Sitzungsmappe erstellt am: 11.10.2021 09:19:59

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN E 17/1164 17. Wahlperiode

04.03.2020

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien Oliver Keymis MdL

Hauptausschuss Dr. Marcus Optendrenk MdL

Einladung

40. Sitzung (öffentlich) des Ausschusses für Kultur und Medien 49. Sitzung (öffentlich, ausschließlich zu TOP 1) des Hauptausschusses am Donnerstag, dem 5. März 2020, 13:30 Uhr, Raum E 3 D 01

Landtag Nordrhein-Westfalen Platz des Landtags 1 40221 Düsseldorf

Gemäß § 53 Absatz 1 der Geschäftsordnung des Landtags berufe ich den Ausschuss ein und setze folgende Tagesordnung fest:

Tagesordnung

1. Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsver- trag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungsgesetz) Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 17/8130 Ausschussprotokoll 17/895 Auswertung der Anhörung

2. Ausstieg von Westfunk bei Radio Ennepe Ruhr

Bericht der Landesregierung

3. Gesetz zur stärkeren Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks (FDGO-WDR-Gesetz) Gesetzentwurf der Fraktion der AfD Drucksache 17/8417 (Neudruck)

Sitzungsmappe erstellt am: 11.10.2021 09:19:59

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4. Herkunftsnennung jetzt, immer und überall – Für möglichst wirklichkeitsnahe Pres- semitteilungen der Strafverfolgungsbehörden in Nordrhein-Westfalen! Antrag der Fraktion der AfD Drucksache 17/8419

5. Medien selbstbestimmt und fair nutzen – Medienkompetenzbericht 2018/19 Information 17/213

6. Kulturförderbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2018

Information 17/219

7. Verschiedenes

gez. Oliver Keymis - Vorsitzender -

F. d. R.

Sarah Scholz Ausschussassistentin Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 1 - Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungsgesetz) LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN Drucksache 17/8130 17. Wahlperiode

10.12.2019

Gesetzentwurf der Landesregierung

Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungsgesetz)

A Problem

Es besteht gesetzgeberischer Handlungsbedarf zur Umsetzung einer Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“. Hierzu gehören auch die Ergebnisse einer Evaluierung der gesetzlichen Re- gelungen zur Werbung im Hörfunk des Westdeutschen Rundfunks Köln (WDR). Darüber hin- aus besteht gesetzgeberischer Handlungsbedarf, dem mit dem Dreiundzwanzigsten Staats- vertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Dreiundzwanzigster Rundfunkände- rungsstaatsvertrag) nachgekommen wird.

I. Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“

Eine vielfältige Medienlandschaft ist Grundpfeiler und Motor einer gelebten Demokratie. Me- dien stärken den Diskurs, sie transportieren Wissen, Bildung, Werte und Kultur. Dies gilt ge- rade auch für Medien im lokalen und regionalen Bereich, die in einer immer stärker globalisier- ten Medienwelt einen essentiellen Beitrag zur Vielfalt vor Ort leisten. Professioneller Journa- lismus ist auch hier unersetzlich.

Der Hörfunk ist wesentlicher Träger und Garant einer solchen lokalen und regionalen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Ihn gilt es zu sichern.

Die Landesregierung hat sich daher im Koalitionsvertrag für Nordrhein-Westfalen 2017 – 2022 die Entwicklung einer Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“ vorgenommen. Im Austausch mit allen Akteuren und unter enger Einbeziehung der Expertise der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat die Landesregierung Bedarfe zur Sicherung eines vielfältigen und zukunftsfähigen Hörfunks und eines wirtschaftlich tragfähigen Lokalfunks im digitalen Zeit- alter geprüft und entsprechende Maßnahmen entwickelt, um auf diese Bedarfe zu reagieren. Maßnahmen sind:

- notwendige Reformen im bestehenden Zwei-Säulen-Modell, die dessen wirtschaftliche Funktionsfähigkeit sicherstellen und zugleich mehr Flexibilität im Programmbereich ge- währen;

Datum des Originals: 10.12.2019/Ausgegeben: 13.12.2019

Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

- die Stärkung landesweiten privaten Hörfunks, insbesondere der zweiten landesweiten UKW-Kette, sowie - eine verstärkte Förderung von Innovation im Audio-Bereich durch die LfM.

Zu den Maßnahmen gehört zudem die Evaluierung der Werbezeiten im Hörfunk des WDR.

II. Evaluierung der Werbezeiten im Hörfunk des WDR

Wie im Koalitionsvertrag für Nordrhein-Westfalen 2017 – 2022 vorgesehen, hat die Landesre- gierung die gesetzlichen Regelungen zur Werbung im Hörfunk des WDR evaluiert.

Hintergrund ist die mit dem 15. Rundfunkänderungsgesetz gesetzlich vorgesehene Reduzie- rung der Werbezeiten im Hörfunk des WDR in zwei Stufen. In der ersten Stufe war die maximal zulässige Hörfunkwerbung zum 1. Januar 2017 von zuvor 90 Minuten auf 75 Minuten (jeweils werktäglich im Jahresdurchschnitt) gekürzt worden. Werbung darf seitdem zudem nur noch in zwei Hörfunkprogrammen des WDR ausgestrahlt werden. In einer zweiten Stufe, die zum 1. Januar 2019 eintreten sollte, wäre Werbung im Hörfunk des WDR nur noch im Umfang von bis zu 60 Minuten werktäglich im Monatsdurchschnitt und nur in einem Hörfunkprogramm zu- lässig gewesen.

Auf Initiative der Landesregierung (LT-Drs. 17/1565) hat der Landtag den Eintritt der für den 1. Januar 2019 vorgesehenen weiteren Reduzierung der Werbezeiten zunächst um zwei Jahre auf den 1. Januar 2021 verschoben und zugleich mit § 6a Satz 4 des WDR-Gesetzes eine Evaluierung der Werbezeitenreduzierung im WDR-Hörfunk beschlossen.

Nach den Ergebnissen der Evaluierung ist die im WDR-Gesetz vorgesehene erste Stufe der Werbezeitenreduzierung fortzuführen. Grundlage für dieses Evaluierungsergebnis ist ein von der Landesregierung in Auftrag gege- benes wissenschaftliches Gutachtens (LT-Vorlage 17/2548). Gegenstand des Gutachtens war insbesondere die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen der am 1. Januar 2017 erfolgten Absenkung der zulässigen Werbezeiten sowie die Prognose der Auswirkungen einer mögli- chen – zum 1. Januar 2021 – gesetzlich bisher vorgesehenen weiteren Werbezeitenreduzie- rung. Untersucht wurden insbesondere die Wechselwirkungen im Werbebereich zwischen pri- vatem und öffentlich-rechtlichem Hörfunk sowie der tatsächliche Nutzen für den privaten Hör- funk.

III. Rundfunkbeitragspflicht für Zweitwohnungen

Mit Urteil vom 18. Juli 2018 (Az. 1 BvR 1675/16) entschied das Bundesverfassungsgericht, dass Inhaber mehrerer selbst genutzter Wohnungen für die Möglichkeit privater Rundfunknut- zung nicht mit mehr als einem vollen Rundfunkbeitrag belastet werden dürfen. Eine Neurege- lung durch die Gesetzgeber hat spätestens bis zum 30. Juni 2020 zu erfolgen. Nach den gel- tenden Regelungen des Rundfunkbeitragsstaatsvertrags (RBStV) ist bisher im privaten Be- reich für jede Wohnung von deren Inhaber ein Rundfunkbeitrag zu entrichten (§ 2 RBStV).

Neben den Anpassungen der Rundfunkbeitragspflicht soll mit dem Dreiundzwanzigsten Rund- funkänderungsstaatsvertrag der Meldedatenabgleich als ein grundsätzlich periodisch durch- zuführendes Kontrollverfahren gesetzlich verankert werden. Der Dreiundzwanzigste Rund- funkänderungsstaatsvertrag enthält zudem nähere Vorgaben zur Datenverarbeitung und zu Auskunftsansprüchen der Beitragszahler gegenüber der zuständigen Landesrundfunkanstalt.

2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

B Lösung

Zur Umsetzung der Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“ werden notwendige gesetzliche Anpassungen im Landesmediengesetz Nordrhein-Westfalen (LMG NRW) vorgenommen.

Das System des Zwei-Säulen-Modells, welches redaktionelle Unabhängigkeit der Lokalsender und ihre Verwurzelung vor Ort sichert, hat sich im Grundsatz bewährt. Grundlegende Verän- derungen an dem bestehenden Modell werden daher nicht vorgenommen. Zur Sicherung der Funktionsfähigkeit des Systems auch in wirtschaftlich schwächeren Lokalfunkgebieten sollen Kapital- und Stimmrechtsanteile an einer Betriebsgesellschaft jedoch notfalls auch in einer Hand zusammengeführt werden können, wenn sich im Einzelfall kein weiterer Gesellschafter findet. Bei der Programmgestaltung wird den Veranstaltergemeinschaften mehr Flexibilität er- möglicht werden, indem der Beitrag des Bürgerfunks als zusätzliches Element der lokalen An- bindung des Lokalfunks in den gesetzlich bestimmten lokalen Sendeanteil einbezogen wird.

Die landesweite UKW-Kette soll zusammen mit dem Lokalfunk ein weiterer wichtiger Pfeiler für die Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen werden. Mit dem 17. Rundfunkänderungsgesetz, das Anfang 2019 in Kraft getreten ist, wurden im LMG NRW bereits die Vergabekriterien für DAB+ geschärft, um eine landesweit möglichst flächendeckende Abdeckung mit lokalen, regi- onalen und landesweiten journalistischen Inhalten zu gewährleisten. Für die Vergabe landes- weiter UKW-Kapazitäten werden die Vergabekriterien, auf deren Basis die Medienkommission der LfM entscheidet, nunmehr ebenfalls ergänzt, um die Vielfalt und Zukunftsfähigkeit des Hörfunksystems in Nordrhein-Westfalen zu sichern. Zusätzliche Kriterien sind insofern: die lo- kale bzw. regionale Anbindung redaktioneller Strukturen, der Beitrag zum Erhalt des beste- henden Hörfunkangebots sowie die Nutzung digitaler Verbreitungswege, insbesondere DAB+.

Schließlich werden die Grundlagen geschaffen, die der LfM eine verstärkte Förderung im Au- dio-Bereich ermöglichen. Geschäftsmodelle müssen neu gedacht und vorangetrieben werden; sie müssen auf ein verändertes Angebot im Markt (etwa Sprachassistenten und Streaming- Dienste) und ein sich veränderndes Nutzerverhalten reagieren. Medienschaffende sollen da- her mehr Unterstützung erhalten können, insbesondere zur Nutzung und Entwicklung innova- tiver Medienformate.

Zur Umsetzung der Ergebnisse der Evaluierung der Werbezeiten im Hörfunk des WDR wird § 6a WDR-Gesetz angepasst. Dabei wird die erste Stufe der Werbezeitenreduzierung aufrecht- erhalten und fortgeführt.

Der Landtag stimmt dem Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag zu. Mit dem Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag erfolgt die notwendige Anpassung des Rundfunkbeitragsstaatsvertrags an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2018 zur Befreiung von Nebenwohnungen von der Rundfunkbeitragspflicht.

C Alternativen

Keine.

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D Kosten

Für das Land Nordrhein-Westfalen entstehen keine Kosten.

E Zuständigkeit

Die Angelegenheit fällt in den Zuständigkeitsbereich des Ministerpräsidenten. Beteiligt ist das Ministerium des Innern.

F Auswirkungen auf die kommunale Selbstverwaltung und die Finanzlage der Ge- meinden und Gemeindeverbände

Die Belange der kommunalen Selbstverwaltung sind gewahrt. Den Gemeinden und Gemein- deverbänden entstehen keine Kosten.

G Finanzielle Auswirkungen auf die Unternehmen und die privaten Haushalte

Die gesetzlichen Änderungen lassen keine zusätzlichen finanziellen Belastungen von Unter- nehmen und privaten Haushalten erwarten. Für private Haushalte ergeben sich aus dem Drei- undzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag Beitragsentlastungen, da künftig Inhaber von Nebenwohnungen von weiteren Rundfunkbeiträgen befreit werden können.

H Geschlechterdifferenzierte Betrachtung der Auswirkungen des Gesetzes

Der Entwurf trägt der geschlechtergerechten Sprache Rechnung.

I Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung (im Sinne der Nachhaltigkeitsstra- tegie Nordrhein-Westfalen)

Das Gesetz hat keine negativen Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung im Land Nord- rhein-Westfalen.

J Befristung

Keine.

4 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

G e g e n ü b e r s t e l l u n g

Gesetzentwurf der Landesregierung Auszug aus den geltenden Gesetzesbe- stimmungen

Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungsgesetz)

Artikel 1 Änderung des Landesmediengesetzes Landesmediengesetz Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen (LMG NRW)

Das Landesmediengesetz Nordrhein-West- falen vom 2. Juli 2002 (GV. NRW. S. 334), das zuletzt durch Artikel 3 des Gesetzes vom 26. Februar 2019 (GV. NRW. S. 134) geän- dert worden ist, wird wie folgt geändert:

1. § 14 wird wie folgt geändert: § 14 Grundsätze

(1) Die LfM entscheidet über die Verwen- dung der ihr zur Verfügung stehenden Über- tragungskapazitäten entsprechend den Zie- len des § 2. Hierbei nimmt sie folgende Prio- risierung vor:

1. Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung mit lokalem Hörfunk im Sinne des § 54 Absatz 2; 2. Versorgung mit einem analogen landes- weiten Hörfunkprogramm; 3. Versorgung mit Sendungen in Hoch- schulen (§ 40d); 4. Versorgung mit Rundfunkprogrammen unter Berücksichtigung landesweiter, regionaler und lokaler Belange; 5. Versorgung mit vergleichbaren Tele- medien.

(2) Bestehen keine ausreichenden Übertra- gungskapazitäten für alle Programmveran- stalter, die die Voraussetzungen nach § 13 erfüllen, wirkt die LfM auf eine Verständigung zwischen den Antragstellenden hin. Kommt eine Verständigung zustande, legt sie diese ihrer Entscheidung über die Aufteilung der Übertragungskapazitäten zugrunde, wenn nach den vorgelegten Unterlagen erwartet werden kann, dass in der Gesamtheit der

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Angebote die Meinungsvielfalt in den Pro- grammen und die Vielfalt der Programman- bieter auch unter Beachtung der Priorisie- rung in § 14 Absatz 1 Satz 2 zum Ausdruck kommt. Im Übrigen trifft die LfM eine Vorran- gentscheidung. Dabei berücksichtigt die LfM die Meinungsvielfalt in den Programmen (Programmvielfalt) und die Vielfalt der Pro- grammanbieter (Anbietervielfalt). Sie trägt dabei auch dem Gedanken der Anreizregu- lierung Rechnung. Das Nähere hierzu regelt die LfM durch Satzung.

(3) Die LfM beurteilt den Beitrag eines Pro- gramms zur Programmvielfalt nach folgen- den Gesichtspunkten:

1. Inhaltliche Vielfalt des Programms, ins- besondere sein Anteil an Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung, die räumlichen Bezüge der Berichterstat- tung, die Behandlung von Minderheiten- und Zielgruppeninteressen, 2. Beitrag zur Vielfalt des Gesamtange- bots, insbesondere der Beitrag zur An- gebots- oder Spartenvielfalt, zur Vielfalt im Sendegebiet, zur kulturellen und Sprachenvielfalt.

(4) Die LfM beurteilt Bestehen und Umfang von Anbietervielfalt nach folgenden Ge- sichtspunkten:

1. Beitrag des Antragstellenden zur publi- zistischen Vielfalt und zur Angebotsviel- falt, 2. Einrichtung eines Programmbeirats und sein Einfluss auf die Programmgestal- tung, 3. Einfluss der redaktionell Beschäftigten oder von ihnen gewählter Vertreterin- nen und Vertreter auf die Programmge- staltung und Programmverantwortung, 4. Anteil von ausgestrahlten Beiträgen, die von unabhängigen Produzenten zuge- liefert werden, an der Sendezeit eines Programms.

6 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

a) Nach Absatz 4 wird folgender Ab- satz 5 eingefügt:

„(5) Bei der Zuweisung landeswei- ter analoger terrestrischer Übertra- gungskapazitäten berücksichtigt die LfM im Rahmen ihrer Vorrang- entscheidung neben den Maßga- ben des Absatzes 2 Satz 4,

1. inwieweit das Angebot struktu- rell zur Sicherung lokalen Hör- funks in Nordrhein-Westfalen beiträgt, 2. inwieweit das Angebot landes- weit zur Versorgung mit journa- listischen Inhalten durch redak- tionelle Strukturen in Nord- rhein-Westfalen beiträgt und 3. ob der Anbieter über ein Digi- talkonzept für die Versorgung mit Hörfunkprogrammen und hörfunkähnlichen Telemedien in Nordrhein-Westfalen ver- fügt, insbesondere auch digi- tale terrestrische Übertra- gungswege nutzt.“

b) Die bisherigen Absätze 5 bis 8 wer- (5) Bei der Zuweisung regionaler digitaler den die Absätze 6 bis 9. terrestrischer Übertragungskapazitäten be- rücksichtigt die LfM im Rahmen ihrer Vorran- gentscheidung neben den Maßgaben des Absatzes 2 Satz 4 auch den jeweiligen Bei- trag des Angebots

1. zur Versorgung mit lokalen, regionalen oder landesweiten journalistischen In- halten und 2. zu einer landesweit möglichst flächen- deckenden Abdeckung mit Angeboten.

(6) Wird eine für die Versorgung mit lokalem Hörfunk nach Absatz 1 Satz 2 Nummer 1 vor- gesehene Übertragungskapazität nicht von einem Veranstalter nach § 52 genutzt, soll diese Übertragungskapazität dem jeweiligen Rahmenprogrammveranstalter nach § 56 zur Verbreitung seines Rahmenprogramms zu- gewiesen werden. Im Übrigen finden Absatz 1 Satz 1 und Satz 2 Nummer 2 bis 5 Anwen- dung.

7 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

(7) Teleshoppingkanäle sind entsprechend ihres Beitrags zur Angebots- und Anbieter- vielfalt angemessen zu berücksichtigen. Ab- satz 4 Nummer 2, 3 und 4 ist bei der Beurtei- lung des Beitrages von Teleshoppingkanä- len zur Anbietervielfalt nicht zu berücksichti- gen.

(8) Für vergleichbare Telemedien gelten die Absätze 2 bis 4 entsprechend. Für die Ent- scheidung über die Zuweisung von Übertra- gungskapazitäten an Plattformanbieter gel- ten Absatz 5 sowie § 51a Absatz 3 und 4 RStV entsprechend.

§ 55 Programmdauer

(1) Ein lokales Hörfunkprogramm muss eine tägliche Programmdauer von mindestens 2. In § 55 Absatz 1 wird das Wort „zuzüg- acht Stunden zuzüglich der in § 40a Abs. 4 lich“ durch das Wort „einschließlich“ er- geregelten Sendezeit für den Bürgerfunk ha- setzt. ben.

(2) Ist ein wirtschaftlich leistungsfähiger loka- ler Hörfunk nur mit einer kürzeren Pro- grammdauer möglich, kann die LfM auf An- trag

a) eine tägliche Programmdauer von min- destens fünf Stunden zulassen oder b) an Sonnabenden, Sonntagen und ge- setzlichen Feiertagen (§ 2 Feiertagsge- setz NW) eine tägliche Programmdauer von drei Stunden zulassen oder c) ein abweichendes Verbreitungsgebiet festlegen.

Ist eine Maßnahme nicht ausreichend, kann die LfM abweichend von Buchstabe a) befris- tet eine tägliche Programmdauer von min- destens drei Stunden oder eine Verbindung der Maßnahmen nach Buchstabe a) bis Buchstabe c) zulassen.

8 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

§ 59 Betriebsgesellschaft

(1) Eine Betriebsgesellschaft muss erwarten lassen, dass sie zur Gewährleistung einer freien und vielfältigen Presse den Belangen aller im Verbreitungsgebiet (§ 54) erschei- nenden Tageszeitungen mit Lokalausgaben angemessen Rechnung trägt.

(2) Kann in einem Verbreitungsgebiet mehr als ein Programm zugelassen werden, gilt Absatz 1 nur für das Programm mit der größ- ten technischen Reichweite; bei mehreren Programmen mit gleicher technischer Reich- weite legt die LfM das Programm fest, für das Absatz 1 gilt.

3. In § 59 Absatz 3 Satz 1 wird das Wort (3) Unternehmen mit einer oder mehreren „dürfen“ durch das Wort „sollen“ ersetzt. Tageszeitungen dürfen an der Betriebsge- sellschaft insgesamt nicht mehr als 75 vom Hundert der Kapital- und Stimmrechtsanteile besitzen. Erscheinen im Verbreitungsgebiet mehrere Tageszeitungen mit Lokalausga- ben, müssen sie entsprechend ihren Markt- anteilen beteiligt sein. Handelt es sich um ein abhängiges oder herrschendes Unterneh- men oder um ein Konzernunternehmen im Sinne des Aktiengesetzes, sind ihm die An- teile zuzurechnen, die von den mit ihm ver- bundenen Unternehmen gehalten werden.

(4) Besteht keine Betriebsgesellschaft, die den Anforderungen der Absätze 1 und 3 Satz 2 entspricht, entscheidet die LfM unter Berücksichtigung einer möglichst großen ört- lichen Medienvielfalt, ob von diesen Anforde- rungen abgesehen werden kann. Dasselbe gilt, wenn nach angemessener Fristsetzung durch die LfM keine Vereinbarung abge- schlossen wird.

(5) Gemeinden und Gemeindeverbände so- wie Unternehmen und Vereinigungen, an de- nen eine oder mehrere Gemeinden oder Ge- meindeverbände beteiligt sind (kommunale Träger), haben bis zur Zulassung der Veran- staltergemeinschaft das Recht, eine Beteili- gung an der Betriebsgesellschaft mit insge- samt bis zu 25 vom Hundert der Kapital- und Stimmrechtsanteile zu verlangen. §§ 107, 108 Gemeindeordnung finden keine Anwen- dung.

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4. § 88 wird wie folgt geändert: § 88 Aufgaben

(1) Die LfM trifft im Interesse der Allgemein- heit die nach den Vorschriften dieses Geset- zes und den aufgrund dieses Gesetzes er- lassenen Rechtsvorschriften sowie die ihr nach dem Rundfunkstaatsvertrag und ande- ren Rechtsvorschriften übertragenen erfor- derlichen Entscheidungen und Maßnahmen.

(2) Die LfM ist verpflichtet, für eine größtmög- liche Transparenz gegenüber der Öffentlich- keit Sorge zu tragen. Zu diesem Zweck macht sie insbesondere ihre Organisations- struktur, einschließlich der Zusammenset- zung der Medienkommission und der von ihr eingesetzten Ausschüsse, alle Satzungen, gesetzlich bestimmte Berichte sowie sons- tige Informationen, die von wesentlicher Be- deutung für die LfM sind, in ihrem Online-An- gebot bekannt. Dabei ist die Schutzwürdig- keit von personenbezogenen Daten und Be- triebsgeheimnissen zu wahren. Im Übrigen soll die LfM die Öffentlichkeit über ihre Arbeit und deren Ergebnisse in geeigneter Form in- formieren.

(3) Die LfM hat mit den Landesmedienanstal- ten der anderen Länder zusammenzuarbei- ten und die den Landesmedienanstalten im RStV zugewiesenen Aufgaben wahrzuneh- men. Zur Gewährleistung eines den Zielen des § 2 entsprechenden Zugangs aller Nut- zerinnen und Nutzer zu Rundfunk und Tele- medien setzt sich die LfM für eine enge Zu- sammenarbeit mit anderen zuständigen Stel- len ein. Hierzu gehört auch eine Zusammen- arbeit im Hinblick auf die Entwicklung von Anforderungen an Netzneutralität. Zustän- dige Stelle nach § 123 Absatz 2 Satz 3 des Telekommunikationsgesetzes vom 22. Juni 2004 (BGBl. I S. 1190), das zuletzt durch Ar- tikel 10 Absatz 12 des Gesetzes vom 30. Ok- tober 2017 (BGBl. I S. 3618) geändert wor- den ist, ist insoweit die LfM. Die LfM leistet einen Beitrag zur Fortentwicklung der Me- dien und der Vielfaltssicherung auch im Zu- sammenhang mit digitalen Diensten, die der Vermittlung zwischen eigenen oder fremden Inhalten und Nutzern dienen und strukturell relevant für die öffentliche Meinungsbildung

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sind. Hierzu gehören insbesondere die Be- obachtung der Auswirkungen dieser Ent- wicklungen, die Beratung der Nutzerinnen und Nutzer und die Förderung und Beglei- tung von Diskussionsprozessen. Die LfM kann zur Erreichung der Ziele des § 2 Maß- nahmen zur Sicherstellung der Netzneutrali- tät treffen.

(4) Im Rahmen ihrer Aufsichtsfunktion ist die LfM kontinuierlich zur Beobachtung von Rundfunkprogrammen und Telemedienan- geboten verpflichtet.

a) Absatz 5 wird wie folgt geändert:

aa) Satz 1 wird wie folgt gefasst:

„Die LfM fördert Medienkompe- (5) Aufgabe der LfM ist es, Medienkompe- tenz von Mediennutzerinnen tenz im Sinne des § 39 zu fördern. Dies um- und Mediennutzern im Sinne fasst die Förderung von Projekten zur Medi- des § 39.“ enkompetenzförderung, einschließlich der bb) Satz 2 wird aufgehoben. Aus- und Fortbildung in Medienberufen. Die LfM initiiert und unterstützt insbesondere in- cc) Der neue Satz 2 und wie folgt novative Projekte der Medienerziehung und gefasst: Formen selbstorganisierten Lernens. Dabei trägt sie dafür Sorge, dass es auch frei zu- „Die LfM initiiert, unterstützt gängliche Lernangebote und Gelegenheiten und fördert insbesondere inno- zum Erwerb von Medienkompetenz gibt. Sie vative Projekte der Mediener- unterstützt zudem ehrenamtliche Initiativen ziehung und Formen selbstor- zur Förderung der Medienkompetenz in der ganisierten Lernens.“ Durchführung.

b) Nach Absatz 5 wird folgender Ab- satz 5a eingefügt:

„(5a) Die LfM fördert Medienkom- petenz von Medienschaffenden im Sinne des § 39. Die LfM initiiert, un- terstützt und fördert insbesondere Qualifizierungs- und Weiterbil- dungsmaßnahmen, einschließlich Projekten, die Medienschaffende bei der Nutzung und Entwicklung neuartiger oder innovativer Medien- formate, Medienprodukte oder Dis- tributionswege unterstützen.“

(6) Die LfM leistet einen Beitrag zur Vernet- zung von Projekten zur Förderung von Medi- enkompetenz und -erziehung in Nordrhein-

11 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

Westfalen. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben ar- beitet die LfM mit anderen Einrichtungen und Institutionen, insbesondere mit Schulen und den Trägern der öffentlichen und der freien Jugendhilfe, zusammen. Sie informiert Medi- ennutzerinnen und Mediennutzer als zent- rale Anlaufstelle über die verschiedenen Me- dienkompetenzprojekte in Nordrhein-West- falen. Sie legt jährlich einen Bericht über ihre Tätigkeit hierzu vor.

(7) Die LfM fördert Bürgermedien nach Maß- gabe der §§ 40 bis 40c.

(8) Zur Umsetzung der Ziele des § 2 hat die LfM die Aufgabe, Vielfalt und Partizipation insbesondere im lokalen und regionalen Raum zu fördern. Sie soll den Transformati- onsprozess des lokalen und regionalen Jour- nalismus in Nordrhein-Westfalen beobach- ten und analysieren. Auf dieser Basis sollen Handlungsempfehlungen für die Gewährleis- tung von lokalem und regionalem Journalis- mus in Nordrhein-Westfalen und Anreize für eine Berichterstattung über den lokalen und regionalen Raum in Nordrhein-Westfalen im Rundfunk und den vergleichbaren Tele- medien entwickelt werden. Die Wahrneh- mung dieser Aufgabe erfolgt durch die LfM.

(9) Die LfM berät Veranstalter, Betriebsge- sellschaften, Anbieter, Betreiber von Kabel- anlagen und andere, deren Rechte und Pflichten dieses Gesetz regelt, und erteilt all- gemeine Auskünfte über die Rechte von Rundfunkteilnehmerinnen und -teilnehmern und die Möglichkeiten der Rechtswahrneh- mung.

(10) Die LfM unterstützt Maßnahmen und Projekte, die eine möglichst flächende- ckende Versorgung mit lokalem Rundfunk gewährleisten oder die der Einführung und Erprobung neuer Rundfunktechniken die- nen. Sie kann bis zum 31. Dezember 2020 die technische Infrastruktur zur Versorgung des Landes, insbesondere die für Zwecke des lokalen Rundfunks in Verbreitungsgebie- ten mit einem überdurchschnittlich hohen Kostenaufwand für die terrestrische Versor- gung des Verbreitungsgebietes erforderli- che, sowie Projekte für neuartige Rundfunk- übertragungstechniken fördern.

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(11) Die Landesanstalt für Medien berichtet jährlich über die technische Reichweite und den Empfang der regionalen Fensterpro- gramme gemäß § 31 a LMG.

(12) Die LfM kann wissenschaftliche Unter- suchungen zur Veranstaltung, Verbreitung und Weiterverbreitung von Rundfunkpro- grammen und vergleichbaren Telemedien durchführen, soweit dies zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Hierzu gehö- ren auch die Erforschung der Medienwir- kung, insbesondere mit Blick auf neue Pro- grammformen und -strukturen, sowie für die Umsetzung der Ziele des § 2 relevante Fra- gen der Netzneutralität sowie Fragen im Zu- sammenhang mit digitalen Diensten, die der Vermittlung zwischen eigenen oder fremden Inhalten und Nutzern dienen und strukturell relevant für die öffentliche Meinungsbildung sind. Forschung zu Fragen der Netzneutrali- tät soll auch in Zusammenarbeit mit anderen zuständigen Stellen auf Bundes- und Euro- paebene durchgeführt werden. Die LfM stellt die für ihre Forschungstätigkeit erforderli- chen Mittel im Rahmen ihres Haushalts zur Verfügung.

(13) Die LfM leistet einen Beitrag zur Diskus- sion über die Fortentwicklung der Medien. Hierzu führt die LfM regelmäßig eine Medi- enversammlung nach Maßgabe des § 39a durch. Die Medienkommission beschließt über die Konzeption und Ausgestaltung der Medienversammlung.

(14) Die LfM legt jährlich einen Bericht zur Entwicklung der Angebots- und Anbieter- struktur der Medien in Nordrhein-Westfalen (Medienkonzentrationsbericht) vor.

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Artikel 2 Gesetz über den 'Westdeutschen Rund- Änderung des WDR-Gesetzes funk Köln' (WDR - Gesetz)

§ 6a des WDR-Gesetzes in der Fassung der § 6 a Bekanntmachung vom 25. April 1998 Inhalte von Werbung und (GV. NRW. S. 265), das zuletzt durch Artikel Teleshopping, Kennzeichnung, 2 des Gesetzes vom 26. Februar 2019 Sponsoring, Einfügung der Werbung (GV. NRW. S. 134) geändert worden ist, wird wie folgt geändert: Die für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geltenden Bestimmungen des RStV über Werbegrundsätze, Kennzeichnungspflich- ten, Einfügung von Werbung und Teleshop- 1. Satz 2 wird wie folgt gefasst: ping, Dauer der Werbung, Sponsoring, Ge- winnspiele und Produktplatzierung finden „In Hörfunkprogrammen des WDR ist Anwendung. In Hörfunkprogrammen des Werbung im Umfang von insgesamt bis WDR ist Werbung bis zum 31.12.2016 bis zu zu 75 Minuten werktäglich im Jahres- der im RStV vorgesehenen Höchstgrenze durchschnitt zulässig; Werbung darf in zulässig. Ab dem 1. Januar 2017 ist im Hör- bis zu zwei Hörfunkprogrammen plat- funk des WDR Werbung im Umfang von ins- ziert werden.“ gesamt bis zu 75 Minuten werktäglich im 2. Die Sätze 3 bis 5 werden aufgehoben. Jahresdurchschnitt zulässig; Werbung darf in bis zu zwei Hörfunkprogrammen platziert werden. Die Auswirkungen der ab dem 1. Ja- nuar 2017 erfolgten Reduzierung der im Hör- funk maximal zulässigen Werbezeit auch auf den privaten Rundfunk werden durch die Staatskanzlei evaluiert. Ab dem 1. Januar 2021 ist im Hörfunk des WDR Werbung im Umfang von insgesamt bis zu 60 Minuten werktäglich im Monatsdurchschnitt zulässig; Werbung darf nur in einem Hörfunkpro- gramm platziert werden.

Artikel 3 Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag

Dem in der Zeit vom 11. Oktober 2019 bis 28. Oktober 2019 unterzeichneten Dreiund- zwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsver- trag zwischen den Ländern der Bundesre- publik Deutschland, der als Anlage diesem Gesetz beigefügt ist, wird zugestimmt.

Artikel 4 Inkrafttreten

Dieses Gesetz tritt am Tag nach der Verkün- dung in Kraft.

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23 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8130

Begründung

Begründung zu Artikel 1 Änderung des Landesmediengesetzes Nordrhein-Westfalen

A Allgemeines

Der Koalitionsvertrag für Nordrhein-Westfalen 2017 – 2022 sieht vor, das LMG NRW zu über- arbeiten und die Digitalisierung darin wesentlich stärker abzubilden. Mit einer Gesamtstrategie „Radio in NRW 2022“ soll der Hörfunk in seiner Vielfalt gestärkt und zukunftsfähig gemacht, insbesondere die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Lokalfunk sichergestellt werden. Unter Ein- beziehung der Branche wurden notwendige Reformbedarfe hierzu geprüft und auf dieser Grundlage konkrete Maßnahmen entwickelt.

In einem ersten Schritt wurden bereits im Rahmen des 17. Rundfunkänderungsgesetzes die Kriterien zur Vergabe digitaler regionaler Übertragungskapazitäten geschärft, um dem Ziel des Erhalts und der Stärkung lokaler und regionaler Vielfalt stärker Rechnung zu tragen.

Mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2020 wurde dem Landtag Nordrhein-Westfalen darüber hin- aus vorgeschlagen, der LfM zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen (Artikel 4 des Entwurfs des Haushaltsbegleitgesetzes 2020, LT-Drs. 17/7203). Durch eine Kürzung des Vorwegab- zugs im WDR-Gesetz sowie im LMG NRW soll die LfM mehr finanziellen Spielraum für För- dermaßnahmen erhalten.

Den weiteren gesetzlichen Anpassungsbedarf im Rahmen der Umsetzung der Gesamtstrate- gie „Radio in NRW 2022“ soll nun das hier vorliegende 18. Rundfunkänderungsgesetz ausfül- len. Konkret werden mit diesem Rundfunkänderungsgesetz auch die Kriterien für die Vergabe landesweiter analoger terrestrischer Kapazitäten angepasst, um journalistische Inhalte, Vielfalt und Nachhaltigkeit im Gesamtsystem des Hörfunks zu sichern. Darüber hinaus erfolgen An- passungen für den Lokalfunk. Um ein stärkeres Engagement der LfM im Audio-Bereich zu ermöglichen, werden zudem die im Gesetz definierten Fördermaßnahmen ergänzt.

B Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Nummer 1 Die im Rahmen der Entscheidung zur Vergabe landesweiter analoger terrestrischer Kapazitä- ten durch die Medienkommission der LfM zu berücksichtigenden gesetzlichen Kriterien wer- den ergänzt.

Danach gelten weiterhin die allgemeinen Maßgaben zur Programm- und Anbietervielfalt nach § 14 Absatz 2, welche ihre Ausgestaltung in den Maßgaben des § 14 Absatz 3 und 4 erfahren. Mit den zusätzlich eingeführten Kriterien im neuen § 14 Absatz 5 werden diese Kriterien kon- kretisiert und ergänzt. Damit wird insbesondere dem Umstand Rechnung getragen, dass – anders als etwa im digitalen Verbreitungsweg – aktuell nur Kapazitäten für ein landesweites Angebot zur Verfügung stehen und daher besondere Maßnahmen zur Vielfaltsicherung erfor- derlich sind.

Mit dem neuen Kriterium der strukturellen Sicherung von Vielfalt wird dem – in dem Kriterium der Programmvielfalt bereits verankerten – Gedanken stärker Rechnung getragen, dass Viel- falt insgesamt, d.h. im Gesamtsystem des Hörfunks zu gewährleisten ist. Im Rahmen der Be- wertung eines landesweiten Programmangebots sind daher Auswirkungen und Nutzen für die Vielfalt im Hörfunk insgesamt, d. h. landesweit für Nordrhein-Westfalen, abzuschätzen und zu berücksichtigen. „Strukturelle“ Förderung von Vielfalt verlangt dabei nicht, dass der Anbieter

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eines landesweiten Programms selbst lokale und regionale Inhalte anbietet. Vielmehr wird ein Anreiz zur Stärkung und Unterstützung bestehender lokaler und regionaler Angebote geschaf- fen. Denkbar sind etwa Angebote oder Beteiligungen bestehender Anbieter, Kooperationen, Zulieferungen, Vermarktungsgemeinschaften oder sonstige gemeinsame Erlösmodelle, die fi- nanziell zur Stärkung der lokalen Angebote beitragen.

Darüber hinaus wird als weiteres von drei neuen Kriterien die Versorgung mit journalistischen Inhalten auf der Grundlage redaktioneller Strukturen in Nordrhein-Westfalen verankert. Hier- durch kann im Rahmen der Vergabe einer lokalen bzw. regionalen Anbindung des Angebots Rechnung getragen werden.

Im Sinne der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit eines Hörfunkangebots soll zudem auch die Nutzung digitaler Verbreitungswege im Konzept des Anbieters positiv bewertet werden. Dies gilt mit Blick auf die Nutzung moderner Verbreitungswege (etwa des Internet), insbesondere aber auch mit Blick auf neuartige terrestrische Übertragungstechniken wie DAB+.

Die Gewichtung der neuen Kriterien obliegt der Medienkommission der LfM. Die Medienkom- mission hat insofern eine Abwägung zu treffen, die die bestehenden Kriterien im konkreten Einzelfall in ein den Zielen der Vergabeentscheidung gerecht werdendes Verhältnis setzt. Dies gilt namentlich für eine etwaige Beteiligung bereits lokal oder regional agierender Veranstalter an einem landesweiten digitalen oder analogen Programm. Hierbei kann es geboten und er- forderlich sein, dem Aspekt des Erhalts der Vielfalt insgesamt Vorrang gegenüber dem Krite- rium der Anbietervielfalt einzuräumen. Auch mit dem grundsätzlichen Erfordernis eines Digi- talkonzepts wird klargestellt, dass das Engagement eines Anbieters im Digitalen bei der Aus- wahlentscheidung für die landesweite UKW-Kette nicht negativ berücksichtigt werden darf, sondern vielmehr Teil eines als erforderlich angesehenen Konzepts für ein modernes Hörfunk- programm ist. Es werden insofern Anreize auch zur Beteiligung an DAB+ gesetzt.

Im Übrigen erfolgen redaktionelle Folgeänderungen aufgrund der Einfügung des neuen Ab- satzes 5.

Zu Nummer 2 Die Anforderungen an die gesetzlich bestimmte Mindestdauer des lokalen Programmanteils im Lokalfunk bleiben unberührt. Der Beitrag des Bürgerfunks wird jedoch in den jeweils lokalen Sendeanteil eingerechnet. Damit wird die von den Veranstaltergemeinschaften zu leistende gesetzlich festgelegte Programmdauer des Lokalfunks flexibilisiert. Der Bürgerfunk, der für viele Bürgerinnen und Bürger ein identifizierendes Moment mit dem Lokalfunk und Teil seiner lokalen Anbindung ist, wird in seiner Funktion bestätigt.

Zu Nummer 3 Durch die Anpassung des § 59 Absatz 3 wird es örtlichen Verlagen ermöglicht, künftig alle Kapital- und Stimmrechtsanteile einer Betriebsgesellschaft zu übernehmen. Die bisherige Re- gelung, mit der der Anteil auf maximal 75 Prozent begrenzt war, wird durch eine „Soll“-Rege- lung ersetzt. Damit wird klargestellt, dass es im Grundsatz bei der Begrenzung bleibt. Ge- meinde und Gemeindeverbände sowie Unternehmen und Vereinigungen, an denen eine oder mehrere Gemeinden oder Gemeindeverbände beteiligt sind (kommunale Träger), behalten ihr Recht zur Beteiligung an einer Betriebsgesellschaft mit insgesamt bis zu 25 Prozent der Kapi- tal- und Stimmrechtsanteile. Insbesondere in den Verbreitungsgebieten, in denen die Kommu- nen diese Anteile nicht beanspruchen oder aufgegeben, soll die Funktionsfähigkeit des Sys- tems weiter sichergestellt werden. In diesen Fällen können die örtlichen Verlage von Tages- zeitungen mit Lokalausgaben diese Anteile übernehmen.

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Zu Nummer 4 Durch die gesetzlichen Anpassungen werden Grundlagen für eine stärkere Förderung von Medienkompetenz der Medienschaffenden durch die LfM geschaffen. Hierzu gehören Qualifi- zierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie die Unterstützung bei der Nutzung und Ent- wicklung innovativer Medienformate, -produkte oder auch Distributionswege. Auf dieser Grundlage sollen Innovationen im Audiobereich unterstützt werden, die der Hörfunk braucht, um sich Herausforderungen des Medienmarktes zu stellen.

Eine Förderung konkreter Inhalte soll nicht ermöglicht werden. Dies ist zur Sicherung der Staatsferne und der Vermeidung jeden Anscheins einer staatlichen oder politischen Beeinflus- sung der öffentlichen Debatte geboten.

Begründung zu Artikel 2 Änderung des WDR-Gesetzes

A Allgemeines

Mit dem 15. Rundfunkänderungsgesetz, verabschiedet vom nordrhein-westfälischen Landtag im Januar 2016, wurde die stufenweise Reduzierung der Werbezeiten des WDR-Hörfunks im WDR-Gesetz verankert. Die Landesregierung hat sich vorgenommen, diese Regelungen zu evaluieren. Diese Evaluierung wurde unter wissenschaftlicher Begleitung vorgenommen, um eine hinreichend belastbare Entscheidungsgrundlage für möglichen gesetzgeberischen Hand- lungsbedarf zu schaffen.

Kernfragen der Begutachtung, in die neben dem WDR auch die Akteure aus dem privaten Hörfunk eingebunden wurden, waren:

- ob bzw. inwieweit die privaten Hörfunkveranstalter in Nordrhein-Westfalen von der ersten Stufe der Werbezeitenreduzierung profitiert haben bzw. von der vorgesehenen zweiten Stufe profitieren werden; - welche (finanziellen) Auswirkungen die Werbereduzierung auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat; - welche Bedeutung der WDR-Werbefunk für die werbungtreibende Hörfunkwirtschaft hat und inwieweit ein sog. Gattungsschaden zu befürchten ist.

Wesentliche Ergebnisse des Gutachtens zeigen auf, dass die erste Stufe der Werbezeitenre- duzierung ab 2017 keine nennenswerten finanziellen Auswirkungen für den privaten Hörfunk in Nordrhein-Westfalen hatte. Dem WDR entstand durch die erste Stufe ein Umsatzverlust von ca. 4 Millionen Euro pro Jahr.

Durch die zweite Stufe entstünde dem WDR nach den Prognosen des Gutachtens ein jährli- cher Umsatzverlust in einer Größenordnung von 28 Millionen Euro. Die Entscheidung über werbetragende bzw. werbefreie Programme obliegt den Gremien des WDR. Laut Gutachten stünde dem privaten Hörfunk für den Fall der Werbefreiheit von 1live ein jährliches Umsatzpo- tenzial für den privaten Hörfunk in einem Korridor von 1,1 Millionen Euro bis 2 Millionen Euro gegenüber. Wäre WDR 2 von der Reduzierung betroffen, läge die Spanne zwischen 2 Millio- nen Euro bis 3, Millionen Euro.

Die Prognose erfolgte für das Jahr 2021; ihre Gültigkeit wurde maximal noch für das Jahr 2022 gesehen. Danach würden, so das Gutachten, die potenziellen Effekte aus der Werbezeitenre- duzierung sehr wahrscheinlich von weiteren Entwicklungen im Werbemarkt deutlich überla- gert.

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In einer Gesamtabwägung mit den Zielen und Auswirkungen einer Werbezeitenreduzierung ist es vor diesem Hintergrund nicht geboten, die erste Stufe der Werbezeitenreduzierung rück- gängig zu machen. Eine darüber hinaus gehende Reduzierung und die damit verbundenen Konsequenzen erweisen sich jedoch vor dem Hintergrund geringer weiterer Umsatzpotentiale im privaten Hörfunk und der Weiterentwicklung der Werbe- und Medienmärkte nicht als sinn- voll. Dabei wird berücksichtigt, dass nach den Feststellungen des Gutachters das Medium „Hörfunk“ insgesamt bei den Werbetreibenden an Bedeutung verliert und weiter verlieren würde. Eine Stärkung des Lokalfunks wäre daher nicht oder jedenfalls nicht nachhaltig zu er- zielen.

B Zu den einzelnen Bestimmungen

§ 6a WDR-Gesetz wird daher entsprechend angepasst. Die erste Stufe der Werbezeitenre- duzierung bleibt aufrechterhalten, die Einführung der zweiten Stufe wird aufgehoben.

§ 6a wird zudem um durch Zeitablauf gegenstandslos gewordene Passagen bereinigt. Da die Evaluierung der Auswirkungen der Werbezeitenreduzierung nunmehr abgeschlossen ist, kann die entsprechende Verpflichtung der Staatskanzlei gestrichen werden.

Begründung zu Artikel 3 Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag

Der in der Zeit vom 11. bis zum 28. Oktober 2019 unterzeichnete Dreiundzwanzigste Rund- funkänderungsstaatsvertrag zwischen den Ländern der Bundesrepublik Deutschland bedarf gemäß Artikel 66 Satz 2 der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen der Zustimmung des Landtags. Sie soll gemeinsam mit weiteren Änderungen am WDR-Gesetz und LMG NRW in Form eines Zustimmungsgesetzes erfolgen.

Der Staatsvertrag enthält die Ermächtigung für die Länder, den Wortlaut des Rundfunk- staatsvertrages in der Fassung, die sich aus dem Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungs- staatsvertrag ergibt, mit neuem Datum bekannt zu machen.

Begründung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag:

A Allgemeines

Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben vom 10. bis 28. Oktober 2019 den Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag unterzeichnet. Durch Arti- kel 1 wird der Rundfunkbeitragsstaatsvertrag geändert.

Mit der Änderung der Vorschriften des Rundfunkbeitragsstaatsvertrags erfolgt die notwendige Anpassung an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2018 zur Befreiung von Nebenwohnungen von der Rundfunkbeitragspflicht (BVerfG, Urteil vom 18. Juli 2018 – 1 BvR 1675/16). Darin führt das Bundesverfassungsgericht aus, dass ein privater Beitragsschuldner zur Abschöpfung desselben Vorteils nicht mehrfach herangezogen werden darf. Daher dürfen Inhaber mehrerer selbst genutzter Wohnungen für die Möglichkeit privater Rundfunknutzung nicht mit mehr als einem vollen Rundfunkbeitrag belastet werden. Die bisherige Geltendma- chung eines weiteren Rundfunkbeitrags für Nebenwohnungen verstößt laut dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen den aus Art. 3 Abs. 1 GG abgeleiteten Grundsatz der Be- lastungsgleichheit.

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Hierzu führt das Bundesverfassungsgericht aus:

„Nach der derzeit geltenden Rechtslage wird der Zweitwohnungsinhaber für denselben Vorteil doppelt herangezogen. Der Vorteil ist personenbezogen in dem Sinne, dass es auf denjenigen Vorteil aus dem Rundfunkempfang ankommt, den die Beitragspflichtigen selbst und unmittel- bar ziehen können […]. Das Rundfunkangebot kann aber von einer Person auch in mehreren Wohnungen zur gleichen Zeit nur einmal genutzt werden. Das Innehaben weiterer Wohnungen erhöht den Vorteil der Möglichkeit zur privaten Rundfunknutzung nicht, und zwar unabhängig davon, wie viele Personen in den jeweiligen Wohnungen zusammenwohnen. Die Inhaber- schaft einer Wohnung ist lediglich der gesetzliche Anknüpfungspunkt zur typisierenden Erfas- sung der dem Individuum grundsätzlich flächendeckend bereitgestellten Möglichkeit des pri- vaten Rundfunkempfangs. Da der durch den Beitrag abgeschöpfte Vorteil nicht in einer Wert- steigerung der Wohnung liegt […], erhöht sich der Vorteil der Möglichkeit des Rundfunkemp- fangs durch die Nutzung einer weiteren Wohnung nicht. Nach der derzeitigen Regelung ist mit der Heranziehung einer Person in der Erstwohnung der Vorteil abgeschöpft, und kommt inso- weit eine erneute Heranziehung einer Zweitwohnung nicht in Betracht.“ (BVerfG, a.a.O., Rn. 107).

Neben den Anpassungen der Rundfunkbeitragspflicht wird mit dem Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag der Meldedatenabgleich als ein grundsätzlich periodisch durchzuführendes Kontrollverfahren gesetzlich verankert. Ein einmaliger Meldedatenabgleich wurde erstmals mit dem Fünfzehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrag im Rahmen der Um- stellung der Rundfunkfinanzierung von der gerätebezogenen Rundfunkgebühr auf den woh- nungsbezogenen Rundfunkbeitrag durchgeführt. Mit dem Neunzehnten Rundfunkänderungs- staatsvertrag wurde eine nochmalige Durchführung des Meldedatenabgleichs vorgesehen. Der Meldedatenabgleich wurde jeweils mit dem Ziel eingeführt, größtmögliche Beitragsgerech- tigkeit zu erreichen und ein strukturelles Erhebungs- und Vollzugsdefizit zu vermeiden (vgl. hierzu Begründung zum 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, S. 43 und Begründung zum 19. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, S. 25). Beim zweiten einmaligen Meldedatenabgleich sollte zudem die notwendige Datengrundlage geschaffen werden, auf der über die Wirksam- keit des Meldedatenabgleichs zur Erreichung langfristiger Beitragsgerechtigkeit entschieden werden kann.

Die bisher singulär erfolgten Meldedatenabgleiche wurden von der Rechtsprechung als geeig- nete, erforderliche und verhältnismäßige Maßnahmen zur Vermeidung eines Vollzugsdefizits und zur Herstellung größerer Beitragsgerechtigkeit beurteilt. Auch das Bundesverfassungsge- richt hat die Übermittlung der Daten im Rahmen der beiden Meldedatenabgleiche als zulässi- ges Instrument anerkannt (vgl. BVerfG, a.a.O., Rn. 109).

Die im Neunzehnten Rundfunkänderungsstaatsvertrag normierte Evaluierung hatte zum Er- gebnis, dass die bisherige Übermittlung der Meldedaten (insbesondere bei Umzügen und To- desfällen) allein nicht ausreichend ist, um den Datenbestand der Rundfunkanstalten dauerhaft aktuell zu halten und somit den Zielen der Beitragsgerechtigkeit und der Vermeidung eines Erhebungs- und Vollzugsdefizits gerecht zu werden. Die Rechtsprechung hat bestätigt, dass die Sicherung der Aktualität des Datenbestands ein legitimer Zweck für die Durchführung eines Meldedatenabgleichs ist. Weniger beeinträchtigende Mittel, die ebenso weitreichende Aufklä- rung ermöglichen, sind nicht zu erkennen. Die Beeinträchtigungen für die Betroffenen sind zudem gering, so dass der Gesetzgeber den Gemeinwohlbelang, die Beitragsehrlichkeit durch Kontrollmöglichkeiten zu ergänzen, höher gewichten darf (vgl. BayVerfGH, Entscheidung vom 20. November 2018, Vf. 1-VII-18).

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Zur Einschätzung der durch den Meldedatenabgleich betroffenen datenschutzrechtlichen Be- lange wurde am 29. April 2019 eine Anhörung durchgeführt, bei der die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, deren betriebliche Datenschutzbeauftragte, die Rundfunkdatenschutzbe- auftragten und die Datenschutzbeauftragten der Länder vertreten waren. Die vorgebrachten Positionen wurden bei der Ausgestaltung der Vorschrift zum Meldedatenabgleich einbezogen. Zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit zwischen Beitragsgerechtigkeit und dem Schutz per- sönlicher Daten ist eine Ausnahmeregelung vorgesehen. Der Meldedatenabgleich erfolgt dann nicht, wenn der Datenbestand nach Prüfung durch die Kommission zur Ermittlung des Finanz- bedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hinreichend aktuell ist.

Der Dreiundzwanzigste Rundfunkänderungsstaatsvertrag enthält zudem nähere Vorgaben zur Datenverarbeitung und zu Auskunftsansprüchen der Beitragszahler gegenüber der zuständi- gen Landesrundfunkanstalt. Diese Regelungen konkretisieren die bisher bestehenden Vorga- ben im Sinne der Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz- Grundverordnung, ABl. L 119 vom 4. Mai 2016, S. 1; L 314 vom 22. November 2016, S. 72). Die erforderliche Anpassung gesetzlicher Regelungen an die Vorgaben der Datenschutz- Grundverordnung wurde bereits mit dem Einundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsver- trag vorgenommen.

B Zu den einzelnen Artikeln

I. Begründung zu Artikel 1 Änderung des Rundfunkbeitragsstaatsvertrags

Zu den einzelnen Bestimmungen

Zu Nummer 1 Nummer 1 enthält die aufgrund der nachfolgenden Änderungen notwendig werdenden Anpas- sungen des Inhaltsverzeichnisses.

Zu Nummer 2 Durch die Einfügung von § 4 a als neuen Befreiungstatbestand von der Rundfunkbeitrags- pflicht wird das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2018 (BVerfG, Urteil vom 18. Juli 2018 - 1 BvR 1675/16) umgesetzt.

Durch den Befreiungstatbestand in Absatz 1 wird sichergestellt, dass Inhaber mehrerer Woh- nungen für den gleichen Vorteil nicht mehrfach herangezogen werden. Die Befreiung erfolgt grundsätzlich personenbezogen. Auf Antrag wird die Person, die den Rundfunkbeitrag für ihre Hauptwohnung entrichtet, von ihrer Rundfunkbeitragspflicht für ihre Nebenwohnung(en) be- freit. Entrichtet wird der Rundfunkbeitrag von derjenigen Person, auf deren Rechnung im Au- ßenverhältnis die Rundfunkbeitragszahlungen an die zuständige Landesrundfunkanstalt erfol- gen. Es kommt nicht darauf an, wer die Rundfunkbeiträge faktisch zahlt bzw. von wessen Bankkonto die Rundfunkbeiträge überwiesen oder abgebucht werden. Ebenso wenig kommt es darauf an, ob im Innenverhältnis zwischen Wohnungsinhabern Ausgleichsansprüche be- stehen. Neben der Person, die die Rundfunkbeiträge für die Hauptwohnung entrichtet, wird auch der in einer gemeinsamen Wohnung lebende Ehegatte oder eingetragene Lebenspartner auf Antrag von der Rundfunkbeitragspflicht für seine Nebenwohnung(en) befreit. Damit wird auf Tatbestandsseite festgelegt, dass die Möglichkeit der Befreiung auch für Ehegatten und eingetragene Lebenspartner besteht. Insofern wird vom Gestaltungsspielraum im Bereich des

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Fördergebots des Art. 6 Abs. 1 GG Gebrauch gemacht. Ferner wird dem Umstand Rechnung getragen, dass es gerade im Fall der ehelichen oder eingetragenen Lebenspartnerschaft oft- mals vom Zufall abhängt, welche von beiden Personen den Rundfunkbeitrag für die Haupt- oder Nebenwohnung entrichtet. Satz 2 stellt klar, dass Gleiches wie in Satz 1 für den Fall gilt, dass der Antragsteller den Rundfunkbeitrag zwar nicht für die Hauptwohnung jedoch für eine seiner Nebenwohnungen entrichtet.

