1. EINLEITUNG Das weitreichende und vielseitige Schaffen von Daniel Uffo Horn (1817-1864) auf dem literarischen und dramatischen Gebiet überrascht bis heute. Der Kreis seiner Leser ist sicher nicht besonders groß. Die künstlerische Aussage seines Werkes hat vor allem seine Zeitgenossen angesprochen und obwohl Horn einer der bekanntesten deutschböhmischen Dichtern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war, hat sein künstlerisches Schaffen seine Zeit nicht wesentlich überdauert. Auf der anderen Seite ist das Interesse an seinem Werk nie ganz verblassen, vor kurzem ist z.B. eine Auswahl seiner Gedichte im Reprint erschienen (2006).

Horn stammte aus dem Sudetenland, wurde in einer gemischten Ehe geboren: seine Mutter war Tschechin, ihr Mann kam aus Galizien. Horn selbst studierte Jura, zuerst in Prag dann in Wien. Wie auch viele seiner sudetendeutschen Zeitgenossen schrieb er auf Deutsch, beherrschte jedoch auch die tschechische Sprache. Er verkehrte, ähnlich wie seine deutschböhmischen Zeitgenossen, mit tschechischen Dichtern und anderen Intellektuellen der aufblühenden tschechischen Kultur. Horns Name kommt am häufigsten im Zusammenhang mit Josef Václav Frič, Fedinand Mikovec und Karel Sabina vor.

Seine literarische Tätigkeit ist mit seinem politischen Engagement eng verbunden und für seinen unruhigen Geist war Trautenau oder Prag zu klein. Die Spuren seiner Tätigkeit hat er auch in Wien, oder Hamburg hinterlassen.

Es ist nicht einfach alle Früchte seiner vielseitigen Tätigkeit zu überblicken. Selbst eine vollständige Bibliographie seines Werkes wäre beim heutigen Stand der Dinge, nur mit Schwierigkeiten zusammenzustellen. Horn ist nämlich in achtundzwanzig verschiedenen deutschen und österreichischen Periodika mindestens mit einem Beitrag vertreten, in drei war er als Mitglied der Redaktion tätig. Sein Nachlass, aufbewahrt in den Archiven in Prag und Trutnov, ist bis heute nicht katalogisiert und somit nicht zugänglich. Ähnlich sind Archivalien mancher Persönlichkeiten seiner Zeit nicht bearbeitet, die uns wohl eine bessere Auskunft auch über Uffo Horn bieten könnten.

Ich habe versucht unter Berücksichtigung aller zugänglichen Quellen Horns Leben und Werk darzustellen. Bei den Lebensangaben habe ich neben Sekundärliteratur auch einige Archivquellen verwendet. Von seinem Werk bezog ich alle in der Nationalbibliothek in Prag zugänglichen Titel ein. Außer Horns Beteiligung am Almanach »Libussa« verwertete ich auch Beiträge in anderen deutschböhmischen Periodika und Almanache: »Bohemia«, »Camellien«,

-1- »Der Novellist«, »Ost und West« und »Panorama« und stellte eine möglichst vollständige Liste zusammen. Erst während der Bearbeitung hat sich voll gezeigt, wie zahlreich und vielfältig Horns Tätigkeit war. Deswegen habe ich mich bemüht, möglichst viele Aspekte seines Lebens und Werks anzusprechen und die wichtigsten hervorzuheben.

Herrn Václav Maidl bin ich für seine Betreuung und wichtige Anregungen dankbar. Frau Jitka Ludvová danke ich für Hinweise hinsichtlich des deutschböhmischen Theaters in Prag des 19. Jahrhunderts. Zu Dank bin ich verpflichtet auch dem Nationalmuseum in Prag und den folgenden Archiven: Archiv hlavního města Prahy, Státní okresní archiv Trutnov, und Archiv der Universität Wien. Herr Reinhard Pfeifer hat den größten Teil dieser Arbeit gelesen und mein Deutsch korrigiert. Auch ihm möchte ich auf dieser Stelle herzlichst danken!

-2- 2. DANIEL UFFO HORN – LEBEN Daniel Uffo Horn – Erzähler, Lyriker und Dramatiker – wurde am 19.5. 18171 in Trautenau (heute Trutnov) geboren und starb am 23.5. 1860 ebenda.2 Über sein Leben können wir nur weniges mit Bestimmtheit sagen. Die wichtigste Quelle stellen in dieser Hinsicht drei Autoren dar, die mit seinem Nachlass gearbeitet haben.3 Zwei von ihnen Karl Viktor von Hansgirg4 (HANSGIRG 1849, 1877) und Ferdinand Mikovec5 (F. M. 1860) haben Horn auch persönlich gekannt. Der dritte Autor Ludwig Jelinek, hat sich als erster und einziger mit einem Teil des Werkes von Horn, nämlich der dramatischen Dichtung, intensiv beschäftigt (JELINEK 1909). Hansgirg und Mikovec sollen nach Jelinek auch geplant haben Uffo Horns Schriften herauszugeben. Dazu ist aber nicht gekommen. Mit der Veröffentlichung der gesammelten Werke hat am Anfang des 20. Jahrhunderts Eduard Langer angefangen, aber auch sein Vorhaben blieb unvollendet (vgl. 4.5.).

Den ersten Artikel über Uffo Horn überhaupt hat Hansgirg im Almanach »Libussa« für das Jahr 1849 veröffentlicht (HANSGIRG 1849). Er beschreibt darin das Leben und Werk des Autors bis in das Jahr 1848. Siebzehn Jahre nach dem Tod des Dichters ist Hansgirgs zweiter Artikel über Horn erschienen. Er wurde in den »Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen« unter dem Titel „Uffo Horn, Lebens- und Literaturbild“ publiziert (HANSGIRG 1877). Beide Artikel weichen vornehmlich in der Wertung des Dichters ab (dazu vgl. 3.1.). Der

1 Dieses Datum steht in der Matrikel (vgl. Archivquellen), einige Autoren erwähnen als Geburtsdatum fälschlicherweise den 18. 5. 1817 (BIOLEX 1863: 292, HANSGIRG 1877: 63, WURZBACH 1903: 204, JELINEK 1909: 464, KILLY ET ALII: Bd. 5: 469).

2 Geboren im Haus Nr. 69, verstorben im Haus Nr. 20 (BOUZA 1990: 59).

3 Heutzutage befindet sich der größere Teil des Nachlasses im „Archiv hlavního města Prahy“ (Archiv der Hauptstadt Prag) und der kleinere im „Státní okresní archiv“ (Staatskreisarchiv) in Trutnov aufbewahrt vgl. www.mvcr.cz/archivnictvi/index.html [Stand zum 15.9. 2007].

4 Hansgirg, Karl Viktor Ritter von (*1823 Pilsen/Plzeň - †1877 Joachimsthal/Jáchymov), Schriftsteller, Bezirkshauptmann in Joachimsthal. Verfasste Gedichte, Novellen und Romane wie z.B. „Heimatsstimmen“ (1844), „Lorbeer und Eichenblätter“ (1858), „Begebnisse auf einem böhmischen Grenzschloss“ (1863), „Gesammelte Novellen“ (1874). Mehr dazu in OTTO Bd. 10: 864.

5 Mikovec, Ferdinand Břetislav (*1826 Sloup - †1862 Prag), Historiker, Theaterkritiker und Dramenautor. Schrieb u.a. für »Ost und West«, »Květy« und »Bohemia«. Begründete die berühmte Zeitschrift »Lumír« (1851-1862). Engagierte sich auch bei der Entstehung des Vereins Arkadia. Von seinen Dramen sind z.B. „Záhuba rodu Přemyslovského“, „Dimitri Ivanovič“ zu nennen (MUKAŘOVSKÝ ET ALII Bd. 3: 584).

-3- Aufsatz von Mikovec ist kurz nach dem Tod des Dichters in der »Bohemia« in drei Folgen am 27.5., 6.6. und 12.6. 1860 erschienen (F. M. 1860).6

Weitere Beiträge über Horn schrieben auch Johann Lindemayr und Wolfgang von Wurzbach.7 In der neueren Zeit beschäftigte sich Jaromír Loužil mit einigen Aspekten des Lebens und Werkes von Uffo Horn.8 In seinem ersten Artikel behandelte er Horns Engagement im Jahr 1848, im zweiten konzentrierte er sich auf das Trauerspiel „König Otakar“. Neben Loužil haben Eduard Langer, Erik Bouza und Ludvík Václavek kürzere Artikel über Horn verfasst.9 Werke in denen Horn sog. böhmische Stoffe bearbeitete, hat Arnošt Kraus in seinem Buch „Alte Geschichte Böhmens in der deutschen Literatur“ berücksichtigt und in den Kontext deutscher, österreichischer und deutschböhmischer Dichter einbezogen (KRAUS 1999).

In den Lexika erscheint der Name Uffo Horn seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zuerst im „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ (ab nun „Biographisches Lexikon“), dann in der „Allgemeinen deutschen Biographie“, später auch in „Ottův slovník naučný“.10 Das „Biographische Lexikon“ bezieht sich bei Horns Lebensdaten hauptsächlich auf Hansgirg und Mikovec. Das „Biographische Lexikon“ hat dann als eine der Quellen für die „Allgemeine deutsche Biographie“ gedient. Von den gegenwärtigen Nachschlagewerken sind v.a. die Einträge in „Killy“ und „Kosch“ zu erwähnen.11 In beiden Lexika stimmen die biographischen Angaben mit den oben genannten Quellen überein. Als weiterführende Literatur werden darin neben den Artikeln von Hansgirg, Loužil und Wurzbach auch die ADB und das „Biographische Lexikon“ erwähnt. Die größten Unterschiede herrschen vorzugsweise in der Frage der Autorschaft der anonymen Schriften „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem

6 Der Artikel wurde mit den Initialen „F. M.“ unterzeichnet. Johann Lindemayr hat in seinem Aufsatz Mikovec als Autor bezeichnet, wobei er sich auf die Redaktion der »Bohemia« beruft (LINDEMAYR 1889: 14-15). Diese Behauptung kommt auch bei Wolfgang von Wurzbach vor (WURZBACH 1903: 204).

7 LINDEMAYR 1889, WURZBACH 1903.

8 LOUŽIL 1959, 1969.

9 LANGER 1902a, b, BOUZA 1975, VÁCLAVEK 2000.

10 BIOLEX 1863: 292-296, ADB 1881, OTTO Bd. 11: 588.

11 KILLY ET ALII Bd. 5: 470, KOSCH ET ALII Bd. 8: 127-128.

-4- heruntergekommenen Antiquar“ (ANONYM s.d.)12 und „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ (ANONYM 1842). In einigen Quellen wird Horn im Zusammenhang mit diesen Pamphleten nicht genannt, andere sind von Horns Autorschaft überzeugt (dazu vgl. 5.). Da sich Horn aktiv an den Ereignissen im Jahr 1848 beteiligte, kommt sein Name in der entsprechenden historiographischen Literatur häufig vor.13

2.1. Herkunft und Jugend Jelinek ist der einzige, der zum Teil das Leben der Großeltern von Uffo Horn und die Jugend seines Vaters Ferdinand erwähnt. Es handelt sich eher um unklare und spärliche Informationen. Jelinek behauptet, dass der Großvater aus Galizien stammte und eine Polin heiratete.14 Ihr Sohn Ferdinand Horn habe in Lemberg (heute Lvov) studiert und als sehr junger Mann an Seite von Napoleon gekämpft. Die anfängliche Begeisterung für Napoleon hätte sich aber bald in Hass verändert und so habe er die französische Armee verlassen. Jelinek nennt als erstes Datum das Jahr 1809. In diesem Jahr soll Ferdinand Horn nun für die österreichischen Farben gegen Frankreich gekämpft haben.

Erst das Jahr 1815 ist neben Jelinek auch bei Hansgirg zu finden. In diesem Jahr soll Ferdinand Horn seinen Militärdienst wegen Verletzungen beendet haben. Für seine Verdienste habe er den Tabakhauptverlag in Trautenau bekommen. Nach einem Jahr (16.2. 1816) heiratete er in Blaten (heute Blatná) Maria Berka,15 die angeblich tschechischer Herkunft war. Hansgirg schildert Ferdinand Horn als einen äußerst strengen, aber gerechten Mann, die Mutter sei dagegen eine milde und liebevolle Person gewesen (HANSGIRG 1877: 67).

Unklarheit herrscht über den Namen „Uffo“, der im neunzehnten Jahrhundert nicht gerade üblich war. Nach Hansgirg hat diesen Namen Franz Zachov, einer der Taufpaten, vorgeschlagen, der sich durch eine Gestalt aus der Ritter- und Räuberliteratur inspirieren ließ.

12 Ab nun „Österreichischer Parnass“.

13 Wie z.B in: KAZBUNDA 1929, ČERVINKA 1965, POLIŠENSKÝ 1975, BOUZA 1975, 1990, KLÍMA 1994.

14 Jelinek nennt die Namen nicht.

15 Einer der Trauzeugen war Josef Borsini von Hohenstein, den F. Horn aus den napoleonischen Kriegen kannte und der F. Horn auch half die Trautenauer Garde (1848) auszurüsten (BOUZA 1990: 63).

-5- Laut Hansgirg handelte es sich um den Roman „Uffo von Wildungen“ von Christian Heinrich Spieß.16 Es ist mir aber nicht gelungen einen solchen Titel oder einen anderen mit dem Namen „Uffo“ bei Spieß zu finden (HANSGIRG 1877: 64).

Auf ähnliche Art und Weise soll Mikovec die Herkunft des Namens in einem Beitrag für die »Wiener Zeitung« erklärt haben, über den in der »Bohemia« vom 23. 2. 1861 berichtet wurde (SINE AUCTOR 1861).17 Mikovec behauptet, dass der vollständige Titel „Uffo von Wildungen und Jutta von Sturenbach“ hieß, nennt aber nicht den Namen des Autors. Auch meine Recherche nach diesem Titel blieb ohne Erfolg. Interessant ist Ursprung dieses Namens. Nach dem „Lexikon der Vornamen“ ist „Uffo“ entweder eine friesische Kurzform von Ulfried oder eine altdeutsche Kurzform von männlichen Namen die auf „-ulf“ (= ahd. wolf „Wolf“) ausgehen, wie z.B. Liudulf /Ludolf.18 Der Name „Daniel Uffo Horn“ kommt hauptsächlich in den Lexika vor. Alle seine Werke hat der Dichter als „Uffo Horn“ veröffentlicht und so wird er auch in den meisten literarischen Quellen angegeben.

Hansgirg und Mikovec behaupten, dass Horn ein außergewöhnlich begabtes Kind war und so haben sich die Eltern entschlossen, ihr einziges Kind möglichst bald auf das berühmte Gymnasium in Prager Kleinseite zu schicken. Dies war etwa in den Jahren 1825/1826. Ein genaues Datum lässt sich nicht eindeutig bestimmen.19 Das Jahr 1825 gibt in seinem Artikel über die literarischen Pamphlete auch Richard Werner an (WERNER 1912: 11). Für dieses Jahr spricht auch die Tatsache, dass sich Horn bereits 1831 in den ersten Jahrgang der obligatorischen Studien an der Prager Universität eingeschrieben hat. In Prag habe Horn in der

16 Spieß, Christian (bzw. Kristian) Heinrich (*4.4. 1755 Helbigsdorf bei Freiberg/Sachsen - †17.8. 1799 Schloss Bezdiekau bei Klattau/Bezděkov bei Klatovy), Theater- und Romanschriftsteller. Autor von Trauerspielen wie „Maria Stuart“ (1784), Ritterschauspielen „Klara von Hoheneichen“ (1790) und von zahlreichen Zauber-, Geister- und Ritterromanen z.B. „Das Petermännchen. Geistergeschichte aus dem 13. Jahrhundert“ (1791/92). Weitere Einzelheiten und Literatur in KILLY ET ALII Bd. 11: 109- 110.

17 Datum und Nummer der »Wiener Zeitung« sind nicht vorhanden.

18 DROSDOWSKI 1974: 203.

19 Nach Hansgirg war es im Jahr 1825 (HANSGIRG 1877: 68), nach Mikovec sogar 1824 (F. M. 1860: Nr. 126). Einträge über die Schüler dieses Gymnasiums aus dem 19. Jahrhundert befinden sich im Archiv der Hauptstadt Prag, sind aber nicht katalogisiert. Ich bekam nur ein einziges Buch in die Hand „Liber calculo, sum Feudalsium …“ (vgl. Archivquellen) in dem, zwischen den Jahren 1820-1825, kein Schüler mit dem Namen Uffo (Daniel) Horn zu finden ist.

-6- Familie von Johann August Zimmermann, einem der Professoren am Gymnasium, gewohnt. Von allen Professoren des Gymnasiums nennt Hansgirg besonders Václav Alois Svoboda,20 der dem Jungen besonders böhmische Stoffe vermittelt haben sollte (HANSGIRG 1877: 69).

2.2. Studien und literarische Anfänge Mit dem Gymnasium sind auch Horns erste lyrische und dramatische Versuche verbunden. Hansgirg wie auch Jelinek nennen die Dramen „Gustav III., König von Schweden“, „König Wenzel“ und „Herzog Jaromir“, die aber Horn selbst verbrannt hätte. Die erste Lyrik habe der junge Dichter seinen Eltern gewidmet, wie z.B. die nicht veröffentlichte Sammlung „Bilder der Heimat“. Ausschnitte aus einigen dieser Gedichte zitierte Hansgirg in seinem zweiten Artikel über Horn (HANSGIRG 1877: 70-75).

Wie aus den Angaben der „Kataloge der Studierenden an der Karlsuniversität“ hervorgeht (vgl. Archivquellen), absolvierte Horn die ersten zwei obligatorischen Jahrgänge zwischen den Jahren 1831 und 1833. Danach setzte er das Studium an der juristischen Fakultät in Prag fort. Wo er insgesamt drei Studienjahre (1833/1834-1835/1836) absolvierte. Im Herbst 1836 immatrikulierte sich Horn für das Studienjahr 1836/37 als Jurist im vierten also letzten Jahr an der Universität Wien.21

Hansgirg berichtet, dass Horn während seines Studiums in Prag an der Ecke Belvedere- und Wendischegasse bei der Familie Glückselig gewohnt hat.22 Im selben Haus wohnte auch Alois Klar,23 dessen Deklamationsvorlesungen an der Prager Universität Horn besucht habe. Alois

20 Svoboda, Václav Alois (*1791 Navarov - †1849 Prag), Übersetzer und Schriftsteller, Professor am Kleinstädter Gymnasium. Er lieferte Beiträge z.B. für »Monatsschrift der Gesellschaft des Vaterländischen Museums«, »Česká včela« und »Krok«. Ins Deutsche übersetzte er u.a. „Rukopis královédvorský“ (1829). Von seinen Dramen ist „Karel Škréta, malíř“ (1841) zu erwähnen (MUKAŘOVSKÝ Bd. 2: 649-650).

21 In der Hauptmatrikel ist folgender Eintrag zu finden: Uffo Horn, aus Trautenau in Böhmen, Jur. IV anni, Stand des Vaters: Tabakverleger. Er hat die für das Studienjahr 1836/37 erforderlichen Unterrichtsgelder bezahlt. Im „Archiv der Universität Wien“ gibt es keine Einträge zu einem Doktorat [Brief an Verfasser vom „Archiv der Universität Wien“, 6.2. 2007] (vgl. Archivquellen).

22 Heute die Straßen: Letenská und U Lužického semináře, Nr. 118 (KNEIDL 2003: 53).

23 Klar, Alois (*23.4. 1763 Auscha bei Leitmeritz/Úštěk u Litoměřic - †25.3. 1833 Prag), in der Nachfolge von August Gottlieb Meißner Professor an der Prager Universität für griechische Philologie und klassische Literatur (1806-1831), für kurze Zeit auch Lehrer von K. H. Mácha, Gründer des

-7- Klars Sohn Paul Alois24 hat 1842 den bedeutenden Almanach »Libussa« gegründet, an dem sich Horn seit dem ersten Jahrgang maßgeblich beteiligte (dazu vgl. 4.3.3.). Nach Hansgirg habe Horn außer Klars Veranstaltungen z.B. auch Ästhetikvorlesungen von Anton Müller25 oder Vorlesungen des Religionsprofessors Jakob Beer beeinflusst.

Neben dem Studium hat sich Horn aktiv am künstlerischen Leben in Prag beteiligt und sich auch für Politik interessiert. Hansgirg wie auch Loužil berichten,26 dass Horn Mitglied der deutschen Burschenschaft wurde und dass er auch versucht habe, einen politischen Club zu gründen, der aber nur kurze Zeit bestand. Horn ließ sich durch diesen Misserfolg nicht abbringen und unternahm nach Loužil am Ende der dreißiger Jahre einen zweiten Anlauf. Er versuchte, František Ladislav Rieger und Cyril Kampelík für die Idee eines geheimen Clubs zu gewinnen. Eine Polizeiermittlung habe aber diese Bestrebungen zunichte gemacht und Horn wurde unter Polizeiaufsicht gestellt (LOUŽIL 1959: 11-12).

Im Jahr 1835 begann Horn seine dramatische und dichterische Laufbahn. Am 3.7. 1835 wurden im „Ständetheater“27 „Szenische Fragmente aus Göthe’s Faust“ uraufgeführt. Uffo Horn verfasste für diese Vorstellung den Prolog und Epilog.28 Drei Wochen später, am 26.7. 1835, publizierte Horn höchstwahrscheinlich sein erstes Gedicht. Es hieß „An Böhmens edle Frauen“

„Blindeninstituts für Erwachsene“ auf dem Klárov in Prag (1832). Werke u.a.: „Über Declamation und declamatorische Übungen“ (KNEIDL 2003: 29-32).

24 Klar, Paul Alois (*10.7. 1801 Leitmeritz/Litoměřice - †5.11. 1860 Prag), setzte die philanthropische Tätigkeit seines Vaters fort. Verwaltete weiter das Blindeninstitut in Prag. Zwischen den Jahren 1842-1860 Herausgeber des Almanachs »Libussa« (OTTO Bd. 14: 307).

25 Müller, Anton (*8.6. 1792 Oschitz bei Böhmisch-Aicha/Osečná u Českého Dubu - †6.1. 1843 Prag), Dichter, Kritiker und Professor der Ästhetik an der Prager Universität. Er publizierte über Ausstellungen und Theatervorstellungen u.a. in »Bohemia«, »Prager Zeitung« oder in der deutschen Fassung der »Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums«. In seiner Dichtung bearbeitete er oftmals böhmische Stoffe (KNEIDL 2003: 33-34).

26 HANSGIRG 1877: 77, LOUŽIL 1959: 11-12.

27 Heute „Stavovské divadlo“, Ovocný trh 1, Prag 1. In den Jahren 1798-1861 trug das Theater verschiedene Namen: Ständetheater, Landständisches Theater der königl. Altstadt Prag, Königliches Altstädter Nationaltheater oder Ständisches Theater der königlichen Altstadt Prag. Seit 1861 Landestheater und seit 1864 Königlich deutsches Landestheater (JAKUBCOVÁ - LUDVOVÁ 2001: 495- 497). Ab nun werde ich im Text die Bezeichnung „Ständetheater“ verwenden.

28 „Zetteln“ (tschechisch cedule) des „Ständetheaters“ für das Jahr 1835 (vgl. Archivquellen).

-8- (HORN 1835a) und wurde auf der Titelseite der »Bohemia« abgedruckt, gleich neben dem Appell „An die Frauen Böhmens“, den die bekannten Prager Schauspielerin Margarethe Binder verfasste (BINDER 1835).29 Horn habe, laut Hansgirg, oft ihren Salon besucht und wollte mit seinem Gedicht ihr Vorhaben, ein Schillerdenkmal zu bauen, unterstützen.

Vier Monate später, am 18.11. 1835 wurde im „Ständetheater“ das erste selbständige Drama von Uffo Horn „Horimir“ uraufgeführt, das jedoch von der Kritik negativ bewertet wurde (vgl. 8.1.). Im folgenden Jahr verfasste Horn gemeinsam mit Wolfgang Adolf Gerle30 zwei Lustspiele „Die Vormundschaft“ und „Der Naturmensch“, die auch in Prag inszeniert wurden. „Die Vormundschaft“ hatte Erfolg. Sie erhielt in Stuttgart den sog. Cotta-Preis (1836) und wurde außer in Prag auch in Wien und Stuttgart gespielt. In den Jahren 1835 und 1836 sei nach Hansgirg auch die Sammlung der Liebesgedichte „Bekenntnisse“ entstanden, die aber Horn nie veröffentlichte (HANSGIRG 1877: 77). Horn hat nicht nur Theaterstücke verfasst, sondern soll auch selbst seit 1838 gelegentlich als Amateurschauspieler aufgetreten sein. Laut Hansgirg u.a. im bekannten „St. Niklas-Theater“31 in Prag. Mögliche Aufführungen lassen sich aber heutzutage nicht mehr nachweisen. Schauspielerische Tätigkeit von Horn wird ebenfalls in seinem kurzen Portrait angesprochen, das sich im anonym erschienen Pamphlet „Österreichischer Parnass“ befindet (vgl. Beilage 5f).

Horn nahm auch in Wien, wo er sein letztes Studienjahr verbrachte, am gesellschaftlichen Leben aktiv teil. Er soll hier den Einakter „Camoens“, die Stücke „Molière“, „Benvenuto

29 Binder, Margarethe geb. Mayer (*1801 zu Schleswig - †1870 Prag), Schauspielerin. Eine markante Gestalt des Prager Theaterlebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie spielte auch in Petersburg und Reval. Sie heiratete zuerst Baron von der Klogen, dann den bedeutenden Prager Tenor Sebastian Binder. Zwischen den Jahren 1824-1854 spielte sie im „Ständetheater“ (TEUBER 1888: 159- 161). Binder gastierte auch in tschechischen Aufführungen, was eine seltene Erscheinung war, und fand dafür bei der tschechischen Kritik Anerkennung (ČERNÝ 1969:149).

30Gerle, (Wilhelm) Wolfgang Adolf (*9.7. 1781 Prag - †29.7. 1846 ebenda), Schriftsteller und Journalist. In seinem Werk bearbeitete er vorwiegend Stoffe aus dem böhmischen Milieu und böhmischer Geschichte wie „Volksmärchen der Böhmen“ (1817-19). Gerle war auch Herausgeber von »Panorama des Universums« und »Der Kranz«, publizierte u.a. in »Prager Zeitung« (KNEIDL 2003: 24- 28, KOSCH ET ALII Bd. 6: 250-251).

31 St. Niklas-Theater (Mikulášské divadlo) 1816-1880. Letzte Vorstellung am 18.4. 1880, dann abgerissen. Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters St. Niklas, Altstätdter Ring, neben der Niklaskirche. Dilettanten und Anfängerbühne für Schauspiel und Oper, mit ausgezeichneten Gästen. Sprache: Deutsch (JAKUBCOVÁ - LUDVOVÁ 2001: 500).

-9- Cellini“ und „Der Rabbi von Prag“ verfasst haben. „Benvenuto Cellini“ hat Horn angeblich selbst vernichtet, „Molière“ sowie „Der Rabbi von Prag“ seien in Wien an der Zensur gescheitert.32 Das Lustspiel „Molière“ wurde dann wohl am Ende der dreißiger Jahre in Stuttgart aufgeführt, das Drama „Der Rabbi von Prag“ hat Horn später in eine Novelle umgearbeitet, die er unter einem Pseudonym in »Libussa« abdrucken ließ (THERESIE M.1842). Fragmente aller drei Theaterstücke befinden sich im Nachlass.33 In Wien publizierte Horn auch in den Journalen »Telegraph« und »Humorist« mit dessen Herausgeber Moritz Saphir34 er wohl befreundet war. Die Freundschaft sei aber bald wegen Saphirs Freundin Hertha gescheitert (HANSGIRG 1877: 82). Außerdem habe Horn in Wien einen offenen Brief an Karl Gutzkow verfasst, der 1838 unter dem Titel „Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen, mit besonderer Hindeutung auf sein neuestes Werk Savonarola“ bei Hoffmann und Campe erschienen ist. Da Horn über diese Veröffentlichung die österreichische Zensurbehörde nicht informierte, habe er eine vierwöchige Freiheitsstrafe abbüßen müssen.35

Mit dem Jahr 1838 ist Horns erste Reise nach Italien verbunden. Er sei über , Laibach und Udine nach Venedig gefahren. Von dort reiste er mit dem Schiff nach Triest und über Südtirol wieder zurück. Eine zweite Italienreise fand dann sieben Jahre später statt (HANSGIRG 1877: 83). Nach 1838 ist fast unmöglich Horns Wege genauer zu verfolgen, da er stets seinen Aufenthaltsort wechselte. Er hielt sich längere Zeit zwischen Hamburg, Dresden und Leipzig auf. Mitunter besuchte er Prag und Trautenau.

32 F. M. 1860: Nr. 133, HANSGIRG 1877: 80.

33 JELINEK 1909: 469-473. Mehr über die Novelle „Der Rabbi von Prag“ in 7.3.1., Einzelheiten über die Aufführungen von Horns Dramen und Lustspielen vgl. Kapitel 8.1.

34 Saphir, Moritz (Gottlieb), eigentlich Moses Saphir (*8.2. 1795 Lovas-Berény bei - †5.9. 1858 Baden bei Wien), Kritiker, Feuilletonist, Prosaist und Dramatiker. Arbeitete u.a. für die »Wiener Theaterzeitung« (1822-25), ab 1825 wirkte er als Kritiker in . Hier gründete er die »Berliner Schnellpost« (1826-29), »Berliner Courier« (1827-29) und auch den literarischen Verein „Tunnel über der Spree“ (1827). Alle genannten Ortswechsel Saphirs waren durch Skandale erzwungen. 1834 kehrte er nach Wien zurück, wo für die »Theaterzeitung« arbeitete. Er gründete und zwischen den Jahren 1837-1855 arbeitete er für die Zeitschrift »Der Humorist« gründete (KILLY ET ALII Bd. 10: 132- 133).

35 LOUŽIL 1959: 61, WURZBACH 1903: 215.

-10- 2.3. Dresden und Hamburg Nach Hamburg kam Horn über Dresden, wo er Ludwig Tieck besuchte. Über diese Begegnung berichtet Horn in seinem „Tagebuch aus Norddeutschland“ (HORN 1842c).36 In Hamburg war Horn womöglich zwischen den Jahren 1839/40 und 1841/42. Nach Hansgirg wohnte er bei den Verwandten von Alois Klar in der Familie Dr. Mathias Schön und bewegte sich v.a. im Umkreis von Karl Gutzkow. Die Intensität der Zusammenarbeit mit den Jungdeutschen ist nicht eindeutig festzustellen. Er publizierte einige Beiträge in »Telegraph für Deutschland«, in dessen Redaktion auch Karl Gutzkow war, darüber hinaus war Horn Mitarbeiter der Redaktion der Zeitung »Die Zeit«, die aber nur kurz existierte (vgl. Beilage 8c). Horns literarische Produktion in Hamburg war allem Anschein nach nicht so ergiebig wie die, der vorhergehenden Jahre. In den Quellen werden die Gedichte „Huß und Hieronymus“ und „Dem Gedächtniss Carl Follen’s“ genannt, die beide auch 1847 in seiner einzigen Sammlung „Gedichte“ erschienen sind. Dann waren es die „Erzählungen verschiedener Landläufer“, von denen er eine auch in »Panorama« abdrucken ließ (HORN 1847g). Im Verlag Hoffmann und Campe sind gegen Anfang der vierziger Jahre auch zwei anonyme Pamphlete erschienen, mit denen Horn oft verbunden wird. Es war der „Österreichische Parnass“ und „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ (ANONYM s.d., 1842).

2.4. Vierzigerjahre Horn kehrte ungefähr 1841/1842 nach Prag zurück. Im Jahr 1841 veröffentlichte er im Almanach »Camellien« den Gedichtzyklus „Lieder eines Blinden“ (HORN 1841c), der ein Jahr später separat erschienen ist (HORN 1842a) und dessen Ertrag P. A. Klars „Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde“ bestimmt war. Dieser Anstalt und auch dem Prager St. Bartholomäushaus war laut Hansgirg auch der Ertrag von Horns populären Vorlesungen bestimmt, die 1843 in Karolinum stattfanden. Es handelte sich um zwei kleinere Zyklen, die sechs Folgen hatten. Den ersten widmete Horn dem deutschen Lied, den zweiten der deutschen Romantik. Die Eröffnung beider Vorlesungsreihen wurde in »Bohemia« in der Rubrik „Telegraph aus Prag“ angekündigt. Im ersten Vortrag vom 28. März sprach Horn über das geistliche Lied: Das Publikum war ein sehr gewähltes; ein auserlesener Kreis von Damen waren zugegen, und eine bedeutende Anzahl literarischer und artistischer Capacitäten … (SINE AUCTOR 1843a). Den zweiten eröffnete Horn in der letzten Aprilwoche des Jahres 1843 (SINE AUCTOR 1843b).

36 Mehr dazu im Kapitel 9.

-11- Im Jahr 1842 gründete P. A. Klar in Prag den Almanach »Libussa«, in dem Horn, mit Ausnahme des Jahres 1859, bis zum letzten Jahrgang (1860) seine Gedichte, Erzählprosa und andere Beiträge veröffentlichte. Im dritten Jahrgang druckte Horn u.a. das Vorspiel (HORN 1844a) zu seinem Drama „König Otakar“ ab, das gleich 1845 in Prag erschienen ist und bis in das Jahr 1859 in insgesamt vier Auflagen erschien. Das Drama wurde besonders von den tschechischen intellektuellen Kreisen als Antwort auf Franz Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ (1825) verstanden. Obwohl Horn seinen Otakar Rath und Bürgerschaft der königlichen Hauptstadt Prag widmete, wurde es zuerst am 12.7. 1858 in uraufgeführt und erst acht Jahre nach Horns Tod (30.11. 1868) in Prag auf die Bühne gebracht.

In den Jahren 1846/1848 hielt sich Horn zwischen Dresden und Leipzig auf. In Leipzig bereitete er eine Auswahl seiner Gedichte zur Veröffentlichung vor, die 1847 Friedrich Ludwig Herbig unter dem Titel „Gedichte“ herausbrachte (vgl. Beilage 7a). Bei Herbig ist im selben Jahr auch der Erzählband „Böhmische Dörfer“ erschienen (HORN 1847a). Außerdem publizierte Horn in liberalen Zeitungen wie »Die Grenzboten«, die Ignaz Kuranda37 gründete, und in Karl Herloßsohns38 »Der Komet«. Mit welchen Persönlichkeiten Horn in Leipzig im Kontakt war, erfahren wir aus einem Brief des Dichters an Hansgirg: Ich verkehre mit Schnorr, Bendemann, Hübner und Erhard von den Malern, mit Rietschl und Hähnel von der Bildhauergilde, mit Gutzkow, den beiden Devrients. Semper, dem genialen Architekten, Richard Wagner, Schulz, Falkenstein und Ferdinand Hiller … (vgl. Beilage 1). Wie intensiv diese Kontakte waren, ist nur schwer zu beurteilen.

37 Kuranda, Ignaz (*1811 Prag - †1884 Wien), Redakteur, Herausgeber und Schriftsteller. Die literarische Tätigkeit hat er in Wien begonnen. Erfolgreich war z.B. die Tragödie „Die letzte weiße Rose“. Ab 1838 lebte er abwechselnd in Stuttgart und Tübingen, wo er im Kontakt u.a. mit David Friedrich Strauß und Ludwig Uhland war. 1841 gründete er in Brüssel die liberale Zeitschrift »Die Grenzboten«, die Redaktion befand sich seit 1842 in Leipzig. 1848 kehrte er nach Wien zurück, wo er die »Ostdeutsche Post« gründete und deren Eigentümer und Redakteur bis 1866 war (KILLY ET ALII Bd. 7: 95).

38 Herloßsohn, Karl (Borromäus Sebastian) auch: Heinrich Clauren, Eduard Forstmann, eigentlich K. B. S. Herloß (*1.9. 1804 Prag - †10.12. 1849 Leipzig), Erzähler, Lyriker, Publizist und Herausgeber. Werk u.a. Romane: „Der letzte Taborit“ (1843), „Wallensteins erste Liebe“ (1844), „Die Tochter des Piccolomini“ (1846), „Die Mörder Wallensteins“ (1847). 1830 gründete er »Der Komet«, die er auch in den Jahren 1830-1840/1844-1848 leitete. Sie galt als inoffizielles Organ liberaler Dichter, die aus der österreichischen Monarchie vor Zensur flüchteten und in Leipzig Zwischenstation machten (KILLY ET ALII Bd. 5: 244).

-12- 2.5. Das Jahr 1848 Das Revolutionsjahr 1848 hat Horn in Böhmen verbracht. Er, wie auch Karl Egon Ebert,39 Moritz Hartmann40 oder Alfred Meißner41 gehörten zu jenen Deutschböhmen, die in der Anfangsphase der Revolution an die Einheit der Tschechen und Deutschböhmen glaubten. Von dieser Idee wandten sich am radikalsten M. Hartmann und A. Meißner. Beide wurden radikale Vertreter der sog. großdeutschen Konzeption (KLÍMA 1994: 41). Die anfänglichen Bemühungen, eine Einheit zwischen den Tschechen und Deutschböhmen aufrechtzuhalten sind u.a. an der allmählich zunehmenden Radikalisierung der beiden Volksgruppen gescheitert. Die Spaltung hat sich dann hauptsächlich in der Frage der Wahl der Mitglieder in die Frankfurter Nationalversammlung gezeigt, die von den Tschechen größtenteils abgelehnt und dann ignoriert wurde (ČERVINKA 1965: 65 ff.).

Josef Václav Frič bezeugt in seinen Memoiren, dass Horn v.a. in der Anfangsphase der Revolution aktiv aufgetreten ist (FRIČ 1957: 388 ff.). Er habe am 15. März seine Dienste den Studenten angeboten und auf seinen Vorschlag seien in der studentischen Petition zwei

39 Ebert, Karl Egon (*5.6. 1801 Prag - †24.10.1882 ebenda), Schriftsteller und Verwalter von Fürstenbergischen Güter in Böhmen. Ein enger Freund von Fratišek Palacký. Für seine Werke wählte er oft Themen aus der böhmischen Geschichte und den böhmischen Sagen. „Gedichte“ (1824). „Wlasta“ (1829) ist sein bekanntestes und einflussreichstes Werk. Von weiteren Dramen sind u.a. „Bretislaw und Jutta“ (aufgeführt 1829, gedruckt 1835) und „Czestmir“ (entstanden 1833) zu nennen (KNEIDL 2003: 42- 48, OTTO Bd. 8: 354).

40 Hartmann, Moritz (*15.10. 1821 Dušník bei Příbram - †13.5. 1872 Wien), Schriftsteller und Journalist. Er verfasste Gedichte „Kelch und Schwert“ (1845), „Neuere Gedichte“ (1847), Politisch- satirische Skizzen „Reimchronik des Pfaffen Mauritius (1849), die v.a. gegen Österreich gerichtet waren. Verkehrte mit Literaten wie Leopold Kompert, August Meißner und Josef Rank. Seit 1844 lebte H. als freier Schriftsteller in Leipzig. Er bewegte sich in der Schweiz, in England und Irland. 1850 ließ er sich für längere Zeit in Paris nieder. 1868 ging er nach Wien, hier arbeitete er für die »Neue Freie Presse«. Unter dem Namen Geldern veröffentlichte er in Kurandas »Die Grenzboten« und in Frankfurter »Sonntagsblätter« (KILLY ET ALII Bd. 5: 35, OTTO Bd. 10: 921).

41 Meißner, Alfred (*15.10. 1822 Teplitz/Teplice - †29.5. 1885 Bregenz), Lyriker, Romancier, Erzähler, Versepiker. Studienfreund von M. Hartmann. Im Vormärz durch seine Sammlung „Gedichte“ (1845) und das Versepos über „Zizka“ (1846) bekannt. Er lebte in Leipzig (1846), Paris (seit 1847) wo er mit Heine bekannt wurde. Sein Erinnerungsband „Heinrich Heine“ (1856) gilt als eine der wichtigsten Quellen für Heines Spätzeit. Bemerkenswert ist auch seine späte Autobiographie „Geschichte meines Lebens“ (1884). Seit 1869 lebte er in Bregenz. Politisch entwickelte er sich zum Anhänger konservativer und nationalistisch-preußischer Vorstellungen. Seit den 50er Jahren schrieb er Romane, an denen sich Franz Hedrich beteiligt haben sollte (KILLY ET ALII Bd. 8: 82).

-13- Forderungen erschienen. Die eine betraf Aufenthalte der Studenten an ausländischen Universitäten und die andere die Möglichkeit, studentische Legionen zu gründen. Die Stilisierung des Textes wurde, wie Frič sagt, wahrscheinlich Uffo Horn anvertraut. Am nächsten Tag, dem 16. März, habe Horn, in Karolinum, auf dem Boden der Universität, eine Rede abgehalten, die alle dermaßen beeindruckt habe, dass er zum Sprecher der Studenten gewählt wurde. Über den weiteren Verlauf der Ereignisse berichtet in seinem Buch Karel Kazbunda: Am 16. März wurde die studentische Petition durch den akademischen Senat beglaubigt. Der St. Wenzels-Ausschuss42 lud die akademische Gemeinde ein, sich der Delegation nach Wien mit ihrer eigenen Deputation anzuschließen. Als Vertreter wurden in diese Delegation der Dekan der juristischen Fakultät Dr. Heinrich Fischer und Prof. Dr. J. Redtenbacher gewählt. Einer der Studentenvertreter war Uffo Horn. Die erwünschten Ziele der Petition wurden aber nicht erreicht (KAZBUNDA 1929: 64-66).

Über Horns Auftritt vor den Wiener Studenten erfahren wir aus »Bohemia« vom 25.3. 1848, in der kürzere Abschnitte aus seiner Rede zitiert wurden. Horn betonte in seiner Ansprache, dass Tschechen und Deutsche seit jeher ein enges Schicksal verband und er habe die Versammelten zu überzeugen versucht, dass man die Slaven nicht fürchten müsse. Sie brauchen selbst Möglichkeiten für eine eigene Entwicklung. Sie haben ja schließlich nie versucht, fremde Völker zu unterdrücken. Sie haben eher für die Freiheit Anderer gekämpft: Die Slawen verlangen nichts, als daß man sie ungestört sich entwickeln lasse, daß sie die Bildungsresultate der übrigen Völker sich in Ruhe aneignen können. Der Slawe ist stolz, aber dankbar, und es genügt ein Blick auf die Geschichte Böhmens und Polens, um darzuthun, daß die Slawen oft genug für die Freiheit Anderer das Schwert zogen, aber nie zu ihrer Unterjochung! … (SINE AUCTOR 1848). Der St. Wenzels-Ausschuss bemühte sich, die sich langsam verbreitende Radikalisierung zu mildern und das Vertrauen in die Leitung des Ausschusses zu stärken. Horn habe am 30. März vorgeschlagen, ein Manifest zur Beruhigung der deutschen Bevölkerung zu erlassen. Sein Vorschlag wurde im Petitionsausschuss angenommen. Mit der Redaktion wurden A. Brauner, J. Krug, L. Ruppert, A. Strobach, A. Trojan und Horn beauftragt. Das Manifest wurde am 31. März 1848 erlassen und am 8. April in »Národní noviny« abgedruckt.43 Diese Aufforderung brachte aber nicht die erhoffte Wirkung (KAZBUNDA 1929: 138-139).

42 Svatováclavský výbor, später Národní výbor/Nationalausschuss (KVA ČEK - BUTVIN 1990: 273 ff.).

43 Die ganze Fassung des Manifests aus »Národní noviny« ist in: Beilage 2.

-14- Die Delegierten sind schon am 31. März mit einer neuen Deputation nach Wien aufgebrochen. Frič behauptet, dass ihn Horn an diesem Tag aufsuchte und ihn bat, seine Stelle anzunehmen. Auf der Versammlung habe dann Horn resigniert und an seine Stelle wurde Frič gewählt, der dann die zweite Deputation nach Wien begleitete (FRIČ 1957: 402). Horn sei nach Frič wegen seiner deutschböhmischen Kollegen zurückgetreten. Sie hätten ihn verleumdet und ihm wegen seiner Auftritte, die Frič als proslavisch bezeichnete, nicht mehr vertraut. Frič vermutet ferner, dass der Druck auf Horn so stark war, dass er seine Bemühungen aufgegeben hat.44 Horn hat sich aber nicht wie seine Kollegen der großdeutschen Lösung zugewandt, sondern sprach sich, mindestens bis Ende August 1848, für einen Dialog zwischen den Deutschböhmen und Tschechen aus. Ebert, Hartmann, Horn und Meißner haben auch zwei Petitionen des Schriftstellerausschusses unterzeichnet, die in der Extranummer der »Bohemia« vom 5.4. 1848 erschienen sind. In der ersten genannt als „Verwahrung“ („Ohrada“) plädierten die Schriftsteller für ein neues Pressegesetz.45 Die zweite Petition hieß „Erklärung der Prager Schriftsteller“ („Oswědčení Pražských spisovatelů“) und wandte sich gegen die Bestrebungen der Deutschböhmen in Reichenberg, im heutigen Liberec (KLÍMA 1994: 17). In einem Artikel vom 5. April 1848 für »Constitutionelles Blatt aus Böhmen« äußerte Horn seine Überzeugung, dass Österreich weiterhin bestehen wird und dass die böhmischen Ländern gleichberechtigt sein sollten.46 Anfang Mai haben Horn, Meißner, Hartmann und Ebert den Nationalausschuss verlassen (KAZBUNDA 1929: 157).47

Interessant sind auch die Ereignisse, die mit dem Juniaufstand in Prag zusammenhängen. Bouza hat mit seinem Artikel (BOUZA 1990) versucht, die gängige Meinung zu korrigieren, wonach Horn mit der Trautenauer Garde dem Juniaufstand in Prag helfen wollte. Nach Bouza sind am 14. Juni Nachrichten über Unruhen in Prag nach Trautenau angekommen. In einem

44 Na nás Čechy si tehdy ještě nestěžoval, nemaje k tomu také nejmenší příčiny, ale z celého jeho rozpačitého chování pozoroval jsem, že zříká se nás náhle, ne-li následkem jakési hrozby s vládní strany, tedy najisto pro jemu nesnesitelný terorismus svých rodáků, na nás vražících … (FRIČ 1957: 420-421).

45 Diese Petition haben u.a. auch: K. H. Borovský, K. J. Erben, R. Haase, V. Hanka, V. J. Landau, Fr. Palacký und K. Sabina unterzeichnet, vgl. »Národní noviny« vom 4.4. 1848.

46 Dazu vgl. KLÍMA 1994: 17.

47 Am 5. Mai teilte Horn Lev Thun folgendes mit: Ich gehe mit schwerem Herzen, aber ich finde keinen anderen Ausweg. Der Himmel über uns verdüstert sich, die lichten Sterne der Freiheit verbleichen, dafür geht ein drohender Komet auf, der auf Zwietracht und Unglück deutet … (KAZBUNDA 1929: 157).

-15- Rundschreiben hieß es, dass die Studenten und Arbeiter Angehörige der deutschen Bevölkerung in Prag bedrohen und dass die Garden nach Prag zu Hilfe kommen sollten. Am nächsten Tag sei aus Trautenau eine Garde (100 Mann stark) unter Horns Kommando Richtung Prag aufgebrochen.48 Der Marsch hielt in Gitschin (heute Jičín) auf. Horn sei selber bis nach Sobotka vorgedrungen, wo es zu einer Auseinandersetzung mit dem Kreiskommissär Merkel kam (BOUZA 1990: 59-60).49 Die Garde hätte sich dann aufgelöst.

Im Unterschied zu Hartmann und Meißner50 trat Horn noch auf dem Teplitzer Kongress,51 wo er als einer der viert Sekretäre die Stadt Trautenau vertrat, in dem Sinne auf, dass er nicht generell gegen alle Tschechen gestimmt sei und dass man mit „Strana pokroku“ (die Fortschrittspartei) zusammenarbeiten sollte. Insbesondere äußerte er Zweifel an der Frankfurter Nationalversammlung. Seine Äußerungen haben allgemeine Empörung hervorgerufen.52 Wie sich Horns politische Ansichten in den fünfziger Jahren weiter entwickelt haben ist kaum zu verfolgen.

Hansgirg wie auch Wurzbach und Jelinek interpretieren Uffo Horns Position während der Ereignisse im Jahr 1848 zu einfach. Hansgirg behauptet, dass Horn die zweite Petition, die nach Wien geschickt wurde, als czechisch–gefärbt betrachtete und er dadurch dermaßen enttäuscht gewesen sei, dass er zur deutschen Seite wechselte. Er ist sogar überzeugt, dass Horn seine Position auf dem Teplitzer Kongress rechtfertigen musste. Hansgirg hat diesen plötzlichen

48 Nach Bouza ist die Trautenauer Garde am 9. März 1848 entstanden. Die Ausrüstung habe Horns Vater Ferdinand, der zu dieser Zeit Befehlshaber der dortigen Schützen war, von seinem Freund Oberst Josef Borsini von Hohenstein erhalten (BOUZA 1990: 63).

49 Bouza zitiert die Schilderung von František Roubík aus dem Buch „Český rok 1848“ (1931).

50 M. Hartmann wurde als Vertreter des Wahlkreises Leitmeritz (heute Litoměřice) in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, wo er sich, wie auch A. Meißner, den äußersten Linken angeschlossen hat. Später gingen ihre politischen Meinungen auseinander, wie A. Meißner in seiner Autobiographie „Geschichte meines Lebens“ bemerkt haben sollte. M. Hartmann blieb der großdeutschen Konzeption treu, Meißner akzeptierte Österreich als selbständigen Staat (KILLY ET ALII Bd. 8: 82, KLÍMA 1994: 182, OTTO Bd. 10: 921).

51 Auf dem Teplitzer Kongress (28.8.-31.8. 1848) versammelten sich 69 Vertreter von 15 Konstitutionsverbänden, 41 Städten und Gemeinden. Süd-, Westböhmen, Mähren und Schlesien waren nicht vertreten (POLIŠENSKÝ 1975: 204-210).

52 POLIŠENSKÝ 1975: 205-206, KLÍMA 1994: 106-107.

-16- Seitenwechsel in seinem »Libussa«-Artikel kritisiert,53 aber hat ihn in seinem zweiten Aufsatz über Horn nicht erwähnt.

Nach Jelinek war Horn weder ein deutscher noch ein tschechischer Patriot. Seiner Meinung nach, war er eine innerlich gespaltene Persönlichkeit, was sich gerade 1848 gezeigt hat. Die Wurzeln dieser Spaltung sieht er in der Herkunft des Autors. Zwei Gründe führen zu dieser Folgerung. Erstens der polnische Patriotismus des Vaters und die slavische Herkunft der Mutter, zweitens die deutsche Umgebung in der Horn aufgewachsen ist (JELINEK 1909: 464). Wurzbach interpretiert Horns Seitenwechsel als innere Verstimmung und Verbitterung des Autors (WURZBACH 1903: 234). Lindemayr widmet sich den Ereignissen des Jahres 1848 fast gar nicht.

Zu Recht behauptet Loužil, dass man Horns Engagement während der Ereignisse im Jahr 1848 nicht so vereinfacht bewerten kann. Horn habe sich als Kämpfer für die Freiheit verstanden und nicht als Vertreter oder Sprecher einer der Parteien. In seiner Anrede vor den Wiener Studenten sprach er über Rechte und Bedingungen für die Slaven und noch während des Teplitzer Kongresses glaubte er an Zusammenarbeit und nicht an Konfrontation. Freiheit ist ja auch einer der wichtigen Themen in Horns Dichtung, auch wenn er ihre Chancen und Möglichkeiten eher pessimistisch sah, wie die Gedichte „Der Emigrant“, „Marlinsky“ oder die Dorfgeschichte „Der Bauernesel“ und das Trauerspiel „König Otakar“ belegen.

