KAUKASUS ALIM QASIMOV

1. APRIL 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL Sonntag, 1. April 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

ALIM QASIMOV

ALIM QASIMOV GESANG FARGANA QASIMOVA GESANG RAUF ISLAMOV KAMANTSCHE ZAKI VALIYEV TAR JAVIDAN NABIYEV NAQQARA RAFAEL ASGAROV

Traditionelle Muğam-Musik und Lieder aus Aserbaidschan

Alim Qasimov wird als »lebender Nationalschatz von Aserbaidschan« bezeich- net. Seine Leidenschaft gilt seit frühester Kindheit der Muğam-Musik, einer jahrhundertealten, mündlich überlieferten aserbaidschanischen Gesangsform. Mit 19 Jahren ließ er seine Jobs als Landwirt und Fahrer ruhen, begann seine Musiker-Karriere und studierte beim berühmten Muğam-Sänger Aghakhan Abdullayev. Qasimov versteht Muğam als eine sich konstant entwickelnde Tradi- tion. Er verbindet sein tiefes Wissen um die überlieferten Regeln mit anspruchs- vollen Innovationen und bringt Elemente aus Jazz und zeitgenössischer Musik ein. Für sein Verdienst als musikalischer Botschafter des Weltfriedens erhielt Qasimov 1999 den IMC-UNESCO­ Musikpreis, der zuvor unter anderem Lord Yehudi Menuhin, , Olivier Messiaen und Daniel Barenboim verlie- hen wurde. Er erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter den Titel »Künstler des Volkes von Aserbaidschan«, die bedeutendste künstlerische Auszeichnung des Landes. An seinem 50. Geburtstag im Jahr 2007 verlieh ihm der aserbaidschanische Präsident die Nationale Ehrenmedaille. Fargana Qasimova ist Alim Qasimovs Tochter und Protégée sowie eine ausge- bildete Muğam-Sängerin. Sie wuchs mit den Klängen des Muğam und den Ver- sen der klassischen aserbaidschanischen Dichtkunst auf. Schon mit vier Jah- ren begann sie mit ihrem Vater zu Hause zu musizieren und begleitete ihn im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal auf eine Konzerttournee. Qasimova studierte Muğam-Gesang am National­ Conservatory und tritt mit ihrem Vater regelmäßig sowohl in Aserbaidschan als auch im Ausland auf. Zusammen gaben sie beispielsweise Konzerte mit dem sowie mit Yo-Yo Mas Silk Road Ensemble und nahmen etliche CDs auf, zuletzt 2010 Intimate Dialogue. Beim Konzert in der Elbphilharmonie werden sie von vier aserbaidschanischen Musikern begleitet: Rafael Asgarov, seit 2001 Teil des Ensembles, studierte Balaban und spielt außerdem Klarinette sowie Tutak und Zurna, zwei weitere traditionelle aserbaidschanische Instrumente. Rauf Islamov spielt bereits seit 1998 mit Qasimov und engagiert sich daneben in interkulturellen Musikwork- shops und Meisterkursen der Aga Khan Music Initiative. Javidan Nabiyev und Zaki Valiyev sind seit 2009 Mitglieder im Alim Qasimov Ensemble und gastieren seitdem weltweit an führenden Konzerthäusern. Berg-Karabach

FASZINIERENDE VIELFALT

Die Länder und Musikstile des Kaukasus

»Kein ferner, sondern ein fremder Osten, 70 Jahre abgeschnitten von der west- lichen Welt, geprägt von der hellenistischen, der byzantinischen, der persischen Kultur, von Russland, von der Sowjetunion. Schnittstelle, Nahtstelle, Nord und Süd, Grenzland also, Durchgangsland, Anfang und Ende. Kein einfaches Land, ungeeignet für Kategorien und klare Verhältnisse.« Was der deutsche Schrift- steller Clemens Eich in seinen Aufzeichnungen aus Georgien (1999) berichtet, gilt erst recht für die gesamte Kaukasus-Region. Denn zu beiden Seiten des 1100 Kilometer langen Gebirgszuges leben etwa 30 Millionen Menschen, die sich auf gut 50 Völker und fast ebenso viele Sprachen verteilen. Das Elbphilharmonie-Festival »Kaukasus« porträtiert nun die südkaukasi- schen Länder Georgien, Armenien und Aserbaidschan, indem es ein Panorama ihrer Musikstile nachzeichnet – von liturgischen Gesängen aus den Anfängen des Christentums bis zu klassischer Orchester­musik, von traditioneller Volks- musik bis zum Jazz. In Georgien treffen Spuren der Antike, frühes Christentum, postsowjetische Relikte und die Aufbruchsstimmung einer westlich orientierten jungen Generation aufeinander. Schon in vorchristlicher Zeit wurden die Geor- gier für ihren mehrstimmigen Gesang gerühmt. Armenien machte als erstes Land überhaupt das Christentum­ zur Staatsreligion, wovon Bauten wie das Kloster Geghard aus dem 4. Jahrhundert zeugen. Als National­instrument gilt die Duduk-Oboe. Aserbaidschan dagegen ist seit dem 6./ 7. Jahrhundert isla- misch geprägt; ins Auge fällt besonders der Kontrast zwischen dem Hinterland und der Öl-Metropole . Die traditionelle Musik heißt Muğam. Hochvirtuos, komplexen Regeln folgend und ausschließlich mündlich überliefert, gehört die Gesangskunst heute zum Unesco-Weltkulturerbe. WWW.ELBPHILHARMONIE.DE