Nach Absatz 2 erfolgt die Befreiung unbefristet. Wenn der Antrag innerhalb von drei Monaten nach Vorliegen der Voraussetzungen nach Absatz 1 gestellt wird, beginnt die Befreiung mit dem Ersten des Monats, in dem die Voraussetzungen nach Absatz 1 vorliegen. Wird der An- trag jedoch zu einem späteren Zeitpunkt gestellt, beginnt die Befreiung mit dem Ersten des Monats, in dem die Antragstellung erfolgt.

Nach Absatz 3 Satz 1 endet die Befreiung mit Ablauf des Monats, in dem die Voraussetzungen nach Absatz 1 nicht mehr vorliegen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich der Wohnstatus des Antragstellers ändert. Derartige Umstände sind nach Satz 2 vom Beitragsschuldner un- verzüglich der zuständigen Landesrundfunkanstalt mitzuteilen. Dies entspricht der Regelung in § 4 Abs. 5 Satz 3.

Absatz 4 regelt die Form des Antrags und die Anforderungen an den Nachweis der Befrei- ungsvoraussetzungen. Die Nachweise nach den Nummern 1 und 2 sind obligatorisch zu er- bringen. Mit der Vorlage eines melderechtlichen Nachweises nach Nummer 2 weisen Antrag- steller nicht nur das Innehaben mehrerer Wohnungen nach, sondern auch, bei welcher Woh- nung es sich um die Haupt- und die Nebenwohnung handelt. Als Nachweis hierfür kann auch ein Zweitwohnungssteuerbescheid vorgelegt werden, soweit sich hieraus alle erforderlichen Angaben ergeben. Nummer 3 sieht vor, dass auf Verlangen ein geeigneter behördlicher Nach- weis zu erbringen ist, aus dem der Status der Ehe oder der eingetragenen Lebenspartner- schaft hervorgeht. Entsprechend der bisherigen Praxis (§ 6 Abs. 1 der Beitragssatzungen der Landesrundfunkanstalten) ist dieses Verlangen lediglich für den Einzelfall vorgesehen.

Der Verweis auf § 4 Abs. 7 Satz 2 macht deutlich, dass die Vorlage der Nachweise grundsätz- lich in einfacher Kopie erfolgen kann; nur auf Verlangen ist das Original vorzulegen. Zugleich wird durch den Verweis auf § 4 Abs. 7 Satz 4 die erforderliche Rechtsgrundlage zur Erhebung der Daten etwaiger Mitbewohner beim Antragsteller geschaffen.

Zu Nummer 3 Die Änderung ergänzt die vom Beitragsschuldner nachzuweisenden Daten um Angaben zur Haupt- und Nebenwohnung. Hierdurch wird klargestellt, dass diese Angaben im Rahmen eines Befreiungsverfahrens nach § 4 a verarbeitet werden dürfen; zugleich genügt die Änderung den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung nach einer ausdrücklichen Rechtsgrund- lage für die Datenverarbeitung.

Zu Nummer 4 Die Neufassung des § 9 Abs. 1 Satz 2 beschränkt den Anwendungsbereich des Auskunfts- rechts der zuständigen Landesrundfunkanstalt auf Inhaber von Betriebsstätten, die nicht dem nach § 11 Abs. 5 vorgesehenen Meldedatenabgleich unterliegen. Auch der Auskunftsanspruch im Falle von Wohnungseigentümergemeinschaften gegenüber dem Verwalter gemäß Satz 3 entfällt. Diese sogenannte „Vermieter-“ bzw. „Verwalterauskunft“ ist aufgrund des in § 11 Abs. 5 vorgesehenen regelmäßigen Meldedatenabgleichs nicht mehr erforderlich, die Streichung erfolgt zur Wahrung datenschutzrechtlicher Belange. Der Meldedatenabgleich nach § 11 Abs. 5 betrifft lediglich Daten privater Personen. Das Auskunftsrecht der zuständigen Landesrund- funkanstalten bezüglich der tatsächlichen Inhaberschaft einer Betriebsstätte bleibt daher be- stehen.

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Zu Nummer 5 § 10 a ermächtigt die zuständige Landesrundfunkanstalt dazu, rundfunkbeitragsrechtliche Be- scheide vollständig automatisiert zu erlassen, sofern weder ein Ermessen noch ein Beurtei- lungsspielraum besteht. Mit der Einführung des § 35 a VwVfG hat der Bundesgesetzgeber klargestellt, dass der vollständig automatisierte Erlass von Verwaltungsakten möglich ist. Der Bundesgesetzgeber sieht den Einsatz automatisierter Einrichtungen beim Erlass von Verwal- tungsakten vor allem bei einfach strukturierten Verfahren mit geringerem Aufwand als notwen- dig und sinnvoll an (BT-Drs. 18/8434, S. 122) und geht von einem gesteigerten Bedürfnis nach moderner Informationstechnik in diesem Bereich aus. Bei Verfahren im Bereich des Beitrags- einzugs handelt es sich um geeignete Verfahren für eine vollständig automatisierte Bearbei- tung. Die Grundlage der Bescheide sind in der Regel einfach strukturierte Sachverhalte, ohne dass ein Ermessen auszuüben ist.

Zu Nummer 6 Mit der Einfügung von § 11 Abs. 5 wird der bisher in § 14 Abs. 9 und 9 a singulär vorgesehene Meldedatenabgleich als ein grundsätzlich periodisch durchzuführendes Kontrollverfahren ver- ankert. Nach der Regelung in Satz 1 übermittelt jede Meldebehörde alle vier Jahre beginnend ab dem Jahr 2022 für einen bundesweit einheitlichen Stichtag automatisiert in standardisierter Form die aufgeführten Daten aller volljährigen Personen an die jeweils zuständige Landes- rundfunkanstalt. Der Meldedatenabgleich nach Satz 1 ist ein verfassungsrechtlich zulässiges (vgl. insoweit u.a. BayVerfGH, Entscheidung vom 15. Mai 2014, Vf. 8-VII-12; Vf. 24-VII-12; OVG Niedersachsen, Beschluss vom 10. September 2013, 4 ME 204/13; OVG Berlin-Bran- denburg, Beschluss vom 6. August 2013, OVG 11 S 23.13 BVerfG, Urteil vom 18. Juli 2018, Rn. 109), weil tatsächlich geeignetes und mangels gleich geeigneter Alternativen notwendiges Instrument, welches den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ermöglicht, den für den Bei- tragseinzug notwendigen Datenbestand zu sichern. Der Meldedatenabgleich ist wesentlich dafür, insbesondere strukturelle Erhebungs- und Vollzugsdefizite im Hinblick auf das verfas- sungsrechtliche Gebot der Lastengleichheit zu beseitigen. Zudem wird dadurch eine Datenba- sis geschaffen, auf der über die Wirksamkeit des Meldedatenabgleichs zur Erreichung von Beitragsgerechtigkeit und im Lichte des Datenschutzes entschieden werden kann. Zudem wird darauf geachtet, dass einerseits bezüglich der personenbezogenen Daten eine klare Zweck- bindung gegeben (vgl. § 11 Abs. 5 Satz 1; § 11 Abs. 7 Satz 1) und andererseits stets Sorge getragen ist, dass die nicht erforderlichen Daten unverzüglich gelöscht werden (vgl. § 11 Abs. 5 Sätze 2 und 3; § 11 Abs. 7 Sätze 2 und 3). Nach den Sätzen 5 und 6 erfolgt ein Meldeda- tenabgleich dann nicht, wenn die KEF im Rahmen ihres Berichts nach § 3 Abs. 8 des Rund- funkfinanzierungsstaatsvertrages feststellt, dass der Datenbestand hinreichend aktuell ist. Die Beurteilung der KEF erfolgt zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit zwischen Beitragsgerech- tigkeit und Datenschutz. Es handelt sich dabei um eine Fachentscheidung der KEF anhand bestimmter Parameter, aus welchen sie Rückschlüsse auf die Notwendigkeit eines Meldeda- tenabgleichs zieht, wie z.B. der Entwicklung des Beitragsaufkommens, der Entwicklung der Anzahl der Wohnungen oder Erfahrungswerten aus vorangegangenen Meldedatenabglei- chen.

Absatz 7 Sätze 5 bis 7 stellen klar, wie die Landesrundfunkanstalten ihren Informationspflich- ten gegenüber den Beitragsschuldnern über die zur Beitragserhebung erforderlichen Daten nachkommen. Diese Klarstellung entspricht der Wertung des Art. 23 Abs. 1 Buchst. e) der Datenschutz-Grundverordnung.

Mit Absatz 8 wird der Umfang des datenschutzrechtlichen Auskunftsanspruchs konkretisiert. Diese Konkretisierung erfolgt im Einklang mit den Vorgaben der Datenschutz-Grundverord- nung. Bereits in der Begründung zum Einundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag wurde dargelegt, dass die Erhebung des Rundfunkbeitrags und die damit einhergehende Er- hebung und Verarbeitung personenbezogener Daten zur Erfüllung einer Aufgabe erfolgt, die

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im öffentlichen Interesse liegt. Abweichungen von den in der Datenschutz-Grundverordnung festgehaltenen Rechten und Pflichten sind nach Art. 23 Abs. 1 Buchst. e) der Datenschutz- Grundverordnung zum Schutz sonstiger wichtiger Ziele im allgemeinen öffentlichen Interesse möglich. Die vorgenommenen Regelungen stellen sicher, dass die Auskunftspflichten der Lan- desrundfunkanstalten das Ziel der Datenverarbeitung bzw. die Erfüllung des damit verfolgten öffentlichen Interesses nicht gefährden. Die Regelungen werden auch den Anforderungen des Art. 23 Abs. 2 der Datenschutz-Grundverordnung gerecht. § 11 enthält umfangreiche Vorga- ben zum Umgang mit den erhaltenen Daten und deren Löschung.

Absatz 9 stellt klar, dass die Landesrundfunkanstalten durch geeignete technische und orga- nisatorische Maßnahmen sicherstellen müssen, dass eine Verarbeitung der Daten ausschließ- lich zur Erfüllung der ihnen nach diesem Staatsvertrag obliegenden Aufgaben erfolgt. Die von den Landesrundfunkanstalten erhobenen Daten unterliegen gemäß § 11 Abs. 7 Satz 1 einer strengen Zweckbindung. Sie dürfen nur für die Erfüllung der ihr nach dem Rundfunkbeitrags- staatsvertrag obliegenden Aufgaben erhoben, verarbeitet und genutzt werden. Diese strenge Zweckbindung ist also durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen sicher- zustellen.

Zu Nummer 7 Die Streichung der Absätze 9 und 9 a in § 14 erfolgt im Zuge der Einführung des regelmäßigen Meldedatenabgleichs in § 11 Abs. 5. Durch die Neufassung des § 14 Abs. 9 wird verstetigt, dass die Landesrundfunkanstalten keine Adressen privater Personen ankaufen dürfen. Für den nicht-privaten Bereich bleibt der Ankauf von Adressdaten als Möglichkeit zur Sachver- haltsaufklärung für die Landesrundfunkanstalten auf Grundlage des § 11 Abs. 4 bestehen. Im nicht-privaten Bereich kann die Aktualität des Datenbestands nicht im Wege des Meldedaten- abgleichs nach § 11 Abs. 5 sichergestellt werden, da mit diesem Instrument lediglich private Meldedaten übermittelt werden.

II. Begründung zu Artikel 2 Kündigung, Inkrafttreten, Neubekanntmachung

Artikel 2 enthält die Bestimmungen zur Kündigung, über das Inkrafttreten und zur Neubekannt- machung des Staatsvertrags.

In Absatz 1 wird klargestellt, dass der im vorstehenden Artikel 1 geänderte Rundfunkbeitrags- staatsvertrag nach den dort geltenden Kündigungsbestimmungen gekündigt werden kann. Der Rundfunkbeitragsstaatsvertrag behält durch diesen Staatsvertrag weiterhin seine Selbststän- digkeit. Deshalb ist in Artikel 2 dieses Staatsvertrags eine gesonderte Kündigung nicht vorge- sehen.

Absatz 2 Satz 1 bestimmt das Inkrafttreten dieses Staatsvertrags zum 01. Juni 2020. Satz 2 ordnet an, dass dieser Staatsvertrag gegenstandslos wird, wenn bis zum 31. Mai 2020 nicht alle Ratifikationsurkunden bei der Staatskanzlei des Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkon- ferenz hinterlegt sind. Der Rundfunkbeitragsstaatsvertrag behält dann in der bisherigen Fas- sung seine Gültigkeit.

Absatz 3 bestimmt, dass die Hinterlegung der Ratifikationsurkunden den Ländern durch die Staatskanzlei des Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz mitgeteilt wird.

Absatz 4 gewährt den Staatsvertragsländern die Möglichkeit, den durch diesen Staatsvertrag geänderten Rundfunkbeitragsstaatsvertrag in der nunmehr gültigen Fassung bekannt zu ma- chen. Eine Verpflichtung zur Neubekanntmachung besteht nicht.

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Begründung zu Artikel 4 Inkrafttreten

Artikel 4 bestimmt das Inkrafttreten des Gesetzes am Tage nach seiner Verkündung.

33 Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 17/895 17. Wahlperiode 30.01.2020

Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und Hauptausschuss (47.)

Gemeinsame Sitzung (öffentlich) 30. Januar 2020 Düsseldorf – Haus des Landtags 15:05 Uhr bis 17:50 Uhr

Vorsitz: Oliver Keymis (GRÜNE) (AKM) Protokoll: Steffen Exner, Carolin Rosendahl, Gertrud Schröder-Djug, Benjamin Schruff

Verhandlungspunkt:

Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkände- rungsstaatsvertrag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunk- änderungsgesetz) 3

Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 17/8130

– Anhörung von Sachverständigen (s. Anlage)

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 3 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungs- staatsvertrag und zur Änderung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungs- gesetz) Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 17/8130 – Anhörung von Sachverständigen (s. Anlage)

Vorsitzender Oliver Keymis: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 39. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien. Dies ist eine Anhörung von Sach- verständigen. Wir treffen uns heute hier im Raum der SPD-Fraktion – das tun wir meis- tens mit dem Ausschuss. Hier vorne säße natürlich gerne auch – deswegen darf ich ihn offiziell entschuldigen – der Chef der Staatskanzlei und der für Medien zuständige Staatssekretär, Herr Liminski. Er ist auf der Konferenz der Chefs der Staatskanzleien und daher heute nicht abkömmlich. Er möchte sich entschuldigen lassen und bittet, dass diese Entschuldigung hier auch ausgesprochen wird, was ich natürlich gerne tue. Ich darf Sie alle sehr herzlich begrüßen, vorneweg meinen Kollegen Dr. Marcus Op- tendrenk. Er ist der Vorsitzende des Hauptausschusses, und dieser ist mit uns ge- meinsam zuständig für Staatsverträge und ist deshalb auch mitberatend und hier ent- sprechend anwesend. Lieber Kollege, herzlich willkommen auch als Vorsitzender, ebenso die Kolleginnen und Kollegen aus dem Hauptausschuss, soweit sie heute hier anwesend sein können und wollen! Ich begrüße sehr herzlich selbstverständlich die Gäste, Medienvertreterinnen und Me- dienvertreter sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesregierung, die uns hier heute zuhören. Ich freue mich natürlich auch, dass ich die Mitglieder des eigenen Ausschusses begrüßen kann und natürlich insbesondere Sie als Sachverständige und, obwohl wir natürlich alle das Gefühl haben, es muss ganz schnell gehen in meinem Leben, nehme ich mir jetzt die Zeit, Sie einmal persönlich zu begrüßen. Ich darf das anhand der mir hier vorliegenden Liste tun, etwa in der Reihenfolge sitzen Sie auch, wenn ich das richtig sehe, und zwar beginne ich mit Professor Dr. Hain, herzlich will- kommen! Ich freue mich, dass sie als Sachverständiger angereist sind. Ich begrüße ebenso herzlich Herrn Professor Dr. Holznagel, ich freue mich auch. Herr Dr. Fallack ist da. Ich sage jetzt nicht wofür, das kriegen wir hinterher alles raus. Ich freue mich erst einmal, dass Sie als Personen hier sind. Ich freue mich, dass Frau Brocker hier ist, ich freue mich, dass Frau Michel gemeinsam mit Herrn Lammert hier ist, der neben mir sitzt, und für den Westdeutschen Rundfunk begrüße ich Herrn Meyer-Lauber, dem Rundfunkratsvorsitzenden, und Frau Schare ebenso, Verwaltungsratsvorsitzende, damit wir auch im Bilde sind. Herrn Peltzer be- grüße ich und freue mich, dass er mit Herrn Dicks hier ist – das ist jetzt in der zweiten Reihe dahinter, das ist ein bisschen der Passform des Raumes angepasst. Das ist aber nicht die zweite Reihe von der Bedeutung der Anzuhörenden her. Das ist hoffent- lich völlig klar. Schön, dass Sie gemeinsam da sind. Ebenso darf ich Herrn Landtag Nordrhein-Westfalen - 4 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Dr. Bongardt und Herrn Naumann begrüßen – in der Reihe dahinter – und freue mich, dass Sie hier sind. Herr Thölen ist hier, das freut mich auch, radio NRW, der hätte es um ein Haar gar nicht nach hier geschafft. Aber wir sind noch darauf gekommen und freue mich, dass Sie es kurzfristig einrichten konnten. Schön, dass Sie alle da sind. Ich begrüße Herrn Röper ebenso von Herzen für das FORMATT-Institut, und ich freue mich auch, dass Herr Kabitz da ist. Herr Kah ist da vom Deutschen Journalistenver- band. Habe ich alle begrüßt, habe ich jemanden vergessen? Im Moment habe ich hier niemanden mehr auf meiner Liste stehen, sonst sagen Sie es mir noch. Wen habe ich vergessen? Sagen Sie es mir! Es könnte sein, dass ich jemanden nicht auf der Liste habe. Sonst stellen Sie sich gleich noch untereinander vor oder die Mitarbeiter, die Sie mitgebracht haben, die habe ich natürlich nicht auf meiner Liste. Wir kommen zur Tagesordnung und überhaupt zur Sitzung. Gibt es dazu Wortmeldun- gen aus dem Ausschuss? Das sehe ich nicht. Dann kommen wir zum ersten und ein- zigen Tagesordnungspunkt. Nach der 1. Lesung des Gesetzentwurfs erfolgte die Über- weisung am 19. Dezember, also relativ schnell. Ich bitte diese Kurzfristigkeit ein Stück weit zu entschuldigen, sie ist dem Verfahrensablauf insgesamt natürlich geschuldet, der bei Staatsverträgen so seine besonderen Gepflogenheiten hat. Das ist allen ein- schlägig Beteiligten hier bekannt. Insofern muss ich das nicht im Einzelnen erwähnen. Also: 19. Dezember die Überweisung an uns – federführend – sowie an den Haupt- ausschuss. Wir haben nach einer kurzen ersten Beratung am 9. Januar beschlossen, diese Anhörung durchzuführen. Ich bin Ihnen allen sehr dankbar, dass Sie diese Frist vom 9. Januar bis heute, 30. Januar, schon so produktiv mitgenutzt haben und so fleißig waren, uns das Ganze auch schon schriftlich vorzulegen, danke auch dafür. Die Stellungnahmen liegen uns alle vor, bis gestern sind sie eingegangen. Wir haben die einzelnen Stellungnahmen allen Kolleginnen und Kollegen auch entsprechend zu- gänglich gemacht, sodass wir davon ausgehen, dass alle nochmal drüber geguckt ha- ben heute Vormittag. Alles sehr, sehr kurzfristig, muss man sagen. Aber ich hoffe, wir kommen zu einer trotzdem guten Beratung miteinander und freuen uns jetzt auf Ihre Ausführungen. Ich will noch mitgeben, dass der mitberatende Hauptausschuss pflichtig an der heuti- gen Anhörung beteiligt ist. Das will ich der guten Form halber und auch fürs Protokoll sagen. Natürlich darf ich Ihnen nochmal ausdrücklich allen danken fürs Kommen, jetzt schon, mache ich am Schluss aber nochmal. Ich darf Ihnen herzlich dafür danken, dass Sie sich mit entsprechenden Stellungnahmen hier für uns wirklich bestens mit auf das Thema eingestellt haben – und das ist gut so. Darf ich noch ein paar historische Hinweise geben? Ja, sage ich einfach mal selber, nämlich im Hinblick auf den begrenzten Zeitrahmen und die den Ausschüssen bekann- ten Stellungnahmen, wovon wir ausgehen, bitte ich, die einzelnen Statements wie im- mer kurz und prägnant zu halten – das ist gut. Dann gibt es aus den Kreisen der Ab- geordneten hoffentlich Fragen, die an Sie gerichtet werden. Die Fraktionen werden wiederum darum gebeten, pro Fragerunde höchstens jeweils drei Fragen zu stellen und vor der Formulierung Ihrer Fragen – das wäre für uns hilfreich zum Sortieren – jeweils die Sachverständigen zu benennen, also drei Fragen pro Fragerunde pro Ab- Landtag Nordrhein-Westfalen - 5 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

geordneten, bitte nicht mehr als drei Fragen pro Sachverständigen, den man als Ant- wortgeber benennt. Ich bitte, sich das entsprechend zu merken und auszuführen. Nachdem die Fraktionen ihre Fragen formuliert haben, würde ich den Sachverständi- gen nacheinander das Wort geben, im Prinzip in der Reihenfolge – das kennen Sie natürlich zum Teil. Sie werden sich das entsprechend notieren und dann auf die ein- zelnen gestellten Fragestellungen nochmal eingehen, worüber wir uns sehr freuen. – Danke dafür. Nun darf ich mit den Eingangsstatements beginnen – Frau Scholz, danke für das Tableau, damit kann ich alles genau nacharbeiten. Herr Professor Dr. Hain beginnt mit seiner Stellungnahme. Herr Professor, Sie haben das Wort.

Prof. Dr. Karl-E. Hain (Universität zu Köln, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Medienrecht, Institut für Medienrecht und Kommunikationsrecht): Danke schön für die Gelegenheit, zu dem Entwurf Stellung zu nehmen. Meine Damen und Herren, im Sinne der Kürze will ich das Ergebnis direkt vorwegnehmen: Durchgreifende ver- fassungsrechtliche Bedenken gegen die Regelungen des 18. Rundfunkänderungsge- setzes habe ich nicht. Die Gesamtstrategie Radio ist von der Zielsetzung getragen, die vorhandene Struktur des privaten Hörfunks zu erhalten. Das ist prinzipiell zu begrüßen. Dabei besteht allerdings auch die Tendenz, die Rahmenbedingungen für die vorhan- denen Anbieter zu verbessern. Letzteres kann auf Kosten der Anbieter und Angebots- vielfalt gehen und dann problematisch werden. Daher möchte ich nur einige Bemerkungen machen zur Anwendung der maßgeblichen Normen, zunächst zu § 14 Absatz 5 Landesmediengesetzentwurf. Das Kriterium der Struktursicherung ist im Sinne der Sicherung der Struktur des Hörfunks zu interpretie- ren, was nicht identisch ist mit der Sicherung des Status quo der Anbieter. Auch das Kriterium des Beitrags mit journalistischen Inhalten durch redaktionelle Strukturen in NRW darf nicht im Sinne einer Marktabschottung instrumentalisiert werden. Im Übrigen können die durch § 14 Absatz 5 eingeführten Kriterien nicht per se Vorrang in der Abwägung mit den Aspekten der Programm- und Anbietervielfalt beanspruchen. Je höher dann im Übrigen die Anbieterkonzentration auf lokaler und landesweiter Ebene, insbesondere im Zusammenhang mit der Kapazitätszuweisung für die 2. UKW- Frequenzkette werden wird, desto mehr wird die zuständige Stelle auf die inhaltliche Vielfalt der Angebote achten müssen. Sobald mit dem Ziel der Erlöspartizipation des Lokalfunks Kooperationen mit landes- weiten Veranstaltern angedacht sind, kann es bei der diesbezüglichen Willensbildung des Lokalfunkveranstalters zu Problemen im Verhältnis zwischen Betriebsgesellschaft und Veranstaltergemeinschaft kommen. Insoweit ist angezeigt, dass die Betriebsge- sellschaft die Veranstaltergemeinschaft nicht ausschließlich aus finanziellen Gründen zu einer redaktionellen Zusammenarbeit bewegen kann und dass sie andererseits re- daktionelle Entscheidungen der Veranstaltergemeinschaft für eine Kooperation nicht konterkarieren darf, solange die Kooperation nicht die wirtschaftlichen Grundlagen des Lokalfunkveranstalters zu erodieren droht. Landtag Nordrhein-Westfalen - 6 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Im Hinblick auf die Änderung der Grenze der Beteiligung an der Betriebsgesellschaft im privaten Lokalfunk kann die Öffnung nur dann möglich sein, wenn weder eine Ge- meinde noch ein tauglicher Dritter zur Verfügung steht, der sich beteiligen will. Kommt es zu einer 100%igen Beteiligung, insbesondere eines lokalen Pressemonopolisten, müssen gegebenenfalls weitere strukturelle Maßnahmen zur Absicherung der inhaltli- chen Vielfalt getroffen werden. Letzte Bemerkung zur Änderung des WDR-Gesetzes: Ich begrüße durchaus, dass die zweite Stufe der Werbezeitenreduzierung im Hörfunk nicht gezündet wird. Die Perpe- tuierung der ersten Stufe ist angesichts der verfassungsrechtlichen Garantie funktions- gerechter Finanzierung für sich gesehen verfassungsrechtlich unbedenklich, solange die Auftragserfüllung gefährdender Einnahmeverluste des WDR durch Beitragserhö- hungen kompensiert werden. Allerdings sei die Frage erlaubt, inwiefern es sinnvoll ist, eine Maßnahme aufrechtzuerhalten, die nach dem evaluierenden Gutachten zwar zu Einnahmeausfällen beim WDR führt, nicht aber zur Verlagerung der Werbegelder hin zum privaten Rundfunk. – Mehr sei an dieser Stelle nicht gesagt. Ich stehe gerne für Fragen zur Beantwortung zur Verfügung.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Professor Dr. Hain. Wir hatten das oft, dass Sie für Fragen zur Verfügung stehen. Insofern ist das auch gut so. – Herr Prof. Dr. Holznagel ist der Nächste von der Universität Münster, bitte schön.

Prof. Dr. Bernd Holznagel (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Juristische Fakultät, Institut für Informations- und Medienrecht [ITM]): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Auch ich habe gewisse Bedenken gegenüber der Einfüh- rung von § 14 Absatz 5. Der Begriff der strukturellen Vielfalt ist erst einmal per se unbestimmt. Die Begründung eines Gesetzes ist nicht bindend für den Rechtsanwen- der. Das muss man wissen. Diese Begründung legt in der Tat nahe, dass die neue Kette fast zwangsläufig in die alten Hände des Lokalfunks gelegt werden, also sprich in die Hände vor allem der Verleger, die ja hinter radio NRW und auch den lokalen Anbietern stehen. Gleichwohl ist die Vorschrift hier nicht irgendwie verfassungswidrig, denn dieser Ab- satz 5 ist ein Abwägungskriterium unter vielen. Die Medienkommission wird nicht ent- bunden von dieser Abwägung. Es muss auch im Landtag klar sein, dass das nicht ausgehebelt wird. Wenn man die Begründung liest, denkt man, da muss notwendig die gesamte Hörfunkkette an die alten, bestehenden, bewährten Anbieter gegeben wer- den Wenn ich Herrn Nückel anschaue: Man muss in der Tat auch darauf achten, dass es hier nicht zu einem Wettbewerbsende führt, dass überhaupt kein neuer mehr Zugang hat auf die Märkte Nordrhein-Westfalens. Bei der Begründung bleibt ein bisschen of- fen, wie sich überhaupt die geplanten Projekte durch Werbung finanzieren lassen, denn angekündigt sind auch lokale und landesweite DAB+-Ketten. Wenn das irgend- welchen Nutzungszuspruch hat plus die UKW-Kette: Man wird quasi im Dunkeln ge- Landtag Nordrhein-Westfalen - 7 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

lassen, ob sich das finanziell trägt. Hinzu kommt, dass die derzeit verfügbaren Fre- quenzen, die dann der privaten Säule übertragen werden, gar nicht da sind. Das Deutschlandradio wird sicherlich Anspruch erheben, und die starken Frequenzen lie- gen beim WDR. Es kann natürlich sein, dass der WDR jetzt Frequenzen abgibt für die lokale Kette, aber öffentlich ist dazu noch nichts gesagt. Worauf man dann achten muss, wenn die ganze Sache ökonomisch uns zumindest vorher nicht plausibel erklärt wird, dann stellt sich aus rechtlicher Sicht natürlich die Frage, wie man sicherstellen kann, dass all die angedachten Maßnahmen der Koope- ration auch tatsächlich dauerhaft zur Stabilisierung des Lokalfunks führen. Denn das ist ja das politische Ziel, das wir, glaube ich, jetzt fast alle teilen. Hier wäre in jedem Fall angezeigt, darauf zu achten, dass Berichts- und Verhaltenspflichten auferlegt wer- den. Die Medienkommission müsste dann konzeptionell einmal näher ausarbeiten, was überhaupt strukturelle Vielfalt ist. Das sind dann Aufgaben, die erst zu bewältigen sind. Dass die Verlegeranteile jetzt 100 % ausmachen können nach § 59 Absatz 3, dafür gibt es sicherlich gute Gründe, insbesondere, wenn die Kommunen sich nicht mehr beteiligen wollen. Ob man da jetzt wieder mit Maßnahmen der inneren Rundfunkfrei- heit und Medienfreiheit zum Beispiel als Ausgleichsmechanismus kommt, ist aus mei- ner Sicht zu früh, um das zu beantworten. Ich würde auch dafür plädieren, dass man – wenn die Neuregelung so kommt – nach vier Jahren einfach mal Bericht erstattet, ob das irgendwelche Auswirkungen auf Vermarktungsstrukturen hat, die man gerade in dem lokalen Bereich nicht haben möchte – Stichwort Ein-Zeitungskreise, das ist ja ein Gesichtspunkt, den wir alle beklagen. Da darf es nicht zu Monopolbildungen kommen, die dann in die publizistische Welt quasi zu starke Ausstrahlung gewinnen. Im Hinblick auf die Änderung des WDR-Gesetzes und die Frage des Zündens der zweiten Stufe ist das aus meiner Sicht wohl begründet. Mit dem Gutachten im Hinblick auf die Effekte der ersten und der erwarteten Effekte der zweiten Stufe wird man kaum begründen können, noch die zweite Stufe zu zünden. Die Frage ist, ob man die erste Stufe jetzt so belässt oder ob man die auch zurücknimmt. Ich bin dafür, dass die so bestehen bleibt, weil ja – manche von Ihnen werden sich erinnern, als wir das hier im Landtag vormals diskutiert haben – die Begründung für die Einführung der Werbebe- grenzung nicht nur die Effekte im Hinblick auf den Privatfunk waren, dass man nicht nur erwartete, dass die Privaten partizipieren, was sie ja in einem sehr geringen Um- fang nur tun, sondern man wollte eine stärkere Unterscheidbarkeit, dass das öffentlich- rechtliche Programm eben auch als Solches erkennbar ist und nicht möglicherweise durch Werbeeinnahmen verwässert wird. Dieses Argument steht weiterhin. Jedenfalls ist diese Frage nicht evaluiert worden, sodass das Argument weiter im Raum ist und, glaube ich, von Gewicht ist, sodass ich für das plädieren würde, was hier vorgeschla- gen wird. – Verfassungsrechtliche Bedenken gegen irgendeine Regelung habe ich nicht erkennen können. – Vielen Dank. Landtag Nordrhein-Westfalen - 8 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Professor Dr. Holznagel. – Jetzt spricht zu uns Herr Dr. Fallack für die kommunalen Spitzenverbände. Bitte schön, Herr Dr. Fallack.

Dr. Jan Fallack (Kommunale Spitzenverbände Nordrhein-Westfalen): Meine sehr geehrten Herren Vorsitzenden! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Namen der Ar- beitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände danke ich ganz herzlich für die Einladung und für die Möglichkeit, hier noch ergänzend Stellung zu nehmen. Ich bitte um Verständnis dafür, dass unsere Stellungnahme in diesem Fall relativ kurz ausge- fallen ist – mancher würde vielleicht sagen: wohltuend kurz ausgefallen ist –, das ist natürlich der Kürze der Zeit geschuldet. Innerhalb einer Woche konnten wir auch, nachdem es eine Verbändebeteiligung hier in dieser Angelegenheit nicht gegeben hat, tatsächlich nur summarisch prüfen und haben uns dann auch auf die ganz wesentli- chen Punkte konzentriert. Deswegen nutze ich gerne die Gelegenheit, noch einmal etwas umfassender auszuholen. Dieses Gesetzgebungsvorhaben, das 18. Rundfunkänderungsgesetz, setzt sich im Prinzip aus drei Komponenten zusammen. Die ersten beiden Komponenten, die zu der Gesamt-Radiostrategie 2022 und auch zu der Werbezeitenevaluierung, die dann zur Änderung des Landesmediengesetzes und auch des WDR-Gesetzes führen, sind nach unserer Einschätzung im Prinzip genuin medien- bzw. rundfunkrechtlicher Natur, weisen insofern allenfalls peripheren Kommunalbezug auf und sind dann dementspre- chend kurz von unserer Seite aus zu behandeln. Im Prinzip gilt das für den dritten Regelungskomplex auch: Das ist die Umsetzung des 23. Rundfunkänderungsstaatsvertrages, allerdings mit einer Besonderheit, die dann melderechtlicher Natur ist. Insoweit sehen also der Gesetzentwurf bzw. der schon un- terzeichnete Änderungsstaatsvertrag vor, dass hier anders, als es früher gewesen ist, ein dauerhaftes Instrument eines turnusmäßigen Meldedatenabgleichs eingeführt wer- den soll. Das hat es in der Vergangenheit so nicht gegeben. Da gab es immer Einzel- regelungen, dann jeweils für die nächste Runde im Rundfunkgebührenstaatsvertrag. Das soll jetzt geändert werden. An diesem Punkt haben wir Bedenken angemeldet, ob man eine Regelungstechnik in dieser Art und Weise anwenden kann, denn das Konnexitätsprinzip aus Artikel 78 der Landesverfassung in Verbindung mit dem Konnexitätsausführungsgesetz erfordert es, wenn das Land eine Pflichtaufgabe an die kommunalen Selbstverwaltungsträger zu- weist, dass dann eben gleichzeitig auch Regelungen über den Belastungsausgleich getroffen werden müssen. Das ist jetzt hier so nicht erfolgt. Zwar sieht der Rundfunkän- derungsstaatsvertrag vor, dass es einen Kostenausgleich geben soll, aber mehr eben auch nicht. Wer wird dadurch verpflichtet? In welcher Höhe? Wie ist das Verfahren dieses Ausgleichs? Das alles ist nicht geregelt. Da haben wir Zweifel, ob das so inso- weit den Vorgaben genügt. Das Problem ist nicht unlösbar. Man kann das ohne Weiteres aus der Welt schaffen. Diese Regelung soll auch erst ab 2022 greifen. Insofern ist genug Zeit, um sich darüber Landtag Nordrhein-Westfalen - 9 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Gedanken zu machen. Aber es wäre schon aus unserer Sicht sinnvoll und angemes- sen, wenn da noch eine weitergehende Initiative von der Landesseite käme, um dieses Problem sauber zu lösen. – Ich stehe gerne zur Verfügung, um über Einzelheiten zu diskutieren. – Vielen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Dr. Fallack. – Als Nächstes spricht Frau Brocker zu uns für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Danke schön, Frau Brocker.

Doris Brocker (stellv. Direktorin Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen): Herr Vorsitzender! Auch ich möchte mich zunächst einmal für die freundliche Einla- dung bedanken und versuche, die Freundlichkeit durch Kürze zu erwidern – ob mir das gelingt, weiß ich nicht. Wir haben uns in unserer Stellungnahme, die auch recht kurz ausgefallen ist, auf zwei Punkte beschränkt, die für unsere Arbeit von besonderer Bedeutung sind. Ich darf einmal daran erinnern, zu den Kernzielen unserer Arbeit gehört neben Jugend- schutz, Schutz der Menschenwürde, Nutzerschutz, insbesondere die Herstellung und Gewährleistung von Vielfalt. Im Bereich Audio verstehen wir, versteht der Direktor, versteht vor allem auch die Medienkommission als zuständiges Organ die Aufgabe dahin gehend, dass es Kernziel jeder Entscheidung über Fördermaßnahmen oder Vergabe von Kapazitäten sein muss, für die Hörerinnen und Hörer ein interessantes, vielfältiges Angebot bereitzustellen und zu gewährleisten. Nun ist die private Hörfunklandschaft in Nordrhein-Westfalen – wie wir alle wissen – geprägt durch einen lokalen Hörfunk, der ein hohes Maß an journalistischen Inhalten aus und für Nordrhein-Westfalen enthält. Insoweit unterscheiden wir uns schon mal von anderen Bundesländern. Bei der Vielfaltsentscheidung ist es nun der Medienkom- mission nie nur darum gegangen, einfach anbietervielfaltstechnisch Punkt eins – Hauptsache, es ist etwas Neues da – zu entscheiden, sondern es ist uns immer auch darum gegangen, wir hatten immer im Blick, dass man dem, was da ist und was gut ist, auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung, der Optimierung und der Integration in ein neues Konzept geben soll. Insofern können wir die jetzt angedachten Novellierungen und Neufassungen unserer Aufgabe in § 88, Förderung der Medienkompetenz von Medienschaffenden, und die neuen Vergabekriterien in § 14 Absatz 5 nur begrüßen, weil sie diese Zielsetzungen der Medienkommission und der Landesanstalt für Medien in ihren Aufgaben bestätigen und stärken. Ich kann auch etwaige vorher angeklungene Bedenken zerstreuen. Auch die Medienkommission versteht diese neuen Kriterien als neue Kriterien im Rahmen einer Gesamtvielfaltsentscheidung und nicht als vorrangig strikt auszuführen. – Dabei möchte ich es belassen. Wenn noch Fragen sind, gerne!

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Brocker, für die Landesanstalt für Medien. – Auf der anderen Seite sitzt Frau Michel, die stellvertretende Intendantin des Landtag Nordrhein-Westfalen - 10 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Westdeutschen Rundfunks und Chefjustitiarin, wenn ich das so ausdrücken darf, Frau Michel. Sie haben das Wort und sprechen für den Westdeutschen Rundfunk.

Eva-Maria Michel (stellv. Intendantin Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Erst auch einmal von meiner Seite ganz herzlichen Dank für die Gelegenheit, hier heute Stellung zu nehmen. Ich möchte mich in meinem Ein- gangsstatement auf die vorgesehenen Änderungen des § 6a WDR-Gesetz beschrän- ken. Ich möchte aber ausdrücklich anbieten, dass ich in der Fragerunde auch auf die Ausführungen von Herrn Fallack zum Meldedatenabgleich und der Kostentragung ein- gehen kann. Das Gutachten zur Werbezeitenreduzierung stellt die wesentlichen Aspekte heraus, die zeigen, dass der Vorschlag, der heute auf dem Tisch liegt, richtig ist. Ich möchte mich hier nochmal darauf beschränken, die aus unserer Sicht drei wesentlichen As- pekte herauszugreifen. Erstens. Eine Werbereduzierung schadet nicht nur dem WDR, sondern auch den pri- vaten Hörfunkanbietern hier in Nordrhein-Westfalen. Man kann viel über unterschied- liche Definitionen von Gattungsschaden reden. Fakt ist jedenfalls, dass die erste Stufe der Reduzierung für den Lokalfunk kaum etwas gebracht hat und auch die zweite Stufe aller Voraussicht nach so gut wie nichts bringen wird; jedenfalls wird der Vorteil für das private System marginal sein. Das Gutachten zeigt, dass es nur von kurzer Halbwerts- zeit und nicht nachhaltig sein wird. Der Schaden für den nordrhein-westfälischen Hör- funk insgesamt wird aber nachhaltig sein, da er als Werbemedium unattraktiver wird. Das gilt vor allem für bundesweite Kampagnen. Zweitens. Der Nutznießer dieser Werbezeitreduzierung ist nicht das Radio, die Nutz- nießer befinden sich gar nicht in NRW. Das zeigt die Erfahrung mit der ersten Stufe der Werbezeitreduzierung. Die Nutznießer – und lachende Dritte – sind diejenigen, die in NRW Werbung regional aussteuern. Sie sind vor allem am Mittelstand interessiert und können hier in relativ kurzer Zeit viele Menschen erreichen. Ich spreche hier vor allem von Onlinemedien wie Google und Facebook aber natürlich auch von Außen- werbung. Das hebt, wie ich finde, noch einen zusätzlichen volkswirtschaftlichen Aspekt hervor: Dem nordrhein-westfälischen Markt bzw. Wirtschaftskreislauf werden wesent- liche Werbeinvestitionen dauerhaft entzogen. Da es in der Werbung bzw. für die Wer- bekunden auf diese Weise funktioniert, macht man es auch auf diese Weise. Niemand kann durch eine Verknappung seitens des Gesetzgebers dazu gezwungen werden, zusätzliches Geld in den lokalen Rundfunk zu investieren. Das funktioniert nicht. Drittens. Es ist mir wichtig, hier noch einmal hervorzuheben, dass der WDR bereits nach der ersten Stufe – werktäglich 75 Minuten Werbung – im Vergleich mit den an- deren Landesrundfunkanstalten am unteren Ende angesiedelt ist, also eher schlecht dasteht. In diesem Zusammenhang wird immer der NDR mit seinen 60 Minuten ange- führt. Dabei muss man aber berücksichtigen, dass der NDR mit seinem Sendegebiet das vergleichsweise gut verkraften kann, weil der dortige Markt ganz anders ausge- prägt ist und die Nachfrage und der Bedarf bei Weitem nicht so groß sind wie hier bei Landtag Nordrhein-Westfalen - 11 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

uns. NRW hat mit einem Fünftel der bundesdeutschen Bevölkerung eine Schlüsselpo- sition inne und bildet quasi den Kernmarkt der Werbeindustrie. Die übrigen Rundfunk- anstalten liegen alle zwischen 90 und 117 Minuten. Wir vom WDR schöpfen momentan nicht aus, was der Rundfunkstaatsvertrag zulassen würde. Gestatten Sie mir noch eine Anmerkung: Am Anfang wurde immer davon gesprochen, dass andere Bundesländer nachziehen könnten. Das ist aber nicht passiert, und es ist auch nicht absehbar, da das politische Ziel die Beitragsstabilität ist, für die die Wer- bung eine ganz wichtige Rolle spielt. Abschließend möchte ich betonen, dass der WDR sich zu seiner Gesamtverantwor- tung für die Radiolandschaft in NRW bekennt. Wir unterstützen die Stärkung von radio NRW und des Lokalfunks insgesamt in dieser schwierigen digitalen Transformations- phase, da es sich um wichtige Marktteilnehmer handelt. Die Reduzierung von Wer- bung beim WDR ist dafür aber ganz bestimmt das falsche Instrument. Dabei möchte ich es erst einmal bewenden lassen. Herzlichen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Michel. – Als nächstes spricht Herr Meyer-Lauber für den Rundfunkrat. Der Rundfunkrat ist ein eigenständiges Gremium und hat daher möglicherweise auch eine eigene Meinung. Bitte, Herr Rundfunkrats- vorsitzender.

Andreas Meyer-Lauber (Vorsitzender des Rundfunkrats, Westdeutscher Rund- funk Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr ge- ehrte Damen und Herren! Rundfunkrat, Verwaltungsrat und Intendanz haben eine ge- meinsame Stellungnahme abgegeben. Das macht deutlich, dass wir in dieser Sache eine gemeinsame Position haben. Für den Rundfunkrat kann ich sagen, dass er den jetzt gefundenen Kompromiss zu den Werbezeiten für gut und angemessen hält. Es ist immer eine medienpolitische Abwägung: Auf der einen Seite darf der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht von Wer- bekunden abhängig werden, auf der anderen Seite gibt es ein berechtigtes, wenn auch begrenztes, Interesse der Zuhörerinnen und Zuschauern, auch im öffentlich-rechtli- chen Rundfunk Werbung zu erleben. Ich meine, dass Sie mit der Art, wie Sie es jetzt regeln wollen, hinsichtlich dieser Abwägung zumindest für den Moment die richtige Dosis gefunden haben. Frau Michel wies bereits darauf hin, dass jedem klar sein muss, dass entstehende Werbeeinnahmen die Entwicklung des Rundfunkbeitrags dämpfen. Das ist durchaus wichtig. Es ist außerdem wichtig, dass mit der mediagroup eine leistungsfähige Ge- sellschaft des WDR unterwegs ist, die auch andere Aufgaben für die Öffentlich-Recht- lichen leistet. Im Hinblick auf die Zukunft möchte ich Ihnen noch einen Hinweis geben: Ich meine, dass die landesrechtlichen Regelungen sehr enge Grenzen haben, weil der eigentliche Ort für die Werbezeitregelung der Rundfunkstaatsvertrag ist. Wenn Sie den WDR nicht Landtag Nordrhein-Westfalen - 12 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

schlechter stellen wollen als Sender wie beispielsweise den NDR oder den SWR soll- ten Sie zur Normierung auf den Rundfunkstaatsvertrag zurückgreifen, in dem man Werbung am besten und aus meiner Sicht auch am gerechtesten regeln kann. Man sollte das nicht nur über die Landesgesetze angehen. Bezogen auf den aktuellen Stand halten wir die geplante Regelung aber für richtig und angemessen. Ich erlaube mir, noch zwei Anmerkungen in einer anderen Sache zu machen, die Sie im Haushaltsbegleitgesetz 2020 geregelt haben und worauf der Rundfunkrat einen Blick geworfen hat: Sie haben die Finanzierungen des Grimme-Instituts und der Film- und Medienstiftung geändert. Diese Änderungen muss ich hier nicht weiter erläutern, und ich will sie auch nicht kritisieren. Ich weise nur darauf hin, dass der Rundfunkrat diese beiden Institutionen aus medienpolitischer Sicht für außerordentlich wichtig für das Land Nordrhein-Westfalen hält. Wenn beide teilweise aus dem Landeshaushalt finanziert werden, ist die Zusage einer Verstetigung unbedingt notwendig. Beide Insti- tutionen sind im Umfeld des öffentlich-rechtlichen wie des privaten Rundfunks unter- wegs und haben eine große Bedeutung für den Medienstandort NRW. Das sollte ich Ihnen vom Rundfunkrat noch mit auf den Weg geben. – Herzlichen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Herr Meyer-Lauber. – Es spricht für den Verwaltungsrat, die sich noch gar nicht so lange im Amt befindliche – Gratulation zur Wahl! – Vorsitzende Frau Schare. Bitte schön.

Claudia Schare (Vorsitzende des Verwaltungsrats, Westdeutscher Rundfunk Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Vielen Dank, lieber Herr Keymis. – Sehr geehrte Abgeordnete und Vertreter der Landesregierung! Wir haben, wie gesagt, eine gemein- same Stellungnahme abgegeben; ich möchte nur einen Punkt ergänzen. Wir bedanken uns ausdrücklich für diesen Gesetzentwurf zur Rücknahme der zweiten Stufe der Werbezeitreduzierung, weil das gut für Nordrhein-Westfalen ist. Wie bereits erwähnt, ist es rechtlich geboten, dass die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen An- stalten bedarfsgerecht erfolgen muss. Wenn also Gelder im Bereich der Werbung ver- loren gingen, müssten diese durch den Rundfunkbeitrag ausgeglichen werden; es würde also auf die Beitragszahler umgelegt. In diesem Zusammenhang gibt es aber einen Knackpunkt: Bei der Verteilung der Ge- bührengelder bekommt nicht jede Landesrundfunkanstalt, das, was ihrem Bedarf ent- spricht, vielmehr werden die Gebührengelder nach einem bestimmten Prozentschlüs- sel verteilt. Wenn die zweite Stufe gezündet worden wäre und der WDR die vom Gut- achter prognostizierten 28 Millionen Euro pro Jahr verloren hätte, wären nur 5,9 Milli- onen Euro durch zusätzliche Gebühreneinnahmen kompensiert worden. Für den WDR hätte das also effektiv einen Verlust bedeutet. Sie können sich vorstellen, dass man diesen Verlust nicht bei den Personalausgaben, bezüglich derer bereits ein Tarifab- schluss ausgehandelt wurde, ausgleichen kann. Das geht nicht im Bereich langfristiger Investitionen bzw. Verträge, sondern nur im Bereich der kurzfristigen Finanzplanung, der etwa die Beschäftigung von freien Journalisten oder Produzenten umfasst. Es wäre also ganz klar ein Nachteil für Nordrhein-Westfalen gewesen, wenn diese Stufe Landtag Nordrhein-Westfalen - 13 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

gezündet worden wäre. Insofern danken wir dafür, dass das jetzt wahrscheinlich nicht passiert.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Frau Schare für Ihre Stellungnahme im Namen des Verwaltungsrats des Westdeutschen Rundfunks. Nun erteile ich Herrn Peltzer das Wort. Ich freue mich, dass Sie für den Verband der Betriebsgesellschaften in Nordrhein-Westfalen e. V. da sind. Sie haben das Wort, bitte schön.

Uwe Peltzer (Vorsitzender Verband der Betriebsgesellschaften in Nordrhein- Westfalen e. V.): Vielen Dank. – Sehr geehrter Herr Vorsitzender Keymis! Sehr ge- ehrter Herr Vorsitzender Dr. Optendrenk! Sehr geehrte Damen und Herren! Aus Sicht des BG-Verbands setzt der Gesetzentwurf erste richtige Akzente zur Fort- entwicklung der Radiolandschaft in NRW. Wesentlicher und prägender Bestandteil die- ser Radiolandschaft ist der NRW-Lokalfunk. Das soll auch in Zukunft so bleiben – je- denfalls lesen wir das aus der Radiostrategie der Landesregierung heraus, die in den vorliegenden Gesetzentwurf eingeflossen ist. Dieses Bekenntnis des Gesetzgebers zum Lokalfunk begrüßen wir ausdrücklich. Wenn ich an dieser Stelle „wir“ sage, schließt das unseren Schwesterverband VLR ein, mit dem wir bei vielen Punkten des Entwurfs einer Meinung sind, wie Sie auch der gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme entnehmen können. Ein in Zukunft starker Lokalfunk braucht geeignete regulatorische Maßnahmen; be- sonders vor dem Hintergrund der künftigen Herausforderungen, wie wir sie ausführlich in unserem Papier beschrieben haben. Dieser Satz mag in den Ohren eines anhö- rungserprobten Abgeordneten abgedroschen klingen. Im Fall des Lokalfunks müssen Sie sich aber bitte immer wieder vor Augen führen, dass dieses hochregulierte System in einem bestimmten zeitlichen Kontext entwickelt wurde. Wenn sich abzeichnet, dass sich insbesondere wirtschaftliche Voraussetzungen wesentlich verändern, hat der Ge- setzgeber daher die Verantwortung, hier rechtzeitig nachzujustieren. Insofern begrüßen wir die Änderung in § 14 Abs. 5 des Gesetzentwurfs, insbesondere die ausdrückliche Berücksichtigung des Lokalfunks beim Aufbau einer landesweiten Programmkette. Es ist – gerade vor dem Hintergrund der binnenpluralen Struktur un- seres Lokalfunksystems – im Sinne der Programm- und Anbietervielfalt, wenn die Me- dienkommission bei der Vergabe dieser wichtigen Ressourcen künftig besonders auf den Erhalt bestehender Vielfalt Rücksicht nimmt. Ergänzend regen wir an, im vorliegenden Entwurf den Stellenwert des neuen Kriteri- ums der Sicherung des Lokalfunks, insbesondere in Bezug auf die Anbietervielfalt, noch deutlicher zu betonen, wie dies bereits in der Begründung des Gesetzentwurfs angelegt worden ist. Zudem macht es meiner Meinung nach Sinn, diese neuen Kriterien nicht nur auf UKW, sondern auf alle landesweiten Frequenzvergaben, also auch auf DAB+, anzuwenden. Landtag Nordrhein-Westfalen - 14 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Die Beweggründe des Gesetzgebers – Rücksicht auf bestehende Anbietervielfalt, För- derung journalistischer Formate und digitaler Strategien – kommen hier gleichermaßen zum Tragen. Hinsichtlich der Mindestprogrammdauer unterstützen wir den Wunsch der Veranstalter nach mehr Flexibilität und Autonomie. Es macht Sinn, wenn lokales Programm zu Zei- ten gesendet wird, in denen es auch von möglichst vielen Menschen gehört wird. Da- her sollte die Mindestprogrammdauervorgabe für Wochenenden in § 55 Abs. 1 entfal- len. Den Änderungsvorschlag in Bezug auf eine Lockerung der Verlagsbeteiligungsgren- zen an BGs halten wir für richtig. Ich meine, mich zu erinnern, dass ein ähnlicher Vor- schlag bereits vor einigen Jahren von der rot-grünen Landesregierung eingebracht wurde. Angesichts der stellenweise geäußerten Bedenken gegen diesen Vorschlag möchte ich ausdrücklich betonen, dass niemand, jedenfalls nicht in unseren Kreisen, Anlass sieht, die Beteiligung der Städte und Gemeinden infrage zu stellen. Ganz im Gegenteil: Verlage und kommunale Gesellschafter wirken seit jeher konstruktiv im Sinne der Sen- der in den BGs zusammen. Das soll, zumindest wenn es nach uns geht, auch so blei- ben. Wenn aber Kommunen sich nie beteiligt haben oder wirtschaftlich mittlerweile nicht mehr in der Lage sind, dringend notwendige Kapitalerhöhungen zu gewährleisten, muss es den Verlagen möglich gemacht werden, diese Lücke durch Übernahme der Geschäftsanteile zu schließen und die Zahlungsfähigkeit der Sender zu erhalten. Ak- tuell sind das aber lediglich Einzelfälle. Kritisch bewerten wir die Rücknahme der zweiten Werbereduzierungsstufe im WDR- Gesetz. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass dieses Modell – nennen wir es nord- westdeutsch – der richtige Weg ist, um verbindliche Leitplanken für fairen Wettbewerb im dualen System zu schaffen. Der Lokalfunk hätte mit der zweiten Stufe eine wichtige wirtschaftliche Stärkung erfahren. Das bestätigt selbst der Gutachter, das Beratungs- unternehmen BRAIN. Im Übrigen haben wir Zweifel an verschiedenen Aussagen des Gutachtens. So ist un- ter anderem die Schadensprognose in Bezug auf die zweite Stufe beim WDR aus un- serer Sicht deutlich zu hoch angesetzt. Auch die Ausführungen zu einem möglichen Gattungsschaden sind aus unserer Sicht nicht überzeugend. Bitte erlauben Sie mir, hinsichtlich der Einzelheiten auf unsere Stellungnahme zu verweisen. Wir würden es begrüßen, wenn zumindest Kompromissmodelle für eine zweite Stufe erörtert werden könnten, zum Beispiel hinsichtlich des Werbevolumens, der Zahl der Sender oder der Verrechnungszeiträume. Wichtig aus unserer Sicht ist, dass zumindest die erste Stufe der Werbezeitreduzie- rung, die ansatzweise zu mehr marktkonformem Verhalten im Wettbewerb geführt hat, erhalten bleibt. Landtag Nordrhein-Westfalen - 15 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Abschließend ein Wort zur Audioförderung: Aus verfassungsrechtlicher Sicht ist es im- mer besser, mediengeeignete Rahmenbedingungen zu haben, um selbst Erlöse er- wirtschaften zu können. Die Werbereduzierung beim WDR wäre dafür ein richtiger An- satz; Fördermittel sind hierfür kein adäquater Ersatz. Allerdings ist der vorliegende Vorschlag zur Audioförderung zumindest deutlich besser als eine flächendeckende DAB-Förderung, wie wir sie im Landtag bereits thematisiert hatten. Im Gesetzentwurf sollte aus unserer Sicht – ähnlich wie in seiner Begründung – er- gänzend klargestellt werden, dass sich diese Förderung nur auf Audio bezieht und Inhalteförderung ausgeschlossen ist. – Vielen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Peltzer. – Für den Verband Lokaler Rundfunk spricht nun Herr Dr. Bongardt.

