Stiftung für Friedens- und Konflikt- kung zutreffend. forschung einzustellen. Ich weiß nicht, ob dieser Antrag (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) handwerklich sauber und korrekt gestellt worden ist. Unabhängig davon merke ich an, daß 50 Millionen DM für Friedens- und Konfliktforschung weitaus weniger als Präsident Wolfgang Thierse: Das Wort hat nun das sind, was wir für die Folgen von Kriegen aus-der Kollege Oswald Metzger, Bündnis 90/Die Grünen. zugeben haben. Auch das sollte man in dieser Situation bedenken, anstatt den Antrag so zynisch zu kommentie- (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ren. Oswald Metzger Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Immer wenn (Beifall bei der PDS) ich Kollege Austermann höre, fällt mir auf, daß sich die 6308 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Oswald Metzger (A) Opposition dann, wenn sie Schwierigkeiten hat, die Ge- der Zukunft das Tafelsilber zu verkaufen und die Grund- (C) nerallinie der Haushaltskonsolidierung anzugreifen, auf sätze der Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit außer Nebenkriegsschauplätze zurückzieht und in polemischer acht zu lassen. Das ist eine enorm große Leistung, die Weise falsche Zahlen verwendet. von allen Instituten – von der Bundesbank, von der EZB, vom IWF – und von der konservativen Presse an- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erkannt wird, nur nicht von Ihnen, obwohl Ihre Wähle- und bei der SPD) rinnen und Wähler diese Konsolidierungsstrategie teil- Zum Auftakt gleich das erste Beispiel: Bereits zum weise durchaus als richtig ansehen. wiederholten Male kommt vom haushaltspolitischen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Sprecher der Union, obwohl er es besser wissen müßte, die Behauptung, in den Jahren 1993 bis 1998 seien die Kollege Austermann, Sie haben, als Sie über die Ausgaben des Bundeshaushalts praktisch stabil geblie- Ökosteuer sprachen, hier am Rednerpult wieder ein Bei- ben. Er unterschlägt dabei einen ganz entscheidendenspiel für Ihr altes Argumentationsmuster geliefert, mit Sachverhalt, nämlich daß 1996 eine Umstellung beimfalschen Vergleichen unrichtige Behauptungen zu un- Kindergeld dazu geführt hat, daß das Kindergeld von termauern. Sie haben mit Bezug auf das Tableau, das einer Ausgabenposition des Staates zu einer Einnahme- der Finanzminister für den Bereich des Arbeitsministe- verringerungsposition wurde, weil es bei der Lohn- und riums in der Haushaltsausschußsitzung gestern auf Einkommensteuer in Abzug gebracht wird. Diese Bi-den Tisch gelegt hat, gesagt, wir würden im Jahre 2003 lanzveränderung durch Rechtsänderung, die die alte Ko- die 34 Milliarden DM Einnahmen aus derÖkosteuer alition beschlossen hatte, führt für das Haushaltsjahrnur teilweise dazu verwenden, den Beitragssatz bei 1998 dazu, daß das Ausgabevolumen des Staates um sa- der Rentenversicherung abzusenken; er würde dann ge und schreibe 50 Milliarden DM pro Jahr geringer19,3 Prozent betragen. Dazu sage ich: Das ist falsch. war, als es ohne diese systematische Änderung seinDie 19,3 Prozent sind der Wert des Jahres 2001. Im könnte. Wenn Sie das bereinigen, merken Sie, daß auch Jahre 2003 wird der Rentenversicherungsbeitrag – wenn in Ihrer Zeit die Ausgaben des Staates sehr deutlich ge- man dieser Tabelle folgt – um weitere 0,8 Prozent- stiegen sind. punkte niedriger sein. Damit stimmt die Behauptung der Opposition, Ökosteuereinnahmen würden nicht in glei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN cher Größenordnung zur Senkung des Rentenversiche- sowie bei Abgeordneten der SPD) rungsbeitrages verwendet, nicht. Mir stinkt diese Un- Punkt zwei. Kollege Austermann versucht für dieredlichkeit, und dies gehört hier einfach einmal deutlich Union ständig den Eindruck zu erwecken, daß das, was gesagt. wir jetzt sparen, sozusagen ein Nasenwasser sei und gar (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (B) keine strukturelle Verbesserung des Bundeshaushalts (D) sowie bei Abgeordneten der SPD) darstelle. Der Bund hat in den vier Jahren der letzten Legislaturperiode – das sind die Ist-Zahlen, für dieEin weiteres Beispiel – ich habe mich gewundert, daß CDU/CSU und F.D.P. geradezustehen haben – insge-Sie es heute nicht angesprochen haben, aber wahr- samt 242 Milliarden DM Schulden aufgenommen; das scheinlich wird es die F.D.P. noch in der Debatte brin- sind pro Jahr rund 62 Milliarden DM. Im Jahr 1 der neu- gen – sind dieglobalen Minderausgaben. Wie haben en Regierung waren 53,5 Milliarden im Etatansatz alsSie getönt, als Hans Eichel im Juni im Kabinett sein Schulden enthalten; wir hoffen, daß wir im Ist vielleicht Konzept durchbekam: Ihr habt ja Luftbuchungen in sogar eine Idee besser abschneiden werden. Vor allem Form globaler Minderausgaben von über 5 Milliar- möchte ich darauf hinweisen, daß in der Finanzplanung den DM drin. Ich als haushaltspolitischer Sprecher der – wenn ich nur den Zeithorizont bis 2002, also diese Le- Grünen kann Ihnen Vollzug melden: Wir haben diese gislaturperiode, nehme – die Neuverschuldung auf ins- globalen Minderausgaben bis auf einen Restbetrag von gesamt 190 Milliarden DM sinken wird, das sind 570 im Millionen DM im Haushalt titelgenau herunterge- Jahresdurchschnitt 47,5 Milliarden. Noch einmal zumbrochen. Zur Erinnerung: Im Jahr 1997 – da hatten Sie Vergleich: Bei Ihnen waren das in den vier Jahren zuvor die Verantwortung – hat der als Gesetz verabschiedete 242 Milliarden DM. Das ist eine deutliche Konsolidie-Haushaltsplan des Bundes über 10 Milliarden DM glo- rung, ein Erfolg der Finanzpolitik, für den Hans Eichel, bale Minderausgaben vorgesehen. aber auch die Regierungsfraktionen stehen. Es ist unredlich, diese 570 Millionen DM zu attackieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Wir haben endlich angefangen, die Prinzipien von Dritter Punkt. Wir haben mit einer absolut unseriösen Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit umzusetzen. Finanzpolitik aufgehört, die zum Beispiel darin (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bestand, allein im Haushalt 1998 sage und schreibe und bei der SPD) 28,7 Milliarden DM Privatisierungserlöse einzustellen. Es war der Verkauf von Tafelsilber, mit dem Sie über- haupt erst einen verfassungsgemäßen Haushalt möglich Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Metzger, machen konnten. Diese Regierung hat bei einer deutli- gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Koppe- chen Senkung der Nettoneuverschuldung im nächstenlin? Jahr gerade noch 3,5 Milliarden DM an Privatisierungs- erlösen eingestellt und hat also mit dem strukturellen (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ungleichgewicht und damit Schluß gemacht, zu Lasten NEN]: Die sind immer besonders intelligent!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6309

(A) Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):(C) Aber bitte. Herr Koppelin, Sie sind Mitglied des Haushaltsaus- schusses und müßten es daher eigentlich besser wissen. Die Eisenbahnerwohnungen sind im Haushalt 1999 eta- Jürgen Koppelin (F.D.P.): Kollege Metzger, Sietisiert. Zur Zeit reden wir vom Bundeshaushalt des Jah- sollten sich vielleicht nicht so sehr mit der alten Regie- res 2000. Das Zukunftsprogramm greift erst im nächsten rung vergleichen, sondern mit dem, was Sie im Plenum Jahr. verkünden. Daran müssen Sie sich messen lassen. Sind Sie bereit, diese Bemerkung zur Kenntnis zu nehmen? Kollege Koppelin, da Sie gerade das ThemaPrivati- sierung angesprochen haben, liefere ich ein weiteres Ist es richtig, daß die Kollegin Hermenau bei der Ein- Argument für die Unseriosität der Opposition, die aus bringung des Haushalts gesagt hat, nicht eine einzigevielen Abgeordneten besteht, die auch der alten Regie- Mark werde in die globale Minderausgabe gehen, esrungskoalition angehörten. Kollege Austermann ist ge- werde alles bis zur letzten Mark belegt werden? Ist esstern im Haushaltsausschuß nach der Rechnung der richtig, daß Sie jetzt doch globale Minderausgaben fest- Union auf Grundlage der CDU/CSU-Anträge – die stellen müssen? Nehmen Sie meine Meinung zur Kennt- F.D.P. hat ihnen teilweise zugestimmt – auf eine be- nis, daß die Grünen nicht umgefallen sind, weil sie esstimmte Nettoneuverschuldung gekommen, indem er die gar nicht können, da sie vorher zur Sache nicht gestan- Privatisierungseinnahmen um sage und schreibe 6 Milli- den haben? arden DM über einen einzigen Antrag erhöhen wollte. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Es handelt sich um genau dieselbe unsolide Politik wie ten der CDU/CSU) in der Vergangenheit, als man durch Privatisierungen strukturelle Defizite zudecken wollte. Man wollte Schulden lediglich auf dem Papier senken, was keine Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): tatsächliche Konsolidierung bedeutet hätte. Kollege Koppelin, das mit dem Stehen ist so eine Sache. Ich will mir eine billige, polemische Antwort ersparen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Wenn man bedenkt, was Sie in den letzten vier Jahren Diese Strategie hat die F.D.P. gestern mitgetragen. Das hinsichtlich Ihres Abstimmungsverhaltens im Haus-ist einfach verlogen. haltsausschuß zu diversen Projekten angekündigt haben, und dann sieht, wie Sie sich schlußendlich immer der Zurück zur Generallinie. Der heutige Tag ist für diese Regierungsdisziplin untergeordnet haben, kommt man Koalition und noch mehr für dieses Land wirklich ent- zu dem Ergebnis, daß Sie vom Stehen und vom Liegen scheidend. Mit dem Haushaltssanierungsgesetz wagt nicht zu reden brauchen. diese Koalition trotz eines brutalen Herbstes – man (B) schaue sich die Wahlergebnisse im September und im(D) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Oktober sowie die Diskussionen in unserer Gesellschaft sowie bei Abgeordneten der SPD und der an – den Einstieg in die Konsolidierung der Staatsfinan- PDS) zen, die strukturelles Sparen wirklich beinhaltet. Das Zur Sache: Kollege Koppelin, ich brauche mich nicht bedeutet natürlich auch Einschnitte in soziale Leistun- hinter einer Kollegin zu verstecken. Auch ich habe an gen quer durch die Bevölkerungsgruppen. diesem Rednerpult in der ersten Lesung gesagt: Wir bre- Wir glauben, daß wir dabei trotzdem sozial gerecht chen die globale Minderausgabe auf Null herunter. Ich handeln, weil sich Gerechtigkeit nicht nur über das Hier melde Vollzug. Eine titelgenaue Herunterbrechung von und Jetzt definiert. Wir dürfen nicht verprassen, was 95 Prozent ist – angesichts dessen, was die F.D.P. in der künftige Generationen an Spielräumen brauchen. Viel- Regierungszeit der Vorgängerregierung normalerweise mehr müssen wir so haushalten, daß der Staat mit seinen angekündigt und dann tatsächlich erreicht hat – Vollzug. Einnahmen auskommt, sich nicht immer neue Einnah- Wir brauchen uns für dieses Ergebnis bei Gott nicht zu mequellen überlegen muß, trotzdem neue Schulden schämen. macht und die Erfüllung seiner Aufgaben nicht mehr (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewährleisten kann. sowie bei Abgeordneten der SPD) Wir wollen mit der falschen Politik der Vergangen- heit aufräumen. Das haben Sie und vielleicht auch viele Präsident Wolfgang Thierse: Herr Kollege Kop- Wählerinnen und Wähler uns nicht zugetraut. Aber sie pelin möchte nachfragen. werden die Wirkung auf den Märkten spüren. Wir ma- chen heute den ersten Aufschlag mit der Verabschie- dung des Haushaltssanierungsgesetzes, das konsolidie- Jürgen Koppelin (F.D.P.): Kollege Metzger, da Sie rend wirkt und gleichzeitig Maßnahmen zur Steuerentla- vorhin vom Tafelsilber gesprochen haben: Wenn Siestung und zur Familienförderung beinhaltet. von Privatisierungserlösen in Höhe von nur 3 Milliarden Der zweite Aufschlag kommt im nächsten Jahr mit DM ausgehen, darf ich dann zur Kenntnis nehmen, daß der Unternehmensteuerreform. Dazu wird der Fi- Sie die Eisenbahnerwohnungen also nicht mehr verkau- nanzminister am 5. Januar ein Konzept vorlegen. Ich bin fen wollen? mir absolut sicher, daß das, was sich an den Märkten re- (Hans Georg Wagner [SPD]: Dieses Jahr! alwirtschaftlich abspielt, eine konjunkturelle Erholung Keine Ahnung hat der Kerl!) gerade im größten Industrieland Europas bedeutet, die 6310 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Oswald Metzger (A) helfen wird, die Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu lö- finanzminister hat seine Rede mit der Aussage eröffnet: (C) sen. Sie wird auch bei der anstehendenReform der so- Die Bundesregierung hält Kurs. Ich möchte dieses aus- zialen Sicherungssysteme – ich denke an die Rentenre- drücklich bestätigen. Die Bundesregierung hält Kurs bei form – helfen. Wir Grüne glauben, daß die Steigerung ihren Reformen in der Rentenpolitik:Renten nach In- der Renten um den Inflationsausgleich in den nächsten flationshöhe, Renten nach Kassenlage, Absenkung des zwei Jahren keine Dauerlösung darstellt; vielmehr sind Renteneintrittsalters auf 60 Jahre. All dies muß die nach- Strukturreformen im Rentensystem nötig, um der älteren folgende Generation bezahlen. Generation ihren Anteil am lebensstandardsichernden (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Einkommen innerhalb einer älter werdenden Gesell- schaft solide zu gewährleisten. ten der CDU/CSU) Sie hält Kurs in der Gesundheitspolitik,indem sie Vor allem wollen wir mit dieser Politik dazu beitra- eine Politik macht, die zu Lasten der Patienten, der gen, daß sich die realwirtschaftliche Situation in Deutschland wieder erholt und daß dasreale Wachs- Dienstleister, der Ärzte und Krankenhäuser geht. Diese führt direkt zu einem staatlichen Gesundheitssystem. tum, das in Ihrer Regierungszeit mit Ausnahme der Zeit des Wiedervereinigungsbooms Anfang der 90er Jahre (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- immer unter 2 Prozent lag, auf ein Niveau steigt, durch ten der CDU/CSU) das die Beschäftigungsschwelle wieder überschritten wird, so daß die Arbeitslosigkeit auf dem ersten Ar- Sie hält Kurs in der Steuerpolitik.Den Ausgangs- beitsmarkt tatsächlich abgebaut wird. Davon haben die punkt bildete die Lafontainesche Steuerpolitik, der Herr Menschen im Land etwas. Wenn sie merken, daß dieEichel ja als schon abgewählter Ministerpräsident von Konsolidierung zu Erfolgen führt, weil sich die Kon-Hessen noch zugestimmt hat. junktur verbessert, dann werden sie, obwohl es immer (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sehr wahr! – Mi- unangenehm ist, Einschnitte hinzunehmen, auch hinter chael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) diesem Kurs stehen. Wir können heute die Schleifspuren, die diese Politik Wir wissen, wofür wir sparen. Wir haben positiveangerichtet hat, in der Konjunkturentwicklung und auf Ziele und die Vision einer gerechten Gesellschaft, in der dem Arbeitsmarkt feststellen. die jeweils lebende Generation mit ihren Einnahmen auskommt. Dafür sind ausgeglichene Haushalte und un- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- sere Konsolidierungsstrategie die Voraussetzung. Dafür ten der CDU/CSU) stehen Hans Eichel und diese Koalition. Wir wissen, daß Die Regierung hält aber auch Kurs in Fragen der hierfür mühsame Überzeugungsarbeit nötig ist. Wir bit- Scheinselbständigkeit durch völlig unzulängliche Kor- (B) ten aber die Bevölkerung um Vertrauen in diesen Pro- rekturen an diesem völlig verfehlten Gesetz und bei den (D) zeß. 630-Mark-Arbeitsverhältnissen. Die Regierung ist nicht (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu belehren. Sie will mit dem Kopf durch die Wand und sowie bei Abgeordneten der SPD) eine falsche Politik machen. Das richtet sich leider ge- gen die Bürger in unserem Land und deren Zukunfts- chancen. Das muß hier eindeutig kritisiert werden. Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Metzger, der (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Kollege Austermann möchte noch eine Zwischenfrage stellen. Dafür müßten Sie aber am Rednerpult bleiben. ten der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, der Kollege Michael Glos (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Eine hat ja schon darauf hingewiesen, daß wir es in den 80er Kurzintervention!) und selbst in den 90er Jahren geschafft haben, Netto- steuerentlastungen zu verwirklichen und gleichzeitig, Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): insbesondere in den 80er Jahren, die Verschuldung ab- Gut, eine Kurzintervention. zubauen. Sie können die Vergangenheit nicht in 16 glei- che Jahre einteilen, sondern es handelte sich um acht Jahre Finanzpolitik in der alten Bundesrepublik und um Präsident Wolfgang Thierse: Diese müßte ein Ge- acht Jahre Finanzpolitik in einem vereinten Deutschland, schäftsführer bei mir anmelden. Das geht nicht auf Zu- in dem erhebliche Lasten zu bewältigen waren. ruf, sonst entsteht hier Chaos. (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Ich erteile das Wort dem Kollegen Hermann Otto Solms. Deswegen ist eine rückwärtsgewandte Betrachtung, die dieses außer acht läßt, unehrlich und unfair. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Darf ich bit- te? Ich bin dreimal angesprochen worden!) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) – Ich erteile das Wort dem Kollegen Hermann Otto Was ist jetzt das Ergebnis von einem Jahr rotgrüner Solms, F.D.P.-Fraktion. Regierung und rotgrüner Politik? Der Konjunktureinbruch setzt sich seitdem bis heute weiter fort. In den um uns lie- genden Industriestaaten boomt es, bei uns ist nur der Ex- Dr. Hermann Otto Solms (F.D.P.): Herr Präsident! port in Ordnung, die Binnenkonjunktur ist eingebrochen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Bundes- Die Investitionen sind zurückgegangen; die Stimmung Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6311

Dr. Hermann Otto Solms (A) bei den Unternehmern – eine Umfrage des DIHT hat das Darauf muß man hinweisen. Die Leute, die auf dem(C) vor kurzem bestätigt – ist weiter gesunken. Lande leben, sind darauf angewiesen, weite Wege zwi- schen Wohn- und Arbeitsstätte zurückzulegen, im Osten (Joachim Poß [SPD]: Ist klar! Sie reden die vielfach noch mehr als im Westen. Für die ist diese zu- Stimmung schlecht!) sätzliche Belastung quasi eine existentielle Bedrohung. Ohne Stimmungsumschwung bekommen Sie auch keine Investitionen. Die Beschäftigtenzahlen verharren auf (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) niedrigem Niveau, wobei das alles noch durch die Ar- In diesem Zusammenhang will ich auch ein Wort zur beitsmarktzahlen überdeckt wird. In Wirklichkeit ist ja Landwirtschaft sagen. Was diese Bundesregierung mit die Zahl der Erwerbstätigen drastisch zurückgegangen. den Landwirten anstellt, ist in meinen Augen nicht nur (Joachim Poß [SPD]: Durch Ihre Obstrukti- unverantwortlich, es ist geradezu eine Vernichtungs- onspolitik!) kampagne, die hier durchgeführt wird. Die Frage an die Bundesregierung, wie sich denn die (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Erwerbstätigenzahl entwickelt habe, wird mit der Aus- Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) kunft beschieden, man könne dieses gegenwärtig nicht Sie müssen einmal die Belastungen zusammenrechnen. beantworten, weil man die Statistik verändere. Ich weiß Machen Sie sich die Mühe. Bei der Agenda 2000 sind es nicht, was da geschieht, aber ich finde es eine Zumu-1,5 Milliarden DM weniger, durch das Steuerentla- tung, daß man – möglicherweise nur deshalb, weil die stungsgesetz 1 Milliarde DM weniger, durch den Agrar- Entwicklung schlecht ist – hier eine klare Aussage ver- haushalt und das Haushaltssanierungsgesetz rund weigert. 4 Milliarden DM weniger, durch die Ökosteuer (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- 900 Millionen DM Mehrbelastung. Das heißt, daß die ten der CDU/CSU) betroffenen Landwirte, gerade die kleineren und mittle- ren, etwa 20 bis 25 Prozent ihres Einkommens verlieren. Nach objektiven Schätzungen ist jedenfalls die Zahl der Ich möchte die Diskussion in der SPD erleben, wenn Beschäftigten zurückgegangen. Trotzdem verfügt derman daran dächte, nur etwa halb soviel bei den Arbeit- Finanzminister von Haushaltsjahr zu Haushaltsjahr über nehmern zu tun! Steuermehreinnahmen. Im Jahre 1998 betrugen die Steuereinnahmen 833 Milliarden DM für den Gesamt- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- staat – Bund, Länder und Gemeinden zusammen –, im ten der CDU/CSU) Jahre 1999 werden es 884 Milliarden DM sein, und nach Dabei werden Tausende und Zehntausende von der Planung werden es im nächsten Jahr etwa 915 Milli- Landwirten über die Klinge springen. Die werden das (B) arden DM sein. Dies sind Steuermehreinnahmen in Hö- nicht überleben. Ich halte das für nicht zu verantworten. (D) he von 80 Milliarden DM in zwei Jahren. In der Situati- on ist die rotgrüne Koalition nicht in der Lage, etwas zur Meine Damen und Herren, zur Besteuerung der Fa- Steuerentlastung derjenigen zu tun, die diese Steuern ja milien: Was Sie hier machen, ist ein sehr vorsichtiger bezahlen müssen, Schritt in die richtige Richtung. Sie werden dabei mit Mühe und Not den Auftrag des Verfassungsgerichts er- (Hans Georg Wagner [SPD]: Wir haben doch Ihre füllen. Schulden abgebaut! Sie Schuldenmacher!) (Joachim Poß [SPD]: Was haben Sie im No- denn Steuermehreinnahmen beim Staat sind Steuer- vember letzten Jahres zur Höhe des Kinder- mehrausgaben beim Bürger. Das müssen Sie sich immer geldes gesagt? Lesen Sie doch mal Ihre eige- in Erinnerung rufen. nen Reden nach!) (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Dem gesellschaftspolitischen Auftrag werden Sie dabei ten der CDU/CSU) in keiner Weise gerecht. Die Gesetze, die heute zur Diskussion stehen, und (Joachim Poß [SPD]: Sie waren doch gegen auch die Ökosteuer, die gestern zur Diskussion stand, die Erhöhung des Kindergeldes!) zeigen, daß man die Fehler der Vergangenheit, der La- fontaineschen Politik, nicht erkannt hat. Eine Ökosteuer Zum Steuerbereinigungsgesetz, Besteuerung der Le- bewirkt eine echte Zusatzbelastung, gerade auch bei den bensversicherung. Herr Riester fordert mehr private ka- Personen, die in einer sozial schwachen Situation sind. pitalgestützte Altersvorsorge. Jetzt wird dieKapitalle- Denn Rentner, Hausfrauen, Beamte, Studenten, Schüler, bensversicherung – das ist das entscheidende Instru- Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger haben keine ge- ment bei der privaten Vorsorge – zusätzlich besteuert. genläufige Entlastung bei den Rentenversicherungsbei- Welchen Reim machen Sie sich darauf? Die Grünen wi- trägen, sondern für sie ist es eine Zusatzbelastung. dersprechen dem wie immer, stimmen dann aber zu. Das war beim Steuerentlastungsgesetz auch so: viel Wider- Was ist das auch für eine Politik gegenüber dem spruch –, aber zum Schluß sind sie umgefallen. Das ist ländlichen Raum! hier bei der Kapitallebensversicherung – Sie werden es (Joachim Poß [SPD]: Sie sind als Unternehmer heute wieder erleben – genauso: Sie werden dem zu- und Schatzmeister gescheitert, stellen sich stimmen, obwohl man jede Woche im „Handelsblatt“ aber hier hin und halten solche Reden! Gucken liest, was Frau Scheel alles für falsch hält, Herr Müller Sie sich einmal Ihre konkreten Taten an!) und Herr Merz genauso. 6312 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Hermann Otto Solms (A) Sie kritisieren beispielsweise genauso die Unterneh- chung durchzuführen, so daß die Bürger das Steuerrecht (C) mensteuerreformpläne der Bundesregierung. Die Mi-wieder verstehen können. Und wenn dann noch die nister der Grünen haben im Kabinett dem Plan zuge-Steuerlast gesenkt wird, sind sie bereit, ihren Beitrag zu stimmt, die Finanz- und Steuerpolitiker widersprechen leisten. in der Öffentlichkeit, zum Schluß machen alle wieder alles mit. Meine Damen und Herren, wie Sie das mit Ih- Was Sie sich unter der Unternehmensteuerreform rer persönlichen Glaubwürdigkeit vereinbaren können, vorgestellt haben, wird von den wirtschaftswissen- frage ich mich seit langem. schaftlichen Forschungsinstituten in ihren Gutachten in Bausch und Bogen zerrissen. Sie schreiben – ich darf (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) zitieren –: Ich möchte noch eine Bemerkung zumSteuerberei- Ein Investitionsschub ist von dieser Reform nicht nigungsgesetz machen. Dabei handelt es sich um die zu erwarten, eher sogar eine Investitionsdämpfung. Bereinigung der falsch gelaufenen Steuerentlastung – Negativ zu bewerten ist insbesondere die unglei- Lafontainesches Gesetz – des Frühjahrs. Ich will der Öf- che Behandlung von „guten einbehaltenen“ und fentlichkeit einmal deutlich machen, welches Chaos hin- „schlechten ausgeschütteten“ Gewinnen. Die Hoff- sichtlich der formalen Arbeit herrscht. Damals gab es nung, daß durch die bisherigen steuerlichen Maß- jede Menge Korrekturanträge für das eigene Gesetz. nahmen, einschließlich dieser Steuerreform, die (Michael Glos [CDU/CSU]: Unglaublich! Gut gewünschte Wachstums- und Beschäftigungsdy- für die Papierindustrie, aber schlecht für namik entsteht, dürfte sich nach Einschätzung der Deutschland!) Institute nicht erfüllen. Da diese Korrekturen aber nicht ausgereicht haben, hat Das ist eine klare Aussage. man nun das Bereinigungsgesetz vorgelegt. In das Ge- Ein weiterer Punkt. Wenn Sie schon von einer Ge- setzgebungsverfahren sind nun erneut 115 Anträge für rechtigkeitslücke reden, Herr Poß, dann müssen wir fest- die Korrekturen der Korrekturen der Korrekturen einge- stellen, daß es eine Gerechtigkeitslücke in Form der ho- bracht worden. hen Arbeitslosigkeit gibt. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – (Joachim Poß [SPD]: Die haben Sie uns doch Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/ hinterlassen! Sie haben doch die Finanzmini- DIE GRÜNEN]: Herr Solms, das war bei Ih- ster gestellt!) nen doch nie anders!) Wenn Sie dieses Verfahren in Ihren Seminardiskussio- Wenn Sie eine gute Steuerpolitik machen wollen, dann (B) nen witzig finden, dann ist das Ihr Problem. Aber was müssen Sie sie so anlegen, daß die Investoren sowie die (D) sollen denn die Steuerberater, die Finanzbeamten, diekleinen und mittleren Unternehmen entlastet werden. Unternehmen und die steuerpflichtigen Bürger davonMit Ihrem Steuerentlastungsgesetz haben Sie aber genau halten, die durch diesen Wust – das kann ja kein Mensch das Gegenteil erreicht. mehr verstehen – überhaupt nicht mehr durchblicken (Beifall bei der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: können? Wie lange haben Sie die Wirtschaftsminister (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) gestellt?) Ich will noch ein Wort zu dem Thema Steuergerech- Ich habe mir die vielen Maßnahmen angesehen, die tigkeit sagen. Sie haben den Begriff Gerechtigkeits-die kleinen und mittleren Unternehmen zusätzlich bela- lücke erfunden. Wenn es eine Gerechtigkeitslücke gibt, sten. Diese Maßnahmen bewirken in der Summe Bela- dann liegt sie in dem viel zu komplizierten und durchstungen zwischen 24 Milliarden und 28 Milliarden DM. Sie noch viel komplizierter gemachten Einkommensteu- Sie wollen jetzt aber eine Steuerreform durchführen, die errecht, das kein Mensch mehr versteht. Die Steuer-die Unternehmen, insbesondere die Großunternehmen, pflichtigen fühlen sich diesem Steuerrecht hilflos ausge- um insgesamt 8 Milliarden DM entlastet. Das heißt, der liefert. Mittelstand muß die Zeche zahlen. (Joachim Poß [SPD]: Wir haben die Schlupf- (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist der löcher gestopft, die Sie für Ihre Klientel geris- Punkt!) sen haben!) Daraus entsteht keine Verbesserung der konjunkturellen Diese Menschen haben immer das Gefühl, daß derEntwicklung. Diese Entwicklung haben Sie zu verant- Nachbar bei der Steuer besser wegkommt als sie selbst. worten. Das Ergebnis dieser Politik ist, daß Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und Kapitalflucht heute Kavaliersdelikte Lieber Herr Metzger, schminken Sie es sich ab, daß geworden sind. es im nächsten Jahr besser wird. Es wird noch schlim- mer werden. Es beginnt mit der Erhöhung der Ökosteuer (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- am Anfang des Jahres und wird sich dann im Laufe des ten der CDU/CSU) Jahres fortsetzen. Wenn Sie also an eine vernünftige Steuerreform he- Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. rangehen wollen, Herr Eichel, dann müssen Sie erst einmal damit anfangen, eine radikaleSteuervereinfa- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6313

(A) Präsident Wolfgang Thierse: Nun erteile ich das Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Metzger, Sie (C) Wort dem Kollegen Austermann zu der von ihm erbete- haben Gelegenheit zur Erwiderung. nen Kurzintervention. Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Dietrich Austermann (CDU/CSU): Vielen Dank, Herr Kollege Austermann, auch mit dieser Intervention Herr Präsident. – Der Kollege Metzger hat mich mit drei setzen Sie Ihre Tradition fort, Dinge falsch darzustellen. Bemerkungen angesprochen. Ich möchte ganz kurz dar- Zur Wiederholung: Sie behaupten immer, wir mach- auf erwidern. ten im Finanzplanungszeitraum eine bestimmte Menge Schulden. Wenn ich einen Fünfjahresvergleich mit Ihrer Erstens. Er hat bestätigt, daß die Regierung neueRegierung herbeiführe, dann stelle ich fest, daß Sie mit Schulden macht. Angesichts seiner Worte in früherenIhrer Nettokreditaufnahme in allen Jahren der alten Re- Jahren möchte ich feststellen: Wer 220 Milliarden DM gierungszeit deutlich über dem liegen, was wir in den neue Schulden im Finanzplanungszeitraum macht, der nächsten fünf Jahren aufnehmen. Das zu Ihrer ersten fal- spart doch nicht. schen Behauptung. Zweitens. Er hat gesagt, der Verkauf des Tafelsilbers Die zweite falsche Behauptung. Sie sagen, wir hätten sei beendet worden. Dazu stelle ich fest, daß eine Haus- einen Haushaltsvermerk erweitert, der Lizenzgebühren haltsbemerkung im Wirtschaftsetat aufgenommen wur- aus Frequenzveräußerungen im Mobilfunk als Einnahme de, die es ermöglicht, in erheblichem UmfangPrivati- ermöglicht. Das ist richtig. Aber wir haben, Herr Kolle- sierungserlöse einzukassieren. Ich nenne beispielsweise ge Austermann, in das Haushaltsgesetz gleichzeitig eine die Lizenzen bei der Telekom. Nach heutiger Bewertung Ermächtigung des Finanzministers eingestellt, die künf- ergibt dies mit den vorgesehenen Mitteln für die Privati- tig dafür Sorge trägt, daß überschüssige Einnahmen aus sierung von 3,5 Milliarden DM einen Betrag in zwei-Privatisierungserlösen, die über den Betrag hinausgehen, stelliger Milliardenhöhe. den der Bund ausgeben muß, um die Postunterstüt- zungskassen, die für die Pensionen früherer Mitarbeiter Der dritte Punkt betrifft den Hinweis auf die globalen und ihrer Angehörigen zuständig sind, zu bedienen, zur Minderausgaben, die im Laufe des Verfahrens aufTilgung von Schulden verwendet werden und eben nicht 570 Millionen DM begrenzt worden seien. Was daswie früher zur Überdeckung des strukturellen Defizits. konkret bedeutet, kann jeder nachvollziehen. Die glo- bale Minderausgabe für den Wirtschaftsetat ist für dieses Die dritte falsche Behauptung betrifft die globalen Minderausgaben. Sie behaupten, wir würden im Haus- Jahr aufgelöst worden. Das hat Wirkung auf folgende halt Beträge für Energieforschung als Luftbuchung ein- Bereiche: Kürzung bei Kokskohlenbeihilfe, Förderung stellen. Wir halten an den 200 Millionen DM jährlich (B) erneuerbarer Energien, Forschung und Entwick- (D) fest. In diesem Jahr ist dieses Geld nicht abgeflossen, lung erneuerbarer Energien, Forschungskooperation weil der Haushalt auf Grund der Wahlen im letzten Jahr „FUTOUR“, Förderung der industriellen Gemein- schaftsforschung, Förderung und Entwicklung neueerst spät, erst im Juni, in Kraft trat. Deshalb haben wir die Verpflichtungsermächtigung für Energieforschung Bundesländer, der überbetrieblichen Lehrlingsunterwei- für das Jahr 2001 um 100 Millionen DM erhöht, so daß sung, Leistungssteigerung des Handwerks, Innovations- förderung, Außenwirtschaft, Absatzfinanzierung Luft- im übernächsten Jahr über 300 Millionen DM effektiv zur Verfügung stehen. fahrt, Luftfahrtforschung, den Zinszuschüssen für die Werften – jeder weiß, in welcher Situation sich dieIch finde, Programme sollte man so stricken, daß sie Werften befinden. nachhaltig wirken, daß die Mittel für vernünftige Dinge abfließen und daß nicht am Schluß mit Geld, das man Es werden im Haushalt 1999 auf diese Weise 330eigentlich für vernünftige Projekte bräuchte, Mist ge- Millionen DM eingespart. Für das nächste Jahr hat der macht wird. Also auch in diesem Punkt: absolute Fehl- Wirtschaftsminister wieder eine globale Minderausgabe anzeige. Sie benutzen eine Argumentation, die nur dar- eingeplant; das heißt, er wird die Mittel wieder dortauf abzielt, Nebelkerzen zu zünden, weil man die wegnehmen, wo sie für die Innovationssteigerung inGrundlage, die vernünftige Finanzstrategie dieser Regie- Deutschland am meisten gebraucht werden. rung, nicht glaubwürdig attackieren kann. Ein letzter Satz zum ThemaFörderung erneuerba- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN rer Energien. Durch die Kürzungen im laufenden und bei der SPD) Haushalt entsprechend der globalen Minderausgabe sind allein die erneuerbaren Energien mit 115 Millionen DM betroffen. Das heißt, Sie geben für erneuerbare Energien Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort 115 Millionen DM weniger aus, als in Ihren frisch ge- der Kollegin Barbara Höll, PDS-Fraktion. druckten Broschüren zu lesen ist. Dazu kommen die Belastungen durch die Ökosteuer. Dr. Barbara Höll (PDS): Herr Präsident! Meine Da- Sich hier hinzustellen und zu sagen: Wir betreiben ei- men und Herren! Ich möchte mit der kleinen Regie- ne der Zukunft zugewandte Politik, das verstehe, werrungsfraktion, den Grünen, beginnen. Sie hat heute nur will. noch alten Wein in neuem Schlauch geboten. Herr Metzger, ein Bundeshaushalt führt sich etwas anders als (Beifall bei der CDU/CSU) der Haushalt einer kleinen Gemeinde durch Kommunal- 6314 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Barbara Höll (A) politiker. Wenn Sie sagen, dasWohngeld sei ein Ne- Vor seinem Amtsantritt behauptete Herr Eichel noch, (C) benkriegsschauplatz, dann fragen Sie bitte die Millionen daß für ihn das Kind des Unternehmers und das Kind Bürgerinnen und Bürger, die darauf warten, daß endlich des Arbeiters gleichwertig seien. Sie hätten die Chance eine Novellierung des Wohngeldes erfolgt. Sie haben sie gehabt, das umzusetzen. Aber Sie wählen die kosten- wieder um ein Jahr verschoben. Sie versprechen etwas günstige Minimalvariante. Anstatt alle Eltern gleich zu für die Zukunft, und was dann passiert, das wird manbehandeln, erhalten Spitzenverdiener bis zu 150 DM dann sehen. monatlich mehr als eine Familie mit geringem oder mittlerem Einkommen. Herr Eichel, auch wenn Ihnen (Beifall bei Abgeordneten der PDS) das Mahnen der PDS an die soziale Gerechtigkeit lang- Außerdem verschieben Sie über das pauschaliertesam auf den Docht geht – wie man umgangssprachlich Wohngeld einen Riesenbatzen in die Landeskassen. sagt –, werden wir da nicht lockerlassen. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen! Unser Bundesfinanzminister hat uns noch einmal er- klärt, daß die soziale Gerechtigkeit bei der Staatsver- (Beifall bei der PDS) schuldung anfängt. – Richtig. Aber warum senken Sie dann den Spitzensteuersatz? Das kostet den Bundes- haushalt im nächsten Jahr 1,7 Milliarden DM. Damit Präsident Wolfgang Thierse: Kollegin Höll, ge- nicht genug: In einem zweiten Schritt wollen Sie denstatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Müller? Spitzensteuersatz von 51 Prozent auf 48,5 Prozent sen- ken. Das bedeutet weitere 2,5 Milliarden DM, auf die der Herr Bundesfinanzminister locker verzichtet. Dr. Barbara Höll (PDS): Ja. Wenn heute in der Presse steht, daß bei der Unter- nehmensteuerreform neu nachgedacht wird, ist das gut, Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE weil das zeigt, daß Ihnen endlich aufgefallen ist, daß GRÜNEN): Kollegin Höll, Sie haben jetzt zum wieder- kleine und mittelständische Betriebe zu gering entlastet holten Male die meines Erachtens falsche Aussage ge- werden. Die überproportional hohe Entlastung der gro- troffen, das Familienförderungsgesetz sei ein Minimal- ßen Unternehmen wollen Sie jedoch nicht zurückneh- paket. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, daß wir men. Das ist so, muß man sagen, sozial absolut un- die Vorgaben des Karlsruher Urteils auch durch eine gerecht und wirtschaftsfeindlich. ausschließliche Erhöhung der Kinderfreibeträge hätten (Beifall bei der PDS) umsetzen können – dann hätte das Gesetz ein Volumen von ungefähr 1,5 Milliarden DM gehabt –, sich die rot- Ich komme zu einem konkreten Punkt der heutigen grüne Koalition aber entschlossen hat, das Kindergeld (B) Debatte, der Frage der Umsetzung des Bundesverfas-um 20 DM zu erhöhen, übrigens auch für Sozialhilfe-(D) sungsgerichtsurteils zum Kindergeld. In den letzten 30 empfänger, Jahren sind Familien mit Kindern immer ärmer gewor- den. 1965 bekam nur jedes 75. Kind Sozialhilfe,1994 je- (Widerspruch bei der PDS) des siebte Kind. Eine Million Kinder und Jugendliche das heißt, die alte Politik definitiv nicht fortzusetzen, leben von Sozialhilfe. An dieser besorgniserregendendaß sie auf diese Weise ein Volumen von 5,5 Milliarden Politik hat die alte Regierungskoalition von CDU/CSU DM geschaffen hat, die 900 Millionen DM für die Alt- und F.D.P. natürlich einen großen Anteil. Aber auch die fälle einmal nicht mitgerechnet, und daß das somit keine neue Koalition beseitigt das Problem nicht. Minimallösung ist? Die große Chance, die das Urteil des Bundesverfas- sungsgerichts geboten hat, nämlich eine feste Grundlage für das Existenzminimum von Kindern zu berechnen Dr. Barbara Höll (PDS): Herr Müller, ich habe ge- und dieses steuerfrei zu stellen, so daß der Staat erst an- sagt, es ist eine Minimallösung, und ich glaube, damit schließend Zugriff auf das Einkommen der Eltern hat, habe ich auch recht. Entsprechend Ihrer früheren Auf- haben Sie nicht genutzt. fassung, daß alle Kinder gleich viel wert seien und das gleiche Kindergeld erhalten müßten, hätten Sie durchaus Das Urteil ist widersprüchlich; das wissen wir alle in die Möglichkeit gehabt, das, was das Bundesverfas- diesem Haus. Aber es hat einen ganz großen Vorteil: Es sungsgericht vorgegeben hat, zu einem entsprechenden hat zum erstenmal klar gezeigt, daß Kinder für ihr Er- Steuersatz umzurechnen. Sie wissen, daß dann heraus- wachsenwerden mehr brauchen als Wohnen und Schla- gekommen wäre, fen. Sie brauchen Betreuung, Erziehung, kulturellen Zu- gang, Sportarbeitsgemeinschaften, Musikunterricht und (Bundesminister Hans Eichel: 30 Milliarden ähnliches. Das führt natürlich dazu, daß wir das Exi- DM mehr!) stenzminimum von Kindern anheben müssen. daß jedes Kind 400 DM Kindergeld bekommen muß. Aber die Frage ist: Wie setzen Sie das um? Verharren Dann hätte man die Kinderfreibeträge streichen können. Sie in der Logik des Steuerrechts, oder gehen Sie dar- Das würde eineelternunabhängige Förderung aller über hinaus? Sie sind nicht darüber hinausgegangen. Sie Kinder bedeuten. Das kostet natürlich ein bißchen mehr verharren im Steuerrecht und führen die Politik der alten Geld. Regierung weiter, indem Sie das System von Kindergeld (Lachen bei der SPD – Nicolette Kressl und Kinderfreibeträgen ausbauen. [SPD]: „Ein bißchen mehr“!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6315

Dr. Barbara Höll (A) – Frau Kressl, auch Sie wissen, daß dieses Geld durch- seine Aktualität behalten. Wir werden hier weiter über(C) aus vorhanden ist. Ich kann Ihnen das gerne etwas de- die nächste Stufe der Familienentlastung zu diskutieren taillierter vorrechnen. haben. Herr Müller, ich möchte ergänzen, daß ich sehr wohl Entsprechend unserer Auffassung fordern wir, daß weiß, daß Sie mit der Erhöhung des Kindergeldes um uns als Gesetzgeber wirklich jedes Kind gleich viel wert 20 DM – dies gilt jedoch nur für das erste und zweiteist. Wir fordern 400 DM Kindergeld für jedes Kind. Der Kind – ein klein bißchen über das vom Bundesverfas- Kinderfreibetrag sollte abgeschafft werden. Damit be- sungsgericht Geforderte hinausgegangen sind. Aber ich kommen wirklich alle Eltern für ihre Kinder eine Entla- muß Ihnen auch sagen, daß dieses Hinausgehen durch stung in gleicher Höhe, und zwar unabhängig von ihrem Ihr Ökosteuerkonzept wieder kompensiert wird. So hat Einkommen. Ein altersabhängiges, existenzsicherndes eine vierköpfige Familie durch die zweite Stufe derKindergeld sollten nach unserem Konzept bereits jetzt Ökosteuer eine monatliche Belastung von durchschnitt- alle sozialhilfeberechtigten Eltern und diejenigen mit lich 62 DM. Diese Familie erhält im Rahmen der Kin- einem geringen Einkommen erhalten. Denn es ist klar: dergelderhöhung aber nur 40 DM mehr pro Monat. Das Auch 400 DM würden für ein Kind, welches von Sozi- heißt, auf Grund der Ökosteuer kommt es zu eineralhilfe leben muß, absolut nicht ausreichen. Deshalb Mehrbelastung. Bei einer Familie mit drei Personen be- schlagen wir ein altersabhängiges Zulagensystem vor. läuft sich die Mehrbelastung aus der Ökosteuer aufWir meinen, daß auf diese Art und Weise ein Schritt in 53 DM pro Monat. Diese Familie bekommt nur 20 DM die richtige Richtung getan werden kann. Kindergeld mehr pro Monat. Auch hier bleibt unterm Strich eine deutliche Mehrbelastung. Diese Zahlen hat Zur Finanzierung – Frau Kressl, darüber haben Sie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ausge-vorhin gelacht –: Wir diskutieren schon ziemlich lange rechnet. Wir haben das noch einmal nachgerechnet. Das über die Frage der Individualbesteuerung. Wir wissen, kann man nachlesen; das stimmt. daß wir durch eine Umwandlung des jetzt geltenden Ehegatten-Splittings – natürlich mit einer entsprechen- Ferner haben Sie mich zur Sozialhilfe gefragt. Dazuden Übergangslösung; wir schlagen eine Unterhaltsvari- muß ich sagen: Wir freuen uns, daß die Koalition zum ante vor – ein Finanzvolumen von 20 Milliarden DM ersten Mal die entsprechende gesellschaftliche Diskussi- lockermachen können. Dieses Finanzvolumen könnte on aufgegriffen hat – ein Anliegen, das die PDS bereits man einsetzen. Sie wissen, daß damit weitere Dinge im Frühjahr dieses Jahres in den Deutschen Bundestag wegfallen. Wir schlagen vor, das Dienstmädchenprivileg eingebracht hat. zu streichen. Vorsorgeaufwendungen, die doppelt einzu- (Beifall bei der PDS) stellen sind, würden dann individuell veranlagt werden. Nach unserem Konzept – das gebe ich ehrlich zu – (B) Der Druck hier im Parlament kam also von der linken (D) Seite. Denn es ist einfach skandalös, daß bisher jegliche bleibt ein geringes Finanzierungsdefizit. Zu Ihrer Beru- Kindergelderhöhung durch die Gegenrechnung mit der higung: Wir haben das vom Bundesfinanzministerium Sozialhilfe nicht bei den wirklich betroffenen Kindern nachprüfen lassen. Dieses Finanzierungsdefizit beträgt und Jugendlichen ankam. etwa 5 Milliarden DM. Mit diesen 5 Milliarden DM kann ich als Oppositionspolitikerin relativ locker umge- (Beifall bei Abgeordneten der PDS) hen. Wir haben Ihnen vorgeschlagen, die Regelsätze für Kin- (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS der zu erhöhen. Denn das wäre wirklich sachgerecht. Sie 90/DIE GRÜNEN]: Unseriös ist das!) haben sich aber für eine Lösung entschieden, die nur auf diese Anhebung begrenzt ist. Das wirkliche Problem packen Sie auf diese Art und Weise nicht an. Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin Höll, (Beifall bei der PDS) Ihre Redezeit ist vorüber. Herr Müller, es bleibt dabei: Sie entlasten mit Ihrem Konzept der Familienförderung – man müßte dies in Dr. Barbara Höll (PDS): Sie bräuchten nur den Anführungszeichen setzen; denn es ist allerhöchstens ein Transrapid oder den Eurofighter zu streichen. Dann wä- erster Schritt zum Nachteilsausgleich – Eltern mit einem re diese kleine Finanzierungslücke geschlossen. sehr hohen Einkommen wesentlich mehr als Normalver- diener. Ein Spitzenverdiener kann sich über eine Erhö- Zum Steuerbereinigungsgesetz haben wir Änderungs- hung um jährlich 1 500 DM freuen. Das ist doch wohl anträge eingebracht. bedeutend mehr als die 240 DM, die Eltern mit einem Jahreseinkommen von bis zu 48 000 DM pro Jahr durch die Erhöhung des Kindergeldes um 20 DM bekommen. Präsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin Höll, Sie manifestieren damit das Auseinanderdriften vonIhre Redezeit ist vorüber. Bitte kommen Sie zum letzten Kindergeld und Kinderfreibetrag und weichen als Re- Satz. gierung auch in diesem Punkt automatisch von Ihrer ur- sprünglichen Forderung nach einem einheitlichen Kin- dergeld ab. Dr. Barbara Höll (PDS): Ich komme jetzt zum letz- ten Satz und werbe für unseren Antrag: Entscheiden Sie Die PDS hat zur heutigen Debatte einen Entschlie-sich endlich richtig – für eine Kinderförderung, die un- ßungsantrag vorgelegt. Ich glaube, er wird – leider –abhängig vom Einkommen der Eltern ist! 6316 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Barbara Höll (A) Ansonsten bedanke ich mich für Ihre Aufmerksam- eine Anhörung durchgeführt. Allerdings waren Sie, ob- (C) keit. wohl Sie von der F.D.P. der Antragsteller waren, die meiste Zeit nicht da. (Beifall bei der PDS – Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Was?) war schlecht!) – Wenn Sie da gewesen wären, dann hätten Sie gehört, was Herr Professor Eekhoff und Norbert Walter gesagt Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort haben. Norbert Walter hat eindringlich vor einer Sabo- dem Kollegen Hans Georg Wagner, SPD-Fraktion. tage der Sparbemühungen der Bundesregierung gewarnt. Wenn Sie dieses Paket also heute ablehnen, dann sind (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe Sie die Saboteure der Sparbemühungen. von der CDU/CSU und der F.D.P.: Oh!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ja ungeheuer- Hans Georg Wagner (SPD): Herr Präsident! Meine lich, was Sie da behaupten!) sehr verehrten Damen und Herren! Herzlichen Dank für dieses allgemeine Gemurmel. Das spiegelt den Zustand Auch der Bundesrechnungshof hat die Sparbemü- der Opposition hinreichend wider: Außer Murmelnhungen der Bundesregierung gelobt und gesagt, eigent- nichts gewesen! lich könne man noch weiter gehen – was weitere Ein- schnitte auch im sozialen Bereich bedeutet hätte. Das (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten haben wir abgelehnt. Aber das Lob kommt ja nicht von des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ungefähr: Sie rufen doch bei jeder passenden und unpas- Wer heute morgen auf Alternativen der Opposition ge- senden Gelegenheit den Bundesrechnungshof an, er wartet hat, der mußte zur Kenntnis nehmen: Von seiten solle dies oder jenes überprüfen. Das hat nun Ihrerseits der damaligen Regierung ist keine einzige Alternative die Bundesregierung auch gemacht. Sie hat ihr Sparpa- genannt worden. ket überprüfen lassen und das Urteil bekommen: Das ist in Ordnung; alles wunderbar! – Sagen Sie das doch auch Es tut mir leid um die Arbeit, die sich Herr Staatsse- einmal! kretär Diller im Haushaltsausschuß gemacht hat. Er hat sich bemüht, (Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.] meldet sich zu einer Zwischenfrage) (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Aber Sich- Bemühen allein reicht nicht!) (B) Jürgen Koppelin, Dietrich Austermann und Günter Rex- Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Wagner, ge- (D) rodt die Sache so beizubringen, daß es jedes kleine Kind statten Sie eine Zwischenfrage? verstehen kann – wie er es in seinem erlernten Beruf gelernt hat. Aber Sie kommen nun hierher und zeigen, daß Sie anscheinend überhaupt nichts begriffen haben. Hans Georg Wagner (SPD): Nein, ich lasse keine Es tut mir furchtbar leid, aber dann können wir uns die Frage zu. Arbeit im Haushaltsausschuß sparen. Der Internationale Währungsfonds hat das Spar- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) und Steuerreformpaket der Bundesregierung ausdrück- lich begrüßt. Er hat Anfang November erklärt: Meine Damen und Herren, heute ist in der Tat ein wichtiger Tag für die Bundesrepublik Deutschland; denn Es umfaßt angemessen ausgerichtete Ausgabenkür- heute wird das Sparpaket, das wir im Rahmen des Zu- zungen und Einkommensteuerreformen, von denen kunftsprogramms 2000 angekündigt haben, verabschie- zusammengenommen erwartet wird, daß sie sowohl det. Die rotgrüne Koalition ist zum Handeln fähig. Den zu einer ausgeglichenen mittelfristigen Haushalts- Beweis erbringen wir heute. position wie auch zu einer Verringerung der Steu- erlast führen werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ich frage Sie, meine Damen und Herren: Wenn Sie uns nicht glauben, warum glauben Sie dann nicht wenigstens Wenn wir in der letzten Sitzungswoche dieses Monats den international anerkannten Fachleuten? den Haushalt 2000 verabschieden, ist das Bild rund. Dann haben wir ein Reformpaket auf den Weg gebracht, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten wozu Sie 16 Jahre lang nicht in der Lage waren und was des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie zum Teil auch gar nicht wollten. Einer, den Sie immer wieder benutzen, um aktuelle (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Aussprachen zu bedienen, hat es begriffen, Herr Kol- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) lege Koppelin. Früher, zu Zeiten von Karl-Her- mann Flach, war Ihnen die „Frankfurter Rundschau“ Wir sind in dieser Situation, nämlich sparen zu müs- nahe; jetzt ist es ja die „Bild“-Zeitung – sowohl von sen, nicht allein. Wir haben Hilfestellung aus allen Ek- der Argumentation als auch vom Inhalt her. Darin ken der Republik, wenn man so will, sogar aus der gan- stand am 5. November: Lob für Deutschland. Es zen Welt bekommen. Auf Antrag der F.D.P. haben wir muß Sie ja Überwindung gekostet haben, dort ein Lob Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6317

