gewerkschaftlicher Info-Service vom 17.01.2000 1/00 inhalt 100 Wochen bis zum Start der EU-Währung ______Seite 3 __ Euro macht Gewerkschaften Beine Der Praxis-Test Ende Januar ist es so weit. Die Große Unterschiede Neun Millionen Menschen arbei- Die Tarifrunde 2000 wird letzten hundert Wochen beginnen, Gewerkschaftlicher Organisations- ten europaweit in der Bauwirtschaft. zeigen, wie brauchbar das bevor der Euro die DM als Zah- grad1) und Reichweite von Tarif- Bauen ist ein lokales Geschäft – Bündnis für Arbeit ist lungsmittel ablöst und Preise, verträgen in der EU (in Prozent der dennoch gibt es kaum eine Bran- ______Seite 5 __ Löhne und Gehälter in der neuen Beschäftigten) che, in der sich die Europäisierung 55 Währung gezahlt werden. Deutsch- Belgien 90 des Arbeitsmarktes so dramatisch Unternehmensberatung land ist dann nur noch eine Region Dänemark 80 bemerkbar macht. „Europäische anders 752) in Europa. Deutschland 30 74 Probleme brauchen europäische Mit den Beschäftigten geme Noch denken Deutschlands Frankreich 10 85 Lösungen“, fordern deshalb Euro- sam lassen sich Betriebe viel GewerkschafterInnen in den Gren- Griechenland 303) pas Baugewerkschaften. Sie wollen besser reorganisieren als zen nationaler Tarifvertragssysteme. 95 nicht nur das Lohndumping mit Großbritannien 30 gegen sie. Bei der Wirtschaft Noch steht für sie die Sicherung der 35 Hilfe der europäischen Entsende- Irland 45 beratung ISA Consult ist 45 deutschen Mitbestimmung im Vor- richtlinie bekämpfen, sondern ihre Mitarbeiterbeteiligung nicht dergrund. Aber hinter den Kulissen Italien 38 90 Tarifpolitik „auf europäischer Ebene nur eine Methode wird auch in den Gewerkschaften Niederlande 28 70 ergänzen“. Langfristig streben sie ______Seite 7 __ Europa immer mehr zu einem stra- Österreich 45 90 eine „gemeinsame Lohn- und Ver- tegischen Element. „Spätestens 25 teilungspolitik“ an. Portugal 80 Weiße Flecken Ende 1997/98 haben die Gewerk- Noch weiter geht die IG Metall. Spanien 10 Projektbezogene Bündnisse schaften das Experimentierstadium 70 Bei ihr sitzen bereits Gewerkschaf- Schweden 80 verlassen und begonnen, sich 80 terInnen aus den Nachbarländern helfen den Gewerkschaften 1) Für einzelne Länder gibt es keine verläss- mehr als Fusionen, um die ernsthaft mit Europa auseinander lichen Daten; je nach Quelle werden auch bei den Tarifverhandlungen mit höhere Organisationsgrade genannt. In der bislang vernachlässigte zu setzen“, erinnert sich Thorsten privaten Wirtschaft liegt der Organisations- am Tisch. Noch sind sie zwar nur grad generell niedriger. Dienstleistungsbranche zu Schulten, Europa-Experte des Wirt- 2) In Dänemark fällt ein Teil der Angestellten nicht „passive Zuhörer“, aber „das Ver- unter den Tarifvertrag, sondern wird auf Grund organisieren, meint Wolfram schafts- und Sozialwissenschaft- von individualrechtlichen Vereinbarungen bezahlt. trauensverhältnis zwischen den lichen Instituts (WSI). Nicht nur dass 3) Nur private Wirtschaft Gewerkschaften wächst“, betont Wassermann inzwischen in den meisten Groß- Stand: Dezember 1999; Quelle: WSI-Tarifarchiv DGB einblick / Nachdruck frei Thorsten Schulten. Wie wichtig das unternehmen Eurobetriebsräte ent- In Europa schwankt der ist, zeigt eine Erfahrung der IG standen sind und die Gewerkschaf- gewerkschaftliche Organi- Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). ten ihre Mitglieder gegenseitig sationsgrad zwischen 10 Hoechst will mit dem französischen und 80 Prozent, die Reichweite anerkennen: Auch die Tarifpolitik der Tarifverträge zwischen Chemie-Multi Rhône-Poulenc zu beginnt sich zu europäisieren. 35 und 95 Prozent. Aventis fusionieren. Sitz der Hol- Der Surf-Tipp ding soll Straßburg sein, die deut- fürs Internet sche Mitbestimmung wäre damit www.multimediabuero.de plusminusBERLIN hinfällig. Die Pläne haben die IG Infos des Kooperations- BCE in eine schwierige Situation büros Multimedia + Arbeits- Schleswig-Holsteins Dagmar Wöhrl, wirt- gebracht.Weil im vergangenen Jahr welt von DPG, HBV und Ministerpräsidentin schaftspolitische die Durchsetzung der Euro AG am + - IG Medien rund um Heide Simonis (SPD) und Sprecherin der CSU-Landes- Widerstand Spaniens gescheitert Telearbeit mit vielen Günter Grass fordern in gruppe im , nimmt ist, muss die IG BCE die Mitbestim- Handlungstipps und Links einem offenen Brief an Innen- die jüngsten Orkane zum mung bei Aventis in Verhandlungen minister (SPD) Anlass, Kritik an Verkehrs- durchsetzen. Die Unterstützung der Im Faxabruf eine Härtefallregelung im minister Klimmt zu üben. Die französischen Gewerkschaften für Ausländergesetz. Eine huma- unzureichenden Vorhersagen eine Unternehmensmitbestimmung 0211 / 43 01 670 ne Asylpolitik müsse eine des ihm unterstellten Deut- nach deutschem Muster war „erst Informationsgesellschaft unverzichtbare sozialdemo- schen Wetterdienstes zeigten nach langen Gesprächen“ zu ge- braucht Arbeitnehmer- kratische Position bleiben. seine „Führungsschwäche“. winnen, betont IG BCE-Vorstand datenschutz Werner Bischoff. • Anforderungen an die Informationsgesellschaft

einblick 1/00 1/00 POLITIK AKTUELL

wiewardiewoche ? geplant●●● ➜beschlossen

Die IG Metall-Verwaltungs- räte für die Informationstechnologie fit machen. Für Die Erschließung neuer stelle Wiesbaden-Limburg eröffnet am 1. Februar viele junge Menschen ist das Projekt zudem der er- Beschäftigungspotenziale in gemeinsam mit der evange- ste Kontakt mit den Gewerkschaften. der Informations- und Kom- lischen Kirche ein Internet- Um das Projekt in Zukunft noch besser betreuen zu munikationstechnologie, im Café. Hajo Rübsam, 48, können, wollen wir im nächsten Monat mit der Umweltbereich und bei den Zweiter Bevollmächtigter evangelischen Kirche einen gemeinnützigen Verein personenbezogenen Dienst- der Verwaltungsstelle, sagt, warum hier nicht nur gründen. Das müssen wir uns von unserem Bezirk leistungen stehen im Mittel- SchülerInnen und Auszu- und dem Vorstand absegnen lassen. Um Satzungs- punkt des beschäftigungs- bildende günstig surfen fragen direkt vor Ort zu besprechen, hat sich für politischen Konzeptes, das können. die nächsten Tage einer der Justitiare der IG Metall der DGB-Bundesvorstand angekündigt. während der Klausursitzung Uns bleiben noch knapp zwei Wochen bis zur Eröff- Wir versuchen auch, den Verein auf breitere Füße zu am 18. und 19. Januar in nung des Internet-Cafés. Die Räumlichkeiten sind stellen, und führen Gespräche mit der katholischen Hattingen beraten will. gefunden, die PC-Ausstattung steht. Für die restli- Kirche, der Arbeiterwohlfahrt und der örtlichen Weitere Schwerpunkte der chen Vorbereitungen hatte ich auf eine ruhige IG BAU, um sie mit ins Boot zu holen. DGB-Klausur sind die am Woche gehofft. Doch dann kam ein Anruf von Natürlich ist das ganze Projekt kein Selbstläufer. Wir 1. Mai startende Imagekam- einem Insolvenzbetrieb, für den ein Sozialplan aus- müssen es in der Region publik machen. Die ersten pagne des DGB sowie die gearbeitet werden muss. Die Arbeit am Internet- Flyer sind bereits gedruckt. Als nächsten Schritt Organisationsreform. Café musste ich zurückstellen, obwohl immer noch planen wir ein Treffen mit Vertretern aus Politik und einiges zu organisieren bleibt – denn das Internet- Wirtschaft, um für unser Projekt zu werben. Der DGB-Bundesvorstand Café ist nur ein Teil eines größeren Projektes. Schon Bis zum Start des Cafés am 1. Februar müssen alle will einen ehrenamtlichen seit zwei Jahren bietet die evangelische Kirche mit Vorbereitungen abgeschlossen sein. Trotz der knapp Seniorenbeirat auf Bundes- unserer Hilfe eine Computerwerkstatt an. Außerdem bemessenen Zeit bin ich zuversichtlich. Ich empfinde ebene aufbauen, der den bereiten wir einen eigenen Jugendserver für die das Internet-Projekt nicht als „Klotz am Bein“. Forderungen älterer Region Wiesbaden vor. Schließlich bietet es uns als Gewerkschaft die Mög- Gewerkschaftsmitglieder Es geht eben nicht nur ums Surfen. Wir wollen lichkeit, Auszubildende und ArbeitnehmerInnen aus mehr Gewicht verleihen arbeitslose Jugendliche, SchülerInnen und Betriebs- der IT-Branche zu erreichen. soll. Als erster Schritt sollen in einem bis September 2000 befristeten Projekt Berufsausbildung Berufsabschluss. In Ostdeutschland die bereits bestehenden liege die Quote der Ungelernten seniorenpolitischen Aktivi- Zahl der Ungelernten steigt mit zehn Prozent derzeit deutlich täten auf Landes- und Kreis- unter der im Westen. Grund seien ebene zu einem flächen- Die Zahl junger Menschen ohne Klemm in einer Studie für die Hans- das umfangreichere Ausbildungs- deckenden Netz mit Verant- abgeschlossene Berufsausbildung Böckler-Stiftung. In Westdeutschland angebot aus DDR-Zeiten und staat- wortlichen auf den jeweili- ist in den vergangenen Jahren dras- habe inzwischen fast jeder sechste liche Hilfsmaßnahmen. Klemm for- gen Ebenen ausgebaut tisch gestiegen. Zu diesem Ergebnis (15,4 Prozent) junge Mensch zwi- dert zur verstärkten Bekämpfung werden. Koordiniert wird kommt der Bildungsforscher Klaus schen 20 und 25 Jahren keinen der „Ausbildungslosigkeit“ auf. Im das Projekt von Sabine Westen werde die Nachfrage nach Acker vom DGB-Bundes- Ausbildungsplätzen noch über das vorstand. in eigenerSache Jahr 2010 hinaus steigen. •

Verärgert hat das Fehlerteufel- einem starken Auftritt der Ge- Öffentliche Aufträge scheidenden Kriterien, sollen künf- chen in der letzten Ausgabe (ein- werkschaften am 2. September, tig Unternehmen bevorzugt werden, blick 23/99, Seite 5) all jene, die dem Tag der Gewerkschaften auf Frauenförderung bei denen zudem Frauen besonders sich per Faxabruf mehr Infos zu der Expo 2000. Wer uns seine und Tariftreue gefördert werden. Außerdem prüft den gewerkschaftlichen Aktivitä- Ideen unter dem „Stichwort: Ex- das Bundeswirtschaftsministerium, ten auf der Expo 2000 in Hanno- po 2000“ bis zum 24. Januar Bei der Vergabe öffentlicher ob auch Tariftreue als Vergabe- ver holen wollten. Die richtige schickt, nimmt noch an der Verlo- Aufträge sollen künftig Kriterien bedingung festgeschrieben werden Faxabruf-Nummer dazu lautet: sung von zwei Expo-Eintrittskar- zugrunde gelegt werden, die über soll.Allerdings will das Ministerium 0211 / 43 01 661. ten teil. die bisher übliche Praxis hinaus- ein Urteil des Bundesgerichtshofs Verlängert haben wir den Ein- Fax: 0211/4301 587 gehen. Waren in der Vergangen- abwarten, der am 18. Januar über sendeschluss für Vorschläge zu E-Mail: [email protected] heit Leistungsfähigkeit, Fachkunde, die Einführung von Tariftreue- Zuverlässigkeit und Preis die ent- erklärungen in Berlin befindet. •

2 POLITIK AKTUELL Das Ergebnis des 5. Spitzengesprächs Bündnis für Arbeit „Die am Bündnis für Arbeit, Von Begeisterung keine Spur Ausbildung und Wettbe- werbsfähigkeit Beteiligten Ob in der Metallindustrie, im öffentlichen Dienst oder im tiert Schartau pragmatisch: „Lauf- empfehlen ... für die anste- Baugewerbe – die Tarifrunde 2000 wird zeigen, ob sich das zeiten sind Verhandlungssache.“ Bündnis für Arbeit selbst ernst nimmt. Auch der Vorsitzende der IG hende Tarifrunde 2000 eine Bauen-Agrar-Umwelt, Klaus Wiese- beschäftigungsorientierte Dieter Schulte sollte Recht be- Für 1999 hatte die IG Metall hügel, begrüßt – ohne es hoch- und längerfristige Tarif- halten. Als das für den 23. Dezem- 6,5 Prozent gefordert und – per jubeln zu wollen – das Ergebnis des politik. Dabei wird der sich ber geplante Spitzentreffen der Sonderschlichtung – 3,2 Prozent jüngsten Bündnisgesprächs, weil in Bündnispartner platzte, sagte der plus Einmalzahlungen durchsetzen Sachen vorzeitiges Ausscheiden am Produktivitätszuwachs DGB-Vorsitzende: „Den Versuch können. Doch dieses Jahr wird alles keine Festlegung auf ein bestimm- orientierende,➜ zur Verfü- wäre es wert gewesen.“ Tatsäch- anders, die Tarifrunde 2000 verlau- tes Modell erfolgt sei. Weil im Bau- gung stehende Verteilungs- lich ist die gemeinsame Erklärung fe „nicht wie sonst“, mutmaßt gewerbe jeder zweite Beschäftigte spielraum vorrangig für der überraschend für den 9. Januar Harald Schartau, Bezirksleiter der IG schon mit 55 Jahren aus gesund- beschäftigungswirksame einberufenen Bündnisrunde weit- Metall in Nordrhein-Westfalen. Das heitlichen Gründen ausscheide, gehend identisch mit dem Eck- müsse über eine Zu- Vereinbarungen genutzt. Selten ausgeschöpft

punkte-Papier, das Schulte und 10,5 satzrente Altersarmut Die jeweils zuständigen Tarifpolitischer Verteilungsspielraum und Ein- Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt verhindert werden. Tarifparteien werden im 8,9 kommenserhöhung 1992-1999 (in Prozent) bereits drei Tage vor Heiligabend Der Vorsitzende der Rahmen ihrer Verantwor- vereinbart hatten. Bundeskanzler Produktivität + Preise IG Medien, Detlef Hen- Gerhard Schröder war es gelungen, Bruttoeinkommen sche, beurteilt die Erklä- tung notwendige branchen-

hinter den Kulissen Druck auf die 5,4 rung der Bündnispart- bezogene Differenzierungen 5,0 4,6 zerstrittene Arbeitgeberriege auszu- 4,5 ner als „Ansammlung vereinbaren. 3,6 üben, sie auf die einmal gefundene 3,5 von Gemeinplätzen“. Kompromisslinie festzunageln. 2,9 2,9 Er hegt große Zweifel, In dem Zusammenhang wer- 2,2 2,1 2,0 1,8

Geschickt verkaufte der Kanzler 1,4 dass die Arbeitgeber den Wege gefunden, ein 0,8 seinen Erfolg als „Durchbruch“ und 1992 93 94 95 96 97 98 99 wirklich zur Umvertei- beschäftigungswirksames „grundlegende Weichenstellung lung von Arbeit durch Quelle: WSI Mitteilungen 12/1999 DGB einblick / Nachdruck frei vorzeitiges Ausscheiden für mehr Beschäftigung“. DGB- Rente ab 60 oder ver- Nur einmal ist in den vergangenen langfristig Versicherter aus Chef Schulte hängte prompt tiefer: acht Jahren der so genannte besserte Altersteilzeit bereit sind. Es sei „zumindest eine Basis“ dafür neutrale Verteilungsspielraum – „Das wäre eine Kehrtwende um dem Erwerbsleben zu zumut geschaffen worden. die Addition von Produktivitätszu- 180 Grad.“ Michael Sommer, stell- baren Bedingungen für die Ihre Tragfähigkeit testet zuerst wachs und Preissteigerung – aus- vertretender Vorsitzender der Deut- geschöpft worden: 1992. In den Betroffenen zu ermöglichen, die IG Metall. Sie fordert „bis zu schen Postgewerkschaft, nimmt die folgenden sieben Jahren lagen ohne dass zusätzliche 5,5 Prozent für die Erhöhung der Produktivität und Preise stets Gegenseite beim Wort: „Es ist ein Löhne, Gehälter und Ausbildungs- über der Einkommenserhöhung. Fortschritt, dass die Arbeitgeber Belastungen für die Sozial- vergütungen sowie die Finanzierung sich zur Notwendigkeit von Arbeit- versicherung entstehen. der Beschäftigungsbrücke zwischen Bündnis für Arbeit habe eine Tür sumverteilung bekannt haben.“ ... Das schließt vorzeitiges Jung und Alt“, so ihr Vorsitzender aufgestoßen, um über Dinge zu Der Vorsitzende der Gewerkschaft Ausscheiden aus dem Berufs Klaus Zwickel. „Unser Ziel ist es, in verhandeln, an denen die Verhand- Nahrung-Genuss-Gaststätten, den nächsten fünf Jahren über lungspartner jeweils kein Interesse Franz-Josef Möllenberg, will zwar leben ebenso ein wie eine 142 000 älteren Arbeitnehmern das hätten. Gesamtmetall sei nicht an die Arbeitgeber in die Pflicht neh- verstärkte Nutzung der vorzeitige Ausscheiden aus dem beschäftigungsfördernder, die IG men, bleibt jedoch skeptisch: „Den Altersteilzeit.“ Erwerbsleben zu ermöglichen und Metall nicht an langfristiger Tarifpo- großen Durchbruch zu einer neuen in gleichem Umfang Neueinstellun- litik interessiert. Diese Chance gelte Tarifpolitik sehe ich nicht.“ gen von Jungen und bisher Arbeits- es zu nutzen, um sowohl eine „ver- Den Verteilungsspielraum für Im Internet losen zu organisieren“. nünftige“ Einkommensentwicklung 2000, der sich – trotz missverständ- Der Aufschrei der Presse ließ als auch ein früheres Ausscheiden licher Formulierung in der Bündnis- www.einblick.dgb.de nicht lange auf sich warten – so als aus dem Erwerbsleben zustande zu Erklärung – für die Gewerkschaften seien dank Bündnis für Arbeit Tarif- bringen. Die Tarifparteien müssten nach wie vor aus Produktivitätszu- Im Faxabruf verhandlungen plötzlich konflikt- jetzt „Phantasien entwickeln“, damit wachs und Preissteigerung zusam- 0211 / 43 01 674 freie Plauderrunden und bedeute die Verabredungen im Bündnis über mensetzt, schätzt das Wirtschafts- Im Wortlaut: die beschäftigungsfördernde Tarifpoli- Tarifverträge „Kopf,Arme und Beine und Sozialwissenschaftliche Institut gemeinsame Erklärung tik Lohnzurückhaltung statt Arbeits- kriegen“. Den Streit um die Länge (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung der Bündnispartner umverteilung. der Tarifvertragslaufzeiten kommen- auf 3,6 bis 4,2 Prozent. • vom 9. Januar

3 einblick 1/00 1/00 PROJEKTE UND PARTNER

Politik-Workshop schaft und Politik. Mitdiskutieren Seminar werden u.a. Wolfgang Streeck, Rot-Grün auf dem Prüfstand Berater der Bundesregierung im Gemeinsam den Bündnis für Arbeit, die Bundestags- Betrieb erneuern Schafft Rot-Grün die Auflösung Fragen stehen im Zentrum der abgeordneten Margareta Wolf und des Reformstaus? Gelingt der Tagung „Die Arbeitsmarkt-, Steuer- Klaus Müller (Bündnis 90/Die Die Umstrukturierung eines längst überfällige Durchbruch – und Rentenpolitik von Rot-Grün Grünen), Joachim Poß und Ulla Betriebs gelingt nur, wenn Chef- von der Sanierung der Staatsfinan- auf dem Prüfstand: Wie begründet Schmidt (SPD) sowie Peter Bareis, etage, Beschäftigte und Betriebsrat zen bis zum Umbau des Renten- ist die gewerkschaftliche Kritik?“ konservativer Vorkämpfer für gene- zusammenarbei- systems? Welche Rolle spielen des DGB-Bildungswerks vom 8. bis rell niedrige Steuersätze. • ten. Wie das dabei Gewerkschaften und Arbeit- 10. März in Hattingen. Geplant ist Tel.: 0 23 24 / 508 0 praktisch geht, geberverbände? Sind sie Teil der ein offener Schlagabtausch zwi- E-Mail: zeigt das Semi- Lösung oder des Problems? Diese schen Gewerkschaften, Wissen- [email protected] nar „Kooperative Unternehmens- führung in mit- IteG-Jahresprogramm Verkehrsteilnehmer (GUV). Ihre Leis- Aktivierung“ nach. Ein weiterer telständischen tungen liegen zwischen einigen Schwerpunkt der Veranstaltung am Unternehmen“ Kurse rund um hundert Mark Krankengeld und 8. und 9. Februar in Berlin ist die am 28. Januar in PC und Medien mehreren tausend Mark für Rechts- Finanzierbarkeit von Reformideen Essen. Die Ver- anwalts- und Gerichtskosten. Im in Zeiten knapper Kassen. • anstaltung wird Vom Internet-Basiskurs bis zum Mai wird die GUV/Fakulta, aus der Fax: 0211 / 43 01 118 von der Bertels- Profi-Seminar über Ganzseitenum- 1965 der ACE hervorgegangen ist, mann-Stiftung und der Hans-Böck- bruch bietet das „Institut für Tech- 50 Jahre alt. • Kooperationstagung ler-Stiftung organisiert. • nik und Gesellschaft“ (IteG) Veran- GUV/Fakulta, Schmidener Str. 233 Tel.: 0211 / 77 78 257 staltungen rund um Computer und 70374 Stuttgart Regionale Fax: 0 52 41 / 816 72 60 Medien. Auftakt des Jahrespro- www.guv-fakulta.de Bündnisse gramms „Bildungsurlaub 2000“ ist DGB-Bildungswerk der Kurs „Kreative Bildbearbeitung DGB und HBS Lokale Partnerschaften gegen mit Photoshop“ vom 7. bis 11. Fe- Arbeitslosigkeit stehen bei der Tagung Die Zukunft der bruar in Lage-Hörste (1550 Mark, Reformchancen „Regionale Bündnisse für Arbeit – Altersversorgung für ver.di-Mitglieder 1350 Mark). • des Sozialstaats Modelle und Perspektiven“ am Tel.: 0 52 32 / 983 0 10./11. Februar auf dem Prüfstand. Die Zukunft von Renten und E-Mail: [email protected] Wie kann das gewerkschaftli- Die Veranstaltung in Iserlohn wird Pensionen ist Thema des Seminars che Reformkonzept vom aktivieren- organisiert vom DGB-Bildungswerk, „Soziale Sicherung – betriebliche 50 Jahre GUV/Fakulta den Sozialstaat in praktische Politik von der Hans-Böckler-Stiftung, dem Altersversorgung in privater Wirt- umgesetzt werden? Dieser Frage Oswald-von-Nell-Breuning-Haus schaft und öffentlichem Dienst“ Rechtsschutz für geht die von DGB und Hans-Böck- und dem Institut für Kirche und Ge- des DGB-Bildungswerks. Die Veran- kleines Geld ler-Stiftung gemeinsam veranstal- sellschaft der evangelischen Kirche. • staltung vom 13. bis 18. Februar tete Konferenz „Sozialstaat und Tel.: 0 23 71 / 352 172 im DGB-Bildungszentrum Nieder- 30 Mark pro Jahr kostet der pöcking kostet 950 Mark. • Beitrag, mit dem sich Gewerk- Fax: 0 81 51 / 26 99 222 schaftsmitglieder, die beruflich viel interregio unterwegs sind, ge- Radio-Forum gen die Risiken des ••• Mit dem Award Telearbeit und baute den Online-Dienst „Tele- Straßenverkehrs Deutschland 1999 wurde u.a. wisa“ für Telearbeitende auf. Infos: Bald deutsche schützen können. Welf Schröter, Leiter des Forums So- www.forsoztec.dgb-bw.de. Silicon Valleys? Die GUV/Fakulta ist ziale Technikgestaltung beim DGB ••• Der DGB Kreis Region keine Versicherung, Baden-Württemberg, ausge- KERN hat einen Arbeitnehmer- Gibt es Chancen für deutsche sondern eine der wenigen heute zeichnet. Der Verband Telearbeit Beratungs-Service (ABS) im Silicon Valleys? Das diskutieren Ver- noch bestehenden Selbsthilfeein- Deutschland würdigte mit dem Kieler Gewerkschaftshaus eröffnet. treterInnen der Gewerkschaften und richtungen der Gewerkschaften. Im Preis Schröters Pionierleistungen Er bietet kostenlose Beratung und der Arbeitgeberverbände am 22. April 1910 als Fakulta gegründet auf dem Gebiet der sozialen Service auch für nicht gewerk- Januar, 18.30 Uhr, in der Radiosen- und später von den Nazis verboten, Gestaltung der neuen Multimedia- schaftlich organisierte Arbeitneh- dung „Das sozialpolitische Forum“ entstand sie nach dem Krieg neu, Arbeitswelten. So stand das Forum merInnen sowie für SchülerInnen des Hessischen Rundfunks (HR 1). • im Osten unter dem alten Namen bereits im Februar 1995 als erste und Studierende. Infos: Arbeitneh- Weitere Programminfos: Fakulta, im Westen als Gewerk- gewerkschaftliche Einrichtung mit mer-Beratungs-Service (ABS) Kiel, DGB Hessen schaftliche Unterstützungskasse für einer eigenen Homepage im Netz Tel.: 0431 / 51 95 090 Fax: 069 / 27 30 05 55

4 GEWERKSCHAFTEN Leistungsspektrum Die wichtigsten Leistungen und Produkte ISA Consult von ISA Consult: * Betriebe und Verwaltun- Die etwas andere Unternehmensberatung gen reorganisieren Unternehmensberatungen gibt es gen zunehmend die Vorteile der Stefan Stodolka. „Danach werden * Betriebe und Unterneh- viele, aber nur wenige beziehen Mitarbeiterbeteiligung in betriebli- ein Unternehmenskonzept und ein men sichern und fortführen Kompetenz und Interessen der chen Veränderungsprozessen, doch Business Plan entwickelt.Wir unter- Branchenprojekte aufbau Belegschaft in ihre Arbeit so mit bei ISA Consult ist die Einbezie- stützen die Akteure aber auch ganz * ein wie ISA Consult. hung der Belegschaft nicht nur eine konkret bei Gesprächen mit Banken, en und managen Methode. Arbeit durch Innovation Behörden, Insolvenzverwaltern.“ * Konzepte für die Politik Mit rund zwölf Millionen Mark und Strukturpolitik statt Sharehol- Noch machen Betriebsberatun- erarbeiten➜ und umsetzen Umsatz 1999 gehört ISA Consult, der Value und knallharte Sanierung: gen nur rund 20 Prozent der Tätig- frauengerechte Arbeits- Beratungsgesellschaft für Innovati- Das Zurückgreifen auf das Know- keit von ISA Consult aus, liegt das * on, Strukturpolitik und Arbeit, eher how von Unternehmensleitung und Schwergewicht auf Strukturpolitik und Strukturpolitik zu den Zwergen unter den Wirt- Belegschaft, professionelle Kompe- und Wirtschaftsberatung in Bran- schaftsberatungen. Doch bei den tenz und Vertrauen bei Arbeitgebern chen und Regionen im Auftrag von Unternehmen, die auf beteiligungs- wie ArbeitnehmerInnen sorgen in Ministerien, Kommunen, Kammern, orientierte Beratung setzen, ist ISA vielen Fällen dafür,dass ein Konsens Verbänden und Gewerkschaften. Consult, hundertprozentige Tochter schneller erreicht wird – zu niedri- Das Projekt „Multimedia und ISA Consult berät in unter- der BGAG Beteiligungsgesellschaft geren Kosten und mit größerer Maschinenbau“ beispielsweise ist schiedlichen Branchen – in der Gewerkschaften, der Marktfüh- Akzeptanz bei der Belegschaft. als Anschubprojekt im NRW- der Eisen- und Stahlindustrie rer. 1991 gegründet, ist das Unter- „Die Beschäftigten wissen, dass die Bündnis für Arbeit entstanden. Das im Maschinen- und Anlagen- nehmen mit Hauptsitz in Bochum Maßnahmen der Arbeitsplatzsicher- Ziel: die Anwendung von neuen bau, in der Metallverarbei- seitdem kontinuierlich gewachsen. heit dienen und nicht allein unter Informations- und Kommunikati- Bundesweit unterstützen rund 40 dem Gesichtspunkt der Kostenein- onstechnologien, von Internet, tung und Elektrotechnik, im BeraterInnen mit ganz unterschied- sparung verfolgt werden“, so Peter E-Commerce und Teleservice, in Textil- und Bekleidungsge- lichen Projekten ein breites Kun- Wilke, der für ISA Consult das Expo- einer so traditionellen Branche wie werbe, in der Baustoffindus- dem Maschinenbau zu fördern. Der trie und der Bauwirtschaft, Ansatz von ISA Consult bei Bran- chen- und Regionalprojekten: Der im Gesundheitswesen, im Umbau ist gestaltbar, wenn Unter- Einzelhandel und im öffent- nehmen, Betriebsräte, Beschäftigte, lichen Dienst. Sozialpartner zusammenarbeiten. Ein expandierender Geschäfts- Hauptsitz von ISA Consult bereich mit vielen Projekten ist die ist Bochum, Niederlassungen frauengerechte Struktur- und Ar- gibt es in Hamburg, Hanno- beitsmarktpolitik. Ein europäisches ver, Berlin, Mainz, Dresden Projekt beschäftigt sich mit „Chan- cengleichheitspolitik der Arbeit- und Bielefeld sowie eine nehmerorganisationen“. Im Mittel- Vertretung in Brüssel. punkt des Projektes „Kurwesen ISA Consult GmbH Landkreis Ahrweiler“ steht die

Abb.: ISA Conult GmbH Sicherung von Frauen-Arbeitsplät- Westring 26 a denspektrum – Gewerkschaften, Büro der Gewerkschaften leitet.„Das zen in der Region. „Nicht nur die 44787 Bochum Arbeitgeberverbände, Unterneh- führt natürlich auch zu Erwartungen, Arbeitsplätze in den Kureinrichtun- Tel.: 0234 / 91 32 0 men, Kommunen, Ministerien und die wir nicht einlösen können.“ gen sind dort bedroht“, so Berate- E-Mail: [email protected] EU-Institutionen. Neben Betriebsberatungen zu rin Susanne Dalkmann. Eine Maß- „Unser besonderes Profil macht Reorganisationsprozessen wie der nahme zur Sicherung der Arbeits- Internet: www.isa-consult.d uns für diese unterschiedlichen Einführung von Gruppenarbeit oder plätze ist, die Qualität der Dienst- Kunden attraktiv“, erläutert Hein- neuen Arbeitszeitmodellen unter- leistung zu erhöhen. Ein Modellpro- rich Lienker, Geschäftsführer von stützen BeraterInnen von ISA Con- jekt in einer Klinik zeigt, wie viel Im Internet ISA Consult. „Von anderen unter- sult auch Belegschaftsinitiativen effektiver ein „kontinuierlicher www.einblick.dgb.de scheidet uns, dass wir im Bera- zur Unternehmensfortführung in Verbesserungsprozess“ der Arbeits- tungsprozess auch Kompetenz und Insolvenzunternehmen. „Auf Grund- organisation verläuft, wenn Ge- Im Faxabruf Interessen der Beschäftigten mobi- lage einer Machbarkeitsstudie schät- schäftsführung, Beschäftigte und 0211 / 43 01 676 lisieren.“ Zwar entdecken auch zen wir ein, ob eine Fortführung Interessenvertretung ihn gemein- Aktuelle klassische Unternehmensberatun- sinnvoll ist“, erläutert Betriebsberater sam tragen. • ISA Consult-Projekte

5 einblick 1/00 1/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Gründungsorganisation ver.di können die beteiligten Mitgliedsge- werkschaften einen Austritt aus der Mit einer Ausstel- Geburt im Kaisersaal Gründungsorganisation „nur mit lung informiert die einer Frist von sechs Monaten zum ÖTV über gefähr- „Go ver.di“, die „Gründungs- schaften 40 Einzelpersonen, darunter Schluss eines Kalenderhalbjahres liche Arbeitsbedingungen organisation ver.di“, hat am 21. jeweils ein Mitglied des geschäfts- beginnend ab dem 30.06.2000“ und Sicherheitsmängel auf Dezember im Hamburger Kaisersaal führenden Vorstands der beteilig- erklären. Ein früherer Austritt ist nur Schiffen, die unter „Billig- offiziell ihre Arbeit aufgenommen. ten Gewerkschaften, jeweils fünf durch „einstimmigen Beschluss“ flagge“ fahren. Bis zum 11. Die Gründungsorganisation soll die von den Gewerkschaften delegierte der anderen Gewerkschaften mög- Februar ist sie in der ÖTV- für das Frühjahr 2001 geplante Ver- ehrenamtliche Mitglieder sowie lich. Die nächste Mitgliederver- Hauptverwaltung in Stutt- schmelzung von DAG, DPG, HBV,IG jeweils zwei hauptamtliche Vorsit- sammlung von Go ver.di ist für gart zu sehen. Danach wird Medien und ÖTV zur Vereinten zende von Leitungsorganen auf den 30./31. Januar in Frankfurt/M. sie als Wanderausstellung Dienstleistungsgewerkschaft vorbe- Landes- bzw. Bezirksebene (DPG). geplant. Bis Oktober sollen vier den Kreisverwaltungen der reiten und „die Entwicklung gemein- 20 der 45 Mitglieder der Gründungs- weitere Termine in Düsseldorf, Ber- Gewerkschaft angeboten. samer Vorstellungen und Strategien organisation sind Frauen. lin und Stuttgart folgen. • in der Gesellschaftspolitik, in der Im zehnköpfigen Vorstand, dem Im Internet: Seit dem 1. Januar ist Tarif-, Betriebs- und Unterneh- die Gewerkschaftsvorsitzenden und www.einblick.dgb.de die IG Medien Mit- menspolitik sowie in der Familien- deren StellvertreterInnen angehö- Im Faxabruf: 0211 / 43 01 683 gliedsorganisation und Frauenpolitik“ vorantreiben. ren, sind vier von zehn Mitgliedern Mitglieder und Sitzungsplan des European Graphic and Mitglieder von Go ver.di sind neben Frauen. Nach der im Dezember be- der Mitgliederversammlung Media Network (EGIN). den Vorsitzenden der fünf Gewerk- schlossenen Satzung von Go ver.di von Go ver.di EGIN ist ein Zusammen- schluss von europäischen Arbeitgeberverbänden, Vorbereitung auf ver.di Zentrale Veranstaltungen der Gewerkschaften Gewerkschaften und For- und des DGB 2000 schungseinrichtungen und ÖTV bessert 18./19.1. Klausurtagung des DGB-Bundesvorstands, Hattingen fördert Forschung sowie jetzt nach 16./17.3. Tarifpolitische Tagung der ver.di-Gewerkschaften, Frankfurt/M. Aus- und Weiterbildung im 1.5. Tag der Arbeit, Start der Image-Kampagne des DGB Bereich Medien. Die Gewerkschaft ÖTV will die 18./19.6. Gewerkschafts- und gesellschaftspolitisches Forum der IG Metall, Springe Information ihrer Mitglieder und September 2000 Außerordentlicher Gewerkschaftstag der Gewerkschaft HBV Die IG Metall hat die Funktionäre über die geplante 2.9. Tag der Gewerkschaften auf der Expo 2000, Hannover Jahresausgaben 1999 Dienstleistungsgewerkschaft ver- 14.9. 50 Jahre Gewerkschaft der Polizei, Hamburg des Monatsmagazins bessern. Eine vom Hauptvorstand 4.- 10.11. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, „metall“ und des Info- Mitte Dezember eingesetzte Kom- Transport und Verkehr, Leipzig Dienstes „direkt“ auf einer mission soll den ver.di-Prozess 26.11.- 1.12. Gewerkschaftstag der Gewerkschaft der Eisenbahner CD-ROM zusammengefasst. „begleiten und bewerten“. Mitglied Deutschlands, Magdeburg Die CD enthält außerdem der Kommission sind jeweils ein Mehr Termine im Internet: www.einblick.dgb.de / Im Faxabruf: 0211 / 43 01 684 ein Passwort für das ehrenamtliches Mitglied je Bezirk, Gewerkschaftsjahr 2000 schaftsrat übernehmen. Parallel Online-Archiv der „metall“ zwei Bezirksvorsitzende sowie die dazu will der DGB seine Organisa- im Internet. Ein Exemplar Mitglieder des geschäftsführenden Neues Image, tionsreform abschließen. Erste Ent- kostet 24,50 Mark. Hauptvorstandes. Ab Januar 2000 neue Strukturen scheidungen, die Zusammenlegung Fax: 069 / 79 52 242 ist zudem ein neuer Infodienst mit der noch bestehenden 139 Kreise Nachrichten und Informationen zum Das Jahr 2000 soll zu einer zu 97 Regionen und die Bündelung Wer wann und wie ver.di-Prozess geplant. Wendemarke werden – nicht nur der zwölf Landesbezirke zu acht einen deutschen Schwerpunkt des ersten ÖTV- die Strukturen, auch das Image der Bezirken, sollen bereits auf der Pass bekommt, er- extra sollen die Ergebnisse der letz- Gewerkschaften sollen sich nach- Klausursitzung am 18./19. Januar klärt das Seminar „Reform ten Sitzung des Lenkungsausschus- haltig ändern: Spätestens bis zum in Hattingen fallen. des Staatsbürgerschafts- ses am 17. Dezember sowie der Sommer wollen DAG, DPG, HBV,IG Am 1. Mai will der DGB seine rechts“ vom 19. bis 24. Gründungsversammlung von Go Medien und ÖTV die letzten Steine Image-Kampagne starten. Unter März in der ÖTV-Bildungs- ver.di am 21. Dezember 1999 in für die im Frühjahr 2001 geplante dem Motto „Wer, wenn nicht wir“ stätte Berlin-Wannsee. Die Hamburg sein. Hintergrund der Verschmelzung zu ver.di aus dem wollen sich die Gewerkschaften als Veranstaltung ist Teil des Informationsoffensive sind die Vor- Weg räumen. Die Ergebnisse moderne, leistungsstarke Interes- „Bildungsprogramms 2000“ behalte gegenüber ver.di, die viele müssen anschließend bei ÖTV,HBV senvertretung präsentieren. Einer des Referats Migration Delegierte während des außeror- und IG Medien noch von Gewerk- der Höhepunkte ist die Beteiligung beim DGB-Bundesvorstand. dentlichen Gewerkschaftstages der schaftskongressen abgesegnet der Gewerkschaften an der Expo Fax: 0211 / 43 01 134 ÖTV im November in Dortmund werden, bei DAG und DPG könnte 2000 in Hannover, die am 1. Juni geäußert hatten. • diese Aufgabe auch der Gewerk- ihre Tore öffnet. •

6 Boombranche MEINUNG Dienstleistung

Das private Dienstleistungs-

Private Dienstleistungsbranche gewerbe gehört seit Jahren zu den Wirtschaftsbereichen Gewerkschaftliches Niemandsland mit kontinuierlichem Wachs- tum. Insgesamt arbeiten Bisher wird der private Dienstleistungsbereich von den Gewerkschaften vernachlässigt. Wolfram 2,5 Millionen Beschäftigte Sagt Wolfram Wassermann vom Büro für Wassermann, 53, in diesem Bereich. arbeitet als wissen- Sozialforschung, Kassel. ➜ schaftlicher Angestell- Mittelständische Dienstleis- ter im Büro für Sozial- Die ArbeitnehmerInnen im Dienstleistungsbe- forschung, Kassel. tungsfirmen, in den 60er reich müssen versuchen, es beiden – Auftrag- und Arbeitsschwerpunkte: Jahren gegründet, haben Arbeitgebern – recht zu machen. Und sie müssen gewerkschaftliche Betriebspolitik, sich in vielen Fällen zu inter- gegenüber beiden Herren eigene Interessen wahren. Soziologie kleiner national agierenden Groß- Die Auslagerung von Dienstleistungen aus großen, Betriebe, industrielle geschlossenen Betrieben bedeutet für die Beschäf- Beziehungen in konzernen mit mehreren tigten Marginalisierung in mehrfacher Hinsicht: Sie Deutschland und tausend Beschäftigten werden aus relativ gesicherten Tarifbereichen in Europa. Die Ergebnisse der Untersuchung zum Thema Interessenvertretung im entwickelt. Der wesentliche Tarifverträge mit niederem Einkommensniveau, teil- privaten Dienstleistungsgewerbe hat er Wachstumsmotor für das weise in erodierende Tarifbereiche abgeschoben. unter dem Titel „Diener zweier Herren“ Viele fallen ins tarifpolitische „Nichts“. Sie werden beim Verlag Westfälisches Dampfboot, private Dienstleistungsge- aus integrierten Mitbestimmungsstrukturen heraus- Schriftenreihe Hans-Böckler-Stiftung, werbe ist die anhaltende veröffentlicht. getrennt. Die Betriebsräte des früheren Arbeitgeber- Tendenz der Auslagerung betriebes sind nicht mehr für sie zuständig, und in („Outsourcing“) aus den den ausgegründeten privaten Dienstleistungsfirmen und gemeinsame Betreuung von Belegschaften und sind eigene Betriebsratsstrukturen noch Ausnahme- Betriebsräten, z.B. im Verhältnis von Auftraggeber- großen geschlossenen erscheinungen. So verlieren die Beschäftigten oft und Dienstleisterbetrieben. Betrieben – insbesondere den Kontakt zu den Gewerkschaften, für die dieser Gewerkschaftsfusionen lösen diese Probleme bei den so genannten Bereich „Niemandsland“ ist. Hier liegt sicher auch nicht automatisch, zumal die Gewerkschaften nicht „Gebäudedienstleistungen“ eine Erklärung für den allgemeinen systematischen auf jede branchenübergreifende Unternehmens- Mitgliederschwund der letzten Jahre. konstellation mit einer Fusion reagieren könnten. In der Studie „Diener zweier Was erwartet Arbeitnehmer des privaten Dienst- Gefragt sind projektbezogene Bündnisse und neue Herren“ kommt das Büro leistungsbereichs in den Gewerkschaften heute? Methoden „grenzüberschreitender“ Zusammen- für Sozialforschung, Kassel, ■ Unklare Zuständigkeitsbereiche der Gewerk- arbeit. So, wie die Beschränkung der Perspektive schaften, Fehlen von gewerkschaftlichen Kontakt- der betrieblichen Interessenvertretung auf den tradi- zu dem Ergebnis, dass die stellen auf lokaler Ebene, teilweise konkurrierende tionellen Betriebsbegriff nicht mehr haltbar ist, Einflussmöglichkeiten von Gewerkschaften. wird auch die Begrenzung der gewerkschaftlichen Betriebsräten und Gewerk- ■ Inadäquate Organisationsstrukturen der Gewerk- Betriebspolitik auf den Bereich der „eigenen Organi- schaften im Stadium der schaften auf örtlicher und unternehmensbezogener sation“ den Anforderungen im Bereich der Dienstleis- Entscheidung über die Ver- Ebene. tungswirtschaft nicht mehr gerecht.In Dienstleistungs- ■ Mangelhafte innergewerkschaftliche Kommuni- strukturen sollte eine gewerkschaftsübergreifende gabe von Dienstleistungs- kation über Unternehmenszusammenhänge und Zusammenarbeit möglich sein. aufträgen nicht systema- fehlende „grenzüberschreitende“ Aktion auf über- Die Schließung „weißer Flecken“ auf der „Betriebs- tisch genutzt werden. örtlicher Ebene. rätelandkarte“ dieser Firmen sollte Gegenstand Ihr Fazit: Wenn die Existenz ■ Mangelnde Qualifikationen und Branchenkennt- gemeinsamer Anstrengungen sein. Systematische nisse des hauptamtlichen Personals auf örtlicher Hilfen, von den Gewerkschaften entwickelt, könnten eines Betriebsrates oder Ebene für die spezifischen Problemstellungen der eine Zusammenarbeit der Betriebsräte von Dienst- die Tarifbindung bei der privaten Dienstleister, häufig noch traditionelle, leistungs- und Auftraggeberfirmen erleichtern. So Auftragsvergabe in gleicher vorurteilsbehaftete Einstellungen gegenüber dem könnten etwa unternehmens- und organisations- Weise berücksichtigt wür- Dienstleistungsbereich. übergreifende Mitbestimmungskonzeptionen – je- ■ Randständigkeit der Mitglieder und Funktionäre weils auf konkrete Fälle bezogen – zwischen den den wie Preise und Qualität aus dem Dienstleistungsbereich im Organisations- betroffenen Gewerkschaften entwickelt werden. der Dienstleistung, wäre die und Kommunikationszusammenhang der Industrie- Schließlich würde eine derartige Zusammenarbeit Erosion des Tarifwesens und und Verwaltungsgewerkschaften. auch allmählich die nötige Grundlage für innovative der betrieblichen Interessen ■ Schwerfälligkeit der Branchengewerkschaften in Zusammenarbeit auf der tarifpolitischen Ebene im vertretung nicht so weit Bezug auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit Dienstleistungsbereich schaffen. • fortgeschritten, wie sie es heute ist.

7 einblick 1/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

1/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

JUGEND 2000: Angst vor sozialer Ungerechtigkeit Im Übergang zum neuen Jahrtausend Die wichtigsten persönlichen Sorgen von 14- bis 29-Jährigen zur Jahrtausendwende (in Prozent) macht sich die junge Generation am 41 meisten Sorgen über die Ausbreitung 37 34 sozialer Ungerechtigkeit (41 Prozent). 31 Das ergab eine repräsentative Befragung 25 unter 1000 14- bis 29-Jährigen, die das 22 21 21 BAT-Freizeitforschungsinstitut im 16 Oktober 1999 durchführte. An zweiter Stelle folgt die Angst vor sozialer Kälte im Sinne von herzlosem Umgang mitein- ander (37 Prozent). An dritter Stelle der soziale soziale soziale Ausländer- Egoismus materialisti- Kinder- Gleich- soziale Zukunftssorgen nannten die Jugendlichen Ungerechtig- Kälte Konflikte feindlichkeit sche Lebens- feindlichkeit gültigkeit Ausgrenzung keit einstellung

mögliche soziale Konflikte (34 Prozent). Quelle: Repräsentativbefragung des BAT-Freizeitforschungsinstitutes Hamburg, Oktober 1999 DGB einblick / Nachdruck frei

personalien 14 TAGE

••• Wolfgang Lecher, 54, Refe- scheidet der Gewerkschaftsrat der ••• Klaus Brands, 53, Chefre- 18./19.1. Klausurtagung des rent für nationale und internationa- DPG am 27. Januar. dakteur der zum Jahresende einge- DGB-Bundesvorstands, Hattingen le Wirtschaftsbeziehungen beim ••• Wolfgang Rhode, 48, stell- stellten Holzarbeiter-Zeitung (HZ) 20.1. DGB-Landesbezirk Wirtschafts- und Sozialwissen- vertretender Vorsitzender der zum und seit 1989 auch Pressesprecher NRW,Arbeitszeittagung, Essen schaftlichen Institut (WSI) in der Jahreswechsel in die IG Metall inte- der GHK, scheidet aus. Die zehnmal 24.1. Neujahrspresse- Hans-Böckler-Stiftung, ist ab 1. grierten Gewerkschaft Holz und im Jahr erscheinende neue Bran- konferenz des DGB, Berlin März verantwortlicher Redakteur Kunststoff (GHK), ist vom Beirat der chenbeilage Holz und Kunststoff 26.1. Eröffnung des Bun- der WSI-Mitteilungen. Er folgt Ma- IG Metall in den geschäftsführen- der Mitgliederzeitschrift metall wird desarbeitsgerichts, Erfurt rio Helfert, 63, der seit 1993 für den Vorstand gewählt worden. von Werner Hoffmann, 53, in 28.1. Universität Olden- das Blatt verantwortlich war. ••• Wolf-Dieter Rudolph, 41, der metall-Redaktion betreut. burg, 25 Jahre Kooperation Hoch- ••• Walter Scheurle, 47, Mit- bis Ende 1999 verantwortlicher Re- ••• Steffen Kühhirt, 32, bis De- schule – Gewerkschaften glied des geschäftsführenden dakteur der Fachzeitschrift Arbeits- zember Bundesjugendsekretär der 28.1. Bertelsmann- Hauptvorstands der Deutschen recht im Betrieb (AiB), ist seit Janu- ÖTV, arbeitet seit Januar in zwei Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung, Postgewerkschaft (DPG), ist vom ar als Rechtsanwalt in der Kanzlei von der ÖTV und der DAG bzw. den Tagung Kooperative Unternehmens- Aufsichtsrat der Deutschen Post AG Schneider und Partner in Berlin ver.di-Gewerkschaften getragenen führung in mittelständischen Unter- zum Arbeitsdirektor bestellt wor- tätig, zu deren Sozietät auch der Projekten in den Bereichen Luft- nehmen, Essen den. Über die Nachfolge von Walter ehemalige HBV-Vorsitzende Lorenz fahrt und Logistik. Das Bundes- 28./29.1. 10 Jahre gesamt- Scheurle im DPG-Vorstand ent- Schwegler gehört. jugendsekretariat der ÖTV leitet bis deutsche DPG, Berlin zur nächsten ÖTV-Bundesjugend- 30./31.1. Mitgliederver- Impressum einblick erscheint vierzehntäglich als kostenloser gewerkschaftlicher konferenz Oliver Moses, 42. sammlung Go ver.di, Frankfurt/M. Info-Service Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Verlag: einblick Ver- lagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Hans- Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Schlusspunkt● Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Schröder ist einer von der Sorte Politiker, die sogar Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck an einem runden Tisch zu Kopfe sitzen können.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Günter Bannas in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 11.1.2000, über die Rolle des Bundeskanzlers im Bündnis für Arbeit.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 31.01.2000 2/00 inhalt Öffentliche Auftragsvergabe ______Seite 3 __ Gutachten stützt Tariftreue-Forderung Tarifrunde 2000 Tariftreue statt Sozialdumping – Viel Knete der aufgefordert, Vergabegesetze „Der Produktivitätszuwachs die Forderung des DGB, öffentliche Ausgaben der öffentlichen Haushalte zu erlassen, die Tariftreue bei der ist die eigentliche Verhand- Aufträge nur an Firmen zu verge- 1992 bis 1998 in Milliarden Mark1) öffentlichen Auftragsvergabe ver- lungsmasse.“ Interview mit ben, die Tariflöhne zahlen, ist legi- 2) langen. Entscheide allein das güns- Harald Schartau, IG Metall- 2)

tim. Das bestätigt ein Gutachten 478,9 tigste Angebot, würden Tarifver- Bezirksleiter von 463,6 479,9 452,9 437,2 435,1 des Bremer Rechtswissenschaftlers 457,6 träge ausgehöhlt. IG BAU-Vorsit- Nordrhein-Westfalen Wolfgang Däubler. Darin heißt es: zender Klaus Wiesehügel: „Das „Der Sozialkostenwettbewerb kann Grundgesetz bindet staatliches ______durch staatliche Intervention jeder- Handeln – und dazu gehört die Seite 5 zeit ausgeschlossen werden.“ Vergabe öffentlicher Mittel – an Streit um DGB-Bezirke Aktueller Hintergrund: Der Bun- das Sozialstaatsgebot.“ Landesbezirke legen desgerichtshof (BGH) vertritt laut 1992 93 94 95 96 97 98 Die Arbeitgeber sind uneins. Alternativkonzept vor Beschluss vom 18. Januar die Auf- 1) laufender Sachaufwand und Baumaßnahmen Der Hauptverband der Deutschen von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozial- fassung, das Berliner Vergabege- versicherungsträgern Bauindustrie teilt – wie Bundeskar- 2) teilweise geschätzt ______Seite 7 __ setz von 1999 sei „nicht mit dem Quelle: Statistisches Jahrbuch 1999 DGB einblick / Nachdruck frei tellamt und Berliner Kammerge- Grundgesetz vereinbar“. Dieses bun- Öffentliche Aufträge sind ein richt – die Auffassung des Bundes- Ein Narr, der glaubt, desweit einmalige Landesgesetz, lukratives Geschäft. Ihre Vergabe gerichtshofs, der Zentralverband das stärke den DGB dessen Regelungen anderswo nur an die Tariftreue der Auftrag- des Deutschen Baugewerbes hin- IG Medien-Vorsitzender in Form von Erlassen gelten, knüpft nehmer zu binden stößt deshalb gegen verweist auf die positive bei Unternehmern auf Kritik. die öffentliche Vergabe von Bau- Haltung vor allem kleiner und mitt- Detlef Hensche zeigt die leistungen an die Voraussetzung, nehmers, keinem Arbeitgeberver- lerer Unternehmen zur Tariftreue- Risiken von Gewerkschafts- „dass die Unternehmen ihre Arbeit- band angehören und deshalb keine Erklärung. zusammenschlüssen auf nehmer nach den jeweils geltenden Tariflöhne zahlen zu müssen. Weil In seinem Gutachten für den Entgelttarifen entlohnen“. die Ungültigkeit eines Gesetzes nur DGB rechtfertigt Däubler das Berli- Begründung des BGH-Be- vom Bundesverfassungsgericht ner Vergabegesetz. Es beziehe sich schlusses: Nicht das Land, sondern festgestellt werden kann, hat der auf das Gesetz gegen Wettbe- der Bund sei für das Tarifrecht BGH diesem die Sache zur Ent- werbsbeschränkungen (GWB). Da- zuständig. Außerdem verletze das scheidung vorgelegt. nach komme es zwar bei der Auf- Vergabegesetz die negative Koaliti- DGB-Vorstand Heinz Putzham- tragsvergabe nur auf Fachkunde, onsfreiheit – das Recht des Unter- mer hat Bundesregierung und Län- Leistungsfähigkeit und Zuverlässig- Der Surf-Tipp keit an. Dennoch dürften laut GWB fürs Internet auch „andere oder weiter gehende www.ausbildung.dgb.de plusminusBERLIN Anforderungen“ gestellt werden, Ausbildungs-Site des DGB falls ein Bundes- oder Landesge- mit Tipps zur Berufswahl SPD-Vize und NRW- CDU-Vize und Ex-Ver- setz dies vorsehe. bis zum Bewerbungs- + Ministerpräsident - teidigungsminister Däubler kann im Vergabegesetz schreiben, Infos zum Wolfgang Clement will doch Volker Rühe hat die Ganz- auch keinen Verstoß gegen die ne- Ausbildungsmarkt und in seinem Bundesland tagsschulen entdeckt. Die gative Koalitionsfreiheit erkennen. einem Diskussionsforum aufräumen. Seine Minister ganztägige Betreuung dürfe Sie schütze nur vor Zwangsmit- müssen in Zukunft ihre „kein Privileg der Gesamt- gliedschaft. Und die verfassungs- Im Faxabruf Vermögensverhältnisse vor schulen“ sein. Mehr Geld rechtliche Zulässigkeit der Er- 0211 / 43 01 661 einer „Ehrenkommission“ kosten soll die zusätzliche streckung von Kollektivverträgen Das ABC der Lohnsteuer- aufdecken. Eines der drei Betreuung aber nicht: Die auf Außenseiter sei vom Bundes- grundbegriffe 2000 Mitglieder der Kommission: Gesamtschulen müssten verfassungsgericht am Beispiel der (Auszüge aus DGB- der ehemalige DGB-Chef Lehrer an „das gegliederte Allgemeinverbindlichkeitserklärung „Informationen zur Ernst Breit. Schulsystem zurückgeben“. von Tarifverträgen „untersucht und Wirtschafts- und bejaht“ worden. • Strukturpolitik“ 10/1999)

einblick 2/00 2/00 POLITIK AKTUELL

wiewardiewoche ? geplant●●● ➜beschlossen

Der DGB-Kreis Region leasen. So jemand will einfach schnell wissen: Wie Die DGB-Bundesrechtsstelle KERN und die Gewerk- gehe ich mit diesem Angebot um? in Kassel soll, so eine Emp- schaften bieten seit Der Kollege im ABS führt dann ein Gespräch oder fehlung des Geschäfts- Dezember ein zentrales Service-Büro im Kieler geht gemeinsam mit dem Kunden eine unserer führenden Bundesvorstan- Gewerkschaftshaus. Broschüren durch. Ist der Fall komplizierter, können des (GBV), ihren Sitz „unver- Klaus-Dieter Bink, wir die Leute an die zuständige Gewerkschaft ver- züglich“ nach Erfurt verle- 48, DGB-Kreisvorsitzender, weisen. Hier öffnen wir auch die Tür zur Mitglied- gen. So könne die Bundes- sagt, wie der Arbeitneh- rechtsstelle besser ihrer mer-Beratungs-Service schaft. Wenn Nichtorganisierte nach einem ersten (ABS) ankommt. Gespräch mit dem Kollegen im ABS vor dem Büro Lobby-Tätigkeit für gewerk- der jeweiligen Gewerkschaft stehen, haben sie meist schaftliche Interessen in Früher war das Kieler Gewerkschaftshaus kunden- schon den Aufnahmeantrag in der Hand. der Arbeitsrechtsprechung unfreundlich. Das hat sich mit dem zentralen Service- Schon jetzt ist das Angebot im ABS umfangreich – nachgehen. Büro geändert. Ein ehemaliger Betriebsrat, finanziert auch wenn spezielle Rechtsberatung ausgeklammert durch eine AB-Maßnahme, sitzt von montags bis bleibt. Wir wollen es noch weiter ausbauen. Gerade Bis zum 1. April 2000 sollen freitags als Ansprechpartner im ABS. Ganz unter- haben wir eine Vereinbarung mit der Volksfürsorge das Sekretariat Gewerk- schiedliche Menschen kommen zu uns. Viele der Rat unter Dach und Fach gebracht. Einer ihrer Mitar- schaftliche Bildung und Suchenden hatten mit den Gewerkschaften bisher beiter ist jetzt jeden Nachmittag vor Ort. wesentliche Teile des DGB- nichts am Hut. Wenn es aber um Fragen zum Thema Für die Rentenberatung will ich den Versicherten- Referates „Migration“ in Arbeit geht, sehen sie uns als kompetente An- ältesten der BfA gewinnen. Eine Zusammenarbeit das DGB-Bildungswerk e.V. sprechpartner. planen wir auch mit dem Berufsfortbildungswerk eingegliedert werden. Nach Die Renner sind im Moment die Themen „630-Mark- und dem ACE. Der ABS wird damit schon bald ein dem Beschluss des GBV Jobs“ und „Scheinselbstständigkeit“. Vor einigen Service-Büro aller Gewerkschaften und ihrer Einrich- sollen zuvor noch Beratun- Tagen kam ein Arbeitnehmer zu uns, der von seinem tungen. Er zeigt: DGB und Gewerkschaften können gen mit den Betroffenen bisherigen Arbeitgeber das Angebot bekommen etwas gemeinsam machen, das keiner allein leisten und dem Betriebsrat geführt hat, seinen Betonmischer als „Selbstständiger“ zu könnte. werden. Außerdem ist ge- plant, dass bis Ende 2000 eine Konzeption zur Um- 630-Mark-Jobs kurzfristigen Beschäftigung (Sai- bart werden. Erst wenn der Vertrag wandlung des Bildungs- sonarbeit) aus, wenn die Arbeit an verlängert wird, liege eine regel- werkes e.V. in eine andere Unzulässige maximal 50 Arbeitstagen innerhalb mäßige Beschäftigung vor,für die – Rechtsform entwickelt wird. Interpretation von zwei Monaten geleistet wird. seit der Neuregelung der 630- Künftig können die 50 Arbeitstage Mark-Jobs – pauschale Renten- Die Spitzenverbände der Sozial- über ein Jahr verteilt sein. Voraus- und Krankenversicherungsbeiträge ten dadurch 200 000 Arbeitsplätze versicherungsträger haben sich auf setzung sei, dass in einem auf höchs- fällig werden. Für die Abteilung entstehen. Die Arbeitszeitberatung eine Neudefinition der kurzfristigen tens ein Jahr befristeten Rahmenar- Frauenpolitik des DGB ist diese Ver- wird deshalb bis 2001 für 1,7 Mil- Beschäftigung geeinigt. Bisher ging beitsvertrag Arbeitseinsätze von einbarung eine „unzulässige Inter- lionen Mark ausgebaut – kostenlos man von einer sozialabgabenfreien maximal 50 Arbeitstagen verein- pretation des Gesetzes“. Damit und flächendeckend für alle Bran- werde ein „Einfallstor“ für Arbeit- chen und Betriebsgrößen. Zusätzlich in eigenerSache geber geschaffen, die Neuregelung soll ein umfassendes Praxishandbuch zu unterlaufen. • mit zahlreichen Modellen, Beispie- Gewonnen haben Oliver Gefeiert wird am 14. Fe- len und Anregungen bei der Suche Venzke, Hamburg, und Norbert bruar in Berlin. Der Anlass: Die NRW-Bündnis für Arbeit und Anwendung des richtigen Thieltges, Berlin, je eine Eintritts- einblick-Redaktion weiht ihr Arbeitszeitmodells helfen. Bereits karte bei unserer Expo 2000-Ver- Büro beim DGB-Bundesvorstand 100 Vorzeige- im vergangenen Herbst hatte das losung (einblick 23/99).Vielfältig in der Burgstraße ein. Los geht‘s Betriebe gesucht Bündnis angeboten, 100 Betrieben waren die Ideen für einen starken um 13 Uhr. einblick-LeserInnen, eine Arbeitszeitberatung zu spen- gewerkschaftlichen Auftritt am 2. die mit uns auf unser Hauptstadt- Die Partner im nordrhein-west- dieren. Die Resonanz war bisher je- September, dem Tag der Gewerk- büro anstoßen wollen, sind herz- fälischen Bündnis für Arbeit haben doch schwach. Dabei liegen flexible schaften auf der Expo. Sie reichen lich eingeladen. Wer kommen eine Informationskampagne zu Arbeitszeiten im Trend. Bundesweit von Arbeitslosen-Aktionen bis zum möchte, sollte sich per Fax Gunsten moderner Arbeitszeiten arbeiten nur noch 15 Prozent aller spektakulären Luftschiff-Event. (0211 / 43 01 497) oder per E- gestartet. In mindestens 100 Be- Beschäftigten zu festen Zeiten von Motto: „Soziale Gerechtigkeit Mail ([email protected]) trieben soll die Beschäftigung durch montags bis freitags. Allein 40 Pro- braucht mehr als heiße Luft!“ anmelden. flexible Arbeitszeiten gesteigert zent der Beschäftigten arbeiten werden. Schätzungen zufolge könn- bereits mit Arbeitszeitkonten. •

2 Nie mehr POLITIK AKTUELL arbeitslos?

Einen radikal neuen Ansatz Tarifrunde 2000 zur Bekämpfung der Arbeits Mehr Gelassenheit an den Tag legen losigkeit verfolgt die IG Metall NRW: Wer seinen Job Der nordrhein-westfälische IG Metall-Bezirksleiter Harald Schartau ■ „Lohnverzicht“ ist der falsche Be- verliert, soll sofort in eine verteidigt zwar die Tarifforderung seiner Organisation, räumt aber ein, griff. Wir müssen zu einem bestimm- „die eigentliche Verhandlungsmasse“ sei der Produktivitätszuwachs. Die ten Zeitpunkt dieser Tarifrunde die so genannte Transfer-Gesell- Inflationsrate spiele nur bei der Aufstellung der Forderung eine Rolle. Entscheidung treffen, ob wir einen schaft wechseln. „Den Teil einer möglichen Lohnerhöhung Status arbeitslos soll es ■ Kann man das Bündnis für Ar- Harald in ein Beschäftigungsmodell investie- nicht mehr geben“, sagt beit vergessen, wenn in der Tarif- Schartau, ren. Es muss ein Modell sein, das runde 2000 alles beim Alten bleibt? 46, ist sich stark an dem anlehnt, was die IG Metall-Bezirksleiter Bezirks- ■ Harald Schartau. Es muss sich zeigen, ob der leiter der IG Metall konzipiert hat: ein indivi- Bündnis-Gedanke trägt. Wenn ein IG Metall dueller Anspruch von Arbeitneh- ➜ Schartau ist einer von zwölf Tarifvertrag herauskommt, der in der Nordrhein- mern auf ein vorzeitiges Ausscheiden Bevölkerung akzeptiert wird, weil Westfalen. ohne Rentenminderung und eine prominenten Referenten des das Geben und Nehmen ausge- Verpflichtung, dass frei werdende Polit-Workshops, den das wogen ist, dann wird das Bündnis Arbeitsplätze mit neuen Leuten DGB-Bildungszentrum Hat- erlebbar. besetzt werden. Das ist konkret. tingen und „einblick“ vom ■ Stärkt eure Tarifforderung den ■ Zur Bekämpfung der Arbeitslo- Bündnis-Gedanken? sigkeit fällt den Gewerkschaften 8. bis 10. März veranstalten. ■ Dass die Arbeitgeber jetzt gegen Foto: Jürgen Seidel nur Arbeitsumverteilung ein. Neue In Hattingen kommen unsere Tarifforderung ins Feld zie- diesem Papier ein Pferdchen vor Arbeitsplätze schafft das nicht. sowohl die Arbeitsmarkt-, ■ hen, ist normaler tarifpolitischer ihrer Kutsche machen? Man muss Ich möchte die Überlegungen Steuer- und Rentenpolitik Klamauk. Wir zeigen doch bei der sehen, womit wir unsere Forderung zur Arbeitsumverteilung nicht als Aufstellung unserer Forderung kei- begründen und worauf wir den Blick zweitklassig bezeichnen; das ist ein von Rot-Grün auf den Prüf- nen vorauseilenden Gehorsam. der Öffentlichkeit lenken wollen. Pfad, der gegangen werden muss, stand als auch die gewerk- ■ Ihr verteidigt eure Forderung Diese Art der Forderungsaufstellung uns aber nicht zu neuen Arbeitsplät- schaftliche Kritik an ihr. nach dem Motto: Wir wissen doch wird die IG Metall beibehalten. Ich zen führt. Die Diskussion darüber ist alle, dass wir nicht kriegen, was wir kann nur jedem empfehlen, wesent- in den Gewerkschaften zu kurz ge- Neben Schartau stellen sich fordern. Klingt auch nicht überzeu- lich mehr Gelassenheit an den Tag kommen. Wir müssen wieder an der der Diskussion: die Wissen- gend. zu legen. Dass wir eine vernünftige Spitze derer stehen, die Beschäfti- schaftler Wolfgang Streeck, ■ Mit der Aufstellung unserer For- Tarifpolitik machen, zeigen die bis- gungschancen in neuen Sektoren Peter Bareis und Diether derung lenken wir das Augenmerk her erzielten Tarifergebnisse. suchen – im Umweltschutz, in sozia- auf bestimmte Fragen: Was brau- ■ Wenn der Produktivitätszu- len Bereichen, im so genannten Döring, die MdB Joachim chen wir, um den Reallohn zu si- wachs jetzt vorrangig der Beschäf- Niedriglohnsektor. Da sind mutige Poß und (SPD), chern? Das ist der erste Punkt. Der tigung zugute kommen soll: Hat Experimente angesagt. Wir sollten Margareta Wolf und Klaus zweite, dass wir den Produktivitäts- das Bündnis damit nicht doch unsere Befürchtungen nicht verges- Müller (Bündnis 90/Die Grü- zuwachs in Entgelterhöhung haben Lohnleitlinien beschlossen? sen, aber mal einen halben Tag nen) sowie Andreas Storm wollen oder in konkreten Maßnah- ■ Nein, weil die Größenordnun- zurückstellen. men zur Beschäftigung. Die Ergeb- gen, um die es in Tarifverhandlun- ■ Umstritten sind alle arbeits- (CDU), Thomas Vajna von nisse der Tarifverhandlungen zeigen, gen geht, immer gleich sind. Dafür marktpolitischen Instrumente. Wel- Gesamtmetall, der Journalis dass wir uns immer im Rahmen des brauchen wir kein Bündnis. Es gibt che nutzen wirklich? Rainer Hank und DGB-Vor- Produktivitätszuwachses bewegt eine enge Grenze zwischen einer ■ Wir müssen mit Arbeitslosigkeit stand Heinz Putzhammer. haben. Das ist die eigentliche Ver- Lohnerhöhung, die beschäftigungs- radikal anders umgehen. Wir haben handlungsmasse. wirksam wird beziehungsweise das als IG Metall im NRW-Bündnis für Mehr Infos und Anmeldung ■ Laut Bündnis-Erklärung orientiert Gegenteil bewirkt. Ich bin kein Arbeit einen Weg aufgezeigt, dass Tel.: 0 23 24 / 508 0 sich der tarifpolitische Verteilungs- Freund einer überzogenen Massen- Leute, die ihren Job verlieren, sofort Fax: 0 23 24 / 508 300 spielraum nur am Produktivitäts- kaufkraft-Theorie. Ein Teil des Pro- in eine Transfer-Gesellschaft gehen zuwachs. Von der Inflationsrate ist duktivitätszuwachses muss genutzt und über Weiterbildung, Umschu- plötzlich keine Rede mehr. werden, um konkurrenzfähig zu lung, Beratung, Praktika oder Leih- Im Internet ■ Wer so tut, als habe das Bündnis bleiben. arbeit systematisch auf einen neuen www.einblick.dgb.de die Tarifpolitik neu definiert, ver- ■ Wenn tatsächlich Lohnverzicht Job vorbereitet werden, statt sie sucht, die Erklärung für eigene Inte- zu Gunsten von mehr Beschäfti- allein zu lassen oder zu zwingen, Im Faxabruf ressen in Anspruch zu nehmen. gung geübt wird, wie muss dann irgendeine Beschäftigung anzuneh- 0211 / 43 01 663 Okay, da falle ich nicht um. Warum die Garantie zur Schaffung zusätzli- men. Den Status arbeitslos soll es Langfassung des sollen die Arbeitgeber nicht aus cher Arbeitsplätze aussehen? nicht mehr geben. • Interviews

3 einblick 2/00 2/00 PROJEKTE UND PARTNER

Bildungsurlaub testen Beiträge werden in einem Ruhrfestspiele Recklinghausen Band der Reihe „Edition Zeitkritik“ Nur zwei Prozent veröffentlicht. Der beste Essay wird „Fremden-Liebe“ ist Programm nutzen Recht mit 5000 Mark belohnt. Einsende- schluss für die Texte (bis 40 Seiten à Im Zeichen der „Fremden-Liebe“ zwei Musik- Nur knapp zwei Prozent aller 1800 Zeichen) ist der 30. Juni. • steht das 10. Europäische Festival produktionen berechtigten ArbeitnehmerInnen in Büchergilde Gutenberg der Ruhrfestspiele Recklinghausen. zu sehen. Als Niedersachsen nutzen Bildungsur- Postfach 160 165 International sind auch die Künst- Eigenproduk- laub. Dies geht aus einer Studie 60064 Frankfurt/Main lerInnen: Um Habgier,Wollust und tion präsen- hervor, die das AL Journal des Bun- Tel.: 069 / 27 39 08 41 Tod drehen sich drei Einakter des tieren die Ruhrfestspiele ein „Fest desarbeitskreises Arbeit und Leben Teatro de La Abadía (Madrid), fried- der Antike“. Festivalleiter Hans- in seiner Januarausgabe zitiert. AiB-Verlag liches Nebeneinander der Nationen günther Heyme bringt Euripides´ Wissenschaftler der Uni Hannover ist Thema eines palästinensischen „Medea“, „Alkestis“ und „Ion“ fanden heraus, dass vor allem Was muss ins Musiktheaters, Zirkusakrobatik vom auf die Bühne. • jüngere ArbeitnehmerInnen durch Arbeitszeugnis? Feinsten zeigt der Cirque Éloize Tel.: 0 23 61 / 92 18 0 Themen und Seminargestaltung (Québéc).Theaterproduktionen aus Fax: 0 23 61 / 92 18 18 kaum angesprochen werden. Neben Intensivseminare für Betriebs- zwölf Ländern stehen vom 1. Mai E-Mail: Infos aus den Regionalkreisen ent- und Personalräte bietet der AiB- bis 25. Juni im Rampenlicht. Erst- [email protected] hält das Heft einen Veranstaltungs- (Arbeitsrecht im Betrieb-)Verlag. mals seit 15 Jahren sind wieder Internet: www.ruhrfestspiele.de kalender sowie eine Übersicht der Das Halbjahresprogramm reicht aktuellen Broschüren. • von „Rauchen am Arbeitsplatz“ Tel.: 0211 / 43 46 86 (19.06., Köln, 575 Mark) über Lernen – Vision und Praxis“ am 11. DGB-Jugend NRW Fax: 0211 / 45 95 93 „Arbeitszeugnisse – lesen und ver- Februar in Karlsruhe. Beispiele von E-Mail: [email protected] stehen“ (29.02., Frankfurt/M., 575 Telekom AG oder Sparkassen zei- Inselhüpfen Internet: www.arbeitundleben.de Mark) bis zu Klassikern wie gen den aktuellen Stand vernetzter „Grundlagen der Betriebsratsarbeit“ Arbeit. Die Tagung im Rahmen der Wandern in Schottland oder Seminarprogramm (15.03., Frankfurt/M., 862 Mark). • Fachmesse LEARNTEC 2000 orga- Inselhüpfen im Mittelmeer – ins- Tel.: 0 22 03 / 935 25 46 nisieren die Unternehmen TA Tele- gesamt 21 Ziele in Europa hat Erfolgreich Fax: 0 22 03 / 935 25 41 arbeit und Synergie GmbH zusam- „anders reisen“ im Programm. Die ohne Stress E-Mail: [email protected] men mit der Karlsruher Kongress- Freizeiten der DGB-Jugend NRW Internet: www.aib-verlag.de und Ausstellungs-GmbH. Kosten: für TeilnehmerInnen von elf bis 20 Prüfungen ohne Angst und 610 Mark (Studenten und Arbeits- Jahren liegen zumeist in den NRW- Stress meistern – das verspricht das Telearbeits-Kongress lose 60 Mark). • Schulsommerferien. • Seminar „Ich werde erfolgreich LEARNTEC Karlsruhe Tel.: 0211 / 368 31 29 sein...“ vom 8. bis 10. März in der Vernetzt lernen Postfach 12 08 Evangelischen Akademie Loccum und arbeiten 76002 Karlsruhe Arbeit und Leben (100 Mark). Die Veranstaltung ist Tel.: 0721 / 37 20 0 Teil des Seminarprogramms des Wie arbeiten wir im Jahr 2015? Fax: 0721 / 37 20 21 39 Kuba-Reise Kirchlichen Dienstes in der Arbeits- Antworten sucht der Kongress „Te- E-Mail: [email protected] welt (KDA), einer Einrichtung der learbeit: Vernetztes Arbeiten und Internet: www.learntec.de Eine Studienreise nach Kuba or- evangelisch-lutherischen Landes- ganisiert der Arbeitskreis Arbeit und kirche Hannover. • Leben Hamburg für Gewerkschaf- Tel.: 0511 / 12 41 455 interregio terinnen. Ziel ist der Kongress Fax: 0511 / 12 41 499 „Frauen und Gewerkschaften an E-Mail: [email protected] ••• Zur „Zukunft der Arbeit“ pagne. In Betrieben und Verwal- der Schwelle des 3. Jahrtausends“ veranstaltet der DGB Sachsen am tungen informieren unter anderem des kubanischen Gewerkschaftsbun- Büchergilde 8. Februar eine Tagung in Dres- Plakate über den Gegenentwurf zur des CTC (18.4-6.5., 2450 Mark). den.Anhand konkreter Projekte soll Schulreform der Staatsregierung. Keine Rolle spielt das Geschlecht Essaypreis 2000 die Integration von Langzeitarbeits- Die Eintra- bei einer Kuba-Fahrt zum losen und anderen „problematischen gungsfrist für Workshop der Wissen- Ist der Wohlfahrtsstaat am Gruppen“ in den Arbeitsmarkt dis- das Volksbe- schaftsgewerkschaft SNTC Ende? Sind Chancengleichheit und kutiert werden. Infos: Margret gehren läuft (26.3.-8.4., 2800 Mark). soziale Gerechtigkeit bloß noch Steffen,Tel. 0351 / 86 33 114. vom 15. bis Beide Reisen bieten ein alte Hüte? Die Büchergilde Guten- ••• Der DGB Bayern unterstützt 28. Februar.In- Rahmenprogramm mit berg sucht unkonventionelle das Volksbegehren „Die bessere fos: DGB Bay- Firmenbesuchen, Kultur Antworten für den „Büchergilde- Schulreform“ mit einer Informati- ern, Tel. 089 / und Strand. • Essaypreis 2000“. Die interessan- ons- und Mobilisierungskam- 543 30 256. Tel.: 0421 / 616 58 54

4 GEWERKSCHAFTEN Bessere DGB-Organisationsreform Koordination Suche nach dem besseren Konzept Mit dem Umzug des DGB nach Berlin sehen die Kann der DGB langfristig zwölf Landesbezirke finanzieren, oder ist von dort aus die gewerkschaftli- Gewerkschaften größere eine Konzentration der Ressourcen auf acht Bezirke sinnvoller, um die chen Interessen besser vertreten zu politische Handlungsfähigkeit des DGB zu stärken? Diese Frage, können. Die gleiche politische Auf- Chancen, Einfluss auf politi- die eigentlich am 18./19. Januar auf der DGB-Klausur entschieden gabe haben die Landesbezirke in sche Entscheidungen zu werden sollte, wurde in Hattingen nicht beraten. Der Tagesordnungs- den Bundesländern“, mahnt Hanjo nehmen. Um die neuen Mög- punkt Organisationsreform wurde zurückgezogen, nachdem Lucassen, Landesbezirksvorsitzen- lichkeiten systematisch zu die zwölf DGB-Landesbezirksvorsitzenden einen gemeinsamen der in Sachsen. nutzen, sollen die Abstim- Alternativentwurf präsentiert hatten. Auch bei den Gewerkschaften ist der Vorschlag, die Zahl der Lan- mungsverfahren in wichti- Kern des Alternativentwurfs der Ressourcen umverteilen desbezirke auf acht zu begrenzen, gen politischen Fragen so- Landesbezirksvorsitzenden ist der Vorschlag der DGB-Landesbezirke nicht nur auf Zustimmung ge- wohl innerhalb des DGB als Erhalt aller zwölf Landesbezirke. zur Verteilung der Stellen und stoßen. Befürwortet wird er vor auch mit den Gewerkschaf- Das nötige Einsparpotenzial soll aktueller Stellenplan* allem von IG BCE und IG Metall. ten optimiert werden. Das durch eine Reduzierung der Perso- Baden- 20,0 Wolfgang Rose, zuständiger Se- nalausgaben auf Landesebene um Württemberg 23,0 kretär der Frankfurter IG Metall- hat der Geschäftsführende 22 Prozent erwirtschaftet werden. 26,5 Zentrale, hält acht DGB-Bezirke DGB-Bundesvorstand in Bayern 23,0 Die Personalausstattung aller Lan- für „durchaus ausreichend“. Ein Berlin- 17,0 einem Eckpunktepapier desbezirke würde dadurch von zur- Zusammenschluss der ostdeut- Brandenburg 30,5 „Politisches Themenmanage zeit 251 auf 204 Stellen sinken. Nach 14,5 schen Bezirke sei wegen der öko- Hessen dem Vorschlag der Landesbezirks- 17,0 nomischen Entwicklung im Osten ment und Abstimmungsver- vorsitzenden soll jeder Landesbe- Niedersachsen/ 22,5 „keine bessere Lösung“. Kritisiert fahren im DGB“ Mitte Januar Bremen 23,5 zirk künftig eine Grundausstattung wird von den Gewerkschaften auch vorgeschlagen, das im 18,5 von drei politischen SekretärInnen Nord das Verfahren. „Die Chance, die 25,5 DGB-Bundesvorstand noch und zweieinhalb Verwaltungsange- unterschiedlichen Modelle in Hat- Nordrhein- 28,5 stellten erhalten. Die übrigen 137 Westfalen 30,0 tingen zu diskutieren, hätte genutzt beraten werden muss. Stellen sollen den Bezirken in Rela- Rheinland- 12,5 werden müssen“, meint Eva-Maria Geplant ist unter anderem tion zu ihrer Mitgliederstärke und Pfalz 18,0 Stange, die GEW-Vorsitzende und eine gemeinsame politische zu ihrer Fläche zugewiesen werden. Saar 7,0 einzige ostdeutsche Gewerkschafts- 7,0 Nach diesem Verteilungsschlüssel vorsitzende. Jahresplanung, die viertel- Sachsen 13,0 würde der Landesbezirk Saar als 17,0 Dass die Landesbezirksvorsit- jährlich aktualisiert werden kleinster Bezirk sieben Mitarbeiter- Sachsen- 12,5 zenden der Zusammenlegung ihrer soll. Zur kurzfristigen Innen erhalten, Bayern als größtes Anhalt 17,0 eigenen Landesbezirke selbst nicht Abstimmung in aktuellen 10,5 Flächenland 26,5 Stellen und Nord- Thüringen zustimmen, hält DGB-Vorstand rhein-Westfalen als mitglieder- 18,5 Günter Dickhausen für nachvoll- Fragen soll es wöchentliche *Vollzeitstellen, einschließlich der zur Zeit nicht Schaltkonferenzen und die stärkster Landesbezirk 28,5 Stellen. besetzten Stellen; gerundet ziehbar. Mit Stellungnahmen zum Der Erfolg des Modells soll in einer Quellen: Entwurf der DGB-Landesbezirks- Vorschlag der Landesbezirksvorsit- Absprache gemeinsamer vorsitzenden zur Organisationsreform vom zweijährigen Evaluierungsphase DGB einblick / Nachdruck frei zenden hält sich der DGB-Bundes- 20.12.99; DGB-Bundesvorstand Sprachregelungen geben. überprüft werden. vorstand ansonsten zurück. Statt- Auf der Landesebene muss der Dieter Kretschmer, DGB-Landes- DGB künftig mit 204 statt mit dessen will DGB-Vorsitzender Die- bezirksvorsitzender in Rheinland- 251 Stellen auskommen. Nach ter Schulte in Gesprächen mit den Pfalz und Initiator des Vorschlags, Vorstellung der DGB-Landesbe- Vorsitzenden der Gewerkschaften begründet die Initiative der Landes- zirksvorsitzenden sollen bei der erneut ausloten, welche Erwartun- Verteilung der Stellen zwischen bezirksvorsitzenden mit der besse- den Landesbezirken Fläche und gen sie an den Zuschnitt der DGB- ren Präsenz des DGB am Sitz der Mitgliederzahl mit je einem Bezirke haben. Eine Entscheidung jeweiligen Landesregierung. Der Drittel berücksichtigt werden. soll spätestens bis zur Sitzung des Vorschlag sei das „bessere Modell“ Bundesausschusses im März fallen. gegenüber dem Konzept, das auch deshalb in die Kritik geraten, Sonst bestehe die Gefahr, so Dick- Im Faxabruf der Geschäftsführende Bundesvor- weil er den Zusammenschluss der hausen, dass die neue Organisa- stand (GBV) Anfang Dezember drei ostdeutschen Landesbezirke tionsstruktur nicht mehr vor den 0211 / 43 01 668 beraten hat. Darin wird die Zusam- mit jeweils einem westdeutschen 2002 anstehenden Organisations- Alternativentwurf menlegung der zwölf Landesbezir- Landesbezirk vorsieht. „Der DGB- wahlen umgesetzt werden kann der DGB-Landesbezirks- ke zu acht Bezirken empfohlen (ein- Bundesvorstand ist im vergange- und die bestehenden DGB-Struktu- vorsitzenden zur Organisationsreform blick 23/99). Dieser Vorschlag war nen Jahr nach Berlin gegangen, um ren bis 2006 nachwirken. •

5 einblick 2/00 2/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Gewerkschaft NGG

40 der 900 DGB- Eigenständigkeit durch neue Strukturen Beschäftigten haben von der Im November will der Beirat der ten politischer Arbeit verringert und Personengruppen zu Gunsten von Betriebsvereinbarung zur Gewerkschaft Nahrung-Genuss- Service und Erreichbarkeit für die Projektarbeit vorgeschlagen. Chan- Altersteilzeit Gebrauch Gaststätten (NGG) eine neue Orga- Mitglieder verbessert werden. Was cen hat auch ein Vorschlag, den gemacht. Die bis 2001 nisationsstruktur beschließen. Sie das für die künftige Struktur der geschäftsführenden Hauptvorstand befristete Vereinbarung soll die Eigenständigkeit der NGG heißt, ist noch nicht entschie- von fünf auf drei Mitglieder zu gilt für DGB-Beschäftigte 270 000 Mitglieder starken NGG den: Fünf vom Vorstand eingesetz- verkleinern. Bis Juli will der Haupt- bis Jahrgang 1946. sichern und die durch den Struk- te Arbeitsgruppen haben hierzu vorstand entscheiden, welche der turwandel gefährdete politische Ende des Jahres zum Teil gegen- Empfehlungen er sich zu Eigen Der IG BAU-Vorsitzen- Durchsetzungsfähigkeit der Ge- sätzliche Vorschläge gemacht. macht. • de Klaus Wiesehügel werkschaft verbessern. Umstritten sind Zahl und Aufga- will mit tarifähnli- Der Organisationsbereich der benzuschnitt der künftigen Bezirke Nahrungsmittelindustrie chen Vereinbarungen ar- NGG war in den letzten Jahren von sowie die Präsenz in der Fläche. an der Spitze beitslose Waldarbeiter starken, zum Teil gegenläufigen Während die Arbeitsgruppe „Politi- Die wichtigsten Branchen der „schnell und unbürokra- strukturellen Veränderungen be- sche Aufgaben und Grundsätze“ Gewerkschaft NGG (Mitglieder) Getränkewirtschaft tisch“ zur Aufarbeitung der troffen. Während die NGG in der vorgeschlagen hat, die bislang 62 31 586 Orkanschäden in süddeut- Nahrungsmittelindustrie durch das Verwaltungsstellen nur noch als Getreidewirtschaft schen Wäldern einsetzen. Vordringen multinationaler Konzer- ehrenamtliche Struktur zu erhalten 34 285 Ein „Solidaritätspakt für ne, durch Outsourcing und die Ver- und deren Verwaltungsfunktion 20 Fleisch- und Fischwirtschaft nachhaltiges Aufforsten“ lagerung der Produktion auf die Servicecentern zu übertragen sowie 24 991 könne mehrere tausend grüne Wiese an Einfluss verloren die Zahl der Landesbezirke von Milch- und Fettwirtschaft Arbeitsplätze im öffentli- hat, hat sie in anderen Betrieben sieben auf dreizehn zu verdoppeln, 15 750 chen Forst sichern. durch die Bildung von Konzern- will die Arbeitsgruppe „Mitglieder- Zucker und Süßwaren 18 832 und Eurobetriebsräten und durch betreuung, Dienstleistung“ die Büro- Obst- und Gemüsewirtschaft Mit einer Beilage im die Konzentration im Nahrungsmit- standorte beibehalten. Und die Ar- 6417 Info-Dienst „direkt“ telhandwerk an Einfluss gewon- beitsgruppe „Organisationsstruk- Tabakwirtschaft informiert die IG nen. Aber ihre Strukturen entspre- turen“ will die Verwaltungsstellen 6017 Metall über die auf dem chen nicht mehr den veränderten zwar erhalten, deren Büros aber Hotel- und Gaststättengewerbe letzten Gewerkschaftstag Anforderungen. nur noch für Sprechstunden nut- 40 604 beschlossene Frauenquote. 1998 hat der Gewerkschaftstag zen. Die Zahl der Landesbezirke Genossenschaften 3844 Frauen müssen in der NGG deshalb beschlossen, die könne auf vier reduziert werden.

Stand: 31.12.99; Quelle: Gewerkschaft NGG DGB einblick / Nachdruck frei Zukunft in allen Organisa- Organisationsstrukturen grundle- Mehrere Arbeitsgruppen haben 270 011 Mitglieder sind in tionen und Gremien der gend zu überprüfen. Die Präsenz in zudem die Einsetzung von Bran- der NGG organisiert. Gewerkschaft „entspre- den Betrieben soll verstärkt, Ver- chenbeauftragten auf Landesebene Die meisten kommen aus der chend ihrem Anteil an der waltungsaufgaben sollen zu Guns- und die Abschaffung der bisherigen Nahrungsmittelindustrie. Mitgliedschaft“ vertreten sein. Im Internet: www.igmetall.de/frauen 8. März 2000 des Bundesverfassungsgerichts, Frau- Branchen-Info unter „Broschüren“. enministerin Christine Bergmann, Frauenpolitischer Justizministerin Hertha Däubler- Stahlbogen Der medienpolitische Aschermittwoch Gmelin, Gesundheitsministerin An- „Stahl ist erste Wahl“, unter Sprecher der IG Me- drea Fischer, die Unternehmerin Eva dieser Überschrift berichtet die dien, Heinrich Blei- Anlässlich des Internationalen Maria Roer,Helga Schulz,Vorsitzen- Zeitung Stahlbogen des Düsseldor- cher-Nagelsmann, kritisiert Frauentags am 8. März lädt die de des Deutschen Frauenrates und fer IG Metall-Zweigbüros über die die Entscheidung des Deut- Abteilung Frauenpolitik des DGB zu DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer. • Situation des Stahlstandortes schen Fußball-Bunds (DFB), einem „frauenpolitischen Ascher- Frauenpolitischer Aschermitt- Deutschland. Übersichtlich, modern Live-Übertragungen von mittwoch“ in Berlin. Moderiert von woch, 8. März 2000, in der Aufmachung und hintergrün- Bundesligaspielen künftig der Schauspielerin Renan Demirkan 13-16 Uhr, im „Chamäleon“, dig in der Berichterstattung reicht nur noch im „Pay-TV“ zu diskutieren Frauen aus Politik,Wirt- Hackesche Höfe, die Themenpalette von Mitbestim- zeigen. Die Ministerpräsi- schaft und Gesellschaft über die Um- Rosenthaler Straße 40/41 (Hof 1) mung in globalen Konzernen bis zu denten müssten „den verteilung von Arbeit und Einkom- Infos und Anmeldung Auswirkungen europäischer Struk- Abkassierern beim DFB die men sowie das „Bündnis für Arbeit Fax: 0211 / 43 01 520 turpolitik. • rote Karte zeigen“. und die Frauen“. Teilnehmen wer- Im Faxabruf: 0211 / 43 01 671 IG Metall-Zweigbüro den u.a.: Jutta Limbach, Präsidentin DGB-Aufruf zum 8. März Rossstraße. 94, 40476 Düsseldorf

6 MEINUNG Kein deutsches Phänomen Gewerkschaften im Fusionsfieber Europaweit fusionieren Ein Narr, der glaubt, das stärke den DGB Gewerkschaften. Die Folgen stimmen pessimistisch. Dass Zusammenschlüsse von Gewerk- Lobbyisten. Das hängt vordergrün- schaften den DGB stärken, behaupten alle. dig mit der finanziellen Lage der Das geht hervor aus dem Nur einer widerspricht – Detlef Hensche. Gewerkschaften zusammen. Ein Buch „Zwischen Kontinuität anderer Faktor ist die Konzentra- und➜ Modernisierung – Bekenntnisse zu einem starken DGB tionsbewegung innerhalb des DGB. Gewerkschaftliche Heraus- sind wohlfeil. Denn, so haben wir gelernt: Früher war es auch eine eigene forderungen in Europa“, Der DGB ist der politische Arm der Gewerk- Legitimationsbasis für den DGB, aus schaften. Gewerkschaften unterschiedlicher das im Frühjahr erscheinen Richtig – sozialer Fortschritt, Wohl- Größe und Prägung zu bestehen, soll (Verlag Westfälisches stand, ja unser aller Zukunft hängen zuneh- also zwischen heterogenen Lebens- Dampfboot, Münster). Die mend nicht nur von guten Tarifverträgen und welten und Identitäten einen Aus- Autoren sind Reiner Hoff- erfolgreicher Betriebs- und Personalratsar- gleich herzustellen. beit ab.Wachsendes Gewicht erhalten zum Große Gewerkschaften nei- mann, Leiter des Europä-

Beispiel Reform und Ausbau der sozialen Foto: Jürgen Seidel gen dazu, das gesamte Gebiet ischen Gewerkschaftsinsti- Sicherung, die Entwicklung umweltscho- Detlef Hensche, 61, der gewerkschaftlichen Politik tuts (EGI) in Brüssel, und ist Vorsitzender der IG nender Verkehrssysteme, das Angebot an abzudecken. Ein Narr, der da- der britische Soziologe Kindergärten, Schulen und Weiterbildungs- Medien. bei glauben macht, das fördere einrichtungen, die Verwirklichung gleicher die Autorität des DGB. Jeremy Waddington. Verantwortung und gleicher Chancen für Mann und Das alles ist kein Naturgesetz.Auch eine Gewerk- Es gebe kaum Beweise dafür Frau. Dies erfordert politische Weichenstellungen in schaftslandschaft, die von wenigen Großorganisa- dass Gewerkschaften nach Bund, Ländern und Gemeinden. tionen geprägt ist, kann einen politisch handlungs- Darauf Einfluss zu nehmen ist auch gewerk- fähigen und souveränen DGB haben. Nur müsste er einer Fusion neue Mitglieder schaftliche Aufgabe. Das aber übersteigt die Kom- anders konstruiert sein; nicht die Gewerkschaften, aus den expandierenden petenz der Einzelgewerkschaften. Notwendig ist konkret ihre Vorstände auf Orts-, Bezirks- und Bun- Bereichen der Wirtschaft ein hohes Maß an politischer Verallgemeine- desebene, bestimmen den DGB, sondern die Mitglie- rekrutieren können, schrei- rungsfähigkeit, die gegen die Einbindung in mit- der, das heißt die ArbeitnehmerInnen; wie wäre es unter borniertes Standort- und Branchendenken im- zum Beispiel mit Delegiertenwahlen für DGB-Ver- ben Hoffmann und Wadding mun ist. Desgleichen gilt es, ein höheres Maß an sammlungen in Betrieben und Wohngebieten, statt ton. „Fusionen führen eher Offenheit gegenüber anderen gesellschaftlichen Delegierte von Gewerkschaftsvorständen bestim- dazu, dass sie Verluste in Initiativen und Nicht-Regierungs-Organisationen an men zu lassen? Dieser Basisbezug findet sich nur den traditionellen Mitglie- den Tag zu legen, kurzum, die Bewegungs- und noch in den Bekenntnissen zur Ortskartellarbeit. derdomänen abschwächen.“ Bündnisfähigkeit der Gewerkschaften zu erhöhen. Spätestens hier betreten wir die Zone tabubelas- Für die Einzelgewerkschaften heißt dies, dem DGB teter Debatten. Aber alle wollen wir einen starken Negativ sind auch die Folgen Kompetenzen zuzuweisen, auch die finanziellen Mit- DGB, oder? • für die Gewerkschaftsbünde tel, um jenen Erwartungen gerecht zu werden. Das sollte zugleich Kon- Ihre Position werde „in sequenzen haben für die Willens- Kleine Geschichte der Fusionen Frage gestellt“. Die Konzen- bildung des DGB: Die Gewerk- Der Zusammenschluss von IG Die Mitglieder der Gewerkschaft tration der Gewerkschafts- schaften sollten sich mehr Druck und Papier sowie Gewerk- Textil-Bekleidung wechselten am mitglieder auf wenige, zurücknehmen und dem DGB schaft Kunst zur IG Medien 1989 1. April 1998 zur IG Metall, die relativ große Einzelgewerk- eine autonome Willensbildung war der Vorbote einer Welle von der Gewerkschaft Holz und ermöglichen, mit eigenem Basis- Fusionen im DGB, der einst 17 Kunststoff taten es ihnen zum schaften habe die Sprecher- bezug, nicht abgeleitet von den Or- Mitglieder zählte. Am 1. Januar Jahreswechsel 1999/2000 nach. funktion der Bünde gegen- ganen der Einzelgewerkschaften. 1996 folgte die Fusion von IG Das reduzierte die Zahl der DGB- über nationalen Regie- Die aktuelle Entwicklung weist Bau-Steine-Erden und Gewerk- Gewerkschaften auf elf. Wenn rungen und europäischen eher in die entgegengesetzte Rich- schaft Gartenbau, Land- und sich – wie geplant – DAG, ÖTV, tung: hin zu einem schlanken DGB, Forstwirtschaft zur IG Bauen- HBV, DPG und IG Medien im Institutionen untergraben, zurückgestutzt auf „Kernkompe- Agrar-Umwelt. Im Oktober 1997 Frühjahr 2001 zur Vereinten da die großen Gewerkschaf- tenzen“, auf „mitgliederferne vereinten sich IG Chemie-Papier- Dienstleistungsgewerkschaft ten mit ihnen „direkt Interessen“ (was ist das eigent- Keramik, IG Bergbau und Ener- (ver.di) zusammenschließen, wer- verhandeln und nicht den lich?), reduziert auf die Rolle des gie sowie Gewerkschaft Leder den ihm noch acht Mitglieds- zur IG Bergbau, Chemie, Energie. organisationen angehören. Umweg über die Gewerk- schaftsbünde nehmen“.

7 einblick 2/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

2/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

AUSLÄNDER: Stiefkinder des Arbeitsmarktes Ein Dauerzustand, der von der breiten Arbeitslose in Prozent der Erwerbspersonen, Westdeutschland 1990 bis 1999 20,4 Öffentlichkeit schon längst nicht mehr 19,6 Ausländer 18,9 zur Kenntnis genommen wird: Die 18,4 Arbeitslosenquote der Ausländer ist – 16,2 16,6 15,1 seit Jahren unverändert – immer noch beinahe doppelt so hoch wie die 12,2 10,9 10,7 insgesamt Erwerbslosenquote insgesamt. 11,0 10,1 10,5 9,9 9,2 9,3 Ein Grund: mangelhafte Ausbildung. 8,2 7,2 Der Anteil der Arbeitslosen ohne 6,3 6,6 abgeschlossene Ausbildung ist unter Ausländern doppelt so hoch wie unter Deutschen. Das ergeben Zahlen der 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999

Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Quelle: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) 2/2000 DGB einblick / Nachdruck frei

personalien 14 TAGE

••• Dr. Karin Schulze Buschoff, Arbeitsökologie beim Hauptvor- 30./31.1. Mitgliederver- 8.2. Bundesvorstands- 35, wissenschaftliche Mitarbeiterin stand der IG Medien, wechselt zum sammlung Go ver.di, Frankfurt/M. sitzung des DGB, Beratung über Or- am Wissenschaftszentrum Berlin 1. Februar zur Abteilung Sozialpoli- 7./8.2. Mitbestimmungs- ganisationsreform, Berlin (WZB), ist seit Ende Januar Refe- tik der IG Metall. konferenz der DPG, Ulm 8./9.2. Konferenz „Sozial- ratsleiterin in der Abteilung Sozial- ••• Dr. Rudi Vetter, 49, Leiter 8.2. Arbeitsmarktbe- staat und Aktivierung“ von DGB politik des DGB-Bundesvorstands der Presse- und Öffentlichkeitsar- richt für den Monat Januar und Hans-Böckler-Stiftung, Berlin in Berlin. beit der DPG, ist ab 1. März Leiter ••• Burkhard Balzer, 48, Kultur- des Geschäftsbereichs Personal- . redakteur der Saarbrücker Zeitung, wesen der Deutschen Post AG. Tipp ist ab März verantwortlicher Re- ••• Peter Hlawaty, 43, Referent dakteur der Zeitschrift Kunst & Kul- für Technologiepolitik, Angestellte Buch: DGB-Bundesjugend- zaghaft ein Fragezeichen. Immer- tur der IG Medien. Er folgt Josef und Presse des IG Metall-Bezirks schule (Hrsg.), Kapitalis- hin. Den einzig wahren Gegen- Singldinger, 63, der in den Ruhe- Stuttgart, ist seit Januar Pressespre- mus ohne Alternativen? entwurf liefern sie nicht. Ihn gibt stand geht. cher des IG Metall-Bezirks Küste. AG SPAK Publikationen, es auch nicht. Aber neue Sicht- ••• Klaus Pickshaus, 51, ehe- Er folgt Siegfried Hörmann, 51, Neu-Ulm 1999, 147 S., 24 DM weisen, Denkansätze und Hand- maliger Redakteur der Arbeit & der die Funktion des Pressespre- Spätestens seit dem Zusam- lungsperspektiven. So viel zumin- Ökologie-Briefe und seit 1993 Re- chers der IG Metall Bayern über- menbruch des so genannten So- dest wird klar und stimmt opti- ferent für Gesundheitsschutz und nommen hat. zialismus erscheint der Siegeszug mistisch: Der Kapitalismus markiert des Kapitals unaufhaltsam, steht nicht das Ende der Geschichte – Impressum einblick erscheint vierzehntäglich als kostenloser gewerkschaftlicher der Kapitalismus alternativlos da. und Geschichte wird gemacht, Info-Service Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Verlag: einblick Ver- Die AutorInnen setzen dahinter von wem, das bestimmen wir. lagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Hans- Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Schlusspunkt● Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Das hängt mit dem Ergebnis zusammen. Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck Ich bin am 13. Januar 60 Jahre alt geworden.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Der DGB-Vorsitzende Dieter Schulte während der Neujahrs-Pressekon- Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. ferenz am 24. Januar auf die Frage eines Journalisten, warum er die Forderung nach „Rente mit 60“ in seinem Statement nicht erwähnt hat.

8 POLITIK AKTUELL

gewerkschaftlicher Info-Service vom 14.02.2000 3/00 inhalt Nach der Mannesmann-Übernahme ______Seite 3 ______Fusionswelle erzwingt globales Handeln 630-Mark-Jobs Ein Ziel hat die Neuregelung Nach dreimonatigen heftigen Goliath goes shopping nach Verbleib der Festnetzgesell- der geringfügigen Beschäf- Auseinandersetzungen verschwin- Die teuersten Übernahme-Deals schaften bei Mannesmann oder der tigung erreicht: Der rasante det der Name Mannesmann von weltweit in Milliarden Dollar Börsengang des weltweit führen- Anstieg der 630-Mark-Jobs ist der deutschen Unternehmensland- (Milliarden DM)* den Unternehmensbereiches Auto- gestoppt. Doch nur wenige Vodafone Airtouch (Mobilfunk) karte. Das ehemalige Familienun- Mannesmann motive und Engineering, sollen wurden in reguläre Beschäf- ternehmen mit Stammsitz im bergi- 188 (376) erfüllt werden. tigung umgewandelt schen Remscheid wird durch die America Online (Online-Dienst) Dies alles sei „vertraglich zwi- ______Übernahme durch Vodafone Air- Time Warner (Medienkonzern) schen Mannesmann und Vodafone“ Seite 5 184 (368) touch zum Global Player. Für die geregelt worden, bestätigt Roland MCI Worldcom (Telekommunikation) Zum Erfolg verurteilt Mannesmann-Beschäftigten steht Sprint (Telekommunikation) Köstler, Mitglied im Mannesmann- 20 000 Arbeitsplätze müssen im 129 (258) dabei langfristig die Mitbestim- Aufsichtsrat, gegenüber einblick. Steinkohlebergbau abgebaut mung auf dem Spiel. Pfizer (Pharma) „Das deutsche Mitbestimmungs- Warner-Lambert (Pharma) werden. Ein Bündnis für Arbeit Der bislang größte Übernahme- recht gilt also vorerst weiter.“ Aber 90 (180) soll den Schrumpfungsprozess poker in der Geschichte eines deut- der Mitbestimmungsexperte bei der Exxon (Öl) sozialverträglich machen schen Unternehmens ist weitestge- Mobil (Öl) Hans-Böckler-Stiftung gibt auch zu 86 (155) hend perfekt – vorbehaltlich einer bedenken, „dass die Qualität der ______Seite 7 ______kartellrechtlichen Überprüfung *Die angegebenen DM-Beträge berück- Mitbestimmung im Aufsichtsrat sichtigen ungefähr den zum Zeitpunkt der Frischer Wind durch die EU. Bis zum Monatsende Fusion geltenden Dollarkurs eine andere werden könnte, da die DGB einblick / Nachdruck frei Quelle: dpa DGB einblick / Nachdruck frei will Wettbewerbskommissar Mario Mutter im Ausland sitzt. Und da Der niederländische Gewerk- Vodafone-Mannesmann schaftsbund organisiert nicht Monti über eine intensive Prüfung gilt vorläufig als die teuerste werden wir an die Erfahrungen von der Fusion entscheiden. Denn der Fusion. Analysten rechnen Ford und Opel anknüpfen können“. nur ArbeitnehmerInnen. Der neue Telekommunikationskonzern schon bald mit dem Eine Befürchtung, die etwas „FNV Selbstständigen Service“ kontrolliert wesentliche Teile des nächsten Coup. modifiziert offensichtlich inzwi- ist der Anfang einer neuen europäischen Mobilfunkmarktes. schen auch die Bundesregierung Gewerkschaftspolitik Für die meisten Beschäftigten denden Aufsichtsratssitzung versi- teilt. Weil eine Europäische Über- indes dürfte diese Überprüfung chert, dass man weder an Arbeits- nahmerichtlinie auf sich warten kaum neue Perspektiven bringen. plätze noch an der deutschen lässt, will Finanzminister Hans Eichel Chris Gent,Vodafone-Chef und Ge- Mitbestimmung rühren werde. sie nun national regeln. Dabei hat genspieler von Mannesmann-Chef Auch die weiteren Forderungen der dies mehr als nur einen Haken: Zum Klaus Esser, hatte vor der entschei- Belegschaftsvertreter, etwa die einen fehlt für die transkontinen- tale Betriebsratsarbeit dann immer noch jede Grundlage. Und zum Der Surf-Tipp plusminusBERLIN anderen meinen Unternehmer wie fürs Internet Telekom-Chef Ron Sommer oder www.servus.at / kanal / Christina Schenk, die Rainer Brüderle, stell- Heinrich von Pierer, Vorstandsvor- gegenschwarzblau + lesben- und schwulen- - vertretender FDP-Vorsit- sitzender der Siemens AG, dass das Infos zum Widerstand politische Sprecherin der zender, will die Nachwirkung weltweite Fusionskarussell gerade gegen die FPÖ-Beteiligung PDS-Fraktion, hat im Bun- von Gehaltstarifverträgen auf erst begonnen hat, sich in Bewe- an der neuen Regierung destag gefordert, die Opfer ein halbes Jahr und von Man- gung zu setzen. Da hätten, ange- Österreichs der nationalsozialistischen teltarifverträgen auf ein Jahr sichts globaler Fusionen, europä- Homosexuellen-Verfolgung begrenzen. Völlig abschaffen ische Regulierungen kaum etwas Im Faxabruf endlich als Verfolgte im will die FDP die Möglichkeit, zu regulieren. Beinahe zwangsläu- 0211 / 43 01 677 Sinne des Bundesentschä- für eine Branche die Tarifver- fig also, dass Sommer „nationale Die Gewerkschaften auf digungsgesetzes anzu- träge für allgemeinverbindlich Regulierung für unverständlich“ der Expo 2000 erkennen. zu erklären. und europäische Behörden für (wird regelmäßig überflüssig hält. • aktualisiert)

einblick 3/00 3/00 POLITIK AKTUELL wiewardiewoche ?

Das Aachener Aktionsbündnis gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Aus- bracht. Die waren alle hocherfreut und haben grenzung „Eruuskomme“ (Platt für Herauskommen) hat Parteispenden uns ohne Nachfrage ihre Kontonummern und auf die Konten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU und PDS einge- Bankleitzahlen genannt. zahlt. Dazu Ralf Znidar, 39, Mitinitiator des Bündnisses. Die Parteien sollten nicht länger abhängig sein Auf die Idee gebracht Drittel dessen, was ein durchschnittlicher Ar- von den Spenden der Industriebosse. Deshalb hat uns der Waffenhänd- beitsloser am Tag zur Verfügung hat – und sind haben wir ein Zeichen gesetzt. Und wir ver- ler und Lobbyist Karl- in die Deutsche Bank gestiefelt: vorneweg un- hehlen nicht, dass wir für unsere Zuwendun- heinz Schreiber. Was ihm ser Arbeitslosenkönig in Schlabberhose und gen eine gewisse Gegenleistung erwarten. Wir recht ist, soll uns billig Lederjoppe samt Leibgarde. In der Hand einen erwarten, dass die Schere zwischen Arm und sein, wenn es darum schwarzen Koffer mit fünfmal hundert sorg- Reich nicht noch weiter auseinander geht. geht, politische Landschaftspflege zu betrei- sam in Münzpapier gerollten Pfennigstücken. Die Berichterstattung der Medien war toll. Ein ben. Wenn die Parteien bei der Beseitigung der Unser Konten-Coup ging reibungslos über die CDU-Politiker vor Ort meinte pikiert, unsere Arbeitslosigkeit so fix wären wie bei Waffenex- Bühne. Für die Überweisungen mussten wir Aktion sei „der Ernsthaftigkeit des Problems portgeschäften – das wäre doch prima. Des- nicht einmal Gebühren zahlen, weil‘s Spenden nicht angemessen“, eine Ratsfrau der Grünen halb haben wir die gewaltige Summe von 500 waren. Die Bankverbindungen der Parteien ha- war begeistert: „So eine Aktion müsste man in Pfennigen aufgebracht – das ist immerhin ein be ich durch Anrufe in Berlin in Erfahrung ge- jeder Stadt machen!“

geplant●●● Rente mit 60 menserhöhungen für die 3,4 Millio- Mindestlöhne ➜beschlossen nen Beschäftigten in der Metall- IG Metall und Elektroindustrie finanzieren, Am Bau okay Die Schiedsordnung des startet Kampagne sondern auch den vorzeitigen Aus- Die Anordnung von Mindest- DGB zur Beilegung von stieg aus dem Berufsleben ohne löhnen auf Baustellen ist rechtens. Grenzkonflikten zwischen Mit einer bundesweiten Plakat- Rentenabschläge, die so genannte Zu diesem Ergebnis kommt ein Gewerkschaften soll um die aktion und einer Aktionszeitung Beschäftigungsbrücke zwischen Gutachten des Bonner Verfas- Möglichkeit von „einstweili- hat die IG Metall ihre Mobilisie- Jung und Alt. Über 142 000 Arbeit- sungsrechtlers Fritz Ossenbühl. Die gen Regelungen“ ergänzt rungskampagne zur Tarifrunde nehmerInnen sollen in den näch- Kritik an der Ermächtigungsverord- werden. Zur Vermeidung 2000 – „Eine Runde für uns“ – ge- sten fünf Jahren früher in Rente nung zum Arbeitnehmerentsende- zeitaufwendiger Abstim- startet. Ihre Forderung hat ein gehen können, um gleichermaßen gesetz, dabei handele es sich um mungsverfahren soll zudem Gesamtvolumen von 5,5 Prozent. Neueinstellungen von Jungen und „staatliches Lohndiktat“, sei nicht ein schriftliches Verfahren Damit will sie nicht nur Einkom- Arbeitslosen zu ermöglichen. • stichhaltig. • zulässig sein, wenn die be- troffenen Gewerkschaften damit einverstanden sind. ?...nachgefragt Das sieht eine Empfehlung des DGB-Bundesvorstands Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union wollen ihre politischen vor, über die der Bundes- Beziehungen zu Österreich einfrieren. Eine Überreaktion auf die Regierungs- ausschuss am 8. März ent- beteiligung der rechtspopulistischen FPÖ, die FPÖ-Chef Jörg Haider aufwertet? Das fragte einblick Fritz Verzetnitsch, 54, in Personalunion Präsident scheiden soll. des Österreichischen und des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Der DGB-Bundesvorstand Die Mehrheit der österreichischen lehnt der Österreichische Gewerkschaftsbund das hat den Europäischen Ge- Bevölkerung, nämlich drei Viertel, Regierungsprogramm ab, weil es mit dem Grund- werkschaftsbund (EGB) hat nicht für die FPÖ votiert. Auch konsens bricht, wonach die Wirtschaft dem beauftragt, Verhandlungen können sicherlich nicht alle FPÖ- Menschen dienen soll. Budgetprobleme will die über die Mindestanforde- Wähler als rechtsradikal beurteilt werden. Die Kritik Koalition von ÖVP und FPÖ so lösen, dass Arbeitge- rungen an eine europäische der EU ist in ihrer Kürze eine an ganz Österreich – ber, Bauern und Hausherren – also die Besitzer von Rahmenvereinbarung zur und das halte ich für verfehlt, weil damit generell Mietshäusern – Begünstigungen in Höhe von 19 Mil- Leiharbeit zu führen. Nach das Land in Geiselhaft genommen wird. Die Kritik liarden Schilling oder drei Milliarden Mark erhalten Vorstellung des DGB soll die der EU wertet FPÖ-Chef Jörg Haider sicherlich und ArbeitnehmerInnen mit 14 Milliarden Schilling Gleichbehandlung von Leih- auf, wenn sie nicht so verstanden wird, wie sie aus oder zwei Milliarden Mark belastet werden. Das arbeitskräften mit Stammar- meiner Sicht gemeint ist, nämlich nicht als totale Pensionsantrittsalter soll um 18 Monate erhöht und beitnehmerInnen sowie eine Verurteilung Österreichs. die Krankenkasse ermächtigt werden, einen Selbst- Beschränkung von Leihar- Kritik an der neuen Regierung muss konkret sein. So behalt von bis zu 20 Prozent einzuführen. beit festgeschrieben werden.

2 Rentenbeiträge POLITIK AKTUELL aufstocken Geringfügiger Rückgang Nur wenige geringfügig 630-Mark-Jobs Geringfügig Beschäftigte im 1. Quartal 1999 und im Zeitraum Juni-August 1999 (in 1000) sowie die Veränderung zwischen beiden Zeiträumen (in Prozent) Beschäftigte haben bisher Geringfügig Beschäftigte 1. Quartal 1999 6521 Juni-August 1999 5847 (-10%) von der Möglichkeit Ausbreitung insgesamt Gebrauch gemacht, den davon Pauschalbeitrag der Arbeit- gestoppt Nebentätige 4831 1690 4706 1141 geber zur Rentenversiche- Der rasante Anstieg der 630-Mark- ausschließlich geringfügig -3% (-33%) Beschäftigte Jobs konnte gestoppt werden. rung um 7,5 Prozent Eigen- Dieses Ziel hat das am 1. April beitrag aufzustocken und 1999 in Kraft getretene Gesetz zur nach ausgewählten Branchen damit die vollen Renten- Neuregelung der geringfügigen Handel 1185 1102 (-7%) ansprüche zu erwerben. Beschäftigung unstrittig erreicht. Gastgewerbe 772 Nach der Studie leisten nur 641 (-17%) Das bestätigt eine neue Studie Medien, Zeitungsverlage, -zusteller 528 ungefähr 2,5 Prozent der 512 (-3%) 1. Quartal 1999 des Kölner Instituts für Sozialfor- Mini-Jobber (zu zwei Dritteln Gebäudereinigungshandwerk 355 Juni-August 1999 schung und Gesellschaftspolitik 338 (-5%) Frauen) freiwillige Zuzahlun- Banken, Versicherungen 96 Quelle: Institut für Sozialforschung sowie der Unternehmensberatung 118 (+23%) und Gesellschaftspolitik (ISG), Köln DGB einblick / Nachdruck frei gen. Hochgerechnet sind das Kienbaum. Während Arbeitsminis- etwa 100 000 Personen. ter Walter Riester ihre Ergebnisse Kneipen dicht und keine Tages- rungspflichtiger Arbeitsverhältnisse zeitung mehr am Morgen: Die Ursache dafür, so die Studie, als Indiz für den Erfolg der Reform Horror-Szenarien, die von Arbeit- in Mini-Jobs verhindert. wertet, sieht sich Arbeitgeberpräsi- geberverbänden als Auswirkung Nur 16 Prozent der befragten ist zum einen, dass viele dent Dieter Hundt in seiner Forde- des neuen Gesetzes gezeichnet Arbeitgeber haben bisher 630- geringfügig Tätige nicht wurden, sind nicht eingetreten. rung nach Rücknahme des Geset- Mark-Jobs in reguläre Teilzeit- oder daran interessiert sind, weil zes bestärkt. Vollzeitarbeitsplätze umgewandelt. sie nicht in einem Dauer- Die Zahl der geringfügig Be- die Zahl der geringfügig Nebentäti- Die Studie geht von 100 000 bis schäftigten war im 1. Quartal 1999 gen – um rund 600 000 (ein Minus 110000 neu geschaffenen Stellen arbeitsverhältnis stehen auf einen Höchststand von rund von 33 %). Mittelfristig – so die (= 2,1 %) aus. (z. B. Schüler). 6,5 Mio. gestiegen. Unmittelbar Einschätzung der Gutachter – dürf- Die zusätzlichen Beitragsein- Andererseits➜ bestehe aber nach Inkrafttreten des Gesetzes te sich die Zahl der 630-Mark-Jobs nahmen in der Renten- und Kran- auch ein erhebliches Infor- wurden 1,4 Mio. Beschäftigungs- bei 5,9 Mio. einpendeln. Einem kenversicherung fielen höher als mationsdefizit über die verhältnisse gekündigt. Gleichzeitig weiteren Anstieg steht vor allem erwartet aus. So erhöht allein die wurden neue 630-Mark-Jobs auf- das „Einfrieren“ der Geringfügig- Einbeziehung der ausschließlich ge- Effekte der Zuzahlung. genommen, so dass die Gesamt- keitsgrenze bei 630 Mark entge- ringfügig Beschäftigten die Einnah- Für viele 630-Mark-Beschäf- zahl nur um rund 700 000 zurück- gen. Damit wird zugleich eine men der Rentenkasse für das Jahr tigte lohne sich die Auf- ging. Abgenommen hat vor allem weitere Aufsplittung sozialversiche- 1999 um rund 1,8 Mrd. Mark. • stockung durchaus, so Maria Fragenan ... Kathmann von der DGB- Abteilung Frauenpolitik. Ursula Engelen- kung der Geringfügigkeitsgrenze auf 200 bis 300 So haben viele Frauen durch Kefer, 56, ist stellvertre- Mark gefordert. Diese Lösung halten wir nach wie Unterbrechung der Erwerbs- tende DGB-Vorsitzende. vor für eine bessere. Die massive Kritik vieler Arbeit- arbeit Lücken in ihrer Ren- geberverbände am neuen Gesetz zielt aber darauf, tenbiographie. Diese könn- Wie sieht die erste DGB- den alten Zustand wiederherzustellen. Dagegen set- Bilanz des Gesetzes aus? zen wir uns zur Wehr. ten durch die Aufstockung Die seit 15 Jahren ständige Wird das Gesetz nicht bereits mit der geschlossen werden. Zunahme der geringfügigen Neudefinition der kurzfristigen Beschäftigung, Beschäftigungsverhältnisse ist endlich gestoppt wor- auf die sich die Sozialversicherungsträger Im Internet den. Nur 2,1 Prozent der 630-Mark-Jobs wurden geeinigt haben, unterlaufen? allerdings in reguläre Beschäftigung umgewandelt. Es ist schon merkwürdig, dass das Arbeitsministe- www.massks.nrw.de Die Renten- und Krankenkassen können erhebliche rium und die Sozialversicherungsträger dem Druck Die Studie zu den Auswir- Mehreinnahmen verbuchen; für 3,5 Millionen aus- des Hotel- und Gaststättengewerbes und des Verban- kungen des 630-Mark- schließlich geringfügig Beschäftigte werden nun des der Anzeigenblätter nachgegeben haben. Die neue Gesetzes als Download auch Sozialversicherungsbeiträge gezahlt. Definition, nach der an 50 Tagen übers Jahr verteilt Trotz der positiven Effekte: Der DGB hat gearbeitet werden kann, ohne dass der Arbeitgeber Im Faxabruf ursprünglich etwas anderes gewollt. Pauschalbeiträge zur Sozialversicherung zahlt, kann 0211 / 43 01 657 Das ist richtig. Der DGB hat eine drastische Sen- einem neuen Missbrauch Tür und Tor öffnen. Weitere Ergebnisse der Studie

3 einblick 3/00 3/00 PROJEKTE UND PARTNER

Workshop Zukunft von 40 000 Exemplaren. Der kos- e-kademie tenlose Newsletter kann direkt DGB goes beim Verlag Der Setzkasten bestellt Internet-Nacht zum Start interactive werden. • Der Setzkasten GmbH Mit einer Internet-Nacht am Der DGB präsentiert auf der Am Kreuzberg 4 10. März und einer Eröffnungsfeier Interschul/didacta vom 14. bis 18. 40489 Düsseldorf samt Polit-Prominenz am 31. März Februar in Köln sein ehrgeiziges Bil- startet die e-kademie in Düsseldorf. dungsprojekt „Workshop Zukunft: Polen-Forum Das neue Zentrum für Informati- DGB goes interactive“. Dessen Ziel: onstechnologie des DGB-Bildungs- SchülerInnen online besser auf ihr Jugendsituation werks vermittelt neben Grundlagen Berufsleben vorzubereiten. Unter im Nachbarland des IT-Einsatzes auch Expertenwis- FunktionärInnen lernen, wie sie www.workshop-zukunft.de ent- sen zum Aufbau eigener Datenban- den Computer für ihre politische steht eine virtuelle Lernwerkstatt. Die Lage Jugendlicher und jun- ken, zur Gestaltung multimedialer Arbeit nutzen können. • Interessierte LehrerInnen können ger Frauen in Polen ist Thema des CDs und zur Entwicklung einer Tel. :0211 / 43 01 122 sich dort zunächst über Teilnah- 8. Deutsch-Polnischen Jugendforums eigenen Web-Site. Ehrenamtliche E-Mail: [email protected] memöglichkeiten erkundigen. Ge- im Haus der Gewerkschaftsjugend plant sind neun interaktive Projekte in Oberursel. Die Veranstaltung vom zu Themen wie „Vom Traum zum 8. bis 10. März organisieren das das Innovationsforum Multimedia Handbücher Beruf“ oder „Mitbestimmen“. Sie Deutsch-Polnische Jugendwerk, der und Arbeitswelt in der Januaraus- können ab September mit Hilfe von Hessische Jugendring und die Ge- gabe seines Rundbriefs. Das Forum Passende Tests Themenheften und einer CD-ROM werkschaftsjugend (Kosten 90 DM).• wird organisiert von der Sozialfor- für jede Prüfung im Unterricht vorbereitet werden. Haus der Gewerkschaftsjugend schungsstelle Dortmund und der „Wir wollen den jungen Leuten zei- Fax: 0 61 71 / 59 03 27 Technologieberatungsstelle (TBS) Handwerkliches Können, theo- gen, dass Zukunft und Gesellschaft E-Mail: [email protected] beim DGB NRW. • retisches Wissen oder Teamarbeit gestaltbar sind“, so DGB-Vorstand TBS Regionalstelle Niederrhein sind Ziel vieler Berufsausbildungen. Ingrid Sehrbrock. • Wissens-Transfer Fax: 0 21 61 / 135 12 Welche Tests diese unterschiedlichen DGB-Bundesvorstand Kompetenzen am besten nachwei- Fax: 030 / 240 60 410 Forschung Broschüre sen, erklärt das Bundesinstitut E-Mail: ulrich.nordhaus@ vermitteln für Berufsbildung in zwei neuen bundesvorstand.dgb.de Betriebsziele Büchern: in einem berufsunabhän- Wie bringt man das Know-how bewerten gigen Überblick aller Testtypen Neuer Newsletter der Professoren unters Volk? Diese „Prüfungsmethoden und Aufgaben- Frage steht zur Debatte beim Motivieren betriebliche Zielver- arten” (24 DM) und in „KoPrA – Böckler zum „Wissens-Transfer 2000” am 8./9. einbarungen die Mitarbeiter, oder Komplexe Prüfungsaufgaben für Bündnis März in der Uni Bremen. Veranstal- sind sie nur ein billiges Mittel zur Bürokaufleute” (35 DM). • ter sind Universität und Arbeiter- Leistungssteigerung? Das können W. Bertelsmann Verlag Böckler zum Bündnis heißt ein kammer Bremen, DGB-Landesbe- Betriebsräte mit Hilfe der Broschüre Postfach 10 06 33 neuer Newsletter der Hans-Böckler- zirk Niedersachsen/Bremen, Hans- „Zielvereinbarungen” ausloten. • 33506 Bielefeld Stiftung (HBS), der zehnmal im Jahr Böckler-Stiftung und Friedrich- Technologieberatungsstelle NRW Fax: 0521 / 911 01 19 Ebert-Stiftung. Anmeldeschluss ist Fax: 0208 / 820 76 41 E-Mail: [email protected] der 25. Februar. • Universität-Arbeiterkammer Fax: 0421 / 218 2680 interregio E-Mail: [email protected] ••• Der DGB-Landesbezirk ••• Der DGB-Landesbezirk Multimedia Bayern hat am 8. Februar erst- Nord begleitet mit einer eigenen mals einen Fachhochschulpreis Wahlkampftour durch 18 Städte über die Entwicklung im Bündnis Neuigkeiten bald verliehen. Ausgezeichnet wurden den Landtagswahlkampf in Schles- für Arbeit berichtet. Schwerpunkte nur für Reiche? Diplomarbeiten, die sich innovativ wig-Holstein. Unter dem Motto sind neben Trends und Ergebnissen und praxisorientiert mit den The- „Kurs halten“ setzt er dabei auf die der Bündnisverhandlungen auf Nachrichtenversorgung und Bil- men „Humanisierung der Arbeits- Schwerpunkte Gesamtschule, Öko- Bundesebene auch Informationen dung verlagern sich ins Internet. welt“ und „ökologische Nachhal- Wirtschaft und sanfter Tourismus. über betriebliche und regionale Gibt es Infos bald nur noch für jene, tigkeit“ auseinander setzen. Dotiert Unterwegs ist das DGB-Wahl- Vereinbarungen. Böckler zum die sich teure Computertechnik leis- ist der Preis mit 5000 Mark. Mehr kampfteam in einem alten Feuer- Bündnis, Anfang Februar erstmals ten können? Mit Chancen und Risi- Infos: Heide Langguth, Tel. wehrfahrzeug. Mehr Infos: Michael erschienen, hat eine Startauflage ken dieses Trends beschäftigt sich 089 / 543 30 240 Rittmeier,Tel. 040 / 28 58 207

4 GEWERKSCHAFTEN Erste Bilanz Bündnis für Arbeit im Steinkohlebergbau Während der Orientierungsphase kann man jederzeit in sein altes 20 000 Arbeitsplätze müssen Zum Erfolg verurteilt Arbeitsverhältnis zurückkehren. Hat im deutschen Steinkohle- man sich für die Selbstständigkeit bergbau in den nächsten 12 000 Arbeitsplätze müssen bis Ende 2000 im Steinkohlebergbau entschieden, so muss das Arbeits- beiden Jahren abgebaut abgebaut werden, weitere 8000 im nächsten Jahr. Betriebsräte, verhältnis mit der RAG beendet IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und Ruhrkohle AG (RAG) wollen werden. Dennoch steht das Büro werden – eine Folge des den Abbau von monatlich 1000 Stellen sozialverträglich gestalten. für Existenzgründung dem frisch Kohlekompromisses vom gebackenen Unternehmer noch März 1997. Seit dem Kohlekompromiss der Drastischer zwei Jahre beratend zur Seite. ➜ Regierung Kohl im März 1997 ist Beschäftigungsabbau Die zentrale Koordinationsstelle Damals hatte die IG Bergbau, klar: Die Zahl der Beschäftigten im Beschäftigte und Förderkapazitäten RAG personalClearing (RpC) ver- Chemie, Energie nach mona- Steinkohlebergbau wird deutlich im deutschen Steinkohlebergbau mittelt RAG-BewerberInnen kon- telangem Kampf einen schneller schrumpfen müssen als Beschäftigte zernweit auf zukunftsträchtige Kompromiss erzielt. Statt ursprünglich geplant.Aber „die So- 84 000 Arbeitsplätze inner- und außerhalb zialverträglichkeit des Anpassungs- Deutschlands. Seit 1991 haben des von Teilen der letzten prozesses ist oberstes Gebot“. So über 2400 Bergbaumitarbeiter auf Bundesregierung gewollten 36 000 hatte Hubertus Schmoldt, Vorsit- diese Weise eine neue Stelle im sofortigen Aus für die Kohle zender der IG BCE, seitdem wieder- Konzern der RAG gefunden. Aber sollte der Schrumpfungspro- holt gefordert. Gemeinsam haben Förderkapazitäten (in Mio. Tonnen) auch die Stellenvermittlung außer- zess allmählich und vor nun die drei Akteure RAG, deren 50 halb des Konzerns wird „als Erfolg Betriebsräte und die IG BCE den versprechender Weg in eine gesi- allem sozialverträglich statt- Steinkohle-Beschäftigten das Instru- 26 cherte Zukunft“ gesehen. Über finden. Diesem Ziel haben mentarium vorgestellt, mit dessen aktive Arbeitsplatzakquisition soll sich die Essener RAG, deren Hilfe der Absturz in die Arbeitslosig- jedem Einzelnen die Chance zu ei- 1997 2005 Betriebsräte und die IG BCE DGB einblick / Nachdruck frei keit verhindert werden soll. Quelle: RAG DGB einblick / Nachdruck frei ner langfristig gesicherten Zukunft Auf der Suche nach neuen Jobs Beträchtliche Opfer: Nur durch außerhalb des heimischen Berg- mit ihrem Bündnis für Arbeit zusätzliche Freischichten konnten verschrieben. bietet der Essener Konzern seinen betriebsbedingte Kündigungen baus eröffnet werden.Arbeitsplatz- Beschäftigten eine Reihe von Hilfe- akquisiteure machen dazu offene vermieden werden. „Schon heute lässt sich stellungen personal- und tarifpoliti- Stellen in Unternehmen der Umge- scher Art. So können sich die Mitar- Schnupperbetrieb mit monatlich bung ausfindig, mit Hilfe einer vor- feststellen“, so Franz-Josef beiterInnen der RAG in einer bis zu 500 Mark an den Kosten der Einar- her erfolgten vertraulichen Daten- Wodopia, Leiter der Abtei- dreijährigen Umschulung für zu- beitung. Kommt es nicht zu einem erhebung werden die Arbeitsplätze lung Bergbau und Energie- kunftsträchtige Berufsfelder außer- neuen Arbeitsverhältnis, kehren die zielgenau den jeweiligen Mitarbei- wirtschaft bei der IG BCE, halb des Bergbaus qualifizieren. MitarbeiterInnen zur RAG zurück. terInnen angeboten. Während der Qualifizierung bleiben Eine besondere Form der Einar- Wesentlicher Bestandteil der dass die „Erfahrungswerte sie bei der RAG. Bereits 4 900 RAG- beitungsqualifizierung ist MINE-ING, personalpolitischen Maßnahmen in diesem Umsetzungspro- MitarbeiterInnen haben seit 1992 eine Zusatzqualifizierung für Berg- ist die Vorruhestandsregelung: Die zess insgesamt gut sind“. die Chance zu beruflicher Neuori- bau-Ingenieure im Rahmen der „Richtlinie über die Gewährung Und das gelte für die gesam- entierung genutzt. Gemeinschaftsinitiative ADAPT der von Anpassungsgeld“ ermöglicht Ziel der Einarbeitungsqualifizie- Europäischen Union und des Lan- Untertage-Beschäftigten den vor- te Palette der Maßnahmen. rung – eine weitere Hilfe – ist es, des Nordrhein-Westfalen.Wer über zeitigen Ruhestand mit Erreichen Franz-Josef Wodopia: „Aber hoch qualifizierte Fachkräfte in ein Ingenieurstudium oder eine des 50. Lebensjahres, sofern sie 20 wir sind ja auch zum Erfolg andere Wirtschaftszweige zu ver- Technikerausbildung verfügt, erhält Jahre unter Tage gearbeitet haben. verurteilt.“ mitteln. Bei dieser Gemeinschafts- die Möglichkeit, in einem Unter- Für Übertage-Beschäftigte sind das initiative der Montanunternehmen, nehmen außerhalb der RAG eine Erreichen des 55. Lebensjahres und des Initiativkreises Ruhrgebiet, Projektaufgabe zu betreuen oder ein mindestens 15-jähriges Be- des nordrhein-westfälischen Hand- ein Trainingsprogramm zu durch- schäftigungsverhältnis Vorausset- werks und der Arbeitsverwaltung laufen. Begleitend werden Semina- zung. Allerdings ist rund die Hälfte können sich MitarbeiterInnen und re in Wirtschaft, Recht, Marketing der MitarbeiterInnen jünger als 40 neue Betriebe über einen Zeitraum oder Fremdsprachen angeboten. Jahre. von sechs Monaten beschnuppern. Unterstützung gibt es auch bei Ein Tarifvertrag für Teilzeitarbeit, Während dieser Zeit erhalten die Existenzgründungen: Wer seine die Vermeidung von Mehrarbeit RAG-MitarbeiterInnen Kurzarbei- Kreativität in eigener Sache nutzen sowie die Möglichkeit, jährlich 21 tergeld vom Arbeitsamt und einen will, kann sich mit Hilfe des RAG- Freischichten plus weitere Freizeit- betrieblichen Zuschuss durch die Büros für Existenzgründung das ansprüche auf Arbeitszeitkonten zu RAG. Außerdem beteiligt sich der notwendige Know-how aneignen. parken, runden das Paket ab. •

5 einblick 3/00 3/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DGB-Haushalt 2000 fließen 105,4 Millionen Mark Die Personalkosten machen gut 68 (37,2%). Die so genannten überre- Prozent des Haushalts aus. Im „Jetzt aufbrechen: Ausgaben gionalen Ausgaben – beispiels- DGB-Bundesausschuss, dem auch Für mehr Beschäfti- sinken weiter weise für Bildungsträger – betra- die Vorsitzenden der DGB-Landes- gung“ lautet das gen 29,6 Millionen Mark (10,5%). bezirke angehören, steht der Haus- Motto für den 1. Mai 2000, Der DGB-Haushalt 2000 umfasst Und die DGB-Rechtsschutz GmbH halt 2000 am 8. März auf der den Tag der Arbeit. Damit Einnahmen und Ausgaben in Höhe erhält 113,2 Millionen Mark (40%). Tagesordnung. • will der DGB nicht nur für von 283,5 Millionen Mark. Das die Mai-Kundgebungen hat der DGB-Bundesvorstand, dem werben, sondern auch auf auch die Gewerkschaftsvorsitzen- ver.di-Gründung die am 1. Mai startende den angehören, am 8. Februar be- Imagekampagne neugierig schlossen. Das Haushaltsvolumen Feindliche Übernahme befürchtet machen. Blickfang ist ein verringert sich im Vergleich zum aufbrechendes Eisfeld – Vorjahr um 0,7 Prozent oder exakt Zwischen den fünf Gewerk- zung für eine Beteiligung an der Symbol für den überfälli- zwei Millionen Mark. schaften, die im Frühjahr 2001 die neuen Gewerkschaft gemacht wird. gen Aufbruch am Arbeits- Damit setzt sich der seit Jahren Vereinte Dienstleistungsgewerk- Die übrigen ver.di-Gewerkschaften markt. anhaltende Trend sinkender Bei- schaft (ver.di) gründen wollen, ist haben das Positionspapier als ein tragseinnahmen fort. Auch wenn ein offener Streit über die bislang Überstülpen von ÖTV-Strukturen Die fünf ver.di- dank der Tariferhöhungen die Ver- ungeklärten Fragen zur Präsenz der interpretiert und zum Teil heftig Gewerkschaften ringerung kleiner ausfällt als der neuen Gewerkschaft in der Fläche, reagiert. ver.di gebe es „nicht um haben eine eigene Mitgliederrückgang (1999: 3,3%), zur Machtverteilung zwischen den jeden Preis“, so der DPG-Vorsitzen- Rentenreformkommission gibt Norbert Haak, Bereichsleiter geplanten Bezirken und den Fach- de Kurt van Haaren. Es gehe um die eingesetzt. Sie soll die Ren- Finanzen beim DGB-Bundesvor- bereichen sowie zur Ansiedlung der Ausgestaltung der Dienstleistungs- tenreform der Bundesregie- stand, keine Entwarnung: „Selbst Entscheidungskompetenz über die gewerkschaft, nicht um „Posten- rung kritisch begleiten. Die stagnierende Einnahmen bedeuten Tarifpolitik ausgebrochen. schacherei und Machterhalt“. Die Sozial- und Rentenpolitik Einsparnotwendigkeiten.“ Anlass ist ein Positionspapier strittigen Fragen sollen bis März ge- gehört nach der bisherigen Der DGB-Bundesvorstandsver- des ÖTV-Vorsitzenden Herbert Mai klärt werden. • Aufgabenverteilung zwi- waltung stehen 35,3 Millionen für den eigenen Hauptvorstand, in Im Faxabruf schen Gewerkschaften und Mark (12,4%) zur Verfügung. An dem die Übernahme wesentlicher 0211 / 43 01 660 Dachverband zu den Kern- die Landesbezirke und Kreise Strukturen der ÖTV als Vorausset- Positionspapier der ÖTV aufgaben des DGB.

Der DGB fordert 274 401 Mitglieder weniger Die zwölf DGB-Gewerkschaften zähl- DGB-Mitgliederentwicklung 1998/99 ten Ende 1999 rund 8,04 Millionen Frauen auf, sich Mitglieder, 2 772 916 verstärkt in Perso- IG Metall 274 000 we- 2 701 996 (-2,6%) nalräten zu engagieren. Gew. Öffentliche niger als 1 582 776 Frauen seien dort „noch Dienste, Transport Ende 1998. Der Mitgliederrückgang und Verkehr 1 526 891 (-3,5%) hat sich also auch im vergangenen zu wenig vertreten“, heißt IG Bergbau, 955 734 Jahr fortgesetzt (Ende 1991 hatten es im Aufruf zu den Perso- Chemie, Energie 922 783 (-3,4%) die DGB-Gewerkschaften 11,8 Millio- nalratswahlen, die vom nen Mitglieder). Die Verlustkurve hat IG Bauen- 614 650 sich allerdings weiter abgeschwächt: 1. bis 31. Mai stattfinden. Agrar-Umwelt 585 359 (-4,8%) absolut und prozentual. Verloren die Gew. Handel, 471 333 DGB-Gewerkschaften im vergange- Die Gewerkschaft Banken und Versicherungen 457 720 (-2,9%) nen Jahr 274 401 oder 3,3 Prozent Nahrung – Genuss – Deutsche 474 094 ihrer Mitglieder, waren es im Jahr Gaststätten hat erst- Postgewerkschaft 457 168 (-3,6%) davor noch 312 688 oder 3,6 Prozent. Gew. der Den prozentual stärksten Verlust von mals einen Tarifvertrag 352 161 Eisenbahner 8,4 Prozent (minus 12 261 Mitglieder) nicht durch Tarifverhand- 338 106 (-4,0%) 19981) Deutschlands registrierte die Gewerkschaft Holz 19992) lungen, sondern mit Hilfe Gew. Erziehung 281 236 und Kunststoff, die Anfang 2000 in eines „Mediationsverfah- und Wissenschaft 273 787 (-2,6%) der IG Metall aufgegangen ist. Die rens“ durchgesetzt. Dadurch Gew. Nahrung- 282 521 Reihenfolge der mitgliederstärksten erhalten die 80 Beschäftig- Genuss-Gaststätten 270 016 (-4,4%) Gewerkschaften hat sich geändert. Die Gewerkschaft Handel, Banken ten eines bislang nicht 193 578 Gew. der Polizei und Versicherungen rückte auf Platz 5 190 617 (-1,5%) tarifgebundenen Unter- vor, die Gewerkschaft Erziehung und 184 656 nehmens einen Rechtsan- IG Medien Wissenschaft auf Platz 8. spruch auf Urlaubs- und 179 072 (-3,0%) Im Faxabruf: 0211 / 43 01 667 Weihnachtsgeld. Gew. Holz 145 128 DGB-Mitgliederentwicklung: und Kunststoff 132 867 (-8,4%) Quelle: 1) DGB, 2) Gewerkschaften DGB einblick / Nachdruck frei noch mehr Zahlen

6 MEINUNG Hilfe beim Übergang in die Modell Niederlande Selbstständigkeit Frischer Wind durch Selbstständige Die Gewerkschaften des nie- derländischen Dachverbands Selbstständige gehören nicht nur in die Gewerkschaft – sie bringen auch frischen Wind in die Arbeiterbewegung, meint Wim Sprenger, Sekretär beim niederländi- FNV nehmen auch Selbst- schen Gewerkschaftsbund FNV. Seit drei Jahren können auchSelbstständige ohne ständige,➜ die keine eigenen eigene Angestellte in Deutschlands Nachbarland Gewerkschaftsmitglied werden. Angestellten haben, als Mitglieder auf. Um für sie Die Föderation der Niederländischen Gewerk- bei den landwirtschaftlichen interessant zu sein, hat die schaftsbewegung (FNV) hat sich vor drei Jahren ent- Betrieben und bei den klei- schieden, auch Selbstständige als Mitglieder aufzu- nen Geschäften. Zugenom- FNV 1999 eigens den „FNV nehmen. Bereits vorher hatten einzelne Gewerkschaf- men hat die Selbstständig- Selbstständigen Service“ ten innerhalb der FNV KollegInnen, die selbstständig keit dagegen in den Berei- gegründet. arbeiteten, organisiert. Besonders für die Gewerk- chen, wo sie in direkter Kon- Wim Sprenger, 58, Die Agentur soll schaften der Journalisten und Künstler spielen kurrenz zu angestellten Ar- ist Sekretär des Selbstständige seit längerer Zeit eine wichtige Rolle. beitnehmerInnen steht: im niederländischen * neue Dienstleistungen In anderen Gewerkschaften waren sie aber eher die Bau- und Transportsektor, Gewerkschafts- und Produkte für Selbststän- bundes FNV. Ausnahme: Prinzipiell sind Gewerkschaften für die bei den Informationstechno- dige entwickeln, ArbeitnehmerInnen da – und dabei soll es auch in logien und den Finanzdienstleistungen, bei Multime- auf die Gesetzgebung den Niederlanden bleiben. Allerdings definiert die dia und den privaten Dienstleistungen. * FNV die Grenze heute differenzierter:Ausgeschlossen Die Entscheidung für die Selbstständigkeit basiert einwirken, bleiben nur Selbstständige, die Beschäftigte haben. nicht immer auf einer freien Wahl. Aber die meisten * spezielle Versicherungs- Bei ihnen handelt es sich um Arbeitgeber, deren In- Selbstständigen entscheiden sich nach einiger Zeit pakete für Selbstständige teressen die Gewerkschaft nicht vertreten kann. selbst für mehr Autonomie bei der Arbeit. Eine Rück- aushandeln Die Mehrheit der Selbstständigen hat hingegen kehr in die Lohnarbeit ist nur für die wenigsten eine und Mitglieder beim keine Beschäftigten. Diese Selbstständigen unter- verlockende Perspektive. Für die FNV ist es strate- * scheiden sich von den übrigen ArbeitnehmerInnen: gisch wichtig, eine Brücke zwischen den Selbststän- Aufbau kleiner Unterneh- Sie sind meistens nicht sozial versichert und fallen digen ohne Personal und den ArbeitnehmerInnen zu men beraten. nicht unter Kollektivverträge. Statt Arbeitsverträgen bauen. Das liegt auch im Interesse der Arbeitnehme- gelten für sie Lieferungskontrakte. Statt Mitbestim- rInnen, die vielleicht selbst eines Tages über diese ArbeitnehmerInnen, die in mung haben sie eine hohe persönliche Autonomie Brücke gehen möchten.Wenn die Gewerkschaft den die Selbstständigkeit wech- oder arbeiten unter extremer Abhängigkeit. Ihre Übergang zwischen diesen beiden Sektoren des seln wollen, werden von der Arbeitszeit ist nicht reguliert, der Arbeitsschutz liegt Arbeitsmarktes organisiert, kann sich daraus eine Agentur unterstützt durch in ihrer eigenen Verantwortung. Es gibt hoch qualifi- neue Solidarität aller ArbeitnehmerInnen entwickeln, Beratung bei der Wahl, ob zierte und manchmal hoch bezahlte Selbstständige, die sich vielleicht einmal als Anfang einer neuen * etwa im Informationsbereich und bei den Finanzbe- Gewerkschaftspolitik erweisen wird, die alle sich der Schritt in die Selbst- ratern, aber das trifft nur auf einen kleinen Teil der Gruppen von TeilnehmerInnen am Arbeitsmarkt ständigkeit für sie lohnt, freiberuflich Arbeitenden zu. einschließt. * Hilfe bei der Formulierung Die Hälfte aller Selbstständigen in den Aber es gibt noch einen zweiten Grund für die von Lieferungskontrakten, Niederlanden sieht für sich keine Zukunft als Öffnung für Selbstständige: Die Differenzierung des Arbeitgeber. Lieber arbeiten sie dauerhaft als Arbeitsmarktes bietet mehr Chancen für den Einzel- * Serviceleistungen in Individuum und sind in Netzwerken mit anderen nen, seinen Status am Arbeitsmarkt zu ändern. Ein Steuer- und administrativen Arbeitsanbietern verbunden. Sie unterscheiden sich Teil des Arbeitslebens könnte in Zukunft darin beste- Fragen, zwar in wichtigen Punkten von der Kerngruppe der hen, vorübergehend in Teilzeit zu arbeiten und sich um Bildungs- und Informati- Arbeitnehmer, trotzdem sieht die FNV es als ihre die Kindererziehung zu kümmern. Ebenso ist eine * Aufgabe an, diese besondere Kategorie von Teilneh- Phase als Selbstständiger oder eine Kombination aus onsangebote über die Ent- merInnen am Arbeitsmarkt zu organisieren. gleichzeitiger freiberuflicher und Arbeitnehmertätig- wicklung der Branche, die Die Entscheidung, Selbstständige ohne ei- keit möglich. Ein Viertel der Selbstständigen kombi- aktuelle Gesetzgebung und gene Angestellte zu organisieren, ist eine niert bereits „Teilzeitlohnarbeit“ mit einer „Teilzeit- zu prinzipiellen Fragen der strategische Frage. Der Anteil der Selbstständigen unternehmerschaft“. Die FNV könnte in Zukunft Unternehmensorganisation hat sich in den neunziger Jahren kaum verändert, Partner für diejenigen sein, die während ihres allerdings gibt es große Unterschiede innerhalb der Lebenslaufs zeitweise als Selbstständige und später * sowie durch ein eigenes einzelnen Wirtschaftssektoren: Einen starken Rück- wieder als ArbeitnehmerInnen tätig sein wollen, Internetangebot auf der gang der Zahl der Selbstständigen gab es vor allem ohne dadurch ihre sozialen Rechte zu verlieren. • Homepage der FNV: www.fnv.nl

7 einblick 3/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

3/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

EUROPA: Allein Erziehende und Arbeitslose sozial ausgegrenzt Allein erziehende Mütter und Arbeits- Anteil von Beschäftigten, Arbeitslosen und allein Erziehenden an der Bevölkerung mit niedrigem Einkommen, 1995* (Index: übrige Bevölkerung = 100) lose gehören fast überall in der Euro- 600 Allein Erziehende päischen Union überproportional zur 500 Arbeitslose Gruppe der Niedrigverdiener. So ist der Beschäftigte 400 Anteil der Haushalte allein Erziehender innerhalb der einkommensschwachen 300 Bevölkerung mehr als dreimal so hoch 200 wie in der übrigen Bevölkerung 100

(Indexwert 100). Besonders schlecht 0

gestellt sind allein Erziehende in Groß- EU Irland Italien Belgien Spanien Portugal britannien (Indexwert 509) und Irland Dänemark Frankreich Österreich Deutschland Niederlande Großbritannien (602). Am besten geht es ihnen in *Die Studie beruht auf Daten aus dem Haushaltspanel der Europäischen Gemeinschaft 1995 (ohne Finnland und Schweden). Definiert wird die Schwelle für niedriges Einkommen bei jeweils 60 Prozent des Durchschnittseinkommens.