Dr. Horst Bongardt (Vorsitzender Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-West- falen e. V.): Sehr geehrter Herr Vorsitzender Keymis! Sehr geehrter Herr Dr. Optend- renk! Recht herzlichen Dank für die heutige Anhörung, die uns Gelegenheit gibt, eine Stellungnahme abzugeben. Zunächst zwei Vorbemerkungen: Auch wenn wir in unserer schriftliche Stellungnahme an verschiedenen Stellen den vorgeschlagenen Änderungen nicht gänzlich folgen und diese als nicht weitreichend genug kritisieren, möchten wir ausdrücklich herausstellen, dass wir die klaren Bemühungen der Regierungskoalition erkennen, das Landesmedi- engesetz mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Lokalfunks zu verändern. Dabei denke ich besonders an die Veränderungen der Vergaberichtlinien für regionale UKW-Kapa- zitäten und die Absicht, die Mindestprogrammdauer neu zu bewerten. Weitere Punkte, die wir in unserer schriftlichen Stellungnahme aufgezeigt haben, sind allesamt Bau- steine für einen zukünftig stabilen lokalen Hörfunk. Für die Zukunft des Lokalfunks kann aber nicht ausschließlich die Politik verantwortlich gemacht werden; das haben wir aus zahlreichen Gesprächen mit Frau Stullich und Herrn Nückel, aber auch mit Herrn Vogt und Herrn Keymis mitgenommen. Die Akteure des NRW-Lokalfunks sind ebenfalls gefragt, ihren Anteil zu leisten und sich Verände- rungen zu stellen. Wir versuchen aktiv, diese Diskussion zu fördern. Ich hoffe – damit komme ich zu meiner zweiten Vorbemerkung; Herr Peltzer deutete Ähnliches bereits an –, dass Sie erkennen, welches politische Signal die beiden Ver- bände des nordrhein-westfälischen Lokalfunks mit ihrer gemeinsamen Stellungnahme senden möchten. Auch wenn wir in Nuancen verschiedener Meinung sind – das steckt quasi in unserer DNA –, eint uns das Interesse am Lokalfunk und der unbedingte Wille, diesen zu- kunftsfähig weiterzuentwickeln. Das tun wir intern mit verschiedenen Maßnahmen zur wirtschaftlichen, strukturellen und programmlichen Weiterentwicklung, aber auch ex- tern, zum Beispiel hier im Ausschuss. Nun zu einigen Punkten in unserer Stellungnahme, die ich kurz ergänzen möchte: Zu- nächst geht es um die Rücknahme der zweiten Stufe der WDR-Werbezeitregulierung. Landtag Nordrhein-Westfalen - 16 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Der VLR war eine der Institutionen, die sich für die Werbezeitregulierung eingesetzt haben. Wir bleiben bei unserer Position, dass erst die zweite Stufe der Werbezeitre- gulierung nennenswerte Effekte auf den Lokalfunk haben würde und sie deshalb wei- terhin dringend benötigt wird. Bei den Kriterien zur Vergabe landesweiter UKW-Übertragungskapazitäten bitten wir zu bedenken, dass das Kriterium der Anbietervielfalt nicht zu einem Ausschlusskrite- rium für ein Angebot werden darf, das dem Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen möglich- erweise nahesteht. Die im Gesetz formulierten zusätzlichen Kriterien sind daher ein Schritt in die richtige Richtung, um der LfM ein faires Auswahlverfahren zu ermöglichen, bei dem auch der Lokalfunk eine Chance hat, berücksichtigt zu werden. Dies sollte durch eine klare Vor- rangregelung der neuen Kriterien vor dem Kriterium der Anbietervielfalt weiter gestützt werden. Die implizierte Aufwertung von DAB+ in § 14 Abs. 5 Ziffer 3 lehnen wir ab. Die in § 55 Abs. 1 vorgeschlagene Veränderung der Berechnung der Programmdauer unter Be- rücksichtigung des Bürgerfunks stößt bei uns im Verband auf ein sehr geteiltes Echo. Möglicherweise führt das zu einer Flexibilisierung; es gibt aber Stimmen, die befürch- ten, der Bürgerfunk solle zukünftig an die Stelle lokaljournalistischer Inhalte treten. Auch weil die Umsetzung eine pauschale Einrechnung des Bürgerfunks in die lokale Sendezeit erforderlich machen würde, sind wir bezüglich dieses Punkts skeptisch. Wie Sie wissen, sind Bürgerfunker keine abhängig Beschäftigten, die sich nach Programm- schema und -vorgaben richten müssen. Die Planbarkeit ist daher sehr eingeschränkt. Viel wichtiger erscheint uns jedoch, dass über den § 55 die Eigenverantwortung der Sender gestärkt werden kann, indem sie selbst entscheiden, ob und wie viel Programm in Randzeiten wie am Wochenende, wenn das Hörerinteresse ohnehin niedrig ist, stattfindet. Bezüglich der Veränderung von Kapital- und Stimmrechtsanteilen bei Betriebsgesell- schaften weisen wir darauf hin, dass eine Veränderung bei den kommunalen Gesell- schaftern bedeuten würde, dass sie auch aus ihrer politischen Verantwortung für einen wirtschaftlichen Betrieb entlassen würden. Insofern erkennen wir hier für die Veran- staltergemeinschaften keinen Vorteil; diese sehen eine derartige Veränderung ohne- hin seit jeher kritisch und befürworten die bestehende 75-%-Regelung. Zum Schluss möchte ich noch ein Thema ansprechen, zu dem wir hier mit einer ge- wissen Regelmäßigkeit vortragen. Es handelt sich um die Regelung in § 52 Landes- mediengesetz zur Verantwortung über programmbegleitende Telemedien. Hier wür- den wir uns eine Präzisierung wünschen, die dazu führt, dass Veranstaltergemein- schaften mit ihren Betriebsgesellschaften wirksam über Art und Umfang von Online- aktivitäten sprechen können und dass das auch im Rahmen von Wirtschafts- und Stel- lenplänen abgebildet wird. Die derzeitige Formulierung führt nicht dazu, dass Veran- staltergemeinschaften beim Umgang mit Onlineinhalten – und den zugehörigen, etwa die Technik und das Personal betreffenden Maßnahmen – den sprichwörtlichen Hut aufhaben, also verantwortlich sind. Hier halten wir eine Konkretisierung für sinnvoll, Landtag Nordrhein-Westfalen - 17 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

die – auch im Hinblick auf die künftige Entwicklung von Radio im Onlinebereich – klar- stellt, dass mit programmbegleitenden Telemedien jegliche Onlineaktivitäten gemeint sind, die mit Radiosendern bzw. ihren Marken in Verbindung gebracht werden. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Dr. Bongardt. – Jetzt spricht für radio NRW GmbH Herr Thölen.

Sven Thölen (Geschäftsführer radio NRW GmbH): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch von meiner Seite vielen Dank für die Gelegen- heit zur Stellungnahme. Ich möchte den Fokus auf die ökonomischen Notwendigkeiten und Wirkungsweisen im Zusammenhang mit den diskutierten Punkten legen. Das liegt natürlich in der DNA von radio NRW, da wir als Rahmenprogrammanbieter Programmstrecken und -ele- mente auch für die lokalen Sendestunden der Veranstaltergemeinschaften zuliefern und es von Anfang an unser Ziel war, die Produktionsaufwände der 45 Lokalfunkstati- onen in einem maßvollen Rahmen zu halten. Wie Sie wissen, besteht unsere zweite wichtige Aufgabe darin, als landesweiter und nationaler Vermarkter aktiv zu sein und durch die Generierung von Vermarktungserlö- sen einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Lokalfunksystems in NRW zu leisten. Die zunehmenden Veränderungen der Medien und die damit einhergehenden Wettbe- werbsentwicklungen stellen uns und den Lokalfunk jedoch vor zusätzliche Herausfor- derungen. Aus Zeitgründen verweise ich auf unsere Stellungnahme vom Januar 2019, in der wir darauf sehr detailliert eingegangen sind. Unsere Aufgabe im Lokalfunk – der wir uns auch stellen – wird es sein, Produkte zu entwickeln, die aus Sicht der Nutzer Relevanz im digitalen Umfeld erzeugen. Hinzu- kommt, dass wir uns bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen den Gesetzmäßig- keiten der digitalen Welt zu stellen haben. Diese sind bestimmt von großen Reichwei- ten und in der Folge auch von großen Aggregatoren und Kooperationen. Um in diesem Wettbewerb als Lokalfunk bestehen zu können, und somit auch die lokale Vielfalt er- halten zu können, bedarf es deshalb gesetzlicher Rahmenbedingungen, auf die ich kurz aus unserer Sicht eingehen möchte. Auch wir begrüßen die in § 14 Abs. 5 des LMG-Entwurfs eingebrachten Ergänzungen, da damit auch die Anbieter des NRW-Lokalfunks die Möglichkeit bekommen, bei einer Auswahlentscheidung berücksichtigt zu werden. Neben der Anbietervielfalt werden jetzt nämlich auch die bereits genannten Faktoren – strukturelle Sicherung des Lokal- funks, Versorgung durch journalistische Strukturen sowie das Vorliegen eines Digital- konzepts – berücksichtigt. So können wir im NRW-Lokalfunk den Aufbau zusätzlicher Reichweite verwirklichen und die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Lokalfunksystems erhalten. Im Sinne dieser Zielsetzung schlagen wir deshalb ergänzend vor, dass diese Landtag Nordrhein-Westfalen - 18 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

neuen Kriterien im Gesetzeswortlaut eine höhere Gewichtung erfahren als die aus Abs. 4. Wenn man dem beschriebenen Aufbau einer zusätzlichen Reichweite zur Verbreite- rung des Gesamtangebots und zur Sicherung der lokalen Vielfalt folgt, dann muss das eigentlich unabhängig vom Verbreitungsweg gelten. Insofern wäre es aus unserer Sicht konsequent, diese neuen Regelungen bei der Vergabe von UKW-Frequenzen genauso wie bei der Vergabe von DAB-Frequenzen anzuwenden. Deshalb schlagen wir vor, § 14 Abs. 6 – neu – um die Auswahlkriterien aus Abs. 5 zu ergänzen. Dem Thema „Audioförderung“ füge ich von meiner Seite hinzu, dass auch wir als Pro- grammanbieter uns verantwortlich dafür fühlen, Inhalte und Ideen zu entwickeln, dass zur Entwicklung innovativer Formate aber auch technische und datengetriebene Auf- gaben gehören. Das aber bringt einen hohen Finanzierungsbedarf mit sich, und die Konkurrenz ist groß. Wir stellen uns nicht nur der Konkurrenz des Hörfunkmarkts in NRW, sondern auch der einer großen digitalen Vielfalt. Wir müssen also Qualität lie- fern und anspruchsvolle technische Lösungen entwickeln. Daher begrüßen wir die För- derung infrastruktureller Maßnahmen. Den Wegfall der zweiten Stufe der Werbezeitreduzierung bedauern wir natürlich sehr; ich betone, dass wir die Beibehaltung der ersten Stufe sehr begrüßen. Das Gutachten, das Grundlage des Gesetzentwurfs war, ist schon mehrfach zitiert worden. Wir üben an drei wesentlichen Punkten dieses Gutachtens bzw. der Aussagen des Gutachters, die unserer Meinung nach nicht weitgehend genug sind, Kritik. Es ist richtig, dass die erste Stufe keine direkten Umsatzeffekte für den Lokalfunk er- zielt hat. Das war aber auch nicht zu erwarten, da sich die Zielgruppen des NRW- Lokalfunks von der eines Senders wie WDR 4 unterscheiden. Allerdings sind durch die Preisentwicklungen, die infolge der Verknappung entstanden sind, indirekte Effekte eingetreten; diese betreffen meines Erachtens nicht nur uns, sondern den gesamten Hörfunkmarkt Nordrhein-Westfalens. Aus unserer Sicht hat die erste Stufe das Ziel eines fairen Wettbewerbs im dualen System also erreichen können; hier hätte die zweite Stufe – wiederum zum Vorteil für den ganzen Hörfunkmarkt – aufsetzen kön- nen. Das wurde unserer Ansicht nach im Gutachten nicht explizit untersucht. Es sind kei- nerlei Kompensationseffekte für rückgängige Werbeumsätze im WDR prognostiziert worden. Der eben angesprochene Umsatzrückgang von 28 Millionen Euro wurde da- her deutlich zu hoch eingeschätzt. Last but not least ein Wort zum Thema „Gattungsschaden“. Auch dazu habe ich eine andere Position. Ein Gattungsschaden ist aus unserer Sicht nicht zu befürchten. Das Gutachten kommt diesbezüglich zu einem anderen Schluss. Das haben wir zur Kennt- nis genommen. Durch die Wegnahme eines Werbekanals würde die buchbare Nettoreichweite im Bun- desland NRW zurückgehen. Das sehen auch wir so. Man muss allerdings berücksich- Landtag Nordrhein-Westfalen - 19 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

tigen, dass das Niveau der Nettoreichweite in NRW deutlich über dem Bundesdurch- schnitt liegt. Das ist im Gutachten nicht betrachtet worden. Eine ausreichend hohe Nettoreichweite wäre auch nach Wegnahme einer weiteren WDR-Welle erzielbar – unabhängig davon, ob 1LIVE oder WDR 2 werbeführend bliebe. Auch wir würden es deshalb sehr begrüßen, wenn auf der Grundlage dieses Gutach- tens ein weiterführender Diskurs möglich wäre, in dessen Rahmen insbesondere diese Frage der Kompensationsmöglichkeiten detaillierter betrachtet werden könnte.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Thölen. – Jetzt spricht Herr Röper für das FORMATT-Institut.

Horst Röper (Leiter FORMATT-Institut): In der Stellungnahme haben wir uns auf das LMG konzentriert. So will ich auch heute verfahren, und zwar insbesondere in Bezug auf die Vergabe der UKW-Frequenzen, weil wir diese als besonders wertvolles Gut erachten. Ich erinnere daran, dass sich auch frühere Landesregierungen intensiv um das Frei- bekommen dieser Frequenzen von den Briten bemüht haben. Die Militärs haben aber damals auf ihre Rechtsposition gepocht und sie nicht abgegeben. Warum waren diese Frequenzen aus Sicht der früheren Landesregierung so wichtig? – Damit hätte unter anderem ein Mehr an Vielfalt im Hörfunkmarkt in NRW erzielt werden können, und zwar hinsichtlich einerseits der Anbietervielfalt und andererseits der An- gebotsvielfalt – auch vor dem Hintergrund, dass allen möglichen Anbietern ein ausge- sprochen lukratives Geschäft damit gewunken hätte, weil diese Frequenzen mit einer so hohen technischen Reichweite versehen waren. Frau Michel hat auf den Kernmarkt für die Werbung hier in NRW hingewiesen: das Nielsengebiet 2; ein ganz wesentliches Gebiet. Dieses wird in entscheidenden Teilen mit diesen Frequenzen erreicht. Damals ist die Freigabe nicht erreicht worden; heute sind die Frequenzen frei. Damit war für uns natürlich die Hoffnung verbunden, dass mit diesen nun ein Mehr an Vielfalt erreicht würde. Insbesondere in der Begründung zum neuen Absatz 5 in § 14 kann ich genau dieses Mehr an Vielfalt allerdings nicht erkennen. Dies scheint nicht geplant. Sehr undifferen- ziert wird dort über strukturelle Vielfalt geschrieben. Mit diesem Begriff kann ich wenig anfangen. Es geht um Anbieter- und Angebotsvielfalt. Genau diese kann ich nicht er- kennen. In der Begründung wird zudem darauf hingewiesen, dass der neue Anbieter nicht ein- mal zwingend über eine Redaktion verfügen muss. Das ist mir dann völlig suspekt, weil ich mich frage, was der Gesetzgeber vorhat. Es geht um reichweitenstarke UKW- Frequenzen, die nach wie vor einen hohen Wert darstellen. Diese sind ein wertvolles Gut, das – so, wie ich es interpretiere – verhökert werden soll. Es handelt sich nicht Landtag Nordrhein-Westfalen - 20 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

um kleine Frequenzen, die keinen Umsatz und keinen Erfolg im Hörfunkmarkt verspre- chen, sondern um ein wertvolles Gut – und nicht um irgendeine Frequenz in der Ucker- mark. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Bedingungen für die Vergabe mit die- sem neuen Absatz 5 derart heruntergeschraubt werden, dass zu Minimalpreisen ein solch wichtiges Gut, das für mehr Vielfalt im Hörfunkmarkt in Nordrhein-Westfalen aus- schlaggebend wäre – zumindest noch über Jahre, nämlich so lange, wie UKW eine ganz entscheidende Rolle spielen wird –, erworben werden kann. Insofern würde es mich freuen, wenn dieser neue Absatz 5 entfiele.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Röper. – Nun spricht Herr Kabitz. Das freut mich; denn nun hat der Verein der Chefredakteure das Wort. Bitte schön.

Thorsten Kabitz (Vorstand Verein der Chefredakteure): Meine Damen und Herren Abgeordneten, vielen Dank für die Gelegenheit, eine Bewertung aus Sicht der Chefre- dakteurinnen und Chefredakteure – von Insidern gerne liebevoll „dritte Säule im Zwei- säulenmodell“ genannt – vornehmen zu können. Am 1. April 1990 ging mit Radio Duisburg der erste Lokalsender auf Sendung. Das heißt, wir feiern in knapp zwei Monaten gewissermaßen den ersten 30. Sendergeburts- tag im Lokalfunk. Wir freuen uns über das im Gesetzentwurf erkennbare Bekenntnis zum Erhalt des loka- len Hörfunks in NRW. Zugleich wird noch einmal die Absicht deutlich, im Radio-/Audio- markt in NRW Vielfalt durch zusätzliche Angebote auf DAB+ und die zweite UKW-Kette zu schaffen. Das scheint zunächst ein sinnvoller Weg zu sein; denn gerade in diesem Radiomarkt, der sich in einem gänzlich anderen Umfeld als 1990 bewegt, können zu- sätzliche Angebote für die Menschen einen Anreiz darstellen, statt der Konkurrenz aus dem Netz das klassische terrestrische Radio-/Audioangebot weiterhin zu nutzen. Nichtsdestotrotz müssen wir uns darüber Gedanken machen, ob die Rahmenbedin- gungen stimmen, wenn traditionell nach dem Zweisäulenmodell verfasste Lokalsender künftig vermehrt auf privatwirtschaftlich anderweitig verfasste Sender, die nach den übrigen Paragrafen zu lizenzieren sind, treffen; ob also unter diesen Bedingungen der Erhalt des Lokalfunks in Gänze – wenn es denn so gemeint ist – zu erreichen ist. Die einzige – wenn man es so nennen will – echte Reform im Zweisäulenmodell ist aus meiner Sicht die im Entwurf geplante Änderung bei den Beteiligungsverhältnissen in der Betriebsgesellschaft, § 59. Dafür gibt es konkrete Hintergründe – diese sind be- kannt –, und zwar insbesondere in Fällen, in denen finanzschwache kommunale Ge- sellschafter bei defizitären Sendern als Gesellschafter ausfallen, nicht aktiv sind oder Ähnliches. In der Begründung heißt es, der Anteil „solle“ nach wie vor auf 75 % be- grenzt bleiben. Es stellt sich aber die Frage, ob die Folgewirkung dessen mit bedacht worden ist. Wenn aus dem „darf“ ein „soll“ wird, dann kann dies natürlich dazu führen, dass damit auch andere auf die Idee gebracht werden, ihre Anteile – ich sage es lapi- dar – zu versilbern. Welche Folgewirkungen das hat, ist medienpolitisch zu bewerten. Landtag Nordrhein-Westfalen - 21 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Hinsichtlich der Vergabekriterien für die landesweiten analogterrestrischen Frequen- zen verstehe ich dies als Ergänzung, und zwar vor dem Hintergrund, dass überliefert ist, dass in vergangenen Vergabeverfahren die Frage aufkam, wie weit unter den bis- lang bestehenden Kriterien für die Angebots- und Anbietervielfalt Anbieter, die aus dem erweiterten oder engeren Umfeld des Lokalfunks kommen, eine – in Anführungs- zeichen – Chance haben oder ob dies per se ein Ausschlusskriterium darstellt. Inso- fern verstehe ich diese Ergänzung als eine solche. Sie stellt klar, dass an der Stelle eine Wettbewerbsfairness gegeben ist, sodass eine Bewerbung von jemandem aus der Lokalfunkfamilie nicht per se durch das Totschlagsargument der Angebots- und Anbietervielfalt ausgeschlossen ist. Die weiteren Kriterien. Wenn, wie heute eingangs angeklungen ist, aus medienrechtli- cher Sicht noch einmal klarzustellen ist, ob das mit dem Begriff „Strukturen“ sauber ist, dann muss darüber nachgedacht werden. Ich jedenfalls verstehe die Intention so. Ebenso begrüßen wir als gemäß Tarifvertrag im NRW-Lokalfunk Beschäftigte – ein Umstand, den Sie im Privatradio in vielen anderen Bundesländern so nicht finden –, wenn mit § 14 Absatz 5 Punkt 2 die redaktionellen Strukturen am Medienstandort Nordrhein-Westfalen gestärkt werden sollen. Diskutieren kann man – ich habe dies mit Interesse unter dem dritten Spiegelstrich in der Stellungnahme von VAUNET gelesen – über die Anbindung an ein Digitalkonzept inklusive einer digitalterrestrischen Verbreitung. Dort wird für wünschenswert erklärt, dass der potenzielle Anbieter sich auch in DAB+ engagiert. Das kann ein Anreiz sein, DAB+ hier im Land zu etablieren. Der Antwort auf die Frage, was wir mit DAB+ in NRW wollen, sind wir bisher allerdings noch nicht näher gekommen. Insbesondere in Bezug auf die Übertragbarkeit des Lo- kalfunks ist uns dies unklar. Sie wissen, dass Radio-/Audioanbieter sehr unterschied- licher Auffassung darüber sind, in welchem digitalen Weg sie ihre Zukunft sehen. Da- her rege ich an, zu überlegen, wie weit man auf diesen letzten Zusatz – die Anbindung an das digitalterrestrische, an DAB+ – verzichten bzw. über diesen noch einmal disku- tieren kann. Als Programmmacherinnen und Programmmacher in den Redaktionen sind die Sen- dezeiten unser Kerngeschäft. Das Thema „Flexibilisierung von lizensierten Sendezei- ten“ haben wir in vergangenen Anhörungen angesprochen und begrüßen sehr, dass dies aufgegriffen wurde. Aus zwei Gründen haben wir allerdings Zweifel, ob der dafür vorgeschlagene Weg – den Bürgerfunk zur Verrechnung heranzuziehen – der richtige ist. So, wie es im Gesetzentwurf vorgesehen ist, könnte dies auch dazu führen, dass die Möglichkeit, den Bürgerfunk mit einzurechnen, als – ich sage einmal – Druckmittel oder Argument dafür genutzt wird, derzeit lokal bestehende Sendezeit unter dem Kosten- druck zurückzufahren. Wie Sie in unserer Stellungnahme lesen können, haben wir bei den Kolleginnen und Kollegen abgefragt, wie es überhaupt in Sachen „Bürgerfunk“ aussieht. In den vergan- genen Jahren hat sich eine sehr differenzierte Landschaft entwickelt. Knapp ein Drittel Landtag Nordrhein-Westfalen - 22 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

der Sender sendet nicht einmal mehr zweimal pro Woche, manche sogar nicht einmal mehr einmal im Monat Bürgerfunk. Es gibt aber auch viele andere Stationen. Insbe- sondere die Großstadtregionen sind nach wie vor voll ausgelastet. Wenn man das aber so weiter denkt, dann kann das in der Konsequenz dazu führen, dass irgendwo tat- sächlich lokale Sendestunden aufgegeben werden und durch Bürgerfunk ersetzt wer- den sollen, den es aber nicht gibt. Das heißt dann de facto: weniger lokale Inhalte. Daher unterstützen wir die hier schon genannten Überlegungen, ob nicht andere Mög- lichkeiten zur Verrechnung gefunden werden können, sehr – zum Beispiel über die Regelung, montags bis freitags einen wöchentlichen Stundendurchschnitt anzusetzen. Das Ziel bleibt auf jeden Fall richtig; denn insgesamt haben viele Lokalstationen ihre lokalen Inhalte bzw. Sendezeiten unter der Woche, von montags bis freitags, über die letzten Jahre ausgebaut. Das ist eine gute Botschaft. Parallel versuchen wir uns auch im Digitalen umzutun. Viele Lokalstationen experi- mentieren bereits mit Podcasts, Angeboten in Social Media und Co. Da wurschtelt derzeit jeder für sich herum. Wenn es da eine Förderung, Unterstützung – auch über die geplante Audioförderung – gäbe, dann wäre das grundsätzlich zu begrüßen. Dass diesbezüglich eine Inhalteförderung ausgeschlossen wird, ist sicherlich richtig. Nichts- destotrotz bleibt die Frage – wir sprachen eben über DAB+ –, ob darüber auch Infra- strukturmaßnahmen unterstützt werden können. Bei der letzten diesbezüglichen An- hörung im vorherigen Jahr wurde es ein wenig belächelt, als ich vorsichtig ansprach, über lokale/regionale DAB+-Pilotprojekte nachzudenken. Es wurde gefragt, ob dieses DAB+ eine neuartige Rundfunktechnologie sei. Mit Interesse vernehmen wir zumin- dest aus anderen Bundesländern, dass dort dieser Tage Experimente – Stichwort: small scale und anderes – mit lokaler/regionaler DAB+-Verbreitung gestartet wurden. Man kann das Thema also weiterhin aufrufen. Stichwort: 5G – es kommen noch ganz neue Themen auf uns zu. Wenn NRW mit einem Pilotprojekt für lokales/regionales 5G- Broadcasting deutschlandweit in der Audioszene Schlagzeilen machen würde, dann wäre das sicherlich spannend. Zum WDR-Gesetz und zur Werbezeitenreduzierung will ich neben den bereits genann- ten Aspekten nicht mehr viel sagen, zumal der Gutachter aufgrund der aus meiner Sicht überschaubaren Datenlage nicht um das Erzielen belastbarer Ergebnisse zu be- neiden ist. Das war sicherlich eine besondere Herausforderung. Dass die erste Stufe – in Anführungszeichen; ohne dies abwertend zu meinen – überschaubare Ergebnisse produziert, war zu erwarten. Das Ansinnen bleibt nichtsdestotrotz bestehen. Man kann fragen, warum nicht noch einmal über Alternativen nachgedacht worden ist, die den berechtigten Anspruch der Kolleginnen und Kollegen auf Kampagnenfähigkeit etc. er- halten, dem ursprünglichen Ansinnen dieser Werbezeitenreduzierung aber trotzdem – vielleicht aber über andere Verrechnungsmodelle – gerecht werden. Das Thema wird – insofern der Vorschlag, diese Anregung auf Wiedervorlage zu le- gen – weiterhin aktuell bleiben. Insbesondere, wenn über DAB+ und UKW möglicher- weise noch andere Anbieter in die bislang noch nicht geschützten lokalen/regionalen Werbemärkte kommen, werden wir die Ausbalancierung der Kräfte weiterhin im Blick behalten müssen. Landtag Nordrhein-Westfalen - 23 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Was man sonst noch tun und worüber man noch reden könnte, finden Sie in der Stel- lungnahme. Gerne können wir gleich darüber sprechen. Wir freuen uns darauf, ge- meinsam mit Ihnen hoffentlich neben der in Duisburg noch viele weitere Ü30-Partys feiern zu können.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Kabitz. – Nun spricht Herr Kah für den Deutschen Journalisten-Verband.

Volkmar Kah (Geschäftsführer Deutscher Journalisten-Verband, Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.): Sehr geehrte Herren Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten! Auch im Namen des Deutschen Journalisten-Verbandes ganz herzlichen Dank dafür, dass wir in dieser Anhörung Stellung nehmen können. Wir begrüßen das Bekenntnis aller Beteiligten zum Lokalfunk. Mit Blick auf die Ent- wicklung in anderen Medienbereichen – die Lokalzeitungen wurden eben schon ange- sprochen – kommt dem Lokalfunk eine immer größere Bedeutung für das Medienland Nordrhein-Westfalen zu. Darauf wollen wir uns in unserem Eingangsstatement be- schränken. Es wird Sie nicht verwundern, dass die Vertreter der Journalistinnen und Journalisten in ihrer Stellungnahme einen ähnlichen Zungenschlag haben wie die im System arbei- tenden Chefredakteurinnen und Chefredakteure. Insofern könnte ich vieles von dem von Herrn Kabitz Genannten wiederholen. Das möchte ich aber nicht tun, sondern vielmehr schwerpunktmäßig auf drei Aspekte abheben. Dazu gehört der in diesem Gesetzentwurf nicht geänderte § 52. Dieser Paragraf wurde auch seitens des VLR bereits angesprochen. Es geht um die Veranstaltung des Pro- gramms im Bereich der Telemedien. Die seit Jahren bestehende Regelung sollte ei- gentlich so interpretiert werden, dass die Veranstaltergemeinschaften auch für diese zuständig sind. In der Praxis sieht dies allerdings immer noch etwas anders aus. Da gibt es meiner Auffassung nach Regelungsbedarfe; es muss klarer formuliert werden. Die Novelle des Gesetzes könnte dazu genutzt werden. Zu den Bürgerfunksendungen. Die Weiterentwicklung von Bürgerfunk ist insbesondere in Zeiten, in denen das Thema „Medienkompetenz“ sehr präsent ist, äußerst wichtig. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob es richtig ist, lokales professionelles Programm und Journalismus dafür einzuschränken. Mein Verband teilt daher die Sorge meines Vorredners, dass dies dazu führen könnte, dass weniger lokaler professioneller Jour- nalismus stattfindet. Das wäre in diesen Zeiten wohl genau das falsche Signal. Aus dem System kommend erkennen wir den Hinweis, dass eine Flexibilisierung nötig ist, an. Meiner Meinung nach wäre man mit einer an durchschnittlichen wöchentlichen Zei- ten orientierten Lösung deutlich besser bedient. Damit gäbe es die starren Lösungen nicht mehr, und man könnte das System weiterentwickeln. Das ist dringend nötig. Das erkennen wir an. So würde man aber gleichzeitig nicht den Bürgerfunk gegen den Lo- kaljournalismus ausspielen. Die notwendige Stärkung des Bürgerfunks muss meiner Ansicht nach an anderen Stellen stattfinden. Landtag Nordrhein-Westfalen - 24 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Die mögliche 100%ige Beteiligung von Verlagen an Betriebsgesellschaften sehen wir als problematisch an. Seit Jahren beobachten wir, dass Kommunen und kommunale Einrichtungen ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht werden und sich, wie Herr Peltzer sagte, insbesondere bei notwendigen Kapitalerhöhungen teils aus dem System zu- rückziehen. Das ist ein Problem. Man muss dafür eine Lösung finden, allerdings ist fraglich, ob jene im Gesetzentwurf die richtige ist. Wir denken, dass es mit Blick auf das Zweisäulenmodell eines Gesamtkonzepts bedarf. Zu Beginn kam, soweit ich mich erinnere von Herrn Professor Dr. Hain, bereits der Hinweis, dass man, wenn man über so etwas nachdenkt, klare Leitplanken einziehen muss. Wir gehen weiter und fragen, ob es – mit Blick auf die Augenhöhe zwischen VGs und BGs – nicht viel wichtiger wäre, die Veranstaltergemeinschaften zu stärken – auch im Binnenverhältnis zu den Be- triebsgesellschaften. Da kann man eine Menge tun. Man müsste diesen Sachverhalt generell einmal betrachten; denn es gibt auch Verlage, die ihrer Verantwortung für den Lokalfunk nicht gerecht werden. Dann muss es auch einer Veranstaltergemeinschaft möglich sein, sich nach Alternativen umzuschauen. Dabei geht es ausdrücklich nicht um ein Herausdrängen der Verlage aus dem Lokalfunk. Das betone ich. Für viele Ver- lage ist nämlich der Lokalfunk ein wichtiges Standbein. Da, wo es gut gemacht wird, ist der Verlag für den Lokalfunk ein guter Partner. Die heilige Kuh „Verlegerprinzip“ – ohne jegliche Gegenleistung – müsste aber noch einmal in Augenschein genommen werden. Das im System vorliegende Problem, das ich eben angedeutet habe, ist die Transpa- renz zwischen VGs und BGs. Das erleben wir an vielen Stellen. Vorgestern habe ich die Studie zur wirtschaftlichen Situation des privaten Rundfunks in Deutschland erhal- ten. Dabei handelt es sich um eine Studie der Landesmedienanstalten. NRW nimmt daran seit, soweit ich mich erinnere, 2015 nicht mehr Teil, weil in NRW die Datenbasis für valide Werte schlicht nicht mehr vorhanden ist. Heute habe ich gehört, dass auch die Datenbasis für die Werbezeitenreduzierung eher mau war. Jedes Herausziehen kommunaler bzw. öffentlicher Einrichtungen aus den Betriebsgesellschaften, die über die Veröffentlichungen einen Rest an Transparenz gewährleisten, sehen wir daher kri- tisch. Eigentlich wollte ich nichts zur Werbezeitenreduzierung sagen, da diese in unserem Verband durchaus kontrovers diskutiert wird. Eine diesbezügliche Anmerkung möchte ich jedoch machen. Man kann diskutieren, ob Werbung im öffentlich-rechtlichen Rund- funk sein muss, ob sie ein Kulturgut ist. Gleichwohl sind wir sehr froh, dass die Lan- desregierung eine Evaluation in Auftrag gegeben hat, um herauszufinden, was die Werbezeitenreduzierung gebracht hat. Ich bin geneigt, der im Gutachten formulierten Auffassung zu folgen, dass sie ein begrenzter Erfolg war, möchte aber auch deutlich darauf hinweisen, dass eine mögliche weitere Werbezeitenreduzierung nicht einseitig zulasten des Westdeutschen Rundfunks gehen kann. Man kann eine Lösung im Ge- samtsystem finden. Die Aussagen von Herrn Meyer-Lauber für den Rundfunkrat ent- sprechend der Position des Deutschen Journalisten-Verbandes. Bei der Wegnahme von Werbung aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk muss eine Gegenfinanzierung sichergestellt sein. Dies muss in den Rundfunkstaatsverträgen und im Rahmen der Landtag Nordrhein-Westfalen - 25 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Landesgesetzgebung geregelt werden. Wir sehen uns mit dem Gutachten in dieser Position gestärkt. Der gefundene Kompromiss ist daher ein guter.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Kah für den DJV. – Der guten Ord- nung halber weise ich noch darauf hin, dass uns drei Stellungnahmen vorliegen, zu denen heute niemand an der Sitzung teilnimmt. Das betrifft erstens die Landesbeauf- tragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen – Drucksache 17/2185 –, zweitens VAUNET – Verband Privater Medien e. V. – Drucksache 17/2210 – sowie drittens ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft mit dem Bun- desvorstand für die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union – Drucksache 17/2208. Nun rufe ich für die Fragen die Fraktionen in der Reihenfolge ihrer Meldungen auf. Es beginnt Herr Tritschler für die AfD-Fraktion, dann folgen Herr Vogt von der SPD-Frak- tion, Herr Nückel von der FDP-Fraktion und Frau Stullich für die CDU-Fraktion. Herr Rahe von der SPD-Fraktion hat sich ebenfalls gemeldet. Herr Tritschler, drei Fragen – bitte schön.

Sven Werner Tritschler (AfD): Vielen Dank an die Gutachter für die Stellungnahmen und die Eingangsstatements. – In der ersten Runde konzentriere ich mich auf das Thema „Datenschutz“. Wie der Vorsitzende soeben gesagt hat, ist die Datenschutzbeauftragte leider nicht anwesend. In ihrer Stellungnahme hat sie allerdings geschrieben, der vollständige Mel- dedatenabgleich stoße – zumindest dann, wenn er regelmäßig stattfinden solle – auf erhebliche Bedenken, insbesondere im Zusammenhang mit der DSGVO. Meine erste Frage geht an Herrn Professor Dr. Holznagel. Sie haben dies in Ihrem Gutachten anders bewertet; vielleicht können Sie dies noch einmal ausführen. Herr Dr. Fallack, Sie haben es in Ihrem Eingangsstatement angesprochen. Sie kritisie- ren nachvollziehbar einen Bruch des Konnexitätsprinzips. Haben Sie sich dies auch unter Datenschutzgesichtspunkten angesehen? Sie wären daran im Endeffekt schließ- lich auch beteiligt. Meine letzte Frage richte ich an Frau Michel vom WDR. Auch Sie haben angerissen, dass Sie dazu gerne noch Stellung nehmen möchten. Die Gelegenheit würde ich Ihnen gerne geben, und zwar unter den Gesichtspunkten „Konnexität“ und „Datenschutz“.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Herr Tritschler. – Wir sammeln nun zu- nächst die Fragen. Die nächsten stellt Herr Vogt für die SPD-Fraktion. Bitte schön.

Alexander Vogt (SPD): Auch unsererseits zunächst herzlichen Dank für die umfang- reichen Stellungnahmen. – Ich habe zwei Fragen. Erstens zur Anrechnung der Bürgerfunkzeiten auf die lokale Berichterstattung im pri- vaten Hörfunk. Ich wünsche dazu von Herrn Kah, Herrn Röper und Herrn Professor Landtag Nordrhein-Westfalen - 26 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Dr. Holznagel eine Einschätzung. Wenn die Bürgerfunkzeiten auf die lokalen Rund- funkzeiten im Lokalfunk angerechnet werden können, dann würde ich diesbezüglich gerne wissen, ob das faktisch eine Kürzung von Lokaljournalismus bedeutet. Es wird immer gesagt, dass der Bürgerfunk dadurch gestärkt werde. Ich erkenne keine Verän- derung für den Bürgerfunk. Er ist in den Abendstunden vorhanden. Ich sehe auch keine Änderung an der Zeit, sondern nur, dass die lokale Zeit der einzelnen Sender darauf angerechnet werden kann. Ist das aus Ihrer Sicht faktisch eine Kürzung von lokalem Journalismus in den 44 Lokalsendern in Nordrhein-Westfalen? Meine zweite Frage betrifft die Anteile und richtet sich an Herrn Professor Dr. Holzna- gel und Herrn Professor Dr. Hain, aber auch an Herrn Dr. Fallack. Seit Gründung des lokalen Hörfunksystems gab es da einen gewissen Anteil – zunächst 25 %; teilweise weniger, weil manchmal ein Treuhandmodell gefunden wurde, wenn die Kommunen den Verlustausgleich nicht tragen wollten oder konnten. Jetzt wird, wie auch schon einmal während unserer Regierungszeit, diskutiert – das wurde vorhin schon einmal angesprochen; wir hatten uns damals dagegen entschieden –, ob ein Anteilseigner 100 % übernehmen darf. Sie sprachen das Thema „Monopolbildung“ an. Ich hätte von Ihnen gerne eine Einschätzung dazu, als wie dramatisch Sie es erachten, wenn es einen 100%igen Anteilseigner gibt. Herr Dr. Fallack, vielleicht könnten Sie noch einmal die diesbezügliche Position der Kommunen darstellen, weil diese derzeit Anteile halten und ich den Eindruck habe, dass es den Radiosendern durchaus gut tut was die Werbefinanzierung angeht, weil sich auch viele kommunale Gesellschaften für die Unterstützung ihrer lokalen Sender verantwortlich fühlen.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Vogt. – Nun hat sich Herr Nückel zu Wort gemeldet und stellt für die FDP-Fraktion Fragen.

Thomas Nückel (FDP): Vielen Dank seitens der FDP-Fraktion an alle Teilnehmer. – Ich versuche, meine drei Fragen in eine Nachrichtenminute zu packen. Meine erste Frage geht an Herrn Thölen; ich beziehe mich zunächst auf die Werbe- zeitenreduzierung. Denken wir einmal zurück in die Vergangenheit: Da gab es noch keine Werbezeitenreduzierung sowie für die lokalen Radiostationen, den Privatfunk eine besondere Problematik; Stichworte: Wettbewerbsverzerrung und Preiskampf. Vielleicht könnten Sie für uns diesbezüglich einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen. An Herrn Lammert. Durch die erste Stufe der Werbezeitenreduzierung ist die Sende- minute eigentlich ein rareres Gut geworden und wurde teurer verkauft. War das nicht eigentlich ein Geschenk des Himmels? An Herrn Röper. Ich habe nicht so ganz verstanden, warum man Absatz 5 in § 14 streichen will. Beim Lesen Ihrer Stellungnahme habe ich es dann irgendwie verstan- den, weil Sie bedauern, dass das UKW-System nicht abgeschafft wurde. Sie beklagen, dass im Grunde kein Land ein digitales Konzept für den Hörfunk aufgestellt hat, weil Landtag Nordrhein-Westfalen - 27 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) CR Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

nie ein Abschalttermin für UKW genannt wurde. Hätte das für NRW nicht bedeutet, dass das Lokalfunksystem dann jetzt nur noch ein Trümmerhaufen wäre? Eine Frage, die sich an Frau Brocker, vielleicht aber auch an Herrn Professor Dr. Hain sowie an den VLR richtet: Glauben Sie nicht, dass die Präzisierung in § 14 Absatz 5 im Gesetz im Grunde notwendig ist, um der Medienkommission die Arbeit zu erleich- tern?

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Nückel. – Als nächstes steht Frau Stullich für die CDU-Fraktion auf meiner Liste. Bitte.

Andrea Stullich (CDU): Auch von unserer Seite einen herzlichen Dank an alle Exper- ten. – Meine erste Frage geht an Herrn Professor Dr. Hain. Sie haben vorhin einerseits gesagt, dass Sie die beabsichtigte Stärkung der Struktur im Lokalfunk begrüßen. An- dererseits haben Sie auch sehr deutlich gemacht, dass die Regelungen nicht zu einer Marktabschottung führen dürfen. Können Sie diese Ambivalenz vielleicht ein bisschen näher erläutern und noch genauer ausführen, worin genau Sie die Probleme bei dem Kriterienkatalog zur UKW-Frequenzvergabe sehen? Meine zweite Frage richtet sich an Herrn Lammert und Frau Michel. Frau Michel, Sie haben eben ein Bekenntnis des WDR zu einer Gesamtverantwortung für die Radio- landschaft in NRW abgegeben. In der schriftlichen Stellungnahme schreiben Sie unter anderem: „Im nordrhein-westfälischen Hörfunkwerbemarkt stehen der Lokalfunk … und der WDR im gesunden Wettbewerb und sorgen gemeinsam für eine starke und kampagnenfähige Gattung Hörfunk.“ „Mit Blick auf den Privatfunk … erkennt der WDR grundsätzlich die Schutz- bedürftigkeit des Lokalfunksystems im aktuellen Marktumfeld an.“ Für mich klingt das nicht mehr nach der bekannten Konkurrenz zwischen dem WDR und dem Lokalfunk, sondern beinahe schon mehr nach Annäherung, wie wir sie sei- nerzeit auch schon im Rahmen der Anhörung zu DAB+ erlebt haben. Sehe ich das zu rosarot oder halten Sie für die Zukunft sogar so etwas wie eine Public-private-Part- nership zwischen dem Lokalfunk und dem WDR für möglich, und zwar vielleicht auch, um in einer partnerschaftlichen Anstrengung Konkurrenz von außen außen vor zu hal- ten? Meine dritte Frage geht an Herrn Kabitz, aber auch an den VLR und den BG-Verband. Sie haben übereinstimmend eine Flexibilisierung der lizensierten Programmdauer an- geregt. Bisher sei sie Ihrer Ansicht nach möglicherweise zu stark geregelt. Insbeson- dere an Thorsten Kabitz gerichtet frage ich: Können Sie das erläutern oder anhand einer Beispielrechnung zeigen, wie eine solche Flexibilisierung konkret aussehen könnte? Dazu auch eine Anschlussfrage an Frau Brocker: Sehen Sie dafür seitens der LfM ebenfalls Möglichkeiten? Ist so etwas denkbar und auch umsetzbar? Landtag Nordrhein-Westfalen - 28 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Frau Stullich. – Jetzt habe ich für die erste Fragerunde noch den Kollegen Rahe auf der Liste, und dann gehen wir zur ers- ten Antwortrunde über.

Ernst-Wilhelm Rahe (SPD): Zunächst möchte ich die Diskussion zum Thema „Wer- bezeiten“ ansprechen. Ich weiß noch aus der letzten Legislaturperiode, wie schwierig es war, dass Thema parlamentarisch zu diskutieren, zumal es nicht von besonderer Transparenz gekennzeichnet ist. Das ist etwas, was wir jedenfalls in den letzten Jah- ren sowohl den WDR als auch den lokalen Hörfunk betreffend immer wieder beklagt haben. Mir geht es um die Grundlage für den aktuellen Gesetzentwurf. Inwieweit ist dieses Gutachten geeignet, eine solche gesetzgeberische Grundlage zu schaffen? – Ich er- innere an die Diskussion, die wir hier zu dem Gutachten hatten. Dass der WDR in seiner Stellungnahme sehr deutlich darauf eingeht und sagt, dass er alles richtig findet, was in dem Gutachten steht, ist nicht sehr verwunderlich. Bei den Stellungnahmen sowohl von radio NRW als auch vom VLR und vom BG-Verband ist aber deutlich herauszulesen, dass es eine falsche Grundlage bei der Datenerhebung gebe. Das Thema sei völlig verfehlt. Die Auswirkungen auf die Werbewirtschaft würden beurteilt, aber nicht die Auswirkungen auf den Rundfunk. Und es werde im Grunde genommen eine falsche Schlussfolgerung daraus gezogen – Stichwort: Gattungsscha- den. Von daher würde mich die Einschätzung des BG-Verbands bzw. von Herr Peltzer und Herrn Thölen interessieren. Auch Herr Kabitz hat das Thema vorhin kurz angespro- chen. Halten Sie das Gutachten für eine tragfähige Grundlage, um eine solch wichtige Entscheidung zu treffen? Meine zweite Frage gilt der hier schon mehrfach diskutierten Vergabe von UKW-Fre- quenzen. VLR, BG-Verband und radio NRW freuen sich darüber und halten inzwi- schen sozusagen alles für gemachte Sache – so kann man jedenfalls die Stellungnah- men interpretieren. Das kann ich auch verstehen, aber Herr Professor Hain, Herr Pro- fessor Holznagel und Herr Röper äußern deutlich Bedenken. Herr Röper sieht die Handlungsoptionen der Medienkommission sehr deutlich eingeschränkt. Ich erinnere an den vorletzten Satz Ihrer Stellungnahme, Herr Röper: „Faktisch nimmt der Gesetz- geber die Auswahl selbst vor.“ – Das ist ein starker Satz. Vielleicht könnten Sie dazu noch etwas sagen. Meine Frage richtet sich außerdem an Frau Brocker. Wie schätzen Sie angesichts dieser beabsichtigten Regelung die Entscheidungssouveränität der Medienwerkstatt bzw. der Medienkommission und die dort notwendigen Diskussionen ein?

Vorsitzender Oliver Keymis: Die Fragen der Abgeordneten sind gestellt und notiert. Ich würde vorschlagen, dass wir bei ihrer Beantwortung in derselben Reihenfolge vor- gehen wir vorhin. Landtag Nordrhein-Westfalen - 29 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Prof. Dr. Karl-E. Hain (Universität zu Köln, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Medienrecht, Institut für Medienrecht und Kommunikationsrecht): Zunächst zu der Frage von Herrn Vogt; da ging es um die Lockerung der Anteilsgrenze – von einer Muss- zu einer Sollregelung. Die Frage war, wie dramatisch ich die Situation im Hin- blick auf eine mögliche hundertprozentige Beteiligung eines Verlegers sehe. Das kann schon dramatisch werden, und zwar unter Berücksichtigung der Sicherun- gen, die bei den Veranstaltergemeinschaften eingezogen sind. Diese Sicherungen sind bereits Ausdruck des Misstrauens des Gesetzgebers hinsichtlich der Austarierung des Spannungsverhältnisses zwischen ökonomischem und publizistischem Interesse. Wann ich das als problematisch ansehe? – Wenn ich mir vorstelle, dass ein Lokalmo- nopolist auch noch 100 % an dem jeweiligen Lokalfunkveranstalter übernimmt, dann sehe ich es als sehr problematisch an. Es ist mir völlig klar, dass wir es hier grundsätz- lich mit einer Divergenz zu tun haben. Wir wollen auf der einen Seite eine ökonomisch tragfähige Grundlage für den Lokalfunk erhalten. Das ist notwendig, und das erkenne ich an. Aber wenn man andererseits bedenkt, dass es beim Lokalfunk sozusagen no- lens volens einen faktischen Druck von der ökonomischen auf die publizistische Seite geben wird und dann ein Lokalmonopolist mit Tendenzfreiheit im Pressebereich tätig wird, dann sehe ich diese Akkumulation von Meinungsmacht – wobei das im Hinblick auf die Betreibergesellschaft einzuschränken ist – schon als problematisch an. Deswegen habe ich dafür votiert, zu sagen, dass eine atypische Situation vorliegen muss, damit überhaupt diese Regelung im Sinne einer hundertprozentigen Beteiligung durchschlägt. Das heißt: Es darf sich keine Gemeinde zur Verfügung stellen, und es darf kein Dritter zur Verfügung stehen, der in die Struktur reingehen könnte. Nur dann halte ich das überhaupt für diskutabel. Und wenn es dann dazu kommt, halte ich es für wichtig, dass die inhaltliche Vielfalt besonders gesichert wird, damit sich nicht sozusagen Meinungsmacht akkumulieren kann. Sie, die Sie hier sitzen, sind zum großen Teil Abgeordnete des Landtags. Es wird Ihnen keine große Freude machen, wenn Sie solchen verlegerischen Position in ihrem Wahlkreis gegenüberstehen – besonders dann nicht, wenn diese Sie nicht fea- turen. Das muss man sich mal vorstellen. Zweitens haben sich Herr Nückel und Frau Stullich zu § 14 Abs. 5 geäußert und Fragen gestellt. Dazu möchte ich auch noch etwas sagen. Das Problem, welches ich hier sehe, ist: Es ist nicht dasselbe, ob eine Struktur gesichert wird oder ob nach dem Merkmal „alt und bewährt“ eine Veranstaltergruppierung gesichert wird. Prinzipiell kann also auch Struktursicherung betrieben werden, ohne gleichzeitig immer mit denselben Ver- anstaltern zu arbeiten. Meine Stellungnahme läuft im Grunde darauf hinaus, dass bei der Anwendung der Regeln durch die zuständige Stelle berücksichtigt werden muss, dass der zentrale ver- fassungsrechtliche Wert der Medienordnung die inhaltliche Vielfalt ist, nicht die Petri- fizierung einer Veranstalterstruktur. Es muss in NRW im Hörfunk möglich sein, dass auch noch neue Kräfte in den Markt kommen. Ich erkenne eine gewisse Tendenz des Gesetzgebers, zugleich mit der Struktursicherung bestehende Veranstalterstrukturen Landtag Nordrhein-Westfalen - 30 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

abzusichern. Das ist nicht ganz im Sinne der Anbietervielfalt. Meine Meinung ist, dass dies bei der Anwendung des Gesetzes austariert werden muss. Insofern sehe ich auch keine Divergenz in meiner Stellungnahme. Mir kam es ja ge- rade darauf an, dass Struktursicherung etwas anderes ist als Marktabschottung. Struk- tursicherung ist gut; sogar sehr gut. Marktabschottung hingegen – nach dem alten ge- werberechtlichen Grundsatz „alt und bewährt“, der von der Rechtsprechung übrigens auch im gewerberechtlichen Bereich nicht mehr als einzig maßgeblicher und durch- schlagender Aspekt anerkannt wird – ist es nicht. Das ist kein innerer Widerspruch der Argumentation, sondern das sind zwei Seiten einer Medaille, bei denen ich sage: Die erste Sache ist gut, die zweite Sache ist im Sinne der gewünschten Vielfalt des Inhalts und der Anbieter bedenklich. Die letzte Frage von Herrn Rahe bezog sich auf die Werbezeiten und darauf, ob das Gutachten geeignet ist. Herr Brings-Wiesen hat zum Spaß mal die Stellen im Gutach- ten angemarkert, an denen die Gutachter selbst sagen, dass sie nur über eine einge- schränkte Grundlage verfügen. Das könnte ich Ihnen jetzt hochhalten – es ist voll mit Markierungen. Insofern bietet dieses Gutachten natürlich eingeschränkte tatsächliche Grundlagen, wobei das möglicherweise nicht allein in der Hand der Gutachter lag. Wo ich das Gutachten allerdings für relativ valide halte, sind die Stellen, die sich auf die erste Stufe der Werbezeitenreduzierung beziehen bzw. darauf, was es den WDR gekostet hat, und darauf, dass es nicht zu einer Eins-zu-eins-Verlagerung auf den pri- vaten Hörfunk gekommen ist. Das halte ich jedenfalls für valide. In vielen anderen Passagen kann man sehr darüber streiten.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Professor Hain. – Herr Professor Holznagel.