Hans Georg Wagner (A) für Deutschland, für diese Bundesregierung lesen zuWenn wir jetzt die Preissteigerungsrate zum Maßstab der (C) müssen. Rentenerhöhung im nächsten Juli machen, dann ist das eine Verdoppelung der Rentenerhöhung im Vergleich zu (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ der Erhöhung in Ihren letzten Regierungsjahren. DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: Da war der Druckfehlerteufel am Werk!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie haben dies kleingeredet, Herr Koppelin; dies ent- spricht Ihrem Niveau. Das ist mir vollkommen klar. Nun noch einige Bemerkungen zu der Debatte: Ge- Präsident Wolfgang Thierse: Lieber Kollege stern hat Herr Rüttgers gelogen. Wagner, Leidenschaft ist eine schöne Sache. Das gilt auch für die rhetorische Leidenschaft, aber mit der (Widerspruch bei der CDU/CSU und der Wortwahl sollte man in diesem Plenum sehr achtsam F.D.P.) umgehen. Ich vermute, er war falsch informiert. Er hat nämlich (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. behauptet, daß wir eine Stunde vor Beginn der Sitzung Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ungezogen!) des Haushaltsausschusses dieKohlebeihilfen um 250 Millionen DM gekürzt hätten. Das ist schlichtweg gelogen. Wir haben im Einvernehmen mit Vertretern der Hans Georg Wagner (SPD): Herr Präsident, ich deutschen Steinkohle vereinbart – sie haben es angebo- verspreche Ihnen, daß ich nicht mehr sage, daß die Op- ten –, daß sie im Jahr 2000 auf Forderungen in Höheposition die Rentnerinnen und Rentner beschissen hat, von 250 Millionen DM verzichten, weil sie im Januarsie hat sie nur im unklaren über die wirkliche Erhöhung 2001 – – gelassen. (Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ Meine Damen und Herren, die Rentenerhöhung, die CSU]) Walter Riester für das Jahr 2001 vorsieht, ist eine Ver- vierfachung der Rentenerhöhung, die Sie in den letzten – Wenn jemand verzichtet, ist dies keine Kürzung. Ha- Jahren vorgenommen haben; dabei behaupten Sie, den ben Sie das nicht begriffen? Herr Kampeter, Sie sind für Rentnern werde etwas gekürzt. Es ist absoluter Ihre Fraktion im Haushaltsausschuß für Wissenschaft Schwachsinn, was hier erzählt wird. und Forschung zuständig. Sie sollten also schon so in- telligent sein, das mitzubekommen. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich komme nun zumSozialversicherungskonzept (B) DIE GRÜNEN) der Frau Schwätzer. Ach du lieber Gott, Sie haben 1993 (D) Die nächsten 250 Millionen DM sind in der globalen als alte Bundesregierung vom Rechnungsprüfungsaus- Minderausgabe enthalten und werden im Vollzug desschuß einstimmig den Auftrag erhalten – da hatten Sie Haushalts erwirtschaftet. Die 500 Millionen DM, die die übrigens auch die Mehrheit –, eine Novelle zur Sozial- Bundesregierung vertragsgemäß zahlen wird, sind si-versicherung vorzulegen. Dazu waren Sie nicht in der cher. Die deutschen Bergleute brauchen keine Angst zu Lage. haben. Das, was Herr Rüttgers erzählt hat, ist schlicht- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) weg gelogen. Über Ihren heutigen Antrag habe ich mich nur gewun- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten dert. Denn wir müssen auch in diesem Bereich Refor- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) men vorantreiben, und zwar im Einvernehmen mit den Die Ausgangsposition ist Ihnen wohl immer nochBetroffenen. Wir werden zusammen mit Walter Riester nicht klar. Herr Solms, Sie haben in der Vergangenheit im nächsten Frühjahr eine Novelle ausarbeiten, mit der als Schatzmeister einige Probleme mit den Parteifinan- die Betroffenen zufrieden sein werden. zen gehabt; das weiß man. Die CDU hat jetzt aktuelle Probleme; sie sucht überall unter dem Tisch 1 Million (Beifall bei Abgeordneten der SPD) DM. Aber 1,5 Billionen DM Schulden sind Ihre Schul- Sie sollten sich beruhigen und sich nicht von solchen den, da können Sie machen, was Sie Schwätzereien wollen. irremachen lassen, denn sie stimmen 82 Milliarden DM Zinsen pro Jahr sind Ihre Zinsen. Das letztendlich nicht, auch, wenn sie von Frau Schwätzer ist die Ausgangsposition. Und uns gelingt es jetzt, mit kommen. dem Sparpaket, dem Zukunftsprogramm und dem Haus- halt 2000 endlich eine Umkehr zu erreichen, so daß wir (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten dafür sorgen können, daß wieder Ordnung herrscht. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Ein Wort zu den Renten: Hier ist die Unverschämt- Es gibt Anträge von Ihnen, in denen gefordert wird, heit Ihrer Argumentation nicht mehr zu überbieten. Sie die aktive Arbeitsmarktpolitik auf Null zu setzen. Ein haben die Rentnerinnen und Rentner 16 Jahre lang um solcher Antrag liegt vor, den können Sie nicht aus der ihre jährliche Rentenerhöhung beschissen. Sie haben sie Welt diskutieren. Sie wollen die aktive Arbeitsmarkt- im wahrsten Sinne des Wortes beschissen. politik kaputtmachen. (Beifall bei der SPD – Anhaltender Wider- ( [F.D.P.]: Den Bundeszuschuß auf spruch bei der CDU/CSU) Null!) 6318 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Hans Georg Wagner (A) – Sie waren doch gar nicht dabei. Fragen Sie mal Herrn schröpfen Sie die Rentner, kassieren Sie bei den Land- (C) Koppelin, der weiß das besser. wirten massiv ab, kürzen Sie die Investitionen und scha- den damit dem Arbeitsmarkt. Auf dem Weg dahin ver- (Michael Glos [CDU/CSU]: Wer schreit, hat lagern Sie massiv Lasten des Bundes auf Länder und Unrecht! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Kommunen. Das ist kein Sparen, das ist Flickschusterei. Das Fernsehen ist an, Hans-Georg!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) – Das ist ja gut, dann sieh hinein. Der Kollege Wagner hat gerade die gestrigen Äuße- rungen des Kollegen Rüttgers angesprochen. Ich kann Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Wagner, ge- mir vorstellen, daß es Ihnen schwerfällt, Herrn Rüttgers statten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Niebel? zu glauben. Aber wenn Sie meinen, daß er nicht recht hat, empfehle ich Ihnen, doch wenigstens Ihren eigenen Hans Georg Wagner (SPD): Nein. Parteifreund, den Ministerpräsidenten des Landes Nord- rhein-Westfalen, Herrn Clement, anzuhören. (Dirk Niebel [F.D.P.]: Auch noch feige!) (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. – Dirk Niebel [F.D.P.]: Wo ist Clement?) Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Niebel, es ist das Recht jedes Redners, eine Zwischenfrage zuzu- Er hat gesagt – nicht nur gestern, sondern auch heute –, lassen oder nicht. er halte dieses Ökosteuergesetz für falsch. (Joachim Poß [SPD]: Darauf hat sich Herr Hans Georg Wagner (SPD): Ich nenne noch einen Kollege Wagner aber nicht bezogen!) Punkt: Haben Sie sich einmal überlegt, was wäre, wenn Damit werde der Wettbewerb zwischen den auf Kohle- Hans Eichel für die 1,5 Billionen DM Schulden, die Sie und Gasbasis arbeitenden Kraftwerken verfälscht. ihm hinterlassen haben, Erbschaftsteuer zahlen müßte? Wissen Sie, wie viele Milliarden er dazu bräuchte? (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie wollen Wenn Sie uns schon nicht glauben, dann schaffen Sie doch die Erbschaftsteuer erhöhen!) wenigstens klare Verhältnisse in Ihren eigenen Reihen. Sie haben noch nie darüber nachgedacht, was Sie da an- (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. – Michael gerichtet haben. Sie haben die Rentenversicherung, den Glos [CDU/CSU]: Kein Wunder, wenn der Haushalt und die Finanzen ruiniert, und jetzt wollen Sie Poß beim nächsten Mal seinen Wahlkreis ver- (B) das alles aus Ihrem Gedächtnis verdrängen. Ich habe liert!) (D) schon einmal gesagt: Es gibt Menschen mit einem Langzeitgedächtnis, es gibt Menschen mit einem Kurz- zeitgedächtnis, und hier gibt es Menschen ohne Ge- Präsident Wolfgang Thierse: Kollegin Hasselfeldt, dächtnis. gestatten Sie eine Zwischenfrage? Schönen Dank. Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU): Nein, ich möchte (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ zunächst einmal im Zusammenhang vortragen. DIE GRÜNEN) Jetzt möchte ich auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen, nämlich darauf, was noch in den Steuergeset- Präsident Wolfgang Thierse: Nun hat die Kollegin zen, die wir heute beraten, enthalten ist. Es ist heute bis- Gerda Hasselfeldt, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. her fast nicht zur Sprache gekommen, daß Sie in dieses Steuerbereinigungsgesetz die Besteuerung der Erträge aus den Kapitallebensversicherungen hineingenom- (CDU/CSU): Herr Präsident! Gerda Hasselfeldt men haben, obwohl diese überhaupt nicht in dieses Ge- Meine Damen und Herren! Wenn wir die Finanzpolitik setz hineinpaßt. Sie ist ein völliger Fremdkörper in die- dieser Regierung allgemein und insbesondere die drei sem Gesetz. Warum gerade dies darin steht, bleibt Ihr heute vorliegenden Gesetzentwürfe bewerten, kommen Geheimnis. Aber auch hier sollten Sie nicht nur auf uns, wir zu dem Ergebnis: Das Schlimmste daran ist, daßsondern auch auf Ihre eigenen Kollegen, unter anderem keine Solidität, keine Berechenbarkeit und keine Ver- auf den Kollegen Schleußer aus Nordrhein-Westfalen, läßlichkeit erkennbar sind. hören, der der gleichen Meinung ist und sagt: Dieses (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Vorhaben sollte im Zusammenhang mit der gesamten Altersvorsorge geregelt werden. Sie, lieber Herr Solms, haben recht gehabt: Auch da- bei ist Kurs gehalten worden. Diesen Kurs hat diese Re- (Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜND- gierung vom Anfang ihrer Regierungszeit an durch- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt, Sie sind gehalten. Ich will das gern begründen: Sie reden vom dafür?) Sparpaket, aber von Sparen kann gar keine Rede sein. Das ist auch unsere Meinung. Es paßt nicht in dieses Den Haushalt 1999 haben Sie um 30 Milliarden DMGesetz. Es ist reine Schikane und weiteres Abkassieren. aufgebläht. Den Haushalt 2000 führen Sie aber lediglich um 7,5 Milliarden DM zurück. Auf dem Weg dahin (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6319

Gerda Hasselfeldt (A) Darüber hinaus enthält dieser Gesetzentwurf einesind Punkte, die auch von uns kritisiert wurden. Dadurch (C) Reihe von Korrekturmaßnahmen zum sogenanntenwerden Erwartungen geweckt. Ich frage mich, warum Steuerentlastungsgesetz, das wir erst vor einem halben das, wenn man dies erkannt hat, jetzt nicht geändert Jahr beschlossen haben. wird. Es ist wie vor einem halben Jahr: Nur weil Sie keinen Mut haben, zuzugeben, daß es falsch war, ver- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Verschlimm- schieben Sie die Korrekturen, ohne Rücksicht darauf, besserung!) welche Folgen das für Unternehmer, Steuerberater, Auch daran, daß ein im April dieses Jahres beschlosse- Wirtschaftsprüfer und die Steuerpflichtigen hat. So kann nes Gesetz ein halbes Jahr später in den Punkten korri- man in diesem Land nicht verfahren. giert wird, die schon damals im April bzw. einige Wo- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) chen vor der Verabschiedung von uns kritisiert wurden, merkt man die Unberechenbarkeit und die fehlende Hinzu kommt, daß dieser Gesetzentwurf eine Fülle Verläßlichkeit Ihrer Politik. Dies sind noch dazu Punkte, von weiteren zusätzlichen Belastungen beinhaltet, die die schon damals eindeutig EU-rechtswidrig waren. Herr gerade die mittelständischen Unternehmen treffen. Ich Minister Eichel, zu der Zeit hätten Sie das Schlimmste nenne nur einige Punkte zur Änderung der Abgabenord- noch verhindern können. Statt dessen haben Sie alsnung: Zum ersten sind aus Betriebsprüfungen erwach- schon abgewählter Ministerpräsident noch die Hand zu sende Steuernachforderungen künftig über die volle diesem Murks an Steuerpolitik gereicht. Zeit, nicht mehr begrenzt auf vier Jahre, zu verzinsen; zum zweiten wird der Verspätungsvorschlag erheblich (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) erhöht; zum dritten beschränkt sich der Zugriff der Be- Das im April dieses Jahres angerichtete Chaos isttriebsprüfung nicht mehr auf EDV-Daten, sondern wird noch nicht beseitigt. Fast noch wichtiger als das, waskünftig bei ganzen EDV-Systemen möglich sein. Sie jetzt korrigiert wird, nämlich im wesentlichen die Ände- machen auf der einen Seite eine chaotische Steuerpoli- rungen bei den Werkvertragsunternehmen im Ausland tik, bei der kein Mensch mehr durchblickt, und auf der und bei den ausländischen Schachteldividenen, wäreanderen Seite erhöhen Sie in unverantwortlichem Aus- das, was nicht geändert wird. Es gibt eine ganze Reihe maß die Mitwirkungspflicht der Steuerpflichtigen. Dies von Notwendigem, was mit dem Steuerentlastungsge- ist weder notwendig noch gerechtfertigt, das ist reine setz von vor einem halben Jahr verabschiedet wurde und Schikane. insbesondere die mittelständische Wirtschaft erheblich (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) beschwert und belastet, was jetzt aus dem Gesetz her- ausgenommen werden müßte. Diese Chance müßte end- Das Ganze setzt sich fort mit Ihren Versprechungen lich ergriffen werden. zur Unternehmensteuerreform. Heute hat man davon (B) gesprochen, daß die Unternehmen um 8 Milliarden DM(D) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- entlastet werden sollten – nachdem sie vorher im Steuer- ordneten der F.D.P.) entlastungsgesetz um zig Milliarden belastet wurden. Es gibt im wesentlichen zwei Kritikpunkte. Zum (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Dreißig!) ersten: Sie haben mit diesem Gesetz die Wirtschaft, ins- besondere die mittelständische Wirtschaft, erheblich zu- – Genau, um 30 Milliarden DM. sätzlich belastet, indem Sie die Bemessungsgrundlage Ich will noch einmal die Historie der Behandlung die- verbreitert, aber die Steuersätze nicht entsprechend ge- ses Gesetzentwurfs in Erinnerung rufen: Im Zuge der senkt haben. Zum zweiten sind eine Fülle von Vor- Beratung des Steuerentlastungsgesetzes im Frühjahr die- schriften schlichtweg nicht handhabbar. Wenn schon der ses Jahres haben Sie sich angesichts der hohen Bela- Steuerberaterverband, der ja nicht irgendein Verband stungen für die Wirtschaft zu der Aussage durchgerun- ist, öffentlich zu einem „passiven Steuererklärungs- gen, Sie erarbeiteten demnächst eine Unternehmensteu- streik“ aufruft, erreform, die zum 1. Januar 2000 in Kraft treten solle. (Joachim Poß [SPD]: Da sieht man mal, wie (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Richtig!) verkommen die Lobby schon ist!) Damals haben Sie gesagt, die Höchstbelastung der Un- weil die Vorschriften, die in diesem Gesetz enthalten ternehmen werde sich inklusive Gewerbesteuer auf sind, selbst von Fachleuten nicht anwendbar sind, dann 35 Prozent belaufen. ist ein in diesem Land noch nie dagewesener Zustand er- reicht: daß die Vollziehung eines Gesetzes bestreikt (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gilt heute werden soll, weil es nicht anwendbar ist. Das muß doch alles nicht mehr!) Alarm geben und dazu führen, wenigstens diese Vor- schriften zu ändern. In der Zwischenzeit haben Sie von einer Entlastung um 8 Milliarden DM, vor einigen Wochen von 15 Milliar- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) den DM gesprochen. Kein Mensch weiß mehr, was noch gilt. So sind wir in der Situation, daß Fachleute – auch die politische Spitze des Ministeriums – auf öffentlichen Derzeitiger Stand ist: Bis heute, Ende 1999 – zum Veranstaltungen Änderungen an diesem Gesetz als not- 1. Januar 2000 sollte das Ganze in Kraft treten –, liegt wendig hinstellen, beispielsweise mit Blick auf dienoch nicht einmal ein Referentenentwurf vor. Tatsache Verlustzuweisungsgesellschaften, auf die Verlustver-ist, daß der Zeitpunkt des Inkrafttretens aus heutiger rechnung, auch auf den Schuldzinsenabzug. Dies alles Sicht auf das Jahr 2001 hingeschoben wird. Ob das tat- 6320 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Gerda Hasselfeldt (A) sächlich so geschieht und ob überhaupt etwas kommt, die Situation und die weitere wirtschaftliche Entwick-(C) weiß kein Mensch. Tatsache ist ferner, daß man von der lung unseres Landes. Um diese positiv zu gestalten, ist Höchstbelastung von 35 Prozent inklusive Gewerbe-ein Kurswechsel Ihrer Politik notwendig. steuer abgegangen ist. Und Tatsache ist auch, daß das (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) ganze Konzept noch völlig konfus ist, daß man nicht weiß, wie zum Beispiel die Personengesellschaften be- handelt werden sollen. Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile dem Kol- (Zustimmung bei Abgeordneten der legen Joachim Poß das Wort zu einer Kurzintervention. CDU/CSU und der F.D.P.) So verantwortungslos, so chaotisch darf man in der Joachim Poß (SPD): Frau Kollegin Hasselfeldt, ich Steuerpolitik nicht sein. stelle fest, daß Sie ein gebrochenes Verhältnis zur Wahrheit und zu Tatsachen haben. (Detlev von Larcher [SPD]: Sie reden doch über etwas, was Sie noch gar nicht kennen!) (Michael Glos [CDU/CSU]: Das müssen gera- de Sie sagen!) Gerade in der Steuerpolitik ist es notwendig, daß die Bedingungen verläßlich sind, damit sich Unternehmen Der Kollege Wagner hat in seiner Rede wahrheitsge- und Steuerpflichtige mit ihren Investitionsentscheidun- mäß festgestellt, daß der NRW-Landesvorsitzende der gen darauf einstellen können. Sie können nicht CDU, bis Rüttgers, gestern hier im Parlament gelogen hat, zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten, bis irgend etwas als er sagte, daß 250 Millionen DMKohlehilfen gestri- kommt. chen würden. Das ist, wie Kollege Wagner zu Recht feststellte, eine glatte Lüge. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Widerspruch bei der CDU/CSU) Ganz abgesehen davon, daß das alles leere Verspre- chungen sind, haben sich die Grünen davon mittlerweile Sie haben vorhin in Ihrem Beitrag – das werden wir auch öffentlich distanziert. Aber wenn es darauf an-im Protokoll feststellen, das lasse ich Ihnen nicht durch- kommt, werden sie – wie das schon in der Vergangen- gehen – den Eindruck erweckt, als ob der nordrhein- heit der Fall war – dem Schwachsinn doch zustimmen. westfälische Ministerpräsident Clement diese wahr- Das haben wir alles schon erlebt. heitswidrige Behauptung von Herrn Rüttgers stützt. Das tut er nicht. Herr Clement hat sich zwar kritisch zu dem (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Ökosteuergesetz, insbesondere zu der GuD-Regelung, Abgesehen von all diesen leeren Versprechungen ist geäußert. (B) auch das Konzept falsch. Wenn jetzt schon zu einem (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (D) Zeitpunkt, in dem wir noch gar nicht voll in der Bera- tung, sondern erst im Vorfeld des Entwurfs sind, dieAber er hat mit keinem Wort die wahrheitswidrige Be- Fachleute, also die Verfassungsrechtler, die Wirtschafts- hauptung von Herrn Rüttgers, daß 250 Millionen DM professoren, sagen, dies kann nicht funktionieren, dasKohlehilfen gestrichen würden – sei es öffentlich, sei es wird auch verfassungsrechtliche Probleme aufwerfen, intern –, gestützt. Das aber haben Sie vorhin hier fest- gestellt. Ich fordere Sie ausdrücklich auf, diese wahr- (Detlev von Larcher [SPD]: Sie kennen es heitswidrige Behauptung zurückzunehmen, Frau Kolle- doch gar nicht!) gin Hasselfeldt. dann müßte man doch schon in diesem Stadium sehen, (Beifall bei der SPD) daß dies eine Mißgeburt wird. Eine Operation an einer Mißgeburt macht die Mißgeburt nicht besser, sondern dann muß man von Grund auf etwas Neues erarbeiten. Präsident Wolfgang Thierse: Kollegin Hasselfeldt, Sie haben die Gelegenheit zur Antwort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der F.D.P.) Deshalb führt gar kein Weg daran vorbei, daß Sie ein Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU): Herr Kollege Poß, ich habe mich auf die grundsätzliche Bemerkung des schlüssiges Steuerkonzept vorlegen, eine Steuerreform Kollegen Wagner zu der gestrigen Einlassung des Kol- mit einer Nettoentlastung. Die Steuerschätzung hat deutlich gemacht, daß das Volumen dafür vorhanden ist. legen Rüttgers bezogen. Ich bin nicht Mitglied des Haushaltsausschusses, aber nach meinen Informationen Diese Steuerreform muß niedrige Steuersätze haben, und ist die Äußerung in bezug auf die 250 Millionen DM zwar für den gesamten Tarif: unten und oben, für Ar- beitnehmer und Arbeitgeber, für Körperschaften undKohlehilfen, die Kollege Rüttgers gestern gemacht hat, richtig. Das wird von den Kollegen des Haushaltsaus- Personenunternehmen. schusses bestätigt. Sie müssen eine Steuerreform machen, die wirklich verständlich ist, nicht kompliziert, sondern anwendbar. (Beifall bei der CDU/CSU) Dann laufen Ihnen vielleicht auch die Wähler nicht mehr Ich persönlich habe in meiner Einlassung nicht von den davon. Daß Ihnen die Wähler davonlaufen, wie das in 250 Millionen DM gesprochen, sondern habe mich auf der Vergangenheit war, ist Ihr Problem, nicht unseres. die grundsätzliche Kritik des Herrn Wagner an Herrn Aber das Problem, das uns alle gemeinsam betrifft, ist Rüttgers bezogen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6321

Gerda Hasselfeldt (A) Ich bleibe dabei, daß Sie in Ihren eigenen Reihen in ausdrücklich darauf hinweisen – nicht weil irgend je-(C) bezug auf die Ökosteuer Klarheit schaffen sollten. Wenn mand einen Antrag im Finanzausschuß gestellt hat; sich ein Ministerpräsident Ihrer eigenen Partei, der Mi- vielmehr ist es zwischen Rotgrün vereinbart worden –, nisterpräsident des großen Landes Nordrhein-Westfalen, daß wir nach Maßgabe des Urteils aus Karlsruhe, daß gegen ein Gesetz stellt, das Sie hier trotz des eindeutig die Familien über das sächliche Existenzminimum entgegenstehenden Sachverstandes beschlossen haben, hinaus gefördert werden müssen, Familien berücksich- dann ist das notwendig. Das ist der Punkt, den ich kriti- tigt haben, die von Sozialhilfe leben. siert habe; dabei bleibe ich. Ich möchte an dieser Stelle an die Kollegen Fug- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- mann-Heesing und Gerster, die sich in der Öffentlichkeit ordneten der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: kritisch zum Familienförderungsgesetz geäußert haben, Was haben Sie denn im Finanzausschuß ge- die eindringliche Bitte richten, sich im Bundesrat zur sagt?) Unterstützung des Gesetzes durchzuringen und zu der Einsicht zu gelangen: Durch das Familienförderungsge- setz werden alle Kinder berücksichtigt. Es kann nicht Ich erteile nun dem Präsident Wolfgang Thierse: Aufgabe von Rotgrün sein, zwischen Kindern vonSozi- Kollegen Klaus Müller, Bündnis 90/Die Grünen, das alhilfeempfängern und von Erwerbstätigen zu differen- Wort. zieren. Alle Familien mit Kindern sollen von einer Er- höhung des Kindergeldes bzw. durch eine Berücksichti- Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE gung im Rahmen der Sozialhilfe profitieren. Dies ist ein GRÜNEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolle- Signal für mehr soziale Gerechtigkeit. ginnen und Kollegen! Am heutigen Tage macht die rot- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN grüne Koalition mit einer Kombination aus Haushaltssa- sowie bei Abgeordneten der SPD) nierungsgesetz und Familienförderungsgesetz mit dem Thema Generationengerechtigkeit Ernst. Zu all den Einwänden, die es in der platten öffentli- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- chen Debatte zum Stichwort Lohnabstandsgebot gibt, SES 90/DIE GRÜNEN) möchte ich deutlich sagen: Dieses Gebot ändert sich nicht durch das vorliegende Gesetz, ganz im Gegenteil: Wir machen in doppelter Hinsicht Ernst. Wir sorgen da- Rotgrün hat durch das Steuerentlastungsgesetz sukzessi- für, daß der nächsten Generation nicht weiterhin dieve mehr Anreize für die Menschen geschaffen, die in Schulden hinterlassen werden, die Ihre alte Regierung Arbeit stehen. Es ist richtig, wenn es jetzt im Familien- aufgetürmt hat. Dies ist das eine, was wir tun. förderungsgesetz einen Ausgleich für Sozialhilfeemp- fänger gibt. (B) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (D) und bei der SPD) Die Opposition in der heutigen Debatte relativ wenig Dadurch, daß wir die Debatte über das Familienförde- – wenn Sie etwas gesagt haben, war es verschämt – zur rungsgesetz mit der Debatte über das Haushaltssanie-Familienförderung gesagt. Dafür gibt es einen guten rungsgesetz verknüpfen, machen wir auch deutlich, daß Grund; denn durch das Familienförderungsgesetz wer- wir nicht nur an die nächste Generation, sondern auch an den die Familien jedes Jahr um 5,5 Milliarden DM ent- die Generation, die zur Zeit aufwächst, und an die Gene- lastet. Im nächsten Jahr sind es sogar 900 Millionen DM ration, die Kinder großzieht, denken. Dies wird daranmehr. Das sind genau die 900 Millionen DM, die Sie deutlich, daß wir durch das Familienförderungsgesetzden Familien vorenthalten haben und mit denen Sie die zusätzliche Mittel ausschütten, während wir in allen an- Familien zuviel belastet haben. Für diese Politik sollten deren Ressorts – mit Ausnahme des Bildungsbereichs; Sie sich schämen. dies hat ebenfalls etwas mit Generationengerechtigkeit (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu tun – sparen, und zwar zu Recht, auch wenn es sowie bei Abgeordneten der SPD) schwerfällt. Aber im Bereich der Familienförderung legt Rotgrün drauf. Verehrte Kollegin Höll, Sie kommen Ich möchte an dieser Stelle noch einen Ausblick auf nicht darum herum, anzuerkennen, daß Rotgrün für die das Jahr 2002 geben. Die Familienpolitik von Rotgrün Familien wesentlich mehr tut, als vom Gesetzgeber vor- wird auch zu diesem Zeitpunkt nicht zu Ende sein, weil geschrieben wird. wir noch in dieser Legislaturperiode eine zweite Stufe des Familienförderungsgesetzes beschließen werden. In (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN diesem Zusammenhang sind mir drei Punkte besonders sowie bei Abgeordneten der SPD) wichtig, um die wir uns bei der Vorbereitung des näch- Damit es überhaupt keine Spekulationen um diesten Gesetzes kümmern sollten, damit den Menschen Zahlen gibt, möchte ich darauf hinweisen: Rotgrün hat klar wird, worin der Unterschied zwischen einem rot- in den ersten 15 Monaten der Regierungszeit das Volu- grünen Familienförderungsgesetz und einem Familien- men des Kindergeldes von 50 Milliarden DM auf 60förderungsgesetzgesetz anderer Parteien besteht, und Milliarden DM erhöht. Dies ist eine deutliche Steige-warum es richtig ist, Rotgrün auch bei den kommenden rung, die richtig und notwendig ist. Wahlen zu unterstützen. Des weiteren haben wir mit dem vorliegenden Fami- Das erste: Wir verfolgen weiterhin das Ziel, jede Fa- lienförderungsgesetz eine sehr konsequente Familien- milie mit Kindern gleichermaßen steuerlich zu entlasten. politik betrieben. Ich möchte bei dieser GelegenheitDies ist im Rahmen des bestehenden Systems durch 6322 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (A) weitere Erhöhungen des Kindergeldes möglich. Wirschämen. Im Gegenteil, wir können sagen, Rotgrün ent- (C) werden in ernste Verhandlungen mit den Haushälternlastet netto die Familien. und mit dem Finanzminister eintreten müssen, um dieses Ziel auch mit der zweiten Stufe zu erreichen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Wenn Sie mit den Menschen auf der Straße reden, dann werden Sie feststellen, daß niemand nachvollzie- hen kann, warum auf Grund der Steuerprogression Men- Präsident Wolfgang Thierse: Nun ist Gelegenheit schen, die ein höheres Einkommen haben, stärker entla- zu einer Zwischenfrage. stet werden müssen. Darum halten wir an dem Ziel eines Kindergrundfreibetrages fest, der alle Kinder glei- chermaßen entlastet, unabhängig davon, ob die Eltern Ina Lenke (F.D.P.): Was Ihre Berechnung angeht, Millionäre sind oder arbeiten bzw. einer sonstigen Be- Herr Müller, würde ich sagen: „Alles Müller, oder was“. schäftigung nachgehen. (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- und bei der SPD – Klaus Wolfgang Müller SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Das zweite: Wir verfolgen ein modernes Partner- aber billig! Das ist aber nicht sehr kompetent! schaftsbild. Wir hängen nicht der Vorstellung an, daß – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Sie gucken alle Menschen nur in der Ehe glücklich sein und gut für wohl zuviel Fernsehen?) Kinder sorgen können. Natürlich kann man auch in der Die Berechnung, die Sie angestellt haben, stimmt hinten Ehe glücklich sein, aber eben auch in anderen Formen und vorne nicht. des Zusammenlebens. Daher halten wir es für notwen- dig, über die Individualbesteuerung nachzudenken, an- Ich frage Sie, Herr Müller, warum Sie sagen, daß die statt das Ehegattensplitting, wie es die PDS vorschlägt, Alleinerziehenden bei Ihrem rotgrünen Familienförde- hoppla hopp abzuschaffen. Das wäre eine unseriöse Po- rungsgesetz gut weggekommen seien. Sie wissen, daß es litik, die die Menschen verunsichert. Richtig ist aber, das der Betreuungsbetrag nach § 33c Einkommensteuerge- Ehegattensplitting zu reformieren und in ein Realsplit- setz möglich machte, mit Nachweis 4 000 DM bei der ting umzuwandeln. Auch daran halten wir von grünerEinkommen- oder Lohnsteuer abzusetzen, während Sie Seite fest. jetzt bei 3 024 DM gelandet sind. Könnten Sie mir erklä- ren, wie Sie das als Positivum für die Alleinerziehenden Das dritte: Alleinerziehende, denen das Urteil vonhinstellen können? Karlsruhe wahrlich nichts Positives beschert hat, werden (B) wir weiterhin im Blick behalten. Eine Schlechterstellung (D) wollen wir auch in der zweiten Stufe vermeiden. Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE An dieser Stelle möchte ich auf eine Frage der Kolle- GRÜNEN): Liebe Kollegin, vielen Dank für Ihre Frage. gin Ina Lenke zurückkommen, die sie in der ersten De- Leider haben Sie in Ihrer Frage eine Situation geschil- batte über das Familienförderungsgesetz gestellt hatte. dert, die so nicht stimmt. Erstens ist richtig, daß zwar in Damals wollte sie wissen, ob es nicht ein Widerspruch der Vergangenheit für das erste Kind die Möglichkeit sei, auf der einen Seite die Familien mit der Ökosteuer bestand, 4 000 DM abzuziehen. Für das zweite und alle zu belasten und auf der anderen Seite die Familien entla- folgenden Kinder waren es aber nur 2 000 DM. Zwei- sten zu wollen. Frau Lenke, ich habe das einmal nachge- tens müssen Sie ehrlicherweise hinzufügen, daß es in der rechnet. Vergangenheit einen Eigenvorbehalt gab. (Nicolette Kressl [SPD]: Und der Nachweis!) Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Müller, Frau – Danke, Frau Kollegin, dazu wollte ich gerade kom- Lenke möchte Ihnen gerade eine Zwischenfrage stellen. men: Drittens war es nur mit Nachweis möglich. (Joachim Poß [SPD]: Das weiß sie alles nicht, Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE obwohl sie Steuerfachangestellte ist!) GRÜNEN): Ich möchte den begonnenen Gedanken kurz zu Ende führen. Wenn Sie noch eine Minute warten, las- Rotgrün dagegen wird im Familienförderungsgesetz se ich Ihre Zwischenfrage gerne zu. für alle Kinder gleichermaßen 3 024 DM einführen. Das heißt, bei einem Kind beträgt die Entlastung 3 024 DM, Ich nehme eine vierköpfige Familie mit einem Brut- bei zwei Kindern sind es schon 6 048 DM und bei drei toeinkommen von 70 000 DM. Nach den beiden ersten Kindern weit über 9 000 DM. Gerade kinderreiche Fa- Stufen der Ökosteuer – nicht nur nach der ersten, son- milien werden durch unsere Politik bessergestellt. Au- dern bereits ab nächstem Jahr – hat diese Familie unter ßerdem ist das ein Pauschalbetrag. Das heißt, jeder kann Berücksichtigung der Absenkung der Lohnnebenkosten sich das anrechnen lassen, ohne den Betrag nachweisen eine Nettobelastung von 78 DM im Jahr. Das sind prozu müssen. Das hat etwas damit zu tun, daß wir nicht Monat und Kopf 1,63 DM, also zwei Kugeln Eis odermehr zwischen Fremdbetreuung und Eigenbetreuung zwei Schokoriegel, weniger. Allein durch unser Famili- differenzieren. Das ist an dieser Stelle ein Fortschritt. enförderungsgesetz steht dem bei dieser Familie eineInsofern glaube ich, daß Sie sich bei Ihren Kollegen, die Entlastung von 1 200 DM pro Jahr gegenüber. Das sind im Finanzausschuß sind, erkundigen sollten. Die werden pro Monat pro Kopf 25 DM. Dafür müssen wir uns nicht es Ihnen genau darlegen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6323

(A) Präsident Wolfgang Thierse: Herr Kollege Müller, Zuschuß für das Zusammenleben mit Kindern umwan-(C) gestatten Sie noch eine Nachfrage der Kollegin Lenke? deln können, und dazu gehört ein deutlich höheres Kin- dergeld. Dann haben wir tatsächlich alle Kinder gleich- gestellt und bessergestellt. Das ist eine richtige Politik; Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE Rotgrün macht sie. GRÜNEN): Ich gestatte gerne eine zweite Frage. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Ina Lenke (F.D.P.): Herr Müller, ich kann selber rechnen und brauche keinen Nachhilfeunterricht von Ich möchte den letzten Rest meiner Redezeit noch Kollegen aus dem Finanzausschuß. kurz für das Steuerbereinigungsgesetz nutzen. Frau Has- selfeldt, Sie haben eben die Lebensversicherungen an- (Lachen bei der SPD – Ulla Schmidt [Aachen] gesprochen. Ihre Politik war es, in gültige Verträge ein- [SPD]: Das scheint aber nicht so zu sein!) zugreifen; das war unsozial. Ihre Politik war es, auch Herr Müller, stimmen Sie meiner Aussage zu, daß für gegen diese Steuersubventionen vorzugehen. Das haben das erste Kind 4 000 DM Kinderbetreuungskosten imSie vergessen; das ist Folge Ihres Kurzzeitgedächtnisses. Jahr mit Nachweis mehr als 3 024 DM ohne Nachweis Darum sage ich Ihnen: Wenn Sie das im Bundesrat sind? blockieren – das können Sie gerne tun –, sehen wir uns nächstes Jahr wieder. Wir werden dann darüber reden, (Nicolette Kressl [SPD]: Sie kapiert es nicht!) wie wir die private Altersvorsorge systematisch stärken, indem wir zu einem Wechsel der Besteuerung und zu einer nachgelagerten Besteuerung kommen. Ich bin ge- Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE spannt, ob Sie auch dann noch zu Ihren starken Worten GRÜNEN): Frau Lenke, dies ist zweifelsohne richtig. stehen werden. Aber ich habe Ihnen eben erklärt, daß es nichts mit der Realität zu tun hat, wenn Sie zwei Zahlen isoliert mit- Insgesamt gesehen muß man sagen: Sie haben viele einander vergleichen. Ich glaube zwar, daß die liberale Anträge gestellt, um Steuerschlupflöcher wieder zu öff- Welt Ihrer Partei sehr einfach gestrickt ist; nen. Das ist Ihre Politik. Sie halten schöne Reden, wo- nach Sie Steuersätze senken und die Bemessungsgrund- (Zuruf von der F.D.P.: Na! Na! Na!) lage verbreitern wollen. In Wahrheit drücken Sie sich das hat etwas mit Gut und Böse und schwarz und weiß davor. Das ist feige und unredlich. Das ist nicht die Po- zu tun. Die Wirklichkeit ist aber etwas komplizierter. litik von Rotgrün. (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das erleben wir ja Vielen Dank. (B) jeden Tag!) (D) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wenn Sie nicht die Rahmenbedingungen – etwa den sowie bei Abgeordneten der SPD) Eigenanteil oder die Frage von zwei und mehr Kindern – berücksichtigen, dann greift Ihr Bild zu kurz. Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile nun das Trotzdem möchte ich den Kern Ihrer Frage beant-Wort dem Bundesminister Walter Riester. worten: Wir haben dieses geprüft. Es gibt eine Son- derauswertung der Lohn- und Einkommensteuerstatistik (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist der Erfolgs- – Ihre Kollegen können sie Ihnen nachreichen –, auf minister dieser Regierung! – Hans Georg Grund derer man die Fragen stellen kann: Worüber re- Wagner [SPD]: Da ist was dran! – Michael den wir eigentlich? Wen betrifft das denn real? Bei Glos [CDU/CSU]: Aber nur noch bis Februar!) 95 Prozent aller alleinerziehenden Familien, von denen wir reden, können wir dieses definitiv ausschließen. Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozi- Leider ist die Statistik nicht differenziert genug, um zu alordnung: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen unterscheiden, ob es sich um Ein- oder Zwei-Kind-und Herren! 1 500 Milliarden DM Schulden: Sie weisen Familien bei Alleinerziehenden handelt. Insofern kann zum Teil zu Recht darauf hin, daß das auch mit den man diese Aussage nicht für den letzten Rest treffen.Zwängen des deutschen Einigungsprozesses zu tun hat. Aber das Entscheidende ist, daß uns das Urteil ausDeswegen will ich auch nicht mit den Schuldnern über Karlsruhe aufgegeben hat – das können wir leider nicht den Grad der politischen Schuld richten. Ich denke, die ändern –, Alleinerziehende und Eltern gleich zu behan- Bevölkerung weiß sehr genau, deln. Darum sage ich Ihnen deutlich – ich hoffe dabei auf die Unterstützung der F.D.P. –, daß wir dann zu ei- (Michael Glos [CDU/CSU]: Daß Sie gegen die ner Gleichbehandlung Wiedervereinigung waren!) (Abg. Ina Lenke [F.D.P.] meldet sich zu einer daß Sparen erforderlich ist. Die Bevölkerung will aber Zwischenfrage) auch wissen, wofür gespart wird. Deswegen möchte ich mich in meinem Beitrag mit der Frage auseinanderset- – Sie wissen ja noch gar nicht, was ich sagen will – von zen: Wofür wird gespart? Was wird korrigiert? Menschen mit Trauschein und Menschen ohne Trau- schein kommen. Dazu gehört ein gleich hoher Freibetrag Wir haben als erste Maßnahme korrigiert, daß in der für beide Seiten; dazu gehört aber auch, darüber zu re- Rentenversicherung die Beitragszahler mitversiche- den, wie wir das Ehegattensplitting in einen direkten rungsfremden Leistungen belastet werden. Wir haben 6324 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Bundesminister Walter Riester (A) in diesem Jahr die Rentenversicherung um 16,8 Milli-Davon gehen 7,5 Milliarden DM an die Betriebe und(C) arden DM entlastet und werden sie im nächsten Jahr um 7,5 Milliarden DM an die Beitragszahler. 25 Milliarden entlasten. Wir haben das beseitigt, was in der öffentlichen Diskussion zu Recht kritisiert wurde, (Dirk Niebel [F.D.P.]: Dann machen Sie es bei nämlich daß die Politik die Sozialversicherungen bela- der Bundesanstalt genauso!) stet. – Sie brauchen nicht dazwischenzuschreien, Herr Nie- bel. – Um es etwas einfacher auszudrücken: Der durch- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ schnittliche Beitragszahler – Sie sind keiner, weil Sie DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [F.D.P.]: Außer keine Mark einzahlen bei der Pflegeversicherung!) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie doch auch nicht! Zweiter Punkt. Sie haben in den letzten fünf Jahren Lassen Sie uns mal über die Abgeordneten zugelassen, daß die Rücklagen der Rentenversiche- reden!) rung um 20,8 Milliarden zurückgegangen sind. Im letz- ten Jahr waren gerade noch für 21 Tage Rücklagen in– wird im nächsten Jahr durch die Absenkung der Bei- der Rentenversicherung vorhanden. tragssätze um netto 272 DM entlastet. Diese Absenkung werden wir fortsetzen. (Hans Georg Wagner [SPD]: Fast ruiniert!) Ich komme zum Beitrag von Herrn Austermann. Das haben wir geändert. Ab diesem Jahr gilt wieder das Zwar sehe ich ihn gar nicht mehr; aber ich gehe davon vom Gesetz vorgeschriebene Minimum von einer Mo- aus, daß ihm mitgeteilt wird, was ich jetzt sage. natsrücklage. Wir haben die Rücklage um 8,7 Milliarden weiter aufgestockt, und wir werden am Ende des Jahres (Hans Georg Wagner [SPD]: Er bereitet die eine um 100 Millionen DM höhere Rücklage haben, als nächste Lüge vor!) sie das Gesetz erfordert. Sein Ansatz rechnet sich nicht. Bis zum Jahr 2002 wer- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten den wir die Rentenversicherungsbeiträge auf 18,9 Pro- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) zent senken. Würden Sie noch regieren, läge der Ren- tenversicherungsbeitrag im Jahr 2002 bei 21,5 Prozent. Dritter Punkt. Sie haben – das geschah völlig im Sy- Durch unsere Politik werden die Beitragszahler zur stem – vier Jahre hintereinander die Renten unterhalbRentenversicherung und der Bund um über 45 Milliar- der Preissteigerungsrate angehoben. Ich werfe Ihnenden DM – das ist die Differenz – entlastet. Sie haben zu nicht vor, daß das gegen das System war. Nur, denRecht die zusätzlichen Belastungen durch die Ökosteuer Rentner interessiert das System erst in zweiter Linie. angeführt. In der Parallelrechnung – zusätzliche Be- (B) (Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist eine inter- lastung durch die Ökosteuer und Entlastung durch die(D) essante Aussage!) Senkung der Rentenversicherungsbeiträge – zeigt sich, daß wir unterm Strich eine höhere Entlastung schaffen. Den Rentner interessiert in erster Linie die Höhe der Rentensteigerung. Das hat etwas mit Planbarkeit zu tun. Der Bürger möchte wissen, wofür gespart wird. Wir Wir werden in den nächsten beiden Jahren die Renten sparen auch für eine aktive Arbeitsmarktpolitik. im Rahmen der Preissteigerungsrate des jeweiligen (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Vorjahres anheben. Das bedeutet, daß die Renten zwar geringer als die Löhne und die Gehälter steigen werden; Ein paar Hinweise: Wir haben für ein Jugendsofortpro- aber wir werden die Kaufkraft sichern. In den letzten gramm gespart, von dem wir nach konservativer Schät- vier Jahren Ihrer Regierungszeit ist die Kaufkraft deszung annahmen, daß es 100 000 neue Chancen für junge Durchschnittsrentners um 3,4 Prozent – in D-Mark: um Menschen schaffe. 41 DM – gesunken. (Dirk Niebel [F.D.P.]: 10 000 DM pro Maß- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nahmeeintritt!) DIE GRÜNEN) Bis zum Ende des letzten Monats haben sich 199 000 Die Menschen wollen wissen, wofür gespart wird.junge Menschen an dem Programm beteiligt. Das sind Wir werden damit eine Entlastung der Rentenversiche- 199 000 neue Chancen für Ausbildung und Arbeit. rung in einem Volumen von rund 60 Prozent des von (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ihnen bis zum Jahr 2030 angesetzten Demographiefak- DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert tors sicherstellen. [PDS]) (Walter Hirche [F.D.P.]: Sie sind ein Will- Wären diese 199 000 neuen Chancen für junge Men- kürminister!) schen das einzige, dann würde ich mich mit Freude hier hinstellen und sagen: Das ist eine gute Bilanz. Wir haben die Beiträge zur Rentenversicherung ge- senkt, und wir werden sie in sechs Wochen erneut sen- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des ken. Die Absenkung um 1 Prozent bedeutet eine Entla- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) stung von 18 Milliarden DM. Der Bürger will wissen, wofür investiert wird. Mitt- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des lerweile ist Herr Austermann wieder da. Gestern habe BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ich ihm auf Nachfrage geantwortet, wie es mit den Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6325

