Artenschutzkonzept

für den Feuersalamander im Landkreis Mittelsachsen (Stand Januar 2014)

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Inhaltsverzeichnis

Anlass ...... 3

1. Lebensraum des Feuersalamanders ...... 3

2. Aktuelle Situation des Feuersalamandervorkommens in Mittelsachsen...... 3

3. Landkreisweites Artenschutzprojekt ...... 4

3.1. Untersuchungen zu Artvorkommen in Gebieten mit unzureichender Datengrundlage ...... 5

3.2. Umfassende wissenschaftliche Untersuchungen von ausgewählten Populationen ...... 8

3.3. Umsetzung der Artenschutzmaßnahmen und erste Ergebnisse ...... 9

4. Aufruf zur Mitarbeit ...... 10

5. Quellenangabe ...... 11

Anhang

Karte 1: Feuersalamandervorkommen im Landkreis Mittelsachsen 1995-2000 Karte 2: Feuersalamandervorkommen im Landkreis Mittelsachsen 2000-2005 Karte 3: Feuersalamandervorkommen im Landkreis Mittelsachsen 2005-2013 Karte 4: Untersuchungsbedarf zum Feuersalamandervorkommen im Landkreis Mittelsachsen Tabelle: Stand der Datenlage sowie Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen im Landkreis Mittelsachsen

Freiberg, Januar 2014

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Artenschutzkonzept für den Feuersalamander in Mittelsachsen

Stand: 01.10.2013

Anlass: Da die Feuersalamanderpopulationen in Mittelsachsen dem sachsenweiten Trend folgt und offensichtlich stark im Rückgang begriffen sind, die einzelnen Populationen sich zunehmend mehr voneinander isolieren und teilweise verschwinden, stellte der Landkreis Mittelsachsen den Feuersalamander im Jahr 2010 in den Mittelpunkt zukünftiger Artenschutzmaßnahmen. 1. Lebensraum des Feuersalamanders Als Lebensraum besiedelt die Art vor allem Kerbtälchen und Sandsteinschlüchte mit naturnahen, kühlen, klaren Quellbächen bzw. Tümpeln, die den Tieren als Larvengewässer dienen, sowie edellaubholzreiche Steilhang- und Schluchtwälder mit Übergängen zu Eichen-Buchen- und Hainbuchen-Eichenwäldern. (vgl. ZÖPHEL & STEFFENS 2002) Die Larven des Feuersalamanders bevorzugen sauerstoffreiche und vor allem nährstoffarme Gewässer, die einen pH – Wert zwischen 5 und 6 aufweisen. Sie halten sich zumeist in strömungsberuhigten Bereichen auf. Diese bilden sich beispielsweise durch im Bach liegende Stämme oder Äste oder durch ausgespülte Wurzelhohlräume im Uferbereich. (vgl. NATURSCHUTZINSTITUT DRESDEN 2001) Neben diesen primären Lebensräumen werden sekundäre Lebensräume, hier insbesondere Trockenmauern als Lebensraum angenommen, so auch im Landkreis Mittelsachsen, z.B. in Reichenbach und im unteren Vogeltal (Hintere Ulbrichtsschlucht) in Flöha. 2. Aktuelle Situation des Feuersalamandervorkommens in Mittelsachsen In Sachsen verläuft die nordöstliche Verbreitungsgrenze des Feuersalamanders. Die Art besiedelt in der sächsischen Region typischerweise Höhenlagen von 100 bis 650 m ü NN, wobei das Schwerpunktvorkommen zwischen 150 – 350 m ü. NN liegt. Funde oberhalb 550 m ü. NN sind eher selten. Der höchste Fund wurde bisher bei 680 m ü NN gemeldet (Kreise Aue und Brand-Erbisdorf). (vgl. ZÖPHEL & STEFFENS 2002) Ein Schwerpunktvorkommen des Feuersalamanders in Mittelsachsen befindet sich im Raum Flöha. Vor allem die laubholzreichen östlichen Seitentäler von Flöha und Zschopau sind hier Verbreitungsgebiete. Der mittlerweile verstärkte Schwerpunkt der Vorkommen in Siedlungen und die daraus entstehenden Konflikte zwischen Mensch und Tier stellen ein deutliches Problem für den Fortbestand des Feuersalamanders dar. Aufgrund von Siedlungen in den Tallagen und der häufig damit einhergehenden Oberflächenversieglung, Gewässerverschmutzungen, Gewässerverbauung sowie durch Störungen der Wasserhaltung (z.B. am Wetzelbach in Flöha) haben einzelne Vorkommen nur noch Reliktcharakter oder sind in den letzten 50 Jahren erloschen. Im Bereich der Landbrücke im unteren Vogeltal (Hintere Ulbrichtsschlucht) ist noch ein stabiles Artvorkommen zu verzeichnen. (vgl. KUSCHKA 2009)