Prof. Dr. Bernd Holznagel (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Juristi- sche Fakultät, Institut für Informations- und Medienrecht [ITM]): Zunächst zu der Frage des Meldeabgleichs. Ich habe mir zwischenzeitlich noch einmal Art. 6 Abs. 1 Buchstabe e) der Datenschutz-Grundverordnung angesehen. Das ist wahrscheinlich eine Rechtsmaterie, die hier noch nicht viel diskutiert wurde, aber da wird noch mehr kommen. Da können Sie sicher sein. Es gibt datenschutzrechtlich grundsätzlich zwei Wege, um die Erhebung personenbe- zogener Daten zu legitimieren. Der eine Weg ist, dass jemand einwilligt, dass Daten erhoben werden. Die andere Möglichkeit besteht, wenn es eine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Diese gesetzliche Grundlage muss selbst wiederum durch die Datenschutz- Grundverordnung legitimiert sein. Und da gibt es eben diesen Art. 6 Abs. 1 Buch- stabe e), der dazu legitimiert, wenn öffentliche Interessen überwiegen. Hinzu kommt noch in Abs. 2 die Möglichkeit der Ausgestaltung durch die Mitglieds- staaten. Man hat hier eine sogenannte Öffnungsklausel: Die Mitgliedsstaaten können in dem Fall, dass öffentliche Interessen vorliegen, auch durch eigene Gesetze agieren. Landtag Nordrhein-Westfalen - 31 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Sonst können sie das nicht, weil ja die europäische Verordnung direkt bindend ist. Da ist der nationale Gesetzgeber außen vor. Ich meine, dass man gut dafür argumentieren kann, dass der Meldeabgleich und die Regelung hierzu im öffentlichen Interesse liegen, auch wenn es hier wahrscheinlich schwierig ist, auf die Rechtsprechung des Verfassungsgerichts abzustellen. Vor zwei Monaten hat sich die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nämlich grund- legend verändert. Wir haben hier eine Verordnung, die eine Vollharmonisierung vor- schreibt; das deutsche Grundgesetz ist also gar nicht mehr anwendbar. Das bedeutet, dass die Rechtsprechung des Verfassungsgerichts zum Meldeabgleich hier die daten- schutzrechtlichen Fragen nicht erfasst. Ich meine aber, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch aus Art. 11 der Eu- ropäischen Verfassung begründen lässt, und zwar auch auf Basis der Rechtspre- chung, die dazu vom Europäischen Gerichtshof ergangen ist. – Es tut mir leid, dass das etwas kompliziert ist, aber die Frage wurde mir gestellt. Ich komme dann zu der Frage des Bürgerfunks. Beim Bürgerfunk ist die Situation so, dass der Lokalfunk zeitlich nicht verändert wird. Man kann eben nur Teile dieses Zeit- raums mit Bürgerfunk bestreiten. So verstehe ich die Regelung inklusive ihrer Begrün- dung. Insofern handelt es sich in zeitlicher Hinsicht irgendwie schon um eine Flexibili- sierung der Regelung des Lokalfunks. Sie können es jetzt eben mit Bürgerfunkzeiten nutzen. Die Regelung ist insgesamt natürlich vor dem Hintergrund zu beurteilen, wie es mit dem Bürgerfunk überhaupt aussieht. Dazu haben wir heute schon gehört, dass es sehr unterschiedlich ist. Ich kann den Gesetzgeber nachvollziehen, wenn er um eine Flexi- bilisierung bemüht ist – mit der Möglichkeit, dass es dann zurückgebaut wird; das ist ja die Angst, die Sie haben. Die dritte und aus verfassungsrechtlicher Sicht wohl schwierigste Frage zielte auf die Regelung mit den 75 % und den übrigen 25 % in § 59 ab. Zunächst muss man erst einmal sehen: Wenn in Abs. 3 nun „soll“ steht, heißt das nicht, dass die Verleger ihren Anteil einfach so reduzieren können. „Soll“ heißt bei Juristen „muss“. Das versteht zwar sonst kein Mensch auf der Welt, aber „soll“ heißt bei uns „muss“. Und nur in atypischen Ausnahmefällen kann überhaupt etwas anderes, also eine Ausnahme gemacht wer- den. Die Befürchtung, dass die Verleger aus Bereichen herausgehen, die für sie nicht profitabel sind, ist daher aus rechtlicher Sicht zumindest übertrieben oder auch gar nicht zutreffend. Die andere Frage ist, was mit diesen restlichen 25 % geschieht. Wenn auch das bei den Verlegern bleibt, dann bekommt man das Problem, dass Verfassungsrechtspre- chungen besagen, dass es keine Doppelmonopole geben darf – auch und gerade nicht im lokalen Bereich. Man hätte dann aber ein Doppelmonopol, weil sowohl Lokalfunk als auch Presse in einer Hand lägen. Ich kann hier durchatmen; denn es ist hier kein Kollege so aufgetreten – auch nicht Herr Professor Hain –, dass diese Regel verfassungswidrig ist. Wenn die Kommunen nicht mehr wollen oder auch nicht mehr können, ist eben die Frage, wie Vielfalt dann Landtag Nordrhein-Westfalen - 32 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

gesichert wird. Dann kommt man wieder auf die alten Konzepte zurück. Geht man auf innere Pressefreiheit zurück? Versucht man, irgendwelche neuen Ansätze im Internet zu fördern oder zu konstruieren? – Das haben wir, denke ich, in Nordrhein-Westfalen noch nicht ausgiebig diskutiert. Hinzu kommt – das möchte ich auch noch mal betonen –: Seien Sie bitte nicht zu optimistisch hinsichtlich der Beteiligungsmöglichkeiten der Kommunen. Wir hatten jetzt in Dortmund, meiner Heimatstadt, gerade eine Entscheidung des Landgerichts Dort- mund zur Frage der Meisterfeier des BVB. Da würde man doch denken, dass so etwas jederzeit gestattet ist. Aber das Landgericht Dortmund hat argumentiert, dass in die- sem Medienbereich für die Kommunen eigentlich kaum Möglichkeiten bestehen. Nun sind das keine Verfassungsrechtler, aber dieses Urteil ist in der Welt. Und wenn es nun durchgeklagt wird, durch die Instanzen, dann ist auch diese Bastion, die wir immer gehalten haben, in Gefahr. Zwar gibt es auch zum Zwei-Säulen-Modell Recht- sprechung, aber das ist in der Diskussion. Wenn die Kommunen ökonomisch nicht wollen und nicht können, ergibt sich realistisch gesehen gar nicht die Forderung, dass sie die 25 % übernehmen, auch wenn ich es persönlich befürworten würde. Ich finde die NRW-Regelung eigentlich sehr gut. So weit, dass man aus verfassungsrechtlichen Gründen die Übernahme der 25 % durch Verleger nur dann erlaubt, wenn kein Dritter am Markt ist, der es übernimmt, würde ich gar nicht gehen. Ich würde eher sagen: Dann muss der Gesetzgeber sich überlegen, wie man sonst Vielfalt schaffen kann.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Professor Holznagel. – Herr Dr. Fal- lack.

Dr. Jan Fallack (Kommunale Spitzenverbände Nordrhein-Westfalen): Ich habe mir zwei Fragen notiert, auf die ich gerne eingehe. Zunächst hatte sich Herr Tritschler er- kundigt, ob von der kommunalen Seite der turnus- bzw. routinemäßige Meldedatenab- gleich auch in datenschutzrechtlicher Hinsicht überprüft worden ist. Wir haben diese Problematik durchaus gesehen, aber in der Kürze der Zeit nicht die Möglichkeit gehabt, diese Frage abschließend zu überprüfen. Ich glaube, dass dieses Unterfangen wahrscheinlich keine guten Erfolgsaussichten hätte; denn die Daten- schutz-Grundverordnung ist noch sehr jung. Wir können schwer absehen, in welche Richtung die Rechtsprechung bei solchen Fragen tendieren wird. Wichtig ist natürlich aus meiner Sicht zunächst einmal, dass auch nach Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung die kommunalen Selbstverwaltungsträger das Grundgesetz in der Bundesrepublik für voll anwendbar halten. Das möchte ich klarge- stellt wissen. Und wir möchten uns auch danach verhalten. Richtig ist natürlich, dass das Bundesverfassungsgericht nach der sogenannten So- lange-Rechtsprechung seine Prüfungskompetenz nur noch eingeschränkt ausübt, so- Landtag Nordrhein-Westfalen - 33 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

weit Rechtsakte der Europäischen Union in Rede stehen. Wie der Europäische Ge- richtshof solche schwierigen Abwägungsfragen beantworten würde, kann, glaube ich, heutzutage noch niemand seriös prognostizieren. Ich halte es aber weiterhin für richtig, dass man dieser Frage nachgeht. Nach unserem Vorschlag würde man sich ja über diesen regelmäßigen Meldedatenabgleich ohnehin noch mal eine Zeit lang Gedanken machen. Ich hielte es auch für sinnvoll, sich dann noch einmal mit den datenschutzrechtlichen Belangen auseinanderzusetzen – insbe- sondere, weil ja auch die Landesdatenschutzbeauftragte sich in dieser Frage noch nicht abschließend festlegen möchte. So verstehe ich jedenfalls die Passage in ihrer Stellungnahme. Insofern wäre es sicherlich nicht falsch, sich noch vertieft mit dieser Frage zu befassen. Ich habe mir dann noch eine Frage von Herrn Vogt notiert. Da ging es um die Anteils- grenze in § 59 Abs. 3 Landesmediengesetz, wenn ich es richtig sehe. Ich habe mir natürlich die gleichen Fragen gestellt, die Sie sich offenbar auch gestellt haben. Das zeigt, dass die Frage nicht ganz leicht zu beantworten sein wird. Die beiden Herren Professoren, die zu dieser Frage schon Stellung genommen haben, haben aus meiner Sicht schon alles, was es dazu zu sagen gibt, erschöpfend behan- delt. Ich verstehe die Norm in der Tat auch so, dass im Grunde eine bestimmte Hand- habung intendiert ist. Man soll nur aus ganz bestimmten Gründen, die jedenfalls nicht den Regelfall repräsentieren, von dieser Handhabung abweichen können. Wenn der Landesgesetzgeber eine solche Regelung treffen möchte, dann meine ich, dass das in seine Einschätzungsprärogative fällt und es dann nicht angebracht ist, dass die kommunale Seite sagt, dass man es so nicht machen kann. Sicherlich könnte man die Regelung auch noch strenger fassen, aber es gibt eben immer auch Umge- hungstatbestände, und dann ist eben auch die Frage, inwieweit es wirksam wäre. Ich denke, man kann es auf einen Versuch ankommen lassen. Man wird dann sehen, wie sich die Angelegenheit weiterentwickelt. Im Ergebnis halte ich aber den Vorschlag, den der Gesetzentwurf enthält, für tragbar.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Herr Dr. Fallack. – Frau Brocker.

Doris Brocker (stellv. Direktorin Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen): Wenn Sie gestatten, möchte ich die Fragen von Herrn Nückel und Herrn Rahe zusam- men beantworten, weil Sie beide die Rolle der Medienkommission der LfM in Sachen Vorrangentscheidung und neue Kriterien betreffen. Ich finde es ganz hübsch, dass Sie sich vorhin versprochen haben, Herr Rahe. Denn der Begriff „Medienwerkstatt“ macht deutlich: So eine Vorrangentscheidung ist eine Menge Arbeit. Die Medienkommission bezieht bei ihrer Entscheidung zur Schaffung möglichst großer Vielfalt – sowohl inhaltlicher Vielfalt als auch Anbietervielfalt – eine riesengroße Menge von Kriterien mit ein, die man nicht alle mit einem Haken versehen und dann einfach numerisch zusammenziehen kann, sodass man sagen kann: So ist Landtag Nordrhein-Westfalen - 34 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

das. Es kommt auf den Einzelfall an, es kommt auf die Bewerberlage an. Es kommt darauf an, wie sich die Medienlandschaft in und um NRW gestaltet. Von daher kann diese Vorschrift nur so gelesen werden, wie die Gesetzesbegründung es nahelegt und wie auch wir sie lesen: Die neuen Kriterien sind tatsächlich neu bzw. erstmals formulierte Kriterien, die die Medienkommission aber je nach Einzelfall immer schon einzubeziehen und zu gewichten hatte. Das muss sie auch weiterhin tun. Ob es notwendig war, diese Kriterien so ausdrücklich ins Gesetz aufzunehmen, weiß ich nicht. Ich finde es aber auch nicht schädlich. Dem Gesetzgeber steht es natürlich frei, unbestimmte Rechtsbegriffe wie „Vielfalt“, wenn er sie ins Gesetz aufnimmt, bei- spielhaft auszuformulieren. Das kann vor Gericht auch sehr helfen, weil Richter immer eher dem glauben, was im Gesetz steht, und weniger dem, was man in eine Entschei- dung schreibt. Wenn wir das also alle gemeinsam so verstehen, wie ich es verstanden habe, dass nämlich diese Kriterien keinen absoluten Vorrang bedingen, dann wären diese Krite- rien auch im Rahmen einer Abwägungsentscheidung fehl am Platz. Dann müsste der Vorrang vorne postuliert werden; denn ich starte ja auch nicht ein riesengroßes Aus- schreibungsverfahren und hole wer weiß was an Angeboten ein, um dann festzustel- len, dass der eine, der sich bewirbt, automatisch Vorrang hat. Von daher sehe ich durch den Gesetzentwurf den Handlungsspielraum der Kommis- sion in keiner Weise eingeschränkt. Auch die Handlungsverantwortung der Kommis- sion wird in keiner Weise eingeengt. Wie gesagt: Ob es notwendig ist, weiß ich nicht, schädlich ist es aber auf keinen Fall. – Es ist immer hübsch, wenn etwas im Gesetz steht. Ich komme zur Frage von Frau Stullich, ob sich die Landesmedienanstalt auch eine Flexibilisierung der Sendezeiten vorstellen könnte. Ich kann es aus dem Gedächtnis nicht genau sagen, aber ich meine, wir haben bei irgendeiner Novelle sogar schon einmal angeregt, dass wir diese starren Regelungen zu 8-, 5- oder 3-Stunden-Koope- rationen von montags bis sonntags angesichts der neuen Herausforderungen des Lo- kalfunks in wirtschaftlicher und auch in sonstiger Hinsicht nicht mehr angemessen fin- den. Ich wehre mich aber dagegen, einfach zu sagen: Am Wochenende zu senden lohnt sich nicht, weil es zu teuer ist; deshalb lassen wir es am Wochenende sein. Ich würde für eine Regelung plädieren, bei der programmlich dort ein Schwerpunkt gelegt wird, wo es Sinn macht, den Hörer zu erreichen und die im Lokalfunk zugegebenermaßen begrenzten personellen und sonstigen Mittel zu allokieren. Eine Flexibilisierung könnten wir uns also sehr gut vorstellen, wenn diese mit einer Begründung hinterlegt würde.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Frau Brocker. – Frau Michel, Sie haben das Wort. Landtag Nordrhein-Westfalen - 35 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Eva-Maria Michel (stellv. Intendantin Westdeutscher Rundfunk Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Ich möchte noch ergänzend auf die schon angesprochene da- tenschutzrechtliche Problematik eingehen. Dazu möchte ich den Hinweis geben: Die Länder haben natürlich gesehen, dass sie die Regelung noch einmal unter dem Ge- sichtspunkt der Datenschutz-Grundverordnung prüfen müssen. Das ergibt sich auch aus der amtlichen Begründung. Es ist zwar richtig, dass, wie Herr Professor Holznagel ausgeführt hat, die Entschei- dungen, die den Meldedatenabgleich bestätigen, alle vor der Datenschutz-Grundver- ordnung liegen. Diese Entscheidungen betreffen aber vielleicht nicht so sehr das Bun- desverfassungsgericht, sondern vor allem die Landesverfassungsgerichte. Insbeson- dere der bayerische Verfassungsgerichtshof und auch der Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz haben sich sehr ausführlich mit dem Meldedatenabgleich befasst und sehr deutlich hervorgehoben, dass er angemessen, verhältnismäßig und erforderlich ist, um ein strukturelles Umsetzungsdefizit zu vermeiden. Ein solches hat nämlich bei der alten Regelung bestanden. Das bedeutet: Wenn ein solches strukturelles Umsetzungsdefizit besteht, ist die Bei- tragsgerechtigkeit nicht mehr gewährleistet, weil im Grunde wenige Beitragszahler für andere mitzahlen müssen. Dadurch erhöht sich der Beitrag für den Einzelnen. Die Ge- richte sind vormals zu dem Ergebnis gekommen, dass es bis zur Verfassungswidrig- keit einer Norm führen kann, wenn diese unter einem solchen Umsetzungsdefizit lei- det. Deshalb glaube ich, dass man auch unter Rückgriff auf diese alten Entscheidungen, die vor der Datenschutz-Grundverordnung liegen, nach wie vor ein öffentliches Inte- resse an dieser Regelung begründen kann. Das haben die Länder, wie ich finde, völlig zu Recht getan, und das halten wir auch für gegeben. Die Länder haben, wie Sie sicherlich gesehen haben, zusätzlich noch als Prüfkriterium eingeführt, dass auch die KEF noch einmal gebeten wird, Stellung zu nehmen und vor der Durchführung eines Meldedatenabgleichs zu prüfen, ob er erforderlich ist. Er folgt also sozusagen nicht automatisch, und auch diese Prüfung folgt dem öffentlichen In- teresse. Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit, auch wenn das Thema hier nicht mehr ange- sprochen wurde, noch kurz auf die Bemerkung von Herrn Dr. Fallack zum Kostenaus- gleich für den Meldedatenabgleich eingehen. Das ist mir schon sehr wichtig. Bislang ist ein Kostenausgleich bereits erfolgt, und im Gesetz ist nach wie vor festge- legt, dass ein solcher Ausgleich erfolgen soll. Herr Dr. Fallack sagt, nach dem Kon- nexitätsausführungsgesetz wäre jetzt für die Gemeinden eine gesetzliche Festlegung des Kostenausgleichs, also wie viele Kosten zu erstatten sind, notwendig. Demnach ist das aber nur dann notwendig, wenn es sich um eine erhebliche Belastung handelt. Beim letzten Meldedatenabgleich haben wir aufgrund der Rahmenvereinbarung mit den kommunalen Spitzenverbänden an alle Kommunen hier in NRW insgesamt unge- fähr 230.000 Euro vergütet. In Anbetracht dieser Summe halte ich die Entscheidung Landtag Nordrhein-Westfalen - 36 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) exn Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

des Gesetzgebers für völlig zutreffend, zu sagen, dass es sich hier nicht um eine er- hebliche Belastung handelt und er deshalb von einer gesetzlichen Regelung absieht. Zu den übrigen an uns gerichteten Fragen würde Herr Lammert noch Stellung neh- men.

Vorsitzender Oliver Keymis: Das ist natürlich möglich. Bei den übrigen Fragen ging es noch um Fragen zur Werbezeitenreduzierung und zur Konkurrenzsituation.

Tobias Lammert (Westdeutscher Rundfunk Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Zunächst zu der Frage von Herrn Nückel „Erste Stufe der Werbezeitenredu- zierung“, war das nicht ein Geschenk des Himmels für uns, um endlich mal an der Preisschraube ein bisschen zu drehen? Das kann ich mit einem ganz klaren Nein be- antworten. Das war eher ein Blitzschlag für uns – mehr oder weniger aus heiterem Himmel, 01.01.2017 –, dann WDR 4 weg. Ich kann Ihnen ganz klar an dieser Stelle sagen, wie wir die Preise entwickelt haben: Ja, wir haben die Preise erhöht im Jahr 2017, auch 2018, so, wie wir das immer machen auf der Basis der Leistungswerte der Sender, sprich der Reichweite einerseits und auch auf der Basis der Nachfragesitua- tion andererseits. Wenn Sie in die Nielsen-Daten reinschauen, dann sehen Sie für 2017/2018 im Besonderen, dass wir da eine Hochkonjunktur hatten, gerade für den Hörfunkwerbemarkt in Gesamtdeutschland, für die privatwirtschaftlichen Kollegen wie für uns in ganz Deutschland und auch in NRW. Der Lebensmitteleinzelhandel lässt grüßen. Da gab es den ersten großen Wettstreit. Die haben sich gegenseitig überboten mit ihren Einbuchungen in unseren Sendern. Das haben wir natürlich auch nachfrageseitig genutzt. Die Annahme ist definitiv falsch, wir hätten durch die erste Stufe der Werbezeitenreduzierung endlich einmal eine Ge- legenheit gehabt, unsere Preise nach oben zu entwickeln. Wir haben das im Übrigen auch in unserer Stellungnahme, in der Grafik gezeigt, wenn Sie darein schauen. Wir haben das schon lange vorher gemacht, als wir noch gar nicht über Werbezeitenredu- zierung gesprochen haben. Auch da haben wir die Preise für 1LIVE, WDR 2 und da- mals WDR 4 erhöht. Da war das Thema „Werbezeitenreduzierung“ noch gar kein Thema. Insofern verwundert mich das schon sehr, dass wir auch hier allenthalben mal die Kommentare hören, der WDR müsse dann auch ein bisschen zu einem marktkon- formen, fairen Wettbewerber erzogen werden. Ich würde ganz gerne noch einen Blick auf die Fakten richten. Es ist ganz wichtig zu sehen, wie es eigentlich im Hörfunkwerbemarkt in Nordrhein-Westfalen aussieht. Da ist nämlich nicht der WDR der große Goliath, das Gegenteil ist der Fall. 70 %, ganze 70 % der Bruttowerbeerlöse entfallen auf radio NRW und die Lokalfunkkombinationen, 30 % beim WDR. Die Annahme, die habe ich schon oft genug andersherum erlebt nach dem Motto „der WDR ist so groß, und der WDR ist so mächtig, der WDR ist so marktbeherrschend“: Im Werbemarkt, im Hörfunkwerbemarkt in Nordrhein-Westfalen ist es genau andersherum. Die marktbeherrschende Stellung haben hier die privaten Kollegen. Ich finde es ganz wichtig, das an der Stelle nochmal zu erwähnen. Insofern Landtag Nordrhein-Westfalen - 37 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

uns dazu zu bewegen, fairer zu werden, indem wir unsere Preise nach oben entwi- ckeln, das halte ich wirklich für ein abstruses Annahmewesen und eine abstruse Un- terstellung. Frau Michel hat es eingangs schon gesagt: Werbezeitenreduzierung ist das falsche Instrument, davon sind wir überzeugt. Jetzt komme ich auch zu dem, was Frau Stullich gefragt hat. Wenn wir in Betracht ziehen, dass wir innerhalb der Gattung gucken, ob jetzt aus 70 % Werbemarktanteil bei den Privaten vielleicht durch eine Werbezeitenreduzierung 70,5 % werden könn- ten, dann halte ich auch das für die völlig falsche Frage. Das ist ein völlig falsches Instrument. Zu dem oft schon zitierten Verdacht, der Lokalfunk könnte jetzt langsam mal eine lebensbedrohliche Lungenentzündung kriegen: Da ist es mit Sicherheit nicht die richtige Therapie, beim WDR den Blinddarm rauszunehmen, um eine Heilung her- beizuführen. Da sind wir ganz klar auch bei der Datengrundlage, die eben der Gutachter… Da komme ich nochmal ganz kurz auf Herrn Rahe zurück. Es ist ganz klar, dass diejeni- gen, die das jetzt kritisieren, was im Gutachten fehlt oder was im Gutachten vielleicht unzureichend beleuchtet wurde, das ja hätten mitbestimmen können. Wir waren alle gemeinsam in der Evaluierungsgruppe eingeladen von der Staatskanzlei, da waren die privaten Kollegen BG NRW, radio NRW, Zeitungsverlegerverband auch mit am Tisch. Die hätten damals selber sagen können, das und das wollen wir untersucht haben. Wir haben alle zusammen in dieser Konsultativgruppe die Leistungsbeschrei- bung für die Ausschreibung erzeugt. Jetzt zu der Frage „Annäherung“: Genauso sehe ich das. Wenn die Werbezeitenredu- zierung nicht das richtige Instrument sein kann – wir müssen uns alle die neue Kon- kurrenz anschauen, die digitale Konkurrenz –, auch dazu sagt das Gutachten aus mei- ner Sicht wirklich genau das Richtige. Die Zeiten haben sich da ganz krass geändert. Es ist wirklich ein verschärfter Wettbewerb zu beobachten, zu verzeichnen – ganz klar in den Fakten. Wir haben bei der Gattung Radio 6 % Pi mal Daumen Marktanteile in den Werbemedien in Deutschland. Die müssen wir doch zusammen verteidigen, wir müssen gucken, wie wir uns gegenseitig stärken, die Gattung stärken, Gattungsmar- keting betreiben, Patenschaften suchen, da wo es rechtlich möglich ist. Wir haben im Bundesdeutschen schon eine Initiative gemeinsam gestartet. Das funktioniert gerade in diesen Tagen ganz wunderbar. Wir erzeugen in diesem Jahr eine Online-Buchungsplattform und machen da den An- schluss an die digitale Welt, damit man Radio endlich im Jahre 2020/2021 digital wird buchen können und nicht per E-Mail abtippen und wieder in irgendwelche EDV-Sys- teme eintippen muss. Nein, wir wollen auch da den digitalen Anschluss haben. Inso- fern ist das eine technische Infrastruktur, die wir da jetzt gemeinschaftlich bauen. Das ist möglich. Und genau bei diesen Themen würden wir gerne gemeinsam mit Ihnen kreativer wer- den und weiterhin kreativ sein, um da neue Themen zu finden. Wir können über Re- cherchekooperationen sprechen, wir können über neue Vermarktungsansätze spre- chen, da können wir mit gemeinsam evozieren, die Gattung an sich stark machen und neue Ideen entwickeln. Ob es Ad-Allianzen sind, wie es jetzt bei Bertelsmann der Fall Landtag Nordrhein-Westfalen - 38 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

ist, das wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Da haben wir sicherlich ein paar kartellrecht- liche und auch beihilferechtliche Themen zu berücksichtigen. Es ist trotzdem so. Da bin ich anderer Überzeugung, dass wir uns da weiter annähern können und zusammen diese Gattung stark machen. Wenn wir da jetzt nichts tun und nachher diese alten Grabenkämpfe führen – wir sitzen im Sandkasten und streiten uns um die Förmchen –, dann geht es mit der Gattung – und das ist meine Definition von Gattungsschaden – wirklich weiter runter, weil sie schlicht im Kontext all der anderen Angebote unattraktiver wird. – Danke schön.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Lammert. – Herr Peltzer ist gefragt, und zwar mit zwei Fragen von der SPD-Fraktion.

Uwe Peltzer (Vorsitzender Verband der Betriebsgesellschaften in Nordrhein- Westfalen): Ich hatte erst einmal eine Frage notiert.

Vorsitzender Oliver Keymis: Ich hatte zwei notiert, eine Frage über die Werbezeiten, Gutachten, geeignete Monopolisierung gestellt, das war von Herrn Rahe, wenn ich das richtig im Kopf habe. Die andere Frage war gestellt worden zum Thema „Programm- dauer/Lizensierung“.

Uwe Peltzer (Vorsitzender Verband der Betriebsgesellschaften in Nordrhein- Westfalen): Herr Rahe, vielen Dank für die Frage. Ich hatte mir vorgenommen, sehr ausweichend zu antworten. Aber nachdem Herr Lammert jetzt gerade noch einmal ordentlich auf den Putz gehauen hat, möchte ich dazu doch etwas sagen. Der Gesetz- entwurf sieht in dem Fall der zweiten Stufe vor – von daher will ich jetzt hier auch nicht als schlechter Verlierer da stehen –, aber wir haben schon Probleme mit dem Gutach- ten an verschiedenen Stellen. Es geht auch im Wesentlichen um landesweite Werbung – Herr Thölen ist im Detail mit Sicherheit viel tiefer im Thema als ich. Der kann auch einiges dazu sagen. Ich möchte nur zu der Preisentwicklung – das ist das, was ich mir in dem Gutachten ge- merkt habe – noch einen Satz sagen: Wenn ich es richtig im Kopf habe, ist das auf Seite 20 oder 21 in diesem Chart, da können Sie sich die Preisentwicklung einmal ansehen. Ich glaube, da sprechen Zahlen mehr als Worte. Da möchte ich Herrn Lammert – ich habe ihm schon einmal widersprochen – nochmal widersprechen, ganz freundlich. Wir sitzen aber, da bin ich vollkommen bei Ihnen, im gleichen Gattungsboot. Wir haben viele Probleme, die auf uns zukommen, die kom- men auf den WDR zu und die kommen nun auf uns zu. Von daher sind wir da auch in vernünftigen Gesprächen. Ich will es hier auch gar nicht übertreiben, Aber wenn Sie mich fragen, Herr Rahe, was ich von dem Gutachten halte, dann sage ich Ihnen dazu nur einen Satz: Wenn man einen Werbezeitennachfrager fragt: willst du weniger An- gebote und höhere Preise?, dann kann man sich relativ klar vorstellen, welche Antwort dann kommt. Landtag Nordrhein-Westfalen - 39 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Zur Frage von Frau Stullich „Programmdauer“: Da fragen Sie natürlich genau den Richtigen als BG. Wenn ich dazu jetzt eine ganz klare Meinung äußere, dann heißt es nachher, ich wollte die Programmdauer möglichst verkürzen, damit wir viel Geld spa- ren. Ich weiß schon, aus welcher Richtung der Hinweis dann kommen könnte. Als Partner der Veranstaltergemeinschaften setzen wir uns mit dem Thema natürlich auch auseinander. Ich habe festgestellt, am Wochenende wird es nachhaltig schwerer für die Veranstaltergemeinschaften, Programm zu machen. Ich sehe aber auch, dass am Wochenende, wenn ich mein eigenes Hörverhalten sehe, das Hörverhalten ein gänz- lich anderes ist als in der Woche. Ich würde das so umschreiben, es ist nicht einschätz- bar, wann ich am Wochenende Radio höre. Ich würde dafür plädieren, dass diese starren Sendezeiten, die wir haben, also acht Stunden werktäglich, aber auch acht Stunden am Samstag oder am Sonntag, deutlich flexibilisiert würden. Das wäre mein Wunsch, mein Rat – nicht, weil ich damit jetzt un- bedingt Kosten sparen will, sondern weil ich glaube, dass das für die Veranstalterge- meinschaften ein deutliches Problem ist am Wochenende und dass das nicht viel bringt. Ich kann mich persönlich an eine Diskussion – ich weiß gar nicht, Frau Brocker, ob wir die geführt haben – erinnern, als es um unseren Heimatsender in Mönchengladbach ging. Der Sender 90.1 Mönchengladbach überträgt am Wochenende immer unseren Fußballverein. Das konnten wir leider im Programmschema nicht abbilden – die ma- chen am Wochenende drei Stunden Programm um die Borussia, das konnte aber nicht abgebildet werden im Programmschema, weil die DFL uns mittlerweile nicht mehr ge- nau sagt, wann denn gespielt wird. Deswegen konnten wir nicht in das Programm- schema eintragen, von 15 Uhr bis 18 Uhr wird Borussia übertragen, und von daher zählen die drei Stunden am Wochenende nicht mit, auch wenn sie sehr häufig durch- geführt wurden. Insofern wäre ich sehr deutlich für eine Flexibilisierung der Sendezei- ten.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank. – Ich hatte den Fehler gemacht, hatte Ihnen die Frage von Frau Stullisch falsch zugeordnet, tut mir leid, ich entschuldige mich dafür. Das habe ich hier schon korrigiert. – Herr Thölen ist angesprochen worden, und zwar zum gleichen Thema. Was war die Frage, wissen Sie es noch, Herr Thölen? Sonst sage ich sie Ihnen.

Sven Thölen (Geschäftsführer radio NRW GmbH): Das war der Test auf historische Erinnerung. Das war auch die Frage von Herrn Nückel und von Herrn Rahe. Da ging es auch um das Thema „Gutachten“. Das waren die beiden Fragen, die ich mir notiert hatte.

Vorsitzender Oliver Keymis: Werbezeiten!

Sven Thölen (Geschäftsführer radio NRW GmbH): Ich mache auch einen kleinen historischen Ausflug. Das ist die Zeit um 2015, von der wir sprechen. Zu der Zeit lag Landtag Nordrhein-Westfalen - 40 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

das TKP-Niveau im Hörfunkmarkt in Nordrhein-Westfalen deutlich unter dem Niveau anderer Bundesländer, u. a. beispielsweise unterhalb der nördlichen Bundesländer. Das war für uns in NRW in der landesweiten Nationalvermarktung ein Problem, denn wir hätten durchaus nachfrageorientiert die Preise erhöhen können, waren aber im Wettbewerbsverhältnis dann nach oben gedeckelt durch unsere Preisbildung im Kon- kurrenzbereich des WDR. Das lag unter anderem dann auch daran, dass zum Beispiel der WDR 2 zu der Zeit eine niedrigere Reichweite hatte, als das heute noch der Fall ist, und der TKP über die niedrigere Reichweite dann auch im absoluten Preisverhältnis in Konkurrenz zur Re- gionalüberlegung gekommen ist. Insofern haben sich da mehrere Probleme ergeben, die die Wertschöpfung im NRW-Lokalfunksystem nicht nur bei radio NRW, sondern auch bei den Kollegen der Betriebsgesellschaften in den regionalen Kombinationen dann negativ beeinflusst hat. Und weil – da bin ich auch aufgrund der Daten an der Stelle aus dem Gutachten, die Herr Peltzer eben schon zitiert hat – sich das Preisni- veau eben in der Folge erhöht hat, konnte auch radio NRW die Preise erhöhen und hat damit aus der ersten Stufe der Werbezeitenreduzierung den von mir vorhin auch zitierten indirekten Nutzen ziehen können und eben nicht nur wir, sondern auch die Kollegen aus Köln. Ich möchte dazu noch einen weiteren Hinweis geben, weil Herr Lammert eben die Marktanteile im Werbemarkt verglichen hat. Ja, das ist richtig. Die Zahlen sind richtig. Man darf aber eines nicht vergessen dabei: Der WDR bezieht sich hier auf eine lan- desweite Vermarktung oder eine Vermarktung von landesweiten Produkten. Sie haben subsumiert, und das hat der Gutachter in seinem Gutachten auch teilweise gemacht, auch das haben wir kritisiert, beim NRW-Lokalfunk sowohl landesweite als auch regi- onale Umsätze. Insofern ist es natürlich selbstverständlich klar, wenn Sie mehrere Märkte miteinander verbünden und verknüpfen, dass ein unterschiedliches Marktver- hältnis oder unterschiedliche Marktanteile dann auch zustande kommen. – Ich hoffe, dass das die Frage insoweit von Ihnen, Herr Nückel, erst einmal beantwortet. Was die Eignung des Gutachtens angeht, Herr Rahe, schließe ich mich da im Grunde dem an, was Herr Peltzer eben auch gesagt hat. Ich habe es in der schriftlichen Stel- lungnahme und auch in meinem mündlichen Statement eben auch nochmal erwähnt. Für mich ist insbesondere zu kritisieren, dass meines Erachtens nicht deutlich weitrei- chend genug nach vorne prognostiziert worden ist. Man kann immer trefflich darüber streiten, welche Zahl nachher die richtige ist, wenn es um Werbeumsatzverluste nach vorne in der Prognose beim WDR geht. Ich glaube, daran entzündet es sich im Wesentlichen. Ich bin der Meinung, hier sind nicht alle möglichen Stellschrauben betrachtet worden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, wenn man diese diskutiert, dass man da auch zu konsensualen Ansätzen finden könnte. Zum Gattungsschaden habe ich vorhin schon etwas gesagt. Auch hier fehlt mir einfach der Vergleich zum nationalen Markt an sich. Das ist mir zu fokussiert auf den Bereich Landtag Nordrhein-Westfalen - 41 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

hier in Nordrhein-Westfalen und auf den relativen Verlust auch bezogen gewesen. In- sofern komme ich deswegen zu anderen Einschätzungen aus dem Gutachten und schließe mich der Kritik von Herrn Peltzer deshalb an.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Thölen. – Jetzt springen wir noch zurück zu Herrn Dr. Bongardt. Ich war meiner Zeit mal gerade wieder voraus. – Herr Dr. Bongardt, hier sind zwei Fragen. Sie sind gefragt worden einmal von …

Dr. Horst Bongardt (Vorsitzender Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-West- falen e.V.): Danke, ich habe das notiert. Ich möchte zunächst eingehen auf die Frage von Frau Stullich, die die Frage nach der Programmdauer im Wesentlichen gestellt hat. Da schließe ich mich sehr stark an die Äußerung an, die Frau Brocker gerade eben gemacht hat. Es kommt darauf an aus meiner Sicht: Wo macht es Sinn, den Hörer zu erreichen? Das ist der entscheidende Punkt dabei. Wenn wir jetzt unsere Entwicklungen beobachten, wie das bei den einzelnen Lokalra- dios in Nordrhein-Westfalen aussieht, dann haben wir unterschiedliche Entwicklungen dabei. Es gibt Länder, die verkürzen ihre Sendezeit, und es gibt Sender, die haben ihre Sendezeiten über das vorgegebene Maß hinaus wesentlich verlängert. Dieses führt dann natürlich auch zu unterschiedlichen Punkten, inwieweit sich der Hörer tat- sächlich interessiert oder nicht. Ich weiß nicht, ob man daraus rückschließen kann. Aber die Sender, die ein Zwölf-Stunden- oder Vierzehnstunden-Stunden-Programm machen, behaupten natürlich immer wieder, dass sie diejenigen sind, die ihren Hörer auch am besten erreichen. Nun ist da ein Unterschied, der da zwischen werktags und Wochenende noch auf- taucht. Da ist das Verhalten auch wieder völlig unterschiedlich. Da zeigt die Erfahrung, dass man hier nur schwer an wirkliche Ergebnisse herankommt: Was interessiert den Hörer wirklich dabei? Wir probieren das aus und haben unterschiedliche Lösungswege dazu gefunden. Ich glaube, dass der Freiraum gelassen werden muss, dass jeder Sen- der für sich herausfindet, inwieweit er Spielräume nutzen kann oder nicht nutzen kann. Deswegen – das hatten wir im Statement, auch in unserer Stellungnahme so formu- liert – sagen wir: An den Werktagen eine zeitliche Festlegung, okay, aber die Flexibili- sierung am Wochenende ist tatsächlich eine Notwendigkeit, die wir im Augenblick se- hen, weil sonst Kapazitäten, die anders wichtiger wären, vielleicht nicht verschoben werden können, wenn man das zu stark, zu fest einschränkt auf die Wochenendrege- lung. So weit dazu. Dann war aber noch eine zweite Anfrage gewesen von Herrn Nückel, der sich auf den § 14 Absatz 5 bezieht. Da erlauben Sie, dass ich das an Herrn Naumann weiterreiche.

Vorsitzender Oliver Keymis: Aber gerne, bitte. – Herr Naumann, bitte schön.

Timo Naumann (Geschäftsführer Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-West- falen e.V.): Danke auch von mir, danke für die Anhörung, für die Einladung heute. Herr Landtag Nordrhein-Westfalen - 42 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Nückel, wenn ich die Frage richtig im Gedächtnis habe, war das in der Richtung, dass Sie sagten: Braucht die Medienkommission weitere Vorgaben, was die Entscheidung zur Vergabe von UKW-Frequenzen angeht. Ich glaube, Frau Brocker hat das eben sehr schön dargestellt, dass sie gesagt hat, dass es am Ende ein großes Feld, ein großer Strauß an Kriterien ist, den die Medienkommission vorliegen hat. Bei uns in der Wahrnehmung ist das gar nicht mal so, dass das tatsächlich zu einer weiteren Einschränkung der Medienkommission führt, sondern dass hier einfach nur klargemacht wird, dass dem Gesetzgeber bestimmte Kriterien besonders wichtig er- scheinen bei der Entscheidung über eine Vergabe der zweiten UKW-Kette. Dass der Lokalfunk oder das Zwei-Säulen-Modell oder insgesamt der Audio- und Hör- funkmarkt in NRW speziell sind, das wissen wir alle. Dass das eine gesetzgeberische Vorgabe ist, das wissen wir auch alle. So wie ich die Statements auch heute gehört habe, ist der Lokalfunk ein Gut, das geschätzt wird. Ich glaube, die Regelungen, die im Gesetz jetzt gefunden sind oder die vorgesehen sind, stützen das noch weiter. Un- ser Eindruck ist nicht, dass das dazu führt, dass das automatisch dem Lokalfunk zu- geschoben wird, sondern vielmehr, dass es da eine faire Chance gibt, dass der Lokal- funk auch eine Möglichkeit hat, sich jenseits des Arguments der Anbietervielfalt um Frequenzen zu bewerben und die zu erhalten. Wir kennen das von damals aus dem Verfahren um die zweite landesweite Kette, die es beim ersten Mal gab, wo dann ein Angebot nicht des Lokalfunks, sondern der Lokalfunkbeteiligung am Jugendradio ins Rennen gegangen ist, was direkt als Makel empfunden war, dass dort der Lokalfunk irgendeinen Zugriff darauf hat. Ich glaube, das hier sorgt eher für eine fairere Verga- bemöglichkeit durch die Landesmedienanstalt. Insofern ein klares Ja! Diese Kriterien halten wir für gut und richtig.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Naumann. – Jetzt haben wir Herrn Röper, der sich zu Wort melden wird und jetzt kann, und zwar zu den angesprochenen Fragen sowohl von der SPD als auch von der FDP. – Bitte schön.

Horst Röper (Leiter FORMATT-Institut): Zunächst zur Frage von Herrn Vogt „Ver- kürzung des Lokaljournalismus, der Lokalradios durch die Anrechnung des Bürger- funks“: Das ist so wie bei Radio Eriwan: Im Prinzip ja, klar, rein rechnerisch, wenn ich etwas anrechne, verkürze ich das. In diesem Fall geht es um die Sendezeit der Lokal- funker. Dass das sehr unterschiedlich ist in den einzelnen Lokalfunkgebieten, darauf hat Herr Kah hingewiesen. Es mag auch völlig unschädlich sein bei jenen Veranstal- tungen, von denen wir gehört haben, die ihre Sendezeit deutlich ausgeweitet haben. Wir haben diesen Bürgerfunk, der immer auch als ein zusätzliches Vielfaltselement verstanden wird. Insofern war er von Anfang an geplant. Diese Funktion geht jetzt na- türlich verloren. Er bleibt als Bürgerfunk erhalten. Das wird aber gegengerechnet ge- gen andere lokaljournalistische Inhalte möglicherweise. In der Konsequenz heißt das für mich, dass das eine Fehlkonstruktion ist. Hier wird nicht mehr im Sinne des ur- sprünglichen Gesetzes aufgebaut, sondern strukturell etwas gegeneinander gerech- net, was sich gerade ergänzen sollte und nicht eben verkürzen sollte. Landtag Nordrhein-Westfalen - 43 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Vielleicht weise ich doch nochmal darauf hin, dass der Bürgerfunk besonders wichtig ist, weil wir den Mangel an lokalem Journalismus auch immer stärker in Nordrhein- Westfalen haben. Wir haben hier auch im Kultur- und Medienausschuss wiederholt darüber gesprochen, wie verengt die Situation ist, wie stark wir hier unter Vielfaltver- lusten leiden. Aktuell gibt es gerade wieder einen Vielfaltsverlust in Düsseldorf. Das ist eine Situation, die sich ja fortsetzt, der Trend ist eindeutig: immer weniger Vielfalt. In dieser Situation die Überlegung anzustellen, wie sie die Bandprovisionen gemacht ha- ben, halte ich für richtig, nämlich sich zu fragen: Gibt es nicht andere Kriterien, um auf Vielfalt zu achten. Dazu gehören natürlich die innere Pressefreiheit, Redaktionsstatuten, mindestens in den Monopolgebieten sind die doch längst fällig. Das ist eine andere Situation als bei der ursprünglichen Gesetzesfassung und der Erfindung des Zwei-Säulen-Modells. Da- mals hatten wir in vielen Gebieten noch zwei, gar drei Zeitungen. Diese Situation gibt es heute kaum noch. Insofern glaube ich, dass man an dieser Stelle nachbessern müsste, also nicht Verschlankung, den Bürgerfunk anrechnen auf die Zeiten der Lo- kalradios, sondern umgekehrt: Man müsste dafür sorgen, die Vielfaltselemente im Lo- kalfunk zu stärken. Herr Nückel hat – ich überspitze mal – mir unterstellt: Ich hätte den Lokalfunk in Trüm- mern legen wollen – ganz im Gegenteil. Es war immer meine Absicht, ich habe immer zu diesem Modell gestanden. Ich habe in der Stellungnahme darauf hingewiesen, dass von den Anwärtern für die UKW-Frequenzen ein Digitalkonzept erwartet wird. Ich habe versucht zu verdeutlichen, dass es für jeden Anbieter schwierig ist, wenn die Rahmen- bedingungen, unter denen ein solches Digitalkonzept erarbeitet werden soll, nicht ste- hen. Wir haben darauf hingewiesen, die fehlen nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sie fehlen bundesweit, weil wir kein klares Konzept haben, wie wir denn mit der Digitali- sierung des Hörfunks umgehen wollen, was UKW noch leisten soll und in Sonderheit wie lange. Ich habe dieses Vorhaben ganz sicherlich nicht gehabt. Ich war nie ein gro- ßer Freund – das habe ich hier auch bei früheren Anhörungen schon gesagt – der DAB-Entwicklung, ganz im Gegenteil: UKW reicht für vieles aus und auch für Vielfalt. Herr Rahe hat gefragt, ob denn diese Regelung im neuen § 14 Absatz 5 nicht dazu führen könnte, dass quasi ein Automatismus entsteht. Wir haben dargestellt, dass aus unserer Sicht das so verstanden werden kann, dass hier Fakten geschaffen werden vonseiten des Gesetzgebers. Frau Brocker hat jetzt schon wiederholt darauf hingewiesen, dass die Medienkommis- sion durchaus Selbstbewusstsein hat und insofern hier kein Automatismus zu erwarten ist, sondern sie autonom entscheiden wird. Das beruhigt, aber es überzeugt mich noch nicht so ganz. Nach meiner Erfahrung macht der Gesetzgeber sich nicht die Arbeit, den neuen Absatz in ein Gesetz zu schreiben, dies auch noch lang zu begründen, wenn er davon ausgeht, dass dem doch keiner folgen wird. – Danke.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Röper. – Herr Kabitz hatte zwei Fra- gen gestellt bekommen von SPD und CDU. Landtag Nordrhein-Westfalen - 44 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Thorsten Kabitz (Vorstand Verein der Chefredakteure): Ich will Sie ein bisschen mitnehmen in die Welt der Lizensierung und der Programmplanung von lokalen Sen- destunden. Das Gesetz sieht an der Stelle bislang vor: Ein lokales Hörfunkprogramm muss eine tägliche Programmdauer von mindestens acht Stunden zuzüglich Bürgerfunk haben. Ist wirtschaft- lich leistungsfähiger lokaler Hörfunk nur mit kürzerer Dauer möglich, kann die LfM auf Antrag eine tägliche Dauer von mindestens fünf Stun- den zulassen oder an Sonnabenden, Sonntagen und Feiertagen drei Stunden. Das sind so die Kernpassagen dafür. Es ist dann so: Sie müssten normalerweise als Regelfall acht Stunden jeden Tag von Montag bis Sonntag machen. Aus Sicht eines Programmmachers kann es heute at- traktiv sein – die Gründe sind schon genannt worden – zu sagen, mal als Rechenmo- dell: Ich würde gerne an Wochentagen, montags bis freitags, zwölf Stunden lokal ma- chen, von 6 bis 18 Uhr, habe aber gar nicht die Leute dafür, das an sieben Tagen die Woche zu gewährleisten, sondern würde mich dafür vielleicht am Samstag und Sonn- tag auf drei Stunden, die Übertragung von Borussia oder was auch immer, beschrän- ken. Dann haben Sie formal an der Stelle ein Problem, weil die Lizenz erwartet, dass Sie an jedem Tag von Montag bis Sonntag diese acht Stunden erfüllen, das heißt, Sie müssen entweder das Programm dann irgendwie auch am Wochenende bestreiten, was dann eng wird, wenn Sie lieber Kapazitäten in die Woche umschichten wollten, um da lokal auszuweiten, oder es gibt für solche Fälle Ausnahmeregelungen, Koope- rationsvereinbarungen mit radio NRW. Das ist so ein bisschen Gewurschtel, da kann man was machen. Mein pragmatischer Einstieg war an der Stelle zu sagen: Wenn ich jetzt mal rechne, fünfmal zwölf Stunden sind 60, zweimal drei Stunden macht 66 Stun- den. Wenn ich jetzt sage, okay, mit einer durchschnittlichen Programmdauer von acht Stunden pro Tag käme ich dann hin, selbst wenn ich das auch ohne irgendwelche Kooperationen, Sondervereinbarungen etc. so umlegen kann. Ob das geht, weiß ich nicht. Ich sähe insofern aus Programmsicht natürlich klar: Bei einer reinen Reduzierung auf Montag bis Freitag …, auch wenn es aus unserer Sicht zunächst einmal grundsätzlich sinnvoll ist, am Wochenende ein Stück weit entlastet zu werden, sollte das natürlich nicht dazu führen, dass die Wochenenden dann künftig ganz weggestrichen, wegge- kürzt werden. Da gibt es auch schon Bedürfnisse und Interessen bei vielen Sendern, auch am Wochenende, wenn auch in begrenzterem Umfang, da präsent zu bleiben, zumal es sich ja auch noch, wenn man sich den Text anschaut, die Frage stellt: Wenn in § 1 die acht Stunden einschließlich des Bürgerfunks gerechnet werden, was heißt das dann für Absatz 2: Gelten dann auch fünf Stunden einschließlich Bürgerfunk etc. bei den weiteren Regelungen? Stichwort: Stunden, wir rechnen immer in Stunden oder in Minuten: Da dockt ja auch nochmal die Frage von Herrn Rahe an. Wir reden von den 60 Minuten, wir reden von Landtag Nordrhein-Westfalen - 45 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) sd-ro Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

den 75 Minuten. Das Geschäft, das wissen die Werbekollegen an der Stelle deutlich besser, wird natürlich insbesondere in den buchungsintensiven Zeiten gemacht, wo sich dann über die Verrechnungsmöglichkeiten auch nochmal ganz andere Kapazitä- ten insgesamt ergeben. Dazu macht das Gutachten an einer Stelle zwar auch eine Aussage dazu, dass wahrscheinlich die 60 Minuten an der Stelle auch nicht zu Effek- ten führen. Das wäre mir persönlich noch zu ungenau in der Fragestellung. Was würde passieren bei 60 Minuten auf zwei Wellen? Was würde passieren bei An- wendung der monatlichen Verrechnung bei der bestehenden Regelung? Da gibt es sicherlich noch Schattierungen, die man aus meiner Sicht, von außen betrachtet, zu- mindest in der Prognose sich auch nochmal anschauen könnte. Wir müssen nur im Blick behalten, es werden in der Folge noch weitere Fragen auf uns zukommen: Wie verändert sich der Werbemarkt, wenn eine landesweite UKW-Kette extern dazu- kommt? Wie verändert sich vor allem aber auch der Werbemarkt, der nicht ausge- schlossen wird im Gesetz? Dass landesweite DAB+-Anbieter, die natürlich – mir fällt dazu nur ein – ein großes Interesse daran haben werden, auch wenn sie ein landes- weites Programm machen, über Regionalisierung im Bereich Werbung dann auch die verschiedenen Metropolregionen splitten zu können, da sieht das Gesetz des Landes meines Erachtens noch keinen ausreichenden Schutz für den lokalen, regionalen Wer- bemarkt vor. Da kommen auch auf uns gemeinsam auf den bestehenden Playermarkt noch weitere Fragen zu. – Vielen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Vielen Dank, Herr Kabitz. – Jetzt hat Herr Kah noch eine Frage zu beantworten, und zwar von der SPD-Fraktion. Es ging um das Thema „Bürgerfunk“.

Volkmar Kah (Geschäftsführer Deutscher Journalisten-Verband, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.): Herzlichen Dank für die Frage. Herr Vogt, Sie hatten ge- fragt: Wird das zu einem Verlust des lokaljournalistischen Journalismus führen? Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich will versuchen, mich der Frage andersherum zu nähern. Warum macht man eine solche Regelung? Ist diese Regelung geeignet, den Bürgerfunk zu stärken? Schafft sie Anreize, mehr Bürgerfunk zu machen? Da möchte ich rekurrieren auf die Stellungnahme des Verbandes der Chefredakteure. Die haben für 32 Sender mal abgefragt: Wie viel Bürgerfunk gibt es denn eigentlich? Ich stelle fest, bei 13 von 32 Abgefragten gibt es keine bis maximal eine Sendung pro Woche, und nur 4 dieser 32 haben jeden Tag eine Sendung. Das heißt: Gibt es im System überhaupt den Bedarf, mehr Freiräume zu schaffen für Bürgerfunk? Das sehe ich nicht. Außerdem stellt sich die Frage, ob es für die Bürgerfunktreibenden einen Anreiz schafft, mehr Bürgerfunk zu machen. – Das erkenne ich nicht. Der einzige Sinn, den diese Regelung haben könnte, wäre, dass man teure lokale Sendezeit, die noch nicht flexibel gestaltet ist, durch Bürgerfunk ersetzen kann. Man macht also weniger profes- sionellen Lokaljournalismus und rechnet dafür Bürgerfunk an, um die Lizenz nicht zu gefährden. Landtag Nordrhein-Westfalen - 46 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Zumindest in Teilen des Systems, insbesondere im Ruhrgebiet, ist die Tendenz er- kennbar, die Kosten mittels Kooperationen bzw. weniger Lokalfunk zu minimieren. In- sofern mache ich mir Sorgen, dass eine solche Regelung am Ende des Tages zu we- niger Lokalfunk führt und den Bürgerfunk nicht wirklich weiterbringt. Ich meine, dass wir dieses Risiko nicht eingehen müssen, wenn es dem Bürgerfunk nichts bringt.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Kah. – Das war die erste Frage- runde, jetzt kommt die zweite. Frau Stullich von der CDU-Fraktion hat sich gemeldet. Bitte schön.

Andrea Stullich (CDU): Herzlichen Dank. – Ich habe eine Frage bzw. eine Anschluss- frage an Herrn Kabitz. Sie schreiben in Ihrer Stellungnahme in Bezug auf § 67 Lan- desmediengesetz, dass die dortige Beschreibung der Rolle der Chefredakteure dem heutigen Aufgabenumfeld nicht mehr gerecht werde. Sie wünschen sich eine Aufwer- tung, etwa im Bereich der Personal- und der operativen Programmverantwortung. Bitte erläutern Sie das kurz; vielleicht haben Sie ja sogar schon ein paar konkrete Vor- schläge in petto. Da eine Aufwertung der Rolle der Chefredakteure zwangsläufig Auswirkungen auf die Aufgabenbeschreibung der Veranstaltergemeinschaften hätte, interessiert mich natür- lich auch die Haltung des VLR dazu. – Vielen Dank.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Frau Stullich. – Auch Herr Tritschler hat sich für die zweite Runde gemeldet. Bitte schön, Herr Tritschler.

Sven Werner Tritschler (AfD): Vielen Dank, Herr Vorsitzender. – Meine erste Frage richtet sich an Herrn Kabitz: In Ihrer Stellungnahme schreiben Sie von Einflussmög- lichkeiten von Bürgermeistern und Landräten auf Lokalradios. – Könnten Sie das bitte etwas ausführen? Meine zweite Frage richtet sich an die Vertreter des WDR: In Ihren Eingangsstate- ments erwähnten Sie mehrfach, dass die Werbezeitreduzierung beim WDR im Ver- gleich zu anderen Anstalten besonders drastisch sei. – Dem könnte man entgegen- halten, dass der WDR größer ist, mehr Gebühreneinnahmen und einen größeren Wer- bemarkt hat und die Skaleneffekte daher zumindest ausgleichend wirken.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Tritschler. – Herr Rahe, bitte schön.

Ernst-Wilhelm Rahe (SPD): Weil wir eben über die Frage der Flexibilisierung im Pro- gramm gesprochen haben, habe ich noch eine Rückfrage. Ich bin mir nicht sicher, ob die an die BGs oder radio NRW geht – je nachdem, wer sich in diesen Märkten bzw. mit der E.M.A. genauer auskennt. Für mich ist die Frage, warum so viel Engagement in das Programm unter der Woche und so wenig in das Programm am Wochenende gesteckt wird, die nach der Henne Landtag Nordrhein-Westfalen - 47 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

und dem Ei. Kann es sein, dass deshalb nicht mehr in die Wochenenden investiert wird, weil die Tage unter der Woche bei einer strengen E.M.A.-Betrachtung viel ertrag- reicher sind? Ich kenne die der E.M.A. zugrundeliegenden Berechnungen nicht; ich bitte also Sie, mir zu sagen, was die Henne und was das Ei ist.

Vorsitzender Oliver Keymis: Henne oder Ei? – Gibt es weitere Fragen aus dem Rund? – Die sehe ich nicht. Danke schön. – Zunächst habe ich hier die Frage von Frau Stullich an Herrn Kabitz und an Herrn Dr. Bongardt.

Thorsten Kabitz (Vorstand Verein der Chefredakteure): Manchmal sagt einem der Verstand, wozu man als Sachverständiger wenig sagen sollte; aber ich versuche es trotzdem. Über die Rolle der Chefredakteure hatte ich auch schon mit Herrn Röper gesprochen. Die Beschreibung der Rolle der Chefredakteure und der Aufgaben der Veranstalterge- meinschaften stammt im Wesentlichen aus der Gründungszeit des Lokalfunks, in der die Veranstaltergemeinschaften geschaffen wurden. Diese haben zunächst die Basis gelegt und Chefredakteure und Redaktionen für die tägliche Arbeit eingesetzt. Als das beschrieben wurde, gab es im Prinzip noch niemanden außer den Veranstaltergemein- schaften und den Betriebsgesellschaften. Die Veranstaltergemeinschaften mussten also alles in die Hand nehmen bzw. auf den Weg bringen und sich Chefredakteure bzw. Redaktionen suchen. Folglich gibt es zwar einen Passus zum Personal, wir erleben aber heute, dass das in den Veranstaltergemeinschaften sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Ich weiß von Kolleginnen und Kollegen, dass es Veranstaltergemeinschaften gibt, die nur im Zu- sammenhang mit maßgeblichen Redakteursstellen, etwa CvDs, mit im Boot sein wol- len. Wenn es aber um Volontäre geht, lassen Sie den Chefredakteuren weitgehend freie Hand; die Chefredakteure suchen sie aus und die VGs nicken es – in Anführungs- zeichen – nur noch ab. Andere hingegen begreifen es durchaus als ihre Aufgabe, für das Personal vom Volontär bis zum Chefredakteur zuständig zu sein. Aus heutiger Sicht kann man fragen, ob das so gedacht war. Wir als Chefredakteurin- nen und Chefredakteure sind natürlich diejenigen, die die Bewerbungs- und Einstel- lungsverfahren durchführen und einen Großteil der programmoperativen Fragen klä- ren. Es besteht also ein großer Deutungsspielraum bezüglich der – eigentlich den Ver- anstaltergemeinschaften zugeordneten – Zuständigkeit für Grundsatzfragen der Pro- grammplanung. Einige Veranstaltergemeinschaften regeln das sehr detailliert, andere legen das sehr großzügig aus, lassen ihren Chefredakteurinnen und Chefredakteuren weitgehend freie Hand und beschränken sich im Prinzip auf das Begleiten und Kon- trollieren des allgemeinen Programmauftritts. Das wird in der Praxis sehr unterschied- lich ausgelegt. Landtag Nordrhein-Westfalen - 48 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Vorsitzender Oliver Keymis: Prima. Die zweite an Sie, Herr Kabitz, gerichtete Frage kam von Herrn Tritschler. Bitte.