Bundesminister Walter Riester (A) Langzeitarbeitslosen ist. Wir haben die Anzahl derNoch eines möchte ich deutlich machen, damit das(C) Langzeitarbeitslosen innerhalb von einem Jahr um über ein für allemal klar ist: Frau Höll sprach davon, daß es ja 50 000 abgesenkt. Das hat Herrn Austermann aber nicht nur um geringe Geldbeträge ginge. Eine Erhöhung des daran gehindert, sich hier hinzustellen und vor laufenden Kindergeldes um 10 DM bedeutet aber, Kameras zu sagen, die Anzahl der Langzeitarbeitslosen (Zuruf von der CDU/CSU: Noch nicht einmal sei höher. Herr Austermann, was soll ich dazu sagen? eine Packung Pampers!) (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Daß Sie daß wir in den Familien 1,9 Milliarden DM geben. Ich sich geirrt haben!) sage es noch einmal: Durch die Erhöhung des Kinder- Entweder Sie hören nicht zu, oder Sie sagen ganz be-geldes um 10 DM werden den Menschen 1,9 Milliarden wußt dem deutschen Volk und dem Parlament die Un- DM zurückgegeben. wahrheit. Sie können es sich aussuchen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) Von Verantwortung zeugt es auch, auf der einen Seite Der Bürger möchte wissen, wofür gespart wird. Wir durch die Sanierung der Staatsfinanzen für Ausgabenbe- sparen, damit künftige Generationen, die einen An-grenzungen zu sorgen und auf der anderen Seite dafür zu spruch darauf haben, daß Politik für sie gemachtsorgen, daß auch diejenigen, die viel Geld verdienen – wird, eine Perspektive haben. Ich sage Ihnen als Arbeits- das ist ja völlig in Ordnung so –, zur Finanzierung der und Sozialminister: Ich gehe gern den Weg mit HansGesellschaft entsprechend beitragen. Eichel und mit dieser Regierung, weil wir wissen, wofür (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des wir Opfer verlangen, nämlich für die Zukunft der Men- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) schen draußen im Lande. Diese Politik wird sich durch- setzen. Auch das haben wir mit dem Steuerentlastungsgesetz er- reicht. Wir haben nämlich sehr vieleSteuerschlupflö- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ cher geschlossen. DIE GRÜNEN) (Walter Hirche [F.D.P.]: Als Ergebnis bleibt Bei den Beratungen im Finanzausschuß wurde noch etwas anderes sehr deutlich: Wir wußten ja immer, daß die Willkür bei der Rente!) Minister Waigel der Herr der Löcher war. Daß Sie sich jetzt aber, wie es während der Beratungen des Finanz- ausschusses geschah, zu den Herren der Steuerschlupf- Präsident Wolfgang Thierse: Das Wort hat nun löcher machen, das war äußerst witzig und interessant zu (B) Kollegin Nicolette Kressl, SPD-Fraktion. (D) beobachten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Nicolette Kressl (SPD): Herr Präsident! Sehr ge- DIE GRÜNEN – Walter Hirche [F.D.P.]: In- ehrte Damen und Herren! Mit der endlich in Angriff ge- teressant, wie Sie den Sparerfreibetrag beur- nommenen Haushaltssanierung und dem Familienförde- teilen!) rungsgesetz nehmen die Regierung und die sie tragenden Fraktionen eine doppelte Verantwortung wahr, so daß Verantwortliches Handeln heißt auch, daß wir uns im wir dieses Paket zu Recht als Zukunftsprogramm be-Kleinen um die Entlastung der Familien kümmern. Für zeichnen können. unverantwortlich halte ich es zum Beispiel, daß Sie sich während der ganzen letzten Jahre konsequent geweigert (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten haben, unseren Anträgen zuzustimmen, erwachsenen des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) behinderten Kindern ein Teilkindergeld zuzugestehen. Unverantwortlich von Ihnen war es, daß Sie sich gewei- Diese doppelte Verantwortung wird zum einen darin gert haben, zum Beispiel jungen Menschen, die in Euro- deutlich, daß wir auf die nachfolgenden Generationen pa ihren freiwilligen Dienst geleistet haben, Kindergeld Rücksicht nehmen, indem wir endlich die Staatsfinanzen zuzugestehen. Erst wir haben das umgesetzt. in Ordnung bringen, so daß sie beispielsweise auch in Zukunft noch gute Schulen besuchen können und Chan- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten cen auf Ausbildungsplätze in neuen Technologien ha- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ben, und zum anderen darin, daß wir die Familien durch ein ganz konkretes Familienförderungsgesetz, das wir Ich bin ganz sicher: Wären Sie noch an der Regierung, heute verabschieden werden, fördern. hätten Sie weiterhin so unverantwortlich gehandelt. Wir haben das geändert. Es ist ja kein Zufall, daß durch den Bereits mit dem Steuerentlastungsgesetz haben wir, Regierungswechsel in diesen Bereichen ganz plötzlich ohne daß Vorgaben vom Bundesverfassungsgericht ge- Veränderungen möglich wurden. macht wurden – Sie haben doch immer gewartet, bis das Bundesverfassungsgericht Vorgaben gemacht hatte; erst Wir werden uns große Mühe geben – und das ent- dann haben Sie gehandelt –, das Kindergeld zum 1. Ja- sprechend vorbereiten –, auch die zweite Stufe des Fa- nuar 1999 um 30 DM erhöht. milienentlastungsgesetzes ordentlich zu machen. Auch sie soll Ausdruck verantwortlichen Handelns sein. Wir (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten kümmern uns um Steuergerechtigkeit und um Familien- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) entlastung. Wir sehen mit Vergnügen, daß die CDU/ 6326 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Nicolette Kressl (A) CSU und die F.D.P. hier zwar Anträge einbringen, die Dr. Hermann Kues (CDU/CSU): Frau Kollegin, ich (C) viel Geld kosten, sich aber immer noch nicht über diewill Ihnen einmal sagen, was die Familienverbände, mit Linie ihrer Familienpolitik im klaren sind. Sie streiten denen Sie häufig argumentieren, dazu gesagt haben. Sie immer noch über den Weg, den sie im Bereich derhaben gesagt, das, was SPD und Grüne vorlegen, sei ei- Familienpolitik gehen wollen. ne Billiglösung. Dem ist nichts hinzuzufügen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!) Ich kann nur an Sie appellieren: Sie sollten sich heute nicht so schwer dabei tun, richtige Schritte, die wir un- Ich will Ihnen einmal zwei Zahlen nennen, damit ternehmen, anzuerkennen. Sie sollten sich nicht deutlich so wird, wer wirklich etwas gemacht hat. Alles, schwer dabei tun, dem zuzustimmen, nur weil Sie eswas Sie jetzt für die Familien zusätzlich tun, hat ein nicht geschafft haben, Haushaltssanierung und Steuer- Volumen von 1, 2 Milliarden DM. Jetzt sollten wir ein- entlastung miteinander zu verbinden. Überlegen Siemal auf unsere Regierungszeit zurückblicken. Von 1982 sich, ob Sie nicht doch zustimmen können, ob Sie diebis 1998 sind die Ausgaben für Familien von Verantwortung für die Familien und für die zukünftigen 27 Milliarden DM auf 80 Milliarden DM erhöht worden. Generationen nicht ein Stück mittragen wollen statt nur Das ist eine wirkliche Kraftanstrengung gewesen. destruktive Oppositionsarbeit zu betreiben. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Präsident Wolfgang Thierse: Kollege Kues, ge- statten Sie noch eine Zwischenfrage der Kollegin von Renesse? Präsident Wolfgang Thierse: Ich erteile das Wort dem Kollegen Hermann Kues, CDU/CSU-Fraktion. Dr. Hermann Kues (CDU/CSU): Nein, ich möchte Dr. Hermann Kues (CDU/CSU): Herr Präsident! jetzt zu Ende reden. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst Ich glaube, das Problem ist, daß Sie, wie in der einmal mit der Mär aufräumen, Sie hätten etwas Durch- Sozial- und Rentenpolitik, auch in der Familienpolitik greifendes für die Familien getan. Das stimmt einfach völlig konzeptionslos sind. Ich will Ihnen das auch bele- nicht. gen. Wenn Sie wirkliches Interesse an den Familien und (B) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – an denen, die die Elternverantwortung wahrnehmen,(D) Widerspruch bei der SPD) hätten, dann hätten Sie in den Ländern, in denen Sie teilweise seit Jahren Verantwortung tragen, ein Landes- Das stimmt einfach deswegen nicht, weil Sie nur daserziehungsgeld einführen können. Wo haben wir das Minimum dessen, was das Bundesverfassungsgericht Landeserziehungsgeld? Nur in unionsgeführten Ländern, verlangt, nachvollziehen. Deswegen ist das, was Sieweil uns die Familien wichtig gewesen sind. vorlegen, mutlos, unehrlich und verantwortungslos. (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU) Ich persönlich halte es auch für falsch – das will ich ganz offen sagen –, daß Sie das Kindergeld nicht auf die Kollege Kues, ge- Präsident Wolfgang Thierse: Sozialhilfe anrechnen wollen. Das ist eine schöne Bot- statten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Kressl? schaft und hört sich gut an. Aber es geht zu Lasten der Arbeitnehmerfamilien. Es geht zu Lasten des durch- Dr. Hermann Kues (CDU/CSU): Ich gestatte eine schnittlichen Arbeitnehmers mit zwei, drei Kindern, der Zwischenfrage. für seine Familie arbeiten gehen muß. Er hat das Gefühl, er wird hier erneut benachteiligt. Deswegen ist das ord- nungspolitisch falsch, auch wenn es sich gut anhört. Nicolette Kressl (SPD): Herr Kollege, haben Sie etwa vergessen, daß bei der Diskussion um das Steuer- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – entlastungsgesetz 1999 sowohl Kollegen aus Ihrer Frak- Klaus Wolfgang Müller [Kiel] [BÜNDNIS 90/ tion wie auch Kollegen aus der Fraktion der F.D.P. un- DIE GRÜNEN]: Aber es stimmt nicht! – sere Kindergelderhöhung um 30 DM als unnötiges Walter Hirche [F.D.P.]: Es ist ein Verstoß ge- Weihnachtsgeschenk bezeichnet haben? gen die Gleichwertigkeit!) (Zurufe von der SPD: Pfui!) Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zur Sozialpo- litik allgemein machen. Ich habe das Gefühl: Ihr Pro- Haben Sie das wirklich vergessen? Die Tatsache, daß blem ist, daß Sie überhaupt kein Leitbild haben und daß Sie unsere weitere Kindergelderhöhung als zu gering Sie sich überhaupt nicht darüber im klaren sind, wieviel kritisieren, steht in keinem logischen Verhältnis zu Ih- der einzelne an Verantwortung und wieviel die Gesell- rem Verhalten beim Steuerentlastungsgesetz 1999. schaft an Verantwortung tragen soll. Diese Haltung (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des schlägt sich in einem treffenden Kommentar vom BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) 11. November der „Frankfurter Rundschau“ nieder, die Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6327

Dr. Hermann Kues (A) relativ unverdächtig ist, uns nahezustehen. Unter der Das Stichwort soziale Gerechtigkeit ist heute schon (C) Überschrift „Superschlau“ steht: häufig gefallen. Langzeitarbeitslose sind nicht zuletzt Menschen, die krank sind, die zu den Modernisierungs- Was will Walter Riester? Selbst wohl gesonnenen verlierern zählen, weil sie die Ansprüche der heutigen Beobachtern fällt es schwer, auf diese Frage eine Zeit nicht mehr erfüllen können und die ein gewisses klare Antwort zu geben. Alter haben. Ihre Maßnahmen gehen zu Lasten dieser (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Menschen. Deshalb sage ich: Ihre Sparpolitik ist nicht Zuruf von der CDU/CSU: Ihm selber wahr- nur konzeptionslos, sondern wirklich unsozial. scheinlich auch!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Dem ist nichts hinzuzufügen. ordneten der F.D.P.) (Vo r s i t z: Vizepräsidentin Dr. ) Ich will Ihnen auch noch etwas zu dem angeblichen Ich habe zeitweise selbst schon geglaubt, bei unserem Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit sagen, Herr Minister Vorwurf „Rente nach Kassenlage“ sei sozusagen dieRiester. Sie haben ein Zahlenfeuerwerk vorgetragen, das Propaganda mit uns etwas durchgegangen. Aber ange- sich auf den ersten Blick überzeugend anhörte. Auf den sichts der Tatsache, daß Sie die massiven und willkürli- zweiten Blick muß man aber feststellen, daß Sie chen Eingriffe ins Rentenrecht unter dem Stichwort 2 Milliarden DM mehr an Mitteln für die Arbeitslosen- Haushaltssanierungsgesetz durchführen, wird ganz klar, hilfe ausgeben müssen, was Sie wollen: Sie wollen den Menschen Renten so (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Genau!) zahlen, wie es die Kassenlage gerade hergibt. Sie versu- chen, dies zu verschleiern. Das ist das Schäbige an Ihrer weil die Belastungen für die öffentlichen Haushalte zu Argumentation. Ihrer Regierungszeit durch die Langzeitarbeitslosigkeit (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – gestiegen sind. Das ist die Wahrheit. Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist ein Angriff auf (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der das Renteneigentum!) CDU/CSU: Leider wahr!) Vor kurzem ist ein Strategiepapier aus dem Arbeits- ministerium bzw. aus dem Kanzleramt sozusagen her- Lassen Sie mich unter dem Stichwort „soziales Spar- ausgerutscht. Man hätte nun denken können, konzept“ die einen weiteren Punkt ansprechen. Sie kürzen zugrunde liegende Frage hätte gelautet: Wie bewältigen die Mittel der Pflegeversicherung und plündern die wir das Rentenproblem? Die entsprechende Frage lau- Kasse der Pflegeversicherung um 400 Millionen DM jährlich. (B) tete aber: Wie mogeln wir uns angesichts des Rentenbe- (D) truges an den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – und Nordrhein-Westfalen vorbei? – Sie interessieren Zurufe von der CDU/CSU: Pfui! – Unanstän- sich nicht für die Sache, sondern nur für Taktik und dig!) Strategie. Das ist das Verheerende. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Frau Ministerin Fischer hat sich bezüglich der Kranken- Widerspruch bei der SPD) versicherung dagegen gewehrt, weil wir nachgefragt ha- ben, wie das finanziert werden soll. Sie interessiert sich Wenn ich die Rentenpolitik einmal mit der Gesund- aber überhaupt nicht für die Pflegeversicherung. Ich sa- heitspolitik vergleiche, dann stelle ich übrigens eine be- ge Ihnen auch, weshalb: Die tatsächlichen Folgen, näm- merkenswerte Widersprüchlichkeit fest. In der Gesund- lich ein Defizit von 1,35 Milliarden DM, werden erst im heitspolitik versprechen Sie mehr oder weniger eineJahr 2003 zu beobachten sein. Das zeigt ganz deutlich: Rundumversorgung. Sie sagen, im Prinzip sei mit weni- Sie denken – nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ – ger Mitteln alles finanzierbar. In der Rentenpolitik ge- nur in der Größenordnung von Legislaturperioden. Das hen Sie den umgekehrten Weg. Ihre Maßnahmen laufen ist unsozial und im Endeffekt schäbig. letztendlich auf eine Basissicherung hinaus, die lei- stungsfeindlich ist und die den Beitragszahlern nicht ge- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- recht wird. ordneten der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Ich glaube, daß die Menschen in Deutschland ein ordneten der F.D.P.) gutes Gespür dafür haben, wer Ihnen etwas vormacht. Sie haben den Menschen die superschlaue Idee von der Noch eine Bemerkung zu denLangzeitarbeitslosen. wunderbaren Geldvermehrung suggeriert: alles und Auch in diesem Bereich versuchen Sie, sich mit Ihrermehr sei mit weniger Mitteln zu finanzieren. Das ist ein Leistung zu schmücken. Wenn Sie sich aber ansehen,Trugschluß. Dieser Trugschluß holt Sie jetzt ein. daß Sie für Langzeitarbeitslose die Beiträge, die in die Rentenversicherung gezahlt werden, um insgesamt im- (Beifall bei der CDU/CSU) merhin 3,5 Milliarden DM absenken, dann wird deut- lich, daß Sie den Langzeitarbeitslosen nicht nur nicht helfen, sondern auch ihre Altersansprüche absenken. Das Wort hat Das ist gegenüber diesen Menschen unanständig. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: jetzt die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Jugend, Dr. Christine Bergmann. 6328 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Fa- Steuerentlastungsgesetz eine ganz erhebliche Entlastung (C) milie, Senioren, Frauen und Jugend: Frau Präsidentin! der Familien vorgenommen. Das wissen Sie, und das Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Herrwissen auch die Familien. Kues, daß Sie sich hier hinstellen und darüber reden, wir (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des würden nur ein Minimum für Familien tun, BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Zuruf von der CDU/CSU: Wohl wahr!) Ich will einen weiteren Punkt ansprechen. Wir haben ist wirklich ein starkes Stück. schon – bei der Nachfrage von Frau Lenke – darüber dis- kutiert, wie die Situation der Alleinerziehenden ist. Wir (Beifall bei der SPD – [CDU/ haben es bei der steuerlichen Freistellung des Kinderbe- CSU]: Da hat endlich einmal einer die Wahr- treuungsbedarfes endlich geschafft, daß eine finanzielle heit gesagt!) Leistung dort verbleibt, wo die Leistung erfolgt. Alleiner- Entweder rechnen Sie auf ein kurzes Gedächtnis derziehende Mütter und Väter können diesen Freibetrag, die- Menschen, das nicht länger als ein Jahr zurückreicht,ses Kindergeld voll und ganz für sich verbuchen, weil wir oder Sie sind wirklich so unverfroren, noch nicht einmal hier nicht das Halbteilungsprinzip haben. Das ist ein ganz das zur Kenntnis zu nehmen, was das Bundesverfas-wichtiges Signal gerade an Alleinerziehende. sungsgericht in seinen Beschlüssen entschieden hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Wenn Sie hier die Familienverbände als Kronzeugen BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) anrufen, dann sage ich: Es ist wohl war, daß die Famili- Sie wissen sehr genau, daß wir mehr getan haben als enverbände mehr möchten. nur finanzielle Entlastung. Ich will ein paar Punkte an- (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, die möch- sprechen: Wir haben den Gesetzentwurf zurgewaltfrei- ten weniger von dieser Regierung! Das ist es!) en Erziehung auf den Weg gebracht. Das ist sehr wich- tig für die Familien, aber auch für die Gesellschaft ins- Wir alle möchten in diesem Bereich mehr ausgeben, ha- gesamt. Dies werden wir verbinden mit Hilfen für El- ben aber natürlich Grenzen. Ich führe im Moment viele tern, die Probleme bei der Erziehung haben. – Es handelt Debatten mit Familienverbänden. Deshalb kann ich Ih- sich um ganz konkrete Maßnahmen, die zeigen, daß wir nen sagen: Sie hätten gerne mehr erreicht, akzeptieren Familien in unserem Land stärken. Außerdem zeigt das, aber, daß wir – seit vielen Jahren zum ersten Mal – tat- daß wir ein Bild von Familie haben, das sich schon lan- sächlich versuchen, Familien mehr zukommen zu lassen. ge an der Lebenswirklichkeit orientiert. Wir respektieren Sie merken, daß wir, auch ohne Druck des Bundesver- die Vielfalt der Familienformen, die Sie gerade für fassungsgerichtes, einen großen Schritt gegangen sind. sich entdeckt haben. Immerhin nehmen Sie jetzt ein (B) Das und andere Dinge, auf die ich noch zu sprechenStück weit die Realität zur Kenntnis, wenn auch mit(D) komme, werden von Familienverbänden durchaus ak- großen Problemen, die Sie – ich wende mich hier an die zeptiert. Kolleginnen und Kollegen der CDU – offensichtlich Ich will Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen – selbst damit haben. wir haben das hier schon manchmal angesprochen –: Was Sie dazu in Ihrem familienpolitischen Leitantrag Die Kindergelderhöhung von 1997 ist gegen den Wil- formuliert haben, ist allerdings wahrlich nichts Neues. len der CDU mit Hilfe der SPD-regierten Länder imDa ist nicht viel dabei, was uns überraschen könnte. Es Bundesrat durchgesetzt worden. Auch das gehört zurmacht mir aber sehr deutlich, daß Sie Ihre eigenen Ver- Wahrheit. säumnisse offensichtlich sehr genau kennen, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) Ich denke, daß diese Bundesregierung im ersten Jahr denn sonst würden Sie hier nicht mit aller Kraft versu- ihrer Regierungstätigkeit klargemacht hat, daß für siechen, Lücken zu schließen. Familien im Mittelpunkt ihrer Politik stehen. Dies ist (Unruhe – Glocke der Präsidentin) nicht nur verbal geschehen, sondern es passiert auch etwas. Sie kennen Ihre Versäumnisse, und zwar nicht nur bei der finanziellen Ausstattung der Familien, sondern auch (Beifall bei Abgeordneten der SPD) bei der Anerkennung von Lebensformen der Familien, Sie dagegen haben immer geredet, gehandelt haben Sie hinsichtlich dessen, was Familien brauchen. Das ist aber nicht. nicht nur eine Sache, die beim Bundesverfassungsge- richt entschieden wird. Wir haben die Zahlen auf dem Tisch; wir wissen, was wir an Kindergelderhöhung ausgeschüttet haben. Sie da- Wir werden Ihre Versäumnisse schrittweise aufzuar- gegen können offensichtlich auch nicht rechnen: beiten haben. Wir haben bereits einen großen Schritt getan. (Hans Georg Wagner [SPD]: Nein, das können die nicht! Eine richtige Beobachtung!) (Anhaltende Unruhe) Diese 50 DM, die durch die zwei Schritte zustande kommen, ergeben in der Summe immerhin fast 10 Mil- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Frau Ministe- liarden DM. Außerdem haben wir bereits mit demrin, einen Moment. Ich will einmal versuchen, ein biß- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6329

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) chen mehr Ruhe für Sie zu schaffen. Es ist immer sehr versuchen, bei dem Thema Flexibilisierung die Familie (C) schwierig für die letzten Redner und vor allem für die in das Blickfeld zu rücken. Wenn wir über familien- Rednerinnen, gehört zu werden. Ich bitte, etwas mehrfreundliche Arbeitszeiten und Ladenschlußzeiten reden, Ruhe walten zu lassen. haben wir auch die Familien im Blick. Natürlich wollen wir den Sonntag als Zeit für die Familie erhalten. Ich (Zustimmung bei der SPD) denke, das ist ein Signal, das die Familien von uns er- warten. Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Fa- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ milie, Senioren, Frauen und Jugend: Ja, das müssen Sie DIE GRÜNEN) sich schon anhören, auch wenn es Ihnen nicht schmeckt. So ist das halt im Leben. Wir denken, Herr Kues, überhaupt nicht nur in der Phase einer Legislaturperiode. Was wir hier tun und was Ich möchte darauf hinweisen, daß wir bei der zweiten wir hier vorlegen, ist ebenso für die nächste Generation. Stufe, die wir noch vor uns haben, um die KarlsruherDas werden die Familien auch anerkennen. Beschlüsse umzusetzen, den Weg weiterverfolgen wol- len. Es stimmt natürlich – da haben Sie, Herr Kues, wie- Danke. der etwas Falsches gesagt –, daß wir den Bundesverfas- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ sungsgerichtsbeschlüssen voll Genüge tun würden, DIE GRÜNEN) wenn wir mit einer reinen Kinderfreibetragslösung ar- beiten würden. Zu einer (Beifall des Abg. Klaus Wolfgang Müller Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: [Kiel] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Kurzintervention erteile ich nun der Kollegin Lenke das Wort. Das tun wir aber nicht, weil uns wirklich jedes Kind (Ernst Schwanhold [SPD]: Hat sie denn auch gleich viel wert ist. Da müssen wir noch besser werden, das ist klar. Da müssen wir sehen, wie wir diese Lei- keine Redezeit bekommen? – Weitere Zurufe) stung als Transferleistung ausgestalten können. Aber wir – Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Kurzintervention haben hier kräftig zugepackt, wie Sie wissen. ist ein Parlamentsrecht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ina Lenke (F.D.P.): Wenn Sie weniger stöhnen, geht Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, der jetzt es schneller. (B) nicht unmittelbar etwas mit Geld zu tun hat, aber mit der Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich beziehe mich(D) Lebenssituation der Familien. Ich denke, wenn man über auf den Redebeitrag von Ihnen, Frau Familienministerin Familien redet, muß man auch sehen: Welche Möglich- Bergmann. Sie haben sich in Ihrer Rede zu dem Famili- keiten haben sie, so zu leben, wie sie wollen? Wie kön- engesetz von Rotgrün geäußert. Dieses Gesetz ist für nen Familien Erwerbsarbeit und Kindererziehung Familien mit Kindern völlig unzureichend, miteinander verbinden? Das ist nicht nur ein Thema für Mütter in unserer Gesellschaft. (Peter Dreßen [SPD]: Warum habt ihr es denn jahrelang gelassen?) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erstens wegen des niedrigenKinderbetreuungsfreibe- trages für das erste Kind und zweitens wegen der Strei- Wir gehen jetzt massiv daran. Wir können Benach- chung des § 33c EStG bei der Kinderbetreuung. Allein- teiligungen von Frauen und auch von Familien nur be- erziehende und – ich weiß nicht, ob Sie das schon fest- seitigen, wenn wir die Väter stärker in die Erziehungsar- gestellt haben – Ehepartner, von denen einer krank oder beit einbeziehen. behindert ist, sind von dieser Streichung des § 33c be- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ troffen. Ich sehe da keinen Ausgleich. DIE GRÜNEN) Drittens – diesen Punkt finde ich sehr wichtig, da in Das werden wir mit unserem neuen Gesetz tun. Da wer- dem vorliegenden Gesetzentwurf der steuerliche Abzug den Väter und Mütter zur gleichen Zeit Erziehungsur- von Kinderbetreuungskosten bei berufstätigen Vätern laub nehmen können, verbunden mit Teilzeitarbeit und und Müttern nur sehr begrenzt möglich ist –: Die Frei- einem Anspruch auf verkürzte Arbeitszeit. Auch Siebeträge können die tatsächlichen Kosten von monatlich diskutieren ja ähnliche Dinge. Ich kann da nur sagen:400 bis 600 DM für Kindergartengebühren nicht aus- Unterstützen Sie unsere Vorhaben! Ich denke, sie sind gleichen. notwendig für unsere Gesellschaft. In dem von uns vorgelegten Entschließungsantrag, Lassen Sie mich zum Schluß noch auf einen Punktüber den auch abgestimmt wird, fordern wir eine sozial eingehen. Familien brauchen auch Zeit in unserer Ge- gerechtere Familienförderung. Wir wollen, daß berufs- sellschaft. Sie brauchen Zeit, in der sie miteinander le- tätige Alleinerziehende und berufstätige Eltern über ei- ben können. Die sogenannte „Pinnbrettfamilie“ ist,nen Freibetrag hinaus nachgewiesene Kinderbetreu- glaube ich, nicht das Idealbild unserer Gesellschaft. Sie ungskosten als Werbungskosten – bei Arbeitnehmern reden nur darüber, wie wichtig Ihnen Familie ist. Wirund Arbeitnehmerinnen – und als Betriebsausgaben – aber machen ernst. Wir reden mit den Betrieben undbei Selbständigen – von der Steuer absetzen können. 6330 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Ina Lenke (A) Zum Schluß möchte ich im Hinblick auf unseren An- warum Sie vorhin nicht gesagt haben: Weil die Regie-(C) trag sagen: Wir wollen diesen Familien für den Fall, daß rung das tut, stimmen wir den vorliegenden Gesetzent- das familiäre Existenzminimum nicht ausreicht, einen würfen zu. Das wäre logisch gewesen. Kindergeldzuschlag gewähren. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) Leider haben Sie inzwischen keine Skrupel mehr, von Ordnungspolitik zu sprechen und zugleich im Ausschuß und auch hier Anträge zu stellen, die dazu in krassem Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Frau Ministe- Widerspruch stehen. Denn das, was Sie im Ausschuß rin, Sie haben das Wort. getan haben, ist folgendes: Alle Schlupflöcher, die wir geschlossen haben, wollten Sie wieder öffnen.

Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Fa- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) milie, Senioren, Frauen und Jugend: Ich möchte es ganz Ich nenne ein paar Beispiele; ich beschränke mich auf kurz machen, Frau Lenke, denn wir haben ja schonganz wenige: Sie wollten unbedingt, daß sich Spitzen- durchgerechnet, zu welchen Auswirkungen die Freibe- verdiener durch ein System von Verlustzuweisungen tragsregelung beim ersten, beim zweiten und beim drit- wieder vor dem Finanzamt armrechnen können. ten Kind führt. Wir haben vorhin schon durchexerziert, daß dies eine gute Regelung ist. Wir haben gesagt, daß (Hans Georg Wagner [SPD]: Hört, hört!) im Rahmen dieser Regelung die Beträge bei den Allein- Sie wollten beispielsweise auch, daß durch ein Hin- und erziehenden, dort also, wo die Leistung erbracht wird, Herschieben auf verschiedenen Konten Einfamilienhäu- verbleiben. Wir sind damit vielen Wünschen Alleiner- ser im Rahmen von Betriebsausgaben finanziert werden ziehender entgegengekommen. Mehr ist dazu im Mo-können. Das alles fanden Sie normal, ment nicht zu sagen. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das stimmt (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des doch überhaupt nicht!) BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) obwohl selbst zu Zeiten, als Ihre Partei, Herr Kollege Michelbach, noch den Finanzminister stellte, das Bun- desfinanzministerium dagegen angehen wollte. Sie ha- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Als letztem ben es nur nicht getan. Redner in dieser Debatte gebe ich nun das Wort dem Abgeordneten Jörg-Otto Spiller. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Scheinge- winnbesteuerung!) (B) (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der Steuer- (D) philosoph!) Herr Kollege Solms, es ist schade, daß Sie nur noch eine geringe Beziehung zur marktwirtschaftlichen Ord- nung haben. Jörg-Otto Spiller (SPD): Frau Präsidentin! Meine (Beifall bei Abgeordneten der SPD) sehr verehrten Damen und Herren! Nach anderthalb Jahrzehnten ungehemmten Schuldenmachens und wach- Genauso schade ist es – und nur zu bedauern –, daß sich sender Steuerungerechtigkeit bei der CDU/CSU das Verständnis vom Christentum an- scheinend weitestgehend auf das Prinzip „Nach uns die (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Fan- Sintflut“ reduziert hat. gen Sie nicht um diese Zeit mit diesem Blöd- sinn an! Gucken Sie mal auf die Uhr!) (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE ist Deutschland unter der jetzigen Regierung endlich zu GRÜNEN) dem Kurs einer verantwortungsvollen Finanzpolitik zu- Deswegen war es notwendig, zu einer Wende in der Fi- rückgekehrt. nanzpolitik dieses Landes zu kommen. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Die Grundsätze lauten: gerechte Steuern und solide Fi- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans nanzen. Michelbach [CDU/CSU]: Steuererhöhungen!) (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Und Steuer- Herr Solms, Sie haben im Zusammenhang mit dem erhöhungen!) Steuerbereinigungsgesetz das StichwortLebensversi- cherung angeschnitten. Der Kollege Wagner hat schon Heute steht auch ein Antrag der F.D.P., der die schö- darauf hingewiesen, daß Sie mit Ihrem Gedächtnis so Ih- ne Überschrift „Ordnungspolitisch vernünftige Steuer- re Schwierigkeiten haben. In diesem Punkt muß ich Ih- gesetze verabschieden“ trägt, zur Debatte und zur Ab- nen aber leider einen völligen Gedächtnisschwund be- stimmung. Herr Kollege Solms, ich habe nicht verstan- scheinigen. den, Ich darf einmal in Erinnerung rufen, was Sie, die (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das glau- nunmehr abgewählten Koalitionsfraktionen, machen ben wir Ihnen gern!) wollten: Ursprünglich wollten Sie gemäß den Petersber- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6331

Jörg-Otto Spiller (A) ger Beschlüssen in bestehende Versicherungsverträge Wir kommen zu den Abstimmungen. Es folgt, wie(C) eingreifen und die Steuerbegünstigung nachträglich be- Sie schon ahnen, ein nicht ganz so einfacher Prozeß. seitigen. Zunächst möchte ich Sie darauf hinweisen, daß wir (Joachim Poß [SPD]: So ist es!) von den zahlreichen Abstimmungen sieben namentlich durchführen werden. Nach diesem Tagesordnungspunkt Dann haben Sie kalte Füße bekommen und eine Abgel- gibt es allerdings eine weitere namentliche Abstimmung. tungssteuer ab einem Stichtag vorgesehen. Nach weite- Ich sage dies nur, damit Sie sich darauf vorbereiten kön- rem Überlegen ist Ihnen der Gedanke gekommen, daß nen. dies vielleicht auch Mißmut auslösen könnte, und Sie haben alles wieder umgedreht und gesagt: Jetzt führen Es gibt zahlreiche schriftliche Erklärungen zur Ab- wir eine andere Besteuerung ein. Laufende Einzahlun- stimmung nach § 31 unserer Geschäftsordnung, die ich gen sowohl in alte als auch in neue Lebensversiche-Sie bitte zu Protokoll nehmen zu dürfen. Es sind so viele rungsverträge sollten mit einer Versicherungssteuer be- Erklärungen, daß ich die Namen der Abgeordneten nicht legt werden. – All das wollten Sie machen. Aber jetztaufführen möchte.*) Sind Sie damit einverstanden? – sagen Sie, wir täten etwas Unfaires. Das ist der Fall. In diesem Zusammenhang muß ich noch etwas sagen, Eine mündliche Erklärung zur Abstimmung möchte Herr Kollege Solms: Sie sind vorhin mit einem Papier- die Abgeordnete Christina Schenk abgeben. Bitte schön, stapel gekommen. Als wir über Ihr Steuerreformpaket Sie haben das Wort. beraten haben – das war noch in Bonn –, war der Papier- stapel dreimal so dick. Ich habe ihn nachher entsorgt, Christina Schenk (PDS): Frau Präsidentin! Meine weil ich dafür eine ganze Umzugskiste gebraucht hätte, Damen und Herren! Die PDS-Bundestagsfraktion wird und das wollte ich niemandem zumuten. mit Mehrheit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Karl- zur Familienförderung zustimmen. Ich erkläre hiermit, Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Man merkt, daß daß ich mich gemeinsam mit den Abgeordneten Carsten Sie das nicht gelesen haben!) Hübner, , Sabine Jünger, Ilja Seifert und Winfried Wolf der Stimme enthalten werde, und das aus Mit unserer Regelung bezüglich der Lebensversiche- folgenden Gründen: rungen – das will ich hier noch einmal sagen, weil es vielleicht den einen oder anderen Zuhörer interessiert – Ich nehme durchaus zur Kenntnis, daß die weitaus greifen wir nicht in bestehende Verträge ein. meisten Eltern – nicht alle, aber die weitaus meisten – ab dem 1. Januar 2000 mindestens 10 DM mehr in der Ta- (B) (Zuruf von der SPD: Sehr richtig!) sche haben werden. Die Bundesregierung hat jedoch als (D) Ziel der vorgeschlagenen Neuregelung formuliert, daß Der Vertrauensschutz bleibt voll gewahrt. Künftig, also alle Kinder unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern für Verträge, die ab dem 1. Januar 2000 abgeschlossen gleiche Entwicklungschancen haben sollen. Genau das werden, wird es eine Besteuerung geben, wenn die Le- wird aber mit dem vorgelegten Gesetzentwurf nicht er- bensversicherung ausgezahlt wird. reicht, im Gegenteil. (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Herr Ich kann dem Gesetzentwurf nicht zustimmen, weil Kollege, hören Sie doch auf! Es hört doch so- die bereits jetzt bestehenden gravierenden sozialen Un- wieso keiner mehr zu!) gerechtigkeiten im System der Familienförderung nicht Allerdings gibt es einen großzügigen Freibetrag und eine abgebaut, sondern sogar noch verstärkt werden. Je mehr Dämpfung der Steuerprogression, die noch über diesen die Eltern verdienen, desto größer sind auch künftig die Freibetrag hinaus wirkt. finanziellen Entlastungen, die sie für ihre Kinder erhal- ten. Übrigens: Haushaltsmäßig ist das auf kurze Sicht völlig uninteressant; denn Steuermehreinnahmen werden Während Eltern mit mittlerem oder niedrigem Ein- kommen lediglich eine Kindergelderhöhung von 10 DM wir frühestens nach 12 Jahren haben. Wir werden alles oder 20 DM erhalten, bringt der Betreuungsfreibetrag tun, damit diese Koalition diese Steuermehreinnahmen dann nutzen kann. den Besserverdienenden eine zusätzliche monatliche Entlastung von bis zu 120 DM. Das sind jährlich bis zu (Beifall bei Abgeordneten der SPD) 1 440 DM. Unsere Politik ist auf einen langen Atem ausgerichtet. Eine solche Regelung verringert nicht die einkom- Richten Sie sich darauf ein, daß Sie noch lange mit un- mensbedingten Entwicklungsunterschiede zwischen serer Politik, der Politik solider Finanzen und gerechter Kindern, sondern läßt die Schere immer weiter ausein- Steuern, zu rechnen haben! anderklaffen. Mit Steuergerechtigkeit – das wird an die- sem Punkt besonders deutlich – ist soziale Gerechtigkeit (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten nicht zu erreichen. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Damit schließe *) Die Erklärungen werden in einem Nachtrag zu diesem Plenarpro- ich die reguläre Debatte. tokoll abgedruckt 6332 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Christina Schenk (A) Ich kann dem Gesetzentwurf auch aus folgendemdas Haushaltssanierungsgesetz und zum anderen das(C) Grund nicht zustimmen: Die Neuregelungen bewirken in Gesetz zur Änderung des Wohngeldgesetzes. Zeiten knapper Kassen und vermeintlicher Sparzwänge eine erneute Umverteilung zugunsten der Besserverdie- Wir stimmen daher über zwei Gesetzentwürfe ab, und zwar zunächst über das Haushaltssanierungsgesetz in nenden. Die Kostenverteilungen machen das deutlich. der Ausschußfassung. Das ist die Drucksache 14/2016, Obwohl nur etwa jede sechste Familie von der Einfüh- rung des Betreuungsfreibetrags profitiert, wird dafür ein Anlage 1. Zu einem Teil dieses Gesetzentwurfs wird getrennte und namentliche Abstimmung verlangt. Au- Drittel der Kosten für das Gesetz aufgebracht. ßerdem liegen drei Änderungsanträge vor, wobei wie- Ein dritter Grund dafür, daß ich dem Gesetzentwurf derum über zwei davon namentlich abgestimmt wird. nicht zustimmen kann, ist, daß die Regelung, wonach Ich rufe zunächst Art. 1 bis 16 des Haushaltssanie- die Erhöhung des Kindergelds im Unterschied zum Be- rungsgesetzes in der Ausschußfassung auf. Ich bitte treuungsfreibetrag auf das erste und zweite Kind be- diejenigen, die zustimmen wollen, um das Handzeichen. grenzt ist, völlig inakzeptabel ist. Damit werden genau – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Art. 1 bis 16 die Familien benachteiligt, die in besonderer Weise vom des Haushaltssanierungsgesetzes in der Ausschußfas- kindbedingten Armutsrisiko betroffen sind. sung sind mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen ge- Ein vierter und letzter Grund, warum ich dem Ge-gen die Stimmen der gesamten Opposition angenommen setzentwurf nicht zustimmen kann, ist, daß trotz allerworden. gegensätzlichen Behauptungen die Neuregelungen in Ich rufe nun Art. 17 des Haushaltssanierungsgesetzes zahlreichen Fällen zu einer finanziellen Mehrbelastung in der Ausschußfassung auf. Er betrifft die Künstlersozi- Alleinerziehender führen, und das nicht nur dadurch,alversicherung. Hierzu liegt ein gemeinsamer Ände- daß der Betreuungsfreibetrag um 1 000 DM unter dem rungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der bisherigen Höchstbetrag absetzbarer Kinderbetreuungs- F.D.P. sowie ein Änderungsantrag der Fraktion der PDS kosten in Höhe von 4 000 DM liegt, sondern vor allem vor. Beide Anträge zielen auf Streichung des Art. 17 des auch dadurch, daß sowohl das Kindergeld – das warHaushaltssanierungsgesetzes. schon immer der Fall – als auch der Betreuungsfreibe- trag dem Halbteilungsgrundsatz unterliegen. Die steuer- Wir hatten vorgesehen, bei der Reihenfolge der Ab- liche Gleichbehandlung verheirateter Eltern wird – das stimmung entsprechend der parlamentarischen Praxis muß man so klar sagen –zu einem Teil von den Allein- auf das Stärkeverhältnis der antragstellenden Fraktionen erziehenden finanziert. Das ist für mich unerträglich. abzustellen. Es gibt dazu aber einen Geschäftsordnungs- antrag der PDS. Bitte, Herr Kollege Claus. Dieses Gesetz ist kein Schritt in die richtige Rich- (B) tung, es verfestigt das sozial ungerechte duale System (D) von Kindergeld und Kinderfreibeträgen und verlängert – Roland Claus (PDS): Frau Präsidentin! Meine Da- das ist das eigentlich Schlimme – den Weg hin zu einer men und Herren! Ich darf Sie nur einen Moment um Ihre wirklichen Reform der Familienförderung, in deren Er- geschätzte Aufmerksamkeit bitten, weil wir finden, daß gebnis sich der Staat alle Kinder als Ausdruck dessen, die Sache eine gewisse Pikanterie birgt. Es geht um die daß sie ihm alle gleich viel wert sind, gleich viel kosten Künstlersozialkasse und um zwei gleichlautende Antra- läßt. ge der CDU/CSU- und F.D.P.-Fraktion einerseits und der PDS-Fraktion andererseits. Ich will Ihnen sagen, wie Danke. der Hergang war. (Beifall bei Abgeordneten der PDS) Nachdem bei der Abstimmung im Ausschuß unter den Oppositionsfraktionen Übereinstimmung herrschte, haben wir einen entsprechenden Änderungsantrag ein- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Wir treten in gebracht und die namentliche Abstimmung verlangt. den Abstimmungsprozeß ein und kommen zunächst zu Danach trat offenbar folgender Zustand ein: Die dem von den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die CDU/CSU-Fraktion hat sich gesagt: Inhaltlich stimmen Grünen sowie der Bundesregierung eingebrachten Ent- wir dem zu, aber wir dürfen oder können oder sollen nie wurf eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts. und nimmer PDS-Anträgen zustimmen. Wie können wir Das ist das Haushaltssanierungsgesetz. das jetzt verhindern? Sie haben beschlossen: Wir ma- chen einfach einen eigenen Änderungsantrag. Der Kol- Der Haushaltsausschuß empfiehlt auf Drucksachelege Austermann hat dies auf Anfrage vorhin in der De- 14/2016, zunächst die nicht der Zustimmung des Bun- batte im Grunde auch bestätigt. desrates bedürfenden Teile des Gesetzesvorhabens von den der Zustimmung des Bundesrates bedürfenden Tei- Nun sagen Sie, die Größe der Fraktion bestimme die len abzukoppeln. Der Ausschuß empfiehlt weiter, dieReihenfolge der Abstimmung. Wir meinen, es müßte in zustimmungsfreien Teile als Haushaltssanierungsgesetz der Reihenfolge des Antragseingangs abgestimmt wer- in der Fassung der Anlage 1 der Beschlußempfehlung den. auf Drucksache 14/2016 und die zustimmungsbedürfti- (Beifall bei Abgeordneten der PDS) gen Teile als Gesetz zur Änderung des Wohngeldgeset- zes und anderer Gesetze in der Fassung der Anlage 2 der Wenn Sie das weiterdenken, würde das bedeuten, daß Beschlußempfehlung auf Drucksache 14/2016 anzu-dadurch eine größere Fraktion einer kleineren ein in- nehmen. Es gibt jetzt also eine Zweiteilung: zum einen haltliches Anliegen immer streitig machen könnte. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6333

Roland Claus (A) Ich will auch noch auf eines hinweisen, meine Damen Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit (C) und Herren: Die Geschäftsordnung sieht dafür keine Re- der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen gelung vor. Das kann sie auch nicht, weil die Geschäfts- später bekanntgegeben.*) Wir setzen jetzt die Beratun- ordnung dieses Hauses logisch aufgebaut, das Verhalten gen fort der CDU/CSU aber ausgesprochen unlogisch ist. Des- wegen paßt das nicht zusammen. Wir kommen nun zum Änderungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/2073. Auch die PDS ver- (Beifall bei der PDS) langt namentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftfüh- Ich weiß bloß nicht, warum die Freien Demokraten ein rerinnen und Schriftführer, wieder zu den Urnen zu solches Spiel mitmachen. kommen. Sind alle Urnen besetzt? – Dann eröffne ich die zweite namentliche Abstimmung. Zum Schluß, meine Damen und Herren, liebe Kolle- ginnen und Kollegen der CDU/CSU: Sie haben in jüng- Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte einen ster Zeit so große und schöne Reden abgesondert, daß Moment um Aufmerksamkeit. Uns fehlen Schriftführer Sie sich inhaltlich mit der Partei des Demokratischenzum Auszählen. Ich bitte deshalb diejenigen von den Sozialismus auseinandersetzen wollen. Schriftführerinnen und Schriftführern, die nicht fest ein- geteilt waren – Sie wissen, daß es jetzt eine ganze Reihe (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Absondern von Abstimmungen gibt –, an den Tisch zum Auszählen ist unparlamentarisch! Das ist PDS-Gossen- zu kommen. sprache!) Ist noch ein Mitglied anwesend, das seine Stimme in Fangen Sie doch damit an! Das müßte aber damit begin- dieser zweiten namentlichen Abstimmung nicht abgege- nen, daß Sie jetzt entweder unserem Antrag zustimmen ben hat? – Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann oder Ihren zurückziehen. schließe ich die Abstimmung und bitte, mit der Aus- Vielen Dank. zählung zu beginnen. Das Ergebnis auch dieser Ab- stimmung wird Ihnen später mitgeteilt.**) Jetzt muß ich (Beifall bei der PDS) Sie bitten, sich zu Ihren Plätzen zu begeben, weil es noch einfache Abstimmungen gibt und ich dafür ein bißchen Übersicht brauche. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Zur Ge- schäftsordnung spricht der Kollege Hörster. Ich rufe Art. 18 bis Art. 22 Ziffer 4 Haushaltssanie- rungsgesetz, Drucksache 14/2016, Anlage 1 auf. Ich Joachim Hörster (CDU/CSU): Frau Präsidentin! bitte diejenigen, die zustimmen wollen, um das Hand- zeichen! – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Art. 18 (B) Sie haben die Gepflogenheiten des Hauses zutreffend (D) vorgetragen. Deswegen beantragen wir, in der von Ihnen bis Art. 22 Ziffer 4 in der Ausschußfassung sind mit den vorgeschlagenen Reihenfolge abzustimmen. Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der gesamten Opposition angenommen worden.

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Noch jemand Jetzt rufe ich Art. 22 Ziffer 5 Haushaltssanierungsge- zur Geschäftsordnung? – Es ist tatsächlich Gepflogen- setz, auf. Hier geht es um den aktuellen Rentenwert in heit des Hauses und geschäftsordnungsgemäß, daß wir den Jahren 2000 und 2001. Hierzu liegt ein Änderungs- die Anträge nach sachlichen Gesichtspunkten ordnenantrag der PDS auf Drucksache 14/2074 vor. Außerdem und dann, wenn es sich um die Reihenfolge der Ab-ist namentliche Abstimmung über Art. 22 Ziffer 5 von stimmung handelt, genauso vorgehen, wie wir auch bei der CDU/CSU verlangt. jeder Redeordnung vorgehen. Das ist lange geübte Pra- Wir stimmen zunächst über den Änderungsantrag der xis in diesem Hause. PDS auf Drucksache 14/2074 ab. Wer stimmt für den Wer stimmt für den Geschäftsordnungsantrag derÄnderungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – PDS, daß über ihren Änderungsantrag vor dem Ände- Der Änderungsantrag ist gegen die Stimmen der PDS, rungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. die zugestimmt hat, mit den Stimmen des übrigen Hau- abgestimmt wird? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun- ses abgelehnt worden. gen? – Der Geschäftsordnungsantrag der PDS ist mit den Stimmen von CDU/CSU und F.D.P. gegen dieDie Fraktion der CDU/CSU verlangt namentliche Stimmen der PDS bei Enthaltung von SPD und Bünd- Abstimmung über Art. 22 Ziffer 5. Ich bitte wieder die nis 90/Die Grünen abgelehnt worden. Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Urnen besetzt? – Dann Wir stimmen nun also zuerst über den Änderungsan- eröffne ich jetzt die Abstimmung. trag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. auf Druck- sache 14/2097 ab. Es ist namentliche Abstimmung ver- Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine langt. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, Stimmkarte nicht abgegeben hat? – Jetzt haben alle ihre die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen Stimmkarten abgegeben. Damit schließe ich die dritte besetzt? – Dann eröffne ich jetzt die Abstimmung. namentliche Abstimmung und bitte, mit der Auszählung Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stimme nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht der**) Seite 6334 A Fall zu sein. Dann schließe ich jetzt die Abstimmung. **) Seite 6334 A 6334 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) zu beginnen. Auch das Ergebnis dieser Abstimmung Ist noch jemand anwesend, der in dieser vierten na-(C) wird Ihnen später bekanntgegeben.*) mentlichen Abstimmung seine Stimme noch nicht abge- geben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich schließe dann Wir setzen die Beratung fort. Ich rufe Art. 22 Ziffer 6 diese Abstimmung. Ich bitte, mit der Auszählung zu be- bis Art. 27, Einleitung und Überschrift, des Haushalts- ginnen. Das Ergebnis wird Ihnen später bekanntgege- sanierungsgesetzes auf. Ich bitte diejenigen, die zustim- ben.2) men wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Art. 22 Ziffer 6 bis Art. 27, Einleitung Wir kommen jetzt zu weiteren einfachen Abstim- und Überschrift, sind mit den Stimmen der Koalitions- mungen. Deswegen brauche ich freien Platz für die fraktionen gegen die Stimmen der gesamten Opposition Übersicht. angenommen worden. Wir setzen die Beratungen fort. Interfraktionell wird Weil wir erst fortfahren können, wenn die Ergebnisse vorgeschlagen, den Entschließungsantrag der Fraktion der namentlichen Abstimmungen vorliegen, unterbreche der F.D.P. auf Drucksache 14/2025 zur federführenden ich jetzt die Sitzung. Beratung an den Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und zur Mitberatung an den Finanzausschuß, den Haus- (Unterbrechung von 13.48 bis 13.53 Uhr) haltsausschuß, den Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie an den Ausschuß Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die unterbro- für Kultur und Medien zu überweisen. – Anderweitige chene Sitzung ist wiedereröffnet. Vorschläge gibt es nicht. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich gebe zunächst das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den zweiten Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktionen vom Haushaltsausschuß in seiner Beschlußempfehlung von CDU/CSU und F.D.P. zum Entwurf eines Gesetzes auf Drucksache 14/2016 in Anlage 2 zur Annahme emp- zur Sanierung des Bundeshaushaltes bekannt. Abgege- fohlenen Gesetzentwurf. Es handelt sich um den Ent- bene Stimmen 579. Mit Ja haben gestimmt 253, mitwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wohngeldgeset- Nein haben gestimmt 326. Es gab keine Enthaltungen.1) zes und anderer Gesetze. Dazu liegen zwei Änderungs- Der Änderungsantrag ist damit abgelehnt worden. anträge der Fraktion der PDS vor, über die wir zunächst abstimmen. Nun gebe ich das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Wer stimmt für den Änderungsantrag der PDS auf Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Drucksache 14/2075? – Gegenstimmen? – Enthaltun- gen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen des (B) der PDS bekannt. Abgegebene Stimmen 573. Mit Ja ha- (D) ben gestimmt 32, mit Nein haben gestimmt 517, Ent-ganzen Hauses gegen die Stimmen der PDS, die dem haltungen 24.1) Auch dieser Änderungsantrag ist damit Antrag zugestimmt hat, abgelehnt. abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag der PDS auf Nach Ablehnung der Änderungsanträge zu Art. 17Drucksache 14/2076? – Gegenstimmen? – Enthaltun- stimmen wir jetzt über Art. 17 in der Ausschußfassung gen? – Auch dieser Änderungsantrag ist mit den Stim- ab. Ich bitte diejenigen, die dem zustimmen wollen, um men des ganzen Hauses gegen die Stimmen der PDS, das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – die dem Antrag zugestimmt hat, abgelehnt. Art. 17 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen Ich bitte diejenigen, die dem Entwurf eines Gesetzes gegen die Stimmen der gesamten Opposition angenom- zur Änderung des Wohngeldgesetzes und anderer Ge- men worden. setze in der Ausschußfassung, Drucksache 14/2016, Anlage 2, zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Jetzt gebe ich Ihnen das von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentli- Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz- entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen chen Abstimmung über Art. 22 Ziff. 5 Haushaltssanie- der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der ge- rungsgesetz bekannt. Abgegebene Stimmen 574. Mit Ja haben gestimmt 323, mit Nein haben gestimmt 249,samten Opposition angenommen. 1 Enthaltungen 2. ) Art. 22 Ziff. 5 ist damit angenommen. Dritte Beratung Dritte Beratung und Schlußabstimmung. Die Koalitionsfraktionen ver- langen namentliche Abstimmung. Ich bitte, wieder die und Schlußabstimmung. Die Fraktion der SPD verlangt Urnen zu besetzen. Sind die Urnen besetzt? – Das ist der namentliche Abstimmung. Das ist jetzt die vierte na-Fall – Dann eröffne ich jetzt die Abstimmung. Es ist die mentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen fünfte namentliche Abstimmung. – und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzuneh- men. – Sind alle Urnen besetzt? – Das scheint der Fall Ist jemand da, der in dieser namentlichen Abstim- zu sein. Ich eröffne die Abstimmung. mung seine Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich schließe damit die Abstimmung und

*) Seite 6334 B 1) Die Namenslisten werden in einem Nachtrag zu diesem Plenarpro- 2) Seite 6335 B tokoll abgedruckt Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6335