Dänemark (Index 82) und Italien (90). Quelle: Statistisches Amt der EG (Eurostat), Luxemburg DGB einblick / Nachdruck frei personalien

••• Michael Schoden, 60, Refe- beitsdirektor zur Telekom-Tochter Betreuung der Internet-Seiten und 16.2. DGB Thüringen, ratsleiter Arbeits-, Sozial- und Mit- DeTeImmobilien wechselt, und der Infothek zuständig. Beamtenpolitische Konferenz, Erfurt bestimmungsrecht beim DGB- Walter Scheurle, 47, der am ••• Valena Momsen, 32, bisher 17.2. DGB Saar, Regio- Bundesvorstand, und Reinhold 1. April als Arbeitsdirektor zur Journalistin und Pressereferentin in nales Bündnis für Arbeit, Saarbrücken Konstanty, 61, Referatsleiter für Ar- Deutschen Post AG geht. Über die Hamburg, ist seit dem 1. Februar 18./19.2. Mitgliederver- beits- und Gesundheitsschutz, ge- Geschäftsverteilung innerhalb des neue Pressereferentin der Bund- sammlung Go ver.di, Düsseldorf hen Ende Februar in Altersteilzeit. GHV muss der Vorstand noch ent- Verlags-Gruppe in Frankfurt/M. 18./19.2. Hattinger Forum, ••• Rolf Büttner, 51, Leiter der scheiden. Neue Zeiten – neue Gewerkschaf- Abteilung Organisation und Ver- ••• Sabine Nehls, 42, Presse- ten? Zeitpolitik als Gestaltungsfeld trauensleute der Deutschen Post- sprecherin des DGB, ist als Nachfol- 14TAGE der Zukunft, Hattingen gewerkschaft (DPG), und Franz gerin von Friedel Hesse, 50, als 22.2. Empfang zum 60. Treml, 56, Leiter der Abteilung Vor- Mitglied in den Hörfunkrat des 14.2. DGB Nordrhein- Geburtstag des DGB-Vorsitzenden stands- und Grundsatzangelegen- Deutschlandradios berufen worden. Westfalen, Tagung Sozialstaats- Dieter Schulte, Berlin heiten, sind vom Gewerkschaftsrat ••• Annette Böhm, 38, vorher gebot im Angesicht der Globalisie- 26.2. DGB Thüringen, der DPG in den Geschäftsführen- Mitarbeiterin der Bundesanstalt für rung, Düsseldorf Konferenz zum Rentenreformge- den Hauptvorstand (GHV) gewählt vereinigungsbedingte Sonderauf- 14./18.2. GEW und DGB setz, Jena worden. Sie folgen Günter Hei- gaben, ist seit Anfang Februar auf der Fachmesse Interschul/ 27.2. Landtagswahl in dorn, 52, der zum 1. März als Ar- beim DGB-Bundesvorstand für die didacta, Köln Schleswig-Holstein

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich als kostenloser gewerkschaftlicher Info-Service Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Verlag: einblick Ver- lagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Norbert Schlusspunkt● Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Hans- Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, „Ich bin es gewöhnt, dass Kollege Schmoldt E-Mail: [email protected] Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, bisweilen andere Auffassungen vertritt. Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Das sehe ich relativ locker.“ Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Der IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel im Spiegel-Interview vom Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. 7. Februar auf die Bemerkung, der IG BCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt habe die Tarifforderung der IG Metall als „reine Symbolik“ bezeichnet.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 28.02.2000 4/00 inhalt Arbeitnehmerweiterbildung Teilnahme rückläufig Arbeitnehmerweiterbildung in ______Seite 3 ______Nordrhein-Westfalen – freigestellte Eine Provinzposse ArbeitnehmerInnen 1985 bis 1998 Vernetzung geplant Der DGB Nordrhein-Westfalen laut Gesetzentwurf ebenso von der 1985 28 012 Bessere Koordination von hat die geplante Änderung des Anerkennung ausgeschlossen wie 1986 34 719 Arbeitslosen- und Sozialhilfe Arbeitnehmerweiterbildungsgeset- „Veranstaltungen außerhalb von 1987 35 698 soll Übergänge in den zes als „Schritt in die richtige Rich- Nordrhein-Westfalen“, es sei denn, 1988 37 133 Arbeitsmarkt ebnen tung“ bezeichnet – trotz auch von sie finden in unmittelbar angren- 1989 43 884 ______Seite 5 ______ihm geäußerter massiver Kritik. zenden Nachbarländern oder am 1990 40 707 Das Recht auf Bildungsurlaub Sitz von Institutionen der EU statt. 1991 46 369 Vertrauen entzogen wird zu einer Frage der Betriebs- Dass nicht nur Zielgruppe und 1992 43 752 Ein Vertrauensdozent der 1993 47 374 größe. Das jedenfalls sieht der Dauer der Weiterbildung einge- Hans-Böckler-Stiftung 1994 43 210 Gesetzentwurf der rot-grünen Lan- schränkt, sondern sie auch örtlich musste seinen Hut nehmen 1995 44 371 desregierung in Düsseldorf vor. begrenzt werden soll, „erscheint 1996 42 845 ______Denn Arbeiter und Angestellte in uns als Provinzposse angesichts Seite 7 1997 41 733 Betrieben mit weniger als zehn erklärter politischer Absicht der 1998 38 210 ver.di kontrovers Beschäftigten sollen künftig kei- Landesregierung, den europäischen Quelle: Ministerium für Schule und Weiter- ÖTV-Vorsitzender Herbert nen Anspruch mehr auf bezahlte Einigungsprozess voranzutreiben“, bildung, Wissenschaft und Forschung des

Landes Nordrhein-Westfalen DGB einblick / Nachdruck frei Mai glaubt, dass die größten Freistellung von der Arbeit haben. heißt es in der Stellungnahme des Die Schwierigkeiten, den Hindernisse bis Mitte März Dasselbe soll in Betrieben mit bis DGB-Landesbezirks. Anspruch auf Bildungsurlaub aus dem Weg geräumt sind zu 50 Beschäftigten gelten, wenn Dennoch stimmt er der Novelle durchzusetzen, wachsen: In Nord- bereits zehn Prozent der Beleg- zu, denn sie schaffe Rechtssicher- rhein-Westfalen ist die Zahl schaft im laufenden Kalenderjahr heit in Sachen Bildungsurlaub. Die der freigestelllten Arbeitnehmer- freigestellt worden sind. beliebte Arbeitgeber-Methode, An- Innen seit 1993 rückläufig. Zu viel Bildung ist der Landes- träge auf Bildungsurlaub zu igno- Unternehmern „kein Schlupfloch“, regierung ebenfalls suspekt. Wer rieren, verfängt in Zukunft nicht Arbeitnehmerwünsche nach Bil- schon eine betrieblich oder dienst- mehr. Bislang dürfen Bildungs- dungsurlaub zu missachten, so Klaus lich veranlasste Bildungsveranstal- hungrige die Firma auch dann nicht Brülls, Geschäftsführer des DGB- Der Surf-Tipp tung genossen hat, muss sich verlassen, wenn der Chef über- Bildungswerks in NRW. fürs Internet davon bis zu zwei Tage auf den haupt nicht reagiert. Das soll sich Das haben auch die Arbeitgeber www.labournet.de Freistellungsanspruch von fünf Ta- ändern: „Teilt der Arbeitgeber die erkannt. Sie haben „kein Verständ- Bildungsurlaub erhalten: gen im Jahr anrechnen lassen. Verweigerung der Freistellung nicht nis dafür, dass ernsthaft daran ge- Das LabourNet Germany Dass Reisen bildet, bestreitet mit, so gilt die Freistellung als dacht wird, die Inanspruchnahme ruft auf zur Kampagne die Regierung. Studienreisen sind erteilt.“ Der Gesetzentwurf biete des Bildungsurlaubs durch ein Än- „Fünf Tage für mich!“ derungsgesetz zu steigern“. Die Protest-Text, Politiker- Absicht des Gesetzgebers, „eine Adressen und mehr Infos plusminusBERLIN konfliktfreie Inanspruchnahme des zur umstrittenen Novelle Rechts auf Freistellung zur Arbeit- des Arbeitnehmerweiter- Peter Götz, kommunal- Der rechtspolitische nehmerweiterbildung (zu) unter- bildungsgesetzes (AwbG) + politischer Sprecher der - Sprecher der CSU, Wolf- stützen“, dürfte zum Scheitern ver- in Nordrhein-Westfalen CDU/CSU-Fraktion, ist gegen gang Zeitlmann, möchte, dass urteilt sein. Factory-Outlet-Center auf Eltern ihre Kinder auch in Die erste Lesung des Gesetzent- Im Faxabruf der grünen Wiese. Die Politik Zukunft schlagen dürfen. Das wurfs hat Ende Januar stattgefun- 0211 / 43 01 680 dürfe nicht Millionen in von Justizministerin Däubler- den, die Beschlussfassung im Parla- „Reformbedarf des Städtebauförderung, Denk- Gmelin geforderte Verbot von ment ist noch nicht terminiert. Die Betriebsverfassungs- malpflege und Umweltschutz einem gelegentlichen „Klaps Zeit drängt: Am 14. Mai ist Land- gesetzes“ stecken und gleichzeitig einer auf den Po“ und von „Stuben- tagswahl in NRW. „Entweder ist die Gutachten des Kasseler Entleerung der Innenstädte arrest“ schränke Eltern in Novelle bis Mitte Mai über die Büh- Vereins für Sozialforschung Vorschub leisten. ihrer „Lebensgestaltung“ ein. ne“, so Brülls, „oder das Gesetz im Auftrag der Friedrich- bleibt wie es ist“. • Ebert-Stiftung (Auszüge)

einblick 4/00 4/00 POLITIK AKTUELL wiewardiewoche ?

Nach zwanzig Monaten ist die Weltreise der MS Global Mariner, dem Wohl auch wegen unseres aktiven Eingreifens Ausstellungs- und Kampagnenschiff der Internationalen Transportarbeiter sind wir in den Häfen oft von den Behörden Föderation (ITF), in Bremen beendet. In 86 Häfen weltweit zeigte die multi- inspiziert worden. Ich wünschte mir, solche mediale Ausstellung, wie katastrophal die Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord von Billigflaggen-Schiffen sind. Die Besatzung hat über 750 000 Kontrollen würden eher Billigflaggen-Schiffe Besucher durch die Ausstellung geleitet und vor Ort in den Häfen gewerk- treffen. Stolz waren wir aber doch, dass wir schaftliche Aktionen unterstützt. Kapitän Ulrich Jürgens, 47, ist seit jedes Mal beweisen konnten: Die Gewerk- 30 Jahren Mitglied der ÖTV. Bevor er 1997 das Projekt „Global Mariner“ mit schaften können ein Schiff sehr gut führen. initiierte, war er Kampagnenleiter bei Greenpeace und ITF-Inspektor. Viel Zeit für Erinnerungen ist nicht: Vier Tage Diese Woche war geprägt von sehr gemisch- rung und Tickets in die Heimat versorgt. Oder noch steht das Schiff für Besucher offen. Wir ten Gefühlen: Es ist schön, dass unsere Reise gewerkschaftliche Kämpfe unterstützt – von sprechen mit der Ausstellung, den riesigen dort ihr Ende findet, wo sie begonnen hat. Es Aluminiumschmelzern in Seattle, von Filmvor- Bildern über die elenden Lebensbedingungen ist gut, wenn Projekte ihr Ende finden, bevor führern in Vancouver, von burmesischen See- auf den Seelenverkäufern, die Menschen eher sie sich totlaufen. Diese Gefahr besteht auch leuten in Bangkok. Vor der chilenischen Küste über den Bauch an und stehen den Besuchern bei erfolgreichen Projekten wie der Global haben wir bei der Einkesselung eines Billigflag- für weiter gehende Fragen zur Verfügung. Mariner. Mehr als 5-mal so viele Besucher als gen-Schiffs geholfen. Als die chilenische Mili- Bremen ist die letzte Station. Danach werden erwartet haben die Ausstellung besucht. tärpolizei uns zwingen wollte, ein Transparent wir die Ausstellung abbauen und die Teile aus- Aber natürlich schwingt am Ende dieser Reise der Hafenarbeiter zu entfernen, haben wir sie suchen, die auf die Expo nach Hannover ge- auch Wehmut mit. Meine 13 Monate auf der weggeschickt. Unsere Waffe war die Kamera, hen. Dort wird die Global Mariner als eines von Global Mariner, zunächst als Projektleiter, dann mit ihren Knarren konnten sie wenig ausrich- sieben gewerkschaftlichen Projekten im Global als Kapitän, waren eine großartige Erfahrung ten. In Lissabon haben wir kurzfristig Schiffe House präsentiert. Das Schiff wird wieder zum der Solidarität. So haben wir Seeleute, die in stillgelegt, darunter auch welche von deut- Frachtschiff umgerüstet und wahrscheinlich Häfen festlagen, weil ihre Schiffe von den schen Reedern. Die lassen inzwischen die Hälf- von einer englischen Reederei gekauft, die es Reedern im Stich gelassen wurden, mit Nah- te ihrer Flotte unter Billigflaggen laufen. als Ausbildungsschiff einsetzen will.

Betriebsverfassung tont. Durch eine Reform des BetrVG Berufseinsteiger-Test geplant●●● würden flexiblere, betriebsnahe Ge- ➜beschlossen Mehr Demokratie staltungen durch bessere Hand- DGB verklagt IHK wagen lungsmöglichkeiten der Interessen- Der DGB Nordrhein-Westfalen 155 Stellen soll der DGB- vertretungen und Beschäftigten er- will gegen die Industrie- und Han- Bundesvorstand künftig am Eine Novellierung des Betriebs- möglicht. „Das wollen wir voran- delskammern (IHK) klagen. Die IHK Sitz Berlin haben. Das sieht verfassungsgesetzes (BetrVG) muss bringen und den Reformstau besei- hatten per so genanntem Berufs- der Stellenplan vor, den der die innerbetriebliche Demokratie tigen. Der Tarifvorrang zum Schutz einsteiger-Test die mangelnde Aus- Geschäftsführende Bundes- und die Selbstbestimmung der Be- der Tarifautonomie bleibt unange- bildungsreife von SchulabgängerIn- vorstand (GBV) Ende Febru- schäftigten stärken. Das haben tastet“, erklärten DGB-Vize Ursula nen – insbesondere von Gesamt- ar beraten hat. Neben den DGB und Bündnis 90/Die Grünen in Engelen-Kefer und die grüne Sozi- schulen – nachzuweisen versucht. fünf GBV-Mitgliedern sind einer gemeinsamen Erklärung be- alpolitikerin Thea Dückert . • Nach DGB-Auffassung ist das ein 67 Stellen für Referatslei- Verstoß gegen das Berufsbildungs- terInnen, 20 für Abteilungs- in eigenerSache gesetz, weil die Berufsbildungsaus- leiterinnen und Vorstands- schüsse nicht einbezogen waren. sekretärInnen, 57 Stellen Schön war die Fete anlässlich der Eröffnung des Berliner Darüber hinaus soll der Daten- für Verwaltungsangestellte einblick-Büros beim DGB-Bundesvorstand. Mehr als vierzig Gäste schutzbeauftragte prüfen, ob ein sowie sechs für FahrerInnen feierten mit. Das einblick-Team bedankt sich noch einmal für all die Verstoß gegen das Datenschutzge- vorgesehen. guten Wünsche zur Einweihung unserer Niederlassung in der Haupt- setz vorliegt, weil die Jugendlichen stadt. Künftig ist nicht ausreichend über den Zweck Bundesarbeitsminister der einblick sowohl des Tests aufgeklärt worden sind. Walter Riester (SPD) wird in Düsseldorf als DGB-Landesvorsitzender Walter an der Sitzung des DGB-Bun- auch in der „neuen Haas ruft betroffene Jugendliche desausschusses am 8. März Mitte“ Berlins er- auf, sich zu melden: 0211/3683- in Berlin teilnehmen und reichbar. Unsere Te- 142. Das Max-Planck-Institut für dort über die wichtigsten lefonnummer dort: Bildungsförderung in Berlin hat laut noch anstehenden Vorha- 030 / 240 60 544. NRW-Bildungsministerin Gabriele ben für die laufende Legis- Behler dem IHK-Test „die Note un- laturperiode berichten.

Foto: Helmut Bieß genügend“ verpasst. •

2 POLITIK AKTUELL Wer soll integriert werden? Arbeitslosen- und Sozialhilfe Dass eine bessere Koordinie- Die Bundesregierung will Vernetzung geplant rung dennoch sinnvoll ist, zeigen durch eine bessere Koordi- Pilotprojekte in Offenbach und nierung von Arbeitslosen- Bis zur Sommerpause will die Bundesregierung eine Gesetzesinitiative Hamburg. 5,5 Stellen hat die Stadt und Sozialhilfe den Über- auf den Weg bringen, um die Integration von Sozialhilfeempfängern Offenbach vor drei Jahren bereit- in den Arbeitsmarkt durch eine punktuelle Vernetzung von Sozial- und gestellt, um eine städtische Bera- gang von Sozialhilfe- Arbeitslosenhilfe zu verbessern. tungsgesellschaft aufzubauen, die empfängern in den Sozialhilfeempfänger in den ersten Arbeitsmarkt fördern: 2,73 Millionen Menschen ha- Neue Chancen Arbeitsmarkt vermittelt. Pro Jahr ben 1999 Hilfe zum Lebensunter- Ergebnisse des Pilotprojekts von werden hier gut 1500 Sozialhilfe- * Ende 1997, dem letzten halt bekommen, 170 000 weniger Maatwerk zur Integration von empfänger beraten. Rund 200 von Jahr mit ausgewerteter als noch ein Jahr zuvor. Wie sie in Sozialhilfeempfängern in Hamburg Ihnen finden mit Unterstützung der Statistik, haben 1,78 Millio- den Arbeitsmarkt integriert werden (1996-1998) Stadt einen Arbeitsplatz, 150 wer- nen Menschen im erwerbs- können, ist in der Politik umstritten. 2746 beratene Sozialhilfeempfänger den in Qualifikationsmaßnahmen ➜ Während CDU/CSU und die Arbeit- vermittelt, mehr als 100 Sozialhilfe- fähigen Alter zwischen geberverbände (BDA) seit längerer 605 davon nach erster Beratung empfänger bekommen zumindest 15 und 64 Jahre laufende an das Sozialamt zurückverwiesen Zeit für eine Zusammenlegung von ein Praktikum oder eine Stelle auf Hilfe zum Lebensunterhalt Arbeitslosen- und Sozialhilfe plä- 287 aus der Sozialhilfe ausgeschieden* dem zweiten Arbeitsmarkt. bekommen. dieren, will die Bundesregierung Auch für die Stadt rechnet sich Von ihnen haben 137 000 das Sozialgesetzbuch III und das Eingliederung in den die Investition. Über vier Millionen * Bundessozialhilfegesetz so ändern, 644 regulären Arbeitsmarkt Mark konnte sie allein im vergan- ergänzende Sozialhilfe dass eine „punktuelle Verschrän- 47 Eingliederung in den genen Jahr nach Abzug aller Kosten erhalten, weil ihr Arbeits- zweiten Arbeitsmarkt kung beider Systeme“ möglich ist. 191 Umschulung, Studium, durch den Rückgang der Sozial- einkommen unterhalb des Die Beratungs- und Unterstützungs- Berufsvorbereitung hilfeausgaben sparen. Erfolgreich Sozialhilfeniveaus lag. leistungen von Arbeits- und Sozial- trotz intensiver Beratung ist das Offenbacher Modell auch 736 nicht auf dem Arbeitsmarkt 942 000 standen dem ämtern sollen besser aufeinander vermittelt deshalb, weil das entsprechende * abgestimmt, die Kontakte der Kom- Amt für Arbeitsförderung beim Arbeitsmarkt wegen Aus- munen zur lokalen Wirtschaft für 236 offene Fälle bei Projektende Wirtschaftsdezernenten angesie- und Fortbildung (103 000), die Integration der Sozialhilfeemp- delt ist. „Im normalen Sozialhilfe- *Umzug, Wehrpflicht, Beendigung des häuslicher Bindung fänger genutzt werden. Sozialhilfeanspruchs betrieb“, so Amtsleiter Matthias

Quelle: Endbericht Maatwerk-Projekt Hamburg DGB einblick / Nachdruck frei Erforderlich sei eine „Leistung Schulze-Böing, „fehlt das spezifi- (267 000), Krankheit Die niederländische Beratungs- (131 000), Alter (26 000) aus einer Hand“, so , agentur Maatwerk hat sich auf die sche Denken für die Integration der Parlamentarischer Staatssekretär im Vermittlung schwer vermittelbarer Langzeitarbeitslosen.“ oder aus sonstigen Arbeitsministerium, Mitte Februar Sozialhilfeempfänger spezialisiert. Auch Hamburg geht vergleich- Gründen (414 000) nicht auf der DGB-Veranstaltung „Sozial- bare Wege. Erstmals wurden hier staat und Aktivierung“ in Berlin. per öffentlicher Kassen faktisch auf in einer deutschen Großstadt zwi- zur Verfügung. Eine Zusammenlegung beider Sys- eine „Absenkung der Arbeitslosen- schen 1996 und 1998 in einem * Von den verbleibenden teme sei aber nicht geplant und hilfe auf das Sozialhilfeniveau“ Pilotprojekt Sozialhilfeempfänger 702 000 Personen haben wegen der unterschiedlichen Be- hinaus, so der DGB-Arbeitsmarkt- vom niederländischen Maatwerk in 291 000 Leistungen des rechnungs- und Anrechnungsver- experte Wilhelm Adamy. Damit den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Arbeitsamtes erhalten, fahren auch „auf mittlere Sicht würde die Arbeitslosenversicherung Für 882 der 2746 beratenen Sozial- nicht machbar“. „insgesamt in Frage gestellt“. hilfeempfänger war die Vermittlung 139 000 davon Arbeitslosen- Bei den Gewerkschaften stößt Auch von den Städten kommt erfolgreich. Die Einsparmöglich- hilfe. Das entspricht eine bessere Koordinierung beider Widerstand. Eine Zusammenlegung keiten solcher Integrationsprojekte zehn Prozent der zurzeit Sozialsysteme auf Zustimmung. Be- beider Leistungen hätte nicht nur wecken allerdings auch Begehrlich- 1,4 Millionen Empfänger reits im vergangenen Jahr hatte für die Arbeitslosen, sondern auch keiten. Im Main-Kinzig-Kreis zahlt DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer für die Städte „schlimme Auswir- die Verwaltung Erfolgsprämien an von Arbeitslosenhilfe. gefordert, Doppelzuständigkeiten zu kungen“, fürchtet Stephan Articus, die MitarbeiterInnen des Sozial- * Die übrigen 412 000 reduzieren und die Beratung durch Hauptgeschäftsführer des Deut- amtes, wenn sie die Zahl der Sozial- Sozialhilfeempfänger die Einrichtung gemeinsamer Anlauf- schen Städtetages. Die Bundespoli- hilfeempfänger drücken. Als der waren ausschließlich auf stellen zu verbessern. Widerstand tik würde „aus der Verantwortung DGB-Kreisvorsitzende Ferdinand haben die Gewerkschaften aber für die Langzeitarbeitslosigkeit aus- Hareter öffentlich auf den Skandal Leistungen des Sozialamtes gegen die von den Arbeitgebern steigen“ und die Arbeitslosen auf aufmerksam machte, wurde er vom angewiesen. geforderte Zusammenlegung von die Städte abschieben, die „völlig Kreis verklagt. Ende Januar gaben Arbeitslosen- und Sozialhilfe ange- überfordert wären, das Problem die Gerichte dem DGB-Vorsitzen- kündigt. Sie liefe angesichts knap- alleine zu lösen“. den Recht. •

3 einblick 4/00 4/00 PROJEKTE UND PARTNER

Berufsbildung bert Prantl zeichnet die Skandal- Tag der Gewerkschaften stalten. Ziel: chronik der letzten Wochen nach. Mit Walking- Bildungsideen Deutlich wird in den Analysen auch, Expo-Parade Acts, Sam- dass diese Skandale nur eine Seite ba-Gruppen auszeichnen Gewerkschaften auf des Parteiensystems beleuchten: Unter dem Leitmotto „Zukunft der Expo 2000. und gestal- Frische Ideen für berufliche Fort- Die Macht der Parteien ist viel ge- der Arbeit gestalten“ laufen die teten Wa- bildungskonzepte soll der „Weiter- ringer, als sie zurzeit in der öffentli- Vorbereitungen für die gewerk- gen soll ein buntes, lebendiges Bild bildungs-Innovations-Preis 2000“ chen Diskussion wahrgenommen schaftlichen Aktivitäten und Projek- der Gewerkschaften gezeichnet bringen, ausgeschrieben vom Bun- wird. • te auf der Expo 2000 in Hannover werden. Gewerkschaftliche Kultur- desinstitut für Berufsbildung (BIBB) Gewerkschaftliche auf Hochtouren. Ein Höhepunkt soll gruppen, die sich vorstellen kön- und dem Weiterbildungsmagazin Monatshefte 2/00, 13 Mark der 2. September werden, der als Tag nen, bei der Parade mitzumachen, managerSeminare. Der Wettbe- Fax: 0211 / 45 30 575 der Gewerkschaften Teil des offizi- sollten sich an den Vorstand ihrer werb richtet sich an Fortbildungs- ellen Expo-Programms ist. Geplant Gewerkschaft wenden. Infos: Jochen trainer sowie weiterbildende Ein- Computer-Fachwissen ist u. a., dass die Gewerkschaften Laux, DGB-Koordinator für den richtungen und Firmen. Die besten am 2. 9. den täglichen Straßenum- Tag der Gewerkschaften, Tel.: 030 / fünf Ideen werden mit Preisen Überwachung zug auf dem Expo-Gelände mit ge- 2 40 60 382. • zwischen 1000 und 10 000 Mark durchs Intranet belohnt. Einsendeschluss ist der 7.April. • Weiß Ihr Chef, wohin Sie am Fir- Verweigerungsverfahren, Zivildienst Bundesjugendring Bundesinstitut für Berufsbildung men-PC surfen? Liest Ihr Vorgesetz- und nachträgliche Verweigerung. Stichwort „WIP 2000“ ter ihre E-Mails? Was Betriebsräte Neben Hintergrundinfos zur Rüs- Junge Infos Fax: 0228 / 107 29 55 zum Schutz der Beschäftigten tun tungsproduktion in Deutschland im Internet E-Mail: [email protected] können, erklärt Computer-Fachwis- oder zur deutschen Rolle in der Internet: www.bibb.de/aktuell sen in ihrer Februarausgabe. Das Weltpo- Vom Auslandspraktikum über Einzelheft kostet 10 Mark. • litik ent- Jugendpolitik bis zum Sex reicht die Monatshefte Fax: 0 43 93 / 97 679 hält der Themenpalette der Internetplattform E-Mail: [email protected] Ratge- „www.jugendserver.de“. Initiatoren Schwarze Internet: www.aib-verlag.de ber auch sind der Deutsche Bundesjugendring Kassen Inter- und der Internationale Jugendaus- ’ran-Ratgeber views mit tausch- und Besucherdienst der Das Vertrauen in die Parteien Kriegs- Bundesrepublik Deutschland. Neben schwindet, seit die Politik in den Kriegsdienst dienstver- 15 Themenbereichen bietet der Ser- Ruf geraten ist, käuflich zu sein. verweigern weigerern. ver eine Volltextsuche, Bestelladres- Welche Folgen eine Regierung Der Band sen für Informationsmaterial und ohne Opposition hat, analysieren in In Zusammenarbeit mit der IG kostet 19,80 Mark (ISBN 3-9807 weitere Links. • der Februar-Ausgabe der Gewerk- Metall-Jugend und der Deutschen 108-0-7) • www.jugendserver.de schaftlichen Monatshefte Parteien- Friedensgesellschaft – Vereinigte Bestellungen: forscher und Journalisten. „Die Par- KriegsdienstgegnerInnen (DFK-VK) ’ran Verlag GmbH, Aduchtstr. 7, GUV/FAKULTA teien und das Geld – oder: Sind hat der ’ran Verlag, Köln, den Rat- 50668 Köln (Verrechnungs- alle Politiker korrupt?“ fragt der geber „Kriegsdienst verweigern“ scheck über 19,80 DM plus 3,50 Alles über den Politikwissenschaftler Ulrich von herausgegeben. Das Buch informiert DM Versandkosten beilegen) EU-Führerschein Alemann, und der Journalist Heri- auf 180 Seiten umfassend über Video Lkw-FahrerInnen über 50 Jahre inte r müssen sich ihren Führerschein r egio Telearbeiter umschreiben lassen. Darüber und berichten über alle weiteren Änderungen ••• Die DGB-Frauen in Hessen darin eine „grobe Missachtung der zum neuen EU-Führerschein infor- und der Landesfrauenrat Hes- Menschenwürde“. Infos: Marita Eil- Telearbeit hautnah – das ver- miert die Gewerkschaftliche Unter- sen fordern einen Boykott von rich,Tel.069/27300552. mittelt die Dokumentation „Andere stützungseinrichtung für Verkehrs- RTL 2. Grund dafür ist die vom Fern- ••• Der DGB-Kreis Berlin hat Zeiten... Tele@rbeiten...“. Der Film teilnehmer GUV/FAKULTA in ihrem sehsender geplante Sendung „Big ein Leitbildpapier „Berlin – von Marion Böhm gibt Einblick in den kostenlosen „Ratgeber EU-Führer- Brother“, in der zehn KandidatIn- Metropole im Wandel?“ vorge- Fernarbeitsalltag und zeigt Chancen schein“. Soforthilfe gibt es per Fax nen über Monate in einem von stellt. Hauptforderung des Papiers einer darauf abgestimmten Betriebs- oder E-Mail. • der Außenwelt abgeschirmten Ge- ist, die Berliner Stadtpolitik mehr an ratsarbeit. Das halbstündige Video Fax: 0711 / 53 07 70 70 bäude leben und dabei permanent sozialen und ökologischen Kriterien kostet 20 Mark plus Versand. • E-Mail: durch Filmkameras beobachtet auszurichten. Infos: Ursula Schäfer, AVZ Sprockhövel [email protected] werden. Der Landesfrauenrat sieht Tel.030/30868631. Tel.: 0 23 24 / 70 64 77 Internet: www.guv-fakulta.de

4 GEWERKSCHAFTEN Krach in Hans-Böckler-Stiftung Brandenburg Vertrauensdozent musste gehen Der Landesvorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Hinter den Kulissen gärte es schon länger, Mitte Februar fiel auf Dieter Scholz, droht, die der Sitzung des Vorstandes der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) die Entscheidung: Der Vertrauensdozent Bernd Rabehl, 60, Soziologie- Mitarbeit des Landesbezirks professor an der Freien Universität Berlin (FU), wurde mit sofortiger im Brandenburger „Aktions- Wirkung von seinen Aufgaben für die HBS entbunden. bündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Stein des Anstoßes: Im Dezem- Freiheit nachgedruckt, sorgte bei Fremdenfeindlichkeit“ auf- ber 1998 hatte der Alt-68er und KollegInnen an der FU und ehema- Weggefährte Rudi Dutschkes vor der ligen WeggefährtInnen für deutli- zukündigen. Damit reagierte schlagenden Verbindung „Danu- ches Befremden. So charakterisier- der Landesbezirksvorsitzen- bia“ einen Vortrag unter dem Titel te Richard Stöss, Parteienforscher Rabehl in der Jungen Freiheit: de auf den Beschluss des „Nationalrevolutionäres Denken im und ebenfalls Vertrauensdozent der „Ein Volk ohne Kultur kann zu Bündnisses, künftig auch antiautoritären Lager der Radikal- HBS, das Papier Rabehls bei einer allem verleitet werden.“ opposition zwischen 1961-1980“ Diskussionsveranstaltung an der FU gegen Linksextremismus gehalten. Darin malte er düstere als „typisch für rechtsextreme Ideo- tung der „Freien Deutschen Sommer- vorgehen zu wollen. Bilder von „politischer Überfrem- logie“. Es sei charakteristisch für akademie“ in Prag wolle er über „Die Mit dieser Entscheidung des dung“, sah die „grundlegende Zer- deren „Verfolgungs- und Größen- Nationalrevolutionäre von 1968“ störung von Volk und Kultur“ er- wahn“. reden. Rabehl bezeichnete die Ver- Bündnisses werde sugge- reicht und beklagte die „Zerset- Dabei hätte die Wandlung des öffentlichung als „linksradikale“ riert, so der DGB-Chef, zung der nationalen Identität“ Ex-SDSlers schon eher auffallen Erfindung, er sei seit 15 Jahren nicht „Rechts- und Linksextremis- durch „importierte Partisanenfrak- können. So hatte der blick nach in Prag gewesen. Er verschwieg aller- mus wären gleichgewichtige tionen“. Der Vortrag, laut Rabehl rechts, ein 14-täglicher Info-Dienst dings, dass die Veranstaltung schlicht bald darauf unautorisiert in der der SPD, im November 1998 ge- ausgefallen war. Erscheinungen in Branden- vom nordrhein-westfälischen Ver- meldet, dass Rabehl Dialogbereit- StipendiatInnen der HBS und burg“. Das Bundesland habe fassungsschutz als rechtsextrem schaft gegenüber der extremen GewerkschafterInnen forderten seit- jedoch traurige Berühmtheit eingestuften Publikation Junge Rechten zeige. Bei einer Veranstal- dem, Rabehl von seiner Funktion erlangt wegen der steigen- als Vertrauensdozent zu entbinden. Die HBS sei an gewerkschaftliche den Anzahl fremdenfeind- „Überfremdung droht“ Prinzipien wie der Ablehnung rechts- licher bzw. rechtsextremis- Rabehl im O-Ton: „(...) So sol- 1966 mußten die Amerikaner extremer Tendenzen in der eigenen tischer Aktivitäten. len 16jährige teilhaben am Wahl- alle Pläne aufgeben, Bundeswehr Organisation gebunden. „Auch Do- klamauk und werden die unter- nach Vietnam zu schicken. Jetzt zentInnen sollten diese Prinzipien Angesichts dieser auch schiedlichen ,Einwanderer’ ver- kann deutsches Kanonenfutter teilen, ansonsten lässt sich nicht weiter steigenden rechts- deutscht, früher die Kasachstan- wieder eingesetzt werden. Aber von Vertrauen sprechen.“ extremistischen Übergriffe deutschen für die CDU, jetzt die die Kulturintelligenz und die Als Ende Januar der Berliner muss das Bündnis nach bunten Völker der Türken und Parteieliten reden nicht darüber. Tagesspiegel einen Brief des ame- Nordafrikaner für Grüne und SPD. Der Schuldpranger der deutschen rikanischen Politologen Andrei S. Ansicht des DGB-Landes- Es geht gar nicht mehr um ,Inte- Verbrechen im 2. Weltkrieg soll Markovits, ein Freund der Stiftung bezirks sein Engagement gration’ und um Besinnung bei alle kommenden Verbrechen und Kenner der deutschen Gewerk- unverändert fortsetzen. der Diskussion über das Verhältnis überdecken, und ein Volk ohne schaften, aus der linken Zeitschrift „Die Verwässerung des zwischen Fremdenanteil und deut- Kultur kann zu allem verleitet wer- express nachdruckte, in dem er Ra- politischen Anliegens“ sei scher Bevölkerung. Die Dilet- den, zumal es von ,Eliten’ behls Ausfälle als eindeutig rechts- tanten wollen ihre Macht sichern. beherrscht wird, die von ,außen’ extremistisch kennzeichnete, geriet abwegig, ein „Bündnis, das So kann es auch nicht ausblei- geprägt werden und keine innere der Stein ins Rollen. Nach Sitzun- nur dem parteipolitischen ben, daß die großen Mobilisierun- Verantwortung tragen. Dort, wo gen des DGB-Bundesvorstandes Ränkespiel“ diene, werde gen und Kriegsvorbereitungen Völker keinerlei Kultur und Iden- am 8. Februar und kurz darauf des letztlich zum Feigenblatt für von diesen ,Eliten’ entweder nicht tität mehr besitzen, ist keinerlei Vorstandes der Stiftung wurde bemerkt oder schöngeredet wer- Entscheidung zum Kurswechsel Rabehl mit „sofortiger Wirkung“ eine verfehlte Innenpolitik. den. Die europäische Vereinigung möglich. Agonie und Anomie von seinem Mandat entbunden. ist ein Werk der Bürokraten. sind angesagt (...).“ Nikolaus Simon, Geschäftsführer der

Die Völker und Nationen haben Auszug aus dem Vortrag Bernd Rabehls, erstmals Stiftung, laut Tagesspiegel: „Wenn keinerlei Anteil. (...) veröffentlicht in Junge Freiheit 52-53/98 jemand eine solche Rede hält, gehört er nicht mehr zu uns.“ •

5 einblick 4/00 4/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig IG BAU

Die Fachgruppe Nach Holzmann-Tarifvertrag weiter unter Druck Bildende Kunst der IG Medien und der Die IG BAU steht zu Beginn der ab 2002 in Form von Freizeit erstat- Vorsitzende der IG BAU, Ernst-Lud- Berufsverband Bildender Bau-Tarifverhandlungen im tet. Ignaz Walter, Präsident des wig Laux, eine Übertragung des Künstler haben die Regie- Westen weiter unter Druck. Die Hauptverbandes der Bauindustrie Holzmann-Modells auf die gesamte rung aufgefordert, das Arbeitgeber wollen Öffnungs- und zugleich unmittelbarer Konkur- Baubranche mit Hinweis auf die Urheberrecht zu ändern. klauseln im Flächentarif. rent von Holzmann, macht die drohende „generelle Absenkung Das geltende Recht sei ver- Zustimmung zum Sanierungstarif- der Arbeitsbedingungen“ ablehnt, fassungswidrig, weil es Die Arbeitgeberverbände, die vertrag davon abhängig, „dass al- will der neue Holzmann-Vorstands- KünstlerInnen nach Veröf- den Holzmann-Sanierungstarifver- len anderen Baufirmen die gleiche vorsitzende Konrad Hinrichs das fentlichung ihrer Werke das trag bereits einstimmig abgelehnt Flexibilisierung zugestanden wird“. „Holzmann-Modell auf jeden Fall Ausstellungsrecht entziehe. hatten, wollen ihn am Rande der Und während der stellvertretende durchziehen.“ • Tarifverhandlungen nochmals erör- Die IG Metall will die tern. Die Bauindustrie spricht von Redezeit für Gäste einem wichtigen Lösungsversuch DGB Baden-Württemberg auf dem Gewerk- und plädiert für zusätzliche Verein- schaftstag begrenzen, barungen nach dem Muster des Ausstieg aus dem Bündnis damit die Delegierten mehr Sanierungstarifvertrages. Das Bau- Zeit bekommen, sich mit hauptgewerbe, bei den Tarifver- Der DGB Landesbezirk Baden- staltung und eine Teilzeitoffensive eigenen Beiträgen an den handlungen diesmal federführend, Württemberg hat sich aus dem sollten neue Arbeitsplätze geschaf- Kongressdebatten zu betei- geht noch weiter.Nötig sei eine Null- „Bündnis für Bildung und Beschäf- fen, alte gesichert werden. Mit ei- ligen. Das hat eine Arbeits- runde am Bau – in Ost wie West. tigung“, der baden-württembergi- nem Sanierungsmanagement woll- gruppe vorgeschlagen, die Der umstrittene Holzmann-Tarif- schen Variante des Bündnisses für te der DGB bei Unternehmens- den Gewerkschaftstag 2003 vertrag, der zwischen der Konzern- Arbeit, zurückgezogen. „Zu mager“ krisen intervenieren. Die Vergabe vorbereitet. leitung und der IG BAU ausgehan- seien die Ergebnisse, sie brächten von Aufträgen der öffentlichen delt wurde, regelt einen Sanierungs- kaum Impulse für zusätzliche Be- Hand sollte an die Bedingung ge- Den DAG-Fernseh- beitrag der Beschäftigten. Danach schäftigung. knüpft werden, dass die jeweiligen preis in Gold erhält sollen die inländischen Beschäftig- In vielen Arbeitssitzungen hatte Betriebe Ausbildungsplätze zur in diesem Jahr das ten des Konzerns seit dem 1. Februar der DGB zuvor versucht, beschäfti- Verfügung stellen. Doch die Lan- Fernsehspiel „Rosenzweigs fünf Überstunden pro Woche ein- gungswirksame Vereinbarungen zu desregierung unter Ministerpräsi- Freiheit“ der Autorin legen. Diese Überstunden werden treffen. Durch Arbeitsumverteilung, dent Erwin Teufel war „zu einem Liliane Targownik. In Silber mit einem 25-prozentigen Zuschlag Überstundenabbau, Arbeitszeitge- wirklichen Dialog mit den Gewerk- geht die Auszeichnung schaften nicht bereit“. an Peter Steinbach, den DGB-Landesbezirksvorsitzender Drehbuchautor von Am 1. Mai startet die Rainer Bliesener: „Ausschlagge- gewerkschaftliche „Klemperer – Ein Leben in Image-Kampagne bend für unseren Rückzug war, Deutschland“. Die Preis- 2000. Inhaltlich wird dass fast alle Vorschläge des DGB verleihung findet am 6. sie sich vor allem mit von der Landesregierung abgelehnt Mai in Frankfurt/M. statt. den Themen Arbeits- wurden.“ Auch der DGB-Vorschlag, zeit, Bildung und die Erlöse aus der Privatisierung des Qualifikation be- Der GdP-Vorsitzende schäftigen. Schon Energieversorgers „Energie Baden Norbert Spinrath hat vor dem Start gibt es Württemberg“ in einen gut aus- gefordert, den „Po- erste Ideen aus der gestatteten Beschäftigungsfonds ker“ um den Ausstieg aus Region, wie die Kam- fließen zu lassen, habe keine Be- pagne vor Ort mit der Kernenergie nicht „auf Leben gefüllt werden achtung gefunden, so Jürgen Klose, dem Rücken der Polizei“ kann. So hat etwa Sprecher des DGB-Landesbezirks. auszutragen. Die offene der DGB Koblenz Den Kontakt mit der Landesre- Androhung von Gewalt Telefonaktionen zum gierung will der DGB auch weiter- Arbeits- und Gesund- gegen PolizistInnen seitens heitsschutz sowie hin halten, aber, so Bliesener: „Wir einzelner Gegner der ge- gemeinsame Erleb- werden unsere Unterschrift nicht planten Atommülltranspor- nistage mit Kultur- unter ein Projekt setzen, das unse- te dürfe nicht als Druckmit- und Sportvereinen – ren Namen trägt, aber nicht unsere Motto: „Kultur ohne tel für rasche Ausstiegsfris- Zeit / Zeit ohne Handschrift erkennen lässt. Für ten missbraucht werden. Kultur?“ – vorge- Etikettenschwindel sind wir nicht schlagen. zu haben.“ •

6 Fortschritt MEINUNG millimeterweise „Schwierig und zäh“ gestal- ten sich die Verhandlungen ver.di-Gründung zur Gründung der neuen Entscheidung im März Dienstleistungsgewerk- schaft. Fortschritte gibt es Ab Ende Februar will die ÖTV in Regionalkonferenzen ausloten, nur „millimeterweise“, ob ver.di eine Mehrheit unter den Delegierten hat. Herbert Mai ist schreibt die ÖTV in ihrem optimistisch, dass das Zukunftsprojekt die Klippe nimmt. neuesten➜ „ver.di-Extra“. Ende Januar hat die ÖTV eine Stärkung der Zen- schaftsrat, das oberste Or- Spätestens im März muss

trale gegenüber den Fachbereichen zur Vorausset- gan der Gesamtebene, soll Herbert Mai, 52, der Durchbruch gelungen zung für ihre weitere Beteiligung an ver.di gemacht. Statuten erlassen. Innerhalb muss als ÖTV- sein. Am 22. / 23. März will Ist die dadurch ausgelöste Krise überwunden? dieser Statuten können die Vorsitzender wider- Wir sind bei der Bewältigung. Die Mitgliederver- Fachbereiche eigenständig strebende Interessen der Hauptvorstand der ÖTV sammlungen von Go ver.di im Januar und Februar entscheiden. Das heißt, es ausgleichen. seine Empfehlung für den haben uns nach vorne gebracht. Ich glaube, die gibt keine Auseinanderentwicklung, sondern die Gewerkschaftstag im Krise ist bis Mitte März endgültig behoben. Gesamtebene ist für die gemeinsame Orientierung Oktober beraten. Vorge- Es geht jetzt also um die Ausgestaltung von ver.di, verantwortlich. nicht mehr um die Frage, ob ver.di kommt? Die Budgetierung gehört zu den am heftigsten schaltet ist eine Reihe von Es ging nie um die Frage, ob ver.di kommt. Auch umstrittenen Punkten. Eine Mehrheit der Grün- Regionalkonferenzen, in die ÖTV hat beschlossen, dass ver.di notwendig ist, dungsgewerkschaften will über die Finanzen der der der ÖTV-Vorstand seinen um den Dienstleistungsbereich gegenüber Arbeit- Fachbereiche auf Landesebene entscheiden. Delegierten das bisherige gebern und Politik gewerkschaftlich aufstellen zu Wir haben noch keine Einigung bei der Budgetie- Verhandlungsergebnis können. Alle fünf Partner wollen eine schlagkräftige, rung. ver.di muss politisch auf jeder Ebene hand- gemeinsam handelnde Gewerkschaft. lungsfähig sein. Wir können keine dezentrale Ebene präsentieren will. Auf der Mitgliederversammlung von Go ver.di am gebrauchen, die nur am Tropf der höheren Ebene 18./19. Februar sind erste Beschlüsse zu den Fach- hängt. Der zweite Punkt, über den wir noch nicht Berlin oder bereichen, zum Zuschnitt der Bezirke und zur Bud- einmal diskutiert haben, ist die Mittelverteilung. Die Frankfurt/M.? getierung gefasst worden. Die Fachbereiche sollen ÖTV legt sechs Prozent in den Streikfonds zurück. die mitglieder- und betriebsnahe Interessenvertre- ver.di kann nicht von niedrigeren Sätzen ausgehen. In welcher Stadt der künfti- tung eigenständig wahrnehmen. Bist du mit dem ver.di ist angetreten, weiße Flecken in der Ge- ge Sitz von ver.di liegen Ergebnis zufrieden? werkschaftslandschaft zu beseitigen. Das kostet wird, gehört mit zu den noch Ich bin zufrieden. Wir haben in der Frage des Ver- ebenfalls Geld … nicht geklärten Fragen. Im hältnisses der Fachbereiche zu den Handlungsmög- ... aber das ist kein Konfliktpunkt. Wir sind uns lichkeiten, die eine Gewerkschaft insgesamt haben einig, dass ein Innovationsfonds eingerichtet werden Gespräch sind Berlin und muss, klare Aussagen getroffen. Die Fachbereiche muss, um Projekte zu fördern und neue Dienstleis- Frankfurt/M. Auch die Frage, müssen sich in allen wichtigen Fragen mit der jewei- tungen und Arbeitsformen zu entwickeln. ob die Fachbereiche dezen- ligen Ebene der Gesamtorganisation abstimmen. Auch bei der Zahl der Bezirke gibt es bislang nur tral strukturiert oder ihren Zu den Aufgaben der Fachbereiche zählt die Bran- eine vorsichtige Annäherung. Bezirke sollen mindes- Sitz am Ort des ver.di-Vor- chen- und Tarifpolitik. Die Gesamtorganisation soll tens 25 000 Mitglieder haben. Alle anderen Formu- nur Leitlinien vorgeben können. lierungen sind relativ weich. stands haben werden, soll Das hat die ÖTV von Anfang an vertreten. Eine Gerade die weichen Formulierung sind Grundlage erst im März entschieden Gewerkschaft muss mitgliedernah handeln, um die für mögliche Kompromisse in den Landesbezirken werden. Nach anfänglichen spezifischen Interessen aufnehmen zu können. Bei Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-West- Sympathien für ein dezen- drei Millionen Mitgliedern und 13 Fachbereichen falen. Die Richtgröße kann verändert werden, etwa lässt sich nicht alles zentral steuern. Wir brauchen im ländlichen Raum oder in den Ballungsgebieten. trales Konzept zeichnet sich die Kompetenz der Fachbereiche. Aber wenn ein Der wichtige Punkt ist, dass es vier Varianten von allerdings quer durch die Bezirk Probleme mit dem hat, was sich in den Fach- Bezirken geben soll. Wir werden Bezirke haben, die Gewerkschaften eine bereichen tut, muss er sich einschalten können. Ist alle Fachbereiche mit hauptamtlicher Betreuung ab- Tendenz zu einer zentralen der Konflikt nicht lösbar, muss der ver.di-Vorstand bilden, und Bezirke, die nur die Mehrheit der Fach- der nächsthöheren Ebene entscheiden. bereiche abbilden. Damit bleibt die Präsenz in der Lösung ab. Bei der Organisation der Binnenstruktur der Fach- Fläche erhalten. Das ist ein guter Kompromiss. bereiche wollte die ÖTV stärkere Einwirkungsrechte Wie viele Bezirke kommen dabei heraus? Im Fax-Abruf: der Gesamtorganisation durchsetzen. Go ver.di will Bundesweit kommen 128 Bezirke heraus. Die 0211 / 43 01 688 stattdessen das Gewicht der Fachbereiche stärken. ÖTV hat jetzt 165. Wir müssen uns wesentlich be- Langfassung des Inter- Kompromisse sind oft kompliziert. Der Gewerk- wegen, aber dazu ist die ÖTV bereit. • views mit Herbert Mai über die Chancen von ver.di

7 einblick 4/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

4/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

AUSBILDUNGSBILANZ: Wirtschaft hat Soll nicht erfüllt Die deutsche Wirtschaft feiert sich Angebotene Ausbildungsplätze und ihr Ausbildungsplatzangebot. So Deutschland gesamt 1998 612 771 schreibt der Informationsdienst der Wirtschaft 1998 559 038 Deutschland gesamt 1999 deutschen Wirtschaft: „Die Wirtschaft 631 015 Wirtschaft 1999 546 438 hat sich auch in schwierigen Zeiten Nachgefragter Bedarf 1999 660380 ins Zeug gelegt und ihr Lehrstellensoll erfüllt.“ Richtig ist: Im Entwurf des Angebote nach § 241 (2) SGB III (berufsvorbereitende und/oder außerbetriebliche Maßnahmen für SchulabsolventInnen, die 29 100 Berufsbildungsberichts der Bundesre- keine betriebliche Ausbildungsstelle erhalten haben) Sonderprogramme der Länder und Kommunen 18 054 gierung wird das Lehrstellenangebot als nach wie vor „nicht befriedigend“ Reha-Maßnahmen 12 623 bezeichnet. Betriebe und Verwaltungen Sonderprogramm JUMP 23 315 haben erneut rund 12 600 Verträge § 10 SBG III (Fördermaßnahmen der örtlichen Arbeitsämter) 1485 Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung/ weniger angeboten als im Jahr zuvor. . IDW / Bundesanstalt für Arbeit DGB einblick / Nachdruck frei personalien Tipp 14TAGE

••• Horst Mund, 41, Diplom- gebiet gehört die Koordination der Buch: Claus Schäfer (Hrsg.) 1.3. Regionalkonferenz volkswirt und bislang Büroleiter politischen Vorfeldarbeit sowie der Geringere Löhne – mehr der Internationale der Polizeige- der Friedrich-Ebert-Stiftung in Neu- Bereich Internationales. Beschäftigung? VSA-Ver- werkschaften (UIPS),Aachen Delhi, Indien, ist ab 1. März Refe- ••• Heinz Putzhammer, 58, Mit- lag, Hamburg 2000, 296 S., 2.-4.3. Gewerkschaft ratsleiter in der Internationalen glied des Geschäftsführenden Bun- 29,80 DM Erziehung und Wissenschaft, Abteilung des DGB. Er übernimmt desvorstands (GBV) des DGB, ist in Das Fragezeichen im Buch- Bildungsarbeitskonferenz, Fulda dort die Bereiche Internationale die Enquete-Kommission Globali- titel ist rhetorisch. Alles, nur 8.3. Internationaler Entwicklungspolitik und Internatio- sierung des Deutschen Bundestags nicht mehr Beschäftigung er- Frauentag naler Bund Freier Gewerkschaften berufen worden. warten die 13 AutorInnen aus 8.3. DGB, Frauenpoli- (IBFG) sowie die Regionen Asien, ••• Jochen Laux, 38, Referatslei- Wissenschaft und Gewerkschaft tischer Aschermittwoch, Berlin Lateinamerika und Afrika. ter in der Abteilung Bildung des von Niedriglohnpolitik. Sie wider- 8.3. Arbeitsmarktbe- ••• Claudia Meyer, 30, Diplom- DGB-Bundesvorstands und DGB- sprechen damit der herrschen- richt für den Monat Februar Volkswirtin und freiberufliche Beauftragter für die Ruhrfestspiele den Meinung im Bündnis für 10./11.3. Mitgliederver- Bildungsreferentin für die IG Medi- Recklinghausen, ist vom GBV als Arbeit, das kürzlich Modellver- sammlung Go ver.di, Berlin en in Lage-Hörste, ist seit dem Koordinator des DGB für den Tag suche im Niedriglohnsektor ab- 11.3. DGB Sachsen, Kon- 15. Februar Referatsleiterin in der der Gewerkschaften (2. September) gesegnet hat – und sie benen- ferenz „Frauen in Bewegung – Abteilung Jugend des DGB-Bun- auf der Expo 2000 in Hannover nen Alternativen. Frauenpolitik im 21. Jahrhundert“, desvorstands. Zu ihrem Aufgaben- bestätigt worden. Chemnitz

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich als kostenloser gewerkschaftlicher Info-Service Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Verlag: einblick Ver- lagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Hans- Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Schlusspunkt● Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Ich habe in letzter Zeit häufiger mit Schlangen zu tun.“ Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Wolfgang Schäuble (CDU) in der Schlange der Gratulanten beim Empfang Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. zum 60. Geburtstag des DGB-Vorsitzenden Dieter Schulte am 22. Februar im Berliner Hotel Maritim.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 13.03.2000 5/00 inhalt IG BCE-Kampagne im Frühjahr 2000 ______Seite 3 ______Knackiges Angebot Das große Fressen Dass Gewerkschaft etwas mit lautet das Kontaktangebot auf allen Das geplante Übernahme- knackigen Äpfeln zu tun hat und Plakaten. Hinter der Rufnummer gesetz zur Regelung von „wie ein Multi-Vitamin-Stoß“ wirkt – verbirgt sich ein Call-Center, das Firmenkäufen könnte das auf diese Idee müssen Funktionäre Wünsche nach schriftlichen Infor- Fusionsfieber dämpfen erst mal kommen. Der IG Bergbau, mationen oder persönlichen Rück- ______Seite 5 ______Chemie, Energie (IG BCE) ist das rufen entgegennimmt. gelungen. Sie hat eine PR-Kam- Viktor Willenberg, Chef der Große Unterschiede pagne entwickeln lassen, die Ende Werbeagentur SysKom im nord- Was DGB, DAG und die März mit drei neuartigen Plakat- rhein-westfälischen Mönchenglad- Gewerkschaften ihren motiven öffentlichkeitswirksam star- bach, die auch schon für IG Metall Beschäftigten zahlen tet – und scheinbar Fremdartiges und ÖTV gearbeitet hat, will „keine ______mit Gewerkschaft in Verbindung großartigen Parolen“ verkünden, Seite 7 bringt. Motiv 1: Neben frischen Äp- Gewerkschaft nicht als omnipoten- ver.di auf der Kippe feln, Zitronen und Kiwis steht der ten Kraftprotz darstellen, sondern Eines von drei Plakatmotiven der IG BCE-Kampagne im Stimmt die Geschäftsgrund- Spruch „IG BCE – hilft bei Mangel- sympathisch rüberbringen. Frühjahr 2000 lage für die Gründung der erscheinungen.“ Motiv 2: Neben Sein Werbekonzept ist vom Vereinten Dienstleistungs- einem Glas mit sprudelnder Vita- Adressaten, dem potenziellen Mit- müsse dauerhaft, intensiv und per- gewerkschaft noch? mintablette prangt „IG BCE – wirkt glied, aus gedacht. Nicht was der sönlich geworben werden – „von Ja: Franziska Wiethold, stell- wie ein Multi-Vitamin-Stoß!“ Motiv Absender, die Gewerkschaft, sagen alleine kommt keiner“. Die Plakat- 3: Neben einer Palette appetitlicher will, steht im Mittelpunkt, sondern aktion, die durch Rundfunkspots und vertretende HBV-Vorsitzende rot-grüner Äpfel ist zu lesen „IG das, was den Empfänger interes- Chat-Angebote im Internet ergänzt Nein: Hartmut Limbeck, BCE – volles Pfund gegen Leere in siert. Dass diese Werbestrategie wird, soll nicht nur Imagewerbung Leiter des ÖTV-Bezirks NRW II der Birne!“ Die heimliche Botschaft von den Funktionären vor Ort „sehr für die IG BCE sein, sondern die lautet: Gewerkschaft tut gut und ist positiv“ aufgenommen wird und konkrete Mitgliederwerbung vor gesund. Logische Schlussfolgerung: „die komplette Rückendeckung des und im Betrieb unterstützen. „Jetzt vorbeugen und organisie- Hauptvorstands“ hat, freut Werbe- Schon seit zwei Jahren sind ren!“ Damit nicht genug: „Wähle chef Willenberg besonders: „Der bundesweit fünf professionelle kostenfrei 0800 / 3000 101 oder Wurm muss dem Fisch schmecken, Werberteams im Einsatz, die jedoch direkt übers Internet www.igbce.de“ nicht dem Angler.“ Um Mitglieder nicht als Eingreiftruppe des Haupt- vorstands daherkommen, sondern sich intensiv mit den IG BCE-Leuten plusminusBERLIN vor Ort abstimmen. Drei A(ufbau)- Teams arbeiten in Unternehmen, in Der Surf-Tipp Justizministerin Herta Bundestagsabgeord- denen die IG BCE Mitglieder hat; fürs Internet + Däubler-Gmelin (SPD) - neter das E(instieg)-Team steht dort vor www.anwender hat eine seit mehr als zehn (CDU) hält eine Werbekam- dem Werkstor, wo noch niemand plattform-telearbeit.de Jahren überfällige Novelle des pagne von Benetton für skan- organisiert ist, und das Team „Mit- Erfahrungsaustausch Zeugnisverweigerungsrechts dalös, die in den USA eine glieder werben aktiv“ motiviert und und Wissenstransfer zur auf den Weg gebracht, die Debatte über die Todesstrafe qualifiziert Betriebsräte und Ver- Telearbeit JournalistInnen besser gegen ausgelöst hat. Die Todesstrafe trauensleute. Beschlagnahmung ihrer Unter- sei zwar ein „Verstoß gegen Vom Start weg war diese „Offen- Im Faxabruf lagen schützt. Das erweiterte die Menschenwürde“, aber sive 2000“ erfolgreich. Von Januar 0211 / 43 01 669 Auskunftsverweigerungsrecht auf den Plakaten, die Fotos 1998 bis Oktober 1999 gewann „Arbeit 2000“ soll allerdings nicht gelten, von Hinrichtungskandidaten die IG BCE rund 70 000 neue Mit- Beschäftigungspolitische wenn es um die Aufklärung zeigen, sei „von den Opfern glieder.Daran hatten die Teams laut Vorschläge des DGB für einer Straftat geht. keine Rede“. Einschätzung der Gewerkschaft das Jahr 2000 „einen wesentlichen Anteil“. • (Auszüge)

einblick 5/00 5/00 POLITIK AKTUELL

Druckunternehmer in eigenerSache

Deutsche Tarif-Einheit aufgekündigt Nur noch 80 Tage bis zur Eröffnung der Expo 2000 in Hannover: Auch bei den Gewerkschaften laufen die Vorbereitungen Ab sofort will der Bundesver- Anstieg der Produktion um 10,7 auf Hochtouren – für die gewerkschaftlichen Projekte im Global House, band Druck nur noch für die alten Prozent erzielt, im Westen dagegen im Themenpark oder im Big Tipi, der zentralen Jugendplattform, und für Bundesländer Tarifverhandlungen nur um 5,2 Prozent. Die IG Medien den 2. September, der als „Tag der Gewerkschaften“ der Höhepunkt führen und Abschlüsse tätigen. Der hat die Unternehmer aufgefordert, des gewerkschaftlichen Expo-Auftritts werden soll.Mehr dazu im ersten Osten soll wieder abgekoppelt wer- keine Spaltung zwischen Ost und EXPOinfo, das dieser einblick-Ausgabe beiliegt. Produziert wur- den. Dies hat der Unternehmerver- West zu betreiben, sondern zum de es von der einblick-Redaktion, die den Expo-Auftritt der band der IG Medien mitgeteilt. gemeinsamen tarifpolitischen Kurs Gewerkschaften mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Die Druckindustrie war eine der zurückzukehren. • ersten Branchen, in der bereits 1990 die tarifpolitische deutsche Einheit Bahn-Regionalisierung zeitig von Bahnchef Hartmut Meh- den Chancen für den Nahverkehr gelang – damals auch erklärtes Ziel dorn geplanten Abbau von 70 000 bringen. „Kleine Gesellschaften des Bundesverbandes Druck. „Es GdED unterstützt Arbeitsplätzen angekündigt. Doch können effizienter arbeiten, ohne wäre ein Treppenwitz der Geschich- Outsourcing bei der Regionalisierung stünden dass dort Arbeitnehmerrechte ein- te, wenn zehn Jahre später dieser Arbeitsplatzabbau und Tarife „nicht geschränkt werden“, so Karl-Peter Erfolg wieder umgedreht würde“, Die GdED und der Fahrgastver- im Vordergrund“, so GdED-Presse- Naumann, Vorsitzender von Pro so Michael Schlecht, Abteilungslei- band Pro Bahn e.V.unterstützen die sprecher Hubert Kummer. Die Aus- Bahn. Die Regionalisierung biete ter Tarifpolitik der IG Medien. Die Pläne der Deutschen Bahn AG,Teile gliederung von 9000 der 250 000 zudem die Möglichkeit, Bahnver- wirtschaftliche Entwicklung in der des bestehenden Streckennetzes in bislang von der DB Regio betrie- bindungen unmittelbar vor Ort zu Druckindustrie der neuen Bundes- 37 Regionalbahnen auszulagern. benen Streckenkilometer und die planen statt im fernen Frankfurt/ M. länder sei deutlich besser als im Die Eisenbahnergewerkschaft hat Reaktivierung von 2800 Kilometern Auch finanziell lohne sich die Aus- Westen: 1999 wurde im Osten ein aber Widerstand gegen den gleich- bereits stillgelegter Strecken wür- gliederung: „Politiker sind eher bereit, Geld für den Nahverkehr wiewardiewoche ? auszugeben, wenn sie wissen, dass es der eigenen Region tatsächlich zugute kommt.“ • Ein historisches Ereignis: Erstmals beteiligte wusste, dass wir auch für die IT- sich mit der IG Metall eine Gewerkschaft an der Industrie zuständig sind. geplant●●● weltgrößten Computerschau, der CeBIT in Viele Jobsuchende trugen uns ➜ Hannover. Dieter Scheitor, 49, Diplom- beschlossen Physiker und Teamleiter Informationstechnolo- ihre Enttäuschung vor, dass die gie(IT)-Industrie in der Abteilung Gewerkschaft- Firmen und Jobvermittler auf der Der DGB-Bundesvorstand liche Betriebspolitik beim Vorstand der IG Metall, CeBIT sich nicht für sie interes- hat in seiner März-Sitzung seine MitstreiterInnen von der IG Metall sowie sierten, sondern nur für die „top den Bericht der Kommissi- Betriebsräte aus IT-Unternehmen stellten sich on Rechtsextremismus den Fragen der MessebesucherInnen. young professionals“ vom Kali- Foto: Cordula Kropke ber promovierter 25-jähriger zustimmend zur Kenntnis Eigentlich wollte die CeBIT uns gar nicht, weil wir Informatiker mit drei Jahren Harvard Business genommen. Außerdem ist kein IT-Unternehmen seien. Aber kurz vor Beginn School. Diese Jobsuchenden äußerten deutlich ihre die DGB-Bundesvorstands- kam dann doch das O.K. Verstimmung über die Absicht der Bundesregierung, verwaltung beauftragt Unser Messeauftritt stand unter dem Motto: „Die IG „Greencards“ an IT-Spezialisten aus Nicht-EU- worden, eine Projektgrup- Metall – Ihr Partner in der IT-Industrie.“ Rund 7000 Ländern zu vergeben, statt zuvor auch ihnen eine pe einzurichten. Ihre Besucher hatten wir in der Messewoche an unserem Einstiegsmöglichkeit zu geben. IT-Auszubildende, IT- Aufgabe soll es sein, die Stand, eine Zahl, die unsere Erwartungen weit über- Ausgebildete, Seiteneinsteiger, qualifizierte Arbeits- Entwicklung des Rechts- traf. Wir waren im „Job Market“ in der Halle 10 un- lose und Arbeitnehmer über 35 Jahren waren auf extremismus weiter zu tergebracht, ein optimaler Platz. SchülerInnen, Stu- der CeBIT nicht gefragt. beobachten, die bisherigen dentInnen, UmschülerInnen, Zeitsoldaten, Arbeitslo- Unsere Hauptrenner waren unsere topaktuelle gewerkschaftlichen Akti- se oder Beschäftigte, die sich verbessern wollen, zog Gehaltsanalyse der einschlägigen IT-Jobs und der vitäten gegen den Rechts- es zum Job Market – und häufig auch zu unserem Arbeitsvertragsratgeber. Wir kamen mit den meisten extremismus systematisch Stand. So häufig, dass wir an den beiden Spitzen- Standbesuchern sehr gut ins Gespräch; der Hinweis zusammenzufassen und tagen mit dem Verteilen von Informationen nicht auf Tarifverträge bei vielen IT-Unternehmen und Informationsmaterial für nachkamen. unsere qualifizierten Informationen ermöglichten betriebliche und gewerk- Immer wieder fragten unsere Besucher, warum wir es, die Besucher davon zu überzeugen, dass wir die schaftliche FunktionärIn- als IG Metall auf der CeBIT seien. IG Metall, das sei Gewerkschaft in der IT-Industrie sind, die den dort nen zu entwickeln. doch Automobil- und Metallindustrie. Kaum einer Beschäftigten etwas zu sagen hat.

2 POLITIK AKTUELL Ausbaufähig Übernahmegesetz Seit Ende 1999 liegt dem Das große Fressen – nur ausgebremst EU-Ministerrat ein beschluss- fähiger Richtlinien-Entwurf Die Bundesregierung könnte das Fusionsfieber, das sie mit der geplanten Steuerfreiheit für zur gemeinschaftlichen Veräußerungsgewinne mächtig anheizt, wieder dämpfen – mit einem Übernahmegesetz, das auch die Arbeitnehmerinteressen bei Firmenkäufen berücksichtigt. Regelung von Firmenüber- nahmen vor. Die Annahme Bankiers und Versicherer jubeln. „vor allem eine Garantie des Bie- dieses Entwurfs scheiterte Hans Eichels frohe Botschaft, auf ters, dass unmittelbar durch die am Widerstand Spaniens. die Besteuerung der Gewinne aus Fusion keine Arbeitsplätze verloren Beteiligungsverkäufen künftig ver- gehen“. Doch in Fragen der Arbeit- Das Papier sieht vor, dass zichten zu wollen, verspricht fette nehmerrechte ist sich die Koalition die von Firmenübernahmen Beute.Allein im ersten Jahr wird ein DGB-Vor- noch völlig uneins: Während der stand betroffenen Arbeitnehme- Steuerausfall von 4,2 Milliarden Heinz Putz- Arbeitnehmerschutz für den Spre- rInnen➜ über das Angebot Mark erwartet. hammer: cher der SPD-Fraktion Jörg-Otto Die geplante staatliche Enthalt- „Ein Fir- Spiller „prioritär“ ist, ist er für die und die Absichten des menvor- samkeit werde „den Verkauf von Grünen-Sprecherin Margareta Wolf potenziellen Firmenkäufers

stand muss Foto: Inge Werth Unternehmen anheizen“, mutmaßt Abwehrmaßnahmen gegen Über- – in seltener Übereinstimmung mit „in angemessener Weise Claus Schäfer vom Wirtschafts- und BDI-Präsident Hans Olaf Henkel – nahmepläne ergreifen können.“ unterrichtet werden“. Sozialwissenschaftlichen Institut schlicht „sachfremd“. (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Bury hatte schon 1997 erkannt: Henkel wehrt sich nicht nur Ebenfalls soll der Vorstand Schäfer gegenüber metall: „Zu „Der Schutz der Aktionäre und gegen „die verkrusteten Mitbestim- der „Zielgesellschaft“ – das befürchten ist, dass noch mehr Arbeitnehmer eines von einer Über- mungsstrukturen“, sondern greift ist die Firma, deren Aktien Konzentration von wirtschaftlicher nahme betroffenen Unternehmens vor allem die Berliner Pläne zum der Kaufinteressent erwer- Macht entsteht.“ darf nicht vom Wohlwollen des Barangebot an: Sollte ein Bieter Das will Kanzler Schröder zwar Managements des übernehmenden den Aktionären der Zielgesellschaft ben will – jede Handlung nicht vereiteln, doch er will mit Unternehmens abhängig sein.“ neben einem Aktientausch auch unterlassen, „durch die das einem so genannten Übernahme- Ein potenzieller Firmenkäufer – Bargeld bieten müssen, würde das Angebot vereitelt würde“ gesetz noch in diesem Jahr erstmals und darunter verstand Bury damals „größere Übernahmen unmöglich und die Firmenübernahme gesetzliche Spielregeln dafür schaf- jemanden, der sich mehr als 25 machen, da sie nicht zu finanzieren fen. Er hat Berater um sich geschart, Prozent der Stimmrechte verschaf- sind“, erklärte er. Und er hat Recht. scheitern könnte. die überlegen, „wie die Interessen fen will – soll das Objekt seiner In Österreich jedenfalls ging das Herrschende Meinung in des Wirtschaftsstandortes, der Begierde nicht klammheimlich ver- Fusionsfieber zurück, als die Pflicht der Europäischen Union ist Aktionäre und Arbeitnehmer“ auf- einnahmen können, sondern allen zur Barabfindung eingeführt wurde. zudem, dass die Mitglied- einander abgestimmt werden kön- Aktionären der so genannten Ziel- Ein ganz anderer Punkt könnte staaten national strengere nen. Das sei „schon ein richtiger gesellschaft ein Kaufangebot ma- sich zum Streitpunkt zwischen Rot- Schritt“, lobt DGB-Vorstand Heinz chen müssen. Und dieses Pflicht- Grün und DGB entwickeln: die Anforderungen als auf Putzhammer, der mit IG BCE-Chef angebot soll nicht nur – wie im Fall geplante Neutralitätspflicht des EU-Ebene vorgesehen an Hubertus Schmoldt die Gewerk- Vodafone/Mannesmann – einen Vorstands der Zielgesellschaft. Laut Firmenübernahmen stellen schaften in Schröders Beraterkreis Aktientausch vorsehen, sondern Bury-Gesetzentwurf darf der Vor- können. Insbesondere sollen vertritt. Denn in Deutschland gibt auch „zumindest wahlweise eine stand „den Erfolg des Angebots es nur einen freiwilligen Übernah- Barzahlung“. Zudem soll der Bieter nicht behindern“. Anders in den sie gesetzlich vorschreiben mekodex. Und der orientiert sich dem Vorstand der Zielgesellschaft – USA. Dort darf ein Vorstand, dessen können, dass die vom ausschließlich an den Interessen und dieser wiederum dem Auf- Firma übernommen werden soll, Firmenkäufer angebotene der Aktionäre. sichtsrat und den Betriebsräten – notfalls Abwehrmaßnahmen ergrei- Gegenleistung sich nicht Schröder kann sich bei der Tüf- reinen Wein einschenken: Will er fen. Diese zu befürchtende Waffen- telei am Gesetz auf Sachverstand beispielsweise die Tätigkeiten der ungleichheit zwischen Deutschland nur auf einen Aktientausch im eigenen Haus stützen. Kanzler- Firma und ihre Beschäftigungs- und den USA ist Heinz Putzhammer beschränken darf, sondern amtsminister Hans Martin Bury politik fortführen, will er die Firma ein Dorn im Auge: „Nach Meinung vielmehr „eine Barzahlung (SPD) hat Mitte 1997, also noch zu umstrukturieren oder ihren Sitz ver- des DGB muss ein Vorstand, der einschließen muss“. Oppositionszeiten, namens der SPD- legen – und wie hält er’s mit den im wohlverstandenen Gesellschafts- Fraktion einen ausgefeilten Gesetz- Beteiligungsrechten der Arbeitneh- interesse handelt – und dazu entwurf vorgelegt. Burys Entwurf merInnen? zählen auch die Interessen der sei „gar nicht so schlecht“, urteilt Sehr viel weiter gehend sind die Belegschaft –, rasch und wirkungs- Roland Köstler, Konzernrechts- Forderungen von DGB-Chef Dieter voll Abwehrmaßnahmen ergreifen experte der Hans-Böckler-Stiftung. Schulte. Er will laut Handelsblatt können.“ •

3 einblick 5/00 5/00 PROJEKTE UND PARTNER

Helpline im Test Frau geht vor ÖTV, IG Medien und IG Medien NRW, Herbert Mai, Detlef Hensche Halbzeitbilanz positiv Infobrief zur und Franz Kersjes, treten am 12. Gleichstellung sowie 20. September und am 24. Das Pilotprojekt „Helpline“, die 413 Anrufe ein. 91 Prozent der Rat- Oktober auf. • telefonische Sofort-Beratung der suchenden waren Gewerkschafte- Die Forderung nach einem Institut für Medien und Kunst DGB-Rechtsschutz GmbH in allen rInnen, 22 Prozent Betriebsräte. Gleichstellungsgesetz ist das Tel.: 0 52 32 / 98 34 27 Fragen des Die Verbindung zwischen „Help- Schwerpunktthema der jüngsten Arbeits- line“ und Gewerkschaften „klappt Ausgabe des DGB-Infobriefs Frau GUV/FAKULTA und Sozi- bestens“, berichtet Peter Bauer geht vor. Präsentiert werden Argu- alrechts, vom DGB-Rechtsschutz: Können mente für dieses Gesetz und denk- Nach Unfall hat sich AnruferInnen nicht abschließend bare Modelle, wie die Interessen- richtig beraten bewährt. beraten werden, wird die zuständi- vertretung der Frauen im Betrieb Das ergibt eine Zwischenbilanz der ge Mitgliedsgewerkschaft gebeten aussehen könnte. • Schnell ist mit Stapler, Bauma- Anfang November 1999 gestarte- weiterzuhelfen. Bestellungen mit frankiertem schine oder Firmenwagen ein Un- ten halbjährigen Testphase in den „Helpline“ ist flexibel:Wäre der Rückumschlag (3 DM) an: fall passiert – wie Betriebsräte hier DGB-Kreisen Hamburg, Wesel, Baukonzern Philipp Holzmann pleite DGB-Bundesvorstand beraten können, zeigen die Semi- Dresden und Augsburg. In den ers- gegangen, hätte die Telefonaus- Abt. Frauenpolitik nare „Arbeitnehmerhaftung beim ten drei Monaten gingen unter der kunft technisch und personell kurz- Burgstr. 29-30, 10178 Berlin beruflichen Fahren und Bedienen Service-Nummer 0 180 3 / 11 83 37 fristig ausgebaut werden können. • von Fahrzeugen und Arbeitsgerä- Hörster Gespräche ten“. Rund 15 Schulungen hat die Gewerkschaftliche Unterstützungs- Ungelernte „Telefernarbeit und veränderte Ar- Prominente einrichtung für Verkehrsteilnehmer beitsorganisation im Bereich von Referenten GUV/FAKULTA im Jahresprogramm. Wege zum Fach- und Führungskräften” zeigt Das Seminar kostet 630 Mark. • Berufsabschluss neben den Vorteilen der Heimar- Fünf Abendveranstaltungen zur GUV/FAKULTA beit, welche Probleme ein Job ohne Zukunft der Gewerkschaften bietet Schmidener Straße 233 Rund 1,3 Millionen junge Deut- direkten Kollegenkontakt und der das Institut für Medien und Kunst 70374 Stuttgart sche zwischen 20 und 29 Jahren Mix aus Beruf und Privatem mit im nordrhein-westfälischen Lage- haben keine abgeschlossene Berufs- sich bringen. • Hörste an. DAG-Chef Roland Issen Ratgeber ausbildung. Wie Arbeitsämter, Bil- DGB-Bundesvorstand referiert am 15. März zum Thema dungsträger und Betriebe zusam- Angestelltensekretariat „Gewerkschaften – politische Kraft Arbeitsrecht men helfen können, zeigt das Hans-Böckler-Straße 39 oder Serviceagentur?“ DPG-Vor- und Steuer Handbuch „Neue Wege zum Be- 40476 Düsseldorf sitzender Kurt van Haaren spricht rufsabschluss – zur berufsbeglei- Fax: 0211 / 43 01 538 am 15. Juni, die Vorsitzenden von Zwei neue Broschüren sind bei tenden Nachqualifizierung an- und der Arbeitskammer des Saarlandes ungelernter (junger) Erwachsener“. erschienen: In einfacher Sprache Herausgeber ist unter anderem das interregio beantwortet das Heft „Arbeitsrecht Bundesministerium für Bildung und für jeden“ (180 Seiten, 12 DM) Forschung. • ••• Der DGB-Landesbezirk plante Umwandlung der Landes- Fragen zu Kündigungsschutz, Lohn- Kostenlos erhältlich bei: Berlin-Brandenburg hat im forstverwaltung in einen „firmen- fortzahlung oder Urlaubsanspruch. INBAS GmbH Vorfeld des Internationalen Frauen- ähnlichen Landesbetrieb“. Durch Wie eine richtig ausgefüllte Steuer- Dellstraße 13, 47051 Duisburg tages die PreisträgerInnen seines die Umwandlung werde der Abbau erklärung viel Geld sparen hilft, Tel.: 0203 / 28 75 88 Fotowettbewerbs „Die weibli- von Arbeitsplätzen und sozialen zeigt der Ratgeber „Einkommen- Fax: 0203 / 21 71 5 che Wirklichkeit ist anders“ ausge- Standards im Forstbereich be- steuer“ (191 Seiten, 10 DM). • zeichnet. Anschließend startete am schleunigt, befürchtet der DGB. Fax: 0681 / 40 05 411 DGB-Informationen 8. März in Neuruppin eine Wander- Mehr Infos: Marita Eilrich, Tel. ausstellung mit den prämierten 069/27300552 Literatur-Werkkreis Schattenseiten Fotos. Ihre letzte Station wird die ••• Der DGB-Landesbezirk der Telearbeit Expo 2000 in Hannover sein. Bayern will die Zusammenar- Im Internet Mehr Infos: Dieter Pienkny, Tel. beit mit dem Österreichi- Die als familienfreundlich ge- 030/21240111 schen Gewerkschaftsbund „Es gibt uns noch“, frohlockt R. priesene Telearbeit hat auch ihre ••• Der DGB-Landesbezirk (ÖGB) verstärken. Geplant sind Ver- Werner Franke, Sprecher des Werk- Schattenseiten. Licht ins Dunkel Hessen hat sich dem „Aktions- anstaltungen zu den Themen kreises Literatur der Arbeitswelt – bringen die aktuellen Informatio- bündnis für Hessens Wald Rechtsradikalismus und Fremden- und zwar im 30. Jahr des Vereins- nen zur Angestelltenpolitik des und Natur“ angeschlossen. Das feindlichkeit. Mehr Infos: Heide bestehens jetzt auch im Internet: DGB-Bundesvorstandes. Das Heft Bündnis protestiert gegen die ge- Langguth,Tel. 089/54330240 home.t-online.de/home/Werkkreis.•

4 GEWERKSCHAFTEN Geringe Zuwächse Einkommen von Gewerkschaftsbeschäftigten Rückläufige Mitgliederzah- Starke Gewerkschaften zahlen mehr len haben in den letzten Jahren bei den Gewerkschaf- Über 12 000 Beschäftigte arbeiten 6282 bis 8652 DM, bei der DPG IG Metall und GdED vorn ten zu Kürzungen bei den bei den Gewerkschaften, beim von 5300 bis 9800 DM und bei der Einkommen von politischen DGB und bei der DAG. Durch ihre IG Metall von 6702 bis 10 795 DM. SekretärInnen der Gewerkschaften Personalausgaben geführt. Arbeit tragen sie zu besseren Relevant sind die starken Ab- (in DM)* Kreis- bzw. Bezirksebene 2500 Stellen wurden abge- Arbeitsbedingungen und höheren weichungen vom Durchschnittsge- Haupt- bzw. Bundesvorstand baut. Zwischen 1995 und Einkommen der Mitglieder bei. halt allerdings nur für einen Teil der 7686 IG Metall 8734 1999 sind zudem die Gehäl- Ihre eigenen Einkommen unter- Beschäftigten. Im unteren Bereich GdED 7800 ter der Gewerkschaftsbe- scheiden sich stark. sind vor allem MitarbeiterInnen in 8200 7094 der Poststelle, Pförtner und Telefo- DGB 8081 schäftigten➜ nur mäßig IG BCE 6945 Der größte Teil der Gewerk- nistInnen betroffen, deren Gehalt West 7983 gestiegen. Im Schnitt betru- schaftsbeschäftigten kommt aus zum Teil bei 3500 DM beginnt. Bei IG BCE 6250 7184 gen die tabellenwirksamen dem Betrieb. Die meisten haben den GewerkschaftssekretärInnen Ost 6903 Tariferhöhungen bei der eine Berufsausbildung und häufig NGG 7927 Große Unterschiede IG Medien 7865 IG BAU: 1,63 Prozent / Jahr eine mehrjährige ehrenamtliche Einkommen von Verwaltungs- 7865 * 6900 IG BCE: 0,9 Prozent Gewerkschaftsarbeit hinter sich, angestellten der Gewerkschaften DPG 7750 * bevor sie zum Arbeitgeber Gewerk- (in DM)* GdED: 1,3 Prozent Kreis- bzw. Bezirksebene IG BAU 7406 * schaft wechseln. Trotzdem sind 7592 Haupt- bzw. Bundesvorstand 6938 IG Medien: 2 Prozent HBV 7571 * für die Gewerkschaften Branchen- IG Metall 5699 6111 7099 IG Metall: 2,26 Prozent gehälter bei der Bezahlung der ei- ÖTV 7467 * GEW 4308 genen Beschäftigten nur Anhalts- West 5149 6353 NGG: 2 Prozent DAG 6956 * punkte. Wichtiger sind neben fach- GEW 3726 DPG: 1,98 Prozent für die Ost GEW 7131 * 4903 West licher Qualifikation Aufgabenzu- HBV 5039 6635 politischen SekretärInnen GEW schnitt und Ansiedlung der Stelle. 5999 IG BAU 4956 4956 Ost und 2,28 Prozent für die Für die Verwaltungsangestell- *nach fünf Beschäftigungsjahren und mit einem 4836 IG Medien 4836 Kind; überwiegend Mittelwerte innerhalb der Verwaltungsangestellten ten in fünf der elf DGB-Gewerk- bestehenden Eingruppierungsmöglichkeiten schaften und in der DAG ist für die DPG 4500 4700 Quelle: Personalabteilungen der Gewerk- DGB und GEW: 1,26 schaften, DGB, DAG; ohne GdP DGB einblick / Nachdruck frei * Einkommenshöhe entscheidend, ob 4656 ÖTV 4656 Die politischen SekretärInnen Prozent sie auf Kreis- oder Bezirksebene, DGB 4638 4638 der Gewerkschaften verdienen DAG: 1,75 Prozent. beim Landesbezirk oder beim Vor- auf Kreis- bzw. Bezirksebene * GdED 4200 stand arbeiten. 427 DM werden im 4600 im Schnitt zwischen 6353 DM * Bei der HBV gab es 1995 IG BCE 4550 bei der DAG und 7865 DM Schnitt auf Vorstandsebene mehr West 4550 und 1996 keine Gehalts- bei der IG Medien. Bei den gezahlt. Rund 800 DM beträgt die IG BCE 4096 4096 Hauptverwaltungen liegen erhöhungen, 1997 gab es Differenz bei den politischen Se- Ost 3899 IG Metall und GdED mit Erhöhungen um 1,8 und kretärInnen. DAG 4476 8734 bzw. 8200 DM vorne. 4395 1998 um 2 Prozent. Noch wichtiger ist die in allen NGG 4395 Gewerkschaften übliche Differenzie- *nach fünf Beschäftigungsjahren und mit einem ReferatsleiterInnen; 20 Stellen ent- * Bei der ÖTV stiegen die Kind; überwiegend Mittelwerte innerhalb der rung nach Qualifikation und Funkti- bestehenden Eingruppierungsmöglichkeiten fallen auf AbteilungsleiterInnen Gehälter nur 1997 und Quelle: Personalabteilungen der Gewerk- on. Bei der ÖTV etwa liegen die Ein- schaften, DGB, DAG. Als einzige Gewerkschaft und VorstandssekretärInnen. 1999: um 1,3 bzw. 2,2 kommen der Verwaltungsangestell- hat die GdP keine Daten vorgelegt. DGB einblick / Nachdruck frei Unterschiede gibt es auch bei Prozent. ten in der Hauptverwaltung zwischen Bei den Einkommen der Ver- der betrieblichen Altersversorgung. waltungsangestellten der 3927 und 5385 DM, bei der HBV Während IG BAU, IG BCE, GEW, IG 1999 wurden in den meisten Gewerkschaften gibt es große zwischen 4663 und 5415 DM und Medien, IG Metall, NGG und DPG Unterschiede: Während eine Gewerkschaften auch für die bei der IG Metall zwischen 4902 Sekretärin bei der GEW in ihre Beschäftigten in der gewerk- eigenen Beschäftigten wie- und 6496 DM.Auch DGB und DAG den neuen Bundesländern schaftlichen Unterstützungskasse kennen ähnliche Spannen. Ihre 3726 DM Brutto verdient, (UK) versichern – wenn auch im der höhere Gehaltszuwächse bekommt sie beim Hauptvor- Beschäftigten erhalten je nach Ein- Vergleich zu früheren Jahren mit vereinbart. Bei der IG BCE stand der IG Metall 6111 DM. gruppierung zwischen 4308 und geringeren Leistungen – und die gab es 1,5 Prozent mehr, 6514 DM (DGB) bzw. zwischen fallen AbteilungsleiterInnen und Vor- DAG eine kapitaldeckende Alters- beim DGB 2,3 Prozent und 3963 und 4988 DM (DAG). standssekretärInnen nach oben aus sicherung bietet, werden bei GdED Noch größer sind die Gehalts- dem Rahmen. Deren Zahl ist aber und DGB neue Beschäftigte nicht bei der HBV 4 Prozent. unterschiede bei den politischen begrenzt: Von den 87 politischen mehr aufgenommen. Und bei der SekretärInnen: Bei der ÖTV reicht SekretärInnen, die der DGB künftig ÖTV wird diese Frage zurzeit ver- die Spanne auf Bundesebene von am Sitz Berlin haben wird, sind 67 handelt. •

5 einblick 5/00 5/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig HBV-Vorstand Carlin zurückgetreten Der Rücktritt von Ban- ken-Vorstand Klaus Carlin, 53, traf die HBV Die IG Metall beginnt Vertrauensbasis verloren unvorbereitet. im Juni mit dem Bau ihrer neuen Zentrale Klaus Carlin, 53, Vorstandsmit- erhalten, nicht die halb Skepsis entgegen. in der Frankfurter Innen- glied der Gewerkschaft Handel, Neueingestellten. Ohne geschlossenen stadt. Das 240 Millionen Banken und Versicherungen (HBV) Damit habe er den Rückhalt könne er die- Mark teure Hochhaus soll und zuständig für die Bereiche Ban- Auftrag des Gewerk- se Verhandlungen aber bis 2003 fertig gestellt sein. ken und Versicherungen, ist am 29. schaftstages, keine nicht führen. Mindestens die Hälfte des Februar überraschend von seinem Zwei-Klassen-Beleg- Carlin hat 1998 für Neubaus will die IG Metall Amt zurückgetreten. Er habe seine schaft zuzulassen, den geschäftsführenden untervermieten. Entscheidung „mit dem Ablauf der nicht erfüllt, urteilt HBV-Vorstand auch mit Tarifrunde Banken“ begründet, Carlin. Ebenso wenig den Auftrag, der Absicht kandidiert, ein ver.di- Die IG Medien hat heißt es im HBV-Pressedienst. In gemeinsam mit der DAG einen Vorstandsmandat anzustreben.Dafür eine Postkarten- seiner Rücktrittserklärung, die ein- Tarifvertrag abzuschließen. stehe er aber nach dem Verlust von aktion gestartet, um blick vorliegt, geht Carlin hart mit Die Banken-Tarifrunde habe „so viel Unterstützung und Vertrau- ihrer Forderung nach einer sich ins Gericht. negative Auswirkungen auf die en“ nicht mehr zur Verfügung. Reform der Künstlersozial- Die HBV habe in der Banken- anstehenden Tarifverhandlungen Beruflich will Klaus Carlin, seit versicherung Nachdruck zu Tarifrunde „eine Niederlage“ hin- für die Versicherungsangestellten, 1981 in der Hauptvorstandsverwal- verleihen. Die Bundesregie- nehmen müssen. Dafür übernehme befürchtet Carlin. Die Samstags- tung der HBV tätig, weiter in seiner rung hatte im Januar die er die Verantwortung. Gemeint ist, problematik könne auch dort zu Gewerkschaft arbeiten. Er strebe Zuschüsse für die Künstler- dass nur die Altbeschäftigten Frei- Komplikationen führen; ihm als „eine andere, für mich neue Tätig- sozialversicherung gekürzt, zeitzuschläge für Samstagsarbeit Verhandlungsführer schlage des- keit an“. • aber kein Konzept für eine Reform vorgelegt. Erstes ver.di-Büro Order eines Geschäftsführers mit- nicht nur Unterstützer hat, wissen Die IG BAU fordert zumachen“, betont Vogt. Zum ande- alle Beteiligten. „Wir stehen in der als Schutz gegen Kis(s) the Future ren, weil das Projekt gut vorbereitet Kritik, dass wir schon so weit sind“, Schwarzarbeit und „Kommunikation/Informati- war:Alle beteiligten Gewerkschafts- sagt Franz Wolf, Initiator von K/I/S Lohn-Dumping im Bauge- on/Service“ (K/I/S): Unter diesem sekretärInnen wurden intensiv ge- und Geschäftsführer der ÖTV werbe die Einführung einer Titel nehmen ÖTV, HBV, DPG, DAG schult. „Die Situation, dass ein Ge- Essen. Immerhin gehört der ÖTV- „Bau-Card“. Der Ausweis und IG Medien in Essen ein Stück werkschaftsmitglied weggeschickt Bezirk NRW II mehrheitlich zu soll Voraussetzung für Zukunft vorweg und betreiben seit wird, nur weil es eine Frage aus den Gegnern des bisherigen ver.di- eine Beschäftigung auf Mitte Januar das bundesweit erste einem fremden Tarifbereich stellt, Konzepts. „Aber wir haben gezeigt, Baustellen sein und der ver.di-Büro. kommt bei uns nicht vor.“ dass die Zusammenarbeit mit den besseren Kontrolle der In dem 200 Quadratmeter Dass das Modellprojekt inner- anderen Gewerkschaften funktio- Einhaltung der Sozialver- großen Servicecenter bieten Mitar- halb der ver.di-Gewerkschaften niert.“ • sicherungspflicht und von beiterInnen aller fünf ver.di-Ge- Tarifverträgen dienen, so werkschaften im Wechsel Beratung der IG BAU-Vorsitzende und Dienstleistungen an, die auch Tarifpolitische Tagung Klaus Wiesehügel. Nicht-Mitgliedern offen stehen. K/I/S hat montags bis freitags von ver.di auf der Suche nach Zeit 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, don- spricht am 1. Mai nerstags sogar bis 21.00 Uhr. Dass „Welche Arbeitszeit will Familienministerin Christine Berg- auf einer Kundge- das Büro in Essen vom Start weg ver.di?“ ist das Thema der 2. tarif- mann, die über „Arbeitszeit und bung des DGB-Ortskartells gut angenommen worden ist, liegt politischen Tagung der ver.di-Ge- Fraueninteressen in der Politik der Salzgitter. Eingeladen hat nicht nur an den Öffnungszeiten, werkschaften, auf der am 16./17. Bundesregierung“ reden wird. Die den ehemaligen SPD-Vor- sondern auch an der Qualität der März in Frankfurt/M. Tarifpolitiker „Lebensentwürfe von Frauen und sitzenden die örtliche dort geleisteten Arbeit. „Wir haben der fünf Gründungsgewerkschaften Männern und ihre Anforderungen IG Metall. Die Kundgebung die Kompetenz der Einzelgewerk- ihre arbeitszeitpolitischen Perspek- an die Gestaltung der Arbeitszeit“ in Salzgitter findet nur schaften gebündelt“, beschreibt tiven diskutieren. Teilnehmen wer- sind auch Thema eines der Foren unweit von Hannover statt, HBV-Sekretärin Christiane Vogt das den neben ÖTV-Tarifvorstand Peter der Tagung. Weitere Themen sind wo Lafontaines Nachfolger Konzept des Essener Modellpro- Blechschmidt und den Gewerk- die „Arbeitszeitpolitik der Gewerk- Gerhard Schröder auf der jekts. Konkurrenz zwischen den schaftsvorsitzenden Roland Issen schaften“, „Arbeitsflexibilisierung zentralen Mai-Kundgebung Gewerkschaften spielt keine Rolle. (DAG), Kurt van Haaren (DPG), und Arbeitszeitsouveränität“ sowie des DGB sprechen wird. Zum einen, weil die Beteiligung an Margret Mönig-Raane (HBV) und Arbeitszeitverkürzung und Arbeits- K/I/S freiwillig ist: „Es gibt keine Detlef Hensche (IG Medien) auch umverteilung“. •

6 MEINUNG Fifty-Fifty Es gibt weder eine aufneh- JA NEIN mende noch eine aufgehen- oder de Gewerkschaft, sondern es geht um die gemeinsame Reichen die Eckpunkte noch Gründung einer neuen Gewerkschaft. Diese Idee als Grundlage für ver.di? stand vor zwei Jahren am Zwei Jahre lang haben die groß geschnittene Bezirke voraus, dass die Mehrzahl Anfang der Überlegungen fünf ver.di-Gewerkschaften über der Fachbereiche dort arbeiten kann. Viele Landes- von zunächst sieben, später die Struktur der neuen Gewerk- bezirke haben sich auf entsprechende Strukturen ➜ fünf Gewerkschaften, sich schaft diskutiert und sich schließ- geeinigt. In anderen hat es sich verhakt, weil die lich auf ein ausgewogenes Ver- ÖTV möglichst viele Bezirke will.Aber je kleinteiliger zur Vereinten Dienstleis- hältnis zwischen Fachbereichen die Bezirksstruktur wird, desto mehr Fachbereiche tungsgewerkschaft (ver.di) und Ebenen verständigt: Im werden sich außerhalb dieser Bezirke bilden, die zusammenzuschließen. Herbst 1999 sind auf den dann blutleer werden. Inzwischen ist der Ton Gewerkschaftstagen die „Eck- Foto: Jürgen Seidel punkte“ als verbindliche Grund- Franziska zwischen den ver.di-Gewerk- lage angenommen worden. Wiethold, Das Eckpunktepapier schaften rauer geworden. 53, ist stellver- Jetzt kann nicht nachver- tretende HBV- hat als Grundlage für ver.di Die Chancen, dass ver.di im handelt werden. Das stellt Vorsitzende und noch nie ausgereicht! Seit Frühjahr 2001 kommt, wer- den ganzen Prozess in Frage. Mitglied von Jahren geben Gremien der ÖTV den selbst von führenden Wir können nicht nachvoll- Go ver.di. Stellungnahmen zum ver.di-Pro- ziehen, dass Teile der ÖTV immer zess ab. Ebenso wie die Idee GewerkschafterInnen im noch meinen, bei ver.di würden die Fachbereiche zu unterstützt wurde, eine neue Moment nur noch mit stark und die Bezirke zu schwach. Zu Beginn war in Gewerkschaft im Dienstleis- „Fifty-Fifty“ eingeschätzt.

der Tat nicht klar, wie man ein ausgewogenes Ver- Foto: Seydel tungsbereich zu gründen, zogen Grund ist ein Positionspapier hältnis hinbekommt. Es war für alle Neuland. Aber Hartmut sich durch alle Beschlüsse un- inzwischen haben wir präzise beschrieben, wie sich Limbeck, verzichtbare Forderungen: Die der ÖTV, das wesentliche Fachbereiche und Ebenen abstimmen müssen. Das 50, ist Leiter ÖTV-Kreisstruktur muss Grund- Änderungen an den im des ÖTV-Bezirks sollte endlich zur Kenntnis genommen werden. NRW II. lage für die ver.di-Bezirke sein. vergangenen Jahr von allen Teile der ÖT\/ wollen aber mehr: Die Fachberei- Die Fachbereiche müssen Be- Gewerkschaften beschlosse- che sollen nur als Untergliederungen der Bezirke mit standteile der Ebenen sein. Bezirke, Landesbezirke nen Eckpunkten zur Voraus- Geld und Personal ausgestattet werden. So kann und Bundesvorstand sind als Budgetierungsebenen sicher der klassische öffentliche Dienst gesteuert zuständig für Finanzen, Personal und Politik. Die setzung für die weitere werden, aber die Mehrheit der Fachbereiche nicht. Tarifzuständigkeit muss in Sekretariaten auf der Lan- Beteiligung der ÖTV an Selbst wenn ver.di nun 60 bis 80 Bezirke bilden desbezirks- und Bundesebene gebündelt sein,Arbei- ver.di macht. würde, könnte z.B. der Fachbereich Finanzdienstleis- terInnen und BeamtInnen sind als Personengruppen Eine erste Vorentscheidung tungen nicht überall ehrenamtliche Gremien und mit gleichen Rechten und Pflichten einzubeziehen. hauptamtliche Betreuung aufbauen. Er könnte nur Der Hauptvorstand der ÖTV hat mit seinem Mag- könnte am 20./21. März bezirksübergreifend arbeiten, wenn die kleineren deburger Begleitbeschluss ausgedrückt, dass ohne fallen. Dann will der Haupt- Bezirke freiwillig Ressourcen abgeben. Sollen wir mit Änderungen eine Zustimmung zu ver.di vorstand der ÖTV das solchen Entscheidungsstrukturen gegen große Ban- nicht erreichbar ist. Sogar der Gewerkschafts- bisherige Verhandlungs- ken antreten? Wollen wir so Gewerkschaftsstruktu- tag in Dortmund hat eine solche Beschlussfassung ren in der Multimedia-Branche aufbauen? vorzuweisen. Von daher drückt die Funktionärsbasis ergebnis bewerten und Viele ÖTV-KollegInnen akzeptieren solche Ein- der ÖTV ihre Vorstellung davon, wie ver.di konstru- über seine weitere Beteili- wände und gestehen „Ausnahmen“ zu. Darin zeigt iert sein soll, konsequent aus: ver.di darf nicht in 13 gung am ver.di-Prozess sich aber das Hauptproblem: ver.di wird nicht mehr Fachbereiche und Einzelinteressen zerfallen, ver.di entscheiden. von einer Branche geprägt, die die Regel vorgibt. muss als Gesamtorganisation politisch stark sein, um ver.di muss in den Fachbereichsstrukturen die gesellschaftspolitische Entwicklung beeinflussen Vielfalt ermöglichen. Diese Vielfalt muss auf zu können.Wer Dezentralität als Stärke begreift und den Ebenen verallgemeinert werden. Das setzt aber die Einbindung Ehrenamtlicher in die Verantwortung voraus, dass die Vielfalt sich artikulieren kann. Und wünscht, muss in der Fläche präsent sein. Eine Auf- Im Fax-Abruf: dass Fachbereiche und Ebenen weder gegeneinan- teilung der Zuständigkeiten für Finanzen, Personal- 0211 / 43 01 664 der noch aneinander vorbei arbeiten. und Tarifpolitik macht nicht die Gesamtorganisation Eckpunkte des Zielmodells Die HBV will eine politisch starke Bezirksebene, stark, baut keine Konkurrenz ab, sondern sorgt für der neuen Dienstleistungs- übrigens zusammen mit der ÖTV.Aber das setzt so branchenbezogene Egoismen. gewerkschaft vom Oktober 1999 (Auszüge)

7 einblick 5/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

5/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

ZUSATZQUALIFIKATIONEN: Der Bedarf steigt Zusatzqualifikationen – das sind vor Wie hoch ist der Bedarf an Zusatzqualifikationen*? (in Prozent) sehr hoch allem Kenntnisse in Fremdsprachen, keine Angabe keine Angabe sehr hoch Teamwork und Informationstechnik. kein Bedarf 8 7 3 3 11 Mehr als zwei Drittel aller Ausbildungs- kein Bedarf hoch betriebe mit solchen Angeboten schät- 22 19 35 zen den Bedarf hoch und sehr hoch ein. gering 71 Prozent erwarten sogar, dass er wei- ter zunimmt. Das tun auch 61 Prozent 59 hoch der Betriebe, die noch keine Zusatzqua- gering 33 lifikationen vermitteln. Als wichtigste Gründe für ihre bisherige Zurückhal- Betriebe mit Zusatzqualifikationen Betriebe ohne Zusatzqualifikationen *Mit Zusatzqualifikationen sind Qualifikationen gemeint, die während oder unmittelbar nach der Ausbildung vermittelt tung führen sie zu hohe Kosten und werden, deutlich über deren Anforderung hinausgehen und deren Vermittlung mindestens 40 Stunden beansprucht. Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) – www.bibb.de (Klick auf Forum/Aus den mangelnde Ausbildungskapazitäten an. Projekten/Referenzbetriebssystem/„Informationen Nr. 16") . DGB einblick / Nachdruck frei personalien Tipp

••• Franziska Wiethold, 53, hat der Deutschen Postgewerkschaft 16./17.3. 2. tarifpolitische Buch: Gerhard Bäcker u.a., am 1. März die Funktion der 2.Vor- (DPG), ist seit dem 1. März neue Tagung der ver.di-Gewerkschaften, Sozialpolitik und soziale sitzenden der Gewerkschaft Han- Pressesprecherin der DPG. Frankfurt/M. Lage in Deutschland, West- del, Banken und Versicherungen ••• Jörg Reinbrecht, 42, Presse- 16.-23.3. Beteiligung des deutscher Verlag, Wiesba- (HBV) übernommen. Sie folgt Jür- sprecher der HBV Hamburg, ist seit DGB an der 52. Internationalen den 2000, Band 1, 477 S., gen Schatta, 60, der aus Alters- dem 1. Februar Sekretär für Gesell- Handwerksmesse, München Band 2, 407 S., je 49,80 DM gründen ausgeschieden ist. Die von schaftspolitik und Internationales 22./23.3. NGG, Auftakt der Mehr als ein Lehrbuch: Die Schatta verantworteten Bereiche beim Hauptvorstand der HBV. Kampagne „Gleichstellung“, Ober- Autoren bieten nicht nur einen Finanzen, Datenverarbeitung und josbach breiten Überblick über die Ar- Organisationsservice werden von 23.3. DGB Saar, Inter- beits- und Lebensbedingungen Klaus Hummel, 50,Abteilungslei- 14TAGE regionale Jugendkonferenz, Otzen- in Deutschland, sie versuchen ter Finanzen, der Bereich Personal hausen auch, die ideologische Debatte von Hans-Joachim Klett, 50, Ab- 13.3. DGB Bayern, Ver- 23.-25.3. DGB, Tagung „De- über das „Auslaufmodell“ Sozial- teilungsleiter Personal, als Ressort- anstaltung zum 125. Geburtstag mokratie und Toleranz in Gesell- staat zu versachlichen und eine bevollmächtigte übernommen. von Hans Böckler, Fürth schaft und Arbeitswelt“, Magdeburg positive Reformperspektive auf- ••• Sigrun Schmid, 33, Referen- 16./17.3. DGB NRW, Tagung 30.3. 10 Jahre DGB zuzeigen. Ein besonderes Bon- tin für Öffentlichkeitsarbeit und „Grenzüberschreitende Aus- und Thüringen, Erfurt bon: Passend zum Buch ist eine Internationales im Bezirk Südwest Weiterbildung“, Kleve 31.3. Eröffnung der Internet-Site geschaltet worden E-Kademie des DGB Bildungs- (www.sozialpolitik-lehrbuch.de). Impressum einblick erscheint vierzehntäglich als kostenloser gewerkschaftlicher werks, Düsseldorf Info-Service Herausgeber: Deutscher Gewerkschaftsbund Verlag: einblick Ver- lagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Schlusspunkt● Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Hans- „… die Ausländer, die einen ständigen Wohnsitz in Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf, Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, Deutschland haben, können ebenfalls an den Landtags- E-Mail: [email protected] Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, und Bundestagswahlen teilnehmen.“ Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Aus dem „Jahresbericht 1998 der Europäischen Stelle zur Beobachtung Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“. Die Länderberichte werden von gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 den nationalen Regierungen erstellt. Das bundesdeutsche Innenministe- Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. rium ist hier der Gesetzeswirklichkeit weit voraus. Richtig ist: Ausländer können nicht an Landtags- und Bundestagswahlen teilnehmen.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 27.03.2000 6/00 inhalt Imagekampagne 2000 ______Seite 3 ______Einladung zum Dialog Heißes Eisen Am 1. Mai fällt der Startschuss gen Projekte der Ge- Das Bundesarbeitsminis- für die Imagekampagne 2000 der werkschaften auf der terium arbeitet an einer DGB-Gewerkschaften. Unter dem EXPO 2000 in Han- Reform des Betriebs- Motto „Wer, wenn nicht wir“ soll nover, insbesondere verfassungsgesetzes sie „die Wahrnehmung der Ge- die Vorbereitungen ______Seite 5 ______werkschaften in der Öffentlichkeit für den 2. September, erhöhen, ihre Akzeptanz verbessern der als „Tag der Ge- Nagelprobe Die Kampagnen-Motive sollen die Kompetenzen und ihre Kompetenzen für die Ge- werkschaften“ der und die Zukunftsorientierung der Gewerkschaf- Regionale Ausbildungs- staltung der Zukunft der Arbeit Höhepunkt des EXPO- ten herausstellen. konferenzen sollen die stärker herausstellen“. Auftritts werden soll. Wirksamkeit des Bis zu zehn Millionen Mark ist Daneben planen die DGB-Kreise Denkanstöße geben und die Bereit- Ausbildungskonsenses den Gewerkschaften die auf acht und -Landesbezirke sowie die Mit- schaft fördern, den Gewerkschaf- überprüfen Monate angelegte Kampagne gliedsgewerkschaften weitere Akti- ten einfach mal zuzuhören. „Die ______wert. Mit Großflächenplakaten in vitäten. Kampagne ist vor allem auch eine Seite 7 Großstädten,Anzeigen in auflagen- Das Konzept der Kampagne hat Einladung zum Dialog.“ Stiefkind starken Print-Medien und einem die Düsseldorfer Werbeagentur Kaum war bekannt, dass die Betriebsrente Kinospot sollen rund 26 Millionen FGK erarbeitet. Jörg Feller von FGK Gewerkschaften eine Imagekam- Von der betrieblichen Alters- Menschen – ArbeiterInnen, Ange- beschreibt es so: „Wir wollen die pagne planen, meldeten sich erste versorgung profitieren stellte, Auszubildende und Schüle- Botschaft vermitteln, dass jeder Kommentatoren zu Wort. Der Tenor: rInnen – erreicht werden. Außer- Arbeitnehmer, jede Arbeitnehmerin Die haben es nötig, die reagieren immer weniger Arbeit- dem wird die Kampagne ab Mitte von der Arbeit der Gewerkschaften auf Mitgliederverluste. „Viel inte- nehmerInnen April mit einem eigenen interakti- profitiert.“ Die Kampagne solle ressanter wäre die Frage: Weshalb ven Internet-Auftritt im Netz prä- diejenigen ansprechen, für die „die gelingt es den Gewerkschaften sent sein. Ab 1. Mai wird zudem Gewerkschaften alles andere als jetzt, aus der Not eine Tugend zu SPEZIAL: WEITERBILDUNG eine Hotline eingerichtet. Unter der spannend sind“: hoch qualifizierte machen?“, meint Hans-Jürgen Konzepte und Adressen Nummer 0180/2340000 kann sich ArbeitnehmerInnen in den Zukunfts- Arlt, DGB-Abteilungsleiter Öffent- der gewerkschaftlichen jede/r mit allen erdenklichen Fragen branchen sowie junge Menschen. lichkeitsarbeit. Bildungszentren auf an den DGB wenden. Eingebettet Die Kampagne diene nicht einfach Die Probleme – Mitgliederver- einen Blick in die Kampagne sind die vielfälti- der Imagebildung, sondern solle luste, geringe Akzeptanz bei der Jugend – sind nicht neu. Die aufre- gendere Nachricht sei deshalb, so plusminusBERLIN Arlt, dass sich die Gewerkschaften endlich offensiv und konzeptionell Die Abgeordneten Wirtschaftsminister um ihr Image kümmern. Der Stel- + Christian Simmert (Bünd- - Werner Müller (partei- lenwert öffentlicher Kommunika- nis 90/Die Grünen) und Andrea los) läuft Sturm gegen den tion werde höher eingeschätzt, die Der Surf-Tipp Nahles (SPD) haben eine Plan von Bundesfamilienmi- Bedeutung der Selbstdarstellung fürs Internet finanzielle Beteiligung der nisterin Christine Bergmann wichtiger genommen. Dafür sei die www.kirche-arbeitswelt.de Wirtschaft an dem zwei Milliar- (SPD), für Eltern ein Recht Imagekampagne nur ein Beispiel Informationen über den teuren Sofortprogramm auf Teilzeit durchzusetzen. unter vielen.Arlt: „Ohne die anderen Kirche und Arbeitswelt zur Bekämpfung der Jugendar- Der Rechtsanspruch soll nach Beispiele – das Kommunikations- beitslosigkeit (JUMP) gefordert. Müllers Forderung nur für projekt der ÖTV,die professionellen Im Faxabruf Der Staat würde nur einsprin- Betriebe mit mindestens Internet-Angebote, die Modernisie- 0211 / 43 01 652 gen, „weil die Betriebe ihrer 50 Beschäftigten gelten. rung der Gewerkschaftsmedien, Rentenstrukturreform Ausbildungsverpflicht nicht Die Mehrheit der Eltern das Kampagnenkonzept der IG BCE Bewertung und nachkommen“. ginge dann wohl leer aus. – wäre diese Kampagne nie auf die Positionen des DGB Beine gekommen.“ • (Auszüge)

einblick 6/00 6/00 POLITIK AKTUELL

Veräußerungsgewinne tung nicht gelten, das Gesetzesvor- Ermäßigung des Steuersatzes auf Auf einer gemeinsamen Pressekon- haben komme einem Befreiungs- Veräußerungsgewinne auf große ferenz am 23. März in Berlin erklär- DGB bekräftigt schlag gegen verkrustete Unter- Bedenken stoßen, geschweige denn te DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer: Ablehnung nehmensstrukturen gleich. Die Un- die völlige Steuerbefreiung. • „Offensichtlich haben auch inten- ternehmen hätten schon in der Ver- sive Sozialarbeit und zunehmendes Der DGB befürwortet zwar das gangenheit ihren Beteiligungsbesitz Gemeinsam gegen Kälte Engagement Einzelner die am här- Steuersenkungsgesetz insgesamt, radikal umstrukturiert, ohne dass testen Betroffenen nicht erreichen lehnt die geplante Steuerfreiheit für die geltenden steuerlichen Rahmen- Unterstützung können.“ Beckmann, so Engelen- Veräußerungsgewinne von Aktien- bedingungen ein Hindernis dafür für Beckmann Kefer, gehe es nicht nur darum, paketen jedoch ab. In seiner Stel- gewesen wären. Außerdem stehe Geld zu sammeln, ebenso wichtig lungnahme zur Anhörung im Finanz- die Einführung eines Körperschafts- 500 000 Menschen in Deutsch- sei ihm, die öffentliche Aufmerk- ausschuss des Bundestages am steuersatzes bevor, der nicht weit land sind ohne eigene Wohnung. samkeit auf das Problem der Ob- 22. März erklärt der DGB, es sprä- oberhalb der von den Unterneh- Der DGB-Bundesvorstand unter- dachlosigkeit zu lenken. chen deutlich mehr Argumente mensverbänden selbst propagierten stützt deshalb das Projekt „Ge- Thomas Beckmann hat sein gegen die vom Bundeskabinett be- Wunschformel „35 Prozent inklusi- meinsam gegen Kälte“ zu Gunsten Hilfsprojekt 1993 in Düsseldorf zu- reits beschlossene Steuerfreiheit als ve Gewerbesteuer“ liege. In einer obdachloser Menschen des Düssel- sammen mit der Stadtverwaltung, dafür.So lässt der DGB die Behaup- solchen Situation müsse selbst eine dorfer Cellisten Thomas Beckmann. örtlichen Wohlfahrtsverbänden und Bürgerinitiativen gestartet, um Ob- wiewardiewoche ? dachlose mit Essen, Kleidung und Schlafsäcken zu versorgen. Inzwi- schen haben sich 36 Städte der Ge- Zum „Frauenpolitischen Aschermittwoch“ hatten die DGB-Frauen meinsam-gegen-Kälte-Bewegung am 8. März, dem Internationalen Frauentag, nach Berlin geladen, angeschlossen. Sie finanziert und über 400 Frauen und ein paar Männer kamen. Auf dem Podium Ambulanzbusse,Wärmestuben und gab sich die weibliche Polit-Prominenz ein Stelldichein. In vier Gesprächsrunden diskutierten die Präsidentin des Bundes- Wohngemeinschaften für betreutes verfassungsgerichts, Bundesministerinnen, Unternehmerinnen Wohnen. und Vorstandsfrauen aus Gewerkschaften und Verbänden zu Themen Der Cellist ist noch bis Mitte wie „Macht und Verantwortung in Frauenhänden“. Moderiert April auf Benefiztournee, deren wurde der Gesprächs-Marathon von Renan Demirkan, 44, Schirmherrschaft Bundespräsident Schauspielerin und Schriftstellerin. Johannes Rau übernommen hat. • Foto: Helmut Biess Spendenkonto 110 99 66 (Bankleitzahl 300 400 00) Höllisch stressig waren die letzten Tage. Ich war dau- sprechend qualifiziert werden. Diese Frau redet nicht Gemeinsam gegen Kälte ernd zwischen Lübeck, Berlin und München unter- nur, sie handelt auch. Leider gibt es immer noch zu Bilker Straße 15, 40213 Düsseldorf wegs. Anstrengend war auch die Dauer-Moderation viele, die nur reden und nichts machen. Ein wenig www.gemeinsam-gegen-kaelte.de des „Frauenpolitischen Aschermittwochs“, aber sie von Roers Mut und ihrer Risikofreude würde ich mir hat viel Spaß gemacht und Power gebracht. Eine für alle Frauen wünschen. Denn neben veränderten Überstunden 2000 Gesprächsrunde weniger wäre aber sicher besser gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedin- gewesen. gungen – wie etwa mehr Teilzeitarbeitsplätzen auch Anstieg auf Ich habe mich zwischen all diesen kompetenten, in den oberen Etagen der Unternehmen und Orga- 1,9 Milliarden taffen Frauen sehr wohl gefühlt. Prima war zum nisationen – müssen Frauen noch viel selbstbewus- Beispiel, dass ich mit Jutta Limbach, der Präsidentin ster auftreten, damit sie endlich gleichberechtigt Deutschland bleibt ein Überstun- des Bundesverfassungsgerichtes, und mit Herta teilhaben an der gesellschaftlichen Macht. Diese den-Land. 1999 haben die Arbeit- Däubler-Gmelin, der Bundesjustizministerin, gleich Botschaft ging klar und deutlich vom Podium aus. nehmerInnen – wie im Jahr davor – zwei Diskutantinnen mit „Frau Professorin“ anreden Viele äußerst wache, engagierte Frauen habe ich bei 1,8 Milliarden bezahlte Überstun- konnte. Das klingt so schön, aber leider gibt es den Gewerkschaften kennen gelernt. Ganz anders, den geleistet. Das waren pro Kopf immer noch viel zu wenig Frauen mit diesem aka- eher verschlafen und wenig innovativ, wirken auf 60 Stunden Mehrarbeit, so Eugen demischen Titel. mich die Gewerkschaften insgesamt. Ich wünschte Spitznagel vom Institut für Arbeits- Besonders beeindruckt hat mich die Unternehmerin sie mir wesentlich radikaler und emotionaler. Sie markt- und Berufsforschung der Eva Maria Roer. Sie strahlte eine enorme Dynamik haben sich viel zu sehr auf die Argumentation der Bundesanstalt für Arbeit gegenüber aus. Zum Beispiel, als sie schilderte, wie sie fast aus- Wirtschaft eingelassen, etwa beim Thema Glo- der Tageszeitung Die Welt. Trotz schließlich mit Frauen ein Unternehmen aufbaute. balisierung. Ich vermisse ernst zu nehmende huma- anhaltender Forderungen der Ge- Klasse fand ich auch ihren persönlichen Beitrag zum nistische Standpunkte. Und die „Rente mit 60“ finde werkschaften nach einem deutlichen „Bündnis für Arbeit“ – sie erklärte dem Arbeitsamt: ich einfach idiotisch. Das ist noch viel zu jung, um Überstundenabbau erwartet die Ich verspreche euch, ich stelle eine ganze Reihe aufs Altenteil geschickt zu werden. Ich jedenfalls Nürnberger Bundesanstalt für die- Arbeitslose ein, wenn ihr dafür sorgt, dass sie ent- habe vor, auch mit 80 noch sehr aktiv zu sein. ses Jahr sogar einen Anstieg auf 1,9 Milliarden Überstunden. •

2 POLITIK AKTUELL Der Zeitplan der Novellierung Novellierung Betriebsverfassungsgesetz Bis Mitte 2000 will das Bun- desarbeitsministerium einen Die Richtung stimmt Referentenentwurf vorle- Eine Novelle des Betriebsverfas- ten zu vermeiden, soll in den neuen bestimmungssystem im Rahmen gen. Bis Frühjahr 2001 soll sungsgesetzes von 1972 ist seit Einheiten bis zur Wahl eines Be- des Strukturwandels ökonomische das Gesetz verabschiedet langem überfällig. Jetzt hat der triebsrats ein Übergangsmandat Effizienz, Innovationsfähigkeit und sein, damit es noch vor den Bundesarbeitsminister begonnen, des alten Betriebsrats festgeschrie- sozialen Schutz im Interesse aller den Reformstau aufzulösen. ben werden. Beteiligten miteinander zu verbin- Betriebsratswahlen im Früh- Bereits im Sommer soll ein Damit die Interessenvertretun- den weiß“. jahr 2002 in Kraft treten Referentenentwurf vorliegen gen auf Umstrukturierungen besser Um diese Chancen besser zu kann. reagieren können, stellt sich Riester nutzen, müssen die Betriebsräte ➜ Kaum waren erste Vorstellun- außerdem vor, die strikte Bindung mehr Freiräume bekommen, damit Argumente gen von Walter Riester zur Reform an den Betriebsbegriff bei der Bil- sie nicht nur reagieren, sondern Argumente für eine Novelle des Betriebsverfassungsgesetzes dung von Betriebsräten zu lockern. selbst die Initiative ergreifen kön- des Gesetzes liefert die (BetrVG) öffentlich, brach ein Sturm Wie vorteilhaft die Mitbestim- nen. Sie sollen auf Qualifizierung soeben erschienene Broschü- der Entrüstung im Arbeitgeberlager mung für den Standort Deutsch- und Beschäftigungssicherung mehr los. Als „zu bürokratisch und wett- land ist, unterstreicht der Bericht Einfluss nehmen und initiativ wer- re „Betriebsverfassung – bewerbsschädigend“ lehnte BDA- der Mitbestimmungskommission den können, wenn die Anforderun- Plädoyer für eine Reform“. Präsident Dieter Hundt die Novel- der Bertelsmann-Stiftung und der gen am Arbeitsplatz und die Quali- Sie ist erhältlich bei: Rechts- lierungspläne ab. Als Schritt in die Hans-Böckler-Stiftung von 1998. fizierung der ArbeitnehmerInnen anwälte Burghardt und „richtige Richtung“ wurden sie da- Er zeigt, „dass das betriebliche Mit- auseinander zu fallen drohen. • gegen von DGB-Vize Ursula Enge- Wolter, Potsdamer Straße 99, len-Kefer begrüßt. 10785 Berlin (5 DM pro Dass er ein „heißes Eisen“ an- ?...nachgefragt Exemplar in Briefmarken packe, sei ihm klar, erklärte Walter beifügen). Riester am 8. März vor dem DGB- Die Vorstellungen von Arbeitsminister Riester zur Bundesausschuss. Er bat die Ge- Reform des Betriebsverfassungsgesetzes hat der DGB-Position werkschaften, seine Reformvor- DGB als zukunftsweisend und richtig begrüßt. einblick hat DGB-Vize Die Novellierungsvorschläge schläge zum BetrVG unvoreinge- Ursula Engelen-Kefer gefragt, was sie bei den bisher bekannt geworde- des DGB zum Betriebsverfas- nommen zu prüfen und konstruktiv nen Reformplänen noch vermisst. zu begleiten. Mit seinem Novellie- sungsgesetz 1972 sind in rungsvorschlag von 1998 hätte der Bisher fehlt eine Neudefinition des Arbeitnehmer- einem gleichnamigen Reader DGB den Boden für die überfällige begriffes. Da die Betriebsgrenzen durch Outsour- ausführlich beschrieben. Reform wesentlich vorbereitet. cing, Einrichtung von Profit-Centern und Fremdver- Schriftliche Bestellungen an: Die weißen Flecken auf der gabe durchlöchert sind, muss auch der Arbeitneh- Landkarte der betrieblichen Mitbe- merbegriff angegangen werden. Leih- und TelearbeitnehmerInnen toennes satz + druck gmbh, stimmung werden immer größer.So sollten dabei ebenso einbezogen werden wie juristisch selbstständi- Postfach 3262, 40682 Erkrath, existiert nur in vier Prozent der Be- ge, aber wirtschaftlich abhängige Personen. Denn sie arbeiten mit Fax: 0211 / 920 08 38 triebe mit fünf bis zwanzig Beschäf- den ArbeitnehmerInnen im Betrieb zusammen. Auch sie benötigen (Unkostenbeitrag: tigten und in nur 28 Prozent der Schutz und Unterstützung durch den Betriebsrat. 5 DM plus Versandkosten). Betriebe mit 21 bis hundert Be- Strukturelle Maßnahmen sind außerdem notwendig, um endlich die schäftigten ein Betriebsrat. Um das anteilige Repräsentation von Frauen im Betriebsrat zu erreichen. zu ändern, will Riester das Wahlver- Während der Anteil der weiblichen Beschäftigten an den Belegschaf- fahren vereinfachen. So könnte et- ten von 1975 bis 1994 insgesamt von knapp 38 auf 43 Prozent stieg, Im Faxabruf wa in diesen Betrieben die Be- betrug der Anteil der weiblichen Betriebsratsmitglieder 1994 nur 0211 / 43 01 675 triebsratswahl auf einer einzigen knapp 24 Prozent. Auch heute sieht es nicht viel besser aus. Der DGB Betriebsversammlung durchgeführt plädiert deshalb für die Einführung einer anteiligen Vertretung der Im Internet werden. Auch Umstrukturierungen Frauen im Betriebsrat. Das reicht aber nicht aus, um Chancengleich- www.einblick.dgb.de von Unternehmen und Betrieben heit durchzusetzen. Die betrieblichen InteressenvertreterInnen brau- Reform der sorgen für immer mehr betriebs- chen Initiativ- und Mitbestimmungsrechte, um Vereinbarungen zur Betriebsverfassung. ratslose Firmen. Nach einer WSI- Gleichstellung voran zu bringen. Vortrag von Bundes- Betriebsrätebefragung haben sieb- Außerdem sehe ich Chancen auch für die Entwicklungen auf dem arbeitsminister Walter zig Prozent der Befragten in den Arbeitsmarkt, wenn die Rechte des Betriebsrates bei der Beschäf- Riester bei einer Veran- letzten vier Jahren Erfahrungen mit tigungssicherung, bei Arbeitsorganisation, Personalplanung und staltung der SPD-Bundes- Umstrukturierung und Outsourcing modernen Arbeitsformen verbessert werden. tagsfraktion am 16. gemacht. Um betriebsratslose Zei- Februar 2000 (Auszüge)

3 einblick 6/00 6/00 PROJEKTE UND PARTNER

Büchergilde Gutenberg Design-Preis zum Jubiläum

Die Büchergilde Gutenberg hat Nachdenken an.” Die Be- auf der diesjährigen Leipziger Buch- dingungen für den mit 2000 messe (23. bis 26. März) erstmals Mark dotierten Wettbe- ihren „Gestalterpreis“ verliehen. werb waren anspruchsvoll: Anlass des Wettbewerbs war der Vier kleine Einzelposter zu 75. Geburtstag des Buchclubs im Buchprogramm, Musikan- vergangenen Jahr. Gewonnen hat gebot, Art-Club und Mitgliedschaft HBV-Infos die Weltausstellung in Hannover. ihn die Düsseldorfer Studentin Katrin sollten sich zu einem großen zu- Der Expo-Besuch ist Teil der Frauen- Tägder. Die Jury wählte ihren Ent- sammenfügen lassen. Künftig will Verkaufen ist SommerSchule vom 27. August bis wurf aus insgesamt 142 Beiträgen. die Büchergilde den Wettbewerb ein harter Job 3. September im DAG-Bildungs- Begründung: „Das Plakat ist ein regelmäßig ausschreiben. Tägders zentrum Walsrode. Das Seminar Hingucker, ohne schreiend zu sein. Siegerplakat wird von der Bücher- Personalnot, geringes Einkom- des DGB-Bildungswerks kostet 500 Es ist einfach, klar, fast minimalis- gilde in einer bundesweiten Kam- men, unregelmäßige Arbeitszeit – Mark inklusive Eintritt, Transfers tisch, macht neugierig und regt zum pagne eingesetzt. • kritisch beleuchtet die HBV-Bro- und Logis. • schüre „Arbeiten und Leben im Ein- DAG-Bundesbildungszentrum DGB-Bildungswerk NRW zelhandel” die Situation der Ver- Tel.: 0 51 61 / 97 95 59 käuferInnen. Statistiken im Anhang Fax: 0 51 61 / 97 95 62 Studienfahrt nach Israel informieren über Betriebsformen, Umsätze und Konkurrenzkampf im Expo-Büro Das deutsch-israelische Verhält- da, in einem Kibbuz und im Holo- Einzelhandel. • nis steht im Mittelpunkt einer Semi- caust-Gedenkzentrum Yad Vashem HBV-Hauptfachabteilung Praktikanten narreise nach Israel. Vom 6. bis 13. als auch Gespräche mit israelischen Einzelhandel gesucht Mai sind sowohl Besuche in Massa- Gewerkschaftern geplant. Die Fahrt Fax: 0211 / 90 40 288 des DGB-Bildungswerks NRW kos- Das Expo-Büro der Gewerk- tet inklusive Flug, Exkursionen, DGB-Bildungswerk schaften bietet Praktikumsplätze Übernachtung und Frühstück 1850 für die Weltausstellung an. Gesucht Mark. • Frauenschule werden PraktikantInnen für die Zei- DGB-Bildungswerk NRW goes Expo ten 1. Juni bis 15. Juli und 15. Sep- Tel.: 0211 / 36 83 138 tember bis 31. Oktober. • Fax: 0211 / 36 83 161 Zwei Tage lang durchkämmen Andrea Rudel E-Mail: utepippert@ die Teilnehmerinnen des Seminars Tel.: 0511 / 84 83 40 T.I.M.-Projekt dgb-bildungswerk-nrw.de „Frauenarbeit gestaltet die Zukunft” E-Mail: [email protected] Neues Büro für interregio Weltsozialgipfel 2000 neue Medien Forderungen Fragen zu Honoraren,Verträgen ••• Der DGB-Kreis Mittelba- melaktion” von Ex-Kanzler Helmut formulieren oder Betriebsratsarbeit in der Multi- den veranstaltet vom 9. bis 12. Kohl beteiligt. Der DGB-Kreisvorsit- mediabranche beantwortet ab so- Juni am Bodensee das Pfingst- zende erkannte darin eine „sympa- Auswege aus globaler Armut, fort ein Multimediabüro in Ham- camp 2000. Geboten wird ein thisierende Nähe zum Verhalten Arbeitslosigkeit und Diskriminie- burg. Das Büro ist Teil des T.I.M.- Programm „für die ganze Familie”. von Herrn Dr. Kohl im Zusammen- rung sucht der „Weltsozialgipfel Projekts für Telekommunikation, Mehr Infos: Sabine Leidig, Tel. hang mit der CDU-Spendenaffäre”. 2000” am 11./12. Mai in Berlin. Informationstechnologie und Medi- 0721 / 93 121 0 ••• Durch die Verteilung von Veranstalter der Konferenz sind en der Dienstleistungsgewerkschaf- ••• Mit einem offenen Brief hat der „Schwarzgeld“ ist die DGB- DGB, terre des hommes und die ten. Geplant ist ein bundesweites Vorsitzende des DGB-Kreises Re- Ortsgruppe Lampertheim im Entwicklungsorganisation WEED. Beraternetzwerk in weiteren Multi- gion Düren-Euskirchen, Heinz Kreis Mannheim auf dem Wochen- Ziel ist ein Katalog mit Forderungen media-Metropolen wie Berlin, Köln Kaulen, die Teilnahme an einer markt erfolgreich mit BürgerInnen an die Sondertagung der UN-Gene- oder München. • Veranstaltung der Industrie- über die Spendenaffäre der CDU ralversammlung im Juni in Genf. Multimediabüro Hamburg und Handelskammer Aachen ins Gespräch gekommen. Die Dis- Anmeldungen (bis 30. April): Tel.: 040 / 28 05 60 69 abgesagt. Grund für Kaulens Ab- kussionen hätten gezeigt, dass TU Berlin Fax: 040 / 28 58 511 sage: Der Aachener IHK-Präsident große Teile der Bevölkerung die Ver- Kooperationsstelle E-Mail: [email protected] Michael Wirtz hatte sich mit einer fehlungen der CDU keineswegs als Wissenschaft/Arbeitswelt www.tim-online.net Spende an der jüngsten „Geldsam- „Kavaliersdelikte” verniedlichen. Fax: 030 / 31 42 42 76

4 Ausbildungs- GEWERKSCHAFTEN konsens

„Um den Ausbildungsplatz- Ausbildungskonferenzen bedarf (...) zu decken, bedarf Nagelprobe für Konsens Die Branche boomt es großer gemeinsamer Bis Ende des Jahres werden Anstrengungen. (...) Im März Ende März/Anfang April sollen um Ausbildungskapazitäten hier- insgesamt 40 000 Ausbildungsplätze jeden Jahres werden von bundesweit regionale Ausbil- zulande tatsächlich bestellt ist. im IT-Bereich erwartet den Arbeitsämtern unter dungskonferenzen Bilanz ziehen. Ingrid Sehrbrock: „Wichtig ist, die 13 532 Beteiligung von Wirtschaft, Sie sind die erste Nagelprobe, Erfahrungen auszuwerten und Vor- mindestens 11 000* Gewerkschaften und ande- ob der im Juli 1999 im Bündnis schläge zu entwickeln, wie die Ausbil- 9668 ren in der Region Verant- für Arbeit verabredete Ausbil- Oktober- und Frühjahrskonferenzen dungs- verträge wortlichen regionale Ausbil- dungskonsens greift. in Zukunft verbessert werden kön- nen. Der Ausbildungskonsens ist 5595 dungskonferenzen durch- Die wochenlange Auseinander- ein Prozess der Bündnispartner mit geführt, um setzung um fehlende Fachkräfte in der Arbeitsverwaltung und anderen * die Lehrstellenbilanz des der Informations- und Telekommu- für den Ausbildungsstellenmarkt vorangegangenen Jahres zu nikations (IT)-Branche ist ein „haus- wichtigen Akteuren, um jungen 96/97 97/98 98/99 99/2000 bewerten gemachtes Problem der deutschen Menschen die Perspektiven zu öff- Ausbildungsjahr * Einvernehmen über die Wirtschaft”, urteilte DGB-Vorstands- nen, die sie brauchen.” * Prognose DGB einblick / Nachdruck frei Einschätzung des voraus- mitglied Ingrid Sehrbrock Anfang Etwa ab Anfang Mai werden die Wenn dieses Jahr mindestens sichtlichen Ausbildungsbe- März anlässlich einer Pressekon- Ergebnisse der Regionalkonferen- 11 000 neue IT-Ausbildungsplätze darfs für das laufende Jahr ferenz zum Thema Ausbildung. zen auf Bundesebene zusammen entstehen, ist das Versprechen der Wirtschaft eingelöst, deren Zahl Sehrbrock, seit Jahresbeginn im geführt, um eine Bilanz des letzten zu erzielen. auf 40 000 zu erhöhen. Aber das ➜ DGB-Bundesvorstand für Jugend Ausbildungsjahres zu ziehen und Gerangel um die Greencard- Auf regionaler Ebene wer- und Bildung zuständig, legte damit eine Prognose über Angebot und Initiative von Kanzler Schröder den von den Schulverwaltun- zeigt: Sehr viel mehr Ausbildungs- zugleich den Finger in eine andere Nachfrage für das laufende Jahr zu gen Daten über Zahl und Wunde der deutschen Wirtschaft: erstellen. Örtlichen Problemen soll plätze sind notwendig, um den Fachkräfte-bedarf zu decken. Struktur der Schulabgänger In der Bilanz des vergangenen mit abgestimmten Maßnahmen als Grundlage für die Prog- Ausbildungsjahres sei das Ausbil- begegnet werden. Neben einigen dungsangebot insgesamt zwar ge- besonders betroffenen Arbeits- aller Ausbildungsplätze außerbe- nosen bereitgestellt. Auf- stiegen, bei genauerem Hinsehen amtsbereichen in den alten Bun- trieblich organisiert und finanziert. grund der aktuellen Berufs- aber zeige sich, dass „diese Steige- desländern wird dabei ein beson- Eine erneut deutliche Steigerung ge- wünsche und der Erfahrun- rung im Wesentlichen von außerbe- deres Augenmerk auf Ostdeutsch- genüber dem Vorjahr: 1998 lag der gen aus den Vorjahren sollen trieblichen Ausbildungen getragen land zu richten sein. Dort wurden Anteil der außerbetrieblichen Aus- erste Prognosen über die wird”. Die aktuelle Debatte um im vergangenen Jahr 35,5 Prozent bildung noch bei 24,6 Prozent. • Ausbildungsnachfrage er- fehlende IT-Fachkräfte zeige auch, stellt werden. Arbeitsverwal- „dass der Wettbewerb auf dem tung, Wirtschaft, Gewerk- internationalen Markt nur mit Südhessen misstrauen Regierung schaften und andere in der qualifizierten Mitarbeitern gepackt werden kann. Die fallen aber nicht „Rot-Grün verschaukelt Jugendliche” Region Verantwortliche eini- vom Himmel.” gen sich auf eine Bewertung, „Jeder junge Mensch, der kann „Lehrstellen für alle durch ein muten die Südhessen ein solches verabreden zu ergreifende und will, soll ausgebildet werden. Ausbildungsplatzgesetz” fordert „faules Ei”. Der Grund: Bundes- Maßnahmen und vertreten So lautete die Verabredung zwi- das „Bündnis gegen Ausbildungs- kanzler Schröder hatte vor Jahres- diese gemeinsam. schen Gewerkschaften und Arbeit- platzmangel und Jugendarbeitslo- frist seine Beteiligung an einer Auf der Bundesebene wer- gebern vom Juli vergangenen Jah- sigkeit” in Südhessen. Das Bündnis, Diskussion um die von der DGB- res. Regionale Ausbildungskonfe- dem unter anderem die DGB-Ju- Jugend geforderte Umlagefinanzie- den die regionalen Progno- renzen der Bündnispartner und der gend Hessen und die GEW Hessen rung in einer Darmstädter Schule sen und die verabredeten Arbeitsverwaltung sollen fortan angehören, wirft den Arbeitgebern zugesichert. Nun aber reagiere er Aktionen zur Deckung des den tatsächlichen Ausbildungsbe- vor, das Lehrstellenversprechen auf entsprechende Anfragen der Ausbildungsbedarfs zusam- darf ermitteln und je nach Erforder- vom Juli 1999 sei ein „faules Ei”. Bündnispartner nicht mehr. mengeführt, durch die Bünd- nis Maßnahmen einleiten, um die- Bundesweit fehlten über 170 000 In einer eigenen Umfrage an nispartner bewertet und von sen Bedarf zu decken. Zwar gab es Lehrstellen. hessischen Schulen will das Bünd- ihnen gemeinsam vertreten. erste Ausbildungskonferenzen be- Auch in der rot-grünen Koaliti- nis nun den Ausbildungsbedarf er- Dabei findet eine kritische reits im vergangenen Herbst. Aber onsvereinbarung, der zufolge ge- mitteln und ruft dazu auf, Ende Prüfung und ggf. Ergänzung erst die neuerlichen Konferenzen in setzliche Maßnahmen zu ergreifen März an der „Ausbildungskonfe- diesem Frühjahr lassen aussage- seien, falls nicht ausreichend Aus- renz” im Arbeitsamtsbereich Darm- oder Korrektur der Maß- nahmen des Ausbildungs- kräftige Daten erwarten, wie es bildungsplätze bereitstünden, ver- stadt teilzunehmen. • konsenses statt.”

5 einblick 6/00 6/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Plakataktion in eigenerSache

Der Baukonzern Hoch- ÖTV und DAG Viele Rückfragen hat der Schröder wird nicht, wie irrtüm- tief hat sich in einem gemeinsam Redaktion eine zunächst vom lich gemeldet, am 1. Mai in Han- Vertrag mit der IG Stern, dann von dpa verbreitete nover reden. Hauptredner der BAU und dem Internationa- Erstmals haben ÖTV und DAG Falschmeldung gebracht, die zentralen Mai-Kundgebung in len Bund der Bau- und Holz- gemeinsam eine Plakataktion zur auch im einblick 5/00 zu lesen Hannover sind Dieter Schulte arbeiter (IBBH) verpflichtet, Tarifrunde im öffentlichen Dienst war: Bundeskanzler Gerhard (DGB) und Roland Issen (DAG). die Sozialstandards der In- gestartet. Bundesweit werden in ternationalen Arbeitsorga- allen Groß- und Landeshauptstäd- nisation (ILO) einzuhalten. ten sowie Dienstleistungszentren Fragenan ... Hochtief akzeptiert damit bis Mitte April 3500 Großflächen als erster internationaler beklebt. Das Leitmotto der Plakat- Baukonzern die so genann- serie, die eine Krankenschwester, Herbert Mai, 52, ist seit 1995 Vorsit- te Sozialcharta der ILO. einen Feuerwehrmann und einen zender der Gewerkschaft Öffentliche Kanalarbeiter zeigt, lautet: „Es Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) Mit einem Ratge- lohnt sich zu helfen. Keine Frage. Für viel Aufsehen gesorgt hat die Forderung von ber zum Thema Aber auch der Tarif muss stimmen.“ ÖTV-Chef Herbert Mai, auch Beamte sollten einen Lohnpfändungen In Ostdeutschland wird diese Rentenbeitrag zahlen.Während Arbeitsminister will der DGB Betroffenen Aussage ergänzt um die Forderung Riester (SPD) Zustimmung signalisiert, lehnt „Wege aus dem Strudel des „Jetzt zügig angleichen“. Kosten Innenminister Schily (SPD) den Mai-Vorstoß ab. persönlichen Abstiegs“ auf- der ÖTV-DAG-Kampagne: eine zeigen. Die Zahl der Lohn- Million Mark. • Hast du was gegen Beamte? und Gehaltspfändungen sei Nein, weder persönlich noch politisch. inzwischen auf 800 000 Fäl- www.erwerbslos.de Schreckt deine Forderung aber nicht Beamte von der ÖTV ab, le pro Jahr gestiegen. Den weil sie ihnen Belastungen zumutet? kostenlosen Ratgeber gibt’s Arbeitslos im Beamtinnen und Beamte haben wiederholt gesetzliche Eingriffe bei den DGB-Kreisen. Internet in ihre Altersversorgung hinnehmen müssen. Ein beitragsfinanziertes System könnte eigentumsähnliche Ansprüche sichern und vor will- 250 TeilnehmerInnen Die Arbeitslosigkeit gemeinsam kürlichen Eingriffen durch den Gesetzgeber schützen. Bei einem erwartet die IG Metall bekämpfen – das hat sich der För- solchen Systemwechsel, den wir langfristig anstreben, müssten die zu ihrer ersten Bran- derverein gewerkschaftliche Arbeits- Bruttobezüge von Beamtinnen und Beamten aufgestockt werden. chenkonferenz Holz und losenarbeit zur Aufgabe gemacht Das Alimentationsprinzip des Staates für Beamte ist im Kunststoff vom 26. bis 28. und seine Internetseiten ausge- Grundgesetz verankert.Willst du die Verfassung ändern? Mai in Sprockhövel. Dort baut. Neben einer Datenbank mit Bereits 1991 haben wir die Streichung der „hergebrachten sollen eine Zwischenbilanz den Adressen, Telefonnummern, Grundsätze des Berufsbeamtentums“ aus der Verfassung gefordert. zum Stand der Integration Internetadressen und Beratungs- Politische Mehrheiten für diese Forderung gibt es allerdings auch der GHK in die IG Metall zeiten von rund 1000 lokalen Bera- unter den neuen politischen Verhältnissen nicht. Deshalb versuchen gezogen und Ideen für die tungsstellen und Arbeitsloseninitiati- wir im Rahmen der Verfassung, das Beamtenrecht fortzuentwickeln. künftige Branchenarbeit ven gibt es jetzt eine Reihe weiterer Die Beamten müssen seit 1999 von der jährlichen Besoldungs- diskutiert werden. interessanter Infos: über Aktionen erhöhung 0,2 Prozentpunkte in einen Pensionsfonds abzweigen, der und Kampagnen der Erwerbslo- bis 2014 auf 66 Milliarden Mark anwachsen soll. Genügt das nicht? Der stellvertretende seninitiativen, zur Gründung einer Diese so genannte Kanthersche Versorgungsrücklage ist eine GdP-Vorsitzende Kon- eigenen Arbeitsloseninitiative so- Fehlgeburt. Sie ist kein Einstieg in ein beitragsfinanziertes Alters- rad Freiberg hat die wie Stellungnahmen, Positionen sicherungssystem, sondern eine reine Sparmaßnahme. Sie sichert den Anordnung des Auswärti- und Einschätzungen rund um Beamtinnen und Beamten keine Ansprüche. gen Amtes kritisiert, die das Arbeitsförderungsrecht, zum Nicht nur die Finanzierung der Pensionen macht Probleme. Visa-Vergabe durch deut- Beispiel, ob Leiharbeit eine zumut- Müssten nicht auch die Arbeiter und Angestellten einen besonderen sche Botschaften zu erleich- bare Arbeit ist. Zudem können Beitrag zu ihrer Altersvorsorge leisten? tern. Dadurch würden Bücher, Broschüren, Plakate und Die Tarifbeschäftigten werden seit 1999 an der Zusatzversorgung sämtliche Bemühungen zur die Zeitschrift A-info mit Tipps zur im öffentlichen Dienst beteiligt. Abwehr krimineller Ein- gewerkschaftlichen Arbeitslosen- Schily lehnt deine Forderung nach einem Rentenbeitrag wanderer unterlaufen. Das arbeit direkt im Internet bestellt der Beamten ab. Motto müsse heißen „im werden. Zusätzliche Informationen Die Diskussion um die Harmonisierung der Alterssicherungssysteme Zweifel für die Sicherheit“, gibt es auch im Faxabruf unter läuft bereits seit 1983. Diese Problematik wird uns weiter beschäftigen. nicht für die Reisefreiheit. 05 21 / 96 88 74 10 und per Telefon Die Äußerungen des Innenministers sind nur eine Beruhigungspille. 0521/967840. •

6 GEWERKSCHAFTEN Vier Wege zum Ziel Betriebliche Altersversorgung Betriebliche Altersvorsorge Stiefkind braucht Fürsorge ist realisierbar über eine Direktzusage, eine Pensions- Das Arbeitgeber-Interesse an freiwilligen Betriebsrenten sinkt Die Arbeitgeber lehnen eine ob- kasse, eine Direktversiche- weiter. Das geht aus der neuesten, noch unveröffentlichten ligatorische Betriebsrente mit Hin- Umfrage des Münchner ifo-Instituts hervor. Der DGB fordert weis auf die Notwendigkeit sinken- rung und eine Unterstüt- deshalb Betriebsrenten für alle per Gesetz. Gleichzeitig der Lohnzusatzkosten ab; über eine zungskasse. entdecken die Tarifpolitiker das Thema für sich. zusätzliche kapitalgedeckte Alters- Direktzusage: Der Arbeit- vorsorge wollen sie nur im Rahmen Sie gilt – neben der gesetzlichen Der DGB glaubt nicht daran, der Umwandlung bisheriger Entgelt- geber verpflichtet sich, dem und der privaten – als die zweite dass die betriebliche Alterssiche- bestandteile mit sich reden lassen. Arbeitnehmer im Versor- Säule der Alterssicherung, ist aber rung auf freiwilliger Basis flächen- Genau diese Möglichkeit eröff- gungsfall bestimmte Leis- mit Abstand die schwächste: die deckend ausgebaut werden kann, net das Betriebsrentengesetz seit tungen unmittelbar zu zah- betriebliche Altersvorsorge. Wäh- und fordert deshalb „ein gesetz- Anfang 1999. Seitdem gilt auch die rend aus dem gesetzlichen Renten- liches Obligatorium“. Der Gesetz- tarifliche Altersversorgung in der len. Die Finanzierung erfolgt topf 1996 rund 310 Milliarden Mark geber sollte einen Mindeststandard chemischen Industrie. Die IG Berg- über gewinnmindernde flossen, beliefen sich die Leistungen definieren (paritätische Finanzie- bau, Chemie, Energie (BCE) und der Pensionsrückstellungen. der privaten Rente auf 75 Milliar- rung, Förderung unterer und mittle- Bundesarbeitgeberverband Chemie ➜ den und der betrieblichen auf 38 rer Einkommen, kürzere Unverfall- haben mit einem Konsortium Pensionskasse: Der Arbeit- Milliarden Mark. barkeitsfristen, flexible Mitnahme- ertragsstarker Versicherungsunter- geber gründet allein oder Lediglich 28 Prozent der ehemals möglichkeiten bei Betriebswechsel, nehmen einen Gruppenversiche- mit anderen einen rechtlich in der Privatwirtschaft beschäftig- rungsvertrag abgeschlossen. Da- selbstständigen Versor- ten RentnerInnen erhalten eine Rückgang hält an nach können tarifliche Einmalzah- Betriebsrente (48 Prozent der Män- Industrie-Beschäftigte mit lungen in Höhe von 936 Mark pro gungsträger. Seine Zahlun- ner und 13 Prozent der Frauen). betrieblicher Altersversorgung Jahr – künftig 1200 Mark – steuer- gen sind für ihn Betriebsaus- Der Mittelwert der ausgezahlten (in Prozent, alte Bundesländer) und sozialabgabenfrei in Altersver- gaben, für den Arbeitneh- Betriebsrenten an Männer beträgt 72 72 sorgungsansprüche umgewandelt 70 mer Arbeitslohn, der aber 876 Mark, an Frauen 353 Mark. 70 70 werden. Diese Zusatzrente basiert Diese krasse geschlechtsspezifische auf dem Prinzip der doppelten Frei- bis zu 3408 Mark jährlich 65 66 Schieflage wird noch durch eine 65 willigkeit: Weder der Arbeitgeber nur pauschal mit 20 Prozent 64 verteilungspolitische gesteigert: noch der Arbeitnehmer ist zu die- versteuert werden muss. Die monatlichen Rentenzahlungen 60 sem Angebot beziehungsweise schwanken zwischen 43 und seiner Annahme verpflichtet. Nach Direktversicherung: Der 18 500 Mark (Männer) bzw. 25 und 55 anfänglichen Startschwierigkeiten Arbeitgeber schließt mit 1400 Mark (Frauen). erfährt die Zusatzrente dennoch bestehenden Versicherungs- Diese Ungleichheit hat einen 50 wachsenden Zuspruch. In einem 1981 84 87 90 93 96 99 unternehmen einen Einzel- einfachen Grund: Die Arbeitgeber Quelle: Ifo Institut für Wirtschaftsforschung, „Sozialpartner-Memorandum“ hat entscheiden allein, ob und – wenn München DGB einblick / Nachdruck frei sich die IG BCE mit ihren 25 Arbeit- oder Gruppenvertrag zu ja – welchen Beschäftigten sie eine Auf 64 Prozent ist im geberverbänden mittlerweile darauf Gunsten der Arbeitnehmer Betriebsrente gewähren, ob sie verarbeitenden Gewerbe verständigt, die betriebliche Alters- ab, die den Versicherungs- eine Direktzusage machen, eine Westdeutschlands der versorgung auszubauen. Anteil der Beschäftigten beitrag auch ganz oder teil- Pensions- oder Unterstützungskas- Noch nicht so weit ist die IG mit Betriebsrentenan- weise selbst tragen können. se gründen oder eine Direktversi- spruch gesunken. BAU, sie will aber mehr: Sie strebt cherung abschließen – und wie auf der Grundlage flexibler Bei- Unterstützungskasse: Die hoch deren Leistungen sind. Das Insolvenzschutz) und es den Betei- tragszahlungen eine tarifliche Zuwendungen des Arbeit- Betriebsrentengesetz sichert nur ligten (Arbeitgebern, Gewerkschaf- Zusatzrente an. Im Unterschied zur bestehende Ansprüche, begründet ten, Betriebsräten) überlassen, „die bisherigen, per Arbeitgeberumlage gebers an diese rechtlich aber keine neuen. Es ist daher kein für sie geeignete Ausgestaltungs- finanzierten Zusatzversorgungs- selbstständige Einrichtung Wunder,dass schon seit den achtzi- form zu finden“. Schützenhilfe kasse des Baugewerbes, die eine sind Betriebsausgaben, ger Jahren das Interesse der Arbeit- erhält der DGB vom Wirtschafts- konkrete Leistungszusage gibt, soll unterliegen aber nicht der geber an Betriebsrenten über alle weisen Bert Rürup, zugleich Ren- sich der neue Versicherungszweig Lohnsteuer. Dafür unterliegt Betriebsgrößen hinweg sinkt, Leis- tenberater von Arbeitsminister in dieser Kasse aus Direktzusagen tungen eingeschränkt, Versor- Walter Riester (SPD): Betriebsren- und freiwilligen Beiträgen speisen die spätere Rente – wie gungswerke geschlossen und neue ten taugten nur als Ergänzung der – aus vermögenswirksamen Leis- bei der Direktzusage – der Beschäftigte gar nicht erst aufge- gesetzlichen Renten, so der Exper- tungen, Überstundenzuschlägen Einkommensteuer. nommen werden. te, wenn sie Pflicht würden. oder Treueprämien. •

7 einblick 6/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

6/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

EURO-BETRIEBSRÄTE: Auch in US-Konzernen

In 584 multinationalen Unternehmen 102 Wo haben Firmen, in denen ein Europäischer Betriebsrat existiert, ihren Sitz? gibt es einen Europäischen Betriebsrat 91 (EBR). Die meisten dieser Konzerne haben 83 ihren Sitz in Deutschland, gefolgt von Großbritannien und den USA. Das hat das Europäische Gewerkschaftsinstitut 50 42 (EGI) ermittelt. Die EBR-Richtlinie von 37 33 1994 gilt für alle Firmen, die im Euro- 28 päischen Wirtschaftsraum – EU plus 22 19 17 15 15 15 Norwegen, Liechtenstein und Island – 5 3 mindestens 1000 ArbeitnehmerInnen 3 2 1 1 und mindestens je 150 Beschäftigte USA Japan Italien Irland Belgien Kanada in zwei Ländern haben. Schweiz Finnland Spanien Südafrika Frankreich Schweden Österreich Dänemark Australien Norwegen Luxemburg Im Faxabruf: 0211 / 43 01 655 Deutschland Niederlande Großbritannien Die Liste der Euro-Betriebsräte Quelle: Europäisches Gewerkschaftsinstitut (EGI), Brüssel. – www.etuc.org/etui (Klick auf „List of European Works Council”) DGB einblick / Nachdruck frei personalien 14TAGE Tipp

••• Kerstin Kreuger, 38, Koor- 27.3.-20.4. DGB Sachsen, Buch: Hans Herbert von auch die Zahl der zustimmungs- dinatorin des Präventionsprojektes Kampagnen-Plakatierung „Sachsen Arnim, Vom schönen Sein pflichtigen Gesetze gestiegen: „Onkologischer Schwerpunkt Her- braucht Tarifverträge“ der Demokratie, Droemer- von 10 auf über 50 Prozent. Mit ne/Bochum”, ist ab dem 1. Mai 30.3. 10 Jahre DGB Knaur, München 2000, ihrem Vetorecht im Bundesrat Referatsleiterin Gesundheitspolitik Thüringen, Erfurt 352 Seiten, 44,90 DM hätten sich die Ministerpräsiden- beim DGB-Bundesvorstand. 31.3. Eröffnung der „Regieren ohne Opposition” – ten zwar schadlos gehalten, ••• Mario Heller, 30, Projektlei- E-Kademie für Informationstech- nicht erst durch die schwarzen „aber auf Kosten der Landespar- ter Qualifizierung von Dozenten für nologie im DGB-Bildungswerk, Kassen der CDU ist die Demokratie lamente”. Durch die „stärker wer- Teleteaching beim Westdeutschen Düsseldorf in die Krise geraten. Deren Ursa- dende Parteipolitisierung” sei die Handwerkskammertag, ist ab dem 5.4. Arbeitsmarktbe- chen liegen tiefer: in der Selbst- Opposition zudem versucht, „ihre 1. April Leiter des neuen Projekts richt für den Monat März blockade des Föderalismus. Vetomacht strategisch zu nutzen Internet Authoring Screendesign 8./9.4. Mitgliederver- Für den Verfassungsrechtler und die Regierung an die Wand des DGB-Bildungswerks in Düssel- sammlung Go ver.di, Berlin Hans Herbert von Arnim ist der fahren zu lassen”. Von Arnim for- dorf. Screendesignerin des Projekts 11./12.4. Mitbestimmungs- Kompetenzverlust der Bundes- dert mehr Macht für die Wähler- ist Ulrike Rochell, 32, Juristin und konferenz der ver.di-Gewerkschaf- länder mit verantwortlich für die Innen: Die Ministerpräsidenten Multimedia-Programmiererin. ten, Hamburg Parteienverdrossenheit. Mit der sollen direkt gewählt und der Übertragung von immer mehr Bundesrat soll durch einen ge- Kompetenzen auf den Bund ist wählten Senat ersetzt werden.