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Weitere langjährige Verbreitungsgebiete sind Reichenbach, und Waldheim, in denen zahlreiche Larvenfunde, sowie Funde adulter Tiere zu verzeichnen sind. Jedoch ist aufgrund des Hochwassers im Juni 2013 mit einem weitgehenden Reproduktionsausfall durch starke Wasserströmung und erhebliche Materialverlagerung zu rechnen.

Bei den folgenden Fundorten ist die Datenlage sehr unzureichend. Augustusburg, Brand – Erbisdorf, Döbeln, Falkenau, Frankenberg, Großschirma, Eppendorf, Halsbrücke, Kriebstein, Lunzenau, Leisnig, Leubsdorf, Lichtenau, Mittweida, Mulda/Sachsen, Striegistal, Niederwiesa, Oederan, Penig und Rechenberg – Bienenmühle. Hier erfolgte meist nur eine Nachweismeldung in der Artdatenbank Multibase CS, die meist sehr weit zurück liegt. In den Karten 1 bis 3 sind alle Fundmeldungen aus der Artdatenbank Multibase CS über den Zeitraum 1995 bis 2013 dargestellt. Hier wird deutlich, dass sich das Feuersalamandervorkommen in Mittelsachsen stark im Rückgang befindet und somit dringend Handlungsbedarf besteht. Allerdings sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Rückgang wohl etwas überproportional dargestellt ist, da von 1995 bis 2001 die Kartierung für den Atlas der Amphibien Sachsens stattfand und infolgedessen für diesen Zeitraum deutlich mehr Datensätze vorliegen. Der überwiegende Teil der Funddaten aus der Artdatenbank basiert zudem auf zufälligen Beobachtungen, die nicht mit Daten aus langjährigen Monitoring-Programmen vergleichbar sind, so dass die tatsächliche Bestandsentwicklung aus diesen Daten letztlich nicht darstellbar ist.

3. Landkreisweites Artenschutzprojekt Die UNB Landkreis Mittelsachsen startete 2010 einen Presseaufruf zum Vorkommen des Feuersalamanders und sammelte Hinweise über ehemalige und aktuelle Vorkommen im Landkreis, Angaben zur Örtlichkeit, der angetroffenen Anzahl an Individuen sowie vorhandenes Bildmaterial. Diese Informationen wurden aufgearbeitet und ausgewertet. Da die im Zuge des Aufrufs erbrachten Artdaten erneut die deutliche Rückläufigkeit der Populationen belegte und allgemeingültige Aussagen ohne genauere Betrachtungen nicht möglich waren, sollte die genaue Analyse einer Population inklusive der Entwicklung von Artenschutzmaßnahmen im Rahmen einer Bachelorarbeit vorbildartig für die Ableitung eines Artenschutzprogrammes für alle Populationen im Landkreis Mittelsachsen verwendet werden. Das Thema wurde an mehreren Universitäten angeboten und an der TU fanden sich zwei Studentinnen, die für die Population in Reichenbach im Rahmen ihrer Bachelorarbeit ein Artenschutzprojekt entwickeln wollten. Die Ergebnisse dieser als Pilotstudie gedachten Bachelorarbeit zeigen deutlich, dass die einzelnen Populationen einer individuellen Betrachtung zu unterziehen sind, um somit in Bezug auf die jeweiligen Gefährdungsschwerpunkte sinnvolle und abgestimmte Artenschutzmaßnahmen abzuleiten. Daher sollte jeder Maßnahmenplanung eine wissenschaftliche Untersuchung (beispielsweise im Rahmen von Praktika, Bachelor- oder Diplomarbeiten) zu Grunde liegen. Dementsprechend sind für die einzelnen vorhandenen Populationen folgende Untersuchungen durchzuführen. 4