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) bitte, mit der Auszählung zu beginnen. Auch dieses Er- schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitions-(C) gebnis wird Ihnen später mitgeteilt werden.*) fraktionen und der PDS gegen die Stimmen der F.D.P. bei Enthaltung von CDU/CSU abgelehnt worden. Wir fahren mit einfachen Abstimmungen fort. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie- Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent- ßungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksacheschließungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/2072. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – 14/2088. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungs- Gegenstimmen! – Enthaltungen? – Dieser Entschlie- antrag ist mit den Stimmen des ganzen Hauses gegen die ßungsantrag ist mit den Stimmen des ganzen Hauses ge- Stimmen der PDS, die zugestimmt hat, abgelehnt wor- gen die Stimmen der PDS, die zugestimmt hat, abge- den. lehnt worden. Wir kommen nun zur Abstimmung über den von den Ich gebe Ihnen das von den Schriftführern und Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie Schriftführerinnen ermittelte Ergebnis der namentli- der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur chen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Familienförderung, Drucksachen 14/1513, 14/1670 und Änderung des Wohngeldgesetzes und anderer Gesetze 14/2022. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in bekannt. Abgegebene Stimmen 566. Mit Ja haben ge- stimmt 323. Mit Nein haben gestimmt 243. Es gab keine der Ausschußfassung zustimmen wollen, um das Hand- 1 zeichen. – Gibt es Gegenstimmen? – Enthaltungen? –Enthaltungen. ) Auch dieser Gesetzentwurf ist damit an- Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den genommen worden. Stimmen fast des ganzen Hauses angenommen worden (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ bei zwei Gegenstimmen aus der F.D.P. und einigen we- DIE GRÜNEN) nigen Enthaltungen bei der PDS. Dritte Beratung Wir kommen nun zur Abstimmung über den von den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie und Schlußabstimmung. Die Koalitionsfraktionen ver- der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Steu- langen namentliche Abstimmung. Dies ist jetzt die sech- erbereinigungsgesetzes 1999, Drucksachen 14/1514, ste namentliche Abstimmung. 14/1655 und 14/2035 Nr. 1. Dazu liegen Ihnen zwei Än- derungsanträge der Fraktion der PDS vor, über die wir Nur zur Klarstellung: In diesem Zusammenhang gibt zuerst abstimmen. es noch eine siebte namentliche Abstimmung und da- nach eine namentliche Abstimmung zum nächsten Ta- Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache gesordnungspunkt, über den aber vorher debattiert wird. 14/2081? – Gegenstimmen! – Enthaltungen? – Der Än- (B) (D) Sind alle Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröff- derungsantrag ist mit den Stimmen des ganzen Hauses ne die Abstimmung. – Hat jemand seine Stimmkarte in gegen die Stimmen der PDS abgelehnt worden. dieser sechsten namentlichen Abstimmung noch nicht Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache abgegeben? – Das ist nicht der Fall. Ich schließe damit 14/2089? – Gegenstimmen! – Enthaltungen? – Auch die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen unddieser Änderungsantrag ist mit den Stimmen des Hauses Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Auchgegen die Stimmen der PDS, die zugestimmt hat, abge- dieses Ergebnis wird Ihnen später bekanntgegeben.**) lehnt worden. Wir setzen die Beratung fort. Wer stimmt für den Gesetzentwurf in der Ausschuß- Ich gebe Ihnen zunächst das von den Schriftführern fassung? – Gegenstimmen! – Enthaltungen? – Der Ge- und Schriftführerinnen ermittelte Ergebnis der na-setzentwurf ist damit mit den Stimmen der Koalitions- mentlichen Abstimmung über die Schlußabstimmung fraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU und zum Haushaltssanierungsgesetz bekannt. F.D.P. bei Enthaltung der PDS in zweiter Beratung an- genommen worden. Abgegebene Stimmen 580. Mit Ja haben gestimmt 328. Mit Nein haben gestimmt 252. Es gab keine Ent- Dritte Beratung haltungen.1) Der Gesetzentwurf ist damit angenommen worden. und Schlußabstimmung. Die Koalitionsfraktionen ver- langen namentliche Abstimmung. Das ist die siebte na- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ mentliche Abstimmung und in diesem Zusammenhang DIE GRÜNEN) die letzte. Ich bitte, die Urnen zu besetzen. – Sind die Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die schließungsantrag der Fraktion der F.D.P. auf Drucksa- Abstimmung. – che 14/2024. Wer stimmt für diesen Entschließungsan- Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine trag? – Gegenstimmen! – Enthaltungen? – Der Ent- Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte, mit der

**) Seite 6335 C **) Seite 6336 A 1) Die Namenslisten werden in einem Nachtrag zu diesem Plenar- 1) Die Namenslisten werden in einem Nachtrag zu diesem Plenarpro- protokoll abgedruckt. tokoll abgedruckt. 6336 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen spä- entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen (C) ter bekanntgegeben.*) des ganzen Hauses angenommen worden. Ich weise noch einmal darauf hin, daß wir in zirka Dritte Beratung einer Stunde auch zu dem Tagesordnungspunkt 12 eine und Schlußabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem namentliche Abstimmung haben werden. Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Ich muß eine Abstimmung nachholen. Wir kommen Stimmt jemand dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge- zur Beschlußempfehlung des Ausschusses für Arbeitsetzentwurf ist in dritter Beratung mit den Stimmen des und Sozialordnung auf Drucksache 14/2033 zu demganzen Hauses angenommen worden. Antrag der Fraktion der PDS zur Kindergelderhöhung auch für Kinder im Sozialhilfebezug. Der Ausschuß Interfraktionell ist vereinbart worden, den Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen „Ver- empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/1308 abzuleh- besserung der Kohärenz von EU-Agrarpolitik und Ent- nen. Wer stimmt für diese Beschlußempfehlung? – Ge- genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlußempfeh- wicklungspolitik im Rahmen der WTO-II-Verhand- lungen“ auf Drucksache 14/1860 nachträglich auch dem lung ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen Auswärtigen Ausschuß zur Mitberatung zu überweisen. der PDS angenommen worden. Sind Sie damit einverstanden? – Das scheint der Fall zu Wir stimmen jetzt über die Beschlußempfehlung des sein. Dann ist das so beschlossen. Finanzausschusses auf Drucksache 14/2035 Nr. 2 zu dem Antrag der Fraktion der F.D.P. mit dem Titel „Ord- Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf: nungspolitisch vernünftige Steuergesetze verabschie- den“ ab. Der Ausschuß empfiehlt, den Antrag auf a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio- Drucksache 14/1546 abzulehnen. Wer stimmt für diese nen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- Beschlußempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun- gebrachten Entwurfs eines gen? – Die Beschlußempfehlung ist mit den Stimmen Gesetzes zur Förderung der Selbständigkeit des Hauses gegen die Stimmen der F.D.P. angenommen worden. – Drucksache 14/1855 – Ich gebe nun das von den Schriftführerinnen und (Erste Beratung 64. Sitzung) Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschus- Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Familienför- ses für Arbeit und Sozialordnung (11. Ausschuß) derung bekannt: Abgegebene Stimmen 568. Mit Ja ha- ben gestimmt 556, mit Nein haben gestimmt 5, Enthal- – Drucksache 14/2046 – 1 (B) tungen 7.) Der Gesetzentwurf ist damit angenommen Berichterstattung: (D) worden. Es handelte sich um die Drucksachen 14/1513, Abgeordneter 14/1670 und 14/2022. b) Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- Ich rufe den Zusatzpunkt 7 auf: richts des Ausschusses für Arbeit und Sozialord- nung (11. Ausschuß) zu dem Antrag der Abge- Zweite und dritte Beratung des von der Bundes- ordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria regierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Böhmer, , weiterer Abgeord- Gesetzes zur Änderung des Einführungsgeset- neter und der Fraktion der CDU/CSU zes zum Gerichtsverfassungsgesetz 630-DM-Gesetz und Neuregelung der – Drucksache 14/1418 – Scheinselbständigkeit zurücknehmen (Erste Beratung 55. Sitzung) – Drucksachen 14/1005, 14/2046 – Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsaus- Berichterstattung: schusses (6. Ausschuß) Abgeordneter Johannes Singhammer – Drucksache 14/2037 – Wir werden nachher auch dazu eine namentliche Ab- Berichterstattung: stimmung durchführen. Es liegt ein Entschließungsan- Abgeordnete Alfred Hartenbach trag der Fraktion der F.D.P vor. Dr. Wolfgang Frhr. v. Stetten Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Eine Aussprache ist nicht vereinbart. Wir kommenWiderspruch. Dann ist das so beschlossen. daher gleich zur Abstimmung. Ich bitte diejenigen, die Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Abge- dem Gesetzentwurf in der Ausschußfassung auf Druck- ordnete Peter Dreßen. sache 14/2037 zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetz- Peter Dreßen (SPD): Frau Präsidentin! Meine Da- *) Seite 6339 C men und Herren! Auch wenn es die Opposition nicht 1) Die Namensliste wird in einem Nachtrag zu diesem Plenarprotokoll glauben will: Mit dem Gesetz zur Förderung der Selb- abgedruckt. ständigkeit werden entstandene Fehlentwicklungen der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6337

Peter Dreßen (A) letzten Jahre in der Sozialversicherung wieder in geord- Statt dessen haben wir nun eine Lösung gefunden, in- (C) nete Bahnen gelenkt. In nahezu allen europäischen Län- dem fünf Vermutungskriterien erarbeitet wurden, von dern sind Selbständige in die Alterssicherung mit ein- denen drei zutreffen müssen, damit man der Vermutung gebunden. Nur wir in Deutschland erlauben uns den Lu- der Scheinselbständigkeit entgehen kann. Aber Ihnen xus, das nicht zu tun. muß ich sagen: Vermutungen sind noch keine Tatbe- stände; Vermutungen kann man widerlegen. Dabei ist unbestritten, daß auch bei Selbständigen die Gefahr der Altersarmut besteht. Ich darf daran erinnern, Die Grundsätze zur Abgrenzung zwischen abhängiger daß wir 1972 die Sozialversicherung zum erstenmal für Beschäftigung und Selbständigkeit werden klargestellt. Selbständige geöffnet haben. Das wurde damals als gro- Genauso gilt weiter der Amtsermittlungsgrundsatz in der ße soziale Errungenschaft hingestellt. Damals gab es in Sozialversicherung weiter. Wir haben erweiterte Mög- der F.D.P. aber noch Persönlichkeiten wie Maihofer,lichkeiten zur Befreiung der Selbständigen von der Flach, Baum, Hirsch. Und heute? Heute hat sie LeuteRentenversicherungspflicht geschaffen. Wir haben die wie Westerwelle, Schwaetzer usw. Gewährung eines vorläufigen Rechtsschutzes vorgese- hen, den Ausschluß von unzumutbaren Beitragsnachfor- (Dirk Niebel [F.D.P.]: Niebel haben Sie ver- derungen ins Gesetz aufgenommen und das Ganze ent- gessen! Wie können Sie an mir vorbeisehen!) bürokratisiert, indem wir die BfA als allein zuständig bei – Zu Ihnen komme ich noch. den Antragsverfahren erklärt haben. Das alles sind Wahrheiten. Was ist aus der F.D.P. geworden? Heute müssen wir Sprüche von Herrn Niebel ertragen, der ungeniert davon Wer nun immer noch behauptet, wir hätten für Exi- spricht, daß bei diesem Gesetz den Selbständigen dasstenzgründungen nichts getan, will nicht wahrhaben, Unheil der Sozialversicherung droht. Herr Niebel, Ihnen was in diesem Gesetz steht, oder – das vermute ich, und sei gesagt: Die Sozialversicherung ist kein Unheil, son- das ist noch schlimmer – er will überhaupt keine dern eine segensreiche Einrichtung, um die uns alleSchutzbestimmungen, und selbst Mindeststandards sind Länder beneiden, die sie nicht haben. ihm ein Greuel. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb DIE GRÜNEN) [F.D.P.]: Sie verstehen von Existenzgründun- gen Null Komma null!) Das Gesetz, das wir heute verabschieden, dient gera- de dazu, daß im Alter keine Altersarmut entsteht. Dabei Das allerdings machen wir nicht mit. Wir haben, um haben wir Sozialpolitiker natürlich einen KompromißExistenzgründungen nicht zu verhindern, dieAnträge schließen müssen: einerseits Existenzgründungen nicht der PDS abgelehnt. Wenn wir ihnen gefolgt wären, (B) zu behindern – deswegen die dreijährige Freistellunghätten wir nichts verändert. Deswegen konnten wir ih-(D) von Sozialversicherungsbeiträgen mit einer Option für nen nicht zustimmen. eine zweite Chance – und andererseits die Selbständigen vor der Sozialhilfe im Alter zu bewahren. Gleichzeitig (Eva-Maria Bulling-Schröter [PDS]: Das wäre haben wir den eklatanten Mißstand der Scheinselbstän- aber gut gewesen!) digkeit beseitigt. Sie von der Opposition sollten uns da- Im Ausschußbericht ist zu lesen, daß die CDU/CSU für eigentlich loben; denn Sie haben sich 16 Jahre lang behauptet, daß wir das Ganze im „Trial-and-error- die Zähne daran ausgebissen. Sie haben nichts zustande Verfahren“ – zu deutsch: Versuch-und-Irrtum-Verfahren gebracht, obwohl auch Sie den Mißstand erkannt hatten. – durchgeboxt hätten. Ich glaube, Sie haben sich deshalb (Beifall bei Abgeordneten der SPD) der englischen Sprache bemächtigt, weil Sie diesen Blödsinn, wenn Sie ihn deutsch ausgedrückt hätten, sel- Es ist schlichtweg falsch, wenn die Opposition be-ber nicht geglaubt hätten. hauptet, wir hätten dieses Gesetz im Schweinsgalopp durch dieses Parlament getrieben. Ich möchte Sie daran (Beifall bei der SPD) erinnern: Nachdem auch aus unseren Reihen Bedenken Allerdings ist es Ihrer Politik der sozialen Kälte zu aufkamen, daß das alte Gesetz Existenzgründungen be- verdanken, daß die Sozialkassen in den letzten 16 Jahren hindern könnte, haben wir im März eineExperten- ausgeplündert wurden. Statt eine Sondersteuer für die kommission unter der Leitung von Professor Dr. Diete- Wiedervereinigung zu erheben, haben Sie einfach der rich eingesetzt. Diese Kommission hat vom Frühjahr bis Rentenversicherung zusätzliche Fremdleistungen aufge- zum Herbst getagt und dann Ergebnisse vorgelegt, die bürdet. Den Aufbau Ost haben Sie dann auch noch mit wir nun in diesem Gesetz wiederfinden. Wenn Sie esMitteln der Bundesanstalt für Arbeit finanziert. Heute auch nicht wahrhaben wollen: Es sind alle relevantenschreien Sie hier herum und sagen, die Lohnnebenko- Punkte dieser Kommission umgesetzt worden. Dabei ist sten seien zu hoch. Wer hat denn von 1982 bis heute die es – das muß ich offen sagen – auch dieser Expertenrun- Lohnnebenkosten von 34 Prozent auf 42 Prozent hoch- de nicht gelungen, eine Definition zu finden, wer abhän- getrieben, Sie oder wir? Das darf man sich doch einmal gig Beschäftigter und wer selbständig ist. Im übrigenoffen fragen. waren die Experten in guter Gesellschaft; denn das hat bisher keine andere Regierung geschafft. Das wird nach Die von Ihnen so vielgescholtene rotgrüne Bundesre- meiner Überzeugung auch nicht zu schaffen sein, weil gierung hat Wege beschritten, um dieLohnnebenko- nichts stärker in Bewegung ist als die Arbeitsbedingun- sten zu senken. Diese rotgrüne Bundesregierung hat die gen in den Betrieben und in den Verwaltungen. beitragsungedeckten Leistungen, also die Fremdleistun- 6338 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Peter Dreßen (A) gen, steuerfinanziert, statt sie den Beitragszahlern und Sozialversicherung 16 Jahre lang verursachte Chaos(C) den Rentnern aufzubürden. Die Renten steigen, und die wieder in geordnete Bahnen zu lenken? Ich meine, nein. Beitragssätze sinken – das ist die Realität rotgrüner (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [F.D.P.]: Politik. Was sagt denn Frau Fischer zu dem Chaos in (Beifall bei der SPD) der Sozialversicherung?) Wenn Sie dieses Kunststück damals fertiggebracht hät- Ich prophezeie Ihnen: Wenn Sie morgen hier in die- ten, hätten wir Ihnen einen Heiligenschein aufgesetzt.sem Hause das Sagen hätten, Sie würden an diesem Ge- Aber nachdem Sie das nicht geschafft haben, sollten Sie setz kein Komma und kein Jota ändern. wenigstens ein paar Stunden in Sack und Asche gehen. (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wenn, daß! Der Gipfel Ihrer Alternativvorschläge ist nun, daß wir – Abg. Dirk Niebel [F.D.P.]: Das dauert keine gleichzeitig das 630-Mark-Gesetz zurückziehen sollen. zwei Wochen!) Als Begründung steht im Ausschußbericht, die Koalition Sie wären sogar dankbar, daß wir das für Sie gemacht habe kein Gefühl mehr für die Lebenswirklichkeit und haben. das, was gerecht ist. Ich frage Sie: Ist es gerecht, daß ein Arbeitnehmer, der Überstunden macht, dafür Steuern Nun lese ich in einer Presseerklärung der CDU/CSU und Sozialabgaben berappen muß, aber der, der keineunter der Überschrift „Ein Jahr rotgrüne Sozialpolitik“ Überstunden macht, sondern statt dessen zusätzlichden Satz: „Die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt der Regie- einen 630-Mark-Job hat, dafür nichts zahlen muß? Ich rung Kohl schmelzen dahin.“ Dann weisen Sie darauf sage: Das ist nicht gerecht! hin, daß zwischen September 1997 und September 1998 die Zahl der Arbeitslosen um 340 000 gesunken ist. Wenn unser Sozialsystem sich nur aus der Bemes- sungsgrundlage des Faktors Arbeit speist, war es dann Ich will gar nicht auf die Manipulationen eingehen, gerecht, immer mehr Arbeit von dieser Bemessung aus- die Sie während des Bundestagswahlkampfes mit den zuschließen und denen, die übrigbleiben, die Beiträge zu ABM-Mitteln insbesondere in den neuen Ländern vorge- erhöhen? Ich sage: Nein, Ihre Politik war unsozial und nommen haben. Vielmehr möchte ich Sie darauf hinwei- ungerecht. sen, daß wir schon heute weniger Arbeitslose haben als 1997. Wir sind schon beim Stand des Jahres 1996 ange- (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [F.D.P.]: kommen. Das sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen. Wer hat Ihnen das aufgeschrieben, Herr Dre- ßen?) (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Und 500 000 weniger Erwerbstätige, (B) Sie waren im Wolkenkuckucksheim und fern von je- Herr Dreßen!) (D) der Realität. Es ist bekannt: Wer reformiert, kann das – Wir befinden uns auf dem Stand von 1996, und das nicht zum Vorteil aller machen. Da stimme ich jedem können Sie nicht wegdiskutieren. Wir haben jetzt weni- zu. Frau Noelle-Neumann hat festgestellt: Wer refor- ger Arbeitslose als 1997. miert, wird abgewählt. Wir haben bei den letzten Land- tags- und Kommunalwahlen bittere Erfahrungen machen (Dirk Niebel [F.D.P.]: Weniger Beschäftigte!) müssen. Wir sind schon bei 1996 angekommen. Trotz alledem bin ich überzeugt: Wir dürfen diesen Der Kanzler und sein Arbeitsminister haben es ge- Pfad nicht verlassen. Ich bin sicher, daß die Bürger lang- schafft, daß sich auf dem Arbeitsmarkt etwas bewegt, fristig einsehen, daß ohne Reformen in diesem Landund zwar nach unten. vieles kaputtgeht. Ihren Weg kennen wir: Schulden ma- chen und auf Kosten unserer Kinder die Zukunft verves- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten pern. Das kann nicht unser Weg sein. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie argumentieren im Ausschußbericht, vorrangiges Die Erfolge von Kohl waren doch immer wieder neue Ziel der jetzigen Regelung der Koalition sei es, Geld in Rekorde, was die Höhe der Arbeitslosigkeit, die Sozialkassen zu bekommen. Ich habe bereits ausge- (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das ist doch führt, daß das für das Gesetz zur Förderung der Selb- Unsinn!) ständigkeit nicht zutrifft. die Zahl der Langzeitarbeitslosen und die Höhe der Ju- (Dirk Niebel [F.D.P.]: Der Titel ist eine gendarbeitslosigkeit angeht. Angesichts dessen verteu- Frechheit!) feln Sie hier das JUMP-Programm, obwohl es dazu bei- Allerdings trifft es zu, daß wir über die Mehreinnah- trägt, daß junge Menschen wieder eine Chance für die men in derKrankenversicherung beim 630-DM- Zukunft bekommen. Gesetz nicht unerfreut waren. Denn dadurch haben wir Insofern haben Sie recht: Diese Erfolge von Kohl, unter anderem für junge Menschen die Zuzahlung beim nämlich die Rekordhöhe der Arbeitslosigkeit, schmel- Zahnersatz wiederhergestellt und andere unsoziale Taten zen. Dazu sage ich: Gott sei Dank sind wir jetzt auf dem beseitigt. richtigen Weg. Ist im übrigen eine Regierung zu tadeln, wenn sie alle (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Anstrengungen unternimmt, um das von Ihnen in der des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6339

Peter Dreßen (A) Im Fazit ihrer Presseerklärung stellt die CDU/CSUdann müßte es nach Ihrer Devise 12 bzw. 13 Millionen(C) fest: 630-DM-Jobs gegeben haben. Das – das müssen Sie zugeben – haben selbst wir in der Opposition nicht be- Notwendig ist ein Neubeginn in der Sozialpolitik, hauptet. Wir sind immer davon ausgegangen, daß es der den Weg freimacht für mehr Beschäftigung und zwischen 5 und 6 Millionen 630-DM-Jobs gibt. mehr Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme. Wie gesagt, 3,2 Millionen sind Gott sei Dank regi- Recht haben Sie mit dieser Feststellung. striert. Die Sozialversicherung und die Krankenversiche- Ihr Problem ist nur, daß Sie nicht wahrhaben wollen, rung haben dadurch Mehreinnahmen; das ist richtig. Das daß die rotgrüne Bundesregierung genau dies tut, undist notwendig, damit die bestehenden schwierigen Gege- zwar mit Erfolg. benheiten beseitigt werden können. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Realisie- [F.D.P.]: Sie träumen!) rung sozialer Gerechtigkeit sind und bleiben die vorran- gigen Ziele der rotgrünen Regierung. Haben Sie denn vergessen, daß wir die 100prozentige Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle wiederhergestellt (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Das werden haben? Haben Sie denn vergessen, daß für 8 Millionen Sie nicht erreichen!) Menschen der Kündigungsschutz wieder gilt? Haben Sie Dieses Gesetz ist ein Baustein zur Förderung der Selb- vergessen, daß der Beitrag zur Rentenversicherung von ständigkeit, aber auch ein Baustein für die Funktionsfä- 20,3 auf 19,5 und demnächst auf 19,3 Prozent absinkt higkeit des Sozialversicherungssystems. Ich bitte des- und daß zugleich die Fremdleistungen in der Rentenver- halb um Ihre aktive Zustimmung, meine Herren. sicherung jetzt steuerfinanziert werden? Haben Sie ver- gessen, daß die Winterarbeitslosigkeit auf dem Bau (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ durch die Einführung des Schlechtwettergeldes beseitigt, DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist daß die Entlassungsabfindungen nicht mehr auf das Ar- eine Frechheit, ein Schlag in das Gesicht eines beitslosengeld angerechnet werden und daß beim Steu- jeden Selbständigen in diesem Land!) errecht Familien und Arbeitnehmerhaushalte kräftig entlastet werden? Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Bevor ich dem Dies ist wahrlich eine stolzeBilanz, wobei ich der nächsten Redner das Wort erteile, gebe ich Ihnen das Zeit wegen noch nicht einmal alles aufführen konnte.von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte Dies alles haben wir durchgesetzt, obwohl Sie von der Ergebnis der letzten namentlichen Abstimmung zum Opposition in der Sozialpolitik nichts anderes tun als Steuerbereinigungsgesetz 1999 auf den Drucksa- (B) verschleiern und verhindern, ja selbst vor Unwahrheiten chen 14/1514, 14/1655 und 14/2035 bekannt: Abgege-(D) und Verunsicherungen nicht zurückschrecken. bene Stimmen 567. Mit Ja haben gestimmt 326, mit Nein haben gestimmt 212. Es gab 29 Enthaltungen.1) Ich will Ihnen deutlich machen, daß sogar die Presse Der Gesetzentwurf ist damit angenommen. darauf einsteigt. In der „Bild-Zeitung“ vom 10. Novem- ber dieses Jahres steht: 75 Prozent der630-DM-Jobs Das Wort in dieser Debatte hat nun der Abgeordnete wurden ersatzlos gestrichen. Klaus Hofbauer. (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das wird wohl so sein!) – Ja, weil Sie das so behaupten. Leider übernimmt die Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Presse manchmal die Enten, die Sie produzieren. Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Herr Dreßen, es ist schon interessant, Ihnen zuzuhören, (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Von welchen Zahlen gehen Sie aus? Wie viele gab es vor- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Es ist schok- her?) kierend!) – Im Arbeitsministerium wurden 3,2 Millionen 630-DM- vor allen Dingen Ihren Ausführungen zum Thema Ar- Jobs registriert. beitsmarkt. (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Sie haben ge- Angesichts der Arbeitsmarktzahlen, die in den sagt: 6 Millionen!) letzten Tagen zu hören waren, wird die Bankrotterklä- rung der Bundesregierung offensichtlich. Wenn man dem folgen würde, hätten wir vorher 12,4 Millionen solcher Jobs gehabt. Daß das von A bis Z (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) nicht stimmen kann, ist ja wohl klar. Das können SieDiese Bundesregierung hat versprochen, die Arbeitslo- nicht wegdiskutieren. sigkeit drastisch zu reduzieren. (Beifall bei der SPD – Adolf Ostertag [SPD]: (Peter Dreßen [SPD]: Richtig! Wir sind auf „Bild“ lügt! Das wissen wir doch!) gutem Weg!) 3,2 Millionen 630-DM-Jobs sind schon heute regi- striert. Dabei sind diejenigen, die neben einem normalen Arbeitsverhältnis einen zusätzlichen 630-DM-Job haben, 1) Die Namensliste wird in einem Nachtrag zu diesem Plenarprotokoll gar nicht registriert. Wenn ich die noch hinzurechne, abgedruckt. 6340 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Klaus Hofbauer (A) Aber in der Presse steht: Ein Jahr Schröder – Stillstand Es ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, daß im(C) auf dem Arbeitsmarkt. Und das ist auch feststellbar; das Bundestag auf Ihren Vorschlag hin Gesetze verabschie- muß registriert werden. det werden, die sich schon nach wenigen Wochen als praxisuntauglich erweisen und grundlegend geändert (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – werden müssen. Das Maß an Widersprüchen und an Ir- Peter Dreßen [SPD]: Es stimmt nicht alles, ritationen, die durch dieses Ministerium und durch Ihre was da steht!) Koalition ausgelöst werden, ist meiner Auffassung nach Diese Bundesregierung ist angetreten, um die Ar-voll. beitslosigkeit drastisch abzubauen, und zwar in kürzester Zeit. Im letzten Jahr der Regierung Kohl, sind 400 000 Bezeichnend ist, was die Bundesregierung im Ent- Arbeitslose abgebaut worden. Aber seitdem ist ein Jahr wurf eines Gesetzes zur Förderung der Selbständigkeit als Begründung für die Reparatur des Gesetzes vorlegt. lang nichts mehr passiert. Das sind die Fakten, meine Ich zitiere aus dem Vorspann: sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Die Neuregelungen haben in der Praxis ... aufgrund Peter Dreßen [SPD]: Herr Hofbauer, nehmen von Mißverständnissen über ihre rechtliche Trag- Sie zur Kenntnis: offizielle Statistik, Stand Ju- weite zu Schwierigkeiten geführt. ni 96!) Wenn man nach wenigen Wochen feststellt, daß ein Ich möchte gar nicht erst von dem Rückgang derGesetz so nicht funktioniert, dann ist es doch ein Ar- Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mutszeugnis, ein solches Gesetz überhaupt vorgelegt zu sprechen. Leider Gottes kann uns niemand, auch nicht haben. Sie haben mit dieser Neuregelung Ihr eigenes die Bundesregierung, die genaue Zahl nennen. DieGesetz vom letzten Jahr abgewatscht. Schätzungen gehen aber unbestritten davon aus, daß in (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- diesem einen Jahr fast 400 000 Arbeitsplätze verloren- ordneten der F.D.P. – Peter Dreßen [SPD]: gegangen sind. Dies muß noch in die Arbeitsmarktzah- Herr Hofbauer, Sie müssen sich etwas Neues len einbezogen werden. einfallen lassen!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Wie lange wollen es sich diese Bundesregierung und Peter Dreßen [SPD]: Das ist eine Lüge!) die rotgrüne Koalition noch erlauben, solch mißratene Der neuerliche Entwurf eines Gesetzes zurFörde- Gesetze rung der Selbständigkeit genügt bei weitem nicht den Anforderungen an ein modernes Regelungswerk für ein (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) (B) unkompliziertes und unbürokratisches Verfahren. Des- trotz der Warnung der Experten und der Opposition in(D) halb fordert die Union, das Gesetz in Gänze zurückzu- Kraft zu setzen? nehmen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Peter Dreßen [SPD]: Mein Gott! Ändern Sie, Susanne Kastner [SPD]: Es soll die Selbstän- wenn Sie dran sind!) digkeit fördern!) Wir garantieren Ihnen, daß auch dieses Gesetz nicht lan- Wir und viele Experten haben vor den Problemenge halten wird und daß wir bald wieder vor neuen Er- gewarnt. Die Entwicklung der letzten Monate hat unsgänzungen und Änderungen stehen werden. leider recht gegeben. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) Das jetzt vorliegende Korrekturgesetz ist ein offenes Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir, wenn es um Existenzgründungengeht, eine ganz Eingeständnis des völligen Fehlschlags des ersten Ver- persönliche Bemerkung. Ich war 15 Jahre lang Wirt- suchs von Herrn Minister Riester, die sogenannte Scheinselbständigkeit zu bekämpfen. schaftsreferent in einem Landratsamt Wir erinnern uns an die Regierungserklärung im (Peter Dreßen [SPD]: Da haben Sie aber nicht letzten Jahr. Rotgrün hat versprochen, mehr Arbeitsplät- viel gelernt!) ze zu schaffen, den Arbeitsplatzabbau zu stoppen und habe vielleicht 700 oder 800 Existenzgründungsge- (Susanne Kastner [SPD]: Das haben wir doch spräche geführt und ungefähr 150 Existenzgründungen gemacht!) von Anfang an bis zum Erfolg begleitet. Aus meiner praktischen Erfahrung kann ich sagen: Dieses Gesetz und die Bürokratie abzubauen. Es sieht ganz anders aus: behindert und verzögert, und vor allen Dingen demoti- Das 630-DM-Gesetz hat geringfügige Beschäftigungs- viert es junge Leute, einen Betrieb zu eröffnen. verhältnisse vernichtet. Und das Gesetz zur Bekämp- fung der Scheinselbständigkeit hatExistenzgründun- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – gen erschwert und zum Teil unmöglich gemacht. Peter Dreßen [SPD]: Das reden Sie ihnen ein! Das stimmt doch alles nicht, was Sie da er- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) zählen!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6341

Klaus Hofbauer (A) Erlauben Sie mir eine weitere Bemerkung auf Grund Die Finanzämter kommen nicht mehr zu ihren eigenen(C) meiner praktischen Erfahrung aus den Existenzgrün-Aufgaben. Sie wollten Bürokratie abbauen und haben dungsgesprächen: Die jungen Menschen haben mit der neue Bürokratie geschaffen. Bürokratie die größten Schwierigkeiten. Sie bauen mit In diesem Sinne wäre es sinnvoll, das eine Gesetz so- diesem Gesetz wie bei den 630-DM-Jobs neue Demo- fort aufzuheben und das andere Gesetz zurückzuneh- kratie men, um wieder mehr Schwung in die Wirtschaftskraft (Lachen und Beifall bei der SPD) zu bringen. – Bürokratie auf. Sie sind Weltmeister in der Schaffung Herzlichen Dank. von Bürokratie, dabei wollten Sie doch die Bürokratie (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) abbauen. Dieses Versprechen haben Sie bei weitem nicht erfüllt. Das Wort hat (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: jetzt die Abgeordnete Margareta Wolf. Ein schlechtes und unausgewogenes Gesetz wird (Zuruf von der CDU/CSU: Ziehen Sie das Ge- auch durch das Herumdoktern an den Symptomen nicht setz zurück! – Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie besser. Es fehlt die Grundlage. Schauen Sie einmal in schreiben doch sonst immer bei uns ab!) die neue Ausgabe der „Wirtschaftswoche“: Im letzten Jahr ist gegenüber heuer die Zahl derGewerbeanmel- dungen um 40 000 zurückgegangen. Denken Sie einmal Margareta Wolf (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE darüber nach, welchen Anteil daran Ihr Gesetz hat. Das GRÜNEN): Herr Niebel, ich würde nie von Ihnen ab- ist Ihre verfehlte Politik, für die tragen Sie die Verant- schreiben. wortung. (Heiterkeit) Erlauben Sie mir, zum Antrag der CDU/CSU zum 630-DM-Gesetz ein paar Anmerkungen zu machen. Sie Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und haben einen Wust von Bestimmungen und Verordnun- Herren! Verehrter Herr Kollege Hofbauer, Sie haben ge- gen verursacht, der katastrophal ist. rade beklagt, daß wir mit unserem Gesetz dieSchein- selbständigkeit nicht zurückgedrängt haben. Wir haben (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) in der Tat mit dem Gesetz, das am 19. Dezember 1998 verabschiedet wurde, Sie haben Regelungen für verschiedene Gruppen getrof- fen, zum Beispiel für Minijobber oder für Nebenjobber – (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Chaos ange- (B) hier gibt es vier Varianten zu beachten –, für geschiede- richtet!) (D) ne Jobber, für Rentner, für Schüler und Studenten, für einen untauglichen Versuch unternommen, der Schein- kurzzeitig tätige Jobber und für Menschen, die erwei- selbständigkeit entgegenzuwirken. terte Rentenansprüche erwerben wollen, für Arbeitslose und für Sparer. Sie haben ein undurchschaubares Gesetz (Dirk Niebel [F.D.P.]: Höchst untauglicher in die Welt gesetzt. Versuch!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- – Ich weiß, daß Sie gern dazwischenrufen. ordneten der F.D.P.) Sie sind diesem Prozeß, daß zunehmend Leute von In der Broschüre des Arbeitsministeriums sind allein den Arbeitgebern aus Betrieben „outgesourced“ und in 12 unterschiedliche Fallbeispiele enthalten. In dendie Selbständigkeit geschickt wurden, weil die Sozial- Richtlinien für die Spitzenverbände der Sozialversiche- versicherungsbeiträge zu hoch waren, nicht entgegenge- rung stehen sogar 28 verschiedene Fallbeispiele. Dietreten. Sie wissen auch, daß Sie den Mut dazu nicht Verwaltungs- und Gerichtspraxis wird zeigen, daß diese hatten und haben. Liste ins Unendliche fortgesetzt werden kann. Diese (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Bundesregierung und diese Koalition schaffen Bürokra- SES 90/DIE GRÜNEN) tie und keine Arbeitsplätze. Jetzt sagen Sie, verehrter Herr Kollege Hofbauer, wir (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) würden mit dem Gesetzentwurf, über den wir heute dis- Darf ich zum 630-DM-Gesetz noch eine Zahl inskutieren, deutlich machen, daß wir unser erstes Gesetz Spiel bringen? Wenn meine Schätzungen stimmen –abwatschen. Herr Kollege Hofbauer, wir haben ein an- man möge mir widersprechen, wenn es nicht so ist –,deres Verständnis von Politik als Sie. Wir haben mit sind allein ungefähr 2,3 Millionen Anträge über Frei-diesem Gesetzentwurf tatsächlich das erste Gesetz kor- stellungen im letzten Jahr zu bearbeiten gewesen. rigiert. Wir haben erst drei Monate lang Erfahrungen ge- sammelt und dann eine Kommission eingerichtet. Wir (Peter Dreßen [SPD]: Woher haben Sie die haben genau das gemacht, was Sie heute mit Ihren An- Schätzungen?) trägen einfordern. Wissen Sie, welchen bürokratischen Aufwand Sie den (Klaus Hofbauer [CDU/CSU]: Vorher schon!) Finanzämtern aufgebürdet haben? – Sie hätten sich schon in den 16 Jahren Ihrer Regie- (Peter Dreßen [SPD]: Ist alles erledigt!) rungszeit mit den Leuten treffen müssen. Aber jetzt, 6342 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Margareta Wolf (Frankfurt) (A) nachdem wir einen Prozeß abgeschlossen haben, stellen Ziel unseres Gesetzes – ich gebe zu, das ist ein Spa- (C) Sie sich hierhin und sagen: Weg mit dem Gesetz, denn gat – war es, auf der einen Seite Selbständigkeit zu för- ihr müßt euch erst einmal mit den betroffenen Branchen dern und auf der anderen Seite den schon beschriebenen treffen. Prozeß, daß Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu- nehmend in die Selbständigkeit ohneSozialversiche- Das haben wir getan. Dieser Gesetzentwurf ist unter rungspflicht gedrängt werden, zu beenden und dies zu Beteiligung der IT-Branche, einer Zukunftsbranche, der verknüpfen. Das ist eine Herausforderung, der wir uns Journalisten, der freien Berufe und der Gewerkschaften vor dem Hintergrund des Übergangs von der Industrie- entstanden. Diese Kommission hat hart gearbeitet und gesellschaft hin zur Dienstleistungsgesellschaft stellen hier einen Gesetzentwurf vorgelegt, von dem ich glaube, mußten. daß er tatsächlich zu mehr Selbständigkeit und zur Si- cherung der Sozialversicherungssysteme beiträgt. Dazu, daß Sie jetzt immer sagen, dies sei unglaublich (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – bürokratisch, muß ich sagen: Entschuldigen Sie bitte, Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Sie wissen verehrte Kolleginnen und Kollegen, aber die Statusan- doch besser, daß dies nicht so ist!) frage, die Sie im Rahmen der Anhörung immer als bü- rokratisch kritisiert haben, gab es auch schon zu Ihrer Herr Kollege Dreßen, ich glaube, es war gut, daß sich Regierungszeit, allerdings mit dem Unterschied gegen- die Kommission nicht die Aufgabe gestellt hat, zu defi- über dem jetzigen Entwurf, daß man die Statusanfrage nieren, was abhängig Beschäftigte sind. Daran beißenbei dem jeweiligen Krankenversicherungs- und Renten- sich BAG-Richter seit Jahrzehnten die Zähne aus. Ichversicherungsträger stellen mußte. Wir gestalten die glaube auch, daß es hier keine Statusdefinition gebenStatusanfrage effizient. Ausschließlich zuständig ist die sollte. Denn unsere Arbeitsgesellschaft befindet sich in BfA. einem Umbruch, bei dem Statusdefinitionen nicht wei- terhelfen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es handelt sich bei dem Gesetz zur Förderung der Selb- ständigkeit um ein gutes Gesetz. Wir haben durch die Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Frau Kollegin, Erweiterung des Kriterienkatalogs und vornehmlich darf der Kollege Hinsken eine Zwischenfrage stellen? durch die Zurückdrängung – – (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das haben Sie gut bei Margareta Wolf (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE uns abgeschrieben!) GRÜNEN): Nein. Den Kollegen Hinsken kenne ich schon. Herr Hinsken, ich schätze Sie sehr, und Sie kön- – Sie haben sicher noch Gelegenheit, sich dazu zu äu- nen Ihre Frage später stellen. Ich möchte noch einenßern, sonst lassen Sie sich von Ihrer Fraktion auf die (B) Punkt ansprechen, danach können wir gern diskutieren. Rednerliste setzen. Ich finde es störend, Herr Niebel. (D) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Mich kennen Sie auch!) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie haben abgeschrie- ben!) – Herr Niebel, dies möchte ich mit allem Ernst anspre- chen. Ich finde das alles nämlich nicht so schrecklich– Ich habe von Ihnen noch nie etwas abgeschrieben. Ich komisch, wie Sie das immer finden. finde Ihre Papiere bisweilen nicht sehr inhaltsreich. Die (Dirk Niebel [F.D.P.]: Es ist gar nicht ko- Floskeln wiederholen sich ständig. misch! Das ist reiner Galgenhumor!) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist nicht nett! Das Ich habe eine wirklich ernstgemeinte Frage an die haben wir nicht verdient!) F.D.P., aber auch an die CDU. Ich glaube, Sie, meine Daß Sie damit auf wenig Resonanz stoßen, müßten verehrten Kolleginnen und Kollegen, müssen sich ent- inzwischen auch Sie schon gemerkt haben. scheiden, ob Sie diesoziale Marktwirtschaft tatsäch- lich zukunftstauglich machen wollen. (Peter Dreßen [SPD]: Auf Niebel-Niveau kön- nen wir uns nicht begeben!) Sehen Sie sich einmal alle Statistiken an. Diese sind nicht vom Himmel gefallen. Ich möchte auch nicht im- Wir haben dieVermutungsregelung aus guten mer auf die 16 Jahre hinweisen, aber Sie müssen sichGründen – aus Gründen des Bürokratieabbaus, aber einmal ansehen, wie das Vertrauen in die Systeme der auch vor dem Hintergrund des Ziels der Förderung der sozialen Sicherung in den letzten Jahren – berechtigt – Selbständigkeit – zurückgedrängt. Sie ist quasi nicht geschwunden ist. Es wird von sozialer Ungerechtigkeit mehr existent. geredet. Sie müssen sich entscheiden: Wollen Sie die Darüber hinaus haben wir etwas gemacht, auf das soziale Marktwirtschaft zukunftstauglich machen, oder man vielleicht schon früher einmal hätte kommen kön- beziehen Sie sich immer nur so auf Röpke und Eucken, nen: Wir stellen die Existenzgründer für drei Jahre von weil es gut in Ihren Kurs paßt? Für meine Begriffe sind der Rentenversicherungspflicht frei. Diese Möglichkeit Sie durch Ihren Fundamentalismus auf dem besten We- kann man zweimal im Leben in Anspruch nehmen. Zu- ge, sich von der sozialen Marktwirtschaft zu verabschie- dem sind wir dazu übergegangen, daß alle schon jetzt den. Sie blockieren Innovationen, die diese soziale Selbständigen bis zum 30. Juni 2000 Zeit haben, ihre Marktwirtschaft zukunftstauglich machen würden. Altersvorsorge nachzuweisen: in Form von Immobi- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- lien, in Form von Anlage in Aktienfonds – egal, wie. SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) Wir überlassen es ihnen selber, nachzuweisen, daß sie Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6343

Margareta Wolf (Frankfurt) (A) für ihr Alter vorgesorgt haben. Wir schreiben ihnen Dr. Heinrich L. Kolb (F.D.P.): Sehr geehrte Frau(C) nicht vor, wie sie das zu regeln haben. Die BefreiungPräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe von der Rentenversicherungspflicht muß bis zumFrau Wolf, Ihr Versuch, den hier vorliegenden Gesetz- 30. Juni 2000 beantragt werden. Ich halte das für einentwurf schönzureden, taugte nicht. Sie werden damit sehr gutes Signal für die Existenzgründer. keinen Erfolg haben. Ich möchte Sie bitten, diesen Prozeß – das wird ja (Beifall bei der F.D.P. – Peter Dreßen [SPD]: nicht die letzte Debatte zu diesem Thema sein – zur Bei Ihnen nicht, aber in der Öffentlichkeit!) Förderung der Selbständigkeit in Deutschland und zur Reform des Sozialversicherungssystems zu unterstützen. Die rotgrüne Koalition hat vor ziemlich genau einem Verehrter Herr Kollege Niebel, ein Problem der altenJahr – trotz damals unüberhörbar vorgetragener War- Bundesregierung war – aber ich glaube, das betrifft alle nungen und Bedenken nicht nur der Opposition, sondern Fraktionen hier in diesem Hause –, daß Sozialpolitiker auch aller angehörten Experten – eine Regelung be- zuwenig mit Wirtschaftspolitikern geredet haben. Ichschlossen, die man rückblickend nur als Anschlag auf weiß nicht, wie das bei Ihnen ist. die Selbständigkeit in Deutschland bezeichnen kann. (Dirk Niebel [F.D.P.]: Wir haben einen regen (Beifall bei der F.D.P.) Gedankenaustausch!) Eifernd, mit Schaum vor dem Mund, haben Sie damals – Das ist ja ganz hervorragend, nur erinnere ich mich an unter dem hehren Titel „Korrekturen in der Sozialversi- überhaupt keine sozialpolitischen Ansätze bei Ihnen. cherung und Sicherung der Arbeitnehmerrechte“ zumin- dest einen Gründerjahrgang erheblich verunsichert, Übrigens sind mir auch keine Ansätze erinnerlich, die wenn nicht sogar vollständig platt gemacht. in der Vergangenheit zu mehr Selbständigkeit geführt hätten. 1998 betrug die Selbständigenquote in Deutsch- Zwar werden uns die endgültigen Zahlen zumExi- land 9,4 Prozent. stenzgründungsgeschehen das ganze Desaster für das Jahr 1999 deutlich machen, aber der Trend ist schon (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Aber sie stieg jetzt klar; Kollege Hofbauer hat ihn benannt. Die Ver- damals, von 7,2 auf 9,8 Prozent!) antwortung dafür liegt bei Ihnen. Sie wissen vielleicht, daß sie in Großbritannien bei Nun liegt also das Korrekturgesetz zum Korrekturge- 12 Prozent, in den Niederlanden bei 10 Prozent, in Bel- setz vor. Dieser Gesetzentwurf ist schon deswegen un- gien bei 13 Prozent lag. 1999 beläuft sich die Selbstän- zureichend, weil er andere dringend korrekturbedürftige digenquote auf 9,6 Prozent, gegenüber 9,4 Prozent im Sachverhalte, zum Beispiel die geringfügigen Beschäf- Jahre 1998. Wir müssen hier noch relativ viel tun. Aber tigungsverhältnisse, außen vor läßt. (B) ich glaube, Sie können hier nicht ernsthaft behaupten, (D) den Selbständigen gehe es so schlecht, weil jetzt ein Jahr Ich fordere Sie auf: Werden Sie auch hier tätig. Neh- Rotgrün regiert. men Sie die berechtigten Klagen im Lande und die Men- (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist leider schen ernst. Wir werden auf jeden Fall heute aus diesem so! – Dirk Niebel [F.D.P.]: Dem ganzen Land Grund dem Entschließungsantrag der CDU/CSU zu- geht es schlecht!) stimmen. Es gibt unsererseits einiges aufzuarbeiten. Ich kann (Susanne Kastner [SPD]: Ehrlich? Schon wie- Sie nur herzlich einladen: Wenn wir die soziale Markt- der? Die F.D.P ist immer für CDU/CSU!) wirtschaft erhalten und zukunftstauglich machen wollen, Aber selbst da, Frau Kollegin Kastner, wo Sie den dann wirken Sie konstruktiv mit, anstatt jede Debatte zur Versuch einer Überarbeitung bei der von Ihnen so be- Reform der sozialen Marktwirtschaft dazu zu nutzen,zeichneten Scheinselbständigkeit unternehmen, kann populistisch dumme Sprüche zu klopfen! man nicht umhin, kopfschüttelnd nur eine Verschlimm- (Dirk Niebel [F.D.P.]: Jetzt werden Sie auch besserung festzustellen. Es zeugt – ich muß das so sagen noch unverschämt!) – von Unbelehrbarkeit und von Beratungsresistenz, daß Sie erneut den Anregungen und Warnungen in der Ex- Als ich die Beiträge der F.D.P.-Kollegin zur Familien- pertenanhörung nicht folgen, sondern Ihren Gesetzent- förderung gehört habe, habe ich spontan gesagt: Diewurf weitgehend unverändert in einem Eilverfahren in F.D.P. ist auf dem Weg hin zur alten Traditionssozial- diesem Hause durchsetzen wollen. demokratie. Diese Beiträge sind hier lange genug gehalten worden. Ich lade Sie also ein – denn es handelt (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- sich um ein riesengroßes Reformprojekt –, die soziale ten der CDU/CSU -Peter Dreßen [SPD]: Soll Marktwirtschaft Ludwig Erhards zu erneuern und somit ich Ihnen die positiven Stellungnahmen zei- zukunftstauglich zu machen. gen? Es gab mehr positive als negative!) Danke schön. – Herr Dreßen, ich habe sie alle durchgelesen. Ich habe mir diese Mühe gemacht, obwohl Ihnen etwa die BDA (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der ZDH in Kenntnis Ihrer vorgeschlagenen Kor- und bei der SPD) rekturen dringend und übereinstimmend nahegelegt ha- ben, die mit dem ersten Korrekturgesetz eingeführten Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat Bestimmungen zurückzunehmen und zum alten Rechts- jetzt der Abgeordnete Dr. Heinrich Kolb. zustand zurückzukehren. 6344 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Heinrich L. Kolb (A) Ich fordere Sie im Namen meiner Fraktion auf: Neh- nur allzugerne abstreifen. Das ist bei der von Ihnen be- (C) men Sie, wenn Sie dem Titel Ihres Gesetzentwurfes ge- triebenen Rentenpolitik kein Wunder. recht, wenn Sie Selbständigkeit fördern wollen, dieses Gesetz vollständig, ersatzlos und rückwirkend zurück. (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Wolf- gang Zöller [CDU/CSU]) (Beifall bei der F.D.P.) Warum, Herr Dreßen, geben Sie keineWahlfreiheit Erneut werden Sie mit Ihrer Gesetzesvorlage Ihrem auf Dauer, wie auch von den Experten vorgeschlagen, selbstverschuldeten Ansehen in der Öffentlichkeit,zwischen gesetzlicher Rentenversicherung und privater schlampig und nicht mit der gebotenen Sorgfalt zu ar- Altersvorsorge? Ich kann Ihnen sagen warum. Es geht beiten, gerecht. So hat es in der Anhörung, Herr Dreßen, Ihnen letztlich nicht um die Absicherung der Menschen, regelrecht Anregungen und Verbesserungsvorschläge gehagelt. Ich kann Ihnen hier nur einige nennen. (Peter Dreßen [SPD]: Doch!) Der Amtsermittlungsgrundsatz wird anders, als Sie sondern darum, für die Rentenversicherung Kasse zu behauptet haben, nicht gestärkt, sondern geschwächt. Sie machen. Das ist der eigentliche Grund. setzen Ihren wohl wichtigsten Vorschlag, die Vermu- (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Wolf- tungsregelung des § 7 Abs. 4 des Sozialgesetzbuches auf gang Zöller [CDU/CSU] – Peter Dreßen Fälle zu beschränken, in denen die Verfahrensaufklä- [SPD]: Sie wissen genausogut wie ich, daß rung eine Sachaufklärung durch Obstruktion unmöglich wieder Leistungen gezahlt werden müssen! macht, nicht sachgerecht um. Sogar der Vorsitzende der Deshalb ist das paradox, was Sie sagen!) von Ihnen eingesetzten Kommission Scheinselbständig- keit, Professor Dieterich, hat Ihnen dazu in einem drin- – Sehen Sie denn nicht, Herr Dreßen, daß Sie damit die genden Appell attestiert, daß dies in der Praxis zu ver- Verunsicherung der Existenzgründer noch steigern? Wer fehlten Ergebnissen führen kann – ich füge hinzu –, füh- kann und will in den ersten drei Jahren nach Gründung ren wird. mit dem Aufbau einer alternativen Altersvorsorge be- (Beifall bei der F.D.P.) ginnen, wenn er oder sie damit rechnen muß, sich nach drei Jahren erneut in den Fängen der Pflichtversicherung Professor Dieterich schreibt: wiederzufinden? Ein Auftragnehmer, der seine Einbeziehung in die (Alfred Hartenbach [SPD]: Das war jetzt eine gesetzliche Rentenversicherungspflicht wünscht, Unverschämtheit!) könnte durch beharrliches Schweigen erreichen, daß die Vermutungsregelung angewendet werden Oder umgekehrt: Bei Ihrem Gesetz ist es möglich, (B) (D) muß, obwohl der auskunftswillige Auftraggeberzunächst ohne Mitarbeiter zu arbeiten, nach fünf Jahren dem nachdrücklich und substantiiert widerspricht. Mitarbeiter einzustellen, um dann festzustellen, daß die zwischenzeitlich bezahlten Beiträge verloren gegangen Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Besinnen Sie sich! Sor- sind, wenn man dann mit dem Beginn einer eigenen Al- gen Sie dafür, daß dieser Murks nicht geltendes Recht in tersvorsorge anfängt. Deutschland wird! Daß Sie im übrigen jedem Existenzgründer nur zwei (Beifall bei der F.D.P.) Versuche einer Gründung zugestehen wollen, ist ein weiterer Ausdruck Ihres Mißtrauens gegen alles, was Die Beschränkung der rückwirkendenBeitragshaf- mit Selbständigkeit zu tun hat. tung des Auftraggebers ist sicherlich gut gemeint, aber sie läuft leer, wenn der Arbeitnehmer bzw. Auftragneh- (Peter Dreßen [SPD]: Sechs Jahre ohne So- mer seine Zustimmung nach § 7 a Abs. 6 und § 7 b Nr. 1 zialversicherung! Wenn das nicht reicht!) SGB verweigert. Das ist nicht sachgerecht, weil der Be- schäftigte dem Arbeitgeber damit die BeitragshaftungDeswegen seien Sie wenigstens so ehrlich, den Titel Ih- aufzwingen kann. res Gesetzes zu ändern. Es ist nicht mehr und nicht we- niger als ein Etikettenschwindel. Ich kann aus Zeitgründen nicht mehr Beispiele nen- nen. Doch schon diese wenigen Beispiele zeigen, wa- (Beifall bei der F.D.P.) rum Sie auch mit diesem Gesetz an der Praxis schei- tern werden. Sie sind vom falschen Paradigma geleitet, Fazit, Herr Dreßen: Die Verunsicherung wird bleiben. das bei einer Existenzgründung sozusagen böswilligeDie Modellrechnungen, die uns in der Anhörung vorge- Arbeitgeber einen schutzbedürftigen Arbeitnehmer aus legt worden sind, bestätigen, daß durch das vorliegende der Sicherheit der Sozialversicherung herausreißenGesetz ein deutlich größerer Personenkreis dem Ver- wollen. dacht der Scheinselbständigkeit ausgesetzt wird, als es vor dem Inkrafttreten des ersten Korrekturgesetzes der Herr Dreßen, Sie tun dem Kollegen Niebel unrecht. Fall war. (Peter Dreßen [SPD]: Den Spruch hat er aber (V o r s i t z : Vizepräsident Dr. Hermann losgelassen!) Otto Solms) Sie übersehen, daß es viele Menschen gibt, die Dies die ist nicht nur schade, sondern fatal, Herr Dreßen, Zwangsvorsorge der gesetzlichen Rentenversicherung weil Existenzgründer in den ersten Wochen und Mona- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6345