2.6. Fünfzigerjahre In den Jahren 1848 und 1850 habe Horn als Freiwilliger im zweiten Schleswig-Holsteinischen Jägerkorps im Deutsch-dänischen Krieg54 gekämpft und habe die Einheit als Portepéefähnrich verlassen. Seine Kriegserfahrungen schilderte er im Buch „Von Idstedt bis zum Ende“, das 1851 erschienen ist.55 Nach dem Krieg beendet er sein Engagement und zieht sich vom politischen Leben zurück. In den fünfziger Jahren veröffentlichte Horn zwei Erzählbände „Aus drei Jahrhunderten. 1690, 1756, 1844“ (1851), „Bunte Kiesel“ (1859) und das Lustspiel „Sie

53 Für die Politik Horn kann ich nicht einstehen, die er selbst vis à vis dem Publikum und bei seinem Gewissen vertreten mag. … Horn ist entschieden aus der Scilla des Nationalausschußes in die Charibde der Versammlung in Tepliz gefallen und dieser Farbenwechsel fällt ihm sehr schwer zur Last, er mag sich selbst darüber zu antworten! … (HANSGIRG 1849: 410).

54 Deutsch-dänischer Krieg 1848-1850 (BROCKHAUS Bd. 16: 680).

55 HANSGIRG 1877: 243-244.

-17- muß einen Mann haben“ (1857). Im Jahr 1856 heiratete er in Trautenau Wilhelmina Katharina Antonia Jenžik. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter Karolina tauchten Horns erste gesundheitliche Schwierigkeiten auf. Der letzte öffentliche Auftritt des Dichters fand am 14. November 1859 in Prag auf einem Schillerbankett auf der Sophieninsel (heute Insel Žofín) statt. Am 23. 5. 1860 ist Daniel Uffo Horn in Trautenau gestorben. Am 29.5. 1860 veranstaltete der Verein „Arkadia“ eine Feier zu seiner Ehre. Seine verwitwete Frau heiratete später den ehemaligen k. k. Feldmarschall-Leutnant Fidler von Isardorn. Die Tochter Karoline ist mit 25 Jahren (1882) verstorben.56

2.7. Persönlichkeit des Dichters Eine Charakteristik des Dichters bietet uns der „Österreichische Parnass“. Sie könnte als Selbstcharakteristik des Autors bezeichnet werden, da Horn wahrscheinlich dieses Pamphlet auch (mit)geschrieben hat. Er wird darin folgendermaßen charakterisiert: Lang, athletisch, grobe Züge, moderne Frisur, macht sich überall bemerkbar, leidenschaftlicher Mazurtänzer, tobt und rast im Leben wie in der Poesie, … im Umgange angenehm, eitel darauf, viel Glück, besonders bei Frauen; schauspielt stets, citiert häufig, singt ohne musikalisches Gehör (entsetzlich), trinkt gerne Bier, ist burschikos und Czeche. – Zuweilen stolz und anmaßend … (vgl. Beilage 5f). Seine Zeitgenossen beschreiben ihn in mancher Hinsicht auf eine ähnliche Art und Weise. Karel Sabina schildert ihn in seinen Memoiren als einen entschlossenen, energischen, scharfsinnigen und ungewöhnlich redegewandten Studenten, der Schiller, Heine, L. Börne und N. Lenau verehrte und die Jungdeutschen bewunderte. Nach Sabina beherrschte Horn auch sehr gut Tschechisch (SABINA 1937: 33-41). Diese Behauptung könnte auf die tschechische Herkunft seiner Mutter zurückgeführt werden, die Jelinek erwähnt. Keiner der sonst zitierten Autoren äußert sich über Horns tschechische Sprachkenntnisse und Horn selbst hat nie etwas auf Tschechisch veröffentlicht.

Einige Jahre später charakterisierte ihn J. V. Frič in seinen Memoiren als robusten, selbstbewussten und nahezu rücksichtslosen Menschen. Frič habe mit Mikovec von den deutschböhmischen Dichtern hauptsächlich mit M. Hartmann, A. Meißner und Horn verkehrt. Alle drei hätten gleichzeitig zu den engsten Freunden von Mikovec gehört (FRIČ 1957: 331).

56 LANGER 1902a: VII-VIII.

-18- Hansgirg hob bei Horn deklamatorische Fähigkeiten und ein natürliches Talent für das Malen hervor. Als markante Schwäche bezeichnet er seine Zerstreutheit. Im Unterschied zu Sabina, behauptet Hansgirg, dass Horn von den Dichtern Goethe, Schiller, G. A. Bürger und L. Uhland bevorzugte. Seine beliebtesten Büchern seien dann die „Ilias“, „Wilhelm Meister Wanderjahre“, „Die göttliche Komödie“ und der „Glöckner von Notre-Dame“ gewesen (HANSGIRG 1877: 81).

Auf eine energische, gar hitzköpfige, Natur des Dichters weist neben seinem Engagement im Jahr 1848 und seiner Beteiligung an dem Deutsch-dänischen Krieg auch die Tatsache, dass er wenigstens zwei Mal im Gefängnis war. Beim ersten Mal war dies wegen eines öffentlichen Briefes an K. Gutzkow. In Dresden brachte ihn dann ein Pistolenduell mit dem Maler Arthur von Ramberg,57 etwa 1846/47 hinter Gitter. Horn erlitt eine Schussverletzung am Arm und musste drei Monate in Dresdner Gefängnis verbringen (HANSGIRG 1877: 240). Noch vor diesem Ereignis malte Arthur Horns Portrait für »Libussa« 1848.

57 Arthur von Ramberg, Arthur Georg Freiherr von (*4.9. 1819 - †5.2. 1875),Maler. Historien und Genremaler, Lithograph und Zeichner für Kupferstich und Holzschnitt (VOLLMER 1992: 587).

-19- 3. REZEPTION VON UFFO HORN: 3.1. Karl Viktor von Hansgirg Hansgirg hat über Horn zwei Artikel veröffentlicht (HANSGIRG 1849, 1877). Der zweite Artikel stellt, im Unterschied zum ersten, das ganze Leben und Werk von Uffo Horn dar. Die biographischen Angaben bis in das Jahr 1848 sind in beiden Beiträge identisch. Unterschiede kommen v.a. in der Wertung des Autors vor. Im ersten Artikel betrachtete Hansgirg die Lyrik für den größten Vorzug des Autors und war der Ansicht, dass seine Werke näher der Weimarer Klassik als den Jungdeutschen stehen.58 In seinem zweiten Beitrag wiederholte er diese Einschätzung nicht mehr. Er äußerte sich darin in dem Sinn, dass Uffo Horn ein großes Potential besäße, aber dass ihm zur Laufbahn eines Schriftstellers Konsequenz und Disziplin fehlten und bezeichnete ihn als den fragmentarischsten von allen deutschböhmischen Dichtern (HANSGIRG 1877: 74). Eine solche Behauptung mag ein wenig übertrieben sein, aber immerhin hat Jelinek im dramatischen Nachlass des Dichters Dutzende Fragmente gefunden (JELINEK 1909). Der zweite wesentliche Unterschied zwischen den beiden Beiträgen besteht in der Wertung von Horns Engagement im Revolutionsjahr 1848. Im »Libussa«-Artikel hat es Hansgirg eindeutig kritisiert, im zweiten Artikel wiederholt er seine negative Beurteilung nicht mehr (HANSGIRG 1849: 410). Von den Gedichten hebt Hansgirg einige aus der nicht veröffentlichten Sammlung „Bilder der Heimat“ hervor, dann die Ballade „Allerseelenlicht“ und das zweite Gedicht aus dem Zyklus „Lieder eines Blinden”,59 das er als „Zueignungsgedicht“ bezeichnet. Von den Gelegenheitsgedichten hebt er u.a. das Gedicht „An Herrn Bürgermeister der k. Hauptstadt Prag Joseph Müller“ hervor (HORN 1849c). Den Höhepunkt in Uffo Horns Werken stellt, seiner Meinung nach, das Trauerspiel „König Otakar“ dar. Eine Gesamtwertung des Autors ist in beiden Artikeln nicht zu finden.

3.2. Ferdinand Mikovec Acht Tage nach dem Tod von Uffo Horn hat Mikovec in »Bohemia« den ersten Teil seines Aufsatzes veröffentlicht (F. M. 1860: Nr. 126) und diese Tatsache hat auch wahrscheinlich die Diktion beeinflusst. Mikovec findet fast ausschließlich nur Lob für Horn, das an manchen Stellen in eine einfache Übertreibung hinübergeht. Das zeigt sich z.B. an seiner Wertung des ersten veröffentlichten Gedichtes von Horn „An Böhmens edle Frauen“ zu dem er bemerkte: jede Strophe den wahren Dichter verrieth, dessen Name um in ganzen Lande mit Achtung und

58 HANSGIRG 1849: 401-402, 408-409.

59 HORN 1902a: 129, HORN 1842a

-20- mit den stolzesten Hoffnungen genannt zu werden begann (F. M. 1860: Nr. 126). „Lieder eines Blinden“ zählt Mikovec sogar zu den originellsten und reizendsten Schöpfungen deutscher Lyrik (F. M. 1860: Nr. 133). Der eigentliche Schwanengesang des Dichters sei aber seine Übersetzung der Sonette von Camoëns (F. M. 1860: Nr. 137). Dies ist eine besondere Äußerung, da bei keinem der erwähnten Autoren eine Anmerkung oder ein Hinweis zu Horns Übersetzungen von Camoëns Lyrik zu finden ist. Bis auf ein einziges Gedicht, das er aus dem Französischen übersetzte,60 sind bei Horn keine weiteren Übertragungen belegt. Das „Biographische Lexikon“ grenzt sich ganz deutlich von diesem Aufsatz in »Bohemia« ab und spielt sogar, ohne aber einen konkreten Hinweis zu geben, mit dem Gedanken, dass Horn diesen Artikel selbst verfasste.61 Von Horns Erzählprosa schätzt Hansgirg die Novelle „Der Rabbi von Prag“, die in »Libussa« pseudonym erschienen ist (THERESIE M. 1842) und „Gellert in Karlsbade“ (HORN 1851b), weiterhin auch das Vorspiel zu „König Otakar“, benannt als „Die drei Fürsten“, und die Gedichte „Venedig“ und „Aus Afrika“.62

3.3. Johann Lindemayr Lindemayr lobt in seinem Aufsatz den Beitrag von Mikovec und grenzt sich deutlich vom Lemma im „Biographischen Lexikon“ ab (BIOLEX 1863: 292-296), da Horn darin zu kritisch dargestellt sei. Lindemayrs Ziel ist es, Horn, den großen Heros der deutschen Dichtkunst in den breiten Schichten unseres deutschen Volkes (LINDEMAYR 1889: 36-37), bekannt zu machen. Lindemayr erwähnt die üblichen biographischen Angaben des Dichters, die bereits bei Hansgirg zu finden sind. Er findet nur wenig Interesse für sein Werk und scheint um so mehr sich mit dem Testament des Dichters beschäftigt zu haben. Für die wichtigste Bestimmung des Testaments hält er die Tatsache, dass Horn seiner Tochter verboten habe, einen Soldaten oder Slaven zu heiraten. Und wenn, dann sollte dieser eine außergewöhnliche Persönlichkeit sein. Wie einfach Lindemayrs Erklärung ist, so ist sie auch falsch: Horn soll nämlich sein ganzes Leben lang konsequent Abneigung gegen Slaven und Soldaten gezeigt haben (LINDEMAYR 1889: 33).

60 Vgl. Beilage 7c.

61 Diese Biographie Horn’s mit ihren überschwenglichen Lobpreisungen macht die entgegensetzte Wirkung von der, welche ihr Verfasser beabsichtigt; aufrichtig gesprochen, dem Herausgeber machte dieser übertriebene Panegyricus den Eindruck, als hätte ihn H. selbst noch bei Lebzeiten geschrieben … (BIOLEX 1863: 295).

62 HORN 1844a, 1845b, 1850.

-21- 3.4. Wolfgang von Wurzbach Wurzbach ist der erste, der Horn in den Kontext anderer deutschböhmischer Dichter wie K. E. Ebert, M. Hartmann oder A. Meißner stellt (WURZBACH 1903: 201). Sein Werk sei aber nur wenig originell, er hätte eher die Fähigkeit für eine glückliche Nachempfindung (WURZBACH 1903: 240). In Motiven und in der Form habe er sich an bereits bekannte Werke gehalten, wie es nach Wurzbach beispielsweise im Fall des Trauerspiels „König Otakar“ oder der Novellensammlung „Bunte Kiesel“ sei. Trotz dieser Tatsche spricht Wurzbach seinen Dichtungen einen ungewöhnlichen Schwung und außerordentliche sprachliche Gewalt zu und bezeichnet ihn als Meister des Gelegenheitsgedichtes. Horns Gedichte habe man in seiner Zeit viel bewundert, sie seien aber schnell in Vergessenheit geraten. Von den Veröffentlichungen in »Libussa« lobt Wurzbach die Gedichte „Waldfreude“ (HORN 1845c) und „Der schöne Dunois“ (HORN 1856b). Von den Erzählprosa hebt er „Der unglücklichen Hofmeister“ und „Paschhampel“ hervor.63 Seine beste und bedeutendste Prosaarbeit sei aber der „Bauernesel“. Zu den schwächeren Arbeiten zählt er „Der Einsiedler aus Skalitz“ (HORN 1849d) und auch die späte Prosasammlung „Bunte Kiesel“ (zuerst 1859). Kritik übte Wurzbach ebenso an dem Buch „Von Idstedt bis zum Ende“, in dem Horn angeblich zu Unrecht deutsche Dichter der Feigheit beschuldigte (WURZBACH 1903: 234). Eine ähnliche Kritik dieses Werkes ist auch im „Biographischen Lexikon“ zu finden (BIOLEX 1863: 295).

3.5. Ludwig Jelinek Jelinek beschäftigte sich in seinem Artikel fast ausschließlich mit der dramatischen Dichtung von Horn (JELINEK 1909) und teilt sein dramatisches Schaffen in drei Phasen auf. Die erste Periode bezeichnet er als romantisch und grenzt sie mit dem Jahr 1839 ab, als Horn nach Hamburg übersiedelte. Die mittlere Phase endet mit dem Jahr 1848 und die letzte mit dem Tod des Dichters. Eine solche Periodisierung ist meiner Meinung nach eher problematisch, da Horn lediglich einen Bruchteil seiner dramatischen Pläne verwirklichte. Aufgeführt oder gedruckt hat er insgesamt drei selbständige Theaterstücke und ein Dramenfragment, den Rest bildet ein große Anzahl von Fragmenten. In seiner zusammenfassenden Bewertung von Uffo Horn sind lobende Worte nur sporadisch zu finden. Jelinek schätzt an Horn, dass er große Stoffe der Weltliteratur zu bearbeiten versuchte (JELINEK 1909: 529). Er stellt eine auffallende Ähnlichkeit zwischen ihm und Friedrich Halm64 fest, den er deutlich höher stellt als Horn. Seine

63 HORN 1905: 1-54, 1907: 3-48.

64 Halm, Friedrich, eigentlich: Eligius Franz Joseph Frhr. von Münch-Bellinghausen (*1806 Krakau - †1871 Wien), Dramatiker, Lyriker, Erzähler (KILLY ET ALII Bd. 4: 487).

-22- Abhängigkeit von Halm zeige sich vornehmlich an den sog. Camoensdichtungen.65 „König Otakar“ widmete Jelinek keine besondere Aufmerksamkeit.

3.6. Eduard Langer Eduard Langer hat in der Vorrede zum ersten und zweiten Band der „Gesammelten Werke“ von Uffo Horn eine kurze Skizze des Autors präsentiert (LANGER 1902a, b), die im biographischen Bereich von den erwähnten Autoren kaum abweicht. Kritisch äußert er sich zum „Biographischen Lexikon“, positiv bewertet er den ersten Artikel von Hansgirg. Einschätzung des Werkes von Horn übernimmt er aus der ersten Ausgabe von Gottschalls „Die deutsche Nationalliteratur“ (Bd. 2, S. 199): In Uffo Horns Gedichten wiegt die epische Gestaltung vor. Er ist eine tatkräftige Natur, deren unmittelbare Regung sich rasch zu energischer Lyrik kondensiert. Doch die leichte Erregbarkeit seines Talentes, das sich auch im Drama und in der Novelle nicht ohne Glück versucht, hemmt bei ihm die Ruhe künstlerischer Gestaltung (LANGER 1902b: III).

3.7. Erik Bouza, Arnošt Kraus, Jaromír Loužil Von den Werken, in denen Horn böhmische Stoffe bearbeitete, beschäftigte sich Kraus mit den Gedichten „Libussa’s Liebe“,66 „Der Bauernherzog“ (HORN 1844b) und mit den Dramen „König Otakar“ und „Horimir“. Die größte Aufmerksamkeit widmet er „König Otakar“. Dieses Trauerspiel sei nach Kraus der ureigenste Ausdruck des böhmischen Widerstands gegen Grillparzers Drama, auch wenn es hinsichtlich der Komposition und Dramatik einen Schritt hinter Grillparzers Drama zurück steht.67 Und zu Recht bezeichnet er Horns „Otakar“ als politisches Stück.

Der Aufsatz von Erik Bouza begleitet die erste und letzte tschechische Übersetzung (ebenfalls von Bouza) der Dorfgeschichte „Der Bauernesel“ (BOUZA 1975). Neben einer bündigen Biographie des Dichters, beschäftigt sich Bouza hauptsächlich mit dem historischen Hintergrund dieser Erzählprosa, also dem Baueraufstand, der sich im März des Jahres 1775 in der Umgebung von Trautenau ereignete. In seinem zweiten Artikel beschäftigte er sich mit den

65 Mit dem Begriff Camoensdichtungen bezeichnet Jelinek folgende Werke von Horn: das Trauerspiel „Catharina von Attande“, das Gedichtfragment „Camoens im Exil“ und das epischen Fragment „Camoens Jugendliebe“.

66 HORN 1843a. In die Sammlung „Gedichte“ unter dem Titel „Libussa“ aufgenommen.

67 KRAUS 1999: 371, 379.

-23- Umständen des Juniaufstandes in Prag 1848 als Horn mit der Trautenauer Garde Richtung Prag aufbrach. Er korrigiert darin die gängige Darstellung, dass Horn den Aufstand in Prag unterstützen wollte. Vielmehr folgte Horn und auch die anderen einem Rundschreiben, in dem es hieß, dass Studenten und Arbeiter die Teile der deutschen Bevölkerung in Prag angegriffen hätten. Der Marsch endete in Gitschin mit einem Fiasko (BOUZA 1990).

Der erste Artikel von Jaromír Loužil ist der tschechischen Übersetzung von Uffo Horns Erzählung „Der Paschhampel“ angeschlossen und ist seiner politischen Tätigkeit gewidmet (LOUŽIL 1959). In seinem zweiten Beitrag beschäftigte sich Loužil näher mit dem Drama „König Otakar“ (LOUŽIL 1969). Er analysierte darin die erste (1845) und die vierten (1859) Ausgabe des Drama. Loužil setzte die Veränderungen der vierten Ausgabe mit der Entwicklung von Horns politischen Ansichten nach dem Jahr 1848 in Verbindung (mehr dazu im Kapitel 8.).

3.8. Ludvík Václavek Horn nahm nach Václavek eine wichtige Stellung sowohl im böhmischen als auch im mitteleuropäischen Kontext ein. Von seinen Werken schätzt er „König Otakar“ und die Sammlung „Gedichte“. Horn habe in seinem Drama einerseits Otakar verherrlicht und die Rolle der böhmischen Länder in der mitteleuropäischen Geschichte beschrieben, anderseits stelle das Werk eine literarische und politische Polemik mit Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ dar (VÁCLAVEK 2000: 282). Wortschatz und Stil der Sammlung „Gedichte“ seien durch die zeitgemäßen Tendenzen in der Literatur gekennzeichnet, die das Epigonentum der klassischen Poesie mit der romantischen Empfindsamkeit verbänden (VÁCLAVEK 2000: 284). Von den thematisch differenten Gedichten akzentuiert Václavek solche, die den Freiheitskämpfen und den verfolgten Revolutionären gewidmet sind wie „Der Flüchtling“, „Spartacus“ oder das epische Gedicht „Der Bauernkrieg“.68 Das Gedicht „Retro!“69 sei nach Václavek der Höhepunkt von Horns politischer Dichtung (VÁCLAVEK 2000: 284-286).

3.9. Zusammenfassung Im biographischen Bereich sind alle Beiträge weitgehend identisch, da sie womöglich von Hansgirg, Mikovec und vom „Biographischen Lexikon“ ausgegangen sind. Unterschiede kommen in der Wertung von Uffo Horns Wirkung während des Jahren 1848 vor, weniger

68 HORN 1902b: 8 -10, 189 -194, 232 -268.

69 HORN 1902b: 96 -100.

-24- dagegen in der Beurteilung seines Werkes. Was Horns Engagement im Jahr 1848 betrifft, sind Hansgirg, Wurzbach und Jelinek ähnlicher Meinung. Sie beschreiben Horns Verhalten als Seitenwechsel von der tschechischen auf die deutsche Seite. Eine Ausnahme bildet der einseitige Artikel von Lindemayer, in dem der Autor behauptet, dass Horn seit jeher eine Aversion gegen Slaven hatte. Durch politische Umstände sind mehr oder weniger auch Abhandlungen beeinflusst, die während der kommunistischen Ära in der ehemaligen Tschechoslowakei entstanden sind, was aber sicherlich nicht ihre faktographische Qualität beeinträchtigt. Die Bedeutung des Werkes von Uffo Horn wurde, wenn wir den Beitrag von Mikovec nicht berücksichtigen, als durchschnittlich bewertet, die größte Bedeutung wird „König Otakar“ und der Dorfgeschichte „Der Bauernesel“ beigemessen.

-25- 4. UFFO HORNS WERK IM ÜBERBLICK Das literarische Wirken von Horn umfasst neben Lyrik, Erzählprosa und Theaterstücke auch kurze Aufsätze über österreichische Literatur und Beiträge über Schauspieler oder Schriftsteller. Horn publizierte oftmals in verschiedenen Periodika und Almanachen. Rein statistisch gesehen, hat er zu Lebzeiten elf selbständige Titel herausgebracht, von denen „König Otakar“ mit vier Auflagen am erfolgreichsten war. Dazu könnte man auch zwei anonym erschienene Pamphlete rechnen, von den gemutmaßt wird, dass ihr Autor Horn sei. Neben seinen Veröffentlichungen sind wenigstens zwei aufgeführte aber nicht abgedruckte Dramen zu nennen. Im Nachlass des Dichters befinden sich wohl dann Dutzende Dramenfragmente und drei vollendete Dramen. Darüber hinaus befinden sich da womöglich auch nicht publizierte Gedichte und Erzählprosa, bzw. ihre Fragmente.

4.1. Veröffentlichungen in Periodika Zuerst werden wir uns Uffo Horns Publikationstätigkeit in Zeitungen und Almanachen widmen, weil er sich nicht nur in einer breiten Anzahl von Periodika präsentierte, sondern da er oftmals darin erstveröffentlichte Prosaarbeiten und Lyrik in seine Sammlungen übernommen hat. Periodika, in denen Horn mindestens einmal publizierte, sind größtenteils im Lexikon „Die deutschen Literatur–Zeitschriften 1815-1850“ enthalten (ESTERMANN 1991). Konkrete Angaben über Menge und Art der Beiträge sind in diesem Lexikon nicht vorhanden, so kann es nur als Vorstellungsbasis dienen. Wir stellen insgesamt achtundzwanzig verschiedene Titel aus Deutschland und Teilen der österreichischen Monarchie fest, in denen Horn als Autor figurierte und drei, in denen er als Mitglied der Redaktion tätig war (vgl. Beilage 8b). Als Redakteur hatte Horn keine glückliche Hand, denn keiner seiner Zeitschriften hat länger als ein Jahr existiert (vgl. Beilage 8c). Horn war in wenigstens sechs böhmischen Periodika präsent. Am häufigsten schrieb er für »Libussa« und »Ost und West« (vgl. Beilage 9).

4.2. »Humorist«, »Die Grenzboten«, »Telegraph für Deutschland« In der Literatur wird meistens über Erstveröffentlichungen seiner Erzählungen und Gedichte berichtet. Stefan Hock behauptet in seinem Aufsatz „Vormärzliche Pamphlete“, dass Horn in Saphirs »Humorist« (Nr. 126-161) Aufsätze über seine Wanderungen durch Österreich abdrucken ließ (HOCK 1907: 134), diese stellten dann einen Teil des Pamphlets „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ dar (vgl. 5.3.). Wurzbach berichtet über Horns Veröffentlichungen in »Die Grenzboten«, zu denen angeblich die Erzählungen „Der unglückliche Hofmeister“ und

-26- „Der Paschhampel“ gehört haben,70 die nachher in die Sammlung „Böhmische Dörfer“ aufgenommen wurden. Über Horns Beiträge für »Telegraph für Deutschland« erfahren wir aus dem Aufsatz von Richard Werner (WERNER 1912: 11). Werner behauptet, dass Horn bereits in der fünften Novembernummer 1839 (Nr. 180) einen polemischen Aufsatz gegen Saphir publizierte. In der Nr. 192 hätten dann Kritiken und auch kurze Notizen für die Rubrik „Kleine Chronik“ gefolgt, in denen Horn besonders österreichische Verhältnisse reflektiert habe. Seit Februar 1840 sind dann in »Telegraph für Deutschland« keine Beiträge mehr unter dem Namen Uffo Horn erschienen. Werner vermutet, dass Horn seine weiteren Aufsätze mit dem Pseudonym Calasantius unterzeichnete (vgl. 5.2.1.).

4.3. Beiträge in böhmischer Periodika 4.3.1. »Bohemia« Mit der »Bohemia« ist höchst wahrscheinlich die erste Veröffentlichung von Uffo Horn verbunden. Der achtzehnjährige Horn druckte am 26.7. 1835 auf der Titelseite dieser Zeitung das Gedicht „Aufruf an Böhmens edle Frauen“ ab (HORN 1835a), und schloss sich damit dem Appell der berühmten Prager Schauspielerin Margarethe Binder „An die Frauen Böhmens“ an (BINDER 1835). Im selben Jahr folgte am 20. Oktober das Gedicht „Das Kaiserwort“ (HORN 1835b). Im Jahr 1843 schrieb Horn für diese Zeitung eine Erinnerung an den verstorbenen Schauspieler Karl Seydelmann (HORN 1843c).71 Erst vier Jahre später, in der sechsundvierzigsten Nummer, kommt ein weiteres Gedicht von Horn vor, es ist die Ballade „Die Witwe des Rajah“ (HORN 1844c).

4.3.2. »Camellien« Der fast vergessene Almanach »Camellien« wurde in den Jahren 1840-1842 herausgebracht. In den zwei Jahrgängen sind Beiträge wichtiger deutschböhmischer Dichter der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu finden wie z.B. von: August Ludwig Frankl,72 K. E. Ebert, W. A. Gerle, I.

70 »Die Grenzboten« 14, 15, 28, 29 (WURZBACH 1903: 230).

71 Seydelmann, Karl (*24.4. 1793 Glatz - †17.4. 1843 Berlin), Schauspieler. Kam über Breslau, Graz und Olmütz (heute Olomouc) 1820 nach Prag, wo er sich zum Charakterschauspieler entwickelte. Nachher wirkte er in Kassel (1822-28), Darmstadt (1828/29), Stuttgart (1829/37) und dann bis zu seinem Tod am Berliner Hoftheater. Er habe seine Rollen mit vollendeter Beherrschung der schauspielerischen Mittel gestaltet (BROCKHAUS Bd.17: 334).

72 Frankl, Ludwig August, Ritter von Hochwart seit [1876] (*3.2. 1810 Chrást/Böhmen - †12.3. 1894 Wien), Lyriker und Epiker. Gehört zu wichtigen Wiener Vormärzpublizisten. Herausgeber der

-27- Kuranda oder A. Meißner. In »Camellien« präsentierte sich Horn mit dem Zyklus „Lieder eines Blinden“ (HORN 1841c), der ein Jahr später separat erschienen ist (HORN 1842a) und der auch 1847 in seine einzige Gedichtsammlung aufgenommen wurde. Außerdem veröffentlichte er im ersten Jahrgang die Gedichte „Kleine Lider“ und „Stammbuchblatt“, im zweiten das Gedicht „Der Waller“ vor.73

4.3.3. »Libussa« Mit der deutschböhmischen Literatur sind zwei Almanache »Libussa« verbunden. Den ersten hat in Prag Joseph Meinert74 gegründet und gab ihn von 1802 bis 1804 heraus. Den jüngeren und für unser Thema bedeutenden, brachte zwischen den Jahren 1842 und 1860 ebenfalls in Prag P. A. Klar heraus. Seine »Libussa« bestand aus zwei Teilen. Im ersten, größeren, befinden sich vornehmlich Prosa und Gedichte deutschböhmischer Autoren. Übertragungen waren in diesem Almanach selten vertreten, dennoch ist in »Libussa« 1844 die erste Übersetzung von Karel Hynek Máchas „Máj“ von Siegfried Kapper erschienen.75 Im zweiten Teil, benannt als „Vaterländische Blätter“, nahm Klar Artikel über verschiedene Persönlichkeiten Böhmens, Baudenkmäler oder Studien aus der Geschichte der böhmischen Ländern auf. Die Liste der Mitarbeiter ist lang und umfasst solche Namen wie: Joseph Bayer, K. E. Ebert, K. Hansgirg, M. Hartmann, S. Kapper, A. Meißner, David Mendel, V. A. Svoboda und Johann Gabriel Seidel,

liberalen Zeitschrift »Sonntagsblätter« (1842-1848). War u.a. mit N. Lenau oder A. Grün befreundet und verkehrte im Salon von Karoline Pichler. Werk: Balladensammlung „Das Habsburglied“ (1832), historische Epen „Christophoro Colombo“ (1836), „Don Juan de “ (1846). Weitere Einzelheiten und weiterführende Literatur in KILLY ET ALII Bd. 3: 497-498.

73 HORN 1840a, 1840b, 1841b.

74 Meinert, Joseph Georg (*22.2. 1775 Leitzmeritz/Litoměřice - †17.5. 1844 Partschendorf/ Bartošovice), Philosoph, Historiker und Sammler von Volksliedern. Werke: „Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens“ (1817), „Rede über das Interesse der Aesthetik, Pädagogik, Geschichte der Gelahrtheit und Filosophie …“ (1807). Herausgeber u.a. von »Libussa« (1801-1802) und »Der böhmische Wandersmann« (KILLY ET ALII Bd. 8: 62).

75 Kapper, Siegfried (*21.3. 1821 Prag - †7.6. 1879 Pisa, Italien), Dichter und Übersetzer. Schrieb sowohl Deutsch wie auch Tschechisch. Befreundet u.a. mit Vuk Karadžić. Studierte südslavische Poesie und tschechische Literatur. Übersetzte ins Deutsche u.a. K. H. Mácha, F. L. Čelakovský und B. Jablonský. Publizierte auch in »Libussa«, »Ost und West« »Sonntagsblätter« oder in »Květy«, »Lumír«, »Světozor« oder »Osvěta« (MUKAŘOVSKÝ ET ALII Bd. 2: 619).

-28- und der zu wichtigen Vertretern der literarischen Vormärzpublizistik in Wien gehörte.76 Natürlich fehlen nicht P. A. Klar und seine Frau, die unter dem Pseudonym Karoline Hell schrieb. Uffo Horn hat in allen Jahrgängen, mit Ausnahme des Almanachs für das Jahr 1859, mindestens einen Beitrag abgedruckt (vgl. Beilage 9c). Meistens waren es Gedichte (achtunddreißig), seltener Erzählprosa (fünf). Dazu kamen noch: Das Vorspiel zu „König Ottokar“, das in »Libussa« 1844 unter dem Titel „Die drei Fürsten“ erschienen ist, „Tagebuch aus Norddeutschland“, ein Beitrag über die Heilquelle „Johannisbrunn“77 und der literarhistorische Aufsatz „Drei Schälke“.78

Drei seiner fünf Novellen sind in einer der drei Sammlungen zu finden. „Das Bad im Gebirge“ wurde zuerst in der Sammlung „Böhmische Dörfer“ und erst dann in »Libussa« publiziert (HORN 1848b). „Der Einsiedler aus Skalitz“79 wurde unter dem Titel „1756 Der Eremit von Skalitz“ in die Sammlung „Aus drei Jahrhunderten“ aufgenommen. Und „Gellert in Karlsbade“ aus »Libussa« 1851 hat Horn in „Bunte Kiesel“ veröffentlicht. Die Novellen „Der Rabbi von Prag“80 aus »Libussa« 1842, die Horn unter dem Namen Theresie M. abdrucken ließ und „Die ungarische Kriminalgeschichte“,81 nahm er in keine der Prosasammlungen auf.

76 Seidl, Johann Gabriel (*21.6. 1804 Wien - †18.7. 1875 Wien), Lyriker, Erzähler, Dramatiker, Archäologe. Befreundet z.B. mit N. Lenau, F. Halm oder K. Herloßsohn. Seit der Studienzeit veröffentlichte er lyrische, novellistische und dramatische Beiträge sowie Rezensionen in zahlreicher Periodika, Herausgeber des Taschenbuchs »Aurora« (1828-1858). Beliebt war hauptsächlich seine Lyrik. Werk u.a.: „Dichtungen“ (1826-1828), „Bifolien“ (1836). Weitere Einzelheiten und Literatur in KILLY ET ALII Bd. 10: 504.

77 Johannisbad (auch Johannisbrunn) heute Janské Lázně (PROFOUS 1949: 489).

78 HORN 1844a, 1842b, 1853, 1855b.

79 HORN 1849d.

80 Nach einer Anmerkung von Uffo Horn, die in der „Gesammelten Werke“ abgedruckt wurde, sei die „Der Rabbi von Prag“ in einer völlig umgearbeiteten Fassung im Band „Aus drei Jahrhunderten“ unter dem Titel „Der Brandstifter“ erschienen (HORN 1911) [Vorsatz, nicht paginiert]. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die beiden Novellen total unterschiedlich sind (vgl. 7.3.1.).

81 HORN 1851b, THERESIE M. 1842, HORN 1847c.

-29- In die Sammlung „Gedichte“ nahm Horn folgende Gedichte auf: Aus dem ersten Jahrgang „Prolog“,82 aus dem zweiten „Libussa’s Liebe“,83 dessen Titel in der Sammlung zu „Libussa“ verkürzt wurde. Dann die Ballade „Der Bauernherzog“ (HORN 1844b) und alle Gedichte aus »Libussa« 1845: „Venedig“, „Waldfreude“, „Das Erkennen“, „Spartacus“.84 Weiter nahm Horn in seine Sammlung „Am Ohio“85, dessen Titel Horn für den Gedichtband auf „Im Urwald“ veränderte und „Am Comersee“ (HORN 1847c) auf.

In »Libussa« 1856 ist auch Horns einzige nachgewiesene und herausgegebene Übertragung erschienen, es handelt sich um das französische Lied „Le beau Dunois“, das man auch nach der ersten Zeile „Partant pour la Syrie“ nannte. Horn hat seine Übersetzung unter dem Titel „Der schöne Dunois“ veröffentlicht (HORN 1856b). Worte des Liedes schrieb ein gewisser Comte Alexandre de Laborde (1774-1842), Musik stammt angeblich von der Königin Hortense. Das Lied hätten dann während der Restauration Bonapartisten gesungen, während des Zweiten Kaiserreichs wurde es zum Nationallied (BROCKHAUS Bd. 14: 199). In der selben Almanachnummer finden wir auch Albert P. Kélers86 Vertonung von Horns „Wanderlied“ (HORN 1856a), das schon zwei Jahre zuvor in »Libussa« abgedruckt wurde.

In »Libussa« hat Horn darüber hinaus zwei Fragmente publiziert. Im Jahr 1842 war es „Die Rose von Saron“ (HORN 1842d). Nach einer Anmerkung des Herausgebers handelte es sich um den ersten von insgesamt sechs geplanten Gesängen, die Horn bis zum Ende des Jahres 1842 fertigschreiben sollte. Dies ist allem Anschein nach nicht geschehen, es sei den, dass Horn die übrigen Gesänge in einem anderen (nichtböhmischen) Periodikum abdrucken ließ, was aber in Anbetracht der intensiven Zusammenarbeit mit »Libussa« eher ausgeschlossen ist. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sich die übrigen Gesäge oder ihre Fragmente in seinem Nachlass

82 HORN 1842b. Nicht mit dem gleichnamigen Gedicht aus dem Almanach 1849 verwechseln, das nach der Anmerkung des Herausgebers auf der Sophieninsel am 11. April 1848 während einer Veranstaltung vorgetragen wurde, die zu Gunsten der Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde statt fand (HORN 1849a).

83 HORN 1843a.

84 HORN 1845b 1845c, 1845d, 1845e.

85 HORN 1846b.

86 Wohl: Kéler, Béla/Adalbert von Keler (*13. 2. 1820 in Bartfeld/Bártfa, heute Bardějov - †20./21.11. 1882 Wiesbaden), Komponierte Tänze, Märsche, Konzertouvertüren. Seine Kompositionen mit Magyarismen setzten sich durch und wurden populär (MGG 2001 Bd. 07: 805-806).

-30- befinden. Das zweite Fragment „Der Abschied“ trägt den Untertitel: Ein Fragment aus dem Gedichte „Die Jugendliebe des Camoens“ (HORN 1854b).

4.3.4. »Der Novellist« Die Zeitung »Der Novellist« gründete Johann Umlauft in Prag. Sie veröffentlichte Lyrik, Novellen, Reiseskizzen, kurze biographische Portraits aber auch Feuilletons und Beiträge zur Kulturgeschichte. Das Periodikum bestand knapp ein Jahr.87 Horn präsentierte sich darin mit einer kurzen Erzählung „Die Tänzerin“ (HORN 1838b) und mit einem bündigen Aufsatz zur österreichischen Literatur, benannt als „Literarischer Horizont von 1837“ (HORN 1838a). Darüber hinaus waren es sechs kurze Gedichte unter dem Titel „Lieder“ (HORN 1838c) und ein Aufsatz über den österreichischen Dichter und Politiker Adolf Ritter von Tschabuschnigg88 (HORN 1838d). Außer Horn haben in dieser Zeitung Dichter wie K. E. Ebert, L. A. Frankl, W. A. Gerle, M. Hartmann oder I. Kuranda publiziert.

4.3.5. »Ost und West« Die liberale Zeitung »Ost und West« hatte eine besondere Stellung unter den böhmischen Periodika inne. Ihr erklärtes Ziel war es nämlich, eine literarische Vermittlung zwischen dem slawischen Osten und Deutschland zu stiften (1. Nr. vom 1.7. 1837). Ihr Herausgeber war Rudolph Glaser.89 Neben den Beiträgen der deutschböhmischen Autoren (z.B. K. E. Ebert, A. L. Frankl, M. Hartmann, S. Kapper, I. Kuranda, A. Meißner), waren darin auch tschechische und slowakische Dichter wie K. H. Mácha, K. Sabina oder J. Kollár vertreten. Einen wichtigen Teil bildeten auch Übertragungen aus der russischen, polnischen, serbischen und

87 Nach dem Lexikon „Die deutschen Literatur–Zeitschriften 1815-1850“ ist diese Zeitschrift nur im Jahr 1838 nachgewiesen (ESTERMANN Bd. 6: 446-447) und auch in der Bibliothek des Nationalmuseums in Prag gibt es diesen einzigen Jahrgang.

88 Tschabuschnigg, Adolf (Ignaz) Ritter von, auch: A. V. T. Süd (*20.7. 1809 Klagenfurt - †1.11. 1877 Wien), Erzähler, Lyriker, Politiker. 1835 trat er in den Staatsdienst, ab 1859 war er als Hofrat beim Obersten Gerichtshof tätig. Während der Revolution von 1848 gehörte er zu den tatkräftigen Reformern. 1870/71 war er Justizminister im Kabinett Potocki. In seinen Werken bearbeitete er hauptsächlich soziale Fragen wie z.B. in den Romanen „Die Industriellen“ oder „Sünder und Toren“ (KILLY ET ALII Bd. 11: 431).

89 Glaser, Rudolf (*14.6. 1801 - † 14.8. 1868), Skriptor der Prager Universitätsbibliothek, Gründer und Herausgeber »Ost und West« (1837-48), Korrespondent für die Augsburger »Allgemeine Zeitung« (KOSCH ET ALII Bd. 6: 372).

-31- tschechischen90 Literatur, mit besonderer Vorliebe für die Volkspoesie. Überdies informierte »Ost und West« über literarische Erscheinungen und druckte Literatur- und Theaterkritiken ab.

Horn hat für »Ost und West« relativ wenige Beiträge geliefert. Zum ersten Mal am 7. Februar 1838 und zuletzt am 11. September 1847. Insgesamt waren es neun Gedichte und ein Aufsatz (vgl. Beilage 9e). Einige von diesen Gedichten hat Horn auch in seine Gedichtsammlung aufgenommen, es waren: „Der Gondolier“, „Das Auge“, „Scheibenspruch“ und „Vom treuen König“.91 Nach einer Anmerkung des Redakteurs, war das letztgenannte Gedicht in »Ost und West« als Probe aus der vorbereiteten Sammlung abgedruckt. „Das Auge“ ist in dem Gedichtband unter dem Titel „Ein Auge“, ohne die zwei letzten Strophen und ohne den Untertitel „An M **“ erschienen.

4.3.6. Sonstige Periodika Die Zeitung »Panorama«92 orientierte sich zuerst an politisch-geographischen Artikeln aus aller Welt. Nach einiger Zeit setzten sich darin literarische Beiträge durch. Von Horn ist darin lediglich eine kurze Prosa unter dem Titel „Ein Liebeshandel in Algier“ erschienen (HORN 1847g). Zu Horns Veröffentlichungen in böhmischen Periodika gehört auch sein Artikel vom 5. April 1848 für »Constitutionelles Blatt aus Böhmen«, in dem er sich zu politischen Fragen des Jahres 1848 äußerte (KLÍMA 1994: 17).

4.4. Einzelne Publikationen Neben den zahlreichen Veröffentlichungen in allerlei Periodika hat Horn elf verschiedene Bücher veröffentlicht.93 (1) Im Jahr 1838 gab der Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg

90 In den ersten Nummern als „böhmische“ Literatur, später dann als „tschechische und letztendlich als „čechische“ Literatur bezeichnet.

91 HORN 1838e, 1841a, 1847d, 1847e.

92 Dieses Periodikum hat mehrmals seinen Namen gewechselt: 1834-1836 »Das wohlfeilste Panorama des Universums«, 1837-1846 »Panorama des Universums«, 1847-1849 »Panorama«, 1851 »Der Hausfreund« (ESTERMANN Bd. 5.: 493 ff.). Da in der Nationalbibliothek Prag (ebenfalls im Nationalmuseum) die Jg. 1841, 1842 und 1843 nicht vorhanden sind, konnte eine eventuelle Beteiligung von Horn an dieser Zeitschrift nicht vollständig überprüft werden.

93 Vier Bücher standen mir nicht zur Verfügung, ihre Angaben habe ich aus verschiedenen Quellen übernommen. Es handelt sich um folgende Titel: „Camoens im Exil“, „Von Idstedt bis zum Ende“, „Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen“, „Die Wiedereinführung der Jesuiten in Böhmen“. Liste aller Horns Bücher in: Beilage 7a.

-32- sein erstes Buch heraus. Es handelte sich um einen offenen Brief an Karl Gutzkow der den Titel „Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen mit besonderer Hindeutung auf sein neuestes Werk Savonarola“ trug.94 (2) Im folgenden Jahr ließ Horn in Wien das epische Gedicht „Camoens im Exil“ abdrucken. (3) Der Zyklus „Lieder eines Blinden“, der zuerst in »Camellien« publiziert wurde, kam als selbständiges Buch 1842 in Prag heraus (HORN 1842a). (4) Fünf Jahre später erschien in Leipzig bei Friedrich Ludwig Herbig die einzige Gedichtsammlung von Uffo Horn unter dem schlichten Titel „Gedichte“ (vgl. Beilage 8a), die den zweiten Band der „Gesammelten Werke“ von Horn bildet (HORN 1902b). Ein Reprint der Ausgabe von 1847 kam überraschenderweise in den Jahren 2001 und 2006 in Amerika heraus (HORN 2006).95

(5) Im selben Jahr hat Herbig auch Horns erste Novellensammlung „Böhmische Dörfer“ verlegt (HORN 1847). Der Autor widmete sie, wie es auf dem Vorsatzblatt steht, seinem Jugendfreund Ignaz Kuranda. Eine zweite Auflage wurde schon drei Jahre später gedruckt (vgl. Beilage 8a). Horn nahm in seinem ersten Erzählband insgesamt sechs Erzählungen auf: „Das Bad im Gebirge“, „Der Bauernesel“,96 „Der unglückliche Hofmeister“, „Der Paschhampel“, „Gevatter Schwanda“ und „Die beiden Studenten“. (6) Die zweite Novellensammlung „Aus drei Jahrhunderten. 1690, 1756, 1844“ ist 1851 bei Costenoble in Leipzig erschienen, der auch die zweite Auflage von 1852 vorbereitete (vgl. Beilage 7a). Sie soll insgesamt drei Novellen beinhalten, davon sind in dem Exemplar der Nationalbibliothek in Prag nur zwei vorhanden: „1690 Der Brandstifter“ und „1756 Der Eremit von Skalitz“. (7) Den letzten Erzählband „Bunte Kiesel“ veröffentlichte Horn ein Jahr vor seinem Tod (1859) bei Kober in Prag (vgl. Beilage 7a), seine zweite Auflage kam vier Jahre später heraus (HORN 1863). Das Buch besteht aus fünf verschiedenartige Novellen: „Gellert im Karlsbade“, „Johannisbrunn“, „Die Mühltraud“, „Die schöne Insel“ und „Auch noch heute“.

Horn gab lediglich zwei Theaterstücke heraus. (8) Zuerst war es „König Otakar“, der in beachtlichen vier Auflagen erschien. Die erste kam 1845 heraus, die zweite folgte schon 1846 (HORN 1846a) und die dritte 1850 (vgl. Beilage 7a). Für die vierte Auflage aus dem Jahr 1859

94 BIOLEX 1863: 295, WURZBACH 1903: 215.

95 www.books.google.de/books und www.elibron.com/english/other/ [Stand zum 15.9. 2007].

96 Nach Langer wurde diese Novelle auch 1890 in Wien selbständig als „Roman“ im Verlag des politischen Volksblattes „Der g’rade Michel“ abgedruckt (LANGER 1905: VI).

-33- hat Horn mehrere Veränderungen am Text unternommen. (9) Das zweite publizierte Theaterstück war das Lustspiel „Sie muß einen Mann haben“ (HORN 1857b).

Damit die Liste der Buchausgaben von Uffo Horn vollständig ist, sind noch zwei Titel zu erwähnen. (10) Dem „Biographischen Lexikon“ nach sei 1850 in Leipzig das Buch „Die Wiedereinführung der Jesuiten in Böhmen“ herausgegeben worden. (11) Ein Jahr später hat dann Hoffmann und Campe „Von Idstedt bis zum Ende“ verlegt, in dem Horn seine Kriegserfahrungen aus dem deutsch-dänischen Krieg geschildert haben soll.97

Zu Uffo Horns Werken gehören teilweise auch zwei aufgeführte Lustspiele, die er gemeinsam mit W. A. Gerle verfasste. Das erste war „Die Vormundschaft“, das 1836 den Cotta–Preis erhielt und das angeblich im selben Jahr in der „Allgemeinen Theaterrevue“ in Stuttgart publiziert wurde (vgl. Beilage 7a). Das zweite Lustspiel hieß „Der Naturmensch“ und blieb unabgedruckt. Horn werden oft auch zwei anonym erschienene Pamphlete zugeschrieben: „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ (ANONYM s.d.)98 und „Oestreich. Städte, Länder, Personen und Zustände“ (ANONYM 1842).

4.5. Gesammelte Werke Mit der Herausgabe der „Gesammelten Werke“ hat 1902 Eduard Langer begonnen. Sie wurden als Sonderabdruck der Vierteljahresschrift „Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen“ veröffentlicht, die er damals geleitet hat. Jeder der Bände bestand aus vier oder fünf Teilbänden, die nacheinander erschienen sind. Langer behauptete, dass er Text und Anordnung der Originalausgaben beibehalten habe. Die „Gesammelten Werke“ sind unvollständig geblieben. Bis in das Jahr 1911 brachte der Verleger die Sammlung „Gedichte“ (HORN 1902b) und alle drei Novellensammlungen heraus: „Bunte Kiesel“ (HORN 1902a), „Böhmische Dörfer“ (HORN 1905, 1907) und „Aus drei Jahrhunderten 1690. 1756. 1844“ (HORN 1911).

97 Dazu vgl. BIOLEX 1863: 295 und HANSGIRG 1877: 243-244.

98 Dieses Pamphlet wurde auch 1912 in „Der Oesterreichische Parnass, verspottet in Wort und Bild“ abgedruckt (WERNER 1912).

-34- 4.6. Werke die ins Tschechische übersetzt wurden Es handelt sich um zwei Novellen bzw. Dorfgeschichten „Der Paschhampel“ und „Der Bauernesel“, die beide aus dem Band „Böhmische Dörfer“ kommen. Die erste Dorfgeschichte hat 1859 František Teršl und die zweite 1975 Erik Bouza übersetzt.99

4.7. Inedita und Fragmente In der Literatur ist im Zusammenhang mit Horns nichtveröffentlichten Werken sowohl von Gedichtsammlungen wie auch von Theaterstücken die Rede. Hansgirg erwähnt zwei Gedichtsammlungen: Eine Sammlung der Naturlyrik „Bilder der Heimat“, die angeblich während Horns Gymnasialzeit in Prag entstanden ist und durch die Trautenauer Umgebung inspiriert worden sei. Zwischen den Jahren 1835/1836 habe Horn dann die Sammlung der Liebeslyrik „Bekenntnisse“ geschrieben.100 Von den nicht publizierten dramatischen Werken sind an erster Stelle „Horimir“ und „Molière“ zu nennen, die zwar aufgeführt aber nicht herausgebracht wurden und deren Bruchstücke sich angeblich im Nachlass befinden. Neben weiteren Fragmenten sollen dort auch drei fertiggeschriebene Theaterstücke sein, die weder inszeniert noch abgedruckt wurden. Es handelt sich um: „Der Rabbi von Prag“, „Catharina von Attande“ und „Rizio“.

99 HORN 1959, 1975.

100 HANSGIRG 1877: 70-73, 77.

-35- 5. ANONYMA Mit dem Namen Uffo Horn verbindet man zwei anonym erschienene Schriften. Am häufigsten wird in der Literatur das Pamphlet „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ erwähnt (ANONYM s.d.). Die meisten Autoren wie Hans Hahnl, S. Hock, J. Loužil, L. Václavek, W. v Wurzbach wie auch die Literaturlexika „Das biographische Lexikon“, „Killy“ und „Kosch“101 halten Horn für den Verfasser dieses Pamphlets. Diese weitverbreitete Behauptung hat in seinem Aufsatz Richard Maria Werner relativiert (WERNER 1912). Es gibt aber auch Quellen, die in ihren Beiträgen über Uffo Horn den „Österreichischen Parnass“ nicht erwähnen. Es handelt sich um die Aufsätze von Hansgirg,102 Mikovec und um das Lemma in „Ottův slovník naučný“.103 Das zweite Pamphlet „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ (ANONYM 1842) wird nur bei S. Hock und in „Killy“ genannt.