3.1. Untersuchungen zu Artvorkommen in Gebieten mit unzureichender Datengrundlage In den folgenden Gebieten ist ein Artvorkommen aktuell sehr fragwürdig, da hier entweder seit Jahren keine Meldungen mehr erfolgten oder die Anzahl an Meldungen sehr gering ist. So ist zunächst einmal ein generelles Vorkommen vor Ort zu prüfen, um dieses endgültig ausschließen zu können oder jenes tiefergehender (wie unter 3.2. beschrieben) zu untersuchen und ggf. populationsstabilisierende Maßnahmen einzuleiten. Augustusburg o Hennersdorf Nachweise 1980, 1984, 1994; seit 1997 Vorkommen fraglich Brand-Erbisdorf o Langenau 1 Nachweis 1978; seit 1997 Vorkommen fragwürdig; seit 2013 Annahme, dass Vorkommen erloschen, da Gewässer für Reproduktion ungeeignet Döbeln o Zweiniger Grund (Magarethenmühle) 1997 Würdigung Vorkommen in Nebenbächen der Mulde, 2 Nachweise 1988, 1989; 2005 potentiell in Frage kommende Bäche von Jan Blau erfasst Falkenau o FND „Linker Steilhang des Flöhatals“ Letzte Nachweise im Juni 2012 (3 adulte Tiere), sowie 2 Larvenfunde im Jahr 1997 im Foldungsbach Hetzdorf – südlich des FND. Es bestehen 2 potentielle Larvengewässer im Gebiet, dessen Wasserqualität als schlecht zu beurteilen ist, da Untersuchungen einen pH- Wert von 4-5 ergaben. Um nähere Informationen zur Reproduktion zu erhalten, sollten diese Gewässer in der Zeit von April-Juli nach Larven untersucht werden. o Zechengrund (Steinbruch an B 173) letzter Nachweis 1993 Frankenberg o Cunnersdorf (Steinbruch Cunnersdorf) Nachweise 1996, 1997 Reproduktionsgebiet ist wahrscheinlich das südlich vom Steinbruch Cunnersdorf verlaufende Steinbruchtal im NSG „Zschopauhänge Lichtenwalde" (n. A. von Dr. V. Kuschka) o Frankenberg Stadt (Altarm der Zschopau) Nachweise 1991, 1997 Großschirma o Siebenlehn (FND "Steinbruch und Laubholzhänge") Nachweise 1993, 1994, 1997; Gewässer an Amalie – Dittrich – Höhe sollte überprüft werden o Siebenlehn (Pitzschebach) Nachweise 1974, 1992, 1993, 1997 o Obergruna (Teich am Dorfbach) Nachweise 1992, 1993, 1997 o Aschbach (NSG "Aschbachtal") Nachweise 1989, 1993, 1997