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Schlusspunkt Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, „Immer noch sind die Frauen in Deutschland überwie- Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: gend über ihre Männer sozial abgesichert. Das Risiko 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, der Frauen: Entweder kommen die Kerle abhanden, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck oder sie verdienen nicht genug.” gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Gesundheitsministerin (Grüne) in der Diskussionsrunde Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. „Vom Risiko, eine Frau zu sein” beim Frauenpolitischen Aschermittwoch Der Ausgabe liegt ein Prospekt des C.H. Beck-Verlags bei. der DGB-Frauen am 8. März in den Hackeschen Höfen in Berlin

8 WEITER 06/00 SPEZIAL:[BILDUNG ] Gewerkschaftliche Bildungsarbeit: Suche nach neuen Konzepten Über 100 Millionen Mark investieren die Gewerkschaften jedes Jahr in die Schulung ihrer Mitglieder. In 29 Bil- dungszentren werden nicht nur politische Inhalte vermittelt, sondern Betriebs- und Personalräte auf die Lösung betrieblicher Probleme vorbereitet und Mitglieder von Aufsichtsräten geschult. Seit Anfang der neunziger Jahre fordern knappe Kassen und wachsende Konkurrenz mit anderen Bildungsträgern neue Konzepte.

25 Millionen Mark hat das DGB-Bildungswerk im vergange- nen Jahr umgesetzt. 10 Millionen davon kamen vom DGB, 15 Millio- nen wurden selbst erwirtschaftet. Zehn Jahre zuvor war das Verhält- nis noch umgekehrt: Von den da- mals 17,3 Millionen Mark Umsatz hatte der DGB 11,9 Millionen bei- gesteuert. 1993 waren es sogar

13,9 Millionen. Seither wurden mit Foto: Jürgen Seidel [m] Springe/Deister, Radebeul und Bad Kreuznach nicht nur drei DGB- nicht durch die Arbeitgeber refinan- seldorf eröffnet, verzichtet sogar Seminare konnten durch die Aus- Schulen geschlossen und damit zieren. „Politische Seminare sind ganz auf Hotelkapazitäten. gliederung erhöht werden“. Kosten gesenkt, sondern vor allem ein Zuschussgeschäft“, weiß Dieter Auch etliche Gewerkschaften Innovative Entwicklungen gibt die externen Einnahmen gesteigert. Eich, Geschäftsführer des DGB-Bil- haben ihre Bildungsarbeit umstruk- es auch in der Region. 31 Beschäf- Neben zusätzlichen Seminaren für dungswerks in Düsseldorf. Teuer turiert. Den radikalsten Schnitt hat tigte arbeiten beim DGB-Bildungs- Betriebs- und Personalräte, deren sind vor allem die Übernachtungen. die HBV gemacht: 1993 wurde der werk Bayern. Das Programm reicht Kosten von den Unternehmen In Hattingen geht man deshalb gesamte Bildungsbereich ausge- von der klassischen Bildungsarbeit übernommen werden (37,6er- neue Wege. Gemeinsam mit der gliedert. 750 Seminare organisiert bis zur Literarischen Schiffahrt auf Seminare), wurden neue Arbeits- Heinrich-Böll-Stiftung und dem For- die gemeinnützige HBV-Kommuni- dem Starnberger See. Ohne eigenes gebiete erschlossen. 17 verschiede- schungsinstitut für Arbeiterbildung kations-, Bildungs- und Verlagsge- Tagungshaus setzt das regionale ne Projekte werden zur Zeit vom wurde im März erstmals eine „Vir- sellschaft (hbv-KBV) jedes Jahr. Bildungswerk auf die Kooperation DGB-Bildungswerk organisiert, tuelle Gewerkschaftskonferenz“ im „Für andere sind wir Vorbild und der acht gewerkschaftlichen Bil- vom Nord-Süd-Netz über die Internet organisiert.Treffen werden Gefahr“, sagt Geschäftsführer Jochen dungsstätten in Bayern. Arbeitnehmerorientierte Qualifizie- sich die TeilnehmerInnen erst nach Rzaza, „weil wir zeigen, dass Bil- Bei der Weiterbildung stehen rung im Umweltmanagement bis der Konferenz, am 5.-7. April. Die dung kostendeckend organisiert die Gewerkschaften in Konkurrenz zum IT-Bereich. E-Kademie, das neue Schulungs- werden kann“. Zwar ist das Angebot mit anderen Trägern. „Wir müssen 17 000 TeilnehmerInnen zählen zentrum des Bildungswerks für den auf 37,6er-Seminare beschränkt, unsere Chancen am Markt verbes- die drei DGB-Bildungszentren IT-Bereich, das am 31. März in Düs- aber „Umfang und Qualität der sern, indem wir unsere Profile Hamburg-Sasel, Hattingen und schärfen. Und wir müssen uns un- Niederpöcking pro Jahr. Weitere tereinander absprechen, wer was 14 ver.di und IG Metall Gewerkschaften, Seminare gibt es in der ÖTV-Schule DAG und DGB- besser machen kann“, fordert Wer- DAG 1 liegen vorn Saalfeld. Die Bildungszentren Ham- Bildungswerk ner Loose, Geschäftsführer des IG Medien 2 Bildungszentren der burg, auf Wirtschafts- und Arbeits- haben 29 Bildungs- DGB-Bildungswerks in Bayern. Gewerkschaften* zentren. Sieben rechtsseminare spezialisiert, und Auch Dieter Eich will die Syner- DPG 4 gehören der Niederpöcking, mit den Schwer- IG Metall, 14 den gieeffekte nutzen: „Es gibt viel 7 punkten Arbeit und Gesundheit, fünf ver.di-Gewerk- zu viel gleiche Angebote mit zu Sozialpolitik sowie Kommunikation schaften. GdED, wenigen Teilnehmern.“ Wie groß für Führungspositionen in Betriebs- GEW, GdP und HBV das Potenzial der gewerkschaft- ÖTV 7 33 haben keine eige- und Personalräten, erreichen einen nen Schulungs- lichen Bildungsarbeit ist, zeigt ein Kostendeckungsgrad von über 60 11 zentren. Blick auf die beiden größten Ge- Prozent. In Hattingen liegt er nur werkschaften: 70 Millionen Mark bei 30 Prozent. Der Grund: Gut die gibt allein die IG Metall jedes ver.di DGB NGG IG BCE IG BAU Hälfte der dort für 2000 geplanten IG Metall Jahr für Bildung aus. Bei den fünf *ohne Jugendbildungsstätten, Berufsbildungswerke 113 Seminare fallen in den Bereich und Erholungshäuser ver.di-Gewerkschaften sind es 30 politische Bildung. Sie lassen sich Quelle: DGB-Gewerkschaften, DGB-Bildungswerk, DAG DGB einblick / Nachdruck frei Millionen. •

1 einblick 06/00 06/00

Chancen durch eigenes Profil Von der politischen Grundbildung bis zur professionellen Weiter- bildung, vom ausschließlich aus Teilnehmergebühren finanzierten Tagungshaus bis zur Weiterbildungseinrichtung, in die die Gewerkschaften jedes Jahr mehrere Millionen Mark investieren, reicht das Konzept der gewerkschaftlichen Bildungseinrichtun- gen. Ihr Profil könnte unterschiedlicher kaum sein, wie ein Blick auf 7 der 29 Gewerkschaftsschulen zeigt.

Raum für Politik Unter den sieben Bildungs- zentren der IG Metall nimmt Sprockhövel eine herausgeho- bene Stellung ein. Zur Eröffnung 1971 kam sogar Bundespräsi- dent Gustav Heinemann (SPD). Mit neun parallelen Seminareinheiten ist das IG Metall-Bildungszen- trum nicht nur eine der größten Weiterbildungseinrichtungen in Europa, sondern auch ein Ort, an dem Politik eine besondere Rolle spielt. Der „Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit“, zentrales Thema ge- werkschaftlicher LEISTUNGEN: Bildungsarbeit 230 Seminare pro Jahr zu den Bereichen Ökonomie der siebziger und und Sozialpolitik, Geschichte der Arbeiterbewe- achtziger Jahre, gung, gewerkschaftliche Handlungsfelder in Gesell- ist in Sprockhövel schaft und Betrieb, Tarifpolitik sowie regionale Be- noch nicht voll- ratung für Betriebsräte und Vertrauensleute ständig Bera- TeilnehmerInnen: 5000 tungs- und Ser- MitarbeiterInnen: 30 pädagogische MitarbeiterIn- viceangeboten nen, 70 Verwaltungsangestellte für die Betriebs- Umsatz: 19 Millionen DM, davon 17 Millionen durch ratsarbeit gewi- die IG Metall finanziert chen. In einem Kontakt: IG Metall-Bildungszentrum , Drittel der Semi- Otto-Brenner-Straße 100, 45549 Sprockhövel, nare geht es um Tel.: 02324 /7060, Fax: 02324/7060330, „Interessenkon- E-Mail: [email protected] flikte in Wirt- schaft und Ge- sellschaft“. „Das Geschichtsseminar“, sagt Schulleiter Horst Mathes, „ist noch immer unser Renner“. 1996 hat die IG Metall die Budgetierung eingeführt. 2,5 Millionen Mark wurden seither in Sprockhövel eingespart. Zwei Millionen erwirt- schaftet das Bildungszentrum jedes Jahr durch Seminargebühren, die übri- gen 17 Millionen kommen von der IG Metall. „Überall wird bei der politi- schen Bildung gespart“, beklagt Mathes. „Da müssen die Gewerkschaften gegenhalten.“ •

Nicht alles dem Markt überlassen „Wir müssen nicht alles dem Markt überlassen. Die Weiterbildung un- serer Mitglieder und Funktionäre wollen wir uns etwas kosten lassen.“ Klaus Brauer ist als Abteilungsleiter Bildung der IG BCE gleich für drei Ge- werkschaftsschulen zuständig. Seit dem Zusammenschluss mit der IG Bergbau gehören neben Bad Münder auch die Bildungszentren Haltern und Kagel-Möllenhorst zur IG BCE. Die Seminare aller drei Schulen werden

2 WEITER SPEZIAL:[BILDUNG ]

LEISTUNGEN: 440 Seminare pro Jahr zu den Bereichen Arbeitsrecht, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, Ökologie, Europa, Arbeits- und Sozialtechniken, Fremdsprachen TeilnehmerInnen: 10 000; maximal 11 parallele Seminareinheiten MitarbeiterInnen: 12 pädagogische MitarbeiterInnen unmittelbar bei den drei Schulen, 70 Verwaltungsangestellte Umsatz: gut die Hälfte der 14 Millionen DM des Bildungsetats der IG BCE entfällt auf die drei Bundesschulen; genaue Finanzdaten liegen wegen der fehlenden Budgetierung der Bildungsarbeit nicht vor Kontakt: Wilhelm Gefeller-Bildungszentrum, Deisteralle 44, 31848 Bad Münder, Tel.: 05042/6010, Fax: 05042/60195, E-Mail: BZ.BadMü[email protected] IG BCE-Bildungszentrum Haltern, Hullerner Str. 100, 45721 Haltern, Tel.: 02364/92460, Fax: 02364/924640, E-Mail: [email protected] IG BCE-Bildungszentrum Kagel-Möllenhorst, Weg zur Erholung 34, 15345 Kagel, Tel.: 033434/42230, Fax: 033434/42233, E-Mail: [email protected] gemeinsam geplant, es gibt keine Ausdifferenzierung des Programms nach Chemie oder Kohle. „Im Fusionsprozess“, sagt Brauer, „sollen auch die Schulen einen Beitrag zum Zusammenwachsen leisten.“ Und so bieten alle drei Bildungszentren ein paralleles Programm: 190 verschiedene Seminare, vom betriebsrätlichen Grundseminar über Arbeitsrecht bis zum Mobbing. Eine gemeinsame Vermarktung und zentrale Anmeldung über die Bezirke sorgt für eine gleichmäßige Auslastung aller drei Häuser. Bei TeilnehmerInnen, die keinen Anspruch auf Bildungsurlaub haben, über- nimmt die IG BCE den Verdienstausfall. •

Hilfe zur Selbsthilfe „Wir wollen in unseren Seminaren das Handwerkszeug liefern, mit dem die Be- schäftigten anstehende Probleme im Beruf eigenständig lösen können“, so Bodo Murach vom Bildungswerk Springen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ laute das Stichwort. Als unabhängige Bildungsein- richtung kooperiert das Bildungswerk mit dem Institut für Arbeitnehmer- bildung (IfAB), das von der IG Medien ideell getragen wird. Das umfangreiche Seminarangebot soll die Meinungsbildung zu allen „aktuellen betrieblichen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen“ er- möglichen. Deshalb werden neben Seminaren zur Betriebsratsarbeit auch solche zu Psycho- LEISTUNGEN: logie und Men- 100 Seminare pro Jahr zur politischen Bildung und schenkenntnis, zur Betriebsrats-, Jugend- und Seniorenarbeit. Esoterik oder Bio- TeilnehmerInnen: 1770 und Gentechnik MitarbeiterInnen: 3 hauptamtliche Bildungs- angeboten. Auch referentInnen, 2 Verwaltungsangestellte. Kultur gehört in Umsatz: 2,7 Millionen DM, keine Mittel der Springen zum Pro- IG Medien. gramm. Jede Wo- Kontakt: Bildungswerk Springen e.V., che findet eine an- Am Geisberg, 65319 Heidenrod-Springen dere Abendveran- Tel.: 06124/519128, Fax: 06124/519184 staltung statt – E-Mail: [email protected] von politischem Internet: www.bw-springen.de Kabarett bis zur Pantomime. •

3 einblick 06/00 WEITER SPEZIAL:[BILDUNG ]

Traditionell bis individuell In der IG BAU Bildungsstätte Steinbach sind die Seminarthemen breit gestreut. „Traditionelle Seminare“ zur Betriebsratsarbeit sind immer noch ein wichtiger Bestandteil des Bildungsangebots. „Wir wollen aber auch die soziale Kompetenz unserer Teil- nehmerInnen erweitern“, so Klaus Moor, Leiter der Bildungsstätte. Ergänzt wurde das Profil deshalb auch um

LEISTUNGEN: Angebote zum Arbeits- und Ge- 140 Seminare pro Jahr zu den Berei- sundheitsschutz sowie durch chen Betriebsrats- und JAV-Arbeit, Seminare im Bereich Kommuni- Arbeits- und Gesundheitsschutz, kation oder zu Themen wie Tarifpolitik sowie Spezialseminare. Alkohol in der Arbeitswelt. Zum TeilnehmerInnen: 21 000 Steinbacher Konzept gehören MitarbeiterInnen: 4 Bildungsreferen- auch die Spezialseminare für tInnen, 26 Verwaltungsangestellte Betriebsrats- und Gewerk- Umsatz: 5 Millionen DM schaftsgremien: Gibt es speziel- Kontakt: IG BAU-Bildungsstätte Stein- le Probleme oder Weiterbil- bach, Waldstr. 31, 61449 Steinbach, dungswünsche, entwickeln die Tel.: 06171/7020, Fax: 06171 / 702 444, BildungsreferentInnen ein indi- Internet: www.igbau.de viduelles Angebot. Eine besondere Rolle spielt die Atmosphäre in der 1993 neu erbauten Bildungsstätte. „Unsere TeilnehmerInnen kommen nicht nur zum Lernen, sondern sollen sich auch wohl fühlen,“ meint Klaus Moor. Dazu tragen nicht nur die moderne PC-Ausstattung der Seminarräume, sondern auch eine gute Küche, Kultur-Workshops und in jedem Sommer die Steinbacher Kulturwochen bei. •

Dreigeteiltes Angebot Die ÖTV-Bildungsstätte Kochelsee bedient mit ihrem Seminarvolumen gleich drei Zielgruppen: Das erste Drittel besteht aus Seminaren für Be- triebs- und Personalräte, ein weiteres Drittel machen Seminare der ÖTV- Hauptverwaltung aus – Schwerpunkte sind Regionalverkehr,Gesundheits- wesen und Entsorgung – und das letzte Drittel wird von regionalen Glie- derungen wie dem ÖTV-Bezirk Bayern und dem Kreis München genutzt. Neben der eigentlichen Bildungsarbeit bemühen sich die Seminarma- cher in Kochel auch um die Entwicklung neuer Bildungskonzepte. Dazu gehört besonders die Erarbeitung computergestützten Lehrmaterials. Und in Modellseminaren wird die Integration von Bildung, Beratung und Be- treuung erprobt. Auch das kulturelle Angebot kommt mit Ausstellungen und Abendveranstaltungen nicht zu kurz: Kochel soll für Gewerkschafts- mitglieder ein „Identifikationsort mit emotionaler Bindung“ sein. •

LEISTUNGEN: 200 Seminare pro Jahr zu Betriebs- und Personalratsarbeit, Arbeitsrecht und -organisation, Tarifrecht und Multimedia. Für Mitglieder und andere Interessierte gewerkschaftspolitische Seminare mit Schwerpunkt Europa. TeilnehmerInnen: 4000. MitarbeiterInnen: 3 pädagogische Mitarbeiter- Innen, 19 Verwaltungsangestellte. Umsatz: 3 Millionen DM, davon 1 Mil- lion durch die ÖTV finanziert. Kontakt: ÖTV-Bildungsstätte Kochelsee, Badstr. 28, 82431 Kochel am See, Tel.: 08851/92010, Fax: 08851/920192, E-Mail: [email protected]

4 einblick 06/00 06/00

Solidarität erlebbar machen Das Institut für Arbeitnehmerbildung (IfAB) in Lage-Hörste richtet sich mit seinem Bildungsangebot vor allem an Beschäftigte und Freiberufler- Innen in Medien und Kunst: Mit ein Grund dafür, dass das IfAB unter dem Dach des Instituts für Medien und Kunst arbeitet. Die Semi- narthemen sind breit gefächert und praxisnah: von Theater- pädagogik über Altersversor- gung für Frauen bis zur Be- richterstattung über Krimina- lität. Getragen wird das Insti- LEISTUNGEN: tut von der IG Medien – es ar- 230 Seminare pro Jahr aus den Themen- beitet aber als unabhängige bereichen Medien- und Kulturpolitik Bildungseinrichtung. über Wirtschaftspolitik bis hin zu The- „Eine gewerkschaftliche men wie Organisierte Kriminalität, Bildungsstätte braucht ein an Jugend- oder Gleichstellungspolitik. gewerkschaftlichen Grundsät- TeilnehmerInnen: 2500 zen orientiertes kulturelles MitarbeiterInnen: 5 PädagogInnen, Profil“, so Uschi Bruns, stell- 25 Verwaltungsangestellte vertretende Leiterin des IfAB. Umsatz: 4 Millionen DM, die IG Medien Dazu gehöre, auch „Nicht- kommt für die Instandhaltung des Ge- denkbares zu denken“ und bäudes auf „erlebbare Solidarität“. Kontakt: Institut für Arbeitnehmerbil- Wöchentlich gibt es deshalb dung (IfAB), Teutoburger-Wald-Str. 105, in Lage-Hörste Kulturveran- 32791 Lage-Hörste, Tel.: 0 52 32 / 983 0, staltungen und Ausstellun- Fax: 0 52 32 / 983 462 gen, die sich häufig mit der E-Mail: [email protected] Kunst anderer Kulturen be- Internet: www.igmedien.de/imk schäftigen. •

NOCH MEHR BILDUNG DPG-Bildungszentrum Gladenbach Tel.: 06462/91800, Fax: 06462/918080 ÖTV-Bildungs- und Begegnungs- IG Metall-Bildungsstätte Bad Orb zentrum Clara Sahlberg, Berlin Tel.: 06052/890, Fax: 06052/890152 Tel.: 030/8067130, Fax: 030/80671356 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] IG Metall-Bildungsstätte Berlin ÖTV-Bildungsstätte Michael-Rott- Tel.: 030/362040, Fax: 030/36204100 Schule, Mosbach E-Mail: [email protected] Tel.: 06261/9420, Fax: 06261/942102 IG Metall-Bildungsstätte Lohr E-Mail: [email protected] Tel.: 09352/5060, Fax: 09352/506157 ÖTV-Bildungsstätte Niedersfeld E-Mail: [email protected] Tel.: 02985/8090, Fax: 02985/80911 Werner-Bock-Schule Beverungen ÖTV-Bildungsstätte Saalfeld Tel.: 05273/36140, Fax: 05273/361413 Tel.: 03671/55100, Fax: 03671/551040 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Kritische Akademie Inzell ÖTV-Bildungsstätte Das Bunte Haus, Tel.: 08665/9800, Fax: 08655/980555 Bielefeld NGG-Bildungszentrum Oberjosbach Tel.: 05205/91000, Fax: 05205/910030 Tel.: 06127/90560, Fax: 06127/78959 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] ÖTV-Bildungsstätte Adolph-Kummer- nuss-Haus, Undeloh Regionale DGB-Bildungswerke gibt Tel.: 04189/8080, Fax: 04189/80855 es in den Landesbezirken Baden- E-Mail: [email protected] Württemberg, Bayern, Berlin-Bran- DAG-Bildungszentrum Walsrode denburg, Hessen, Nordrhein-West- Tel.: 05161/9790, Fax: 05161/979562 falen und Thüringen.

5 einblick 06/00 WEITER SPEZIAL:[BILDUNG ]

Haus der Gewerkschaftsjugend Oberursel: Gutachten soll Entscheidung bringen

Kaum eine Bildungsstätte spielt in Birgitt Grieb, Leiterin des Hauses der Gewerkschafts- der Erinnerung so eine Rolle, wie jugend in Oberursel setzt das Haus der Gewerkschaftsjugend auf den Charme des in Oberursel. Viele, heute führende traditionsreichen Ortes. Gewerkschaftsfunktionäre machten hier ihre ersten politischen Erfah- rungen. Befürchtungen über einen möglichen Verkauf des traditionsrei- chen Hauses haben neue Nahrung gefunden, seitdem verantwortlichen einen Platz zum Wassermann. Eine Fülle von Kon- der DGB die Wirtschaftlichkeit von Oberursel und der Arbeiten und Diskutieren brauchen, takten wurden hier geknüpft, u.a. Jugendbildungsstätte Hattingen durch ein Gutachten der sich nicht beliebig an einen an- eine Jugendbegegnungsstätte in vergleichen will. deren Ort verschieben lässt. „Das Polen realisiert. Zur Zeit wird in Haus bietet mit seiner zentralen Oberursel eines der zentralen Zur Zeit gibt es keinen konkre- bedarfs in Oberursel in Millionen- Lage in Europa, seinem Ambiente EXPO-Projekte der gewerkschaft- ten Interessenten, aber die Zukunft höhe eine recht zweifelhafte Per- und seiner Tradition ideale Bedin- lichen Jugendarbeit vorbereitet, des Hauses der Gewerkschaftsju- spektive. gungen für die internationale Ju- die internationale Konferenz zur gend ist ungewiss. Auch nach dem „Wir haben gehört, dass es gendbildungsarbeit“, so Michael Jugendarbeitslosigkeit. • Rückzug des Bankenkonsortiums, wieder Interessenten für das Haus das sich im vergangenen Jahr für geben soll“, so Betriebsratsvorsit- Impressum Spezial Weiterbildung ist eine Redaktionsbeilage des gewerkschaftlichen Info-Service einblick, Ausgabe 6/00 einen Kauf des Gebäudes interes- zender Peter Voß, „aber genaues siert hatte, ist der Alltag von Unsi- wissen wir nicht.“ Birgitt Grieb: cherheiten geprägt. „Das ist vor „Wir müssen wohl davon ausge- allem für das Hauspersonal eine hen, dass wir wieder auf dem Katastrophe“, sagt Michael Wasser- Markt zu haben sind.“ „Dabei böte mann, Vorsitzender des im Februar das Haus selbst durch die notwen- 1999 gegründeten Fördervereins, digen Sanierungsarbeiten interes- der für den Erhalt der Bildungsstät- sante Perspektiven für die Jugend- te für die DGB-Jugend kämpft. Das arbeit, meint Michael Wassermann. junge IG BCE-Mitglied beklagt die Der Förderverein, der derzeit 117 unzureichende Informationspolitik zahlende Mitglieder hat und dem des DGB und seiner Vermögensver- Haus gerade 5000 Mark für die waltungs- und Treuhandgesell- Möblierung überreichte, denkt an schaft (VTG). „Dabei hatte uns eine ökologische Instandsetzung. DGB-Vorsitzender Dieter Schulte „Wir haben zum Beispiel Projekte noch in der Gründungsphase des im Kopf, die mit Bauberufsschulen Vereins zugesagt, alle Beteiligten durchgeführt werden könnten. Das über die aktuelle Entwicklung auf böte Auszubildenden die Möglich- dem Laufenden zu halten.“ keit, nicht nur am Modell zu arbei- Auch Birgitt Grieb, Leiterin der ten, sondern ein reales Objekt, mit Bildungsstätte, ist derzeit ratlos. Zu- dem sie sich identifizieren.“ sammen mit dem Gutachten eines Hausleitung und Förderverein Architekten über Sanierungsarbei- sehen Perspektiven des Hauses der ten hatte sie dem DGB-Bundesvor- Gewerkschaftsjugend vor allem in stand bereits im vergangenen Jahr der Ausweitung der internationa- ein Konzept über künftige Perspek- len, besonders der europäischen tiven des Hauses vorgelegt. Reso- Bildungsarbeit. Hier herrscht bei nanz erhielt sie nicht. Sie weiß aber der beruflichen Bildung, beim Er- von einem Haushaltsbegleitbe- werb interkultureller Kompetenz, schluss, der eine vergleichende Prü- aber auch in Bezug auf Fremden- fung zwischen den Bildungsstätten feindlichkeit jede Menge Hand- in Oberursel und Hattingen vor- lungsbedarf. Und das sind Themen, sieht. Angesichts des Sanierungs- die nach Meinung der Programm-

6 einblick 06/00 gewerkschaftlicher Info-Service vom 10.04.2000 7/00 inhalt Tarifpolitik Sprunghaft 19 781 gestiegen ______Seite 3 ______ArbeitnehmerInnen Die Altersteilzeit boomt in öffentlich geförderter „Ingrid vor Ort“ Die jüngsten Tarifabschlüsse Gesetzlich vorgesehen ist, dass Altersteilzeit Nach 100 Tagen Amtszeit: Was sich Ingrid Sehrbrock, machen es überdeutlich: ob in der ArbeitnehmerInnen ab 55 bei einer 11 443 Chemischen Industrie, im west- um die Hälfte verringerten Arbeits- neues DGB Bundesvorstands- deutschen Baugewerbe oder in der zeit 70 Prozent ihres letzten Netto- mitglied, für ihre Amtszeit Metallindustrie von Nordrhein- einkommens erhalten. Außerdem vorgenommen hat, erzählt 6062 Westfalen – landauf, landab und werden Rentenbeiträge auf der sie im einblick-Interview. quer durch alle Branchen wird Basis von 90 Prozent des letzten ______kaum noch ein Tarifvertrag ohne Vollzeiteinkommens gezahlt. 20 Pro- Seite 5 Einführung oder Verbesserung von zentpunkte des Teilzeitlohns und 544 Poker um Pendler Altersteilzeit abgeschlossen. die Aufstockung der Rentenbei- Im Sommer droht neuer 1996 1997 1998 1999 Zwischen Mai 1996 – zwei Mo- träge erstattet das Arbeitsamt dem Streit um die Regionalisie-

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit DGB einblick / Nachdruck frei nate später trat das Altersteilzeit- Arbeitgeber, falls er den frei ge- rung der Bahn gesetz in Kraft – und April 2000 wordenen Arbeitsplatz mit einem Die Altersteilzeit gewinnt an Bedeutung: Die Zahl der wieder ______Seite 7 ______registrierte das Tarifregister im Arbeitslosen besetzt oder einen besetzten Stellen steigt von Bundesarbeitsministerium mehr als Auszubildenden übernimmt. Jahr zu Jahr sprunghaft. Alle Arbeit 370 Tarifverträge zur Förderung Eine Wiederbesetzungspflicht sozialversichern von Altersteilzeit, überwiegend existiert nicht, der Beschäftigungs- für Arbeitgeber, freie Stellen wieder Renten- und Wirtschafts- Firmentarifverträge. Mit dabei sind effekt ist dadurch begrenzt. In den zu besetzen. BA-Experten schätzen, experte Diether Döring zur aber auch Öffentlicher Dienst, Ein- vergangenen vier Jahren belief er sich dass die tatsächliche Zahl der Arbeit- zelhandel, privates Bankgewerbe, auf exakt 37 830 Fälle (siehe Grafik). nehmerInnen in Altersteilzeit bis zu Finanzreform der Sozial- Post und Bahn, Stahlindustrie und Wieder besetzt wurden die Stellen vier Mal höher ist als die der Arbeit- versicherung Dachdeckerhandwerk. Insgesamt ungefähr je zur Hälfte von Arbeits- nehmerInnen in geförderter Alters- gelten die Tarifregelungen zur losen und BerufsanfängerInnen. teilzeit. Damit ist deren Beschäfti- Altersteilzeit für knapp 14 Millionen Die Förderleistungen der Bun- gungseffekt dennoch größer als der Beschäftigte. Konkret nutzbar sind desanstalt für Arbeit (BA) sind ge- früherer Vorruhestandsregelungen, sie für etwa 1,4 Millionen Arbeit- waltig. Sie stiegen allein von 1998 als von sieben freien Stellen nur nehmerInnen ab 55 Jahre. Kein bis 1999 um 116,8 auf 214,4 Mil- eine neu besetzt wurde. Wunder, dass die Wissenschaftler- lionen Mark. Für dieses Jahr sind Möglicherweise erhöht sich die Gruppe im Bündnis für Arbeit sich Ausgaben von 300 Millionen Mark Wiederbesetzungsquote der Alters- für den Ausbau der Altersteilzeit veranschlagt. Trotzdem sind diese teilzeit noch – dank des Ende 1999 ausspricht. Mittel kein besonders hoher Anreiz verbesserten Gesetzes. Es eröffnet auch Teilzeitbeschäftigten den Zu- Der Surf-Tipp gang zum früheren Ausstieg aus fürs Internet plusminusBERLIN dem Berufsleben. Und es verringert die Anforderungen an die Arbeit- www.bma.bund.de/ Peter Götz, kommunal- , außenpo- geber: In Betrieben bis zu 50 Be- arbeitszeitmodelle + politischer Sprecher - litischer Sprecher der schäftigten muss nicht unbedingt „Arbeitszeitmodelle“ – der CDU/CSU-Fraktion, hat die CDU/CSU, hat die Staatenge- die frei gewordene Stelle besetzt eine Datenbank des Bundesregierung aufgefor- meinschaft aufgefordert, das werden. Außerdem gestalten die Bundesarbeitsministeriums dert, dem Versuch der Banken Ziel eines „multiethischen, Tarifparteien die Altersteilzeit im- entgegenzutreten, die Eigen- demokratischen Kosovo“ auf- mer attraktiver. So ist in der Chemi- Im Faxabruf ständigkeit der Sparkassen zugeben. Es sei „unerreich- schen Industrie das Nettoeinkom- 0211 / 43 01 654 über das Wettbewerbsrecht bar“. Die Staatengemein- men von 70 auf 85 Prozent erhöht Anreize und Sicherheiten der EU auszuhebeln. Kleine schaft könne den Menschen worden; zudem erhalten die Aus- für Mitarbeiterbeteili- Leute brauchten „auch in peri- nicht „die Art und Weise ihres geschiedenen zum Ausgleich der gungsmodelle – ein pheren Gebieten“ ein Konto. Nebeneinanders diktieren“. Rentenabschläge Abfindungen von Positionspapier des DGB bis zu 36 000 Mark. • (Auszüge)

einblick 7/00 7/00 POLITIK AKTUELL

Jugendarbeitslosigkeit davon in 176 500 Fällen wegen und Männer“ will Unternehmen för- Anti-Green-Card-Aktion Leistungsmissbrauchs, in 76 500 dern und auszeichnen, die Konzepte Gemeinsame Fällen wegen illegaler Ausländer- einer familiengerechten betriebli- E-Mails statt Anlaufstellen beschäftigung, in 6713 Fällen chen Gleichstellungspolitik erfolg- Postkarten wegen illegaler Arbeitnehmerüber- reich umsetzen. Lösungsbeispiele Arbeitsämter und Kommunen lassung und in 19 358 Fällen we- aus der Praxis, die anderen als An- Wegen der Postkartenaktion, sollen vor Ort gemeinsame Anlauf- gen Verstoß gegen das Arbeitneh- regung dienen können, sollen prä- mit der der nordrhein-westfälische stellen „Ausbildung und Arbeit für mer-Entsendegesetz. • miert und dokumentiert werden. CDU-Vorsitzende und frühere Bun- Jugendliche“ einrichten, die sich Teilnehmen können deutsche, aus- desminister Jürgen Rüttgers (CDU) gezielt um solche Jugendliche Wettbewerb ländische und multinationale Unter- den Protest gegen die Green-Card- kümmern, die mit den bisherigen nehmen, die einen Standort in der Verordnung der Bundesregierung Angeboten der Sozialämter und Familiengerechter Bundesrepublik haben, öffentliche für IT-Spezialisten organisieren will, der Arbeitsverwaltung nicht er- Betrieb 2000 sowie gemeinnützige Unternehmen erhält Rüttgers inzwischen selbst reicht werden. Durch sogenannte und Freiberufler. Preisverleihung ist massenweise Post. „Hunderte von aufsuchende Sozialarbeit und un- Das Bundesministerium für Fami- auf der EXPO in Hannover • E-Mails“ sollen nach Informationen konventionelle Formen der Anspra- lie, Senioren, Frauen und Jugend hat Tel.: 0228 / 62 81 54 der Nachrichtenagentur AP jeden Tag che soll die Arbeitslosigkeit in einen Wettbewerb ausgeschrieben. Fax: 0228 / 61 41 76 bei Rüttgers eingehen (j.ruettgers einem möglichst frühen Stadium „Der familienfreundliche Betrieb Internet: @cdu-nrw.de). Organisiert haben verhindert werden. Das sieht eine 2000: Neue Chancen für Frauen http://www.work-and-life.de die Protestwelle NRW-Grüne. • Empfehlung vor, die die kommuna- len Spitzenverbände und die Bun- desanstalt für Arbeit Ende März wiewardiewoche ? gemeinsam vorgelegt haben. • Der Tarifabschluss der IG Metall von Nordrhein-Westfalen hat Bußgelder für Furore gesorgt. Er kam – selbst für die Beteiligten völlig überraschend – in den frühen Morgenstunden des 28. März zu Stande, am letzten Tag der Friedenspflicht. Die Kernpunkte: Anstieg um „Beschäftigungsbrücke“ mit dem Recht, ab 60 von der Arbeit 8,2 Prozent freigestellt zu werden, statt „Rente mit 60“, Einmalzahlungen von je 165 Mark für März und April, Lohn- und Gehaltserhöhun- 1999 hat die Bundesanstalt für gen um 3 (ab Mai) und um 2,1 Prozent (ab Mai 2001 für zehn Arbeit Bußgelder wegen illegaler Monate); die Übernahmegarantie für Azubis wird ab Mai 2001von sechs auf zwölf Monate verlängert, die Laufzeit des Beschäftigung, Verstößen gegen Tarifvertrags beträgt zwei Jahre, die 35-Stunden-Woche gilt das Entsendegesetz und wegen zunächst bis April 2003. Einstimmig kommentierten IG Metall-

Leistungsmissbrauch in Höhe von Foto: Jürgen Seidel Chef Zwickel und Arbeitgeberpräsident Hundt: ein guter 243 Millionen Mark verhängt. Das Kompromiss. Für den DGB-Vorsitzenden Schulte ist er sogar „wegweisend“. „Lob von allen Seiten“ berichtete die FAZ. Verantwortlich dafür ist sind 8,2 Prozent mehr als im Vor- Harald Schartau, 47, Bezirksleiter der nordrhein-westfälischen IG Metall. jahr.Allein wegen illegaler Auslän- derbeschäftigung waren 1999 Stra- Die Woche fing an mit Unausgeschlafenheit. Die In allen IG Metall-Bezirken war schon über die Alter- fen von fast 65 Millionen Mark eine Stunde – Stichwort Zeitumstellung – hat mir steilzeit verhandelt worden. Jeder Bezirk muss aber fällig (plus 29,6 Prozent), wegen gefehlt. Dann brach große Hektik aus, die letzten in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen. Das Ziel Verstoßes gegen das Arbeitnehmer- Vorbereitungen der Tarifverhandlung im Düsseldor- einer Tarifverhandlung ist der Abschluss, nicht der Entsendegesetz sogar 77 Millionen fer SAS-Hotel mussten über die Bühne. Um 14 Uhr Warnstreik. Der Chemie-Abschluss hat unsere Ver- Mark (plus 11,5 Prozent). Das ist ging‘s los, gegen Abend hatten wir die Beschäfti- handlungen nicht beschleunigt; die Grundstruktur mehr als doppelt so viel wie die gungsbrücke gebaut – und plötzlich war die Aus- auch für den Chemie-Tarif war ja schon vorgezeich- Summe aller von den Arbeitsäm- sicht da, auf Ziel zu verhandeln. Darauf haben Mar- net, nämlich durchs Bündnis für Arbeit: Beschäfti- tern im vergangenen Jahr verhäng- tin Kannegiesser, Verhandlungsführer auf Arbeit- gungsbrücke und längere Vertragslaufzeit. ten Verwarnungs- und Bußgelder geberseite, und ich uns im Vier-Augen-Gespräch Kurz nach sechs Uhr früh, nach 16 Stunden, haben wegen Leistungsmissbrauch von geeinigt. Es gab keinen Grund aufzuhören. Wir hat- wir unterschrieben. Als Ersten habe ich unseren Vor- knapp 31 Millionen Mark (plus ten jetzt die Zielgerade im Blick. Der Körper stellt sitzenden darüber informiert. Gratuliert hat als Erste 21,9 Prozent). sich darauf sofort ein, jetzt hast du die Anstrengung die Verhandlungskommission. Dass ich nach diesem Trotz des Anstiegs der im ver- der Nacht vor dir. Da gilt: Zeit lassen, nichts übers Tarifdurchbruch in den Medien als Hoffnungsträ- gangenen Jahr von den Arbeitsäm- Knie brechen, die Unsicherheit bleibt. Ob‘s letztlich ger und potenzieller Zwickel-Nachfolger gehandelt tern verhängten Bußgelder ist die zum Abschluss kommt, kann niemand garantieren, werde – da habe ich doch ein anderes Verständnis Zahl der Ermittlungsverfahren ge- zumal die Geldfrage noch nicht geklärt war. Unseren von unserer Organisation: Nach Pilotabschlüssen sunken: von 445 536 auf 408 857. 1. und 2. Vorsitzenden habe ich zwischenzeitlich stehen zwar Einzelne im Rampenlicht, aber solche 266 000-mal wurden Verwarnun- angerufen, alle waren total platt. Abschlüsse sind niemals das Verdienst Einzelner. gen oder Geldbußen verhängt,

2 Ingrid Sehrbrock, POLITIK AKTUELL 51, zuletzt Sozialreferentin an der Deutschen Botschaft Nach 100 Tagen Amtszeit den letzten Jahren diskutiert, wel- in Prag (Tschechien) und che Aktionsformen sinnvoll sind. Mit Aktionen kann man öffent- Bratislava (Slowakei), „Ingrid lich Themen besetzen. Um politisch wurde im Dezember in den wirksam zu werden, müssen wir DGB-Bundesvorstand vor Ort“ kontinuierlich an Themen arbeiten. gewählt.➜ Als Nachfolgerin Dazu zählt etwa eine gesetzliche von Regina Görner ist sie Die ersten hundert Tage hat Ingrid Regelung für Konzern-Jugend- und Sehrbrock schon hinter sich. Auszubildendenvertretungen. Um unter anderem zuständig Welche Schwerpunkte das neue die durchzusetzen, muss ich klassisch für die Bereiche Jugend, DGB-Vorstandsmitglied setzt, arbeiten und Mitstreiter suchen. Bildung und Beamte. beschreibt sie im einblick-Interview. Das ist eine langwierige, schwierige Darüber hinaus erfüllt sie

Foto: Helmut Bieß Aufgabe, aber es ist wichtig, sich darauf einzulassen. zahlreiche weitere Vertre- Welches sind deine ersten Ar- größere die Leute abgeworben Schwierig ist auch die Moderni- tungsaufgaben für den DGB. beitsschwerpunkte? haben. Heute bin ich mir nicht sierung des Öffentlichen Dienstes. Ingrid Sehrbrock machte Einige werden durch Termine mehr sicher, ob die Umlage die Zahl Jeder weiß, dass Reformen nach einer Lehre als Drogis- gesetzt – zum Beispiel die Auswer- der Ausbildungsplätze erhöhen nötig sind. Um den Beschäftigten tung des Ausbildungskonsenses. würde. Die DGB-Jugend will die ihre Ängste zu nehmen, muss man tin ihr Abitur an einem Erste Bilanz: Zwar wurden mehr Umlagefinanzierung nach wie vor, sie frühzeitig einbeziehen. Sie müs- Abendgymnasium und Ausbildungsplätze geschaffen, aber sieht aber im Moment keine Lobby sen über Aufgaben und Ziele infor- studierte Anglistik, Politik- überwiegend im über- und außer- dafür. Deshalb ist sie bereit, auch miert, ihr Sachverstand muss wissenschaften, Chemie und betrieblichen Bereich. Die Arbeitge- andere Lösungen zu diskutieren. berücksichtigt werden. Es hat sich Pädagogik. Sie war Studien- ber haben also ihre Zusagen ins- Wenn sich die Ausbildungsplatz- schon viel getan, aber es geht auf gesamt nicht eingehalten. Sie haben situation nicht verbessert, wird die Bundesebene langsamer als in den rätin an einem Gymnasium wohl im Bereich Industrie und DGB-Jugend neu überlegen. Kommunen. Wir schließen noch und als Personalratsvorsit- Handel – insbesondere in der IT- Ein anderer Dauerbrenner: Bei in diesem Jahr mit dem Innenminis- zende aktiv, bevor sie als Branche – mehr betriebliche Plätze der Jugend sinkt das Ansehen von ter eine Rahmenvereinbarung zur Bundesgeschäftsführerin der angeboten, dafür gingen aber in Parteien und Gewerkschaften. Modernisierung auf Bundesebene allen anderen Bereichen die Zahlen Wir wissen seit langem, dass ab. Da geht es vor allem um ein Frauen-Union und stellver- zurück. Wir wollen bei der zweiten junge Leute nicht mehr die klassi- neues Leitbild, um Bürgerorientie- tretende Leiterin der Haupt- Runde der regionalen Ausbildungs- sche gewerkschaftliche Ochsentour rung, um die Qualität der Dienst- abteilung Politik der CDU konferenzen Maßnahmen abstim- machen wollen. Sie wollen an leistungen und einen kontinuierli- nach Bonn wechselte. 1997 men, um fehlende Ausbildungs- konkreten, zeitlich befristeten Pro- chen Verbesserungsprozess. Dazu kapazitäten zu schaffen. jekten arbeiten. Gewerkschaftliche gehören Personalentwicklungskon- trat Ingrid Sehrbrock in den Wird nicht zwangsläufig durch Positionen lassen sich nicht nur mit zepte, die Frage der Arbeitszeiten Auswärtigen Dienst ein. öffentliche Programme Ausbildung Aktionen und Projekten durchset- und – ganz besonders – die der Gewerkschaftlich organisiert in den außerbetrieblichen Bereich zen. Wichtig ist, dass junge Leute sozial verträglichen Gestaltung der ist Sehrbrock seit 1976: erst verlagert? eine größere Rolle spielen und nicht Modernisierung. in der HBV, dann in der GEW, Ja. Positiv ist, dass Jugendliche auf Spielwiesen verdrängt werden. Du hast neben deiner DGB- von der Straße weg sind, dass man Wir brauchen offenere Strukturen. Funktion eine Reihe anderer Ämter jetzt in der ÖTV. Höhepunkt ihnen eine Ausbildung bietet. Im Ein guter Ansatz sind die Internet- übernommen. Bedauerst du, dass ihrer Laufbahn in der CDU, Rahmen des 100 000-Jobs-Pro- Cafés der Gewerkschaftsjugend. du so eingebunden bist? in die sie 1975 eintrat, war gramms sind viele wieder aufge- Als Vorfeldarbeit eine klassische Ja. Wir haben uns zunächst über- ihre Wahl zur stellvertreten- taucht, die aus den Statistiken ver- Aufgabe der DGB-Jugend? legt, ob ich wirklich in alle Gremien schwunden waren. Aber auf Dauer Ja. Und wir sollten stärker in die muss, und leider festgestellt, dass den Vorsitzenden der Christ- kann es so nicht weitergehen. Schulen gehen. Aber dabei kommt alle wichtig sind. Wir entwickeln lich-Demokratischen Arbeit- Deshalb fordert die DGB-Jugend es sehr darauf an, wie sich die nun in allen drei Abteilungen – Bil- nehmerschaft (CDA) 1987. seit langem die Umlagefinanzie- Gewerkschaften dort präsentieren. dung, Jugend, Öffentlicher Dienst – rung. Unser Projekt „gestaltbarer Wandel“ ein „Programm“, das wir „Ingrid vor Auch in der CDA haben wir sie setzt hier an. Wir bieten übers Ort“ nennen: Wo gibt es Spannen- Im Internet in den 70er Jahren beschlossen. Ich Internet Unterrichtsmaterialien zum des anzuschauen, kann ich neue www.einblick.dgb.de war damals eine glühende Verfech- Beispiel für Bewerbungstrainings Konzepte kennen lernen und mit terin, weil ich den Eindruck hatte, an, eine neue Form, mit der sich interessanten Leuten reden. Der er- Im Faxabruf dass sie zu mehr Gerechtigkeit Gewerkschaften modern und inno- ste Termin steht. Aber ich befürch- 0211 / 43 01 662 führt. Schon damals war es so, dass vativ darstellen können. te, dass mir weniger Zeit für „Ingrid Langfassung kleinere Betriebe ausgebildet und Die Gewerkschaftsjugend hat in vor Ort“ bleibt als geplant. • des Interviews

3 einblick 7/00 7/00 PROJEKTE UND PARTNER

Arbeitskammer Erst- und JungwählerInnen Trainingsprogramm an die Urnen bringen – das ist Ziel der DGB-Jugend Lohnzettel NRW. Zur nordrhein-west- Rechten richtig verstehen fälischen Landtagswahl am begegnen 14. Mai verteilt sie 100 000 Was es mit Kinderfreibeträgen, Postkarten in Kneipen und Ein Hakenkreuz an der Wand ist Sonderausgaben oder Steuerklas- Szenetreffs an Rhein und oft Beginn einer rechten Karriere. Ruhr: „Millionen kann ich senwahl auf sich hat, erklärt die nicht bieten, aber eine Wie PädagogInnen richtig darauf Broschüre „Wie errechne ich meinen Stimme!“ Die Karten können reagieren, zeigt das Trainingspro- Nettolohn?“ der Arbeitskammer an die KandidatInnen zur gramm „Prävention gegen rechts- des Saarlandes. Die 150-seitige Landtagswahl geschickt werden, beispielsweise mit der extremistische Aktivitäten“. Video- Neuauflage kostet zehn Mark plus Aufforderung: „Sorgen Sie für Ausbildungs- und Arbeitsplätze.“ film und Handbuch geben konkrete Weitere Infos unter www.dgb-ju.hagen.de Porto. • Handlungsanleitungen. Das Ange- Bestellen (mit Rechnung): bot des Bundesministeriums für Fa- Arbeitskammer des Saarlandes Arbeit und Leben NRW milie, Senioren, Frauen und Jugend Abteilung Öffentlichkeitsarbeit ist kostenlos. • Fritz-Dobisch-Straße 6-8 Vorsicht bei Rückkehrgesprächen Bestellen: 66111 Saarbrücken Bundesministerium für Familie, Liegt nach längerer Krankheit Betriebsräte vorbereiten können, Senioren, Frauen und Jugend HWP-Studium eine Einladung zum Rückkehrge- welche Fragen erlaubt sind und Broschürenstelle spräch auf dem Schreibtisch, ist was den Arbeitgeber nichts angeht. Rochusstraße 8-10 Uni-Luft Vorsicht geboten. Die Unterhaltung Das Einzelheft kostet acht Mark, ab 53123 Bonn schnuppern mit dem Chef kann Grundlage sein 20 Stück gibt‘s Rabatt. • Fax: 0228 / 930 49 13 für Abmahnung, Versetzung oder Bestellen: Studieren auf Probe bietet die Kündigung. Das Heft „Kranken- Arbeit und Leben NRW A+A 2001 Hamburger Hochschule für Wirt- rückkehrgespräche“ der Arbeits- Mintropstraße 20 schaft und Politik (HWP). Während gemeinschaft Arbeit und Leben 40215 Düsseldorf Messetermin der „Schnuppertage“ vom 8. bis NRW zeigt, wie sich Betroffene und Tel.: 0211 / 938 00 0 verschoben 12. Mai bekommen Nachwuchs- akademiker Infos zu Uni, Bewer- Die Düsseldorfer Messe „Arbeits- bungsverfahren sowie den Fachge- HBS-Projekte ters „Böckler zum Bündnis“ hervor. schutz und Arbeitsmedizin A+A bieten Wirtschaft, Soziologie und Die Stiftung knüpft damit an ihren 2001“ wird vorverlegt: Statt wie Recht. 40 Prozent der HWP-Plätze Forschung ersten gesamtdeutschen Armuts- gewohnt im November öffnet sie sind für BewerberInnen ohne Abitur gegen Armut bericht von 1994 an. Die Untersu- im kommenden Jahr vom 14. bis oder Fachhochschulreife reserviert. • chungsergebnisse dürften auch fürs 17. Mai ihre Tore. • Informieren und anmelden: „Armut und Ungleichheit in Bündnis für Arbeit von Interesse Hochschule für Wirtschaft Deutschland“ nimmt die Hans- sein. Der Projektbericht liegt im Fachtagung und Politik, Von-Melle-Park 9, Böckler-Stiftung in fünf Forschungs- Sommer vor. • 20146 Hamburg projekten unter die Lupe. Das geht Mehr Infos: Arbeiten Tel.: 040 / 428 38 22 03 aus der März-Ausgabe des Newslet- [email protected] ohne Ende? „Mir macht die Arbeit Spaß!“, interregio sagen viele Angestellte und arbei- ten oft länger als im Tarifvertrag ••• Der DGB-Kreis Altötting/ Trier/Westpfalz wird ein Jugend- Damit sei der erste „tri-nationale vereinbart. Chancen und Risiken Mühldorf will in seinem Projekt ausschuss gegründet. Darin Austausch“ zu diesem Thema zu eigenverantwortlicher Arbeitszeit „Mobilität als Chance“ ge- wollen sich Jugendliche aus 15 Stande gekommen, so der rheinland- zeigt die Fachtagung „Arbeiten meinsam mit erwerbstätigen Frau- Gewerkschaftsorganisationen enga- pfälzische DGB-Vorsitzende Dieter ohne Ende – Vertrauensarbeitszeit en auf Info-Veranstaltungen und gieren. Mehr Infos: Thomas Schulz, Kretschmer,Tel. 0 61 31 / 2 81 60 grenzenlos?“ Das Seminar von Workshops Strategien zur „Verein- Tel. 0177 / 68 48 990 Der DGB-Landesbezirk Sach- Technologieberatungsstelle NRW barkeit von Beruf und Familie“ er- Der DGB-Landesbezirk Rhein- sen wirbt mit einer Tarifver- und IG Metall am 23./24. Mai in arbeiten. Am Projekt beteiligt sich land-Pfalz hat eine interna- tragskampagne in der Öffent- Köln kostet 490 Mark. • auch der Österreichische Gewerk- tionale Arbeitstagung zum lichkeit für die gewerkschaftlichen Anmelden (bis 2. Mai): schaftsbund (ÖGB). Mehr Infos: Arbeits- und Gesundheits- Forderungen in der Tarifrunde Technologieberatungsstelle Sylvia Vogl,Tel. 08679 / 912 443 schutz in Kooperation mit der 2000. Sie soll speziell junge Leute Regionalstelle Rheinland Im Interregionalen Gewerk- spanischen Gewerkschaft UGT und ansprechen. Mehr Infos: Markus Kathi Maiwald schaftsrat (IGR) Saar/Lor/Lux/ der italienischen CGIL veranstaltet. Schlimbach,Tel. 0351 / 86 33 104 Hansaring 43, 50670 Köln

4 Sanierungsfall GEWERKSCHAFTEN Bahn

Bis 2004 muss die Bahn ihre Regionalisierung der Bahn Kilometern Schiene, einem Viertel des gesamten Bahnnetzes, trennen. Kosten um 8,4 Milliarden Poker um die Pendler Sie sollen outgesourct und mit Hilfe Mark reduzieren, sonst droht „mittelständischer Unternehmens- ihr die Überschuldung. Bis 2004 will die Bahn ihre Kosten um 8,4 Milliarden Mark senken. strukturen effizienter und kunden- In zähen Verhandlungen Um Lohneinschnitte und betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern, freundlicher“ betrieben werden. haben Ende März auch die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutsch- Was das konkret heißt und wer die haben sich die Deutsche lands (GdED), die Verkehrsgewerkschaft GBDA des Deutschen neuen mittelständischen Partner Bahn AG und die Eisen- Beamtenbundes und die Gewerkschaft der Lokomotivführer diesem der Bahn sein werden, hat Meh- bahnergewerkschaften am Ziel zugestimmt. Aber noch fehlt ein Konzept, wie die Bahn die dorn bislang auch im Aufsichtsrat 24. März in Köln auf eine geplante Kostensenkung erreichen kann. der DB AG nicht dargelegt, wie GdED-Vorsitzender Norbert Hansen gemeinsame Erklärung zur „Zwischen Katastrophe und Re- wenig übrig. Auf mindestens acht beklagt. Selbst eine Liste der be- Sanierung der Bahn geeinigt. naissance ist alles drin“, beschreibt Milliarden Mark schätzen Experten troffenen Strecken gilt bislang als Beide Seiten verpflichten Hubert Kummer, Pressesprecher der die Sanierungskosten, um marode Verschluss-Sache. Sie soll in zwei sich,➜ den Sanierungsprozess GdED, die paradoxe Situation. 70 000 Gleiskörper,altersschwache Brücken Monaten zusammen mit dem Ge- der derzeit 242 000 Beschäftigten und Weichen sowie verfallene samtkonzept präsentiert werden. „sozialverträglich auszuge- sollen nach Plänen von Bahnchef Bahnhöfe auf Nebenstrecken in Für Karl-Peter Naumann,Vorsit- stalten“ und bis 2004 „auf Hartmut Mehdorn in den kommen- Stand zu setzten. Zusätzliches Geld zender von Pro Bahn e.V., sind betriebsbedingte Kündigun- den Jahren ihren Arbeitsplatz ver- wird die Bahn hierfür nicht erhal- die Regionalisierungpläne dennoch gen zu verzichten“. Beide lieren.Auch Lohneinschnitte bei den ten. „Es gibt keine neuen Subven- eine Chance. Regionale Anbieter wollen zudem „vorrangig die ohnehin schlecht bezahlten Bahn- tionen“, so Volker Matern, Presse- könnten den Nahverkehr oft preis- beschäftigten sind für Personalvor- sprecher von Verkehrsminister Rein- werter organisieren, ohne dass die Verkehrsleistung steigern“ stand Horst Föhr kein Tabu mehr. hard Klimmt (SPD). Bahnchef Meh- Qualität darunter leidet. 220 nicht- und „eine Schrumpfbahn Zwar haben sich beide Seiten am dorn will sich deshalb von 9000 bundeseigene Eisenbahnen gibt vermeiden“. 24. März in Köln verständigt, bis es zurzeit, mit einer Linienlänge Auch die Gewerkschaften Ende 2004 auf betriebsbedingte 13 Milliarden von 1376 Kilometern. Etliche von Kündigungen zu verzichten, wenn für die Schiene ihnen, wie die Württembergische haben Zugeständnisse die Gewerkschaften im Gegenzug Zuschuss der Bundesregierung für Eisenbahngesellschaft oder die gemacht: „Zur Erreichung den Schienennahverkehr der Länder das noch auszuhandelnde Sanie- (in Millionen DM) Dürener Kreisbahn, haben in den der notwendigen Ergebnis- rungskonzept mittragen, aber Ende letzten Jahren von der Nordrhein- verbesserung sind unkon- August könnte der Streit erneut es- westfalen 2100 Bahn bereits aufgege- ventionelle Maßnahmen kalieren, falls die dann beginnen- Bayern 2020 bene Strecken erfolg- Baden- notwendig“, heißt es in der den Tarifverhandlungen scheitern. Württemberg 1380 reich wieder belebt. Ein Streik während der EXPO ist Niedersachsen 1000 Einen Kostenvorteil haben die Re- Erklärung. Dazu zählt neben nicht mehr ausgeschlossen. gionalbahnen nicht nur, weil es Hessen 963 der Bereitschaft zu „modera- Ob die Sanierung der Bahn AG ihnen leichter gelingt, Fördermittel ten Tariferhöhungen“ auch zu einer „Schrumpfbahn“ führt, die Sachsen 934 aus der Region zu akquirieren, nur noch die lukrativen Fernverbin- Brandenburg 800 sondern auch, weil für sie andere die Suche nach Möglich- dungen bedient und den Nahver- Sachsen-Anhalt 696 Gesetze gelten. Auf Nebenstrecken keiten, „wie in Form von kehr in der Fläche anderen überlässt, Berlin 663 können sie beispielsweise ebener- Anrechnungen die über dem ist noch nicht entschieden. 13 Milli- Rheinland- dige Gleiszugänge anlegen. Das 638 Marktniveau liegenden arden Mark stellt allein die Bundes- Pfalz ist nicht nur preiswerter, weil die regierung jedes Jahr den Ländern Thüringen 524 Kosten für Bau und Unterhaltung besitzstandswahrenden Mecklenburg- für den Regionalverkehr zur Verfü- Vorpommern 437 der Zugangstunnel entfallen, son- Zulagen“ bei Entgeltver- gung. Doch das Geld reicht vorne Schleswig- 349 dern reduziert auch die Zahl von Holstein handlungen „abgeschmol- und hinten nicht. Zu lange wurden Hamburg 234 Überfällen und Stürzen auf den zen werden“ können. in den letzten Jahrzehnten Eisen- Bahnhofstreppen. Ob die Regiona- Saarland 182 bahnstrecken zu Gunsten der lisierung ein Erfolgsmodell wird, Straße vernachlässigt. Bremen 64 hängt aber von den Rahmenbedin- 90 Milliarden Mark hat die Bahn Quelle: Bundesverkehrsministerium DGB einblick / Nachdruck frei gungen ab. „Die neu entstehenden Im Faxabruf in den letzten Jahren investiert. Seit der letzten Bahnreform Regionalnetze dürfen sich nicht auf 0211 / 43 01 663 Geld, das zu einem großen Teil in sind die Bundesländer für die unrentable Stichstrecken beschrän- Die Liste aller 262 bislang Neubaustrecken für den ICE und Finanzierung der regionalen ken“, warnt Naumann. „Eine Bahnverbindungen zuständig. zur Regionalisierung in aufwendige Prestigeprojekte In diesem Jahr erhalten sie dafür Chance haben sie nur,wenn verhin- bzw. zur Stilllegung geflossen ist. Für den Nahverkehr von der Bundesregierung dert wird, dass sich die DB AG die vorgesehenen in der Fläche blieb dagegen nur insgesamt 13 Milliarden Mark. Rosinen rauspickt.“ • Eisenbahnstrecken

5 einblick 7/00 7/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Organisationsentwicklung in der IG BCE

IG BCE und Arbeit- Transparenz ist ein Erfolgsfaktor geberverband der Deutschen Kautschuk- Reibungsverluste und betriebs- zwei Jahren vor allem Aufgaben berater den GEO-Prozess begleitet. industrie haben einen „Ver- interne Widerstände gibt es nicht und Funktion der Bezirke und der Das Projekt sei „ordentlich ange- ein zur Beschäftigungsför- nur bei der Fusion von Industrie- Hauptverwaltung auf dem Prüf- laufen“, betont Balkenhol, und ha- derung“ gegründet. Er soll unternehmen, sondern auch beim stand. „Die Arbeit der IG BCE soll be die Unterstützung des Vor- einen Fonds verwalten, der Zusammenschluss von Gewerk- aus der Sicht der Kunden neu defi- stands, aber „Erfolge sind nur er- die Rentenminderung beim schaften. Unterschiedliche Organi- niert werden“, umschreibt Schölzel reichbar, wenn die Veränderungen Vorruhestand kompensiert, sationskulturen müssen zusammen- das Ziel, „die Dienstleistungsfunkti- für die Betroffenen spürbar sind“. wenn Arbeitslose einge- geführt, Identitätsverluste kompen- on soll gestärkt werden“. Die Projektverantwortlichen wollen stellt oder Auszubildende siert und gebrochene Berufskarrie- Was das für die tägliche Ge- deshalb ihre Ergebnisse offensiv übernommen werden. ren durch Personalentwicklungs- werkschaftsarbeit konkret heißt, verkaufen. „Der GEO-Prozess läuft konzepte aufgefangen werden.Wie wollen die einzelnen Projektgruppen auf Hochtouren – und kaum einer Unter dem Namen interne Blockaden verringert wer- ab Oktober öffentlich präsentieren. merkt es“, schreiben sie selbstkri- „TRABI Plus“ hat den können und das Entstehen Dann tritt das GEO-Projekt in seine tisch im neuesten GEO-info. Das der DGB ein Kon- einer gemeinsamen Organisations- entscheidende Phase: „Projekte zur soll sich ändern. Als erster Schritt zept zur Vereinfachung der kultur gefördert wird, will die IG Organisationentwicklung scheitern soll das GEO-info, das bislang Förderung der betriebli- BCE bis Ende des Jahres klären. nicht an guten Ideen, sondern an nur in unregelmäßigen Abständen chen Berufsausbildung in Dann sollen die ersten Ergebnisse der Umsetzung“, weiß Christof der Funktionärszeitschrift Umschau Ostdeutschland vorgelegt. des seit zwei Jahren laufenden Balkenhol, der als Unternehmens- beiliegt, öfter erscheinen. • Die Fördermittel sollen auf GEO-Projekts vorliegen. „zusätzliche Ausbildungs- GEO steht für „Gemeinsame plätze“ konzentriert und Entwicklung der Organisation“. Der „jetzt handeln!“ auf mehr Ausbildungs- Name soll verdeutlichen, dass es Unter diesem Titel haben der plätze verteilt werden. um mehr geht als die Zusammen- IG Metall-Bezirk Ziel ist eine Stärkung der führung der unterschiedlichen Küste, die ÖTV betrieblichen Ausbildung. Organisationskulturen der drei Nord und die Gründungsgewerkschaften Chemie, DGB-Jugend Nord Gegen die geplante Bergbau und Leder. „Wir wollen ein Infoheft über Aktionen gegen Senkung der gesetz- uns mit GEO zu einer offenen, be- neonazistische lichen Beschäfti- teiligungsorientierten Organisation Gewalt zusam- gungsquote Behinderter weiterentwickeln“, betont Günter mengestellt. von sechs auf fünf Prozent Schölzel, Projektverantwortlicher Mehr Infos: hat sich die IG Metall aus- der IG BCE. Fünf der zehn geplan- DGB-Jugend Nord gesprochen. Entsprechende ten Arbeitsgruppen haben bislang E-Mail: Pläne des Arbeitsministeri- ihre Arbeit aufgenommen. Neben [email protected] ums seien nur vertretbar, der Einführung von Mitarbeiter- wenn durch „verbindliche gesprächen als Mittel der Personal- Maßnahmen“ in den nächs- entwicklung standen in den letzten ten zwei Jahren 50 000 neue Arbeitsplätze für Behinderte geschaffen 1. Mai 2000 würden. Kampagnenstart in der EXPO-Stadt DAG und DGB for- dern Verbesserun- „Jetzt aufbrechen: Für mehr Be- Zum Mekka der Jugend am 1. Mai auch auf den Wagen ist noch Platz. gen beim Vermö- schäftigung“ – unter diesem Motto wird wie schon in den vergangenen Wer nicht live dabei sein kann, für gensbildungsgesetz. Insbe- startet am 1. Mai die gewerkschaft- Jahren Schwerin. Unter dem Motto den zieht die Job Parade am 1. Mai sondere bei der Höhe der liche Image-Kampagne 2000. „Techno für Lehrstellen“ zieht die ab 15 Uhr im NDR-Fernsehen Einkommensgrenze und bei Hauptredner der zentralen Mai- Job Parade 2000 durch die Straßen durchs Wohnzimmer. • der Risikoabsicherung gebe Kundgebung in der EXPO-Stadt der Landeshauptstadt von Meck- E-Mail: [email protected] es „Handlungs- und Klar- Hannover ist neben den Gewerk- lenburg-Vorpommern. Internet: www.jobparade.de stellungsbedarf“, betonen schaftsvorsitzenden Dieter Schulte Mitmachen kein Problem: Für Im Faxabruf: 0211 / 43 01 671 die Spitzenverbände. (DGB) und Roland Issen (DAG) die Vorbereitungen sucht die DGB- Aufruf zum 1. Mai 2000, Bundeskanzler Gerhard Schröder. Jugend Nord noch HelferInnen, und Redner und Kundgebungsorte

6 MEINUNG Engagements in Fonds Sozialversicherung Die großen europäischen, Alle Arbeit sozialversichern amerikanischen und japani- schen Gewerkschaften im Die Finanzierung der Sozialversicherung ist historisch gewachsener Wildwuchs, verwirrend und ungerecht. Eine sinnvolle Abstimmung von moderner Erwerbsarbeit und Sozialversicherung könnte Internationalen Bund Freier zur Beitragssenkung für alle führen. Diether Döring plädiert deshalb dafür, die Sozialversicherung Gewerkschaften (IBFG) „zu einer allgemeinen Versicherung von Erwerbsarbeit weiterzuentwickeln“. wollen nach den Worten von DGB-Vorstand Heinz Die heutige Abgrenzung der Prof. Dr. Beamten) würde zu einer kräfti- Putzhammer ihr Engagement Sozialversicherungspflicht zeigt Diether gen Beitragssenkung in der GKV Döring lehrt in Pensionsfonds und noch deutliche Spuren der histori- an der Akade- führen. Zudem wären die Lasten schen Entwicklung. Die deutsche mie der Arbeit gerechter verteilt. anderen Unternehmens- Sozialversicherung war ursprüng- in der Uni- Unsere neue Wirtschaftswelt beteiligungen aus Arbeit- lich eine Arbeiterversicherung. versität lässt es jedoch ratsam erschei- nehmervermögen künftig Schrittweise wurden die Ange- Frankfurt/M. nen, nicht dabei stehen zu blei- sowie am abstimmen. Dazu sei im stellten in das Rentensystem ein- dortigen Fach- ben.Wenn es richtig ist, dass das bezogen. Merkwürdig disparat ist bereich Wirt- künftige Erwerbssystem durch IBFG vereinbart worden, der Umgang mit selbstständiger schaftswissen- einen höheren Selbstständigen- eine „Task Force“ zu bilden, schaften. Erwerbsarbeit. Hier gibt es einen anteil und durch häufigere sagte Putzhammer der wahren Flickenteppich von Regelungen. Hinzu kommt Wechsel zwischen Arbeitnehmerstatus und selbst- neuerdings die reichlich komplexe Regelung für „Ar- ständiger Arbeit gekennzeichnet sein wird, sollten „Frankfurter Rundschau“. beitnehmerähnliche“ und „Scheinselbstständige“. künftig abhängige Arbeit und Selbststän- Pensionsfonds sind eine Wie passt diese Abgrenzung der Versicherungs- digkeit in Bezug auf die Versicherungs- „unterschätzte Macht“ pflicht in eine moderne Erwerbslandschaft? Tatsache pflicht gleich behandelt werden. Ansonsten ist: Moderne Ökonomien sind durch einen werden wir oft inakzeptable Ergebnisse in der sozia- (einblick 22/99). Ihr Wert ausgeprägten Differenzierungsprozess in len Sicherheit haben, zum Beispiel durch „Sprung- beträgt in Deutschland zwar der Erwerbstätigkeit gekennzeichnet. Kräf- prozessionen“ zwischen Pflicht und Nichtpflicht in erst 15 Prozent des Brutto- tige Zuwächse zeigen sich bei teilzeitigen und zeit- der Rentenversicherung. Solche Sprünge sind im inlandsprodukts, in Japan variablen Beschäftigungsverhältnissen, desgleichen Übrigen auch mit privaten Versicherungen schlecht in der selbstständigen Erwerbsarbeit. Bei den heute zu bewältigen. Auf der Einnahmeseite führen Zu- aber 42, in den USA schon jungen Erwerbstätigen wird es zudem häufigere wächse selbstständiger Erwerbsarbeit zu einer Ero- 49 und in der Schweiz gar Wechsel zwischen abhängigen und selbstständigen sion der finanziellen Basis. 83 Prozent. Bis 2002 soll ihr Phasen in den Erwerbsbiografien geben. Man kann Vor diesem Hintergrund ist es ohne Zweifel not- Wert weltweit auf 13 Billio- absehen, dass jene europäischen Sicherungssysteme wendig, die heutige Sozialversicherung zu einer all- nen Dollar steigen. Dazu wachsende Probleme erleben werden, die eng an gemeinen Versicherung von Erwerbstätigkeit weiter- bestimmte Formen von Erwerbstätigkeit gekoppelt zuentwickeln. Die 1999 erfolgten Schritte im Falle Putzhammer: „Wo Gelder sind. Dies gilt auch für das deutsche System, das im der geringfügigen Beschäftigung, der „Arbeitneh- von Arbeitnehmern ange- Kern immer noch Arbeitnehmerversicherung ist. merähnlichen“ und „Scheinselbstständigen“ gehen legt werden, wollen die Aber selbst dies gilt nur mit Einschränkungen: in- in diese Richtung. Sie folgen allerdings noch dem Gewerkschaften über die sofern, als „besser verdienende“ Arbeitnehmer in traditionellen Selektionsprinzip und sind infolge ihrer der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) – und Komplexität ein wahres Juristenbeschäftigungspro- Art der Anlage, die Politik, entsprechend in der gesetzlichen Pflegeversicherung gramm. Im Übrigen muss die Einbeziehung der die damit gemacht wird, und – außerhalb der Pflicht stehen und Beamte generell Selbstständigen (und Beamten) keineswegs dem die Folgen, die mit einem einem eigenen Sicherungssystem zugeordnet sind. „Alles-oder-Nichts-Prinzip“ folgen: Dort, wo berufs- Investment verbunden sind, Schon diese Konstruktion ist angreifbar. So tragen ständische Systeme vorhanden sind, könnten diese etwas überdurchschnittlich entlohnte Beschäftigte in zur Erfüllung der Versicherungspflicht herangezogen mitentscheiden.“ der GKV kräftig zum Solidarausgleich zu Gunsten werden. Noch einmal: Es geht nicht darum, irgend- Wichtig sei, dass „nicht auf von Kleinverdienern und größeren Familien bei. Liegt wem neue Lasten aufzubürden. Es geht um eine kurzfristig hohe Verzinsung, das Einkommen dagegen deutlich höher, so entfällt sinnvolle Abstimmung von moderner Erwerbsarbeit sondern auf mittel- und die Pflicht zum Solidarbeitrag. Tendenziell führt die- und Sozialversicherung, die zugleich zu mehr langfristige Sicherheit“ der se merkwürdige Art der Selektion zu überhöhten Finanzierungsgerechtigkeit und zu einer Bei- Beiträgen für die bis dato Sozialversicherungspflich- tragssenkung für fast alle Beschäftigten angelegten Gelder Wert tigen. Schon eine umfassende Versicherungspflicht führen würde. Das wäre zugleich ein positiver Impuls gelegt werde. nur für die abhängige Arbeit (einschließlich der für den Arbeitsmarkt. •

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7/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

ARM UND REICH: Einkommensungleichheit in Deutschland Die reichsten zehn Prozent der Bevöl- 21,1 Einkommensanteile der reichsten bzw. ärmsten 10 Prozent der deutschen Bevölkerung 1997 kerung verfügen in Westdeutschland (in Prozent des Monatseinkommens) über gut ein Fünftel, in Ostdeutsch- 18,4 land über knapp ein Fünftel des die reichsten gesamten monatlichen Einkommens; 10 Prozent verfügen über die ärmsten zehn Prozent teilen sich in West und Ost rund vier Prozent des Gesamteinkommens. Das hat das Statistische Bundesamt in seinem jüngsten Datenreport ermittelt. Diese Relationen der Ungleichheit 4,1 4,6 in Deutschland haben sich seit die ärmsten Beginn der neunziger Jahre kaum 10 Prozent West Ost verfügen über West Ost nennenswert verändert.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, „Datenreport 1999” DGB einblick / Nachdruck frei

personalien 14TAGE

••• Hans Gabriel, 50, Referats- 11.-12.4. Mitbestimmungs- Kampagnen- leiter für Regional- und Umweltpo- konferenz der ver.di-Gewerkschaf- litik beim DGB-Bundesvorstand in ten, Hamburg Splitter Berlin, ist bis Ende des Jahres für 15.4. Hörster Gesprä- Am 1. Mai startet ein Sabbatical beurlaubt. Seine Auf- che, Organisierte Kriminalität – und „Wer, wenn nicht wir“, gaben beim DGB übernimmt in die- die Kriminalität der Braven, Lage- die gewerkschaftliche Image- ser Zeit Martin Stuber, 36, Diplom- Hörste Kampagne 2000. Dann wird politologe und Mitverfasser der 20.-24.4. Ostermärsche für auch der Kinospot zur Kam- vom Berliner Senat und von der EU Abrüstung und Frieden pagne in den Großstadtkinos zu sehen sein. Im Mittelpunkt des 30- in Auftrag gegebenen Berlin-Studie. 1.5. Start der DGB- Sekunden-Spots steht Rainer, der Chef einer High-Tech-Firma. Ein netter ••• Dr. Arne Heise, 39, Refe- Kampagne 2000 auf der zentralen Chef – der am späten Abend höchstpersönlich die Belegschaft mit Pizza ratsleiter für Konjunkturforschung Mai-Kundgebung von DGB und versorgt. Naja, nicht zu allen ist er so nett. Wer wissen will, was am Wirtschafts- und Sozialwissen- DAG, Hannover Rainer neben Pizza-Service mit seinen Angestellten so treibt, muss nicht schaftlichen Institut (WSI) in der 1.5. Job Parade der unbedingt ins Kino gehen. Ab Ende Mai erhalten die DGB-Landesbezirke Hans-Böckler-Stiftung, ist zum Pro- DGB-Jugend, Schwerin und -Kreise je zwei VHS-Videos mit dem Kinospot. fessor an der Wirtschaftsuniversität 1.5. Eröffnung der Infos zur Kampagne und ihren Inhalten liefert ein Faltblatt, Wien berufen worden. Ruhrfestspiele Recklinghausen das ab Ende April bei allen DGB-Kreisen erhältlich ist.

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Schlusspunkt Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Du bist ja immer noch dran. gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich verpissen!“ Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Text auf dem Anrufbeantworter einer Schauspielerin, die den Kinospot Dieser Ausgabe liegt eine Abo-Werbung für die Zeitschrift Reden-Berater bei. der DGB-Imagekampagne mit gedreht hat – frei nach einem Original- dialog des Spots.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 25.04.2000 8/00 inhalt Neue Arbeitszeitpolitik ______Seite 3 ______Seid flexibel und mehret euch Alle beteiligen Nicht in der generellen Ver- Deutschland haben für bezahlte Freistellungen Interview mit Bundes- knappung des Arbeitsangebots bei- im Rückstand zwecks Weiterbildung, Kinderbe- kanzler Gerhard Schröder: spielsweise durch Arbeitszeitver- Anteil der Teilzeitbeschäftigten an treuung oder vorgezogenen Ruhe- Mitbestimmung, neue kürzung liegt der Schlüssel zur allen Beschäftigten 1998 stand aufzubauen. Bei Nutzung Selbstständigkeit und Betei- Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, (in Prozent, nach Geschlecht) dieser Konten durch Freistellung ligung aller am Produktiv- sondern in der „Flexibilisierung der Teilzeitquote Männer Frauen steige der Bedarf an befristeten kapital sind die wichtigsten gesamt betrieblichen Arbeitsorganisation“ – 30,0 Beschäftigungsverhältnissen und Fortschritte der Markt- im Ausbau von Arbeitszeitkonten und Niederlande 12,4 Zeitarbeitskräften. Um diese Be- wirtschaft Teilzeitarbeit. Zu diesem Ergebnis 54,8 schäftigungseffekte zu erhöhen, ______Seite 5 ______kommt die Wissenschaftler-Gruppe 16,6 sollten das Volumen kurzfristiger im Bündnis für Arbeit in einem Gut- Deutschland 4,6 Arbeitszeitkonten und ihr maximal ran an den Dschungel 32,4 achten zur Arbeitszeitpolitik. zulässiger Ausgleichszeitraum be- ran, das gewerkschaftliche Das noch unveröffentlichte Pa- OECD 18,5 grenzt werden. Zur Förderung lang- (Durchschnitt) Jugendmagazin, erscheint pier von Wolfgang Streeck (Max- fristiger Konten seien zudem deren

DGB einblick / Nachdruck frei ab Mai mit neuem Konzept. Planck-Institut für Gesellschafts- Quelle: OECD Employment Outlook 1999 Insolvenzsicherung sowie die Über- Als Dschungelführer will das forschung, Köln), Rolf G. Heinze In den OECD-Staaten (USA, Japan, tragbarkeit von Ansprüchen bei Kanada, Australien, Neuseeland Heft zeigen, wo’s lang geht (Universität Bochum), Gerhard Fels sowie zwölf europäische Länder) Arbeitsplatzwechsel „wichtige Vor- (Institut der deutschen Wirtschaft) arbeiten durchschnittlich aussetzungen“. ______Seite 7 ______und Heide Pfarr (Wirtschafts- und 18,5 Prozent der Beschäftigten Damit das Wort vom lebenslan- Sozialwissenschaftliches Institut in in Teilzeit; in Deutschland sind‘s gen Lernen keine Worthülse bleibt, Know-how nutzen der Hans-Böckler-Stiftung) wird in nur 16,5 Prozent, in den Nieder- schlagen die Wissenschaftler vor, In Sachen betriebliche landen hingegen 30 Prozent. der Bündnis-AG Arbeitszeitpolitik sowohl Arbeits- als auch Freizeit zur Altersvorsorge empfiehlt am 22. Mai erstmals diskutiert. Konsumnachfrage negativ beein- Weiterbildung zu nutzen. Diese Hartwig Rosipal vom Arbeitszeitpolitische Reformen flussen. Gleichzeitig müssten fle- neue Form betrieblicher Weiter- Deutschen Investment-Trust, sind nach Auffassung des Wissen- xible Arbeitszeiten mit Qualifizie- bildung beuge nicht nur der zu- das Know-how der schaftler-Kleeblatts „so zu konzi- rungsmaßnahmen einhergehen nehmend schnelleren Entwertung Finanzbranche zu nutzen pieren, dass sie den Beschäfti- und rückgängig gemacht werden beruflicher Qualifikationen vor, son- gungsaufbau und das gesamtwirt- können. dern schaffe zusätzlich Ersatzbe- schaftliche Wachstum nicht behin- Arbeitszeitkonten loben die darf an Arbeitskräften. dern“. Sie dürften deshalb weder Wissenschaftler als „vielseitig ein- Großen Wert legen die Bündnis- die Investitionstätigkeit noch die setzbares Instrument“, um Gut- Wissenschaftler auf Teilzeitarbeit. Wer sie ernsthaft fördern wolle, müsse sich jedoch bewusst sein, Der Surf-Tipp plusminusBERLIN dass dies ohne tief greifende Verän- fürs Internet derungen „im Bereich der sozialen www.dgb.de und 44 Der Vorsitzende der SPD- und rechtlichen Absicherung, bei Völlig neu präsentiert sich + weitere SPD-MdB haben - Bundestagsfraktion den sozialen Dienstleistungen, im der DGB im Internet den Bundeskanzler gebeten, Peter Struck ist der Auffassung, Steuersystem und in der gesell- von der Wirtschaft die Einhal- der Berufsbildungsbericht schaftlichen Akzeptanz“ unmöglich Im Faxabruf tung des im Bündnis für Arbeit belege „eindrucksvoll, dass sei. Eine wesentliche Vorausset- 0211 / 43 01 665 abgegebenen Versprechens sich die Lage auf dem Aus- zung für die Zunahme der Teilzeit- Abbau von Subventionen – einzufordern, mehr Ausbil- bildungsmarkt deutlich ent- arbeit in den Niederlanden sei ein Diskussionspapier dungsplätze zu schaffen. spannt hat“. Er räumt jedoch nämlich gewesen, dass sich Teilzeit- des Wirtschafts- und Laut Berufsbildungsbericht ein, dass dieser Erfolg auf das arbeit dort „nicht in einer gravie- Sozialwissenschaftlichen ist die Zahl der betrieblichen Sofortprogramm der Bundes- renden Schlechterstellung im Sys- Instituts in der Lehrverträge rückläufig. regierung zurückzuführen ist. tem der sozialen Alterssicherung Hans-Böckler-Stiftung niederschlägt“. • (Auzüge)

einblick 8/00 8/00 POLITIK AKTUELL

Übernahmegesetz ?...nachgefragt

Einigung in Sicht Kündigungen müssen ab 1. Mai die ArbeitnehmerInnen von Nachteil, weil sie häufig schriftlich erfolgen, sonst sind sie keine Zeugen haben. unwirksam. Der neue Paragraf 623 Allen wohl und niemand wehe: des Bürgerlichen Gesetzbuches Die neue Rechtslage geht zurück auf eine Initiative Bundeskanzler Gerhard Schröder (BGB) lautet: „Die Beendigung von der SPD-Bundesländer, die wir als DGB unterstützt (SPD) könnte es gelingen, Firmen- Arbeitsverhältnissen durch Kündi- haben. Ohne diese Unterstützung der Gewerkschaf- übernahmen gesetzlich so zu regeln, gung oder Auflösungsvertrag ten wäre es zu diesem Gesetz auch nicht gekom- dass weitestgehend alle Beteilig- sowie die Befristung bedürfen zu men, die Arbeitgeber haben bis zur letzten Sekunde ihrer Wirksamkeit der Schrift- ten – Manager, Aktionäre und Ge- form.“ Was es bringt, sagt Helga Nielebock, dagegengehalten. In Zukunft wird‘s deshalb wohl werkschaften – damit zufrieden 41, Leiterin der Abteilung Arbeits-, Sozial- und weniger Kündigungen und weniger Rechtsverfahren sind. Mitte Mai tagt Schröders Mitbestimmungsrecht beim DGB-Bundesvorstand. geben, weil nicht mehr im Affekt gekündigt werden Beraterrunde erneut. Mit von der kann, sondern bewusst und überlegt gehandelt Partie, neben Vertretern aus Politik In Arbeitsgerichtsprozessen ist es in der Regel ein werden muss. Das Gesetz ist also ein Fortschritt, und Wirtschaft: DGB-Vorstand unbefriedigendes Unterfangen, feststellen zu müs- der mehr Rechtssicherheit bringt. In den meisten Heinz Putzhammer. Die Vorarbeiten sen, ob denn nun wirksam gekündigt worden ist europäischen Ländern ist die Schriftform der Kündi- sind weit gediehen, die Kanzler- oder nicht. Das ist aufwendig, zeitraubend und für gung übrigens schon länger üblich. Kommission könnte sich deshalb schon auf die Eckpunkte des ge- planten Übernahmegesetzes ver- räte das Recht erhalten, vom Vor- sammlungen oft sehr niedrig ist. der Zielgesellschaft – wie im EU- ständigen, das noch in diesem Jahr stand der Zielgesellschaft angehört PUNKT 3: Barangebot. Müs- Richtlinienentwurf vorgesehen – je- verabschiedet werden soll. zu werden, bevor dieser zum sen Bieter den Aktionären der de Handlung unterlassen muss, PUNKT 1: Arbeitnehmer- Kaufangebot Stellung nimmt. Zielgesellschaft Geld anbieten oder durch die eine Firmenübernahme rechte. Potenzielle Unternehmens- PUNKT 2: Pflichtangebot. bloß Aktien? Diese Frage ist noch vereitelt würde.Was allerdings inner- käufer (Bieter) müssen in ihrem Sobald jemand 30 Prozent einer unbeantwortet. Bestenfalls wer- halb dieser Auffassung zulässig sein Kaufangebot an die Firma (Zielge- Aktiengesellschaft besitzt, soll er den Barzahlung und Aktientausch wird, ist noch klärungsbedürftig. sellschaft), deren Aktien sie erwer- verpflichtet werden, allen übrigen wahlweise möglich, wie es schon Abwehrschlachten durch deutliche ben wollen, auch mitteilen, wie sie Aktionären ein Kaufangebot zu un- der SPD-Gesetzentwurf von 1997 Stellungnahmen und Werbefeld- sich die Zukunft der Arbeitsplätze terbreiten. Denn es ist möglich, vorsah. züge – wie im Fall Mannesmann und der Arbeitnehmervertretung auch ohne Stimmrechtsmehrheit PUNKT 4: Neutralitätspflicht. gegen Vodafone geschehen – wer- vorstellen. Über dieses Informati- ein Unternehmen zu kontrollieren, Hier dürfte sich die Auffassung den Übernahmekandidaten wohl onsrecht hinaus sollen die Betriebs- weil die Präsenz auf Hauptver- durchsetzen, wonach der Vorstand führen dürfen. • wiewardiewoche ?

Alle vier Jahre lädt die Gewerkschaft der glück: Innerhalb von Stunden meisten EU-Staaten, wird die Zusammenarbeit Polizei (GdP) Journalisten, Politiker und war ein Ersatzschiff organi- der Polizei über die Grenze hinweg behindert. Gewerkschafter zu einer mehrtägigen Dampferfahrt ein, um über das Thema siert, und die 90 Teilnehmer- Eine Kritik, die sich an die Politik richtet, nicht Innere Sicherheit zu diskutieren. Innen konnten Dienstagabend an unsere KollegInnen in den Nachbarländern. In diesem Jahr ging die Reise vom 11. bis in Straßburg einschiffen. Hier gibt es im Gegenteil viele positive Beispie- 14. April von Straßburg nach Köln. Fünf Jahre nach dem In-Kraft- le – vom Datenaustausch bis zur gemeinsamen Es war die 13. „Dampferfahrt Presse und Treten des Schengener Durch- Streife an der niederländischen Nordsee oder Polizei“. Für den GdP-Vorsitzenden 42, die erste. führungsübereinkommens der in der Düsseldorfer Altstadt.

Foto: Jürgen Seidel Norbert Spinrath, EU, das die Zusammenarbeit Das zweite große Thema unserer Dampfer- Im Vorfeld haben wir lange überlegt, ob wir der Polizei über die Grenzen hinweg regelt, fahrt waren die „Out-of-Area“-Einsätze der die 13. Dampferfahrt wirklich als „dreizehnte“ haben wir mit JournalistInnen, PolitikerInnen Polizei. 242 deutsche PolizistInnen sind zurzeit bezeichnen sollen oder lieber als „vierzehnte“. und KollegInnen aus unseren Nachbarländern allein im Kosovo eingesetzt. Die GdP unter- Aber so abergläubisch wollte keiner sein. eine erste – nicht nur positive – Bilanz gezo- stützt die „Out-of-Area“-Einsätze, weil die Zumindest bis zwei Tage vor Abfahrt, als in der gen. Die GdP tritt für offene Grenzen in Euro- Polizei damit einen Beitrag zum Frieden leistet. GdP-Zentrale die Nachricht einlief, dass das pa ein. Aber wir wollen, dass die Grenzen nicht Die Einsätze verändern aber auch die Polizei von uns gecharterte Kreuzfahrtschiff auf der nur für Güter und Menschen durchlässig sind, selbst. Wer im Kosovo ethnische Konflikte Mosel eine Brücke gerammt hatte. Hektik brach sondern dass sich auch ein gemeinsamer geschlichtet hat, wird toleranter. Er bekommt aus, aber absagen wollten wir die Tour nicht. europäischer Sicherheitsraum entwickelt. Und einen anderen Blick, wenn es auch bei uns um Dafür sind die Kontakte, die wir auf der Fahrt da ist noch viel Heuchelei im Spiel. Noch immer soziale oder durch unterschiedliche kulturelle knüpfen, zu wichtig. Wir hatten Glück im Un- dominiert nationales Denken das Handeln der Abstammung geprägte Konflikte geht.

2 einblick-Magazin POLITIK AKTUELL fünf erschienen „Wer die Zukunft erleben Kanzler Schröder über Arbeit und Kapital will, muss nicht mehr lange warten“ – mit diesen Worten Alle beteiligen am beginnt das Editorial im ein- Haben und Sagen blick-Magazin fünf. Einen ersten Eindruck von der Bundeskanzler Schröder wird bei der Mai-Kundgebung in Zukunft kann man sich jetzt Hannover sprechen. Im einblick-Interview gibt er vorab einige Gedanken zum Tag der Arbeit und zur Entwicklung der durch einen Blick in eben Gewerkschaften zu Protokoll. dieses einblick-Magazin zum vario-press/Ulrich Baumgarten vario-press/Ulrich Thema EXPO 2000 verschaf- ■ Unter dem Tag der Arbeit verste- linien sein für Veränderungen der auf dem Weg zur so genannten fen. Auf 60 Seiten führt das hen wir automatisch den Tag der gewerkschaftlichen Arbeit, die sich Teilhabegesellschaft. Erwerbsarbeit. Der Tag der Hausar- an einem modernen Arbeitnehmer- ■ Das ist mir sehr bewusst. In West- Heft schon vor dem offiziel- beit, könnte man zugespitzt sagen, bild orientieren. deutschland besitzen erst 11 Prozent len Beginn der Weltausstel- ist der Muttertag.Wird es bald auch ■ Was ist über das Verhältnis von der Arbeiter- und 18 Prozent der lung am 1. Juni durch zahl- einen Tag der Bürgerarbeit geben? Arbeit und Kapital neu zu lernen? Angestelltenhaushalte Aktien. In den reiche Projektdarstellungen, ■ Ich bin ziemlich sicher, dass sich ■ Nichts, was wir nicht seit länge- neuen Bundesländern liegt der An- unser Verständnis von Arbeit ändern rem wüssten. Wir dürfen nicht teil noch deutlich niedriger. Und ich stellt Leute vor, Hintergrün- wird. Die Frauenbewegung hat uns so tun, als ob dieses Verhältnis sehe auch, dass zu viele Unterneh- de dar und gibt einen Veran- mit Recht daran erinnert, dass in konfliktfrei ist; mit Partnerschafts- mer noch eine Herr-im-Haus-Haltung staltungsüberblick zur EXPO unserer Gesellschaft mehr unbe- appellen alleine kommt man nicht einnehmen. Umgekehrt höre ich 2000. Direkt zu Wort kom- zahlte als bezahlte Arbeit geleistet weiter. Zugleich halte ich gar noch zu oft Töne aus Gewerkschaf- men Filipe Oliveira, EXPO- wird. Wissenschaftler wie Ulrich nichts davon, auf unüberbrück- ten, die klingen, als wären Beschäf- Beck machen darauf aufmerksam, baren Gegensätzen zu bestehen. tigte Knechte im Knast. Weder diese Jugendbotschafter und Mit- dass auch die Bedeutung der Bür- Das Verhältnis von Arbeit und Kapi- Haltung noch diese Töne passen in glied gerarbeit steigen muss. Sie wird tal ist viel interessanter und produk- unsere moderne Wirtschaft. der IG in der öffentlichen Debatte noch tiver geworden, weil die Menschen Worauf es mir ankommt: Wie Fuß- Metall, weitgehend gleichgesetzt mit Sozi- in ihren Rollen nicht mehr so gefan- ballvereine sportlichen und Anwalts- alarbeit. Aber durch die modernen gen sind. kanzleien juristischen, so brauchen 60 Ju- Kommunikationsmittel hat sich das ■ Wie? Sind Kapitalisten nicht Unternehmen wirtschaftlichen Er- gendliche Aufgabenfeld für soziales und mehr Kapitalisten und Arbeitneh- folg. Sie müssen kostengünstig und der IG kulturelles Engagement erheblich mer nicht mehr Arbeitnehmer? effektiv wirtschaften, aber sie Bergbau, erweitert. Ich verweise auf das ■ Sie waren es noch nie so aus- dürfen nicht blind sein für soziale Engagement vorwiegend junger schließlich, wie es die Ideologien und ökologische Notwendigkeiten, Chemie, Leute, die freiwillig und oft un- behauptet haben. Historisch ist es auch nicht für Demokratie und Energie, entgeltlich andere Menschen im ein enormer Fortschritt, dass Arbei- Chancengleichheit. die sich seit August letzten ■ Umgang mit Computerkommuni- ter in der Marktwirtschaft auch Ist das nach dem Engagement Jahres auf die EXPO vorbe- kation schulen. Auch die Zukunft Kunden sind, dass ihre Zahlungs- für die zivile Gesellschaft das Plä- reiten, und Egon Schäfer, der Arbeit liegt in der Vielfalt. fähigkeit für den Wirtschaftskreis- doyer für eine zivile Ökonomie? ■ Braucht diese plurale Zukunft lauf eine Rolle spielt und dass sie ■ Wenn ich das lautstarke Gegen- Vorsitzender des Arbeitsaus- der Arbeit Gewerkschaften, oder selbst ein Interesse an kostengün- einander der 80er und teilweise der schusses des EXPO Büros der zeichnet sich für diese ein Ende ab? stigen Waren und Dienstleistungen 90er Jahre vergleiche mit unseren Gewerkschaften. Der um- ■ Von Endzeitprophezeiungen entwickeln. Heute kommt ent- gemeinsamen Anstrengungen im fangreiche Service-Teil hilft halte ich nichts. Ende der Arbeits- scheidend dazu: Aus Mitarbeitern Bündnis für Arbeit und den fast gesellschaft, Ende des Sozialstaa- werden immer öfter Mitunterneh- lautlosen Abschlüssen dieser Tarif- auch, wenn es um Anreise, tes, Ende der Gewerkschaften, Ende mer; und zwar auf drei Wegen, runde, dann lässt sich durchaus Kartenbestellungen und ohne Ende. Aufgabe der Politik ist nämlich durch Beteiligung am behaupten: Hier hat ein Stück mehr Übernachtungsmöglichkei- es nicht, Abschiede zu bejammern, Produktivkapital, durch Mitbestim- Zivilisation Einzug gehalten. Ich ten geht. sondern Veränderungen zu beglei- mung und durch neue Selbststän- meine damit ausdrücklich nicht ten und zu gestalten. digkeit. Alle sollen beteiligt sein am Konfliktfreiheit oder auch nur Kon- Das einblick-Magazin fünf Ich halte es auch für denkbar, dass Haben und am Sagen. fliktscheu. Aber manchmal braucht mit dem Titel EXPO 2000 sich die Gewerkschaften ihre Zu- ■ Aber die Mitbestimmung ist man für den Konsens mehr Zivil- wird rechtzeitig zum 1. Mai ständigkeit für die Gestaltung des ungenügend, und die reichen 10 courage als für den Konflikt. Ja, das bei den Gewerkschaften Arbeitslebens erhalten können. Prozent der Haushalte verfügen gefällt mir, zivile Ökonomie. • und den DGB-Kreisen und Dienstleistung und Projektarbeit, über rund 50 Prozent des Privatver- Langfassung im Faxabruf Beratung und Dialog könnten Leit- mögens. Es gibt noch viel zu tun 0211/4301673 Landesbezirken eintreffen.

3 einblick 8/00 8/00 PROJEKTE UND PARTNER

Mitbestimmung und Personalräte“ entstand Anfang In der Debatte um ausländische der 80er Jahre im DGB-Landes- Computerspezialisten bezieht die DGB-Jugend NRW Stellung. Kooperation bezirk NRW. Mittlerweile gibt es Postkarten mit dem Slogan in IT-Firmen die Technologieberatungsstellen in „Wir brauchen Kinder, Inder nahezu allen Bundesländern. • und noch viel mehr...“ sollen Das Forum „Mitbestimmung TBS-Netz c/o TBS NRW zeigen, dass Einwanderung und und Unternehmen“ von Bertels- Lothringer Straße 62 Ausbildung kein Widerspruch sind. Qualifizierung plus Einwan- mann-Stiftung und Hans-Böckler- 46045 Oberhausen derung sicherten den hohen Stiftung lädt zum „Dialog für Prak- Fax: 0208 / 82 07 641 Arbeits- und Lebensstandard in Deutschland, so Landesjugendsekretär tiker“. Titel der Veranstaltung am E-Mail: Ralf Woelk. Mehr Infos im Internet unter www.dgb-ju.hagen.de 19. Mai in Köln: „Eigene Wege – [email protected] Kooperative Führung in IT- und Multimedia-Unternehmen“. Vorge- HBV-Broschüre Ratgeber stellt werden Unternehmensbei- spiele (Intershop Communications, Gegen die neue Starthilfe in Beruf und Ausbildung Hancke & Peter IT Service, Verlags- Bescheidenheit gruppe Milchstraße). • Eine gute Ausbildung entschei- „Aller Anfang ist leicht – Bewer- Tel.: 0 52 41 / 817 260 Warum führt Lohnzurückhal- det über spätere Berufschancen. bungsratgeber für junge Leute“ Fax: 0 52 41 / 816 7260 tung nicht zu mehr Beschäftigung? Rat bietet der W. Bertelsmann Ver- (19,80 Mark) hat der Wirtschafts- E-Mail: [email protected] Wie entwickelt sich das Volksein- lag: Fast 80 „Berufe mit Aus- verlag im Programm. • kommen? Was bedeutet Globalisie- bildungschancen“ (24,50 Mark), W. Bertelsmann Verlag Techno-Beratung I rung für den Sozialstaat? Diese und eine lange Liste „Sprachkurse an Postfach 10 06 33 andere Fragen beantwortet die Hochschulen in Europa 2000“ 33506 Bielefeld Arbeiten im HBV-Broschüre „Für mehr Beschäf- (29,80 Mark) und die Starthilfe Fax: 0521 / 911 01 19 Call-Center tigung durch aktive Verteilungspoli- tik – Argumente gegen die ‚neue Von der hoch qualifizierten Soft- Bescheidenheit’ in der Tarifpolitik“. HBS-Workshop tiert und ob sich dieser Trend in Zu- ware-Beratung bis zum schlichten Das 50-Seiten-Heft ist kostenlos. • kunft fortsetzt, klärt der Workshop Telefon-Verkauf – Arbeiten im Call- Gewerkschaft HBV Wohlstand „Analyse und Prognose der Wohl- Center hat viele Gesichter.Was das Abt. für Gewerkschaftliche unter der Lupe standsverteilung in Deutschland“. für Betriebs- und Personalräte be- Unternehmens- und Tarifpolitik Veranstalter dieses Seminars am deutet, klärt die Fachtagung „Vom Kanzlerstraße 8 Einkommen aus Unternehmer- 23. Mai in Düsseldorf ist die Hans- Call Center zum Communication 40472 Düsseldorf tätigkeit und Vermögen wachsen Böckler-Stiftung (HBS). • Center – Zukunftsbranche oder Ein- Fax: 0211 / 90 40 299 schneller als Löhne und Gehälter. Fax: 0211 / 77 78 41 09 tagsfliege?“.Veranstalterin des Se- E-Mail: [email protected] Woran das liegt, wer davon profi- E-Mail: [email protected] minars am 6./7. Juni in Hamburg ist die Technologie- und Innovations- IG Metall-Workshop beratung (TIB) Hamburg. Die Teil- interregio nahme kostet 890 Mark. • Webseiten TIB Hamburg selbst bauen ••• Der DGB-Kreis Berlin lädt mus an. Unter dem Motto „Für Fax: 040 / 28 58 651 sportliche GewerkschafterInnen Demokratie Courage zeigen“ kön- E-Mail: Die Gestaltung von Internetsei- zum „1. Mai auf Skates“ ein. nen Schulen zwischen drei Projekt- [email protected] ten ist in der Regel kompliziert. Ein- Die Fahrt durch Berlin bildet einen themen wählen. Mehr Infos: Ralf fach geht’s mit einem Programm der vier Demonstrationszüge zur Hron,Tel. 0351 / 86 33 102 Techno-Beratung II der IG Metall. Rund 60 ihrer Ver- Kundgebung am Roten Rathaus. ••• Der DGB-Landesbezirk waltungsstellen und Bildungsstätten Mehr Infos: Niko Stumpfögger,Tel. Bayern hat Exemplare seiner CD- Alle Büros auf und die Gewerkschaft der Eisenbah- 030 / 231 21 203 ROM „SUPER TONI“ der sächsi- einen Blick ner Deutschlands (GdED) nutzen ••• Der DGB-Kreis Region schen Akademie für Lehrerfortbil- bereits das Werkzeug „Netkey“. Über Mülheim-Essen-Oberhausen dung zur Verfügung gestellt. Das Eine Übersicht über alle zwölf Einsatzmöglichkeiten und Erfahrun- ruft auf zur Teilnahme an einer Planspiel „SUPER TONI“, bei dem Technologieberatungsstellen (TBS) gen berichten beide Gewerkschaf- Gegendemonstration zum der „Spieler“ in die Rolle eines in Deutschland gibt die Imagebro- ten am 25. Mai in Frankfurt/M. • Aufmarsch der NPD am 6. Mai Gewerkschafters schlüpft, der in schüre „TBS-Netz: Arbeitsorientierte IG Metall in Essen. Mehr Infos: Eckart Löser, Tarifauseinandersetzungen das Beste Beratung“. Das Heft informiert über Lyoner Straße 32 Tel. 0201 / 810 710 für seine Kollegen herauszuholen Angebot,Trägerschaft und Kontakt- 60528 Frankfurt/M. ••• Die DGB-Jugend Sachsen versucht, wird erfolgreich im Unter- adressen der Büros. Die erste „Un- Fax: 069 / 66 93 29 96 bietet auch in diesem Jahr Pro- richt eingesetzt. Mehr Infos: Heide ternehmensberatung für Betriebs- E-Mail: [email protected] jektschultage gegen Rassis- Langguth,Tel.: 089 / 543 30 240

4 GEWERKSCHAFTEN ran-Chronik * Die 70er Am 1. Oktober 1970 er- Jugendmagazin mit neuem Konzept dem der Bund-Verlag kein Interesse mehr hatte. scheint die erste Ausgabe. ran an den Dschungel Dabei hat sich in den Gewerk- Das professionelle, frech- schaften seit langem die Erkenntnis fröhliche „politische Popma- Bunter, dicker, mit modernem Outfit, durchgesetzt: Wir müssen etwas gazin“ kommt gut an, gerät neuen Inhalten und viel Service aus tun für unser Image bei der Jugend. dem Bereich Arbeits- und Berufswelt Rudolf Spindler, Chefredakteur von aber immer wieder in Kon- startet ran, das gewerkschaftliche jetzt, der Jugendbeilage der Süd- flikt mit den Herausgebern. Jugendmagazin, ins neue Jahrtau- stände in Unternehmen aufdeckte. deutschen Zeitung, bestätigte im * Dezember 1979 send. Pünktlich zum Start der DGB- Nur noch Legende auch die Konflik- September 1998 auf einem Treffen Wegen eines kirchenkriti- Imagekampagne 2000 erscheint te in den lehrlingsbewegten 70ern, von Gewerkschaftsredakteuren: das Heft im neuen Gewand. als die Aufklärungsserie „Auch „Die Gewerkschaften brauchen ein schen Cartoons muss die Fummeln will gelernt sein“ älteren professionell gemachtes Jugend- komplette Redaktion gehen. „Wie, die gibt‘s auch noch?“ GewerkschaftsfunktionärInnen die magazin. Nur so kann glaubwürdig * Die 80er und 90er Mit Verwunderung reagierten viele, Schamesröte ins Gesicht trieb. So vermittelt werden: Die Gewerkschaf- ran gerät aus ökonomischen als die Runde machte, dass sich ran wie den Gewerkschaften die Ju- ten tun etwas für junge Menschen.“ ab Mai „runderneuert“. Still war es gend abhanden kam, verlor auch Ein Treffen mit Initialzündung – Gründen zunehmend unter um das Jugendmagazin geworden, ran an Biss und Auflage. Eigentlich es gab den Ausschlag, den Stellen- Druck. Die Zahl jugendlicher die Auflage zuletzt auf unter erschien ran nur noch, weil die wert von ran neu zu definieren. Ein Gewerkschaftsmitglieder➜ 40 000 gesunken. Längst vergan- Redaktion sie seit Anfang 1998 im entscheidender Kick kam von der stagniert, die Auflage sinkt. gen die Zeiten, in denen ran Miss- eigenen Verlag herausgibt – nach- IG Metall. Dort stand fest, dass September 1985 man die Ansprache junger Men- * ran startet gemeinsam mit Was ist neu an der neuen ran? schen verstärken wollte. Gewerk- schaftliche Öffentlichkeitsarbeiter- der DGB-Jugend die Gelbe DER BERATER: Jo Wüllner, 46, DER INITIATOR: Wolfgang Innen, Redaktion und professionel- Hand-Aktion gegen Auslän- Medien- und Design-Berater, Storz, 45, Chefredakteur der le MedienberaterInnen erarbeiteten derfeindlichkeit. hat das Konzept der neuen metall, hat sich für die gemeinsam ein neues Konzept. ran mit entwickelt. „metall-ran“ stark gemacht. Nicht nur für Optik und Inhalt, auch * November 1992 Das inhaltliche Konzept haben wir Bei der Bestandsaufnahme der für Vertrieb und Resonanz-Test. In Der Beirat des Bund-Verlages mit „Dschungel-ran“ überschrie- IG Metall-Medien fiel uns auf, einer für die Gewerkschaften unge- berät über die Einstellung ben. Dschungel, das steht für die dass wir nichts Eigenes für die wohnten Systematik bereitete man von ran. Dank Regina Görner, Lebenswirklichkeit, den Alltag jun- Zielgruppe Jugend anbieten. den Relaunch vor. So wurden zwei damals für Jugend zuständi- ger Menschen. Statt etwas Nullnummern produziert, in einer ran soll eine völlig Neues zu empirischen polis-Studie wurde ges DGB-Vorstandsmitglied, Landkarte sein, kreieren, ihre Resonanz bei der jugendlichen darf ran für mindestens zwei mit Tipps, wie haben wir uns Zielgruppe, Mitgliedern wie Nicht- Jahre weiter erscheinen. man gut durch entschieden, mitgliedern, überprüft. September 1994 den Dschungel die Neukon- Die neue „Dschungel-ran“ soll * kommt. ran zeption von die jugendlichen LeserInnen mit viel Die erste ran mit umfangrei- will aber nur ran zu unter- Service, vor allem aus dem Bereich chem Sonderteil zum Thema

Vorschläge Sven Ehlers stützen. Die Beruf und Ausbildung, unterstüt- Berufswahl und Bewerben machen, keine Rezepte liefern. „metall-ran“ enthält einen zen. Daneben kommen aber auch erscheint in 100 000er Auf- Die Redaktion stand immer vor zwölfseitigen Sonderteil, der Musik, Sport oder Beziehungen dem Dilemma, einerseits ein über die Aktivitäten der IG Me- nicht zu kurz. Ergänzt wird das lage. Die jährliche Beilage Magazin machen zu müssen, das tall-Jugend informiert. Print-Produkt ab Juni mit einem wird zum festen Bestandteil. bei den LeserInnen ankommt. Bis zum Herbst erhalten alle eigenen Web-Auftritt. * Dezember 1997 Andererseits hatten auch die Gliederungen der IG Metall und Neben der IG Metall, die Der Bund-Verlag sieht sich Gewerkschaften den Anspruch, alle Betriebe mit jungen Beschäf- zunächst die Abnahme von 40 000 außerstande, weiterhin dass ran ihre Botschaften transpor- tigten die neue ran mindestens Exemplaren garantiert, sieht es tiert. Ich sehe nur eine Chance: einmal zur Probe. IG Metall- ganz danach aus, als würden bald Verleger der ran zu sein. Im Mittelpunkt müssen die Leser- Gremien oder Betriebsräte kön- auch ÖTV,DPG und IG Medien ein- Seit Januar 1998 erscheint interessen stehen. Wenn das Blatt nen ran als Sammel-Abo günsti- steigen. Der DGB setzt die neue sie im ran Verlag. sich in der Konkurrenz zu anderen ger beziehen. Reduziert ist auch ran im Rahmen seiner Imagekam- Ein Test-Abo (3 Monate) gibt es Jugendmedien behauptet, dann ist der Preis der Einzel-Jahresabos pagne ebenfalls ein: 10 000 Exem- für fünf Mark. Infos, kostenlose ran eine wunderbare Möglichkeit für IG Metall-Mitglieder. Statt plare der Mai-Ausgabe werden Probeexemplare und Bestellun- für die Gewerkschaften. 48 zahlen sie nur 28 Mark. kostenlos an DGB-Kreise und -Lan- gen: ran Verlag, desbezirke verschickt. • Aduchtstraße 7, 50668 Köln E-Mail: [email protected] Fax: 0221 / 973 28 28

5 einblick 8/00 8/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Neuer GdED-Name chen ein Erscheinungsbild, mit dem sich die Mitglieder in diesem Bereich Der 1. Bevollmächtig- Eisenbahner verlassen die Schiene identifizieren können“, so GdED- te der IG Metall im Vorsitzender Norbert Hansen in der schleswig-holsteini- „Transnet – GdED“: Unter die- Schienenverkehr, sondern im Ge- Süddeutschen Zeitung. Um den An- schen Elmshorn, Uwe Zabel, sem Namen will sich die Gewerk- bäudereinigungsgewerbe oder beim spruch auf diese Mitglieder gegen- wird von Neonazis bedroht. schaft der Eisenbahner Deutsch- Telekommunikationsunternehmen über anderen Gewerkschaften zu Die Polizei entfernte an lands künftig präsentieren. Der neue Arcor. Die meisten Firmen mit dokumentieren, soll Transnet den der A 23 Transparente mit Name soll die Öffnung für neue GdED-Mitgliedern sind zwar durch Untertitel „Gewerkschaft für Trans- der Aufschrift „Uwe Zabel – Mitgliedergruppen unterstützen. Ausgliederung aus der Bahn ent- port, Service, Netze“ führen. Der Kopfgeld – 10 000 Mark 40 000 der 340 000 GdED-Mitglie- standen, dennoch lässt die Bindung Hauptvorstand will im Mai über den Belohnung – tot oder leben- der arbeiten bereits nicht mehr im an die Schiene nach. „Wir brau- Namensvorschlag entscheiden. • dig“. Unter Beteiligung von Zabel ist in Elmshorn das parteiübergreifende Bünd- Wahlkampagne in NRW sesprecherin in NRW, das Ziel der ver.di auf den Spätsommer vertagt. nis „Keine Toleranz für 300 000 Mark teuren Kampagne. Die Arbeitsgruppe Öffentlichkeits- Neonazis“ entstanden. Zukunft wählen Bei rund einem Drittel liegt nach arbeit von Pressesprechern, Redak- Untersuchungen des Forschungsin- teuren und Werbefachleuten aus Die IG Medien hat mit „Eh egal, was die Arbeit für stituts polis der Anteil der Unent- DAG, ÖTV, Post, HBV und IG Me- dem Fernsehsender Zukunft hat?“ „Uns nicht.Wenn Ihr schiedenen. Hülsmann: „Und wer dien hatte drei Alternativmodelle n-tv den ersten Tarif- in Zukunft keine Arbeit habt.“ Das nicht wählen geht, geht auch den vorgeschlagen.Allein die Druck- und vertrag für freie Mitarbei- steht in großen Lettern schwarz auf Gewerkschaften verloren.“ • Versandkosten des Mitgliederma- terInnen im privaten rot in den Zeitungsanzeigen, die der gazins – Auflage drei Millionen – Rundfunk abgeschlossen. DGB-Landesbezirk NRW ab dem ver.dis Medien würden sich auf 38 Millionen Mark Die Freien haben damit 1. Mai in allen Kaufzeitungen jährlich belaufen. Diese Ausgaben Anspruch auf bezahlten schaltet. Konzentriert auf die letz- Konzeption in sind nach Auffassung des ver.di- Urlaub. Außerdem schützt ten 14 Tage vor der Landtagswahl der Schwebe Vorstands zu hoch. Jetzt soll unter sie der Haustarif vor dem am 14. Mai will die DGB-Kampag- Einbeziehung elektronischer Medi- kurzfristigen Verlust ihrer ne Unentschiedene zur Beteiligung Der Vorstand von GO ver.di, der en das Grobkonzept weiter ausge- Beschäftigung und sichert an der Wahl bewegen. „Wir wer- Gründungsorganisation der neuen arbeitet werden. Dabei steht die ihnen ein regelmäßiges ben nicht für eine Partei, sondern Dienstleistungsgewerkschaft, hat Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit Monatseinkommen. für die Beteiligung an der Wahl“, seine Entscheidung über die Ge- unter Zeitdruck. ver.di soll im Früh- benennt Elke Hülsmann, DGB-Pres- staltung der Medienlandschaft von jahr 2001 gegründet werden. • ÖTV, GEW und DAG haben ein Reform- Fragenan ... papier für die Per- sonalstruktur im Hochschul- Ulrich Thöne, 48, ist Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Gewerk- bereich vorgelegt. Darin schaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die am 12. April mit 60 000 TeilnehmerInnen fordern die Gewerkschaf- die größte Demonstration seit der Vereinigung organisiert hat. Anlass war der Streik ten eine „Juniorprofessur“, von schätzungsweise 12 000 der 33 000 Berliner LehrerInnen gegen die geplante die jungen Wissenschaft- Arbeitszeitverlängerung um eine Stunde. lerInnen den Weg zu Lehre ■ Eine Stunde mehr arbeiten – stärke. In Berlin stehen fünf Prozent oder 1500 Leh- und Forschung auch ohne was ist daran so schlimm? rerInnen weniger zur Verfügung als in Hamburg. Habilitation ermöglicht. ■ Zweierlei: Einerseits hängen ■ Wie viele Arbeitsstunden sind‘s denn nun?

transit-Berlin/Christian v.Polentz an der einen Stunde drei bis vier ■ Alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Leh- Die GEW hat anläss- Stunden Vor- und Nachbereitung, andererseits fallen rerInnen im Jahr zwischen 1750 und 1950 Stunden lich einer internatio- dadurch dauerhaft Stellen für arbeitslose Lehrer- arbeiten, also 50 bis 250 mehr als im öffentlichen nalen Bildungskonfe- Innen weg. Es ist doch ein gesellschaftspolitischer Dienst sonst. renz von 300 Bildungsge- Irrsinn, dass die Älteren stärker belastet werden, ■ BeamtInnen dürfen nicht streiken. werkschaften am 28. April damit die Jüngeren arbeitslos bleiben. Mit welchen Strafen rechnet ihr? in Dakar (Senegal) die ■ Berlins LehrerInnen haben mit 25,5 bis 26,5 ■ Vollkommen klar ist: Es gibt einen Eintrag in die Bekämpfung des „Bildungs- Wochenstunden die kürzeste Arbeitszeit. Personalakte, das Jubiläumsdienstalter wird um notstands in der Welt“ ge- ■ Das ist die Pflichtstundenzahl, nicht die Arbeits- einen Tag verschoben, und – wer nicht arbeitet, fordert. Notwendig sei eine zeit. Dazu kommen die Stunden, die außerhalb des kriegt kein Geld. Was es sonst noch an Disziplinar- kostenlose und mindestens Unterrichts anfallen. Und berücksichtigt werden maßnahmen geben wird, weiß ich nicht, aber die achtjährige Grundbildung. muss auch die Belastung aufgrund der Klassen- Galeerenstrafe erwarten wir nicht.

6 „Verdammt MEINUNG noch mal, da bricht was auf.“

Betriebliche Altersvorsorge Ein abgedroschenes Thema feiert fröhliche Urständ: „Es Know-how der Finanzbranche nutzen ist sinnvoll, den Gedanken der Vermögensbildung in Die sich abzeichnende Krise der gesetzlichen Hartwig Rosipal, 35, ist Rentenversicherung stellt Bürger, Staat und Tarif- Geschäftsführer des Deut- Arbeitnehmerhand wieder schen Investment-Trust zu beleben“, so DGB-Vor- partner vor eine enorme Herausforderung. Hartwig (DIT). Der DIT ist Partner Rosipal vom Deutschen Investment-Trust plädiert des gewerkschaftlichen stand Heinz Putzhammer in für flexible, offene und leistungsfähige Rahmen- EXPO-Projekts „Einkom- der „Frankfurter Rundschau“ bedingungen, die den ArbeitnehmerInnen große men der Zukunft“. Gestaltungsspielräume bieten. am 1. April. IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt stellt in In die Diskussion über die Zukunft der Altersvor- Aktienanlagen sind kurz- der „Berliner Zeitung“ vom sorgesysteme in Deutschland kommt Bewegung. fristig mit hohen Schwan- 8. April fest: „Für mich gibt Traditionelle umlagefinanzierte Systeme werden durch kungen behaftet. In länge- kapitalgedeckte Vorsorgeformen ergänzt. Gerade die ren Zeiträumen jedoch hat sich diese Anlageform es in der Frage der Beteili- jüngsten Tarifabschlüsse beinhalten wegweisende historisch als besonders ertragsstark erwiesen. Das gung am Produktivkapital Lösungen durch die Erweiterung innovativer Arbeits- Risiko, in die „falschen“ Aktien zu investieren, lässt keine ideologischen Barrie- zeitmodelle um Komponenten zur Altersvorsorge. sich durch Investmentfondsanlagen, die das Vermö- ren.“ Einer kleinen Sensation Im Kern bestehen solche Modelle aus Guthaben, gen der Anleger breit streuen, reduzieren. Deutsche kommt➜ die Ankündigung es die – im Idealfall unter Einbeziehung staatlicher Kapitalanlagegesellschaften bieten zudem die Förderung – über einen langen Zeitraum hinweg Sicherheit eines strengen Aufsichtsrechts sowie das IG Metall-Vorsitzenden Klaus angesammelt und zur Gestaltung der individuellen Instrument der durch den Gesetzgeber geschaffenen Zwickel im „Handelsblatt“ Lebensplanung einschließlich der Altersvorsorge Altersvorsorge-Sondervermögen (AS). Ziel muss vom 14. April gleich: Seine verwendet werden. Genau diese Eigenschaften sein, in jungen Jahren zu einem hohen Prozentsatz Gewerkschaft werde ihre kennzeichnen einen förderungswürdigen Rahmen, in Aktien zu investieren und diese bis zum Renten- der die Rentenproblematik lösen kann. alter sukzessive in risikoärmere und ertragsstabile Position zur Vermögensbil- Staatliche Förderung sollte daher künftig nicht Anlageformen wie festverzinsliche Wertpapiere und dung neu definieren. mehr – wie z.B. bei Vermögenswirksamen Leistun- Immobilienfonds umzuschichten. „Da gehören Pensionsfonds gen – die kurzfristige Vermögensbildung, sondern Der DIT hat mit seinem AS-Vorsorgeplan ein Pro- genauso dazu wie Aktien.“ nur langfristige Vorsorgeformen unterstützen. Ge- dukt entwickelt, das genau dieses Prinzip umsetzt werkschaften und Unternehmen könnten hierfür und bereits heute von vielen Unternehmen, z.B. Seit Jahrzehnten herrscht ein gemeinsam Modelle gestalten, die durch individuelle DaimlerChrysler, genutzt wird. Patt: Die Gewerkschaften Versorgungskonten ein Höchstmaß an Flexibilität Die Stärke eines Systems individueller Versor- beäugten die Mitarbeiterbe- bieten. Künftige Systeme sollten dabei – neben gungskonten liegt in der flexiblen Ausgestaltung. Die anderen Charakteristika – vier Eigenschaften auf- Auswahl zwischen Produkten und Konzepten ver- teiligung am eigenen Betrieb weisen, bei deren Gestaltung die Finanzwirtschaft schiedener Anbieter ermöglicht eine den individuel- misstrauisch und favorisier- helfen kann: len Lebensumständen angepasste Anlagestrategie. ten stattdessen überbetrieb- 1. „Biometrische Risiken“ (Tod, Invalidität) müssen Eine Alternative hierzu sind überbetriebliche Pen- liche Beteiligungen; doch durch Versicherungslösungen abgedeckt werden. sionsfonds, die ebenfalls von Kapitalanlagegesellschaf- 2. Es ist eine preisgünstige, servicestarke und flex- ten verwaltet werden sollten. Bei beiden Modellen darauf ließen sich die Arbeit- ible Infrastruktur zu schaffen, um den Kostenauf- können die Tarifpartner über die Ausgestaltung und geber bisher nicht ein. wand zu senken und damit renditesteigernd zu wirken. die Produktauswahl entscheiden – abhängig von Das könnte sich jetzt ändern. 3. Es muss eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der möglichen künftigen gesetzlichen oder steuerlichen Das gemeinsame Interesse Auszahlungsmodalitäten bei Renteneintritt geben. Rahmenbedingungen. Die konkurrierenden Systeme der Tarifparteien am Ausbau Fondsgesellschaften können Auszahlpläne und ge- werden sich jedoch an ihrem jeweiligen Anlageer- meinsam mit Versicherungen Verrentungen anbieten. folg messen lassen müssen. Die Tarifpartner werden der Altersvorsorge bietet 4. Da der Löwenanteil der Vorsorgebeträge in den daher gut beraten sein, bei der Gestaltung von Anla- diese Chance. Warum nicht Aufbau eines Kapitalstocks fließt, entscheidet die gevorschriften keinen zu restriktiven Einfluss auf die gemeinsam Pensionsfonds Ausrichtung der Anlagepolitik für diese Gelder über Verwaltung der Gelder zu nehmen. Direkte Eingriffe gründen? Am Ende könnte die Rendite und damit über die Höhe des Guthabens in die Dispositionen deutscher Kapitalanlagegesell- zum Zeitpunkt des Renteneintritts. Aufgrund der schaften sind ohnehin gesetzlich nicht möglich. die Erkenntnis stehen, die Langfristigkeit des Ansparvorganges können Invest- Fazit: Durch professionelle Arbeitsteilung zwi- sich Zwickel für die IG mentgesellschaften Renditestärke mit kontrolliertem schen Tarifpartnern und Anlageexperten entstehen Metall-Reform insgesamt Risiko kombinieren. Modelle, die der Rentenkrise entgegenwirken. • wünscht: „Verdammt noch mal, da bricht was auf.“

7 einblick 8/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

8/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

VERDIENSTVERGLEICH: Ostdeutsche hinken noch immer nach

90 Ost-West-Relation der Effektivverdienste 1999 (in Prozent) Ostdeutsche verdienen auch zehn 90,2 Jahre nach der Einheit im Schnitt nur 86,4 83,3 83,2 knapp drei viertel so viel wie West- 80 81,0 deutsche. 1991 lagen ihre Bruttoein- 77,8 74,9 74,4 74,4 kommen noch unter 50 Prozent des 72,9 70 72,0 72,0 72,0 71,4 70,8 West-Niveaus. Betrachtet man statt 68,9 der Ost-West-Relation die Verdienst- 60 höhe in Ostdeutschland, ergibt sich eine andere Rangfolge: Am meisten 50 verdient wird im Versicherungs- gewerbe (5202 DM), in der Energie-

und Wasserversorgung (4901 DM), Einzelhandel Großhandel Fahrzeugbau Kreditgewerbe Maschinenbau Büromaschinen, Energie- und Metallerzeugung Elektrotechnik im Bergbau (4667 DM), im Papier- Wasserversorgung Papier-, Verlags- Möbelherstellung und Druckgewerbe und -bearbeitung Hoch- und Tiefbau Ernährungsgewerbe, Chemische Industrie Bergbau, Gewinnung Tabakverarbeitung und Druckgewerbe (4473 DM) sowie von Steinen Versicherungsgewerbeund Erden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Glas. Keramik, Verarbeitung DGB einblick / Nachdruck frei im Kreditgewerbe (4419 DM). von Steinen und Erden . personalien 14TAGE Tipp

••• Hinrich Feddersen, 55,Vor- Dienst beim DGB-Landesbezirk 1.5. Start der DGB- Buch: Martin Wolmerath sitzender des Landesbezirks Nord NRW und SPD-MdB ist am 20. Imagekampagne 2000 auf der zent- (Hrsg.), Der Betriebsrat im der Gewerkschaft HBV, ist am 6. März zum Parlamentarischen ralen Mai-Kundgebung von DGB Kleinbetrieb – Praxiswis- April vom Gewerkschaftsausschuss Staatssekretär im Bundesverkehrs- und DAG in Hannover; Job Parade sen für die erfolgreiche in den Geschäftsführenden Haupt- ministerium berufen worden. der DGB-Jugend Nord, Schwerin Interessenvertretung, vorstand der HBV gewählt worden. ••• Gerald Weiß, 54, hessisches 1.5. Eröffnung des Bund-Verlag, Frankfurt/M. Er folgt Klaus Carlin, 53, der CDU-MdB und Mitglied der Ge- 10. Europäischen Theaterfestivals, 2000, Grundwerk 89 DM, Ende Februar zurückgetreten ist. werkschaft ÖTV, ist am 4. April Ruhrfestspiele Recklinghausen im Abo 39,90 DM (Ergän- ••• Jens Morherr, 32, Zugführer zum Vorsitzenden der Arbeitneh- 2./3.5. Bundespersonal- zungslieferungen 25 DM) einer Einsatzeinheit der hessischen mergruppe der CDU/CSU-Fraktion und Betriebsrätekonferenz der Ein Handbuch für alle Fälle: Polizei, ist Mitte März zum Vorsit- gewählt worden. Zu einem seiner GdED, Köln Jetzt erhält auch der Ein-Perso- zenden der Jungen Gruppe der GdP sechs Stellvertreter wurde der 4./5.5. Bundessenioren- nen-Betriebsrat Hilfen durch gewählt worden. Neue Fachkraft frühere stellvertretende DGB- konferenz der GdED, Bingen Checklisten, Musterbriefe und der Jungen Gruppe ist Marc Beh- Vorsitzende Ulf Fink, 57, NGG, 6.5. Verleihung des Fallbeispiele. Wer sich für die le, 29, bislang Jugendbildungsrefe- gewählt. Weiß folgt Karl-Josef DAG-Fernsehpreises, Frankfurt/M. fortlaufende Lieferung ent- rent der DGB-Jugendbildungsstätte Laumann, 42, IG Metall, der 8./9.5. Zentrale Fach- scheidet, genießt Vorteile. Flecken Zechlin. im März zum sozialpolitischen und Berufsgruppenkonferenz der Denn im Abo bleibt der Ordner ••• , 44, Abtei- Sprecher der CDU/CSU-Fraktion GdED, Magdeburg vierteljährlich auf dem neues- lungsleiter Sozialpolitik/Öffentlicher gewählt worden ist. 8.-10.5. Bundesfrauen- ten Stand. konferenz der ÖTV,Magdeburg Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Schlusspunkt Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „In unmittelbarer Nähe von Autobahnstandstreifen Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck haben Bäume nichts verloren.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Rainer Hillgärtner, Sprecher des gewerkschaftlichen Auto Club Europa (ACE), anlässlich der Leipziger Automesse am 6. April 2000

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 08.05.2000 9/00 inhalt Zeitarbeit ______Seite 3 ______Schmuddelkind wird salonfähig Rechtsextreme Die Realität überholt die Be- Zeitarbeit boomt trennen.“ Man könne nicht eine Gewerkschafter schlusslage: Während die Gewerk- Gewerbsmäßige Arbeitnehmer- ganze Branche „ins Abseits stel- Haben die Gewerkschaften schaften Leiharbeit offiziell verdam- überlassung in Deutschland: len“. Ein halbes Dutzend Firmen ist die Konfliktpotenziale einer men, schließen sie gleichzeitig LeiharbeitnehmerInnen dem Beispiel von BSK inzwischen multiethnischen Gesellschaft munter Tarifverträge mit Zeitarbeits- am Stichtag 30. Juni 286 394 gefolgt, die IG Metall gewinnt Mit- unterschätzt? Diese Frage firmen ab. 252 895 glieder und verleiht das Gütesiegel stellt die DGB-Kommission

Jüngstes Beispiel: der Branchen- 212 664 „Zeitarbeit O.K.“ Rechtsextremismus in ihrem 177 935 primus Randstad. Für dessen 25000 176 185 Furore machte 1999 der Tarif- Abschlussbericht. einblick MitarbeiterInnen haben DAG und vertrag, den der Hannoveraner IG 140 579 138 451 dokumentiert Auszüge. ÖTV ein Vertragswerk vereinbart, 121 400 Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine ______das „ein Zeichen für die Zeitarbeits- im Auftrag auch von IG BAU, HBV, Seite 5 branche setzen“ soll. Die dort übli- 1992 93 94 95 96 97 98 99 NGG, ÖTV und DAG mit dem Perso- Imagegewinn

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit DGB einblick / Nachdruck frei chen sozialen Standards würden naldienstleister Adecco für die Expo Ergebnisse des Kommuni- überschritten, betont DAG-Verhand- Die Zahl der LeiharbeiterInnen hat 2000 vereinbarte. Meine räumt ein: kationsprojekts von Bertels- lungsführer Holger Grape. Das be- sich seit 1992 verdoppelt. Dennoch „Nach der Beschlusslage hätten mann-Stiftung und ÖTV deutet, so Grapes ÖTV-Kollege Wil- sind in Deutschland nur 0,7 Prozent wir nicht mit Adecco verhandeln aller abhängig Beschäftigten in ______helm Zechner: „Der Anreiz ist weg, Zeitarbeitsfirmen angestellt, in den dürfen.“ Randstad-Betriebsratsvor- Seite 7 bestehende feste Arbeitsverhältnis- Niederlanden hingegen 4,6 Prozent. sitzender Roland Stark (DAG) emp- Mitbesitz plus se durch Leiharbeitsverhältnisse zu fiehlt den Gewerkschaften denn ersetzen.“ Die Tarifparteien hoffen, bis 1988. Dann zerstritt man sich auch, „ein bisschen umzudenken“. Mitbestimmung dem Ziel eines Branchentarifver- über das Thema Arbeitszeitflexibili- Die Bundesanstalt für Arbeit Mitarbeiterbeteiligung allein trags näher gerückt zu sein. Der Bun- sierung – „aus heutiger Sicht lach- (BA) hat das längst getan. Seit kann in den Unternehmen desverband Zeitarbeit (www.bza.de), haft“, gibt ein DAG-Mann zu. 1994 ihr Vermittlungsmonopol der IT- und Multimedia- der 1000 von 11 000 Verleihbetrie- Es dauerte gut zehn Jahre, dann gefallen ist, sei aus dem Konkur- Branche nicht genügen, ben vertritt, hat sich dafür aber kam wieder Bewegung in die Sze- renzverhältnis „eine Partnerschaft“ meint Norbert Kluge, „noch nicht entschieden“. ne. Die IG Metall Nordrhein-West- geworden, so BA-Verwaltungsdirek- Mitbestimmungsexperte Die DAG hat von jeher keine falen schloss Mitte 1999 mit der tor Günter Weinzierl. Zeitarbeitsun- der Hans-Böckler-Stiftung Berührungsängste gegenüber Zeit- BSK Zeitarbeit GmbH ihren ersten ternehmen seien „Arbeitgeber wie arbeitsunternehmen. Bereits 1970 Zeitarbeits-Tarifvertrag. Bezirksse- andere auch“. Die Arbeitgeber wol- schloss sie mit dem BZA-Vorläufer- kretärin Helga Schwarz-Schumann: len im Bündnis für Arbeit auf eine verband einen Tarifvertrag. Der hielt „Wir wollen die Spreu vom Weizen Ausweitung der Zeitarbeit drängen. Vor allem sollen die Zeitarbeiter- Innen statt zwölf künftig 36 Mona- plusminusBERLIN te verliehen werden können. Der DGB protestierte prompt. Leihar- Der Surf-Tipp Gerald Weiß, Vorsitzen- SPD-Fraktionsvize beit sei „eine extrem ungesicherte fürs Internet der der Arbeitnehmer- Michael Müller hat ein Beschäftigung“ und „nicht not- + - www.deg.uni-bremen.de gruppe der CDU/CSU-Fraktion, Konzept der Bundesregierung wendig“, weil die Unternehmen Die Datenbank zur hat den Bundesarbeitsminis- zur Eindämmung des Sommer- über großzügige Befristungsmög- europäischen ter aufgefordert, „nun Smogs angekündigt. lichkeiten verfügten, so DGB-Vize Gewerkschaftspolitik endlich einen Entwurf für ein Gefordert würden „bessere Ursula Engelen-Kefer. modernisiertes Betriebsver- Qualitäten beim Benzin“. Die Wissenschaftler-Gruppe im Im Faxabruf fassungsgesetz vorzulegen“. Umwelt und Gesundheit seien Bündnis sieht das lockerer und rät 0211 / 43 01 653 Es sei wichtig, „dass wieder „höherwertige Güter als „zur moderaten gesetzlichen Dere- Der Tarifvertrag zwischen in mehr Betrieben als bisher kurzfristige Interessen einiger gulierung der Zeitarbeit“. Daran Randstad und DAG/ÖTV Betriebsräte existieren“. weniger Unternehmen“. denkt das Bundesarbeitsministeri- (Auszüge) um jedoch „vorerst nicht“. •

einblick 9/00 9/00 POLITIK AKTUELL

geplant●●● Memorandum 2000 lich werde an Ideen festgehalten, ➜beschlossen mit denen schon die schwarz-gelbe Aufschwung in Gefahr Koalition gescheitert sei: Nach wie Der DGB hat die „Initiative vor werde Arbeitslosigkeit vor allem zur Begleitung und Unter- Massive Kritik am rot-grünen sei „ohne expansive Nachfrage- als Folge rigider Arbeitsmarktstruk- stützung der Novellierung Wirtschaftskurs übt die Bremer politik“ nicht zu halten. Zwar habe turen und zu hoher Lohnkosten des Betriebsverfassungsge- Arbeitsgruppe Alternative Wirt- die Bundesregierung den Abbau angesehen. Die Memo-Gruppe setzes“ ins Leben gerufen. schaftspolitik in ihrem Memoran- der Arbeitslosigkeit zu ihrem vor- plädiert für ein öffentliches Ausga- Unter dem Motto „Neues dum 2000. Der konjunkturelle Auf- dringlichen Ziel erklärt. In den be- benprogramm, das beispielsweise Handeln – Zeit für Reformen schwung werde „kaum dazu schäftigungspolitischen Ansätzen durch die Vermögensteuer finan- in Betrieb und Verwaltung“ führen, dass neue Arbeitsplätze der Koalition können die Alternativ- ziert wird. • will die Initiative die Forde- entstehen“, heißt es darin. Selbst Wissenschaftler jedoch „nur Ände- www.barkhof.uni-bremen.de/ rungen der Gewerkschaften das derzeitige Beschäftigungsniveau rungen im Stil“ entdecken; inhalt- kua/memo zur Reform des fast 30 Jahre alten Betriebsverfassungs- gesetzes einer breiten OECD Öffentlichkeit vorstellen. wiewardiewoche ? Geplant sind unter anderem Leitlinien eine eigene Pressekampag- Viel Holz für Steffen Holz, 42, Organisa- für Multis ne, Postkarten-Aktionen zu tionssekretär beim DGB-Kreis Hannover: In der einzelnen Reformvorschlä- EXPO-Stadt wurde nicht nur auf der zentralen Global agierende Konzerne sol- gen sowie Veranstaltungen Kundgebung zum Tag der Arbeit der Start- auf örtlicher Ebene. schuss für die gewerkschaftliche Image- len mehr Verantwortung für Beschäf- kampagne 2000 gegeben. Weil sich auch noch tigte, Verbraucher und Umwelt der Kanzler angesagt hatte und autonome übernehmen. Das sieht ein Leitlini- Auf seiner Sitzung Anfang Gruppen Proteste ankündigten, wurde die en-Entwurf vor, den die Organisati- Mai hat der DGB-Bundes- Organisation der 1.-Mai-Veranstaltung zu on für wirtschaftliche Zusammen- vorstand außerdem einem einer echten Herausforderung. arbeit und Entwicklung (OECD) Plan der Vermögensver- Muskelkater habe ich heute – am Tag danach. Und erleichtert und diskutiert. Diese Leitlinien, die Ende waltungs- und Treuhand- froh bin ich, weil alles geklappt hat. Ich kann‘s noch gar nicht richtig Juni vom OECD-Ministerrat verab- Gesellschaft (VTG) des DGB glauben: Es ist tatsächlich nichts schief gegangen. Bei den vergange- schiedet werden könnten, fordern zugestimmt, sich mit einer nen Mai-Kundgebungen stand die Organisation bereits ein, zwei von den Multis die Einhaltung Einlage von 5000 Mark Wochen vor dem 1. Mai. Diesmal mussten wir bis zur letzten Minute der Gewerkschafts- und Menschen- treuhänderisch für den immer wieder neu organisieren und unsere Planungen mit dem DGB- rechte, Umwelt- und Verbraucher- DGB-Landesbezirk Nord an Bundesvorstand, der DAG, dem Bundeskanzleramt und der Polizei schutz sowie den Kampf gegen der Technologie- und Inno- abstimmen. Dass Gerhard Schröder an der Kundgebung teilnehmen Korruption. vationsberatung Hamburg wird, das stand erst sehr spät fest und löste schon ein wenig Überra- Als zu verbindlich hat der Bera- (TIB) zu beteiligen. schung aus. Zumal Schröder in seiner Zeit als Ministerpräsident in tende Wirtschaftsausschuss diese Niedersachsen nicht ein einziges Mal beim 1. Mai dabei war. Neufassung der Leitlinien von 1976 Mit seiner Teilnahme wurde die Veranstaltung zum Sicherheitspro- kritisiert. Das Gremium vertritt die Gründen regelt, soll sie erlaubt blem. Natürlich rief das Bundeskriminalamt an, und die Polizei sagte Arbeitgeberinteressen gegenüber sein.“ Seit 1985 gestattet das uns, wo die Absperrgitter stehen sollten. Dass wir die Bühne so der OECD. Aus gewerkschaftlicher so genannte Beschäftigungsförde- weiträumig absperren mussten, löste bei vielen KollegInnen nicht Sicht ist der Entwurf akzeptabel. rungsgesetz die Befristung von Ar- gerade Begeisterung aus. Auch die Kameratürme, die vielen die Sicht Rechtsverbindlich sind die Regeln beitsverhältnissen ohne sachlichen versperrten, sorgten für Ärger. Zunächst hatten sich nur drei Kamera- allerdings nicht. Ihre Nichtbeachtung Grund für die Dauer von 18 Mona- teams angemeldet, am Schluss waren es dann dreizehn. Die meisten hat keine Sanktionen zur Folge. • ten, 1996 wurde dieser Zeitraum hatten sich in den letzten 24 Stunden angekündigt. In der Nacht vor auf 24 Monate verlängert. Das Ge- dem 1.Mai haben wir die Kameratürme noch umgestellt. Die waren Frist-Jobs setz läuft Ende 2000 aus, falls keine erst so aufgebaut, dass auf dem Platz von der Bühne wirklich nichts Neuregelung erfolgt. zu sehen war. Da hätten die KollegInnen gleich zu Hause bleiben und DGB fordert Die Zunahme befristeter Arbeits- sich die Kundgebung im Fernsehen anschauen können. Einschränkung verträge besonders im Osten sei Ärger bereiteten auch die angekündigten Proteste von autonomen besorgniserregend, so Engelen-Ke- EXPO-Gegnern und linken Gruppierungen. Froh bin ich, dass außer DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer fer: „Durchschnittlich neun Prozent einem organisierten Pfeifkonzert nichts weiter passiert ist. Auch die hat sich dafür ausgesprochen, die oder 2,8 Millionen Menschen hat- Polizei blieb wohltuend im Hintergrund, obwohl viel mehr BeamtIn- Möglichkeiten befristeter Beschäfti- ten 1999 einen befristeten Arbeits- nen im Einsatz waren als sonst. Ich glaube, den meisten der rund gung einzuschränken: „Nur dort, vertrag.“ Dadurch seien aber keine 25 000 Menschen auf dem Klagesmarkt hat‘s gut gefallen. wo ein Tarifvertrag befristete Be- zusätzlichen Arbeitsplätze geschaf- schäftigung aus wirtschaftlichen fen worden. •