5.1. „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ Der „Österreichische Parnass“ ist ohne Angabe des Jahres und unter einem fiktiven Verleger namens Frey-Sing, bei Athanasius & Comp. erschienen. Das Pamphlet brachte höchstwahrscheinlich um das Jahr 1840 der Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg heraus. In der Literatur wird das Jahr, in dem dieses Pamphlet erschienen sein sollte, zwischen 1838 und 1842 angegeben. Nach dem „Biographischen Lexikon“ ist das Pamphlet um das Jahr 1838, nach „Killy“ um 1840 erschienen. Werner gibt die Jahre 1840/1841 und Hock das Jahr 1842 an. Eine zweite Auflage kam, neben anderen literarischen Pamphleten aus dem deutsch- österreichischen Gebiet des 18. und 19. Jahrhunderts, in der bibliophilen Ausgabe „Der Oesterreichische Parnass, verspottet in Wort und Bild“ heraus (vgl. Beilage 7), die von einer Studie zu dieser Problematik von Richard Maria Werner begleitet ist (WERNER 1912).

Das Buch umfasst kurze, stichwortartig verfasste Portraits verschiedener männlicher wie weiblicher Persönlichkeiten. Die meisten Personen sind zwischen den 70er Jahren des 18.

101 HAHNL 1984: 77 ff., HOCK 1907, LOUŽIL 1959: 62, VÁCLAVEK 2000: 280, WURZBACH 1903: 216, BIOLEX 1863: 295-296, KILLY ET ALII Bd. 5: 469, KOSCH ET ALII Bd 8.: 128.

102 Hansgirg spricht über gewisse Brochüren, die bei Hoffmann und Campe erschienen sind, nennt aber nicht ihre Titel: Die Paar Brochüren, welche bei Kampe erschienen, zählen nicht in Beziehung zu dem Talente Horn’s das sehr großartiger Conceptionen fähig ist … (HANSGIRG 1849: 404).

103 HANSGIRG 1849, 1877, F. M.1860, OTTO Bd. 11: 588.

-36- Jahrhunderts und dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts geboren. Es handelt sich größtenteils um Schriftsteller und Journalisten, aber auch um Professoren und Studenten. Die Namen und Geburtsjahrsangaben werden nicht konsequent vollständig angegeben, manchmal erscheinen auch Fehler.104

In der Auswahl der Personen ist kein System zu erkennen. Allem Anschein nach handelt es sich um Personen aus dem unmittelbarem Umkreis des Verfassers, oder Persönlichkeiten, die im Mittelpunkt seines Interesses standen. Dieser Umstand mag auch die Länge und Ausführlichkeit der jeweiligen Portraits beeinflusst haben. Der Verfasser schont die Betroffenen keinesfalls, die Darstellung reicht von Humor und Ironie bis hin zur scharfen Karikatur. Die Skizzen werden oft mit charakteristischen physiognomischen Merkmalen der jeweiligen Person eröffnet. Dann setzt man mit der Tätigkeit, spezifischen Leidenschaft oder einer anderen Auffälligkeit fort. Bei den Schriftstellern werden Werke erwähnt, denen oft eine Bewertung angeschlossen ist, die aber nicht immer negativ gezeichnet ist. Zu den schärfesten Karikaturen gehören die Portraits von M. Saphir (vgl. Beilage 5j) und I. Kuranda (vgl. Beilage 5g). Es fehlt auch nicht Kritik solcher Werke, die als pro-habsburgisch empfunden wurden, wie es bei Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ der Fall ist (vgl. Beilage 5e). Bei einigen Autoren wird auch eine vermutete Mitarbeit mit der Geheimpolizei erwähnt, wie beispielsweise bei Ernst Freiherr von Feuchtersleben (vgl. Beilage 5b).105 Von den positiven Darstellungen ist u.a. die von Nikolaus Lenau (vgl. Beilage 5i) zu nennen. Einer der Portraits ist auch Uffo Horn gewidmet (vgl. Beilage 5f).

5.2. Frage der Urheberschaft Nach S. Hock hat bereits M. Saphir in seinem »Humorist« (7.3. 1842) Horn als Verfasser des Pamphlets bezeichnet (HOCK 1907: 129). Diese Möglichkeit erwähnt auch das „Biographische

104 Wie: Frankel statt Frankl (ANONYM s.d.: 17), bei Uffo Horn steht das Geburtsjahr 1818 statt 1817 (ANONYM s.d.: 23). Zu den grammatischen und faktographischen Fehlern vgl. WERNER 1912: 18.

105 Feuchtersleben, Ernst (Maria Johann Karl) von (*29.4. 1806 Wien - †3.9. 1849 Wien), Lyriker, Literaturkritiker, Arzt und Pädagoge (KILLY ET ALII Bd. 3: 361-362).

-37- Lexikon“ und stützt sich dabei auf die Behauptung des Verlegers Campe, dem Max Waldau106 Horn als Autor der anonymen Schrift bestätigt haben sollte (BIOLEX 1863: 296).

Briefe aus dem Nachlass von A. L. Frankl, die Hock in seinem Beitrag zitiert, haben Einiges erklärt. In einem Brief vom 8.8. 1842 teilt I. Kuranda auf Frankls Anfrage mit (vgl. Beilage 3), dass Karl Gutzkow als Autor des Pamphlets Uffo Horn bezeichnet haben soll. Horn habe das Manuskript in Hamburg bei einem gewissen Schmida zurückgelassen, der das Geld für die Herausgabe bekommen habe (vgl. Beilage 3). Nachdem Frankl diesen Brief erhalten hatte, fuhr er nach Prag, wo er sich mit Horn traf. Er hat von Horn höchstwahrscheinlich eine persönliche Erklärung gefordert, da er sich durch sein Portrait im „Österreichischen Parnass“ beeinträchtigt fühlte (vgl. Beilage 5c). Auf dieses Treffen reagierte Horn mit dem Brief vom 25.8. 1842, in dem er Frankl versicherte, dass: Die mündlich gegebene Erklärung, daß ich am „Parnaß“ durchaus keinen selbständigen Anteil habe, wird dieser Tage in der „Allgemeinen Zeitung“ erscheinen,…107 (vgl. Beilage 4). Dies ist aber nach Hock nie geschehen. Horn distanzierte sich ferner in seinem Brief ausdrücklich vom Inhalt des Pamphletes und lehnte auch den Verdacht ab, dass er dessen Autor sei. Gleichzeitig lässt er aber zu, einen gewissen Anteil an der Entstehung gehabt zu haben, in dem er eine Liste der Autoren mit Werken erstellt habe. Horn behauptete, dass der eigentliche Autor ein gewisser Calosantius108 sei. Werner stellt in seinem Beitrag aber die Hypothese auf, dass Calosantius eben Uffo Horn sei (WERNER 1912: 11). Werner stützt sich dabei auf einige Artikel von „Calosantius“, die eine enge Vertrautheit des Autors mit dem Prager Studentenmilieu aufweisen. Konkrete Beweise hat er für seine Vermutung nicht.

Werner rechnet aber auch mit der Möglichkeit, dass hinter dem „Österreichischen Parnass“ noch eine andere Person stehen könnte. In diesem Zusammenhang erwähnt er den Musikkritiker

106 Waldau Max, eigentlich Richard Georg Spiller von Hauenschild (*24.3. 1822 [nach eigenen Angaben 25.3. 1825] Breslau - †20.1.1855 Tscheidt bei Bauerwitz/Oberschlesien), Erzähler, Lyriker, Kupferstecher. Werke u.a. „Nach der Natur. Lebende Bilder aus der Zeit“ (1847-48), „Aus der Junkerwelt“ (1850/51). Einzelheiten und weitere Literatur in KILLY ET ALII Bd. 12: 110.

107 Eine solche Erklärung sei nicht erschienen (WERNER 1912: 12).

108 Werner vermutet, dass der Pseudonym Calosantius nach dem Begründer des Piaristenordens Josef von Calasanza (*1556 Peralta de la Sal - †1648 Rom) gebildet wurde (WERNER 1907: 11).

-38- und Maler namens C. M. Groß,109 der seit 1841 unter dem Pseudonym Athanasius in der »Wiener Musik-Zeitung« Rezensionen und Gedichte veröffentlichte. Und gerade mit diesem Namen wurde auch das Vorwort im „Österreichischen Parnass“ unterzeichnet. Außerdem unterstützt Werner seinen Verdacht mit der Aussage eines Bibliothekars namens Dr. Michael Holzmann, der bestimmt ausgesprochen hätte, daß C. M. Groß in einer Weinlaune das Heft geschrieben habe (WERNER 1912: 12).

Einerseits gibt es überlieferte Äußerungen von M. Waldau, K. Gutzkow und A. Lewald, die Uffo Horn als Autor bestimmen, anderseits ist aber ein Brief von Uffo Horn vorhanden, in dem er den Inhalt des Büchleins und seine Urheberschaft vehement ablehnt. Wäre Horn wirklich der alleinige Autor dieses Pamphlets gewesen, so ist es merkwürdig, dass er auch ihm nahestehende Personen, wie W. A. Gerle (vgl. Beilage 5d) oder I. Kuranda110 (vgl. Beilage 5g) sehr negativ und ironisch dargestellt hätte. In diesem Zusammenhang sind auch zahlreiche faktographische und grammatische Fehler zu vermerken, die nicht als Absicht des Autors zu bewerten sind. Horn würde sicherlich ein Manuskript mit so vielen Fehlern nicht drucken. Dazu ist auch eine nicht gerade positive Darstellung von Horn selbst mit einem falschen Geburtsjahr zu zählen (vgl. Beilage 5f). Die könnte man aber gerade als seine Absicht werten. Meiner Meinung nach können die erwähnten Äußerungen und Umstände die Frage der Autorschaft nicht eindeutig beantworten. Sie lassen zumindest Zweifel offen, dass Uffo Horn allein dieses Pamphlet verfasst hat und auch drucken ließ. Ich vermute, dass man auch andere Personen wie den bereits erwähnten C. M. Groß oder Schmida als mögliche Mitautoren oder Herausgeber in Betracht ziehen sollte (vgl. Beilage 3).

5.3. „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ Das zweite Pamphlet zu dem sich Uffo Horn in dem Brief an Frankl (vgl. Beilage 4) nicht bekennen wollte, ist 1842 anonym bei Hoffmann und Campe unter dem Titel „Oestreich. Städte, Länder, Personen“ erschienen (ANONYM 1842). Hock behauptet, dass es teilweise aus Artikeln zusammengesetzt ist, die Horn in Saphirs »Humoristen« (Nr. 127-161) veröffentlichte (HOCK 1907: 131). Deshalb sei seine Autorschaft ohne Zweifel. Horn lehnt die Autorschaft in diesem Falle nicht so resolut ab, aber er distanziert sich deutlich von diesem Buch. Es ist auch zu

109 Nach Werner hieß er Karl Maria oder Magnus Groß (*1802 Winar /Vinary in Mähren - †1868 Wien).

110 Uffo Horn lieferte Beiträge für seine Zeitschrift »Die Grenzboten« und widmete ihm das Buch „Böhmische Dörfer“ (HORN 1847).

-39- bemerken, dass dieses Pamphlet nicht so scharf formuliert ist. Der erste, größere Teil besteht aus Beschreibungen über die Wanderungen des Verfassers durch Österreich. Im zweiten Teil beschäftig sich der Autor mit dem Schulwesen in Österreich. Und im letzten Teil werden einigen Persönlichkeiten wie Metternich, Bernard Bolzano oder Friedrich von Ammerling kurze Portraits gewidmet. Die Stilisierung erreicht in keinem Fall die Schärfe des „Österreichischen Parnasses“, die Konzeption des Buches wirkt, wie selbst Horn schrieb, als Bruchstücke, die lose zusammengesetzt wurden (vgl. Beilage 4).

-40- 6. DAS LYRISCHE SCHAFFEN VON UFFO HORN Im Jahr 1847 veröffentlichte Horn seine erste und gleichzeitig letzte Lyriksammlung „Gedichte“. Es sind noch das separat erschienene Gedichtfragment „Camoens im Exil“(1839) und „Lieder eines Blinden“ (1842) zu erwähnen. Unzählige Gedichte sind in den deutschböhmischen Periodika erschienen. „Gedichte“ stellen eine repräsentative Auswahl von Uffo Horns Lyrik dar, die er bis in das Jahr 1847 verfasst hat. Das Buch umfasst insgesamt achtundfünfzig Gedichte, die in drei Teile aufgeteilt sind: „Vermischte Gedichte“, „Liedergarten“ und „Balladen und Romanzen“.111 Horn widmete diese Sammlung Karoline Klar, der Frau von P. A. Klar zu und schrieb für sie auch das erste Gedicht „Widmung“.112 In den Gedichten, die Horn in dieses Buch aus den böhmisch-mährischen Periodika aufnahm, wurden oft stilistische Änderungen vorgenommen, manchmal wählte Horn ein neues Titel, oder ließ einzelne Strophen weg. Schon die Aufteilung des Bandes zeigt Horn als einen Dichter der Biedermeierzeit. Den größten Teil der Sammlung machen Lieder bzw. Volkslieder, Balladen und Gelegenheitsgedichte aus.

Drei Lieder von Horn wurden auch vertont. Im Jahr 1850 hat der schwedische Komponist Norman Ludvig113 Musik zu „Such, die Blumen im Thal“ und 1856 Albert P. von Kéler zu „Wanderlied“ gemacht. Partitur des letztgenannten Liedes ist in »Libussa« erschienen (HORN 1856d). Zu „Der Gondolier“ komponierte Benedickt Randhartingen114 die Musik. Das „Wanderlied“ von Uffo Horn erscheint auch in einer Liederauswahl von Karl May, der dasselbe

111 HORN 1902b: 3-100, 103-125, 129-256.

112 HORN 1902b: XIII-XVI.

113 Ludvig, Norman (*28.8. 1831 - 28.3. 1855), schwedischer Komponist (BROCKHAUS Bd. 13: 275).

114 Randhartinger, Benedikt (*27.7. 1802 Ruprechtshofen/Niederösterreich - † 22.12 1893 Wien), Komponist. Schüler Salieris (bis 1825), Sekräter des Grafen Ludwig Széchényi (1825-1832), Tenorsänger in der Wiener Hofkapelle, seit 1830 Kapellmeister im Hofoperntheater. Schrieb, vom frühen Schubert beeinflusst, über 400 Lieder. Seine Kompositionen erheben sich nicht über das Mittelmaß (MGG 2001 Bd. 10: 1917). Zu Randhartingens Vertonung vgl. www.allegro.onb.ac.at/biblio/content_mp/200401/200-1.html. [Stand zum 10.10. 2007].

-41- Gedicht 1864 vertont haben soll.115 Inwieweit sich die Vertonungen von May und Kéler überschneiden ist für diese Arbeit nicht wesentlich.

Die meisten Verse weisen eine regelmäßige Struktur auf. Sie sind zumeist strophisch gegliedert, gereimt, mit wechselnder Kadenz und meistens mit steigendem, selten mit fallendem Versmaß. Von den Versreihen verwendete Horn häufig viertaktige Jamben und Trochäen, von den Versmaßen sind u.a. der Endecasillabo116 und seltener der Alexandriner zu finden.117 Als Strophenform ist am häufigsten die sog. Volksliedstrophe vertreten (ARNDT 1968: 220), selten erscheint die Stanze.118 Es kommen aber auch gemischte Strophenformen vor.

Wenn wir eine passende poetische Charakterisierung für Horns Gedichte suchen würden, können wir ohne Weiteres mit Friedrich Sengle behaupten, dass sich in seinen Liedern idyllische, beschreibende und melancholische Töne mischen und in den Balladen sentimentale und schaurige überwiegen (SENGLE 1972: 579, 593).119 Aufgrund der Stoffe, Motive und Themen, die Horn in seiner Lyrik bearbeitete, zählt er zu den Dichtern der Biedermeierzeit.

6.1. Etliche Motive, Stoffe und Themen in Horns Lyrik Im folgenden Text habe ich versucht jene poetische Strukturen (wie Stoffe, Motive und Themen) aufzuzählen, die für Horns Lyrik typisch sind, an mehreren Stellen halte ich mich an Bezeichnungen, die sich in F. Sengles Buch über die Biedermeierzeit (SENGLE 1972) und in den

115 Das Lied ist u.a. auf der CD „Karl May und die Musik“ im Internet erhältlich vgl. www.karl- may.de/index1.htm. [Stand zum 10.10. 2007]. Das Entstehungsjahr des Liedes ist auf der Seite der „International League of Antiquarian Booksellers“ bei der Beschreibung von Karl Mays Notenhandschriftfaksimilie zu finden vgl. www.ilab.org/db/book539_69255.html [Stand zum 10.10. 2007].

116 Wie: „Lieder eines Blinden“, „Auf dem Grossglockner“, „Der Emigrant“, „Lex Mosaica“, „Beim Abendleuten“ (HORN 1902b: 114-125, 17-18, 206-211,1858, 1856a).

117 Wie: „Am Commersee“ (HORN 1902b: 85-89).

118 Wie: „Seefahrt“, „Rose von Saron“ (HORN 1902b: 70-77, 1842d).

119 Eine genaue Trennung zwischen Ballade und Romanze der Biedermeierzeit ist kaum zu treffen (SENGLE 1972: 586 ff.). Der letzte Teil des Gedichtbandes bestätigt wie schwierig eine solche Gliederung ist. Meiner Meinung nach ist dessen Titel eher zeitbedingt. Er geht also nicht auf eine durchdachte Trennung zwischen der Ballade und Romanze.

-42- Wörterbüchern von E. Frenzel „Motive der Weltliteratur“ und „Stoffe der Weltliteratur“ (FRENZEL 1992, 2005) befinden.

6.1.1. Naturlyrik Die meisten Gedichte von Horn sind mit Motiven und Themen der Liebes- und Naturlyrik verbunden. Bei den Gedichten, die sich in den Bereich der Naturlyrik einordnen lassen, griff Horn mehrmals Motive, die für die Biedermeierzeit typischen sind. Das Gedicht „Im Urwald“ zeichnet z.B. eine Vorstellung der unberührten Natur (ein Urwald), in dem ein wildbeschäftigt Leben wuchert, der voll von Spechten, Tauben, Nachtigallen, Wölfen und Elentiere ist und der durch die menschliche Hand langsam entzaubert wird. Eine andere Dimension erhält der Wald bzw. die Natur im Gedicht „Waldfreude“.120 Sie stellt darin eine Alternative der Zivilisation dar, eine Möglichkeit aus der menschlichen Welt zu fliehen. Der Wald ist also ein Ort der Reflexion und erweckt Erinnerung und Sehnsucht nach der Kindheit, Wehmut über die verschwendete Jugend und den Wunsch noch einmal ein Kind zu sein. Die Natur steht in einigen Gedichten für Entspannung, Träume und Liebe wie z.B. in: „Was trauest du im stillen Thale?“ oder „Du bist mir gezogen“.121 Eine Huldigung und Bewunderung der Natur ist wohl auch in „Natura Poetica“ erkennbar (HORN 1902b: 43–45). Ihre Größe und ihr Edelmut wird am Fluge eines Aars geschildert.

Im Gedicht „Auf dem Grossglockner“ erscheint das in der Biedermeierzeit beliebte Hochgebirgsmotiv, das im breiteren Kontext mit der Entstehung der Alpinistik zusammenhängt (SENGLE 1972: 505-506). In diesem Gedicht verbindet sich die Bewunderung der Bergnatur und Beschreibung der rauen und unwirtlichen Bedingungen mit Würdigung ihrer Größe. Dieses Motiv kehrt u.a. auch in den Gedichten „Such’ die Blumen im Thal“ und „Johannisbrunn“ zurück. Mit dem Hochgebirgsmotiv hängt auch das Motiv des Ozeans (bzw. des Meeres und der Schifffahrt) eng zusammen (SENGLE 1972: 502). Bei Horn ist es u.a. im Gedicht „Seefahrt“ zu finden, in dem eine nächtliche Seefahrt von Triest nach Venedig voll von Wehmut und Melancholie geschildert wird. Das Erlebnis des Meeres, das in den Träumen des lyrischen Ichs mit Sturm, schäumendem Wasser, Masten und Palmenbäumen der entfernten Ländern verbunden war, überschattet der Abschied vom geliebten Mädchen, das sowohl über die Kraft

120 HORN 1845c.

121 HORN 1902b: 105, 106-107.

-43- des Meers als auch über die Schönheit des Alpenlandes gestellt wird.122 Das Motiv des Meers findet sich auch in „Mutter Carrey’s Küchlein“. Dem Untertitel nach, handelt es sich um eine Nacherzählung einer Meersage, dernach die Meermutter Carrey auf den Felsenspitzen sitzt und sich um Sturmvogel kümmert, die den in Sturm geratenen Seglern zu Hilfe fliegen. Mit der Naturlyrik sind auch Wander- und Reiselieder verbunden, die in fast jede Sammlung dieser Zeit den Weg gefunden haben. Die Wanderung wird in ihnen zu einer lustvollen Bewegung mit Anfang und Ende (SENGLE 1972: 499). Auch Horn stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar, was seine Gedichte „Wanderlied“, oder „Der Barfüsser am Rhein“123 bezeugen.

6.1.2. Liebeslyrik Neben Gedichten, die der Biedermeieranakreontik nahe stehen, wie beispielsweise „Der Wunsch“, „Liebesmorgen“, „Das Geständniss“ oder „Souvenir“, finden wir bei Horn häufig Gedichte in denen eine unvollendete, nicht erwiderte Liebe, Scheidung von einer geliebten Frau oder Sehnsucht nach der Liebe ausgedrückt werden, wie es etwa in: „Ein Auge“, „Zu spät“, „Der Flüchtling“, „Seefahrt“ oder in den Balladen „Der Gondolier“, „Im Kloster“ und „Libussa“ der Fall ist.

Das Thema der Treue kehrt in den Balladen „Die Witwe des Rajah“,124 „Vom treuen König“ oder im epischen Gedicht „König Trojan“ wieder. In „Die Witwe des Rajah“ griff Horn einen indischen Stoff auf, der aus dem hinduistischen Ritual Satī hervorgeht. Nach dieser Tradition sollte die Witwe des Königs gemeinsam mit ihrem Ehemann verbrannt werden. Bei Horn wird die Witwe im letzten Augenblick durch malaiische Piraten entführt, deren Anführer der Witwe das Leben schenken möchte, wenn sie mit ihm bleibt. Die Witwe fühlt sich aber der Treue verpflichtet und springt vom Schiff der Piraten ins Wasser und ertrinkt. In der Ballade „Vom treuen König“ wird Treue mit einer unglückliche Liebe verbunden. Diesmal handelt es sich um den böhmischen König Wenzel, der sich während einer Jagd in eine Bauerntochter verliebt. Er muss aber bald in den Krieg ziehen. Das Mädchen wartet auf Wenzel, stirbt aber noch vor

122 Dieses Gedicht wie auch „Venedig“, „Am Commersee“, „Gondellieder“ oder „Der Gondolier“ könnten wir in den Bereich des sog. Italienkults zuordnen (SENGLE 1972: 501). Sie behandeln meistens eine unglückliche Liebe eventuell eine schmerzhafte Trennung. Als Inspirationsquelle können Horns Reisen nach Italien betrachtet werden.

123 HORN 1854a: 336, 1855b: 342-343.

124 Raja(h) [d¥], „König“, indischer Herrschertitel (BROCKHAUS Bd. 15: 356).

-44- seiner Ankunft. Als der König siegreich zurückkehrt und das Grab des Bauernmädchens findet, weint er stundenlang.

6.1.3. Politische Lyrik Die politische Lyrik von Horn prägt das lyrische Thema des Vaterlandes und der Freiheit, es betrifft z.B.: „Retro!“, „Marlinsky“, „Spartacus“, „Der Emigrant“, „Der Gang über den Ohio“ und teilweise auch „Huß und Hieronymus“.125 Das Gedicht „Retro!“, das den Untertitel An einen kommunistischen Poeten trägt, ist als eine Art Erklärung oder Antwort konzipiert, in der Horn eine deutliche Distanz zu den Kommunisten zum Ausdruck brachte: Mit Euch kein Bund und keine Rede, / Was Eure List auch immer spricht - / Die Freiheit braucht in guter Fehde / Die Hülfe solcher Freunde nicht! (Strophe 8, Zeile 1-4). Es wurde spätestens in Horns Sammlung „Gedichte“ abgedruckt, also schon im Jahr 1847, als die politische Bedeutung des Wortes an ihrem Anfang stand.126 „Der Emigrant“ ist Horns Reflexion des Freiheitskampfes der Polen, mit dem sich zu dieser Zeit auch andere deutsche Dichter wie August von Platen oder Julius Mosen auseinander gesetzt haben (SENGLE 1972: 541). Horns Gedicht spielt in Polen in den Jahren 1832 und 1846 und ist so mit zwei polnischen Aufständen verbunden.127 Ein Wanderer ist während des ersten Aufstandes (1832) gezwungen das Land zu verlassen und kehrt müde und krank kurz vor dem Aufstand im Jahr 1846 in seine Heimat zurück. Zehn Tage nach seiner Rückkehr steht er aber wieder an der Grenze und da er nicht fähig ist, sein Vaterland erneut zu verlassen, erschießt er sich.: Er sieht im Geist auf alle Thore springen, / Und hört den sporenklirrenden Mazur, / Des Landes alten Schlachtgesang, erklingen, / Vom Volk getanzt, auf der befreiten Flur! (Teil 2, Strophe 5). Nicht nur die polnischen Aufstände, sondern auch der Freiheitskampf auf dem Kaukasus hat Horn zu einem weiteren Gedicht angeregt, das den Titel „Marlinsky“ trägt. Dieser geht offensichtlich auf den russischen Schriftsteller Alexander Bestuschew zurück, der sich den Decknamen Marlinskij zulegte und am 19. Juli 1837 im Kaukasus fiel.128 Ebenfalls in diesem

125 HORN 1902b: 96-100, 179-180, 189-194, 206-211, HORN 1857a, HORN 1902b: 90-95.

126 Nach „Kluge“ wurde das Wort „Kommunismus“ als politisches Schlagwort für staatliche Gütergemeinschaft in Frankreich seit 1840 verwendet, von wo es vermutlich über England nach Deutschland gekommen sei (KLUGE - SEEBOLD 2002: 446).

127 1831-1832 Aufstand in Polen, 1846 Aufstand in Krakau (PLOETZ 1998 : 700).

128 Bestuschew, Aleksandr Aleksandrowitsch / Pseudonym Marlinskij (*1795 - †19.7. 1837), russischer Schriftsteller. Zu seinen Hauptwerken zählt der Roman „Almmalat Bek“ (1832) und die

-45- Gedicht herrscht ein pessimistischer Grundton vor. Marlinsky liegt im Sterben und versucht vergeblich, seine Mitkämpfer zum weiteren Kampf zu ermutigen: „Tscherkessen steht! und wär’ die Hölle los! / Jetzt haltet aus, ihr kämpft für euer Recht, / „Den Himmel schwurt ihr: eher todt wie Knecht, / „Mir her die Fahne –“ ach! er sinkt zurück, / Wie Nebel wölbt es sich vor seinem Blick / Ein Siegesmarsch klingt rauschend durch die Eichen: / Marlinsky stirbt – und die Tscherkessen weichen (Zeile 8-14). Zu „Spartacus“ ließ sich Horn durch den antiken Stoff über den gleichnamigen Gladiator und Freiheitskämpfer, wohl thrakischer Herkunft, inspirieren. Dessen Schicksal fand erst während der Aufklärung in der Literatur größeres Interesse.129 Horn konzentrierte sich auf die Anfänge der Revolte, also auf Spartacus’ Versuch, andere Sklaven zum gemeinsamen Kampf gegen die Römer aufzumuntern und endet im Moment der Befreiung der Gladiatoren: Sie zieh’n von dannen stolzen Ganges / Die kleine Schar wächst riesengroß, / … / Der Römer stolzes Heer zersplittert, / Viel tausend Leichen schwellt der Strom, / Der Widerschein der Flamme zittert / Lang auf dem Capitol zu Rom (Strophe 10). Im Gedicht „Der Gang über den Ohio“ (HORN 1857a) hat sich Horn, wie er selbst im Untertitel angibt, durch eine amerikanische Erzählung anregen lassen. Er erzählt über die Flucht einer Sklavin mit ihrem Kind aus dem Süden in den Norden.130 Die Geschichte spielt sich im Winter ab und obwohl die Sklavin mit ihrem Kind einen Tag zu spät am Ufer des Grenzflusses ankommt und das Eis schon an mehreren Stellen gebrochen ist, gelingt es ihr und ihrem Kind, dank Glauben und Liebe, ans andere Ufer zu kommen. Das Gedicht „Husz und Hieronymus“ ist als eine Huldigung von Johannes Huß (Jan Hus) und Hieronymus (Jeroným Pražský) gedacht. Huß wird als Vorkämpfer und Hieronymus als Fortsetzer der Freiheitsidee betrachtet.

6.1.4. Soziallyrik In den Bereich der Soziallyrik gehören u.a. Gedichte, die sich mit dem Thema der Blindheit befassen. An erster Stelle handelt es sich um den Zyklus „Lieder eines Blinden“, aber auch um

Erzählung „Mulla Nur“ (1836). Er war als Gardeoffizier in die Verschwörung der Dekabristen 1825 verwickelt, bis 1829 lebte er als Verbannter in Jakutsk. Später wurde er wieder Offizier in der Kaukasusarmee (BROCKHAUS Bd. 2: 638-639).

129 Zu Bearbeitungen des Stoffes in der Literatur vgl. FRENZEL 2005: 869-871.

130 Es ist mir nicht gelungen, die ursprüngliche amerikanische Quelle zu finden.

-46- die Gedichte „Prolog“ und „Belisar“.131 Horn konzipierte seinen Zyklus als Reflexionen eines Blinden an die Zeit, als er noch sehen konnte. Die Blindheit (= Nacht) wird dem Tod gleichgesetzt und stellt für den Blinden gleichzeitig den Verlust der übrigen Sinne dar. Er kommt sich wie ein lebendiger Tote vor. Nun ist es Nacht, nun fliegt’s ein schwarzer Rabe, / Weit in ein rauschend grenzenloses Meer - / Im Dunkel tapp’ ich hin zu meinem Grabe - / O wüßt’ ich doch, wo es gegraben wär’ (I. Gesang, Strophe 2). Tief dunkel, sagt man, ist’s im Grab, im kühlen, / Zu sterben brauch’ ich nicht, um das zu fühlen! / Lebendig todt! – verwest sind alle Sinnen, / Nur pocht ein Herz noch in dem Moder drinnen (II. Gesang, Strophe 1). Das einzig positive Aspekt an seiner Situation ist, dass er die Außenwelt in seinen Erinnerungen eigentlich nur von der schönen Seite beibehalten hat. Er besinnt sich auf die blühenden Blumen, Bäume, Berge und Täler. Er besinnt sich an seine Geliebte, an ihr schwarzes und lockiges Haar. Sein Trost ist es, dass sie in seinen Erinnerungen für immer jung und schön bleibt.

Zu der Ballade „Belisar“ ließ sich Horn durch einen alten Stoff inspirieren, der in der Literatur v.a. als ein Beispiel für Aufstieg und Niedergang eines großen Mannes steht: Belisar ist auf Justinians Befehl geblendet worden, man hat ihm sein Vermögen entzogen und von da an hatte er als Bettler zu leben (FRENZEL 2005: 108-110). Bei Horn würde der namhafte Feldherr alles – Erfolg, Ruhm und die ihm versprochenen Ehren und Güter – für sein Augenlicht eintauschen. Zwei Boten Justinians überbringen dem alten und blinden Belisar die Botschaft des Kaisers, dass er zurückkehren solle, da er alle seine Güter und Ehren zurückbekäme. Der verzweifelte Belisar lehnt es ab. Er würde lieber als Sklave und Verbannter leben, wenn er nur sehen könnte: „Was liegt an Gut und Ehren, / „An Purpur, Stab und Schwert? / „Was sind dem blinden Manne, / „Die Gnadenblicke werth? / „Viel lieber wollt’ ich weichen, / „Vertrieben und verbannt, / „Könnt’ ich mit klaren Augen, / „Flieh’n aus dem Vaterland!“ / „Ich wollt’ dann gerne pflügen, / „Als Sklave, jedes Feld, / „Wo ich nach blut’gen Schlachten / Gesetze gab der Welt /; … (Strophe 9, Zeile 1-4 der Strophe 10). Im „Prolog“ denkt der Verfasser über die schwierige Lage der Blinden nach. Horn trug das Gedicht am 11. April 1848 auf einem Symposium vor, das zu Gunst von Klars „Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde“ stattfand.

131 HORN 1902b: 114-125, 151-158, HORN 1849a.

-47- 6.1.5. Gelegenheitsgedichte Horn hat Gedichte auch zu verschiedenen Anlässen verfasst, wie „Dem Grafen Carl Chotek“, das er anlässlich der Eröffnungsfeier der neuen Franzensbrücke132 in Prag am 4. November 1841 verfasste. Er ließ es dann in »Libussa« 1849 abdrucken (HORN 1849b). Im selben Jahrgang ist „An Herrn Bürgermeister der k. Hauptstadt Prag Joseph Müller“ (HORN 1849c) erschienen, das Horn schrieb, als ihm der österreichische k.k. Leopoldordens verliehen wurde. Das Gedicht „An den Kaiser“ geht, wie es im Untertitel steht, auf den Sturm auf Saida zurück (HORN 1843b).133 Als Erzherzog Karl starb, verfasste Horn ein gleichnamiges Gedicht (HORN 1848a).134 Das „Fest-Gedicht“ war zur Eröffnungsfeier der Prag-Wiener Eisenbahn am 20. August 1845 entstanden. Horn erinnerte darin an Kriege, die nicht nur Prag sondern das ganze Land bedrohten (v.a. die Hussitenzeit und der dreißigjährige Krieg). Er hob dabei hervor, dass die Stadt immer der Kaiserkrone treu geblieben ist. Zur Einweihung und Eröffnung des Militärspitals in Karlsbad (heute Karlovy Vary) am 12. Juli 1855 entstand das Gedicht „An Oesterreiches Heer!“ (HORN 1856c). Anlässlich des tragischen Todes von Carl Follen135 in

132 Franzensbrücke (Františka I.) wurde in den Jahren 1839-1841 gebaut, nach sechzig Jahren durch die Brücke „Legií“ ersetzt (LEDVINKA - PEŠEK 2000).

133 Saidā = bibil. Sidon. Das Gedicht bezieht sich wohl auf den 28. September 1840 als die türkisch-österreichisch-englische Flotte im Kampf gegen Mehemed Ali von Ägypten diese Stadt beschoss (BROCKHAUS Bd. 16: 317).

134 Karl, Erzherzog, Herzog von Teschen (*5.9. 1771 Florenz - †30.4. 1847 Wien), dritter Sohn Kaiser Leopolds II. Zeichnete sich mehrmals in den Napoleonskriegen aus. Im Jahr 1800 schloss er mit Moreau den Waffenstillstand von Steyer ab. 1801 Hofkriegsratspräsident. Weitere Erfolge kamen 1805 in Italien. Nach dem Pressburger Frieden wurde er Generalissimus und Kriegsminister mit unbeschränkter Vollmacht. Von Napoleon in der Schlacht bei Wagram (1809) besiegt, legte er den Oberbefehl nieder. Es gelang ihm nicht, wieder an die Spitze der Armee zu gelangen und nahm nicht mehr an den „Freiheitskriegen“ teil. Sein älterer Sohn war der Feldmarschall Erzherzog Albrecht (BROCKHAUS Bd. 9: 719-720).

135 Follen, Karl (Theodor Christian), eigentlich K. Follenius (*1796 Romrod/Oberhessen - † 1840 Long Island Sound/USA), Lyriker und Burschenschafter. Anhänger der von Friedrich Ludwig Jahn begründeten Turnbewegung, entwarf den Ehrenspiegel der »Christlich-Teutschen Burschenschaft«. Führer der »Gießener Schwarzen«. Mit seinem Bruder hat er Grundzüge für eine künftige Reichsverfassung zusammengefasst. Sein episch-lyrisches „Großes Lied“ (1827) rief zum Volksaufstand und Tyrannenmord auf und skizzierte den erhofften Verlauf der künftigen deutschen Revolution unter Führung opferbereiter Studenten. Seit 1818 Privatdozent in Jena, wo er Verein den »Unbedingten« gründete, dem auch Karl Ludwig Sand angehörte. Als Sand Kotzebue ermordet hatte wurde Follen als geistiger Urheber des Attentats von den Behörden beschuldigt. In den USA, wohin er emigrierte, ist er bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen (KILLY ET ALII Bd. 3: 426).

-48- Amerika ist „Dem Gedächtniss Carl Follen’s“136 entstanden. Er feierte darin die Freiheitsidee und drückte die Hoffnung aus, dass Follens Vermächtnis nicht in Vergessenheit gerate.

6.1.6. Sagen und Volksweisheiten In diesen Bereich wären neben „Mutter Carrey’s Küchlein“ auch die Gedichte „König Trojan“, „Johannisbrunn“, „Die weisse Frau“ oder „Die Geistermühle“ zu ordnen. In der Ballade „König Trojan“ hat Horn, wie es dem Untertitel zu entnehmen ist, eine serbische Heldensage über den gleichnamigen König bearbeitet, in der er u.a. auf das bereits genannte Motiv der unglücklichen Liebe eingeht. Dieser Sage nach kommt König Trojan in die Nähe des Tempels der Liebe der Göttin Lada und verliebt sich in eine ihrer Dienerinnen namens Mila. Obwohl Mila den König schön findet, lässt sie sich von ihm nicht küssen, da sie, wie alle Mädchen der Göttin, rein bleiben muss. Trojan will sich nicht entmutigen lassen bricht aber versehentlich beim Eingang zum Tempel eine der heiligen Rosen ab. Lada bestraft ihn dadurch, dass er niemals mehr das Tageslicht erblicken dürfte, ansonsten würde er sterben. Trojan wird von seinem Pferd in eine Grotte getragen, wo er in einen tiefen Schlaf versinkt und erst in der Nacht wiedererwacht. Trojan lässt sich nicht abschrecken und reitet in der Nacht zurück zum Tempel um Mila aufzusuchen. Als sich die beiden wiedersehen, umarmen und küssen sich so lange, bis der Tag einbricht und Trojan zum Boden sinkt. Mila versucht ihn vergebens mit einem schwarzen Mantel vor dem Tageslicht zu schützen. Trojan zerschmilzt und wird vom Wind weggetragen. Es bleibt nur seine goldene Kette, sein Schwert und der dunkle Mantel zurück. Mila wird verrückt, hängt Trojans Kette und Schwert auf einen Ast und setzt sich darunter. Um die Verbreitung der serbischen Stoffe hat sich in erster Reihe Vuk Stefanowić Karadžić137 verdient gemacht, der serbische Volkslieder, Sprichwörter und Volksmärchen neu herausgegeben hat, die auch bis 1854 in deutscher Übersetzung erschienen sind. In der tschechischen Ausgabe einer Auswahl der serbischen Volksmärchen ist die Gestalt des Königs Trojan lediglich im sog. serbischen Wörterbuch (Srpski rječnik) erwähnt, das dieser Auswahl angeschlossen ist. Es zeigt einige Ähnlichkeiten mit der Ballade von Horn. Über Trojan wird darin erzählt, dass er jede Nacht nach Srijem gefahren ist, um sich dort mit einer geliebten Frau oder einem geliebten

136 HORN 1902b: 23-25.

137 Karadžić, Vuk Stefanović (*26.10./7.11. 1787 Tršić - †26.1./7.2. 1864 Wien), serbischer Philologe. Begründer der modernen serbischen Schriftsprache und Literatur. K. verfasste u.a. eine serbische Grammatik „Pismenica“ (1814) und ein serbisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch (1818). Er gab auch serbische Volkslieder neu heraus (1814; 4. Bände, 1823-1833; deutsch 1828, 1852, 1853), Volksmärchen (1853; deutsch 1854), Sprichwörter (1854) und übersetzte das Neue Testament ins Serbische (BROCKHAUS Bd. 9: 694).

-49- Mädchen zu treffen. Er musste immer nachts fahren, da ihn sonst die Sonne zerschmelzen würde (KARADŽIČ 1959: 321).

Für die Ballade „Die weisse Frau“ ließ sich Horn, wie es dem Gedicht zu entnehmen ist, vermutlich durch eine Volkssage von der weißen Frau aus Neuhaus (heute Jindřichův Hradec) inspirieren. Diese soll immer, wenn dem Land ein Unglück droht, warnend durch das Schloss irren und sich die Haare raufen. In der Ballade „Die Geistermühle“ griff Horn, wie es im Untertitel steht, eine Volksweisheit aus dem Riesengebirge auf, dernach sich unter einem Felshang im Tannwald eine Teufelsmühle befindet, in der zwar keine Menschen leben, deren Rad sich aber ununterbrochen dreht, da viele Leute mit dem Teufel verbunden sind: Beim Teufel essen viele Letu’ / Das Höllenbrot in Ewigkeit / Drum hat er auch so viel zu thun/ Und darf nicht bei der Mühle ruhn, Drum geht das Rad im kreise (Strophe 7). Mit dem Riesengebirge ist auch die Ballade „Johannisbrunn“ verbunden. Darin wird der Ursprung der dortigen heißen Quelle dargestellt. Wie ich schon erwähnt habe, ist auch hier das Hochgebirgsmotiv zu verfolgen. Es beginnt mit einer Beschreibung eines idyllischen, sommerlichen Morgens am Schwarzen Berg im Riesengebirge (heute Černá hora). Einklag und Harmonie herrschen überall. Das lyrische Ich beschreibt nicht nur die Landschaft, sondern auch die heilende Wirkung für Leib und Seele der dortigen Quelle. Der zweite Teil des Gedichtes ist als Erzählung einer Wassernymphe konzipiert, die sich eines Morgens in einen Jüngling verliebt, der an dieser Quelle vorbeiging. Als dieser das zweite Mal zur Quelle kam, aus ihr trank und sich ins Gras legte, hat ihn die Nymphe in Schlaf versetzt und seine Lippen geküsst. Aber die Flamme der Liebe und sein heißes Blut weckten ihn. Im gleichen Augenblick verwandelte sich aber die Nymphe in Duft und seit dieser Zeit sei diese Quelle heiß. Eine ziemlich ähnliche Entstehungsgeschichte der Heilquelle hat Horn in seiner gleichnamigen Novelle nacherzählt (vgl. 7.4.2.). Unter dem selben Titel schrieb er für »Libussa« auch das Portrait des gleichnamigen Dorfes (vgl. 9.).

6.1.7. Das Thema Dichtung In einigen Gedichten wird zum Thema die Dichtung allein wie z.B. in: „An die Romantik“ oder „Prolog“.138 Es ist sicher kein Zufall, dass den ersten Teil Horns Sammlung gerade das Gedicht „An die Romantik“ eröffnet, in dem sich das lyrische Ich zur Erbe der Romantik bekennt. Die nachklingende Romantik – Jungfrau mit der Rosenwange – wurde aus der Stadt verbannt und wird nur von einer kleinen Schar der Treuen in den Wald (Natur) begleitet, der ihr als Zuflucht

138 HORN 1902b: XIII-XVI, 3-7, 53-59.

-50- dienen soll und zwar so lange, dass sie sich nicht mehr verbergen muss. Das lyrische Ich stellt sich als ihr Beschützer für diese Zeit dar. Ich will dir eine Stelle suchen, / wohin kein feindlich Auge dringt – / Wo silbern unter alten Buchen / Ein Brünnlein aus der Erde springt; / … / Dort will ich Dir getreulich dienen / Und willig thun, was Du begehrst (Strophe 4, Zeile 1-4; Strophe 6, Zeile 1-2). „Prolog“ ist ein Dialog zwischen Meister und seinen fünf Gesellen, die über das Wesen der Dichtkunst disputieren. Die Gesellen haben unterschiedliche Meinungen, wie die Dichtung – Tempel der Dichtkunst – gestaltet werden soll und welche Themen zu bearbeiten seien. Dem Meister nach darf die Dichtung nicht einseitig sein und gleichzeitig muss sie „natürlich“, also ohne jeden Zwang, entstehen: Strebt Alle von einseit’gem Drange / Erst Eure Seele zu befrei’n! – / Denn abgelöst von jedem Zwange / Kann wahre Dichtkunst nur gedeih’n – / Gelingt es Euch, dies zu erreichen, / Dann legen wir zusammen Hand / An einen Tempel sonder Gleichen, / Weitstrahlend durch das Vaterland (Strophe 12, Zeile 3-8).

6.1.8. Böhmische Stoffe Einige Gedichte Horns sind durch Stoffe beeinflusst, die wir als böhmisch bezeichnen könnten. Dazu gehören: „Libussa“ und „Bauernherzog“, zum Teil auch „Fest-Gedicht“, „Vom treuen König“, „Husz und Hieronymus“, „Böhmen in der Schlacht“ und „Johannisbrunn“.139 Zu „Libussa“ ließ sich Horn durch die Gestalt der Prophetin Libuše inspirieren. Diese Gestalt war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in der deutschen Lyrik beliebt, da sie noch nicht als ein fremder Stoff empfunden wurde (MACURA 1998: 88-96). Zu den bekanntesten deutschsprachigen Bearbeitungen dieses Stoffes gehören wohl Clemens Brentanos Drama „Die Gründung Prags“ (1815) und Grillparzers Drama „Libussa“ (entstanden um 1819/1820, erschienen 1872). Von den deutschböhmischen Dichtern ist v.a. das Heldengedicht von K. E. Ebert zu erwähnen (1819).140 Bei Horn handelt es sich nicht um eine Bearbeitung des Libussa- Stoffes, so wie es andere Dichter vor ihm gemacht haben, bei ihm ist es eher ein Liebesgedicht. Horns Libussa ist eine traurige Frau, die sich nach Liebe sehnt. Sie prophezeit die ganze Nacht hindurch und sinkt am nächsten Morgen erschöpft nieder. Trotz der Anerkennung, fühlt sie sich verlassen. Ihr Herz gibt ihr zu verstehen, dass es besser sei, einen Traum von einer Frühlingsliebe zu haben, als alle Geister zu verstehen. Als Libussa dann in einen Tal hinabsteigt, verliebt sie sich in einen Jüngling, der ihr den Füßen fällt:

139 HORN 1902b: 183-188, 195-200, 169-178, 201-203, HORN 1847f, 1853.

140 Zu Libussa-Stoff in der Literatur vgl. FRENZEL 2005:537-540.

-51- Da stürzt er zu Libussa’s Füßen nieder / Aufrauscht der Wald und tönet Jubellieder, / … / Sie schlingen durstig Arm in Arm zusammen, / Im Auge Thau und auf der Lippe Flammen, / Und der Prophetin kühle Wange glüht. / Der Rose gleich, die ihr am Busen blüht (Strophe 10). Ähnlich lieh sich Horn für die Ballade „Bauernherzog“ die Gestalt des Königs Sobieslav (Soběslav) aus, um das Vaterland durch bereits erwähnte Motive der Naturlyrik zu preisen. Der vom Thron gestürzte König Sobieslav schlägt sich durch die Wälder und denkt über die Rache an allen Ungetreuen nach. Aber als er sich im Grenzgebirge befindet und er sich von hier während eines Sonnenaufgangs das Land anschaut, das er im Begriff zu verlassen ist, mildert dies seinen Zorn: Er rafft sich auf und will sich wenden, / Doch hält’s ihn, wie mit Geisterhänden, / Und führet mächtig seinen Blick / In’s schöne, reiche Land zurück. / Die Berge glühn, die Wälder klingen, / Es rauscht der Strom in Wellenringen, / … / Zum Herzen gehen die Zaubertöne, / O doppelt schön verklärt das Bild / Des Vaterlands – die erste Thräne (Strophe 9). In „Böhmen in der Schlacht“ beschreibt der Dichter einen Kampf von dreihundert böhmischen Soldaten gegen die Meißner und Schwaben, den die Böhmen nach einem anfänglichen Erfolg letztendlich verlieren. Es kommen darin keine konkreten historischen Angaben oder Namen vor, die eine nähre Bestimmung bzw. Inspiration ermöglichen würden. Es ist wohl anzunehmen, dass sich die Verse auf die Zeit der ersten Premyslidien beziehen. Damals kam es zu häufigen Zusammenstößen im Grenzgebiet.

6.2. Zusammenfassung In Uffo Horns Gedichten kommen verschiedene Stoffe, Motive und Themen vor, die für Dichter der Biedermeierzeit als typisch gelten. In der Naturlyrik und auch in den zusammenhängenden Wanderliedern wird z.B. der Wald als Ort der Entspannung und Sehnsucht und somit als Alternative zu der Zivilisation dargestellt. Ferner ist es das Hochgebirgsmotiv und das Meeres- bzw. Schifffahrtsmotiv. In Horns Liebesgedichten finden wir einerseits solche, die der Biedermeieranakreontik nahestehen, anderseits aber auch melancholische und balladeske (bzw. elegische) Liebeslyrik, in der nicht nur Motive der Naturlyrik, sondern auch indische oder serbische Stoffe bearbeitet werden. Eine Vorliebe für Sagen und Volksmärchen und -weisheiten ist in etlichen Balladen ersichtlich. In der politischen Dichtung überwiegt deutlich das lyrische Thema des Vaterlandes und der Freiheit. Horn ließ sich sowohl durch Freiheitskämpfe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts inspirieren, wie auch durch das Erbe der Antike anregen. Unter dem Begriff „Vaterland“ ist Böhmen im Rahmen der habsburgischen Monarchie zu

-52- verstehen. Seine Natur, seine Geschichte und seine historische Persönlichkeiten werden gelobt. Horns Bezug zu der habsburgischen Monarchie wird in seinen Gelegenheitsgedichten offenkundig, in denen er u.a. den Kaiser, die österreichische Armee oder deren Generäle verherrlichte. Außerdem finden wir unter den Gelegenheitsgedichten eines, in welchem er den deutschen Burschenschafter Carl Follen feierte. In anderen Gedichten griff Horn auch das typische Biedermeiermotiv der Blindheit auf. In einzelnen Gedichten wird auch Inspiration durch böhmische Stoffe deutlich.

-53- 7. DAS PROSAISCHE SCHAFFEN VON UFFO HORN Die Erzählprosa von Uffo Horn ist hauptsächlich in drei Sammlungen zusammengefasst – „Böhmische Dörfer“, „Bunte Kiesel“ und „Aus drei Jahrhunderten“141 – in denen sich insgesamt vierzehn Novellen befinden. Horn publizierte mindestens vier weitere Novellen in deutschböhmischer Periodika.142 Im Kontext der Erzählprosa der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt sich die Verwendung des Novellenbegriffs als kompliziert.143 Alle drei Bände werden im Untertitel als Novellensammlungen bezeichnet, was natürlich bei weitem nicht bedeutet, dass es sich um originelle und beispielhafte Novellen handelt. In etlichen Fällen wäre der Begriff Dorfgeschichte zu verwenden.144 Die formale und inhaltliche Grenze zwischen Dorfgeschichte und Novelle ist nicht eindeutig, wir benutzen in der Regel den Termin Novelle, wofür sich wenigstens ein Grund ergibt: Horn schildert in seiner Erzählprosa, bis auf einige Ausnahmen, Liebesgeschichten, in denen die Aufmerksamkeit auf ein Liebespaar konzentriert ist, das sich mit einer Konfliktsituation auseinander setzen muss. Dadurch wird die dramatische Dimension hervorgehoben und eine Verwandtschaft mit der Novelle gestiftet.

