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Markt – Nordheim im Jahr 2015

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Georg Enzenberger, geb .am 07.02.1898 - gestorben am 01.10.1977

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Impressum: Diese Aufzeichnungen wurden handschriftlich in Alt-Deutscher Schrift von Georg Enzenberger aus Kottenheim für die Bürger der Dorfgemeinschaft Markt-Nordheim / Kottenheim niedergeschrieben. Georg Enzenberger war Gemeindeschreiber und Honoratior. Hans Helmreich aus Kottenheim hat aus dem Nachlass von Gg. Enzenberger diese Aufzeichnungen an Hans Strauß, den ehemaligen 1. Bürgermeister weitergegeben. Von Ernst Rummel wurden diese dann grammatikalisch unkorregiert und inhaltlich 1:1 übernommen und in Druckschrift mit Illustrationen versehen niedergeschrieben, damit sie in dieser Form der Allgemeinheit zugänglich sind.

Es wäre wünschenswert, wenn solche Aufzeichnungen über unsere Dörfer weitergeführt würden und somit unsere Heimatgeschichte für künftige Generationen erhalten bliebe.

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Die nachfolgenden Aufzeichnungen von Georg Enzenberger gehen weit zurück in der Geschichte unserer Orte. Sie beginnen bereits im Früh-Mittelalter, ziehen sich durch das Hoch-und Spät-Mittelalter und enden in der Neuzeit des Zwanzigsten Jahrhundert in den 60-ziger Jahren.

Die Quellennachweise sind nicht näher bekannt, Gg. Enzenberger muss wohl tief in den gemeindlichen und Kirchlichen Büchern und Archiven geforscht haben, begann seine Handschriftlichen Aufzeichnungen mit :

Nachstehend vorab eine Originalseite des Buches, wie Georg Enzenberger in seiner Alt-Deutschen Handschrift die Dorfgeschichte niedergeschrieben hat.

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Kottenheim, anno 850 n. Chr.

Mit der Einführung des Christentums des Iffiggaues von Würzburg aus nahm auch Kottenheim und Umgebung das Christentum an. Das erste Gotteshaus der Umgebung wurde auf einer Anhöhe oberhalb der Siedlung Kottenheim so um das Jahr 900 v. Chr. errichtet, Kilian war Patron der Kottenheimer Kirche. Es scheint ein Holzbau gewesen zu sein, da bereits im Jahre 1050 an gleicher Stelle eine massive Kirche errichtet wurde. Ebenfalls wurde zu gleicher Zeit der erste Friedhof um die Kirche angelegt, der bis zum Jahre 1930 bestanden hat. So um das Jahr 1050 hat man auch im Taubergau wo die Seinsheimer Besitzungen hatten nachweislich mit Kirchenbauten begonnen. Gestanden ist die Kottenheimer Kirche bis Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Siedlungen Krassolzheim und Ingolstadt wurden ebenfalls von der Pfarrei Kottenheim aus betreut und ihre Toten hier beerdigt. Zum Beweis dafür kann folgendes erbracht werden: Im Jahre 1627 besichtigt ein gewisser Keller von Marktbibart seinen hochwürdigen und gnädigen Herrn Philipp Adolf, Bischoven zu Würzburg und Herzog zu Franken, daß sich der Freiherr Christian von Seinsheim vor etlichen verflossenen Wochen unterstand, die größte Glocke auf dem Kirchturm von Kottenehim nehmen und nach Nordheim in den Kirchturm habe führen lassen. Er machte seinen Herrn darauf aufmerksam, daß noch 2 Glocken im Kirchturm hängen. Von der Kirche selbst heißt es allerdings, daß sie halb eingefallen und öd liegt. In einem Bericht des Pfarrers Apel 1574 –94 in Krassolz- heim (Seinsheimer Archiv)heißt es: Nachdem das Kirchengehen zu Dorf Kotten- heim von wegen des sehr baufälligen Kirchturms daselbst eine Zeitlang eingestellt wurde. Der Bericht erwähnt auch, daß ein Teil der Einkünfte der Pfarrei zum Kirchenbau soll verwendet werden. Hält man beide Berichte zusammen, so muß der Schluß gezogen werden, daß der beabsichtigte Kirchenbau nicht mehr ausgeführt wurde, zumal die Ingolstätter nach dem Bericht bereits eine Kirche hatten, daß aber der Kirchturm noch einmal repariert worden ist, denn sonst hätten die 3 Glocken in dem schon unter Pfarrer Apel baufälligen Turm nicht noch einmal über 30 Jahre hängen können vor allen sie hätten nicht ohne große Gefahr noch nach dem Jahre 1627 aus dem Turm genommen werden können (Krassolzheimer Pfarrbeschreibung Seite 4.) 1466 kam die Pfarrei Kottenheim zum Archidiakonat Windsheim.

Der vornerwähnte Freiherr Christian von Seinsheim stirbt 1646 in und wird dort zu St. Peter beerdigt. Er war hier 2 mal getraut worden. 1624 mit der Obristentochter Lysia Christine Langenscheid und 1629 mit Maria Cordula von Seckendorf-. Wie aus einer Schuldurkunde ersichtlich ist wurde im Jahre 1605 in Kottenheim an der rechten Seite des Kirchaufgangs ein neues Pfarrhaus errichtet.

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Dorfansicht von Kottenheim mit altem Friedhof auf der Anhöhe

Die letzten Schulden wurden erst nach Umwandlung der Schuldurkunde 1666 entrichtet. (aufbewahrt im Gemeindearchiv) Am 19. Januar 1662 erfolgte die Umwandlung der den Stephan Popp zu Wiebelsheim wegen eines Darlehens von 200 Gulden guter fränkischer Landes Währung zum Pfarrhausbau in Cottenheimb im Jahre 1605 vom Schultheis, Gericht und Gemeinde Northeimb ausgestellten Obligation in eine solche über jetzt 150 Gulden unter Verpfändung der Lander- wiesen und Gotteshauswiesen für die Poppschen Erben zu Windsheim. Ausgestellt: Nordheimb 19/29 Monatstach January des 1662 igsten Jahres. Gerstmeyer Amtsvogt ( Siegel ) Der letzte Pfarrer von Kottenheim Pfarrer Hoch ist 1610 in Kottenheim verstorben und wurde daselbst beerdigt. (laut Sterberegister v. Jahre 1610) Kottenheim wurde von einer Nebenlinie der Seinsheim, die auf den Burgstall ein festes Haus hatten gegründet. Ab 1600 ist die Blütezeit der Freiherrn von Kottenheim im Abnehmen begriffen. 1164 ist ein Adelbaron von Kottenheim urkundlich bezeugt. Aufhebung des Kottenheimer Friedhofs: Gemeinderatsbeschluß vom 11. Januar 1930

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Beschluß

Der Friedhof in Kottenheim wird ab 1930 nicht mehr als Begräbnisstätte benutzt. Die Toten von Kottenheim werden im hiesigen Friedhof beerdigt. Das Fahren hierher geschieht auf Kosten der hiesigen Gemeindekasse. Gelegentlich soll ein Leichenwagen beschafft werden. Der romantisch gelegene Kottenheimer Gottesacker wird jedoch stets im würdigen Zustand erhalten. Insbesondere dürfen keinerlei Anpflanzungen (Obstbäume ectr. Auf demselben geschehen) Im Herbst soll zur Verschönerung die Hecke ausgebessert werden und wo nötig frisch angepflanzt werden. Ferner sind Drähte über der Mauer anzubringen.

Unterschrieben: Herbolzheimer Fritz Bgstr. Geißendörfer Fritz. Wellhöfer Georg. Rummel Georg. Vicedom Wilh. Weidt Georg. Helmreich Konrad. Hüftlein Johann. Dornberger Mich. Göllner Leonh.

Und was ist geschehen?? Grabsteine umgeworfen, Hecke verludert, Ziegenweideplatz u.s.w. ?

Ein alte Skizze vom Kottenheimer Lageplan, von Dr. Wilh. Funk a

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Markt Nordheim

Im Jahre 1231 ist Nordheim erstmalig in Urkunden bezeugt. 1300 ist Seehaus und 1320 Wüstphül erwähnt. 1338 Fundativ der Pfarrei Northeimb. 1385 wird der Hohenlandsberg, der bisdahin Hohenlohisch war Seinsheimerisch. Erkinger I on Seinsheim wurde im Jahre 1362 geboren. Er war der Sohn Michaels von Seinsheim der seit 1394 auf Stefansberg nachweisbar, ein Enkel Hildebrands IV und ein Urenkel Heinrichs von Seinsheim der in Kottenheim ansässig war und am 21. Januar 1345 gestorben ist. Erkinger war nach seinem Vater im Jahre 1399 Herr von Stephansberg gewesen und als einer der wohlhabensten und ange- sehenen Sprossen der Seinsheim erkaufte er in den ersten 2 Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts Schloss und Feste Schwarzenberg und verlegte seinen Wohnsitz nach dort und führte in der Folgezeit besonders nachdem er vom Kaiser Sigis- mund im Jahe 1429 als Eigentümer und Herr von Schwarzenberg in den Frei= und Bannerherrnstand des Reiches erhoben worden war neben seinen Familien- namen auch den Namen „ Herr zu Schwarzenberg „ Durch seine 2. Ehe wurde das Freundchaftsverhältnis Erkingers zu Kaiser Sigismund noch inniger, waren Barbara und die Kaiserin Geschwisterkinder. Am 15. Juni 1428 errichtete Erkinger sein Testament und vermachte die Schlösser Schwarzenberg und Hohen- landsberg seinen Söhnen aus 2. Ehe während Stephansberg mit den Anteilen an anderen Schlössern seine Söhne aus erster Ehe erhielten. Aus Erkingers erster Ehe sind sechs aus 2. Ehe 8 Kinder entsprossen. Erkinger ist am 11. Dezember 1437 gestorben und fand in dem von ihn gegründeten Kartäuserkloster Astheim seine letzte Ruhestätte. Dort liegt auch seine 2. Gemahlin die am 2. Nov. 1448 verstorben begraben.

1338 Gründung Der Pfarrei Nordheim

Abschrift der Gründungsurkunde von Pfarrer Joachim Schmid von 1548 – 1593 Pfarrer dahier, damals gelegen in der Kanzlei zu Seehaus. Die Abschrift findet sich in einer Reihe alter Salbücher auch in einer alten Pfarrbeschreibung auf Seite 3 /4

Sie lautet in Urschrift: Ich Erkinger von Seinsheim, genannt von Hohenkottenheim Ich Alheid seine eheliche Wirtin und wir Erkinger, Thomas und Fritze Ihre Söhne versehen öffentlich in diesem Brief, allen denen die ihn sehen oder hören, lesen und bekommen, daß wir mit vermeinden

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Wohlbedacht und durch unser Seelen Heil Willen zu einer ewigen Messe (die wir gemacht haben und machen im Dorf zu Northeim unter Kottenheim) geben und bescheiden haben in diesem Brief die fünf Hüte die wir kaufen um den von

Schwarzach und um Götzen Gumaths Kind für 200 guter Heller, davon wir geben sollten einen Caplan alle Jahre 20 Malter Korns und 10 Heller als lang bis wir geben 200 Heller an die vorigen Messe oder beweisen die vorigen Gülte uff anderen Gütern, die als gut seyen als die vorigen waren. Und geben und bescheiden auch zu der vorigen Messe zween Morgen Weinwachs die gelegen seyen in der Markung Crassolzheim die zu der vorigen Messe gehören sollen und die ein jeglicher Caplan der vorigen Messe haben soll und genießen.Wir geäußern uns der vorigen Güter mit Bescheidenheit als vorstehet gar und gänzlich und geben sie auch H.H. Thomas Bümmelein der da jetzund Caplan ist und auch einen jeglichen Caplan nach ihn mit Mund und Halme und mit Hand als wir zu recht sollen und setzen sie in gänzliche Gewehr der vorgenannten Güter und Gült. Der Sach aller zur Urkund und Wahrheitgeben wir mit gesambter Hand ihn diesen Brief versiegelt mit meinen des vorgenannten Erkinger angehängten Insiegel, darunter die vorgenannten Alheid , Erkinger Thomas u. Frietze uns verbinden zu Stetigkeit der vorgeschriebenen Dinge. Der Brief ward gegeben da man zählt nach Christi Geburt 1338 an den nächstn Tag nach St.Nicolei. Eine nennenswerte Vermehrung hat die Pfarrpfeünde 1547 erhalten.

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Nach alter Copie des Translationsbriefes vom Jahre 1547 als Georg Ludwig von Seinsheim als ältester seines Stammes dem Pfarrer Joachim Schmidt und seine Nachfolger die Gnodstätter Güld

zu 15 Malter Korn und 15 Malzer Hafer auf die Pfarrei Nordheim transferiert. Eine weitere Vergrößerung erfuhr die Pfarrgründe 1666 durch die Zuteilung der Pfarrei Kottenheim. Verschwunden blieben die 4 Gert Holzbezug der Pfarrei Kottenheim vermutlich aus dem Grund weil das Waldrecht mit dem Besitz des Hofes verbunden war. Streitigkeiten um den Besitz der Kottenheimer Kirche 1725 zwischen Pfarrei Nordheim und Krassolzheim.

Bis zur Flurbereinigung 1957 gehörte die Nutznießung des Kottenheimer Freiedhofs zur Pfarrei Krassolzheim, während Grund und Boden Eigentum der Gemeinde Nordheim war. 1487 sind 3 Morgen Wiesen durch Kauf an das Gotteshaus gekommen. 1510 verleiht Kaiser Maximilian Melchior von Seinsheim die obrig kirchlichen Rechte. 1517 der erste Pfarrer von Nordheim genannt.

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1408 Zehent Gericht auf dem „ Schopfenloch „ für Seinsheim von Kottenheim

kaiserlich privilegiert.

1410 dasselbe durch Kaiser Rupprecht bestätigt.

1463 Belehnt Graf Wilhelm von Castell dem Erkinger von Seinsheim zu Hohen-

Kottenheim mit Schloß Kottenheim und den Zehnt zu Nordheim und

Kotteneheim

1520 Melchior von Seinsheim, ( Georg Ludwig des alteren Jahr ) stirbt zu See-

Haus an der Pest und wird in der Kirche zu Nordheim beigesetzt.

1525 Seehaus im Bauernkrieg zerstört und ausgebrannt am 14. Mai.

Hohenkottenheim, das mit Hülfe Krassolzheimer Wehr gefallen sein soll,

scheint glimpflicher weggekommen zu sein. Hohenkottenheim wurde

wieder instand gesetzt und ist später einem Brand zum Opfer gefallen.

Das jetzige Seehaus wurde laut alter Pfarrbeschreibung I. Seite 12

1780 gebaut. Ebenfalls wurde im gleichen Jahr eine katholische Kapelle im Getreidespeicher eingebaut. Die frühere katholische Kirche befand sich im Turm des öffentlichen Schloßflügels. Während alle Seinsheimschen Schlösser in Franken auf Bergen oder Hügel lagen die eine Ebene beherrschten, lag Seehaus auf einer Insel auf welchen die Dämme Wälle und Befestigungsanlagen gut zu erkennen sind, die ihm im 15. u. 16. Jahrhundert den Charakter eines festen Platzes gaben. Seehaus war auf einer Seite von einer hohen Mauer umgeben. Auf 4 Seiten des Complexes waren hochragend Festungshügel, auf jeden Hügel ein Festungsturm. ( Eine Abbildung des Schlosses befindet sich im Archiv der Pfarrei )

Schloss Seehaus

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1800 wurden die Seen um Seehaus trocken gelegt.

1525 Dorf Kottenheim wurde ebenfalls zerstört und zwar durch 2 Fähnlein deren eines auf der Kohlenplatte ( Domprobsteiwald und deren anders in der „Schlampen“ Schwadenweg gegen Etzelheim gestanden habe. Daß hiebei auch die Kirche zerstört wurde scheint nicht mehr wahr zu sein.

1532 Georg Ludwig von Seinsheim als 18 jährig den Krieg gegen die Türken mitgemacht. Derselbe verehelichte sich 1543 mit Margarete von Rüdigheim und erbt 1544 die Marktbreiter Lehen und hat 1547 Hohenkottenheim geerbt.

1557 wird Georg Ludwig von Seinsheim durch seine Verdienste durch Diplom zum Kaiserlichen Rat ernannt. Unternbreit erhält durch die Bemühungen G. L. v. Seinsheim die Marktgerechtigkeit. Seine erste Frau Margarete von Rüdigheim stirbt und wird in der Nordheimer Kirche begraben.

1576 Kauft G. L. v. Seinsheim deren Erbschaft in Krassolzheim, Ulsenheim, Herbolzheim und Krautostheim.

1580 Wird Georg Ludwig von Seinsheim vom Kaiser Rudolph für seine Ver- dienste für seine Person, seine Verwandte und Nachkommen in den erblichen Freiherrnstand erhoben.

1591 Den 11. November stirbt Freiherr Georg Ludwig von Seinsheim im 78. Lebensjahr in Marktbreit. Wie das Marktbreiter Kirchenbuch berichtet wurde sein Leichnahm am 29. November mit großen Klagen nach Seehaus hinweg geführt und am 30. November in der Kirche zu Nordheim ehrlich zu Erden bestattet.

1599 Georg Ludwig von Seinsheim ( der Jüngere ) stirbt im Alter vo 45 Jahren und wird am 9. Juli in der Gruft zu Nordheim ehrlich zu seiner Ruhe bestattet. Des obigen Sohn und Nachfolger stirbt 1629 als Kapitän und Rittmeister der unierten Kurfürsten und Stände zu Winterberg in Böhmen mit 39 Jahren und wird hier in der Kirche begraben.

Die Inschrift seines Sarges:

Der Hochwohlgeborene Herr, Herr Johann Erkinger von Seinsheim, Hohenkottenheim, Seehaus, Singingen und Erlach, Führer des hochlöblichen unirten Kurfürsten und Seind gewesener Rittmeister und Kapitän geboren im Jahre MDLXXX den XXII Septembris und zu Winterberg in Böhmen in Gott sanft entschlafen den XX Dezembris anno MDCXIX

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seines Alters XXXIX Jahr und III Monat. Demeter Allmächtigt an jenem Tag gnädig sein wollen Amen.

Die Abschrift erfolgte bei der Freilegung der Familiengruft bei der letzten Kirchenrenovierung 1958.

1599 bestätigte Kaiser Ferdinant das Halsgericht und den Blutbann zu Northeim.

1547 der erste evangelische Pfarrer in Nordheim ernannt.

1554 Hohenlandsberg zerstört.

Seine Geschichte:

Die Entstehung der ersten Burg auf dem Landsberg wird heute kaum noch mit Sicherheit nachgewiesen werden können. Die Burg dürfte schon im 8. Jahrhun- dert gestanden haben. Zerstört wurde sie Ende des 12. Jahrhunderts um dieselbe Zeit, in der auch Hinterfrankenberg im Zuge der Raubritterbekämpfung nieder- gelegt wurde. Die Burg wurde später wieder errichtet, war bis zum Jahre 1382 im Besitz der Hohenlohe und wurde im gleichen Jahr von Gottfried von Hohenlohe an de Ritter Friedrich von Seinsheim nutznützlich verkauft bzw. verpfändet.

Burg Hohenlandsberg vor seiner Zerstörung am 7.April 1554

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Nach wiederholtem Besitzwechsel kam die Burg 1435 vom Hochstift Würzburg durch Kauf endgültig in den Besitz des Herrn Erkinger von Seinsheim zu Schwarzenberg. Bis 1500 blieben die Witwe Erkingers und deren Nachkommen in unbestrittenen Besitz der Burg und Herrschaft Hohenlandsberg.

Am 4. Dezember 1511 wurde zu Cadolzburg zwischen dem Marktgrafen Friedrich den Älteren zu Brandenburg-Ansbach Bayreuth und dem Freiherrn Johann dem Starken von Schwarzenberg durch einen ordentlichen Vertrag das brandenburgsche Afterlehensrecht anerkannt. Kaiser Maximilian gab hinzu seine Einwilligung. Die Herrschaft Hohenlandsberg besaß damals in 26 Ortschaften Untertanen und Lehensleute. Freiherr Johann ein weitblickender und be- deutender Mann, sah die Entwicklung der konfessionellen Streitigkeiten voraus. Er beschloß ohne Scheuung der Kosten die Verteitigungsmöglichkeiten seiner festen Häuser Schwarzenberg und Hohenlandsberg zu verbessern.

Deshalb erbaute und befestigte er in den Jahren zwischen 1511 und 1524 auch die Hohenlandsburg vom Grund auf neu. Bei Ausbruch des Bauernkrieges 1525 war die Burg vollendet. Sie spielte jedoch keine besondere Rolle, obgleich die Flammen des Aufruhrs sich rings umher uns selbst in den zum Schoß gehörigen Ortschaften verbreitet hatten. Freiherr Johann übertrug seinen jüngsten Sohn Friedrich die Verteidigung des Schlosses Schwarzenberg. Er selbst befand sich in Diensten des Marktgrafen Kasimir und Georg von Brandenburg auswärts. Die Burg Hohenlandsberg wurde nicht in besonderen Verteidigungszustand versetzt und konnte deshalb am 4. März 1525 von den Bauern eingenommen werden. Die Burg wurde von den Bauern nicht zerstört. Schloß Schwarzenberg erhielt die Verteidigungsmittel der Landsburg und konnte von den Bauern nicht bewältigt werden. Im Herbst des Jahres 1528 erkrankte Freiherr Johann von Schwarzenberg während einer Reise in Nürnberg und mußte sich im Gasthof „Zum Gulden Kreuz“ zu Bette legen. Es wurde zum Sterbelager. Nachdem er am 23. September sein Testament gemacht hatte starb er am 21. Oktober 1528 dortselbt. Im Johannis- friedhof zu Nürnberg liegt er nahe der Grabstätte Albrecht Dürers der am 6. April 1528 verstorben ist begraben. ( Das Testament ist im Staatsarchiv Nbg. als Bergamentsurkunde verwahrt. Als alleiniger Eigentümer übernahm Johann Friedrich die väterlichen Güter Schwarzenberg und Hohenlandsberg. Als unerschrockener Bekenner und Verfechter der Lehre Luthers war Friedrich ein treuer Gefolgsmann des evang. Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. In dessen Diensten zog er gegen die Türken die vor Wien standen.

Nach den letzten Willen seines Vaters übernahm Friedrich 1534 vorbesagte Güter. Seine freundschaftlichen Beziehungen zum Kurfürsten wurden ihn jedoch bald zum Verhängnis. Als Kurfürst Johann Friedrich, Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, der von den protestantischen Fürsten und Grafen und etlichen Reichs- städten zur Verteidigung ihres Glaubens gegen den Kaiser und die Katholischen Stände geschlossen worden war zog Freiherr Friedrich am 24. Juli 1546

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mit 19 Reisigen von Schloß Scharzenberg seinen Herrn zu Hilfe. Am 19. Dezember 1546 verhängter der Kaiser über ihn die Reichsacht. Seines gesambten Besitzes verlustig mußte Freiherr Friedrich mit seiner Familie fluchtartig Schwarzenberg verlassen das nun sein Lehensherr Albrecht Alcibiattes Marktgraf von Branden- burg einschließlich Hohenlandsberg vom Kaiser als Lohn für seine ihm erwiesenen Dienste geschenkt erhielt. Der Marktgraf besetzte im Januar 1547 Schloß Schwarzenberg und überließ es bald den Grafen Konrad von Castell als Pfand für ein Darlehen von 20 000 Gulden. Die Burg Hohenlandsberg behielt er jedoch für sich und machte sie zu einem Waffenlager für seine Truppen. Inzwischen war Friedrich am 24. November im Feldlager von Metz vom Kaiser Karl den V. begnadigt worden. Von der Reichsacht freigesprochen kehrte er als rechtmäßiger Besitzer nach Schwarzenberg zurück nachdem er 6 Jahre als Heimatloser und Unbekannter und vom Zorn des Kaisers verfolgt umhergeirrt war.

Schloß Schwarzenberg erhielt Freiherr Friedrich nach zähem Ringen vom Grafen Castell zurück, nicht aber die Burg Hohenlandsberg. Die Räumung dieser Burg verzögerte der Markgraf so lange, „ bis sein Geschütz und anderes was er darin habe, herausbringen können „ Seinen Hauptmann Hyronimus Stöckel gab er den Befehl“: Er solle so brennen, daß das Kind im Mutterleibe einen, wenn nicht zwei Füße an sich zöge“. So brandschatzte Stöckel die umliegenden Ortschaften, vor allem die der Bischöfe von Bamberg und Würzburg und des Freiherrn von Schwarzenberg, zerstörte die im Besitz des Herrn von Seinsheim befindliche Burg Hohenkottenheim, die bereits 1525 von den Bauern zerstört und ausgebrannt wurde, beraubte Nürnberger Kaufleute und legte sie im Burgverließ gefangen.

( Anmerkung: Die Burg Hohenkottenheim wurde 1590 ein drittes mal aufgebaut.)

So brannten in der Christnacht 1553 30 Ortschaften. Der Markgraf sagte spöttisch „daß sie den Weg zur Chistmette besser finden“. Für die Freigabe der Gefangen- en erpreßte er Lösegelder. Die Beschwerden beim Kaiserlichen Reichskammer- gericht hatten keinen Erfolg. 1554 wurde über Albrecht Alcibiades ebenfalls die Reichsacht verhängt. Die Vollstreckung wurde dem Fränkischen Kreis übertragen. Nun einigten sich die Bischöfe von Würzburg und Bamberg mit den Reichsstädten Nürnberg und Windsheim zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Mark- grafen. ( Vierter fränkischer Krieg 1553 u. 54 ) Sie zogen im Frühjahr 1554, nach- dem sie schon im Jahr vorher den gesamten markgräflichen Aischgrund mit Krieg überzogen hatten vor dem Hohenlandsberg und setzten zur Belagerung an. Mit 26 Geschützen wurde die Burg 3 Tage lang salvenmäßig beschossen und am 4. Tag, den 8. April von der Besatzung wahrscheinlich durch Verrat übergeben. Diese erhielt mit kurzem Gewehr freien Abzug, nachdem sie vorher schwören mußten „ wider Kaiserliche Majestät, der Stadt Nürnberg und ihre Verbündeten nimmermehr den Markgraf zu dienen. Hauptmann Hyronimus Stöckel wurde gefangen nach Würzburg geführt und mußte schwören „ nimmermehr ein Roß zu besteigen“.

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Die Besatzung bestand aus 396 Mann. An Proviantvorräten wurden von den Siegern erbeutet: 23 Zentner 60 Pfund dürres Rindfleisch, 58 Pfund dürres Kalb- fleisch, 35 Zentner dürres Schweinefleisch. 16 Zentner 29 Pfund eingesalzenes Rindfleisch, 50 Zentner 29 Pfund eingesalzenes Schweinefleisch, 50 Zentner 25 Pfund eingesalzenes Schaffleisch. 55 Geschütze und viele Doppelharken auf Rädern stehend wurden in das Zeughaus Nürnberg gebracht. Freiherr Friedrich erhielt die Burg als einen Trümmerhaufen zurück. Obwohl er noch am Tage der Kapitulation bei den Verbündeten um die Erhaltung der Burg Vorstellungen erhoben hatte, beschlossen die Verbündeten die Vernichtung durch Feuer und Sprengung. Die Feste Hohenlandsberg am 13 und 14. April bis auf den Grund zerstört. Freiherr Friedrich hielt sich zunächst an den Markgrafen Albrecht um Wiedergutmachung. Dieser erkannte die Schadensansprüche in mehreren Schreiben 1554 und 1555 an.

Ruinenreste der zerstörten Burg „Hohenlandsberg“

Da aber Albrecht Alcibiades unerwartet 1557 bei seinem Schwager in Pforzheim im Alter von 36 Jahren starb, blieb es bei den Versprechungen. Die Bischöfe von Bamberg und Würzburg verhielten gegen die Ansprüche des Freiherrn ablehnend, auch die freie Reichsstadt Nürnberg. Nach dem Ableben Friedrichs 1561 betrieben dessen Söhne und Erben bis zum Jahre 1570 ihre Ansprüche. Schließlich verstand sich die Stadt Nürnberg auf eine „ gutwillige Ergötzlichkeit von 6000 Gulden“. Die Burg Hohenlandsberg war nach den damaligen Auffas- sungen eine neuzeitliche Festung mit unterirdischen Wehrgängen und „Kasermatten“ fief in den Berg hineingebaut. Massive Verteidigungsanlagen und deren Bestückung. Nach Angaben der Erben des Freiherrn Friedrich soll die Burg 100 000 Gulden gekostet haben. 6.000 Gulden mochten eine „Ergötzlichkeit“, ein Trinkgeld für die reichen Nürnberger sein. Damit konnte die Burg nicht mehr aufgebaut werden.

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Tiefe Wehmut ergriff den Beschauer, wenn er darüber nachdenkt, daß Deutsche einen solchen Besitz ohne rechtlichen Grund so vollständig vernichten konnten.

An der freien Stadt Nürnberg, einen Bischof von Bamberg und einen Bischof von Würzburg bleibt diese Kulturschande für immer haften.

Freiherr Friedrich hat kurz vor seinem Tod noch das Gut Wässerndorf erworben. Am 12. Sept. 1561 starb er auf Schloß Schwarzenberg und wurde in der damals ev. Luth. Pfarrkirche zu begraben. Friedrich hinterließ 4 Söhne, Johann, Paul, Albrecht und Friedrich. Albrecht ist 2 Jahre nach dem Tode seines Vaters als Hauptmann deutscher Landsknechte in Dänemark gefallen.

1525 – 1528. Ein ehemaliger Augustinerpater hier als Pfarrer tätig.

Hier sein Lebensbild:

Der hier tätige Augustinerpater Ambrosius ist auch aus der Geschichte des Bauernkrieges bekannt. Unter dem Namen „ Magister Friedrich“ war er im Bauernheer im Frühjahr 1525 als Oberfeldprediger aufgestellt. Nach der Nieder- age der Bauern bei Königshofen flüchtete Ambrosius am 7. Juni 1525 aus Würzburg und begab sich in den wo er zu Nordheim in aller Heim- lichkeit als Pfarrer wirkte. Den Flecken Nordheim durchschneidet von West nach Ost ein Bach. Aus diesem stieg am westlichen Eingang ein Moos-bewachsener Fels, nicht unähnlich einen Predigtstuhl. An diesem Wasser und auf diesen Felsen predigte er. Er hatte selbst einen Bund gegründet, (Evangelische Bruderschaft“ den man später im gemeinen Leben die Sekte der „Widertäufer“ hieß). Ambrosius wollte mit der Lehre Luthers nichts gemein haben. Ein Zufall oder Verrat führte zu seiner Entdeckung. Am 26. März 1528 nahm eine Schar Reiter Ambrosius Nachts gefangen und brachte ihn nach Würzburg. Dort wurde er eingekerkert, peinlich verhört, dann zum Tode verurteilt und am 24. April 1528 nach feierlicher Ausstoßung aus dem Priesterstand auf dem Scheiderhaufen verbrannt. Seine Überreste warf man in den Main.

Geschichtsschreiber Gropp schreibt, daß sich nach dem Bauernkrieg die Wider- täufer im Bistum Würzburg bemerklich machten. Wegen Zugehörigkeit zu dieser Glaubensgemeinschaft wurden 1528 7 Männer und 2 Frauen aus Iphofen nach Würzburg gebracht und dort mit dem Schwert hingerichtet.

1597 Grundsteinlegung des alten Schulhauses, abgebrochen 1903. (alter Pfarrmatrikel Seite 3 u. 4 ) Anno Domino 1597 hat der Wohlgeborne Herr Herr Jörg Ludwig von Seinsheim, zu Hohenkottenheim, Seehaus, Sinchingen und Erlach das Schulhaus allhier aus an- gebohrner Miltätigkeit als ein sonderlicher Moeconas Fantor und Patronus Ecclesiarum et Schlolarum propris inapensis, einer Nachbarschaft und deren Kindern zum Besten aufgebauet und wurde der Grund dazu gegraben den 13. Aprilis obgedachten Jahres bis Montag den 18. Dito. wird verfertigt und 20

aufgericht den 19. Septembris 1597 und ausgebaut worden in folgenden Jahr. 1599 im Beysein etlicher Kirch und Schuldiener zu Windsheim, sonderlich des Ehrwürdigen und Wohlgelehrten alten Herrn Pfarrers Andres Nagelü daselbst. M.Pauli Wagneri Diakoni ibiden, Johannes Dapleri Collegio Scholar und dann des Herrn Schultesten Nicolei Prorn zu M Brayth, etlicher des Rates daselbst, der Herr Schulmeister Danieliv Ortly und etliche seiner Schüler introduciert, da ich zuvor im Schloß Seehaus eine Predigt getan. Actum Montag den 11. Juni 1599. Der Pfarrer unter dem das Schulhaus errichtet wurde war Valentin Apel. 1547 erfolgte die Einführung der Reformation durch Pfarrer Schmidt. ( erster ev. Luth. Pfarrer dahier) Das Kottenheimer Schulhaus ist das einzige das vor der Reformation angeführt werden kann.

Das neue Leichenhaus

Anlegung des jetzigen Friedhofes

Erster Nordheimer Friedhof mit der Kirche so in den 30. Jahren des 14. Jahr- hunderts entstanden. 1598 Anno Domini 1598 hat eine Gemeyn allhier ihren Gottesacker oben außer den Dorf zur linken Hand, die zuvor zwei Stücklein Acker gewest, von Urban Benker und Hanßen Heerdegen deren Besitzes dazugeben propris sumptibus erbauet und ward der Grund davon angefangen zu graben Samstag den 6. May und folgenden Montag den 8 ten, angefangen zu mauern von M. Kilian Herdeckern, Steinmetzen zu Ulsenheim und seinen Gesellen, wurde also in diesem Jahr verfertigt daß man im Septembry mit ersten Pflanzen einweiht. Und war damalen Schultes Valentin Beuschel, Baumeister Joachim Schmidt, Pfarrer Valentin Apel. Gott verleihe allen und jeden so auf diesen Crematorio oder Domitorio rasten schlafen und ruhen. Auf den neuen Gottesacker zu begra- ben angefangen Anno 98 Dominica 13 post Trinitatis 10 ten. Balthasar Hilprant ein sechsjähriges Kind des Roßmüllers von dem großen Mühlrad erdrückt wird an diesem Tag ehrlich mit einer schönen proceß im Beysein einer Nachbarschaft und des Pfarrers zu Dorf Kottenheim H Barthel Hochy zu Mittag um 1 Uhr uff den neuen Gottesacker als das erste Pflänzlein gesetzt und bestattet.

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Von mir mit einer Leichenpredigt versehen und werden in perpentuan Memrian von Gotteshaus, Pflegern und Bürgermeistern einen jeden mitgehenden Schüler drey Pfennig gegeben. Pfarrer, Schulmeyster und Todengräbern eine Verehrung mit einer ziemlichen Mahlzeit im Wirtshaus, getan aus einer Gemeyn und dem Gotteshaus.

Die vor dem Friedhof gestandene Linde die einem Sturm 1926 zum Opfer fiel wurde durch den Kuhhirten Hansen Eysentraut 1599 gesetzt.

1819 wurde der Friedhof um einen Morgen erweitert.

1955 Im Friedhof ein Leichenhaus errichtet und der Friedhof um 16 Dezimal erweitert. (= 5 1/3 ar )

Die Pest = und Kriegsjahre

1607 Die Pest fordert zum ersten Mal eine Anzahl Opfer. Unter den 17 Ver- storbenen die im Sterberegister vermerkt, sind 8 Personen als an der Pest gestor- ben eingetragen. Im Jahre 1606 sind 8 Personen gestorben davon nur eine Person an der Pest.

1611 sind nicht weniger als 52 Nord = und Kottenheimer als an der Pest ge- storben im Kirchenbuch eingetragen. Vielleicht waren es noch mehr denn als beerdigt sind 74 Personen vermerkt. Bei Eintrag Nr. 59 ist vermerkt: „ Dieser gute Gesell hat fast alle Leichen zu Grab bringen, wie er dann auch beim Leichen- trunk krank geworden“. Beim Eintrag Nr. 17. Sind miteinander Mann und Frau in ein Grab gelegt worden als Zusatz: Daß man diese guten arme Leut zu begraben hat niemand finden können als zwei Gauhirten. Man hat sich so sehr von der Krankheit gefürchtet, daß man die Fensterläden schloß, wenn eine Leiche vorbeigetragen wurde.

In den Jahren 1608 bis 1612 sind keine Pestkranken genannt und nur wenig Leute gestorben.

1611 sind 6 Trauungen und 18 Geburten eingetragen. Die Seelenzahl der Ge- meinde ist erst ab 1826 ermittelt, dort waren es 455, 1900 waren es 512 Einwohner.

1626 sind unter den Beerdigten 47 Gemeindeglieder, als an der Pest gestorben 19 vermerkt. Im gleichen Jahr sind 8 Trauungen und 31 Geburten vermerkt.

1627 sind unter den 52 Beerdigten 24 als Pestkranke genannt davon 13 von hier 9 von Krautostheim und 2 von Herbolzheim. 14 Paare wurden getraut und 13 wurden geboren.

1629 wurden 23 Personen beerdigt, 6 Paare wurden getraut und 19 Kinder wurden geboren. Pestkranke sind nicht genannt. 22

1632 sind die 62 Beerdigten lauter Nord = und Kottenheimer. Es steht wohl bei einigen der Zusatz: an der Hauptkrankheit gestorben. 5 Paare wurden getraut und 22 Geburten sind verzeichnet.

Daß in den genannten Jahren Krautostheimer und Herbolzheimer hier beerdigt wurden, hat seinen Grund darin, daß im Jahre 1626 der Bischof von Würzburg den Pfarrer Neuber von Krautostheim ohne Ursach abgesetzt und nach Herbolz- heim einen Pfarrer gesetzt. In den 3 Registern ist auf diese Tatsache hingewieen und jedesmal dabei bemerkt: Und sind alle Seinsheimischen aus Befehl genann- ter Herrschaft allhier proklamiert und kopuliert worden, auch getauft. Seinsheimer Leut auch hier beerdigt worden.

1622 melden die Kirchenbücher von den ersten Kriegsunruhen. Beim Eintrag Nr. 5 von herumschweifenden Cosagen, die einen Mann von Nenzna (Nenzenheim) hinter der neuen Wißen graußentlich verhauen und ermordet.

1623 ist vermerkt: Erschlagen von den Räubern die hier herumgestreift.

Bei der Taufe eines Soldatenkindes dessen Mutter ( folgen lateinische Bezeichnungen) und dessen Taufdot ein österreichischer Adeliger gewesen wird vermerkt: Da als Dazumalen übel bei uns gestanden, Kriegsvolk die Menge bei uns gelegen, so daß Unser verzehret allen Tumult angefangen. (Geburtsverz. Nr. 10/1623.)

Auch in den Jahren 1627, 1631 und 33 ist in den Registern von Kriegsnöten die Rede. Daß seinerzeit so wenig Aufzeichnungen gemacht wurden, liegt daran, daß zu den angegebenen Zeiten die Verhältnisse besonders schlimm waren. Im Sterberegister (Nr. 35) heißt es: Da die verfluchten teufelhaften keyserischen Husaren hier gelegen sind und den Flecken mächtig belästigt haben und überall geplündert hat die Herrschaft dermalen die Hofhaltung nach Marktbreit trans- feriert. Aus den Taufregister besonders der Jahre 1642 und 43 ist zu erkennen, daß manche hoffende Frau geflohen ist und niedergekommen ist. ( Windsheim ist öfter genannt.)

1634 Das schlimmste Kriegsjahr ist wohl für Nordheim das Jahr 1634 gewesen, zumal die Pest auch sehr gewütet. 101 Tote sind im Sterberegister eingetragen wovon 85 allein von Nord = und Kottenheim. Die übrigen waren aus Krautostheim und Herbolzheim, oder Bettelleut und fahrendes Volk. 8 von den Eingetragenen wurden in Marktbreit beerdigt wo sie sie ihren Eltern geflohen waren. Bis zum 4. September an dem die größte Not begann waren 17 Personen gestorben davon nur einer an der Pest. Vom 4. September bis 31. Dezember aber nicht weniger als 71 von den 13 anderen in dieser Zeit Beerdigten sind 5 niedergeschossen oder erschlagen, 3 im Holz erschlagen und verscharrt. Der damalige Ortspfarrer schildert die schlimme Zeit im Sterberegister mit folgenden Worten:

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Nachdem aus Gottes sonderbarer Verhängnis wegen unserer großen Sünd, des Feindes Volk uns über den Hals gefallen, daß innerhalb von 9 bis 10 Wochen (vom 4. Sept. da der erste Einfall der Carabaten geschehen bis auf Martini nie- mand Unsicherheit, Leibes und Lebensgefahr, Raubes, Brennen, Mordes halben, zu Hause sich blicken lassen darf, daher wir theils ins Holz, teils nach Markt Brait oder anderer Ort fugä und salviert, auch unterdesssen an allen Orten die Pestio heftig graßiert als haben die verstorbenen nicht alle aufgeschrieben oder wie es hätte sein sollen eingezeichnet werden können, soviel ich aber, als ich durch Gottes sonderbare Gnad, welche mich und die Meinigen in unterschiedlichen Ein = und Ausfällen der Feinde aus Leibes = und Lebensgefahr sonderlich errettet hat wiederumb nach Haus bin kommen, hab ich soviel ich erfragen und inne werden können mit sonderen Fleiß wie folgen aufgezeichnet, doch hab ich wie ein jeder geheißen und den Tag an welches jedes gestorben, oder umkommen, nit erfahren können. Gott der himmlische Vater wolle uns ferners beyeinander bey seinen heiligen Wort in Frieden erhalten und unsern Widerwärtigen mit mehr zugeben, daß sie also mit uns fahren, weil weniger eines von uns an Leib und Leben, Hab oder Gut dergestalten mehr verletzten oder verstorben können. Ach Gott, du hast deinen Volk ein hartes erzeiget du hast uns einen Trunk Weines gegeben, daß wir taumelten. ( Originalabschrift in Wort u. Schrift ) Sterberegister.

Was in der Gemeinde über den Krieg sich erhalten hat ist nicht viel. Manche Truppen sind ganz friedlich durchgezogen, andere hätten nur Quartier verlangt, wieder vor anderen hatte man sich verstecken müssen. Ein Wächter hat ständig Ausschau gehalten und durch läuten mit den Glocken Zeichen gegeben. Auf bestimmte Zeichen hatte man das Vieh aus dem Stall getrieben und hatte sich mit demselben im Wald versteckt. Den Kindern hatte man Röllchen ( kleine Schellen ) angehängt damit sie die Eltern am Abend oder beim Wegzug des Feindes in dem hohen Schilf das es damals gab beim Rufen leichter finden konnte. Der Wald ging damals bis nahe ans Dorf heran.

In den Jahren nach 1634 ist die Zahl der Verstorbenen wieder normal. ( Von 1639 bis 1664 wird die Pfarrei von Krassolzheim aus versehen )

Aberglauben und Kirchenzucht

1626 Im Jahre 1626 ist eine Mißgeburt oben uffn Gottesacker zur linken oben ans Eck begraben worden. Im Sterbemartikel ist dabei bemerkt: Portentiert gewiß nichts Gutes wie leicht zu erachten. Wir habens bald darauf befunden, daß das Getreid und Wein erfroren, ein solch Armut worden als in 100 Jahren nicht geschehen, den blutigen Krieg onveranmeld.

1609 Bei einem Sterbefall des Jahres 1609 findet sich folgende Nota: Dieser Frau ist durch Gottes wunderliche Schickung und Straff die Zunge aus dem

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Rachen gefaulet, also daß sie viel Wochen nit essen hat können und zweifels- ohne wie vermeld ist es eine Straf Gottes gewest, denn sie ist der Truterey und Hexerei öffentlich beschuldigt worden, drum helt man dafür sie hat sich etwa einmal im Abendmal den Höchsten versündigt.