Thorsten Kabitz (Vorstand Verein der Chefredakteure): Wenn man einen kommu- nalen Gesellschafter hat, ist es immer abhängig davon, wie es organisiert ist und ob es beispielsweise die Kommune bzw. der Kreis selbst sind oder ob es eine Wirtschafts- förderung ist. In meinem Fall kommen wegen des Zwei-Städte-Sendegebiets tatsächlich einmal im Jahr die Oberbürgermeister von Remscheid und Solingen zur Betriebsgesellschaft und lassen sich die Zahlen vortragen. Zwar reichen die Einnahmen der Betriebsgesell- schaft nicht aus, um die kommunalen Haushalte zu sanieren, sie leisten aber zumin- dest seit Anbeginn einen erfreulichen Beitrag. Die Kolleginnen und Kollegen erleben das sehr unterschiedlich. Es gibt in der Tat Oberbürgermeister und Landräte, die es als Teil der gesellschaftlichen Verankerung betrachten, sich als Kommune für ihr Lokalradio ein Stück weit mitverantwortlich zu fühlen. In den Diskussionen in den Betriebsgesellschaften bringen sie sich – so weit 25 % das zulassen – ein, informieren sich darüber, was passiert und achten darauf, dass eine auskömmliche Ausstattung der Redaktionen gegeben ist. Natürlich kann eine Betriebsgesellschaft über Personalumfang, Etathöhe etc., die für eine Redaktion zur Verfügung stehen, indirekten Einfluss auf das Programm nehmen. Es stellt sich also die grundsätzliche Frage, ob es heutzutage Aufgabe von Kommunen sein sollte, diesen Part zu übernehmen oder nicht. Man könnte argumentieren, dass das aus guten Gründen historisch so gewachsen sei; ansonsten müsste man ein Äqui- valent finden.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke, Herr Kabitz. – Herr Thölen hat im Hinblick auf die Tage unter der Woche und die Wochenenden die Frage von Herrn Rahe nach der Henne und dem Ei zu beantworten.

Sven Thölen (Geschäftsführer radio NRW GmbH): Vielen Dank für die Frage. Ich versuche noch, sie zu verstehen. Ich weiß aber, worauf Sie hinauswollen. (Ernst-Wilhelm Rahe [SPD]: Das ist die Hauptsache!) Ich gehe zunächst auf die E.M.A: ein: Die E.M.A. hat eine gewisse Fallzahl pro Jahr, gefragt wird nach der Tages- und Stundenreichweite. Die Frage, ob die Relevanz eines Programms auch die Reichweite am Wochenende erhöhen könnte, würde ich eher mit Nein beantworten. Das ist aber nur eine Vermutung, die ich aus dem Mediennutzungs- verhalten ableite; das gibt die E.M.A. her. Wir wissen, dass die Hörfunknutzung am Samstagvormittag – im Auto auf dem Weg zum Einkaufen, vielleicht auch am Frühstückstisch – noch relativ hoch ist. Aber ab dem Mittag bzw. Nachmittag nimmt sie deutlich ab, und am Sonntag ist sie noch mal Landtag Nordrhein-Westfalen - 49 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

deutlich niedriger. Insofern ist der erreichbare Hörfunk- bzw. Nutzungsmarkt am Wo- chenende deutlich kleiner. Das kann ich – und Herr Lammert wird das wahrscheinlich bestätigen – auch aus der Nachfrage auf dem Werbemarkt ableiten; den Lebensmitteleinzelhandel sprach Herr Lammert bereits an: Es gibt viel Werbung bis zum Samstagmittag, dann wird die Nach- frage deutlich geringer. Zudem gibt es am Samstagnachmittag das Phänomen Fuß- ballbundesliga. Die Nutzung verlagert sich meist woanders hin. Insofern ist die Aus- sage der Kollegen nachvollziehbar, dass man die Mittel angesichts der begrenzten Möglichkeiten effizienter unter der Woche als am Wochenende einsetzen kann.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Thölen. – Herr Dr. Bongardt, auch an Sie war die Frage nach § 67 Landesmediengesetz gerichtet. Bitte.

Dr. Horst Bongardt (Vorsitzender Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-West- falen e. V.): Frau Stullich – in alter Verbundenheit – Sie kennen die Position der Chef- redakteure bzw. der Veranstaltergemeinschaften, und Sie bringen mich etwas in Ver- legenheit; ich komme in Teufels Küche damit. Ich meine, dass die Veranstaltergemeinschaften das Zweisäulenmodell als das Modell betrachten, dass sich in den vergangenen 30 Jahren am besten bewährt hat. Ein gro- ßer Vorteil dieses Modells ist meines Erachtens, dass es gewisse Garantien für die journalistische Unabhängigkeit gibt. Ein Dreisäulenmodell würden die Veranstalterge- meinschaften wohl nicht als geeignet ansehen. Ich hatte mich gerade mit Herrn Naumann kurzgeschlossen, der zu den Äußerungen von Herrn Kabitz Stellung beziehen will. Deshalb gebe ich das Wort – mit Ihrer Erlaub- nis, Herr Vorsitzender – weiter.

Vorsitzender Oliver Keymis: Bitte schön, Herr Naumann.

Timo Naumann (Geschäftsführer Verband Lokaler Rundfunk in Nordrhein-West- falen e. V.): Danke schön. Ich werde versuchen, es kurz zu machen. Es wird Sie viel- leicht überraschen, aber wir stimmen der von Thorsten Kabitz vertretenen Position zu, die höhere operative Programmverantwortung und die Personalverantwortung durch die Chefredakteure wahrnehmen zu lassen. Das scheint aber – wie Herr Kabitz auch in seiner Stellungnahme geschildert hat – kein generelles Problem zu sein. Auf der ersten Seite der Stellungnahme steht, dass sie nicht den Anspruch erhebe, die gemeinsame Position aller Chefredakteure zu ver- treten. Es ist auch unsere Erfahrung, dass Veranstaltergemeinschaften in der Regel sehr gut mit ihren Chefredakteuren zusammenarbeiten. Ich würde die Verantwortlichen von Veranstaltergemeinschaften, die Personal einstellen, entlassen oder Ähnliches ma- chen, ohne mit den Chefredakteuren darüber zu sprechen, fragen, ob sie wahnsinnig Landtag Nordrhein-Westfalen - 50 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

geworden sind. Ich bin also dafür, dass Chefredakteure höhere Programmverantwor- tung innehaben und auch für das Personal verantwortlich sind. Aber die Antwort auf die Frage, ob es dafür weitere gesetzliche Regelungen braucht, kann ich ganz klar verneinen.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Naumann. – Jetzt habe ich noch mal die Frage von Herrn Rahe nach den Tagen unter der Woche und den Wochenen- den – Henne oder Ei – an Herrn Peltzer.

Uwe Peltzer (Vorsitzender Verband der Betriebsgesellschaften in Nordrhein- Westfalen e. V.): Ich kann es kurz machen und mich Herrn Thölen anschließen. Dazu noch eine Ergänzung: Wir beobachten seit Jahren eine deutliche Verschiebung der Werbezeitennachfrage. Vor 20 oder 25 Jahren war der Samstag bei der Werbezeiten- nachfrage meinem Verständnis nach deutlich unterrepräsentiert; da brauchte man nicht viele Werbeflächen. Mittlerweile hat sich das vollkommen geändert. Die Nach- frage geht Richtung Ende der Woche, und der Samstag ist mittlerweile einer der ge- fragtesten Tage überhaupt. Ich wollte das eben nicht so verstanden wissen, dass wir am Wochenende überhaupt kein Programm mehr machen. Vielmehr machen wir es dann, wenn es sinnvoll ist; Borussia Mönchengladbach kommt als Thema noch hinzu. Dass der Samstagvormit- tag in jedem Fall ein Sendeplatz ist, der auch lokal befüllt werden sollte, bleibt auch von meiner Seite unbestritten.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Peltzer. – Die Frage von Herrn Tritschler nach der Werbezeitreduzierung und den realen Auswirkungen auf den WDR richtete sich an Frau Michel oder Herrn Lammert. Bitte.

Tobias Lammert (Westdeutscher Rundfunk Köln, Anstalt des öffentlichen Rechts): Es ist natürlich so, dass wir im WDR-Sendegebiet deutlich mehr Umsatz ge- nerieren als beispielsweise Radio Bremen. Dieser Anstalt sind im Jahresschnitt werk- täglich 111 Minuten erlaubt; bei uns sind es derzeit im Jahresschnitt 75 Minuten auf zwei Sendern. Man muss aber den Zusammenhang mit dem Sendegebiet und der dort ansässigen Bevölkerung berücksichtigen. Der Südwestrundfunk und der Bayerische Rundfunk ha- ben ein ähnliches Umsatzniveau wie wir. Der Südwestrundfunk darf im Jahresschnitt werktäglich 177 Minuten Werbung auf fünf Sendern ausstrahlen, der Bayerische Rund- funk 128 Minuten. Insofern kann ich unterstreichen, was Herr Meyer-Lauber vorhin schon sagte: Das ist eigentlich kein Landesthema, sondern im Rundfunkstaatsvertrag zu regeln. Auch die Tatsache, dass wir mit unseren Werbeumsätzen hier mit allen anderen ARD- Anstalten in Verbindung stehen, ist nicht zu vernachlässigen. Bezüglich der ARD-Wer- bung führt die Hauptschlagader durch Nordrhein-Westfalen. In der sogenannten Landtag Nordrhein-Westfalen - 51 - APr 17/895 Ausschuss für Kultur und Medien (39.) und 30.01.2020 Hauptausschuss (47.) bas Gemeinsame Sitzung (öffentlich)

Deutschland-Kombi sind alle öffentlich-rechtlichen und einige private Radioanstalten zusammengeschlossen, um nationale Hörfunkwerbung zu ermöglichen. Wenn hier weiter beschnitten würde, bestünde – um in dem medizinischen Bild zu bleiben – in der Hauptschlagader Thrombosegefahr. Ein Fünftel der deutschen Bevölkerung könnte samstags, wenn die Lebensmitteleinzelhändler werben, nicht mehr mit natio- nalen Kampagnen bedient werden. Wenn wir da sogar noch einen Monatsschnitt hät- ten, wäre der Kanal dicht. Wenn Nordrhein-Westfalen nicht ginge, würden auch Lan- desrundfunkanstalten anderswo in Mitleidenschaft gezogen.

Vorsitzender Oliver Keymis: Danke schön, Herr Lammert. – Die zweite Fragerunde ist beendet, und ich sehe keine Wortmeldungen mehr. Ich bedanke mich ganz besonders herzlich bei den Expertinnen und Experten für ihre schriftlichen Einlassungen und dafür, dass sie uns heute so lange zur Verfügung stan- den. Ich freue mich außerdem, dass auch Jürgen Büssow, der Miterfinder des Zweisäulen- modells, heute hier ist. Ich finde es toll, dass das Interesse immer noch wach ist und dass Sie sich für so etwas Zeit nehmen. Im April werden wir hoffentlich alle gemeinsam die Feierlichkeiten zu 30 Jahren Lokalfunk begehen. Ich schließe diese Sitzung und freue mich auf die nächste. – Herr Kollege, war es schön? (Dr. Marcus Optendrenk [CDU]: Ja, wunderbar!) Danke schön. Auf Wiedersehen. Gute Heimreise.

gez. Oliver Keymis Vorsitzender Anlage 04.02.2020/05.02.2020 78

Landtag Nordrhein-Westfalen - 53 - APr 17/895 Anlage, Seite 1

Stand: 03.02.2020 Anhörung von Sachverständigen Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien und des Hauptausschusses

Gesetz zur Zustimmung zum Dreiundzwanzigsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag und zur Ände- rung weiterer Gesetze (18. Rundfunkänderungsgesetz) Gesetzentwurf der Landesregierung, Drucksache 17/8130

am Donnerstag, dem 30.01.2020 15.00 Uhr, Raum E 3 D 01

Tableau

eingeladen Teilnehmer/-innen Stellungnahme

Professor Dr. Bernd Holznagel Institut für Informations-, Tele- kommunikations- und Medienrecht (ITM) Prof. Dr. Bernd Holznagel 17/2200 Juristische Fakultät Westfälische Wilhelms-Universität Münster Münster

Professor Dr. Karl-E. Hain Institut für Medienrecht und Kommunikations- recht Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Medien- Prof. Dr. Karl-E. Hain 17/2219 recht Universität zu Köln Köln

Landkreistag Nordrhein-Westfalen Düsseldorf

Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen Dr. Jan Fallack 17/2180 Düsseldorf Städtetag Nordrhein-Westfalen Köln

Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen keine Teilnahme 17/2185 Düsseldorf

Landesanstalt für Medien Nordrhein- Westfalen Düsseldorf Doris Brocker 17/2192

Landtag Nordrhein-Westfalen - 54 - APr 17/895 Anlage, Seite 2

eingeladen Teilnehmer/-innen Stellungnahme

Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts Eva-Maria Michel Tom Buhrow Tobias Lammert Intendant Köln

Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts Andreas Meyer-Lauber Andreas Meyer-Lauber 17/2207 Vorsitzender des Rundfunkrats Köln

Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts Claudia Schare Claudia Schare Vorsitzende des Verwaltungsrats Köln

Verband der Betriebsgesellschaften Uwe Peltzer in Nordrhein-Westfalen e. V. Carsten Dicks Düsseldorf 17/2209 Verband Lokaler Rundfunk Dr. Horst Bongardt in Nordrhein-Westfalen e. V. Timo Naumann Solingen

VAUNET - Verband Privater Medien e. V. Dr. Harald Flemming Geschäftsführer keine Teilnahme 17/2210 Büro Berlin (Hauptsitz) Berlin radio NRW GmbH Sven Thölen Sven Thölen 17/2206 Geschäftsführer Oberhausen

FORMATT-Institut Horst Röper Horst Röper 17/2188 Leiter Dortmund

Verein der Chefredakteure – c/o Radio RSG Thorsten Kabitz Thorsten Kabitz 17/2191 Vorstand Solingen

Deutscher Journalisten-Verband Volkmar Kah Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V. 17/2199 Christian Weihe Düsseldorf Landtag Nordrhein-Westfalen - 55 - APr 17/895 Anlage, Seite 3

eingeladen Teilnehmer/-innen Stellungnahme ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundesvorstand (Deutsche Journalistinnen- keine Teilnahme 17/2208 und Journalisten-Union) Berlin

Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 2 - Ausstieg von Westfunk bei Radio Ennepe Ruhr Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 3 - Gesetz zur stärkeren Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks (FDGO-WDR-Gesetz) LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN Drucksache 17/8417 17. Wahlperiode

14.01.2020

Neudruck

Gesetzentwurf der Fraktion der AfD

Gesetz zur stärkeren Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks (FDGO-WDR-Gesetz)

A Problem

Der Radiosender WDR 2 veröffentlichte am 27. Dezember 2019 eine mittlerweile zurückgezo- gene Videoaufnahme des WDR-Kinderchors der Dortmunder Chorakademie, in der über 30 Mädchen eine umgedichtete Fassung des populären Kinderliedes „Meine Oma fährt im Hüh- nerstall Motorrad“ sangen. Der Text des umgedichteten Liedes lautete:

„Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad. Das sind 1000 Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist ne alte Umweltsau!

Meine Oma sagt Motorradfahren ist voll cool, echt voll cool, echt voll cool. Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fährt im SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim Arzt vor. Sie überfährt dabei zwei Opis mit Rollator, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounter- fleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. Stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ne Kreuzfahrt, meine Oma ist doch keine Umweltsau.“1

1 merkur.de, WDR-Kinderchor singt „Oma ist ne alte Umweltsau“: Hier den Lied-Text und das ge- löschte Video sehen, https://www.merkur.de/politik/kinderchor-wdr-oma-umweltsau-lied-text-video-zr- 13391381.html, abgerufen am 8. Januar 2020.

Datum des Originals: 14.01.2020/Ausgegeben: 21.01.2020 (20.01.2020)

Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

Der WDR sah sich infolge der Veröffentlichung des Liedes massiver Kritik, darunter von Mi- nisterpräsident Armin Laschet (CDU), ausgesetzt; WDR-Intendant Tom Buhrow erklärte am Abend des 28. Dezember 2019 im WDR 2, das Lied sei ein „Fehler“ gewesen.

Am selben Tag veröffentlichte der vom WDR beschäftigte freie Mitarbeiter Danny H., der für die Social-Media-Redaktion des WDR arbeitet,2 auf dem sozialen Netzwerk Twitter eine mitt- lerweile gelöschte Botschaft mit folgendem Inhalt:

„Lass mal über die Großeltern reden, von denen, die jetzt sich über #Umweltsau auf- regen. Eure Oma war keine #Umweltsau. Stimmt. Sondern eine #Nazisau.“

Im Hinblick auf die daraufhin unmittelbar geäußerte Kritik anderer Nutzer veröffentlichte Herr H. am selben Tag eine weitere Botschaft auf Twitter:

„Haha. Wie jetzt alle ausrasten.“

Erst am Tag darauf erklärte Herr H. in einer neuerlichen Botschaft auf Twitter:

„Klarstellung in eigener Sache: Mir lag es fern eine ganze Generation [sic] oder gar eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu beleidigen. Falls dieser Eindruck entstanden sein sollte, möchte ich mich bei berechtigten Kritikern entschuldigen.“

Der WDR teilte am 30. Dezember 2019 mit, dass er sich von „Form und Inhalt“ des „Nazi- sau“-Textes distanziere, hielt jedoch an der Person Herrn H.s fest.3

Herr H. ist aus Sicht der Antragsteller der linksradikalen Szene zuzuordnen. So rief er bei- spielsweise am 1. August 2011 mit der Parole „Raven gegen Deutschland“4 zur Teilnahme an einer Demonstration auf oder bezeichnete sich als „Antideutschen“5.

Derartige linksradikale Umtriebe stellen beim WDR keinen Einzelfall dar. Der WDR-Journalist Jürgen D. solidarisierte sich in einem mittlerweile gelöschten Kommentar auf www.tages- schau.de mit der „vielleicht nicht legal[en]“6 gewalttätigen Besetzung des RWE-Braunkohleta- gebaus Garzweiler durch die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „linksextremistisch beeinflusste“7 Kampagne „Ende Gelände“ und bezeichnete RWE als „lächerlich“8, weil das Unternehmen gegen die kriminellen Besetzer juristisch vorgehe.

Die ehemalige WDR-Chefredakteurin Sonia S. M. nahm ausweislich eines von ihr selbst am 4. Januar 2020 auf Twitter publizierten Videos an einer Versammlung teil, die von „Köln gegen

2 tagesspiegel.de, Journalistenverband fordert von WDR Rückendeckung für freien Mitarbeiter, https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/eure-oma-war-eine-nazisau-journalistenverband-for- dert-von-wdr-rueckendeckung-fuer-freien-mitarbeiter/25375302.html, abgerufen am 8. Januar 2020. 3 A.a.O. 4 H., Danny, https://twitter.com/dannytastisch/status/98014443430092801, abgerufen am 8. Januar 2020. 5 H., Danny, https://twitter.com/dannytastisch/status/1197522147209555969, abgerufen am 8. Januar 2020. 6 D., Jürgen, „Unangemessen und absurd“, tagesschau.de vom 16. August 2015. 7 Bundesamt für Verfassungsschutz, Linksextremisten instrumentalisieren „Klimaschutz“-Proteste, https://www.verfassungsschutz.de/de/aktuelles/schlaglicht/schlaglicht-2018-08-linksextremisten-instru- mentalisieren-klimaschutz-proteste, abgerufen am 8. Januar 2020. 8 Siehe Fußnote 7.

2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

Rechts – Antifaschistisches Aktionsbündnis“ ausgerichtet wurde. Laut eigener Auskunft9 be- teiligen sich an diesem Bündnis folgende Gruppierungen, darunter solche, die vom Verfas- sungsschutz als linksextremistisch eingestuft werden:

Antifaschistische Gruppe [CGN] Bündnis “Köln-Nord gegen Rechts” Internationale Sozialistische Organisation (ISO) Interventionistische Linke (iL) Köln Kein Mensch ist illegal Köln Alarm Linksjugend [’solid] Köln Roter Aufbau Rhein/Ruhr SAV Köln SDAJ Köln SDS Köln SJD-Die Falken, KV Köln

Die Antragsteller konstatieren auf Grund all dieser Vorfälle eine besorgniserregende Nähe ein- zelner WDR-Mitarbeiter zum Linksradikalismus bzw. Linksextremismus und haben die Sorge, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Zwecke verfassungsfeindlicher Ideologien in- strumentalisiert wird, wenn hiergegen nichts unternommen wird. Darunter zählen die Antrag- steller nicht nur Äußerungen, die sich gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland (siehe den Fall Danny H.) und seine Verfassungsordnung richten, sondern auch disruptive Propaganda, z.B. durch das Aufstacheln jüngerer Generationen gegen ältere wie im Rahmen der „Umweltsau“-Affäre.

B Lösung

Der WDR und seine Mitarbeiter müssen dazu angehalten werden, die Verfassungsordnung zu achten. Zu diesem Zwecke sollen die Programmmitarbeiter mit einer schriftlichen Erklärung dazu verpflichtet werden, die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Programm- grundsätze des WDR zu wahren. Im Lichte der „Umweltsau“-Affäre soll dabei die Rücksicht- nahme auf die unterschiedlichen Generationen im Land Eingang in die Programmgrundsätze finden.

Die Verfassungsschutzbehörde soll daneben explizit beauftragt werden, sich mit verfassungs- feindlichen Bestrebungen im WDR auseinanderzusetzen.

C Alternativen

Duldung von verfassungsfeindlichen Bestrebungen im Westdeutschen Rundfunk durch Beibe- haltung der bisherigen unbefriedigenden Rechtslage.

9 Köln gegen Rechts, Über uns, https://www.koelngegenrechts.org/gruppen/, abgerufen am 8. Januar 2020.

3 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

D Kosten

Durch die Verpflichtungserklärung entsteht ein minimaler Erfüllungsaufwand für die betroffe- nen Programmmitarbeiter und den WDR. Ein leicht höherer Erfüllungsaufwand könnte für die Verfassungsschutzbehörde entstehen; die gesetzliche Neuregelung eröffnet jedoch im Hin- blick auf die Befassung mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen keinen Erfüllungsaufwand, der nicht bereits ohnehin durch den Gesamtauftrag an die Verfassungsschutzbehörde, sich mit allen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichteten Bestrebungen zu befassen, entstehen könnte.

E Zuständigkeit

Das Land hat sowohl die Zuständigkeit für die Regelung der Angelegenheiten des Rundfunks als auch des Verfassungsschutzes.

4 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

G e g e n ü b e r s t e l l u n g

Gesetzentwurf der Fraktion der AfD Auszug aus den geltenden Gesetzesbe- stimmungen

Gesetz zur stärkeren Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks (FDGO- WDR-Gesetz)

Artikel 1 Änderung des Gesetzes über den Gesetz über den 'Westdeutschen Rund- Westdeutschen Rundfunk Köln funk Köln' (WDR - Gesetz) (WDR-Gesetz)

Das Gesetz über den Westdeutschen Rund- funk Köln (WDR-Gesetz) in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. April 1998 (GV. NRW. S. 265), das zuletzt durch Artikel 4 des Gesetzes vom 19. Dezember 2019 (GV. NRW. S. 1046) geändert worden ist, wird wie folgt geändert:

1. § 4 wird wie folgt geändert: § 4 Programmauftrag

(1) Der WDR veranstaltet und verbreitet seine Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung und als Sache der Allge-

meinheit. Die im Sendegebiet bedeutsamen

politischen, religiösen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen gewährleisten die eigenverantwortliche Er- füllung seiner Aufgaben.

(2) Der WDR hat in seinen Angeboten einen umfassenden Überblick über das internatio- nale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbe- reichen zu geben. Die Angebote haben der Information, Bildung, Beratung und Unterhal- In Absatz 2 Satz 4 wird ein Komma und tung zu dienen. Der WDR hat Beiträge zur Kultur und Kunst anzubieten. Das Programm das Wort „Generationen“ nach dem soll das friedliche und gleichberechtigte Mit- Wort „Kulturen“ eingefügt. einander der Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen im Land fördern und diese Vielfalt in konstruktiver Form abbilden.

5 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

(3) Im Programm soll der regionalen Gliede- rung, der kulturellen Vielfalt des Sendege- biets, dem Prozess der europäischen In- tegration und den Belangen der Bevölkerung einschließlich der im Sendegebiet lebenden Menschen mit Migrationshintergrund Rech- nung getragen werden.

(4) In seinem Angebot leistet der WDR einen Beitrag zur Vermittlung von Allgemeinbil- dung und Fachwissen in Ergänzung zu Schule, Ausbildung und Beruf. Er trägt mit seinen Angeboten dem Erfordernis lebens- langen Lernens ebenso Rechnung wie der Stärkung der Medienkompetenz und der För- derung der sozialen und gesellschaftlichen Integration. Bildungsangebote im Sinne des Sätze 1 und 2 sind Angebote der Wissens- vermittlung und Weiterbildung insbesondere in den Bereichen Wissenschaft und Technik, Kultur und Religion, Geschichte und Gesell- schaft, Politik und Wirtschaft sowie Sprache. (5) Werbung darf nur in landesweiten Pro- grammen erfolgen.

2. § 32 wird wie folgt geändert: § 32 Programmitarbeiterinnen a) Der Wortlaut wird Absatz 1. und –mitarbeiter

Aufgabe der Programmitarbeiterinnen und - mitarbeiter ist es, im Rahmen ihrer vertragli- chen Rechte und Pflichten an der Erfüllung der gesetzlichen Aufgabe mitzuwirken. Sie

erfüllen die ihnen übertragenen Programm-

aufgaben im Rahmen der Gesamtverantwor- tung der Anstalt in jeweils eigener journalisti- scher Verantwortung; Weisungsrechte der Vorgesetzten und vertragliche Vereinbarun- gen bleiben unberührt.

b) Es wird ein Absatz 2 mit folgendem Inhalt angefügt:

„Die Programmmitarbeiter sind ver- pflichtet, eine schriftliche Erklärung abzugeben, im Rahmen ihrer Betä- tigung für den WDR die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Programmauftrag (§ 4) und die Pro- grammgrundsätze (§ 5) zu wahren und keine Bestrebungen zu unter-

6 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

nehmen, die sich gegen den Be- stand oder die Sicherheit des Bun- des oder eines Landes richten oder eine ungesetzliche Beeinträchti- gung der Amtsführung der Verfas- sungsorgane des Bundes oder ei- nes Landes oder ihrer Mitglieder zum Ziel haben. Die Erklärung ist gegenüber dem Intendanten abzu- geben und der Verfassungsschutz- behörde des Landes zuzuleiten.

Artikel 2 Änderung des Gesetzes über den Gesetz über den Verfassungsschutz Verfassungsschutz in Nordrhein- in Nordrhein-Westfalen Westfalen (VSG NRW) (Verfassungsschutzgesetz Nordrhein- Westfalen - VSG NRW -) Das Gesetz über den Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen (VSG NRW) vom 20. Dezember 1994 (GV. NRW. 1995 S. 28), das zuletzt durch Artikel 9 des Gesetzes vom 17. Mai 2018 (GV. NRW. S. 244) geändert worden ist, wird wie folgt geändert:

§ 3 wird wie folgt geändert: § 3 Aufgaben

Im Absatz 1 wird nach der Nummer 4 eine (1) Aufgabe der Verfassungsschutzbehörde Nummer 5 mit folgendem Inhalt eingefügt: ist die Sammlung und Auswertung von Infor- mationen, insbesondere von sach- und per- sonenbezogenen Auskünften, Nachrichten

und Unterlagen über

1. Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Be- stand oder die Sicherheit des Bundes o- der eines Landes gerichtet sind oder eine ungesetzliche Beeinträchtigung der Amtsführung der Verfassungsorgane des Bundes oder eines Landes oder ihrer Mit- glieder zum Ziel haben, 2. sicherheitsgefährdende oder geheim- dienstliche Tätigkeiten für eine fremde Macht, 3. Bestrebungen, die durch Anwendung von

Gewalt oder darauf gerichtete Vorberei- tungshandlungen auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland gefähr- den, 4. Bestrebungen und Tätigkeiten, die gegen den Gedanken der Völkerverständigung (Artikel 9 Absatz 2 des Grundgesetzes für

7 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungs- nummer 100-1, veröffentlichten bereinig- ten Fassung, das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 11. Juli 2012 (BGBl. I S. 1478) geändert worden ist) oder das friedliche Zusammenleben der Völker

(Artikel 26 des Grundgesetzes) gerichtet

sind,

„5. die nach § 32 Absatz 2 WDR-Gesetz abgegebenen Erklärungen und etwaige Verstöße dagegen, soweit hiervon die freiheitliche demokratische Grundord- nung, der Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder eine ungesetzliche Beeinträchtigung der Amtsführung der Verfassungsor- gane des Bundes oder eines Landes

oder ihrer Mitglieder betroffen sind,“ im Geltungsbereich des Grundgesetzes, so- weit tatsächliche Anhaltspunkte für den Ver- dacht solcher Bestrebungen und Tätigkeiten vorliegen.

(2) Die Verfassungsschutzbehörde unter- richtet die Landesregierung und den Landtag über bedeutsame Entwicklungen in ihrem Aufgabenbereich.

(3) Die Verfassungsschutzbehörde klärt die Öffentlichkeit über Bestrebungen und Tätig- keiten nach Absatz 1 auf. Sie tritt solchen Be- strebungen und Tätigkeiten auch durch An- gebote zur Information und zum Ausstieg entgegen.

(4) Die Verfassungsschutzbehörde wirkt mit

1. bei der Sicherheitsüberprüfung von Per- sonen, denen im öffentlichen Interesse geheimhaltungsbedürftige Tatsachen, Gegenstände oder Erkenntnisse anver- traut werden, die Zugang dazu erhalten sollen oder ihn sich verschaffen können, 2. bei der Sicherheitsüberprüfung von Per- sonen, die an sicherheitsempfindlichen Stellen von lebens- oder verteidigungs- wichtigen Einrichtungen beschäftigt sind oder werden sollen, 3. bei technischen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von im öffentlichen Interesse

8 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

geheimhaltungsbedürftigen Tatsachen, Gegenständen oder Erkenntnissen ge- gen die Kenntnisnahme durch Unbefugte

sowie in den übrigen gesetzlich vorgesehe- nen Fällen.

(5) Im Sinne dieses Gesetzes sind

a) Bestrebungen gegen den Bestand des Bundes oder eines Landes solche poli- tisch bestimmten, ziel- und zweckgerich- teten Verhaltensweisen in einem oder für einen Personenzusammenschluß, der darauf gerichtet ist, die Freiheit des Bun- des oder eines Landes von fremder Herr- schaft aufzuheben, ihre staatliche Einheit zu beseitigen oder ein zu ihm gehörendes Gebiet abzutrennen;

b) Bestrebungen gegen die Sicherheit des Bundes oder eines Landes solche poli- tisch bestimmten, ziel- und zweckgerich- teten Verhaltensweisen in einem oder für einen Personenzusammenschluß, der darauf gerichtet ist, den Bund, Länder o- der deren Einrichtungen in ihrer Funkti- onsfähigkeit erheblich zu beeinträchti- gen;

c) Bestrebungen gegen die freiheitliche de- mokratische Grundordnung solche poli- tisch bestimmten, ziel- und zweckgerich- teten Verhaltensweisen in einem oder für einen Personenzusammenschluß, der darauf gerichtet ist, einen der in Absatz 6 genannten Verfassungsgrundsätze zu beseitigen oder außer Geltung zu setzen.

Für einen Personenzusammenschluß han- delt, wer ihn in seinen Bestrebungen nach- drücklich unterstützt. Verhaltensweisen von Einzelpersonen, die nicht in einem oder für einen Personenzusammenschluß handeln, sind Bestrebungen im Sinne dieses Geset- zes, wenn sie auf Anwendung von Gewalt gerichtet sind oder aufgrund ihrer Wirkungs- weise geeignet sind, ein Schutzgut dieses Gesetzes erheblich zu beschädigen.

9 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

(6) Zur freiheitlichen demokratischen Grund- ordnung im Sinne dieses Gesetzes zählen:

a) das Recht des Volkes, die Staatsgewalt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Recht- sprechung auszuüben und die Volksver- tretung in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl zu wählen,

b) die Bindung der Gesetzgebung an die verfassungsmäßige Ordnung und die Bindung der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung an Gesetz und Recht,

c) das Recht auf Bildung und Ausübung ei- ner parlamentarischen Opposition,

d) die Ablösbarkeit der Regierung und ihre Verantwortlichkeit gegenüber der Volks- vertretung,

e) die Unabhängigkeit der Gerichte,

f) der Ausschluß jeder Gewalt- und Willkür- herrschaft und

g) die im Grundgesetz konkretisierten Men- schenrechte.

Artikel 3 Inkrafttreten

Dieses Gesetz tritt am zehnten Tage nach seiner Verkündung in Kraft.

10 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

Begründung

A Allgemeiner Teil

Der vorliegende Gesetzentwurf erweitert bereits bestehende Regelungen im WDR-Gesetz und im Verfassungsschutzgesetz mit dem Ziel, die freiheitlich-demokratische Grundordnung stär- ker in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks zu verankern. Diese Erweiterungen erhöhen dabei nicht die Intensität etwaiger Eingriffe in die Grundrechte, die bereits nach geltender Rechtslage bestehen: So sieht das WDR-Gesetz im § 32 de lege lata vor, dass Programmmit- arbeiter „im Rahmen ihrer vertraglichen Rechte und Pflichten an der Erfüllung der gesetzlichen Aufgabe mitzuwirken“ haben. Die verpflichtende Abgabe einer Erklärung, die freiheitlich-de- mokratische Grundordnung zu wahren, ist daher eine im System der wehrhaften Demokratie politisch gebotene Konkretisierung einer bereits geltenden abstrakten Verpflichtung. Auch die Erweiterung der Aufgaben des Verfassungsschutzes im Hinblick auf den WDR erhöht die In- tensität etwaiger Grundrechtseingriffe nicht. Bereits nach geltendem Recht gehören sämtliche „Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind oder eine ungesetzliche Beein- trächtigung der Amtsführung der Verfassungsorgane des Bundes oder eines Landes oder ihrer Mitglieder zum Ziel haben“ (§ 3 Absatz 1 Nummer 1 VSG NRW) zu den Aufgaben des Verfas- sungsschutzes . Die Befassung mit etwaigen verfassungsfeindlichen Bestrebungen ist ledig- lich ein Unterfall des Generalfalls, dessen Erwähnung nichtsdestoweniger geboten ist, damit die Abgabe der Verpflichtungserklärungen nicht zahnlos bleibt. Die Staatsferne des öffentlich- rechtlichen Rundfunks stellt ebenfalls keinen Hinderungsgrund dar, da diese nicht als Instru- ment taugt, um etwaige verfassungsfeindliche Bestrebungen dem Zugriff des Verfassungs- schutzes zu entziehen. Da der Gesetzgeber den öffentlich-rechtlichen Rundfunk statuiert hat, kann er auch eine stärkere Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in die- sem vorschreiben.

B Besonderer Teil

Zu Artikel 1

Die in Artikel 1 vorgesehenen Änderungen des WDR-Gesetzes betreffen einerseits den Pro- grammauftrag (§ 4) und andererseits die Programmmitarbeiter (§ 32).

Zu § 4

§ 4 Absatz 2 Satz 4 sieht als Bestandteil des Programmauftrags die Förderung des friedlichen und gleichberechtigten Miteinanders unterschiedlicher Kulturen und Sprachen vor. Nunmehr soll auch die Förderung des friedlichen und gleichberechtigten Miteinanders unterschiedlicher Generationen Programmauftrag sein. Diese Erweiterung nimmt insofern den Zweck des Sat- zes, der auf eine höhere soziale Kohäsion gerichtet ist, auf und ergänzt vor dem Hintergrund sich verschärfender Generationenkonflikte einen weiteren Tatbestand.

Zu § 32

Durch die Erweiterung des § 32 wird die bereits bestehende Pflicht von Programmmitarbeitern, im Rahmen ihrer vertraglichen Rechte und Pflichten an der Erfüllung der gesetzlichen Aufgabe des WDR mitzuwirken, durch eine Verpflichtung konkretisiert, sich schriftlich zur Wahrung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung sowie weiterer im Gesetzestext aufgezählten Tatbestände zu verpflichten. Ein besonderer Wortlaut wird hierbei nicht vorgeschrieben, es genügt insofern jeder Wortlaut, welcher der gesetzlichen Regelung Genüge tut.

11 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8417

Die Regelung, dass die Erklärung gegenüber dem Intendanten abzugeben ist, dient hierbei vor allem der organisatorischen Vereinfachung im Hinblick auf die Zuleitung der Erklärungen an die Verfassungsschutzbehörde.

Zu Artikel 2

Der Verfassungsschutzbehörde wird die Aufgabe übertragen, die Sammlung und Auswertung von Informationen, insbesondere von sach- und personenbezogenen Auskünften, Nachrichten und Unterlagen über die nach § 32 Absatz 2 WDR-Gesetz abgegebenen Erklärungen zu be- wirken. Dies stellt im Optimalfall, nämlich der Abwesenheit jeglicher verfassungsfeindlichen Bestrebungen im WDR, sicher, dass der Verfassungsschutz sich mit dem WDR zumindest in Form der Sammlung der Verpflichtungserklärungen befasst, sodass hieraus eine Information der Öffentlichkeit in den Verfassungsschutzberichten resultieren kann. Liegen hingegen An- haltspunkte für Bestrebungen von Programmmitarbeitern vor, die sich gegen die freiheitlich- demokratische Grundordnung richten, kann der Verfassungsschutz die vom Gesetz vorgese- henen Maßnahmen ergreifen.

Die Aufgabe des Verfassungsschutzes wird dabei durch den mit „soweit“ eingeleiteten Neben- satz nicht darauf ausgedehnt, sich mit Verstößen gegen die Verpflichtungserklärung zu befas- sen, welche eine Verletzung der Programmgrundsätze oder ein Agieren gegen den Pro- grammauftrag des WDR zum Gegenstand haben. Die Überwachung der Einhaltung solcher Bestimmungen ist nicht Aufgabe des Verfassungsschutzes, wenn es sich nicht um Verstöße mit einem verfassungsfeindlichen Charakter handelt.

Zu Artikel 3

Das Gesetz soll nicht sofort in Kraft treten, sondern erst am zehnten Tage nach seiner Ver- kündung, damit die Programmmitarbeiter des WDR sich auf die Gesetzesänderung einstellen können.

Sven W. Tritschler Gabriele Walger-Demolsky Herbert Strotebeck Markus Wagner Andreas Keith und Fraktion

12 Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 4 - Herkunftsnennung jetzt, immer und überall – Für möglichst wirklichkeitsnahe Pressemitteilungen der Strafverfolgungsbehörden in Nordrhein-Westfalen! LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN Drucksache 17/8419 17. Wahlperiode

14.01.2020

Antrag der Fraktion der AfD

Herkunftsnennung jetzt, immer und überall – Für möglichst wirklichkeitsnahe Presse- mitteilungen der Strafverfolgungsbehörden in Nordrhein-Westfalen!

I. Sollen wir, oder sollen wir nicht? Die Grünen sagen, Herkunft nennt man nicht!

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Joachim Stamp sprach im vergangenen Au- gust im Nachgang der gleich mehrfachen Räumungen des Düsseldorfer Rheinbades mit ei- nem Journalisten der Rheinischen Post über private Freibaderlebnisse, Jugendsünden, Res- pektlosigkeit, Aggressionen und Pauschalisierungen. An einer Stelle des Gespräches verwies Stamp zunächst auf Spekulationen im Internet über die mögliche Herkunft von Tätern, wenn diese nicht explizit in der jeweiligen Berichterstattung genannt worden sei, was er als proble- matisch betrachte.1 Sodann ergänzte er auf eine weitere Frage:

„Wenn, dann müsste man die Herkunft eigentlich bei jedem Delikt nennen, auch wenn es dann bizarr wird. Es gibt aber schon spezifische Delikte, die von einer bestimmten Tätergruppe aus bestimmten Länder (sic!) häufiger begangen werden als andere: etwa der Taschendiebstahl an Bahnhöfen. Das muss man klar benennen, damit das Problem auch behoben werden kann.“2

Nur wenige Tage später, am 26. August 2019, kündigte Innenminister Herbert Reul öffentlich an, mit einer Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei NRW verbindlich vorgeben zu wollen, dass in polizeilichen Presseauskünften in Zukunft ausnahms- los die Nationalität aller Tatverdächtigen genannt werden sollte, sofern diese zweifelsfrei fest- stehe, was im Zeichen seines Politikstils der Transparenz stehe. Bislang gibt der gültige Erlass

1 Vgl. Rheinische Post (2019): Warum die Herkunft der Täter wichtig ist; online im Internet: https://rp- online.de/nrw/landespolitik/nrw-minister-joachim-stamp-ueber-raeumungen-im-rheinbad-duessel- dorf_aid-45228997#successLogin. 2 Ebd..

Datum des Originals: 14.01.2020/Ausgegeben: 17.01.2020

Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8419

noch vor, dass Hinweise auf die Zugehörigkeit eines Tatverdächtigen zu einer Minderheit in- tern und extern nur Erwähnung finden soll3, „wenn sie für das Verständnis eines Sachverhalts oder für die Herstellung eines sachlichen Bezugs zwingend erforderlich ist.“4

Seitens des Justizministeriums äußerte man demgegenüber alsbald Zweifel an dem Bestre- ben Herbert Reuls und meldete über einen Sprecher Gesprächsbedarf an.5 Der Justizminister selbst, Peter Biesenbach, blieb bei dieser bereits ausgegebenen skeptisch-distanzierten bis ablehnenden Position. Biesenbach verwies auf Vorgaben des Datenschutzes und lehnte eine ähnliche Regelung für seinen Geschäftsbereich ab.6 Doch auch der eingangs zitierte Integra- tionsminister war derweil längst bemüht, die aus seiner Sicht fehlgehenden Deutungen seiner Aussagen gegenüber der Rheinischen Post auf verschiedenen Wegen richtigzustellen: Seiner sich selbst auferlegten Pflicht kam er, Joachim Stamp, nach eigener Aussage schon einen Tag nach der Veröffentlichung des RP-Interviews, am 23. August 2019, auf Twitter nach7. In einem schriftlichen Bericht für den Integrationsausschuss auf Bitten der Fraktion der Grünen, die em- pört ob des möglichen Frevels wider die Politische Korrektheit und listig die Uneinigkeit der Landesregierung ahnend in gleich mehreren Ausschüssen die zuständigen Minister um Erklä- rungen baten8, und auch gegenüber Medienvertretern betonte Stamp, missverstanden worden zu sein: Er habe mit seinen Aussage keine generelle Herkunftsnennung von Tatverdächtigen anregen wollen, was sich aus dem Gesamtbild seiner Äußerungen erschließe. Er habe ledig- lich auf Spekulationen und Ressentiments gegen Migranten im Internet hinweisen wollen und zugleich deutlich gemacht, dass eine grundsätzliche Angabe der Nationalität „bizarr“ sei. Und gegen Stigmatisierungen von Minderheiten trete die Landesregierung selbstverständlich ent- schieden an. „(A)usschließlich (an) der Auseinandersetzung mit dem Problem falscher und ressentimentgeladener Verdächtigungen im Netz“ sei ihm somit gelegen gewesen.9

War das Integrationsministerium zunächst offenbar nicht in die Erarbeitung und rechtliche Prü- fung des geplanten Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei einbezogen10, so hatte man sich bis Anfang September 2019 immerhin geeinigt, gemeinsam darüber bis zum Ende des Jahres zu beraten.11 Und so prüften die beteiligten Ressorts der Landesregierung in den Folgewochen die neue Fassung des Runderlasses und stimmten sich nach § 25 der Ge- meinsamen Geschäftsordnung für die Ministerien des Landes Nordrhein-Westfalen (GGO) in- tern ab, ohne dass es bis zum 6. November 2019 zu einer publikationswürdigen Einigung ge- kommen ist.12

3 Vgl. Rheinische Post (2019): Polizei soll künftig Nationalität aller Tatverdächtigen nennen; online im Internet: https://rp-online.de/nrw/landespolitik/nrw-polizei-soll-kuenftig-nationalitaet-aller-tatverdaechti- gen-nennen_aid-45374811. 4 Ebd.. 5 Vgl. Westdeutsche Allgemeine Zeitung (2019): Nationalität: Justizministerium hat Zweifel an Reul- Vorstoß; online im Internet: https://www.waz.de/politik/nationalitaet-justizministerium-hat-zweifel-an- reul-vorstoss-id226905085.html. 6 Vgl. Westdeutscher Rundfunk (2019): Justizminister gegen generelle Herkunftsnennung; online im Internet: https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/nennung-herkunft-nationalitaet-100.html. 7 Vgl. Neudruck Vorlage 17/2377 A19, S. 4, Abs. 4. 8 Vgl. Westfälische Rundschau (2019): Nennung von Täter-Herkunft: NRW-Innenminister unter Druck; online im Internet: https://www.wr.de/politik/landespolitik/innenminister-wegen-nennung-von-herkunfts- laendern-unter-druck-id226939731.html. 9 Vgl. Neudruck Vorlage 17/2377 A19, S. 4; (2019): „Brauchen anderen Rahmen in der Migrationspolitik“; online im Internet: https://www.deutschlandfunk.de/nrw-vize-und-integrationsmi- nister-stamp-fdp-brauchen.868.de.html?dram:article_id=458220. 10 Vgl. Neudruck Vorlage 17/2377 A19, S. 4, Abs. 4. 11 Vgl. Deutschlandfunk (2019): „Brauchen anderen Rahmen in der Migrationspolitik“; online im Inter- net: https://www.deutschlandfunk.de/nrw-vize-und-integrationsminister-stamp-fdp-brau- chen.868.de.html?dram:article_id=458220. 12 Vgl. Drucksache 17/7768, S. 2; Vorlage 17/2611 A14, S. 2; Vorlage 17/2499 A14, S. 2

2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8419

Auch die Innenminister der anderen Bundesländer zeigten sich nach dem Vorstoß Nordrhein- Westfalens auf Nachfrage gespalten: Aus Berlin, Bremen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Ba- den-Württemberg kam die Rückmeldung, sich weiterhin an den Maßgaben des Pressekodex orientieren zu wollen. Niedersachsen argumentierte strukturell ähnlich. Bayern wollte vor einer etwaigen Entscheidung zunächst die Regelung in Nordrhein-Westfalen betrachten. Während Sachsen zunächst eine landesweite Regelung anstrebte, präferierte Mecklenburg-Vorpom- mern im vergangenen August bereits eine bundesweite Vereinheitlichung und zeigte sich zu- gleich offen für Herbert Reuls Vorschlag des transparenten Umgangs mit der Täternationali- tät.13 Die Uneinigkeit in dieser Frage konnte jedoch bis Anfang Dezember 2019 nicht überwun- den werden.14

Zumindest vermochte es die Landesregierung, sich zwischenzeitlich über Verfahrensfragen hinaus auch in einem inhaltlichen Punkt zu verständigen: Das Justizministerium, mit dem der Vorstoß Reuls anfänglich ebenfalls nicht abgesprochen war15, meldete frühzeitig datenschutz- rechtliche Bedenken bezüglich der grundsätzlichen Angabe von Täternationalitäten an:

„Bei der Nationalität und der Staatsangehörigkeit handelt es sich um personenbezogene Daten, die vom Recht auf informationelle Selbstbestimmung umfasst sind. Dieses Recht von Betroffenen ist mit dem berechtigten Informationsinteresse der Öffentlichkeit in Ein- klang zu bringen, was im Einzelfall mit rechtlichen Schwierigkeiten verbunden sein kann. Soweit die europäische Datenschutz-Grundverordnung Anwendung findet, gelten für Daten, aus denen die rassische und ethnische Herkunft hervorgeht, besondere Anfor- derungen (Artikel 9 der Datenschutz-Grundverordnung). Grundsätzlich ist es möglich, den unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen in allgemeiner Form im Wege eines Erlasses zu entsprechen.“16

Das Innenministerium begegnete dem unmittelbar und richtigerweise wie folgt:

„Rechtliche Hürden könnten allenfalls in einem Eingriff in die informationeIle Selbstbe- stimmung durch Offenlegung personenbezogener Daten liegen. Die bloße Nennung der Staatsangehörigkeit führt noch nicht zu einer Identifizierbarkeit des Täters. Sollte im Ein- zelfall aus der Kombination eigentlich nicht identifizierender Merkmale eine Person doch identifiziert werden können, hat die Nennung zu unterbleiben, vgl. Ziffer 4.1.2 des Erlas- ses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei Nordrhein-Westfalen, die insofern nicht geändert werden soll:

‚Über Ermittlungsvorgänge wird so berichtet, dass die Identität betroffener Personen nicht preisgegeben wird.‘“17

13 Vgl. Deutschlandfunk (2019): NRW als Vorbild für ganz Deutschland?; online im Internet: https://www.deutschlandfunk.de/herkunftsnennung-bei-straftaetern-nrw-als-vorbild-fuer- ganz.2907.de.html?dram:article_id=457376. 14 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2019): Nennung der Nationalität in Straffällen bleibt umstritten; online im Internet: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/innenminister-uneins-ueber-nennung-von- nationalitaet-bei-tatverdaechtigen-16519611.html; Spiegel Online (2019): Innenminister streiten über Nennung der Nationalität von Tatverdächtigen; online im Internet: https://www.spiegel.de/pano- rama/justiz/polizei-nationalitaet-von-verdaechtigen-nennen-innenminister-uneins-a-1298977.html. 15 Vgl. dazu die Antwort des JM auf die Frage 3 auf Seite 2 der Vorlage 17/2384 A14 vom 9. Septem- ber 2019. 16 Ebd., Antwort der LRg auf Frage 1. 17 Vorlage 17/2410 A09, Antwort der LRg auf Frage 1, Seite 2.

3 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8419

Schließlich einigten sich die Ressorts im Rahmen ihres fortlaufenden Abstimmungsprozesses einvernehmlich darauf, jene Vorgaben der Datenschutzgrundordnung zu wahren.18

II. Die Relevanz von Herkunft und Nationalität für das Verständnis von Einzelsach- verhalten und für öffentliche Diskurse über Migration, Remigration und Auslän- derkriminalität

Es sprechen gute und rationale Gründe, die im Anschluss an einige allgemeine Anmerkungen in diesem Kapitel dargelegt werden, dafür, dem Merkmal der Herkunft bzw. der Nationalität von Personen, die einer Straftat verdächtigt werden, im Allgemeinen eine herausgehobene Bedeutung sowohl für das Verständnis der jeweiligen Einzelsachverhalte als auch für öffentli- che Diskurse über Migration, Remigration und Ausländerkriminalität beizumessen.

Vorab jedoch und ganz grundsätzlich: „Bedeutung“ oder „Relevanz“ dürfen nicht in einer Art und Weise ausgelegt werden, als würde damit unwissenschaftlich und entindividualisierend behauptet, Herkunft oder Prägung determinierten immer und unabänderlich das Verhalten ei- nes Menschen, von dem er sich nicht lossagen könne. Auch die Auffassung, damit werde kategorisch vertreten, in jedem Sachverhalt sei die Herkunft die eine und maßgebliche Ursa- che kriminellen Handelns, ginge fehl. „Relevanz“ soll hier darauf verweisen, dass jenes Per- sönlichkeitsmerkmal in einem mitunter komplex verwobenen Netz von Ursache-Wirkungsver- hältnissen, die es in ihrer Gesamtheit vermögen, menschliches Handeln zu erklären, eine von mehreren einander beeinflussenden oder überformenden Anfangs- oder Randbedingungen sein kann.

Über eine solche Einzelfallhermeneutik hinaus kann jede Tat aber auch Teil größerer Zusam- menhänge werden: Über sie kann in einer bestimmten Art und unter Heranziehung jeweils charakteristischer Axiome gesprochen, berichtet, debattiert werden. Als Teil öffentlicher Dis- kurse kann jenes Konglomerat aus Tat, Tathergang, Tatverdächtigen, Opfern, Motivlagen eine Bedeutung erlangen, die über die dem Einzelsachverhalt streng inhärenten Vorgänge, Korre- lationen sowie Kausalitäten hinausgeht. Damit können nun auch Tatverdächtigenmerkmale, wie eben Nationalität, aber auch z.B. Alter und Geschlecht, mit anderen Zusammenhängen verglichen oder aus anderen Perspektiven durchdacht werden. Selbst wenn einer nicht-deut- schen Nationalität eines hier fiktiven Tatverdächtigen in einem bestimmten Fall nachweislich keine tatursächliche Qualität zukäme, so könnte diese Staatsbürgerschaft in politischen Dis- kursen dennoch als wichtig erachtet werden, um über das Aufenthaltsrecht in Deutschland nach einer möglichen rechtskräftigen Verurteilung zu streiten. Käme man in einem Vorgang des gemeinsamen, öffentlichen Streitens und Abwägens von Gründen gar zu dem Ergebnis, dass Ausländer besonders häufig kriminell werden, bestimmte Teilgruppen noch häufiger als die Ausländergesamtheit mit Gesetzen in Konflikt geraten, oder die Herkunft als zumindest mitursächlich betrachtet werden kann, dann lägen weitergehende Schlussfolgerungen für die Ausrichtung der Migrationspolitik nahe.

Eine regelmäßig vorgetragene und relativierende Fundamentalkritik an der soeben skizzierten Bedeutung des Persönlichkeitsmerkmals „Nationalität“ im Kontext von Kriminalität verfehlt bei genauerer Betrachtung den Kern des Problemzusammenhangs. Stellvertretend für viele, die es vorziehen, in ähnlicher Weise zu entgegnen, steht die Kritik des niedersächsischen Innen- ministers Boris Pistorius an der Initiative Herbert Reuls. Er wird mit folgenden Worten zitiert:

18 Vgl. Vorlage 17/2611 A14, S. 2.

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"Genauso wenig berichtet die Polizei doch über Kleidung, Haarfarbe oder Größe der Tatverdächtigen, außer es ist im Zusammenhang relevant."19

Dabei behauptete ohnehin niemand mit ernsthaftem Erkenntnisinteresse, die zum Tatzeit- punkt getragene Kleidung oder die Pigmente des Täterhaupthaares seien relevante Einfluss- größen auf ein zu erklärendes Täterhandeln. Ebenso wenig können das Ausweisdokument in der Brieftasche oder andere äußerlich erkennbare Persönlichkeitsmerkmale, die mit der Staatsangehörigkeit und/oder ethnischen Herkunft zusammenhängen, als handlungsursäch- lich gelten. Wohl aber kann – nicht muss! – mit einer bestimmten Herkunft eine Prägung des Einzelnen, der schließlich in die sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse seiner Hei- mat schicksalshaft hineingeboren worden ist, einhergehen. Eine solche Prägung, die Sitten, Kulturstandards oder auch Erwartungshaltungen betrifft, kann demgegenüber nun durchaus das menschliche Handeln beeinflussen.

Welche konkreten Erkenntnisse, Sachverhalte und Ereignisse sprechen nun für eine grund- sätzliche Angabe von Nationalität und Herkunft in Polizeimeldungen?