Der Ausdruck böhmische Dörfer bezeichnet, außer der gängigen Redensart,145 einen literarischen Topos, der sich auf eine bestimme Darstellung der mitteleuropäischen Region Böhmen, im Sinne von klassisch-romantischen Verklärung bezieht. Einige liberale deutschböhmische Dichter haben sich von diesem Modell entfernt, indem sie historische Stoffe, vornehmlich aus der Hussitenzeit, aus politischer Perspektive bearbeitet haben (HÖHNE 2000: 46). Meiner Meinung nach, geht Horns Titel „Böhmische Dörfer“ auf die Tatsache zurück, dass die Handlung oder mindestens Hauptgestalten dieser Novellen mit Nord-, West- bzw. Zentralböhmen verbunden sind. Eine einzige Ausnahme bildet „Der Bauernesel“, in dem Horn

141 HORN 1905, 1907, 1911.

142 „Die Tänzerin“, „Eine ungarische Kriminalgeschichte“, „Ein Liebeshandel in Algier“, „Der Rabbi von Prag“ (HORN 1838b, 1847c, 1847g, THERESIE M.1842).

143 Zu dem Novellenbegriff in der Biedermeierzeit vgl. SENGLE 1972: 833 ff.

144 Es betriff vornehmlich: „Der Bauernesel“, „Der Paschhampel“ und teilweise auch „Die beiden Studenten“ und „Gellert in Karlsbade“.

145 Die Redensart Das sind mir böhmische Dörfer bedeutet so viel wie: es sind unbekannte, unverständliche Dinge, davon weiß ich nichts. Zur Entstehung, Hintergrund und Varianten vgl. RÖHRICH 2000: 1275 ff.

-54- einen historischen Stoff bearbeitete. Im Zentrum der übrigen Novellen steht meistens eine Liebesgeschichte.

Auch in „Bunte Kiesel“ überwiegen Liebesgeschichten, die bis auf „Die schöne Insel“ in Böhmen eingesetzt sind. Der Titel erinnert an Adalbert Stifters „Bunte Steine“ (1853), aber es handelt sich um keine polemische Auseinandersetzung mit Stifter, wie es beim „König Otakar“ der Fall ist. Die Sammlung besteht aus fünf mannigfaltigen Novellen. In diesen werden z.B. Christian Gellert und Kaiser Joseph II.146 gepriesen, oder Geschichte eines Hochstaplers erzählt („Auch noch heute“).147 In „Johannisbrunn“ griff Horn anscheinend eine Volkssage über die Entstehung der dortigen Heilquelle auf. Der dritte Novellenband „Aus drei Jahrhunderten“ trägt den Untertitel Drei historisch-politische Novellen und geht auf die Tatsache zurück, dass sich die Liebesgeschichten am Hintergrund eines historischen Ereignisses abspielen, worauf schon die Jahresangaben in den Titeln hinweisen: „1690 Der Brandstifter“ und „1756 Der Eremit von Skalitz“.

7.1. Die böhmische Umwelt Die Handlung der meisten Novellen spielt in Böhmen. Auch ihre Haupt- und Nebengestalten sind fast ohne Ausnahme irgendwie mit einem konkreten Ort dieses Landes in Verbindung gebracht. Wir bewegen uns hauptsächlich in Nord-, und Westböhmen und auch in Prag. Bis auf „Der Paschhampel“ finden wir in Horns Novellen keine Beschreibungen des Dorflebens im Riesengebirge oder anderenorts, es fehlen sogar detaillierte Naturschilderungen. Es kommen mitunter kurze Bemerkungen, seltener ausführlichere Kommentare zum Leben in Böhmen. Diese Kommentare haben einen losen Bezug zur Handlung und sind in einer Art Berichtstil verfasst. Sie wirken somit als ein deutlicher Einschnitt in der Handlung. Das doppelwertige Toponymum Böhmen / böhmisch kann bei Horn, wie es zu dieser Zeit üblich war, geographische, ethnische und eine sprachnationale Bedeutung in sich tragen. Diese sei erst im Rahmen der Panslavismuspolemik sowie der Magyarisierungspolitik nach 1839/40 allmählich durch die Bezeichnung Tscheche / tschechisch ersetzt worden (HÖHNE 2000: 49). So singt z.B. der tschechische Patriot Jakob („Die beiden Studenten“) in böhmischer Sprache, womit selbstverständlich die tschechische gemeint ist:

146 „Gellert in Karlsbade“, „Die Mühltraud“.

147„ Auch noch heute“.

-55- Jakob horchte mit Entzücken der reinen, glockenhellen Stimme, mit der Milada ein altes schönes Volkslied in böhmischer Sprach sang (HORN 1907: 101). Von den Kommentaren zu Böhmen ist beispielsweise die Schilderung eines typisch böhmischen Wirtshauses („Der unglückliche Hofmeister“) zu nennen: Ein böhmisches Wirtshaus in solcher von der Hauptstraßen abgelegenen Gegend ist ein langweiliger hoffnungsloser Anblick. Eine Mauer von gelben Bruchsteinen oder ein hölzerner Zaun, dessen Tor und Pförtchen aber allenthalben steinern sind, zieht sich um das Gebäude, das niedrig und schmutzig hinter einem grünen Ententeiche steht und wenn es nicht abgebrannt und von Ziegeln neu erbaut, auch mit einer Dachschlafmütze vom bemoosten Stroh und schwarzgrauen halbverfaulten Schindel an die alte schlechte Zeit erinnert … eine böhmische Wirtin sieht durch die Wände … (HORN 1907: 25-26). Oder in „Die beiden Studenten“ finden wir eine Anmerkung zu böhmischen Hochzeiten: Daß Johann kaum zwanzig Jahre alt war, störte nicht; Böhmen ist das Land der Geduld … Zwölf Jahre sind in Böhmen keine Zeit; so lange muß man studieren, ehe man ein Amt suchen darf, solange umsonst arbeiten, ehe man eines erhält, so lange wartet die Braut ihrerseits ohne Murren, und wenn man sich wundert, daß in Böhmen so wenig silberne Hochzeiten vorkommen, so liegt es nur darin, daß die Brautstände nicht viel kürzer dauern (HORN 1907: 78). In „1690 Der Brandstifter“ wird eine typisch böhmische Hochzeit auf fünf Seiten beschrieben: Einer böhmische Hochzeit mußte notwendigerweise das sogenannte „Bettmachen“ und „Kränzelbinden“ vorangehen. Ohne solche Vorläufer wäre die Ehe selbst zeitlebens eine unglückliche geblieben … Zum Bettmachen und Kränzelbinden dürfen nur „Ledige“ eingeladen werden, Jungherren und Jungfräulein, Freunde und Gespielinnen des Brautpaares. Verheiratete werden nur so beiläufig geduldet, Witwer und Witwen aber dürfen des üblen Beispiels halber gar nicht kommen … (HORN 1911: 33-38). Zu solchen Erläuterungen können wir teilweise auch die Beschreibung des Bauernesels in der gleichnamigen Novelle zählen (vgl. 7.5.). Von den übrigen Anmerkungen, die sich auf Böhmen beziehen, ist z.B. eine über die Gastfreundschaft der Slaven in „Die beiden Studenten“ anzuführen: Er wusste, daß die Einladung aufrichtig gemeint sei, und daß die Eltern seines Freundes geben konnten und gerne gaben, was sie anboten. Noch immer ist die Gastfreundschaft ein schöner Zug im Charakter der Slaven und wird gegen niemand lieber ausgeübt, als gegen den armen Studenten … (HORN 1907: 91).

-56- 7.2. Liebesgeschichten Die meisten Liebesgeschichten weisen ähnliche Strukturmerkmale auf, die sich prinzipiell auf zwei Ebenen abspielen. Die erste Ebene zeigt, wie das Paar zueinander findet und die zweite beschreibt die Prüfung, der dieses Paar ausgesetzt wird. Die Hauptprotagonisten können wir mit den Kategorien passiver Mann und aktives Mädchen bezeichnen, womit die Grundkonstellation angedeutet wird. Der passive Mann zeichnet sich dadurch aus, dass er gewöhnlich melancholisch, ratlos, sogar ja apathisch und untätig ist. In der Regel ist es ein armer bzw. ehemaliger Student oder ein Schreiber aus niederen Schichten, der sich um ein schönes und tugendhaftes Mädchen bemüht, aber in Anbetracht der aufkommenden Hindernisse zurückhaltend bleibt und nicht fähig ist, sich selber zu wandeln. Das aktive Mädchen ist meistens jung, schön, einfach, tugendhaft, stolz und treu. Seine Aktivität zeigt sich in erster Linie in ihrer Initiative in der Beziehung und in ihrer Treue, die in einigen Fällen mit einem aktiven Widerstand gegen die eigene Mutter verbunden ist. Die Prüfung der das liebende Paar ausgesetzt wird, kann von zwei Bereichen ausgehen. 1) Das Hinderniss der Beziehung befindet sich außerhalb des Paares. Es entsteht entweder durch die Umgebung und Umstände, oder es geht von der Mutter des Mädchens hervor. 2) Eine andere Möglichkeit ist, dass die Beziehung durch gegensätzliche Eigenschaften des Mannes und des Mädchens behindert wird. Das Ende der Liebesgeschichten ist sowohl versöhnlich als auch manchmal unglücklich. In einzelnen Novellen sind Variationen dieser Struktur zu verfolgen, die durch weitere Aspekte begleitet und bereichert wird. Am deutlichsten ist diese Grundstruktur und ihre Variationen in den Sammlungen „Böhmische Dörfer“ und „Bunte Kiesel“ zu beobachten.

7.2.1. Theodor und Betti In „Der unglückliche Hofmeister“ verkörpert den passiven Mann der Jurastudent Theodor Nestásny,148 der sich als Hofmeister in einer Familie des niederen ländlichen Adels Geld verdienen möchte. In Theodor verliebt sich ein Dienstmädchen der Baronin namens Betti. Theodor ist passiver Mann schlechthin. Er ist schüchtern, ungeschickt und wegen Bettis Liebe unglücklich. Von Anfang an greift er kein einziges Mal in die Handlung aktiv ein. Theodor ist nicht fähig, sich Bettis ehemaligem Geliebten (Karl, Jäger des Barons) zu stellen, obwohl dieser offensichtlich gegen ihn offensichtlich intrigiert. Theodor verliert zugleich die anfängliche Gunst der Baronin und des Barons, letztendlich auch seines Schülers Jaromir. Betti ist gerade das Gegenteil von Theodor. Sie ist ein einfaches und natürliches Mädchen, welches offen spricht und handelt. Sie ist die eigentliche Initiatorin ihrer Beziehung. Sie entschloss sich, den

148 D.h. tschechisch „nešťastný“ also der Unglückliche.

-57- schönen, aber eitlen Karl zu verlassen und wählte den melancholischen und missmutigen Studenten Theodor. Ungeachtet Karls Drohungen, seiner Intrigen und der abweisenden Haltung der Baronin, verspricht sie, Theodor treu zu bleiben. Und als Theodor verdrossen nach drei Monaten wieder nach Prag zurückkehrt, ist es Betti, die die Beziehung rettet indem sie den Dienst aufgibt und zu Theodor nach Prag umzieht, wo die beiden letztlich heiraten.

7.2.2. Jakob und Milada Die Handlung der Novelle „Die beiden Studenten“ ist nicht bloß auf das Paar konzentriert, wie in „Der unglückliche Hofmeister“. Der passive Mann ist hier der arme Theologiestudent Jakob Pischta. Er ist ähnlich wie Theodor schwächlich und unentschlossen, aber im Gegensatz zum Hofmeister ist Jakob fähig, sich dank eines aktiven Mädchens (Milada) zu wandeln und seine Passivität abzulegen. Seine Geliebte, die sechszehnjährige Milada, kommt aus besseren Verhältnissen. Ihre Aktivität besteht in ihrer Treue und ihrem Widerstand gegen die eigene Mutter, die den armen Jakob ablehnt. Jakobs Gegner in der Liebe ist der Amtsschreiber Karl Kirchel, der um Miladas Hand wirbt und den auch Miladas Mutter bevorzugt. Jakob entschließt sich angesichts seiner aussichtslosen Lage, das Theologiestudium abzubrechen und eine neue Karriere als Opernsänger anzufangen. Durch Kirchlers Intrigen ist er gezwungen, Böhmen zu verlassen und seine Ausbildung in Leipzig fortzusetzen. Er kehrt als angesehener Opernsänger zurück und kann Miladas Hand gewinnen.

Außer der reinen Liebesgeschichte sind noch wichtige Umstände zu erwähnen. Die Handlung spielt am Ende des 18. Jahrhunderts in Prag, Lhotta (Miladas Geburtsort), teilweise auch in Leipzig, wo Jakob Musik studierte. Wegen eines Engagement zieht Jakob schließlich zusammen mit Milada nach Hamburg. Prag erscheint hier nicht nur als Studentenstadt, sondern auch als eine Stadt des Theaters. Aus dieser Hinsicht her wird die Stadt dem Dorf gegenübergestellt. Es wird hier auch die Problematik der tschechischen Wiedergeburt angesprochen. Jakob ist nicht nur ein leidenschaftlicher Sänger, sondern auch ein tschechischer Patriot. Er singt am liebsten Volkslieder, die er für alttschechisch hält und sein Lieblingsbuch ist die „Königinhofer Handschrift“. Milada ist von Jakobs Patriotismus sehr angetan und sie lehnt den deutschen Amtsschreiber Karl mit folgenden Worten ab: „Wenn alle böhmischen Mädchen so wären, wie ich,“ rief sie und zerknitterte ein Notenblatt, „dürften sich die Deutschen nicht so wichtig machen, aber wenn die jungen Leute irgendwo beisammen sind, so tun sie, als ob sie nicht böhmisch könnten … (HORN 1907: 105).

-58- Den Prüfstein der Liebe zwischen Jakob und Milada stellt die Mutter des Mädchens dar, die den armen Jakob als Bräutigam ablehnt. Milada soll den finanziell gesicherten Karl heiraten, trotzdem hält sie zu Jakob fest. Jakob kehrt aus Leipzig als ein reicher und angesehener Sänger zurück, was Miladas Mutter letzendlich überzeugen kann, dass Jakob eine gute Partie für ihre Tochter sei.

7.2.3. Fritz und Nani Eine ähnlich aufgebaute Liebesgeschichte ist auch in „Gellert in Karlsbade“ zu finden, da auch hier den Prüfstein der Liebe, diesmal zwischen Fritz und Nani, die Mutter des Mädchens bildet. Auch Nanis Mutter ist davon überzeugt, dass Fritz zu arm ist und deshalb für ihre Tochter nicht in Frage kommt. Fritz ähnelt mehr Theodor als Jakob. Er ist zwar gutherzig aber sonst unentschlossen und missmutig. Ihm reicht die Stelle eines Stadtschreibers, obwohl er sich dessen bewusst ist, dass er so die Anforderungen von Nanis Mutter nie erfüllen kann. Nani, ein fröhliches und mutiges Mädchen, stellt sich ähnlich entschlossen wie Milada dem Willen ihrer Mutter und trifft sich heimlich mit Fritz, beteuert ihm ihre Treue und sie ist bereit, auf ihn zu warten. Die Überwindung des Hindernisses wird weder durch die Wandlung des passiven Mannes, noch durch das aktive Mädchen bewirkt, sondern durch die Hilfe eines Unbeteiligten, den hier der berühmte deutsche Dichter Christian Gellert149 verkörpert. Dieser verschafft Fritz eine Stelle als Schreiber bei seinem Gönner Graf Harrach und hilft dann Frau Harrach, die Mutter von Nani zu überzeugen, dass Fritz nun doch eine gute Partie ist.

Die Handlung spielt in der unmittelbaren Umgebung von Karlsbad (heute Karlovy Vary) und die Liebesgeschichte dient eigentlich als eine Ehrenweisung an den Dichter Ch. Gellert. Dies wird auch durch die Worte von Gellerts Gönner Graf Harrach ausgedrückt, der Fritz nur des Dichter wegen geholfen hat: Betrachten sie das, Herr Professor, als einen kleinen Beweis unseres Dankes für das viel Gute, das Sie, ausgezeichneter Mann, durch ihre Schriften gestiftet haben. Auf

149 Gellert, Christian Fürchtegott (*4.7. 1715 Hainichen/Erzgebirge - †13.12. 1769 Leipzig), Verfasser von Fabeln und geistlichen Liedern, Komödiendichter, Erzähler. 1751 in Leipzig zum Professor für Philosophie ernannt, dort Vorlesungen und Übungen über Poetik, Stilkunde und über Moral „Moralische Vorlesungen“ (1770) hält. Werk u.a. „Fabeln und Erzählungen“ (1746, 1748), „Sammlung vermischter Schriften“ (1756), „Geistliche Oden und Lieder“ (1757), Lustspiele: „Die Betschwester“ (1745), „Die zärtlichen Schwestern“ (1747), Roman: „Leben der Schwedischen Gräfin von G ***“ (1747, 1748). Zu weiteren Einzelheiten und Literatur vgl. KILLY ET ALII Bd. 4: 104-106.

-59- welchen Standpunkt moralischer Vortrefflichkeit und Bildung stände die Welt, wenn die Tugend stets solche Verkündiger gefunden hätte wie Sie! (HORN 1902a: 56). Gellerts Abfahrt aus Karlsbad wird allzu pathetisch dargestellt, ebenso seine Beerdigung fünf Jahre nach seinem Karlsbader Aufenthalt.

7.2.4. Sophie und Hugo „Das Bad im Gebirge“ kann man als eine Strukturvariation der Dichotomie passiver Mann - aktives Mädchen betrachten. Es wird die Geschichte einer unglücklichen Liebe zwischen der Pastortochter Sophie und dem Jäger Hugo Stein erzählt. Äußere Umstände spielen hier kaum eine Rolle. Den Prüfstein ihrer Liebe stellen ihre gegensätzlichen Naturen dar. Sophie ist ein Frauentyp wie Betti. Sie verliebt sich in den Jäger Hugo Stein, der sich als Geliebte der Baronin Droste in Johannisbad (heute Janské lázně) aufhält. Dorthin begleitet Sophie ihren kranken Vater. Hugo ist im Gegensatz zu einem passiven Mann stolz und eitel. Er ist durch Sophies Schönheit, Milde und Anmut bezaubert, verliebt sich in sie und gibt sogar die Beziehung mit der Baronin auf. Sowohl Betti als auch Hugo haben eine starke, wenn auch unterschiedliche, Beziehung zur Natur. Hugo ist ein leidenschaftlicher Jäger, in der Natur fasziniert ihn das Ringen um das Leben, dem er sich als Jäger anzugehören fühlt. Sophie dagegen bewundert die Schönheit der Natur und betrachtet sie als Verherrlichung des Lebens. Deshalb lehnt sie die Jagd ab. Es zieht sie aber Hugos Männlichkeit an und sie verliebt sich in ihn. Nicht nur seine Leidenschaft für die Jagd, sondern v.a. sein Stolz und seine Eitelkeit, die mit seiner Vorliebe für den Zweikampf verbunden sind, machen eine Liebesbeziehung zwischen ihm und Sophie unmöglich. Trotz allem versucht Sophie Hugo entgegenzukommen, er aber ist nicht fähig, seine bisherige Lebensart zu verändern. Dies wird am Zweikampf mit Kapitän Götzow deutlich. Obwohl Sophie schließlich einen jungen Gehilfen ihres Vaters heiratet, der das Gegenteil von Hugo ist, also friedlich, konfliktlos und nahezu apathisch, vergisst sie den Jäger nie ganz. Hugo wählt letztendlich eine junge böhmische Gräfin.

Einige Züge des Jägers Hugo werden auch in „Auch noch heute“ wieder aufgenommen und vertieft. Die Gestalt des passiven Mannes erreicht darin ihren Höhepunkt. Das aktive Mädchen weicht in den Hintergrund und im Rampenlicht bleibt bloß der passive Mann, den der Jäger Max verkörpert, und den man als Hochstapler bezeichnen müsste. Er nutzt sein attraktives Aussehen dazu aus, um sich eine höhere gesellschaftliche Position zu sichern. Als er noch in der Armee war, hatte er durch eine Liebesgeschichte mit der Ehefrau seines Kapitäns seine eigene Karriere gefördert. Nachdem er die Armee verlassen hatte und als Forstgehilfe an einem Schloss arbeitete, lernte er dort eine ältere Gräfin kennen, die keine angemessene Partie finden

-60- konnte. Max ließ sich von ihr an einem abgelegenen Ort aushalten, während sie an seiner Karriere arbeitete. Es dauerte insgesamt zehn Jahre bis sie heiraten konnten.

7.2.5. „Die Mühltraud“ Auf eine ähnliche Art und Weise exponiert Horn ein Mädchen in „Die Mühltraud“, die ein anschauliches Beispiel einer Apotheose des Kaisers bzw. der österreichischen Monarchie ist. An der Gestalt des Mädchens Getraude wird ein musterhaftes Verhältnis eines einfachen Untertanen zum Kaiser vorgestellt, in dem Treue, Stolz und Mut mit starker Religiosität verbunden sind. Getraude, genannt auch als Mühltraud, ist Tochter eines Müllers aus Mohorn Mühl, ein Ort, der sich einst bei Kleine Aupa (heute Malá Úpa) befand. Der passive Mann wird durch Kaiser Joseph II. ersetzt. Getraudes Aktivität ist gänzlich auf ihn fixiert. Sie begegnet ihm insgesamt drei Mal und bleibt ihm das ganze Leben treu. Zum ersten Mal erblickte sie den künftigen Kaiser in Wien, wo sie bei ihrer Tante als Dienstmädchen arbeitete. Sie besuchte jeden Tag die Kirche, wohin auch der künftige Kaiser zu gehen pflegte und sie war durch seine Erscheinung – Gestalt, Kleidung, Gang – dermaßen ergriffen, dass sie fast nur noch wegen ihm in die Kirche ging. Sie beobachtete ihn so intensiv, bis er sie eines Tages erblickte und ihr besonders zunickte, seitdem suchte er das frische kernige Kind allemal mit den Augen. Innerhalb eines Jahres starb ihre Tante und sie ging nach Mohorn Mühl zurück. Obwohl viele Männer um ihre Hand warben, lehnte sie jeden Heiratsantrag ab und dachte nur an den jungen Prinzen. Um ihn noch einmal sehen zu können, unternahm sie eine Wallfahrt nach Maria Zell und bei dieser Gelegenheit besuchte sie auch die Kirche, wohin der Prinz jeden Tag zu gehen pflegte. Als sie der Prinz erblickte, erinnerte er sich gleich an sie. Er wollte ihr, wie auch anderen, Geld spenden. Da sie aber das angebotene Geld stolz ablehnte, schenkte er ihr einen Doppeldukaten, der für ein Halsband bestimmt war. Die dritte und letzte Begegnung ereignete sich während des sog. Kartoffelkrieges150 unweit von Mohorn Mühl in Marschendorf (heute Maršov), wohin preußische Soldaten unerwartet vorgedrungen waren. Die tapfere Getraude entschloss sich die österreichischen Soldaten in Marschendorf zu alarmieren. Dabei hat sie in Notwehr einen preußischen Offizier erschossen. Kaiser Joseph, der sich zufällig in der Nähe befand, erteilte ihr eine Audienz und er erkannte das Mädchen gleich, da sie am Hals den Doppeldukaten trug: Wir sind ja alte Bekannte, hub der Kaiser lächelnd an. „Vom Controlgang

150 Eine scherzhafte Bezeichnung für den Bayrischen Erbfolgekrieg (1778-79) von Preußen und Sachsen gegen die österreichischen Ansprüche auf Bayern geführt. Der Feldzug beschränkte sich auf strategische Bewegungen und kleine Plänkeleien, die meist um die Versorgung mit Lebensmitteln gingen, daher stammt auch die Bezeichnung Kartoffelkrieg (BROCKHAUS Bd. 2: 427, Bd. 9: 758).

-61- her, nicht wahr?“ (HORN 1902a: 121). Er bot ihr weder Geld, noch andere Güter, da er über ihren Stolz Bescheid wusste. Als Getraudes Vater starb, verkaufte sie die Mühle und verschwand aus der Gegend. Sie soll am Anfang der zwanziger Jahre (19. Jahrhundert) gestorben sein und sich mit dem Henkeldukaten habe begraben lassen.

7.2.6. Karl und Pepi „Der Paschhampel“ weicht von der oben gezeichneten Grundstruktur ab. Passivität ist einer nicht nur für den Mann sondern auch für das Mädchen bezeichnend. Karl Böhm, der ehemalige Theologiestudent, der mit dem Studium unzufrieden war, geht ins Riesengebirge zur Grenzwache. Dort hat er sich in Pepi Hampel, Tochter eines berüchtigten Paschers verliebt. Für Karl ist es relativ einfach, durch seine Uniform und eine gewisse Souveränität, Pepi zu bezaubern, die er sich während seines Prager Aufenthalts aneignete. Karls Vorgehen ist aber äußerst ungeschickt. Von allen Mädchen sucht er sich Tochter des bekanntesten Schmugglers im Riesengebirge aus, den sog. Paschhampel. Gleich nach dem ersten Rendezvous bekommt er einen dreitägigen Arrest, da er ohne Erlaubnis seinen Posten verließ. Er wurde nach Johannisbad versetzt. Heimlich besucht er dann seine Geliebte bei ihr zu Hause.

Im Blickpunkt des Autors steht mehr als das Liebespaar der Paschhampel selbst. Er wird als geschickt und erfahren geschildert. Er weigert sich zwar nicht, auf die Grenzwache zu schießen oder offen zu lügen, aber er behält einen gewissen Sinn für Ehre und Würde. Als er über die Beziehung zwischen seiner Tochter Pepi und Karl erfährt, ist er um die Familienehre besorgt. Ohne Umschweife sucht er seinen größten Gegner, den Kreiskommissär auf, um ihn zu bitten, Karl eine Heiratserlaubnis zu erteilen. Das bleibt jedoch ohne Erfolg. Die Handlung wird aus dem Riesengebirge nach Westböhmen verlagert, wohin Karl und Pepi mit ihrem frischgeborenen Kind umsiedelten, in der Hoffnung, dort eine Heiratserlaubnis früher zu bekommen. Während einer großangelegten Razzia gegen Schmuggler hat Karl als Mitglied der Grenzwache den Paschhampel, seinen künftigen Schwiegervater, schwer verletzt. Dem Paschhampel gelang es auch diesmal ohne Strafe davonzukommen. Karl bezeugte ihm nämlich, dass er kein Pascher sei, sondern dass er ihn und seine Tochter besuchen wollte. In Folge der Verletzung musste der Paschhampel seine Schmugglerkarriere beenden.

7.3. Andere Liebesgeschichten 7.3.1. „Der Rabbi von Prag“ In der Ausgabe der „Gesammelten Werke“ ist eine Anmerkung des Autors zu finden, nach der „Der Rabbi von Prag“ ursprünglich 1842 pseudonym im Almanach »Libussa« erschienen ist

-62- (THERESIE M.1842) und diese dann für die Sammlung „Aus drei Jahrhunderten“ völlig umgearbeitet worden ist. Zwischen den beiden Novellen besteht aber keine einzige Ähnlichkeit. In „Der Rabbi von Prag“ stößt die Liebe zwischen dem Ritter Chlum von Nowidwor und Rachel Löb auf das unüberwindbare Hindernis der unterschiedlichen Religionen (Christentum - Judentum). Rachel wird durch ihren verzweifelten Vater ermordet, da sich dieser nicht damit abfinden wollte, dass seine Tochter einen Christen heiraten würde und er sie so verlieren würde. Die Handlung spielt am Ende des 16. Jahrhunderts in der jüdischen Stadt von Prag. Den Hintergrund der Novelle bildet Golemsage. Als Nebengestalten treten darin berühmte historische Personen auf, nämlich Rudolf II. und Tycho de Brahe. Der Astronom Brahe ist mit Rudolf auf einem heimlichen Besuch bei Rabbi Löw um sich dessen Golem anzusehen. Dieser geheime Besuch wird jedoch durch den tödlichen Zwischenfall unterbrochen. Der bloß am Rande erwähnte Golem wird als Holzfigur mit einem Uhrwerk im Kopf beschrieben. Nach Jelinek basiert diese Novelle auf einem gleichnamigen Schauspiel, das jedoch die Zensur verboten haben sollte. Das Manuskript soll sich im Nachlass des Dichters befinden (dazu vgl. 8.2.). Nach Frenzel dürfte die Variante des Golem-Stoffes, in der das künstliche Geschöpf als Diener von Rabbi Löw auftritt, um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sein und zum ersten Mal kommt sie gerade in dieser Novelle vor.151

Die Novelle „1690 Der Brandstifter“ erzählt dagegen eine Geschichte des Schusters Lorenz Prohaska aus Pisek, der nicht hinnehmen konnte, dass ihn sein Mädchen (Katherine Sockel) verlassen hat. Sein Zorn und seine naiven und unbedachten Versuche Katharine zurückzubekommen brachten ihn zuerst in die Armee, dann in die französische Gefangenschaft. Er kommt nach Prag zurück, wo er zu einem gefährlichen Kriminellen wurde. Als er versuchte, Katherine zu entführen, wurde er verhaftet und schließlich hingerichtet. Die Handlung spielt am Ende des 17. Jahrhunderts hauptsächlich in Prag. Es ist mir nicht gelungen nachzuweisen, ob sich der angegebene historische Hintergrund auf konkrete Tatsachen stützt. Die französische Armee soll versucht haben, in verschiedenen europäischen Städten, darunter auch in Prag, Großbrände anzustiften um dadurch ein Chaos hervorzurufen. Dieser Lorenz Prohaska ließ sich in der Gefangenschaft von den Franzosen anwerben und sollte einer der Brandleger in Prag sein. Im Vordergrund stehen aber seine Versuche Katherine wieder für sich zu gewinnen und die Brandlegung gerät bald in den Hintergrund. Die Geschichte ereignet sich während des

151 Zu Golem-Stoff vgl. FRENZEL 2005: 308-312.

-63- Pfälzischen Erbfolgekrieges.152 Für die französische Armee unter Kriegsminister François Louvois, der mit dieser Zeit verbunden ist, galten Brandschatzungen von Dörfern und Plünderungen in großem Ausmaß als Gewohnheit (MANDROU 1992).

7.3.2. „1756 Der Eremit von Skalitz“ In „1756 Der Eremit von Skalitz“ begegnen wir einer Variation des weitverbreiteten Einsiedlermotivs.153 Horn verband die sündige Vergangenheit des Bruders Servaz unmittelbar mit dessen Gegenwart, die sich zur Zeit des siebenjährigen Krieges, also ungefähr in der Hälfte des 18. Jahrhunderts, in Skalitz bei Leitmeritz (heute Skalice u Litoměřic) abspielt. Bruder Servaz, ursprünglich ein Soldat, wurde während eines Krieges auf feindlichem Gebiet verletzt und von einem Bauern gerettet. Er verführte seine Tochter und nahm sie mit sich, aber nach einigen Wochen verließ er sie im fremden Land. Als er später erfuhr, dass sie elend gestorben sei, ging er als Eremit in die Einsiedelei nach Skalitz, wo niemand über seine Vergangenheit Bescheid wusste und wo er nach Jahren zu einer hoch angesehenen Person wurde. Servaz fürchtet, dass ein ähnliches Schicksal auch Marie, Tochter des dortigen Försters, ereilen könnte. Marie erinnert an Horns beliebten Frauentyp, in dem sie neben den fast obligatorischen Attributen (Jugend und Schönheit) auch Mut und Opferbereitschaft zeigt, indem sie einen verletzten preußischen, also feindlichen, Soldaten (Freiherr Kurt von Bredow) mit Hilfe des Eremiten rettet. Der fremde Soldat erweckt in Marie eine tiefe Zuneigung. Dasselbe fühlt auch der Soldat. Bruder Servaz bemüht sich, beide voneinander fern zu halten, was ihm aber nicht ganz gelingt. Sobald es der Gesundheitszustand des Soldaten ermöglichte, brachte ihn Servaz auf die andere Seite des Gebirges. Der Leutnant wollte aber auf Marie nicht verzichten und bezahlte deshalb drei Soldaten, die das Mädchen entführen sollten. Bei dem Entführungsversuch konnte Servaz Marie zwar retten, wurde dabei aber selbst getötet. Servaz gelang es also nicht, vor seinen früheren Sünden zu fliehen. Der eigentliche Abschluss scheint wenig durchgedacht zu sein, da er aus der Handlung selbst nachvollzuziehen ist. Sieben Jahre nach dem Tod von Bruder Servaz kommt Kurt von Bredow nach Skalitz zurück, wo er Marie am Grab des Einsiedlers heiratet.

152 Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688-1697), zu Einzelheiten vgl. BROCKHAUS Bd. 14: 420.

153 Zu dem Motiv des Einsiedlers in der Literatur vgl. FRENZEL 1992: 128-148.

-64- 7.3.3. „Die schöne Insel“ Diese Novelle hat keinerlei Beziehung zu Böhmen.154 Sie spielt sich auf der Isola Bella und der Isola Madre ab, auf zwei Inseln, die sich im norditalienischen Lago Maggiore befinden. Kern der Handlung ist die Flucht eines Ehepaares – des Maleres Nicolo Tempesta und seiner Frau Bianca – vor der römischen Inquisition. Sie finden Zuflucht beim Grafen Vitaliano. Der Name Nicolo Tempesta geht womöglich auf den niederländischen Maler Pieter Mulier zurück, der sich in der zweiten Hälfte seines Lebens in verschiedenen Städten Oberitaliens aufhielt und den man Cavaliere Tempesta (ital. Ritter Sturm) nannte, da er Regen- und Sturmlandschaften in starken Licht- und Schattengegensätzen malte. Er wurde des Mordes an seiner Frau angeklagt und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, 1684 hat ihn die Armee Ludwig XIV. befreit (OTTO Bd. 17: 536).155 Die ganze Novelle wird mit dem Gedicht „Isola bella“ eröffnet, das Horn auch in »Libussa« publizierte (HORN 1851a). Nicolo malt gegen Bezahlung für Vitaliano Bilder um eine weitere Flucht in die Schweiz zu finanzieren. Bianca zieht den Grafen mächtig an und obwohl sich der Graf zuerst weigert, versucht er sie dennoch zu verführen. Jedoch ohne Erfolg, denn Bianca wollte ihrem Mann treu bleiben. Nicolo wird vor Eifersucht geblendet, glaubt Bianca nicht mehr und fängt langsam sie und das Malen zu hassen. Vitaliano bestellt das letzte Bild bei Nicola, das seine Frau als Seekönigin darstellen soll. Der entsetze Temepsta leistet für einen enormen Honorar nur eine mäßige Arbeit. Plötzlich erscheint die Inquisition und der eifersüchtige Tempesta stürzt seine Frau ins Wasser, als sie der Inquisition übers Wasser zu entfliehen versuchen. Er glaubte nämlich, dass sich der Graf seiner Frau bemächtigen wollte. Dank Fürsprache des Grafen erhält er in einem Zivilprozess eines lebenslange Freiheitsstrafe.

154 Außerhalb Böhmen spielen auch folgende die Novellen „Die Tänzerin“, „Ein Liebeshandel in Algier“ und „Eine ungarische Kriminalgeschichte“ (HORN 1838b, 1847g, 1847c), die ich im einzelnen nicht eingehen werde.

155 Mulier, Pieter [auch Pieter Muller, Pieter Molyn] (*1637 Haarlem, Niederlande - †29.7. 1701 Mailand), Maler. Eine Verfolgung durch die Inquisition wird nicht erwähnt (BROCKHAUS Bd. 18: 54, OTTO Bd. 17: 536).

-65- 7.4. Sagen und Märchen 7.4.1. „Gevatter Schwanda“ „Gevatter Schwanda“ hat Horn einen womöglich tschechischen Märchenstoff über den wandernden Musikanten Švanda aufgegriffen.156 Die wohl bekannteste tschechische Bearbeitung dieses Stoffes stellt das dramatische Märchen „Strakonický dudák aneb Hody divých žen“ von Josef Kajetán Tyl dar. Die Premiere fand am 21.11. 1847 statt,157 also im selben Jahr als Horns „Gevatter Schwanda“ in „Böhmische Dörfer“ erschienen ist. Tyls dramatisches Märchen diente später auch Jaromír Weinberger158 als Vorlage für seine bekannte Oper „Švanda Dudák“ (1927).159 Die Gestalt des Musikanten Švanda kommt auch in der Poesie vor, wie z.B. in den Balladen „Švanda dudák“ und „Švandovy dudy“160 des tschechischen Dichters und Übersetzers Ladislav Quis.161 Als Švanda Dudák wurde auch die humoristische und satirische Zeitschrift benannt, die zwischen den Jahren 1882-1914 Ignát Hermann162 redigierte.

Václav Tille hat etliche Märchenvarianten über den wandernden Musikanten in sein Buch aufgenommen (TILLE 1937). Der Musikant zieht durch das Land und verdient sein Geld mit der Musik. Gewöhnlich heißt er Švanda, seltener auch Drnda oder Skála, mitunter wird sein Name nicht erwähnt. Die Handlung spielt überwiegend in der Gegend um Strakonice. Švandas Instrument ist am häufigsten der Dudelsack. Uffo Horns „Gevatter Schwanda“ ist einer der

156 Es ist darauf hinzuweisen, dass „Gevatter“ neben der üblichen Bedeutung „Pate“ früher auch im Sinne von: Freund der Familie oder scherzhaft: jmd., mit dem man befreundet, verwandt oder bekannt ist, aber auch in der Wendung: bei etw. Gevatter stehen (scherzhaft: bei etw. Pate stehen) verwendet wurde (DUDEN 2001, KLUGE - SEEBOLD 2002: 354).

157 MUKAŘOVSKÝ ET ALII Bd. 2: 424.

158 Zu Werk und Wirkung von Jaromír Weinberger (*8.1. 1896 Prag - †8.8. 1967 Saint Petersburg/Florida). Zu Einzelheiten MGG 2000: 80218 ff.

159 Libretto von Kareš, Miloš (*12.11. 1891 Prag - † 2.2. 1944 ebenda), Dramatiker, Autor der ersten tschechischen Hörspiele und Opern-Librettos (FROST ET ALII 1993: 670-671).

160 QUIS 1889: 7-9, 10-13.

161 Quis, Ladislav (*7.2. 1846 Čáslav - †1.9. 1913 Černošice bei Prag), Dichter, Übersetzer und Editor. Veröffentlichte u.a. in »Národní listy«, »Lumír« und »Květy«. Übersetzer von Goethe, Schiller und H. Kleist (FROST ET ALII 2000: 1181-1183).

162 Hermann, Ignát (*12.8. 1854 Horní Mlýn bei Chotěboř - †8.7. 1935 Řevnice bei Prag), Dichter, Publizist, Editor (FROST ET ALII 1993: 229-230).

-66- Märchenvarianten bei Tille sehr ähnlich.163 Horn verlagerte die Handlung in die Gegend um Gitschin (heute Jičín) und lässt seinen Schwanda Geige spielen. Er ist ein begabter Musiker, aber sein Können ist teilweise mit dem Instrument verbunden, was erst am Ende deutlich wird. Schwanda wandert durch die Gegend und verdient sein Geld mit dem Geigenspiel, aber gibt es fast immer für Wein und Bier aus. Seine Frau Baruschka, eine tugendhafte, aber bereits sehr garstige Frau,164 toleriert Schwandas mehrtägige Ausflüge nur widerwillig. Eines Tages wird Schwanda von einem geheimnissvollen Mann engagiert, der ihm für seine Dienste eine hohe Belohnung angeboten hat. Die Tanzveranstaltung, die auf einem geheimnisvollen Schloss stattfindet, erweist sich als ein wilder Teufelsball, an dessen Ende Schwanda sehr viel Geld bekommt. Indes vergisst er die einzige Bedingung, sich nur mit bestimmten Worten zu bedanken und sagt: Gott vergelt’s Ihnen tausendmal. Worauf sich ein starker Wind erhebt, Schwanda umfällt und erst am nächsten Tag bei einem Galgengelände erwacht. In seinem Hut befindet sich statt des Geldes nur Unkraut. Der Schlussteil weicht deutlich von Tilles Märchenversion ab. Schwanda zerschlägt zu Hause seine Geige, löst sich damit von seiner bisherigen Existenz und unternimmt mit Baruschka eine Wallfahrt nach Albendorf,165 wo sie gemeinsam Heilwasser trinken. Infolge dessen wird seine Frau zu einem Muster eines sanften und nachgiebigen Weibes (HORN 1907: 72). Ein fahrender Musikant soll die zerschlagenen Geige gefunden und wieder zusammengesetzt haben, dadurch soll eine zyklische Fortsetzung des Märchens begründet werden. Trotz der Unterschiede von der Vorlage – Gegend um Gitschin, Geigespiel, Frau Baruschka, Wallfahrt nach Albendorf, Zerschlagung und Wiederherstellen der Geige – bleibt der wesentliche Inhalt, die durch Gewinnsucht verursachte Entfremdung, erhalten.

7.4.2. „Johannisbrunn“ Ähnlich wie im gleichnamigen Gedicht, erzählt Horn in seiner „sagenhaften Novelle“ eine Entstehungsgeschichte der Heilquelle in Johannisbad (heute Janské Lázně).166 Die Handlungen bleiben im Grunde identisch. Eine Nymphe die in der Quelle geboren wurde, sehnt sich nach menschlicher Liebe. Eines Tages ging an ihrer Quelle ein Jäger (im Gedicht ein Wanderer)

163 Tille übernahm diese Variante aus der Märchensammlung „Národní pohádky“ von Jakub Malý. Der Anmerkung nach handelt es um keine Volksüberlieferung (TILLE 1937: 123-124).

164 HORN 1907: 53.

165 Albendorf bei Mährisch Trübau: heute Bělá u Moravské Třebové.

166 Ob es sich um Bearbeitung einer konkreten Volkssage handelt, konnte ich nicht feststellen.

-67- vorbei, den sie vergebens zu verführen versuchte. Als der Jäger zum zweiten Mal unweit der Quelle erschienen ist, war die Nymphe erfolgreich. Er legte sich ins Gras und schlief ein. Sie weckte ihn versehentlich und gleich als sie der Jäger erblickte, küsste er sie leidenschaftlich. Daraufhin fiel ihr der Schleier vom Kopf und so verlor sie für immer ihre menschliche Gestalt und kann nur in der Quelle fortleben: Sie konnte sich an den Leib des geliebten Mannes schmiegen, sie konnte ihm Kraft und Wirkung verleihen, und ihn so länger frisch und jung erhalten. Im Rauschen seiner Wellen klang ihm der alte Zaubergesang (HORN 1902a: 87).

7.5. „Der Bauernesel“ Unter Horns Novellen hat „Der Bauernesel“ eine besondere Stellung inne. Sie ist wie keine andere mit dem Leben am Dorf (soziale Umstände) verbunden und es trifft für sie eher die Bezeichnung Dorfgeschichte zu. Das Besondere ist nicht etwa die Bearbeitung eines historischen Stoffes, sondern dass sie durchgearbeitet und reich an Nebenhandlungen ist und dass sie einen politischen Unterton trägt. Das ist in Horns Prosa eher eine Ausnahme und in Anbetracht seiner schematisch wirkenden Liebesgeschichten fast überraschend. Der Titel bezieht sich auf das gleichnamige mittelalterliche Strafinstrument, das man oft zur Bestrafung von Bauern verwendete.167 Seine ausführliche Beschreibung finden wir im vierten Kapitel: Zwei Bretter von Tannenholz waren dachförmig zusammengeschlagen, so daß sie einen Rücken bildeten, der mit dem Hobel geschärft war. Dieses Dach stand auf vier massiven Füßen und fiel vorn in einen Hals aus, auf dem ein roh zugeschnitzter Eselskopf mit ein paar ungeheuren Ohren saß. Der hintere Teil war hingegen abgerundet und ein alter aufgedrieselter Strick, der an die Bretter festgenagelt war, stellte den Schwanz dieses Esels vor. Auf dem scharfen Rist nun mußten die Bauern, wenn sie wegen Ungehorsam bestraft wurden, nach Gutdünken der gestrengen Herren eine Zeit lang reiten … Derlei Exekutionen wurden in der Regel vorgenommen, wenn die Leute aus der Kirche gingen oder zum Wochenmarkt kamen (HORN 1907: 39-40). Den historischen Hintergrund bildet der Bauernaufstand, der sich im Jahr 1775 in der Umgebung von Trautenau ereignete. Diesem hat sich eingehend Erik Bouza gewidmet (BOUZA 1975). Die relevanten historischen Quellen, wie Chroniken oder Matrikeln sind wegen der Brände in Trautenau nur unvollständig erhalten geblieben.168 Wegen des Brandes vom 1861 ist

167 Zu Bauernesel vgl. BĚLINA ET ALLI 2001: 277 ff.

168 Sedláček berichtet in seinem Wörterbuch über mehrere Brände, die sich in Trautenau nach 1775 ereignet haben: 1791, 1816 und der wohl größte Brand ein Jahr nach Horns Tod 1861 (SEDLÁČEK

-68- auch unklar, welche Quellen Horn zur Verfügung standen. So lassen sich heutzutage die eigentliche Ursache und der Verlauf des Aufruhrs kaum rekonstruieren. Eine der Hauptursachen sei wahrscheinlich die Verzögerungen bei Erlassung des Robbotenpatents gewesen.169 Es ist zu vermerken, dass es gerade 1775 in den böhmischen Ländern zu zahlreichen Unruhen gekommen ist wie z.B. in Český dub, Doksy, Lvová, Sloup, Zákupy und der wohl bekannteste in Chlumec nad Cidlinou .170

Die ersten Anzeichen einer Revolte sind nach Bouza schon am 21. und 22. März 1775 zu erkennen. Die Untertanen aus Porecz (heute Poříčí) bei Trautenau kamen nach Wolta (heute Voletiny) um die hiesigen Bauern über die Unruhen im Herrenhof Nachod (heute Náchod) zu informieren. Der Aufstand brach dann am 27. März auf dem Schatzlarer Herrenhof (heute Žacléř) aus. Die Bauern hätten zuerst das Schatzlarer Schloss gestürmt, ausgeplündert und dann in der Umgebung kostenlos gegessen und getrunken. Die Armee brachte diesen Aufstand bald unter Kontrolle. Während der Auseinandersetzung seien zehn Bauern gefallen. Einer der Anführer, Karl Menzel, der auch in Horns Bearbeitung vorkommt, wurde in der Wirklichkeit von Maria Theresia begnadigt. Sie milderte die Strafe und wandelte das Todesurteil in eine Freiheitsstrafe um. Menzel starb 1810 in Wolta (BOUZA 1975: 145). Einen ähnlichen Verlauf der Ereignisse können wir auch bei Horn verfolgen, mit dem Unterschied, dass Karl Menzel am Ende nicht begnadigt wird.

7.5.1. Verlauf des Aufstandes und seine Hauptgestalten Nach Horns Auffassung war die Rebellion weder durchgedacht noch von einer starken Persönlichkeit organisiert und vorangetrieben. Sie wurde durch eine Abfolge mehrerer Ereignisse ausgelöst, die sich in kurzer Zeit nacheinander abgespielt haben. Die allgemeine Unzufriedenheit wird zuerst durch das harte Vorgehen der Verwalter und der Ratsherrn ausgelöst. Dazu kommen persönliche Motive der Hauptgestalten: Peter Menzel, seine Schwägerin Katherina und Johann Kolbe. Katherina und Kolbe wurden vom Verwalter verprügelt und die Gebrüder Peter und Johann Menzel wurden zum Ritt auf dem Bauernesel verurteilt. Der dritte und entscheidende Umstand war die Fälschung des Patents durch die Trautenauer Ratsherren. Die Unruhen werden hauptsächlich durch die Intrigen des Exjesuiten

1998: 905).

169 BOUZA 1975: 141-150.

170 BĚLINA ET ALII 2001: 288 ff.

-69- Pater Peschke und seines Gehilfen Siebler geschürt. Ihre Beweggründe werden nicht direkt angesprochen, aber sie gehen womöglich auf die Auflösung des Jesuitenordens und auf die ökonomischen Folgen des Patents zurück.

Peter Menzel kehrt kurz vor dem Aufstand vom Militärdienst nach Trautenau zurück und möchte für die Stadtpolizei arbeiten. Wegen eines Zwischenfalls mit Katharines Ehemann muss er auf dem Bauernesel reiten. Durch das mannhafte Abbüßen der Strafe gewinnt er Respekt unter den Bauern der ganzen Gegend. Sie sahen darin ein eindeutiges Zeichen der Auflehnung gegen die Obrigkeit und hielten Peter für einen Helden. Peter ist aber im Grunde genommen ängstlich, hat vor der Obrigkeit und vor dem Militär einen großen Respekt. Er ist unschlüssig und in entscheidenden Augenblicken zaghaft. Er ähnelt somit dem passiven Mann. Deshalb muss ihn vor dem Ausbruch des Aufstandes seine Schwägerin Katherina überzeugen, dass er der Anführer sein soll. Peter zögerte am Anfang, aber im Laufe der Erhebung wurde er zum eifrigsten Kämpfer. Die eigentliche Position von Peter und seine relative Stärke zeigten sich dann bei der Konfrontation mit dem hiesigen Dechant. Dieser erscheint unter den Bauern um die Ratsherren vor dem Ritt auf dem Bauernesel zu retten. Seine Worte erwecken die erste Unsicherheit unter den Bauern.

Die Gestalt der mutigen Katherina erinnert an Horns aktives Mädchen, jedoch nicht im positiven Sinne der Liebesgeschichten. Ihre Aktivität konzentriert sich auf ihre Stärke und Entschlossenheit, die eine wichtige Rolle in der ersten Phase des Aufruhrs spielen. Im Unterschied zu Peter hat sie vor der Obrigkeit keine Angst, versucht alle eifrig von der Richtigkeit ihrer Auflehnung zu überzeugen. Ihre Begeisterung ist indes nicht durch Ideale, sondern vornehmlich durch ihren verletzten Stolz – Prügel vom Verwalter – und Rachegelüste motiviert. Sie ist die einzige, die bis zuletzt die Bauern aufzumuntern versucht, als schon Kolbe und Menzel durch die Ankunft der Soldaten verzweifelt sind. Sie will sich um keinen Preis geschlagen geben.

Das Vorgehen der Rebellen wird als chaotisch und zerstörerisch geschildert. Das ursprüngliche Ziel, das richtige Patent zu bekommen, gerät schnell in den Hintergrund. Als sie im Schatzlarer Schloss das Patent nicht fanden, plünderten es aus. Dasselbe geschieht auf dem Rathaus in Trautenau. Die Bauern sind zwar undiszipliniert und gewalttätig, aber sie zeigen immer noch gewissen Respekt vor der Kirche. Sie tranken und aßen in Trautenauer Kneipen und am Abend tanzten sie mit den Gattinnen der Ratsherrn. Als sie auf Widerstand gestoßen sind, fehlte ihnen Mut. Dies zeigte sich unmittelbar, als sie versuchten das Trautenauer Schloss zu stürmen. Das

-70- Verhalten der Bauern, aber auch ihrer Führung kommentiert prägnant der allwissende Ich- Erzähler: Es wurde aus der Faust gegessen und die Beratung war tumultarisch, wie immer. Der Mangel an befähigten oder nur energischen Köpfen unter den Bauern trat bereits auf’s Deutlichste hervor … Oder: Es ist dieses Begehren der beste Beweis von der beispiellosen Kopflosigkeit und Verwirrung der Bauern. … es war alles nur Taumel gewesen und augenblickliche Freude am Aufstand und der Rache … (HORN 1905: 221, 228). Das volle Chaos zeigte sich am nächsten Tag. Einige der Bauern tranken noch in den Wirtshäusern, andere gingen bereits nach Hause. Der Rest teilte sich in Gruppen auf. Ein Teil brach unter Führung von Menzel Richtung Prag aus, nur wenige sind in der Stadt geblieben. Als sich die Soldaten Trautenau näherten, erfasste die Aufständischen Panik, worauf sie aus der Stadt flohen. Während des Kampfes seien zehn Bauern getötet worden, Katharina und Kolbe bekamen längere Freiheitsstrafen. Peter Menzel wurde zu Tod verurteilt und musste noch vor seiner Hinrichtung einen neuen Bauernesel zimmern, denn man hatte ihn zuvor verbrannt.