Unter Pfarrer Notnagel haben sich die Frauen von Kottenheim sehr aufgeregt, weil Notnagel in der Kirche von Krassolzheim ein Marienbild mit einem Jesuskind, das bekleidet war, hat herunternehmen lassen. ( Wegen Verfalls der Kleider ) Das Bild nehmlich von einer Bäuerin gestiftet, die in schwerer Krankheit gelegen. Dieselbe war aus alsbald der Krankheit erledigt. (Seinsheimer Archiv Cl.VI 89 )

1611 Sterbeweg N: 4. Ein Aufseher von Seehaus und eine Witwe wurden mit dem Schwert zum Todt gericht, weil sie Ehebruch miteinander getrieben er in 2 mal sie in vier anderen Fällen. Auf gnädiger Herrschaft Bewilligung sind sie auf unserem Gottesacker durch den Büttel und Flurer zu der obern linken Ecke begraben worden.

1613 Sterbeweg N: 6 Die Ehefrau Margaret Heideckerin mit dem Schwert hin- gerichtet worden wegen vielfältig begangenen Ehebruchs und Blutschand. Ward auf gnädiger Herrschaft Beschluß auf den Gottesacker begraben.

Ebenfalls mit dem Schwert justifiziert und auf den Gottesacker begraben wurden um Martini 1614 fünf Bürger von Marktbreit darunter ein Ehepaar. Von Hans Schrumpf der lange Schlosser genannt ist vermerkt, daß er unredlich hingerichtet worden. Von den Hingerichteten sind nicht blos decolliert, sonder auch zu Aschen verbrannt worden eine Schneidersfrau von Unternbreit im Jahre 1617 / Sterbemartikel N: 6 wegen übermächtiger Hurerey und Blutschand, so sie mit 20 Personen getrieben, darunter auch ihr Bruder mit dem sie zum 4 ten mal hochverbotene Blutschand getrieben.

1616 / N: 5/6 Ein Vincens Über von Deytenheim. Sein Leib bei einer uffgerichteten Saul = und Scheiterhaufen zu Aschen verbrannt und ein Landdieb und Sodomit der mit ein Schaf, Schwein und Pferd umgangen.

1595 Trauregister N: 2 Und weil sie Beide wider Ehe gehandelt und die Braut vom Bräutigam vorm Kirchgang geschwängert worden müssen sie an den Sonn- tag aus Nötigung gnädiger Herrschaft mit Strohernen Kräuzen zur Kiche gehen.

1596 Müssen sie ausgangs ihrer 6 Wochen, da sie des Kindes gewesen, ohne Cermonien und aynig Gegräng zur Kirchen gehen und sie das Kind mit unter dem Mantel tragen und halten, bis sie eingeläutet worden. Das geschah auf Befehl wohlgeborner Herrschaft.

1596 Trauweg N: 8. In Unzucht beienander ergriffen, wurden zu Seehaus mit Gefängnis bestraft und diesen Tag mit gewappneter Hand zum Kirchgang genötigt und hat ihr ein jedes einen Stroh Kranz auftragen müssen.

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Originalabschriften nach Wort und Schreibweise

1593 Seehaus nachweislich bei der Pfarrei Nordheim und der erste Nordheimer Lehrer erwähnt.

1594 Das Nordheimer Pfarrhaus im Bau begriffen.

1631 Im Abwesen und weglaufens der katholischen Priester von Herbolzheim und Krautostheim so sich cor der Schwedischen Armee gefürchtet und etliche Wochen seine Pfarrei verlassen, hab ich eine Weil die Kinder, so herüber getra- gen sind worden getauft. ( bei Geburtseintragungen im hiesigen Pfarrbuch)

1591 Außer dem Grabdenkmal und dem Totenschild dessen Aufrichtung Georg Ludwig von Seinsheim in seinem Codizill zu seinem Testament im Jahre 1591 angeordnet hat, hat sich der Freiherr auch einen liegenden Grabstein bestellt. Aus rotem Salzburger Marmelstein wurde derselbe von dem Regen- burger Bildhauer Walthasar Illsam im Jahre 1595 aufgerichtet. 8 Schuh lang, 4 Schuh breit und 8 Zoll dick mit einem ganz vollkömmlichen Kürihs, Bild muß aufs zierlichste zu machen, ist ihm für Stein und ganze Arbeit vom Anfang bis zum Ende gedingt und versprochen worden 220 Gulden, deren er hiervon allbereit 20 Gulden empfangen. Grabdenkmal und Totenschild befinden sich noch in der Kirche. Grabdenkmal ist ziemlich zerfallen. Der Totenschild der neben der Kanzel aufgehängt ist, ist sehr gut erhalten.

Der liegende Grabstein, der auf vier Löwen ruthe wurde 1888 an das Germa- nische Museum Nürnberg um den lächerlichen Betrag von 250 Mark verkauft. Er ist der einzige Original Grabstein, der sich im Besitz des Germanischen Museums befindet und war vor dem letzten Kriege im Raum 48 aufgestellt. Zwei der Löwen im Original sind vor dem Grabdenkmal aufgestellt. (linke Seite der Kirche)

Georg Ludwig von Seinsheim 1591 in Marktbreit verstorben und in der Gruft beigesetzt. Er wurde am 26. Januar 1514 dahier ( zu Seehaus ) geboren. 26

Altar, Kanzel und Taufstein, die sich zur Zeit in der Kirche befinden, wurden im Jahre 1801 von dem Bildhauer Georg Hofmann Bamberg gefertigt.

Die Kanzel hat 80, der Altar 60 Gulden gekostet. Der Körper des Gekreuzigten ist auf einen goldenen Kreuz angeheftet.

Das Kreuz selbst steht auf einer grpßen goldenen Kugel die die Welt bedeuten soll, die von einer Schlange rings umschlossen wird. Die Schlange schnappt nach einer Frucht, einen Mohnkopf, der als Sinnbild des Schlafes bzw. des Todes gilt. So predigt die Symbolik des Kreuzes auf diesem eigenartigen Postament : Unser Glaube an den Gekreuzigten ist der Sieg der die Welt (Kugel), den Tod (Mohn) und den Teufel (Schlange) überwunden hat. Die Krönung des Altars ist das Lamm der Offenbarung mit dem Buch der sieben Siegel.

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1958 Aus nicht erklärlichen Gründen wurde die Mohnkapsel bei der letzten Kirchenrenovierung nicht mehr an die Weltkugel angebracht, somit ist der Sinn des Altarbildes nicht mehr gerechtfertigt.

1574/75 Die Nordheimer Kirche neu erbaut. Sakristei und Altarraum stammen noch aus dem Jahre 1338.

1655 Kommt im Straubinger Vertrag ein Vergleich zwischen den Freiherrn Friedrich Ludwig von Seinsheim und den Grafen Adolf Johann von Schwarzen- berg zustand. Friedrich Ludwig überläßt den Grafen alle fränkischen Güter zu der neben einer Reihe von Dörfern auch Marktbreit gehörte. Ebenso die Rittergüter Gnötzheim, Michelbach, Unterlaimbach, Appenfelden und das Vogteiamt Hüttenheim, mit Ausnahme von Erlach seinen Geburtort und Stammschloß und die in Bayern gelegene Herrschaft Sünchingen nebst Zubehörungen. Fränkische Fideikommnisse, Alodien und Lehen gingen ebenfalls an Schwarzen- berg über, die dagegen alle Passiva zu Marktbreit und Seehaus zu übernehmen hatten.

Im November gleichen Jahres wird Gericht gehalten vom Hochgräflichen Schwarzenberger Reuttmeister uff Schwarzenberg Hybinesky und dem Hochgräflichen Vogtsverweser zu Seehaus Alex Roes den Wolf Philip Schmidt Schultheis zu Nordheim als Richter und 9 anderen Gerichtspersonen Georg Rabenstein Senior Andr. Sautter ferner Andreas Vogel, aus Krassolzheim, Krautostheim, Ulseneheim, Ermetzhofen, Herbolzheim, Ergersheim, Walmers- garten-Untertanen waren anwesend aus 140 Ortschaften.

1660 20 und 30. Juni Hoch und Rug-Gericht gehalten. Von Nordheim waren dieselben Gerichtspersonen vorhanden wie 1655 auch der Schultheis, nur daß er bei diesem Gericht die Ehre hatte Stabshalter zu sein.

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1622 Vertrag des Hochstifts Würzburg mit der Herrschaft Schwarzenberg wegen der Zehnt zu Seehaus, Nordheim, Krassolzheim, Wüstphül und dessen Kaiserliche Bestätigung. ( Urkunde im Würzburger Kaiserarchiv )

1663 Neue Dorf und Gemeindeordnung vom Grafen Johann Adolf von Schwarzenberg gegeben. ( Original im Gemeindearchiv Nordheim ) Abschrift derselben in allen Artikeln erfolgt im gleichen Heft später.

1688 Viel Leid unter Französischer Einquartierung.

1670 Graf Johann Adolf von Schwarzenberg, seit 1655 neuer Herr und Gebieter wird in den Reichsfürstenstand erhoben.

1730 Nordheim zum Markt erhoben. Erster Markt den 2. Sonntag nach Ostern. 1730. Anwesend waren 142 Aussteller und das erste Mal ohne Gebühr belassen der Herbstmarkt wurde auf Sonntag nach Kreuzerhöhung festgelegt. Beginn auch der Religionsbedrängnisse, zugleich Nachlassen der Kirchenzucht infolge Nachgiebigkeit der katholischen Herrschaft.

1769 Auf herrschaftlicher Anordnung wird die Kirchweih vom Sonntag nach Maria Himmelfahrt auf Sonntag nach Burkhardi verlegt.

1771 Große Hungersnot in der Gegend.

1761 An Kirchweih Beginn der schlimmsten konfessionellen Streitigkeiten.

Nach der Reformation war Deutschland zu 9/10 evang. Der Gegenreformation gelang es einige evangelische Länder wieder katholisch zu machen. Das Seinsheim´sche Gebiet blieb zunächst von der Gegenreformation verschont, was wohl dem Einfluß Georg Ludwig von Seinsheim, der 1591 in Marktbreit verstor- ben und hier beerdigt ist, zu verdanken ist. Sein Verdienst um Kaiser und Reich und vor allem seine Fähigkeiten waren sehr groß, denn 3 Würzburger Bischöfe nahmen nacheinander seinen Rat in Anspruch. Sogar Julius Echter, ein Vorkämpf- er der Gegenreformation bat ihn nach Würzburg zu übersiedeln und bei den Beratungen seines Hofes den Vorsitz zu führen. Er wolle ihn wie seinen Vater halten und es solle in allen Dingen ungestört bleiben. Georg Ludwig von Seinsheim hatte in seinem Testament bestimmt, daß bei Auf- kommen einer katholischen Standesherrschaft die Seinsheim´schen Untertanen in Glaubensbedingungen beim alten Herkommen gelassen und mit Neuerungen nicht beschwert werden sollen. Von den folgenden Seinsheim war einer seit 1605 Rittmeister bei den Markgrafen von Brandenburg ein anderer schwedischer Feld- hauptmann. Im Jahre 1655 gingen die Seinsheim´schen Güter in den Besitz der Herrschaft Schwarzenberg über. Es trat also an der Stelle der evangelischen eine katholische Standesherrschaft. Zum ersten katholischen Standesherrn Johann Adolf von Schwarzenberg war das Verhältnis der evangelischen noch ungetrübt, da er alle an ihn gerichteten Aufforderungen zur Gegenreformation zurückwies.

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Aber bereits unter seinem Sohn der am 23. Mai 1625 in Brüssel geboren wurde, wo sein Vater als Oberkämmerer des Erzherzogs Leobold Wilhelm einige Jahre zugebracht hatte. In die Ehrengemeinschaft der Ritter des Ordens vom goldenen Vlies war Ferdinand 1688 aufgenommen worden. Seine Erziehung bekam er in Rom, es kam zu gegenreformatorischen Bestrebungen. Im folgenden soll gezeicht werden wie man in den Jahren 1730 bis 1770 versucht hat, Nordheim wieder allmählich katholisch zu machen und wie die Nordheimer auch unter großen Opfern ihre ev. Rechte ihrer Herrschaft gegenüber durchsetzten. Als 1730 der damalige Pfarrer Jakob Freymann starb versuchte man einen katho- lischen „ Messpfaffen“ nach Nordheim zu bringen. In den Akten des Dekanats befindet sich ein Schreiben in dem es heißt:

Die evangelische Gemeinde von Nordheim wird vor anderem sehr gnädigst, da ihr ein gewissenloser Canditatus zum Seelsorger soll aufgedrungen werden, welcher verspricht, die Hälfte der Pfarreinkünfte einem Messpfaffen abzutreten.

Schließlich erfüllt der Krassolzheimer Pfarrer die Stelle. Um 1730 gab es hier abgesehen von den Beamten in Seehaus nur 3-4 katholische Bürger. Als der evangelische Bürgermeister Meyer gestoben war, drängte man der Gemeinde unter Personal-arrest und Bedrohung einen katholischen Bürgermeister namens Kern auf. Von ihm heißt es in einem Beschwerdeschreiben der Gemeinde, daß er sich nicht entblödet hat, etwa 30 Briefschaften aus der Gemeindetruhe zu ent- wenden und verschwinden zu lassen. Nach ihm wurde wieder ein katholischer Bürgermeister eingesetzt, der bald wieder wegen Ehebruchs und Unfähigkeit seines Amtes enthoben wurde. Es folgte als dritter Bürgermeister ein junger Mann namens Peter Hirt der als ein gewinnsichtiger und gewalttätiger Mann genannt wird. Der nächste Schritt bestand darin, daß 1750 vom Amtsvogt, das Gemein- gericht, das aus den Siebnern und etlichen anderen bestanden hatte aufgelöst wurde und an dessen Stelle ein sogenanntes Dorfgericht eingesetzt wurde, das zur Hälfte aus Katholiken bestand. Den Schlüssel zur Gerichtstruhe erhielt ein Katholik zur Aufbewahrung. Zwei Jahre später wurde die Feldschiederei reformiert und an die Stelle der Siebner traten unwissende Leute. 1754 wurde von den Katholiken ohne Beschlußfassung und ohne Entschädigung ein der Gemeinde gehöriger etwa ½ Tagwerk großer Hutplatz am Hopfengarten am Krautostheimer Weg eingezäunt und ein Kath. Friedhof angelegt. Die Katholiken fühlten sich schon als Herr des Dorfes.

Dem evangelischen Schulmeister standen alljährlich von allen Bürgern je nach Vermögen 1/4, 1/3, oder 1/2 Metzn Korn oder Dinkel zu, desgleichen alle Quartal 1 Groschen. Der kath. Bürgermeister verweigerte als erster diese Abgabe und die andern Katholiken schlossen sich an, ja man versuchte einen katholischen Schul- meister einzuführen, was aber am Widertand der ganzen Gemeinde scheiterte.

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Erledigte Höfe spielte man von amtswegen immer Katholiken in die Hände, sodaß 1761 bereits 13 Anwesen kath. Besitzer hatten. Auch der Flurer und Gemeinde-schäfer waren katholisch. Zu schwersten Auseinandersetzungen kam es aber als 1760 ein zweites Gasthaus errichtet und einen Katholiken namens Malein übergeben wurde. Bis dahin bestand nur ein Erbschenkrecht im Ort. Im Salbuch von 1692 heißt es: „Ist eine Erbschenk und hat so das Recht, daß sonsten keiner in der Gemeind zu Nordheim auch zu Dorf Kottenheim schenken noch Wirtschaft treiben darf.“ Am Kirchweihfest kam der angesammelte Zündstoff zur Entzündung. Am Sonnabend vor dem Kirchweihfest vor Bartholomäi, 15. August 1761 wurde vom Amtsvogt angeordnet, daß in diesem Jahr die gewöhnliche Prozession zum Kirchweihschutz und Planausführung aus des Maleins Haus, also aus der kath. Wirtschaft gehen müsse.

Sofort wurde in einer Gemeindeversammlung vor allem von einigen Gerichts- personen protestiert und erklärt: Wir haben eine lutherische und keine katholische Gemeinde, sie könnten dieses Vorhaben nicht gestatten, sondern versicherten, daß es bei Gewaltanwendung von Seiten der Herrschaft zu einem Aufstand kom- men werde. Man sagte Kirchweih sei ein kirchliches Fest und das dürfe nicht von einer katholischen Wirtschaft ausgehen. Unter dem Druck dieser entschiedenen Äußerung wurde die Anordnung von den Beamten zurückgenommen und erklärt, daß alles beim alten bleiben solle, der evangelische Wirt Wagner solle haben, was er bis dahin gehabt hätte. Es schien alles in bester Ordnung zu sein. Wagner hatte die Rheinfelder Thürmer, Spielleute die die Kirchweihmusik besorg- ten dreimal dingen wollen, aber jedesmal hatten sie abgelehnt, mit dem Bemer- ken, sie würden zu Malein, den katholischen Wirt gehen. Den Rheinfelder Thürmern wurde gesagt: Sie sollen ja nicht aufspielen sonst würden ihnen alle Instrumente zusammengeschlagen. Als sie sich am Kirchweihfest doch in den Kirchweihzug einreihen wollten und einige sogar ihr Seitengewehr gezogen hatten, wurden sie von der Gemeinde weggeschickt und abgedrängt. Weiter scheint nichts geschehen zu sein. Vier Wochen nach der Kirchweih (14.Sept.1761) erschien Regierungsrat Stadtler und verhörte zunächst die evangelischen Gerichtsleute und am nächsten Tag die ganze Gemeinde, ob sie auch bei der Rebellion an der Kirchweih dabei gewesen wären. Die Verständigen unter den Verhörten haben sich den Ausdruck Rebellen verboten, haben aber bis auf einen einzigen bekannt, daß sie ihre Rechte zu verteitigen versucht haben. Am 6. November wurden die fünf evang. Gerichtsmänner von der Regierung nach Schwarzenberg citiert und ihnen ihr Urteil verlesen, das von den Landes- herrn erlassen und am 24. Oktober 1761 in Schwarzenberg eingelaufen war. Die Gerichtsmänner wurden ihrer Ämter entsetzt, zu einer vierwöchigen Schanz- strafe oder statt derselben mit einer ihrem Vermögen entsprechenden Geldstrafe belegt. Die übrigen Komplicen sollten mit einer Geldstrafe belegt werden. Zur Milderung ihrer Strafe wurde von ihnen Abbitte verlangt, die aber von allen im Bewußtsein ihrer Unschuld verweigert wurde.

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Sie wurden deshalb sofort bei Wasser und Brot in der Schloßwachstube einge- sperrt und sollten solange dort bleiben bis sie Abbitte getan haben. Nach 8-10 Tagen wurde ihnen wieder warme Speise verabreicht. Am 23. November erschien Herr Stadler wieder in Nordheim und ließ an der Gerichtstafel die Stühle der Verurteilten umdrehen und ihre Namen in der Kirche abweißen. Daraufhin wurden von den Nordheimern auch die Namen der katholischen Gerichtsper- sonen entfernt zumal sie über unseren Gottesdiest nur spotteten. Als der Amts- diener am 24. Dezember 1761 auf Anordnung des Amtes Seehaus die Namen der katholischen Gerichtsleute wieder anbringen wollte wurde er von einem Schwarm Bauern und dem Pfarrer mit Gewlt daran gehindert. Mittlerweile war auf eine Beschwerde der Gemeinde hin von dem Landesherrn der Befehl gekommen, die verhafteten Rädelsführer mit Vorbehalt der weiteren Strafe zu entlassen. Man hielt das für eine Anerkennung ihrer Unschuld. Im Januar 1762 wurde von der Gemeinde dem katholischen Flurer gekündigt, weil er seine Dienstpflicht ständig vernachlässigte und bei dem katholischen Bürgermeister als Knecht arbeitete. Ein Bürger der es mit der Herrschaft hielt, glaubte des Schutzes der Herrschaft sicher zu sein und zäunte ein Stück des Gemeindegrundes vor seinem Haus ein und legte sich einen Sommergarten an. Auf Beschwerde beim Beamten in Seehaus durfte der Zaun mit seiner Genehmigung wieder entfernt werden, was nach einer Frist die der Eigentümer ungenützt hatte verstreichen lasssen, von etlichen Burschen mit großer Begeisterung vollzogen wurde. Die Geschicht mit dem Zaun und die Kündigung des Flurers wurden als anhaltende Empörung angesehen, so daß ein endgültiges Urteil des Landesherrn eintraf, indem der Vollzug der vollen ausgesprochenen Strafe angeordnet wurde. Deshalb ist am 30. März Herr Stadler wieder gekommen und hat bekannt gege- ben daß die fünf Gerichtspersonen abgesetzt bleiben und sechs Wochen schanzen müssen. Die Gemeinde hat ihre Unschuld beteuert und auf ihren Recht bestanden. Am 15. April 1762 wurde das Urteil durch militärische Gewalt aus- geführt nämlich durch 18 Mann berittenen Würzburgische Husaren und 30 Mann unberittenen Dragoner. Sie besetzten auf kriegerische Art das Dorf, besetzten die Häuser und suchten die Verurteilten und lärmten und tobten. Der katholische Flurer wurde wieder in sein Amt eingesetzt und der bewußt niedergerissene Zaun mußte aufgerichtet werden. Etliche Burschen wurden dabei mit Stockhieben geschlagen. Die 5 Gerichtsmänner, die zwei übrigen Gemeindeglieder und zwei junge Burschen wie Kuppelhunde paarweise in die Daumenstöcke zusammenge- schraubt und nach Schwarzenberg weggeführt. Die verhängte Strafe wurde dadurch eingetrieben, daß man das ganze Vieh im Dorf zusammentrieb und versteigerte. Es ist noch die genaue Liste mit der genauen Aufzählung des requirten Viehs und der Erlös der einzelnen Tiere vorhanden. Es wurden insgesamt 3001 Gulden erlöst. Fünf Tage dauerte die Gewaltherrschaft der die Gemeinde wehrlos ausgeliefert war. Um zu ihrem Recht zu kommen, wandte sich die Gemeinde mit einer Druckschrift an den Reichstag in Regensburg.

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Durch Vermittlung des evangelischen Kurfürsten von Sachsen nahm sich das Corpus Evangelicorum der Angelegenheit an. Von katholischer Seite wurde eine Gegendarstellung vorgelegt, die aber in einer 2. Druckschrift der Gemeinde widerlegt wurde. Die Gemeinde forderte Rückerstattung der erpreßten 3001 Gulden, Wiedereinsetzung eines evangelischen Bürgermeisters und Wiederher- stellung der ursprünglichen Ordnung. Durch die Unterstützung der evange-lischen Fürsten setzte sich die Gemeinde schließlich durch. Von da an scheint Ruhe eingetreten zu sein. Von weiteren Auseinandersetzungen ist nichts mehr bekannt.

1790 Ende der Religionsstreitigkeiten durch Purifikation. Von 1627 bis 1629 legten im Zuge der Gegenreformation in der Pfarrkirche zu Scheinfeld, die 100 Jahre ev. Luth. war 587 Protestanden das katholische Glaubensbekenntnis ab. Dort wirkte Pfarrer Zipfelind der später Chorherr des Stiftes Neumünster zu Würz- burg war. 1776 Feierliche Installation von Pfarrer Wittmann. Über dieselbe gibt es eine protokollische Aufzeichnung folgende ausführliche Schilderung. ( Seinsheim Archiv IV. Bl. 2)

Am Maleinschen Wirtshaus Beim hineingehen vom Wirtshaus zum Rathaus wo der Ortsschultheis mich erwartete, traf ich eine in Parade gestandene bürgerliche Mannschaft unter Gewehr und mit der Fahne und unter der Führung des „Spiels“ an, welche ihre Ehrenbezeichnungen machten. Wonach ich ihn (Nach der Verpflichtung) unter Überreichung der Kirchenschlüssel gratulierte, daß er nunmehr namens Hoch- fürstlicher gnädiger Herrschaft von mir in speritalibus et temporalibus realiter installiert sei und wenn er in ein so anderen Anstand finde, oder ihn seine Gebühren nicht richtig präsentiert werden sollen der Ambts-oder auch nötigfalls Hochfürstlicher Regierung Hülfe sich vertrösten könnte. Der Installatus hielt hierauf eine zwar kurz, ziemlich wohlgesetzt, auch gut vorge- tragene Danksagungsrede auf die gnädigst Herrschaft als die Hochfürstliche Regierung. Worauf der neue Pfarrer mich nach dem Pfarrhof und zum Mittags- mahl invitierte und ich sodann auch mich unterdessen in voriger Begleitung dahin begab und die in voriger Parade außer der Kirchentür gestandene bürgerliche Mannschaft im Vorbeigehen wieder die nämliche Ehrenbezeugung machte, auch unter dem Essen und trinken der höchsten Gesundheit ihrer Hochfürstlichen und gesamten Hochfürstlichen Gaues und anderer Gesund-heit mehr, jedesmal aus dem Gewehr eine Salve gab. (19.Oktober 1776)

1775 Laut eines Beschlusses vom 16. August 1775 wird der alte Kirchturm bis auf den Grund gänzlich abgebrochen. In den Jahren 1776 bis 1778 der jetzige Kirchturm errichtet.

1862 wurde der Kirchturm mit einem Kostenaufwand von 2 300 Gulden gründ- lich repariert. Im gleichen Jahr wurde die Familiengruft der Seinsheimer aufge- funden.

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1771 war eine große Hungersnot und Teuerung in der Gegend.

1798 wurden die Katholiken der nächstgelegenen Schwarzenbergschen Pfarrei einverleibt. ( Herbolzheim )

1794 Grenzumgang-Urkunde vom 7. November 1794 (Gemeindearchiv) Die Urkunde schildert auf 37 Seiten wie es zu dem Grenzumgang kam, wie er am 7 und 8. November 1794 vor sich ging und was sich dabei ereignete: Daher hat der allzulange Aufschub, die Markungsgrenz zu besuchen (letzte Umgänge 1723 und 1741) das ableben der alten Siebnerey mehrentlich einigen Grenzortschaften Anlaß gegeben, den auf unserm von olims-zeiten und über 200 Jahr her zu erweisenden Besitzstand zu difficultieren oder sogar daraus zu vertrei- ben suchen Herbolzheim und Krautostheim und sind am 7. November aus dem Lorenz-Wagnerischen-Adler-Wirtshaus frühe um 8 Uhr unter Rührung der Trommel und Pfeiffen in folgender Ordnung herausgezogen als nämlich: 1.) die Siebnerey 2,) der Herrschaftlich Schultheis und Gerichtsschreiber 3.) das sämtliche Gericht 4.) Beide Bürgermeister 5.) Georg Kaspar Dietlein mit der Helnpart und 12 Mann mit Gewehr 6.) die ganze Bürgerschaft 7.) die Bürgersöhne und Schulbuben. Allwo die Ingolstätter Siebnerei auf uns gewartet und wurde daselbst bei den ersten Stein der Anfang gemacht und hat der junge Pjrehm Johann Georg einen Markungsspruch auf diesen Stein aus gerufen welcher aber lautet: Was ich anjetz als Klein gesehen, dabey will ich im Alter stehen und alle Wahrheit zeigen an, wann dieser Stein nicht reden kann. So wurden nacheinander in zwei Tagen die 196 Steine aufgesucht und ihre Lage im Protokoll niedergelegt, unter hinzuziehen der Siebnereyen den jeweiligen Ortschaften.

Das Protokoll ist unterschriebenvon den Schultheisen, den Bürgermeister, den Siebnern und den Gerichtspersonen.

1801 wurden drei Glocken von dem hießigen Glockengießermeister J. A. Claus gegossen. Dieselben hatten einen sehr schönen reinen Klang und war das Geläute eines der schönsten in der Umgebung. Von den damaligen Glocken ist nur noch die größte erhalten, die anderen beiden Glocken fielen den 2. Weltkrieg zum Opfer. Wohn – und Gießhaus des J. A. Claus sind abgebrochen und befanden sich an der Stelle wo heute das Wohnhaus Hans Schlöpp und Wohnhaus Benedikt steht.

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Einquartierungen und Kriegskosten in den Jahren 1796 bis 1813 Unterlagen befinden sich im gemeindlichen Archiv

1800 war desöfteren durch längere Standquartiere franz. Truppen, deren Manneszucht sehr zu wünschen übrig ließ terrorisiert. Laut vorlie- genden Quartierlisten waren Franz. Kürassier und rote Husaren vom 12. April bis 22. Mai, 57 Mann und 59 Pferde 42 Tage im Standquartier und mußte der Ort 1505 Rationen Heu insgesamt 225 Ztr. Heu einschl. Hafer, sowie 1523 Portionen an Verpflegung pro Portion 15 Kreuzer = 380 Gulden 45 Kreuzer aufbringen. An franz. Infanterie so ab und zu durchmarschierten und an solche, die sich vom 22. Mai bis 5. Aug. dahier im Standquartier befanden wurden nach vorliegenden Verzeichnis 5172 Portionen abgegeben. Desgleichen an franz. Füßeliere vom 26. bis 29. Sept, 1944 Portionen.

Nebst diesen Unterhaltungskosten kommen noch die bestrittenen Verpflegungs- kosten der Offiziere und Unteroffiziere, sowie die Verköstigungen der hin = und herreisenden Militärpersonen dazu. Die Truppen wurden in den Gaststätten und bei Privatpersonen verpflegt. So mußten an den Jäger Limberg. zu Seehaus an Verpflegungskosten 159 Gulden dem Wirt Thomas Deininger 840 Gulden 80 Kreuzer, dem Wirt Erhard Endreß 71 Gulden 38 Kreuzer, dem Pfarrer Wittmann 222 Gulden 63 Kreuzer, dem Kauf=und Handelsmann Erkard 217 Gulden 15 Kreuzer entrichtet werden.

1800 Weitere Einquartierungen. 20 bis 22. Juni 193 Mann österreichische Truppen, 14. bis 20. Oktober 45 Mann franz. Cavallerie (Husaren)

1801 22. Feb. bis 27. März 49 Mann franz. Infanterie. Bei den vielen ausge- wechselten K K. österreichischen Kriegsvölkern wurden für 2883 Mann Portionen in den Wirtschaften abgegeben.

1806 An franz. Kürassiern 42 Mann 42 Portionen. An franz. rote Husaren vom 4. Regiment die dafür vom 12. April bis 22. Mai und an franz. Inf. die vom 22. Mai bis 5. August wurden 5172 Portionen a 15 Kreuzer und an franz. Füßeliern vom 26. April bis 29 Sept. 1944 Portionen auf Gemeindekosten abgegeben.

An das Österreichische Verpflegungsmagazin Kitzingen wurden geliefert: 16 Ztr. Heu 11/2 Schober Stroh. (ein Schober = 60 Bund) 2 1/2 Zentner Brot 24 Maß Brandwein. Nach Scheinfeld 2 Zentner Heu.

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Nach zu einem franz. Verpflegungskommissar 12 Zentner 38 Pfund Brot, 2 Stück Ochsen.

An das franz. Magazin Ebrach: 15 Ztr. 65 Pf. Weizen, 14 „ 60 „ Hafer, 19 „ 68 „ Heu, 13 „ Stroh, 10 „ 35 „ Hafer, 13 „ Heu, 13 „ Stroh.

Nach Wässerndorf 6 Malter und 6 Mezen Korn Nach Marktbreit 15 Ztr. Heu, 2 Schober Stroh, 30 Maß Brandwein. An Fourage Bedürfnisse innerhalb der Dorfschaft für unterstellte Pferde 157 Malter Hafer, 1 Malter = 150 Ltr. Und 306 Ztr. 45 Pf. Heu. Da das Heu im eigenen Ort nicht aufzubringen war mußte solches in Herbolzheim, Ullstadt und gekauft werden. Dem Rittmeister, der im Schloß Seehaus logierte mußten 2 Pferde, die zu nichts mehr Nutz waren abgekauft werden. Nach Heilbronn 2 Ochsen, Heu, Haber, Kern und Korn.

Der damalige Preis für 1 Pf. Brot 3 Kreuzer 12 Pfg. 1 Ochse 160 Gulden 26J.20M. Eine Maß Brandwein kostete 48 Kreuze = 1,92 M.

An Contribution waren zu leisten: 15 Dukaten, 146 Kronenthaler, 40 Laubthaler An das franz. Magazin Ebrach 15 Ztr. 45 Pf. Weizen , 14 Ztr. 60 Pf. Heu. Obige Lieferung wurde an einen Kirchhöchbacher Juden abgegeben.

Materiallieferung an das bayr. Übungslager Fürth: Vieh, Korn, Hafer und Stroh im Gesamtwert von 1721 Gulden 20 Kreuzer. Die Transportkosten zu den ges. Verpflegungsmagazinen betrugen pro Ztr. und Meile 4 Kreuzer, insgesamt 162 Gulden 50 Kreuzer.

Ferner mußte die Gemeinde aufkommen für Heizung der Wachstube im Seehaus, Beschaffung von Kleie für Offizierspferd, Wagnerreparaturen (an den Wagner Balthasar Kerl Kottenheim) Besschlagkosten an den Schmied Helmreich (Hufeisen und Nägel) Abfindung an den Fourier, weil das Tuch nicht fein genug beschaff werden konnte. Schuhreparaturen und Beschaffung von je einem Hemd pro Soldat. Anschaffung von Feldflaschen u. Feldkessel. An den Schneider Streckfuß mit Lehrjungen 21 Tage Arbeit im Rathaus einschließ- lich für Flanel, Scharlachtuch und Fuchspelze für Offiziere. An den Schneider Eitel für 10 ½ Tag Arbeit. Obige Kosten beliefen sich auf 524 Gulden 51 Kreuzer. Es wurden wiederholt Bittschriften um Erleichterung der lästigen Quartiere nach Schwarzenberg gerichtet aber ohne Erfolg.

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Nur dem Bauern Johann Fleischmann zu Nordheim, dessen 2 Pferde und Wagen bei einer französischen Requisitionsfuhr verloren gingen, erfüllt auf hohe Genehmigung der damaligen Justiz Kanzlei Schwarzenberg eine Entschädigung von 311 Gulden 55 Kreuzer.

Zur Beseitigung mehrerer Kriegslasten, vorzüglich zum Ankauf benötigter Fourage und Erpressungen wurden folgende Kapitalien auf den Kredit der Gemeinde und zwar in den Jahren 1800 bis 1807 aufgenommen. Bei dem Müller Kaspar Rummel zu Ezelheim 2000 Gulden „ „ Gastgeber Mai zu Herbolzheim 1000 „ „ der Monthens Wittib zu Nordheim 100 „ „ dem Johann Wüchner zu Nordheim 800 „ „ vom Nordheimer Gotteshaus 200 „ „ dem Posthalter Stöcker zu Langenfeld 200 „ „ von dem Adam Endreß zu Ulsenheim 600 „ „ „ Pfarrer Lampert zu Krautostheim 1000 „ „ „ Kaspar Rummel zu Ezelheim 2200 „ „ „ Peter Ruhl zu Seehaus 400 „ bei Frau Amtsverwalter Stöcker Wässerndorf 400 „ von dem Johann Fuchs zu Nordheim 100 „ von dem Leonhard Ruhl zu Unterlaimbach 600 „

Bei der Beschaffung der Darlehen und auskundschaften derselben war ein Jude aus namens Schimmel maßgebend beteiligt.

1807 Zwecks Rückzahlung der Kriegslasten, die nahezu 30 000 Gulden betrugen wurde seinerzeit der Steinrangen der mit mächtigen Eichen bewachsen war rest- los abgeholzt und verkauft. Die letzten Kriegskosten wurden 1827 zurückbezahlt.

Das Fürstentum Schwarzenberg umfaßte vor 1806 sieben Gebietskomplexe, die sich von Marktbreit bis in die Gegend von Schlüsselfeld erstreckten, zusammen 24 Quatratmeilen groß waren und rund 65 000 Einwohner zählten. Die Territorialverwaltungen besorgten die sechs Ämter Marktbreit mit dem einver- leibten Amt Erlach. Wässerndorf mit den Ämtern Gnötzheim und Hüttenheim und Seehaus, Scheinfeld (Schwarzenberg), Geiselwind und schließlich Michelbach mit seinen kleinen Verwaltungsgebiet südlich von Rothenburg o.Tbr. Mit dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war auch das Schicksal des souveränen reichsunmittelbaren Fürstentums Schwarzenberg endgültig besiegelt worden. Als Kaiser Franz II am 6. August 1806 unter dem Druck Napoleons seine Würde als römischdeutscher Kaiser niederlegte, verloren die reichsunmittelbaren Fürsten und Grafen ihren Schutz=und Schirmherrn. Dem Sieg Napoleons bei Austerlitz war der Friedensschluß von Pressburg gefolgt. Französische Truppen hielten ganz Süddeutschland besetzt. Sechzehn deutsche Fürsten, die mit dem Franzosenkaiser verbündet waren, unter ihnen der König von Bayern, schlossen den Rheinbund, dessen Gründer und Protektor Napoleon war. 37

Sie hatten sich vom Kaiser losgesagt und empfingen als Lohn von ihrem neuen Schutzherrn nicht allein ihre volle souveräne Selbständigkeit, sondern auch die Lande der kleineren Herrn des deutschen Südens und Westens, die ihren Kaiser treu geblieben waren und sich dem Rheinbund nicht angeschlossen hatten. Im fränkischen Kreise waren es vor allem das Königreich Bayern, das die Territo- rien der Kaisertreuen, das Fürstentum Schwarzenberg, die Grafschaft Castell, die Reichsstadt Nürnberg u. a. m. unter dem Schutz Napoleons annektierte. König Maximilian I. Jpsef von Bayern übernahm formell mit 3. Sep-tember 1806 die ihn zugefallenen neuen Besitzungen, die am 8. September der französische General- kommisar Fririon dem bayerischen Minister Freiherrn von Montgelas übergab. In den letzten Septembertagen des Jahres 1806 wurde in allen Dorfschaften und Marktflecken der sechs Schwarzenberg´schen Ämter folgende Bekanntmachung öffentlich angeschlagen: Im Hauptquartier zu München den 8. September 1806 Große Armee - Fririon, Inspekteur aus Revues - Generalkommissair Seiner Majestät des Kaisers und Königs Napoleon zur Übergabe, der, an Seine Königliche Majestät von Bayern übergegangenen Länder.

Den Herren Regierungsmitgliedern das Fürstentum Schwarzenberg.

Meine Herren!

Durch den rheinischen Bundes-Vertrag von 12. Juli dieses Jahres kommt das Fürstentum Schwarzenberg unter die Souveränität Seiner Majestät des Königs von Bayern. Von Seiner Majestät dem Kaiser und König Napoleon zur Übergabe an Seine Majestät den König von Bayern beauftragt, mache ich Ihnen den Akt bekannt, welche diese Übergabe enthält. Obrigkeiten und Einwohner des Fürstentums Schwarzenberg und seine Dependenzen! Sie sind nun von dem Eid der Treue an Ihre alte Konstitut- ion entbunden. Von nun an sind Sie diese Treue Ihrem neuen Souverän schuldig, und gegen Seine Majestät dem König von Bayern sollen sie nun und werden Sie, ich bin dessen überzeugt, diese Anhänglichkeit hegen. Die beständige Sorgfalt Seiner Majestät für das Wohlergehen Seiner Unter- thanen ist Ihnen ein sicherer Bürge für den Eifer, mit dem derselbe für Ihr Glück wachen wird. Ich empfehle Ihnen, meine Herren, ihre Untergeord- neten auf der Stelle von dem Übergabe-Protokoll, das ich Ihnen hier über- mache in Kenntnis zu setzen, und ihnen alle jene Publizität zu geben, welche seine Wichtigkeit erfordert. Belieben Sie mir den Empfang zu melden, und Ihrem Briefe ein Verzeichnis der Besitzungen beyzufügen, aus denen das Fürstentum Schwarzenberg und seine Zugehörden bestehen, mit der summarischen Angabe ihrer Bevölkerung. Der General-Commisair Seiner Majestät des Kaiser u. Königs Napoleon.

Fririon.

(Der Originaldruck im Herrschaftsarchiv zu Castell) 38

Damit hatte die reichsunmittelbare Landesherrschaft Schwarzenberg ein Ende gefunden. Da der Fürst dem bayrischen König den Treueid nicht leistete ließ dieser am 26. Mai 1809 das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen des Fürsten auf der Herrschaft Schwarzenberg beschlagnahmen. Die Beschlagnahme wurde am 1. April 1810 wieder aufgehoben.

Da in Bayern die Standesherrn bis 1848 ihre gerichtsherrlichen Rechte, allerdings unter der Oberaufsicht der königlichen Kreisämter, wenigstens teilweise behielten unterstanden der Standesherrschaft auch fernerhin die fürstlichen Herrschafts- gerichte zu Seehaus und Marktbreit. Das Herrschaftsgericht Hohenlandsberg zu Seehaus wurde 1849 aufgehoben und Nordheim den damaligen Landgericht und Physikal Marktbibart zugeteilt.

1833 Vorsichtsvorkehrungen wegen Choleragefahr. „Die Hand der gütigen Vorsehung die Cholera von einem großen Teil der Erde und der hiesigen Umgebung abgewendet.“

1834 Die Linde vor dem Rathaus wegen Alters verstrichen.

1847 Große Teuerung. Ein Laib Brod 5 Pfund kostet 1 Gulden. (Tagesverdienst eines Arbeiters 20 Kreuzer) = 2 Tage Arbeit.

1849 Durch das Ablösungsgesetz v. 4. Juni erhält die hiesige Pfarrei für ihre Grundherrlichen Rechte 8 970 Gulden 50 Kreuzer.

1853 Einführung des Kirchenvorstandes.

1855 Das Pfarrhaus gründlich renoviert.

1862 Der Kirchturm mit einem Kostenaufwand von 2300 Gulden gründlich rep.

1866 Am Krieg beteiligten sich aktiv Johann Ruffertshöfer und die Brüder Johann und Fritz Teufel.

1870 zogen in den Krieg: Georg Helmreich, Michael Weigand, Johann Scharvogel, Friedrich Hiller, Georg Magel, Andreas Uhl, Peter Etzel, Leonhard Stierhof, Johann Ruffertshöfer, Daniel Leipold, Johann Leipold, Friedrich Beyer, Ludwig Magel, Johann Georg Schwemmer, Leonhard Schwemmer, Friedrich Teufel, Friedrich Wellhöfer, Georg Göllner, Johann Riedel und Johann Teufel. Georg Magel ist in einem Heimatlazarett an seiner Verwundung, die er in der Schlacht bei Sedan erhalten hat, gestorben. Sein Name ist auf dem Eichstätter Kriegerdenkmal verewigt.

1881 An Peter und Paul schweres Gewitter. Westgiebel der Kirche und der Kirchturm durch Blitzschläge beschädigt.

1885 Wieder an Peter und Paul schweres Gewitter. Der Müller Weigand in der Neuwiese vom Blitz erschlagen. 39

1911 Große Dürre. Am 16 November zwischen ½ und ¾ 11 Erdbebenstoß, (Türen und Fenster beschädigt.)

1914 Samstag, den 1. August abends 8 Uhr Bekanntgabe der Mobilmachung. Montag den 3. August Pferdemusterung in Scheinfeld. Die Hälfte aller Pferde wur- den sofort zum Kriegsdienst entnommen.

