1- Das Weitreichende Und Vielseitige Schaffen Von Daniel Uffo Horn
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1. EINLEITUNG Das weitreichende und vielseitige Schaffen von Daniel Uffo Horn (1817-1864) auf dem literarischen und dramatischen Gebiet überrascht bis heute. Der Kreis seiner Leser ist sicher nicht besonders groß. Die künstlerische Aussage seines Werkes hat vor allem seine Zeitgenossen angesprochen und obwohl Horn einer der bekanntesten deutschböhmischen Dichtern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war, hat sein künstlerisches Schaffen seine Zeit nicht wesentlich überdauert. Auf der anderen Seite ist das Interesse an seinem Werk nie ganz verblassen, vor kurzem ist z.B. eine Auswahl seiner Gedichte im Reprint erschienen (2006). Horn stammte aus dem Sudetenland, wurde in einer gemischten Ehe geboren: seine Mutter war Tschechin, ihr Mann kam aus Galizien. Horn selbst studierte Jura, zuerst in Prag dann in Wien. Wie auch viele seiner sudetendeutschen Zeitgenossen schrieb er auf Deutsch, beherrschte jedoch auch die tschechische Sprache. Er verkehrte, ähnlich wie seine deutschböhmischen Zeitgenossen, mit tschechischen Dichtern und anderen Intellektuellen der aufblühenden tschechischen Kultur. Horns Name kommt am häufigsten im Zusammenhang mit Josef Václav Frič, Fedinand Mikovec und Karel Sabina vor. Seine literarische Tätigkeit ist mit seinem politischen Engagement eng verbunden und für seinen unruhigen Geist war Trautenau oder Prag zu klein. Die Spuren seiner Tätigkeit hat er auch in Wien, Dresden oder Hamburg hinterlassen. Es ist nicht einfach alle Früchte seiner vielseitigen Tätigkeit zu überblicken. Selbst eine vollständige Bibliographie seines Werkes wäre beim heutigen Stand der Dinge, nur mit Schwierigkeiten zusammenzustellen. Horn ist nämlich in achtundzwanzig verschiedenen deutschen und österreichischen Periodika mindestens mit einem Beitrag vertreten, in drei war er als Mitglied der Redaktion tätig. Sein Nachlass, aufbewahrt in den Archiven in Prag und Trutnov, ist bis heute nicht katalogisiert und somit nicht zugänglich. Ähnlich sind Archivalien mancher Persönlichkeiten seiner Zeit nicht bearbeitet, die uns wohl eine bessere Auskunft auch über Uffo Horn bieten könnten. Ich habe versucht unter Berücksichtigung aller zugänglichen Quellen Horns Leben und Werk darzustellen. Bei den Lebensangaben habe ich neben Sekundärliteratur auch einige Archivquellen verwendet. Von seinem Werk bezog ich alle in der Nationalbibliothek in Prag zugänglichen Titel ein. Außer Horns Beteiligung am Almanach »Libussa« verwertete ich auch Beiträge in anderen deutschböhmischen Periodika und Almanache: »Bohemia«, »Camellien«, -1- »Der Novellist«, »Ost und West« und »Panorama« und stellte eine möglichst vollständige Liste zusammen. Erst während der Bearbeitung hat sich voll gezeigt, wie zahlreich und vielfältig Horns Tätigkeit war. Deswegen habe ich mich bemüht, möglichst viele Aspekte seines Lebens und Werks anzusprechen und die wichtigsten hervorzuheben. Herrn Václav Maidl bin ich für seine Betreuung und wichtige Anregungen dankbar. Frau Jitka Ludvová danke ich für Hinweise hinsichtlich des deutschböhmischen Theaters in Prag des 19. Jahrhunderts. Zu Dank bin ich verpflichtet auch dem Nationalmuseum in Prag und den folgenden Archiven: Archiv hlavního města Prahy, Státní okresní archiv Trutnov, und Archiv der Universität Wien. Herr Reinhard Pfeifer hat den größten Teil dieser Arbeit gelesen und mein Deutsch korrigiert. Auch ihm möchte ich auf dieser Stelle herzlichst danken! -2- 2. DANIEL UFFO HORN – LEBEN Daniel Uffo Horn – Erzähler, Lyriker und Dramatiker – wurde am 19.5. 