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Eppendorf o Großwaltersdorf 1990 Meldung durch Jan Richter, Fund im unteren Weißbach in Ortslage; Vorkommen fragwürdig, da wenig geeignete Habitate; sollte einer Überprüfung unterzogen werden (n. A. Dr. V. Kuschka); in Artdatenbank kein Nachweis Halsbrücke o Krummenhennersdorf (FFH – Gebiet Bobritzschtal) Nachweis 1994; Larvenfund 1997 Kriebstein o Ehrenberg (Seitentäler der Zschopau, Bachtal Kühloch) Nachweise 1997, 2010, im Jahr 2012 Fund 12 adulter Tiere Larvenfunde 2012 und im April 2013 o Talsperre Kriebstein (Zulaufbach Nähe Tannebergbach) Nachweis 1987, 1997; Vorkommen fragwürdig o Talsperre Kriebstein (Linker Hang, Bachschlucht) Nachweise 1981, 1987; seit 1997 Vorkommen fragwürdig Leisnig o NSG „Kirstenmühle-Schanzenbach“ (Mühlteich) Nachweise 1987, 1997, 1999 Leubsdorf o Hohenfichte Nachweise 1983, 1997, 2010 o Marbach (FND „Schlucht des Höllmühlenbächels“) Laut Würdigung (Mai 1997) optimale Habitatbedingungen, jedoch kein Nachweis; in Artdatenbank ebenfalls kein Nachweis, 1997 Hinweis Vorkommen fragwürdig Lichtenau o Auerswalde letzter Nachweis 1978, seit 1997 Vorkommen fragwürdig Lunzenau o Berthelsdorf (Amtmannskluft) Nachweise 1994, 1997; Der Bach der Amtmannskluft ist potentiell als Larvengewässer geeignet. o Schluchtwald an der Nachweise 1982, 1997; Vorkommen fragwürdig o NSG "Um die Rochsburg" (FND "Quellgebiet Sturzbach") Laut FND-Würdigung (Februar 1997) Vorkommen nachgewiesen

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Mittweida o Lauenhain (linksseitig der Zschopau) Nachweise 1981, 1997; Vorkommen fragwürdig o Falkenhain (Bachlauf südlich der Talsperre Kriebstein) Nachweise 1987, 1997; Vorkommen fragwürdig o Frankenau (Ökopark) Nachweis 1995 Mulda/Sachsen seit 1997 Vorkommen fragwürdig; mit hoher Wahrscheinlichkeit erloschen (vgl. FLEISCHER & PREIßER 2011) o Quellbach westl. Muldentalstraße Nachweis 1993 o Steinbruch Mulda Nachweis 1975 o Graben am Hohen Schuß Nachweis 1993 Niederwiesa o Niederwiesa (Dorfbach Euba) Nachweise 1991, 1993, 1997; Vorkommen fragwürdig o Niederwiesa (Kirche) Nachweis 1991 o Niederwiesa (Ortslage) Nachweise 1986, 1997, 2001 Oederan o Hinweise auf mögliche Vorkommen am Bach neben Stadtbad im Stadtgebiet (vor Jahren Fund eines adulten Tieres in der Kanalisation) Penig o Obergräfenhain Nachweis 2010 Rechenberg-Bienenmühle o Floßgraben letzter Nachweis 1976, seit 1997 Vorkommen fragwürdig Striegistal o Gersdorfer Forst (Krebsbach im Gersdorfer Forst) letzter Nachweis 1997; 1997 Kartierung eine Trockenmauer in luftfeuchter, nordexponierter Lage. Diese sollte als potentieller Lebensraum auf Artvorkommen kontrolliert werden. Zudem befinden sich hier zahlreiche Bergwerksstollen, die ebenfalls geprüft werden sollten. Im Rahmen der Förderung läuft derzeit ein Antragsverfahren zur Reanimierung eines Nebenbachs des Krebsbaches.

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Folgende Populationen wurden schon einer Überprüfung unterzogen: Brand-Erbisdorf o Langenau 1 Nachweis 1978; seit 1997 Vorkommen fragwürdig; 2013 Überprüfung ‰ Annahme, dass Vorkommen erloschen, da Gewässer für Reproduktion ungeeignet Oederan o Memmendorf (Memmendorfer Bach, Flurstücke: 345/2, 345/4, 608/19) laut Anwohnerin alljährlich regelmäßiges Vorkommen; im April 2013 Überprüfung ‰ es sind keine Bedingungen für ein Feuersalamandervorkommen gegeben

Eine Übersicht der potentiellen Vorkommensgebiete ist in Karte 4 dargestellt. Diese Voruntersuchungen in diesen Gebieten sollen vorwiegend im Rahmen der Naturschutzhelferarbeit und in Ausnahmefällen durch den Umweltfachbereich Naturschutz durchgeführt werden. Denkbar ist auch der Einsatz von Schülern und Studenten im Rahmen von Projektarbeiten. Dies hat zum Vorteil, dass das jeweilige Gebiet großflächiger untersucht werden kann, da mehrere Erfasser gleichzeitig zur Verfügung stehen. An der HTW Dresden besteht nach Anfrage derzeit kein Interesse an einer (regelmäßigen) Projekt-Feldarbeit zum Thema Feuersalamander.