1958 Ergebnis der im November 1958 erfolgten Öffnung der „Seinsheim´schen Gruft“ Dieselbe wurde im Zuge der Kirchenrenovierung entdeckt und geöffnet. Was nach der Öffnung der Gruft zu sehen war entsprach weder der Würde des Ortes noch war es pietätvoll. Man erkannte auf den ersten Blick, daß die Gruft vor langer Zeit erbrochen und beraubt wurde. Spuren an den Särgen ließen darauf schließen, daß dieselben gewaltsam geöffnet wurden. In der Gruft befanden sich 3 nebeneinander stehende Zinnsärge, die alle offen waren. Ein Sargdeckel, auf dem eine recht gut erhaltene Beschriftung festgestellt wurde, lag über den offen- en Särgen. Die Inschrift besagt, daß hier Johann Erkinger von Seinsheim, geb. am 22 September 1580, gestorben am 20 Dez. 1619 zu Winterberg in Böhmen beige- setzt war. Welche Personen in den beiden anderen Särgen beigesetzt waren ist nicht bekannt. Es fand sich lediglich auf einem Sargrest das Seinsheimer Wappen. Um die Gruft wieder in einem würdigen Zustand zu versetzen, hat Prinz Heinrich von Schwarzenberg als Nachfolger der Seinsheim angeordnet, daß die Gebeine zu sammeln sind und in einem neuen Sarg in der Gruft der Nordheimer Kirche wieder beigesetzt werden sollen. Die Gruft wurde am Freitag den 28. Nov. 1958 gereinigt, die Skelette in einem neuen mit Zinkblech ausgeschlagenen Eichen- sarg gesammelt und dieser dann in der Mitte der Gruft aufgestellt. Die Reste von den vorhandenen Zinnsärgen wurden zu beiden Seiten neben den neuen Sarg aufgestellt. Beim Einsammeln der Gebeine wurden 8 Totenschädel gefunden. Es ist unbekannt von wem die übrigen Gebeine stammen und wie sie in die Gruft gekommen sind. Sie wurden alle unterschiedslos gesammelt und im neuen Sarg beigesetzt. Anmerkung: Nachweislich sind in der Gruft beigesetzt: Melchior von Seinsheim ( Georg Ludwig des älteren Vater ) stirbt 1520 zu Seehaus an der Pest und wird in der Kirche zu Nordheim beigesetzt Dessen Sohn, Georg Ludwig v. Seinsheim stirbt am 11. Nov. 1591 in Marktbreit und wird am 30. November in der Kirche zu Nordheim beigesetzt. Dessen Sohn, Georg Ludwig von Seinsheim (derJüngere) stirbt im Alter von 45 Jahren und wird am 9. Juli 1599 in der Kirche zu seiner Ruhe bestattet. Des obigen Sohn stirbt am 20. Dez. 1619 zu Winterberg in Böhmen und wird in der hiesigen Kirche bestattet. (Eintrag im Kirchenbuch, siehe im Nachtrag.) Es ist anzunehmen, daß auch etliche Frauen der kehrseits bezeichneten „Seinsheim“ hier beigesetzt wurden. (Siehe Inschriften am Grabdenkmal in hiesiger Kirche.)

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Georg Ludwig von Seinsheim, gestorben in Markt-Breit

Ortswappen der Gemeinde zur Geschichte :

Geschichtliches über das Siegel ist im gemeindlichen Archiv nichts bekannt. Nach Mitteilung der Fürst zu Schwarzenberg´schen Archivobsicht erhielt Nordheim erst um 1730 die Marktgerechtigkeit. Möglicherweise handelt es sich nur um eine Erneuerung eines alten Rechtes, denn es lassen sich in Nordheim hinter der Kirche und am Südrand des Ortes Spuren einer Marktbefestigung fest- stellen. Da aber die alte Schwarzenberg´sche Seehausfestung daneben lag, war es allerdings unnötig Nordheim übermäßig stark zu befestigen. Die Ansätze zur stärkeren geschlossenen Siedlung sind allerdings zu finden. Das aus dem Schwarzenberg´schen Archiv und zwar aus einem Akt von 1607 stammende Papiersiegel mit der Inschrift: „S“ Des Gerichts und Dorfes Northeimb“ ist dem Stil nach in der Zeit vor 1600 entstanden. Es sei hier eingeschaltet, daß unter Wolf Jakob Graf zu Schwarzenberg, der Markt- Scheinfeld von Kaiser Rudolf II. am 13. Januar 1598 die Stadtgerechtigkeit und ein neues Wappen im vorderen Schildteil ebenfalls die Seinsheimer Spaltung erhalten hat. Vermutlich erhielt auch um diese Zeit das Gericht und Dorf Nordheim das Wappen. 41

Der Siegelabdruck und andere Schwarzenberger Urkunden beweisen, daß Nordheim um 1607 das Wappen geführt hat, darum war 1730 eine Neuverleihung anlässlich des Erwerbs der Marktgerechtigkeit nicht mehr nötig.

Inschrift: Des Gerichts = und Dorf Northeim

Mit diesem Siegel sind alle Gerichtsurkunden im Schwarzenberger Archiv gezeichnet.

Das Wappen ist heraldisch einwandfrei und künstlerich schön und seit über 300 Jahre mit Nordheims Geschichte verbunden. Nachfolgend einige Aktenfascikel, in denen das Siegel des „Gerichts und Dorfs Nordheim“ vorkommt.

Seinsheimer Archiv VII Klasse Zentbahrliche hohe Obrigkeit in der Herrschaft Seinsheim, benetlich zu Northeim, Hohen = und Niedern Cottenheim, Seehaus, Crassolzheim, Herbolzheim, Krautostheim, Marktbreit, Erlach und Kaltensundheim:

Lade 119. Nr. 9. ( Proiessus Criminalis contra Christinain Müntzerin, Simon Müntzers nachgelassene Wittib, zu Northeimb, welche um bezüchtigter Hexerey willen, zu Seehaus gefencklich angenommen, und endlich laudt angelegter Urphede, wider erlassen worden. anno 1593 )

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119/10 ( Fasciculus cum ribr.: anno 1596 ist Geörg Schmidt von Nordheimb wegen freventlich übersschrittener Siebner-Ordnung, ausgerissenen und zerschlagener Marksteins, Betrugh seines Nechsten, und anderer hiebey vorgefallener zenthbarer Mißethadten ins Seehäusische gefenckhaus gezogen und endtlich laut angelegter Urphede um 50 fl. gestrafft worden.

Das Wappen zeigt in seiner linken Hälfte das Seinsheim´sche bzw. später Schwarzenberg´sche Wappen weiss-blau gestreifte Balken. Die rechte Hälfte ist die sinnbildliche Darstellung des Nordwindes (Boreas) ein Kopf mit aufgeblasenen Backen, der bläst, also ein sprechendes Wappen.

Am 16.9.38 wurde an den Statthalter von Bayern Ritter von Epp Antrag auf Ver- leihung und Weiterführung des Wappens gestellt. Am 18. November 1938 erfolg- te die Neuverleihung und Weiterführung des Gemeindewappen durch den Reichsstatthalter Franz von Epp. Nach den Entwurf von Professor Hupp Schleißheim.

Weigansmühle

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Markt Nordheim, den G e m e i n d e r a t Markt Nordheim Post über Neustadt a. d. Aisch Kreis Scheinfeld

Betreff : Ortswappen

Der Papierabdruck des Siegels des Gerichts und Dorfes „ Northeim „ innerhalb des äuseren Lorbeerkranzes und des Schriftbandes :

Vorne fünfmal `Schild gespalten. Fünfmal von Silber und blau, hinten eine Darstellung des Nordwindes in Gestalt eines Kopfes mit fliegenden Haaren und aus dem Mund gehenden Windstrahl.

Die vordere Schildhälfte weist auf die früheren Ortsherrn und späteren Grafen von Seinsheim und auf die 1420 von diesen abgezweigten späteren Fürsten von Schwarzenberg die einen fünfmal bzw. siebenmal von Silber und Blau gespaltenen Schild führen.

Die hintere Schildhälfte ist redend, sie weist auf den Ortsnamen hin. Aus dem alten Siegelabdruck sind leider die Farben dieser Schildhälfte nicht zu entnehmen Da auch eine alte Beschreibung bisher nicht gefunden wurde, müßten diese Farben von neuem festgesetzt werden.

Zur Geschichte :

Geschichtliches über das Ortswappen ist bisher nicht bekannt geworden. Nach Mitteilung des Fürst zu Schwarzenberg´schen Archivobsicht erhielt Markt Nordheim erst um 1730 die Marktgerechtigkeit. Möglicherweise handelt es sich nur um eine Erneuerung eines älteren solchen Rechtes, denn es lassen sich in Nordheim vor allem am Nord=und Südrand des Ortes Spuren einer älteren Marktbefestigung feststellen. (Durch die Flurbereinigung zum größten Teil eingeebnet) nur am Pfarrgarten noch ersichtlich. Das aus dem Schwarzenberg´schen Archiv und zwar aus einem Akt von 1607 ausgeschnittene Papiersiegel mit der Umschrift auf dem Inschriftbans: „ S ( sigillum ) des Gerichtes und Dorfes Nordheim „ ist dem Stiel nach einwandfrei in der Zeit um 1600 entstanden. Es sei hier eineschaltet, daß unter Wolf Jakob Graf zu Schwarzenberg der Markt Scheinfeld vom Kaiser Rudolf II. am 13. Januar 1598 die Stadtgerechtigkeit ein neues Wappen – im vorderen Schildteil eben falls die Seinsheimer Spaltung – erhalten hat. 44

Vermutlich erhielt auch um diese Zeit das Gericht und das Dorf „ Northeim „ das genannte Wappen. Der Siegelabdruck und andere Schwarzenberger Urkunden beweisen, das Nordheim um 1607 das Wappen geführt hat, darum war im Jahre 1730 eine Neuverleihung anläßlich des Erwerbes der Marktgerechtigkeit nicht mehr nötig. Das Wappen ist heraldisch einwandfrei schön und außerdem seit über 350 Jahren mit Nordheims Geschichte verbunden.

Verleihungsurkunde :

Der Reichsstatthalter München den 18. November 1938 in Bayern

Ich verleihe der Gemeinde Markt Nordheim Bezirksamt Scheinfeld, das Recht ein eigenes Gemeindewappen zu führen. Das Wappen zeigt in einem gespaltenen Schild vorne eine fünfmalige Spaltung von Silber und Blau, hinten in Rot, oben einen Kopf mit fliegenden Haaren, ausdessen blasen Mund silberne Windstrahlen zum Schildfuß gehen. Der Ausführung des Wappen ist der anliegen- de mit meinem Genehmigungsvermerk versehene Entwurf zu Grunde legen.

Franz von Epp

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Dorfordnung aus dem Jahr 1663

Wir Johann Adolf, Graf zu Schwarzenberg, Herr zu Hohenlandsberg, Grinborn, Murau und Frauenberg, Ritter des güldenen Fließ thun kund Nachdem im vorigen verderblichen Kriegszeiten, die Dorf und Gemeind Ordnung unseres Dorfs Nord und Kottenheim in Abgang geraten, daß ich der Ehrbaren unser lieben getreuen Wolf Philipp Schmitt, Schultheißen, Georg Rabenstein Senoris, Andrea Sauders, des Gerichts, Sigmund Rückerts Siebner Amts, Hans Rabenstein älterer und Sebastian Brotwils jüngerer Bürgermeister zu besagten Nort=und Kottenheim Bey uns im Namen der gesambten Gemeindt abgelegter unter-thanige Bitt. Wir als Ihr Einiger Landts=ober und Dorf. Herr zur Fürderung gemeines Nutz und Wohlfahrth, zumalen aber zu abstell = und Verhütung der einreißender schädlicher unord- nungen und Mißbräuche, folgende neue Ordnung haben aufrichten lassen, Übergeben solche neue Ordnung Vorgedachten unsern Schultheißen, Gericht und Bürgermeistern, mit dem gnädigen befehligt und Landes-Vätterlicher Erinnerung , daß nicht allein sie und ihre Nachkommen in der gemein Ämbtern, sondern auch eine gantze Gemeind daselbst sich dernach richten, deroselben in allen Puncten und Articulen getreulich gehorsamblich und richterig nachleben und dawider keineswegs Thun sollen, so lieb einen jeden ist, unserer ungnadt und die angesetzte Strafen zu vermeiden und lautet die ordnung, Vorwortten und Wortten also: 1. Articul : Die Ehr Gottes und christliche Religion betreffend: Wehr die Göttliche Majestät, das heilige göttliche Worth, die heilige Sacramen- ten und was sonst göttlich und heilig ist heimblich oder öffentlich zu lästern, zu Verspotten oder darob zu fluchen oder zu schwöhren sich unterstehen wird, derselb soll mit allein nach gestalt der Sachen an Leib, Ehr und guth von hoch- gräflicher gnädiger Herrschaft wegen ernstlich abgestrafet werden, sondern es sollen auch der = oder die jenige, welche von ihren Nebenmenschen dergleich- en Mißethat sehen, hören und bey den Hoch = und Rüggerichten oder sonst bey Ihren vorgesetzten Beamten angezeigt hingehen lassen, nebenst der herrschaft- lichen Straf zugleich der gemeind jeder mit 5 Pf. vervallen ein.

Artic. 2. Wehr am Heylichen Sonntag, wie auch an gebottenen Feiertägen sich, oder die seinigen von besuchen der Kirchen anhören der Predigt oder Kinderlehr vorsetzlich abhalten, den gottesdienst Verachten, oder auch im Jahr nicht einmal zur Beicht und zum Tisch des Herrn kommen wird, derselbig soll vors erste mahl hochgräflich gnädiger Herrschaft 20, dem Gotteshaus mit 10, und der Gemeind mit 5 Pf. verbüßt und da diese Buß keine Besserung erwirket, die selbe demnächst von Hochgräflicher gnädiger Herrschaft geschärfet werden.

Artic. 2. Welcher Mensch, Jung oder alt, anstatt der Kirchen, dem Wirths = oder andern Häusern nachgehen, und wehrend den Gottesdienst unordentlichen Essens, Trinkens, Spielens oder dergleichen ungebühr pflegenwird, der jenige, wie nicht weniger, auch der = oder dieselbe, welche dergleichen

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Mißstände an ihren Nebenmenschen wissen und bei den Hochgerichten, oder sonst den beamten nit anzeigen sollen das erste mal hochgräflicher gnädiger Herrschaft mit 10 Pf. dem Gotteshaus mit 5 Pf. guter Heller, der gemeind mit 45 Pfennig verbüßt und das diese Buß keine Besserung würket, dieselbe von Hoch- gräflich gnädiger Herrchaft wegen geschärfet werden.

Artic. 4. E soll auch kein Wirth einen einheimischen unter der Predigt Wein reichen, ausgenommen Kindbetterin und wißentlich Kranken-leuthen, der Wirth, so dawider thut, soll, soviel Gäst, soviel 10 Pf. gnädiger Herrschaft, auch soviel 5 Pf. dem Gotteshaus und soviel 45 Pfennig der gemeind verbüßen. Hette aber der Wirth und die Gäste das nicht zu gezahlen, so soll uff frischer That, Wirth und Gäste miteinander ufgehoben und ins Gefängnis geleget, auch darin solang bey Wasser und Brot gelassen werden, bis wohl abgebüst und dergleichen forthin nit mehr zu thun restiglich angelobet haben.

Artic. 5. Wehr auch an den Sonn und Festtägen unter wehrendem Gottes- dienst ins Holz nach Obst, nach Reisern, Weiden, Vogelnästern oder dergleichen üppig-keiten gehen und darüber betreten wird, der solle dem Gericht mit 45 Pfennig verbüßt werden, gnädiger Herrschaft Straf vorbehalten.

Artic. 6. Ferner soll ahn den Sonn = und gebottenen Feyertägen alle unziem- liche Handierung: insonderheit aber graßen, mehen, schneiden, heuen, schmie- den, Hanf ausklopfen, in die Mühl fahren, Brod backen und dergleichen Arbeit bei Straf 20 Pf. gnädiger Herrschaft und 5 Pf. der gemeindt ernstlich verbotten seyen. Viele aber in der Heu und Traid Ernd ein solch ungewitter ein, das Noth halber ein übrigs geschehen müßte, solchen falls soll bey den beamten und Pfarrern erlaubnis gesuchet und da dieselbe erfolget, die Nothdurft mit Rettung Heu und getreids in Gottes Namen verrichtet werden, außer derselbigen Erlaubnis bleibts bey vorernannter Straf.

Hoch und Rüeggericht

Artic. 7. Bey den Hoch = und Rueggerichten, sollen alle und Jede unthertanen Schutz-Verwandten und Hausgenossen, soviel deren dahin gehörig sein bei den aid und Pflichten, damit sie hochgräflicher gnädiger Herrschaft verbunden zu rechter Zeit gehorsamlich erscheinen und all dasjenig was Ruegbar und ihnen bewust ist ohne einigen Hinterhalt, auch ohne einig ansehen Brüder, Schwäger = gevatter oder anderer Freundschaft der Wahrheit gemes umständlich anzeigen. Da jemand solches unterlassen und dessen überwiesen wird derselbe soll hoch- gräflicher gnädiger Herrschaft zum ersten mahlen in 10 Pf. und der gemeind in 45 Pfennig Bus verfallen sein. Wo aber dergleichen Verschweigung mehr geschehen und dabei ein ungehorsamber böser Vorsatz erscheinen wirdt stehet die Scharfung der Straf hochgräflicher Herrschaft bevor.

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Artic. 8. Derjenig Unterthan, Schutz-Verwandt und Hausgenoß, welcher das verkündete Hoch = und Rüggericht nicht zur rechten Zeit besucht, und durch Krankheit nicht abgehalten wird soll sein ausbleiben vors erstmal gegen Hoch- gräflicher gnädiger Herrschaft mit 10 Pf. und gegen der gemeindt mit 45 Pfennig verbüsen. Würde dann das ausbleiben aus Trutz und ungehorsam zum ander- mahl beharret, so hat gnädiger Herrschaft mit härterer Straf denselben zu schuldigen gehorsamb zu führen.

Artic. 9. Alle Jahr soll ein neuer Dorfs oder Bürgermeister erwehlet, welcher nebst dem aus vorigen Jahr überbleibenden älteren Bürgermeister einer Gemein in allen Händlen und Sachen, so eine gemeindt zu Verhandeln und zu schaffen hat, getreulich Vorsein, deroselben Zins und Einkommen eintreiben, mit den Ein- nahmen, sowohl als den Ausgaben dasjenige was der Gemeindt Notdurft oder Nutzen erfordert, mit besten Fleiß treu verrichten, auch darüber jährlich vor hoch- gräflicher gnädiger Herrschaft abgeordneten gebührende Rechnung tun und dem im Schluß befindlichen Rest entweder sobalden bahr uflegen oder aber zur genüge beweisen, und das mit allem angewendeten Fleiß mit bahr zu erheben gewesen, wehr daran säumig erscheint, soll es gegen hochgräflicher Herrschaft mit 10 Pf. und gegen der gemeindt mit 45 Pfennig verbüßen.

Große gemeine Magel

Artic. 10 Zu Walpurgis, Jacobi, und Martini werden die drei große Magel ge- halten, und entweder durch den gemeindt Knecht ein Tag zuvor öffentlich be- schrien, oder von Haus zu Haus angesagt werden, welcher demnach, wann sein Namen bei der Magel verlesen wird, nicht persönlich vorhanden noch sein anwesen bejaen, hingegen weder Krankheit noch anderer erheblicher ursachen halber rechtmäßige Entschuldigen haben wird, der soll der gemeindt mit 45 Pfennig verfallen sein.

Artic. 11. Wehr dann zur Magel gehet, sie sein groß oder klein, der soll gehen ohne Gewehr, auch ohne Beil, herhammer und ohne einig anderer Waffen wie das Namen haben mag, ausgenommen ein Brodmesser, vermög alten herkommens bei Straf von 45 Pfennig.

Artic. 12. Ein jeder so bei den Mageln etwas zu rügen hat, soll solches den Richter, Schultheißen und Bürgermeister bei seiner Wahrheit bescheidentlich vortragen bei Straf von 45 Pfennig.

Artic. 13. Wann sonsten zur gemeindt geläutet wird, es sei am Tag, wann es will, so soll ein jeder gemeindt-Mann, er sein im Haus oder uf den Feld, alsobalden zur gemeindt eilen und was dabei zu verrichten vernehmen bei Straf von 45 Pf.

Artic. 14. Bei denen gemeinen zusammenkünften aber soll gute ordnung, und von denes gebühret, still schweigen gehalten werden,

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damit dasjenig was vorgebracht wird, notdürftig könne gemerket werden, auch sonsten keine unordnung erfolge bei Straf von 45 Pf.

Artic. 15. Wehr einen Hader bei einer gemein anfängt, oder einen zum Hader reitzt, mit scheldworten angreift oder Lügen straft soll einer gemeindt sobalden mit 5 Pfund verfallen sein, die herrschaftlich Straf vorbehalten.

Neue Unterthan oder Hausgenossen

Artic. 16. So sich einer zu Nort = oder Kottenheim häuslich einlassen will, es sei ein Bürger oder Hausgenosse, der soll erstlich von hochgnädiger Herrschaft erlaubnis erlangen, und darüber schriftlichen Schein aufzulegen haben, alsdann auch bei Schultheißen und Bürgermeister sich anmelden und denselben seine Ankunft, ehrlichen Namens, und bis daherigen wohlverhaltens. Halber beglaubte Kundschaft immer den nächsten 14 Tagen vorweisen, damit man wisssen möge was man vor Leute in der gemeindt und im Dorf habe bei Straf von 5 Pfund.

Artic. 17. Wann ein neuer Unterthan die herrschaftliche Erlaubnis und zugleich genugsame Kundschaft, jetzt gemeldermaßen vorgebracht haben, sodann demselben das gemeinde Recht verliehen wird, so soll er bei der gemeindt wie von alters herkommen mit einem Viertel Weins was es jedesmal gilt angenommen und höher nicht beschwehret werden.

Artic. 18. Wer aber einen Hausgenossen, oder frembten zur Herberg einnimmt und solches in den ersten drei Tagen gnädiger Herrschaft oder dem Beamten wie auch Schultheißen oder Bürgermeister nicht anzeigt, der soll gnädigster Herrschaft mit 10 Pfund und der gemeindt mit 45 Pennig verfallen sein.

Artic. 19. Wann auch die Anzeig wegen des Hausgenossen geschehen, und demselben der Schutz von der Obrigkeit zugesagt ist, so soll derjenig, welcher den Hausgenossen, es seyn Mann oder Weib einnimbt, der oder dieselben gegen gnädiger Herrschaft, und einer Gemein versprechen und Bürg dafür sein daß keinen Teil seinetwegen, einiger Schadt zuwachsen, wer das nicht thut, soll einer Gemeind mit 5 Pfund verfallen und gnädiger Herrschaft wegen ihres Inter- resses ferner er Erkenntnis und Straf vorbehalten sein.

Artic. 20. Nit weniger soll der Hausgenosse bei der erstfolgenden Magel mit zur gemeindt gebracht werden, auf das er alda öffentlich an den Richter-Stab, wie von alters herkommen, angelobe, mit allein gnädiger Herrschaft und einer gemeindt, getreu, gehorsamb und gewertig zu sein, sondern auch diese Dorford- nung, solange er des Ortes verharrt, gemes zu leben, welcher Hausvatter oder Hausgenoss sich widersetzt, soll gegen einer Gemeindt mit 5 Pfund verbüsen und fernerer Erkenntnis gnädiger Herrschaft verfallen seyn.

Artic. 21. Ferner soll ein jeder, der Ehehalten, Knecht oder Magd aufnimmt, in den ersten 8 Tägen nachdem sie aufgetreten seyn,

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diesselben vor dem Schultheiß bringen. Vor dem sollen sie angeloben recht zu geben und zu nehmen, auch derr Herrschaft verbot und gebot gehorsamblich zu geloben, welcher solches übertritt, und seine Ehrhalten in bestimbter Zeit nit angeloben läßt, derjenig soll mit allein der Gemeind mit 5 Pfund busfällig sondern auch in solchen Sachen, so sich der Ehehalt wegen, demnächst zu tragen mögen, vor dieselbe zu stehen und anstatt ihrer, abtrag und Vergleichung zu tun schuldig sein. Gleichergestalt, soll es der Schafmeister zu Seehaus mit seinen Ehehalten und gesinnt auch halten und dieselben den Schultheißen wie vorgemelt in den ersten acht Tagen nach ihren Antritt vorstellig machen bei Straf von 5 Pfund.

Artic. 22. Item soll auch jeder Hausvatter sein Kind, so in seinem Brodt ist in allen Gebotten und verbotten oder anderer rechtlichen Sachen vertreten oder so es unmündig, ins Recht geloben lassen.

Von Feuers Not

Artic. 23. Wann Feuer, das Gott gnädiglich verhüten wolle, auskommen sollte, so soll mans nith allein alsbalden laut beschreien, sonder auch sogleich zu den Glocken laufen und Sturm läuten, welchem nach ein jeder unverzüglich sich hinzumachen und nach bessern seinem Vermögen treulich retten helfen, wer das nit thuet soll gnädiger Herrschaft mit 40 Pfund und einer gemeindt mit 10 Pfund verbüßet werden. Und wo einer sich hierwider freventlich erzeigt wird gnädiger Herrschaft mit harter Straf gegen ihn verfahren und die Gebühr zu verfügen wissen. In welchem Haus das Feuer auskommen wird, dessen Besitzer soll hochgnädiger Herrschaft Vier und der Gemeindt einen Gulden unnachlässig zur Straf geben und diese darum, daß er desto mehr Ursach haben, in dem seinigen, vor der Zeit die Feuers-Gefahr und den Schaden mit höchsten Fleiß zu verhüten. Wer aber ein Feuers-Brunst vorsätzlich verursacht, und gedachter Besitzer des Hauses oder die seinigen an solcher böser Tat schuldig zu sein befunden würden, so bleibt gnädiger Herrschaft die härter Straf nach der Carolinischen Hals- Gerichts-Ordnung vorbehalten.

Artic.25. Wer in seinem eigenen, oder in seines Nachbarn Haus oder Stallung eine Feuersgefahr ersehen und die nit alsobalden überlaut beschreien und zur Rettung kund machen wird, der soll gnädiger Herrschaft mit 30 und einer Gemeindt mit 10 Pfund verbüßen.

Artic. 26 Ferner soll in Scheunen-Stallungen oder anderen Orten wo durch Feuer leicht Schaden geschehen kann, Tabak rauchen trinken, und das Feuer oder aschen von sich werfen, zumal die erfahrenheit leider bezeuget, daß daraus viele und sehr schädliche Feuers-Brünste entstanden seyen, sowohl auch wer es sehen und bei der Obrigkeit nit anzeigen wird, die sollen gnädiger Herrschaft 30 Pfund und einer gemeind 10 Pfund unnachlässig zur Straf geben.

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Artic. 27. Bei heißer Sommers = und insonderheit bei der Erndtzeit, da die Leute meistenteils ufm Feld sein, soll jeder Haus-Wirth vor seinem Haus ein wohlverwahr- tes Geschirr mit Wasser angefüllt uff allem Nothfall in bereitschaft stehen haben, und ohne dasselbe sich keinen Tag finden lassen bei Straf von 15 Pfund.

Artic. 28. Wer sich unterstehen wird, mit brennenten Strohschüten, oder Spähn- lichter, ohne genügsamer Verwahrung über die Straßen zumalen aber durch enge Gassen, oder an solche Ort zu gehen, wo Stroh, Heu sobald berühret und in Brand gesetzt würden mag, wer auch solche Tat sehen, und nit sobald ahnden, noch anzeigen wird, der soll sowohl als der Thäter einer gemeindt mit 10 Pfund verbüßet werden. Die Herrschaft Straf vorbehalten.

Artic. 29 Imgleichen wer ein Feuer holet, und nit bedecket, noch sonst zur Notdurft verwahret, sondern unverdecket über die Straßen träget, der ist, sowohl auch derjenige, welcher solchen Menschen das feuer bloshin ohne Stürz oder anderer Vermahnung hingibt der gemeindt mit 15 Pfennig Bus fällig.

Artic. 30 Keiner solle bei der Nacht in der Scheuer bei dem Licht dreschen, noch weniger fämel, Hanf oder gespünnst machen, im ofen oder Stuben dörren, noch sonst bei Licht zurichten. Wer dagegen tut, solle der gemeind zu unnachlas- siger Straf 5 Pfund Geld verfallen sein und überdas in herrschaftlicher Straf stehen.

Feuer – Beschauer

Artic. 31 Damit aber der Feuersnot, soviel wie möglichst vorgebauet und der daraus erwachsener Grund verderblicher Schad verhütet werde, so sollen nach altem Herkommen jährlich 2 Feuerschauer zur rechten Zeit erwählet und mit eidespflicht dahin verbunden und angewiesen werden, daß sie jährlich dreimal alle und jede Häuser zu Nort = und zu Kottenheim, auch sogar Pfarr = und Schul- häuser, keines ausgenommen, ohne eigene Scheu, geträulich visitieren und uffs genauet besichtigen, Da sie dann in ein = oder dem anderen Haus Fahrlässigeit oder Mangel, es sei an den Feuerherden, Rauchfängen, Stuben oder Backöfen spühren, sollen sie nit allein den Hausmann, oder Hausfrau in gegenwart dabei- führen, sie darum strafen und ihnen die ungesäumte Besserung in bestimmter gewisser zeit bei Straf auferlegen, sondern auch das befinden, sobld die visitier- ung verrichtet, Schultheißen und Gericht anzeigen, damit sie auch wissenschaft von ein und anderer Beschaffenheit erlangen und nebst den Feuerschauern daran seyn, daß die abstellung der Mängel oder Gefahr unfehl-bar erfolgen. Wer aber uff die Feuersschauer Warnung nichts geben, sondern die Gefahr oder den Schaden, einer Gefahr und Schaden sein lassen wird, der soll nach umlauf des erst bestimmten Termines der Gemeindt ohne Verzug mit 5 Pfund Geld vor dem andern Termin mit 10 Pfund Geld verbüßt werden, will er sich dann noch nit bequemen, so soll derselbe sobalden gnädiger Herrschaft angezeigt und gegen ihn andere zwangsmittel gebraucht werden. Erwehlter Feuerschauer amt aber und Pflicht soll eigentlich daraus bestehen: Nemblichen, daß sie achtung geben:

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1., auf unsauber gefährliche Schlöthe, 2., auf ungehobe Backöfen 3., daß man nit Stroh auf die Backöfen lege 4., dieselbe auch nit mit Stroh bedecke, 5., keine Späne auf die Öfen lege, 6., kein Holz zum dörren reinlege, 7., keine Kohlen mit der warmen Aschen auf die Böden schütte 8., kein Heu oder Stroh in den Häusern, absonderlich in den Cammern wo die schlöth oder Rauchfäng durch oder ausgehen, in Summa alles so eine Feuers- gefahr nach sich ziehet, sollen sie ändern und bessern, wo sie nun ihrem amt das Jahr über treu und fleißiglich nachkommen, so sollen sie von ihrer Mühewaltung die gewöhnliche erkenntnis empfangen, wo aber bei ihnen unfleiß und unacht- sam erscheint, so sollen sie in gnädiger Herrschaft Straf stehen und ein jeder ohne dies der gemeindt 45 Pfennig Bus bezahlen, auch mit Schand und Spott des amts entsetzt werden.

Vom Auflauf und Stürmen

Artic. 32. So sich etwa ein Auflauf im Dorf oder Markung zutragen, und man die Sturm-Glocken ziehen wird, so soll ein jeder mit seinem Gewehr alsobald dem auflauf zueilen, er sei im Feld oder Dorf bei vermeidung der hohen Bus der 30 Pfund Geld Straf, kann er mit eides Pflichten erhärten, daß er den Sturm Klang nit gehört, oder den lärmen nit gesehen, so ist er vermög alten Herkommens der Straf befreit.

Artic. 33 So einen Nachbarn nächtlicher weil dieblich eingebrochen, oder eingestiegen, oder auch sonst derselbe in seinem Haus von bösen Leuten vorgewaltig würde und der nächste oder sonst andern Nachbar des Diebes oder Gewaltigers innen würden, oder dessen handfest oder mächtig sein könnten, so sollen der, oder dieselbe ihn nit allein aufhalten, sondern auch die sechs nächst gesessenen Mann, als die drei ob ihn und die drei unter ihn um Hilfe und Zeugnis aufwecken, welche nächstgesessenen sechs Mann, dann verpflichtet sein sollen, alsobalden beyzuspringen bei Vermeidung der hohen Bus der 30 Pfund Geld.

Artic. 34 Wehr auch auch sonst sehen, oder hören wird, daß ein auswärtiger, zu Northeim oder zu Kottenheim im Dorf oder auf der Markung freventlich wider die gebühr und Billigkeit handelt, derselbig soll ihm zum rechten fangen und dem Schultheißen verpflichten lassen um solche seine Handlung des Ortsrecht zu geben, und zu nehmen, nachdem die Sach und Ursach beschaffen ist, wär aber derjenige gar nit seßhaft noch begütert, solchen falls solle er es Verbürgen, oder in Haftung gezogen weden.

Artic. 35 Wann der gemein-Knecht oder Flurer im Dorf oder auf der Markung jemand befindenten schadens, fahrens oder andershalben, handfesten oder Pfänden wollte und allein nit mächtig genung wär, solche Handfesten oder

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Pfändung zu richten, so sollen diejenigen so im Dorf oder Feld sein, ihm auf sein zuschreien beispringen bei Straf von 5 Pfund oder mehr nach Beschaffenheit der Sachen und der gemeine Diener soll an der Straf den 3.ten Pfennig haben, man habe ihn gleich geholfen, oder er hats allein getan nach altem Herkommen.

Artic. 36 Welcher einen gemein Knecht schlägt, oder sonst ungebührlich hält, der ist der Gemeind mit 10 Pfund Bus fällig, hochgnädiger Herrschaft vorbehalten. Hingegen wo ein gemein-Knecht oder die Jungen sich dem Schultheis oder Bürgermeister freventlich widersetzen wollten, der soll jeder mit 2 Pfund verfallen sein.

Vom bauen

Artic. 37 Zu einem neuen Haus- oder Scheunenbau, sollen einem jeden Bürger von der Gemeind 20 Bauhölzer, würde aber der Bau nur umgelegt 10 Bauhölzer, zu einen Schweinestall so er einfach ist 3 zu einen zweifachen 6 zu einen 3 fachen 9 Bauhölzer geben. Davon soll er den Holzweiser geben von jedem Stamm 1 Kreuzer alles vermög alten Herkommens.

Artic. 38 Wann einer seinen angewiesenen Stamm oder gerten Holz in 2 Monaten nach der Anweisung nicht aus den Schlägen räumt, so ist es der Gemeind wieder verfallen.

Vom Schaden der Nachbarn

Artic. 39 Wann einer dem andern im Feld schädlicherweis überackert oder übermehet, oder überschneidet, der solle nebst Erstattung des zugefügten Schadens einer gemeind wie von alters Herkommen mit 3 Pfund verfallen sein und über das in hochgräflicher gnädiger Herrschaft Straf: wie auch der verord- neten Siebner Bus stehen.

Artic. 40 Nichts weniger solle der, welcher dem andern in seinem Gut graßet, der Gemeind mit 45 Pfennig verfallen und nit weniger, dem das Gras gehört zu billig mäßiger Vergleichung verbunden sein.

Artic. 41 Im gleichen solle wer dem mehen das Kümmel ausraufen, vermög alten Rechtes einen jeden ganz und gar verbotten seyn, bei unausbleiblicher Straf von 45 Pfennig.

Artic. 42 Will sichs ehedessen viel Stritt das Heu Einführens halber erheben, so sollen die Bauern, wann sie forthin Heu oder Grummet einführen, vermög alter Ordnung den Vordergaul, so lang man ladet, hinten an den Wagen binden bei Straf 45 Pfennig.

Artic. 43 Wann ein Bauer einen uff seinen Acker oder Wiesen schaden tuet, mit fahren und solches umgehen könnte, so ist die Straf 2 Pfund Geld und er solle nach Bewandnis des Schadens, den Beschädigten billigen abtrag tun.

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Artic. 44 So einer Holzgelender oder Wellen an seine Güter, um sie zu vermach- en führend, ein anderer aber davon viel oder wenig ungebührlicherweis hinweg- tragen, und darüber ergriffen oder beschrien wird, so ist er nebst Erstattung des entfrembteten einer Gemeind 5 Pfund zu erlegen schuldig, hochgräflicher Herrschaft Straf vorbehalten.

Artic. 45 Welcher vor Michaeli, oder Abführung des Grummeths, noch Gele- genheit der Zeit, nicht allein in andere, sonder auch in seine eigenen Wiesen mit seinem eigenen Vieh treibet, ehe den der Hirt, vermög alten Rechten solches besuchet, der soll es einer Gemeind mit 3 Pfund, so oft es freventlich geschiehet verbüßen.

Artic. 46 Einen gleichen Verstand hatts mit den Stüpfeläckern, daß dieselben ehenter mit zu betreiben sein bis die Garben vom Acker kommen und der Acker geleret sein wird bei Straf von 45 Pfennig sooft einer dagegen frevelt.

Artic. 47 Niemand solle in dem Dorf Northeim, dem alten Verbot zuwidder über den Graben, oder sonst über eine Steeg steigen, es herrsche denn große Noth, als Sturm, Feuer oder Wassernoth, bei Vermeidung von 5 Pfund Geld Straf.

Artic. 48 Welcher Einheimischer oder Fremder einen Weg über die Felder machet, da kein Weg ist, der solle vors erste mal wenn er gehet mit 15 Pfennig wann er aber fährt mit 4 Pfund, lest er dann nit nach mit noch soviel gestraft werden.

Von den Pfründen:

Artic. 49 So ein Nachbar bei den großen Mahlen, wann man die Pfründ ausschlägt, ein oder mehr Stück Vieh gefehrlicher weise verschweiget, und solches nach Anlegung der Pfründ ausgegangen wird, so soll derselbe, da er das Kleinst verschweiget, das beste Haupt-Stück Vieh verfallen sein und dies nach alten Rechten.

Artic. 50 So ein Gemeind-Mann ein Vieh auf drei Tag, darinnen die große Magel gefallen, als Walburgi, Jakobi, und Martini herein trieb, so solle solches auf dieselbe Zeit verpfründen, gehet es aber hierauf insgemein, so verpfründet ers aufs künftig, wie gebräuchlich.

Artic. 51 Hat jemand ein Schweinlein, so über neun Wochen alt, so ist er solches auf der nächsten Pfründ zu verpfründen schuldig, er treibts unter den Hirten, oder halte es im Stall, vermög alten Herkommens.

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Von gemeinen Rechten

Holz - Obst und Aichelnutz.

Artic. 52 Wanns Aichel gibt, so hat vermög alten Rechtens ein Bauer eines mehr als ein Hecker einzuschlagen. Item, so läßt man einen Pfarrer 4 Stück Pfründ frei an Rindvieh in der Aichel Mast, soviel als ein Hecker und einen Schulmeister 1 Stück Rindvieh und Schwein und ein Stück ins geäckerig. Schmied, und Hirten auch Flurer wird nach proportion der Aichel auch etwas mit eingeschlagen.

Artic. 53 So jemand ins Holz gehet, und Holz so nit sein ist abhauet, der ist der Gemeind, wann der Schad gering, 3 Pfund wär aber der Schad groß mehren Straf zu geben und daneben das Holz nach erkanntnus zu bezahlen schuldig.

Artic. 54 Welcher ein Hegreis abhauet, ist ein Einwohner, so gibt er 10 Pfund, ist ein auswärtiger 20 Pfund Straf.

Artic. 55 In dem Gemein Holz, wenn die Läub ausgegeben werden, soll ein jeder soviel Gerten Holz er hat, soviel Reißer stehen lassen, bei Straf 5 alter Pfund Geld, hauet er aber ein altes ab, so ist die Straf 10 Pfund Geld.

Artic. 56 Vor Skt. Walburgis Tag soll man das Holz hauen und vor Pfingsten herausfahren, welcher das nit thut, soll das Holz verfallen sein.

Artic. 57 Keiner soll das Holz so von der Gemeind bekommt verkaufen bei Straf von 10 Pfund Geld.

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Artic. 58 Welcher einen ander sein abgehauen Holz gefährlicher Weise hinweg traget, oder führet, der ist der Gemeind 5 Pfund verfallen, gnädiger Herrschaft Straf vorbehalten.

Artic. 59 Niemand soll sich unterfangen, Obst oder Eichel im Wald oder Feld aufzulesen, es sei denn vom Bürgermeister und Gemeind geöffnet.

Artic. 60 So jemand seinen Nachbarn im Garten an Obst oder auch mit graßen, oder auch an Bäumen auf dem Feld thuet und angezeigt würde so ist er zur Straf alten Herkommens gemäß ohne fernerer Umfrage 5 alten Pfund verfallen und den Schaden darüber zu ersetzen schuldig.

Von Hirten und Schäfern.

Artic. 61 Vermög alter Gemeindt Ordnung soll der Schäfer 9 Tage vor St.Georgi von den Wiesen bleiben bei Straf von 5 Pfund alten Geld.

Artic. 62 In der Ernt-Zeit solle der Kühe-Hirt 3 Tage vor allem Vieh und Schäfer, in die Stupfel, und Herbstzeit in die Wiesen vermög alten Rechtes einfahren, wer dawider tut ist verfallen 5 alter Pfund Geld.

Artic. 63 Schäfer und Hirten sollen die jungen Schläg gänzlich und gar verboten sein. Dem Hirten bis ins dritte, dem Schäfer bis ins sechste Jahr bei Straf 10 Pfund alten Geld.

Artic. 64 Keiner soll von aufgestrichenen Gemeind-Wasen das Heu an anderer Ort verkaufen, es ist denn daß niemand im Dorf solches kaufen will bei Straf 5 Pfund Geld.

Artic. 65 Wer Wasen oder andere Gemeind-Güter in bestand bekommt, der soll das Bestand-Geld halb auf Jakobi und halb auf Andrea bei Straf von 5 Pfund zu entrichten schuldig sein.

Artic. 66 fehlt Eintrag.

Artic. 67 Welcher einen Gaul hette der Rotzig oder Reudig wäre, demselben sollen alle Wasen verbotten sein bei Straf von 10 Pfund Geld.

Artic. 68 Keiner soll Weiden abschneiden bei Straf von 15 Pfennig haut er aber einen Koppen ab so ist die Straf 5 Pfund.

Artic. 69 Welcher einen wilden Obstbaum im Feld abhauen oder verderben würde der solle unnachlässig gestraft werden um 10 alten Pfund Geld.

Artic. 70 Wegen der Arbeiten der Leute, sollen alten Herkommens nach, jedesmalen zu Jakobi zwei von den Bauern und zwei von den Taglöhnern einen abtritt nehmen und einen billigen Lohn machen und wie diese, so dann fürders bei der Gemeind auf das Jahr gemacht würde, darüber soll keiner im geringsten

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mit Lohn noch Essen schreiten bei Straf 10 Pfund. Hochgräflicher gnädiger Herrschaft und der gemeind 10 Pfund.

Artic. 71 Welcher einen Bock, Geis oder Stuben-Betzen haben und erziehen will, ob er solchen im Stall behaltet, wie denn vermelte Stuben Betz aufs Feld zu nehmen ganz verboten sein solle, so solle er jedoch solches, dem kleinen Vieh gleich verpfründen, widrigens, da er solchen mit ins Feld nimmt und betrethen würde, so solle solcher der gemeind gänzlich verfallen sein.

Metzger

Artic. 72 So ein Metzger ungerechtes guth nach Northeimb treibt und metzelt, ist er mit 20 Pfund Bus verfallen.

Artic. 73 Wann ein Metzger pfümmiges Fleisch vor guth Fleich verkauft, so ist die Straf 20 Pfund. Wenn ein Metzger sein Fleisch unbesichtigt und ungeschätzt verkauft ist er 10 Pfund Bus verfallen.

Artic. 74 Wenn auch ein Metzger das Fleisch höher als es ihn geschätzt ist verkauft so ist die Bus 10 Pfund.

Bäcker.

Artic. 75 Item so ein Beck sein Brodt zu klein bäckt, so soll ihm dieselbige Hitz broth gar genommen und den armen Leuthen gegeben werden. Wenn ein Beck sein Brod zu klein bäckt also zu kleinen gewichts gebrauchet, daß es nit so schwer wie das Windsheimer Gewicht, soll er mit 10 Pfund bus verfallen sein und jetzt vermelter Metzger und becken bußen soll halb hochgerichtlicher Herrschaft und halb der gemeindt sein.