7.5.2. Wertung und Kontext Das Interessante an der Bearbeitung dieses historischen Stoffes ist der Versuch, die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven (Bauern, Ratsherrn, Kirche) zu erfassen. Die Darstellung ist keineswegs einseitig. Obwohl diese Rebellion als berechtigt erscheinen mag, so wird der Verlauf, das Verhalten der Bauern und zum Teil auch ihre Beweggründe problematisiert. Die Ratsherrn handeln unangemessen, in dem sie die Gebrüder Menzel zu hart bestrafen, das Robotenpatent zuerst verheimlichen und dann zu verfälschen versuchen. Dazu ist auch die nutzlose Gewalt gegen Kolbe und Katherina zu rechnen. Auf der anderen Seite setzt sich der strenge Verwalter Antonius Böhm für eine Weberin ein, die von ihrem Mann dauernd geschlagen wird. Diese rettet ihm sein Leben, indem sie ihn rechtzeitig warnt, worauf sie von den Rebellen beinahe ertränkt wird. Kurz nach der Revolte die beiden heirateten. Der Dechant repräsentiert die Kirche, die auch ein wesentlicher Teil der ökonomisch-politischen Strukturen ist und ihre eigenen Interessen verfolgt, die gegen das neue Patent gerichtet sind.

Wie Höhne feststellt (HÖHNE 1996), sind auf dem Hintergrund des historischen Stoffes einige vormärzliche Erfahrungen und Anspielungen deutlich. Der „Der Bauernesel“ sei als Reaktion auf das Reformpatent vom 13.4. 1846, sowie auf den Aufstand in Galizien von 1846 zu verstehen und erhält so eine deutliche politische Dimension (HÖHNE 1996: 79). Horn wählte aber diesen Stoff nicht zufällig. Eine wesentliche Rolle spielte wohl auch der Umstand, dass

-71- sich diese Ereignisse in seiner Heimatgegend abgespielt haben, was für Horn ein sehr starker Beweggrund oder gar Voraussetzung war. In den meisten Prosawerke ist eine Verbindung mit der Umgebung von Trautenau, mit dem Riesengebirge oder Nordböhmen ersichtlich, sei es durch die Handlung oder nur durch Herkunft der einzelnen Personen.

Höhne setzt „Der Bauernesel“ in den Kontext der vormärzlichen Dorfgeschichten von Leopold Kompert171 („Aus dem Ghetto“), Isidor Hellers172 („Ein böhmischer Bauer“) und Joseph Rank173 („Aus dem Böhmerwalde“) ein, die alle ungefähr zwischen den Jahren 1847 und 1850 entstanden sind. Sie sind, nach Höhne, als ein Gegenmodell sowohl zu der ethnographischen Dorfgeschichte, als auch zu einer konservativen Utopie A. Stifters oder J. Gotthelfs zu betrachten. Dieses Gegenmodell basiert auf drei historischen Erfahrungen. Die erste Ebene stellt die Zeit der Restauration dar, die durch Zensur, Repression und Exil charakterisiert ist. Zweitens ist es die desolate soziale Lage v.a. der Bauern und drittens die ethnische Divergenz zwischen den Tschechen und der Deutschböhmen, die eine spezifisch böhmische Erfahrung darstellt. Sie ging aus der sog. tschechischen Wiedererweckung hervor und eskalierte in der Revolution von 1848, als sich endgültig die Idee von einer böhmischen Nation als Utopie erwies (HÖHNE 1996: 78). Horn und Heller, in Ansätzen auch Kompert, haben nach Höhne einen neuen Weg in der deutschböhmischen Literatur des Vormärz eingeschlagen, der einen

171 Kompert, Leopold (*15.5.1822 Münchengrätz/heute Mnichovo Hradiště - †23.11.1886 Wien), Erzähler, Publizist. Seit 1848 Feuilletonredakteur des »Österreichischen Lloyd. In seinen Werken schildert er hauptsächlich die Welt des böhmischen Ghettos, die er selbst erlebt hatte. Mitglied der Schriftstellervereinigung „Concordia“. Befreundet u.a. mit Frankl und Laube. „Aus dem Ghetto“ (1848), „Neue Geschichten aus dem Ghetto“ (1855) oder der Roman „Zwischen Ruinen“ (1875). Weiterführende Literatur in KILLY ET ALII Bd. 6: 466.

172 Heller, Isidor (*1816 Jungbunzlau/heute Maldá Boleslav - †1879 Arco/Italien), Schriftsteller und Publizist. Publizierte u.a. in »Ost und West« und 1848 redigierte die politische Zeitschrift »Die Morgenröthe«, in Wien gab er die politische Zeitschrift »Der Fortschritt«. Er schrieb Romane „Die Alliirten der Reaction (1851), politische Broschüren „Sendschreiben eines Oesterreichers an die deutsche Nation“ (1852). Weitere Einzelheiten in OTTO Bd. 11: 70 und www.google.de/books.

173 Rank, Josef (*10.6.1816 Friedrichsthal bei Rothenbaum - † 27.3.1896 Wien), Erzähler, Journalist. Bekanntschaft mit Lenau, Hartmann, Uhland und Frankl. Auf Anregung von Frankl sind Skizzen „Aus dem Böhmerwalde“ (1843) entstanden. In Weimar gab Rank das »Weimarer Sonntagsblatt« (1855-1857) heraus. Ab 1861 in Wien als Redakteur von »Oesterreichische Zeitung«, »Heimat« tätig. Autor von Dorfgeschichten, die v.a. in der Sammlung „Aus dem Böhmerwalde“ (1851) konzentriert sind (KILLY ET ALII Bd. 9: 289).

-72- Wandel vom bisherigen Bauernbild darstellt, das von Aufklärung und Romantik geprägt in der Biedermeierzeit bei Rank und Stifter weiterentwickelt wurde (HÖHNE 1996: 81).

7.6. Prosa: Zusammenfassung Uffo Horns prosaische Werke sind vielfältig. Ähnlich wie in der Lyrik, griff Horn einige bekannte literarische Motive der Weltliteratur auf, wie die Liebesbeziehung, den Liebeskonflikt, und Motive des Hochstaplers oder des Eremiten. Von den Stoffen sind es böhmische Märchen- und Sagenstoffe oder der Golem- und Švanda-Stoff. Ein charakteristischer Wesenszug seiner Erzählprosa ist Akzentuierung des Liebeskonfliktes und Hervorhebung seiner dramatischen Dimension. Ort der Handlung ist hauptsächlich nach Nord-, Zentral- oder Westböhmen eingesetzt und wechselt oft zwischen Stadt und Dorf. Eine Ausnahme stellen drei Novellen, die sich außerhalb Böhmens abspielen.174 Bis auf „Der Bauernesel“ ist immer eine Liebesbeziehung präsent. Die Zeit in der sich die Handlung abspielt wird bis auf zwei Ausnahmen konkret bestimmt,175 zumeist in die zweite Hälfte des 18. oder an den Anfang des 19. Jahrhunderts gesetzt. Kaum finden wir Beschreibung des Dorf- bzw. Bauernlebens oder detaillierte Naturschilderungen. In einigen Fällen wird der Kontrast zwischen Dorf und Stadt unterstrichen.176 Für die meisten Novellen der beiden Sammlungen sind Kommentare zum böhmischen Milieu bezeichnend.

In Horns Prosa wiederholt sich gewöhnlich ein ähnliches Schema: passiver Mann - aktives Mädchen, dessen Gestalt mehr oder weniger abgeändert wird. Auch in den sonstigen Novellen, in denen diese Struktur nicht eindeutig vorhanden ist, erscheint in der Regel eine starke Frauengestalt, die fast immer mit dem aktiven Mädchen verwandt ist und im Gegensatz zu einem passiven Mannes steht. Lediglich in „Die beiden Studenten“ wird die Problematik der tschechischen Wiedergeburt angesprochen und an Gestalt des musikalischen Jakob im positiven Licht dargestellt. „Der Rabbi von Prag“ überrascht mit dem dramatisch geschilderten Konflikt der Religionen. Im dem Hintergrund wird eine Variante des Golem-Stoffes gezeichnet (Rabbi Löw und das künstliche Geschöpf Golem als sein Diener), die womöglich erste ihrer Art ist. In einigen Novellen überwiegen pathetische und schematische Modelle. Nicht vereinzelt sind

174 „Isola bella“, „Ein Liebeshandel in Algier“, „Die Tänzerin“ und „Die ungarische Kriminalgeschichte“.

175 „Gevatter Schwanda“ und „Johannisbrunn“.

176 Besonders in „Die beiden Studenten“.

-73- Schwächen in der eigentlichen Bearbeitung zu verfolgen.177 In dieser Hinsicht stellt „Der Bauernesel“ eine Ausnahme dar. Eine ziemlich detaillierte Aufarbeitung der historischen Ereignisse, die weder einseitig noch schematisch wirkt. Durch die im Text enthaltene Reflexion der vormärzlichen Verhältnisse, hebt sich diese Dorfgeschichte von ihrer ethnographischen und konservativen Variante ab und zeigt Verwandtschaft mit einigen Dorfgeschichten von I. Heller, L. Kompert oder J. Rank.

177 Das betrifft v.a. „Gellert in Karlsbad“, „Der unglückliche Hofmeister“ oder „1756 Der Eremit von Skalitz“.

-74- 8. DAS DRAMATISCHE SCHAFFEN VON UFFO HORN Horn hat zwei selbständige Dramen und ein Dramenfragment veröffentlicht. Es handelte sich um das Lustspiel „Sie muß einen Mann haben“, das Trauerspiel „König Otakar“ und den Einakter „Camoens im Exil“. Inszeniert wurde nur „König Otakar“. Das Lustspiel „Sie muß einen Mann haben“ habe Horn kurz vor der Premiere in Prag zurückgezogen (JELINEK 1909: 523). Von den unabgedruckten Dramen wurden „Horimir“ und „Molière“ auf die Bühne gebracht. Zu den Aufführungen ist auch der Prolog und Epilog zu Goethes Faust-Fragment zu zählen, mit dem sich Horn zum ersten Mal auf einer professionellen Szene („Ständetheater“) präsentierte. Darüber hinaus hat Horn gemeinsam mit W. A. Gerle zwei erfolgreiche Lustspiele verfasst: „Der Naturmensch“ und „Die Vormundschaft“, beide wurden mehrmals inszeniert. Wie aus dem Artikel von Jelinek hervorgeht,178 hat Horn nur einen geringeren Teil der geplanten Dramen erfolgreich zu Ende gebracht. Das beweisen Dutzende Fragmente in seinem Nachlass.

8.1. Aufführungen Über die Vorstellung der „Szenischen Fragmente aus Göthe’s Faust“ am 3.7. 1835 im „Ständetheater“ informiert uns, wie auch über andere Uffo Horns Premieren in diesem Haus, »Bohemia« in der Rubrik „Theaterberichte“. Der Rezensent (wohl Anton Müller) widmete sich hauptsächlich der Zusammensetzung von Szenen. Er habe an mehreren Stellen scharfe Umrisse und den großartigen Styl der Vorlage vermisst, hob dagegen die schauspielerische Leistung von Julie Rettich (Gretchen) hervor. Der von Horn verfasste Prolog und Epilog wurde lediglich im letzten Satz und ohne jeden Kommentar erwähnt (THEATERBERICHT 1835a).

Noch im selben Jahr, am 18.11., präsentierte sich Horn auf der gleichen Szene mit dem Drama „Horimir“, das er selbst verfasste. Nach Hansgirg soll dieses Theaterstück in Folge einer Wette mit dem Schauspieler Fischer innerhalb von acht Tagen entstanden sein.179 Es ist also nicht verwunderlich, dass die Aufführung auf Kritik gestoßen ist. Müller hat das Erstlingsdrama von Horn in seinem Beitrag für die »Bohemia« einer scharfen Kritik unterzogen. Er kritisierte insbesondere Wahl des Stoffes aus der böhmischen Sagenzeit, da diese angeblich die notwendige Dramatik vermisse und sich eher für Lyrik oder Epik eigne. Er empfahl Horn für das nächste Mal lieber einen historischen Stoff zu wählen. Müller kritisierte ferner

178 JELINEK 1909.

179 HANSGIRG 1877: 80.

-75- unausgewogene Szenenabfolge und Dialoge. Positiv hat er Horns dialogische Gewandtheit gewertet. Die Kritik an der Wahl des Stoffes verwundert nicht. Müller selbst widmete acht Jahre vor dieser Vorstellung der Horimir-Gestalt vier Romanzen, die er unter dem Titel „Horimir und sein Roß Šemik“ veröffentlichte. Sie hätten sogar bei Goethe Lob gefunden (KRAUS 1902: 162). Ton dieser Rezension habe nach Kraus bereits Julius Seydlitz in „Poesie und Poeten in Österreich im Jahre 1836“ kritisiert.180 Eine negative Beurteilung kam auch von Hansgirg und Mikovec. Trotzdem soll das Stück ein großes Interesse hervorgerufen haben.181 „Horimir“ hat auch J. K. Tyl in »Květy« abgelehnt (TYL 1835) und warf Horn vor, ihm sei seine Absicht – Horimir als Kämpfer für Freiheit des Vaterlandes darzustellen – nicht gelungen. Einzelne Szenen haben zwar ihre Qualität, aber das Stück als Ganzes hält nicht zusammen. Bis auf die Hauptgestalt sind andere Gestalten nur oberflächlich gezeichnet. Im Unterschied zu Müller ist Tyl der Ansicht, dass dieser Stoff sich für ein Drama durchaus eigne, lediglich mit einer Einschränkung, die Horimirs Sprung auf Šemík betrifft. Diesen soll jeder dramatischer Autor meiden, was gerade Horn nicht getan hat und ließ Šemík auf der Bühne auftreten. Tyls letzter Vorwurf richtet sich gegen die germanisierenden Tendenzen dieser Bearbeitung, die er aber nicht näher beschrieben hat.

Vor Horn wurde der Horimir-Stoff hauptsächlich in Gedichten bearbeitet. Kraus führt zum Beispiel Gedichte von Johann Gottfried Herder182 oder die Romanzen von A. Müller an. Die Gedichte von Herder waren Quelle für W. A. Gerle, der sein Märchen „Horimir oder das Roß aus dem Berge“ in das Buch „Volksmärchen der Böhmen“ (1817-19) aufgenommen hat. Mit böhmischen Sagen beschäftigte sich ebenfalls Karoline von Woltmann,183 die 1815 in Prag den Titel „Volkssagen aus Böhmen“ herausgab, in dem sich „Das Roß des Horimirž“ befand.184

180 KRAUS 1902: 163.

181 HANSGIRG 1849: 401, F. M. 1860: Nr. 126.

182 „Das Roß aus dem Berge“ damit hängt auch das Gedicht „Die Fürstentafel“.

183 Woltmann Karoline von, geb. Stosch, auch Lucien Berg (*6.3. 1782 Berlin - †18.11. 1847 Berlin), Erzählerin, Dramatikerin und Übersetzerin. 1805 heiratete sie Karl Ludwig von Woltmann mit dem sie Erzählungen verfasste. Zwischen 1813 und 1826 lebte sie in Prag. Ihr wichtigstes Werk sind wohl „Volkssagen aus Böhmen“ (1815), Einzelheiten und weiterführende Literatur KILLY ET ALII Bd. 12: 441.

184 KRAUS 1902: 158-163.

-76- Das Lustspiel „Die Vormundschaft“, das Ergebnis der Zusammenarbeit mit W. A. Gerle, erhielt 1836 in Stuttgart den „Cotta-Preis“ und soll gleich dasselbe Jahr im zweiten Jahrgang der »Theater-Revue« abgedruckt worden sein.185 Das Urteil der Kommission, das u.a. im „Biographische Lexikon“ zitiert wird, gab zwar ein befriedigendes aber keineswegs lobendes Urteil ab.186 Das Lustspiel ging dann in einigen Ländern über die Bühne.187 Eine erfolgreiche Inszenierung fand im Burgtheater Wien statt, wo es seit der Premiere am 30.3. 1837 bis in das Jahr 1839 insgesamt dreizehnmal gespielt wurde (WLASSACK 1876: 199). Dann wurde es in Stuttgart, Prag, nach Jelinek auch in Weimar und Karlsruhe gegeben. In Prag konnten die Zuschauer das Stück zum ersten Mal am 10.4. 1837 sehen (THEATERBERICHT 1837a). Horn und Gerle haben erst die sechste Vorstellung am 20. November 1837 besucht. Der Rezensent bezeichnete das Lustspiel als unterhaltend, obwohl die Wirkung etwas an Kraft verloren hätte. Beide Autoren traten nach der Aufführung auf, Horn hat eine kurze Rede gehalten, in der er seine Zuneigung zum Vaterland ausgedrückt hat und anschließend auch eine passende Stelle aus Schiller zitierte (THEATERBERICHT 1837b). Im folgenden Jahr (5.2. 1838) wurde auch das zweite Lustspiel von Horn und Gerle, „Der Naturmensch“, in Prag realisiert. Dem Theaterbericht in »Bohemia« nach war die Handlung der ersten zwei Akte rasch, mannigfaltig und hatte überraschende Wendungen. Aber im dritten und vierten Akt habe das Stück sein Tempo verloren.188

Das Lustspiel „Molière“ ist wohl 1838/1839 in Wien entstanden, wo eine geplante Inszenierung angeblich von der Zensurbehörde verboten wurde.189 Über diese Bühnenbearbeitung von „Molière“ in Stuttgart wird in »Ost und West« berichtet (THEATERBERICHT 1841). Zum ersten Mal wurde es am 20. April 1841 gespielt und soll gerade eine Reprise des Lustspiels „Die Vormundschaft“ abgelöst haben. Der anonyme Rezensent bezeichnete „Molière“ als eine interessante Novität. Neben der Szenographie hob er auch die schauspielerische Besetzung des

185 Nach WURZBACH 1903: 210.

186 Etwas lockere Komposition, aber keck, jugendlich frisch, dramatisches Interesse, dankbare Rollen, obgleich nicht neu, in der Hauptrolle stark an die Schachmaschiene mahnend, Komik in den Situationen, Witz, leichter geschmeidiger Dialog. Zitiert nach Jelinek (JELINEK 1909: 476).

187 Aus Quellenmangel ist es mir leider nicht gelungen, eine genaue Abfolge der einzelnen Premieren festzustellen, vgl. Beilage 7h.

188 THEATERBERICHT 1838a, b.

189 F. M. 1860: Nr. 133.

-77- Stückes und die hohe Besucherzahl hervor: Das Haus war, trotz des herrlichen Frühlingswetters, gedrängt voll (THEATERBERICHT 1841). Jelinek berichtet, dass in Horns Nachlass von „Molière“ lediglich eine Szene und Fragmente der zweiten Fassung von 1847 erhalten geblieben sind.190

„König Otakar“ sei nach Loužil zuerst an Zensurhindernisse gestoßen und als diese 1848 gefallen sind, sei die slavische Tendenz des Stückes für das Prager deutsches Publikum nicht akzeptierbar gewesen.191 Nach Legis-Glückselig fand die Premiere erst dreizehn Jahre nach der ersten Ausgabe am 12.7. 1858 in Linz statt und habe einen großen aber nicht langdauernden Erfolg verzeichnet (GLÜCKSELIG 1859: 284). In Prag ging das Trauerspiel zum ersten Mal am 30.11. 1868 in „Prozatimní Divadlo“ (sog. Interims-Theater)192 in der Übersetzung von Eduard Just über die Bühne.193 Jan Neruda hat die Vorstellung in »Naše listy« vom 2. Dezember 1868 ablehnend beurteilt. Seiner Ansicht nach vermisse das Drama die notwendige Dramatik und eine tiefere Zeichnung der Charaktere, sowie auch eine tiefere Idee (NERUDA 1958: 28).

8.2. Fragmente Wie ich schon oben erwähnt habe, entdeckte Jelinek im Nachlass des Dichters Dutzende Fragmente. Sie befanden sich im unterschiedlichen Zustand. Einige Entwürfe bestanden nur aus Personenverzeichnis und Inhaltsangabe, von anderen blieben einige Szenen erhalten. Außerdem sollen im Nachlass drei vollständige Dramen überliefert sein. Die Skizzen zeigen, dass Horn verschiedenste literarische Stoffe und Motive zu bearbeiten versuchte. Er bemühe sich zum Beispiel um Künstlerdramen über Chateu-Briand, Clement Marot oder Benvenuto Cellini.194 Inspiration durch Antike sei in den Fragmenten „Die Messenier“ und „Der Menschenfeind“ ersichtlich. Stoffe aus Umgebung von König Artus und den Rittern der Tafelrunde hat Horn in den Fragmenten „Merlin“ und „Lisarda“ skizziert. Dem Entwurf sollte ein babylonischer

190 JELINEK 1909: 469-470.

191 LOUŽIL 1969: 193-195.

192„Prozatimní divadlo“ sog. Interims-Theater (1862-1883) war die erste tschechische professionelle Bühne, die sich später mit „Národní divadlo“ (Nationaltheater) verband (ŠTĚPÁN - TRÁVNÍČKOVÁ 2006: 11-24, 347).

193 Manuskript der Übersetzung von Eduard Just befindet sich in der Theaterabteilung des Nationalmuseum in Prag unter Nummer 583.

194 JELINEK 1909: 471-473.

-78- Mythos „Das Fest der Mylitta“ zugrunde liegen. Horn habe auch historische Tragödien geplant, eine über den Kampf der Sachsen gegen Karl den Großen und eine andere über Heinrich IV. Von dem letzgenannten Drama kommt im Nachlass nur das Vorspiel „Die bösen Räte“ vor.195 Mit historischen Stoffen sind auch Horns erste dramatische Versuche verbunden wie: „Gustav III.“, „König Wenzel“ oder „Herzog Jaromir“, die er nach Hansgirg selbst vernichtet haben soll.196 Jelinek berichtet auch über Lustspiel- und Volksstückfragmente, von denen „Stolzstessel“ interessant sein könnte, da Horn darin angeblich das Motiv der Teufelverschreibung bearbeiten wollte. Mit dem Titel „Die Rose von Saron“ ist sowohl ein dramatischer wie auch epischer und lyrischer Entwurf verbunden. Ein Gedichtfragment ist in »Libussa« 1842 erschienen (HORN 1842d).197 Nach Jelinek verrät uns die Liste der Schauspielernamen, dass das Drama für das „Ständetheater“ um das Jahr 1839 bestimmt war.

Vollständig sei das Drama „Der Rabbi von Prag“ erhalten, das wahrscheinlich um das Jahr 1837 entstanden ist. Seine Aufführung habe aber die Zensur verhindert und so bearbeitete Horn das Drama in eine Novelle um, die Horn 1842 in »Libussa« unter einem Pseudonym veröffentlichte (THERESIE M.1842). Das zweite vollständig überlieferte Drama sei das Trauerspiel „Catharina von Attande“, das Jelinek zusammen mit „Camoens im Exil“ und dem epischen Fragment „Camoens Jugendliebe“ als Horns Camoensdichtungen bezeichnet. Inhaltlich sei darin Goethes „Torquato Tasso“ als Vorbild zu erkennen. Der Einakter „Rizio“ ist das dritte komplett erhaltene Theaterstück und trägt den Untertitel „Dramatische Episode aus dem Leben der Maria Stuart“. Der Autor widmete diesen Einakter der Schauspielerin J. Rettich. Er wurde am 21. August 1838 bei der Zensurbehörde eingereicht. Eine Bühnenbearbeitung war zwar nicht untersagt, aber wurde nie realisiert (JELINEK 1909: 482).

Im Nachlass befinden sich auch zwei Opernfragmente. Das erste war für den Komponisten August Ritter von Adelsburg198 gedacht und hieß „Am Meeresufer“. Das zweite Opernfragment hieß „Wittekind“ und sei mit einem gleichnamigen Dramenfragment identisch (JELINEK 1909: 514-515).

195 JELINEK 1909: 491-493.

196 HANSGIRG 1877: 70-75.

197 Jelinek gibt nicht an, ob zwischen diesen Fragmenten inhaltliche Ähnlichkeiten bestehen oder nicht (JELINEK 1909: 484).

198 August Ritter von Adelsburg (*1830 Konstantinopel - †1873 Wien) nach JELINEK 1909: 514.

-79- 8.3. „Sie muß einen Mann haben“ Ziel der Handlung dieses Lustspiels ist, wie es in der Biedermeierzeit üblich war, eine Heirat, in diesem Fall zwischen dem Sohn eines Rates und Mademoiselle de la Force.199 Im Untertitel verweist Horn auf seine Inspirationsquelle, die ihm eine Anekdote aus den Memoiren der Madame Elisabeth von Orleans lieferte. Nach Wurzbach wird in den Memoiren erzählt, dass de Brion Sohn eines Rates gegen Willen seines Vaters Mademoiselle Charlotte Rose de la Force heiratete. Der Vater verbot ihm, seine Gattin zu sehen, sie kam aber in den Hof seines Hauses als Tanzbär verkleidet. In einem späteren Prozesse habe man diese Ehe für nichtig erklärt.200 Die Auffassung des Liebespaares in diesem Lustspiel erinnert an einige Novellen von Uffo Horn. Zuerst ist es die Gestalt der strengen Mutter, die eine gute Partie für ihr Kind sucht. Im Lustspiel geht es jedoch nicht um eine Tochter wie in manchen Novellen,201 sondern um einen Sohn namens Jacques, der als Bibliothekar bei Elisabeth von Orleans arbeitet. Die zweite Ähnlichkeit besteht darin, dass dem Liebespaar vom hohen Adel geholfen wird, nämlich von Philipp von Orleans und seiner Mutter Elisabeth. Um Jacques wirbt intensiv Mademoiselle de la Force. Als Gegner der Liebesbeziehung wird nicht Jacques Vater sondern seine Mutter gestellt. De la Force versucht zuerst den untätigen Jacques zu überreden, dass er sie entführen und erst dann heimlich heiraten soll. Jacques ist zwar in de la Force verliebt, gleichzeitig ist er unfähig die Sachen in eigene Hand zu nehmen. Auch wenn dieser Versuch durch Jacques’ Mutter vereitelt wird, lässt sich de la Force nicht abraten und sucht sie ihren Geliebten auf dem Lande aus, wo er von der Mutter versteckt gehalten wird. Verkleidet als Lehrer, versucht de la Force selbst Jacques zu entführen. Auch dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt und erst der dritte Anlauf ist von Erfolg gekrönt. De la Force und d’Abuffon, dem Kammerherrn von Philipp von Orleans, die als Bären verkleidet sind, gelingt es Jacques nach Versailles zu Philipps Mutter zu bringen. Elisabeth konnte inzwischen Königs Sympathien für dieses Liebespaar gewinnen. De la Force erinnert stark an das aktive Mädchen aus Horns Novellen und Jacques an den passiven Mann. Das Komische geht aus dem Übermaß der Aktivität von de la Force einerseits und aus der Passivität von Jacques anderseits hervor.

199 SENGLE 1972: 433.

200 WURZBACH 1903: 235.

201 Wie z.B. in „Gellert aus Karlsbade“ oder „Die beiden Studenten“ (7.2.2. und 7.2.3.).

-80- 8.4. „König Otakar“ Uffo Horn war nach Loužil mit dem Trauerspiel „König Otakar“ im Wesentlichen schon an der Jahreswende 1837/1838 fertig. Zuerst hat er das Vorspiel unter dem Titel „Die drei Fürsten“ in »Libussa« 1844 veröffentlicht und ein Jahr später ist „König Otakar“ zum ersten Mal erschienen. Nach Loužil war es eine politische Sensation, er erwähnt leider keine Reaktion der böhmischen oder österreichischen intellektuellen Kreisen. Die zweite Auflage folgte 1846 und die dritte 1850. Diese drei Ausgaben seien nach Loužil identisch (LOUŽIL 1969: 194).202 Für die Ausgabe von 1859 hat Horn nicht nur den Titel abgeändert, es hieß nun „König Ottokar“ statt „König Otakar“, sondern auch etliche Veränderungen im Text unternommen (dazu mehr 8.7.).203 Wahl des Stoffes war sicherlich kein Zufall. 1825 wurde in Wien Grillparzers Drama „König Ottokars Glück und Ende“ aufgeführt, das in Böhmen auf eine heftige Kritik gestoßen ist. Diese Reaktion befürchtete auch die Zensur in Wien und wollte es ursprünglich verbieten, aber auf Anliegen der Kaiserin wurde das Stück dennoch auf die Bühne gebracht (HROCH 1999: 177).204 Horns Trauerspiel kann man als politische und polemische Antwort auf Grillparzers Drama betrachten. Die inhaltliche Linie beider Theaterstücke ist weitgehend identisch, der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Grillparzer seine Tragödie aus Perspektive von Rudolf und der Habsburger, Horn aus Blickwinkel der böhmischen Seite bzw. des Königs Otakar verfasste. Horn konzentrierte sich auf Otakars Sturz in Verbindung mit der Auseinandersetzung zwischen Adel und Bürgertum und auf Konflikt zwischen Tschechen und Deutsche.

8.4.1. Inhaltliche Linie König Přemysl Otakar II. ist der mächtigste Fürst Mitteleuropas, befindet sich gerade auf dem Höhepunkt seiner Macht und gilt als sicherer Kandidat auf die Kaiserkrone. Zum Kaiser wird aber Rudolf von Habsburg gewählt, der unmittelbar nach seiner Wahl an Otakar alle österreichischen und deutschen Gebiete fordert. Otakars Ablehnung führt zum ersten Krieg. Während dessen die meisten österreichischen Fürsten und Städte, sowie auch die ungarischen Verbündeten auf Rudolfs Seite übergehen. Und auch Otakars letzte österreichische Stütze, die

202 In der Nationalbibliothek ist kein Exemplar der dritten Auflage vorhanden. Der Exemplar der ersten Ausgabe ist nicht komplett, es fehlen die Seiten 60-80. Vollständig sind nur die Exemplare der zweiten und vierten Ausgabe, die ich auch in meiner Arbeit verwendete.

203 Im weiteren Verlauf des Textes werde ich vereinfacht die ersten drei Ausgaben als erste und die vierte als zweite Fassung bezeichnen.

204 Dokumente zu den Zensurhindernissen befinden sich in: PÖRNBACHER 1970: 64-81.

-81- Stadt Wien, fällt in Rudolfs Hände. Otakar ist sich seiner aussichtslosen Situation bewusst und trotz der Proteste im eigenen Lager, nimmt Rudolfs Bedingungen an. Als Otakar nach Böhmen zurückkehrt wendet sich von ihm seine junge und stolze Frau Kunhuta ab, da ihrer Meinung nach Otakar feigherzig handelte. Auch Záviš, der sich um die Krone und um die Hand der Königin bemüht, plädiert für einen neuen Kampf. Der stolze und eitle Otakar lässt sich von Kunhuta und Záviš in einen neuen Krieg hineintreiben. Otakars Niederlage im zweiten Krieg gegen Rudolf wird größtenteils durch den Verrat der Rosenberger verursacht. In der zweiten Schlacht wird Otakar getötet.

8.4.2. Otakar-Stoff Die Gestalt des Königs Otakar hat in der Literatur eine lange Tradition, die bei Frenzel und Kraus beschrieben wird.205 Schon Otakars Zeitgenossen hätten Loblieder auf ihn verfasst und hätten sich um die Epopöe eines neuen Alexanders bemüht. Seit dem 13. Jahrhundert habe man ihm Gedichte, seit dem 17. Jahrhundert Dramen und seit dem 18. Jahrhundert auch Romane gewidmet. Später hat man sich eher auf sein tragisches Ende konzentriert. Er gehört zu den am häufigsten besungenen Gestalten der Přemysliden. Über Otakar sind unzählige Gedichte entstanden, Kraus nennt Gedichte von: Franz Schmied, Emanuel Feder, Ladislav Pyrker oder z.B. von Grillparzer. Von den Romanen gibt Kraus „Rudolf von Habsburg“ (1792-1794) von Friedrich Schlenkert, „König Ottokar der Stolze oder der Böhmen Kreuzzug im Preußenlande“ (1830) von Theodor Montanus oder den historischen Roman „Záviš von Rosenberg, genannt von Falkenstein“ (1860) von Elfried von Taura (KRAUS 1999: 391-402) an.

In den dramatischen Bearbeitungen des Stoffes kommt Otakar meistens gemeinsam mit Rudolf von Habsburg vor. Sie konzentrieren sich also Otakars Sturz, Rudolf sei darin als Gründer des habsburgischen Geschlechts gezeigt. In diesem Sinne seien schon im 17. Jahrhundert Jesuitenspiele aufgeführt worden, wie beispielsweise „Otocarus, Bohemiae rex“ von Nocolai Vernulaeus. Kraus konstatiert, dass dieses Drama eine auffällige Ähnlichkeit mit dem zeitgenössischen Stück „La imperial de Oton“ von Lope de Vega aufweist. In beiden Dramen erwartet Otakar (Ottocarus bzw. Oton), dass ihm die Kaiserkrone mit Sicherheit zufällt. In beiden Bearbeitungen kommt auch zum Einstürzen des Zeltes während der Eidesleistung in Rudolfs Lager, wodurch Otakars kompromittiert werden sollte. Diese Szene, die Kraus als „Zeltszene“ bezeichnet, haben in ihren Dramen in gleicher Bedeutung auch Friedrich August Clemens Werthes, August von Kotzebue und Grillparzer verwendet.

205 FRENZEL 2005: 713 ff., KRAUS 1999: 289 ff.

-82- Das erste deutsche Drama in dem dieser Stoff aufgegriffen wurde, war „Rudolf von Habsburg“ von F. Werthes. Es wurde 1775 im Hoftheater in Wien inszeniert. Diese Bühnenbearbeitung sei aber ohne einen besonderen Erfolg geblieben. Werthes sei nach Kraus mit den historischen Ereignissen sehr willkürlich umgegangen. Er habe Otakar zu einem grauenhaften König gemacht, der Merenberg zu Tode foltern ließ, Milotas Frau schändete und deren durchbohrte Leiche ihm zuschickte. Rudolf ließe er dagegen als eine ideale Gestalt erscheinen. Unter dem selben Titel hat sein Drama auch Anton von Klein verfasst und habe die Rudolf-Otakar Konstellation im Wesentlichen beibehalten. Přemysl stellt einen schlechten Fürst, Despot und Eroberer dar. Rudolf verkörpert Edelmut und Tapferkeit. Záviš tritt im Drama als alter und edler Mann auf. Otokars Mörder kommen in dieser Fassung nicht vor (KRAUS 1999: 310-320).

Einen neuen Versuch den Otakar-Stoff in Wien auf die Bühne zu bringen, hat am 10.10. 1812 M. H. Mynart unternommen, aber auch diese Aufführung sei ohne Erfolg geblieben. Drei Jahre danach hat Joseph Schreyvogel für seine Inszenierung das gleichnamige Drama von A. Kotzebue bearbeitet, das ursprünglich von der Zensur verboten wurde. Kraus bezeichnet Kotzebues Drama als Familiendrama mit historischen Personen. Rudolf sei darin der scharfsinnige Herrführer und Kunhuta die böse Mutter, wie es in den Familiendramen üblich war. Von Kotzebues Otakar ging auch Karoline Pichler aus, als sie Libretto für die Oper „Rudolf von Habsburg“ (1818) geschrieben hat.206 Eine tschechische Bearbeitung des Stoffes „Král Přemysl Otakar II.“ (1921) stammt von František Zavřel.207 Die meisten Otakar-Rudolf Dramen bieten nach Frenzel eine Schwarzweißdarstellung der beiden Hauptprotagonisten, in der der gute, treue und ehrliche Rudolf dem gewaltigen Usurpator Otakar gegenübergestellt wird.

8.5. „König Ottokars Glück und Ende“ Die Entstehungsgeschichte von Grillparzers Drama über Otakar hat Emil Staiger in seinem Beitrag beschrieben (STAIGER 1991). Grillparzer habe der Sturz und Tod von Napoleon (1821) tief erregt und er wollte ursprünglich eine Napoleontragödie verfassen. Wegen der Stoffbreite habe er aber nach einem ähnlichen aber fasslicheren Thema gesucht. Die Geschichte des böhmischen Königs Otakar II. sei ihm zu diesem Zweck passend gekommen. Er hätte beide

206 KRAUS 1999: 324-329.

207 Zavřel, František (*1.11. 1884 Trhová Kamenice - †4.12. 1947 Praha), Lyriker, Prosaiker und Autor von historischen Dramen (MENZLOVÁ - VANĚK 2005: 760-761).

-83- Persönlichkeiten, Napoleon wie Otakar, als tatkräftige Männer und Eroberer betrachtet, die durch Umstände zur Härte und Tyrannei gezwungen wurden. Und beide hätten nach einem vieljährigen Glück dasselbe Ende gefunden. Den Wendepunkt in ihren Schicksalen stellte die Trennung von erster Frau und Heirat mit einer anderen dar (STAIGER 1991: 70-71). Grillparzer habe mehrere Quellen gründlich ausgewertet wie z.B. „Chronologische Geschichte Böhmen“ von Franz Pubitschka oder „Spiegel der Ehren“ von Johann Jacob Fugger. Die wichtigste Quelle für Grillparzer sei aber die „Steirische Reimchronik“ von Ottokar von Steiermark.208 Bevor die ersten Pläne des Dramas entstanden sind (1818), hat Grillparzer zuerst vier Romanzen über Otakar und Rudolf verfasst.209

In Böhmen stieß Grillparzers Drama auf einen heftigen Wiederstand und wurde beispielsweise von F. Čelakovský, J. Dobrovský, J. V. Frič oder Kaspar Graf von Sternberg scharf kritisiert. Kraus berichtet, dass man hauptsächlich die unrichtige Darstellung von historischen Tatsachen und Gegentschechische Stellen abgelehnt hat.210 Man lehnte die Art und Weise ab, wie Grillparzer die Gestalt Margarethe von Österreich verwendete. Ihre Leiche diente Grillparzer (5. Aufzug, kurz vor der entscheidenden Schlacht) zur Auslösung von Otakars Bekehrung (V. 2654).211. In der Wirklichkeit war sie schon zwölf Jahre tot. Als „gegenböhmische“ Stellen wurden Otakars Äußerung über die Böhmen im ersten Akt (V. 462 ff.) und der Abschluss der sog. „Zeltszene“ (V. 1942 ff.) betrachtet. Kraus weist darauf hin, dass bereits J. Hormayr212 die

208 Ottokar von Steiermark, höchstwahrscheinlich identisch mit Otacher ouz der Geul (*um 1260/65 - †um 1320). Die „Steirische Reimchronik“ ist ein Geschichtswerk von fast 100000 mhd. Versen und ist anscheinend in den ersten zwei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts entstanden. Die Chronik behandelt die Weltgeschichte vom Tod Kaiser Friedrichs II. (1250) bis zur niederösterreichischen Revolte gegen den habsburgischen Landesfürsten Herzog Friedrich I. (1309), bei deren Schilderung der Text abbricht. Besonders ausführlich widmet sich der Autor der österreichisch-steirischen und der salzburgischen Landesgeschichte, den Ereignissen in den Nachbarländern, v.a. in Böhmen und Ungarn, Reichsangelegenheiten in den dt. Ländern, Italien u. Sizilien. Aber es fehlen auch nicht Blicke nach Triest, Ferrara, Spanien, Afrika, Armenien und ins Tatarenreich (KILLY ET ALII Bd. 9: 56-58).

209 PÖRNBACHER 1970: 49-57.

210 KRAUS 1999: 369-370.

211 Ab nun werde ich auf Grillparzers Otakar nur mit Nummer der Verse (V.) verweisen, da ich mit der historisch-kritischen Fassung gearbeitet habe (GRILLPARZER 1992).

212 Hormayr zu Hortenburg, Joseph Frhr. von (*20.1. 1781 Innsbruck - †5.11. 1848 München), Historiker, Publizist und Dramatiker. Hormayrs Bedeutung liege in Förderung zahlreicher Wissenschaftler, Dichter (Grillparzer oder J. Seidl) und Künstler. Hormayr war u.a. Herausgeber des

-84- „Zeltszene“ (mehr dazu 8.5.3.) ablehnte und selbst Kraus wirft Grillparzer vor, dass er das den böhmischen König zu negativ schilderte. Grillparzer habe sein Ziel verfehlt, den großen Mann, den Eroberer Napoleon darzustellen: er sollte durch seinen verschuldeten Fall tragisch wirken, aber das ist ihm nicht gelungen; Přemysl Otakar wurde etwas, was er nicht sein sollte (KRAUS 1999: 354). Auch im anonymen Pamphlet „Österreichischer Parnaß“ wurde das Stück ironisch als tragisches Gelegenheitsgedicht bezeichnet, das die Habsburger verherrliche: ex officio et jussu zur Verherrlichung der Habsburger! Pfui! (vgl. Beilage 1e).

Grillparzer konzipierte sein Drama als Huldigung von Rudolf I., der als Gründer der habsburgischen Dynastie gefeiert wird. Dieser Konzeption entspricht auch die Konstellation der beiden Hauptgestallten. Grillparzer eröffnet „König Ottokars Glück und Ende“ auf der Prager Burg, als Otakar siegreich von Kressenbrunn zurückgekehrt ist. Seine erste Gemahlin Margarethe von Österreich ist im Begriff den Prager Hof zu verlassen, da sie Otakar verstoßen hat. In dieser Szene ist auch der freie Ritter Rudolf von Habsburg anwesend.

8.5.1. Grillparzers Otakar In Grillparzers Auffassung ist Otakar ein alternder Realpolitiker der egoistisch, eitel und rücksichtslos ist und der am Ende an Zweckmäßigkeit seines Handelns scheitert. Otakars Charakter kommt gleich im ersten Aufzug zum Ausdruck, als er siegreich vom Kressenbrunn zurückkehrt und noch im Harnisch die Gesandten der Tataren empfängt: Heißt sie nur aufstehen! – Hört ihr? Auf vom Boden! Ein sonderbares Volk und sonderbar bewaffnet! Weist her den Säbel! /… Viel zu krumm gebogen! / … Das müßt ihr ändern! / … Und sonst die Rüstung! Wozu soll der Haarschopf / Da oben auf der Scheitel? Für den Feind wohl? / … Wär ich ihr König, / In einer Nacht ließ ich sie alle scheren! … (V. 388-399). Auf eine ähnliche Art und Weise spricht Otakar mit dem Rat und Bürgermeister von Prag und den Vertretern der Stände von Steiermark (V. 403 ff.). Otakars Selbstbewusstsein zeichnet sich nicht nur darin, dass er sich als der mächtigste Herrscher Europas seit Zeit Karl des Großen betrachtet, sondern auch darin, dass er die Scheidung von Margarethe ohne Weiteres als problemlos betrachtet. Er brauche doch einen rechtmäßigen Erben, den sie ihm nicht geben

»Archivs für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst« und des »Taschenbuchs für die vaterländische Geschichte«. Er schrieb historische Dramen „Friedrich von Österreich“ (1805) oder „Leopold der Schöne“ (1806), zu Einzelheiten vgl. KILLY ET ALII Bd. 5: 465-466.

-85- kann. Und gerade deshalb heiratete er die junge Kunhuta, Nichte des geschlagene ungarischen Königs Béla, wodurch er sich gleichzeitig auch politisch stärkte, allerdings nur für kurze Zeit (V. 508 ff.). Aber gerade seine Entscheidung, sich von Margarethe scheiden zu lassen aber die Länder, die ihr Reichslehen waren zu behalten, stellt bei Grillparzer den entscheidenden Wendepunkt in Otakars Schicksal dar. Das Abstößen von Margarethe macht Grillparzer auch zum eigentlichen Grund dafür, dass nicht Otakar, sondern Rudolf von Habsburg zum Kaiser gewählt wird. Die Fürsten möchten lieber einen schwächeren aber gerechten Herrscher wählen. Gerade Rudolf von Habsburg soll derjenige sein, der Gerechtigkeit im Reich wieder einführen soll. Das ist ihm im Drama auch vollkommen gelungen. Der Burggraf zu Otakar: Beschuldigt Ihr des Treubruchs Deutschlands Fürsten? / So wißt denn, was die Wahl von Euch gewandt! / Wir suchten einen Herrn, gerecht und gnädig, / Als einem solchen bot man Euch den Thron. / Da kam der Ruf, da kamen selber Zeugen, / Die laut es riefen in der Fürsten Ohr, / Wie Ihr getan an Königin Margrethen, / Die Eure Gattin war, die Ihr verstießt; / Wie Ihr die Rechte schmälert jener Lande, / Die rechtlos vorenthalten Ihr dem Reich; / Wie Eure Ungnad’ schon ein Halsverbrechen, / Und Strafe trifft, wo noch kein Urteil traf. / Das sind wir nicht gewohnt in Schwaben und beim Rhein, / Wir müssen einen gnäd’gen Fürsten haben, / Vor allem aber soll er sein gerecht. / Dies überlegend schritten sie zur Wahl – (V. 1247 ff.).

8.5.2. Grillparzers Rudolf Grillparzer machte dagegen aus Rudolf eine ideale Gestalt. Er ist fromm, bescheiden, zurückhaltend, im entscheidenden Augenblicken aber entschlossen, kompromisslos und ritterlich. Grillparzer demonstriert menschliche Seite von Rudolf während des ersten Kriegs gegen Otakar. Er lässt ihn im Feldlager mit einfachen Leuten sprechen, die durch den Krieg betroffen wurden: Rudolf: Wem ist das Kind? Wie heißt du? Eine Frau: Katharina, / Kathrina Fröhlich, Bürgerskind aus Wien. Rudolf: Fall nicht, Kathrina! Ei, was ist sie hübsch! / Wie fromm sie aus den braunen Augen blickt, / Und schelmisch doch. … Rudolf: Was wollt Ihr, gute Frau? Frau: Ach Gott, Eu’r Hoheit! / Die Böhmen haben unser Haus verbrannt, Mein Mann liegt krank vor Kummer und Verdruß. Rudolf (zu einem seiner Begleiter) Schreibt Euch den Namen auf und sehet zu! (Zur Frau) Worin zu helfen ist, da wird man helfen! (V. 1624 ff.)

-86- Während den Friedensverhandlungen mit Otakar tritt Rudolf entschlossen auf. Der Krieg sei nur wegen Otakar entstanden, da er ihn, den neuen Kaiser, nicht anerkennen wollte und die deutschen und österreichischen Gebiete, die er rechtswidrig behielt, dem Reich nicht abtreten wollte. Rudolf macht Otakar klar, dass es ihm in erster Linie um Gerechtigkeit gehe und dass Otakar zu ihm als Lehnsmann zum Lehnsherren (V. 1730) komme: Daß Recht soll herrschen und Gerechtigkeit / Im deutschen Land; und so soll’s sein und bleiben! / Ihr habt Euch schlecht benommen, Herr von Böhmen / Als Reichsfürst gegen Kaiser und das Reich! … (V. 1751 ff.). Grillparzer verwandelte diese mittelalterliche Auseinandersetzung in Kampf für eine durch Gott begründete und von Gott geschützte Gerechtigkeit gegen einen aggressiven Usurpator. Das Reich wird nicht als ein normales Staatsgebilde verstanden, sondern als ein von Gottes Gnade gegeben. Und Rudolf habe ja keine andere Wahl als die „Gerechtigkeit“ und Rechte des Reiches zu verteidigen: Ich bin nicht der, den Ihr voreinst gekannt! / Nicht Habsburg bin ich, selber Rudolf nicht; / In diesen Adern rollet Deutschlands Blut. / Und Deutschlands Pulsschlag klopft in diesem Herzen. / Was sterblich war, ich hab es ausgezogen / Und bin der Kaiser nur der niemals stirbt. / Als mich die Stimme der Erhöhung traf, / Als mir, dem nie von solchem Glück geträumt, / Der Herr der Welten auf mein niedrig Haupt / Mir eins gesetzt die Krone seines Reichs, / Als mir das Salböl von der Stirne troff, Da ward ich tief des Wunders mir bewußt / Und hab gelernt, auf Wunder zu vertraun! / Kein Fürst des Reichs, der mächt’ger nicht als ich; / Und jetzt gehorchen mir des Reiches Fürsten ! / Die Friedensstörer wichen meiner Stimme; / Ich konnt’ es nicht, doch Gott erschreckte sie! … Geschworen hab ich: Ruh’ und Recht zu schirmen: / Beim allessehenden, dreiein’gen Gott! / Nicht so viel, sieh! Nicht eines Haares Breite / Sollst du von dem behalten, was nicht dein! / Und so tret ich im Angesicht des Himmels / Vor dich hin, rufend: gib, was du vom Reich! … Im weiten Reich / Hat Gottes Hilfe hergestellt die Ruh’ / So wird’s auch hier in Eurem Osterland (V. 1785 ff.).

8.5.3. Die Zeltszene Otakars Sturz wird klar und deutlich während der Friedensgespräche demonstriert. Wenn Otakar am Anfang der Verhandlung mit Rudolf versucht stolz und stark aufzutreten, geht er schließlich, angesichts seiner prekären Lage, an Rudolfs Bedingungen ein. Als Otakar sich von Rudolf in seinem Zelt mit Böhmen und Mähren belehnen lässt, erscheint Záviš und als dieser

-87- darüber erfährt, sagt er: Ho, ho! Und so verborgen? / Das müssen alle sehn, die treuen Herzens sind und haut mit seinem Schwert die Zeltschnurre ab. Im Zelt kniet Otakar vor Rudolf und Záviš ruft: Der König kniet! und Die Böhmen (unter sich): Der König kniet! / Ha Schmah! Otakar springt auf und möchte davon laufen, aber Rudolf ist hinter ihm her und ruft: Wollt Ihr die Lehn nicht auch auf Mähren nehmen? [Ottokar läßt sich auf ein Knie nieder] (V. 1960 ff.). Rudolf belehnt Otakar auch mit Mähren und fordert Otakar auf, ihn nach Wien zu folgen damit er dort den Eid der Treue leistet. Otakar wirft seinen Mantel und Krone weg und flieht.

Die „Zeltszene“ hat bereits J. Hormayr kritisiert, wie Kraus berichtet. Er habe sie als einen der Hauptfehlern des Dramas bezeichnet, da es angeblich den Verdacht hervorrief, dass Rudolf Otakar heuchlerisch ins Zelt gelockt habe, um sich dann schadenfroh an seiner Demütigung zu freuen. Für die zweite Vorstellung in Wien sei diese Szene am Ende des dritten Aufzuges abgeändert worden und hieß dann: Rudolf rief »Was ist das, das mir das antut?« Und Přemysl Otakar kniete beim zweiten Mal überhaupt nicht nieder, sondern eilte zornig mit seinen Böhmen fort. Im gedruckten Buch käme diese Veränderung nicht vor (KRAUS 1999: 339). Dies gilt auch für die historisch-kritische Ausgabe vom 1931. Es ist interessant, dass Akt der Belehnung, der im Mittelalter nichts Außergewöhnliches darstellte, auch Grillparzer als etwas beschämendes verwendet. Mehr als Akt der Belehnung wirkt doch die Tatsache beschämend, dass der überstolze Otakar Rudolfs Bedingungen ohne Kampf akzeptierte.