3.2. Umfassende wissenschaftliche Untersuchungen von ausgewählten Populationen

Als prioritär untersuchungswürdig sind aus unserer Sicht neben der bereits untersuchten Reichenbacher Population die bisher als stabil geltenden Populationen im Raum Flöha, Rochlitz und Waldheim, sowie in der Region Kunnerstein (Augustusburg), um Klarheit über die aktuelle Bestandssituation zu bekommen und ggf. deren Bestand weiterhin zu sichern. Folgender Themenvorschlag soll turnusmäßig den Hochschulen als Thema für eine studentische Arbeit in den angegebenen Gebieten angeboten werden (TU Bergakademie Freiberg und HTW Dresden haben bereits ihr Interesse bekundet): Untersuchungen zur Feuersalamanderpopulation in ausgewählten Gebieten Mittelsachsens in einem der folgenden Gebiete:

1. Augustusburg o Kunnerstein 2. Flöha o Hintere Ulbrichtsschlucht (Unteres Vogeltal) o Gückelsberg (FND "Steinbruch Gückelsberg") o Schweddeybach o Finkenmühlbach 3. Hartha o Kummersmühle o Wendisheim (NSG „Staupenbachtal“) o Krebsleite 8

4. Kriebstein o Ehrenberg (Seitentäler der Zschopau, Bachtal Kühloch) 5. Rochlitz o Rochlitzer Berg (Bach am Bielborn) 6. Waldheim o Wolfskehle

In Karte 4 sind die vorrangig untersuchungswürdigen Standorte dargestellt.

Die Abgrenzung des jeweiligen Untersuchungsgebietes ist durch eine Analyse der örtlichen Lebensraumstrukturen mittels Luftbild und Biotopdaten unter Einbeziehung vorhandener Artdaten vorzunehmen. Der Untersuchungsrahmen der wissenschaftlichen Arbeiten sollte folgenden Umfang haben. • Analyse der Lebensraumeignung des Aufenthaltsgebietes der betrachteten Population (Biotopstrukturen – Tagesverstecke, Quartiere, Laichgewässer) • Analyse des Nahrungsspektrums (Nahrungskonkurrenten, potentielle Beutetiere) • Klimatische Bedingungen (Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) • Ermittlung der aktuellen Bestandssituation (Größe der Population) • Ermittlung des Reproduktionsverhaltens (Larvenzählung in potentiellen Laichgewässern) • Ermittlung von Bestandstrends (Datenrecherche - Entwicklungstendenzen anhand aktueller und historischer Daten) • im Falle eines signifikanten Bestandsrückganges die Analyse der Ursachen (Gefährdungspotential) • ggf. Ableitung von Artenschutzmaßnahmen

Im Raum Waldheim erfolgten bereits 2005 Untersuchungen zum Feuersalamander durch das Büro für Landschaftsplanung, Artenschutz und Umweltbildung (BLAU) im Auftrag des Umweltfachbereiches des RP . Der entsprechende Abschlussbericht „Untersuchung zur Abschätzung der Feuersalamandervorkommen im Regierungsbezirk Leipzig“ beinhaltet Datenrecherchen, Arterfassungen (vornehmlich Larven) sowie Vorschläge zu Schutzmaßnahmen. So bietet sich eine gute Datengrundlage, um Veränderungen der letzten 7 Jahre aufzeigen zu können.

3.3. Umsetzung der Artenschutzmaßnahmen und erste Ergebnisse Die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung der Populationen, welche im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen zu den einzelnen Populationen erarbeitet und begründet werden, wird seitens der UNB initiiert. Dazu wird insbesondere:

a) eine Verbindung zwischen den Beratungsstellen zur Förderung der Artenschutzmaßnahme und den Grundstückseigentümern hergestellt und b) mit der jeweiligen Kommune eine Abstimmung zur öffentlichkeitswirksamen Vorstellung der Artenschutzmaßnahmen und zur progressiven Begleitung derselben durch die Kommunen geführt.

