Newsletter 10/10 DIGITAL EDITION Nr
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ISSN 1610-2606 ISSN 1610-2606 newsletter 10/10 DIGITAL EDITION Nr. 273 - Juli 2010 Michael J. Fox Christopher Lloyd LASER HOTLINE - Inh. Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Hannemann, MBKS - Talstr. 11 - 70825 K o r n t a l Fon: 0711-832188 - Fax: 0711-8380518 - E-Mail: [email protected] - Web: www.laserhotline.de Newsletter 10/10 (Nr. 273) Juli 2010 editorial Hallo Laserdisc- und DVD-Fans, Hauptrolle besetzte skurrile Ko- liebe Filmfreunde! mödie bereits im März an den Während sich fast ganz Deutsch- Start gehen sollen – unter dem Ti- land wieder einmal (oder besser: tel MICMACS – DER GROSSE noch immer!) in einem gewaltigen COUP DER KLEINEN LEUTE. Fußball-WM-Taumel befindet, wi- Doch Filmverleih Kinowelt ent- derstehen wir weiterhin tapfer der schied sich kurzfristig dafür, die Versuchung, uns dieser Euphorie Werbekampagne für diesen Film (oder ist es Hysterie?) hinzugeben. komplett umzuändern und ver- Und wie machen wir das? Ganz schob den Starttermin entspre- einfach: wir basteln am neuen chend. Unser Filmblogger Wolfram Newsletter! Da werden wir dann Hannemann konnte sich bereits nur durch gelegentliches Vuvuzela- letztes Jahr im November bei der Getute hochgeschreckt. Aber auch Pressevorführung des Streifens nicht wirklich angesichts der Tat- von dessen überragenden Qualitä- sache, dass nur die Allerwenigsten ten überzeugen und schrieb zusam- genug Puste haben, um mehr als menfassend in seinem Blog “Einen nur einen “Rohrkrepierer” zu pro- besseren Film wie diesen werde duzieren. So dürfen wir nahezu ich wohl in diesem Jahr nicht mehr ungestört die vielen Daten und Bil- zu Gesicht bekommen!”. Der Gang des Films. Aber Vorsicht ist gebo- der zusammenstellen, die als Gan- ins Kino lohnt sich also. Wer je- ten: das Anschauen dieses Films zes einen Newsletter ergeben. Das doch kein gutes Kino in greifbarer kann süchtig machen! Einzige, was uns wirklich etwas zu Nähe hat, wer gerne Originalfas- schaffen macht, sind die tropischen sungen goutiert oder wer einfach In diesem Sinne wünschen wir Temperaturen in unseren neuen nicht bis Ende Juli warten möchte, weiterhin sonnige Tage und film- Büroräumen. Aber mit Durchhalte- dem kann geholfen werden. Denn reife Nächte! vermögen und dem unermüdlichen die britische DVD des Films ist Einsatz eines Ventilators haben wir just erschienen und verfügt neben Ihr Laser Hotline Team es trotzdem geschafft (und als Be- anamorphem Bild in 1:2.35-Abta- lohnung wartet schon ein kühles stung über die französische Ton- Bier auf uns!). spur in bestem Dolby Digital 5.1 und zuschaltbaren englischen Un- Am 22. Juli ist es endlich soweit: tertiteln (die leider auf der franzö- Jean-Pierre Jeunets neuestes Mei- sischen DVD nicht vorhanden Ab sofort finden Sie uns sterwerk MICMACS – UNS GE- sind!). Die DVD kostet schlappe auch bei FACEBOOK. HÖRT PARIS! startet in bundes- EUR 25,90 und enthält als Bonus Sollten Sie bereits bei deutschen Kinos. Ursprünglich ein Interview mit dem Regisseur FACEBOOK registriert sein, dann einfach hätte die mit Dany Boon in der LASER HOTLINE als Suchbegriff eingeben Nach dem Festival ist vor dem Festival. Daher schon jetzt vormerken: das oder den entsprechenden 6. Todd-AO 70mm Filmfestival in der Schauburg in Karlsruhe findet Link auf unserer Homepage vom 01.