Dr. Heinrich L. Kolb (A) ten ihrer Selbständigkeit wirklich andere Probleme ha- puter. Deren Schutzbedürftigkeit ist heute genauso aktu- (C) ben, als mit der BfA über ihren Status zu streiten. ell wie vor einem Jahr. (Beifall bei der F.D.P.) (Beifall bei der PDS) Aber davon haben Sie keine Ahnung. Wir schon! Des- Es geht uns ebenfalls darum – auch dies ist bedrük- wegen stimmen wir Ihrem Gesetz nicht zu. kend aktuell –, der Entwicklung eines neuenNiedrig- lohnsektors in der Grauzone zwischen Selbständigkeit (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- und Scheinselbständigkeit entgegenzuwirken. Dies war ten der CDU/CSU) das zentrale Anliegen des jetzt noch geltenden Gesetzes. Aber von diesem rücken Sie zunehmend ab. Genau das Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als halten wir für den völlig falschen Weg. nächster Redner hat das Wort die Kollegin Dr. Heidi Das, was die CDU/CSU und die F.D.P. hier anzubie- Knake-Werner von der PDS-Fraktion. ten haben, ist so einfallslos wie falsch. Sie machen es sich wirklich ein bißchen zu einfach, wenn Sie sagen: Dr. Heidi Knake-Werner (PDS): Herr Präsident! Das Gesetz muß weg; denn selbst während Ihrer Regie- Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ihr Gesetzentwurf, rungszeit ist Ihnen schon aufgefallen, daß die Sozialkas- meine lieben Kolleginnen und Kollegen von den Koali- sen ausbluten, wenn immer weniger Menschen in nor- tionsfraktionen, ist weder Fisch noch Fleisch. Es istmalen und dafür immer mehr Menschen in prekären Ar- wirklich schade, daß binnen eines Jahres rotgrüner Re- beitsverhältnissen arbeiten und wenn sich die Unter- gierungspolitik ein richtiger Politikansatz verwässertnehmer aus ihrer sozialen Verpflichtung stehlen. Hier wird, nur weil die Unternehmer und ihre Verbände –bestand und besteht auch weiterhin Handlungsbedarf. diese machen ja die eigentliche Politik – laut genug da- Aber ich finde es gut, daß das Problem zumindest ange- gegen Stimmung machen. Es fällt auf, daß genau unter packt worden ist. diesem Druck aus einem Gesetz zum Schutz vorAuch wir hatten reichlich Kritik an dem Gesetz zu Scheinselbständigkeit ein Gesetz zur Förderung derden 630-DM-Jobs, sehen uns aber heute in der Situation, Selbständigkeit wird. Dies mag auch ein wichtiges An- dieses Gesetz gegen die Verdummungskampagne der liegen sein, aber es war nicht das Anliegen des Opposition ur- in der Öffentlichkeit zu verteidigen. sprünglichen Gesetzes. Dies führt natürlich dazu, daß inzwischen alle unzufrieden sind. CDU/CSU und F.D.P. (Beifall bei der PDS) – dies haben wir gerade gehört – sowie die Unterneh- Nun zu einigen Punkten im einzelnen: Ich gestehe zu, merverbände wettern gegen jede Form der sozialen Re- daß es in dem neuen Gesetzentwurf, den Sie vorgelegt (B) gulierung. Die Gewerkschaften sind enttäuscht. Die Be- haben, einige wichtige Änderungen gibt, die helfen kön- (D) troffenen selbst fürchten, daß dem Mißbrauch nun er-nen, Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Irrita- neut Tür und Tor geöffnet wird. tionen zu verhindern. Ich finde es gut, daß künftig Be- (Beifall bei der PDS) troffene überprüfen lassen können, ob sie selbständig oder scheinselbständig sind, und dabei alle Umstände ih- Vor knapp einem Jahr haben wir hier Regelungen zur rer individuellen Situation zum Tragen kommen müssen. Bekämpfung der Scheinselbständigkeit verabschiedet. Daß das jetzt allein die Bundesversicherungsanstalt für Die PDS hat damals zugestimmt, und zwar aus gu-Angestellte machen soll, ist ganz sicher ein wichtiger tem Grund. Wir alle wissen, daß immer mehr Men-Schritt zur Entbürokratisierung. Dies schafft Rechtssi- schen gegen ihren Willen in die Selbständigkeit ge-cherheit sowohl für die echten Selbständigen als auch drängt werden, und zwar meist unter dem Verlust ihres für die abhängig Beschäftigten. Auch verhindert es of- Tariflohns oder ihrer sozialen Schutzrechte. Dies ge- fensichtlich, daß weiter Panik gemacht werden kann und schieht nur, weil sich ihre Arbeitgeber vor der Zahlung die Betroffenen verunsichert werden können. der Beiträge in die Sozialkassen drücken wollen. Aber Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir unterstützen es ging damals darum, den scheinselbständig Arbeiten- auch, daß Sie neu regeln, daß künftig bei der Feststel- den sozialen Schutz zu geben und dafür zu sorgen, daß lung der Selbständigkeit Ehefrauen und Ehemänner als Krankheit sie nicht ruiniert, daß Arbeitslosigkeit nicht ganz reguläre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Existenz bedroht und daß sie im Alter nicht zum zählen. Das kann natürlich Mißbrauch fördern; aber jede Sozialamt gehen müssen. Vor allem darum geht es auch andere Regelung wäre wirklich mittelalterlich. Das heute. wollen wir sicherlich alle gemeinsam nicht. Niemand möchte Künstler, freie Journalisten, Com- (Beifall bei der PDS) puterspezialisten oder diejenigen, die wirklich selbstän- dig sein wollen, in die Sozialversicherung zwingen. Aber ich sage Ihnen auch, liebe Kolleginnen und Niemand möchte Existenzgründungen verhindern. Nein, Kollegen, daß ich es absolut falsch finde, daß künftig in dem vorliegenden Gesetz, das bis jetzt gilt, ging esSozialbeiträge unter bestimmten Bedingungen erst ge- vorrangig um den Transportfahrer, der den Lkw bei sei- zahlt werden müssen, wenn die Scheinselbständigkeit nem Auftraggeber kaufen muß, die Regalauffüllerin im festgestellt wird, und nicht schon ab dem Zeitpunkt des Supermarkt sowie um den Ausbeiner und den Kopf-Anstellungstermins. Das führt zu Verlusten bei Sozial- schlächter, die am Fließband im Schlachthof arbeiten, beiträgen für die Betroffenen. Das führt ferner zum oder um die Telearbeiterin an ihrem heimischen Com- Verlust eines indirekten Kündigungsschutzes. Das be- 6346 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dr. Heidi Knake-Werner (A) günstigt schließlich die Arbeitgeberinnen und Arbeitge- schlossen haben, das dringend notwendig war und das(C) ber, die sich ihrer Sozialpflicht entziehen, und verschafft noch einmal erläutert werden muß, weil man manchmal ihnen Wettbewerbsvorteile, die ihnen einfach nicht zu- ein bißchen durcheinanderkommt. stehen. Bei diesem Gesetz ging es um einen großen Miß- stand, der sich über Jahre hinweg aufgebaut hat und den Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Kom- die alte Regierung nicht beheben konnte. men Sie bitte zum Schluß. (Beifall bei der SPD)

Dr. Heidi Knake-Werner (PDS): Ich komme zum Er bestand darin, daß bei der zugegebenermaßen nicht Schluß. immer einfachen Frage, wer Selbständiger und wer ab- hängig Beschäftigter, also Arbeitnehmer, ist, der Arbeit- Lassen Sie mich nur noch etwas zu denExistenz- geber aus ökonomischen Gründen in immer mehr Fällen gründungen sagen. Ich halte es auch für richtig, Exi- Menschen als Selbständige behandelt hat, die in Wahr- stenzgründerinnen und Existenzgründer zu unterstützen; heit abhängig Beschäftigte waren. Es gibt Zählungen, das wollen wir auch. Aber sie drei Jahre lang beitrags- die besagen, daß fast eine Million Menschen in dieser frei zu stellen, obwohl sie lediglich Minimalbeiträge von Art und Weise tätig sind. Das ist für einen Sozialstaat 103 DM bzw. 123 DM zu bezahlen haben, halte ich für und für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft eine falsch. Sie wissen sehr wohl, daß man bei demjenigen, große Bedrohung. der diese Beiträge nicht aufbringen kann, schon fragen darf, ob sein Unternehmenskonzept wirklich zukunfts- (Beifall bei der SPD) tauglich ist. Diesen Fehler zu wiederholen empfinde ich als das absolut falsche Signal. Wir möchten diesen Per- Wir haben uns nämlich schon sehr lange dafür ent- sonenkreis einbeziehen. schieden, daß in Deutschland das System der sozia- len Sicherheit, als Pflichtmitgliedschaft organisiert, vor Zum Abschluß möchte ich Sie an ein Wort Ihresallem denjenigen zugute kommt, die abhängig beschäf- Bundeskanzlers erinnern, tigt sind. Insofern ist für einen Sozialstaat unserer Prä- (Susanne Kastner [SPD]: Wie lange darf sie gung von zentraler Bedeutung, daß wir immer ge- denn noch reden, Herr Präsident? Wir wollen währleisten, daß alle abhängig Beschäftigten sozial- nach Hause!) versichert werden und den daraus erwachsenden Schutz genießen können. der gestern in seiner Regierungserklärung gesagt hat – – (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Aber Sie ha- (B) ben das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, (D) Frau Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Scholz! Geben Sie das doch zu!) Kollegin, Sie haben jetzt Ihre Redezeit weit überzogen. Ich bitte Sie, Ihre Rede sofort abzuschließen. Das Gesetz, das wir im letzten Jahr beschlossen haben und das im wesentlichen erhalten bleibt, hat dazu eine Dr. Heidi Knake-Werner (PDS): Lassen Sie mich Neuerung eingeführt. Es ist gesagt worden: Weil auf einfach noch das Zitat vortragen. Grund der Fehlberatung durch viele Steuerberater, der Fehlberatung leider auch durch viele Berufsverbände, der Fehlberatung durch viele Rechtsanwälte Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nein, ich lasse das nicht mehr zu. Ich bitte Sie aufzuhören. (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Das ist eine massive Kritik an den freien Berufen, die hier laut wird!) (PDS): Schade, denn er Dr. Heidi Knake-Werner und wegen des guten Glaubens, daß man mit dem Miß- hat sich und uns etwas sehr Wichtiges mit auf den Weg brauch durchkommen könnte, dieser Zustand immer gegeben. mehr zugenommen hat, wollen wir eine Regelung ein- Wir werden uns jedenfalls bei dem Gesetzentwurfführen, daß neben der Rechtsprüfung – da, wo die Leute von SPD und Bündnis 90/Die Grünen der Stimme ent- nicht mitmachen; da, wo die Leute die Angaben verwei- halten. gern, wo sie falsche Angaben machen – (Beifall bei der PDS) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Also sind die Opfer schuld und nicht der Gesetzgeber! Ich glaube es nicht!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als nächster Redner hat der Kollege Olaf Scholz von dereine Möglichkeit bestehen soll, auf Grund sozialer SPD-Fraktion das Wort. Sachverhalte – hier geht es darum, daß man aus einer Wahrscheinlichkeit heraus schätzen kann, daß es sich bei dem Betreffenden um einen Arbeitnehmer handelt – Olaf Scholz (SPD): Herr Präsident! Liebe Kollegin- eine Vermutungsregelung hinzuzunehmen. Nur für nen und Kollegen! Wir diskutieren hier über die Weiter- diesen Fall hat sie gegolten. Die Kriterien, die wir bisher entwicklung eines Gesetzes, das wir vor einem Jahr be- hatten, sind Vermutungsregelungen, die dann helfen, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6347

Olaf Scholz (A) wenn gewissermaßen die Tatsachen nicht beigebrachtmit den Schwierigkeiten, die sich ergeben könnten, zu-(C) werden. rechtkommen können. Darum gibt es jetzt das Anfrage- verfahren, das es irgendwie schon immer gegeben hat, (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Was sagen Sie das aber jetzt um neue Möglichkeiten erweitert worden denn zu dem Vorwurf von Professor Diete- ist. rich?) (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Auch nichts Weil nun so viele Menschen dabei ertappt worden anderes als Bürokratie!) sind, wie sie das, was ihnen ihre Steuerberater oder Rechtsanwälte fälschlich gesagt haben, umgesetzt ha-Jeder, der unsicher ist, braucht sich nicht mehr an soge- ben, oder bei dem ertappt worden sind, was sie vonnannte Berater zu wenden, die ihm Fehlinformationen selbst gemacht haben, geben; er kann sich statt dessen an die BfA wenden und kann dort eine Auskunft darüber erhalten, ob er Arbeit- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Seien Sie vor- nehmer oder Selbständiger ist. Auch sein Arbeitgeber sichtig mit Ihrer Kritik an Steuerberatern, kann das tun. Rechtsanwälten und sonstigen freien Berufen!) hat es einen großen Schrecken gegeben. Dieser große (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Meinen Sie, Schreck hat zu folgendem geführt: Es wurde das Gesetz die Leute haben nichts anderes zu tun, oder ganz anders wahrgenommen, als die Regelungen des was?) Gesetzes es nahelegten oder als es beispielsweise schon Das ist eine hervorragende Regelung. Es ist überhaupt im April die Spitzenverbände der Sozialversicherungs- nicht schlimm, daß dann für einen oder zwei Monate träger jedermann mitgeteilt haben. Es sollte nämlichBeiträge in die falsche Versicherung einbezahlt werden. nicht nach der Vermutungsregelung geprüft werden, ob Bestimmungen hinsichtlich der Rückwirkung sind da jemand selbständig oder abhängiger Arbeitnehmer ist. auch nicht nötig. Die Leute haben sich ja an die Versi- Vielmehr sollte das an Hand der Kriterien geprüft wer- cherung gewandt, und man kann die Sachen für die Zu- den, die seit Jahrzehnten in der sozialgerichtlichen und kunft lösen. Das ist ja wichtig. der arbeitsrechtlichen Rechtsprechung entwickelt wor- den sind. Da sollte gar nichts verschoben werden. Das gleiche gilt für die wichtigste Vorschrift des Ge- setzes. Ich meine nämlich den § 7 c, der eineAmnestie- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Ach ne!) regelung beinhaltet. Zeitungsschreiber, Verbandsjournalisten, F.D.P.-Politi- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Ach, das ist ker haben immer so getan, als böte die Vermutungsre- das Wichtigste?) gelung das alleinige Abgrenzungskriterium. (B) Ich bitte die Mitglieder dieses Hauses darum, daß sie das (D) (Zurufe von der F.D.P.: Nein! Nein!) auch einmal draußen sagen. Das war nicht richtig, weil das vom Gesetz nicht vorge- (Peter Dreßen [SPD]: Alte Rechtsprechung!) sehen war. Auf vielen mittelständischen Unternehmen liegt seit Jah- (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [F.D.P.]: ren eine schreckliche Last, Die alte Formulierung ist ganz eindeutig! Die neue ist unglaublich!) (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Ja, ist das das Wichtigste?) Weil man ja zur Kenntnis nehmen muß, was passiert, wenn Fehlinformationen von Politikern verbreitet wer- weil wegen der Gesetzesfehler, der Fehler im Gesetzes- den – die Menschen glauben ja, daß sie sich danachvollzug, wegen der Fehler ihrer Berater, die in der Ver- richten müßten –, haben wir das Gesetz an dieser Stelle gangenheit passierten, Rückgriffe der Sozialversiche- korrigiert, indem wir noch einmal ganz deutlich gesagt rungsträger, die viele Jahre zurückreichen können, dro- haben: Erst hat an Hand der beigebrachten Fakten eine hen. Das passiert auf der Grundlage von Gesetzen, die Sachprüfung durch die Sozialversicherungsträger statt- schon immer existiert haben. Das hat gar nichts mit Ge- zufinden – das war immer schon der Fall, auch nachsetzen aus unserer Regierungszeit zu tun. dem neuen Gesetz des letzten Jahres –, und dann, wenn (Dirk Niebel [F.D.P.]: Doch! Mit Ihren Kor- jemand nicht mitwirkt, wenn er nicht tut, was er soll, rekturen haben Sie erst die Voraussetzungen wenn er keine Angaben macht, greift die Vermutungsre- dafür geschaffen!) gelung. Diese Klarstellung ist hilfreich, und ich glaube, es ist richtig, das zu machen. Weil das also so ist, weil die mittelständische Wirt- (Beifall bei der SPD) schaft durch Ihre Unfähigkeit in den letzten Jahren be- droht worden ist, weil die Unternehmen deswegen in Das zweite Moment, das dieses Gesetz trägt, das Sie ihren Bilanzen mit Belastungen zu rechnen haben, ist heute mit uns beraten, ist die Tatsache, daß wir nicht ein jetzt die Möglichkeit geschaffen worden, daß man bis schrecklicher Gesetzgeber sind, der die Leute gewisser- zum 30. Juni des nächsten Jahres unter Bezugnahme auf maßen bis ins letzte Glied verfolgen will. diese Kriterien einen Antrag stellen kann. Wenn darauf- hin festgestellt wird, daß es in der Vergangenheit falsch (Zuruf von der CDU/CSU: Genauso ist das!) gemacht wurde, dann kann man, ohne Beitragslasten aus Vielmehr wollen wir dafür sorgen, daß es den Menschen der Vergangenheit befürchten zu müssen, für die Zu- leichter fällt, sich an die Gesetze zu halten, und daß sie kunft alles in Ordnung bringen. Das ist richtig. 6348 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Olaf Scholz (A) Ich sage ausdrücklich auch denjenigen, die das kriti- sind die Alleinunternehmer, deren Stellung wir im Ge- (C) sieren, daß sie nicht genügend nachgedacht haben. Es ist setzentwurf weiter geregelt haben, rentenversicherungs- für die Funktionsfähigkeit des Sozialstaates ohne jede bedürftig. Sie werden auch weiterhin rentenversiche- Bedeutung, ob Beiträge für drei oder vier Jahre von ir- rungspflichtig sein. gend jemandem rückwirkend gefordert werden. Für die (Beifall bei der SPD) Funktionsfähigkeit dieses Sozialstaates ist es von zen- traler Bedeutung, daß es uns in Hunderttausenden von Wir nehmen die Realität in der Gesellschaft ja ein Fällen gelingt, für die Zukunft eine Korrektur zustande bißchen zur Kenntnis. zu bringen. (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Darum werbe ich um die Mithilfe von Ihnen allen da- für, daß in der nächsten Zeit viele Unternehmen dieseIn dieser Gesellschaft gibt es das Rentenversicherungs- Anträge stellen. Daß diese Unternehmen für die Ver-mobbing seitens der F.D.P. und vieler Leitartikler. Je- gangenheit dann nichts nachzahlen müssen, machtdem Menschen wird gesagt: Das Schlimmste, was einem nichts, weil ihre Arbeitnehmer in Zukunft sozialversi- passieren kann, ist, daß man rentenversicherungspflich- chert sind. Das ist ein Fortschritt ungeheuren Ausmaßes. tig wird. (Beifall bei der SPD) (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Das ist auf je- den Fall nicht das Beste!) Die im Gesetz des letzten Jahres vorgenommene Re- gelung, daß derAlleinunternehmer rentenversiche- Um diese Lüge zu verbreiten, lassen Sie keine Bundes- rungspflichtig ist, bleibt aufrechterhalten. Der Alleinun- tagsrede und keine öffentliche Rede aus. Wir haben dar- ternehmer – irgendwer hat ihn einmal unglücklicherwei- aus die Schlußfolgerung gezogen, daß sich viele Men- se „arbeitnehmerähnlicher Selbständiger“ genannt – schen offenbar grauenhaft davor erschrecken, 128 DM Rentenversicherungsbeitrag im Monat zahlen zu müs- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Das war Ihnen sen, weswegen sie nicht mehr Unternehmer werden jetzt peinlich!) wollen. Sie haben mit Ihren Reden im Bundestag den Menschen zugemutet, so etwas zu glauben! ist jemand, der im Prinzip keine Beschäftigten hat und für einen einzigen Auftraggeber arbeitet. Nach der bis- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten herigen Rechtsprechung kann er aber sehr wohl auch ein der PDS) Selbständiger sein. Dagegen ist gar nichts einzuwenden. Was Sie behaupten, ist aber nicht richtig. Deshalb ha- (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Ein Unter- ben wir dafür gesorgt, daß sich die in Frage kommenden nehmer ist wieder etwas anderes, HerrPersonen als Selbständige drei Jahre lang von der Ren- (B) Scholz!) tenversicherungspflicht befreien lassen können. Man(D) Der Alleinunternehmer baut fast immer keine Al-muß für einige Menschen hinzufügen: Davon geht nichts unter; das ist gar kein Problem. In Wahrheit ist es für tersversorgung aus seinem Betrieb heraus auf. Da insbe- einen wohlmeinenden Staat – das sollte der Sozialstaat sondere Sie von der F.D.P. nicht ordnungspolitisch denken können und auch von Marktwirtschaft keine Ah- immer sein – ein Fortschritt. nung haben, Das Wichtigste ist doch, daß man sich kennenlernt. Wer als Selbständiger drei Jahre lang keine Beiträge (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD) zahlen möchte, der muß sich an die Rentenversicherung wenden und erklären, daß er von der Rentenversiche- muß man Ihnen einmal folgendes sagen: Eigentlich ist rungspflicht befreit sein möchte. Wenn das passiert, die Entscheidung, daß Selbständige – anders als abhän- dann kennt man sich und schreibt sich zu Weihnachten gig Beschäftigte – nicht rentenversicherungspflichtigGrüße und fragt: Wie geht es Ihnen mit Ihrer Selbstän- sein sollen, in der Vorstellung begründet, ein Unterneh- digkeit? Nach drei Jahren prüft man dann, wie sich die mer könne mit 60 oder 65 Jahren das Unternehmen ver- Situation weiterentwickelt hat. Ich glaube, das ist eine äußern und daraus seine Altersversorgung finanzieren. gute Sache. Dafür haben wir etwas mit unserem Gesetz zur Förderung der Selbständigkeit getan. (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Das haben Sie kaputtgemacht!) Schönen Dank. – Hören Sie in der Lehrstunde zur Marktwirtschaft zu! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Wer sich in einer Situation befindet, die von ihm Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als verlangt, hier und dort einmal eine Programmierungnächste Rednerin hat die Kollegin Dorothea Störr-Ritter vorzunehmen, der kann zwar mit 60 oder 65 Jahren auf- von der CDU/CSU-Fraktion das Wort. hören zu arbeiten; aber er kann die Tätigkeit der letzten (Beifall bei der CDU/CSU) Jahre, den Kundenstamm und Sonstiges nicht als ideel- len Wert des Unternehmens verkaufen, wie es ein Rechtsanwalt, ein Steuerberater oder andere möglicher- Dorothea Störr-Ritter (CDU/CSU): Herr Präsident! weise können. Darin besteht der Unterschied. Deshalb Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich stimme Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6349

Dorothea Störr-Ritter (A) Ihnen zu: Es gibt sicher nichts mehr, was zu diesemDann wären die Abzüge auch so erträglich gewesen, daß (C) Thema nicht schon gesagt wurde; das gilt insbesondere es sich gelohnt hätte, einer Zusatzbeschäftigung nachzu- nach der fulminanten Rede des Kollegen Hofbauer. gehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Schlimmer und unbeschreiblicher ist aber das Chaos, ordneten der F.D.P. – Lachen bei der SPD) das Sie bezüglich der praktischen Handhabung dieses Gesetzes angerichtet haben. Mit einem bürokratischen Da ich aber weiß, daß es in unserer Gesellschaft sehrMonster walzen Sie die Betriebe nieder, obwohl Sie viele leistungsstarke und engagierte Menschen gibt, die selbst zugeben, daß die mittelständischen Betriebe viel sich über Ihre Gesetze sehr ärgern, nutze ich die Gele- zu sehr belastet sind. Geradezu lächerlich mutet es des- genheit und unterstütze diese Menschen noch einmal in halb an, wenn das Bundeswirtschaftsministerium in der ihrer Auffassung. „Sozialpolitischen Umschau“ vom 18. Oktober 1999 ei- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) ne Initiative zur Bürokratieentlastung des Mittelstan- des ankündigt und im ersten Satz des Textes feststellt: Drei Vertreter unterschiedlicher Berufe unterhielten sich darüber, welches der älteste Beruf sei. „Natürlich Mittelständler leiden stärker unter Bürokratiekosten meiner“, sagte der Chirurg, „da Gott dem Adam be- als große Unternehmen. kanntlich eine Rippe herausgeschnitten hat.“ „ZuvorEs kommt aber noch besser: aber“, sagte der Architekt, „hat Gott die Welt aus dem Chaos erschaffen. Das war die größte architektonische Das Bundeswirtschaftsministerium startet deshalb Leistung.“ „Ja und“, sagte der Politiker, „woher, glaubt eine Initiative mit dem Ziel, Unternehmen von un- ihr, kam das Chaos?“ nötigen Bürokratielasten zu befreien. Denn wer neue Arbeitsplätze anstrebt, der muß sich mit die- (Zurufe von der CDU/CSU: Von der SPD! – sem Thema auseinandersetzen. Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) So das Ministerium. Auch ich glaube nicht, daß es diese Anekdote schon (Dirk Niebel [F.D.P.]: Das hat es dem Herrn lange gibt. Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren Dreßen aber vorher nicht gesagt! – Gegenruf von der rotgrünen Koalition, haben dafür gesorgt, daß des Abg. Peter Dreßen [SPD]: Wer hat denn in man sich heute solche Geschichten erzählt. Außerdem den letzten 16 Jahren regiert?) haben Sie dafür gesorgt, daß die Menschen heute glau- – Herr Dreßen, wir kennen uns schon so lange, daß ich ben, daß Politiker der älteste Beruf der Menschheit sei. mich freue, daß Sie mich endlich einmal zur Kenntnis Damit wollen Sie sich Ihren Platz in der Geschichte si- (B) nehmen. Das ist mir die ganzen Jahre vorher nicht ge-(D) chern. lungen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Zugegeben, es gibt viele Lebenssachverhalte und Nach dieser Selbsterkenntnis hat das Bundeswirt- Tatbestände, die, sofern ein Regelungsbedarf erkanntschaftsministerium nach eigenen Angaben eine Projekt- wird, nicht einfach zu gestalten sind. Dazu gehören so- gruppe „Abbau von Bürokratie“ eingerichtet, die nun wohl die geringfügigen Beschäftigungen als auch daskonkrete Vorschläge der Unternehmen entgegennehmen Problem des Mißbrauchs des Selbständigkeitsprinzips. soll. Eines stimmt mich dabei zuversichtlich: Das Mini- Dennoch, meine sehr verehrten Damen und Herren, bin sterium kündigt an, den Anregungen nachzugehen und ich der Meinung, daß dies weder Grund noch Rechtfer- diese in Handlungsvorschläge umzusetzen. Wissen Sie, tigung dafür ist, in diese Themen noch mehr Verwirrung was das heißt, meine sehr verehrten Damen und Herren zu bringen und einen solchen Flurschaden auf Feldern von der rotgrünen Koalition? – Sie bekommen Ihr 630- anzurichten, auf deren Ernte wir noch dringend ange-Mark-Gesetz wieder auf den Tisch. Ich gebe Ihnen einen wiesen sein werden. Tip: Helfen Sie Finanzminister Eichel beim Sparen, schicken Sie die Projektgruppe heim, und nehmen Sie (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Ihr 630-Mark-Gesetz zurück! ordneten der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Damit wir uns nicht mißverstehen, halte ich fest, daß auch vor Ihrer Regelung geringfügige Beschäftigung als All dies gilt selbstverständlich auch zum Thema För- Zusatzbeschäftigung zu versteuern war und dafür Sozi- derung der Selbständigkeit à la Rotgrün. Mit einem alabgaben abzuführen waren. komplizierten und nach eigenen Angaben mißverständ- lichen und in der Praxis zu besonderen Schwierigkeiten (Zuruf von der SPD: Aha!) führenden Gesetz schalteten Sie die Ampel auf Rot. Nun Wir wollten aber die Steuern insgesamt senken, diehaben Sie festgestellt, daß nichts mehr geht. Übrigens Lohnnebenkosten senken und die Arbeitnehmer entla- lernt man schon im Kindergarten: Rot heißt Stopp! sten. Wir wollten aber nicht, daß diese Steuersenkungen Nun versuchen Sie krampfhaft, auf Grün zu schalten. gleich wieder von der Ökosteuer abgeerntet werden. Aber ich prophezeie Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie drücken wieder den falschen Knopf. In- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – zwischen haben Sie zwar gelernt, daß es auf die Signale Zurufe von der SPD) ankommt, die man setzt. Sie haben begriffen, daß es 6350 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

Dorothea Störr-Ritter (A) katastrophal wirkt, wenn man von „Bekämpfung derwas Sie wollen. Wollen Sie Selbständigkeit nun verhin- (C) Scheinselbständigkeit“ spricht. Damit haben Sie bereits dern, oder wollen Sie sie befördern? eine tiefe Verunsicherung in der Wirtschaft bewirkt, insbesondere auch bei jungen Menschen, die Existenzen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – gründen wollen. Peter Dreßen [SPD]: Das ist ein Irrtum von Ihnen!) (Zuruf von der SPD: Erste Allgemeine Verun- sicherung!) Wollen Sie nun Selbständige zu Nichtselbständigen machen oder umgekehrt – und wenn ja, wann? Brauchen Der Kontur einer Selbständigkeit, die wir dringendSie die Selbständigen nur, um abzukassieren, um die bräuchten, haben Sie dadurch nachhaltig geschadet. Nun Rentenkassen zu füllen? Oder stehen Sie wirklich hinter versuchen Sie eine Schadensbegrenzung. Sie schwen- ihnen, indem Sie ihnen etwas Positives zutrauen und ken nun um und sprechen von Förderung der Selb-nicht nur die Hinterziehung von Sozialversicherungs- ständigkeit. Aber Sie gestatten, meine sehr verehrtenbeiträgen? Damen und Herren von der Koalition, so schnell nimmt Ihnen niemand ab, daß Sie Ihre Einstellung geändert Solange Sie diese Fragen nicht intern abgeklärt ha- hätten. ben, befürchte ich, wird der Beruf des Politikers weiter- hin der älteste Beruf der Welt bleiben. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Das neue Gesetz wird genauso zu Diskussionen und NEN]: Da gibt es noch ein paar ältere!) Auslegungsproblemen führen. Aber das ist schädlich für unser Volk und für unser Drei Abgrenzungskriterien bieten im übrigen logi- Land. scherweise mehr Streitpunkte als nur zwei Abgren- zungskriterien. Welche neutrale Prüfung versprechen Ändern Sie dies, nehmen Sie diese unglückseligen Sie den Betroffenen, wenn das Tätigkeitsverhältnis von Gesetze zurück, und beginnen Sie endlich zu ordnen. der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte geprüft (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) werden soll, die schließlich Geld in ihrer Kasse haben will? Alterssicherung, Herr Dreßen, kann man übrigens auch auf andere Art und Weise herbeiführen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich Im übrigen ist es sehr merkwürdig, wenn man einschließe die Aussprache. Gesetz, mit dem man nach wie vor Selbständigkeit verhindern will, in ein „Selbständigkeitsförderungs- Wir kommen zur Abstimmung über den von den (B) gesetz“ umbenennt. Sie machen Selbständige Fraktionen zu SPD und Bündnis 90/Die Grünen einge-(D) Nichtselbständigen und doch wieder nicht zu ganzbrachten Gesetzentwurf zur Förderung der Selbständig- Nichtselbständigen. Das grenzt, mit Verlaub, schon an keit, Drucksachen 14/1855 und 14/2046 Buchstabe a. Schizophrenie. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Aus- schußfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist der Gesetzentwurf in der zweiten Beratung mit den Zur Förderung der Selbständigkeit gehört noch ein Stimmen der Koalitionsfraktion gegen die Stimmen von bißchen mehr. Wenn Sie die Selbständigkeit wirklich CDU/CSU und F.D.P. bei Enthaltung der PDS ange- fördern wollen, müssen Sie auch eine entsprechende Philosophie verbreiten. Dann müssen Sie alles daranset- nommen. zen, das Unternehmerbild in der Öffentlichkeit zu ver- Dritte Beratung bessern. Dann müssen Sie dafür sorgen, daß ein besseres Ökonomieverständnis die Bereitschaft zu unternehmeri- und Schlußabstimmung. Die Koalitionsfraktionen ver- scher Selbständigkeit in unserem Land langfristig för- langen namentliche Abstimmung. – Ich möchte Sie an dert. Sie sollten sich der Meinung Ludwig Erhards an- dieser Stelle schon darauf hinweisen, daß es im An- schließen, daß die freie Entfaltung des Menschen dasschluß noch einige einfache Abstimmungen geben wird. oberste Gut ist. Aber Sie verhindern diese nicht nur mit – Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die diesen Gesetzen. Und warum? Weil Sie hinter freiervorgesehenen Plätze einzunehmen. – Das ist geschehen. Entscheidung im Wirtschaftsleben immer nur Unred-Ich eröffne die Abstimmung. lichkeit der Unternehmer befürchten. Haben alle Mitglieder des Hauses ihre Stimme abge- (Peter Dreßen [SPD]: Er hat sich auch für so- geben? – Das ist der Fall. Ich schließe die Abstimmung ziale Marktwirtschaft eingesetzt!) und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstim- Zielkonflikte sind nicht ausgeschlossen; das ist un-mung wird Ihnen später bekanntgegeben.*) strittig. Die Wirtschaftspolitik hat dabei die Rahmenbe- dingungen zu schaffen, die für die Wirtschaftssubjekte Wir setzen die Beratungen fort: Anreiz sind, sich selbst in die vom Staat gewünschte Richtung zu entwickeln. Darin, und nur darin, besteht auch die soziale Ordnungsaufgabe des Staates. Sie ha- ben nicht nur Chaos produziert, Sie wissen nicht einmal, *) Seite 6351 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6351

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) Abstimmung über den Entschließungsantrag der Frak- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich er- (C) tion der F.D.P. auf Drucksache 14/2098. Wer stimmt für öffne die unterbrochene Sitzung und gebe das von den diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Schriftführerinnen und Schriftfühern ermittelte Ergeb- Wer enthält sich? – Dann ist der Entschließungsantrag mit nis der namentlichen Abstimmung über den Gesetz- den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der PDS gegen entwurf der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grü- die Stimmen von CDU/CSU und F.D.P. abgelehnt. nen zur Förderung der Selbständigkeit, Drucksachen 14/1855 und 14/2046, bekannt. Abgegebene Stimmen Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Aus- 517. Mit Ja haben gestimmt 317, mit Nein haben ge- schusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag stimmt 171, Enthaltungen 29.*) Der Gesetzentwurf ist der Fraktion der CDU/CSU zur Rücknahme des 630-damit angenommen. DM-Gesetzes und der Neuregelung der Scheinselbstän- digkeit, Drucksache 14/2046 Buchstabe b. Der Aus- (Beifall bei der SPD) schuß empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 14/1005 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlußempfehlung? Wir sind damit am Schluß unserer heutigen Tages- ordnung. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist die Beschlußempfehlung mit den Stimmen der Koaliti- Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- onsfraktionen und der PDS gegen die Stimmen derdestages – das ist die Haushaltswoche – auf Dienstag, CDU/CSU bei Enthaltung der F.D.P. angenommen. den 23. November 1999, 11 Uhr ein. Die Sitzung ist ge- schlossen. Ich unterbreche die Sitzung und bitte die Kolleginnen und Kollegen, noch so lange hierzubleiben, bis ich das (Schluß: 15.40 Uhr) Ergebnis der namentlichen Abstimmung bekanntgeben kann. Ansonsten würde die Bekanntgabe erst in der übernächsten Woche erfolgen. *) Die Namensliste wird in einem Nachtrag zu diesem Plenarprotokoll (Unterbrechung von 15.34 bis 15.39 Uhr) abgedruckt.

(B) (D) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6353

(A) Anlagen zum Stenographischen Bericht (C)

Anlage 1 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Pflug, Johannes SPD 12.11.99 entschuldigt bis Abgeordnete(r) Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.11.99 einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 12.11.99 Andres, Gerd SPD 12.11.99 Rönsch (Wiesbaden), CDU/CSU 12.11.99 Balt, Monika PDS 12.11.99 Hannelore Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ 12.11.99 Rühe, Volker CDU/CSU 12.11.99 DIE GRÜNEN Schindler, Norbert CDU/CSU 12.11.99 Beckler-Inglau, Ingrid SPD 12.11.99 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 12.11.99 Böttcher, Maritta PDS 12.11.99 Hans Peter Büttner (Ingolstadt), SPD 12.11.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 12.11.99 Hans Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 12.11.99 Burgbacher, Ernst F.D.P. 12.11.99 Simm, Erika SPD 12.11.99 Ehlert, Heidemarie PDS 12.11.99 Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 12.11.99 Frick, Gisela F.D.P. 12.11.99 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 12.11.99 Dr. Friedrich (Hof), CDU/CSU 12.11.99 Wissmann, Matthias CDU/CSU 12.11.99 Hans-Peter Dr. Zöpel, Christoph SPD 12.11.99 Friedrich (Altenburg), SPD 12.11.99 Peter ————— *) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- Gebhardt, Fred PDS 12.11.99 lung der NATO (B) Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 12.11.99 (D) Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 12.11.99 * Goldmann, F.D.P. 12.11.99 Anlage 2 Hans-Michael Gröhe, Hermann CDU/CSU 12.11.99 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede Frhr. von Hammerstein, CDU/CSU 12.11.99 zur Beratung der Großen Anfrage: Internatio- Carl-Detlev nales Kartellrecht, Unternehmensfusionen und -konzentrationen Haupt, Klaus F.D.P. 12.11.99 (Tagesordnungspunkt 10, 69. Sitzung) Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 12.11.99 Hovermann, Eike SPD 12.11.99 Hartmut Schauerte (CDU/CSU): Die große Anfrage der PDS zu Fusionen und Konzentrationen stellt Fragen Kanther, Manfred CDU/CSU 12.11.99 und erwartet Antworten, ohne daß selbst eigene Position Kutzmutz, Rolf PDS 12.11.99 bezogen wird. Das wenige, das man aus den Fragestel- lungen erkennen kann, zeigt jedoch eine bedauerlich en- Dr. Lamers (Heidelberg), CDU/CSU 12.11.99 * ge, ängstliche und auch populistische Stoßrichtung der Karl A. Fragen. Ich werde den Eindruck nicht los, daß ange- Lippmann, Heidi PDS 12.11.99 sichts des Globalisierungsprozesses die PDS die Augen vor der Wirklichkeit verschließen will und in diesen Meckel, Markus SPD 12.11.99 * Fragen der Weltwirtschaft in einen Provinzialismus zu- Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12.11.99 rückfällt. Da war der alte Karl Marx moderner. Nietan, Dietmar SPD 12.11.99 Doch nun zum eigentlichen Thema. Fusionen und Konzentrationen beherrschen die Schlagzeilen der Wirt- Oesinghaus, Günter SPD 12.11.99 schaftszeitungen. Gleichzeitig werden Tausende von neuen kleinen Unternehmen gegründet. Diese beiden Ohl, Eckhard SPD 12.11.99 Entwicklungen sind zwei unterschiedliche Antworten Otto (Frankfurt), F.D.P. 12.11.99 auf rasante Veränderungen in Gesellschaften und Staa- Hans-Joachim ten dieser Welt. 6354 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Die unglaublichen Veränderungen auf dem Feld der Wir sehen auch in weltweiten Fusionen ganz eindeu- (C) Kommunikation in Wort und Bild und die Kommunika- tig zunächst die Chancen, wohlwissend, daß sie auch tion durch veränderte Verkehrstechnologien, das heißt, negative Auswirkungen haben können und daß die er- Menschen und Güteraustausch verlangen neue Antwor- warteten Vorteile häufig nicht eintreten. Aber die Politik ten, entwickeln neue Größenordnungen und verändern muß sich aus unternehmerischer Fragestellung nach auch politische Strukturen. Solche Veränderungen hat es Sinn und Unsinn einer Fusion heraushalten. immer gegeben. Allerdings noch nie in so kurzer Zeit und so weitreichend. Interessant ist hier die Fragestel- Wir sind nur gefragt, aber dann auch mit Nachdruck, lung, welche Ebene Ursache ist und welche Ebene rea- wenn durch Fusionen und Konzentrationen der Wettbe- giert. werb gefährdet oder behindert wird, wenn Machtwirt- schaft die Marktwirtschaft ersetzt. Wir sind der festen Überzeugung, daß die Menschen und ihr Wissen die Politik und die Strukturen ent-Machtwirtschaftliche Strukturen rücken in die Nähe scheidend prägen und nicht umgekehrt. In der Ver-der gescheiterten Kommandowirtschaft. Beides führt gangenheit waren es immer die konkreten gestaltbaren dauerhaft nicht nur zur Ineffektivität, sondern auch zu und beherrschbaren Lebensumstände und Räume ausGefährdungen demokratischer Strukturen. In diesem Zu- denen politische Handlungsfelder, Königreiche, Staaten sammenhang will ich auch eindeutig Stellung beziehen und auch Staatenbünde entstanden. Es ist selbstver-zu der alternativen Fragestellung, ob ein staatliches Mo- ständlich, daß die politischen und marktmäßigen Grö- nopol besser sei als ein privatwirtschaftliches Monopol. ßenordnungen vor der Erfindung des Rades andere und Beide sind unerträglich. Aber ich halte die Korrektur- vor allem auch kleinere Strukturen waren als danach.möglichkeit der Politik bei einem privaten Monopol für Das gilt auch notwendigerweise für die Zeit größer, der darum besser, als in einem staatlichen Monopol, Dampfmaschine und die Zeit der weltumspannendenweil ein staatliches Monopol die Politik, wie auch im- Fluglinien. mer, einbindet und einkauft. Der Wissensstand der Menschen und die ihnen zur Die Globalisierung der Wirtschaft ist eine natürliche Verfügung stehenden Technologien formen die Gesell- Parallele zur Freizügigkeit von Menschen, Informa- schaft in Inhalt und Raum. Politik kann diese Verände- tionen und Kapital. Es ist das Ergebnis eines einheit- rungen nicht erzeugen oder verhindern. So wie manlichen einander bedingenden Prozesses. Der Versuch einen großen Fluß nicht anhalten kann – man kann ihn einer politischen Rückführung der Globalisierung ist allenfalls einfrieden, bändigen und nutzbar machen –, so immer auch ein Angriff auf freie Gesellschaften. Es kann die Politik diese Prozesse nicht aufhalten, sondern gilt, die freien Ansätze zu schützen und gleichzeitig bestenfalls versuchen, sie sozial verträglich ablaufen zu extreme negative Auswirkungen zu vermeiden oder ab- (B) lassen. zumildern. (D)

Unser Ansatz und unsere Antwort – und ich glaube, Die Deutsche Politik ist ganz besonders in der Ver- es ist der erfolgreichste Ansatz in der Welt – ist die so- pflichtung auf die soziale Marktwirtschaft aufgefor- ziale Marktwirtschaft. Ihre intelligente Anwendungdert, nationale und internationale Kartellregeln, freie verlangt zunächst, daß man die Gesetze des Marktesund faire Handelsbedingungen mit Reziprozität ein- wirklich erkennt. Denn nur dann kann man sie möglichst zufordern und mit zu entwickeln. Selbstverständlich nutzbringend anwenden. gehören dazu auch eindeutige wirksame Mißbrauchs- Wir wollen, daß die großen und kleinen Unternehmen regeln. dieser Welt nach fairen Spielregeln einem möglichst Zum Schluß lassen sie mich sagen, daß wir keine machtfreien Wettbewerb unterworfen werden. DieserAngst vor dieser Veränderung haben dürfen. So wie es Wettbewerb spornt sie zu Höchstleistungen an, schont in der Vergangenheit nicht gottgegeben war, daß Ressourcen, begünstigt den Verbraucher und bringt ins- 60 Prozent der Menschen Bauern waren, heute sind es gesamt hohen gesellschaftlichen Nutzen. Zugleich wis- noch 2 Prozent, und wie es nicht gottgegeben war, daß, sen wir, daß es gesellschaftliche Bereiche und einzelne wie im auslaufenden Jahrhundert 50 Prozent der Men- Mitglieder dieser Gesellschaft gibt, für die der Wettbe- schen Güter produzieren, bald werden es nur noch werb und der Markt eine Überforderung ist. Ihnen muß 20 Prozent sein, so werden auch in Zukunft einschnei- geholfen werden. dende Veränderungen eintreten. Es bleibt die Aufgabe, gerade auch in diesem Prozeß der Globalisierung mit großer Intelligenz daran zu ar- Es gilt, diese Veränderung rechtzeitig zu erkennen beiten, daß sich die Wirtschaft möglichst eindeutig und und dann mutig zu handeln. Nur so können Brüche ge- klar dem Wettbewerb zu unterwerfen hat. sellschaftlicher Art vermieden werden. Je länger wir notwendige Veränderungen verzögern, um so höher Das, was früher in nationalen Zuständigkeiten erfaßt steigt der Fluß, bis die Dämme brechen. Dann hat Politik werden konnte, geht heute insbesondere bei Fusionenwirklich versagt. und Konzentrationen nicht mehr nur national und in ei- nigen Fällen nur noch international zu regeln. Die dazu Ich begrüße, daß wir diese Fragestellung in der ge- notwendigen Strukturen und internationalen Vereinba- meinsam eingerichteten Enquetekommission Globalisie- rungen müssen für die neuen Anforderungen zeitgerecht rung nun mit der notwendigen Gründlichkeit untersu- weiterentwickelt werden. chen können. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6355

(A) Anlage 3 Drucksache 14/1276 Nr. 2.10 (C) Drucksache 14/1617 Nr. 2.2 Drucksache 14/1617 Nr. 2.12 Erklärung Drucksache 14/1617 Nr. 2.20 Drucksache 14/1617 Nr. 2.29 des Abgeordneten Jürgen W. Möllemann Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (F.D.P.) Drucksache 14/1778 Nr. 2.5 zur namentlichen Abstimmung über den Ände- Drucksache 14/1778 Nr. 2.6 rungsantrag der Fraktion F.D.P. zum Entwurf Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eines Gesetzes zur Fortführung der ökologi- Drucksache 14/448 Nr. 2.36 schen Steuerreform – Drucksache 14/2071 – Ausschuß für Bildung, Forschung (69. Sitzung, Seite 6208 A) und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/1617 Nr. 2.15 Meine Name ist in der Abstimmungsliste nicht aufge- Drucksache 14/1617 Nr. 2.43 Drucksache 14/1617 Nr. 2.45 führt. Ich erkläre, daß mein Votum Ja lautete. Drucksache 14/1617 Nr. 2.47 Drucksache 14/1617 Nr. 2.50

Der Bundesrat hat in seiner 744. Sitzung am 5. No- vember 1999 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen Anlage 4 zuzustimmen, bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 Grundgesetz nicht zu stellen: Erklärung – Gesetz zur Neuregelung der Förderung der ganzjähri- des Abgeordneten Jürgen W. Möllemann gen Beschäftigung in der Bauwirtschaft (F.D.P.) – Gesetz zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes und des Tabaksteuergesetzes zur namentlichen Abstimmung über den Ent- – Dreiunddreißigstes Gesetz zur Änderung des Lastenaus- wurf eines Gesetzes zur Fortführung der ökolo- gleichsgesetzes (33. ÄndG LAG) gischen Steuerreform – Drucksache 14/2065 – – Gesetz über die Anpassung von Dienst- und Versorgungs- (69. Sitzung, Seite 6213 A) bezügen in Bund und Ländern 1999 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1999 – BBVAnpG 99)

Mein Name ist in der Abstimmungsliste nicht aufge- Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- führt. Ich erkläre, daß mein Votum Nein lautete. geteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den (B) nachstehenden Vorlagen absieht: (D) Auswäriger Ausschuß Anlage 5 – Unterrichtung durch die Delegation der interparlamentari- schen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland Amtliche Mitteilungen über die 101. Interparlamentarische Konferenz vom 10. bis 16. April 1999 in Brüssel Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben – Drucksachen 14/1387, 14/1616 Nr. 1.3 – mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis ratung abgesehen hat. 30. Juni 1999 Finanzausschuß – Drucksachen 14/1525, 14/1616 Nr. 1.10 – Drucksache 14/272 Nr. 72 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 14/342 Nr. 2.12 Drucksache 14/595 Nr. 2.5 Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- Drucksache 14/839 Nr. 2.3 roparats für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1998 Drucksache 14/1188 Nr. 2.3 – Drucksachen 14/1526, 14/1616 Nr. 1.11 – Nachtrag zum Plenarprotokoll 14/70