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Nachfolgend werden die Ergebnisse der (Pilot - ) Studie zur Reichenbacher Feuersalamanderpopulation und der Stand zu deren Umsetzung vorgestellt.

Anfang der 1990er Jahre wurde in Reichenbach noch eine individuenstarke Population von 600 Tieren von T. Mehnert und A. Günther ermittelt. Seit Jahren ist der Bestand der Feuersalamander in Reichenbach rückläufig. Ursache dafür ist ein merklicher Lebensraumverlust. u.a. durch den Einsturz von Trockenmauern und deren Ersatz durch massive Mauern bzw. durch das Verfugen von Mauerritzen. Die Mauern werden als Winterquartier und als Verstecke genutzt und stellen damit eine wichtige Lebensgrundlage für den Feuersalamander dar. Weitere Ursachen für den Rückgang des Bestandes sind die Gefährdung durch den Straßenverkehr und der Larvenschwund durch erhöhten Forellenbesatz im Bach. Im Rahmen der Bachelorarbeit der TU Freiberg zeigt sich im Ergebnis, dass die Population derzeitig sehr schwach ist, eine Reproduktion jedoch noch stattfindet. Unter Berücksichtigung der Artverteilung, der bestehenden Biotopstrukturen sowie den Gefährdungsschwerpunkten wurden konkrete Artenschutzmaßnahmen abgeleitet, um die Lebensbedingungen des Feuersalamanders zu verbessern und die Population zu stabilisieren. Dazu zählen:

• Erhalt und Sanierung von Trockenmauern, um Unterschlupfmöglichkeiten und Winter- quartiere zu erhöhen (für die Standorte „Zur Aue“ 13, 18 und 28 läuft bereits das Antragsverfahren für Fördermittel; weiterer sanierungsbedarf am Standort „Zur Aue 32“) • Schaffung von Reproduktionsgewässern; Teiche, Tümpel oder kleine Grabensysteme, in denen die Larven gefahrlos heranwachsen können; Gewässer nicht mit Raubfischen besetzen • Bäckerschlucht: Anlage von Querbauwerken als Staustufen in zeitweilig trocken fallenden Bachlauf zwischen zwei Kleingewässern. So sollen permanent wasserführende Kolke geschaffen werden, die eine erfolgreiche Entwicklung auch in Trockenperioden gewährleisten. • Straßendurchlass mit Leiteinrichtungen zur Straßenquerung am Unfallschwerpunkt • Anbringen von Hinweisschildern am Unfallschwerpunkt

Darüber hinaus sind aufgrund der zitierten Bachelorarbeit bereits jetzt allgemeingültige Artenschutzmaßnahmen wie die Sanierung von Trockenmauern sowie die Anlage von fischfreien Laichgewässern zu empfehlen. Im Fall Reichenbach wurde bisher die Sanierung einer Trockenmauer umgesetzt, die im Rahmen der Richtlinie „Natürliches Erbe“ gefördert werden konnte. Der Landschaftspflegeverband Mulde-Flöha e.V. und der Fachbereich Naturschutz des Referates Umweltfachaufgaben standen hierbei beratend zur Seite. 4. Aufruf zur Mitarbeit

Wir bitten um Mithilfe!

Sofern Ihnen nähere Informationen zum Feuersalamandervorkommen bekannt sind, bitten wir Sie hiermit freundlichst um Ihre Unterstützung. Jeder Artnachweis hilft ein stückweit mehr die Bestandssituation des Feuersalamanders in unserem Landkreis näher zu durchleuchten, so dass gezielte Untersuchungen vorgenommen und damit akute Gefährdungen für diese Art rechtzeitig abgewendet werden können.