8.6. „König Otakar“ Trotz der inhaltlichen Ähnlichkeit zwischen „König Otakar“ (bzw. „König Ottokar“) und „König Ottokars Glück und Ende“ ist das Trauerspiel von Horn anders gestaltet. Dem Drama geht ein Prolog (Widmung) und ein Vorspiel voraus, das uns in die Zeit des ersten Kreuzzuges nach Preußen zurückführt. Der erste Akt, im Unterschied zu Grillparzer, fängt erst in der Zeit nach Otakars Verlobung mit Kunhuta an. Horn widmete seinen Otakar den Rath und Bürgerschaft der königlichen Hauptstadt Prag.213 Im Prolog wird erklärt, warum er gerade Otakar wählte. Der böhmische Könige sei nach ihm: Die eisernste - aus uns’res Landes Fürsten und betrachtet ihn als Vorkämpfer des Bürgertums: Da steht ein stolzer, schattenreicher Baum, / Den hatte Otakar, eh’ er von dannen / Gezogen, als ein junges Reis gepflanzt, / Und wenn auch Blutgedüngt, ist er gedieh’n! / Das ist die stolze Eiche „Bürgertum“ zu dem sich auch der Dichter selbst bekennt: Ich hab’ auch nie gegeizt um die Ehr’, / Im gold’nen Saal ein Liedlein anzustimmen / Um

213 Die Widmung ist nicht paginiert (HORN 1846a).

-88- reichen Lohn und um ein gnädig’ Wort - / Mein Platz war stets der freie Markt der Stadt, / Der rechte Fleck zu Liedern und zu Thaten, / Die grüne Linde von dem Thore draußen, / Wo sich das junge Volk zusammenfindet; / Horn versteht sein Trauerspiel als Kampf des Verrats und edlen Treue in dem der Held und die Heldenzeit des Volkes gestürzt wurden.

Im Vorspiel spricht Horn drei wichtige Themenebenen an, die im Verlauf des Trauerspieles weiter ausgebaut werden. An erster Stelle sind es wie bei Grillparzer die Kontrahenten Otakar und Rudolf, dann ist es die Debatte über die Stellung von Böhmen in Europa mit dem das Verhältnis der Böhmen (Tschechen) zu den Deutschen zusammenhängt. Und letztendlich die Auseinandersetzung zwischen Adel und Bürgertum. Durch die zwei letztgenannten Ebenen hebt sich Horns Trauerspiel deutlich vom Grillparzers Drama ab. Den letzten grundlegenden Unterschied stellt die Perspektive, die bei Horn klar an Otakar und an die „böhmische Seite“ orientiert ist, Otakar, Kunhuta und Záviš kriegen wesentlich mehr Raum. Margarethe ist dagegen nur indirekt durch Otakar präsent, in wichtigen Nebenrollen treten Boreš von Osek und Ondřej von Říčan auf.

8.6.1. Otakar und Rudolf Die Hauptprotagonisten Otakar und Rudolf stehen, wie bei Grillparzer, im Mittelpunkt des Geschehens. Horn hat die beiden Gestalten auf eine ähnlichen Art und Weise gegenübergestellt, zeichnete sie aber nicht so schwarzweiß. Auch bei Horn ist Otakar ein rücksichtsloser, zynischer und real-politisch-handelnder König, der seinem Verderben entgegengeht. Er ist aber nicht so einseitig herrisch und derb, wie bei Grillparzer dargestellt. Horn deutet schon im Vorspiel Otakars Zwiespältigkeit an. Einerseits missbraucht er den Kreuzzug nach Preußen zu eigenen Machtinteressen, anderseits möchte er das eroberte Land zivilisieren. Rudolf tritt ähnlich wie bei Grillparzer fromm, bescheiden und als „Verteidiger“ der Gerechtigkeit auf. Als Ritter nimmt er am Feldzug nach Preußen teil, schlägt aber Preußen als Lehen ab und kritisiert Otakars rücksichtsloses Verhalten. Er wirft ihm vor, dass er sein Begehren nach Ruhm und Macht mit einem heiligen Geschäft vermengt und den Kreuzzug zu eigenen Machtinteressen missbraucht hat. Sein Vorgehen und Werk sei deshalb nicht gottgefällig, wenn auch verdienstvoll und berechtigt. Rudolf wurde in dieser Szene vielleicht zu bescheiden wenn nicht sogar kleinmutig dargestellt. Er schlägt Preußen als Lehen ab, da nicht genug hartes Herz hat und er traut sich nicht das Land zu modernisieren. Er sei mit seinem schweizerischen Gut zufrieden:

-89- Die Hand verflucht man, welche alten Wahn / Gewaltsam tauschen will für neuen Segen! / Ein hartes Herz gehört zu solcher That, /… / Ich bin zufrieden mit dem Vatererb’, / Und nicht gelüstet’s mich nach fremden Gute! / Mein altes Schloß im lieben Schweizerland / vertausche ich nicht um Preußen’s Fürstenkrone / … (HORN 1846a: 11). Allzu große Bescheidenheit zeigt er auch im weiteren Verlauf des Dramas. Dafür zeugt auch die Szene, die die Friedensverhandlungen nach dem ersten Krieg schildert.

Als Rudolf das Gebiet als Lehen ablehnt, bietet es der pragmatische Otakar ohne Weiteres dem geschlagenen preußischen Großfürst Vitold an und fordert ihn auf sich zu unterwerfen: Besinn’ Dich, Vitold – knie vor Deinem König – (HORN 1846a: 17). Vitold ist aber stolz und will sich unter keiner Bedingung Otakar unterwerfen, da es für ihn nicht nur beschämend wäre, sondern er würde dadurch gleichzeitig sein Volk verraten. Aus eigener Sicht hat er nichts zu verlieren. Er wurde besiegt, sein Ruhm sei also so wie so dahin. Würde er sich Otakar fügen, verliere er noch seine Ehre: Ich knie’n vor Dir? und knie’n vor ihren Augen, / die nie gebeugt dies stolze Haupt geseh’n –? / Die Geisel soll ich sein in Deiner Hand, / Geschwungen ob dem Volk, das mich geliebt? / Für seine Treue soll ich es verrathen?/ Sein Recht verkaufen an einem fremden Herren? / Kein Preis der Welt ist solcher Schande werth! (HORN 1845a: 17). Durch diese Forderung an Vitold begeht Otakar sein erstes „Vergehen“, das Horn als Verstoß gegen die Freiheit auffasst, was in Vitolds abschließender Rede zum Ausdruck gebracht wird. Kurz bevor sich Vitold ins Meer stürzt, prophezeit er Otakar seine Niederlage, seinen Tod und Ende seines Geschlechtes: O daß nicht der Gedanke schon / An solche Freverllhaft das Haupt Dir beugt! / Ja, fahre auf, und schleud’re Zornesblitze, / Mich schreckt nichts mehr, das von Menschen kommt! / Ein Geist der Zukunft flattert flügelrauschend / Um meine Stirn und leiht mir seine Worte / – Die Rache wird dich fassen – nackt und blutig. / Liegst du im Staub ein Ueberwundener – / Vergeltung greift in Deine Siegeszeichen, / … / Und hält sie auf in ihrer stolzen Bahn – / Zertrümmern wird sie dann der Beste Wall, / Die hohen Burgen bricht sie morsch zusammen, / Und löscht mit Blutes Deines Zornes Flammen! / Dein mächtig Reich, es stiebt in tausend Trümmer, / Und bald nach Dir vergeht auch Dein Geschlecht, / So wie vergangen Deiner Krone schimmer – / Dann hat die Freiheit uns an Dir gerächt! (HORN 1846a: 19). In einer ähnlichen Lage erscheint Otakar nach dem ersten Krieg gegen Rudolf (Ende des 3. Aktes). Diesmal ist es Otakar, der sowohl seine Souveränität als auch die des Landes verliert

-90- und somit zum zweiten Mal gegen die Freiheit verstößt. Den Weg ins bittere Verderben betritt Otakar endgültig schon im zweiten Akt. Ihm wird (im Unterschied zu Grillparzers Drama) die Kaiserkrone angeboten, er lehnt sie aber ab um dem Landtag entgegenzukommen. Die unmittelbare Folge dieser Entscheidung ist der erste Krieg gegen Rudolf, in dem die ungarischen und die meisten österreichischen und deutschen Verbündeten an Rudolfs Seite übergehen. So gerät Otakar, ähnlich wie bei Grillparzer, in eine aussichtslose Lage.

Argumente, die Rudolf während der Verhandlungen benutzt, sind fast der gleichen Art. Rudolf betont zwar seinen Anspruch auf die österreichischen und deutschen Gebiete, macht aber Otakar darauf aufmerksam, dass er einen ungerechten Krieg führe und erinnert ihn an Vitolds Prophezeiung. Die Verhandlungen wirken eher als ein Gespräch zwischen zwei Freunden, in dem Rudolf den trotzigen Otakar zu überzeugen versucht: So wollt Ihr jeden güttlichen Vergleich, / Jedweden Friedensantrag von Euch weisen, / Bedenkt, Herr König, wenn die Waffen dann / In diesem Streit entschieden gegen Euch / … (HORN 1846a: 91). … / Ich will nur Recht. Gedenkt des blut’gen Tages, / Der Euch zum Herrn in Preußen gemacht hat, / Der Witold, den noch nie bezwungenen, / In Eu’re Hände gab, … Otakar [finster] Ich weiß, ich weiß (HORN 1846a: 100). Otakar versucht vergeblich seine Lage zu retten und will sich rein pragmatisch dem Osten hinwenden und ein Slavenreich aufbauen: Ein neuer Stern soll aufgeh’n meinem Volk, / Erfüllt hab’ ich den Wunsch, den Ihr gehegt, / Zu scheiden Euch vom fremden Stamm der Deutschen, / Und Herrscher will ich sein des großen Volks, / Dem dieses Welttheils Hälfte angehört, / Die zugewendet liegt der Morgenröthe. / … (HORN 1846a: 102). Das Vorhaben ein neues Kapitel in Böhmens Geschichte anzufangen muss aber scheitern, da die Idee eines Slavenreiches eher als Vorwand scheint, einen Ausweg aus der prekären Lage zu finden. Otakar gibt diese Idee auch nach seiner Rückkehr schnell auf. Die sog. „Zeltszene“ findet bei Horn nicht statt. Über Otakars Belehnung durch Böhmen und Mähren erfahren wir vermittelt erst nach dem Friedensabschluss und zwar durch Záviš und die Königin.

Horn hat also Otakars Sturz mit der Scheidung von Königin Margarethe nicht verbunden, sie erscheint im ersten Akt nur vermittelt im Dialog zwischen Rudolf und Berthold.214 Rudolf zeigt zwar kein Verständnis für Otakars Entscheidung sich scheiden zu lassen, dennoch aber bemüht

214 Schenk von Emmerberg, österreichischer Ritter, ein Knappe Rudolfs.

-91- er sich staatspolitische Argumente für die Scheidung und anschließende Vermählung mit Kunhuta zu finden: Da mein’ ich, thut Ihr Unrecht das zu glauben. / Ich hab’ bedauert, wie Ihr, was gescheh’n, / Doch war es nicht die Lust am jungen Weib’, / Die ihn vermocht sich von Marg’reth zu scheiden. / Ich will damit – bewahr mich Gott davor! / Nicht sagen, daß der König recht gethan, / Doch trägt die Staatskunst, die so oft zu Mitteln / So wider Gott und Recht sind, greifen muß / Die meiste Schuld an dieser bösen Trennung! / Er ist der einz’ge seines alten Hauses, / Sein kindloser Tod hätt’ in Verwirrung / Und Bürgerkrieg das weite Reich gestürzt! / … (HORN 1845a: 26). Die Rückkehr ist (ähnlich wie bei Grillparzer) alles andere als siegreich und stolz. Der verzweifelte Otakar biestert durch Böhmen und ist durch eigene Schmach verzweifelt. Die junge und stolze Kunhuta ist durch seine Schande empört und will nicht an Otakars Seite bleiben. Bei Grillparzer überbringt nach dem Friedensabschluss ein kaiserlicher Herold Otakar die Forderung, alle Gefangenen auszuliefern, darunter auch Merenberg, den Otakar für einen der Hauptverräter hält, der die misslungene Wahl zu einem großen Teil verursachte. Otakar zerreißt den kaiserlichen Brief vor Augen des Herolds und ruft zu einem neuen Krieg auf. Es wird aber nur wie ein Zeichen der Ungewissheit wahrgenommen. Bei Horn kommt diese Szene nicht vor. Statt dessen betont er Kunhutas und Záviš’ Einfluss auf den König. Grillparzer hat Otakars Fall klar mit der Zeltszene zum Ausdruck gebracht. Horn dagegen verlegte die Schwäche und Ratlosigkeit des böhmischen Königs, die seinem Sturz unmittelbar vorangingen, erst nach seiner Rückkehr auf die Prager Burg.

8.6.2. Kunhuta Horn hat Gestalt der Königin Kunhuta ähnlich wie Grillparzer konzipiert. Otakar hat die junge und stolze Ungarin aus rein politischen Gründen geheiratet (Sicherung eines Nachkommen und des Friedens), aber sie hat keine Lust, passiv neben dem mächtigen König zu stehen. Sie versucht Otakars Politik zu beeinflussen, hat jedoch am Anfang nicht genug Kraft sich durchzusetzen. Sie bewundert Otakars Macht und Reichtum, wovon auch ihre Loyalität abhängt. Der junge, elegante und tapfere Záviš zieht sie stark an und als Otakar nach der ersten Auseinandersetzung mit Rudolf seine Macht und Anerkennung verliert, wendet sie sich von ihm ab. Sie fühlt sich geschmäht, da jetzt der Kaiser durch die Belehnung höher steht als Otakar. Für Kunhuta sei Otakar ein Feigling und hilft Záviš den geschwächten König in einen neuen Krieg gegen Rudolf hineinzutreiben. Otakar, der nach seiner Rückkehr von ihr Verständnis erwartet, ist durch ihre negative und wütende Reaktion überrascht:

-92- Ich kenn Euch nicht! / Der Otakar, den ich Gemahl genannt, / Ist todt, und auf dem Feld der March begraben, / Dort auf der Stelle, wo des Kaisers Thron / Stand aufgerichtet, dem er Treue schwur. Otakar: Was soll das heißen? (HORN 1846a: 106). Kunhuta weigert sich nicht Otakar ihre Verachtung direkt auszudrücken: Wie kehrt Ihr heim? feldsüchtig und besiegt, – / Doch nicht der Harnisch roth vom Blut der Schlacht, / Wo Ihr gestritten habt nach Menschenkraft, / Und das Geschick, der Feinde Ueberzahl, / Nach rechtem Kampfe Euch zu Boden Schlug. / War’s so, ich wollte sagen: Ruhe aus, / Bis deine Wunden heil, Dein Arm gestärkt, / Dann rassle auf zu neuer Gegenwehre, / Und wag es nochmals mit dem bösen Glück! / Doch jetzt, da flüchtig, und zersträubten Haares, / Die feige Furcht im Sattel hinter Euch, / Ihr wiederkehrt – hab’ ich für den Entehrten / Nur Worte der Verachtung und des Hohn’s! / Weh’ mir, womit verdienet ich solches Loos? (HORN 1846a: 106-107). Otakar hört stumm zu und ist überraschenderweise nicht einmal wütend. Kunhuta wird noch härter: O wärst / Du doch ein Weib, doch ein’s, wie ich, ein stolzes, / Ein starkes Weib, du würdest nimmermehr / Gefügt Dich haben solcher Schmachbedingung, / Daß du zur Huldigung die Kniee bogst, / Um das Geschenk aus fremder Hand zu nehmen, / Was Gott Dir gab, und Dein erstammtes Recht! / Hast Du aus allen Theilen Deines Reich’s / Nur darum so viel Tausende versammelt, / Damit der Zeugen Menge größer sei, / Um Deine Schande, Deine Schmach zu sehen? (HORN 1846a: 107). Und als die Königin Záviš’ Tapferkeit und Treue noch hervorhebt, ist es genug für den eitlen Otakar und der neue Krieg ist so gut wie sicher. Záviš: Ich Königin! ich stimmte für den Kampf! Worauf die Königin erwidert: Dir will ich glauben, denn Du bist ein Mann, / Bist kühn und stolz – ja Du bist meine Hoffnung! Wenn Alle weichen, wenn sie eingeschüchtert, / Wie feige Lämmer, brüllt der Wolf im Hag, / Sich an einander drängen – wirst Du, Zawiš, / Der treue Wächter meiner Fahne sein,/ … (HORN 1846a: 109). Dann wendet sich Kunhuta zu Otakar und sagt: Bebst Du vor einer Tat! Starrt Dir die Faust, / Daß Du Dich scheu’st, die Kette zu zerreißen (HORN 1846a: 109).

8.6.3. Záviš Die Gestalt Záviš’, ähnlich wie bei Grillparzer angelegt, steht dennoch deutlicher im Vordergrund. Záviš verkörpert fast alle ritterlichen Tugenden der Zeit, bis auf die Treue. In höflichen Manieren übertrifft er den rauen und groben Otakar. Auf der anderen Seite ist Záviš habgierig und machtsüchtig. Er setzt alles darauf, Otakar zu beseitigen, was ihm auch mit

-93- Kunhutas Hilfe gelingt. Problemlos gewinnt er ihre Gunst, vielleicht allzu einfach und schematisch. Als sich der König zu einem neuen Krieg entschließt, freut sich Záviš darüber, da er ahnt, dass es das endgültige Ende des Königs sein könne und betrachtet sich selbst als sein Nachfolger. Er überredet auch andere Herrn (Gallus Jablonsky, Berka von Duba und Milota von Dědic) mit Otakar ins Feld zu ziehen und ihn dann zu verraten.

8.6.4. Die Schlussszene Horn hat den letzten Akt anders als Grillparzer gestaltet. Identisch bleibt Verrat der Rosenberger, über den Otakar bis zum Ende nichts ahnt und sein Tod. Horn lässt nicht Kunhuta mit Záviš ins Rudolf Lager fliehen, aber öffnet mehr Raum für Záviš und seinen Verrat. Im Unterschied zu Grillparzer fügte Horn Otakars Sterbeszene hinzu, in der der sterbende Otakar Boreš auffordert, seinen Sohn zu sich zu nehmen und ihn zu erziehen. Bei Horn findet auch keine Bekehrung wie bei Grillparzer statt. Horns Otakar beschränkt sich an ein schlichtes Schuldbekenntnis: Herr, nimm die Schuld von mir, die schwere Schuld! (HORN 1846a: 138). Das ganze Trauerspiel schließt mit einer Szene in der Záviš und Milota aus einer Anhöhe das Schlachtfeld beobachten, wo auch der sterbende Otakar liegt, danach verlassen beide die Szene.

Grillparzer fasste den Schluss seines Dramas im „großartigen“ pro-habsburgischen Sinne auf. Er lässt Otakar bekehren. Den Schuldgefühl löst im böhmischen König die Konfrontation mit der Leiche seiner ersten Frau Margarethe (V. 2624 ff.) und gipfelt kurz vor dem entscheidenden Kampf mit Seyfried. Otakar kennt eigene Schuld nicht aus bloßer Todesfurcht, sondern wird sich seiner Schuld bewusst und bekehrt: Ich hab nicht gut in deiner Welt gehaust, / Du großer Gott! Wie Sturm und Ungewitter / Bin ich gezogen über deine Fluren. / Du aber bist allein der stürmen kann, / Denn du allein kannst heilen, großer Gott. Geblendet war ich, so hab ich gefehlt, / Mit Willen hab ich Unrecht nicht getan! / … Doch einmal, ja! – und noch einmal: O Gott, Ich hab mit Willen Unrecht auch getan! / Es ist nicht Todesfurcht, was so mich reden läßt. / … So sieh mich hier vor deinem Antlitz knien, / (Er kniet.) / Und hör mich beten wie ich jetzo bete: / Geh als ein Gott der Gnade zu Gericht! (V. 2825 ff.). Grillparzer hebt in der Schlussszene noch einmal Rudolfs Ritterlichkeit und Edelmut hervor, in dem er Seyfried Merenberg, der trotz seines Befehls Otakar tötete, vertreibt. Rudolf bedauert Otakars Tod, bedeckt seine Leiche mit dem Kaisermantel und lässt ihm ein „kaiserliches“ Begräbnis ausstellen. Der eigentliche Schluss des Dramas wird als Triumph und Verherrlichung der habsburgischen Dynastie und einer glücklichen Aussicht in die Zukunft gestaltet.

-94- 8.6.5. Böhmen und Deutsche Die zweite thematische Ebene des Dramas bildet die „innenböhmische“ Debatte über die politische Ausrichtung des Landes. Sie entflammt im zweiten Akt während der Landtagsdebatte über Otakars Kaiserwahl. Auf der einen Seite steht der oberste Kämmerer Ondřej von Říčan, der sich resolut gegen die Kaiserwahl stellt und sich für die Trennung der Böhmen (wohl Tschechen) von den Deutschen ausspricht. Er versucht mit finanziellen Kosten zu argumentieren, da er befürchtet, dass das verarmte und instabile Reich das Vermögen des Landes verschlingen würde. Gegen Říčan stellt sich Boreš von Osek, der diese einfachen Gründe ablehnt und für Otakars Kaiserwahl plädiert. Nach Boreš wäre Böhmen durch die Kaiserwahl in den europäischen Kontext einbezogen, wodurch auch sein Prestige steigen würde. Böhmen habe bislang nur Münzen und Waffen produziert, es sei an der Zeit das Land auch den Künsten und Wissenschaften zu öffnen. Říčan weist darauf hin, dass Otakar der mächtigste Herrscher seit Karl des Großen sei und dass er das verarmte Reich nicht zu retten brauche. Říčans Argumentation umschlägt rasch in einen einfachen antideutschen Radikalismus. Říčan: Und sind’s die Deutschen werth, daß du mildthätig / Sie rettest vor dem gänzlichen Verfall? Boreš: O rauhe Stimme der Partheienwuth! / Nicht Völkerhaß soll hier im Rathe sprechen. Říčan: Ich haße sie – die uns seit alter Zeit / Verfolgt und uns bedroht mit ihrem Joch. Boreš: Zwei Stämme, gleich an Edelsinn und Kraft. Říčan: Geschieden hat sie uns durch Gebirge,/ Als hätte sie geahnt, daß Trennung Noth Boreš: Sie bieten selbst zum Bunde uns die Hand. Říčan: Nie soll der Böhme einem Deutsch’n trauen. Boreš: So blendet selbst den weißen Mann der Haß. Říčan: Wer nicht die Deutschen haßt, ist kein Böhme! Boreš: Vergessen haben sie den grauen Zorn (HORN 1846a: 76-77). Říčan versucht auch mit Beispielen aus der Geschichte zu argumentieren. Er betont, dass die Deutschen seit jeher versucht haben sich das junge / Aufblühend kräftige Reich zu unterwerfen und erinnert Boreš an die Schlacht in der Sámo den Frankenkönig Dagobert geschlagen hat. Boreš lässt sich auf solche Argumentation ein und erwähnt König Wenzel, der das Land durch die Kirche mit den Deutschen verband: Und rief der fromme Herzog Wenzel nicht, / Des Christenthumes heilige Apostel, / Die Deutschen selbst herein? Worauf Říčan erwidert: Dafür erschlug / Sein Bruder ihn, der große Boleslav (HORN 1846a: 77). Die meisten der

-95- Versammelten im Landtag stellen sich auf Říčan Seite und wie schon oben erwähnt, hat daraufhin Otakar die Kaiserwahl abgelehnt.

Mit der Debatte über die Stellung von Böhmen in Europa hängt auch die Idee zusammen ein Slavenreich aufzubauen. Diese wird zuerst im Vorspiel angedeutet. Otakar stellt sich die preußische Nordseeküste als die nördlichste Grenze seines Reiches vor: Jenseits der Küste wohnt ein fremder Stamm / Doch dieser Ufer soll der Slawen sein! (HORN 1845a: 12). Er möchte Vitold für seinen Plan gewinnen und weist deshalb auf Verwandtschaft beider Völker hin: Vom gleichen Stamm mit mir ist dieses Volk – / … / Der Preuße soll nicht seines Blutverwandten / Des Čechen Sklav’, er soll sein Bruder sein! (HORN 1846a: 11). Horn lässt Otakar diese Idee eindeutig nach dem ersten Krieg formulieren, aber wie schon gesagt, es wirkt eher als Versuch einen Ausweg aus der hoffnungsloser Situation zu finden: Ein neuer Stern soll aufgeh’n meinem Volk, / Erfüllt hab’ ich den Wunsch, den Ihr gehegt, / Zu scheiden Euch vom fremden Stamm der Deutschen, / Und Herrscher will ich sein des großen Volks, / Dem dieses Welttheils Hälfte angehört, / Die zugewendet liegt der Morgenröthe. / (HORN 1846a: 102). Der konservative Říčan, der zuvor im Landtag für eine Trennung der Deutschen und Böhmen (wohl Tschechen) plädierte, ist empört darüber, dass sich Otakar kurz nach dem ersten verlorenen Feldzug für einen neuen entscheidet. Nach Říčans Vorstellung soll Otakar zuerst ein Slavenreich aufbauen. Den bedrohten slavischen Stämmen helfen, Schlesien an sich binden und sich mit den Russen zusammenschließen. Erst dann soll Otakar: an Deutschland’s Grenze treten, / Und sagen, … / Jetzt wahre Dich und halte Frieden, Deutschland! Und nimmer wird ein König aus dem Stamm / Der Slaven huld’gend seine Kniee beugen / Vor einem – der die deutsche Krone trägt … (HORN 1846a: 114).

8.6.6. Adel und Bürgertum Den dritten Bereich des Trauerspiels stellt die Auseinandersetzung zwischen Adel und Bürgertum dar. Horns Otakar ist König der Bürger, wodurch er sich deutlich von Grillparzers Auffassung unterscheidet. Bereits in der Widmung charakterisiert ihn Horn als Vorkämpfer des Bürgertums: Da steht ein stolzer, schattenreicher Baum, / Den hatte Otakar, eh’ er von dannen / Gezogen, als ein junges Reis gepflanzt, / Und wenn auch Blutgedüngt, ist er gedieh’n! / Das ist die stolze Eiche „Bürgertum“ … (HORN 1846a). Und selbst der Dichter drückt seine Nähe und Zusammengehörigkeit mit dem Bürgertum aus:

-96- Ich hab’ auch nie gegeizt um die Ehr’, / Im gold’nen Saal ein Liedlein anzustimmen / Um reichen Lohn und um ein gnädig’ Wort - / Mein Platz war stets der freie Markt der Stadt, / Der rechte Fleck zu Liedern und zu Thaten, / Die grüne Linde von dem Thore draußen, / Wo sich das junge Volk zusammenfindet; / … Bei Horn nimmt die Prager Landtagsdebatte eine zentrale Stellung ein. In dieser wird Otakars Nähe und Sympathie zum Bürgertum deutlich formuliert. Otakar lässt einen Bürger aus Prag (Brauer und Ratsmann Jiřik) der Landtagsdebatte beiwohnen und geht dem Wunsch der Bürger entgegen Geld und Maße im ganzen Land zu vereinheitlichen. Gegen dieses Vorhaben stellt sich entschlossen Záviš, der im Landtag als Sprecher des Adeles auftritt. Záviš protestiert nicht nur gegen Jiřiks Anwesenheit, sondern auch dagegen, dass er im Landtag frei sprechen darf. Otakar lässt sich von Záviš nicht abschrecken und teilt den Versammelten mit, dass von nun an sich an jeder Landtagsversammlung ein Vertreter des Bürgertums beteiligen solle. Záviš zögert mit seinem Gegenangriff keinen Augenblick und zweifelt Rechte des Bürgertums an: Und brauchen nicht um Gnade erst zu bitten! / Frei sind wir, Herr, durch unsere Geburt, / Die Bürger sind es aber durch Betrug, / Durch List und Geld allmächtig erst geworden / Erkauft sind ihre Rechte und erbettelt, / … (HORN 1846a: 69). Otakar bestätigt am Ende des zweiten Aktes noch ein Mal seine Nähe zum Bürgertum und kritisiert den Adel, indem er die Versammelten daran erinnert, dass der Adel oft mehr im eigenen Interesse als im Interesse des Landes handelte: Griff ich an’s Leben Euch, Ihr stolzen Herrn? / O glaubet nicht! ich sei mit Euch zu Ende! / Ihr habt mit Raub an allgemeinen Gut / Euch groß gemacht, den Bürgerkrieg genützt / Der dieses Land zerfleischte, habt die Krone / Beraubt, ihr Eigenthum an Euch gerissen / … / Noch mancher nennt ein Gut der Krone sein, / Das ihm nicht zugehört – ich warne Euch! / … (HORN 1846a: 74). Die Position des Königs und des Adels zeigt sich auch am Ende des vierten Aktes als Otakar einen neuen Krieg gegen Rudolf ausruft. Hinter Otakar stellt sich das Bürgertum aber die meisten Adelige bleiben an Říčans Seite, der in die Opposition hinüberging, da er die Idee des Slavenreiches verraten sah. Auf Otakars Seite blieben neben Vertretern der Bürger nur die verräterischen Rosenberger.

8.7. Erste und zweite Fassung Für die Ausgabe von 1859 (zweite Fassung) hat Horn etliche Veränderungen in den Text eingearbeitet. Die erste Neuigkeit ist in der Schreibweise der Eigennamen zu beobachten. Die tschechische Form der ersten Fassung (Boreš, Říčan, Otakar, Záviš usw.), löst in der zweiten die deutsche Umschrift ab (Boresch, Ottokar, Ritschan, Zawisch). Dann sind in zweiter Fassung

-97- mehrere stilistische Veränderungen zu finden. Hinsichtlich der Szenenabfolge ist zu erwähnen, dass der erste Auftritt des ersten Aktes auf dessen Ende verschoben wurde. Die zweite Fassung eröffnet also das Gespräch der Königin Kunhuta mit dem ungarischen Versandten, anstatt der Debatte zwischen Rudolf und Berthold über die Sachlage im Reich und über Otakars Scheidung. Eine andere grundsätzliche Umgestaltung betrifft den fünften Akt, den Horn gründlich umgearbeitete. Die Sterbeszene der ersten Fassung blieb aus, statt dessen wurde Rudolf mehr in die Handlung eingezogen und in dieser Hinsicht dem Drama von Grillparzer genähert. Berthold bringt Rudolf Otakars Schwert über und teilt ihm mit, dass er den böhmischen König in der Schlacht tötete, was Rudolf eindeutig verurteilt. Rudolf zu Berthold: Ein blut’ger Makel für ein ganzes Leben, / Dier Schuld’ge sein an eines Königs Tod! / Dein Name wird durch die Chroniken geh’n, / Und werden alle Hände auf dich weisen: / Der ist es, der den König traf zum Tod! (HORN 1846: 128). Rudolf distanziert sich auch vom Verrat der Rosenberger und übergibt dem gefangengenommenen Boreš Otakars Schwert, mit dem Boreš seinen König rächen soll.

In der zweiten Fassung wurden auch die ersten beiden Themenebenen abgeschwächt. Am deutlichsten ist es im zweiten Akt während der Landtagsdebatte zu beobachten. Horn ließ den scharfen Meinungswechsel zwischen Říčan und Boreš aus, wohl wegen der starken antideutschen Position von Říčans Gestalt. Dieser Dialog wurde auch in der Übersetzung von E. Just ausgelassen, obwohl er höchst wahrscheinlich von der ersten Fassung ausgegangen ist.215 Dagegen aber radikalisierte Horn in der zweiten Fassung Říčans „proslavische“ Position: In der ersten Fassung heißt es: Wir und die Deutschen taugen nicht zusammen, / Und nicht umsonst hat durch Gebirg’ und Ströme / Für alle Zeiten uns die Natur getrennt (HORN 1846a: 65). Und in der zweiten: Wir sind der Bruderstämme äußerster, / Die treue Vorwacht für die Anderen, / Und müssen streng die Völkerscheide hüten – / Wir und die Deutschen taugen nicht zusammen / Und nicht umsonst … (HORN 1846: 62). Auch die Opposition des Adels gegenüber dem Bürgertum und dem König hat Horn in der zweiten Fassung nicht so ausgegrenzt formuliert. Er lässt beispielsweise die Szene gänzlich aus, in der das versammelte Bürgertum dem Otakar Unterstützung für seinen zweiten Krieg gegen Rudolf verspricht. Trotz dieser Veränderungen kann ich Loužils Ansicht kaum teilen, dass Horn das ideale Streben der slavischen Partei in der zweiten Fassung durch den blinden

215 Auf die erste Fassung zeigt v.a. die Anordnung des ersten Aktes. Es wäre sicher interessant das Manuskript der Übersetzung mit dem Original zu vergleichen, aber das überschreitet den Rahmen dieser Arbeit.

-98- antideutschen Hass ersetzte (LOUŽIL 1969: 215-220). Meiner Meinung nach ließ Horn für die zweiten Fassung alle Stellen aus, die eine Aufführung verhindern würden, deshalb hat auch den letzten Akt verändert und Rudolf mehr in die Handlung einbezogen.

8.8. Otakar: Zusammenfassung Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ könnte man im Sinne von Magris216 als Verherrlichung der Gründung der habsburgischen Dynastie auffassen. Nach Magris sei der sog. „habsburgische Mythos“ in diesem Werk ein begeisterter Lobesgesang, der aber von Grillparzers reifen Dramen noch weit entfernt sei. Die eigentliche Bedeutung von Otakar unterstütze nach Magris Legitimität des Reiches. „Recht“ drücke in diesem Zusammenhang eher göttliche Gnade und ihre Vollführung, die nur dem Kaiser zustehen. Die Krone wird zu einer Pflicht, der man nicht entrinnen kann, was Magris als eine typische Eigenart des habsburgischen Hauses betrachtet (MAGRIS 2001: 105-107).

Horn beabsichtigte mit seinem „König Otakar“ nicht die Gründung des habsburgischen Hauses zu verherrlichen. Umgekehrt: er betonte die „böhmische Seite“, sprach Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen, Adel und Bürgertum an. Dadurch gelang es ihm, auch aktuelle Auseinandersetzungen der Vormärzzeit einzuschließen. Die Verbindung mit den Richtungen der vormärzlichen Politik könnte man am stärksten an der Gestalt des obersten Kämmerers Říčan beobachten, den man, wie schon Loužil bemerkte,217 ohne größere Schwierigkeiten für einen Vertreter des radikalen Panslavismus bezeichnen könnte. Sein Opponent Boreš betrachtet die Hinwendung zum Osten als Isolation, plädiert für Integration Böhmens in den europäischen Kontext und argumentiert mit Künsten und Wissenschaften, die das Land bereichern würden. Dieser „europäische“ Konzept entzieht sich aber der vormärzlichen Situation in Mitteleuropa.

Bei Grillparzer ist Otakars Fall Folge seiner gnadenlosen und gewaltigen Politik. Man hielt ihn für ungerecht und unehrlich und deshalb wurde er nicht zum Kaiser gewählt. Bei Horn ist Otakars Verderben als Folge zweier Tatsachen zu betrachten. Im Vorspiel verstößt Otakar gegen Freiheit der Preußen. Im zweiten Akt folgt er dem Willen des Landtags und lehnt die Kaiserkrone ab. Konsequenz dieser Entscheidung ist der Krieg gegen Rudolf, in dem Otakar

216 MAGRIS 2001.

217 LOUŽIL 1969: 219.

-99- gezwungen ist, sich zu unterwerfen. Hiermit verstößt er eigentlich zum zweiten Mal gegen die Freiheit. Sowohl bei Grillparzer als auch bei Horn vollziehen Otakars Sturz die Rosenberger.

Nach Sengle ist an „Ottokars Glück und Ende“, der in sich historische und überhistorische Züge verbindet, ein Wesenszug der Restaurationszeit zu verfolgen, nämlich die Verwischung der Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Der Legitimismus, das Zentralproblem der Restaurationsepoche, wurde nach Sengle schon in Grillparzers Tragödie „Ein treuer Diener seines Herrn“ (1830) und ebenfalls in K. E. Eberts „Czestmir“ (1835) problematisiert. Uffo Horns Otakar sei ein anschauliches Beispiel des radikalen Abbau von Legitimismus in der Vormärzzeit. Radikale Modernisierung der historischen Stoffe während dieser Zeit habe verursacht, dass die historische Mythik, auf der das Geschichtsdrama einst beruhte, verloren ging und Geschichte sei wieder ein Stoff wie jeder anderer geworden.218

8.9. Historischer Hintergrund Uffo Horns Otakar (wie auch Grillparzers) stellt Bearbeitung historischer Ereignisse dar und es ist nicht ohne Interesse auch Perspektive eines Historikers zu diesem Thema zu zitieren. In der Geschichtswissenschaft werden nämlich Ereignisse der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die dann mit der Schlacht auf dem Marchfeld (1276) endeten, verschieden interpretiert, wie es u.a. Vratislav Vaníček zeigte (VANÍČEK 2002). Zu einer oft gegensätzlichen Bewertung hätten in hohem Maße die Chroniken beigetragen. In erster Linie war es die „Steirische Reimchronik“ von Ottokar von Steiermark, die auch einer der wichtigsten Quellen für Grillparzer war. Auf die zeitgemäße agitatorische und antitschechische (bzw. antiböhmische) Ausrichtung der Reimchronik habe schon in einer angesehenen Studie František Palacký hingewiesen.219 In der Chronik sei der böhmische König als Symbol der weltlichen Hochmut und seine Ermordung als Rache der österreichischen Herren dargestellt. Der Verfasser betone Otakars Reichtum und Macht und zähle alle seine tatsächlichen und vermeintlichen Verbrechen auf. Gott habe ihn dann im Sinne der Gerechtigkeit verlassen. Der Reimchronik nach habe sich Přemysl allein in die gegnerischen Reihen gestürzt, da er sich auf das Gelübde des verräterischen Adels verlassen hätte, der ihn schließlich im Stich ließ. Eine Kritische Bewertung von Otakar sei aber auch in der böhmischen mittelalterlichen Tradition zu verfolgen (VANÍČEK 2002: 195-196).

218 SENGLE 1972: 363-371.

219 VANÍČEK 2002: 139.

-100- Nach Vaníček werden grundlegende Umstände der Auseinandersetzung zwischen Rudolf von Habsburg und Přemysl Otakar II. unterschiedlich aufgefasst. Zuerst betrifft es die Frage, ob Otakar die angebotene Reichskrone angenommen oder abgelehnt habe. Nach Vaníček hat man bewiesen, dass Otakar die Kaiserkrone nicht ablehnte, im Gegenteil er hat sich um die Krone intensiv bemüht.220 Widersprüchlich wird auch die Tatsache bewertet, ob Otakar einen legitimen Anspruch auf die österreichischen Gebiete hatte. Die Behauptung, dass Otakars Regierung in Österreich und in Steier nicht legitim war, vertrete ein Teil der deutschen Wissenschaft, was kaum richtig sei. Streitig blieben höchstens die Gebiete Kärten und Egerland. Letztendlich werden auch die beiden Kriege zwischen Rudolf und Otakar interpretiert. Die erste Auseinandersetzung vom 1276, die vor der entscheidenden Schlacht durch ein Friedensabkommen beendet wurde, habe nicht Verrat des böhmischen Adels verursacht, sondern die Tatsache, dass die meisten österreichischen Verbündeten auf Rudolfs Seite übergangen sind (VANÍČEK 2002: 167). Auch die zweite Schlacht habe nicht Verrat der böhmischen Herren entschieden, wie oft in der tschechischen Historiographie behauptet und in deutschen Chroniken tradiert wurde. Nach Vaníček war ein Ritterangriff aus dem Hinterhalt (gegen die damalige Regeln des Ritterkampfes) entscheidend, der eine fatale Desorientierung in Přemysls Ritterreihen brachte. Der böhmische König habe sich aber nicht zurückgezogen und habe den Kampf fortgesetzt. Er war zuerst verwundet, beraubt und gleich darauf erkannt worden und gegen die damaligen Ritterkonventionen wurde er von der Rittergruppe des österreichischen Herrn Bertold von Emerberg erschlagen (VANÍČEK 2002: 194).

Nach Vaníček ging es im Streit zwischen Rudolf und Otakar in der Wirklichkeit um einen hartnäckigen politischen Kampf. Rudolf wollte sich Otakars Lehen in den Alpenländern bemächtigen und diese als Basis für seine Dynastie gründen, wozu er alle Mittel angebracht habe (VANÍČEK 2002: 151). Einer der Mittel sei auch eine negative Ausgrenzung gegenüber Otakar und den Slaven allgemein gewesen. Otakar sei beispielsweise nicht als ein berühmte Staufe, sondern als „hochmütiger Slave“, der sich deutsche Gebiete unterstellte, präsentiert. Man habe auch versucht Böhmen auf Grund der Sprachverschiedenheit zu isolieren und bei den deutschen Anhängern von Otakar ein Schamgefühl hervorzurufen. Damit haben auch jene Versuche zusammengehängt, die Otakars Herrscherlegitimität in Frage stellen sollten (die Reichsacht). Die böhmische Regierung wurde nach Vaníček als verbrecherische Tyrannei präsentiert und der Adel hätte deshalb das Recht den Treueid zu brechen. Letztendlich wurde auch Přemysls Reichtum als sündig verurteilt. Otakar wurde aber nicht nur negativ geschildert.

220 VANÍČEK 2002: 142 ff.

-101- Im positiven Licht hätten ihn die Minnesänger dargestellt, die sich gewünscht haben den böhmischen König für das Reich zu retten (VANÍČEK 2002: 152-153).

-102- 9. HORNS SONSTIGE AUFSÄTZE UND BEITRÄGE Außer Gedichte und Erzählprosa publizierte Horn auch kürzere Artikel zur Literatur und zum Theater. Schon als 21 jähriger schrieb er für »Novellist« zwei Beiträge über österreichische Literatur.221 Der erste von beiden benannt als „Literarischer Horizont von 1837“ ist ein Versuch einen kurzen Überblick über die österreichische Literatur um 1837 zu bieten, geht jedoch nicht über allgemeine Behauptungen nicht hinaus. Horn stellt ganz allgemein fest, dass die Bedeutung der österreichischen Literatur bis 1837 deutlich gewachsen ist. Er hebt das „Ästhetische Lexikon“ von Ignaz Jeiteles222 hervor, von den Lyrikern schätzt er beispielsweise E. Feuchtersleben, Anastasius Grün, N. Lenau, M. Saphir und J. Seidel, von den Prosaikern W. A. Gerle und A. Tschaubuschnigg. Für dramatische Dichtung blieb nur wenig Platz übrig, er nennt neben Halms „Adept“ und „Camoens“ auch „Die Vormundschaft“, die er gemeinsam mit W. A. Gerle verfasste. Für würdige Vertreter der Wiener Journalistik hält er M. Saphirs »Humorist« und W. Lemberts »Der Wiener Telegraph«. Im zweiten Beitrag „Literarische Charaktere“ widmet sich Horn hauptsächlich A. Tschubuschnigg und betont darin, dass nicht nur seine Prosa, sondern auch seine Gedichte Aufmerksamkeit verdienen und zu unrecht im Hintergrund geblieben sind.

In »Ost und West« veröffentlichte Horn einen Artikel über K. E. Ebert, in dem er sich zu einigen seinen Werken äußert, die bis 1838 entstanden sind (HORN 1838f). Er schätzt sein Heldengedicht „Wlasta“, das an poetischer Intuition, lyrischen Glanzpunkten und echt epischen Situationen reich sei und hält es für Eberts bedeutendstes Werk. An seiner Lyrik lobt er ferner ihre Form, die zwar eigentümlich aber vorzüglich sei, dagegen betrachtet er die Anwendung des Hexameters als unzeitgemäß. Kritisch äußert er sich zu Eberts Drama „Czestmir“, das Mangel in der Form und in der szenischen Darstellung habe. Im Allgemeinen hält er Ebert für einen großen Lyriker und Epiker: daß ich den Stolz des Vaterlandes theile, einen Dichter, wie er ist, zu besitzen und freudig seinem Wirken und Verdienste immer regeres Wachstum und Gedeihen

221 HORN 1838a, 1838d.

222 Jeitteles, Ignaz (*6./13.9. 1783 Prag - †19.6. 1843 Wien), Publizist, Ästhetiker und Erzähler. In Wien schrieb er für zahlreiche Periodika, gemeinsam mit seinem Vetter Alois J. redigierte er »Siona, encyklopädisches Wochenblatt für Israeliten« (Wien 1819). Seine Beiträge sind kritisch-pamphletistischer Art, seine Kunstauffassung dagegen konservativ. Sein Hauptwerk „Ästhetisches Lexikon. Ein alphabetisches Handbuch zur Theorie der Philosophie des Schönen und der schönen Künste“ (1835/36) sei der Ästhetik der Aufklärung verpflichtet (KILLY ET ALII Bd. 6: 89–90).

-103- wünsche, und nach Kräften dazu beitragen will, seinen wohlverdiensten Ruhm zu befestigen und zu bewahren … (HORN 1838f). Für »Bohemia« vom 26. März 1843 verfasste Horn die Erinnerung an den verstorbenen Schauspieler K. Seydelmann (HORN 1843c).223 Mit ihm sei Goethes bester, wohl auch letzter Schauspieler auf dem deutschen Theater verstorben. Er habe unverwechselbar u.a. Mephisto dargestellt.

Im ersten Jahrgang der »Libussa« druckte Horn „ Der Tagebuch aus Norddeutschland“ ab. Die Aufzeichnungen sind als Briefe (datiert 1939) an gewisse Madame Nina R…ch in Wien verfasst (HORN 1842c 111). Zuerst schildert Horn seine Begegnung mit Ludwig Tieck, der ihn bei sich zu Hause empfangen haben soll. Sie hätten über Napoleon gesprochen, dazu bemerkt Horn, dass Tieck den alten Hass der Romantiker gegen Frankreich und gegen Napoleon insbesondere, rein und ungeschwächt in sein Altern nahm… (HORN 1842c 115). Ferner hätten beide über Literatur und Theater gesprochen. Im zweiten Teil weist Horn Gutzkows Kritik an Julius Mosen, namentlich an seinen „Ahasver“ (1838) ab. Mosen sei nach Horn eine wichtiger Repräsentant der deutschen Literatur, das Drama „Cola Rienzi“ sei zwar nicht Bühnenwirksam aber dennoch schön. Horn hebt weiter Mosens Ballade „Der Trompeter an der Bkatzbach“ hervor. Schließlich macht Horn einige Bemerkungen über das deutsche Theater, er hebt besonders die Schauspielkunst von Emil Devrient224 hervor und kritisierte die Opernsängerin und Ehefrau von Karl Devrient Wilhelmine Schröder-Devrient.225

Der Aufsatz „Drei Schälke“ ist mit Literatur verbunden und ist auch in »Libussa« erschienen (HORN 1855a). Horn stellt darin Till Eulenspiegel, Eppelein von Gailingen und Thomas Murner vor, die seiner Ansicht nach die eigentlichen Begründer des deutschen Humors sind. Horn zweifelt nicht daran, dass Eulenspiegel (bzw. Ulenspiegel) tatsächlich lebte.226 Er sei der

223 Seydelmann, Karl (*24.4. 1793 Glatz - †17.4. 1843 Berlin), bereits in 4.3.1.

224 Devrient, Emil (*4.9. 1803 Berlin - †7.8. 1872 Dresden), Schauspieler. Bruder von Eduard und Karl Devrient die ebenfalls Schauspieler waren. Emil D. wirkte in Leipzig, Magdeburg, Hamburg 1831-68 in Dresden. Er pflegte einen idealisierenden Darstellungsstil im Sinne Goethes (BROCKHAUS Bd. 4: 724-725).

225 Schröder-Devrient, Wilhelmine (*6.12. Hamburg - †26.1. 1860 Coburg), Opernsängerin. Zwischen den Jahren 1823-47 Mitglied der Dresdner Oper (BROCKHAUS Bd. 17: 22).

226 Zu den ältesten überlieferten Ulenspiegel-Ausgaben gehört „Ein kurtzweilig lesen von Dil Ulenspiegel geboren uß dem Land zuo Brunßwick. Wie er sein Leben volbracht hatt. XCVI.“ (1510/11,

-104- kräftigste Vertreter des volkstümlichen Humors, da er keinen Stand schonte und seine Schwänke furchtlos und offen waren. Eulenspiegels Bedeutung bestehe auch darin, dass seine Schwänke die damaligen Zustände treu und trefflich wiedergegeben hätten.227 Der Theologe und Satiriker T. Murner228 war nach Horn ein überlegener Geist und Talent und die festeste Säule des Katholizismus im damaligen Deutschland. Nach Horn war er zugleich Autor und Herausgeber der neuhochdeutschen Übersetzung der ursprünglich plattdeutsch verfassten Possen von Eulenspiegel. Murner sei nicht bloß ein herzloser Satiriker, sondern auch ein vorzüglicher Poet gewesen und habe für die moderne deutsche Sprache eine nicht mindere Bedeutung als Martin Luther. Die Wichtigkeit des letzten Schalkes Eppelein von Gailingen Sailing (Apolonius von Gailingen und Dramans), der um 1311 geboren wurde, bestehe in seinen Streichen, die er sich u.a. gegen die Nürnberger Ratsherrn erlauben hat. Horn erzählt einige seiner Streiche und auch seinen leidvollen Tod nach.

Ebenfalls für »Libussa« schrieb Horn einen Aufsatz über das Kurort Johannisbrunn (bzw. Johannisbad, heute Janské Lázně) im Riesengebirge, der den Untertitel Balneographische Skizze trägt (HORN 1854c). Horn beschrieb darin nicht nur die genaue geographische Lage und die Umgebung, sondern auch kurze Historie des Dorfes. Es fehlen auch nicht detaillierte Angaben chemischer Analysen der dortigen Quelle von 1839 und 1846. Der dortigen Quelle widmete Horn ebenfalls ein Gedicht und eine Novelle.229

1515 u. 1519), sie sind in der Straßburger Druckerei Johann Grüningers entstanden. Heutzutage gilt Hermann Bote (etwa 1467 -1520) als Autor des Ulenspiegels. Unsicher bleibt ob Ulenspiegel tatsächlich lebte (KILLY ET ALII Bd. 11: 469 -471).

227 HORN 1855a: 131.

228 Murner, Thomas (*24.12. 1475 [nach Aussage der Flugschrift Murnarus Leviathan von 1521] Oberehnheim/Elsass - † 1537 Oberehnheim/Elsass), Theologe, Prediger, Fachschriftsteller, Polemiker und Satiriker. Gegner der Reformation (KILLY ET ALII Bd. 8: 303 -304).

229 Bereits in 6.1.3. und 7.4.2.

-105- 10. ZUSAMMENFASSUNG Daniel Uffo Horn gehörte zu markanten Gestalten des mitteleuropäischen literarischen Betriebs der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Sein Werk zeigt zwar nicht immer eine schöpferische Originalität, die die Biedermeierzeit überschreiten würde, doch ohne ihn und ohne sein literatisches Schaffen würde unser Bild der deutschböhmischen Literatur dieser Periode lückenhaft bleiben.

Geboren war er in Trautenau in einer gemischten Ehe: sein Vater, Ferdinand Horn, stammte aus Galizien, die Mutter Maria Berka war Tschechin. Relativ früh hat Horn seine Heimatstadt verlassen, um in Prag zu studieren. Zuerst am Gymnasium (um 1825/1826), später an der Prager Universität, wo er Jura studierte, promoviert hat er jedoch in Wien (1937).