2 POLITIK AKTUELL Die Kommission

Im Juni 1998 haben die Dele- Bericht der Kommission Rechtsextremismus gierten des 16. Ordentlichen Konfliktpotenziale unterschätzt Bundeskongresses den DGB- Bundesvorstand beauftragt, Der DGB hat auf Antrag des Bundeskongresses 1998 eine Kommission extreme Wählerpotenzial unter ge- „eine Kommission einzuset- „Rechtsextremismus“ einsetzt. Deren Abschlussbericht liegt nun vor. werkschaftlich organisierten Ju- Das Fazit: Mit Vorlage des Berichts fängt die Arbeit erst an. gendlichen größer ist als unter den zen, die aus gewerkschaft- einblick dokumentiert Auszüge. Jugendlichen insgesamt. (…) licher Sicht die Entwicklung Rechtswähler 1998 Betriebliche Fallstudien, wie sie des Rechtsextremismus Die Erkenntnis, dass fremden- Zweitstimmen von Gewerk- beispielsweise bei der Frankfurter in der Bundesrepublik feindliche und rassistische Einstel- schafterInnen für rechte Parteien Abfallwirtschaft durchgeführt wur- ➜ lungen auch unter Gewerkschafts- nach Altersgruppen bei der den, lassen erkennen, dass die Ori- Deutschland analysiert und mitgliedern virulent sind, ist weder Bundestagswahl entierungen deutscher Arbeitneh- Handlungsperspektiven neu noch … überraschend. Gewerk- Gesamt 3,4 mer gegenüber ihren ausländischen erarbeitet“. Nach Beschluss 5 schaften existieren nicht im luftlee- Kollegen mit den Begriffen rechts- des Bundesvorstandes vom ren Raum; sie atmen die gleiche, 18-24 10 extremistisch, fremdenfeindlich oder Jahre 27 6. Oktober 1998 wurde mit Vorurteilen und fremdenfeindli- 25-34 6 rassistisch nur unzureichend be- chen Parolen angereicherte Luft wie Jahre 6 schreibbar sind. Nicht die ethnische die Kommission „Rechts- West die übrige Gesellschaft. (…) 35-44 3 oder kulturelle Differenz, sondern extremismus“ eingesetzt. Erklärungsbedürftig bleibt das Jahre 5 Ost der betriebliche Kontext ethnisch Ihr gehörten an: vergleichsweise große rechtsextre- 45-59 3 gekreuzter Arbeitsbeziehungen … Jahre 4 je ein/eine Vertreter/in der me Wählerpotential unter Gewerk- Quelle: Wahltagsbefragung löste bei den Müllarbeitern die * 59 Jahre 1 der Forschungsgruppe Mitgliedsgewerkschaften schaftsmitgliedern. Möglicherweise und älter 2 Wahlen am 28.9.1998 im „Bereitschaft zur ethnischen Diskri- spielen die Gründe für den Beitritt Auftrag von einblick DGB einblick / Nachdruck frei minierung“ aus. (…) Der anhalten- * insgesamt vier Vertreter- zu einer Gewerkschaft und die, im Eine 1998 im Auftrag von de Prozess sozialer Polarisierung und einblick durchgeführte Wahltags- Innen der DGB-Landes- Vergleich zur Gesamtbevölkerung befragung verzeichnete unter die ungeklärte Zuwanderung … bezirke unterschiedliche Struktur der Mit- Gewerkschaftsmitgliedern ein untermauerten ein ethnozentristi- und die Bundesvorstand- gliedschaft eine Rolle. im Vergleich zur Gesamtbevölke- sches, wohlstandchauvinistisches * Das Autorenkollektiv Held/Horn/ rung großes Wählerpotenzial Selbstverständnis. (…) verwaltung mit den für die rechten Parteien. Marvakis (Rechtsextremismus-For- Die Gewerkschaften werden sich Abteilungen Grundsatz, scher) stellt hierzu eine Verbindung das zwischen Gewinnern,Verlierern nun fragen müssen, ob sie nicht die Internationale und Europäi- zwischen rechtsextremen Orientie- und faktisch Disqualifizierten unter- Konfliktpotenziale einer multiethni- sche Gewerkschaftspolitik, rungen und Modernisierungspro- scheidet. (…) Marginalisiert und schen Gesellschaft ebenso unter- zess her, der in der Lebens- und ausgegrenzt seien diejenigen, die schätzt haben wie die aushöhlende Jugend sowie das Sekre- Arbeitswelt zu Entsolidarisierung, nicht über die Voraussetzungen so- Wirkung von Modernisierungspro- tariat Gewerkschaftliche drastischer Verschärfung des Kon- zialer Teilhabe verfügten. (…) Die- zessen auf Solidarstrukturen und Bildung. kurrenzkampfes und Nützlichkeits- ses Modell impliziert zwei Demar- die kollektive Identität ihrer Mitglie- denken geführt habe. Für diese Ent- kationslinien. An der oberen finden der. Im übrigen sind sie dieser Ent- Die Kommission hat ihre wicklung werden die Gewerkschaf- laut Offe Verteilungskämpfe statt, wicklung durch den Wandel von Arbeit im Januar 1999 auf- ten mitverantwortlich gemacht, deren Verschärfung zu einer Befes- traditionellen Wertegemeinschaf- genommen und innerhalb weil sie in der … Standortdebatte tigung der Barriere gegen die Aus- ten zu modernen Dienstleistungs- eines Jahres fünf Sitzungen einer betrieblichen Konkurrenzlogik geschlossenen führe. An der unte- organisationen gefolgt. Dadurch das Wort geredet und ihre Strategie ren tobten Kämpfe um Anerkennung mag es gelungen sein, die Gewerk- sowie einen Workshop gegen Fremdenfeindlichkeit auch auf und Inklusion. Hier häuften sich die schaften als starke Solidargemein- durchgeführt. Ihre Arbeit Nützlichkeitsargumente gestützt hät- „barbarischen“ Ausgrenzungsprak- schaften zu erhalten. Die Umstel- wurde durch externe ten. (…) Eine Erklärung für die be- tiken von Gruppen, die von der pa- lung der Mitgliedermotivationen Experten unterstützt. sondere Anfälligkeit von Gewerk- nikartigen Ungewissheit umgetrie- von Gemeinschaftsgefühlen auf schaftsmitgliedern gelingt nur unter ben werden, ob sie noch zu den Nutzenkalküle erweist sich für die der Annahme, dass junge Gewerk- Verlierern oder schon zu den Parias Ausprägung der Sozialbeziehungen schafter unter größerem Konkur- gehören. Wenn rechtsextreme Ori- in Betrieb und Gesellschaft zuneh- Im Internet renzdruck stehen als nicht organi- entierungen am besten im Segment mend als zweischneidiges Schwert. www.dgb.de/idaten/ sierte Jugendliche. Dies ist nicht der „Modernisierungsverlierer“ ge- Denn dieselben Nutzenkalküle, die komm-rechts.doc plausibel. (…) deihen würden und Gewerk- zum Eintritt in die Gewerkschaft Der vollständige Einen möglichen Ausweg aus schaftsmitglieder hier überpropor- bewegen…, können in Krisenzei- Abschlussbericht der diesem Dilemma bietet das von tional vertreten wären, hätte man ten zur Diskriminierung und Aus- DGB-Kommission Claus Offe (Politikwissenschaftler) einen möglichen Hinweis auf die grenzung ausländischer Arbeitneh- Rechtsextremismus skizzierte Segmentierungsmodell, Frage gefunden, warum das rechts- mer führen… • (50 Seiten)

3 einblick 9/00 9/00 PROJEKTE UND PARTNER

DAG-Service Ausgabe 71 „Schattenwirtschaft Ratschlag und Gewerkschaften“ untersucht Hilfe bei der die weltweit wachsende Zahl unge- Kapital kontra Sozialstaat Zeitumstellung schützter Arbeitsverhältnisse. Ein- zelhefte sind kostenlos. • Das gewerkschaftliche Aktions- fassungsauftrag nicht mehr überein, Die Umstellung auf flexible Ar- DGB-Bildungswerk bündnis „Aufstehen für eine ande- heißt es in der Einladung. „Wäh- beitszeiten ist kompliziert. Worauf Postfach 10 10 26 re Politik“ veranstaltet am 20. Mai rend sich die Unternehmensgewinne Betriebsrat und Management ach- 40001 Düsseldorf in Bonn einen „Ratschlag über die auf Rekordniveau bewegen, wer- ten müssen, erklärt die Material- Fax: 0211 / 43 01 500 Verfassung der Demokratie“ (Ta- den Arbeitnehmern, sozial Schwa- sammlung „Balance Akt“. Die Be- gungsbeitrag 20 DM). Die Verteilung chen, Jugendlichen und Familien ratungsstelle der DAG für Technolo- DiBa von Gütern und Einkommen stim- immer neue Opfer abverlangt.“ • giefolgen und Qualifizierung (BTQ) me mit dem sozialstaatlichen Ver- Infos und Anmeldung: hat diese Mappe zusammenge- Kreditkarte Aktionsbündnis stellt. Neben Hinweisen zu Planung für Metaller Wilhelm-Leuschner-Str. 69 -77 und Einführung regen gelungene 60329 Frankfurt/M. Praxisbeispiele zur Nachahmung Mitgliedern der IG Metall bietet Fax: 069 / 24 24 99 51 an. Die 140-Seiten-Sammlung kos- die Allgemeine Deutsche Direkt- [email protected] tet 50 Mark. • bank (DiBa) ein besonderes Kredit- BTQ, Akazienweg 22 kartenpaket. Im Set mit einer Visa- 34117 Kassel Karte gibt‘s eine Reisekranken- und „schnellsten Blaskapelle der Welt“, Betriebsverfassung Fax: 0561 / 77 60 57 Reiseunfallversicherung. Das Paket am 10.5. um 22.30 Uhr sind noch kostet im Jahr rund 58 Mark. Die Tickets zu haben. • DGB diskutiert Frau geht vor IG-Metall-Karte allein ist für jähr- Tickets: 02361/92180 Riester-Entwurf lich rund 35 Mark zu haben – ist Infos: www.kulturinfo.de Zeitmodelle auf also genauso teuer wie die norma- Der Referentenentwurf zur rot- dem Prüfstand le Visa-Karte der Direktbank. • Bund-Verlag grünen Reform des Betriebsverfas- Allgemeine Deutsche Direktbank sungsgesetzes, der bis zur parla- Teilzeit, neue Öffnungszeiten Fax: 069 / 27 22 23 29 Monitortest mentarischen Sommerpause erwar- bei Behörden oder Telearbeit – im Internet tet wird, steht im Mittelpunkt einer bringen Frauen damit Beruf, Freizeit junges forum-Konzerte Fachtagung von DGB und Hans- und Familie besser unter einen Hut? Ob ein Monitor für stundenlan- Böckler-Stiftung am 6. Juni in Ber- Das ist das Schwerpunktthema der Fast ausverkauft ge Bildschirmarbeit taugt, testen lin. Dabei geht es sowohl um die aktuellen Ausgabe des DGB-Info- kostenlose Programme aus dem In- Grenzen der Mitbestimmung nach briefs Frau geht vor. Kritisch geprüft Musik der Sinti und Roma prä- ternet. Das berichtet die Zeitschrift dem geltenden Betriebsverfassungs- wird, welche Chancen und Risiken sentiert das junge forum im Rahmen Computer-Fachwissen für Betriebs- gesetz von 1972 als auch um die hinter den neuen Zeitmodellen der Ruhrfestspiele in Recklinghau- und Personalräte des Bund-Verlags Forderungen aus der Praxis an die wirklich stecken. • sen. Die Konzertreihe „Stimmen der in ihrer April-Ausgabe. Die Software Novellierung des Gesetzes. • Bestellungen mit frankiertem Gypsies – Musik von Hochzeiten, prüft Flimmerfreiheit, Farbtreue, Infos und Anmeldung: Rückumschlag (3 DM) an: Begräbnissen und anderen Festen“ Bildlage und Auflösung. • Hans-Böckler-Stiftung DGB-Bundesvorstand findet vom 10. bis 14. Mai statt. Einzelheft (10 DM plus Porto): Elisabeth Bernhardt Abt. Frauenpolitik Nach kurzer Zeit waren die Konzer- Fax: 0 43 93 / 97 679 Bertha-von-Suttner-Platz 1 Burgstr. 29 -30, 10178 Berlin te ausverkauft. Nur für ein Zusatz- E-Mail: [email protected] 40227 Düsseldorf konzert von Fanfare Ciocarlia, der Internet: www.aib-verlag.de Fax: 0211 / 77 78 4111 Nord-Süd-Netz

Globalisierung Zukunft der Arbeit untersucht Ausstellungseröffnung bei Wilkhahn Regionale und arbeitsmarktpo- litische Aspekte der Globalisierung Im Rahmen der EXPO 2000 kunft der Arbeit im Spannungsfeld lung bei Wilkhahn in Bad Münder stehen im Mittelpunkt zweier Ma- präsentieren DGB, AOK, das Insti- von Mensch, Natur, Technik und eröffnet bereits am 28. Mai, für terialhefte des Nord-Süd-Netzes im tut für Arbeits- und Sozialhygiene Markt“. Parallel dazu wird den Gruppen ab fünf Personen sind DGB-Bildungswerk. Heft Nummer (IAS), die Deutsche Arbeitsschutz- EXPO-Besuchern auf dem Firmen- Besichtigungen nach Vereinbarung 67 „Regionale Integration im Sü- ausstellung (DASA) und der Büro- gelände mit dem Projekt Future möglich. • den“ beschäftigt sich mit Entwick- möbelhersteller Wilkhahn aus Bad Office Dynamics ein konkreter Tel.: 0 50 42 / 999 444 lungs- und Wirtschaftsproblemen in Münder bei Hannover ein gemein- Ausblick auf die Büro-Arbeitswelt Fax: 0 50 42 / 999 555 Südamerika und Südafrika. Die sames Projekt unter dem Titel „Zu- von morgen geboten. Die Ausstel- [email protected]

4 Schränke voll GEWERKSCHAFTEN guter Ideen

Kommunikationsprojekte ÖTV-Kommunikationsprojekt Non-Profit-Organisationen müssen ihre Öffentlichkeitsarbeit strategisch scheitern nicht an guten Imagegewinn durch und professionell organisieren, wenn Ideen, sondern an der sie trotz Informationsvielfalt und Umsetzung. Auch beim Start Medienkonkurrenz wahrgenommen Kommunikationsmanager des ÖTV-Kommunikations- werden wollen“, betont Claudia Zwei Jahre lang hat die ÖTV mit Unterstützung der Bertelsmann-Stiftung Langen, Projektleiterin der Bertels- projekts haben die Projekt- ihre Kommunikationsstrukturen untersucht und Verbesserungsvor- mann-Stiftung. verantwortlichen „ganze schläge entwickelt. Die wichtigsten Ergebnisse: Es wurde die Stelle eines Die Bündelung aller Medienak- Schränke voll guter Ideen“ Kommunikationsmanagers geschaffen und mit dem Aufbau eines tivitäten in der Funktion eines Kom- gefunden. „Sie wurden organisationsweiten Intranets begonnen. munikationsmanagers solle sowohl Reibungsverluste zwischen Redak- vermutlich nicht umgesetzt, Die Erwartungshaltung der meis- Immer wieder sind die Beteilig- tion, Werbung und Öffentlichkeits- weil viele Konzepte nicht ten Vorstandsmitglieder ist eindeu- ten des Kommunikationsprojekts arbeit verringern als auch die Posi- gemeinsam und über tig:Wenn die Kommunikationsstruk- auf vergleichbare organisatorische tion der KommunikationsarbeiterIn- Abteilungsgrenzen hinweg turen der eigenen Gewerkschaft Probleme gestoßen. Wer zum Bei- nen gegenüber spontan geäußerten untersucht werden, versprechen sie spiel einen E-Mail-Verteiler aufbau- Anforderungen aus den Vorstands- entwickelt worden sind“, sich Tipps, wie sie ihre Positionen in en will, muss die dazu nötige Infra- etagen stärken. Seine Aufgabe: so Projektplaner Werner der Organisation besser vermitteln struktur bereitstellen. In der ÖTV Kommunikation langfristig planen. Albrecht.➜ können. In Wahlorganisationen, in gab es jedoch lange Zeit weder eine Seit sechs Jahren gibt es in der Um diesem Schicksal zu ent- denen Vorstandsmitglieder in regel- einheitliche Software noch gemein- ÖTV einen Einstellungsstopp. Für gehen, hat das im Sommer mäßigen Abständen in ihrem Amt same Hardware-Standards. die Übergangsphase wurde die bestätigt werden müssen, liegen neue Stelle des Kommunikations- auslaufende ÖTV-Kommuni- kurzfristige Erwartungshaltungen Kommunikation: Neue managers deshalb intern besetzt. kationsprojekt von vorn- auf der Hand. Medien im Kommen Nach Gründung der neuen Dienst- herein auf Transparenz und Der Ansatz des Kommunika- Verbreitung von Multimedia-Technik leistungsgewerkschaft ver.di könn- breite Beteiligung gesetzt. tionsprojekts der ÖTV war weiter in Privathaushalten (in Prozent) te für diese Aufgabe ein externer gesteckt: Kommunikation wurde als 2000 2010 Medienprofi gesucht werden. Projektergebnisse wurden ein strategisches Instrument definiert, Kabelan- 52 Im Mai geht das neue Intranet- nicht nur im Intranet präsen- schluss 61 um den Informationsfluss besser zu Angebot der ÖTV an den Start. Pa- tiert, sondern auch auf strukturieren, interne Meinungsbil- Satelliten- 34 rallel dazu werden fünf Mitarbeiter- empfang 37 Tagungen und Workshops dungsprozesse zu optimieren und Innen in einem ÖTV-internen Info- 40 anderen Gewerkschaften den Auftritt nach außen zu profes- PC 80 Center schrittweise ein Informations- sionalisieren. Untersucht wurden angebot aufbauen.Alles, was in der vorgestellt. Multimedia- 25 deshalb die von der ÖTV herausge- ÖTV-Zentrale auf Anfrage recher- PC 60 Mit der Bertelsmann-Stiftung gebenen Publikationen, die internen Digitales 11 chiert wird, soll ÖTV-intern allen zur Kommunikationsstrukturen und das Fernsehen 59 Verfügung gestellt werden. hat die ÖTV eine starke Pro-

Image der Gewerkschaft. Quelle: Imageanalyse der ÖTV DGB einblick / Nachdruck frei Die Gewerkschaft braucht zu- jektpartnerin gewonnen. Das Kritisch beleuchteten die Bera- In zehn Jahren werden 60 Prozent dem ein „neues, an den Interessen Ziel der Stiftung: Die Ergeb- aller Privathaushalte über einen ter zum Beispiel, womit sich der der Mitglieder orientiertes Maga- nisse des Modellprojekts Vorstand wie lange beschäftigt, um Multimedia-PC verfügen. Auch die zin, das inhaltlich und optisch den Gewerkschaften müssen sich mit sollen auch Non-Profit-Orga- so Grundlagen dafür zu schaffen, die ihren Kommunikationsangeboten Vergleich mit anderen Zeitschriften Vorstandssitzungen effizienter zu darauf einstellen. besteht“. Ob auch diese Empfeh- nisationen wie Kirchen und gestalten. Sie analysierten auch die lung des Kommunikationsprojekts öffentlichen Einrichtungen Hierarchien in der ÖTV-Hauptver- Drei Ziele wurden im Sommer realisiert wird, entscheidet sich zugänglich gemacht werden. waltung. So bestehen etliche Abtei- 1999 vom Hauptvorstand der ÖTV voraussichtlich im Mai. Dann will Anfang 2001 wird dazu ein lungen des Vorstands nur aus einem nach der Präsentation erster Zwi- der Vorstand der Gründungsorgani- Abteilungsleiter und einer Mitarbei- schenergebnisse als strategisch sation (GO) von ver.di über den Buch im Verlag der Bertels- terin, andere hingegen haben eine besonders wichtig eingestuft: die Vorschlag der ÖTV beraten, das mann-Stiftung erscheinen. Vielzahl von ReferentInnen. Es gibt Koordination der Zuständigkeiten im Kommunikationsprojekt in einem also weder vergleichbare Struktu- Bereich Öffentlichkeitsarbeit durch Punkt über den Sommer hinaus zu Im Faxabruf ren noch aufeinander abgestimmte die Einsetzung eines Kommunikati- verlängern, sprich die Gestaltung 0211 / 43 01 658 Arbeitsformen – „schlechte Voraus- onsmanagers, die Verbesserung des der Medienlandschaft von ver.di ins Nicht eine Meinung, setzungen für eine nach strategi- internen Informationsflusses durch Projekt einzubeziehen. Die Bertels- aber eine Stimme haben schen Gesichtspunkten handelnde den Aufbau eines Info-Centers sowie mann-Stiftung hat bereits signali- Thesen des Kommuni- Organisation“, schlussfolgert Pro- ein Relaunch des ÖTV-Magazins. siert, eine solche Projektverlänge- kationsprojekts von ÖTV jektleiter Werner Albrecht. „Gewerkschaften wie auch andere rung mitzutragen. • und Bertelsmann-Stiftung

5 einblick 9/00 9/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Organisationsabgrenzung im DGB

Die IG Bergbau, ver.di zwingt Gewerkschaften zur Einigkeit Chemie, Energie (BCE) will mit den Arbeit- Anfang Juni will der DGB-Bun- rung“ in der Informationstechnolo- Vorsitzender Roland Issen hatte gebern über leistungs- und desvorstand endgültig über einen gie-Branche übernehmen, ver.di im davor gewarnt, die Tarifführerschaft gewinnabhängige Lohnbe- Vorschlag zur Organisationsab- Bereich Telekommunikation. für die IT-Branche „pauschal“ der standteile verhandeln. Das grenzung zwischen den DGB- Der DGB-Bundesvorstand, dem IG Metall zu überlassen. hat ihr Vorsitzender Huber- Gewerkschaften entscheiden. Der auch die Vorsitzenden der DGB-Ge- Unbestritten zwischen allen tus Schmoldt in der „Neuen Beschluss soll den Dauerkonflikt, werkschaften angehören, hat in Gewerkschaften ist das Ziel, den Presse“ angekündigt. wer welche Mitglieder organisieren seiner Sitzung Anfang Mai diesen Streit um Mitglieder zu beenden. Außerdem sei zu überlegen, darf, beenden. Vorschlag als „gute Basis für eine Dazu könnten gewerkschaftsüber- wie die ArbeitnehmerInnen Grundlage der künftigen Orga- abschließende Beschlussfassung im greifende Branchenarbeitskreise bei- am Unternehmenskapital nisationsabgrenzung soll ein Vor- Juni“ bewertet. Im Vorfeld war von tragen, in denen die Gewerkschaft, beteiligt werden könnten. schlag sein, den die so genannte HBV und DAG heftige Kritik am die in der entsprechenden Branche 2-plus-2-plus-2-Arbeitsgruppe aus Begriff der „Federführung“ geübt die meisten Mitglieder organisiert Die IG Metall will so Industriegewerkschaften, ver.di und worden. HBV-Vorstand Rüdiger hat, die Federführung übernimmt. genannte Patchwork- DGB Mitte April den Vorständen Timmermann hatte eine „Amputa- „Federführung“ bedeute aber nicht Berufsbiografien der DGB-Gewerkschaften und der tion“ der Dienstleistungsgewerk- „Organisationszuständigkeit“, so ernster nehmen. Wenn DAG vorgelegt hat. Danach soll die schaft befürchtet, falls die IT-Bran- DPG-Vize Michael Sommer in der lebenslanges Lernen und IG Metall künftig die „Federfüh- che herausgebrochen werde. DAG- Frankfurter Rundschau. • häufiger Jobwechsel Bestandteil der Erwerbs- biografie werden, sollten Beraterdatenbank Verfügung stellt. Entwickelt wurde agenturen auf dem Markt gibt, mit Qualifizierungszeiten in das neue Angebot von Hans Gabri- denen sie von jeher zusammenar- Tarifverträgen abgegolten Neuer el, Referatsleiter beim DGB-Bun- beiten.“ Finanziert wird die neue werden, sagte IG Metall- DGB-Service desvorstand, und der Unterneh- Datenbank zum Teil von den Be- Vize Jürgen Peters im ZDF. mensberatung Scholz + Partner. triebsberatern. 100 Mark pro Jahr Externe Berater werden für Geschäftsführer Andreas Scholz: muss jede Agentur bezahlen, die in Der Vorsitzende der Betriebs- und Personalräte immer „GewerkschaftssekretärInnen kön- die Datenbank aufgenommen wer- Gewerkschaft Nah- wichtiger. Gewerkschaftssekretär- nen nur dann den richtigen Berater den will. • rung-Genuss-Gast- Innen gehen oft nicht mehr selbst vermitteln, wenn sie wissen, dass www.beratung.dgb.de stätten (NGG), Franz-Josef in die Betriebe, um die von neuer es mehr als die drei Beratungs- (ab 15. Mai) Möllenberg, hat auf der Technologie, Umstrukturierung und Mai-Kundgebung im ober- Outsourcing betroffenen Belegschaf- fränkischen Kulmbach eine ten zu beraten, sondern vermitteln Triale Ausbildung Luxussteuer für teure Im- Kontakte zu spezialisierten Bera- mobilien, Luxusautos und tungsagenturen. Durch die Zusam- Trabi auf der Überholspur Privatjets gefordert. Auch menarbeit mit den Beratern wird Vermögende sollten ihren die Fähigkeit der Betriebsräte ge- Unter dem Namen TRABI Plus betriebliche Ausbildungen zu för- Beitrag zur Sanierung des stärkt, selbst ein Konzept zur Lösung hat der DGB in den ostdeutschen dern. Das Modell: Im ersten Lehr- Bundeshaushalts leisten. betrieblicher Probleme zu entwi- Landesbezirken eine neue Ausbil- jahr findet die Ausbildung in einer ckeln.Aber auch die Gewerkschafts- dungsinitiative begründet. Mit Hilfe außerbetrieblichen Einrichtung statt. Im Streit um den sekretärInnen profitieren von der von TRABI Plus will der DGB aus Im zweiten Jahr wird die Ausbil- Krankenkassen- neuen Arbeitsteilung: Weil sie nicht der dualen Ausbildung eine triale dung von den jeweiligen Lehrbe- wettbewerb will mehr alle Umstrukturierungsschrit- Ausbildung machen. trieben weitergeführt. der DGB ein weiteres „Aus- te selbst begleiten müssen, können Bei rund 35 Prozent lag im letz- Für die Kosten des außerbe- bluten“ der Ersatz- und Orts- sie sich auf die Unterstützung der ten Jahr die Quote über- und außer- trieblichen ersten Ausbildungsjah- krankenkassen verhindern. Betriebs- und Personalräte bei den betrieblicher Ausbildung in den res kommt das ausbildende Unter- DGB-Vize Ursula Engelen- Verhandlungen mit der Geschäfts- neuen Bundesländern – Maßnah- nehmen auf, erhält aber aus den Kefer forderte in einem führung konzentrieren. men, die allein aus Mitteln des Sonderprogrammen eine Förderung Brief an Gesundheitsminis- Unterstützung erhalten die Ge- Bundes und der Länder finanziert von 15 000 Mark pro Ausbildungs- terin Andrea Fischer (Grü- werkschaftssekretärInnen dabei ab werden. Geht es nach dem Willen platz.TRABI Plus zielt vor allem auf ne), das Kündigungsrecht 15. Mai durch den DGB: Dann geht der ostdeutschen DGB-Landesbe- Klein- und Mittelbetriebe sowie auf der Versicherten zeitlich ein neues Serviceangebot online, zirke, soll damit bald Schluss sein. Existenzgründer, die zumeist erst- befristet auszusetzen. das per Mausklick Basisdaten von Stattdessen sollen staatliche För- mals ausbilden. • über 100 Beratungsagenturen zur dermittel verwendet werden, um www.trabiplus.de

6 MEINUNG Kein Bein auf den Boden New Economy Am Neuen Markt, in den Mitbesitz plus Mitbestimmung Unternehmen der IT- und Multimedia-Branche, Mitarbeiterbeteiligung in Form von Aktienoptionen ist in der IT-Branche gang und gäbe. Das allein kann auf Dauer nicht genügen – weder den Unternehmern bekommt die organisierte noch den Beschäftigten, meint Norbert Kluge, Mitbestimmungsexperte der Mitbestimmung bisher kaum Hans-Böckler-Stiftung. Die Gewerkschaften seien gefordert, den jungen ein Bein an den Boden. WissensarbeiterInnen neue Formen kooperativer Arbeitsbeziehungen anzubieten. Obwohl dort kooperative

Jürgen Seidel Arbeitsbeziehungen durch- Norbert Kluge, 45, Die Verhältnisse in den Table“, obwohl sie wissen, dass auch für ihre Unter- ist Projektleiter des Informationstechnologie-(IT-) nehmen das Betriebsverfassungsgesetz gilt. aus praktiziert werden. Forums Mitbestim- und Multimedia-Unterneh- Wer nun einfach darauf setzt, dass die neuen Dieses Phänomen untersucht mung und Unterneh- men scheinen auf dem Kopf Unternehmen auch einmal alt und traditionell wer- men von Bertels- das Forum Mitbestimmung zu stehen: Die Unterneh- den, bekannte Probleme der Krisenbewältigung mann-Stiftung und und Unternehmen, eine Hans-Böckler- menspioniere selbst suchen lösen müssen und dann die Beschäftigten schon auf Stiftung. nach repräsentativen Formen den Geschmack gewerkschaftlicher Schutzpolitik gemeinsame Initiative der der Interessenvertretung für und betriebsrätlicher Interessenvertretung kommen, Bertelsmann-Stiftung und ihre MitarbeiterInnen – und das im eigenen Interes- könnte enttäuscht werden. Die neuen Arbeitsfor- der Hans-Böckler-Stiftung. se. Sie sind gezwungen, ihren rasant wachsenden men, Arbeitsverhältnisse und Arbeitsbeziehungen ➜ Firmen innere Struktur und Organisation zu geben. haben sich bereits zu weit von denen der traditionel- * Wie kann der Weg nach Das hilft nicht nur im betrieblichen Alltag. Darauf len Industrieproduktion entfernt. Das Internet hat oben durch kooperative achten auch die Investoren: Warum sollten sie jetzt, alle Arbeitsstandards revolutioniert. Unternehmensführung wo der erste Spekulationsboom abebbt,Aktien kau- Es kommt nicht darauf an, ob Gewerk- unterstützt werden? fen, von denen sie nicht wissen, ob diese halten, was schaften diese neuen Verhältnisse ablehnen sie an Wertschöpfung und Gewinn versprechen? oder nicht. Fakt ist, dass es für diejenigen, die in * Innere Strukturen auf- Dafür benötigen die High-Tech-Unternehmen vor solcher Arbeitsumgebung groß geworden sind, kein bauen und gleichzeitig allem das Wissen, die Kreativität und die Ein- Zurück mehr in die Verhältnisse der – noch so wachsen – wie geht das? satzfreude ihrer MitarbeiterInnen – das wich- modernisierten – herkömmlichen Arbeitsregimes Mitarbeiter als Mitunter- tigste Kapital, über das sie verfügen. Fazit: Ohne gibt, weder objektiv noch subjektiv. In diesem Zu- * Professionalisierung der Unternehmensorganisation sammenhang: Wollten etwa Gewerkschafter diesen nehmer – die Lösung aller und Entpersonalisierung der zwischenmenschlichen Kindern sozialdemokratischer Bildungsreform ihr Widersprüche? Konflikte durch eine Interessenvertretung der Selbstbewusstsein und ihre Möglichkeiten individu- * Wie werden im betriebli- Beschäftigten wird für die Unternehmen der Weg in eller Selbstverwirklichung kritisch vorhalten? chen Alltag Konflikte gelöst? die Zukunft steiniger. Gefragt ist unter Mitbestimmungsbefürwortern Welchen Stellenwert In dieser Situation müsste eigentlich die Stunde und Gewerkschaftern die schonungslose, selbst- * nicht nur für die Personalverantwortlichen schlagen, kritische Öffnung gegenüber dieser neuen be- haben eigene Wege der sondern auch für die Mitbestimmung. Erweist sie trieblichen Realität: „Sagen, was ist“, nicht danach Mitbestimmung? sich doch gerade in den Industrieunternehmen, die suchen, wie die Realität dem Programm angepasst * Was geschieht, wenn der besonders erfolgreich im globalen Wettbewerb werden könnte. Gewerkschaften mögen noch so Boom mal Pause macht oder bestehen, als unverzichtbarer Standortvorteil. aufwendig an ihrem Image arbeiten, sie werden Und dennoch entdecken offenbar weder Unter- unter den WissensarbeiterInnen der Zukunft keinen ein Projekt misslingt? nehmensleitungen noch Beschäftigte in Software- Fuß fassen, wenn sie nicht versuchen, über das Diesen Fragen widmet sich Schmieden und Internet-Firmen diesen Schatz Angebot passiver Sicherheiten hinaus zu einem der „Dialog für Praktiker“, kooperativer Arbeitsbeziehungen. Sie geben neuen Sozialvertrag zu kommen. Der wird mehr sich – zumindest, solange es aufwärts geht – mit aktive Sicherheiten bieten müssen, die stärker den zu dem das Forum Mitbe- Erfolgsbeteiligung, Mitbesitz und den Möglichkeiten individuellen Schutz-, Gestaltungs- und Lebensinte- stimmung und Unternehmen direkter Einflussnahme am Arbeitsplatz zufrieden, ressen entgegenkommen: Ermöglichung und Förde- für den 19. Mai in den Kölner rufen nicht nach Mitbestimmungsrechten oder tarif- rung von Selbsttätigkeit und individueller „Beschäf- Mediapark einlädt. vertraglichen Standards. „Mitbesitz statt Mitbestim- tigungsfähigkeit“ (employability), angefangen bei mung“ scheint die Alternative zu lauten. der Gestaltungshilfe für Arbeitsverträge, bis hin Infos und Anmeldung: Unternehmensleitungen erfinden zusammen mit zu Angeboten für die langfristige Sicherung des www.unternehmenskultur.org den Beschäftigten das Rad neu: Personalverantwort- persönlichen Qualifikationsprofils. Die Mitbestim- liche nennen die funktionalen Äquivalente zum mungspraxis bietet dafür einen reichen Erfahrungs- Betriebsrat lieber „Advokat“, „Coach“ oder „Round schatz. •

7 einblick 9/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

9/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG: Zuwachs im Osten Pessimistisch schätzt das Münchener Anteil der Beschäftigten mit Anspruch auf Betriebsrente (in Prozent) ifo-Institut die Zukunft der betrieb- 70 66 lichen Altersversorgung ein. Ihre 65 64 Situation werde sich „auf der alte Bundesländer Finanzierungsbasis zusätzlicher neue Bundesländer Arbeitgeberleistungen“ auch in den nächsten Jahren nicht verbessern. Größere Chancen hätte die Betriebs- 29 29 rente „auf der Basis der Entgelt- 28 28 umwandlung“. Diese Option dürfte 20 16 17 derzeit jedoch nur ein Teil der Beschäf- 10 tigten wahrnehmen, weil sie mit Lohnverzicht verbunden sei. Grund- 1990 1993 1996 1999 1990 1993 1996 1999 lage der neuesten ifo-Studie ist eine Verarbeitendes Gewerbe Handel Befragung von 3855 Unternehmen. Quelle: Studie „Betriebliche Altersversorgung“, ifo-Institut. für Wirtschaftsforschung, München DGB einblick / Nachdruck frei 14TAGE Tipp

8.-10.5. Bundesfrauen- 23./24.5. Mitgliederver- Buch: Günter Heismann, differenziert zugleich. Detailliert konferenz der ÖTV,Magdeburg sammlung der Gründungsorgani- Überholen ohne einzuho- schildert Heismann das Entste- 9.5. Arbeitsmarkt- sation ver.di, Berlin len, Neue Hochtechnologie hen neuer Hochtechnologieinseln bericht für den Monat April 24./25.5. Bundesjugend- zwischen Ostsee und in Ostdeutschland und ihre 14.5. Landtagswahl in konferenz der GdED, Erfurt Thüringer Wald, Entwicklungspotenziale. Nordrhein-Westfalen Aufbau-Verlag, Berlin Sein Fazit: Zumindest Sachsen 15.5. Hörster Gesprä- 2000, 268 Seiten, 32 DM und Thüringen hätten eine „rea- che, Roland Issen zur Zukunft der In Ostdeutschland steht eine listische Aussicht, wie Bayern Gewerkschaften, Lage-Hörste personalien der effizientesten Computerfabri- und Baden-Württemberg zu den 16./17.5. Beirat der GdED, ken weltweit. Hier gibt es eine führenden Industriestandorten der Kassel ••• Tom Lanzendörfer, 48, der produktivsten Autofabriken Bundesrepublik aufzusteigen“. 18.5. DGB Rheinland- DGB-Kreisvorsitzender in Kassel und die größte Produktionsan- Schrittmacher sei Ostdeutschland Pfalz, Tagung Zukunft der Arbeit, und Mitglied des Betriebsrates des lage für Solarenergie in Europa. aber auch in anderer Hinsicht: In Mainz DGB Hessen, ist seit dem 1. Mai Hier werden nicht nur die leis- den neuen Bundesländern gebe 18.-20.5. Bildungstag der Referent für Organisationspolitik tungsstärksten Druckmaschinen es nicht nur die „stärkste Globa- GEW,Weimar und Agitation des Bundesvorstands hergestellt, sondern auch die ein- lisierung“ und die „schlankste In- 22./23.5. Bundesfrauen- der IG Bauen-Agrar-Umwelt in zigen Düsentriebwerke Deutsch- dustrie der Europäischen Union“, konferenz der GdED, Mannheim Frankfurt/M. lands. Das Bild, das der Wirt- sondern zwischen Ostsee und schaftsjournalist Günter Heismann Thüringer Wald drohe auch eine zehn Jahre nach der Wende Marktwirtschaft zu entstehen, die Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: von der ostdeutschen Ökonomie „gänzlich frei ist von einschrän- einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian zeichnet, ist kenntnisreich und kenden sozialen Traditionen“. Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Schlusspunkt● Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Großunternehmen werden heute verhökert wie die gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Ochsen auf dem Viehmarkt.“ Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. DGB-Vorsitzender Dieter Schulte am 1. Mai in Hannover

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 22.05.2000 10/00 inhalt Neues Schwerbehindertengesetz ______Seite 3 ______Geringere Quote soll Jobs bringen Bündnis für Arbeit 6,6 Millionen Menschen sind Dramatischer Anstieg Bislang wird der in zähen Ver- Noch sind sie die Ausnahme, schwer behindert – jeder zwölfte Arbeitslosigkeit von Schwerbehinderten handlungen durchgesetzte Kom- aber kommunale Bündnisse in Deutschland. Ihr Risiko, keinen 1991 136 688 promiss von allen Beteiligten mit- könnten die Perspektive erweitern Job zu finden, ist doppelt so hoch 1992 155 082 getragen. Während die Behinder- wie das von Nichtbehinderten. tenverbände betonen, dass die ______Seite 5 ______Mit einer Gesetzesnovelle und 1993 172 849 Arbeitgeber sich verpflichtet hät- einer Werbekampagne will die 1994 178 316 ten, „50 000 neue Jobs für arbeits- Imagekampagne 2000 Bundesregierung die in den 1995 176 118 lose, schwer behinderte Arbeitneh- Die Bühne für den Auftritt letzten Jahren dramatisch gestie- merInnen zu schaffen“, hat der der Gewerkschaften steht 1996 180 756 gene Arbeitslosigkeit von Schwer- DGB-Bundesvorstand die geplante ______behinderten zurückdrängen. 1997 195 161 Neuregelung „nach Abwägung der Seite 7 1998 194 412 positiven und negativen Elemente Das Tabu hat sich Ziel des neuen Schwerbehinder- 1999 193 236 (...) überwiegend positiv beurteilt“. überlebt tengesetzes ist es, die Zahl der Er kritisiert allerdings die in seinen Quelle: Bundesanstalt für Arbeit DGB einblick / Nachdruck frei Die Integration der hier arbeitslosen Schwerbehinderten bis Augen unzureichenden Mitbestim- lebenden Flüchtlinge in den August 2002 um 25 Prozent zu Seit 1991 ist die Zahl der arbeits- mungsrechte von Betriebsräten und losen Schwerbehinderten um über Arbeitsmarkt ist mehr als reduzieren, von derzeit 200 000 auf Schwerbehindertenvertretungen. 40 Prozent gestiegen. überfällig, mahnt der 150 000. Sie läge dann wieder auf Außerdem tritt der DGB für einen Soziologe Peter Kühne dem Niveau von Anfang der neun- denen vor allem die Arbeitgeber zur ebenfalls im Gesetzesentwurf nicht ziger Jahre. Um dieses Ziel zu errei- Beteiligung gewonnen werden sol- enthaltenen Rechtsanspruch von chen, setzt die Bundesregierung len: Die Beschäftigungsquote, die Behinderten auf Teilzeit ein. auf Freiwilligkeit: Durch eine breit den Mindestanteil von Schwerbe- Auch die Arbeitgeber beurteilen angelegte Werbekampagne, an der hinderten im Betrieb definiert, wird den Gesetzesentwurf überwiegend sich auch Arbeitgeberverbände, Ge- von sechs auf fünf Prozent reduziert. positiv. Es sei zwar „kein toller Ent- werkschaften, Bundesanstalt für Gleichzeitig steigt die Ausgleichs- wurf“, so BDA-Arbeitsmarktexperte Arbeit und Behindertenverbände abgabe für jeden nicht besetzten Roland Wolf, „aber wir werden dafür beteiligen, soll ein behinderten- Pflichtplatz von 200 auf 500 Mark. werben“. Kritisiert werden von ihnen freundliches Klima erzeugt werden. Gelten wird der höhere Satz aller- das Festhalten am besonderen Kün- Zum EXPO-Start Begleitet wird die Kampagne dings nur für die Betriebe, die keine digungsschutz für Schwerbehinderte 6 Seiten extra durch Änderungen beim bestehen- oder höchstens zwei Prozent Schwer- und die vier zusätzlichen Urlaubs- den Schwerbehindertengesetz, mit behinderte eingestellt haben. tage, die Schwerbehinderte weiter- hin erhalten. Dass sie dennoch mit- machen, hat einen einfachen Grund: plusminusBERLIN Die Absenkung der Beschäftigungs- quote von sechs auf fünf Prozent Der Surf-Tipp Der CDU/CSU-Bericht- Der innenpolitische gilt nur befristet. Wird das Ziel, die fürs Internet + erstatter für die Pflege- - Sprecher der CSU-Lan- Schaffung von 50 000 neuen Ar- www.union-net.de versicherung, Ulf Fink, macht desgruppe, Wolfgang Zeitl- beitsplätzen für Schwerbehinderte Das IT-Netzwerk der DPG das rot-grüne Sparpaket für mann, hat Angst vor dem Un- bis 2002, nicht erreicht, soll die Hessen/Rheinland-Palz das Milliardenloch in der Pfle- tergang des deutschen Volkes. Pflichtquote wieder steigen. gekasse mitverantwortlich. Wenn jedes in Deutschland Ob das Ziel realistisch ist, muss Im Faxabruf Denn die Bundesanstalt für geborene Kind ausländischer sich zeigen. Aus den Gewerkschaf- 0211 / 43 01 672 Arbeit zahle seit Anfang die- Eltern den Doppelpass bekom- ten sind allerdings auch kritische Kein tarifpolitischer ses Jahres schon 400 Millionen me, so seine düstere Warnung, Stimmen zu hören: Die Argumente Stillstand Mark weniger an Pflege- „wird es bald mehr Doppel- für eine Absenkung der Quote Positionspapier von Beiträgen für Arbeitslose. staatler als Deutsche geben“. erinnerten fatal an die gegen eine IG Metall-Vize Ausbildungsplatzabgabe. • Jürgen Peters

einblick 10/00 10/00 POLITIK AKTUELL DGB und NGO wiewardiewoche ? Abkommen gegen Armut gefordert Vier Tage hat Karl Feldengut, 53, der Sechs Wochen vor Beginn der hilfswerks terre des hommes. Seit Leiter der Internationalen Abteilung des DGB, Sonder-Generalversammlung der dem Weltsozialgipfel 1995 seien zusammen mit dem DGB-Vorsitzenden Dieter Schulte China besucht. Es war der erste Vereinten Nationen Ende Juni in keine nennenswerten Fortschritte offizielle Gewerkschaftskontakt nach dem Genf haben DGB und Nicht-Regie- bei der Reduzierung der Armut zu Massaker auf dem Platz des Himmlischen rungsorganisationen (NGO) ihre verzeichnen. Gefordert sind auch Friedens im Juni 1989. Forderung nach einer Anti-Armuts- hier ansässige multinationale Un- Konvention erneuert. Ein bindender ternehmen. Sie müssten „den Res- Der Besuch geht auf eine Einladung von Wei Vertrag sei notwendig, um das Ziel pekt vor den Arbeitnehmergrund- Foto: Mapez Jianxing, dem Vorsitzenden des Allchinesischen der Staatengemeinschaft, „die rechten dort stärker fördern, wo Gewerkschaftsbunds (ACGB), zurück. Wegen der Niederschlagung weltweite Armut bis 2015 zu hal- Kapital aus Deutschland wirtschaft- der Demokratiebewegung vor zehn Jahren hatten die im Internatio- bieren“, zu erreichen, betonte Peter liches Handeln mitbestimmt“, so nalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) organisierten westlichen Mucke, Geschäftsführer des Kinder- DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer. • Gewerkschaften ihre Kontakte zu China abgebrochen. Dass wir der Einladung gefolgt sind, hängt mit der im IBFG entstandenen Auffas- Gewerkschafter für Rot-Grün Wie insgesamt in der Bevöl- sung zusammen, dass eine totale Ächtung Chinas faktisch eine Politik Stimmenanteile bei der Landtagswahl in Nordrhein- kerung haben SPD und der Nichteinmischung begünstigt. Wir wollen die wachsenden Wirt- Westfalen am 14. Mai 2000 (in Prozent) Grüne auch bei den gewerk- schaftskontakte zu China nutzen, um dort für unsere Form geregelter 1) Vorläufiges amtliches schaftlich organisierten Endergebnis; 2) Alle Arbeit- Arbeitsbeziehungen – für Mitbestimmung, rechtlichen Schutz von WählerInnen in Nordrhein- SPD nehmerorganisationen Arbeitsverhältnissen und Tarifautonomie – zu werben. (neben DGB-Gewerk- Westfalen Prozentpunkte 42,8 SPD schaften auch z. B.: DAG, verloren, und die FDP hat Der Allchinesische Gewerkschaftsbund hat weit über 100 Millionen 61 Beamtenbund) gewonnen. Gegenüber der Mitglieder. Er ist aber keine Gewerkschaft in unserem Sinn, dazu fehlen Quelle: Wahltags- befragung der letzten NRW-Landtagswahl ihm die Voraussetzungen – politische Unabhängigkeit, Gegnerfreiheit CDU Forschungsgruppe 1995 verloren SPD und und demokratische Strukturen –, sondern eine Vorfeldorganisiation 37,0 Wahlen, Mannheim Grüne bei den Gewerk- CDU der Kommunistischen Partei Chinas. Ihr Vorsitzender ist als Politbüro- 22 schafterInnen jeweils drei Grüne 7,1 7 Grüne Prozent, während der mitglied die Nummer sechs in der Parteihierarchie. Es gibt aber 9,8 FDP 5 FDP Stimmenanteil für die FDP Anzeichen, dass im ACGB ein vorsichtiger Umdenkprozess eingesetzt 3,3 Sonstige 5 Sonstige um drei Prozent von zwei Alle Gewerkschafts- hat, dass mit der Integration Chinas in den Weltmarkt nicht mehr alle 1) 2) auf fünf Prozent stieg. Wähler mitglieder DGB einblick / Nachdruck frei Entscheidungen auf oberster Ebene gefällt werden können. China lässt sich nicht kurzfristig nach westlichen Vorstellungen EXPO 2000 und Fernreisende, die Hannover nur demokratisieren, aber wer am Welthandel teilnehmen will, muss passieren, „nicht durch den Zu- zumindest rechtsstaatliche Verhältnisse schaffen und die Einhaltung Protest gegen schlag benachteiligt“ würden, aber von Mindeststandards – die Zulassung unabhängiger Gewerkschaf- Bahn-Zuschlag ein kurioser Nebeneffekt bleibt: ten, Tarifautonomie und ein Verbot von Zwangsarbeit – garantieren. Wer in der EXPO-Zeit vom 1. Juni Nach ersten Gesprächen auf der politischen Ebene – vor dem DGB- Heftige Proteste haben Pläne bis 31. Oktober nach Hannover, Vorsitzenden war Anfang des Jahres bereits Bill Jordorn, der General- der Bahn AG ausgelöst, während nicht aber zur Weltausstellung will, sekretär des IBFG, in Peking – wollen wir den Schwerpunkt unserer der Weltausstellung für ICE-Fahrten muss den EXPO-Zuschlag zahlen; Kontakte auf die Ebene der Mitgliedsgewerkschaften des DGB legen nach Hannover einen Zuschlag von für EXPO-Besucher jedoch entfällt und die wachsende Zahl von Joint Ventures nutzen, um für freie bis zu 24 Mark zu fordern. Begrün- er, weil sie die Sonderangebote der Gewerkschaften, Mitbestimmung und Tarifverträge zu werben. dung der Bahn: Die Kosten für die Bahn nutzen können. • täglich 120 zusätzlichen Fernzüge müssten wieder reinkommen. Für den DGB Niedersachsen ist der Zu- in eigenerSache schlag „moderne Wegelagerei“. Anders die Gewerkschaft der Eisen- einblick hat aufmerksame Leser: gegen den Sommer-Smog an- im dieser Ausgabe beiliegenden bahner Deutschlands (GdED): Sie von Nordenham (Michael Schultz- gekündigt hat, ein Minus? Hat er zweiten EXPOinfo der einblick- hält es für „grundsätzlich richtig, Brummer) bis Nürnberg (Manfred dafür nicht ein Plus verdient? Redaktion, die gleichzeitig EXPO- dass die Nachfrage zur EXPO auch Endebrock) – so einigen war auf- Recht haben unsere Leser: Das Pressestelle der Gewerkschaften über den Preis gesteuert wird“. gefallen, dass mit plusminusBerlin Minus war ein Versehen. ist. Mit neuesten Infos rund um Nach einem Treffen mit Nieder- in Ausgabe 9/00 etwas nicht stim- Noch zehn Tage bis zur Eröff- den EXPO-Tag der Gewerkschaf- sachsens Ministerpräsident Hans men kann. Warum verpasst die nung der EXPO 2000 in Hanno- ten am 2. September. Und dem Gabriel (SPD) hat Bahnchef Hart- Redaktion dem SPD-Fraktionsvize ver. Auch in den Gewerkschaften Plakat-Angebot „Gewerkschaf- mut Mehdorn zwar am 8. Mai er- Michael Müller, der eine Initiative läuft der Countdown. Nachzulesen ten auf der EXPO 2000“. klärt, dass Berufspendler, Schüler

2 Regionale POLITIK AKTUELL Bündnisse Regionale Beschäftigungs- Kommunale Bündnisse für Arbeit bünde gibt es in Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Modell Wuppertal Mecklenburg-Vorpommern, Vor eineinhalb Jahren, Anfang Dezember 1998, vereinbarten der ÖTV- einbart wurde, dass frei werdende Niedersachsen, Nordrhein- Vorsitzende Herbert Mai und der Wuppertaler Oberbürgermeister Hans Arbeitszeitkontingente für neue Westfalen, Sachsen, Sachsen- Kremendahl das bundesweit erste „kommunale Bündnis für Arbeit“. Ausbildungsplätze oder Arbeits- Anhalt. Gefördert werden Trotz positiver Bilanz hat das Modell wenig Nachahmer gefunden. plätze genutzt werden. Darüber hinaus enthält der Vertrag eine beschäftigungswirksame Mehr Ausbildungsplätze bei regionale Bündnisse. Derzeit erstellt Verpflichtung zum Überstundenab- Modellprojekte, die die den kommunalen Arbeitgebern zu eine Forschungsgruppe an der Uni bau. In Essen wurde über solche Bedürfnissen der jeweiligen schaffen gehört zu den Schwer- Münster unter Leitung des Poli- Vereinbarungen hinaus eine Reini- Region berücksichtigen. punkten der beiden bislang einzi- tikwissenschaftlers Klaus Schubert, gungsgesellschaft (RGE) gegründet, gen kommunalen Bündnisse für Ar- eine Bestandsaufnahme. Nicht nur die für die Stadt alle Reinigungs- Von der EU kam eine beit in Essen und Wuppertal. Nicht die Schwerpunkte, auch die Qua- arbeiten erledigen soll. Bisher sind Anschubfinanzierung. ohne Erfolg: Immerhin wurden im lität der Pakte ist unterschiedlich. mehr als 150 neue Arbeitsplätze Infos: www.pakte.de letzten Jahr in Essen 60 und in „Nicht jedes Tarifdumping ist ein entstanden. Wuppertal 30 zusätzliche Ausbil- Bündnis, auch wenn es sich so Die erstmals für den öffentlichen Arbeitszeitmodelle dungsplätze eingerichtet. Die bei- nennt“, betont Martina Klein. Sie Dienst ausgehandelten Vereinba- Das „Regionale Beschäfti- den kommunalen Initiativen sind ist überzeugt, dass sich die Spitzen- rungen sind auch in anderen ÖTV- Teil eines sich ständig weiter ent- gespräche auf nationaler Ebene Kreisverbänden auf Interesse ge- gungsbündnis Bremen und wickelnden Prozesses, den die Ge- und die Bündnisse vor Ort wechsel- stoßen. Abschreckend auf poten- Bremerhaven“ hat, unter- werkschaften auf betrieblicher, re- seitig unterstützen. zielle Nachahmer wirkte die Reakti- stützt vom DGB und von gionaler und kommunaler Ebene in Die erste Bilanz der kommuna- on des Kommunalen Arbeitgeber- den Gewerkschaften, neue Gang gesetzt haben. len Bündnisse in Wuppertal und verbandes (KAV). Der KAV strengte Im Nachhinein hat für Martina Essen ist positiv. Neben der Einrich- ein Ausschlussverfahren gegen die Arbeitszeitmodelle erprobt. Klein vom Wissenschaftlichen Sek- tung neuer Ausbildungsplätze oder Stadt Wuppertal an und forderte Beteiligt waren insgesamt retariat „Bündnis für Arbeit“ bei der von Ausbildungsverbünden mit pri- den Oberbürgermeister vergeblich 21 Unternehmen unter- Hans-Böckler-Stiftung das Scheitern vaten Arbeitgebern gehören eine auf, alle Mandate im KAV nieder- schiedlicher Größe. des ersten Bündnisses für Arbeit Teilzeitoffensive und eine Altersteil- zulegen, weil die durch Überstun- Infos: www.bo-je.de 1995 durchaus etwas Gutes. Ent- zeitregelung ab 55 zum Kern des denabbau gewonnenen Stellen neu standen doch in der Folge überall Wuppertaler Bündnisses. Fest ver- besetzt werden sollen. • Beschäftigungs- pakte ?...nachgefragt „Beschäftigungspakte auf verschiedenen Ebenen“ ist Für 39 Dietmar Bell, das Schwerpunktthema Geschäftsführer der ÖTV- aber ohne vollen Lohnausgleich. Nach den Kreisverwaltung Wuppertal Workshops für Führungskräfte und für in- der WSI-Mitteilungen 7/ 00 und Mitinitiator des (11 Mark). Bündnisses, ist die Bilanz teressierte Beschäftigte bin ich gespannt, nach eineinhalb Jahren wie viele Anträge auf Teilzeitarbeit noch Infos: Tel.: 0211 / 77 78 106 durchaus positiv. eingehen werden. Bestellungen per Fax:

Foto: Jörg Lange Bei der Altersteilzeit haben die neuen Ge- Die Zahl der Ausbildungsplätze bei der Stadtverwal- setze zur Frührente für Beamte in NRW unser Kon- 069 / 79 50 10 10 tung ist 1999 um 50 Prozent gestiegen, in diesem zept gefährdet, weil die von der Stadt geforderte Der kostenlose Newsletter Jahr spricht die Stadt erstmals in einem Flyer junge Kostenneutralität nicht mehr gewährleistet war. Wir „Böckler zum Bündnis“ er- MigrantInnen direkt an, sich um einen Ausbildungs- haben neu verhandelt und eine Budgetierung ver- platz bei der Stadtverwaltung zu bewerben. Auch einbart. Das zeigt: Wir müssen immer wieder schnell scheint monatlich. Er infor- das ist ein Ergebnis des Bündnisses. und flexibel reagieren, um Erreichtes zu sichern und miert über aktuelle Entwick- Anlaufschwierigkeiten gibt es beim Modellprojekt fortzuführen. Die Erfolge der Altersteilzeit werden lungen im Bündnis für Arbeit Teilzeitarbeit. Auch wenn wir – bisher einmalig in aber frühestens in zwei Jahren sichtbar werden. auf Bundesebene, aber auch dieser Form – vertraglich vereinbart haben, dass der Auch beim Abbau von Überstunden können wir Verzicht der vollzeit beschäftigten KollegInnen zu noch keine konkreten Ergebnisse vorlegen. Rein auf regionaler, betrieblicher, entsprechenden Einstellungen führen soll, ist viel rechnerisch müssten 50 Stellen möglich sein, wir ge- sektoraler und kommunaler Überzeugungsarbeit zu leisten. Schließlich geht es hen davon aus, dass sechs bis acht Stellen kurzfristig Ebene. um Arbeitszeitverkürzung – beschäftigungswirksam, neu besetzt werden. Bestellungen per Fax: 0211 / 408 00 80

3 einblick 10/00 10/00 PROJEKTE UND PARTNER

Bildungswerk NRW I Bildungswerk NRW II Outsourcing untersuchen Politische Seminare

Wo der Betriebsrat beim Einsatz trends abgewogen. Die Teilnahme Zwei politische Seminare plant kunft der europäischen Institutio- von Fremdfirmen mitreden kann, ist kostenlos. • das DGB-Bildungswerk NRW: Die nen nimmt die Studienreise „Euro- das klärt ein Workshop des DGB- Tel.: 0211 / 36 83 190 Wirkung politischer Ideen des 19. pa vor Ort“ in Belgien ins Visier (27. Bildungswerks NRW. Unter dem Ti- Fax: 0211 / 36 83 161 und 20. Jahrhunderts auf die Ge- November - 1. Dezember, Brüssel, tel „Outsourcing und Fremdfir- E-Mail: genwart untersucht der 600 Mark). • meneinsatz – zwei Seiten einer Me- OlafSchroeder Workshop „Auch tote Hun- Tel.: 0211 / 36 83 138 daille“ werden am 6. Juni in Gel- @DGB- de beissen“ (21. - 25. Au- Fax: 0211 / 36 83 161 senkirchen die Vor- und Nachteile Bildungswerk- gust, Herzogenrath, 200 E-Mail: UGleichmann@ des betriebswirtschaftlichen Mode- NRW.de Mark). Aufgaben und Zu- DGB-Bildungswerk-NRW.de

Koop-Stelle Berlin onsstelle Wissenschaft/Arbeitswelt „Handlungshilfe zur Gestaltung Berufsbildung I an der TU Berlin. • von Call-Centern“ der Technologie- Gewerkschaften Kooperationsstelle TU Berlin beratungsstelle (TBS) NRW. Trotz Ausbildungen und Internet Fax: 030 / 314 242 76 zahlreicher Fakten bleibt nichts modernisiert E-Mail: [email protected] graue Theorie: Das Call-Center der Die neuen Medien verändern Bochumer Aral Mineralölvertriebs 13 Ausbildungsberufe gehen im die Arbeit von Gewerkschaften, Be- Techno-Beratung GmbH dient als Musterbeispiel. Das August neu oder modernisiert an triebs- und Personalräten. Erfolgrei- 68-Seiten-Heft kostet sieben Mark den Start. Was sich ändert, zeigt che Projekte rund um E-Mail und Call-Center plus Porto. • das Bundesinstitut für Berufsbil- Co zeigt die Tagung „Gewerkschaft einrichten TBS NRW, Lothringer Straße 62 dung (BIBB) mit der Materialsamm- Online – Internet und Intranet in 46045 Oberhausen lung „Übersicht über die Berufe der gewerkschaftlichen Interessen- Gesundheitsschutz, Arbeitszei- Fax: 0208 / 820 76 41 2000“. Geändert wurden zum Bei- vertretung“ am 22. Juni in Berlin. ten oder Qualifikation – was bei E-Mail: spiel die Ausbildungszweige Biolo- Veranstalter sind DGB, ÖTV und IG der Einrichtung eines Call-Centers [email protected] gielaborantIn, BootsbauerIn oder Metall Berlin sowie die Kooperati- wichtig ist, zeigt die Broschüre Internet: www.tbs-nrw.de DruckerIn. Neu ist die Lehre zu Büh- nenmalerIn und -plastikerIn. Die Sammlung kostet fünf Mark. • interregio BIBB, Hermann-Ehlers-Str. 10 53113 Bonn ••• Die DGB-Jugend Baden- ••• Der Interregionale Ge- Sprachreise nach Irland und Reisen Fax: 0228 / 107 29 82 Württemberg veranstaltet vom werkschaftsrat Weser, Ems, nach Sardinien und Korsika. Die E-Mail: [email protected] 10. bis 16. Juli ein Schwules Noord, Nederland (IGR WENN) ver- Reiseangebote sind auch im Inter- Sommercamp am Bodensee.Auf anstaltet zwei Tagungen in den net zu finden unter Berufsbildung II dem Programm stehen Diskos, Sport- Niederlanden in Zusammen- www.dgb-andersreisen.de abrufbar. angebote und Workshops. Diskutiert arbeit mit der Kooperationsstelle Mehr Infos: Anne Sandner, Tel. Starthilfe für werden soll über die Situation Hochschule – Gewerkschaften der 0251 /13 67 275 Lehrbetriebe Homosexueller am Arbeitsplatz. Universität Oldenburg: Am 15. Juni ••• Die DGB-Gewerkschaften Eingeladen sind alle schwulen vergleichen die TeilnehmerInnen Nord haben eine Unterschrif- Vom Auswahlgespräch über Männer zwischen 16 und 27 Jah- die Tarifpolitik in Deutschland und tenkampagne gegen die zuneh- den Vertrag bis zur Berufsschule ren. Kosten: 230 Mark, für Gewerk- den Niederlanden, am 22. Juni mende Gewalt Rechtsradikaler in gibt die „Ausbildungsfibel 2000“ schafter 200 Mark. Mehr Infos: steht das Thema „Grenzüberschrei- Norddeutschland gestartet. In ihrer Tipps rund um den ersten Azubi. Markus Kling,Tel.: 0711 / 20 28 202 tende Mobilität für Arbeitnehmer- Erklärung „Faschismus ist keine Herausgeber ist das Bundesinstitut ••• Der DGB-Landesbezirk Berlin- Innen“ im Vordergrund. Meinung, sondern ein Verbrechen: für Berufsbildung (BIBB). Betriebe, Brandenburg zeigt vom 25. Mai bis Mehr Infos: Harald Büsing, Tel. Wehrt Euch – jetzt“ werden die die zum ersten Mal ausbilden, fin- 7. Juli die Fotoausstellung 0441 / 798 29 09 norddeutschen Landesregierungen den zahlreiche praktische Ratschlä- „Von der Haussklavin zur ••• Die DGB-Jugend Nord- aufgefordert, „mit allen rechts- ge, eine Checkliste für den ersten Lohnarbeiterin“. Die Ausstellung rhein-Westfalen hat für ihre staatlichen Mitteln gegen die Ausbildungstag und eine Übersicht dokumentiert den Kampf indiani- Jugendfreizeiten im Sommer kriminellen Gewalttäter der rechten über staatliche Förderprogramme. scher Dienstmädchen in Bolivien noch Plätze für Jugendliche im Alter Szene vorzugehen“ und beispiels- Einzelexemplare sind kostenlos. • um die gesetzliche Anerkennung von 16 bis 20 Jahren frei. Im Pro- weise Aufmärsche zu verbieten. BIBB, Hermann-Ehlers-Str. 10 ihrer Arbeit. Mehr Infos: Dieter gramm sind unter anderem eine Unterschriftenlisten anfordern: 53113 Bonn Pienkny,Tel. 030 / 212 40 111 Kanutour nach Schweden, eine Monika Pünjer,Tel. 040 / 28 58 236 Fax: 0228 / 107 29 54

4 IG Metall: GEWERKSCHAFTEN Zukunftsdebatte als Imagekampagne Imagekampagne 2000 Plakatwand den Startschuss: „DGB geht in die Offensive – Es geht um „Diese inhaltliche Zukunfts- Wo läuft sie denn? die Zukunft der Arbeit“ titelte die debatte ist zugleich die beste Rhein-Zeitung. Zum Konzept Imagekampagne.“ Gemeint Seit dem 1. Mai läuft die DGB-Imagekampagne 2000. Großplakate gehört ein Schwerpunkttag zum ist die Zukunftsdedatte der und Kinowerbung sind nicht alles. Damit die Kampagne Wirkung Thema Zukunft des Arbeitsplatzes, entfaltet, muss sie mit Leben gefüllt werden. an dem Fachleute im DGB-Haus IG Metall, die laut Vorstands- persönlich und telefonisch Interes- beschluss ab sofort in ihre Seit dem Start sind bundesweit renz auf dem Markt der Öffentlich- sierte beraten werden. Mit einem viermonatige Planungsphase die ersten Motive der gewerk- keit ist, beschreibt Matthias Mach- „Erlebnistag“ zur Arbeitszeit will geht. Ab November soll schaftlichen Imagekampagne auf nig, Bundesgeschäftsführer der SPD, der Kreis „auch unsere Zuständig- Plakaten und in Anzeigen zu sehen. in der Mai-Ausgabe der Gewerk- keit und Vernetzung im ländlichen eine erste Diskussionsphase Und den Spot über Schein und schaftlichen Monatshefte (GMH): Raum deutlich laufen, bis Mitte des Jahres Sein der neuen Arbeitswelt können „Die personale Kommunikation machen.“ Des- 2001 sollen erste Cineasten in allen großen Kinos am Arbeitsplatz, im Freundes- und halb werden Ergebnisse in einem der Republik erleben. Unter Bekanntenkreis, auf öffentlichen Vereine aus „Zukunftsmanifest“ www.dgb2000.de werden im In- Veranstaltungen ist ein Kommu- den Bereichen ternet die SurferInnen bedient. Der nikationsvorteil der Parteien, auf zusammengefasst interaktive Web-Auftritt bietet erst- die die großen Werbetreibenden Mit Baby- werden. Das soll Er- mals die Möglichkeit, seine Mei- nicht zurückgreifen können.“ Die- flasche und wartungen an Politik nung zur Kampagne zu äußern, an sen Vorteil haben auch die Gewerk- Notebook: Der DGB rüs- und Gesellschaft so- Diskussionsforen teilzunehmen und schaften, sie müssen ihn aber auch tet sich für wie an die IG Metall selbst Themen zur Diskussion zu nutzen. seine stellen. Wer noch nicht online ist, Die Kampagne funktioniert nicht Zukunft präsentieren. Abge- für den ist die Hotline geschaltet: als eine Abfolge eigens inszenierter schlossen werden soll 0180 / 23 40 000 – der richtige medienwirksamer Ereignisse. Sie die Debatte mit einem Anschluss für alle, die weitere Infor- bietet als Dachkampagne vielmehr Sport, Theater und Musik mationen über die gewerkschaftli- die Chance, beispielsweise Veran- diesen Tag unter dem Motto: „Kul- Zukunftskongress, che Arbeit suchen oder sich für eine staltungen und Seminare, die oh- tur ohne Zeit – Zeit ohne Kultur?“ Arbeitstitel „Perspektiven Mitgliedschaft interessieren. nehin geplant sind, öffentlichkeits- mitgestalten. „Und wir wollen mit 2010“ im ersten Halbjahr Die Kampagne läuft – erfolg- wirksamer darzustellen. Die Image- wissenschaftlicher Begleitung einen 2002. Die IG Metall, sagt die reich? Wird es gelingen, in den kampagne wurde nicht in erster Blick auf die Arbeitszeiten der Beschlussvorlage, stehe vor kommenden Monaten ein positives Linie für den DGB geplant. Sie ist vor Zukunft werfen. Unser Ziel ist es, Bild der Gewerkschaften zu vermit- allem auch als Plattform gedacht, unsere Meinungsführerschaft zur der Aufgabe, sich zu refor- teln, ihre klassischen Kompetenzen auf der die Gewerkschaften sich Zeitfrage emotional zu besetzen.“ mieren, um ihre Stärke zu und ihre Zukunftsfähigkeit im öffent- präsentieren können. Wie sie diese Aber auch die Wirkung der Kam- bewahren und neuen Ein- lichen Bewusstsein neu zu prägen? Möglichkeiten nutzen, um die Kam- pagne nach innen wollen die Kob- fluss zu gewinnen. Heute Wenn man den Profis folgt, kann pagne mit Leben zu erfüllen, wer- lenzer für ihren Kreis verstärken. In eine solche Kampagne ihre Ziele den die nächsten Monate zeigen. einem Seminar mit den Vorständen werde sie „zunehmend nur erreichen, wenn sie zusätzlich Der DGB-Kreis Region Koblenz aller Gewerkschaften geht es um auch von Mitgliedern und zur bezahlten Werbung (paid me- macht vor, wie es gehen kann: die Frage „Sind die neuen Selbst- solchen, die es werden dia) auch durch Ereignisse, durch Schon kurz nachdem der Bundes- ständigen potenzielle Gewerk- sollen, kritisch betrachtet“. Kontakte mit der Zielgruppe erleb- vorstand die Kampagne beschlos- schaftsmitglieder?“. bar wird. Sie muss „Füße bekom- sen hatte, überlegte man sich dort, Funktionierende Kampagnen, men“, in der Organisation aufge- wie die Chancen vor Ort genutzt schreibt der Medienentwickler Jo Im Internet nommen und genutzt werden. Eine werden können: „Wir wollen die Wüllner in der Mai-Ausgabe der www.dgb2000.de Imagekampagne unterscheidet sich Kampagne nutzen, um unsere GMH, „geben keine definitiven Lö- DGB-Imagekampagne dabei deutlich von einer Aktions- Kompetenzen aufzuzeigen. Mög- sungen vor. Sie entwerfen Räume, kampagne, wie der K‘98 zur Bun- lich wird das durch konkrete Erfah- in denen Menschen sich aufhalten Im Internet destagswahl. Reagierte sie damals rungen, die Mitglieder, aber auch möchten. Solche Kampagnen sind www.einblick.dgb.de auf die Politik der alten Regierung, Nichtmitglieder mit uns machen“, eher Einladungen als Aufforderun- so muss die Organisation jetzt agie- sagt der Kreisvorsitzende Toni gen.“ Bei einer solchen „co-evolu- Im Faxabruf ren, aus eigener Kraft die Aufmerk- Schüller. Am 2. Mai gaben er und tiven“ Kampagne „gewinnt, wer samkeit der Menschen und der seine Kollegin Gabriele Weber mit dazulernt.“ In diesem Sinne könnte 0211 / 43 01 682 Medien erringen. Wie wichtig die einer Pressekonferenz und dem die Imagekampagne für die lernen- „Zukunftsdebatte der Unterfütterung der gekauften Kom- Bekleben einer eigens für den Zeit- de Organisation Gewerkschaften IG Metall“ – der munikation angesichts der Konkur- raum der Kampagne angemieteten durchaus ein Erfolg werden. • Vorstandsbeschluss

5 einblick 10/00 10/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DGB neu im Internet Kommunikation, der Mediengestal- aufgemacht und mit dem notwen- tung Weckelmann, und der Abtei- digen Quäntchen interaktiver Spie- Das Briefmonopol „State of the Art“ lung Öffentlichkeitsarbeit, ist auf lerei füllt der Auftritt manche Wis- der Post soll über der Höhe der Zeit. senslücke bei den jugendlichen Sur- das Jahr 2002 Grafisch zwar noch ein wenig ferInnen. hinaus unbefristet erhalten schwerfällig, nutzt der DGB erstmals Ebenfalls Wissenslücken füllen bleiben, fordert die Deut- die Möglichkeiten des Netzes. So möchte die Site www.dgb2000.de: sche Postgewerkschaft ermöglicht eine leicht durchschau- Service, aktuelle Infos und der (DPG). Andernfalls drohe bare Navigation den schnellen Zu- direkte Kontakt zu einem Berater massiver Personalabbau sollen Besucher locken. und verschlechtere sich die Wie bei allen neuen Online- Qualität der Postversor- Auftritten wird der interaktive gung, befürchtet DPG-Vize Umgang mit dem Medium groß Michael Sommer. Der Deutsche Gewerkschafts- geschrieben: Internet-NutzerInnen bund (DGB) ist im Multimedia-Zeit- können eigene Themenvorschläge Eine freiwillige Ver- alter angekommen. Zeitgleich mit für Diskussionsforen einbringen einbarung der IG BCE dem Start der Image-Kampagne oder ihre Meinung zu aktuellen mit dem deutsch-fran- „Wer, wenn nicht wir“ hat sich politischen Themen sagen. zösischen Pharmahersteller auch sein Internet-Auftritt verän- griff auf viele Themen. Das Team Der Internet-Auftritt des DGB Aventis sieht vor, dass fran- dert. Geboten wird dort jetzt „state hat neben dem Hauptauftritt unter präsentiert auch die Imagekam- zösische und deutsche Ge- of the art“: Das neue Internet-Kon- www.dgb.de Schwerpunktsites pagne des DGB. Auf dieser Site werkschaften je zwei zept, entwickelt und umgesetzt von etabliert. So finden Schulabgänge- stehen die Plakatmotive – und der stimmberechtigte Mitglie- der Kölner Multimedia-Schmiede rInnen umfangreiche Tipps unter Kinospot, der sonst nur in Groß- der in den Aufsichtsrat des Denkwerk, dem Büro für bessere www.ausbildung.dgb.de. Locker städten zu sehen ist. • Konzerns entsenden. Aven- tis unterliegt französi- schem Recht, das keine Ar- Wolfsburger Autostadt 7000 Mark durchgesetzt. Außer- beitnehmervertretung in dem wird schrittweise die 35-Stun- Aufsichtsräten vorsieht. Erlebnispark mit Tarifvertrag den-Woche eingeführt. Gelten wird der Tarifvertrag allerdings nur für Der ÖTV-Vorsitzen- Wenn am 1. Juni die Wolfsbur- für die MitarbeiterInnen der unmit- 800 der 1400 Beschäftigten. Für de Herbert Mai hat ger Autostadt – ein Erlebnispark, telbar an das VW-Stammwerk an- die 600 ArbeitnehmerInnen des in von Bund und Län- der den Autokauf als Event zeleb- grenzenden Autostadt gilt nicht der den Park integrierten Fünf-Sterne- dern Vergabegesetze für riert – eröffnet, betritt nicht nur die IG Metall-Tarifvertrag. Hotels, die Systemgastronomie und den Nahverkehr gefordert, Volkswagen AG Neuland, sondern Für sie hat die IG Metall Mo- das Gebäudemanagement sind NGG die Qualitäts- und Sozial- auch die IG Metall: Die Autostadt natseinkommen zwischen 2250 und und IG BAU zuständig. • standards festlegen. Mit ist der erste Freizeitpark, für dessen Blick auf die Liberalisierung Beschäftigte ein eigener Tarifver- der Verkehrsmärkte sei trag gilt. DGB-Rechtsschutz GmbH auf die gute Resonanz ver- sonst zu befürchten, dass Mit dem Dienstleistungs-Tarif- weist – rund 900 Gewerkschafts- „Billiganbieter auf den vertrag für die Autostadt betrete Helpline mitglieder haben bislang vom neu- Markt drängen“, die für die IG Metall „gewerkschaftspoliti- gekappt? en Service Gebrauch gemacht – BürgerInnen notwendige schen Niemandsland“, so der Han- und die Gewerkschaften in den Strecken einsparen und Ar- noveraner Bezirksleiter Hartmut Die Telefonauskunft „Helpline“ Testkreisen sich einhellig für dessen beitnehmerInnen zu Dum- Meine. Bislang kümmere sich keine der DGB-Rechtsschutz GmbH, über Fortführung ausgesprochen haben, pinglöhnen beschäftigen. Gewerkschaft systematisch um die die seit November 1999 Gewerk- gibt es im rechtspolitischen Beirat wachsende Zahl der Erlebnisparks schaftsmitglieder in den vier DGB- des DGB Bedenken. Die darin ver- Die Tarifverhand- wie etwa den Freizeitpark Soltau in Kreisen Hamburg, Wesel, Dresden tretenen Gewerkschaften kritisieren, lungen zwischen der Lüneburger Heide oder Movie- und Augsburg einen ersten Rat in dass durch die unmittelbare Kontakt- HBV und DGB- world in Bottrop. Fragen des Arbeits- und Sozial- aufnahme mit dem Rechtsschutz Rechtsschutz GmbH sind am Diese Beschäftigten gelten we- rechts einholen können, droht im der Kontakt zur Gewerkschaft um- 5. Mai ergebnislos auf den gen ihrer hoher Fluktuation und ih- Sommer auszulaufen. gangen werde. Bestandteil des 19. Juni vertagt worden. rer oft nur geringfügigen Arbeits- Wie die Ergebnisse des ursprüng- Helpline-Konzepts ist allerdings, Die HBV fordert für die verhältnisse als schwer organisier- lich auf sechs Monate begrenzten dass Anrufer, die beim ersten Ge- rund 1000 Angestellten bar, die Einkommen sind meist Pilotprojekts bewertet werden sol- spräch nicht abschließend beraten fünf Prozent mehr Gehalt. niedrig. Auch in Wolfsburg drohte len, ist gewerkschaftsintern um- werden können, an die Gewerk- eine ähnliche Entwicklung, denn stritten. Während die Rechtsschutz schaft weitergeleitet werden. •

6 MEINUNG Schröders Aufbruch Keine andere politische Initiative hat so schlaglicht-

Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen artig die Defizite der deut- schen Einwanderungspolitik Das Tabu hat sich überlebt ins öffentliche Bewusstsein gerückt, wie die Green-Card- Eine „neue Einwanderung“ kennzeichnet die neunziger Jahre: Neben die Arbeitsmigranten und ihre Familien treten nun vorrangig Flucht- Initiative von Bundeskanzler migranten, die in der Bundesrepublik Asyl oder zumindest Schutz Gerhard Schröder. Noch suchen. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt ist mehr als überfällig. zögert der Kanzler, die von ihm selbst unfreiwillig ange- Auch wenn der Gesell- gilt für die zu vergebenden Zertifikate ebenso wie für Peter Kühne, 64, stoßene Debatte über das lehrt Soziologie am schaft gerade in denjeni- die Vermittlungsergebnisse auf dem Arbeitsmarkt. Zentrum für Weiter- gen Arbeitsmarktsegmen- Auch wenn angenommen werden muss, dass die Einwanderungsland bildung der Univer- ten die Arbeit ausgeht, die Gesamtheit Arbeit suchender Fluchtmigranten kurz- Deutschland aufzugreifen. sität Dortmund. traditionsgemäß von aus- fristig nicht vom Arbeitsmarkt absorbiert werden Doch der öffentliche Druck, ländischen Arbeitnehmern kann: Ohne die Schranke des Arbeitsgenehmigungs- wahrgenommen wird: Alle einschlägigen Untersu- rechts wären sehr viel mehr regulär beschäftigt und sich ernsthaft mit dem lange chungen stimmen überein, dass es einen Teil- sehr viel weniger in schattenwirtschaftlichen Tätig- tabuisierten Thema ausein- Arbeitsmarkt für Fluchtmigranten gibt – keiten oder in Abhängigkeit von staatlichen Transfer- ander zu setzen, wächst. und zwar keineswegs nur im Bereich der Schatten- leistungen. Diese Schranke, bei den Alt-Migran- 200 000 Einwanderer braucht wirtschaft. Bundesweit gibt es seit Jahren einen kon- ten aus den Anwerbestaaten schon fast vergessen, ➜ die Bundesrepublik jedes tinuierlichen Beschäftigungszuwachs bei den so wurde für viele Flüchtlinge zur unüber- genannten „anderweitigen Dienstleistungen“, also windlichen Hürde. Der Umstand, dass selbst die Jahr, um die mit der Überal- im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe oder Weiterbeschäftigung beim selben Unternehmen terung der eigenen Bevölke- bei der Gebäudereinigung. Im regionalen Kontext einer strengen rechtlichen Überprüfung unterliegt, rung einhergehenden Prob- lassen sich weitere Facetten eines Teilarbeitsmarktes wird auch von den Unternehmen als Schikane wahr- leme für den Arbeitsmarkt, für Fluchtmigranten ermitteln. So gibt es zum Bei- genommen. Die sehr kurz bemessenen ausländer- spiel im Saarland und in Niedersachsen „Mangelbe- rechtlichen Aufenthaltsfristen bewirken ein Übriges. das Wirtschaftswachstum rufe“ im Gesundheits- und Pflegesektor, aber auch Schließlich wirken sich die 1999 eingeführten Nega- und die Zukunft der Sozial- bei produktionsnahen Dienstleistungen, etwa bei tivlisten einiger Landesarbeitsämter aus. Besonders systeme zu lösen, mahnen Kraftfahrern, Lageristen, Gabelstaplerführern und skandalös ist eine Weisung des Bundesarbeitsminis- Bevölkerungswissenschaft- C-Schweißern, im Garten- und Landschaftsbau, in ters, Fluchtmigranten, die nach dem 15. Mai 1997 in ler. Auch der Bundespräsi- handwerklichen Berufen, in der Metall- und Elektro- die Bundesrepublik eingereist sind, ohne Prüfung industrie sowie im Baugewerbe. und unbefristet vom Arbeits- und Ausbildungsmarkt dent hat das Thema ent- Alle Untersuchungen stimmen des Weiteren auszuschließen. Noch gilt sie, auch wenn die Bun- deckt. Deutschland müsse zu überein, dass Fluchtmigranten häufig ein beträcht- desregierung sie aufheben will. einer rationalen Einwande- liches Qualifikationsniveau aufweisen. Dies Keine Arbeitserlaubnis – das heißt auch: keine rungspolitik finden, fordert gilt besonders für die jüdischen Kontingentflücht- Vermittlung durch das Arbeitsamt, kein Sprachkurs, linge aus den GUS-Staaten und für Flüchtlinge aus keine berufsvorbereitende bzw. berufsqualifizierende Johannes Rau in seiner Berli- dem Iran, in unterschiedlichem Ausmaße aber auch Maßnahme. Sieht man einmal von der Minderheit ner Rede. für die Mehrzahl der anderen Herkunftsländer. der Kontingentflüchtlinge und der Asylberechtigten Dass die Politik dabei auch Eingebrachte Qualifikationen und Mangelberufe gemäß Grundgesetz ab: Die Arbeitsverwaltung hat die Integration der hier stimmen allerdings in der Regel nicht überein. In der sich – auch aufgrund politischer Vorgaben – weitge- Mehrzahl können Fluchtmigranten deshalb im hend von den Fluchtmigranten verabschiedet. Ihr seit langem lebenden Flücht- erlernten Beruf nicht tätig werden. Dennoch steigen Potenzial für den Arbeitsmarkt bleibt un- linge nicht aus dem Blick auch Hochqualifizierte – sofern nur möglich – „ir- genutzt. verlieren darf, fordert der gendwo“ in das System der Erwerbsarbeit ein. Den Eine grundlegende Änderung der staatlichen Sozialwissenschaftler Peter damit verbundenen Statusverlust verknüpfen sie mit Handlungsweise ist aber nicht nur aus arbeitsmarkt- Kühne. Ihre Integration in der Hoffnung, über einen beruflichen Neuanfang politischen Gründen überfällig: Die Anwesenheit gesellschaftliche Anerkennung zu finden und einen einer großen Mehrheit der Flüchtlinge hat nicht den Arbeitsmarkt sei mehr (begrenzten) Wiederaufstieg zu realisieren. Das ver- einen nur vorübergehenden Charakter, sondern ist als überfällig. gleichsweise niedrige Durchschnittsalter begünstigt auf Dauer angelegt. Auch abgelehnte Asylbewerber, diese Sichtweise. Sprachkurse, berufsvorbereitende die auf Grund der politischen Situation in ihren Der Beitrag erscheint als Beratung und Bildung sowie berufliche Aus- und Herkunftsstaaten nicht ausgeliefert werden können Langfassung Ende Mai in Weiterbildung führen überall da, wo Fluchtmigran- und deshalb in der Bundesrepublik „geduldet“ wer- den „Gewerkschaftlichen ten einbezogen sind, zu hohen Erfolgsquoten. Dies den, sind Einwanderer. • Monatsheften“ (5/00).

7 einblick 10/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

10/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

EINFACHE ARBEIT: Jede vierte Stelle fällt weg

In den letzten zwanzig Jahren (1979 Erwerbstätige nach Tätigkeitsniveau (in Prozent) 30,1 bis 1998) ist die Arbeitslosigkeit von 28,4 ArbeitnehmerInnen ohne Ausbildung 1991 2010 von fünf auf 23 Prozent gestiegen, in 24,1 den neuen Bundesländern sogar auf 20,1 19,3 54 Prozent. Ohne staatliche Förderung 17,9 gering qualifizierter Arbeit dürfte sie 15,7 16,4 in den nächsten Jahren noch weiter 13,6 14,4 wachsen: Nach einer Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sinkt der Anteil von Hilfs- und einfachen Tätigkeiten bis 2010 auf 29 Prozent. 1991 lag er Hilfstätigkeit einfache qualifizierte Fachtätigkeit mit hoch qualifizierte noch bei 38 Prozent. Tätigkeit Tätigkeit Führungsaufgaben Tätigkeit . Quelle: IAB/Prognos Projektion 1999 DGB einblick / Nachdruck frei Tipp personalien

Buch: Jürgen P. Rinderspa- schaftler Jürgen P. Rinderspacher ••• Marie Bolt, 43,Abteilungslei- Bundesvorstand des DGB als Nach- cher, „Ohne Sonntage gibt für die Beibehaltung des freien terin für Unternehmensmitbestim- folger von Walter Scheurle, 47, in es nur noch Werktage“. Wochenendes, einschließlich des mung bei der Deutschen Angestell- das Kuratorium der Hans-Böckler- Die soziale und kulturelle Samstags. Seine These: Zeitwohl- ten-Gewerkschaft (DAG), ist ab Stiftung berufen worden. Bedeutung des Wochenen- stand heißt, Zeit mit anderen dem 1. August Referatsleiterin für des, Verlag J.H.W. Dietz verbringen zu können. Nicht nur Unternehmensmitbestimmung Nachf., Bonn 2000, 160 S., Familien legen Wert auf das beim DGB-Bundesvorstand. Sie 14TAGE 19,80 DM gemeinsame Wochenende, auch folgt Detlef Küller, 56, der seit Während in der Öffentlichkeit Singles. Vereinzelung und weni- September 1999 Sozialattaché an 23./24.5. Mitgliederver- hitzig über die Öffnungszeiten ger gesellschaftliches Engagement der Deutschen Botschaft in Riga ist. sammlung von GO ver.di, Berlin des Einzelhandels diskutiert wird, sind die Folgen, wenn das müh- ••• Martina Perreng, 39, 24./25.5. Bundesjugendkon- ist der Samstag fast zum norma- sam erkämpfte freie Wochenende Rechtsschutzsekretärin bei der ferenz der GdED, Erfurt len Arbeitstag geworden. 37,1 verschwindet. Anhand verschie- DGB-Rechtsschutz GmbH in Saar- 26./28.5. IG Metall, Bran- Prozent aller Beschäftigten arbei- dener Untersuchungen belegt er brücken, ist ab dem 1. Juni Refe- chenkonferenz Holz/Kunststoff, teten 1998 bereits an Samstagen, seine These mit den Lebensge- ratsleiterin für Arbeitsrechtspolitik Sprockhövel 19,5 Prozent an Sonntagen. Ten- wohnheiten der Arbeitnehmer- beim DGB-Bundesvorstand. Sie 30.5. DGB Sachsen, Fach- denz steigend. In seinem neuen Innen zwischen Freitagnachmit- folgt Michael Schoden, der seit En- tagung Arbeitsmarkt im Dialog, Buch plädiert der Sozialwissen- tag und Montagmorgen. de Februar in Altersteilzeit ist. Dresden ••• Franz Treml, 55, Mitglied des 1.6. Start der Weltaus- Geschäftsführenden Hauptvorstands stellung Expo 2000, Hannover Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: der Deutschen Postgewerkschaft 1.-4.6. Bundesjugendtref- einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian (DPG) ist vom Geschäftsführenden fen der IG BAU,Wildeck-Obersuhl Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Schlusspunkt Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Die SPD hat nicht verloren, wir haben nur abgenommen.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Franz Müntefering in der Düsseldorfer Runde am 14. Mai im WDR-Fern- sehen zum Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 05.06.2000 11/00 inhalt EXPO: Die Zukunft der Mitbestimmung ______Seite 3 ______Mittelstand macht’s vor Brüller und Reflexbeißer „Die Zukunft der Arbeit neues Prämienlohnsystem Der Streit um die gestalten“ ist das Leitmotiv löste die Akkordlöhne ab, und 50-Stunden-Woche des EXPO-Engagements der das bedeutete für manche ______Seite 5 ______Gewerkschaften. Die Zukunft weniger Geld. Verantwortlich der Mitbestimmung ist beim dafür war der Betriebsrats- Gewerkschaften Büromöbelhersteller Wilk- vorsitzende, gleichzeitig Lei- begraben Kriegsbeil hahn, EXPO-Partner des ter des Projekts „Neue Neue Organisationsabspra- DGB, längst Gegenwart. Arbeitsformen“. Ein Beispiel, chen sollen den Streit um Erweiterte Mitbestim- das zeigt, welche Interessen- die Mitglieder beenden mungsrechte des Betriebsra- konflikte durch das Co-Ma- ______Seite 7 ______tes, wie sie die Reformpläne Infos rund um den EXPO-Auftritt der nagement des Betriebsrates der Bundesregierung zum Gewerkschaften auf der neuen Homepage entstehen können. Heute ar- Spagat der www.expogewerkschaften.de. Betriebsverfassungsgesetz beiten rund 86 Prozent der Gewerkschaften (BetrVG) vorsehen, gehören MitarbeiterInnen in Gruppen. Bei den Konsensgesprächen bei der Firma im niedersächsischen am Unternehmen beteiligt. Mittler- Auf Gruppenarbeit setzt auch die über die Zukunft der Atom- Bad Münder zur Unternehmens- weile sind rund 30 Prozent des Un- niedersächsische Schuhfabrik Lloyd, energie haben die Gewerk- philosophie. Die Maxime der Ge- ternehmens in Arbeitnehmerhand. ein weiterer EXPO-Partner der schaften ihre Chancen nicht schäftsführung: „Konfrontation ist Die Beteiligung der Belegschaft Gewerkschaften. Lloyds „Fabrik genutzt, einen schnellen Ressourcenverschwendung“. ist nicht nur materiell. Der Betriebs- der Zukunft“ hat Modellcharakter: Das Beispiel Wilkhahn zeigt, rat übernimmt seit langem Co- Eine neue Fabrik, eine neue Arbeits- Ausstieg durchzusetzen, wie sich Beteiligungsmodelle, neue Management-Funktionen, sitzt im organisation; nicht „von oben“, sagt Eberhard Schmidt. Das Arbeitsformen, betriebliche Gesund- Verwaltungsrat, ist an der Personal- sondern gemeinsam mit Beschäf- Gesamtkonzept ist wichtiger heitsförderung, Ökologie und inno- planung beteiligt. Als das Unter- tigten, Betriebsrat und Gewerk- als der schnelle Ausstieg, vative Produktentwicklung mit den nehmen in den 90ern in einer Krise schaft geplant. hält Branko Rakizija gegen. Anforderungen des Marktes zu steckte, wurde die radikale Restruk- „Auch in Zeiten der Globalisie- einer zukunftsfähigen Synthese ver- turierung von Geschäftsleitung und rung können Unternehmen mit binden. Der Hersteller von Büro- Betriebsrat gemeinsam getragen. Visionen und klaren Zielen vom stühlen konnte 1999 den Umsatz Es gab nicht eine betriebsbedingte Standort Deutschland aus interna- um 15 Millionen auf 170 Millionen Kündigung. tional erfolgreich sein und dauer- Mark steigern. Seit 1971 sind die Eine Maßnahme war die Ein- haft Arbeitsplätze sichern“, schreibt Der Surf-Tipp Beschäftigten als „stille Teilhaber“ führung der Gruppenarbeit, ein die Lloyd-Firmenzeitung. Während fürs Internet die deutsche Schuhindustrie ein www.erwerbslos.de dramatisches Betriebssterben er- Die Site des Fördervereins plusminusBERLIN lebte, steigerte Lloyd die Produkti- gewerkschaftlicher on von einer Million Paar Schuhe Arbeitslosengruppen, Jürgen Meyer (SPD) Dieter Wiefelspütz, 1986 auf 1,5 Millionen 1999. mit Ideenbörse, Adressen- + fordert, dass in die - innenpolitischer Spre- „Innovative Unternehmen brau- datenbank und Bookshop Grundrechts-Charta der EU cher der SPD-Fraktion, ist chen Kreativität und Eigenintiative für Broschüren soziale Grundrechte, wie ein dagegen, dass die Regierung der Beschäftigten. Die gedeihen „Recht auf Arbeit“ und ein in dieser Legislaturperiode ein nur in einem Klima wechselseitiger Im Faxabruf „Gleichstellungsgebot“, auf- Einwanderungsgesetz vorlegt. Anerkennung und weitgehender 0211 / 43 01 671 genommen werden. Die Über- Es stehe „nicht auf der Tages- Mitbestimmung“, ist DGB-Vize Für ein Bündnis, das tragung von Kompetenzen ordnung“. Erst müsse die Ursula Engelen-Kefer überzeugt. seinen Namen verdient auf die EU dürfe „nicht dazu Regierung mit der Green-Card- Sie hofft, dass von den EXPO- Anforderungen von führen, dass die Menschen Initiative „den ersten vor Projekten Impulse ausgehen – Gewerkschaften und Nicht- weniger Rechte haben“. dem fünften Schritt tun“. auch hinsichtlich der Reform der regierungsorganisationen an ein „Bündnis für Betriebsverfassung. • Demokratie und Toleranz“

einblick 11/00 11/00 POLITIK AKTUELL

Betriebliche Gleichstellung Wehrpflicht durch Wegfall der Kosten für den Zivildienst 50 000 Mark an öffentli- Frauenfreundlichkeit belohnen Statt Zivis 90 000 chen Mitteln zur Verfügung. • neue Stellen Betriebe sollten nur dann öf- positiver Beispiele betrieblicher EU-Osterweiterung fentliche Aufträge bekommen oder Gleichstellungspolitik habe die pri- Durch den Wegfall des Zivil- staatliche Subventionen erhalten, vate Wirtschaft den Gleichheitsan- dienstes könnten in Deutschland Zuzug wenn sie über ein Konzept zur be- spruch des Grundgesetzes insge- kostenneutral rund 90 000 reguläre verkraftbar trieblichen Gleichstellung verfügen. samt „nicht wirklich angenommen Arbeitsplätze entstehen. Damit Das hat DGB-Vize Ursula Engelen- und positiv umgesetzt“. Statt auf rechnet Peter Tobiassen von der Die geplante Osterweiterung Kefer gefordert. Trotz zahlreicher Freiwilligkeit zu setzen, fordert Bremer „Zentralstelle für Recht und der EU wird den deutschen Arbeits- Engelen-Kefer neben einem Gleich- Schutz der Kriegsdienstverweigerer markt nicht belasten. Zu diesem Er-

geplant●●● stellungsgesetz „ein ganzes Strate- aus Gewissensgründen“ in einem gebnis kommt eine Studie des ➜beschlossen giebündel“. Unternehmen, die schon Gastkommentar in der Financial Deutschen Instituts für Wirtschafts- heute den Grundsatz der Chancen- Times Deutschland. Grundlage der forschung (DIW). Zwar dürften Die nächste Klausursitzung gleichheit beachten, hätten zu- Berechnung seien Erfahrungswerte, nach dem EU-Beitritt zunächst rund des DGB-Bundesvorstands dem einen „Wettbewerbsvorteil „dass die Arbeitsleistung eines 220 000 Menschen pro Jahr nach soll im Januar 2001 in der verdient“. • Zivildienstleistenden etwa zwei Deutschland kommen, aber nur je- DGB-Bundesschule Hattin- Im Internet Drittel der eines vergleichbaren der dritte Zuwanderer werde eine gen stattfinden, die Klausur www.einblick.dgb.de Mitarbeiters vom freien Arbeits- Beschäftigung aufnehmen. Dem 2002 in der IG BCE-Schule in Im Faxabruf markt“ entspreche. zusätzlichen Arbeitskräfteangebot Kagel bei Berlin. Das hat der 0211/ 43 01 679 Eine Umwandlung der derzeit von jährlich 80 000 Menschen ste- Geschäftsführende Bundes- DGB-Eckpunkte für ein 138 000 Zivildienststellen rechne he ein nicht gedeckter Bedarf an vorstand des DGB (GBV) Gleichstellungsgesetz für sich zudem auch volkswirtschaftlich: 200 000 qualifizierten Arbeitskräf- beschlossen. die private Wirtschaft Pro zivilen Arbeitsplatz stünden ten gegenüber. •

Ohne Ergebnis ist die zweite Runde der Tarifverhandlungen wiewardiewoche ? zwischen Gesamtbetriebsrat (GBR) und GBV am 25. Mai Seit Mitte März treffen sich Fast 100 von ihnen sind am 17. März zu einer ersten geblieben. Der GBR fordert jeden Freitag rund 40 freibe- Informationsveranstaltung ins Kölner DGB-Haus rufliche LehrerInnen im Kölner 6 Prozent. Der GBV hat bis- DGB-Haus. Die selbstständigen gekommen. Das war der Anfang der Protestbe- her kein Angebot vorgelegt, LehrerInen sollen wegen einer wegung. Seither kommen jeden Freitag gut 40 frei- strebt aber eine Laufzeit bis 80 Jahre alten, lange in Verges- berufliche LehrerInnen ins DGB-Haus, um ihre Ende 2001 an. Die Verhand- senheit geratenen Regelung Protestaktionen vorzubereiten. Wir stellen unsere lungen sollen am 29. Juni im Sozialgesetzbuch bis zu Räume zur Verfügung, unterstützen sie mit unserer 50 000 Mark an Rentenbeiträ- fortgesetzt werden. gen nachzahlen. Hildegard Bürologistik und bei der Öffentlichkeitsarbeit. Dass Merten, 50, Geschäftsführe- überhaupt so viele Selbstständige Hilfe von der GBR und GBV haben zwei rin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Gewerkschaft erwarten, ist für die GEW ein Erfolg. Vereinbarungen zur Alters- (GEW) in Köln, unterstützt den Widerstand. Auch in der GEW werden Freiberufler von einem Teil teilzeit und zum Vorruhe- der Mitglieder nicht ohne weiteres akzeptiert. Aber stand abgeschlossen. Da- Bundesweit gibt es mehrere zehntausend freiberuf- in Köln haben wir diese Frage nie gestellt, weil wir nach können rückwirkend liche LehrerInnen. Sie arbeiten an Schulen, in Volks- die freiberuflichen LehrerInnen genauso brauchen, ab dem 1. Februar auch Teil- hochschulen, aber auch als Sprachtrainer für Indus- wie sie uns brauchen. zeitbeschäftigte Altersteil- trieunternehmen. Mit Monatseinkommen zwischen Die Aussicht, ihnen am Ende als Gewerkschaft auch zeit in Anspruch nehmen. 2000 und 3000 Mark gehören die meisten nicht zu wirklich helfen zu können, ist übrigens gar nicht so Beschäftigte, die minde- den Spitzenverdienern. Die Bundesversicherungsan- schlecht: Zwar lässt sich rechtlich an der Versiche- stens 57 Jahre und vier stalt für Angestellte (BfA) fordert von ihnen Renten- rungspflicht nicht rütteln, aber der Protest beginnt Monate alt sind, erhalten beiträge von 30 000 bis 50 000 Mark für die nicht zu wirken. Die BfA prüft zurzeit, ob in Härtefällen zudem eine Abfindung, wenn verjährten letzten vier Jahre nach. Eine Forderung, teilweise auf die Nachzahlung verzichtet werden ihr Arbeitsverhältnis aus be- die für die meisten freiberuflichen LehrerInnen den kann. Zudem soll die private Vorsorge mit berück- trieblichen Gründen endet. finanziellen Ruin bedeutet. Zudem war die Versiche- sichtigt werden. Das wäre aber nur ein erster Schritt: Berechnungsgrundlage sind rungspflicht bislang überhaupt nicht bekannt – Wenn wir den freiberuflichen LehrerInnen wirklich 90 Prozent des Nettogehalts selbst viele MitarbeiterInnen der BfA kannten sie helfen wollen, brauchen wir eine Regelung, an der bis zum frühestmöglichen nicht. Die meisten selbstständigen LehrerInnen leis- sich wie bei der Künstlersozialversicherung auch die Beginn einer Altersrente. ten deshalb privat Vorsorge. Auftraggeber an den Kosten beteiligen.

2 Der Stein des POLITIK AKTUELL Anstoßes „Wir brauchen flexible Rege- Streit um die 50-Stunden-Woche lungen. Vielleicht müssen wir auch mal eine 50-Stun- Brüller und Reflexbeißer den-Woche zulassen.“ Die Zahl war gut gewählt: 50 ist eine runde Sache. Auch die akute DGB-Vorsitzender➜ Dieter Aufregung dauerte nicht mehr als 50 Stunden, bis Stärken und Schulte am 22. Mai in einem Schwächen der gewerkschaftlichen Zukunftsdebatte offen zu Tage Interview der Bild-Zeitung lagen. New Economy oder Frühkapitalismus, alte Brüller oder neues Denken – die Gewerkschaften tun sich schwer, auf gezielte auf die Frage, warum Regelverletzungen intelligent zu reagieren. Gewerkschaften im Internet- und Medienbereich als Es ist ein Montag. Jeder/jede ten will, muss sie zur Kenntnis neh- Dinosaurier gelten. ordentliche Gewerkschaftsfunktio- men. Die 50-Stunden-Woche gibt

närIn hat eine mehr als 50-Stun- es, nicht nur in der IT-Branche. Man Foto: Jürgen Seidel den-Woche hinter sich, hat am kann ob dieses Tatbestandes kla- Für den DGB-Vorsitzenden Zwei Welten Dieter Schulte ist der Wochenende gearbeitet und eine gen und anklagen oder ihn zum Nicht immer, aber immer Wechsel zwischen Phasen mindestens 50-Stunden-Woche vor Gegenstand von Verhandlungen mit längerer Arbeitszeit öfter tritt zwischen der sich. „Vielleicht müssen wir auch machen und z. B., wie in Frankreich, und vorübergehendem Gewerkschaftswelt und dem mal eine 50-Stunden-Woche zulas- für die Betroffenen Jahresarbeits- Berufsausstieg kein Tabu. sen, wenn das nötig ist“,sagt DGB- tage festschreiben. Rest der Welt ein markanter Vorsitzender Dieter Schulte in der „DGB-Chef Dieter Schulte hat wehe, aus dem Grundsatz wird ein Unterschied hervor. Promi- Bild-Zeitung. Im Rückblick und an einfach Recht. Wenn die Gewerk- Bild-Zeitungs-Satz. nente Gewerkschafter wie Festtagen, etwa kürzlich anlässlich schaften in aufstrebenden Wirt- Für die einen läuft die Neue der IG Metall-Vorsitzende seines 60. Geburtstages, erntet schaftszweigen wie etwa der Soft- Ökonomie auf den alten Frühkapi- Schulte viel Lob für seine Anstöße. ware-Industrie Fuß fassen wollen, talismus hinaus, für andere auf eine Klaus Zwickel (Stichwort Im jeweiligen Augenblick und an kann ihnen das nicht mit Tarifmo- heile Welt ohne Brüller und Beißer. Bündnis für Arbeit) oder den Werktagen hagelt es Kritik per dellen aus der Welt der Industrie In einer Beschreibung des so ge- der DGB-Vorsitzende Dieter Telefon, Pressemeldung, Interview gelingen“, urteilt ein Redakteur. nannten Cluetrain-Manifestes – 95 Schulte werden organisati- und E-Mail. Aus dessen Zentralredaktion wie- Thesen zur Neuordnung der Märkte „Hochachtungsvoll, aber sehr derum ist zu vernehmen, dass durch das Internet – schwärmt onsintern für gewerkschafts- enttäuscht“ und „mit maßlos ver- dieses Urteil verlagsintern auf Miss- das Wirtschaftsmagazin brand eins: politische Meinungsäußerun- ärgerten Grüßen“ wird „Dumm- billigung stößt. „Der Brüller ist nichts ohne den gen massiv abgestraft. schwätzerei an der Gewerkschafts- In gewerkschaftlichen Diskussi- Angebrüllten. Das nennt man Hie- Gleichzeitig bekommen sie spitze“ beklagt oder – unter drei- onspapieren stehen ausführliche rarchie. Im Internet gibt es keine fachem Pfui – moniert: „Und dann Begründungen für Schultes Viel- Hierarchie. In der Neuen Wirtschaft für eben diese Positionen in kommt so ein Weichei und kuscht leicht-Satz, z. B. in dem Bestseller gibt es manchmal Hierarchien, aber der Öffentlichkeit parteiüber- vor der Yuppiebranche.“ der DGB-Grundsatzabteilung „Zu- oft nur da, wo sie sinnvoll sind, und greifenden, nachhaltigen „Eine lebendige Öffentlichkeit, kunft der Arbeit – Zukunft der dann meist frei gewählt. Das ist Beifall. Schultes 50 Stunden könnte man erfreut feststellen“, Gesellschaft“. Der Achtstundentag kein Terrain für den Brüller. Der hat kommentiert z. B. der kommentiert DGB-Sprecher Bern- verliere mit der Ausrichtung der Geheimnisse, Herrschaftswissen. hard Schulz, „gliche das Reaktions- Produktion auf kunden- und auf- Damit ist es aus in der Wissensge- Bonner Generalanzeiger: verhalten nicht so oft dem miss- tragsorientierte Angebote seine sellschaft. Der Brüller braucht Wett- „So ist das mit unkonven- trauischer pawlowscher Hunde.“ Rolle als Taktgeber für den Rhyth- bewerb, die Jagd nach dem, was er tionellen, aber richtigen „Reflexbeißer“ wählte die mus der Gesellschaft. Die kollektive schon hat. Damit ist es vorbei in der Vorschlägen: Der Beifall Hannoversche Allgemeine als Kom- Zeitordnung der alten Industrie- Welt der tausend Möglichkeiten. mentartitel. Demselben DGB-Vor- gesellschaft löse sich auf, Flexibili- Der Brüller verliert, wenn er nicht kommt oft von der ver- sitzenden, der noch vor wenigen sierung und Differenzierung seien jeden Tag siegt. Aber in komplexen meintlich falschen Seite.“ Jahren die 25-Stunden-Woche in notwendig und sinnvoll. „Die Diffe- Strukturen gibt es keine Sieger und die Debatte geworfen hat, unter- renzierung zwischen verschiede- Verlierer, nur noch komplexe Struk- Klagen oder stellen die Reflexbeißer auf Arbeit- nen Arbeitnehmergruppen sollte in turen. Und die sind gut für alle. nehmer- wie auf Arbeitgeberseite arbeitszeitpolitischen Regelungen Oder nicht. Und jetzt?“ verhandeln? eilig, er ziele auf deren Verdopp- der Zukunft einen legitimen Platz Und jetzt? Vielleicht ist das die Die 50-Stunden-Woche gibt lung als Regelarbeitszeit. So erspart bekommen und auch tariflich gere- eigentliche Botschaft des Vielleicht- es – daran besteht kein man sich das Nachdenken. Aber gelt werden“, schreibt der Abtei- Satzes:Wir sollten die Ordnung der Zweifel. Wer seine Meinung Schulte will die Köpfe erregen, lungsleiter Erster Vorsitzender der Neuen Wirtschaft nicht jenen über- dazu öffentlich sagen will, nicht die Gemüter. Seine Maxime IG Metall im April in den Gewerk- lassen, die schon die alte vermurkst lautet: Wer die Wirklichkeit gestal- schaftlichen Monatsheften. Aber haben. • schreibt im „Forum“ unter: www.dgb2000.de

3 einblick 11/00 11/00 PROJEKTE UND PARTNER

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Orga- tung“ erläutert punkt des „WSI-Tarifhandbuchs ••• Die DGB-Jugend Berlin- nisiert wird die Aktion vom „Bünd- die DGB-Vor- 2000“. Das Wirtschafts- und Sozial- Brandenburg hat mit der Berli- nis gegen Ausbildungsplatzmangel schläge für eine Gesetzesnovelle. wissenschaftliche Institut in der ner Band DERYA die Hilfsaktion und Jugendarbeitslosigkeit“, das Im Anhang macht die DGB-Jugend Hans-Böckler-Stiftung (WSI) stellt „Gemeinsam feiern – ge- auch von der GEW Hessen mit- Mut zu eigenen Aktionen. • die Tarifabschlüsse 1999/2000 vor meinsam helfen“ gestartet. Die getragen wird. Mehr Infos: Jürgen DGB-Bundesvorstand, Jugend und liefert Antworten auf Fragen zur Initiative unterstützt eine Schule Planert,Tel. 0 61 51 / 339 550 Fax: 030 / 240 60 409

4 GEWERKSCHAFTEN Vorschusslorbeeren Organisationsabgrenzung im DGB In den Gewerkschaften sind Kriegsbeil soll begraben werden die Grundsätze zur Organisa- tionsabgrenzung auf großes Am 6. Juni will der DGB-Bundesvorstand „Grundsätze zur Organisationsabgrenzung“ beschließen.Grundlage Lob, aber auch auf partielle soll ein bereits im Mai beratenes Positionspapier sein, das die 2-plus-2-plus-2-Arbeitsgruppe von DGB, Industrie- gewerkschaften (IG Metall, IG BCE) und ver.di (DPG, DAG) ausgehandelt hat. Die Grundsätze sind der bislang Kritik➜ gestoßen. ernsthafteste Versuch, den seit Jahren schwelenden Dauerkonflikt zwischen den Gewerkschaften zu beenden. Der DGB-Bundesvorstand, in dem auch die Gewerkschafts- Kern der bisher nur den Vor- turen mehrere Gewerkschaften zu- Aufgabe für die besonders umstrit- vorsitzenden vertreten sind, ständen der Gewerkschaften vorlie- ständig sind, sollen aber nicht tenen IT-Branche die IG Metall und hat sie als „gute Basis für genden Grundsätze ist der Abbau einseitig einer Gewerkschaft zuge- für den Telekommunikations-Sektor von Doppelzuständigkeiten für ein- schlagen werden. Vielmehr sollen ver.di übernehmen. eine abschließende Beschluss- zelne Betriebe und Branchen. An- in den Wirtschaftszweigen, in Nach den Grundsätzen beinhal- fassung im Juni“ bezeichnet. statt wie bisher Betriebe parallel denen mehrere Gewerkschaften tet die Federführung insbesondere Kritik gab es vor allem von von zwei oder drei konkurrierenden „ganz oder teilweise organisations- „die Koordinierung der notwendi- DAG und HBV. Sie fürchten, Gewerkschaften zu betreuen, soll und tarifzuständig“ sind, Bran- gen Aktivitäten für eine abge- wieder der Grundsatz „Ein Betrieb – chenarbeitskreise gebildet werden. stimmte Organisations- und Tarif- dass die Federführung in eine Gewerkschaft“ gelten. Federführend soll hier die jeweils politik, die Bildung von Tarifge- einer Branche als „Alleinzu- Branchen, in denen als Folge tarifmächtigste Gewerkschaft sein. meinschaften und die Organisation ständigkeit“ ausgelegt wird. von Outsourcing oder historisch Nach den Vorschlägen der 2-plus- der Arbeit des jeweiligen Branchen- „Wenn die IG Metall einen gewachsener Gewerkschaftsstruk- 2-plus-2-Arbeitsgruppe soll diese arbeitskreises“. • alleinigen Führungsanspruch anstrebt, wird der Kompro- ?...nachgefragt miss scheitern“, warnt

Die Integration der DAG in den HBV-Vorstand Rüdiger DGB bietet die Chance, den seit Timmermann. Die Gewerkschaften haben gar keine andere Chan- Jahren schwelenden Streit der ce, als die Konkurrenz zu beenden, wenn sie nicht in Gewerkschaften um die Mit- Der NGG-Vorsitzende Franz- die politische Bedeutungslosigkeit absinken wollen. glieder in den Zukunftsbran- Josef Möllenberg dringt da- Aber Mitglieder können nicht wie Aktienpakete hin- chen zu beenden. „Reichen die zwischen den Industriegewerk- gegen auf eine „verbindliche und hergeschoben werden – auch darauf werden schaften und der Dienstleis- Einhaltung der Grundsätze“ wir Rücksicht nehmen müssen. Für die DAG sind tungsgewerkschaft erzielten und meint damit ausdrück- zwei Gesichtspunkte besonders wichtig: Vereinbarungen, um die Foto:Vario Press Zum einen macht es durchaus Sinn, dass die Ge- Konkurrenz zu überwinden?“ hat einblick den lich auch die ver.di-Gewerk- DAG-Vorsitzenden Roland Issen gefragt. werkschaften ihr Handeln in Branchen, in denen es schaften. Wenn sie versu- keine eindeutige Zuständigkeit gibt, koordinieren. listische Perspektive, auch über die ver.di-Gründung chen sollten, „sich hier eine Diese Aufgabe kann einer einzelnen Gewerkschaft hinaus politisch aktiv sein zu können. Dazu sind Ab- Hintertür offen zu halten, übertragen werden, wenn das nicht mit alleiniger sprachen für die Betriebsratswahlen 2002 und die organisations- und tarifpolitischer Zuständigkeit Aufsichtsratswahlen 2003 notwendig. Drittens muss werden wir uns das nicht gleichgesetzt wird. Gemeint ist nicht Zuständigkeit die Möglichkeit bestehen, dass wir Mitglieder nicht gefallen lassen“. Dietmar für eine ganze Branche, auch nicht für jeden Betrieb generell abweisen müssen, nur weil sie zum Beispiel Hexel, Organisationsleiter oder die gesamte Tarifpolitik, sondern es geht um nicht Mitglied der IG Metall werden wollen. Allerdings der IG Metall, hält den die „Koordination der gewerkschaftlichen Aktivi- wollen und werden wir keine Werbekampagnen in täten“. Es geht um Absprachen, die helfen, Doppel- den Organisationsbereichen anderer Gewerkschaf- Begriff Federführung hinge- arbeit zu vermeiden, und unsere Kräfte auf die zu ten durchführen. Und schließlich müssen die Fach- gen für „unproblematisch“. konzentrieren, die keiner Gewerkschaft angehören. bereiche von ver.di als organisationspolitische Felder Die IG Metall wisse, dass Im Übrigen ist der Begriff „Federführung“ durch ihre Entsprechung in der Satzung finden. „auch DPG, HBV und DAG die vorzeitige Veröffentlichung der Ergebnisse der Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir die gesamte 2-plus-2-plus-2-Arbeitsgruppe verbrannt. „Start-Ziel-Phase“ von ver.di vom Gründungskon- für die Telekommunikation Zum anderen streben wir eine echte Integration der gress im März 2001 bis zum 2. ordentlichen Ge- zuständig sind“. Wichtiger DAG in den DGB an. Dabei sind vier Ziele vorrangig: werkschaftstag 2006/ 2007 nutzen, um die Ernst- sei eine andere Frage: „Wie Erstens muss der tarifpolitische Schutz der bisheri- haftigkeit der Koordination zu prüfen. Starten können wir die praktische gen DAG-Mitglieder auf Dauer sichergestellt wer- werden wir mit einer Bestandsaufnahme, in der Kooperation beginnen?“ den. Zweitens brauchen unsere Mitglieder, die sich wir die Mächtigkeit aller Gewerkschaften in den in Betriebs- und Aufsichtsräten engagieren, eine rea- sensiblen Branchen ermitteln.

5 einblick 11/00 11/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Mitgliederservice

Die GdP hat vor einem ver.di bleibt vorerst im DGB-Rechtsschutz Verstoß gegen die im Grundgesetz festge- Die künftige Dienstleistungsge- ihren Rechtsschutz eigenständig 1999 traf dies auf 68 von 10 379 schriebene Trennung poli- werkschaft ver.di will den Rechts- organisiert und hierfür knapp 100 Verfahren zu. Auch die IG Metall zeilicher und militärischer schutz für ihre Mitglieder überwie- MitarbeiterInnen beschäftigt, über- überträgt arbeits- und sozialrecht- Aufgaben gewarnt. Über- gend der DGB-Rechtsschutz GmbH trägt die ÖTV sämtliche Sozial- liche Verfahren grundsätzlich dem legungen der Parteien, die übertragen. Der „gewerkschafts- rechtsfälle sowie rund 70 Prozent DGB-Rechtsschutz. Nur Verfahren, Bundeswehr bei der Ver- und rechtspolitisch relevante“ Teil der arbeitsrechtlichen Fälle der die dort nicht betreut werden kön- brechensbekämpfung soll dagegen von „ver.di-eigenen 1. Instanz der DGB-Rechtsschutz nen, wie vor den Finanzgerichten, einzusetzen, zeugten von Rechtsschutzsekretärinnen“ geleis- GmbH. Eine unterschiedliche Praxis werden selbst übernommen. einem „erstaunlich unbe- tet werden. Das hat die Mitglieder- gibt es auch bei den kleineren 2002 will ver.di erneut prüfen, kümmerten Umgang mit versammlung von GO ver.di am ver.di-Gewerkschaften: In der DPG ob es bei der Arbeitsteilung bleibt dem Grundgesetz“, so der 23./24. Mai vorgeschlagen. wurden im vergangenen Jahr 3129 oder der Rechtsschutz in eigene Re- GdP-Vorsitzende Norbert Hintergrund ist die unterschied- von 6332 neuen Verfahren dem gie übernommen wird. Dann läuft Spinrath. liche Praxis innerhalb der ver.di- DGB-Rechtsschutz übertragen. Bei der derzeitige Vertrag zwischen den Gewerkschaften:Während die DAG den IG Medien trifft dies auf Gewerkschaften und der DGB- Die NGG fordert die nahezu den gesamten klassischen Rechtsschutz GmbH aus. • Streichung der ge- Arbeits- und Sozialrechtsschutz zu, setzlichen Regelung Metaller und Bauarbeiter Verfahren für freiberufliche Jour- klagen am meisten Seit dem für befristete Arbeitsver- nalistInnen werden dagegen über- 16. Mai heißt träge. Die Befristung sei Inanspruchnahme des DGB-Rechts- wiegend Anwälten übertragen. Und die Gewerk- von den Arbeitgebern schutzes durch die Gewerkschaften die HBV überweist alle Fälle an den schaft der lediglich dazu missbraucht und Anteil an den DGB-Mitgliedern DGB-Rechtsschutz. Eisenbahner 199 (in Prozent) worden, die Zahl der zeit- Auch außerhalb von ver.di gibt Deutsch- lands (GdED) IG Metall 29,12 lich begrenzten Arbeitsver- 33,62 es eine vergleichbare Arbeitstei- offiziell „TRANSNET Gewerkschaft hältnisse zu Ungunsten der 28,17 lung: So beraten in der NGG zwar GdED“. Der neue Name soll die IG BAU unbefristeten zu erhöhen. 7,28 160 MitarbeiterInnen die Mitglie- Gewinnung von Mitgliedern 11,77 der bei rechtlichen Auseinanderset- außerhalb des Bahnbereichs ÖTV erleichtern. Zeitgleich hat sich die Die ÖTV in Baden- 18,99 zungen, aber nur in Fällen von 9,24 Gewerkschaft auch ein neues Logo HBV Württemberg hat 5,69 grundsätzlicher Bedeutung über- und eine neue Internet-Anschrift sich gegen die Nut- 6,06 nimmt die NGG selbst die Verfahren. zugelegt: www.transnet.gded.de NGG zung ziviler Krankenhäuser 3,35 4,28 durch die Bundeswehr aus- IG BCE 11,48 gesprochen. Durch eine ver.di-Gründung 3,58 Kooperation solle der GHK1) 1,65 Anteil der Sanitätsdienst der Bundes- 2,59 Rechts- Nachsitzen vor der Sommerpause DPG wehr für „weltweite 5,68 schutzfälle 2,56 Kriegseinsätze“ tauglich IG Medien Anteil der Die Dienstleistungsgewerk- BAU; TRANSNET Gewerkschaft gemacht werden, so die 2,22 DGB-Mit- schaft ver.di soll ihren Sitz in Berlin GdED; GEW). In Hamburg, bislang 1,70 GdED2) glieder Befürchtung der Gewerk- 4,20 haben. Neben dem Vorstand sollen Sitz der DAG, verbleibt nur die NGG schafterInnen. 0,85 dort auch die 13 Fachbereiche an- und in Düsseldorf, bislang Sitz von GEW 3,40 gesiedelt werden. Mit diesem Vor- DGB und HBV sowie der früheren 0,07 Die aktuelle Ausgabe GdP schlag hat sich die Mitgliederver- Gewerkschaften GTB und GHK, nur des NGG-Jugendma- 2,37 sammlung von GO ver.di sowohl die GdP (Hilden). Stuttgart, bislang 1) seit dem 01.01.2000 Teil der IG Metall gazins youNGGsta ist 2) seit Mai 2000 neuer Name: TRANSNET gegen den Standort Frankfurt/M. Sitz von ÖTV und IG Medien, geht auf Veranlassung des Gewerkschaft GdED als auch gegen ein dezentrales leer aus. Quellen: DGB-Rechtsschutz GmbH DGB einblick / Nachdruck frei Vorstands eingestampft Modell entschieden, bei dem der Keine Einigung gibt es dagegen 60 Prozent der Verfahren, die worden. Das Titelbild sei Sitz der Fachbereiche auf mehrere bei der strittigen Zahl der Bezirke in die DGB-Rechtsschutz GmbH im „sexistisch“. Dort sind zwei vergangenen Jahr übernommen Städte verteilt worden wäre. Thüringen, Berlin-Brandenburg, nur mit dem Emblem der hat, kamen von der IG Metall und Wenn der Gründungskongress Nordrhein-Westfalen, Baden-Würt- „Jungen NGG“ bedeckte der IG BAU. In 26 Prozent der Fälle von ver.di im März 2001 der Emp- temberg und Bayern. Ob eine Frauenbrüste zu sehen waren Mitglieder der vier DGB- fehlung folgt, gibt es in Zukunft Klärung bis zur zusätzlichen Mit- Gewerkschaften betroffen, die im und der Spruch „Zwei gute März 2001 gemeinsam mit der drei Gewerkschaftszentren: Berlin gliederversammlung von GO ver.di Gründe für Junge NGG“. DAG die Dienstleistungsgewerk- (DGB; ver.di), Hannover (IG BCE) am 25./26. Juni möglich ist, lässt schaft bilden wollen. und Frankfurt/M. (IG Metall; IG sich noch nicht absehen. •

6 Ausstiegs- MEINUNG bekenntnisse

Der Ausstieg aus der Atom-

Ausstieg aus der Atomenergie energie gehört zu den am heftigsten diskutierten Der Spagat der Gewerkschaften Zielen früherer Gewerk- schaftstage. Mit Ausnahme Bis zum Sommer will die Bundesregierung die Verhandlungen über den Ausstieg aus der Atomenergie beenden. Haben die Gewerkschaften ihre Möglichkeiten genutzt, der IG BCE bekennen sich um bei den Konsensgesprächen auf einen schnellen Ausstieg zu drängen? alle Gewerkschaften zu einem raschen Ausstieg. In der Debatte um den Ausstieg aus der Atom- würde die dezentrale Nachfrage energie ist die Stimme der Gewerkschaften zur Zeit nach Leistungen lokaler Hand- „Die Gewerkschaften halten nur schwach vernehmbar. Die vorrangig betroffenen werksbetriebe sowie nach unter- aus wirtschaftlichen, sozia- Organisationen, IG BCE und ÖTV, haben sich hinter nehmensnahen Dienstleistungen len und ökologischen Grün- den Vorhang der „Konsensgespräche“ zurückgezo- bei der Energieberatung steigern. Eberhard den an einer Energiepolitik gen, und auch die IG Metall hält sich weitgehend Auch die Gewerkschaften Schmidt, 60, ist Vorsitzender fest, die es ermöglicht, so bedeckt. Dabei ist die Beschlusslage eindeutig: Der wissen: Die Atomtechnologie ist des Umweltaus- DGB und die überwiegende Mehrheit der Gewerk- eine der kapitalintensivsten Bran- schusses des rasch wie möglich auf den schaften sind für den Ausstieg. Auch die ÖTV chen schlechthin. Die Arbeitsplatz- DGB-Landes- Einsatz der Kernenergie zu sieht in ihren „Eckpunkten zu den Energiekonsens- intensität der erneuerbaren Ener- bezirks Nieder- sachen/Bremen. verzichten. Um diesen Ver- gesprächen“ einen „politisch geordneten Auslauf- gien beträgt das Fünfzehnfache Er lehrt Politik- zicht sozialverträglich durch- prozess der Kernkraftwerke“ als unabweisbar an. In der nuklearen: Der Abbau der wissenschaft an ➜ der Praxis sucht man aber vergeblich nach einer pro- Arbeitsplätze im Nuklearbereich der Universität zuführen, muss eine Neube- aktiven Politik der Gewerkschaften, die ihren Einfluss wird sich zudem jahrzehntelang Oldenburg. wertung der gesamten Ener- in die Waagschale werfen könnten, um dem unaus- hinziehen und kann kompensiert werden. Dabei giepolitik erfolgen. Dabei weichlichen Ausstieg eine sozial- und umwelt- sollte vor allem auf die Rückstellungen der Kern- verträgliche Richtung zu geben. Stattdessen regiert kraftwerksbetreiber zurückgegriffen werden, um müssen alle wirtschaftli- lähmendes Abwarten die Stunde, wo ein entschlos- an den bisherigen AKW-Standorten Investitionen chen, sozialen, ökologischen, senes Auftreten mehr brächte. in regenerative Energien zu unterstützen und für technologischen und gesell- Denn eines ist sicher: Der Ausstieg aus der Atom- die vom Ausstieg betroffenen ArbeitnehmerInnen schaftspolitischen Folgen wirtschaft als Einstieg in eine nachhaltigere Energie- Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. einer solchen Entscheidung politik wird erhebliche Innovationsimpulse für den Die Gewerkschaften hätten die Chance, die Aufbau eines zukunftsfähigen Energiesystems aus- Interessen ihrer Mitglieder beim Ausstieg aus der genau geprüft werden.“ lösen – mit positiven Beschäftigungsfolgen. Techno- Atomenergie aktiv zu vertreten. Sie müssten öffent- (Grundsatzprogramm des logien mit international großen Wachstumspoten- lich vernehmbar intervenieren, statt sich der Verzö- DGB von 1996) zialen würden gefördert, die Erschließung von Eins- gerungstaktik der Energiekonzerne anzuschließen, parpotenzialen und regenerativen Energiequellen die nichts als eine billige Profitquelle verteidigen. • „Auf die Kernenergie ist so rasch wie möglich zu verzich- ten, wenn durch Energie- Die ÖTV tritt für ein län- ökonomische Verhältnismäßigkeit und die Erschlie- sparmaßnahmen, den Ein- gerfristig angelegtes Energie- ßung zukunftsfähiger Arbeitsplätze verbindet. konzept mit verbindlichen Die ÖTV kann für sich in Anspruch nehmen, in satz heimischer Energien wie politischen Rahmendaten ein. den vergangenen Monaten in den Konsensge- regenerativer und fossiler Wir fordern Politik und Wirt- sprächen einige für die künftigen energiepolitischen Energieträger die Versor- schaft auf, ein schlüssiges Leitlinien wesentliche Weichenstellungen mitbewirkt gungsfreiheit gewährleistet energie-, umwelt- und be- zu haben. Aber die ÖTV-Mitglieder in der Energie- schäftigungspolitisches Maß- branche werden sich nicht mit einem Arbeitsplatz- ist.“ Branko Rakidzija, nahmenpaket zu entwickeln, verlust als Folge der EU-Liberalisierung oder eines (ÖTV-Kernthemen) 44, ist Bundes- damit sich eine nachhaltige Kernenergieverzichts abfinden, ohne gleichzeitig bereichsgeschäfts- Energieversorgung einstellen durch ein schlüssiges Standort- und Beschäftigungs- führer Ver- und kann, ohne die Kernenergie sicherungskonzept Perspektiven eröffnet zu bekom- Entsorgung der ÖTV. nutzen zu müssen. men. Wir wollen, dass das energiepolitische Gesamt- Die ÖTV tritt dafür ein, die Diskussion um die konzept nach Jahren der Sprachlosigkeit endlich Im Fax-Abruf: Energieversorgung nicht allein auf die Kernenergie vorangebracht wird. Wir brauchen klare Rahmenbe- 0211 / 43 01 683 und die nukleare Entsorgung zu reduzieren. Erfor- dingungen, die es den Unternehmen ermöglichen, Anforderungen an die derlich ist ein Gesamtkonzept, das technologische in den nationalen Energiestandort zu investieren und zukünftige Energiepolitik. Entwicklungspotenziale, ökologische Erfordernisse, damit in inländische Arbeitsplätze. Positionspapier der ÖTV (Auszüge)

7 einblick 11/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

11/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

ERWERBSTÄTIGKEIT: Frauen holen auf Der Anteil der erwerbstätigen Frauen Erwerbstätige Frauen und Männer 1995 bis 2010 in Westdeutschland (in Mio.) wird in den nächsten Jahren stark 16,2 wachsen: von 11,1 Millionen 1995 auf 15,0 12,1 Millionen im Jahr 2010 allein in 6,7 Westdeutschland. Im selben Zeitraum 12,1 11,1 5,3 1,1 sinkt die Zahl der erwerbstätigen Män- 1,5 ner von 16,2 auf 15,0 Millionen. Ursache Frauen Männer produktions- orientierte sind die unterschiedlichen Beschäfti- 6,9 5,1 Tätigkeit 6,5 5,4 gungsstrukturen von Frauen und primäre Männern: Während noch immer rund 40 Dienstleistung Prozent der Männer im schrumpfenden sekundäre 4,6 Dienstleistung Sektor der produktionsorientierten 3,2 4,0 4,0 Tätigkeiten arbeiten, sind Frauen überwiegend in zukunftsträchtigen 1995 2010 1995 2010 Dienstleistungsbereichen tätig. Quelle: Amtliche Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit. 4/2000, Arbeitsmarkt für Frauen; Abweichungen durch Rundung DGB einblick / Nachdruck frei personalien 14TAGE Tipp

••• Michael Rittmeier, 42, Se- 8.6. Eröffnung des Buch: Heiner Flassbeck, lisierung. Wichtiger als die von kretär in der Abteilung Politische EXPO-Treffs der GdP,Hannover Anthony Giddens, Franzis- der Linken herausgestellten zer- Planung, Presse und Öffentlich- 8.6. Arbeitsmarktbe- ka Wiethold, Klaus Zwickel störerischen Kräfte sind die mit keitsarbeit des DGB-Landesbezirks richt für den Monat Mai u.a., Ein Dritter Weg in der Globalisierung erwachsenen Nord, ist ab dem 15. Juli Presse- 13.6. Rentengipfel im das dritte Jahrtausend, neuen Gestaltungspotenziale, be- sprecher des Umweltministeriums Kanzleramt, Berlin Von der Standort- zur tont Anthony Giddens, Berater in Schleswig-Holstein. 13.6. DGB Hessen, Mit- Zukunftsdebatte, VSA- und Ideengeber des britischen ••• Dietrich Cornelius, 47, Re- bestimmung der Beschäftigten im Verlag, Hamburg 2000, Premierministers Tony Blair. Der feratsleiter IT-Rahmenplanung beim Arbeitsschutz, Hünefeld-Rossbach 158 Seiten, 22,80 DM Band dokumentiert die Beiträge DGB-Bundesvorstand, ist ab dem 14.6. DGB Hessen, Nicht der Markt, sondern die der viel beachteten gleichnami- 1. Juli DV-Revisor bei der Bank Novellierung des Schwerbehinder- Revolution der Kommunikation gen Tagung der Otto-Brenner- Oppenheim in Köln. tengesetzes, Hünefeld-Rossbach ist die treibende Kraft der Globa- Stiftung im vergangenen Jahr. ••• Johannes Popp, 34, Ge- 15.6. Hörster Gespräche, schäftsleiter der Vertriebsgesell- Kurt von Haaren über gewerk- schaft Buch & Mehr direkt der schaftliche Strategien in einer Schlusspunkt● Bund-Verlags Gruppe, ist ab dem globalisierten Wirtschaft 1. Juli Anzeigenverkaufsleiter Buch- 17./18.6. außerordentliche „Man kann noch nicht von einem Bündnis reden, nur verlage und Bildung der Wochen- Bundesjugendkonferenz der HBV, weil zwei Minister zu einer Art Kirchentag gegen den zeitung Die Zeit in Hamburg. Oberjosbach Rechtsextremismus einladen.“ ••• Ingrid Sehrbrock, 51, Mit- 19./21.6. Technikfetischis- (Bündnis 90/Die Grünen) in der Süddeutschen Zeitung vom glied des Geschäftsführenden Bun- mus oder Zukunftsverantwortung? 23. Mai über den Versuch der Bundesregierung, mit einer Imageveranstal- desvorstands des DGB, ist Mitte Gewerkschafts- und gesellschafts- tung am Verfassungstag ein „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ aus Mai in das Kuratorium der Konrad- politisches Forum der IG Metall, der Taufe zu heben, bei dem die Menschenrechtsorganisationen keine Adenauer-Stiftung berufen worden. Springe Mitsprachemöglichkeit hatten.