-03. Oktober 2010 statt. www.laserhotline.de anklicken. Werden Sie Fan! Wir freuen uns auf Sie! LASER HOTLINE Seite 2 Newsletter 10/10 (Nr. 273) Juli 2010 This Is Not Goodbye Das Multiplex stirbt, das Kino der Zukunft ist Eventkino! Diese vermeintlich freudige Botschaft verkündet Alice Jones in ihrem kürzlich erschienenen Artikel “Say a long goodbye to the multiplex”. Darin stellt die Journalistin die These auf, dass Kino zwar nicht tot sei, die traditio- nelle Kinoerfahrung – für die meisten Besucher also überteuertes Popcorn im Multiplex – aber auf dem Ster- bebett liege. Die in London lebende Jones berichtet von einer neuen Auffassung von Kino, weg von den standardisierten, kli- matisierten Hallen der Multiplexe, weg sogar von kleine- ren Kinos und hin zum Eventkino. Jones erzählt von Kinoklubs, deren Mitglieder in privaten Heimkinos Casablanca gucken; von Luxuskinos mit 36 Sitzen wo livrierte Kellner Champagner servieren; von Kinos in Schuppen auf Flohmärkten; von Kinos auf Parkplätzen, bei Freiluftfestivals und sogar von Secret Cinema, deren Foto (c) Herbert Born Veranstalter das Event möglichst lange “geheim” halten, um dann den Filmfans besondere Filme an verrückten Kinoevents schnell auf dem Trockenen. Man kann Multi- Orten mit passenden Requisiten und Schauspielern zu plexe verteufeln, besonders jene, die Filmketten gehö- servieren. ren, und ich habe dies auch schon getan. Dennoch ist es grundsätzlich nicht falsch, ein Kino zu betreiben mit Ist das die Zukunft des Kinos? Nicht in meinen Augen. voll ausgelastetem Personal und einer gewissen Varietät Ich klaube mir liebend gerne nach jeder Rocky Horror im Programm. Die Karlsruher Schauburg ist ein Multi- Picture Show-Vorführung Reis aus dem BH, aber nur plex der Extraklasse, vom Programm her sind die Muse- weil bestimmte Filme gut als Event funktionieren bedeu- um-Lichtspiele in München ebenfalls beeindruckend, tet das nicht, dass jeder Kinobesucher auch Event auch wenn die Säle klein sind. Dass Multiplexe oft nur braucht. Das Kino ist ein Massenmedium und wird dies Blockbuster und Mainstream zeigen, ist leider Tatsache, auch bleiben. Dass Indie-Filme nett in einen Wohnwa- aber sie befriedigen schließlich auch die Bedürfnisse gen passen (auch das eine der vielen neuen Arten Kino von Millionen, die nicht jeden Ingmar-Bergman-Film aus- zu “genießen”, die Jones erwähnt), will ich nicht bestrei- wendig kennen oder sich in Baseballschlägern, Afros ten. Dass Indie-Filme auch gerne von Millionen gesehen und Gangfarbe The Warriors in London Fields ansehen. werden wollen, kann niemand ernsthaft leugnen. Kaum Diese Kinogänger haben auch ihre Daseinsberechtigung, ein Filmemacher heute ist so snobistisch und selbst- selbst wenn Filmfreaks wie ich sie eher scheuen. Beun- verliebt wie Jean-Luc Godard, als er sich über den Erfolg ruhigender im Bereich Mainstream-Kino ist, dass mehr von À Bout de Souffle (Außer Atem) ärgerte. Selbst und mehr unabhängige Kinos dazu tendieren, ihre inter- wenn Filmemacher mit kleinen Produktionen nicht unbe- essanten Programme gegen Filme einzutauschen, die dingt damit rechnen, ein