18171 in Trautenau (heute Trutnov) geboren und starb am 23.5. 1860 ebenda.2 Über sein Leben können wir nur weniges mit Bestimmtheit sagen. Die wichtigste Quelle stellen in dieser Hinsicht drei Autoren dar, die mit seinem Nachlass gearbeitet haben.3 Zwei von ihnen Karl Viktor von Hansgirg4 (HANSGIRG 1849, 1877) und Ferdinand Mikovec5 (F. M. 1860) haben Horn auch persönlich gekannt. Der dritte Autor Ludwig Jelinek, hat sich als erster und einziger mit einem Teil des Werkes von Horn, nämlich der dramatischen Dichtung, intensiv beschäftigt (JELINEK 1909). Hansgirg und Mikovec sollen nach Jelinek auch geplant haben Uffo Horns Schriften herauszugeben. Dazu ist aber nicht gekommen. Mit der Veröffentlichung der gesammelten Werke hat am Anfang des 20. Jahrhunderts Eduard Langer angefangen, aber auch sein Vorhaben blieb unvollendet (vgl. 4.5.). Den ersten Artikel über Uffo Horn überhaupt hat Hansgirg im Almanach »Libussa« für das Jahr 1849 veröffentlicht (HANSGIRG 1849). Er beschreibt darin das Leben und Werk des Autors bis in das Jahr 1848. Siebzehn Jahre nach dem Tod des Dichters ist Hansgirgs zweiter Artikel über Horn erschienen. Er wurde in den »Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen« unter dem Titel „Uffo Horn, Lebens- und Literaturbild“ publiziert (HANSGIRG 1877). Beide Artikel weichen vornehmlich in der Wertung des Dichters ab (dazu vgl. 3.1.). Der 1 Dieses Datum steht in der Matrikel (vgl. Archivquellen), einige Autoren erwähnen als Geburtsdatum fälschlicherweise den 18. 5. 1817 (BIOLEX 1863: 292, HANSGIRG 1877: 63, WURZBACH 1903: 204, JELINEK 1909: 464, KILLY ET ALII: Bd. 5: 469). 2 Geboren im Haus Nr. 69, verstorben im Haus Nr. 20 (BOUZA 1990: 59). 3 Heutzutage befindet sich der größere Teil des Nachlasses im „Archiv hlavního města Prahy“ (Archiv der Hauptstadt Prag) und der kleinere im „Státní okresní archiv“ (Staatskreisarchiv) in Trutnov aufbewahrt vgl. www.mvcr.cz/archivnictvi/index.html [Stand zum 15.9. 2007]. 4 Hansgirg, Karl Viktor Ritter von (*1823 Pilsen/Plzeň - †1877 Joachimsthal/Jáchymov), Schriftsteller, Bezirkshauptmann in Joachimsthal. Verfasste Gedichte, Novellen und Romane wie z.B. „Heimatsstimmen“ (1844), „Lorbeer und Eichenblätter“ (1858), „Begebnisse auf einem böhmischen Grenzschloss“ (1863), „Gesammelte Novellen“ (1874). Mehr dazu in OTTO Bd. 10: 864. 5 Mikovec, Ferdinand Břetislav (*1826 Sloup - †1862 Prag), Historiker, Theaterkritiker und Dramenautor. Schrieb u.a. für »Ost und West«, »Květy« und »Bohemia«. Begründete die berühmte Zeitschrift »Lumír« (1851-1862). Engagierte sich auch bei der Entstehung des Vereins Arkadia. Von seinen Dramen sind z.B. „Záhuba rodu Přemyslovského“, „Dimitri Ivanovič“ zu nennen (MUKAŘOVSKÝ ET ALII Bd. 3: 584). -3- Aufsatz von Mikovec ist kurz nach dem Tod des Dichters in der »Bohemia« in drei Folgen am 27.5., 6.6. und 12.6. 