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler,Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath,Tel.: 0211 / 9 20 08 26, Fax: 9 20 08 38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689. Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Dieser Ausgabe liegt eine Abo-Werbung der Zeitschrift Überzeugen und Präsentieren bei.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 19.06.2000 12/00 inhalt Ausbildungskonferenzen: ______Seite 3 ______Arbeitgeber kaum interessiert Pleite gefährdet Job Das „Bündnis für Arbeit“ steht: Kaum zufriedenstellend Prozent der befragten DGB-Gliede- und Konto Rechtzeitig vor den nächsten Die Beteiligung der Arbeitgeber an rungen die Fragen der Abteilung Jeder dritte Beschäftigte Bündnis-Gesprächen am 10. Juli den Ausbildungskonferenzen nach Jugend beantwortet und damit die gibt seinem Arbeitgeber stand die Auswertung der Ausbil- Einschätzung der DGB-Kreise Datenbasis für die bundesweite Be- Kredit. Aber gegen eine dungskonferenzen und damit der (Anzahl der Nennungen) wertung des Ausbildungskonsenses Pleite sind die wenigsten 35 so genannte Ausbildungskonsens Vorbereitung Arbeitsämter geliefert. Und die sieht nicht schlecht Unternehmen abgesichert. auf dem Prüfstand. Er hat 30 Zusammenarbeit mit AA aus: Trotz unterschiedlichen Erfolgs Zusammenarbeit mit AG ______Seite 5 ______gehalten – vorerst zumindest. 25 „sei mit den Ausbildungskonferen- zen ein Instrument gefunden wor- Neuer Markt 20 Im Rahmen des Ausbildungs- den, das zur Verbesserung der Mitarbeiterbeteiligung konsenses war verabredet worden, 15 Situation beitragen kann“, befindet kontra Mitbestimmung – jeweils im Herbst und Frühjahr des der Bundesvorstand. 10 am Neuen Markt herrscht Ausbildungsjahres in regionalen Dennoch, die Brisanz liegt zwi- kurzfristiges Rendite- Ausbildungskonferenzen die Situa- 5 schen den Zeilen: Die Zusammenar- denken. tion vor Ort zu überprüfen und – je 0 beit mit den Arbeitgebern bei den 1 2345keine nach Lage – regional zugeschnitte- Angabe regionalen Ausbildungskonferenzen ______Seite 7 ______Noten 1 bis 5 DGB einblick / Nachdruck frei ne Maßnahmen zu ergreifen. Nach wurde von den meisten als schlecht Der DGB muss den Startschwierigkeiten der Mit Noten von 1 bis 5 konnten charakterisiert. Arbeitgeber hätten die DGB-Kreise die Zusammen- politischer werden Herbstkonferenzen sollte sich im zum Teil gar nicht an Konferenzen arbeit mit den Arbeitsämtern Der Umbau des DGB kann Frühjahr nun zeigen, dass die Aus- und Arbeitgebern bewerten. teilgenommen oder ließen sich bildungskonferenzen als Instru- Dabei kamen die Arbeitsämter durch Kammern vertreten. auch vor der Klärung letzter ment geeignet sind, um auf regio- im Durchschnitt gut weg. Dennoch setzt der DGB weiter offener Fragen beginnen, nale Mangelsituationen Antworten auf Kooperation und will in die fordern DGB-Vorstand zu finden. Sie sind es offensichtlich Beschluss des DGB-Bundesvorstan- nächste Bündnisrunde konkrete Günter Dickhausen und noch nicht in ausreichendem Maße. des.Ausgangspunkt der Bewertung Vorschläge einbringen: Das in Ost- Vorstandssekretär „Aus den Rückmeldungen kön- ist dabei eine Umfrage, mit der sich deutschland bereits auf den Weg Hermann Fischer nen wir erkennen, dass die Ausbil- die Abteilung Jugend an die Kreise gebrachte Modell „TRABI plus“ soll dungskonferenzen mit unterschied- und Landesbezirke gewandt hat – bundesweit ausgedehnt werden. licher Intensität vorbereitet und mit zunächst eher magerer Reso- Auch soll das in der Chemieindu- durchgeführt wurden“, heißt es im nanz. Inzwischen haben rund 60 strie verabredete „Start-Modell“ auf andere Branchen übertragen werden. „Start“ soll in abgestimm- plusminusBERLIN ten Lehrgängen Hauptschüler mit unterdurchschnittlichem Abschluss Die Ausländerbeauf- Nach Ansicht des fit machen für eine Ausbildung oder + tragte der Bundesregie- - Wissenschaftlichen Len- eine Tätigkeit im Betrieb. rung, (Bünd- kungsausschusses der EU trägt „Wegen der überwiegend kri- Der Surf-Tipp nis 90/Die Grünen), hat Länder die Bundesregierung systema- tisch bewerteten Zusammenarbeit fürs Internet und Kommunen aufgefordert, tisch zur Verharmlosung von mit der Arbeitgeberseite“ will der www.arbeitsamt.de offensiver auf die Möglichkeit BSE bei. Erforderliche Schutz- DGB einen Erfahrungsaustausch Der Geschäftsbericht 1999 zur Einbürgerung der hier ge- vorkehrungen gegen einen anregen. Mit der Bundesvereini- der Bundesanstalt für borenen 700 000 Kinder aus- auch in Deutschland mögli- gung der Arbeitgeberverbände soll Arbeit online ländischer Eltern hinzuweisen. chen Ausbruch der Seuche nach Möglichkeiten gesucht wer- Beck hat zudem die Verwal- würden von Landwirtschafts- den, „wie bei künftigen Konferen- Im Faxabruf tungsgebühr einzelner Länder minister Karl-Heinz Funke zen Arbeitgeber vor Ort verbindlich 0211 / 43 01 677 von 500 Mark kritisiert. (SPD) verhindert. für eine Zusammenarbeit gewon- Die Gewerkschaften auf nen werden können.“ • der EXPO 2000

einblick 12/00 12/00 POLITIK AKTUELL

Gewerkschafts-Grundrechte Petitionsausschuss gep➜lant●●● ver.di fordert EU-Verankerung Rekordverdächtig beschlossen DGB-Beschäftige dürfen Die ver.di-Gewerkschaften for- auch grenzüberschreitend gewähr- Der Ladenschluss hat in ihren Dienstwagen künftig dern, dass soziale Grundrechte Be- leistet werden. Das Recht der Be- Deutschland im vergangenen Jahr nach Genehmigung durch standteil der EU-Grundrechtscharta schäftigten und ihrer Vertretungen mehr Menschen bewegt als der den jeweiligen Landes- werden. Bei den sozialen Grund- müsse von der reinen Information Kosovo-Krieg. So scheint es zumin- bezirksvorsitzenden auch rechten dürfe es grundsätzlich nicht und Konsultation hin zur Mitwir- dest, wenn man die Zahl der Ein- privat nutzen. Das hat der auf die Staatsangehörigkeit an- kung ausgeweitet werden. Durch gaben an den Petitionsausschuss Geschäftsführende Bundes- kommen. Allen voran müssten die die Aufnahme der sozialen Grund- des Deutschen Bundestages als vorstand (GBV) beschlossen. Gewerkschaftsrechte einschließlich rechte in die EU-Gründungsver- Maßstab nimmt. Fast 470 000 Die dadurch anfallenden des Rechts auf freie Kollektivver- träge würden die Grundrechte UnterzeichnerInnen haben sich mit Steuern müssen von den handlungen und des Streikrechts verbindlich und einklagbar. • einer von der Evangelischen Kirche Beschäftigten übernommen initiierten Eingabe zur Sonntags- werden. ruhe an den Ausschuss gewandt, EU-Richtlinie bei der Beschäftigung und ein immerhin noch 160 000 befassten Die GUV/Fakulta, die als Aktionsprogramm zur Bekämpfung sich mit dem Kosovo-Krieg. Insge- Selbsthilfeeinrichtung DGB- Gegen von Diskriminierung sind in Vorbe- samt wandten sich 800 000 Bür- Mitglieder gegen die Risiken Diskriminierung reitung und könnten Ende des Jah- gerInnen mit Petitionen an den des beruflichen Straßen- res verabschiedet werden. Nach der Bundestag. Das sind – auch ohne verkehrs schützt, soll in Gegen rassische oder ethnische Verabschiedung haben die Mit- die Eingaben zum Kosovo-Krieg Zukunft auch Mitglieder Diskriminierung wird es künftig gliedsstaaten drei Jahre Zeit, um und zum Ladenschluss – dreimal so der DAG aufnehmen. Das europaweit einheitliche Vorschrif- die EU-Richtlinie in nationales viel wie 1998. Damals waren es hat der GBV empfohlen. ten geben. Die EU-Sozialminister Recht umzusetzen. • lediglich 66 000. • haben sich auf eine entsprechende Richtlinie geeinigt. Mit der Initiative sollen die Grundsätze der Gleichbe- wiewardiewoche ? handlung beim Zugang zur Arbeit und Ausbildung, bei den Arbeitsbe- Seit 25 Jahren gibt es rege men. 25 Jahre, das entspricht einer Generation. Aus dingungen, bei der Mitgliedschaft Kontakte zwischen dem DGB den ersten offiziellen Kontakten sind eine ganze Niedersachsen/Bremen und in Gewerkschaften, beim Sozial- dem Bezirk Haifa der israeli- Reihe Freundschaften entstanden. Wenigstens ein- schutz und der sozialen Sicherheit schen Gewerkschaft Hista- mal im Jahr besucht eine israelische Delegation festgehalten werden. Gleichzeitig drut. Baruch Saltz, 50, Niedersachsen oder eine deutsche Delegation Haifa. sollen Opfer von Diskriminierung Bezirksvorsitzender der Es gibt einen regen Jugendaustausch, viele Kontakte Rechtsschutz und Garantien für Histadrut, hat mit einer zwischen Gewerkschaftsfrauen, BetriebsrätInnen, Gewerkschaftsdelegation aus Schadensersatz erhalten. Haifa die EXPO 2000 besucht. Vertrauensleuten und Funktionären. Nach unserer Jeder Mitgliedsstaat ist darüber Foto: Rüdiger Möller Rückkehr werden wir die deutschen KollegInnen hinaus verpflichtet, eine unabhän- nicht aus den Augen verlieren – auch wenn uns dort gige Stelle zur Förderung der Wir freuen uns, dass wir das Jubiläum unserer Part- wahrscheinlich ein Generalstreik ins Haus steht. Die Gleichbehandlung einzurichten, die nerschaft ausgerechnet im EXPO-Jahr feiern können. israelische Regierung will eine Steuerreform durch- Diskriminierungsopfern bei der Dass die deutschen Gewerkschaften an der EXPO setzen, die wir für arbeitnehmerfeindlich halten. Verfolgung ihrer Beschwerden zur teilnehmen, zeigt ihre wichtige gesellschaftliche Falls Histadrut zum Generalstreik aufruft, sind wir in Seite steht. Die Regelung ist eine Rolle. Was auf der EXPO geboten wird, ist beein- unserem Bezirk besonders gefordert. Haifa ist eine Rahmenrichtlinie mit Mindestnor- druckend und in kurzer Zeit schwer zu verdauen. Die der wichtigsten Industrieregionen in Israel. men. Die Mitgliedsstaaten müssen Vielfalt, die Größe, aber auch die vielen virtuellen Genutzt haben wir unseren Besuch diesmal auch aber noch definieren, was beispiels- Präsentationen: Man sieht Dinge, aber kann sie nicht dafür, deutsche KollegInnen zu einem internatio- weise eine schwere Belästigung berühren. Die EXPO zeigt, dass Deutschland voll nalen Kongress einzuladen, den wir für Ende des aus rassischen Gründen bedeutet. integriert und akzeptiert ist in der weltweiten Län- Jahres planen: wie Heinz-Hermann Witte, den DGB- Die Richtlinie ist die erste Maß- derfamilie und eine führende Rolle in Europa spielt. Landesvorsitzenden, oder Ministerpräsident Sigmar nahme, die auf Grund der im Ver- Ich glaube, dass viele unserer Landsleute, soweit sie Gabriel, mit dem wir uns im Gewerkschaftsbüro auf trag von Amsterdam vorgesehenen die Möglichkeit und die Zeit haben, die EXPO in dem EXPO-Gelände getroffen haben. Wir wollen neuen Zuständigkeit der Gemein- Hannover besuchen werden. Wir werden jedenfalls uns auf dieser Konferenz vor allem mit internatio- schaft zur Bekämpfung von Diskri- in unserer Gewerkschaftszeitung dafür werben. naler gewerkschaftlicher Zusammenarbeit in Zeiten minierungen (Artikel 13 EG-Ver- Seit 25 Jahren existieren die Kontakte zwischen der der Globalisierung beschäftigen. Die Welt wird zum trag) getroffen wird. Eine weitere Histadrut in Haifa und dem DGB Niedersachsen/Bre- globalen Dorf – nicht nur während der EXPO. Richtlinie über Gleichbehandlung

2 Flexi-Gesetz POLITIK AKTUELL ohne Sanktionen

Das Gesetz zur sozialrechtli- Zeitguthaben chen Absicherung flexibler Pleite gefährdet Job und Konto Arbeitszeitregelungen, das so genannte Flexi-Gesetz, Wer ein Arbeitszeitkonto besitzt, kungen abzufedern. Doch Vorsorge Kosten abdecken. Die Gefahr: beauftragt Arbeitgeber und lebt gefährlich: Im Konkursfall sind treffen und dafür zahlen möchten Arbeitgeber könnten spekulative Job und Konto futsch. Die wenigs- sie nicht. Wertpapiere ins Depot nehmen. Arbeitnehmer zwar, Arbeits- ten sind dagegen versichert. Wie viel eine Konto-Absiche- Das Risiko tragen die Arbeitneh- zeitmodelle gegen Pleiten rung kostet, hängt vom Modell und merInnen. Bricht der Kurs ein, ver- abzusichern.➜ Unternehmen, Jeder dritte Beschäftigte gibt von der Versicherung oder Bank ab. lieren sie Geld. Kursschwankungen die diesen Auftrag nicht seinem Arbeitgeber Kredit. Denn 37 „Die meisten Versicherungen lassen nach unten können allerdings auch Prozent aller ArbeitnehmerInnen sich da nicht gern in die Karten bei risikoarmen Fonds nicht ausge- erfüllen, müssen allerdings sparen mittlerweile ihre Überstun- schauen“, sagt IAT-Experte Schroth, schlossen werden. Damit Arbeit- nicht mit Konsequenzen den auf einem Arbeitszeitkonto an, „das ist meistens Verhandlungssa- nehmerInnen dennoch ihre vollen rechnen. heißt es in der Arbeitszeit-Studie che.“ So bieten einige Banken eine Bezüge erhalten, hat sich beispiels- der Wissenschaftler-AG im Bündnis Bürgschaft an, für die der Arbeitge- weise der Metallarbeitgeberver- Inzwischen existieren auch für Arbeit. Statt den Lohn für zu- ber eine Provision zahlt. Im Gegen- band Südwest bereit erklärt, im Fall tarifliche Vereinbarungen sätzliche Arbeit zu kassieren, bun- zug steht das Kreditinstitut für die der Insolvenz einer ihrer Mitglieds- zur Absicherung von Arbeits- kern sie die Stunden und münzen firmen Verluste auszugleichen. zeitkonten. Beispielsweise diese in Urlaub, ein freies Jahr oder Pleitenwelle Auf eine Variante des Fondsmo- den vorgezogenen Ruhestand um – Zahl der Unternehmenskonkurse dells haben sich Betriebsrat und im Tarifvertrag zur Altersteil- bundesweit 1991-1999 vorausgesetzt, ihre Firma macht vor- Vorstand des Baukonzerns Hochtief zeit der Eisen-, Metall- und her nicht Pleite. Denn nur fünf Pro- geeinigt. Da das Unternehmen

34 000 Elektroindustrie NRW, im 33 947 33 363 zent der Unternehmen mit Arbeits- 31 456 Wertpapierfonds besitzt, wurde ein Bundesrahmentarifvertrag zeitkonten haben die Zeitguthaben 28 759 Teil dieser Papiere in Höhe der für das Baugewerbe und im

ihrer Beschäftigten versichert. Das 24 886 angesammelten Arbeitsstunden an ergab eine Untersuchung des Wirt- die Beschäftigten verpfändet. In der Altersteilzeittarif des Einzel- schafts- und Sozialwissenschaftli- 20 243 Baubranche haben sich bereits handels. Erfüllt werden sie chen Instituts in der Hans-Böckler- 15 279 mehrere Unternehmen für diese jedoch selten, so das Institut Stiftung (WSI). 13 304 Lösung entschieden. „Von Arbeits- für Arbeit und Technik (IAT) Eine Pleite kostet in so einem zeitkonten profitieren beide Sei- Fall nicht nur den Arbeitsplatz. ten“, sagt Klaus-Dieter Schlipsing, in Gelsenkirchen. Auch die Gehaltsansprüche und 91 92 93 94 95 96 97 98 99* Betriebsratsvorsitzender von Hoch- * geschätzt „Die Insolvenzsicherung von

Sozialversicherungsbeiträge auf Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden DGB einblick / Nachdruck frei tief-Nordwest. „Die Firma spart dem Arbeitszeitkonto sind dann Geld für die Kurzarbeit, und unsere Arbeitszeitguthaben“ heißt Die Zahl der Unternehmenspleiten eine Praxishilfe des Arbeits- meist verloren. „Und die Gefahr ist hat sich in den neunziger Jahren Kollegen können mit einem fes- real“, warnt Jochen Schroth vom mehr als verdoppelt. ten Einkommen rechnen.“ Für ministeriums NRW. Institut für Arbeit und Technik (IAT) den Betriebsrat stand von vorn- Bestellungen: in Gelsenkirchen. Nach Schätzun- Zeitguthaben der Beschäftigten herein fest: Die Arbeitszeitgut- GWN GmbH, Am Krausen- gen des Statistischen Bundesamtes ein. Etwas anders funktioniert die haben müssen abgesichert werden. gingen 1999 rund 34 000 Unter- Kautionsversicherung: Der Betrieb Auf den Konten der Bauarbeiter baum 11, 41464 Neuss nehmen in Konkurs. zahlt eine Versicherungsprämie und haben sich mehrere Millionen Mark Fax: 02131/42860 Besonders groß ist das Risiko hinterlegt 25 Prozent des Gutha- angesammelt. bei Arbeitszeitkonten, auf denen bens. Im Insolvenzfall regelt ein Beim Autokonzern VW können Das Ministerium hat außer- Überstunden für Freijahre ange- Treuhänder die Ansprüche der Ar- die Beschäftigten nicht nur Zeit, dem eine Info-Hotline spart wurden. In Einzelfällen kom- beitnehmerInnen. sondern auch Geld aus Bonuszah- eingerichtet. Sie vermittelt men hier Summen bis 200 000 Außerdem bieten Versicherun- lungen auf ihrem Konto anlegen. Gesprächspartner aus Mark zusammen. gen und Banken ein Fondsmodell Das von VW 1998 eingeführte Zeit- Betrieben: 0201 / 79 90 240 Versicherungen wie Allianz, R+V an. Hier muss der Arbeitgeber das Wertpapier sichert nicht nur die und Axa Colonia oder Kreditinsti- gesamte Guthaben der Beschäftig- Arbeitszeitkonten der Arbeitnehmer- Das IAT plant einen Work- tute, beispielsweise die Commerz- ten auf ein Depotkonto einzahlen. Innen ab. Die Beschäftigten erhal- shop zum Thema Insolvenz- bank, haben das Geschäft entdeckt Um die Ansprüche der Beschäftig- ten auch den Gewinn, den ihr Gut- und bieten Modelle zur Insolvenz- ten zu sichern, schließen Arbeitge- haben einbringt. Bisher betrug die sicherung von Arbeitszeit- sicherung von Arbeitszeitguthaben ber und ArbeitnehmerInnen eine jährliche Rendite zehn Prozent. Der guthaben. Mehr Infos: an. Doch viele Arbeitgeber zieren Verpfändungsvereinbarung ab. Der Autokonzern will sein Modell jetzt Tel. 0209 / 1 70 70 sich. Zwar fordern sie flexible Ar- Vorteil: Bei langfristigen Anlagen vermarkten. 150 Firmen sollen be- beitszeiten, um Auftragsschwan- können die Zinsen die anfallenden reits Interesse bekundet haben. •

3 einblick 12/00 12/00 PROJEKTE UND PARTNER

Stiftungspreis Bislang existiert lediglich ein Aufruf, Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht vom Zentrum für Eu- Soziale Arbeit ropäische Gesellschaftsforschung. Durch weniger Lohn zum Job? auszeichnen Im Internet bietet das Zentrum eine Unterschriftenliste zur Unterstüt- Lässt sich mit Billiglöhnen mehr tionierung geringer Einkommen Besonderes Engagement für zung des Vorhabens. • Beschäftigung schaffen? Dieser kritisch beleuchtet. Die Teilnahme Menschen in sozialer Not belohnt www.zeg.org/raison Frage geht eine Veranstaltung kostet 15 Mark. • die „Stiftung Solidarität bei Arbeits- der Heinrich-Böll-Stiftung auf den Bildungswerk Mecklenburg- losigkeit und Armut“. Zum vierten IG Metall Grund. Während der Fachtagung Vorpommern in der Mal vergibt sie ihren „Förderpreis „Niedriglöhne statt Arbeitslosig- Heinrich-Böll-Stiftung, der Solidarität“. Mit 30 000 Mark Forum zur keit“ am 1. Juli in Schwerin werden Mühlenstraße 9, 18055 Rostock werden Initiativen belohnt, die EXPO 2000 unterschiedliche Praxismodelle ge- Fax: 0381 / 49 22 156 einen besonderen Beitrag zur genübergestellt, und die Subven- E-Mail: [email protected] Überwindung von Armut und Ar- Anspruch und Wirklichkeit der beitslosigkeit leisten. • EXPO will die IG Metall auf ihrem Bewerbungsunterlagen: „Gewerkschafts- und gesellschafts- E-Mail-Aktion jugendlichen Graffiti-Sprüher auf- Stiftung Solidarität politischen Forum 2000“ diskutie- merksam machen. „Was sich die Marktstraße 10, 33602 Bielefeld ren. Vom 19. bis 21. Juni steht in Protestpost Jugend unter Zukunft der Arbeit E-Mail: [email protected] Springe bei Hannover das Konzept zum Kanzler vorstellt, muss Eingang in unsere der Weltausstellung ebenso auf gewerkschaftliche Arbeit finden“, Sozialcharta 2000 dem Prüfstand wie die Beteiligung Damit die Feiertage FEIERtage erklärt DGB-Landeschef Dieter der Gewerkschaften. Befürworter- bleiben – mit einer Postkartenaktion Kretschmer den Mainzer Beitrag Netzwerke bilden Innen und KritikerInnen kommen im Internet protestieren Kirchen und zur bundesweiten DGB-Imagekam- Noch in diesem Jahr soll eine zu Wort, zum Beispiel Katrin Becke- Gewerkschaften gegen die Öffnung pagne. Anfang August sollen die europäische Sozialcharta entste- dorf vom EXPO-Watch-Büro und der Frankfurter Börse an Feiertagen. Kunstwerke beim „Parlamentari- hen. Ein Netzwerk verschiedener EXPO-Sprecherin Wibke Bruhns. schen Abend“ den Landespolitikern Organisationen soll sie erarbeiten. Doch auch der Blick auf die eigene präsentiert werden. Damit nicht nur Organisation fehlt nicht: Ein Streit- Bilder sprechen, sind auch die gespräch mit Klaus Lang vom IG Künstler dabei und diskutieren mit Metall-Vorstand und dem Journa- den Politikern über ihre Arbeiten. • interregio listen Mark Terkessidis soll zeigen, welche Entwürfe die Gewerkschaft ÖTV-Tagung ••• Der DGB-Landesbezirk für die Zukunft hat. • Für viele Beschäftigte in Börse, Niedersachsen/Bremen hat am Tel.: 069 / 66 93 24 52 Banken oder Fondsverwaltungen Gewerkschaft 4. Juni auf dem „Internationalen werden damit Christi Himmelfahrt, online Filmfest Emden“ zum dritten Mal Techno-News Pfingstmontag, Fronleichnam und seinen Filmpreis verliehen. Die der Tag der Deutschen Einheit zu Neue Technologien, neue Kom- mit 7500 Mark dotierte Auszeich- SAP-Tücken für regulären Arbeitstagen. Wem das munikations- und Informations- nung ging in diesem Jahr an die Re- Betriebsräte nicht passt, der schickt per E-Mail wege werden in Betrieben und gisseure Dominik und Benjamin Re- eine Postkarte an Kanzler Schröder Verwaltungen, aber auch von Be- ding. Ihr Film „Oi! Warning“ zeich- Den Tücken der SAP-Software unter http://users.aol.com/ schäftigten privat immer häufiger net ein genaues Bild der Skinhead- hat die Technologieberatungsstelle hbvbvffm/01062000.htm • genutzt. Neue Handlungs- und Szene in Deutschland. Mehr Infos: (TBS) Hessen die Mai-Ausgabe ihrer Aktionsfelder für Betriebsräte, Per- Giesela Brandes-Steggewentz, Tel. „TBS news“ gewidmet. Betriebs- Graffiti-Aktion sonalräte und Gewerkschaften sind 0170 / 63 42 190. räte berichten darin über ihre Er- entstanden. Chancen und Gefah- ••• Der DGB-Landesbezirk fahrungen mit der Bürosoftware. Gesprühte ren, persönliche und politische Be- Bayern will aus dem „Bündnis Thema sind auch das neue Inter- Zukunftsvisionen reicherung oder Überforderung, für Arbeit“ im Freistaat ausstei- netprogramm „mySAP“ und ge- schnelle Vernetzung der Interessen- gen. Grund ist die Weigerung der plante Anwendungen für den Der DGB-Landesbezirk Rhein- vertretung – die Tagung „Internet Arbeitgeber, das Thema Weiter- öffentlichen Dienst. Eine Übersicht land-Pfalz will Farbe in den Hof und intranet in der gewerkschaft- bildung auf die Tagesordnung zu über TBS-Seminare zum Thema SAP seiner Mainzer Zentrale bringen. lichen Interessenvertretung“ der setzen. Der DGB-Landesbezirk vervollständigt das Heft. • Während eines Graffiti-Workshops ÖTV am 22. Juni in Berlin will den strebt ein „Bildungsurlaubsgesetz“ Bestellen: Technologieberatungs- werden rund 20 Jugendliche ihre Anfang für einen Austausch in den an, das unter anderem Sommerse- stelle des DGB Hessen e.V. Visionen zum Thema „Zukunft der Gewerkschaften machen. Weitere minare für ArbeitnehmerInnen an Berliner Straße 48 Arbeit“ an die Hofmauer sprühen. Veranstaltungen sollen folgen. • Universitäten und Fachhochschulen 63065 Offenbach Die Aktion am 8. Juli soll auf die Fax: 030 / 314 242 76, ermöglicht. Fax: 069 / 81 21 42 gesellschaftliche Randstellung der E-Mail: [email protected]

4 GEWERKSCHAFTEN Mit etwa 25 Milliarden Mark sind deutsche Arbeitnehmer- Neuer-Markt-Unternehmen denn auch: „Für solche Formen der Innen an „ihren“ Unterneh- Mitbestimmung muss eine gesetzli- men beteiligt. Dabei sind che Basis geschaffen werden.“ Mitarbeiterbeteiligung Noch weiter gehen Betriebsräte nach Angaben der Arbeits- bei den Großen der Branche. Jürgen gemeinschaft Partnerschaft statt Mitbestimmung? Laimer etwa, Betriebsratsvorsitzen- in der Wirtschaft (AGP) nur Hierarchiefrei arbeitende Teams, MitarbeiterInnen, die ihre Interessen und der in der Kölner Niederlassung des sechs Prozent der Arbeitneh- Ideen unmittelbar selbst einbringen und dafür mit renditereichen Anteilen französischen PC-Herstellers Bull. merInnen Anteilseigner, am Unternehmen entlohnt werden — die Berichte über die Arbeit in Er erwartet, dass das Interesse an Unternehmen der ,New Economy’ sind fast zu schön, um wahr zu sein. traditionellen Formen der Mitbe- denn lediglich 2500 der rund stimmung zunimmt, wenn die Un- drei Millionen Unternehmen Mitarbeitervertretung? Die wird Führung in IT-Unternehmen“ gab ternehmen nach Gründung und beteiligen ihre Belegschaft bei der Intershop AG am besten „von der Geschäftsführer des gerade schnellem Wachstum erst in eine am Kapital. der Personalabteilung geleistet“. durch Fusion vier kleinerer Unter- Konsolidierungsphase geraten: ➜ Simone Baader, Director Human nehmen entstandenen Dienstleis- „Wenn Personalabbau auf der Ta- Von den 50 Firmen, die im Ressources beim Internet-Dienst- ters für EDV-Gesamtlösungen zu, gesordnung steht oder es erst ein- Börsenindex des neuen leister aus Jena, ist überzeugt, dass dass Mitarbeiterbeteiligung nicht mal bergab geht, wird der Betriebs- Marktes (Nemax) gelistet Belegschaftsbelange am besten bei alle Probleme löst. Zwar gibt es rat auf einmal wieder wichtig.“ ihr selbst aufgehoben sind.“ Für die auch bei Arxes ab einem Jahr Be- Handlungsbedarf gibt es heute sind, beteiligen 88 Prozent noch junge IT-Branche keine Selten- triebszugehörigkeit Mitarbeiterbe- schon: Sicher mögen Vorzeigeun- ihre MitarbeiterInnen in heit. Belegschaftsvertretungen, gar teiligung in Form von Optionen. ternehmen wie Intershop oder Ar- Form von Aktien und Optio- einen Betriebsrat, kann man mit Beispielsweise zur Regelung von xes mit flachen Hierarchien die Be- nen. Nur acht dieser 50 der Lupe suchen. Unbefangen – lange der Beschäf- und oft unbedarft – gehen die Kaum mitbestimmt – aber beteiligt tigten berücksichti- Unternehmen haben einen Beschäftigten zu Werk, wenn es Mitarbeiterbeteiligung und Mitbestimmung bei den gen. Aber jenseits Betriebsrat. Nemax-50-Unternehmen (in Prozent) ums liebe Geld oder um Arbeits- dieser Vorzeigeun- Mitarbeiterbeteiligung Betriebsrat Mitarbeiterbeteiligung gilt und Freizeit geht. ternehmen und 4 So liegt etwa ein Bruttomonats- 88 Großunternehmen, nicht nur für Gewinnsituatio- verdienst im unteren Bereich der die einen Betriebs- nen. Je nach Kursentwick- Einkommensskala um die 3750 rat haben, bleibt lung können entsprechende Mark – bei gleichzeitig mehr als nach wie vor vieles Investitionen nach hinten 50 Stunden Wochenarbeitszeit. 12 96 ungeregelt.Vom Ur- losgehen, selbst Höhenflüge Und anders als der schöne Schein keine Beteiligung kein Betriebsrat DGB einblick / Nachdruck frei laubsanspruch über behauptet, werden nicht überall in Konkrete Mitsprachemöglichkeiten in den Nemax Freizeitausgleich stehen häufig nur auf dem der Branche per Mitarbeiterbeteili- 50 Unternehmen gibt es defacto kaum: In lediglich oder Gehaltszulage Papier. Kommt es gar zum gung entsprechende Ausgleiche 4 Prozent – oder 8 von 50 Unternehmen – gibt es für geleistete Mehr- einen Betriebsrat. schlimmsten, dem Konkurs, geschaffen. Da gehört es stattdes- arbeit, Arbeitszeit- sen zum Alltag, dass ab einem Jah- Überstunden, Urlaubsvergütungen konten oder Qualifizierung und ist die Beteiligung nicht resgehalt von rund 60 000 Mark oder Arbeitsplatzgestaltung wurde Weiterbildung bleibt das meiste mehr das Papier wert, auf ,Überstunden’ inbegriffen und gemeinsam mit der Belegschaft das dem Zufall überlassen – oder dem dem sie geschrieben steht. Wochenendarbeit ebenso selbst- Modell eines „Runden Tisches“ persönlichen Verhandlungsge- Auch muss Mitarbeiterbetei- verständlich erwartet werden – entworfen, ein Mitbestimmungs- schick. Bislang wird über Haustarife ligung nicht zwangsläufig natürlich ohne Gehaltszulage. gremium jenseits jeglicher gesetzli- und Ergänzungstarife nur in weni- Bei Intershop ist es den Mitar- cher Grundlagen. Abteilungsweise gen organisierten Großunterneh- mit ,Mitsprache’ verbunden beiterInnen freigestellt, wie viel und entsenden die rund 1200 Mitarbei- men der Anschluss gehalten. Aber sein. Je nach Anlageform wann sie arbeiten. Das Problem sei ter des Unternehmens Delegierte bislang sind die Beschäftigten der haben die Beschäftigten jedoch, dass man die Beschäftigten zu diesem monatlich stattfinden- Branche auch jung und risikobereit. weder Stimm- noch Mitspra- anhalten müsse, ihr Recht auf Frei- den „Round Table“. Jürgen Ada- Gedanken etwa an soziale Absiche- zeit auch wahrzunehmen. So gebe mek, gewählter Verteter der Mitar- rung, an die Rente zumal, machen cherecht. Sie haben keinen es enorme Rückstände der Be- beiter, der den „Round Table“ or- sich noch die wenigsten. Doch auch Einfluss auf Geschäfts- schäftigten, ihren erst kürzlich von ganisiert, weiß aber auch, dass ein da ist sich Jürgen Laimer, Bull-Be- führung und/oder Gesell- 25 auf 28 Tage erhöhten Jahresur- solches Modell mit der Person des triebsratsvorsitzender sicher: schafterversammlung und laub zu nehmen. Geschäftsführers steht oder fällt. „Wenn die Beschäftigten ein be- Anders sieht das Arxes-Ge- „Käme es zu einer feindlichen stimmtes Alter erreichen, wird das erhalten günstigstenfalls schäftsführer Jürgen Peter. Auf Übernahme, wäre es mit unserem Verlangen nach Absicherung und einmal jährlich Einblick in einer Veranstaltung der Hans- Mitbestimmungsmodell schnell einem geregelten Rahmen wie ei- den Geschäftsverlauf. Böckler-Stiftung über „Kooperative vorbei.“ Seine Schlussfolgerung nem Tarifvertrag wachsen.“ •

5 einblick 12/00 12/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Alternativer Rentengipfel

Die ÖTV hat Wider- Gewerkschaften halten 24 Prozent für finanzierbar spruch gegen den neuen Namen Die Pläne von Arbeitsminister des Bruttoeinkommens wäre der fordern die TeilnehmerInnen des „Transnet Gewerkschaft Walter Riester (SPD), die Renten- „Ausstieg aus der paritätischen „Alternativen Rentengipfels“ die GdED“ eingelegt. Sie ver- beiträge langfristig bei unter 20 Finanzierung der Altersversorgung“. „schrittweise Einbeziehung aller langt eine bindende Erklä- Prozent zu stabilisieren und dafür Wie die drohende Schieflage Erwerbstätigen“ in die Rentenver- rung der Eisenbahnerge- eine Absenkung des Rentenniveaus der Rentenkasse ohne Einschnitte sicherung. Der „erwerbsbedingte werkschaft, dass diese auch von 70 auf 54 Prozent des durch- beim Rentenniveau abgewendet Anteil an den Erwerbsminderungs- nach der Namensänderung schnittlichen Nettoeinkommens in werden kann, haben Gewerkschaf- renten“ solle zudem nicht mehr ihren Organisationsbereich Kauf zu nehmen, stoßen auf den ten und Sozialverbände parallel von den Rentenkassen, sondern nicht ausdehnt. Widerstand der Gewerkschaften. zum Rentengipfel der Bundesregie- von der Bundesanstalt für Arbeit Die Rente würde zu einer „bei- rung am 13. Juni in Berlin disku- finanziert werden. Als ausdrücklich Nach einer Entschei- tragsfinanzierten Sozialhilfe“ wer- tiert. Neben einem Ausbau der „akzeptabel“ bezeichnen die Teil- dung des Bundes- den, fürchtet DGB-Vize Ursula betrieblichen Altersversorgung als nehmerInnen des Alternativen Ren- arbeitsgerichts muss Engelen-Kefer. Die gleichzeitig zusätzliche Vorsorge für alle Be- tengipfels einen möglichen Anstieg die Christliche Gewerkschaft geplante Verpflichtung zur privaten schäftigten und einer eigenständi- des Beitragssatzes zur Rentenversi- Metall (CGM) ihre Tarif- Vorsorge in Höhe von vier Prozent gen Alterssicherung von Frauen cherung bis zum Jahre 2030 auf 24 fähigkeit gerichtlich über- Prozent des Bruttoeinkommens. prüfen lassen. Geklagt hat- Krise durch frühen Ausstieg Ihm stünden „deutlich sinkende Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen und der rentennahen Jahrgänge te die IG Metall, nach deren Beiträge“ an die Bundesanstalt für in der EU* (in Prozent) Ansicht die CGM weder über 15- bis 64-jährige 55- bis 59-jährige Arbeit gegenüber. 77,8 genügend Mitglieder noch 76,5 60- bis 64-jährige Ob es zu dem befürchteten 70,9 70,6 70,4 70,9 68,2 über die nötigen Strukturen 67,4 67,4 Anstieg der Rentenkosten kommt, 64,8 62,5 61,6 62,1 60,4 58,9 verfügt, um Tarifverträge 59,1 hängt allerdings auch davon ab, ob 55,1 54,6 52,5 52,3 50,5 49,6

abzuschließen. 47,9 weiterhin ältere ArbeitnehmerInnen 46,8 44,8 43,6 41,0

38,2 aus dem Arbeitsleben verdrängt 36,9 36,6 35,9 35,5 ÖTV und DAG 34,0 werden: Während die Erwerbstäti- 24,7 22,2 19,6

haben für die Zivil- 18,6

17,9 genquote aller 15- bis 64-Jährigen 12,9 12,9 11,7 beschäftigten von 10,1 bei 64,8 Prozent liegt, beträgt sie Streitkräften anderer NATO- bei den 60- bis 64-Jährigen gerade Irland Italien Belgien Staaten, die in Deutschland Portugal Finnland Spanien noch 19,6 Prozent. • Schweden Österreich Frankreich Dänemark Luxemburg stationiert sind, „volle Mit- Niederlande Deutschland Im Faxabruf: Großbritannien

bestimmungs- und Mitwir- * Für Griechenland liegen noch keine Daten für 1999 vor. Quelle: Eurostat DGB einblick / Nachdruck frei 0211 / 43 01 656 kungsrechte“ gefordert. Eine der Ursachen für die Krise des Rentensystems ist der immer frühere Erklärung des Alternativen Die Interessenvertretung Berufsausstieg. In sieben der 14 EU-Staaten (ohne Griechenland) sind Rentengipfels vom 13. Juni sei „dringend notwendig“, weniger als 20 Prozent der 60- bis 64-Jährigen erwerbstätig. 2000 (Im Wortlaut) da für die Zivilbeschäftig- ten oft nicht einmal Sozial- beiträge abgeführt würden. EXPO 2000 zahlen führten schon zur Kündi- Nach der NGG hat Minuskonten statt Kündigungen gung von 154 Adecco-Beschäftig- auch die IG Metall die ten, in erster Linie im Souvenirver- Streichung der Mög- Gut 400 bedrohte Jobs auf der Sprecher des IG Metall-Bezirks kauf, weitere 200 sollen folgen. Der lichkeit von befristeten Ar- unter Besuchermangel leidenden Hannover. Federführend für die Betriebsrat hat den Kündigungen beitsverträgen im Arbeits- EXPO in Hannover konnten dank zuständigen Gewerkschaften hat widersprochen, sieht aber kaum förderungsgesetz gefor- einer Zusatzklausel zum EXPO- die IG Metall im letzten Jahr den Chancen, alle Arbeitsplätze durch dert. Weder ein Abbau von Tarifvertrag mit der Zeitarbeitsfirma EXPO-Tarifvertrag mit Adecco ab- die Minuskonten-Regelung zu ret- Überstunden noch das „er- Adecco zunächst gesichert werden. geschlossen. Erstmals war es damit ten. „Dank der Unterstützung der hoffte Beschäftigungswun- Die Beschäftigten sollen ein Minus- gelungen, Zeitarbeit sowie eine In- IG Metall soll den Betroffenen ein der“ sei bisher eingetreten, konto von bis zu 100 Arbeitsstun- teressenvertretung bei einem zeit- Arbeitsplatz bei der Wolfsburg AG, so IG Metall-Vize Jürgen den aufbauen können, um bei lich begrenzten Großereignis tarif- dem Personal-Dienstleister der VW Peters. Die Wirtschaft zeige besserem Zuspruch entsprechend vertraglich zu regeln. Über Adecco AG und der Stadt Wolfsburg, ange- inzwischen einen „maßlo- mehr zu arbeiten. „Die Regelung sind derzeit rund 4500 Mitarbeiter boten werden“, so Peter Fischer, sen Flexibilisierungswahn“. steht und fällt natürlich mit den auf der EXPO im Einsatz. Die in der Vorsitzender des EXPO-Betriebsra- Besucherzahlen“, so Jörg Köther, ersten Woche mageren Besucher- tes der Firma Adecco. •

6 MEINUNG Schwierige Geburt Seit mehreren Jahren wird im DGB über eine neue Orga-

Organisationsreform nisationsstruktur diskutiert. Die bisherige Bilanz ist DGB muss politischer werden zwiespältig: Auf der einen Seite hat der Konkrete Schritte zum Umbau des Im September soll die mehrfach verschobene Entscheidung über DGB sollen schon jetzt in Angriff DGB-Bundesvorstand bereits genommen werden, fordern DGB- die neue Organisationsstruktur des DGB fallen. einblick hat Vorstand Günter Dickhausen (r.) und Günter Dickhausen und Hermann Fischer gefragt, wie die im Januar 1993 eine neue Vorstandssekretär Hermann Fischer. Eckpunkte des neuen DGB aussehen. Aufgabenteilung beschlos- sen. Danach sind die Gewerk- Eigentlich sollte die Organisationsreform bis zur ben, dass er sich in der Organisationsreform zu pas- Sommerpause unter Dach und Fach sein. Jetzt ist der siv verhalte. Warum setzt der DGB die Reform nicht schaften neben der Tarifpoli- September im Gespräch. Ist das realistisch? bereits in den Bereichen um, wo die Entscheidungen tik für die mitgliedernahen Günter Dickhausen: Wir sind kurz vorm Ziel. Die faktisch gefallen sind? Leistungen zuständig, der Bildung der Regionen und der vierten Ebene ist ent- Dickhausen: Wir warten nicht, bis auch die letzten DGB soll sich hingegen auf scheidungsreif. Der Bundesvorstand hat zudem be- offenen Fragen geklärt sind. Im Gegenteil: Wir ha- schlossen, die Zahl der Landesbezirke zu verringern. ben begonnen, die Struktur der neuen Regionen die politische Interessen- Umstritten ist noch deren Zuschnitt, aber auch hier umzusetzen. Das geschieht zwar in den einzelnen vertretung konzentrieren. liegen wir nicht mehr weit auseinander. Landesbezirken mit unterschiedlichem Tempo, aber Zudem hat der Bundesvor- Die Landesbezirksvorsitzenden wollen alle Bezir- dieser Prozess ist überall angelaufen. stand 1999 die Kernaufga- ke erhalten. Spielt dieser Vorschlag noch eine Rolle? Es gibt drei Landesbezirke, in denen Pilotprojekte ben➜ für die vier Ebenen des Dickhausen: Wir halten das Modell für nicht trag- beginnen sollen.Worum geht es dabei? bar. Ohne eine Zusammenlegung von Bezirken müs- Fischer: Einzelne Landesbezirke sind in ihren Re- DGB definiert. sen wir in absehbarer Zeit erneut über Einschnitte formbemühungen schon sehr weit. Ihre Erfahrun- Auf der anderen Seite steht nachdenken. Wenn wir schon eine Organisations- gen wollen wir nutzen. Baden-Württemberg hat die eine formale Entscheidung reform machen, bei der Regionen gebildet werden meisten Erfahrungen bei der Konkretisierung der über die künftige Organisa- und die vierte Ebene neu organisiert wird, sollten wir Kernaufgaben der Regionen. Niedersachsen/Bremen auch die Bezirke neu strukturieren. untersucht, wie man die Beschäftigungsmöglichkei- tionsstruktur noch immer Wie viele Bezirke werden es am Ende sein? ten der Verwaltungsangestellten über Qualifizierung aus: Während die Zusam- Dickhausen: Mehrere Zahlen sind denkbar. Aber sichern kann. Hier wird es die größten Einschnitte menlegung der zurzeit 138 der Auftrag des Bundesvorstands ist eindeutig: Wir geben. Deshalb wollen wir den Verwaltungsange- DGB-Kreise zu 97 Regionen sollen die Zahl der Bezirke reduzieren. Unser Vor- stellten die Chance geben, über Qualifizierung neue unumstritten ist, konnten schlag lautet acht. Wir halten das nach wie vor für Aufgaben im DGB zu übernehmen. Und in Nord- sinnvoll, aber daran muss die Reform nicht scheitern. rhein-Westfalen werden Modelle für die vierte sich DGB und Gewerkschaf- Hermann Fischer: Die Bezirke müssen sehr stabil Ebene erprobt. Wir wollen die Ortskartelle stärker in ten bislang nicht auf die Zahl sein. Sie müssen von Größe und Ausstattung her die politische Arbeit des DGB integrieren. der künftigen Landesbezirke in der Lage sein, Politik effektiv zu betreiben. Der Dickhausen: Es gibt über 600 Ortskartelle. Es ist verständigen. Unterschied zwischen den Überlegungen der Lan- schon enorm, was da geleistet wird. Das in die poli- desbezirksvorsitzenden und unserem Konzept ist tische Arbeit des DGB auf kommunaler Ebene ein- Auch ein Konzept zur Orga- „nur“ der, dass wir Bezirke haben wollen, die diese zubinden, ist nicht ganz einfach. Aber wir wollen nisationsabgrenzung, mit Kraft auch wirklich besitzen. auf keinen Fall die ehrenamtliche Arbeit, die es gibt, dem die Gewerkschaften Das hängt auch von der Finanzkraft ab. Wie viele unterbinden. Das wäre vollkommen falsch. ihre Konkurrenz untereinan- Mitglieder muss ein Bezirk haben, um überlebens- Die Organisationsreform soll Strukturen schaffen, fähig zu sein? die zumindest auf mittlere Sicht Bestand haben. der beenden wollen (einblick Fischer: Die Zahl der Mitglieder allein ist nicht aus- Dickhausen: Wir brauchen Strukturen, deren 11/00) stand zwar im Juni im schlaggebend. Wichtig sind auch andere Faktoren Finanzierung für die nächsten fünf bis sechs Jahre DGB-Bundesvorstand auf der wie Fläche, Einwohner oder Wirtschaftskraft. Aber sichergestellt ist. Dann hören auch die Personal- und Tagesordnung, wurde aber welche Zahl man auch nimmt: Die Bezirke müssen Finanzdebatten auf, und wir machen nur das, wofür nicht beschlossen. vergleichbar sein. Einen Landesbezirk Nordrhein- wir eigentlich da sind, nämlich Politik. Westfalen neben einem Landesbezirk Saar zu haben Wie viel Personal wird der DGB in fünf Jahren haben? ist problematisch. Fischer: Das lässt sich nicht exakt voraussagen. Aber Im Fax-Abruf: Wie viele MitarbeiterInnen brauchen die Bezirke? wenn es den Gewerkschaften gelingt, ihre Mitglie- 0211 / 43 01 687 Fischer: Es gibt einen Konsens über die Mindestaus- derzahlen zu stabilisieren, könnte der DGB in fünf Interview mit stattung: Das sind neun politische SekretärInnen und Jahren 720 Beschäftigte haben. 156 davon werden Günter Dickhausen und acht Verwaltungsangestellte. beim Bundesvorstand arbeiten, etwa 210 in den Hermann Fischer zur In der Vergangenheit hat es Kritik am DGB gege- Bezirken und 350 in den Regionen. • Organisationsreform im DGB (Langfassung)

7 einblick 12/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

12/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

ÖFFENTLICHER DIENST: Abstand wird immer größer Der Versuch von Bund, Ländern und Tarifentwicklung in der Gesamtwirtschaft und im öffentlichen Dienst 1989-1999 (1989 = 100) Gemeinden, bei den Beschäftigten des 140 138,6 öffentlichen Dienstes einen Tarifab- gesamte Wirtschaft 134,7 schluss unterhalb der allgemeinen Ein- 132,5 öffentlicher Dienst 130,6 130 kommensentwicklung durchzusetzen, 127,7 hat Tradition: In neun der letzten zehn 123,3 130,4 Jahre lag der Abschluss des öffentlichen 120,8 126,7 120 124,8 Dienstes unter dem der gesamten Wirt- 116,4 123,9 122,3 schaft. Lediglich 1999 zogen die Staats- 118,2 110,1 117,0 angestellten mit 2,9 Prozent gleich. Die 110 113,2 Folge: Während die Bruttoeinkommen 103,9 der übrigen Beschäftigen im Vergleich 107,7 100 zu 1989 auf 138,6 Prozent gestiegen 101,7 sind, wuchsen sie im öffentlichen Dienst 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 lediglich auf 130,4 Prozent. Quelle: WSI-Tarifarchiv . DGB einblick / Nachdruck frei personalien 14TAGE Tipp

••• Andreas Botsch, 42, Sozial- 19.-21.6. Technikfetischis- EXPO-Event: Chancen- Deutschland, Griechenland, Itali- referent der Ständigen Vertretung mus oder Zukunftsverantwortung? gleichheitspolitik und en und Polen. International sind der Bundesrepublik bei der EU in Gewerkschafts- und gesellschafts- Beschäftigungsstrategien auch die Gäste, die zu der Veran- Brüssel, ist ab dem 1. Juli Abtei- politisches Forum der IG Metall, der Arbeitnehmerorgani- staltung am 30. Juni ins Global lungsleiter Struktur- und Umwelt- Springe sationen in Europa. House geladen sind. Eröffnet politik beim DGB-Bundesvorstand. 20.6. Premiere des Mu- Ausstellungsbegehung mit wird der Tag von EXPO-Spreche- ••• Alfred Wohlfahrt, 53, Ge- siktheaterstücks heart.brain.ham- Musik, Performance und rin Wibke Bruhns. Jutta Lieneke- schäftsführer der ÖTV-Kreisverwal- let, Projekt zeiten:der:stadt, EXPO Talk, Global House an der Berns von der Vertretung der EU- tung Ostwürttemberg-Ulm, ist am Hannover EXPO-Plaza, 30. Juni, Kommission in Deutschland in- 16. Mai zum Landesvorsitzenden 24.6. Bundesweiter Akti- 11.30 Uhr formiert über europäische Chan- Baden-Württemberg der ÖTV ge- onstag der Katholischen Arbeitneh- cengleichheitspolitik, und Mecht- wählt worden. Er folgt Rudolf Win- merbewegung „Ohne Sonntag sind Chancengleichheitspolitik hild Kopel, ISA Consult, stellt die terholler, 61, der in den Ruhestand wir ärmer“ spielt in der Europäischen Union Projekte sowie die europäischen gegangen ist. 30.6. DGB-Tagung Chan- auf allen Politikfeldern eine wich- Projektpartnerinnen vor. Im kul- ••• Norbert Haak, 50, Bereichs- cengleichheit in Europa, Global tige Rolle. Auf der EXPO führen turellen Rahmenprogramm führt leiter Finanzen des DGB, ist vom House, EXPO Hannover die Gewerkschaften im Rahmen die Schauspielerin Bärbel Kaspa- DGB für den Aufsichtsrat der Betei- 10.7. 6. Spitzentreffen ihrer Ausstellung „The way it rek eine Performance zum Frau- ligungsgesellschaft der Gewerk- des Bündnisses für Arbeit, Bundes- works“ im Global House vor, wie enalltag auf. Titel: „Da-Zwischen schaften (BGAG) benannt worden. kanzleramt, Berlin auch Arbeitnehmerorganisatio- oder 100 Aktivitäten in 20 Minu- nen aktiv Gleichberechtigung ten“.Außerdem gibt’s Lieder und Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: fördern können. Die dokumen- Chansons von der Frauenband einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian tierten Beispiele stammen aus „Mutter Beimlein“. Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, ● Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Schlusspunkt Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Die Zapfpistole wird missbraucht, um das Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck Gehirn auszuschalten.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Michael Müller, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfrak- Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 tion, am 6. Juni in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau über Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. die Kampagne der CDU gegen die Ökosteuer

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 03.07.2000 13/00 inhalt DGB-Trendbarometer 2000 ______Seite 3 ______Großes Potenzial bei den Jungen Ich hätte mich auch Das Ansehen der Gewerkschaf- Ansehen gestiegen Prozent sehen in ihnen noch eine genommen ten ist in den vergangenen Jahren Wie beurteilen Sie die Arbeit der „Anlaufstelle für viele meiner Pro- Interview mit Harald Schar- gestiegen. 48 Prozent aller Arbeit- Gewerkschaften in den letzten drei bleme“. Gewandelt haben sich auch tau, Ex-Bezirksleiter der nehmerInnen beurteilen ihre Ar- Jahren? (in Prozent) die Anforderungen an den Poli- IG Metall und neuer Arbeits- 1998 beit mit „gut“ oder „sehr gut“. 3 tikstil: 78 Prozent aller Mitglieder minister von NRW, der „auf sehr gut 2000 Vor zwei Jahren waren es nur 45 3 und 77 Prozent aller Nichtmitglie- einem ziemlich großen Klavier 42 Prozent. Allerdings nutzen die gut der erwarten von den Gewerk- 45 hoffentlich auch schöne Gewerkschaften nur einen Teil ihrer schaften „eine Kooperation mit 30 Melodien spielen“ will. weniger gut Möglichkeiten: 70 Prozent aller Be- 26 Unternehmern ohne Vorbedingun- ______Seite 5 ______schäftigten werden von ihnen nicht 9 gen“. Zwei Jahre zuvor hatten das schlecht persönlich angesprochen. Das hat 7 nur 73 bzw. 76 Prozent geäußert. Vom „lieben Walter“ 16 das Münchener polis-Institut ermit- weiß nicht Gestiegen ist allerdings auch zum Buhmann 18 telt, das in den Monaten März bis die Konfliktbereitschaft: 55 statt 50 Der Rentenstreit zwischen Mai 2120 ArbeitnehmerInnen zu Quelle: DGB-Trendbarometer 2000 DGB einblick / Nachdruck frei Prozent der Mitglieder erwarten von Rot-Grün und den Gewerk- ihrer Zukunftserwartung und Ein- Der Anteil der ArbeitnehmerInnen, den Gewerkschaften in Konflikt- die die Arbeit der Gewerkschaften schaften wächst sich zu stellung gegenüber den Gewerk- situationen ein kooperatives Ver- in den letzten drei Jahren mit einer handfesten Bezie- schaften befragt hat. „gut“ oder „sehr gut“ beurteilen, halten „erst nach Zugeständnissen“ hungskrise aus. Gute Noten erhalten die Ge- ist zwischen 1998 und 2000 von 45 der Unternehmer.Bei den Nichtmit- werkschaften auch von Nichtmit- auf 48 Prozent gestiegen. gliedern ist dieser Wert ebenfalls ______Seite 7 ______gliedern: 87 Prozent der befragten gestiegen: von 34 auf 37 Prozent. Mitglieder bescheinigen ihnen eine der und 65 Prozent der potenziel- Und Streiks werden nicht nur von Im Osten verrannt „hervorragende Arbeit in Betrieben len Mitglieder. den Mitgliedern zunehmend als Die Tarifpolitik in Ostdeutsch- und Verwaltungen“, bei den Nicht- Zugleich zeigt die polis-Studie, notwendig betrachtet (59 statt 55 land steckt in einer tiefen mitgliedern sind es immerhin noch dass sich die Erwartungen gegen- Prozent), sondern auch von Nicht- Krise: Die Angleichung der 58 Prozent, bei den potenziellen über den Gewerkschaften in den mitgliedern (40 statt 36 Prozent). Einkommen an das West- Mitgliedern sogar 76 Prozent. Für letzten Jahren nachhaltig gewandelt Wie groß das von den Gewerk- niveau ist in weite Ferne „modern und zukunftsfähig“ hal- haben: Zwar halten immerhin 68 schaften bislang nicht genutzte gerückt, immer mehr Tarifver- ten die Gewerkschaften nicht nur Prozent aller Befragten die Gewerk- Potenzial unter den Beschäftigten träge werden unterlaufen. 74 Prozent der Mitglieder, sondern schaften für „wichtig“ oder sogar ist, zeigt ein Vergleich der Alters- Andreas Steppuhn, Landes- auch 46 Prozent der Nichtmitglie- für „unverzichtbar“, aber nur 36 gruppen: Während bei den über vorsitzender der IG BAU in 45-jährigen Nichtmitgliedern nur Sachsen-Anhalt, fordert 25 Prozent positiv reagieren wür- eine Kurskorrektur. plusminusBERLIN den, wenn sie auf einen Beitritt angesprochen werden („würde ich Heiner Geißler, ehema- CDU-Vize Christian sicher zusagen/vielleicht zusagen“), + liger Generalsekretär - Wulff will Arbeitgebern liegt dieser Wert bei den 25- bis 45- Der Surf-Tipp der CDU, hat seine Partei die Möglichkeit geben, ihren Jährigen bei 28 Prozent, bei den fürs Internet gewarnt, das Grundrecht auf Beschäftigten schon bei der unter 25-Jährigen sogar bei 51 Pro- www.verdi-wuppertal.de/ Asyl zu ändern: „Dies wäre Einstellung den Kündigungs- zent.Aber nur 17 Prozent der unter verdienstrechner.htm eine Schande“. Überlegungen, schutz durch eine spätere 25-Jährigen sind bislang zumindest Verdienstrechner für den das Asylrecht einzuschränken, Abfindung „abzukaufen“. Die einmal von den Gewerkschaften öffentlichen Dienst 2000 um Spielraum für eine Zuwan- Arbeitgeber hätten dann angesprochen worden. Dabei derung ausländischer Arbeits- keine Prozesse nach einer könnten sich 13 Prozent der Nicht- Im Faxabruf kräfte zu schaffen, werden Kündigung zu fürchten. Wulff mitglieder vorstellen, „bei be- 0211 / 43 01 666 auch von Innenminister Otto erhofft sich dadurch mehr stimmten Themen“ mitzuarbeiten. Diskussionsbeitrag zum Schily (SPD) verfolgt. „Beschäftigungsdynamik“. Acht Prozent würden das zumin- Bericht der Kommission dest „befristet“ tun. • Rechtsextremismus

einblick 13/00 13/00 POLITIK AKTUELL Tarifjahr 2000 Lehrstellenhilfe Ost Kalenderjährliche Tariferhöhung (in Prozent) Um durchschnittlich Handel 2,9 2,3 Prozent sind die Einkommen 2000 Sonderprogramme bis 2004 Nahrungs- und Genussmittel- 2,9 gewerbe gestiegen. 1999 waren es 3,1 Prozent. Verbrauchsgütergewerbe 2,8 Bund und Länder wollen die gung wollen die Beteiligten „einen Vorreiter bei den Lehrlingsausbildung Ost noch bis zuverlässigen Rahmen für die ge- Investitionsgütergewerbe 2,5 Branchen sind der zum Jahr 2004 mit staatlichen Son- meinsamen Anstrengungen schaf- Private Dienstleistungen, Organi- Handel sowie das sationen ohne Erwerbszweck 2,4 Nahrungs- und derprogrammen unterstützen. Eine fen“, erklärte Bulmahn. Im laufen- Verkehr und Nachrichten- Genussmittelgewerbe, 2,4 entsprechende Vereinbarung unter- den Jahr werden 17 000 Lehrstel- übermittlung Schlusslicht ist das zeichneten die Ministerpräsidenten len im Osten mit rund 450 Millio- Grundstoff- und Produktions- 2,4 Baugewerbe. Mit 1,9 gütergewerbe Prozent rangiert der der neuen Bundesländer und Bil- nen Mark finanziert. Die Kosten tei- gesamte Wirtschaft 2,3 dungsministerin Edelgard Bul- len sich Bund und Länder je zur öffentliche Dienst an Gartenbau, Land- und drittletzter Stelle. Forstwirtschaft 2,3 mahn. Mit der langfristigen Festle- Hälfte. • Die Übersicht zum Kreditinstitute, Versicherungs- gewerbe 2,0 Tarifjahr 2000 ist Teil Gebietskörperschaften, des Halbjahresberich- 1,9 tes, der Mitte Juli IT-Arbeitskräftemangel Prozent.Als Grund sehen Fachleute Sozialversicherung Energie- und Wasserversorgung, 1,7 vom WSI in der Hans- die geschlechtsspezifische Soziali- Bergbau Böckler-Stiftung Frauenanteil sation. „Bewerbungen von Frauen Baugewerbe 1,6 herausgegeben wird. sinkt bleiben aus“, berichtet iX, das Ma- Stand: 20.06.2000 Quelle: WSI-Tarifarchiv DGB einblick / Nachdruck frei gazin für professionelle Informati- In der IT-Branche bleiben wich- onstechnik. Nicht einmal auf Stel- tige Ressourcen ungenutzt: Der An- lenausschreibungen, die kein com- Sozialhilfe die Kinderarmut in den nächsten teil weiblicher Beschäftigter be- puterspezifisches Fachwissen, son- Jahren sogar noch wachsen. Neben wegt sich kontinuierlich nach un- dern lediglich „Interesse an der Sa- Kinderarmut der materiellen Armut nehme in ten. Ein Trend, der sich bereits in der che“ verlangten, gebe es nennens- wächst Deutschland auch die emotionale Ausbildung bemerkbar macht: werte Reaktionen. Schuld seien Armut von Kindern wegen zu gerin- Während in den siebziger Jahren aber auch die Unternehmen, Mehr als eine Million Kinder ger Zuwendung zu. Fachleute for- noch rund 30 Prozent der Informa- „längst nicht alle IT-Firmen haben und Jugendliche sind in Deutsch- dern deshalb eine nachhaltige Ver- tik-Studierenden weiblich waren, die Chancen gezielter Frauenförde- land auf Sozialhilfe angewiesen. besserung der Qualität der Kinder- sind es heute gerade noch acht rung erkannt.“ • Nach Ansicht von Experten könnte betreuung. • wiewardiewoche ?

Seit der Bundesinnungsverband des privaten Gebäudereiniger- tere Einzelvereinbarungen abzuschließen. Mit Handwerks den Rahmentarifvertrag für die 700 000 Beschäftigten 24 statt 30 Tagen Urlaub, weniger Urlaubs- gekündigt hat, hauen die Putzfrauen und -männer mit Warnstreiks geld, keiner Jahressondervergütung, ohne und Protestaktionen auf den Putz. Erika Holzhausen, 46, ist freigestellte Betriebsrätin einer Gebäudereinigungsfirma in Anspruch auf Zuschläge. Gelsenkirchen, Landesfachgruppenvorsitzende der IG Bauen-Agrar- Einen ersten Erfolg haben wir bereits erzielt. Es Umwelt (IG BAU) in Westfalen und Mitglied der Tarifkommission. scheint, als sei die Reduzierung des Urlaubsan- spruchs auf das gesetzliche Mindestmaß vom Wer uns wie Dreck be- einem der größten in der Branche. Der Warn- Tisch, und in einem Spitzengespräch haben die handelt, wird bald im streik dauerte zwar nur eine Stunde, letztlich Arbeitgeber erkennen lassen, dass sie ernsthaft Dreck ersticken: So steht es auf unseren Flug- wurden an diesem Tag aber nur die Papier- über einen neuen RTV verhandeln wollen. Sie blättern zu den Warnstreiks, und das könnte körbe geleert. fordern aber weiterhin drastische Kürzungen Realität werden, wenn die Arbeitgeber in der Seit Monaten schwelt der Tarifkonflikt. Zum beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld und bei Gebäudereinigungsbranche weiterhin drasti- 30. April hat der Bundesinnungsverband den den Erschwerniszulagen. sche Einschnitte beim Rahmentarifvertrag Rahmentarifvertrag (RTV) für die gewerb- Falls die Verhandlungen scheitern und die IG durchsetzen wollen. Schon die Warnstreiks, lichen Beschäftigten im Gebäudereiniger- BAU zur Urabstimmung aufruft, wird es eine n denen sich Tausende beteiligten, haben Handwerk gekündigt. Damit ist seit dem Mehrheit für einen Streik geben. Die KollegIn- gezeigt, wie effektiv Arbeitsniederlegungen in 1. Mai die Allgemeinverbindlichkeit des RTV nen sind unglaublich wütend. Viel ist es sowie- dieser Branche sind. Bei den beiden Aktionen, entfallen. Zwar wirkt der Tarifvertrag für die so nicht, was uns zusteht. So gibt es gerade die ich als IG BAU-Vertreterin unterstützt habe, Beschäftigten nach, doch viele Arbeitgeber mal das 80fache eines Stundenlohns als hat jeweils eine komplette Schicht die Arbeit nutzen die Nachwirkungszeit, um das geltende Jahressondervergütung. Wenn man uns auch niedergelegt. Zum Beispiel bei Preußen Elek- Tarifniveau auszuhebeln. Da werden Beschäf- noch das Wenige wegnehmen will, ist die tra, einem Objekt des Piepenbrock-Konzerns, tigte unter Druck gesetzt, wesentlich schlech- Schmerzgrenze erreicht.

2 Das Bündnis POLITIK AKTUELL für Arbeit …

… ist kurz vor dem sechsten Harald Schartau – neuer Arbeitsminister von NRW Spitzentreffen am 10. Juli ins Ich hätte mich auch genommen Gerede gekommen. Der Wissenschaftliche Beirat des „Mit einem Kloß im Hals“ scheidet Harald Schartau, bislang Bezirksleiter Bundeswirtschaftsministeri- der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, aus seinem Amt. Als Arbeits- minister will er „auf einem ziemlich großen Klavier hoffentlich auch ums – ein unabhängiges schöne Melodien spielen“. Gremium von 34 Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlern – ■ Mit dir streicht erneut ein nicht gedacht. Mir ist es immer da- Harald hat sich in seinem jüngsten Modernisierer die Segel in der IG rum gegangen, die Gewerkschafts- Schartau Metall. Ist deine Position nicht arbeit nach vorn zu bringen, den (SPD), 47, Gutachten („Aktuelle For- Minister mehrheitsfähig? Leuten Mut zu machen, neue Ideen für Arbeit, men des Korporatismus“) ■ Die IG Metall ist in einem großen zu entwickeln und dann umzuset- Foto: Jürgen Seidel Soziales, auch kritisch zum Bündnis Qualifikation und Technologie in Veränderungsprozess. Dieser Prozess zen. Hinzuhören, wenn jemandem für Arbeit geäußert. Es sei ist zwar mit Namen verbunden, läuft der Schuh drückt. Immer als jemand Nordrhein-Westfalen aber auch unabhängig von ihnen, anerkannt zu werden, der nicht wie zwar „noch zu früh, ein denn die Praxis verändert sich. Und die Kuh vom Tangotanzen redet; großen Worte, er geht ran. Und ich endgültiges Urteil zu fällen“, dieser Prozess ist in Nordrhein- der weiß, was Sache ist. Das hat möchte mit meinen Erfahrungen heißt es darin, aber die Westfalen bei den Bevollmächtig- mich viel mehr ausgefüllt als ein seine Arbeit flankieren. Gefahr sei groß, „dass Ten- ten – auch bei meinem Nachfolger – mehrjähriger Konkurrenzkampf um ■ Vor Clements Wahl hatte es denzen einer Zementierung in besten Händen. Insofern mache eine Funktion. geheißen, alle Minister bleiben im ich mir überhaupt keine Sorgen, ■ Du bist vor zwei Jahren schon Amt. Jetzt geht Ilse Brusis, deine der bestehenden Verhältnis- dass die IG Metall NRW Bodenhaf- einmal gefragt worden, ob du Ar- Amtsvorgängerin, doch. se die Oberhand gewinnen“. tung behält und auch künftig neue beitsminister in NRW werden willst. ■ Ilse Brusis und ich sind uns voll- Prompt widersprach Wirt- Akzente setzt. ■ Vor zwei Jahren war ich gerade kommen einig. Sie freut sich, dass schaftsminister Werner ■ Was bedeutet dein Abgang für Bezirksleiter von NRW geworden. ich ihr Ministerium übernehme, die Zukunft der IG Metall? Ich wollte diese Arbeit weiterma- und ich freue mich, ein gut geführ- Müller (parteilos) den Wis- ■ Ich war nur Sprachrohr einer chen, weil die Fusion der Bezirke tes Ministerium zu bekommen und senschaftlern. Gerade das Entwicklung, die unverändert an- Dortmund und Wuppertal noch zu auf einem ziemlich großen Klavier Bündnis für Arbeit sei erfolg- hält. Und diese Entwicklung wird bewältigen war. Diese Fusion und hoffentlich auch schöne Melodien reicher, als mancher es wahr- sich erneut ein Sprachrohr suchen. die Integration der Gewerkschaften zu spielen. haben wolle. Die Ergebnisse Ich nehme für mich in Anspruch, Textil-Bekleidung und Holz und ■ Welche Ziele hast du? einer bestimmten Entwicklung den Kunststoff sind nun abgeschlossen. ■ Was mich umtreibt, ist die Frage der Bündnisgespräche Weg mit bereitet zu haben, aber ■ Was qualifiziert dich für dieses der sozialen Gerechtigkeit in einer bewiesen, „dass Verände- ich gehe nicht so weit zu sagen, Amt? sich verändernden Gesellschaft. Ich rungen im Konsens möglich dass, wenn ich jetzt quasi das Büro ■ (Pause) Ich hätte mich auch ge- verstehe mich als Sachwalter dieses sind“. Der IG Metall-Vorsit- wechsle, eine nicht auffüllbare nommen. Einmal bin ich in Nord- Gedankens. Und ich möchte, dass Lücke gerissen wird. rhein-Westfalen bekannt, dann wir uns in NRW exponieren in die- zende Klaus Zwickel kanzelte ■ Peter Gasse, der Bevollmächtig- habe ich – jenseits von Tarifver- ser Frage: Es muss unzweifelhaft das Gutachten barsch ab: te von Duisburg, ist dein Wunsch- handlungen – gemeinsam mit den und jederzeit vollkommen klar sein, „Das ist Unternehmens- nachfolger? Arbeitgebern an der Frage der Zu- dass soziale Gerechtigkeit einer der ideologie pur.“ Die Autoren ■ Ja. kunft der Arbeitsplätze gearbeitet. wichtigsten Maßstäbe des politi- ■ Und wie sieht das der Vorstand Ich kann umschalten von notwen- schen Handelns bleibt. Mir wird nie- sollten sich „auf die Gehalts- in Frankfurt? digem Widerstand zu politischer mand vorwerfen, dass ich mit dem liste des Bundesverbandes ■ Da mache ich mir keine Sorgen. Gestaltung. Ich weiß, wie man Gedanken der sozialen Gerechtig- der deutschen Industrie ■ Wie verlässt man nach so langer Kompromisse schließt und kritische keit Mätzchen mache. Es kommt setzen lassen“. Zeit eine Organisation, in der man Situationen meistert. darauf an, eine Politik zu betreiben, groß geworden ist? ■ Welche Bedingungen hast du die den Menschen keine Angst ■ Mit einem Kloß im Hals – aber an die Amtsübernahme geknüpft? macht. Wenn uns das gelingt, Im Faxabruf ■ ich bin ja nicht aus der Welt. Keine, nachdem der Ressort- können wir in NRW ein Modell für 0211 / 43 01 678 ■ Hat dein Wechsel in die Politik zuschnitt klar war. Ich kenne die die Bundespolitik werden. Aktuelle Formen des ■ auch damit zu tun, dass du als po- handelnden Personen, besonders Du bist ein politischer Seitenein- Korporatismus tenzieller Nachfolger des Vorsitzen- den Ministerpräsidenten Wolfgang steiger ohne Hausmacht. Wie hoch Gutachten des Wissen- den Klaus Zwickel keine Chancen Clement, dessen Arbeitsstil mir ist dein Risiko, zu scheitern? schaftlichen Beirats beim ■ mehr für dich gesehen hast? außerordentlich gut gefällt, weil er Ich verschwende keinen einzi- Bundeswirtschafts- ■ In solchen Kategorien habe ich nicht lange fackelt; er macht keine gen Gedanken ans Scheitern. • ministerium (Auszüge)

3 einblick 13/00 13/00 PROJEKTE UND PARTNER

ÖTV-Kongress chen einer Firma im Ökobereich lie- amnesty international gen. Das Verfahren stammt aus dem Gesundheit Projekt „Lokal handeln – system- Gewerkschafter in Kolumbien fördern weit denken“, das einzelne Firmen verschwunden aus Nordrhein-Westfalen während Individuelle Betriebslösungen ihres Öko-Audits begleitet. • Zu einer „urgent action“ ruft Telefaxen, Telegrammen oder Luft- im Gesundheitsschutz präsentiert Wuppertal-Institut für Klima, amnesty international (ai) auf, um postbriefen an den kolumbiani- der ÖTV-Kongress „Effiziente Orga- Umwelt, Energie das Schicksal von Gilberto Agudelo schen Präsidenten die Sorge um die nisations- und Führungsformen – Fax: 0202 / 24 92 138 Martínez, dem Vorsitzenden der Sicherheit von Gilbert Agudelo Nutzen, Perspektiven, Chancen E-Mail: [email protected] SINTRAUNICOL, der Gewerkschaft Martínez zum Ausdruck zu bringen durch betriebliche Gesundheitsför- Internet: www.kni.de der Hochschul-Beschäftigten in Ko- und zu fordern, dass sein „Ver- derung“. Während der Veranstal- lumbien, aufzuklären. Martínez schwinden“ umgehend aufgeklärt tung am 20./21. September in Arbeiterwohlfahrt „verschwand“ Ende Mai, als er für wird und er, sofern inhaftiert, sofort Dortmund ist auch ein Besuch der seine Gewerkschaft auf Reisen war. freigelassen wird. • Deutschen Arbeitsschutzausstel- Recht auf Kur Berichten aus Kolumbien zufolge Appelle in Spanisch, Englisch lung geplant. Die Teilnahme kostet Mutter-Kind-Kuren sind kein haben sich Paramilitärs für sein oder Deutsch bis 25. Juli an: 550 Mark plus Übernachtung. • Fossil der Wirtschaftswunderzeit. „Verschwinden“ verantwortlich er- Señor Presidente Dr. Andrés Info: MVH-GmbH & Co. KG Das Müttergenesungswerk der Ar- klärt. Für die kolumbianischen Pastrana, Palacio de Nariño Kongressabteilung beiterwohlfahrt (AWO) betreibt 27 Sicherheitskräfte und ihre parami- Carrera 8 No. 7-26 Tel.: 0 62 21 / 45 64 507 Kurhäuser, in denen sich berufstäti- litärischen Verbündeten gelten Santafé de Bogotá E-Mail: ge Frauen zusammen mit ihren Kin- GewerkschafterInnen ebenso wie Republik Kolumbien [email protected] dern erholen können.Wie die Frau- Mitglieder der legalen Oppositions- Telegramm: presidente en ihren Rechtsanspruch auf Kur gruppen als Kollaborateure der pastrana, bogota, kolumbien TBS-Fachtagung geltend machen, darüber informiert Guerilla. Allein 1999 wurden in Fax: 00 57 / 1 / 286 74 34 das neu aufgelegte Faltblatt „Der Kolumbien mehr als 90 Gewerk- Mehr Infos: Psychostress Weg zur Kur“. • schafterInnen ermordet. Die Täter Internet: www.einblick.dgb.de im Job Infos: AWO Bundesverband bleiben straffrei. ai ruft dazu auf, in Faxabruf: 0211 / 43 01 686 Fax: 0228 / 66 85 209 Wie lassen sich Arbeitsstress Internet: www.awo.org und Mobbing in eine Gefährdungs- IG Medien-Ortsvereins Dortmund. Unterrichtsmaterial beurteilung einbeziehen? Wie es IG Medien Kurz werden Jobs im IT-Sektor er- geht, zeigt die Fachtagung „Psy- läutert und durch Praxisberichte Den richtigen chische Belastungen in Büro und Schöne neue ergänzt. Kritische Anmerkungen zu Beruf wählen Produktion“ der Technologiebera- Medienwelt Rationalisierung, Ausbildung und tungsstelle (TBS) Niedersachsen am Einkommen sowie eine Liste inte- „Vom Traum zum Beruf“ ist Titel 28. November in Hannover. Wer Einen kritischen Blick auf die ressanter Netzadressen runden das eines DGB-Themenhefts zum Be- bis zum 25. August bucht, bezahlt schöne neue Computerwelt wirft 16-seitige Infoheft ab. • rufsstart. Die Unterrichtshilfe mit 320 Mark. • die Broschüre Neue Medien – für Bestellen (4 Mark inkl. Porto): Fragebögen, Musterbewerbungen Info: TBS Niedersachsen wen?. Herausgeber ist die Arbeits- MEK Software und Arbeits- Fax: 0511 / 163 04 20 gemeinschaft „Mobiles Einsatz- Fax: 0231 / 55 63 55 ideen soll E-Mail: [email protected] kommando (MEK) Software“ des Internet: www.mek-software.de Schülern allgemein- Wuppertal-Institut bildender Schulen die Ökostandard interregio Wahl des bewerten richtigen ••• Der DGB-Landesbezirk statt. Infos: Burgunde Grosse, Tel. Jobs erleichtern. Damit Unternehmen den Stand Berlin-Brandenburg hat sich 030 / 21 240 146. Die knapp 50-seitige Sammlung ihrer Umweltbemühungen richtig vom 2. bis 6. Mai an der interna- ••• Der Vorstand des DGB-Lan- ist Auftakt einer Reihe von zehn einschätzen können, haben das tionalen Sportveranstaltung desbezirks Thüringen hat am Materialheften zum „Workshop Wuppertal-Institut für Klima, Um- „Mehoziada“ in Israel beteiligt. 21. Juni Gespräche mit PDS Zukunft“ rund um Arbeit, Erwerbs- welt, Energie und das Kölner Klaus- Auf Einladung der israelischen und CDU geführt. Im Mittelpunkt losigkeit, Ökologie und Medien. • Novy-Institut ein Bewertungsinstru- Gewerkschaft Histadrut nahm aus der Treffen standen unter anderem Info: DGB Bundesvorstand, ment entwickelt. Es hört auf den Brandenburg die Betriebssport- die Arbeitsmarktpolitik, das „Bünd- Abteilung Bildung Namen „SAFE – Sustainability As- mannschaft von EKO Stahl aus nis für Demokratie“ und die finan- Fax: 030 / 240 60 410 sessment for Enterprises“ und zeigt Eisenhüttenstadt teil. Die nächste zielle Lage Thüringens. Infos: Petra Internet: grafisch, wo die Stärken und Schwä- „Mehoziada“ findet in zwei Jahren Binder,Tel. 0361 / 59 61 430. www.workshop-zukunft.de

4 GEWERKSCHAFTEN Die Rentenpläne von Rot-Grün Rentenstreit * Das Rentenniveau (Ver- Vom „lieben Walter“ zum Buhmann hältnis von gesetzlicher Rente zu Nettoeinkommen) So schief hing der Haussegen schon lange nicht mehr – im Rentenstreit fliegen die Fetzen: Während sinkt dank „Ausgleichsfak- Arbeitsminister Walter Riester der IG Metall Realitätsverlust vorwirft, kontert diese, die Regierung demontiere die Rentenversicherung, und DGB und DAG drohen der Koalition mit Verfassungsklage tor“ – siehe unten – von und heißem Herbst. Böse Worte hüben wie drüben. derzeit 71 auf 64 Prozent (2030) und weiter auf Wachsende Bedeutung Weder in der SPD-Fraktion noch Beim Aufbau einer kapitalge- 54 Prozent (2050). Das ver- im SPD-Vorstand stößt Riesters Sicherung der Altersversorgung – deckten Altersvorsorge, so Engelen- Rentenkonzept auf Zustimmung. Einschätzung der Wichtigkeit dieses Kefer, würden die Gewerkschaften ringert die Standard-Rente Nicht bei den Rechten und nicht Themas nach Altersgruppen und im mitmachen – allerdings nur in Form um 422 Mark (2030) bezie- Jahresvergleich 1998/2000 bei den Linken. „Altersarmut ist (in Prozent) von betrieblichen Versorgungszusa- hungsweise 1640 Mark programmiert“, behauptet Ottmar gen oder Tarifrentenmodellen. Dass 1998 2000 78 (2050). Schreiner, Chef der Arbeitsgemein- 69 72 die paritätische Finanzierung der ➜ schaft für Arbeitnehmerfragen 56 57 60 Rente wie geplant aufgekündigt * Der Rentenbeitrag von (AfA). Und der Linke Gernot Krum- wird und die ArbeitnehmerInnen heute 19,3 Prozent steigt bis bach malt gar ein Menetekel an die vier Prozent vom Bruttoeinkommen 2020 nicht über 20 und bis Wand: „Es kann nicht sein, dass die alleine bezahlen sollen, lehnt sie SPD eine Rentenreform durchsetzt strikt ab. 2030 nicht über 22 Prozent. gegen den Widerstand des DGB.“ 14 bis 25 26 bis 45 46 Jahre In diese Kerbe schlägt auch Privatvorsorge: Ab 2001 Es sei denn mit Hilfe der Oppositi- Jahre Jahre und älter Riesters Amtsvorgänger Norbert * Quelle: DGB-Trendbarometer 2000 DGB einblick / Nachdruck frei zweigen die Beschäftigten on. Aber CDU/CSU und FDP denken Blüm: „Ein Beitrag von 23 Prozent Nach „Erhalt der Arbeitsplätze/ 0,5 Prozent – bis 2008 vier nicht daran. Abbau der Arbeitslosigkeit“ ist für die gesetzliche Rentenversiche- Anlass genug für Bundeskanz- die Sicherung der Altersversor- rung gilt als unzumutbar, aber ein Prozent – ihres Bruttoein- ler Gerhard Schröder, zu einem gung das wichtigste politische Gesamtbeitrag für die gesetzliche kommens für die private Rundumschlag gegen die Kritiker Thema, in den Altersgruppen ab und private Versorgung von 26 Pro- 26 Jahre besitzt es sogar absolute Zusatzrente ab. Wer nicht aus den eigenen Reihen und den Priorität. zent wird für verkraftbar gehalten.“ Gewerkschaften auszuholen: Die Das sei irrational. Ähnlich klingt, was mehr als 35 000 / 70 000 Mark Rentenreform sei „durch ein Ge- sinke bis 2050 auf 1556 Mark. Detlef Hensche, der Vorsitzende der (ledig/verheiratet) verdient, misch aus Unkenntnis, parteitakti- DAG-Vorstandsmitglied Lutz Freitag IG Medien, dem „lieben Walter“ ins erhält einen Zuschuss von schem Verhalten und Sozialroman- geht noch einen Schritt weiter und Stammbuch schreibt: „Die künftige bis zu 350 / 700 Mark (plus tik“ gefährdet, sagt er. Der Kanzler wirft Arbeitsminister „Buhmann“ Generation wird durch Einführung Kinderzuschlag). Wer bis zu und SPD-Chef sieht „keine Alterna- Riester „eine Zerstörung der Alters- der privaten Vorsorge nicht entlas- tive“ zu Riesters Konzept. Doch die- sicherung“ vor. Falls er sich durch- tet, sondern über Gebühr belastet! 100 000 / 200 000 Mark ver- ser Versuch eines Befreiungsschlags setze, stehe Rot-Grün ein heißer Entlastet werden ausschließlich die dient, erhält zusätzlich einen blieb ohne erkennbare Wirkung. Herbst von Seiten der Gewerk- Arbeitgeber durch den Ausstieg aus Steuerfreibetrag von bis zu Einzig Hubertus Schmoldt, Vorsit- schaften, Sozialverbände und Kir- der paritätischen Finanzierung.“ 4000 / 8000 Mark. (Die Privat- zender der IG Bergbau, Chemie, chen bevor. Deshalb hat IG BAU-Chef Klaus Energie (BCE), steht dem Kanzler Aus IG BCE-Sicht darf das Ren- Wiesehügel „eine echte Alternati- vorsorge soll die Kürzung bei und warnt die Gewerkschaften tenniveau 60 Prozent nicht unter- ve“ zu Riesters Rentenplänen an- der gesetzlichen Rente wett- vor einer Blockade der Rentenre- schreiten, weil sonst die Glaubwür- gekündigt – und vorgeschlagen, machen.) form: Mit „verstaubten Argumen- digkeit und Akzeptanz des Renten- auch Beamte und Selbstständige ten und Geisterbeschwörungen“ systems in Gefahr sei. DGB-Vize zur Finanzierung der Rentenversi- * „Ausgleichsfaktor“: Leis- seien die Probleme nicht zu lösen. Ursula Engelen-Kefer sagt: „68 Pro- cherung heranzuziehen. Auch die tungen der privaten Vorsor- Die Gewerkschaften sind uneins. zent, das ist für uns die Schmerz- fünf ver.di-Gewerkschaften lehnen ge werden zur Hälfte von Für die IG BCE ist Riesters Renten- grenze.“ Falls die Rente „für eine die Rentenreform ab. Und die IG der gesetzlichen Rente papier zumindest „eine Diskussi- steigende Zahl von Bürgern nicht Metall will sogar die Beschäftigten onsgrundlage“, für den IG Metall- einmal mehr das Sozialhilfeniveau gegen sie mobilisieren. abgezogen. (Dieser Kür- Vorsitzenden Klaus Zwickel hinge- erreicht“, will sie prüfen lassen, ob Der Rentenstreit wächst sich zu zungsfaktor reduziert das gen „gänzlich inakzeptabel“. Und sie „als Pflichtversicherung noch einem Politikum aus, ein Konsens Rentenniveau; er greift IG Metall-Vorstand Horst Schmit- verfassungskonform ist“. Für die ist – noch – nicht in Sicht. Dass selbst dann, wenn keine thenner beißt noch kräftiger zu: stellvertretende DGB-Vorsitzende DGB-Chef Dieter Schulte sich noch „Nicht einmal die alte Regierung ist die Rentenreform „schlichter nicht öffentlich geäußert hat, sei für Privatvorsorge existiert.) hat es gewagt, so etwas vorzu- Sozialabbau mit krasser sozialer Riester, so die Neue Ruhr Zeitung, legen.“ Die Netto-Standardrente Schieflage“. „schon ein Hoffnungsschimmer“. •

5 einblick 13/00 13/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Atomkonsens verheerenden Folgen für die Ge- Als erste Gewerk- DGB will Ausstieg exportieren sundheit der in der Region leben- schaft erprobt die den Menschen“. DPG seit Mitte Juni Nach Ansicht von DGB-Vize Ur- brücker Zeitung forderte Engelen- Positiv bewertet wird der Kon- die Telearbeit. An dem auf sula Engelen-Kefer ist der von Kern- Kefer deshalb die Bundesregierung sens von den Gewerkschaften ÖTV ein Jahr begrenzten Projekt kraftbetreibern und Bundesregie- auf, Gespräche mit allen europäi- und IG BCE. Er biete die Gewähr, nehmen Beschäftigte der rung vereinbarte Atomausstieg schen Staaten zu führen, um „in dass Deutschland „Energieerzeu- DPG-Hauptverwaltung teil. „nur eine Teillösung“. Zwar sinke ganz Europa den Ausstieg aus der gerland“ bleibe, so ÖTV-Vorsitzen- Das Online-Forum Telear- mit jedem abgeschalteten Kern- Kernenergie zu organisieren“. der Herbert Mai, und langfristig beit (OnForTe) wird den kraftwerk die „Gefahr einer atoma- Kritik am Atomkonsens hat „andere Energieträger“ ausgebaut Nutzen der neuen Arbeits- ren Katastrophe in Deutschland“, auch der niedersächsische DGB- würden. Dem gegenüber betonte form für die Gewerk- es bestehe aber die Gefahr, dass Vorsitzende Heinz-Hermann Witte IG BCE-Vorsitzender Hubertus schaftsarbeit auswerten. Atomstrom künftig in großen Men- geübt. Wegen des Festhaltens Schmoldt, dass es „der Entschei- gen importiert werde, wenn die der Bundesregierung am Endlager dung künftiger Generationen vor- Die HBV hat wegen Kernkraftwerke in Frankreich und Gorleben und am Schacht Konrad behalten bleiben“ müsse, „ob an- der Börsenöffnun- Osteuropa weiterliefen. In einem drohe Niedersachsen zum „Atom- dere, sichere Kernkrafttechnologien gen an Feiertagen Interview mit der Neuen Osna- klo Deutschlands“ zu werden, „mit zum Einsatz kommen“. • Dienstaufsichtsbeschwerde gegen das Amt für Arbeits- schutz erhoben. Die Behör- Kampagnensplitter de sei ihrer Prüfungspflicht Der „Tag der Gewerkschaften“ nicht ausreichend nachge- Ideenwettbewerb und Wissensspiel am 2. September auf der EXPO kommen, so die Gewerk- 2000 und intensive Werbemaß- schaft. Ursprünglich hatte Der DGB setzt seine Imagekam- Imagekampagne, auf der die Lö- nahmen machen den September die HBV sogar eine Klage pagne „Wer, wenn nicht wir?“ sungen versteckt sein werden. Als zu einem wichtigen Kampagnen- gegen die Feiertagsöffnung nach der Sommerpause mit jugend- CD-Rom steht das Computerspiel monat. Zugleich beginnt das neue geplant. spezifischen Angeboten fort. Dabei den DGB-Landesbezirken für ihre Ausbildungsjahr. Den DGB-Landes- spielt das Internet eine wichtige Herbstaktionen zur Verfügung. bezirken wird vorgeschlagen, mit Die IG BAU hat eine Rolle. Das Ende des Kinospots, den der Aktion „Café beim länderübergreifende man im Internet anschauen und ab DGB“ Berufsschülerin- Zusammenarbeit mit September wieder in den Kinos se- nen und -schüler di- Baugewerkschaften aus hen kann, ist nicht das Ende der rekt anzusprechen. • Belgien und den Niederlan- Story. „Wer passt auf, dass Arbeit den in der Tarifpolitik ver- menschlich bleibt? Wer, wenn nicht einbart. Es gehe um einen wir?“ fragt die letzte Einblendung. „einheitlichen Baumarkt in Offen bleibt, wie die junge Frau Europa“, begründet IG BAU- darauf reagiert, dass sie von ihrem Aktuelles Plakat der Vorsitzender Klaus Wiese- Chef gefeuert wird. „Wie geht es Imagekampagne: hügel die Vereinbarung, weiter?“ fragt der DGB und lädt Hai im Käfig „egal auf welcher Seite der ein, das Storyboard fortzuschrei- ehemaligen Grenzen.“ ben. Die drei besten Ideen werden veröffentlicht und prämiert. Hamburger Appell Die IG Metall hat die Preise sind auch mit dem Com- Initiative „Anders puterspiel zu gewinnen, das unter Betriebsräte wollen ver.di retten leben in Frankfurt“ dem Arbeitstitel „Wissen ist auf 52 000 Mark Schadens- Macht“ entwickelt wird. Wie der In der noch immer offenen Fra- und Personalräte aller fünf beteilig- ersatz verklagt. Die in Bau- Ideenwettbewerb so läuft auch ge, ob die fünf Gewerkschaften ten Gewerkschaften dazu eines wagen durch die Mainmetro- das Spiel über die Kampagnen- ÖTV, HBV, DPG, IG Medien und alten gewerkschaftlichen Kampf- pole ziehende „Wohnge- Site (www.dgb2000.de). Lösungen DAG auf ihren Kongressen die mittels besonnen: In einem Ham- meinschaft“ hatte im Som- können per E-Mail oder normaler satzungsändernden Mehrheiten burger Appell werden „Führungs- mer 1999 ein Grundstück Post eingesandt werden. Das Spiel, zusammenkriegen, um im Frühjahr kräfte in den Partnergewerkschaf- der Gewerkschaft besetzt. zurzeit noch „in Arbeit“, soll einen 2001 gemeinsam die Dienstleis- ten“ aufgefordert, sich „mit Herz Auf behördlichen Druck hin Anreiz schaffen, sich mit Gewerk- tungsgewerkschaft ver.di zu grün- und Verstand“ für den Erfolg des hatte die IG Metall das Ge- schaften, ihren Aktivitäten und The- den, beziehen immer mehr aktive Projekts einzusetzen. • lände damals eingezäunt. men zu beschäftigen. Es stellt eine Gewerkschaftsmitglieder Stellung. Unterstützerlisten: Verbindung her zur Homepage der In Hamburg haben sich Betriebs- ver.di Hamburg, Fax: 040/2858411

6 MEINUNG Fehlende Bindungskraft

Tarifpolitik in Ostdeutschland Zehn Jahre nach der Vereini- Eine Kurskorrektur ist überfällig gung stehen die Gewerk- schaften in den neuen Län- Die Tarifrunde 2000 hat quer durch alle Branchen gezeigt, dass es zunehmend schwieriger dern vor einer schwierigen wird, Tarifpolitik in Ostdeutschland zu gestalten. Der berechtigten Erwartung der ArbeitnehmerInnen, Situation. Die schnelle die Angleichung der Arbeits- und Lebensbedingungen an das Westniveau auch im Portemonnaie zu spüren, steht die Erfahrung der Gewerkschaften gegenüber, dass es zurzeit nur mit erheblichen Angleichung der Einkommen Kraftanstrengungen möglich ist, die Flächentarifverträge wenigstens in ihrem Bestand zu sichern. konnten sie nur zum Teil durchsetzen. Gleichzeitig Im Bauhauptgewerbe ist die Situation besonders auf die neuen Länder über- versuchen die Unternehmen, schwierig: Nur mit einer Schlichtung ist es der IG tragen worden ist, in das Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in diesem Jahr gelun- die Menschen noch nicht die Tarifverträge durch Dum- gen, zu einem noch annehmbaren Tarifergebnis zu hineingewachsen sind. pinglöhne zu unterlaufen. kommen. Entscheidend war dabei, dass der allge- Nach wie vor gibt es in Ost- ➜ Trotz überdurchschnitt- meinverbindliche Mindestlohn erhöht wurde, und deutschland ein anderes * dadurch faktisch für viele Bauarbeiter eine Steige- Verständnis von Tarifpolitik. licher Tarifsteigerungen rung der Realeinkommen durchgesetzt werden Nur mühsam wächst hier von 3,4 Prozent im Osten konnte. Die Einführung einer tariflichen Zusatzrente Andreas Steppuhn, 38, die Einsicht, dass es not- gegenüber 2,9 Prozent im und die Angleichung des Urlaubsgeldes haben letzt- ist Landesvorsitzender wendig ist, selbst etwas für Westen (1999) liegen die endlich dazu geführt, dass auch die IG BAU das der IG Bauen-Agrar- die Durchsetzung der eige- Schlichtungsergebnis zur Annahme empfohlen hat. Umwelt (IG BAU) in nen Interessen und damit Einkommen noch immer Sachsen-Anhalt und bei 91,5 Prozent des West- Die tarifpolitische Situation in Ostdeutschland ist Vorsitzender des die Verbesserung der eige- auch deshalb so schwierig, weil sich hier immer Bundesausschusses nen Arbeits- und Lebens- niveaus, die Jahresarbeits- der SPD-Arbeitsge- mehr Unternehmen aus der Tarifpolitik verabschie- bedingungen zu tun. zeit bei 1730 (Osten) gegen- den – bis hin zu lokalen Innungen und ganzen Ver- meinschaft für In einigen Branchen ha- bänden. In Ostdeutschland geht den Gewerk- Arbeitnehmerfragen ben die Gewerkschaften in über 1642 Stunden (Westen). der SPD (AfA). schaften zunehmend ein Stück Tarifmäch- den letzten Jahren den Weg * Auch die Tarifabschlüsse tigkeit verloren, das es zurückzuerobern gilt. beschritten, auf dem Papier einen guten Tarifvertrag des Jahres 2000 haben an Weil die Tarifbedingungen zugleich die Kalkulati- durchzusetzen, ihn jedoch gleichzeitig in einzelnen onsgrundlage für Bauaufträge sind, sollte auch die Betrieben selbst in Frage zu stellen, indem sie dort dieser Relation nichts ver- Bauwirtschaft ein Interesse daran haben, die Ord- deutlich schlechtere tarifliche Bedingungen tolerieren. ändert: Nur in einzelnen nungsfunktion der Tarifpolitik für den Wettbewerb zu Auch die IG BAU hat die leidvolle Erfahrung gemacht, Branchen wie der Chemie- erhalten. Zurzeit läuft die Entwicklung aber in eine dass eine von Verzicht geprägte, konsensorientierte industrie (2,8 statt 2,2 Pro- entgegengesetzte Richtung, werden selbst verein- Tarifpolitik von den Arbeitgebern missbraucht wird. barte Tarifstandards zunehmend unterlaufen. Auf Die von uns mitgetragene Beschäftigungssiche- zent) haben die Gewerk- Dauer wird es uns deshalb nur gelingen, den rungsklausel, die es möglich gemacht hat, die Ein- schaften höhere Tarife für Flächentarifvertrag zu erhalten, wenn es uns ge- kommen um bis zu zehn Prozent zu senken, wenn den Osten durchsetzen lingt, ein höheres Maß an Konfliktfähigkeit dadurch Beschäftigung gesichert wird, und die 1999 können. in den Betrieben herzustellen. Mehr Konflikt- vereinbarte Absenkung der Ausbildungsvergütun- fähigkeit bedeutet zugleich mehr Tarifmächtigkeit. gen, durch die zusätzliche Ausbildungsplätze finan- * In der Leitbranche Metall Das gilt für alle Gewerkschaften. Nur wenn sich die ziert werden sollten, haben uns die bittere Erfahrung konnte der Pilotabschluss ArbeitnehmerInnen gegen Lohn- und Sozialdumping eingebracht, dass mehr Beschäftigung und aus NRW erst nach Warn- zur Wehr setzen und wir auch in nicht tarifgebun- mehr Auszubildungsplätze nicht durch denen Unternehmen Einkommensverbesserungen Lohnverzicht erkauft werden können. streiks im Osten durchge- durchsetzen, werden wir den Flächentarifvertrag auf Ziel der Tarifpolitik muss es deshalb sein, den setzt werden. Und im öffent- Dauer in Ost- und Westdeutschland erhalten. Flächentarifvertrag realitätsbezogen unter Inan- lichen Dienst steigen die In der ostdeutschen Bauwirtschaft verabschieden spruchnahme von zusätzlichen Instrumentarien wie Ost-Einkommen bis 2002 sich immer mehr Unternehmen vom Tarifvertrag. der Allgemeinverbindlicherklärung zu sichern und in drei Stufen nur auf 90 Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass heute die gleichzeitig die Konfliktfähigkeit der Beschäftigten gesamte Bauwirtschaft in den neuen Ländern in und ihrer Betriebsräte deutlich zu erhöhen. Nur Prozent des Westniveaus. eine Schieflage geraten ist und der Wettbewerb fast wenn die Gewerkschaften ihre Konfliktfähigkeit in Im Bauhauptgewerbe nur noch über die Absenkung der Lohnbedingungen den neuen Ländern nachhaltig stärken, wird es * ausgetragen wird. Hinzu kommt, dass nach der ihnen gelingen, die Angleichung der Arbeits- und müssen die Beschäftigten deutschen Einheit ein Wirtschafts- und Sozialsystem Lebensbedingungen tarifpolitisch durchzusetzen. • sogar Nullrunden (bis März 2001) hinnehmen.

7 einblick 13/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

13/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

KRANKENVERSICHERUNG: Kostenexplosion durch Fortschritt Ohne Korrekturen im Gesundheits- Entwicklung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Krankenversicherung bis 2040 (in Prozent)* system droht nach einer Prognose des 24 Deutschen Instituts für Wirtschafts- 23,1 forschung (DIW ) in den nächsten 22 Beitragssatz bei medizinisch-technischem Fortschritt 40 Jahren ein Anstieg der Beiträge zur Beitragssatz bei konstanter Medizintechnik 20,7 gesetzlichen Krankenversicherung 20 von 13,1 auf 23,1 Prozent des Brutto- 18 einkommens. Wichtigster Grund der Kostenexplosion ist der medizinisch- 15,6 16 15,4 technische Fortschritt. Das gleichzeitig steigende Durchschnittsalter der 14 15,3 13,1 15,2 Versicherten trägt hingegen nur zu 13,9 einer Kostensteigerung von zwei 12 13,4 Prozent des Bruttoeinkommens bei. 2000 2100 2020 2030 2040 * Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung . Quelle:DIW DGB einblick / Nachdruck frei 14TAGE personalien Tipp

4.7. DGB Nord/Hein- ••• Gilbert Marchlewitz, 33, Gewerkschaft Deutscher Lokomo- Buch: Richard Nelson rich-Böll-Stiftung Mecklenburg- Referatsleiter Konjunktur und tivführer (GDL), die Umweltver- Bolles, Durchstarten zum Vorpommern, Medienfest 2000, Außenwirtschaft beim DGB-Bun- bände BUND und NABU sowie die Traumjob – Das Bewer- Schwerin desvorstand, ist ab dem 1. Septem- Verkehrsclubs VCD und ACE. bungshandbuch für Ein-, 4.7. Verhandlung des ber europäischer Beamter bei der ••• Peter Gasse, 46, Bevoll- Um- und Aufsteiger, Cam- Bundesverfassungsgerichts zur EU-Kommission in Brüssel. mächtigter der IG Metall Duisburg pus Verlag, Frankfurt/M. Pflegeversicherung, Karlsruhe ••• Gabriela Simon, 44, seit Juli und SPD-Landtagsabgeordneter,ist 1999, 344 S., 39,80 DM 4.7. Workshop „Schuh- 1998 Referatsleiterin Zukunft der von der Bezirkskommission der IG Arbeitsämter, Stellenange- fabrik der Zukunft – Handel der Arbeit beim DGB-Bundesvorstand, Metall NRW als Nachfolger von Ex- bote oder Suchanzeigen sind Zukunft“, Global House, EXPO arbeitet seit dem 1. Juli wieder als Bezirksleiter Harald Schartau, 47, Zeitverschwendung – auf diese Hannover freie Publizistin. vorgeschlagen worden. Der IG Me- These baut der Bewerbungsrat- 6.7. Arbeitsmarktbe- ••• Norbert Hansen, 47, Vorsit- tall-Vorstand in Frankfurt/M. wird geber auf. Ist klar, welche Arbeit richt für den Monat Juni zender der Gewerkschaft TRANS- über die Empfehlung voraussicht- den eigenen Neigungen ent- 10.7. 6. Spitzentreffen NET GdED, ist am 14. Juli zum Vor- lich am 10. Juli entscheiden. spricht, sind persönliche Kontakte des Bündnisses für Arbeit, Berlin sitzenden der Allianz pro Schiene ••• DGB-Vize Ursula Engelen- entscheidend. Der US-Bestseller 14.7. Hearing der ÖTV- gewählt worden. Träger der Allianz Kefer, 57, IG-Medien-Vorstand zeigt, wie man Freunde und Be- Kampagne zur Aufwertung von sind: Gewerkschaft TRANSNET Gerd Nies, 56, DAG-Vorsitzender kannte einbindet, Entscheider Frauenberufen, Berlin GdED,Verkehrsgewerkschaft GDBA, Roland Issen, 62, und Hubert ausfindig macht, auf seine Engeroff, 50, Hauptgeschäftsfüh- Wunschfirmen zugeht. An den rer des Deutschen Journalistenver- deutschen Arbeitsmarkt ange- Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: bandes (DJV), sind Ende Juni für die passte Literaturtipps, Checklisten einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian neue Amtsperiode in den Fern- und Tabellen ergänzen das Buch. Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), sehrat des ZDF berufen worden. Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: Schlusspunkt 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Noch immer sitzt den Frauen die Familie im Nacken und den gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Männern stärkt sie den Rücken. Das wollen wir ändern.“ Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Renate Künast, neue Bundesvorstandssprecherin Bündnis 90 / Die Grünen, Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. am 23./24. Juni auf der Bundesversammlung der Grünen in Münster

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 17.07.2000 14/00 inhalt Rentenstreit ______Seite 3 ______Riester nicht kompromissbereit Versprochen – gehalten Bundesarbeitsminister Walter Erwartung gestiegen wie im Frühjahr 1996 um die Lohn- Riester (SPD) will den Gewerkschaf- Sicherung der Altersversorgung – ein fortzahlung im Krankheitsfall. Die Gewerkschaftsholding ten im Streit um die Rentenreform vorrangiges Thema der Gewerkschaf- Die Androhung gewerkschaft- BGAG zahlt erstmals nicht weiter entgegenkommen. Das ten? Einschätzung 1998/2000 in licher Protestaktionen treffe den wieder eine Dividende West- und Ostdeutschland (in Prozent) verlautet aus dem Bundesarbeits- Minister sehr, versichert Riesters ______Seite 5 ______ministerium. Weitere Änderungen Sprecher Klaus Vater; deren Be- 50 48 1998 am rot-grünen Konzept seien 44 gründung könne er jedoch nicht Vorsichtige 2000 „nicht machbar“. 39 nachvollziehen. Modernisierung Nachdem Riesters Rentenplä- Größter Stein des Anstoßes ist, DGB-Rechtsschutz: Zwei nen „einige Giftzähne“ (DGB-Vize dass die ArbeitnehmerInnen von Jahre nach der Ausgliede- Ursula Engelen-Kefer) gezogen 2001 bis 2008 jährlich 0,5 Prozent rung werden die ersten worden sind, soll im Sommer ein mehr von ihrem Bruttoeinkommen, Konturen einer modernen West Ost Gesetzentwurf erarbeitet werden, letztlich also vier Prozent, für eine gewerkschaftlichen Quelle: DGB-Trendbarometer 2000 DGB einblick / Nachdruck frei damit im Herbst die parlamentari- private, steuerlich geförderte Alters- Rechtsvertretung sichtbar schen Beratungen beginnen kön- Die Erwartung der Arbeitnehmer- vorsorge zahlen und diese Belas- Innen, dass die Gewerkschaften zur ______Seite 7 ______nen.Wird‘s ein heißer Herbst? Sicherung der Altersversorgung tung allein tragen sollen – nicht DGB-Chef Dieter Schulte hat beitragen, ist gestiegen. wie in der gesetzlichen Rentenver- Nun regt euch mal zwar zur Mäßigung gemahnt und sicherung traditionell üblich ge- wieder ab erklärt, die Vorschläge der Regie- „nicht die vergessen, die sie gewählt meinsam mit den Arbeitgebern. Den Kritikern der Öko- rung seien kein Anlass, einen gesell- haben“. Falls die gewerkschaftliche Dieses Prinzip der paritätischen steuer empfiehlt Karl Otto schaftlichen Großkonflikt auszuru- Kritik in Berlin auf taube Ohren Finanzierung der Rente wollen die fen; aber er hat auch die Regierung stoße, werde die Rentenreform „zu Gewerkschaften nicht aufgeben. Schallaböck, Verkehrs- davor gewarnt, ihre Pläne kompro- einem offensiven Herbstthema der Sie fordern zwar eine zusätzliche, experte des Wuppertal- misslos durchzuziehen. Während Gewerkschaften“. Die IG Metall vorzugsweise betriebliche Rente in Instituts, einen nüchternen Hubertus Schmoldt,Vorsitzender der mobilisiert bereits gegen die Berli- Höhe von 2,5 Prozent des Brutto- Blick auf die Fakten IG Bergbau, Chemie, Energie (IG ner Rentenpläne. Denselben Kurs einkommens; aber an deren Kosten ______BCE), die Gewerkschaften vor über- verfolgen DAG, IG Medien, HBV sollten sich dann auch die Arbeit- EXPO zogenen Erwartungen an die Regie- und Postgewerkschaft. Laut DAG- geber beteiligen. Sechs Seiten Infos rung warnt, betont IG Metall-Chef Chef Roland Issen droht eine ähn- Umstritten ist außerdem die zum EXPO-Sommer 2000 Klaus Zwickel, die Regierung dürfe lich schwere Auseinandersetzung Absenkung des Rentenniveaus für Neurentner von derzeit 70 auf 64 Prozent des Nettoeinkommens im plusminusBERLIN Jahr 2030, bedingt durch die Ren- tenkürzung ab 2011 um stufenwei- Der Surf-Tipp SPD-MdB Heide Matti- (CDU), se 0,3 Prozent, sprich im Jahr 2030 fürs Internet + scheck will die Zwangs- - Vorsitzender der um sechs Prozent. Das würde, so www.boeckler.de/service/ rückführung von 50 000 Bundestagsrechtsausschusses, der DGB, dazu führen, „dass die mbf/konzernlexikon Kriegsflüchtlingen nach hat den Beitritt Deutschlands gesetzliche Rente in immer mehr Kleines Bosnien stoppen. Sie hat eine zum Weltgericht fürs Erste Fällen nicht einmal mehr das So- Konzernrechtslexikon interfraktionelle Initiative von verhindert. Der Grund: Ein zialhilfeniveau erreicht“. Zudem 231 Abgeordneten mitinitiiert, Streit mit Justizministerin sinke das Rentenniveau tatsächlich Im Faxabruf die an die Länder appelliert, Däubler-Gmelin um den auf 61 Prozent. Denn die geplante 0211 / 43 01 681 die Abschiebung einzustellen. genauen Wortlaut einer Privatvorsorge von vier Prozent des „Weniger als drei Millionen Deutschland solle sich von Grundgesetzänderung. Bruttoeinkommens mindere die Arbeitslose im Jahr 2005“ – anderen Ländern „nicht Prinzipiell sind sich Regie- Nettolohn- und -gehaltssumme, die DGB-Szenarien zur beschämen lassen“. rung und Opposition einig. Berechnungsgrundlage des Ren- Überwindung der tenniveaus. • Arbeitslosigkeit

einblick 14/00 14/00 POLITIK AKTUELL

Bildungsstandort Deutschland Kriterien für die Zielgruppen des geplant●●● Bildungsmarketings, ihre fachliche ➜beschlossen Konzertierter Dialog Ausrichtung und ihr Qualifikations- niveau zu entwickeln. • Die Hans-Böckler-Stiftung Der Wirtschaftsfaktor Aus- und Attraktivität des Bildungsstandor- Mehr Infos: (HBS) zieht im Herbst 2001 Weiterbildung wird immer wichti- tes Deutschland für ausländische www.blk-bonn.de in die ehemaligen Räume ger; Globalisierung, wachsende Studierende, Wissenschaftler und des DGB-Bundesvorstands Mobilität und weltweite Vernet- Experten der beruflichen Qualifizie- Soziale Agenda in Düsseldorf. Für ihre 130 zung durch neue Medien schaffen rung soll erhöht werden. Bund und Beschäftigten wird die HBS einen internationalen Bildungs- Länder sehen in einem hochrangig Beratungen sechs der zehn Etagen markt. Führende Anbieter auf dem besetzten Gesprächsforum ein geeig- aufgenommen des Hans-Böckler-Hauses Markt sind die USA, Großbritannien netes Instrument für einen intensi- anmieten. und Australien.Auf diesem interna- ven Dialog, den die staatliche Seite Die EU-Arbeits- und Sozialmi- tionalen Markt wollen Bund und mit Wissenschaft und Wirtschaft nister haben die Beratungen über Der DGB-Bundesvorstand Länder Deutschland eine strate- über grundlegende Fragen des in- die europäische Sozialagenda auf- will seine Kampagne „Für gisch günstige Position sichern. ternationalen Bildungsmarketings genommen. Mit der Sozialagenda die Zukunft qualifizieren“ Dazu will die Bund-Länder- führen will. Ziel des konzertierten sollen das europäische Sozialmo- am 21. August mit einer Kommission gemeinsam mit Wis- Dialogs ist es, ein neues Leitbild für dell modernisiert und gemeinsame Pressekonferenz fortsetzen. senschaft und Wirtschaft ein kon- einen attraktiven Bildungsstandort politische Ziele für den Zeitraum Thema: „Wirtschaft – Unter- zertiertes Handeln verabreden. Die Deutschland sowie gemeinsame bis 2005 festgelegt werden. Be- richtsfach für die schulische standteile der Sozialagenda sind Allgemeinbildung“. Arbeitsmarktpolitik, soziale Absi- Neben DGB-Vorstand Ingrid wiewardiewoche ? cherung und das Vorgehen gegen Sehrbrock wollen auch Diskriminierung. Reinhard Göhner, Haupt- Manfred Frauenhoffer, 47, ist Die Verabschiedung der sozia- geschäftsführer der Arbeit- Fragen gewohnt. Als Experte in Sachen len Agenda steht im Dezember geberverbände (BDA), und Arbeitsrecht ist er seit dem 1. Juni zuständig 2000 auf der Tagesordnung des Willi Lemke, Präsident der für die Beantwortung der Anfragen im Rahmen der Online-Beratung des DGB unter Europäischen Rates.Vorher werden Kultusministerkonferenz, www.dgb2000.de/Onlineberatung in Zusammenarbeit mit dem Euro- teilnehmen. Für den Herbst päischen Parlament, den Sozial- ist eine Journalistenrund- partnern und den Vertretern der reise zu Bildungseinrichtun- In den letzten Tagen ging es in der Online-Bera- Zivilgesellschaft Gespräche stattfin- gen und für das Frühjahr tung entsprechend der Jahreszeit um Urlaubs- den, um die Methoden und den 2001 eine Bildungskonfe- fragen. Leider haben wir akut auch einige technische Probleme, so weiteren Zeitplan zu definieren. • renz geplant. dass ich die Anfragen abends zu Hause mit meinem Notebook be- antworten muss. Dabei war die Themenpalette so bunt, wie es das Hauptschulen Thema Urlaub verspricht. Etwa: „Was passiert mit meinem Urlaub, den sich Realschüler und auch wenn ich von Vollzeit zu Teilzeit wechsle? Mein Chef will mir jetzt nur Aktionsplan Gymnasiasten um eine betriebliche noch 15 Tage Urlaub gewähren.“ Oder: „Bei uns bestimmt alleine der gefordert Ausbildung bemühen, Hauptschü- Chef, wer wann in Urlaub gehen darf.“ Dann dreht es sich um ler blieben auf der Strecke, zumal Schichtsysteme. Was ist, wenn Samstage und Sonntage in die Schicht Der DGB fordert einen Aktions- sie sich in ihrer Berufswahl auf zehn fallen? Werden die Wochenenden auf den Urlaub angerechnet? plan zur Förderung von Hauptschu- von insgesamt 359 Ausbildungs- Seit neuestem widmet sich die Online-Beratung intensiv dem Thema len. Um die Zahl der Jugendlichen berufen konzentrierten. Arbeitszeugnis. Was steht drin, was muss drin stehen und was sollte ohne Hauptschulabschluss inner- Im Einzelnen forderte sie des- nicht drinstehen? Wie interpretiert man die Geheimcodes und wie halb der nächsten fünf Jahre zu hal- halb eine Reduzierung der Klassen- kann man sich wehren, wenn man mit seinem Zeugnis nicht ein- bieren, solle der Bund Länder und größe um jährlich fünf Prozent, eine verstanden ist? Und für die Zukunft haben wir über einige Bera- Gemeinden durch eine Co-Finan- bessere personelle und sachliche tungsthemen nachgedacht, deren Termine noch nicht feststehen, zierung zu zusätzlichen Maßnah- Ausstattung und die sozialpäda- die sich aber mit Kündigung, Kündigungsschutz und Abmahnungen men anreizen. Ingrid Sehrbrock, im gogische Betreuung in sozialen befassen sollen. DGB-Bundesvorstand für Bildungs- Brennpunkten. Hauptschulen müss- Und um Sozialversicherungsfragen wird es sich sicher auch bald fragen verantwortlich, möchte die ten aber auch Freiräume erhalten, drehen. Um Fälle von Arbeitslosigkeit, die Themen Meldepflicht oder Hauptschulen wegbringen vom um experimentieren zu können und Zumutbarkeitsklauseln. Aber, wie gesagt, die Termine dafür stehen Image der Restschulen. Das Poten- ein eigenes Profil zu entwickeln. leider noch nicht fest. So gilt denn: Einfach immer mal wieder einen zial der Hauptschule sei wesentlich Die Hauptschule sollte die kulturel- Blick in die Online-Beratung werfen. Da werden sicher noch viele größer, das Problem sei vor allem le Vielfalt ihrer SchülerInnen als spannende Themen kommen. der Verdrängungswettbewerb bei Chance nutzen, um ihr Profil zu der Berufswahl. Immer mehr wür- schärfen. •

2 BGAG – die wichtigsten GEWERKSCHAFTEN Beteiligungen

BGAG zahlt Dividende Freyberg. Diese Ersparnis sei deut- * FINANZDIENSTLEISTUNGEN lich höher als die bisherige Garan- Allgemeine Deutsche Versprochen – gehalten tiedividende von zehn Prozent. Direktbank AG (DiBa) Im Immobilienbereich wurde Kapital: 132,4 Mio.€ Erstmals seit 15 Jahren schüttet sich bewährt. Das erste Ziel, eine 1999 die in den vergangenen Jah- Anteil: 51 % die Beteiligungsgesellschaft der nachhaltige Dividendenfähigkeit, ren eingeleitete Zusammenführung BHW Holding AG (BHW Gewerkschaften BGAG für 1999 sei erreicht. der Immobiliengeschäfte in einem Bausparkasse AG, BHW All- wieder eine Dividende aus. Der Jahresüberschuss 1999 hat Kompetenzzentrum für Wohnimmo- gemeine Bausparkasse AG, Die gewerkschaftlichen Anteils- sich gegenüber dem Vorjahr um bilien, der DI Deutsche BauBeCon eigner werden mit acht Millionen rund 30 Prozent auf 20 Millionen in Hannover, und einem Kompe- BHW Immobilien GmbH, Euro (16 Millionen Mark) am Euro erhöht, wovon die Hälfte in tenzzentrum für Gewerbeimmobi- BHW Bank AG) Überschuss beteiligt. die Rücklagen eingestellt wurde. lien, der GGI in Hamburg, weit- Kapital: 1588,5 Mio. € Das Plus ist insbesondere auf die gehend abgeschlossen. Insgesamt Anteil: 34,2 % 1999 war das bislang erfolg- Beteiligungen im Finanzdienstleis- werden rund 44 700 Wohneinhei- Allgemeine Hypotheken- reichste Jahr in der Geschichte der tungsbereich zurückzuführen. Die ten von Unternehmen der BGAG- Bank AG BGAG, erklärte Vorstandssprecher gesamten Ausschüttungen aus den Gruppe betreut, 30 200 davon aus Kapital: 669,0 Mio. € Rolf J. Freyberg auf der Bilanzpres- Beteiligungsunternehmen betrugen eigenem Bestand. Anteil: 50 % (weitere 40 % sekonferenz in Frankfurt/Main. 144 Millionen Euro. Die BGAG heute hat mit der BHW-Gruppe) „Unsere wirtschaftliche Situation“, Neben der günstigen Entwick- Gemeinwirtschaft früherer Zeiten so Freyberg, „lässt sich am besten lung der Beteiligungsunternehmen nichts mehr zu tun. Freyberg: „Wir IMMOBILIEN wird sich der Verkauf der 25-pro- bewegen uns am Markt und im * DI Deutsche BauBeCon AG Trotz BfG-Verkauf: zentigen Beteiligung (minus zwei Markt wie andere Unternehmen € Finanzdienstleistungen Aktien) an der BfG Bank positiv auf auch.“ Als strategische Beteili- Kapital: 292,3 Mio. überwiegen die Ertragsentwicklung der nächs- gungs- und Managementholding Anteil: 99 % Beteiligungs- und Immobilienver- ten Jahre auswirken. Ein Teil des setzt die BGAG auf eine wertorien- GGI Gesellschaft für mögen, Stand: 31.12.99 (in Prozent) Erlöses wurde zur Reduzierung der tierte Unternehmenspolitik, mit den Gewerbeimmobilien mbH Immobilien € Wertpapiere immer noch hohen Bankschulden Zielen Wertsteigerung, Prosperität Kapital: 295,4 Mio. 0,3 sonstige Beteiligungen von 507 auf 433 Millionen Euro und internes Wachstum. Die meis- Anteil: 100 % 3,6 übrige verwendet. Damit würden jedes ten der Unternehmen seien auf 100%-ige Tochter: insgesamt 2363 Mio. Euro Jahr Zinszahlungen in Höhe von Wachstumsmärkten positioniert – BGAG Immobilien Ost 50 Millionen Euro eingespart, so nicht nur die Unternehmen im Fi- Kapital: 36,5 Mio. € 11,5 nanz- und Immobilienbereich, auch Finanz- Anteil: 100 % die sonstigen Beteiligungen wie der dienst- Gutes Ergebnis GIRO GmbH leistungen beschert Dividende Bund-Verlag und die Beratungs- 21,5 Kapital: 22,3 Mio. € ohne BfG Beteiligungsergebnis gesellschaft ISA-Consult. Freyberg: 43,6 Anteil: 96,8 % BfG der BGAG (in Mio. Euro) „Die Kunden und ihre sich wandeln- 19,5 150 den Bedürfnisse und Ansprüche sind die natürlichen Ressourcen und der * SONSTIGE BETEILIGUNGEN Quelle: BGAG-Geschäftsbericht 1999 DGB einblick / Nachdruck frei Schlüssel für weiteres Wachstum.“ Bund-Verlag GmbH Insgesamt betreut die BGAG ein 100 Ganz besonders am Herzen lie- Kapital: 2,1 Mio. € Beteiligungs- und Immobilienver- gen der BGAG dabei die Gewerk- Anteil: 100 % mögen, dessen Gesamtwert sich schaften und ihre knapp 8,5 Millio- ISA Consult Beratungsgesell- Ende 1999 auf rund 2,36 Milliarden Euro belief. 50 nen Mitglieder (DGB plus DAG) – schaft für Innovation, Struk- nicht nur als Anteilseigner, sondern turpolitik und Arbeit GmbH mit der Metapher vom Frühlingsan- auch als Kunden. Schon jetzt sind Kapital: 3,1 Mio. € fang umschreiben. Der Konzern GewerkschafterInnen und Gewerk- 0 Anteil: 100 % blickt voller Optimismus in die 1994 1995 1996 1997*1998*1999 schaften in vielfältiger Weise Kun- *Rückgang wegen Phasenverschiebung Zukunft.“ Bereits für das laufende von Dividenden den von BGAG-Unternehmen – bei

DGB einblick / Nachdruck frei DIE ANTEILSEIGNER Jahr hält Freyberg eine Aufstockung Quelle: BGAG-Geschäftsbericht 1999 der Verwaltung von Gewerkschafts- * der Dividende für möglich. häusern, beim Wertpapiermanage- Die Treuhand- bzw. Vermö- Das Beteiligungsergebnis betrug gensgesellschaften von „Mit an Sicherheit grenzender 1999 insgesamt 144 Millionen Euro. ment oder als Zielgruppe der Arbeits- Wahrscheinlichkeit“ hatte Freyberg Nachdem die BGAG 1997 und 1998 rechtsliteratur des Bund-Verlags. IG Metall 24,97 % vor einem Jahr eine Dividende für zur phasenverschobenen Verein- „Sowohl für unsere Finanzdienstleis- IG BCE 24,88 % 1999 angekündigt, und er hat Wort nahmung der Dividenden der ter als auch für unsere Immobilien-, DGB 20,48 % Finanzdienstleister übergegangen gehalten. Die vor drei Jahren einge- ist, wurden 1999 wieder alle Aus- Service-, Beratungs- und Kommuni- IG BAU 8,17 % leitete strategische Neuausrichtung schüttungen der Beteiligungsunter- kationsunternehmen bietet sich hier ÖTV 8,06 % der Gewerkschaftsholding habe nehmen berücksichtigt. ein weites Betätigungsfeld.“ • Andere 13,44 %

3 einblick 14/00 14/00 PROJEKTE UND PARTNER

HBV-Studie NRW-Ministerpräsident Wolfgang DAG Hessen Clement (SPD). Die Teilnahme kos- Wal-Mart tet 200 Mark. • Hilfe bei Mobbing und Burnout untersucht Wuppertal-Institut Fax: 0202 / 24 92 138 Von den KollegInnen schika- angebots „Sozialnetz Hessen“. Ne- Mit Service und Niedrigpreisen www.wupperinst.org/mittelstand niert oder völlig ausgebrannt? Bei ben Infos zu Gesetzeslage und wirbt die Warenhauskette Wal-Mart der virtuellen Beratungsstelle Arbeitsschutz gibt‘s einen E-Mail- in 95 deutschen Jugendkongress „Mobbing und Burnout“ der DAG Kummerkasten und eine wöchent- Filialen um Kun- Hessen gibt‘s Hilfestellung. Das liche Online-Sprechstunde mit Ex- den. Doch auch Arbeit für Projekt ist Teil des von der Landes- pertInnen. • Niedriglöhne die Zukunft regierung geförderten Internet- www.sozialnetz-hessen.de/mobbing und Sozialdum- ping gehören zur Welcher Job macht Spaß und ist Strategie des US- auch morgen noch gefragt? Orien- Techno-Beratung deren labile Wirtschaft. Welche Riesen. Das zeigt tierung gibt der Jugendkongress Rolle die internationalen Finanz- eine ausführliche 2000 der Deutschen Arbeits- Datenschutz institutionen spielen, zeigt das Heft Studie der HBV. Die Kurzfassung schutzausstellung (DASA) in Dort- im Netzwerk „IWF/Weltbank: Antriebskräfte der „Wal-Mart – Ein Gigant mit vielen mund. Diskussionen und Vorträge Globalisierung“ von DGB-Bildungs- Gesichtern“ gibt einen Einblick in informieren vom 21. bis 23. No- Über die Bürosoftware stehen werk und IG Metall. • Struktur und Arbeitsweise des größ- vember über „Ausbildung, Beruf, Kundenkartei und Personalinterna DGB-Bildungswerk ten Handelskonzerns der Welt. • Chancen mit Zukunft“. Firmen und vielen MitarbeiterInnen offen. Mit Fax: 0211 / 43 01 500 Bestellen (2 DM + Porto): Verbände sind außerdem mit Info- dem Schutz persönlicher Daten in [email protected] Gewerkschaft HBV ständen vertreten. Die Teilnahme ist EDV-Netzen beschäftigt sich die www.dgb-bildungswerk.de Kanzlerstraße 8 kostenlos. • SAP-Fachtagung „Datenschutz im 40472 Düsseldorf DASA, Fax: 0231 / 90 71 267 neuen Jahrtausend“ der Techno- Ausstellung www.baua.de/dasa logieberatungsstelle NRW am 4./5. Wuppertal-Institut September in Bonn. Die Teilnahme Sehen begreifen Seminarprogramm kostet 790 Mark. • Beim Gang durch ein Riesen- Mittelstand TBS Rheinland auge begreifen Museumsbesucher gewinnt Gruppenarbeit Fax: 0221 / 91 39 720 das Wunder des Sehens. Ort der und Datenschutz [email protected] Erleuchtung ist die Sonderausstel- Kein Erfolg ohne Kommunikati- www.tbs-nrw.de lung „augenBLICK – Ansichten on – wie Absprachen zwischen Be- Grundlagen der Gruppenarbeit, zum Thema Sehen“ der Deutschen schäftigten reibungslos funktionie- der Bilanzanalyse und des Daten- DGB-Bildungswerk Arbeitsschutzausstellung (DASA) in ren zeigt die Konferenz „Der Mittel- schutzes stehen auf dem Seminar- Dortmund. Über 40 Exponate zei- stand gewinnt“ am 14./15. Sep- programm der Technologieberatungs- Weltbank auf gen den Weg vom Lichtstrahl zum tember in Wuppertal. Die Veranstal- stelle (TBS) Nordrhein-Westfalen. dem Prüfstand komplexen Bild im Gehirn. • tung des Klaus-Novy-Instituts und Insgesamt hat die DGB-Einrichtung DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1-25 des Wuppertal-Instituts für Klima, von August bis Dezember über 120 Mit Auslandskrediten werden 44149 Dortmund-Dorstfeld Umwelt, Energie bringt ExpertInnen Veranstaltungen im Angebot. • Entwicklungsländer auf marktwirt- Fax: 0231 / 90 71 267 aus Theorie und Praxis zusammen. Fax: 0208 / 820 76 41 schaftlichen Kurs gebracht – mit Als Vertreter der Politik spricht www.tbs-nrw.de oftmals verheerenden Folgen für TBS-Broschüre Öko-Audit interregio bewertet Umweltmanagement motiviert ••• Im DGB-Landesbezirk Ber- ten. Mehr Infos: Laura Garavini ausgerichteten Waffen“ in Verbin- Mitarbeiter und kann Arbeitsplätze lin-Brandenburg hat eine Be- Seisselberg,Tel. 030 / 23 62 70 20 dung gebracht, heißt es. Mehr schaffen, ergab eine Umfrage der ratungsstelle für italienische ••• Die DGB-Jugend Thürin- Infos: Matthias Plhak, Tel. 0361 / Technologieberatungsstelle (TBS) ArbeitnehmerInnen eröffnet. gen hat in einem Aufruf an den 59 61 460 Schleswig-Holstein bei neun Unter- Das Büro im Berliner DGB-Haus Erfurter Stadtrat gefordert, er ••• Der DGB-Landesbezirk nehmen. Einzelheiten der Erhebung wird von der italienischen Gewerk- möge verhindern, dass ein Kriegs- Thüringen präsentiert jetzt auch und Basisinfos zu den Umweltzerti- schaft UIL betrieben; es will die schiff der Bundesmarine den Na- umfangreiche Informationen fikaten gibt’s für 2,50 Mark plus Integration ausländischer Arbeit- men „Erfurt“ erhält. Sonst würde im Internet – unter www.dgb- Porto. • nehmerInnen fördern und sie bei- „eine Stadt der Bildung, Wissen- thueringen.de: aktuelle Aktionen, Fax: 0431 / 557 80 12 spielsweise in Rentenfragen bera- schaft und Lehre“ mit „auf Angriff Pressemitteilungen und Kontakte. www.tbssh.de

4 1,2 Milliarden GEWERKSCHAFTEN erstritten

1155 Millionen Mark hat die Zwei Jahre DGB-Rechtsschutz GmbH und damit zu mehr Qualität. Mo- dernisiert wurden auch die Organi- DGB-Rechtschutz GmbH im Vorsichtige Modernisierung sationsstrukturen: 163 Büros hat vergangenen Jahr für die die Rechtsschutz GmbH vor zwei Gewerkschaftsmitglieder Vier Jahre haben die Gewerk- Im Osten häufiger gefragt Jahren vom DGB übernommen. Sie vor den Arbeits- und Sozial- schaften dem DGB Zeit gegeben, Rechtsschutzfälle und DGB-Mitglieder wurden durch 75 Arbeitseinheiten um den im April 1998 in eine 1999 nach Landesbezirken (in Prozent) mit zurzeit 155 Büros ersetzt. Vor gerichten erstritten: 681 GmbH ausgegliederten Rechts- Nordrhein- 23,68 allem kleine Ein-Personen-Rechts- Millionen Mark in arbeits- Westfalen 24,47 schutz zu modernisieren. Die stellen wurden zu größeren Arbeits- rechtlichen , 474 Millionen 9,67 Halbzeitbilanz nach zwei Jahren Bayern einheiten zusammengefasst.Weite- 11,33 Mark in sozialrechtlichen ist positiv: Erste Schritte zur re dreißig Standorte sollen folgen. Nieder- 9,50 Fällen. Im Schnitt erhielt Verwaltungsmodernisierung und sachsen 10,96 Für die 13 Regionen wurden zu- zur Verbesserung des Qualitäts- Baden- 9,37 dem acht Regionalbeauftragte er- jedes vom DGB vertretene Württemb. standards wurden umgesetzt. 11,52 nannt, zuständig für Bayern, Baden- Mitglied 6395 Mark. Die Kritik der Gewerkschaften Sachsen 8,48 Württemberg, Hessen/Thüringen, 6,14 ➜ am Rechtsschutz wird leiser. Sachsen/Sachsen-Anhalt, Berlin- Trotz des auch im vergange- Berlin- 7,88 Brandenb. 7,32 Brandenburg/Mecklenburg-Vor- nen Jahr anhaltenden Rück- „In Organisationen, in denen Nord 2) 7,37 pommern, Niedersachsen/Nordmark, gangs der Fallzahlen von schon viel ausprobiert worden ist, 7,56 NRW, Rheinland-Pfalz/Saar. Ziel der 191 193 (1998) auf 181 602 haben sich Strategien herausgebil- Sachsen- 6,06 Rechts- neuen Organisationsstruktur,so Wes- Anhalt 3,68 schutzfälle det, wie man Veränderungen aus- termann, sei die Bildung größerer, (1999) war der DGB-Rechts- 6,04 sitzt“, beschreibt Ulrike Deppe, von Hessen DGB- leistungsfähigerer Einheiten, „nicht schutz 1999 ähnlich erfolg- 7,72 Mitglieder1) der Volksfürsorge ausgeliehene Rheinland- 5,82 der Rückzug aus der Fläche“. reich wie 1998: Damals Pfalz 4,22 Projektleiterin der Organisations- Verbessert wurden auch die erstritt die Rechtsschutz entwicklung, die schwierige Aus- 4,06 Arbeitsabläufe innerhalb des Rechts- Thüringen 2,94 gangslage. Doch Beharrungsver- schutzes. Neben der Einführung GmbH 676 Millionen Mark Saar 2,06 mögen gibt es nicht nur bei den 2,14 gemeinsamer EDV-Standards und vor den Arbeits- und 1) 1998 Rechtsschutzbeschäftigten, sondern 2) Auf den ehemaligen DGB-Landesbezirk der Entwicklung von Musterschrift- 761 Millionen Mark vor Mecklenburg-Vorpommern entfallen 2,08 auch im DGB. „In den Gewerk- Prozent der Mitglieder und 2,56 Prozent der sätzen wurde ein Qualitätshand- den Sozialgerichten. Rechtsschutzfälle, auf den früheren Landes- schaften trifft man eine Heerschar bezirk Nordmark 5,48 Prozent der Mitglieder buch erstellt. Das 160 Seiten starke von Individualisten, die sich von und 4,81 Prozent der Rechtsschutzfälle Werk ersetzt die in Jahrzehnten ge- Allerdings nutzen nicht alle

Quellen: DGB-Rechtsschutz GmbH; DGB DGB einblick / Nachdruck frei einem Rechtsschutzsekretär nicht wachsene Vielzahl unterschiedli- 52 Prozent aller Rechtsschutzfälle Gewerkschaftsmitglieder unbedingt etwas sagen lassen“, cher, oft längst in Vergessenheit entfallen auf die DGB-Landesbezir- gleichermaßen den DGB- charakterisiert Klaus Westermann, ke NRW, Bayern, Niedersachen/Bre- geratener Handreichungen aus Rechtsschutz: Fast sechzig einer der drei Geschäftsführer der men und Baden-Württemberg. Vier DGB-Zeiten. Zentrale Arbeitsab- DGB-Rechtsschutz GmbH, das nicht der fünf Bezirke, in denen es relativ läufe werden standardisiert – von Prozent aller Fälle betreffen immer spannungsfreie Verhältnis zu mehr Rechtsschutzfälle als Mitglie- der Anlage von Handakten bis zum der gibt, liegen im Osten. Mitglieder der IG Metall den Gewerkschaften vor Ort. Paral- Besprechungstext auf dem Anruf- (29,12 Prozent) und der lel mit der Einführung einer neuen beantworter. Fallzahlen rückläufig IG BAU (28,17 Prozent). Organisationsstruktur wurde in der Verfahren und RechtsschutzsekretärInnen Das Ziel: Die Ge- Überproportional häufig Rechtsschutz GmbH deshalb das im Zeitraum 1993-1999 werkschaftsmitglie- Führungsprinzip verankert: Die Ein- Fallzahl RechtsschutzsekretärInnen der sollen die Rechts- nehmen auch die HBV (9,24 führung eindeutiger Zuordnungs- schutz GmbH als Prozent der Fälle) und die und Verantwortungsfunktionen soll moderne, leistungs- 228 000 222 000 NGG (6,06 Prozent) den die RechtsschutzsekretärInnen vor 211 000 208 000 214 000 fähige Serviceagen- 191000 Rechtsschutz in Anspruch. Ort vor kurzfristig motivierten Zu- 181000 tur wahrnehmen. griffen auf ihre Arbeitszeit schützen. Festgehalten sind Ein Ungleichgewicht gibt es 548 Dass auch Gewerkschaftssek- 539 533 in dem Handbuch 526 504 485 auch in der Ost-West-Relati- retärInnen nicht immer und über- 460 deshalb auch Grund- all einen direkten Zugriff auf „ihre“ sätze der Rechts- on: Alle ostdeutschen Bezir- RechtsschutzsekretärIn haben, son- schutzarbeit: „Keiner ke sowie Berlin-Brandenburg dern für bestimmte Themen Termi- wird weggeschickt“ und der ostdeutsche Teil ne vereinbaren und Sprechzeiten 1993 1994 1995 1996 19971998 1999 lautet einer der Grund- Quellen: DGB-Rechtsschutz GmbH DGB einblick / Nachdruck frei des Bezirks Nord nehmen nutzen müssen, ist für viele eine sätze, „Ein Mandant, Von 1993 bis 1999 ist die Zahl der DGB- relativ mehr Rechtsschutz- neue Erfahrung. Aber die bessere Rechtsschutzverfahren von 228 056 auf ein/e Rechtsschutz- Planbarkeit führt zu mehr Zeit für 180 602 gesunken, die Zahl der Rechts- sekretär/in“ ein an- leistungen in Anspruch als die eigentliche Rechtsschutzarbeit schutzsekretärInnen von 539 auf 460. derer. • sie Mitglieder haben.

5 einblick 14/00 14/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Arbeit und Leben

Die ÖTV beharrt Rückzug des DGB verändert die Arbeit auf der Einführung der 35-Stunden- Mit fast 400 Kreis- und örtlichen Die Kooperation mit Unterneh- Denn die bundesweit gut 400 AL- Woche. Im öffentlichen Arbeitsgemeinschaften ist Arbeit men, Arbeitsverwaltungen und Beschäftigten haben nicht nur die Dienst Westdeutschlands und Leben (AL) einer der größten Ausbildungszentren gewinnt an unterschiedlichsten Arbeitgeber – beträgt die wöchentliche Träger politischer Bildungsarbeit. In Bedeutung. die Stellen werden über Bildungs- Arbeitszeit noch 38,5 Stun- einer betriebsinternen Umfrage hat Organisationsentwicklungskon- programme der Länder, über Ju- den, in den neuen Ländern die von den Volkshochschulen und zepte und Qualitätsmanagement gendplanmittel, durch die Städte sogar 40 Stunden. Zur Sen- dem DGB getragene Einrichtung im werden zunehmend wichtiger. oder den DGB finanziert –, sondern kung auf 35 Stunden müsse Juli ermittelt, wie sich das eigene Es gibt einen starken Trend zur es gibt auch eine regional stark ab- es eine Stufenregelung Profil verändert, wenn sich nicht Dezentralisierung, der zum Teil durch weichende Struktur.Über die Hälfte mit vollem Lohnausgleich nur der Staat aus der Finanzierung den Rückzug des DGB aus der aller AL-Beschäftigten arbeitet in geben, so der ÖTV-Vorsit- politischer Bildung zurückzieht, Fläche konterkariert wird. Niedersachsen (200) und Nord- zende Herbert Mai. sondern auch der DGB aus der Welche Strategien aus der Un- rhein-Westfalen (60), in anderen Fläche. Herausgekommen sind vier tersuchung für die Entwicklung von Ländern wie Bayern und Hessen TRANSNET und IG Entwicklungstrends, die nicht nur Arbeit und Leben abgeleitet wer- gibt es dagegen gerade einmal Metall haben in für Arbeit und Leben von Bedeu- den können, soll in den nächsten zwei Stellen. • einer gemeinsa- tung sind: Monaten diskutiert werden. Das Im Faxabruf: 0211 / 43 01 685 men Erklärung auf die Politische Bildung realisiert ihre könnten am Ende auch regional Die Landesarbeitsgemeinschaften „beschäftigungspolitische Kosten zunehmend am Markt. unterschiedliche Konzepte sein: von Arbeit und Leben auf einen Blick Bedeutung der Schiene“ hingewiesen. Bis zu 900 000 Arbeitsplätze seien von ver.di-Gründung Gewerkschaftskongressen zur Ab- betonten Bedeutungszuwachs und diesem Verkehrsträger ab- stimmung vorlegen. Die HBV will der Realität der Weiterbildung“ aus. hängig. Die Gewerkschaf- Die Stunde der ihren außerordentlichen Kongress im Der Forderung nach lebenslangem ten fordern eine „strecken- Juristen September sogar unterbrechen und Lernen als selbstverständlichem und bezogene Schwerverkehrs- im November fortsetzen. Am 22. kalkulierbarem Teil von Biografien abgabe“ für Lkw, um den Acht Monate vor der geplanten November will dann der Vorstand stünden die fehlenden institutionel- Güterverkehr auf der Gründung der Vereinten Dienstleis- von GO-ver.di abschließend Satzung, len, finanziellen, zeitlichen und or- Schiene zu stärken. tungsgewerkschaft (ver.di) hat die Budgetierungsrichtlinie und Fach- ganisatorischen Voraussetzungen Mitgliederversammlung von GO- bereichsstatuten beschließen. Da- gegenüber. Die NGG hat in Tarif- ver.di am 9./10. Juli die Entwürfe nach ist keine Änderung am ver.di- Nach den Vorschlägen der Ex- verhandlungen mit für die Satzung und die Budgetie- Konzept mehr möglich. Die Ver- pertInnen soll die gemeinsame Bil- der Coca-Cola Erfri- rungsrichtlinie der neuen Gewerk- schmelzungskongresse im März dungsplanung von Bund und Län- schungsgetränke (CCE) AG schaft beschlossen. Beide Entwürfe 2001 können die ver.di-Gründung dern wieder aufgenommen werden, das Bestehen von sieben basieren auf der Idee der Matrix- nur ablehnen oder bestätigen. • mit dem Ziel, eine Weiterbildungs- Standorten der AG in organisation, bei der die Fachberei- entwicklungsplanung für berufliche Hessen und Rheinland-Pfalz che weitgehende Autonomie in der Weiterbildung und politische Bildung aufzustellen gesichert. Lediglich eine Branchen- und Tarifpolitik erhalten. und fortzuschreiben. Dabei müssen Filiale ist weiterhin von Die Entwürfe sollen bis Ende Sep- Nicht den Markt entsprechende Regelungen einge- der Schließung bedroht. tember in den Gewerkschaften dis- walten lassen bunden werden in umfassende Ver- Insgesamt will Coca-Cola kutiert werden. änderungen der Bildungspolitik ins- 1400 von bundesweit Damit ver.di tatsächlich wie In einem gemeinsamen Plädo- gesamt, der Arbeitsmarktpolitik und 11 000 Stellen streichen. geplant im März 2001 gegründet yer sprechen sich die Gewerkschaf- der Sozial- und Steuerpolitik. werden kann, müssen sich alle Ge- ten GEW, HBV, IG Medien und IG Auf Bundesebene müssen da- Unter www.dgb.de werkschaften an einen engen Zeit- Metall für ein Bundesgesetz für die bei insbesondere geregelt werden: können seit Anfang plan halten:Am 26./27.August soll berufliche Weiterbildung aus. In Zugangssicherung, Herstellung von Juli in der Rubrik die Mitgliederversammlung von Zusammenarbeit mit ExpertInnen institutioneller Verlässlichkeit, Qua- „DGB direkt“ alle Publi- GO-ver.di die Entwürfe der Fachbe- aus Wissenschaft, Praxis und Partei- litätssicherung und Transparenz, die kationen des DGB nach reichsstatuten beschließen und am en haben die vier Gewerkschaften Professionalität des Personals, Stichworten durchsucht 22./23. Oktober die überarbeitete Vorschläge für entsprechende Bun- Lernzeitansprüche der Individuen, und alle Broschüren, Bücher Satzung. Parallel dazu werden IG desregelungen erarbeitet. Als Be- die Möglichkeiten der Zertifizie- und Zeitschriften online Medien (8./9. September), HBV weggrund für ihre Initiative machen rung, die Sicherung der Finanzie- bestellt werden. (12.-14. September) und ÖTV (4.-10. die Gewerkschaften eine „deutliche rung und der Aufbau von Weiterbil- November) die Ergebnisse ihren Diskrepanz zwischen dem allseits dungsstatistik und -forschung. •

6 MEINUNG Benzin-Wut „Benzin-Wut“ titelte die Bild-Zeitung. „Jetzt ist Ökosteuer und Benzinpreis Schluss. Wir sind das Volk“ „Nun regt euch mal wieder ab!“ skandierte➜ der ADAC, als im Mai mit der ersten Stufe der Seitdem der Benzinpreis die Marke von zwei Mark pro Liter überschritten Ökosteuer die Benzinpreise hat, schlagen die Wellen hoch und wird insbesondere die Ökosteuer als um sieben Pfennig je Liter böser Bube benannt, den es zu kippen gelte, sei es, indem man diese Steuer ganz abschafft oder wenigstens zeitweise aussetzt. Dabei gehen stiegen. Bis 2003 werden in der öffentlichen Debatte doch oft ein paar Dinge durcheinander. zwei weitere Stufen folgen. Um 21 Pfennig wird der Ben- Zunächst sollte sich herumgesprochen haben, zusätzliche Belastung zinpreis am Ende gestiegen dass die aktuelle Benzinpreisentwicklung nur recht zu vermeiden, reicht Karl Otto Schallaböck, 51, sein, um AutofahrerInnen nachrangig durch die Ökosteuer bestimmt es allerdings aus, nach ist Verkehrsexperte des wird: Der Rohölpreis ist binnen Jahresfrist drama- vier Jahren – was ei- Wuppertal-Instituts für zum sanften Umstieg auf tisch gestiegen und verursacht wohl den größten ne übliche Haltedauer Klima, Umwelt, Energie. spritsparende Modelle zu Brocken beim Preisanstieg. Nun hatten wir in diesem für einen PKW dar- bewegen. „Zu viel“ meint Bereich schon 1973 und 1979/80 dramatische Preis- stellt – auf ein Fahrzeug umzusteigen, das pro 100 Deutschlands Autolobby. anstiege, und bei der Gestalt des Ölmarktes sind sol- km einen Liter weniger verbraucht als das vorherige. che sprunghaften Entwicklungen nicht unverständ- Bei dem gegenwärtigen Durchschnittsverbrauch je Karl Otto Schallaböck, lich. Nachdem etwa 20 Jahre lang der Ölpreis ge- PKW und dem technischen Potenzial, Autos mit viel Verkehrsexperte des sunken ist, ist der aktuelle Preissprung längerfristig niedrigerem Verbrauch zu bauen, kann ein Übergang Wuppertal-Instituts, erklärt, zu relativieren. Jedenfalls wäre es eher töricht anzu- zu verbrauchsärmeren Modellen in der Regel noch warum der sprunghafte nehmen, dass ein knapper werdender Energieträger sehr lange Zeit die Ökosteuern kompensieren. auch zukünftig immer billiger werden könnte. Entsprechende Fahrzeugmodelle mit deutlich unter- Anstieg der Benzinpreise in Eine weitere preistreibende Komponente ist der durchschnittlichen Verbräuchen werden im Markt den letzten Wochen mehr schlechte Außenwert des Euro. Da der Ölmarkt angeboten; bei steigender Nachfrage dürfte zudem mit Rohölpreisen und Wech- weitgehend in Dollar abgewickelt wird, schlägt der die Bereitschaft der Autoindustrie steigen, noch selkursen zu tun hat als mit niedrige Wechselkurs direkt durch. Dies dürfte aller- sparsamere Modelle zu entwickeln. dings ein eher vorübergehendes Phänomen sein. Die Insgesamt muss man die Wirkung der Ökosteuer der Ökosteuer. Spitze ist wahrscheinlich schon überschritten, und auf den Benzinpreis also als eine eher milde Anre- mittelfristig rechnen Währungsexperten überwie- gung zum Spritsparen einstufen. Allerdings ist Das Ziel von Kyoto gend mit etwas günstigeren Euro-Kursen. zu fragen, ob besondere Gruppen in der Bevölkerung Bis 2005 muss Deutschland Bleibt schließlich die Ökosteuer: Die dort festge- vielleicht unzumutbar betroffen werden. seinen CO -Ausstoß um 25 legten Jahresraten von 0,06 Mark/Liter erhöhen sich Häufig herausgestellt werden Berufspendler, die 2 unter Einschluss der Mehrwertsteuer auf rund 0,07 (insbesondere im ländlichen Raum) auf das Auto Prozent reduzieren. Das hat Mark. Bei einem mittleren PKW macht dies etwa angewiesen sind; auch hier ist insgesamt das Pro- die alte Bundesregierung auf 0,50 Mark je 100 km aus; bei einer durchschnittli- blem eher beschränkt, da der Verkehr von der und der Klimakonferenz 1997 in chen Autonutzung kommen dabei pro Monat Mehr- zur Arbeitsstelle nur 20 Prozent des PKW-Verkehrs Kyoto versprochen. Um das belastungen in Höhe von fünf Mark heraus. Dies ist ausmacht. Für die Berufspendler wird die Lage zu- für sich genommen nicht so gewaltig – es entspricht dem dadurch entspannt, dass bei der Absetzbarkeit Ziel zu erreichen, werden etwa den Kosten von einer Schachtel Zigaretten oder der Kosten für den Arbeitsweg nicht die niedrigen schrittweise Ökoabgaben einem Bier in der Kneipe. Grenzkosten eines kleinen Wagens zugrunde gelegt auf den Energieverbrauch Allerdings wird die Ökosteuer nicht nur einmal in werden. eingeführt: zwei Pfennig je der beschriebenen Höhe erhoben, sondern jährlich Nun soll allerdings nicht grundsätzlich ausge- um diesen Betrag erhöht. Über einen Zeitraum von schlossen werden, dass andere Gruppen besonders Kilowattstunde Strom, vier vier Jahren, also einer Legislaturperiode, ergibt sich belastet werden. Man denke z.B. an allein erziehen- Pfennig pro Liter Heizöl und aus vier Raten der Ökosteuer eine Erhöhung der de Mütter, die häufig bei geringem Einkommen kom- sechs Pfennig beim Mine- Treibstoffkosten um etwa zwei Mark je 100 km. plizierte Zeit- und Wegeprogramme absolvieren ralöl in diesem Jahr. Umwelt- Auch dies ist gegenüber den Gesamtkosten müssen. Auch hier ist die absolute Höhe der Belas- schützer und Wirtschaftswis- der Autonutzung nachrangig: die variablen tung in aller Regel nicht sehr bedeutend. Hier könnte Kosten (je gefahrenen Kilometer) belaufen sich auf die Politik, soweit dies aus sozialen Gründen erfor- senschaftler haben die Maß- etwa 20 bis 60 Mark je 100 km, die Vollkosten (un- derlich scheint, aber durch gezielte Förderung nahmen als zu gering kriti- ter Einschluss der Fahrzeugabschreibung) auf etwa der betroffenen Familien besser gegensteuern, siert, um Anreize zum Ener- 50 bis 200 Mark je 100 km. Trotzdem wird deutlich, etwa im Zuge der Kindergeldgestaltung, als da- giesparen auszulösen. Für dass die Ökosteuer auf Dauer spürbar wird. Um diese durch, dass für alle das Autofahren verbilligt wird. • die Industrie gebe es zudem zu viele Ausnahmen.

7 einblick 14/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

14/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

DGB-STUDIE: Löhne hinken Gewinnen hinterher Das Nettoeinkommen, sprich die Kauf- Entwicklung der realen Nettolöhne und -gehälter je ArbeitnehmerIn und der Nettogewinne aus Unternehmens- und Vermögenseinkommen 1980 bis 1999 (1980 = 100, Veränderungen in Prozent; kraft der ArbeitnehmerInnen, war ab 1991 Gesamtdeutschland) 1999 nur 4,3 Prozent größer als 1980. 200 Gleichzeitig schnellten die Nettogewin- 184,4 179,5 182,8 ne um 84,4 Prozent in die Höhe. Zwölf- 180 Nettogewinne Nettoeinkommen mal war in den vergangenen 20 Jahren 160 die Kaufkraft rückläufig. Die Ursachen: der schwache Anstieg der Bruttoein- 140 kommen (plus 20,7 Prozent) im Ver- 123,7 gleich zu den Bruttogewinnen (plus 120 106,7 106,9 59,5 Prozent) und die steigende Belas- 104,3 100 94,9 tung der Beschäftigten mit Steuern und Sozialbeiträgen. Diese Belastung 80 wuchs von durchschnittlich 28,7 Pro- 1980 1985 1990 1995 1999 zent (1980) auf 36,5 Prozent (1999). Quelle:DGB-Einkommensstudie . DGB einblick / Nachdruck frei 42TAGE personalien Tipp

20.7. GEW, HBV, IG Me- 23.8. DGB Saar,Arbeit- ••• Peter Gasse, 47, zuletzt Buch: Peter Kühne, Harald tall, IG Medien, „Den Markt nicht nehmer 2010: Bildung auf der 1. Bevollmächtigter der IG Metall- Rüßler, Die Lebensverhält- walten lassen“, Präsentation eines Überholspur, Bildstock-Friedrichstal Verwaltungsstelle Duisburg, ist vom nisse der Flüchtlinge in gewerkschaftlichen Konzepts zur 26.8. ver.di-Sommer- IG Metall-Vorstand zum neuen Deutschland, Campus beruflichen Weiterbildung, Frank- fest, Flughafen Frankfurt/M. Leiter des IG Metall-Bezirks Nord- Verlag, Frankfurt/M. 2000, furt/M. 26./27.8. Mitgliederver- rhein-Westfalen berufen worden. 654 S., 98 DM 4.-6.8. DGB und DAG sammlung GO-ver.di Er folgt Harald Schartau nach, Zweifache Zuwanderung, Rheinland-Pfalz, Frauenaktionszelt 26.8.-3.9. GEW-Sommer- der Arbeitsminister von Nordrhein- geteilte Aufnahme: Während auf dem Rheinland-Pfalz-Tag,Mainz schule, Sylt Westfalen geworden ist. Arbeitsmigranten mittlerweile 5.-18.8. DGB-Jugend Ba- 29.8. DGB Saar, Reform ••• Robert Günther, 41, Landes- akzeptiert werden, sind Flucht- den-Württemberg, Sommercamp, des Betriebsverfassungsgesetzes, jugendsekretär beim DGB Bayern, migranten unerwünscht, bleibt Markelfingen Kirkel ist seit dem 1. Juli Sekretär für ihnen der Arbeitsmarkt ver- 8.8. Arbeitsmarktbe- 1.9. Antikriegstag Arbeitsmarktpolitik und Qualifizie- schlossen. Die Fluchtzuwande- richt für den Monat Juli 2.9. Tag der Gewerk- rung beim DGB Bayern. rung sei kein Ruhmesblatt der 19.8.-1.9. DGB-Jugend Ba- schaften, EXPO Hannover (weitere ••• Ulrich Freese, 49,Vorstands- Bundesrepublik, so die Autoren. den-Württemberg, Internationales EXPO-Termine im beiliegenden mitglied der IG Bergbau, Chemie, Kommende Generationen wür- Jugendcamp, Markelfingen EXPO-Info) Energie (IG BCE), ist vom DGB-Bun- den kritische Fragen an die desvorstand als Nachfolger von heute Verantwortlichen stellen. Michael Geuenich als einer der acht Kühne/Rüßler sichern Spuren, Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Vertreter der Gewerkschaften im schildern die Not der Flüchtlinge Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für Wirtschafts- und Sozialausschuss und plädieren „für eine Politik diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: (WSA) der EU vorgeschlagen nachholender Anerkennung“. Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, worden. Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck Schlusspunkt● gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 „Die SPD hat doch noch einen linken Flügel: die CDU“ Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren.