Zunächst einmal muss in der Polizeilichen Kriminalstatistik Nordrhein-Westfalen 2018 festge- stellt werden, dass die Ausländer unter den Tatverdächtigen „gemessen an ihrem Bevölke- rungsanteil von 12,8 Prozent, überproportional vertreten (sind); 31,8 Prozent (2017: 32,0 %) aller Tatverdächtigen waren nichtdeutsch.“20 Obwohl Deutsche derzeit zumindest noch einen Bevölkerungsanteil von 87, 2 Prozent ausmachen, liegt ihr Anteil an der Zahl der Tatverdäch- tigen lediglich bei 68,2 Prozent.21 Bei bestimmten Delikten sind Ausländer noch deutlicher un- ter den Tatverdächtigen vertreten. Etwas weniger als jeden zweiten Mordes oder Totschlags wird in Nordrhein-Westfalen ein Fremder verdächtigt (2018: 43,3 Prozent). Taschendiebstahl- delikte wurden 2018 sogar zu 72,4 Prozent von Ausländern begangen. Unter diesen auslän- dischen Tatverdächtigen bilden Türken die größte Gruppe, gefolgt von Rumänen.22

Darüber hinaus verdeutlichen die ersten gesicherten kriminalstatistischen Erkenntnisse über die Kriminalität mit Stichwaffen als Tatmittel die besondere Bedeutung der Nationalität. In den vergangenen Jahren entstand in der Bevölkerung, in Polizeikreisen, aber auch in den Medien der Eindruck, wonach Straftaten mit Stichwaffen durch insbesondere jugendliche Täter zuge- nommen hätten, was sogar die Sozialdemokraten 2018 bereit waren, zur Kenntnis zu nehmen. Die Fraktion der SPD forderte die Landesregierung daraufhin dazu auf, Straftaten mit Stich- waffen fortan statistisch zu erheben, was bis dahin nicht der Fall gewesen war. Bereits damals schon sprachen viele Ermittler der Polizei hinter vorgehaltener Hand gegenüber Journalisten davon, dass diese Entwicklungen in einem Zusammenhang mit der Zuwanderung stünden.23 Die Landesregierung griff die Forderung der SPD rasch selbst auf und erhob ab Januar 2019 entsprechende Straftaten. Auf mehrfache Nachfragen der AfD-Fraktion ist bekannt geworden, dass allein im ersten Halbjahr 2019 3550 Messerstraftaten polizeilich registriert worden sind. „Von den 3 562 ermittelten Tatverdächtigen besaßen 37,96 Prozent nicht die deutsche Staats- angehörigkeit.“24 Insgesamt 572, also 42,3 Prozent, der 1352 nicht-deutschen Tatverdächtigen

19 Spiegel (2019): Innenminister streiten über Nennung der Nationalität von Tatverdächtigen; online im Internet: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/polizei-nationalitaet-von-verdaechtigen-nennen-in- nenminister-uneins-a-1298977.html. 20 Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (2019): Polizeilichen Kriminalstatistik Nordrhein-Westfalen 2018, Düsseldorf, S. 34. 21 Vgl. ebd., S. 36. 22 Vgl. ebd., S. 38. 23 Die Darstellung und Bewertung dieses Vorgangs aus der Perspektive der AfD-Fraktion findet sich in Drs. 17/2221, S. 1. 24 Drs. 17/7226, S. 2.

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gehörten dabei wiederum der Teilgruppe der sogenannten Zuwanderer an.25 „Erfasst als Zu- wanderer werden alle Staatsbürger eines Nicht-EU-Staates, die sich entweder unerlaubt in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten oder folgenden Aufenthaltsstatus haben: Asylbewer- ber, Schutz- und Asylberechtigte, Kontingentflüchtlinge, Duldung.“26 65 Prozent der Gesamt- zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger bei Stichwaffendelikten waren Afghanen, Albaner, Alge- rier, Bulgaren, Eritreer, Guineer, Iraker, Iraner, Kosovaren, Libanesen, Marokkaner, Nigeria- ner, Rumänen, Syrer oder Türken.27

Diese zur Polizeilichen Kriminalstatistik gemeldeten Daten lassen zwar keine Aussagen über Motive oder darüber zu, ob die Nationalität oder kulturelle Prägung des Tatverdächtigen tatur- sächlich gewesen ist. Auch eine Steigerung der Gesamtzahl an Messerstraftaten ist aufgrund fehlender Vorjahreszahlen nicht feststellbar. Allerdings wird hier überdeutlich, dass Ausländer statistisch erheblich krimineller sind als Deutsche, und die Messerkriminalität in Nordrhein- Westfalen in einem deutlichen Zusammenhang mit der Asyl- und Flüchtlingsmigration und mit illegaler Einwanderung steht.

Nachdem in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019 allerdings hunderte28 überwiegend türkisch- arabischstämmige29 Hochzeitsgesellschaften unter anderem mit Blockaden, Pyrotechnik und Schusswaffengebrauch für chaotische Szenen auf Straßen und Autobahnen sorgten, ermög- lichte eine von der AfD-Fraktion mit einem Antrag30 angestoßene parlamentarische Auseinan- dersetzung mit diesem Phänomen regelwidriger Verhaltensmuster erste Einblicke in zumin- dest denkbare Motivationslagen der Verursacher. Im Rahmen einer am 12. September 2019 auf Antrag der AfD-Fraktion durchgeführten öffentliche Anhörung von Sachverständigen zu dem oben erwähnten Antrag im Innenausschuss bewertete der Leiter der Abteilung 1 des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes, Thomas Jungbluth, verschiedene zuvor auch von der AfD vorgelegte Aussagen über (mögliche) Verhaltensursachen von Delinquenz im Kontext solcher Hochzeitsgesellschaften als durchaus mögliche handlungsbestimmende Mo- tive, die über den Anlass der jeweils konkreten Hochzeitsfeierlichkeit hinausgehen: Z.B. Fami- lienehre, Machtdemonstrationen im öffentlichen Raum, übersteigerte Männlichkeitsinszenie- rungen oder auch Nationalstolz.31

Obzwar aufgrund der derzeitigen Faktenlage weder eine Verifikation noch ein Falsifikation möglich sei, legt der Kriminaldirektor jedoch zugleich einen ersten Deutungsversuch vor:

„Gerade extreme Beispiele unangemessenen oder regelwidrigen Verhaltens legen häu- fig eine solche Motivationslage wegen des inszeniert wirkenden Auftretens nahe. Insbe- sondere gilt dies für spektakuläre Blockaden auf Bundesautobahnen. Diesen Handlun- gen kann eine bewusst gewollte Provokation zur Steigerung der Bedeutung der eigenen Gruppe unterstellt werden. Der ursprüngliche Anlass der Hochzeit und der Wunsch, die- ses freudige Ereignis der Umwelt mitzuteilen, werden hier praktisch für eine Selbstinsze- nierung mit hohem deklaratorischem Charakter bis hin zur Artikulation einer vermeintli- chen Stellung ‚über dem Gesetz‘ zweckentfremdet.“

25 Vgl. Vorlage 17/2411 A09, S. 2. 26 Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (2019): Polizeilichen Kriminalstatistik Nordrhein-Westfalen 2018, Düsseldorf, S. 4. 27 Eigene Berechnung auf der Grundlage der Anlage 5 der Drs. 17/7507. 28 Vgl. dazu exemplarisch Vorlage 17/2815 A 09, S. 2. 29 Vgl. zu dieser überwiegenden Herkunft und/oder Nationalität: Vorlage 17/2067 A 09, Anlage, S. 1-5; vgl. ebenfalls dazu die spezifizierende Aussage des Leitenden Kriminaldirektor des LKA NRW: APr 17/725, S. 8, Abs. 2. 30 Die Darstellung und Bewertung dieses Vorgangs aus der Perspektive der AfD-Fraktion findet sich in Drs. 17/6262. 31 Vgl. Stellungnahme 17/1720, S. 4.

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Weiter heißt es in derselben schriftlichen Stellungnahme im Vorfeld der mündlichen Anhö- rung:

„In der Wissenschaft wird in diesem Kontext auch von einer reaktiven Überidentifikation mit der eigenen Herkunft und Kultur gesprochen. Jüngere Teilnehmer wollen in diesen Fällen aus einem gewissen Trotz heraus beweisen, dass sie in der Lage sind, gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen und bewusst ein nicht akzeptiertes und da- mit provozierendes Verhalten zu zeigen.“32

Auch der ebenfalls geladene Kriminologe Prof. Dr. Zerbin hielt es auf Nachfrage für wahr- scheinlicher, dass derartige Muster kollektiven Handelns über einen Kommunikationsakt der öffentlich zur Schau gestellten Freude hinausreichten.33 Damit könnte es sich durchaus um bewusste Provokationen, Machtdemonstrationen und letztlich um „die Vorhut eines türkisch- moslemischen Territorialanspruches in Deutschland“ handeln, wie es der Wissenschaftler in einer von zwei denkbaren Thesen in seiner schriftlichen Stellungnahme vorab beschrieb.34 Aus dieser Stellungnahme geht überdies hervor, warum ein Verständnis für die handlungslei- tenden Motive für die Art und Weise der gesellschaftlichen und politischen Reaktionen auf ein Phänomen besonders wichtig ist:

„Sollte eine empirische Datenanalyse zu einem Lagebild führen, das These 2 verifiziert, wären entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung des Phänomens schwieriger um- zusetzen. Das Phänomen, sich deviant im Straßenverkehr zu verhalten, könnte als Teil eines „Kampfes der Kulturen“ verstanden werden. Präventive und repressive staatliche Maßnahmen könnten dieses Verhalten eindämmen, aber nicht lösen, da die Wurzel da- für woanders liegt. Phänomene wie Nötigung im Straßenverkehr oder gefährlicher Ein- griff in den Straßenverkehr (z. B. die Blockaden von Autobahnen durch Hochzeitsgesell- schaften) wären dann Vorboten weiterer gesellschaftlicher Verwerfungen, die sich bei der gegenwärtig praktizierten Migrationspolitik und dem demografischen Faktor weiter intensivieren würden. Aus diesem Lagebild würden sich zwei Möglichkeiten des Han- delns ergeben. Man könnte erstens versuchen, die Symptome dieser gesellschaftlichen Veränderungen mit staatlicher Repression und Prävention einzudämmen, letztendlich müsste man aber die veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit akzeptieren. Die andere Möglichkeit wäre eine Abkehr vom Leitbild einer multikulturellen Gesellschaft und eine Verstärkung der Assimilation von Minderheiten, insbesondere aus dem (sic!) moslemi- schen Milieus.“3536

Über derart gelagerte Motive hinaus bestehen natürlich weitere mögliche Einflussgrößen, die ein Täterhandeln erklären können. Das wird auch im Abschlussbericht der empirischen Erhe- bung „Gewalt gegen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein-West- falen“ des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Uni- versität Bochum deutlich. Die Forscher haben sich mit einem breit angelegten Erkenntnisinte- resse u.a. Fragen zur Gewaltbetroffenheit, zu situativen Merkmalen der Übergriffe oder den spezifischen Folgen der Gewaltformen für die betroffenen Einsatzkräfte in NRW gewidmet. Und sie fanden dabei heraus, dass die Tatverdächtigen der Übergriffe sehr häufig jünger und männlich sind und dass z.B. eine Alkoholintoxikation ebenfalls eine wesentliche Rolle spielt.37

32 Beide Zitate: Ebd.. 33 Vgl. APr 17/725, S. 9f.. 34 Vgl. Stellungnahme 17/1717, S. 3. 35 Ebd.. 36 Eine umfassende Darstellung und Bewertung dieses Vorgangs aus der Perspektive der AfD-Frak- tion findet sich in ähnlich lautender Weise auch in Drs. 17/7920. 37 Vgl. Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft (Hrsg.) (2018): Forschungs- projekt „Gewalt gegen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein Westfalen“.

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Nichtsdestotrotz konnte festgestellt werden, dass dem subjektiven Eindruck der betroffenen und befragten Einsatzkräfte zufolge in „51,3 % der Fälle verbaler und 57,0 % der Fälle non- verbaler Gewalt, (…) der Täter nach Auffassung der betroffenen Einsatzkräfte einen Migrati- onshintergrund“ hatte. Weiter heißt es: „In den Fällen körperlicher Gewalt in 41,9 % der Fälle.“38 Zudem verweisen die Forscher in diesem Zusammenhang auf eine ältere Studie, in der mehr als die Hälfte der Befragten angaben, dass kulturelle Motive häufig bzw. manchmal situationsrelevant sind. Von einem solchen Kulturkonflikt konnte auch ein Teilnehmer der oben genannten Studie berichten:

„‘Eintreffen – türkische Ehefrau mit Kopfplatzwunde – Kopftuch abnehmen zur Versor- gung – Ehemann wurde aggressiv‘.“3940

Noch deutlicher und auch staatlicherseits bestätigt wird die Bedeutung von Herkunft, Nationa- lität und einer potentiell damit einhergehen kulturellen Prägung schließlich im Bereich der tür- kisch-arabischstämmigen Clankriminalität. In dem eigens dazu erstellten Lagebild des Lan- deskriminalamts heißt es über das Vorgehen und die Strukturen der Tatverdächtigen, von de- nen 64 % eine libanesische, eine türkische, eine syrische, eine unbekannte Staatsbürger- schaft besitzen oder staatenlos sind, und eine Minderheit von 36 % die deutsche Staatsbür- gerschaft erlangen konnte41:

„Die ethnische Geschlossenheit spielt bei der Begehung von Straftaten eine herausra- gende Rolle. Die gemeinsame familiäre Herkunft und Abstammung sind Kennzeichen einer besonderen strukturbildenden Kraft dieser Familienverbände.“42

Ein Beispiel dafür, dass das Konglomerat aus Tat, Tathergang, Tatverdächtigen, Opfern und Motivlagen als Teil öffentlicher Diskurse eine Bedeutung erlangen kann, die über die dem Ein- zelsachverhalt streng inhärenten Vorgänge und Korrelationen sowie Kausalitäten hinausgeht, ist die 2017 erfolgte Aktualisierung der Richtlinie 12.1 des deutschen Pressekodex:

„Die Silvesternacht 2015 hat die Öffentlichkeit genauso wie die Redaktionen für das Thema sensibilisiert. Vorher galt allgemeine Zurückhaltung bei der Nennung von Her- kunftsländern nach Verbrechen. Um keine Vorurteile zu schüren oder Gruppen zu stig- matisieren, wurde das nur thematisiert, wenn es einen wirklich eindeutigen Zusammen- hang zur Tat gab. Nach jener Silvesternacht aber, in der es zahlreiche sexuelle Über- griffe auf Frauen durch junge Männer - vornehmlich aus dem nordafrikanischen und ara- bischen Raum - gab und die Herkunft erst spät Teil der Berichterstattung wurde, wurden heftige Vorwürfe gegen die Berichterstatter laut. Aus diesem Anlass änderte schließlich auch der Deutsche Presserat die Richtlinie zur Nennung der Herkunft von Straftätern, die im Fall der Gruppenvergewaltigung von Mülheim Orientierung bietet: Im März 2017 wurde sie aktualisiert.

Vorher lautete die Empfehlung, Medien sollten Herkunft und Religion von Straftätern nur dann nennen, wenn ein "begründbarer Sachbezug" zu der Straftat bestand, als Beispiel werden Morde an Frauen durch Familienmitglieder genannt, nachdem sie angebliche

Abschlussbericht, online im Internet: http://www.kriminologie.ruhr-unibochum.de/images/pdf/Ab- schlussbericht_Gewalt_gegen_Einsatzkraefte.pdf., S. 1. 38 Ebd., S. 42. 39 Ebd., S. 64. 40 Eine Darstellung der Studie, eine Bewertung dieser aus Sicht der AfD-Fraktion und eine Zusam- menfassung der damaligen parlamentarischen Beratung finden sich in Drs. 17/2150. 41 Vgl. Landeskriminalamt NRW (2019): Clankriminalität – Lagebild NRW 2018, Düsseldorf, S. 13. 42 Ebd., S. 6.

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kulturelle Regeln verletzt haben. In der Neufassung ist die Herkunftsnennung auch dann legitim, "wenn ein begründetes öffentliches Interesse vorliegt".“43

Die Öffentlichkeit drängte zum damaligen Zeitpunkt aus einem bestehenden öffentlichen Inte- resse heraus darauf, über einen Sachverhalt und dabei auch über die Herkunft der Tatver- dächtigen zu sprechen. Der Presserat sah sich nachfolgend dazu veranlasst, nicht nur Her- kunftsnennungen als ethisch zulässig zu werten, bei denen ein unmittelbarer Sachbezug zu der jeweiligen Straftat besteht, sondern auch, wenn ein begründet öffentliches Interesse daran vorliegt.

Die Praxis-Leitsätze zur Richtlinie 12.1 des Pressekodex konkretisieren, wann nach Auffas- sung des Presserats ein solches begründetes öffentliches Interesse besteht: nämlich bei schweren und außergewöhnlichen Straftaten, bei Straftaten durch Gruppen, „von der ein nicht unbeachtlicher Anteil durch gemeinsame Merkmale wie ethnische, religiöse, soziale oder na- tionale Herkunft verbunden ist“, wenn die Biografie eines Tatverdächtigen für die Berichter- stattung über die Straftat von Bedeutung ist, wenn ein „Zusammenhang zwischen Form oder Häufigkeit einer Straftat und der Gruppenzugehörigkeit von Tätern oder Verdächtigen selbst (…) Gegenstand der Berichterstattung“ ist, wenn „Ein Straftäter oder Tatverdächtiger (…) die eigenständige Struktur seiner Herkunftsgruppe für die Tatausführung benutzt“, wenn die „Gruppenzugehörigkeit eines Tatverdächtigen (…) eine besondere Behandlung im Ermitt- lungsverfahren zur Folge“ hat und schlussendlich, wenn „während eines Strafverfahrens (…) die Gruppenzugehörigkeit eines Verdächtigen durch Verfahrensbeteiligte in besonderem Maße thematisiert“ wird.44

Obschon bereits der Presserat zahlreiche Gründe nennt, weshalb bestimmte Persönlichkeits- merkmale von Straftätern, wie Herkunft oder Nationalität, von öffentlichem Interesse sein kön- nen, haben die Ausführungen der vorangegangen Seite aufzeigt, dass diese Aufzählung nicht erschöpfend ist: Der überproportionale Anteil der Nicht-Deutschen an den Tatverdächtigen und der noch höhere Anteil bestimmter Migrantengruppen lassen die Staatsangehörigkeit von Tatverdächtigen besonders bedeutend werden für abschiebepolitische Diskussionen und ei- nen Streit um die Neuausrichtung der Zuwanderungspolitik.

III. Polizisten, Gatekeeper in linksgrünen Redaktionen, mündige Bürger und (Re-)Framingbedürfnisse

Setzte sich Herbert Reul in Nordrhein-Westfalen nun durch, und würden Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften kategorisch dazu veranlasst, die Staatsbürgerschaft von Tatverdächti- gen in amtlichen Pressemitteilungen zu nennen, änderte sich für den Umgang der Presse mit diesem Persönlichkeitsmerkmal erst einmal überhaupt nichts.

In den aktuellen Praxis-Leitsätzen zur Richtlinie 12.1 heißt es doch eindeutig:

„Auch die Nennung einer Gruppenzugehörigkeit durch Quellen, etwa durch Behörden, entbindet die Redaktionen nicht von ihrer eigenständigen presseethischen Verantwor- tung.“45

43 Süddeutsche Zeitung (2019): Wenn Herkunft eine Rolle spielt; online im Internet: https://www.sued- deutsche.de/medien/muelheim-vergewaltigung-nationalitaet-presse-1.4519283. 44 Alle direkten und indirekten Zitate dieses Absatzes sind der nachfolgenden Quelle entnommen: Deutscher Presserat (2020): Praxis-Leitsätze. Richtlinie 12.1 des Pressekodex; online im Internet: https://www.presserat.de/files/presserat/dokumente/pressekodex/Pressekodex_Leitsaetze_RL12.1.pdf 45 Ebd., S. 1.

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Die Redaktionen wären also weiterhin angehalten, nach den Maßgaben ihres eigenen Kodex die jeweils sachverhaltsbezogene, presseethische Einzelentscheidung zu treffen, ob die Her- kunftsnennung für das Verständnis eines Sachzusammenhangs relevant ist bzw. ein begrün- detes öffentliches Interesse an der Nennung eines solchen Persönlichkeitsmerkmals vorliegt, oder ob damit eine diskriminierende Verallgemeinerung46 vorgenommen werden würde.

Der Vorteil für Medienvertreter: Für sie wäre es behördenseitig ausnahmslos garantiert, dass die Staatsbürgerschaft von Tatverdächtigen als Information, die nach einem sorgsamen Ab- wägungsprozess durchaus als debattenrelavant erachtet werden kann, mitgenannt wird.

Journalisten wissen jedoch aus eigener Erfahrung, dass jene kodifizierten Regeln durchaus miteinander konkurrieren, ja gar einander von Fall zu Fall widersprechen können. Für Redak- tionen bedeutet dies stete interne Diskussionen und schwierige Abwägungsprozesse.47 Jour- nalistisches Recherchieren, Abwägen, Berichten und Kommentieren ist als Form menschli- chen Handelns, das in übergeordnete Zusammenhänge und Sachzwänge eingebunden ist, eben auch fehlbar.

Über solche Fehlbarkeiten hinaus gebaren sich etablierte und in der Tendenz mehrheitlich linksgrün orientierte48 Journalisten und Redaktionen oftmals auch als Torwächter (Gatekee- per) der Politischen Korrektheit, ein Herrschaftsinstrument linker Hegemonie.

Ein Beispiel: Am 6. Dezember 2019 ist ein 49jähriger Berufsfeuerwehrmann nach einem Be- such des Augsburger Christkindlesmarktes von einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund, die zwar auch die deutsche Staatsbürgerschaft, darüber hinaus aber teils noch weitere Staatsbürgerschaften besitzen, totgeschlagen und ein Freund des ge- töteten Opfers schwerstverletzt worden. Der Haupttatverdächtige, der neben der deutschen sowohl die türkische als auch die libanesische Staatsbürgerschaft besitzt, ist bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten. Auch weitere Verdächtige waren bereits polizeibekannt, zwei der migrantischen Tatverdächtigen wegen Körperverletzungsdelikten.49 Und „obwohl durch Videoaufnahmen und durch Aussagen von Augsburger „Jugendarbeitern“ ziemlich schnell verhältnismäßig präzise Informationen über die Gruppe der Schläger zur Verfügung standen“50 übten sich Öffentlicher Rundfunk und diverse Zeitungshäuser in nebulösen Formu- lierungen und Verschleierungen der tatsächlichen Vorgänge.51

Das geschah, obgleich es sich hierbei um eine außergewöhnliche und besonders schwere Straftat handelte, die mutmaßlich von einer Gruppe verübt worden ist, deren Mitgliedern ein Migrationshintergrund und teils Mehrfachstaatsbürgerschaften gemein sind. Ausländer – zu- mal bestimmte Herkunftsgruppen - sind leider nicht bloß statistisch deutlich krimineller als Deutsche. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu strukturell ähnlichen Fällen, die um- fangreiche und kontroverse Debatten nach sich gezogen haben. Nichtsdestotrotz – oder ver- mutlich gerade deshalb – sahen sich zahlreiche Medienvertreter zunächst zu einer unange- brachten Verharmlosung veranlasst.

46 Vgl. ebd.. 47 Vgl. Süddeutsche Zeitung (2019): Wenn Herkunft eine Rolle spielt; online im Internet: https://www.sueddeutsche.de/medien/muelheim-vergewaltigung-nationalitaet-presse-1.4519283. 48 Vgl. NZZ (2018): Das Herz des deutschen Journalisten schlägt links; online im Internet: https://www.nzz.ch/international/das-herz-des-deutschen-journalisten-schlaegt-links-ld.1434890. 49 Vgl. Tichys Einblick (2019): Augsburg: Jugendtypisch, ein Sturz oder übliche Gewalttat? Wie eine Tat verharmlost wird; online im Internet: https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/augsburg-me- dien-berichterstattung/. 50 Ebd.. 51 Ebd..

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Aus dem oben beschriebenen Sachverhalt wurde beim Bayerischen Rundfunk (BR), der Augs- burger Allgemeinen, dem Straubinger Tageblatt, der Frankfurter Allgemeinen, dem Spiegel- Magazin und dem Chef der Augsburger Kriminalpolizei zwischenzeitlich eine Gruppe junger Männer, die mit zwei Ehepaaren im Rahmen einer Zufallsbegegnung in einen Streit geraten sind, in dessen Verlauf es zu einem Schlag gekommen war, durch den der 49jährige zu stür- zen veranlasst worden ist. Den Folgen dieses Sturzes erlag das Opfer eines jungen Mannes, der für „jugendtypische“ Delikte bereits bekannt ist. Wenn Staatsbürgerschaften bei diesem „Vorfall“ überhaupt zur Sprache kamen, dann wurde oft nur die deutsche genannt. Gelegent- lich erfolgte der Hinweis auf „weitere“ Staatsbürgerschaften, ohne diese ganz konkret zu be- nennen.52 53

Ein kritischer Journalist stellte daher „zu Recht die Frage, wie das Echo in Medien und Politik wohl ‚ausgefallen wäre, wenn sieben aggressionsgeladene, waschechte junge Augsburger (…), womöglich noch politisch rechts verortet, einen Familienvater mit Migrationshintergrund tödlich attackiert hätten‘.“54

Sollten die Bürger oder eine kritische Teilmenge der Bürgerschaft in ähnlichen Fällen nun er- neut die Auffassung vertreten, dass sich der Umgang der Medien oder zumindest bestimmter Medien mit der Staatsbürgerschaft und/oder Herkunft eines Tatverdächtigen unangemessen gestaltet hat, so könnten sie sich unter Heranziehung der behördlichen Primärquelleninforma- tion, in denen eine solche Angabe fortan Pflicht wäre, ein eigenes Bild des Sachverhaltes machen. Mündige Staatsbürger könnten sich an medialen Torwächtern vorbei umfassend in- formieren, fehlende Informationen in öffentliche Diskurse einspeisen, mögliche Zusammen- hänge eigenverantwortlich ergründen, vergleichen, oder auch Medien- und Metakritik üben.

Schlussendlich böte eine Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auch für die Presseverantwortlichen der Polizei nur Vorteile. Innenminister Reul sagt dazu selber:

„Die bisherige Regelung hat dazu geführt, dass die Polizei-Pressestellen aufgrund von Unsicherheiten bei der Anwendung die Nationalitäten von Tatverdächtigen nur äußerst selten veröffentlicht haben. Das hat bei vielen Bürgerinnen und Bürgern den falschen Eindruck erweckt, die Polizei würde hier etwas bewusst vertuschen.“55

Eine eindeutige und ausnahmslose Regelung entlastet die Polizei von schwierigen Abwä- gungsprozessen und Deutungsversuchen und erleichtert ihr die Teilnahme an öffentlichen Dis- kursen. Eine irritierende Situation, wie es sie in Berlin zu geben scheint, wäre für Nordrhein- Westfalen damit ausgeschlossen:

52 Vgl. zu diesem Absatz erneut ebd.. 53 „Mann stürzt nach Streit mit Männergruppe und stirbt. Mit diesem „Narrativ“ speiste der Medienchor die Öffentlichkeit zunächst ab, nachdem am Rande des Augsburger Christkindelmarkts ein 49 Jahre alter Feuerwehrmann in Augsburg erschlagen worden war. Erst scheibchenweise und unter dem Druck einer Empörung, die das ganze Land erfaßt hatte, kam zutage, was geübte Leser zwischen den Zeilen von Anfang an vermutet hatten: Wieder haben migrantische Jugendliche zugeschlagen, wieder war ein autochthoner Deutscher das Opfer.“ Aus: Junge Freiheit (2019): Fall Augsburg: Verstörende Botschaften; online im Internet: https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2019/fall-augsburg-versto- erende-botschaften/. 54 Ebd.. 55 Vorlage 17/2410 A 09, S. 1.

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Während der Berliner Innensenator nämlich verlauten lässt, dass Nationalitäten nur genannt werden sollten, wenn sie für das jeweilige Verständnis eines Sachverhalts wichtig sind56, of- fenbart der Sprecher der Berliner Polizei offenkundig abweichende Maßstäbe:

„Wie schwierig die Entscheidung auch für die Behörden sein kann, machte der Sprecher der Berliner Polizei, Thilo Cablitz, deutlich. Maßstab ist für ihn am ehesten die alte Pres- seratsvorschrift. Das könne bedeuten, dass etwa bei einer antisemitischen Tat die Her- kunft des Verdächtigen aus einem muslimischen Land bedeutsam sein könne – genauso aber auch die aus Deutschland, verbunden mit rechter oder linker Motivation.

Grund, die deutsche Staatsangehörigkeit eines Verdächtigen zu nennen, könne aber auch sein, dass eine Tat am Görlitzer Park geschehe, der immer wieder mit Drogen- händlern aus afrikanischen Staaten medial präsent ist: „Und wir als Polizei stellen uns dann natürlich die Frage: Ist es erforderlich, diesem Frame entgegen zu wirken?““57

Hier geraten polizeiliche Pressearbeit, Debattenframing, Ethikmaßstäbe für Journalisten und die Aufgaben staatlicher Behörden, die zur Neutralität verpflichtet sind, vollends durcheinan- der.

Summa summarum: Die Herkunft von tatverdächtigen Migranten kategorisch zu nennen, schafft Transparenz, liefert potenziell wertvolle Informationen für Journalisten und Bürger, be- reichert öffentliche Diskurse, und verleiht Polizeibeamten und Staatsanwaltschaften Verhal- tenssicherheit. Die ausnahmslose Herkunftsnennung ist damit ein demokratiepolitischer Zu- gewinn.

IV. Der Landtag stellt fest:

1. Es sprechen sehr gute Gründe dafür, dass der Herkunft und Nationalität von Tatver- dächtigen im Allgemeinen eine herausgehobene Bedeutung sowohl für das Verständnis der jeweiligen Einzelsachverhalte als auch für öffentliche Diskurse beizumessen ist.

2. Ausländer sind krimineller als Deutsche. Obwohl Ausländer im Jahr 2018 lediglich einen Bevölkerungsanteil von 12,8 Prozent ausmachten, waren 31,8 Prozent aller Tatverdäch- tigen nach den Angaben der Polizeilichen Kriminalstatistik NRW nicht-deutsch. Das ist ein deutlich überproportionaler Anteil.

3. Die Messerkriminalität in Nordrhein-Westfalen steht in einem deutlichen Zusammen- hang mit der Asyl- und Flüchtlingsmigration und mit illegaler Einwanderung. Von den 3562 Tatverdächtigen der 3550 polizeilich registrierten Straftaten mit dem Tatmittel Stichwaffe besaßen sogar 37,96 Prozent nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Insgesamt 572, also 42,3 Prozent, der 1352 nicht-deutschen Tatverdächtigen gehörten dabei wiederum der Teilgruppe der so genannten Zuwanderer an.

4. Es lassen sich Phänomene der Kriminalität und der Verhaltensdevianz identifizieren, bei denen es nach eingehender Befassung naheliegt (z.B. Chaoshochzeiten) oder bereits

56 Vgl. Spiegel (2019): Innenminister streiten über Nennung der Nationalität von Tatverdächtigen; on- line im Internet: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/polizei-nationalitaet-von-verdaechtigen-nen- nen-innenminister-uneins-a-1298977.html. 57 Deutschlandfunk (2019): Keine „Lückenpresse“; online im Internet: https://www.deutschland- funk.de/herkunftsnennung-von-straftaetern-keine-lueckenpresse.2907.de.html?dram:ar- ticle_id=465508.

12 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8419

jetzt nachgewiesen werden kann (Clankriminalität und empirisch erhobene Erfahrungs- werte von Einsatzkräften der Rettungsdienste und Feuerwehren), dass die Herkunft und Nationalität, beziehungsweise die damit einhergehende ethno-kulturelle Prägung der Tä- ter auch als (mit-)ursächlich für Straftaten betrachtet werden kann.

5. Über die diesen Einzelphänomenen und Einzelsachverhalten inhärenten Zusammen- hänge hinaus, können und müssen Taten, Täter, Opfer, Motive und Persönlichkeitsmerk- male des Täters, die ggf. unmittelbar oder mittelbar relevant sind für dessen Beweggründe oder aber Auswirkungen auf dessen Aufenthaltsrecht im Staatsgebiet der Bundesrepublik nach rechtskräftiger Verurteilung haben können, Gegenstand öffentlicher Diskurse wer- den.

6. Journalisten sind nicht unfehlbar. Die Regeln des Pressekodex sind auslegbar und ge- gebenenfalls widersprüchlich. Zu häufig gebraucht die etablierte Presse ihre informatio- nelle Gatekeeperfunktion, um sich als Torwächter der Politischen Korrektheit zu gebaren.

7. Mündige Bürger müssen die Möglichkeit haben, sich mit Hilfe behördlicher Primär- quellen über potenziell bedeutsame Tatverdächtigenmerkmale, wie Herkunft oder Na- tionalität, informieren zu können; dies auch neben der Medienrezeption, um fehlende Informationen in öffentliche Diskurse einspeisen, mögliche Zusammenhänge eigenver- antwortlich ergründen, vergleichen, oder auch Medien- und Metakritik üben zu können. Die stete Nennung von Tatverdächtigenherkünften stärkt die Demokratie in Nordrhein- Westfalen!

V. Der Landtag fordert die Landesregierung daher auf,

1. den internen Abstimmungsprozess nach § 25 der Gemeinsamen Geschäftsordnung für die Ministerien des Landes Nordrhein-Westfalen (GGO) über die angestrebte Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei einem Ergebnis zuzuführen, das den nachfolgend genannten Forderungen der Ziffern 2., 3. und 4. entspricht.

2. in der anzustrebenden Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei verbindlich vorzugeben, dass die Staatsbürgerschaft von Tatverdächtigen in Pressemitteilungen ausnahmslos zu nennen ist.

3. in der anzustrebenden Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei verbindlich vorzugeben, dass auch weitere Staatsbürgerschaften von Tatver- dächtigen neben der deutschen Staatsbürgerschaft in Pressemitteilungen ausnahmslos zu nennen sind.

4. in der anzustrebenden Neufassung des Erlasses zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei verbindlich vorzugeben, dass auch der Migrationshintergrund von Tatverdäch- tigen nach den Maßgaben der Statistischen Landesämter und des Statistischen Bundes- amts bei Mikrozensus-Erhebungen in Pressemitteilungen ausnahmslos zu nennen ist.

5. für die Umsetzung der unter Ziffer 4. geforderten Angabe praktikable und standardisier- bare Methoden zur Erfassung eines Migrationshintergrunds von Tatverdächtigen im Dienstalltag der nordrhein-westfälischen Polizeiarbeit zu eruieren und diese alsbald ein- zuführen.

13 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 17. Wahlperiode Drucksache 17/8419

6. die unter den Ziffern 1. bis 4. geforderten Angaben zu Staatsbürgerschaften und Mig- rationshintergründen von Tatverdächtigen auch für den Geschäftsbereich des Justizmi- nisteriums und damit für die Staatsanwaltschaften und die staatsanwaltschaftliche Pres- searbeit in Nordrhein-Westfalen kategorisch und verbindlich vorzugeben.

7. auf Bundesebene – z.B. im Rahmen der Innenministerkonferenz – für eine einheitliche Regelung gemäß der Forderungen der Ziffern 1. – 4. zu werben.

Markus Wagner Sven W. Tritschler Andreas Keith und Fraktion

14 Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 5 - Medien selbstbestimmt und fair nutzen – Medienkompetenzbericht 2018/19 1LAHDESAHSTALT FÜR MEDIEN NRW

Landesanstalt für Medien NRW · Postfach 103443 · D-40025 Düsseldorf

Herrn Präsidenten Mechthild Appelhoff Andre Kuper Leiterin Medienorientierung Landtag Landtag Nordrhein-Westfalen T +4921177007-136 Platz des Landtags 1 Nordrhein-Westfalen F +49 211 727170 40221 Düsseldorf 17. Wahlperiode [email protected]

Information 17/213 alle Abg. - Düsseldorf, im Dezember 2019 - MEDIENKOMPETENZBERICHT 2018/19 DER LANDESANSTALT FÜR MEDIEN NRW -• Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Herr Kuper, • gerne übersende ich Ihnen heute den jährlichen Bericht der Landesanstalt für Medien • NRW zur Förderung von Medienkompetenz in Nordrhein-Westfalen. • • Wir möchten den Menschen in unserem Bundesland Orientierung bieten, um digitale Me­ dien fair und selbstbestimmt zu nutzen - unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen • oder Herkunft. Nur wer die Chancen digitaler Medien erkennt und ihre Risiken einordnen kann, behält den Anschluss und kann an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben.

Der vorliegende Medienkompetenzbericht 2018/19 gibt Ihnen einen Überblick über Pro­ jekte zur Medienorientierung, mit denen wir dieses Ziel bestmöglich erreichen wollen. Di­ gitale Medien gehören bereits im Vor- und Grundschulalter zum Alltag von Kindern. Mit unseren Projekten begleiten wir daher Kinder genauso wie ihre Eltern und Lehrkräfte in allen Altersstufen.

Darüber hinaus bieten die Bürgermedien allen Menschen in Nordrhein-Westfalen einen geschützten Raum , sich aktiv zu lokalen Themen zu äußern. Denn Bürgerinnen und Bür­ ger, die sich selbstbewusst und meinungsstark auch als Medienschaffende öffentlich zu Wort melden, leisten einen direkten Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie.

Ich wünsche Ihnen nunmehr eine interessante Lektüre, freue mich, wenn Sie auch die Abgeordneten des Landtags Nordrhein-Westfalen auf den Bericht aufmerksam machen und stehe gerne für Rückfragen zu den einzelnen Angeboten zur Verfügung.

Anlage

Landesanstalt für Medien NRW T +49 211 77007-0 · F +49 211 72717-0 Stadtsparkasse Düsseldorf Zollhof 2 · 0-40221 Dü sseldorf [email protected] · medienanstalt-nrw.de DE33 3005 0110 1006 4802 53

- -~ MEDIEN -~ SELBSTBESTIMMT =UND :- FAIR NLITZEN -: Medienkompetenzbericht 2018 /19

LANDESANSTALT FÜR MEDIEN NRW - == DerMeinungsfreiheitverpflichtet. - 1

Medienkompetenzbericht 2018 / 19 ZUM EINSTIEG ZWEI FRAGEN

Warum engagieren Sie sich für die Stärkung von Medienkompetenz?

Die Grenze zwischen individueller und öffentlicher Kommunikation verschwimmt zusehends. Daher gilt heute mehr als je zuvor: Bürgerinnen und Bürger, die sich selbstbewusst und meinungsstark auch über digitale Medien öffentlich zu Wort melden können, bilden die Grundlage für eine gesunde und lebhafte Gesellschaft. Mit unseren Projekten und Angeboten leisten wir damit einen direkten Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie.

Prof. Dr. Werner Schwaderlapp Vorsitzender der Medienkommission

Was tun Sie, um die Menschen in Nordrhein-Westfalen im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen?

Nur wer die Mechanismen und Zusammenhänge digitaler Medien versteht, kann diese selbstbewusst und fair nutzen. Wir bieten den Menschen in unserem Bundesland Orientierung für ihre Mediennutzung an. Schülerinnen und Schüler erreichen wir vor allem durch einen Peer-to-Peer-Ansatz mit unseren Medienscouts in den Schulen. Lehrerinnen und Lehrer profitieren in ihrer Unterrichtsgestaltung von unseren Unterrichtsmaterialien, die auch im Medienkompetenzrahmen für NRW Anwendung finden. Auf unse­ ren Elternabenden können wir im unmittelbaren Austausch mit den Eltern die Mediennutzung in Familien diskutieren.

Die aktive Mediennutzung stärken wir mit unseren partizipativen Ange­ boten, die allen, die ihr Thema in die Öffentlichkeit bringen möchten, das nötige Know-how dafür vermitteln .

Dr. Tobias Schmid Direktor der Landesanstalt für Medien NRW

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Medienkompetenzbericht 2018 / 19

Im Alltag, bei der Arbeit, in Schule und Kita - die Angebote der Landesanstalt für Medien NRW schaffen ein Bewusstsein für die Chancen und Risiken einer modernen Medienwelt. Gleichzeitig eröffnen sie Möglichkeiten, um Menschen für einen selbstbestimmten kritischen kreativen und ver­ antwortungsvollen Umgang mit Medien fit zu machen, un­ abhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen oder Herkunft.

Medien nutzen - selbstbestimmt und fair Mit ihrer Beteiligung am Medienkompetenzrahmen NRW schafft die Landesanstalt für Medien NRW zudem In einer Welt, die sich schneller denn je verändert, ver­ eine wichtige Grundlage, um dem Thema Medien in liert die reine Wissensvermittlung an Wert. Gefragt sind der Bildungslandschaft eine dauerhafte Präsenz zu vermehrt Fähigkeiten, um Entwicklungen beurteilen verleihen. Begleitende Maßnahmen, Materialien und und sich selbst mit dem nötigen Wissen versorgen zu Projekte, wie z.B. das Medienkompetenzportal NRW, können. Dafür stellt die Landesanstalt für Medien bieten Informationen und Orientierung. NRW Projekte und Materialien bereit und unterstützt entsprechende Initiativen. Inhalte werden fortlaufend an ein verändertes Nutzungsverhalten oder aktuelle Bürgerinnen und Bürger im Medienalltag unterstützen Digitalisierungsprozesse angepasst. Es gilt, Menschen zu ermöglichen, die Potenziale und die Spielarten der Auch in ihrem Alltag wünschen sich Bürgerinnen und Meinungsfreiheit moderner Medien positiv zu nutzen Bürger Unterstützung im Zusammenhang mit Digitali­ und so den Anschluss an die Gesellschaft zu behalten. sierungsprozessen. Die Landesanstalt für Medien NRW entwickelt deshalb ihre Angebote kontinuierlich weiter, um möglichst alle Menschen in Nordrhein-Westfalen zu Jugend fit machen für die Medienwelt erreichen. Ziel ist es, jeder Mitbürgerin und jedem Mit- bürger in NRW alltagsnahe Unterstützung im Hinblick Die Mediennutzung beginnt immer früher - daher auf medienbezogene Fragen, die sich z. B. durch die setzen Angebote bereits bei Vor- und Grundschulkindern stetigen Veränderungen bei Medienanwendungen er- an und begleiten Kinder während der gesamten Schul- geben können, anzubieten. laufbahn. Eltern und Schulen werden dabei unterstützt, Medienthemen nachhaltig zu verankern. Im Vorder- Die Landesanstalt für Medien NRW schafft damit wich- grund steht hier der präventive Jugendmedienschutz tige Voraussetzungen, um Menschen den Zugang zu den mit qualifizierenden und altersgerechten Angeboten Bildungspotenzialen von Medien zu öffnen und ihnen im Rahmen von Projekten wie Medienscouts NRW, zu ermöglichen, an gesellschaftlichen demokratischen Initiative Eltern+Medien, Internet-ABC oder klicksafe. Prozessen aktiv teilzunehmen.

5 Landesanstalt für Medien NRW MEDIENSCOUTS NRW DER COACH IM 2019 96 Prozent KLASSENRAUM

Ob Cybermobbing, Sexting, Datenschutz oder Das Projekt ist eine Erfolgsgeschichte: Seit dem Pro­ Urheberrecht - nicht nur bei Fragen und jektstart 2011 ist die Zahl der Aktiven auf rund 3.500 Me­ Problemen zur Mediennutzung wenden sich dienscouts und 1.600 Beratungslehrkräfte an über Jugendliche am liebsten an Gleichaltrige. 700 weiterführenden Schulen angewachsen. Und diese In nordrhein-westfälischen Schulen stehen verteilen sich über fast ganz NRW, denn 96 Prozent deshalb im Rahmen des Projekts Medien­ aller Kreise und kreisfreien Städte beteiligen sich bereits scouts NRW qualifizierte Jugendliche ihren an dem Projekt. Mitschülerinnen und Mitschülern beratend zur Seite. Auf der Grundlage mehrtägiger Mit welchen Tricks arbeiten Apps, um möglichst viele Qualifizierungen werden Schülerinnen und ln-App-Käufe zu erzielen? Warum sind lnfluencer so fas­ Schüler zu Coaches in Medienfragen und zinierend? An wen wende ich mich, wenn ich von Cyber­ können ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mobbing betroffen bin? Mit diesen Fragen werden Jugend­ kompetent und auf Augenhöhe beraten. liche tagtäglich konfrontiert - und Erwachsene kommen Speziell ausgebildete Beratungslehrkräfte da oft nicht mit. Damit junge Menschen selbstbestimmt unterstützen die Jugendlichen im Schul­ entscheiden können, brauchen sie Hintergrundwissen zu alltag. den Chancen und Risiken der Medienwelt, in der sie sich bewegen. Gleichaltrige werden als Ansprechpersonen eher akzeptiert, denn sie haben dieselben Probleme und nutzen selbst soziale Netzwerke, digitale Spiele oder die neuesten Apps. Die Medienscouts sind als Expertinnen und Experten gleich mit im Klassenraum und auf dem Pausenhof und damit unmittelbar ansprechbar.

Mit regelmäßigen Weiterbildungsangeboten, z.B. den drei neuen Aufbauworkshops zu den Themen „Fake News", .. lnfluencer" und „ Nachwuchsgewinnung", sorgt die Landesanstalt für Medien NRW dafür, dass die Medienscouts immer über neue Trends und Risiken informiert sind. Dabei entscheiden die Scouts mit Unterstützung durch die Beratungslehrkräfte, wie ein Thema in ihrer Schule am besten umgesetzt werden kann . An vielen Schulen bieten Medienscouts Bera­ tungszeiten an oder sind in die Gestaltung spezieller Beteiligungsquote: 2018 nahmen 92 % Unterrichtseinheiten einbezogen. aller Kreise und kreisfreien Städte in NRW teil, 2019 sind es nun bereits 96 % www.medienscouts-nrw.de

6 Medienkompetenzbericht 2018/19 INITIATIVE ELTERN+MEDIEN DAS ELTERNINFO-PAKET

Digitale Medien und Angebote sind allgegenwärtig. Doch was heute aktuell ist, ist morgen schon überholt. Eltern müssen somit fortlaufend Entscheidun en zur Medienerziehun treffen und wünschen sich dafür Beratung und Orientierung. Mit Elternabenden zu Medien­ themen bietet die Initiative Eltern+Medien individuelle Unterstützun an und schafft Raum für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen Erziehenden. Ein Service, der ankommt: Seit Pro·ektstart 2007 wurden mehr als 220.000 Eltern erreicht.

Auch im Zeitalter von Webinaren, Online-Kursen und Informationsmaterialien zu den entsprechenden The­ Beratungsplattformen sind persönliche Informations­ men bereitgestellt. Die teilnehmenden Institutionen abende vor Ort ein wichtiger Bestandteil der Medien­ werden bei der Gestaltung von Einladungen unterstützt erziehung. Hier können Eltern auf Augenhöhe mit und erhalten Tipps für die lokale Pressearbeit. anderen Familien ins Gespräch kommen, das eigene Verhalten hinterfragen und Tipps für den familiären www.elternundmedien.de Alltag mitnehmen. Eine von der Initiative Eltern+Medien gestellte Expertin bzw. ein Experte führt ins Thema ein, moderiert die Diskussion und ist vor Ort für Fragen ansprechbar.

Die Initiative Eltern+Medien unterstützt Kitas, Schulen und Familienbildungseinrichtungen auf Anfrage kos­ tenlos bei der Planung, Organisation und Durchführung Mit der Initiative Eltern+Medien greift eines Elternabends zur Medienerziehung. Allein die Landesanstalt für Medien NRW im Jahr 2019 nahmen mehr als 10.000 Eltern an über bereits seit 2007 den Orientierungs-, 500 Informationsabenden teil. Beratungs- und Aufklärungsbedarf von Eltern in der Medienerziehung ihrer Das Angebot reicht von Themen wie „Internet und Kinder auf. An der Umsetzung des Handy" über „Fragen zur kindlichen Mediennutzung" Projekts sind das Grimme-Institut und seit 2010 verschiedene Bildungsinsti­ bis zu „Computer- und Konsolenspiele". landesweit tutionen in NRW beteiligt. Letztere bieten sind 80 qualifizierte Medienpädagoginnen und Medien­ als Partnereinrichtungen eigenverant­ pädagogen für die Initiative der Landesanstalt für wortlich Informationsveranstaltungen Medien NRW im Einsatz. Neben der Vermittlung von für Eltern an. Referentinnen und Referenten werden kostenfreie

7 Landesanstalt für Medien NRW INTERN ET-ABC SO WICHTIG WIE LESEN UND RECHNEN

Das Internet gehört heute schon für Grundschulkinder selbstverständlich zum Alltag. Die werbefreie Lern- lattform Internet-ABC unterstützt Lehrkräfte und Eltern dabei, Kindern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren einen altersgerechten Einstieg ins Netz Kooperationspartner der Landesanstalt zu ermöglichen. Anhand interaktiver Lernmodule für Medien NRW im Projekt .. Internet­ und mit Arbeitsheften lernen Kinder spielerisch, wo­ ABC-Lehrkraft„ sind der Landschafts­ rauf es beim Um an mit dem Internet ankommt. verband Rheinland ILVR) sowie Lehrkräfte und Eltern erhalten auf jeweils eigenen das Schulamt der Stadt Düsseldorf. Internetseiten Basiswissen zur Medienerziehung sowie Unterrichts- und Informationsmaterialien.

„Wo findest du im Internet, was du suchst?" .. Wie kann verständliche Tipps, wie sie gemeinsam mit ihren ich eigene Inhalte im Netz veröffentlichen?" .. Wie viel Kindern Regeln zur Internetnutzung vereinbaren können. Zeit darf ein achtjähriges Kind am Tablet verbringen?" Die Broschüre wurde im ersten Halbjahr 2019 in Ko­ Die Plattform bereitet alltägliche Fragen zur Internet­ operation mit dem Ministerium für Schule und Bildung nutzung von Kindern zielgruppengerecht auf. Die NRW an rund 180.000 nordrhein-westfälische Dritt­ Kinderseiten sind auf Grundschulkinder zugeschnitten. klässler verteilt. Das Mitmach-Heft .. Mein erstes Inter­ Im Vordergrund stehen dabei immer die praktischen net-ABC" regt bereits die Kleinen mit Wimmelbildern Erfahrungen der Kinder mit dem Internet und das Re­ und Bastelanleitungen an, über die eigene Mediennut­ flektieren des eigenen Handelns. Die Elternseiten geben zung nachzudenken. Im Begleitheft erhalten Lehrkräfte vor allem Tipps und Anregungen für den familiären zu Themen wie Datenschutz, Werbung oder Privat­ Alltag. Auf den Seiten für Lehrkräfte werden Lernmo­ sphäre Unterstützung für den Unterricht. dule, Unterrichtsmaterialien, Praxishilfen und Pro­ jektideen angeboten. Seit Herbst 2018 ist das Internet-ABC auch Bestand­ teil der mobilen Digitalwerkstatt: Ein Medientruck 2018 ist in NRW ein weiterer Baustein zur Medienkompe­ fährt Grundschulen in Nordrhein-Westfalen an, um tenzentwicklung hinzugekommen : Lehrkräfte können Schülerinnen und Schülern digitale Grundkenntnisse sich seit diesem Jahr zu zertifizierten Internet-ABC-Lehr­ zu vermitteln und Lehrkräften Anregungen für den kräften weiterbilden. Die Teilnehmerinnen und Teilneh­ Einsatz von Tablets im Unterricht zu geben. Die Lan­ mer des Pilotprojekts .. Internet-ABC-Lehrkraft" erlernen desanstalt für Medien NRW bietet als Projektpartner an vier Nachmittagen die wichtigsten Kompetenzen aus des Ministeriums für Schule und Bildung NRW einen dem Internet-ABC. Darüber hinaus besteht viel Gelegen­ ergänzenden Elternabend zum Projekt Internet-ABC heit zum gegenseitigen Austausch. an, um den Eltern der teilnehmenden Schüler Infor­ mationen zur Medienerziehung zu vermitteln . Für Familien bietet die Elternbroschüre .. Internet ge­ meinsam entdecken„ übersichtliche und leicht www.internet-abc.de

8 Medienkompetenzbericht 2018/19 KLICKSAFE BEWUSST DURCH DEN DIGITALEN ALLTAG

Wie können Eltern, Lehrkräfte oder Multiplikatoren Jugendliche dabei unterstützen, das Internet sicher kom etent und selbstbestimmt zu nutzen? Welche Online-Themen sind aktuell und was ist wichtig für den digitalen Alltag? Antworten bietet die EU-Initiative klicksafe. Als die zentrale Anlaufstelle in Deutschland stellt klicksafe seit 15 Jahren Infor­ mationen zu aktuellen Medienthemen zusammen entwickelt Materialien und bündelt Aktivitäten und Aktionen über das Portal klicksafe.de.

Tagtäglich werden Jugendliche, deren Eltern und Lehr­ fairen Umgang im Internet ein. Außerdem stellten die kräfte mit Fragen zur Mediennutzung konfrontiert: .. Wie YouTuberinnen Silvi Carlsson [Kanal „Silvi Carlsson") und erkenne ich Fake News? Welche Fotos gehören nicht Hazel Ly [Kanal „Packet Hazel'") die neue klicksafe­ in soziale Medien? Wie glaubwürdig sind YouTuber?" Videoreihe #lauteralshass vor, in der sie gemeinsam mit klicksafe klärt über problematische Themen im Netz dem lnfluencer Robin Blase [Kanal „RobBubble"l über auf und bietet Unterrichtsmaterialien für den Einsatz ihre Erfahrungen im Umgang mit Hass im Netz sprechen. in Schulen und an außerschulischen Lernorten an . Die Initiative konzipiert Fortbildungen und Webinare für www.klicksafe.de Pädagoginnen und Pädagogen sowie weitere Fachkräf• te und unterstützt Eltern in ihrem digitalen Alltag. 2019 erschienen für Eltern unter anderem eine Checkliste zur digitalen Abhängigkeit und der Flyer ..Was macht mein Kind eigentlich bei YouTube?" .

Eine breite öffentliche Wirkung erzielt klicksafe mit Gemeinsame Umsetzung: Landeszentrale Aktionen wie dem klicksafe-Preis für Sicherheit im Inter­ für Medien und Kommunikation Rhein­ net oder dem weltweiten Aktionstag für mehr Sicherheit land-Pfalz IKoordinationl, Landesanstalt im Internet „Safer Internet Day"" - kurz ..SID'' . 2019 fand für Medien NRW die zentrale Veranstaltung zum SID „Together for a better Internet'· am 5. Februar in Düsseldorf statt. Unter klicksafe ist Teil des Verbundes Safer Internet DE [www.saferinternet.de). dem Motto #lauteralshass setzten sich Rapper Eko dem neben klicksafe die lnternet- Fresh, Comedian Faisal Kawusi und Schauspieler Patrick Hotli nes i nternet-beschwerdestelle.de. Mölleken gemeinsam mit Politikern wie Staatssekretär jugendschutz.net sowie die Nummer Nathanael Liminski und dem Düsseldorfer Oberbürger• gegen Kummer [Helplinel angehören. meister Thomas Geisel für einen respektvollen und

9 Landesanstalt für Medien NRW RESET DER TEST ZUR SELBSTBESTIMMTEN SMARTPHONE-NUTZUNG

Nachdenken über den Umgang mit dem Smart hone: Der ca. zehn­ minüti e Selbsttest ReSeT hält jedem anhand von Alltagssitua­ tionen einen Spiegel vor und lädt dazu ein, die eigene Smartphone­ Nutzung zu hinterfragen.