Er war kein ausgeglichener Mensch, in seiner Persönlichkeit vermischte sich einerseits Energie und Entschlossenheit, anderseits Egoismus und sogar ja Rücksichtslosigkeit. Sein literarisches Schaffen war vielseitig und umfangreich, oft auch durch seine politischen Aktivitäten wesentlich beeinflusst. Er hatte oft gnadenlose Auseinandersetzungen mit anderen Literaten, bzw. Künstlern oder Politikern, kein Wunder, dass er sogar von der Polizei ermittelt wurde und ein paar Mal die Freiheitsstrafe abbüßen musste. Es ist sicher keine Überraschung, dass Horn auch an den Ereignissen im Jahres 1848 aktiv teilgenommen hat. In der Anfangsphase der Revolution war er, wie auch Karl Egon Ebert, Moritz Hartmann und Alfred Meißner, Vertreter des Landespatriotismus. Auf dem akademischen Boden beteiligte er sich stark an der ersten Petition in die er auch eigene Vorschläge durchgesetzt haben sollte. Zusammen mit anderen Vertretern begleitete er die Petition nach Wien. Nach seiner Rückkehr in Prag schlug Horn vor, ein Manifest zur Beruhigung der deutschen Bevölkerung zu erlassen. Der Text wurde in »Národní noviny« abgedruckt (8.4. 1848). Horn trat aber bald in den Hintergrund zurück. Die Umstände seines Rücktritts sind unklar. Doch dieser Schritt bedeutete keine endgültige Trennung Horns von Politik. Noch im Jahr 1848 nahm er freiwillig an den Kämpfen im Deutsch-dänischen Krieg (1848-1850) teil. Horns Begeisterung für die Politik äußert sich auch in seinem Werk wie die Gedichte „Retro!“, „Der Emigrant“, „Marlinsky“, die Dorfgeschichte „Der Bauernesel“ oder das Drama „König Otakar“ zeigen.

Die dramatische und literarische Szene betrat Horn als achtzehnjähriger Student. Seine Karriere als Dramatiker eröffnete er in Prager „Ständetheater“. Für dieses Theaterhaus verfasste er den Prolog und Epilog zu den „Szenischen Fragmenten aus Göthe’s Faust“ (3.7. 1835).

-106- Ungefähr drei Wochen danach druckte er in der »Bohemia« seine erste Veröffentlichung das Gedicht „Aufruf an Böhmens edle Frauen“ ab. Und vier Monate später führte man im „Ständetheater“ sein erstes selbständiges Stück „Horimir“ auf (18.11. 1835). Anfang seiner dichterischen Karriere ist mit Wolfgang Adolf Gerle verbunden, der um sich die wichtigsten deutschböhmischen Literaten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie K. E. Ebert, K. Herloßsohn, R. Glaser, S. Kapper, M. Hartmann oder A. Meißner versammelte und sie auch förderte.

Zwischen allen Jahrbüchern und Almanachen, in welchen Horn seine Werke veröffentlichte, ist ohne Zweifel an der ersten Stelle der Almanach »Libussa« (1842-1860) zu nennen. Bis auf das Jahr 1859 ist Horn in jedem Jahrgang vertreten. Trotzdem ist in diesem Almanach nur ein Teil seines Schaffens zu finden. Horns Beiträge wurden z.B. in achtundzwanzig verschiedenen deutschen und österreichischen Zeitungen publiziert, wie z.B. in: »Die Grenzboten«, »Allgemeine Theater-Revue«, »Der Humorist«, »Der Komet«, »Telegraph für Deutschland«, »Sonntagsblätter« oder in »Zeitung für die elegante Welt«.

Obwohl sich Horn in den mitteleuropäischen Kulturzentren bewegte und mit dortigen intellektuellen und künstlerischen Kreisen verkehrte, war er offensichtlich nicht fähig eine tiefere und über mehrere Jahre dauernde Beziehungen aufzubauen. Die einzige Ausnahme stellt wohl seine Zusammenarbeit mit dem »Libussa«-Herausgeber Paul Alois Klar dar.

Horns literarische Produktion umfasst sowohl Erzählprosa, Gedichte und Theaterstücke wie auch Aufsätze über Theater und Literatur oder politische Fragen. Seine Werke zeigen stoffliche und motivische Vielfalt. In seinen Gedichten finden wir neben Natur- und Liebeslyrik auch Balladen, politische Gedichte und Gelegenheitsdichtungen. Horns Liebesgedichte reichen von Biedermeieranakreontik bis zu melancholisch-balladesker Liebeslyrik in denen Nachklingen der Romantik klar zu verfolgen ist. Horn bearbeitete diverse literarische Stoffe und Motive wie aus der Antike, aus Indien oder aus den serbischen und böhmischen Märchen und Sagen.

In der politischen Dichtung überwiegt deutlich das lyrische Thema des Vaterlandes und das der Freiheit. Ähnlich wie einige deutsche Dichter (Julius Mosen, August Platen) inspirierte sich Horn durch die Freiheitskämpfe vom Anfang des 19. Jahrhunderts („Marlinsky“, „Der Emigrant“). Horn versteht unter dem Begriff „Vaterland“ Böhmen im Rahmen der habsburgischen Monarchie, dessen Natur, Geschichte und historische Persönlichkeiten gepriesen werden. Rahmen der habsburgischen Monarchie können wir vornehmlich in seinen

-107- Gelegenheitsgedichten verfolgen, in denen er u.a. den Kaiser, die österreichische Armee oder Generäle verherrlicht. In einigen Gedichten griff Horn auch das typische Biedermeiermotiv der Blindheit auf.

Seine Erzählprosa bewegt sich zwischen Dorfgeschichte und Novelle. Horn stellt meistens ein Liebeskonflikt dar, der in mehreren Gestalten erscheint. Für die meisten Liebesgeschichten ist eine zeitübliche schematische Darstellung des Konflikts bezeichnend, in der Horn eine Grundschema variiert, die wir mit den Kategorien passiver Mann - aktives Mädchen auffassen können. Wenn diese aufgelöst wird, so wird fast ausschließlich eine starke Frauengestalten der schwächeren Männergestalt gegenübergestellt. Auch wenn in den Gedichten böhmische Stoffe und Motive nur selten vorkommen, wird ihre Handlung nach Böhmen des 18. oder der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Die Haupt- und Nebengestallten sind fast ohne Ausnahme mit einem konkreten böhmischen Ort verbunden. Bei Horn finden wir zwar keine detaillierte Naturschilderungen oder Beschreibungen des Dorflebens, dagegen treten bei ihm kurze Bemerkungen und auch ausführlichere Kommentare zum böhmischen Milieu, die in einer losen Beziehung zur Handlung stehen. Das Toponymum Böhmen/böhmisch trägt bei Horn zeitüblich sowohl geographische und ethnische als auch eine sprachnationale Bedeutung. Die Problematik der tschechischen Wiedergeburt wird einzig in „Die beiden Studenten“ angesprochen und an Gestalt des musikalischen Jakob im positiven Licht dargestellt. Die Stoffwahl in seiner Prosa reicht von historischen Ereignissen und Gestalten bis hin zu Golem oder Švanda. Zu den schwächeren Seiten von Uffo Horns Erzählprosa gehören der Hang zum Pathetischen oder Schematischen und eine lockere Bearbeitung.

Von den Prosaarbeiten heben sich deutlich „Der Bauernesel“, „Paschhampel“ und „Der Rabbi von Prag“ ab, der ursprünglich als Drama entstanden ist, aber von der Zensur verboten wurde. Die Novelle überrascht durch die Aufnahme des Golem-Stoffes, der am Hintergrund eines Religionenkonflikts präsent ist. Horn war womöglich der erste, der die Variante des Golem- Stoffes mit Rabbi Löw und seinem Diener, dem künstlichen Geschöpf Golem, bearbeitete. „Der Bauernesel“ weist ziemlich detaillierte Aufarbeitung der historischen Ereignisse (Bauernaufstand vom 1775 um Trautenau) auf, die weder einseitig noch schematisch wirkt. Durch Aufnahme der vormärzlichen Verhältnisse, weicht es von den ethnographischen und konservativen Dorfgeschichte ab und steht so einigen Dorfgeschichten seiner deutschböhmischen Kollegen wie Isidor Heller, Leopold Kompert, oder Josef Rank nahe.

-108- Horns unstete Natur widerspiegelt sich auch in seinem Werk. Von seinen unzähligen Dramenentwürfen konnte er nur einen Bruchteil vollenden, davon ist in erster Linie „König Otakar“ (erste Ausgabe 1845) zu erwähnen. Das Drama wurde von den Zeitgenossen als radikale Antwort auf Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ (1825) empfunden und enthält mehr als „Der Bauernesel“ Anspielungen auf die vormärzlichen Verhältnisse. Das Drama wurde zum ersten Mal 1858 in Linz aufgeführt, in Prag ging das Stück erst 1868 in „Prozatimní divadlo“ in der Übersetzung von Eduard Just über die Bühne. Einen deutlicheren Erfolg erlebten die Lustspiele „Die Vormundschaft“ und „Der Naturmensch“, die Horn gemeinsam mit W. A. Gerle verfasste. Beide wurden im „Ständetheater“ inszeniert. „Die Vormundschaft“ gewann darüber hinaus den sog. Cotta-Preis (1836) und ging mit Erfolg auch in Wien (1837 -1839) und Stuttgart (1840?/41) über die Bühnen.

Uffo Horn gab elf selbständige Bücher heraus, manche von denen erlebten zwei oder drei Auflagen, das erfolgreiste war mit vier Auflagen „König Otakar“. Anfang des 20. Jahrhunderts hat Eduard Langer angefangen seine „Gesammelten Werke“ herauszugeben, es ist ihm aber nicht gelungen, sein Vorhaben zu Ende zu bringen. Selten sind die Übertragungen ins Tschechische. Aus dem Erzählband „Böhmische Dörfer“ wurden ins Tschechische „Der Bauernesel“ und „Der Paschhampel“ übersetzt. Seine einzige Lyriksammlung „Gedichte“ ist vor kurzem als Reprint der Ausgabe von 1847 in Amerika erschienen (2001 und 2006). Von seinen Gedichten wurden auch drei vertont. Eine davon „Such’ die Blumen im Thal“ (Musik von Norman Ludvig) wird noch heute gespielt. Man verbindet Horn auch mit zwei anonymen Pamphleten verbunden: „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ und „Oestreich. Städte, Länder, Personen und Zustände“.

Den ersten Artikel über sein Leben und Werk publizierte Karl Hansgirg, (1849), den er nach dem Tod des Dichters veränderte und maßgeblich erweiterte (1877), es folgten Beiträge von F. Mikovec (1860), Wolfgang von Wurzbach (1903) oder Ludwig Jelinek (1909). In der Tschechoslowakei und dann in Tschechien widmeten sich dem Dichter vornehmlich Jaromír Loužil (1959, 1969) und Ludvík Václavek (2000).

-109- 11. BEILAGEN Beilage 1 Auszug eines Briefes von Uffo Horn an Karl Hansgirg, den Hansgirg über Horn zitiert (HANSGIRG 1877: 240). Der Brief ist bereits bei Hansgirg unvollständig und ohne Datumangabe angegeben.

Was mich betrifft, so hast du sehr Unrecht, daß du mir eine mehr als Hamlet’sche Trägheit vorwerfen willst. Ich habe meine Gedichte vollständig gesammelt, was keine kleine Aufgabe war, habe ein großes Gedicht: „Der Bauernkrieg“ noch dazu geschrieben, habe für den „Grenzboten“ so viel gearbeitet, daß ich mich in die Politik und Tagesliteratur beinahe festgerannt hätte, wenn nicht die vielseitige Anregung meiner Freunde mich in die alte Bahn immer wider zurückbrächte.“ – „Ich verkehre mit Schnorr, Bendemann, Hübner und Erhard von den Malern, mit Rietschl und Hähnel von der Bildhauergilde, mit Gutzkow, den beiden Devrients. Semper, dem genialen Architekten, Richard Wagner, Schulz, Falkenstein und Ferdinand Hiller …

Beilage 2 Petition an die Deutschböhmen in »Národní noviny« [Jg. 1848, Nr. 4, Samstag der 4. April, S. 16], in der sich die Verfasser für Gleichheit beider Nationalitäten ausgesprochen haben.

Čechoněmci! Se hlubokým žalem doslechli jsme se, že obíhá w německých okrscích našeho králowstwí obáwání, jakoby česká část našeho národa zamýšlela mladé swobody nadužíwati ku potlačowání Wašeho jazyka a Wašeho wzdělání. Bratři! My jsme we bouřliwé době wyslowili smýšlení naše, prwní článek naší petice pronáší, aby w auplnau rownost postaweny byli obě národnosti, a byl by Wás stranu aučelu tohoto hnutí docela mohli upokojit, kdyby tato nedůwěřiwost, ze starší již doby pocházejíc, nebyla znowu rozněcowána byla. Bylo by neštěstí bezejmenné pro nás wšechny, kdyby obwiňowání takowéto pěknau welkolepau swornost we wlasti rušiti a muže swětla i pokroku, jako jste Wy, do zpátečních praudů hnáti mělo. Oswědčujeme se Wám tedy slawně, že snaha naše poždy byla a bude swobodu i stejné opráwnění obau národnosti zachowáwati, a že nikdy ke zkrácení jedné nebo druhé hlasu swého nedáme. Wždyť welká část našeho středu wyrostla sama ze kmene Wašeho a naopak; wždyť jest nás wšechněh štít a heslo: práwo, swoboda, mír! Setrwejte tedy po boku našem a očekáwejte jako my jenom od sworného ducha budaucí blaho wlasti!

-110- W Praze dne 31. března 1848. Wýbor Pražského měšťanstva. Albert hrabě Deym. Petr Fastr. Prawoslaw Alois Trojan. J. B. Riedel. Uffo Horn.

Beilage 3 Auszug aus dem Brief von Ignaz Kuranda an Ludwig Frankl vom 8.8. 1842. Entnommen aus dem Artikel von Stefan Hock (HOCK 1907: 131). Der Brief erscheint bereits bei Hock unvollständig.

Der Verfasser des Österreichischen Parnaß ist, wie mir Gutzkow aufs bestimmteste sagte, Uffo Horn. Sein Famulus, ein gewisser Schmida, den er in Hamburg in Versatz zurückgelassen, hat das Geld dafür bekommen…

Beilage 4 Brief von Uffo Horn an Ludwig Frankl vom 25. August 1842. Entnommen aus dem Artikel von Stefan Hock (HOCK 1907: 132-133).

Mr. le docteru Louis Auguste Frankl. chez lui Von der Zeit gedrängt, denn meine Abreise läßt sich nicht mehr auffschieben, gebe ich Dir schriftlich den Nachtrag zu unserem Gespräche. Die mündlich gegebene Erklärung, daß ich am „Parnaß“ durchaus keinen selbständigen Anteil habe, wird dieser Tage in der „Allgemeinen Zeitung“ erscheinen, und ich stehe nicht an, Dir schriftlich zu wiederholen, daß ich mich in keiner Art und [nicht] im entfernesten für dieses Pamphlet verantwortlich betrachten kann. Ist es meine Schuld, wenn eine von mir zu anderem Zwecke entworfene Namensliste österreichischer Autoren, der nur ein Verzeichnis der Schriften beigefügt war, ohne mein Wissen und Zutun auf das erbärmlichste verballhornt und mit Zusätzen und Ansichten, die nicht allein kein ehrlicher, sondern auch kein vernünftiger Mensch vertreten kann, der Öffentlichkeit übergeben wird, und zwar von jemand, der nur die paar Taler Geld dabei im Auge hatte, ohne die Folgen zu bedenken? Außerdem hat dieser Jemand viele Personen in dem Parnaß aufgeführt, die nicht in meiner Namensliste enthalten waren und denen ich auch nie einen Platz

-111- in einem Werke über die Literatur Österreichs eingeräumt haben würde. Was Deine Ansicht betrifft, daß er ein Esel sei, so mache ich Dich, ohne im geringsten zu widersprechen, nur darauf aufmerksam, daß er in Hamburg viel Literatur trieb und sogar im „Telegraphen“ als Calosantius figuriert. Was endlich das Buch „Österreich“ betrifft, so erkläre ich ebenso unverhohlen, daß ich dieses Buch – augenscheinlich ein Aggregat von Bruchstücken – in seiner gegenwärtigen Form nicht als das meinige anerkennen kann, da es von Unrichtigkeiten und Zusätzen wimmelt, die nicht von mir herrühren. Daß es überhaupt erschien, ist nicht meine Schuld, da ich auf die Nachricht hievon alles aufbot, seine Auflage zu verhindern, indem ich Campe bei Ausgleichung, die ich mit ihm vorhatte, bar oder durch ein anderes Manuskript anbot. Die Konsequenzen in unserer persönlichen Angelegenheit reduzieren sich daher auf eine Unterlassungssünde, die mir zu herzlich leid tut, um so mehr, als eine Verbesserung derselben sehr erschwert ist. Daß du mich nicht an die Behörde überlieferst, hast Du selbst erklärt und bin ich dessen sicher – sollte es aber doch von anderer Seite geschehen und ich herhalten müsse, dann sei versichert, daß ich die Dich betreffende Stelle revoziere: auf den übrigen Artikel über Hammer jedoch erleidet mein Bedauern, daß ich nicht um Weglassung Schritte tat, keine Anwendung. Schließlich nur noch: Halte es, wie Du willst – ich gestehe gern mein Unrecht ein und habe Dir vor einem Jahre die Hand zuerst geboten, weil ich von einem Menschen, dem ich einige Anhänglichkeit und Dankbarkeit für mich zutraute gegen Dich verhetzt worden war; tut Dir aber die Sache so sehr leid und kannst Du Dich, meiner Erklärungen ungeachtet, nicht beruhigen, so muß ich mich trösten und es der Zeit überlassen die Dich vielleicht später ebenso zu mir zurückführen wird, wie mich vor einem Jahre zu Dir. Tu, was Du für gut findest – Mangel an Offenheit und Vertrauen wirst Du mir zum mindesten nicht vorwerfen können und hast Du auch nicht zu besorgen, daß Dein Benehmen auf meine literarische Ansicht über Dich und Deine Schriften einen Einfluß übe. Gott befohlen! Prag, 25. August 1842 Uffo Horn

Beilage 5 Diese Beilage beinhaltet zehn ausgewählte und unverkürzte Portraits aus dem Pamphlet „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ (ANONYM s.d.) [Fettdruck in einzelnen Portraits nach dem Original, Druckfehler wurden nicht korrigiert.]. a) Ebert, Karl Egon, geboren 1796. (ANONYM s.d.: 14 - 15) Ehemals hübsch, zu viel Embonpoint, fürstlich fürstenbergischer Hofrath, eine Art modernen Tasso, weniger an Talent als an Gemüthsart, – nicht sehr liebenswürdig im Umgange, aber zum

-112- Glück sehr zurückgezogen, leidenschaftlicher Jäger, weit besserer Schütze als dramatischer Dichter; kräftiger, edler, lyrisch, epischer Poet; garçon, lebt in Prag. Werke: Wlasta, episch-lyrisches Gedicht, (anerkannt schöne Stellen); Bretislav und Jutta, – National-epische Dichtung, (vorzüglich schön); Cestmir – Trauerspiel (mittelmäßig, wenig dramatisch); Gedichte (worunter vorzügliche).

b) Feuchtersleben, Ernst, Freiherr von, geboren 1806. (ANONYM s.d.: 16) Blaßes Gesicht, schwarze Haare, schiefe Augen und Richtung, Pedant, forcirter Goethomane, mehr Denker als Dichter, kokattirt mit medizinischer Gelehrsamkeit, große Gewalt über die Form, als Arzt glücklich und nicht ohne Ruf, hat sehr berüchtigte Verwandte, und eine häßliche Frau; wie man sagt, angestellter Beamter der geheimen Polizei. Schade um ihn. Werke: Medizinisches; Beiträge zur Geschichte der Philosophie; – Gedichte (worunter viele sehr gute); Aphorismen – (in Enk’scher Manier.).

c) Frankel, Ludwig, August, geboren 1809. (ANONYM s.d.: 17) Artige, nichts sagende Gestalt, wie als Arzt ohne Patienten, so als Verfasser ohne Leser, häufiger Selbstlobhudler, nicht ohne poetische Ader, ohne Wohlklang und Neuheit der Ideen; garçon, übrigens ohne festen Charakter, daher wie es scheint ein Vertrauter mit Gold. Werke. Das Habsburgerlied, (kriecherei ex officio), Sagen aus dem Morgenlande, (viel Phantasie); – Colombo – Heldengedicht, (erwirbt ihm goldene Dosen von gekrönten Häuptern); Parisina – Heldengedicht.

d) Gerle, W. A. geboren 1784. (ANONYM s.d.: 18) Stutzer, geschmeidig, artig und zuvorkommend, hat viel und vielerlei geschrieben, vorzüglich von und über sich. Correspondent aller auswärtigen Zeitungen, größtentheils unglücklicher Original – Schriftsteller, gewandter Bearbeiter, ziemlich bekannt. Eine einnehmende Phisiognomie, elegantes Aeußere und Manieren, Titularprofessor und Hagestolz, übrigens nichts Großes. Werke. Prag und seine Umgebungen 2te Auflage (vorzügliches topografisches Werk); Der letzte April – Lustspiel (gut) Das Liebhabertheater nach Van der Velde (ist vortrefflich bearbeitet); – mehrere Compagnie – Arbeiten mit Uffo Horn, worunter „Die Vormundschaft“ und „Der Naturmensch“ die bekanntesten. e) Grillparzer, Franz, geboren 1791. (ANONYM s.d.: 20) Bleich, schwarzes Haar, österreichische Phisiognomie, angenehmes Lächeln, trüb, verschlossen, geht viel mit Philistern um, grollend, ewig bewegte Phantasie, aus Furcht Patriot,

-113- klassisches Wissen und Studium, wenig Erfindung in seinen Dramen, aber viel Poesie, geliebt und geachtet, bereits unfruchtbar, zerfallen mit sich selbst und unthätig; Hagestolz. Werke. Ahnfrau; – König Ottokars Glück und Ende – ein tragisches Gelegenheitsgedicht (ex officio et jussu zur Verherrlichung der Habsburger! Pfui!) Sappho; Medea; – Die Argonauten, Trilogie; – Der treue Diener seines Herrn – Schauspiel; Traum ein Leben; – Wehe dem der lügt – Lustspiel (durchgefallen); – Das Meeres un der Liebe Wellen – Trauerspiel; – Gedichte (worunter wunderbar schöne). f) Horn, Uffo, Daniel, geboren 1818. (ANONYM s.d.: 23-24) Lang, athletisch, grobe Züge, moderne Frisur, macht sich überall bemerkbar, leidenschaftlicher Mazurtänzer, tobt und rast im Leben wie in der Poesie, Dichternatur noch in der Brause aus welcher sich vielleicht eine schöne Form absetzen wird, wenig Erfindung, schneller Versmacher, im Umgange angenehm, eitel darauf, viel Glück, besonders bei Frauen; schauspielt stets, citiert häufig, singt ohne musikalisches Gehör (entsetzlich), trinkt gerne Bier, ist burschikos und Czeche. – Zuweilen stolz und anmaßend. – Händelmacher aus Bravour. – Lebt in Hamburg. Werke. Gedichte – (meistens gut); – Journalartikel. – Horimir – Schauspiel; Camoens im Exil – lyrisch dramatisches Gedicht; – Novellen – (leichte Prosa). g) Kuranda, Ignaz, geboren 1810. (ANONYM s.d.: 27) Kleines, krummbeiniges Männchen, schwarzwollige Haare, negerartiges Jüdchen, ist immer sehr dünn geschnürt, unendlich eitel, spricht sehr laut und arrogant, ist sehr verliebt und kokett, nennt und citirt sich häufig, singt viel und schreibt allerlei für Zeitschriften, schwerer barocker Styl, producirt sehr schwer, sonst ohne Gewicht, berüchtiger Schauspielerfamulus; Geck und Büchertrödler; garçon. Werke. – (Langweilige) Liebesgedichte; – Journalartikel (lobhudelnde, gespreitzte und werthlose); – Kritiken (dünnbeinige, süffisante), – Recensionen (widrige, sterbliche, schändliche, und überhaupt dumme); – Vaterlandsgedichte. h) Lembert, Wenzel (Tremler), geboren 1779. (ANONYM s.d.: 28-29) Stattliche Figur, kränkliches Aussehen, Leberleiden, gewesener mittelmäßiger Schauspieler, gewesener mittelmäßiger Redakteur, noch mittelmäßigerer Bühnendichter und Uebersetzer, Inspizient des Hofburgtheaters (als Sinekure) hat eine kolossale Frau, die eine schlechte Schauspielerin ist, bekommt häufig Gichtanfälle.

-114- Werke. Almanach dramatischer Spiele; – Novellen: – Theaterstücke – theils Lustspiele, theils Spektakelstücke (mittelmäßig); – Redakteur des eingegangenen Telegraphen.

i) Lenau, Nicolaus, geboren 1802. (ANONYM s.d.: 29) Klein, breitschultrig, Magyare, schwarzes Haar, flammendes schwarzes Auge, ziemlich großen Schnurbart, lebt sehr zurückgezogen, einfach und bescheiden, sehr liebenswürdig und zuvorkommend im Umgange, etwas melancholischer Ausdruck des Gesichtes, liberal, Mistiker, ohne daß er es eingestehen will, großes lyrische Talent, anerkannt in ganz Deutschland, geliebt und geachtet; garçon. Werke. Gedichte – 2te Auflage (werden auf die Nachwelt übergehen, meisterhafte Form). Faust (jedoch kein Goethe’scher), Savonarola – ein religiös liberales Heldengedicht (mit klassischen Stellen), Gedichte in Journalen (meistens ausgezeichnet), Frühlingsalmanach (von ihm redigirt und herausgegeben). Die von ihm im Jahre 1832 nach Nord-Amerika unternommene Reise war, wie er selbst bekennt, durchaus nicht wissenschafftlich.

j) Saphir, M. G. (ANONYM s.d.: 36-37) (Nach seiner Angabe 45, wirklich 54 alt.) Groß, hübsch gewachsen, breitgängig, häßliche Züge und darauf eitel; breite, nach Innen gekrümmte, mit ungeheuern Nüstern versehene Nase, welche trotz der Stacheln eines blonden Schnurbartes mit ihrer schon etwas kupferigen Spitze bis an die Oberlippe reicht. (Parbleu! – Joseph, bring mir doch meinen Spiegel!) – Blonde, gelockte Perücke, komisches Kopfnicken, trägt große Brillen, überladen mit Bijoux, immer sehr elegant, aber nachläßig gekleidet, beständiges Rührei, Witzmacher von Profession, talentvoll, aber schon etwas ausgeschrieben, nicht sehr gewissenhaft, Autodidakt, aufdringlich, gutmüthig, aber leicht reizbar und dann excentrisch, im niederen Lesepublikum beliebt, sehr bekannt, unverträglich seiner Eitelkeit und Eifersucht wegen, furchtsam, heiseres Organ, zerrüttete Finanzen, glanz- und gefallsüchtig, früher sehr wohl, jetzt sehr wenig gelitten in den Salons der Aristokraten, Geck und sehr verliebt, Redakteur mehrerer eingegangener Blätter, jetzt Redakteur des eingehenden Humoristen, hat sich durch seine kriechenden kritischen Artikel einerseits und durch sein gemeines parteiisches Herunterreißen oft würdiger Männer andererseits selbst zu jener Nulle gemacht, die er in der deutschen Literatur ist, hagestolzer Vater. Werke. Gedichte; – Journalartikel; – humoristische Damenbibliothek; – Dumme Briefe (gut). Wilde Rosen – ein Liederkranz (meisten vorzüglich) – mais Dem. Hertha n’aime pas des èpines.

-115- Beilage 6 Verzeichnis der Pamphlete die Richard Werner in „Der Oesterreichische Parnass, verspottet in Wort und Bild“ (WERNER 1912) abgedruckt hat.

Band 1. I. Ein Neujahrs-Geschenk für die Herrn Wienerautoren von einem Schwaben. II. Rechtfertigung des Schwaben über sein Neueiahrgeschenke an die Herren Wienerautoren. III. Faschingskrapfen für die Herren Wiener Autoren von einem Mandelettikrämer. IV. Oster-Ey auf das Neujahrs-Geschenk für die Herren Wienerautoren. Von einem Landler. V. Ueber Wiens Autoren von zwei Reisenden 1785. Band 2. VI. Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar. Band 3. VII. X. N. Z. Satyrisch-literarisches Taschenbuch für 1848. VIII. Die jüdischen Federhelden oder Das politisch-literarische Schabesgärtle in Wien. Generalregister.

Beilage 7 Titel die in der Nationalbibliothek in Prag nicht vorhanden sind, habe ich in Sekundärliteratur aufgefunden. Als Quelle gebe ich aber nur das Lemma „Uffo Horn“ aus dem „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ an (BIOLEX 1863: 295), da sich darin eine fast vollkommene Werkliste befindet. a) Uffo Horn Werke, zu Lebzeiten erschienen 1838: Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen. Hamburg (: Hoffmann u. Campe) 1838 (BIOLEX 1863: 295). 1839: Camoens im Exil. Dramatisches Gedicht in einem Akt. Wien (: Anton Mausberger) 1839, 40 S. [BIOLEX 1863: 295. In der Nationalbibliothek in Prag registriert als verloren]. 1842: Lieder eines Blinden. Prag - Wien (: Expedition des vaterländischen Albums für Literatur, Kunst und Wissenschaft) 1842, 18 S. 1845: König Otakar. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiele. Prag (: C. W. Medau und Comp.) 1845, 138 S. [2. Auflage 1846, 3. Auflage 1850 (BIOLEX 1863: 295), 4. Auflage 1859]. 1847: Böhmische Dörfer. Novellen. Leipzig (: Friedrich Ludwig Herbig) Bd. 1 (1847) 397 S.; Bd. 2 (1847) 344 S. [2. Auflage 1850]. 1847 (1848): Gedichte. Leipzig (: Herbig) 1847 (HANSGIRG 1877: 240) [Das „Biographische Lexikon“ ist die einzige Quelle, die das Jahr 1848 erwähnt (BIOLEX 1863: 295)].

-116- 1850: Die Wiedereinführung der Jesuiten in Böhmen. Leipzig (: Wigand) 1850 (BIOLEX Bd. 9: 295.). 1851: Aus drei Jahrhunderten. 1690, 1756, 1844. Drei historisch-politische Novellen. Leipzig (: Costenoble) 1851 [2. Veränd. Aufl. ebd. 1852 (BIOLEX 1863: 295)]. 1851: Von Idstedt bis zum Ende. Hamburg (: Hoffmann und Campe) 1851 (BIOLEX 1863: 295).

1857: Sie muß einen Mann haben. Lustspiel in fünf Acten. Prag (: Gottlieb Haase Söhne) 1857, 55 S. 1859: Bunte Kiesel. Erzählungen. Prag (: Kober) 1859 [BIOLEX 1863: 295, 2. Auflage 1863]. b) Uffo Horns Werke nach dem Tod erschienen 1863: Uffo Horn, Bunte Kiesel. Erzählungen von Uffo Horn. Prag (: J. L. Kober) 1863, 219 S.

1890: Der Bauernesel. Wien (: Der g’rade Michel) 1890 (LANGER 1905: VI). 1902-1911: Gesammelte Werke. 5 Bände. Hrsg. Eduard Langer. Braunau (: Selbstverlag) 1902-1911. [Bd. 1. (1902) Bunte Kiesel. Erzählungen. 219 S.; Bd. 2. (1902) Gedichte. 268 S.; Bd. 3. (1905) Böhmische Dörfer. 256 S.; Bd. 4. (1907) Böhmische Dörfer. 248 S.; Bd. 5. (1911) Aus drei Jahrhunderten 1690. 1756. 1844. Drei historisch-politische Novellen. 123 S. (Das einzige Exemplar in der Nationalbibliothek Prag ist unvollständig, die letzte Novelle ist nicht vorhanden)]. 1901: Gellert im Karlsbade. Sammlung Gemeinnütziger Vorträge Nr. 286/269 (1901) S. 7-40. [1 Bd. der Reihe Deutsche Dichtung und Kunst. Hrsg. Deutsches Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Mit einem Vorwort von Wolfgang von Wurzbach]. 2001: Gedichte. Hrsg. Nicolas Born. Boston (: Adamant Media Corporation) 2001, 287 S. [Reprint der Ausgabe von 1847, non vidi].230 2006: Gedichte. Hrsg. Nicolas Born. Boston (: Adamant Media Corporation) 2006, 287 S. [Reprint der Edition von 2001, non vidi]. c) Uffo Horns Übersetzungen 1856: Der schöne Dunois. Übersetzung aus dem französischen Original Le beau Dunois von Alexandre de Laborde. Libussa 1856, S. 301-302. d) Gedichte von Uffo Horn die vertont wurden 1856: „Wanderlied“ vertont von Albert P. Kéler. In: Libussa (1856) [Partitur abgedruckt]. 1864: „Wanderlied“ vertont von Karl May (1864).231

230 Vgl. www.books.google.de/books und www.elibron.com [Stand zum 15.9. 2007].

231 Vgl. www.karl-may.de/index1.htm. und www.ilab.org [Stand zum 15.9. 2007].

-117- 1850: „Such’ die Blumen im Thal“ vertont von Norman Ludvig (1850).232 ?: „Der Gondolier“ vertont von Benedickt Randhartingen (Lied für eine Singstimme und Klavier).233

e) Uffo Horns Werke übersetzt ins Tschechische 1959: Pašerák. Z německého originálu Der Paschhampel přeložil František Teršl. Úvodní studii o životě Uffo Horna napsal Jaromír Loužil. Hradec Králové (: Nakladatelství krajského domu Osvěty) 1959, 68 S. 1975: Selský osel. Z německého originálu Der Bauernesel přeložil Erik Bouza. Hradec Králové (: Kruh) 1975, 150 S. f) Werke an denen sich Uffo Horn beteiligte HORN Uffo - GERLE Wolfgang Adolf, Die Vormundschaft. Lustspiel. Dramatische Revue Jg. 2. (1836) S. 389 ff. (WURZBACH 1903: 210). HORN Uffo - GERLE Wolfgang Adolf, Der Naturmensch. Lustspiel in vier Akten (nicht veröffentlicht).

g) Anonym erschienene Pamphlete mit denen Uffo Horn verbunden wird 1840 (?): „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“. s.l. (Frey – Sing, bei Athanasius & Comp.) s.d., 45 S. 1842: „Oestreich. Städte, Länder, Personen“. Hamburg (: Hoffmann und Campe) 1842, 240 S.

232 Vgl. http://www.bbc.co.uk/radio3/euroclassicnotturno/playlist060908.shtml. [Stand zum 15.9. 2007.].

233 Vgl. www.allegro.onb.ac.at [Stand zum 15.9. 2007].

-118- h) Vorläufige Liste der Aufführungen

Titel Datum und Ort der Aufführung Prolog und Epilog zu Goethes Prag, 3.7. 1835 (Ständetheater). Faust-Fragment Horimir Prag, 18.11. 1835 (Ständetheater). Die Vormundschaft Wien, 30.3. 1837 - 1839 dreizehn Mal (Burgthetaer); (verfasst gemeinsam mit W. A. Gerle) Prag, 10.4. 1837 (Ständetheater); Stuttgar, vor 1841 (?).234 Der Naturmensch Prag, 5.2. 1838 (Ständetheater). (verfasst gemeinsam mit W. A. Gerle) Molière Stuttgart, 1841.235 König Otakar Linz, 12.7. 1858;236 Prag, 30.11. 1868, (Prozatimní divadlo).

Beilage 8 a) Uffo Horns Veröffentlichungen in deutschböhmischer Periodika BOHEMIA Prag: Red. Gottlieb Haase Söhne, Bernhard Gutt, Franz Klutschak Uffo Horn als Autor 1835, 1843, 1844

CAMELLIEN Prag: Hrsg. Ferdinand Schirnding und C. A. F. Hennig Uffo Horn als Autor 1840, 1841

LIBUSSA Prag: Hrsg., Red. Paul Alois Klar Uffo Horn als Autor 1842-1858, 1860

DER NOVELLIST Prag: Hrsg., Red. Johann Umlauft

234 Datum der Uraufführung ist ungewiss. Aus dem THEATERBERICHT 1841 erfahren wir bloß, dass in Stuttgart 1841 „Vormundschaft“ durch „Molière“ abgelöst wurde.

235 THEATERBERICHT 1841.

236 GLÜCKSELIG 1859: 284.

-119- Uffo Horn als Autor 1838

OST UND WEST Prag: Red. Rudolph Glaser Uffo Horn als Autor 1838, 1841, 1846, 1847

PANORAMA Prag: Red. Franz Klutschak Uffo Horn als Autor 1847237 b) Uffo Horns Veröffentlichungen in sonstiger Periodika Im Lexikon „Die deutschen Literatur–Zeitschriften 1815-1850“ (ESTERMANN Bd. 1-11) sind Veröffentlichungen der einzelnen Autoren in differente Zeiträume geordnet. Wie viele Beiträge und in welchem Jahr der jeweilige Autor in dem angegebenen Zeitabschnitt veröffentlichte, ist aber nicht festzustellen.

ABEND-ZEITUNG Dresden, Leipzig: Hrsg. Theodor Hell, Robert Schmieder, Red. Theodor Hell, Robert Schmieder Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1837-1846, 1847-1857

ADRIA Triest: Hrsg., Red. J. Löwenthal Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1838

ALLGEMEINE THEATER-REVUE Stuttgart, Tübingen: Hrsg. August Lewald Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1835-1837

ALLGEMEINE THEATERZEITUNG UND ORIGINALBLATT FÜR KUNST, LITERATUR, MODE UND GESELLIGES LEBEN Wien: Hrsg. Adolf Bräuerle, Red. Adolf Bräuerle Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1828-1837

BERLINER FIGARO Berlin: Red. Eduard Maria Oettinger, Leopold Wilhelm Krause Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1831-1840, 1841-1848

237 In der Nationalbibliothek Prag fehlen die Jahrgänge 1841, 1842 und 1843.

-120- BRESLAUER THEATER–ZEITUNG (1832-1836), NORDISCHE THEATER–ZEITUNG (1837-1838), THEATER–FIGARO (1839-1840) Breslau: Red. Herrmann Michaelson, Heinrich Thilo Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1832-1839

DER BÜRGERFREUND Bremen: Red. August Philipp Daeves, Wilhelm Wulff Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1836-1845

CARINTHIA Klagenfurt: Red. Simon Martin Mayer, Ferdinand von Kleinmayer, Vinzenz Rizzi Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1831-1840, 1851-1860

DEUTSCHES NATIONALBLATT FÜR UNTERHALTUNG, LITERATUR, KUNST UND ÖFFENTLICHES LEBEN Berlin: Red. Johann Baptist Rousseau. Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1843

FRANKFURTER KONVERSATIONSBLATT Frankfurt am Main: Red. Johann Baptist Rousseau, G. C. Thomas, J. N. Schuster Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1832-1841, 1842-1851, 1852-1863

DER GESELLSCHAFTER Berlin: Hrsg.: Friedrich Wilhelm Gubitz, Red. Friedrich Wilhelm Gubitz Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1837-1846

DIE GRENZBOTEN:238 Brüssel, Leipzig: Hrsg. Ignaz Kuranda Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: Anfang der vierziger Jahre

DER HAUSFREUND (1838-1841), Ort: Nördlingen; DER DEUTSCHE HAUSFREUND (1842-1843) Ort: Augsburg Nördlingen/Augsburg: Red. J. G. Geiger, C. H. Beck Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1838-1843

238 In das Lexikon „Die deutschen Literaturzeitschriften“ wurde diese Zeitschrift nicht aufgenommen (ESTERMANN Bd. 7: 80). Über die Zusammenarbeit schreibt Horn in seinem Brief an Hansgirg (vgl. Beilage 1).

-121- DER HUMORIST Wien: Hrsg., Red. Moritz Gottlieb Saphir Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1837-1846

ILLUSTRIERTES MAGAZIN BEGLEITET VON DER SCHNELLPOST FÜR MODEN Leipzig: Red. F. A. Wiese Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1846-1851

DER KOMET Leipzig: Hrsg., Red. Karl Herloßsohn Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: als Autor 1840-1848

LESEBLÄTTER FÜR STADT UND LAND ZUR BEFÖRDERUNG DER KULTUR IN KUNST, WISSENSCHAFT UND LEBEN (1841), Leseblätter (1842-1847) Lemberg: Red. Hermann Waldenroth Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1841-1847

LITERARISCHE UND KRITISCHE BLÄTTER DER BÖRSENHALLE (1835-1840), BÖRSENHALLE. LITERARISCHE UND KRITISCHE BLÄTTER (1840-1842), HAMBURGER LITERARISCHE UND KRITISCHE BLÄTTER (1842-1859) Hamburg: Hrsg. Gerhard von Hostrup, Red. F. Niebour, C. F. E. Ludwig, Franz von Florencourt Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1835-1844, 1845-1854

MODEN-COURIER UND MITTERNACHT-BLATT (1837), MODEN-COURIER (1837-1838), BRAUNSCHWEIGER MODEN-COURIER (1838-1839) Braunschweig: Red. Eduard Brinckmeier Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1837-1839

MORGENBLATT FÜR GEBILDETE LESER Stuttgart, Tübingen: Red. Hermann Hauff Veröffentlichungen von Uffo Horn in der Beilage LITERATUR–BLATT im Zeitraum: 1847-1849

ÖSTERREICHISCHE BLÄTTER FÜR LITERATUR UND KUNST (1844-1846), ÖSTERREICHISCHE BLÄTTER FÜR LITERATUR, KUNST, GESCHICHTE, GEOGRAPHIE, STATISTIK UND NATURKUNDE (1847-1848) Wien: Hrsg., Red. A. Adolf Schmidl Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1844-1848

-122- OESTERREICHISCHES MORGENBLATT Wien: Hrsg. Nikolaus Oesterlein’s sel. Witwe, Johann Nepomuck Vogl, Red. Nikolaus Oesterlein, Gerhard Dützele, Ludwig August Fankl Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1836-1845

DER SAMMLER Wien: Red. Leopold Braun Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1839-1846

SONNTAGS-BLÄTTER FÜR HEIMATLICHE INTERESSEN (1842), SONNTAGS-BLÄTTER (1843), SONNTAGSBLÄTTER (1844-1848) Wien: Hrsg., Red. Ludwig August Frankl Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1842-1848

DER TELEGRAPH (1836-1837), DER WIENER TELEGRAPH (1838) Wien: Hrsg., Red. Wenzel Lembert Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1836-1838

TELEGRAPH FÜR DEUTSCHLAND Hamburg: Hrsg. Julius Campe, Red. Eduard Berumann, Karl Gutzkow, Goerg Schirges Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1838-1848

DIE WARTE AN DER DONAU (1838-1844), OESTERREICHISCHES BÜRGERBLATT FÜR VERSTAND, HERZ UND GUTE LAUNE (1850-1852), OESTERREICHISCHES BÜRGER-BLATT Linz: Red. Friedrich Eurich, Friedreich Emanuel Eurich Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1839-1848, 1849-1857

ZEITUNG FÜR DIE ELEGANTE WELT Leipzig: Hrsg. Karl Ludwig Methusalem, Red. Heinrich Laube Veröffentlichungen von Uffo Horn im Zeitraum: 1831-1840

c) Uffo Horn beteiligt an der Redaktion ADRIA: Triest: Hrsg., Red.: J. Löwenthal Uffo Horn in der Mitarbeiterliste der Redaktion 1838

NORD UND SÜD (1839-1840) Hamburg: Red. Uffo Horn, Otto Weidemann Das Blatt ist nur aus Sekundärquellen nachgewiesen worden (ESTERMANN Bd. 6: 505) DIE ZEIT (1840-1841)

-123- Hamburg: Red. Uffo Horn, Rudolf Mettler Das Blatt ist nur aus Sekundärquellen nachgewiesen worden (ESTERMANN Bd.7: 51)

Beilage 9 Verzeichnisse der Veröffentlichungen von Uffo Horn in deutschböhmischer Periodika Folgende Liste habe ich anhand der jeweiligen Periodika erstellt. a) Bohemia BOHEMIA, 1835 (Jg. 8) Nr. 89, 26. Juli: Aufruf an Böhmens edle Frauen (Gedicht). [Titelseite]. Nr. 126, 20. Oktober: Das Kaiserwort (Gedicht). [Titelseite]. BOHEMIA, 1843 (Jg. 16) Nr. 37, 26. März: Karl Seydelmann. Eine Erinnerung von Uffo Horn (Aufsatz). [nicht- paginiert]. BOHEMIA, 1844 (Jg. 17) Nr. 46, 16. April (Beilage): Witwe des Rajah (Gedicht). [nicht-paginiert]. b) Almanach Camellien CAMELLIEN 1840: Jg. 1, 391 S. Kleine Lieder (Gedicht) S. 215, „Stammbuchblatt“ (Gedicht), S. 216. CAMELLIEN 1841: Jg. 2, Bd. 1. 213 S.; Bd. 2. 184 S. Bd. 1.: Der Waller (Gedicht), S. 80. Bd. 2.: Lieder eines Blinden (Gedichtzyklus), S. 89-93. c) Almanach Libussa LIBUSSA 1842: Jg. 1, 417 S. Prolog, S. VII-XII. Tagebuch aus Norddeutschland, S. 111-130. Die Rose von Saron (episches Gedicht), S. 219-228. Der Rabbi von Prag (Erzählung), S. 184-218 [Pseudonym „Theresie M.“]. LIBUSSA 1843: Jg. 2, 484 S. Libussa’s Liebe (Gedicht), S. 1-3. An den Kaiser (Gedicht), S. 203-205. Seefahrt (Gedicht) 205-208. Belisar (Gedicht), S. 208-210. LIBUSSA 1844: Jg.3, 434 S. Die drei Fürsten (Vorspiel zu der Tragödie „König Ottokar“) S. 173-184. Der Bauernherzog (Gedicht), S. 185-187. LIBUSSA: 1845: Jg. 4, 540 S. Venedig (Gedicht), S. 11-14. Waldfreude (Gedicht), S. 14-16. Das Erkennen (Gedicht), S. 16-17. Spartacus (Gedicht), S. 17-19. LIBUSSA 1846: Jg. 5, 484 S. Am Ohio (Gedicht), S. 297-298.

-124- LIBUSSA 1847: Jg. 6, 502 S. Am Comersee (Gedicht), S. 362-364. Eine ungarische Kriminalgeschichte (Prosa), S. 375 -390. LIBUSSA 1848: Jg. 7, 492 S. Der alte Zweifler (Gedicht), S. 25-26 [Im Exemplar der Nationalbibliothek fehlen die Blätter 25-26]. Erzherzog Karl (Gedicht), S. 27-28. Das Bad im Gebirge (Prosa), S. 126-192. LIBUSSA 1849: Jg. 8, 536 S. Prolog (Gedicht), S. 1-3. Dem Grafen Carl Chotek (Gedicht), S. 110-112. An Herrn Bürgermeister der k. Hauptstadt Prag Joseph Müller (Gedicht), S. 112-113. Der Einsiedler von Skalitz (Prosa), S. 150-215. LIBUSSA 1850: Jg. 9, 473 S. Aus Afrika (Gedicht), S. 101-104. Stammbuchblätter (Gedicht), 104-105. Einer jungen Dichterin (Gedicht), S.105. Einem Studenten (Gedicht), S.105. LIBUSSA 1851: Jg. 10, 486 S. Isola bella (Gedicht), S. 244-245. Liedergarten (Gedicht), S. 245-247. An Genovefa (Gedicht), S. 247-248. Gellert in Karlsbade (Prosa), S. 259-326. LIBUSSA 1852: Jg. 11, 392 S. Als sie ihre Hand zurückzog (Gedicht), S. 49. Glosse (Gedicht), S. 50-51. LIBUSSA 1853: Jg. 12, 384 S. Johannisbrunn (Gedicht), S. 169-176. LIBUSSA 1854: Jg. 13, 451 S. Wanderlied (Gedicht), S. 336. Das Abschied (Ein Fragment aus dem Gedichte „Die Jugendliebe des Camoens“), S. 404-413. Johannisbrunn. Balneographische Skizze (Aufsatz), S. 414 -451). LIBUSSA 1855: Jg. 14, 446 S. Drei Schälke. Ein Beitrag zur Geschichte des dt. Humors (Aufsatz), S. 124-152. Der Barfüsser am Rhein (Gedicht), S. 342-343. LIBUSSA 1856: Jg. 15, 489 S. Beim Abendläuten (Gedicht), S. 300. Der schöne Dunois (Gedicht), S. 301-302. An Oesterreichs Heer! (Gedicht), S. 302-304. Wanderlied (Gedicht), S. 305-310 (vertont von Albert P. von Kéler). LIBUSSA 1857: Jg. 16, 398 S. Der Gang über den Ohio (Gedicht), S. 42-47. LIBUSSA 1858: Jg. 17, 406 S. Lex Mosaica (Gedicht), S. 211. Das wiedergewonnene Paradies (Gedicht), S. 211-212. Das deutsch Lied (Gedicht), S. 212-213. LIBUSSA 1860: Jg. 19, 415 S. Erzherzog Karl von Oesterreich (Gedicht), S. 37-40.

-125- d) Der Novellist DER NOVELLIST 1838: Bd. 1, Bd. 2. Bd. 1.: Literarischer Horizont von 1837 (Aufsatz), S. 49-51, Die Tänzerin (Novelle), S. 174-193. Bd. 2.: Lieder (Gedichte), S. 26-28, Literarische Charaktere. Adof Ritter von Tschabuschnigg. (Aufsatz) S. 255-258.

e) Ost und West OST UND WEST 1838: Jg. 2. Nr. 11, Mittwoch, 7. Februar: Des Sängers Lohn (Gedicht), Titelseite, Der Gondolier (Gedicht), Titelseite. Nr. 17, Mittwoch, 28 Februar: Literarische Charaktere. Karl Egon Ebert (Artikel), Titelseite. Nr. 48, Samstag, 16. Juni: Lea (Gedicht), Titelseite. OST UND WEST 1841: Jg. 5. Nr. 32, Dienstag, 20 April: Das Auge (Gedicht), Titelseite. Nr. 64, Dienstag, 10 August: Träume (Gedicht), Titelseite. OST UND WEST 1846: Jg. 10. Nr. 56, Dienstag, 12. Mai: Zur Leichenfeier der frühverstorbenen Frau Agnes Fähnrich geb. Hartmann (Gedicht), Titelseite. OST UND WEST 1847: Jg. 11. Nr. 32, Dienstag 16. März: Scheibenspruch (Gedicht), Titelseite. Nr. 107, Dienstag 7. September: Vom treuen König (Gedicht), Titelseite. Nr. 109, Samstag 11. September: Böhmen in der Schlacht (Gedicht), Titelseite.

f) Panorama239 PANORAMA 1847: Jg. 14,240 384 S. Ein Liebeshandel in Algier. Erzählungen verschiedener Landläufer (Erzählung), S. 103-109.

239 In der Nationalbibliothek Prag fehlen die Jahrgänge 1841, 1842 und 1843.

240 Anmerkung des Herausgebers: Der neuen Folge elfter Jahrgang.

-126- 12. ABKÜRZUNGEN Aufl. – Auflage ahd. – althochdeutsch Begr. – Begründer bzw. – beziehungsweise ebd. – ebenda Eig. – Eigentümer Frhr. – Freiherr Hrsg. – Herausgeber ital. – italienisch königl. – königlichen mhd. – mittelhochdeutsch Prof.– Professor Red. – Redaktion s.d. – sine dato s.l. – sine loco u.a. – unter anderem ursp. – ursprünglich usw. – und so weiter v.a. – vor allem V. – Vers

ADB – Allgemeine deutsche Biographie BIOLEX – Biographisches Lexikon des Kaisertum Österreich MGG – Die Musik in Geschichte und Gegenwart ČSAV – Československá akademie věd

-127- 13. LITERATURVERZEICHNIS UND ARCHIVQUELLEN 13.1. Archivquellen Archiv Univerzity Karlovy (Archiv der Karlsuniversität Prag) Die Cataloge über die philosophischen Obligatstudien des I.sten und II.Jahrgangs an der prager k.k. Universitat im Schuljahre 1831 (418 C 188). Katalog für den ersten Jahrgang der philosophischen Obligat-Studien im Studien - Jahre 1832. Lehranstalt: Philosophisches Studium an der k.k. Universitaet zu Prag (419 C 188). Katalog für den zweyten Jahrgang der philosophischen Obligat-Studien im Studien- Jahre 1833. Lehranstalt: Philosophisches Studium an der k.k. Universitaet zu Prag (420 C 188). Katalog vom Schuljahre 1834 über die Hörer der Rechte im I., II., III., u. IV. Jahrgange und der Staatsrechnungswissenschaft an der k.k. prager Universitaet (421 C 188). Katalog vom Schuljahre 1835 über die Hörer der Rechte im I., II., III., u. IV. Jahrgange und der Staatsrechnungswissenschaft an der k.k. prager Universitaet (196 C 54). Katalog vom Schuljahre 1836 über die Hörer der Rechte im I., II., III., IV. Jahrgange und der Staatsrechnungswissenschaft an der k.k. prager Universitaet (197 C 54). Katalog vom Schuljahre 1837 über die Hörer der Rechte im I., II., III., IV. Jahrgange und der Staatsrechnungswissenschaft an der k.k. prager Universitaet (198 C 54).