Der nächste einblick erscheint am 28. August. Stephan-Andreas Casdorff vom Berliner Tagesspiegel am 3. Juli über die Rentenreform

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 28.08.2000 15/00 inhalt Gewerkschaftlicher Widerstand gegen Rechtsextremisten ______Seite 3 ______Zivilcourage und Solidarität beweisen „Es lohnt, für ver.di

In zunehmendem Maße reagieren „Antifaschis- zu kämpfen“ auch die Gewerkschaften auf die mus hat Ist die Dienstleistungs- steigende Zahl rechtsextremisti- viele Gesich- ter“ – der gewerkschaft gescheitert? scher Übergriffe und Bedrohungen. IG Metall- Interview mit dem ÖTV- Bezirk Küste Vorsitzenden Herbert Mai Als Reaktion auf die steigende demonstriert Zahl rechtsextremer Übergriffe und Solidarität ______Seite 5 ______Drohungen hat der DGB im Internet mit seinem Elmshorner Näher dran ein Diskussionsforum unter dem Bevollmäch- Motto „Flagge zeigen gegen tigten. Seit einem Jahr arbeitet Rechts“ geschaffen. Hamburgs der DGB-Bundesvorstand DGB-Vorsitzender Erhard Pumm in Berlin-Mitte – erste forderte in der Morgenpost, alles Erfahrungen Rechte zu verbieten. Insbesondere zeichner ein Kopfgeld aus. „Uwe thüringischen Erfurt lebt der HBV- der IG Metall-Bezirk Küste sah sich Zabel – 10 000 Mark Belohnung – Landesvorsitzende Angelo Lucifero ______Seite 7 ______zu einem demonstrativen Akt der tot oder lebendig“ hieß es auf dem mit der Bedrohung durch Anrufe DGB und Jugend – Solidarität herausgefordert. braunen Pamphlet. Unterzeichnet und Schikanen: zerstochene Reifen, In Wort und Bild traten die Be- war der Aufruf lediglich mit „ZOG“, durchtrennte Bremsleitungen und zwei Welten vollmächtigten des Metall-Bezirks einer Abkürzung, die in Publikatio- versuchte Übergriffe. In Flecken Ein kritischer Rückblick auf Küste in einem Aufruf gegen die nen des so genannten Hamburger Zechlin ist es der Leiter der Jugend- fünf Jahre gewerkschaftlicher rechte Gewalt der Bedrohung eines Sturm genutzt wird, in dessen Rei- bildungsstätte des DGB. Hermann Jugendarbeit von Robert Kollegen entgegen, der gesamte hen ehemalige Aktivisten der ver- Nehls erhält seit Wochen anonyme Günthner, Ex-DGB-Landes- DGB Norddeutschland hat sich botenen Aktionsfront Nationaler Drohanrufe – und wenig Unterstüt- dem Aufruf inzwischen angeschlos- Sozialisten zu suchen sein dürften. zung in der Gemeinde. Bürgermei- jugendsekretär in Bayern sen. Uwe Zabel, 43, Bevollmächtig- Regelmäßig taucht in der Statis- ster Wilfried Schmidt von der Wähl- ______EXPO ______ter der IG Metall Elmshorn, wird tik neben Brandenburg auch Thü- ergemeinschaft „Tradition und Zu- seit über einem Jahr mit Mordauf- ringen an der Spitze rechtsextremer kunft“ wiegelt ab: „Rechtsextre- Infos satt zum Tag rufen bedroht. Auf Transparenten Gewalttaten auf. Auch dort sind mismus gibt es nicht.“ der Gewerkschaften an Autobahnbrücken, Handzetteln jeweils Gewerkschafter in das Der DGB greift die Bedrohung am 2. September und Plakaten setzten die Unter- Blickfeld von Neonazis geraten. Im auch im Aufruf zum Antikriegstag in Hannover am 1. September auf: „Täglich werden wieder Asylbewerberheime Der Surf-Tipp plusminusBERLIN angegriffen, jüdische Friedhöfe ge- fürs Internet schändet oder Menschen mit anderer www.forum-arbeit.de/ Edith Niehuis (SPD), Par- CDU-MdB Martin Hoh- Hautfarbe verfolgt und niederge- Forum/EuroBR lamentarische Staats- mann, Berichterstatter schlagen. ...Wir nehmen die Gewalt + - Neu: Diskussionsforum sekretärin im Familienministe- seiner Fraktion zu Fragen der und die Darstellung der menschen- und Hintergrundinfos zum rium, hat angekündigt, dass Wiedergutmachung von NS- verachtenden Ideen rechtsextremer Thema Euro-Betriebsräte auch Jugendverbände rechts- Unrecht, lehnt eine Beteiligung Gruppen in der Öffentlichkeit nicht radikale Publikationen verbie- der Katholischen Kirche am hin. Bürgerinnen und Bürger, Ar- Im Faxabruf ten lassen können. Bisher kön- Entschädigungsfonds für beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, 0211 / 43 01 663 nen nur Jugendämter die Indi- Zwangsarbeiter ab. Die Kirche wir alle müssen demokratisches Be- Den Reichtum nutzen! zierung von CDs, Videos und solle als „moralische Zugnum- wusstsein demonstrieren: im Alltag, Impulse des DGB NRW und Internetseiten bei der Bundes- mer“ missbraucht werden, um in der Öffentlichkeit, am Arbeits- der Evangelischen Kirche prüfstelle für jugendgefähr- das noch ausstehende Geld platz.“ Der DGB ruft auf, „praktisch von Westfalen für eine dende Schriften beantragen. von der Wirtschaft zu erhalten. handelnd Zivilcourage und Solida- beschäftigungsrelevante rität“ zu beweisen. • Steuerpolitik

einblick 15/00 15/00 POLITIK AKTUELL

Abfindungen – Gewinne Hans Eichel (SPD) nicht die Mög- Betriebliche Bündnisse von Freizeitausgleich für Mehrar- lichkeit erhalten, ihre Abfindung mit beit (63 Prozent) oder von Alters- DGB und DAG für dem halben Steuersatz zu besteu- Ein Drittel teilzeit (38 Prozent). In 72 Prozent Gleichbehandlung ern. Für sie soll nur die Fünftelungs- hat eins der Firmen haben sich Betriebsrat Regel gelten, wonach die Abfin- und Geschäftsführung auf arbeits- DGB und DAG haben die steuer- dung auf fünf Jahre verteilt und so Fast ein Drittel aller Betriebe, in organisatorische Maßnahmen wie liche Gleichbehandlung von Arbeit- die Steuerprogression gemildert denen es einen Betriebsrat gibt, hat Qualifizierung (46 Prozent) oder die nehmer-Entlassungsabfindungen wird. Laut Finanzministerium ste- in den vergangenen Jahren ein Modernisierung der Arbeitsorga- und Gewinnen aus Betriebsverkäu- hen sich die meisten Arbeitnehmer betriebliches Bündnis für Arbeit nisation (36 Prozent) verständigt. fen gefordert. „Es gibt überhaupt damit besser. abgeschlossen. Das ergibt eine Und in jedem fünften Bündnis (19 keinen Grund, künftig nur Gewinne Der DGB bestreitet das. Für Auswertung der Betriebsrätebefra- Prozent) verzichten die Beschäftig- aus Betriebsveräußerungen wahl- allein stehende Arbeitnehmer be- gung 1999/2000 des Wirtschafts- ten beispielsweise durch Abstriche weise mit dem halben Steuersatz ginne die Benachteiligung bereits und Sozialwissenschaftlichen Insti- bei Sonderzahlungen (13 Prozent) oder der so genannten Fünftelungs- bei Abfindungen von 30 000 Mark. tuts (WSI) in der Hans-Böckler-Stif- oder durch die Aussetzung von Tarif- Regel zu besteuern“, erklärte DGB- Ihnen käme der halbe Steuersatz tung. 82 Prozent der Bündnisse erhöhungen (7 Prozent) sogar auf Vorstand Heinz Putzhammer. Nach mit 335 Mark zugute. Bei Abfin- nutzen Möglichkeiten der Arbeits- Teile ihres Einkommens, um Ar- den Worten von DAG-Vize Ursula dungen von 70 000 Mark betrage zeitgestaltung wie die Einführung beitsplätze zu erhalten. • Konitzer werden Abfindungen und dieser Vorteil schon 3461 Mark. Bei Gewinne „aus gutem Grund“ bis- Verheirateten errechne sich zwar her im Einkommensteuergesetz bis zu Abfindungen von 40 000 SPD-Betriebsrat unzulässig gleich behandelt: „In beiden Fällen Mark keine Mehrbelastung auf- handelt es sich um Ansprüche, die grund der Fünftelungs-Regel. Ihre DGB-Betriebsrat nicht in Gefahr durch jahrzehntelangen Arbeitsein- angebliche Besserstellung trete satz entstanden sind.“ allerdings erst dann ein, wenn alle Die Landesbezirke des DGB sind gen Untergliederungen des DGB. Arbeitnehmer sollen nach Auf- Schritte der Einkommensteuerreform nach Auffassung des Gesamtbe- GBR-Vorsitzender Hans-Peter Ru- fassung von Bundesfinanzminister in Kraft seien. • triebsrats (GBR) keine eigenständi- dolph sieht deshalb „keine Ana- logien“ zum Beschluss des Bun- desarbeitsgerichts (BAG), das den wiewardiewoche ? Gesamtbetriebsrat der SPD für un- wirksam erklärt hat. Begründung „Die Integration fördern sowie die Rechte der sigkeit und bei sozialen Problemen, des Gerichts: „Die Landesverbände ausländischen Arbeitnehmer und Rentner die sich im Umfeld von Sozialhilfe, und die Bezirke der SPD sind nicht stärken“ – so beschreibt Laura Garavini Wohngeld, Pflegeversicherung, be- Teil eines einheitlichen Unterneh- Seisselberg, 34, knapp und präzise die Auf- gaben der Sozialberatungsstelle des „Istituto ruflich bedingten Krankheiten und mens.“ Sie seien vielmehr „rechtlich di Tutela ed Assistenza dei Lavoratori – Unione Behinderungen ergeben. Dabei ist selbstständige Untergliederungen“. Italiana dei Lavoratori“ (ITAL-UIL) in Berlin. es unter anderem unser Ziel, Arbeits- Obwohl das für den DGB nicht Sie ist Geschäftsführerin der Anfang Juli losigkeit zu vermeiden oder zu gelte und deshalb die Existenz sei- eröffneten Beratungsstelle der italienischen Gewerkschaft beim DGB Berlin-Brandenburg. überwinden. ner Arbeitnehmervertretung nicht Zwar gelten Italiener als die am akut gefährdet sei, so Rudolph, will Am Aufschwung Deutschlands nach der Wiederver- besten integrierten Ausländer in Deutschland, die der Gesamtbetriebsrat seine recht- einigung hat auch er mitgearbeitet: Giovani Zedda Realität sieht aber häufig anders aus. Italiener sind in liche Grundlage absichern. Er hat war neun Jahre lang als Maurer auf Baustellen in Deutschland häufiger als Türken an Sonderschulen deshalb bereits 1999 den Entwurf Berlin und Umgebung beschäftigt. Jetzt will der vertreten, sie verfügen in der Regel über schlechtere einer Gesamtbetriebsvereinbarung 63-jährige Familienvater wieder nach Italien zurück. oder keine beruflichen Abschlüsse und sind auch zur Sicherung der Betriebsrätestruk- Und dabei helfen wir ihm. Die Sozialberatungsstelle unter den Ausländern überdurchschnittlich von tur beim DGB vorgelegt. Dessen des ITAL-UIL ist die erste in Berlin, bundesweit gibt es Arbeitslosigkeit betroffen. Genehmigung durch das Bundes- aber eine ganze Reihe, beispielsweise in Köln und Mit Aus- und Weiterbildungsberatung möchten wir arbeitsministerium stehen „Hinde- Stuttgart und in nicht ganz so großen Orten im auch hier versuchen, dem zu erwartenden Bera- rungsgründe nicht entgegen“, so Süden Deutschlands. Unsere Arbeit läuft weltweit. tungsbedarf der rund 14 000 in Berlin und Umge- die Parlamentarische Staatssekre- So kam es auch, dass uns eine Anfrage aus Chicago bung lebenden italienischen Bürger zu entsprechen. tärin Ulrike Mascher (SPD). erreichte, ein Kollege, der früh von Italien nach Außerdem unterstützen wir den DGB im Kampf Die Genehmigung muss aller- Deutschland und von hier weiter in die USA gegan- gegen illegale Beschäftigung, denn es werden dings vom GBR und vom Ge- gen ist, brauchte unsere Unterstützung im Dschun- immer noch italienische Arbeitnehmer mit falschen schäftsführenden Bundesvorstand gel des Rentenrechts der verschiedenen Länder. Versprechungen nach Berlin gelockt und hier ihrem (GBV) des DGB gemeinsam bean- ITAL-UIL berät italienische Arbeitnehmer und Famili- Schicksal überlassen. Für sie ist ITAL-UIL die erste tragt werden. Der GBV aber will en kostenlos – auch in Fragen drohender Arbeitslo- Anlaufstelle. erst die Organisationsreform ab- schließen. •

2 GEWERKSCHAFTEN Chronologie Oktober 1997 DAG, DPG, GEW, GdED, HBV, IG Medien ÖTV-Debatte über Dienstleistungsgewerkschaft und ÖTV kündigen an, sich „Es lohnt, für ver.di zu kämpfen“ zu einer Dienstleistungs- gewerkschaft zusammen- In der ÖTV wächst der Widerstand gegen die geplante Dienstleistungs- zuschließen. gewerkschaft. Ende September will der Hauptvorstand der ÖTV über ➜ seine weitere Beteiligung entscheiden. einblick hat Herbert Mai gefragt, Februar 1999 Sechs der ob ver.di gescheitert ist. ursprünglich sieben Dienst- leistungsgewerkschaften ■ Herbert Mai Am 27. September entscheidet tungen in der rung der präsentieren eine erste der Hauptvorstand, ob die ÖTV aus ÖTV, auf denen fordert Kom- Anzahl ih- promissbereit- gemeinsame Positionsbe- ver.di aussteigt. Dann liegt das Er- ich mich mit der schaft von den rer Kreise, gebnis der erneuten Befragung der Kritik auseinan- anderen ver.di- auch für stimmung. Die GdED hat sich Kreise vor.Wie groß sind die Chan- der setze und Gewerkschaf- sich selbst kurz zuvor zurückgezogen, ten, um die Foto: Jürgen Seidel cen der Dienstleistungsgewerk- überzeugen will. als Orien- wenig später folgt die GEW. schaft noch? Ohne Überzeu- Dienstleis- tierungsmarke ansehen. Falls ver.di tungsgewerk- ■ November 1999 Auf fünf Ich halte sie nach wie vor für gung, ohne Be- schaft nicht zu scheitern sollte, müssen wir aber groß. Dafür müssen allerdings eini- geisterung nach gefährden. zunächst eine Diskussion führen, parallelen Gewerkschaftsta- ge noch immer offene Fragen ge- innen wird ver.di wie sich die ÖTV dann in der Ge- gen beauftragen DAG, DPG, klärt werden – insbesondere die nicht zu schaffen sein. Über öffent- werkschaftslandschaft neu aufstel- HBV, IG Medien und ÖTV ihre Präsenz in der Fläche und die Frage liche Äußerungen allein sind Mehr- len will. des demokratischen Aufbaus von heiten nicht zu kriegen. ■ Der Widerstand gegen ver.di ist Vorstände, die Gründung ver.di. Das grundsätzliche Ziel von ■ In den letzten Wochen ist der auch ein Angriff auf dich. Wirst du einer „Vereinten Dienstleis- ver.di ist auch in der ÖTV unum- Eindruck entstanden, du hättest im Falle des Scheiterns von ver.di im tungsgewerkschaft“ (ver.di) stritten: ver.di ist eine wichtige Ant- dich bereits von ver.di verabschie- November erneut für den ÖTV-Vor- vorzubereiten. wort auf die Veränderungen in det und würdest dich darauf kon- sitz kandidieren? Wirtschaft und Arbeitswelt, gerade zentrieren, Schaden von der ÖTV ■ Ich sehe die Widerstände gegen Dezember 1999 Die fünf im Dienstleistungsbereich. abzuwenden, sollte ver.di scheitern. ver.di nicht als Angriff auf meine Dienstleistungsgewerkschaf- ■ Trotzdem scheint die Zustim- Ist dieser Eindruck richtig? Person. Die ÖTV hat eine ausge- ten bilden die Gründungs- ■ mung in der ÖTV in den letzten Nicht, was das Ziel betrifft. Ich prägte Diskussionskultur, eine Kul- organisation „Go ver.di“. Wochen eher gesunken zu sein. halte ver.di nach wie vor für ein Ziel, tur der Toleranz anderen Meinun- ■ Es stimmt, dass die Kritik ge- für das es sich lohnt zu kämpfen. gen gegenüber. Dafür stehe ich. Ich März 2000 Bei einer Umfra- wachsen ist. Ich führe das insbe- Allerdings benenne ich in der letz- bin kein autoritärer Gewerkschafts- ge in der ÖTV findet ver.di sondere darauf zurück, dass es in ten Zeit stärker die Punkte, die wir führer, sondern führe meine Ge- nur 64 Prozent Zustimmung. mindestens fünf Landesbezirken noch lösen müssen. Hieraus ist der werkschaft im Dialog. Im Übrigen: In den anderen Gewerk- noch keine Einigung über die Eindruck entstanden, ich würde die Wenn sich die ÖTV mit einer Sperr- Bezirksbildung gibt. In der ÖTV Chancen von ver.di kritisch sehen. mindertheit gegen ver.di ausspre- schaften wächst der Unmut. spielt Mitgliedernähe eine wichtige Aber das ist nicht der Fall. Unab- chen sollte, dann ist das ein Prob- Sie fühlen sich erpresst. Rolle. Die ÖTV hat zurzeit 163 hängig davon bin ich natürlich darum lem der gesamten ÖTV, nicht nur September 2000 Auf der Ba- Kreisverwaltungen. Wir sind bereit, bemüht, die ÖTV zusammenzuhal- des Vorsitzenden. sis einer erneuten Umfrage deren Zahl auf 125 zu reduzieren. ten und nicht in ver.di-Befürworter ■ Wenn die ÖTV aus ver.di aus- Darunter ist mit der ÖTV nichts zu und ver.di-Gegner auseinander drif- steigt, wollen die anderen vier Ge- will der Hauptvorstand der machen. Es wäre gut, wenn unser ten zu lassen, ja geradezu ausein- werkschaften ver.di notfalls auch ÖTV über seine weitere Be- Kompromissvorschlag von den ander fliegen zu lassen. Es ist meine allein gründen, die Tür aber für die teiligung an ver.di entschei- anderen Gewerkschaften, insbe- Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle ÖTV offen halten. Ist das eine rea- den. Gleichzeitig kündigen sondere von der HBV, akzeptiert im Boot bleiben. Das hat aber listische Perspektive? würde. Wohlgemerkt: Es geht nicht nichts mit meiner grundsätzlichen ■ Ich halte das für keine gute die anderen Gewerkschaften um Nachverhandelnn sondern da- Überzeugung zu tun. Lösung. ver.di soll die Konkurrenz an, ver.di notfalls auch ohne rum, noch offene Punkte endlich ■ Falls ver.di scheitert, steht die zwischen den Gewerkschaften die ÖTV zu gründen. Alle zu regeln. ÖTV vor einer schwierigen Situa- minimieren, Kräfte bündeln, um ge- Beteiligten sehen hierin ■ Du bist einer der Väter der tion. Sparmaßnahmen sind dann genüber Arbeitgebern und Politik Dienstleistungsgewerkschaft. Wa- unvermeidlich.Womit rechnest du? kraftvoll auftreten zu können. Ein nur eine Übergangslösung. ■ rum kämpfst du in dieser kritischen Auch die ÖTV muss sich auf Zusammenschluss ohne die ÖTV Im Faxabruf Phase nicht offensiver für ver.di? geringere Beitragseinnahmen ein- würde die Konkurrenz noch erhö- ■ Weil ich von öffentlichen Aus- stellen. Sie wird das, was sie jetzt hen. Es wäre eine absolute Notlö- 0211 / 43 01 674 einandersetzungen wenig halte. Ich im ver.di-Prozess als Kompromiss sung, die höchstens übergangswei- Interview mit Herbert Mai zu den Chancen von ver.di konzentriere mich auf Veranstal- angeboten hat, etwa die Reduzie- se zum Tragen kommen könnte. • (Langfassung)

3 einblick 15/00 15/00 PROJEKTE UND PARTNER

Vollbeschäftigung Hans-Böckler-Stiftung und DGB Info-Hotline wollen die Ergebnisse der Studien Nachhaltigkeit macht Arbeit am 28. September in Berlin Arbeiten in während der Ta- Europa Das Deutsche Institut für hammer, dass „die gung „Nachhal- Wirtschaftsforschung (DIW), das Nachhaltigkeitsstrate- tigkeit macht Ar- Fragen rund um Lernen, Studie- Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) gien sogar erfolgrei- beit“ mit Reprä- ren und Arbeiten in Europa beant- und das Wuppertal-Institut für cher“ seien als Ent- sentanten aus wortet die „Info-Hotline Europa“ Klima, Umwelt und Energie haben wicklungsstrategien, Wissenschaft, Poli- der Bundesanstalt für Arbeit. Mon- im Auftrag der Hans-Böckler-Stif- die sich lediglich an niedrigeren tik, Gewerkschaften, Umwelt- und tags bis freitags von 9 bis 20 Uhr tung ein Szenario entwickelt, das Löhnen, schlankem Staat und Ko- Unternehmensverbänden diskutie- stehen hier Fachleute für Berufs- eine „sozial-ökonomische Reform- stenentlastung für Unternehmen ren. Es sollen gemeinsame Hand- beratung und Arbeitsvermittlung strategie“, wirtschaftliche Effizienz, orientierten. Putzhammer hob an- lungsansätze gesucht werden. • Rede und Antwort. • ressourcenschonende Produktion, lässlich der Vorstellung des Projekts Infos + Anmeldung bis 18. Sep- Tel.: 0180 / 522 20 23 umweltgerechten Konsum und Anfang Juli im DGB-Bundesvor- tember an: Heike Stempel, soziale Gerechtigkeit miteinander stand hervor, dass auf der Basis der Hans-Böckler-Stiftung KomPAS verbindet. Studie Vollbeschäftigung bei gleich- Tel.: 0211 / 77 78 124 Dabei habe sich gezeigt, so zeitiger Einkommenssteigerung und Fax: 0211 / 77 78 4124 Kreativität DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putz- Umweltentlastung erreichbar sei. [email protected] fördern Wie man Kreativität und neue HWP Hamburg DGB-Bildungswerk NRW Arbeitslosengruppen Impulse im Unternehmen sinnvoll fördert, zeigt das Heft „Vorschlags- Mal Uniluft Kaufmännisches Ratgeber wesen und Ideenmanagement“. schnuppern Einmaleins Sozialhilfe Die praxisnahe Handlungshilfe rich- tet sich an kleine und mittlere Un- Kurze Studienzeiten, Studieren Bürokratisches Know-how von Infos rund um die Sozialhilfe ternehmen. Sie ist Teil des KomPAS- ohne Abitur oder Teilzeituni – all Buchhaltung bis Büroorganisation gibt der Ratgeber „Tipps und Hilfen Projekts zum Arbeitsschutz der ge- das bietet die Hochschule für Wirt- vermittelt das Seminar „Kleines im Umgang mit den Sozialämtern“ werkschaftlichen Beratungsgesell- schaft und Politik (HWP) in Ham- kaufmännisches 1 x 1“ für Selbst- der Koordinierungsstelle gewerk- schaft IQ-Consult. Das 100-seitige burg. Infos rund um den außer- ständige und Freie in der Informati- schaftlicher Arbeitslosengruppen Handbuch kostet 49,90 Mark plus gewöhnlichen Lehrbetrieb gibt‘s ons- und Medienbranche. Die Fort- und der IG Metall. Was sich zum Versand. • während der Schnuppertage vom bildung des DGB-Bildungswerks 1. Juli verändert hat, ist auf einem IQ-Consult, Projekt KomPAS 30. Oktober bis 3. November. • NRW am 1. September in Gelsen- Einleger vermerkt. Das Heft kostet Hans-Böckler-Straße 39 Programminfos: kirchen kostet 40 Mark. • neun Mark. • 40476 Düsseldorf Tel.: 040 / 428 38 21 81 Anmelden bis 28. August: Bestellen (Verrechnungsscheck): Tel.: 0211 / 36 83 190 Koordinierungsstelle gewerk- Kirche und DGB Sozialakademie OlafSchroeder@DGB- schaftlicher Arbeitslosengruppen Bildungswerk-NRW.de Marktstraße 10, 33602 Bielefeld Ist Aktienfieber Fusionen und gesund? Arbeitsplätze interregio Sind gewerkschaftliches Enga- Wie wirken sich Firmenzusam- gement und Aktienspekulation ver- menschlüsse auf die Arbeitneh- ••• Der DGB-Landesbezirk Dieter Hooge. Mehr Infos: Marita einbar? Dies ist Thema eines Streit- merInnen aus? Das untersucht die Hessen hat dem Landtag einen Eilrich,Tel. 069 / 27 30 05 52 gesprächs während der Tagung Fachtagung „Unternehmensfusio- Gesetzentwurf zur öffentli- ••• Der DGB-Landesbezirk „Geld – Macht – Mitbestimmung: nen und Beschäftigungsfolgen“ am chen Auftragsvergabe vorge- NRW veranstaltet am 9. Sep- Diagnose und Therapie des Aktien- 6./7. November in der Dortmunder legt. Als Vergabegrundsätze nennt tember eine Fachtagung zur fiebers“ am 6./7. Oktober in Bad Uni. Die Sozialakademie im Zent- er Tariftreue, Frauenförderung und Zukunft der Rentenversiche- Herrenalb. Die Tagung von Evange- rum für Weiterbildung der Univer- ein ausreichendes Angebot an rung in Köln: „Aufbruch in die lischer Akademie Baden und DGB sität nimmt hierfür die Branchen Ausbildungsplätzen. Der Gewerk- Zukunft durch Ausstieg aus dem kostet inklusive Kost und Logis im Stahl, Energieversorgung und Tele- schaftsbund habe diese Initiative System?“ Es diskutieren DGB-Vize Einzelzimmer 70 Mark. • kommunikation unter die Lupe. • ergriffen, da sich Hessen nach dem Ursula Engelen-Kefer und der Ge- Informieren und anmelden: Zentrum für Weiterbildung Auslaufen von Übergangsregelun- schäftsführer des Verbandes Deut- Evangelische Akademie Baden der Universität Dortmund gen bei der Auftragsvergabe in scher Rentenversicherungsträger, Postfach 2269, 76010 Karlsruhe Tel.: 0231 / 755 21 64 einem „rechtsfreien Raum“ bewe- Franz Ruland. Mehr Infos: Andreas Tel.: 0721 / 91 75 361 Fax: 0231 / 755 29 82 ge, so der DGB-Landesvorsitzende Schmidt,Tel. 0211 / 36 83 122 Fax: 0721 / 91 75 350

4 GEWERKSCHAFTEN Sensationell waren die Entscheidungen des DGB- Ein Jahr DGB-Bundesvorstand in Berlin ort arbeiten, fühlen sich abgehängt. Bundeskongresses 1998 in Die Arbeit mache „wirklich keinen Spaß mehr“, sagt eine. Manche Sachen Berlin-Umzug. Die „Das gibt ’nen Kick“ quälen Existenzängste, weiß Be- erste vom 9. Juni lautete: Der Deutschen Presse-Agentur schärft. Die politische Führung mag triebsratsvorsitzender Georg Faupel. „DGB zieht nicht nach Ber- war‘s am 29. Juli 1999 eine Mel- sich gar nicht vorstellen, von Düs- Wer noch keinen neuen Job gefun- lin.“ Wider Erwarten hatte dung wert: „DGB-Kopfstelle seldorf aus agieren zu müssen. Aus den habe, „wird ihn vielleicht auch nimmt am 1. September in Berlin der Perspektive der Hauptstadt nicht finden“. der Antrag des Bundesvor- Arbeit auf.“ Wie hat sich seitdem hätte der Verband dann nur noch Größe und Struktur der Beleg- standes, die Satzung zu die politische Arbeit, wie hat sich marginale Bedeutung. schaft haben sich stark verändert. ändern und den Sitz der die Belegschaft verändert? Zum Thema Berlin gibt’s an bei- Insgesamt arbeiten in Berlin zurzeit Zentrale in die Hauptstadt zu den DGB-Standorten fast so viele 104 Beschäftigte, 66 von ihnen aus Pressesprecher Hans-Jürgen Meinungen wie Beschäftigte. Die Düsseldorf; acht werden von dort verlegen, nicht die erforder- Arlt, von jeher Berlin-Befürworter, politische Notwendigkeit des Um- noch erwartet. Dann hat sich die liche Zweidrittel-Mehrheit fühlt sich bestätigt: Berlin sei „das zugs bestreiten jedoch die wenigs- Zahl der Beschäftigten an der Spree gefunden.➜ Doch tags darauf Beste“, was dem DGB seit 50 Jah- ten. Selbst die nicht, die ihren alten auf 112 erhöht. Vor dem Umzug sah die Welt wieder ganz ren passiert sei. Als politische Inte- Wohnsitz beibehalten haben und zählte die DGB-Zentrale 179 Be- anders aus: „Berlin-Umzug ressenvertretung habe er nur dort in die Hauptstadt pendeln, von schäftigte, perspektivisch sollen es eine Chance. Und Berlin werde, Frau/Mann und Kindern getrennt 156 werden. 38 der 104 in Berlin politisch beschlossen“, laute- Beschäftigten sind neu te die zweite Entscheidung. 12 eingestellt worden, da- Eine große Mehrheit der von 16 befristet. Delegierten beauftragte 3 Wolfgang Baumgart- den DGB-Vorstand, die Sitz- 5 ner von der Personalab- 4 teilung sieht in der verän- Verlegung „umgehend“ zu 6 DGB derten Zusammenset- planen und durchzuführen. 7 Bundesvorstand zung durchaus Vorteile: „Die neuen Leute hauen Und das geschah dann auch. Brandenburger Tor 8 9 richtig rein; die alten sind Parallel dazu vereinbarten 10 zwangsläufig motiviert, DGB und Betriebsrat einen 11 sonst wären sie nicht Sozialplan: Fortsetzung aller 12 14 13 mitgegangen.“ Diese Potsdamer Platz Arbeitsverhältnisse in Berlin, 15 Mischung, so Baumgart- ner, „das gibt ’nen Kick.“ Ausschluss betriebsbeding- 1 Wirtschaftsministerium 2 Bündnis 90/Die Grünen 3 FDP 4 PDS 5 Innenministerium Betriebsratschef Fau- ter Kündigungen bis Ende 6 Bundeskanzleramt (im Bau) 7 Reichstag 1 km pel hingegen schätzt die 2002, Qualifizierungs- und 8 Arbeitgeberverbände 9 Auswärtiges Amt 16 Situation negativ ein: 10 Arbeitsministerium 11 Justizministerium „Die Betriebsgemein- Fortbildungsmaßnahmen, 12 13 Bundesrat Finanzministerium Umzugskostenerstattung 14 Verkehrsministerium 15 CDU 16 SPD schaft ist nicht mehr da, man lebt sich auseinan- Näher dran: Ob Kanzleramt, Regierung und Parlament, Parteien oder Arbeit- und befristete Übernahme geberverbände – alle sind vom DGB-Bundesvorstand aus schnell erreichbar. der.“ Von den sieben Mit- der Kosten für doppelte gliedern des Betriebsrats Haushaltsführung sowie eine „was Bonn nie sein konnte – das leben. Nicht nur für sie hat sich die ist niemand nach Berlin gegangen. politische und intellektuelle Zent- Reisetätigkeit wesentlich erhöht. Und dort wird dessen fehlende Prä- Abfindung für diejenigen, rum der Republik.“ Die Wege nach Bonn – beispiels- senz heftig kritisiert, sogar die Wahl die eine neue Tätigkeit bei Die Arbeitsbedingungen des weise ins dort noch ansässige einer eigenen Interessenvertretung einem anderen Arbeitgeber DGB hätten sich auf Grund der Arbeitsministerium – oder nach erwogen. Beklagt wird dort auch aufnehmen nach der Formel größeren Nähe zu den politischen Brüssel sind länger geworden. das Fehlen einer Kantine, man trifft Entscheidungsträgern erheblich Manche sind von Berlin begeis- sich nur im Aufzug oder auf dem Alter mal Betriebszugehörig- verbessert, heißt es in der DGB- tert und haben inzwischen ihren Flur. Die Verwaltungsangestellte keit mal Bruttomonats- Spitze. Gleichzeitig müsse der Wohnsitz gewechselt, andere neh- Silvia Grigun hat aus dieser Not eine gehalt, geteilt durch 65. Dachverband seine Konturen schär- men die Wochenend-Ehe zähne- Tugend gemacht und per E-Mail fen und attraktiver werden. Denn knirschend in Kauf, andere wollen zum Frauen-Stammtisch in eine Berlin wird wohl auf dem das geballte Aufeinandertreffen oder können nicht pendeln, arbei- benachbarte Kneipe eingeladen. DGB-Kongress 2002 auch von Medien, Politik und Verbänden ten ganz oder teilweise noch in Mit Erfolg. Trotz Urlaubszeit kamen offiziell zum Sitz des DGB in Berlin habe die Konkurrenz um Düsseldorf.Verwaltungsangestellte, 15 Frauen. Der Stammtisch will sich erklärt. öffentliche Aufmerksamkeit ver- die ausschließlich am alten Stand- jetzt regelmäßig treffen. •

5 einblick 15/00 15/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DGB-Mitgliederstand Das zweite Halbjahr auf einen Blick: die Highlights 2.9. Tag der Gewerkschaften, EXPO 2000, Hannover Die GEW hat die bun- Organisationsgrad 2.9. Gründung der ersten regionalen NGG-Vorläuferorganisation vor desweite Streichung weiter gesunken 150 Jahren, Dortmund der Kindergarten- 8.9. 10 Jahre DGB Sachsen, Dresden Gebühren gefordert. Bisher Obwohl im vergangenen Jahr 8./9.9. Außerordentlicher Gewerkschaftstag IG Medien, Bielefeld hat lediglich das Saarland die Zahl der abhängig Erwerbstäti- 12. – 14.9. Außerordentlicher Gewerkschaftstag der Gewerkschaft HBV eine schrittweise Abschaf- gen um 75 000 auf 32,08 Millionen (Fortsetzung am 20./21.11.) fung beschlossen. Die gestiegen ist, hat der gewerk- 14.9. 50 Jahre Gewerkschaft der Polizei, Hamburg Streichung der Gebühren schaftliche Organisationsgrad wei- 20.9. 50 Jahre DGB Baden-Württemberg, Stuttgart entspreche der Forderung ter abgenommen: 1999 waren nur 4. – 10.11. Gewerkschaftstag der ÖTV,Leipzig des Bundesverfassungs- noch 25,1 Prozent der Erwerbstäti- 26.11. –1.12. Gewerkschaftstag TRANSNET Gewerkschaft GdED, Magdeburg gerichts, Familien „besser gen Mitglied einer DGB-Gewerk- Mehr Termine im Faxabruf: 0211 / 43 01 684 zu fördern“, so GEW-Vize schaft. Das hat die Organisations- Endspurt für die Gewerkschaften nach der Sommerpause: Mit einer Grund- Norbert Hocke. abteilung des DGB ermittelt. 1990, satzentscheidung der ÖTV und mehreren außerordentlichen Gewerk- vor der Wiedervereinigung, betrug schaftskongressen wollen die Dienstleistungsgewerkschaften in den nächsten Wochen ver.di endgültig auf den Weg bringen. Auch der DGB Die IG BAU will der Organisationsgrad noch 31,2 will bis Jahresende seine neuen Strukturen beschließen und die Organi- gemeinsam mit der Prozent. 1994 lag er bereits darun- sationsgrenzen zwischen den Gewerkschaften definieren (2-plus-2-plus-2- niederländischen ter (29,9 Prozent). • Gespräche). Und zwischendurch wollen die Gewerkschaften feiern: Gewerkschaft FNV ein ein- 50 Jahre GdP in Hamburg, 50 Jahre DGB Baden-Württemberg in Stuttgart heitliches Zertifikat für die DPG-Imageanalyse und 10 Jahre DGB-Landesbezirk Sachsen in Dresden. Blumenproduktion mit hohen sozialen und ökolo- Gute Noten Junge erwarten Unterstützung Traditionelle gewerk- gischen Standards erar- Gute Noten hat die Deutsche Gründe für eine Mitgliedschaft in der DPG bei schaftliche Werte spielen bei den unter beiten, um Klarheit für Postgewerkschaft (DPG) bei einer jungen und älteren Postbeschäftigten (in Prozent) 25-jährigen Beschäf- unter 25 Jahre 45 Jahre und älter Verbraucher zu schaffen. Imageanalyse erhalten, zu der das tigten der Post eine Derzeit bestehen in Deutsch- Kölner ifep-Institut 800 Mitglieder Schutz bei beruflichen 42 deutlich geringere land und in den Nieder- und 400 Nichtmitglieder befragt Problemen/Rechtsschutz 45 Rolle als bei den ab landen unterschiedliche hat. 90 Prozent der Mitglieder und Arbeitsplatzsicherheit/ 30 45-Jährigen. Gleich- Schutz von Arbeitsplätzen 26 zeitig erwarten die Zertifizierungssysteme. 65 Prozent der Nichtmitglieder ga- Jüngeren von der Solidarität/ Gruppen- 9 ben an, mit der DPG „sehr“ oder Gewerkschaft mehr zusammenhalt 7 Hilfe bei beruflichen Einen „regelmäßigen „eher zufrieden“ zu sein. Beson- Quelle: ifep, DPG-Imageanalyse DGB einblick / Nachdruck frei Informations- und ders hohe Sympathiewerte genießt Problemen. Meinungsaustausch“ die DPG bei den Rentnern: hat der Internationale Während im Schnitt 84 Prozent al- fängern bei 95 Prozent. 61 Prozent loben ihr wirtschaftliches Verant- Metallgewerkschaftsbund ler Befragten die DPG „sehr/eher der Mitglieder bewerten die Bera- wortungsbewusstsein. Bei den (IMB) mit den Metallge- sympathisch“ finden, liegt dieser tungskompetenz der DPG positiv Nichtmitgliedern gilt das immerhin werkschaften im Allchinesi- Wert unter den Versorgungsemp- („sehr gut/gut“), und 54 Prozent für 39 bzw. 37 Prozent. • schen Gewerkschaftsbund (ACGB) vereinbart. Dabei gehe es auch um den ?...nachgefragt Aufbau demokratischer Gewerkschaften in der Uli Röhm, 54, Wirtschafts- wollen und – wie bei uns in Mainz beispielsweise – Volksrepublik, so der IMB- redakteur beim ZDF und Mit- schon längst zusammenarbeiten. Präsident Klaus Zwickel. glied der IG Medien, hat einen Trotzdem ist es schwierig, von Journalisten Unter- Aufruf unter Journalisten gestartet: „Die Zeit ist reif – schriften zu bekommen. Manche befürchten, wer Die Deutsche Post- ver.di wird gebraucht.“ Wie unterschreibt, gilt in seiner Berichterstattung als nicht gewerkschaft (DPG) waren die Reaktionen? mehr objektiv. Bestürzt hat mich die Absage promi- hat die Verlänge- nenter KollegInnen, die früher engagiert waren. Sie rung des Briefmonopols der Mit Kopfschütteln verfolgen verstehen sich immer noch als Gewerkschafter und Deutschen Post AG gefor- viele meiner KollegInnen, die zahlen „aus Solidarität“ jeden Monat ihren Gewerk- dert. Den Markt wie geplant als Journalisten über Gewerkschaften berichten, wie schaftsbeitrag; oft in dreistelliger Höhe. Sie haben ab 2003 zu öffnen gefährde hauptamtliche Funktionäre ver.di an die Wand fah- aber die Hoffnung in eine schlagkräftige zukunfts- die flächendeckende Prä- ren. Wir stellen fest, es handelt sich nur um eine Dis- fähige Organisation aufgegeben. senz von Postfilialen, so kussion unter Hauptamtlichen, die sich nicht darum Im Faxabruf: 0211 / 43 01 688 DPG-Vorstand Rolf Büttner. scheren, dass ihre Mitglieder die neue Gewerkschaft Der Aufruf: „Die Zeit ist reif – ver.di wird gebraucht“.

6 MEINUNG Dramatisch sind die Mitgliederverluste DGB und Jugendarbeit der DGB-Gewerkschaften im Jugendbereich. Zählten sie Zwei Welten prallen aufeinander Ende➜ 1998 noch 570 608 Mit- Fünf Jahre hat sich Robert Günthner der DGB-Jugendarbeit gewidmet. glieder im Alter bis 25 bezie- Seine deprimierende Bilanz: „Trotz einiger verheißungsvoller Ansätze, hungsweise bis 30 Jahre die immer schwieriger werdende Jugendarbeit zu stabilisieren, blicke ich einigermaßen ratlos zurück.“ (die Altersabgrenzung vari- iert von Gewerkschaft zu Gewerkschaft), so waren es 3. Die Gewerkschaftskrise In den berüchtigten Sonn- ein Jahr später nur noch tagsreden wird immer die Die DGB-Jugend Bayern hat in den vergangenen 522 073, das heißt 48 535 Wichtigkeit der Nachwuchsar- zehn Jahren die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Für beit beschworen. Die Wirklich- manche Gewerkschaften war das Anlass dafür, in oder 8,5 Prozent weniger. keit stellt sich für mich als ein allen Verwaltungsstellen hauptamtliches Personal Die Verlustrate im Jugend- abgewandeltes Kishon-Zitat für die Jugendarbeit einzustellen. Doch für andere bereich war damit wesent- Robert Günthner, dar: „Will der DGB noch Ju- scheinen selbst Mitgliederverluste von zwei Dritteln 42, war von 1995 lich höher als die in der bis 2000 Landes- gendarbeit – und wenn ja, kaum ein Problem zu sein. Neue Politikfelder wie Gesamtmitgliedschaft, die jugendsekretär warum nicht?“ Dazu vier Be- Vorfeld- und Schülerarbeit werden zum Teil noch im DGB Bayern. gründungen: nicht einmal ignoriert, manchmal belächelt und nur 1999 bei 3,3 Prozent lag. 1. Die Glaubwürdigkeitskrise gelegentlich unterstützt. Allerdings fragt man sich Der Anteil der Jugendlichen dann oft bei letzterem, wie ernst die Unterstützung an der Mitgliedschaft ins- Es ist ein nicht ausrottbares Gerücht, dass die ist, wenn Gewerkschaften zusagen, einen Fachsekre- Jugend faul und hedonistisch wäre. Es gibt keine tär zu schicken, um SchülerInnen über Ausbildung gesamt sank deshalb im empirischen Belege für ein Engagement-Verlust von und Tarifverträge zu informieren. Stattdessen kommt vergangenen Jahr von 6,9 Jugendlichen. Das Gegenteil ist vielmehr richtig. dann ein Rentner, der im Stile von „Wenn der rote auf 6,5 Prozent. Dass es nicht in den Gewerkschaften greift, ist offen- Großvater erzählt“ berichtet, wie die Ausbildung sichtlich. Jugendliche wollen authentische, glaub- anno dunnemals war. Ich will niemanden anpran- Rund 143 000 oder 27 Pro- würdige Organisationen, in denen sie ohne Verbie- gern. Es ist aber nötig, sich endlich auf gemeinsame zent der jugendlichen gungen mitarbeiten können. Der DGB ist tendenziell Schwerpunkte zu verständigen. Niemand kann sich Mitglieder sind Frauen. das Gegenteil davon. So wettert er lautstark gegen mehr den Luxus erlauben, potenzielle Mitglieder zu Der Frauenanteil insgesamt befristete Arbeitsverhältnisse; in den eigenen Reihen ignorieren. liegt bei 30 Prozent. wird, gerade bei den Jugendsekretären, genau das 4. Die Legitimationskrise Gegenteil praktiziert. Die mit Abstand meisten Wäre Kohl noch Bundeskanzler und hätte es un- 2. Die Strukturkrise Jugendlichen stellt nach wie ter seiner Regierung das Bündnis für Arbeit gegeben, Die Jugendverbände in Bayern sind zur Mitarbeit wären die Gewerkschaften bei der Ausbildungs- vor die IG Metall (192 071). im Bayerischen Jugendring verpflichtet. Der Jugend- bilanz des Jahres 1999 die lautesten Kritiker gewesen. Ihr Verlust war mit 3,5 Pro- ring, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, för- Aber eine Regierung Schröder wird mit Glacéhand- zent unterdurchschnittlich. dert auch die Jugendarbeit des DGB hervorragend. schuhen angefasst. Ich habe JUMP, das Sofortpro- Weniger Abgänge hatte nur Allerdings setzt diese Förderung haupt- und ehren- gramm der Bundesregierung, nie pauschal kritisiert. amtliche Strukturen in der Jugendarbeit voraus. Es ist ein richtiges Notprogramm. Wenn aber die die Gewerkschaft Erziehung Fehlen sie, droht schlimmstenfalls der Verlust der „Erfolge“ des Ausbildungsjahres 1998/99, die mit und Wissenschaft (2,8 Pro- Förderung. Wie sollen jedoch Kontinuität oder ein JUMP im wahrsten Sinne des Wortes erkauft worden zent). Den absolut und sinnvoller Neuaufbau zu schaffen sein, wenn Befris- sind, unkritisch vom DGB bejubelt werden, gibt dies relativ stärksten Rückgang tungen von acht Monaten bis zu zwei Jahren für doch Anlass zur Verwunderung. Und macht uns bei die DGB-Jugendsekretäre ausgesprochen werden? den Jugendlichen nicht glaubwürdiger,die von unserer meldete 1999 die IG Berg- Sie sind jugendpolitisch ein Unsinn. Gerade weil Organisation politische Unabhängigkeit erwarten. bau, Chemie, Energie. Die die Krise in der Jugendarbeit groß ist, bedarf es kon- Es ist alt und dennoch nicht überholt: Wer Zahl ihrer jugendlichen tinuierlicher Unterstützung durch die Jugendsekre- Jugendarbeit will, muss Jugendliche ernst nehmen. Mitglieder sank um 13 955 täre. Es drängt sich der Verdacht auf, dass ohne Man kann deren Ansprüche zwar auch ignorieren, oder 20,7 Prozent. Die formellen Beschluss des DGB-Bundesvorstandes die aber nur um den Preis eigener Auszehrung. Und Jugendarbeit abgeschafft werden soll, indem Stellen dann wird irgendwann der letzte Jugendsekretär das Gewerkschaft der Polizei für potenzielle Hauptamtliche so unattraktiv wie Licht ausmachen. Eine solche Organisation hätte es gewann als einzige jugend- möglich gemacht werden. dann aber auch nicht besser verdient. • liche Mitglieder hinzu: 2421 oder 7 Prozent.

7 einblick 15/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

15/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

DIE GESETZLICHE RENTE: Fiktion und Wirklichkeit Die Standardrente ist pure Fiktion: Standardrente und Realrente – die Unterschiede in den Geldbeträgen und Versicherungsjahren (Stand 1999) 2008 bzw. 1743 Mark – das entspricht zurzeit 70 Prozent des durchschnittli- 2008 DM 45,0 Jahre 1933 DM 1849 DM 45,6 Jahre chen Nettoeinkommens – hat im vergan- 39,8 Jahre 1743 DM genen Jahr nur der Versicherte erhalten, 45,0 Jahre der 45 Jahre lang stets ein Arbeitsein- kommen in Höhe des Durchschnittsein- 1195 DM 34,9 Jahre kommens aller Versicherten bezogen 879 DM hat. Das ist aber nie der Fall. Die tat- 25,6 Jahre sächliche durchschnittliche Rente – sie erfasst alle Spielarten der Altersrente und alle Renten wegen verminderter Er- werbsfähigkeit – ist entsprechend nied- Standard- Realrente Realrente Standard- Realrente Realrente rente Männer Frauen rente Männer Frauen riger. Nur die Männer in Ostdeutschland alte Bundesländer neue Bundesländer erhalten mehr als die Standardrente. .Quelle: Verband Deutscher Rentenversicherungsträger – www.vdr.de DGB einblick / Nachdruck frei 14TAGE Tipp personalien

31.8. Fachtagung zum Buch: Judith Kerschbau- ••• Horst Palik, 47, Leiter des ••• Monika Larberg, 35, hat Rentenkonzept der IG BAU, Frank- mer, Michael Kossens, Sekretariats des DGB-Vorsitzenden nach Ablauf ihres Erziehungsur- furt/M. Torsten Tiefenbacher: 111 Dieter Schulte, ist ab dem 1. Okto- laubs Ende Juli wieder ihre Arbeit 1.9. Antikriegstag Tipps zur Teilzeitarbeit. ber Beauftragter der Geschäfts- als Bundesjugendsekretärin bei der 2.9. Tag der Gewerk- Bund-Verlag, Frankfurt/M. führung des Berufsfortbildungs- Gewerkschaft NGG aufgenommen. schaften, EXPO 2000, Hannover 2000, 129 S., 19,90 DM werks des DGB (bfw). Martin Sturm, 29, der ihre Funkti- 5.9. DGB Hessen, Ren- Nach dem Erfolg des Ratge- ••• Dr. Wolfgang Storz, 45, seit on vertretungsweise übernommen te mit Zukunft, Königstein /Ts. bers „111 Tipps für Arbeitslose“ April 1998 Chefredakteur der IG hatte, verlässt die NGG und arbei- 8.9. 10 Jahre DGB bietet der Bund-Verlag jetzt Metall-Publikationen metall und di- tet künftig als freiberuflicher Bera- Sachsen, Dresden das entsprechende Nachschla- rekt, wechselt am 1. Oktober als ter für soziale Einrichtungen und 8.9. 100 Jahre Union- gewerk zur Teilzeitarbeit. Den stellvertretender Chefredakteur und Unternehmen. Druckerei, Frankfurt/M. Schwerpunkt legen die Autoren Verantwortlicher für die Seite 3 zur ••• Tjark Menssen, 38, Sekretär 8./9.9. Außerordentli- auf die 630-Mark-Jobs. Teilzeit- Frankfurter Rundschau. der DGB Rechtsschutz GmbH in cher Gewerkschaftstag der IG Me- kräfte finden unter anderem ••• Dagmar Bellen, 36, zuletzt Mainz, ist seit dem 1. August Fach- dien, Bielefeld Infos zur Entgeltfortzahlung im leitende Redakteurin bei creatv und referent für Arbeitsrecht beim Vor- 9.9. DGB Nordrhein- Krankheitsfall, zum Urlaubsan- dort für die RTL-Sendung Hans stand der IG BAU. Westfalen, Zukunft der Rentenver- spruch und zu Tarifverträgen. Meiser zuständig, ist seit dem ••• Der ehemalige Bundesarbeits- sicherung, Köln 1. August Redaktionsleiterin des minister Herbert Ehrenberg, (SPD), gewerkschaftlichen Jugendmaga- 73, und der frühere IG Metall-Vor- zins ran. Sie folgt Klaus Eich- sitzende Hans Mayr, 78, erhalten Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: horst, 47, der als einer von vier die Mannheimer Medaille 2000 der einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian geschäftsführenden Gesellschaf- IG Metall. Der Preis wird am Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: tern im ran Verlag bleibt. 22. September überreicht. Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Dietrich Engler, Tel.: 069 / 96 20 63 39, Fax: 069 / 96 20 63 38, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Schlusspunkt Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 „Erst sollten wir Polizistenmörder, dann Kampfhunde fangen, Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 nun Rechte, und im Herbst sind es wieder Demonstranten.“ Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Rainer Wendt, NRW-Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerk- schaft im Deutschen Beamtenbund, laut dpa vom 10. August

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 11.09.2000 16/00

Neue Bezirksstruktur inhalt Der DGB wird föderaler ______Seite 3 ______Der DGB wird sich in Zukunft in Näher an der Politik lung, dass ein DGB-Repräsentant Alle reden von der neun Bezirke statt in zwölf Landes- Die neue Bezirksstruktur des DGB aus Frankfurt anreisen muss, Rente. Wir gehen bezirke gliedern. Gleichzeitig wird Bundesländer Mitglieder schreckt mich.“ Auch die Landes- einen neuen Weg! der Dachverband an jedem Sitz Nordrhein-Westfalen bezirke des DGB hatten lange Das Konzept der IG BAU 1 1 974 195 einer Landesregierung, mit gewähl- Widerstand gegen eine Zusam- Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt ______Seite 5 ______ten Landesvorsitzenden präsent 3 1 186 589 menlegung geleistet. sein, um eine effektive politische Baden-Württemberg Diese Kritik hat der Bundesvor- Das gibt‘s nur einmal, Interessenvertretung gegenüber der 1 938 337 stand berücksichtigt: „Der DGB das kommt nie wieder Landespolitik sicherzustellen. Das Bayern wird mit der Neugliederung der 1 920 858 Der Tag der Gewerkschaften hat der DGB-Bundesvorstand am Bezirke nicht nur ein ganzes Stück Hessen – Thüringen auf der EXPO 2000 5. September beschlossen. 2 854 744 föderaler“, so der DGB-Vorsitzende Mit dieser Grundsatzentschei- Nord 1) Dieter Schulte gegenüber einblick, ______Seite 7 ______dung ist ein seit Jahren schwelender 3 595 449 „sondern wir holen jetzt auf Lan- Das Ziel bleibt Streit um die Organisationsstruk- Berlin – Brandenburg desebene nach, was uns auf Bun- turen des Dachverbands beendet. 2 570 435 desebene mit dem Umzug nach ver.di zu fünft 2) West Interview mit der HBV- Während vor allem die Industrie- 2 518 439 Berlin schon gelungen ist: Der DGB gewerkschaften IG Metall, IG BCE Sachsen rückt näher an die Politik.“ Auch Vorsitzenden Margret und IG BAU massiv auf eine Verrin- 1 477 641 die Landesbezirksvorsitzenden sind Mönig-Raane zu den Chan- gerung der Zahl der Landesbezirke 1) Hamburg,Mecklenburg-Vorpommern, zufrieden. „Unsere Argumente“, so Schleswig-Holstein cen, ver.di unter Einschluss gedrängt hatten, um die Kosten zu 2) Rheinland-Pfalz, Saarland Hanjo Lucassen, DGB-Vorsitzender der ÖTV zu gründen reduzieren, hatten insbesondere die Quelle: DGB-Bundesvorstand DGB einblick / Nachdruck frei von Sachsen, „wurden weitgehend Gewerkschaften des öffentlichen Der DGB gliedert sich künftig berücksichtigt.“ Dienstes einen Verlust ihrer Ein- in neun Bezirke mit gewählten Kritik gab es hingegen aus Ber- Landesvorsitzenden am Sitz aller flussmöglichkeiten befürchtet, wenn 16 Landesregierungen. lin-Brandenburg und aus Nord. sich der DGB aus der Landespolitik Dort wurde befürchtet, dass die be- zurückziehen sollte. Einspruch des DGB-Landesbezirks reits vollzogene Verschmelzung der An dieser Debatte hatten sich gäbe“, hatte noch im Februar der früher selbstständigen Landesbezir- zum Schluss sogar einige Minister- thüringische Ministerpräsident ke zum Teil wieder rückgängig ge- präsidenten beteiligt. „Manchmal Bernhard Vogel in einem Brief an macht werden muss. Zudem sind wäre es mir angenehm, wenn es den DGB-Vorsitzenden Dieter auch nach der Grundsatzentschei- Der Surf-Tipp keine Wortmeldung und keinen Schulte geklagt, „aber die Vorstel- dung viele Detailfragen offen. Dazu fürs Internet zählt auch die Frage, wie viele Lan- www.polwiss.fu-berlin.de/ desvorsitzende an den Sitzungen osi/index.html plusminusBERLIN des DGB-Bundesvorstands teilneh- Datenbanken und men werden. „Es wäre problema- Forschungsprojekte der Die FDP-Bundestags- Das Mietrecht soll ver- tisch, wenn im Bundesvorstand nur Arbeitsstelle „Nationale abgeordnete Ina Lenke schlechtert werden. noch halb so viele Gewerkschafts- + - und Internationale warnt vor Personalnot bei Künftig kann fristlos gekün- vorsitzende wie DGB-Länderchefs Gewerkschaftspolitik, sozialen Diensten durch Abbau digt werden, wenn Störungen säßen“, warnt der IG BAU-Vorsit- Politische Regulierung der oder Wegfall des Zivildienstes. zum Beispiel von Kindern zende Klaus Wiesehügel. Der NGG- Arbeitsbeziehungen“ Die auf diese Weise frei wer- schuldlos ausgehen. Das sieht Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg denden Mittel im Familienmi- der Gesetzentwurf von Bun- hat noch eine ganz andere Befürch- Im Faxabruf nisterium sollten den sozialen desjustizministerin Herta tung: „Wichtiger als die Bezirks- 0211 / 43 01 656 Diensten zugute kommen. Däubler-Gmelin (SPD) vor. frage ist der Aufgabenzuschnitt des Beschluss des DGB-Bundes- Zurzeit leisten 120 000 junge Nach geltendem Recht muss DGB. Nach wie vor greifen Gewerk- vorstands zur Neustruktu- Männer Zivildienst. die Störung schuldhaft sein. schaften in seinen Kompetenz- rierung der DGB-Bezirke bereich ein.“ • (Im Wortlaut)

einblick 16/00 16/00 POLITIK AKTUELL

Beschäftigungsförderungsgesetz in eigenerSache ver.di sammelt Unterschriften einblick – die Redaktion und der Verlag – begrüßen eine neue Frau an Bord: Bettina Mützel. Die 37-jährige Berli- Die fünf ver.di-Gewerkschaften ohne Angabe von Gründen für die nerin hat vor fünf Jahren einen Büro-Service in DAG, DPG, HBV, IG Medien und Dauer von zwei Jahren zulässt, ha- der Bundeshauptstadt aufgezogen und besorgt ab ÖTV haben eine Unterschriftenak- be zu keinen positiven Ergebnissen sofort die Anzeigen im einblick- tion gegen die Verlängerung des auf dem Arbeitsmarkt geführt. Rechtsbeihefter und einblick-SPE- Beschäftigungsförderungsgesetzes Stattdessen sei es von den Arbeit- ZIAL. Ihr Vorgänger Dietrich gestartet. Sie halten die Abschaf- gebern dazu genutzt worden, die Engler, 47, ist nach mehr als zwei fung des Gesetzes für „zwingend Probezeit der ArbeitnehmerInnen Jahren freiberuflich-erfolgreicher erforderlich“. Das Gesetz, das eine „faktisch“ auf zwei Jahre auszu- Tätigkeit für den einblick in eine Werbeagentur ge- Befristung von Arbeitsverträgen dehnen. • wechselt. Salü!

Telekom-Tarifvertrag EGB-Konferenz WSI-Tarifarchiv zeitverkürzung oder bestimmte Zeitkonto-Guthaben für Qualifizie- Ausbildung EU-Erweiterung Weiterbildung rungs- und Weiterbildungszwecke zu Toleranz vernachlässigt zu nutzen, wie dies bereits einige „EU-Erweiterung als gewerk- Tarifverträge vorsähen. • Die Deutsche Postgewerkschaft schaftliches Anliegen“ ist das The- Von einer systematischen und (DPG) und die Deutsche Telekom ma einer Konferenz des Europäi- flächendeckenden Förderung der geplant●●● AG sprechen sich „für eine aktive schen Gewerkschaftsbundes (EGB) Qualifizierung durch Tarifverträge ➜beschlossen Ausbildung zu Zivilcourage, Ge- vom 5. bis 7. Oktober in der IG kann bislang nicht gesprochen wer- waltfreiheit und Toleranz“ aus. Im BCE-Bundesschule in Bad Münder. den. Zu diesem Ergebnis kommt eine Der Geschäftsführende Bun- neuen Tarifvertrag für die Telekom- Teilnehmen werden Gewerkschaf- Studie, die das Tarifarchiv des Wirt- desvorstand des DGB hat Azubis heißt es, dass beide Tarifpar- terInnen, ExpertInnen und Politiker- schafts- und Sozialwissenschaftli- unter dem Stichwort „Akti- teien „auf eine angemessene Wert- Innen aus der Europäischen Union chen Instituts in der Hans-Böckler- vitäten gegen den Rechtsex- orientierung“ der Auszubildenden und den osteuropäischen Beitritts- Stiftung (WSI) veröffentlicht hat. Sie tremismus“ beschlossen, hinwirken. Konkret ist vorgesehen, ländern, darunter auch EU-Kom- basiert auf der Auswertung von Ta- das Forum auf der Internet- auch die Themen Anti-Rassismus missar Günter Verheugen. • rifbestimmungen aus rund 40 Wirt- seite www.dgb2000.de aus- und Fremdenfeindlichkeit in die Infos: Renate Langewiesche schaftszweigen. Das WSI plädiert zubauen. Im Forum werden Ausbildung einzubeziehen. • E-Mail: [email protected] dafür, weitere Schritte der Arbeits- Handlungsmöglichkeiten gegen rechtsextremes Ver- halten präsentiert und dis- wiewardiewoche ? kutiert. Außerdem sollen Beiträge für Mitgliedszeit- Neue Erfahrungen macht Zugriffe auf die Web-Site www.dgb2000.de hat schriften und Betriebszei- Bernhard Schulz, 39, sich etwa verdreifacht, allein an dem Wochenende tungen entwickelt werden, Pressesprecher beim DGB- Bundesvorstand in Berlin und vom 1. bis zum 3. September hatten wir rund die über gewerkschaftliche dort verantwortlich für die 80 000. Wieder einmal zeigt sich, dass das Netz Projekte und Initiativen so- Internet-Präsenz, mit dem noch viele ungenutzte Chancen für die Gewerk- wie über rechtsextreme Ak- Online-Angebot des Deutschen schaften bietet. tivitäten informieren. Kreise Gewerkschaftsbundes unter Ein anderes Projekt, bei dem sich die Gewerkschaften und Landesbezirke sollen dgb2000.de. als zukunftsfähige Organisationen präsentieren, war ihre noch nicht gebundenen In der letzten August-Woche haben wir dem Inter- der Tag der Gewerkschaften, inklusive des Besuchs Haushaltsmittel auf Akti- net-Angebot neue Elemente für Jugendliche hinzu- von Bundeskanzler Schröder auf der EXPO 2000. vitäten gegen den Rechtsex- gefügt: Über ein Quiz können sie sich spielerisch an Morgens Presseempfang mit dem Ehrengast Saty- tremismus konzentrieren. Gewerkschaften herantasten und unsere Angebote arthi und prominenten Gästen aus den Gewerk- kennen lernen. Dabei haben wir die klassische Form schaften, dann ein spannender Geländespaziergang. Der DGB-Bundesvorstand der gewerkschaftlichen Vorfeldarbeit mit den Neuen Stressig war, dass die Vorbereitungen zu beiden Pro- fordert ein Gleichstellungs- Medien verbunden: Bei Berufsschulaktionen vor Ort jekten, Internet und Tag der Gewerkschaften, nahe- gesetz für die Privatwirt- erhalten die SchülerInnen eine CD-ROM mit Infor- zu parallel liefen. Und das in einer Situation, in der schaft: „Chancengleichheit mationen für BerufsanfängerInnen, auf der CD-ROM auch privat einiges auflief: Der Umzug von Essen von Männern und Frauen in ist ein Link auf unsere Web-Site enthalten. Und das nach Berlin ist nahezu abgeschlossen, und die Kinder der Privatwirtschaft darf Ergebnis ist bis jetzt richtig klasse: Die Zahl der besuchen seit wenigen Tagen ihre Schule in Berlin. nicht vom Zufall abhängen.“

2 GEWERKSCHAFTEN Alles Sonne? Die Gewitterwolken am Himmel der Rentenpolitik Das alternative Rentenkonzept der IG BAU verziehen sich – jedenfalls Solidarität ist machbar dem Anschein nach. Im SPD- Gewerkschaftsrat am 4. Sep- Mit einer Plakat- und Postkarten- würde die Kasse tember in Berlin kam der kampagne wirbt die IG Bauen- sprengen. Deshalb will Agrar-Umwelt (IG BAU) um die IG BAU eine Kap- SPD-Vorsitzende und Bun- Unterstützung für ihr Alternativ- pungsgrenze einführen deskanzler Gerhard Schröder Konzept einer Rente von allen und die maximal er- den Gewerkschaften in und für alle. zielbare Rente auf drei Punkten entgegen: 4500 brutto begren- Tragende Säule des Rentenkon- zen. Diese Grenze ist * Rücknahme der Renten- zepts der IG BAU ist die Idee, lang- relativ hoch angesetzt. anpassung 2001 nach fristig alle BürgerInnen zu Renten- Nach heutigem Recht Inflationsrate zahlungen zu verpflichten. Das heißt, muss jemand 45 Jahre soziale und kinderbezo- die gesamte Bevölkerung – ein- lang durchschnittlich * schließlich der Beamten, politischen 116 000 Mark jährlich gene Förderung der privaten Mandatsträger und Selbstständi- verdienen, um 4500 Altersvorsorge gen – soll beitragspflichtig werden. Mark Rente zu erzielen. * Ausbau der betrieblichen Beginnend mit dem 16. Lebensjahr Dennoch: Der IG BAU Altersvorsorge und einem Mindestbeitrag von 200 ist klar, dass ihr Kon- Mark pro Monat. Für Menschen zept einen großen Um- Der DGB enthält sich in sei- ohne eigene Einkünfte sei der Bei- verteilungseffekt hat, ner ersten Stellungnahme trag vom Staat zu bezahlen. sich Spitzenverdiener jeder Bewertung. Die DAG Analog zur Versicherungspflicht „Solidarisch, verlässlich, bezahlbar“: Das muss deshalb ungerecht be- für alle sollen auch alle steuer- die Rente nach Vorstellung der IG BAU sein. handelt fühlen könn- kommentiert: „Eine Einigung pflichtigen Einkommensarten – und ten. „Rentenfragen mit der Bundesregierung ist nicht mehr nur die Arbeitseinkom- Zurzeit liegt der Rentenbeitrag bei sind Verteilungsfragen und Vertei- wahrscheinlicher geworden, men von Arbeitern und Angestell- 19,3 Prozent vom Bruttolohn. Die lungsfragen Machtfragen“, so ihr aber einen Konsens gibt es ten – zur Beitragszahlung herange- rot-grünen Rentenpläne sehen für Vorsitzender Wiesehügel. Für die IG noch nicht.“ Viele Punkte zogen werden. Sprich: auch alle 2030 einen Beitragssatz von 22 BAU ist das jetzige Rentensystem Erwerbseinkommen sowie Mietein- Prozent vor. Ginge es nach der IG samt Beitragsbemessungsgrenze seien strittig. So müsse zum nahmen und Kapitalerträge. Hinter- BAU, bliebe der Beitrag „langfristig „mit dem Solidarprinzip unverein- Beispiel die künftige Renten- grund dieser Überlegung ist, dass allemal unter 20 Prozent“, so bar“. Die IG BAU-Kampagne steht anpassungsformel noch immer größere Anteile des Volks- ihr Vorsitzender Klaus Wiesehügel. nicht zuletzt deshalb unter dem genau beschrieben werden, einkommens in die Taschen der Ver- Zumal das IG BAU-Konzept im Motto „Solidarität ist machbar“. mögensbesitzer und Unternehmer Gegensatz zu dem der Bundes- Auch die leidige Diskussion um weil lediglich die Rückkehr fließen, die Lohnquote hingegen regierung die heiß umstrittene das Rentenalter würde dank IG BAU- zu den „Grundsätzen“ sinkt. Dadurch stehen der Renten- private Altersvorsorge in Höhe von Konzept beendet. Danach würde der Nettolohnanpassung kasse immer kleinere Anteile der vier Prozent des Einkommens über- nämlich der volle Anspruch auf angekündigt worden sei. Wertschöpfung zur Verfügung. flüssig macht. Altersrente bereits nach 44 beitrags- Gleichzeitig soll die so genann- Das IG BAU-Modell garantiert pflichtigen oder gleichgestellten Umfang und Konditionen te Beitragsbemessungsgrenze fal- eine Rentenhöhe von 70 Prozent Jahren entstehen; als gleichgestellt der kapitalgedeckten len. Danach sind Rentenbeiträge des durchschnittlichen Nettoein- gelten die Zeiten des Wehr- und zusätzlichen Altersvorsorge vom Arbeitsentgelt nur bis zu einer kommens, die Bundesregierung will Zivildienstes, der Ausbildung, der seien ebenso strittig wie bestimmten Höhe (8600 DM das Rentenniveau bis 2030 auf Arbeitslosigkeit und der Kinderer- die Sinnhaftigkeit des West/7100 DM Ost) zu zahlen. rechnerisch 64, faktisch 61 Prozent ziehung. Ergänzend soll die Mög- Nach einer Modellrechnung, die absenken. lichkeit bestehen, bis zu fünf Jahre „Ausgleichsfaktors“, der das Deutsche Institut für Wirt- Die gesetzliche Rentenversiche- früher in Rente zu gehen und einen von 2011 bis 2030 das Ren- schaftsforschung (DIW), Berlin, für rung funktioniert nach dem Äqui- Abschlag von bis zu 18 Prozent in tenniveau um jährlich 0,3 die IG BAU erstellt hat, führt die valenzprinzip: Wer einzahlt, erhält Kauf zu nehmen bzw. umgekehrt Prozent absenken soll. Ausweitung der Versicherungs- eine dementsprechende Gegenlei- länger zu arbeiten, um die Rente pflicht auf alle und alles zu einem stung. Wenn alle entsprechend auf 4500 Mark aufzustocken. Das Kommentar des IG BAU-Vor- Einnahmeüberschuss in der Ren- ihrem steuerpflichtigen Einkommen IG BAU-Konzept ist also flexibler als sitzenden Klaus Wiesehügel: tenkasse von 102 Milliarden Mark. unbegrenzt in die Rentenkasse ein- das herrschende System und wird „Von Friede, Freude, Eier- Das entspreche rechnerisch einer zahlen, müsste auch die Renten- so den individuellen Lebensläufen kuchen können wir wirklich Beitragssenkung um 5,4 Punkte. höhe unbegrenzt sein. Das aber besser gerecht. • nicht sprechen.“

3 einblick 16/00 16/00 PROJEKTE UND PARTNER

DGB-Bildungswerk „Arbeit geteilt – geteilte Technik und Leben Arbeit“ lautet der Titel des zweiten Wohlstandsinsel DGB-Themenheftes zur Berufsvorberei- Datenschutz tung. Praktizierte Arbeitszeitmodelle Europa? und Perspektiven künftiger Arbeits- im Call-Center zeitregelungen werden kritisch reflek- Während der Einigungsprozess tiert. Das 47-seitige Heft ist kostenlos. Was gehört zu einem Call-Cen- der Europäischen Union (EU) Bestellen: ter,und wie steht es bei der Telefon- voranschreitet, schottet sich die EU DGB-Bundesvorstand arbeit um den Daten- und Gesund- gegenüber den armen Ländern der Hans-Ulrich Nordhaus heitsschutz? Diese Fragen beantwor- Welt ab. Diesen Widerspruch the- Burgstraße 29-30 tet das Seminar „Call-Center aus matisiert das DGB-Bildungswerk 10178 Berlin ArbeitnehmerInnensicht“ vom 7. bis auf dem Seminar „Festung Euro- Fax: 030 / 2 40 60 410 10. November in Bonn (1300 Mark). Mehr Infos zum Projekt: • pa – Wohlstandsinsel im Meer der Technik und Leben e.V. www.workshop-zukunft.de Armut?“ vom 8. bis 13. Oktober Bonner Talweg 33-35 im ÖTV-Bildungszentrum Saalfeld, 53113 Bonn Thüringen. Die Teilnahme kostet Fax: 0228 / 24 13 52 150 Mark. • interregio [email protected] DGB-Bildungswerk Tel.: 0211 / 43 01 318 ••• Der DGB-Landesbezirk haching bei München („Soziale AiB-Verlag Rheinland-Pfalz lädt zu einer Lage und Gesundheit” ), dort geht Sozialhilfe-Ratgeber Sozialpolitischen Konferenz es um das Problem, dass je niedri- Als Betriebsrat am 16. September ins Bürgerhaus ger der sozial-ökonomische Status Stress vermeiden Unterstützung im Mainz-Weisenau ein. Thema der ist, desto häufiger die Menschen Schulalltag Veranstaltung: „Quo vadis Sozial- krank sind; sowie am 26. Oktober Wie Betriebs- und Personalräte versicherung – Ist Selbstverwaltung (in Rosenheim, Südbayern) und am Stress vermeiden können, zeigt das Von der Schultüte bis zu den noch zeitgemäß?” Mehr Infos: Hei- 9. November (in Schweinfurt, Nord- Seminar „Zeitmanagement – Effek- Turnschuhen für den Sportunter- ner Boegler,Tel. 0 61 31 / 28 16 20 bayern); dort steht jeweils die be- tives und systematisches Vorgehen richt gibt es Beihilfen für Familien, ••• Der DGB-Landesbezirk triebliche Gesundheitsförderung im bei der Betriebsratsarbeit“. Die die Sozialhilfe beziehen. Genaueres Bayern veranstaltet gleich drei Mittelpunkt der Diskussion. Mehr Veranstaltung findet vom 4. bis 6. verrät die „Handlungshilfe zu Kin- Tagungen zum Thema Ge- Infos: Klaus Dittrich, Tel. 089 / Oktober in Stuttgart statt. Die Teil- dern im Sozialhilfebezug“. Das Ma- sundheit: am 9. Oktober in Unter- 54330230 nahme kostet 1150 Mark. • terial gibt‘s kostenlos im Internet, AiB-Verlag als Diskette (5 Mark in Briefmar- Postfach 90 08 40 ken) oder als 60-seitiges Heft (10 DGB-Broschüre Postler helfen 51118 Köln Mark in Briefmarken). • Fax: 0 22 03 / 935 25 41 Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg Kündigungsschutz Mentoren für Kaiserstraße 19, 26122 Oldenburg verständlich gleiche Chancen e-kademie www.tacheles.wtal.de/also.asp Im Kündigungsschutzrecht hat Um Chancengleichheit in ihrer Stufenweise DGB-Bildungswerk NRW sich seit dem Berliner Regierungs- Verwaltung zu fördern, hat die zum PC-Profi wechsel 1998 eine Menge getan. Deutsche Postgewerkschaft (DPG) Studienreisen Die Gesetzesänderungen aber wa- ein so genanntes Mentoring-Pro- Textverarbeitung, MS-Windows ins Ausland ren nicht immer klar und eindeutig. jekt gestartet. 13 erfahrene Be- oder Tabellenkalkulation – die In den Betrieben herrschen deshalb schäftigte stehen hierbei ebenso e-kademie des DGB-Bildungswerks „Europa vor Ort – Die europäi- Unsicherheiten darüber, was zum vielen jungen DPG-Angestellten begleitet PC-Neulinge durch alle schen Institutionen in Brüssel“ erle- Beispiel die Anrechnung von Ab- mit Rat zur Seite. Das Projekt unter Lernphasen.Weil die Seminare auf- ben die Teilnehmer eines Studien- findungen aufs Arbeitslosengeld dem Namen VERA (Veränderung einander aufbauen, können die seminars des DGB-Bildungswerks betrifft. Das DGB-Bildungswerk hat durch Entwicklung, Ratgeben und Teilnehmer das Gelernte im Berufs- NRW hautnah (27.11.-1.12., 600 deshalb eine Broschüre (50 Seiten, Austausch) läuft bis April 2001. • alltag erproben, bevor sie den Mark). Einen kritischen Blick auf die 6 Mark plus Porto) herausgegeben Infomieren: nächsten Kurs besuchen. Bonbon: englische Gewerkschafts- und Aus- mit dem Titel „Kündigungsschutz- DPG-Hauptverwaltung Wem das Seminar bis zum Mittag länderpolitik wirft die Seminarreise recht 2000 – Was hat sich für Prak- Frauen- und Gleichstellungs- nicht gefällt, bekommt sein Geld „Vorbild Großbritannien?“ (Lon- tiker geändert?“ • politik zurück. • don, 5.-10.11., 880 Mark). • Bestellen: toennes satz + druck Rhonestraße 2, 60528 Frankfurt Programm anfordern: DGB-Bildungswerk NRW Niemannsweg 3-5 Tel.: 069 / 66 95 63 00 e-kademie Friedrich-Ebert-Straße 34-38 40699 Erkrath-Unterfeldhaus [email protected] Hans-Böckler-Straße 39 40210 Düsseldorf Fax: 0211 / 9 20 08 38 www.dpg.org/frauen.html 40476 Düsseldorf

4 GEWERKSCHAFTEN Pressestimmen „Kanzler & DGB sorgen für Besucher-Rekord: Auf einmal Tag der Gewerkschaften auf der EXPO 2000 wollen alle hin“ Bild-Schlag- Besucherrekord gebrochen zeile +++ „EXPO-Sprecherin Silke Schumacher: Die Und sie können es doch, die Gewerkschaften – mobilisieren und feiern. 156 500 Gäste sorgten ➜ Gewerkschaften haben ihre am 2. September für einen neuen Besucherrekord auf der EXPO in Hannover. Ein Höhepunkt nicht nur im Rahmen der DGB-Imagekampagne, sondern auch auf der Weltausstellung. Mitglieder mobilisiert, auch

Fotos: Hermine Oberück (5) und Rüdiger Möller (8) der Kanzler sorgte für Zu- Zehntausende Gewerkschafter- Polit- und Gewerk- lauf. Wir danken beiden für Innen waren aus ganz Deutschland schaftsprominenz gab sich am Tag der diesen tollen Tag!“ Bild +++ zum Fest der Solidarität angereist. Gewerkschaften „Die Beliebtheit der Gewerk- „Wir haben mit Unterhaltung, In- die Ehre – auf den formation und politischem Engage- Bildern neben schaften – das ist bekannt – ment ein attraktives Programm ge- Dieter Schulte – hält sich mittlerweile in oben: Ursula Engelen-Kefer, Gerd staltet und die Gewerkschaften als Grenzen. Am Sonnabend zukunftsfähige und kommunikati- Andres, Heinz-Hermann Witte, onsbereite Organisationen präsen- Alfred Tacke, Birgit Breuel. Links: zeigten sie sich in Hannover Doris Schröder-Köpf, Gerhard von einer ungewohnten tiert“, zieht Dieter Schulte, der Vor- Schröder, Hubertus Schmoldt. sitzende des DGB, Bilanz. Unten: Kailash Satyarthi. Seite: als Kassenfüller und Unter dem Motto „One World – als überaus unterhaltsame One Dream – Solidarity“ erlebten Gastgeber.“ Hannoversche die BesucherInnen auf vielen Büh- nen ein buntes Kulturprogramm. Allgemeine Zeitung +++ Wie globale Solidarität aussehen seinen Auftritt auf den Bühnen, um „Einen glänzenden Auftritt kann, machte der Inder Kailash gemeinsam mit Dieter Schulte und legten die Gewerkschaften Satyarthi, als Initiator des weltwei- dem IG BCE-Vorsitzenden Hubertus am Samstag auf der Weltaus- ten Marsches gegen Kinderarbeit Schmoldt ein deutliches Signal Ehrengast des DGB am 2. Septem- gegen Rassismus zu setzen. „Wir stellung in Hannover hin.“ ber, deutlich. Gewerkschafter und Sozialdemokra- Wermutstropfen: Der Sänger Xavier Neue Presse +++ „Auch zahl- Von überall aus der Welt kamen ten werden keine Form von Rassis- Naidoo, Top Act des Konzertes, war reiche Regengüsse konnten auch die KünstlerInnen, die am mus und Rechtsradikalismus dulden nicht erschienen. Seinen Part über- der Partystimmung auf dem Tag der Gewerkschaften auftraten. in diesem Land“, so Schröder. nahm Sängerin Sabrina Setlur.Auch Publikumsmagnete waren tagsüber Höhepunkt am Abend war das im Internet verfolgten Tausende das ganzen Gelände keinen die Bühnenprogramme der IG BCE Solidaritätskonzert von DGB und Konzert live. Ein Novum – erst- Abbruch tun.“ EXPO Journal und der IG Metall. Dort begeister- amnesty international. Pop- und mals wurde ein Konzert von den +++ „Tatsächlich bewiesen ten Musikgruppen wie die Prinzen, Weltmusik, Tanztheater und inter- Gewerkschaften direkt ins Netz ge- die Arbeitnehmerorganisa- Karat, Geier Sturzflug und French nationale Ehrengäste machten das speist. Die Aufzeichnung ist bis tionen, dass sie auch zu Affair das EXPO-Publikum. Bundes- Tagesmotto für die rund 10 000 zum 30. September unter www. feiern verstehen.“ Neues kanzler Gerhard Schröder nutzte Zuschauer zum sinnlichen Erlebnis. expogewerkschaften.de zu sehen. • Deutschland

5 einblick 16/00 16/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DGB-Mitgliederstatistik Bis zu drei Prozent Tariferhöhungen 2000 für die Gewerkschaftsbeschäftigten Die DAG hat mit Jugend wieder DGB / GEW 1,4 % zum 1.8.2000 plus Einmalzahlung von 300 DM Beginn des neuen gefunden 2,2 % zum 1.5.2001 Ausbildungsjahres HBV 2,3 % zum 1.5.2000 plus Höhergruppierung der Geschäfts- eine Kampagne zur Bera- Die IG Bergbau, Chemie, Ener- führenden SekretärInnen in größeren tung von Azubis über ihre gie (IG BCE) hat dem DGB für 1999 Geschäftsstellen Rechte und Pflichten im versehentlich unvollständige Ju- IG Medien 3,0 % zum 1.4.2000 Berufsleben gestartet. gend-Mitgliederzahlen geliefert. 2,5 % zum 1.4.2001 Bundesweit sind Info-Busse Ihren korrigierten Angaben zufolge IG Metall 3,0 % zum 1.3.2000 plus Einmalzahlung von 330 DM 2,1 % zum 1.3.2001 vor mehr als 100 Berufs- sank die Zahl ihrer jugendlichen NGG 2,8 % zum 1.2.2000 schulen „on tour“. Mitglieder nur um 1982 oder 2,9 ÖTV 2,1 % zum 1.4.2000 plus Einmalzahlung von 0,6 % auf der Prozent (statt wie gemeldet um Basis von 13 Monatsgehältern und Der DGB fordert 13 955 oder 20,7 Prozent). Da- Aufstockung des Urlaubsgelds erhebliche Nach- durch verbessert sich auch die DPG 2,3 % zum 1.4.2000 plus Einmalzahlung von 200 DM besserungen der DGB-Statistik im Jugendbereich 2,3 % zum 1.5.2001 EU-Grundrechtscharta. insgesamt: Ende 1999 zählte der GdP 2,0 % zum 1.8.2000 plus Einmalzahlung von 400 DM Er kritisiert vor allem das DGB 534 046 Mitglieder im Alter 2,4 % zum 1.9.2001 fehlende Streikrecht. Eben- zwischen 25 und 30 Jahren. Das DAG 2,35 % zum 1.1.2000 plus Einmalzahlung von 2 % auf der Basis von 12 Monatsgehältern so bemängelt er, dass das waren 36 562 oder 6,4 Prozent we- Recht der Arbeitnehmer- niger als ein Jahr zuvor (statt wie Quelle: DGB, DGB-Gewerkschaften, DAG Innen auf Mitwirkung im gemeldet 48 535 oder 8,5 Prozent Für die Gewerkschaft TRANSNET liegt noch kein Abschluss vor; bei der Unternehmen nicht berück- weniger). Der Jugend-Anteil an der IG BAU sind die Tarifgehälter bis 2002 eingefroren; bei IG BCE gilt ein betriebsinternes Bündnis für Arbeit, das eine Angleichung der sichtigt worden ist. Dabei Gesamtmitgliedschaft beträgt 6,6 Tarifstrukturen der früheren IG Bergbau und IG Chemie vorsieht. hätten sich die EU-Staaten statt 6,5 Prozent. • In den meisten Gewerkschaften orientieren sich die Tarifabschlüsse zur Umsetzung dieser für die eigenen Beschäftigten am Ergebnis großer Leitbranchen. Normen verpflichtet. 50 Jahre GdP Wegen der schwierigen Finanzsituation einzelner Gewerkschaften wurden zum Teil auch niedrigere Abschlüsse getätigt. Im Streit um die Nach- Ein bisschen zahlung von Kranken- weise geld an alle Langzeit- tage: Sowohl auf der Bundesebene „50 Jahre Gewerkschaftsgeschich- kranken hat die IG Metall „Ganz nach den Regeln der Kri- wie auch für den Landesbezirk te sind ein Spiegelbild von 50 Jah- der Bundesregierung mit minologie“, nach der es den Täter Hamburg steht am 14. September ren Entwicklung der Polizei in der einer Klage vor dem Verfas- oft an den Tatort zurücktreibe, feiert eine Geburtstagsfeier an. Beide Bundesrepublik und natürlich ihrer sungsgericht gedroht. Das die Gewerkschaft der Polizei (GdP) können dann auf ein halbes Jahr- Beschäftigten, die wir vom ersten Gericht hatte es für verfas- in Hamburg. Im dortigen Rathaus hundert Gewerkschaftsarbeit bei Tag an aus Überzeugung vertreten sungswidrig erklärt, dass begeht die GdP gleich zwei Jahres- der Polizei zurückblicken. Die GdP: und deren Vertrauen uns trägt.“ • Sozialabgaben auf Weih- nachts- und Urlaubsgeld gezahlt werden, aber nicht „Wir bilden Zukunft“ heißt das Motto einer Kampagne, mit der in die Berechnung von die Gewerkschaft Erziehung und Arbeitslosen- und Kranken- Wissenschaft (GEW) ab Mitte Sep- geld einfließen. Die Regie- tember ihre Leistungen und ihre rung will Nachzahlungen Kompetenz als Bildungsgewerk- an alle Kranken verhindern. schaft einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen will. Auf zehn ver- schiedenen Anzeigenmotiven wer- Die ÖTV Berlin lässt den knapp und provokant die wich- mit sich über län- tigsten Forderungen der GEW, ihre gere Behörden-Öff- Leistungen und ihre Kompetenz bei der Zukunftsgestaltung der Bildung nungszeiten zwischen 6 und herausgestellt. Entworfen hat die 20 Uhr reden. Voraussetzung Imagekampagne die Düsseldorfer für die Verlängerung sei, Werbeagentur FGK, die auch die dass es einen tatsächlichen aktuelle DGB-Imagekampagne Bedarf seitens der Bürger- entwickelt hat. „Lernen sie uns kennen: www.gew.de“ Innen gebe, so der Berliner lautet das Angebot an alle, die wis- ÖTV-Vize Uwe Scharf. sen wollen, wer hinter den Plakat- und Anzeigenmotiven steckt.

6 „4 plus 1“ nur als MEINUNG Zwischenlösung

Allen Unkenrufen zum Trotz:

HBV-Entscheidung über Dienstleistungsgewerkschaft „ver.di zu fünft“ bleibt das gemeinsame Ziel von DAG, „Das Ziel bleibt ver.di zu fünft“ DPG, HBV, IG Medien und ÖTV. Das jedenfalls hat die Die Gewerkschaft HBV entscheidet auf ihrem Kongress vom 12. bis 14. September in Magdeburg über ihren Kurs bei den Verhandlungen zur Gründung der Vereinten Mitgliederversammlung von Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Im einblick-Interview äußert sich die Go ver.di, in der die fünf HBV-Vorsitzende Margret Mönig-Raane optimistisch. Dienstleistungsgewerkschaf- ten vertreten sind, am 26./27. Falls die ÖTV Ende September der Bezirke im dreistelligen Bereich liegen müsste, aus ver.di aussteigt, ist das Pro- um der ÖTV die Tür offen zu halten. August beschlossen. jekt einer gemeinsamen Dienst- Für mich ist die Zahl der Bezirke nicht so entschei- Ob das auch die Delegierten leistungsgewerkschaft geschei- dend. Wenn die Landesbezirke sich verständigen, der➜ fünf Gewerkschaften so Die HBV-Vorsit- tert. Was kann die HBV tun, um wie sie ihre Arbeit organisieren wollen, trägt die HBV zende Margret sehen, die im März 2001 die das zu verhindern? das Konzept mit, wenn es vernünftig und finanzier- Mönig-Raane, Auflösung und Verschmel- 52, kann sich Die Annahme ist nicht ganz bar ist. Deshalb frage ich nicht als Erstes, wie viele ver.di ohne richtig. Wir wollen ver.di zu Bezirke ver.di haben wird, sondern ob es eine Eini- zung ihrer Organisationen die ÖTV nicht fünft bilden. Auch wenn eine gung in jedem Landesbezirk gibt. zur „Vereinten Dienstleis- vorstellen. der fünf Gewerkschaften die 80 Was ist falsch am Argument der ÖTV, dass ver.di tungsgewerkschaft“ (ver.di) Prozent bei ihren Delegierten nicht im ersten Anlauf als Gesamtorganisation gegenüber den Fachberei- beschließen sollen, ist aller- schaffen sollte, ist das Projekt nicht gescheitert. Die chen ein starkes Gewicht haben muss, um politisch fünfte Gewerkschaft, welche immer das auch sein wahrgenommen zu werden? dings nach wie vor nicht mag, würde mit einem Kooperationsvertrag einge- Stärke entwickelt sich nur, wenn die unterschied- gesichert. Vor allem in der bunden und soll später zu ver.di dazustoßen. lichen Branchen, die wir in ver.di haben, Profil ent- ÖTV gibt es erhebliche Zwei- Warum soll später gelingen, wofür es heute keine wickeln können. Deshalb wollen wir, dass möglichst fel, ob die nach der Satzung Mehrheit gibt? viele Fachbereiche auf den einzelnen Ebenen vertre- Weil wir glauben, dass die Kraft, die ver.di ent- ten sind. Ich glaube nicht, dass Mehrheiten immer erforderlichen 80 Prozent wickelt, auch die Skeptiker überzeugen wird. besser wissen, was für Minderheiten richtig ist. Und der Delegiertenstimmen In den beiden am stärksten umstrittenen Punk- deshalb ist es gut, dass bei ver.di zunächst einmal zusammenkommen. Vorsorg- ten, der Zahl der Bezirke und der Kompetenzvertei- jeder Fachbereich in einer strukturellen Minderheit lich hat die Mitgliederver- lung zwischen der Gesamtorganisation und den ist und mit Argumenten für Mehrheiten kämpfen sammlung von Go ver.di Fachbereichen, hat sich in den letzten Monaten muss. Das macht eine Organisation stark. Stärke ist kaum etwas bewegt. Ist die Frage, ob es am Ende etwas, was wir nur gemeinsam erreichen können. deshalb beschlossen, für 120 oder 80 Bezirke gibt, so entscheidend, dass die „Ein Zusammenschluss ohne die ÖTV ist ein diesen Fall eine „4 plus 1“- HBV ver.di daran scheitern lassen würde? Zusammenschluss gegen die ÖTV“, hat deine Stell- Zwischenlösung vorzuberei- Man kann die Bezirksfrage nicht isoliert betrach- vertreterin Franziska Wiethold erklärt. Der Kampf ten. Um Konkurrenz unter- ten. Die Aufgabenverteilung bei ver.di zwischen den zwischen den Gewerkschaften um jedes Mitglied Fachbereichen und der gemeinsamen Organisation würde allen Kooperationserklärungen zum Trotz einander zu vermeiden, soll ist etwas völlig Neues. Das funktioniert nur, wenn dramatisch zunehmen. diese „4 plus 1“-Zwischen- die Zahl der Mitglieder pro Bezirk nicht zu klein ist. Das genau muss Gegenstand eines Kooperations- lösung von allen fünf Die Argumente beider Seiten sind seit Monaten vertrags sein. Eine Konzeption, bei der ver.di nur aus Gewerkschaften „gemein- bekannt. Trotzdem bleibt die Frage, ob dieser Punkt vier Gewerkschaften besteht und die Rolle der ÖTV es wirklich lohnt, ver.di scheitern zu lassen? offen bleibt, wäre eine Lösung gegen die ÖTV. Aber sam entwickelt“ werden, Ich bin überzeugt, dass ver.di nicht an der Zahl der diese Lösung haben wir ausdrücklich verworfen. Ein also unter Beteiligung Bezirke scheitern wird, weil wir es schaffen werden, Start von ver.di mit vier Gewerkschaften funktioniert der ÖTV. bis November Lösungen zu finden. In der letzten nur, wenn alle fünf Gewerkschaften die Auffang- Woche haben sich zum Beispiel die ver.di-Gewerk- lösung mitgestalten. schaften in Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Wird es in Magdeburg ein Signal geben, dass Vorpommern verständigt. Teilweise nutzen die ver.di nicht nur kommt, sondern mit fünf Gewerk- Im Fax-Abruf: Landesbezirke auch das Start-Ziel-Modell, bei dem schaften kommt? die Zahl der Bezirke langsam reduziert wird. Proble- Sicher. Unser Auftrag ist es, ver.di mit fünf Ge- 0211 / 43 01 662 me gibt es allerdings noch in Nordrhein-Westfalen. werkschaften zu gründen. Wir werden die Auf- Interview mit Margret Aber auch da hoffe ich, dass sich in den nächsten fanglösung „4 plus 1“ vorstellen, diskutieren und Mönig-Raane über die Wochen etwas bewegt. wahrscheinlich auch beschließen. Aber der Auftrag Chancen einer gemeinsamen Dienst- DAG-Chef Roland Issen hat gesagt, dass die Zahl wird lauten, ver.di zu fünft zu machen. • leistungsgewerkschaft (Langfassung)

7 einblick 16/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

16/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

BETRIEBSRÄTE: Erfolge bei Personalabbau und Sozialplänen Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs Wie bewerten Betriebsräte ihre eigene Arbeit viel erreicht bei wichtigen Problemen? (in Prozent) 65 sind die Probleme, mit denen Beleg- einiges erreicht schaften und Betriebsräte zu kämpfen wenig erreicht haben, in den letzten Jahren nicht 48 46 46 geringer geworden. Das ergibt die 44 42 40 Auswertung der Betriebsrätebefragung 37 34 1999/2000 des Wirtschafts- und Sozial- 32 wissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung (WSI). Viel 18 18 erreicht haben die Betriebsräte in den 14 15 vergangenen Jahren vor allem bei der 3 Verhinderung von Personalabbau, der Personalabbau Abgeltung von erhöhter Sozialpläne Verhärtung Umwandlung von Überstunden in Überstunden* Leistungsdruck des Verhältnisses Arbeitgeber/ Freizeitausgleich und den Verhand- * Die positive Wertung betrifft nur die Abgeltung der Überstunden Quelle: WSI-Betriebsrätebefragung 1999/2000; Betriebsrat lungen über Sozialpläne. durch Freizeit. Die Zahl der Überstunden ist dagegen gestiegen. ungewichtete Ergebnisse . DGB einblick / Nachdruck frei personalien 14TAGE Tipp

••• Konrad Klingenburg, 35, (EGI) in Brüssel, ist ab dem 1. Okto- 12.-14.9. HBV-Gewerk- Seminarbericht: Johannes Diplompädagoge und bislang wis- ber Pressesprecher des DGB-Lan- schaftstag, Magdeburg Esswein (Hrsg.): Voll- senschaftlicher Mitarbeiter des Köl- desbezirks Nord in Hamburg. 14.9. 50 Jahre Gewerk- beschäftigung – kein ner Bundestagsabgeordneten und ••• Dominique Bendel, 31, schaft der Polizei, Hamburg Wunschtraum. Bund- DGB-Kreisvorsitzenden Conny Gilges Diplom-Sozialarbeiterin und zuletzt 14.-16.9. IG Metall,Tagung Verlag, Frankfurt/M. 2000, (SPD), ist ab dem 15. September Bildungsreferentin in der Abteilung „Beschäftigungsperspektiven für 116 S., 39,90 DM Referatsleiter Politische Planung und Jugend des DGB-Landesbezirks Frauen“, Bad Orb Alle Verantwortlichen müssen Koordination in der Grundsatzab- Rheinland-Pfalz, ist seit dem 21. 16.9. DGB Berlin-Bran- den Mut aufbringen, neue Wege teilung des DGB-Bundesvorstands. August Referentin für Presse- und denburg, Tagung „Soziale Gerech- einzuschlagen. Wie ein roter ••• Kerstin Baumgart, 30, Öffentlichkeitsarbeit beim DGB tigkeit im 21. Jahrhundert, Potsdam Faden zieht sich diese Erkennt- Juristin mit Zusatzausbildung im Rheinland-Pfalz. 20.9. 50 Jahre DGB Ba- nis durch den Seminarbericht Bereich Personalplanung, ist ab ••• Gabi Lück-Nicolaisen, 45, den-Württemberg zum parteiübergreifenden Work- dem 18. September Referatsleiterin Juristin und bislang Referatsleiterin 21./22.9. IG Metall,Tagung shop „Vollbeschäftigung – ein in der Abteilung Personal des DGB- Personal beim DGB-Bundesvor- „Arbeiten ohne Ende?“, Stuttgart Wunschtraum?“, den die Fried- Bundesvorstands. stand, ist seit dem 1. September 22.9. Innovationskongress rich-Ebert-Stiftung im Frühjahr ••• Alfons Grundheber-Pil- Referatsleiterin für Arbeits- und So- der IG Metall, EXPO 2000, Hannover veranstaltet hat. Herausgekom- gram, 41, Pressesprecher des Eu- zialrecht bei der Unterstützungs- 23.9. Gewerkschaftsju- men sind bemerkenswerte Bei- ropäischen Gewerkschaftsinstituts kasse des DGB in Düsseldorf. gend, Jugendaktionsfestival „Her träge und provozierende Über- mit dem schönen Leben“, Berlin legungen. So von DGB-Chef

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: 25.9. DGB Nord, „Ren- Dieter Schulte,Arbeitgeberpräsi- einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian tenreform 2000“, Lübeck dent Dieter Hundt und Altbun- Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, 27.9. ÖTV, Entscheidung deskanzler Helmut Schmidt. Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: über die weitere Beteiligung an ver.di Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: Schlusspunkt● 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Ehe der Schmoldt anfängt zu singen, gehen wir.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am 2. September, dem Tag der Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Gewerkschaften auf der EXPO 2000 in Hannover, beim Abschied von der Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Bühne der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) auf der EXPO-Plaza, Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Otto-Brenner-Stiftung bei. lachend mit Blick auf den IG BCE-Vorsitzenden Hubertus Schmoldt.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 25.09.2000 17/00

Reform der Betriebsverfassung inhalt „Rot-Grün muss bei der Stange bleiben“ ______Seite 3 ______SPD-MdB Klaus Brandner kann Die größten Probleme werden. „Beispielsweise könnte die Fachkräftemangel – nur blutleere Theoriedebatten mit Leben Probleme, mit denen sich Betriebsräte Wahl auf einer einzigen Betriebs- ein Schreckgespenst erfüllen. Der Berichterstatter seiner besonders beschäftigt haben versammlung durchgeführt wer- Neue Ergebnisse des Instituts (1994-1997 im Vergleich zu 1998- Fraktion im Ausschuss für Arbeit den.“ Außerdem hält Riester die für Arbeitsmarkt- und 2000, Angaben in Prozent) und Sozialordnung erinnert gern an Beschränkung der Zuständigkeit Berufsforschung (IAB) das Jahr 1972, wenn er die Notwen- Personal- 67 der Arbeitnehmervertretung auf abbau 57 ______digkeit der Reform des Betriebs- Änderung der Ar- 50 den Betrieb für nicht mehr zeitge- Seite 5 verfassungsgesetzes erklären soll: beitsorganisation 54 mäß: „Es soll künftig zulässig sein, Altersteilzeit 54 Auf dem Weg in die „1972“ – damals trat das Gesetz betriebs- und unternehmensüber- Erhöhung des 58 Informationsgesellschaft in Kraft – „lag die Arbeitslosenquo- Leistungsdrucks 53 greifende Interessenvertretungen zu 24 Online werden die Gewerk- te mit 260 000 Arbeitslosen bei ei- Arbeitsschutz 51 bilden.“ Als drittes Ziel nennt Ries- nem Prozent, im Januar 2000 mit mehr 37 ter,„dass der Betriebsrat verbesser- schaften immer stärker 4 293 420 bei elf Prozent. Und Überstunden 50 te Handlungsmöglichkeiten zur Be- ______Fort- und 18 Seite 7 Kugelkopfschreibmaschinen galten Weiterbildung 46 schäftigungssicherung erhält“. als technisch moderne Ausstattung.“ Einführung 39 Kaum waren die ersten Eck- Zurück ins Trainingslager Kurzum: Die betriebliche Wirklich- neuer Techniken 46 punkte des Reformwerks bekannt Ausgliederung 34 DGB und Gewerkschaften keit vor 28 Jahren hat mit der von von Betriebsteilen 37 geworden, fielen die Arbeitgeber haben die Chance der Image- heute nicht mehr viel gemein. mehr Samstags- 26 über den Minister her. Ihr Präsident arbeit 29 kampagne, sich selbst als Klaus Vater, Sprecher von Bun- niedrigere 15 Dieter Hundt sieht den Wirtschafts- desarbeitsminister Walter Riester Einstiegslöhne 25 1994- standort Deutschland schon „massiv Marke zu präsentieren, mehr Sonn-und 10 1997 (SPD), rechnet frühestens Ende Ok- Feiertagsarbeit 17 geschwächt“, und DIHT-Chef Hans bislang kaum genutzt, tober mit dem Referentenentwurf untertarifliche 7 1998- Peter Stihl droht, vors Bundes- meint DGB-Pressesprecher zur Gesetzesnovelle. Das neue Pa- Entlohnung 13 2000 verfassungsgericht zu ziehen, sollte

Quelle: WSI-Betriebsrätebefragung 1999/2000 DGB einblick / Nachdruck frei Hans-Jürgen Arlt ragrafenwerk soll im Herbst 2001 die Novellierung des Betriebsver- in Kraft treten, damit die Betriebs- Das Thema Personalabbau fassungsgesetzes „irgendwelche beschäftigt Betriebsräte nach NACHLESE ratswahlen 2002 schon auf seiner wie vor am stärksten. Einschränkungen der unternehmer- Grundlage stattfinden können. ischen Entscheidungsfreiheit brin- Tag der Gewerk- Was sind Riesters wichtigste den“, erklärt der Minister auf ein- gen“. Als plane die Koalition ein schaften auf der Ziele? „Die weißen Flecken auf der blick-Anfrage. Das Verfahren der Enteignungsgesetz und kein Betei- EXPO 2000 Landkarte der betrieblichen Mit- Betriebsratswahl in kleineren Be- ligungsgesetz. bestimmung müssen kleiner wer- trieben solle deshalb vereinfacht DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer weiß, dass die Gesetzesnovelle „kein Selbstläufer“ ist. „Wenn wir nicht Der Surf-Tipp plusminusBERLIN in den Betrieben und Verwaltungen fürs Internet dafür mobilisieren, wird sich an der www.jova-nova.com/ „Freundlichkeit muss Bundeslandwirtschafts- betrieblichen Interessenvertretung auswahl/inhalt.htm + sich lohnen“, meint - minister Karl-Heinz wenig ändern.“ Die Auseinander- Bewerbungshilfen online Bruni Irber, tourismuspoliti- Funke (SPD) plant eine Ände- setzungen mit den Arbeitgebern sche Sprecherin der SPD-Frak- rung der Pflanzenschutzan- würden „sehr heftig“, erwartet die Im Faxabruf tion, und fordert, die Besteue- wendungsverordnung. Grund: stellvertretende DGB-Vorsitzende. 0211 / 43 01 660 rung von Trinkgeldern abzu- Die Bahn will ein wegen Sie hoffe, dass die Regierung „bei Bonner Erklärung für schaffen. Dem Fiskus ginge Grundwassergefährdung ver- der Stange bleibt“, dass sie nicht eine moderne dadurch kein Pfennig verloren. botenes Totalherbizid wieder vergesse, was sie im Wahlkampf Betriebsverfassung Denn die Kosten für die Erhe- zur Gleispflege nutzen. Diese versprochen und in der Koalitions- 0211 / 43 01 673 bung der Steuer seien genauso Chemiekeule ist die billigste vereinbarung zugesagt habe, „und Neue Betriebsverfassung – hoch wie die Einnahmen. Art der Unkrautvernichtung. dass eine Reform zu Stande kommt, die elf wichtigsten die diesen Namen auch verdient“. • Forderungen des DGB

einblick 17/00 17/00 POLITIK AKTUELL

Zuwanderungskommission ?...nachgefragt

„Ohne Tabus“ Seit Jahren wird Angelo Lucifero, 47, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Auch zwei prominente Gewerk- Handel, Banken, Versicherungen (HBV) in Thüringen, von Rechtsradikalen bedroht. schaftsvertreter sind in die von Mitte September hat der frühere Neonazi Thomas Dienel enthüllt, dass der thüringische Verfassungsschutz die Aktionen der Rechtsradikalen gegen Lucifero Bundesinnenminister Otto Schily finanziert hat. Wie war die Reaktion der HBV? (SPD) neu gegründete Zuwande- rungskommission berufen worden: Der Verdacht, dass der Verfas- Unterstützung, für andere bin ich das gewerkschaft- Heinz Putzhammer, 59, Mitglied sungsschutz die Hetze der Neo- liche Feigenblatt, und eine dritte Gruppe wirft mir

des geschäftsführenden DGB-Bun- Foto:Werner Bachmeier nazis finanziert, ist nicht neu. Im vor, ich würde mein privates Problem zu einem der desvorstands, und Roland Issen, Juni musste bereits der thüringische Verfassungs- HBV machen. Und genau das ist das Problem: Die 62, Vorsitzender der Deutschen schutzpräsident Helmut Roewer gehen. Aber jetzt ist Gewerkschaften haben sich angewöhnt wegzu- Angestellten-Gewerkschaft (DAG), das, was wir immer schon vermutet haben, bewiesen: schauen, wenn es um Neonazis und Rassismus geht. gehören zu den insgesamt 21 Kom- Der Verfassungsschutz ist tief mit der rechtsradikalen Sie beschränken sich oft auf Lippenbekenntnisse. missionsmitgliedern, die bis Mitte Szene verstrickt. Vermutlich nicht nur in Thüringen. Aber es reicht nicht, ab und zu einen Aufmarsch von 2001 klären sollen, ob eine Neu- Von der HBV gibt es bislang zwar noch keine offizi- Neonazis zu verhindern und an die Zivilcourage der ordnung oder Änderung des beste- elle Reaktion, aber ich hoffe, dass der Vorstand ein- Mitglieder zu appellieren. Wenn die Gewerkschaften henden Zuwanderungsrechts erfor- schneidende Maßnahmen von der thüringischen dem etwas entgegensetzen wollen, müssen sie derlich ist. Umstritten ist die ge- Landesregierung verlangt. Noch wichtiger finde ich, Position beziehen und sich beispielsweise mit der plante Absicht Schilys und anderer wie die KollegInnen reagieren. Und da gibt es drei rassistischen Aufteilung des Arbeitsmarktes ausein- Mitglieder, in der Kommission auch unterschiedliche Reaktionen: Von vielen erfahre ich ander setzen. das geltende Asylrecht zu überprü- fen. Begründung: De facto bestün- de eine Verknüpfung zwischen Asyl IBFG und Zuwanderung, da das Asylver- fahren im Moment genutzt würde, 140 Gewerkschafter ermordet Den Angaben des IBFG zufolge gibt „eine Zuwanderung auf Zeit zu er- es in vielen Ländern Asiens Geset- reichen“. Schily: Im Arbeitsauftrag Weltweit sind im letzten Jahr Gefährlichster Ort für Gewerk- ze, die das Recht auf gewerkschaft- gebe es „keine Tabus“. Bundesprä- mindestens 140 Menschen getötet schafterInnen sei Südamerika. Dort liche Betätigung einschränken. In sident Johannes Rau (SPD) und die worden, weil sie in Gewerkschaften seien im vergangenen Jahr allein Nordkorea, Birma und China sind Grünen lehnen diese Verknüpfung aktiv waren, berichtet der Interna- 90 GewerkschafterInnen ums Leben freie Gewerkschaften völlig ver- ab. Für die Opposition ist die Neu- tionale Bund Freier Gewerkschaf- gekommen. Aber auch in Europa boten. Deutschland wird in dem regelung der Asylgesetze Bedin- ten (IBFG). Der Bericht des IBFG seien sieben Menschen wegen ge- IBFG-Bericht kritisiert, weil es Be- gung, um sich überhaupt an der stellt die Verletzung von Arbeitneh- werkschaftlicher Aktivitäten getötet amten weiterhin kein Streikrecht Kommission zu beteiligen. • merrechten in 113 Ländern fest. worden, davon vier in Russland. gewährt. • wiewardiewoche ?

Für Sabine Zimmer- Mark. An diesen Zahlen kann man sehen, wie sind. Manche Löhne haben sich seit der Ostzeit mann, 39, DGB-Vorsit- wichtig die Angleichung der Löhne zwischen praktisch nicht verändert. zende im Vogtland, sind auch zehn Jahre nach der Ost und West ist. Für die Menschen im Vogtland ist der DGB Wiedervereinigung Armutsbekämpfung ist ein wichtiges Thema eine Anlaufstelle. Wir versuchen, die Öffent- Stundenlöhne von 4,50 DM für den DGB. Als der Landesbezirk letztes Jahr lichkeit zu mobilisieren, wenn beispielsweise an der Tagesordnung. seine Kampagne „Sachsen braucht Tarifverträ- nicht einmal Mindestlöhne gezahlt werden. Armutsbekämpfung ist ein ge“ gestartet hat, haben wir im Kreis öffentlich Die niedrigen Löhne fördern den Rechtsradika- Schwerpunkt ihrer Arbeit. die Firmen gebrandmarkt, bei denen noch im- lismus – das zweite große Thema meiner Wenn am 3. Oktober zehn Jahre Wiederverei- mer Arbeitsbedingungen wie im Frühkapitalis- Arbeit. Als DGB versuchen wir nicht nur eine nigung gefeiert werden, ist das für mich kein mus herrschen und bei denen die Beschäftig- Initiative für Demokratie und Toleranz auf Grund zum Feiern: Im Vogtland sind noch im- ten mit 800 Mark netto nach Hause gehen. regionaler Ebene zu starten, sondern fahren mer Stundenlöhne zwischen 4,50 und 7,50 Für die IHK war das eine „Neidkampagne“. mit einem Internet-Bus über Land, um für neue DM keine Seltenheit. Nach einer Untersuchung Und die Kreishandwerkerschaft hat uns vorge- Berufe zu werben. Leider auch hier ohne des Landesamts für Statistik gehen bei uns worfen, „revolutionäre Parolen“ zu verbreiten. Unterstützung der Arbeitgeber: 167 Ausbil- 13,9 Prozent der Beschäftigten mit weniger als Dabei ist der eigentliche Skandal ein anderer: dungsplätze gibt es allein in diesem Jahr im 1000 DM netto nach Hause. 35,8 Prozent ha- dass bei uns immer mehr Menschen trotz Vogtland weniger als im letzten Jahr. Bei uns ben gerade einmal zwischen 1000 und 1800 Arbeit auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen ist das Bündnis für Arbeit faktisch gescheitert.

2 GEWERKSCHAFTEN Trübe Aussichten Den wirtschaftlichen Auf- schwung spürt nur der Fachkräftemangel hätten damit zu kämpfen, stellte IAB-Experte Eugen Spitznagel fest. Arbeitsmarkt im Westen. Keine Bremse fürs Wachstum Dazu gehören neben der IT-Bran- In den neuen Bundesländern che, in der die Hälfte aller west- sieht die Lage trübe aus: Halbierung der Arbeitslosigkeit oder gar Vollbeschäftigung innerhalb deutschen und ein Drittel der ost- Das gesamte Stellenangebot weniger Jahre prognostizieren kühne Köpfe, selbst von konjunktur- deutschen Unternehmen im 1. Quar- gefährdendem Arbeitskräftemangel ist die Rede. Noch ist es nicht so tal 2000 über Fachkräftemangel ging dort um 20 000 auf rund weit. Für eine Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt ist es zu früh, so das klagte, Betriebe aus der Grund- 145 000 zurück. Auch das den Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). stoffindustrie, der Land- und Forst- Arbeitsämtern gemeldete wirtschaftsindustrie sowie dem Angebot nahm ab. Das Insti- Die Aussichten eines wirtschaft- dings könnten fehlende Geburten Baugewerbe, dem Verkehrs- und lichen Aufschwungs sind derzeit so zu einem solch großen Bedarf an Nachrichtenwesen und den wirt- tut für Arbeitsmarkt- und gut wie lange nicht mehr. Die in Arbeitskräften führen, dass selbst schaftsnahen Diensten (jeweils Berufsforschung (IAB) geht Fahrt gekommene Konjunktur belebt eine erhöhte Anzahl zuwandernder zwischen 16 und 19 Prozent). davon➜ aus, dass hier sinken- den Arbeitsmarkt. Seit dem Herbst Ausländer den Mangel nicht aus- Die Frage, ob sie mehr Kräfte de Zahlen bei den ABM und 1999 nimmt die Beschäftigung gleichen kann. Gleichzeitig könnte beschäftigt hätten, wenn diese in (saisonbereinigt) kontinuierlich zu, ausreichender Zahl und mit der den Strukturanpassungs- 53 nachvollziehbar an der Entwicklung 51 Schreckgespenst nachgefragten Qualifikation zur maßnahmen (SAM) wirksam des gesamtwirtschaftlichen Stellen- Fachkräftemangel Verfügung gestanden hätten, werden. Zwar ist die Lage Aktivitätshemmnisse in angebots in Deutschland. Das ist bejahten in der Umfrage lediglich nicht in allen Wirtschafts- mit knapp 1,2 Millionen um 0,1 Betrieben1999 (in Prozent) 15 Prozent aller westdeutschen zweigen kritisch, die verar- Millionen gegenüber dem Vorjahr West Ost Betriebe. Gemessen an der Erwerbs- beitende Industrie beispiels- gestiegen, mit weiteren Zuwächsen 24 tätigenzahl, entspricht dies einem ist zu rechnen. Beschäftigungspotenzial von rund weise hat im vergangenen 18 Allzu optimistische Prognosen 380 000 Personen oder 1,3 Pro- Jahr kräftig zugelegt. geben Experten des IAB dennoch 11 zent. „Aufs Ganze gesehen sind nicht. „Von Vollbeschäftigung sind 4 Befürchtungen über ernsthafte Allerdings werden diese wir noch weit entfernt“, dämpft keine zu wenig zu wenig Mangellagen deshalb unbegrün- positiven Entwicklungen Hemm- Aufträge geeignete IAB-Forscher Johann Fuchs allzu nisse Arbeitskräfte det“, weist Spitznagel Unkenrufe von der Auftragsflaute im hohe Erwartungen. Neben den Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- über einen durch Arbeitskräfteman-

DGB einblick / Nachdruck frei Baugewerbe überkompen- 3,88 Millionen Arbeitslosen gibt es forschung (IAB)/IAB-Kurzbericht Nr. 10 gel abgebremsten Konjunkturver- die „Stille Reserve“ von rund zwei Fachkräftemangel spielt lauf zurück. siert, erklärt Eugen Spitzna- Millionen Frauen, Älteren und Aus- bei Aktivitätshemmnissen Betriebe, die tatsächlich von gel vom IAB. In ostdeutschen in Betrieben keine ländern, die sich wegen schlechter entscheidende Rolle. Arbeitskräftemangel betroffen sind, Betrieben spielt die schlech- Chancen frustriert zurückgezogen nutzen vor allem Überstunden und te Auftragslage eine große haben, gleichwohl aber weiterhin der Bedarf an qualifizierten Fach- Sonderschichten, um die Produk- arbeiten wollen. kräften wachsen. Um nicht von die- tion ungehindert weiterlaufen zu Rolle bei Aktivitätshemmnis- Auch mit einer weiteren Hoff- sen Entwicklungen überrascht zu lassen. Nicht nur sie: Von allen sen. Arbeitskräftemangel ist nung räumt der Experte auf: Auf werden, seien vorausschauende befragten Unternehmen lässt im dort seltener ein Thema. dem Arbeitsmarkt werden sich we- Maßnahmen nötig, so Fuchs. Der Durchschnitt jedes zweite seine Den Unternehmen machen gen rückläufiger Bevölkerungszah- Forscher plädiert gleichwohl dafür, Mitarbeiter Überstunden bzw. Son- len und steigendem Durchschnitt- sich auf die gegenwärtige Situation derschichten fahren. Somit tragen vor allem Finanzierungspro- salter der Beschäftigten langfristig zu konzentrieren. „Noch müssen Betriebe, die bei Umfragen keinen bleme zu schaffen. neue Probleme ergeben. „Es wäre wir rund sechs Millionen Menschen Arbeitskräftemangel angegeben Im vergangenen Jahr haben falsch, hier auf eine automatische ohne Arbeit unterbringen“, sagt er. haben, gleichwohl am stärksten Entlastung zu vertrauen“, warnt Fuchs geht davon aus, dass bei zum gesamtwirtschaftlichen Über- immerhin 13 Prozent der Fuchs. Zwar sei die sich parallel zur anhaltendem Wirtschaftswachstum stundenvolumen bei. Übergangs- von Aktivitätshemmnissen Bevölkerung entwickelnde Anzahl „so viele neue Produkte produziert weise helfen sich rund 15 Prozent betroffenen Betriebe finan- der verfügbaren Arbeitskräfte, das werden, dass wir die Beschäftigung der Betriebe „sehr stark“ mit Aus- zielle Schwierigkeiten als so genannte Erwerbspersonen- mindestens halten können“. hilfskräften über ihre Mangellage potenzial, schon heute leicht rück- Auch zum Facharbeitermangel hinweg, einige greifen zu Rationali- Ursache angegeben: Unter- läufig. Auch das Durchschnittsalter äußerte sich das IAB in einer Unter- sierungsmaßnahmen. Immerhin 17 nehmer haben wiederholt der Erwerbstätigen steige langsam suchung. Umfragen in Betrieben Prozent verzichten auf Aufträge berichtet, dass ostdeutsche an. Doch spürbare demografisch haben ergeben, dass Facharbeiter- oder Leistungen. Bremswirkungen Banken Geldmittel zur Neu- bedingte Entlastungen seien frühes- mangel bei Aktivitätshemmnissen für die gesamtwirtschaftliche Kon- gründung oder Umstruktu- tens in zehn Jahren zu erwarten, so in Betrieben kaum eine Rolle spie- junktur gehen von diesen Zahlen der Wissenschaftler. Dann aller- len. Nur vereinzelte Teilbereiche allerdings nicht aus. • rierung eines Betriebes seltener bewilligen.

3 einblick 17/00 17/00 PROJEKTE UND PARTNER

DGB-Bildungswerk „Vorsicht Rentenreform – Wer gewinnt? Hans-Böckler-Preis Wer verliert?“ lautet der Titel einer neuen kostenlosen Broschüre des DGB. Kassette Auf sechs Seiten stellt der DGB die Mitbestimmung gegen Stress wichtigsten Einwände gegen die in Europa geplante Rentenreform vor und Morgens Bürobesprechung, nennt eigene Ziele einer gerechten Für seine Verdienste als Vorsit- mittags zu drei Betriebsräten und Altersversorgung. zender der so genannten Davignon- Bestellen: abends als Referent auf eine Fax: 030 / 240 60 226 Gruppe erhält der ehemalige Vize- Tagung. Auch Gewerkschaftsfunk- [email protected] präsident der Europäischen Kom- tionärInnen bleiben von Stress nicht mission Etienne Davignon den verschont. Hilfe gibt es jetzt aus diesjährigen, mit 20 000 DM dem Kopfhörer. Der Audiokurs „Im- Schuster, ehemaliger Archivar des dotierten Hans-Böckler-Preis. Die mer auf 180?“ des DGB-Bildungs- DGB-Bundesvorstands, hat eine Hans-Böckler-Stiftung ehrt den werks analysiert die typischen Chronologie der deutschen Gewerk- UnArt-Festival 63-Jährigen aufgrund der Unter- Stressauslöser und gibt Funktionär- schaften ins Netz gestellt: von den stützung, die Davignon in der Frage Innen Tipps zur Stressbewältigung. Anfängen bis 1918. • Unterhaltung pur der Mitbestimmung in Europäi- Die Kassette kostet 13,92 Mark www.fes.de/fulltext/bibliothek/ schen Aktiengesellschaften geleis- plus Versand. • tit00148/00148toc.htm Von artig bis unartig reicht das tet hat. Festredner bei der Preisver- Fax: 0211 / 43 01 500 Programm des 9. UnArt-Festivals, leihung am 13. Oktober in Potsdam ACE-Ratgeber das vom 29. September bis 2. De- wird Bundespräsident Johannes Chronologie zember immer Freitags ab 20 Uhr Rau sein. • Berufsverkehr im Ruhrfestspielhaus Recklinghau- Gewerkschaften mal anders sen stattfindet. Künstler aus Mos- Internet anno 1794 kau, Berlin und anderswo präsen- Welche Alternativen es zum tieren Musik, Theater, Kabarett und ran an die Das Internet ist ein Phänomen Stau im Berufsverkehr gibt, be- Comedy.Tickets (20 bis 30 DM) und Zukunft des neuen Jahrtausends. Gewerk- schreibt der Auto Club Europa (ACE) Infos unter www.kulturinfo.de. • schafterInnen können aber auch in in seinem Ratgeber „HIN&HER“. Ruhrfestpielhaus ran – das junge Magazin der der Vergangenheit „surfen“. Dieter Auf 111 Seiten zeigen Regionen, Otto-Burmeister-Allee 1 Gewerkschaften geht „ran an die Gemeinden und Betriebe, dass es 45657 Recklinghausen Zukunft“. Unter www.ranmaga- auch anders vorwärts geht. Der zin.de gibt es seit Anfang Septem- Ratgeber kostet 15 Mark inklusive Ratgeber ber einen neu gestylten Internet- interregio Versand. • Auftritt mit Infos, Spielen, Unterhal- Bestellen (Verrechnungsscheck): Auszubildende ••• Der DGB Kreis Region ACE Auto Club Europa e.V. und schwanger? Braunschweig hat mit der DGB- Projekt HIN&HER Jugend Braunschweig eine Aus- Schmidener Str. 233 „Eene meene muh – und stellung über Kinderarbeit 70374 Stuttgart schwanger bist du?” heißt ein Rat- gestaltet. Teile der Ausstellung geber für Schwangere in der Berufs- werden zurzeit im Big Tipi auf der DGB-Bildungswerk ausbildung. Er gibt Tipps für den EXPO 2000 gezeigt. Anschließend Umgang mit dem Arbeitgeber, dem kann die Ausstellung beim DGB- Zivilcourage Kindsvater und den Behörden. Die Kreis ausgeliehen werden. praktisch Broschüre hat 60 Seiten und kostet tung und einem großen Gewinn- Mehr Infos: Hansi Volkmann, Tel. 2 Mark plus Porto. • spiel. Wer einen Zukunftsfragebo- 0531/4809616 In bedrohlichen Situationen ein- DGB-Bundesvorstand gen ausfüllt und abschickt, kann ei- ••• Der DGB-Landesbezirk greifen und die eigene Hilflosigkeit Abteilung Jugend nen von drei iMacs oder einen Thüringen hat ein Vergabege- überwinden lernen, nicht wegse- Postfach 1103 72, 10833 Berlin Palm-Organizer gewinnen. • setz für öffentliche Aufträge hen, sondern deutlich Position be- im Freistaat gefordert, das neben der ziehen – das ist das Ziel des ersten Tariftreue auch sozial- und umwelt- Seminars „Zivilcourage zeigen – DGB-Jugend politische Vergabekriterien enthält. aber wie?“, das der DGB vom 20. Besonders im Bau- und Reinigungs- bis 22. Oktober in Hilders bei Fulda Infos für Kriegsdienstverweigerer gewerbe sowie bei Wachdiensten (Hessen) veranstaltet. • und Nahverkehrsunternehmen reich- Infos und Anmeldung: Eine kostenlose Broschüre mit ist übersichtliche 15 Seiten stark. • ten die bestehenden Richtlinien DGB-Bildungswerk Hessen vielen Tipps und Informationen für Bestellen: DGB Bundesvorstand nicht aus. Mehr Infos: Frank Spieth, Tel.: 069 / 27 30 05 61 Kriegsdienstverweigerer hat die DGB- Abteilung Jugend Tel. 0361 / 59 61 430 Fax: 069 / 27 30 05 66 Jugend herausgebracht. Das Heft Postfach 1103 72, 10833 Berlin

4 Online-Umfrage GEWERKSCHAFTEN der IG Metall Weswegen besuchen Sie Informationsgesellschaft unsere Seiten? Was gefällt wendbarkeit solcher Netze über Ihnen? Was vermissen Sie? Lernfähige Dinosaurier den gewerkschaftlichen Alltag hin- Mit drei Fragen richtete sich Es währt lange – und ob es am Ende gut wird, muss sich erst zeigen. aus findet man mittlerweile häufig. die IG Metall an ihre Online- Doch immerhin: Während die Politik nur langsam begreift, dass der Als im Sommer 1999 im GMD- Nutzer. Einige ausgewählte Umgang mit Technologien von heute immer noch nicht überall in der Forschungszentrum Informations- Antworten: Bevölkerung alltägliche Praxis ist, haben Gewerkschaften in ihrer technik GmbH die Gehälter um Mehrheit mittlerweile den Schritt in die Zukunft getan. Das Internet ist 13,5 Prozent gekürzt werden soll- Weswegen? aus der Öffentlichkeitsarbeit, aus eigenen Kommunikationsstrukturen, ten, setzten gewerkschaftlich orga- Ich bin gerade auf der Suche zum Teil sogar aus dem Mitgliederservice kaum mehr wegzudenken. nisierte Beschäftigte zum ersten Mal das Internet in einer Tarifaus- nach der richtigen Gewerk- Vorreiter in Sachen Neue Medi- den. So können sich die Angehöri- einandersetzung ein und löschten schaft. Ich suche Informatio- en ist ohne Zweifel die IG Metall. gen des Textilhandwerks derzeit genau 13,5 Prozent der Inhalte von nen zu den IT-Berufen in der Die nimmt das Medium Internet so online über Tarifverhandlungen in- GMD-Internet-Seiten. IG Metall bzw. den Gewerk- wichtig, dass sich Klaus Zwickel formieren. Und über die Aktionen Auch die sich gerne ein New- ➜ im Sommer mit ei- Economy-Image gebende Citibank schaften allgemein. nem eigens erstell- musste lernen, dass das Netz den Was gefällt? ten online-report Beschäftigten neue Möglichkeiten Die aktuellen Stellungnah- an Verwaltungs- bietet: Ausgerechnet per Internet men zur Greencarddebatte stellen, Bezirke und informiert www.citi-critic.de über und das it-magazin. Dass es Bildungsstätten den Umgang der Bank mit ihren wandte. Die wohl Beschäftigten und Kritikern. Bei hier Foren gibt, in denen wichtigste Bot- citi-critic arbeiten Vertreter aus man diskutieren kann. schaft: Von Januar Kirchen, der Bundesarbeitsgemein- Weswegen? bis Mai 2000 hat schaft Schuldnerberatung, Parteien, Da ich Jugendvertreterin sich die Zahl der Gewerkschaften,Arbeitsloseninitia- Seitenzugriffe auf tiven, Betriebsräte und die Interes- bin und aktives Mitglied der das Internet-Ange- Schmuckstück gewerkschaftlicher Arbeit im Inter- sengemeinschaft der ehemaligen IG Metall, finde ich hier die bot der IG Metall net: Diskussion, info-Pool und Mailinglisten zum Citibank-Beschäftigten zusammen. Thema Arbeit unter www.forum-arbeit.de neuesten Informationen, nahezu verdreifacht. Erfolgreich am Image der Ge- was sich in der IG Metall Auf größtes Interesse stoßen die Ta- der Gewerkschaften wie beispiels- werkschaften arbeitet auch www. bewegt. Am besten fand ich rifinformationen, aktuelle Berichte weise Warnstreiks wird ebenfalls dgb2000.de. Dort findet eine rege aus der IG Metall sowie Hinter- informiert. Verständlicherweise un- Diskussion statt. Thema: Umgang die neuesten Tarifergebnisse grundinformationen zum Herunter- ter Ausschluss der Öffentlichkeit. mit rechter Gewalt. Und anlässlich der Elektronikindustrie. laden. „21 177 Dokumente – von In diesen „geschlossenen Be- der EXPO 2000 sorgte der DGB Was gefällt? der metall-Beilage bis zur Wirt- nutzergruppen“ können Materia- Niedersachsen/Bremen dafür, dass Natürlich die Angebote für schaftsanalyse – zogen sich Nutzer lien ausgetauscht werden, die das Solidaritätskonzert am Tag der im Mai von unserem Server, man Betriebsräte, Vertrauensleute und Gewerkschaften live im Netz über- die Jugend, Cliparts usw. stelle sich vor, sie hätten alle ver- Gewerkschaftssekretäre für ihre tragen wurde. Binnen weniger Das Gästebuch und die schickt werden müssen.“ tägliche Arbeit brauchen. Mit dem Stunden haben 10 000 NutzerIn- Diskussionsforen fand ich Aber es geht nicht allein um die „Netzwerk Küste“ erprobt die IG nen sich in die Live-Übertragung auch SUPER. organisatorischen Erleichterungen. Metall solch ein Netzwerk, das über unter www.expogewerkschaften.de Sowohl die ver.di-Gewerkschaften 350 Mitglieder hat. MitarbeiterIn- eingeschaltet – ein Grund für eine Weswegen? wie auch DGB und IG Metall haben nen der Deutschen Telekom stehen Aufzeichnung, die man noch bis IT-Arbeitswelt, so genannte die kommunikativen Möglichkeiten Teile der Web-Site der DPG auch im Ende September sehen kann. „NEW Economy“ und deren der Neuen Medien erkannt – und Intranet des Unternehmens zur Doch nicht in allen Belangen ist Folgen für den Arbeitneh- nutzen sie entsprechend. Mailing- Verfügung, und in einer Mailingliste eitel Sonnenschein, wie im online- mer. listen, bei denen die NutzerInnen der DPG sind mehr als 1000 Nutzer- report der IG Metall beschrieben sich in Datenbanken eintragen und Innen eingetragen. ist:Auf Online-Beitritte zur Gewerk- Was wird vermisst? jeweils per E-Mail die neuesten Zurzeit ist die DPG im Begriff, schaft werde nicht angemessen Noch mehr Möglichkeiten, Nachrichten erhalten, werden zwar ein Team von Leuten auszubilden, reagiert. So seien aus Verwaltungs- feedback zu geben und weiterhin gepflegt, da sie schnell die ab November mit älteren Kolle- stellen Antworten gekommen wie zu bekommen. Interaktive und nicht aufwendig sind. Die um- gInnen den Umgang mit dem In- „Wir bearbeiten Eintritte nur ein- fangreicheren Möglichkeiten aber ternet proben sollen. So soll ein mal im Monat“ oder „Das mit den Arbeitskreise, Mitarbeit an liegen in den sprichwörtlichen Netzwerk von SeniorInnen im Netz E-Mail-Eintritten macht uns zusätz- brennenden Themen übers „Netzwerken“, die aufgebaut wur- entstehen. Beispiele für die An- liche Arbeit“. • Internet, da vor Ort über- haupt nichts läuft.

5 einblick 17/00 17/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig ÖTV-Bezirk Hamburg Belgien vorn Gewerkschaftsvertreter der Benelux- Staaten haben die deutsche Tarif- Tarifrunde 1999-2000 von Deutsch- politik kritisiert. Auf dem vierten Die NGG hat sich ver.di notfalls land und Belgien nach der Doorner Gewerkschaftstreffen Benelux- gegen ein Zwangs- im Alleingang Formel (in Prozent) Deutschland Anfang September in pfand auf Getränke- Luxemburg klagten die Belgier, mit Inflation 2,2 Deutschland dosen und Einwegflaschen Im Ringen um die Beteiligung 2,5 Belgien der Tarifrunde 2000 und einer durch- ausgesprochen. Durch das an der Vereinten Dienstleistungsge- Produk- 3,3 schnittlichen Lohnerhöhung von tivität 3,4 2,3 Prozent hätten die Deutschen die Pfand würden die „Mehr- werkschaft ver.di könnte der ÖTV Verteilungs- 5,6 so genannte Doorner Lohnformel um wegsysteme längerfristig auch die Spaltung drohen. Walter spielraum 6,0 1,8 Prozent unterlaufen. Die Belgier zusammenbrechen“, so der Bischoff, Betriebsratsvorsitzender Lohner- 5,5 sähen sich nun ihrerseits von Regie- NGG-Vorsitzende Franz-Jo- der Hamburger Hochbahn gegen- höhung 6,2 rung und Arbeitgebern massiv unter Druck gesetzt, den Anschluss an die sef Möllenberg. Bundesum- über dem ARD-Magazin Report: Aus- -0,1* schöpfung 0,2 niedrigere deutsche Lohnentwick- weltminister Trittin müsse „Wir sind gewillt, ver.di mitzube- * Mit einer Ausschöpfung von +1,7 Prozent für lung wiederherzustellen. Vor vier Gespräche mit Handel und gründen. Wenn da einige aus der 1999 und -1,8 Prozent für 2000 haben die Deut- Jahren hatten sich die Gewerkschaf- schen das Lohnziel in der Gesamtbetrachtung Industrie aufnehmen. ÖTV nicht mitspielen wollen, gehen 1999-2000 nur um 0,1 Prozent unterschritten ten erstmals auf eine Koordinierung wir allein zu ver.di“.Große Teile des Quelle: Initiative Doorn DGB einblick / Nachdruck frei ihrer Tarifpolitiken verständigt. Die DAG kritisiert Hamburger ÖTV-Bezirks wollen die die Pläne von Ver- Zusammenarbeit mit den anderen teidigungsminister ver.di-Gewerkschaften notfalls im Café, gemeinsame Personalrats- Um die Gefahr der Spaltung ab- Scharping, Dienstleistun- Alleingang fortsetzen. Denn in listen und bei der Hamburger Hoch- zuwenden, fordert der ÖTV-Bezirks- gen für die Bundeswehr zu Hamburg ist bereits Realität, was bahn gar eine gemeinsame Tarif- vorstand eine Öffnungsklausel, die privatisieren. Bis zu 80 000 ver.di künftig ausmachen soll. So kommission. „Da gibt es kein einzelnen Bezirken und Landesbe- Zivilbeschäftigte der Streit- wurden die Fachbereiche nach Zurück mehr“, so Wolfgang Rose, zirken den Zusammenschluss zu kräfte müssten mit einem ver.di-Muster konstituiert, es gibt Vorsitzender des Hamburger ÖTV- ver.di erlaubt, wenn ihre Konferen- Tätigkeitswechsel oder Dialogprojekte wie die ver.di-Frau- Bezirks. Die Zustimmung zu ver.di zen solche Beschlüsse mit der erfor- einer Kündigung rechnen, en-Organisation, ein ver.di-Internet- liege bei 100 Prozent. derlichen Mehrheit fassen. • so DAG-Vorstandsmitglied Christian Zahn. Die DAG Fragenan ... fordert, stattdessen Aus- bildungskapazitäten der Bundeswehr für Umschu- Der Beschluss des DGB-Bundes- unter dem Gesichtspunkt eines Europas der Regionen. vorstands, künftig am Sitz jeder lungen zu nutzen. Es gibt aber keine Region Hamburg, keine Region Landesregierung mit einem gewählten Landesvorsitzenden Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern, Der IG Metall-Vor- präsent zu sein, ist nicht nur auf es gibt nur eine Region Norddeutschland. Der DGB stand hat in einem Zustimmung gestoßen. einblick macht also genau das Gegenteil von dem, was Brief die rund 2000 hat Frank Teichmüller, 57, eigentlich gewollt ist, er macht Kleinstaaterei. Bezirksleiter Küste der IG Aufsichtsratsmitglieder Metall, gefragt, warum die Die Gewerkschaften waren lange uneins, wie der Gewerkschaft aufgefor- Gewerkschaften im Norden der DGB reformiert werden soll. Vor allem die dert, in diesem Gremium unzufrieden sind. Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes haben das Angebot der Unter- auf eine Präsenz des DGB in den Ländern gedrungen. nehmen an Ausbildungs- Du bist über die Entscheidung des Bundesvor- Das sehe ich auch so. Die jetzige DGB-Reform ist plätzen zu thematisieren. stands verärgert? eine vom öffentlichen Dienst geprägte Reform. Nur Konkretes Ziel soll eine Ja. Da, wo die Entscheidung vorrangig gewesen muss man wissen, dass wir in Norddeutschland pa- Steigerung der Ausbil- wäre, beim Zuschnitt der Regionen und bei der rallel zu den Diskussionen auf der Bundesebene vor dungsplatzzahlen um zwei Aufgabenbestimmung der vierten Ebene, hat der zwei Jahren gemeinsam den neuen Landesbezirk bis drei Prozent sein. Bundesvorstand immer noch nicht entschieden. Und Nord gegründet haben. Und wir sind jetzt die ein- da, wo es offensichtlich um Glaubenskriege geht, ist zigen, bei denen alles verändert werden muss. Wir Die DPG plant so entschieden worden, dass es uns hier in Nord- müssen den Landesbezirk Nord wieder aufteilen. einen Internet-- deutschland richtig Schwierigkeiten macht. Für Berlin-Brandenburg gibt es eine Ausnahme. Klub für SeniorIn- Mit der Strukturreform wird der DGB föderaler. Das fordert auch der Landesbezirk Nord. Wir wol- nen mit eigener Plattform Was ist schlecht daran? len wenigstens die gleiche Klausel kriegen wie Berlin- im Netz. Interessierte Der DGB hat eine Lösung gefunden, die dazu Brandenburg. Wenn jeder sein eigenes kleines Länd- können sich schon jetzt führt, dass ich künftig fünf Landesvorsitzende wählen chen haben will, dann soll er es haben und den DGB an den Vorbereitungen soll, für fünf Länder mit zum Teil äußerst divergie- schwächen. In Rheinland-Pfalz und im Saarland kann beteiligen. renden Interessen. Hier werden Strukturen auf- das anders sein, da gibt es stärkere regionale Unter- E-Mail: [email protected]. gebaut, die zu einer Zersplitterung führen, und das schiede, aber der Norden lässt sich nicht teilen.

6 Arbeitgeber MEINUNG legen nach

Am 12. Oktober starten die

DGB-Imagekampagne Arbeitgeber eine auf mehre- re Jahre angelegte Image- Zurück ins Trainingslager kampagne. Das Ziel: Die Die DGB-Imagekampagne geht in die zweite Halbzeit. soziale Marktwirtschaft soll Wie haben DGB und Gewerkschaften die Chance genutzt, sich im Bewusstsein der Öffent- in der Öffentlichkeit als Marke zu präsentieren? lichkeit aufgewertet werden. „Immer weniger Menschen“ – Stell dir vor, es ist Olympia, ein Gewerkschafts- hen wird, entscheidet sich in so hatten vorab Demoskopen Team ist nominiert, in seine Vorbereitung wurde der kommunikativen Aus- kräftig investiert, doch als die Eröffnungsfeier vorbei einandersetzung vor und ermittelt – „glauben, dass ist, schauen die Kollegen in ihre Terminkalender und nach der Sachentscheidung. Unternehmens- und Wirt- Foto: Rüdiger Möller gehen ihren Geschäften nach. Am Ende stellen sie Die Sache selbst spricht schaftsführer sich neben Hans-Jürgen Arlt, 52, fest, dass sie ohne Medaille blieben. Sie erwägen, nicht für sich. Wer sich das Leiter der Abteilung notwendigen Gewinninte- sich zu beschweren, mindestens aber künftige Starts Gegenteil einbildet, wer Öffentlichkeitsarbeit ressen einer gesamtwirt- zu verweigern. So ähnlich wie dieses Team olympi- als Kommunikator schläft, des DGB, will die sche Wettkämpfe bestreitet, macht der DGB seine wacht als Loser auf. Gewerkschaften schaftlichen Verantwortung ins Trainingslager Imagekampagne. Fünf Monate nach dem Auftakt Es schläft, wer Öffent- verpflichtet fühlen.“ Refor- schicken. und nach mehr als der Hälfte der offiziellen Laufzeit lichkeitsarbeit nur als takti- men würden von vornherein ist offensichtlich: In Gewerkschaftskreisen sches Begleitinstrument seiner politischen (Ver)- mit „sozialem Kahlschlag nimmt kaum jemand diese Imagekampag- Handlungen praktiziert, nur ein aus der jeweiligen ne ernst. Situation geborenes Wechselspiel von Veröffentli- und Arbeitsplatzverlusten“ DGB und Gewerkschaften machen Tarif-, Sozial-, chung und Verheimlichung betreibt. Es schläft auch, verbunden. Das wollen die Wirtschafts- und fast jede andere Politik in fast jeder wer mal so nebenbei für ein paar Monate eine Arbeitgeber ändern. Die deutschen Stadt. Sie geben Rechtsschutz, bieten Bil- Imagekampagne macht. „Vertrauenslücke zwischen dung, wirken in Arbeits- und Sozialverwaltungen Der Erfolg jeder Arbeit am Image hängt mit. Sie sind in Betrieben und Büros präsent. Jeden an der Kontinuität. Die Kurzatmigkeit, mit der Bevölkerung und Wirtschaft“ Tag führen wir hunderttausende Gespräche, halten wir Kampagnen nach-, neben-, und übereinander soll geschlossen werden. tausend Reden, präsentieren uns online und auf Ver- fahren, fügt dem öffentlichen Gewerkschaftsbild, Unter dem Motto „Chancen anstaltungen, lassen Zeitungen und Broschüren das die anderen (Arbeitgeber, Medien, Politik) ma- drucken. Alle diese Aktivitäten sind kommunikative len, nur ein paar bunte Kleckse hinzu. Aber es geht für alle: Initiative Neue Handlungen. Sie prägen das Image, das wir haben, nicht nur um einen langen Atem getreu der Werbe- Soziale Marktwirtschaft“ und die Mitgliederzahl, die wir noch haben. Weisheit: Kannst du deinen Slogan nicht mehr verknüpft die Kampagne der Die Imagekampagne ist nichts anderes als eine hören, beginnt die Öffentlichkeit gerade erst, ihn Arbeitgeber Werbung, Public zusätzliche Kommunikationsleistung. Wir haben wahrzunehmen. Kontinuität muss auch hergestellt 21 Anzeigen, 8000 Großflächenplakate sowie einen werden im Sinne eines engen Zusammenhangs Relations und Multimedia. Kinospot dazu gekauft. Über die Qualität dieses zwischen der Kampagne und der Alltagskommuni- * In TV-Spots sollen erfolg- Auftritts darf gestritten werden. Unbestreitbar ist, kation. Als Papierknäuel in das glimmende Feuer reiche Gründer, Unternehmer dass diese zusätzliche Kommunikation quantitativ geworfen, erzeugt die Kampagne nur ein kurzes und Arbeitnehmer für die nur ein paar Tropfen in dem großen Fass Aufleuchten – sofern die Flamme nicht übergrei- sind, das wir tagtäglich aufmachen. Wozu sind sie fen kann auf anderes brennbares Material. Dass die Kernbotschaft werben: nötig und unter welchen Bedingungen nützlich? Gewerkschaften nachgelegt hätten, kann von elf „Der Stolz auf die eigenen Viele Organisationen haben gelernt, dass sie das eine mit Fug und Recht behaupten. Erfolge, der Wille, auch Bild gezielt beeinflussen müssen, das sich die Öf- Die GEW hat an die Imagekampagne „Wer, Hemmnisse zu überwinden.“ fentlichkeit von ihnen macht. Unternehmen sind wenn nicht wir?“ produktiv angeknüpft und sie In Beiheftern meinungs- bemüht, sich als „Marke“ zu etablieren: Fällt ihr für ihre Zielgruppe weiterentwickelt. Hätte jede * Name, sollen gute Erinnerungen und positive Erwar- Gewerkschaft auf diese Weise in ihrer Art... Die Kol- bildender Magazine sollen tungen mitschwingen. Auch in der Politik hat legen Hättich und Wolltich helfen niemandem. Aber die „Erfolge anderer Länder“ sich Markenbewusstsein breit gemacht. Kei- beim EXPO-Tag der Gewerkschaften (siehe EXPO- präsentiert werden, die ne Institution, keine Partei, erst recht kein Verband Info) haben insbesondere die IG BCE und die IG Metall Reformen bereits umgesetzt genießt mehr automatisch Vertrauen und Anerken- geholfen „Wer, wenn nicht wir“ eindrucksvoll umzu- nung. Autoritätsvorsprünge bleiben thematisch be- setzen. Und die Jugend der DGB-Landesbezirke ist haben. schränkt, gehen verloren, müssen im Kommunika- gerade dabei, der Kampagne vor Berufsschulen * Durch Internet- und Multi- tionsprozess neu gewonnen werden. Was politisch Beine zu machen. Wir können es. Bleibt die mediaangebote soll die Bot- als richtig und falsch, als gut und schlecht angese- Frage, warum wir nicht wollen. • schaft in Schulen und Univer- sitäten getragen werden.