Der Griff zum Smartphone ist für viele Menschen Der Test basiert auf einem Forschungsprojekt des zu einem Automatismus geworden - in der Bahn, beim Fac hbereichs Psychologie der Universität Duisburg­ Warten im Restaurant oder sogar bei einem gemeinsa­ Essen zum Internet-Nutzungsverhalten . .. Der Selbst­ men Essen ...Wir nutzen unser Smartphone mittler­ test stellt keine Diagnose·· , betont de r Forschungsleiter weile so automatisch, dass wir unsere tägliche Han dy­ Professor Bra nd ... Er soll dazu anregen, die eigene und Internetzeit hä ufig nicht mehr überblicken un d Smartphone-Nutzung zu reflektieren ." mögliche Risiken ausblenden··, so Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. ReSe T kann auch bei der fam iliären oder schulischen Medienerziehung verwendet werden. Für den Einsatz im Die im ReSeT-Test gesch ilderten zwölf alltäglichen Situ­ Schu lu nterricht wurde eine Ko piervorlage entwickelt. ation en sind sehr konkret und sollen nach persönlichen Der Selbsttest, die St udie sowie eine Broschüre mit Maßstäben beurteilt werden . In vergleichbaren Momen­ Hand lungsempfehlungen für pädagog isch Täti ge sind ten kann es auch Wochen später zu Deja-vu-Erlebnissen über die Website der Landesansta lt für Medien NRW kommen, die zum Nac hdenken anregen. So soll auch abrufbar. langfristig eine größere Zufriedenheit mit der eigenen Smartphone-Nutzung erreicht werden. www. med iena nstalt-n rw.de/reset

10 Medienkompetenzbericht 2018 / 19 ••

DIE HASCH-TECKS•• MIT ELTERN UBER MEDIEN SPRECHEN

Eltern beeinflussen das Medienverhalten von Kleinkindern durch ihre eigene Mediennutzung. Das Kartenset Häsch-Tecks schafft s ielerisch Anlässe um mit Eltern über Medien im Familien­ alltag ins Gespräch zu kommen. Es wurde für den Einsatz in Familienbildungseinrichtungen und der Elternarbeit konzi iert. So können Mütter und Väter das eigene Mediennutzungsverhalten offen und unbefangen prüfen und Denkanstöße für die Medienerziehun erhalten.

In großen oder kleinen Runden ermöglichen die Karten z.B. auf Elternabenden den Einstieg in eine Diskussi­ on. So gelingt ein Austausch auf Augenhöhe und ohne erhobenen Zeigefinger. Eltern von Kleinkindern erhalten die Möglichkeit, sich offen und ehrlich mit anderen Eltern zum Thema auszutauschen, und sammeln An­ regungen für den eigenen Alltag.

„Gibt es im Familienalltag Zeiten ohne Medien?", .. Was Entwickelt wurde das Material von der bedeuten die Altersfreigaben?" oder „Welche Medien­ Initiative „Kleinkind - Medien - Familien­ erlebnisse sind schön für Eltern und Kleinkinder?" Über alltag", einem Kooperationsprojekt angeleitete Diskussionsrunden bieten die ansprechend zwischen der Landesanstalt für Medien gestalteten Bild-, Reaktions- und Moderationskarten die NRW und den Landesarbeitsgemein­ Möglichkeit, das eigene Verhalten zu reflektieren. schaften der Familienbildung in NRW [Paritätische Akademie LV NRW e. V.l. www.die-haeschtecks.de

11 Landesanstalt für Medien NRW MEDIENKOMPETENZ­

PORTAL NRW •• DIGITALE LANDKARTE FUR •• FACHKRAFTE

NRW ist vielfältig und steckt voller Ideen. Zahl­ reiche Anbieter Einrichtun en und Akteure stellen unterschiedlichste Angebote zur För• derung von Medienkompetenz bereit. Das Medienkompetenzportal NRW sorgt für Trans­ parenz: Fachkräfte sowie Multiplikatorinnen und Multi likatoren finden hier verständlich aufbereitete Informationen Neui keiten und eine Online-Datenbank mit vielen Ver­ netzungsmöglichkeiten.

Ob Grundlagen, aktuelle Studienergebnisse zum Medien­ „lnfluencer·· nimmt Erwachsene mit auf die Reise zu verhalten, Übersichten über relevante Veranstaltungen den heutigen Stars von Jugendlichen und erklärt, wel­ oder Aus- und Fortbildungen in NRW: Das Angebot bün• che Rolle sie im Leben vieler Jugendlicher spielen. delt und verortet zahlreiche Informationen zur Förderung von Medienkompetenz. Der integrierte Medienpädago• Von guten Beispielen lernen: Im multimedialen Format gische Atlas führt zudem wichtige Akteure rund um die „ Best Practice NRW" werden Projekte einer breiten Medienpädagogik in NRW auf. Aktuell finden sich Öffentlichkeit vorgestellt, die besonders herausragen. hier über 570 Einrichtungen aus allen Teilen NRWs. Wissen teilen und sich vernetzen geht in Social Media besonders leicht - deshalb ging das Portal im Oktober Das Portal greift aktuelle Themen auf und gibt Hinweise 2018 mit seiner neuen Facebook-Gruppe „Medienkom­ zum Umgang: Im neuen Dossier „Smart Devices und petenz in NRW" an den Start. digitale Assistenten" werden die Herausforderungen von Assistenten wie Siri und Alexa erklärt. Das Dossier www.medienkompetenzportal-nrw.de

12 Medienkompetenzbericht 2018/19 MEDIENKOMPETENZ­

RAHMEN NRW•• LEHRPLAN FUR MEDIEN

Damit ein Querschnittsthema wie die Vermittlung von Medienkompetenz fester Bestandteil des Unterrichts an Grund- und weiterführenden Schulen wird, braucht es kreative Ideen und Hilfestellung für die Integration in den Unterricht. Verbindliche Grundlagen dazu schafft der Medienkompetenzrahmen NRW, der im Jahr 2017 unter Mitwirkung der Landesanstalt für Medien NRW aktualisiert wurde. Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen sollen damit Orientierung gegeben und Anregungen für die Entwicklung digitaler Schlüssel• qualifikationen bei Kindern und Jugendlichen angeboten werden.

Ende 2018 wurde das neue Online-Portal medienkom­ petenzrahmen.nrw gestartet. Aufgeteilt in die Kom­ petenzbereiche informieren und Recherchieren, Bedie­ nen und Anwenden sowie Analysieren und Reflektieren bietet die Internetseite konkrete Materialien für den Unterricht in jeder Schulform und für jedes Fach. Mit Hilfe von Planungsrastern, Leitfäden und weiteren Informationen können Schulen ihr individuelles Medien­ konzept zusammenstellen, weiterentwickeln und in die Unterrichtsplanung der einzelnen Fächer integrieren.

Das Portal beinhaltet auch die Angebote der Landes­ anstalt für Medien NRW. Für Grundschulen hat die Landesanstalt für Medien NRW 2019 eine Lehrerhand­ reichung mit Unterrichtseinheiten für die Klassen 3 bis 6 passend zum Medienkompetenzrahmen NRW erstellt [verfügbar ab Dezember 2019). Zentrale Bestandteile der Der Medienkompetenzrahmen NRW wird Handreichung sind die Lernmodule und Inhalte des getragen von: Internet-ABC. Ergänzend dazu wirkt der Medienpass, in dem Grundschülerinnen und Grundschüler ihre Lern­ Landesregierung Nordrhein-Westfalen fortschritte zum Medienkompetenzrahmen festhalten Landschaftsverband Rheinland ILVR) können. Landschaftsverband Westfalen-Lippe ILWL) Landesanstalt für Medien NRW Medienberatung NRW www.medienkompetenzrahmen.nrw

13 Landesanstalt für Medien NRW HANDYSEKTOR TEENS ONLY!

„The Place to be" für den digitalen Alltag von Jugendlichen: Der Handysektor gibt als unabhängige Anlaufstelle Jugendlichen Orientierung bei Fragen und Problemen mit digitalen Medien. Hier finden sie Tipps, Informationen und kreative Ideen rund um Smartphones, Tablets und Apps.

Jugendliche sprechen häufig eine andere Spra­ che als Erwachsene. Deshalb konzentriert sich das Angebot seit 2018 ausschließlich auf Ju­ gendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren.

Das Angebot wird begleitet von einer Social­ Media-Strategie und ist auf allen Kanälen zu finden, die für Jugendliche relevant sind. Die mobile Reporterin .. Handysektor-Kirn" gibt z.B. auf lnstagram nicht nur Tipps für coole Gruppen­ fotos, auch ernste Themen wie die Neugestaltung des europäischen Urheberrechtsgesetzes werden objektiv erklärt. www.handysektor.de

14 Medienkompetenzbericht 2018/19 FLIMMO JUUUPORT FERNSEHEN MIT ONLINE-BERATUNG KINDERAUGEN VON JUGENDLICHEN •• FUR JUGENDLICHE

Eine digitale Fernsehzeitung aus Kindersicht - Ob Cybermobbing, Abzocke oder Datenklau - wer das ist Flimmo. Besprochen werden sowohl Probleme im Netz hat, erhält auf JUUUPORT das Kinderprogramm im TV und bei Streaming­ kompetente und kostenlose Hilfe. Die JUUUPORT­ Diensten als auch Sendungen, bei denen viele Scouts sind zwischen 16 und 21 Jahre alt und Kinder zuschauen. Tipps zur Fernseherziehung kennen die Probleme der gleichaltrigen Zielgrup­ und eine App für Android und iOS mit prakti­ pe des Projekts. Für ihre ehrenamtliche Arbeit schen Filter- und Archivfunktionen runden das in dem Projekt wurden sie von Expertinnen und Angebot ab. Experten aus den Bereichen Recht, Internet und Psychologie ausgebildet. www.flimmo.de www.juuuport.de

Flimmo ist ein Projekt des Vereins Träger der Plattform ist der .. Programmberatung für Eltern e. v.··. Verein „JUUUPORT e. V.", dem Der Verein wird neben der Landes­ neben der Landesanstalt für anstalt für Medien NRW von zwölf Medien NRW sechs weitere weiteren Medienanstalten sowie Landesmedienanstalten ange­ vom Internationalen Zentralinstitut hören. für das Jugend- und Bildungs­ fernsehen (IZI) getragen.

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Medienkompetenzbericht 2018 / 19

Demokratie lebt vom Meinungsaustausch und von der Teilhabe möglichst vieler Menschen. Die Bürgermedien - Bürgerfunk, Campusrundfunk und Bürger• fernsehen - schaffen dafür einen sicheren und geschützten Rahmen. Mit der digitalen Plattform NRWision, feststehenden Sendeplätzen im Lokalfunk, einem digitalen Fernsehprogramm und der qualifizierenden Vermittlung von Produktionskompetenzen schaffen sie die Grundlage, damit jeder mit seinen Beiträgen eine interessierte Öffentlichkeit erreichen kann. Sie tragen damit zum gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess bei und ergänzen insbesondere die lokale Berichterstattung.

Ein Raum für alle lokalen Themen Medienbeiträge in digitalen Zeiten wahrnehmbar ma­ chen - auch das schaffen die Bürgermedien. Im Internet Seit rund 30 Jahren sind die Bürgermedien ein ver­ sind Informationen nicht immer sofort auffindbar. lässlicher Baustein für die freie Meinungsäußerung Suchergebnisse werden von Algorithmen gesteuert. Die von Bürgerinnen und Bürgern. Als ein für alle offen­ stetige Präsenz von Beiträgen auf der Bürgermedien• stehendes Angebot bilden sie neben dem priva- plattform NRWision sowie feststehende Sendezeiten im ten und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine dritte, lokalen Radio und im TV-Lernsender NRWision schaffen unabhängige Säule in der Medienlandschaft in Nord­ Transparenz. rhein-Westfalen . Ob jung oder alt, erfahren oder Neuling : Jeder Mensch kann eigene Hörfunk- und Fern­ seherfahrungen machen. Lernen und unterstützen

Mit dem Anfang 2020 verfügbaren neuen digitalen An­ Partizipation fördern und Sicherheit geben gebot der Medienbox NRW können Menschen lernen, wie man auch ohne Profikenntnisse gute und anspre­ Sich aktiv am öffentlichen Diskurs beteiligen - das chende Audio- und Videobeiträge produzieren kann. ist bei Social-Media-Angeboten wie Facebook, Twitter, Das zurzeit in Vorbereitung befindliche Internetportal YouTube oder lnstagram in der Regel mit einer Gegen­ wird auf Abruf das Know-how dazu anbieten . Die leistung verbunden. Die Unternehmen erhalten Zugriff Medienbox NRW wird dauerhaft im Netz verfügbar und auf persönliche Daten und können die eingestellten damit überall einsetzbar sein. Ein weiterer wichtiger Inhalte analysieren und für wirtschaftliche Zwecke Baustein auf dem Weg in die digitale Zukunft der Bür• nutzen. Zudem riskiert derjenige, der seine Meinung germedien. im Internet äußert, Beleidigungen und Bloßstellung. Begriffe wie Hate Speech, Shitstorm oder Mobbing ver­ Sechs über ganz NRW verteilte „Regionalstellen Bür• deutlichen die Tragweite. germedien·· informieren Bürgerinnen und Bürger in ihrer Region, wie sie in den Bürgermedien aktiv werden Die Bürgermedien schaffen einen dauerhaft präsenten können. Zusätzlich bieten die Regionalstellen Beratung Rahmen, in dem Menschen regelmäßig eigene Themen für die Audio- oder audiovisuelle Produktion von Bei­ veröffentlichen können . Durch redaktionelle Begleitung trägen an und stehen unterstützend zur Seite. Sie sind und moderierte Kommentarfunktionen kann der Diskurs die Schnittstelle zu den Einrichtungen vor Ort, wie z. B. in den Bürgermedien fair und offen verlaufen . Die an­ Radiowerkstätten und Gruppen, die für die Bürgerme• gebotene rechtliche Beratung verschafft Sicherheit unter dien produzieren. anderem bei Fragen zu Copyright oder Persönlichkeits• rechten und gibt den Medienmachern Rückendeckung. www.medienanstalt-nrw.de/buergermedien

17 Landesanstalt für Medien NRW NRWISION BÜRGERMEDIEN DIGITAL

Fernsehkanal Lernsender und Mediathek für Video- und Radiobeiträge, das ist NRWision für Nordrhein-West­ falen: Ein moderiertes Angebot für die Bürgermedien im Internet. Di ital und zeitlich flexibel können die Radio­ und Fernsehbeiträge der Bürgermedien eingestellt und dauerhaft abgerufen werden.

NRWision ist nicht kommerziell und damit ein offenes NRWision bietet zudem Rechtssicherheit bei der Ver­ Angebot und eine Medienplattform für Menschen in wendung von Musik durch Verträge mit der GEMA, NRW. Alle, die ihre Ideen, Themen oder Meinungen an übernimmt die Verantwortung für alle veröffentlichten die Öffentlichkeit bringen wollen, können sich be­ Beiträge und ermöglicht es damit Bürgerinnen und teiligen. Ob Radiobeiträge, Fernsehsendungen oder Bürgern, ihre Beiträge rechtssicher zu veröffentlichen. Podcasts: Fast alles ist möglich. Wer Hilfe benötigt, Dazu wird jede eingereichte Sendung vor der Veröf• wird durch eine geschulte Redaktion unterstützt. fentlichung geprüft und Redakteure geben persönliches Feedback. Die Redaktion von NRWision besteht vor Die Reaktionen und Kommentare zu den einzelnen Bei­ allem aus Journalistik-Studierenden der TU Dortmund. trägen werden durch die Redaktion moderiert und Diese Arbeit ist Teil ihres Studiums. Die Redaktions­ bilden so einen geschützten Raum vor Hassrede, Dif­ mitglieder sind medienrechtlich geschult, kennen sich famierungen und Beleidigungen. NRWision ermöglicht mit redaktionellen Abläufen aus und bringen meist auf diese Weise eine offene, freie und faire Debatten­ schon Praxiserfahrungen aus bekannten Medienbe­ kultur für alle lokalen Themen, die Menschen in Nord­ trieben und Sendern mit. rhein-Westfalen bewegen. Über die Plattform können Bürgerinnen und Bürger ihre Beiträge ganz einfach in die eigene Website einbinden und so eine noch brei­ tere Öffentlichkeit mit ihren Beiträgen erreichen. www.nrwision.de

18 Medienkompetenzbericht 2018/19 BURGERFUNK•• •• LOKALE THEMEN VON UND FUR •• •• BURGERINNEN UND BURGER

Lokalen Themen einen Raum und eine Stimme geben: Das schafft der Bürgerfunk in NRW seit rund 30 Jahren. Bürgerinnen und Bürger haben hier die Möglichkeit, sich mit ihren Beiträgen im Radio mit­ zuteilen und auszutauschen. Als niedrigschwelliges Angebot ergänzt der Bürgerfunk als Teil der Bürgermedien das regionale Informa­ tionsangebot und bildet eine Plattform für alle, die sich aktiv an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligen wollen. Ob jung oder alt, erfahren oder Neueinsteiger - der Bürgerfunk steht allen Menschen in Nordrhein-Westfalen offen.

Wer eine Möglichkeit sucht, sich in seiner Stadt oder in den Regionen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Gemeinde zu engagieren, ist beim Bürgerfunk an der Köln, Münster und dem Ruhrgebiet unterstützen die richtigen Adresse: Radioberichte über lokale Ereig­ Radiomacher bei der Produktion ihrer Beiträge. Die nisse, z. B. die Arbeit ehrenamtlich Aktiver, Aktionen von der Landesanstalt für Medien NRW geförderten, von Jugendgruppen oder Schulklassen oder das Kul­ crossmedial arbeitenden Regionalstellen bilden tur- und Vereinsleben, machen lokales Handeln trans­ eine Anlaufstelle für Menschen, die in den Bürgerme• parent und motivieren zum Mitmachen. dien aktiv werden möchten. Gleichzeitig vermitteln sie über ihr Netzwerk den Zugang zu weiteren Unter­ Zu hören sind die Beiträge in den 44 privaten Pro­ stützungsangeboten, die den Bürgerinnen und Bürgern grammen des lokalen Hörfunks, und zwar gemäß des vor Ort zur Verfügung stehen. gesetzlichen Rahmens werktags zwischen 20:00 und 21:00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zwischen 19 :00 und 21 :00 Uhr. Für Sendungen, die im Rahmen von Schul- und Jugendprojekten entstehen, können die Lokalsender weitere Sendezeiten bereitstellen. Alle Beiträge des Bürgerfunks können zudem über die Me­ diathek von NRWision abrufbar gemacht werden. Insgesamt sechs „Regionalstellen Bürgermedien " www.medienanstalt-nrw.de/buergerfunk

19 Landesanstalt für Medien NRW CAMPUSRADIO STUDENTISCHE IMPULSE FÜR DEN RADIOMARKT IN NRW

Die Medienvielfalt in NRW bereichern, authentisch und studentisch über relevante Themen berichten sowie individuelle Musikformate und Playlists abseits des Mainstreams für die Zielgruppe anbieten: Dafür stehen 13 Campusradios in NRW. Die Landesanstalt für Medien NRW unterstützt die jungen Radiomacherinnen und Radiomacher mit praxisnahen Qualifizierungsmaß• nahmen und fördert den Austausch untereinander.

Von Studierenden für Studierende aller Fachrichtun­ grenzen hinaus und geben Studierenden einen realisti­ gen - das Campusradio berichtet lokal und unab­ schen Einblick in die Medienwelt. hängig über relevante Themen aus dem studentischen Umfeld. Die Campusradios schaffen damit einen Der jährliche Campusradio-Tag gibt neue Impulse für Zugang zu Hochschulthemen für die breite Öffentlich• die tägliche Arbeit. 2018 fand dieses Branchentreffen keit. Ob innovative Musikformate, kreativer Wissen­ in Kooperation mit dem Deutschlandfunk statt. Zahl­ schaftsjournalismus oder neue Sendeformen: Die reiche Workshops und Panels zum Thema „ Digital be­ Campusradios erfinden sich ständig neu und beleben wegte Zeiten : Wie investigativ und innovativ sind die die Medienlandschaft. Campusradiosr vermittelten Inspirationen und boten Gelegenheit zum Austausch mit erfahrenen Journalis­ Gleichzeitig erlangen Studierende zusätzliches Know­ tinnen und Journalisten. Mit der Vergabe des Campus­ how und erhalten Einblick in die Welt des Journalis­ radio-Preises für besonders herausragende Beiträge mus. In 37 Seminaren/Webinaren hat die Landesanstalt und Formate fand der Campusradio-Tag einen krönen• für Medien NRW 2018 journalistische Kompetenz, den Abschluss. presserechtliche Grundlagen sowie die Produktion von crossmedialen Inhalten mit Expertinnen und Experten Mehr Informationen zum vermittelt. Die Campusradios arbeiten fakultätsüber- Campusradio-Tag/-Preis 2018 unter: greifend, schaffen damit einen Austausch über Fächer- www.medienanstalt-nrw.de/crp18

20 MEDI NBOX NRW DIE DIGITALE WERKZEUG KISTE

Wer etwas zu sa en hat soll dies auch in den Medien tun können - denn ·ede Meinun zählt. Das derzeit in Vorbereitung befindliche, kostenfreie E-Learning­ Angebot der Medienbox NRW soll Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, sich das nötige Know-how anzueignen, um eigene mediale Beiträge zu erstellen. Denn handwerklich gut gemacht. entfalten diese eine größere Wirkung.

Audio- oder Videobeiträge lassen sich heute auch ohne professionelle Ausrüstung erstellen. Wichtig ist es jedoch, einige grundlegende Techniken der Medienpro­ duktion zu beherrschen. Die Medienbox NRW wird in anschaulichen Lernvideos das Basiswissen zur Produk­ tion medialer Inhalte einfach erklärt zur Verfügung stellen - von der richtigen Kameraeinstellung über Hin­ weise zur Belichtung bis hin zu juristischen Fragen zu Bild- oder Musikrechten.

Das Angebot wird in verschiedene Module aufgeteilt sein, sodass sich Lerninhalte individuell zusammen­ stellen lassen. Interaktive Checklisten können nach den eigenen Wünschen angepasst und in der Praxis genutzt werden. Landesanstalt für Medien NRW SERVICE IMPRES UM

Die Landesanstalt für Medien NRW stellt im Rahmen Herausgeber der von ihr geförderten Projekte Informations- und Unter­ Landesanstalt für Medien NRW richtsmaterialien für Kinder und Jugendliche, Eltern, Zollhof 2 pädagogische Fachkräfte und andere Multiplikatorinnen 0-40221 Düsseldorf und Multiplikatoren sowie allgemein für interessierte Bürgerinnen und Bürger bereit. Kommunikation Sabrina Nennstiel (Leitung] Die Materialien können über den Online-Bestellservice Dorothea Näder, Christopher Schmidt auf der Homepage der Landesanstalt für Medien NRW in Printform oder als Download kostenlos bezogen Förderung werden. Mechthild Appelhoff (Leitung] Birgit Pietschmann www. med ie na nsta lt-n rw.de/pu bli kationen Konzept und Gestaltung Morphoria Design Collective, Düsseldorf

Druck Börje Halm,

Stand November 2019

Auflagenhöhe 7.500 Exemplare

ISBN 978-3-940929-45-7

22

Landtag Nordrhein-Westfalen, Elektronische Sitzungsmappe zur Einladung Nr. 17/1164

Neudruck Ausschuss für Kultur und Medien

- TOP 6 - Kulturförderbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2018 17

INFORMATION 17/219

A12

KULTURFÖRDERBERICHT 2018 DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN

INHALT

© Sebastian Becker © Frank Vinken

© Achim Kukulies

© Sonia Delaunay

SCHWERPUNKTE BEDEUTENDE BEDEUTENDE KULTURFÖRDERUNG 1 2018 2 ANKÄUFE 2018 3 AUSSTELLUNGEN 2018 4 IN ZAHLEN 2018

Förderung für die freie Szene 6-9 Autographen für das Ausstellungsprojekt „Kunst und Kohle“ 20-29 Verteilung der Mittel des Beethoven-Haus Bonn 16-17 Kulturetats 2018 36-67 30 Jahre Kinderbuchpreis NRW 2018 10-11 Weitere bedeutende Ausstellungen 2018 30-33 Weitere bedeutende Förderung für Kirchliche Büchereien 12-13 Ankäufe 2018 18-19 Investitionsfonds für kulturelle Infrastruktur 14-15

Tag der Trinkhallen 34-35 VORWORT 5 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

mit den Mitteln der Stärkungsinitiative Kultur war es im Jahr 2018 möglich, der Kultur in Nordrhein-Westfalen neue Impulse zu geben. Erste Schwerpunkte haben wir insbesondere bei den kommunalen Theatern und Orchestern, der Freien Szene der Darstellenden Künste, den Museen, bei Investitionen in kulturelle Infrastruktur und bei Initiativen im ländlichen Raum gesetzt.

Der zwölfte Kulturförderbericht für das Mit der Fortschreibung des Kulturförder- Jahr 2018 informiert Sie über die Ver- berichtes werden wir Sie auch in den kom- wendung der Landesmittel für die Kultur menden Jahren über die Umsetzung der und stellt Ihnen exemplarisch besondere dort genannten Maßnahmen und die wei- Förderungen und Initiativen vor. tere Entwicklung der Kulturförderung in- formieren. Einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Kulturförderung in dieser Legislatur- Als Instrument einer transparenten Kul- periode ermöglicht Ihnen der Kulturför- turförderung des Landes ist der Bericht derplan 2019 bis 2023, der wesentliche nicht nur ein Nachweis über die Mittel- Ziele und Inhalte der Kulturpolitik des Lan- verwendung, sondern auch ein Angebot, des für die kommenden Jahre skizziert. über die Kultur ins Gespräch zu kommen. Isabel Pfeiff er-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen SCHWERPUNKTE 2018 7

MEHR FÖRDERUNG UND DIE MODULE DER NEUEN ENSEMBLEFÖRDERUNG PLANUNGSSICHERHEIT Allgemeine Projektförderung FÜR DIE FREIE SZENE Zur Stärkung der Selbstorganisation wird diese Förderung zukünftig gemeinsam vom NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste und dem NRW Landesbüro Tanz koordiniert.

Die Freie Theater- und Tanzszene in Nordrhein-Westfalen genießt bun- Konzeptionsförderung desweit eine herausragende Stellung. Um diese Position für die Zukunft Diese neue Förderung unterstützt 35 Künstlerinnen, Künstler und Ensembles, zu sichern und zu stärken, wurde die Förderkonzeption für die Freien die dauerhaft in Nordrhein-Westfalen arbeiten. Darstellenden Künste grundlegend überarbeitet. Die Strukturen wurden vereinfacht, gleichzeitig wird die jährliche Förderung bis 2020 von acht Spitzenförderung auf 12,5 Millionen Euro aufgestockt. Statt zehn profi tieren zukünftig 20 Ensembles von dieser Förderung, die über drei Jahre läuft. Vier neue Förderungen für Kinder- und Jugendtheater gehören dazu. Für kreative Freiräume benötigen die den in der Regel pauschal um 33 % er- Die jährliche Fördersumme wurde von 65.000 auf 80.000 Euro aufgestockt. Künstlerinnen und Künstler der Freien höht. Davon profi tieren zukünftig rund Szene eine sichere fi nanzielle Grundlage. 50 Theater- und Tanzensembles, Einzel- Exzellenzförderung Die Landesregierung hat darum die För- künstlerinnen und -künstler, Festivals, Ensembles, die dreimal die Spitzenförderung erhalten haben, wechseln automatisch derung grundlegend neu konzipiert. Zur Netzwerke und andere Formate im gan- in diese Förderung. Sie erhalten drei Jahre lang jeweils 100.000 Euro. 2018 begann Ermittlung des Bedarfs auf Seiten der zen Land. diese Förderung in der Sparte Tanz für das Kölner Ensemble „Mouvoir“ von Stephanie Künstlerinnen und Künstler wurde ein Thiersch und die Düsseldorfer Kompanie von Ben J. Riepe. umfangreicher partizipativer Prozess ge- Außerdem wurde die Ensembleförde- startet, in den sich zahlreiche Akteurin- rung gestärkt und neu strukturiert. Die nen und Akteure der Freien Szene sowie vier aufeinander aufbauenden Module die NRW Landesbüros für Theater und Allgemeine Projektförderung, Konzepti- Tanz einbrachten. onsförderung, Spitzenförderung und Ex- zellenzförderung schaff en klare Stufen Ein wichtiges Ergebnis dieses Prozesses auf dem Weg zur Exzellenzbildung. Für ist eine deutliche Aufstockung des För- alle vier Module entscheiden gemeinsa- dervolumens. Es wird von 2018 bis 2020 me Jurys aus dem Ministerium für Kul- in mehreren Schritten um über 50 % tur und Wissenschaft, den Bezirksregie- wachsen. Für das Jahr 2018 erhöhte sich rungen und den NRW Landesbüros Freie © Tanja Evers das Volumen von 8 auf 9,5 Mio. Euro. Darstellende Künste und Tanz. Langjährig laufende Förderungen wur- fringe ensemble – x-change SCHWERPUNKTE 2018 9

© Sebastian Becker Marie-Lena Kaiser – Ariodante SCHWERPUNKTE 2018 11 30 JAHRE KINDERBUCHPREIS DIE BEIDEN AUSGEZEICHNETEN NRW 2018 Andrea Karimé geboren 1963, wuchs in Kassel auf. Der bundesweit einzige Landespreis zur Leseförderung wurde 2018 Nach einem Studium der Kunst- und zum 30. Mal vergeben. Der Kinderbuchpreis NRW ging an „King kommt Musikerziehung in Kassel arbeitete © Lars Langemeier noch“ von Andrea Karimé und Jens Rassmus – eine besonders einfühl- sie als Grundschullehrerin, bevor sie same Geschichte zum Thema Flucht. Die Preisverleihung in Wuppertal sich 2007 ganz für das Schreiben ent- schied. Für ihre Kinderbücher wurde Damit aus den ersten Lese- und Vorlese- Mond und Sterne“ aus dem Friedrich feierlich in der Stadtbibliothek Wupper- sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit erfahrungen von Kindern mehr erwächst, Oetinger Verlag. Seitdem sind viele Auto- tal an die Autorin Andrea Karimé und Arbeitsstipendien des Landes Nord- brauchen sie Bücher, die ihren Interessen rinnen und Autoren, aber auch Illustrato- den Illustrator Jens Rassmus verliehen. rhein-Westfalen. Sie lebt und schreibt und Bedürfnissen gerecht werden. Der rinnen und Illustratoren gefolgt. In ihrem Buch erzählen sie auf sehr ein- in Köln. Seit 2012 unterrichtet sie an Kinderbuchpreis NRW wurde 1989 ins fühlsame Weise die Geschichte eines der FH Düsseldorf Kinderliteratur/ Leben gerufen, um Bücher auszuzeich- 2018 hieß der Gewinnertitel „King kommt Jungen, der mit seiner Familie flieht und Ästhetische Praxis. nen, die in Sprache und Inhalt beson- noch“, erschienen im Peter Hammer Ver- seinen Hund in der Heimat zurücklassen ders kindgerecht sind. Der erste Kinder- lag. Der mit 5.000 Euro dotierte Kinder- muss. In Fantasie-Dialogen hält er den Jens Rassmus buchpreis NRW ging an die Reihe „Sonne, buchpreis NRW wurde am 23.11.2018 Kontakt mit „King“ und gibt ihm Tipps, wurde 1967 geboren und studierte wie er nachkommen kann. Illustration in Hamburg und Dundee. 1997 erschien sein erstes Kinderbuch Die Auswahl des ausgezeichneten Bu- „Bauer Enno und seine Kuh Afrika“, seit- ches erfolgt immer in zwei Stufen. In ei- dem illustriert und schreibt er Bücher nem ersten Schritt treffen sachkundi- für Kinder. Seine Arbeit wurde wieder- ge Einzelpersonen und Institutionen eine holt ausgezeichnet. Sein Wissen gibt er Vorauswahl geeigneter Bücher. Im zwei- als Lehrbeauftragter für Illustration an ten Schritt wählt dann eine vom Land der Muthesius Kunsthochschule in Kiel Nordrhein-Westfalen bestimmte Jury weiter. Er lebt mit seiner Familie in Kiel. den Gewinnertitel aus.

© Lars Langemeier „Lesefreude ist ein Vergnügen, das keinem Kind vorenthalten bleiben sollte.“ Staatssekretär Klaus Kaiser mit Andrea Karimé und Jens Rassmus Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär SCHWERPUNKTE 2018 13 NEUE FÖRDERUNG FÜR KIRCHLICHE BÜCHEREIEN

Die rund 1.300 kirchlich getragenen Büchereien in Nordrhein-Westfalen leisten einen wichtigen Beitrag zur Lese- und Sprachförderung sowie zur bibliothekarischen Versorgung. Das gilt vor allem in ländlichen Regionen. Mit einem neuen Förderprogramm unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen diese wertvolle Arbeit, die meistens ehrenamtlich erbracht wird.

Neben dem persönlichen Engagement vor Ort ist ein aktueller und vielfältiger Bestand von Büchern und Medien die Grundlage für erfolgreiche Bibliotheksarbeit. Das neue Förderprogramm finanziert die Aktualisierung und Erweiterung des Angebots. Der Aufbau wurde gemeinsam mit zwei evangelischen und fünf katholischen Bücherei- fachstellen entwickelt. Insgesamt 1,5 Mio. Euro Fördervolumen stehen über drei Jahre zur Verfügung.

Mit dem ersten Fördermodul 2018 von 453.663 Euro wurden zielgruppenspezifische Me- dienboxen in 188 kirchlichen Büchereien finanziert. Diese Boxen mit Büchern, digitalen Medien und Materialien zur Lese- und Sprachförderung können für die Kooperation mit Kindertagesstätten, Grundschulen, Kitas und anderen Einrichtungen genutzt werden.

Auch 2019 und 2020 stehen bei dem Förderprogramm der Ausbau und die Verjün- gung des Mediengrundbestands von Romanen, Kinder- und Sachbüchern im Vorder- grund. Ein besonderer Akzent soll aber auf die Beschaffung von E-Books und multi- medialen Büchern gelegt werden.

© Claire Wendt Übergabe von Medienboxen SCHWERPUNKTE 2018 15 ERSTMALS LANDESWEITER INVESTITIONSFONDS FÜR KULTURELLE INFRASTRUKTUR

1.100 Anträge mit einem Volumen von tige Rolle spielten aber auch die zahl- über 27 Mio. Euro wurden gestellt. Für reichen Anträge aus dem Bereich der 270 Projekte konnte die Jury Förderungen Laienmusik. Besonders die Spielmanns- Mit einem ungewöhnlichen Projektaufruf setzte Nordrhein-Westfalen von insgesamt 3,25 Mio. Euro zusagen. züge konnten mit der Finanzierung von ein Zeichen für die Ertüchtigung der kulturellen Infrastruktur: Ein mit Instrumenten bei ihrer wichtigen kultu- 3,25 Millionen Euro dotierter Investitionsfonds wurde zur Förderung Die Anträge konnten in fünf Kategorien rellen Bildungsarbeit im ländlichen Raum von 270 Projekten aus dem ganzen Land eingesetzt. gestellt werden. 70 % der Anträge ent- unterstützt werden. fielen auf den Bereich Licht-/Tonanlagen bzw. Veranstaltungstechnik. Eine wich-

LUKAS UND – Das Universum II – Preparing for Defense Technische und nicht-technische Mate- rialien sind normalerweise nicht Gegen- stand von Förderprogrammen. Mit ei- nem neuen Investitionsfonds für genau diese Themenfelder hat das Land Nord- rhein-Westfalen eine wichtige Lücke geschlossen.

Institutionen aus allen Kunstsparten konn- ten die erhaltenen Fördergelder für ihre Erstausstattung, aber auch für Erneue- rungen und Erweiterungen von bereits vorhandenen Ausrüstungen beantragen. Die große Nachfrage nach den Investi- tionsmitteln zeigt, wie groß der Investiti- onsstau war, der nun abgebaut wird.

© Katja Illner BEDEUTENDE ANKÄUFE 2018 17

SPEKTAKULÄRE AUTOGRAPHEN Das bürgerschaftlich getragene Beetho- Der zweite Ankauf macht greifbar, wie FÜR DAS BEETHOVEN-HAUS BONN ven-Haus genießt für sein Angebot aus Beethoven als Komponist dachte und ar- Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und beitete. Die handschriftlichen Notenblät- Das Geburtshaus Ludwig van Beethovens ist um zwei bedeutende Zeit- dem Kammermusikfest weltweit Beach- ter seiner Komposition „Ruf vom Berge“ zeugnisse reicher: Mit den jüngsten Ankäufen setzte das Beethoven- tung. Es wird in seiner umfassenden Ar- aus dem Jahr 1817 legte er als Korrektur Haus in Bonn seine langjährige Tradition fort, Forschung und Öffent- beit und insbesondere bei Ankäufen un- zu einer gedruckten Fassung an. In der terstützt vom Land Nordrhein-Westfalen Sammlung des Beethoven-Hauses kön- lichkeit mit authentischen Objekten neue Zugänge zum Leben und in Partnerschaft mit dem Bund und der nen sie mit älteren handgeschriebenen Schaffen Beethovens zu eröffnen. Stadt Bonn sowie im Hinblick auf das Fassungen verglichen werden. Beethoven-Jahr 2020 auch mit dem Rhein-Sieg-Kreis. Das Jahr 2018 setzte in der Reihe der beeindruckenden Ankäufe zwei besondere Ausrufezeichen, die un- terschiedliche Aspekte der Persönlich- keit Beethovens beleuchten.

Das erste Objekt ist ein persönlicher Brief an den engen Freund Heinrich von Struve aus dem Jahr 1795. Das Schrei- ben zeigt den Menschen Beethoven mit seinen Lebens- und Reiseplänen, aber auch den Humanisten, der über profun- de Kenntnisse der sozialen Probleme in Russland verfügt und mit Klarheit repub- likanische Ansichten vertritt.

Brief Beethovens an seinen Freund Handschriftliches Blatt aus "Ruf vom Berge" Heinrich von Struve BEDEUTENDE ANKÄUFE 2018 19 WEITERE Der Pralinenmeister (Hans Haacke) BEDEUTENDE Museum Ludwig Köln ANKÄUFE Mit der Anschaffung von Hans Haackes 1981 entstandenem Werk „Der Pralinenmeister“ zeigt das Museum Ludwig zukünftig ein Hauptwerk 2018 institutionskritischer Kunst, das jahrzehntelang nicht in Köln zu sehen war.

14 bedruckte Tafeln verwendete Hans Haacke für seine sieben Doppeldarstellungen. Das Werk beschäftigt sich mit dem Ehepaar Peter und Irene Ludwig und der Ver- flechtung zwischen seiner Kunstsammlung und seinem 100 Zeichnungen von Sonia Delaunay Unternehmen, der (Monheim AG). Peter Ludwig bekun- Kunstmuseen Krefeld dete sein Interesse am Erwerb des Werks, aber Haacke verfügte, dass es nicht an Ludwig verkauft werden dürfe. Die Kunstmuseen Krefeld haben ihren größten Ankauf der Nachkriegs- Der Künstler erklärte später, er habe befürchtet, dass sein Werk sonst „im Keller verschwunden wäre“. zeit vollzogen: 100 Zeichnungen der russisch-französischen Malerin und Gestalterin Sonia Delaunay-Terk, die zu den Pionierinnen der ab- Ursprünglich erstellt wurde „Der Pralinenmeister“ für strakten Kunst zählt. die Ausstellung „Westkunst“ 1981 in Köln, ohne dort gezeigt zu werden. Nun wurde das Werk aus der ame- rikanischen Sammlung von Gilbert und Lila Silverman Als eine der wichtigsten Künstlerinnen der Klassischen Moderne entwickelte Sonia für das Museum Ludwig angekauft. Der Ankauf wurde Delaunay-Terk (1885-1979) gemeinsam mit ihrem Mann Robert Delaunay aus dem getragen von der Kulturstiftung der Länder, der Peter Kubismus heraus eine besondere Form der abstrakten Farbmalerei. Der Orphismus und Irene Ludwig Stiftung, vom Ministerium für Kultur setzt sich mit der Wechselwirkung zwischen Farbe, Licht und Bewegung auseinander und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und lässt durch diese Kontraste den Bildeindruck beim Betrachtenden entstehen. sowie von Unterstützerkreisen des Museums.

Auch die nun von den Kunstmuseen Krefeld aus Privatbesitz erworbenen Zeichnun- gen sind farbige Arbeiten und entstanden überwiegend in den 1920er und 1930er Jahren. Der Erwerb wurde unterstützt durch die Kulturstiftung der Länder, das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Krefeld sowie durch private Förderung. BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 21

AUSSTELLUNGSPROJEKT „KUNST UND KOHLE“ DER RUHRKUNSTMUSEEN

Auch nach dem Ende der Steinkohleförderung in Deutschland bleibt das Ruhrgebiet untrennbar mit dem Bergbau verbunden. Die RuhrKunstMuseen setzten sich in ihrem übergreifenden Ausstel- lungsprojekt „Kunst und Kohle“ in 17 Häusern und 13 Städten mit dem Thema auseinander – von der Kulturhistorie bis zu Zukunftsutopien.

© Frank Vinken

SCHWARZ im Museum unter Tage – Installation von Dorette Sturm BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 23

© Frank Vinken © Roland Baege © Jürgen Spiler © Christoph Esch

Ministerin Isabel Pfeiff er-Poensgen bei ihrer Eröff nungsrede Verhüllung von Schloss Strünkede durch Ibrahim Mahama Ausstellung „Schichtwechsel“ im Museum Ostwall im Dortmunder U Theaitetos-Trio, Ur-Ruhr, 2018

Nach über 150 ereignisreichen Jahren ration seiner Geschichte machte sich individuellen Schwerpunkte reichte von „Kunst und Kohle“ war Teil der Initiative des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet das Netzwerk der RuhrKunstMuseen dokumentarischen Fotoarbeiten über „Glückauf Zukunft!“. Das Projekt wurde wurde 2018 die letzte Zeche geschlos- gleichzeitig ein würdiges Geschenk zum Betrachtungen der Bergmannskunst ermöglicht von der Brost-Stiftung, der sen. Um diese besondere Zäsur und das 10-jährigen Bestehen. bis zur spektakulären Verhüllung des RAG-Stiftung, dem Ministerium für bleibende Erbe des Bergbaus sichtbar Schlosses Strünkede in Herne durch Wirtschaft, Industrie, Digitalisierung und zu machen, beleuchteten die RuhrKunst- Unter der Schirmherrschaft von Bun- Ibrahim Mahama. Energie, dem Ministerium für Kultur und Museen das schwarze Grubengold in despräsident Frank-Walter Steinmeier Wissenschaft sowie der Kunststiftung einem städteübergreifenden Parcours waren von Mai bis September über 150 Ergänzt wurden die Ausstellungen durch Nordrhein-Westfalen. aus Einzelpräsentationen, einer Aus- internationale künstlerische Positionen ein vielfältiges Veranstaltungs- und Ver- stellung von Ausstellungen. Mit dieser auf 20.000 Quadratmetern drinnen und mittlungsprogramm mit Konzerten und umfangreichsten Ausstellungskoope- draußen zu sehen. Die Bandbreite der Diskussionen, Führungen und Touren. BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 25

© Colleen Alborough Wandinstallation von Colleen Alborough im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 27

DIE AUSSTELLUNGEN VON KUNST & KOHLE Hommage an Jannis Kounellis im Museum Küppersmühle, Anselm Kiefer, Klingsors Garten, 2018.

© Henning Krause, Köln

© Eric Jobs

SCHWARZ im Museum unter Tage - Foto-Serie "Coal Seam" von Miles Coolidge

LUDWIGGALERIE Schloss Museum DKM Duisburg Museum Folkwang Essen Skulpturenmuseum Glaskasten Oberhausen Die Schwarze Seite Hermann Kätelhön Ideallandschaft: Marl Glück auf! Comics und Cartoons Industriegebiet The Battle of Coal Josef Albers Museum Quadrat Lehmbruck Museum Duisburg Kunsthalle Recklinghausen Kunstmuseum Mülheim an der Bottrop Reichtum: Schwarz ist Gold »auf« Gert & Uew Tobias Ruhr Bernd und Hilla Becher Bergwerke Helga Griffiths Die Essenz der Kohle Museum Ostwall im Kunstmuseum Bochum Flottmann-Hallen Herne Dortmunder U Andreas Golinski In den Tiefen der Zentrum für Internationale David Nash Holz und Kohle Schichtwechsel von der (bergmänni- Erinnerung Lichtkunst Unna schen) Laienkunst zur Gegenwarts- Down Here – Up There Emschertal-Museum Schloss kunst Kunstmuseum Gelsenkirchen Strünkede Herne Alicija Kwade mit Dirk Bell, Gregor MKM Museum Küppersmühle Ibrahim Mahama: Coal Market Kunstsammlungen der Ruhr- Hildebrandt und Rinus van de Velde für Moderne Kunst Duisburg Universität Bochum Museum Hommage an Jannis Kounellis Märkisches Museum Witten unter Tage Vom Auf- und Abstieg SCHWARZ BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 29

© Achim Kukulies „The Battle of Coal“ im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 31 WEITERE Förderung der Installation „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ BEDEUTENDE (Gerhard Richter) AUSSTELLUNGEN Dominikanerkirche Münster 2018 Die Installation eines Foucaultschen Pendels wurde von Gerhard Richter eigens für die Dominikanerkirche in Münster konzipiert. Flashes of the Future Ludwig Forum Aachen

Das Jahr 1968 ist das wohl symbolträch- Die Münsteraner Dominikanerkirche aus tigste des 20. Jahrhunderts. Was von der dem frühen 18. Jahrhundert wird seit Mehrheitsgesellschaft übergangen wurde, November 2017 als offener Kunstraum griff die Kunst dieser Zeit auf. Autoritäre genutzt. Mit der Installation von Gerhard Strukturen wurden überall auf der Welt Richter hat sie nun ein besonderes Kraft- Martha Rosler, Cleaning aufgebrochen, Kulturrevolutionen durch zentrum erhalten. the Drapes, aus der Serie Bündnisse von Kunstschaffenden und House Beautiful: Bringing Intellektuellen ausgerufen. Künstlerinnen An einem 29 Meter langen Seil schwingt the War Home, 1967–72, und Künstler unterstützten die Studen- unter der Vierungskuppel eine 48 Kilo Fotomontage, 44 x 60,3 cm, tenbewegung und lehnten sich auch ge- schwere Metallkugel. In Schwung gehal- Deichtorhallen Hamburg / gen etablierte Strukturen im Kunstbetrieb ten wird sie von elektromagnetischen Sammlung Falckenberg auf. Die Ausstellung blickte mit 50 Jahren Impulsen unterhalb der großen Boden- Distanz auf die starken Bilder und Zeichen platte aus Grauwacke, die sich mit der dieser turbulenten Zeit zurück – einge- Erdrotation dreht. Die Bewegung des bettet in ein Programm aus Lesungen, Pendels und der Raum, aber auch ihre Filmvorführungen und Diskussionen. Betrachter spiegeln sich in vier Glasta- feln von jeweils sechs Metern Höhe.

Das Werk ist ein Geschenk des Künstlers an die Stadt Münster. Die Realisierung wurde vom Land Nordrhein-Westfalen im Zusammenwirken mit lokalen Partnern unterstützt.

© Egbert Haneke © Michael C. Möller / Presseamt Stadt Münster BEDEUTENDE AUSSTELLUNGEN 2018 33

Hans Hartung – Malerei als Es war einmal in Amerika Experiment – Werke von 1962-1989 Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Kunstmuseum Bonn

Die Spätphase eines facettenreichen, aber lange unentdeckten Künst- Die USA haben mehr als eine Kunstgeschichte. Diese Ausstellung liefer- lerlebens stand im Mittelpunkt dieser Ausstellung, die einen der her- te den Beweis mit einem Überblick über die Vielfalt der Stile in der US- ausragenden Maler des 20. Jahrhunderts würdigte. Kunst zwischen 1650 und 1950.

Der 1904 in Leipzig geborene Hans Har- Von Porträtmalereien der frühen Kolonial- bisher noch nie zu sehen. Viele der über tung verließ Deutschland bereits früh für zeit über die Meisterinnen und Meister 130 Kunstwerke– unter anderem von ein Leben in Spanien und Frankreich, wo des amerikanischen Realismus bis hin zu Edward Hopper, Georgia O‘Keeffe, Mark er schon in den 1930ern große künstleri- Exemplaren des Abstrakten Expressio- Rothko und Jackson Pollock – wurden sche Erfolge feiern konnte. Nachdem er nismus: Die Sonderausstellung „Es war erstmals hierzulande ausgestellt. Die als antifaschistischer Kämpfer auf fran- einmal in Amerika“ vereinte 300 Jahre Bandbreite der Exponate lud mit ihrem zösischer Seite im 2. Weltkrieg schwer US-amerikanische Kunst und zeigte die neuen Blick auf die US-Kunst auch zur verwundet wurde, etablierte er sich nach Innovationsbereitschaft der amerika- Auseinandersetzung mit dem deutschen dem Krieg als einer der Akteure der nischen Kunstszene. Eine solch umfas- Bild von Amerika ein. „École de Paris“. Mit seiner Malerei der sende Ausstellung war in Deutschland kalkuliert-expressiven Gestik prägte er Installationsansicht „Hans das Informel und erwarb sich einen fes- Hartung – Werke 1962–1989“, ten Platz in der Kunstgeschichte. Bis zu Kunstmuseum Bonn, 2018 seinem Tod im Alter von 85 Jahren blieb Edward Hopper, Hodgkin’s Hartung sehr produktiv, seine Bilder House, 1928, Öl auf Leinwand, wurden weltweit gezeigt. Privatsammlung

© 2018 Heirs of Josephine Hopper; Foto: Adam Reich Photography © David Ertl SCHWERPUNKTE 2018 35

© Kreklau © Lamozik © Ravi Sejk

Kiosk am Park in Essen Kiosk Szkudlarek in Duisburg Kultur sticht: Das Trinkhallen-Quartett