Bier = u. Weinschenken.

Artic. 76 Wer da Wein oder Bier schenket, der soll von Michaelis bis auf mittfasten über acht uhr in der Nacht und von mitfasten bis auf Michaelis über neun uhr in der Nacht keinen Gast mehr Wein geben. Der Wirt so dawider tuth soll sowohl als der Gast jeder mit 10 Pfund halb der Herrschaft und halb der Gemeind verbüßt werden. Es soll auch über jetzt besagter Nachtzeit kein Wirt mehr Wein aus dem Haus geben es sei denn vor Kindbetherin oder Kranken bei erst vorgemelter Straf.

Bürgschaft.

Artic. 77 Item, es soll kein Einwohner zu Nort oder Kottenheim vor einem aus- wärtigen, der nit hinter Hochgräflicher Herrschaft sitze Bürg werden. Wer dawider thut soll gnädiger Herrschaft mit 30 Pfund und der Gemeindt mit 10 Pfund verfallen sein.

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Verkauf unbeweglicher Güter auf North = und Kottenheimer Markung.

Welcher Einwohner zu North – oder Kottenheim einen aus aus herrischen unbewegliche Güter, so in ihrer Markung liegen zu kaufen geben, der soll die Güter gegen gnädiger Herrschaft verwirket und verloren haben, auch daneben der Gemeind mit 10 Pfund verfallen sein.

Kauf und Verkauf.

Wer kauft oder verkauft, aber es beim Amt nit in Monatsfrist anzeigen wird, der verliert dasselbe Gut. Wer über zehn Morgen Ackers in einem Feld hat, der soll sein Gut selbst bauen und es soll mit ihm gehandelt werden wie mit anderen Bauern.

Der Zehnt.

Wer an seinem Zehnt geben betrüglich oder vorteilhaft erfunden wird, dem soll der Zehnt heimgewiesen und exemplarisch abgestraft werden. Auch soll kein Vieh auf einen Acker getrieben werden, wo die Zehnt Garben noch liegen bei einer Straf von 5 Pfund.

Die Gemeind Metz.

Welcher die Gemeind-Metzen über Nacht im Haus behält und nit wieder in das Schultheiß Haus träget, oder aber grob hin und her wirft, oder aber sich darauf setzet und werfet, der soll 45 Pfennig verfallen sein. Damit man aber wissen möge wo die Metzen sei oder bleibe, so soll der so sie abholt nach altem Herkommen ein Pfand hinter sich lassen bei einer Straf von 20 Pfennig.

Wann der Bürgermeister in Einbringung ob vermelder Bus - und Strafen säumig erscheinen, oder einen anders halten wollen als den andern, so sollen sie die Bußen und Strafen aus ihrem Beuteln zweifach bezahlen, halb gnädiger Herrschaft und halb der Gemeind.

Diese Gemeind Ordnung soll der Schultheiß jährlich bei den großen Mageln, wo die Gemeind beisammen ist zur Wissenschaft und Nachricht ordentlich ablesen lassen.

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Schluß – Verfügung.

Dessen zu wahrer Urkund haben wir Johann Adolf Graf zu Schwarzenberg diese Ordnung, welche jedoch, Wir als Herrschaft nach Gelegenheit der Zeit und Sachen, zu mehren zu mindern und zu ändern uns vorbehalten und dieselbe also einer Gemeind zu Nort und Kottenheim sich darnach haben zu richten überantworten lassen.

So geschehen und gegeben am Tag des heiligen Apostel Mathia im Jahre 1663

( Siegel )

Nota Wann ein ausländischer solche Güter eines an sich bringet und kein Untertan von Nort – und Kottenheim ist so ist man soches zugeben nit schuldig.

Einkommen der Gemeind – Schmiede

1 ½ Morgen Wiesen am Geroldsbach, 1 ½ Morgen an der Etzwiesen.

Der Gemeind – Hirten und Haus.

4 ½ Morgen Wiesen, der Hirten Nutz genannt, der Stierbach oben der Winds- heimer Weg, unten die Höller-Wiesen. Und gehöret solches Haus am unteren Tor, wodurch man fahren kann und muß und das Tor, beschlossen macht und gebaut ist, gibt der Hirt der Gemeind zu jährlicher Abnutzung daraus 1 Gulden. ( 1 Gulden war 1,71 Mark bis 1871 noch Zahlungsmittel )

Der Gemeind zu Northeim

Hat einen Platz oben im Dorf worauf ehedem eine Roßmühl gestanden, stoßt oben an die Wassermühl, untern Hans Georg Jordan uf der einen Seiten der Bach und außen an den Weg. Ein bürgerliches Straf Haus, so oben einen Gang gehabt mitten im Dorf uf der Kirchmauer stehend, vor der Linden, worauf ehedessen die Nachtwächter bei Nacht ihre Wohnung gehabt haben.

In der Dorfordnung ist ein Verzeichnis der Hutungen, die gemeinsam von den Dorfschaften Nordheim, Krassolzheim Krautostheim und Herbolzheim genutzt werden sowie der Wälder Weiher und des Gemeindegrundes. Beim Verstrich von Gemeindeland mußte der Streicher einen Bürgen stellen oder das Geld sofort auf den Tisch legen ( vermeld alten Herkommens )

Im Jahr 1663 bestand Northeim aus 44, und Kottenheim aus 18 Hofreithen = Anwesen.

Ein geschichtlicher Streifzug durch die Auswirkungen von Kriegen und Kriegszeiten in der Nachbargemeinde

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Ulsenheim an Hand alter Urkunden.

Im Bauernkrieg 1525 kamen die Ulsenheimer glimpflich davon obwohl sich die Bauern recht aktiv beteiligt und hervorgetan haben. Denn wie es heißt waren es die Hauptleute der Bauern insbesondere der von Welbhausen Ulsenheim und Ergersheim die in Uffenheim auf das Rathaus gingen und die Räte der Stadt fragten, „ob sie nun willens seien mit ihnen zu ziehen“ nachdem die Haufen der Bauern schon in der Stadt waren. Der Niederlage der Bauern folgte die bekannte grausame Strafe des Markgrafen Casimir mit zahlreichen Enthauptungen. Die Ulsenheimer wurden mit einer Geldstrafe von 4000 Gulden belegt. Der Dreißigjährige Krieg brachte dem Ort vermutlich die weitaus größte Not und das schreckliche Ende und Elend seiner Geschichte. Bereits Ende September plünderte erstmals ein in der Gegend verschlagener Heerhaufen die Dörfer Mörlbach Ergersheim Seenheim Ulsenheim Neuherberg und andere Orte und zog mit einer Beute von 4000 Stück Vieh, Schafen und Pferden nach Wertheim weiter. In den Bürgerrechnungen von 1626/27 erscheinen zahlreiche Posten von „ Boten- löhnen“ die die Gemeinde laufenden Boten gewährte um die Bewegungen und den Anmarsch von Kriegsvölkern frühzeitig zu erfahren. Die Dörfer der Umgebung müssen in dieser Zeit einen regelrechten Warndienst unterhalten haben. Das eigentliche Elend begann aber vermutlich erst 1632, als Kaiserliche Regimen- ter dieses Gebiet durchzogen und besonders die Kroaten in Ulsenheim geplün- dert und den Pfarrer übel zugerichtet hatten. Das Jahr 1634 jedoch darf als das schlimmste gelten. Wieder sind es wie aus den Kirchenbüchern hervorgeht, die Carabatten ( Kroaten ) die hier schwer gehaust haben sollen. Der hießige Pfarrer Arnold wurde von ihnen wiederholt so gemartert und geschlagen, daß er Zeit seines Lebens seine vorherige Gesundheit nicht mehr erlangte. Den wenigen noch verbliebenen Einwohnern war es damals nicht möglich ihm auch nur eine einzige Metze Getreide zu reichen weshalb er gleich anderen Taglöhnern mit Holz tragen Hacken und anderen ungewohnten Arbeiten sich kümmerlich zu ernähren suchte. Dabei versah er sein Amt mit aller Treue. Da er auch vom Dekanat Uffenheim keinerlei Unterstützung erhielt mußte er am 6. März 1637 „aus Hunger und Mangel verschmachten“ wie die verordneten Konsistoralien schrie- ben. Wohl auch manch anderer Einwohner wurde von den Kroaten schändlich traktiert. Hinweise gibt das Sterberegister von 1634. In den Anmerkungen heißt es. Jakob Bischof: Stich in den Hals, Andreas Günter in seinem Garten verscharrt. Anna Pröschel: hinter einen Schweinstall tot aufgefunden. Barbara Seuferlein ist vom Feindvolk heftig geschlagen und auf den Tod verwundet worden. Barbara Scheiter, Schulmeisters Frau verschmachtet hinter einer Scheune tot aufgefun- den, hernacher von dem Ziefer bis aufs Haupt und Schenkel gefressen und verzehret worden. Einher mit dem Krieg gingen oft Seuchen und Pest. So fielen im Jahr 1632 viele der 70 Eintragungen der sogenannten ungarischen Seuche auch hitziger Kopfkrankheit genannt zum Opfer. Schließlich brach 1634 in Marktbreit die Pest aus. Von ihr wurden in Ulsenheim über 100 Einwohner dahingerafft.

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Ein Auszug aus den Sterberegister mag das zusammenschmelzen der Einwohner- schaft vor Augen führen. 1631: 18 Eintragungen, 1632 : 70 Eintragungen, 1633 : 20 Eintragungen, 1634 : 122 Eintragungen, 1635 : 13 Eintragungen, 1636 : 18 Eintragungen, Es starben als innerhalb der Zeit von 1631 bis 1636 261 Personen. Geboren wurden im gleichen Zeitraum nur 55 Kinder. Im Bericht der verordneten Konsistorialen zum Tod Pfarrer Arold heißt es, daß durch die jämmerlichen Verheerungen und ein- gerissenen Seuchen der großen Flecken, der früher 85 bewehrte Herdstätten hatte fast ganz öd und unbewohnt sei. Aus den gleichen Quellen erfahren wir auch, daß sich 1640 die wenigen Gemeindeleut zufrieden zeigten wenn alle vier bis sechs Wochen einmal Gottesdienst gehalten würde, weil sie selbst nur wenige Zeit hindurch zu Hause bleiben können. Die noch übrig gebliebenen Einwohner mußten sich also immer wieder von den umherstreifenden Landsknechten in die Städte flüchten und in Sicherheit bringen. So wurde nach Aufzeichnungen von Pfarrer Pistorius das Dorf im Jahr 1643 wieder zweimal „besetzt“ und 1644 wurden hießige Bauern, die ihr von Gott beschertes Getreid nach Windsheim in Sicherheit bringen wollten unvermutet von einer räuberischen Partei überfallen, welche fast alle Pferde abspannte und gewaltsam hinwegführte. Die armen Leute waren dadurch in größte Not versetzt. Trotz allem überrascht die verhältnismäßig rasche Bevölkerungszunahme. Schon 1656 wurden wieder 20 Kinder getauft. Bis in die Jahre von 1665 zahlte die Gemeinde an Tilgung von beträchtlichen Schulden in die sie in der Zeit des Dreißjährigen Krieges geraten war. Laut eines Schuldbriefes hatte sie sich von Leohard Kuntsmann, Bürger und des Rats zu Uffenheim 593 Reichstaler geliehen, konnte aber, „ bei den bösen Läuften und Jahren, da eine ganze Gemeind wie vor Augen verarmt, verdorben und aus- gestorben, also daß wenig Innwohner, so das Capital erhoben annoch am Leben ---„ im Jahre 1642 nicht einmal den Zins aufbringen. Sie überließ deshalb genannten Kuntzmann anstatt des jährlichen Geldzins die Abnutz und Nießung völligen Hirschers ( etwa 50 Morgen Wasen) bis zur völligen Abzahlung der Schuld.

Aus den sorgfältigen Eintragungen in den fast lückenlos vorhandenen Gemein- derechnungen kann man über die Belastungen denen der Ort durch die zahl- reichen Einquartierungen und Truppendurchmärschen in der Zeit von 1673 bis 1815 unterworfen war eine ungefähre Vorstellung gewinnen. So wurden 1673 „ bei währender französch. Gefahr“ Wachen eingerichtet und mit Lunten und Schießpulver ausgestattet. An der „Kirschbrücken“ wurde ein Schlagbaum und Palisaden errichtet. 1679 lagen im Ort sächsische Völker im Quartier, denn nach ihrem Abzug Caspar Hartmann nachgeschickt wurde, um 50 Gulden, welche von diesem “allhier“ ausgepresst wurden wieder zu erheben, ist aber nichts gefolgt. 1735 erlebte der Ort den Vorbeimarsch von 6000 Russen, die Deutsch- land gegen die Franzosen unterstützte. Sie zogen nächst dem Dorngrundes Weihern vorbei nach Weigenheim und weiter nach den Rhein. Als sie Silvester zurückkehrten nahmen 2 Kompanien hier Quartier. Auch im österreichischen

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Erfolgekrieg hatte Ulsenheim 1743 französisches Quartier zu ertragen und Futter bereitzustellen. Im siebenjährigen Krieg zwischen Preußen und Österreich lagen im Ort: 1758 ein Regiment Kaiserlich-Königliche Infanterie für sieben Wochen. 1759 Kroaten, pfälzische Dragoner, 2 französische Eskadronen Kürassiere, 1760 eine württem-bergische Eskadron zu Pferd. 1761 ein churfürstlich-mainzer Lazarett. Ein Trupp Reichsvölker, 1762 für 99 Tage sächsisches Winterquartier, 1763 baden- durlachisches Quartier, 1792 waren einquartiert: zwei K.K. Regimenter und zwar das Infanterie Regiment Martensleben und das Cavallerie-Regiment Lobkowitz. Weil viele „Weiber“ dabei waren mußte die Gemeinde auf den allgemeinen Quartierzuschlag noch 5 Gulden 40 Kreuzer daraufbezahlen. Es folgte 1794 chur- trierisches Quartier, Getreidelieferungen ins Magazin nach Uffenheim, Lieferung von 31 Habersäcken ins preußische Magazin nach Frankfurt. Dazu mußte Ulsenheim 18 Vorspannpferde stellen Kosten: 183 Gulden. Wie aus einer Urkunde im Turmknopf der 1945 zerstörten Kirche hervorgeht, hatte der Ort auch unter den Kriegen Napoleons noch schwer zu leiden. So schreibt 1816 der damalige „Kantor und Geschichtsschreiber“ Lehrer Johann Michael Kelber: Durch die vie- len militarischen, vorzüglich Kaiserlich-Russischen Truppeneinquartierungen haben wir viel Hartes ausgestanden und groß waren die Aufopferung an Geld und Vikualien und Fourage die wir desfalls machen mußten. Übrigens hatten wir nebenbei als Folge des Krieges die schwersten Geldabgaben an unsere Herrschaft, an ordinären und auserordinären Kriegssteuern, dann gezwungenen Lotterie-Anlehen, so daß nun der Geldmangel recht sichtbar sich zeigte und man immer befürchten mußte, es möchte Papiergeld eingeführt werden.

Die Seinsheim und ihre Zeit.

Von den zahlreichen Rittergeschlechtern des südlichen Steigerwaldes, ist das der Seinsheim als eines der ältesten zu bezeichnen. Urkundlich reicht dasselbe bis ins 12. Jahrhundert, in die Zeiten Friedrich Babarossa zurück. Es ist der gemeinsame Ursprung der späteren Seinsheim und Schwarzenberger. Das heute noch be- stehende Seinsheim wird nach Berichten als die erste Niederlassung dieses Geschlechts bezeichnet. Ob dort ein Schloß gestanden, ist mit Sicherheit nicht zu behaupten, wahrscheinlich war es eine einfache Niederlassung und wurde frühzeitig zerstört. Was das Wappen dieses Rittergeschlechts anlangt, so wäre es irrig wenn man dasselbe von Sow oder Sau (Sauenheim) ableiten würde, weil es einen Eber führt. Die Führung dieses neuen Wappen stammt erst aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, von Georg Ludwig dem Älteren gestorben 1591 und in der Kirche zur letzten Ruhe gebettet welcher im Jahre 1570 die Hofmark Sünching im Laabertal erkaufte und das Wappen der Herren von Sünching mit einem gekrön- ten, nach rechts springenden Wildschwein zur Erinnerung an diese 1315 ausge- storbene Familie seinem ursprünglichen Wappen mit dem Schilde und den ura- lten 5 Streifen einfügte. Heute noch führen die Grafen von Seinsheim diesen

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Wappenschild. Im Laufe des 14. Jahrhundert gab es schon Seinheime in Wiesen- bronn, Hohenkottenheim, Wielandsheim, Stefansberg, Seehaus und Randes- acker. In einer Urkunde von 1409 werden nicht weniger als 1 Dutzend Seinsheim, darunter 3 Erkinger genannt. Eisbert war der erste, der urkundlich den Namen Seinsheim führte. Er vermachte 1155 alle seine Güter dem Kloster Michelsberg zu Bamberg und übergibt dieselben den Grafen Gerhard zu Berechtheim ( Bergt- heim Bez. Amt Neustadt a/Aisch) als Schirmvogt des Klosters. Das Institut der Schirmvögte entstand fast gleichzeitig mit den Klöstern. Wenn sie schutzbedürftig waren, erhielten sie solchen vom Kaiser. Er setzte Vasallen ein, denen er das Amt eines Schirmvogt übertrug. Der erste von diesen Seinsheimen, welcher aus Urkun- den 17 Jahre später erscheint ist Sifrid. Er wird in einem Gnadenbrief des Kaisers Friedrich vom 19. April 1172, nach welchem er das Dorf Bernheim (Mainbernheim) in seinem Schutze nimmt aufgeführt. Hinsichtlich Herkunft und Wohnsitz wird ihm Seinsheim zuzuweisen sein. Oberhalb des Ortes Niederkottenheim bei Nordheim sind die Ruinen des alten Schlosses Hohenkottenheim.

Reste der Burg-Ruine Hohenkottenheim mit unterirdischen Gängen

Sie zeigen noch die Spuren eines ehemaligen Schlosses, die Anlage der Umfassungsmauern, die Einfahrt in die Wälle und Laufgräben. Niederkottenheim ist, obwohl von Seinsheim und Hüttenheim aus bevölkert eine der ältesten Sitze der Familie neben Wilandsheim, teils als Lehen von Castell, teils als freies Besitztum. Wielandsheim, Kottenheim und Gnetzheim werden schon im Jahre 1137 nach den Copialbüchern von Siebenburg als zusammengehörig bezeichnet, die beiden Orte kamen schon frühzeitig an Castell und dann an die Seinsheim. Wielandsheim wird schon im Jahre 770 erwähnt als dort zu Ehren des heiligen Martinus eine Kapelle erbaut wurde und galt als eines der ältesten Sitze der Seinsheime. Durch Gerungus von Wielandsheim kam es im Jahre 1140 als freies Eigentum an das Hochstift Würzburg und von diesem 1332 an die Seins- heime. ( Nach Pius Wittmann Monum Castell ) belehnem Graf Wilhelm und Friedrich von Castell 1463, 1480, 1498, dem Erkinger und Wilhelm von Seinsheim,

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gesessen zu Hohenkottenheim mit dem Schloß Kottenheim, dem Zehnt zu Nord- heim. ( Es werden Schloß und Dorf Kottenheim, das Lehen daselbst, zu Nordheim, zu Hohenkottenheim verliehen. Eine weitere Belehung der Grafen Castell an Melchior von Seinsheim erfolgte am 21. Mai 1508, desgl. Am 22. September 1522 an Georg von Abenberg zu Kornhöfstadt als Träger der von dem verstorbenen Melchior von Seinsheim hinterlassenen Söhnen Erkinger, Georg Ludwig und Christoph von Seinsheim. Die Seinsheim waren Burgherrn von Hohenkottenheim und hatten außerdem noch die Orte Ulsenheim Nordheim und Krautostheim, die sie gemeinschaftlich mit Würzburg besaßen und welche ja alle in der Nähe von Kottenheim liegen. Krautostheim kommt schon 888 vor, wo König Arnulf seinen Ministralen in der dortigen Gegend Güter verlieh. Der erste der sich von Kottenheim nannte, ist Heinrich, vorher in Hüttenheim, er besaß vorher 1302 einen Wald bei Kottenheim und liegt im Dom zu Würzburg begraben. 1339 wird noch sein Bruder Erkinger erwähnt welcher mit seiner Gemahlin 1338 eine ewige Messe mit Kaplanei laut einer in Schwarzenberg liegenden Urkunde stiftete. (Abschrift der Urkunde siehe Gründung der Pfarrei Nordheim). Beide saßen zu Kottenheim dem im 16. Jahrhundert (1525) durch die Bauern gründlich zerstörten Burgstall, nachdem sich eine Reihe „von Seinsheim“ nannten die dort lebten, auch teilweise Herren zu Seehaus, Herbolzheim, Wässerndorf und Erlach schrieben. Gnötzheim gehörte ebenfalls zu Kottenheim, kam erstmalig 1340 an Erkinger dem Dritten von Seinsheim-Hohenkottenheim. Er bezeichnete sich als Ritter von Seinsheim zu Kottenheim und Gnötzheim. Bald darauf kam dieser Ort durch Margarete von Seinsheim an deren Gatten Konrad von Rosenberg, später wieder an Seinsheim bis es mit den übrigen fränkischen Gütern an Schwarzenberg überging. Georg Ludwig der Ältere hatte Seehaus als Hauptsitz der Famielie ausersehen, dessen Befestigungsanlagen im 15. und 16. Jahrhundert dem Charakter eines festen Platzes gaben. In den Orten Herbolz- heim, Krautostheim und Krassolzheim saßen zu jener Zeit überall „Seinsheime“ Herbolzheim wurde von dem Würzburger Bischof Berthold 1281 um 300 Mark Silber und 370 Pfund Heller an den Burggrafen Friedrich und seine Erben verpfändet. 1340 besaß Erkinger einen Hof zu Gnetzheim 1344 erscheint sein Sohn Konrad, 1345 kam Herbolzheim in seinen Besitz. Eberhard von Seinsheim, Kapitelsherr des Domstifts zu Würzburg gibt als Oberpfarrer von Herbolzheim seine Zustimmung, daß die Kapelle zu Ezelheim zur Pfarrkirche erhoben wurde /am 20. August 1349) Krassolzheim war halb Allodiallehen des Klosters Mühelsberg zu Bamberg. Abt Veit belehnte am 7. Oktober 1580 Ludwig von Seinsheim den Jüngeren und seinen Bruder Sebastian mit dem ¼ Teil von Schloß und Dorf Krassolzheim, welcher diesen von Ludwig von Seckendorf für andere Güter an sich gebracht hatte. 1585 wird das Lehen erneuert. Schloß Seehaus war aus- schließlich im Besitz der Kottenheimer Linie, es war ein gräflich Rhinerksches Lehen, Kottenheim und Nordheim ein Castell´sches, Krassolzheim und Herbolz- heim ein Würzburg´sches. 1397 entstanden zwischen Hans von Seinsheim und den Grafen von Rhineck Lehensstreitigkeiten welche 1405 in dem Vertrag von

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Seehaus beigelegt wurden. Das dem Haus von Seinsheim entzogen gewesene Lehen wurde ihm wieder übertragen und zwar als Manneslehen mit dem Erbrechte. Vom Eitel Vogt von Rhineck wird erzählt, daß er am 15. Dezember 1473 zur Nacht-zeit das Schloß Kottenheim erstiegen habe, worauf Erkinger, der Vater Ludwig von Seinsheim ihm Fehde ankündigte. Der Urteilsspruch des Landgericht Würz-burg entschied nach einer Urkunde des Schlosses Schwarzenberg zu Gunsten des Seinsheim. Freiherr Georg Ludwig der Ältere erwirkte vom Grafen Philipp von Rhineck die Freigabe von Seehaus aus dem Lehensverbande, es wurde Voll-eigentum, wofür er ihm einen freieigenen Hof zu Herbolzheim übergab (1546). Am 18. Januar 1600 verpfändete Johann Erkinger Freiherr zu Seinsheim sein freies Rittergut Seehaus an den Markgrafen Friedrich zu Brandenburg Ansbach. 1632 wurde Seehaus mit eingebrachter Ernte wie auch Wässerndorf von den Schwed-en ausgebrannt, unter Christian von Seinsheim war Seehaus im Jahre 1641 wieder im Bau begriffen, ist aber erst später unter den Schwarzen-bergern auf den jetzigen Zustand gebracht worden. Die Stefans- berger Linie, hervorgegangen aus der Kottenheimer Linie, zählt als ‚Ältesten Hildebrand, Sohn des Heinrich von Sawensheim zu Hohenkottenheim, er lebte 1339. Sein Sohn Michael von Seinsheim, vermählte sich mit Margarete von Rosenberg und siedelte sich auf dem zwischen Volkach und Kitzingen gelegenen Schloß Stefansberg an, besaß dieses als freies, unbekümmertes Eigentum und war der Begründer der Stefansberger Hauptlinie. In den Würzburger Lehensbücher erscheint er 1360 – 1363. Seinem Sohn Erkinger dem Dritten war es vorbehalten, unter all seinen Namensvettern sich zur größten Bedeutung, zu einem Dynasten empor zu schwingen, denn er wurde der Ahnherr aller Freiherrn, Grafen und Fürsten von Schwarzenberg. Mit herrlichen Eigenschaften ausgestaltet, zählte er zu den hervorragensten Mitgliedern der Familie. Nach Übernahme des Schlosses Schwarzenberg 1421 und Hohenlandsberg 1435 nahm er den Titel Herr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg an, nachdem er seine Herrschaft dem Reiche als Lehen aufgetragen hatte und vom Kaiser Sigismund 1429 in den Reichsfreiherrn und Bannerstand des Reiches erhoben wurde.Vor der Erhebung in den Freiherrnstand, nannte er sich Erkinger von Seinsheim, Ritter auf Stefansberg, da diese Familien nur dem Stand der Ritter und Ministerialen angehörten. Diese Stefansberger-Hohenlandsberger, später fränkisch-rheinische Linie blüht noch bis heute in dem gegenwärtigen Fürstengeschlecht „Schwarzenberg“.

Die Wässerndorfer Linie Das Schloß Wässerndorf liegt auf einen Hochplateau, ist heute noch gut erhalten, mit Ringmauern versehen, auch die Zugbrücke besteht noch, ebenso die Wälle. Zur Zeit des Herrschaftsgericht Hohenlandsberg war es der Sitz eines fürstlichen Kenneralamtes. Wässerndorf kam schon 1263 unter den Gütern vor, welche Gisela von Hammerstein dem Hochstift Würzburg zu kaufen gibt, von dem es später an die Seinsheim kam. Der eigentliche Seinsheim´sche Herrensitz scheint nicht in Seinsheim sonder in dem nahe gelegenen Wässerndeorf gestanden zu

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sein, die Gruft in der Kapelle, wovon noch einige fast unkenntliche Grabsteine vorhanden sind, ist heute noch zu sehen. Im Jahre 1326 nennt sich Arnold bereits von „Westerndorf“ dem verschiedene Seinsheime folgten. Andreas von Seinsheim kaufte laut Pergament-Urkunde im Reichsarchiv. Am Dienstag vor St. Gallentag 1475 sich und seinen Erben von Kunz von Haiden dessen Anteil an Zehnt und gilt zu Nenzenheim mit allen Zugehörungen. Friedrich von Wässerndorf veräußerte 1471 das halbe Dorf Nordheim mit Leuten und Gütern in Etzelheim, Krautostheim und Helbozheim um 806 Gulden an Seitz von Kemnaten. Zu Wässerndorf gehörte in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts auch Bergtheim. (Kreis Neustadt/A) auch kam noch Markt-Breit dazu. Konrad von Seinsheim brachte den halben Ort Markt-Breit von Margareta von Hohenlohe- Brauneck mit allen Rechten, Gerichten, Vogteien usw. um 700 Gulden an sich, ein halbes Jahrhundert später wurde auch der andere Teil von Engelbert von Seinsheim miterworben. (1439) So wurde das Rittergeschlecht von Seinsheim- Wässerndorf in Markt-Breit einheimisch. Sein Sohn Friedrich von Seinsheim starb 1500 und hinterließ 2 Söhne, Philipp und Michael sowie eine Tochter Margarete. Philipp starb frühzeitig Margarete war Kinderlos, Michael war des Domstifts zu Würzburg Kapitular und Erzdiakon. Somit starb diese Linie aus. Das Bischöfliche Lehengut Markt-Breit ging an die Kottenheimer Linie über. Erbe wurde 1548 Georg Ludwig von Seinsheim der Ältere, ein oberster kaiserlicher und bischöf- licher Würzburger Rat. Er hielt sich viel in Kottenheim, Nordheim, Seehaus und Markt-Breit auf, daher seien auch von diesen Orten noch einige geschichtliche Notizen angeführt. Georg Ludwig von Seinsheim war geboren am 26. Januar 1514. Seine Eltern Melchior von Seinsheim und Anna, eine Tochter des bekannten Freiherrn Johann dem Starken von Schwarzenberg starben 1520 an der Pest. 1528 mußte Ludwig den Feldzug gegen die Türken nach Ungarn mitmachen, kam dann an den Hof des Pfalzgrafen Otto Heinrich, trat 1558 in den Dienst des Markgrafen Albrecht von Ansbach, verzog 2 Jahre später an den Hof des Fürstbischofs Melchior Zobel von Giebelstadt in Würzburg. 1570 kaufte er Sünching an der Laaber von den Stauff´schen Erben und nächsten Verwandten. 1580 wurde er vom Kaiser für sich und mit seinen Erben und nächsten Verwand- ten in Erlach in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Von seinen Brüdern war Erkinger 1553 und Christoph 1535 verstorben. Er legte 1551 den Grund zu einer neuen Burg Seehaus, unterließ aber den Bau wieder, da ihn durch den Tad seines Bruders Erkinger 1553 das Schloß Kottenheim zugefallen war. Dasselbe wurde aber im Bauernaufstand und noch mehr durch den wilden Markgrafen Albrecht Alcibiades vollständig ausgebrannt und geplündert. Die Witwe Erkingers Sabina, mußte mit ihren Habseligkeiten abziehen, dieselben gingen dann, nach dem Hohenlandsberg gebracht, bei der Zerstörung dieser Burg 1554 verloren. Seit dieser Zeit verfolgte Georg Ludwig seinen Plan, ein neues Seehaus zu bauen. Weiter zu demselben äußerte er sich wie folgt: Zum Baue meines unprächtigen Edelmannshäuschen im See-haus hat mich gar kein Über = oder Hoffart, sondern höchste Notdurft gedrungen, weil man mir mein anerbtes Gut und Haus

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Kottenheim abgebrannt und ich sonst kein Unterschlupf gehabt. Im Jahre 1520 hat der Vater Georg Ludwigs Melchior von Seinsheim vom Kaiser Maximilian durch die Verleihung des Blutbannes und Halsgerichtes für Nordheim und den Bezirk die vollständige Gerichtsbarkeit erhalten. Die Verleihung wurde unter Georg Ludwig erneuert. Aus dieser Zeit sind auch etliche Gerichtsfälle aufge- zeichnet, die sich in Markt-Breit ereignet hatten. Die Übeltäter wurden aber nicht in Markt-Breit sondern in Seehaus abgeurteilt, womit die übliche Folter verbunden war. Wie sehr er auf Zucht und Ordnung hielt, ist daraus ersichtlich, daß er, nach- dem er einen Mann wegen Blutsschande am 9. Dezember 1576 noch dazu in einen fremdherrlichen Lehenshause in Markt-Breit überfallen und nach Seehaus überführen ließ, diesen wenige Tage darauf samt Tochter mit dem Schwert hin- richten ließ. Es wurden zu dieser Zeit alle Beutelschneider = Diebe, welche den Leuten die Geldtasche abschnitten und unsauberen Gesellen ähnlichen Gelich- tes, nachdem sie an den Pranger gestellt und mit dem Daumenstock bestraft waren, nach Seehaus abgeführt und in Gegenwart der Bürgerschaft torquiert (gefoltert) und hingerichtet. Aus dieser Zeit stammt auch eine eiserne Narren- kappe mit 2 Schellen. So lesen wir auch im Totenregister der Pfarrei Nordheim. 1604, den 17. März sind mit dem Schwert justiviziert und im Gottesacker begraben 5 Personen (folgen die Namen) alle Bürger und Einwohner von Markt-Breit. Ein alter Ort der Herrschaft Seinsheim-Kottenheim war auch Nordheim, ein Markt, gelegentlich einer Meßstiftung schon 1338 erwähnt. Nordheim war ehedem befestigt. Grabenreste sind noch an der Nordseite (Pfarrgarten) noch vorhanden.

Die Pfarrkirche, deren Ausstattung zwischen Barock und Renaissance zeigt, enthält die Gruft der Herren von Seinsheim das Grabmal des Freiherrn Georg Ludwig, gestorben 1591 sowie ein plastisches Wappen der Seinsheime. Die unter dem Altar und Sakristei befindliche Gruft birgt die Leichen von Georg Ludwig des Älteren und noch andere Familien-mitglieder. Sie ist 8 Fuß hoch 8-9 Fuß breit 12 Fuß in die Tiefe. Anmerkung: 1 Fuß ist 32 cm (Siehe Bericht über die Öffnung der Gruft). Auf der Südseite der Kirche ist noch der Totenschild Georg Ludwig des Älteren, ein eingemauerter Sandstein der schon stark verwittert ist zu sehen. Darauf sind auch seine beiden Frauen, Marg. von Rüdesheim, auch da

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begraben und Barbara von Heßberg, gestoben zu Ansbach. Über das Ende Georg Ludwig des Älteren, gestorben 1591, gibt uns das Kirchenbuch in Markt Nordheim folgenden Aufschluß: „Der wohlgeborene Herr Georg Ludwig von Seinsheim, Herr zu Hohenkottenheim, Seehaus und Sünching, Freiherr, römisch kaiserlich Majestät, auch fürstlich Würzburg´scher Rat, mein gnädiger Herr ent- schlief allhie zu Markt-Breit eine Viertelstunde vor zwölf Uhr, Dienstag, den 11. November alten Stils, da Ihr Gnaden auf dieser Welt gelebt haben, 78 Jahr, 2 Monat 3 Tag, wird von hier mit großen Klagen hinweggeführt, nach Seehaus den 29. November und folgends am 30. November am Tag Andrä in der Kirchen zu Nordheim ehrlich zur Erden bestätigt deren Gnaden und allen Christen unser Heiland Jesus Christus eine fröhliche Auferstehung verleihe-Amen. Ein steinernes Monument, welches den Freiherrn und seine Gemahlin in mehr als Lebensgröße darstellt, befindet sich in der Kirche zu Wässerndorf. Seine ihn über- lebende Gattin 2. Ehe, eine verwittwete Hutten und geborene Heßberg, ver- machte er ein jährliches Wittumen von 3 ½ Tausend Gulden, sowie ein Wohn- recht in Marktbreit oder Seehaus. Alle liegenden Güter aber sollten, da er keine Kinder hatte, an die Seinsheim-Erlacher Linie übergehen mit der Bestimmung der Erbfolge auf den ältesten Sohn. Im Falle des Aussterbens der Familie Seinsheim sollten die Grafen von Schwarzenberg Erben sein. Auf diese Weise wurde nun Erbherr Georg Ludwig der Jüngere, Erlacher Linie. Er nahm seinen Aufenthalt bald zu Erlach bald zu Sünching und starb schon im Jahre 1599. Ihm folgte sein Sohn Erkinger markgräflich brandenburg´scher Rittmeister, welcher zu Winterberg in Böhmen 39 Jahre alt an einer ansteckenden Krankheit starb und mit großen Kosten, zu denen Markt-Breit 1000 Gulden beitrug nach Nordheim geschafft, wo er am 15. Februar 1621 in Gegenwart einer Markt- Breiter Deputation in der Seinsheimer Gruft bestattet wurde. Durch diesen Todes- fall gingen die Erbgüter in die Hand des einzigen Sohnes des Verstorbenen, Christian über. Unter ihm hatte auf Grund des Testaments des Freiherrn Ludwig des Älteren von 1589 wegen übler Wirtschaft und Überschuldung sowie aus Verwandschaftsrücksichten die Linie Stefansberg-Seinsheim der Schwarzen- berger, Anspruch auf die Seinsheimer Güter in Franken erhoben. Die bei dem Kammergericht anhängig gemachte Streitsache ging auf den Grafen Johann Adolf Kaiserlicher Hofrats-Präsident in Wien, über. Ein mit der Familie Seinsheim zu Straubing 1655 geschlossener Vertrag ordnete die Vermögensangelegenheiten beider Familien, wobei Schloß Seehaus nebst den übrigen Seinsheimer Gütern in Franken in den Besitz des Grafen Johann Adolf überging. Der Sohn des Freiherrn Christian Friedrich Ludwig zog sich auf Sünching zurück und gründete eine eigene Linie die noch bestehende seit 1705 reichsgräfliche Linie „Seinsheim“ die ihren Sitz in München hat. Im 18. Jahrhundert war Seehaus unter den Schwarzenbergern der Sitz eines Vogteiamtes mit einem Amtsverwalter für die dazu gehörigen Ort- schaften. Zum Vogteiamt Wässerndorf gehörten die Ämter Gnötzheim und Hüttenheim. Nach Mediasierung des Fürstentums wurden 1815 gleichsam als Entschädigung das fürstliche Herrschaftsgericht Hohenlandsberg mit dem Sitze in

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Seehaus und das fürstliche Herrschaftsgericht Marktbreit gebildet, ersteres mit dem Gebiete der ehemaligen Ämter Seehaus und Wässerndorf. Es bestand bis 1848.

Nach seiner Aufhebung wurden die unterfränkischen Orte den Gerichten Kitzing- en und Marktbreit, die mittelfränkischen denen zu Uffenheim und Marktbibart zugeteilt. ( letzter Herrschaftlicher Wilhelm Schwingenstein ab 1844 in Pension, 1840-1844 war Ad. Rottmann Kriminaladjunkt, der an 1844 Herrschaftsrichter in Scheinfeld war). Die jetzige Kapelle in Seehaus die zum Gebrauch der Katholiken in Seehaus und Nordheim bestimmt ist wurde erst später eingebaut. Denn im Jahre 1737 hat die verwitwete Fürstin Elenore von Schwarzenberg daselbst den Gottesdienst an Sonn u. Feiertagen gestiftet, welcher von den Franziskanern zu Schwarzenberg bis zum Jahre 1874 besorgt wurde. Alsdann wurden die Katho- liken beider Orte der Pfarrei Herbolzheim zugeteilt.

Quellen: Die Seinsheim und ihre Zeit München 1893 und Richard Plochmann Geschichte der Stadt Markt-Breit 1864 sowie Akten der Pfarrei Nordheim.

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Georg Ludwig von Seinsheim, gestorben in Markt-Breit

1599 Der wohlgeborene Herr Herr Georg Ludwig von Seinsheim zu Hohen Kottenheim, Seehaus Sinsheim und Erlach stirbt nachmittags um 2 Uhr und wird hernach Montag den 9 Juli am Tag Cyrilli Episcopi ( des Bischoffs Cyrill ) zu Northeim in die Kirchen magnacum Soemiritati ( mit großer Feierlichkeit ) ehrlich zu seiner Ruhe bestattet.

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1605 Samstag den 17. August des Nachts zwischen 11 u. 12 Uhr ist in Gott seliglich sanft und still entschlafen die wohlgeborene Frau Christine von Seinsheim geborene Lympurg Freifrau, des auch wohlgeborenen Herrn Johann Erkinger von Seinsheim zu Hohen Kottenheim, Seehaus und Sinchingen ectr. Freiherr fürgeliebte Frau Gemahlin, welche Donnerstag den 29. August am Tag Decoll Joh. Baptist ( Enthauptung Joh. Des Täufers ) ehrlich mit großer Verehrung Pomp und Solemität in summa frequensia herein gehen Northeim in die Kirch mit großem Luccu Trauern und Leid getragen und daselbst bestattet worden. Der Gott eine fröhliche Urständ verleihen wolle. Amen. ( Beerdigt durch Pfarrer Schachzins von Erlach )

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1631 In Abwesen und weglaufens des kath. Pristers, so sich vor der Schwe- dischen Armee gefürchtet und etliche Wochen seine Pfarrei verlassen, hab ich eine Weil die Kinder, so herüber getragen worden sind, getauft.

Aus der Geschichte der Seinsheimer und ihre Burg „Hohenkottenheim“

Bis zum Jahre 1553 stand auf den 450 m. hohen Berg westlich von Nordheim die Burg Hohenkottenheim. Sie wurde so genannt zum Unterschied von dem unweit Nordheim im Tale gegen Norden liegenden Dorf „Niederkottenheim“ das seine eigene Kirche und Pfarrei hatte.

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Beide fallen unter den nachfolgenden Ausführungen: Bereits 1148 taucht in einer Urkunde des Klosters Schwarzach am Main der Name „Chotenheim“ auf. 1169 und 1171 kommt die Schreibweise „Chottenheim“ in 2 Urkunden des Hochstifts Würzburg vor. Zwischen 1254 und 1281 findet man in Casteller Urkunden „Kottinheim“. 1378 ist Kuttinheim und in einem Verzeichnis über die im Bauernkrieg zerstörten Burgen „Hohenkutten“ zu lesen. 1629 kommt die Bezeichnung „Kottna“ vor, die heute noch im Volksmund gebräuchlich ist. Jedenfalls ist überliefert, Kottenheim ist eine der ältesten Besitzungen der „Seinsheim“. Sie hatten als Burgherrn von Kottenheim noch Besitzungen in Ulsenheim, Herbolzheim, Krautostheim, Gnetzheim und anderen. Diese Ortschaf- ten besaßen sie gemeinsam mit Würzburg. Eberhard Graf von Fugger hat in dem von ihm verfaßten Werk „Die Seinsheim und ihre Zeit“ die Familien und Kultur- geschichte eines der ältesten Adelsgeschlechter Frankens und Bayerns, abge- schlossen 1893, besonders ausführlich behandelt. Dies geschah im Auftrag und auf besonderen Wunsch des Grafen von Seinsheim, dem damaligen Chef des Hauses. Wenn Hohenkottenheim häufig auch als Stammsitz der Grafen von Seinsheim heute in Sünching an der Laaber bezeichnet wurde, dann wohl nur deswegen, weil das Geschlecht der Seinsheim sehr frühe, bereits 1148 auf ihm nachgeweiesen wird. Es verdankt dem Hohenkottenheim weder Gründung noch Abstammung. In der Zeit von 1148-1655 werden in den Orten Niederkottenheim, Hohenkottenheim Nordheim Wiesenbrunn, Stefansberg, Koppenswind Seehaus, Hunsdorf, Ampferbach, Seinsheim, Wässerndorf, Marktbreit, Schwarzenberg Hohenlandberg, Liebenau, Windsheim, Herbolzheim, Wildberg, Ulsenheim, Hüttenheim, Iphofen Mitglieder der Seinsheim angetroffen. Eine größere Anzahl dieser Orte war ihnen als Lehen oder zur Verwaltung übertragen. Auch mit der Schirmherrschaft über schutzbedürftige Klöster wurden sie vom Kaiser oder ihren Lehnsherrn beauftragt. Viele der Herrn von Seinsheim trugen den Vornamen „Erkinger“. Nach einem Bericht von E. Fugger waren bei einem auf Schloß See-haus 1397 abgeschlossenen Vertrag die größte Zahl der Partner aus der Kotten-heimer Linie, wozu auch Seehaus gehörte. Es siegelten Erkinger, Hans, Georg, Heinrich und Eberhard von Seinsheim zu Kotteneheim, wozu noch Herbolzheim, sowie Wilhelm von Seinsheim zu rechnen sind. In einer Urkunde von 1409 wurden nicht weniger als ein Dutzend Seinsheim, darunter drei Erkinger, genannt. Auch ein Deutschmeister Eberhard von Seinsheim ist als Nachkomme der Hohenkottenheimer Linie erwähnt.