7 einblick 17/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

17/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

BETRIEBLICHE SONDERVERGÜTUNGEN: Extra-Geld für Wenige Nur knapp 13 bzw. gut 8 Prozent der Anteil der Beschäftigten mit jährlichen Höhe der jährlichen Sondervergütung 1991-1997 Sondervergütungen* 1997 (in Prozent) (brutto in DM) Beschäftigten in West- bzw. Ostdeutsch- 12,9 6000 5650 5708 land kassieren – zusätzlich zum Monats- 5450 5431 entgelt – betriebliche Sonderzahlungen. 4943 4885 5000 Grundsätzlich gilt: Je höher das monat- Westdeutschland 4179 liche Direktentgelt von Arbeitnehmern Westdeutschland ist, desto eher erhalten sie Sonderzah- 4000 lungen und um so höher fallen diese 8,3 3000 2548 2533 aus. Im untersten Viertel der Einkom- 2244 2197 2187 2149 menshierarchie erhalten nur 6,2 Prozent 2000 Ostdeutschland 1217 der Beschäftigten Extra-Geld, im obers- Ostdeutschland ten Viertel profitieren jedoch 24,1 1000 Prozent davon. Im ersten Fall beträgt 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997

die Sondervergütung 1058 DM, im * Gewinnbeteiligungen, Gratifikationen oder Prämien; nicht dazu zählen 13. und 14. Monatsgehalt sowie Weihnachtsgeld zweiten. 8997 DM im Schnitt. Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin; Wochenbericht 35/2000 – www.diw.de DGB einblick / Nachdruck frei Tipp personalien 14TAGE

Buch: Hugo Reister, Kurt sen, über die Arbeitslosenarbeit ••• Claudia Hammer, 34, bis- 26./27.9. Automobilkonfe- Nikolaus, Norbert Klipp- der Kirchen und der Wohlfahrts- lang verantwortlich für die Werbe- renz des Internationalen Metallge- stein: Gesellschaftliche verbände. Auch den Grund für leitung des TRIAS Verlages, ist ab werkschaftsbundes,Wolfsburg Organisationen und die starke Organisierung der dem 1. Oktober Geschäftsleiterin 27.9. ÖTV, Entschei- Erwerbslose. Dietz-Verlag, Arbeitslosen – rund 500 Initiati- der „Buch & Mehr direkt Vertriebs- dung des Hauptvorstandes zu ver.di Berlin 2000, 408 S., ven gibt es im Osten – kennen gesellschaft“ in der Bund-Verlag 27.9. ÖTV,Aktionstag 29,80 DM die Autoren: Massenhafte Entlas- Gruppe. ÖPNV,bundesweit Horst Reister & Co. gehen sungen, ein vor der Wende unbe- ••• Jörg Herpich, 47, ist seit dem 30.9. DGB Thüringen, nicht nur „auf Spurensuche“, kanntes Phänomen, wurden von 8. September neuer Chefredakteur Konferenz zur beruflichen Bildung, wie viele Arbeitslosenprojekte es den meisten Betroffenen kollek- des Grundstein, der Mitgliederzeit- Gotha im Osten gibt, sondern analysie- tiv erlebt. Arbeitslosenarbeit in schrift der IG Bauen-Agrar-Umwelt 3.-5.10. Globaler Dialog ren auch Strukturen, Träger und den neuen Bundesländern hat (IG BAU), die kürzlich ihr 125-jähri- „Arbeiten im 21. Jahrhundert“, Geldgeber. Hat man sich erst mal eine stark sozial-integrative ges Jubiliäum feierte. Herpich, früher EXPO 2000, Hannover in die trockene Wissenschafts- Funktion. Schade bloß, dass die Bundesjugendsekretär, danach in 6.-8.10. „Her mit dem schö- sprache eingelesen, erfährt man Autoren – entgegen ihrem selbst der IG BAU für Werbung zuständig, nen Leben“, Jugendbildungspolitik einiges über das nicht immer un- formulierten Anspruch – die war bisher als Redakteur in der Re- in ver.di, Oberjosbach (Hessen) beschwerte Verhältnis zwischen Wahrnehmung der Betroffenen daktion der IG BAU-Zeitschrift be- 6.10. DGB Hessen, Alter- Gewerkschaften und Erwerbslo- kaum berücksichtigen. schäftigt. Er folgt Klaus Gabor, 55, nativer Rentengipfel, Frankfurt/M. der in Altersteilzeit geht und sich 7.10. DGB Sachsen-An- künftig vor allem der Seniorenar- halt, Veranstaltung zur Rentenpoli- Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: beit in der IG BAU widmen wird. tik, Magdeburg einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Schlusspunkt Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: „Bleibt die Frage, wann wird Zlatko Programmdirektor?“ 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck Detlef Hensche, Vorsitzender der IG Medien, am 13. September zum gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Vorschlag der Jury des Deutschen Fernsehpreises, die RTL2-Sendereihe Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. „Big Brother“ mit diesem Preis auszuzeichnen. Der Preis wird von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 verliehen.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 09.10.2000 18/00

Rentenreform inhalt Frauen fordern Nachbesserung ______Seite 3 ______Die Kritik am Rentenreformkon- Frauen abgestraft denken“ zurückgenommen. „Prak- Arbeitslosigkeit soll zept von Bundesarbeitsminister Projiziertes Alterseinkommen von tisch dürfte diese Variante deshalb es nicht mehr geben Walter Riester (SPD) reißt nicht ab. Frauen* nach Familienstand und kaum Bedeutung erlangen“, be- Das Transfermodell von Kindern (in DM pro Monat) Die Alterssicherung von Frauen fürchtet Klammer. Regelmodell NRW-Arbeitsminister Harald keine Kinder 2 Kinder werde zwar verbessert, ihre voll bleibt – auf reduziertem Niveau – Schartau gewinnt an Fahrt eigenständige Rentenversorgung Früheres Bundesgebiet die herkömmliche Hinterbliebenen- aber noch lange nicht erreicht – so Alleinstehende 2397 rente.Allerdings wird sie stärker als ______Seite 5 ______Frauen 1776 die erste Einschätzung frauenpoliti- bisher an das Vorhandensein von Verheiratete 1856 Courage macht Schule scher ExpertInnen aus Wissenschaft Frauen 978 Kindern und von Bedürftigkeit ge- und Gewerkschaften. Anlass für bunden. Finanzielle Ungleichheiten Der DGB Sachsen hilft Neue Bundesländer kritische Töne geben vor allem die zwischen allein erziehenden und Jugendlichen, sich gegen Alleinstehende 1609 neuen Regelungen zur privaten Frauen 1575 verheirateten Müttern sollen damit die boomende rechte Vorsorge, zum Rentensplitting und Verheiratete 1420 abgemildert werden (s. Grafik). Jugendkultur zu behaupten zur Hinterbliebenenrente. Frauen 1436 Da es für Frauen auf Grund von ______So belaste die freiwillige private * Geburtsjahrgänge 1936-55 Arbeitslosigkeit, Lohndiskriminie- Seite 7 Alterssicherung in Höhe von vier Pro- Quelle: Verband Deutscher Renten- rung, Teilzeitarbeit und fehlenden versicherungsträger (VDR) DGB einblick / Nachdruck frei Grenzt der DGB-Kinospot zent des Bruttoentgelts die Frauen Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Beschäftigten ungleich stärker. „Denn“, erklärt Im Westen stehen Mütter im weiterhin schwierig sein wird, eine Alter besonders schlecht da. der New Economy aus? Ute Klammer vom Wirtschafts- und eigenständige Alterssicherung auf- Sozialwissenschaftlichen Institut se aus, aber wie die Sparverträge zubauen – bisher liegt die durch- Margareta Wolf (Bündnis (WSI), „die private Vorsorge bei Erwerbsunterbrechung sicher- schnittliche Versichertenrente von 90/Die Grünen) und Franz berücksichtigt Zeiten jenseits von gestellt werden sollen, entzieht sich Frauen (West) aus eigenen Ansprü- Neundorf (IG Metall) Erwerbsarbeit nicht.“ Die Folge: der staatlichen Kontrolle. chen mit 879 Mark bei weniger als beziehen Stellung zur Frauen werden für Familienarbeit Auch das neue Rentensplitting, der Hälfte der Renteneinkommen bestraft. Zudem müssten Frauen demzufolge Ehepaare während der von Männern (1849 Mark/West) –, Kampagne „Wer, wenn höhere Beiträge bezahlen, um ihre Ehe erworbene Anwartschaften wirkt die Kürzung der Hinterblie- nicht wir?“ längere Lebenserwartung auszu- aufteilen können, ist freiwillig. Plä- benenrente in vielen Fällen kontra- gleichen – oder mit einer niedrige- ne für einen verpflichtenden Versor- produktiv. ren Rente vorlieb nehmen. Die vor- gungsausgleich wurden – obgleich Ausgerechnet einer der Licht- gesehene staatliche Sparförderung im Scheidungsfalle seit Jahren recht- blicke für Frauen im Rentenentwurf, für geringfügig verdienende Haus- lich unbeanstandet praktiziert – die Aufwertung kindbedingter Teil- halte gleicht diesen Mangel teilwei- wegen „verfassungsrechtlicher Be- zeit, verdüstert sich durch die ge- plante Verschärfung der Bedürftig- Der Surf-Tipp keitsprüfung. Der Anreiz für Mütter, fürs Internet plusminusBERLIN während der ersten Lebensjahre www.verdi-net.de/projekte/ des Kindes erwerbstätig zu sein, ausbildung/start.html Die Sozialdemokraten Arbeitnehmer ab 58 wird zunächst mit eigenen Anwart- Das ver.di-Jugend-Projekt + wollen die Bußgelder - Jahre müssen künftig schaften belohnt, im Hinterbliebe- will die Berufsausbildung für illegal beschäftige Lkw- auch grundlos befristete Jobs nenfall durch Rentenkürzung aber verbessern Fahrer drastisch erhöhen. Frak- annehmen, wenn sie ihren bestraft. Mit ein Grund, warum tionschef Peter Struck hat sich Anspruch auf Arbeitslosenun- DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer die Im Faxabruf für eine Verzehnfachung der terstützung behalten wollen. geplante Absenkung des Renten- 0211 / 43 01 668 Strafen ausgesprochen. Die Das sieht der Gesetzentwurf niveaus von 70 auf 64 Prozent strikt Nachhaltigkeit macht Spediteure würden nicht unter von Arbeitsminister Walter ablehnt: „Frauen haben erheblich Arbeit. DGB-Vorstand Heinz der Ökosteuer, sondern unter Riester (SPD) zu befristeten geringere Rentenansprüche als Putzhammer über die Pers- Lohndumping leiden. Arbeitsverhältnissen vor. Männer, für sie wirkt sich die Ab- pektiven eines Bündnisses senkung besonders negativ aus.“ • für Arbeit und Umwelt“

einblick 18/00 18/00 POLITIK AKTUELL

DGB-Bundesvorstand Personalabbau die ersten, die – ohne vertreter unverzichtbar. Engelen- Armutsbericht Anhörung des Betriebsrats – ihre Kefer: „Wir brauchen klare Verbes- Kritik an Arbeitsplätze räumen müssten. Für serungen bei der Neueinstellung Jeder elfte Bundesregierung die Gewerkschaften sei deshalb von Beschäftigten sowie bei Aus- Mitbürger arm auf Grund dieser Erfahrungen die laufen einer Befristung, damit die DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer Mitbestimmung bei Befristungen lückenlose Überprüfung garantiert Neue Zahlen zur Armut haben hat die Pläne der Bundesregierung durch die betrieblichen Interessen- ist.“ • der DGB, die Hans-Böckler-Stiftung kritisiert, befristete Arbeitsverhält- und der Paritätische Wohlfahrtsver- nisse auch ohne sachlichen Grund band veröffentlicht. Die Studie „Ar- fortsetzen zu können, und fordert Internationale Arbeitsorganisation mut und Ungleichheit in Deutsch- Nachbesserung. Laut einer Studie land“ stellt fest: Im Jahr 1998 leb- der DGB Rechtsschutz GmbH hät- Anständige Arbeit für alle ten 9,1 Prozent der Bevölkerung ten befristete Arbeitsverträge in der oder jeder elfte Bürger im Bundes- Vergangenheit zu einem Drehtür- Die Internationale Arbeitsorga- Somavia verwahrt sich aber gegen gebiet in Armut – besonders betrof- effekt geführt. Befristet Beschäftig- nisation (ILO) setzt sich im Rahmen eine globale Festlegung gehobener fen sind Alleinerziehende,Arbeitslo- te würden oft nur missbraucht, um eines „decent work“-Konzepts (an- Sozialstandards nach Maßgabe der se, Ausländer und Kinder. Der Be- unbefristete ArbeitnehmerInnen zu ständige Arbeit) verstärkt für den Industrieländer, weil die wirtschaft- richt knüpft an den ersten Armuts- verdrängen. Engelen-Kefer: „Die sozialen und gesundheitlichen Schutz lich stärker entwickelten Länder bericht für das vereinte Deutsch- befristet Beschäftigten haben in der von ArbeitnehmerInnen ein, um dadurch in „protektionistischer land von 1994 an und ist ab No- Regel keine Chance, übernommen negative Folgen der Globalisierung Manier“ Produkte aus armen Län- vember im Buchhandel erhältlich zu werden.“ Vielmehr seien sie bei abzufedern. ILO-Generaldirektor Juan dern fernhalten könnten. • (Rowohlt Verlag). •

wiewardiewoche ? geplant●●● ➜beschlossen

Als erste Belegschaft ha- der Wirtschaftspolitik an den Aktienkursen auszu- Der DGB-Bundesvorstand ben die VW-Beschäftigten einen Welt-Konzernbe- richten, muss der politische Druck erhöht werden, will am 10. Oktober erneut triebsrat gewählt. Der traf um bestimmte soziale Standards endlich weltweit über die Organisationsab- sich Ende September in durchzusetzen. Falls die Konzerne weiterhin nur auf grenzung zwischen den Wolfsburg. Kurz darauf den Shareholder Value achten, werden die Arbeits- Gewerkschaften beraten. tagte dort auch der Welt- kämpfe weltweit an Härte zunehmen. Der GBV hat den von der automobilausschuss des Internationalen Metallar- Auch VW ist nicht nur heile Welt. Zwar hat sich, mit „2 - plus 2 - plus 2 - Arbeits- beiter-Bundes (IMB). Ausnahme von Argentinien und Südafrika, die wirt- gruppe“ vorgelegten Hans-Jürgen Uhl, 48, Generalsekretär schaftliche, politische und soziale Situation an allen „Grundsätzen für die Orga- des Welt-Konzernbetriebsrates, hat an beiden VW-Standorten im vergangenen Jahr positiv ent- nisationsbeziehungen und Treffen teilgenommen. wickelt, dennoch mussten wir feststellen, dass an -kooperationen der DGB- Anstrengend war‘s, aber die vielen angenehmen drei VW-Standorten bei Mehrarbeitsregelungen Gewerkschaften aus Anlass Begegnungen mit KollegInnen aus aller Welt haben tarifliche und gesetzliche Bestimmungen nicht ein- der Gründung von ver.di auch Spaß gemacht. Im Laufe der Jahre sind richtige gehalten werden. Und in Mexiko nutzt das Manage- und der Integration der Freundschaften entstanden. Gefreut habe ich mich ment das repressive Arbeitsrecht aus: Der Betriebsrat DAG in den DGB“ bereits über eine Verabredung, die die Betriebsräte der wird dort nur von den ArbeiterInnen gewählt – alle zugestimmt. Neben den In- deutschen Konzerne mit Niederlassungen in Südafri- 3000 Angestellten, ob Sekretärin oder Manager, dustriegewerkschaften hat- ka, neben VW zum Beispiel Daimler-Chrysler oder gelten als „Vertrauensangestellte“ und dürfen keine ten die kleineren Gewerk- BMW, am Rande der IMB-Konferenz getroffen Interessenvertretung wählen. Erfolgreich waren die schaften eine Abgrenzung haben. Künftig wollen wir unsere Südafrika-Akti- mexikanischen Kollegen dennoch bei ihrem Streik: der Organisationsbereiche vitäten stärker vernetzen. Los geht‘s im Januar/ Sie konnten – auch dank der Unterstützung durch verlangt. Ende September Februar 2001 mit gemeinsamen Seminaren für andere Standorte – eine ordentliche Tariferhöhung hat die NGG gedroht, not- die GewerkschafterInnen vor Ort. Das Problem dort: durchsetzen: 18 Prozent, bei einer Inflationsrate von falls die Aufnahme von ver.di Die Gewerkschaften haben fast ihr gesamtes 9 Prozent. in den DGB zu blockieren. Führungspersonal an die Politik verloren. Die jungen Vermisst habe ich beim Automobilarbeiterkongress, Vertrauensleute sind voller Engagement, aber noch dass nur wenige konkrete Ergebnisse erzielt wurden. Der DGB beteiligt sich am ohne Erfahrung. Wir müssen solche Treffen strategisch besser vor- 8. März 2001 am Internatio- Ein Erfolg war auch, dass der IMB zwei Resolutionen, bereiten. Die Gewerkschaften müssen auch interna- nalen Frauentag. Das Motto: die wir im VW-Gremium beschlossen haben, über- tional kampagnenfähiger werden. Da sind viele „Frau hat das verdient. nommen hat. Eine richtete sich an den – gleichzeitig Nichtregierungsorganisationen, wie Greenpeace, Arbeit gleich bewerten. Zeit in Prag tagenden – Weltwährungsfonds: Statt sich in schon ein ganzes Stück weiter. gleich verteilen.“

2 GEWERKSCHAFTEN Außen vor Transfergesellschaften gegen Arbeitslosigkeit Die Zahl der Transferfälle Passgenaue Lösungen Motivationsförderung ausgedehnt. hat in den vergangenen zwei Sie koppeln die Auszahlung der Jahren deutlich zugenom- Noch vor kurzem wusste fast keiner, was sich hinter dem Konzept der Abfindung an die Aufnahme eines men, dennoch stößt das „Transfergesellschaften“ verbirgt. Doch inzwischen gewinnt das neue neuen Jobs: Je früher der Transfer in Beschäftigungskonzept von Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Harald den ersten Arbeitsmarkt gelingt, Konzept bei zwei Gruppen Schartau (SPD) schnell an Fahrt. Fünfzehn Transfergesellschaften gibt es umso höher ist die zurückgezahlte von Arbeitslosen an seine bereits im größten Bundesland – und es sollen noch mehr werden. Abfindungssumme. Andersherum Grenzen: bedeutet ein langes Verweilen den Bisher fehlen noch genaue Wenn es nach ihm ginge, könn- Qualifizierung oder Umschulung. Verlust des Geldes. Zahlen zum Anteil älterer te alles noch schneller gehen. Maximal zwei Jahre darf diese dau- Der Vorwurf, dass hier Arbeit- Harald Schartau, ehemaliger Be- ern, dann sollte eine neue Beschäf- nehmer für schlechte Vermittlung Menschen➜ im Beschäfti- zirksleiter der IG Metall in Nord- tigung gefunden sein. Während oder schlechte Berufsaussichten gungstransfer, doch ist rhein-Westfalen und seit Juni die- der Umorientierungsphase bezieht haften müssen, wehrt der Politiker davon auszugehen, dass sen Jahres Arbeitsminister, scharrt der Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld ab. Das sei besser, als wenn der Ältere es auch nach dieser ungeduldig mit seinem Fuß auf Arbeitslose „indiviualisiert mit sei- dem weichen Teppich, während er Jeder Zweite ohne Chance nem Problem auf der Couch sitzt.“ Methode mit der Eingliede- sein Konzept erläutert. Mit Hilfe Arbeitslose in Nordrhein-Westfalen Gleichwohl werde niemand in eine rung ungleich schwerer im Monat August so genannter Transfergesellschaf- Transfergesellschaft gezwungen. haben als Jüngere. ten soll, das hat sich der Minister insgesamt Die Finanzierung des Gesamt- 757 505 „Das passt doch nicht zusam- vorgenommen, Arbeitslosigkeit in konzepts steht allerdings bisher Nordrhein-Westfalen künftig zum noch auf wackeligen Beinen. In der men“, dass einerseits das „Fremdwort“ werden. Erstes Ziel Regel finanzieren sich die Transfer- Renteneintrittsalter steige soll sein, den Zugang in die Lang- 176 719 55 Jahre und älter gesellschaften über Geld aus dem und andererseits Ältere kei- zeitarbeitslosigkeit möglichst zu ver- Sozialplan der Firmen, über die nen Job mehr fänden, stellt bauen. „Die Leute werden gar nicht Umschulungs- und Qualifizierungs- 309 191 Dauerarbeitslose* NRW-Arbeitsminister Harald erst arbeitslos, sondern wechseln mittel der Arbeitsämter sowie über von einem Job gleich in einen an- Zuschüsse aus dem EU-Sozialfonds. Schartau, 47, fest und spricht * ein Jahr und länger; deren über“, beschreibt Schartau Quelle: Landesarbeitsamt Nordrhein-Westfalen DGB einblick / Nachdruck frei Einen festen „Transfertopf“ hat das von „zunehmender Diskrimi- den entscheidenden Vorteil seiner Land bisher nicht, doch in beson- nierung im Alter“. Sein Methode. „Denn“, so fährt er fort, Jeder zweite Arbeitslose in NRW ders schwierigen Einzelfällen hilft ist schon länger ohne Job oder Vorschlag für eine bessere „mit jedem Tag, an dem Menschen älter als 55 Jahre. die Landesregierung mit zusätz- im herkömmlichen Sinne arbeitslos lichen Mitteln aus. Dass mit dem Wiedereingliederung älterer sind, verlieren sie Qualifikationen, etwa in Höhe des Arbeitslosengel- Beschäftigungstransfer lediglich ein Arbeitsloser: eine engere die Gefahr von Langzeitarbeits- des. Für die Weiterbildung erhalten zweiter teurer Arbeitsmarkt ent- Zusammenarbeit von Trans- losigkeit steigt, die Zeitbombe die Unternehmen pro Teilnehmer steht, weist Schartau als „Unsinn“ fergesellschaften mit seriö- beginnt zu ticken.“ Psychische Pro- bis zu 16 320 DM.Auch die Weiter- zurück. Der Erfolg scheint ihm sen Zeitarbeitsfirmen. bleme, die oft mit Arbeitslosigkeit vermittlung in den ersten Arbeits- Recht zu geben. In Nordrhein- einher gehen, würden damit eben- markt fällt in den Aufgabenbereich Westfalen existieren bereits 15 Diese könnten ältere Leute falls nicht entstehen. der Gesellschaften. Transfergesellschaften. Sie arbeiten monatsweise an Betriebe Droht einem Betrieb die Schlie- Von den Teilnehmern verlangt mit Vermittlungsquoten zwischen ausleihen. Auf lange Sicht ßung und den Mitarbeitern die Ent- Schartau Engagement und den fes- 50 und 80 Prozent. sei es aber wichtig, beste- lassung, können Betriebsrat, Beleg- ten Willen, Arbeit zu finden. Bisher Nächstes Etappenziel: Das Bei- schaft und Unternehmen – statt hat das auch – dank der Initiative von spiel Beschäftigungstransfer soll hende Vorurteile bei Unter- nur einen sozialplan abzuschließen Gewerkschaften und Betrieben – bundesweit Schule machen. Bis nehmen gegenüber älteren – eine Transfergesellschaft hinzuru- gut geklappt. Die Verantwortlichen dahin sei zwar noch Überzeugungs- Arbeitnehmern zurückzu- fen oder gründen. Diese übernimmt haben sich auch eine besondere arbeit zu leisten, inzwischen werde weisen. die von Arbeitslosigkeit bedrohten Regelung einfallen lassen. Anders der Transfergedanke aber „ziemlich ArbeitnehmerInnen und kümmert als in herkömmlichen Sozialplänen schnell akzeptiert“. Seinen Kollegen Für die rund 300 000 Lang- sich direkt vor Ort von A bis Z müssen betroffene Arbeitnehmer- Walter Riester hat der Westfale schon zeitarbeitslosen in NRW, um deren weiteren Werdegang. In Innen ihre betriebliche Abfindung um Unterstützung bei seinem Feld- die zweite Problemgruppe, Beratungsgesprächen machen sich in die Transfergesellschaft einzahlen. zug gegen die Arbeitslosigkeit ge- die Transfergesellschaften zunächst So unterstützen sie finanziell ihre beten. Der Bundesarbeitsminister kommt jedoch auch das ein genaues Bild über individuelle Wiedereingliederung. soll sich dafür einsetzen, dass das Transferkonzept zu spät. Fähigkeiten und entwickeln daran Vereinzelt haben bestehende Konzept rechtlich und finanziell auf anknüpfend eine maßgeschneiderte Transfer-Sozialpläne diese Art der sicheren Beinen steht. •

3 einblick 18/00 18/00 PROJEKTE UND PARTNER

HWP Hamburg Das neue Pro- Wuppertal-Institut gramm 2001 des DGB-Bil- Zufriedene dungswerks Mittelstandsunternehmen – Absolventen ist da. Von fit für die Zukunft Arbeitsrecht, Hamburgs kleinste Universität, über Computer Unter dem Motto „Lokal han- Ziel ist es, Strategien und Aktions- die Hochschule für Wirtschaft und und Multime- deln – systemweit denken“ bietet felder für „zukunftsfähiges Wirt- dia bis zu Poli- Politik (HWP), will ihr Angebot ver- tik und Wirt- das Wuppertal-Institut am 16. No- schaften“ zu erschließen. • bessern und hat ihre Absolventen schaft reicht vember und 7. Dezember Qualifizie- Wuppertal-Institut für Klima, zu Studium und Berufsaussichten die Themen- rungsworkshops für Führungskräf- Umwelt, Energie befragt. Das Ergebnis: Die meisten palette der te und Betriebs- bzw. Personalräte Tel.: 0202 / 249 22 44 AbsolventInnen bewerteten das Seminare, mittelständischer Unternehmen an. www.wupperinst.org/adapt Kurse und Fo- Studium überwiegend positiv. Vom ren. Das Programm ist kostenlos 30. Oktober bis 2. November kön- und kann bestellt werden beim: nen Interessierte bei der HWP, die DGB-Bildungswerk Protestkarten bild – er rasiert sich das Haar und auch Nichtabiturienten offen steht, Hans-Böckler-Straße 39 wird zum Skin. Als Janosch den kostenlos reinschnuppern. • 40476 Düsseldorf Umkehr jetzt! Feuerspucker und Bauwagenpun- Tel.: 040 / 428 38 22 03 Fax: 0211 / 43 01 5 00 Eine Lobby für die Entwick- ker Zottel kennen lernt und sich in lungsländer wollen die kirchlichen ihn verliebt, gerät sein Weltbild ins Initiatoren der „Umkehr jetzt“- Wanken. Ein Strudel der Eifersucht Friedrich-Ebert-Stiftung Postkartenaktion bilden. Die Orga- hat grausame Konsequenzen für nisationen, zum Beispiel der katho- die drei. Sehenswert! • Arbeitsbeziehungen in Osteuropa lische Dienst Misereor, fordern eine tatsächliche Erhöhung der Entwick- WSI-Tarifarchiv Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat Polen, Slowenien, Tschechien und lungshilfe. Trotz nomineller Anhe- eine Analyse zu „Arbeitsbeziehun- Ungarn mit denen anderer EU-Län- bung des Etats um 1,7 Prozent für Lohnrunde 2001 gen in Ostmitteleuropa zwischen der. Ergebnis: Die Schwierigkeiten das Jahr 2001 werden die Entwick- zum Teil gelaufen Transformation und EU-Beitritt“ und Erfolge bei der Erfüllung der EU- lungsgelder auf Grund von Um- herausgebracht. Die Studie befasst Mitgliedskriterien ergeben sich auch schichtungen, die anderen Titeln im Die Tarifrunde 2001 ist in vielen sich mit der ökonomischen Situati- aus historisch gewachsenen Unter- Bundeshaushalt zugute kommen, Branchen bereits abgeschlossen. In on der Beitrittskandidaten und ver- schieden. Den kostenlosen Bericht real niedriger ausfallen. Wer die den Bereichen Metall, Chemie, gleicht die arbeits-, mitbestimmungs- gibt es auch als Kurzfassung. • Aktion unterstützen will, kann Druck und öffentlicher Dienst wird und tarifpolitischen Grundlagen in Fax: 0228 / 883 538 Protestkarten anfordern. • es wegen der langen Laufzeiten Tel.: 0180 / 520 02 10 und wegen zweistufiger Abschlüsse im nächsten Jahr keine Tarifver- interregio DGB-Filmpreis handlungen geben. Verhandelt wird dagegen im Einzelhandel, im ••• Der DGB-Landesbezirk Quiz des DGB teilnehmen. In Hes- Oi!Warning – Bank- und Versicherungsgewerbe. Rheinland-Pfalz lädt am 18. Ok- sen ist der DGB vom 25. September Männeridentitäten Die Termine stehen im Internet. • tober zu einer Anhörung zum bis 3. November an Berufsschulen www.tarifvertrag.de Betriebsverfassungsgesetz präsent. Den Azubis werden Ge- Die Geschichte eines Jugendli- ein. Zur geplanten Novellierung spräche mit BeraterInnen, Work- chen auf der Suche nach seiner Internationale Tagung nehmen unter anderem VertreterIn- shops und Besuche im Internet- Identität erzählt der mit dem DGB- nen des Bundesarbeitsministeri- Café geboten. Infos für Thüringen: Filmpreis 2000 des Landesbezirks Arbeitslosigkeit ums, der Hans-Böckler-Stiftung und Frank Spieth,Tel.: 0361 /59 61 430; Oi!War- verhindern der SPD-Bundestagsfraktion Stel- für Hessen: Marita Eilrich, 069 / ning lung. Mehr Infos: Dominique Ben- 27 30 05 52, www.dgb.2000.de läuft ab „Strategien gegen Massenar- del,Tel.: 0 61 31 / 28 16 15. „Fit durch Mitarbeiterkapital- 19. Okto- beitslosigkeit und soziale Ausgren- ••• ber im ••• Der DGB-Landesbezirk Thü- beteiligung“ heißt eine Broschüre, Kino zung“ können Teilnehmer der Inter- ringen und der DGB-Hessen ge- die der DGB Bayern gemeinsam nationalen Tagung vom 17. bis 19. hen auf Berufsschultour. Der mit der bayerischen Landesregie- November im DGB-Bildungszent- Internet-Bus des DGB Thüringen ist rung und den Wirtschaftsverbän- Niedersachsen/Bremen ausgezeich- rum Hattingen diskutieren. Im Mit- schon seit dem 18. September unter- den herausgegeben hat. Die Bro- nete deutsche Film Oi!Warning von telpunkt der Veranstaltung von wegs. Neben Kaffee und Croissants schüre gibt es für fünf Mark beim Dom und Ben Reding. Janosch, ge- Evangelischer Akademie und DGB bekommen die Auszubildenden bayerischen Staatsministerium für langweilt von seiner Familie, flieht stehen erfolgreiche Lösungsansät- Infos zu Ausbildung und Gewerk- Arbeit und Sozialordnung. Fax: 089 / zu seinem Schulfreund Koma. Im ze anderer EU-Staaten. • schaften und können am Online- 12611122, www.stmas.bayern.de Skinhead Koma findet er ein Vor- Tel.: 0208 / 59 90 60

4 GEWERKSCHAFTEN Das Angebot Drei verschiedene Projekt- schultage bietet die Initiati- DGB-Jugend Sachsen: Projektschultage gegen rechts ve „Für Demokratie Courage Courage macht Schule zeigen“ in Sachsen an. Eine beeindruckende Bilanz: Erst 1999 gestartet, hat die sächsische A: Ein schwarzes Schaf Initiative „Für Demokratie Courage zeigen“ schon über 250 Projekt- teile in den Köpfen herumspuken – kommt selten allein – ein schultage gegen Rassismus veranstaltet. Ein Beispiel, das Schule nicht nur bei den Schülern, sondern Projektschultag zu Rassis- macht: Seit kurzem bietet auch der DGB Berlin-Brandenburg solche auch bei den Lehrern. Oder wie we- mus, Migration, Gewalt Tage an, weitere Landesbezirke wollen folgen. nig sensibel beide Seiten für den alltäglichen Rassismus zum Beispiel und Demokratie „Schätzt mal, wie viele Auslän- aufbauen und zeigen, wie man sich in der Sprache sind.“ B: Planspiel „Irgendwen der es in Sachsen gibt.“ Die Frage antirassistisch verhalten und eigene Das Modell aus Sachsen macht trifft‘s immer – oder: Mir gehört zum festen Repertoire bei Interessen demokratisch durchset- Schule, der DGB Berlin-Branden- wäre das nicht passiert“ – den Projektschultagen, die Antwor- zen kann. „Wir wollen Mut machen, burg hat jetzt mit den ersten 60 vom➜ Umgang mit Geschichte ten der SchülerInnen sind erschrek- sich zu äußern und Courage zu Projektschultagen an Schulen im kend: Zwischen zehn und siebzig zeigen. Landesbezirk begonnen. Auch die und Rassismus Prozent liegen ihre Schätzungen, Nicht das passive Mitmachen anderen ostdeutschen Landesbezirke C: Schublade offen! Am „der Mittelwert“, so Ralf Hron, ist gefragt, sondern das aktive wollen nachziehen. Überzeugt vom Anfang war das Vorurteil – DGB-Landesjugendsekretär, „liegt Entgegenstellen“, erklärt Ralf Hron. Konzept, wirbt Bundestagspräsi- ein Projektschultag zum fast ausnahmslos bei über 20 Pro- Aktiv müssen die SchülerInnen dent seit Anfang zent.“ Tatsächlich sind gerade mal auch bei den Projektschultagen des Jahres als Schirmherr für das Thema Fremdes, Sehnsucht zwei Prozent der Bevölkerung in werden – mit üblichem Schulunter- Projekt. „Überall wird geklagt, dass und Kultur Sachsen ausländischer Herkunft. richt haben die Courage-Tage we- sich Jugendliche heute nicht mehr „Jugend für „Noch deutlicher wird die Diskre- nig gemein: „Spielerisch“ setzen engagieren wollen.Wir erleben das Jugend“ ist panz zwischen Vorurteil und Rea- sich die SchülerInnen mit Intoleranz ganz anders“, sagt Kirsten Genen- ein Prinzip der Projektschul- lität, wenn die TeamerInnen danach und Fremdenfeindlichkeit ausein- ger.„Das Interesse, an einem Teamer- tage: Die 20 Prozent der Klasse, also jeden ander. Statt von einer erwachsenen Workshop teilzunehmen, ist groß. TeamerInnen fünften, auffordern, als ’Ausländer’ Respektsperson werden die Pro- Klasse ist auch, mit welcher Power sind nur aufzustehen“, erzählt Projektkoor- jektschultage von zwei jugendli- sich die Leute für das Projekt ein- wenig älter dinatorin Kirsten Genenger. „Nicht chen TeamerInnen geleitet, Stuhl- setzen. Ich denke, das hat viel da- als die Schü- lerInnen und selten gibt es nicht mal einen aus- kreis und Kleingruppen ersetzen mit zu tun, dass sie hier wirkliche sprechen ländischen Schüler in der Klasse.“ den Frontalunterricht, nicht Wissen Beteiligungsmöglichkeiten haben.“ ihre Sprache. Gemeinsam mit dem Semper- wird abgefragt, sondern mit unter- Bestärkt durch die positive Re- Kreis Sachsen, einem Bündnis von schiedlichen Medien und Materiali- sonanz, arbeitet die Initiative an Arbeiterjugendverbänden, zu dem en, Planspielen und Diskussionen weiteren Projekten – wie Projekt- Die Angebote richten sich neben der Gewerkschaftsjugend setzt das Konzept auf den Aha- schulwochen und Wochenendsemi- zum Beispiel die Jusos, die Natur- Effekt. nare für Jugendtreffs oder Dreita- an SchülerInnen ab 14 und freundejugend oder SJD – Die Fal- Unter drei verschiedenen Ansät- gesseminare zur Lehrerfortbildung. sind kostenlos. Die DGB- ken gehören, hat die DGB-Jugend zen können die Schulen auswählen „Vielen Lehrern mangelt es noch Jugend Sachsen bietet den Sachsen das Konzept für die Pro- (siehe Randspalte). Konzipiert sind am Problembewusstsein“, so Ge- Schulen außerdem ein jektschultage entwickelt. Seit Mai die Tage für SchülerInnen ab der nenger, „und auch wenn sie das 1999 haben fast 150 ehrenamtli- achten Klasse aufwärts. Finanziert Ausmaß von Vorurteilen gegenüber Bewerbungstraining und che TeamerInnen, die in einwöchi- werden sie von den beteiligten Ausländern erkannt haben, sind einen Projektschultag zur gen Workshops geschult wurden, Jugendverbänden, wobei die DGB- sie oft hilflos.“ Die Fortbildung soll Berufsorientierung an. an über 250 Projektschultagen mit Jugend sowohl bei den Finanzen dafür sorgen, dass die Auseinan- mehr als 5000 SchülerInnen gear- als auch bei der Organisation den dersetzung mit rechtem Gedanken- Infos: DGB-Jugend Sachsen, beitet. Löwenanteil übernommen hat. gut nicht mit dem Projektschultag Projektschultage 2000 Die Projektschultage in Sachsen Das Konzept kommt bei den erledigt ist, sondern immer wieder Schützenplatz 14 gehören zu einer ganzen Reihe von SchülerInnen gut an, und die Initia- im Unterricht geführt wird. Um das 01067 Dresden Initiativen antirassistischer Jugend- tive wird mit Anfragen von Schulen Projekt langfristig zu sichern und arbeit, die ausgelöst durch den überhäuft. Viele LehrerInnen sind die Erfahrungen weiterzugeben, Tel.: 0351/863 31 58 Schock über das zweistellige Wahl- froh, dass mit dem Projekt die ver- baut der Semper-Kreis außerdem [email protected] ergebnis der DVU bei den letzten nachlässigte Frage nach den Grund- derzeit gemeinsam mit anderen www.semperkreis.de Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt werten menschlichen Zusammenle- Organisationen und Initiativen aus überall im Osten entstanden. Das bens in die Schule getragen wird. der Anti-Rassismus-Arbeit ein bun- Dort ist auch eine Ziel: ein Gegengewicht zur boomen- „Erschreckend ist aber immer wie- desweites „Netzwerk für Demokra- umfangreiche Broschüre den rechten Jugendkultur im Osten der“, so Genenger, „welche Vorur- tie und Courage“ auf. • zum Projekt erhältlich.

5 einblick 18/00 18/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DGB-Organisationsreform

GEW-Vorstand Ursula Pilotprojekte sollen den Weg freimachen Herdt hat angesichts der „katastrophalen“ Ende September hat der DGB in stimmung der Aufgaben soll es des- Neue DGB-Struktur Ausbildungssituation ein Baden-Württemberg, Niedersach- halb nicht darum gehen, erfolgrei- Kreise und geplante Regionen „plurales Berufsbildungs- sen – Bremen und Nordrhein-West- che Arbeit vor Ort zu beenden, im Vergleich system“ gefordert: Die falen drei Pilotprojekte zur „Kon- „aber“, so Rebmann, „wir müssen Nordrhein-Westfalen staatlich finanzierte außer- kretisierung der Kernaufgaben in entscheiden, was wir in Zukunft 23 17 betriebliche Ausbildung der Region“, zur „Neuordnung nicht mehr so intensiv machen“. Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt müsse gestärkt werden der Arbeitsorganisation“ sowie zur Dazu soll die bisherige Arbeit erfasst 23 und mit betrieblichen „Weiterentwicklung der ehrenamt- und in „A-, B- und C-Aufgaben“ 16 Angeboten um Bewerber- lichen 4. Ebene“ gestartet. Sie sollen eingeteilt werden. Neben den Auf- Bayern 25 Innen konkurrieren. zeigen, wie die neuen Aufgaben gaben, die alle wahrnehmen müs- 15 und Strukturen des DGB in die sen, soll „jede Region aber auch Baden-Württemberg ÖTV und IG Metall Praxis umgesetzt werden können. genügend Zeit haben, um eigene 25 haben ein gemein- 97 Regionen sollen nach dem Themen zu verfolgen“. 11 sames Sofortpro- bisherigen Stand im kommenden Schwerpunkt des niedersächsi- Hessen – Thüringen 13 gramm zur „Stärkung der Jahr die zurzeit 139 DGB-Kreise als schen Projekts ist die Arbeitsorga- 11 maritimen Wirtschaft“ dritte hauptamtliche Ebene ablösen. nisation. Auf 25 bis 50 Prozent Nord vorgestellt. Hauptforde- Welche Aufgaben der DGB künftig schätzt Projektleiter Walter Weike 9 rung ist die Verlagerung in der Region wahrnehmen soll, ist den Anteil der Arbeitszeit, der in 9 Sachsen bestehender Verkehrs- der Schwerpunkt des baden-würt- den DGB-Kreisen auf Kassen- 8 ströme auf Schiffe. Beide tembergischen Pilotprojekts. Es soll führung, Buchhaltung und sonstige 6 Kreise Gewerkschaften forderten die „Kernaufgaben des DGB“, die organisatorische Aufgaben entfällt. West Regionen zudem einen „fairen Wett- der DGB-Bundesvorstand bereits „Etliches lässt sich kostengünsti- 7 6 bewerb“ im Schiffbau. im Januar 1999 definiert hat, ger in den Bezirken organisieren.“ Berlin – Brandenburg Besonders die Dumping- konkretisieren. Das Ziel: Statt des Betroffen sind davon vor allem 6 preispolitik Koreas dürfe politischen Einzelkämpfers, der die die Verwaltungsangestellten in den 6

nicht geduldet werden. Interessen der ArbeitnehmerInnen Kreisen. „Sie sollen zu politischen Quellen: DGB-Bundesvorstand DGB einblick / Nachdruck frei in einer Vielzahl unterschiedlicher AssistentInnen weitergebildet wer- Statt in 139 Kreise wird sich der DGB TRANSNET und Themen und Bereiche vertritt – vom den und Aufgaben übernehmen, künftig in 97 Regionen gliedern. Deutsche Bahn Arbeitsamt bis zur Friedensbe- die bislang politischen Sekretär- zeigen gemeinsam wegung –, sollen sich die Regional- Innen vorbehalten sind.“ werkschaftsarbeit ehrenamtlich „Flagge gegen Rechts“. vorsitzenden auf politische Lobby- Gut 800 Ortskartelle gibt es organisiert werden kann, will der Erste Aktion gegen Frem- arbeit konzentrieren. zurzeit. Bis zu vier pro Region sollen Landesbezirk Nordrhein-Westfalen denfeindlichkeit ist eine „In Non-Profit-Organisationen“, es künftig sein. Ausgestattet mit in den Regionen Ostwestfalen und Konzernbetriebsvereinba- beschreibt Projektleiter Stefan Reb- eigenen Finanzmitteln und einer Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein rung, die für ein „gemein- mann das Problem, „sind Prioritä- technischen Infrastruktur sollen sie erproben. • schaftliches Miteinander ten schwierig durchsetzbar,weil die auf ehrenamtlicher Basis einen Teil Im Faxabruf: im Betrieb“ wirbt. Zudem eigene Arbeit von politischen Idea- der Funktionen der bisherigen 0211 / 43 01 676 wollen TRANSNET und len geprägt ist.“ Bei der Neube- DGB-Kreise übernehmen. Wie Ge- Kernaufgaben des DGB Bahn das „interkulturelle Lernen“ in der Ausbildung fördern. ÖTV-Befragung zu ver.di ÖTV zu ver.di im März 2001 sei für die neue Gewerkschaft ausge- „richtig und erreichbar“. Damit hat sprochen hatten. Erforderlich sind Die IG Metall will die Zustimmung sich der ÖTV-Vorstand deutlich für die Selbstauflösung der ÖTV Themen „Armut und steigt gegen die Forderungen von ver.di- und den Übertritt zu ver.di 80 Pro- Verteilungsgerech- Kritikern in den eigenen Reihen zent der Delegiertenstimmen. Trotz tigkeit“ stärker in das Fünf Wochen vor Beginn des durchgesetzt, unverzüglich aus dem des Stimmungsumschwungs in der Zentrum ihrer Tarifpolitik Gewerkschaftstags in Leipzig hat Fusionsprozess auszusteigen. ÖTV ist die Mehrheit aber noch stellen. Start der Initiative sich der Hauptvorstand der ÖTV mit Vorausgegangen war der Ent- nicht endgültig gesichert. Anders „fairteilen“ ist eine Denk- 86 Prozent für die weitere Beteili- scheidung eine erneute Befragung als im März hatte der ÖTV-Vor- schrift, die Anfang Oktober gung an der Vereinten Dienstleis- der ÖTV-Kreise. Sie sollte das nega- stand die Kreise diesmal nicht um an Funktionäre und Aktive tungsgewerkschaft (ver.di) ausge- tive Ergebnis der Mitgliederbefra- ein Gesamtvotum gebeten, son- verschickt worden ist. sprochen. Die Verschmelzung von gung vom März dieses Jahres korri- dern um die Beurteilung einzelner DAG, DPG, HBV, IG Medien und gieren, bei der sich nur 64 Prozent Elemente. •

6 MEINUNG Kinospot mit JA NEIN Folgen oder 30 Sekunden dauert der Spot des DGB, der bundesweit Grenzt der Kinospot des DGB die noch bis Ende Oktober in den Kinos läuft. Der junge, dyna- Beschäftigten der New Economy aus? mische Chef hat seine Firma Die New Economy – das sind Ich stimme Frau Wolf zu. gut im Griff. Locker vor allem die Start-ups die mit Die Kampagne des DGB im Ton, unkompliziert in der Dienstleistungen rund um das ist unglücklich. Die Arbeits- Zusammenarbeit, solange Internet den Strukturwandel bedingungen in der New Eco- vorantreiben und neue zukunfts- nomy sind weitaus differenzier- alles➜ nach seinen Wünschen sichere Arbeitsplätze schaffen. ter als im Kinospot des DGB an- läuft. Doch was, wenn Prob- Gründer aus dieser Szene äußern gedeutet: Es gibt Betriebe, die leme auftauchen? Da wird sich immer wieder empört den kreativen, produktiven Pro- er ganz schön ruppig. über den Kinospot des DGB, zess der Softwareentwicklung Diese Story hat Margareta Margareta in dem Bilder von einem herzlo- Franz Neun- im Team so gut beherrschen, Wolf, 43, ist sen, gemeinen IT- Unternehmer dorf, 53, ist dass Mehrarbeit nur Ausnah- Wolf (Bündnis 90/Die Grü- wirtschaftspoli- Arbeitspsycho- tische Spreche- aufgebaut werden. Die Leute, die loge und IT-Fach- meerscheinungen sind, und es nen) aufgeregt. Der Spot sei rin der Bundes- in Start-ups arbeiten, schätzen mann. Für die IG gibt Betriebe, deren Projektma- „kalt und hartherzig“. Die tagsfraktion von das Klima, in dem gemeinsam an Metall versucht nagement derart schlecht ist, IT-Branche werde als „vor- Bündnis 90/Die einem Projekt gearbeitet wird. er hauptberuf- dass sie rund um die Uhr arbei- Grünen lich, die Beschäf- industrieller Hire-and-fire- Viele arbeiten mit hohem tigten der ten müssen. Die sozialpsycholo- Engagement am Aufbau eines Unternehmens IT-Branche zu gischen und kommunikativen Sektor“ stigmatisiert, hatte mit. Sie verstehen sich eher als Mitunternehmer. gewinnen. Fähigkeiten für einen kreativen sie im Bundestag kritisiert. Was will der DGB mit diesem Spot? Ein Beitrag Teamprozess sind offensichtlich Im einblick sagen Margareta zur Versöhnung von Old und New Economy ist noch nicht Gegenstand eines Ingenieurstudiums. er nicht. Im Gegenteil. Der DGB macht sich Und die Zertifizierung nach ISO 9000 führt nicht Wolf und Franz Neundorf, lächerlich. Die alte Konfrontation zwischen Arbeit automatisch dazu, dass die zertifizierten Arbeitsab- IT-Beauftragter der IG Metall, und Kapital, auf deren Folie hier plakativ agitiert läufe auch tatsächlich gelebt werden. was die Gewerkschaften wird, ist in der Wissensgesellschaft nicht mehr zent- Dennoch: Die Beschäftigten der New Economy tun müssen, wenn sie die ral. Dort ist die Arbeit in Netzwerken, der Wechsel regeln, wie auch die Beschäftigten der Old Economy Beschäftigten der Kommuni- zwischen angestellter und selbstständiger Tätigkeit dies vor Jahrzehnten lernen mussten, ihre Arbeitsbe- zunehmend selbstverständlich. Die Gewerk- dingungen am besten und erfolgreichsten kationsbranche für sich schaften müssen ihre Rolle neu definieren. kollektiv. Eine Gewerkschaft, die ihnen dabei mo- gewinnen wollen. Wer hilft einem Hochschulabsolventen, der seinen derierend und helfend beiseite steht, ist eine der Vor- ersten Vertrag als Dienstleister abschließt, nicht bedingungen des Erfolges bei der Gestaltung ihrer Folgen hat der Kinospot übers Ohr gehauen zu werden? Wer berät Mitarbei- Arbeitsbedingungen. Dies müssen die Menschen in auch in anderer Hinsicht: ter von Start-ups, die ihren Arbeitsvertrag individuell manchen Betrieben der New Economy noch lernen. Ebenfalls bis Ende Oktober aushandeln? Wer stellt zielgenaue Fortbildungs- Die Gewerkschaften müssen dagegen kann jeder den Spot nicht angebote für Freelancer bereit? Hier warten neue lernen, sich von ihrem Vordenkertum zu nur übers Internet auf seinen Aufgaben auf die Gewerkschaften. Hier sind sie als befreien. Wie die Menschen in der New Economy kompetente Ansprechpartner gefragt. arbeiten wollen, müssen und werden sie kollektiv eigenen PC downloaden, Die Gewerkschaften führen diese Diskussionen selbst entscheiden. Wir sollten die Prozesse der sondern auch das Drehbuch versteckt unter: www.forum-arbeit.de. Wer diese Belegschaften begleiten. Prozesse über die Ausein- fortschreiben. Die drei Adresse nicht kennt, sieht den Kinospot. Gute andersetzung, wie das „gute Leben“ aussieht, und besten Ideen werden als Arbeit leisten die Gewerkschaften in den Prozesse darüber, was zu tun ist, wenn man seine großen Systemhäusern. Flexible Arbeitszeiten, Vorstellungen gegenüber dem Arbeitgeber durchset- professionell illustriertes Ansprüche auf Fortbildung, leistungsbezogene Ent- zen will.Wir sind Dienstleister bei diesen Selbstorga- Storyboard auf der Web-Site lohnung – das zeichnet den Vertrag bei debis aus. nisationsprozessen von Belegschaften, indem wir des DGB veröffentlicht. Was kann von den Erfahrungen hier in die Start-ups Erfahrungen und Kenntnisse einbringen Zusätzlich winkt den drei übertragen werden? Welche Rolle können Betriebs- und bei der Prozessgestaltung helfen. Im Übrigen: räte in neuen unternehmerischen Kulturen spielen? Da auch die Old Economy erheblichen Wandlungen Preisträgern eine Einladung Die Gewerkschaften sollten Unterstützungsangebo- unterliegt, werden Gewerkschaften auch in diesem zu einem Drehtag für einen te formulieren. Damit gewinnen sie Sympathie, nicht Bereich zu ähnlichen Handlungsweisen kommen Werbefilm. mit dem Kinospot von vorgestern. müssen. Im Internet: www.dgb2000.de

7 einblick 18/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

18/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

JUGENDARBEITSLOSIGKEIT: Der Osten blutet aus Während Bundeskanzler Gerhard Abwanderung der 15- bis 25-jährigen aus den neuen Bundesländern1) in den Westen (absolute Zahlen)

Schröder noch über Mobilitätsanreize 17 210 für arbeitslose Jugendliche nachdenkt, 15 752 1998 1999 14 466 14 761 ist Mobilität in den neuen Bundeslän- 14 077 dern längst zum Problem geworden: 12 470 Allein aus Sachsen wanderten zwischen 1995 und 1999 rund 151 000 Personen in den Westen ab, davon waren 83 000 – 7727 6941 also weit über die Hälfte – junge Men- schen im Alter von 15 bis 35 Jahren. Nach Ansicht der DGB-Landesbezirke droht dem Osten durch die massive Abwanderung und die ohnehin niedrige Berlin-BrandenburgSachsen Sachsen-Anhalt Thüringen 2) 1) Abwanderungszahlen von Mecklenburg-Vorpommern werden nicht nach Alter aufgeschlüsselt

Geburtenrate ein allmähliches Ausbluten. 2) Die Zahlen beziehen sich auf 18- bis 25-jährige Quelle: Statistische Landesämter DGB einblick / Nachdruck frei personalien

••• Claus Eilrich, 51, Presse- zirks Nordrhein-Westfalen I, sollen Vorstandsmitglieder Peter Blech- schuss, Entscheidung über DGB- sprecher der IG Metall, ist seit als stellvertretende Vorsitzende der schmidt, 60, Jutta Schmidt, Organisationsreform, Berlin dem 1. Oktober Leiter des neuen ÖTV gewählt werden. Neu in den 45, und Elisabeth Vogelheim, 10.10. IG Metall Küste, Arbeitsbereichs Presse- und Öffent- geschäftsführenden Vorstand ge- 52, kandieren nicht mehr. Rentenpolitische Tagung mit Ar- lichkeitsarbeit der IG Metall. Dazu wählt werden sollen zudem Isolde ••• Manfred Schallmeyer, beitsminister Walter Riester gehören die Pressestelle, die Redak- Kunkel-Weber, 46, stellvertre- 52, Vorstandsmitglied der IG Me- 13.-15.10. Konferenz „Glo- tion, das Online-Büro sowie Ver- tende Vorsitzende des Bezirks Saar, tall, ist zum Europa-Präsidenten bale Sozialstandards konkret“, trieb und Werbung. Über den Vor- und Erhard Ott, 47, Koordinator der Internationalen Textil-, Beklei- EXPO, Hannover schlag des geschäftsführenden im Tarifsekretariat der ÖTV.Wieder- dungs- und Lederverarbeitungsver- 16.10. DGB Saar,Tagung Vorstands, ihn auch zum Chefredak- gewählt werden sollen der ÖTV- einigung gewählt worden. „Soziale Gerechtigkeit“, Saarbrücken teur des Mitgliedermagazins metall Vorsitzende Herbert Mai, 53, so- 20.-22.10. ver.di, Konferenz und des Info-Dienstes direkt zu er- wie die Vorstandsmitglieder Ulla zur gewerkschaftlichen Bildungsar- nennen, entscheidet der Vorstand Derwein, 51, und Jan Kahmann, 14TAGE beit,Walsrode am 10./11. Oktober. 53. Das hat der Hauptvorstand der 21.10. DGB, GEW Sach- ••• Beate Eggert, 50, stellver- Gewerkschaft ÖTV vorgeschlagen. 9.10. DGB Bayern, Ta- sen-Anhalt, Weiterentwicklung des tretende Vorsitzende des Bezirks Die Wahlen finden statt auf dem gung „Soziale Lage und Gesund- Berufsbildungssystems, Halle Rheinland-Pfalz der ÖTV,und Kurt Gewerkschaftstag der ÖTV vom 4. heit“, München 22./23.10. Mitgliederver- Martin, 54, Vorsitzender des Be- bis 10. November in Leipzig. Die 9./10.10. ver.di, Konferenz sammlung GO-ver.di, Beratung „Bildung und Beruf in der Dienstleis- über die Satzung Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: tungsgesellschaft“ mit Bildungsmi- 24.10. DGB Nordrhein- einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian nisterin , Bonn Westfalen, Fachtagung Reform der Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für 10.10. DGB-Bundesaus- Betriebsverfassung diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: Schlusspunkt● 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck „Es gibt Leute, die heißen nicht Standfest, versuchen es aber zu sein.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 , Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit- Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 nehmerfragen (AfA) der SPD, am 20. September während der Tagung Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Dieser Ausgabe liegt eine Werbung für das Handbuch Der Reden-Berater bei. „Rentenreform 2000“ des DGB Saar in Anspielung auf Erich Standfest, Abteilungsleiter Sozialpolitik des DGB.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 23.10.2000 19/00

Zwangsarbeiter-Entschädigung inhalt IG Metall für „schmerzhaften“ Druck ______Seite 4/5 ______Rentenstreit: Die Wirtschaft müsse das „un- Unbezahlte Sklavenarbeit nehmen Post und Bahn dem Anteil würdige Gefeilsche um die Zwangs- Einbehaltene Löhne und der Wirtschaft zuzurechnen. Weite- Unvereinbare arbeiterentschädigungen endlich Entschädigungszahlungen für re Aktionen seien nicht geplant, so Gegensätze beenden“, warnte Klaus Zwickel in NS-Zwangsarbeiter (in DM)* ÖTV-Sprecherin Olga Leisinger. Die Interviews mit Bundes- einbehaltene Löhne Frankfurt/M. Der IG Metall-Vorsit- öffentliche Zurückhaltung der Ge- arbeitsminister Walter zende verschärfte damit seine Kritik 34,2 Milliarden werkschaften liegt auch daran, Riester und DGB-Vize gegenüber „kleingeistigen Krämer- Bundesstiftung dass sie intern mobilisieren: Bei seelen“in den Vorstandsetagen deut- 10 Milliarden Spitzengesprächen sind Arbeitge- Ursula Engelen-Kefer scher Unternehmen. Anlass für die durchschnittliche Lohnforderung ber wiederholt auf ihre moralische ______Seite 6 ______Standpauke war die Ankündigung je Zwangsarbeiter Verpflichtung hingewiesen worden. von Wolfgang Gibowski, Sprecher der 44 000 Obwohl die Warnzeichen für ein Kompromiss gesucht Stiftungsinitiative der Wirtschaft, Entschädigungssumme Scheitern der Zwangsarbeiter-Ent- DAG-Vorsitzender Roland je Zwangsarbeiter die Unternehmen könnten die fünf schädigung zunehmen, verstärken Issen sieht noch Chancen, min. 5000 Milliarden Mark zur Entschädi- die Arbeitgeberverbände nicht den den Streit um die DAG-Mit- gung ehemaliger NS-Zwangsarbei- max. 15 000 Druck auf ihre Mitglieder. Dieter glieder im Industriesektor ter nicht aufbringen. * Berechnungsbasis: durchschnittlicher Lohn Kraeter vom Bundesverband mittel- eines deutschen Arbeiters im Zweiten Weltkrieg zu lösen Bis Anfang Oktober hatten – Quelle: Nathan Associates Inc., eigene ständischer Wirtschaft (BVMW)

Berechnungen DGB einblick / Nachdruck frei bei über 220 000 Anfragen – nur klappt zwar „das Messer in der ______Seite 7 ______4170 Firmen der Stiftung 3,2 Milli- Zwischen einbehaltenen Löhnen Hose auf” angesichts der Tatsache, arden Mark zugesagt. Daraufhin für NS-Zwangsarbeit und verein- dass „Milliarden für UMTS-Lizen- Tolle Leistung hatte Hans-Olaf Henkel, Präsident barten Entschädigungszahlungen zen geboten werden, die läppische klafft ein großes Loch Einen eigenen Pavillon des Bundesverbandes der Deut- Summe von 1,8 Milliarden Mark haben die Gewerkschaften schen Industrie (BDI), seine Forde- auf ihrem jüngsten Gewerkschafts- aber nicht zusammenkommt“. Man in Hannover nicht gebaut. rung, das Stiftungsgesetz zu Guns- tag noch die Unterstützung der 20- könne jedoch niemanden zur Teil- ten der Wirtschaft zu überarbeiten, Mark-Spendeninitiative des Schrift- nahme zwingen. Aber die Bilanz nach 153 aufgefrischt. Dieses „unverschäm- stellers Günter Grass beschlossen „Da mit moralischen Appellen Tagen gewerkschaftlicher te“ Ansinnen lehnt der DGB ent- hatte, widmet sich zurzeit mehr dem und Hinterzimmer-Diplomatie kaum EXPO-Präsenz kann sich schieden ab. ver.di-Zusammenschluss. Ähnlich noch etwas zu erreichen ist, müs- sehen lassen, meint So deutliche Worte wie IG Me- die ÖTV: Sie hatte bereits im Juli die sen neue Formen des öffentlichen tall und DGB finden wenige Ge- Forderung der Wirtschaft zurückge- Drucks überlegt werden“, meint Heinz-Hermann Witte werkschaften. Die IG Medien, die wiesen, Zahlungen der Staatsunter- Jupp Legrand, seit Jahren bei der IG Metall mit dem Thema befasst. Die Politik könne ein deutliches Zeichen plusminusBERLIN setzen, wenn staatliche Aufträge nur noch an jene Unternehmen ver- Der Surf-Tipp Die parlamentarische Für Fraktionschef Fried- geben würden, die sich ihrer histo- fürs Internet + Staatssekretärin im - rich Merz (CDU/CSU) ist rischen Verantwortung stellen. „Man www.mediafon.net Familienministerium, Edith die geplante Diätenerhöhung muss die säumigen Firmen da tref- Beratungsangebot der Niehuis (SPD), will bei der für Abgeordnete um die fen, wo es schmerzt: bei Umsatz IG Medien für Freiberufler Vergabe öffentlicher Aufträge Inflationsrate zu wenig. Die und Image.“ Die Wirtschaftsver- Unternehmen bevorzugen, Bevölkerung habe „kein Ver- bände müssten die hartnäckigen Im Faxabruf die Maßnahmen für die ständnis“ für die von SPD und Verweigerer öffentlich anprangern. 0211 / 43 01 652 Chancengleichheit von Frauen Grünen angekündigte Anhe- Selbst einen gezielten Produktboy- EU-Beitritt sozialverträg- im Beruf umgesetzt haben. bung der Diäten um 0,6 Pro- kott hält Legrand für vertretbar. lich gestalten – Positions- Als Nachweis soll ein Gleich- zent in diesem Jahr und um „Wir alle sollten uns als Verbrau- papier der IG BAU zur stellungsaudit dienen. 1,9 Prozent ab 2001. cher unserer Macht bewusst wer- Osterweiterung den.“ • (Auszüge)

einblick 19/00 19/00 POLITIK AKTUELL

Präsidenten-Rede schaftlichen Werte zu sichern, die Arbeitnehmer-Umfrage „nicht an der Börse gehandelt wer- Gleiche den“. Über die Gewerkschaften sag- Hauptsorge Arbeitsplatzverlust Lebenschancen te er, sie brauchten „kreative Geis- ter und die Bereitschaft, neue Wege In deutschen Büros geht die Furcht vor eigenen Fehlern. Auf Anlässlich der Verleihung des zu gehen“, um „einflussreich genug Angst um. Rund 60 Prozent der Be- Platz zwei der Angst-Hitliste steht diesjährigen Hans-Böckler-Preises zu bleiben und Arbeitnehmerinte- schäftigten verspüren nach einer der mögliche Arbeitsplatzverlust an den ehemaligen EU-Kommissar ressen wirkungsvoll zu vertreten“. Umfrage des Wirtschaftsmagazins (27 Prozent). Ähnlich die Situation Etienne Davignon in Potsdam hat Für verbesserungsbedürftig hält BIZZ immer wieder Angst-Attacken im Osten: Dort dominiert bei über Bundespräsident Johannes Rau ap- der Bundespräsident den gewerk- im Büro. Hauptgrund für Ängste einem Drittel der Befragten (39 pelliert, den Sozialstaatsauftrag des schaftlichen Bezug zur Jugend. bei ArbeitnehmerInnen in West- Prozent) die Angst vor der Kündi- Grundgesetzes ernster zu nehmen. „Junge Leute können nur gewon- deutschland ist mit 28 Prozent die gung. • Der Staat müsse „gleiche Lebens- nen werden, wenn sie das Gefühl chancen für alle“ garantieren. Dazu haben, wirklich etwas zu bewe- gehöre es, notwendige Freiräume gen“, lautet sein Plädoyer. „Mitbe- Gewerkschaftslinke geplant●●● für jeden Einzelnen zu schaffen so- stimmung“ müsse in einem umfas- ➜beschlossen wie „natürliche und soziale Benach- senden Sinne verstanden werden, „Systembruch“ teiligungen“ auszugleichen. Rau um die Jugend für „gewerkschaftli- angeprangert Der DGB wird sich vom 13. mahnte in seiner Rede, jene gesell- ches Engagement zu begeistern“. • bis 17. Juni 2001 zusammen Die Gewerkschaftslinke warnt mit den Gewerkschaften vor einer „Großoffensive zum Ab- GdP, IG BCE, IG Metall, IG wiewardiewoche ? und Umbau des Sozialstaats“ BAU, IG Medien, DPG, durch die rot-grüne Bundesregie- TRANSNET, HBV und der Der Startschuss für die Initiative fairteilen rung und befürchtet Auswirkungen Büchergilde Gutenberg auf der IG Metall ist in der vergangenen Woche gefallen. Damit will die Gewerkschaft die auf die Tarifpolitik. Die Gewerk- dem „Markt der Möglich- Zeit bis zu den nächsten Tarifverhandlungen schaftslinke will deshalb verstärkt keiten“ des Evangelischen nutzen und sich für mehr Verteilungs- und der „Passivität der Gewerkschaf- Kirchentags in Frankfurt/M. Chancengerechtigkeit einsetzen. Wolfgang ten“ entgegentreten und diskutiert präsentieren. Schroeder, Referent in der Abteilung alternative Konzepte zum „Sys- Tarifpolitik des IG Metall-Vorstands, stellt fairteilen vor. tembruch in der Lohn- und Renten- politik“ auf ihrem 3. bundesweiten Arbeitsschutz-Kongress Mit der Kampagne fairteilen wollen wir eine grundsätzliche Diskussi- Treffen am 27. und 28. Oktober in on über Kräfteverhältnisse und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft der Johann-Wolfgang-Goethe-Uni- Teures Mobbing starten – ohne den üblichen Hinweis auf die Lohnquote. Die IG Me- versität in Frankfurt/M. • tall hat dafür die Denkschrift fairteilen erstellt, die über verteilungs- Anmeldungen per Fax: Auf über 85 Milliarden Mark für politische Fragen wie Lebenschancen, Einkommensentwicklung, Ar- 069 / 66 12 27 99 die Wirtschaft und rund 100 Milli- mut und Frauendiskriminierung informiert und als Einstieg in einen arden Mark steuerfinanzierte Leis- längeren Kommunikationsprozess dient. Bis zum Jahr 2003 sammeln DGB-Reise tungen belaufen sich die Folgekos- wir Antworten auf die Frage, was Verteilungs- und Chancengerech- ten „moderner Berufskrankheiten“ tigkeit im neuen Jahrtausend bedeutet. Verteilungsgerechtigkeit geht Raus aus der wie Mobbing und Stress. Darauf alle an, deshalb setzt die IG Metall auf Bündnisse: Kirchen, Parteien, Bildungsmisere haben die Veranstalter des Fach- die Jugend – alle sollen mitdiskutieren. kongresses „Arbeitsschutz aktuell Über Gerechtigkeit wird heute anders gedacht als noch vor zehn, Seit Jahren klagen Politiker, Un- 2000“ in München hingewiesen. zwanzig Jahren. Einkommensunterschiede scheinen akzeptierter. Wir ternehmer und Gewerkschaften Jahr für Jahr gehen bei den Berufs- wollen wissen, welche Ungerechtigkeiten Menschen heute bekämp- über Bildungsdefizite und eine inef- genossenschaften 72 000 Anträge fen wollen und wie. In Workshops, Konferenzen auf allen Ebenen der fektive Organisation des Bildungs- auf Berufskrankheiten ein – in vie- Organisation und mit potenziellen Bündnispartnern wird die IG Me- wesens in Schule und Beruf, an der len Fällen sei eine Therapie nicht tall eine gemeinsame Position zum Thema Verteilungsgerechtigkeit Universität und in der Weiterbil- mehr möglich und eine Frühverren- erarbeiten. Diese wird dann in einem Bericht zusammengefasst. Die dung. Auf einer Bildungsreise, die tung unausweichlich. „psychoso- Kampagne ist bewusst offen gehalten und längerfristig angelegt, oh- vom 21. bis 23. November durch zialer Stress“ ist jedoch kein deut- ne generalstabsmäßige Order von oben. Von fairteilen erhofft sich die die neuen und vom 28. bis zum 30. sches Problem allein. Einer aktuel- IG Metall Anstöße von der Basis für ihre eigene Arbeit. Wir überprü- November durch die alten Bundes- len EU-Studie zufolge klagen rund fen damit, ob wir die sozialen Themen der Zeit richtig einschätzen länder führen wird, will der DGB 30 Prozent aller ArbeitnehmerInnen und angehen. Einrichtungen vorstellen, die erfolg- in Europa über „Stress am Arbeits- Die Denkschrift fairteilen kann bei der Pressestelle der IG Metall unter reich neue Bildungskonzepte ent- platz“. Über die Hälfte (54 Prozent) Fax: 069 / 66 93 26 72 bestellt werden. wickelt und in die Praxis umgesetzt sind mit unregelmäßigen Arbeits- haben. • zeiten überfordert. •

2 PROJEKTE UND PARTNER „Lust auf Geld“ DGB-Bildungswerk Bildungsberater im eigenen Unter- um die staatliche Unterstützung er- nehmen“ (11.12.). Die Seminare klärt der Ratgeber „Sozialhilfe“ der Die einblick-Redaktion hat Big Brother auf finden in Düsseldorf statt und kos- Arbeitskammer des Saarlandes. ein neues Magazin fabriziert: dem Prüfstand ten jeweils 50 Mark. • Einfache Worte sowie zahlreiche 60 Seiten mit dem verführe- DGB-Bildungswerk NRW Rechenbeispiele machen die kom- rischen Titel Die gesellschaftlichen Auswir- Friedrich-Ebert-Straße 34–38 plizierte Materie verständlich. Die kungen von Internet und Fernsehen 40210 Düsseldorf Broschüre umfasst 160 Seiten und „Lust auf sind das Thema der Veranstaltung Tel.: 0211 / 36 83 194 kostet zehn Mark. • Geld – „Formatieren die Medien eine neue Bestellen (gegen Rechnung): Chancen Generation?“ des DGB-Bildungs- ergo-online Arbeitskammer des Saarlandes und Risi- werks. Vom 15. bis 17. November Fritz-Dobisch-Straße 6-8 ken der stehen im Bildungszentrum Hattin- Neue Tipps 66111 Saarbrücken gen Internet-Gemeinschaften und zur Büroarbeit E-Mail: [email protected] Geldan- TV-Sendungen wie Big Brother auf lage“. dem Prüfstand. Die Teilnahme kos- „ergo-online“ hat sein Angebot WSI-Herbstforum Denn private Geldvermeh- tet 100 Mark. erweitert. Der Internet-Informati- • rung ist eine viel zu wichtige DGB-Bildungszentrum onsdienst zu Arbeit und Gesundheit Bündnis für Am Homberg 46 –50 im Büro bietet jetzt auch Tipps zur Frauenarbeit Angelegenheit, als dass 45529 Hattingen Arbeit in Call-Centern, in man/frau sie allein den Tarif- Tel.: 0 23 24 / 50 80 Großraumbüros und zur Software- Frauen sind von Erwerbslosig- parteien überlassen sollte. Fax: 0 23 24 / 50 83 00 Ergonomie.Allge- keit besonders betroffen. Was ihre Im einblickMAGAZIN sechs meine Infos Chancen auf dem Arbeitsmarkt geht es um Mitarbeiterbetei- DGB-Bildungswerk NRW zur gesun- erhöhen könnte, klärt das den PC-Ar- Herbstforum „Bündnis für (Frau- ligung am Produktivkapital, Betriebsräte als beit und ein en) Arbeit – Bestandsaufnahme private Altersvorsorge und Bildungsberater E-Mail-News- und neue Ideen“ des Wirtschafts- Vermögensbildung, um Akti- letter runden das An- und Sozialwissenschaftlichen Insti- en, Fonds und Versicherun- Weiterbildung der Arbeitneh- gebot ab. „ergo-online“ wird vom tuts (WSI) in der Hans-Böckler-Stif- gen. Zudem bietet das Maga- merInnen macht ein Unternehmen Sozialnetz Hessen gefördert. • tung am 30. November und 1. De- fit im Wettbewerb. Neue Strategien Internet: www.ergo-online.de zember in Düsseldorf.Während des zin ein breites Meinungs- und Lernformen mit Blick auf die Forums wird auch der neue WSI- spektrum: eine Glosse („Bör- geplante Novellierung des Be- Arbeitskammer FrauenDatenReport vorgestellt. • se macht böse“) von Her- triebsverfassungsgesetzes vermit- Tel.: 0211 / 77 78 246 teln die Seminare des DGB-Bil- Ratgeber zur Fax: 0211 / 77 78 41 23 mann L. Gremliza, dem Her- dungswerks NRW „Neue Typen be- Sozialhilfe ausgeber der linken trieblicher Weiterbildung“ (14.11.), Schöneberger Forum 2000 Hamburger Zeitschrift kon- „Betriebliche Weiterbildung – Ana- Wer hat Anspruch auf Sozialhil- kret, und ein Interview mit lyse und Handlungsempfehlungen“ fe, wie hoch ist der Regelsatz, und BeamtInnen Norbert Walter, dem Chef- (23.11.) und „Der Betriebsrat als wofür gibt es Zuschüsse? Alles rund in Europa volkswirt der Deutschen inte r Mit dem Ausbau der Europäi- Bank, über Bankenmacht r egio schen Union (EU) ändern sich die und Börsenboom. Arbeitsbedingungen der BeamtIn- einblickMAGAZIN sechs ••• Der DGB-Landesbezirk im Rahmen des Tags der Arbeit, nen. Dieser Wandel und die unter- Sachsen gibt eine kostenlose 1. Mai 2000, entstanden sind. Ab schiedlichen Rechtslagen in der ist bei den DGB-Kreisen Chronik zum zehnten Jubiläum November ist eine Wanderausstel- Union sind Thema des Schöneber- erhältlich. des Gewerkschaftsbundes im Frei- lung geplant. Infos: Bernhard Sonn- ger Forums 2000 „Öffentlicher staat heraus:Auf 100 Seiten werden tag,Tel.: 0 35 91/4 20 42 Dienst in Europa: Perspektiven für „Menschen und Geschichten“ des ••• Mit Unterstützung des DGB Beamtinnen und Beamte“. Die Teil- Gewerkschaftsaufbaus in Sachsen Leipzig findet noch bis 9. Novem- nahme an der DGB-Veranstaltung präsentiert. Bestellungen: Markus ber die Ausstellung „Brandspur am 7./8. Dezember im Berliner Rat- Schlimbach, Fax: 0351 / 86 33 158 Leipzig – Spur der Bücher“ im Leip- haus Schöneberg kostet 250 Mark. • ••• Der DGB Ostsachsen zeigt ziger Volkshaus statt. Sie erinnert DGB-Bundesvorstand bis Ende Oktober eine Graffiti- an die Bücherverbrennung der Abt. Öffentlicher Dienst/Beamte Ausstellung im Bautzener Ge- Nationalsozialisten von 1933. Burgstraße 29–30, 10178 Berlin werkschaftshaus. Junge Künstler Infos: Dietmar Scholz, Tel.: 0341/ E-Mail: der Region stellen Werke aus, die 2110955 [email protected]

3 einblick 19/00 19/00 KONTROVERSE +++ KONTRO

Rentenreform Walter Ries- ter, 57: „Ich habe das Ver- „So ist das System“ trauen des Kanzlers.“ Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) verteidigt seine Rentenreform gegen alle gewerkschaftliche Kritik. Es sei „immer ein Trugschluss“ gewesen, zu behaupten, die gesetzliche Rente sichere den Lebensstandard. An die Gewerkschaften appelliert er,

für Ruhe an der Rentenfront zu sorgen. Foto: Jürgen Seidel

Sie nennen Ihren Gesetzentwurf Das war immer ein Trugschluss. Der gegangen sind – wieder auf 24 Die Privatvorsorge soll doch die nur „Diskussionsentwurf“. Sind Sie Standardrentner mit 45 Versiche- Prozent hochgehen wollen. Ursula Senkung des Rentenniveaus kom- selbst nicht davon überzeugt? rungsjahren erhält zurzeit rund 70 Engelen-Kefer sagt das. Das ist pensieren, für knapp 30 Prozent Doch. Mit diesem Wort unter- Prozent des durchschnittlichen Net- keine Perspektive für die Jungen. wird das dann nicht der Fall sein. streiche ich, dass es sich um ein toeinkommens. Das ist schon nicht Unterstellen wir, die Beschluss- Die Privatvorsorge soll nichts Arbeitspapier handelt. Anfang No- der alte Lebensstandard. Und wer lage gilt: Sie reduzieren aber nur kompensieren, sondern die Alters- vember werden, so hoffe ich, die bringt schon 45 Jahre zusammen? die Arbeitgeberbeiträge. vorsorge insgesamt erhöhen. Und Koalitionsfraktionen den Text be- Das ist alles fiktiv. Trotzdem klam- Nein. Zum einen bleibt‘s bei der das fördern wir. In der Spitze mit schließen, danach geht er ins mern sich alle an diese fiktive Linie. paritätischen Finanzierung der Ren- dauerhaft fast 20 Milliarden Mark Kabinett und anschließend in den Wer aufzeigt, dass die nie gestimmt te. Zum anderen bleiben die Beträ- im Jahr. Wir haben das größte Ver- Bundestag. Dann trägt er den hat, dem dann vorzuwerfen, er ver- ge lange unter 19 Prozent. Dann mögensbildungsprogramm aufge- Stempel „Gesetzentwurf“. Vorher lasse diese Linie – das ist absurd. steigen sie leider langfristig. legt, das jemals bestanden hat. Und führen wir noch Diskussionen mit DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer Ab 2020 auf 22 Prozent in dafür bekommen wir den Vorwurf, der Opposition, den Gewerkschaf- sagt, nach Absenkung des Renten- 2030. Für Arbeitnehmer heißt das dass das nicht paritätisch finanziert ten und Arbeitgeberverbänden. niveaus auf 61 Prozent in 2030 jedoch, sie zahlen elf Prozent ge- wird. Danke schön! Diese Diskussion läuft seit ge- komme ein Durchschnittsverdiener setzliche Rente plus vier Prozent Geht die SPD in die Geschichte raumer Zeit. Sie haben während- mit 30 Versicherungsjahren nur auf private Vorsorge. ein als die Partei, die mit der Priva- dessen schon Positionen geräumt. eine Rente in Höhe der Sozialhilfe. Das ist eine absurde Rechnung. tisierung der Rente begonnen hat? Was können Sie auf keinen Fall Nehmen Sie Altersarmut in Kauf? Zusätzliche Altersvorsorge kennt Nein, mit Sicherheit nicht. Keine preisgeben? Nein, aber wir sind gezwungen, keine Parität. Dies gilt für Privatbe- Partei hat je die Rentenversiche- Ich habe nichts preisgegeben. die Rente langfristig sehr maßvoll triebe wie für Gewerkschaften. rung auf der Einnahmeseite so Besonders am Herzen liegt mir eine abzusenken, weil sonst die Beiträge Privatvorsorge betreibt jeder stark stabilisiert wie die SPD. Aber ergänzende, kapitalgedeckte Alters- und der Staatszuschuss zur Rente freiwillig. Zur geplanten kapitalge- statt Applaus dafür hagelt es Kritik. vorsorge für diejenigen, die weni- explodieren. Wer weniger als 27 deckten Altersvorsorge zwingen Sie Der Kanzler braucht Ruhe an der ger verdienen. Dass aus der Sozial- Jahre einzahlt, der bekommt jetzt die Versicherten. Rentenfront, wenn er auch die versicherungsrente und einer syste- schon weniger, als der Sozialhilfe Wieso? Ich fördere sie! nächste Wahl gewinnen will. Wenn matisch geförderten Privatvorsorge entspricht. Aber wieso stellt man Wer die Kürzung der Rente Sie ihm diese Ruhe nicht verschaf- eine Gesamtleistung wird, das wird das eine stets neben das andere? dank Ausgleichsfaktor wettmachen fen, wackelt dann Ihr Stuhl? nicht aufgegeben. Anspruch auf Sozialhilfe haben nur will, muss jetzt privat vorsorgen … Ach je, die Frage kenne ich, seit Wie wollen Sie aber die staatli- Bedürftige. Die Rente ist etwas an- Pardon: ... ist gut beraten, staat- ich in diesem Amt bin. Sie sehen – che Förderung der Altersvorsorge deres: Sie ist nicht nur eine Solidar-, lich gefördert vorzusorgen. ich sitze immer noch fest drauf. ohne die Zustimmung der Union im sondern auch eine leistungsorien- Wer vorsorgt, hat mit einem Ruhe an der Rentenfront wünsche Bundesrat durchbringen? tierte Versicherung. Und die kann undurchschaubaren Versicherungs- ich mir genauso wie der Kanzler. Da die Union selbst sagt, dass nicht mehr auszahlen als eingezahlt markt zu tun, dessen Verwaltungs- Und ich möchte an alle appellieren, wir mehr Förderung eingebracht worden ist. So ist das System. kosten auf 20 Prozent geschätzt daran mitzuwirken – auch an die haben, als sie gefordert hat, würde Konsens zwischen Regierung werden – ein glänzendes Geschäft Gewerkschaften. Der Kanzler hat sie aufs Höchste unglaubwürdig, und Gewerkschaften ist, die Lohn- zu Lasten der Versicherten. jüngst vor Gewerkschaftsreprä- wenn sie sich dort entzöge. nebenkosten zu senken … Wir werden ins Gesetz schrei- sentanten gesagt, ich habe sein Sie geben das Ziel der gesetz- Entschuldigung, ist das noch ben, dass Transparenz hergestellt ganz besonderes Vertrauen. Noch lichen Rentenversicherung, den Konsens? werden muss, auch in Sachen Ver- Fragen? • Lebensstandard zu sichern, auf … Zumindest laut DGB-Grundsatz- waltungskosten. Die gesetzliche Rentenversiche- programm. Wie viele werden das Angebot Im Faxabruf rung hat die Lebensstandardsiche- Ich höre zunehmend Spitzen- staatlich geförderter Privatrente 0211 / 43 01 686 rung nie garantiert. Sie kann und funktionäre, die an diesem Ziel nutzen? Interview mit Bundes- konnte – entgegen vielen Beteue- nicht mehr festhalten wollen, die – Ich gehe davon aus, dass es in arbeitsminister Walter rungen von Sozialpolitikern – den nachdem wir dank Ökosteuer auf wenigen Jahren über 70 Prozent Riester (Langfassung) Lebensstandard gar nicht sichern. 19,3 Prozent Rentenbeitrag runter sind.

4 OVERSE +++ KONTROVERSE +

Ursula Enge- Rentenreform len-Kefer, 57: „Die Berliner Rentenpläne „Rot-Grün ist isoliert“ sorgen für Verunsiche- DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer warnt die Bundesregierung, an ihren rung und Rentenplänen festzuhalten. Sie habe bereits im vergangenen Jahr gravierende Empörung.“ Wahlschlappen einstecken müssen – wegen der verringerten Rentensteige- rung 2000. „Und dies war erheblich weniger gravierend als die jetzt geplanten drastischen Einschnitte in die Rentenleistungen.“

Die Gewerkschaften gehen ge- überzeugt, dass hierzu auch die verlust, Verschärfung der Benach- Die Bewegung beschränkt sich gen die Rentenpläne der Regierung willkürliche Verschlechterung der teiligung von Frauen, Erwerbsge- bislang auf einige Gesprächsrun- auf die Straße. Stehen sie nicht iso- Rentensteigerung 2000 beigetra- minderten und Arbeitnehmern in den zwischen Gewerkschaften und liert da? gen hat. Und dies war vergleichs- Kleinbetrieben, dann ist der Preis Bundesregierung, einen Prüfauf- Ich sehe eher, dass die Bundes- weise erheblich weniger gravierend zu hoch. Wenn allein unsere Vor- trag im Diskussionsentwurf zu dem regierung sich weitgehend isoliert. als die jetzt geplanten drastischen schläge zur Einbeziehung weiterer Gesetz und die Bereitschaft der Ihre Rentenpläne stoßen auf eine Einschnitte in die Rentenleistungen. Gruppen von Erwerbstätigen in Bundesregierung zu Expertenge- breiter werdende Ablehnungsfront Dem DGB wird häufig vorge- die Rentenversicherung umgesetzt sprächen. Bislang sind lediglich be- von Rentnerverbänden, den gesetz- worfen, er nehme die demogra- würden, brauchte das Rentenni- triebliche Altersvorsorgesysteme in lichen Rentenversicherern, aus Tei- phischen Veränderungen nicht zur veau erheblich weniger abgesenkt die öffentliche Förderung einbezo- len der SPD, der Fraktionen und der Kenntnis. zu werden, ohne eine Steigerung gen, die auf der Basis von Direkt- Opposition. Als Gewerkschaften vertreten der Beitragssätze zu verursachen. versicherungen und Pensionskas- Ist das wirklich so falsch, was wir immer beide Seiten, die Bei- Die Sozialrente deckt nur den sen erfolgen. Offen ist noch die die Regierung plant? tragszahler und die Rentner. Gera- Grundbedarf.Wer im Alter mehr ha- Behandlung von Direktzusagen Die rot-grüne Bundesregierung de wir als Gewerkschaften brau- ben will, muss selbst vorsorgen. und Unterstützungskassen. Ausge- hat zunächst einige richtige Schrit- chen keine Lehrstunde des Bundes- Das ist doch auch unter Gewerk- schlossen ist nach dem Entwurf die te getan: Einbeziehung geringfügig arbeitsministers über die demo- schaften unumstritten. Förderung der Zusatzversorgung Beschäftigter sowie Scheinselbst- graphische Entwicklung. Wir haben Die Gewerkschaften wissen sehr im öffentlichen Dienst. Alles in al- ständiger und Erhöhung des Bun- bereits aktiv an dem Renten- wohl, dass mit einem Rentenniveau lem: Es ist noch viel zu tun! deszuschusses. Sie ist jedoch auf konsens 1989 mitgearbeitet. Die von 70 Prozent bereits heute die Die Gewerkschaften haben die halbem Wege stecken geblieben. Beitragsentwicklung bis zum Jahr Sicherung des Lebensstandards oft Bundesregierung aufgefordert, zu Die willkürliche Verschlechterung 2030 konnte damit um über zehn nicht möglich sein wird. Daraus einem Rentenkonsens mit der Op- der Rentensteigerung 2000 sowie Prozentpunkte verringert werden. die Rechtfertigung herzuleiten, das position zu kommen. Hat der DGB die Senkung der Beiträge für Der Bundesarbeitsminister sieht Rentenniveau weiter drastisch ab- jetzt die CDU entdeckt? Arbeitslosenhilfeempfänger haben keine Alternative zur geplanten Ab- zusenken, ist jedoch vermessen. Wir stehen nach wie vor dazu, bereits zu Verärgerung geführt. Die senkung des Rentenniveaus, wenn Soll Altersarmut auch in Zukunft dass Rentenreformen im Konsens jetzt vorgesehene drastische Ab- an dem Ziel niedrigerer Lohnneben- weitgehend verhindert werden, der großen Parteien und gesell- senkung der Rentenleistungen um kosten festgehalten werden soll. Ist darf die Absenkung des Rentenni- schaftlichen Gruppen erfolgen sol- bis zu zehn Prozent gegenüber das Ziel noch aktuell? Du hast veaus keinesfalls so scharf ausfallen len. Ich kann daher nur an beide heutigem Recht bis zum Jahr 2030 selbst einmal einen Beitragssatz wie geplant. Wenn die Bundesre- Seiten appellieren, die Türen nicht schafft erneut Verunsicherung und von 24 Prozent ins Gespräch ge- gierung den Aufbau einer privaten zuzuschlagen und aufeinander Empörung. bracht. Altersvorsorge öffentlich fördert, ist zuzugehen. Dabei hat sich die Führende SPD-Politiker behaup- Es ist ein großer Fehler, die not- dies zu unterstützen. Nicht akzep- Bundesregierung ohne Not selbst ten, Kritik an den Rentenplänen wendige Reform der gesetzlichen tabel ist jedoch, dass dies – wie in die Ecke manövriert. Wenn der gebe es nur von wenigen „nörgeli- Rentenversicherung auf eine Kür- jetzt vorgesehen – zur Verschlech- Opposition das Einfrieren der Bei- gen“ Sozialpolitikern. Sonst sei es zung des Rentenniveaus zu be- terung der Rentenleistungen tragssätze auf 20 Prozent 2020 bei den Gewerkschaften ruhig. schränken. Wenn wir die letzten führen soll. Korrigiert werden muss und 22 Prozent 2030 auf dem Die Aktionstage der IG Metall, zehn Jahre betrachten, ist es beina- auch die soziale Schieflage zwi- Silbertablett angeboten wird, darf die von anderen Gewerkschaften he vermessen, die kommenden 30 schen der Förderung über Zulagen sich keiner wundern, dass sie noch unterstützt werden, zeigen, dass Jahre vorhersehen zu wollen. Etwas für die unteren Einkommensgrup- eins draufsetzt. • die angebliche Ruhe bei den Ge- mehr Bescheidenheit täte allen gut. pen und die steuerliche Förderung werkschaften eher einem Wunsch- Auch die Gewerkschaften wollen für die oberen Einkommensgrup- Im Faxabruf denken als der Realität entspricht. an dem Ziel der Senkung der Lohn- pen, die fünfmal so hoch ist. 0211 / 43 01 680 Die rot-grüne Regierungskoalition nebenkosten festhalten – aber Die Schröder-Regierung hat ver- Interview mit DGB-Vize hat bereits einige gravierende nicht um jeden Preis. Wenn die sprochen, die betriebliche und tarif- Ursula Engelen-Kefer Wahlschlappen im vergangenen Konsequenz bedeutet: Anstieg der liche Altersvorsorge zu stärken. Be- (Langfassung) Jahr einstecken müssen. Ich bin Altersarmut, weiterer Vertrauens- wegt sich hier etwas?

5 einblick 19/00 19/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig ver.di-Gründung

Die DAG fordert Verhandlungsmarathon bis zum 29. November ein Gesetz zum Schutz der Arbeit- Nur noch vier Wochen haben Verhandlungsmarathon unterwor- gewerkschaften festzulegen. Grund- nehmerdaten. Arbeitge- DAG, DPG, HBV,IG Medien und ÖTV fen: Den Auftakt macht die ÖTV mit lage der Entscheidung soll ein Vor- bern soll damit die Herstel- Zeit, wenn sie sich im März 2001 zur ihrem Gewerkschaftstag vom 5. bis schlag sein, den die „2-plus-2-plus- lung eines umfassenden Vereinten Dienstleistungsgewerk- 10. November in Leipzig. Dort muss 2-Arbeitsgruppe“ aus je zwei Ver- Persönlichkeitsprofils ihrer schaft (ver.di) zusammenschließen sich auch der Vorstand zur Wahl tretern von Industriegewerkschaften, Angestellten verboten wer- wollen: Spätestens am 29. November stellen. Es folgen außerordentliche ver.di und DGB im März vorgelegt den. ArbeitnehmerInnen müssen Satzung und Verschmel- Gewerkschaftstage von DAG hat. Der „2-plus-2-plus-2“-Vorschlag sollen zudem das Recht er- zungsvertrag beim Notar hinterlegt (18./19.11. in Bremen), DPG ist der bislang weitestgehende Ver- halten, Internet und E-Mail sein, wenn die beteiligten Gewerk- (19./20.11., ebenfalls in Bremen) such, die Konkurrenz der Gewerk- am Arbeitsplatz zu nutzen. schaften die Weitergeltung ihrer Ta- sowie die Fortsetzung des außer- schaften untereinander zu verhin- rifverträge für ver.di nicht gefährden ordentlichen HBV-Kongresses in dern. In ihm verpflichten sich die Ausländische Unter- wollen.Auch die zum Teil noch offene Magdeburg (20./21.11.). ver.di-Gewerkschaften, ihren Orga- nehmen halten die Frage der Bezirksgrenzen und die Parallel wollen die Vorsitzenden nisationsbereich nicht zu erweitern. kostengünstige Festlegung der Branchenzuständig- von DGB, DAG und DGB-Gewerk- Der DAG geht dieser Vorschlag zu Übernahme von Teilen des keit müssen dann entschieden sein. schaften am 31. Oktober erneut weit. Sie will auch nach der ver.di- Interregio-Netzes für mög- Um das Ziel noch zu erreichen, versuchen, die Organisationsgrenzen Gründung an der Tarifpolitik in den lich. TRANSNET hat deshalb haben sich alle Beteiligten einem zwischen ver.di und den Industrie- Industriebranchen beteiligt bleiben.• den Bahnvorstand aufge- fordert, die geplante Strei- Fragenan ... chung der Interregio-Züge nochmals zu überprüfen. Die Bahn hatte behauptet, Im DGB ist ein Streit über die Forderung der DAG ausgebrochen, dass ver.di auch im Industriesektor Tarifverhandlungen führen will. Die Industriegewerkschaften der Interregioverkehr sei drohen damit, norfalls die Aufnahme der DAG in den DGB zu blockieren. nicht rentabel. Am 31. Oktober wollen die Vorsitzenden von DGB, DGB-Gewerkschaften und DAG einen letzten Versuch unternehmen, ein Scheitern der Verhandlungen zu Die Bundesregie- verhindern. einblick hat den DAG-Vorsitzenden Roland Issen, 62, gefragt, rung soll Energie- wie ein Kompromiss aussehen kann. einsparwege bei

Mietern und Hausbesitzern vario-press Lohnt es, die Rückkehr der reits in der ver.di-Satzung verbindlich zu verankern. mit Zukunftsinvestitionen DAG in den DGB an den 45 000 DAG-Mitgliedern Wenn ver.di zumindest für eine Übergangszeit fördern. Das hat DGB-Vor- im Industriebereich scheitern zu lassen? mit für die Tarifpolitik im Industriebereich zuständig stand Heinz Putzhammer Alle DAG-Mitglieder müssen den Weg in die Dienst- ist, verstößt das nicht gegen das Prinzip „Ein gefordert. Ein über meh- leistungsgewerkschaft mitgehen können. Das war Betrieb – eine Gewerkschaft“? rere Jahre verstetigtes von Anfang an die Geschäftsgrundlage für ver.di. Dass ver.di in der Aufbauphase in Bereichen Mit- Anreizprogramm könne bis Kein DAG-Mitglied muss wegen der Gründung glieder haben kann, die nach der DGB-Satzung in zu 200 000 Arbeitsplätze von ver.di die Gewerkschaft wechseln. Die Zuständig- den Zuständigkeitsbereich einer anderen Gewerk- schaffen. keit für die Tarifpolitik soll aber auf die Industriege- schaft gehören, liegt an der historischen Situation: werkschaften übergehen. Ist dieser Kompromiss der Wir konstruieren doch keine neue Gewerkschaft am Die IG Bauen-Agrar- 2-plus-2-plus-2-Arbeitsgruppe nicht akzeptabel? grünen Tisch, sondern müssen von den vorhande- Umwelt fordert, Während der Start-Ziel-Phase von ver.di müssen nen Gegebenheiten ausgehen. Im Übrigen würde es die EU-Osterweite- in der Tarifpolitik die gleichen Bedingungen gelten auch keinen Sinn machen, wenn man die DAG- rung an eine zehnjährige wie in allen anderen Bereichen. Wir wollen unsere Mitglieder im Industriebereich zwingen würde, die Übergangsfrist zu knüpfen. Mitglieder im Industriebereich in der Aufbauphase Gewerkschaft zu wechseln. Ein Großteil ginge der In dieser Zeit solle die von ver.di nicht allein lassen und deshalb die Tarif- Gewerkschaftsbewegung insgesamt verloren. Dienstleistungsfreiheit für politik dort mitgestalten. Aber wir wollen nichts Am 31. Oktober wirst du mit den Vorsitzenden die Beitrittsländer ausge- separieren, sondern das in Freundschaft und Solida- der DGB-Gewerkschaften versuchen, den Knoten setzt werden. Die Gewerk- rität – möglicherweise auch in Kooperationsverträ- zu durchschlagen.Wie sind die Chancen? schaft fürchtet für das gen festgelegt – mit den dominierenden Industrie- Wir werden eine Lösung finden. Es wäre gerade- deutsche Baugewerbe gewerkschaften regeln. Wir sind bereit, die Zustän- zu aberwitzig, wenn wir die historische Chance, die andernfalls das „Aus“ digkeit von ver.di nach der Start-Ziel-Phase durch Spaltung der Gewerkschaften zu überwinden, ver- durch Lohndumping und den DGB prüfen zu lassen und uns dem Schieds- spielen würden. Wenn wir scheitern, wird es diese illegale Beschäftigung. spruch zu unterwerfen – und dieses Verfahren be- Möglichkeit lange Zeit nicht wieder geben.

6 Gegen Hass MEINUNG und Gewalt

„Fremde werden Freunde“

Gewerkschaften auf der EXPO ist das EXPO-Motto am 26. Oktober. Mit vielen Aktionen Die Bilanz kann sich sehen lassen und einem großen Konzert am Abend in der Preussag „Die gewerkschaftliche Beteiligung an der EXPO 2000 in Hannover war notwendig und erfolgreich“, zieht Heinz-Hermann Witte, EXPO-Beauftragter des DGB, Bilanz. Arena soll an diesem Tag ein positives Zeichen für Es war erst das zweite Mal in > Die Tanzperformance im Themenpark „Zukunft der Völkerverständigung, der 150-jährigen Geschichte der Arbeit“ haben über eine Million Menschen gesehen. Toleranz und Wahrung der Weltausstellungen, dass sich Ge- > „The Way it Works“, die Ausstellung der Ge- werkschaften überhaupt betei- werkschaften im Global House, haben sich etwa Menschenrechte➜ gesetzt ligt haben. Zehn Jahre Vorberei- 130 000 BesucherInnen angeschaut. werden und ausländerfeind- tungen haben sich gelohnt. Fünf > Auch unsere Internetseiten www.expogewerk- licher Gewalt eine klare Jahre mussten wir innergewerk- schaften.de wurden stark genutzt: über 200 000 User. Absage erteilt werden. schaftlich Überzeugungsarbeit > Über 100 Pressemitteilungen unserer Pressestel- leisten: Viele meinten, es hande- le sorgten für drei Aktenordner voll mit Zeitungsarti- Auch die Gewerkschaften Heinz-Hermann le sich bei der EXPO um eine Art keln und für viele Berichte in Hörfunk und TV. Witte, 54, beteiligen sich an diesem größerer Bundesgartenschau. Fast 500 neue Mitglieder konnten wir während DGB-Landes- > Thementag. So werden sie vorsitzender Und fünf Jahre haben wir mit der EXPO aufnehmen. Niedersach- dem EXPO 2000 Büro der Ge- Wir sollten aber die negativen Erfahrungen nicht an den Eingängen der EXPO sen/Bremen, werkschaften die vielen Projekt- vergessen: Im Vorfeld der EXPO hatte insbesondere 20 000 „Gelbe Hand“-Pins ist der EXPO- präsentationen auf der Weltaus- die IG BAU massive Konflikte auf den Baustellen auf Beauftragte verteilen. Die Pins „gegen des DGB. stellung geplant und umgesetzt. Grund von Lohndumping und illegaler Beschäftigung. Hass und Gewalt“ fanden Dies war nur durch die Beteili- Und während der EXPO haben IG Medien, NGG und gung unserer Partner und deren finanziellem Enga- HBV für die Rechte der Beschäftigten kämpfen müs- schon am 2. September, dem gement in den weltweiten Projekten möglich. sen, zum Teil gegen dubiose Firmen mit Sitz auf den Tag der Gewerkschaften auf Zehn Tage, bevor die Tore der EXPO schließen, Bahamas. Diese Auseinandersetzungen und die der EXPO, reißenden Absatz. beschleicht viele von uns ein Gefühl der Wehmut, Warnstreiks, zum Beispiel im Themenpark „Zukunft Die Gewerkschaftsjugend weil eine der großartigsten multikulturellen Veran- der Arbeit“, haben deutlich gemacht, dass zur verteilte innerhalb von nicht staltungen in Deutschland zu Ende geht. Die EXPO Zukunft der Arbeit auch der Streik gehört. hat ein Zeichen gesetzt gegen Fremdenfeindlichkeit Der Betriebsrat der Zeitarbeitsfirma Adecco hatte mal zwei Stunden 5000 und für Völkerverständigung. Aus Fremden wurden alle Hände voll zu tun mit Kündigungen, unzumut- „Gelbe Hände“, dazu einen Freunde. Und aus vielen anfänglichen EXPO-Geg- baren Arbeitsbedingungen, Entlohnungs- oder Ar- Folder mit Tipps, was man nern sind Befürworter, ja sogar Fans geworden. Das beitszeitfragen. Von Vorteil für die Beschäftigten war gegen rassistische Über- gilt allerdings nicht für alle Gewerkschaften. der zwischen den Gewerkschaften und Adecco verein- Unsere Bilanz kann sich sehen lassen. barte Tarifvertrag. Hier haben wir Neuland betreten griffe tun kann. > Mit einem Besucherrekord von 156 500 Besu- und erstmals mit einer Zeitarbeitsfirma für ein befris- Außerdem ist in der EXPO- chern am 2. September, dem Tag der Gewerkschaf- tetes Großereignis einen Tarifvertrag ausgehandelt. Lounge der Gewerkschaften ten, halten wir den Rekord der ersten EXPO-Hälfte. Wesentlich für den DGB war die Entscheidung, > Das Solidaritätskonzert „One World – One Dream – auf dem EXPO-Gelände mit einem eigenen Büro eine symbolische Schlüssel- Solidarity“ am 2. September verfolgten 10 000 Men- und vielen Projektausstellungen, unter anderem im übergabe an japanische schen in der Preussag Arena, der größten Veranstal- Themenpark, dem Herzstück der EXPO, vertreten zu Gewerkschaften geplant. tungshalle auf dem Gelände – und weitere 10 000 sein. Getreu der Olympia-Devise: „Dabei sein ist Damit sollen die Gewerk- live im Internet. Die Live-Internet-Übertragung, die wichtig“. Persönlich hätte ich mir mehr Mut der Ent- der DGB Niedersachsen/Bremen organisierte, war scheidungsträger gewünscht, einen eigenen ge- schaften in dem Land, in eine Premiere für die deutschen Gewerkschaften. werkschaftlichen Pavillon zu bauen, mit dem wir dem 2005 die nächste EXPO > Die Aktionen der Gewerkschaftsjugend im Big noch stärker hätten wahrgenommen werden kön- steigt, ermutigt werden, Tipi fanden großen Anklang. nen. „Die Zukunft der Arbeit gestalten – wer, wenn sich ebenfalls an der Welt- > Erfolgreich war auch unser Kartenverkauf: Mit nicht wir“ lautet das EXPO-Motto der DGB-Image- 90 000 verkauften Eintrittskarten liegen wir mit an kampagne. Diese Visitenkarte haben wir in ein- ausstellung zu beteiligen. der Spitze der EXPO-Partner. drucksvoller Form abgegeben. Und wir haben deut- > In der EXPO-Lounge der Gewerkschaften haben lich gemacht, dass Gewerkschaftsrechte weltweit wir etwa 500 Besuchergruppen und Delegationen auch Menschenrechte sind. Ich hoffe, dass die japa- aus aller Welt empfangen und dank ehrenamtlicher nischen Gewerkschaften auf der nächsten Weltaus- Unterstützung betreut. stellung 2005 in Aichi daran anknüpfen. • Im Internet www.expogewerkschaften.de

7 einblick 19/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

19/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

REALLOHN-ENTWICKLUNG: Deutschland liegt zurück Lohnzurückhaltung führt nicht zu mehr Entwicklung der preisbereinigten Bruttoeinkommen aus unselbstständiger Arbeit (Index 1980 = 100) Beschäftigung. Darauf haben Heiner 145 143,9 Flassbeck, ehemaliger Staatssekretär 140 Großbritannien USA unter Oskar Lafontaine, und die Wissen- 135 Westdeutschland schaftlerin Friederike Spiecker in einem 130 EU* 130,6 Gutachten für den DGB aufmerksam 125 gemacht. Im Gegenteil: In den von 120,1 Konservativen gerne als Paradebeispiel 120 präsentierten Ländern USA und Groß- 115 117,7 britannien sind die Reallöhne in den 110

vergangenen 20 Jahren erheblich stär- 105 ker gestiegen als in Westdeutschland – 100 in den USA auf 130,6 Prozent, in Groß- 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 britannien sogar auf 143,9 Prozent. * nur Teilnehmerländer der europäischen Währungsunion. Quelle: DGB, Informationen zur Wirtschafts- und Strukturpolitik 7/00 DGB einblick / Nachdruck frei personalien Tipp ••• Gabriele Bischoff, 39, Leite- 26.10. DGB Bayern, DGB rin der Abteilung Frauen- und Bildungswerk, Forum „Soziale Lage Buch: Udo Klitzke, Hein- ge. Die Mehrheit der Autoren Gleichstellungspolitik der IG Me- und Gesundheit“, Rosenheim rich Betz, Mathias Möreke kommt aus der VW-Welt, prägt tall, ist ab dem 1. November Sozial- 26./27.10. IG Metall, Fachta- (Hrsg.): Vom Klassenkampf als Betriebsrat oder Arbeitsdirek- referentin an der Ständigen Vertre- gung Textil – Bekleidung „Standort zum Co-Management? tor die unternehmerische Ent- tung der Bundesrepublik bei der Deutschland“, Bad Kissingen Perspektiven gewerkschaft- wicklung des Autokonzerns mit EU-Kommission in Brüssel. 31.10. EXPO-Abschiedspar- licher Betriebspolitik, oder ist durch die IG Metall mit ••• Horst Kowalak, 61, Abtei- ty,EXPO Büro der Gewerkschaften VSA-Verlag, Hamburg VW verbunden. Mit dem Marbur- lungsleiter Bildung des DGB-Bun- 31.10. Beratung der Vor- 2000, 302 S., 29,80 DM ger Politikwissenschaftler Frank desvorstands, geht am 1. Dezember sitzenden von DGB, DGB-Gewerk- Die wachsenden Anforderun- Deppe, Klaus Schui von der HWP nach 35 Jahren Tätigkeit für den schaften und DAG über die Organi- gen an zeitliche und räumliche Hamburg und Heinz Bierbaum, DGB in Altersteilzeit. sationsgrenzen von ver.di Flexibilität, die sprunghaft gestie- Mitherausgeber der Zeitschrift 4.11. DGB Thüringen, gene Bedeutung von Qualifika- „Sozialismus“, beteiligen sich 14TAGE „Ratschlag gegen Rechts“, Erfurt tion und Beteiligung am Arbeits- aber auch einige Altlinke an der 4.-10.11. Gewerkschaftstag prozess prägen nicht nur einen Debatte. Wenig Mut zeigen die 26.10. Thementag „Fremde der ÖTV, Beschlussfassung über neuen Typ von Arbeitnehmer- Herausgeber bei der Auswahl werden Freunde“, EXPO Hannover ver.di und Vorstandswahlen, Leipzig Innen, sondern fordern auch ein ihrer anderen Beiträge: Unter anderes Verständnis betrieblicher den über 20 Autoren, die ge- Interessenvertretung. Wie Co- meinsam eine moderne „Per- Management die Arbeit von Be- spektive gewerkschaftlicher Be- Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: triebsräten und Gewerkschaften triebspolitik“ entwickeln, ist nicht einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), verändert, zeigen über 20 Beiträ- eine Frau. Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: ● Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: Schlusspunkt 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Gesetze nützen nichts.“ Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) am 10. Oktober während der Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. bildungspolitischen Konferenz der ver.di in Bonn auf die Forderung der Gewerkschaften nach einem Bundesrahmengesetz für Weiterbildung

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 06.11.2000 20/00

Bündnis für Arbeit inhalt DGB zieht positive Zwischenbilanz ______Seite 3 ______Die EXPO als Umstritten ist das Bündnis für Mehr Jobs, weniger desvereinigung Deutscher Arbeit- Experimentierfeld Arbeit, Ausbildung und Wettbe- Arbeitslose geberverbände (BDA) vom 6. Juli werbsfähigkeit, das Bundesregie- Erwerbstätige und Arbeitslose seit 1999 hervor, mit der eine moderne Der Adecco-Betriebsrat – rung, Gewerkschaften und Arbeit- September 1998 (in Mio.) Arbeitszeitpolitik – Stichwort Arbeits- Erfahrungen mit Zeitarbeit geberverbände schmieden, auch 39,0 zeitguthaben – „endlich Eingang in Erwerbstätige auf der Weltausstellung fast zwei Jahre nach seinem Start 38,5 gemeinsame beschäftigungspoliti- noch. Dennoch können sich die sche Strategien gefunden“ hätten. in Hannover 38,0 Ergebnisse der bisher sechs Spit- Allerdings zeigten die hohe Zahl ______Seite 5 ______zengespräche – das erste fand am 37,5 der Überstunden und die mangeln- 7. Dezember 1998 statt – sehen de Bereitschaft vieler Arbeitgeber, MitarbeiterInnen 37,0 lassen. Das Bündnis ist besser als Beschäftigte unbefristet einzustel- gesucht 4,5 sein Ruf. len, „dass nicht alle Zusagen um- Neueinstellungen spielten Wolfgang Uellenberg-van Da- 4,0 gesetzt wurden“. bei den Gewerkschaften wen, Leiter der Grundsatzabteilung Arbeitslose In dieselbe Richtung zielt die jahrelang keine Rolle, Perso- beim DGB-Bundesvorstand und 3,5 Kritik von Hubertus Schmoldt, dem Koordinator der Bündnisaktivitäten 9/98 9/99 9/00 Vorsitzenden der IG Bergbau, Che- nalentwicklungskonzepte Quelle: Bundesanstalt für Arbeit DGB einblick / Nachdruck frei auf gewerkschaftlicher Seite, stellt mie, Energie (IG BCE): „Wir haben gewinnen deshalb jetzt an Um knapp 600 000 hat sich die Zahl ihm denn auch ein positives Zwi- unseren Teil der Vereinbarungen ein- Bedeutung der Erwerbstätigen zwischen schenzeugnis aus. Die Bündnis- gehalten“, erklärte Schmoldt vor dem September 1998 und Juli 2000 ______Seite 7 ______partner hätten „bisher gute Arbeit erhöht. Die der Arbeitslosen ist bis Beirat der IG BCE, „jetzt sind die Ar- geleistet“, so Uellenberg. Der An- einschließlich September dieses beitgeber an der Reihe.“ Es sei „Zeit Der DGB müsste spruch jedes Jugendlichen auf einen Jahres um knapp 300 000 gesunken. für eine Beschäftigungsoffensive“. stärker präsent sein Ausbildungsplatz sei anerkannt Auch der IG Metall-Vorsitzende Interview mit Branislav und weitgehend umgesetzt wor- dafür die Rahmenbedingungen zu Klaus Zwickel ist – bezogen auf den den. „Zum ersten Mal seit Jahren vereinbaren.“ Außerdem solle die Abbau der Arbeitslosigkeit – „nicht Canak, Präsident des lässt sich auf dem Ausbildungs- Jobrotation – ein Beschäftigter bil- damit zufrieden, was bisher im serbischen Gewerkschafts- markt eine positive Trendwende det sich fort, während ein Arbeits- Bündnis erreicht wurde“, sagte er bundes Nezavisnost erkennen.“ Beim vorläufig letzten loser dessen Job übernimmt – dem stern. Gleichzeitig bekennt Spitzengespräch am 10. Juli sei zum Regelinstrument der Beschäf- sich Zwickel aber zum Bündnis: auch der Anspruch auf Weiterbil- tigungsförderung werden. Weiter „An uns wird es nicht scheitern.“ Der Surf-Tipp dung anerkannt worden. „Es ist hebt Uellenberg die gemeinsame Als bislang einzige Gewerkschaft fürs Internet jetzt Aufgabe der Tarifparteien, Erklärung des DGB und der Bun- ist die IG Medien ausgestiegen. www.kontraste.de/extra/ Ebenfalls kritisch äußert sich Liste_1.html der DAG-Vorsitzende Roland Issen: Die Kontraste-Liste: plusminusBERLIN „Die bisherigen Ergebnisse können Unternehmen mit mehr nicht befriedigen.“ Bei den vorran- als einer Milliarde Jahres- Der designierte CDU- Der rheinland-pfälzi- gigen Aufgaben, die hohe Arbeits- umsatz, die nicht in den + Generalsekretär Laurenz - sche Ministerpräsident losigkeit abzubauen und für junge Entschädigungsfonds für Meyer hat sich dagegen aus- Kurt Beck (SPD) hat das von Menschen den Start ins Berufsleben ehemalige NS-Zwangs- gesprochen, die Zuwanderung Umweltminister Jürgen Trittin sicherzustellen, seien Fortschritte arbeiter einzahlen von Ausländern zum Wahl- (Bündnis 90/Die Grünen) ge- „erst in Ansätzen“ zu erkennen. kampfthema zu machen: plante Dosenpfand als „über- Dennoch biete das Bündnis die Im Faxabruf „Wir sollten die Themen zogen“ kritisiert. Es würde Chance, eine gemeinsame Strategie 0211 / 43 01 653 Zuwanderung und Asyl aus niemanden davon abhalten, für mehr Wachstum und Beschäfti- Teilzeitarbeit: günstige den Wahlkämpfen so weit weiterhin Dosen aus dem gung zu entwickeln. „Diese Chan- Perspektiven für Frauen als möglich heraushalten.“ Autofenster zu werfen. ce“, so der DAG-Vorsitzende, „darf Vortrag auf dem DGB- nicht verspielt werden.“ • Expertenhearing am 27. Oktober in Berlin

einblick 20/00 20/00 POLITIK AKTUELL

Bundesweite Kundgebung schen Progrome und auch des gehören auch Prominente wie Boris Mauerfalls 1989. Als Datum der Becker, Steffi Graf, Jan Ullrich und Aufstehen gegen Rechts deutschen Geschichte sei dieser Tag Günter Grass. Nach anfänglichem „im Guten wie im Bösen“ eine Ver- Zögern hat sich zwischenzeitlich „Wir stehen auf für Hauptredner der Kundge- pflichtung, „die Demokratie stets auch die CDU dem Aufruf ange- Menschlichkeit und Tole- bung am 9. November am aufs Neue zu verteidigen“, heißt es schlossen. Die Kundgebung be- ranz“ – unter diesem Brandenburger Tor werden in dem Aufruf, den stellvertretend ginnt um 16.30 Uhr an der Neuen Motto rufen die im Parla- Bundespräsident Johannes für die Gewerkschaften der DGB- Synagoge in der Oranienburger ment vertretenen Partei- Rau und der Vorsitzende Vorsitzende Dieter Schulte unter- Straße, die anschließende Demons- en, Kirchen, Jüdische Gemeinde des Zentralrats der Juden, Paul zeichnet hat. Es gehe darum, die tration führt zum Brandenburger und Gewerkschaften zu einer Groß- Spiegel, sein. Der 9. November ist Grundwerte der Demokratie zu ver- Tor, wo gegen 18.00 Uhr die Ab- demonstration gegen Rechts auf. der Jahrestag der nationalsozialisti- teidigen. Zu den Erstunterzeichnern schlusskundgebung beginnt. •

Verkehrspolitik erreform und die geplante Pendler- Private Altersvorsorge pauschale seien Schritte in die rich- Zu viele offene tige Richtung. Gerade im Bereich DGB begrüßt BfA-Pläne Fragen der integrierten Verkehrspolitik sei jedoch „kaum etwas geschehen“, Der DGB befürwortet das Vor- und Vorsitzende des Verbandes Eine kritische Bilanz ziehen DGB so Putzhammer.Auch die ver.di-Ge- haben der Bundesversicherungsan- Deutscher Rentenversicherungs- und Gewerkschaften nach zwei Jah- werkschaften fordern eine stärkere stalt für Angestellte (BfA), künftig träger (VDR), Erich Standfest. Erfor- ren rot-grüner Verkehrspolitik. „Vie- Vernetzung der einzelnen Verkehrs- neben der gesetzlichen auch eine derlich sei jedoch eine intensive len richtigen Einzelmaßnahmen“ träger. Ziel von Verkehrsminister private Altersvorsorge anzubieten. Prüfung aller wettbewerbs- und stünden zu viele offene Grundsatz- Klimmt müsse es sein, „die Vorteile Bislang wird dies nur von privaten europarechtlichen Fragen, was fragen gegenüber,erklärte DGB-Vor- von Straße, Schiene, Luft und Was- Versicherungern angeboten. „Die Bundesarbeitsminister Walter Ries- standsmitglied Heinz Putzhammer ser sinnvoll zu verknüpfen“, so die BfA sollte es auf alle Fälle probie- ter (SPD) bereits zugesagt hat. Die zusammenfassend:Ökologische Steu- fünf Gewerkschaften. • ren“, rät der DGB-Rentenexperte gesetzliche Rentenversicherung, so Standfest, dürfe durch den Einstieg in die private Altersvorsorge nicht wiewardiewoche ? gefährdet werden. Nach wie vor unterschiedlich Das hat absoluten Seltenheitswert: die biografische Würdigung eines beurteilen die Gewerkschaften die führenden deutschen Gewerkschafters noch zu dessen Lebzeiten. „Auf die Wirkung kommt es an – Gespräche mit Heinz Kluncker“ lautet der Titel des rot-grüne Rentenreform. Für Huber- Buches (Bund-Verlag, 215 Seiten, 39,90 DM), das Heinz Kluncker, 75, tus Schmoldt, den Vorsitzenden der ÖTV-Vorsitzender von 1964 bis 1982, am 20. Oktober auf der Frankfurter IG Bergbau, Chemie, Energie (IG Buchmesse vorgestellt hat. Warum ist es keine Autobiografie geworden? BCE), ist der Gesetzentwurf „eine gute Diskussionsgrundlage“. Diffe- Ich bin kein Freund von Autobio- ten?“ Es kommt auch in meinem Fall nicht so sehr renzen „in Detailfragen“ sollten grafien. Da steht meist nur drin, auf die Person an, sondern darauf, was wir gemein- nicht überbewertet werden. Sie sei- wie man gelebt haben möchte. Konflikte werden sam solidarisch bewirkt haben. Mein Motto war en keinesfalls geeignet, die Reform verniedlicht und der Autor läuft Gefahr, dem Erinne- immer, mit aller Entschiedenheit die Arbeitnehmer- insgesamt „zu torpedieren“. An- rungsoptimismus zu erliegen. Was aber andere über interessen, insbesondere der sozial Schwachen, zu ders sieht das IG Metall-Vorsitzen- mich schreiben, musste und habe ich immer hinge- vertreten. der Klaus Zwickel, der vor allem nommen – bis auf eine einzige Ausnahme: Was der Als Vorsitzender habe ich meine Kraft aus den Kon- die nur von den Arbeitnehmern Redenschreiber von Willy Brandt, Klaus Happrecht, takten vor Ort bezogen – auch gerne hochtrabend zu finanzierende, kapitalgedeckte mir angedichtet hat, dass ich nämlich mit der Tarif- „Basis“ genannt; deshalb kannte ich die Stimmun- Altersvorsorge kritisiert: „Wir wer- runde 1974 den Sturz Brandts eingeläutet hätte, das gen und Erwartungen. Seit das vorbei ist, bin ich den bis zum Schluss versuchen, die- ist üble Polemik. Man mag sich erinnern: Brandt ist auch nicht mehr legitimiert, mich öffentlich zu se Pläne zu verhindern.“ wegen einer Spionage-Affäre zurückgetreten. Dass äußern, obwohl mich viele immer wieder aufge- In einer Internet-Umfrage zur ihn nicht der Streik im öffentlichen Dienst zum Rück- fordert haben, beispielsweise auch etwas zur Rentenreform auf der DGB-Home- tritt gezwungen hat, bestätigen im Übrigen auch Gründung von ver.di zu sagen. Ein Amt innezuha- page vom 26. September bis 20. Zeitzeugen wie Hans-Dietrich Genscher. ben, bedeutet Vertrauen auf Zeit zu besitzen, nicht Oktober haben sich 81,4 Prozent Zurück zur Frage. Im Vorwort zitiert Hans-Otto Hem- mehr und nicht weniger. Deshalb äußere ich mich für und 18,6 Prozent gegen die mer den ADGB-Vorsitzenden Carl Legien: „Die Ge- nach meinem Ausscheiden nicht mehr öffentlich. Rentenreform der Bundesregierung werkschaftsbewegung wäre, was sie ist, auch ohne Wer meinen Rat will, kann ihn haben, aber hinter ausgesprochen. Nachzulesen unter mich. Aber was wäre ich ohne die Gewerkschaf- verschlossenen Türen. www.dgb2000.de/kommunikativ/ frage/archiv/archiv_frage.html. •

2 PROJEKTE UND PARTNER

Interessenvertretung Zeit- und Leiharbeit Tarifvertrag als Pilotprojekt

Die EXPO als Experimentierfeld Mit dem EXPO-Tarifvertrag Zeit- und Leiharbeit boomen – in der Regel ohne Tarifvertrag Zunahme der Zeit- und Leiharbeit, mit Adecco, größtem Perso- und Betriebsrat. Anders auf der EXPO 2000 in Hannover. Auflösung herkömmlicher Betriebs- naldienstleister auf der Doch weder Tarifvertrag noch Interessenvertretung konnten ratsstrukturen, die verstärkte Ver- EXPO, ist es der IG Metall Massenkündigungen verhindern. gabe von Aufträgen an Subunter- nehmen, Verschwinden der Fünf- erstmals gelungen, einen Ohne den EXPO-Betriebsrat bei chen Begründungen zurückgeben Tage-Woche. „Auch wenn ein Tarif- Tarifvertrag für ein zeitlich Adecco wären die Beschäftigten können.“ Erschwerend kam hinzu, vertrag nicht vor Kündigungen befristetes Großereignis auf der Weltausstellung völlig auf dass die Adecco-Interessenvertre- schützt, sichert er doch einklagbare abzuschließen. sich gestellt gewesen: An sieben tung längst nicht mit allen Mitbe- Ansprüche“, ist der Betriebsratsvor- ➜ Tagen in der Woche hatten die sechs stimmungsrechten eines Betriebs- sitzende Peter Fischer überzeugt. Der Vertrag enthält zu- „Ein Luxus, von dem eine kunftsweisende Regelungen. Menge Beschäftigter in So durften nur versiche- der Gastronomie auf der rungspflichtige Arbeitsver- EXPO nur träumen konn- ten. Hire-and-Fire-Men- hältnisse entstehen. Bei der talität und Lohndumping Personalauswahl musste Fotos: Rüdiger Möller Der EXPO-Betriebsrat der Zeitarbeitsfirma Adecco: Peter Fischer, 58, Vorsitzender, zeigen, was auch ande- Adecco vorrangig Arbeits- Heide Schnare, 27, stellvertretende Vorsitzende, Volkmar Ducke, 48, Wilfried Lass, ren Beschäftigten blüht, 59, Oliver Lindner, 25, Gudrun Schüttler, 42 (von links). lose berücksichtigen. wenn der Markt künftig Der Vertrag regelt außer- Betriebsratsmitglieder ein offenes rates ausgestattet war. Schwierig die Arbeitsbedingungen prägt.“ Ohr für ihre Sorgen. Schwerstarbeit war es auch, kollektive Lösungen Und kritisch merkt er an: „Hätte die dem: mussten die InteressenvertreterIn- umzusetzen. Die Betriebsräte führ- EXPO GmbH bei der Vergabe von * eine 35-Stunden-Woche nen leisten: Mehr als 6000 Bera- ten allein über 1000 Gespräche mit Konzessionen an Restaurantbesit- * Arbeitszeitkonten tungsgespräche führten sie, insge- Gekündigten, setzten eine Art zer ähnlich viel Wert auf die Ar- Mehr- und Nachtarbeits- samt mussten sie sich mit über Sozialauswahl bei den Massen- beitsbedingungen gelegt wie auf * 3500 Kündigungen auseinander- kündigungen durch und konnten Müllvermeidung, wären uns viele zuschläge setzen. „Bereits am ersten EXPO- eine Reihe Entlassungen verhin- Probleme erspart geblieben.“ * Lohnfortzahlung & Urlaub Wochenende flatterten uns die ers- dern. Sie erreichten auch, dass von Dennoch ist das Fazit des Be- * Stundenlöhne zwischen ten 154 Kündigungen ins Haus“, 256 gekündigten EXPO-Guides die triebsrates positiv. „Es war gut, 13,50 und 26 Mark erzählt Betriebsrat Volkmar Ducke. Firma TUI 50 wieder einstellte, als dass wir auf dem Gelände waren“, 7000 MitarbeiterInnen wollte neuer Bedarf da war. sagt Heide Schnare. Ausgelöst * die Einsetzung einer von Adecco ursprünglich einsetzen, am Nicht nur Kündigungen bereite- durch die Medienberichte über die den Gewerkschaften aus- Ende waren nur noch rund 2800 ten den Betriebsräten Arbeit: Zu Kündigungen wurde das Betriebs- gewählten Interessenver- Adecco-Beschäftigte im Einsatz. wenig Ruhepausen, überlange Ar- ratsbüro zur Anlaufstelle für alle tretung der Beschäftigten. Zunächst konnte der Betriebsrat beitszeiten, fehlende Pausenräume, mit Job-Problemen auf der EXPO. durch die Einführung von Minus- falsche Lohnabrechnungen – die „Für viele war das der erste Kon- Schon vor der EXPO hatte arbeitszeitkonten zwar über 400 Liste der Probleme, die mit der takt mit Gewerkschaften über- die IG Metall die anderen Kündigungen verhindern. Doch das Adecco-Geschäftsführung geklärt haupt“, so Volkmar Ducke. Über Jobverleiher aufgefordert, reichte nicht aus. Das Dilemma: werden mussten, ist lang. Immerhin 500 neue Mitglieder haben die Massenweise schickten die Entlei- klappte nach anfänglichen Schwie- Gewerkschaften auf der EXPO ge- Tarifverträge abzuschließen. herfirmen – wie die Firma EXPO- rigkeiten die Zusammenarbeit mit wonnen. Lernprozesse löste das Nur die Firma Randstad war Souvenirs, Eisverkäufer Langnese Adecco ganz gut. gewerkschaftliche EXPO-Engage- im Nachhinein dazu bereit. oder Reisegigant TUI – die angefor- „Die Weltausstellung war für ment auch bei Arbeitgebern aus: So derten Arbeitskräfte wieder zurück. die Gewerkschaften ein großes, auf hat sich vor dem Abbau der EXPO Tarifvertrag im Internet: „Adecco konnte sie nicht alle wei- fünf Monate angelegtes Experi- die Firma BIEGE, verantwortlich für www.igmetall.de/tarife/ ter beschäftigen“, erläutert Heide mentierfeld für Zeit- und Leihar- Bau und Betrieb des Themenparks, nachrichten/expo2000/ Schnare, stellvertretende Betriebs- beit“, sagt Heinz-Hermann Witte, beim Adecco-Betriebsrat nach den tarifvertrag.html ratsvorsitzende. „Das Problema- Vorsitzender des DGB Niedersach- Mindeststandards in der Baubran- tische als Interessenvertretung in sen/Bremen und EXPO-Beauftrag- che erkundigt. Man wolle die Auf- einer Zeitarbeitsfirma ist, dass ter des DGB. Wie unter einem träge nur an Firmen vergeben, die unser Ansprechpartner der Verlei- Brennglas traten auf der Weltaus- auch in Sachen Arbeitsbedingun- Im Internet her ist, die Entleiherfirmen die stellung Tendenzen zutage, die die gen der Beschäftigten einwandfrei www.expogewerk- Arbeitnehmer aber mit willkürli- Arbeitswelt immer mehr prägen: arbeiten. • schaften.de

3 einblick 20/00 20/00 PROJEKTE UND PARTNER

Techno-Beratung Deutschland leisten und wie Vorur- e-kademie den IT-Bereich bietet die Düsseldor- teile entstehen. Herausgeber sind fer e-kademie jetzt Frauen auf Ori- Datenschutz IG Metall und Gesamtverband der Brigitte und IT entierungsseminaren. Gemeinsam und SAP metallindustriellen Arbeitgeberver- mit der Zeitschrift Brigitte vermit- bände. • Nicht erst seit der Diskussion teln Referentinnen aus IT-Firmen Durch die zunehmende Vernet- Bestellen (29,80 DM plus Porto): um die Green Card gilt die IT- Anforderungen und Chancen der zung im Betrieb gewinnt der IG Metall Branche als Garant für attraktive Zukunftsbranche. Das erste Semi- Datenschutz an Bedeutung. Bei der Abteilung Berufspolitik Arbeitsplätze – mit chronischem nar im Oktober war schnell ausge- Sicherheit von Personaldaten ha- Fax: 069 / 66 93 28 52 Fachkräftemangel. Einen Einstieg in bucht, es wird aber Anfang 2001 ben Betriebs- und Personalräte ein mehrfach wiederholt. Informatio- Wort mitzureden. Die Handlungs- TIB Hamburg nen und Anmeldung: • hilfe „Datenschutz bei SAP R/3“, Tel.: 0211 / 4301 122 herausgegeben von Technologiebe- Betriebsrat im [email protected] ratung NRW und Hans-Böckler-Stif- Call-Center tung, enthält wichtige Tipps und Checklisten rund um die Sicherheit Call-Center haben in den letz- Berufsfortbildungswerk Herausforderungen an die Seni- der Bürosoftware. Passend zur ten Jahren einen unglaublichen orenarbeit werden während einer Broschüre erscheint auch eine Boom erlebt. Es blieb kaum Zeit, AusländerInnen Fachtagung am 21. November in CD-ROM, beide kosten zusammen Betriebsratsarbeit und Mitbestim- im Rentenalter Berlin diskutiert. Veranstalter ist 14 Mark zuzüglich Porto. • mung der neuen Arbeitssituation unter anderem das Berufsfortbil- Technologieberatungsstelle NRW anzupassen. Die Technologie- und Die Altersstruktur der Auslän- dungswerk des DGB. • Lothringer Straße 62 Innovationsberatung Hamburg bie- derInnen in Deutschland verändert Anmelden (bis 10.11.2000): 46045 Oberhausen tet deshalb Betriebs- und Personal- sich: Die erste Generation der Mig- Berufsfortbildungswerk Fax: 0208 / 820 76 41 räten auf einem zweitägigen Semi- rantInnen kommt ins Rentenalter Gemarker Ufer 17 [email protected] nar (5. und 6. Dezember) konkrete und kehrt zum größten Teil nicht in 42275 Wuppertal Gestaltungsmöglichkeiten zu Ar- ihre Herkunftsländer zurück. Das Fax: 0202 / 25 47 038 IG Metall beitsbedingungen und Mitbestim- Konzept einer „Charta für eine kul- bfw-wuppertal.projektgruppe@ mung. Die Kosten betragen ohne tursensible Altenpflege“ und die t-online.de Ratgeber gegen Übernachtung 890 Mark. • Rassismus Anmeldung (bis 20.11.2000) Fax.: 040 / 28 58 651 durchgesetzt. Das geht aus der DGB-Bildungswerk Wie Zusammenarbeit zwischen Broschüre „Outsourcing – Analyse deutschen und ausländischen Hans-Böckler-Stiftung und Handlungsempfehlungen“ der Geregelte Azubis reibungslos funktioniert und Hans-Böckler-Stiftung hervor.In den Globalisierung rechte Propaganda in den Werks- Outsourcing 62 untersuchten Vereinbarungen hallen keine Chance hat, zeigt eine geregelt ist oftmals eine Qualitätssicherung Transnationale Unternehmen Handreichung für AusbilderInnen in vorgeschrieben, in zwei Fällen muss kontrollieren inzwischen rund zwei Metall- und Elektro-Berufen. Das Immer mehr Betriebe gliedern der Betriebsrat der Fremdvergabe Drittel des Welthandels. Länder- Heft „Zusammen arbeiten, leben, Unternehmensteile aus. Viele Be- sogar zustimmen (16,- DM). • übergreifende Regelungen und lernen mit Ausländern“ erklärt triebs- und Personalräte haben da- Der Setzkasten Standards sind bisher trotzdem die unter anderem, welchen Beitrag rauf reagiert und detaillierte Vor- Fax: 0211 / 408 00 80 Ausnahme. Ändern sollen das der AusländerInnen zum Wohlstand in schriften in Betriebsvereinbarungen [email protected] Global Compact der UN und die Mitte des Jahres verabschiedeten OECD-Leitsätze für multinationale interregio Unternehmen. Inwiefern es den bei- den Vereinbarungen auf freiwilliger ••• Der DGB-Landesbezirk ohne entsprechendes Gesetz. Im Einsparungen dürfe aber nicht wei- Basis gelingt, Umwelt- und Sozial- Nord fordert ein Berufsfreistel- Internet: www.bildungsurlaub.com/ terer Personalabbau im Öffentli- standards weltweit durchzusetzen, lungsgesetz in Mecklenburg- laender.htm Mehr Infos: Alfons chen Dienst haben. Außerdem for- nimmt am 1. und 2. Dezember das Vorpommern. Die von der rot- Grundheber-Pilgram, Tel.: 040 / dern DGB und DAG, der Bildung ei- DGB-Bildungswerk mit terre des roten Koalition in Schwerin vorge- 28 58 207 nen höheren Stellenwert im Haus- hommes in Hattingen unter die legten Eckpunkte zur beruflichen ••• Der DGB und die DAG in halt einzuräumen. Die Regierung Lupe. Die Teilnahme am Workshop Weiterbildung entsprächen dem, Hessen haben eine Stellungnah- Koch müsse endlich ihr Wahlver- kostet 60 Mark. Anmeldung bis was in elf anderen Bundesländern me zum Landeshaushalt 2001 sprechen einlösen und 100 000 zu- zum 24. November: • längst üblich sei. Mecklenburg- vorgestellt. Die Gewerkschaften be- sätzliche Unterrichtsstunden garan- DGB-Bildungswerk Vorpommern ist das einzige Bun- grüßen den geplanten Abbau der tieren. Mehr Infos: Marita Eilrich, Nord-Süd-Netz desland im Bereich des DGB Nord Neuverschuldung. Priorität bei den Tel.: 069 / 27 30 05 52 Fax: 0211 / 43 01 500

4 Kurzstudium GEWERKSCHAFTEN an der AdA

In elf Monaten Grundlagen Arbeitsplatz Gewerkschaften für eine Arbeit als Gewerk- MitarbeiterInnen gesucht schaftssekretärIn zu vermit- teln – das ist der Anspruch Neueinstellungen spielten jahrelang bei den Gewerkschaften keine der Akademie der Arbeit Rolle. Mit dem Mitgliederrückgang wurde auch die Zahl der den die politischen SekretärInnen eigenen Beschäftigten reduziert. Ausbildungsgänge für politische auf ihre neue Arbeit durch eine (AdA) in Frankfurt/M. Neben SekretärInnen wurden eingeschränkt oder ganz eingestellt. zweijährige Ausbildung, in der auch Arbeitsrecht, Ökonomie und Weil durch den faktischen Einstellungsstopp das Alter der soziale Kompetenzen vermittelt Sozialpolitik stehen auch die GewerkschaftssekretärInnen sprunghaft gestiegen ist, werden werden. Kooperationspartner ist Einführung in finanzwissen- Personalentwicklungskonzepte wichtiger. wie bei der NGG die Akademie der Arbeit (AdA) in Frankfurt/M. schaftliche Fragen, Geschich- 969 Beschäftigte hat der DGB 4 Stationen Noch differenzierter ist das Kon- te und Soziologie auf dem zurzeit. Knapp die Hälfte sind po- Das Trainee-Programm 2000/2001 zept der IG Metall.Am 1. Mai 2000 Stundenplan. litische SekretärInnen. 171 davon der IG Metall für politische hat sie ein eigenes Trainee-Programm ➜ wurden in den vergangenen fünf NachwuchssekretärInnen für NachwuchssekretärInnen ge- Wer an der AdA studieren will, braucht eine abge- Jahren eingestellt, 34 im Schnitt. STATION 1 startet. 134 KollegInnen hatten sich Bei den Gewerkschaften sieht es Praxiseinsatz auf unterschied- bundesweit beworben, acht wur- schlossene Berufsausbildung kaum besser aus: Acht politische den für die erste Ausbildungsgrup- lichen Organisationsebenen und muss sich einer Aufnah- SekretärInnen wurden im Schnitt (Vorstandsverwaltung, Bezirksleitung,Ver- pe ausgewählt. Zu den vier Aus- der vergangenen fünf Jahre bei waltungsstellen) bildungsmodulen zählen nicht nur meprüfung unterziehen. DPG und ÖTV eingestellt. Bei der IG Dauer: 20 Wochen Praxisphasen in verschiedenen Doch zuvor muss er sich bei BAU waren es sechs Nachwuchs- STATION 2 Organisationsebenen der IG Metall seiner Gewerkschaft um Aufarbeitung des theoretischen sekretärInnen, bei der NGG fünf und die Vermittlung theoretischen einen Studienplatz bewer- pro Jahr. Die GEW, bei der nur der Backgrounds für die aktuelle Hintergrundwissens in Arbeitsrecht Gewerkschaftsarbeit ben und nachweisen, dass er Personalbedarf auf Bundesebene (Gewerkschafts- und Gesellschaftstheorie, und Gesellschaftstheorie, sondern zentral erfasst wird, kommt gerade Recht, Sozialpolitik/Finanzwissenschaft, auch Betriebspraktika außerhalb gewerkschaftspolitisch aktiv noch auf eine Neueinstellung. Und Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft) der IG Metall-Welt. „Die Anfor- war. Die Bewerbungsfrist für Dauer: 8 Wochen die GdP hat die letzten beiden poli- derungen an Gewerkschaftssekre- den im Mai 2001 beginnen- tischen SekretärInnen 1993 einge- STATION 3 tärInnen“, betont Rainer Gröbel, den nächsten Lehrgang läuft stellt. Die Folge: In den vergangenen Betriebspraktikum Personalleiter der IG Metall, „ha- Dauer: 4 Wochen Jahren ist das Durchschnittsalter ben sich in den vergangenen Jah- noch bis Ende des Jahres. STATION 4 der GewerkschaftssekretärInnen ren stark verändert. Management- Fachspezifische Qualifizierung Für viele ist ein Studium an stark gestiegen – auf 47,3 Jahre qualitäten und die Fähigkeit, auch (Vertiefung Betriebswirtschaft, Arbeitswis- der AdA ein Einstieg in eine beim DGB, auf 48 und mehr bei senschaft, Organisationswissenschaften, Er- in schwierigen Situationen kom- den meisten Gewerkschaften. wachsenenbildung) plexe Sachverhalte zu erfassen und spätere Gewerkschaftskar- 925 Mitglieder braucht die IG Dauer: 8 Wochen eigene Handlungsstrategien zu riere, aber nicht alle landen BAU, um eine Stelle im hauptamt- entwickeln, sind heute selbstver- bei der Gewerkschaft: lichen Bereich zu finanzieren. In entwickelt haben, zählen NGG, IG ständlich.“ Rund ein Drittel geht nach allen Gewerkschaften gibt es ver- BAU und IG Metall. Die Wege, die In der IG Metall ist das als Pilot- gleichbare Personalbemessungs- sie dabei gehen, sind unterschied- projekt gestartete Trainee-Pro- dem Studium wieder zurück daten. Und dennoch ist sich Karla lich. Bei der NGG gehört neben gramm gut angekommen. „Wir in den früheren Betrieb. Ein Richter, Personalleiterin der IG BAU, dem Berufsabschluss die Mitarbeit werden es“, da ist sich Gröbel ganz weiteres Drittel sucht sich sicher: „Wir werden weiter ausbil- im Betriebsrat oder in der Jugend- sicher, „im nächsten Jahr fortset- einen anderen Arbeitsplatz den.“ Die Zahl der Nachwuchs- vertretung zu den Einstellungsvor- zen.“ Der Erwerb neuer Qualifi- sekretärInnen soll auf Grund der aussetzungen. „Betriebliche Kennt- kationen ist für Gröbel eine stra- außerhalb der Gewerkschaft Altersstruktur der IG BAU-Beschäf- nisse“ sind wegen der Mittel- und tegische Aufgabe. Er will deshalb oder setzt sein Studium an tigten sogar steigen. Wunder sind Kleinbetriebsstruktur im NGG- das Weiterbildungsprogramm aus- einer Hochschule fort. Aber auf dem gewerkschaftlichen Arbeits- Bereich „weiterhin wichtig“, so bauen: nicht als unverbindliches 80 bis 90 Prozent der Kurs- markt allerdings nicht zu erwarten, Personalchef Ulrich Pohl: „Nur mit Angebot, sondern als verpflichten- weil in den nächsten Jahren die Akademikern kann die NGG keinen der Bestandteil bei der Personalent- teilnehmerInnen, die einen Zusammenschlüsse zu größeren Blumentopf gewinnen.“ wicklung. Den Vorgesetzten auf Arbeitsplatz bei der Gewerk- Gewerkschaften dämpfend auf die Auch die IG BAU setzt auf Be- den verschiedenen Ebenen der IG schaft suchen, haben ihn Personalentwicklung wirken. triebserfahrung. Einstellungsvoraus- Metall fiele dann die Aufgabe zu, bislang in den ersten drei Zu den Gewerkschaften, die ein setzung ist neben der Berufsausbil- mit ihren MitarbeiterInnen ein indi- Jahren nach Ende des Kurses eigenes Programm für die Ausbil- dung eine mindestens fünfjährige viduelles Weiterbildungskonzept zu dung von NachwuchssekretärInnen Berufserfahrung. Vorbereitet wer- entwickeln. • gefunden.

5 einblick 20/00 20/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Kongress-Marathon für ver.di

Die HBV hat auf Korrekturen nur noch am Feinschliff erlaubt ihrer Website ein „Antirassismus- Nur noch vier Wochen haben ver.di-Budget: Wer bekommt wie viel? 32,0 forum“ eingerichtet. Unter DAG, DPG, HBV,IG Medien und ÖTV Anteil der Gesamtorganisation und der Fachbereiche www.hbv.org bietet eine Zeit, wenn sie sich im März 2001 zur an den Beitragseinnahmen (in Prozent) 10,0 Sachkosten Personalkosten Mailingliste die Möglich- Vereinten Dienstleistungsgewerk- 20,0 keit zum Erfahrungsaus- schaft (ver.di) zusammenschließen Streikfonds 3,0 tausch und zur Koordina- wollen: Spätestens am 29. November Innovationsfonds 2,0 15,0 zentrale 1,5 tion von Aktivitäten gegen müssen Satzung und Verschmel- Bildungsstätten 10,0 9,0 9,0 22,0 Rassismus. zungsvertrag beim Notar hinterlegt sonstige 7,0 13,5 6,0 gemeinsame 5,0 5,0 3,0 sein, wenn die beteiligten Gewerk- Aufgaben 2,5 6,0 2,0 Der IG Metall-Bezirk schaften die Weitergeltung ihrer Ta- 4,0 2,5 4,0 4,0 Baden-Württemberg rifverträge für ver.di nicht gefährden Quelle: Gemein- Bund Länder Bezirke Gemein- Bund Länder Bezirke Budgetierungs- schafts- schafts-

strebt einen Entgelt- wollen.Auch die zum Teil noch offene richtlinie von ver.di aufgaben aufgaben DGB einblick / Nachdruck frei rahmentarifvertrag an, der Frage der Bezirksgrenzen und die Mindestens 50 Prozent der Einnahmen sollen in ver.di für Sachkosten zur die Trennung von Arbeiter- Festlegung der Branchenzuständig- Verfügung stehen. Eine komplizierte Arithmetik stellt sicher, dass neben Innen und Angestellten keit müssen dann entschieden sein. der Gesamtorganisation auch die Fachbereiche über eigene Mittel verfügen. aufhebt. Damit rückt die Um das Ziel zu erreichen, haben von IG Metall-Chef Klaus sich alle Beteiligten einem Verhand- Parallel versuchen die Vorsitzen- tretern von Industriegewerkschaften, Zwickel vor zwei Jahren lungsmarathon unterworfen: Den den von DGB, DAG und DGB- ver.di und DGB bereits im März vor- begonnene Debatte um die Auftakt macht die ÖTV mit ihrem Gewerkschaften am 31. Oktober gelegt hat. In ihm verpflichtet sich 32-Stunden-Woche in den Gewerkschaftstag (5.-10.11.). Es erneut, die Organisationsgrenzen ver.di, ihren Organisationsbereich Hintergrund. folgen außerordentliche Gewerk- zwischen ver.di und den Industrie- nicht zu erweitern. Der DAG geht schaftstage von DAG (18./19.11.) gewerkschaften festzulegen. Grund- dieser Vorschlag zu weit. Sie will Steuervorteile für und DPG (19./20.11.) sowie die lage der Entscheidung soll ein Vor- auch nach der ver.di-Gründung an UnternehmerInnen, Fortsetzung des außerordentlichen schlag sein, den die „2-plus-2-plus- der Tarifpolitik in den Industriebran- die beim Verkauf HBV-Kongresses (20./21.11.). 2“-Arbeitsgruppe aus je zwei Ver- chen beteiligt bleiben.• ihres Betriebes greifen, müssen auch für Abfindun- Fragenan ... gen von ArbeitnehmerIn- nen gelten, so DAG-Vize Ursula Konitzer. Die Bun- Unmittelbar nach Ernennung nicht mehr der Altherrenverein übrig gebliebener zum amtierenden Vorsitzenden desregierung müsse ihren Nazis, sondern wird zunehmend von gewaltbereiten der Gewerkschaft der Polizei Gesetzentwurf zur Wieder- (GdP) hat Konrad Freiberg, rechtsextremistischen Jugendlichen beherrscht, die einführung des halben 49, ein härteres Vorgehen gegen unter dem Deckmantel einer Partei schwere Straf- Steuersatzes für Betriebs- Rechtsextremisten gefordert. taten begehen. veräußerungen „aus Grün- „Reicht ein Verbot der NPD?“ Noch muss die Polizei NPD-Anhänger schützen, hat einblick den bisherigen den der Gleichbehand- GdP-Vize gefragt. wenn sie einen Aufmarsch planen. lung“ nachbessern. Das ist auch für mich als Polizist ein Ärgernis. Wir Bund und Länder wollen gemeinsam einen setzen Steuergelder ein, um Rechtsextremisten zu ÖTV und die Verei- Antrag auf Verbot der NPD stellen. Genügt das? schützen. Das kann nicht sein. nigung der kom- Der Verbotsantrag ist ein wichtiges Signal, dass In der Öffentlichkeit ist in den letzten Jahren munalen Arbeit- die Gesellschaft in großer Geschlossenheit gegen ein anderer Eindruck entstanden: Polizei und geberverbände haben erst- Rechtsradikale vorgeht, aber wir müssen ihn mit Justiz haben den Rechtsextremismus bislang eher mals einen einheitlichen repressiven Mitteln von Polizei und Justiz flankieren. verharmlost. Tarifvertrag für Arbeiter- Noch wichtiger ist, dass wir Hilfsangebote für ge- Das beurteile ich anders. Die Polizei ist ihrer Auf- Innen und Angestellte fährdete Jugendliche entwickeln. Hier gibt es großen gabe rechtsstaatlich nachgekommen. Polizei kann im Öffentlichen Dienst Nachholbedarf. nicht politisches Handeln ersetzen. Insbesondere die abgeschlossen. Der Tarif- Der Antrag an das Bundesverfassungsgericht GdP hat Lehren aus der Rolle gezogen, die die Poli- abschluss im Bereich kommt reichlich spät. Seit Jahren gibt es immer zei im Nationalsozialismus hatte. Wir sind besonders „Kommunale Versorgung“ wieder die gleichen Bilder vom Aufmarsch gewalt- wachsam, wenn der Demokratie Schaden droht. ermöglicht zudem die bereiter Rechtsradikaler in deutschen Städten. Immerhin war die GdP die erste Gewerkschaft, die einführung individueller Diese Feststellung teile ich nicht ganz. Die NPD Republikaner schon Ende der achtziger Jahre aus Arbeitszeitmodelle. hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Sie ist ihren eigenen Reihen ausgeschlossen hat.

6 „Das Milosevic-Regime war MEINUNG eine Last für euer Volk, für die Menschen in der Region und in ganz Europa“, so der Zur aktuellen Situation in Serbien Generalsekretär des Europäi- schen Gewerkschaftsbundes „Der DGB müsste stärker präsent sein“ (EGB), Emilio Gabaglio, am Branislav Canak, Präsident des unabhängigen serbischen Gewerkschaftsbundes Tag nach der friedlichen Nezavisnost, beklagt das fehlende Engagement des DGB in Jugoslawien. Revolution vom 5. Oktober, in einer Grußadresse an den Wie lauten die wichtigsten hänger Slobodan Milosevics nicht immer noch auf Forderungen von Nezavisnost wichtigen Posten in Wirtschaft und Gesellschaft,Ver- serbischen Gewerkschafts- an Präsident Kostunica? waltung, Militär und Polizei? bund Nezavisnost. Und Die politische Lage ist derart Sie sind immer noch präsent. Und anfangs waren weiter: „Das Schrecklichste instabil, dass wir bis heute kei- sie sehr erschrocken. Doch jetzt habe ich den Ein- habt ihr hinter euch, das ne Forderungen gestellt haben, druck, dass sie sich von diesem Schrecken erholen um nicht weitere Probleme zu und ihre Kräfte bündeln. Die gewöhnliche Polizei Schwerste➜ liegt vor euch.“ verursachen. scheint das alte Regime ziemlich leid zu sein und be- Von der serbischen Über- Kostunica ist im Westen re- Foto: Mol Bob van reit, Kostunica zu folgen. Die Geheimpolizei jedoch lativ unbekannt.Wofür steht er? Branislav Canak, ist sehr gefährlich und hüllt sich in Schweigen, sie gangsregierung fordert 55, vermisst den Gabaglio, alle Beschränkun- Kostunica ist sehr introver- DGB in Serbien. begreift immer noch nichts. Die leitenden Militärs tiert. Nicht unbedingt als Politi- geben sich derweil freundlich – zu freundlich, des- gen aufzuheben, die die ker, aber als Individuum. Er misst der Zivilgesellschaft halb misstraue ich dem Ganzen. Gründung freier und unab- große Bedeutung bei, sie organisiert nach seiner Sollte Milosevic ans Den Haager Kriegsverbre- hängiger Gewerkschaften Auffassung den Staat. Im Gegensatz zu Milosevic cher-Tribunal ausgeliefert werden? würde es Kostunica nicht zum Krieg kommen lassen. Ich befürworte das nicht, denn dort könnte er behindern. Die Europäische Seine nationalistische Gesinnung würde keinesfalls niemals in der Weise bestraft werden, wie er in Union drängt der EGB- einen Krieg heraufbeschwören. Serbien bestraft würde. Den Haag wäre für ihn, als Generalsekretär, schnell An der serbischen Übergangsregierung sind auch hätte er das Glückslos in der Lotterie gezogen. In und konkret zu handeln, um die bisher regierenden Sozialisten beteiligt. Verzö- Serbien würde ihn eine lebenslängliche Haft unter gert das die Demokratisierung Serbiens? sehr schlechten Bedingungen erwarten. Serbien vor Einbruch des Sicherlich. Die Sozialistische Partei wird alles Welchen Anteil hat Nezavisnost an der friedlichen Winters zu helfen. Gleichzei- unternehmen, das heißt ihre Stellung in der Über- Revolution vom 5. Oktober in Belgrad? tig sollten umfassende Hilfs- gangsregierung nutzen oder gar mißbrauchen, um Wir haben einen großen Beitrag geleistet. Wir maßnahmen zum ökonomi- vor den nächsten Wahlen besser dazustehen. Sie haben die Menschen motiviert, wählen zu gehen. schen Wiederaufbau des wird wahrscheinlich einerseits nicht sehr kooperativ Wir haben sie gebeten, nicht gegen die – anfangs sein, andererseits keinen großen Schaden anrichten. noch zerstrittene – Opposition zu stimmen, sondern Landes vorbereitet werden. Denn jeder größere Schaden würde sie selbst am für sie. Unser Motto: Wer die Opposition wählt, meisten treffen. spricht sich gegen Milosevic aus. Das war der ent- Die Demokratische Opposition Serbiens, DOS, be- scheidende Grund, der so viele Menschen an die steht aus 18 Parteien.Wie lange hält das Bündnis? Urnen gebracht hat. Ich hoffe, bis zu den Neuwahlen am 23. Dezem- Was erwartet Nezavisnost vom Europäischen Der Gewerkschaftsbund Neza- ber. Sollten die Oppositionsparteien bis dahin zu- Gewerkschaftsbund (EGB) und was vom DGB? visnost (Unabhängigkeit) ist sammenhalten, würde das unsere Aufgabe sehr Der EGB ist in Jugoslawien seit 1991 so stark prä- 1991 gegründet worden und erleichtern, ihnen erneut zu einem Sieg zu verhelfen. sent, dass wir nicht wissen, um was wir ihn heute hatte vor der Oktober-Revoluti- on in Serbien 180 000 Mitglieder. Wenn sie sich zersplitten oder zerstreiten, wäre das sonst noch bitten könnten. Der DGB hat in meinen „Heute kommen wir wahr- den republikansichen Serben nur schwer verständ- Augen Fehler begangen. Er war eine der bekanntes- scheinlich auf über 300 000, lich zu machen. Die Oppositionsparteien würden die ten Gewerkschaftsorganisationen in Jugoslawien, vielleicht sogar auf mehr“, so Neuwahlen sicherlich nicht verlieren, aber keinen so weil viele jugoslawische Gastarbeiter Mitglieder ihr Präsident Branislav Canak. großen Erfolg wie beim letzten Urnengang erzielen. deutscher Gewerkschaften waren. Als sie in die Nezavisnost ist Mitglied des Internationalen Bundes Freier Was erhoffst du dir von den Neuwahlen? Heimat zurückkehrten, war dort kein DGB sichtbar. Gewerkschaften (IBFG) und des Dass die Opposition ihr Wahlergebnis vom 24. Jeder spricht von ihm, doch er ist nicht im Land Europa-Forums des EGB. September bekräftigt. Denn die ganze Macht Jugos- vertreten. Der DGB müsste hier aktiver und stärker lawiens liegt in Serbien. Beweist die Opposition, dass präsent sein. Mitglieder von uns, die früher in einer Im Fax-Abruf: es eine demokratische Macht in Serbien gibt, wäre DGB-Gewerkschaft organisiert waren, fragen mich, das für das ganze Land sehr vorteilhaft. wo der DGB abgeblieben sei, ob wir uns mit dem 0211 / 43 01 677 War der Umsturz, die friedliche Revolution vom DGB im Streit befänden, ob wir als Feinde betrachtet Erklärung des EGB- Exekutivausschusses 5. Oktober, eigentlich radikal genug? Sitzen die An- würden. Ich kann ihnen das nicht erklären. • zur Situation in Serbien vom 25. Oktober

7 einblick 20/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

20/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

SONDERABSCHREIBUNG OST: Einkommensmillionäre rechnen sich arm

Die Zahl der Einkommensmillionäre ist Veränderung der Zahl der Steuerpflichtigen nach Einkommensgruppen 1992 bis 1995 (in Prozent) in den neunziger Jahren als Folge der 150,1 Westdeutschland Ostdeutschland Gesamt Sonderabschreibung für Investitionen in 22,1 20,2 20,4 Ostdeutschland stark gesunken. Profi- 15,9 tiert haben hiervon vor allem reiche 13,0 10,8 Westdeutsche. Das ist das Ergebnis einer 2,1 Auswertung der Lohn- und Einkommen- 4,2 0,5 steuerstatistik für 1995 durch die Bre- -4,4 -0,5 -7,7 mer Arbeiterkammer. Das Steuerjahr -9,7 -11,0 -10,3 1995 ist das letzte Jahr, für das bislang -17,3 -16,9 auf Grund der langen Bearbeitungs- 50 000 75 000 250 000 500 000 zeiten und Widerspruchsfristen von bis 50 000 bis bis bis bis über 1 000 000 75 000 250 000 500 000 1 000 000 Steuererklärungen eine Vollerhebung steuerpflichtiges Einkommen in DM aller Einkommensgruppen vorliegt. Quelle: Arbeitskammer Bremen, Auswertung der Lohn- und Einkommensstatistik 1995 des Statistischen Bundesamtes. DGB einblick / Nachdruck frei 14TAGE personalien Tipp

4.-10.11. Gewerkschaftstag 16.11. DGB Sachsen-An- ••• Norbert Spinrath, 43, ist Buch: Klaus Türk, Bilder der ÖTV,Leipzig halt, Tagung „Die Gewerkschaften nach nur zweijähriger Amtszeit von der Arbeit, eine ikonogra- 7.11. DGB-Bundesvor- und die neue Mitte“, Magdeburg seiner Funktion als Vorsitzender der phische Anthologie, West- stand, Entscheidung über die Orga- 16.-18.11. Vertrauensleute- Gewerkschaft der Polizei (GdP) zu- deutscher Verlag, Wiesba- nisationsabgrenzung innerhalb des konferenz der IG Metall, Sprockhövel rückgetreten. Den kommissarischen den 2000, 400 S., 148 DM DGB anlässlich der Integration der 18./19.11. Außerordentlicher Vorsitz hat der bisherige GdP-Vize (bis 31.12.2000: 118 DM) DAG in den DGB, Brüssel Bundeskongress der DAG, Bremen Konrad Freiberg, 49, übernommen. Über 1500 Bilder hat der So- 9.11. Demonstration des 19./20.11. Außerordentlicher Am 29. November will der Gewerk- ziologe Klaus Türk für seine Kul- Bündnisses gegen Rechts, Berlin Gewerkschaftstag der DPG, Bremen schaftsbeirat entscheiden, ob Frei- turgeschichte der Arbeit zusam- 9.11. „Gesichterkette“ 20./21.11. Fortsetzung des berg, der auch GdP-Vorsitzender in mengestellt. Sie zeigen nicht nur gegen rechte Gewalt und Auslän- außerordentlichen Gewerkschafts- Hamburg ist, den Vorsitz bis zum Menschen bei der Arbeit – von derfeindlichkeit, Dresden tags der HBV,Magdeburg nächsten Bundeskongress in zwei der Feldarbeit im Mittelalter bis 9./10.11. Jahrestagung der 22.11. Mitgliederver- Jahren ausüben soll. zum Stahlwerk –, sondern illu- Otto-Brenner-Stiftung, „Neue We- sammlung Go ver.di, Beschlussfas- ••• Ortrun Gauper, 31, bis strieren anschaulich, wie sich ge der Regulierung“, Berlin sung über die Organisationszustän- März stellvertretende Leiterin des unsere Wahrnehmung der Ar- 14.11. Vorstandssitzung digkeit der Dienstleistungsgewerk- Europa-Büros des Österreichischen beit nachhaltig gewandelt hat. Go Ver.di schaft Gewerkschaftsbundes (ÖGB) in Türk macht greifbar, dass Arbeit Brüssel und seither Leiterin des Re- allen Versuchen ihrer Romanti- ferates Berufsbildung des ÖGB, ist sierung und Heroisierung zum seit dem 1. November Referatslei- Trotz immer auch ein Abbild der Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: terin Außenwirtschaft beim DGB- Konflikte ihrer Zeit war. einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für Bundesvorstand. diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: Schlusspunkt 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Auch die Gewerkschaften haben sich einlullen Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 lassen von 20 Jahren Standortdiskussion.“ Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Herbert Ehrenberg (SPD), Bundesarbeitsminister unter Helmut Schmidt, Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. am 5. Oktober während einer Veranstaltung des DGB Saar im Rahmen der Reihe „Arbeitnehmer 2010“

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 20.11.2000 21/00

EU-Grundrechte-Charta inhalt EGB fordert verbindliche Rechte ______Seite 3 ______Zahl der Opfer: Der Europäische Gewerkschafts- Mehrheit ohne vor ungerechtfertigter Entlassung“, bund (EGB) übt grundsätzliche Mindestlohn ein Recht „auf gesunde, sichere unbekannt Kritik am Entwurf der Grundrechte- Höhe der Mindestlöhne in Europa, ge- und würdige Arbeitsbedingungen“, Wie viele Arbeitnehmer- Charta der Europäischen Union. messen am Durchschnittseinkommen „auf eine Begrenzung der Höchst- Innen durch Fusionen aus eines Industriearbeiters (in Prozent) Das Papier soll nur in Form einer arbeitszeit, auf tägliche und der Bahn geworfen werden, feierlichen Erklärung am 6. Dezem- 59 59 wöchentliche Ruhezeiten sowie auf weiß niemand ber vom EU-Gipfel in Nizza verab- 49 48 47 bezahlten Jahresurlaub“. 44 42 schiedet werden. Die europäischen Der EGB würdigt diese Grund- ______Seite 5 ______Staats- und Regierungschefs wol- rechte als „wichtigen Schritt auf dem len den Grundrechten aber keinen Weg zu einem sozialen Europa“. Weiße Flecken rechtsverbindlichen Status geben. Die Anerkennung der Gewerkschafts- Gewerkschaften wollen das Für den EGB sind jedoch die Rechte rechte könne immerhin „die derzei- Kriegsbeil begraben und und ihr Status „untrennbar mitein- tigen Unklarheiten beseitigen“. Die gemeinsam neue Mitglieder Belgien ander verbunden“. Ziel des EGB Portugal Spanien in der Charta enthaltenen Sozial- Frankreich gewinnen Luxemburg bleibe eine kodifizierte, „rechtlich Niederlande rechte spiegelten jedoch nur „eine Griechenland verbindliche Charta“. Quelle: Eurostat, das Statistik-Amt der enge Auslegung der bestehenden ______Seite 7 ______Europäischen Union DGB einblick / Nachdruck frei Die Grundrechte-Charta bein- Rechte“ wider. Ausdrücklich be- Nur sieben der 15 EU-Staaten Gestörtes Verhältnis haltet 54 Artikel. Sie proklamiert haben Mindestlohnregelungen. dauert der EGB das fehlende Recht das Recht aller EU-BürgerInnen, auf einen Mindestlohn. Wolfgang Storz über den „Gewerkschaften zu gründen und Kapitel IV („Solidarität“ – Artikel Aus Sicht des EGB steht die Umgang der Gewerkschafts- Gewerkschaften beizutreten“ (Arti- 27 bis 38) zusammengefasst. Da- Glaubwürdigkeit des Europarates Eliten mit ihren eigenen kel 12) sowie „in jedem Mitglieds- nach haben die ArbeitnehmerInnen auf dem Spiel. Wenn auf dem Gip- Medien staat Arbeit zu suchen, zu arbeiten, oder ihre VertreterInnen beziehungs- fel in Nizza die Grundrechte keine sich niederzulassen oder Dienstleis- weise Organisationen ein „Recht rechtlich bindende Wirkung erhiel- tungen zu erbringen“, ebenso „die auf Unterrichtung und Anhörung“, ten, würden die Ziele des Kölner Gleichheit von Männern und Frau- das Recht, Tarifverträge zu EU-Gipfels von 1999 nicht erfüllt. en in allen Bereichen, einschließlich schließen „sowie bei Interessen- Deshalb solle in Nizza zumindest der Beschäftigung, der Arbeit und konflikten kollektive Maßnahmen das Ziel formuliert werden, die des Arbeitsentgelts“ (Artikel 23). zur Verteidigung ihrer Interessen, Grundrechte-Charta in den EU-Ver- Die Rechte der Arbeitnehmer- einschließlich Streiks, zu ergreifen“. trag – und damit in eine rechtlich Innen und Gewerkschaften sind in Sie haben „Anspruch auf Schutz bindende Form – integrieren zu wollen. Zudem sollten die Staats- und Regierungschefs eine Entschei- Der Surf-Tipp plusminusBERLIN dung über das Verfahren und den fürs Internet Zeitplan treffen, „die zu diesem Ziel www.dgb.de Die Stiftung Warentest JU-Vorsitzende Hilde- führen“. Umfrage zum Internet- + bleibt vor den schlimms- - gard Müller (CDU) hat Nach Auffassung des DGB ist Auftritt des DGB ten Einsparungen verschont. sich erst in den Verwaltungs- eine europäische Grundrechte- Das hat Jella Teuchner, ver- rat des WDR wählen lassen Charta für die politische und soziale Im Faxabruf braucherpolitische Sprecherin und dann tags drauf beim Legitimation der EU von entschei- 0211 / 43 01 655 der SPD angekündigt. Zwar Deutschlandtag der Jungen dender Bedeutung. Sie würde nach Parteienforscher Richard sinkt der Bundeszuschuss 2001 Union (JU) einen Antrag mit Vollendung des Binnenmarktes und Stöss über die extreme von 13 auf 11 Millionen Mark. eingebracht, der auf die Ab- der Einführung der einheitlichen Rechte und ihren Aber nach den Plänen der schaffung des bundesweiten Währung „die Identifikation der gesellschaftlichen Rück- Bundesregierung sollte er auf ARD-Programms zielt. Das Bürger mit dem europäischen Eini- halt (Vorabdruck aus: acht Millionen zurückgehen. ging selbst der JU zu weit. gungsprozess erhöhen und diesem Gewerkschaftliche mehr Glaubwürdigkeit verleihen“. • Monatshefte 11/00)

einblick 21/00 21/00 POLITIK AKTUELL

EU-Beitritte dung seiner Forderung nach Be- tung im Auftrag von „connex.av“, Jugendkongress schränkung der Arbeitnehmerfrei- dem Service-Projekt von IG Medien DGB für weniger zügigkeit verweist der DGB auf die und DAG durchgeführt hat. An der „ABC mit Freizügigkeit hohe Arbeitslosigkeit in Deutsch- bundesweiten Umfrage beteiligten Zukunft“ land. Die Aufnahmefähigkeit des sich über eintausend Beschäftigte Im Zusammenhang mit der ge- deutschen Arbeitsmarktes bleibe aus allen Zweigen der Branche, ein Unter der Schirmherrschaft von planten Ost-Erweiterung der Euro- deshalb noch „längere Zeit“ einge- Drittel davon freie Mitarbeiter. Das Bundesarbeitsminister Riester fin- päischen Union (EU) tritt der DGB schränkt. • Durchschnittsalter der Befragten det vom 21. bis 23. November in für eine Beschränkung der Arbeit- lag bei 36 Jahren. 50,8 Prozent ga- der Deutschen Arbeitsschutzaus- nehmerfreizügigkeit ein. Das Recht Film- und Privatfunk ben an, dass sie sich durch die Ar- stellung Dortmund der Jugendkon- der ArbeitnehmerInnen aus den beitssituation gesundheitlich bela- gress 2000 unter dem Motto „ABC beitrittswilligen Ländern Osteuro- Kratzer am stet fühlten. Für über 48 Prozent mit Zukunft. Ausbildung, Beruf, pas, in allen Mitgliedsstaaten der Image werde auch das Privatleben Chancen“ statt. Der Kongress bie- Union zu arbeiten, solle erst nach „stark“ bis „sehr stark“ beein- tet Jugendlichen die Chance, sich einer „angemessenen“ Über- Die Arbeits- und Einkommens- trächtigt. Nach Ansicht der AutorIn- über die Arbeitswelt und Zukunfts- gangsfrist vollständig gelten. Der bedingungen in der Film- und Privat- nen ist dies kein Wunder: Für 40 perspektiven zu informieren und DGB verweist auf entsprechende funkbranche haben in der Realität Prozent liege die Wochenarbeitszeit neue Berufsbilder, Berufswege und Regelungen beim Beitritt Spaniens mit dem Bild von der „dynamischen zwischen 46 und 90 Stunden.Auch Ausbildungsmöglichkeiten in Erfah- und Portugals, die sechs Jahre gal- Wachstumsbranche“ nur wenig die mangelhafte Qualifikationsför- rung zu bringen. • ten. Die Übergangsfrist bis zur Voll- gemein. Das zeigt eine Studie, die derung durch die Unternehmen Info: www.dasa-dortmund.de mitgliedschaft sollte „flexibel“ ge- die Kölner „Arbeitsgemeinschaft wurde kritisiert: 69 Prozent waren handhabt werden, eine Verkürzung Befragungen im Betrieb“ mit Un- mit den Weiterbildungsangeboten geplant●●● der Frist möglich sein. Zur Begrün- terstützung der Hans-Böckler-Stif- unzufrieden. • ➜beschlossen

Der Geschäftsführende Bun- wiewardiewoche ? desvorstand (GBV) des DGB hat die Abteilung Öffent- Europa und ver.di – beides hat märsche. Am historischen Ort an die Nazi-Pogrome lichkeitsarbeit mit der Erar- die Woche von Eugen Roth, 42, DGB-Landesbezirksvorsit- zu erinnern hat mich sehr berührt. Der Widerstand beitung bundesweiter Ge- zender Saar, gleichermaßen gegen Rechtsextremisten gehört für mich mit zu den staltungsrichtlinien für den geprägt. zentralen Aufgaben der Gewerkschaften. DGB-Auftritt im Internet Gemeinsam mit Ministerpräsident Peter Müller habe beauftragt. Für den notwen- Begonnen hat die Woche mit ich am Freitag eine Veranstaltung für den 27. Novem- digen Agenturwettbewerb der Sitzung des DGB-Bundesvor- ber vorbereitet, mit der wir unsere Reihe „Arbeit- hat der DGB 20 000 Mark zur stands in Brüssel. Mit Romano nehmer 2010“ abschließen wollen. Damit stellt der Verfügung gestellt, 5000

Foto: Reiner F.Oettinger Prodi und EU-Kommissar Günter DGB seine Zukunftsentwürfe für den Standort Saar aus dem Haushalt der Abtei- Verheugen haben wir über die Folgen der EU-Erwei- zur Diskussion: Wie schaffen wir es, dass die Vortei- lung Öffentlichkeitsarbeit terung für den Arbeitsmarkt diskutiert. Der DGB for- le des Saarlandes – hohes Qualifikationsniveau und und bis zu 15 000 Mark der dert einen behutsamen Übergang. Als kleinstes Bun- Offenheit der Menschen, räumliche Nähe und Euro- Position „Sonderaktionen“. desland ist das Saarland schon lange europäisch ori- pa-Orientierung – zu einem positiven Standortfaktor Vor der Umsetzung der Ge- entiert. Von unseren Konzepten zur Integration und werden? Hier liegen wir mit der Landesregierung staltungsrichtlinien soll eine Qualifizierung ausländischer ArbeitnehmerInnen noch weit auseinander. Zwar gibt es intensive Ge- Umfrage unter den Besucher- können andere Bundesländer jetzt profitieren. spräche, überwiegend mit Arbeitsministerin Regina Innen der DGB-Plattform Nach engagierten Diskussionen haben sich die Ge- Görner, die sich auch nach ihrem Ausscheiden aus durchgeführt werden. werkschaften zudem auf neue Organisationsgren- dem DGB-Bundesvorstand nicht hat verbiegen las- zen verständigt, die den Weg für die Integration der sen. Aber die CDU-Regierung insgesamt sucht ihren Die Bundesrechtsstelle des DAG frei machen. Dass die ÖTV am selben Abend in Kurs noch. Insbesondere bei den Vorschlägen des DGB soll zum 1. Januar 2001 Leipzig ihre Beteiligung an der Dienstleistungsge- früheren IHK-Geschäftsführers und jetzigen Wirt- von Kassel nach Erfurt werkschaft zeitweise in Frage stellte, hat mich per- schaftsministers Hanspeter Georgie im Bündnis für verlegt werden. Der GBV sönlich getroffen: Für mich gibt es keine Alternative Arbeit schimmern die tollsten Chimären aus dem beschloss, dazu geeignete zu ver.di. Zu diesem Zeitpunkt habe ich aber schon ideologischen Weltbild der Arbeitgeber durch. Räume beim DGB-Landesbe- mit unserem Landesvorstand die weitere Umsetzung Auch im Saarland versuchen die Arbeitgeber, in Krisen zirk Thüringen anzumieten, der Organisationsreform beraten. Tarifverträge zu unterlaufen. Am Samstag habe ich den beiden Beschäftigten Tags drauf war ich in Neunkirchen. Neben der Mega- schon wieder auf der Straße gestanden, weil die Be- der Bundesrechtsstelle Demonstration in Berlin gab es am 9. November schäftigten der Akzidenz-Druckerei auf Gehalt ver- wird eine einvernehmliche auch dort und in Saarbrücken zwei große Schweige- zichten sollen, wenn sie ihre Arbeit behalten wollen. Versetzung angeboten.