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Quellenangabe

BLAU, J.(2005): Untersuchung zur Abschätzung der Feuersalamandervorkommen im Regierungsbezirk Leipzig, Büro für Landschaftsplanung, Artenschutz und Umweltbildung, Dresden.

FLEISCHER, J. & PREIßER, T. (2011): Populationsstruktur des Feuersalamanders und Ableitung von Artenschutzmaßnahmen in der Ortslage Reichenbach, Bachelorarbeit an der TU Bergakademie Freiberg, Freiberg.

KUSCHKA, DR. V. (2009): Jahresbericht über die Tätigkeit als Naturschutzbeauftragter 2009. Expose zu Feuersalamandervorkommen im Vogeltal Flöha, Flöha.

SÄCHSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT UND GEOLOGIE (Hrsg.): Zentrale Artdatenbank Sachsen MultiBaseCS, Stand September 2013

NATURSCHUTZINSTITUT DRESDEN (2001): Der Feuersalamander – Lebensweise, Verbreitung, Gefährdung und Schutz in der Sächsischen Schweiz und im Dresdner Raum, Dresden.

ZÖPHEL, U. & STEFFENS, R. (2002): Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): Atlas der Amphibien Sachsens-Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, Dresden.

Autor:

Jeanice Krüger Landratsamt Mittelsachsen Referat Umweltfachaufgaben Fachbereich Naturschutz Leipziger Straße 4 09599 Freiberg aktualisiert von: Lysann Funke Studentische Praktikantin Referat Umweltfachaufgaben Fachbereich Naturschutz Landratsamt Mittelsachsen

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Karte 1:

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Karte 2:

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Karte 3:

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Karte 5:

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Tabelle: Stand der Datenlage und Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen für den Feuersalamander im Landkreis Mittelsachsen

Vorkommens – Population Datengrundlage wissenschaftliche Umsetzung der gebiet vorhanden Aufbereitung Maßnahmen & Maßnahmen - konzeption

Augustusburg Kunnerstein • o o Hennersdorf o o Brand - Langenau o o (vermutlich erloschen) □ Erbisdorf Döbeln Zweiniger Grund o o Falkenau FND "Linker Steilhang • o o des Flöhatals" Flöha Hintere • o o Ulbrichtsschlucht Vordere Ulbrichtsschlucht (vermutlich erloschen) o o

Gückelsberg • o o Schweddeybach • o o Finkenmühlbach • o o Frankenberg Cunnersdorf o o

Frankenberg Stadt o o

Großschirma Reichenbach • • teilweise Bäckerschlucht • • o (bei Reichenbach) Siebenlehn o o Obergruna o o Aschbach o o Eppendorf Großwaltersdorf o o Hartha Wendisheim • o Krebsleite • o Kummersmühle • o Kriebstein Ehrenberg • o o Talsperre Kriebstein o o (Zulaufbach Nähe Tannebergbach) Talsperre Kriebstein o o (Linker Hang, Bachschlucht) Leisnig NSG „Kirstenmühle- o o Schanzenbach“ (Mühlteich) Leubsdorf Hohenfichte o o Marbach o o Lichtenau Auerswalde o o Lunzenau Berthelsdorf o Schluchtwald an der o Zwickauer Mulde NSG „Um die o Rochsburg“ 16

Vorkommens – Population Datengrundlage wissenschaftliche Umsetzung der gebiet vorhanden Aufbereitung Maßnahmen & Maßnahmen - konzeption

Mittweida Lauenhain o o

Falkenhain o o

Frankenau (Ökopark) o o

Mulda/Sachsen Quellbach o o Muldentalstraße Steinbruch Mulda o o Graben am Hohen Schuß o o Niederwiesa Niederwiesa (Dorfbach o o Euba) Niederwiesa (Kirche) o o Niederwiesa (Ortslage) o o

Oederan Memmendorf □ o o Stadtgebiet (Bach) o o

Penig Obergräfenhain o o

Rochlitz Rochlitzer Berg • o o Rechenberg - Floßgraben o o Bienenmühle Striegistal Gersdorfer Forst o o

Waldheim Wolfskehle •

• ja O nein unzureichend □ überprüft / gilt als verschollen

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