Die Trinkhalle gehört schon seit Mitte des August 2018 zur Bühne für ein buntes Kul- TAG DER 19. Jahrhunderts zum Stadtbild im Ruhr- turprogramm. Unter dem Motto „Biken, gebiet. Als das Leitungswasser in den In- Buden, Bömskes“ fanden zahlreiche Le- TRINKHALLEN dustriestädten noch nicht trinkbar war, sungen, Poetry Slams und Konzerte statt. eröff neten Mineralwasserbrunnen diese Im Ruhrgebiet ist die Trinkhalle eine feste Institu- Verkaufsstellen. Nach der Schicht ging Die zweite Auflage nach 2016 war ein wei- tion. Hier wurden und werden nicht nur Durst und es erst mal zur Bude, um den Durst zu lö- teres Mal ein voller Erfolg für die Veran- Hunger gestillt, sondern auch das Bedürfnis nach schen. Mit den Jahren und Jahrzehnten staltung, die für ihre Kreativität und Au- wuchsen das Sortiment und auch die Be- thentizität mit einem 3. Platz beim Deut- Gesprächen und den neuesten Informationen. deutung als Ort der Begegnung für die schen Tourismuspreis 2017 ausgezeichnet Diese besondere Kultur wurde zum zweiten Mal Nachbarschaften. wurde. Die Ruhr Tourismus GmbH (RTG) mit einem besonderen Feiertag gewürdigt. als Ausrichterin wurde beim Tag der Trink- Dieser kulturelle Stellenwert war der An- hallen vom Regionalverband Ruhr (RVR) lass, die Büdchen und Kioske mit einem und dem Ministerium für Kultur und Wis- Tag der Trinkhallen zu feiern. 50 ausge- senschaft des Landes Nordrhein-Westfa- wählte Kioske aus 21 Städten und Kreisen len mit Fördermitteln unterstützt. der Metropole Ruhr wurden am 25. 37 EIGENE EINRICHTUNGEN, ALLGEMEINE ZUSCHÜSSE, PREISE UND SONSTIGE KOSTEN Ausgaben in EUR 2018 KULTURFÖRDERUNG Zuschuss an die Neue Schauspiel GmbH Düsseldorf (682 00) Spielbetrieb (682 00) 13.458.750 Sanierungsmaßnahme 4.905.708 Zuschuss Stiftung Museum Schloss Moyland (686 45) 3.038.300 IN ZAHLEN Zuschuss Lippisches Landesmuseum Detmold (685 40) 215.000 Zuschuss Stiftung Insel Hombroich (686 20) 1 2.912.500 Zuschuss zu den Betriebskosten der Kohlenwäsche/Ruhr Museum (686 30) 999.595 Zuschuss Institut für Bildung und Kultur e.V. (Kubia, Remscheid) (686 40) 292.047 2018 Zuschuss des Landes zur Förderung der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen (686 41) 150.000 Stiftung Jedem Kind Instrumentalspiel, Tanzen, Singen (JeKits) (686 42) 9.605.663 Auf den folgenden Seiten wird die Verteilung Kunststiftung des Landes Nordrhein-Westfalen (686 43) 2 9.553.300 3 der Mittel des Kulturetats 2018 dargestellt Zuschuss Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (686 44) 9.222.500 Zuschuss zur Beethoven-Jubiläums Gesellschaft (686 47) 565.800 (Kapitelnummer 06 050). In den folgenden Zuschuss für das Archiv für alternatives Schrifttum (686 48) 178.318 Überschriften ist teilweise die genaue Haus- Zuschuss für laufende Zwecke der Digitalen Archivierung (686 53) 379.562 haltsstelle oder die sogenannte Titelgruppe ausgewiesen. Die Titelgruppen werden als „TG“ in den Überschriften der entsprechen- Kultursekretariate (633 10) 2.214.888 den Abschnitte abgekürzt. Um das Zahlen- NRW KULTURsekretariat Wuppertal 1.266.888 werk überschaubar zu halten, sind nicht Kultursekretariat NRW Gütersloh 948.000 alle geförderten Einzelprojekte aufgeführt, Sonstige Erstattungen (633 00) 4 12.271 sondern in der Regel nur diejenigen, die im Gewährung von Ehrensold (681 00) 145.250 Jahr 2018 eine Förderung von mindestens 20.000 Euro erhalten haben. Zuschuss an Kulturbüros und Verbände (684 10) 1.263.519 LAG Soziokultureller Zentren Nordrhein-Westfalen e. V., Münster 270.900 NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e. V., Dortmund 325.159 Aufgrund einiger haushaltssystematischer Frauenkulturbüro NRW e. V., Krefeld 334.000 Umstellungen im Zusammenhang mit der Gesellschaft für zeitgenössischen Tanz NRW e. V., Köln - nrw landesbüro tanz, Köln 211.000 Einführung von EPOS.NRW weicht die Dar- Kulturpolitische Gesellschaft e. V., Bonn 122.460 stellung zum Teil gegenüber der Auflistung Zuschuss Europäisches Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen e. V., Straelen (686 46) 342.645 der Vorjahre ab. Anteiliger Zuschuss des Landes für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (686 51) 5.445.000 Anteiliger Zuschuss des Landes für die Kulturstiftung der Länder (686 52) 2.166.792 Mitgliedsbeiträge des Landes (686 55) 5 9.141 Anteil des Landes an der Abgeltung der Bibliothekstantieme (685 55) 3.050.862 Kostenerstattung für die Aufgaben nach dem Pflichtexemplargesetz (685 56) 1.849.500 Bonn 505.275 Düsseldorf 543.009 Münster 801.216 39 EIGENE EINRICHTUNGEN, ALLGEMEINE ZUSCHÜSSE, MUSIKPFLEGE UND MUSIKERZIEHUNG (TG 60/63) PREISE UND SONSTIGE KOSTEN Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Sächliche Verwaltungsausgaben/Sonstige Kosten (427 00, 429 00, 547 10, 711 10) u. a. 5.764.366 Kommunale Orchester u. a. 5.194.443 Landesprogramm zur Massenentsäuerung von Archivgut in Zusammenarbeit mit den Düsseldorf 567.551 Landschaftsverbänden 734.877 Köln 646.808 Förderung des Digitalen Archiv NRW (DA) 1.287.995 Bonn 464.472 Bauunterhaltungsmaßnahmen/Kleine Neu- Um und Erweiterungsbauten an den Gebäuden der Duisburg 378.728 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 1.494.000 Bochum 365.874 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler 123.743 Essen 416.551 Werkvertrag Büro Medienwerk, HMKV Dortmund 61.525 Bergische Symphoniker (Remscheid und Solingen) 304.803 Kulturmarketing (u. a. Hosting und Redaktion kultur.kenner) 304.118 Dortmund 328.326 Sächliche Verwaltungsausgaben Kunsthaus NRW (Kornelimünster) 504.000 Münster 264.455 Sächliche Verwaltungsausgaben der Büchereifachstelle Düsseldorf Wuppertal 327.778 Büchereifachstelle: allgemeine Bewirtschaftungskosten 20.000 Bielefeld 205.534 Büchereifachstelle: Digitaler Medienkoffer 26.267 Gelsenkirchen (Anteil für ehemaliges kommunales Orchester) 202.902 Büchereifachstelle: Qualifikationskurs öffentl. Bibl. Fit für die Zukunft“ 67.944 Hagen 229.897 ” Büchereifachstelle: Lernort Bibliothek, Qualifizierungsprogramm öffentl. Bibl. 86.198 Aachen 188.322 Kunstwerke bei Landesbauten / Auslobung von Wettbewerben (Eltern-Kind-Zentrum Bochum/ Niederrheinische Symphoniker (Krefeld und Mönchengladbach) 292.000 Justizzentrum Bochum 149.755 Orchesterzentrum Dortmund, Stipendien bei den Kommunalen NRW-Orchestern Sachausgaben im Zusammenhang mit der TG 64 Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche 230.210 Wettbewerb Kommunale Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung 178.115 Musikfeste in kommunaler und sonstiger Trägerschaft u. a. 1.184.000 Sachausgaben im Zusammenhang mit der Musikförderung (z. B. Orchesterpraktika Orchester- Brühler Schlosskonzerte 150.000 zentrum Dortmund; MCO Akademie Orchesterzentrum) 248.800 New Jazz Festival Moers 150.000 Verband der Restauratoren, Werkvertrag zur Umsetzung des Programms Substanzerhalt Reihe m, Köln 25.000 Bildende Kunst 65.512 Wittener Tage für Neue Kammermusik 27.500 Landeskulturbericht - Forschungsvorhaben KuPoGe, Bonn 121.050 Forum Alte Musik (musik und konzept e. V., Köln) 25.000 Verlag Kwest GmbH, Veröffentlichung Tanzland NRW 42.900 Festival Acht Brücken, Köln 100.000 Internationales Beethovenfest Bonn, Campus-Projekt 60.000 Aufwendungsersatz an die Stiftung Kunstsammlung – Darlehnsabwicklung Portigon Klangzeitfestival Münster 30.000 Kunst (547 20) 123.959 KLAENG-Festival, Jazzkollektiv Köln 27.000 New Fall Festival – Einbindung nrw-Szene 39.991 Ankauf von Kunstwerken für die Kunstsammlung NRW (812 10) 1.753.188 Jazzfestival Viersen, Junior's Jazz Open 21.000 Festival NOW!, Philharmonie Essen 30.000 Summe 79.618.424 Hildener Jazztage 18.000 Festival Alte Musik, Knechtsteden 22.500 1+3aufgrund einer Titelverwechslung wurde ein Betrag i. H. v. 1.942.500 € für die Kunstsammlung Romanischer Sommer, Köln 25.000 nicht bei Titel 684 44 sondern bei 686 20 gebucht. Düsseldorf Festival 25.000 2Bei diesen Mitteln handelt es sich um zweckgebundene Einnahmen aus den Sportwetten. c/o pop Festival Köln 20.000 4Vertragliche Verpflichtung zur Unterhaltung des Schlossplatzes Detmold. Offenbach-Jahr Köln, Vorbereitung 231.000 5Beiträge für das Sekretariat des deutsch-französischen Kulturrats, Saarbrücken, und für den EarPort, Duisburg 24.000 Deutschen Bühnenverein e. V., Köln. 41 MUSIKPFLEGE UND MUSIKERZIEHUNG (TG 60/63) MUSIKPFLEGE UND MUSIKERZIEHUNG (TG 60/63) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Orchesterförderung institutionell/Projekte u. a. 11.062.450 Musikschule der Stadt Hilden 23.148 Nordwestdeutsche Philharmonie 2.766.500 Rheinische Musikschule, Köln 84.084 Neue Philharmonie Westfalen 2.776.400 Musikschule der Stadt Krefeld 28.644 Philharmonie Südwestfalen 3.023.500 Musikschule Kreis Kleve e. V. 25.452 Musikfabrik NRW 1.032.000 Musikschule Langenfeld 22.008 Detmolder Kammerorchester 141.000 Musikschule Leverkusen 38.356 Folkwang Kammerorchester 160.000 Musikschule Lippstadt 22.320 Das Neue Orchester Köln (Ensembleförderung) 86.500 Musikschule Marl 21.084 JazzPool NRW 28.000 Musikschule Meerbusch 28.476 Ensembleförderung Concerto Köln 100.000 Musikschule Hochsauerlandkreis, Meschede 38.760 Concerto Köln, Wagner Lesarten 170.000 Musikschule Mönchengladbach 42.648 L’ del Mondo, Ensembleförderung 50.000 Musikschule Monheim 24.468 Ensembleförderung Kölner Kammerorchester 30.000 Musikschule der Stadt Münster 75.780 Jazz-Spielstätten-Programmpreis 143.000 Musikschule der Stadt Neuss 36.348 Notabu-Ensemble Neue Musik Köln 20.000 Musikschule Kreis Neuss 57.4 92 Zentrum für Alte Musik, Köln 99.400 Städtische Musikschule Paderborn 21.372 Ensemble e-mex, Essen Ensembleförderung 45.000 Musikschule Siegen 21.480 Jazzformation the dorf, Münster 36.100 Musikschule Solingen gGmbH 24.948 Kölner Kammerchor Collegium Cartusianum 20.000 Musik- und Kunstschule Velbert 31.536 Ensemble Horizonte, Detmold - Forum neue Klänge 20.000 Musikschule des Kreises Viersen 63.648 EOS Kammerorchester Köln - Ensembleförderung 25.000 Schule für Musik im Kreis Warendorf 54.420 Musica Camerata Lüdinghausen 25.000 Bergische Musikschule der Stadt Wuppertal 50.256 ON – Neue Musik Köln 50.000 Cantus Cölln 20.000 Projektförderungen 187.850 consord Münster 20.000 Profil- und strukturbildende Projektmaßnahmen von div. Musikschulen 130.750 Harmonie Universelle, Köln 20.000 Landesverband der Musikschulen, Neue Modelle der Instrumentalpädagogik ab Klasse 5 „Eine MusikSchule für Alle“ 35.000 Musikschulförderung 1 3.028.057 Landesverband der Musikschulen, Verbesserung der musikalischen Bildung im Vorschulbe- Pro-Kopf-Förderung kommunaler Musikschulen, von Musikschulen in sonstiger Trägerschaft u. a. 2.840.207 reich, Zusammenarbeit mit KiTas 22.100 Musikschule der Stadt Aachen 53.448 Musikschule Beckum-Warendorf e. V. 54.420 Landesverband der Musikschulen, Geschäftsstelle 174.800 Musikschule der Stadt Bergisch Gladbach 23.208 Musik- und Kunstschule Bielefeld 36.084 Landesmusikrat, Geschäftsstelle 523.270 Musikschule Bocholt-Isselburg 24.672 davon für Instandhaltungsmaßnahmen 30.270 Musikschule Bochum 60.768 Musikschule Bonn 57.528 Landesmusikrat, Projektförderungen 620.000 Musikschule Dortmund 65.688 Niederrheinische Musik- und Kunstschule, Duisburg 33.276 Laienmusikwesen Projektförderungen 296.000 Clara-Schumann-Musikschule, Düsseldorf 107.568 Projektförderung Laienmusik (Landesmusikrat) 200.000 Folkwang Musikschule, Essen 59.040 KinderOrchester NRW 96.000 Musikschule des Kreises Gütersloh 52.764 Städtische Musikschule Hamm 34.524 Musikschule Herne 22.596 43 MUSIKPFLEGE UND MUSIKERZIEHUNG (TG 60/63) FÖRDERUNG DER FILMKULTUR (TG 61) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Landesmusikakademie NRW e. V., Heek, institutionell 861.800 Filmfestivals u. a. 813.335 Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 348.000 Beethoven-Haus Bonn, institutionell 1.073.280 Internationales Frauenfilmfestival (IFFF) 180.300 davon für die Ertüchtigung des Kammermusiksaals 430.000 Duisburger Filmwoche 131.000 davon für Relaunch digitales Archiv 43.280 Film+ 37.500 Film- und Musikfest Bielefeld 35.000 „NRW singt“ 392.410 Soundtrack Cologne 30.000 Chorverband NRW, Toni singt 176.310 Unlimited 20.000 Musikschule Neuss, Jedem Kind seine Stimme 5.000 Chorakademie am Konzerthaus Dortmund 200.000 Kinderfilmaktivitäten u.a. 337.656 filmothek der jugend 203.656 Modellprojekte zur Förderung kultureller Vielfalt und Musikkulturen 586.080 spinxx 50.000 Landesmusikrat, Projekte von Laienmusikvereinen für Flüchtlinge 300.000 doxs 52.000 Landesverband der Musikschulen, Angebote der Musikschulen für Flüchtlinge 286.080 Filmwerkstätten und Projekte weiterer Veranstalter u. a. 181.065 Förderung Breitenkultur (Laienmusik) 2 u. a. 3.103.423 Filmhaus Bielefeld 53.665 Förderprogramm Landesmusikrat 991.480 Filmwerkstatt Münster 54.400 Kinder- und Jugendprojekte (Offene Jazzhausschule, Köln) 45.000 Filmwerkstatt Düsseldorf 60.000 Landesmusikrat, Zusatzförderungen für Kinderorchester und Kompositionsaufträge sowie Jugend jazzt 68.070 Projekte im Bereich Dokumentarfilm u. a. 102.000 Landesmusikakademie Heek, Jazzakademie 2018 27.000 Dfi – dokumentarfilminitiative 71.000 Landesmusikakademie Heek, Alte Musik Camp und Juniors Jazz Camp 25.000 Verein zur Förderung der Landesjugendensembles, Sonderförderung Don Carlos 20.000 Preise/Tagungen/Workshops/Sonstiges u. a. 52.900 Bildungsmaßnahmen (Chorverband NRW) 680.766 Grimme Institut GmbH 20.000 Bildungsmaßnahmen (Volksmusikerbund) 400.396 Filmbüro NW e. V. 20.000 Bildungsmaßnahmen (LandesMusikVerband) 71.791 Bildungsmaßnahmen (Verband deutscher Konzertchöre) 84.495 Summe 1.486.956 Bildungsmaßnahmen (Landesfeuerwehrverband – Musikabteilung) 61.407 Bildungsmaßnahmen (Deutscher Harmonika Verband – LV NRW) 33.625 Bildungsmaßnahmen (Landesverband der Liebhaber-Orchester NRW) 42.248 Bildungsmaßnahmen (Blasmusikverband) 21.179 Bildungsmaßnahmen div. Laienmusikvereine unter 20.000,– 20.493 Landesmusikrat, Brückenklang, interkulturelles Musikprojekt 211.000 Landesmusikrat, Kammermusikzentrum NRW, Aufbauförderung 35.730

Summe 28.100.013 1Insgesamt werden 192 Musikschulen (kommunale und sonstige Träger siehe unten) mit einem so genannten Pro-Kopf-Zuschuss gefördert. Daneben werden im Einzelfall innovative Projekte gefördert. 2Bei diesen Mitteln handelt es sich um zweckgebundene Einnahmen aus den Sportwetten. 45 THEATERFÖRDERUNG (TG 62) THEATERFÖRDERUNG (TG 62) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Betriebskostenzuschüsse kommunale Theater 20.291.561 Betriebskostenzuschüsse kommunale Tanztheater 1.640.000 Bochum 1.193.711 Tanztheater Wuppertal 1.200.000 Dortmund 1.779.693 Deutsche Oper am Rhein (Düsseldorf und Duisburg) 240.000 Hagen 954.028 Ballett Gelsenkirchen 200.000 Bielefeld 1.045.060 Duisburg (Deutsche Oper am Rhein GmbH) 910.333 Kommunale Tanzprojekte 370.000 Duisburg (Theater) 65.839 Tanztheater Münster (Städtische Bühnen Münster) 20.000 Düsseldorf (Deutsche Oper am Rhein GmbH) 1.433.397 Pina Bausch Archiv, Wuppertal 250.000 Essen 1.994.712 Juniorballett Theater Dortmund 100.000 Krefeld/Mönchengladbach 1.508.000 Moers 242.082 Privattheater und freie Szene (einschließlich Tanz, Freilichtbühnen und Boulevard) u. a. 9.073.654 Mülheim an der Ruhr 411.005 PACT Zollverein institutionell 356.000 Oberhausen 1.037.971 PACT Zollverein künstlerische Profilierung Tanzlandschaft 951.515 Wuppertal 886.450 PACT Zollverein Künstlerresidenzen 100.000 Aachen 818.958 Exzellenzförderung Tanz Ben Riepe 100.000 Bonn 1.684.732 Exzellenzförderung Tanz Stephanie Thiersch 90.000 Köln 2.196.158 Spitzenförderung Tanz Billinger & Schulz 65.000 Gelsenkirchen 1.081.067 Spitzenförderung Tanz Raimund Hoghe 65.000 Münster 1.048.365 Spitzenförderung Tanz Alexandra Weierstall 65.000 Spitzenförderung Tanz Overheadprojekt 65.000 Kommunale Projekte, (Erwachsenen)-Theater, Festivals, überregionale Projekte 660.000 Spitzenförderung Tanz bodytalk 65.000 Fonds Neues Musiktheater (Kultursekretariat Wuppertal) 250.000 Spitzenförderung Theaterensembles, kainkollektiv 65.000 Stücke (Mülheimer Theatertage/Stadt Mülheim) 220.000 Spitzenförderung Theaterensembles, half past selber schuld 65.000 Multikulturelle Theaterprojekte (Theater an der Ruhr GmbH, Mülheim) 70.000 Spitzenförderung Theaterensembles, Hofmann & Lindholm 65.000 Theaterlandschaft Arabien – Seidenstraße (Theater an der Ruhr GmbH, Mülheim) 80.000 Spitzenförderung Theaterensembles, vorschlaghammer 65.000 Theatertreffen im Rahmen der „Duisburger Akzente“ 40.000 Strukturförderung Angie Hiesl 45.000 Cocoon Dance 65.000 Kommunale Kinder- und Jugendtheater: Betriebskostenzuschüsse sowie Tanzhaus NRW e. V., Düsseldorf 623.400 projektbezogene Zuschüsse 1.662.600 Tanzagentur „idas“ beim Tanzhaus Düsseldorf 173.333 Theater Dortmund (Sonderförderung) 300.000 „Take off“ junger Tanz beim Tanzhaus Düsseldorf 130.000 Schwerpunktbildung Kinder- und Jugendarbeit Theater Oberhausen 310.000 Grenzlandtheater Aachen 277.800 Theater und Philharmonie Essen GmbH, Kinder- und Jugendtheater 150.000 Westdeutsches Tourneetheater, Remscheid 229.600 Stadt Krefeld (Kindertheater Kresch) 125.000 Wolfgang Borchert Theater e. V., Münster 214.200 Schwerpunktbildung Kinder- und Jugendarbeit Theater Münster 125.000 Comedia Köln 254.400 Theater an der Ruhr GmbH/Stadt Mülheim 130.000 Westfälische Kammerspiele, Paderborn 302.100 Stadt Hagen (Sonderförderung) 110.000 Neuer Tanz e. V., Düsseldorf 268.667 Kinder- und Jugendtheaterfestival „Spielarten“ in Köln 55.000 Forum Freies Theater, Düsseldorf 352.320 Theaterwerkstatt (Stadt Moers/Schlosstheater Moers) 50.000 Theaterverein Prinz Regent e. V., Bochum 155.867 Kinder- und Jugendtheater städt. Bühnen Bielefeld 50.000 Theater im Pumpenhaus, Münster 311.640 „Schrittmacher“ (städt. Bühnen Bielefeld) 40.000 Ringlokschuppen Mülheim 334.400 „Kinder-Stücke“ (Mülheimer Theatertage/Stadt Mülheim) 30.000 Deutsches Forum für Puppentheater und Figurenspielkunst, Bochum 164.800 Musiktheater Gelsenkirchen Kinder- und Jugendtheaterprojekte 22.600 Freies Werkstatt-Theater, Köln 159.733 Kinder- und Jugendtheaterfestival Westwind 165.000 Mini-art e. V., Bedburg-Hau 113.067 47 THEATERFÖRDERUNG (TG 62) THEATERFÖRDERUNG (TG 62) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Theaterlabor Bielefeld 175.200 Festival Welttheater der Straße, Schwerte 46.667 Theater DER KELLER, Köln 91.867 Silke Zimmermann Köln 30.000 Helios Theater Hamm e. V. 145.600 Tanzgymnasium Werden 20.000 Mind the Gap/Barnes crossing, Köln 60.000 Kinder- und Jugendtheatercamps „europefiction“ 55.000 Trotzalledem Theater Bielefeld 65.067 Nachwuchsstipendien Comedia Köln 33.000 Junges Theater Bonn 98.933 Sommerblutfestival Köln 66.667 Kleines Theater Bonn 45.900 Theater K, Aachen 25.467 AlarmTheater Bielefeld 80.000 DAS DA Aachen 42.553 Theater Fletch Bizzel, Dortmund 62.000 Kinder- und Jugendtheater Witten 20.667 Theater im Depot, Dortmund 62.000 Bielefelder Puppenspiele Selje/Niekamp 30.400 Theater im Bauturm, Köln 59.467 Festival „Africologne“ 40.000 Digitalprojekte 90.000 Forum kunstvereint e. V., Consol Theater, Gelsenkirchen 180.000 Richard Siegal 60.000 Theater Marabu, Bonn 80.000 Akademie für Digitalität 30.000 Bundesinitiative Tanz in Schulen, Köln 28.000 Theater der Klänge, Düsseldorf 48.267 Integrative Theater- und Tanzprojekte für Flüchtlinge u. a. 1 27.474 Euro-Theater-Zentral, Bonn 28.600 Schlosstheater Moers, Frauen fliehen 27.474 Düsseldorfer Marionettentheater 31.733 Syrische Theaterkompanie, Theater an der Ruhr 100.000 Theater Kohlenpott, Herne 80.000 Nationales Performance Netz Tanz (Joint Adventures, München) 25.000 Ruhrfestspiele 1.180.100 Nationales Performance Netz Theater (Joint Adventures, München) 50.000 Reibekuchentheater, Duisburg 42.533 Landestheater 16.925.700 Theater am Schlachthof – Eigen-art e. V., Neuss 50.933 Landestheater Detmold 10.268.500 Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater 48.267 Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel 2.812.700 Verschiedene Freilichtbühnen 80.000 Rheinisches Landestheater Neuss 3.015.100 Theater Titanick Münster/Leipzig GbR 50.000 Burghofbühne Dinslaken 829.400 Internationale Tanzmesse in Düsseldorf 160.000 fringe ensemble Bonn 63.733 Summe 51.393.219 Festival Favoriten (Dortmund) 162.291 Mittelzentrum Tanz, Brotfabrik Bonn & Cocoon 30.000 Mittelzentrum Tanz, Ringlokschuppen 30.000 Mittelzentrum Tanz, Theater im Pumpenhaus 30.000 Mittelzentrum Tanz, Fabrik Heeder Krefeld 30.000 Vorlauf Festival „tanz.nrw.aktuell“ 30.000 49 KULTURELLE BILDUNG (TG 64) SUBSTANZERHALT VON KULTURGÜTERN (TG 65) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

NRW Landesprogramm Kultur und Schule 3.671.040 Förderprojekte zum Substanzerhalt in den Kultursparten u. a. DOMiD Archiv, Köln 50.000 Kulturrucksack NRW 2.679.183 Ungers Archiv für Architekturwissenschaft, Köln (UAA) 30.000 Restaurierungsprogramm Kultureller Film 49.755 sonstige Projekte 479.723 Restaurierungsprogramm Bildende Kunst 226.000 UZWEI_Kulturelle Bildung im Dortmunder U 80.000 KEK-Kofinanzierung: USB Köln, Restaurierung Wallraf Bibliothek 36.000 jfc Medienzentrum, KURUX 58.838 KEK Kofinanzierung: Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis 20.000 Comedia Colonia 40.885 KEK Kofinanzierung: ULB Bonn, Sanierung von Pflichtexemplaren 23.200 LAG NW 300.000 KEK Kofinanzierung: ULB Düsseldorf Massenentsäuerung Düsseldorfer Nachrichten 24.812 KEK-Kofinanzierung: Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf 25.000 Summe 6.829.946 Digitalisierung historischer Zeitschriften (Kooperationsprojekt der ULB Bonn, der ULB MS, des hbz) 233.343

Summe 889.472 51 INTERKULTURELLE KUNST- UND KULTURANGELEGENHEITEN FÖRDERUNG DES BIBLIOTHEKSWESENS (TG 67) (TG 66) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Projektförderungen 890.996 Projekte zur Leseförderung / Bildungspartner Bibliothek und Schule u. a. 130.240 Zukunftsakademie NRW e. V., Bochum 250.000 SommerLeseClub, Kultursekretariat NRW Gütersloh 50.000 Internationales Frauenfestival Dortmund, „über Deutschland“ – kulturelle Vielfalt hinter der Kamera 21.000 Auf dem Weg zum SommerLeseLand NRW, KS Gütersloh (Pilotprojekt zum SommerLeseClub) 39.300 Stadt Schmallenberg, Ausstellungsprojekt „Die Textile“ 35.000 Dortmund: Förderung Lese-, Medien- und Informationskompetenz 22.740 Vier D., Dortmund, Tanztheaterperformance „Der freie Fall“ 23.500 Labor für sensorische Annehmlichkeit, spartenübergreifendes Projekt „Our Common Future“ 21.500 Förderung von Modernisierungen/Umzügen u. a. 1.057.557 Alarmtheater Bielefeld, Straßentheaterproduktion „Unsere Länder“ 29.900 Selm: Innenmodernisierung im FoKuS Selm 37. 573 Kabawil e. V. Düsseldorf, Kinder- und Jugendprojekt „Verborgenes“ 20.000 Bielefeld: Modernisierung der Zentralbibliothek, Open Library 49.421 Theater der Stadt Oberhausen, experimentelles Thesterstück „d.ramadan“ 20.000 Essen: Einführung Open Library 24.000 Förderverein Landesjugendorchester Düsseldorf, Projekt „Positions of Power - Don Carlos 12.0“ 25.000 Solingen: Lernraum in der Stadtbibliothek 81.231 Theater an der Ruhr Mülheim, Theaterproduktion „Orpheus spricht“ 46.500 Langenfeld: Umgestaltung der Stadtbibliothek zu einem dritten Ort 39.300 ZAKK Düsseldorf, Tanzproduktion „Hab und Gut – was bedeutet Reichtum“ 26.400 Grevenbroich: Modernisierung, Neugestaltung des Bereichs „Belletristik“ 32.000 Theatervolk Duisburg, Theaterproduktion „TRIALOG - together in difference“ 22.000 Aachen: Einrichtung Kinderbibliothek 27.360 Kurhaus Kleve, Kunstvermittlungsprojekt „Mapping Identity“ 25.200 Hennef: Stadtbibl. als Treffpunkt, Lernraum und Raum für Entdeckungen 60.000 Stadt Düren, Community-Dance-Projekt „Ich und die Anderen“ 29.900 Bocholt: Umbau, Modernisierung Kinder- und Jugendbereich 23.099 Sommerblut Kulturfestival Köln, Theaterprojekt „Let's meet“ 21.100 Coesfeld: Modernisierung, Neumöblierung der Stadtbücherei 112.980 fringe ensemble Bonn, Kurdisch-Deutsches Theaternetzwerk 25.000 Stadtbücherei St. Felizitas, Lüdinghausen: Einf. RFID, Modernisierung 74.391 Saad Thamir & Ensemble Köln, arabisch-deutsche Konzertreihe „Christlam“ 20.300 Recklinghausen: Zukunftsorientierte Weiterentwicklung und Modernis. der Hauptstelle 291.000 Südstadt-Leben e. V. Köln, Kulturtornee in hstorischem „Zigeuner"-wagen 30.500 Lengerich: Makeover Stadtbücherei Lengerich 20.940 Darüber hinaus wurden 22 weitere Projekte unterhalb von 20.000,– im Einzelfall gefördert. 198.196 Investitionen in die EDV/RFID (Radio Frequency Identification) u. a. 560.641 Steinhagen: Einführung RFID 22.271 Kultur Herford gGmbH: u. a. Einführung RFID 106.200 Höxter: Einführung RFID 35.182 Espelkamp: u. a. Einführung RFID 20.040 Emmerich am Rhein: Einführung RFID 32.829 Erkrath: Discovery Katalog; mobile Arbeitsplätze etc. 20.299 Kempen: Einführung RFID 56.520 Reichshof: Auf dem Weg in die digitale Zukunft 24.008 Hürth: u. a. Einführung RFID 20.400 Bergisch Gladbach: Einführung RFID 77.050 Dorsten: Einführung RFID 27.920 Ibbenbüren: Einführung RFID 40.500

Lippische Landesbibliothek Detmold (institutionell) 430.000 53 FÖRDERUNG DES BIBLIOTHEKSWESENS (TG 67) FÖRDERUNG DES BIBLIOTHEKSWESENS (TG 67) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Sonstiges u. a. 961.484 Individuelle Künstlerinnen- und Künstlerförderung (IKF) im Pilotraum Ruhr u. a. 867.509 Geschäftsstelle Verband der Bibliotheken (vbnw) 25.000 Ruhr.Residence der KunstVereineRuhr 2017, Künstlerhaus Dortmund 30.000 vbnw: Landesweite Aktion „Nacht der Bibliotheken“ 47.600 Cheers for Fears Transit, Cheers for Fears GbR 30.000 vbnw – Literaturbüro NRW: Schreibland NRW (Schreibwerkstätten in Bibliotheken) 21.268 Qualifizierungsprogramm weiterkommen!, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste 30.000 Stadt Kall: Aufbau zur Bibl. 1. Stufe 113.388 Stadtbesetzung 2018: Freiraum – Leerstand, Kultursekretariat NRW Gütersloh 30.000 Mönchengladbach: Integration durch Bildung, Projekt für Asylsuchende u. a. 23.200 MOTION ART SCHWERTE, WerkstattGalerie Javana 28.600 Düsseldorf: Wir leben zusammen 25.800 LARP meets Escape Games, Waldritter e. V. 30.000 Bochum: Spielend lernen, die Stadtbücherei als außerschul. Lernort 20.037 Young'n'Rotten, Rottstraße 5 Theater 29.000 Bochum: Perspektive 2022 30.760 Next Level Campus, Stadt Gelsenkirchen 29.956 Düsseldorf: Digitale Inhalte für die hybride Bibliothek 22.567 Nordstadt weiter denken, Tonbande e. V. 30.000 Aachen: Digitale Welten 28.042 Arbeit und Liebe, Gemeinschaft zur Förderung und Vernetzung der freien Künste Bochums e. V. 29.956 Bottrop: Die Bibliothek als Helfer in der digitalen Welt 24.184 Erstes Oberhausener Arbeitslosen-Ballett, Thomas Lehmen 23.879 Bistum Aachen: Förderung von Medienboxen in den kirchl. Büchereien 57.132 Fotoprojekt „Über die Dörfer“, Petra Wittmar 24.118 Ev. Kirche im Rheinland: Förderung von Medienboxen 36.090 Die Festung, Akin Emanuel Sipal 20.000 Erzbistum Köln: Förderung von Medienboxen für die ehrenamtl. betriebenen Büchereien 203.941 Fachstelle: Sprachschatz (Zusammenarbeit Kita, Bibliotheken, Integrationszentren, Schulen) 97.6 1 3 Sonstige landesweite Projekte zur Individuellen Künstlerinnen- und Künstlerförderung (IKF) 593.954 Europäisches Zentrum für Jazz und aktuelle Musik in Köln, Stadtgarten Köln 300.000 Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Kulturfördergesetz 1 709.047 Konzeption und Pilotierung der individuellen Künstlerförderung im ländlichen Raum, Künstler- Kulturkonferenz Kultur in Westfalen inkl. Sonderprojekt Klosterlandschaft, LWL Münster 77.520 dorf Schöppingen 44.834 Kulturkonferenz RVR, Essen 50.000 Annette von Droste zu Hülshoff Stiftung/Studiengang Literarisches Schreiben 249.120 Dialogveranstaltungen i. R. d. Kulturfördergesetzes (Agentur) 37.707 Kooperation Theater Oberhausen mit dem Ringlokschuppen Mülheim („Theater hybrid“) 50.000 Summe 5.310.432 asphalt GmbH 57.000 LWL Kultur in Westfalen 77.520 1Die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem KFG werden in vielen Fällen nicht bei der TG 67, LVR Kulturplanung 15.000 sondern im Rahmen von Deckungsfähigkeiten bei den jeweiligen fachlichen Zweckbestimmun- Kulturkonferenz RVR 50.000 gen gebucht und nachgewiesen. Bespieltheater KS Gütersloh 100.000 Kooperation BN, D/DU, DO (Junge Oper; Änderungsantrag) 150.000 Portal NRW Skulptur 44.300 55 FÖRDERUNG VON ZWECKEN DER BILDENDEN KUNST FÖRDERUNG VON ZWECKEN DER BILDENDEN KUNST UND DER MEDIENKUNST (TG 70) Ausgaben in UND DER MEDIENKUNST (TG 70) Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Ausstellungsförderung (Kommunale Museen und Kunstvereine) u. a. 1.573.755 Medienkunstprojekte u. a. 370.645 Mumien – Traum vom ewigen Leben, Gustav-Lübcke-Museum, Hamm 20.000 Videonale Bonn 105.000 Takako Saito, Museum für Gegenwartskunst, Siegen 14.200 Hartware Medienkunstverein (HMKV) 185.000 Die Erfindung der Neuen Wilden, Ludwig-Forum, Aachen 30.000 Marler Video-/Klangkunstpreis 50.000 Von fremden Ländern in eigenen Städten, Ambach-Projekte, Düsseldorf 50.000 Otto-Pankok-Stiftung, Hünxe 70.000 Ankaufsförderung (Museen) u. a. 584.000 Rausch der Schönheit, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund 30.000 Erik Andersch, Museum Abteiberg, Mönchengladbach 50.000 Sigmar Polke, Museum für Gegenwartskunst, Siegen 26.064 Sonia Delaunay, Kunstmuseen, Krefeld 220.000 GOTIK, Diözesanmuseum, Paderborn 45.000 Via Lewandowsky, Museum Kurhaus, Kleve 25.000 Holger Bunk/Andreas Schulze, Kunsthalle, Bielefeld 50.000 Essener Fotografie, Museum Folkwang, Essen 71.000 Haim Steinbach, Museum Kurhaus, Kleve 50.000 Hans Haacke, Museum Ludwig, Köln 90.000 Andreas Schmitten, Museum Kurhaus, Kleve 20.000 Gerhard Richter, Kulturamt Münster 100.000 Neue Formen, Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld 80.000 Jochen Gerz, Lehmbruck Museum, Duisburg 50.000 Individuelle Künstlerförderung 249.277 Liu Yiaodong, Kunsthalle, Düsseldorf 30.000 Ankauf von Kunstwerken 196.617 Harals Szeemann, Kunsthalle, Düsseldorf 26.000 Stipendien 52.660 Jankel Adler, Von der Heydt-Museum, Wuppertal 50.000 Roland Topor, Museum Folkwang, Essen 37.500 Sonstiges (z. B. Restaurierungen, Werkverträge) 61.525 Der Schrank von Roman Haze, Museum Abteiberg, Mönchengladbach 45.000 Büro des Medienwerks NRW, Hartware MedienKunstVerein Dortmund 61.525 Neunte Kunst, Zentrum für verfolgte Künste, Solingen 27.000 Heinrich Campendonk, Clemens-Sels-Museum, Neuss 20.000 Summe 2.839.202 Hans Hartung, Kunstmuseum, Bonn 45.000 Der flexible Plan, Museum Morsbroich, Leverkusen 50.000 Flashes of the Future, Ludwig-Forum, Aachen 132.000 50 Jahre - 50 Gläser, Glasmuseum, Rheinbach 22.790 Gabriele Münter, Museum Ludwig, Köln 50.000 Das Bauhaus und Amerika, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 250.000 Irony and Idealism, Kunsthalle, Münster 35.000 Aley da Corte, Kölnischer Kunstverein, Köln 30.000 57 KULTUR UND KREATIVE ÖKONOMIE (TG 74) MASSNAHMEN ZUR SICHERUNG DER NACHHALTIGKEIT Ausgaben in DER KULTURHAUPTSTADT 2010 (TG 76) Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Förderung einzelner Projekte zu den Themen Wandel durch Kultur, Kreative Förderung der neuen 4. Säule der Kultur Ruhr GmbH: „Urbane Künste Ruhr“ gemäß den Ökonomie und strukturwirksame Projekte an den Schnittstellen von Kunst, Vereinbarungen mit dem RVR 2.100.000 Wissenschaft und Wirtschaft u. a. 2.299.165 Förderung der laufenden Betriebskosten der Ecce GmbH gemäß den Vereinbarungen Betreuung der Kreativ.Quartiere und IKF, ecce GmbH 396.158 mit dem RVR 300.000 EU-Strategie, ecce GmbH 224.766 Aufstockung der Betriebskosten der ecce GmbH 70.000 Zeit-Räume-Ruhr, Regionalverband Ruhr 29.550 Kreativ.Quartiere Ruhr „concordiART&BED“ (KulturMeileNordstadt e. V.) 72.104 Summe1 2.451.931 Kreativ.Quartiere Ruhr „Peakys Fashion“ (Stadt Herten) 39.595 Kreativ.Quartiere Ruhr „urban culture goes Way Back When Festival“ (Way Back When GmbH) 23.046 1Die Summe der Ist-Ausgaben liegt aufgrund von Verrechnungen mit Rückzahlungen niedriger Kreativ.Quartiere Ruhr „Fallhöhe“ (Treibkraft.Theater GbR) 32.300 als die o. a. ausgewiesenen Teilbeträge Kreativ.Quartiere Ruhr „WORTWORTWORT-Festival“ (Go Between GmbH) 46.359 Kreativ.Quartiere Ruhr „Work at Werk Union“ (NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e. V.) 41.590 Kreativ.Quartiere Ruhr „Made in Wehringhausen“ (Cocccon UG) 22.429 Kreativ.Quartiere Ruhr „Spookymental“ (3D-Druckzentrum Ruhr) 39.845 Kreativ.Quartiere Ruhr „Supermarkt der Ideen“ (StadtBauKultur NRW) 59.921 Kreativ.Quartiere Ruhr „process festival“ (Creative Florida Lab) 38.040 Kreativ.Quartiere Ruhr „WHRIGHT-Festival“ (Streetart/Graffiti Bochum e.V.) 30.400 Kreativ.Quartiere Ruhr „Bochum Westend Ostspitze“ (Browa/Behling GbR) 32.428 Kreativ.Quartiere Ruhr „Archäologie der Gegenwart“ (FROH! e. V.) 25.150 Kreativ.Quartiere Ruhr „FutureLab“ (Hochschule für bildende Künste GmbH) 33.543 Kreativ.Quartiere Ruhr „Von der Flucht zu den Künsten“ (Samadhyana Company GbR) 30.000 Kreativ.Quartiere Ruhr „Auftaktfestival Subversiv“ (Subversiv Gelsenkirchen - Verein zur Förderung urbaner Kunst und Kultur e. V.) 22.086 SeniorDesignLab, Projekt Träger Jülich 90.258 MOCCA, Projekt Träger Jülich 165.831 Tag der Trinkhallen 2018, Ruhr Tourismus AG 100.000 MARTA, Projekt Träger Jülich 31.789 Day of Song, Ruhr Tourismus AG 116.862 Kohleprojekt, RuhrKunstMuseen 150.000 59 FÖRDERUNG LITERARISCHER ZWECKE (TG 80) ALLGEMEINE KULTURFÖRDERUNG, INTERNATIONALER Ausgaben in KULTURAUSTAUSCH UND KULTURMARKETING (TG 90) Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Institutionelle Förderungen u. a. der Literaturbüros 1.008.363 Internationale Kulturförderung inkl. Auslandsstipendien 814.405 Literaturbüro Gladbeck 141.830 Internationale Kooperationsförderung u. a. 380.469 Literaturbüro Unna (inkl. Förderung Mord am Hellweg) 223.600 SUPRA, Theater Kontra-Punkt 20.000 Literaturbüro Detmold 148.116 Der Körper – ein Container?, IP Tanz 31.000 Literaturbüro Düsseldorf 143.517 mikan #Heimat #Hoffnung #Ort, Fringe Ensemble 20.000 Wege durch das Land GmbH 207.000 „REDISCOVER“, artrmx e. V. 20.000 Institutionelle Förderung des Heinrich-Böll-Hauses Langenbroich e. V. 29.300 Personalkostenförderung Literaturhaus Bonn 70.000 Internationale Exportförderung 254.086 Personalkostenförderung Literaturhaus Köln 45.000 Verschiedene Auslandsstipendien 99.850 Stipendien1 67.204 Sonstige Projekte internationaler Kulturförderung 80.000 Literaturprojekte (Schwerpunkt Kulturelle Bildung) u. a. 351.229 Friedrich-Boedecker-Kreis; Lesungen 79.000 Kulturmarketing 63.000 Stadt Wuppertal: Literaturbiennale 40.000 Culture Base, Stiftung Kulturserver, Aachen 30.000 Literaturbüro Unna: Netzwerk Westfalen 25.000 Tourismus NRW, Kulturkenner 33.000 Gesellschaft für Literatur: Autoren-/Autorinnenlesungen 21.825 Annette von Droste Hülshoff Stiftung: Droste Tage 35.000 Konzeptförderung Soziokultureller Zentren u. a. 298.500 Filmwerkstatt Münster: Zebra Poetry Film Festival 37.000 Zeche Carl, Essen 20.000 Lichtburg, Wetter 20.000 Summe 1.426.796 Stroetmanns Fabrik, Emsdetten 20.000 Cuba, Münster 18.000 1Jährlich wechselnde Anzahl von Arbeits-, Übersetzer- und sonstigen Stipendien. zakk, Düsseldorf 20.000 Werkhaus e. V., Krefeld 20.000 Alarmtheater, Bielefeld 40.000 Bahnhof Langendreer 20.000 domicil gGmbH 20.000 färberei Wuppertal 20.000 Kulturbunker Köln 20.000 Bürgerzentrum Alte Feuerwache Köln 20.000 61 ALLGEMEINE KULTURFÖRDERUNG, INTERNATIONALER FÖRDERUNG VON KULTURBAUTEN (TG 91) KULTURAUSTAUSCH UND KULTURMARKETING (TG 90) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Einzelprojekte verschiedener Sparten mit besonderer Landesbedeutung und andere Sauerlandmuseum, Arnsberg 400.000 Einzelmaßnahmen u. a. 2.155.083 Otto Pankok Museum, Hünxe 144.000 Förderprogramm „Kultur und Alter“ 174.000 Akademie der Künste der Welt, Stadt Köln 150.000 Summe 544.000 Ruhrgames, RVR 160.000 Netzwerkmanagement RuhrKunstMuseen 28.665 Sondermittel für die Integration Geflüchteter und Zugewanderter 939.269 Projektmanagement Otto Pankok Stiftung Hünxe 70.071 Förderfond Interkultur Ruhr, RVR 100.000 Literaturrat NRW – Literarischer Salon auf der Leipziger Buchmesse 24.500 Sommertheater, Pusteblume e. V. Un-Label-Performing Arts Company 30.000 Projektförderungen im Zusammenhang mit Bauhaus 100 152.270 Domprobstei Köln – Dona nobis pacem – 100 Jahre 1. Weltkrieg 20.000 Stiftung Museum Schloss Moyland – Beseitigung von Schäden durch Schimmelbefall 93.500 Kultursekretariat Gütersloh, Kulturstrolche (Sonderförderung für Nichtmitgliedsstädte) 48.000

Summe 3.330.988 63 REGIONALE KULTURFÖRDERUNG (TG 97) REGIONALE KULTURFÖRDERUNG (TG 97) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Kultur Ruhr GmbH institutionell 12.990.000 Wald und Wiesenkonzerte (S. Netta) 32.559 „Mythos Annette – Droste-Hülshoffs Modernität“ (C. Otto, Schloss Senden e. V.) 50.000 Projektförderung Regionale Kulturpolitik (z. T. gerundet) 6.074.953 Netzwerk Preußen in Westfalen (LWL-Preußenmuseum Minden) 85.000 City of hope (J. Jakob) 39.300 Region Aachen u. a. 516.400 rock'n'popmuseum (Rock'n'PopLabor) 50.000 Theaterstarter, Kinder- und Jugendtheater (Kultur im Westen e. V.) 62.440 regionales Koordinierungsbüro Region Aachen (Zweckverband Region Aachen) 40.000 Niederrhein u. a. 326.875 Lit Eifel (Lit Eifel e. V.) 40.000 Regionales Koordinierungsbüro der Kulturregion Niederrhein (Kulturraum Niederrhein e. V.) 40.000 Junge Tanzregion Aachen (ARTbewegt e. V.) 32.500 NEULAND – terra incognita (Kulturraum Niederrhein e. V.) 35.000 PLATFORM EUREGIO (Atelierhaus Aachen e. V.) 31.000 „uns ist in alten maeren wunders vil geseit“ – Nibelungenprojektreihe land.kultur.grenzenlos! (KULTURprojektKELZ der Kulturfreunde Kelz e. V.) 21.110 (Schlosstheater Moers gGmbH) 25.000 Docfest on Tour (Happy Endings Film) 22.000 Residenz Niederrhein (Kuratorin) 24.800 Kimiko Island Festival 2018 (Jakobshof Südstadtkultur e. V.) 49.500 Verboten? Muziek Biennale Niederrhein 2018 (Kulturraum Niederrhein e. V.) 152.055 Prolog zu ARCHIPELAGO – VERY CONTEMPORARY Netzwerk (Museumsverein Düren e. V.) 22.500 Grenzenlose Kunst – Street Art Euregio Maas-Rhein (Centre Charlemagne – Neues Ostwestfalen-Lippe u. a. 932.815 Stadtmuseum Aachen) 25.000 Tanz OWL (Stadt Bielefeld) 100.000 Festival Tanzende Stadt (Compagnie IreneK ArtSinn These e. V.) 21.400 regionales Koordinierungsbüro OWL (OWL GmbH, Bielefeld) 42.000 Die Euregio liest: Netzwerk der euregionalen Bibliotheken (EuregioKultur e. V.) 32.600 KulturScouts OWL (MARTa Herford gGmbH) 105.640 10. Schultheatertage 17/18 (AKuT e. V.) 22.500 Lebendiges Erbe – Kultur d. Gastfreundschaft i. d. Klosterlandschaft OWL (Ges. f. Wirtschaftsförderung Kreis Höxter mbH) 46.500 Bergisches Land u. a. 185.700 Stadtflucht (Theaterlabor Bielefeld e. V.) 38.000 Viertelklang (Stadt Wuppertal) 45.000 WELTSICHTEN (Theaterlabor Bielefeld e. V.) 25.725 regionales Koordinierungsbüro Kulturregion Bergisches Land (Kreis Mettmann) 20.000 wechselweise (AlarmTheater e. V.) 37.450 KulturScouts Bergisches Land (Rheinisch-Bergischer Kreis) 52.900 Bruchstücke (Theaterwerkstatt Bethel, v. Bodelschwinghsche Stifung Bethel) 20.000 Bergisches Schülerrockfestival (Verein für Jungend und Kultur e. V.) 21.700 OWL.Kultur-Portal Konzeptentwicklung (OstWestfalenLippe GmbH) 31.800 Corveyer Sommerkonzerte „Stars von morgen“ (Kulturkreis Höxter-Corwey gGmbH) 36.000 Hellweg u. a. 229.256 Deutschsprachige U20-Meisterschaften im Poetry Slam (Lektora GmbH) 20.000 Regionales Koordierungsbüro Kulturregion Hellweg (Stadt Hamm) 20.000 OWL von A bis Z (Stadt Bielefeld, Historisches Museum) 35.000 HELLWEG ein Lichtweg – Marketing (Zentrum für internationale Lichtkunst) 32.925 Kunst und Wissen – Teutoburger Wald Parkour (Projektmanager) 20.000 hellwach-Festival 2018 (HELIOS Theater) 54.000 Interkommunaler Kulturentwicklungsplan Herford u. Minden-Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) 20.000 Celloherbst am Hellweg 2018 (Kulturkreis der Unnaer Wirtschaft e. V .) 55.000 Drums in Percussion (Drums and Percussion Paderborn e. V.) 20.100 Brainwave Jan van Munster am Museum Wilhelm Morgner (wallmlicht e. V.) 21.331 Kunst- und Skulpturenpfad (Heimat- und Kulturverein Dahl e. V.) 22.945 Schiff unterm Dach (Kulturgut Holzhausen e. V.) 34.055 Münsterland u. a. 766.439 regionales Koordinierungsbüro Kulturregion Münsterland (Münsterland e. V.) 50.000 Rheinschiene u. a. 390.727 MünsterlandFestival pART 10 (Münsterland e. V.) 33.000 Regionales Koordinierungsbüro der Kulturregion Rheinschiene (Region Köln/Bonn e. V.) 40.000 Summerwind 2018 (Gesellschaft zur Förderung der Westf. Kulturarbeit) 100.000 Rheinischer Kultursommer – Marketing (Region Köln/Bonn e. V.) 50.000 Apokalypse Münsterland (Münsterland e. V. /Projektgemeinschaft Museen Ausstellungshäuser) 76.200 Käpt'n Book 2016 (Stadt Bonn) 125.000 Eine Webserie für das Münsterland – Haus Kummerveldt (M. Lorei) 50.000 west off – Theaternetzwerk Rheinland (Stadt Düsseldorf) 37.500 Götterfunken im Münsterland (EinKlang-Philharmonie für Alle e. V.) 31.200 Liedwelt Rheinland (Rheinischer Kulturverein Euterpe e. V.) 20.000 schicht:ende – Kunst trifft Kohle (Stadt Ibbenbüren) 22.500 Jüdische Kulturtage (Landesverband d. Jüdischen Gemeinden v. Nordrhein K. d. ö. R.) 63.000 65 REGIONALE KULTURFÖRDERUNG (TG 97) STÄRKUNGSINITIATIVE KULTUR (TG 98) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Liedwelt Rheinland (Rheinischer Kulturverein Euterpe e. V.) 20.000 Stärkungsinitiative Kultur 1 8.624.493 Impulse Akademie (Impulse Theater Festival) 20.000 Investitionsprogramm kulturelle Infrastruktur (IKI) Musikinstrumente: 3.747.047 Musikinstrumente (Fördervolumen unter 20.000,– je Maßnahme) 453.242 Ruhrgebiet u. a. 411.190 26. Blicke - Filmfestival des Ruhrgebiets (Klack zwo B e. V.) 60.200 Investitionsprogramm kulturelle Infrastruktur (IKI) Möbel/Ausstattung: Odyssee – Musik der Metropolen 2018 (Bahnhof Langendreer e. V.) 36.000 Veranstaltungstechnik und neue Möblierung der Burg Holtzbrinck in Altena 34.000 Literatürk 2018 (Kulturzentrum Grend e. V.) 29.800 Stiftung Kloster Dalheim – Landesmuseum für Klosterkultur, Neubestuhlung 49.500 Shiny Toys 2018 interdisziplinäres Medienfestival (Kultur im Rinflokschuppen e. V.) 35.000 NRW-Forum Düsseldorf, Neubestuhlung 21.500 Inclusiv (Rü-Bühne e. V.) 23.100 Stiftung Lehmbruck Museum Duisburg, Neubestuhlung 78.300 Juckpulver undf Anemonen (artscenica e. V.) 30.500 Möbel/Ausstattung (Fördervolumen unter 20.000,– je Maßnahme) 55.480 6. DiS/Dortmunder inklusives Soundfestival (gesamtkunstwerk e. V.) 23.700 Blaues Rauschen (open systems e. V.) 43.500 Investitionsprogramm kulturelle Infrastruktur (IKI) PC/Hardware: Musikalisches Programm z. 60-jährigen Jubiläum FIDENA (Dt. Forum f. Figurentheater PC/Hardware (Fördervolumen unter 20.000,– je Maßnahme) 30.244 u. Puppenspielkunst e. V.) 27.000 Investitionsprogramm kulturelle Infrastruktur (IKI) Websites: Sauerland u. a. 234.500 Websites (Fördervolumen unter 20.000,– je Maßnahme) 61.528 Sauerland-Herbst 2017 (Hochsauerlandkreis) 60.000 Regionales Koordinierungsbüro der Kulturregion Sauerland (Hochsauerlandkreis) 20.000 Investitionsprogramm kulturelle Infrastruktur (IKI) Veranstaltungstechnik: Licht – Spiritueller Sommer (Kur- und Freizeit GmbH Schmallenberger Sauerland) 38.000 Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst Bochum, Digitalisierung Tanz-verrückt im Sauerland (Stadt Arnsberg, Kulturbüro) 20.000 Dokumentationszentrum und Aufsichtsscanner 26.400 Ferne Zeit? Arnsberg-Köln 1368-2018: 650 Jahre Grafschaft Arnsberg (Stadt Arnsberg) 30.500 Freilichtbühne Herdringen, Ton- und Beleuchtungssystem 90.505 workung p(ART) (Werkstattgalerie Der Bogen) 25.000 Museen Stadt Lüdenscheid, technische Ausstattung 29.840 Textile (Stadt Schmallenberg) 30.000 Stadt Hagen, technische Ausstattung Kinder- und Jugendkulturhaus 34.200 Theater Rottstrasse 5 Bochum, techn. Ausstattg. Bühnen- u. Arbeitsbereich, Video- u. Kame- Südwestfalen u. a. 192.555 ratechnik, Licht- u. Projektionstechnik, Tontechnik 20.683 Festival Kultur Pur (Kreis Siegen-Wittgenstein) 72.500 Förderverein Kloster Bredelar e. V., Marsberg, techn. und digitale Ausstattung des „Kunst Regionales Koordinierungsbüro der Kulturregion Südwestfalen (Märkischer Kreis) 30.000 Raum Sauerland“ 26.227 Luise heizt ein! Die Elemente (Märkischer Kreis) 20.900 Stadt Bergkamen Jugendkunstschule, digitale Ausstattung 28.400 Leselust - Kinder- und Jugend (Kulturzentrum Pelmke e. V.) 23.500 Stadt Bergkamen, Stadtmuseum, Modernisierung Beleuchtungssystem 20.280 Stadt Bergkamen, Stadtmuseum, barrierefreie Präsentationsmöglichkeiten 26.144 Sonstiges/übergreifende Projekte u. a. 1.888.496 Freilichtbühne Hamm-Heessen, digitales Lichtpult 22.000 create music (Kultursekretariat Gütersloh) 167.000 Stadt Lippstadt, digitale Infopoints Stadtmuseum 25.209 NRW-Skulptur.de (Kultursekretariat Gütersloh) 49.200 Kultur-Schock e. V. Nachrodt-Wiblingwerde, Anschaffung Bühnentechnik 48.078 Dritte Orte (Agentur) 58.000 Jugendkunstschule Schmallenberg, digitale Zeichentools 23.409 Stiftung Schloss Dyck, Hybridstiftung 1.600.000 Museum Wilhelm Morgner Soest, Digitalisierung Beleuchtung 43.316 Filmhaus Bielefeld, Digitalisierung Aufnahmetechnik, Videoübertragung, Film-Postproduktion 35.000 Summe 19.064.953 Theater im Park Staatsbad Oeynhausen, LED-Technik und Beamer 25.157 Drums and Percussion e. V. Paderborn, barrierefreie Gestaltung und Website 27.000 Stadt Borgentreich, Modernisierung Beleuchtung Orgelmuseum 21.606 Kultur und Art Initiative Detmold, barrierefreie Präsentationsmöglichkeiten 28.000 Stadtbibliothek Essen, 3 Multimediastationen 30.400 Deutsches Röntgenmuseum Remscheid, Anschaffung Insight Explorer techn. Exponat 37.600 Insel Hombroich Neuss, techn. Ausstattung Veranstaltungshalle 29.400 67 STÄRKUNGSINITIATIVE KULTUR (TG 98) Ausgaben in Ausgaben in EUR 2018 EUR 2018

Museen Stadt Krefeld, technische und digitale Erweiterung der Kunstvermittlung 25.961 Einzelprojekte u. a. 4.877.446 Landestheater Burghofbühne Dinslaken, Erneuerung technische Ausstattung Gastspielbetrieb 22.346 Beethoven-Haus, Bonn, Ankauf Autographen 104.771 Forum Freies Theater Düsseldorf, digitales Mischpult und 8 Funkstrecken 54.180 Landesmusikakademie Heek. Investitionen 93.300 Museum Abteiberg Mönchengladbach, Präsentationstechnik und digitale Archivierung 41.600 Ankauf Nekes Universität Köln, Ankauf von Sammlungsgegenständen aus der Sammlung Nekes 81.500 Tanzhaus NRW Düsseldorf, Tontechnik große Bühne 50.000 Stiftung Insel Hombroich, Sicherung von Kunstwerken 250.000 Fabrik Heeder Stadt Krefeld, Erneuerung Beschallungstechnik 24.982 HMKVKunstvermittlung zur Kunstausstellung ComputerGrrrls 40.000 Asphalt Festival Düsseldorf, mobiler Bühnenboden 32.060 Weiterentwicklung Büro Medienwerk 40.000 Tanzfaktur Köln, Veranstaltungs- und Bühnentechnik 62.550 Symposium Next Level, Kultur Sekretariat Gütersloh 80.000 Orangerie-Theater Köln, Veranstaltungs- und Bühnentechnik 45.211 Kunsthaus NRW, Kunstankäufe von nordrhein-westfälischen Künstlerinnen und Künstlern 75.039 Schloss Drachenburg Königswinter, Beleuchtungstechnik 39.040 Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg, Ankäufe Jochen Gerz und Jana Sterbak 64.000 Freies Werkstattheater Köln, Lichtausstattung, digitale Ton- und Projektionstechnik 33.349 Bergische Universität, Wuppertal, Ankauf Tony Cragg 66.666 Museum Schloss Morsbroich Leverkusen, Erneuerung Klimatechnik, Museum Schnütgen, Köln Ankauf „Die Hl. Ursula“ 80.000 Sammlungsdigitalisierung, Maßnahmen zur Barrierefreiheit 22.400 LMR NRW, Sondermaßnahmen Landesjugendensembles 108.410 Theater Marabu Bonn, Erneuerung techn. Ausstattung Theatersaal 35.809 Initiative Kölner Jazz Haus, Strukturverbesserung Studio 50.000 Museum Ludwig Köln, techn. Maßnahmen zum Erhalt von Medienkunst 25.112 Selbstbewirtschaftungsmittel 2 3.538.760 Stadtbücherei Leverkusen, Einführung „IPad-Automat“ zur Ausleihe von IPads 20.720 Kulturinitiative Filou Beckum, Erneuerung Ton-, Licht- und Übertragungstechnik 28.873 1Die Mittel der Stärkungsinitiative wurden im Rahmen der gegenseitigen Deckungsfähigkeit Mühlenhof Münster, Medienstationen Dauer- und Sonderausstellungen 20.700 zur Verstärkung der regulären Haushaltsansätze verwendet. Daher bleiben die Ist-Ausgaben Theater Titanick Münster; Erneuerung Lichtequipment 20.000 an dieser Stelle hinter dem Ansatz zurück. Theodor Leifeld Stiftung Ahlen, Erneuerung LED-Technik 47.976 Pink Pop Ibbenbüren, Erneuerung Veranstaltungstechnik 29.750 2Nach § 15 LHO handelt es sich hier um eine Ausnahme zum Haushaltsprinzip der Jährlichkeit. Forum kunstvereint e. V. Gelsenkirchen, Erneuerung Veranstaltungstechnik 30.136 Sie sind nicht zu verwechseln mit Rücklagen, die in Einzelfällen vom Zuwendungsempfänger Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren; Veranstaltungstechnik der Mitgliedszentren 157.000 selbst gebildet werden dürfen. Veranstaltungstechnik (Fördervolumen unter 20.000,– je Maßnahme) 894.268 Investitionsprogramm Musikschulen 500.376 GESAMT Kulturhaushalt 215.100.986

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