Millionenpublikum anzuziehen, es sowieso überall zu sehen gibt. Dass das Münchner so ist dies doch immerhin ihre Absicht. Filme werden “Cinema” Filmtheater momentan fast ausschließlich nicht gemacht, um ungesehen zu bleiben. Ein Rückzug Shrek 4 und SATC 2 zeigt und deswegen sogar seine des Films aus den Kinosälen wäre aber auch ein Ab- frühere Mitarbeit beim Münchner Filmfest aufgibt, ist schied von den Kinogängern. Tödlich für die Film- wahrhaftig Grund zur Sorge. Die Vielfalt sollte hochle- industrie. Und ohne eine funktionierende Filmindustrie ben, aber soll sie deshalb wirklich völlig aus den Kino- stünden auch die von Jones so gepriesenen alternativen sälen ausgelagert werden? LASER HOTLINE Seite 3 Newsletter 10/10 (Nr. 273) Juli 2010 Die Leute, behauptet Jones, wollen mehr als nur Pop- der falschen Stelle lacht, denn die Dunkelheit schützt. corn und Kinosessel. Sie wollen in ihre Filme eintau- Im Kinosessel wird uns allen dasselbe geschenkt, auch chen, sie wollen dabei frische Luft schnuppern, sie wol- wenn wir vielleicht hinterher nicht dasselbe daraus ma- len mehr und sie wollen es anders, als sie es bis jetzt chen. Wir sind uns sowieso ständig uneins, wieso will kriegen konnten. Das Problem: Freiluftkinos sind in un- man uns dann auch beim Kinobesuch in noch kleinere, seren Breitengraden nur saisonal möglich, die meisten elitäre Schubladen stecken? Was habe ich von meinem von uns haben keine £85 (!) um sich auf den Dächern “Kinobesuch”, wenn ich und meine Begleitung allein in von Luxushotels, eingemurmelt in Kaschmirdecken, Fil- dem Van sitzen und uns einen frühen Alice in me zu genehmigen. Und was ist mit den Senioren, die Wonderland angucken? Dann haben nur wir ihn gese- vielleicht sehr gerne The Passion of Joan of Arc von hen, kein Anderer. Mit wem sollen wir dann die Erfah- 1928 gucken würden, aber eben nicht mitten in einem rung teilen? Würde man Kino konsequent in spezielle Musikfestival, zwischen kiffenden Teens und im Events aufsplittern, würde am Ende unser kollektives Schlamm? Die Leute, von denen Jones spricht, sind Kulturbewusstsein verschwinden. Die von Alice Jones eben doch hardcore Filmfans, die sich je nach Größe aufgelisteten Emanzipationsversuche von hartgesotte- des Portemonnaies besondere Filmevents gönnen. Zu- nen Filmfans sind zwar wichtig und haben durchaus ih- kunftsmusik ist das aber noch lange nicht. ren Platz in der Welt des Films, aber sie können und sollten das traditionelle Kino nicht ersetzen. Echtes Dass Vielfältigkeit den Kinoprogrammen überall etwas Kino ist es nicht, zwischen vier schwarzen Vorhängen abhanden gekommen ist, ist vielleicht der Grund, wieso auf dem Flohmarkt zu sitzen und sich einen Kunstfilm Jones und Andere außergewöhnliche Kinoerfahrungen so reinzuziehen. Echtes Kino sind Sessel zum Lümmeln, preisen. Deshalb sollte an den Programmen gearbeitet bombastischer Sound, gute Projektion und ein samtener werden. Wandernde Drive-In Kinos wie das Starlite Ur- Vorhang vor jeder Leinwand. Sie finden, ich lege die Lat- ban Drive-In und andere verrückte Events sind vielleicht te zu hoch? Ich finde, ich lege sie gerade hoch genug. ein schöner Spaß, aber sie können keinen Kinobesu- Es hilft nichts, über Multiplexe zu zetern oder nur