2 POLITIK AKTUELL Ein Silberstreif

Das Arbeitnehmerinteresse Fusionen wir können uns mit unternehmeri- schen Zielen weder identifizieren an sicheren Arbeitsplätzen Zahl der Opfer: unbekannt noch uns von ihnen distanzieren. spielt im Zusammenhang mit Was, wenn wir uns irren? Wird Firmenübernahmen bislang Das Fusionskarussell dreht sich immer schneller. Doch niemand weiß, dann – von der Unternehmer- oder kaum eine Rolle. Das könnte wie viele ArbeitnehmerInnen dabei aus der Bahn geworfen werden. der Arbeitnehmerseite – der Staat zur Kasse gebeten?“ sich ändern. Die Bundesre- Der Dortmunder Wirtschafts- weder in Bonn noch in Brüssel. Laut Weniger plausibel klingt der gierung hat Mitte des Jahres wissenschaftler Ludwig Bußmann Andreas Strohm von der General- Einwand der Wettbewerbshüter, den Entwurf eines Übernah- wollte es genau wissen: Welche kommission Wettbewerb der EU- ohne Fusion könnten mehr Arbeits- megesetzes vorgelegt. Beschäftigungseffekte haben Firmen- Kommission ist jeder Versuch, plätze verloren gehen als durch sie. zusammenschlüsse? Auf einer Fach- negative Beschäftigungseffekte ei- Denn diese Behauptung kann we- Er sieht im Unterschied zur tagung des Zentrums für Weiterbil- nes Firmenzusammenschlusses zu der bewiesen noch belegt werden. bisherigen Praxis vor, dass dung der Uni Dortmund präsentierte verhindern, zum Scheitern verur- Der Wirtschaftswissenschaft steht, die betroffenen Beschäftig- anders als der Medizin beispiels- ten von vornherein in den Im Kaufrausch weise, keine Kontrollgruppe zur Übernahmeprozess einge- 25 000 24 995 Verfügung. Das heißt, schließen bunden werden. Anzahl der weltweiten Unternehmenskäufe sich zwei Firmen zusammen, kann 2381 nicht gleichzeitig untersucht wer- Volumen in Milliarden Dollar 2169 Ein zentraler Grundsatz des 20 000 den, was ohne Fusion aus den Arbeitsplätzen würde. Gesetzes soll sein, dass alle Dennoch spricht einiges dafür, Beteiligten – Vorstand, Ak- 15 000 1388 dass Fusionen alles in allem mehr tionäre und Arbeitnehmer – 1117 Jobs kosten als bringen: Firmen über alle notwendigen werden aufgekauft, weil die Käufer Informationen verfügen, 10 000 772 ihre Wettbewerbsposition verbes- damit sie das Übernahmean- 9024 498 sern und ihre Kapitalrendite erhö- 374 363 290 311 hen wollen. Personalerhöhung zählt gebot auch beurteilen kön- 5000 nicht zu den Ursachen des grassie- 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 nen. Der potenzielle Käufer

DGB einblick / Nachdruck frei renden Fusionsfiebers, im Gegen- Quelle: Thomson Financial Securities Data einer Firma ist deshalb ver- Grenzenlose Gigantomanie: In teil. Zu den Synergieeffekten, die Bußmann sein dürftiges Ergebnis: den 90er Jahren hat sich der ein Unternehmenskauf erzielen pflichtet, sie umfassend zu Über den Einzelfall hinausgehende Gesamtwert der Fusionen soll, zählt eher Personalabbau.Aber informieren. Diese Pflicht Studien liegen nur für die Woh- weltweit mehr als verachtfacht, selbst die angestrebten Ziele wer- die Zahl der Unternehmenskäufe bezieht sich auf seine gesam- nungsbaugenossenschaften in Groß- fast verdreifacht. den oft verfehlt, längst nicht alle te künftige Geschäftstätig- britannien vor; dort sei während Fusionsträume gehen in Erfüllung. der Fusion die Zahl der Beschäftig- teilt; er führe bloß zu willkürlichen Das Kieler Institut für Weltwirt- keit; insbesondere muss der ten um zwei Prozent gestiegen, Ergebnissen. „Denn ob eine Fusion schaft (IfW) vergleicht die Erfolgs- Bieter Angaben machen zum nach drei Jahren um 20 Prozent ab- effizient ist, lässt sich vor der Fusion chancen der Fusion mit einem Sitz der neuen Firma, zur gesackt. Die magere Bilanz seiner nicht sagen.“ Münzwurf. Mal klappt‘s, mal nicht. Ausgliederung oder Verlage- Recherche, so Ludwig Bußmann, Die Hüter des Wettbewerbs Internationale Studien belegen, rung wichtiger Betriebsteile sei „kennzeichnend für den heuti- können ihr Desinteresse an den Be- dass nur jede zweite Firmenehe die gen Stand der Forschung“. schäftigungseffetken von Fusionen in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt, sowie zu den Auswirkungen Dieter Wolf, Ex-Präsident des gut begründen. Ihr Auftrag besteht also die erwarteten Gewinnsteige- der Fusion auf die Beschäf- Bundeskartellamtes, mag sich nicht einzig und allein darin, zu prüfen, rungen realisiert. In noch größerem tigten und ihre Interessen- festlegen, ob Fusionen Arbeits- ob ein Firmenkauf dazu führt, dass Ausmaß dürfte das für nicht einmal vertretungen. plätze eher sichern oder vernichten. der Käufer künftig den Markt be- angestrebte Ziele wie die Erhöhung Der ehemals oberste Wettbewerbs- herrscht, sprich den Wettbewerb des Personals gelten. Im Gesetzentwurf heißt es: hüter glaubt, es gebe „keine Sach- unterbindet. Besteht diese Gefahr, Wirtschaftsexperte Bußmann „Der Vorstand der Zielgesell- zwangslogik in die eine oder ande- muss der Zusammenschluss unter- gibt sich mit Mutmaßungen nicht schaft“ – gemeint ist das re Richtung“. Das erstaunliche sagt werden. Das aber ist so gut zufrieden. Er schlägt vor, dass das Nichtwissen des Kartellamtes hat wie nie der Fall. Im vergangenen Unternehmensregister, das die Sta- Unternehmen, das gekauft einen simplen Grund. Das Wett- Jahr genehmigte das Kartellamt tistik-Ämter des Bundes und der werden soll – „hat eine bewerbsrecht fragt nicht nach den 1182 Fusionen und verbot zwei. Länder zurzeit aufbauen und der Stellungnahme abzugeben, Beschäftigungsfolgen einer Fusion. Mehr oder weniger Jobs – das Monopolkommission zur Verfügung in der auch die Position der Und deshalb beantwortet diese ist für die Marktwächter Sache des stellen, künftig auch Beschäfti- Arbeitnehmervertretungen Frage auch keine staatliche Instanz, Unternehmens. Dieter Wolf: „Und gungsaspekte erfasst. • aufzunehmen ist.“

3 einblick 21/00 21/00 PROJEKTE UND PARTNER

Konflikt-Kongress zum gesellschaftlich akzeptierten „50 Jahre DGB- alltäglichen Prozess in der Europäi- Jugend“ ist der Titel Streiten schen Union werden kann. Die Ver- einer Broschüre, herausgege- anstaltung am 12. Dezember in ben von der Abteilung mit Konzept Jugend beim DGB-Bundesvor- Düsseldorf wird organisiert vom stand. Bewegte Zeiten – von Schwelende Konflikte im Be- Referat Migration des DGB-Bun- der Gründung der Gewerk- trieb senken Motivation und Pro- desvorstandes. • schaftsjugend am 8. Mai 1949 duktivität der MitarbeiterInnen. Das Anmeldung (bis 5. Dezember): über die Lehrlingsbewegung Ende der 60er/Anfang der Konzept einer positiven Streitkultur Tel.: 0211 / 43 01 141 70er Jahre bis zur DGB- präsentiert die Tagung „Konflikt im Fax: 0211 / 43 01 134 Jugendaktion „Wer, wenn System – System im Konflikt“ am nicht wir“ vor der letzten 8. Dezember in Köln. Der Kongress Maatwerk Bundestagswahl. Reich bebil- ist Abschluss des Projekts zur dert und ergänzt durch viele Dokumente, erhebt die Doku- „Qualifizierung von betrieblichen Newsletter mentation keinen Anspruch Konfliktlotsen“ (QUAK) und wird informiert auf Vollständigkeit, sondern organisiert vom Kölner Institut für macht mit vielen Facetten faires Konfliktmanagement und Mit einem Newsletter informiert der gewerkschaftlichen Jugendarbeit – wie zum Beispiel dem Haus der Gewerkschafts- Mediation. Die Teilnahme kostet Maatwerk über seine Arbeit. Maat- jugend in Oberursel, dem Jugendmagazin ran oder dem 290 Mark (Verbände), bzw. 690 werk, ungewöhnlicher Personal- jungen forum Recklinghausen – Lust darauf, sich mit der Mark (Unternehmen). • dienstleister aus den Niederlanden, Geschichte der DGB-Jugend zu beschäftigen. Institut für faires Konflikt- bringt in vielen Ländern Europas Einzelexemplare gibt‘s kostenlos. management und Mediation e.V. schwer vermittelbare Arbeitslose E-Mail: [email protected] Tel.: 0221 / 430 59 10 zurück ins Berufsleben. Neben Infos Tel.: 0211 / 43 01 181 Fax: 0221 / 430 59 14 über die Arbeit von Maatwerk nimmt [email protected] der Newsletter auch Entwicklungen des Sozialsystems in den Niederlan- unter anderem „Arbeitsbedingun- Suchmaschine DGB-Tagung den und in Europa unter die Lupe. • gen im Außendienst“ (24./25. Maatwerk Deutschland Januar, Kassel, 880 Mark), „Ge- Qualifizierung Was fördert Tel.: 040 / 41 70 11 fährdungsanalyse und ergonomi- im Netz suchen Integration? Fax: 040 / 41 35 08 30 sche Gestaltung von Bildschirmar- www.maatwerk.com beit“ (7. Februar, Kassel, 380 Mark) Spezialsoftware, Online-Lernen, Von Leitkultur bis Green Card – und „Management der Datensi- Seminare oder individuelle Bera- das Thema Einwanderung wird der- TBS Hessen cherheit“ (6./7. Februar, Offenbach, tung – mit der Suchmaschine der zeit heiß diskutiert. Abseits von 800 Mark). • DGB-Technologieberatungsstelle Zahlengerangel und politischer Pro- Mit Seminaren Technologieberatung Hessen (TBS) Hessen finden Internet-Nutzer filierung schaut die Tagung „Ein- ins neue Jahr Berliner Straße 48 den passenden Weg, ihre berufliche wanderer willkommen heißen – 63065 Offenbach Qualifikation zu verbessern. Die Anforderungen an Integrations- Mit einem breiten Veranstal- Tel.: 069 / 82 40 87 Suchmaschine ist Teil des „Projektes politik im 21. Jahrhundert“ auf die tungsangebot startet die Technolo- Fax: 069 / 81 21 42 Qualifizierungsberatung“ der TBS Probleme der Betroffenen und gieberatungsstelle des DGB Hessen [email protected] Hessen und wird ständig erweitert.• sucht Wege, wie Einwanderung ins neue Jahr. Seminarthemen sind www.tbs-hessen.org http://proqua.tbs-hessen.org interregio

••• Der DGB Die kostenlosen Karten liegen Ausstellungsstücke stammen von tion des Kommunalverbands Ruhr- Sachsen hat ei- in Szene-Kneipen in Dresden, einer Demonstration des „Zwickau- gebiet (KVR) Mitte Oktober den ne neue Aktion Leipzig und Chemnitz aus. Sie er Bündnisses gegen Rechts“ vom „Aktionsplan Ruhr 2010 – seiner Tarifver- können auch direkt beim 13. August 2000. Sie zeigten in Impulse für neue Arbeit“ ge- tragskampag- DGB Sachsen bestellt wer- „sehr guter Weise ein Stück aktuel- startet. Die Initiative will in der ne gestartet. Die den. Infos: Markus Schlimm- ler Tagespolitik in Deutschland“, Diskussion mit Arbeitgeber- und fünf neuen Post- bach,Tel.: 0351 / 86 33 104 so die Bewertung des Bonner Mu- ArbeitnehmervertreterInnen, Wirt- karten sollen Ju- •••Der DGB-Kreis Zwi- seums. Infos: DGB-Kreis Zwickau, schaftsfördererInnen und Politiker- gendlichen die ckau hat Transparente Tel.: 0375 / 27 36 306. Innen das Ruhrgebiet als „zu- Aufgaben und Funk- und Plakate für das Haus ••• Der DGB-Landesbezirk kunftsfähigen Wirtschaftsraum tionen von Gewerk- der Geschichte in Bonn Nordrhein-Westfalen hat ge- weiterentwickeln“. Infos: Elke Hüls- schaften vorstellen. bereitgestellt. Die künftigen meinsam mit der Arbeitnehmerfrak- mann,Tel.: 0211 / 36 83119.

4 Schlussspurt mit GEWERKSCHAFTEN neuem Vorstand

Zwei Tage hat der Schock Organisationsgrenzen im DGB gedauert, dann hatte der Mehr Mitglieder durch Kooperation Gewerkschaftstag der ÖTV in Leipzig wieder Tritt gefasst. Am 22. November will die Mitgliederversammlung der Gründungsorganisation ver.di den Mit Frank Bsirske hat die ÖTV Organisationskatalog der Dienstleistungsgewerkschaft beschließen. Grundlage der Entscheidung sind die „Grundsätze für die Organisationsbeziehungen im DGB“, die je zwei Vertreter von nicht nur als erste Gewerk- Industriegewerkschaften, ver.di und DGB in der „2 plus 2 plus 2“-Arbeitsgruppe vereinbart haben. schaft ein Mitglied von Mit den Grundsätzen, denen der DGB-Bundesvorstand bereits zugestimmt hat, soll der seit Bündnis 90/Die Grünen an Jahren schwelende Streit, wer welche Mitglieder organisiert, beendet werden. ihre Spitze gewählt, sondern Um dieses Ziel zu erreichen, Die „Koordinierung“ der Arbeits- tion und Informationstechnologie auch einen ver.di-Anhänger. wollen die Gewerkschaften den kreise soll jeweils eine der beteilig- ist die Zuständigkeit bereits gere- Bei den übrigen Vorstands- Grundsatz „Ein Betrieb – eine Ge- ten Gewerkschaften übernehmen. gelt. Danach liegt die Koordinie- posten könnten sich eben- werkschaft“ wieder zur Geltung Um diesen Begriff hatte es noch rung für die Telekommunikation bei falls die ver.di-Befürworter bringen.Ausnahmen soll es künftig im Frühjahr eine heftige Auseinan- ver.di,für die Informationstechnolo- nur „im Einzelfall und für eine dersetzung zwischen den Gewerk- gie bei der IG Metall. Die Organisa- durchsetzen. Übergangszeit“ geben. In Bran- schaften gegeben. Statt Koordinie- tionszuständigkeit innerhalb der Frank Bsirske, 48, von 1991 – chen oder Wirtschaftszweigen, in rung war in der ursprünglichen Branchen liegt hingegen zum Teil 1997 stellvertretender Be- denen aus historischen Gründen Fassung der Grundsätze von „Fe- quer dazu. So bleibt zum Beispiel mehrere DGB-Gewerkschaften derführung“ die Rede. Dies hatten die IG Metall für Betriebe zustän- zirksvorsitzender der ÖTV „ganz oder teilweise organisations- Teile der IG Metall als Vorherrschaft dig, die Telekommunikationsgeräte Niedersachen und seither und tarifpolitisch zuständig“ sind, interpretiert. Der DAG-Vorsitzende sowie Software produzieren, die IG Personal- und Organisati- sollen Branchenarbeitskreise gebil- Issen hatte daraufhin den Begriff BCE für Unternehmen, die Filme onsdezernent der Stadt Han- det werden. Ihre Ziele sind die als „verbrannt“ bezeichnet. und Datenträger wie Schallplatten Entwicklung einer gemeinsamen Damit die Konkurrenz unterei- oder CDs herstellen. nover, wurde mit 95 Prozent „tarifpolitischen Orientierung“ so- nander tatsächlich verringert wird, Ausdrücklich geregelt ist in den der Stimmen zum Vorsitzen- wie die „Bildung von Tarifgemein- haben sich alle Gewerkschaften Grundsätzen ferner die Zuständig- den der ÖTV gewählt. Zu den schaften“. Zudem wollen die Ge- zudem auf die Einrichtung eines Or- keit für die bisherigen DAG-Mit- beiden Stellvertretern wur- werkschaften auf Branchenebene ganisationsregisters beim DGB ver- glieder im Industriesektor. Hierüber den Beate Eggert, 50, stell- gemeinsame Maßnahmen ent- ständigt, in dem die Zuständigkeit hatte es noch im September Streit wickeln, „um die organisationspoli- für einzelne Betriebe dokumentiert im DGB-Bundesvorstand gegeben. vertretende Vorsitzende des tische Präsenz zu verbessern und wird. Für die besonders sensiblen Nach der jetzt gefundenen Rege- Bezirks Rheinland-Pfalz, und tariffreie Räume zu verkleinern“. Zukunftsbranchen Telekommunika- lung sollen die bisherigen DAG- Kurt Martin, 54, Vorsitzender Mitglieder zu ver.di übergehen des Bezirks NRW I, gewählt. ver.di-Gewerkschaften wollen können, die tarifpolitische Zustän- digkeit fällt aber an die Industrie- Neu gewählt wurden zudem gemeinsam starten gewerkschaften. Diese sollen über Isolde Kunkel-Weber, 46, Das „4 plus 1“-Modell, nach Vorausgegangen war der Geschäftsbesorgungsverträge den stellvertretende Vorsitzende dem zunächst vier Gewerk- Entscheidung der Gründungs- Schutz der bisherigen DAG-Mitglie- des Bezirks Saar, und Erhard schaften ver.di gründen und organisation ver.di, das der sicherstellen. Ott, 47, Koordinator für Tarif- die fünfte Gewerkschaft spä- „4 plus 1“-Modell nicht wei- In den Gewerkschaften sind die ter dazustößt, ist vom Tisch. ter zuverfolgen, ein entspre- Grundsätze auf ein positives Echo politik beim Hauptvorstand Stattdessen sehen alle fünf chender Beschluss des neu gestoßen. Sie gelten als erster Schritt der ÖTV. Bestätigt wurden ver.di-Gewerkschaften eine gewählten ÖTV-Vorstands. auf dem Weg, die Konkurrenz zudem die beiden Vorstands- realistische Chance, die Nach Ansicht der ÖTV ist zwischen den Gewerkschaften tat- mitglieder Ulla Derwein, 52, neue Dienstleistungsge- diese Auffanglösung nicht sächlich zu verringern. „Wir haben werkschaft im März 2001 mehr notwendig, weil fast angefangen“, so Michael Sommer, und Jan Kahmann, 53. gemeinsam zu gründen. 78 Prozent der Delegierten ver.di-Vertreter in der „2 plus 2 plus Mit dieser Botschaft sind am für die Einberufung eines 2“-Arbeitsgruppe, „die Realität zur Im Faxabruf 14. November, wenige Tage außerordentlichen ÖTV- Kenntnis zu nehmen.“ Jetzt komme 0211 / 43 01 664 nach dem ÖTV-Kongress in Kongresses im März 2001 in es darauf an, „dass die Gewerk- Grundsätze für die Leipzig, die Vorsitzenden Berlin gestimmt haben. Dort schaften in den Branchenarbeits- Organisationsbeziehungen der DAG, DPG, HBV, ÖTV und soll die Verschmelzung der kreisen gemeinsame Konzepte im DGB IG Medien in Hamburg vor fünf Gewerkschaften zu entwickeln, wie die weißen Flecken 0211 / 43 01 683 die Presse getreten. ver.di beschlossen werden. in der Gewerkschaftslandschaft Der Organisationsbereich erschlossen werden können“. • von ver.di

5 einblick 21/00 21/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig DAG-Jugend richtete, hatten sich einige Verwal- tungsstellen hinsichtlich der Online- Die ÖTV hat Kostenloser Beitritte beklagt: „Das mit den Bundeskanzler Internet-Zugang E-Mail-Eintritten macht uns zusätz- Gerhard Schröder liche Arbeit.“ Seit dem 1. Septem- die Einrichtung einer „tem- Die Deutsche Angestellten-Ge- ber hat die IG Metall ihr Online- porären Arbeitsgruppe“ werkschaft (DAG) bietet ihren neu- Aktion der DAG läuft noch bis zum Aufnahmeverfahren geändert. Die vorgeschlagen, die arbeits- en jugendlichen Mitgliedern die Jahresende. Auszubildende, die bis neuen Mitglieder erhalten nun und sozialrechtliche Stan- Möglichkeit eines kostenlosen In- zum 31. Dezember DAG-Mitglied binnen weniger Augenblicke eine dards für den ÖPNV erar- ternet-Zugangs, sofern sie sich in werden, können bis zum 30. Juni Bestätigungsmail und wenige Tage beiten soll. Die Standards der Berufsausbildung befinden. Die 2001 jeden Monat 20 Stunden ko- später eine Begrüßung per Post aus müssten schnell in Kraft Zahl der Neumitglieder bei den stenlos im Internet surfen. Eine Frankfurt/M. Darin wird ihnen die treten, um den Nahver- Auszubildenden ist so hoch wie seit Ausweitung des Angebots auf wei- zuständige Verwaltungsstelle mit- kehrsunternehmen Zeit zu zehn Jahren nicht mehr. Jedes neue tere DAG-Mitglieder oder auf ande- geteilt, zeitgleich wird die IG Metall geben, sich „fit für den DAG-Mitglied, das sich in der Be- re Organisationen hält man bei der vor Ort informiert. • Wettbewerb“ zu machen. rufsausbildung befindet, erhält auf DAG und bei dem Telekommunika- Wunsch einen Internet-Zugang. tionsanbieter nach den guten Er- TRANSNET-GdED Die NGG bietet Zwanzig Stunden pro Monat kann fahrungen für vorstellbar. • unter www.ngg.net damit kostenlos im Internet gesurft 16. Gewerk- Beschäftigten der werden. Um das Gratisangebot zu schaftstag Systemgastronomie eine ermöglichen, kooperiert die DAG Checkliste für Arbeitsbe- mit dem Telekommunikationsan- Zu ihrem 16. Gewerkschaftstag dingungen. Dort können bieter Talknet. Dabei entstehen hat die Gewerkschaft TRANSNET- online Fragen von Stun- während der ersten zwanzig Stun- GdED vom 26. November bis zum denlohn bis Urlaubsgeld den keine Kosten, also auch keine 1. Dezember in Magdeburg einge- gestellt werden. Die NGG Grund- oder Telefongebühren. laden. Für die anstehenden Wahlen prüft, ob die Angaben den „Wir wollen insbesondere für IG Metall online hat der Beirat der GdED den derzei- Tarifverträgen entsprechen. junge Angestellte und Auszubilden- tigen Vorsitzenden Norbert Hansen de eine attraktive Gewerkschaft Nachgebessert sowie seine Stellvertreter Günther DGB-Vorstandsmit- bleiben“, so DAG-Vorstand Gerd Ostermann und Lothar Krauß ein- glied Heinz Putz- Herzberg. „Die Kooperation mit Talk- Der Internet-Auftritt der IG Me- stimmig zur Wiederwahl nominiert. hammer hat anläss- line, die Jungmitgliedern den kos- tall setzt Maßstäbe.Auch in puncto Angesichts der bekannt geworde- lich des Klimagipfels in den tenlosen Internet-Zugang ermöglicht, Mitgliederbetreuung. Nachbesse- nen Milliardendefizite der Bahn Haag die Bundesregierung hat uns im September wöchentlich rung war dennoch vonnöten: Wie stehen dem neuen TRANSNET-Vor- aufgefordert, Koalitionen 300 neue Mitglieder gebracht.“ Die einblick in Ausgabe 17/2000 be- stand stürmische Zeiten bevor. • mit Staaten einzugehen, die eine Vorreiterrolle im Klimaschutz spielen. In Gewerkschaft NGG Deutschland müsse der Klimaschutz vorangetrie- Vorsichtige Modernisierung angepeilt ben werden. Die angekün- digte Energieeinsparver- Ende November will der Beirat auf der anderen Seite. Grundlage tenausschuss durch „Ziel- und Pro- ordnung sei überfällig. der NGG eine behutsame Moderni- der Entscheidung sollen Empfeh- jektgruppenarbeit ersetzt“ und die sierung der Organisationsstruktu- lungen sein, die fünf vom Vorstand Serviceleistung im Bereich der Die IG BCE wehrt sich ren der 270 000 Mitglieder starken eingesetzte Arbeitsgruppen in einem Kernkompetenzen wie Mitglieder- gegen das geplante Gewerkschaft beschließen. Die einjährigen Diskussionsprozess betreuung, Betriebspolitik oder Zwangspfand auf neuen Strukturen sollen die Interes- unter dem Titel „Projekt OE 2000“ Rechtsschutz „gestärkt“ werden. „nicht ökologisch vorteil- senvertretung in einem Bereich stär- entwickelt haben. Mit „befristeten Modellversuchen hafte“ Getränkeverpackun- ken, in dem die Gestaltungsmög- Der Projektauftrag reichte von zur regionalen Administration“ soll gen. Durch das Pfand wür- lichkeiten der Gewerkschaft zuletzt der Überprüfung der politischen zudem getestet werden, wie die den Einweg-Glasflaschen starken Veränderungen unterwor- Aufgaben der NGG bis zum PC- Verwaltungsstellen von Routinear- durch Plastikflaschen „völ- fen waren – durch zunehmende Einsatz. Nach einer Empfehlung beit entlastet werden können. Tief lig verdrängt“, fürchtet die Globalisierung und Unternehmens- des Geschäftsführenden Hauptvor- greifende Veränderungen bei Auf- Gewerkschaft. Das hätte konzentration in der Lebensmittel- stands (GHV) der NGG soll aller- gaben und Zuschnitt der Landesbe- erhebliche Folgen für die industrie auf der einen sowie den dings nur ein Teil der Empfehlungen zirke und des Bundesvorstands soll Glasindustrie. Bedeutungszuwachs von Franchise- der Arbeitsgruppen umgesetzt wer- es hingegen nach Vorstellung des und Systemgastronomiebetrieben den. So sollen etwa der Angestell- GHV nicht geben. •

6 MEINUNG Rekordverdächtig Mit mehr als 15 000 Teilneh- merInnen wurde das „DGB-

Gewerkschaftsmedien Quiz 2000“ auf den Internet- Seiten des DGB-Bundesvor- Gedruckte Flüstertüten standes zu einem Renner. Zwei Monate lang hatten sind Geldverschwendung Jugendliche die Möglichkeit, Eigene Medien sind für die Gewerkschaften unentbehrlich: ein Plädoyer von sich von drei virtuellen Wolfgang Storz, bis vor kurzem Chefredakteur bei der IG Metall. GewerkschafterInnen über Foto: Sven Ehlers Ausbildungsfragen und Wie jeden Morgen, so liegt auch heute der Presse- ken über die künftige Politik Dr. Wolfgang Storz, 45, seit Gewerkschaften informieren spiegel auf dem Bürotisch.Wieder ist er verführerisch der Organisation zu machen. 1. Oktober stell- voll mit vielen Artikeln über Gewerkschaften, von Vielleicht liegt es gerade an vertretender zu lassen und sich am Quiz Gewerkschaftern. Viel kann nicht schlecht sein, und diesem Punkt, warum die eige- Chefredakteur der zu beteiligen. Frankfurter Rund- so lässt sich der Funktionär flugs in eine rosarote nen Medien bei der Elite so Am 10. November wurden Medienlandschaft entführen. Ist deshalb für viele unbeliebt sind. Die These, wir schau, war vorher zweieinhalb Jahre aus 14 022 richtigen Ant- Meinungsmacher in den Gewerkschaften die Presse- streiten hinter verschlosse- lang Chefredak- arbeit so viel, die eigene Medienarbeit so wenig? nen Türen und vertreten an- teur der IG Metall- worten die GewinnerInnen Natürlich, das ist überzeichnet. Spätestens wenn schließend geschlossen eine Publikationen ermittelt. Der erste Preis, metall und direkt. der Gewerkschafter seinen Pressespiegel zur Seite Meinung nach außen, ist eine komplette PC-Ausstat- legt, die Perspektive etwas weitet und die gesamte noch verbreitet. Und mutet so tung mit Internet-Anschluss, Medienlandschaft in Augenschein nimmt, findet er rührend an: Wenn diese Art von Kommunikations- (auch mit der Lupe) wenig bis nichts über Ge- strategie überhaupt je funktioniert hat, dann muss ging an den 17-jährigen werkschaften und ihre Positionen. Es sei denn, dies Jahre zurückliegen. Da Gewerkschaften offene Steve Langner aus Halle. es gibt mal wieder internen Streit, bei dem sogar demokratische Massenorganisationen, ihre Vorstän- Vorsitzende abhanden kommen. Und so ahnt auch de also weder Vatikan noch Politbüro sind, passt die- Das Internet-Spiel, Höhe- er, Pressearbeit allein kann die Lösung nicht sein. se Strategie auch politisch-kulturell gar nicht: Die punkt und zentrales Kommu- Trotzdem: Die eigene Medienarbeit, die immer Mitglieder und ihre Teilhabe an der Gestaltung der nikationsmedium der am noch vor allem Arbeit mit Printmedien (Film gleich Organisationspolitik – das macht die Stärke der 1. September gestarteten Fehlanzeige, Internet gleich Kinderschuhe) ist, besitzt Gewerkschaften aus. Diese Teilhabe kann nur bundesweiten Jugendaktion einen bemerkenswert geringen Stellen- offen und damit öffentlich sein. Wo anders wert bei der Mehrheit der Gewerkschafts-Elite. als in den eigenen Medien sollen solche Debatten des DGB, wurde gemeinsam Das heißt: Sie liest oft nicht einmal die eigenen gemeinsam geführt werden können? konzipiert von der Abteilung Medien und brüstet sich auch noch damit.Wenn die Es ist vergleichsweise einfach, für Gewerkschaf- Öffentlichkeitsarbeit, der Gewerkschafts-Medien ein Thema sind, dann nur als ten ein modernes Medienkonzept zu entwerfen, das Agentur für bessere Kommu- Kosten-Faktor; sie sind nämlich viel zu teuer. Und: Es mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand umge- gibt die ständige Klage, niemand wolle sie lesen; setzt werden kann: attraktive Zielgruppenmedien nikation und den Internet- eine Klage, die als Selbstverständlichkeit vorgetra- (Jugendmagazin, Newsletter, Branchenhefte etc.), Profis der Kölner Agentur gen wird, ohne den Beleg einer fundierten Untersu- Filmarbeit, Internet-Angebote,Vernetzung von Inter- „denkwerk“ und war eines chung. Entsprechend ist auch der Status desjenigen, net, Print und Film, Vernetzung der Aktivitäten der der ersten wirklich interakti- der diese Medien herstellt: der Gewerkschaftsredak- Einzelgewerkschaften zu einem gesamten gewerk- teur.Er ist mal der Störenfried, mal der Lakai, mal der schaftlichen Medienangebot (ein Feld, das übrigens ven Projekte des DGB im Überflüssige. völlig brachliegt). Dazu gehört: Für die Medien muss Internet. Dieter Schulte: Es ist schade, dass es so ist, und zudem zum ständig geworben werden, und sie müssen sich „Mit diesem Spiel haben wir Schaden der Gewerkschaften. Eigene Medien einer ständigen Wirkungskontrolle unterwerfen. die Möglichkeiten des Inter- sind unentbehrlich. Nur einige Gründe von vie- Dies alles zu tun hat nur dann Sinn, wenn die nets intensiv und kreativ len: Sie bieten regelmäßig die Möglichkeit, Mitglie- Hinter-verschlossenen-Türen-diskutieren-wir-Strate- der authentisch und zuverlässig mit Nachrichten, gen nichts mehr zu sagen haben.Wer seine Publika- genutzt, um junge Menschen Analysen und Hintergründen zu versorgen. Aktive tionen als gedruckte Flüstertüten einsetzt, wirft das anzusprechen. Über die erfahren, was anderswo „läuft“. Gewerkschaften Geld tatsächlich zum Fenster hinaus. Diese Publika- große Resonanz freue ich wollen auch eigene Themen setzen. Beispielsweise tionen wirken nicht. Eigene Publikationen sind mich besonders.“ versucht die IG Metall eine Reichtumsdebatte zu ihr Geld wert, wenn sie den Mitgliedern initiieren. Und der bedeutendste Punkt: Mit den Nützliches bieten, frisch und professionell eigenen Medien haben die Mitglieder eine daherkommen und für viele Meinungen offen sind. gemeinsame Plattform, um Meinungen auszu- Und die Gewerkschafts-Elite selbstbewusst genug Im Internet tauschen, Kritik am Vorstand zu äußern, sich Gedan- ist, für solche Medien auch noch zu werben. • www.dgb2000.de DGB-Jugendaktion 2000

7 einblick 21/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

21/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

WEIHNACHTSGELD: Große Unterschiede

In den meisten Branchen wird eine tarif- 100 100 100 100 Tarifliche Jahressonderzahlung 2000 in West und Ost 95 95 95 (in Prozent eines Monatseinkommens) liche Jahressonderzahlung, das Weih- 87,5 West Ost nachtsgeld, gezahlt. Die Höhe fällt sehr 80 80

unterschiedlich aus, und nicht überall 65 65,9 65 60 62,5 besteht ein Anspruch auf ein volles 55 55 50 50 13. Monatseinkommen. Das zeigt ein aktueller Überblick des Tarifarchivs des WSI in der Hans-Böckler-Stiftung. 100 Prozent erhalten zum Beispiel die 0

Beschäftigten im Bankgewerbe oder 1) 2) 3) bei der Deutschen Bahn AG, kein Weih- Banken

nachtsgeld gibt‘s für die ostdeutschen Süßwaren- Chemische Bauhaupt- industrie Industrie Öffentlicher gewerbe Dienst Druckindustrie Einzelhandel Beschäftigten im Bauhaupt-Gewerbe Versicherungen Holz- und Kunst- Metallindustrie 1) Westfalen-Lippe/Sachsen; 2) in den überwiegenden Tarifbereichen; stoffindustrie

oder im privaten Transportgewerbe. 3) 55 bzw. 50% (in den überwiegenden Tarifbereichen) nach 3 Beschäftigungsjahren Quelle: WSI DGB einblick / Nachdruck frei personalien

••• Heinz-Hermann Witte, 54, Otto Semmler, 63, der vor seiner des DGB-Schiedsgerichts berufen sammlung von Go ver.di,Beschluss- DGB-Landesbezirksvorsitzender Funktion bei der Bundesanstalt für worden, das bei Organisationsstrei- fassung über die Organisationszu- Niedersachsen/Bremen, wechselt als Arbeit Abteilungsleiter für Arbeits- tigkeiten zwischen den Gewerk- ständigkeit der neuen Dienstleis- Staatssekretär ins niedersächsische marktpolitik beim DGB-Bundesvor- schaften entscheidet. Er folgt Prof. tungsgewerkschaft Ministerium für Frauen, Arbeit und stand war. Dr. Ninon Colneric, 52, die auf 26.11.-1.12. Gewerkschafts- Soziales. ••• Thomas Pose, 48, Referats- Grund ihres Wechsels vom Kieler tag von TRANSNET Gewerkschaft ••• Ditmar Gatzmaga, 48, Lei- leiter der Internationalen Abteilung Landesarbeitsgericht zum Europäi- GdED, Magdeburg ter der Abteilung Öffentlichkeitsar- des DGB für den Bereich Ostsee- schen Gerichtshof aus dem DGB- 27.11. DGB Saar, Ab- beit der Hans-Böckler-Stiftung, ist kooperation, mittel- und osteuro- Schiedsgericht ausgeschieden ist. schlussveranstaltung „Arbeitneh- seit dem 1. November Leiter der päische Staaten, Japan und TUAC, mer 2010“, Friedrichsthal-Bildstock Landesvertretung Nordrhein-West- ist ab dem 6. Dezember Sozialrefe- 29.11. Öffentliche Ausle- falen in Berlin. rent in der deutschen Botschaft in gung aller Verschmelzungsdoku- ••• Heinrich Alt, 50, Staatsse- Südafrika. 14TAGE mente von ver.di kretär im Arbeitsministerium von ••• Prof. Dr. Thomas Diete- 29.11.-1.12. Beiratssitzung der Schleswig-Holstein, soll nach Plänen rich, 65, ehemaliger Präsident des 20./21.11. Fortsetzung des Gewerkschaft NGG, Entscheidung von Arbeitsminister Walter Riester Bundesarbeitsgerichts, ist vom DGB- außerordentlichen Gewerkschafts- über Organisationsentwicklungs- neuer Vizepräsident der Bundes- Bundesvorstand zu einem der bei- tags der HBV,Magdeburg Prozess, Kassel anstalt für Arbeit werden. Er folgt den stellvertretenden Vorsitzenden 24.-26.11. IG BAU, Bundes- 1./2.12. IG Metall, Fach- frauenkonferenz, Magdeburg tagung Gebäudemanagement, 22.11. Mitgliederver- Sprockhövel Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef (verantwortlich für diese Ausgabe), Stephan Hegger, Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Schlusspunkt● Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: „Das war’s. Es wird spannender. Es wird zunehmend besser.“ 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Beginn des Aufmachers im „Kongresstag“ vom 6. November, dem tägli- Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 chen Newsletter zum ÖTV-Kongress in Leipzig. Einen Tag später stimmten Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. 34,5 Prozent der Delegierten gegen ver.di und stürzten die ÖTV in eine tiefe Krise.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 04.12.2000 22/00

Wohlstandsverteilung inhalt Kluft zwischen Arm und Reich wächst ______Seite 3 ______Der Norden liegt vorn Beim Geldvermögen ist die Wenige besitzen fast alles nach wie vor am größten: Die Kluft zwischen Arm und Reich in Anteile der Haushaltsgruppen Hälfte aller Haushalte besaß 1993 18 Kooperationsstellen den Jahren 1978 bis 1993 größer, am Grundvermögen und am Geld- überhaupt keinen Grund und Bo- Hochschule – Gewerkschaf- vermögen 1993 (in Prozent) beim Grundvermögen kleiner ge- den (1978 sogar 56 Prozent). ten gibt es bundesweit: worden. Das sind die wichtigsten 10-Prozent-Gruppen Gewaltige Unterschiede offen- Beim Wissenstransfer hat Ergebnisse einer Studie zur Wohl- obere 46 bart auch ein Vergleich der Haus- standsverteilung in Deutschland, 48 haltstypen. Das durchschnittliche der Norden den Süden weit zweite 20 die das Baseler Beratungsunterneh- 17 Grund- und Geldvermögen je Selbst- abgehängt men Prognos AG im Auftrag der ständigenhaushalt war 1993 mehr dritte 15 ______Seite 5 ______Hans-Böckler-Stiftung erstellt hat. 11 als doppelt so groß wie das aller Die Forscher haben die Einkom- vierte 12 Haushalte. Mit steigendem Einkom- ver.di wird größer 8 menshierarchie – verglichen werden men nimmt zudem der Anteil des ÖTV-Chef Frank Bsirske fünfte 7 nur die westdeutschen Haushalte – 6 Einkommens zu, der gespart wird. möchte nach dem Schock von in neun Klassen unterteilt. Die sechste 0 Grundvermögen Konnte das oberste Viertel aller 4 Leipzig die Türen zu ver.di oberste steigerte ihr Geldvermögen Geldvermögen Haushalte 1993 rund 20 Prozent siebte 0 zwischen 1978 und 1993 um 3 seines Einkommens auf die hohe auch für andere Gewerk- 65 000 Mark auf 215 000 Mark, Kante legen, musste das unterste achte 0 schaften offen halten die unterste Haushaltsgruppe hatte 2 Viertel entweder Reserven aufzeh- 0 ______Seite 7 ______1993 mit 4300 Mark sogar ein ge- neunte 1 ren oder Schulden machen. Die ringeres Geldvermögen als 1978 mit 0 Quelle: „Wohlstandverteilung Reichsten sparten 21 000 Mark – Verloren ohne Gegner untere in Deutschland 1978-1993“, 5700 Mark. Die Reichsten besaßen 0 Prognos AG DGB einblick / Nachdruck frei fast so viel wie das verfügbare Ein- Schon aus eigenem Interesse damit 50 Mal mehr als die Ärmsten, Erdrückender Reichtum: Zehn kommen der Ärmsten. 15 Jahre zuvor war dieser Unter- Prozent aller Haushalte verfügen Mit aktuelleren Zahlen als Pro- sollten sich die Gewerk- schied nur halb so groß. Die mittlere über die Hälfte des gesamten gnos wartet das Statistische Bun- schaften starke Arbeitgeber- Grund- und Geldvermögens. Haushaltsgruppe konnte ihr Geld- desamt auf. Danach verfügten 1998 verbände wünschen, rät vermögen zwar auch steigern (um Beim Grundvermögen ist die alle Haushalte über ein Nettoein- IG Metall-Experte 14 000 Mark auf 51 000 Mark), Wohlstandsverteilung zwar wegen kommen von durchschnittlich 5115 Wolfgang Schroeder gleich geblieben ist aber ihr Ab- des zunehmenden Anteils der Haus- Mark (real nur knapp ein Prozent stand zur reichsten Einkommens- halte mit Grundeigentum gleich- mehr als fünf Jahre zuvor), 60 Pro- klasse – die verfügte stets über ein mäßiger geworden, die Verteilungs- zent aller Haushalte hatten jedoch vier Mal größeres Geldvermögen. unterschiede hingegen sind hier ein Einkommen, das unterhalb die- ses Durchschnittswertes lag. Jeder neunte Haushalt im früheren Bun- plusminusBERLIN desgebiet musste mit weniger als 2000 Mark monatlich auskommen, Justizministerin Herta Für Ingo Kober, den in den neuen Ländern sogar jeder Der Surf-Tipp + Däubler-Gmelin (SPD) - Präsidenten des sechste. Über 8000 Mark und mehr fürs Internet will eine Öffnung des Europäischen Patentamtes, verfügte in Westdeutschland jeder www.betriebsrat.com europäischen Patentrechts sind die Vorwürfe, sein Amt sechste, in Ostdeutschland nur je- Infos und Arbeitshilfen für Software verhindern. habe die Menschenwürde der 17. Haushalt. für den Betriebsrat Ein weitgehender Patent- verletzt, weil es die Her- Diese Tendenz bestätigt auch schutz wie in den USA stellung chimärer Wesen der Rohentwurf des ersten Armuts- Im Faxabruf üblich würde „im Endeffekt aus Mensch und Tier und Reichtumsbericht der Bund- 0211 / 43 01 657 Innovationen eher stören“. patentiert hat, „belanglos“. esregierung: Die Durchschnitts- Eckpunkte des Arbeits- Die Europäische Union will Das Amt halte sich streng einkommen steigen kaum, die Un- ministeriums zur im Frühjahr entscheiden. an europäisches Recht. gleichverteilung der Einkommen Reform des Betriebs- nimmt dagegen zu. • verfassungsgesetzes

einblick 22/00 22/00 POLITIK AKTUELL

Einbürgerung ländischer Eltern leichter die deut- Rechtsextremismus sche Staatsangehörigkeit. Für Kin- Fristverlängerung der unter zehn Jahren gilt eine 50 Millionen zusätzlich Die vereinfachte Einbürgerung Übergangsregelung, derzufolge die von in Deutschland geborenen Eltern einen einfachen Antrag stel- 50 Millionen Mark zusätzlicher für bessere Aufklärung, Ausbildung Kindern ausländischer Eltern soll len können. • Mittel wollen SPD und Grüne im und Beratung der mit Rechtsextre- um ein Jahr verlängert werden. Kampf gegen den Rechtsextremis- mismus befassten Behörden ver- Ursprünglich war die Übergangsre- Soforthilfe mus im nächsten Bundeshaushalt wendet werden. Zusätzlich gibt es gelung bis Ende 2000 befristet. bereitstellen. Im Etat des Bundes- auch im Justizhaushalt zehn Millio- Die FDP hat bereits einen ent- JUMP bis 2003 ministeriums für Familie, Senioren, nen Mark für die Opfer rechter sprechenden Gesetzentwurf in den Das Sofortprogramm der Bundes- Frauen und Jugend werden fünf Gewalt, insgesamt 30 Millionen Bundestag eingebracht, das Bun- regierung für Jugendliche, „JUMP“, Millionen Mark für die Verbesse- fließen in Maßnahmen der Jugend- desinnenministerium verhandelt mit von dem in den vergangenen zwei rung des Opferschutzes vorgese- politik zur Auseinandersetzung mit den Innenministern der Länder.Auch Jahren fast 250 000 Jugendliche hen, weitere fünf Millionen sollen dem Thema Rechtsextremismus. • soll die als zu hoch empfundene profitiert haben, soll bis 2003 ver- Verwaltungsgebühr von 500 Mark längert werden. Mit den Mitteln für die Einbürgerung auf 100 Mark werden Ausbildungs- und Arbeits- Mitnahmeeffekten gekommen sei. dass das Programm bis 2003 ver- gesenkt werden.Von den Maßnah- plätze sowie Qualifizierungsmaß- Darüber hinaus seien Mittel aus längert und rund die Hälfte der men verspricht sich die Ausländer- nahmen gefördert. Benachteiligtenprogrammen sach- jährlich zwei Milliarden Mark in die beauftragte, dass mehr Eltern als Das Sofortprogramm ist unter fremd verwandt worden. Dennoch neuen Länder fließen soll. • bisher die Einbürgerung für ihre den Gewerkschaften nicht unum- sprachen sich die Gewerkschaften Kinder beantragen. stritten. So berichteten Gewerk- für eine Fortführung des Sofortpro- geplant●●● Nach dem Anfang 2000 in Kraft schaftsvertreterInnen anlässlich der gramms aus, weil damit Jugendli- ➜beschlossen getretenen neuen Staatsbürger- Auswertung der Ausbildungszahlen chen geholfen werde. Die Bundes- schaftsrecht erhalten Kinder aus- im vergangenen Jahr, dass es zu regierung signalisierte inzwischen, Zur Gestaltung des Eingangs- bereichs der DGB-Bundes- vorstandsverwaltung in Berlin mit Einrichtungsge- wiewardiewoche ? genständen und zur künst- lerischen Gestaltung hat Die europäische „Kampagne für ‚saubere’ Klei- der Geschäftsführende dung“ („Clean Clothes Campaign“/CCC) ist ihrem großen Ziel einen kleinen Schritt näher gekommen: Bundesvorstand 100 000 CCC-VertreterInnen plädierten erstmals in einer Mark bereitgestellt. Damit Ziel der „Kampagne für ,saube- Anhörung des Europaparlaments in Brüssel am 22. kommt der Gewerkschafts- re’ Kleidung“ ist, dass auch an November für rechtlich verbindliche Sozialstan- bund seiner gesetzlichen dards bei der Produktion von Bekleidung weltweit. den Nähmaschinen in Osteu- Verpflichtung nach, derzu- Renate Huppertz, 37, Koordinatorin der ropa, Lateinamerika oder Asien deutschen Kampagne, die beim DGB-Bildungswerk folge bei Neubaumaßnah- menschenwürdige Arbeitsbe- in Düsseldorf angesiedelt ist, war mit dabei. men Mittel für „Kunst am dingungen herrschen. „Sauber“ Bau“ in die Gesamtkosten steht für „sozialverträglich“. Zwar haben sich viele Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Das Drei-Strei- einzubeziehen sind. Bekleidungsunternehmen freiwillig verpflichtet, die fen-Unternehmen selbst glänzte vor den Europa- Sozialcharta der Internationalen Arbeitsorganisation abgeordneten durch Abwesenheit. Weder geplant noch be- zu respektieren; danach haben alle Arbeitnehmer- Die Sportartikelhersteller stehen übrigens zurzeit im schlossen – dennoch für Innen beispielsweise das Recht, sich frei zu organi- Mittelpunkt unserer Kampagne. Denn nicht nur den DGB ein Thema: Ohne sieren, muss der Lohn mindestens den Lebensbedarf Adidas lässt dort produzieren, wo‘s am billigsten ist Umzug hat der DGB-Bundes- decken, sind Kinder- und Zwangsarbeit verboten. und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. vorstand innerhalb kürzes- Aber die Einhaltung der Charta kontrolliert offiziell Das wissen aber die wenigsten KundInnen. Deshalb ter Zeit bereits wieder eine niemand. Deshalb brauchen wir statt einer unver- haben wir die Aktion „Fit for Fair“ gestartet – sie neue Postadresse. Für diese bindlichen Selbstverpflichtung ein verbindliches soll das saubere Image der Sportartikler ankratzen. Verwirrung sorgt die Berli- Gesetz. Wie notwendig das ist, hat sich einmal mehr Denn nichts fürchten Adidas und Co so sehr, wie ner Kommunalpolitik, die in Brüssel gezeigt. Dort hat Rainy Hutabarat vom ihren Ruf zu verlieren: schlechtes Image – schlechte dem Platz vor dem DGB- indonesischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Einnahmen. Gebäude nun den Namen berichtet, was beim Adidas-Zulieferer Tuntex in Wer mitmachen will oder sich einfach nur informie- Henriette-Herz-Platz gab. Jakarta an der Tagesordnung ist: Die Firma zahlt ren möchte: Wir haben eine wunderschöne Home- Die komplette Postanschrift nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn, zwingt page – www.saubere-kleidung.de. Info-Material lautet jetzt Henriette-Herz- die Näherinnen zu Überstunden und verhindert die kann per Fax angefordert werden: 0211 / 43 01 387. Platz 2, 10178 Berlin.

2 Schneller Zugriff GEWERKSCHAFTEN übers Internet

Den schnellsten Zugriff auf Kooperationsstellen Hochschule – Gewerkschaften die Kooperationsstellen Vernetzung geplant Hochschule – Gewerkschaf- ten bietet das Internet: 18 Kooperationsstellen Hochschule – Gewerkschaften gibt es Beispiel in Braunschweig die Wirt- 12 der 18 Einrichtungen bundesweit. Sie sollen den Wissenstransfer zwischen Arbeitswelt schafts- und Beschäftigungspolitik und Hochschulen stärken. Für die Gewerkschaften öffnen sie im Vordergrund steht, liegt der präsentieren sich dort. Ihre die Tür in eine sonst fremde Welt. Arbeitsschwerpunkt in Bremen auf Links finden sich auf den der regionalen Strukturpolitik, in Homepages der DGB-Landes- Geboren wurde die Idee einer Allen Trends zum Trotz gibt es Hannover/Hildesheim auf Medien- bezirke und auf der Site Zusammenarbeit von Hochschulen aber kein einheitliches Profil der wirtschaft und Gesundheitspolitik, und Gewerkschaften bereits in den Kooperationsstellen. Vieles ist his- in Oldenburg auf ökologischen der Hans-Böckler-Stiftung: siebziger Jahren. Erste Kooperati- torisch gewachsen. Klassische Auf- Strategien und in Osnabrück auf www.boeckler.de/partner/ onsstellen wurden in Bochum, Bre- gaben wie die Durchführung gemein- dem Thema Europa. „Oft wissen ko_stell.htm men und Oldenburg ge- wir zu wenig von ➜ gründet. Doch einen Der Norden liegt vorn einander“, umschreibt Eine gemeinsame Internet- wahren Boom erlebte Kooperationsstellen Hochschule – Gewerkschaften Wolfgang Schäfer- anschrift haben auch die die Idee erst in den Klug, bis Herbst Leiter Kooperationsstellen des neunziger Jahren: Mehr DGB-Landesbezirke der Kooperationsstelle Stralsund DGB-Landesbezirks als die Hälfte der Nord Darmstadt, das Prob- Hamburg Niedersachen/Bremen: heute existierenden 18 Bremen Berlin- lem. Wissen aus ande- Kooperationsstellen sind Oldenburg Hannover/ Berlin (TU) Brandenburg ren Kooperationsstellen www.nsb.dgb.de/ Frankfurt/ Osnabrück Hildesheim Berlin (FU) seither entstanden – Berlin (HU) Oder Niedersachsen/ bleibt so ungenutzt. koop-nsb/default.htm Tendenz steigend. Ver- Braunschweig Bremen Abhilfe soll eine stärke- Dortmund Sachsen- ändert hat sich auch Göttingen Halle re Vernetzung leisten – Anhalt Die meisten Kooperations- das Profil der Kooperati- Bochum nicht nur im Internet, Siegen Nordrhein- onsstellen. Während in Westfalen sondern auch durch stellen präsentieren im den Anfangsjahren der Sachsen gemeinsame Treffen. Internet nicht nur ihre Darmstadt Thüringen Wissenstransfer zwi- Parallel dazu sollen Veranstaltungen, sondern schen Hochschulen und Saarbrücken Hessen in den nächsten Jahren auch wichtige Projekte und Arbeitswelt im Vorder- Rheinland-Pfalz weitere Kooperations- Saar Arbeitsergebnisse. grund stand – kritische Baden- stellen entstehen. Über- Wissenschaftler hatten Württemberg legungen dazu gibt es Eine kleine Auswahl: gerade die Hochschulen Bayern in Thüringen, Dresden, erobert, und die Univer- München und Münster. * Kooperationsstelle sitäten öffneten sich Quelle: Hans-Böckler-Stiftung; DGB-Landesbezirke DGB einblick / Nachdruck frei Wie schnell das Netz Uni Hamburg zunehmend für Frage- Bei der Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und tatsächlich wächst, www.rrz.uni-hamburg.de/ stellungen, die auch für Hochschulen gibt es ein starkes Nord-Süd-Gefälle: 10 der hängt aber von den 18 Kooperationsstellen entfallen auf die DGB-Landesbezirke kooperationsstelle-hh ArbeitnehmerInnen in- Niedersachen/Bremen und Berlin-Brandenburg. finanziellen Voraus- teressant sind –, liegt Die südlichste liegt im Saarland. setzungen ab. Mit * TU Berlin/DGB heute ein Schwerpunkt 100 000 Mark fördert Kooperationsstelle Wissen- bei den StudentInnen: Etliche Ko- samer Tagungen und Seminare, die die HBS den Aufbau einer neuen schaft und Arbeitswelt operationsstellen organisieren nicht Vermittlung von Experten für die Kooperationsstelle. Bis zu 50 000 nur Ringvorlesungen, sondern ver- Arbeitswelt oder die Initiierung von Mark gibt es pro Jahr als Betriebs- www.tu-berlin.de/zek/ mitteln auch Praktikumsplätze. „Wir Forschungsprojekten nehmen noch kostenzuschuss. Ein Argument, koop/index.html wollen für die StudentInnen einen immer einen breiten Raum ein. dass Hochschulen und Bundeslän- Gemeinsame Arbeitsstelle Zugang zum Berufsfeld schaffen Zwei MitarbeiterInnen haben der motivieren soll, sich an der * und damit zu den Gewerkschaf- die Kooperationsstellen im Schnitt – Finanzierung der Einrichtungen mit Ruhr-Universität Bochum – ten“, beschreibt Uwe Steppuhn, eine Personalausstattung, die zur eigenen Mitteln zu beteiligen. IG Metall Koordinator für die Kooperations- Schwerpunktsetzung zwingt. Eine Wo es nicht gelingt, die Hoch- http://rubigm.ruhr-uni- stellen bei der Hans-Böckler-Stif- stärkere Vernetzung gehört deshalb schulen als Partner einzubinden, bochum.de tung (HBS), die Idee. Auch Bernd mit zu den Trends, die die aktuelle „wird die materielle Basis schnell Kaßebaum, Referent der Abteilung Arbeit der Kooperationsstellen kenn- brüchig“, warnt Uwe Steppuhn vor * Kooperationsstelle Bildungspolitik der IG Metall, be- zeichnen. Nicht jede macht alles. überzogenen Erwartungen. Eine Wissenschaft/Arbeitswelt tont, dass die Kooperationsstellen Selbst innerhalb der einzelnen DGB- Einschränkung, die auch für die Dortmund ihr Serviceangebot für die Studen- Landesbezirke gibt es unterschiedli- Unterstützung der Gewerkschaften tInnen ausbauen sollen. che Schwerpunkte: Während zum vor Ort gilt. • www.kowa-dortmund.de

3 einblick 22/00 22/00 PROJEKTE UND PARTNER

DGB-Bildungswerk NRW hoffnungsvoll zur Dienstleistungs- Hochschule für Wirtschaft und Politik gewerkschaft ver.di. Der Almanach Freie in den hat 352 Seiten und ist im Bund- Zweiten Studienabschnitt neuen Medien Verlag erschienen. Einzelexemplare neu gestalten sind kostenlos. • Was erwarten Selbstständige in FMS Fach Media Service Die Hamburger Hochschule für engänge mit starkem praktischem den neuen Medien von Gewerk- Postfach 2551 Wirtschaft und Politik (HWP) stellt Bezug, verschiedene Master-Ab- schaften, und was haben die ihnen 61295 Bad Homburg Weichen für eine Reform ihres schlüsse von „theoretisch-kritisch“ zu bieten? Diese Fragen beschäfti- Studienangebots. Ziel ist die Neu- bis „praktisch-berufsbezogen“ so- gen den Fachdialog „Neue Selbst- TIB Hamburg gestaltung des zweiten Studien- wie Diplomgrade, die Schwerpunk- ständige in der M.I.T.-Branche“ von abschnitts, den die Studierenden an te des ersten Studienabschnitts ver- DGB-Bildungswerk NRW und vom Internet ihr reguläres Uni-Programm anhän- tiefen. Institut Arbeit und Technik. Am 6. im Betrieb gen können. Schon im nächsten An der HWP gibt es bereits den Dezember stehen in Gelsenkirchen Sommer will der Hochschulsenat Master-Studiengang „Europäische unter anderem auch holländische Chancen und Risiken der Com- abschließend über die geänderte und Internationale Wirtschaft“. Zu- und österreichische Erfahrungen puterkommunikation beleuchtet das Prüfungsordnung entscheiden. sammen mit anderen Hamburger von FreiberuflerInnen mit Gewerk- Seminar „Internet für Betriebs- und An der HWP, die auch Gewerk- Unis plant die HWP für den Som- schaften auf dem Programm. • Personalräte – Zwischen Datensi- schafter ausbildet, stehen bislang mer 2002 ein neues Aufbaustudi- Informieren und anmelden: cherheit und freier Kommunikation“ drei Modelle zur Diskussion: inter- um über Geschlechterverhältnisse DGB-Bildungswerk NRW am 9./10. Januar und 2./3. Juli 2001 national anerkannte Master-Studi- („Women-Gender-Studies“). • AG Neue Selbstständige in Hamburg. Die Technologie- und Fax: 0211 / 36 83 161 Innovationsberatung für Arbeitneh- olafschroeder@ mer (TIB) zeigt, wie E-Mail und Co Handlungshilfe e-kademie dgb-bildungswerk-nrw.de die betriebliche Interessenvertretung der Beratungs- vereinfachen, aber auch die Persön- gesellschaft 24-Stunden-Party Bund-Verlag lichkeitssphäre der Beschäftigten IQ-Consult. Die Düsseldorfer e-kademie einschränken können. Die Seminar- Das Heft ist richtet in ihrer ersten Netzwerk- Jahrbuch teilnahme kostet 960 Mark. • Teil des Pro- session Turniere in Counterstrike, erschienen TIB, Besenbinderhof 60 jekts für Kom- Quake, Starcraft und Siedler III aus. 20097 Hamburg petenzentwicklung und Par- Wer schnell ist, sichert sich für 35 Die „Zukunft Fax: 040 / 28 58 651 tizipation im Arbeitsschutz (Kom- DM Teilnahmegebühr einen der der Arbeit“ ist The- [email protected] PAS). Es erklärt gesetzliche Grund- 100 begehrten Plätze am 8. und 9. ma der 43. Aus- lagen, bietet Praxishinweise zur Be- Dezember von 19 bis 19 Uhr. • gabe von „Wer- KomPAS darfsplanung und Erfolgskontrolle Ort des Geschehens: den“, dem Jahr- sowie einen Serviceteil. Das Nach- e-kademie, Hans-Böckler-Str. 39, buch der deut- Schulungen im schlagewerk umfasst 50 Seiten und 40476 Düsseldorf. schen Gewerkschaften. 43 Autoren Arbeitsschutz kostet 29,90 Mark plus Versand. • www.e-kademie.de schreiben darin zu gewerkschaft- Bestellen: IQ-Consult lichen und zeitgenössischen The- „Einfach und verständlich – Projekt KomPAS Arbeit und Leben men. „Neue Solidarität“ fordert der Tipps und Know-how für Schulun- Hans-Böckler-Straße 39 DGB-Vorsitzende Dieter Schulte, gen und Unterweisungen im Ar- 40476 Düsseldorf Jugendprogramm DAG-Chef Roland Issen äußert sich beitsschutz“ ist der Titel einer [email protected] erschienen Von Ökologie über Kultur und interregio Medien bis zu Arbeit und Gesell- schaft reicht die Themenpalette der ••• Die DGB-Jugend Mittel- Gesellschaft beim Thema Rechts- niveaus „relativ rasch“ negativ be- „Jugendseminare 2001“ des Bun- franken lädt für den 14. Dezem- extremismus „versagt haben“. merkbar machen. Die Armutskon- desarbeitskreises Arbeit und Leben. ber zu einer Diskussionsveran- Mehr Infos: Stephan Doll, Tel.: ferenz im Freistaat fordert deshalb Die rund 100 Veranstaltungen der staltung unter dem Motto 0911 / 23 760. unter anderem die Einführung einer politischen Bildungseinrichtung von „RECHTS(D)RUCK“ ins Nürnber- ••• Der DGB-Landesbezirk „bedarfsorientierten Grundsiche- DGB und Volkshochschulen richten ger Gewerkschaftshaus ein. Unter Sachsen übt als Mitglied der rung“. Beim DGB Sachsen können sich an ArbeitnehmerInnen, Azubis anderem diskutieren der Vizeprä- Sächsischen Armutskonferenz Kri- Beispielrechnungen zur Gefahr von und Erwerbslose bis 26 Jahre. • sident des Zentralrats der Juden, tik am Rentenkonzept der Altersarmut angefordert werden. Programm bestellen: Michel Friedman, und der bayeri- Bundesregierung. Besonders in Bestellung und mehr Infos: Presse- BAK Arbeit und Leben sche Innenminister Günther Beck- Ostdeutschland würde sich eine stelle des DGB Sachsen, Tel.: Fax: 0211 / 43 01 103 stein darüber, ob Staat, Politik und Senkung des gesetzlichen Renten- 0351 / 86 33 104. [email protected]

4 Ende des GEWERKSCHAFTEN Geschachers

Mehr als ein Jahr lang hat die Countdown für ver.di oder gar Monate ohne Nachricht verstreichen, sondern dass sie un- Frage des Bezirkszuschnitts Leipzig war heilsam mittelbar nach der Antragstellung von ver.di die Bildung der eine Zwischennachricht erhalten neuen Dienstleistungsge- Der Schock von Leipzig hat die Chance von ver.di radikal verbessert. und merken, dass die Gewerk- werkschaft blockiert. Zwi- Der neue ÖTV-Vorsitzende Frank Bsirske will die neue Dienstleistungs- schaft etwas für sie tut. gewerkschaft auch für andere DGB-Gewerkschaften offen halten. Unabhängig davon gibt es in ver.di schenzeitlich drohte das Pro- natürlich unterschiedliche Kulturen. jekt daran zu scheitern. Das „Vier-plus-eins“-Modell ist vereinbart haben. Dazu stehe ich Im Fusionsprozess haben wir des- Am 22. November hat die vom Tisch: ver.di soll im März 2001 uneingeschränkt. Wir müssen die halb darauf geachtet, dass Struktu- Mitgliederversammlung von von allen fünf Gewerkschaften Ängste in unseren Organisationen ren, die für ganze Mitgliedergrup- gemeinsam gegründet werden. ernst nehmen, aber zugleich kon- pen wichtig sind, fortgeführt wer- Go ver.di diesen Stolperstein Woher kommt der plötzliche Opti- kretisieren, wie das Neue in ver.di den können. endgültig aus dem Weg mismus, dass nach der verpatzten aussehen wird. Das ist die Aufgabe, ver.di soll die Konkurrenz unter geräumt: Danach wird die Generalprobe nicht auch die Pre- nicht ein Räsonieren über das, was den Gewerkschaften beenden. neue Gewerkschaft im März miere im letzen Moment platzt? man vielleicht vor zwei Jahren hätte Hältst du es für vorstellbar, dass Das liegt zum Teil an eben dieser anders machen können. 2001 mit 110 Bezirken star- ÖTV-Vorsit- ten, deren Zahl aber in den verpatzten Generalprobe. Die Situ- Herbert Mai hat im einblick ge- zender Frank ation auf dem Leipziger Gewerk- sagt, dass sich die Struktur von ver.di Bsirske, 48, Folgejahren reduzieren. schaftstag hat allen in der ÖTV vor in den nächsten Jahren noch stark will im März Für den Kompromiss war Augen geführt, welche Konsequen- ändern wird. Nichts sei in Beton 2001 für den ver.di-Vorsitz eine differenzierte Lösung zen ein Scheitern von ver.di hätte. gegossen. Gefällt dir der Satz? antreten. Die Handlungsfähigkeit aller fünf Ja, weil aus ihm Mut spricht, notwendig: Gewerkschaften, nicht nur der ÖTV, sich aufeinander einzulassen. Das * In sieben der 13 Landesbe- wird in der Öffentlichkeit daran ist genau das, was wir brauchen,

Foto: Jürgen Seidel zirke steht die Zahl der Bezir- gemessen, ob es gelingt, ver.di zu nämlich Zutrauen zu uns selbst, Zu- ke bereits endgültig fest: gründen. trauen zu den Fähigkeiten, die die nach der Integration der DAG auch Der Schock von Leipzig hat auch Menschen in den fünf Gründungs- andere Gewerkschaften zu ver.di Baden-Württemberg (11), auf die anderen Gewerkschaften gewerkschaften haben. Wir müssen dazustoßen? Hamburg (1), Niedersachsen/ gewirkt: Bei der HBV haben 77,6 auf die anderen zugehen und ihre Ich hätte mich gefreut, wenn Bremen (12), Nord (9), Prozent der Delegierten für die Ein- Erfahrungen, ihre Lösungsideen sich die GEW und TRANSNET be- Rheinland-Pfalz (6), Saar (1) berufung eines Gründungskongres- nutzen, um die Gesamtorganisati- reits jetzt eingebracht hätten. Es und Sachsen (5). ses gestimmt, bei der DPG 98,4, bei on voranzubringen. bleibt abzuwarten, wie sich die der DAG sogar 98,7 Prozent. Wäre Veränderungen wird es also Dinge entwickeln. Aber ver.di wird * In drei Landesbezirken ein deutliches Signal nicht auch eher langfristig geben? ihnen gegenüber eine Politik der soll die Zahl der Bezirke schon früher möglich gewesen? Wir brauchen erst einmal Erfah- ausgestreckten Hand beibehalten. später reduziert werden: Das ist eine theoretische Frage. rungen, wie praktikabel die gefun- Nach deiner Wahl haben Jour- Bayern (von 13 auf 12), Tatsache ist, dass wir jetzt die denen Regelungen sind, bevor nalisten geschrieben, ver.di habe gewonnenen Mehrheiten für die wir nachjustieren. Die Struktur von einen sanften Linksruck gemacht. Hessen (von 8 auf 7) und endgültige Entscheidung sichern ver.di ist nicht in Stein gehauen, da Siehst du das auch so? Nordrhein-Westfalen müssen. Die Signale, die von den hat Herbert Mai vollkommen Das hängt davon ab, was man (von 32 auf 21). anderen ver.di-Gewerkschaften aus- Recht, aber zunächst können wir mit links verbindet. Wenn das meint, Berlin-Brandenburg (7) gegangen sind, sind ermutigend, davon ausgehen, dass sich die ver- dass Gewerkschaften klar die Inte- * besonders das Votum der DAG, die abredeten Strukturen bewähren. ressen der Arbeitnehmer zum Aus- und Thüringen (3) prüfen den weitesten Weg gegangen ist. ver.di will ArbeitnehmerInnen druck bringen und dort, wo es not- diese Frage später. Bei deiner Wahl waren die gewinnen, die bislang wenig mit wendig ist, auch zur Mobilisierung * Sachsen-Anhalt wird Mitte Grundlagen von ver.di schon aus- Gewerkschaften anfangen können. bereit sind, war diese Entscheidung Dezember entscheiden, ob gehandelt. Was hättest du anders Wie willst du die Gegensätze ein Linksruck. Aber wichtiger als das es dort zwei, drei oder vier gemacht? zwischen den neuen und den eher Richtungsschema ist mir, dass Ge- „Was wäre gewesen, wenn“ – traditionell orientierten alten Mit- werkschaftspolitik in einer Zeit radi- Bezirke gibt. das bringt uns nicht weiter. Ich gliedern überbrücken? kaler gesellschaftlicher Umbrüche habe in meiner Kandidatenrede So groß ist der Unterschied gar mehr sein muss als bloße Status- Im Faxabruf auf dem Gewerkschaftstag gesagt, nicht. Für die Mitglieder ist die quo-Verteidigung. Wir müssen uns 0211 / 43 01 661 dass es keine Alternative zu ver.di Dienstleistung der Gewerkschaft auch selbst verändern. Und das Interview mit dem ÖTV- gibt und dass die neue Gewerk- entscheidend. Für sie ist zum Bei- wird manchem, der gerne an alten Vorsitzenden Frank Bsirske schaft in den Strukturen entstehen spiel wichtig, dass nach einem Gewissheiten festhalten möchte, über die Perspektiven von wird, die alle fünf Gewerkschaften Rechtsschutzantrag nicht Wochen wiederum nicht gefallen. • ver.di (Langfassung)

5 einblick 22/00 22/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig IG Metall

Die IG Metall plant Potenziale von Frauen nutzen eine 70 Millionen Mark teure Werbe- Die IG Metall hat die Situation wie vor überproportional von Ar- Arbeitsbedingungen Rechnung tra- kampagne. Die Kampagne der Frauen in Ost und West im beitslosigkeit betroffen. gen. Für Klein- und Mittelbetriebe soll den Organisationsgrad Hinblick auf Beschäftigung und Die IG Metall fordert deshalb seien verstärkt überbetriebliche in den Betrieben erhöhen Qualifizierung analysiert. Über 40 betriebliche und arbeitsmarktpoliti- Aktivitäten notwendig. und den Mitgliederschwund Initiativen und Projekte dienten als sche Maßnahmen, die an den vor- Das überdurchschnittliche Qua- auf ein Prozent pro Jahr Datenbasis. Das Fazit: Auch wenn handenen Qualifikationen ansetzen lifikationsniveau der Frauen in den verringern. Derzeit gingen es in Deutschland noch nie so viele und auf die Arbeitsmarktlage und neuen Bundesländern gelte es zu die Mitgliederzahlen gut ausgebildete Frauen gibt, im die Qualifizierungsbedürfnisse der erfassen und sinnvoll zu nutzen, besonders in Ostdeutsch- produzierenden Gewerbe geht ihr Frauen zugeschnitten sind. Darü- bevor es durch die Aneinanderrei- land „gravierend“ zurück, Anteil beständig zurück, und in ber hinaus sollen die Maßnahmen hung von AB-Maßnahmen gänzlich so Vorstandsmitglied Ostdeutschland sind Frauen nach den unterschiedlichen Lebens- und unkenntlich geworden sei. • Bertin Eichler.

Die IG BAU hat einen DGB-Jugend „die Entfristung der Jugendbil- Antwortschreiben versichert das für Maßnahmenplan dungsreferentInnen“. Die Arbeits- Jugendarbeit zuständige Vorstands- gegen BSE vorgelegt. Protest-Mails verhältnisse der bundesweit rund mitglied Ingrid Sehrbrock, sie neh- Die Gewerkschaft fordert an DGB-Chef 35 BildungsreferentInnen sind auf me die Kritik „sehr ernst“. Sie werde ein europaweites Netzwerk zwei Jahre befristet. Das sei „für darüber mit dem Personal-Vorstand für BSE-Tests, die Schlach- Per E-Mail haben zahlreiche eine kontinuierliche Jugendarbeit des DGB, Günter Dickhausen, reden tung der Rinderbestände junge GewerkschafterInnen mehre- nicht tragbar“, heißt es. und hoffe, „neue Handlungsoptio- in „verseuchten Gebieten“ re Mitglieder des DGB-Bundesvor- Die von der Gewerkschafts- nen“ verabreden zu können. • und ein EU-weites Verbot standes aufgefordert, „sich für die jugend im DGB-Landesbezirk Nord der Verfütterung von Verbesserung der Situation der initiierte Aktion hat nach Aussagen Bündnis für Arbeit Tiermehl. DGB-JugendbildungsreferentInnen eines Insiders in Berlin „für ziemlich einzusetzen“.Vorrangig fordern sie viel Wirbel gesorgt“. In ihrem Neues Treffen und Die Gewerkschaft Handel, Ban- Hans-Peter Diestel ken und Versicherungen (HBV) hat vertreten eine Klage ?...nachgefragt während ihres außerordentlichen der brandenburgischen Gewerkschaftstages am 21. No- Volksinitiative „Für unsere Rechtzeitig zu Beginn des Gewerkschaftstages vember in Magdeburg nur dafür Kinder“ gegen ihre Nicht- der Transnet-GdED war bekannt geworden, plädiert, das Bündnis für Arbeit zu dass 120 000 Stellen bei der Deutschen Bahn zulassung. Die zu großen bis 2005 abgebaut werden müssen. verlassen. Sie ist, anders als die IG Teilen von der GEW getra- Norbert Hansen, 48, seit März 1999 Medien, nicht ausgestiegen. Nach gene Initiative wehrt sich Vorsitzender der Eisenbahnergewerkschaft mehr als zwei Jahren sei klar, dass gegen massive Einsparun- und gerade mit 99,4 Prozent im Amt bestätigt, das Bündnis das falsche Instrument will dem drohenden Personalabbau mit einer gen bei Kindertagesstätten sei, um Arbeitnehmerinteressen Konzentration der Kräfte begegnen. und -horten durch die Pots- durchzusetzen. Im DGB soll nun damer Landesregierung. laut Beschluss der 300 HBV-Dele- gierten dafür geworben werden, Die IG BCE renoviert Wir streben eine Fusion mit der Gewerkschaft deutscher Lokführer das Bündnis zu beenden. ihren Internetaufritt. (GDL) und der Verkehrsgewerkschaft GDBA an. Wir haben schon in Indes zieht die IG Metall eine Ab dem 10. Januar der Vergangenheit immer wieder eng zusammengearbeitet, da liegt zwar kritische Bilanz, sieht jedoch will sich die Gewerkschaft ein Angebot unsererseits zu einer engeren Kooperation auf der Hand. auch praktische Erfolge. Und Huber- mit zusätzlichen Service- Das Ziel einer solchen Kooperation ist eine noch stärkere Interessen- tus Schmoldt, Vorsitzender der IG angeboten sowie erweiter- vertretung für die Mitglieder. Die akuten finanziellen Probleme der Bergbau, Chemie, Energie, schreibt ten Tarif- und Branchen- Deutschen Bahn werden vermutlich zu einem wesentlich drastischeren die sinkenden Arbeitslosenzahlen informationen online prä- Stellenabbau führen, als das bisher zu erwarten war. Und sie werden vor allem dem Bündnis für Arbeit sentieren. Surfer können eine Halbierung des Bahnangebots zur Folge haben. gut. DGB-Chef Schulte plädiert sich per Mail an der Diskus- Wir fordern deshalb schon seit geraumer Zeit eine Wende in der Ver- dafür, „mehr Druck“ zu machen. sion über das Redesign der kehrspolitik und faire Bedingungen für die Schiene. Um die Forderun- Scheinbar nicht ohne Erfolg. Denn Gewerkschaftshomepage gen zu unterstützen, haben wir mit der Vorbereitung von Aktionen inzwischen wird über ein Bündnis- beteiligen: www.igbce.de begonnen, die wir nach dem Gewerkschaftstag umsetzen werden. treffen zum Thema Bildung im Januar oder Februar verhandelt. •

6 MEINUNG Testlauf im Osten

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände Für viele gilt Ostdeutschland als Testfall: Häufiger Tarif- Verloren ohne Gegner bruch, eine hohe Verbands- abstinenz, eine geringe Die Individualisierung ist nicht nur ein Problem der Gewerkschaften. Auch die Arbeitgeberverbände befinden sich in einem radikalen Umbruch. Partizipationsbereitschaft Wenn die Gewerkschaften nicht an Gestaltungsmacht verlieren wollen, der Verbandsmitglieder müssen sie ein eigenes Interesse an der Stabilisierung der Arbeitgeberver- und eine offensive Strategie bände haben, meint IG Metall-Autor Wolfgang Schroeder. der Arbeitgeberverbände zugunsten der Aufweichung Gewerkschaften leben von ihrer Mobilisierungs- nur ökonomische Strukturver- fähigkeit. In der Welt des regulierten Kapitalismus schiebungen, sondern auch des Flächentarifvertrages hängt ihre Stärke aber auch von den Arbeitgeberver- ein Generationenbruch und, stellen wesentliche Grundla- bänden ab. Solange das Rollenspiel zwischen for- damit einhergehend, ein Ver- gen des deutschen Systems dernden Gewerkschaften und reagierenden Arbeit- lust von Traditionen und Bin- industrieller Beziehungen geberverbänden mit einem akzeptablen Kompromiss dungen, die bisher die Ver- in Frage. Von den westdeut- endete, waren die Arbeitgeberverbände für die meisten bandsarbeit stabilisiert haben. Dr. Wolfgang Gewerkschaftsfunktionäre ein unbekanntes Wesen. Die Individualisierung Schroeder, 40, ist schen Arbeitgebern wird Das hat sich erst geändert, seit die Arbeitgeberver- ist also nicht nur ein Referent für Ostdeutschland zudem bände in die Krise geraten sind. Langsam beginnt Problem für die Gewerk- industrielle Beziehungen häufig als Vorbild und Druck- auch bei den Gewerkschaften durchzusickern, dass schaften, sondern ebenso beim Vorstand mittel eingesetzt, um auch die Grundlagen des Modells Deutschland für die Arbeitgeberverbände. der IG Metall. keineswegs ewig bestehen müssen. Seit einigen Jahren fällt es im Westen eine weitere Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände agie- ihnen beispielsweise schwer, geeignete Unterneh- Deregulierung des Tarif- ren in einem System kommunizierender Röhren: mensvertreter zu finden, die sich für Verbandsfunk- systems durchzusetzen. Zwar sind die Arbeitgeberverbände im Gegensatz zu tionen zur Verfügung stellen. Dennoch ist Ostdeutschland den Gewerkschaften keine Massenorganisationen, Die Arbeitgeberverbände stellen sich nicht dem sondern überschaubare Honoratiorenverbände, Trend der Zeit entgegen. Sie stärken ihre Service- kein Labor zur Aufweichung gleichwohl steht und fällt die Politik des Flächenta- orientierung, um die verbliebene klein- und mittel- des deutschen Modells rifvertrages mit ihrer Integrationsfähigkeit. Entschei- betriebliche Mitgliedschaft nicht auch noch zu ver- industrieller Beziehungen. dend ist, dass der Organisationsgrad der Arbeitgeber lieren. Im Aufbau von Verbänden ohne Tarifbindung Zu dieser Schlussfolgerung höher ist als der der Gewerkschaften, womit sie eine wird dies besonders deutlich. Gleichzeitig agieren sie umfassende Geltungskraft des Flächentarifvertrages weiter als Verhandlungspartner der Gewerkschaften. kommt Wolfgang Schroeder, ermöglichen. Auf der Basis aktivierender gewerk- So wird die einheitliche Tarifnorm, die Mindestbedin- IG Metall-Kenner der ost- schaftlicher Stärke kann dann eine Tarifpolitik ent- gungen für alle Unternehmen definieren soll, aufge- deutschen Tariflandschaft, stehen, die sich durch ein relativ egalitäres Lohn- weicht. Als Ergebnis hat sich ein scheinbar unum- in einer Analyse der Ent- niveau, eine außerordentlich hohe Produktivität, ein kehrbarer Trend hin zu pluralen Normen und Arbeits- wicklung der industriellen kurzes und intensives Arbeitszeitregime, eine hohe situationen entwickelt. Dies muss jedoch nicht das und flexible Anpassungsfähigkeit sowie durch ein Ende des deutschen Modells bedeuten, sondern Beziehungen in den neuen geringes Konfliktniveau auszeichnet. In anderen kann auch den Beginn einer nachhaltigen Neujustie- Ländern (Wolfgang Schroe- vergleichbaren Flächenstaaten, wie Frankreich und rung markieren, deren Struktur maßgeblich von den der, Das Modell Deutschland Großbritannien, fehlen starke Arbeitgeberverbände. Gewerkschaften mit beeinflusst wird. auf dem Prüfstand; West- Gerade der Blick auf diese Länder zeigt, dass die Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften erle- Arbeitgeberverbände der Schlüssel zum ben nicht nur Mitglieder- und Loyalitätsverluste, son- deutscher Verlag, Wiesbaden Verständnis des Modells Deutschland sind: dern auch eine Ausdifferenzierung ihrer Mitglied- 2000). Im Gegenteil: In den Wie die Arbeitgeberverbände den Übergang von der schaft. Da die Gewerkschaften ein existenzielles neuen Ländern hätten die modernen Industriegesellschaft in die wissensbasier- Interesse an starken Arbeitgeberverbänden haben, Verbände – trotz aller te Dienstleistungsgesellschaft verarbeiten, davon müssen sie durch geeignete Projekte und wird es maßgeblich abhängen, wie es mit dem Mobilisierungskampagnen die Arbeitge- Abweichungen gegenüber Modell Deutschland weitergeht. ber in die Pflicht nehmen, um ihren Gegner zu den westdeutschen Stan- Seit den achtziger Jahren sind die Arbeitgeber- stabilisieren. Dies wird jedoch nicht durch lohnpoliti- dards – dazu beigetragen, verbände mit kleiner werdender Mitgliedschaft und sche Zugeständnisse erreicht. Notwendig ist zudem, die Wucht des Anpassungs- Loyalitätskonflikten konfrontiert. Dies drückt sich dass der Staat bessere Rahmenbedingungen für schocks abzufedern und insbesondere in Tarifflucht und der Infragestellung einen Mix aus gleichen Mindestnormen und neuen von Tarifergebnissen aus. Ursächlich dafür sind nicht Differenzierungen schafft. • das politische System zu entlasten.

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22/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

SOZIALVERSICHERUNG: Staat wieder auf dem Rückzug

Trotz Ökosteuer sinkt der Anteil des Anteil des Bundes an der Finanzierung der Sozialversicherung Staates an der Finanzierung der Sozial- Beiträge zur Sozialversicherung (in Mrd. DM) Bundeszuschuss (in Mrd. DM) Bundesanteil (in Prozent) 701,0 717,3 versicherung nach seinem Anstieg in % 678,7 685,8 692,2 657,2 17 624,7 den neunziger Jahren wieder: von 16,6 595,5 555,8 Prozent (1999) auf 16,3 Prozent (2001). 16 523,8 476,8 Ursache ist der Rückzug des Bundes aus 15 der aktiven Arbeitsmarktpolitik, der 14 den Anteil der Ökosteuer bei der Finanzierung der Rentenversicherung 13 mehr als kompensiert. Allein bei 12

Strukturanpassungsmaßnahmen und 11 119,8 139,4 139,8 141,7 99,3 94,5 94,4 105,7 107,7 bei der Bekämpfung der Langzeit- 73,2 79,7 10 arbeitslosigkeit spart der Bund in 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 19992000* 2001* diesem Jahr rund 1,5 Milliarden Mark. * Prognose . Quelle: DIW-Wochenbericht 46/00 DGB einblick / Nachdruck frei personalien 14TAGE Tipp ••• Günther Horzetzky, 49, 5.12. Unterzeichnung Bundesvorstandssekretär des DGB der Grundsätze zur Organisations- Buch: Christiane Horsten- grenzüberschreitender Unterneh- in Berlin, geht zum 1. Januar als abgrenzung im DGB, Berlin kamp, Wörterbuch Arbeit, mensfusionen nicht an politischer Sozialreferent an die deutsche Bot- 6.12. EGB-Demonstra- Wirtschaft, Recht. Gestaltungsmacht verlieren wol- schaft in Washington. Seine Funk- tion für EU-Grundrechte, Nizza Englisch – Deutsch, len. Hilfe bietet dabei das handli- tion als Vorstandssekretär über- 7.12. DGB Rheinland- Deutsch – Englisch, Bund- che Wörterbuch des Bund-Ver- nimmt Wolfgang Uellenberg- Pfalz, 33. Arbeitnehmergespräch, Verlag, Frankfurt/M. 2000, lags, das gezielt das notwendige van Dawen, 50, bislang Leiter Mainz 265 Seiten, 29,90 DM Fachvokabular für die Interessen- der Grundsatzabteilung des DGB. 7.12. IG Metall, Fachta- Fehlende Fremdsprachen- vertretung im Betrieb vermittelt. ••• Konrad Freiberg, 49, kom- gung „Arbeit und Ökologie“, kenntnisse sind mit dafür verant- Das 5000 Begriffe umfassen- missarischer Vorsitzender der Ge- Frankfurt/M. wortlich, dass Betriebsräte und de Wörterbuch ist in die Sachge- werkschaft der Polizei (GdP) und 8.12. WSI-Workshop Gewerkschaftsfunktionäre bis- biete Arbeit, Wirtschaft, Ausbil- GdP-Landesvorsitzender in Ham- „Rot-grüne Steuerreform – eine lang kaum in europäischen dung, Europäische Union, Recht, burg, ist am 28. November vom Zwischenbilanz“, Berlin Dimensionen denken: ein Quali- Politik und Arbeitssicherheit ge- Beirat zum Bundesvorsitzenden der 14.12. DGB, Rentenpoli- fikationsdefizit, das die Gewerk- gliedert. Ein Glossar und die Struk- GdP gewählt worden. tische Fachtagung, Berlin schaften schließen müssen, turierung unter Oberbegriffen er- wenn sie angesichts zunehmend leichtern die schnelle Orientierung.

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger (verantwortlich für diese Ausgabe), Norbert Hüsson, Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, Schlusspunkt● Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: „Ich will wirklich nicht haben, dass Rezzo Schlauch 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Arbeitgeberverbände wird.“ Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Vorstoß des Grünen-Fraktionschefs, angeschlagenen Betrieben Bezahlung unter Tarif zu erlauben.

8 gewerkschaftlicher Info-Service vom 18.12.2000 23/00

Reform der Betriebsverfassung inhalt Keine Ausweitung der Mitbestimmung ______Seite 3 ______Aufbruch in die Die Bundesregierung plant kei- Betriebsräte: hinderte). Nicht geplant ist außer- ne Ausweitung der Mitbestimmung. früher freigestellt 2001 dem, dass der Betriebsrat in allen New Economy Zwar soll die Gründung von Be- Anzahl der Freistellungen Fragen, in denen er mitzubestim- Der Dialog der Gewerk- triebsräten erleichtert werden, aber je Betriebsgröße men hat, ein Initiativrecht erhält. schaften mit den Beschäf- (ArbeitnehmerInnen) wesentliche Vorschläge zur Novel- Nach geltendem Recht muss tigten hat gerade erst lierung des Betriebsverfassungsge- Ist-Stand der Arbeitgeber den Betriebsrat in setzes, die der DGB 1998 gemacht Sachen Personalplanung nur „un- begonnen geplant hat, bleiben im Gesetzentwurf terrichten“ (§ 92). Und dabei soll‘s ______Seite 5 ______1001 1001 von Bundesarbeitsminister Walter auch bleiben. Dass der Betriebsrat Nazi-Terror muss Riester (SPD) unberücksichtigt. 701 in dieser Frage mitbestimmt, wie Laut Begründung des Gesetz- 601 die Gewerkschaften fordern, ist Mahnung bleiben entwurfs soll die Mitbestimmung 401 nicht vorgesehen. Dasselbe gilt für Interview mit dem 300

nur „gesichert“ und „modernisiert“ 200 die so genannten personellen Ein- BGAG-Vorstandssprecher werden. Von Ausweitung ist nicht 1 234 zelmaßnahmen (§ 99): Das vom Rolf-J. Freyberg die Rede. Tatsächlich sollen nur Freistellungen DGB vorgeschlagene Mitbestim- zwei Tatbestände zusätzlich mitbe- Quelle: Bundesarbeitsministerium, mungsrecht „bei jeder personellen ______Seite 7 ______BetrVerf-Reformgesetz DGB einblick / Nachdruck frei stimmungspflichtig werden: „die Maßnahme“ soll es nicht geben. Bild ist schneller Durchführung von Gruppenarbeit“ Früher als bisher sollen Betriebs- Nur teilweise greift der Berliner ratsmitglieder von ihrer beruf- Die Gewerkschaften (§ 87) sowie „Maßnahmen der lichen Tätigkeit freigestellt werden. Gesetzentwurf die Forderung nach betrieblichen Berufsbildung“ (§ 97) Die maßgebliche Zahl der Arbeit- „Mitbestimmung bei Maßnahmen könnten auf viele Publi- – Letzteres aber nur unter der Vor- nehmerInnen wird gesenkt. der Beschäftigungssicherung“ auf; kationen verzichten, aussetzung, dass die beruflichen im Riester-Papier heißt es lediglich: meint Jörg Barczynski, Kenntnisse und Fähigkeiten der Ar- gen nach Mitbestimmung bei „Pla- „Der Betriebsrat kann … Vorschlä- Ex-Pressesprecher der beitnehmerInnen zur Erfüllung ihrer nung, Gestaltung und Änderung ge zur Sicherung und Förderung der Aufgaben „nicht mehr ausreichen“; der Arbeitsplätze, der Arbeitsumge- Beschäftigung machen.“ IG Metall ein – wie vom DGB vorgeschlagen – bung und der Arbeitsorganisation“, Differenzen zwischen DGB und generelles Recht zur Mitbestimmung bei „Maßnahmen des Umwelt- Bundesarbeitsministerium existieren bei der betrieblichen Berufsbildung schutzes“ sowie bei „Maßnahmen auch in anderen Punkten: Einen Be- ist nicht vorgesehen. zur Förderung benachteiligter triebsrat soll es nach gewerkschaft- Erfüllt werden sollen auch nicht Gruppen“ (Frauen, ausländische licher Auffassung schon in Betrie- die gewerkschaftlichen Forderun- ArbeitnehmerInnen und Schwerbe- ben mit mindestens drei (nicht erst fünf) ArbeitnehmerInnen geben; das vereinfachte Wahlverfahren, wonach plusminusBERLIN der Betriebsrat auf nur einer Wahl- Der Surf-Tipp versammlung gewählt wird, sollte fürs Internet www.boeckler.de/ Bundespräsident CDU-Generalsekretär in allen Betrieben mit bis zu 100 datenkarte/index.htm Johannes Rau hat ein Laurenz Meyer probt (nicht nur 50) Beschäftigten prakti- + - „Basteln Sie sich Ihre neues Aufenthaltsrecht für den Einstieg in den Ausstieg ziert werden; und der Kreis der Datenkarte“ ausländische Studierende aus der gesetzlichen Kranken- Wahlberechtigten sollte nicht nur Fakten für Arbeitnehmer- und WissenschaftlerInnen versicherung: Für „kleinere um die LeiharbeitnehmerInnen er- Innen zur wirtschaftlichen gefordert. Mit den heutigen Krankheiten“ sollen sich weitert werden, sondern auch und sozialen Lage restriktiven Bestimmungen KassenpatientInnen künftig um die Werkvertragsarbeitnehmer- praktiziere Deutschland eine auch „teilweise“ versichern Innen und arbeitnehmerähnlichen Im Faxabruf „Politik des Aussperrens“, können. Eine Versicherungs- Selbstständigen. • 0211 / 43 01 665 das Land brauche aber mehr pflicht sei nur für „ernsthafte BetrVerf-Reformgesetz „Wie sicher ist mein ausländische Experten. Erkrankungen“ notwendig. www. labournet.de/diskussion/ Weihnachtsgeld?“ gewerkschaft/index-betrvg.html Eine Information der ÖTV

einblick 23/00 23/00 POLITIK AKTUELL

DGB-Empfehlung Nachzahlung des Differenzbetra- Privatisierung ges“ beantragen. Das empfiehlt der Nachschlag beim Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). DGB fordert Nutzenanalyse Krankengeld Beitragspflichtige Einmalzahlungen werden zwar ab 2001 in der Sozial- Der DGB hat die Bundesregie- Fachtagung in Berlin zur Zukunft Wer in der gesetzlichen Kran- versicherung berücksichtigt, von rung aufgefordert, einen Bericht des öffentlichen Dienstes mit rund kenversicherung pflichtversichert ist dieser Neuregelung profitieren aber über die Auswirkungen der Privati- 300 TeilnehmerInnen aus 24 Län- und ab 1. Januar 1997 Kranken- nicht die so genannten Altfälle im sierung im öffentlichen Dienst vor- dern verwies Sehrbrock Anfang geld bezogen hat oder über den Krankengeldrecht. • zulegen. Vorstandsmitglied Ingrid Dezember auf das Beispiel Öster- 22. Juni 2000 hinaus weiter be- Sehrbrock begründete dies damit, reichs, wo der Bundesrechnungshof zieht, sollte bei seiner Kranken- Arbeitslosenhilfe „dass Privatisierung zwar regel- die Privatisierungen derzeit bewerte. kasse „die endgültige Kranken- mäßig als die bessere Lösung ver- Der vom DGB geforderte Bericht geldrechnung und entsprechende Musterklage standen wird, bisher aber keine soll Aufschluss über die Qualität öf- vorbereitet Erkenntnisse über Kosten und Nut- fentlicher Dienstleistungen vor und geplant●●● zen vorliegen“. Auf einer DGB- nach der Privatisierung bringen. • ➜beschlossen Die Koordinierungsstelle gewerk- schaftlicher Arbeitslosengruppen in Der DGB-Haushalt 2001 soll Bielefeld hat eine Musterklage wiewardiewoche ? Einnahmen und Ausgaben vorbereitet, damit sozialabgaben- in Höhe von 281,5 Millionen pflichtige Einmalzahlungen wie Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) Mark umfassen, rund zwei Urlaubs- und Weihnachtsgeld auch hat am Vortag des EU-Gipfels der Staats- und Millionen Mark weniger als bei der Berechnung der Arbeits- Regierungschefs vom 7. bis 11. Dezember im Vorjahr. Das hat der Ge- losenhilfe berücksichtigt werden. in Nizza für mehr soziale Gerechtigkeit schäftsführende Bundesvor- Der Mustertext könne direkt als demonstriert. Organisator des Protests in stand des DGB den Gewerk- Vordruck für Klagen vor dem Sozi- der südfranzösischen Metropole war EGB-Sekretär Willi Buschak, 49. schaften vorgeschlagen. algericht genutzt werden, teilte die Koordinierungsstelle mit. Der Bun- Ich bin sehr zufrieden. Fast 100 000 Gewerk- Der DGB-Haushalt 2001 soll destag hatte zwar Anfang Dezem- Foto: Horst Wagner schafterinnen und Gewerkschafter – mehr als wir unter zwei inhaltlichen ber beschlossen, dass Einmalzah- erwartet hatten – sind nach Nizza gekommen und bis 50 Meter vor Schwerpunkten stehen: lungen das Arbeitslosengeld er- das Acropolis, das Kongresszentrum des EU-Gipfels, gezogen. Kolle- Im Rahmen des Bündnisses höhen, nicht aber die im Anschluss ginnen und Kollegen aus Frankreich, klar, aus Spanien, Portugal und für Arbeit soll das Thema gezahlte Arbeitslosenhilfe. Italien, aber auch aus Großbritannien, den Benelux-Staaten, sogar aus „Bildung“ einen höheren Interessierte können die Mus- Finnland, Polen, Tschechien, Slowenien, Ungarn und Österreich. Erst- Stellenwert erhalten. Zwei- terklage über die bundesweit rund mals waren auch 350 Deutsche dabei, so viele wie noch nie bei einer ter Schwerpunkt ist die 1000 Arbeitsloseninitiativen und EGB-Demo. Klaus Zwickel, der IG Metall-Vorsitzende, ist in der ersten Umsetzung der Organisati- Beratungsstellen beziehen. Sie ist Reihe mitmarschiert. onsreform: Die vierte, außerdem über die Homepage Die 100 000 sind mit 500 Bussen, zehn Charterflugzeugen und Dut- ehrenamtliche Ebene soll der Koordinierungsstelle abrufbar zenden von Sonderzügen an die verregnete Côte d‘Azur gekommen. eine technische Erstausstat- (www.erwerbslos.de). • Unser Protest ist Gott sei Dank friedlich verlaufen. Und alle sind auch tung erhalten. heil wieder nach Hause gekommen, was nicht immer ganz einfach Knast-Arbeit war: Klaus Zwickel haben wir auf ein Motorrad setzen müssen, damit Entschieden ist zudem das er noch rechtzeitig seinen Flieger erreicht. Die Stadt war komplett lange ungewisse Schicksal Mehr Lohn für dicht, für Autos gab‘s kein Durchkommen mehr. des Hauses der Gewerk- Häftlinge Das Presse-Echo war gut, die französischen Zeitungen haben vielfach schaftsjugend in Oberursel: auf der ersten Seite über unsere Aktion berichtet. Das ist sicher nicht Es soll „weiterhin als Ju- Häftlinge erhalten für ihre Ar- ohne Eindruck auf die europäischen Regierungschefs geblieben. Un- gendbildungsstätte genutzt“ beit künftig mehr Geld. Das Entgelt sere Hauptforderung aber haben sie – noch – nicht erfüllt: eine recht- werden. Die inhaltliche soll monatlich rund 400 Mark be- lich verbindliche Grundrechte-Charta, die beispielsweise das Recht Zuständigkeit „bleibt bei tragen statt bisher 215 Mark. Das auf Versammlungsfreiheit, Tarifverhandlungen und Arbeitskampf- der DGB-Jugend“, so der hat der Bundestag beschlossen. maßnahmen garantiert. Die Charta ist bloß feierlich verabschiedet GBV-Beschluss. Zur Verbes- Das Bundesverfassungsgericht in worden. Das genügt nicht. Wir brauchen einklagbare Rechte. serung der wirtschaftlichen Karlsruhe hatte im Sommer 1998 Überhaupt keine Rolle hat unsere Forderung gespielt, die Arbeitslosig- Situation des Hauses sollen entschieden, dass der Stundenlohn keit energischer zu bekämpfen. Dabei sind neun Prozent der Arbeit- Dienstleistungsaktivitäten von 1,70 Mark mit dem „verfas- nehmerInnen in Europa arbeitslos. Aber die Regierungen glauben, sie hingegen im DGB-Bildungs- sungsrechtlichen Resozialisierungs- hätten schon genug getan. Tatsächlich dreht sich Europa immer noch werk „gebündelt“ werden. gebot“ des Grundgesetzes unver- zu sehr um Märkte und Kapitalströme, zu wenig um Arbeit. einbar sei. •

2 GEWERKSCHAFTEN Neue Wege New-Economy-Beschäftigte und Gewerkschaften Die Novemberausgabe der Der Dialog hat gerade erst begonnen Fachzeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“ (AiB-Verlag, In den Unternehmen der New Economy herrscht Unruhe. Sinkende wurden binnen acht Monaten zehn Köln) beschäftigt sich mit Börsenkurse machen deutlich, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Betriebsräte gegründet. „Die Krise“, weiß Hermann Völlings, „bringt die der Mitbestimmung in der Beim US-Online-Buchhändler stimmend über ein gesteigertes In- Gewerkschaften ein Stück vorwärts New➜ Economy: Dort werden Amazon fing es vor wenigen Wo- teresse der Beschäftigten an ge- in der New Economy. Wir müssen die einzelnen MitarbeiterIn- chen an, seitdem hängt dort mitten werkschaftlichen Themen. „Die uns den Beschäftigten öffnen, die nen häufig umfassender an im Weihnachtsgeschäft der Haus- Leute sind aufgeschreckt“, weiß nicht zu unserer klassischen Klien- Unternehmensentscheidun- segen schief. Wie die New York Ado Wilhelm vom ver.di-Projekt tel gehören.“ Times berichtete, wehrt sich der T.I.M.zu berichten, dessen Aufgabe Ihre Aktivitäten in der IT-Bran- gen beteiligt als in Unternehmer und Firmengründer darin besteht, auf die Beschäftigten che „deutlich ausbauen“ will die IG klassischen Betrieben üblich. Jeff Bezos mit üblen Parolen gegen Metall. Dieter Scheitor,in der Frank- die Versuche der Beschäftigten, sich Deutschland abgeschlagen furter Zentrale zuständig für den IT- Es scheint, als werde Mitbe- gewerkschaftlich zu organisieren. Im ITK-Anteil am Bruttoinlandsprodukt Bereich, konstatiert verstärkt Anfra- stimmung in neuen Ansätzen Intranet des Unternehmens ließ er Schweden 7,7 gen aus Klein- und Mittelbetrieben, umgesetzt. Die Mitarbeiter- die Vorgesetzten wissen, woran man USA 7,3 die sich über die Gründung von Schweiz 7,0 Innen haben in der Regel die sich gerade organisierende Oppo- Betriebsräten informieren wollen Großbritannien 6,6 einen umfassenden Informa- sition erkennen könne: es gebe „er- Niederlande oder sich nach der Sicherung der 6,5 tionszugang und stehen mit stickte Gespräche“, mit denen sie Portugal 6,4 Ansprüche aus Aktienoptionen er- sich verraten würde, und die „klei- Finnland 6,2 kundigen. Von den rund 450 000 ihren KollegInnen über das nen zusammengedrängten Grüpp- Spanien 6,1 Beschäftigten der Branche unterlie- Intranet in direktem Mei- chen, die sich in Schweigen hüllen, Dänemark 5,8 gen lediglich rund 100 000 Mitar- nungsaustausch. Einrichtun- wenn ein Vorgesetzter sich nähert“. Westeuropa 5,8 beiterInnen von Großunternehmen Und natürlich die „wachsende Zahl Frankreich 5,7 wie Compaq, Siemens oder Debis gen wie der Round-Table der Beschwerden“ des Personals, Norwegen 5,6 einer Tarifbindung. Etwa 350 000 oder das Care-Center treten Irland 5,4 „geringere Arbeitsqualität“ und Beschäftigte arbeiten in Klein- und an die Stelle alter Modelle Belgien/Luxemb. 5,4 „zunehmende Aggressivität und Mittelbetrieben, rund fünf Prozent Deutschland 5,3 und bieten eine ganze Reihe Trödelei in Kantine und Toiletten.“ in Start-ups. Mit den neuen Tarifver- Österreich 5,3 Vorteile: Kooperation, Es scheint, als sei die New Eco- Griechenland 5,3 trägen will die IG Metall den Wün- nomy nach langem Höhenflug in Japan 5,0 schen der Beschäftigten stärker als Schnelligkeit und flexible, der Wirklichkeit angekommen. Dem Italien 5,0 bisher entgegenkommen. individuelle Gestaltung sind Boom folgt der Kater – in den USA Angaben in Prozent; Quelle: Bitkom/Eito DGB einblick / Nachdruck frei Der Dialog zwischen Gewerk- die positiven Merkmale. mit zahlreichen Firmenpleiten und Die Bilanz täuscht: Auch wenn schaften und Beschäftigten der New Dabei können die Mitbestim- massiven Entlassungen: Allein im der Anteil der Informations- und Economy hat begonnen. Wie Nor- November waren 8800 Beschäftig- Telekommunikation (TK) am bert Kluge von der Hans-Böckler- mungsformen einer einzel- Bruttoinlandsprodukt gering nen Firma zum Teil sogar te betroffen. erscheint, hängen auch hier Stiftung findet, in einem durchaus Doch auch in deutschen Unter- zu Lande an den kurzfristigen günstigen Umfeld. Nicht zuletzt die über die gesetzlichen Mög- nehmen ebbt die Welle der Euphorie Börsengewinnen der New Diskussion um ein neues Betriebs- lichkeiten hinausgehen. langsam ab. Beinahe wöchentlich Economy zahlreiche Jobs. verfassungsgesetz werde dazu füh- erscheinen neue Listen insolvenz- ren, dass „diese Debatte bestimmt Allerdings ist fraglich, ob ein gefährdeter Start-ups. Erste Kündi- der New Economy zuzugehen, Ge- noch ein halbes Jahr läuft.“ Die Ge- Round-Table auch in Krisen- gungswellen lassen aufhorchen: sprächsbereitschaft zu zeigen und werkschaften wären gut beraten, zeiten greift, wenn ein Start- Bei Vitago in München mussten 22 langfristig Organisationsstrukturen wenn sie diese Diskussion nutzten, Beschäftigte gehen, bei Teamwork aufzubauen. um sich mit den Anforderungen zu up-Unternehmen sich von in Paderborn 53, bei der Nürnber- Ähnliche Erfahrungen macht beschäftigen, die die Wissensarbei- MitarbeiterInnen trennen ger Bintech Communications wa- auch Hermann Völlings vom bun- ter an Gewerkschaften stellen, so will oder sogar ganz aufge- ren 37 MitarbeiterInnen betroffen, desweiten ver.di-Projekt Postdiens- Kluge. Denn so viel steht für ihn ben muss. Denn die infor- bei der Hamburger Popnet Cross- te und Logistik, das ursprünglich im fest: „Die New Economy entwickelt media GmbH gar 50. Kein Wunder, klassischen Logistikbereich ange- sich jetzt zu einer normalen Bran- mellen Mitbestimmungsfor- dass sich trotz Fachkräftemangels siedelt war. Mittlerweile befasst che. Und sie wird dabei das Erbgut men sind ungesichert und Unruhe breit macht. sich das Projekt auch mit der New der Gewerkschaften entdecken. hängen stark vom „Good So berichten Gewerkschafter, in Economy. Mit Erfolg: Im Bad Hers- Das Entscheidende ist aber, dass Will“ der Unternehmens- deren Zuständigkeitsbereich diese felder Raum, wo auch der deutsche Gewerkschaften dabei einiges ler- führung ab. Unternehmen fallen, fast überein- Amazon-Ableger angesiedelt ist, nen müssen.“ •

3 einblick 23/00 23/00 PROJEKTE UND PARTNER

Fachtagung Internet-Geschäfte Otto-Brenner-Stiftung Chancen und Risiken von E-Commerce Datenbank gegen Rechts Mit dem weltweiten Handel im Welche Risiken und Chancen Anschließend stehen vier Fach- Internet kommen auf Beschäftigte E-Business mit sich bringt, soll auf foren auf dem Programm. Dort sol- Eine Adressendatenbank mit dem und Betriebsräte neue Aufgaben einer Fachtagung diskutiert werden, len folgende Themen diskutiert wer- Titel „Hilfe gegen Rechts“ hat die zu. E-Business und E-Commerce zu der die Technologieberatungs- den: „Wirtschaft im Netz – neue Otto-Brenner-Stiftung ins Internet breiten sich immer weiter aus und stelle (TBS) Mönchengladbach für Branchen- und Unternehmensstruk- gestellt. Darin sind mehr als 100 verändern die Arbeitswelt. Wäh- den 18. Januar 2001 ins Messezen- turen“, „Entstehung eines neuen antirassistische Kontaktbüros, Bera- rend in den klassischen Branchen trum Düsseldorf einlädt. Zum Auf- Arbeitnehmertypus?“, „Qualifizie- tungszentren und Gewerkschafts- Handel, Banken und Versicherun- takt der Veranstaltung sprechen rungsbedarf und -konzepte“, „Be- initiativen vermerkt.Außerdem gibt‘s gen eine neue Rationalisierungs- NRW-Arbeitsminister Harald Schar- schäftigungsmotor oder Rationali- eine kommentierte Link-Liste. • welle droht, schafft und sichert die tau (SPD) und DGB-Landeschef sierungsinstrument?“. • www.otto-brenner-stiftung.de Nachfrage nach digitaler Geschäfts- Walter Haas. Außerdem werden TBS Niederrhein abwicklung Arbeitsplätze in den drei Unternehmen vorgestellt, die Fax: 0 21 61 / 294 07 29 Verbraucher-Zentrale Unternehmen der New Economy. bereits E-Business nutzen. [email protected] Ratgeber erschienen AiB-Verlag Bochum) und „Gesetzlicher An- Leben?“, herausgegeben vom spruch auf Teilzeitarbeit“ (13. No- „Workshop Zukunft“ des DGB- Durchblick verschaffen zwei Englisch vember, Bonn). • Bundesvorstands. Die Broschüre neue Ratgeber der Verbraucher- auffrischen Informieren und anmelden: soll SchülerInnen bei der Suche Zentrale NRW: Die Broschüre „In- WSI, Bertha-von-Suttner-Platz 1 nach beruflichen Perspektiven hel- vestmentfonds“ erläutert Chancen Einblick in die Arbeitsbedingun- 40227 Düsseldorf fen. Die Texte des Hefts gibt‘s auch und Risiken dieser Form der Geld- gen in Irland verspricht das Seminar Fax: 0211 / 77 78 190 zum Downloaden im Netz. • anlage. Das Heft „Die private Kran- „Englisch in der betrieblichen Pra- [email protected] DGB-Bundesvorstand kenversicherung“ zeigt, was beim xis“ vom 4. bis 9. März 2001 in Abteilung Bildung Abschluss solcher Versicherungs- Dublin. Das Seminar organisieren DGB-Angebot Henriette-Herz-Platz 2 verträge zu beachten ist. Die rund der „Arbeitsrecht im Betrieb“(AiB)- 10178 Berlin 200 Seiten starken Ratgeber gibt‘s Verlag und die Deutsch-Irische Seminare zur Fax: 030 / 240 60 410 für je 18 Mark plus Porto. • Handelskammer.Kosten: 2300 Mark Einwanderung ulrich.nordhaus@bundes- Verbraucher-Zentrale NRW plus Anreise. • vorstand.dgb.de Fax: 0211 / 38 09 235 Anmelden (bis Ende 2000): Insgesamt 13 Seminare zu Ein- www.workshop-zukunft.de [email protected] AiB-Verlag wanderung, Fremdenfeindlichkeit Hansestraße 63a, 51149 Köln und Ausländerrecht bietet das Re- Fax: 0 22 03 / 935 25 41 ferat Migration des DGB-Bundes- interregio [email protected] vorstands im kommenden Jahr an. Das „Bildungsprogramm 2001“ ••• Der DGB-Landesbezirk gen Ausländerfeindlichkeit WSI-Seminare startet mit der Veranstaltung „Das Sachsen ist jetzt auch im Internet und Rassismus. Zur Mitarbeit neue Staatsbürgerschaftsrecht – präsent. Unter www.dgb-sach- aufgerufen sind Organisationen und Konto für die Bilanz und Perspektiven“ vom 4. sen-de sind Informationen, Pres- Einzelpersonen. Interessenten kön- Arbeitszeit bis 9. März 2001. • semitteilungen und Adressen ab nen sich wenden an Torsten Hannig, DGB-Bundesvorstand sofort online abrufbar. Eine Such- E-Mail: [email protected], „Arbeitszeitkonten – für jeden Referat Migration maschine erleichtert das Surfen. Per Tel.: 0 61 31 / 28 16 28. Zweck das richtige Konto“ lautet Hans-Böckler-Straße 39 E-Mail können Mitteilungen an den ••• Der DGB Niedersachsen/ die Auftaktveranstaltung einer 40476 Düsseldorf DGB geschickt werden. Einen Bremen erhöht sein Engagement Seminarreihe des Wirtschafts- und Fax: 0211 / 43 01 134 Schwerpunkt des Internet-Auftritts beim Internationalen Filmfest Sozialwissenschaftlichen Instituts bildet die Tarifvertragskampagne Emden: Er stockt das Preisgeld für (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung Workshop Zukunft des DGB. Als besonderer Service den DGB-Filmpreis, der am 10. Juni am 7. März 2001 in Oberhausen. gilt der SAX, der Sächsische Ar- 2001 verliehen wird, um 2500 auf Drei weitere Workshops zur Ar- Stellenwert beitslosen-Index. „Analysten“ des 10 000 Mark auf. Über den beitszeitgestaltung folgen: „Zwie- der Arbeit DGB sehen für den SAX im Winter Preisträger entscheiden zudem spalt zwischen Kunden- und wieder ein neues Hoch voraus. nicht mehr die Mitglieder der Jury, Beschäftigteninteressen“ (3. Mai, Wie wichtig ist Arbeit für den ••• Die DGB-Jugend Rhein- sondern die GewerkschafterInnen Wuppertal), „Das neue Gleich- Menschen? Dies beleuchtet das land-Pfalz reaktiviert das Main- im Publikum. Mehr Infos: Ulf Birch, stellungsgesetz“ (20. September, Themenheft „Arbeit: Geld oder zer Gelbe-Hand-Bündnis ge- Tel.: 0511 / 126 01 32.

4 GEWERKSCHAFTEN Zukunftsfonds Der Fonds „Erinnerung und Zukunft“ ist Teil der von der BGAG unterstützt Fonds „Erinnerung und Zukunft“ deutschen Wirtschaft und Nazi-Terror muss Mahnung bleiben der Bundesregierung getra- genen Stiftung zur Entschä- Die Beteiligungsgesellschaft der 500 000 Mark in den Fonds einzah- aus die Restitution von ehemaligem digung von NS-Zwangsarbei- Gewerkschaften (BGAG) managt len, das BHW und die Allgemeine Gewerkschaftsvermögen weiter nicht nur erfolgreich Unternehmen HypothekenBank (AHB) haben zu- vorangebracht wird – mit unserer tern. Der „Zukunftsfonds“ in Gewerkschaftsbesitz, auch poli- sammen fünf Millionen Mark in Tochtergesellschaft BGAG Immobi- soll➜ – ausgestattet mit einem tisch setzt sie Zeichen: Mit insge- den Fonds gespendet. lien Ost GmbH (BIO). Grundkapital von 700 Millio- samt 5,5 Millionen Mark beteiligen Im Besitz der BGAG ist der ehe- Der Rest des Hauses wird an nen Mark – aus seinen Zins- sich BGAG-Unternehmen an dem malige Sitz des Allgemeinen Deut- Dritte vermietet? Fonds „Erinnerung und Zukunft“. schen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Ja, und die Nachfrage ist gut. erträgen Projekte fördern, Im einblick-Interview: Vorstands- am Märkischen Ufer in Berlin. Wie Die Lage ist attraktiv, mitten im his- die der internationalen sprecher Rolf-J. Freyberg. wird er jetzt genutzt, nachdem der torischen Zentrum von Berlin, nahe Verständigung dienen, zur DGB-Bundesvorstand dort nicht dem Roten Rathaus. Achtung der Menschenrechte Die BGAG beteiligt sich an der eingezogen ist? 1999 war das wirtschaftlich bis- Stiftungsinitiative der Wirtschaft zur Dieses Haus wurde von einer her erfolgreichste Jahr in der Ge- beitragen oder sich mit aktu- Entschädigung von NS-Zwangsar- Tochtergesellschaft der BGAG im schichte der BGAG. Hat sich diese ellen Formen von Rassismus beitern. Wieso? Schließlich gehör- Entwicklung in 2000 fortgesetzt? und Fremdenfeindlichkeit Dr. Rolf-J. ten die Gewerkschaften im Natio- Freyberg, 57, Wenn man sagt, ein Jahr war auseinander setzen. nalsozialismus zu den Opfern, nicht ist seit dem das bisher erfolgreichste, dann ver- zu den Tätern. 1. Februar bindet sich damit auch die Erwar- BGAG Wir haben verfügt, unseren Bei- 1997 Spre- tung, dass noch Steigerungen mög- Die wichtigsten Beteiligungen trag ausschließlich für den Fonds cher des lich sind. Das Jahr ist noch nicht zu Vorstandes * FINANZDIENSTLEISTUNGEN „Erinnerung und Zukunft“ zu ver- der BGAG. Ende, aber ich kann schon sagen, wenden, der aus einem Teil des dass 2000 wieder ein gutes Jahr – Allgemeine Deutsche Spendenaufkommens errichtet wird. wird. Die Hauptertragsquelle der Direktbank AG (DiBa) Dieser Fonds wird Maßnahmen Rahmen der Restitution erworben BGAG, der Finanzdienstleistungs- – BHW Holding AG (BHW und Projekte fördern, die der und restauriert. Die BGAG hat dort bereich mit dem BHW, mit der AHB Bausparkasse AG, BHW Völkerverständigung dienen und ein Büro eröffnet. Wir sind damit und der Direktbank, war wieder er- Allgemeine Bausparkasse gegen das Vergessen wirken. Die an die Wiege unserer Vorgänger folgreich. Alle drei Unternehmen Nazi-Terrorherrschaft muss eine zurückgekehrt. Denn dort war in haben ihre Marktposition halten AG, BHW Immobilien dauerhafte Mahnung bleiben. Es der Weimarer Zeit auch der Sitz der oder ausbauen können. Im Immo- GmbH, BHW Bank AG) muss alles getan werden, dass sich Arbeiterbank, gegründet vom bilienbereich war die Entwicklung – Allgemeine Hypotheken- so etwas nicht wiederholt. Es ist ADGB, den Einzelgewerkschaften im Rahmen der Erwartungen nicht Bank AG (AHB) richtig, dass die Gewerkschaften in und der SPD. Sie entwickelte sich in schlecht, aber noch lange nicht der Nazi-Zeit zu den Opfern zähl- der Weimarer Zeit sehr erfolgreich. zufrieden stellend. Die Wohnungs- * IMMOBILIEN ten. Viele Gewerkschafter wurden Sie war u.a. engagiert in der Deut- bestände leiden wie im gesamten – DI Deutsche BauBeCon AG in Konzentrationslager verschleppt schen Wohnungsfürsorge und in Marktumfeld unter Leerständen – GGI Gesellschaft für und umgebracht. Das gewerk- den Wohnungsbaugenossenschaf- und Mietrückständen. Im Bereich Gewerbeimmobilien mbH schaftliche Vermögen wurde kon- ten. In diesem Haus ist nicht nur der Gewerbeimmobilien spürt man fisziert. Das heißt: Weil wir in der gewerkschaftspolitische Geschichte vor allem in den Ballungszentren, – BGAG Immobilien Ost Nachfolge von NS-Opfern stehen, geschrieben worden, sondern auch dass es langsam bergauf geht. * SONSTIGE BETEILIGUNGEN haben wir keinerlei Veranlassung, ein Stück Wirtschaftsgeschichte. Was bedeutet das für das Ge- – Bund-Verlag GmbH diejenigen mit einem Beitrag zu un- Die BGAG hat aber sicher nicht samtergebnis? – ISA Consult Beratungs- terstützen, die, direkt oder indirekt, nur aus Traditionsgründen eine Re- Ich gehe davon aus, dass wir ge- gesellschaft GmbH von der Beschäftigung von Sklaven präsentanz in Berlin eingerichtet. genüber dem Ergebnis von 1999 und Zwangsarbeitern profitierten. Mit dem Büro wollen wir wie einen Zuwachs in Höhe eines Wir haben keine Schuld abzutra- andere Wirtschaftsunternehmen zweistelligen Prozentsatzes haben gen, sondern uns geht es darum, auch am Regierungssitz vertreten werden. Im Internet für Völkerverständigung und die sein. Man braucht im Wirtschafts- Wird es wieder eine Dividende www.einblick.dgb.de Wahrung der Menschenrechte, leben die Nähe zur Regierung. für die Gewerkschaften geben? gegen jede Art von Fremdenfeind- Außerdem ist Berlin auch Sitz des Ja. Eine etwas höhere Dividende Im Faxabruf lichkeit und Rassismus einzutreten. DGB, einem unserer großen Ak- gegenüber dem Vorjahr ist eines 0211 / 43 01 669 Die BGAG wird zusammen mit der tionäre. Auch ver.di will seine Zen- unserer Ziele des Jahres 2000. Ich Interview mit Rolf-J.Frey- Direktbank und der Deutschen trale in Berlin einrichten. Wir sind denke, dass wir es erreichen wer- berg, Vorstandssprecher BauBeCon einen Betrag von aber auch in Berlin, weil von dort den. • der BGAG (Langfassung)

5 einblick 23/00 23/00 GEWERKSCHAFTEN

kurz&bündig Internet-Fernsehen

Die Deutsche Post- Neues Medium für Gewerkschaften? gewerkschaft (DPG) hat ihre erste Internet-Fernsehen ist für die in Deutschland bislang nur wenig ben technischen Details auch die Betriebsverwaltung beim Gewerkschaften bisher Neuland. Erfahrungen mit Live-Übertragun- Übertragungsrechte mit den Künst- Paketdienstleister German Wie sich das World Wide Web gen von Konzerten vorliegen, waren lern weit im Vorfeld geregelt und Parcel in Bad Hersfeld nutzen lässt, um Live-Ereignisse die Ressourcen zu knapp bemes- gezielte Marketingmaßnahmen gegründet. weltweit zu übertragen, hat der sen, mehrfach kam es zu kurzen eingeleitet werden müssen. Auch DGB Niedersachsen/Bremen wäh- Serverausfällen. die Kosten für eine Live-Übertra- Mindestens 177 Fusi- rend der EXPO 2000 in Hannover Als Handicap erwies sich auch gung im Internet sind bislang rela- onen und Koopera- vorgemacht: Vier Stunden war das die Vorbereitungszeit von sechs tiv hoch, was angesichts leerer Ge- tionen hat es binnen Solidaritätskonzert „One World – Wochen: zu wenig, wie sich im werkschaftskassen den Einsatz von zwölf Monaten in der One Dream – Solidarity“ am Tag Nachhinein herausstellte, weil ne- Werbebannern sinnvoll macht. • Medienwirtschaft gegeben. der Gewerkschaften live im Inter- Und nur sieben Konzerne net zu verfolgen. Und wer an die- beherrschen die Medien- sem Tag keine Zeit hatte, konnte Umbau des DGB ArbeitnehmerInnen und die An- landschaft. Das geht aus anschließend vier Wochen lang das strengungen zur Bekämpfung des dem neuen „Reader Medien- Konzert online abrufen. Migration im Rechtsradikalismus gestärkt wer- ökonomie“ hervor, den die Die Erfahrungen des ersten In- Bildungswerk den“, so DGB-Vorstand Günther IG Medien herausgegeben ternet-Konzerts der Gewerkschaf- Dickhausen. Betroffen von der hat. Die Broschüre kann per ten, die der DGB Niedersachsen/ Zum Jahreswechsel wird das Umstrukturierung sind die Informa- E-Mail ([email protected]) Bremen jetzt als Dokumentation Referat Migration, bislang Teil der tions- und Serviceleistungen des oder per Fax (0711/2018199) vorgelegt hat, sind auch für andere Internationalen Abteilung des DGB, DGB im Bereich Migration. Die bestellt werden. Preis: 20 interessant: So hatten zeitweise in das DGB-Bildungswerk integriert. Migrationspolitik verbleibt hinge- Mark. Sie ist für Mitglieder 10 000 Surfer das Konzert live über „Durch die Umstrukturierung sol- gen im DGB-Bundesvorstand in der IG Medien kostenlos. das Internet verfolgt – und damit len die Informationsangebote und Berlin. Für den neuen Service erhält die bereitgestellten Netzkapazitä- Serviceleistungen des DGB für die das DGB-Bildungswerk jährlich Notfalls per Streik ten fast gesprengt. Der Grund: Da Integration von zugewanderten 500 000 Mark. • will die IG Metall die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von Neue Wirtschaftsmacht Struktur der geplanten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di 38 auf 35 Stunden in der Drei Millionen Mitglieder 5000 MitarbeiterInnen 900 Millionen Mark Beiträge ostdeutschen Metall- und Mitglieder 1) davon Mitarbeiter- davon politische Mitglieds- durchschnittlicher Elektroindustrie durchset- erwerbstätig Innen SekretärInnen einnahmen/ Mitgliedsbeitrag/ Jahr (in Mio DM) 3) Monat (in DM) zen. So der Bezirksleiter 106,5 DAG 401 406 DAG 1097 DAG der IG Metall Brandenburg- 296 455 507 22,10 150,2 DPG 457 168 DPG 512 DPG Sachsen Hasso Düvel. 325 811 194 27,38 Der Angleichungsprozess 457 720 701 129,5 HBV HBV 2) HBV zwischen Ost und West 312 842 254 23,58 4) 178 714 310 67,3 solle 2003 abgeschlossen IG Medien 128 908 IG Medien 133 IG Medien 31,39 1 526 891 2450 werden. ÖTV 473,4 ÖTV 1 077 516 ÖTV 1195 25,84 3 021 899 5070 926,8 Die Gewerkschaft ver.di ver.di ver.di 2 141 532 2283 25,56 4) Nahrung-Genuss- Gaststätten (NGG) 1) Stand: 31.12.1999, 2) Vollzeitstellen, 3) Beitragseinnahmen 1999, 4) Durchschnitt 1999; ohne Anpassung der Beitragssätze in Folge der ver.di-Gründung Quelle: Verschmelzungsbericht der Gründungsgewerkschaften von ver.di; eigene Berechnungen DGB einblick / Nachdruck frei und die IG Bauen-Agrar- Umwelt (IG BAU) unter- Die Vereinte Dienstleistungsge- tung der gut drei Millionen Mitglie- den die ver.di-Gewerkschaften ins stützen die Absicht der werkschaft ver.di, die DAG, DPG, der organisieren und neue Dienst- Internet eingestellt haben Bundesregierung, eine HBV, IG Medien und ÖTV Mitte März leistungsangebote entwickeln. Fast (www.verdi-net.de). Neben Basis- 2001 endgültig aus der Taufe heben die Hälfte der ver.di-Beschäftigten, daten über Struktur und Geschichte Positivliste für Futtermittel wollen, soll nicht nur die größte 2283, sind politische SekretärInnen. der fünf Gewerkschaften werden in anzulegen. Damit werde Einzelgewerkschaft der Welt wer- Bei einem Mitgliedsbeitrag von dem 59 Seiten starken Dokumenten- eine zentrale gewerk- den, sondern auch eine Macht, die im Schnitt 25,56 Mark/Monat wird band auch das Verfahren der ver.di- schaftliche Forderung zur Regierung und Arbeitgebern wirk- ver.di über Beitragseinnahmen von Gründung und die Ziele der neuen sam entgegentritt. Über 5000 Mitar- 900 Millionen Mark verfügen, drei- Gewerkschaft vorgestellt. Unter Eindämmung der Rinder- beiterInnen, die ver.di von den fünf mal so viel wie der DGB mit 281,5 derselben Internetadresse sind auch seuche BSE aufgegriffen. Gründungsgewerkschaften über- Millionen Mark (2001). Das geht aus die übrigen Dokumente zur ver.di- nimmt, sollen die Interessenvertre- dem Verschmelzungsbericht hervor, Gründung abrufbar.

6 MEINUNG Ungeliebte Kinder

Dreizehn Mitgliederzeit-

Gewerkschaftsmedien schriften geben die elf DGB- Gewerkschaften bundesweit Bild ist schneller heraus. Bei der Mitglieder- werbung sind sie ein wich- Gewerkschaftsmedien müssen sein. Sie müssen frisch und professionell daher- kommen und für konträre Meinungen offen sein. Diese Forderung von Wolfgang tiges Argument. Doch im Storz (einblick 21/00), bis September Chefredakteur der IG Metall, hat Binnenverhältnis sind die Jörg Barczynski, bis Ende 1999 Pressesprecher der IG Metall, zum Widerspruch Jörg Barczynski, eigenen Zeitschriften um- gereizt. Seine These: eine vierteljährliche Hochglanzbroschüre täte es auch. 59, war über stritten. Für die einen sind 20 Jahre Am Anfang war das Wort – und nicht etwa die nicht angewiesen. Was sie zu Pressesprecher sie zu zahm. Nicht offen für der IG Metall. ➜ Schrift. Die ersten Gewerksgenossenschaften und sagen haben, steht in den Zei- die Widersprüche in einer Fachvereine des 19. Jahrhunderts hatten keine Zei- tungen, schneller und leider meist auch Großorganisation. Für die tungen. Aber waren sie deshalb ineffizient oder gar spannender als in den eigenen Medien. anderen sind sie vor allem undemokratisch? Wolfgang Storz irrt gewal- Gewerkschafter haben längst gelernt, Medien ein Kostenfaktor: Nicht alle tig, wenn er meint, eine Gewerkschaft brauche zielgerichtet als Nachrichtentransportmittel zu be- zwingend eigene Zeitschriften. Die frühen Gewerk- nutzen.Als der IG Metall-Vorsitzende, Klaus Zwickel, Gewerkschaften stellen allen schafter trafen sich in Versammlungen und diskutier- sein legendäres „Ende der Bescheidenheit“ verkün- Mitgliedern ein Exemplar ten miteinander.Das reichte als Kommunikation, wie dete, tat er dies in „Bild am Sonntag“, einer Zeitung ihrer Mitgliederzeitschrift übrigens noch heute in jedem Sport- oder Gesangs- mit Millionenauflage, deren Leserstruktur ziemlich zur Verfügung. Gespart wird verein. Erst als sich Gewerkschaften im ganzen Land genau der Mitgliederstruktur der IG Metall ent- auszubreiten begannen, waren Briefe und gelegent- spricht.Als der Leiter der Abteilung Tarifpolitik des IG auch am Erscheinungsrhyth- liche Besuche nicht mehr ausreichend. Metall-Vorstandes, Heribert Karch, Klaus Zwickel mus: Nicht jede „Monatszeit- Das war der Anfang der Gewerkschaftspresse, wegen dessen vermeintlicher „Telepolitik“ be- schrift“ erscheint monatlich. die vom ersten Tag an als Nachrichtentransport- und schimpfen wollte, erschien sein Beitrag für die Manche nur sechs- oder Propagandamittel zugleich konzipiert war. Die „bür- „Gewerkschaftlichen Monatshefte“ zuerst als Vor- gerliche“ Presse stand den Gewerkschaften nicht abdruck in der „Frankfurter Rundschau“, einer Zei- siebenmal im Jahr. zur Verfügung. Erstens hätte sie Gewerkschaftsnach- tung, bei der Karch kaum Streuverluste befürchten richten nicht gedruckt, zweitens waren Arbeiter nicht muss, weil die meisten seiner politischen Freunde Mitglieder und ihre Leser. Beides hat sich gewaltig geändert. dieses Blatt lesen. Die Frage, ob die eigene Gewerk- Auflage der Mitglieder- Wir haben eine nahezu vollständige Ab- schaftszeitung diesen Artikel auch veröffentlicht zeitschriften: deckung der Haushalte mit Tageszeitun- hätte, mag sich jeder selbst beantworten. IG BAU 585 359 gen, eine 100-Prozent-Abdeckung mit Fernsehern Für was also braucht man Gewerk- Der Grundstein/ Der Sämann 590 000 und noch einmal 100 Prozent mit Radios. Die Nach- schaftsmedien? Es gibt ein paar Funktionen, bei- IG BCE 922 783 richten kommen also zu den Konsumenten, auch zu spielsweise die Nachrichtenversorgung von Funk- magazin 985 000 den Gewerkschaftern, den Noch-nicht-Gewerkschaf- tionären. Die sind stärker engagiert als die normalen TRANSNET GdED 338 106 tern und den Gewerkschaftsfressern. Gilt das auch Mitglieder, haben einen größeren Informations- inform 350 000 für Gewerkschaftsnachrichten? Natürlich. Eine Nach- bedarf und sind auch bereit, zusätzliche Nachrichten GEW 273 787 richtenunterdrückung oder gar Nachrichtenfälschung aus der eigenen Organisation aufzunehmen. Der Erziehung und ist mir seit Jahren nicht mehr untergekommen, „einblick“ beim DGB oder die „direkt“ bei der IG Wissenschaft 262 949 woraus bitte niemand schließen möge, dass ich alles, Metall sind gelungene Beispiele für Zielgruppen- HBV 457 720 Ausblick 480 000 was in der Zeitung steht, für wahr halte. Es besteht medien, die diese Informationsansprüche befriedi- IG Metall 2 701 996 auch nicht die Gefahr, dass Gewerkschaften in den gen. Auch das Internet befriedigt gezielt solche metall 2 102 291 Medien „untergebuttert“ werden. Dafür sorgt schon Ansprüche. Darüber hinaus kann eine Mitglieder- IG Medien 179 072 die Konkurrenz-Situation der diversen Medien, die information, eine Art Rechenschaftsbericht, als „Bin- Druck + Papier 98 000 bei uns besonders krass ist: Kein Land der Welt hat demittel“ sehr sinnvoll sein; viermal im Jahr, auf Menschen machen wie Deutschland fünf landessprachliche Nachrichten- Hochglanz. Medien 50 000 agenturen, acht überregionale Tageszeitungen und Aber die klassischen Gewerkschaftszeitungen? Kunst & Kultur 24 000 drei Nachrichtenkanäle im Fernsehen. Die einmal im Monat oder bei manchen Gewerk- NGG 270 016 einigkeit 203 000 Die Gewerkschaften seien weder Vatikan noch schaften noch seltener erscheinen? Die schon des- ÖTV 1 526 891 Politbüro, sagt Wolfgang Storz. Und sie müssten ihre halb mit hängender Zunge den gewerkschaftlichen ötv-magazin 1 300 000 Konflikte öffentlich austragen, denn das mache sie Ereignissen und erst recht den gewerkschaftlichen GdP 190 617 stark. Der Hinweis sei erlaubt: Der Vatikan hat, die Diskussionen hinterherrennen? Nein, Massen- Deutsche Polizei 200 500 Politbüros hatten Zeitungen. Die Gewerkschaften als kommunikation braucht Massenmedien! DPG 457 168 demokratische Massenorganisation sind darauf So ist das nun einmal bei Massenorganisationen. • Transparent 443 600

7 einblick 23/00 Postvertriebsstück G 45918 Vertrieb durch toennes satz+druck gmbh, Niermannsweg 3- 5, 40699 Erkrath

23/00 DIES&DAS dieDGBgrafik

ARBEITSKRÄFTEANGEBOT: Drastischer Rückgang ab 2020

Das Arbeitskräfteangebot sinkt lang- Entwicklung der Zahl der Erwerbspersonen 1998 bis 2050 bei einer Netto-Zuwanderung von 140 000* bzw. 260 000 Menschen jährlich** und einer Erhöhung des Rentenzugangsalters auf 67 Jahre (in Mio) fristig dramatisch. Es kann weder Zuwanderung 140 000 Menschen Zuwanderung 260 000 Menschen durch eine Zuwanderung von per saldo 45 Bei Rentenzugangsalter 67 Jahre und 260 000 Menschen jährlich, noch durch Zuwanderung 140 000 Menschen 40 eine zusätzliche Erhöhung des Renten- Zuwanderung 260 000 Menschen alters auf 67 Jahre stabil gehalten 35 werden. Allerdings hat eine erhöhte

Zuwanderung einen stärkeren Effekt 30 als eine Verlängerung der Lebensar- beitszeit. Dennoch stehen im Jahr 2050 25 mindestens 8,2 Millionen, höchstens 40,6 40,6 40,8 41,3 39,9 41,3 34,7 36,9 30,7 33,7 27,3 31,0 13,3 Millionen Erwerbspersonen weni- 20 1998 2010 2020 2030 2040 2050 ger zur Verfügung – immerhin ein Fünf- * entspricht der durchschnittlichen Zuwanderung 1996-1998 Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin;

tel bzw. ein Viertel weniger als heute. ** entspricht der durchschnittlichen Zuwanderung 1970-1999 Wochenbericht 48/00 DGB einblick / Nachdruck frei

personalien 35 TAGE

••• Herbert Mai, 53, soll nach ••• Wolfgang Scheremet, 38, 19.12. Vorstand von Go nalen Gewerkschaftsrats SaarLor- Informationen der Frankfurter All- Konjunkturforscher am Deutschen ver.di, Präsentation des Personal- Lux, Luxemburg gemeinen Sonntagszeitung von der Institut für Wirtschaftsforschung vorschlags für die Besetzung des 15.1. DGB, Neujahrs- hessischen Landesregierung als (DIW), ist ab dem 15. April 2001 Gründungsvorstands von ver.di pressekonferenz, Berlin Arbeitsdirektor für den Vorstand Leiter der Abteilung Wirtschafts- 20.12. DGB-Landesbe- 23./24.1. DGB-Bundesvor- der Frankfurter Flughafen AG (FAG) und Tarifpolitik des DGB. Er folgt zirk Saar, Konferenz des Interregio- stand, Klausurtagung, Hattingen nominiert werden. Mai, der im Dr. Hans-Georg Wehner, 63, . November wegen der Auseinander- der Mitte des Jahres ausscheidet. setzung um ver.di als ÖTV-Vorsit- ••• Hartmut Tölle, 47, Sekretär Tipp zender zurückgetreten ist, war in des IG Metall-Bezirks Hannover, seiner Zeit als hessischer ÖTV- soll auf Vorschlag der Findungs- Buch: Jan Engelmann, Mi- aktuelle Version der Marxschen Vorsitzender stellvertretender Auf- kommission als Nachfolger von chael Wiedemeyer (Hrsg.), Utopie: „Morgens Jäger, mittags sichtsratsvorsitzender der FAG. Heinz-Hermann Witte, 54,Vor- Kursbuch Arbeit, Ausstieg Fischer, abends kritischer Kriti- ••• Hans-Joachim Schabedoth, sitzender des DGB-Landesbezirks aus der Jobholder-Gesell- ker“? Das Bild der Arbeit, dass 48, Referent in der Abteilung 1.Vor- Niedersachsen/Bremen werden. Die schaft – Start in eine neue die beiden Herausgeber und ihre sitzender/Politische Planung der IG Entscheidung fällt auf der außeror- Tätigkeitskultur?, Deusche vierzig Co-Autoren entwerfen, ist Metall, ist ab dem 1. Januar Leiter dentlichen Landesbezirkskonferenz Verlags-Anstalt, Stuttgart widersprüchlich und anziehend der Grundsatzabteilung des DGB. am 27. Januar in Hannover. 2000, 464 Seiten, 44 DM zugleich: keine Utopie, sondern Morgens Zeitungsausträger, eine spannend zu lesende Mo-

Impressum einblick erscheint vierzehntäglich Herausgeber: DGB Verlag: tagsüber Fachgehilfe, nachts kri- mentaufnahme einer sich rasant einblick Verlagsgesellschaft mbH Geschäftsführer: Dr. Hans-Jürgen Arlt, Christian tischer Taxifahrer – ist das die wandelnden Arbeitswelt. Paulsen Redaktion: Anne Graef, Stephan Hegger, Norbert Hüsson (verantwortlich für diese Ausgabe), Ulrike Schenken (Redaktionsassistentin) Redaktionsanschrift: Postfach 10 21 45, 40012 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 43 01 544, Fax: 0211 / 43 01 497, ● Internet: www.einblick.dgb.de, E-Mail: [email protected] Büro Berlin: Schlusspunkt Tel.: 030 / 240 60 544 Anzeigen: Bettina Mützel, Tel.: 030 / 85 99 46 24, Fax: 030 / 85 99 90 92, E-Mail: [email protected] Layout: Zang Grafik Design, „Freunde, bevor es jetzt noch einen Sprockhövel Grafiken: Klaus Niesen Druck und Vertrieb: toennes satz+druck negativen Touch gibt, gehe ich.“ gmbh, Niermannsweg 3-5, 40699 Erkrath, Tel.: 0211 / 9 20 08-26, Fax: 9 20 08-38 Alle aktuellen einblick-Hintergrundtexte im Überblick: Fax-Abruf 0211/4301689 IG Metall-Vorsitzender Klaus Zwickel nach der Unterzeichnung des 2-plus- Nachdruck frei bei Quellenangabe und zwei Belegexemplaren. 2-plus-2-Vertrags zur Organisationsabgrenzung im DGB am 5. Dezember einblick 1/01 erscheint am 22. Januar 2001. in Berlin.

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