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Erbverbindung bewährte sich nicht

Als letzter bedeutender Kottenheimer erscheint uns Georg Ludwig der Ältere von Seinsheim auf Hohen-Kottenheim. 1572 erwarb er durch Kauf die Herrschaft Sünching an der großen Laaber in Thengau um den Preis von 100 000 Gulden. Am 15.3. 1580 wurde er vom Kaiser Rudolf II. in den erblichen Freiherrnstand erho- ben. Er ist Stifter des Tideicommisses der Seinsheim´schen Linie und strebte eine Erbgemeinschaft, bzw Erbverbindung mit der auf Schwarzenberg und Hohen- landsberg begüterten Linie der Seinsheim, die ursprünglich auf Stefansberg saßen und von Erkinger I. abstammten, an. Die angestrebte Erbverbrüderung mit der Schwarzenberger Linie bewährte sichn jedoch nicht, dagegen sollte die Fidei- kommis-Stiftung für die Kottenheimer Linie unerwünschte Folgen nach sich ziehen. Georg Ludwig der Ältere starb am 11. November 1591 in Marktbreit und wurde am 30. November 1591 in der Nordheimer Kirche beigesetzt. Haupterbe wurde laut Testament Georg Ludwig der Jüngere von Seinsheim-Erlach der auch einer der Nachfolger in Seehaus, Hohenkottenheim sowie Sünching wurde. Georg Ludwig der „Jüngere“ von Seinsheim-Erlach, ab 11. November 1591 von Seinsheim, Hohenkottenheim, geboren 1554 als zweiter Sohn des Freiherrn Christoph von Seinsheim zu Erlach und der Magdalenea, geb. von Bibereren, trat am 11. November 1591 nach dem Ableben seines Vetters Georg Ludwig der „Ältere“ dessen Hinterlassenschaft gemäß dem Testament des Erblassers an.

Auf einer Reise angeschossen.

Auf einer Reise von Gößweinstein nach Erlach wurde Georg Ludwigs Bruder Freiherr Sebastian von Seinsheim zu Erlach am 22. August 1591 durch den Bam- bergischen Amtmann von Gößweinstein Jobst Gerß angeschossen. Er verschied am 24. August 1591 in Unterweihersbuch, wurde nach Erlach überführt und dort bestattet. Sebastian war Kinderlos, Georg Ludwig der „Jüngere“ beerbte seinen Bruder Sebastian und trat am 11. November 1591 auch die Erbschaft Georg Ludwig des „Älteren“ an. Dazu gehörte vor allem Marktbreit und Sünching. Von ihm wird berichtet: Die Kunst mit Geld umzugehen hatte er nicht gelernt. Am 20. September 1578 verehelichte er sich mit Anna, Tochter Weilands Freiherr Veit von Lichtenau. Dieser Ehe entsproß ein Sohn Johann Erkinger und zwei Töchter. Georg Ludwig der „Jüngere“ starb am 29. Juni 1599 zu Seehaus 45 Jahre alt und wurde in der Kirche zu Nordheim bestattet, desgleichen seine Frau, die ihm am 3. Mai 1607 im Tod nachfolgte.

II. Freiherr Johann Erkinger von Seinsheim, geboren am 22. Sebtember 1580 zu Erlach. Nach dem Tod seines Vaters trat er am ? dessen Besitz an, 19 Jahre alt. Die Vormundschaft bis zu seiner Volljährigkeit übernahmen die Herren von Limburg-Speckfeld. Die erste Ausbildung erhielt er zu Windsheim. Mit 17 Jahren unternahm er eine Ausbildungsreise nach Frankreich

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Nach dem Ableben seines Vaters kam er an den Hof zu Ansbach und wurde dort zum Kämmerer ernannt. Er verließ denselben wieder, um seine Angelegenheiten zu ordnen.

Wie sein Vater war ein kein guter Haushalter und blieb wie jener mit dem Witwengehalt der Freifrau Barbara von Seinsheim im Rückstand. Am 1. Mai 1603 verkaufte er den Zehnt von Erlach. Er heiratete die Freiin Christine von Limpurg – Speckfeld. Sie schenkte ihm 2 Söhne: Georg Friedrich, geboren am 11. April 1604 und Christian. Bei der Geburt eines dritten Kindes starb sie samt dem Neugebore- nen. Die beiden Brüder studierten in Aldorf. Vor den durchzügen fränkischen Trup- pen flüchteten sie nach Nürnberg, wo Georg Friedrich erkrankte und starb. Er wurde allgemein beklagt und bedauert, da er zu großen Hoffnungen berechtigte. Sein Vater lebte damals nicht mehr. Er selber war 1605 von den Markgrafen Christian von Brandenburg – Bayreuth zum Rat ernannt worden und zum Rittmeister von Haus aus, worauf er in den Krieg gegen die Türken und Ungarn zog, sodann zwei Jahre in Ansbach tätig war. Hierauf begleitete er den Markgrafen nach Torgau. Dort lernte er die Gräfin Walburgis von Eberstein kennen, mit der er am 19. Mai 1608 zu Marktbreit Hochzeit hielt. Nachdem ihm auch die zweite Gattin durch den Tod entrissen war, zog er bei Ausbruch des 30 jährigen Krieges mit dem Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz nach Prag auf Sei- ten des Winterkönigs. Am 20. Dezember 1620 ergriff ihn in Winterberg in Böhmen eine ansteckende Krankheit der er erlag. Als Teilnehmer der Schlacht und An- hänger des Winterkönigs verfiel er der Reichsacht. Seine Leiche wurde mit erheb- lichen Kosten heimgeschafft und am 15. Februar 1621 in der Kirche zu Nordheim beigesetzt. Er hinterließ eine Schuldenlast von 150 000 Gulden, für die damalige Zeit eine ungeheuere Summe. III. Freiherr Christian von Seinsheim 1621 – 1646 war beim Tod seines Vaters noch unmündig, da er am 8. August 1605 zu Erlach gebor- en ist. Die Vormundschaft führten Castell und Limpurg. Da von allen seinen Gü- tern das in Bayern gelegene Sünching noch am wenigsten belastet war, wollte er dort seinen Wohnsitz aufschlagen. Weil er Protestant war, duldete dies der Kurfürst Maximilian von Bayern nicht. Am 8. November 1625 schloß er in Marktbreit die Ehe mit Luise Christine, Tochter des Ritters Pleikardt von Landschad zu Steinach und der Ursula Kunigunde geborene von Hatzfeld. Nach einem Töchterchen Anna Ursula, geboren den 11. Oktober 1626 wurde am 4. November 1627 ein Sohn geboren, welcher von dem protestantischen Pfarrer Kupelich auf den Namen Friedrich Ludwig getauft wurde. Bei der Geburt des nächsten Kindes am 15. Januar 1629 starb die Mutter. Am 8. November 1629 schritt Freiherr Christian zur zweiten Ehe mit Marie Kortula von Seckendorf. Diese Ehe blieb kinderlos. Bald nach dem Tode seiner ersten Frau, erstmals am 15. Mai dann nochmals am 5. Juni 1629 bekam er vom Kurfürsten Maximilian von Bayern die Weisung, entweder katholisch zu werden oder Schloß Sünching zu verkaufen. Er solle sich gleich bei den Patres in Straubing einfinden, um sich in der katholischen Religion unterweisen zu lassen.

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Auch Schwarzenberg riet ihm dazu. Freiherr Christian antwortete:

Darauf kann ich nicht eingehen, da ich im Sinne habe bei einem freien und unbedrängten Gewissen zu bleiben. Im folgenden Jahr begab er sich in das schwedische Feldlager, wo er Kapitän im Brinktochen Regiment wurde. Nach der Schlacht bei Nördlingen entkam er mit Not und flüchtete mit noch 30 fränkischen Edelleuten in die Feste Königshofen im Grabfeld. Nach seiner Entlassung zog er nach Regensburg. Dort empfing er 1645 ein Schreiben des Markgrafen Albrecht von Brandenburg – Ansbach, der ihm mitteilte, das Gut Erlach komme baulich in einer Weise herunter, daß man nicht länger eine derartige Verschlechterung nicht dulten könne. Ein Brief des Georg Ludwig Gampert von Marktbreit lautete dahin, daß die Waldungen etwa 20 Morgen abgehauen seien. Wenn es so fort- gehe, werde es bald mit dem Holz aus sein. Die Seen seien an den Ufern schad- haft, die Weinberge seien zwar angebaut worden, die Früchte aber erfroren. Auf den Feldern sei mehr Unkraut, namentlich Kornblumen als Korn. Zum Schluß pflichtete Gampert der Ansicht des Markgrafen bezüglich des Zustandes von Erlach bei. Da keines der Schlösser bewohnbar war, blieb er in Regensburg wo er im folgenden Jahr am 29. September 1646 als Protestand einsam starb. Er ist laut Todenbuch in der neuen Pfarrei in Regensburg bei St. Peter begraben.

Während der Gefngenschaft Christians in der Festung Königshofen hatte Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg auf alle Seinsheimschen Güter Beschlag legen lassen.Christian wurde schließlich vom Kaiser begnadigt und ihm wenigstens Sünching zurückgegeben. IV. Freiherr Friedrich Ludwig von Seinsheim, geboren am 4. November 1627 zu Erlach, konnte nach dem Ableben seines Vaters 1646 seine Güter nicht mehr halten. Beim Tode seines Vaters war er erst 19 Jahre alt. Die Stiefmutter des jung- en Freiherrn zog nach Erlach, da sie in Sünching nicht wohnen konnte. In Erlach lebte sie in den bescheidensten Verhältnissen. Ludwigs Vormund wurde der bekannte Johann Heinrich Graf von Nothafft. Nachden Friedrich Ludwig die Volljöhrigkeit erlangt hatte, trat seine Stiefmutter zur katholischen Kirche über und begab sich in das Kloster Chiemsee, wo sie als Seniorin des Klosters am 2. September 1688 im Alter von 74 Jahren starb.

Übertritt zue katholischen Kirche.

Freiherr Friedrich Ludwig von Seinsheim trat unter dem Einfluß seiner Stiefmutter und wohl auch unter dem Druck des Kurfürsten ebenfalls zur katholischen kirche über. Am 6. Februar 1650 heiratete er die am Kurfürstlichen Hof in München lebende Freiin Anna Klara von Thannberg, aus einer guten Familie stammend, aber völlig mittellos. Die feierliche Trauung fand in der Kurfürstlichen Hofkapelle in München statt.

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Nach langem Streit und vielen Verhandlungen mit dem Grafen Schwarzenberg kam endlich am 10. Juni 1655 der sogenannte Straubinger Rezess zustande, durch welchem er alle Güter mit Ausnahme von Erlach und Sünching an die Grafen von Schwarzenberg abtrat, welche dafür alle Passiva zu übernehmen hatte.

Der Schwarzenbergische Amtmann in Franken nahm am 8. August 1655 auch die Erlacher Untertanen für seine Herrschaft in Pflicht, doch wurde auf Einspruch Ludwigs diese Verpflichtung am 23. Dezember des gleichen Jahres rückgängig gemacht.

Friedrich Ludwig zog nun endgültig nach Sünching, das einst sein Vetter Ludwig der Ältere im Jahre 1572 um 100 000 Gulden erworben hatte. Durch diesen Erwerb kam der gekrönte Eber des Wappens von Sünching in das Seinsheimische Wappen. Am 5. Juli 1663 verkaufte Friedrich Ludwig auch das Schloßgut Erlach, seinen letzten Stammsitz in Franken an das Haus Schwarzenberg um 22 000 Gulden. Zeugen bei dem Kauf waren 32 Bürger von Erlach, 18 von Suntheim 5 von Sulzfeld und 5 von Buchbrunn. Zum Schloßgut gehörten 600 Tagwerk Wald 60 Tagwerk Wiesen 180 Tagwerk Äcker 17 Tagwerg Weinberg die Weingild und der große und kleine Zehent.

V. Graf Johann Adolf von Schwarzenberg 1663 bis 1683 ab 1670 in den Reichsfürstenstand erhoben, ein Mann von persönlicher Würde, aus der Öster- reichisch-Niederländischen Linie stammend vereinigte seit 1663 sämtliche fränk- ische Seinsheimischen Besitzungen mit dem Schwarzenbergischen in einer Hand. Bei seinem Regierungsantritt bestätigte er 1664 durch Unterzeichnung 77

eines Reverses die kirchlichen Rechte in Erlach und Kaltensondheim, wie es seine Pflicht war. Die Zeit von 1670 bis 1805 kann hier übergangen werden. In diesem Jahre schloß nach Art. 24 der Rheinbundakte die Reihenfolge der regierenden Fürsten aus dem Hause Schwarzenberg in Folge der Mediatisierung. Die fränki- schen Besitzungen des Fürstentums wurden in das neue Königreich Bayern einge- gliedert. Auf Befehl Napoleons mußten alle Besitzungen der reichunmittelbaren Fürsten Grafen und Herrn die unter Österreichs Fahne gekämpft hatten, durch den bayerischen König eingezogen werden. Schloß und Meiereigut Erlach kamen am 22. Oktober 1809 an den Grafen Erkinger von Seinsheim auf Schloß Sünching. Dieser verkaufte den Besitz 1825 für 22 000 Gulden an den in Tückel- hausen begüterten Engländer W. Compton, der auch das Schloß und die katholische Kirchengemeinde Erlach erwarb. Der Wald des Gutes, das große und kleine Mahlholz blieb noch bis 1852 im Besitz des Hauses Schwarzenberg. Außerdem behielten die Schwarzenberg noch verschiedene Rechte und zwar das Patrimoralrecht bis 1848, das Recht Geistliche und Lehrer zu bestätigen wurde 1919 aufgehoben.

Quellen: Ortsgeschichtliche Aufzeichnungen von Pfarrer Eduard Schmidt Erlach und Simon Frühwald Uffenheim (in Gollachgau 6. Jahrg.)

Auszug aus der „Matricula oder Pfarrbuch zum Dienst der Evangelischen Kirche zu Nordheim am Seehaus“

Register der Getauften

1797 „ Den 19. August früh 6 Uhr, wurde in einem der hiesigen vorderen Weinberge, Peter Ruhl zugehörig, in der 3ten Zeile von unten, ein neugeborenes Kind (ein Knäblein) nackend und blos, ohne unterbundene Nabelschnur gefunden, wel- ches durch den hiesigen Schultheißen, Joh. Wüchner und der gewöhnlichen Hebamme abgeholt und sogleich in das Pfarrhaus gebracht worden. Nachdem es von den häufigen Maden, welche durch die Schmeiß-Fliegen angesetzt (?) waren, gereinigt worden, wurde es sogleich getauft. Wobei die Tauf-Pathenstelle auf mein Ersuchen vertreten hatten folgende Personen: Als Joh. Wüchner, Schultheiß, Leonhard Winkler, Mitglied des Gerichts, Daniel Deubel, Bürgermeister, Peter Ruhl, Mitglied des Gerichts, und erhielt den Namen Johann Weinberg. Nach verrichteter Taufe wurde es einer Pflege-Mutter übergeben, gehörig für dieses arme Kind zu sorgen, welches eine genaue Aufsicht erfordert, indem solches d. 18. Abend um 5 Uhr von einer gewissen, und gefühllosen Schanddirne, einer Krämerin von Uffenheim mit Nahmen Reigin (?) daselbsten gebohren und so seinem Schicksal überlassen worden. Aber die Vorsehung Gottes, die über die Seinen wacht, erhielt dieses Kind auch bei dem heftigsten Gewitter, welches 78

Nachts gegen 11 Uhr entstund, und bis früh gegen 3 Uhr unter dem stärksten Donnern und Blitzen, Regen und Kießeln, andauerte, sodaß die Kießel Fenster einschlugen. Gott hielt seine Hand über dieses unschuldige Kind, und bewahrte es vor Schaden. Der Vater des Kindes ist „ ------

Register der Verstorbenen: 1797 „den 29. Aug. starb an einem Gefraisch das den 19. Aug. in einem der hiesigen Weinberge gefundene Kind, welches in der Taufe Johann Weinberg genannt worden. Vide Tauf-Register 1797, und wurde den 1. September mit einem Leichen Sermon beerdigt. Aet. 11 Tage.“------Für die Richtigkeit vorstehender Abschriften: Stempel : Evang.-Luth. Pfarramt

8531 Markt Nordheim Markt Nordheim, 23.6.1979

über Neustadt/Aisch Reuther, Pfr.

Des Fränkischen Kreises anderweit verneuert = und und geschärftes

Poental Patent wider das Diebs – Räuberisch – Zigeuner Gaunerisch und andern Herrenloses Bettel- Gesind. vom Jahr 1720 u. 1770

Weilen die vorhin ausgegangenen Straf-Verordnungen wider die Zigeuner, Gauner, und anders liederliches Gesind den verlangten Endzweck, noch nicht gehabt, wollen Fürsten und Stände über dieses verneuert und geschärfte Patent ohne Erspahrung der Kosten mit Nachdruck halten lassen.

Sie lautet in Urschrift (Orginal) Nachdeme Fürsten und Stände des Löblichen Fränkischen Creises mißfällig wahrnehmen müssen, welchergestalten die in denen vorherigen Jahren wider das Landverderbliche Diebs – räuberisch – Zigeuner, jaunerisch und herrenloses, anderes Bettel – Gesind ergangene und verkündete Straff – Gebotte und insonderheit auch das Poenal-Patent vom 28. Juni 1720 wider Verruchten bis anhero nicht nur von einer geringen Würkung gewesen, sondern ohneracht derselben, von ersagten Gesind in denen Fränkischen Creiß-Landen sich noch immer hin viele antreffen und spüren lassen, welches den armen Landmann, so Tags als Nachts mit mancherley Trangsalen ungestümmen Anforderungen und zudringlichen Auflagen höchst beschwerlich fallet, und außer Ruhe und Sicher- heit, in Leibes und Lebens-Gefahr, und denebst in stetige Sorge, sein wenige Habseligkeiten zu verlieren, setzet, wie dann in verschiedenen Orten bevorab in denen geringhaltigen Dörfern, und abgesondert liegenden Mühlen, allerhand Gewalttätigkeiten, Raub, Plünderung, ja mitt rattl, bind und brennen der Inwohner und deren Hausgenossen höchststräflicher Weiß, und dergestalten ausgeübt worden, daß es, ohne die größte Erstaunung und tragendes christliches Mitleiden gegen seinen Nebenmenschen nicht einmal angehört, und vernommen werden können, mithin die höchste Notdurft erfordern wollen, ferner

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auf Mittel und Wege zu gedenken, wie diesem dem gemeinen Wesen äußerst schädlichen Übel, zu durchgängiger Herstellung allgemeiner Sicherheit und Ruhe mit Nachdruck zu steuern, wie auch die große Unordnung und Beschwerde, so durch die häufig engeschlichene fremde und herumstreunend einheimische Bettler verursacht wird, aus dem Grunde zu heben sein möchte. Solchemnach haben höchsthoch und wohlbesagte Fürsten und Stände des Löblichen Fränkischen Creises durch dero bei allhiesiger allgemeinen Creis-Versammlung anwesende Räthe Bevollmächtigte und Gesande den einmüthigen Beschluß gefasset, daß über nachfolgenden Satzungen auf das strengste und unnach- sichtlich durchgehends, mit höchst nötiger Gleichheit, ohne durch die Finger sehend und ohne Sparung der Unkosten, in denen Fränkischen Landen ernstlich gehalten, die Beamte, Schult-heißen, Meyern und übrige Befehlshaber mit Nachdruck und bei Verluste ihrer Dienste, auch anderen schweren Bestrafung auf den widerigen Übertretungsfall, dazu angewiesen sein, die betretene, aber von solchen obbemelten bösen Gesind, mit denen darinnen angesetzten Leib . Lebens – Strafen, andern ihres gleichen zum Beispiel und Abscheu, angesehen werden sollen:

Nund zwar I.

Hat es bei deme sein Bewenden, was wegen der denen Mördern und Straßen- Räubern, oder bloßen Räubern und Dieben angesetzten Rad-Schwert- und Galgen-Strafen in der peinlichen Hals-Gesichts-Ordnung Kaiser Karl des fünften, und denen gemein Rechten verordnet, auch sonsten Galgen-Strafen aber nach der Beschaffenheid der Schwere von dem Verbrechen oder dessen erschweren- den Umständen und öfteren Begehung, und sonderlich bei denen Räubern und Dieben, wann die beraubten und bestohlenen Leute, geachtelt, gebunden oder wohlgar ganz unmenschlicher Weise durch brennende auf sie geworfenen Materien oder angezündete Fackeln zur Anzeig-und Entdeckung ihrer Habselig- keit gezwungen worden und glühenden Zangen zwicken und anderen befund- enen Dingen nach gar wohl geschärfet werden können.

Wie aber II. unter solchen das verruchte Zigeuner und Gauner Volk gemeiniglich verdeckter zu stecken pfleget, so ohne dies mit plündern rauben Diebstehlen und andern Spitzbuben-Streichen sich fortbringen und dem Landmann ein unerträg- licher Last über den als mithin notwendig ist, auf dessen völlige Ausrottung be- dacht zu sein. Als solle der Zigeuner, welcher nicht seines Wohlverhaltens wegen, und weilen er im Reich geboren, im Schutze stehet, nach verlauf zweier Monat- en, vom ersten Februari künftigen Jahres angerechnet, welche endliche und allerletzten Frist demselben zur gänzlichen Räumung der Frankischen-Reichs- Landen hiemiteinmal vor alle ausgesetzet wird, bei Betretung das erste mal,wann sie gleich nur einzeln oder zwei bis drei ohne Gewehr beisammen gehen, er sei auf einer Missetat ergriffen worden, oder nicht, mit dem bestimmten Brandmal FR auf den Rücken gezeichnet, und darauf sogleich aus den gesambten Fränkichen Reichs-Landen unter der nachdrucksamsten Einbindung, daß ein Wiederbetre- tungsfall der Strick ihm ohnfehlbar zu teil werden müßte, verweisen, dahingehen der Gauner das erste mal statt des Brandmals auf einige Zeit an einem Ort zum Vestungs-Bau oder andere offene Arbeit gesand, das zweitemal aber gebrannt- markt werden. Unter dem Namen der Gauner aber alle diejenigen mitbegriffen seindt, so niergends einen gewissen Aufenthalt oder betändiges häusliches

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Wesen, auch keine glaubwürdige neue Pässe und ordentliche Nahrung und Gewerbe haben noch suchen und womit sie sich ehrlich ernähren nicht dartun können, sondern sich nur Zigeunern, oder anders gleichen Gaunern bei Gelegen- heit auf deren Feuer-Plätzen und sonsten halten und mit ihnen herumziehen und dieses sich in der mit ihnen vorzunehmenden ernstlichen und ohne Sparung der Unkosten, solange noch beschwerende Anzeigen vorhanden, fortzusetzender richterlicher Inzucht äußert , ob sie schon zum Schein vor kurze Waren-Händler, Öl Krämer, Kessel- und Pfannen-Flicker auch Spielleut als Cimbal Schläger, Geiger und Leyher, item Lieder Sänger, nicht minder vor Freileut und Fallknecht sich aus- gaben, und daher diejenige fremde Händler und Krämer, welche eines untatel- haften Wandels beflissen, auch von guten Ruf und Leumund sein mögen, sich vor allem mit guten obrigkeitlichen Pässen, und beglaubigten Urkunden zu versehen haben, außerdeme dieselben nicht zu gedulden, sondern sofort aus dem Lande geschaffet werden sollen. Damit aber diese Erfordernis auch an andern entlegenen Orten als in der Schweiz, Tirol, Böhmen und Sachsen, genügsam könne kund-und sofort von der Orten-Obrigkeiten dergleichen ausgehend Leute mit beglaubigten Zeugnissen versehen werden, will man obangesetzte zwei monatliche Frist auch hieher ersstrecket und angesetzt haben. Derfte es nun sich fügen, daß ein solcher Gebranntmarkter mithin des Strangs halben wohl und nachdrucksamst erinnerten Gauner oder Zigeuner nach Verfließung 14 Tagen, oder längstens 3 Wochen von Zeit der Brandmalung angerechnet, als welche ihme zur Räumung der Fränkischen Landen gestattet werden entweder unter dasjenigen Standes Botmäßigkeit, worinnen er gebranntmarket, oder in anderer Ständen Gebiet respektive das 2 te und drittemal zu Verhaft gezogen und einge- bracht werden sollte, solle gegen als einen Verächter und Übertreter dieser heil- samen Verordnung, und daß er sich gegen Verbot und Bedrohung auch abge- schworner und ihme schriftlich mitgegebener Urphfed den Reichs-respektive, das zweite und drittemal zu betreten unterfangen, alsdann mit der Execution des angedrohten Strang ohne weitläufige, gerichtliche, richterliche Untersuchung, und nur auf vorhergehendes Verhör ohnnachlässig verfahre-wider diejenige aber so dabei noch eines besonderen Verbrechens oder Übeltat überführet, oder wohl gar sich darauf betreten lassen, die Strafe des Todes noch weiter geschärfet werden, welche erstern Brandmarkung, und nachgehends erfolgende Strang- Verordnung sich IV. auch auf der Zigeuner und Gauner Weiber und Kinder, so die letztere das 18. Jahr anderster erreichet, und diese Kinder solcher leichtfertigter Bande angehenget und nachgefolget, auch sich mit vom Raub und Diebstahl, ausspähen oder Kundschaften ernähret haben erstrecken, und diese gleich jenen ohne Unterschied des Geschlechtes damit angesehen werden sollen; für diejenigen Kinder aber die noch minderjährig, oder ersagtes Jahr noch nicht erreichet, und welche keine Missetaten, weswegen die Rechte auch die minder- jährigen mit der Todes-Strafe belegen, begangen haben wegen anderer Ver- brechen aber entweder noch nicht sträflich oder noch Hoffnung zur Besserung vorhanden ist, wird und solle die Landes-Herrschaft sorgen, und selbige ihren Eltern und Befreunden auf beständig wegnehmen und also nicht wieder mit ihnen fort und wegschaffen, andern aber zuschieben lassen, gleichwie zur größter Verhinderung der bei allen vorigen Straf-Verordnungen vorgehabten heilsamen Endzwecks, und zu des gemeinen Wesens größten Nachteil hin und wieder nicht geschehen zu sein sich geäußert hat, auch dieselben dergestalten nach Beschaffenheit in dem Ihrigen zu erhalten und zu unterbringen bedacht

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sein, daß sie anforderist in dem Christentum unterrichtet-und zu seiner Zeit zu einer solchen Handtierung, worinnen sie ihr Brod auf eine zulässiger Weiß als deren Eltern gewinnen können, angehalten werden möchten. Sindemahlen durchgehends dafür gehalten worden, daß es nicht verantwortlich, noch jemalen das landesverderbliche Gesind und Übelaus dem Grund auszu- rottensein werde, solange man diesem Gaunern und Zigeunern ihre Kinder und also immer einen Samen übrig bleiben und gleichsam bis solcher das Brand- marken und hängen verwirket, nebst und unter der gottlosen Rotte bei rauben und stehlen aufwachsen lasse: oder großen und mehr als die Erziehung austragenden Kosten, so auf das stetestreifen, einfangen, gerichtliche unter- suchen und bestrafen sonsten mit nicht genügsamen Verfang gehen, und welche, wann die Wurzel immer bleibet, weil vermehret werden, nicht einmal zu gedenken. Wobei auch dieses noch in Betrachtung zu ziehen, daß´, weilen die Erfahrung gelehret, daß besagtes Gesind ihrer Kinder sich mit dem größten Wider- willen und Wehmut nehmen läßt, dasselbe auch daher desto ehender die Orte wo solches geschiehet, räumen dürfte. Woferne es sich aber V: zutrüge daß der Zigeunern und obschriebenen Gaunern eine Partei von 4-5 und mehr beisammen angetroffen würde, die entweder schon lange mit einander zu gehen gewohnt, oder doch eine Zeit von 4 Wochen beisammen in einer Bande gewesen waren und gefährlich Geschoß oder Ge- wehr bei sich führen, oder nur 2 bis 3 auch nur geringe Diebstähle vorhin begang- en, oder erweißlich mit Mord, Feuer und Brand gedrohet oder sich dem Streif- Comando gewaltätig widersetzet, oder zugleich in einem andern löblichen Kreis schon ein Brandmahl bekommen hätten, so sollen dieselben beschaffenen Umständen nach wegen gefährlicher zusammen Rottung hegenden bösen Vorsatz, Raub und Diebstähle auszuüben, und sonst dabei führenden streunerisch und müßigen Leben, nach genauer und vernünftiger richterlicher Ermäßigung sehr bechwerenden Umtänden mit dem Strang hingerichtet, und darunter auch diejenige, welche noch nicht 18 erreicht, bei denen Bosheit das Alter erfüllet, ingleichen die Weiber die der Bande lange angehangen und sich bei denen Kerlen aufgehalten, solche zum rauben und stehlen zusammen geholet und ent- weder selbsten mitgeraubet und gestohlen, oder doch davon einen Teil genommen und vermögende Leute ausgekundschaftet haben, mitbegriffen, und durch das Schwert vom Leben zum Tode gebracht werden.

VI. Sollten aber vor Verlauf des angesetzten zwei monatlichen Termine, vom 1. Dezember angerechnet, einige derer noch nicht gebrandmarkten Zigeuner und Gauner in sich gehen und ihre gottlose Lebensart erkennen und bereuen, mithin bei denenjenigen Kreis-Landes-Herrschaften, wo sie ihren Aufenthalt gehabt, oder andere um Gnade bitten, und sich zu Huldigungs-Pflichten weniger nicht, als auch insbesondere dazu anheischig und verbindlich machen, daß sie bei wiederergreifenden vorigen bösen Wandel und da keine wirkliche Besserung erfolgte, der verordneten Lebens-Strafe unterwürfig sein wollten, so könnte ihnen der gesuchte Nachlaß erteilet und sie zu embsiger Arbeit, wobei sie ihres Lebens- unterhalt gegen eine geringe, dazu nötige Belohnung finden mögen, ange- wiesen werden. Welches aber von denjenigen, so erweißliche Mordtaten, Brand- stiftungen oder dergleichen begangen, nicht verstanden sein solle und gleichwie VII. zu den vorhergehenden Artikel allbereit geordnet zu finden wie es mit einen Zigeuner und Gauner, der in diesem Löblichen Kreis schon gebrandmarket worden falls er sich wieder darinnen betreten läßt, ferner zu halten sei, also sind 82

hergegen diejeniden, so anderwärts ein Brandmal bekommen und durch hießige Kreis-Lande ihren Weg zu einem anderen Ort notwendig weiter nehmen müßten, sich aber länger als drei Wochen, ohne sich nebst der Ursach seines längeren Verweils angegeben und die schriftliche Urphede oder Urkund bei der Obrigkeit vorgezeiget zu haben, darinnen aufhalten auf Betreten das erstmal mit Stock- schlägen zu bestrafen, wann sie gleich sonsten nichts verbrochen, und aus dem ganzen Kreis zu verweisen, und zu den Ende um solchen zu räumen, ihnen acht bis vierzehn Tage zu verstatten, dieses auch in dem Urteil uns abgeschworenen Urphed, die ihnen und allen, die nicht zum Tode verurteilt werden, ins künftige zur Nachricht schriftlich mitzugeben, auszudrücken, das andernmal aber mit dem Strang zu bestrafen, wo sei nicht auf die Galeeren oder in die Bergwerke nach Hungarn oder sonsten anders wohin kommen geschickt und solcher Gestalt aus dem Lande gebracht worden.

VII. Und weilen die leidige Erfahrung bis anhero gezeiget, daß mancher Raub- und Diebstahl unterblieben wäre, wann die Hähler nicht vorhanden, und dazu keinen geringen Vorschub gegeben hätten. Also sollen, um dieses ärgerliche Übel künftig aus dem Weg zu räumen, alle diejenige, welche diesem Räuber- Gauner und zigeunerischen Gesind freiwillig und ungedrungen den Unterschleif gestatten, oder ihnen die wider sie vorhabene Streife und anderwärte Anstalten verraten, oder auch die unentbehrlichen Eßwaren, Getränk und andere Not- wendigkeiten in die Wälder und andere zu ihrem Aufenthalt ausgesehene Löcher-Höhlen bringen, deren geraubte Sachen wißendlich verkaufen, erhan- deln oder wann dieselbe zu Verhaft und Inquisition gezogen und dieses genug wissend kund worden, solche Sachen denen Angehörigen dieses Gesinds ent- weder ausliefern, oder inzwischen verbergen oder wohl gar vor sich behalten, dadurch aber die Inquisition hintern und verursachen, daß man kein corpus delicti vom Raub und diebstählen habe, oder auch den Raub verkundschaften, dazu Anschläge geben und sonsten in andere Wege behilflich seind. Falls nur ein und anderer gefährliche Umstand mit untergeloffen und rechtlicher Ordnung nach auf sie gebracht werden kann, gleichergestalten einer schweren Leibes- oder der Galgen-Straf unterworfen sein und werden wegen desssen alle Beamte und Bediente, zumal Schultheisen und alle übrige Befehlshabene erin- nert, ihr Amt in zeitlicher Aufsuchung solgerlei bösen Herrenlose Gesindds, sodann der Hähler und Stehler, sowohl in Häussern, Mühlen und Schäferhütten und Meiereihöfen als Feld und Wäldern mit mehreren Eifer und Fleiß wenigstens allmo- natlich zu Winterzeit vorzukehren, oder aber gegenwärtig zu sein, daß die nach- lässige mit ansehnlichen Geldstrafen belegt, diejenigen aber, so auch sonst damit unter der Decken liegen und selbigen von dem etwas ausschickenden Commando einige Nachricht geben, oder sonst nur durch die Finger sehen und durchhelfen, ja wohl gar kleine Verehrungen von ihnen annehmen, oder sie sonsten zu ihren Diensten stehen, was Art es auch wäre, gebrauchen, oder ihrer Landes-Herrschaft den in denen ihnen anvertrauten Ämbtern Flecken oder Dörfern, von solchen Zigeuner und anderem Raubgesind genommenen Aufent- halt nicht unverzüglich anzeigen sollten, ihrer Ämter und Diensten sogleich ( Kum infamia) entsetzt oder auch befindenden Dingen nach am Leib gestraft werden sollen.

IX. Haben sich die Streuner und Kartbrüder, welche sich nur auf das herumstreu- nen und den Müßiggang und betteln legen, unter welcher Anzahl auch die

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fremde Spielleute und Betteljuden, ja alle auf deren Jahrmärkten und Kirch- weihen mit Drehtischen und Steckriemen, auch unerlaubten kleinen eigenen Glückshäfen oder Lotterien herumgehende Bursche und Weiber, wie insgleichen die Freileute und Fallknechte, die nicht im Fränkischen Kreis als ordentliche Leute angesessen und in Schutz, auch mit glaubwürdiger Erlaubnis versehen, begriffen seind, dann alle und jede ausländischen Bettler innerhalb von zwei Monaten von der Verkündigung an gegenwärtiger ernstlicher Kreis-Verordnung, die den ersten nächst kommenden Monat Februar, bei denen sämtlichen hoch-und wohllöblichen Herren Kreis-Ständen zu einer Zeit vor sich gehen zu lassen be- schlossen worden, aus denen Kreis-Landen ohnfehlbar fort zu machen, oder gegenwärtig zu sein, daß sie, wann es zumalen starke und gesunde Leute seind, daß erste mal nebst wohl abgemessener abbrüglung 14 Tag lang zu schwerer Arbeit in Zucht-und Werkhäusern angehalten und hernach durch den Stadt oder Landknecht gegen Abschwörung einer Urphed, aus dem Kreis verwiesen, das zweite mal da sie sich wiederum betretten lassen, als mutwillige Frevler und mein- eidige, entweder wohl empfindlich mit Ruten ausgestrichen und auf den Rücken gebranntmarket, oder, wo nur immer dazu Gelegenheit vorhanden, worauf jede Herrschaft mit allen Ernst von selbsten, und um so mehr bedacht sein wird, als dergleichen ausgestrichen- und gebranntmarktes Gesind hernach meistens nur böse und vorsätzliche Räuber und Diebe abgiebet, oder lieber und ratsamer auf etliche Jahr zu harter Arbeit in Zucht- und Werkhäusser bei Wasser und Brod, oder zum schanzen und dem Vestungsbau verurteilet, das dritte mal aber, es seien gleich Manns-oder Weibspersonen, wann sie auch keine weitere Übeltat begangen, als offenbare Verächter die heilsamen Poenal- Verordnung ( im Fall die Mannsbilder nicht etwan irgens wo füglich und ohne sondere Kosten auf denen Galeeren unterzubringen wären ) wohl gar mit der Todes-Straf- nach richterlicher Ermäßigung angesehen werden konnten.

X. Dahingegen diejenigen Bettler welche ihre Heimat im Kreis haben, in eben solcher Zeit von 4 Wochen nach erfolgter Verkündigung dieses sich dahin ohn fehlbar, wo sie sich nicht straffällig machen wollen, zu begeben haben, worauf sie dann in jedem Ort bekanntlich mit Vor-und Zunamen und Bemerkung der etwa erlernt oder getrieben gehabten Handierung anzumerken und zu beschreiben sind.

Und da VI. einene jeden hoch und wohllöblichen Stand insbeondere über- lassen worden ist, wie er seiner einheimischen Bettler halben die Sach am an- ständigsten möge regulieren lassen, indeme jede Herrschaft für die ihrige Sorg zu tragen, die starke und gesunde zur Handarbeit, die gebrechliche, schwache und kranke aber an Ort und Ende, wo sie ihre unentberliche Verpflegung der Notdurft nach haben können, unterzubringen wissen wird. Also werden die von einem zum anderen Ort, oder gar von einer zur anderen Herrschaft einschleichende auf den Betretung-Fall mit Schlägen empfindlich zu züchtigen und solche nach Befindung der Sachen etliche Tag nacheinander zu vermehren, wo sie sich aber dadurch noch nicht besern wollten, in ein Zuchthaus zu tun, oder da sich die Gelegenheit dazu noch nicht fügte zum Schellenwerk oder schanzen, auch andern gemeinen Arbeiten mit Reichung Wasser und Brods zu verurteilen, oder auch, wo Gelegenheit vorhanden, und dieselbe tauglich unter die Militz in Kriegs- Diensten zu nehmen oder abzugeben sein.

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Wie dann auch XII. solcher einheimischer Bettler Kinder, wo sie Alters- und Gesundheits halber ihr Brod zu verdienen geschickt sind, von jedes Orts Obrigkeit zu Diensten Bauern oder anderer Arbeit, oder ein Handwerk zu lernen, anzu- halten, und anderen beschwerlich sein mögen, damit sie nicht in das liederliche Leben geraten. Da dann letzeren Falls, wann sie nämlich zu Handwerkern aufzu- dingen, die Sache also einrichten, daß sie anstatt und wegen Mangel das Aufdinggeld und Lehrgeld sich auf längere Zeit verdingen oder versprechen, die Obrigkeit oder Gemeinde, wo es nötig zu Anschaffung der Kleider denenselben die Hilfshand biete.

Und da es auch XIII. viele hausarme Leute giebet, welche ihren Kindern den nötigen Unterhalt nicht verschaffen können, so wäre denenselben gleichfalls, in so lange bis die Kinder zur Arbeit fähig nach Anordnung der Obrigkeit notdürftig zu statten zu kommen.

Dagegen XIV. solche Eltern ermlich unter gewisser Strafe aufzuerlegen, ihre Kinder zu Haus behalten, und sie zur Arbeit, als spinnen, stricken oder wozu sie sonsten tüchtig nach und nach anzugewohnen.

So sollen auch XV. die invaliede Soldaten von jedem Stand, deme sie gedient, verpfleget, und dagen zu Wachten und anderen Verrichtungen, zu denen annoch tüchtig, angehalten, mithin denenselben keineswegs verstattet werden, daß sie hier und da müssig herumziehen mögen, und damit auch alle Gelegen- heit zum betteln um so mehrens abgesschnitten werde.

Sollen XVI. die Untertanen, sonderlich Bürger und Einwohner verschlossener Städte und Örter, alle Bettler ohne Unterschied von ihren Häusern abweisen, weil ohne dieses der vorgesetzte Zweck nimmermehr zu erreichen, sonsten aber ein jeder seine Barmherzigkeit gegen die arme genügsam verspüren lassen kann, wann er sich gegen die Allmosen-Kassa desto freigebiger bezeiget.

Bei denjenigen XVII. aber, die etwa das ihrige durch Brand, oder andere zuge- stoßenen Unglücksfälle verloren, und dehero zu etwelcher Wieddererholung eine Beisteuer zu suchen und zu sammeln benötigt sein, ist anvorderist die sorgsame Absicht zu tragen, ob solche Brand-Unglücks-Fälle sich an solchen Orten und Enden zugetragen wo man hinwiederum in derglichen Fällen einer Beisteuer sich versichern könnte, und dann zusehen, ob auch derlei Zeugnise glaubhaft seien oder nicht. Um nun darinnen desto sicherer zu gehen und alle in derlei Fällen verschiedentlich vorgekommene Unterschleif aus dem Weg räumen zu können wären die sotanen bedürfens halben notwendige – Attestata – nicht, wie bishero im Gebrauch gewesen, von denen Beamten, oder Geistlichen, oder Municipal Städtlein, noch weniger von denen Vorstehern der Flecken und Dorfschaften, sondern von des bedrängten und notleidenden Herrschaft selbsten, oder Dero nachgesetzten Regierung, ingleichen denen Reichs-Städten unter denen Regierungs-oder Reichsstadt-Insiegeln beglaubigt auszufertigen und auf denen Kanzleien umsonst zu erteilen, darinnen aber ausdrücklich mit einfliesen zu lassen, wie lange selbigen nach Maß des erlittenen Schadens gültig sein sollen, welcher Termin möglichst abzukürzen, und längstens über ein halbes Jahr nicht zu erstrecken, auch nach Verfliesung des in den Attestaten bemerkten Termins

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dieselbe aller Orten im Kreis von selbst für alschon erloschen zu erkennen, und denen Almosen sammlern wegzunehemen wären, damit denen mit selbigen versehenen aller unzulässiger Herumschweif, dessen sich mancher geflissentlich lang hinaus zu bedienen suchet, hierdurch benommen werde.

XVIII. Wie dann ingleichen zur Bewirkung diese Absehens, auch für unumgänglich angesehen worden, daß von Orten zu Orten welche die mit denen Attestaten versehene ihrer erlaubten Beisteuer-Sammlung halben passieren würden, solche schriftliche Urkunden von denen Beamten, oder des Fleckens und der Dorfschaf- ten Vorstehern mit Benamsung des Tages, Monats und Jahrs zu dem Ende unter- zeichnet werden sollen, damit bei der ersten Erblickung sogleich unter Augen falle, was für eine Straß dann und wann sie genommen, und nicht andern Nebenweg gesuchet, auch etwan auf andere zulässige Dinge durch Bedienung derselben sich geleget haben mögten. Als auf welchem Falle gegen solche Leute die Schärfe ebenmäßig vorzukehren und dieselbe von Ort zu Ort den nächsten Weg durch eine ihnen mitzugebende Person nach ihrer Heimat zurück zu verweisen. Damit aber nicht etwa durch hin-und wiederschieben derer Bettelleuten insgesamt einige Unordnung entstehen und denen Herrschaften unnötige Beschwernisse zugezogen werden mögen, so solle für den Bettler sogleich eine schriftliche Urkunde gefertigt und mit solcher, wann er einheimisch und im Kreis gehörig ist von einem Ort, Herrschaft und Stand bis zum anderen gegen dessen Heimat soweit es erforderlich, überbracht, im Gegenteil aber und wann sich ein fremder und ausländischer Bettler einfinden sollte, solcher auf vor- stehende Weis bis an das Kreises äußerste und dem Land, wo die Person hinge- hörig, gelegene Grenzen, nach vorhergängiger schriftlicher Anzeig an des benachbarten Standes nächstgeessenen Beamten durch einem ihme vom Ort zu Ort mitzugebenden Boten geliefert werden. Zu dessen Behuf und damit man sich der gewissen Hinkunft des Bettlers an den bestimmten Versorgungsort desto mehreres versehen möge ist der Paß oder die mit aufgegebene Urkund von jedem, Richter Beamten oder Orts-Obrigkeit zu unterschreiben und der Übergab halben mit Anmerkung des Tages und Stunde ein gewöhnliches recepiffe auszu- stellen und solcher gestalten den Schub bestens zu befördern. Sollte sich aber fügen, daß einiger Betrug mit unterlaufen und etwann von dem Bettler End und Ort, wo er hingehörig, verschweigen oder fälschlich angegeben werde, so wird auf solchen Fall derselbe exemplarisch und wohl empfindlich zu betrafen und zu züchtigen sein.