Deutscher Bundestag

Nachtrag zum Stenographischen Bericht

70. Sitzung

Berlin, Freitag, den 12. November 1999

I n h a l t :

Anlage 6 Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushalts- Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- sanierungsgesetz – hier: Gesetz zur Änderung stimmung zum Änderungsantrag der Fraktio- des Wohngeldgesetzes und anderer Gesetze nen der CDU/CSU und der F.D.P. zur zweiten (Drucksachen 14/1523, 14/1636 und 14/2016 Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ziffer 2 – Anlage 2) ...... 6369 A Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushalts- sanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, Anlage 11 14/1636, 14/2016 und 14/2097) ...... 6357 A Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- stimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Anlage 7 Familienförderung (Drucksachen 14/1513, Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- 14/1670 und 14/2022) ...... 6372 A stimmung zum Änderungsantrag der Fraktion der PDS zur zweiten und dritten Beratung Anlage 12 des Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushaltssanierungs- Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- gesetz – (Drucksachen 14/1523 14/1636, stimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur 14/2016 und 14/2073) ...... 6360 A Bereinigung von steuerlichen Vorschriften – Steuerbereinigungsgesetz 1999 – (Druck- Anlage 8 sachen 14/1514, 14/1655 und 14/2035 Nr. 1) . 6375 A Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- stimmung zum Artikel 22 Ziffer 5 des Ent- Anlage 13 wurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bun- Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- deshaushaltes – Haushaltssanierungsgesetz – stimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur (Drucksachen 14/1523, 14/1636 und 14/2016 Förderung der Selbständigkeit (Drucksachen – Anlage 1) ...... 6363 A 14/1855 und 14/2046) ...... 6378 A

Anlage 9 Anlage 14 Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten stimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Eckhardt Barthel (Berlin), Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushalts- (Starnberg), Christel Deichmann, Marga sanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, Elser, Harald Friese, Angelika Graf (Rosen- 14/1636 und 14/2016 – Ziffer 1 Anlage 1) ...... 6366 A heim), Walter Hoffmann (Darmstadt), Karin Kortmann, , Werner Labsch, Anlage 10 , Götz-Peter Lohmann Endgültiges Ergebnis der namentlichen Ab- (Neubrandenburg), Christa Lörcher, Günter stimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Oesinghaus, Renate Rennebach, Bernd Reu- II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 ter, Dr. Edelbert Richter, Gudrun Roos, René Irmingard Schewe-Gerigk, , Röspel, Dr. , Thomas (Augsburg) und Sylvia Voß Sauer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dag- (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur na- mar Schmidt (Meschede), Regina Schmidt- mentlichen Abstimmung über den Entwurf Zadel, Ilse Schumann, Dr. R. Werner Schu- eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaus- ster, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Rita Streb- haltes – Haushaltssanierungsgesetz – (Tages- Hesse, Jella Teuchner, Adelheid Tröscher, ordnungspunkt 11 a) ...... 6384 A Rüdiger Veit, Klaus Wiesehügel und Wal- traud Wolff (Zielitz) (alle SPD) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlußemp- Anlage 19 fehlung zum Entwurf eines Gesetzes zur Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sanierung des Bundeshaushaltes (Tagesord- Annelie Buntenbach und Monika Knoche nungspunkt 11 a)...... 6381 A (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur na- mentlichen Abstimmung über die Bechluß- Anlage 15 empfehlung zum Entwurf eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushaltes (Tagesord- Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten nungspunkt 11 a) ...... 6384 C Dr. Elke Leonhard, Jörg Tauss, Gisela Schröter, Ute Kumpf, (Wiesloch), Hanna Wolf (München), Ange- Anlage 20 lika Krüger-Leißner, Michael Roth , Gabriele Iwersen und (alle SPD) so- Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten wie Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE Walter Hirche, Ina Lenke und Marita Sehn GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung (alle F.D.P.) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlußempfehlung zum Entwurf über den Entwurf eines Gesetzes zur Famili- eines Gesetzes zur Sanierung des Bundes- enförderung (Tagesordnungspunkt 11 a) ...... 6385 B haushaltes (Tagesordnungspunkt 11 a) ...... 6382 B Anlage 21 Anlage 16 Erklärung des Abgeordneten Wolfgang Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bosbach (CDU/CSU) zur namentlichen Ab- , Detlev von Larcher, Christel stimmung über den Entwurf eines Geset- Hanewinckel, , Monika Ganse- zes zur Familienförderung (Tagesordnungs- forth, Heide Mattischeck, Dr. Hansjörg Schä- punkt 11 b)...... 6385 C fer, , Ute Kumpf, Peter Dreßen, Konstanze Wegner, Heinz Schmitt (Berg), Ursula Mogg, Siegrun Klemmer, Uta Titze- Anlage 22 Stecher, Hans Forster, Klaus Brandner, Wal- Erklärung des Abgeordneten Kurt-Dieter Grill traud Lehn, , Joachim Stün- (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung ker und Ulrike Mehl (alle SPD) zur nament- zum Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung lichen Abstimmung über die Beschlußemp- von steuerlichen Vorschriften – Steuerberei- fehlung zum Entwurf eines Gesetzes zur Sa- nigungsgesetz 1999 (Tagesordnungspunkt 11c) 6385 C nierung des Bundeshaushaltes (Tagesord- nungspunkt 11 a) ...... 6382 C Anlage 23 Anlage 17 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Beratung der Beschlußempfehlung und des Klaus Kirschner (SPD) zur namentlichen Ab- Berichts zu den Anträgen: stimmung über die Beschlußempfehlung zum – OSZE-Gipfel in Istanbul – für eine Stär- Entwurf eines Gesetzes zur Sanierung des kung der Handlungsfähigkeit der OSZE Bundeshaushaltes (Tagesordnungspunkt 11 a). 6383 C und Anlage 18 – Neue europäische Sicherheitsarchitektur Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten (Zusatztagesordnungspunkt 5, 69. Sitzung) Christian Simmert, Hans- Christian Ströbele, Hans Raidel CDU/CSU ...... 6385 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6357

(A) Anlagen zum Stenographischen Bericht (C)

Anlage 6

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der F.D.P. zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, 14/1636, 14/2016 und 14/2097)

Endgültiges Ergebnis Dr. Paul Laufs Norbert Röttgen Ingrid Fischbach Karl-Josef Laumann Dr. Christian Ruck Abgegebene Stimmen: 577;Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Jürgen Rüttgers davon: ja: 252 Axel E. Fischer (Karlsruhe- Peter Letzgus Anita Schäfer nein: 325 Land) Ursula Lietz Dr. Wolfgang Schäuble Walter Link (Diepholz) Hartmut Schauerte Dr. Gerhard Friedrich Eduard Lintner Heinz Schemken Ja (Erlangen) Dr. Klaus Lippold Gerhard Scheu Erich G. Fritz (Offenbach) Dietmar Schlee CDU/CSU Jochen-Konrad Fromme Dr. Manfred Lischewski Dr. Jürgen Gehb Wolfgang Lohmann Christian Schmidt (Fürth) (Lüdenscheid) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Georg Girisch Julius Louven (Halsbrücke) Michael Glos Dr. Michael Luther Andreas Schmidt (Mühlheim) Dietrich Austermann Dr. Reinhard Göhner Erich Maaß (Wilhemshaven) Birgit Schnieber-Jastram Kurt-Dieter Grill Dr. Dr. Dr. Martin Mayer Dr. Günter Baumann Horst Günther (Duisburg) (Siegertsbrunn) Reinhard Freiherr von Wolfgang Meckelburg Schorlemer (Großhennersdorf) Dr. Diethard W. Schütze (Berlin) Dr. Sabine Bergmann-Pohl Gerda Hasselfeldt Dr. Clemens Schwalbe Hansgeorg Hauser Dr. Christian Schwarz- (B) (Rednitzhembach) Hans Michelbach Schilling (D) Dr. Norbert Blüm Klaus-Jürgen Hedrich Meinolf Michels Ursula Heinen Dr. Gerd Müller Heinz Seiffert Sylvia Bonitz Manfred Heise Bernward Müller (Jena) Siegfried Helias Elmar Müller (Kirchheim) Bernd Siebert Wolfgang Börnsen Hans Jochen Henke (Bremen) Werner Siemann (Bönstrup) Ernst Hinsken Bärbel Sothmann Günter Nooke Margarete Späte Dr. Wolfgang Bötsch Klaus Hofbauer Franz Obermeier Wolfgang Steiger Klaus Brähmig Friedhelm Ost Dr. Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Wolfgang Freiherr von Siegfried Hornung Norbert Otto (Erfurt) Stetten Joachim Hörster Dr. Peter Paziorek Andreas Storm Klaus Bühler (Bruchsal) Hubert Hüppe Dorothea Störr-Ritter Hartmut Büttner Georg Janovsky Dr. Friedbert Pflüger (Schönebeck) Dr.-Ing. Rainer Jork Matthäus Strebl Cajus Caesar Dr. Harald Kahl Steffen Kampeter Marlies Pretzlaff Michael Stübgen Irmgard Karwatzki Dr. Bernd Protzner Dr. Rita Süssmuth Volker Kauder Hans Raidel Edeltraut Töpfer Albert Deß Dr. Peter Ramsauer Dr. Hans-Peter Uhl Ulrich Klinkert Helmut Rauber Thomas Dörflinger Manfred Kolbe Christa Reichard (Dresden) Andrea Voßhoff Hansjürgen Doss Norbert Königshofen Peter Weiß (Emmendingen) Marie-Luise Dött Hartmut Koschyk Erika Reinhardt Gerald Weiß (Groß-Gerau) Maria Eichhorn Rudolf Kraus Hans-Peter Repnik Annette Widmann-Mauz Rainer Eppelmann Dr. Martina Krogmann Klaus Riegert Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Paul Krüger Franz Romer Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Dr. Hermann Kues Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Dr. Hans Georg Faust Dr. Klaus Rose Klaus-Peter Willsch Albrecht Feibel Dr. Kurt Rossmanith Willy Wimmer (Neuss) 6358 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Werner Wittlich Rosel Neuhäuser Rainer Fornahl Fritz Rudolf Körper (C) Dagmar Wöhrl Christine Ostrowski Hans Forster Karin Kortmann Aribert Wolf Anette Kramme Elke Wülfing Dr. Uwe-Jens Rössel Lilo Friedrich (Mettmann) Nicolette Kressl Wolfgang Zöller Christina Schenk Harald Friese Volker Kröning Gustav-Adolf Schur Anke Fuchs (Köln) Angelika Krüger-Leißner F.D.P. Dr. Ilja Seifert Arne Fuhrmann Horst Kubatschka Dr. Winfried Wolf Monika Ganseforth Ernst Küchler Hildebrecht Braun Konrad Gilges Helga Kühn-Mengel (Augsburg) Nein Iris Gleicke Ute Kumpf Rainer Brüderle Günter Gloser Konrad Kunick Ulrike Flach SPD Uwe Göllner Dr. Uwe Küster (Bayreuth) Renate Gradistanac Werner Labsch Rainer Funke Brigitte Adler Günter Graf (Friesoythe) Christine Lambrecht Dr. Wolfgang Gerhardt Ingrid Arndt-Brauer Angelika Graf (Rosenheim) Brigitte Lange Dr. Dieter Grasedieck Christian Lange (Backnang) Walter Hirche Hermann Bachmaier Monika Griefahn Detlev von Larcher Birgit Homburger Achim Großmann Christine Lehder Dr. Wolfgang Grotthaus Waltraud Lehn Dr. Dr. Hans-Peter Bartels Karl-Hermann Haack Robert Leidinger Dr. Heinrich L. Kolb Eckhardt Barthel (Berlin) (Extertal) Klaus Lennartz Gudrun Kopp Klaus Barthel (Starnberg) Hans-Joachim Hacker Dr. Elke Leonhard Ina Lenke Wolfgang Behrendt Klaus Hagemann Eckhart Lewering Sabine Leutheusser- Dr. Manfred Hampel Götz-Peter Lohmann Schnarrenberger Hans-Werner Bertl Christel Hanewinckel (Neubrandenburg) Dirk Niebel Friedhelm Julius Beucher Alfred Hartenbach Christa Lörcher Günther Friedrich Nolting Anke Hartnagel Erika Lotz Detlef Parr Klaus Hasenfratz Dr. Christine Lucyga (Heidelberg) Nina Hauer Dieter Maaß (Herne) Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Winfried Mante Gerhard Schüßler Klaus Brandner Reinhold Hemker Dirk Manzewski Dr. Irmgard Schwaetzer Anni Brandt-Elsweier Frank Hempel Tobias Marhold Willi Brase (B) Marita Sehn Rolf Hempelmann Lothar Mark (D) Dr. Hermann Otto Solms Dr. Dr. Barbara Hendricks Ulrike Mascher Dr. Rainer Brinkmann (Detmold) Carl-Ludwig Thiele Monika Heubaum Heide Mattischeck Jürgen Türk (Hildesheim) Reinhold Hiller (Lübeck) Ulrike Mehl Dr. Hans-Günter Bruckmann Stephan Hilsberg Ulrike Merten Gerd Höfer Ursula Burchardt PDS Jelena Hoffmann (Chemnitz) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Michael Bürsch Walter Hoffmann Ursula Mogg Dr. Hans Martin Bury (Darmstadt) Christoph Moosbauer Petra Bläss Hans Büttner (Ingolstadt) (Wismar) Siegmar Mosdorf Eva Bulling-Schröter Marion Caspers-Merk Frank Hofmann (Volkach) Michael Müller (Düsseldorf) Roland Claus Wolf-Michael Catenhusen Ingrid Holzhüter Jutta Müller (Völklingen) Dr. Dr. Peter Wilhelm Danckert Eike Hovermann Christian Müller (Zittau) Dr. Ruth Fuchs Dr. Herta Däubler-Gmelin Christel Humme Franz Müntefering Wolfgang Gehrcke Christel Deichmann Lothar Ibrügger Andrea Nahles Dr. Klaus Grehn Barbara Imhof Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Dreßen Brunhilde Irber Gerhard Neumann (Gotha) Uwe Hiksch Rudolf Dreßler Gabriele Iwersen Dr. Edith Niehuis Dr. Barbara Höll Detlef Dzembritzki Renate Jäger Carsten Hübner Dieter Dzewas Jann-Peter Janssen Leyla Onur Ulla Jelpke Ilse Janz Manfred Opel Sabine Jünger Ludwig Eich Dr. Uwe Jens Holger Ortel Gerhard Jüttemann Marga Elser Volker Jung (Düsseldorf) Adolf Ostertag Dr. Evelyn Kenzler Peter Enders Johannes Kahrs Kurt Palis Dr. Heidi Knake-Werner Ulrich Kasparick Albrecht Papenroth Ursula Lötzer Petra Ernstberger Sabine Kaspereit Dr. Willfried Penner Dr. Christa Luft Annette Faße Susanne Kastner Dr. Heidemarie Lüth Lothar Fischer (Homburg) Hans-Peter Kemper Georg Pfannenstein Angela Marquardt Klaus Kirschner Dr. Eckhart Pick Manfred Müller (Berlin) Iris Follak Marianne Klappert Joachim Poß Kersten Naumann Norbert Formanski Hans-Ulrich Klose Karin Rehbock-Zureich Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6359

(A) Margot von Renesse Brigitte Schulte (Hameln) Reinhard Weis (Stendal) Dr. Uschi Eid (C) Renate Rennebach Reinhard Schultz Matthias Weisheit Hans-Josef Fell Bernd Reuter (Everswinkel) Gert Weisskirchen (Berlin) Dr. Edelbert Richter Volkmar Schultz (Köln) (Wiesloch) Joseph Fischer (Frankfurt) Reinhold Robbe Ilse Schumann Dr. Ernst Ulrich von Katrin Göring-Eckardt Gudrun Roos Weizsäcker Rita Grießhaber René Röspel Dr. R. Werner Schuster Hans-Joachim Welt Dr. Ernst Dieter Rossmann Dietmar Schütz (Oldenburg) Dr. Antje Hermenau Michael Roth (Heringen) Dr. Angelica Schwall-Düren Hildegard Wester Kristin Heyne Birgit Roth (Speyer) Ernst Schwanhold Lydia Westrich Ulrike Höfken Marlene Rupprecht Inge Wettig-Danielmeier Michaele Hustedt Thomas Sauer Bodo Seidenthal Dr. Monika Knoche Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Norbert Wieczorek Dr. Angelika Köster-Loßack Gudrun Schaich-Walch Dr. Cornelie Sonntag- Helmut Wieczorek (Duisburg) Steffi Lemke Wolgast Jürgen Wieczorek (Leipzig) Dr. Helmut Lippelt Bernd Scheelen Wieland Sorge Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Reinhard Loske Dr. Wolfgang Spanier Dieter Wiefelspütz Oswald Metzger Siegfried Scheffler Dr. Margrit Spielmann Heino Wiese (Hannover) Klaus Wolfgang Müller Horst Schild Jörg-Otto Spiller Klaus Wiesehügel (Kiel) Dr. Ditmar Staffelt Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Kerstin Müller (Köln) Dieter Schloten Engelbert Wistuba Horst Schmidbauer Rolf Stöckel Barbara Wittig Christa Nickels (Nürnberg) Rita Streb-Hesse Dr. Cem Özdemir Ulla Schmidt (Aachen) Reinhold Strobl (Amberg) Verena Wohlleben Simone Probst Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Peter Struck Hanna Wolf (München) Claudia Roth (Augsburg) Joachim Stünker Waltraud Wolff (Zielitz) Christine Scheel (Meschede) Joachim Tappe Heidemarie Wright Irmingard Schewe-Gerigk Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Jörg Tauss Rezzo Schlauch Regina Schmidt-Zadel Jella Teuchner Peter Zumkley Albert Schmidt (Hitzhofen) Heinz Schmitt (Berg) Dr. Gerald Thalheim (Leipzig) Wolfgang Thierse Christian Simmert Dr. Emil Schnell Franz Thönnes BÜNDNIS 90/ Christian Sterzing DIE GRÜNEN (B) Olaf Scholz Adelheid Tröscher Hans-Christian Ströbele (D) Karsten Schönfeld Hans-Eberhard Urbaniak Gila Altmann (Aurich) Jürgen Trittin Fritz Schösser Rüdiger Veit (Bremen) Dr. Antje Vollmer Simone Violka Dr. Ludger Volmer Gerhard Schröder (Pforzheim) Sylvia Voß Gisela Schröter Hans Georg Wagner Annelie Buntenbach Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Mathias Schubert Hedi Wegener Ekin Deligöz Margareta Wolf Richard Schuhmann Dr. Konstanze Wegner Dr. Thea Dückert (Frankfurt) (Delitzsch) Wolfgang Weiermann Franziska Eichstädt-Bohlig

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU 6360 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Anlage 7 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Änderungsantrag der Fraktion der PDS zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushaltssanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, 14/1636, 14/2016 und 14/2073)

Endgültiges Ergebnis Eckhardt Barthel (Berlin) Uwe Göllner Horst Kubatschka Abgegebene Stimmen: 572;Klaus Barthel (Starnberg) Renate Gradistanac Ernst Küchler davon: Wolfgang Behrendt Günter Graf (Friesoythe) Helga Kühn-Mengel ja: 31 Dr. Axel Berg Angelika Graf (Rosenheim) Ute Kumpf nein: 517 Hans-Werner Bertl Dieter Grasedieck Konrad Kunick enthalten: 24 Friedhelm Julius Beucher Monika Griefahn Dr. Uwe Küster Petra Bierwirth Achim Großmann Werner Labsch Ja Rudolf Bindig Wolfgang Grotthaus Christine Lambrecht Lothar Binding (Heidelberg) Hans-Joachim Hacker Brigitte Lange F.D.P. Kurt Bodewig Klaus Hagemann Christian Lange (Backnang) Dr. Werner Hoyer Klaus Brandner Manfred Hampel Detlev von Larcher Anni Brandt-Elsweier Christel Hanewinckel Christine Lehder PDS Willi Brase Alfred Hartenbach Waltraud Lehn Dr. Dietmar Bartsch Dr. Eberhard Brecht Anke Hartnagel Robert Leidinger Petra Bläss Rainer Brinkmann (Detmold) Klaus Hasenfratz Klaus Lennartz Eva Bulling-Schröter Bernhard Brinkmann Nina Hauer Dr. Elke Leonhard Roland Claus (Hildesheim) Hubertus Heil Eckhart Lewering Dr. Heinrich Fink Hans-Günter Bruckmann Reinhold Hemker Götz-Peter Lohmann Dr. Ruth Fuchs Edelgard Bulmahn Frank Hempel (Neubrandenburg) Wolfgang Gehrcke Ursula Burchardt Rolf Hempelmann Christa Lörcher Dr. Klaus Grehn Dr. Michael Bürsch Dr. Barbara Hendricks Erika Lotz Dr. Gregor Gysi Hans Martin Bury Gustav Herzog Dr. Christine Lucyga Uwe Hiksch Hans Büttner (Ingolstadt) Monika Heubaum Dieter Maaß (Herne) Marion Caspers-Merk Reinhold Hiller (Lübeck) Winfried Mante (B) Dr. Barbara Höll (D) Carsten Hübner Wolf-Michael Catenhusen Stephan Hilsberg Dirk Manzewski Ulla Jelpke Dr. Peter Wilhelm Danckert Gerd Höfer Tobias Marhold Sabine Jünger Dr. Herta Däubler-Gmelin Jelena Hoffmann (Chemnitz) Lothar Mark Gerhard Jüttemann Christel Deichmann Walter Hoffmann Ulrike Mascher Dr. Evelyn Kenzler Peter Dreßen (Darmstadt) Christoph Matschie Dr. Heidi Knake-Werner Rudolf Dreßler Iris Hoffmann (Wismar) Heide Mattischeck Ursula Lötzer Detlef Dzembritzki Frank Hofmann (Volkach) Ulrike Mehl Dr. Christa Luft Dieter Dzewas Ingrid Holzhüter Ulrike Merten Heidemarie Lüth Dr. Peter Eckardt Eike Hovermann Angelika Mertens Angela Marquardt Sebastian Edathy Christel Humme Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Manfred Müller (Berlin) Ludwig Eich Lothar Ibrügger Ursula Mogg Kersten Naumann Marga Elser Barbara Imhof Christoph Moosbauer Rosel Neuhäuser Peter Enders Brunhilde Irber Siegmar Mosdorf Christine Ostrowski Gernot Erler Gabriele Iwersen Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Uwe-Jens Rössel Petra Ernstberger Renate Jäger Jutta Müller (Völklingen) Christina Schenk Annette Faße Jann-Peter Janssen Christian Müller (Zittau) Gustav-Adolf Schur Lothar Fischer (Homburg) Ilse Janz Franz Müntefering Dr. Ilja Seifert Gabriele Fograscher Dr. Uwe Jens Andrea Nahles Dr. Winfried Wolf Iris Follak Johannes Kahrs Volker Neumann (Bramsche) Norbert Formanski Ulrich Kasparick Gerhard Neumann (Gotha) Sabine Kaspereit Dr. Edith Niehuis Nein Rainer Fornahl Hans Forster Susanne Kastner Dietmar Nietan SPD Dagmar Freitag Hans-Peter Kemper Leyla Onur Lilo Friedrich (Mettmann) Marianne Klappert Manfred Opel Brigitte Adler Harald Friese Hans-Ulrich Klose Holger Ortel Ingrid Arndt-Brauer Anke Fuchs (Köln) Fritz Rudolf Körper Adolf Ostertag Rainer Arnold Arne Fuhrmann Karin Kortmann Kurt Palis Hermann Bachmaier Monika Ganseforth Anette Kramme Albrecht Papenroth Ernst Bahr Konrad Gilges Nicolette Kressl Dr. Willfried Penner Doris Barnett Iris Gleicke Volker Kröning Dr. Martin Pfaff Dr. Hans-Peter Bartels Günter Gloser Angelika Krüger-Leißner Georg Pfannenstein Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6361

(A) Dr. Eckhart Pick Ludwig Stiegler Peter Bleser Dr. Karl-Heinz Hornhues (C) Joachim Poß Rolf Stöckel Dr. Norbert Blüm Siegfried Hornung Karin Rehbock-Zureich Rita Streb-Hesse Friedrich Bohl Joachim Hörster Margot von Renesse Reinhold Strobl (Amberg) Sylvia Bonitz Hubert Hüppe Renate Rennebach Dr. Peter Struck Jochen Borchert Georg Janovsky Bernd Reuter Joachim Stünker Wolfgang Börnsen Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Edelbert Richter Joachim Tappe (Bönstrup) Dr. Harald Kahl Reinhold Robbe Jörg Tauss Wolfgang Bosbach Steffen Kampeter Gudrun Roos Jella Teuchner Dr. Wolfgang Bötsch Irmgard Karwatzki René Röspel Dr. Gerald Thalheim Klaus Brähmig Volker Kauder Dr. Ernst Dieter Rossmann Wolfgang Thierse Dr. Ralf Brauksiepe Eckart von Klaeden Michael Roth (Heringen) Franz Thönnes Monika Brudlewsky Ulrich Klinkert Birgit Roth (Speyer) Adelheid Tröscher Georg Brunnhuber Manfred Kolbe Marlene Rupprecht Hans-Eberhard Urbaniak Klaus Bühler (Bruchsal) Norbert Königshofen Thomas Sauer Rüdiger Veit Hartmut Büttner Hartmut Koschyk Dr. Hansjörg Schäfer Simone Violka (Schönebeck) Rudolf Kraus Gudrun Schaich-Walch Ute Vogt (Pforzheim) Cajus Caesar Dr. Martina Krogmann Rudolf Scharping Hans Georg Wagner Leo Dautzenberg Dr. Paul Krüger Bernd Scheelen Hedi Wegener Wolfgang Dehnel Dr. Hermann Kues Dr. Hermann Scheer Dr. Konstanze Wegner Hubert Deittert Karl Lamers Siegfried Scheffler Wolfgang Weiermann Albert Deß Dr. Norbert Lammert Horst Schild Reinhard Weis (Stendal) Renate Diemers Dr. Paul Laufs Otto Schily Matthias Weisheit Thomas Dörflinger Karl-Josef Laumann Dieter Schloten Dr. Ernst Ulrich von Hansjürgen Doss Vera Lengsfeld Horst Schmidbauer Weizsäcker Marie-Luise Dött Peter Letzgus (Nürnberg) Hans-Joachim Welt Maria Eichhorn Ursula Lietz Ulla Schmidt (Aachen) Dr. Rainer Wend Rainer Eppelmann Walter Link (Diepholz) Silvia Schmidt (Eisleben) Hildegard Wester Anke Eymer Eduard Lintner Dagmar Schmidt (Meschede) Lydia Westrich Ilse Falk Dr. Klaus Lippold Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Inge Wettig-Danielmeier Dr. Hans Georg Faust (Offenbach) Regina Schmidt-Zadel Dr. Margrit Wetzel Albrecht Feibel Dr. Manfred Lischewski Heinz Schmitt (Berg) Dr. Norbert Wieczorek Ulf Fink Wolfgang Lohmann (B) Carsten Schneider Helmut Wieczorek Ingrid Fischbach (Lüdenscheid) (D) Dr. Emil Schnell (Duisburg) Dirk Fischer (Hamburg) Julius Louven Olaf Scholz Jürgen Wieczorek (Leipzig) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Michael Luther Karsten Schönfeld Heidemarie Wieczorek-Zeul Land) Erich Maaß (Wilhemshaven) Fritz Schösser Dieter Wiefelspütz Herbert Frankenhauser Erwin Marschewski Ottmar Schreiner Heino Wiese (Hannover) Dr. Gerhard Friedrich Dr. Martin Mayer Gerhard Schröder Klaus Wiesehügel (Erlangen) (Siegertsbrunn) Gisela Schröter Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Erich G. Fritz Wolfgang Meckelburg Dr. Mathias Schubert Engelbert Wistuba Jochen-Konrad Fromme Dr. Michael Meister Richard Schuhmann Barbara Wittig Dr. Jürgen Gehb Dr. Angela Merkel (Delitzsch) Dr. Wolfgang Wodarg Norbert Geis Friedrich Merz Brigitte Schulte (Hameln) Verena Wohlleben Georg Girisch Hans Michelbach Reinhard Schultz Hanna Wolf (München) Michael Glos Meinolf Michels (Everswinkel) Waltraud Wolff (Zielitz) Dr. Reinhard Göhner Dr. Gerd Müller Volkmar Schultz (Köln) Heidemarie Wright Kurt-Dieter Grill Bernward Müller (Jena) Ilse Schumann Uta Zapf Manfred Grund Elmar Müller (Kirchheim) Ewald Schurer Peter Zumkley Horst Günther (Duisburg) Bernd Neumann (Bremen) Dr. R. Werner Schuster Gottfried Haschke Claudia Nolte Dietmar Schütz (Oldenburg) CDU/CSU (Großhennersdorf) Franz Obermeier Dr. Angelica Schwall-Düren Gerda Hasselfeldt Friedhelm Ost Ernst Schwanhold Ulrich Adam Hansgeorg Hauser Eduard Oswald Rolf Schwanitz Ilse Aigner (Rednitzhembach) Norbert Otto (Erfurt) Bodo Seidenthal Peter Altmaier Klaus-Jürgen Hedrich Dr. Peter Paziorek Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dietrich Austermann Ursula Heinen Anton Pfeifer Dr. Cornelie Sonntag- Norbert Barthle Manfred Heise Dr. Friedbert Pflüger Wolgast Dr. Wolf Bauer Siegfried Helias Beatrix Philipp Wieland Sorge Günter Baumann Hans Jochen Henke Ronald Pofalla Wolfgang Spanier Brigitte Baumeister Ernst Hinsken Marlies Pretzlaff Dr. Margrit Spielmann Meinrad Belle Peter Hintze Dr. Bernd Protzner Jörg-Otto Spiller Dr. Sabine Bergmann-Pohl Klaus Hofbauer Hans Raidel Dr. Ditmar Staffelt Otto Bernhardt Martin Hohmann Dr. Peter Ramsauer 6362 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Helmut Rauber Margarete Späte Franziska Eichstädt-Bohlig F.D.P. (C) Christa Reichard (Dresden) Wolfgang Steiger Dr. Uschi Eid Hildebrecht Braun Katherina Reiche Erika Steinbach Hans-Josef Fell (Augsburg) Erika Reinhardt Dr. Wolfgang Freiherr von Andrea Fischer (Berlin) Rainer Brüderle Hans-Peter Repnik Stetten Joseph Fischer (Frankfurt) Ulrike Flach Klaus Riegert Andreas Storm Katrin Göring-Eckardt Günther Friedrich Nolting Franz Romer Dorothea Störr-Ritter Rita Grießhaber Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Max Straubinger Winfried Hermann Dr. Klaus Rose Matthäus Strebl Antje Hermenau Kurt Rossmanith Thomas Strobl Kristin Heyne Enthalten Norbert Röttgen Michael Stübgen Ulrike Höfken Dr. Christian Ruck Dr. Rita Süssmuth Michaele Hustedt CDU/CSU Dr. Jürgen Rüttgers Edeltraut Töpfer Monika Knoche Günter Nooke Anita Schäfer Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Angelika Köster-Loßack Dr. Wolfgang Schäuble Gunnar Uldall Steffi Lemke F.D.P. Hartmut Schauerte Andrea Voßhoff Dr. Helmut Lippelt Heinz Schemken Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Reinhard Loske Horst Friedrich (Bayreuth) Gerhard Scheu Gerald Weiß (Groß-Gerau) Oswald Metzger Rainer Funke Dietmar Schlee Annette Widmann-Mauz Klaus Wolfgang Müller Dr. Wolfgang Gerhardt Bernd Schmidbauer Heinz Wiese (Ehingen) (Kiel) Dr. Karlheinz Guttmacher Christian Schmidt (Fürth) Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Kerstin Müller (Köln) Walter Hirche Dr.-Ing. Joachim Schmidt Gert Willner Winfried Nachtwei Birgit Homburger (Halsbrücke) Klaus-Peter Willsch Christa Nickels Dr. Klaus Kinkel Andreas Schmidt Willy Wimmer (Neuss) Cem Özdemir Dr. Heinrich L. Kolb (Mühlheim) Werner Wittlich Simone Probst Gudrun Kopp Birgit Schnieber-Jastram Dagmar Wöhrl Claudia Roth (Augsburg) Ina Lenke Dr. Andreas Schockenhoff Aribert Wolf Christine Scheel Sabine Leutheusser- Dr. Rupert Scholz Elke Wülfing Irmingard Schewe-Gerigk Schnarrenberger Reinhard Freiherr von Wolfgang Zöller Rezzo Schlauch Dirk Niebel Schorlemer Albert Schmidt (Hitzhofen) Detlef Parr Diethard W. Schütze (Berlin) Werner Schulz (Leipzig) Cornelia Pieper BÜNDNIS 90/ Clemens Schwalbe Christian Simmert Dr. Edzard Schmidt-Jortzig DIE GRÜNEN (B) Dr. Christian Schwarz- Christian Sterzing Gerhard Schüßler (D) Schilling Gila Altmann (Aurich) Hans-Christian Ströbele Dr. Irmgard Schwaetzer Horst Seehofer Marieluise Beck (Bremen) Jürgen Trittin Marita Sehn Heinz Seiffert Angelika Beer Dr. Antje Vollmer Dr. Hermann Otto Solms Rudolf Seiters Matthias Berninger Ludger Volmer Dr. Max Stadler Bernd Siebert Annelie Buntenbach Sylvia Voß Carl-Ludwig Thiele Werner Siemann Ekin Deligöz Helmut Wilhelm (Amberg) Jürgen Türk Bärbel Sothmann Dr. Thea Dückert Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Guido Westerwelle

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6363

(A) Anlage 8 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Artikel 22 Ziffer 5 des Entwurfs eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushaltssanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, 14/1636 und 14/2016 – Anlage 1 –)

Endgültiges Ergebnis Gernot Erler Brunhilde Irber Ursula Mogg Abgegebene Stimmen: 574;Petra Ernstberger Gabriele Iwersen Christoph Moosbauer davon: Annette Faße Renate Jäger Siegmar Mosdorf ja: 324 Lothar Fischer (Homburg) Jann-Peter Janssen Michael Müller (Düsseldorf) nein: 248 Gabriele Fograscher Ilse Janz Jutta Müller (Völklingen) enthalten: 2 Iris Follak Dr. Uwe Jens Christian Müller (Zittau) Norbert Formanski Volker Jung (Düsseldorf) Franz Müntefering Ja Rainer Fornahl Johannes Kahrs Andrea Nahles Hans Forster Ulrich Kasparick Volker Neumann (Bramsche) SPD Dagmar Freitag Sabine Kaspereit Gerhard Neumann (Gotha) Brigitte Adler Lilo Friedrich (Mettmann) Susanne Kastner Dr. Edith Niehuis Ingrid Arndt-Brauer Harald Friese Hans-Peter Kemper Dietmar Nietan Rainer Arnold Anke Fuchs (Köln) Klaus Kirschner Leyla Onur Hermann Bachmaier Arne Fuhrmann Marianne Klappert Manfred Opel Ernst Bahr Monika Ganseforth Hans-Ulrich Klose Holger Ortel Doris Barnett Konrad Gilges Fritz Rudolf Körper Adolf Ostertag Dr. Hans-Peter Bartels Iris Gleicke Karin Kortmann Kurt Palis Eckhardt Barthel (Berlin) Günter Gloser Anette Kramme Albrecht Papenroth Klaus Barthel (Starnberg) Uwe Göllner Nicolette Kressl Dr. Willfried Penner Wolfgang Behrendt Renate Gradistanac Volker Kröning Dr. Martin Pfaff Dr. Axel Berg Günter Graf (Friesoythe) Angelika Krüger-Leißner Georg Pfannenstein Hans-Werner Bertl Angelika Graf (Rosenheim) Horst Kubatschka Dr. Eckhart Pick Friedhelm Julius Beucher Dieter Grasedieck Ernst Küchler Joachim Poß Petra Bierwirth Monika Griefahn Helga Kühn-Mengel Karin Rehbock-Zureich (B) Rudolf Bindig Achim Großmann Ute Kumpf Margot von Renesse (D) Lothar Binding (Heidelberg) Wolfgang Grotthaus Konrad Kunick Renate Rennebach Kurt Bodewig Karl-Hermann Haack Dr. Uwe Küster Bernd Reuter Klaus Brandner (Extertal) Werner Labsch Dr. Edelbert Richter Anni Brandt-Elsweier Hans-Joachim Hacker Christine Lambrecht Reinhold Robbe Willi Brase Klaus Hagemann Brigitte Lange Gudrun Roos Dr. Eberhard Brecht Manfred Hampel Christian Lange (Backnang) René Röspel Rainer Brinkmann (Detmold) Christel Hanewinckel Detlev von Larcher Dr. Ernst Dieter Rossmann Bernhard Brinkmann Alfred Hartenbach Christine Lehder Michael Roth (Heringen) (Hildesheim) Anke Hartnagel Waltraud Lehn Birgit Roth (Speyer) Hans-Günter Bruckmann Klaus Hasenfratz Robert Leidinger Marlene Rupprecht Edelgard Bulmahn Nina Hauer Klaus Lennartz Thomas Sauer Ursula Burchardt Hubertus Heil Dr. Elke Leonhard Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Michael Bürsch Reinhold Hemker Eckhart Lewering Gudrun Schaich-Walch Hans Martin Bury Frank Hempel Götz-Peter Lohmann Rudolf Scharping Hans Büttner (Ingolstadt) Rolf Hempelmann (Neubrandenburg) Bernd Scheelen Marion Caspers-Merk Dr. Barbara Hendricks Christa Lörcher Dr. Hermann Scheer Wolf-Michael Catenhusen Gustav Herzog Erika Lotz Siegfried Scheffler Dr. Peter Wilhelm Danckert Monika Heubaum Dr. Christine Lucyga Horst Schild Dr. Herta Däubler-Gmelin Reinhold Hiller (Lübeck) Dieter Maaß (Herne) Otto Schily Christel Deichmann Stephan Hilsberg Winfried Mante Dieter Schloten Karl Diller Gerd Höfer Dirk Manzewski Horst Schmidbauer Peter Dreßen Jelena Hoffmann (Chemnitz) Tobias Marhold (Nürnberg) Rudolf Dreßler Walter Hoffmann Lothar Mark Ulla Schmidt (Aachen) Detlef Dzembritzki (Darmstadt) Ulrike Mascher Silvia Schmidt (Eisleben) Dieter Dzewas Iris Hoffmann (Wismar) Christoph Matschie Dagmar Schmidt Dr. Peter Eckardt Ingrid Holzhüter Heide Mattischeck (Meschede) Sebastian Edathy Eike Hovermann Ulrike Mehl Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Ludwig Eich Christel Humme Ulrike Merten Regina Schmidt-Zadel Marga Elser Lothar Ibrügger Angelika Mertens Heinz Schmitt (Berg) Peter Enders Barbara Imhof Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Carsten Schneider 6364 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Dr. Emil Schnell Dr. Norbert Wieczorek Jürgen Trittin Michael Glos (C) Olaf Scholz Helmut Wieczorek Dr. Antje Vollmer Dr. Reinhard Göhner Karsten Schönfeld (Duisburg) Dr. Ludger Volmer Kurt-Dieter Grill Fritz Schösser Jürgen Wieczorek (Leipzig) Sylvia Voß Manfred Grund Ottmar Schreiner Heidemarie Wieczorek-Zeul Helmut Wilhelm (Amberg) Horst Günther (Duisburg) Gerhard Schröder Dieter Wiefelspütz Margareta Wolf (Frankfurt) Gottfried Haschke Gisela Schröter Heino Wiese (Hannover) (Großhennersdorf) Dr. Mathias Schubert Klaus Wiesehügel Gerda Hasselfeldt Nein Richard Schuhmann Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Hansgeorg Hauser (Delitzsch) Engelbert Wistuba CDU/CSU (Rednitzhembach) Brigitte Schulte (Hameln) Barbara Wittig Klaus-Jürgen Hedrich Ulrich Adam Reinhard Schultz Dr. Wolfgang Wodarg Ursula Heinen Ilse Aigner (Everswinkel) Verena Wohlleben Manfred Heise Peter Altmaier Volkmar Schultz (Köln) Hanna Wolf (München) Siegfried Helias Dietrich Austermann Ilse Schumann Waltraud Wolff (Zielitz) Hans Jochen Henke Norbert Barthle Ewald Schurer Heidemarie Wright Ernst Hinsken Dr. Wolf Bauer Dr. R. Werner Schuster Uta Zapf Peter Hintze Günter Baumann Dietmar Schütz (Oldenburg) Peter Zumkley Klaus Hofbauer Brigitte Baumeister Dr. Angelica Schwall-Düren Martin Hohmann Meinrad Belle Ernst Schwanhold CDU/CSU Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Sabine Bergmann-Pohl Rolf Schwanitz Siegfried Hornung Wolfgang Dehnel Otto Bernhardt Bodo Seidenthal Joachim Hörster Peter Bleser Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk BÜNDNIS 90/ Hubert Hüppe Dr. Norbert Blüm Dr. Cornelie Sonntag- DIE GRÜNEN Georg Janovsky Friedrich Bohl Wolgast Dr.-Ing. Rainer Jork Gila Altmann (Aurich) Sylvia Bonitz Dr. Harald Kahl Wieland Sorge Marieluise Beck (Bremen) Jochen Borchert Wolfgang Spanier Angelika Beer Wolfgang Börnsen Steffen Kampeter Dr. Margrit Spielmann Matthias Berninger (Bönstrup) Irmgard Karwatzki Jörg-Otto Spiller Ekin Deligöz Wolfgang Bosbach Volker Kauder Dr. Ditmar Staffelt Dr. Thea Dückert Dr. Wolfgang Bötsch Eckart von Klaeden Ludwig Stiegler Franziska Eichstädt-Bohlig Klaus Brähmig Ulrich Klinkert Rolf Stöckel Dr. Uschi Eid Dr. Ralf Brauksiepe Manfred Kolbe (B) Rita Streb-Hesse Hans-Josef Fell Monika Brudlewsky Norbert Königshofen (D) Reinhold Strobl (Amberg) Andrea Fischer (Berlin) Georg Brunnhuber Hartmut Koschyk Dr. Peter Struck Joseph Fischer (Frankfurt) Klaus Bühler (Bruchsal) Rudolf Kraus Joachim Stünker Katrin Göring-Eckardt Hartmut Büttner Dr. Martina Krogmann Joachim Tappe Rita Grießhaber (Schönebeck) Dr. Paul Krüger Jörg Tauss Winfried Hermann Cajus Caesar Dr. Hermann Kues Jella Teuchner Antje Hermenau Leo Dautzenberg Karl Lamers Dr. Gerald Thalheim Kristin Heyne Hubert Deittert Dr. Norbert Lammert Wolfgang Thierse Ulrike Höfken Albert Deß Dr. Paul Laufs Franz Thönnes Michaele Hustedt Renate Diemers Karl-Josef Laumann Adelheid Tröscher Dr. Angelika Köster-Loßack Thomas Dörflinger Vera Lengsfeld Hans-Eberhard Urbaniak Steffi Lemke Hansjürgen Doss Peter Letzgus Rüdiger Veit Dr. Helmut Lippelt Marie-Luise Dött Ursula Lietz Simone Violka Dr. Reinhard Loske Maria Eichhorn Walter Link (Diepholz) Ute Vogt (Pforzheim) Oswald Metzger Rainer Eppelmann Eduard Lintner Hans Georg Wagner Klaus Wolfgang Müller Anke Eymer Dr. Klaus Lippold Hedi Wegener (Kiel) Ilse Falk (Offenbach) Dr. Konstanze Wegner Kerstin Müller (Köln) Dr. Hans Georg Faust Dr. Manfred Lischewski Wolfgang Weiermann Winfried Nachtwei Albrecht Feibel Wolfgang Lohmann Reinhard Weis (Stendal) Christa Nickels Ulf Fink (Lüdenscheid) Matthias Weisheit Cem Özdemir Ingrid Fischbach Julius Louven Gert Weisskirchen Simone Probst Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Michael Luther (Wiesloch) Claudia Roth (Augsburg) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Erich Maaß (Wilhemshaven) Dr. Ernst Ulrich von Christine Scheel Land) Erwin Marschewski Weizsäcker Irmingard Schewe-Gerigk Herbert Frankenhauser Dr. Martin Mayer Hans-Joachim Welt Rezzo Schlauch Dr. Gerhard Friedrich (Siegertsbrunn) Dr. Rainer Wend Albert Schmidt (Hitzhofen) (Erlangen) Wolfgang Meckelburg Hildegard Wester Werner Schulz (Leipzig) Erich G. Fritz Dr. Michael Meister Lydia Westrich Christian Simmert Jochen-Konrad Fromme Dr. Angela Merkel Inge Wettig-Danielmeier Christian Sterzing Dr. Jürgen Gehb Friedrich Merz Dr. Margrit Wetzel Hans-Christian Ströbele Norbert Geis Hans Michelbach Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6365

(A) Meinolf Michels Christian Schmidt (Fürth) Gert Willner PDS (C) Dr. Gerd Müller Dr.-Ing. Joachim Schmidt Klaus-Peter Willsch Petra Bläss Bernward Müller (Jena) (Halsbrücke) Willy Wimmer (Neuss) Eva Bulling-Schröter Elmar Müller (Kirchheim) Andreas Schmidt (Mühlheim) Werner Wittlich Roland Claus Bernd Neumann (Bremen) Birgit Schnieber-Jastram Dagmar Wöhrl Dr. Heinrich Fink Claudia Nolte Dr. Andreas Schockenhoff Aribert Wolf Dr. Ruth Fuchs Günter Nooke Dr. Rupert Scholz Elke Wülfing Wolfgang Gehrcke Franz Obermeier Reinhard Freiherr von Wolfgang Zöller Dr. Klaus Grehn Friedhelm Ost Schorlemer Dr. Gregor Gysi Eduard Oswald Diethard W. Schütze (Berlin) F.D.P. Uwe Hiksch Norbert Otto (Erfurt) Clemens Schwalbe Hildebrecht Braun Dr. Barbara Höll Dr. Peter Paziorek Dr. Christian Schwarz- (Augsburg) Carsten Hübner Anton Pfeifer Schilling Rainer Brüderle Ulla Jelpke Dr. Friedbert Pflüger Horst Seehofer Ulrike Flach Sabine Jünger Beatrix Philipp Heinz Seiffert Horst Friedrich (Bayreuth) Gerhard Jüttemann Ronald Pofalla Rudolf Seiters Rainer Funke Dr. Evelyn Kenzler Marlies Pretzlaff Bernd Siebert Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Bernd Protzner Werner Siemann Dr. Karlheinz Guttmacher Ursula Lötzer Hans Raidel Bärbel Sothmann Walter Hirche Dr. Christa Luft Dr. Peter Ramsauer Margarete Späte Birgit Homburger Heidemarie Lüth Helmut Rauber Wolfgang Steiger Dr. Werner Hoyer Angela Marquardt Christa Reichard (Dresden) Erika Steinbach Dr. Klaus Kinkel Manfred Müller (Berlin) Katherina Reiche Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Heinrich L. Kolb Kersten Naumann Erika Reinhardt Stetten Gudrun Kopp Rosel Neuhäuser Hans-Peter Repnik Andreas Storm Ina Lenke Christine Ostrowski Klaus Riegert Dorothea Störr-Ritter Sabine Leutheusser- Petra Pau Franz Romer Max Straubinger Schnarrenberger Dr. Uwe-Jens Rössel Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Matthäus Strebl Dirk Niebel Christina Schenk Dr. Klaus Rose Thomas Strobl Günther Friedrich Nolting Gustav-Adolf Schur Kurt Rossmanith Michael Stübgen Detlef Parr Dr. Ilja Seifert Norbert Röttgen Dr. Rita Süssmuth Cornelia Pieper Dr. Christian Ruck Edeltraut Töpfer Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (B) Dr. Jürgen Rüttgers Dr. Hans-Peter Uhl Gerhard Schüßler Enthalten (D) Anita Schäfer Gunnar Uldall Dr. Irmgard Schwaetzer Dr. Wolfgang Schäuble Andrea Voßhoff Marita Sehn BÜNDNIS 90/ Hartmut Schauerte Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Hermann Otto Solms DIE GRÜNEN Heinz Schemken Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Max Stadler Annelie Buntenbach Gerhard Scheu Annette Widmann-Mauz Carl-Ludwig Thiele Monika Knoche Dietmar Schlee Heinz Wiese (Ehingen) Jürgen Türk Bernd Schmidbauer Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Dr. Guido Westerwelle

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU 6366 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Anlage 9 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushaltes – Haushaltssanierungsgesetz – (Drucksachen 14/1523, 14/1636, 14/2016 –Ziffer 1 Anlage 1)