1860 erschienen (F. M. 1860).6 Weitere Beiträge über Horn schrieben auch Johann Lindemayr und Wolfgang von Wurzbach.7 In der neueren Zeit beschäftigte sich Jaromír Loužil mit einigen Aspekten des Lebens und Werkes von Uffo Horn.8 In seinem ersten Artikel behandelte er Horns Engagement im Jahr 1848, im zweiten konzentrierte er sich auf das Trauerspiel „König Otakar“. Neben Loužil haben Eduard Langer, Erik Bouza und Ludvík Václavek kürzere Artikel über Horn verfasst.9 Werke in denen Horn sog. böhmische Stoffe bearbeitete, hat Arnošt Kraus in seinem Buch „Alte Geschichte Böhmens in der deutschen Literatur“ berücksichtigt und in den Kontext deutscher, österreichischer und deutschböhmischer Dichter einbezogen (KRAUS 1999). In den Lexika erscheint der Name Uffo Horn seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zuerst im „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ (ab nun „Biographisches Lexikon“), dann in der „Allgemeinen deutschen Biographie“, später auch in „Ottův slovník naučný“.10 Das „Biographische Lexikon“ bezieht sich bei Horns Lebensdaten hauptsächlich auf Hansgirg und Mikovec. Das „Biographische Lexikon“ hat dann als eine der Quellen für die „Allgemeine deutsche Biographie“ gedient. Von den gegenwärtigen Nachschlagewerken sind v.a. die Einträge in „Killy“ und „Kosch“ zu erwähnen.11 In beiden Lexika stimmen die biographischen Angaben mit den oben genannten Quellen überein. Als weiterführende Literatur werden darin neben den Artikeln von Hansgirg, Loužil und Wurzbach auch die ADB und das „Biographische Lexikon“ erwähnt. Die größten Unterschiede herrschen vorzugsweise in der Frage der Autorschaft der anonymen Schriften „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem 6 Der Artikel wurde mit den Initialen „F. M.“ unterzeichnet. Johann Lindemayr hat in seinem Aufsatz Mikovec als Autor bezeichnet, wobei er sich auf die Redaktion der »Bohemia« beruft (LINDEMAYR 1889: 14-15). Diese Behauptung kommt auch bei Wolfgang von Wurzbach vor (WURZBACH 1903: 204). 7 LINDEMAYR 1889, WURZBACH 1903. 8 LOUŽIL 1959, 1969. 9 LANGER 1902a, b, BOUZA 1975, VÁCLAVEK 2000. 10 BIOLEX 1863: 292-296, ADB 1881, OTTO Bd. 11: 588. 11 KILLY ET ALII Bd. 5: 470, KOSCH ET ALII Bd. 8: 127-128. -4- heruntergekommenen Antiquar“ (ANONYM s.d.)12 und „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ (ANONYM 1842). In einigen Quellen wird Horn im Zusammenhang mit diesen Pamphleten nicht genannt, andere sind von Horns Autorschaft überzeugt (dazu vgl. 5.). Da sich Horn aktiv an den Ereignissen im Jahr 1848 beteiligte, kommt sein Name in der entsprechenden historiographischen Literatur häufig vor.13 2.1. Herkunft und Jugend Jelinek ist der einzige, der zum Teil das Leben der Großeltern von Uffo Horn und die Jugend seines Vaters Ferdinand erwähnt. Es handelt sich eher um unklare und spärliche Informationen. Jelinek behauptet, dass der Großvater aus Galizien stammte und eine Polin heiratete.14 Ihr Sohn Ferdinand Horn habe in Lemberg (heute Lvov) studiert und als sehr junger Mann an Seite von Napoleon gekämpft. Die anfängliche Begeisterung für Napoleon hätte sich aber bald in Hass verändert und so habe er die französische Armee verlassen. Jelinek nennt als erstes Datum das Jahr 1809. In diesem Jahr soll Ferdinand Horn nun für