XIV. Wie nun im vorerwähnten Sammlungs Werk nicht ungemein, der bishero an Tag gelegten Erfarnis nach, das Krimen falsi mit unterzulaufen beginnet und man- cher liederlicher und verruchter Pursch unter einem fremden Deckmantel zu sei- ner Seel schwerer Verantwortung bei dem gerechten Richterstuhl des Allmäch- tigen, das unverdiente Almosen von guten christlichen Herzen zu sammeln und zu empfangen pfleget. Also sollen alle solche falschen Briefträger, so fälschlich sich vor Adels-Personen, oder abgedankte Officiers, oder deren Weiber, oder Konvertiten, oder Leute die mit der schweren Krankheit, oder einen anderen Schaden und Gebrechen sich ausgeben, wann sie dessen überwiesen, mit einer Leibes-Straf, als nach vorheriger Prangerstellung mit dem Brandmark nach rich- terlicher Ermäßigung beleget und aus denen Kreis-Landen verwiesen im Wieder- betretungsfall aber gegen sie nach Handgebung des §vi IX. verfahren werden. Welcher Straf auch die verstelte Geistlichkeit und Ordens Leute unterwürfig zu

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machen, die verächtige aber von ihnen, da bevorab deren ohne zulängliche Paßporten angetroffen werden sollten, bei denen geistlichen Fürsten an Dero geistliche Gesichter oder Vicariaten zu weiteren Erforschung zu verweisen sein werden, jedoch wird man

XX. bei Erkennung der im vorstehenden Artikel auf die falsfarios oder dergleichen Betrüger und Briefverfälscher gesetzten Straf darauf mit zu sehen haben, ob einer einen wirklichen Hochstabler, der selbsten falsche Brief und Siegel verfertigte, oder doch lange damit herumgehe und darauf Almosen sammle, abgebe und fast keine andere Handierung treibe, oder ob der falsche Briefträger und Sammler ein Handwerks-oder solcher Pursch sei, der sich kurz vorher noch ehrlich und also sonst niemals auf solche Weise ernährt, den falschen Brief oder das Sammelpatent auch nicht selbsten gemacht, sondern nur von andern sich dazu erst bereden, oder solchen geben lassen und noch nicht viel darauf gesammelt habe, bei demselben auch noch Hoffnung zur Besserung und wahrhafte Reue vorhanden sei. In diesem letzeren Fall derselbe das erste mal etliche Tage nach- einander insgeheim empfindlich zu züchtigen, und im Zuchthaus oder auf dem Festungsbau etliche Monat zur scharfen Arbeit anzuhalten, auf widerbetreten aber erst nach vorhergehenden Artikel mit ihme zu verfahren wäre.

XXI. Und weilen hiernächst die äußerst beschwerliche Bettelei und alle daraus entstehende Laster dadurch viel vermehret werden, daß nicht nur denen nirgend ansässigen Fremden und gar keine ordentliche Profession und Gewerbe haben- den Leuten, die sich auf dem Betlen gleichsam nur zusammen verheiraten, so leicht mit der pristerlichen Zusammengebung wilfahret wird, sondern daß man auch hernach dergleichen mit nichts als dem Betlen sich nährendes fremdes Gesind zur Last anderer hin und wieder in diesem löblichen Kreis und Schutz an- geedeihen läßt. Als werden inskünftige die Zusammengebungen solchen Leutens nich leicht zu verstatten, vielmehr dieselbe, wann sie nicht glaubwürdig anzu- zeigen vermögen, womit sie sich ordentlich und andern ohne Beschwerung ehrlich fortbringen wollen und können unter Vorstellung wie sie von ihrer Herr- schaft nicht geduldet sondern fortgeschaffet würden, davon abzuraten, allenfalls mit der suchenden Zusammengebung an das Ort ihrer Geburt, oder wo sie sich sonsten am meisten aufhalten, zu verweisen sein da benebst aber wird man mit Erteilung des Schutzes an solche Leute an sich zu halten, auch in denen Märkten und Flecken wie sich jeder nähre und ob er sich auch wirklich mit der angege- benen Handtierung oder Nahrung ehrlich fortbringe und nicht mit bösen dieb- ischen Leuten verkehren und Gesellschaft pflegen und mehr ausgebe oder aufgehen lasse als er ehrliche Weis verdienen, zuweilen sich unter der Hand zu erkundigen habe.

XXII. Da hiernächst und bei denen reisenden Handwerks-Purschen, die öfters den Fechten, wie sie es nennen, lieber nachgehen, als sich auf ihrer Handtierung fortbringen, zu beobachten, daß dieselbe nämlich nicht zu dulden, wo sie nicht im Urkund, wo sie hin wollen oder Kundschaft von dem Handwerk worunter sie gehören und bei welchem Meister, oder an welchem Ort sie zuletzt gearbeitet, bei sich haben, welche Urkund dann auch weiter nicht gültig zu erkennen, es wäre dann, von dem Handwerk letzterm Ort, dahin sie gewollt, wiederum ( wel- ches umsonst geschehen solle ) bezeugt würde, daß keine Arbeit daselbst zu haben gewesen, und sie weiter an einen andern ebenmäßig zu benennenden

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Ort sich zu begeben genötigt seien, als auf welchem Fall dergleichen Leuten wohl etws aus der Almosen-Cassa der Notdurft und Weitschaft der Orten nach, angedeihen könnte außer deme aber, und da sie dem Faulenzen nachgehen, ist ihnen im mindesten nichts, weder aus dem Almosen noch vor denen Türen zu reichen, sondern dieselben unter die Militz zu nehemen, oder sonsten gleich denen Streunern aus dem Kreis fortzuschaffen, ja wann sie auf denen Herbergen als frierende Handwerks-Purschen dannoch brav zechen und viel Geld aufgehen lassen sollten, wider sie zu inquirieren.

XXIII. Hingegen und werden die mit geringen Dingen, und nur zu etwelchen Schein auf dem Land öfters herumschweifende Krämer und Hausierer, ingleichen auch die Pfannenflicker sich nach beglaubten Urkunden von der Herrschaft unter welcher sie angesessen seind, umzutun wissen, woferne sie sich mit diesem ihren Gewerb und Handtierung ehrlich zu nähren gedenken, damit in Ermanglung deren nicht notwendig selbige Handfest zu machen, sie unter die Streuner zu rechnen,und mit ihnen auf solche Art zu verfahren, und in das Werk zu richten, was der liederlichen Streuner halber im gegenwärtigen Patent verordnet worden ist, allermaßen auch diese Leute unter dem Vorwand ihrer Handtierung sich nur Tags in die Häuser einzuschleichen, darinnen ein und andern Gelegenheit auszu- kundschaften und hernach manchmal die Hände zum Raub und Plünderung entweder selbst mit anlegen, oder doch andern die Anschläge hierzu an Handen zu geben, zur Absicht haben.

XXIV. Und indeme sich zum öftern ereignet, daß bei denen gemachten stillen Veranstaltungen zur Habhaftwerdung dergleichen Gesinds, solche Personen mit beigefangen werden, welche die Todes-Straf nicht sogleich verwürket seind selbige, befundenen Dingen und deren gemeinen Rechten nach, nachdruck- samst abzustrafen. So sie aber aus anderen Kreisen begangener Verbrechen hal- ber schon weggejaget worden, wären sie wohl Manns-als Weibsbilder auf das erstere Betreten, wann sie als nichtswürdiges herumsstreunendes Gesind angetroffen würden, mit scharfer Ruten Züchtigung und wohl gar noch dazu mit einem Branndmark nach richterlicher ermäßigter Beschaffenheit der Umstände, nach abgeschworner Urphed, aus dem Kreis zu verweisen, und nach weiterer Aufbringung ihnen die Todes-Straf zu zuerkennen, und diese vollziehen zu lassen, oder aber die Mannsbilder auf die Galeeren fortzuschicken.

XXV. Zu welchem Ende man zwar vorhin verabredet und geschlossen, jährlich im Frühjahr und Herbst, oder sobald eine Anzahl von acht oder zehn Galoten bei- sammen, solche insgesamt von Nürnberg aus nach Rovedero oder Venedig führen zu lassen, und damit ein jeder der hoch und wohllöblichen Herrn und Stände den Tag, wann er seine dazu qualificierte Übeltäter nach Nürnberg zu lie- fern habe und wann eine zulängliche die Abführungs-Kosten verlohnend Anzahl beisammen sei, wissen möge, er es, so bald sich dergleichen Pursch in Verhaft befinden, an das Hochfürstliche Kreis-Ausschreibamt zu berichten, als welches hernach, wann die zulängliche Anzahl vorhanden, solches und zugleich die Zeit der Abführung bekannt machen würde. Nachdem aber vor einiger Zeit her dergleichen Missetäter von ermelter Rebublick-Venedig auf die Galeeren nicht gerne mehr übernommen werden, als sind dieselbe mit andern scharfen Strafen zu züchtigen.

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XXVI. Damit nun die Frankische Kreis-Lande desto ehender von erwähnten dem gemeinen Wesen höchst schädlichen Gesind gereiniget, und dieses ohne weiter- en Umgang zu gebührenden und in gegenwartiger Universal Verordnung ent- haltener Straf gezogen werde mögen, solle alle und jede Grenz-Beamte, Zöllner und Torschreiber, damit niemand verdächtiges passiert werde, gute und genaue Obsicht tragen, auch denen Beamten, Schultheisen, und Dorfmeistern, die Wirt und Untertanen jedes Orts, unter zu gewarten haben, der scharf und ernstlicher Bestrafung, von Tag zu Tag anzuzeigen schuldig sein, was für Leute bei ihnen ein- kehren und über Nacht verbleiben, damit man erheischender Notdurft nach, ohne etwelche Verweilung nach solgen liederlichen Gesind greifen, oder als- chon entwischet, demselben nacheilen, und es zur Verhaft ziehen können. Welchenfalls auch die hin und wieder auf dem Land liegende Kreis-Militz zu Pferd und Fuß, so dieses dem im Ort befindlichen commandierende Officier von dem Beamten angezeiget worden, die hülfliche Hände, mit der Einhol- und Arrestier- ung zu leisten, angewiesen sein, auch sonst fleißig patroullieren und zum öfteren, bald zu dieser, bald zu jener Zeit, ganz unversehens gestreift werden solle.

XXVII. Und da gemeiniglich dieses leichtfertige Gesind mehrenteils in deren Schäfer-Hirten und Abdecker-Hütten und Häusern, wie ingleichen auf denen abgelegenen Mühlen und Kohlenbrennershütten Flachsbrech- und Dörrhäusern, um etws verborgen sein zu können sich aufzuhalten gewohnt ist, also bringen der Beamten Pflichten ohnehin mit sich, nicht nur hierauf ein wachsam Auge zu haben, sondern auch dann und wann unvermutet der Inhabern, mit Umstellung der Häuser eine Aussuchung vorzunehmen und besonders die in selbigen anzu- treffen stehende Keller und sonsten verdeckte Löcher wohl und zu genau durch- suchen, auch sich auf gute Kundschaften zu legen und dergestalt mit denen benachbarten zu communicieren und bedürfenden Falls sich mit der hin und wieder zum streifen beordnerten Mannschaft zusammen zu ziehen, damit wo dergleichen Gauner und Diebes-Volk anzutreffen, dieses alsobalden in Verhaft gebracht und der Obrigkeit, welcher an dem Ergreifungs-Ort die Cent zukommt zu ferneren Inquisition und Bestrafung ausgeleifert, oder das sich selbiges mit Gewalt ( worinnen jedoch die möglichsste Vorsichtigkeit zur Salvierung der Seele zu gebrauchen, und wo immer möglich das totschießen zu verhüten ist ) wider- setzen und Feuer geben sollte, oder auf beschendes Anschreien keinen Stand halten wollte, sogleich auf der Tat und Platz erschossen oder sonst getötet werde sollen diejenigen,

XXVIII. zu welchem Ende, und so ersagter Kundschaft etwas zuverlässiges beitra- gen, dergleichen verruchtes und gottvergeßenen Volk offenbaren und angeben, von der Herrsschaft in der Stille ergiebig mit Geld belohnet, und darbei sie und ihre Anzeige verschwiegen gehalten, auch, so derjenige von der Bande selbst mitgewesen, oder noch sein sollte, der sotann Endeckung freiwillig tun und hin- längliche Ursachen an Handen geben würde, er für sich nicht nur die Straf- Nachlaß sondern nebst diesem auch eine zulängliche Vergeltung in eben- mäßiger Verschwiegenheit überkommen, worunter jedoch diejenigen, welche entweder Mord und Brand, oder andere dergleichen schwere Missetaten aus- geübt und begangen, und deren überwiesen werden können, nicht mit gemeint und begriffen sein sollen.

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XXIX. Zu etwelcher Anfrischung der Untertanen und Soldaten aber, welche in dergleichen Vorfallenheiten gebraucht werden, soll ihnen all dasjenige, was bei denen Gaunern und Zigeunern, oder auf dessen Feuer-Plätzen oder sonsten von ihnen gefunden wird wann anderster solches vorhero der Obrigkeit eingeliefert und ein ordentliche Verzeichnis darüber verfertigt worden, weil man dessen in ordine ad constiuendum corpus delicti dann und wann unumgänglich bedarf und um deswillen auch, wann der Inzichter anderwarts in Verhaft und Inquisition gekommen, derjenigen Herrschaft, unter welche solche geführet wird, auf vorgängige Belangung zuzusenden ist am End beschaffenen Umständen nach und wann kein Eigentums Herr dazu angegeben möchte und könnte bis auf 20 Gulden Wert überlassen werden.

XXX. Anlangend herentgegen die Bestrafung der Wildpret-Schützen wird diese der geschärften Verordnung jeder Herrschaft lediglich anheim gesstellet.

XXXI. und weiter mit angefüget, daß nachdem bekannter maßen öfters bey denen Jahr- und anderen Märkten, welche zur Ausübung der im Griff habender Beutelschneiderei und des falschen Spielens das Gauner-Gesind gar fleißig be- suchet, die mehreste Diebstähle, die nicht sogleich angezeigt werden, vorzu- gehen pflegen mithin, wann nach der Hand dergleichen Leute in Verhaft gebracht werden, und diesem oder jenem Diebstahl auf diesem oder jenem Jahrmarkt begangen zu haben zwar bekommen, aus Abgang aber des hiedurch beleidigten Teils oder dessen Aussag die entwendete Summe oder der Wert dafür nicht an den Tag gebracht werden kann einfolglichen der Inquisitions- Prozess dadurch gehemmet und endlich gar gesteckt werden muß, also ist für höchst notwendig angessehen worden, daß jede Obrigkeit diejenige denen dem erschollenen Ruf nach solgergestalten auf deren Jahrmärkten etwas entwendet worden, vor sich zu bescheiden, ausführlich zu vernehmen, das Quantum des Diebstahl eidlich erhärten und ad Protokollum bringen zu lassen, die Anstalt zu verfügen hätte damit hierüber eine gerichtliche Urkund bei erheischenden Notfall ausgestellet, und dessen in ordina ad formandum Processum Inquisitorium denen Rechten nach sich bedient werden könne.

XXXII. Gleichwie bei allen deme schließlichen und Gegenwärtige mit Einwilligung der sämtlichen hoch-und wohl lobl. Herren Kreis-Standen verfaßte Straf-Verord- nung nichts anders als die Aufrechterhaltung und Sicherheit des Bürgers und Landmanns, dann die völlige Ausrottung des dem gemeinen Wesen höchst schädlichen Gauner, Zigeuner- und andern Herrenloen Gesinds zum Endzweck hat und sich leichtlichen ereignen könnte, daß bei Einfang und Verfolgung dieses, eines andern Kreis-Mitstands Kentenal-Jurisdretion, indeme die Zeit zur Requisitions-Ausfertigung so andersder die rechte Zeit nicht verabsäumet werden sollte, viel zu kurz und kostbar fallen würde, mit bewehrt und bewaffneter Mann- schaft betretten weden müßte; Also werden die ehedem der gleichen Fällen allgemeines Kreises wegen als schon wohl abgefaßte Schlüsse, das dadurch niemand an seinen wohlhergebrachten Juribus Praxro-grativen und Gerecht- samen im geringsten präjudiciret sein, und dergleichen Aktus nimmermehr, weder noch außer Gericht allegiret werden solle, hierdurch feierlichst wiederholt, sondern gegen einander darbei sich auch erbietig gemacht, daß zu Beförder- ung sotannen Absehens in alle Wege die sämtliche, bevorab aber in Confinibus zusammenstoßende Herren Kreis-Stände auf Verlangen ohnverweilt die bei

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Handen habenden Truppen verfolgen zu lassen, auch sonsten allen immer erforderlichen Vorschub zu tun hätten. Damit nun mit der Unwissenheit des Inhalts im gegenwärtigen Straf-Patent sich niemand zu entschuldigen vermöge, wird selbiges an Eingangs berührten Termin in den gesamten Kreis-Landen und jeden selbigen einverleibten Pfarrspielen drei Wochen nacheinander bekannt gemacht und abgekündiget, darauf bei allen Dorfs-Gemeinden alle viertel Jahr abgelessen und behöriger Orten an die Toren und Rat- auch Wirts-Häusern wie nicht weniger bei denen Überfahrten und anderen Paßagen zum öftern angeschlagen werden.

Signatum Nürnberg den 7 Novembris 1746

Wer mir wachen Augen durch unsere Heimat geht, sieht auch heute noch die Wunden, die der dreißigjährige Krieg unserer Heimat geschlagen hat. Da sind leere Nischen in vielen Kirchen, wo einst wundervolle Altäre und Kunst- werke gestanden hatten, die während dieses Krieges vernichtet wurden. In vielen Orten Mittelfrankens stehen heute alltägliche Gebäude aus Fundamenten im Dreißigjährigen Krieg zerstörter Klöster und überall findet man Ruinen von damals zerstörten Burgen und Schlössern, wie Hohenlandsberg Hohenkottenheim Castell, Speckfeld, Zabelstein. Zu allem Unglück waren die gegen Ende des 16. Jahrhund- ert aufgekommenen Hexenprozesse an der Tagesordnung, bis sie das Einschrei- ten des Kaisers und der Einfall der Schweden in Franken 1631 verhinderten. Es war wie eine Epidemie, die Deutschland verheerte. Zu Beispiel richtete man 1591 in Nürnberg 8 Hexen 1596/97 in Windsheim 26 und zu Sugenheim 10 Hexen hin.

Im ganzen Fürstentum Ansbach mit weniger als 100 000 Einwohnern wurden von 1573 bis 1603 an die 1471 Personen gefoltert und 474 hingerichtet. Stadt und Amt Gerolzhofen richteten 1616 bis 1619 insgesamt 261 Hexen und Druden und 1616 bis 1630 wurden in dem auch auf Orte des Steigerwaldes sich erstreckenden bambergischen Amt 120 Personen justifiziert. Im ganzen Hochstift Würzburg unter der Regierung des Bischofs Philipp. Adolf von Ehrenberg wurden 1623 bis 1631 cka 900, im Fürstbistum Bamberg unter dem Bischof Johann Georg II. den Hexenverbrenner in etwa derselben Zeit 600 Hexen verbrannt. In ganz Deutschland aber wurden während dieser Zeit der Hexen- prozesse an die 300 000 Menschenleben vernichtet, davon allein im kleinen Sachsen in kurzer Zeit eines Menschenalters 20 000. Dieser Hexenwahn, der schreckliche Krieg mit seinen unmenschlichen Greueln und seinen Folgen Pest und Hungersnot trugen so die Schuld, daß bei Eintritt des Friedens 1648 zwei drittel der Bevölkerung Deutschlands vernichtet waren, die übrigen Bewohner verwildert, verarmt, die Fluren waren zertreten und verödet, die Städte und Dörfer verbrannt und entvölkert.

So ist amtlich festgestellt, ( siehe Bayernland 1905 Nr. 24 , 35 ) daß 1634 bis 1638 im Ansbachischen und Würzburgischen im Steigerwald um Kitzungen, bei Kleinlang- heim, Rödelsee und Mainbernheim sowie um Windsheim die Menschenfresserei betrieben wurde, daß insbesondere 1637 eine rund 300 Männer und Weiber starke Bande sich zusammengeschart und in einem Monat 40 Personen gefangen, geschlachtet, gekocht und verzehrt hatte. Damals schob man das auf die Hexerei und teuflische Begierde nach „Menschenfleisch“ es war aber wohl eher das natürliche Hungergefühl. ( In den kirchlichen Akten ist hierüber nichts vermerkt ) 91

Am 15. Februar 1650 faßte die fränkische Kreisregierung bzw. Versammlung zu Nürnberg mit Zustimmung der geistlichen Fürsten den merkwürdigen Beschluß, daß innerhalb der nächsten zehn Jahren kein Mann unter 60 Jahren in ein Kloster eintreten dürfe, die Weltgeistlichen sich verehelichen, und jeder Mann zwei Frauen haben dürfe. Anscheinend aber fand diese absonderliche Regelung im fränkischen Volk keinen besonderen Anklang, da man bei Neustadt/Aisch und im Ebrachgrund, Neusiedlungen mit fremden Kolonisten aus Österreich und der Schweiz schuf. Auch der Markgräfler Krieg und der Bauernkrieg trugen zu der Verödung der Dörfer bei. Je mehr sich aber das Land in eine Wildnis verwandelte um so mehr bevölkerte es sich, vornehmlich in der Wald- und Wildreichen Gegend, mit Raubtieren. Besonder der Wolf vermehrte sich damals in einer noch nie dagewesenen Zahl.

So fielen während des schrecklichen Krieges die Wölfe in die unverschlossene Stadt Neustadt/Aisch ein und hatten, da nur noch etliche Leute darin wohnten, und auf der Straße die unbegrabenen Leichname lagen, mit den Hunden, die an den Toten fraßen, einen ordentlichen Aufenthalt darin. Während der unerträg- lichen Kälte des Winters 1665 richteten die Wölfe in der Windsheimer Gegend in Häuser und Stallungen eindringend, großen Schaden an und man hörte in der Stadt Windsheim der Wölfe Geheul. In den fürstbischöflichen Würzburger Waldungen wurden 1697/98 insgesamt 15 alte und 26. Junger Wölfe erlegt. Über die Hexenprozesse in der Stadt Ansbach ist im städtischen Archiv der Markgrafenstadt nichts zu erfahren. Der Rat hatte keine Gerichtsbarkeit und alle Urkunden und Aufzeichnungen des markgräflichen Hofes befinden sich im Staatsarchiv Nürnberg.

Geschichtliches über Seehaus.

1399 stirbt Heinrich von Seinsheim ( Ahnherr des jetzigen hochfürstlichen Hauses Schwarzenberg ) Das alte Schloß genannter Herren auf zwei Inseln im nahen See unweit Markt Nordheim. „Seehaus“ war mit Türmen und Basteien und noch sicht- baren Wällen befestigt. Im Laufe der Zeit wurde es wiederholt abgebrochen und wieder neu erbaut. 1806 der See trocken gelegt und urbar gemacht. 1397 schlossen Graf Ludwig von Seinsheim einen Vertrag nach welchem „der Ältere“ vom letzteren das Haus „zum See“ von jenem als rechtes Haus- Manneslehen empfangen soll. Im fünfzehnten Jahrhundert war Hans von Seehaus Marschall des Markgrafen Friedrich von Onolzbach – 1490 kauft Erkinger von Seinheim, zu Stefansberg gewesen die Herrschaft Schwarzenberg und nahm davon Namen und Titel an. Vom Kaiser Sigmund, dessen Gemahlin eine Schwester der seinigen war, erhielt er die Reichsurmittelbarkeit und war zum Bannerherrn im Deutschen Reich ernannt. Von dieser Zeit an ist der Name „Von Seinsheim“ nach und nach abgekommen und dagegen der Name „Von Schwarzenberg“ und seit 1435 durch Ankauf des Amtes und Schlosses Hohenlandsberg nebst Dornheim der Name der Freiherrn von Schwarzenberg und Hohenlandsberg aufgekommen Nach Erkingers Tod teilte sich die Familie in zwei Linien nämlich in Schwarzenberg und Seinsheim. Adolf von Schwarzenberg, ein Nachkomme Erkingers wurde wegen seiner Tapferkeit im Türkenkrieg namentlich bei Erbauung der Festung Raab in Ungarn, welche die Türken innehatten in den Reichsgrafenstand erhoben und sein Enkel Johann Adolf erhielt 1670 vom Kaiser Leopold d. I. die Reichsfürstliche Würde sowie auch die

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Grafschaft Schwarzenberg, die zu einem Reichsfürstentum erhoben wurde. Durch Erbschaft kam 1698 die gefürstete Landgrafschaft Klettau in Schwaben und das Erbhofrichteramt zu Rottweil in Schwaben an diees Haus. Im Jahre 1723 wurde Adam Franz, Fürst zu Schwarzenberg auch zum Herzog Krummau Böhmen erhoben, welches Herzogtum die Fürsten heute noch besitzen und den Titel davon führen. 1746 wurde die fürstliche Würde dieses Hauses durch einen kaiserlichen Brief auf die ganze männliche und weibliche Nachkommen- schaft ausgedehnt.

1526 – 1530 Um diese Zeit beunruhigten die Türken, die Erzfeinde der Christen durch wiederholte Einfälle. Die Türkenkriege waren durch die sogenannte Türkensteuer für ganz Deutschland sehr drückend. Es wurde daher auf dem Reichstag zu Speier 1542 und 1545 die Verordnung gemcht, daß täglich mittags 12 Uhr durchs ganze Deutsche Reich eine Betglocke gläutet werden soll um das Volk zum Gebet für Abwendung der Türkengefahr zu ermuntern. Diese Verord- nung wurde in späterer Zeit erneuert. So heißt es in der Rentweinsdorfer Kirchen- ordnung von Jahre 1612 : Um 12 Uhr zu Mittag soll mit der großen Glocke zum Türkengebet geläutet werden, sodann ein jeder Christ, er sei zu Dorf oder zu Feld seines Herzens Andacht zu Gott erheben, neben der allgemeinen Kirchen um Abwendung oder Linderung der wohlverdienten Strafen inbrünstiglich zu seufzen und zu beten geflissen sein soll.

Älteren Ursprungs ist das Läuten um 11 Uhr zum Andenken an das Leiden und Sterben Jessus Christi.

Folgen des 30 jährigen Krieges in der näheren Umgebung.

Friede am 24 Oktober 1648 zu Osnabrück und Münster.

Der Friede war wohl hergestellt, aber der Greuel der Verwüstung war noch gar lange im ganzen Land sichtbar und fühlbar. Die meisten Dörfer und Weiler waren menschenleer oder ganz abgebrannt. Die Felder nicht mehr bestellt, sie bleiben daher größtenteils öd liegen. Das Vieh auf dem Lande war gefallen, die Äcker verwüstet und flogen mit Wald, die Wiesen mit Rohr und Gebüschen, die Mühlen waren verdorben. Was an Feldgütern noch angebaut werden konnte, ward vom zahlreichen Hochwild ruiniert. Häufig lagen die Toden auf den Straßen und Feldern umher. Wölfe und andere Tiere welche an den unbeerdigten leichen Nahrung fanden, drangen bis zu den Türen menschlicher Wohnungen. Die Armut war grenzenlos, viele Pfarreien wurden wegen mehrungslosen Zeiten und menschenleerer Dörfer aufgelöst oder in eine zusammengezogen. In Gustenlohr waren im Jahre 1638 nur sechs Einwohner, im Jahre 1640 nur vier vorhanden. Seenheim war so sehr von Menschen entblößt, daß sich im Jahre 1638 nur ein Mann im Jahre 1640 gar niemand vorfand. Im Jahr 1639 war das Dorf Freuden- bach ganz leer und verödet und von den Einwohnern verlassen. Einen Teil von den traurigen Folgen jenes verderblichen Krieges schildert M. Peter Deuerling, Senior und Pfarrer in in einer gedruckten Leichenpredigt die er seinen Kollegen Sebastian Arzberger gehalten hat als: Als ich nemlich 1639 meine hießige Pfarr bezogen, haben wir beide selbigen ganzen Sommer allhie Getreid eingeführt auf einen Karren, auf welchen er. Statt des Pferdes gezogen,

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ich aber habe hinten nachgeschoben. So trübselig waren dieselben Zeiten, da ein Mann teuerer war denn fein Gold, da die Menschen sehr dünn, noch dünner die Arbeitstiere gesät waren; habe dermalen allhier nicht mehr als 8 Hennen 4 Ziegen, 1 Kuh und einige jenem Pestroß des Todes nicht unähnlich Pferde angetroffen. Eine zweite Schilderung jener trübseligen Zeiten ist in dem eigenhändig gefertigt- en Lebenslauf des Pfarrers Lehmus in Ohrenbach enthalten: Als ich 1654 die Pfarrei Ohrenbach angetreten, war Ohrenbach sehr gering an Leuten. Das Pfarr- haus eingegangen, weder Türen noch Fenster, noch Ofen in demselben keine Scheune vorhanden; die Äcker öde, mit Holz bewachsen, die Kanzel mit Moos, dazu das Getreide sehr unwert. Das Malter Korn und Dinkel galt 12 Batzen = 1 Gulden. Der Hafer 9 Batzen die Maas Schmalz 2 Batzen -9 Pfennige. Alles war wohfeil, aber es fehlte durchaus an Geld, und dennoch wollten die Mägde großen Lohn und gutes Essen. Die Taglöhner waren teuer, spielten und soffen lieber, als daß sie arbeiteten, weil alles sehr wohlfeil war.

1723. Kriminal – Exekutionen in Uffenheim.

Ano 1723 den 20. November wurde einem inhaftierten Sodomiten, so mit einem Füllen zu tun gehabt nämlich. N.N. Müller zu Equarhofen, 38 Jahre alt, Vater von 6 Kindern das Leben im Gefängnis abgekündigt, durch Herrn Stadtvogt Evander, Stadtschreibern und 2 Bürgermeister, und meiner, des Spitalpfarrers David Heber Gegenwart. Den 23. wurde er von mir (Spitalpfarrer) und Herrn Pfarrer Gröninger zum Richtplatz begleitet und mußte ich nach der neuen hochfürstlichen Verord- nung von 1720 nach der Hinrichtung vor den Zuschauern eine Vermahnung halten, da der Körper zum Spacktakel liegen blieb bis er vollendet war. (Die strafrechtliche Todesart ohne Zweifel Enthauptung) Es mögen wohl an die 4000 Zuhörer da gewesen sein. Tags darauf wurde sein Weib, eine vierfache Ehebrecherin ausgepeitscht. Die Herrn Beamten und der Rath haben nach der Exekution eine herrliche Mahzeit gehalten.

1764 Im Jahre 1764 wad Michael Köhnlein (Tuchmichel) gehängt.

1765 Freitag dem 15. März 1765 wurde Michael Heinrich „ Jörg Dickerl 22 Jahre alt, mit dem Schwert hingerichtet. Nach Inhalt des Todesurteils sollte sein Kopf auf dem Galgen gesteckt werden, was jedoch unterblieb. Sein absichtlich gemästet- er Leib wurde zum Teil ausgesotten, und das Fett zum wundärztlichen Gebrauch in die Apotheke abgegeben. An demselben Tag ward Johann Leonhard Horn „Dicker Lerd“ gehängt. Desgleichen Johann Georg Härpfer. Diese drei hatten sich vielfaltiger Diebereien und nächtlicher Einbrüche schuldig gemacht.

1767 Am 14. Mai 1767 ward der Mörder und Dieb Jakob Herold (Schleifer Jackel) katholischer Konfession, durch den Scharfrichter Johann Wilhelm Meyer enthauptet und Rumpf und Kopf auf das Rad gesteckt. Das Todesurteil vom Jahre 1765 ist von folgenden Kriminalgerichtsräten oder Personen unterschrieben: Friedrich Heinrich Wechmar, Karl Freiherr von Gemmingen, Friedrich August Freiherr von Lynker, Friedrich von Knebel, Wilhelm Ludwig Greiner, Christoph Friedrich Hänlein, Sigmund Friedrich Beer, Friedrich

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Wilhelm Knebel, Johann Friedrich Nagler, Sigmund Strebel. Onolzbach den 12. März 1765 und 3. April 1767.

Von dieser Zeit an hat keine Hinrichtung mehr stattgefunden.

Im Jahre 1813/15 ward das Hochgericht auf allgemein ergangenem Königlichen Befehl abgetragen, und so ist denn dieses öffentliche Siegeszeichen der strafen- den oder irrenden Gerechtigkeit mit andern im ganzen Lande verschwunden.

Quellen: Bullheimer, Geschichte von Uffenheim!

19. Febr. 1791 Früh um 5 Uhr geschah es daß der Reichsfrey (hochwohlgeborene Freyherr Wilhelm Baron von Pöllniz, kayserlicher Oberleutnant unter dem Regiment (Globeck) Seiner Hochfürstlichen Exelenz des Freiherrn Friedrich Franz Johann Baron von Pollniz, Geheimen Rat und Guberners zu alten Kirchen in der Grafschaft Sein und Witgenstein (Sohn) durch einen unglücklichen Schuß der gerade über der Nase zwischen beiden Augen ging, mit der Kugelbüchse des Jägers in Frankenberg, der als Begleiter mit gegenwärtig war, auf den Weg von Frankenberg, wo er bei dessen Herrn Onkel, seiner Exelenz des Freiherrn Baron von Pollniz auf Besuch war, nach Krassolzheim zu, auf letzterer Markung auf einer Wiese, da er von der Chaise, womit er nach Erlang, um von da weiter nach Lauf zu seinem Regiment zu reiten, mit der Kugelbüchse allein ausgestiegen nach einiger Zeit, hinter dem Reisewagen nach geschehenen Schuß entseelt angetroffen worden.

Der Leichnahm wurde darauf hin auf das Rathaus dahier mit dem nehmlichen Reisewagen gebracht, an eben diesem Abend auf Befehl einer hochfürstlichen gnädigen Regierung zu Schwarzenberg von dem Cent Physiko und Cent Chirurgen von Markt-Scheinfeld geöffnet und das visum repertum (Geschoß) nebst dem amtlichen Protokoll nach Schwarzenberg an eine hochfürstliche Regierung übersandt, worauf von da Befehl anhero gelangte, die Beerdigung christlich und standesmäßig vorzunehmen, welche auch wirklich auf Veran- staltung des Herrn von Pollniz von Frankenberg, des Entseelten Herrn Onkels, im Beisein eines Kommando Soldaten von Schwarzenberg in 22 Mann bestehend, des Herrn Amtmann Wegener und Herrn Verwalter Düll von Frankenberg dann Herrn Amtsverwalter Stöcker und Herrn A….. Landmann zu Seehaus, den 23. diese Monats abends um 4 Uhr mit allen militärischen Ehrenbezeugungen und Haltung einer Grab und Einsegnungsrede, bei einer großen Menge Menschen christlich und Standesmäßig, in einem Alter von 23 Jahren verrichtet worden.

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Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mkt. Nordheim.

Die Gründung der Wehr erfolgte am 26. Januar 1873 unter dem Vorsitz des fürstlich Schwarzenbergschen Gutspächters Baron von Mendel, der Komman- dant und Vorstand der Wehr war. Als Obmann der Wachmannschaft wurde der fürstlich Schwarzenbergsche Revierförster Josef Posniczek, als Kassier und Schrift- führer der Ökonom Gottfried Nürminger, als Requisitenmeister Schmiedemeister Johann Kurz bestimmt. Führer des Protokolls war Lehrer Sand der seinerzeit noch bestehenden katho- lischen Schule Seehaus. Laut Gründungsbericht zeigte die zahlreiche Versammlung der Männer und Jünglingen bereits den tätigen Eifer hierfür, nach- dem Baron von Mendel die Wohltätigkeit der Feuerwehr den gesamten Zuhörern erläutert hatte. Nachdem niemand etwas dagegen einzuwenden hatte, traten 63 Mann der Wehr bei, wobei jeder angeben mußte, welcher Abteilung er beizu- treten gesonnen sei. Die neugegründete Wehr war mit eine der ersten des Kreises Scheinfeld.

Während des Bestehens der Wehr wurden nachweislich fünf Löschmaschinen beschafft, als letztes im Jahre 1954 eine Motorspritze. Ausrüstungsmäßig steht die Wehr mit an der Spitze des Landkreises Scheinfeld.

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Wasserfest in der Gemeinde Markt-Nordheim anläßlich Fertigstellung der gemeindlichen Wasserleitung am 11. September 1949

Als Abschluß der Fertigstellung der Wasserleitung wurde am 11. September 1949 ein Fest arrangiert, wie es wohl bis dorthin die Gemeinde noch nicht erlebt hat.

Der Festzug wurde am Dorfende in Kottenheim zusammengestellt. Hiezu war das ganze Dorf angetreten: Voran vier Reiter, dann die Feuerwehr, dann der Turn und Sportverein, die Ehrenjungfrauen, die Gemeindeverwaltung, alle am Bau beteiligten Arbeiter mit geschmückten Schaufeln. In der Mitte die Hausbesitzer ihre Kuchenbündel am Stecken tragend. Bei flotter Marschmusik ausgeführt von der 20 Mann starken Stadtkapelle Scheinfeld zog der Festzug bei herrlichem Sommerwetter durch die mit Transparenten und Waldesgrün geschmückten Dorfstraßen. Alles in Allem ein farbenfrohes Bild. Bei dem Hydranthen an der Kirche war eine Sprengvorrichtung angebracht und mußte der gesamte Festzug durch diese Wassertaufe hindurch. Hunderte von Auswärtigen und Einheimischen säumten die Dorfstraßen. Der Festzug endete im Seehaus, im „Zehntsaal“ gab es dann Kaffee und Kuchen. Das gesamte Dorf war zu einigen frohen Stunden versammelt. Umrahmt war die Feier durch die aufheiternden Darbietungen der Stadtkapelle Scheinfeld.

Der Festzug erreicht Markt-Nordheim

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Die beim Bau beteiligten Arbeiter erhielten außer Freibier und Essen als Aner- kennung eine Flasche Wein als Püppchen gekleidet und mit einem hübschen Spruch versehen.

Von den Behörden waren anwesend: Der stellvertretende Landrat Müller aus Scheinfeld, Bezirksarzt Herr Medizinalrat Dr. Groß, Arbeitsamtsleiter Herr Spreuer und vom Landesamt für Wasserversorgung Herr Dr. Eck. Alle Vertreter der vorgenannten Behörden sprachen sich lobend über den wohlgelungenen Bau der Wasserleitung aus und wünschten der Gemeinde, daß das Werk zum Segen der Gesamtbevölkerung viele Jahrzehnte bestehen möge.

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Wasserleitungsbau der Gemeinde Markt-Nordheim

Dies war nach solch einen Wirtschaftszusammenbruch wie wir ihn nach dem 2. Weltkrieg erlebt haben ein sehr schweres Problem. Ein Gemeinderat bestand damals nicht mehr. Zuerst dachte der damalige Bürgermeister Konrad Sturm die seit Jahrzehnten in das Dorf laufende Quelle aus dem Sinsenbrünnlein in einem Bassin zu sammeln und mittels elektrischer Kraft das Wasser durch Druckkessel in die einzelnen Haushaltungen zu pumpen. Die Pläne hierzu wurden durch den Regierungsbaumeister Jüngling von Scheinfeld erstellt und mußten damals in dreifacher Ausfertigung sowohl in Deutsch als auch in Englisch der Militärregier- ung Scheinfeld vorgelegt werden. Nach genauer Prüfung dieser Quellschüttung ergab sich, daß dieselbe nur einen halben sek. Ltr. Lieferte, also 1. vollkommen unzureichend, 2. nach den Unter- suchungen hygienisch nicht einwandfrei und 3. bei cka 50 Ges. Härte noch 30 bleibende d. h. Gipshärte hatte. Aus diesem Grunde wurde dieser Plan aufge- geben. Durch ein wiedereingeführtes Wahsystem wurde im Nov. 1945 der neue Gemeinderat gebildet der sich wie folgt zusammensetzte: Konr. Sturm Bgstr. , Heinr. Ruhl 2. Bgstr. und die Gemeinderäte Heinr. Schwarz, Georg Vicedom, Fritz Geuder und Konr. Pehl. Bei den in den darauffolgenden ersten Gemeinderatssitzungen wurde die von K. Sturm geplante Wasserleitung zur Ansprache gebracht wobei die Gemeinderäte mit Ausnahme des 2. Bgstr. H. Ruhl für den Bau der Wasserleitung stimmten. Herr Ruhl vertrat die Meinung, daß die Bauern zu stark belastet würden und die Gemeinde selbst die Mittel nicht aufbringen würde. Alle gut gemeinten Beschlüsse waren zu dieser Zeit ja auch nicht entscheident, da die Materialbeschaffung unmöglich war. Eines muß hier noch erwähnt werden das der Sache eine Wendung gab.

Durch die Zugehörigkeit des Bgstr. Sturm zum wirtschaftspolitischen Ausschuß der provisorisch aufgestellten Landesbauernkammer in Bayern sprach Sturm beim Landesamt für Wasserversorgung in München vor. Hier wurde er mit 2 Herren bekannt die für Mfr. Zuständig waren, die auf Drängen Sturms zu einer persön- lichen Aussprache nach Seehaus kamen. Hier wurde nun die Grundplanung durchbesprochen und die Materialbeschaffung für die Hauptleitung erörtert. Da zur damaligen Zeit Rohre und sonstiges Material nicht zu beschaffen war, sonder nur über die Kontigentierungsstellen des Staatsministeriums, wurde seitens des Landesamts für Wasserversorgung bei dieser Bewirtschaftungsstelle die Freigabe der für den Bau benötigten 49 Tonnen = 4900 Kg. Eisenmarken beant- ragt. Da die Luitpoldhütte als einzige in Bayern die Fabrikation von Gußrohren noch noch nicht wieder aufgenommen hatte, so konnten nur die Hüttenwerke „Brebach“ Saar für die Lieferung in Frage kommen. Auch hier waren alle Wege verbaut, denn das Saargebiet stand unter französischer Kontrolle und war eine Freigabe und Lieferung von Gußrohre im Herbst 1946 nicht zu erreichen. Als im Frühjahr 1947 hier eine Wendung eintrat, erhielt die Gemeinde über die Vertragsfirma „Richter und Frenzel“ Würzburg die Lieferung von 3 000 mtr. 80 mm. Gußeisenrohre zugesagt. Als dritte Gemeinde in ganz Bayern erhielt die Gemeinde in den Monaten Mai Juni und juli die 3 Waggonladungen = 3000 mtr. Gußeisenrohre. Kurze Zeit später wurde die Ausfuhr wieder gesperrt.