Endgültiges Ergebnis Gernot Erler Brunhilde Irber Michael Müller (Düsseldorf) Abgegebene Stimmen: 569;Petra Ernstberger Gabriele Iwersen Jutta Müller (Völklingen) davon: Annette Faße Renate Jäger Christian Müller (Zittau) ja: 321 Lothar Fischer (Homburg) Jann-Peter Janssen Franz Müntefering nein: 245 Gabriele Fograscher Ilse Janz Andrea Nahles enthalten: 3 Iris Follak Dr. Uwe Jens Volker Neumann (Bramsche) Norbert Formanski Johannes Kahrs Gerhard Neumann (Gotha) Rainer Fornahl Ulrich Kasparick Dr. Edith Niehuis Ja Hans Forster Sabine Kaspereit Dietmar Nietan Susanne Kastner Leyla Onur SPD Dagmar Freitag Lilo Friedrich (Mettmann) Hans-Peter Kemper Manfred Opel Brigitte Adler Harald Friese Marianne Klappert Holger Ortel Ingrid Arndt-Brauer Anke Fuchs (Köln) Hans-Ulrich Klose Adolf Ostertag Rainer Arnold Arne Fuhrmann Fritz Rudolf Körper Kurt Palis Hermann Bachmaier Monika Ganseforth Karin Kortmann Albrecht Papenroth Ernst Bahr Konrad Gilges Anette Kramme Dr. Willfried Penner Doris Barnett Iris Gleicke Nicolette Kressl Dr. Martin Pfaff Dr. Hans-Peter Bartels Günter Gloser Volker Kröning Georg Pfannenstein Eckhardt Barthel (Berlin) Uwe Göllner Angelika Krüger-Leißner Dr. Eckhart Pick Klaus Barthel (Starnberg) Renate Gradistanac Horst Kubatschka Joachim Poß Wolfgang Behrendt Günter Graf (Friesoythe) Ernst Küchler Karin Rehbock-Zureich Dr. Axel Berg Angelika Graf (Rosenheim) Helga Kühn-Mengel Margot von Renesse Hans-Werner Bertl Dieter Grasedieck Ute Kumpf Renate Rennebach Friedhelm Julius Beucher Monika Griefahn Konrad Kunick Bernd Reuter Petra Bierwirth Achim Großmann Dr. Uwe Küster Dr. Edelbert Richter (B) Rudolf Bindig Wolfgang Grotthaus Werner Labsch Reinhold Robbe (D) Lothar Binding (Heidelberg) Karl-Hermann Haack Christine Lambrecht Gudrun Roos Kurt Bodewig (Extertal) Brigitte Lange René Röspel Klaus Brandner Hans-Joachim Hacker Christian Lange (Backnang) Dr. Ernst Dieter Rossmann Anni Brandt-Elsweier Klaus Hagemann Detlev von Larcher Michael Roth (Heringen) Willi Brase Manfred Hampel Christine Lehder Birgit Roth (Speyer) Dr. Eberhard Brecht Christel Hanewinckel Waltraud Lehn Marlene Rupprecht Rainer Brinkmann (Detmold) Alfred Hartenbach Robert Leidinger Thomas Sauer Bernhard Brinkmann Anke Hartnagel Klaus Lennartz Dr. Hansjörg Schäfer (Hildesheim) Klaus Hasenfratz Dr. Elke Leonhard Gudrun Schaich-Walch Hans-Günter Bruckmann Nina Hauer Eckhart Lewering Rudolf Scharping Edelgard Bulmahn Hubertus Heil Götz-Peter Lohmann Bernd Scheelen Ursula Burchardt Reinhold Hemker (Neubrandenburg) Dr. Hermann Scheer Dr. Michael Bürsch Frank Hempel Christa Lörcher Siegfried Scheffler Hans Martin Bury Rolf Hempelmann Erika Lotz Horst Schild Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Barbara Hendricks Dr. Christine Lucyga Otto Schily Marion Caspers-Merk Gustav Herzog Dieter Maaß (Herne) Dieter Schloten Wolf-Michael Catenhusen Monika Heubaum Winfried Mante Horst Schmidbauer Dr. Peter Wilhelm Danckert Reinhold Hiller (Lübeck) Dirk Manzewski (Nürnberg) Dr. Herta Däubler-Gmelin Stephan Hilsberg Tobias Marhold Ulla Schmidt (Aachen) Christel Deichmann Gerd Höfer Lothar Mark Silvia Schmidt (Eisleben) Karl Diller Jelena Hoffmann (Chemnitz) Ulrike Mascher Dagmar Schmidt (Meschede) Peter Dreßen Walter Hoffmann Christoph Matschie Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Rudolf Dreßler (Darmstadt) Heide Mattischeck Regina Schmidt-Zadel Detlef Dzembritzki Iris Hoffmann (Wismar) Ulrike Mehl Heinz Schmitt (Berg) Dieter Dzewas Frank Hofmann (Volkach) Ulrike Merten Carsten Schneider Dr. Peter Eckardt Ingrid Holzhüter Angelika Mertens Dr. Emil Schnell Sebastian Edathy Eike Hovermann Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Olaf Scholz Ludwig Eich Christel Humme Ursula Mogg Karsten Schönfeld Marga Elser Lothar Ibrügger Christoph Moosbauer Fritz Schösser Peter Enders Barbara Imhof Siegmar Mosdorf Ottmar Schreiner Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6367

(A) Gerhard Schröder Heino Wiese (Hannover) Nein Gerda Hasselfeldt (C) Gisela Schröter Klaus Wiesehügel Hansgeorg Hauser CDU/CSU Dr. Mathias Schubert Brigitte Wimmer (Rednitzhembach) Richard Schuhmann (Karlsruhe) Ulrich Adam Klaus-Jürgen Hedrich (Delitzsch) Engelbert Wistuba Ilse Aigner Ursula Heinen Brigitte Schulte (Hameln) Barbara Wittig Peter Altmaier Manfred Heise Reinhard Schultz Dr. Wolfgang Wodarg Dietrich Austermann Siegfried Helias (Everswinkel) Verena Wohlleben Norbert Barthle Hans Jochen Henke Volkmar Schultz (Köln) Hanna Wolf (München) Dr. Wolf Bauer Ernst Hinsken Ilse Schumann Waltraud Wolff (Zielitz) Günter Baumann Peter Hintze Ewald Schurer Heidemarie Wright Brigitte Baumeister Klaus Hofbauer Dr. R. Werner Schuster Uta Zapf Meinrad Belle Martin Hohmann Dietmar Schütz (Oldenburg) Peter Zumkley Dr. Sabine Bergmann-Pohl Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Angelica Schwall-Düren Otto Bernhardt Siegfried Hornung Peter Bleser Ernst Schwanhold BÜNDNIS 90/ Joachim Hörster Dr. Norbert Blüm Rolf Schwanitz DIE GRÜNEN Hubert Hüppe Bodo Seidenthal Friedrich Bohl Georg Janovsky Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Gila Altmann (Aurich) Sylvia Bonitz Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Cornelie Sonntag- Marieluise Beck (Bremen) Jochen Borchert Dr. Harald Kahl Wolgast Angelika Beer Wolfgang Börnsen Steffen Kampeter Wieland Sorge Matthias Berninger (Bönstrup) Irmgard Karwatzki Wolfgang Spanier Ekin Deligöz Wolfgang Bosbach Volker Kauder Dr. Margrit Spielmann Dr. Thea Dückert Dr. Wolfgang Bötsch Eckart von Klaeden Jörg-Otto Spiller Franziska Eichstädt-Bohlig Klaus Brähmig Ulrich Klinkert Dr. Ditmar Staffelt Dr. Uschi Eid Dr. Ralf Brauksiepe Manfred Kolbe Ludwig Stiegler Hans-Josef Fell Monika Brudlewsky Norbert Königshofen Rolf Stöckel Andrea Fischer (Berlin) Georg Brunnhuber Hartmut Koschyk Rita Streb-Hesse Joseph Fischer (Frankfurt) Klaus Bühler (Bruchsal) Rudolf Kraus Reinhold Strobl (Amberg) Katrin Göring-Eckardt Hartmut Büttner Dr. Martina Krogmann Dr. Peter Struck Rita Grießhaber (Schönebeck) Dr. Paul Krüger Joachim Stünker Winfried Hermann Cajus Caesar Dr. Hermann Kues Joachim Tappe Antje Hermenau Leo Dautzenberg Karl Lamers (B) Jörg Tauss Kristin Heyne Wolfgang Dehnel Dr. Norbert Lammert (D) Jella Teuchner Ulrike Höfken Albert Deß Dr. Paul Laufs Dr. Gerald Thalheim Michaele Hustedt Renate Diemers Karl-Josef Laumann Wolfgang Thierse Dr. Angelika Köster-Loßack Thomas Dörflinger Vera Lengsfeld Franz Thönnes Steffi Lemke Hansjürgen Doss Peter Letzgus Adelheid Tröscher Dr. Helmut Lippelt Marie-Luise Dött Ursula Lietz Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Reinhard Loske Maria Eichhorn Walter Link (Diepholz) Rüdiger Veit Oswald Metzger Rainer Eppelmann Eduard Lintner Simone Violka Klaus Wolfgang Müller Anke Eymer Dr. Klaus Lippold Ute Vogt (Pforzheim) (Kiel) Ilse Falk (Offenbach) Hans Georg Wagner Kerstin Müller (Köln) Dr. Hans Georg Faust Dr. Manfred Lischewski Hedi Wegener Winfried Nachtwei Albrecht Feibel Wolfgang Lohmann Dr. Konstanze Wegner Christa Nickels Ulf Fink (Lüdenscheid) Wolfgang Weiermann Cem Özdemir Ingrid Fischbach Julius Louven Reinhard Weis (Stendal) Simone Probst Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Michael Luther Matthias Weisheit Claudia Roth (Augsburg) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Erich Maaß (Wilhemshaven) Dr. Ernst Ulrich von Christine Scheel Land) Erwin Marschewski Weizsäcker Irmingard Schewe-Gerigk Herbert Frankenhauser Dr. Martin Mayer Hans-Joachim Welt Rezzo Schlauch Dr. Gerhard Friedrich (Siegertsbrunn) Dr. Rainer Wend Albert Schmidt (Hitzhofen) (Erlangen) Wolfgang Meckelburg Hildegard Wester Werner Schulz (Leipzig) Erich G. Fritz Dr. Michael Meister Lydia Westrich Christian Simmert Jochen-Konrad Fromme Dr. Angela Merkel Inge Wettig-Danielmeier Christian Sterzing Dr. Jürgen Gehb Friedrich Merz Dr. Margrit Wetzel Hans-Christian Ströbele Norbert Geis Hans Michelbach Dr. Norbert Wieczorek Jürgen Trittin Georg Girisch Meinolf Michels Helmut Wieczorek Dr. Antje Vollmer Michael Glos Dr. Gerd Müller (Duisburg) Dr. Ludger Volmer Dr. Reinhard Göhner Bernward Müller (Jena) Jürgen Wieczorek Sylvia Voß Manfred Grund Elmar Müller (Kirchheim) (Leipzig) Helmut Wilhelm (Amberg) Horst Günther (Duisburg) Bernd Neumann Heidemarie Wieczorek-Zeul Margareta Wolf Gottfried Haschke (Bremen) Dieter Wiefelspütz (Frankfurt) (Großhennersdorf) Claudia Nolte 6368 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Günter Nooke Reinhard Freiherr von BÜNDNIS 90/ PDS (C) Franz Obermeier Schorlemer DIE GRÜNEN Petra Bläss Friedhelm Ost Diethard W. Schütze Annelie Buntenbach Eva Bulling-Schröter Eduard Oswald (Berlin) Monika Knoche Roland Claus Norbert Otto (Erfurt) Clemens Schwalbe Dr. Heinrich Fink Dr. Peter Paziorek Dr. Christian Schwarz- Dr. Ruth Fuchs Anton Pfeifer Schilling F.D.P. Wolfgang Gehrcke Beatrix Philipp Horst Seehofer Hildebrecht Braun Dr. Klaus Grehn Ronald Pofalla Heinz Seiffert (Augsburg) Uwe Hiksch Marlies Pretzlaff Rudolf Seiters Rainer Brüderle Dr. Barbara Höll Dr. Bernd Protzner Bernd Siebert Ulrike Flach Carsten Hübner Hans Raidel Werner Siemann Horst Friedrich Ulla Jelpke Dr. Peter Ramsauer Bärbel Sothmann (Bayreuth) Sabine Jünger Helmut Rauber Margarete Späte Rainer Funke Gerhard Jüttemann Christa Reichard (Dresden) Wolfgang Steiger Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Evelyn Kenzler Katherina Reiche Erika Steinbach Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Heidi Knake-Werner Erika Reinhardt Andreas Storm Walter Hirche Ursula Lötzer Hans-Peter Repnik Dorothea Störr-Ritter Birgit Homburger Dr. Christa Luft Klaus Riegert Max Straubinger Dr. Werner Hoyer Heidemarie Lüth Franz Romer Matthäus Strebl Dr. Klaus Kinkel Angela Marquardt Dr. Klaus Rose Thomas Strobl Dr. Heinrich L. Kolb Manfred Müller (Berlin) Kurt Rossmanith Michael Stübgen Gudrun Kopp Kersten Naumann Norbert Röttgen Dr. Rita Süssmuth Ina Lenke Rosel Neuhäuser Dr. Christian Ruck Edeltraut Töpfer Sabine Leutheusser- Christine Ostrowski Dr. Jürgen Rüttgers Dr. Hans-Peter Uhl Schnarrenberger Petra Pau Anita Schäfer Gunnar Uldall Dirk Niebel Dr. Uwe-Jens Rössel Dr. Wolfgang Schäuble Andrea Voßhoff Christina Schenk Hartmut Schauerte Peter Weiß (Emmendingen) Günther Friedrich Nolting Dr. Ilja Seifert Heinz Schemken Gerald Weiß (Groß-Gerau) Detlef Parr Dr. Winfried Wolf Gerhard Scheu Annette Widmann-Mauz Cornelia Pieper Dietmar Schlee Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Bernd Schmidbauer Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Gerhard Schüßler Dr. Irmgard Schwaetzer Ungültig (B) Christian Schmidt (Fürth) Gert Willner (D) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Klaus-Peter Willsch Marita Sehn SPD (Halsbrücke) Werner Wittlich Dr. Hermann Otto Solms Andreas Schmidt (Mühlheim) Dagmar Wöhrl Dr. Max Stadler Volker Jung (Düsseldorf) Birgit Schnieber-Jastram Aribert Wolf Carl-Ludwig Thiele Klaus Kirschner Dr. Andreas Schockenhoff Elke Wülfing Jürgen Türk Gert Weisskirchen Dr. Rupert Scholz Wolfgang Zöller Dr. Guido Westerwelle (Wiesloch)

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6369

(A) Anlage 10 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaushalts – Haushaltssanierungsgesetz – hier: Gesetz zur Änderung des Wohngeldgesetzes und anderer Gesetze (Drucksachen 14/1523, 14/1636 und 14/2016 Ziffer 2 – Anlage 2)

Endgültiges Ergebnis Petra Ernstberger Brunhilde Irber Ursula Mogg Abgegebene Stimmen: 566;Annette Faße Gabriele Iwersen Christoph Moosbauer davon: Lothar Fischer (Homburg) Renate Jäger Siegmar Mosdorf ja: 323 Gabriele Fograscher Jann-Peter Janssen Michael Müller (Düsseldorf) nein: 243 Iris Follak Ilse Janz Jutta Müller (Völklingen) Norbert Formanski Dr. Uwe Jens Christian Müller (Zittau) Rainer Fornahl Volker Jung (Düsseldorf) Franz Müntefering Ja Hans Forster Johannes Kahrs Andrea Nahles SPD Dagmar Freitag Ulrich Kasparick Volker Neumann (Bramsche) Lilo Friedrich (Mettmann) Sabine Kaspereit Gerhard Neumann (Gotha) Brigitte Adler Harald Friese Susanne Kastner Dr. Edith Niehuis Ingrid Arndt-Brauer Anke Fuchs (Köln) Hans-Peter Kemper Dietmar Nietan Rainer Arnold Arne Fuhrmann Klaus Kirschner Leyla Onur Hermann Bachmaier Monika Ganseforth Marianne Klappert Manfred Opel Ernst Bahr Konrad Gilges Hans-Ulrich Klose Holger Ortel Doris Barnett Iris Gleicke Fritz Rudolf Körper Adolf Ostertag Dr. Hans-Peter Bartels Günter Gloser Karin Kortmann Kurt Palis Eckhardt Barthel (Berlin) Uwe Göllner Anette Kramme Albrecht Papenroth Klaus Barthel (Starnberg) Renate Gradistanac Nicolette Kressl Dr. Willfried Penner Wolfgang Behrendt Günter Graf (Friesoythe) Volker Kröning Dr. Martin Pfaff Dr. Axel Berg Angelika Graf (Rosenheim) Angelika Krüger-Leißner Georg Pfannenstein Hans-Werner Bertl Dieter Grasedieck Horst Kubatschka Dr. Eckhart Pick Friedhelm Julius Beucher Monika Griefahn Ernst Küchler Joachim Poß Petra Bierwirth Achim Großmann Helga Kühn-Mengel Margot von Renesse (B) Rudolf Bindig Wolfgang Grotthaus Ute Kumpf Renate Rennebach (D) Lothar Binding (Heidelberg) Karl-Hermann Haack Konrad Kunick Bernd Reuter Kurt Bodewig (Extertal) Dr. Uwe Küster Dr. Edelbert Richter Klaus Brandner Hans-Joachim Hacker Werner Labsch Reinhold Robbe Anni Brandt-Elsweier Klaus Hagemann Christine Lambrecht Gudrun Roos Willi Brase Manfred Hampel Brigitte Lange René Röspel Dr. Eberhard Brecht Christel Hanewinckel Christian Lange (Backnang) Dr. Ernst Dieter Rossmann Rainer Brinkmann (Detmold) Alfred Hartenbach Detlev von Larcher Michael Roth (Heringen) Bernhard Brinkmann Anke Hartnagel Christine Lehder Birgit Roth (Speyer) (Hildesheim) Klaus Hasenfratz Waltraud Lehn Marlene Rupprecht Hans-Günter Bruckmann Nina Hauer Robert Leidinger Thomas Sauer Edelgard Bulmahn Hubertus Heil Klaus Lennartz Dr. Hansjörg Schäfer Ursula Burchardt Reinhold Hemker Dr. Elke Leonhard Gudrun Schaich-Walch Dr. Michael Bürsch Frank Hempel Eckhart Lewering Rudolf Scharping Hans Martin Bury Rolf Hempelmann Götz-Peter Lohmann Bernd Scheelen Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Barbara Hendricks (Neubrandenburg) Dr. Hermann Scheer Marion Caspers-Merk Gustav Herzog Christa Lörcher Siegfried Scheffler Wolf-Michael Catenhusen Monika Heubaum Erika Lotz Horst Schild Dr. Peter Wilhelm Danckert Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Christine Lucyga Otto Schily Christel Deichmann Stephan Hilsberg Dieter Maaß (Herne) Dieter Schloten Karl Diller Gerd Höfer Winfried Mante Horst Schmidbauer Peter Dreßen Jelena Hoffmann (Chemnitz) Dirk Manzewski (Nürnberg) Rudolf Dreßler Walter Hoffmann Tobias Marhold Ulla Schmidt (Aachen) Detlef Dzembritzki (Darmstadt) Lothar Mark Silvia Schmidt (Eisleben) Dieter Dzewas Iris Hoffmann (Wismar) Ulrike Mascher Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Peter Eckardt Frank Hofmann (Volkach) Christoph Matschie Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Sebastian Edathy Ingrid Holzhüter Heide Mattischeck Regina Schmidt-Zadel Ludwig Eich Eike Hovermann Ulrike Mehl Heinz Schmitt (Berg) Marga Elser Christel Humme Ulrike Merten Carsten Schneider Peter Enders Lothar Ibrügger Angelika Mertens Dr. Emil Schnell Gernot Erler Barbara Imhof Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Olaf Scholz 6370 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Karsten Schönfeld Heino Wiese (Hannover) PDS Kurt-Dieter Grill (C) Fritz Schösser Klaus Wiesehügel Gustav-Adolf Schur Manfred Grund Ottmar Schreiner Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Horst Günther (Duisburg) Gerhard Schröder Engelbert Wistuba Gottfried Haschke Gisela Schröter Barbara Wittig Nein (Großhennersdorf) Dr. Mathias Schubert Dr. Wolfgang Wodarg Gerda Hasselfeldt Richard Schuhmann Verena Wohlleben CDU/CSU Hansgeorg Hauser (Delitzsch) Hanna Wolf (München) (Rednitzhembach) Ulrich Adam Brigitte Schulte (Hameln) Waltraud Wolff (Zielitz) Ursula Heinen Ilse Aigner Volkmar Schultz (Köln) Manfred Heise Heidemarie Wright Peter Altmaier Ilse Schumann Siegfried Helias Uta Zapf Dietrich Austermann Ewald Schurer Ernst Hinsken Peter Zumkley Norbert Barthle Dr. R. Werner Schuster Peter Hintze Dr. Wolf Bauer Dietmar Schütz (Oldenburg) Klaus Hofbauer BÜNDNIS 90/ Günter Baumann Dr. Angelica Schwall-Düren Martin Hohmann DIE GRÜNEN Brigitte Baumeister Ernst Schwanhold Dr. Karl-Heinz Hornhues Gila Altmann (Aurich) Meinrad Belle Rolf Schwanitz Siegfried Hornung Marieluise Beck (Bremen) Dr. Sabine Bergmann-Pohl Bodo Seidenthal Joachim Hörster Angelika Beer Otto Bernhardt Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Hubert Hüppe Matthias Berninger Peter Bleser Dr. Cornelie Sonntag- Georg Janovsky Annelie Buntenbach Dr. Norbert Blüm Wolgast Dr.-Ing. Rainer Jork Ekin Deligöz Friedrich Bohl Wieland Sorge Dr. Harald Kahl Dr. Thea Dückert Sylvia Bonitz Wolfgang Spanier Steffen Kampeter Franziska Eichstädt-Bohlig Jochen Borchert Dr. Margrit Spielmann Irmgard Karwatzki Dr. Uschi Eid Wolfgang Börnsen Jörg-Otto Spiller Volker Kauder Hans-Josef Fell (Bönstrup) Dr. Ditmar Staffelt Eckart von Klaeden Andrea Fischer (Berlin) Wolfgang Bosbach Ludwig Stiegler Ulrich Klinkert Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Wolfgang Bötsch Rolf Stöckel Manfred Kolbe Katrin Göring-Eckardt Klaus Brähmig Rita Streb-Hesse Dr. Ralf Brauksiepe Norbert Königshofen Reinhold Strobl (Amberg) Rita Grießhaber Hartmut Koschyk Winfried Hermann Monika Brudlewsky Dr. Peter Struck Georg Brunnhuber Rudolf Kraus Joachim Stünker Antje Hermenau Dr. Martina Krogmann Kristin Heyne Klaus Bühler (Bruchsal) (B) Jörg Tauss Hartmut Büttner Dr. Paul Krüger (D) Jella Teuchner Ulrike Höfken Dr. Hermann Kues Michaele Hustedt (Schönebeck) Dr. Gerald Thalheim Cajus Caesar Karl Lamers Monika Knoche Wolfgang Thierse Leo Dautzenberg Dr. Norbert Lammert Dr. Angelika Köster-Loßack Franz Thönnes Wolfgang Dehnel Dr. Paul Laufs Steffi Lemke Adelheid Tröscher Hubert Deittert Karl-Josef Laumann Dr. Helmut Lippelt Hans-Eberhard Urbaniak Albert Deß Vera Lengsfeld Dr. Reinhard Loske Rüdiger Veit Renate Diemers Peter Letzgus Oswald Metzger Simone Violka Thomas Dörflinger Ursula Lietz Klaus Wolfgang Müller Ute Vogt (Pforzheim) Hansjürgen Doss Walter Link (Diepholz) (Kiel) Hans Georg Wagner Marie-Luise Dött Eduard Lintner Kerstin Müller (Köln) Hedi Wegener Maria Eichhorn Dr. Klaus Lippold Winfried Nachtwei Dr. Konstanze Wegner Rainer Eppelmann (Offenbach) Wolfgang Weiermann Christa Nickels Anke Eymer Dr. Manfred Lischewski Reinhard Weis (Stendal) Cem Özdemir Ilse Falk Wolfgang Lohmann Matthias Weisheit Simone Probst Dr. Hans Georg Faust (Lüdenscheid) Gert Weisskirchen Claudia Roth (Augsburg) Albrecht Feibel Julius Louven (Wiesloch) Christine Scheel Ulf Fink Dr. Michael Luther Dr. Ernst Ulrich von Irmingard Schewe-Gerigk Ingrid Fischbach Erich Maaß (Wilhemshaven) Weizsäcker Rezzo Schlauch Dirk Fischer (Hamburg) Erwin Marschewski Hans-Joachim Welt Albert Schmidt (Hitzhofen) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Martin Mayer Dr. Rainer Wend Werner Schulz (Leipzig) Land) (Siegertsbrunn) Hildegard Wester Christian Simmert Herbert Frankenhauser Wolfgang Meckelburg Lydia Westrich Christian Sterzing Dr. Gerhard Friedrich Dr. Michael Meister Inge Wettig-Danielmeier Hans-Christian Ströbele (Erlangen) Dr. Angela Merkel Dr. Margrit Wetzel Jürgen Trittin Erich G. Fritz Friedrich Merz Dr. Norbert Wieczorek Dr. Antje Vollmer Jochen-Konrad Fromme Hans Michelbach Helmut Wieczorek (Duisburg) Dr. Ludger Volmer Dr. Jürgen Gehb Meinolf Michels Jürgen Wieczorek (Leipzig) Sylvia Voß Norbert Geis Dr. Gerd Müller Heidemarie Wieczorek-Zeul Helmut Wilhelm (Amberg) Georg Girisch Bernward Müller (Jena) Dieter Wiefelspütz Margareta Wolf (Frankfurt) Michael Glos Elmar Müller (Kirchheim) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6371

(A) Bernd Neumann (Bremen) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Hans-Otto Wilhelm Dr. Hermann Otto Solms (C) Claudia Nolte (Halsbrücke) (Mainz) Dr. Max Stadler Günter Nooke Andreas Schmidt Gert Willner Carl-Ludwig Thiele Franz Obermeier (Mühlheim) Klaus-Peter Willsch Jürgen Türk Friedhelm Ost Birgit Schnieber-Jastram Werner Wittlich Dr. Guido Westerwelle Eduard Oswald Dr. Andreas Schockenhoff Dagmar Wöhrl Norbert Otto (Erfurt) Dr. Rupert Scholz Aribert Wolf PDS Elke Wülfing Dr. Peter Paziorek Reinhard Freiherr von Petra Bläss Wolfgang Zöller Anton Pfeifer Schorlemer Eva Bulling-Schröter Dr. Friedbert Pflüger Diethard W. Schütze Roland Claus F.D.P. Beatrix Philipp (Berlin) Dr. Heinrich Fink Ronald Pofalla Clemens Schwalbe Hildebrecht Braun Dr. Ruth Fuchs Marlies Pretzlaff Horst Seehofer (Augsburg) Wolfgang Gehrcke Dr. Bernd Protzner Heinz Seiffert Rainer Brüderle Dr. Klaus Grehn Hans Raidel Rudolf Seiters Ulrike Flach Dr. Gregor Gysi Dr. Peter Ramsauer Bernd Siebert Horst Friedrich (Bayreuth) Uwe Hiksch Helmut Rauber Werner Siemann Rainer Funke Dr. Barbara Höll Christa Reichard (Dresden) Bärbel Sothmann Dr. Wolfgang Gerhardt Carsten Hübner Katherina Reiche Margarete Späte Dr. Karlheinz Guttmacher Ulla Jelpke Erika Reinhardt Wolfgang Steiger Walter Hirche Sabine Jünger Hans-Peter Repnik Erika Steinbach Birgit Homburger Gerhard Jüttemann Klaus Riegert Andreas Storm Dr. Werner Hoyer Dr. Evelyn Kenzler Franz Romer Dorothea Störr-Ritter Dr. Klaus Kinkel Dr. Heidi Knake-Werner Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Max Straubinger Dr. Heinrich L. Kolb Ursula Lötzer Dr. Klaus Rose Matthäus Strebl Gudrun Kopp Dr. Christa Luft Kurt Rossmanith Thomas Strobl Ina Lenke Heidemarie Lüth Norbert Röttgen Michael Stübgen Sabine Leutheusser- Angela Marquardt Dr. Christian Ruck Dr. Rita Süssmuth Schnarrenberger Manfred Müller (Berlin) Dr. Jürgen Rüttgers Edeltraut Töpfer Dirk Niebel Kersten Naumann Anita Schäfer Dr. Hans-Peter Uhl Günther Friedrich Nolting Rosel Neuhäuser Dr. Wolfgang Schäuble Gunnar Uldall Detlef Parr Christine Ostrowski Heinz Schemken Andrea Voßhoff Cornelia Pieper Petra Pau (B) Gerhard Scheu Peter Weiß (Emmendingen) Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Dr. Uwe-Jens Rössel (D) Dietmar Schlee Gerald Weiß (Groß-Gerau) Gerhard Schüßler Christina Schenk Bernd Schmidbauer Annette Widmann-Mauz Dr. Irmgard Schwaetzer Dr. Ilja Seifert Christian Schmidt (Fürth) Heinz Wiese (Ehingen) Marita Sehn Dr. Winfried Wolf

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU 6372 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Anlage 11 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Familienförderung (Drucksachen 14/1513, 14/1670 und 14/2022)

Endgültiges Ergebnis Gernot Erler Brunhilde Irber Siegmar Mosdorf Abgegebene Stimmen: 567; Petra Ernstberger Gabriele Iwersen Michael Müller (Düsseldorf) davon: Annette Faße Renate Jäger Jutta Müller (Völklingen) ja: 556 Lothar Fischer (Homburg) Jann-Peter Janssen Christian Müller (Zittau) nein: 4 Gabriele Fograscher Ilse Janz Franz Müntefering enthalten: 7 Iris Follak Dr. Uwe Jens Andrea Nahles Norbert Formanski Volker Jung (Düsseldorf) Volker Neumann (Bramsche) Rainer Fornahl Johannes Kahrs Gerhard Neumann (Gotha) Ja Hans Forster Ulrich Kasparick Dr. Edith Niehuis Dagmar Freitag Sabine Kaspereit Dietmar Nietan SPD Lilo Friedrich (Mettmann) Susanne Kastner Leyla Onur Brigitte Adler Harald Friese Hans-Peter Kemper Manfred Opel Ingrid Arndt-Brauer Anke Fuchs (Köln) Marianne Klappert Holger Ortel Rainer Arnold Arne Fuhrmann Hans-Ulrich Klose Adolf Ostertag Hermann Bachmaier Monika Ganseforth Fritz Rudolf Körper Kurt Palis Ernst Bahr Konrad Gilges Karin Kortmann Albrecht Papenroth Doris Barnett Iris Gleicke Anette Kramme Dr. Willfried Penner Dr. Hans-Peter Bartels Günter Gloser Nicolette Kressl Dr. Martin Pfaff Eckhardt Barthel (Berlin) Uwe Göllner Volker Kröning Georg Pfannenstein Klaus Barthel (Starnberg) Renate Gradistanac Angelika Krüger-Leißner Dr. Eckhart Pick Wolfgang Behrendt Günter Graf (Friesoythe) Horst Kubatschka Joachim Poß Dr. Axel Berg Angelika Graf (Rosenheim) Ernst Küchler Karin Rehbock-Zureich Hans-Werner Bertl Dieter Grasedieck Helga Kühn-Mengel Margot von Renesse Friedhelm Julius Beucher Monika Griefahn Ute Kumpf Renate Rennebach Petra Bierwirth Achim Großmann Konrad Kunick Bernd Reuter (B) Rudolf Bindig Wolfgang Grotthaus Dr. Uwe Küster Dr. Edelbert Richter (D) Lothar Binding (Heidelberg) Karl-Hermann Haack Werner Labsch Reinhold Robbe Kurt Bodewig (Extertal) Christine Lambrecht Gudrun Roos Klaus Brandner Hans-Joachim Hacker Brigitte Lange René Röspel Anni Brandt-Elsweier Klaus Hagemann Christian Lange (Backnang) Dr. Ernst Dieter Rossmann Willi Brase Manfred Hampel Detlev von Larcher Michael Roth (Heringen) Dr. Eberhard Brecht Christel Hanewinckel Christine Lehder Birgit Roth (Speyer) Rainer Brinkmann (Detmold) Alfred Hartenbach Waltraud Lehn Marlene Rupprecht Bernhard Brinkmann Anke Hartnagel Robert Leidinger Thomas Sauer (Hildesheim) Klaus Hasenfratz Klaus Lennartz Dr. Hansjörg Schäfer Hans-Günter Bruckmann Nina Hauer Dr. Elke Leonhard Gudrun Schaich-Walch Edelgard Bulmahn Hubertus Heil Eckhart Lewering Rudolf Scharping Ursula Burchardt Reinhold Hemker Götz-Peter Lohmann Bernd Scheelen Dr. Michael Bürsch Frank Hempel (Neubrandenburg) Dr. Hermann Scheer Hans Martin Bury Rolf Hempelmann Christa Lörcher Siegfried Scheffler Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Barbara Hendricks Erika Lotz Horst Schild Marion Caspers-Merk Gustav Herzog Dr. Christine Lucyga Otto Schily Wolf-Michael Catenhusen Monika Heubaum Dieter Maaß (Herne) Dieter Schloten Dr. Peter Wilhelm Danckert Reinhold Hiller (Lübeck) Winfried Mante Horst Schmidbauer Dr. Herta Däubler-Gmelin Stephan Hilsberg Dirk Manzewski (Nürnberg) Christel Deichmann Gerd Höfer Tobias Marhold Ulla Schmidt (Aachen) Karl Diller Jelena Hoffmann (Chemnitz) Lothar Mark Silvia Schmidt (Eisleben) Peter Dreßen Walter Hoffmann Ulrike Mascher Dagmar Schmidt (Meschede) Rudolf Dreßler (Darmstadt) Christoph Matschie Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Detlef Dzembritzki Iris Hoffmann (Wismar) Heide Mattischeck Regina Schmidt-Zadel Dieter Dzewas Frank Hofmann (Volkach) Ulrike Mehl Heinz Schmitt (Berg) Dr. Peter Eckardt Ingrid Holzhüter Ulrike Merten Carsten Schneider Sebastian Edathy Eike Hovermann Angelika Mertens Dr. Emil Schnell Ludwig Eich Christel Humme Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Olaf Scholz Marga Elser Lothar Ibrügger Ursula Mogg Karsten Schönfeld Peter Enders Barbara Imhof Christoph Moosbauer Fritz Schösser Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6373

(A) Ottmar Schreiner Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Gerhard Friedrich Dr. Michael Meister (C) Gerhard Schröder Dieter Wiefelspütz (Erlangen) Dr. Angela Merkel Gisela Schröter Heino Wiese (Hannover) Erich G. Fritz Friedrich Merz Dr. Mathias Schubert Klaus Wiesehügel Jochen-Konrad Fromme Hans Michelbach Richard Schuhmann Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Dr. Jürgen Gehb Meinolf Michels (Delitzsch) Engelbert Clemens Wistuba Norbert Geis Dr. Gerd Müller Brigitte Schulte (Hameln) Barbara Wittig Georg Girisch Bernward Müller (Jena) Reinhard Schultz Dr. Wolfgang Wodarg Michael Glos Elmar Müller (Kirchheim) (Everswinkel) Verena Wohlleben Kurt-Dieter Grill Bernd Neumann (Bremen) Volkmar Schultz (Köln) Hanna Wolf (München) Manfred Grund Claudia Nolte Ilse Schumann Waltraud Wolff (Zielitz) Horst Günther (Duisburg) Günter Nooke Ewald Schurer Heidemarie Wright Gottfried Haschke Franz Obermeier Dr. R. Werner Schuster Uta Zapf (Großhennersdorf) Friedhelm Ost Dietmar Schütz (Oldenburg) Peter Zumkley Gerda Hasselfeldt Eduard Oswald Dr. Angelica Schwall-Düren Hansgeorg Hauser Norbert Otto (Erfurt) Ernst Schwanhold (Rednitzhembach) Dr. Peter Paziorek CDU/CSU Rolf Schwanitz Ursula Heinen Anton Pfeifer Bodo Seidenthal Ulrich Adam Manfred Heise Dr. Friedbert Pflüger Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Ilse Aigner Siegfried Helias Beatrix Philipp Dr. Cornelie Sonntag- Peter Altmaier Hans Jochen Henke Ronald Pofalla Wolgast Dietrich Austermann Ernst Hinsken Marlies Pretzlaff Wieland Sorge Norbert Barthle Peter Hintze Dr. Bernd Protzner Wolfgang Spanier Dr. Wolf Bauer Klaus Hofbauer Hans Raidel Dr. Margrit Spielmann Günter Baumann Martin Hohmann Dr. Peter Ramsauer Jörg-Otto Spiller Brigitte Baumeister Dr. Karl-Heinz Hornhues Helmut Rauber Dr. Ditmar Staffelt Meinrad Belle Siegfried Hornung Christa Reichard (Dresden) Ludwig Stiegler Dr. Sabine Bergmann-Pohl Joachim Hörster Katherina Reiche Rolf Stöckel Otto Bernhardt Hubert Hüppe Erika Reinhardt Rita Streb-Hesse Peter Bleser Georg Janovsky Hans-Peter Repnik Reinhold Strobl (Amberg) Dr. Norbert Blüm Dr.-Ing. Rainer Jork Klaus Riegert Dr. Peter Struck Friedrich Bohl Dr. Harald Kahl Franz Romer Joachim Stünker Sylvia Bonitz Steffen Kampeter Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (B) Joachim Tappe Jochen Borchert Irmgard Karwatzki Dr. Klaus Rose (D) Jörg Tauss Wolfgang Börnsen Volker Kauder Kurt Rossmanith Jella Teuchner (Bönstrup) Eckart von Klaeden Norbert Röttgen Dr. Gerald Thalheim Wolfgang Bosbach Ulrich Klinkert Dr. Christian Ruck Wolfgang Thierse Dr. Wolfgang Bötsch Manfred Kolbe Dr. Jürgen Rüttgers Franz Thönnes Klaus Brähmig Norbert Königshofen Anita Schäfer Adelheid Tröscher Dr. Ralf Brauksiepe Hartmut Koschyk Dr. Wolfgang Schäuble Hans-Eberhard Urbaniak Monika Brudlewsky Rudolf Kraus Hartmut Schauerte Rüdiger Veit Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Martina Krogmann Heinz Schemken Simone Violka Hartmut Büttner Dr. Paul Krüger Gerhard Scheu Ute Vogt (Pforzheim) (Schönebeck) Dr. Hermann Kues Dietmar Schlee Hans Georg Wagner Cajus Caesar Karl Lamers Bernd Schmidbauer Hedi Wegener Leo Dautzenberg Dr. Norbert Lammert Christian Schmidt (Fürth) Dr. Konstanze Wegner Hubert Deittert Dr. Paul Laufs Dr.-Ing. Joachim Schmidt Wolfgang Weiermann Albert Deß Karl-Josef Laumann (Halsbrücke) Reinhard Weis (Stendal) Renate Diemers Vera Lengsfeld Andreas Schmidt (Mühlheim) Matthias Weisheit Thomas Dörflinger Peter Letzgus Birgit Schnieber-Jastram Gert Weisskirchen Hansjürgen Doss Ursula Lietz Dr. Andreas Schockenhoff (Wiesloch) Marie-Luise Dött Walter Link (Diepholz) Dr. Rupert Scholz Dr. Ernst Ulrich von Maria Eichhorn Eduard Lintner Reinhard Freiherr von Weizsäcker Rainer Eppelmann Dr. Klaus Lippold Schorlemer Hans-Joachim Welt Anke Eymer (Offenbach) Diethard W. Schütze (Berlin) Dr. Rainer Wend Ilse Falk Dr. Manfred Lischewski Clemens Schwalbe Hildegard Wester Dr. Hans Georg Faust Wolfgang Lohmann Dr. Christian Schwarz- Lydia Westrich Albrecht Feibel (Lüdenscheid) Schilling Inge Wettig-Danielmeier Ulf Fink Dr. Michael Luther Horst Seehofer Dr. Margrit Wetzel Ingrid Fischbach Erich Maaß (Wilhemshaven) Heinz Seiffert Dr. Norbert Wieczorek Dirk Fischer (Hamburg) Erwin Marschewski Bernd Siebert Helmut Wieczorek Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Martin Mayer Werner Siemann (Duisburg) Land) (Siegertsbrunn) Bärbel Sothmann Jürgen Wieczorek (Leipzig) Herbert Frankenhauser Wolfgang Meckelburg Margarete Späte 6374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Wolfgang Steiger Hans-Josef Fell F.D.P. Dr. Barbara Höll (C) Andreas Storm Andrea Fischer (Berlin) Gerhard Jüttemann Hildebrecht Braun Dorothea Störr-Ritter Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Evelyn Kenzler (Augsburg) Max Straubinger Katrin Göring-Eckardt Dr. Heidi Knake-Werner Rainer Brüderle Matthäus Strebl Rita Grießhaber Ursula Lötzer Ulrike Flach Thomas Strobl Winfried Hermann Dr. Christa Luft Horst Friedrich (Bayreuth) Michael Stübgen Antje Hermenau Heidemarie Lüth Rainer Funke Dr. Rita Süssmuth Kristin Heyne Angela Marquardt Dr. Wolfgang Gerhardt Edeltraut Töpfer Ulrike Höfken Manfred Müller (Berlin) Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Hans-Peter Uhl Michaele Hustedt Kersten Naumann Birgit Homburger Gunnar Uldall Monika Knoche Rosel Neuhäuser Dr. Werner Hoyer Andrea Voßhoff Dr. Angelika Köster-Loßack Christine Ostrowski Dr. Klaus Kinkel Peter Weiß (Emmendingen) Steffi Lemke Petra Pau Dr. Heinrich Leonhard Kolb Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Helmut Lippelt Dr. Uwe-Jens Rössel Gudrun Kopp Annette Widmann-Mauz Dr. Reinhard Loske Gustav-Adolf Schur Sabine Leutheusser- Heinz Wiese (Ehingen) Oswald Metzger Schnarrenberger Hans-Otto Wilhelm Klaus Wolfgang Müller Dirk Niebel Nein (Mainz) (Kiel) Günther Friedrich Nolting Gert Willner Kerstin Müller (Köln) Detlef Parr F.D.P. Klaus-Peter Willsch Winfried Nachtwei Cornelia Pieper Werner Wittlich Christa Nickels Walter Hirche Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Dagmar Wöhrl Cem Özdemir Ina Lenke Dr. Irmgard Schwaetzer Aribert Wolf Simone Probst Gerhard Schüßler Dr. Hermann Otto Solms Elke Wülfing Claudia Roth (Augsburg) Marita Sehn Dr. Max Stadler Wolfgang Zöller Christine Scheel Carl-Ludwig Thiele Irmingard Schewe-Gerigk Jürgen Türk Enthalten Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/ Albert Schmidt (Hitzhofen) DIE GRÜNEN F.D.P. Werner Schulz (Leipzig) PDS Dr. Guido Westerwelle Gila Altmann (Aurich) Christian Simmert Petra Bläss Christian Sterzing Marieluise Beck (Bremen) Eva Bulling-Schröter PDS Angelika Beer Hans-Christian Ströbele Roland Claus (B) Matthias Berninger Jürgen Trittin Dr. Heinrich Fink Carsten Hübner (D) Annelie Buntenbach Dr. Antje Vollmer Dr. Ruth Fuchs Ulla Jelpke Ekin Deligöz Dr. Ludger Volmer Wolfgang Gehrcke Sabine Jünger Dr. Thea Dückert Sylvia Voß Dr. Klaus Grehn Christina Schenk Franziska Eichstädt-Bohlig Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Gregor Gysi Dr. Ilja Seifert Dr. Uschi Eid Margareta Wolf (Frankfurt) Uwe Hiksch Dr. Winfried Wolf

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6375

(A) Anlage 12 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung von steuerlichen Vorschriften – Steuerbereinigungsgesetz 1999 – (Drucksachen 14/1514, 14/1655 und 14/2035 Nr. 1)

Endgültiges Ergebnis Gernot Erler Brunhilde Irber Christoph Moosbauer Abgegebene Stimmen: 567; Petra Ernstberger Gabriele Iwersen Siegmar Mosdorf davon: Annette Faße Renate Jäger Michael Müller (Düsseldorf) ja: 326 Lothar Fischer (Homburg) Jann-Peter Janssen Jutta Müller (Völklingen) nein: 212 Gabriele Fograscher Ilse Janz Christian Müller (Zittau) enthalten: 29 Iris Follak Dr. Uwe Jens Franz Müntefering Norbert Formanski Volker Jung (Düsseldorf) Andrea Nahles Rainer Fornahl Johannes Kahrs Volker Neumann (Bramsche) Ja Hans Forster Ulrich Kasparick Gerhard Neumann (Gotha) Dagmar Freitag Sabine Kaspereit Dr. Edith Niehuis SPD Lilo Friedrich (Mettmann) Susanne Kastner Dietmar Nietan Brigitte Adler Harald Friese Hans-Peter Kemper Leyla Onur Ingrid Arndt-Brauer Anke Fuchs (Köln) Klaus Kirschner Manfred Opel Rainer Arnold Arne Fuhrmann Marianne Klappert Holger Ortel Hermann Bachmaier Monika Ganseforth Hans-Ulrich Klose Adolf Ostertag Ernst Bahr Konrad Gilges Fritz Rudolf Körper Kurt Palis Doris Barnett Iris Gleicke Karin Kortmann Albrecht Papenroth Dr. Hans-Peter Bartels Günter Gloser Anette Kramme Dr. Willfried Penner Eckhardt Barthel (Berlin) Uwe Göllner Nicolette Kressl Dr. Martin Pfaff Klaus Barthel (Starnberg) Renate Gradistanac Volker Kröning Georg Pfannenstein Wolfgang Behrendt Günter Graf (Friesoythe) Angelika Krüger-Leißner Dr. Eckhart Pick Dr. Axel Berg Angelika Graf (Rosenheim) Horst Kubatschka Joachim Poß Hans-Werner Bertl Dieter Grasedieck Ernst Küchler Karin Rehbock-Zureich Friedhelm Julius Beucher Monika Griefahn Helga Kühn-Mengel Margot von Renesse Petra Bierwirth Achim Großmann Ute Kumpf Renate Rennebach (B) Rudolf Bindig Wolfgang Grotthaus Konrad Kunick Bernd Reuter (D) Lothar Binding (Heidelberg) Karl-Hermann Haack Dr. Uwe Küster Dr. Edelbert Richter Kurt Bodewig (Extertal) Werner Labsch Reinhold Robbe Klaus Brandner Hans-Joachim Hacker Christine Lambrecht Gudrun Roos Anni Brandt-Elsweier Klaus Hagemann Brigitte Lange René Röspel Willi Brase Manfred Hampel Christian Lange (Backnang) Dr. Ernst Dieter Rossmann Dr. Eberhard Brecht Christel Hanewinckel Detlev von Larcher Michael Roth (Heringen) Rainer Brinkmann (Detmold) Alfred Hartenbach Christine Lehder Birgit Roth (Speyer) Bernhard Brinkmann Anke Hartnagel Waltraud Lehn Marlene Rupprecht (Hildesheim) Klaus Hasenfratz Robert Leidinger Dr. Hansjörg Schäfer Hans-Günter Bruckmann Nina Hauer Klaus Lennartz Gudrun Schaich-Walch Edelgard Bulmahn Hubertus Heil Dr. Elke Leonhard Rudolf Scharping Ursula Burchardt Reinhold Hemker Eckhart Lewering Bernd Scheelen Dr. Michael Bürsch Frank Hempel Götz-Peter Lohmann Dr. Hermann Scheer Hans Martin Bury Rolf Hempelmann (Neubrandenburg) Siegfried Scheffler Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Barbara Hendricks Christa Lörcher Horst Schild Marion Caspers-Merk Gustav Herzog Erika Lotz Otto Schily Wolf-Michael Catenhusen Monika Heubaum Dr. Christine Lucyga Dieter Schloten Dr. Peter Wilhelm Danckert Reinhold Hiller (Lübeck) Dieter Maaß (Herne) Horst Schmidbauer Dr. Herta Däubler-Gmelin Stephan Hilsberg Winfried Mante (Nürnberg) Christel Deichmann Gerd Höfer Dirk Manzewski Ulla Schmidt (Aachen) Karl Diller Jelena Hoffmann (Chemnitz) Tobias Marhold Silvia Schmidt (Eisleben) Peter Dreßen Walter Hoffmann Lothar Mark Dagmar Schmidt (Meschede) Rudolf Dreßler (Darmstadt) Ulrike Mascher Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Detlef Dzembritzki Iris Hoffmann (Wismar) Christoph Matschie Regina Schmidt-Zadel Dieter Dzewas Frank Hofmann (Volkach) Heide Mattischeck Heinz Schmitt (Berg) Dr. Peter Eckardt Ingrid Holzhüter Ulrike Mehl Carsten Schneider Sebastian Edathy Eike Hovermann Ulrike Merten Dr. Emil Schnell Ludwig Eich Christel Humme Angelika Mertens Olaf Scholz Marga Elser Lothar Ibrügger Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Karsten Schönfeld Peter Enders Barbara Imhof Ursula Mogg Fritz Schösser 6376 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Ottmar Schreiner Heidemarie Wieczorek-Zeul Helmut Wilhelm (Amberg) Georg Girisch (C) Gerhard Schröder Dieter Wiefelspütz Margareta Wolf (Frankfurt) Michael Glos Gisela Schröter Heino Wiese (Hannover) Manfred Grund Dr. Mathias Schubert Klaus Wiesehügel PDS Horst Günther (Duisburg) Richard Schuhmann Brigitte Wimmer Gustav-Adolf Schur Gottfried Haschke (Delitzsch) (Karlsruhe) (Großhennersdorf) Brigitte Schulte (Hameln) Engelbert Wistuba Gerda Hasselfeldt Reinhard Schultz Barbara Wittig Nein Hansgeorg Hauser (Everswinkel) Dr. Wolfgang Wodarg CDU/CSU (Rednitzhembach) Volkmar Schultz (Köln) Verena Wohlleben Ursula Heinen Ilse Schumann Hanna Wolf (München) Ulrich Adam Manfred Heise Ewald Schurer Waltraud Wolff (Zielitz) Ilse Aigner Siegfried Helias Dr. R. Werner Schuster Heidemarie Wright Peter Altmaier Hans Jochen Henke Dietmar Schütz (Oldenburg) Uta Zapf Dietrich Austermann Ernst Hinsken Dr. Angelica Schwall-Düren Peter Zumkley Norbert Barthle Peter Hintze Ernst Schwanhold Dr. Wolf Bauer Klaus Hofbauer Rolf Schwanitz BÜNDNIS 90/ Günter Baumann Martin Hohmann Bodo Seidenthal DIE GRÜNEN Brigitte Baumeister Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Gila Altmann (Aurich) Meinrad Belle Siegfried Hornung Dr. Cornelie Sonntag- Marieluise Beck (Bremen) Dr. Sabine Bergmann-Pohl Joachim Hörster Wolgast Angelika Beer Otto Bernhardt Hubert Hüppe Wieland Sorge Matthias Berninger Peter Bleser Georg Janovsky Wolfgang Spanier Annelie Buntenbach Dr. Norbert Blüm Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Margrit Spielmann Ekin Deligöz Friedrich Bohl Dr. Harald Kahl Jörg-Otto Spiller Dr. Thea Dückert Sylvia Bonitz Steffen Kampeter Dr. Ditmar Staffelt Franziska Eichstädt-Bohlig Jochen Borchert Irmgard Karwatzki Ludwig Stiegler Dr. Uschi Eid Wolfgang Börnsen Volker Kauder Rolf Stöckel Hans-Josef Fell (Bönstrup) Eckart von Klaeden Rita Streb-Hesse Andrea Fischer (Berlin) Wolfgang Bosbach Ulrich Klinkert Reinhold Strobl (Amberg) Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Wolfgang Bötsch Manfred Kolbe Dr. Peter Struck Katrin Göring-Eckardt Klaus Brähmig Norbert Königshofen Joachim Stünker Rita Grießhaber Dr. Ralf Brauksiepe Hartmut Koschyk (B) Joachim Tappe Winfried Hermann Monika Brudlewsky Rudolf Kraus (D) Jörg Tauss Antje Hermenau Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Martina Krogmann Jella Teuchner Kristin Heyne Hartmut Büttner Dr. Paul Krüger Dr. Gerald Thalheim Ulrike Höfken (Schönebeck) Dr. Hermann Kues Wolfgang Thierse Michaele Hustedt Cajus Caesar Karl Lamers Franz Thönnes Monika Knoche Leo Dautzenberg Dr. Norbert Lammert Adelheid Tröscher Dr. Angelika Köster-Loßack Wolfgang Dehnel Dr. Paul Laufs Hans-Eberhard Urbaniak Steffi Lemke Hubert Deittert Karl-Josef Laumann Rüdiger Veit Dr. Helmut Lippelt Albert Deß Vera Lengsfeld Simone Violka Dr. Reinhard Loske Renate Diemers Peter Letzgus Ute Vogt (Pforzheim) Oswald Metzger Thomas Dörflinger Ursula Lietz Hans Georg Wagner Klaus Wolfgang Müller Hansjürgen Doss Walter Link (Diepholz) Hedi Wegener (Kiel) Marie-Luise Dött Eduard Lintner Dr. Konstanze Wegner Kerstin Müller (Köln) Maria Eichhorn Dr. Klaus Lippold Wolfgang Weiermann Winfried Nachtwei Rainer Eppelmann (Offenbach) Reinhard Weis (Stendal) Christa Nickels Anke Eymer Dr. Manfred Lischewski Matthias Weisheit Cem Özdemir Ilse Falk Wolfgang Lohmann Gert Weisskirchen Simone Probst Dr. Hans Georg Faust (Lüdenscheid) (Wiesloch) Claudia Roth (Augsburg) Albrecht Feibel Dr. Michael Luther Dr. Ernst Ulrich von Christine Scheel Ulf Fink Erich Maaß (Wilhemshaven) Weizsäcker Irmingard Schewe-Gerigk Ingrid Fischbach Erwin Marschewski Hans-Joachim Welt Rezzo Schlauch Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Martin Mayer Dr. Rainer Wend Albert Schmidt (Hitzhofen) Axel E. Fischer (Karlsruhe- (Siegertsbrunn) Hildegard Wester Werner Schulz (Leipzig) Land) Wolfgang Meckelburg Lydia Westrich Christian Simmert Herbert Frankenhauser Dr. Michael Meister Inge Wettig-Danielmeier Christian Sterzing Dr. Gerhard Friedrich Dr. Angela Merkel Dr. Margrit Wetzel Hans-Christian Ströbele (Erlangen) Friedrich Merz Dr. Norbert Wieczorek Jürgen Trittin Erich G. Fritz Hans Michelbach Helmut Wieczorek Dr. Antje Vollmer Jochen-Konrad Fromme Meinolf Michels (Duisburg) Dr. Ludger Volmer Dr. Jürgen Gehb Dr. Gerd Müller Jürgen Wieczorek (Leipzig) Sylvia Voß Norbert Geis Bernward Müller (Jena) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6377