Archiv hlavního města Prahy (Archiv der Hauptstadt Prag) Liber calculo, sum Feudalsium. In reg: Gymnas. Microprag: ab anno 1820 ulque ad annum 1825 inclusive [Ein Heft mit Schülernamen, die zwischen den Jahren 1820 und 1825 auf das Kleinstädter Gymnasium eingeschrieben worden sind. Nicht katalogisiert].

Státní okresní archiv v Trutnově (Staatskreisarchiv in Trutnov) Matrikel der Stadt Trutnov, geborene 1808-1840 [Nicht paginiert]. Matrikel der Stadt Trutnov, verstorbene 1856-1873 [Nicht paginiert].

Archiv der Universität Wien Kodex M 12, fol. 153v [Einträge über Studenten an der Universität Wien in den Jahren 1836-1837. Brief an Verfasser vom Archiv der Universität Wien, 6. 2. 2007].

Divadelní oddělení Národního muzea (Theaterabteilung des Nationalmuseums) Zetteln des Ständetheaters (Cedule Stavovského divadla) für das Jahr 1835 (H6, c–17.532) [Gebunden in zwei Bänden, nicht nummeriert, ohne Titel].

-128- Handschrift der Übersetzung des Trauerspiels „König Otakar“ von Eduard Just (Nr. 583). [s.d., s.l.].

13.2. Zitierte Literatur ADB 1881: Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. Historische Commision bei der königl. Akademie der Wissenschaften. Bd. 13. Leipzig (: Duncker & Humbolt) 1881, S. 145-146. ANONYM s.d.: Anonym, Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar. s.l. (Frey – Sing, bei Athanasius & Comp.) s.d., 45 S. ANONYM 1842: Anonym, Oestreich. Städte, Länder, Personen und Zustände. Hamburg (: Hoffmann und Campe) 1842, 240 S. ARNDT 1968: Erwin Arndt, Deutsche Verslehre. Ein Abriss. Berlin (: Volk und Wissen) 1968, 259 S. BĚLINA ET ALII 2001: Pavel Bělina (et alii), Velké dějiny zemí Koruny české. Bd. 10. Praha - Litomyšl (: Paseka) 2001, S. 268-300. BINDER 1835: Margarethe Binder, An die Frauen Böhmens. Bohemia Nr. 89 (1835) [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. BIOLEX 1863: Constant von Wurzbach (et alii), Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750-1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Bd. 9. Wien (: Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski) 1863, 503 S. BOUZA 1975: Erik Bouza, Uffo Horn a selské povstání 1775. In: Selský osel. Hradec Králové (: Kruh) 1975, S. 141-150. BOUZA 1990: Bouza Erik, Uffo Horn, národní gardy a Jičín v r. 1848. In: Sborník prací východočeských archívů. 7. ročník. Zámrsk (: Státní oblastní archív Zámrsk) 1990, S. 59-69. BROCKHAUS Bd. 1-20: Der Große Brockhaus: Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden. Fünfzehnte, völlig neubearbeitete Auflage von Brockhaus’ Konversations-Lexikon. Bd. 1-20. Leipzig (: F. A. Brockhaus) 1928-1935. ČERNÝ ET ALII 1969: František Černý (et alii), Dějiny českého divadla. Bd. 2. Praha (: Academia) 1969, S. 140-152. ČERVINKA 1965: František Červinka, Český nacionalismus v XIX. století. Praha (: Svobodné slovo) 1965, S. 65-78. DROSDOWSKI 1974: Günther Drosdowski, Lexikon der Vornamen. 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim - Leipzig - Wien - Zürich (: Dudenverlag) 1974, 237 S.

-129- DUDEN 2001: Duden - Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim (: Dudenverlag) 2001 [Elektronische Ausgabe]. ESTERMANN Bd. 1-11: Alfred Estermann, Die deutschen Literatur–Zeitschriften 1815-1850. Bd. 1-11. München, London, New York, Paris (: K. G. Saur) 1991. TYL 1835: Josef Kajetán Tyl, Horimjr. Kwěty Nr. 48 (1835) S. 479-480 [Beilage XXIV]; Nr. 50 (1835) S. 497-498 [Beilage XXV]. F. M. 1860: F. M., Uffo Horn. Bohemia Nr. 126 (1860) S. 1166; Nr. 133 (1860) S. 1239 [Beilage]; Nr. 137 (1860) S. 1280-1281 [F. M. = wohl Ferdinand Mikovec]. FRENZEL 1992: Elisabeth Frenzel, Motive der Weltliteratur. Stuttgart (: Kröner) 1992, 907 S. FRENZEL 2005: Elisabeth Frenzel, Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. Stuttgart (: Kröner) 2005, 1144 S. FRIČ 1957: Josef Václav Frič, Paměti. Hrsg. Pavel Cvejn. Praha (: Státní nakladatelství krásné literatury hudby a umění) 1957, 570 S. FROST ET ALII Bd. 2/2; 3/2: Vladimír Frost (et alii), Lexikon české literatury. Osobnosti, díla, instituce. Praha (: Academia) Bd. 2/2 (1993) 1377 S.; 3/2 (2000) 1522 S. GLÜCKSELIG 1859: August Anton Glückselig, Böhmens „Ottokar“ als dramatischer Stoff, mit besonderer Beziehung auf Uffo Horn’s neueste Bearbeitung. Libussa 1859, S. 275-284. GRILLPARZER 1992: Franz Grillparzer, König Ottokars Glück und Ende. Stuttgart (: Reclam) 1971, 112 S. [Der Text folgt Franz Grillparzer, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Hrsg. von August Sauer und Reinhold Backmann. Erste Abteilung. Bd. 3. Wien (: Schroll) 1931]. HAHNL 1984: Hans Heinz Hahnl, Vergessene Literaten. Wien (: Österreichischer Bundesverlag) 1984, S. 75-79. HANSGIRG 1849: Karl Viktor von Hansgirg, Uffo Horn. Biographische Skizze. Libussa 1849, S. 393-413. HANSGIRG 1877: Karl Viktor von Hansgirg, Uffo Horn. Lebens- und Literaturbild. Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 15 (1877) S. 63-85; 231-248. HOCK 1907: Stefan Hock, Vormärzliche Pamphlete. Mit ungedruckten Briefen aus Ludwig August Frankls Nachlasse. Jahrbuch der Grillparzer–Gesellschaft 1907, S. 128-144. HÖHNE 1996: Steffen Höhne, Die deutsch-böhmische Dorfgeschichte im Vormärz. In: Václav Maidl (Hrsg.), Znovuobjevená Šumava. Sborník literárních příspěvků z mezinárodního sympozia. Klatovy 28.-30. září 1995. Klatovy (: Okresní muzeum Klatovy) 1996, S. 77-85.

-130- HÖHNE 2000: Steffen Höhne, Die literarische Instrumentalisierung der böhmischen Geschichte im Vormärz. Hus und die Hussiten. In: Festschrift für Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg. Klaas-Hinrich Ehlers, Steffen Höhne, Václav Maidl, Marek Nekula. Frankfurt am Main - Berlin (: Lang) 2000, S. 43-80. HROCH 1999: Miroslav Hroch, Na prahu národní existence. Praha (: Mladá fronta) 1999, 275 S. JAKUBCOVÁ - LUDVOVÁ 2001: Alena Jakubcová - Jitka Ludvová, Deutschsprachiges Theater in Prag. Spielstätten, Quellen. In: Alena Jakubcová, Jitka Ludvová, Václav Maidl (Hrsg.), Deutschsprachiges Theater in Prag. Begegnungen der Sprachen und Kulturen. Praha (: Divadelní ústav) 2001, S. 492-511. JELINEK 1909: Ludwig Jelinek, Uffo Horns dramatischer Nachlaß. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen Nr. 47 (1909) S. 461-532. KARADŽIČ 1959: Vuk Stefanović Kradžič, Srbské lidové pohádky. Vydání uspořádal a ze srbských originálů přeložil Rudolf Lužík. Praha (: Státní nakladatelství krásné literatury, hudby a umění) 1959, 441 S. K AZBUNDA 1929: Karel Kazbunda, České hnutí roku 1848. Praha (: Historický klub) 1929, 434 S. KILLY ET ALII Bd. 1-15: Walther Killy (et alii), Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bd. 1-15. Gütersloh - München (: Bertelsmann) 1988-1991 [Benutzt wurde die elektronische Ausgabe. Digitale Bibliothek Bd. 9. Berlin (: Directmedia) 2000]. KLÍMA 1994: Arnošt Klíma, Češi a Němci v revoluci 1848-1849. s.l. (: Nebesa) 1994, 203 S. KLUGE - SEEBOLD 2002: Friedrich Kluge (Begr.) - Elmar Seebold, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin - New York (: de Gruyter) 2002, 1023 S. KNEIDL 2003: Pravoslav Kneidl, Prager Jahre deutschsprachiger Autoren. Aus dem Tschechischen übersetzt von Eva Pátková. Praha (: Prager Edition) 2003, 266 S. KOSCH ET ALII Bd. 6; 8: Wilhelm Kosch (et alii), Deutsches Literatur–Lexikon. Biographisch- bibliographisches Handbuch. Dritte völlig neu bearbeitete Auflage. Bern - München (: Francke Verlag) Bd. 6 (1978) 1092 S.; Bd. 8 (1981) 1444 S. KRAUS 1999: Arnošt Kraus, Alte Geschichte Böhmens in der deutschen Literatur. Aus dem Tschechischen übersetzt von Eva Berglová und Carmen Sippl. St. Ingbert (: Röhrig Universitätsverlag) 1999, 417 S. [Ost-, Mittel-, und Südosteuropäische Literatur-, Theater- und Sprachwissenschaft, Bd. 2]. KVA ČEK - BUTVIN 1990: Robert Kvaček - Jozef Butvin, Dějiny Československa II. 1648-1918. Praha (: Státní pedagogické nakladatelství) 1990, S. 273-288.

-131- LANGER 1902a: Eduard Langer, Uffo Horn. In: Gesammelte Werke von Uffo Horn. Bd. 1. Braunau (: Selbstverlag) 1902, III-VIII. LANGER 1902b: Eduard Langer, Uffo Horn. In: Gesammelte Werke von Uffo Horn. Bd.2. Braunau (: Selbstverlag) 1902 III-X. LANGER 1905: Eduard Langer, Vorwort. In: Gesammelte Werke von Uffo Horn. Bd. 3. Braunau (: Selbstverlag) 1905, S. V-VII. LEDVINKA - PEŠEK 2000: Václav Ledvinka - Jiří Pešek, Praha. Praha (: Lidové noviny) 2000, : 444-445 S. LINDEMAYR 1889: Johann Lindemayr, Uffo Daniel Horn. Ein Gedenkblatt, der Erinnerung an den deutschböhmischen Dichter gewidmet. Trutnov (: Fr. Morawek) 1889, 50 S. [Sonderdruck aus der »Trautenauer Zeitung«]. LOUŽIL 1959: Jaromír Loužil, O životě Uffo Horna. In: Pašerák. Hradec Králové (: Nakladatelství krajského domu osvěty) 1959, S. 9-23; 59-68. LOUŽIL 1969: Jaromír Loužil, Uffo Horn und sein Trauerspiel König Otakar. Philologica Pragensia 12 (1969) S. 193-220. MACURA 1998: Vladimír Macura, Český sen. Praha (: Lidové noviny) 1998, 215 S. MAGRIS 2001: Claudio Magris, Habsburský mýtus v moderní rakouské literatuře. Z italského originálu Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna přeložili Jiří Pelán a Ivan Seidl. Brno - Praha (: Barrister & Principal, Triáda) 2001, S. 104-109. MANDROU 1992: Robert Mandrou, Staatsräson und Vernunft (1649-1775). In die deutsche Sprache übertragen von Michael Erbe. In: Propyläen Geschichte Europas, Bd. 3. Frankfurt am Main - Berlin (: Ullstein) 1992, S. 57-71 [Ungekürzter fotomechanischer Nachdruck des 1981 in zweiter Auflage erschienenen dritten Bandes der Propyläen Geschichte Europas]. MENZLOVÁ - VANĚK 2005: Věra Menzlová - Václav Vaněk (Hrsg.), Slovník českých spisovatelů. Praha (: Libri) 2005, 882 S. MGG 2001: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Hrsg. Friedrich Blume. Berlin (: Directmedia) 2001 [Elektronische Ausgabe der ersten Auflage „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ (1949-1986), die 1986 in Bärenreiter-Verlag erschienen ist]. MUKAŘOVSKÝ ET ALII Bd. 2; 3: Jan Mukařovský (et alii), Dějiny české literatury. Praha (: Nakladatelství ČSAV) Bd. 2 (1960) 684 S.; Bd. 3 (1961) 631 S. NERUDA 1958: Jan Neruda, České divadlo IV. Hrsg. Julie Štěpánková, Jarmila Sirotková, Břetislav Štorek. Praha (: Státní nakladatelství krásné literatury, hudby a umění) 1958, 468 S. [Knihovna klasiků. Spisy Jana Nerudy. Bd. 17].

-132- OTTO Bd. 1-28: Ottův slovník naučný. Ilustrovaná encyklopedie obecných vědomostí. Bd. 1-28. Praha (: J. Otto) 1888-1909 [Benutzt wurde die elektronische Ausgabe. Zlín (: Aion CS) 2003]. PLOETZ 1998: Carl Ploetz (Begr.), Der große Ploetz. Die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte. Köln (: Komet Ma-Service) 1998, 2067 S. POLIŠENSKÝ 1975: Josef Polišenský, Revoluce a kontrarevoluce v Rakousku 1848. Praha (: Svoboda) 1975, 204-210. PÖRNBACHER 1970: Karl Pörnbacher (Hrsg.), Erläuterungen und Dokumente. Franz Grillparzer König Ottokars Glück und Ende. Stuttgart (: Reclam) 1970, 111 S. PROFOUS 1949: Antonín Profous, Místní jména v Čechách jejich vznik, původní význam a změny. Bd. 2. Praha (: Česká akademie věd a umění) 1949, 705 S. QUIS 1889: Ladislav Quis, Ballady. 2. vydání. Praha (: Topič) 1889, 65 S. RÖHRICH 2000: Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Digitale Bibliothek Band 42. Berlin (: Directmedia) 2000 [Die elektronische Ausgabe basiert auf der fünfbändigen Neuausgabe, die 1991 im Herder Verlag erschienen ist]. SABINA 1937: Karel Sabina, Vzpomínky. Hrsg. Miroslav Hýsek. Praha (: Borový) 1937, 164 S. SEDLÁČEK 1998: August Sedláček, Místopisný slovník historický království českého. Praha (: Argo) 1998, 1043 S. [Fotoreprint der ursprünglichen Auflage aus dem Jahr 1909, 2. Auflage. Bei Argo 1. Auflage]. SENGLE 1972: Friedrich Sengle, Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restauration und Revolution 1815-1848. Die Formenwelt. Bd. 2. Stuttgart (: Metzler) 1971, 1152 S. SINE AUCTOR 1843a: Nicht unterschriebene Informationen über geplante Literaturvorlesungen von Uffo Horn in Prag in der Rubrik „Telegraph aus Prag“. Bohemia Nr. 39 (1843) [Nicht paginiert]. SINE AUCTOR 1843b: Nicht unterschriebene Informationen über Uffo Horns Literaturvorlesungen in Prag in der Rubrik „Telegraph aus Prag“. Bohemia Nr. 49 (1843) [Nicht paginiert]. SINE AUCTOR1848: Nicht unterschriebener Bericht über Horns Rede in Wien vor den Studenten. Bohemia Extra-Nummer vom 25.3. (1848) [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. SINE AUCTOR 1861: Nicht unterschriebener Bericht in der Rubrik „Mosaik“ über einen Uffo Horn-Artikel von Ferdinand Mikovec für »Wiener Zeitung«. Bohemia Nr. 47 (1861) S. 416-417.

-133- STAIGER 1991: Emil Staiger, König Ottokars Glück und Ende. In: Franz Grillparzer. Hrsg. Helmut Bachmaier. Frankfurt am Main (: Suhrkamp) 1991, S. 69-88 [Zuerst publiziert in: Emil Staiger, Meisterwerke deutscher Sprache aus dem 19. Jahrhundert 1943, S. 163-185]. STURM ET ALII 1995: Heribert Sturm (et alii), Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1965. 2. durchgesehene Auflage. München (: Oldenburg) 1995, 942 S. ŠTĚPÁN - TRÁVNÍČKOVÁ 2006: Václav Štěpán - Markéta Trávníčková, Prozatimní divadlo I. 1862-1883. Praha (: Academia, Národní divadlo) 2006, 743 S. TEUBER 1888: Oscar Teuber, Geschichte des Prager Theaters. Von den Anfängen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit. Bd. 3. Prag (: k.k. Hofbuchdruckerei A. Haase) 1888, 878 S. THEATERBERICHT 1835a: Theaterbericht vom 3. Juli. Bohemia Nr. 80 (1835) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1835b: Theaterbericht vom 18. November. Bohemia Nr. 139 (1835) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1835c: Theaterbericht vom 18. November (Schluss). Bohemia Nr. 140 (1835) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1837a: Theaterbericht vom 10. April. Bohemia Nr. 45 (1837) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1837b: Theaterbericht vom 10. April (Schluss). Bohemia Nr. 46 (1837) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1837c: Theaterbericht vom 20. November. Bohemia Nr. 141 (1837) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1838a: Theaterbericht vom 5. Februar. Bohemia Nr. 17 (1838) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1838b: Theaterbericht vom 5. Februar (Schluss). Bohemia Nr. 19 (1838) [Nicht paginiert]. THEATERBERICHT 1841: Theaterbericht, Molière. Ost und West Nr. 32 (1841) S. 131. THERESIE M.1842: Theresie M [= Uffo Horn], Der Rabbi von Prag. Libussa 1842, S. 184-218. TILLE 1937: Václav Tille, Soupis českých pohádek. Bd. 2/2. Praha (: Česká akademie věd umění). 1937, S. 123-127. VÁCLAVEK 2000: Ludvík Václavek, Uffo Horn 1817-1860. In: Lucy Topoľská - Ludvík Václavek (Hrsg.) Beiträge zur deutschsprachigen Literatur in Tschechien. Olomouc (: Univerzita Palackého) 2000, S. 278-287. VANÍČEK 2002: Vratislav Vaníček, Velké dějiny zemí Koruny české III. Praha - Litomyšl (: Paseka) 2002, S. 125-196.

-134- VOLLMER 1992: Hans Vollmer (Hrsg.), Allgemeines Kunstlexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 27. München (: Deutscher Taschenbuch Verlag) S. 587. [Unveränderter Nachdruck der Originalausgaben Leipzig 1933 und 1934]. WERNER 1912: Richard Maria Werner, Der Oesterreichische Parnass, verspottet in Wort und Bild. Wien (: Wiener Bibliophilen Gesellschaft) 1912, 21 S. [Bibliophile Ausgabe, Studie von Richard Maria Werner frei in einer Mappe zusammen mit abgedruckten Pamphleten, die in drei schmalen Bänden gebunden sind]. WLASSACK 1876: Eduard Wlassack, Chronik des k.k. Hof-Burgtheaters. Wien (: L. Rosner) 1876, 340 S. WOLKAN 1925: Rudolf Wolkan, Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen und in den Sudetenländer. Augsburg (: Johannes Stauda) 1925, S. 57-103. WURZBACH 1903: Wolfgang von Wurzbach, Uffo Horn. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 1903, S. 203-241.

13.3. Werke von Uffo Horn nach Jahren geordnet HORN 1835a: Uffo Horn, Aufruf an Böhmens edle Frauen. Bohemia Nr. 89 (1835) [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1835b: Uffo Horn, Das Kaiserwort. Bohemia Nr. 126 (1835) [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1838a: Uffo Horn, Literarischer Horizont von 1837. Novellist. Bd. 1 (1838) S. 49-51. HORN 1838b: Uffo Horn, Die Tänzerin. Novelle. Der Novellist. Bd. 1 (1838) S. 174-193. HORN 1838c: Uffo Horn, Lieder. Der Novellist. Bd. 2 (1838) S. 26-28. HORN 1838d: Uffo Horn, Literarische Charaktere. Der Novellist. Bd. 2 (1838) S. 255-258. HORN 1838e: Uffo Horn, Der Gondolier. Ost und West Nr. 11 (1838) 7. Februar [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1838f: Uffo Horn, Literarische Charaktere. Karl Egon Ebert. Ost und West Nr. 17 (1838) 28. Februar [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1840a: Uffo Horn, Kleine Lieder. Camellien 1840, S. 215. HORN 1840b: Uffo Horn, Stammbuchblatt. Camellien 1840, S. 216. HORN 1841a: Uffo Horn, Das Auge. Ost und West Nr. 32 (1841) 20. April [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1841b: Uffo Horn, Der Waller. Camellien 1841. Bd. 1, S. 80. HORN 1841c: Uffo Horn, Lieder eines Blinden. Camellien 1841. Bd. 2, S. 89-93. HORN 1842a: Uffo Horn, Lieder eines Blinden. Prag und Wien (: Expedition des vaterländischen Albums für Literatur, Kunst und Wissenschaft) 1842, 18 S.

-135- HORN 1842b: Uffo Horn, Prolog. Libussa 1842, S. VII-XII. HORN 1842c: Uffo Horn, Tagebuch aus Norddeutschland. Libussa 1842, S. 111-130. HORN 1842d: Uffo Horn, Die Rose von Saron. Libussa 1842, S. 219-228.

HORN 1843a: Uffo Horn, Libussa’s Liebe. Libussa 1843, S. 1-3. HORN 1843b: Uffo Horn, An den Kaiser. Libussa 1843, S. 203-205. HORN 1843c: Uffo Horn, Karl Seydelmann. Eine Erinnerung von Uffo Horn Bohemia Nr. 37 (1843) 26. März [Nicht paginiert]. HORN 1844a: Uffo Horn, Die drei Fürsten. Vorspiel zu der Tragödie „König Ottokar“. Libussa 1844, S. 173-184. HORN 1844b: Uffo Horn, Der Bauernherzog. Libussa 1844, S. 185-187. HORN 1844c: Uffo Horn, Witwe des Rajah. Bohemia Nr. 46 (1844) [Nicht paginiert]. HORN 1845a: Uffo Horn, König Otakar. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiele. Prag (: C. W. Medau und Comp.) 1845, 138 S. HORN 1845b: Uffo Horn, Venedig. Libussa 1845, S. 11-14. HORN 1845c: Uffo Horn, Waldfreude. Libussa 1845, S. 14-16. HORN 1845d: Uffo Horn, Das Erkennen. Libussa 1845, S. 16-17. HORN 1845e: Uffo Horn, Spartacus. Libussa 1845, S. 17-19. HORN 1846a: Uffo Horn, König Otakar. Tragödie in fünf Akten und einem Vorspiele. Zweite Auflage. Prag (: C. W. Medau und Comp.) 1846, 138 S. HORN 1846b: Uffo Horn, Am Ohio. Libussa 1846, S. 297-298. HORN 1847a: Uffo Horn, Böhmische Dörfer. Novellen. Bd. 1, 2. Leipzig (: Friedrich Ludwig Herbig) 1847, 397 S.; 344 S. HORN 1847b: Uffo Horn, Am Comersee. Libussa 1847, S. 362-364. HORN 1847c: Uffo Horn, Eine ungarische Kriminalgeschichte. Libussa 1847, S. 375-390. HORN 1847d: Uffo Horn, Scheibenspruch. Ost und West Nr. 32 (1847) 16 März [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1847e: Uffo Horn, Vom treuen König. Ost und West Nr. 107 (1847) 7. September [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1847f: Uffo Horn, Böhmen in der Schlacht. Ost und West Nr. 109 (1847) 11. September [Der Text wurde auf der Titelseite des Periodikums abgedrückt]. HORN 1847g: Uffo Horn, Erzählungen verschiedener Landläufer. Ein Liebeshandel in Algier. Panorama 1847, S. 103-109. HORN 1848a: Uffo Horn, Erzherzog Karl. Libussa 1848, S. 27-28. HORN 1848b: Uffo Horn, Das Bad im Gebirge. Libussa 1848, S. 126-192.

-136- HORN 1849a: Uffo Horn. Prolog. Libussa 1849: 1-3. HORN 1849b: Uffo Horn, Dem Grafen Carl Chotek. Libussa 1849, S. 110-112. HORN 1849c: Uffo Horn, An Herrn Bürgermeister der k. Hauptstadt Prag Joseph Müller. Libussa 1849, S. 112-113. HORN 1849d: Uffo Horn, Der Einsiedler von Skalitz. Libussa 1849, S. 150-215. HORN 1850: Uffo Horn, Aus Afrika. Libussa 1850, S. 101-104. HORN 1851a: Uffo Horn, Isola bella. Libussa 1851, S. 244-245. HORN 1851b: Uffo Horn, Gellert in Karlsbade. Libussa 1851, S. 259-326. HORN 1853: Uffo Horn, Johannisbrunn. Libussa 1853, S. 169-176. HORN 1854a: Uffo Horn, Wanderlied. Libussa 1854, S. 336. HORN 1854b: Uffo Horn, Abschied. Ein Fragment aus dem Gedichte „Die Jugendliebe des Camoens“ Libussa 1854, S. 404-413. HORN 1854c: Uffo Horn, Johannisbrunn. Balneographische Skizze. Libussa 1854, S. 414-451. HORN 1855a: Uffo Horn, Drei Schälke. Ein Beitrag zur Geschichte des dt. Humors. Libussa 1855, S. 124-152. HORN 1855b: Uffo Horn, Der Barfüsser am Rhein. Libussa 1855, S. 342-343. HORN 1856a: Uffo Horn, Beim Abendläuten. Libussa 1856, S. 300. HORN 1856b: Uffo Horn, Der schöne Dunois. Übersetzung aus dem französischen Original Le beau Dunois von Alexandre de Laborde. Libussa 1856, S. 301-302. HORN 1856c: Uffo Horn, An Oesterreiches Heer! Libussa 1856, S. 302-304. HORN 1856d: Uffo Horn, Wanderlied. Vertont von Albert P. von Kéler. Libussa 1856, S. 305-310. HORN 1857a: Uffo Horn, Der Gang über den Ohio. Libussa 1857, S. 42-47. HORN 1857b: Uffo Horn, Sie muß einen Mann haben. Lustspiel in fünf Acten. Prag (: Gottlieb Haase Söhne) 1857, 55 S. HORN 1858a: Uffo Horn, Lex Mosaica. Libussa 1858, S. 211. HORN 1859: Uffo Horn, König Ottokar. Trauerspiel in fünft Akten und einem Vorspiele. Vierte für die Bühne neu bearbeitete Auflage Prag (: J. G. Calve’s; C. H. Mayer’s) 1859, 130 S. HORN 1863: Uffo Horn, Bunte Kiesel. Erzählungen von Uffo Horn. Prag (: J. L. Kober) 1863, 219 S. HORN 1901: Gellert im Karlsbade. Sammlung Gemeinnütziger Vorträge (1901) Nr. 286/269, S. 7-40. HORN 1902a: Uffo Horn, Bunte Kiesel. Erzählungen. Hrsg. Eduard Langer. In: Gesammelte Werke. Bd. 1. Braunau (: Selbstverlag) 1902. 219 S.

-137- HORN 1902b: Uffo Horn, Gedichte. Hrsg. Eduard Langer. In: Gesammelte Werke. Bd. 2. Braunau (: Selbstverlag) 1902, 268 S. HORN 1905: Uffo Horn, Böhmische Dörfer. Erster Band. Hrsg. Eduard Langer. In: Gesammelte Werke. Bd. 3. Braunau (: Selbstverlag) 1905, 256 S. HORN 1907: Uffo Horn, Böhmische Dörfer. Zweiter Band. Hrsg. Eduard Langer. In: Gesammelte Werke. Bd. 4. Braunau (: Selbstverlag) 1907, 248 S. HORN 1911: Uffo Horn, Aus drei Jahrhunderten 1690. 1756. 1844. Drei historisch-politische Novellen. Hrsg. Eduard Langer. In: Gesammelte Werke. Bd. 5. Braunau (: Selbstverlag) 1911, 123 S. [Das einzige Exemplar in der Nationalbibliothek ist unvollständig, die letzte Novelle ist nicht mehr vorhanden]. HORN 1959: Uffo Horn, Pašerák. Z německého originálu Der Paschhampel přeložil František Teršl. Úvodní studii O životě Uffo Horna napsal Jaromír Loužil. Hradec Králové (: Nakladatelství krajského domu Osvěty) 1959, 68 S. HORN 1975: Uffo Horn, Selský osel. Z německého originálu Der Bauernesel přeložil Erik Bouza. Hradec Králové (: Kruh) 1975, 150 S. HORN 2006: Uffo Horn, Gedichte. Hrsg. Nicolas Born. Boston (: Adamant Media Corporation) 2006, 287 S. [Reprint der Edition von 2001, non vidi].

-138- RESUMÉ: Magisterská práce je věnována životu a tvorbě básníka, prozaika a dramatika Uffo Daniela Horna (19.5. 1817 Trutnov - 23.5. 1860 tamtéž). V jeho díle nacházíme mnoho rysů typických pro období biedermeieru. Ať už je to výběrem a zpracováním literárních látek a motivů, které odkazují k romantizmu a německé klasické literatuře, nebo politickým nádechem a pozadím některých jeho děl. Horn zpracovával, tak jako ostatně mnoho jeho českoněmeckých kolegů (Karl Egon Ebert, Moritz Hartmann nebo Alfred Meißner), náměty spjaté se zeměmi koruny české, ať už historické (král Otakar, selské povstání z roku 1775), nebo čerpající z pohádek a pověstí (Horymír, Libuše, Švanda). Jednou z výrazných složek Hornova díla je reflexe soudobých politických témat. Podobně jako někteří němečtí básníci (Julius Mosen, August Platen) se zajímá a do své tvorby promítá národně osvobozenecké boje počátku 19. století (básně: „Marlinsky“, „Der Emigrant“). Narážky na cenzuru a represe spjaté s dobou tzv. restaurace a zobrazení tíživé sociální situace rolníků (vesnický román „Der Bauernesel“) jej spojují s Isidorem Hellerem, Leopoldem Kompertem nebo Josefem Rankem. V neposlední řadě se Horn soustřeďuje na dobové rozpory mezi Čechy a českými Němci („König Otakar“). Neméně výraznou složkou Hornova díla je ztvárnění milostného konfliktu.

Uffo Horn se narodil v rodině vysloužilého vojáka rakouské armády Ferdinanda Horna, který byl původem z Haliče a Češky Marie Berkové. Rodiče poslali svého jediného potomka na pražské malostranské gymnázium (okolo 1825/1826). V Praze pokračuje Horn ve studiu práv (1831-1836), která dokončil ve Vídni (1837). Hlavní město monarchie však záhy opouští a odchází do Německa (1839/40). Téměř celá čtyřicátá léta se pohybuje převážně v kulturních kruzích Hamburku, Lipska a Drážďan. Vrací se také několikrát do Prahy i rodného Trutnova a podniká dvě cesty do severní Itálie.

Horn byl rozporuplná postava. Na jedné straně energický a rozhodný, na straně druhé vznětlivý, egoistický až bezohledný. Již koncem třicátých let se dostává do konfliktu se zákonem, a to když se v Praze pokouší zakládat politický klub. Během vídeňského pobytu uveřejňuje otevřený dopis Karlovi Gutzkowovi „Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen. Hamburg“, který vychází roku 1838 v Hamburku. Kvůli „nezákonnému“ zveřejnění je Horn údajně nucen strávit čtyři týdny ve vězení. Nedobrovolný pobyt ve vězení si zopakuje v druhé polovině čtyřicátých let, a to v Drážďanech po duelu s malířem Arthurem von Rambergem (kolem 1846/47). Také některé jeho hry („Der Rabbi von Prag“, „Molière“) narazily ve Vídni na cenzuru.

Horn se v Čechách velmi aktivně podílel na událostech roku 1848. V počáteční fázi revoluce byl, podobně jako někteří další čeští Němci (Karl Egon Ebert, Moritz Hartmann a Alfred Meißner), členem „Národního výboru“ a stoupencem takzvaného zemského patriotizmu. Po svém projevu v Karolinu (16.3.) byl Horn zvolen mluvčím studentů, podílel se na první petici, kterou doprovázel do Vídně a kde vystoupil před místními studenty. Ve svém projevu se zasazoval o zrovnoprávnění Slovanů a vyslovil se pro jednotu mezi Čechy a Čechoněmci. Po

-139- Hornově návratu do Prahy vychází na jeho návrh manifest, který měl napomoci uklidnit vzrůstající konflikty v Čechách. Manifest vychází 8.4. v »Národních novinách«, aniž by zanechal většího účinku. Druhou petici doprovází do Vídně (31.3.) namísto Horna Josef Václav Frič. Okolnosti Hornova odstoupení jsou nejasné. Na počátku dubna podepisuje Horn spolu s K. E. Ebertem, M. Hartmannem a A. Meißnerem dvě společná prohlášení českých a českoněmeckých spisovatelů (4. a 5.4. 1848). O měsíc později však všichni čtyři autoři vystupují z „Národního výboru“. Zatímco se M. Hartmann a A. Meißner stávají stoupenci tzv. velkoněmeckého řešení, Horn se vyjadřuje ještě koncem srpna 1848 na „Teplickém sjezdu“ pro spolupráci s Čechy a zpochybňuje význam frankfurtského Národního shromáždění. Téměř vzápětí se stahuje z politického dění a odchází jako dobrovolník do Německo-dánské války (1848-1850), své postřehy a zážitky uveřejnil v knize „Von Idstedt bis zum Ende“ (1851). V padesátých letech Horn odchází z veřejného života a vydává krom jiného dva soubory krátkých próz „Aus drei Jahrhunderten. 1690, 1756, 1844“ (1851), „Bunte Kiesel“ (1859) a veselohru „Sie muß einen Mann haben“ (1857). V roce 1856 se oženil s Antonií Jenžíkovou. Krátce po narození jejich dcery Karolíny se u Horna objevily první zdravotní komplikace. Horn umírá ve čtyřicetitřech letech v rodném Trutnově.

Na literární scénu vstoupil Horn ve svých osmnácti letech. Nejprve se představil ve „Stavovském divadle“ prologem a epilogem k představení „Szenische Fragmente aus Göthe’s Faust“ (3.7. 1835). Tři týdny poté otiskl v »Bohemii« svou první báseň a v listopadu téhož roku uvedl své první drama „Horimir“ (18.11. 1835). Počátky Hornovy literární dráhy jsou spjaté s Wolfgangem Adolfem Gerlem, který kolem sebe shromáždil a podporoval mnohé českoněmecké spisovatele jako například: Karla Egona Eberta, Rudolfa Glasera, Moritze Hartmanna, Karla Herloßsohna, Siegfrieda Kappera nebo Alfreda Meißnera, kteří spolu s Hornem publikovali své příspěvky také v českoněmeckých novinách a almanaších jako byly »Bohemia«, »Camellien«, »Libussa«, »Der Novellist« nebo »Ost und West«. Horn se nejvýrazněji podílel na almanachu »Libussa« (1842-1860), kde je, s výjimkou jediného (1859), zastoupen ve všech ročnících. Horn však píše i do německých a rakouských novin. Minimálně jedním příspěvkem je zastoupen v osmadvaceti z nich. Publikuje v periodikách, jejichž redaktory například byli: Ludwig August Frankl (»Sonntagsblätter«), Karl Gutzkow (»Telegraph für Deutschland«), Karl Herloßsohn (»Der Komet«), Ignaz Kuranda (»Die Grenzboten«), Heinrich Laube (»Zeitung für die elegante Welt«), August Lewald (»Allgemeine Thteater-Revue«) nebo Moritz Saphir (»Der Humorist«). Horn sice ovládal češtinu, psal ale výhradně německy. Z českých básníků byl v užším kontaktu s Josefem Václavem Fričem, Františkem Mikovcem nebo Karlem Sabinou.

Hornovo dílo sahá od prozaické, lyrické a dramatické tvorby až k článkům o literatuře a spisovatelích zejména českoněmeckého kontextu. Jeho díla jsou bohatá na nejrůznější literární látky a motivy. Vedle českých najdeme srbské, indické nebo antické. V Hornově poezii převládá přírodní a milostná lyrika, objevíme však i balady, příležitostné básně věnované jak

-140- reprezentantům rakouské monarchie, tak i politickou lyriku (např. „Retro!“, „Der Emigrant“, „Marlinsky“), ve které reflektuje národně osvobozenecké boje v Evropě první třetiny devatenáctého století.

Hornova próza se pohybuje mezi vesnickým románem a novelou, převládá v ní různě variovaný – velmi často schematicky pojatý – milostný konflikt. Horn v zásadě pracuje s postavami silné ženy a slabého muže. Jestliže jsou v Hornových básních české látky a motivy zastoupeny jen sporadicky, tak je děj většiny jeho próz zasazen do Čech konce 18. nebo počátku 19. století. Nenalezneme zde však žádné detailní popisy přírody nebo života na vesnici, naproti tomu jsou v nich často přítomny komentáře k českému prostředí, které jsou však s dějem samotným jen ve velmi volném vztahu. Za slabinu Hornových próz a některých básní lze považovat jeho častý sklon k přehnanému patosu, schematičnost a místy nedůsledné zpracování. Z literárních látek je nejpozoruhodnější zpracování postav Golema („Der Rabbi von Prag“) a potulného muzikanta Švandy („Gevatter Schwanda“), z historických látek selské povstání na Trutnovsku v roce 1775 („Der Bauernesel“), v němž Horn reflektuje události doby předbřeznové a podobně jako Isidor Heller, Leopold Kompert nebo Josef Rank se odklonil od „konzervativního“ vesnického románu.

Z dramatických plánů se Hornovi podařilo dokončit jen malou část. Kromě veseloher „Molière“ a „Sie muß einen Mann haben“ je to v prvé řadě drama „König Otakar“ (první vydání 1845), které někteří jeho současníci chápali jako radikální odpověď na Grillparzrova „König Ottokars Glück und Ende“ (1825). Hornův Otakar není králem šlechty, ale měšťanů, jejichž práv se aktivně zastává. Ztroskotá však na své pýše, egoismu a nerozhodnosti. V tomto dramatu jsou ještě výrazněji než ve vesnickém románu „Der Bauernesel“ zachyceny některé aspekty doby předbřeznové. To je patrné zejména ve druhém aktu, kdy je na zemském sněmu projednávána otázka, zda má Otakar přijmout kandidaturu na císařskou korunu, nebo ne. Vedle konfliktu mezi Čechy a Němci, je zde zmíněna i koncepce panslavismu, které je postavena utopistická vize začlenění českého království do evropského kontextu. „König Otakar“ byl poprvé uveden v roce 1858 v Linci. V Praze se první představení konalo až v roce 1868 v překladu Eduarda Justa na scéně „Prozatímního divadla“. Větší úspěch zaznamenaly veselohry, které Horn napsal spolu s W. A. Gerlem („Die Vormundschaft“ a „Der Naturmensch“). Obě byly uvedeny ve „Stavovském divadle“. „Die Vormundschaft“ získala navíc tzv. „Cottovu cenu“ (1836) a poté byla s úspěchem inscenována ve Vídni a Stuttgartu.

Ačkoli se Horn pohyboval v kulturních centrech střední Evropy, nebyl očividně schopen vytvořit si dlouhodobější přátelství, jedinou výjimkou snad byl Paul Alois Klar, vydavatel almanachu »Libussa«. To má pravděpodobně několik příčin. Vedle jeho výbušné povahy a čilého pohybu po střední Evropě i vydání anonymního pamfletu „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“(kolem 1840), se kterým byl od počátku velmi často spojován a v němž se nacházejí ironicko-satirické portréty několika Hornových

-141- známých, kupříkladu L. A. Frankla, I. Kurandy nebo M. Saphira. Hornovy kontakty s ostatními autory a intelektuály ovlivnila v neposlední řadě i jeho aktivní účast na událostech roku 1848, zejména jeho odmítavý postoj k frankfurtskému shromáždění, ale i jeho následná účast v německo-dánské válce.

Horn vydal celkem jedenáct knih, některé z nich vyšly dokonce opakovaně. Nejúspěšnějším titulem byl „König Otakar“, který za básníkova života vyšel celkem čtyřikrát. Na počátku dvacátého století začal Hornovy spisy vydávat Eduard Langer, svůj záměr však nedokončil. Do češtiny byly přeloženy z prozaické sbírky „Böhmische Dörfer“ vesnické romány „Der Bauernesel“ a „Der Paschhampel“. Hornova jediná básnická sbírka „Gedichte“ vyšla naposledy v reprintu v Americe roku 2001 a 2006. Tři Hornovy básně byly zhudebněny. Dodnes se hraje „Such’ die Blumen im Thal“, ke které zkomponoval hudbu švédský skladatel Norman Ludvig. Horn je často spojován i se dvěma anonymními pamflety „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ (okolo 1840) a „Oestreich. Städte, Länder, Personen und Zustände“ (1842).

První článek o jeho životě a díle publikoval Karl Hansgirg (1849, rozšířená a pozměněná verze 1877), poté následovaly příspěvky od Wolfganga von Wurzbacha (1903) nebo Ludwiga Jelineka (1909). V Čechách se autorovi věnovali především Jaromír Loužil (1959, 1969) a Ludvík Václavek (2000).

Daniel Uffo Horn sice nepatří do hlavního proudu středoevropské literatury první poloviny 19. století, jeho rozsáhlé dílo i občanské postoje nám přibližují a pomáhají lépe pochopit dobový literární a politický kontext.

Na jedné straně je Horn jedním z mnoha literátů a dramatiků své doby, kteří z dnešního pohledu sice nepatří do hlavního proudu, na straně druhé by bez nich náš pohled na literaturu a divadlo 19. století zůstal neúplný. Hornova tvorba je navíc zčásti reakcí na jeho politické aktivity, které rozvíjel v době českého národního uvědomění, jehož součástí bylo také hledání forem koexistence Čechů a Němců. Kromě dalších českých a českoněmeckých intelektuálů má v tomto procesu své místo také Daniel Uffo Horn.

-142- Resume: This thesis is dedicated to life and work of Uffo Daniel Horn (19.5. 1817 Trutnov - 23.5. 1860 Trutnov) poet, novelist and dramatist, who is an important personality of Middle-European art and political life of the first part of the 19th century. In his work we can find some typical features of the period of Biedermeier. There are choice and treatment of literary themes and motives, that are directly connected to romanticism and German classical literature, and also political themes and background of some works. Horn ’s work and the choice of themes from Czech history Horn ’s work is connected with Czech – German authors as e.g. K. E. Ebert, M. Hartmann or A. Meißner by the choice of themes from the Czech history that are today considered to be Czech.

Uffo Horn was born in family of a former soldier of Austrian army Ferdinand Horn (originally from Halic) and a Czech Marie Berková. His parents sent their only son to secondary school in Malá Strana (about 1825/1826). In Prague Horn studied a law (1831-1836), that he finished in (1837). He left Vienna soon, and went to (1839/40). During the 40th he is a member of cultural life in Hamburg, Leipzig and Dresden. He returns several time to Prague too and to Trutnov and he also went twice to Northern Italy.

Horn was an inconsistent personality. On one hand, he was decisive and full of energy, on the other hand he was impulsive, egoistic and self-regarding. At the end of the thirties he broke the law, when he tried to found a political club in Prague. During his stay in Vienna, he published (1838) an open letter to Karel Gutzkow „Nikolaus Lenau, seine Ansichten und Tendenzen. Hamburg“. Because of an „illegal“ publication, Horn is prisoned for four weeks. He was prisoned for the second time in the middle of the forties in Dresden because of a duel with a painter Arthur von Ramberg. There were also some plays that had to face („Der Rabbi von Prag“, „Molière“) the censorship in Vienna.

Horn was very active during the events of 1848 in Bohemia. At the beginning of revolution, he was, as other Czech-German artists (Karl Egon Ebert, Moritz Hartmann and Alfred Meißner) a member of „The National Committee“ and he promoted the regional patriotism. After his speech in Carolinum (16.3.), Horn was elected a spokesman of students, he cooperated on the first petition, that he brought to Vienna. There he made a speech to students and he promoted the emancipation and unity of Slaves and he promoted the unity between Czechs and Czech – Germans. Returning to Prague, there is a publication of his proposal of manifesto, that should have helped to calm down conflicts in Bohemia. Manifesto was published on the 8.of April in »Národní noviny«. The second petition was brought to Vienna (31.3.) by Josef Václav Frič, instead of Horn. Horn, K. E. Ebert, M. Hartmann and A. Meißner signed two common proclamations of Czech and Czech-German writers (4. and 5 of April 1848) at the beginning of April. At the beginning of May, all four authors resigned from the National Committee. M. Hartmann and A. Meißner became proponents of „Great-German solution“, Horn stands for

-143- collaboration with Czechs at the „Congress of Teplice“ by the end of August 1848 and he casts doubts upon the importance of Frankfurt meeting. In 1848 he went as a volunteer to German- Danish war (1848-1850), and his remarks and experiences were published in a book called „Von Idstedt bis zum Ende“ (1851). In the 50th, Horn left public life and he published two short proses „Aus drei Jahrhunderten. 1690, 1756, 1844“ (1851), „Bunte Kiesel“ (1859) and comedy „Sie muß einen Mann haben“ (1857). In 1856 he married Antonie Jenžíková. Shortly after the birth of their daughter Karolina, Horn started to be ill and he died at the age of 43 in Trutnov.

Horn entered to the cultural scene at the age of 18 by the prologue and epilogue to the play „Szenische Fragmente aus Göthe’s Faust“ (3.7. 1835) in Stavovské theatre. Three weeks after he published in »Bohemia« his first poem and in November (1835) his first drama „Horimir“ (18.11.1835). The beginning of Horn ’s literary career is connected with Wolfgang Adolf Gerl, who supported many Czech-German writers as e.g. Karl Egon Ebert, Rudolf Glaser, Moritz Hartmann, Karl Herloßsohn, Siegfried Kapper or Alfred Meißner. Many of these authors, as Horn did, published their work in Czech-German newspapers and almanacs as e.g. »Bohemia«, »Camellien«, »Libussa«, »Der Novellist« or »Ost und West«. Horn participated mostly in the almanac »Libussa« (1842-1860), where he published in all volumes, except one (1859). Horn also wrote to German and Austrian newspaper. He wrote at least one contribution to 28 of them. He published in periodicals whose editors are poets: Ludwig August Frankl (»Sonntagsblätter«), Karl Gutzkow (»Telegraph für Deutschland«), Karl Herloßsohn (»Der Komet«), Ignaz Kuranda (»Die Grenzboten«), Heinrich Laube (»Zeitung für die elegante Welt«), August Lewald (»Allgemeine Thteater-Revue«) or Moritz Saphir (»Der Humorist«). Horn spoke Czech, but he wrote only in German. He was in a close contact with Czech poets Josef Václav Frič, František Mikovec or Karel Sabina.

Horn ’s work includes prosaic, lyric and drama production, articles about literature and writers of Czech-German context. His works are rich of many different literary themes and motives. There are Czech, Serbian, Indian or Antiquity. In Horn ’s poetry there is mainly natural and romantic lyric, but it also includes ballades, poems dedicated to members of Austrian monarchy, political lyric (e.g. „Retro!“, „Der Emigrant“, „Marlinsky“) , that reflects national liberation movement in Europe during the first third of 19th century.

Horn’s prose includes pastoral novels and novellas. There prevails – very often schematically shown – romantic conflict. Horn works with a figure of strong woman and weak man. There are not many Czech themes and motives in Horn ’s poetry, but the action of most of his proses takes place in Bohemia of the end of 18th century or of the beginning of 19th century and their main characters are connected with any particular place. There are not any detail descriptions of nature or life in country, but there are often comments on Czech environment. We can consider an imperfection of some Horn ’s proses or poems his inclination to exaggerated pathos, schematicity and sometimes an inconsistent treatment. From literary themes it is worth to

-144- mention the character of Golem („Der Rabbi von Prag“) and musician Švanda („Gevatter Schwanda“), from historical themes the rustic movement in the zone of Trutnov in 1775 („Der Bauernesel“). Horn reflects here the events from the period before The March, and doing so, he diverts as Isidor Heller, Leopold Kompert or Josef Rank, from „conservative“ pastoral novel.

Horn succeeded in finishing only few of dramatic work. Except comedies „Molière“ and „Sie muß einen Mann haben“ there is mainly drama „König Otakar“ ( first edition 1845), that some of his contemporary persons consider for a radical answer to Grillparz „König Ottokars Glück und Ende“ (1825). Horn s Otakar is not the king of aristocracy, but king of citizens whose laws he actively backs up, but he fails on his pride, egoism and indecision. In this drama there are shown much more than in pastoral novel „Der Bauernesel“ some aspects from the period before The March. This is evident mainly in the second act when there is a discussion in regional assembly if Otakar should accept the candidacy on the imperial crown or not. Except the conflict between Czechs and Germans, there is also mentioned the concept of panslavism which comes out from an utopian vision of incorporation of Czech reign to European context. „König Otakar“ was performed in 1858 in Linz for the first time. The first performance in Prague took place in 1868 in „Prozatimní theatre“ and was translated by Eduard Just. Comedies that Horn wrote with W. A. Gerl („Die Vormundschaft“ and „Der Naturmensch“) were more successful. Both were performed in Stavovské theatre. „Die Vormundschaft“ got the „Cott prize“ (1836) and then it was successfully performed in Vienna and Stuttgart.

Even if Horn knew cultural centres of Middle Europe, he was not able to make some long lasted friendship, the only exception was perhaps Paul Alois Klar, editor of almanac »Libussa«. There are several reasons for it. It is his short nature, often travelling through Middle Europe and also publication of an anonymous pamphlet „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“(um 1840), there are several ironical-satiric portraits of some Horn’s knowns, e.g. A. L. Frankl, I. Kuranda or M. Saphir. Horn ’s contacts with other authors and intellectuals were also influenced by his active participation in the events of 1848, mainly his rejection of Frankfurt meeting and his participation in German-Danish war.

Horn published 11 books at all, some of them were published several times. The most successful title was „König Otakar“, that was published during his life four times. Eduard Langer started to publish Horn’s work at the beginning of 20th century, but he didn’t finish his intention. There were translated proses „Böhmische Dörfer“ pastoral novels „Der Bauernesel“ and „Der Paschhampel“ to Czech. Horn ’s only poetry collection „Gedichte“, was published in USA in 2001 and in 2006 for the last time. Three of Horn ’s poems were set to music. There is performed up today „Such’ die Blumen im Thal“, whose music was composed by Swedish composer Norman Ludvig. Horn is also often connected with two anonymous pamphlets „Oesterreichischer Parnass bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar“ (about 1840) and „Oestreich. Städte, Länder, Personen und Zustände“ (1842).

-145- The first article about life and work of Uffo Horn was published by Karl Hansgirg (1849, revision 1877), then there were some articles written by Wolfgang von Wurzbach (1903) or Ludwig Jelinek (1909). In Bohemia there were Jaromír Loužil (1959, 1969) and Ludvík Václavek (2000) who wrote about the author.

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