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Somit war der Anfang zur Erstellung der Dorf-Wasserleitung gemacht. Allerdings fehlte jetzt noch die Hauptsache das, „ Wasser“

Im Juli 1947 hatte Bgstr. Sturm wieder Gelegenheit beim Landesamt persönlich vorzusprechen und wurde dort mit dem Geologen Dr. Fischer bekannt. Kurze Zeit später kam Fischer mit noch 2 Herren vom Landesamt nach Markt-Nordheim. Nach Überprüfung des Geländes riet Dr. Fischer, oberhalb des Dorfes auf der Wiese des Bauern Joh. Heindel (Müllerwiese) eine Versuchsbohrung durchzu- führen, die im Sept. 1947 durch Mechanikermeister Hans Schlöpp durchgeführt wurde. Dieselbe zeigte in 14 m. Tiefe ein anscheinend gutes Wasserergebnis. Auf Betreiben des Landesamt für Wasserversorgung sollte hier nun eine maschinelle Bohrung mit 60 m/m Weite auf 15 m. Tiefe durchgeführt werden. Hierfür wurde die Firma Dittmann Forchheim verpflichtet, die leider diese Bohrung von Monat zu Monat verschob. Dies lag an den damaligen Geldverhältnissen, keine Firma wollte für die damalige Reichsmark mehr eine positive Arbeit leisten. Mehrere dringende telefonische Anrufe wurden immer dahin beantwortet, daß das Bohrgerät nicht frei wäre. Erst anfang Mai wurde mit der Bohrung begonnen und brachte in 15 m. Tiefe folgendes Ergebnis. Erstens: nur ½ ltr. Sec. 2. 56 ges. Härtegrade bei 34,4 bleibenden Gipshärtegrade, als sowohl zu wenig wie auch ein zu hartes Wasser, sodaß auch dieses Projekt wieder nicht zur Durchführung kommen konnte. In dieser Zeit war noch die Währungsreform eingetreten. Die Gemeindegelder wurden überhaupt nicht aufgewertet, sodaß in Punkto „Wasserleitung“ wiederum ein Stillstand eintrat. In einem Schreiben von 9. 8. 1948 vom Landesamt für Wasserversorgung wurde der Gemeinde mitgeteilt, daß sie sowohl einen verlorenen Zuschuß von 35 000 DM. Als auch ein Darlehen von 70 000 DM. zu 4 ½ % Zins für den Bau der Wasserleitung erhalten könnte, jedoch muß bis 20. August der Antrag in München vorliegen. Dies war Anlaß zu einem Gemeinderatsbschluß wobei der inzwischen neu gewählte Gemeinderat: Sturm Bgstr. Georg Vicedom 2. Bgstr. und die Gemeinderäte Heinr. Schwarz Hans Weidt 75, Georg Meyer, Paul Strauß, Anton Zwiefelhofer und Oskar Rau einstimmig sich für die Weiterführung des Projekts entschieden. Allerdings kamen die vorgenannten Beträge nie zur Auszahlung, waren jedoch ein Ansporn, das Projekt nicht fallen zu lassen. Ein Umstand darf hier nicht unerwähnt bleiben. Durch das Dürrejahr 1947 waren die Wasser- verhältnisse in Nordheim und Kottenheim ein Notstand geworden. In vielen Gehöften waren die Brunnen vollkommen ausgetrocknet, sodaß das Vieh teils nach den Hundertmorgenquellen und zur Taubenkropfquelle zur Tränke getrie- ben wurde und sich dadurch viele Anwesenbesitzer die Wasserleitung wünschten. Der neue Geologe des Landesamts für Wasserversorgung Herr Dr. Traut den Bgstr. Sturm anläßlich einer Dienstreise nach Windsheim nach hier abholte, wollte, nachdem Sturm das ganze Gelände oberhalb des Dorfes mit ihm durchgegangen war eine neue Versuchsbohrung 300 m. oberhalb des Dorf- randes am Weigenheimerweg durchführen. Anschließend wurde das Gelände um Kottenheim besichtigt. Dr. Traut sagte: Machen Sie hier eine Versuchsbohrung halten Sie jedoch vom Dorf Kottenheim einen genügend weiten Abstand. Um hier ganz sicher zu gehen wurde der Wünschelrutengänger Biebelriether Ezelheim herbeigeholt, der das Gelände abschritt und zwei verschiedene Wasser- läufe feststellte. An einer dieser Stelle auf der Wiese des Leonhard Teufel wurden die Ausschachtungsarbeiten begonnen.

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Verschiedene Umstände erschwerten allerdings die Grabungen, nachdem hier doch die nötige Fachkenntnis nicht vorhanden war. Bürgermeister Sturm mußte sich einer Operation unterziehen und lag hernach noch viele Wochen krank sodaß hier die weiteren Schachtungsarbeiten unterblieben. Nun wurde die Firma Gebauer aus Ansbach mit der Erstellung dieses Brunnens beauftragt. Hier wurden Zementrohre mit 120 cm Durchmesser gleich mit eingesetzt. Als eine Tiefe von 7 ½ m. erreicht war wurden die Arbeiten eingestellt und ein hundertstündiger Pumpversuch durchgeführt, der 1 ltr. pro Sekunde erbrachte. Das Untersuchungsergebnis war für unsere Verhältnisse ein sehr gutes, bei 30,3 Ges. Härte 24,9 Karbonathärte und nur 5,5 bleibende d. h. Gipshärte, jedoch war die Wassermenge für die Gesamtwasserleitung nicht ausreichend. Also mußte ein zweiter Brunnen erstellt werden der in ca. 100 m. in westlicher Richtung vom Brunnen 1 in Angriff genommen wurde. Nach mehr- wöchentlicher Untersuchung wurde auch dieser Brunnen von der Firma Gebauer fertiggestellt. Die Zementrohre von 1 m. Durchmesser wurden auch hier gleich mit eingesenkt. Nach Erreichung von einer Tiefe von 6 m. kam ein sehr starker Felsen, der der weiteren Ausschachtung Einhalt gebot. Dieser Felsen wurde mit einem 60/er Bohrer maschinell durchschlagen und hernach ein 3 m langes 30 cm Durchmesser haltendes Filterrohr eingesetzt. Der Zwischenraum wurde mit Filter- kies ausgefüllt und somit war auch dieser Brunnen mit einer Gesamttiefe von 8 ½ m. fertig. Bei einem Pumpversuch ergab sich die gleiche Menge ebenso zeigte die Wasseruntersuchung die gleich gute Beschaffenheit wie bei Brunnen Nr. 1. Damit war die Wasserfrage für den Bau der Wasserleitung entgültig geklärt.

Jetzt kam die schwerste Arbeit, denn 3.000 m. Rohrgraben mußten ausgehoben werden. 54 Hauseigentümer des Dorfes hatten sich laut ihrer Unterschrift für den Bau der Wasserleitung namentlich verpflichtet und sind zur gemeinsamen Arbeit angetreten. Die noch zögernden im Dorf wurden durch diese Leistung ange- spornt und somit waren auch die letzten Zweifel bei denen beseitigt, die glaub- ten eine Dorfwasserversorgung wäre für Markt-Nordheim nicht durchführbar. In dieser Zwischenzeit erhielten wir den ersten Staatszuschuß in Höhe von 2.000 und 7.000 DM. und kurze Zeit später vom Finanzministerium 8.000 DM. Dazu kam noch der Betrag von 9 356 DM. aus der Wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge. Somit hatte die Gemeinde einen gesamten nicht mehr rückzahlbaren Staatszuschuß von 26.365 DM. erhalten. Auf Grund der vorgenannten Staatszuschüsse war die Gemeinde in der Lage die Arbeiten in jeder Richtung vorwärts zu treiben. Vom Bauern Georg Dietlein wurde in der Flurabteiling Mühlleiten etwa 7 ar Land käuflich erworben, wo dann der Hochbehälter hingebaut wurde. Auch dieser Behälter wurde seitens der Gemeinde in eigener Regie gebaut wodurch immer- hin gegenüber einer Baufirma 5. 000 DM. gespart wurden. Hiebei sei noch bemerkt, daß jeder Anwesensbesitzer je nach Hektargröße seines Anwesens 50 bis 100 Stunden unentgeldlich Arbeit leistete. Dieser Hochbehälter hat ein Fassungsvermögen von 125 cbm. , untergeteilt in 2 Kammern. Der Höhenunter- schied beträgt von dord bis Dorfmitte rund 20 m. was bei den meisten Haus- haltungen fast 2 Atü Druck ergibt. Selbst in den weitgelegensten Verbrauchs- gehöft Seehaus kann nach Abzug des unvermeindlichen Reibungsverlust noch 1.3 Atü gemessen werden. Das Pumphaus selbst wurde zwischen den beiden Brunnen die cka 100 m. voneinander liegen gebaut allerdings erst nachdem die gesamten Rohrleitungen fertig waren. Bei diesen 3.000 m. Rohrgraben für die Hauptleitungen wurden 32 Arbeitslose von Markt- Nordheim und Umgebung 101

beschäftigt, außerdem noch 5 Stammarbeiter von der Gemeinde. Die Aufsicht führte Konrad Beyer. Die Bauoberleitung des Gesamtobjektes oblag Bauingenier Julius Vestner vom Landesamt für Wasserversorgung München. Zwei Hauptleitungen mußten durchs Dorf gegraben werden. Von Haus Nr. 37 bis Nr. 51 in einer Länge von 200 m lag in 60 cm Tiefe ein sehr harter Dolomitfelsen der nur durch Sprengung beseitigt werden konnte. Durch dieses Felsvorkommen dürften sich die Ausschachtungsarbeiten um cka 8 – 10 Tagen verlängert haben. Die Rohre wurden 1.50 m tief gelegt, ebenso die Seitenstränge zu den einzelnen Haushaltungen. Die Verlegung der Hauptrohrleitung wurde der Firma Fischer Scheinfeld übertragen, ebenso lieferte dieselbe die automatische Schaltung der Anlage sowie die dazugehörigen Armaturen. Der laufende m. wurde für 1.10 DM. vergeben wogegen die nächtsbillige Firma Gebauer Ansbach 1. 56 DM. haben wollte. Die Hausanschlüsse wurden von der Firma Schlöpp in tadelloser Ausführung fertiggestellt. Jeder Hausbesitzer mußte eine einmalige Gebühr für jeden Anschluß in Höhe von 25 DM. entrichten. Durch den Einsatz der 32 Arbeitslosen infolge der Wertschaffenden Arbeitslosen- fürsorge aus der uns pro Arbeiter und pro Tag 4 DM. verlorener Zuschuß und 1 DM. langfristiger Kredit gewährt wurden, war es möglich, daß die hiesige Bevölkerung an den so schweren Schachtungsarbeiten bei der fast tropischen Hitze, sich nur in sehr bescheidenem Maße beteiligen brauchte. Auf Kosten der Gemeinde wur- den die Schachtungsarbeiten bis vor jedes Haus durchgeführt, sodaß die einzel- nen Hausbesitzer lediglich den Mauerdurchbruch und die Inneneinrichtung selbst bezahlen mußten. Vorerst sind für Feuerlöschzweckr nur 5 Unterflur-hydranthen eingebaut, vier weitere sind vorgesehen und wurden noch nachträglich angeschlossen. Wenn auch die Wasserleitung im Falle eines hoffentlich nie eintretenden größern Brandes nicht ausreicht, so ist es doch mögliche kleinere Brandherde im Keime zu ersticken. In das Pumpenhaus wird in den nächsten Monaten noch eine zweite Pumpe angetrieben durch einen Dieselmotor eingebaut, damit im Falle einer Stromstörung die Wasserleitung weiter läuft. Z.Z. pumpt ein 4 PS Motor aus den hoffentlich nie versagenden beiden Brunnen ein hygienisch einwandfreies Koch = und Trinkwasser in den Hochbehälter zu Nutz und Frommen der Gesamtbevölkerung, in jede Küche zur Entlastung der Hausfrau und in jeden Stall zur Versorgung des Viehes und auch zum Begießen der Hausgärten. Man sieht also was Gemeinschaftssinn und Gemeinschaftsleistung auch auf dem Dorfe zuwege bringen kann, wenn nicht Zeit und Mühe für eine klare Planung gescheut werden.

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Gesamtkosten der Dorfwasserleitung Markt-Nordheim nach dem Stand v. 1949

Bis zur Währungsreform wurden aus Gemeindemittel 31. 565 Reichsmark

ausgegeben.

Dafür wurden beschafft: 3 000 m. 80 m/m Hauptanschlußleitungen und die dazu benötigten Formstücke und Gummidichtungen, sowie 3 Waggon Mainkies ein- schließlich Frachtgebühren und 100 Ztr. Zement. Die Bohrarbeiten der Fa. Dittmann sind größtenteils noch in dieser Summe enthal- ten, ebenfalls die Versuchsbohrungen der Fa. Hans Schlöpp Markt-Nordheim.

Die Finanzierung des Wasserleitungsbaues setzt sich folgendermaßen zusammen:

Verlorene Staatszuschüsse DM. 26. 356 Darlehen (Wertsch. Arbeitslosenfürsorge) „ „ 2. 300 Privater Hand „ „ 7. 000 Kassenkredit „ „ 10. 000 Hausanschlußgebühren „ „ 2. 375 Eigenfinanzierung durch Holzverkauf „ „ 9. 839 } ( zum Teil infolge Dürreschäden) und „ „ 11. 000

Folgende Wasseruntersuchungsergebnisse wurden festgestellt.

1.) Sinsenbrünnlein 50 Ges. Härte 21 Karbonat H. 29 Gipshärte 2.) Bohrung a. d. Heindelwiese 56 „ „ 21.6 „ „ 34.4 „ 3.) Quelle Ingolstadt 103.3 „ „ 15.7 „ „ 87.6 „ 4.) Brunnen I. 30.4 „ „ 24.9 „ „ 5.5 „ 5.) Brunnen II. 31.4 „ „ 24.8 „ „ 6.6 „ 6.) Brunnen III.

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Wildberg ( bei Usenheim )

Gleich einen eratischen Block erhebt sich aus dem welligen Hügelgelände, in dessen Niederung die der Tauber zufließende Gollach entspringt ein steiler Bergkegel. Eigenwillig und einsam steht er da, ein Prellstein, der sich trotzig den über die baumlose Hochebene brausenden Stürmen entgegen stemmt. Das Schmelzwasser der auftauenden Schneemassen der Eiszeit bahnten sich einen Weg durch die brüchig gewordenen Bergrücken, rundete die Bergkuppe ab und verlieh ihm seine heutige Form als Inselberg. Man hat den Wildberg mit dem in Grabfeld und Haßgau ansäßigen Dynasten- geschlecht der Grafen von Wildberg in Verbindung bringen wollen, was aber urkundlich nicht nachweisbar, aber immerhin möglich ist, denn diese „Wildberg“ besaßen Güter in Ulsenheim, zu denen der nur einige Hundert Meter vom Dorf entfernte Berg gehört haben mag. Mit Graf Konrad ist um 1330 das Geschlecht erloschen. Als letzter seines Stammes hat er einen Teil seiner Liegenschaften der Kirche vermacht, dazu gehörten auch seine Besitz- ungen in Ulsenheim. Erbe war das Hochstift „Würzburg“, dem seitdem dieses Dorf und auch das „Castrum Wildberg“ gehörte. Von diesem Zeitpunkt kann man die Schicksale dieser Burg genauer verfolgen. Hier die Urkunde in Urschrift: Da man zahlt nach Christus Geburt dreizen Hundert Jahr darnach, in dem fünf und vierzigsten Jahr, am nahsten Dynstag nach sant Ambrosiustak (also am 5. April 1345) haben „Wir Orte von Gottesgnaden byschof zu Wirtsburk“ die Feste Wyelbork dem Ritter Erkinger von Sauwensheim (Seinsheim) genannt von Kottenheim als Erbburggut verliehen, mit der Auflage, sie vollständig nach dem vom Hochstift vorgeschriebenen Plan aus und umzubauen.

Zur Finanzierung verpfändete ihm Bischof Otto am 20. Juli 1345 das Stifts-Dorf Herbolzheim. Das Burggut auch Burgstall genannt, lag außerhalb der Burg am südöstlichen Fuß des Berges. In den folgenden Jahrzehnten lösten sich die Seinsheim (Kottenheimer Linie, die hier auf dem Burgstall „ein festes Haus“ hatten) als Ritter zu Wildberg gegenseitig ab. Erkinger, Heinrich, Hans und Wilhelm. Bisweilen waren es auch zwei Vettern, die sich in das Lehen teilten, wobei es oft Streitigkeiten gab, sodaß der bischöfliche Lehensherr den Burgfrieden wieder herstellen mußte. Um 1390 ist Wilhelm von Seinsheim „ Herrn Hansens selig Sohn zu Gnetzheim „ Burgherr. Er war Feldhauptmann der Reichsstadt Rothenburg 0/Tbg. Jedenfalls hatte ihn die Stadt Nürnberg Geld geliehen, denn sie hatte ein Pfandrecht auf dem „Wildberg“.

Zur Überwachung hatte der Rat der Stadt Nürnberg Geld geliehen, denn sie hatte ein Pfandrecht auf dem “Wildberg“ zur Überwachung hatte der Rat der Stadt Nürnberg einen Burgvogt eingesetzt, der die Einnahmen konntrollieren und die anfallenden Erträgnisse an die Stadtkasse abführen sollte. Der eingesetzte Burgvogt, Ludwig Braun und seine Ehefrau waren Rothen- burger Bürger und als solche auf die Gesetze der freien Reichsstadt vereidigt. Sie hatten in der Stadt Rothenburg Schulden gemacht und fürchteten den Zugriff der Gläubiger und klagten den Ritter Wilhelm von Seinsheim ihre Not. Derselbe befand sich in der gleich mißlichen Lage, denn er schuldete der Stadt Nürnberg 1300 Gulden. Er hatte auf seinen Eid Zahlung versprochen, aber die Termine niemals eingehalten.

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Die Rothenburger zwangen ihn den „Wildberg“ zu verpfänden. Ganz so hoffnungslos war die Lage der „Braun“ nicht, denn sie hatten Aussicht auf eine ansehnliche Erbschaft, die ihm nach dem Tode seiner Anverwandten einer Witwe Maria Teng zufallen sollte. Diese war kinderlos und hatte neben Bargeld einträgliche Liegenschaften in mehreren Dörfern. Sie hatten sich mit ihrer Base verfeindet, da diese nicht für ihre Schulden aufkommen wollte. Das erzählten sie Wilhelm von Seinsheim. Er schlug Braun vor ihm die Erbschaft abzutreten. Er als Ritter und Lehensträger des Hochstifts Würzburg könne vor Gericht und Gesetz seine Ansprüche mit größerem Nachdruck geltend machen als ein einfacher Bürger der Reichsstadt, der nicht vom Adel war und dem die Rückendeckung durch einflußreiche Herrn fehlt. Braun ging auf dieses Angebot ein. Bald darauf starb die „Teng“. Das Testament wurde eröffnet und da stellte sich heraus, daß die Verstorbene ihrer Vaterstadt Rothenburg zum alleinigen Erben ihres gesamten Besitzes eingesetzt hatte mit dem ausdrücklichen Zusatz den Eheleuten Braun nicht einen Gulden zu geben Ritter Wilhelm von Seinsheim tröstete sie. Er werde die Sache als Dritterbe in die Hand nehmen und das Testament anfechten und zwar strengte er einen Anfechtungsprozeß nicht bei dem Rothenburger Gericht an, denn er hatte ohnedies Streit mit der Reichsstadt, sondern beim bischöflichen Gericht in Würzburg. Beide Partner beriefen sich auf ihr gutes Recht, der Rothenburger Magistrat als Haupterbe, der Ritter als Dritterbe unterstützt von seinen Mitkläger Braun.

Freiherr Christian von Seinsheim stirbt 1646 in Regensburg und wurde dort zu Skt. Peter begraben.

„In dem Jahr, do man zalt nach gotes Geburt dreyzehn hundert und vier und nenzig jar, an unserer Frauen tag abend, als sie geboren wart, des morgens fru vor tag“ steht im umständlichen Deutsch der Urkunde, also am 7. Septem- ber zogen die Rothenburger Stadtknechte, wohlbewaffnet mit Spießen, Bogen und sonstigen Kriegsmaterial aus, um die ungetreuen Brauns auszu- heben. Es war Abend als sich die Reiter und Fußknechte zwischen Seenheim und Rudolzhofen den Wildberg näherten. Als die ersten Reiter auf der am Bergholz entlangführenden Straße auftauchten ließ Kunz von Terding, der in Abwesenheit des Burgherrn das Kommando führte, die Burg in Verteitigungs- zustand setzen. Wilhelm von Seinsheim befand sich in Gnötzheim. Die Aufforderung Braun und sein Weib auszuliefern und die Burg ohne Wider- stand zu übergeben, wurde von Treding barsch abgelehnt. Den Rothenburgern gelang es die vorgelagerten Befestigungen mittels als Lunten in Brand zu schießen. Die Besatzung mußte die Stellungen räumen. Auf Sturmleitern drangen die Rothenburger in die Burg ein und Kunz von Treding mußte sich auf Gnadeund Ungnade ergeben. Die Rothenburger fesselten Braun und seine Frau und nahmen gleichzeitig den Burghauptmann Kunz von Tredeing und drei Knappen mit. Braun, seine Frau und die drei Burschen mußten neben den Gäulen herlaufen. Die Landstraße glich einen ausgefahrenen Feldweg, zerschnitten von den tiefen Spuren die die Räder der schwerfälligen Fuhrwerke und die Hufe der Zugtiere hinterlassen hatten.

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Der derbe Hanfstrick, der ihre Handgelenke wie einen Schraubstock um- klammerte unterband ihren Kreislauf sodaß ihre Finger erstarrten. Bis Seenheim hielt sie Schritt mit den flott ausgreifenden Pferden, dann aber versagten ihre Kräfte. Unbarmherzig hieb der rohe Stadtknecht auf sie ein. Ein paar Schritte vermochte sie noch mühsam zu laufen dann aber brach sie ohnmächtig zusammen. Der Reitertrupp hielt an und man warf das Weib auf einen überdachten Leiter- wagen, der mit zusammengerafften Eigentum der Gefangenen beladen war. Ihr Mann der bisher wacker mitgelaufen war, durfte sich auf den Wagen setzen und seiner jammernden Frau Beistand leisten. Abends in Rothenburg angekommen, befahl der Rat, Kunz und die drei Knappen laufen zu lassen und Braun und seine Frau dem Kerkermeister abzuliefern, der Beide in ein dumpfes feuchtes Verlies warf. Der Wärter löste die Stricke, stellte einen Krug abgestandenes Wasser und ein Stück steinhartes Schwarzbrot daneben und verließ den Kerker indem er die eisenbeschlagene Eichentür verschloß. Trotz aller Sorgen schliefen sie in dieser letzten Nacht ihres Lebens fest und unbeschwert. Schwer bewaffnete Stadtknechte führten am Vormittag die mit schweren Eisenketten gefesselten Gefangenen ins Rathaus. Das Gericht war bereits versammelt. Die Herren hatten es eilig, die Schuldigen abzuurteilen. Verhör und Verhandlung waren von kurzer Dauer; das Ganze war nur eine Form- sache, die den Schein des Rechtsverfahrens wahren sollte. Der Tatbestand ging aus den Akten klar hervor, ihn zu leugnen wäre zwecklos gewesen, denn die verschiedenen Abstufungen der Folter hätten den Angeschuldigten doch jedes gewünschte Geständnis abgepresst. Die Anschuldigung lautete auf Hochverrat und Meineid, begangen an der freien Reichsstadt Rothenburg. Die brutale Rechtsprechung des Mittelalters kannte keine mildernde Umstände. Entweder konnte der Angeklagte durch glaubwürdige Zeugen seine Unschuld einwandfrei nachweisen dann wurde er freigesprochen, oder er wurde für schuldig gefunden und hatte somit sein Leben verwirkt. Ludwig und Kathrin waren getsändig flehten aber Richter und Schöffen knie- fällig um Gnade an. Einstimmig erkannten die Herrn auf Todesstrafe für die beiden Schuldigen. Der Richter erhob sich von seinen Sessel, nahm einen auf den Tisch liegenden dünnen weißen Stab, brach ihn mitten durch und warf beide Stücke auf die mit gebeugten Rücken vor ihm knieenden. Es war eine symbolische Handlung die sinnfällig die Ausstoßung der Verurteil- ten aus der menschlichen Gesellschaft und ihre Auslieferung an den Scharf- richter andeutete. Ludwig und Kathrin Braun wurden auf eine Kuhhaut geworfen und unter Bedeckung von Stadtknechten, die mit Peitschen und Ruten auf die vor Schmerz schreienden Gefangenen einhieben und gefolgt von einer Menge Neugieriger durch die Straßen nach der außerhalb der Stadt liegenden Richtstätte bis unter den Galgen geschleift. Vor dem Galgen war ein mäch- tiger Eichenblock aufgestellt. Hinter dem Richtblock stand der Henker, der aussah wie der leibhaftige „Gottseibeiuns“. In der Faust des Scharfrichters funkelte die scharf geschliffene Klinge eines wuchtigen Schwertes. Auf einen Wink des Meisters ergriffen die Knechte ihr Opfer, zerrten es vor und legten die rechte Hand des Verurteilten auf den Richtblock.

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Laut Urteilsspruch sollten den verräterischen Burgvogt die beiden Schwurfinger mit denen er den Treueid auf die Stadt geleistet und freventlich gebrochen abgehackt werden, bevor sein Haupt unter dem Schwert fiel. Aus seinem Gürtel zog der Henker ein kurzes Beil, packte mit der Linken die beiden Finger und hieb sie mit einem festen Schlag ab. Mit einem Schrei riß Braun die blutüberströmte Hand zurück. Die Gehilfen stießen Braun in den Rücken sodaß er auf den Knien vor dem Richtblock lag. Einer sprang vor griff in das volle Haar und zog den Kopf nach vorn. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte das Schwert im Sonnenlicht, dann sauste es auf den entblösten Nacken des Verurteilten. Kathrin war bei der Hinrichtung ihres Mannes ohnmächtig geworden. Die Knechte schleiften sie hinüber unter den Galgen. Dort hatten sie in den Vormittagsstunden ein tiefes Loch ausgehoben in das sie Kathrin mit rohen Fußtritten hineinstießen, denn nach den Urteilspruch sollte das „Meyneydig Weip“ lebendig begraben werden. Die Henkersknechte nahmen Schaufel und Hacke und ließen Erdbrocken und Steine auf den zuckenden Körper fallen. Als die Grube eingeebnet war traten sie mit ihren Stiefeln die Erde fest. Keine Inschrift zeigte das Grab in der Kathrin Braun erstickt war. Mit der bestialischen Hinrichtung der Eheleute Braun war der Fall für die Rothenburger noch lange nich erledigt, denn nun hatten sie es mit den streit- baren Ritter Wilhelm von Seinsheim zu tun der ihnen, erbost über den Tod des Burgvogts Fehde geschworen hatte. Denn als Angehöriger des Adels wie als Lehensherr des Bischofs von Würzburg unterstand er nicht der bürgerlichen Rechtsprechung. Wohl oder übel mußten sie den Fehdehandschuh aufheben den ihnen Ritter Wilhelm von Seinsheim vor die Füße geworfen hatte und sich zu einen Waffengang wider ihn rüsten.

Einweihung ds neuerbauten Pfarrhauses Sonntag den 13. Dezember 1964

Nach dem Frühgottesdienst wurde das neuerbaute Pfarrhaus seiner Bestimm- ung übergeben. Aus diesem Anlaß waren neben vielen Gemeindegliedern auch Dekan Joachim Bomhard, der auch den Frühgottesdienst hielt aus Markt Einersheim und Regierungsbaumeister Kurt Engelhardt aus Nürnberg erschie- nen. Umrahmt wurde die Feier vom Posaunenchor und Kirchenchor unter Leitung von Lehrer Gerhard Michael. Dekan Bomhardt erklärte, daß man das Pfarrhaus nicht mit anderen Gebäuden vergleichen könne. Es sollte nicht dazu dienen, sich einschließen zu können, sondern jederzeit offene Türen für Große und Kleine haben. Man könne mit Vertrauen kommen, denn hier leb- ten Menschen, die für andere da seien. Das Pfarrhaus in Markt Nordheim so betonte er, möge immer Menschen beherbergen, die um die Sorgen und Nöte der Gemeindeglieder wüßten. Auch von ihm aus sollte Gottes Wort, in Kirche und Schule getragen werden. Nach der Übergabe trugen Kinder Gedichte vor. Der derzeitige Ortspfarrer Karl Schütz trug nun in kurzen Worten die Geschichte des alten Hauses vor. Nach alten Aufzeichnungen wurde mit dem Bau des alten Pfarrhauses, das an der gleichen Stelle stand im Jahre 1594 begonnen. 28 Pfarrer durften in dieser langen Zeit in ihm ein und ausgehen, darin beten und arbeiten und Gottes Segen in die Gemeinde

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tragen. Im Februar wurde das alte Gebäude abgebrochen und am 17. Juni wurde das Richtfest gefeiert

Das alte im Jahre 1594 errichtete und 1964 abgebrochene Pfarrhaus

Pfarrer Schütz dankte allen die beim Bau des Hauses mit Hand angelegt haben, den Bauhandwerkern Liebberger und Kahl und vor allem den evangelisch- lutherischen Kirchenrat in München der zum Bau des Pfarrhauses mit 100 000DM. beigetragen hat und den Regierungsbaumeister Kurt Engelhardt der die Planung und die Bauoberleitung hatte. Wenn man betrachte, so schloß Pfarrer Karl Schütz, dann werde jedem klar daß Gottes Segen nicht gefehlt habe.

Die ehemalige Frauenschaft im 3. Reich

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Kirchturm

Der Entstehung des jetzigen Kichturms liegen folgende Aktenmäßig belegte

Tatsachen zu Grunde:

Aktum – Markt – Nordheim in Kurie, den 16. August 1775

Der hiesige Kirchturm sollte noch vor dieses Jahr stehen bleiben und künftiges Frühjahr 1776 so Gott will bis auf den Grund umgelegt und völlig neu auferbaut werden. Bis dorthin solle darauf Kollecktiert, die Gemeinde = und Gotteshaus Rückstände eingetrieben und zusammengehalten werden. Welche sonach ihrer Willens Meinung von sich geben als: Georg Endres Simon Menth Johann Leonhard Helmreich Mattheus Fleischmann Johann Leonhard Grohmann Johann Georg Freymann Heinrich Andreas Mann Leohnhard Weigand Christoph Dollgast Johann Jobst Wagner Leonhard Meyer Moritz Hahn Jörg Kaspar Weydt Martin Hefs Johann Leonhard Rabenstein Michael Neubauer Johann Joachim Nahr Hans Georg Körner Johann Morizu Hasenest Georg Leonhard Dolfeld Leonhard Winkler Martin Zehner Georg Schmidt Jobst Derr Jobst Enzenberger Johann Georg Blatter Konrad Schindler Leonhard Schindler Johann Jobst Dorsch Leonhard Lobig Johann Wichner Friedrich Fürstenhöfer Johann Georg Meyer Georg Kaspar Diettlein Johann Leonhard Pfeiffer Johann Jobst Hübner Johann Jobst Körner

Pfarrer Johann Christian Wittmann Jobst Erdenbrecht als Gotteshaus Pfleger Johann Peter Hirth Schultheiß Johann Leonhard Dolfelt Bürgermeister

Laut Vorschlag und Auftrag einer hochfürstlich – hochgeistlichen Regierung zu Schwarzenberg wurde der herrschaftliche Maurer = und Thurmbaumeister Georg Drexel zu Markt-Scheinfeld mit dem Turmbau beauftragt der die Arbeiten von 1776 bis 1778 erledigte.

Im Jahre 1801 wurden 3 Glocken von dem hießigen Glockengießermeister J. A. Klaus gegossen und im Turm aufgehängt. Nachdem Klaus von hier nach Fladungen wegzog wurde das Gießhaus, das auf der rechten Seite des Fußweges nach Seehaus stand weggerissen. Die Glocken hatten einen sehr schönen Klang und das Geläute war eines der schönsten in der Umgebung. Von den damaligen Glocken ist nur noch die größte, die von den Fürsten Schwarzenberg gestiftet wurde erhalten. Die beiden kleinen fielen den 2. Weltkrieg 1939 – 1945 zum Opfer, nachdem sie wegen ihres reinen Klanges den ersten Weltkrieg 1914 – 1918 glücklich überstanden hatten. 109

Die Glocken wurden in den Jahren 1951 und 1957 wieder ersetzt und zwar von der Kirchen-Gemeinde. Auch wurde im Jahre 1806 eine neue Turmuhr durch den Uhrmachermeister Hofmann Fürth eingebaut die über 100 Jahre ihren Dienst tat.

Da sich das Fundament des Turmes zersetzte und sich im 2. Stockwerk an den Lissenen Risse zeigten und zerbröckelten erforderte der Turm im Jahre 1861 eine größere Reparatur. Laut Beschluß des Königlichen Landgerichts Markt-Bibart und der königlichen Bayerischen Baubehörde Neustadt / Aisch wurde der Maurer und Steinhauer- meister Deppisch Marktbreit beauftragt den Turm genauestens zu untersuch- en und die notwendigen Reparaturen durchzuführen, denn bei dem ganz schlechten Zustand und der bedeutenten Höhe des Turmes muß mit äußester Vorsicht zu Werke gegangen werden und ist ein Sparen nur zum Nachteil der Sache anzuwenden. Es wurde eine Stützmauer aus Gollhöfer Kalkstein und Nenzenheimer Sandstein in einer Höhe von 4 Fuß angebracht und die Verschlauderung sämtlicher Ecksteine vorgenommen. Ebenso mußte die Helmstange mit Knopf und Fahne abgenommen werden. Die Vergoldung des Knopfes wurde vom damaligen Schreiner Georg Schäff mit einem Kostenaufwand von 40 Gulden 36 Kreuzer vorgenommen. Turmdeckermeister Kropp Kitzingen befestigte Helmstange mit Knopf und Fahne wieder am Turm. Die Gesamtkosten der Reparatur beliefen sich auf 2 300 Gulden, die durch Aufnahme eines Darlehens gedeckt wurden. Letzte Rückzahlung erfolgte im Jahre 1865.

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Die Gemeindeverwaltung:

Singer Vorsteher Pfeifer Gemeindepfleger Josef Grattenthaler Leonhard Geißlinger Sebastian Beyhl Johann Georg Kern

Bereits schon vor dem 2 Weltkrieg wurden stärkere Schäden am Kirchturm- dach festgestellt und durch den seinerzeitigen Gemeinderat unter Bürger- meister Herbolzheimer Rücklagen zur Erneuerung des Daches gebildet, die leider der Währungsreform 1948 zum Opfer gefallen sind.

In seiner Sitzung am 21. Februar 1964 beschloß der Gemeinderat den Kirch- turm gründlich zu reparieren. Die Kosten werden sich nach anhören von Sachverständigen auf 25 000 DM. belaufen. Davon sollen 15 000 DM. im ordentlichen Haushalt gedeckt werden 10 000 DM. werden durch ein Darlehen von der Evang. luth. Landeskirche Bayern mit einer Laufzeit von 10 Jahren aufgenommen.

Mit der Durchführung der Reparaturarbeiten wurde die Dachdeckerfirma Franz Kaidel Kitzingen. Der Zimmermeister Georg Kahl Markt-Nordheim. Der Malermeister Adolf Baureiß Markt-Nordheim und der Spengelermeister Pongraz Schirmer Sugenheim betraut.

Hans Helmreich I. Bürgermeister Paul Strauß II. „ Hans Kallert Gemeinderat Hans Lobig „ Leonhard Gundel „ Leonhard Schwemmer „ Georg Kahl „ Heinrich Ganßer „

Die Arbeiten am Kirchturmdach wurden im Juni 1964 durchgeführt. Die Dachdeckerfirma Franz Kaidel Kitzingen erneuerte 150 qm. des Turm- daches benötigte hierzu cka 85 Zentner Schiefer und setzte Helmstange mit Knopf der vom Spenglermeister Schirmer repariert und vom Malermeister Bauereiß vergoldet und Fahne wieder ein. Alle freiliegenden Holzteile wurden vom Spenglermeister Schirmer mit Kupferblech beschlagen und so gegen das Wetter abgeschirmt. Zimmermeister Georg Kahl wechselte alle schlechten Balken und Bretter des Turmdaches aus. Alle Arbeiten wurden fachmännisch ausgeführt sodaß eine weitere Reparatur des Turmdaches erst nach Jahr- zehnten wieder erforderlich sein dürfte.

Die Hoffnung, in der Kirchturmkugel lesbare Urkunden zu finden, erfüllten sich nicht. Die Flasche, in der die Dokumente aufbewahrt worden sind, war zerbrochen und das Papier vermodert. Als die Helmstange mit der Kugel und der Windfahne heruntergeholt und geöffnet wurde, befanden sich nur Reste und einige mit einer unleserlichen 111

Schrift bedruckte Papierfetzen darin. 1861 war die Kugel zum letztenmal geöffnet worden. Der Knopf aus Kupfer der von Gewehrkugeln ziemlich durchlöchert war, wurde vom Spenglermeister Pankraz Schirmer Sugenheim repariert. In dieser Kugel wurde eine Kupferrolle eingelötet in der eine Niederschrift über die Entstehung des Turmes, eine Tageszeitung und ein Sonntagsblatt hineingesteckt wurde. Die Niederschrift wurde von Gg. Enzenberger angefertigt vom Gemeinderat und derzeitigen Pfarrer Schütz unterschrieben.

Verschiedenes

1783 War ein sehr guter und reichlicher Weinwachs. Die Trauben waren äußerst Mostreich und so übertraf die Ergiebigkeit der Lese alle Erwartungen. Es fand Mangel statt an den nötigen Geschirr und Fässern, sodaß an vielen Orten mehr weggeschüttet ward als manches Jahr gewachsen ist. In Greglingen an der Tauber ließ der damalige Fürstlich Ansbachische Amts- kastner auf dem Markt eine große Kufe älteren Weins nebst Schöpfbecher zum unentgeldlichen Trunk für jedermann aufstellen um für den neuen trefflichen Most Raum im Keller zu gewinnen.

1793 Den 1. Juni früh 7 Uhr stark geschneit. Tags zuvor fiel Hagel.

1795 Den 31. Mai und 1. Juni ziemlich starker Frost.

1549 sehr dürrer Sommer in Bergel kostete die Maß Wasser 1 Gulden.

1171 sehr gelinder Winter. Die Bäume schlugen aus, im Februar brüteten die Vögel, im Mai Getreideernte und im August Weinlese.

1166 wird auf Befehl Kaiser Friedrich des Rotbartes durch den Würzburger Bischof Erhold die Burg Hinter Frankenberg zerstört weil dessen Besitzer „vom Stegreif lebten“. Die ritterschaftliche Burg „Vorder Frankenberg“ besaßen ehemals die Freiherrn von Hutten, welche schon 1294 solche von der Dom- probstei zu Lehen trugen. Im Jahre 1281 soll Burggraf Friedrich III. von Nürnberg das Schloß „Hinter Frankenberg“ an Bischof Berthold II. von Würzburg um 300 Mark Silber und 730 Pfund Heller verkauft und dieser Kaufsumme wegen die Dörfer Herbolzheimund Burgbernheim zu Hypothek erhalten haben So muß doch wohl diese Burg nach vorher erwähnter Zerstörung wieder aufgebaut worden sein, sie hat demnach einen zweiten Ruin erlitten.

Nachtrag zur Geschichte der Burg

Hohenlandsberg

Schloß Hohenlandsberg wurde im Jahre 1387 von den Gebrüdern Gottfried und Gerlach von Hohenlohe an die Stadt Rothenburg gegen Wiedereinlösung verkauft. Diese muß von dem Hochstifte Würzburg geschehen sein, welche in das Pfandschaftsrecht eintrat; denn im Jahre 1402 verpfändet Bischof Johann und das Kapitel zu Würzburg den Hohenlandsberg auf 5 Jahre an Rothenburg mit dem Vorbehalt der Wiedereinlösung und Verlängerung des Vertrages,

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wenn diese Einlösung bis dorthin nicht eingetreten sei. Rothenburg löste das Schloß mit Zubehör von Würzburg mit Zurückstellung der Urkunden bald ein.

In demselben Jahre 1406 verkaufte Johann von Hohenlohe an Bischof Johann von Würzburg und das Kapitel daselbst alle seine Rechte auf Lösung, Pfand- schaft, Wiedereinlösung, auch sämtliche Forderungen und Urkunden die er und seine Vorfahren an die Vesten Jagstberg und Lauda,an Hohenlandsberg, Hornburg und einen Anteil von Kitzingen gehabt haben, um 63 000 Gulden. Bekanntlich kaufte im Jahre 1435 Erkinger von Seinsheim genannt, von Schwarzenberg von dem Hochstift Würzburg Schloß, Amt und Dorf Dornheim, nebst Hohenlandsberg und Weilern. In dieser Bedrängnis scheint Herr Johann von Hohenlohe gleich seinen tapferen Vorfahren im Kriege neuen Ruhm und Besitz gesucht haben. Er fiel als markgräflich brandenburgischer Feldhaupt- mann nebst ihn zwei begleitender Vasallen in einem Gefecht gegen die Pommern auf dem Damm zu Kemmen vier Meilen von Berlin im Jahre 1412. Mit ihm erlosch die Linie der Hohenlohe-Entsee. Die Reste der Güter kamen an seine Schwäger, den Grafen Lienhard von Castell und an Schenk Friedrich von Limburg, vermählt mit Elisabeth von Hohenlohe der im Jahre 1412 unter anderem – Sommer – und Winterhausen erhielt. Das Schloß „Hohenloch“ kam an die Burggrafen von Nürnberg und an das Haus Ansbach. Rothenburg hatte seine Veste „Entsee“ wohl bewahrt und besetzt. Doch dauerte diese Herrlichkeit nicht lange. Als es im Jahre 1407 in den Marbacher Bund trat und sich offen an den abgesetzten Kaiser Wenzel anschloß, wurde er vom Kaiser Rupprecht in die „Acht“ erklärt. Der Burggraf von Nürnberg und der Bischof von Würzburg drangen mit einem Heere in das Gebiet der Stadt ein. Die alten starken Vesten Entsee, Nortenberg und Seldeneck fielen in einem Jahr. Obgleich sich die hart bedrängte Stadt sich acht Wochen lang sehr tapfer verdeitigte, so wurde die „Acht“ dennoch erst durch Vermittlung des Marbacher Bundes im Jahre 1408 auf dem fränkischen Landtag in Bad Mergentheim zurückgenommen. Unter der Bedingung der Lossprechung gehörte auch die Auslieferung ihrer Vesten an den Erzbischof von Mainz und den Grafen Eberhard von Württemberg. Diese ließen 1408 die stolzen Burgen bis auf den Grund abbrechen. Nur das Gebiet und die verbrief- ten Rechte verblieben der Stadt.

Erwerb des Domprobsteiwaldes

und Gründung der Domprobsteiwaldgesellschaft.

18 / 5 Vom Königl. Fürstlichen Schwarzenbergschen Herrschaftsgericht Hohenlandsberg wird hiermit beurkundet, daß unter nachbenannten Interes- senten folgender Kaufvertrag verlautbart wurde welcher wörtlich also lauet:

Königlich Fürstlicher Kriminal Adjunkt Actum

Seehaus am 28. Juli 1815

Erschienen diesem Nachmittag vor allhiesigen Herrschaftsgerichte:

1. Der Herr Forstmeister Friedel von Schwarzenberg

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2. Von Seiten der Gemeinde-Glieder zu Nordheim: Herr Ortsvorstand Konrad Singer, Ludwig Mahr, Georg Leonhard Winkler, Georg Brehm, Johann Fleischmann, Leonhard Pfeiffer, Leonhard Endreß, Valentin Späth, Johann Andreas Zißler, Leonhard Vogt mit der Anzeige, daß sie soeben einen Waldkauf über die sogenannte Domprobstey Waldung auf Nordheimer Markung unter sich abgeschlossen, jedoch in der Art, daß von den übrigen nicht mit erschienenen Gemeinde-Gliedern, jedem noch vorbehalten sein und freystehen sollte, an diesem Kauf Antheil zu nehmen und sich den Erschienenen anzuschließen. Sie bitten deshalb solchen Kauf gerichtlich zu verlautbaren.