(A) Elmar Müller (Kirchheim) Christian Schmidt (Fürth) Klaus-Peter Willsch Jürgen Türk (C) Bernd Neumann (Bremen) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Werner Wittlich Dr. Guido Westerwelle Claudia Nolte (Halsbrücke) Dagmar Wöhrl Günter Nooke Andreas Schmidt (Mühlheim) Aribert Wolf Franz Obermeier Birgit Schnieber-Jastram Elke Wülfing Enthalten Friedhelm Ost Dr. Andreas Schockenhoff Wolfgang Zöller PDS Eduard Oswald Dr. Rupert Scholz Norbert Otto (Erfurt) Reinhard Freiherr von Petra Bläss Dr. Peter Paziorek Schorlemer F.D.P. Eva Bulling-Schröter Anton Pfeifer Diethard W. Schütze (Berlin) Hildebrecht Braun Roland Claus Dr. Friedbert Pflüger Clemens Schwalbe (Augsburg) Dr. Heinrich Fink Beatrix Philipp Dr. Christian Schwarz- Rainer Brüderle Dr. Ruth Fuchs Ronald Pofalla Schilling Ulrike Flach Wolfgang Gehrcke Marlies Pretzlaff Horst Seehofer Horst Friedrich (Bayreuth) Dr. Klaus Grehn Dr. Bernd Protzner Heinz Seiffert Rainer Funke Dr. Gregor Gysi Hans Raidel Bernd Siebert Dr. Wolfgang Gerhardt Uwe Hiksch Dr. Peter Ramsauer Werner Siemann Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Barbara Höll Helmut Rauber Bärbel Sothmann Walter Hirche Carsten Hübner Christa Reichard (Dresden) Margarete Späte Birgit Homburger Ulla Jelpke Katherina Reiche Wolfgang Steiger Dr. Werner Hoyer Sabine Jünger Erika Reinhardt Andreas Storm Dr. Klaus Kinkel Gerhard Jüttemann Hans-Peter Repnik Dorothea Störr-Ritter Dr. Heinrich L. Kolb Dr. Evelyn Kenzler Klaus Riegert Max Straubinger Gudrun Kopp Dr. Heidi Knake-Werner Franz Romer Matthäus Strebl Ina Lenke Ursula Lötzer Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Thomas Strobl Sabine Leutheusser- Dr. Christa Luft Dr. Klaus Rose Michael Stübgen Schnarrenberger Heidemarie Lüth Kurt Rossmanith Dr. Rita Süssmuth Dirk Niebel Angela Marquardt Norbert Röttgen Edeltraut Töpfer Günther Friedrich Nolting Manfred Müller (Berlin) Dr. Christian Ruck Dr. Hans-Peter Uhl Detlef Parr Kersten Naumann Dr. Jürgen Rüttgers Gunnar Uldall Cornelia Pieper Rosel Neuhäuser Anita Schäfer Andrea Astrid Voßhoff Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Christine Ostrowski Dr. Wolfgang Schäuble Peter Weiß (Emmendingen) Gerhard Schüßler Petra Pau (B) Hartmut Schauerte Gerald Weiß (Groß-Gerau) Dr. Irmgard Schwaetzer Dr. Uwe-Jens Rössel (D) Heinz Schemken Annette Widmann-Mauz Marita Sehn Christina Schenk Gerhard Scheu Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Hermann Otto Solms Dr. Ilja Seifert Dietmar Schlee Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Dr. Max Stadler Dr. Winfried Wolf Bernd Schmidbauer Gert Willner Carl-Ludwig Thiele

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU 6378 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Anlage 13 (C)

Endgültiges Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der Selbständigkeit (Drucksachen 14/1855 und 14/2046)

Endgültiges Ergebnis Petra Ernstberger Renate Jäger Franz Müntefering Abgegebene Stimmen: 517;Annette Faße Jann-Peter Janssen Andrea Nahles davon: Lothar Fischer (Homburg) Ilse Janz Volker Neumann (Bramsche) ja: 317 Gabriele Fograscher Volker Jung (Düsseldorf) Gerhard Neumann (Gotha) nein: 171 Iris Follak Johannes Kahrs Dr. Edith Niehuis enthalten: 29 Norbert Formanski Ulrich Kasparick Dietmar Nietan Rainer Fornahl Sabine Kaspereit Leyla Onur Hans Forster Susanne Kastner Manfred Opel Ja Dagmar Freitag Hans-Peter Kemper Holger Ortel SPD Lilo Friedrich (Mettmann) Klaus Kirschner Adolf Ostertag Harald Friese Marianne Klappert Kurt Palis Brigitte Adler Anke Fuchs (Köln) Hans-Ulrich Klose Albrecht Papenroth Ingrid Arndt-Bauer Arne Fuhrmann Fritz Rudolf Körper Dr. Willfried Penner Rainer Arnold Monika Ganseforth Karin Kortmann Dr. Martin Pfaff Hermann Bachmaier Konrad Gilges Anette Kramme Georg Pfannenstein Ernst Bahr Iris Gleicke Nicolette Kressl Dr. Eckhart Pick Doris Barnett Uwe Göllner Volker Kröning Joachim Poß Dr. Hans Peter Bartels Renate Gradistanac Angelika Krüger-Leißner Karin Rehbock-Zureich Eckhardt Barthel (Berlin) Günter Graf (Friesoythe) Horst Kubatschka Margot von Renesse Klaus Barthel (Starnberg) Angelika Graf (Rosenheim) Ernst Küchler Renate Rennebach Wolfgang Behrendt Dieter Grasedieck Helga Kühn-Mengel Bernd Reuter Dr. Axel Berg Monika Griefahn Ute Kumpf Dr. Edelbert Richter Hans-Werner Bertl Achim Großmann Dr. Uwe Küster Reinhold Robbe Friedhelm Julius Beucher Wolfgang Grotthaus Werner Labsch Gudrun Roos Petra Bierwirth Karl-Hermann Haack Christine Lambrecht René Röspel (B) Rudolf Bindig (Extertal) Brigitte Lange Dr. Ernst Dieter Rossmann (D) Lothar Binding (Heidelberg) Hans-Joachim Hacker Christian Lange (Backnang) Michael Roth (Heringen) Kurt Bodewig Klaus Hagemann Detlev von Larcher Birgit Roth (Speyer) Klaus Brandner Manfred Hampel Christine Lehder Marlene Rupprecht Anni Brandt-Elsweier Christel Hanewinckel Waltraud Lehn Thomas Sauer Willi Brase Alfred Hartenbach Robert Leidinger Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Eberhard Brecht Anke Hartnagel Dr. Elke Leonhard Gudrun Schaich-Walch Rainer Brinkmann (Detmold) Klaus Hasenfratz Eckhart Lewering Rudolf Scharping Bernhard Brinkmann Nina Hauer Götz-Peter Lohmann Bernd Scheelen (Hildesheim) Hubertus Heil (Neubrandenburg) Dr. Hermann Scheer Hans-Günter Bruckmann Reinhold Hemker Christa Lörcher Siegfried Scheffler Edelgard Bulmahn Frank Hempel Erika Lotz Horst Schild Ursula Burchardt Rolf Hempelmann Dr. Christine Lucyga Otto Schily Dr. Michael Bürsch Dr. Barbara Hendricks Dieter Maaß (Herne) Dieter Schloten Hans Martin Bury Gustav Herzog Winfried Mante Horst Schmidbauer Hans Büttner (Ingolstadt) Monika Heubaum Dirk Manzewski (Nürnberg) Marion Caspers-Merk Reinhold Hiller (Lübeck) Tobias Marhold Ulla Schmidt (Aachen) Wolf-Michael Catenhusen Stephan Hilsberg Lothar Mark Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Gerd Höfer Ulrike Mascher Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Herta Däubler-Gmelin Jelena Hoffmann (Chemnitz) Christoph Matschie Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Christel Deichmann Walter Hoffmann Heide Mattischeck Regina Schmidt-Zadel Karl Diller (Darmstadt) Ulrike Mehl Heinz Schmitt (Berg) Peter Dreßen Iris Hoffmann (Wismar) Ulrike Merten Carsten Schneider Rudolf Dreßler Frank Hofmann (Volkach) Angelika Mertens Dr. Emil Schnell Detlef Dzembritzki Ingrid Holzhüter Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Olaf Scholz Dieter Dzewas Eike Hovermann Ursula Mogg Karsten Schönfeld Dr. Peter Eckardt Christel Humme Christoph Moosbauer Fritz Schösser Sebastian Edathy Lothar Ibrügger Siegmar Mosdorf Ottmar Schreiner Ludwig Eich Barbara Imhof Michael Müller (Düsseldorf) Gerhard Schröder Marga Elser Brunhilde Irber Jutta Müller (Völklingen) Gisela Schröter Peter Enders Gabriele Iwersen Christian Müller (Zittau) Dr. Mathias Schubert Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6379

(A) Richard Schuhmann Barbara Wittig Norbert Barthle Ulrich Klinkert (C) (Delitzsch) Dr. Wolfgang Wodarg Dr. Wolf Bauer Rudolf Kraus Brigitte Schulte (Hameln) Verena Wohlleben Günter Baumann Dr. Martina Krogmann Reinhard Schultz Hanna Wolf (München) Brigitte Baumeister Dr.-Ing. Paul Krüger (Everswinkel) Waltraud Wolff (Zielitz) Meinrad Belle Dr. Hermann Kues Volkmar Schultz (Köln) Heidemarie Wright Dr. Sabine Bergmann-Pohl Karl Lamers Ilse Schumann Uta Zapf Otto Bernhardt Dr. Norbert Lammert Ewald Schurer Peter Zumkley Dr. Norbert Blüm Dr. Paul Laufs Dr. R. Werner Schuster Sylvia Bonitz Karl-Josef Laumann Dietmar Schütz (Oldenburg) BÜNDNIS 90/ Jochen Borchert Peter Letzgus Dr. Angelica Schwall-Düren DIE GRÜNEN Wolfgang Börnsen Ursula Lietz Ernst Schwanhold Gila Altmann (Aurich) (Bönstrup) Dr. Manfred Lischewski Rolf Schwanitz Marieluise Beck (Bremen) Dr. Ralf Brauksiepe Wolfgang Lohmann Bodo Seidenthal Angelika Beer Monika Brudlewsky (Lüdenscheid) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Matthias Berninger Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Michael Luther Wieland Sorge Annelie Buntenbach Hartmut Büttner Erich Maaß (Wilhemshaven) Wolfgang Spanier Ekin Deligöz (Schönebeck) Erwin Marschewski Dr. Margrit Spielmann Dr. Thea Dückert Cajus Caesar Dr. Martin Mayer Jörg-Otto Spiller Franziska Eichstädt-Bohlig Hubert Deittert (Siegertsbrunn) Dr. Ditmar Staffelt Dr. Uschi Eid Albert Deß Dr. Michael Meister Ludwig Stiegler Hans-Josef Fell Renate Diemers Dr. Angela Merkel Rolf Stöckel Andrea Fischer (Berlin) Thomas Dörflinger Friedrich Merz Rita Streb-Hesse Joseph Fischer (Frankfurt) Hansjürgen Doss Hans Michelbach Reinhold Strobl (Amberg) Katrin Göring-Eckardt Marie-Luise Dött Meinolf Michels Dr. Peter Struck Rita Grießhaber Dr. Hans Georg Faust Bernward Müller (Jena) Joachim Stünker Winfried Hermann Ulf Fink Elmar Müller (Kirchheim) Joachim Tappe Antje Hermenau Ingrid Fischbach Bernd Neumann (Bremen) Jörg Tauss Kristin Heyne Dirk Fischer (Hamburg) Claudia Nolte Jella Teuchner Michaele Hustedt Axel E. Fischer Günter Nooke Dr. Gerald Thalheim Monika Knoche (Karlsruhe-Land) Franz Obermeier Wolfgang Thierse Dr. Angelika Köster-Loßack Herbert Frankenhauser Friedhelm Ost Franz Thönnes Steffi Lemke Dr. Gerhard Friedrich Eduard Oswald (B) Adelheid Tröscher Dr. Helmut Lippelt (Erlangen) Norbert Otto (Erfurt) (D) Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Reinhard Loske Erich G. Fritz Dr. Friedbert Pflüger Rüdiger Veit Klaus Wolfgang Müller Jochen-Konrad Fromme Beatrix Philipp Simone Violka (Kiel) Dr. Jürgen Gehb Ronald Pofalla Ute Vogt (Pforzheim) Kerstin Müller (Köln) Norbert Geis Marlies Pretzlaff Hans Georg Wagner Winfried Nachtwei Georg Girisch Dr. Bernd Protzner Hedi Wegener Christa Nickels Michael Glos Hans Raidel Dr. Konstanze Wegner Cem Özdemir Kurt-Dieter Grill Dr. Peter Ramsauer Wolfgang Weiermann Simone Probst Manfred Grund Christa Reichard (Dresden) Reinhard Weis (Stendal) Claudia Roth (Augsburg) Gottfried Haschke Erika Reinhardt Matthias Weisheit Christine Scheel (Großhennersdorf) Hans-Peter Repnik Gert Weisskirchen Irmingard Schewe-Gerigk Gerda Hasselfeldt Klaus Riegert (Wiesloch) Rezzo Schlauch Hansgeorg Hauser Franz Romer Dr. Ernst Ulrich von Albert Schmidt (Hitzhofen) (Rednitzhembach) Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Weizsäcker Werner Schulz (Leipzig) Ursula Heinen Dr. Klaus Rose Jochen Welt Christian Simmert Manfred Heise Kurt J. Rossmanith Dr. Rainer Wend Christian Sterzing Siegfried Helias Norbert Röttgen Hildegard Wester Hans-Christian Ströbele Hans Jochen Henke Dr. Christian Ruck Lydia Westrich Dr. Antje Vollmer Ernst Hinsken Dr. Jürgen Rüttgers Inge Wettig-Danielmeier Dr. Ludger Volmer Peter Hintze Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Margrit Wetzel Sylvia Voß Klaus Hofbauer Hartmut Schauerte Dr. Norbert Wieczorek Helmut Wilhelm (Amberg) Martin Hohmann Heinz Schemken Helmut Wieczorek Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Karl-Heinz Hornhues Gerhard Scheu (Duisburg) Siegfried Hornung Dietmar Schlee Jürgen Wieczorek (Leipzig) Joachim Hörster Dr.-Ing. Joachim Schmidt Heidemarie Wieczorek-Zeul Nein Georg Janovsky (Halsbrücke) Dieter Wiefelspütz Dr.-Ing. Rainer Jork Andreas Schmidt Heino Wiese (Hannover) CDU/CSU Dr. Harald Kahl (Mülheim) Klaus Wiesehügel Ulrich Adam Steffen Kampeter Birgit Schnieber-Jastram Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Ilse Aigner Irmgard Karwatzki Dr. Andreas Schockenhoff Engelbert Wistuba Dietrich Austermann Eckart von Klaeden Dr. Rupert Scholz 6380 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Reinhard Freiherr von Gert Willner Cornelia Pieper Dr. Barbara Höll (C) Schorlemer Klaus-Peter Willsch Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Carsten Hübner Clemens Schwalbe Werner Wittlich Gerhard Schüßler Ulla Jelpke Heinz Seiffert Dagmar Wöhrl Dr. Irmgard Schwaetzer Sabine Jünger Bernd Siebert Aribert Wolf Marita Sehn Gerhard Jüttemann Bärbel Sothmann Wolfgang Zöller Dr. Hermann Otto Solms Dr. Evelyn Kenzler Margarete Späte Dr. Max Stadler Dr. Heidi Knake-Werner Wolfgang Steiger F.D.P. Carl-Ludwig Thiele Ursula Lötzer Andreas Storm Ulrike Flach Jürgen Türk Dr. Christa Luft Dorothea Störr-Ritter Horst Friedrich (Bayreuth) Dr. Guido Westerwelle Heidemarie Lüth Max Straubinger Rainer Funke Angela Marquardt Matthäus Strebl Dr. Wolfgang Gerhardt Manfred Müller (Berlin) Thomas Strobl Dr. Karlheinz Guttmacher Enthaltung Kersten Naumann Michael Stübgen Walter Hirche Rosel Neuhäuser PDS Edeltraut Töpfer Birgit Homburger Christine Ostrowski Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Werner Hoyer Petra Bläss Petra Pau Gunnar Uldall Dr. Klaus Kinkel Eva-Maria Bulling-Schröter Dr. Uwe-Jens Rössel Andrea Voßhoff Dr. Heinrich L. Kolb Roland Claus Christina Schenk Peter Weiß (Emmendingen) Ina Lenke Dr. Heinrich Fink Gustav-Adolf Schur Gerald Weiß (Groß-Gerau) Sabine Leutheusser-Schnarren- Dr. Ruth Fuchs Dr. Ilja Seifert Annette Widmann-Mauz berger Dr. Klaus Grehn Dr. Winfried Wolf Heinz Wiese (Ehingen) Dirk Niebel Dr. Gregor Gysi Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Günther Friedrich Nolting Uwe Hiksch

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der OSZE oder der IPU

Abgeordnete(r) Bierling, Hans-Dirk, Dr. Götzer, Wolfgang, Dr. Lamers (Heidelberg), Meckel, Markus, SPD CDU/CSU CDU/CSU Karl A., CDU/CSU

(B) (D) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6381

(A) Anlage 14 2) Grundsätzlich müssen wir feststellen, daß den ver- (C) meintlichen Sachzwängen der Globalisierung, insbesonde- Erklärung nach § 31 GO re dem Steuer- und Sozialdumping, und der dominanten Rolle der Weltfinanzmärkte keine ausreichende politische der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Gestaltung entgegengesetzt wird. Auch dem europäischen Klaus Barthel (Starnberg), Christel Deichmann, Stabilitätspakt wird in seiner sehr engen Fixierung auf den Marga Elser, Harald Friese, Angelika Graf (Ro- Geldwert und eine konjunkturunabhängige Senkung der senheim), Walter Hoffmann (Darmstadt), Karin Verschuldung gefolgt, ohne daß das Pendant zum Stabili- Kortmann, Anette Kramme, Werner Labsch, tätspakt, nämlich der Beschäftigungspakt, entsprechend Christine Lambrecht, Götz-Peter Lohmann verbindlich ausgestaltet worden ist. (Neubrandenburg), Christa Lörcher, Günter Oesinghaus, Renate Rennebach, Bernd Reuter, Die notwendige Konsolidierungspolitik muß sich un- Dr. Edelbert Richter, Gudrun Roos, Renéserer Auffassung nach vorrangig und parallel zum er- Röspel, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Thomas folgten Abbau der Arbeitslosigkeit und in Übereinstim- Sauer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dagmar mung mit den wachsenden Steuereinnahmen vollziehen. Schmidt (Meschede), Regina Schmidt-Zadel, Sie muß mittel- und langfristig angelegt sein und darf die Ilse Schumann, Dr. R. Werner Schuster, Dr. nachhaltige Belebung der Wachstumskräfte durch eine Sigrid Skarpelis-Sperk, Rita Streb-Hesse, Jella effektive Verbindung von Angebots- und Nachfragepo- Teuchner, Adelheid Tröscher, Rüdiger Veit, litik nicht gefährden. Klaus Wiesehügel und Waltraud Wolff (Zielitz) 3) Nur wenn es gelingt, neben dem erfolgreichen Pro- (alle SPD) gramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Ju- gendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot und der Ver- zur namentlichen Abstimmung über die Be- stetigung der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf hohem Ni- schlußempfehlung zum Entwurf eines Gesetzes veau weitere Erfolge für mehr Beschäftigung in unserem zur Sanierung des Bundeshaushalts Lande zu erzielen, wird sich der Erfolg bei der Konsoli- (Tagesordnungspunkt 11 a) dierung mit der Reform des Sozialstaates nachhaltig ver- binden lassen und eine breite Unterstützung bei der Be- 1) Mit den Beschlüssen zum Haushalt 2000 beginnen völkerung bekommen. Bundesregierung und Regierungskoalition mit dem Ab- Wir gehen gemeinsam davon aus, daß es keine lineare tragen des in 16 Jahren konservativ-neoliberaler Herr-Fortschreibung der Sparoperationen mit pauschalen Kür- schaft gigantisch angewachsenen Schuldenberges. Mitzungen von Einzelhaushalten geben wird, sondern politi- dieser Haushaltsoperation soll sowohl nachhaltig diesche Schwerpunkte gesetzt werden, die unser soziales (B) Konsolidierung des Bundeshaushaltes eingeleitet werden und politisches Profil stärken. In einigen Einzelhaushal- (D) als auch ein Signal für die Reform der Sozialsysteme,ten, insbesondere dem Sozialhaushalt, dem Haushalt für der Fiskal- und der Wirtschaftsförderungspolitik im Sin- Bildung und Wissenschaft, der Entwicklungszusammen- ne einer effizienteren Mittelverwertung des Staates ge-arbeit und bei zukunftsorientierten Infrastrukturmaß- geben und die Gestaltungsfähigkeit des Staates schritt-nahmen wie bei der Förderung der Ökologie sind Gren- weise zurückgewonnen werden. zen für weitere Kürzungen unverkennbar. Wenn Kür- Die Unterzeichner stimmen dem Haushaltssanie-zungen die Substanz angreifen, wenn sie konjunktur- rungsgesetz und dem Haushaltsplan 2000 zu. Gleich-dämpfend wirken und wichtige Investitionen verzögern wohl haben wir in einigen wesentlichen Punkten deutli- oder verhindern, werden sie kontraproduktiv. che Kritik an der Strategie und den konkreten Auswir- Durch die Steuerreform und die Kindergelderhöhung kungen der hiermit beschlossenen Konzeption der Haus- hat die rotgrüne Koalition die Arbeitnehmerinnen und haltskonsolidierung. In der SPD-Bundestagsfraktion hat Arbeitnehmer deutlich entlastet. Die Entwicklung, daß die Gelegenheit bestanden, unsere kritischen Positionen Bezieher von Transfereinkommen und sozial Schwache in die Debatte und in Ansätzen auch in die Beschlußfas- wie gerade auch finanzschwache Kommunen zusätzlich sung einzubringen. belastet werden (zum Beispiel durch die Streichung der originären Arbeitslosenhilfe, die Absenkung der Bemes- Wir beschränken die Arbeit der Koalition aus SPDsungsgrundlage für die Rentenbeitragszahlungen für Ar- und Bündnis 90/Die Grünen dabei nicht auf Haushalts- beitslosenhilfebezieher, den Rückzug des Bundes aus der sanierung, sondern sehen sie im Gesamtzusammenhang. Finanzierung des pauschalierten Wohngeldes) darf sich Dabei möchten wir die Vorhaben, mit denen die Bundes- aus der Sicht der Unterzeichner jedoch für die Zukunft regierung gestartet ist, weiterhin unterstützen und übernicht fortsetzen. das Sparen hinaus die Inhalte ihrer Politik wieder in den Vordergrund gerichtet sehen. Nur mit dieser Bundesre- Dies ist auch vor dem Hintergrund der wirtschaftli- gierung aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben wir chen Situation im Osten und bei strukturschwachen eine Chance, die notwendige Reformpolitik für Arbeit,Kommunen geboten. Gerade auch der Osten Deutsch- Umwelt, Bildung und den Erhalt des Sozialstaates zu er- lands braucht ein stabiles und stetiges Wachstum und ei- reichen. Zudem hat die jetzige Opposition in keinerleinen laufenden weiteren Beschäftigungszuwachs, um Hinsicht irgendeinen konstruktiven Politikansatz, denwirtschaftlich aufzuholen und attraktive Lebens- und wir direkt oder indirekt unterstützen wollen. Wir haben Arbeitsverhältnisse anbieten zu können. uns deshalb entschlossen, uns in der Abstimmung dem Wir stehen auf dem Standpunkt, daß eine stärkere In- Mehrheitsvotum der Fraktion anzuschließen. vestition in Zukunftsbereiche von Bildung, Forschung, 6382 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) Infrastruktur und Existenzgründung letztlich einen wirk- haltssanierungsgesetz zu. Die Verantwortung gegenüber (C) sameren Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit leisten den Künstlerinnen und Künstlern jedoch gibt notwendig könnte als eine zu schnelle Rückführung der Neuver-Anlaß zu der Erklärung, daß mit dem Gesetz Struktur- schuldung. Immerhin wird dem Anliegen der Innovati- veränderungen eingeleitet werden, die zu erheblichen onsförderung dadurch Rechnung getragen, daß die Ak- Problemen der Künstlersozialversicherung führen kön- zentuierung von Bildung und Forschung im Haushaltnen. Die Zustimmung ergibt sich dessen ungeachtet aus deutlich erkennbar bleibt. den Beschlüssen des Haushaltsausschusses vom 3. No- 4) Die angemessene Beteiligung der großen Vermö- vember 1999, nach denen (1.) bis 31. März 2000 ein Be- gen an der Finanzierung der Zukunftsaufgaben unseres richt der Bundesregierung über die soziale Lage der Gemeinwesens ist im Sinne einer gerechten Verteilung Künstler vorgelegt, (2.) bis 30. April 2000 der Entwurf der Lasten unabdingbar (zum Beispiel bei Spekulations- einer Novelle des Künstlersozialversicherungsgesetzes gewinnen). Indem das Haushalts- und Haushaltssanie-vorgelegt und (3.), soweit sich bei der Prüfung der so- rungsgesetz 2000 die größeren Vermögen nicht in diezialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in bezug auf Konsolidierungsbestreben erkennbar einbezieht, gebietet § 26 d Änderungsbedarf ergibt, dem im Rahmen des un- es der Selbstausgrenzung der Reichen aus der Ver-ter Ziffer (2.) geforderten Rechnung getragen wird. pflichtung für das Gemeinwesen leider nicht ausreichend Einhalt. Deshalb begrüßen wir die Ankündigungen der Bundesregierung, diesem Anliegen der sozialen Gerech- Anlage 16 tigkeit durch eine stärkere Heranziehung großer Vermö- gen zukünftig mehr Geltung zu verschaffen ebenso wie Erklärung nach § 31 GO neue Initiativen im Kampf gegen Steuerhinterziehung und illegale Beschäftigung. der Abgeordneten Andrea Nahles, Detlev von Larcher, Christel Hanewinckel, Willi Brase, 5) Die alte Bundesregierung aus CDU/CSU undMonika Ganseforth, Heide Mattischeck, Dr. F.D.P. war mit ihren Rezepten der Umverteilung und Hansjörg Schäfer, Brigitte Adler, Ute Kumpf, Deregulierung, des Sozialstaatsabbaus und der Privati- Peter Dreßen, Konstanze Wegner, Heinz sierung von Lebensrisiken gescheitert. Die Verheißung, Schmitt (Berg), Ursula Mogg, Siegrun Klem- durch Entlastung von Kapitalerträgen und Vermögen mer, Uta Titze-Stecher, Hans Forster, Klaus entstünden Investitionsanreize und Arbeitsplätze, und Brandner, Waltraud Lehn, Christine Lucyga, durch die Verschärfung des Druckes zur Arbeitsaufnah- Joachim Stünker und Ulrike Mehl (alle SPD) me durch Absenkung von Lohnersatzleistungen ließe sich Arbeitslosigkeit bekämpfen, wurde durch die Fakten zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlußempfehlung zum Entwurf eines Gesetzes (B) und Ergebnisse widerlegt. Auch deshalb haben die (D) Wählerinnen und Wähler am 27. September 1998 dieser zur Sanierung des Bundeshaushalts Politik eine deutliche Absage erteilt. Von der Rente bis (Tagesordnungspunkt 11 a) zu allen Einzelhaushalten werden von CDU/CSU und F.D.P. einerseits zigmilliarden schwere Mehrausgaben Mit der Verabschiedung des Zukunftsprogrammes und gleichzeitig massive Steuersenkungen hauptsächlich beginnen Bundesregierung und Koalition mit dem Ab- zugunsten von Spitzeneinkommen propagiert. Der Kurs tragen des in 16 Jahren konservativ-neoliberaler Herr- der jetzigen Opposition ist damit an Demagogie und Wi- schaft gigantisch angewachsenen Schuldenberges. Diese dersprüchlichkeit nicht zu überbieten. Auch dieser Dop- Haushaltsoperation soll sowohl nachhaltig die Konso- pelbödigkeit wollen wir durch unser Abstimmungsver- lidierung des Bundeshaushaltes einleiten als auch ein Si- halten eine klare Absage erteilen. gnal für die Reformen der Sozialsysteme, der Fiskalpoli- tik und der Wirtschaftsförderungspolitik im Sinne einer effizienteren Mittelverwendung des Staates geben. Anlage 15 Wir unterstützen die Zielsetzung des Zukunftspro- Erklärung nach § 31 GO grammes, neue politische und finanzielle Spielräume für einen handlungsfähigen und gestaltenden Staat zurück- der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard, Jörgzugewinnen – für eine moderne Bildungspolitik, für in- Tauss, Gisela Schröter, Ute Kumpf, Gertnovative Forschungs- und Technologiepolitik, für eine Weisskirchen (Wiesloch), Hanna Wolf (Mün- leistungsfähige Infrastruktur, nachhaltige Umwelt- und chen), Angelika Krüger-Leißner, Michael Roth, Energiepolitik und eine wirksame Bekämpfung der Mas- Gabriele Iwersen und Monika Griefahn (alle senarbeitslosigkeit. SPD) sowie Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Die Unterzeichner stimmen dem Haushaltssanie- rungsgesetz und dem Haushaltsplan 2000 zu. zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlußempfehlung zum Entwurf eines Gesetzes Wir bekräftigen gleichzeitig einen der zentralen Ge- zur Sanierung des Bundeshaushalts danken der Koalitionsvereinbarung, in der es heißt: (Tagesordnungspunkt 11 a) Der Schlüssel zur Konsolidierung der Staatsfinan- zen ist die erfolgreiche Bekämpfung der Arbeits- Angesichts der zwingendenNotwendigkeit einer losigkeit sowie eine sparsame Haushaltspolitik, die Sanierung des Bundeshaushalts stimme ich dem Haus- Spielräume für Zukunftsinvestitionen erst eröffnen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6383

(A) kann. Dabei wird die neue Bundesregierung Maß- es hier neben der Vermögensbesteuerung bei der Erb-(C) nahmen Vorrang geben, die neue Arbeitsplätzeschaftsbesteuerung, bei Zinseinnahmen und Spekula- schaffen oder Arbeitsplätze sichern und den Struk- tionsgewinnen. Weitere Handlungsnotwendigkeiten und turwandel voranbringen. Spielräume existieren bei der bereits begonnenen Be- kämpfung der Steuerhinterziehung und bei der Überprü- Nur wenn es gelingt, neben dem erfolgreichen Pro-fung staatlicher Subventionen. gramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot und der Ver- Vernünftige Konsolidierung dient der Sicherung der stetigung der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf hohemZukunft und der Verwirklichung von Reformen, ein Ka- Niveau weitere Erfolge für mehr Beschäftigung in unse- puttsparen würde Reformen jedoch unmöglich machen. rem Lande zu erzielen, wird sich der Erfolg bei der Kon- Umgekehrt gilt: Wenn die anstehenden Reformen der solidierung mit der Reform des Sozialstaates nachhaltig Sozialsysteme, der Fiskalpolitik und der staatlichen För- verbinden lassen und eine breite Unterstützung in derder- und Infrastrukturpolitik zu Effektivierung und Prä- Bevölkerung bekommen. zisierung der Mittelverwendung führen und wenn sie er- folgreich die Massenarbeitslosigkeit abbauen, dann sind Eine einfache lineare Fortschreibung der Sparopera- damit gleichzeitig eine nachhaltige Haushaltskonsolidie- tionen mit pauschalen Kürzungen von Einzelhaushalten rung und ein Gewinn an Handlungskompetenz des Staa- wird es in Zukunft nicht geben können. In einigen Ein- tes verbunden. zelhaushalten, insbesondere dem Sozialhaushalt, dem Haushalt für Bildung und Wissenschaft, der Entwick- lungszusammenarbeit und bei – ökologischen – Infra- strukturmaßnahmen, sind Grenzen für weitere Kürzun- Anlage 17 gen unverkennbar. Wenn Kürzungen die Substanz an- greifen, wenn sie konjunkturdämpfend wirken und Erklärung nach § 31 GO wichtige Investitionen verzögern oder verhindern, wer- den sie kontraproduktiv. des Abgeordneten Klaus Kirschner (SPD) Durch die Steuerreform und die Kindergelderhöhung zur namentlichen Abstimmung über die Be- hat die rotgrüne Koalition die Arbeitnehmerinnen und schlußempfehlung zum Entwurf eines Gesetzes Arbeitnehmer deutlich entlastet. Die Entwicklung, daß zur Sanierung des Bundeshaushalts Bezieher von Transfereinkommen und sozial Schwache (Tagesordnungspunkt 11 a) neu belastet werden – zum Beispiel durch Streichung der originären Arbeitslosenhilfe, Absenkung der Bemes- sungsgrundlage für die Rentenbeitragszahlungen für Ar- Die von der Bundesregierung mit dem Haushaltssa- (B) beitslosenhilfebezieher –, darf sich aus der Sicht dernierungsgesetz eingeleitete Konsolidierung der Staatsfi- (D) Unterzeichner jedoch für die Zukunft nicht fortsetzen. nanzen halte ich prinzipiell für richtig. Eine Fortsetzung der Verschuldungspolitik der früheren CDU/CSU/ Die Fortschreibung des Zukunftsprogrammes ist da- F.D.P.-Koalition wäre unverantwortlich und würde den her moderat und differenziert vorzunehmen. Neben der finanziellen Handlungsspielraum des Staates für nach- gebotenen Berücksichtigung einzelhaushalterischer und folgende Generationen in unzulässiger Weise einengen. konjunkturpolitischer Erfordernisse bei der Ausgaben-Unbeschadet dessen halte ich einige im Haushaltssanie- disziplin wird an der gleichzeitigen Verbesserung derrungsgesetz vorgesehene Maßnahmen mit Blick auf die Einnahmenkomponente kein Weg vorbei führen. soziale Ausgewogenheit für nicht geeignet, die Finanzen des Staates zu sanieren. Dazu zählen: der Wegfall der Unsere Steuerpolitik zielt darauf, daß Starke und originären Arbeitslosenhilfe, die Veränderung der Ren- Schwache gerecht behandelt werden. Wir werden tenanpassung, die Anpassung der Entgeltersatzleistungen sie, wie in der Koalitionsvereinbarung vorgesehen, für 2000 und 2001 entsprechend der Rentenanpassung, auch darauf orientieren, daß große Vermögen ihren die Umstellung der Bemessungsgrundlage für Beiträge Beitrag für die Sicherung der Zukunft unserer Ge- zur Rentenversicherung für Arbeitslosenhilfebezieher sellschaft leisten. Über geeignete Instrumente wird von 80 v. H. der von der Arbeitslosigkeit bezogenen nach Vorliegen der Ergebnisse der in der Koaliti- Bruttoentgelts auf den Zahlbetrag der Arbeits- onsvereinbarung festgelegten Expertenkommission losenhilfe, die Umstellung der Bemessungsgrundlage für zu entscheiden sein. Wir wollen, daß sich Arbeit Beiträge zur Rentenversicherung für Wehr- und Zivil- und Arbeitsplätze schaffende, erfinderische und dienstleistende von 80 v. H. auf 60 v. H. der Bezugs- unternehmerische Tätigkeit mehr lohnen als die lei- größe, die Absenkung des zusätzlichen Bundeszuschus- stungslose oder gar spekulative Verwaltung großer ses an die gesetzliche Rentenversicherung. Geldvermögen. Diese Maßnahmen treffen insbesondere die unteren Beschluß des SPD-Parteivorstandes Einkommensgruppen. Trotz dieser Einwände werde ich vom 11. Oktober 1999. gleichwohl dem Haushaltssanierungsgesetz zustimmen, Eine angemessene Beteiligung der Reichen und öko- weil ich es insgesamt für finanzwirtschaftlich notwendig nomisch Starken an den Zukunftsaufgaben unseres Ge- halte und damit auch dem Fraktionsvotum Rechnung meinwesens ist ein überfälliges Signal sozialer Gerech- trage. Ausdrücklich will ich feststellen, daß ich mich tigkeit und wird von der Mehrheit unseres Volkes er-nicht von CDU/CSU oder F.D.P. als „Kronzeuge“ gegen wartet. Handlungsnotwendigkeiten und Spielräume gibt die SPD , denn deren Haushaltspolitik hat zu einer Bun- 6384 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) desgesamtverschuldung von 1 450 Milliarden DM ge-chung sozialer Gerechtigkeit innerhalb der Koalition und (C) führt. Sie sind die Verantwortlichen für die heutigemit Bündnispartnerinnen und -partnern einsetzen. schwierige Finanzsituation.

Anlage 19 Anlage 18 Erklärung nach § 31 GO Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach und der Abgeordneten Christian Simmert, Hans- Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Christian Ströbele, Irmingard Schewe-Gerigk, Steffi Lemke, Claudia Roth (Augsburg) und zur namentlichen Abstimmung den Entwurf ei- Sylvia Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) nes Gesetzes zur Sanierung des Bundeshaus- halts – Haushaltssanierungsgesetz – zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Sanierung des Bundes- (Tagesordnungspunkt 11 a) haushalts – Haushaltssanierungsgesetz – Wir lehnen dieses Gesetz ab, weil es in dem Versuch, (Tagesordnungspunkt 11 a) den Haushalt ausschließlich über die Ausgabenseite zu Die Sanierung des Staatshaushaltes ist notwendig. Die konsolidieren, gerade zu Lasten derjenigen Einsparungen Politik von 16 Jahren konservativ-liberaler Regierungs- vornimmt, die zur Zeit meist unfreiwillig auf staatliche zeit, die auf Kosten der zukünftigen Generationen denAusgaben angewiesen sind. Große Bevölkerungsgrup- Schuldenberg der öffentlichen Kassen immens in diepen, die bislang von Rotgrün noch nicht entlastet worden Höhe getrieben hat, muß die neue Bundesregierung und sind, aber zu den einkommensschwächsten im Lande ge- damit die rotgrüne Koalition beenden. Deshalb lehnenhören, werden belastet, obwohl sie schon von der Kohl- wir das heute zur Abstimmung stehende Haushaltssanie- Regierung jahrelang immer wieder zur Kasse gebeten rungsgesetz nicht ab. wurden. Wie bisher sind wir jedoch der Auffassung, daß die Das betrifft nicht nur die Rentner und Rentnerinnen, Konsolidierung der Staatsfinanzen nicht alleine über eine die im Blickpunkt der öffentlichen Auseinandersetzung „Kostenbegrenzung“ auf der Ausgabenseite, sonderngestanden haben, sondern vor allem Erwerbslose und auch über die Verbesserung der Einnahmesituation imSozialhilfeberechtigte. Wer zur Zeit keine Steuern zahlt, kann vom Steuergesetz auch nicht entlastet werden. Da (B) Bundeshaushalt erreicht werden muß. Deshalb sehen wir (D) das steuerliche Heranziehen großer Vermögen nicht nur das Kindergeld als Einkommen auf die Sozialhilfe ange- als sinnvollen Beitrag zur Konsolidierung des öffentli-rechnet wird, drohten die Erhöhungen gerade an den chen Haushalts, sondern auch als wichtiges Element zur Ärmsten vorbeizugehen. Ich bin sehr froh, da wir errei- Herstellung sozial gerechter Umverteilung in unseremchen konnten, daß die Kindergelderhöhung von 20 Mark Land. ab 2000 den Sozialhilfeberechtigten nun über eine ent- sprechende Regelsatzerhöhung für Kinder doch zugute Aus diesen Gründen halten wir es nach wie vor fürkommt. den richtigen Weg, auch Instrumente wie die Vermö- gensteuer oder die Vermögensabgabe wiedereinzufüh- Doch dies reicht keineswegs aus, wenn wir uns vor ren. Augen führen, daß diejenigen, die auf jede Mark ange- wiesen sind, nämlich die Bezieher und Bezieherinnen Problematisch sehen wir nicht nur im Haushaltssanie- von Sozialhilfe und Lohnersatzleistungen, von der Net- rungsgesetz, sondern auch im noch zu verabschiedenden tolohnentwicklung abgekoppelt werden. Die Abschaf- Bundeshaushalt 2000 die Entscheidungen zur Senkung fung der originären Arbeitslosenhilfe trifft keineswegs der Rentenbeiträge für Erwerbslose und die Abschaffung „nur“ angehende Lehrer und Juristinnen, Zivildienstlei- der originären Arbeitslosenhilfe. Hier zeigt sich, daßstende und Soldaten, sondern auch viele prekär Beschäf- pauschale Ausgabenbegrenzung im Bundeshaushalt vor tigte, die die 12monatige Anwartschaftszeit für das Ar- allem zu Lasten der sozialpolitischen Leistungen geht.beitslosengeld nicht zusammenbekommen. Gerade die Eine solche Gewichtung darf es in dieser Form im Haus- Rentenversicherung für Arbeitslosenhilfebezieher so halt 2001 nicht geben. drastisch zu senken, daß dies bei Arbeitslosigkeit von ei- nem Jahr zum Verlust von zwei Dritteln ihrer in dieser Trotz der Kritikpunkte lehnen wir das Haushaltssanie- Zeit erworbenen Rentenansprüche führen kann, ist für rungsgesetz nicht ab, da nach erheblicher steuerlicherältere Langzeitarbeitslose besonders bitter. Sie haben Entlastung der geringeren und mittleren Einkommenbekanntlich kaum eine Chance, noch einmal einen Job durch die Steuergesetze für 1999 und nach der Erhöhung zu finden, und müssen dann mit 60 weitere Abschläge des Kindergeldes nun auch die Weitergabe des Kinder- auf die Rente hinnehmen. geldes an Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen als weiterer Schritt zu mehr soziale Gerechtigkeit führt. Die meisten dieser Maßnahmen sind nicht – auch dies wäre nachdrücklich zu kritisieren – einmalige Eingriffe, Dieser Schritt darf allerdings nicht der letzte sein,sondern werden mit diesem Gesetz auf Dauer als gelten- deshalb werden wir uns weiterhin für die Verwirkli-des Recht festgeschrieben. Dies präjudiziert die Fortset- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999 6385

(A) zung einer Politikausrichtung, die gerade diejenigenAnlage 21 (C) trifft, die ohne einflußreiche Lobby weiter draußen ste- hen. Die von uns immer wieder kritisierte Politik der al- Erklärung nach § 31 GO ten Bundesregierung, den Bundeshaushalt über den Weg der „Verschiebebahnhöfe“ auf Kosten der sozialen Si- des Abgeordneten Wolfgang Bosbach (CDU/ cherungssysteme zu entlasten wird an dieser Stelle fort- CSU) geschrieben. Die Handlungsspielräume der Kommunen zur namentlichen Abstimmung über den Ent- werden weiter beschränkt. Wir wollen mit unserer Ab- wurf eines Gesetzes zur Familienförderung lehnung des Haushaltssanierungsgesetzes auch deutlich – Drucksachen 14/1513, 14/1670, 14/2022 machen, daß wir einen solchen Weg auch in Zukunft nicht mitgehen werden. (Tagesordnungspunkt 11 b) Eine Konsolidierung der hochverschuldeten öffentli- In der Abstimmungsliste ist mein Name unter den chen Haushalte kann nur gelingen, wenn die Einnahme- Nein-Stimmen verzeichnet. Ich erkläre, daß mein Votum seite durch stärkere Belastung insbesondere der großen Ja lautet. Vermögen nachhaltig verbessert wird, z. B. durch eine angemessene Reform der Erbschaftsteuer, durch die Wiederbelebung der Vermögenssteuer bzw. die Einfüh- rung einer Vermögensabgabe. Dies würde außerdemAnlage 22 zusätzlichen Spielraum für die öffentliche Hand schaf- fen, der dringend notwendig ist, um effektiv gegen Erklärung Massenerwerbslosigkeit angehen zu können. Deren Re- duzierung würde wiederum neue Handlungsspielräume des Abgeordneten Kurt-Dieter Grill (CDU/ eröffnen. CSU) zur namentlichen Abstimmung zum Ent- wurf eines Gesetzes zur Bereinigung von steu- Die Hoffnung, daß mit der Verabschiedung dieses erlichen Vorschriften – Steuerbereinigungsge- Sparpakets bzw. einer Politik der Steuersenkungen und setz 1999 Reduzierung der Staatsquote schon ein großer Schritt bei (Tagesordnungspunkt 11 c) der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit erreicht wäre, ver- mag ich nicht zu teilen. Die Entlastung der Wirtschaft führt – das lehrt die Erfahrung der letzten Jahre – kei- Mein Name ist in der Abstimmungsliste nicht aufge- neswegs automatisch dazu, daß hier das Geld statt inführt. Rationalisierungen oder an die Börse dann in Investitio- Ich erkläre, daß mein Votum Nein lautete. (B) nen zugunsten neuer Jobs fließen würde. Diese Rech- (D) nung geht nicht auf,, vielmehr werden wir das gesell- schaftliche Grundübel Massenarbeitslosigkeit direkt be- kämpfen müssen – über Arbeitszeitverkürzung oder die Anlage 23 öffentliche Förderung von Beschäftigung im sozial- ökologisch-kulturellen Bereich. Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: Anlage 20 – OSZE-Gipfel in Istanbul – für eine Stärkung der Handlungsfähigkeit der OSZE Erklärung nach § 31 GO und der Abgeordneten Walter Hirche, Ina Lenke – Neue europäische und Marita Sehn (alle F.D.P.) Sicherheitsarchitektur (Zusatztagesordnungspunkt 5, 69. Sitzung) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Familienförderung Hans Raidel (CDU/CSU): Wir alle wollen, daß der (Tagesordnungspunkt 11 b) OSZE-Gipfel in Istanbul zu einem Erfolg wird. Deshalb verabschieden wir heute diesen gemeinsamen Antrag Ich kann dem Vorschlag der rotgrünen Koalition zum und leisten damit die entsprechenden Schrittmacherdien- Kindergeld in der vorliegenden Form nicht zustimmen, ste zu Zielen und Inhalt der OSZE. Es ist zu begrüßen, weil er aus meiner Sicht völlig ungenügend ist. daß diese Entschließung um das Tschetschenien- Problem erweitert worden ist. Auch ich fordere eine po- Zwar ist es begrüßenswert, das Kindergeld für daslitische Lösung des Konfliktes. erste und zweite Kind um 20 DM zu erhöhen, aber es ist völlig inakzeptabel, daß diese Anhebung nicht für Schon heute leistet die OSZE einen bedeutsamen das dritte und weitere Kinder gilt. Darüber hinaus wer- Beitrag zu Vertrauensbildung und Abrüstung und damit den Alleinerziehende mit Kindern und Berufstätige mit zu Frieden und Stabilität im Dreieck zwischen Europa, Kindern in diesem Vorschlag ungenügend berücksich- Nordamerika und Nordasien. Sie liefert einen geeigneten tigt. Rahmen für stabile und dauerhafteSicherheit sstruktu- 6386 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 70. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 1999

(A) ren im gesamten euro-atlantischen Rahmen. Mit derden ist, wäre durchaus sinnvoll. Ich hoffe, daß im Sinne (C) Verabschiedung der Sicherheit scharta, der Neugestal- der Sache eine zufriedenstellende Lösung gefunden wer- tung des KSE-Vertrages und der Weiterentwicklung des den kann. Wiener Dokumentes werden die Grundlagen und Hand- Deutsche und europäische Sicherheitspolitik muß aus lungsmöglichkeiten der OSZE gestärkt. Sie wird zu ei- einem Guß sein und eine stabile und verläßliche Finanz- nem wirksamen Instrument vorbeugender Diplomatiegrundlage mit weitreichender Zeitperspektive, zum Bei- weiter ausgebaut. spiel in der mittelfristigen Finanzplanung, haben. Leider Der Einfluß eines Staates auf die Gestaltung der ge-gibt die Regierung dazu keine verläßlichen Aussagen, meinsamen Sicherheitspolitik wird vor allem durch sei- obwohl sie für EU, NATO, WEU und OSZE entspre- nen Beitrag bestimmt, den er zur praktischen Umsetzung chende Verpflichtungen eingegangen ist und die Weiter- dieser Politik leistet. entwicklung der Bundeswehr einschließlich der Stabili- sierung der wehrtechnischen Industrie in Deutschland Deswegen begrüße ich auch unseren allgemeinendringend ansteht. Beitrag zur Finanzierung der OSZE-Aufgaben, der im- Deshalb fordere ich die Regierung auf – und beantra- merhin 9 Prozent des Gesamtbudgets der OSZE bein-ge –, in einem eigenen Tagesordnungspunkt hier im haltet. Ich begrüße aber auch neue Überlegungen, dieParlament die finanzielle Ausgestaltung unserer Sicher- Position de OSZE personell und ausstattungsmäßig zuheitspolitik in EU, NATO, WEU, OSZE und Bundes- stärken und damit ihre Handlungsfähigkeit auf dem Feld wehr im Zusammenhang darzulegen. Sollte die Regie- der Krisenprävention und Konfliktregelung zu verbes-rung dieser berechtigten Forderung nicht nachkommen, sern. Der Erfolg der OSZE hängt entscheidend vom Er- handelt sie im Sinne der Sache unseriös und beweist, daß folg ihrer Missionen ab. sie die wichtigen Anliegen derSicherheit svorsorge In diesem Zusammenhang bedauere ich es sehr, daß nicht ernst nimmt. wir noch zu keiner zufriedenstellenden Lösung beiDas Parlament darf sich in diesen wichtigen Fragen „Open Sky“ gekommen sind. Ein deutscher Beitrag, wie nicht von der Regierung entmachten lassen und muß er früher mit dem Flugzeug zur Verfügung gestellt wor- Zeichen setzen.

htung! Anker für Im

(B) (D)

Druck: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, 53113 Bonn Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 13 20, 53003 Bonn, Telefon: 02 28/3 82 08 40, Telefax: 02 28/3 82 08 44 ISSN 0720-7980