Da sämtliche Kontrahenten dem Gerich bekannt sind und deren Kontrahierungs- sachlichkeit unter den vorliegenden Umständen kein Hinternis im Wege liegt, so hat man deren Ansuchen willfahren und den angegebenen Vertrag nachfolgen- dermaßen aufgenommen. Es verkauft nemlich obgedachter Herrn Friedel von Schwarzenberg unter dem Versprechen eine Vollmacht nachzubringen, in Vollmacht des jüdischen Legotianten Nathan Salomon zu Ansbach den von diesen, vermöge Vertrags von käuflich erworbenen Königl. Domänenwald, der Sandbrunnenwald genannt, auf Markt-Nordheimer Markung, einschließlich der daran stoßenden sogenannten oberen Domprobstey Waldwiese, welche vermag des vorgezeigten und in den Händen des Ortvorstandes Singer zu Markt-Nordheim befindlichen geometrisch- en Rißes, durch die Fürstlich Schwarzenbergisch Waldung, der Schimmel ge- nannt, die Hohenlandsberger Waldung, das Reuscher-Holz, die Freiherrlich von Pöllnitzich Waldung und die Nordheimer Gemeindewaldung umgrenzt und vermög eben dieses Rißes, nach der geometrischen Aufnahme des Feldmessers Michael Bergmann von Iphofen 395 2/4 Morgen enthalten soll, Kataster Nr.- mit einen Steuerkapital von 4 400 Gulden, ganz in der nämlichen Eigenschaft, und unter den nämlichen Rechten wie solcher von gedachten jüdischen Legotiman- ten Nathan Salomon laut der darüber vorhandener Vertragsurkunde erworben worden ist an die anwesenden vorwärts aufgeführten Gemeindeglieder von Markt-Nordheim und diejenigen welche diesem Kaufe sich noch anschließen für einen Kaufschilling von Vierzehn-Tausend Gulden – nebst dreißig Karolin Kauf- geld, dergestalten daß Letzterer, nach Verlauf von 14 Tagen, der Kaufschilling aber in nachstehenden Fristen berichtigt wird. 2 000 Gulden müssen nämlich bis nächstkünftigen Martini aufgelegt, davon aber müssen keine Zinsen entrichtet werden. Von dem Überrest der 12 000 Gulden sind 3 000 Gulden zu Martini 1817, 3 000 Gulden zu Martini 1818, und die letzten 3 000 Gulden 1819 in guten gangbaren Münzsorten zu bezahlen. Die ganzen 12 000 Gulden hingegen werden vom heutigen an mit fünf von Hundert verzinset und die anfälligen Zinsen jedesmal bei Berichtigung neuer Zahlung mit beigelegt, jedoch solls den Käufern unbenommen sein nach ihren Belieben an den bestimmten Zahlungszeiten ein mehreres und soviel sie über die festgelegte Frist bezahlen wollen aufzulegen, ohne daß verkäuferischer Seits eine Weigerung der Annahme oder eine weitere Zinsenforderung von den mehrerlegten Betrag über den Erlegungs und Zeitpunkt hieraus ermitteln. Die Käufer werden sogleich vom heutigen an in den eigentümlichen Besitz des Kaufgegenstandes eingesetzt und übernehmen alle und jede Lasten und Giebigkeiten davon, welche aus besteuerte Gründe über- 114

haupt radeziert sind und daraus ausgeschlagen werden und wie sie einen Namen haben mögen von Anfang des Etatsjahres 1814 an. Vorsorglich nur auf ausdrücklichen Verlangen der Käufer, wird verkauftender Seits insbesondere Handlohnsfreyzeit des Kaufguts gewähret nicht minder wegen allen Realans- prüchen, die ein dritter daraus haben könnte, jedoch nicht für den bestimmter Flächen Inhalts und die Ständigkeit des angegebenen Steuerkapitals Gewähr- schaft geleistet sondern das verkaufte Waldstück nur so überlassen, wie es veramt und versteint und in den bestehenden Steuerkataster bereits eingetragen oder einer künftigen höchster orts angeortneter Nomimerung unterworfen ist. Insbesondere ist ausgemacht, daß das in der verkauften Waldung für dieses Jahr geschlagene und veräußerte Holz, resp. der dafür erlöste Kaufschilling den Ver- käufer zu Guten kommt und von diesem bezogen wird, ohne daß die Käufer den mindesten Anspruch daraus zu machen haben. Sämtliche aus diesem Kaufe, sowohl für die Verlautbarung als Zuschreibung und Ausfertigung erwachsender Kosten werden von den Käufern alleine übernommen. Weiter hatten die Kompa- renten nichts verabretet sondern baten nur um gerichtliche Bestätigung und ordnungsmäßige Ausfertigung dieses Vertrags den sie nach nochmaliger Verlesung mit ihrer allerseitigen Unterschriften bestätigten. Josef Friedel Forstmeister bittet um Abschrift. Ortsvorstand Singer, Daniel Deubel, Georg Ludwig Nahr, Georg Leonhard Weckler, Johann Andreas Zistler, Johann Fleischmann, Georg Brehm, Valentin Hirth, Leonhard Pfeiffer, Johann Erhard Endreß, Johann Leonhard Vogel, Aktum des Königl. Baierische Stadtgericht Ansbach.

Bezeugt auf den Grund eines am 16. dieses Monats von demselben aufgenom- menen Protokolls. Kraft dießes, daß der dem Gerichte von Person wohlbeamtete Legionat Nathan Salomon von hier vor demselben erklärt habe daß er das vorstehende Protokoll seinen ganzen Inhalte nach genehmige und die von seinen Mandanten den Herrn Forstmeister Friedel von Schwarzenberg darin für ihn gepflogenen Verhandlungen als von ihn selbst geführet ansehe.

Urkundlich unter dem Stadtgerichtlichen Siegel und der Unterschrift des Vorstandes. Ansbach den 17. August 1815 Unterschrift

Stadtrichter

Actum Seehaus und Hohenlandsberg am 11. Oktober 1815 Rechtspraktikant Unterschrift

Erscheinen Leonhard Vogel und Georg Brehm von Markt-Nordheim und sagen: Nach einer vor Kurzem erhaltenen mündlichen Weisung übergeben wir hiermit eine vom Herrn Forstmeister Friedel zu Schwarzenberg erhaltenen alten Kauf- briefes d. d. 30. November 1812 übern Domprobsteywald, oder Sandbrunnen in Nordheimer Flurmarkung, und bitten nunmehr den Kaufvertrag vom 28. Juli 1815 gerichtlich zu betätigen, da sie nicht eher die vereinbarten Zahlungsfristen des Kaufschillings einhalten könnten, bis sie den gerichtlich bestätigten Kaufvertrag in Händen hatten. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.

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Johann Leonhard Vogel Johann Georg Brehm.

Urkundlich ist vorstehender von Gerichts–Wegen bestätigter Kauf-Vertrag als Erwerbs Dokument für mehrere Nordheimer Gemeindeglieder unter des Herrschafts-Gerichts Insiegel und Unterschrif ausgefertigt worden.

Gegeben Seehaus den 13. Dezember 1815

Königl. Baierisch Fürstl. Schwarzenbergisch Herrschaftsgericht

Hohenlandberg ( Siegel ) Unterschrift: Schwingenstein die Originalurkunde befindet sich im Besitz von Heinrich Schierer.

Herrschaftsrichter Geschehen: Markt-Nordheim Schwingenstein den 19. April 1820 Protok.- Steinkrug auf dem Rathaus.

Zufolge Dekrets vom 13 ten dieses verfügte sich nebenvubricierte Gerichts- kommision heute hiefür auf das Rathaus, wo sich der Ortsvorstand Vogel mit unterzeichneten Gemeindeglieder als Teilhaber an den Domprobsteiwald oder sogenannten Sandbrunnen einfanden. Man hat denselben, die von den Wald- käufern den vormaligen Ortsvorstand Singer von hier und Konsorten mittelst Vorstellung vom 11. des vorigen Monats übergebene nachträgliche Kaufbeding- nisse d.d. Nordheim den 13. Dezember 1815 wortdeutlich vorgelesen, wie solche nachfolgend auch wörtlich in das Protokoll eingerückt worden sind. Da bei dem dermalen von uns unterzeichneten Ankauf des sogenannten Domprobsteiwaldes besagtes gerichtlich bestätigten Kaufbriefs noch jeden Nordheimer Gemeinde- glied von uns gestattet ist, sich an uns anzuschließen, in den Kauf miteinzustehen und an den von uns erkauften Domprobsteiwald teil zu nehmen, so geschieht dieser Beitritt unter folgenden Bedingungen: I. Wer sich dermalen nicht als Teilhaber meldet und einschreiben läßt, soll auf immer ausgeschlossen bleiben und kann niemals mehr ein Mitglied werden. II. Der erwähnte Wald muß auf immer ein unzerteilbares gemeinschaftliches Eigentum der Teilhaber bleiben und haben diese blos den Ertrag und die Nutz- nießung zu gleichen Teilen zu beziehen. III. Sollte ein oder das andere teilhabende Mitglied entweder früher oder päter sein Recht an benannten im Gemeinschaft benutzt werdenden Wald zu verkauf- en Lust haben, so soll ihm diees unbenommen bleiben und derselbe hierinnen vollkommene Freiheit haben. Allein der ganzen übrigen Gesellschaft soll über kurz oder lang das Recht zukommen für den Kauf einzutreten. IV. Kein Mitglied der teilhabenden Gesellschaft kann daher jemals auf Teilung dieses gemeinchaftlichen Eigentums weder Ansprüche machen noch verlangen daß ihm sein Anteil besonders abgemessen und zum alleinigen eigentümlichen Besitz zugeteilt und angewiewen werde. V. Kein Mitglied kann zwei oder gar mehrere Nutznießungs-Anteile weder durch Kauf, Tausch noch Erbschaft, Schenkung oder sonst erlangen und hat in den

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ersten Fällen die ganze Gesellschaft jederzeit das Recht für den Kauf, Tausch oder dergleichen einzustehen und in den letzten Fällen hat solche nach einer unparteiischen Taxe den betreffenden Anteil zu vergüten.

Mkt. Nordheim den 13. Dezember 1815 1. Ortsvorstand Singer 4. John Andreas Zißler 2. Johann Georg Brehm 5. Johann Erhard Endres 3. Johann Leonhard Vogel 6. Georg Leonhard Winkler 7. Johnn Fleischmann 8. Valentin Hirt 9. Leonhard Pfeiffer 10. Daniel Drubel u. Georg Ludwig Narr worauf solche sämtlich erschienene Gemeindeglieder und Waldteilhaber vorstehende Kaufbedingnisse noch nachträglich ausdrücklich genehmigen mit dem Beisatz, daß sie solche wohlverstanden und hinlänglich erläutert worden seien. Zu mehreren Bekräftigung unterzeichnen sich solche auf nochmaliges deutliches Vorladen eigenhändig hierfür und bitten um eine Ausfertigung des heutigen Protokolls. V. g. u. u.

Ortsvorsteher Vogel Heinrich Beyer Georg Ludwig Narr Baltasar Kerl Stephan Weidt Johann Michael Steinkrug Georg Leonhard Winkler Johann Georg Etzel Peter Schmitt Johann Georg Brehm Johann Fleischmann Leonhard Pfeiffer Johann Erhard Endres Johann Andreas Zißler Georg Andreas Schäff Kaspar Brenner Michael Göllner Johann Michael Kern Johann Georg Schmitt Paulus Pfeiffer +++ Handzeichen der Redels Wittib. Elias Köhler Georg Gruber Georg Kasp. Weigand Johann Martin Eitel Friedrich Hügelschäfer Johann Leonh. Köhler Leonhard Dehner Bertel Dasch Leonhard Winkler Johann Adam Rabenstein Johann Georg Körner +++ Handz. des Johann Schwarz Johann Leonhard Kardt Heinrich Mann Georg Krämer Phillip Dellfeld Jakob Weiß Veit Grattenthaler Leonhard Fleischmann Nikolaus Köhler +++ Handz. des Isak Gänger Heinrich Weyd Johann Adam Dietlein +++ Handz. des Michael Wedel Johann Veit Hafmehl Johann Meyer Lorenz Schwemmer Johann Georg Winkler

Da nach der Erschienenen Unterschrift bereits die elfte Stunde vorüber war hat man die Nichterschienenen als: Konrad Singer, Valentin Hirt, Peter Hertlein, Joh. Leonh. Enzenberger, Thomas Deininger Wittib, Gg. Hohn nach ausdrücklich gesetzten Präjudeg in der Spezial Ladung mit ihren weiteren Erklärungen ausgeschlossen und angenommen daß sie die Erklärung der Erschienenen die die nachträglichen Kaufbedingungen einstimmig unter sich angenommen haben beigetreten seien und das Protokoll geschlossen.

( Siegel ) Schwingenstein / Steinkrug zur Beglaubigung der Abschrift. Seehaus den 26. April 1821

Fürstl. Schwarzenberg´sches Herrschaftsgericht

Schwingenstein. Die Abschrift der obigen Urkunde befindet sich bei Leonhard Schwemmer HN: 25

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Rückblick

über die Entwicklung der Raiffeisenkasse Markt-Nordheim in den letzten 75 Jahren

Laut Gründungsprotokoll wurde die Raiffeisenkasse am 29. Juli 1894 durch 36 Bauern und Landwirde ins Leben gerufen und wurden erstmals aus ihren Reihen Johann Leipold, Sebastian Schwab, Heinrich Ullrich, Thomas Schwemmer, Johann Geißendörfer und Michael Pfeiffer in den Vorstand gewählt. Als Rechner wurde der seinerzeitige Kaufmann Georg Hofmann bestimmt, der dieses Amt bis zu seinem Wegzug inne hatte. Bereits 1926 wurde er vom Central Verband für seine über 25 jährige Zugehörigkeit in der Verwaltung mit einer Urkunde geehrt.

Der geründete Verein führte den Namen „Darlehenskassen Verein Markt – Nordheim“. Bemerkenswert erscheint, daß die Generalversammlung am 25. 3. 1895 einen Beschluß fasste, der besagt, daß Angehörige des Vorstandes und Aufsichtsrates mit einer Strafe von 50 Mark geahntet werden, die die Schweige- pflicht verletzten. Auch drohte ihnen der Ausschluß vom Verein. Bereits 1901 wurde eine Viehwaage angeschaft und als Wagemeister der Schneidermeister Friedrich Schwarz verpflichtet. Die Waaggebühr betrug seinerzeit 15 Pfennig pro Vieheinheit. Hievon erhielt der Waagmeister 5 Pfennig, damir war auch die Buch- führung über das Waaggeschäft mit inbegriffen. Ferner drohte eine spätere Generalversammlung allen Mitgliedern eine Cretitsperre an wenn sie ihre Dünge- und Futtermittel außerhalb des Vereins beziehen. Eine fahrbare Obstpresse mit Kelter, eine fahrbare Obstbaumspritze, eine 2.te Walze und ein Kleereiber wurden kurz nach dem ersten Weltkrieg beschafft. Von Juni bis Oktober 1924 ruthe der ganze Geschäftsverkehr, weil große Schwierigkeiten vorlagen, alle Kreditgesuche der Mitglieder zu erledigen und zu bearbeiten. Im Jahre 1929 wurde eine Saat- gutreinigungsanlage beschafft und in der Scheune des Bauern und seinerzeitigen Vorstands Wilhelm Vicedom, nunmehrige Lagerstätte des Malermeisters Adolf Bauereiß eingebaut.

Die Anlage wurde nicht nur von den hießigen Landwirten, sonder auch von den Landwirten der näheren Umgebung genutzt, denn die Aussaat eines gut vorbe- reiteten Saatgutes wurde seinerzeit schon hoch eingeschätzt. Die Mitgliederzahl war dort schon auf 66 Genossen angestiegen. Der Wunsch nach einem Lager- raum wurde einem Protokoll zufolge schon in den dreißigerjahren angestrebt und wurde die seinerzeit leerstehende Schweinemast in Erwägung gezogen. Auch beschloß die General-versammlung 1938 die Anschaffung eines Traktors mit den zu verwendbaren Maschinen wie Pflug, Scheibenegge und Bindemäher. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges ließ beide Vorhaben nicht mehr verwirk- lichen und brachte einen Großteil der üblichen Geschäfte zum erliegen.

Nach der Währungsreform entwickelte sich der Geschäftsverkehr nur langsam und erfuhr erst wieder einen lebhaften Auftrieb nachdem es 1957 der Raiffeisen- kasse gelungen war, das Anwesen des Heinrich Müller zu erwerben und zu einem ansehnlichen Lagerhaus umzubauen und ordentliche Geschäftsräume einzu- richten. Eine neuzeitliche Saatgut Reinigungsanlage fand auch dort ihren Platz, so wie die von der früheren Dreschgenossenschaft übernommene Dreschgarnitur die jetzt so nach und nach museumsreif wird,

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nachdem die Mähdrescher ihr den Lebensnerv abschnitten. Warenumsatz und Spareinlagen erreichten nahezu die Millionengrenze.

Man sieht, was der Gemeinschaftssinn und Leistung auch auf dem Dorf zuwege bringen, wenn nicht Zeit und Mühe für eine klare Planung gecheut werden. Allen denen, die in den verflossenen 75 Jahren, gleichwohl ob sie schon der grüne Rasen deckt, oder noch am Leben sind, Rechner wie Aufsichtsräte und Vorstände die zum Wohle der Genossenschaft gewirkt haben sei nochmals gedankt.

Möge die Genossenschaft weiterhin zum Wohle der Allgemeinheit wirken.

Markt-Nordheim im November 1969

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Die Geschichte des Turn – Sportvereins Markt-Nordheim

Am Sonntag den 11. August 1889 fanden sich im Gasthaus zum Hirschen 14 junge Leute ein um einen Verein zu gründen der den Namen „Concordia“ erhielt und am Donnerstag den 22. August durch das Bezirksamt Scheinfeld bestätigt wurde. Der Verien, der sich neben Pflege der Kameradschaft sich hauptsächlich dem Turnen widmete stand unter der Leitung von Konrad Endres, Urban Schmitt, Heinrich Knapp und Heinrich Kahl. Im Jahre 1889 betrug die Zahl der Mitglieder bereits 33 Mann. Unter der Leitung des Glasermeisters Johann Hofmann wurde eine Schützenriege ins Leben gerufen, der sich 16 Mann anschlossen. Regelmäßige Schieß – und Turnabende wurden eingeführt und wurde ein Fern- bleiben der Mitglieder mit einer Strafe von 10 Pfennig geahntet, was seinerzeit dem Wert einer Stunde Arbeit gleichkam. Der Verein wurde dem Turngau Rothenburg o. Tbr. angeschlossen und im Benehmen mit dem Turngau Ansbach der erste Gauturnmarsch zum Hohenlandsberg am Himmelfahrtstag 1892 durch- geführt. Um ½ 8 Uhr kamen die Rothenburger und Ansbacher Vereine am Bahnhof Uffenheim an und wurden von den hießigen Turnern die zu Fuß nach Uffenheim marschiert waren empfangen. In Weigenheim wurde gefrühstückt und anschließend zum Hohenlandsberg marschiert. Der Turnverein Windsheim traf ebenfalls zu Fuß in Markt-Nordheim ein und marschierte nach kurzer Rast mit den restlichen hießigen Turnern ebenfalls zum Hohenlandsberg. Es waren dies Leistungen, die im heutigen motorisierten Zeitalter nicht mehr denkbar wären. Nach Rückkehr der Vereine bewegte sich ein Festzug durch die festlich ges- chmückten Ortsstraßen des Marktes zum Turnplatz wo turneriche Vorführungen stattfanden, an denen sich die Vereine Ansbach, Uffenheim, Windsheim und Scheinfeld beteiligten. Im gleichen Jahre wurde auch das Bezirksturnfest in Nürnberg und die Vorturnstunde in Burgbernheim besucht. Zum Stiftungsfest des Turnerbundes Ansbach 1894 wurde eine Deligation entsendet. In den weiteren Jahren wurden die Gauturnfeste regelmäßig besucht und an den Vorturnstunden und Gauturnmärschen teilgenommen. Im Jahre 1896 wurde die jetzige Vereins- fahne beschafft und anläßlich des Gauturnfestes dahier unter starker Beteiligung der Turnerschaft und der Bevölkerung der näheren Umgebung geweiht. Am Gauturnfest in Burgbernheim 1899 beteiligten sich 18 Mann und wurde mittels Pferdefuhrwerk nach dort gefahren. Die Abfahrt erfolgte um ½ 3 Uhr in der Frühe. Johann Geißendörfer erhielt für diese Fahrt 10 Mark. 120

In den Jahren 1900 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges stand der Verein in großer Blüte und Ansehen. Vorbildliche Turner wie Christian und Paul Kahl, Georg Schultheiß, Heinrich und Fritz Ruhl, Matthias Bauer, Georg und Wilhelm Vicedom, Heinrich Ganßer, Johann Gräbner und Valentin Gleiß vertraten den Verein mit Erfolg auf den Gauturnfesten und Vorturnstunden.

Am 9. Juli 1904 wurde dahier das Gauturnfest abgehalten. Die Festmusik stellte die Kapelle Hofmann Windsheim. An Festeintritt wurde pro Person 10 Pfennig eingehoben. Ferner sei noch erwähnt, daß anläßlich des 85. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold zu Nachfeier ein Faß „Salvator“ von der Brauerei Geißmann Fürth bezogen und zum Selbstkostenpreis ausgeschenkt wurde. Über die Wirkung des Salvators findet sich in den Büchern keine Aufzeichnung.

Das Gauturnfest in Flachslanden und Windsheim, sowie das Bergturnfest auf dem Frankenberg und das Gauturnfest in Rothenburg wurde in den folgenden Jahren mit sichtbarem Erfolg besucht. Dem 25 jährigen Kaiserjubiläum Willhelm II wurde in einer schlichten Feierstunde festlich gedacht. Ein jähes Ende der Vereinstätig- keit setzte der erste Weltkrieg ein Ende. 40 Mitglieder des Turnvereins wurden zu den Fahnen gerufen, von denen 14 auf dem Felde der Ehre blieben. Die nach dem Krieg eingetretene zunehmende Geldentwertung legte das Vereinsleben nahezu lahm. Versammlungen fanden nur wenige statt, deren Besuch zu Wünschen übrig ließ. Ab 1927 setzte die sportliche Tätigkeit wieder ein, sodaß das Gauturnfest in von 21 Mirglieder mit Erfolg besucht werden konnte.

Eine Kleinkaliberschützenriege bestehend aus 18 Mann wurde ins Leben gerufen, ein Schießstand errichtet und dem Landesverband gemeldet. Das am 7. und 21. Juli 1931 abgehaltene Fuchs – und Preisschießen war ein voller Erfolg. Mit der Gründung der SA der die meisten jungen Mitglieder angehörten wurde das interne Vereinsleben ziemlich vernachlässigt, da der Dienst in derselben die Freizeit der Angehörigen nahezu voll in Anspruch nahm und mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges völlig zum Erliegen brachte, da die wehrfähigen Mitglie- der zum Wehrdienst so nach und nach eingezogen wurden und zum großen Teil in den weiten Gefilden Rußlands verbluteten. Erst 1951 konnte wieder eine Fußball Mannschaft aufgestellt und 1954 das Kreisturnfest in Windsheim mit sieben aktiven Turnern besucht werden. Am Jugendturnfest in Uffenheim beteiligten sich neun Junge und Mädchen. Christa Mahler konnte einen ersten Preis erringen. Alle größeren Turnfeste konnten nun wieder mit Erfolg besucht werden. 1959 konnte die frühere Dreschhalle von der Darlehenskasse erworben und zu einer Turnhalle ausgebaut werden. Ferner wurde wieder eine Fußballabteilung ins Leben gerufen, der es bisher nicht gelang größere Erfolge zu erzielen, doch ohne Fleiß und Übung kein Preis.

Da nun auch auf dem Lande der Sport zur Lebensnotwendigkeit geworden ist richte ich an alle anwesenden Sportfreunde die herzliche Bitte, sich mit aller Kraft der edlen Turnssache sich anzunehmen und wünsche der Veranstaltung einen würdigen Verlauf.

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Werdegang der Schützengeellschaft 1776

Markt Nordheim

Bei der feierlichen Installation des Pfarres Wittmann vom 19. Oktober 1776 ( Seinheimer Archiv IV C1.2 ) ist folgende ausführliche Schilderung verzeichnet :

Am Mahlein´schen Wirtshaus :

Beim hineingehen vom Wirtshaus zum Rathaus, wo der Ortsschultheiß mich erwartete, traf ich eine Parade gestandene Bürgerliche Mannschaft unter Gewehr und mit der Fahne und unter Rührung des „Spiels“ an, welche Ehren- bezeichnungen machten. Darnach mich der neue Pfarrer nach dem Pfarrhof zum Mittagsmahl invitierte und die in voriger Parade außer der Kirchentür gestandene Bürgerliche Mannschaft im vorbeigehen die nähmlichen Ehrenbezeichnung machte, auch unter dem Essen und Trinken der höchsten Gesundheit Ihrer hochfürstlichen und des gemten hochfürstlichen Hauses und anderer Gesundheit mehr, jedesmal aus dem Gewehr eine Salve gab.

Daß das Bestehen der Schützengesellschaft weitere Jahre zurückliegt, zeigt eine Rechnung des Jahres 1732 (Gemeindearchiv) in Ausgaben an, daß zum einexerzieren der Bürgerschützen ein Hauptmann aus Windsheim zur Kirchweih auf sechs Tage verpflichtet wurde und bei dieser Gelegenheit 7 Pfund Pulver verschossen wurde. Auch ist einer späteren Rechnung die Vergoldung eines Adlers auf einer Fahnenstange, die ebenfalls in Windsheim vorgenommen wurde, erwähnt. Die letzte noch sehr gut erhaltene im Rathaus aufbewahrte Landsknechttrommel aus jener Zeit, versehen mit dem Schwarzenberger Adler verschwand nach dem letzten Krieg. Da der Markt mit einem Wassergraben und Wall mit zwei Toren umgeben war und die Wasserfeste „Seehaus“ mit ihren vier Basteien in ihrer unmittelbaren Nähe lag, liegt die Vermutung nahe, daß den Bürgerschützen keine allzugroße Bedeutung beigemessen wurde, wie die Aufrechterhaltung der Ordnung bei den „Mageln“ Walburgi, Jakobi, und Martini, bei den abgehaltenen Gerichten sowie bei Kirchweih und Prozessio- nen und Schlichtung der Grenzstreitigkeiten zwischen Herbolzheim und Krautostheim.

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Grenzumgang vom 7. November 1794

Diese Urkunde schildert auf 37 Seiten die Ursach und wie es zu dem Grenzumgang kam. ( Gemeindearchiv )

Und sind am 7. November aus dem Lorenz Wagner´schen Adlerwirtshaus, frühe um 8. Uhr unter Rührung der Trommel und Pfeiffen in folgender Ordnung herausgezogen als nämlich : 1. Die Siebnerey, 2. Der herrschaftliche Schultheiß, 3. Das sämtliche Gericht, 4. Beide Bürgermeister, 5. Georg Kaspar Dietlein mit der Helepart und 12 Mann mit Gewehr sowie die Schuljugend gehn Ingolstadt wo die dortige Siebnerey sie erwartete. So wurden in 2 Tagen 196 Grenzsteine aufgesucht und deren Lage im Protokoll niedergelegt und von allen Beteiligten unterschrieben.

König Maximilian I. von Bayern übernahm am 8. September 1806 die ihm zugefallenen neuen Besitzungen, die am 3. September der französische Generalkomissar Friricon dem Bayerischen Minister Freiherrn von Montgelas übergab. Durch den rheinischen Bundesvertrag vom 12. Juli 1806 kommt das Fürstentum Schwarzenberg unter die Soveranität des Königs von Bayern und damit hatte die unmittelbare Landesherrschaft Schwarzenberg ein Ende gefunden. In der Zeit nach 1806 fehlen die Aufzeichnungen über das Weiterbestehen der Bürgerschützen. Lediglich im Archiv der Kgl. Priv. Schützengesellschaft 1604 Uffenheim ist vermerkt, daß ein gewisser Höhn aus Markt-Nordheim bei einem dortigen Schießen den 1. Preis erhielt. Das bisher noch im Amt stehende Herr- schaftsgericht „Hohenlandsberg“ endete mit dem Jahr 1848 seine Tätigkeit.

Nach mündlicher Überlieferung wurde unter Heinrich Ullrich und unter Glasermeister Hofmann der Versuch unternommen, die Schützengesellschaft wieder aufleben zu lassen, was aber jedesmal nicht von langer Dauer war.

Endlich am 19. Januar 1913 wurde die Schützengesellschaft aus ihrem Dornröschenschlaf zu neuem Leben erweckt, jedoch der am 2. August 1914 ausgebrochene Weltkrieg legte das Vereinsleben wieder vollständig lahm, auch die nach dem Krieg einsende Geldentwertung und die damit verbunde- nen hohen Munitionspreise zum Erliegen. Jedoch bereits 1931 konnte die Gesellschaft eine eigene Schießstätte errichten nachdem hierzu ein Grund- stück von Konrad Dill erworben wurde. Der zweite Weltkrieg entbrannte und endete mit einer furchtbaren Niederlage. Die meisten Mitglieder verbluteten in den Weiten Rußlands und niemand kennt ihre Gräber wo ihre Gebeine ruhen. Dankend wollen wir ihrer gedenken. 123

Nur langsam begann sich das Vereinsleben wieder zu normalisieren. 1951 wurde das erste wieder zugelassene Luftgewehr erworben, die Übungs- abende wieder regelmäßig abgehalten, der Mittelfränkische Schützenbund unter Bezirksschützenmeister Jungnickel Nürnberg und 2. Schützenmeister Allstätter Uffenheim in der „Alten Post“ in Uffenheim ins Leben gerufen und der Schützengau Uffenheim gegründet. Das erste Gauschießen nach dem Kriege wurde von der hießigen Schützengesellschaft unter starker Beteiligung ausgerichtet.

Nach Zusage der Bayerischen Landessiedlung und der Standesherrschaft Schwarzengerg wurde im Wallgraben des Schlosses „Seehaus“ eine neue Schießstätte errichtet. Gemeinde und die Forstdirektion Schwarzenberg stellten hierzu das benötigte Bauholz unentgeldlich zur Verfügung. Am 4. und 5. Juli 1953 beging die Schützengesellschaft das Fest der Fahnen- weihe. Die Kgl. Priv. Schützengesellschaft Uffenheim übernahm die Paten- stelle. Im Einvernehmen mit der 3. Amerikanischen Inf. Division veranstaltete die Schützengesellschaft zu Gunsten der Renovierung unserer Kirche am 31. August 1958 ein großes Konzert. 60 Musiker boten ihr bestes und der ansehnliche Betrag von 1 100 DM. konnte der hießigen Kirchenverwaltung übergeben werden.

1964 wurde das Schützenhaus mit einem Kostenaufwand von 20 000 DM. erweitert, 15 Stände einebaut und auch der Wirtschaftsbetrieb den Verhält- nissen angepasst. Die Schützengesellschaft ist Mitglied des Rothenburger Freundschaftsbundes, des Main – und Steigerwald Schützenbundes und des Mittelfränkischen Schützenbundes. Bundes und Gauschießen werden gut besucht und auch so steht der Verein in guten kammeradschaftlichen Beziehungen zu vielen Vereinen der näheren und weiteren Umgebung.

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GEMEINDE MARKT NORDHEIM

ÜBER NEUSTADT (AISCH)

Die Gefallenen und Vermißten

Der Gemeinde Markt - N o r d h e i m

Im zweiten Weltkrieg

Schultheiß Leonhard gefallen Vermißt Schultheiß Heinrich „ Hüftlein Daniel „ Rabenstein Leonhard Herbolzheimer Fritz „ Ganßer Georg Schwemmer Hans „ Herbolzheimer Heinrich Bauereiß Hans „ Schwemmer Fritz Teufel Gottfried „ Schmidt Leonhard Lobig Leonhard „ Schmidt Fritz Schumann Heinrich „ Hilpert Ernst Schumann Fritz „ Klein Hans Schmidt Georg „ Geißendörfer Karl Vicedom Georg „ Klein Ludwig Rummel Georg „ Weyknecht Georg Düll Hans „ Koydl Eduard Sturm Michael „ Eckert Wilhelm „ Geißendeörfer Paul „ Ensenberger Georg „ Frank Gottfried „ Frank Johann „ Koydl Bruno „ Hilpert Hans „ Kaufmann Eduard „ Hack Hans „ Bollmann Fritz „

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Gräf Hans „ Distler Anton „

Herbolzheimer Konrad verstorben an Ruhr Weigand Christian verstorben an Erfrierung Rummel Georg verstorben an Erfrierung Kurz Hans verstorben im Lazarett Ganßer Heinrich durch Kriegseinwirkung verstorben

H e i m a t - V e r t r i e b e n e

Ziegler Alois gefallen Ziegler Anton „ Lütke Erich Ziegler Ernst „ Im Volkssturm verstorben Popp Franz „ Lemberg Franz „ Innerlich Johann Kuhn Max „ Durch Kriegseinwirkung ver- Roßmanith Johann „ storben Heimrath Engelbert „ Fritsch Bruno „ Scholz Otto Wurst Walter „ von den Russen verschleppt

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„Es folgen Abschriften von Briefen die ein Herr Dr. Wilh. Funk aus Nürnberg an die Gemeinde und an Georg Enzenberger geschrieben hat. Die Erkenntnisse dieses Briefverkehrs hat Georg Enzenberger in dieses Buch mit einbezogen.“

Dr. Wilh. Funk 85 Nürnberg, 3. 8. 68 Am Stadtpark 115

An die Marktgemeinde Nordheim 8531 Markt Nordheim über Neustadt ( Aisch )

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Vor 30 Jahren war ich als Heimatpfleger im Landkreis Scheinfeld bei der Wieder-verleihung des Wappens für Nordheim mitbeteiligt. Daher darf ich Ihnen wohl einige Fragen mit der Bitte um Auskunft unterbreiten. Gegenwärtig schreibe ich nämlich an einem Buch über den Hegau und Rangau. Meine früheren Notizen sind mir 1945 durch die Bomben auf Nürnberg vernichtet worden. Inzwischen habe ich wieder genügend Urkunden und anderes geschichtliches Material gesammelt. Es fehlen mir aber meine Photos und Skizzen von der Ruine von HohenKottenheim und dem ehene „Turmhügel“ von Kottenheim, der nur auf dem heutigen Friedhof zu suchen ist. Am liebsten würde ich mich an Ort und Stelle umsehen. Bei meinem Alter (72) bessitze ich aber keinen Wagen, so daß ich mich dort nicht umschauen kann. Meine Fragen notiere ich auf einem eigenen Blatt. Für Ihre frdl. Antwort darf ich Ihnen schon jetzt danken

Mit besten Empfehlungen;

W. Funk.

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85 Nürnberg, 31.8.68 Am Stadtpark 115

Hohenkottenheim

1 ) Besitzt das Gemeindearchiv einen Grundriß der Ruine oder gar eine Ansicht der alten Burg ? Wenn nicht, bitte ich um eine Pause nach dem Flurplan von Nordheim auf dem freien Raum der beiliegenden Skizze.

2 ) Steht von der Ruine noch aufgefundenes Mauerwerk ? Wenn ja, bitte ich um seine Angabe (mit Rotstift ) auf der Skizze (diese habe ich nach dem sehr kleinen Grundriß auf der Topographischen Karte 1: 25000 vergrößert.)

Dorf Kottenheim

3 ) Ist bekannt, wann ungefähr die ehem. Pfarrkirche abgetragen wurde und wo sie gestanden hat ? Auf dem Hügel mit dem Friedhof muß eine sehr alte Burg gestanden haben (noch vor dem Bau von Hohen Kottenheim), auf deren Grundmauern dann ein Gotteshaus errichtet wurde.

4 ) Wieviel Quadratmeter ist etwa der Friedhof groß ?

5 ) Läßt das Mauerwerk um den Friedhof noch auf eine ältere Befestig. schließen ?

6 ) Wie hoch ist etwa der Hügel mit dem Friedhof ?

7 ) Ist er natürlich gewachsen oder auch künslich aufgeschüttet ?

8 ) Finden sich um ihn noch Spuren eines Grabes ?

9 ) Hat der große Hof an seinem Fuß einen besonderen Namen, wie etwa Schloßbauer oder Hofbauer ?

10 ) Welche Haus Nr. hat der Hof ?

Da ich eine Durchschrift habe, genügt es, wenn Sie mir die Fragen hinter ihrer Nummer nur ganz kurz beantworten. Wenn Sie die eine oder andere Frage ausführlich ergänzen könnten, bin ich sehr dankbar dafür.

Mit besten Dank nochmals

W. Funk

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85 Nürnberg, 31.8.68 Am Stadtpark 115

Sehr geehrter Herr Enzenberger !

Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief. Ihr Hinweis auf den „Burgstall Kottenheim“ war mir sehr wertvoll. Ich suchte ihn auf dem Kirchenhügel, weil ich diesen in Erinnerung hatte. Als ich vor längerer Zeit aus dem Katasterblatt Nordheim, das das Staatsarchiv Nürnberg besitzt, den Plan von Kottenheim herauszeichnete, war mir in der Nordwestecke das große Anwesen aufgefallen, auf dem er sich befinden muß. Auf der beiliegenden Skizze habe ich ihn rot eingetragen, vermutlich aber zu klein. Er wird wohl noch 4 – 5 m hoch sein. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mitteilen würden, wie groß etwa sein Plateau ist, ferner ob es rundlich, quadratisch oder rechteckig ist und zu welchen Anwesen er gehört, vielleicht ob auch der Kataster etwas über ihn weiß. Wenn möglich bitte ich auf der angefangenen Pause den Hügel mit Plateau doch einige Höhe anzugeben.

Die Anlage muß im 11. oder frühen 12. Jahrhundert entstanden sein, vor Hohen-kottenheim. Aus seinem Plateau läßt sich erschließen, ob er ein „Wehrturm“ oder eine kleine Burg war. ( Ein sehr instruktiver Turmhügel mit quadratischem Plateau, Graben und Wall darum ist am Eingang von Herbolzheim südlich der Hauptstraße im Garten von Nr. 32 (Schlee) erhalten!) Auf dem Kirchenhügel könnte aber eine noch ältere Burg eines Edelfreien aus dem 8/9. Jahrhundert gestanden haben, die nach der Anlage des Turmhügels für eine befestigte Kirchenburg benutzt wurde.

Ist Ihnen ein Aufsatz von Ludwig Gernhard über Kottenheim in der „Dorflinde“ des Scheinfelder Kuriers 1931, Nr. 48/49 bekannt und ebenda 1938, Nr. 10 ein weiteres über Deutenheim ? Das Staatsarchiv besitzt leider Band 1931 und die Bände nach 1936 nicht. Wenn Sie mir diese Aufsätze auf kurze Zeit überlassen würden, ließe ich sie hier photokopieren. Noch einfacher wäre es, wenn Sie sie gelegentlich von Oberinspektor Schultheiß (einem ehemaligen Schüler von mir) im Landratsamt photokopieren und mir als Drucksache zusenden lassen würden. Das Photokopieren dauert nur wenige Minuten. Das Landratsamt wird mir sicher auch den Gefallen erweisen.

Den Aufsatz über Nordheim um „Petersberg“, Windsheim 1957 kenne ich, habe aber vergessen, den Verfasser zu notieren. Da Hans v. Seinsheim „gefallen zu Seeburg Seehaus“ 1376/97 bezeugt ist, ist mir nicht klar, wie Gottfried v. Hohenlohe Seehaus 1384 an die Seinsheim verpfänden konnte. Ich fand auch nicht, in welchem Zusammenhang Nordheim 1231 genannt wird.

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Im Heft III. von !Brügels Onoldina“ (Ansbach 1955) schrieb Justizrat Bayer über Barbara v. Seinsheim – Heßberg und ihr Grabmal in der Ansbacher Stadtkirche Johannes, das er Valentin Junker zuschrieb, ebenso wie das Nordheimer Spital und den liegenden Grabstein Gg. Ludwigs v. Seinsheim, der ins German . Museum kam, dort aber leider durch die Bomben auf Nürnberg zerschlagen wurde. Dieser und das Epitaph sind bei Eberhard Graf von Fugger, die Seinsheim, 1893 in sehr guten Zuständen abgebildet.

Da vom Grabstein nur 2 der anfänglich 4 tragenden Löwen in Nordheim vorhanden war, wurden 4 neue Löwen geschaffen. Diese hielten die Wappen Seinsheim, SchwarzenbergEyb – Rienech, Zillenhard – Erbach, Helmstadt – Wertheim. Da sich diese Wappen auch am linken Rand des Epitaphs finden, kann man über die Schilde der 2 Originallöwen (jetzt unter dem Epitaph) ermitteln, welche Wappen ihre zertörten Brüder gehalten haben. Schon lange und wiederholt habe ich versucht, die Künstler von Epitaph, Grabstein und Ansbacher Grabmal festzustellen, fand aber bisher noch keine sichere Lösung. Dies aber wenigstens als kleiner Beitrag zu ihrer Geschicht von Nordheim.

Daß auch Sie an der Verleihung des Gemeindewappens beteiligt waren, hat mich sehr gefreut. Vielleicht sind wir die einzigen, die noch darum wissen. Auf Wunsch der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns habe ich nach 1945 solche über 25 Landkreis – und Gemeindewappen entworfen.

Mit besten Grüßen und Dank

Ihr W. Funk

PS. Ich wäre Ihnen auch sehr dankbar, wenn Sie mir mitteilen würden, ob Nordheim mit Torhäusern, Wall und Graben befestigt oder ein „offener Flecken“ war, ferner wann „Seehaus“ im See abgebrochen wurde, schließlich ob auf dem Totenschild Gg. Ludwigs in der Pfarrkirche der Schild „gestürzt“, d. h. der Helm unten ist.

Dr. Wilh. Funk Nürnberg, 21. Dez. 1968 Am Stadtpark 115

Herrn Georg Enzenberger 8531 Markt Nordheim über Neustadt / Aisch

Sehr geehrter Herr Enzenberger! 130

Herzlichen Dank für Ihren Brief vom 17. 12. 65. Die Nachricht vom Bildhauer Illsam für den Grabstein Georg Ludwigs ist sehr wichtig. Es wird Sie freuen zu erfahren, daß der Stein im German. Museum vorhanden ist, aber leider auf etliche Stücke zubrochen. Es fielen beim Bombenangriff die Trümmer des Kirchendachs auf ihn. Da er auf den 4 Löwen lag, mußte er zerbrechen. Man hätte ihn nur herunter nehmen und umgekehrt auf eine Schicht Sand legen sollen, dann wäre er wahrscheinlich ziemlich heil davon gekommen. Ich habe schon mit Landeskonservator D. Stafski gesprochen, ob er ihn wieder aufstellen möchte, freilich ohne die neuen Löwen. Auch Generaldirektor Dr. Steingruber scheint dafür zu sein, er wird aber wahrscheinlich als Generaldirektor der Staats gemälde- sammlung wieder nach München gehen.

Die Marktgemeinde Nordheim müßte eigentlich einen Platz, vielleicht den vor der Pfk. als „Georg Ludwig v. Seinsheim-Platz“ benennen, denn dieser Mann hat sich um Nordheim mehr als verdient gemacht. Die Fürsten zu Schwarzenberg verblassen gegen ihn. In der Pfarrkirche von Markt Breit befindet sich von ihm ein gemaltes Epitaph für ihn. Dort gehen alle wichtigen Bauten : Schloß, Neubau der Pfarrkirche, Friedhofskapelle, Rathaus und die ganze Stadtmauer auf ihn zurück!

In der Guft muß außer Georg Ludwig auch seine 1. Frau Margareta v. Rüdigheim begesetzt sein. In dem Faliant von Graf Eberhard Fugger über die Seinsheim ist auch eine Abbildung der Wasserburg Seehaus zu finden.

Mit den besten Grüßen und Wünschen

zu Weihnachten und Neijahr

Ihr

Wilh. Funk

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